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Dorfbuch Schwarzenberg

Dorbuch 750 Jahre Schwarzenberg

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inleitung - Grußworte - I nhalt | 01<br />

750 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1262 ­ 2012<br />

Von den Rittern bis ins 21. Jahrhundert<br />

<strong>Dorfbuch</strong><br />

3


750 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1262 ­ 2012<br />

Von den Rittern bis ins 21. Jahrhundert<br />

Ein <strong>Dorfbuch</strong> von:<br />

Adolf Seitz<br />

Benno Sichler<br />

Helmut Sinning<br />

Layout:<br />

Klaus Michael Potzkai<br />

Druck und Weiterverarbeitung:<br />

Druckerei Schreckhase, Spangenberg


I nhaltsverzeichnis | 01 -1<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

01 Einleitung<br />

01 Inhaltsverzeichnis ............................................................................... 5<br />

02 Vorwort ............................................................................................. 7<br />

03 Grußworte ......................................................................................... 10<br />

02 Geschichte<br />

01 Zeitentafel ......................................................................................... 16<br />

02 Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> (1262­1440) ............................ 20<br />

03 Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong> ...................................................................... 26<br />

04 Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> ..................................................................... 30<br />

05 <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 ..................................... 44<br />

06 Unser Ehrenmal auf dem Friedhof ......................................................... 62<br />

07 Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 66<br />

08 Hessische Maße, Gewichte und Münzen ................................................. 73<br />

03 Infrastruktur<br />

01 Die Entwicklung des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> bis 1950 ............................... 76<br />

02 Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong> ..................................... 92<br />

03 Haltepunkte für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong> .................................... 98<br />

04 Die Wasserleitung ............................................................................... 102<br />

05 Elektrizität im Dorf.............................................................................. 105<br />

06 Haus­ und Familienblätter .................................................................... 107<br />

07 Urkunden .......................................................................................... 145<br />

04 Flur<br />

01 Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> ................................................................. 152<br />

02 Die Verkoppelung oder Separation 1882­1903 ........................................ 160<br />

03 Unser Wald ........................................................................................ 163<br />

05 Bevölkerung<br />

01 Entwicklung der Bevölkerung ............................................................... 178<br />

02 Namen in <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................................... 182<br />

03 Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong> .......................................................... 185<br />

06 Bauern<br />

01 Bauertum .......................................................................................... 190<br />

02 Arbeiten auf dem Bauernhof ................................................................ 211<br />

07 Dorfhandwerk und Berufe<br />

01 Dorfhandwerk, Gewerbe und Berufe ...................................................... 218<br />

5


01 -1 | I nhaltsverzeichnis<br />

08 Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

01 Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> ................................................................ 236<br />

02 Vom EC Jugendbund im 2. Weltkrieg bis zur Evangelischen Jugend<br />

Melsungen­Land ................................................................................. 258<br />

09 Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

01 Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> ............................................................... 262<br />

10 Politik<br />

01 Greben und Bürgermeister ................................................................... 282<br />

02 Ortsvorsteher und Ortsbeirat von 1974 bis 2011 ..................................... 293<br />

03 Maßgaben, Haushaltspläne in <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010 ........... 295<br />

04 Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> ................................................... 302<br />

11 Kultur und Vereine<br />

01 Die Spott­Lichter ................................................................................ 310<br />

02 Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> ...................................................... 314<br />

03 Helmut Jacob ..................................................................................... 329<br />

04 Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong> ....................................................... 333<br />

05 Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 337<br />

06 Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923 ....................................................... 345<br />

07 Natur­ und Wanderfreunde "Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>" ........................... 384<br />

08 Die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 389<br />

09 Ehemalige Vereine in <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 389<br />

12 Im Zeitenwandel<br />

01 Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................. 392<br />

02 Wirtschaft und Lebensweise am Ende des 19. Jahrhunderts....................... 395<br />

03 Hans Minklo wird Ortsbürger................................................................. 397<br />

04 Bürgermeisterwahl im Juni 1903............................................................ 398<br />

05 Momentaufnahmen 2. Weltkrieg............................................................ 399<br />

06 Bau eines Hauses in früherer Zeit ......................................................... 401<br />

07 Der Feuerherr .................................................................................... 403<br />

08 Geschichten und Sagen ....................................................................... 404<br />

09 Grenzbegehungen 2012....................................................................... 407<br />

10 Neuer Dorfplatz an der Kirche 2012 ...................................................... 410<br />

6


Vorwort | 01 -2<br />

Vorwort<br />

von Adolf Seitz<br />

Sehr geehrte Leserinnen<br />

und Leser dieses Buches,<br />

Sie werden sich sicher wundern, warum wir<br />

dieses Buch „<strong>Dorfbuch</strong>“ und nicht Chronik genannt<br />

haben. Der Titel wurde gewählt, um an<br />

eine Person zu erinnern, die es erst möglich<br />

machte, dieses Buch in dieser Form zu erstellen.<br />

Bei der Person handelt es um den ehemaligen<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Lehrer Peter Schmidt. Er<br />

wurde am 05. Mai 1891 in Obergude (Kr. Rotenburg/Fulda)<br />

geboren, besuchte die dortige<br />

Volksschule und wurde, nach seiner Ausbildung<br />

am Seminar in Homberg, 1912 Lehrer in<br />

Oberaula, 1913 in Büchenwerra. Er nahm am<br />

1. Weltkrieg teil und kehrte 1919 nach Büchenwerra<br />

zurück. Als die dortige Schule in<br />

1928 geschlossen wurde, ging er bis 1931, jeden<br />

Tag mit seinen Schülern zu Fuß nach<br />

Guxhagen, um sie in der dortigen Schule zu<br />

unterrichten.<br />

Am 1. Februar 1931<br />

kam er als Lehrer<br />

nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und trat hier die<br />

Nachfolge seines<br />

Onkels Justus Konrad<br />

Schmidt an. Er<br />

hatte in 1924 seine<br />

Frau Klara Horn aus<br />

Wuppertal geheiratet.<br />

Ihre Tochter Ingeborg<br />

wurde in<br />

1926 geboren. Nach<br />

25­jähriger Tätigkeit<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Lehrer Peter Schmidt ging Lehrer P.<br />

Schmidt 1956 in<br />

Pension und zog nach Kassel, wo er 1968 als<br />

Großvater von drei Enkeln verstarb.<br />

Lehrer Schmidt war sehr heimatverbunden<br />

und interessierte sich für das Leben der Menschen<br />

in seiner Zeit und ihrer Vorfahren. Darüber<br />

erschienen immer wieder von ihm<br />

verfasste Artikel in den „Hessischen Nachrichten“,<br />

dem „Kasseler Sonntagsblatt“ und den<br />

„Heimat­Schollen“. Während seiner Zeit in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> war er auch „Beauftragter für<br />

Naturschutz und Landschaftspflege“ im Kreis<br />

Melsungen. Auch aus dieser Tätigkeit heraus,<br />

gab es Veröffentlichungen über Dorfgeschichten<br />

und Naturdenkmäler.<br />

Bereits in 1931 begann er, in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

ein „<strong>Dorfbuch</strong>“ zu schreiben, in dem er die<br />

Geschichte <strong>Schwarzenberg</strong>s und seiner Menschen<br />

darstellen wollte. Es ist ein 380seitiges<br />

Schreibbuch im DIN A4­Format. Ihn ihm hat<br />

er, fein säuberlich, in „Sütterlinschrift“ (Deutsche<br />

Schrift) eine Gliederung des vorgesehenen<br />

Inhalts erstellt. Weiterhin sind auch einige<br />

Kapitel des <strong>Dorfbuch</strong>s, teilweise oder komplett,<br />

fertig gestellt. Dieses Buch gelangte auf<br />

Umwegen zu dem ehemaligen Ortsvorsteher<br />

Horst Riedemann. In dem Buch lagen viele<br />

handschriftliche, teils nur schwer leserliche<br />

Aufzeichnungen in Zettelform, für die noch zu<br />

schreibenden Kapitel. Außerdem gab es eine<br />

dicke Mappe, in der sich neben Unterlagen in<br />

Sütterlinschrift, auch schon einige, in lateinischer<br />

Schrift und mit Schreibmaschine geschriebene<br />

Schriftstücke, befanden. Auch diese<br />

Entwürfe bezogen sich auf <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

All diese Entwürfe wurden von mir ausgewertet,<br />

um Teile des Inhalts in diesem Buch zu<br />

verwenden. Weitere Unterlagen erhielt ich von<br />

Ingeborg Harbusch, der in Kassel lebenden<br />

Tochter von Lehrer Schmidt. Diese versicherte<br />

mir, dass ihr Vater nach seiner Pensionierung,<br />

eine Chronik von <strong>Schwarzenberg</strong> erstellt habe.<br />

Diese sei in einer, ihr leider nicht bekannten,<br />

Druckerei in Kassel gedruckt worden. Ein Exemplar<br />

sei nach <strong>Schwarzenberg</strong> gegangen. Es<br />

wurde ja im Dorf schon immer von einer vorhandenen<br />

Chronik geredet, aber sie ist nie<br />

aufgetaucht. Vermutlich ist sie, genau wie die<br />

Schulchronik, die es gab, beim Ausräumen<br />

des Schulbodens in 1974 unwissentlich mit<br />

vielen anderen Akten entsorgt worden.<br />

Einen großen Teil der Aufzeichnungen von<br />

Lehrer Schmidt hat auch der Lehrer Gert Ro­<br />

7


01 -2 | Vorwort<br />

senstock in seiner, mit Hilfe der Schulkinder,<br />

erstellten Broschüre „700 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

(1962) verwendet. Er bezieht sich in ihr<br />

auch auf die, heute nicht mehr vorhandene,<br />

Schulchronik. Ich habe überlegt, ob man seine<br />

Ausführungen ordnen und ihr die Ereignisse<br />

der Jahre 1962 bis 2012, dem Jahr unseres<br />

750 jährigen Dorfjubiläums, hinzufügen solle.<br />

Diesen Plan habe ich aber verworfen, weil<br />

dann vieles aus der früheren Geschichte des<br />

Dorfes, wahrscheinlich für immer, verloren<br />

gegangen wäre.<br />

Die von Lehrer P. Schmidt bereits in 1931 begonnenen,<br />

und mit ihren Ergebnissen in seinen<br />

Unterlagen festgehaltenen Nachforschungen,<br />

u.a. auch im damaligen „Staatsarchiv“ in<br />

Marburg und der Landesbibliothek in Kassel,<br />

verdienen höchsten Respekt und Anerkennung.<br />

Aber nicht nur die historischen Ereignisse,<br />

sondern auch seine Schilderungen der Lebensumstände<br />

der Menschen in vergangenen<br />

Zeiten haben uns veranlasst, dieses Buch<br />

„<strong>Dorfbuch</strong>“ und nicht Chronik zu nennen. Wir<br />

haben sozusagen das von Lehrer Peter<br />

Schmidt begonnene Buch fortgeschrieben und<br />

fertig gestellt.<br />

„Wir“ das sind:<br />

Benno Sichler<br />

Geboren 1942 in Lodz, aufgewachsen im Weserbergland<br />

bei Rinteln. Nach der Bundeswehrzeit<br />

in Norddeutschland, Studium in Berlin<br />

(Dipl. Ing. Technische Chemie). Beruflich<br />

tätig in Bonn (SHELL), Wuppertal (BAYER),<br />

Melsungen und im Ausland (B. BRAUN).<br />

Seit 1975 mit der Familie wohnhaft in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

zwei erwachsene Kinder und zwei<br />

Enkel sind außer Haus. Engagiert hat er sich<br />

in Melsunger Vereinen.<br />

Sein Arbeitsgebiet für das <strong>Dorfbuch</strong> war die<br />

Zeit von 1950 bis zur Gegenwart und die<br />

wichtige Aufarbeitung und Sortierung der vielen<br />

historischen Fotos für die Chronik und die<br />

Bilder–DVD mit Zuarbeit zur Fotoausstellung.<br />

Helmut Sinning<br />

Geboren 1940 in <strong>Schwarzenberg</strong>, ehemaliger<br />

Landwirt und kaufmännischer Angestellter.<br />

Lebt mit seiner Familie in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

dort wo sich seine Vorfahren bereits im 19.<br />

Jahrhundert ansiedelten. Bereits in den<br />

1960er Jahren engagierte er sich schwerpunktmäßig<br />

in der Vereinsarbeit des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, in dem er 25 Jahre als Vorstandsmitglied<br />

die Aufgabe des Kassenwarts<br />

übernahm.<br />

Nach der Gebietsreform im Jahr 1974 setzte<br />

er sich für die Belange der <strong>Schwarzenberg</strong>er in<br />

den Gremien der Stadt Melsungen ein, zuerst<br />

als Stadtverordneter und später als Mitglied<br />

im Ortsbeirat, sowie bei anderen Aufgaben.<br />

Er hat als <strong>Schwarzenberg</strong>er mit großer Freude<br />

in diesem Buch die Geschichte des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und die, bei den Unterlagen<br />

von Lehrer Schmidt gefundenen, Haus­ und<br />

Familienblätter bearbeitet. Das war eine aufwändige<br />

Arbeit, bei der er aber auch aus den<br />

Unterlagen von Lehrer P. Schmidt noch einige<br />

Neuigkeiten über <strong>Schwarzenberg</strong>er Familien<br />

erfahren hat.<br />

Adolf Seitz<br />

Geboren 1939 in Malsfeld (Kr. Melsungen),<br />

ehemaliger Bundesbahnbeamter, 2 erwachsene<br />

Kinder, 3 Enkel. Ich lebte von 1949 bis<br />

1963 in Obermelsungen und kam in 1963<br />

durch die Heirat der <strong>Schwarzenberg</strong>erin<br />

Christa Bubenheim nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Wir<br />

wohnten zuletzt im Haus Nummer 5 auf der<br />

Steinbinge. In 2004 verkauften wir das Haus<br />

und zogen nach Melsungen.<br />

Während meiner <strong>Schwarzenberg</strong>er Zeit engagierte<br />

ich mich in der Gemeindevertretung,<br />

der Kirchengemeinde, dem Gemischten Chor<br />

und dem Sportverein. Zur Mitarbeit an diesem<br />

<strong>Dorfbuch</strong> wurde ich vom leider so früh verstorbenen<br />

Ortsvorsteher Horst Riedemann,<br />

meinem ehemaligen Nachbarn, bewegt.<br />

Mein Aufgabengebiet war die Geschichte des<br />

Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> von den Anfängen bis<br />

in die 1960er Jahre, einschließlich der Kirchen­<br />

und Schulgeschichte und der Geschichte<br />

des Gemischten Chors. Ich habe die Unterlagen<br />

von Lehrer P. Schmidt ausgewertet, benutzt<br />

und ergänzt, aber auch viele eigene<br />

Nachforschungen über die Vergangenheit<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>s angestellt. Dabei habe ich<br />

auch Dinge ermittelt, die bis heute noch nicht<br />

bekannt oder falsch dargestellt waren.<br />

8


Vorwort | 01 -2<br />

Klaus Michael Potzkai<br />

Geboren 1960 in Melsungen, kaufmännischer<br />

Angestellter. Lebt mit seiner Familie seit 1969<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>. Viele Jahre spielte er als<br />

Aktiver in den Seniorenmannschaften des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, bevor er sich im Jahr 1998<br />

seiner 2. Leidenschaft als Tiertrainer widmete<br />

und bis heute als Ausbilder in einem Hundeverein<br />

tätig ist.<br />

Er hatte die schwierigste Aufgabe. Er musste<br />

das, was wir Schreiber in mehr oder weniger<br />

guter Layoutform ablieferten, mit den Bildern<br />

in eine ansehnliche und gut leserliche Form<br />

bringen. Ich denke, dass ihm das sehr gut gelungen<br />

ist.<br />

Wir konnten dieses Buch aber nur erstellen,<br />

weil wir als Team gearbeitet haben und weil<br />

es im Hintergrund noch Menschen und Institutionen<br />

gab, die uns unterstützt haben. Ich<br />

denke dabei stellvertretend an das Hessische<br />

Staatsarchiv in Marburg, das Schulamt des<br />

Schwalm­Eder Kreises in Fritzlar, den Hessen­<br />

Forst in Melsungen, das Pfarramt in Röhrenfurth<br />

und die verschiedenen Gremien der<br />

Stadtverwaltung in Melsungen. Sie alle haben<br />

uns geholfen, indem sie uns bereitwillig Auskunft<br />

erteilten, und wenn möglich, Unterlagen<br />

zur Verfügung stellten. Natürlich sind wir auch<br />

den Verfassern der Chroniken von Melsungen,<br />

Jürgen Schmidt, und Röhrenfurth, Kurt Maurer<br />

und Heinrich Riedemann, dafür dankbar,<br />

dass wir die eine oder andere Information<br />

über geschichtliche Zusammenhänge in Bezug<br />

auf <strong>Schwarzenberg</strong>, in ihren Büchern nachlesen<br />

und verwenden konnten. Neben den Vereinen<br />

waren es auch Privatpersonen, die uns<br />

halfen. Einige von Ihnen möchte ich hier stellvertretend<br />

nennen. Ich danke Willi Jungermann<br />

für den Artikel über die Feuerwehr in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, Hans­Günter Späth für die<br />

Ausführungen über die Jugendarbeit der<br />

Evangelischen Kirche. Ortsvorsteher Timo<br />

Riedemann stellte für uns Verbindungen zur<br />

Stadtverwaltung und zum Schulamt her. Helmut<br />

und Willi Sinning, Karl­Heinz Helper, Reiner<br />

Hofmann unterstützten mich bei meinen<br />

Artikeln über das Bauerntum und die Jagdgenossenschaft<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Martha Goldhardt durchsuchte, genau wie ich,<br />

das „Beschlußregister“ mit den Protokollen der<br />

Sitzungen der Gemeindevertretungen von<br />

1899 – 1932, nach verwertbarem Material.<br />

Renate Vaupel übergab uns verschiedene Unterlagen,<br />

die für die Hausblätter von Bedeutung<br />

waren. Kurt Maurer stellte uns historische<br />

Karten zur Verfügung. Jutta Pfannkuche<br />

verwandelte Handschriften und andere geschriebene<br />

Unterlagen in PC­gerechte Dateien.<br />

Ludwig (Patti) Kördel war als Fotograf im<br />

Einsatz. Er war gemeinsam mit Kurt Hofmann<br />

und Nadine Döring, die mit ihm die Bilderausstellung<br />

gestalteten, immer auf der Suche,<br />

auch nach alten Bildern, auf die wir bei Bedarf<br />

zurückgreifen konnten. Genauso gut funktionierte<br />

auch der umgekehrte Weg mit Bildern.<br />

Wir haben auch manches persönliche Gespräch<br />

mit älteren Mitbürgern wie z.B. Regina<br />

Sinning, Heinrich Möller und Erich Riedemann<br />

geführt, um Dinge aus der Vergangenheit zu<br />

klären. Noch einmal herzlichen Dank an alle,<br />

die uns unterstützt haben.<br />

Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, die Geschichte<br />

des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong>s und seiner<br />

Bewohner, soweit wie möglich, miteinander<br />

zu verbinden. Das war uns wichtig, um<br />

späteren Bewohnern unseres Dorfes aufzuzeigen,<br />

wie die Menschen bis zum Jahr 2012 in<br />

unserem Dorf gelebt haben.<br />

Benno Sichler Helmut Sinning Adolf Seitz Klaus Michael Potzkai<br />

9


01 -3 | Grußworte<br />

Grußwort<br />

des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier<br />

zum 750­jährigen Jubiläum von <strong>Schwarzenberg</strong> 2012<br />

Allen Bürgerinnen und Bürgern von <strong>Schwarzenberg</strong> sende ich<br />

meine herzlichen Grüße. Ich freue mich, dass sie das 750­jährige<br />

Bestehen ihres Stadtteils würdigen.<br />

Das gemeinsame Feiern wie auch die Beschäftigung mit der<br />

Geschichte tragen dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl zu fördern<br />

und die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat zu<br />

stärken. Das ist unverzichtbar in einer Zeit, die von großer Mobilität<br />

geprägt ist.<br />

Das 750­jährige Jubiläum erinnert an die lange Geschichte einer<br />

der traditionsreichen Siedlungen der Region bis hin zu einem<br />

Stadtteil Melsungens.<br />

Viele Stadtteile der großen Städte unseres Landes haben ihr<br />

eigenes Gesicht und bereichern so das Gesamtbild. Mit ihrer<br />

individuellen Prägung bieten sie Einheimischen und Zugezogenen<br />

einen Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen können. Bestimmend<br />

für den Charakter einer Gemeinde ist ihre Geschichte – und das Engagement, mit<br />

dem sich Bürgerinnen und Bürger darum kümmern, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit<br />

geraten zu lassen. Für die politische, kulturelle und soziale Entwicklung eines Ortes ist dies unverzichtbar.<br />

Deshalb ist es wichtig, ein Jubiläum wie das 750­jährige zu feiern und damit eine<br />

Brücke einerseits in die Vergangenheit, andererseits aber auch in die Zukunft zu schlagen.<br />

Allen, die sich für das Jubiläum einsetzen, gilt mein herzlicher Dank. Den Leserinnen und Lesern<br />

des <strong>Dorfbuch</strong>es wünsche ich eine anregende Lektüre. Den Bürgerinnen und Bürgern von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und seinen Gästen wünsche ich viel Freude bei den Jubiläumsfeierlichkeiten.<br />

Volker Bouffier<br />

Hessischer Ministerpräsident<br />

10


Grußworte | 01 -3<br />

Grußwort<br />

Ein Ortsjubiläum ist ein hervorragender Anlass für den<br />

Brückenschlag von Vergangen­heit, Gegenwart und Zukunft.<br />

Und bei der Vorbereitung und Gestaltung dieser Jubilä­umsfeiern<br />

zeigt sich der Zusammenhalt und das Leistungsvermögen<br />

der Dorfgemein­schaft.<br />

Vom 6. bis 9.September 2012 wird das 750­jährige Bestehen<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> ge­feiert und ich bin sicher, dass die Festveranstaltungen<br />

als unvergessliche Ehrentage in die Geschichte<br />

dieses oberhalb der Fulda gelegenen Dorfes eingehen werden.<br />

Das Jubiläum soll zeigen, dass es sich lohnt, in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zu leben.<br />

Es soll Erinnerungen wachrufen und deutlich machen, dass wir<br />

aus der Auseinander­setzung mit der Heimatgeschichte für unser<br />

heutiges Zusammenleben lernen und für die Zukunft der<br />

nachfolgenden Generation die richtigen Weichenstellungen planen.<br />

Wer nie weiß, was er war, wird auch nie wissen, was er werden soll.“<br />

Dieser Satz des deutschen Physikers Johann Wilhelm Ritter könnte das Leitwort des <strong>Dorfbuch</strong>es<br />

und der Jubiläumsveranstaltungen sein.<br />

Die Ortsgeschichte reicht nachweisbar bis in das Jahr 1262 zurück.<br />

In der Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte können wir vieles über das Leben unserer<br />

Vorfahren und über unsere eigene Lebensgeschichte erfahren. Das ermöglicht Identität und<br />

Heimatverbundenheit.<br />

Die Kirche, die Dorflinde und die alten Fachwerkhöfe sind noch heute sichtbare Zeichen einer<br />

langen geschichtlichen Tradition. Im Umfeld des historischen Ortskerns sind vor allem in den<br />

letzten Jahrzehnten viele neue Wohnhäuser entstanden.<br />

Heute ist <strong>Schwarzenberg</strong> eine ansprechende ländliche Wohngemeinde und liegt nur wenige Kilometer<br />

von Melsungen entfernt. Das Vereins­ und Gemeinschaftsleben wird groß geschrieben<br />

und die schöne landschaftliche Umgebung lädt zu Radtouren, Spa­ziergängen und Wanderungen<br />

ein. Eine besondere kulturelle Attraktion ist das „Schwarzen Berg Theater“, wo Mundart­<br />

Akrobat „Justus Riemenschneider“ weltoffenes Kabarett mit viel Lokalkolorit präsentiert.<br />

Auch als Stadtteil von Melsungen hat sich <strong>Schwarzenberg</strong> ein unverwechselbares, eigenständiges<br />

Profil bewahrt.<br />

Mögen die Jubiläumsfeiern die Verbundenheit der Einwohner stärken und die Verant­wortlichen<br />

ermutigen, auch die zukünftigen Aufgaben zum Wohl der Bevölkerung zu bewältigen. In diesem<br />

Sinne gratuliere ich herzlich zu diesem bedeutenden Jubiläum.<br />

Ich wünsche <strong>Schwarzenberg</strong> weiterhin eine erfolgreiche Entwicklung, den Festveran­staltungen<br />

einen guten Besuch und einen harmonischen Verlauf.<br />

Ihr<br />

Landrat Frank­Martin Neupärtl<br />

11


01 -3 | Grußworte<br />

Grußwort des Bürgermeisters<br />

750 Jahre sind ein guter Grund, um ein schönes Jubiläumsfest<br />

zu feiern und sich des Lebens und der Gemeinschaft in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zu erinnern. Zu diesem Jubiläum und der ihnen<br />

vorliegenden gelungenen Chronik von <strong>Schwarzenberg</strong> gratuliere<br />

ich herzlich.<br />

Erinnern und nicht vergessen, das ist die Aufgabe einer Chronik.<br />

Sie erinnert an die Entwicklung, die dieser Ort im Laufe<br />

seiner Geschichte genommen hat, und erinnert vor allem an<br />

die Menschen, die vor uns waren.<br />

Dieses Buch zeigt, was über die Zeit hinaus Bestand hat, es<br />

macht aber auch deutlich, wie schnell die Entwicklung gerade<br />

in den letzten 40 Jahren war. <strong>Schwarzenberg</strong> ist in dieser Zeit<br />

gewachsen und hat sein Gesicht verändert.<br />

Dennoch, blickt man vom Huberg kommend auf <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

so macht dieser Stadtteil immer noch den Eindruck eines<br />

beschaulichen Dorfes, wunderschön eingebettet in das Fuldatal, umgeben von herrlichem Wald.<br />

In diesem Ort, und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, lässt es sich gut leben. Sicherlich<br />

liegt das an all den Menschen, die sich für Ihren Ort eingesetzt haben und auch heute noch dazu<br />

beitragen, dass <strong>Schwarzenberg</strong> dieser lebens­ und liebenswerte Ort geblieben ist.<br />

Über mindestens 750 Jahre teilen Menschen ihr Leben als Nachbarn und Freunde in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Das ist eine lange Tradition, die bis zum heutigen Tag bei allen Veränderungen, die es<br />

gab, Bestand hat und die es auch in Zukunft zu erhalten gilt. Das Jubiläumsjahr 2012 bietet sicherlich<br />

viele Möglichkeiten, die gute Gemeinschaft miteinander zu feiern und weiter zu stärken.<br />

Allen, die sich für die Gemeinschaft in <strong>Schwarzenberg</strong> und bei der Vorbereitung und Durchführung<br />

der Jubiläumsfeierlichkeiten engagieren, danke ich herzlich. Mein Dank gilt auch jenen, die<br />

an der Entstehung dieser Chronik mitgewirkt haben.<br />

Den Jubiläumsfeierlichkeiten wünsche ich einen fröhlichen Verlauf und den Leserinnen und Lesern<br />

dieses Buches viel Spaß bei der Lektüre.<br />

Dieter Runzheimer<br />

Bürgermeister<br />

12


Grußworte | 01 -3<br />

Grußwort des Ortsvorstehers<br />

Ein Dorfjubiläum ist ein hervorragender Anlaß für einen<br />

Brückenschlag zwischen der Vergangenheit und der Zukunft.<br />

In der Vorbereitung auf unser Dorffest zeigt sich wieder einmal<br />

das ganz <strong>Schwarzenberg</strong> zusammen steht und gemeinsam ein<br />

tolles Fest vorbereiten will.<br />

Aus Anlaß der Ersterwähnung des Ortes vor 750 Jahren fiel vor<br />

vier Jahren die Entscheidung, die Geschichte von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zu erforschen und im Jubiläumsjahr in einem Buch vorzustellen.<br />

Darin wird die Entwicklung von der ersten urkundlichen<br />

Nennung bis zum heutigen Zeitpunkt dargestellt.<br />

Das <strong>Dorfbuch</strong> präsentiert die Geschichte unseres Ortes lebendig<br />

und anschaulich und steht in gedruckter Form nun auch<br />

nachfolgenden Generationen zur Verfügung. Hiermit haben wir<br />

ein zeitloses Nachschlagewerk für alle produziert um die Geschichte<br />

des Ortes, seine Gebäude, seine Vereine und die historischen<br />

Persönlichkeiten kennen zu lernen.<br />

Gerade in der heutigen Zeit, ist es wichtig solche Dokumente zu haben, um für die zukünftigen<br />

