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Ole Frahm / Torsten Michaelsen: Hört die anderen Wellen! Zur ...

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ehauptete Autonomie der Stimme gebannt werden soll. Abgesehen<br />

von der politischen Frage, ob auf <strong>die</strong> Ermächtigung 'freier Stimmen'<br />

zu hoffen ist, solange <strong>die</strong>se auf keineswegs 'befreite Ohren' treffen,<br />

halten wir eine Radiopraxis keineswegs für emanzipativ, <strong>die</strong> mit<br />

Auffassungen von der Freiheit und der Ungebundenheit der Rede, von<br />

echter menschlicher Wärme <strong>die</strong> notwendige apparative Vermitteltheit<br />

des Radios leugnet oder <strong>die</strong> offenbar unheimliche materielle<br />

Distribution der Stimme zwanghaft in eine Kommunikation umdeuten<br />

will. Deshalb wollen wir im folgenden der Unheimlichkeit nachgehen<br />

und uns fragen, warum und inwiefern <strong>die</strong> Stimme ursprungslos, <strong>die</strong><br />

Stimme im Radio Schrift ist. Wir werden kaum abschliessend<br />

bestimmen können, welche Bedeutung und welche Konsequenzen<br />

<strong>die</strong>se Tatsache für <strong>die</strong> Radiotheorie und <strong>die</strong> Praktiken freier Radios<br />

hat – wir können an <strong>die</strong>ser Stelle nur damit beginnen, <strong>die</strong> Theorie des<br />

Radios von einer Kommunikationstheorie in eine Distributionstheorie<br />

zu verwandeln.<br />

Für <strong>die</strong>ses Unterfangen haben wir drei systematische Schritte<br />

gewählt: Zuerst wollen wir – einer Me<strong>die</strong>nbeschreibung Franz Kafkas<br />

folgend – zeigen, daß <strong>die</strong> Stimme im Radio gespenstig ist und erste<br />

Kriterien <strong>die</strong>ser Gespenstigkeit sammeln (3.). Dann werden wir<br />

anhand der Praxis der Tonbandstimmenforschung untersuchen,<br />

welche Konsequenzen <strong>die</strong>se Gespenstigkeit der Stimme im Radio hat.<br />

Die TonbandstimmenforscherInnen meinen, paranormale, also<br />

gespenstische Stimmen aus dem Radio auf Tonband zu bannen – wir<br />

werden aus <strong>die</strong>ser Praxis sieben Wahrheiten über <strong>die</strong> Stimme im<br />

Radio ableiten (4.). Der Nachweis <strong>die</strong>ser Gespenstigkeit erlaubt noch<br />

immer zu behaupten, daß <strong>die</strong> authentische Kommunikation eine<br />

Alternative zum Radio ist. Deshalb werden wir – hier Jacques Derrida<br />

zitierend – argumentieren, warum <strong>die</strong> Stimme selbst schon Schrift ist<br />

und <strong>die</strong> Gespenstigkeit nicht nur eine Frage der Äußerlichkeit der<br />

Apparate – weshalb es in den Radios wiederum Techniken gibt, <strong>die</strong>se<br />

doppelte Gespenstigkeit zu bannen (5.). Zuletzt werden wir <strong>die</strong><br />

Ergebnisse auswerten und an einem Beispiel zu demonstrieren<br />

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