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Fraenkische-Nacht-April-2017-komplett

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musiktipps<br />

mike zito<br />

Make Blues Not War<br />

RUF Records<br />

sorority noise<br />

You‘re Not As ___ As You Think<br />

Big Scary Monsters<br />

In diesen aufgewühlten Zeiten fordert das<br />

Album geradezu heraus, sich auszuloggen<br />

und old style Musik zu hören. Schon die<br />

Gästeliste, u.a. mit Walter Trout und Jason<br />

Ricci, zeigt, wohin die Reise geht: Blues-Rock,<br />

schwer, erdig, ehrlich. Die zweite Solo-CD<br />

von Mike Zito, nachdem er die Royal Southern<br />

Brothernhood verlassen hat, wurde<br />

von Tom Hambridge (Buddy Guy, George<br />

Thorogood u.a.) in den Sound Stage Studios<br />

in Nashville, Tennessee produziert und startet<br />

mit der traditionellen „Highway Mama“ voll<br />

durch. Kraftvoller Schunkel-Blues mit Walter<br />

Trout auf sechs Saiten zur erdigen Stimme<br />

von Mike Zito. Die nächsten Tracks folgen<br />

mit viel scheppernder (Slide-)Gitarre, was im<br />

Titelsong in der flehenden, derzeit so aktuellen<br />

Botschaft „Make Blues Not War“ mündet.<br />

Allerdings scheint Zito auch nüchterner<br />

Realist, wenn er kurz darauf klagend „Bad<br />

News is Coming“ intoniert. Vielleicht gibt es<br />

noch einen Ausweg? „One More Train“ lässt<br />

hoffen, von Boogie Piano und Blues-Harp<br />

getrieben. Das Album schließt mit der alternativen<br />

„Route 90“ ohne Schnörkel zu fetter<br />

Rock´n´Roll-Gitarre traditionsbewusst wie<br />

weiland Chuck Berry. Helmut Ölschlegel<br />

Als der Begriff „Emo Revival“ durch die Musikpresse<br />

zu geistern begann, dachte man<br />

unweigerlich an die blassen Manga-Teenager<br />

mit bunten Haaren zurück, die erst kurz zuvor<br />

das Konzept der Jugendkultur zu Grabe getragen<br />

hatten. Statt ihre First World Problems<br />

mit Kajal-Glam à la My Chemical Romance<br />

zu verarbeiten, nahm sich die neue Garde<br />

vergessen geglaubte Koryphäen der 90er<br />

wie Promise Ring und Braid zum Vorbild<br />

und gab dem Genre mit Augenzwinkern und<br />

kathartischem Weltschmerz die Authentizität<br />

zurück, deren Verlust es einst der Lächerlichkeit<br />

preisgegeben hatte. „Just this year<br />

I lost a basketball team to heaven and I‘m<br />

sure they‘re shooting jumpers with Jesus“<br />

verharmlost Cam Boucher so lakonisch wie<br />

sonst nur Adam Green den Selbstmord dreier<br />

seiner Freunde über Weezer-Power Chords,<br />

um die Trauer später doch in einem markerschütternden<br />

Crescendo herauszuschreien.<br />

So liefern Sorority Noise nicht nur das Album,<br />

auf das uns Brand New seit 11 Jahren warten<br />

lassen, sondern demonstrieren eindrucksvoll,<br />

was im Rock allzu oft Kalkül bleibt: Nicht<br />

musikalische Dynamik erzeugt Emotion, sondern<br />

umgekehrt. Maximilian Beer<br />

anna depenbusch<br />

Das Alphabet der Anna Depenbusch<br />

Sony Music<br />

boss hog<br />

Brood X<br />

In The Red/Bronze Rat<br />

Die Sängerin Anna Depenbusch ist leider<br />

immer noch viel zu unbekannt, dabei ist<br />

ihre Musik intelligent, hinreißend, witzig<br />

und absolut hörenswert. Schließlich<br />

schafft es keine Künstlerin so gut wie<br />

Anna Depenbusch, aus jedem Song eine<br />

perfekte kleine Kurzgeschichte zu machen.<br />

Mit ihrer neuen Platte „Das Alphabet der<br />

Anna Depenbusch“ kehrt die Künstlerin<br />

nun wieder zu ihren Anfängen zurück<br />

(wohl in bewusster Anlehnung an das<br />

erste Album „Die Mathematik der Anna<br />

Depenbusch“) und zeigt einmal mehr<br />

die gesamte Bandbreite ihres Könnens:<br />