Generationen einen Gesamteindruck des Dorfes zu vermitteln.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ist ein Stadtteil in dem es sich lohnt zu leben, dies zeigen die ständig wachsenden<br />

Einwohnerzahlen bei uns im Ort. Mittlerweile sind wir bei knapp 600 Einwohner und können<br />

stolz auf uns alle sein, was wir zusammen in unserem Ort erreicht haben.<br />

Die Vorbereitung auf unser Dorffest hat uns wieder einmal gezeigt, wie viele ehrenamtliche<br />

Helfer bereit stehen um ein tolles Fest zu organisieren. In den einzelnen Arbeitsgruppen wurden<br />

viele Ideen gesammelt und gut miteinander gearbeitet.<br />

Mit dieser Chronik hat sich <strong>Schwarzenberg</strong> selber das schönste Geschenk zum Jubiläum gemacht.<br />

Denn wer dieses Buch ließt, wird viel Spaß daran haben und auch die eine oder andere<br />

Sache erfahren, die Ihm vielleicht noch nicht über <strong>Schwarzenberg</strong> bekannt war.<br />

Allen die an der Chronik mitgewirkt haben, möchte ich meinen Dank und meine große Anerkennung<br />

aussprechen. Ebenfalls möchte ich allen Dank sagen, die Fotografien und Berichte zur<br />

Verfügung gestellt haben um somit das Buch mit Leben gefüllt haben. Vergessen möchte ich es<br />

aber nicht mich bei allen <strong>Schwarzenberg</strong>erinnen und <strong>Schwarzenberg</strong>er zu bedanken die für uns<br />

dieses Fest organisiert haben und auch bei denen, die sich bei unserem Fest als Helfer zur Verfügung<br />

gestellt haben.<br />

Denn nur gemeinsam können wir unser Ziel erreichen und dies heißt, lassen Sie uns <strong>Schwarzenberg</strong><br />

noch attraktiver gestalten, mit einer starken Dorfgemeinschaft ist der erste Schritt in<br />

die richtige Richtung getan.<br />

Ihr Ortsvorsteher<br />

Timo Riedemann<br />

13


01 -3 | Grußworte<br />

Grußwort Pfarrerin Dorothea Göbel<br />

Liebe <strong>Schwarzenberg</strong>erinnen und <strong>Schwarzenberg</strong>er,<br />

liebe Besucherinnen und Besucher von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

rechtzeitig zur 750­Jahrfeier des Melsunger Stadtteils <strong>Schwarzenberg</strong><br />

ist der Blick von der Riedforststraße auf die Kirche<br />

wieder frei.<br />

Nun kann es nicht mehr vorkommen, dass man durch <strong>Schwarzenberg</strong><br />

fährt und sich suchend nach dem Kirchturm umschauen<br />

muss. Die Kirche ist damit wieder zum sichtbaren Mittelpunkt<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> geworden.<br />

Die Kirchengemeinde braucht ein Gebäude wie die Kirche, die<br />

im Zentrum des Ortes steht. Gerade in finanziell schwierigen<br />

Zeiten ist es wichtig, dass die Gemeinde ein gut genutztes modernes<br />

Gemeindehaus in <strong>Schwarzenberg</strong> unterhält. Denn nur<br />

durch Begegnungen und Beteiligung aller, die sich der Kirche<br />

zugehörig fühlen, ist es möglich, die Zukunft zu gestalten.<br />

Und deswegen ist das Jubiläum ein guter Grund, zunächst den Blick zurück zu wenden. 750<br />

Jahre zeugen von einer langen Geschichte des Ortes. Der romanische Taufstein in der Kirche<br />

erinnert am deutlichsten an diese Vergangenheit. Er ist wesentlich älter als das Kirchengebäude<br />

von 1790. In diesem Taufstein wurden seit Bestehen des Ortes Kinder und Erwachsene getauft<br />

und so zu Mitgliedern der christlichen Kirche. Taufstein und Kirche sind sichtbare Zeichen, die<br />

nach außen darauf verweisen, dass Gottes Geist uns getragen hat und weiterhin trägt. Und so<br />

lautet die zentrale Botschaft:<br />

„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und<br />

des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.<br />

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende (Mt 28,19f.).“<br />

Damit wird das Jubiläum ein guter Grund, den Blick nach vorne zu richten. Unsere Kirche hat in<br />

ihrer Geschichte schon viele Herausforderungen überstanden. Der Kirchenvorstand und zahlreiche<br />

Ehrenamtliche gehen die Arbeit in der Gemeinde voller Schwung und Elan an. Durch Menschen<br />

wie sie lebt unsere Gemeinde. Die Botschaft Gottes begleite den Ort und seine Bewohnerinnen<br />

und Bewohner weiterhin.<br />

In diesem Sinne gratuliere ich den <strong>Schwarzenberg</strong>erinnen und <strong>Schwarzenberg</strong>ern herzlich zu<br />

Ihrem Jubiläum und wünsche in der Zukunft gutes Gelingen bei allen Projekten und ein gutes<br />

Miteinander zwischen den Menschen im Ort. Gottes Segen begleite Sie weiterhin.<br />

Ihre Pfarrerin<br />

Dorothea Göbel<br />

Siegel der Kirchengemeinde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

14


2<br />

Geschichte<br />

15


02­1 | Zeitentafel<br />

Zeitentafel des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz, Benno Sichler, Helmut Sinning,<br />

1000 v.Chr. Spätere Urnenfunde aus dieser<br />

Zeit in unserer Gegend<br />

15 n.Chr. Chatten kommen in das Fuldatal<br />

um 800<br />

"<strong>Schwarzenberg</strong> könnte in einer<br />

2. Siedlungsperiode um diese<br />

Zeit gegründet worden sein"<br />

1230 In Rotenburg lebt Helfrich, der<br />

Großvater von Helfrich von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

1262 "Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

siegelt Urkunde über Güter in<br />

Konnefeld, Schreibweise in Urkunde<br />

und Siegel verschieden:<br />

Suarcenberg und Swarzenberch"<br />

1269 "Priester Reinhard oder Reinher<br />

Prediger in <strong>Schwarzenberg</strong>, das<br />

Mutterkirche von Röhrenfurth<br />

ist"<br />

1275 <strong>Schwarzenberg</strong> (Die Burg) wird<br />

als Ortsbezeichnung genannt<br />

1293 Die Burg wird durch Landgraf<br />

Heinrich I. zerstört<br />

1295 Die Ritter Widekind und Berthold<br />

v. <strong>Schwarzenberg</strong> verkaufen<br />

dem Landgrafen Heinrich I. ihre<br />

Güter<br />

1301 "Graf Otto von Bilstein verkauft<br />

das <strong>Schwarzenberg</strong>er Lehen; damit<br />

sind Widekind und Berthold<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> mittellos<br />

und verschwinden aus der Geschichte"<br />

1329 "Knappe Johannes von Swarthenberg<br />

taucht auf und erhält<br />

als Johannes I. vom Landgrafen<br />

Heinrich II. einen kleinen Besitz<br />

als Lehen"<br />

1366 Landgraf Heinrich II. verschenkt<br />

Kirchenpatronat von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

an Martinsstift in Kassel;<br />

Papst Urban V. (Avignon) bestätigt<br />

Schenkung<br />

1372 Johann von <strong>Schwarzenberg</strong> II.<br />

verzichtet nachträglich auf das<br />

Kirchlehen<br />

1385 "Helfrich II. von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

tritt in den Dienst des Mainzer<br />

Erzbischofs Adolf I. und kämpft<br />

gegen den Landgrafen Hermann<br />

II."<br />

1387 "Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

kehrt nach Niederlage von Landgraf<br />

Hermann II. nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zurück"<br />

1394 "<strong>Schwarzenberg</strong> gehört wieder<br />

zum Besitz von Landgraf Hermann<br />

II. und Helfrich II. geht<br />

wieder in das Eichsfeld"<br />

1417 "Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

überlässt Landgraf Ludwig I. Gericht<br />

und Dorf <strong>Schwarzenberg</strong>;<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wird herrschaftliches<br />

Lehns­ und Zinsdorf und<br />

teilweise Aktivlehen derer von<br />

Hundelshausen"<br />

1440 "Otto von Binsförth übernimmt<br />

Besitz von Helfrich II. im Eichsfeld;<br />

Helfrich ist zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits tot. Das Geschlecht<br />

der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> ist<br />

erloschen"<br />

1445 <strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum<br />

Oberamt des Bezirkes Melsungen<br />

1470 <strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Gericht<br />

Malsfeld<br />

1471 "Aktivlehen geht von denen zu<br />

Hundelshausen auf die von Taboldshusen<br />

(Dagobertshausen)<br />

über"<br />

1500 Wollweber sind stärkste Zunft im<br />

Dorf<br />

1526 "Reformation in Hessen,<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wird evangelisch<br />

und kirchliches Vikariat von Melsungen"<br />

1554 Aktivlehen geht von denen zu<br />

Taboldshusen auf die Herren von<br />

Nordeck über<br />

1575 "Salbuch für <strong>Schwarzenberg</strong> wird<br />

erstellt; Schreibweise: Schwart­<br />

16


Zeitentafel | 02­1<br />

zenbergk; Bauern werden erstmalig<br />

namentlich genannt"<br />

1585 "<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Amt<br />

Melsungen und muss Dienste auf<br />

dem Schloss Melsungen leisten"<br />

1601 Die ersten Fuldaschiffe passieren<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

1618­1648 30­jähriger Krieg<br />

1637 Kroaten plündern <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1646 Schweden quartieren sich ein,<br />

zerstören Kirche mit Orgel<br />

1717 Joh. Georg Mentz ist erster namentlich<br />

bekannter Grebe in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

1719 "Durch Einführung des Generalhufenschosses<br />

(eine Steuer)<br />

werden kleinere Leute entlastet"<br />

1724 Jost Werner ist erster namentlich<br />

bekannter Lehrer in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1742 Schifffahrt erlebt Blütezeit<br />

1744 Lager­, Stück­ und Steuerbuch<br />

für <strong>Schwarzenberg</strong> wird erstellt<br />

1756­1763 "Siebenjähriger Krieg; Kampfhandlungen<br />

mit Franzosen; Kirche<br />

schwer beschädigt"<br />

1778 Dorf wird erstmals <strong>Schwarzenberg</strong><br />

geschrieben<br />

1786 "<strong>Schwarzenberg</strong> besitzt ein eigenes<br />

Fuldaschiff mit ca 300 Zentner<br />

Zuladung (ca. 15t)"<br />

1790 Kirche erhält heutige Gestalt<br />

1806­1813 Franzosen im Land; ab 1807 gehört<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zum Königreich<br />

Westphalen (König Jérome)<br />

1813 Kosaken plündern <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1821 "Große Verwaltungsreform;<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Kurfürstentum<br />

Hessen, Provinz Niederhessen<br />

Kreis Melsungen;<br />

Nürnberger Straße erhält am<br />

Wengesberg heutigen Verlauf"<br />

1831 Lehns­ und Pachtverhältnisse<br />

werden abgelöst; die Bauern<br />

werden frei<br />

1834 Martin Dittmar letzter Grebe und<br />

erster Bürgermeister von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

1845 Baubeginn Friedrich­Wilhelm<br />

Nordbahn<br />

1846 Der heutige Friedhof wird erstmals<br />

benutzt<br />

1848 Erster Zug der Friedrich­Wilhelm<br />

Nordbahn fährt an <strong>Schwarzenberg</strong><br />

vorbei<br />

1852 Planmäßige Briefzustellung durch<br />

Briefträger von Melsungen<br />

1866 "Preußen annektiert Kurhessen;<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zur preußischen<br />

Provinz Hessen­Nassau"<br />

1879 Röhrenfurth wird von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

nach Melsungen umgepfarrt<br />

1883 Erste Feuerspritze wird für<br />

369,90 Mark angeschafft<br />

1883­1889 "Gesetzliche Kranken­, Unfallund<br />

Rentenversicherung werden<br />

unter Reichskanzler Otto von<br />

Bismarck eingeführt"<br />

1883­1902 Verkoppelung in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1886 Erste Probefahrt des Benz Motorwagens<br />

(Autozeitalter beginnt)<br />

1892 "Eisenbahnhaltepunkt zwischen<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ­ Röhrenfurth<br />

wird von <strong>Schwarzenberg</strong> abgelehnt<br />

(hohe Kosten) "<br />

1900 "Das Bürgerliche Gesetzbuch<br />

(BGB) tritt in Kraft; in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wird die neue Schule<br />

eingeweiht"<br />

1902 Wasserleitung wird gebaut<br />

1904 Spickenbrücke über die Fulda<br />

wird erstmals aufgebaut (1932<br />

letztmalig)<br />

1905 "Gründung des ersten Sportvereins<br />

mit dem Namen ""Deutscher<br />

Turnverein""; er besteht bis<br />

1918"<br />

1911 "Katzmühlenweg nach Melsungen<br />

darf von <strong>Schwarzenberg</strong>ern<br />

bis Melsungen benutzt werden"<br />

1914­1918 Erster Weltkrieg<br />

17


02­1 | Zeitentafel<br />

1914 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält ersten<br />

Fernsprecher (Gastwirtschaft<br />

Bangert)<br />

1917 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält elektrischen<br />

Strom vom Elektrizitätswerk<br />

Melsungen<br />

1918 Nach Kriegsende wird der Freie<br />

Turnverein "Frei Heil" gegründet<br />

1919­1923 Inflation, wird mit Einführung<br />

der Rentenmark in 1923 beendet<br />

1923 "Gründung des Turnvereins<br />

""Gut Heil <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1923"" dem heutigen ""TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> 1923"""<br />

1924 Einführung der Reichsmark<br />

1927 Pflasterung der Schweinetrift<br />

1930 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält Poststelle<br />

im Haus Schmoll; erstes Postauto<br />

im Dorf<br />

1931 "Lehrer P. Schmidt kommt nach<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>; Feuerlöschwasserbehälter<br />

wird gebaut"<br />

1932 "Streit um Schulvermögen zwischen<br />

Kirche und Schulverband<br />

(Gemeinde) beigelegt"<br />

1933 Machtergreifung durch Adolf Hitler,<br />

das "Dritte Reich" beginnt;<br />

NSDAP ist einzige Partei; es gibt<br />

3 Rundfunkgeräte im Dorf<br />

1934 Gründliche Kirchenrenovierung;<br />

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr<br />

1937 Georg Seitz besitzt erstes Auto<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1938 Karl Reinbold und Hans Hofmann<br />

haben erste Motorräder<br />

1939­1945 2. Weltkrieg<br />

1941 Karl Riedemann besitzt ersten<br />

Ackerschlepper<br />

1943 "Edertalsperre wird zerstört;<br />

Kassel wird bombardiert; Bürgermeister<br />

Justus Sondermann<br />

feiert 40­jähriges Dienstjubiläum"<br />

1944 <strong>Schwarzenberg</strong> gehört zur Provinz<br />

Kurhessen<br />

1945 "Am 4. April erreichen amerikanische<br />

Soldaten <strong>Schwarzenberg</strong>;<br />

Kriegsende für Deutschland am<br />

8. Mai"<br />

1946 Hessen erhält neue Landesverfassung<br />

1948 Währungsreform, die Deutsche<br />

Mark (DM) wird eingeführt<br />

1949 "Grundgesetz für die Bundesrepublik<br />

Deutschland tritt in Kraft;<br />

die Gemeinde wird an das<br />

Stromnetz der EAM angeschlossen;<br />

Neugründung des Turnvereins<br />

nach dem 2. Weltkrieg mit<br />

der Bezeichnung ""Turn und<br />

Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong>""<br />

dem heutigen ""TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1923 e.V."" "<br />

1950 "Gründung des Gemischten<br />

Chors; Pflasterung Dorfstraße,<br />

Ortsbeleuchtung mit 7 elektrischen<br />

Laternen, es gibt 44 Landwirtschaftsbetriebe"<br />

1951 Schule wird bis 1953 zweiklassig;<br />

Neugründung der Freiwilligen<br />

Feuerwehr<br />

1952 Ausbau der Straße Melsungen ­<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

1953 Ehrenmal auf dem Friedhof wird<br />

eingeweiht<br />

1956 "Kirchspiel Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />

wird gegründet; Lehrer<br />

P. Schmidt wird pensioniert"<br />

1959 "Pioniere der Bundeswehr beginnen<br />

mit Bau des Sportplatzes;<br />

Beginn des Ausbaus der Kreisstraße<br />

Melsungen ­ Röhrenfurth<br />

(außerhalb der Ortslage)"<br />

1960 Es gibt 11 Fernsehgeräte im Dorf<br />

1962 "Der Spielbetrieb auf dem neuen<br />

Sportplatz in <strong>Schwarzenberg</strong> wir<br />

mit einer Jugend­Fußballmannschaft<br />

aufgenommen"<br />

1964 7. bis 9. Schuljahr geht nach<br />

Melsungen zur Schule<br />

1968 "Größerer Umbau der Kirche;<br />

neues Feuerwehrgerätehaus auf<br />

dem Schulhof wird bezogen"<br />

1969 "Die Grundschüler gehen nach<br />

Melsungen; die Schule in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wird geschlossen"<br />

1970 Die Friedhofshalle wird gebaut<br />

18


Zeitentafel | 02­1<br />

1971 "Kirchspiel Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />

wird aufgehoben, beide<br />

Gemeinden gehören zu Melsungen"<br />

1972 Feuerwehr erhält Tragkraftspritzenfahzeug<br />

1973 "Ehemaliger Schulsaal wird zu<br />

Gaststätte ""Burgschänke"" umgebaut;<br />

Jubiläumsfeier des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zum 50 jährigen<br />

Bestehen"<br />

1974 "<strong>Schwarzenberg</strong> wird Stadtteil<br />

von Melsungen; der letzte Bürgermeister<br />

H. Schneider wird<br />

erster Ortsvorsteher"<br />

1975 Trinkwasserversorgung erfolgt<br />

durch neuen Hochbehälter "In<br />

den Erlen"<br />

1976 Eröffnung Kinderspielplatz an<br />

der Blumenstraße<br />

1980 "Kirchspiel Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />

wird erneut gegründet<br />

Gründung Verein der Natur und<br />

Wanderfreunde "" Alte Linde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>"""<br />

1981 Einweihung Dorfgemeinschaftshaus<br />

1984 "Östlich von <strong>Schwarzenberg</strong> baut<br />

die Bundesbahn die Schnellbahnstrecke<br />

Hannover­Würzburg"<br />

1985 Poststelle <strong>Schwarzenberg</strong> wird<br />

geschlossen<br />

1987 "Neue Kanalisation in Betrieb,<br />

Hausabwässer fließen in die<br />

Kläranlage von Melsungen; Einweihung<br />

der neuen Sportanlage<br />

des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> mit<br />

Sportplatz und Sporthaus"<br />

1989 "Kabarett in <strong>Schwarzenberg</strong>, satirisch<br />

politisch, Bernd Köhler als<br />

""Justus Riemenschneider"",<br />

""Die Spott­Lichter"" im<br />

""SchwarzenBerg­Theater"" "<br />

1990 "Beginn der kirchlichen Jugendarbeit<br />

Melsungen­Land; Kabelanschlüsse<br />

für Fernsehen und<br />

Radioempfang benutzbar "<br />

1992 Einweihung evangelisches Gemeindehaus<br />

1994 "Kaufmannsladen Kördel wird<br />

geschlossen, neues Feuerwehrgerätehaus<br />

wird eingeweiht"<br />

1995 Sanierung des Kirchturms; es<br />

gibt nur noch einen Vollerwerbslandwirt<br />

im Dorf<br />

1996 "Bauarbeiten für Kanalisation<br />

und Durchgangsstraße im Ort<br />

beginnen, Bauende 1999"<br />

1998 Jubiläumsfeier des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zum 75 jährigen Bestehen<br />

1999 "<strong>Schwarzenberg</strong> erhält neue<br />

Straßen, Kanal­ und Wasserversorgungsanlagen<br />

sowie erstmals<br />

eine Gasleitung"<br />

2001 Innenraum der Kirche wird renoviert<br />

2003 Orgelrenovierung<br />

2004 Neues Bauland "Über den Gärten"<br />

wird ausgewiesen<br />

2005 Baugebiet Seckenbach (Molkewiesen)<br />

ist voll belegt<br />

2006 Inbetriebnahme der RegioTram­<br />

Linie 5 von Melsungen nach Kassel<br />

2008 Burgschänke wird geschlossen,<br />

der Gastraum wird in das DGH<br />

eingegliedert<br />

2009 "Erweiterung der Sportstätte und<br />

die Einweihung des neuen<br />

Sportheims des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

"<br />

2010 "Der Gemischter Chor wird 60,<br />

der Verein Natur und Wanderfreunde<br />

""Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>""<br />

30 Jahre alt"<br />

2012 "<strong>Schwarzenberg</strong> feiert sein 750­<br />

jähriges Bestehen; die Naturund<br />

Wanderfreunde ""Alte Linde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> richten das 30.<br />

Lindenfest aus;<br />

Im ehemaligen Bauerndorf<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gibt es keinen<br />

Vollerwerbslandwirt mehr"<br />

19


02­2 | Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Das Rittergeschlecht von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> (1262­1440)*<br />

von Dr. phil. L. Armbrust<br />

Wenn man von Melsungen aus die Kasseler<br />

Landstrasse entlang geht, fällt einem am Fuße<br />

der tannendunkeln Haar das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

in die Augen. Ehemals bespülte die Fulda<br />

den kleinen Hügel auf dem die Häuser liegen;<br />

vor mehr als 70 Jahren ist sie der Eisenbahn<br />

halber um einige Schritte abgeleitet. Zwischen<br />

der Kirche und der Schule fließt der „Burggraben“,<br />

jetzt eine schmale und wasserarme Rinne.<br />

Das Schulhaus erhebt sich auf der Stätte<br />

der ehemaligen Burg, von der keine Spur<br />

mehr zu sehen ist.<br />

Auf <strong>Schwarzenberg</strong> hauste vor Zeiten ein Rittergeschlecht.<br />

Dessen Ahnherr war Eckhard<br />

von Sumeringen, der zu Kleinballhausen im<br />

thüringischen Kreise Weißensee (Reg.­Bez.<br />

Erfurt) wohnte. Die von Sumeringen waren<br />

im 12. Jahrhundert freie Herren, wurden aber<br />

im Beginne des 13. landgräflich thüringische<br />

Dienstleute und glitten in den Zeugenreihen<br />

der Urkunden hinter den Schenken von Bargula<br />

und andere Hofbeamte hinab.<br />

Der genannte Eckhard, 1225 zuerst nachweisbar,<br />

stand von Anfang an im Dienste des<br />

Landgrafen von Thüringen. Im fürstlichen Gefolge<br />

gelangte er ins Hessenland, so im September<br />

1231 nach dem Kloster Ahnaberg bei<br />

Kassel. Bei einer solchen Gelegenheit mag er<br />

mit Helfrich von Rotenburg zusammengetroffen<br />

sein, dessen jüngste, zuerst im Jahre<br />

1216 mit Namen erwähnte Tochter Lukkardis<br />

(Liutgard) er heimführte. Das war, wie man<br />

zu sagen pflegt, eine gute Partie. Helfrich,<br />

dessen Burg in der Gegend der Fuldastadt Rotenburg<br />

lag, ist nämlich als einer der reichsten<br />

Ritter des damaligen Hessenlandes zu bezeichnen.<br />

Auch in der Melsunger Gegend und<br />

in der Stadt selbst war er begütert. Ihm wird<br />

ursprünglich der Grund und Boden von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gehört haben. Da seine Söhne<br />

früh starben, ging der gesamte Besitz auf seine<br />

drei Töchter und deren Erben über. Helfrichs<br />

Tod fällt vor den 18. September 1259.<br />

Im Jahre 1255 kommt Liutgard als Gattin des<br />

Ritters Eckhard von Ballhausen, genannt von<br />

Sumeringen, vor. Die Ehe muss aber schon<br />

viel früher geschlossen sein, denn ihre Söhne,<br />

auf die neben ihr Bezug genommen wird, geben<br />

ihre Zustimmung zu einem Gütertausche<br />

des Vaters, können damals also nicht mehr<br />

im Säuglingsalter gestanden haben. Durch die<br />

Verheiratung mit Liutgard von Rotenburg gewann<br />

Eckhard von Sumeringen nicht nur die<br />

Anwartschaft auf hessische Güter, sondern<br />

seiner Familie wurde auch ein bestimmter<br />

Weg gewiesen, auf dem sie außerhalb Thüringens<br />

wandeln konnte.<br />

Sein ältester Sohn, nach dem Großvater mütterlicherseits<br />

Helfrich genannt, führt (1262)<br />

genau das Siegelbild seines Vaters: zwei nach<br />

außen gebogene Widderhörner, unter denen<br />

sich, wie bei Eckhard, ein Nagel als persönliches<br />

Merkmal befindet. Die Umschrift berichtet<br />

jedoch nicht dass Geringste von Sumeringen<br />

oder Ballhausen, sondern nimmt einzig<br />

und allein auf <strong>Schwarzenberg</strong> Bezug. Ebenso<br />

ist in der Urkunde selbst nur von Helfrich von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> die Rede. Dieser war damals<br />

schon verheiratet, und zwar wieder recht vorsichtig<br />

und vornehm, gleichsam in Erinnerung<br />

an den ehemaligen freien Herrenstand, mit<br />

einer Grafentochter aus der Casseler Gegend,<br />

mit Bertha, Tochter des Grafen Widekind von<br />

Naumburg.<br />

Damit war ein zweites festes Band zwischen<br />

den von Ballhausen und dem niederhessischen<br />

Lande geknüpft. Hessen war die ausschließliche<br />

Heimat dieses Zweiges des Geschlechts<br />

geworden. Das sprach sich darin<br />

aus, dass Helfrich Lehnsträger der Grafen von<br />

Bilstein für Güter zwischen Cassel und Rotenburg<br />

wurde.<br />

* Vergl. Zeitschrift für thüringische Geschichte 21, 220 ff. (1901) und 29, 241 f. (1911).<br />

20


Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> | 02­2<br />

Mit dem Kloster Spießkappel nördlich Ziegenhain<br />

einigten sich Helfrich und dessen Gattin<br />

über Besitzungen zu Connefeld, zwischen Melsungen<br />

und Rotenburg. Wenn das Kloster<br />

durch den Ritter Eckhard von Ballhausen oder<br />

dessen Erben an den Einkünften aus diesen<br />

Besitzungen gehindert würde, verhieß Helfrich,<br />

dafür zu sorgen, dass die Frucht nach<br />

Rotenburg oder Melsungen gebracht würde,<br />

oder er will bis zur Erfüllung seines Versprechens<br />

Einlager (eine milde Art von Gefangenschaft,<br />

dem Hausarrest vergleichbar) in Homberg<br />

halten. Es scheint, als ob man gegen<br />

Eckhard von Ballhausen und dessen jüngere<br />

Söhne Mißtrauen hegte, vielleicht weil sie als<br />

Raubritter bekannt waren, wahrscheinlicher,<br />

weil sie selber Ansprüche auf die Korneinkünfte<br />

in Connefeld erhoben. Der Vertrag zwischen<br />

dem Kloster Spießkappel und Helfrich<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in Melsungen geschlossen<br />

und von Bürgern bezeugt.<br />

Helfrich war kein langes Leben beschieden. Im<br />

Mai 1265 wird er zum letzten Male erwähnt.<br />

Er hinterließ zwei Söhne, Widekind und Berthold.<br />

Diese fanden nach dem Tode ihres Großvaters<br />

Eckhards I. von Ballhausen, genannt<br />

von Sumeringen, an dessen Söhnen Eckhard<br />

II. Hugo und Berthold, eine kräftige Stütze.<br />

Ebenso wenig standen jene ihrem Stiefvater,<br />

dem Edelherrn Giso von Ziegenberg, dem<br />

Bertha von Naumburg nach dem Tode Helfrichs<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> die Hand reichte,<br />

feindselig gegenüber. Mit denen von Ballhausen<br />

besaßen sie manche Güter gemeinsam<br />

und waren so durch wirtschaftliche Interessen<br />

an sie gekettet. Ob aber die Sinnesart der<br />

jungen <strong>Schwarzenberg</strong>er durch den Verkehr<br />

mit den Oheimen und mit dem Stiefvater<br />

günstigen Einfluß erfuhr, ist die Frage.<br />

Die von Ballhausen gehörten jedenfalls zu den<br />

Adligen, welche ihre Bauern bedrückten. Das<br />

lässt sich urkundlich nachweisen. Das altberühmte<br />

Nonnenkloster Gandersheim, an den<br />

Ausläufern des Nordwestharzes gelegen, hatte<br />

die Vogtei über seine Güter zu Tennstädt<br />

im Kreise Langensalza den von Ballhausen zu<br />

Lehen gegeben. Diese missbrauchten ihre<br />

Vogteirechte, legten den Pächtern und Landleuten<br />

hohe Naturalabgaben auf und trieben<br />

sie vorher ein, ehe das Kloster seine Einkünfte<br />

aus Tennstädt bezogen hatte. Erschien dann<br />

der Gandersheimer Beamte, standen Felder<br />

und Scheunen, Kasten und Ställe leer, und<br />

aus ungefüllten Schläuchen wusste selbst die<br />

Klosterkunst keinen Wein mehr herauszupressen.<br />

Das war höchst ärgerlich. Die Minderung<br />

des eigenen Einkommens bildete für die<br />

Äbtissin gewiss einen ebenso starken Grund<br />

zum Einschreiten wie die in den Vordergrund<br />

gestellte Bedrückung der Untertanen, an der<br />

indessen nicht zu zweifeln ist. Die drei Ballhäuser<br />

und ihr Neffe Widekind – Berthold von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> mochte noch so jugendlich<br />

sein, dass man ihn nicht erwähnte – mussten<br />

nachgeben.<br />

Zwei Jahre danach, im Sommer 1275, wiesen<br />

Widekind und die Brüder seines verstorbenen<br />

Vaters dem Nonnenkloster Heydau bei Neumorschen<br />

an der Fulda eine Hufe Landes, etwa<br />

dreißig Morgen oder mehr, zu, deren Ertrag<br />

bis dahin der Ritter Guntram von<br />

Morschen von ihnen zu Lehen trug. Gleichzeitig<br />

versprach Ritter Eckhard II. von Ballhausen,<br />

nunmehr das Haupt der Familie, mit seinen<br />

Brüdern binnen Jahresfrist die Hufe aus<br />

dem etwaigen Lehnsverhältnisse zu befreien;<br />

im Augenblicke vermochten sie nicht zu entscheiden,<br />

ob es sich um ihr freies Eigentum<br />

oder um ein ihnen verliehenes Lehen handelte.<br />

Solche Unklarheit über Eigentum oder<br />

Lehnsverhältnis, im Mittelalter keine Seltenheit,<br />

konnte leicht zu verhängnisvollen Verwicklungen<br />

und Streitigkeiten führen. An der<br />

Urkunde ist der Ausstellungsort <strong>Schwarzenberg</strong><br />

bemerkenswert. Man hat darunter die<br />

Burg <strong>Schwarzenberg</strong> zu verstehen. 1275 wird<br />

diese also zum ersten Male ausdrücklich<br />

(freilich ohne Hinzufügung des Wortes Burg)<br />

erwähnt; Eckhards I. Sohn Helfrich nennt sich<br />

allerdings schon 1262 danach. In derselben<br />

Urkunde bieten einige Zeugennamen Anlass<br />

zu Betrachtungen. Hermann von Spangenberg<br />

und der ältere und der jüngere Ludwig von<br />

Schlutwinsdorf weisen nach Spangenberg.<br />

Siegfried von Haldorf und Helwig von Adelshausen<br />

kommen in Melsunger Urkunden dieser<br />

Zeit vor, Arnold wird als Pfarrer in Melsungen<br />

bezeichnet.<br />

Am bedeutsamsten ist jedoch die Anwesenheit<br />

des landgräflichen Schultheißen Gerhard, sie<br />

macht zur Gewissheit, dass die von Ballhausen<br />

und die von <strong>Schwarzenberg</strong> in ungetrüb­<br />

21


02­2 | Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

ter Freundschaft zum Herrn des Hessenlandes,<br />

Heinrich dem Kinde, standen. So blieb es<br />

nicht mehr lange. Der Landgraf sah mit Unwillen,<br />

dass sein Land durch das Gebiet kleiner<br />

Herren durchquert und zerrissen wurde, dass<br />

seine eigene Macht dadurch gelähmt war,<br />

dass selbst einfache Ritter es ablehnten, ihre<br />

Lehen von ihm zu empfangen und so seine<br />

Oberhoheit anzuerkennen, dass die hessischen<br />

Untertanen dagegen unter Räubereien<br />

litten.<br />

Im Jahre 1293 unternahm darum Heinrich I.<br />

einen Feldzug gegen unliebsame Burgen. Ihrer<br />

achtzehn mussten sich ihm ergeben oder<br />

wurden zerstört. Zu den ersteren gehörte Ziegenberg<br />

in der Nordostecke Hessens, wo der<br />

Stiefvater der Gebrüder Widekind und Berthold<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> wohnte; unter den<br />

zerstörten Schlössern wird <strong>Schwarzenberg</strong><br />

angeführt. Gegenüber erklomm die alte Casseler<br />

Landstrasse den steilen Wengesberg, da<br />

sahen sich die Fuhrleute der Lastwagen genötigt,<br />

die Eile zu mäßigen; und unten auf dem<br />

Fuldastrome glitten die Frachtkähne langsam<br />

dahin: beides war geeignet verwilderte Gemüter<br />

zu räuberischen Anschlägen zu verführen.<br />

Es ist anzunehmen, dass die von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

der Versuchung nicht widerstanden hatten<br />

und deshalb nicht unschuldig büßten. Für<br />

das Geschlecht war von der größten Bedeutung,<br />

dass ihm auch das thüringische<br />

Stammschloss kurz vorher verloren gegangen<br />

war, vermutlich ebenfalls, weil es als Schlupfwinkel<br />

von Freibeutern galt. Es war eine übele<br />

Zeit, für welche der Reim passte: Reiten und<br />

Rauben ist keine Schande, das tun die besten<br />

Herren im Lande. Das Gefühl für Recht und<br />

Unrecht hatte sich abgestumpft. Dem Landgrafen,<br />

der anscheinend dem Beispiele Rudolfs<br />

von Habsburg folgte, muss man Dank<br />

wissen, dass er kräftig zugriff.<br />

Widekind und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

blieb nach der Zerstörung ihrer Burg und nach<br />

dem Verluste ihrer beiden anderen Zufluchtstätten<br />

nichts weiter übrig, als sich Heinrich<br />

dem Kinde bedingungslos zu unterwerfen. Sie<br />

taten das im September 1295 zu Cassel. Ihr<br />

Stiefvater, der Edelherr Giso von Ziegenberg,<br />

stand ihnen zur Seite. Trotzdem fuhren sie<br />

nicht glimpflich. Sie verkauften dem Landgrafen<br />

und dessen Erben, oder besser sie wurden<br />

gezwungen abzutreten alle Lehen und Eigengüter,<br />

die sie im Hessenlande besessen hatten,<br />

so die Hälfte des Allods in Körle und in<br />

Rotenburg und das Allod neben der Burg Rotenburg.<br />

Die letzteren beiden hatte der Landgraf<br />

bereits mit Beschlag belegt und zwei Getreuen<br />

als Lehen verliehen. Ferner gehörte die<br />

Hälfte des Grundes und Bodens, auf dem die<br />

Burg <strong>Schwarzenberg</strong> gestanden hatte – sie<br />

musste wohl dem Erdboden gleichgemacht<br />

sein – zu den veräußerten Gütern, ebenso die<br />

Bilsteinschen Lehen zu Waldau, Krumbach und<br />

zu Fuldhagen, einer Wüstung in der Casseler<br />

Gegend, die ganze Münzstätte zu Melsungen<br />

und ein Viertel vom Zehnten daselbst und Besitz<br />

von geringerer Wichtigkeit.<br />

Von dem Kaufpreise oder einer sonstigen Entschädigung<br />

verlautet nichts. Widekind und<br />

Berthold werden auf eine Neubelehung mit<br />

einem Teile des Eigen­ und Lehngutes gerechnet<br />

haben. Eine spätere Urkunde gestattet<br />

zu vermuten, dass hiervon in beteiligten<br />

Kreisen die Rede gewesen ist. Ein Siegel besaßen<br />

die von <strong>Schwarzenberg</strong> nicht oder nicht<br />

mehr, es mag bei der Eroberung und Zerstörung<br />

ihrer Burg verloren gegangen sein. Der<br />

Stiefvater und die Stadt Cassel besiegelten<br />

den Vertrag. Landgraf Heinrich dachte vorläufig<br />

nicht daran, sie wieder in Gnaden anzunehmen,<br />

sondern nur daran, sich ihrer Güter<br />

noch mehr zu versichern.<br />

Im Jahre 1301 verkaufte Graf Otto von Bilstein,<br />

der letzte seines Geschlechts, seine Aktivlehen<br />

zwischen der Werra und dem Hainchen<br />

bei Altmorschen, die er sonst an<br />

zahlreiche Mannen ausgegeben hatte, an<br />

Heinrich I. Darunter waren auch die Lehen<br />

Widekinds und Bertholds von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und ihrer Oheime Eckhard und Hugo von Ballhausen,<br />

die irrtümlich als Brüder der beiden<br />

ersteren angeführt werden; der gemeinsame<br />

Besitz hatte offenbar diesen Irrtum des Urkundenschreibers<br />

hervorgerufen. Jetzt erst<br />

zog dem Anscheine nach der Landgraf in Erwägung,<br />

ob er den von Ballhausen ­ die von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> lagen außerhalb seiner Gedanken<br />

– einen Teil der Güter zurückgeben<br />

sollte, insbesondere zwölf Malter Getreide in<br />

Melsungen. Einstweilen erhielt sie jedoch Ritter<br />

Johann Riedesel als landgräfliches Lehen.<br />

Widekind und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

erschienen nicht wieder auf der Bildfläche.<br />

Bisher ist es nicht geglückt, innerhalb oder<br />

22


Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> | 02­2<br />

außerhalb Hessens eine Spur von ihnen zu<br />

finden. Einer von ihnen muss aber wohl das<br />

Geschlecht fortgepflanzt haben. Denn fast ein<br />

Menschenalter später (am 27. Oktober 1329)<br />

taucht der Knappe Johannes Swarthenberg<br />

auf; zuerst als Zeuge für das Kloster Hardehausen<br />

bei Paderborn, mit dem seine Ahnherren<br />

Helfrich von Rotenburg und Eckhard I. von<br />

Ballhausen­Sumeringen mehrfach zu tun gehabt<br />

hatten. An der Zugehörigkeit Johannes,<br />

zur niederhessischen Familie von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

besteht also kein Zweifel, auch bei<br />

demjenigen nicht, welcher weiß, dass um dieselbe<br />

Zeit zwei Johann von <strong>Schwarzenberg</strong> als<br />

Mitglieder fremder Geschlechter gelebt haben.<br />

Am wichtigsten ist, dass Johann von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

nicht länger für die Vergehen seines<br />

Vaters und seiner Oheime zu büßen brauchte,<br />

sondern Versöhnung mit dem Landgrafen und<br />

Wiederaufnahme in der hessischen Heimat erlangte.<br />

Allerdings war es nur ein kümmerlicher Rest<br />

der Familiengüter, der ihm als Lehen zuteil<br />

wurde. Im Dorfe <strong>Schwarzenberg</strong> selbst war<br />

ein Teil des Grundbesitzes in andere Hände<br />

übergegangen. Elisabeth von Dagobertshausen<br />

mit ihren Söhnen, die wenig später als<br />

Melsunger Burgmannen, d. h. als berufene<br />

Verteidiger der Stadt in des Landgrafen Auftrages,<br />

vorkommen, besaß in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(1354) zwei Hufen, also mindestens 60 Acker<br />

Landes. Statt über eine stolze Burg konnte Johann<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> im Dorfe nur noch<br />

über ein Wohnhaus nebst einem Hofe verfügen,<br />

außerdem über eine Wiese, über ein<br />

Ländchen und über ein Bergstück.<br />

Von der Stadt Melsungen stand ihm ein<br />

Sechszehntel des Zehnten zu, dass bis zur<br />

Ablösung (1835) der <strong>Schwarzenberg</strong>er Zehnte<br />

hieß. Er war einem Melsunger Bürger namens<br />

Korsener (Kürschner), durch den Landgrafen<br />

natürlich, zu Lehen gegeben. Nach Korseners<br />

Tode fiel er an Johann von <strong>Schwarzenberg</strong> zurück.<br />

Weiter gehörte diesem der Zehnte zu<br />

Wendersdorf, einem armseligen Dorfe (jetzt<br />

Wüstung) oberhalb Röhrenfurths, an das der<br />

Wengesberg erinnert, sowie gegenüber auf<br />

dem rechten Fuldaufer eine Hufe zwischen<br />

Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong>, ihrer lang gestreckten<br />

Gestalt halber Zungenhufe genannt,<br />

eine Hufe in Körle und fünf Viertel jährlichen<br />

Kornzinses in Krumbach am Nordabhange der<br />

Söhre. Von den Alloden oder Eigengütern, die<br />

Widekind und Berthold dem Landgrafen Heinrich<br />

I. abgetreten hatten, war einzig und allein<br />

die Körler Hufe ein schwaches Überbleibsel,<br />

aber jetzt gleichfalls landgräfliches Lehen. Von<br />

solchem kargen Besitze ernährte Johann von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> sich, sein Weib Katharina und<br />

seine Kinder Johann und Gisela. Die Güter<br />

waren nicht einmal den Erben sicher, sondern<br />

nur Johanns I. persönliches Lehen. Wenigstens<br />

in dieser Beziehung hatte Landgraf<br />

Heinrich II. von Hessen ein milderes Einsehen<br />

und belehnte (am 14.September 1351) auf<br />

Johanns Bitten dessen Frau Katharina, deren<br />

vorhandene und zukünftige Kinder und ihre<br />

Erben mit den oben angeführten Besitzungen<br />

und befreite Haus und Hof in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Diensten und Steuern.<br />

Über die so nahe gelegene <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Kirche fiel in dem Lehenbriefe kein Wort. Vorhanden<br />

war sie aber schon: denn 1269 bis<br />

1284 besaß sie in dem Pfarrer Reinhard oder<br />

Reinher und 1313 in Rupert eigene Prediger.<br />

Die Ansprüche der von Ballhausen auf die Kirche<br />

konnten von jeher unmöglich schwer wiegen:<br />

als (1284) der Melsunger Bürger Helwig<br />

von Adelshausen als würdiges Kind seiner Zeit<br />

den <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirchenzehnten an sich<br />

riss, ließ der Offizial der Propstei Fritzlar die<br />

Sache durch die Pfarrer von Körle und von<br />

Melsungen untersuchen und wies Helwigs<br />

Übergriffe zurück, ohne Widekind und Berthold<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> und deren Oheime zu<br />

Rate zu ziehen oder auch nur mit einem Worte<br />

auf sie hinzudeuten.<br />

Daher fühlte sich Landgraf Heinrich II. berechtigt,<br />

das Patronatsrecht über die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Kirche, zu der auch die Kapelle im<br />

benachbarten Röhrenfurth gehörte, dem Martinsstifte<br />

in Cassel zu schenken. Papst Urban<br />

V. bestätigte die Schenkung und gab (20. Mai<br />

1366) dem Bischofe von Halberstadt den Auftrag,<br />

dass Casseler Martinsstift in den Genuss<br />

der ihm verliehenen Rechte zu setzen. Nun<br />

stellte es sich aber heraus, dass der Familie<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> doch irgendein Anspruch<br />

auf die Kirche zukam. Johann II. stimmte<br />

nämlich (am 21. Oktober 1372) der Schenkung<br />

des Landgrafen zu seinem und seiner Eltern<br />

Seelenheile zu und verzichtete auf sein<br />

bisheriges Anrecht am <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirchenlehen.<br />

Der fromme Zweck schloss hier<br />

23


02­2 | Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

jede Geldentschädigung aus, während Johann<br />

sonst seinen bescheidenen Verhältnissen entsprechend<br />

sich z.B. bei Belehnungen seiner<br />

Lehnsleute, in üblicher Weise bezahlen ließ.<br />

Sieben Jahre später weilte Johann II. vermutlich<br />

nicht mehr unter den Lebenden. Deshalb<br />

verlieh Landgraf Hermann der Gelehrte dem<br />

jüngeren Ritter Walter von Hundelshausen als<br />

Mannlehen eine Geldsumme, die in erster Linie<br />

aus den Einkünften des Gerichtes und Gutes<br />

zu <strong>Schwarzenberg</strong> und aus anderen Gefällen<br />

des Dorfes bestritten werden sollte. Es<br />

lebte aber noch ein Spross des Geschlechtes,<br />

wie der älteste Vertreter der Familie, Helfrich<br />

mit Vornamen geheißen. Auf diesen, wohl erst<br />

nach 1351 geborenen Jüngling wurde keine<br />

Rücksicht genommen. Helfrich war jedoch<br />

nicht gesonnen, sich dem demütig zu unterwerfen.<br />

Er begab sich in die Dienste des Erzbischofs<br />

Adolf von Mainz, als dieser dem Landgrafen<br />

feindlich begegnete. An den Kriegen<br />

des Erzbischofs gegen Hessen hat Helfrich ohne<br />

Zweifel teilgenommen. Es war zu spät und<br />

für den <strong>Schwarzenberg</strong>er kein Gewinn, dass<br />

Hermann der Gelehrte schon nach kurzer Zeit<br />

dem Ritter Walter von Hundelshausen seine<br />

Lehen gerichtlich aberkennen ließ.<br />

Der Erzbischof dagegen fesselte Helfrich noch<br />

fester an sich durch Verleihung einer Baustelle<br />

für einen Burgsitz auf dem Bischofssteine im<br />

Eichsfelde und legte ihm die Verpflichtung auf,<br />

diejenigen Lehen und Eigengüter, welche ihm<br />

der hessische Landgraf vorenthielt, nach Wiedergewinnung<br />

vom Erzstifte zu Lehen zu nehmen.<br />

Zwei Jahre danach, im Sommer 1387,<br />

eroberten Mainzer, Thüringer und Braunschweiger<br />

die Städte Rotenburg an der Fulda,<br />

Melsungen und Niedenstein. Bei Melsungen<br />

endete das von den drei feindlichen Fürsten<br />

besetzte Gebiet unmittelbar an der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Feldmark. Nun war Helfrich Zeit gekommen.<br />

Er konnte unbesorgt in das Land<br />

seiner Väter zurückkehren.<br />

Dass Helfrich in die Familiengüter sofort einrückte<br />

und sie vom Erzbischof von Mainz zu<br />

Lehen empfing, berichtet kein Gewährsmann<br />

und kein Schriftstück, das kann man aber als<br />

selbstverständlich annehmen. 1390 belehnte<br />

er einen Melsunger mit einem Stück Landes<br />

bei dem „Kesseler Forthe“, vermutlich einer<br />

Fuldafurt unter dem Kesselberge oder an der<br />

Casseler Landstrasse, zwischen Melsungen<br />

und <strong>Schwarzenberg</strong>. Und nicht lange darauf<br />

besiegelte er einen Schenkungsbrief für das<br />

Melsunger Georgshospital. Sein Siegel zeigt<br />

die beiden nach auswärts gekrümmten Ballhausischen<br />

Widderhörner, ist jedoch mit seiner<br />

Winzigkeit ein Symbol für den Niedergang<br />

des Geschlechtes. Helfrichs Aufenthalt in der<br />

alten Heimat dauerte bloß sieben Jahre.<br />

Nach dem Tode des Erzbischofs Adolf von<br />

Mainz vermochte der gedemütigte Landgraf<br />

Hermann sein Haupt wieder zu erheben. Was<br />

ihm der Krieg geraubt hatte, warfen ihm kluge<br />

Verträge wieder in den Schoß, auch die Herrschaft<br />

über die drei verlorenen Städte. Mehrere<br />

Urkunden mit genauen Einzelbestimmungen<br />

über den Friedensschluss und über<br />

die Fuldalandschaft sind erhalten, vom<br />

Schicksale des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

seines Herrn spricht keine. Die Gegend war ja<br />

von der feindlichen Besetzung frei geblieben.<br />

Helfrich hielt an seinen Ansprüchen zähe fest,<br />

so musste er den Boden seines Vaterlandes<br />

räumen. Die Wohnung auf dem eichsfeldischen<br />

Bischofssteine bot ihm notdürftigen Ersatz.<br />

Der letzte Helfrich war also nicht in so<br />

übeler Lage wie hundert Jahre früher Wiedekind<br />

und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong>, die<br />

Söhne des ersten Helfrich. Bis zum Tode Hermann<br />

des Gelehrten blieb er verschollen. Die<br />

Zeit minderte aber wohl seinen Groll, ebenso<br />

wie seine Anhänglichkeit an die alte Scholle.<br />

Denn mit dem Landgrafen Ludwig I., Hermanns<br />

des Gelehrten Sohne, schloss er einen<br />

Vertrag (am 13. April 1417) und überließ ihm<br />

das Dorf und das Gericht <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

andere Besitztümer, welche daselbst und im<br />

Amte Melsungen lagen. Zugleich erklärte er<br />

frühere Lehenbriefe für kraftlos und versprach<br />

deren Zurückgabe. Erzbischof Konrad von<br />

Mainz entschädigte ihn durch eichsfeldische<br />

Lehen, die ehemals Ludwig von Binsförth,<br />

erzbischöflicher Provisor zu Erfurt, und dessen<br />

Bruder Andreas besessen hatten. Am 4. Oktober<br />

1440 trat Otto von Binsförth in Helfrichs<br />

mainzische Lehen.<br />

Damals war dieser also tot. Mit ihm starb die<br />

Familie von <strong>Schwarzenberg</strong> aus, nachdem sie<br />

länger als anderthalb Jahrhunderte bestanden<br />

hatte. Der Stamm von Ballhausen in Thüringen<br />

war schon früher erloschen.<br />

24


Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> | 02­2<br />

Wer in unseren Tagen auf das friedliche und<br />

freundliche Dörfchen <strong>Schwarzenberg</strong> blickt,<br />

der ahnt nichts von den Gewittern, die sich<br />

vor Zeiten über die ritterlichen Besitzer entladen<br />

haben.<br />

Dieser Aufsatz befand sich in gedruckter Form auf mehreren Seiten, die ursprünglich zu einer<br />

unbekannten Zeitschrift gehörten, bei den Unterlagen von Lehrer Peter Schmidt. Er wurde<br />

wörtlich übernommen.<br />

Der Verfasser Dr. Ludwig Armbrust hat unter anderem auch die „Geschichte der Stadt Melsungen“<br />

geschrieben. Er wurde 1861 in Göttingen geboren und war zwischen 1889 und 1893 Leiter<br />

der Henkelschen Lehranstalt in Melsungen. Er verstarb in 1940 in Bad Berka.<br />

Adolf Seitz<br />

25


02­3 | Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(zusammengefasst von Adolf Seitz u. a. nach den Aufzeichnungen „Das Rittergeschlecht von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> (1262­1440)“ und „Die von Balenhusen“ von Dr. phil. L. Armbrust.)<br />

Aus alten Unterlagen geht nicht hervor, wann<br />

und von wem die Burg zu <strong>Schwarzenberg</strong> erbaut<br />

wurde. Fest steht nur, dass es sie gab.<br />

Ihr Standort war vermutlich das Gebiet der<br />

heutigen Häuser Nickel, Kördel, Ickler und<br />

Wenzel (Riedforststraße Nr. 45, 43, 49 und<br />

51). Bei Umbauten dieser Häuser wurden alte<br />

Mauerreste, teilweise bis zu 1,25 Meter breit,<br />

gefunden. Im Haus Ickler trat ein kreisrund<br />

gemauerter Schacht zutage.<br />

Über die Herrn der Burg ist folgendes bekannt:<br />

Im Jahr 1230 lebt auf einer Burg in der Nähe<br />

von Rotenburg einer der reichsten Ritter des<br />

Hessenlandes mit Namen Helfrich. Er besitzt<br />

in und bei Melsungen Güter und Ländereien.<br />

So auch in <strong>Schwarzenberg</strong>. Eine seiner drei<br />

Töchter mit Namen Lucardis (Luitgard), heiratet<br />

nach 1231 den thüringischen Adligen Eckhard<br />

von Sumeringen, der sich später „von<br />

Ballenhausen“ (Ballenhusen) nennt. Aus dieser<br />

Ehe gehen bis 1255 mehrere Söhne hervor.<br />

Nach dem Tod Helfrichs von Rotenburg,<br />

der zwischen 1255 und vor dem 18. September<br />

1259 liegt, geht ein Teil seines Besitzes<br />

auf seine Tochter Lucardis und ihre Söhne<br />

über. Darunter wahrscheinlich auch die Burg<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Der älteste Sohn von Eckhard und Lucardis,<br />

nach dem Großvater mütterlicherseits Helfrich<br />

genannt, ist die erste Person, die in 1262 namentlich<br />

mit <strong>Schwarzenberg</strong> in Verbindung<br />

gebracht wird. Er siegelt 1262 eine Urkunde,<br />

in der es zwischen ihm und dem Abt von Cappel<br />

um Güter in Konnefeld geht, als Helfrich<br />

von „Swarzenberch“. Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

führt genau das Siegelbild seines Vaters:<br />

Zwei nach außen gebogene Widderhörner, unter<br />

denen sich, wie bei Eckhard, ein Nagel als<br />

persönliches Merkmal befindet. In der Umschrift<br />

des Siegels steht <strong>Schwarzenberg</strong>. Damit<br />

dürfte der Beweis erbracht sein, dass er<br />

auf der Burg in <strong>Schwarzenberg</strong> gelebt hat.<br />

Die erste urkundliche Erwähnung der Burgherren<br />

in 1262 wird auch von dem bedeutenden<br />

thüringischen Historiker Otto Dobenecker<br />

(1859 – 1938) in seinem Regestenwerk<br />

zur thüringischen Geschichte „Regesta diplomatica<br />

necnon epistolaria historiae Thuringiae“<br />

Band 3 Nr. 3023 bestätigt. In alten Hainaer<br />

Urkunden von 1290, 1306, 1308 und<br />

1310 werden die <strong>Schwarzenberg</strong>er Ritter öfter<br />

als Zeugen genannt. Auch unter den Spangenberger<br />

Burgmannen findet sich ein Mitglied<br />

derer von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Helfrich ist damals schon mit Bertha, der<br />