Ob allein am Piano oder mit Band, Anna<br />

Depenbusch nimmt ihre Zuhörer mit, auf<br />

eine Reise durch die Facetten der Musik:<br />

Es gibt nautische Klänge, einen Walzer, Zirkusatmosphäre<br />

und ein bisschen poppigen<br />

Retro-Sound der an die Beatles erinnert,<br />

dazu - wie immer – brillante deutsche<br />

Texte voller Wortspiele. Für letztere hat<br />

die Depenbusch nicht umsonst schon 2012<br />

den renommierten Fred-Jay-Preis für Textdichter<br />

gewonnen. Großartige Musik für<br />

alle Fans des Chanson und von tiefgründigem<br />

Humor.<br />

Sabine Mahler<br />

Gut, ich gestehe: Das Poster mit einer sich<br />

lasziv räkelnden Cristina Martinez im Leopardenbikini<br />

zierte einst nicht ohne Grund<br />

meine Bamberger Studentenbude. Durchaus<br />

möglich also, dass in dieser Rezension die<br />

journalistische Objektivität etwas abhanden<br />

gekommen sein mag. Aber hey, wenn<br />

uns das neben Fred und Toody Cole (Dead<br />

Moon) coolste Ehepaar des Rock’n’Roll nach<br />

17 entbehrungsreichen Jahren ein neues Album<br />

schenkt, darf man ja wohl mal ein bisschen<br />

hyperventilieren. Zumal Boss Hog auf<br />

„Brood X“ derart beseelt und old-schoolig<br />

garagenrocken, als schriebe man 1992. Der<br />

smarte Indie-Pop-Charme des Vorgängers<br />

„Whiteout“ ist wieder der puren Lust am<br />

Lärm gewichen. Gitarrenberserker Jon Spencer<br />

schreddert archaisch den Blues in Stücke,<br />

während seine Göttergattin keift, röhrt und<br />

stöhnt wie zu seligen Pussy-Galore-Zeiten.<br />

Und dass Miss Martinez auch mit 44 Jahren,<br />

kürzeren Haaren und etwas ausladenderen<br />

Hüften nichts von ihrem Sex-Appeal verloren<br />

hat, davon durfte man sich im vergangenen<br />

Herbst livehaftig beim Rolling Stone<br />

Weekender überzeugen. Bloß schade, dass<br />

es da keine Poster gab. Uli Digmayer<br />

KURZ &GUT<br />

Die kanadische Garagen-Rock-Band<br />

Danko Jones appelliert von je her an die<br />

niederen musikalischen Bedürfnisse ihrer<br />

Kunden. Einszweidreivier und voll auf die<br />

zwölf heißt es einmal mehr auf „Wild<br />

Cat“, dem mittlerweile neunten Studioalbum<br />

des Trios um dessen namensgebenden<br />

Sänger. Mr. Jones präsentiert sich<br />

darauf dann auch jenseits der 40 noch als<br />

prächtigster Liebhaber, übelster Rächer<br />

und wildester Rock’n’roll-Wutzwerg unter<br />

der westlichen Sonne. Das ist natürlich<br />

ziemlich eindimensional, rockt aber<br />

trotzdem wie Möhre. cro<br />

Mount Eerie kann man als absoluten<br />

Gegenentwurf zu Danko Jones verstehen.<br />

Das Langzeit-Projekt des amerikanischen<br />

Songwriters Phil Elverum besticht durch<br />

leise Töne, Tiefgang und musikalische<br />

Flexibilität. Statt mit schweren Autos und<br />

leichten Mädchen beschäftigt sich Elverum<br />

mit den Widrigkeiten des Lebens. Auf<br />

„A Crow Looked At Me“ geht es vor allem<br />

um dessen Endgültigkeit. Der Tod ist hier<br />

in jedem Song an Bord. Beim Namen genannt,<br />

in Allegorien, in der Stille zwischen<br />

den Tönen. Das ist manchmal bedrückend,<br />

aber irgendwie auch beruhigend. cro<br />

DJ-Toplist > APRIL<br />

Schlag DJs: Can your pussy do the dog?<br />

1.) Mavis Staples – Fight<br />

2.) 5.6.7.8‘s – Three cool cats<br />

3.) Henry Mancini – Pink Panther<br />

4.) Noreen Corcoran – Love kitten<br />

5.) Mobylettes – Pussyfoot<br />

6.) The Cure – Love cats<br />

7.) Rene Hall – Cleo<br />

8.) Tom Jones – What‘s new pussycat<br />

9.) Christer Bladin – Wildkatze<br />

10.) Pussy riot – Make America great again<br />

40 www.fraenkische-nacht.de

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