Tochter des Grafen Widekind von Naumburg<br />

verheiratet. Aus dieser Ehe gehen die zwei<br />

Söhne Widekind und Berthold III. hervor.<br />

Helfrich wird im Mai 1265 zum letzten Male<br />

erwähnt. Bertha von Naumburg, die Witwe<br />

Helfrichs heiratet nach seinem Tod den Edelherrn<br />

Giso von Ziegenberg.<br />

Im Sommer 1275, weisen Eckhard II. und<br />

seine Brüder Hugo, Berthold II. und Rudolph<br />

(die Onkel von Widekind und Berthold III.)<br />

dem Nonnenkloster Haydau bei Neumorschen<br />

an der Fulda eine Hufe Land (etwa dreißig<br />

Morgen) zu. Ausstellungsort der Urkunde ist<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>. Im Januar 1286 stimmen Widekind<br />

und Berthold III. dem Verkauf des<br />

Leibeigenen ihrer Mutter Berta, Herwig von<br />

Möllrich, an das Deutsche Haus in Marburg zu.<br />

Nachdem Gerlach von Breuberg (1290 — 97)<br />

Schloss Ballhausen in Thüringen in seine Gewalt<br />

bringt, verlieren Eckhard II., Hugo und<br />

Berthold II. einen großen Teil ihres Besitzes.<br />

Sie halten sich deshalb in der Folgezeit öfter<br />

auf der Burg in <strong>Schwarzenberg</strong> auf, da sie zu<br />

ihren Neffen Widekind und Berthold III. ein<br />

gutes Verhältnis haben.<br />

Die Herren von <strong>Schwarzenberg</strong> haben ein gutes<br />

Verhältnis zu Landgraf Heinrich I., der<br />

auch das Kind von Brabant genannt wird. Das<br />

ändert sich aber bald. Der Landgraf sieht mit<br />

Unwillen, dass einige seiner Burgherren sich<br />

26


Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong> | 02­3<br />

den Plänen zur territorialen Neuordnung seines<br />

Machtbereiches widersetzen und auch zu<br />

Raubrittern geworden sind.<br />

Auch die <strong>Schwarzenberg</strong>er Ritter Widekind<br />

und Berthold III. konnten wahrscheinlich der<br />

Versuchung nicht widerstehen, ihre Einnahmen<br />

durch Überfälle auf Händler und Reisende,<br />

die entweder auf dem Landwege (Alte<br />

Kasseler Landstraße, Sälzerweg) oder auf der<br />

Fulda unterwegs waren, aufzubessern. Deshalb<br />

unternimmt der Landgraf im Jahre 1293<br />

einen Feldzug gegen achtzehn Burgen. Zu den<br />

zerstörten Burgen gehört auch die zu <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Sie muss wohl dem Erdboden gleich<br />

gemacht worden sein.<br />

Wigand Gerstenberg (geboren vermutlich am<br />

1. Mai 1457 in Frankenberg (Eder), wo er<br />

auch am 22. August 1522 verstarb, dessen eigentlicher<br />

Familienname wohl Bodenbender<br />

(oder auch Boddenbenders, Boddenbener)<br />

war, hat dies als Chronist am Übergang zwischen<br />

Spätmittelalter und Reformationszeit in<br />

seiner Chronik des Hessenlandes beschrieben.<br />

(Text siehe „Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong>“)<br />

Nach der Zerstörung der Burg haben Widekind<br />

und Berthold III. kaum noch Kontakt zu den<br />

Brüdern ihres Vaters, von denen Berthold II.<br />

in 1294 als Laienbruder im Kloster Volkenrode<br />

bei Mühlhausen erwähnt wird. Hugo II. ist<br />

nach der Zerstörung von <strong>Schwarzenberg</strong> so<br />

gut wie verschollen, 1301 wird er noch einmal<br />

genannt, aber ohne Angabe des Wohnsitzes<br />

und sonstiger Lebensumstände. Eckhard II.<br />

geht nach Thüringen zurück, wo er noch einige<br />

Güter besitzt.<br />

Der Lebensraum der Brüder Widekind und<br />

Bertold III. von <strong>Schwarzenberg</strong> bleibt weiterhin<br />

Hessen, auch weil Verwandtschaft und Besitz<br />

hier angesiedelt waren. So versuchen sie,<br />

sich mit dem Landgrafen Heinrich I. auszusöhnen,<br />

was aber bedingungslose Unterwerfung<br />

bedeutet.<br />

Am 28. September 1295 führen sie gemeinsam<br />

mit ihrem Stiefvater Giso von Ziegenberg<br />

in Kassel Verhandlungen, an deren Ende sie<br />

dem Landgrafen und dessen Erben alle Lehen<br />

und Eigengüter, die sie im Hessenland besessen<br />

hatten, abtreten müssen.<br />

Der Inhalt der Übergabeurkunde zeigt, dass<br />

es sich um einen nicht unerheblichen Besitz<br />

handelte. Es ging unter anderem um einen<br />

Hof in Waldau, Anteile am dortigen Zehnten,<br />

Renten in Fuldahagen (südlich von Kassel),<br />

Crumbach und Venne (bei Gudensberg). Weiterhin<br />

die Hälfte des Zehnten von Elgershausen,<br />

ein Viertel des Zehnten in Melsungen,<br />

Grundbesitz in Körle und Rotenburg und die<br />

Münze in Melsungen. Neben diesen Besitztümern<br />

müssen sie auch die Hälfte des Grundes<br />

und Bodens, auf dem die Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />

gestanden hatte verzichten. Gesiegelt wird die<br />

Urkunde von der Stadt Kassel und dem Stiefvater<br />

Giso von Zierenberg, weil das Siegel der<br />

Brüder wahrscheinlich in den Trümmern der<br />

Burg verloren gegangen war.<br />

Eine Entschädigung für die Abtretungen wird<br />

den Brüdern nicht gewährt, auch die Hoffnung<br />

auf eine Neubelehnung der verlorenen Güter<br />

erfüllt sich nicht. Als dann im Jahr 1301 Graf<br />

Otto von Bilstein noch seine Aktivlehen zwischen<br />

Werra und dem Hainchen bei Altmorschen,<br />

zu denen auch Besitztümer Widekinds<br />

und Bertolds III. gehören, an Heinrich I. verkauft,<br />

sind beide mittellos. Von da an fehlt jede<br />

Spur von ihnen.<br />

Einer von ihnen muss aber zumindest einen<br />

Sohn gehabt haben, denn am 27. Oktober<br />

1329, taucht ein Knappe Johannes Swarthenberg<br />

als Zeuge für das Kloster Hardehausen<br />

bei Paderborn auf. Seine Ahnherren Helfrich<br />

von Rotenburg und Eckhard I. von<br />

Ballhausen (Sumeringen) hatten mit diesem<br />

Kloster in der Vergangenheit öfters zu tun.<br />

Somit dürfte an der Zugehörigkeit Johannes<br />

zur Familie derer von <strong>Schwarzenberg</strong> kein<br />

Zweifel bestehen.<br />

Johannes I. von <strong>Schwarzenberg</strong> versöhnt sich<br />

mit Landgraf Heinrich II., der ihn nicht länger<br />

für die Vergehen seines Vaters büßen, sondern<br />

ihn in die hessische Heimat zurückkehren<br />

lässt.<br />

Er erhält, da der größte Teil der einstigen Familiengüter<br />

in fremden Besitz übergegangen<br />

ist, einen verhältnismäßig kleinen Besitz als<br />

Lehen. Statt in der wahrscheinlich teilweise<br />

wieder aufgebauten Burg, lebt er mit seiner<br />

Frau Katharina und seinen Kindern Johann II.<br />

und Gisela in einem Wohnhaus mit Hof. Er<br />

verfügt außerdem über eine Wiese und über<br />

27


02­3 | Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zwei kleine Stücke Land. Von der Stadt Melsungen<br />

steht ihm ein Sechzehntel des Zehnten<br />

zu, der bis zur Ablösung (1835) der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Zehnte heißt.<br />

Dieser war einem Melsunger Bürger namens<br />

Korsener (Kürschner) zu Lehen gegeben.<br />

Nach Korseners Tode fällt er an Johann von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zurück. Weiter gehört ihm der<br />

Zehnte zu Wendersdorf (heute Wüstung), einem<br />

armseligen Dorf südwestlich von Röhrenfurth<br />

auf dem Wengesberg gelegen. Dazu<br />

kommt eine Hufe Land auf dem rechten Fuldaufer<br />

zwischen Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

die wegen ihrer lang gestreckten Form<br />

Zungenhufe genannt wurde.<br />

Eine Hufe in Körle und fünf Viertel des jährlichen<br />

Kornzinses in Krumbach am Nordabhange<br />

der Söhre vervollständigen sein Lehen.<br />

Ein fürstliches Leben war mit diesem nicht<br />

möglich. Da der Besitz nur Johanns persönliches<br />

Lehen war, macht er sich Sorgen, was<br />

nach seinem Tod passieren wird.<br />

Auf seine Bitten wird das Lehen mit allem Besitz<br />

am 14.September 1351 vom Landgraf<br />

Heinrich II. auf Johanns Frau Katharina, die<br />

vorhandenen und zukünftigen Kinder und ihre<br />

Erben übertragen. Außerdem werden Haus<br />

und Hof in <strong>Schwarzenberg</strong> von Diensten und<br />

Steuern befreit.<br />

In 1372 lebt Johann nicht mehr, denn am 21.<br />

Oktober 1372 bestätigt sein Sohn Johann II.,<br />

dass er mit der in 1366 durch Landgraf Heinrich<br />

II. und seinen Sohn Otto erfolgten Schenkung<br />

des Kirchlehens von <strong>Schwarzenberg</strong> an<br />

das Martinsstift in Kassel einverstanden ist<br />

und auf seine Rechte an dem Kirchlehen verzichtet.<br />

Nach 1372 wird Johann II. nicht mehr erwähnt.<br />

Er hatte aber entweder noch einen<br />

Bruder oder einen Vetter mit Namen Helfrich,<br />

der erst nach 1351 geboren war. Dieser wird<br />

in 1379 vom Landgrafen Hermann II. dem<br />

Gelehrten, um Teile seiner Einnahmen gebracht,<br />

weil der Landesherr diese dem Ritter<br />

Walther von Hundelshausen zuspricht. Helfrich<br />

betrachtet dies als einen Eingriff in seine<br />

persönlichen Rechte und schließt sich dem<br />

Erzbischof Adolf von Mainz an. Als es zwischen<br />

dem Landgrafen und dem Erzbischof zum<br />

Krieg kommt, kämpft Helfrich für den Kirchenfürst.<br />

Dieser ernennt ihn am 29. Juli 1385 zum<br />

Burgmann auf dem Bischofsstein in der Nähe<br />

von Heiligenstadt (Eichsfeld) und sagt ihm<br />

dort ein Grundstück für den Bau eines Herrenhauses<br />

zu. Helfrich verpflichtet sich, die<br />

eventuell vom hessischen Landgrafen zurückerworbenen<br />

Lehen und 200 Gulden dem<br />

Mainzer Erzstift zu übergeben. Als Gegenleistung<br />

wird er dann Lehnsherr dieser in den<br />

Mainzer Besitz übergegangenen Lehen.<br />

Als im Sommer 1387, die Mainzer, Thüringer<br />

und Braunschweiger die Städte Rotenburg,<br />

Melsungen und Niedenstein erobern, kehrt<br />

Helfrich wahrscheinlich nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zurück. In 1390 erhält ein Melsunger Bürger<br />

von ihm ein zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

Melsungen liegendes Stück Land zum Lehen.<br />

Es lag vermutlich an einer Fuldafurt unter dem<br />

Kesselberg oder an der Kasseler Landstrasse.<br />

Am 5. Januar 1392 siegelt Helfrich einen<br />

Schenkungsbrief für das Melsunger Georgshospital.<br />

Sein Siegel zeigt noch, genau wie die<br />

Siegel seiner Vorfahren die Widderhörner,<br />

wenn auch etwas kleiner.<br />

Nach dem Tod des Erzbischofs Adolf von Mainz<br />

gelangt Landgraf Hermann II. in 1394 wieder<br />

in den Besitz von <strong>Schwarzenberg</strong> und Helfrich<br />

muss den Ort verlassen.<br />

Er geht vermutlich als Burgmann in das Eichsfeld<br />

auf den Bischofsstein zurück. Von dort<br />

versucht er seine Ansprüche auf seinen<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Besitz durchzusetzen, was<br />

ihm aber nicht gelingt.<br />

Am 13. April 1417 schließt er mit dem Landgrafen<br />

Ludwig I., dem Sohn Hermanns II.<br />

einen Vertrag und überlässt ihm Dorf und Gericht<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und andere Besitztümer.<br />

Er erklärt die Lehensbriefe für nichtig und<br />

verspricht deren Rückgabe. Erzbischof Konrad<br />

von Mainz entschädigt Helfrich im Oktober<br />

1420 für den Verlust seines Besitzes durch<br />

Lehen im Eichsfeld, die vorher Ludwig von<br />

Binsförth, der erzbischöflicher Provisor zu Erfurt,<br />

und dessen Bruder Andreas besessen<br />

hatten.<br />

Am 4. Oktober 1440 übernimmt Otto von<br />

Binsförth Helfrichs Lehen im Eichsfeld. Zu diesem<br />

Zeitpunkt ist Helfrich also tot. Mit ihm<br />

stirbt die Familie von <strong>Schwarzenberg</strong> aus,<br />

nachdem sie länger als anderthalb Jahrhunderte<br />

bestanden hatte.<br />

28


Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong> | 02­3<br />

Widekind und Berthold III. waren die letzten<br />

Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong>, die die Burg bis zu<br />

ihrer Zerstörung im Jahr 1293 bewohnten.<br />

Was danach aus der Burg geworden ist, lässt<br />

sich historisch nicht genau belegen. Vermutlich<br />

ist sie nach ihrer Zerstörung durch Landgraf<br />

Heinrich I. zumindest teilweise wieder<br />

aufgebaut worden. Im Jahr 1379 soll ein General<br />

von Wanger die Burg mit 200 Söldnern<br />

besetzt haben. Er soll 1422 im Kampf in einer<br />

Schlucht zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und Röhrenfurth<br />

gestorben sein. Diese zieht sich auf<br />

der rechten Seite der Kreisstraße, am Anfang<br />

des Kriechenbergs, den Wald hinauf und heißt<br />

bis heute noch der „Wangergraben“. (*) Danach<br />

sollen weitere Ritter die Burg besetzt<br />

haben, bis 1473 der österreichischer General<br />

Görtz die Burg eroberte. Während des 30­jährigen<br />

Krieges wurde die Burg endgültig zerstört.<br />

Steine der Burg sind heute noch in der<br />

Kirchgartenmauer zu sehen. Auch beim Bau<br />

des Melsunger Schlosses sollen Steine der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Burg verwendet worden<br />

sein.<br />

(*) Eine andere im Umlauf befindliche Version,<br />

die wahrscheinlich auf die fiktive Geschichte<br />

von Lehrer Schmidt über die Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zurückgeht, bezeichnet eine Vertiefung<br />

unterhalb des Standorts der ehemaligen Burg<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ebenfalls als „Wangergraben“.<br />

29


02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Erste Erwähnung<br />

Es gibt keine Urkunde, aus der die Gründung<br />

des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> hervorgeht. Zu<br />

dieser Erkenntnis kam auch der ehemalige<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Lehrer Peter Schmidt bereits<br />

im Jahr 1939 bei seinen Nachforschungen<br />

bei den verschiedensten Stellen, an denen<br />

sich Geschichtsunterlagen befanden.<br />

Auch von mir angestellte Versuche in dieser<br />

Richtung blieben erfolglos.<br />

Die erste Urkunde, die sich auf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

bezieht, ist die nachstehende Urkunde<br />

des ehemaligen Klosters Spießkappel, die sich<br />

unter der Bezeichnung HStAM Best. Urk. 1886<br />

im Hessischen Staatsarchiv Marburg befindet.<br />

Sie ist datiert auf das Jahr 1262.<br />

Die Urkunde wird vom Hessischen Archiv­,<br />

Dokumentations­ und Informations­System<br />

wie folgt beschrieben und ihr lateinischer Inhalt<br />

in die deutsche Sprache übertragen:<br />

Kurzregest<br />

Vergleich mit Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

über Güter in Konnefeld.<br />

Datierung: 1262<br />

Originaldatierung: Actum in Milsungen anno<br />

domini 1262.<br />

Alte Archivsignaturen: Urk. A II Kl. Cappel a<br />

1262<br />

Vermerke: (Voll) Regest<br />

Es wird bekundet, daß Abt und Konvent von<br />

Cappel (in Cappellis) und Helfrich von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> (Suarzenberg) mit seiner<br />

Ehefrau sich über Güter in Konnefeld (Cunneuelt),<br />

die der verstorbene Graf Bertold von<br />

Ziegenhain (Cigenhayn) zu seinem Seelenheil<br />

Dies ist ein Foto der Originalurkunde, das Ludwig<br />

Kördel vor einigen Jahren im Staatsarchiv aufgenommen<br />

hat. Laut Auskunft des Staatsarchivs Marburg<br />

ist die Urkunde mittlerweile in einem Zustand,<br />

der eine Digitalisierung nicht mehr zulässt.<br />

30


Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />

Cappel verliehen hatte, wie folgt geeinigt haben:<br />

Sollte das Stift von seiten Eckehards von Ballenhausen<br />

(a) und dessen Erben irgendwelche<br />

Hinderung an diesen Gütern (aliquem scrupulum<br />

impedimenti) erleiden, so verpflichtet sich<br />

Helfrich mit seiner Ehefrau (fide data compromisit),<br />

daß, falls der aus diesen Gütern gewonnene<br />

Getreideertrag von seinem Vater<br />

oder anderen Erben beschlagnahmt würde (in<br />

sequestro poneretur), er dafür sorgen werde<br />

(procurare deberet), diesen nach Homberg<br />

oder Melsungen (in opidum Honberg uel Milsungen)<br />

zu überführen. Tue er dies nicht, so<br />

verspricht er, in Homberg Einlager zu halten<br />

(quod si non faceret intraturum Honberg se fide<br />

pollicitus est et non exiturum nisi<br />

promissis omnibus persolutis). Stirbt Helfrich,<br />

so übernimmt seine Frau die gleiche Verpflichtung.<br />

Rückvermerk: (14.Jh.) Super bonis in Cunninfelt.<br />

Zeugen:<br />

die Ritter Werner von Salzberg, Heinrich von<br />

Caßdorf, die Bürger und Knechte (burgenses<br />

et serui) Hermann von Malsfeld (Malzuelt),<br />

Ludwig von Farnroda (Varenrot), Gerhard<br />

Schütze (sagittarius), Heinrich [?] (Hetinrich)<br />

Hoveman.<br />

Siegler: Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Auf diesem Bild der Urkunde habe ich einige Stellen markiert und übertragen:<br />

Markierung: 1 Helfrich de Suarcenbg Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

2 Cunneult Konnefeld<br />

3 Cigenhayn Ziegenhain<br />

4 Eckehardo de Ballenhusen Eckhard von Ballhausen<br />

5 Helfrich Helfrich<br />

6 sua fide data compromisit verpflichtet sich mit seiner Ehefrau<br />

7 milsungen Melsungen<br />

8 heinry Heinrich<br />

9 de Castdorph von Caßdorf<br />

31


02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Auf der aus Pergament bestehenden beschädigten<br />

Urkunde sind auf der Umrandung des<br />

anhängenden und stark zerstörten Siegels<br />

von Helfrich leider nur diese Buchstabenreste<br />

zu erkennen: LFRI SWARZEN<br />

„Durch die Verheiratung mit Liutgard von Rotenburg<br />

gewann Eckhard von Sumeringen<br />

nicht nur die Anwartschaft auf hessische Güter,<br />

sondern seiner Familie wurde auch ein<br />

bestimmter Weg gewiesen, auf dem sie außerhalb<br />

Thüringens wandeln konnte. Sein ältester<br />

Sohn, nach dem Großvater mütterlicherseits<br />

Helfrich genannt, führt (1262)<br />

genau das Siegelbild seines Vaters: zwei nach<br />

außen gebogene Widderhörner, unter denen<br />

sich, wie bei Eckhard ein Nagel als persönliches<br />

Merkmal befindet. Die Umschrift berichtet<br />

jedoch nicht dass Geringste von Sumeringen<br />

oder Ballhausen, sondern nimmt einzig<br />

und allein auf <strong>Schwarzenberg</strong> Bezug. Ebenso<br />

ist in der Urkunde selbst nur von Helfrich<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> die Rede. Dieser war<br />

damals schon verheiratet, und zwar wieder<br />

recht vorsichtig und vornehm, gleichsam in<br />

Erinnerung an den ehemaligen freien Herrenstand,<br />

mit einer Grafentochter aus der Kasseler<br />

Gegend, mit Bertha, Tochter des Grafen<br />

Widekind von Naumburg.“<br />

Da es keine anderen Belege gibt, wurde von<br />

den Historikern das in der Urkunde genannte<br />

Jahr 1262 als Zeitpunkt bestimmt, zu dem<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> öffentlich in die deutsche Geschichte<br />

eingetreten ist.<br />

Auch die Chronik „700 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong>“,<br />

die von Lehrer Gert Rosenstock in den Jahren<br />

1962 und 1963 als Gemeinschaftsarbeit der<br />

Volksschule <strong>Schwarzenberg</strong> erarbeitet und<br />

herausgegeben wurde, und die größtenteils<br />

auf den Unterlagen von Lehrer Peter Schmidt<br />

basiert, bezieht sich auf das Jahr 1262 als Datum<br />

der Ersterwähnung von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Beschädigtes Siegel<br />

des Ritters Helfrich<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Dieses Bild stellte<br />

Kurt Maurer aus<br />

Melsungen zur Verfügung)<br />

Die o.g. Urkunde erwähnt auch der Geschichtsforscher<br />

Dr. Armbrust in seinem Aufsatz<br />

„Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong>“,<br />

der an anderer Stelle dieses Buches<br />

vollständig zu lesen ist. Er schreibt dort:<br />

Weitere Erwähnungen<br />

Die Regesten<br />

Weitere historisch belegte Daten über<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> findet man in den Regesten<br />

zur Geschichte der Landgrafen von Hessen.<br />

Die Bezeichnung wird abgeleitet von dem lateinischen<br />

res gestae = „die getanen Dinge“<br />

und bezeichnet in der Geschichtswissenschaft<br />

die Zusammenfassung des rechtsrelevanten<br />

Inhalts einer mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen<br />

Urkunde. Regesten sind also Verzeichnisse<br />

geschichtlicher Tatsachen. Auf den<br />

Internetseiten der Universität Marburg und<br />

dem Hessisches Landesamt für geschichtliche<br />

Landeskunde findet man Regesten, die<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> betreffen.<br />

Andere historischen Unterlagen<br />

Neben den offiziellen Urkunden, wie den Regesten,<br />

findet man unter anderem noch in einigen<br />

anderen historischen Werken Angaben<br />

über <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

So hat zum Beispiel Dr. L. Armbrust seinem<br />

Aufsatz „Die von Balenhusen“, in dem er auch<br />

auf die <strong>Schwarzenberg</strong>er Linie dieses Rittergeschlechts<br />

eingeht, einen Auszug aus Urkunden<br />

und Chroniken angefügt, die die Vorgeschichte<br />

der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

verdeutlichen. Aus diesem Grund habe ich sie<br />

auch aufgeführt. Manche dieser Texte haben<br />

Regesten als Grundlage, enthalten aber<br />

manchmal noch Einzelheiten, die in diesen<br />

nicht vorkommen.<br />

32


Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />

Auch in Beschreibungen der sich ändernden<br />

politischen Landschaften wird <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von verschiedenen Autoren erwähnt. Da es<br />

sich bei all diesen Unterlagen um zeitgeschichtliche<br />

Dokumente handelt, habe ich sie<br />

nachstehend in zeitlicher Reihenfolge geordnet,<br />

ihre Quellen angegeben und teilweise mit<br />

Hinweisen versehen.<br />

1. November 1255 ­ Erfurt<br />

(Urkunde Nr. 26 „Die von Balenhusen“)<br />

Ekkehardus de Ballenhusen dictus de Summeringen<br />

miles vertauscht mit Erlaubnis seiner<br />

Gattin Lucardis und unter Zustimmung seiner<br />

Söhne dem Abte Andreas und dem Peterskloster<br />

in Erfurt Güter. Eckhard gab die folgenden<br />

hin: in Walschleben (nw. Erfurt) Güter,<br />

die jährlich 3 Vierdunge einbrachten, in<br />

Raßdorf, einer Wüstung bei Witterda (nw. Erfurt),<br />

4 Hufen und in Herbsleben an der Unstrut<br />

(A.­G. Touna) 1 Hufe.<br />

Zeugen: venerabilis dominus Gerardus archiepiscopus<br />

Moguntinus, Fridericus praepositus<br />

Northusensis, dominus Heydenricus abbas<br />

Bursfeldeusis, magister Bertoldus eiusdem archiepiscopi<br />

scriptor, Fridericus de Drivordia<br />

senior, Bertoldus vicedöminus, Heinricus pincerna<br />

dictus de Appolt, Ecckehardus de Wartperg<br />

milites et alii fide digni.<br />

Joh. Fr. Schannat, Vindemiae litterariae, Fulda<br />

u. Leipzig 1723, II, 12 No. 20.<br />

1. August 1256 ­ Heida<br />

Ekehardus de Ballenhusen ac Lucardis nostra<br />

contectalis und beide Söhne übertragen ihr<br />

Eigentum in Leimbach dem Kloster Heida.<br />

Zeugen: Bertholdus de Cruceburg, Ekehardus<br />

de Warberg, Hermannus de Reingotshusen,<br />

Rudegerus Monachus milites et alii fide digni.<br />

Datum Heyde anno domini MCCLVI", Kai. Augusti.<br />

Das Siegel Eckhards v. B. anhängend.<br />

Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster<br />

Heida).<br />

Hinweis: Einer der in den beiden vorstehenden<br />

und der Urkunde Nr. 34 erwähnten Söhne<br />

Eckhards von Ballhausen ist Helfrich, der 1262<br />

als Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong> historisch erwähnt<br />

wird.<br />

1. August 1256<br />

Ballhausen (Kreis Weißensee).<br />

(Urkunde Nr. 29 „Die von Balenhusen“)<br />

Ekehardus de Ballenhusen miles teilt dem<br />

Schultheißen, den Burgmannen und Bürgern<br />

zu Rotenburg an der Fulda mit, daß er seine<br />

Eigengüter in Leimbach, einer Wüstung südlich<br />

von Altmorschen, dem Kloster Heida (bei<br />

Altmorschen) übertragen habe. Seinen Knecht<br />

Friedrich von Burschla (servum etiam meum<br />

Fridericum de Burslo) ordnet er ab, um an<br />

seiner statt vor ihnen (loco raei vobis presentibus)<br />

die Güter dem Kloster zu übertragen.<br />

Datum Ballenhusen anno domini MCCLVI",<br />

Kai. Augusti.<br />

Anhängend das Siegel Eckhards<br />

Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster<br />

Heida).<br />

Hinweis: Bei dem Kloster „Heida“ in den beiden<br />

vorstehenden Urkunden handelt es sich<br />

um Haydau in Morschen. Diese Urkunden sind<br />

auch ein Beweis dafür, dass Eckhard von Ballhausen<br />

nach dem Tod seines Schwiegervaters,<br />

Helfrichs von Rotenburg, großen Besitz in<br />

unserer Gegend inne hatte.<br />

Urkunde über eine Schenkung Eckhardts von Ballhausen<br />

an das Kloster „Heida“<br />

Auch dieses Foto der Originalurkunde aus dem<br />

Staatsarchiv Marburg stammt von Ludwig Kördel.<br />

18. September 1259<br />

(Urkunde Nr. 34 „Die von Balenhusen“)<br />

Ritter Eckhard von Ballenhusen, dessen Frau<br />

Lukkardis und beider Söhne erklären sich mit<br />

33


02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

einer Schenkung Helfrichs von Rotenburg seligen<br />

Angedenkens einverstanden. Dieser, der<br />

Schwiegervater Eckhards v. B., hatte den Cisterciensern<br />

zu Hardehausen (bei Paderborn)<br />

den Zehnten in Mönchehof (bei Cassel) übertragen.<br />

Eckhard leistet den Mönchen, wenn nötig, Gewähr<br />

für den Besitz. Zeugen: dominus Gumpertus<br />

frater et monachus eiusdem monasterii,<br />

dominus lohannes plebanus in<br />

Surthenburg; dominus Albertus de Ebeleyuen,<br />

Ekkehardus de Warthberg, Heinricus dictus<br />

Thobelstein milites ; Theodericus scriptor et<br />

multi alii fide digni.<br />

Westfälisches Urkundenbuch, Bd. IV, Münster<br />

1878—89<br />

Hinweis: Diese Urkunde ist ein Beweis dafür,<br />

dass eine Verbindung der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zu dem Kloster Hardehausen bestand,<br />

das am 27. Oktober 1329 mit dem Auftauchen<br />

des Johannes von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

eine Rolle spielte.<br />

26. Juli 1275 ­ <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(n. Melsungen an der Fulda)<br />

(Urkunde Nr. 42 „Die von Balenhusen“)<br />

Eckehardus miles de Ballennusen verpflichtet<br />

sich mit seinen Brüdern, die Einkünfte von<br />

6 solden., die der Ritter Guntram von Morschen<br />

von ihnen einstmals zu Lehen gehabt,<br />

und die sie jetzt den Nonnen zu Heida überlassen<br />

haben, binnen Jahresfrist aus dem etwaigen<br />

Lehensverhältnisse zu befreien. Augenblicklich<br />

vermögen sie nämlich nicht zu<br />

entscheiden, ob es sich um Eigentum oder Lehen<br />

handelt.<br />

Datum anno domini MCCLXXV apud Svarzenberg,<br />

in crastino beati Jacobi apostoh.<br />

Eckhards Siegel anhängend.<br />

Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster Heida).<br />

Hinweis: Diese Urkunde wurde in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

erstellt. Sie erwähnt <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(wahrscheinlich die Burg) zum ersten Mal als<br />

Ortsbezeichnung.<br />

In der Urkunde von 1262 tauchte „<strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

nur als Beiname von Helfrich auf.<br />

6. Januar 1286<br />

(Urkunde Nr. 49 „Die von Balenhusen“)<br />

Berta de Nouo Castro (= Naumburg s Wolfhagen<br />

in Niederhessen) verkauft auf den Rat ihres<br />

Gemahls, des Herrn Giso Ritters von Ziegenberg,<br />

und mit Zustimmung ihrer Söhne<br />

Widekind und Berthold [von <strong>Schwarzenberg</strong>]<br />

dem Deutschen Hause in Marburg ihren Leibeigenen<br />

Herwig von Möllrich.<br />

Zeugen Conradus de Uslathe miles , Gozwinus<br />

de Osterhusen, Heinricus Vingerhut scultetus<br />

und Bürger von Fritzlar.<br />

Die letzteren und Giso von Ziegenberg sind<br />

Siegler.<br />

Wyss, Hessische Urkunden (Publ. aus Preuß.<br />

Staatsarchiven III. Bd)<br />

6. Januar 1286<br />

(Urkunde Nr. 50 „Die von Balenhusen“)<br />

Ritter Giso von Ziegenberg verbürgt sich für<br />

die Zustimmung seines zweiten Stiefsohnes<br />

Berthold [von <strong>Schwarzenberg</strong>] zu obigem<br />

Verkaufe.<br />

Wyss, Hess. Urk., I, 339.<br />

6. Januar 1286<br />

(Urkunde Nr. 51 „Die von Balenhusen“)<br />

Giso Ritter von Ziegenberg und dessen Stiefsohn<br />

Widekind [von <strong>Schwarzenberg</strong>] verbürgen<br />

sich eidlich dafür, daß Berthold [von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>], ihr Stiefsohn bezw. Bruder,<br />

obigen Verkauf für gültig erklären und bis zum<br />

Sonntage Quasiraodogeniti (April 21.) in eigener<br />

Person zu Fritzlar auf den Leibeigenen H.<br />

V. M. Verzicht leisten wird. Wenn dies am 22.<br />

April nicht geschehen ist, wollen die beiden<br />

Aussteller sich in Fritzlar stellen und dort so<br />

lange bleiben, bis ihr Versprechen erfüllt ist.<br />

Datum anno MCCLXXXVI, in Epiphania domini.<br />

Guden, Codex diplomaticus, IV, 954 No 79.<br />

Kurz erwähnt bei Wyss, Hess. Urk., I, 339.<br />

Herbst 1293<br />

Do man schreib nach gots geburt 1293 jar, du<br />

quam grave Godfrid von Czigenhheyn mit den<br />

Westphelingin zu stride. Unde der von Czi­<br />

34


Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />

genhheyn gewan den strid, unde finck der<br />

West­phelinge bie 200, unde bleb in wenig lude<br />

toid. Dufs geschach im herbeste, bie Geismar<br />

in Hessen. Alsus lefset man zu Heyne.<br />

Bie disfsen getzyten woren in dem lande zu<br />

Hessen vile roupslosfse und mortkulen, die<br />

dan ire lehene nicht umbe den fursten entphaen<br />

wulden, sundern sie woren des lants<br />

fygent; etzliche uffenberliche, etzliche heymelichin.<br />

Die bestreid der lantgrave, unde gewan<br />

sie; etzliche brach er zu grunde nidder, etzlich<br />

besatzste er mit den synen. Unde in sunderhoid<br />

dusfse nachgeschrebin 18 slosfse:<br />

Blancksteyn, die tzwey Hoenfelsche, die tzwey<br />

Gudenberge, den Keseberg uff der Edern,<br />

Aldenburg, Rulkirchen, Rudelfsen, Swartzenberg,<br />

Helffinberg, Wulffefshufsen, Ruckershufsen,<br />

Landesfsburg, Czigenberg, Pederfsheyn,<br />

Ulrichsteyn unde Eysenbach. Unde in<br />

sulcher masfse hat he gar eyne reyne strasfse<br />

gemacht unde gehalten. Unde hat gar erlichin<br />

unde kostlichin furstenstad degelichin gehalten,<br />

zu glichin wole eynfs konnigs hoffe; unde<br />

das was wole bilche, want seyne eltermuter,<br />

sent Elisabeth, was eynfs konnigs tochter. Alsus<br />

schribet Johan Rytesel in siner chroniken.<br />

(Hir sal stehin, wie lantgrave Hinrich gewynnet<br />

18 slosfse; etzliche verbornet er, etzliche<br />

brichet er zu grunde nidder unde etzliche beheldet<br />

er unzubrochen).<br />

(Die Chroniken des Wigand von Gerstenberg<br />

von Frankenberg (1457­1522 Landeschronik<br />

Seiten 230 und 231)<br />

Hinweis: Zum besseren Verständnis habe ich<br />

den Text in unsere heutige Sprache übertragen.<br />

Die Ortsbezeichnungen der Burgen wurden<br />

entsprechenden Fußnoten auf den Seiten<br />

230 und 231 der o.g. Chronik entnommen.<br />

„Im Jahr 1293 kam es zwischen dem Grafen<br />

Gottfried von Ziegenhain und den Westfälischen<br />

zum Streit, den der Graf von Ziegenhain<br />

gewann. Er nahm 200 Westfalen gefangen,<br />

es gab wenig Tote. Dies geschah im<br />

Herbst bei Geismar in Hessen. Dies kann man<br />

in Hainaer Unterlagen nachlesen.<br />

In dieser Zeit gab es in Hessen viele Raubburgen<br />

und Mordnester, die keine Lehen von den<br />

Fürsten empfangen wollten, sondern deren<br />

Feinde waren. Einige öffentlich, einige heimlich.<br />

Diese bekämpfte und besiegte der Landgraf.<br />

Einige Burgen zerstörte er, andere besetzte<br />

er mit seinen Leuten. Im besonderen<br />

handelt es sich um die nachstehend aufgeführten<br />

Burgen: Blankenstein (bei Gladenbach),<br />

Doppelburg Hohenfels (gegenüber Buchenau<br />

(Lahn)), Doppelburg Gudenburg (bei<br />

Zierenberg), Keseberg (bei Ederbringhausen),<br />

Altenburg und Ruhlkirchen (bei Alsfeld), Rodersen<br />

(bei Wolfhagen), <strong>Schwarzenberg</strong> (bei<br />

Melsungen), Helfenberg (bei Wolfhagen),<br />

Wolfershausen (östl. von Gudensberg), Rückershausen<br />

(evtl. bei Alsfeld), Landsberg<br />

(nördl. von Wolfhagen), Ziegenberg (gegenüber<br />

von Hedemünden), Petershain (bei Ulrichstein),Ulrichstein<br />

und Eisenberg (bei Lauterbach).<br />

Mit großem Aufwand hat er Ordnung<br />

geschaffen und gehalten. Und er hat den ehrlichen<br />

und guten Fürstenstand zum Wohle des<br />

Königshofes erhalten. Dies war wohl nicht<br />

mehr als recht und billig, weil seine Großmutter<br />

(mütterlicherseits) Elisabeth von Thüringen,<br />

eine Königstochter war. So schreibt Johann<br />

Riedesel in seiner Chronik.<br />

(Hier steht, wie Landgraf Heinrich 18 Burgen<br />

gewann; einige verbrannte er, einige zerstörte<br />

er bis auf die Grundmauern und einige behielt<br />

er unzerstört.)<br />

28. Sept. 1295 ­ Kassel<br />

Die Brüder Widekind und Berthold v. <strong>Schwarzenberg</strong><br />

verkaufen dem Landgrafen Heinrich<br />

vielerlei Güter und Gefälle.<br />

In Nomine Domini Amen. Nos Widekindus et<br />

Bertholdus fratres de Swarzenberg ad noticiam<br />

tam presencium quam futurum cupimus<br />

pervenire, quod inclito principi, domino nostro<br />

Lantgravio, Heinrico, terre Hasfie domino, et<br />

domine Mechtildi, collaterali fue atq. Ipforum<br />

veris heredibus, curiam fitam in Waldahe,<br />

(Waldau) cum nostra parte decime ibidem et<br />

omnes redditus deuariorum nostrorum in<br />

Volchane et octo maldra annone lingulis annis<br />

in Crumbach, mediam partem allodii Curle,<br />

mediam partem aree castri Swarcenberg,<br />

quartam partem decime in Milsungen, omnem<br />

monetam ibidem. Item mediam partem allodii<br />

in Rotenberg, cum allodio fito juxta castrum<br />

Rotenberg, que Thammo miles et Vollecop<br />

habent in feudo a Domino nostro Lantgravio<br />

35


02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

prefato, vendidimus, resignavimus atq. damus<br />

presentibus, tali jure, quo posfidebamus,<br />

perpetuo posfidenda. Et ne de nostra venditione<br />

aliquorum vacillet opinion presentem literam<br />

nostram conscriptam, quia proprio figillo<br />

caruimus figillo civitatis in Casle et domine<br />

Gizonis de Cigenberg dedimus communitam.<br />

Testes hujus funt Ludevvicus, miles, dictus<br />

Kalp, Thammo de Alenhusen, Johannes Rithesel,<br />

milites, Wernherus de Gesmaria, Heinricus<br />

Conradi et Conradus de Gudensberg, scabini<br />

in Casle et alii quam plures fide digni.<br />

Datum in Caslo anno Domini MCCXC quinto,<br />

quarto Kal. Octobris.<br />

(Helfrich Bernhardt Wencks Hessische Landesgeschichte<br />

Band 3 von 1803Urkundenbuch<br />

Seite 163 und 164)<br />

Hinweis: Die nachfolgende Übertragung des<br />

obigen Textes in die deutsche Sprache entspricht<br />

dem Wortlaut des nachstehenden Regests<br />

Nr. 375<br />

Regest Nr. 375<br />

Betreff: Verkauf von Gütern durch die Brüder<br />

Wittekind und Bertold von <strong>Schwarzenberg</strong> an<br />

Landgraf Heinrich.<br />

Die Brüder Wittekind und Bertold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Swarcenberg) (verkaufen) ihrem<br />

Herrn, Landgraf Heinrich, seiner Gemahlin<br />

Mechthild und ihren Erben folgende Güter:<br />

einen Hof in Waldau (Waldahe) mit ihrem Anteil<br />

(an dem dortigen Zehnten), alle ihre Zinsen<br />

in Fuldhain (Volchanc) und acht Malter<br />

Kornrente in Krumbach (Crumbach), den halben<br />

(Zehnten in) Elgershausen (Elgershusen),<br />

einen (Malter Weizen) in Venne, die Hälfte des<br />

Allods in Körle (Curle), die Hälfte des Bodens<br />

(area) der Burg <strong>Schwarzenberg</strong>, ein Viertel<br />

des Zehnten in Melsungen (Milsungen), die<br />

dortige ganze Münze, die Hälfte des Allods in<br />

Rotenburg (Rotenberg) mit dem Allod [bei der<br />

Burg Rotenburg (Rotenberg), die der Ritter<br />

Thammo und Füllekopf (Vollekop) vom Landgrafen<br />

zu Lehen haben.<br />

Siegler: (da die Brüder kein Siegel haben): 1.<br />

die Stadt Kassel (Casle), 2. Giso von Ziegenberg<br />

(Cigenberg).<br />

Zeugen: (die Ritter Ludwig genannt) Kalb<br />

(Kalp), Thammo von (Ellnhausen (Alenhusen),<br />

Johann Riedesel (Rithesel); die Kasseler<br />

Schöffen Werner von Geismar (Gesmaria),<br />

Heinrich Conradi und Konrad von Gudensberg<br />

u. a.).<br />

Datum: d. in Casle 1295 quarto Kalendas Octobris.<br />

Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg Generalrepertorium<br />

Waldau (1290). Pergament, sehr<br />

zerfetzt. Siegel ab.<br />

Hinweis: Interessant ist, dass die Brüder kein<br />

Siegel mehr besitzen. Vermutlich wurde es bei<br />

der Zerstörung der Burg in 1293 vernichtet.<br />

14. Mai 1301 (Regest Nr. 431)<br />

Betreff: Verkauf von Lehngütern durch Graf<br />

Otto von Bilstein durch den die Ritter von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ihre Lehen verlieren.<br />

Graf Otto von Bilstein (Bilstene) verkauft mit<br />

Einwilligung seiner Gattin Katherina dem<br />

Landgrafen Heinrich I, dessen Gemahlin<br />

Mechthild und ihren Söhnen seine Lehngüter<br />

in (Nieder­Hessen) (Hassia) von dem Flusse<br />

Werra (Gewerra) an bis zu dem Walde Hecheno.<br />

Die Namen der Lehnträger und der Lehngüter<br />

sind folgende: die Brüder Eckhard, Ritter<br />

Bertold, Wittekind und Hugo von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> (Svarzenberg) haben Güter in<br />

Waldau (Walda), Volthagen und Crumbach,<br />

den halben Zehnten in Ober­Melsungen (Milsungen<br />

superior) und andre Lehngüter. Goswin,<br />

Bürger in Melsungen, hat die andre Hälfte<br />

des genannten Zehnten. Der Ritter Tammo<br />

hat einen Zehnten in Homberg (Hoenberg),<br />

außerdem ohne die Einwilligung (sine voluntate)<br />

Graf Ottos Güter in Vorschutz (Vorschuz)<br />

und zwei Mühlen, die der Ritter Eckhard von<br />

Helfenberg von dem Grafen Otto zu Lehen<br />

hatte. Der Ritter Hermann und sein Bruder<br />

Dietrich ante Valvam haben den halben Zehnten<br />

vor Kassel (Casele) und andre Güter. Degenhard<br />

von Frommershausen (Fromershusen)<br />

hat die andre Hälfte dieses Zehnten.<br />

Hermann von Felsberg (Velsberg). Eckhard<br />

von (Wald­)Kappel (Cappele) hat die Vogtei in<br />

Harmuthsachsen (Ermensassen). Reinfried<br />

von Reichenbach (Richenbach). Ludwig, Ritter,<br />

und Gerlach von (Wald­)Kappel haben<br />

Güter in (Wald­)Kappel. Die Brüder Hermann,<br />

Ritter, und Konrad von Boyneburg (Bomeneborg).<br />

Der Ritter Heinrich von Honstein<br />

36


Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />

(Honstene). Bodo von Boyneburg. Keudell<br />

(Koydelo) von Wichmannshausen (Wichmanneshusen)<br />

hat sechs Hufen in Orpherode (Arnolverode).<br />

Der Ritter Keudell (Keydelo) hat<br />

Güter in Schwebda (Svevede). Johann von<br />

Leichberg (Lichberge) hat Güter in Bornershausen<br />

(Bornershusen). Sein Vetter (patruelis)<br />

Johann und dessen Bruder Eilmar haben<br />

Güter vor der Stadt Eschwege (Esscenewege).<br />

Hermann Dedonis hat Güter in Niddawitzhausen<br />

(Nedewedeshusen). Erkenbert und seine<br />

Brüder von Aue (Owa) haben Güter bei der<br />

Stadt Eschwege. Bertold und Heinrich genannt<br />

Eselskopf (Eselescop). Hartrad von<br />

Hundelshausen (Hunoldeshusen) und seine<br />

Brüder. Heinrich Haupt (Caput). Die Brüder<br />

Konrad und Brunward. Heinrich von Vierbach<br />

(Virbach). Albert von (Nieder­)Hone (Honde).<br />

Siegfried Jude (Judeus). Ludwig Scherf (Obulus)<br />

und sein Schwager (sororius) H. von Tottleben<br />

(Tuteleven) sowie Heinrich von Meensen<br />

(Mence). Die Brüder Bertold, Ritter, und<br />

Ulrich von Harstall (Harstal) haben Güter in<br />

Grebendorf. Die Brüder Simon und Hermann<br />

von Netra (Netere). Die Brüder Siegfried,<br />

Walther und H(einrich) von Hundelshausen.<br />

Die Söhne des Heinrich genannt Eselskopf.<br />

Hugo von der Mark (de Marchia). Dietrich von<br />

Rengelrode (Regelderode). Walther von Mihla<br />

(Mela). Dietrich Widegonis. Konrad von Frankershausen<br />

(Franwordeshusen). Louge hat<br />

Güter in Weidenhausen (Widenhusen) und in<br />

Borne (Bornem). Eckhard von Wolfterode<br />

(Waldolferode) und seine Brüder. Johann von<br />

Albungen (Albugen). Konrad von Honigen<br />

(Honungede). Albert von Wickersrode<br />

(Wichardesa) und seine Brüder. Heinrich genannt<br />

Zöllner (Teolonarius). Konrad genannt<br />

Gewelere. Konrad von Gensungen. Die Brüder<br />

Heinrich und Konrad genannt Rathart. H.<br />

Stango und seine Söhne haben Güter in Grebendorf,<br />

eine Mühle in Schwebda und andre<br />

Güter. Albert Heroldi. Gottschalk von Reystrode.<br />

(Reidesrode). Eberhard vom Steinhaus<br />

(de domo lapidea) und sein Bruder Hermund.<br />

Hermann von Nazza (Natza) und seine Brüder.<br />

Ditmar Roste. Ludwig von Schlutwinsdorf<br />

(Slutwinsdorf) hat das Gericht in (Wald­)Kappel.<br />

Die Söhne des Ritters Bruno von Weberstedt<br />

(Weverstede) haben Güter in Oberhone<br />

(Oberenhonde). Heinrich von Nazza (Netce)<br />

hat Güter bei Schwebda. Die Brüder genannt<br />

Valewen vom Stein (de Lapide) haben Güter<br />

bei Eschwege. Der Ritter Helfrich genannt von<br />

Creuzburg (Cruceburg). Sibodo von Weidenhausen.<br />

Heidenreich genannt von Schlotheim<br />

(Slaten). Dietrich genannt von Weidenhausen.<br />

Zeugen: die Ritter Hermann von Brandenfels<br />

(Brandefils), Friedrich und Hermann von<br />

Spangenberg (Spagenberg), Hermann genannt<br />

von Boyneburg; Bodo von Boyneburg;<br />

die Städte Eschwege und Allendorf (Aldendorf).<br />

Siegler: Graf Otto von Bilstein und die Zeugen.<br />

Datum: d. 1301 pridie Idus Maii.<br />

Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg Generalrepertorium<br />

von Bilstein. Pergament. Die<br />

sechs Siegel sind ab.<br />

Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 1, Nr<br />

32, Bl. 19.<br />

Hinweis: In dieser Urkunde befinden sich<br />

zwei Fehler:<br />

1. Die Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> besaßen<br />

nicht den Halben Zehnten von Obermelsungen,<br />

sondern den von Melsungen.<br />

2. Widekind und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

werden als Brüder von Eckhard und Hugo<br />

von Ballenhausen bezeichnet. Sie sind<br />

aber deren Neffen.<br />

Diese Fehler hat auch der Chronist Wenck in<br />

der nachfolgenden Urkunde übernommen<br />

14. Mai 1301<br />

(Urkunde Nr. 61 „Die von Balenhusen“)<br />

Graf Otto von Bilstein bekennt, dass er (cum<br />

consensu domine nostre Katerine) dem Landgrafen<br />

Heinrich (I.), Herrn des Hessenlandes,<br />

dessen Gattin Mechthild und den Söhnen beider<br />

seine Aktivlehen zwischen der Werra und<br />

dem Hainchen bei Altmorschen (usque ad silvam,<br />

que Hecheno appellatur) verkauft hat.<br />

Unter anderen haben Lehen vom Grafen Otto<br />

von Bilstein, Ritter Eckhard, Berthold, Widekind<br />

und Hugo Brüder von Swarzenberg, Güter<br />

in Waldau, Volthagen und Crumbach, den<br />

halben Zehnten in Obermelsungen und andere<br />

Güter.<br />

Wenck, Hessiche Landesgeschichte, Urk. zum<br />

II Bd. S. 248<br />

37


02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Währung zu rechnen, als Mannlehen erhalten<br />

zu haben. Die Summe soll der jedesmalige<br />

Amtmann oder Schultheiß zu Melsungen dem<br />

Ritter am Walpurgistage auszahlen und zwar<br />

aus den Einkünften des Gerichtes und Gutes<br />

und den Gefällen zu <strong>Schwarzenberg</strong>, und erst<br />

wenn diese nicht reichen, aus den Gefällen<br />

des Gerichtes Melsungen. Der Zins ist ablösbar<br />

für 100 Mark, die dann aber wieder in<br />

Lehngut angelegt werden müssen.<br />

An fritage nest nach sente Johanistage, als<br />

yme sin houbit abe geslagen wart, anno domini<br />

millesimo COC septuagesimo nono.<br />

Original im Staatsarchiv Marburg<br />

29. Juli 1385 ­ Fritzlar<br />

(Urkunde Nr. 103 „Die von Balenhusen“)<br />

Erzbischof Adolf I. von Mainz nimmt Helfrich<br />

Swartzenberg und dessen Lehenserben für die<br />

Dienste, die er (Helfrich) dem Mainzer Erzstifte<br />

geleistet hat und noch leisten wird, zu Mannen<br />

und Burgmannen auf dem Bischofssteine<br />

(bei Groß­Bartloff, s. Heiligenstadt) an. Dort<br />

sollen sie eine „Hobestat" (Herrenwohnung)<br />

bauen zu ihrem Burglehen. Sowie der Landgraf<br />

von Hessen Helfrich an Lehen oder Eigengütern<br />

Unrecht thut, und Helfrich oder seine<br />

Erben erlangen die Güter zurück, so sollen sie<br />

dieselben nebst 200 Gulden dem Stifte zu Lehen<br />

auftragen und für immer als Mainzisches<br />

Lehen behalten.<br />

Datum Fritzlare sabbato Eost diem sancti Jacobi<br />

apostoli, anno domini milesimo trecentesimo<br />

XXX quinto.<br />

Mainzer Ingrossaturbuch Adolf L, Lib. II, No.<br />

10 S. 353. Kreisarchiv Würzburg.<br />

29. Juli 1385<br />

(Urkunde Nr. 104 „Die von Balenhusen“)<br />

Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong> stellt dem Erzbischof<br />

Adolf I. von Mainz einen Revers desselben<br />

Inhaltes aus.<br />

Liber registri Utterarum ecclesiae Moguntinae<br />

No. 6 S. 172 r. Kreisarchiv Würzburg<br />

5. Januar 1392<br />

(Urkunde Nr. 105 „Die von Balenhusen“)<br />

Konrad Langirman und Kunne, dessen Frau,<br />

schenken dem Georgs­Hospital zu Melsungen<br />

(an der Fulda) zwei Stücke Landes.<br />

Siegler: Junker Helfrich [von <strong>Schwarzenberg</strong>].<br />

Gegeben nach Christi geburt dryczenhundirt in<br />

denie zwey und nuynczigstem jare an deme<br />

tzwelften obinde.<br />

Original im Staatsarchiv Marburg (Stadt Melsungen).<br />

Hinweis: Dieser Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

besitzt wieder ein eigenes Siegel<br />

2. Juni 1414<br />

(Regesten Nr. 2588 und 2589)<br />

Betreff: Vergabe von Lehen<br />

Landgraf Ludwig [I.] gibt dem Melsunger Bürger<br />

Kurt Malsfeld als Mannlehen einen Acker<br />

im Tiergarten zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

Melsungen.<br />

Siegel des Ausstellers.<br />

D. a. d. 1414.<br />

Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 4, Nr.<br />

36, Bl. 10.<br />

Landgraf Ludwig [I.] gibt dem Melsunger Bürger<br />

Peter Nusel als Mannlehen einen Acker im<br />

Tiergarten zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und Melsungen.<br />

Siegel des Ausstellers.<br />

D. a. d. 1414 sabbato post festum Penthecostes.<br />

Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 4, Nr.<br />

37, Bl. 10­10v.<br />

13. April 1417<br />

(Urkunde Nr. 106 „Die von Balenhusen“)<br />

Helfrich Swarcenberg überläßt dem Landgrafen<br />

Ludwig I. von Hessen Gericht und Dorf<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und andere Güter, die daselbst<br />

und im Gerichte Melsungen liegen, und<br />

verspricht die Rückgabe der (Lehen­) Briefe,<br />

die keine Gültigkeit mehr haben sollen.<br />

Siegler: der Aussteller. Siegel fehlt.<br />

…… feria tertia post festum Paschae.<br />

Original (kaum noch lesbar) im Staatsarchiv<br />

Marburg.<br />

40


02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Kehrenbach, ein fast gleiches Dorf, an dem<br />

Flüsschen dieses Namens, welches oberhalb<br />

entspringet, darauf mit der von Günzerode<br />

kommenden Oehe sich vereinigt, über Kirchhof<br />

gehet und bey Melsungen in die Fulde fället,<br />

1 starke Stunde von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

anderthalbe von Melsungen.<br />

1926 ­ Reimers Historisches Ortslexikon<br />

für Kurhessen S.434<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>. Das Dorf und Gericht war<br />

hess. Lehen derer von <strong>Schwarzenberg</strong>, aber<br />

Helfried von <strong>Schwarzenberg</strong> verzichtet darauf<br />

1417 Hessen gegenüber Dorf und Gericht des<br />

Amts Melsungen.<br />

1813 ­ Statistisches Repertorium über<br />

das Königreich Westphalen von Dr. Georg<br />

Hassel<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Department Fulda,<br />

Distrikt Cassel, Kanton Körle, die Mehrheit<br />

der Bevölkerung ist reformiert; Qualität:<br />

Kirchdorf, 33 Häuser, 239 Einwohner.<br />

1842 ­ Beschreibung des Kurfürstenthums<br />

Hessens von G. Landau S. 244 u.<br />

266<br />

Das Justizamt Melsungen hat 1 Stadt, 22 Dörfer,<br />

6 Höfe, von denen Adelshausen, Albshausen,<br />

Dagobertshausen, Ellershausen, Empfershausen,<br />

Grebenau, Kehrenbach, Kirchhof,<br />

Körle, Lobenhausen, Malsfeld, Obermelsungen,<br />

Ostheim, Röhrenfurth, <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Wagenfurth und Wollrode das altlandgräfliche<br />

Amt Melsungen bildeten.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, Kirchdorf, am rechten Fuldaufer,<br />

wo der Heubach einfließt, mit 39 Häusern<br />

und 347 Einwohnern. Oben am Ende des<br />

Dorfes, da wo jetzt die Schule steht, erhob<br />

sich im 13ten Jahrhundert die Stammburg des<br />

Geschlechts der v. <strong>Schwarzenberg</strong>, welche<br />

durch Landgraf Heinrich I. zerstört wurde.<br />

Doch behielt die Familie hier ihren Sitz, bis sie<br />

im 14ten Jahrhundert erlosch.<br />

1941 ­ Die hessischen Ämter Melsungen,<br />

Spangenberg, Lichtenau und Felsberg<br />

von Walter Krummel S. 58<br />

In <strong>Schwarzenberg</strong> hatte gegen Ende des 13.<br />

Jahrhunderts das gleichnamige Adelsgeschlecht,<br />

ein Zweig der thüringischen Familie<br />

Ballhausen eine Burg.<br />

1262 konnten die <strong>Schwarzenberg</strong>er zum ersten<br />

Mal belegt werden. In Hainaer Urkunden<br />

werden sie öfters als Zeugen erwähnt.<br />

Unser Dorfname<br />

1907 ­ Hessische Landeskunde 2 von Carl<br />

Hessler S. 415<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> hat 302 Einwohner, welche<br />

Landwirtschaft treiben. Eine Wasserleitung<br />

sorgt für gutes Wasser. Die Flur ist in den<br />

letzten Jahren zusammengelegt worden. Viele<br />

Bewohner finden in den Fabriken von Melsungen<br />

ihr Beschäftigung. Das Dorf war ehemals<br />

ein Stammsitz der Herrn von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Durch Landgraf Heinrich I. wurde der Burgsitz<br />

zerstört, im 14. Jahrhundert erlosch die Familie.<br />

Ortstafel <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die Herkunft des Namens <strong>Schwarzenberg</strong> ist<br />

geschichtlich nicht belegt.<br />

In dem „Historisch­geographischen Wörterbuch<br />

des deutschen Mittelalters“ von Dr. Hermann<br />

Oesterley, herausgegeben in 1883, befinden<br />

sich auf Seite 620 sechs Einträge<br />

„<strong>Schwarzenberg</strong>“, davon vier für Orte und<br />

Burgen in Deutschland. Unser Dorf ist nicht<br />

darunter.<br />

42


Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />

Die aufgeführten alten Schreibweisen für drei<br />

der deutschen Orte lauten:<br />

1085 Swarcinberg<br />

1261 Swarzinberg –<br />

Swarcenberch mit der Anmerkung<br />

„Niger Mons“<br />

1300 Swartenberg<br />

Einen Hinweis auf die Entstehung des Namens<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> könnte die lateinische Bezeichnung<br />

„Niger Mons“ sein. Niger bedeutet<br />

schwarz, dunkel, unheilvoll. Mons bedeutet<br />

Berg, zusammen also „Schwarzer Berg“.<br />

Wenn man sich die Lage unseres Dorfes anschaut,<br />

stellt man fest, dass der Ort vor den<br />

dunklen Wäldern des Riedforstes liegt. Vielleicht<br />

war dies der Grund, dass unsere Vorfahren<br />

ihre Siedlung <strong>Schwarzenberg</strong> nannten.<br />

Die Schreibweise unseres Ortsnamens hat<br />

sich im Lauf der Zeiten mehrmals geändert.<br />

In der Urkunde von 1262, in der <strong>Schwarzenberg</strong><br />

in dem Vergleich mit Helfrich von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und dem Abt von Cappel über<br />

Güter in Konnefeld erstmals historisch erwähnt<br />

wird, finden sich zwei verschiedene<br />

Schreibweisen des Ortsnamens. Während im<br />

Text „Suarzenberg“ steht, beginnt die leider<br />

nicht vollständige Ortsbezeichnung im Siegel<br />

von Helfrich mit „Swarzen….". Der Rest ist<br />

leider nicht mehr vorhanden, könnte aber<br />

nach der in 1261 üblichen Schreibweise (s.o.)<br />

„Swarzenberch“ gelautet haben.<br />

Über Jahrhunderte hinweg tauchen immer<br />

wieder andere Schreibweisen für den Namen<br />

unseres Dorfes auf, bis es dann ab 1788 endgültig<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> heißt. Hier einige der<br />

verschiedenen Darstellungen:<br />

1262 Suarcenberg ­ Swarzenberch<br />

(Hess. Staatsarchiv Marburg Best.<br />

Urk. 18 86; erste urkundliche Erwähnung<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>s)<br />

1269 Suarcenberg<br />

(Reimers Historisches Ortslexikon für<br />

Kurhessen 1926 S 434)<br />

Svarcenberg<br />

(Urkunde Kartause Gensungen)<br />

1275 Svarcenberg<br />

(Beschreibung des Hessengaus von<br />

Dr. G. Landau 1857 S 99)<br />

1293 Swartzenberg<br />

(Die Chroniken des Wigand Gerstenberg<br />

von Frankenberg S 230)<br />

1295 Swarcenberg<br />

(Urkundenbuch S 163/164 Hessische<br />

Landesgeschichte Helfrich Bernhard<br />

Wenck 1803)<br />

1301 Svarcenberg<br />

(Regest Nr. 431 Staatsarchiv Marburg)<br />

1372 Swartzinberg<br />

(Regest Nr. 11693 Stiftsarchiv Martinsstift<br />

Kassel)<br />

1575 Schwartzenbergk (Salbuch 1575)<br />

1744 Schwartzenberg<br />

(Lager­, Stück­ und Steuerbuch<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> 1744)<br />

1778 <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Erdbeschreibung der Hessischen<br />

Lande von Regnerus Engelhardt –<br />

S 165)<br />

1842 <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Beschreibung des Kurfürstentums<br />

Hessen von G. Landau 1842)<br />

1907 <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Carl Hessler Hessische Landeskunde<br />

2 1907 S 415)<br />

Soweit die offiziellen Nennungen unseres<br />

Ortsnamens. Seit den 1980­iger Jahren gibt<br />

es besonders bei den jüngeren Bewohnern<br />

unseres Dorfes eine neue Variante. Sie lautet<br />

„Black Hill“, was ja auch nichts anderes wie<br />

„Schwarzer Berg“ heißt. Mit der Farbe<br />

schwarz hat auch der Spitzname des Dorfes<br />

zu tun, den ich bei Lehrer Schmidt gefunden<br />

habe. Er lautet ganz einfach: „Negerdörfchen.“<br />

Zum Schluss möchte ich an dieser Stelle noch<br />

festhalten, was die Obrigkeit von den Bewohnern<br />

ihres Landes hielt. Der königliche Regierungsrat<br />

Höck schreibt in 1822 über die Bewohner<br />

der Provinz Niederhessen, zu der ja<br />

auch <strong>Schwarzenberg</strong> gehörte, folgendes:<br />

„Die Einwohner der Provinzen Ober­ und Niederhessen<br />

und Fulda sind von robustem Körperbau,<br />

weder groß noch schön; rauh und<br />

hart von Lebensart, ihrem Regenten treu, und<br />

überhaupt moralisch, nur herrscht noch hie<br />

und da viel Aberglauben.“<br />

Ob das auch für die Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zutraf, kann ich heute nicht mehr beurteilen.<br />

43


02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte<br />

bis 1960<br />

von Adolf Seitz<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> im Jahr 2011<br />

Die Gegenwart<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> liegt in Nordhessen, einer Region<br />

des Bundeslandes Hessen, in der sich das<br />

Siedlungsgebiet der germanischen Chatten<br />

befand. Von ihnen erhielt das Land im Lauf<br />

der Geschichte seinen heutigen Namen. Nordhessen<br />

setzt sich hauptsächlich aus den historischen<br />

Gebieten Niederhessen, Fürstentum<br />

Waldeck und Teilen von Oberhessen zusammen;<br />

eine andere historische Beschreibung<br />

bezeichnet Nordhessen als das vormalige<br />

Kerngebiet der Landgrafschaft Hessen­Kassel<br />

und des Fürstentums Waldeck. Nach 1866<br />

ging das Kurfürstentum Hessen­Kassel in der<br />

preußischen Provinz Hessen­Nassau auf.<br />

Der Ort <strong>Schwarzenberg</strong>, seit der Gebietsreform<br />

von 1974 ein Stadtteil von Melsungen,<br />

mit heute fast 600 Einwohnern, war ursprünglich<br />

ein kleines Dorf. Es liegt nördlich der<br />

Kernstadt im schönen Fuldatal, rechts der<br />

Fulda, auf einer Meereshöhe von 180 Metern.<br />

Im Osten erhebt sich der Riedforst, ein Höhenzug<br />

zwischen Söhre und Stölzinger Gebirge,<br />

im Westen endet das Tal auf der linken<br />

Fuldaseite am Quiller. Durch den Ort verläuft<br />

die Kreisstraße von Melsungen nach Röhrenfurth.<br />

Die Bahnlinie Kassel – Bebra führt unmittelbar<br />

am Dorf vorbei, die Fulda fließt in<br />

ca. 200 Meter Entfernung auf die Weser und<br />

die Nordsee zu. Auf der linken Seite der Fulda<br />

bewegt sich der motorisierte Verkehr auf der<br />

Bundesstraße 83 in Richtung Kassel. Seit<br />

1991 rauschen die schnellen ICE­Züge im Osten<br />

auf der Schnellbahnstrecke Kassel – Fulda<br />

an <strong>Schwarzenberg</strong> vorbei.<br />

ICE im Höhbach zwischen Hainbuchtunnel und Kaiserautunnel<br />

44


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

In alter Zeit<br />

3000 v. Chr. bis 800 n Chr.<br />

Man vermutet, dass der Raum um Melsungen<br />

seit der Jungsteinzeit besiedelt ist. In dieser<br />

Zeit vollzieht sich etwa um 3000 v. Chr. der<br />

Wandel des Menschen vom Jäger und Sammler<br />

zum sesshaften Menschen, der in der Lage<br />

ist, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Der<br />

Mensch wird Ackerbauer. Er lebt in Häusern,<br />

kann Steine zu Werkzeugen schleifen und<br />

formt Töpfe und Geschirr aus Ton. Dies wird<br />

durch archäologische Funde in unserer Gegend,<br />

die etwa aus der Zeit um 1000 v. Chr.<br />

stammen, bestätigt. Lehrer Peter Schmidt erwähnt<br />

in seinen Unterlagen den Fund von<br />

Aschenurnen auf dem Hilgensand jenseits der<br />

Breitenländer. Außerdem schreibt er, dass<br />

beim Umbruch einer Wiese von Justus Hofmann<br />

in der Nähe des ehemaligen Bahnübergangs<br />

in Richtung Melsungen, vier Töpfe ausgeackert<br />

wurden. Sie wurden aber achtlos zur<br />

Seite geworfen und konnten nicht historisch<br />

bewertet werden.<br />

Im ersten nachchristlichen Jahrhundert finden<br />

die Auseinandersetzungen zwischen dem<br />

Stamm der Chatten, der sich zwischen 450 v.<br />

Chr. und Christi Geburt gebildet hat, und den<br />

Römern statt.<br />

Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Chatten<br />

ist der niederhessische Raum. Aber nachdem<br />

der römische Feldherr Germanicus 15 n.<br />

Chr. in das chattische Gebiet um Maden und<br />

Metze (bei Gudensberg) eindringt, fliehen viele<br />

Menschen über die Eder und gelangen so<br />

wahrscheinlich auch in unser Fuldatal. Trotz<br />

der Völkerwanderung bleibt ein Teil der Chatten<br />

in unserem Gebiet und wird im 6. und 7.<br />

Jahrhundert in den fränkischen Machtbereich<br />

integriert.<br />

Wir wissen nicht, wann sich die ersten Menschen<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> angesiedelt haben.<br />

Nach Meinung eines Historikers Arnold gehört<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, „eine Talsiedlung des Fuldatales“,<br />

zur zweiten Siedlungsperiode, die um<br />

800 gewesen sein soll. Damit hätte der Ort<br />

lange vor seiner urkundlichen Erwähnung bestanden.<br />

Das Gebiet war meist Waldgebiet,<br />

war aber trotzdem besiedelt (vorgeschichtliche<br />

Siedlungs­karte Niederhessens von Dr. H.<br />

Michel).<br />

Die damaligen Einwohner haben wahrscheinlich<br />

unter schwierigsten Verhältnissen viele<br />

Rodungs­, Siedlungs­ und Kulturarbeiten vollbracht.<br />

Mit der Ausbreitung des Christentums im 8.<br />

Jahrhundert, in 723 fällt Bonifatius bei Geismar<br />

die Donareiche, um den Menschen zu beweisen,<br />

dass ihre germanischen Götter keine<br />

Macht über sie haben, gewinnt auch die Kirche<br />

Einfluss im hiesigen Raum. Das Bistum Mainz<br />

herrscht über die hier gegründeten Diözesen,<br />

Kirchen und Klöster. Gegenspieler der Kirche<br />

sind die Landgrafen von Thüringen. Ein Sohn<br />

Ludwigs I. führt den Titel eines Grafen von<br />

Hessen. Diese Grafen von Hessen sind in politischer<br />

Hinsicht die Grund­ und Gerichtsherren<br />

der Bevölkerung.<br />

Im Mittelalter<br />

1262 ­ 1500<br />

Im Mittelalter organisieren die Machthaber ihren<br />

Landbesitz in Verwaltungseinheiten und<br />

Gerichtsbezirken. Die größten Einheiten sind<br />

die Gaue. Unsere Gegend gehört zum Hessengau,<br />

der wiederum in Kleingaue unterteilt<br />

wird. Einer davon ist der „pagus Milisunge“<br />

(Zehntgebiet – Unterbezirk Melsungen), mit<br />

Melsungen als Mittelpunkt.<br />

Zu diesem Unterbezirk gehört auch<br />

1262/1263 das Dorf und Gericht Suarzenberg<br />

oder Swarzenberch. Das Dorf liegt in der Nähe<br />

einer Waldstraße (silvatica via). Diese<br />

Straße (der heutige Sälzerweg) ist eine wichtige<br />

Ost – West Verbindung. Sie verbindet<br />

nicht nur den Fritzlarer Raum mit den Salzquellen<br />

in Soden­Allendorf, sondern auch das<br />

Sauerland und den Niederrhein mit dem Thüringer<br />

Raum.<br />

Grundrechte für <strong>Schwarzenberg</strong> besitzen um<br />

1240 der Ritter Helfrich von Rotenburg und<br />

von 1262 ­ 1417 die Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

die im Ort auf einer Burg leben. Sie erhalten<br />

einen Teil vom Melsunger Zehnten. Ab<br />

1295 hält der Landgraf von Hessen Teile der<br />

Grundrechte. Lehnsherr ist auch Graf Otto von<br />

Bilstein, der 1301 Aktivlehen zwischen Fulda<br />

und Werra an den Landgrafen verkauft. Unter<br />

diesen Lehen befindet sich auch das <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Lehen.<br />

45


02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />

So stellte sich ein unbekannter Zeichner die Burg <strong>Schwarzenberg</strong> in alter Zeit vor. Die Zeichnung befand sich<br />

früher an einer Wand in der ehemaligen Gaststätte Bangert (heute Riedforststraße 57, B. Köhler)<br />

Die Jahre von 1242 bis 1308 sind in Hessen<br />

Zeiten schwerster äußerer und innerer Kämpfe<br />

um den Bestand des Staates unter Landgraf<br />

Heinrich I. Während dieser Zeit taucht<br />

der Name <strong>Schwarzenberg</strong> erstmalig auf, und<br />

zwar in 1262, als der Ritter Helfrich von<br />

„Swarzenberch“ (<strong>Schwarzenberg</strong>) eine Urkunde<br />

siegelt, in der es zwischen ihm und dem<br />

Abt von Cappel um Güter in Konnefeld geht.<br />

Die Gründung des Dorfes geht allerdings aus<br />

dieser Urkunde nicht hervor, auch nicht, ob es<br />

etwa durch einen Schulzen oder Greben gegründet<br />

wurde. Es steht jedoch fest, dass das<br />

Dorf schon vor 1262 bestand. Die Siedlung lag<br />

unmittelbar an der Burg und entwickelte sich<br />

im Laufe der Zeit zu einem Bauerndorf, das<br />

als solches auch weiterbesteht, als das Geschlecht<br />

der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> Anfang<br />

des 15. Jahrhunderts ausstirbt.<br />

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts ist der<br />

Landgraf nicht Alleinherrscher in seinem<br />

Machtbereich. Sein herrschaftlicher Besitz ist<br />

nicht sehr groß, dazu weit verstreut. In seinem<br />

Herrschaftsgebiet gibt es viel niedrige<br />

Adlige, die als Grundbesitzer besondere Rechte<br />

und Sondergewalten haben. Sein Bestreben<br />

ist, die Besitztümer und Gerichte Hessens<br />

möglichst alle in seine Hände zu bekommen.<br />

Er will dann den Besitzern der Burgen und<br />

Schlösser, unter anderen auch denen von<br />

Homberg, Melsungen und Heiligenberg größere<br />

Rechte und Freiheiten verleihen und sie<br />

so an sich binden. Nicht einverstanden mit<br />

dieser Politik ist das Erzstift Mainz, das im Begriff<br />

ist, sich mitten in Hessen ein eigenes<br />

Territorium aufzubauen, indem es seine<br />

Rechte an Kirchen und Klöstern vergrößert<br />

und weiteren Grundbesitz erwirbt.<br />

So ist zu verstehen, dass beide Parteien um<br />

ihre Position streiten und hart kämpfen. Die<br />

Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> stehen auf der Seite<br />

von Mainz.<br />

Die Landesherren haben durch kostspielige<br />

Kriege, die teilweise mit Söldnerheeren geführt<br />

wurden, ungeheure Geldsummen ausgegeben,<br />

die Staatskassen sind leer. Das verlorene<br />

Geld wird von Geldleuten und dem Adel<br />

geborgt. Als Gegenleistungen bzw. Sicherungen<br />

werden Ortschaften als Lehen an die<br />

Geldgeber verpfändet. So gewinnt auch der<br />

Adel großen Einfluss auf die Landesregierung.<br />

Die wirtschaftliche Lage der Bauern ist bis<br />

Mitte des 13. Jahrhunderts günstig. Infolge<br />

von Rodungen bis ins Gebirge, wachsen Besitz<br />

und Ertrag. Der Grundzins ist gering und die<br />

zu leistenden Frondienste sind erträglich. Erbteilung<br />

ist noch selten.<br />

46


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

Ab 1300 verschlechtert sich die Lage. Es gibt<br />

keinen ertragreichen Boden mehr, das Leben<br />

wird durch die wachsende Geldwirtschaft teurer.<br />

Die geforderten Leistungen (Naturalabgaben)<br />

der Lehensnehmer bleiben aber unverändert.<br />

Die Folge ist eine steigende Armut.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wird im April 1417, nach dem<br />

Verzicht Helfrichs auf das Dorf und Gericht<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zugunsten von Landgraf Ludwig<br />

I., herrschaftliches Lehns­ und Zinsdorf<br />

und kommt mit 2 Hufen (ca. 65 Acker) in den<br />

Besitz adliger Herren. Zuerst wird es Aktivlehn<br />

derer von Hundelshausen, 1471 derer von Taboldshusen<br />

(Dagobertshausen) und 1554 derer<br />

von Nordeck. Der größte Teil der Einwohner<br />

ist dem gnädigen Herrn Landgraf dienstund<br />

zinspflichtig. 1456 sind 5 Pflüge (Vollbauern)<br />

und 13 Mann (Familien) im Dorfe. Die<br />

Materialabgaben (der Zehnte) wird an die<br />

herrschaftliche Rentscheuer in Melsungen abgeliefert.<br />

Die geldlichen Zahlungen gehen an<br />

die herrschaftliche Renterei Melsungen.<br />

Als in 1445 der Bezirk Melsungen in Oberamt<br />

und Unteramt aufgeteilt wird, gehört <strong>Schwarzenberg</strong><br />

mit Obermelsungen, Adelshausen,<br />

Kirchhof und Kehrenbach zum Oberamt.<br />

1470 gehört <strong>Schwarzenberg</strong> zum Gericht<br />

Malsfeld.<br />

In der Neuzeit<br />

1500 ­ 1899<br />

Um 1500 gibt es starke Steuerbelastungen,<br />

eine erste Taxordnung für Arbeitslöhne und<br />

Preisfestsetzungen für Lebensmittel, Brot und<br />

Fleisch. Landstraßen werden gebaut, Verordnungen<br />

über Jagd, Fischerei und eine Feuerordnung<br />

werden erlassen. Die Wollweber bilden<br />

die stärkste Zunft im Dorf.<br />

Die Lage der Bauern ist unverändert, sie leiden<br />

unter Kriegen und Fehden. Die Lasten,<br />

die ihnen die Grundherren auferlegen (Besteuerung,<br />

Hand­ und Spanndienste, Sachabgaben,<br />

Fruchtzinsen), lassen ihnen kaum das<br />

Notwendige zum Leben. Einzig das Vieh wird<br />

scheinbar nicht hoch belastet.<br />

In 1524 verpachtet Landgraf Philipp der Großmütige<br />

die Fischereirechte von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

an die Herrn von Wagenfurth.<br />

Allmählich erkämpfen sich die Bauern Freiheit<br />

von den Belastungen, die ihnen das Leben<br />

schwer machen. Vermutlich nehmen auch<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern am Bauernkrieg<br />

1525 bei Schmalkalden teil.<br />

Das Bauerntum wird nicht vernichtet, sondern<br />

geht gestärkt aus der jahrhundertlangen Erbuntertänigkeit<br />

hervor.<br />

Durch die Reformation 1526 – 34 wird Hessen<br />

evangelisch. <strong>Schwarzenberg</strong> wird kirchliches<br />

Vikariat von Melsungen und finanziert ab 1541<br />

das Einkommen des dortigen zweiten Pfarrers<br />

mit.<br />

In 1545 wird angeordnet, dass beim Tod der<br />

Bauern, wenn vorhanden, nur die Blutsverwandten<br />

erben. Damit soll verhindert werden,<br />

dass die meist schon kleinen Anwesen, noch<br />

weiter zerstückelt werden.<br />

1554 erhält der Landgräfliche Rat Johann von<br />

Nordeck, <strong>Schwarzenberg</strong> mit allen Rechten als<br />

Aktivlehen. Im gleichen Jahr zieht Landgraf<br />

Wilhelm IV. die Waldstücke Karlshagen und<br />

Hardt ein. <strong>Schwarzenberg</strong> ist nunmehr herrschaftlich<br />

landgräfliche Dorfschaft und unterliegt<br />

den hessischen Gesetzen, Verordnungen<br />

und Verfügungen, die in zunehmendem Maße<br />

erlassen werden.<br />

1575 wird auf Anordnung der Obrigkeit auch<br />

für <strong>Schwarzenberg</strong> ein Salbuch angelegt. Es<br />

enthält die erste Liste der damaligen Bauern<br />

mit der Größe ihres Eigentums und den darauf<br />

zu leistenden Steuern und Abgaben. Durch<br />

seine Fortschreibung bis 1737 kann man auch<br />

die Veränderungen im Dorf nachvollziehen.<br />

1585 gibt Landgraf Wilhelm IV. ein auf seinen<br />

Befehl zusammengestelltes statistisches<br />

Handbuch, mit dem Titel „Ökonomischer<br />

Staat“ heraus. Es enthält eine genaue Beschreibung<br />

des Landes und seiner Einkünfte,<br />

eine Steuertafel, ein Verzeichnis der Dörfer,<br />

Domänen und Waldungen.<br />

In ihm heißt es unter anderem, dass zum Amt<br />

Melsungen, einzelne Dörfer, wie <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und Kehrenbach gehören. Diese Dörfer<br />

nehmen auch bezüglich der Dienste eine Sonderstellung<br />

ein.<br />

47


02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />

„<strong>Schwarzenberg</strong> dienet mit dem Pfluge und<br />

auch sonst ans Haus Melsungen“. (Gemeint ist<br />

das Schloss Melsungen, zu dem etwa 404<br />

Morgen Land gehören).<br />

Die wirtschaftliche Lage Ende des 16. Jahrhunderts<br />

ist sehr schwierig. Der Wert des Geldes<br />

ist gesunken. Die Habenzinsen sind von<br />

zehn Prozent im 14. Jahrhundert auf fünf Prozent<br />

gesunken, die Preise sind hoch, die Löhne<br />

gering. Die Lage der Bauern ist düster,<br />

Preise für Lebensmittel, Brot und Fleisch müssen<br />

festgesetzt werden. Es ist sehr gefährlich,<br />

Missstände anzuprangern, denn dafür kann<br />

man in das „Gefangenenhaus“ kommen.<br />

In 1601 passieren die ersten Fuldaschiffe<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> auf ihrem Weg von Kassel<br />

nach Bad Hersfeld.<br />

kommt der kaiserliche Feldherr Tilly in unsere<br />

Gegend, es gibt Plünderungen. Besonders<br />

schlimm wird es in 1637, als die gefürchteten<br />

Kroaten plündernd durch das Land ziehen.<br />

In 1646 haben sich fünfhundert Schweden<br />

wochenlang einquartiert. Sie nehmen die Glocken<br />

mit, zerstören die Orgel, und zünden die<br />

Kirche an, die ausbrennt. Die noch vorhandenen<br />

Burgreste werden verwüstet. Am Wengesberg<br />

findet ein Gefecht statt, das Dorf wird<br />

beschossen. Von einer alten Schanze im Garten<br />

oberhalb des Hauses Jacob/Joswig (Riedforststraße<br />

28) soll nach dem Wengesberg<br />

zurückgeschossen worden sein.<br />

Am 24.10.1648 beendet der „Westfälische<br />

Friede“ den 30­jährigen Krieg. Durch die Friedensverträge<br />

zerfällt Deutschland in ein Mosaik<br />

von Einzelstaaten. Die Menschen brauchen<br />

50 Jahre, um die entstandenen<br />

Kriegskosten zu bezahlen. Als Folge des Krieges<br />

ist der Gemeinsinn vernichtet, Trägheit<br />

und Selbstsucht der Menschen sind groß. Jeder<br />

versucht aus den Angeboten der öffentlichen<br />

Einrichtungen für sich persönlich den<br />

größten Nutzen zu ziehen. Das Leben soll<br />

möglichst angenehm sein. Aus der Not heraus<br />

werden viele Menschen zu Wilddieben und<br />

auch zu Bettlern.<br />

Ab 1650 beginnt eine Zeit des Aufbaus. Häuser<br />

werden gebaut oder instand gesetzt.<br />

1696/1697 gibt es eine Klage der Gemeinde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gegen den Rentmeister in<br />

Melsungen wegen der ihr zugemuteten Dienste.<br />

Auf diesem Ausschnitt aus der Landtafel des Amtes<br />

Melsungen von Wilhelm Dilich aus dem Jahr 1615 ist<br />

auch <strong>Schwarzenberg</strong> mit Teilen seiner Gemarkung<br />

zu sehen.<br />

(Quelle: Dilich Melsungen: Farbdruck: Stengel,<br />

Dilichs Landtafeln ­ Wilhelm Dilich ­ V. Sp.taffel des<br />

Amptes Milsungen ­ Bezirck Der Stadt Milsungen –<br />

1615)<br />

Der 30­jährige Krieg (1618 – 1648) bringt<br />

den Menschen viel Not, Leid und Tod. Sie fliehen<br />

mit ihrem Vieh in die Wälder. Das Eigentum<br />

wird geraubt, die Häuser verbrannt. 1623<br />

Um 1719 führt Landgraf Karl den „Generalhufenschoss“<br />

ein. Er ist eine durch König Friedrich<br />

Wilhelm I. in Ostpreußen eingeführte Abgabe.<br />

Mit ihm werden die vielen ständischen<br />

Steuern zu einer einzigen Grundsteuer zusammengefasst.<br />

Dabei wird adliger Grundbesitz<br />

wesentlich stärker be­, der Besitz von<br />

mittleren und kleineren Leuten aber entlastet.<br />

Der Generalhufenschoss wird von allen steuerbaren<br />

Äckern nach der Hufenzahl (Größe)<br />

oder der festgesetzten Aussaatmenge erhoben.<br />

Aufgrund von Verfügungen der Landgrafen<br />

wird zwischen 1719 und 1734 der gesamte<br />

Grund und Boden der Landgrafschaft vermessen.<br />

Für jeden Ort wird der Grund und Boden<br />

48


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis<br />

bewertet. Die Ergebnisse wurden in den<br />

„Lager­, Stück­ und Steuerbüchern“ festgehalten.<br />

Auch für <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in<br />

1744 ein solches Buch in der damals üblichen<br />

Verwaltungssprache erstellt.<br />

Titelseite Lager­ Stück und Steuerbuch <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Das Original befindet sich im Hessischen<br />

Staatsarchiv Marburg)<br />

Ab 1739 regelt die Grebenordnung der Landgrafschaft<br />

Hessen­Kassel die Amtsführung der<br />

Dorfgreben.<br />

In 1742 blüht die Fuldaschifffahrt durch die<br />

Beförderung von Holz, Heu und Stroh. Im Amt<br />

Melsungen, besonders in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Röhrenfurth und Büchenwerra gibt es zwölf<br />

Kahnbesitzer und Holzflößer.<br />

Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763<br />

kämpfen die damaligen europäischen Großmächte<br />

Preußen und Großbritannien auf der<br />

einen Seite, gegen Österreich, Frankreich und<br />

Russland auf der anderen Seite. Aber auch<br />

zahlreiche mittlere und kleine Staaten sind<br />

beteiligt, darunter auch die Landgrafschaft<br />

Hessen­Kassel. In 1758 gibt es Gefechte am<br />

Giesenhagen. Am Huberg und Galgenberg befinden<br />

sich befestigte Lager mit Geschützen.<br />

1762 setzen sich die Franzosen oberhalb von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> fest. Schanzen werden am<br />

Karlshagen und Eulerskopf errichtet.<br />

Auch die Franzosen schonen die Kirche nicht<br />

und beschädigen sie schwer. Nach dem Krieg<br />

werden am Karlshagen und Eulerskopf Waldstücke<br />

gerodet.<br />

1756 erlässt Friedrich II. von Preußen (der Alte<br />

Fritz) den sogenannten „Kartoffelerlass“.<br />

Darin wird angeordnet, dass allen Untertanen<br />

der Kartoffelanbau begreiflich gemacht werden<br />

soll. Und so kommen auch die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

mit Hilfe der Kartoffel durch die<br />

harten Hungerjahre 1770/1772.<br />

1806 wird ein Gesetz über die Ablösung der<br />

Grundlasten zum 25­fachen Betrag derselben<br />

erlassen. Seine Durchführung scheitert an der<br />

Armut der Bauern, die diese Beträge nicht<br />

aufbringen können.<br />

Von 1806 – 1813 sind die Franzosen im Land.<br />

Napoleon Bonaparte gründet das Königreich<br />

Westphalen und setzt seinen jüngeren Bruder<br />

Jérome als König ein. Durch die von ihm<br />

eingeführten Verwaltungsreformen gehört<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> von 1807 ­ 1813 zum Department<br />

Fulda, Bezirk Cassel, Kanton Körle. Die<br />

Franzosenzeit bringt Religionsfreiheit, die<br />

Aufhebung der Leibeigenschaft, aber auch erhöhte<br />

Steuern, u.a. eine Kopfsteuer und eine<br />

Grundsteuer. Das Geld verliert ein Drittel seines<br />

Wertes.<br />

In 1813 sollen Franzosen in das Haus Reinbold<br />

eingedrungen sein, die Bewohner reißen aus,<br />

nur eine alte blinde Frau bleibt in der Stube<br />

zurück. Die Franzosen kommen in das Zimmer,<br />

sehen die Frau, schlagen ein Stück vom<br />

Tisch ab und verschwinden, ohne weiteren<br />

Schaden anzurichten.<br />

Im gleichen Jahr rückt der Russische General<br />

von Czernitschef mit 4000 Kosaken in Melsungen<br />

ein. Mehrere Hundert von ihnen fallen<br />

am Michaelistag in <strong>Schwarzenberg</strong> ein, und<br />

49


02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />

nehmen neben Futter, Nahrungsmitteln und<br />

anderen Gegenständen auch die Opferbüchsen<br />

der Kirche mit. Der Kirche entsteht ein<br />

Schaden von 2 Thalern, 21 Groschen und 13<br />

Hellern.<br />

Nach der Niederlage der Franzosen in 1813<br />

kehrt der 1803 bereits zum Kurfürsten ernannte<br />

Wilhelm I. (vorher Landgraf Wilhelm<br />

IX.) aus dem Exil zurück und stellt die alte<br />

Adelsherrschaft wieder her. Er veranlasst den<br />

ausgedehnten Bau von Straßen und Brücken<br />

und erlässt ein Gesetz über die Ablösung der<br />

Lasten und Pflichten der Bauern.<br />

In 1814 befinden sich noch fünf <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

als Soldaten im Krieg.<br />

1819 wird der „Gemeindenutzen“ geregelt. Es<br />

geht um die Mitbenutzung der Allmende (gemeinschaftliches<br />

Eigentum), also der Weidplätze<br />

und Wälder durch die Ortsbürger. Später<br />

wird auch die Nutzung durch Ortsfremde,<br />

denen ab 1.2.1867 kein höheres „Einkaufsgeld“<br />

für den Gemeindenutzen als den Einheimischen<br />

abgenommen werden durfte, geregelt.<br />

Diese Gelder dienten zur Bestreitung der<br />

Gemeindeausgaben.<br />

1820 gibt es eine Krise in der Landwirtschaft,<br />

weil die kleinen Betriebe mit einer Durchschnittsgröße<br />

von achtzehn Ackern nicht genügend<br />

Erträge erwirtschaften.<br />

In 1821 erfolgt eine große Verwaltungsreform<br />

mit der Bildung von Landkreisen. Die ehemaligen<br />

Ämter Felsberg, Melsungen und Spangenberg<br />

werden am 30.8.1821 zum Kreis Melsungen<br />

zusammengefasst. <strong>Schwarzenberg</strong> gehört<br />

jetzt zum Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen,<br />

Kreis Melsungen und hat 37 Häuser<br />

mit 260 Einwohnern.<br />

Die Nürnberger Landstraße führt nicht mehr<br />

über den Wengesberg, sondern erhält ihren<br />

heutigen Verlauf. Außerdem werden die Straßenränder<br />

mit Obstbäumen bepflanzt.<br />

Da die Bewirtschaftung der kleinen, weit verstreuten<br />

Ländereien schwierig und zeitaufwändig<br />

ist, gibt es 1823 erste Anregungen<br />

über Zusammenlegung der kleinen Parzellen<br />

(Verkoppelung). Sie unterbleibt, weil der<br />

„kleine Mann dadurch zu Schaden kommt“.<br />

Ab 1831 beginnt die Freiheit der Bauern; die<br />

Lehns­ und Pachtverhältnisse werden abgelöst.<br />

Die Ablösung erfolgt mit dem 20­fachen<br />

Betrag der jährlichen Abgaben. Damit die benötigten<br />

Gelder auch verfügbar sind, wird in<br />

1832 die Landeskreditkasse Kassel gegründet.<br />

Im gleichen Jahr wird das Bürgergardistengesetz<br />

und Rekrutierungsgesetz erlassen. Es<br />

begründet die allgemeine Dienstpflicht, auch<br />

mit Stellvertretern.<br />

Die neue Gemeindeordnung von 1834 gibt den<br />

Gemeinden fast vollständige Selbstverwaltung.<br />

Die Greben werden durch Bürgermeister<br />

ersetzt. Der erste <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürgermeister<br />

ist Martin Dittmar.<br />

Die Jahre zwischen 1840 und 1860 sind kritisch.<br />

Die Bevölkerung leidet Hunger, weil das<br />

Fehlen von Kartoffeln, diese, genau wie das<br />

Brot, teurer macht. 1 Pfund Brot kostet<br />

42 Pfennige, bei einem Tageslohn eines Mannes<br />

von 7 Silbergroschen = 1,25 Mark. Die<br />

Menschen holen sich Brot in Lichtenau. Das<br />

Bettlerunwesen nimmt überhand, Ausländer<br />

werden überwacht. Es fehlt an Arbeitskräften<br />

(Gesindemangel) und an Ländereien. „Triescher“,<br />

das sind gemeinschaftlich genutzte<br />

Weidegrünländer, deren Bearbeitung vorher<br />

zu mühselig war, werden gerodet und in<br />

Ackerland umgewandelt.<br />

In 1844 wird das Pfluggeld abgelöst. (Pfluggeld<br />

war eine Steuer, die auch als Ersatz für<br />

sonst zu leistende Frondienste an die Herrschaft<br />

zu zahlen war).<br />

1845 beginnt mit dem Bau der Friedrich Wilhelm<br />

Nordbahn das Zeitalter der Eisenbahn.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> bekommt keinen Bahnhof,<br />

muss aber 5,60 Hektar seiner Fläche an die<br />

Bahngesellschaft abgeben.<br />

Im Juni 1866 unterstützt Kurfürst Wilhelm I.<br />

die Österreicher im Kampf gegen die Preußen.<br />

Daraufhin marschieren die Preußen in Hessen<br />

ein. Ein Teil der der Friedrich Wilhelm­Nordbahn<br />

wird zerstört. Die Abgeordneten Preußens<br />

beschließen am 17. Juni 1866 die Annektierung<br />

von Kurhessen. Nach dem Erlass<br />

der Entscheidung am 20. September 1866<br />

wird aus Kurhessen die preußische Provinz<br />

Hessen­Nassau, zu der auch <strong>Schwarzenberg</strong><br />

gehört.<br />

Im Deutsch­Französischen Krieg von<br />

1870–1871 kämpfen vier <strong>Schwarzenberg</strong>er an<br />

der Front.<br />

50


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

Zwischen 1883 und 1902 wird in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

die Verkoppelung (Flurbereinigung)<br />

durchgeführt, nachdem der erste Versuch in<br />

1823 gescheitert war.<br />

Am 15. Juni 1883 verabschiedet der Reichstag<br />

unter Reichskanzler Otto von Bismarck die gesetzliche<br />

Krankenversicherung. Ihr folgt in<br />

1884 die Unfall­ und 1889 die Rentenversicherung.<br />

Im Juli 1866 beginnt mit der ersten Probefahrt<br />

des Benz Motorwagens das Zeitalter des Automobils<br />

in Deutschland.<br />

Bereits 1892 beschäftigte man sich in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

mit Bauplänen einer neuen Schule,<br />

da das alte Schulhaus (heute Riedforststraße<br />

45, Steube/Nickel,) den Anforderungen nicht<br />

mehr genügte. In 1899 wurde dann mit dem<br />

Bau begonnen und der Rohbau fertig gestellt.<br />

Während des Kaiserreichs ist Deutschland ein<br />

wirtschaftlich vorankommendes Land. Einer<br />

von 1890 bis 1914 anhaltenden Hochkonjunktur<br />

in Industrie und Wirtschaft, steht ein<br />

ebenso rasanter Aufschwung von Wissenschaft<br />

und Forschung zur Seite. Die Fortschritte<br />

in der Medizin und Hygiene lassen die<br />

Säuglingssterblichkeit deutlich sinken.<br />

In Deutschland leben 1914 67 Millionen Einwohner.<br />

In den industriellen Ballungszentren<br />

entstehen vor allem im Dienstleistungsbereich<br />

viele neue Arbeitsplätze und immer mehr<br />

Frauen werden erwerbstätig.<br />

Das 20. Jahrhundert<br />

Am 1. Januar 1900 tritt das 1896 verabschiedete<br />

Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft.<br />

Damit verfügt das Deutsche Reich erstmals<br />

über eine einheitliche Gesetzgebung. Gleichzeitig<br />

erhält das Invalidenversicherungsgesetz,<br />

das zugleich die Altersversicherung regelt,<br />

Gültigkeit.<br />

Im Oktober 1900 wird in <strong>Schwarzenberg</strong> die<br />

neue Schule eingeweiht und bezogen. Die<br />

Kosten betragen 19.755,00 Mark.<br />

In 1902 baut die Firma Emil Koch & Co. aus<br />

Frankfurt/Main eine Wasserleitung mit Reservoir<br />

für 12.525,44 Mark.<br />

Am 08.07.1903 wird Justus Sondermann zum<br />

ersten Mal zum Bürgermeister gewählt. Im<br />

April 1944 legt er nach 41­jähriger ununterbrochener<br />

Dienstzeit dieses Amt nieder.<br />

Da die Landwirtschaft mit ausländischer Konkurrenz<br />

zu kämpfen hat, fordert der Bund der<br />

Landwirte (BdL) am 15.2.1904 in Berlin einen<br />

besseren Schutz landwirtschaftlicher Produkte<br />

vor ausländischer Konkurrenz.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> auf einem Ausschnitt der Topographischen<br />

Karte von 1909<br />

(Quelle:TK 25 2796 (4823) 1909: Herausgegeben<br />

von der Preußischen Landesaufnahme 1909)<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wird in 1913 an das Fernsprechnetz<br />

Melsungen angeschlossen. Die<br />

„Telegraphenhilfsstelle“ befindet sich bei dem<br />

Gastwirt Wilhelm Bangert.<br />

Der 1. Weltkrieg 1914 – 1918<br />

Das tödliche Attentat durch serbische Nationalisten<br />

auf den österreichischen Thronfolger<br />

Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin<br />

in Sarajevo, führt zum Ausbruch des Ersten<br />

Weltkriegs. Der Krieg beginnt am 28. Juli<br />

1914 mit der Kriegserklärung Österreich­Ungarns<br />

an Serbien. Nach der Generalmobilmachung<br />

Russlands zur Unterstützung Serbiens<br />

erklärt das Deutsche Reich als Bündnispartner<br />

Österreich­Ungarns, Russland am 1.8.1914<br />

den Krieg.<br />

Die deutsche Bevölkerung nimmt die Kriegserklärung<br />

mit "patriotischen Gefühlen" zur<br />

Kenntnis. Am 2.8.1914 verkündet Landrat<br />

Freiherr von Gagern im Kreis Melsungen die<br />

Mobilmachung und so müssen auch <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bürger in den Krieg ziehen. Vor<br />

dem Ersten Weltkrieg zählt das Dorf 310 Einwohner,<br />

22 Bauernhöfe und 55 Haushaltungen.<br />

51


02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />

Die Gemeindevertretung beschließt, die Familien<br />

der eingezogenen Soldaten zu Weihnachten<br />

1914 finanziell zu unterstützen. Die Familien,<br />

deren Ernährer im Krieg sind, erhalten<br />

10 Mark, die übrigen Soldatenfamilien 5 Mark.<br />

Die Zwangsbewirtschaftung für Nahrungsund<br />

Futtermittel wird eingeführt. In 1915 werden<br />

Brotkarten, in 1916 Zucker­ und Fleischkarten<br />

und das allgemeines Markensystem<br />

eingeführt.<br />

Am 12. Juni 1916 wird ein Wirtschaftsausschuss<br />

mit Bürgermeister Justus Sondermann,<br />

Johannes Rode, und den Vertretern Johannes<br />

Barthel und Heinrich Peter gebildet,<br />

um die Rohstoffe und Lebensmittel rationeller<br />

zu verteilen. Der Winter 1916/17 ist der bekannte<br />

„Kohl­ oder Steckrübenwinter“. Er wird<br />

so genannt, weil angesichts der katastrophalen<br />

Versorgungslage die Nahrungsmittelrationen<br />

noch einmal deutlich gekürzt wurden, und<br />

sich viele Menschen von diesem Gemüse ernähren<br />

mussten.<br />

Da Petroleum kaum zu beschaffen ist und damit<br />

die Beleuchtungsmöglichkeiten in den<br />

Häusern bescheiden sind, beschließt die Gemeindevertretung<br />

am 24.2.1917, das Dorf mit<br />

Strom vom Elektrizitätswerk der Stadt Melsungen<br />

versorgen zu lassen. Kriegsgeld wird<br />

erhoben und die Kirchenglocken müssen abgeliefert<br />

werden. Um Geld in die Gemeindekasse<br />

zu bekommen wird ein Waldstück der<br />

Gemeinde vor der Hardt abgeholzt. Es soll<br />

versucht werden, das Stück landwirtschaftlich<br />

zu nutzen.<br />

In 1918 nimmt die Gemeinde zum Zweck der<br />

Kriegsanleihenzeichnung ein Darlehen von<br />

10.000 Mark mit einem halben Prozent jährlichem<br />

Abtrag auf. Die Sicherheit der Menschen<br />

macht der Gemeindeverwaltung Sorge.<br />

52<br />

Unehrliches Gesindel treibt sich umher, bettelt,<br />

stiehlt und raubt. In Anbetracht dieser Situation<br />

erfolgt eine Beratung über die „Bildung<br />

einer freiwilligen Bürgerwehr in der<br />

hiesigen Gemeinde“ aufgrund einer Verfügung<br />

des Landrats. Es wird beschlossen, die Nachtwache,<br />

die es bereits gibt, um einen Mann zu<br />

verstärken. Dieser Wachdienst wird von den<br />

männlichen Bewohnern des Dorfes reihum,<br />

nach der Reihenfolge der Hausnummern, geleistet.<br />

Diese Wache ist ausgerüstet mit<br />

Schusswaffe und Feuerwehrhorn, das bei Gefahr<br />

geblasen wird. Wenn dieses Horn ertönt,<br />

haben alle Personen über 16 Jahre sofort auf<br />

der Straße zu erscheinen. Die Missachtung<br />

dieser Anordnung wird mit 100 Mark Geldstrafe<br />

geahndet.<br />

Trotz einer letzten großen Offensive Anfang<br />

1918 gehört Deutschland zu den Verlierern<br />

des 1. Weltkriegs. Mit der Unterzeichnung des<br />

Waffenstillstands von Compiègne werden die<br />

Kampfhandlungen am 11. November 1918<br />

eingestellt. Durch den Versailler Vertrag auf<br />

der Pariser Friedenskonferenz im Mai 1919,<br />

wird ein Schlusspunkt unter das sinnlose Blutvergießen<br />

des 1. Weltkriegs gesetzt, in dem<br />

auch elf <strong>Schwarzenberg</strong>er ihr Leben verloren.<br />

Zwischen 1919 und 1923<br />

Die Not der Bevölkerung ist nach dem Krieg<br />

auch in <strong>Schwarzenberg</strong> groß. Sie leidet unter<br />

Hunger, ist unterernährt, Krankheiten breiten<br />

sich aus, die Todesfälle nehmen zu. Die Lebensmittelkarte<br />

beherrscht das Dorf. Die Bauern<br />

sollen neben ihrer eigenen Versorgung,<br />

auch die Ernährung der anderen Menschen sichern.<br />

Der Wirtschaftsausschuss wird von drei<br />

auf sechs Personen verstärkt, es gibt mehr<br />

verschärfte Kontrollen, um die Versorgung der<br />

Bevölkerung sicher zu stellen und Hamsterei<br />

zu unterbinden. Um die Einwohner ein wenig<br />

aufzuheitern, findet in 1919 ein Tanzabend<br />

statt, für den 20 Mark Vergnügungssteuer,<br />

manche sagten damals auch Lustbarkeitssteuer,<br />

an die Gemeinde zu zahlen sind.<br />

Die Schlachtviehumlage, nach der jeder Bauer<br />

entsprechend der Anzahl seines Viehs, einen<br />

gewissen Teil seiner Tiere abgeben muss,<br />

kann wegen Mangel an Vieh nicht aufgebracht<br />

werden.<br />

Die Wohnungsnot wird immer größer. Leerstehende<br />

Wohnungen gibt es nicht mehr.<br />

Selbst die notdürftigsten Unterkünfte sind bewohnt.<br />

Weil in diesen unsicheren Zeiten niemand<br />

Grund und Boden für Siedlungen abgeben<br />

will, wird die Wohnungsnot nicht<br />

behoben. Jakob und Justus Riedemann, Heinrich<br />

Seitz und Ernst Weber möchten Bauplätze<br />

kaufen, werden aber vorerst abschlägig<br />

beschieden. Die Spannungen zwischen Vermietern<br />

und Mietern wachsen. Um zwischen<br />

beiden Parteien zu vermitteln, wird ein „Mie­


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

Im Dritten Reich 1933 – 1938<br />

Am 30. Januar 1933 kommen Adolf Hitler und<br />

die Nationalsozialisten in Deutschland an die<br />

Macht. Bei der Reichstagswahl am 05.03.1933<br />

erhält die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />

(NSDAP) in <strong>Schwarzenberg</strong> 89,<br />

die SPD 57, die Kampffront 25 und die KPD 10<br />

Stimmen. Im Juli 1933 sind alle Parteien, außer<br />

der NSDAP, verboten oder haben sich<br />

selbst aufgelöst. Neue Parteien dürfen nicht<br />

gegründet werden. Bei erneuten Reichstagswahlen<br />

am 12.11.1933 bekommt die NSDAP<br />

200 Stimmen im Dorf. Der Sälzerweg gilt<br />

nicht mehr als öffentlicher Weg.<br />

Am 1. Januar 1934 tritt das das „Preußische<br />

Gemeindeverfassungsgesetz“ in Kraft. Es vereinheitlicht<br />

alle bis dahin in Preußen geltenden<br />

Kommunalverfassungen. Die Bürgermeister<br />

werden als Gemeindeleiter nicht mehr<br />

gewählt, sondern ohne Wahl auf 12 Jahre berufen.<br />

Justus Sondermann bleibt Bürgermeister<br />

und Christian Emmeluth wird politischer<br />

Leiter. Die Bürgermeisterentschädigung wird<br />

auf monatlich 30 RM festgelegt. Wegen<br />

großer Arbeitslosigkeit (22 Personen) werden<br />

überall Notstandsarbeiten ausgeführt. So wird<br />

die Kirche renoviert und der Kirchhof in Ordnung<br />

gebracht. Das Spritzenhaus wird für<br />

478,57 RM instandgesetzt. Durch die Blutseuche<br />

verenden von vorhandenen achtzehn<br />

Pferden sieben Tiere.<br />

In 1935 werden in der Gemeinde Arbeiten im<br />

Wegebau für 8.685 RM unter Mithilfe von Arbeitslosen<br />

durchgeführt. Die Kosten werden<br />

vom Staat bezuschusst. Für die Zuleitung des<br />

Höhbachwassers in den Löschbehälter werden<br />

ab dem Weg „Über den Gärten“ Zementrohre<br />

verlegt. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt.<br />

Gemäß der NS­Rassenlehre werden<br />

Christian Emmeluth und Peter Schmidt zu<br />

Erbgesundheitspflegern ernannt. Zwei Personen<br />

werden sterilisiert.<br />

Im Rosengraben wird ein Schießstand gebaut.<br />

Die Bauern bauen vermehrt Flachs und Rüben<br />

an. Täglich liefern sie 250 – 300 Liter Milch an<br />

die Molkerei Guxhagen.<br />

Eine Eierverwertungsgesellschaft wird gegründet.<br />

Es herrscht eine Wildschweinplage.<br />

Fünf kinderreiche Familien erhalten eine einmalige<br />

Beihilfe von 100 RM.<br />

In 1936 wird die Feuerwehr mit 20 Jacken,<br />

Koppeln und Mützen ausgestattet. Die dazu<br />

passenden schwarzen Hosen sollen von ortsansässigen<br />

Schneidern gefertigt werden und<br />

müssen von den Trägern selbst bezahlt werden.<br />

Die erste von nunmehr alljährlichen Viehzählungen<br />

wird durchgeführt. Durch den zweijährigen<br />

Wehrdienst und dem ihm vorgeschalteten<br />

Reichsarbeitsdienst (6 Monate) gibt es<br />

keine Arbeitslosen mehr.<br />

Im Dorf fehlen Arbeitskräfte, weil <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

z.B. beim Autobahn­ und beim Flugplatzbau<br />

eingesetzt werden. Es fehlt an Holzhauern<br />

und Erntekräften. Am 31. August<br />

überfliegt das Luftschiff „Graf Zeppelin“<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>. Während eines großen<br />

Herbstmanövers werden vierzig Soldaten im<br />

Ort einquartiert. Die Luftschutzausbildung<br />

läuft an. Ein junges Ehepaar wird sterilisiert.<br />

Das Wassergeld wird um 50 Prozent erhöht.<br />

Arbeitsdienstpass H. Hofman<br />

In 1937 wird am Eingang zur Schule ein Pressekasten<br />

angebracht. Es gibt eine besonders<br />

gute Kartoffelernte, die Schweineseuche ist im<br />

Ort. Das Dorf wird dreimal wöchentlich von<br />

einem „Reichsbahngüterkraftwagen“ angefahren.<br />

Im Februar 1938 wird ein Ortsausschuss zur<br />

Pflege und Schönheit des Dorfes gebildet. Ihm<br />

gehören Konrad Riedemann, Wilhelm Sinning<br />

und Christian Jacob II an. Im März wird aufgrund<br />

des Anschlusses Österreichs an<br />

Deutschland acht Tage lang geflaggt. Bei den<br />

Reichstagswahlen im April erhält die NSDAP<br />

55


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

Viele Wasserleitungen sind eingefroren, Hydranten<br />

beschädigt, Pflanzkartoffeln in den<br />

Kellern und Obstbäume in der Gemarkung erfroren.<br />

Holz und Kohlen sind knapp. Die Holzhauer<br />

können wegen der Kälte und des vielen<br />

Schnees kein Holz schlagen. Im Februar 1940<br />

erfolgt ein schneller Wetterumschwung mit<br />

viel Regen. Es gibt Hochwasser. Das ganze<br />

Fuldatal ist überschwemmt. Pioniere sprengen<br />

das Eis bei Röhrenfurth, damit das Wasser abfließen<br />

kann. Auf den Wiesen bleiben neben<br />

Schwemmmaterial, große Sand­ und Kiesbänke<br />

zurück. Auf den Feldern wurde die aufgegangene<br />

Saat teilweise weggespült.<br />

Adam Hofmann und Christian Emmeluth zum<br />

Einsatz. Für Kartoffeln, Obst und Gemüse<br />

werden Festpreise angeordnet. Die Bauern<br />

ersetzen das fehlende Stroh bei der Viehversorgung<br />

durch Laub. Immer wieder finden<br />

Musterungen für Menschen und Pferde statt.<br />

Für dringende Reparaturen, bei denen man<br />

Metall benötigt, werden „Eisenscheine“ ausgegeben.<br />

Ab Juli gibt es täglich Fliegeralarm.<br />

Es wird verstärkte Verdunkelung angeordnet,<br />

die von 23.00 bis 3.00 Uhr durch Streifenposten<br />

überwacht wird.<br />

Ein Ballon mit englischen Flugblättern wird an<br />

der Bahn gefunden. In 1941 werden Flugblätter<br />

gefunden, welche die Royal Air Force im<br />

Namen Englands, Amerikas und Russlands<br />

abgeworfen hat.<br />

So könnte es beim Eisgang in 1940 ausgesehen haben. Ob dies Bild aus dem Jahr 1940 stammt konnte ich<br />

nicht feststellen. Nach dem Betrachten des vergrößerten Bildes könnte es von der Ansicht des Dorfes und<br />

der Gemarkung her möglich sein.<br />

Am sogenannten „Großen Opfertag der Deutschen<br />

Nation“ am 13.4.1940 werden im Ort<br />

277 RM gespendet. Altmaterial wird in erhöhtem<br />

Maße einer Wiederverwendung zugeführt.<br />

Zum 51. Geburtstag von Adolf Hitler am 20.<br />

April werden 290 Pfund der verschiedensten<br />

Altmetalle gesammelt. Die sechzig evakuierten<br />

Saarländer kehren in ihre Heimat zurück.<br />

Bei der Einbringung der durchschnittlichen<br />

Ernte helfen deutsche Soldaten, polnische<br />

Kriegsgefangene und Landarbeiter. Letztere<br />

kommen unter anderem bei Ludwig Reinbold,<br />

In 1944 wendet sich der amerikanische Präsident<br />

Roosevelt in ebenfalls über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

abgeworfenen Flugblättern mit einer<br />

Warnung an das Deutsche Volk.<br />

Der Zugverkehr wird noch weiter eingeschränkt.<br />

Die Gemeinde zahlt 1.800 RM an<br />

Kriegssteuern, bei einem Haushalt, der auf<br />

der Einnahmenseite mit 26.053 RM und auf<br />

57


02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />

der Ausgabenseite mit 22.310 RM zu Buche<br />

schlägt. Ab September erhält jede Person<br />

über 18 Jahre, monatlich 75 Gramm Bohnenkaffee.<br />

Diese Zuteilung soll voraussichtlich bis<br />

zum März 1941 erfolgen. Die Kirmes wird<br />

nicht mehr gefeiert. Im Saal der Gastwirtschaft<br />

Bangert findet eine Großkundgebung<br />

der NSDAP statt.<br />

Zu Weihnachten werden Butterschmalz und<br />

Schokolade ausgeteilt. Die Bauernschaft<br />

spendet für das Melsunger Lazarett Kuchen,<br />

Lebensmittel und Zigaretten. Ein Teil der Kirchenglocken<br />

wird ausgebaut und abgeliefert.<br />

Das Läuten der Glocken ist nur noch sonntags<br />

zum Hauptgottesdienst für 3 Minuten erlaubt.<br />

Bedingt durch unbeständiges Wetter während<br />

des ganzen Jahres 1941, finden die Feldbestellung<br />

und auch die Ernte verspätet statt.<br />

Es gibt spärliches Wachstum und Auswuchs<br />

beim Getreide. Das Heu wird direkt von der<br />

Wiese an staatliche Stellen abgeliefert. Bei<br />

der Ernte werden fünf französische Kriegsgefangene<br />

und drei polnische Zwangsarbeiter<br />

eingesetzt.<br />

Da Speisekartoffeln nicht mehr verfüttert<br />

werden dürfen, wird die Viehhaltung erschwert.<br />

Vieh, Milch und Eier müssen abgeliefert<br />

werden. Die wöchentliche Fleischzuteilung<br />

wird von 500 auf 400 Gramm pro Person<br />

gesenkt. Zwei Pferde müssen gegen eine Entschädigung<br />

von insgesamt 2.000 RM abgeliefert<br />

werden. Der Kaufpreis für ein gutes Pferd<br />

beträgt aber 5.000 RM.<br />

Neben dem Hamstern wird auch das Abhören<br />

fremder Sender schwer bestraft. Himmelfahrt,<br />

Buß­ und Bettag fallen aus kriegswirtschaftlichen<br />

Gründen aus. Für die Soldaten im<br />

Melsunger Lazarett werden 14 Gänse, 15<br />

Hühner, 9 Hähne, 4 Enten und 41 Kuchen gespendet.<br />

Der Bund Deutscher Mädel (BDM)<br />

packt 41 Weihnachtspäckchen, die Kriegskameradschaft<br />

40 Zigarettenspenden, für die<br />

sich im Krieg befindenden vierzig Soldaten<br />

aus dem Dorf. Das Postauto fährt im Winter<br />

nur jeden zweiten Tag.<br />

Der Winter 1941/1942 ist hart und dauert bis<br />

Ende März. Im Januar 1942 wird die große<br />

Kirchenglocke ausgebaut und abgeliefert. Das<br />

Thermometer fällt auf minus 28 Grad. Es gibt<br />

wieder große Schäden an der Wasserleitung<br />

und Ausfälle bei der Winterfrucht. Wegen erfrorener<br />

Kartoffeln stehen keine Pflanzkartoffeln<br />

zur Verfügung. Die Raucherkarte wird<br />

eingeführt. Der Wochen­ wird durch den Monatslohn<br />

ersetzt, der Arbeitseinsatz der Frauen<br />

auf dem Lande, wie auch die Schlachtesteuer<br />

neu geregelt. Die Rationen der<br />

Selbstversorger an Fleisch, Butter, Brot und<br />

Fett werden weiter herabgesetzt. Die Gemüsehändler<br />

dürfen die Bewohner der Dörfer<br />

nicht mehr beliefern. Für fehlendes Gartengemüse<br />

soll Wildgemüse gesammelt werden und<br />

statt Blumen, sollen die Bewohner Gemüse in<br />

den Gärten anpflanzen.<br />

Die Kleintier­ und Schafzucht nimmt, genau<br />

wie die Felddiebstähle, zu. Eine Spinnstoffsammlung<br />

bringt 112,5 kg Lumpen. Im<br />

Juni fliegt ein englischer unbemannter Ballon<br />

über den Ort in Richtung Spangenberg. Es<br />

gibt Bezugsscheine für Benzin und Petroleum.<br />

Einwohner aus Emden werden nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

evakuiert.<br />

Am 18. Februar 1943 ruft Reichspropagandaminister<br />

Joseph Goebbels zum „totalen Krieg“<br />

auf. Nach einem milden Winter herrscht im<br />

Juli 1943 tropische Hitze mit Temperaturen<br />

bis zu 40 Grad Celsius. Die gesamte Ernte ist<br />

innerhalb 4 Wochen abgeschlossen, die Aussaat<br />

im Herbst erfolgt 4 Wochen früher als<br />

normal. Außer Hafer und Gerste muss, bis auf<br />

das Saatgut, sämtliches Getreide abgeliefert<br />

werden. Die Rationierung der Lebensmittel<br />

wird weiter erhöht. Waschmittel gibt es nur<br />

noch auf Bezugsscheine. Das Einberufungsverfahren<br />

für Soldaten wird vereinfacht. Die<br />

in den Häusern vorhandenen Kupferkessel<br />

werden erfasst.<br />

Am 17. Mai 1943 wird die Edertalsperre durch<br />

eine Bombe zerstört. Auch die Luftangriffe auf<br />

deutsche Städte nehmen zu. Am 22. Oktober<br />

wird Kassel bombardiert. Der Feuerschein am<br />

Horizont ist bis <strong>Schwarzenberg</strong> zu sehen.<br />

Evakuierte Kasseler Bewohner kommen nach<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>. Die Zahl der Fliegeralarme<br />

nimmt zu und bei der Kroneneiche werden<br />

drei Phosphorkannister abgeworfen, von denen<br />

einer explodiert und geringen Schaden<br />

anrichtet. Außerdem werden von den Alliierten<br />

Flugblätter abgeworfen.<br />

Bürgermeister Sondermann feiert sein 40­<br />

jähriges Amtsjubiläum. Arbeitskräfte für die<br />

Ernte fehlen, immer wieder muss Vieh abge­<br />

58


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

liefert werden. Ährenlesen zum eigenen Gebrauch<br />

wird verboten. Die Reichskleiderkarten<br />

werden für Erwachsene gesperrt. Die Nationalsozialistische<br />

Volkswohlfahrt (NSV) schickt<br />

im Rahmen der Kinderlandverschickung einen<br />

Jungen aus <strong>Schwarzenberg</strong> für 6 Wochen<br />

nach Rügen, zwei weitere Jungen für 5 Wochen<br />

nach Thüringen und veranlasst, dass<br />

zwölf Kinder Solebäder in Melsungen erhalten.<br />

Im Ort werden Splitterschutzgräben angelegt.<br />

Durch Erlass des „Führers“ Adolf Hitler vom 1.<br />

April 1944 werden aus der ehemals preußischen<br />

Provinz Hessen­Nassau die beiden Provinzen<br />

Kurhessen und Nassau gebildet.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gehört jetzt zum Kreis Melsungen<br />

des Regierungsbezirks Kassel in der<br />

Provinz Kurhessen.<br />

Bürgermeister Justus Sondermann legt im<br />

April nach 41­jähriger Amtszeit sein Amt nieder.<br />

Sein Nachfolger wird Christian Emmeluth.<br />

Der Gauleiter überträgt alle Entscheidungen<br />

und Befugnisse an den Bürgermeister, der<br />

auch Politischer Leiter und Ortsbauernführer<br />

ist. Kohlen werden noch knapper, das Losholz<br />

muss von den Verbrauchern selbst geschlagen<br />

werden. Für die Wehrverwaltung schlagen 25<br />

Soldaten, 6 Wochen lang, Buchenholz im<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Forst. Die Kleintierzucht ist<br />

erheblich gestiegen, die Schweinehaltung<br />

nimmt wegen fehlendem Futter ab. Güter des<br />

täglichen Bedarfs sind Mangelware und werden<br />

vorzugsweise an Evakuierte abgegeben.<br />

Ab Juli stellt die Post die Zustellung in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ein. Briefe und Pakete müssen<br />

täglich in Melsungen abgeholt werden. Teilweise<br />

tun dies auch die Schulkinder. Durch<br />

die vielen feindlichen Bomberverbände, die<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> meistens in Richtung Kassel<br />

überfliegen, gibt es Fliegeralarm am laufenden<br />

Band. Es gibt keine Schutzbauten im Ort,<br />

bei Gefahr flüchten die Mütter mit ihren Kindern<br />

zeitweise in den Wald. Im Juli fallen drei<br />

Bomben vor den Erlen, im Oktober werden<br />

fünfhundert Brandbomben in Richtung Melsungen<br />

auf die Wiesen unterhalb der Bahn abgeworfen.<br />

Als Tiefflieger einen Zug angreifen,<br />

gerät das Haus Nr. 45 von Johannes Seitz<br />

(heute Riedforststraße 42, Gundolf Köhler)<br />

unter Bordwaffenbeschuss.<br />

Da die Freiwillige Feuerwehr kein Personal<br />

mehr hat, werden zehn junge Frauen zwischen<br />

20 und 22 Jahren dienstverpflichtet.<br />

Die Zahl der Evakuierten steigt auf über einhundert<br />

Personen. Es herrscht große Wohnungsnot.<br />

Der elektrische Strom wird zeitweise<br />

abgeschaltet, der Verkauf von<br />

Grundstücken verboten, geregelter Schulunterricht<br />

findet nicht mehr statt. Durch das<br />

Auftreten der Hühnerpest wird die Versorgungslage<br />

noch kritischer. Der Bevölkerung<br />

werden maximal noch 1.200 Kalorien pro Tag<br />

für die Ernährung zugestanden. Georg Ruppel,<br />

10 Jahre alt, werden beim Hantieren mit einer<br />

Sprengkapsel drei Finger der linken Hand abgerissen.<br />

Im Oktober werden alle männlichen<br />

Bewohner vom 16. bis 60. Lebensjahr zum<br />

Volkssturm dienstverpflichtet. Sechzehn von<br />

ihnen werden zu Schanzarbeiten am Westwall<br />

einberufen.<br />

Am 31. März 1945 erreichen die Amerikaner<br />

das Fuldatal bei Melsungen. Als am 4. April die<br />

ersten amerikanischen Soldaten in das Dorf<br />

kamen war es leer. Die Einwohner hielten sich<br />

im Höhbachgraben auf. 35 Häuser mussten<br />

für die Amerikaner, die am 8. April wieder abzogen,<br />

geräumt werden. Bahn­ und Postverkehr<br />

werden eingestellt, es findet kein Schulunterricht<br />

mehr statt.<br />

Die alte Gemeindebehörde handelt nach Anweisungen<br />

der Militärregierung in Melsungen.<br />

Die Anordnungen dieser Stelle werden an einem<br />

Anschlagbrett am Schuleingang veröffentlicht.<br />

Die NSDAP wird verboten, ihre Gliederungen<br />

und Gesetze aufgehoben. Sämtliche Waffen,<br />

Fotoapparate, Gold­ und Silbermünzen sind<br />

abzugeben. Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen<br />

Sicherheit sind die, von der Militärregierung<br />

berufenen, Polizisten Heinrich Riedemann<br />

und Konrad Liedlich verantwortlich.<br />

Es wird eine nächtliche Ausgangssperre von<br />

20.30 bis 6.30 Uhr, später von 21.00 bis 5.00<br />

Uhr angeordnet. Im Mai wird Justus Sohl zum<br />

neuen Bürgermeister bestimmt. Die dienstverpflichteten<br />

Polen und Franzosen werden<br />

freigelassen. Alle verfügbaren Kräfte werden<br />

zu landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen.<br />

Am 8. Mai 1945 ging mit der bedingungslosen<br />

Kapitulation der deutschen Truppen der<br />

2. Weltkrieg für Deutschland zu Ende. Mit der<br />

japanischen Kapitulation am 2. September<br />

1945 wurde er formell für die ganze Welt be­<br />

59


02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />

endet. Er war, mit rund 60 Millionen Toten,<br />

der bis dahin verheerendste Krieg der<br />

Menschheit. Allein durch die Judenverfolgung<br />

starben in Europa sechs Millionen Menschen.<br />

Zu den Toten gehören auch fünfundzwanzig<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Männer, die aus dem Kriege<br />

nicht in die Heimat zurückkehren. Sie sind gefallen<br />

oder gelten als vermisst. Zur Erinnerung<br />

an sie und diejenigen, die im 1. Weltkrieg<br />

das gleiche Schicksal erlitten haben,<br />

wurden ihre Namen auf einem Ehrenmal festgehalten.<br />

Dieses wurde in 1953 auf dem<br />

Friedhof eingeweiht.<br />

Das Elend der Überlebenden in Europa ist geprägt<br />

von zerstörten Städten, Hunger, Flucht<br />

und Vertreibung. Auch in unserer Gegend ziehen<br />

Tag und Nacht Flüchtlinge durch die Gegend.<br />

Mit der Wiederaufnahme des Zugverkehrs im<br />

Juli 1945 und der offiziellen Fortsetzung des<br />

Schulunterrichts ab 1. Oktober gibt es wieder<br />

ein wenig Normalität im Leben der Menschen.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg<br />

1946 – 1960<br />

Sämtliche Privatvermögen werden im April<br />

1946 gesperrt. Im Juli kommen Flüchtlinge<br />

aus dem Sudetenland nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Es herrscht große Wohnungsnot, die Tuberkulose<br />

bricht aus. Die Spruchkammern zur Entnazifizierung<br />

nehmen ihre Tätigkeit auf.<br />

Die Mitglieder des Turnvereins werden (inoffiziell)<br />

aktiv. In der Landwirtschaft werden verstärkt<br />

Ölsaaten angebaut. Alle Erzeugnisse,<br />

außer der Selbstversorgerration, sind ablieferungspflichtig.<br />

Bei Hausschlachtungen werden<br />

pro Person nur 32 kg Fleisch, bei Schlachtgeflügel<br />

pro Person nur 1 Stück bewilligt. Es gibt<br />

Preiserhöhungen, der Schwarzhandel blüht.<br />

Um die Versorgungslage zu verbessern, geben<br />

die Landwirte Schäfer und Reinbold Teile<br />

ihrer Äcker ab, damit sich die Bewohner, die<br />

keinen Grund und Boden besitzen, kleine Gärten<br />

anlegen und damit ihre Versorgung verbessern<br />

können. Im Oktober findet eine<br />

Volks­, Berufs­ und Wohnungszählung statt.<br />

Am 01.12.1946 stimmt die Bevölkerung per<br />

Volksabstimmung der neuen Landesverfassung<br />

zu.<br />

Im Winter 1947 herrscht große Kälte bei nicht<br />

vorhandenem Heizmaterial. Die Tuberkulose<br />

breitet sich weiter aus, die Wildschweine werden<br />

zur Plage. Allmählich erfolgt eine Lockerung<br />

der Zwangswirtschaft.<br />

In 1948 wird Adam Hofmann zum neuen Bürgermeister<br />

gewählt. Am 20. Juli wird mit der<br />

Währungsreform die Deutsche Mark (DM) eingeführt.<br />

Pro Kopf werden 60 DM ausbezahlt.<br />

Es werden Richtlinien für die Wohnraummieten<br />

erlassen.<br />

Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz für die<br />

Bundesrepublik Deutschland in Kraft.<br />

Durch den auch in 1949 anhaltenden Flüchtlingsstrom<br />

aus dem Osten ist das Dorf überbelegt.<br />

Wohnungen sind Mangelware. Die Bevölkerungszahl<br />

ist von 305 Personen in 1939<br />

auf 503 Personen angestiegen. Das Stromnetz<br />

der Gemeinde wird an das Überlandnetz der<br />

EAM angeschlossen. Die Kirmes wird erstmals<br />

seit 1940 wieder gefeiert.<br />

Im Januar 1950 erhält <strong>Schwarzenberg</strong> eine<br />

Dorfbeleuchtung mit sieben Lampen. Kirchund<br />

Friedhof werden in Ordnung gebracht, die<br />

Dorflinde unter Naturschutz gestellt.<br />

1952 wird ein Brunnen zur Verbesserung<br />

der Wasserversorgung gebohrt; die Kosten<br />

betragen 20.000 DM, von denen der Staat<br />

10.000 DM übernimmt.<br />

Bedingt durch ein sehr trockenes Jahr beginnt<br />

die Erntezeit in 1953 bereits am 15. Juli und<br />

ist am 13. August mit der Grummeternte abgeschlossen.<br />

Die Wohnungslage entspannt<br />

sich etwas, da ein Teil der Flüchtlinge<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wieder verlässt. Einige von ihnen<br />

gehen auch in das Ausland. Die Bautätigkeit<br />

beginnt wieder. Die Dorfstraße wird gepflastert.<br />

Dorfdiener Konrad Braun legt mit 78<br />

Jahren sein Amt nieder, sein Nachfolger wird<br />

Adam Göbel. Die Bundestagswahl am 6. September<br />

hat folgendes Ergebnis in Erst­ und<br />

Zweitstimmen: SPD 110/110, FDP 81/71, CDU<br />

17/29, KPD 2/2, DP 8/7, BHE 25/27.<br />

Der Turn­ und Sportverein ist 30 Jahre alt. Am<br />

15. November (Volkstrauertag) wird das Ehrenmal<br />

für die gefallenen und vermissten Soldaten<br />

des 1. und 2. Weltkriegs auf dem Friedhof<br />

eingeweiht.<br />

60


<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 02­5<br />

Im Januar 1955 stirbt Bürgermeister Adam<br />

Hofmann an den Folgen eines Unfalls. Sein<br />

Nachfolger wird am 19. Februar Heinrich Kördel.<br />

Die Gemeinde beschafft einen Totenwagen<br />

zur Überführung der Verstorbenen aus<br />

dem Dorf zum Friedhof. Die Wasserleitung<br />

wird vom Gemeindehaus zum Friedhof verlängert.<br />

Die am 28. Oktober 1956 neu gewählte Gemeindevertretung<br />

mit Bürgermeister Heinrich<br />

Kördel plant folgende Vorhaben: Die Trift (Zur<br />

Kroneneiche) soll bis oberhalb des Friedhofs<br />

mit einer Teerdecke versehen werden. Der<br />

Burggraben soll kanalisiert werden. Über die<br />

Bahnstrecke soll eine von der Bundesbahn finanzierte<br />

Brücke gebaut werden, damit die<br />

beschrankten Bahnübergänge an den Ortseingängen<br />

aus Richtung Melsungen (Lengemann),<br />

im Ort (In der Senke) und Röhrenfurth<br />

(Steuber) wegfallen können. Die Bahn lehnt<br />

ab.<br />

Der Burggraben wird in 1958 für 15.000 DM<br />

kanalisiert, für die Bachregulierung werden<br />

3.000 DM, den Feldwegebau 2.000 DM investiert.<br />

Die Ausgaben für die Schule belaufen<br />

sich auf 1.100 DM. Im Fuldatal werden<br />

3 Acker Land von der Hessischen Heimat gekauft.<br />

Pioniere der Bundeswehr beginnen in 1959<br />

mit der Planierung des ehemaligen Steinbruchs<br />

oberhalb des Friedhofs, damit dort ein<br />

Sportplatz gebaut werden kann.<br />

In 1959/1960 wird die Straße Melsungen –<br />

Röhrenfurth außerhalb der Ortslage ausgebaut.<br />

61


02­6 | Unser Ehrenmal auf dem Friedhof<br />

Unser Ehrenmal auf dem Friedhof<br />

von Adolf Seitz<br />

Zur Vorgeschichte des Ehrenmals fand ich bei<br />

den Unterlagen von Lehrer Schmidt einen Zeitungsausschnitt<br />

(vermutlich Kasseler Zeitung)<br />

vom 25. März 1953 mit folgendem Text:<br />

Gedenkstein aus dem Acker<br />

Lehrer Schmidt half seiner Gemeinde/<br />

Ehrenmal für die Toten des Zweiten Weltkrieges<br />

soll entstehen.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

In der kleinen <strong>Schwarzenberg</strong>er Dorfkirche<br />

befindet sich seit langer Zeit eine Tafel, welche<br />

die Namen der Gefallenen des Ersten<br />

Weltkrieges trägt. Bald nach Beendigung des<br />

letzten Krieges bemühte sich die Gemeinde,<br />

auch den Opfern des Zweiten Weltkrieges ein<br />

würdiges Denkmal zu setzen. Bisher scheiterten<br />

die Bemühungen an der Finanzierung. Die<br />

Gemeinde musste in den letzten Jahren beträchtliche<br />

Summen für die Verbesserung ihrer<br />

Wasserversorgung und ihres Stromnetzes<br />

aufbringen.<br />

Vor einiger Zeit trat Lehrer Peter Schmidt mit<br />

einem neuen Plan vor Bürgermeister Adam<br />

Hofmann. Lehrer Schmidt, der als Naturschutzwart<br />

für den Kreis Melsungen vor allem<br />

die natürlichen Gegebenheiten des Kreises<br />

kennt, wusste, dass sich in geringer Tiefe unter<br />

dem Acker des Bauern Georg Seitz ein<br />

großer Stein befindet, der bereits einmal vorgesehen<br />

war, Gedenkstein zu werden.<br />

In diesen Tagen machte sich die Gemeinde,<br />

daran den Stein zu heben. Bürgermeister<br />

Hofmann und einige Arbeiter der Gemeinde<br />

gruben an der bezeichneten Stelle nach und<br />

fanden wirklich den Stein. Mittels Dreibock,<br />

Flaschenzug und Bulldog wurde der Fels auf<br />

der landschaftlich wunderschönen Bergkuppe<br />

„In den Erlen“, von der man nordwärts bis<br />

zum Herkules sehen kann, an das Licht des<br />

Tages gehoben und entpuppte sich als ein<br />

rechteckiger weißlichgelber Quarzit­Stein, in<br />

einer Höhe von 2,60 Meter, etwa einen Meter<br />

breit und 60 cm tief. Die scharfkantige Form<br />

62


Unser Ehrenmal auf dem Friedhof | 02­6<br />

des Steins deutet darauf hin, dass er schon<br />

einmal behauen wurde.<br />

Zur Zeit liegt er nahe bei der Fundstelle am<br />

Wegrain und die Bevölkerung soll entscheiden,<br />

ob er für den vorgesehenen Zweck verwandt<br />

werden soll. Bürgermeister Hofmann<br />

möchte, dass der Stein an einer schönen Stelle<br />

im Dorf aufgestellt, und entweder aus Marmor<br />

oder Bronze eine Tafel mit den Namen<br />

der Toten und Vermissten des letzten Krieges<br />

tragen soll.<br />

Soweit der Zeitungsbericht. Die nachstehenden<br />

Bilder, die mir von Erika Groß, der Tochter<br />

des damaligen Bürgermeisters Adam Hofmann<br />

zur Verfügung gestellt wurden, zeigen<br />

die Bergung des Steins. Der Quarzitblock erhielt<br />

seinen Platz auf dem Friedhof als Mittelpunkt<br />

einer kleinen Gedenkstätte.<br />

Er wurde von dem Steinbildhauer Willi Hartmann<br />

aus Melsungen bearbeitet, der auch die<br />

Bronzetafel mit den Namen der Gefallenen<br />

und Vermissten beider Weltkriege in den Stein<br />

eingfügte. Am Volkstrauertag in 1953 wurde<br />

die Anlage eingeweiht und ist bis heute Mahnmal<br />

und Gedenkstätte, zugleich, geblieben.<br />

Am Volkstrauertag eines jeden Jahres wird<br />

nach dem sonntäglichen Gottesdienst, der seit<br />

einigen Jahren in der Friedhofskapelle stattfindet,<br />

unter Mitwirkung des Pfarrers, der<br />

Freiwilligen Feuerwehr und des Sozialverbandes<br />

VdK Deutschland eine kurze Andacht am<br />

Ehrenmal gehalten.<br />

Adam Hofmann, Karl Jäger, Justus Kurzrock, Georg<br />

Seitz (von links)<br />

Justus Kurzrock, Heinrich Kördel, Rudi Iwanowski,<br />

Adam Hofmann, Karl Jäger (von links)<br />

Aus Anlass der Einweihung der Gedenkstätte erschien am 17.November 1953 im „Heimat­Echo“<br />

der Tageszeitung „Hessische Nachrichten“ der folgende Bericht:<br />

Umsäumt von Gräbern steht das neue Ehrenmal<br />

für die Opfer beider Weltkriege auf dem<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Dorffriedhof. Ein 60 Zentner<br />

schwerer Quarzitblock, der von Lehrer<br />

Schmidt in der Gemarkung ausfindig gemacht<br />

worden war, trägt die Tafel mit den Namen<br />

der Gefallenen und zeigt in Bronze mit Stahlhelm<br />

und Schwert die Insignien deutschen<br />

Soldatentums. In die Anlage mit einbezogen<br />

wurde das Grab eines jungen Deutschen, der<br />

in den Apriltagen am Rande des Dorfes sein<br />

Leben lassen musste und hier seine letzte Ruhestätte<br />

gefunden hat. An der Einweihung des<br />

Ehrenmals beteiligte sich das ganze Dorf.<br />

Steinbildhauer Willi Hartmann übergab das<br />

Ehrenmal nach einleitenden musikalischen<br />

Darbietungen des Posaunenchors und Gedichtvorträgen<br />

an die Gemeinde. Bürgermeister<br />

Adam Hofmann übernahm es mit dem<br />

Versprechen, die Anlage zu pflegen. Sein besonderer<br />

Dank galt Lehrer Peter Schmidt für<br />

die Förderung und Unterstützung bei der Planung<br />

des Ehrenmales. Herzlicher Dank galt<br />

auch dem Leiter der Gartenbauberatungsstelle<br />

beim Landwirtschaftsamt Melsungen, Plaß, für<br />

die landschaftsgärtnerische Gestaltung der<br />

Anlage. Bürgermeister Hofmann verlas anschließend<br />

die Namen der Gefallenen beider<br />

Kriege und sagte, dass die Gemeinde dieses<br />

Opfer nicht vergessen wolle.<br />

63


02­6 | Unser Ehrenmal auf dem Friedhof<br />

Pfarrer Fischer stellte seine Ansprache unter<br />

das Bibelwort: „Niemand hat größere Liebe<br />

denn die, dass er sein Leben lässt für seine<br />

Freunde“. Niemand dürfe sagen, dass die gebrachten<br />

Opfer umsonst gewesen seien. Kein<br />

Tropfen Blut sei umsonst, wenn das heilige<br />

Gesetz Gottes verstanden werde.<br />

Unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden<br />

legte Bürgermeister Hofmann dann<br />

den ersten Kranz am Ehrenmal nieder. Abordnungen<br />

der VdK­Ortsgruppe Melsungen, der<br />

Freiwilligen Feuerwehr, des Gemischten Chores<br />

und des Turn­ und Sportvereins schlossen<br />

sich mit ihren Kranzspenden an.<br />

Soweit der Zeitungsartikel. Mit folgenden Eintragungen<br />

auf der Bronzetafel des Ehrenmals<br />

wird an die vermissten und verstorbenen Soldaten<br />

der beiden Weltkriege erinnert:<br />

Zu Ehren der Gefallenen u. Vermißten Helden 1939 – 1945<br />

Fritz Cornelius * 1919 † 30.06.1941 Rußland<br />

Wilhelm Sinning * 1908 † 15.10.1941 Rußland<br />

Fritz Reinbold * 1920 † 15.12.1941 Rußland<br />

Wilhelm Seitz * 1915 † 18.07.1941 Rußland<br />

Karl Seitz * 1920 † 24.11.1942 Rußland<br />

Willi Mainz * 1921 † 24.07.1942 Rußland<br />

Emil Weß * 1915 † 18.03.1943 Rußland<br />

Karl Reinbold * 1916 † 24.04.1943 Afrika<br />

Konrad Steuber * 1922 † 02.02.1944 Rußland<br />

Heinrich Waldschmidt * 1921 † 01.09.1944 Rumänien<br />

Heinrich Seitz * 1920 † 07.09.1944 Frankreich<br />

Heinrich Riedemann * 1925 † 01.02.1945 Elsaß<br />

Christoph Göbel * 1925 † 23.03.1945 Deutschland<br />

Hans Alter * 1921 † 05.04.1945 Serbien<br />

Karl Schüler * 1910 † 21.04.1945 Jugoslawien<br />

64


Unser Ehrenmal auf dem Friedhof | 02­6<br />

Vermißte<br />

Heinrich Hofmann * 1910 verm. Jun. 1943 Rußland<br />

Heinrich Emmeluth * 1924 verm. Dez. 1944 Ungarn<br />

Konrad Reinbold * 1925 verm. März 1945 Ostpreußen<br />

Neubürger durch Folgen des Krieges<br />

Paul Keppel * 1905 † 10.01.1943 Frankreich<br />

Alfred Rößner * 1927 † 01.04.1945 <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Harry Arsand * 1924 verm. Aug. 1943 Rußland<br />

Ernst Richter * 1914 verm. Aug. 1944 Rumänien<br />

Willi Marotzke * 1903 verm. Okt. 1944 Albanien<br />

Johann Hinrichs * 1911 verm. Feb. 1945 Ungarn<br />

Artur Horn * 1896 verm. Feb. 1945 Rußland<br />

Erwin Hofmann * 1917 verm. Juni 1944 Rußland<br />

In steter Erinnerung der Gefallenen u. Vermißten Helden 1914 – 1918<br />

Heinrich Kieber * 1889 † 14.10.1914 Rußland<br />

Wilhelm Mainz * 1884 † 22.10.1914 Belgien<br />

Georg Hofmann * 1882 † 17.12.1914 Frankreich<br />

Lorenz Schüler * 1880 † 05.04.1916 Rußland<br />

Heinrich Emmeluth * 1893 † 17.06.1917 Frankreich<br />

Johannes Schmelz * 1887 † 04.01.1918 Frankreich<br />

Valentin Schmidt * 1895 † 24.03.1918 Frankreich<br />

Heinrich Ruppel * 1891 † 04.04.1918 Frankreich<br />

Justus Worst * 1889 † 10.07.1918 Frankreich<br />

Vermißte<br />

Heinrich Wenzel * 1885 verm. 21.10.1914 Frankreich<br />

Siemon Bubenheim * 1898 verm. 29.08.1918 Frankreich<br />

Die Inschrift auf dem Grabstein des mit in die Anlage integrierten Grabes lautet:<br />

Soldat Alfred Rößner * 12.01.1927 † 01.04.1945<br />

65


02­7 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Salbuch<br />

Ein "Salbuch" war eine amtliche, vom Landesherrn<br />

angeordnete Aufzeichnung über seine<br />

Rechte, Einkünfte und Liegenschaften. Seinen<br />

Rechten standen auf der anderen Seite die<br />

Pflichten seiner Untertanen gegenüber. Die<br />

ersten Salbücher in Hessen gab es am Anfang<br />

des 14. Jahrhunderts. Zunächst wurden sie<br />

nur für einzelne Orte, Gerichte, Vogteien, Ämter<br />

und Herrschaften erstellt. Bis Ende des 16.<br />

Jahrhunderts erfassten sie schließlich das<br />

ganze Land.<br />

1575 wurde auf Anordnung der Obrigkeit auch<br />

ein Salbuch für <strong>Schwarzenberg</strong> angelegt. In<br />

ihm steht am Anfang, dass das Dorf dem „allergnädigsten<br />

Herrn und Fürst“ gehört, und<br />

seine Bewohner ihm in seinem Haus in Melsungen<br />

(Schloss), wie sonstiges Gesinde dienen<br />

müssen.<br />

Die Pächter von 8 1/2 Huben (Hufen) Grundbesitz<br />

sind ihm ebenfalls dienst­ und steuerpflichtig.<br />

Im einzeln sind dann die Größe des<br />

Eigentums, die erwarteten Erträge und die<br />

darauf zu leistenden Steuern und Abgaben der<br />

Dorfbewohner für die Zeit von 1575 – 1737<br />

festgesetzt.<br />

Die interessantesten Details aus dem von<br />

Lehrer P. Schmidt erstellten Auszug sind in<br />

dem Artikel „Bauerntum“ dieses Buches bereits<br />

erwähnt.<br />

Lager­, Stück­ und Steuerbuch<br />

Das Staatsarchiv Marburg hat<br />

uns eine digitale Fassung dieses<br />

Buches übermittelt. Einen<br />

Teil seines Inhalts ist ebenfalls<br />

in dem Artikel „Bauerntum“<br />

dieses Buches in unserer Sprache<br />

und Schrift enthalten. Weil<br />

dieses Buch aber frühe umfassende<br />

Angaben über unser Dorf<br />

enthält, habe ich es in seinem<br />

Wortlaut aus der damals üblichen<br />

Kurrentschrift (Deutschen<br />

Schrift) in unsere heutige<br />

Schrift übertragen.<br />

Um zu demonstrieren, wie damals<br />

gesprochen und geschrieben<br />

wurde, habe ich den Wortlaut<br />

gegenüber dem Original<br />

nicht verändert. Leider konnte<br />

ich einige Wörter oder Ausdrücke<br />

nicht entziffern. Sie sind<br />

im Text mit ……… dargestellt.<br />

Zum besseren Verständnis habe<br />

ich heute nicht mehr gebräuchlichen<br />

Worte am Ende<br />

des jeweiligen Abschnitts<br />

übersetzt.<br />

Lager­, Stück­ und Steuerbuch von 1744 für <strong>Schwarzenberg</strong><br />

66


02­7 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Accidentien = Gebühren<br />

Extract = Auszug<br />

pro parte Salary = als Teil der Besoldung<br />

copulation = Eheschließung<br />

§ 8<br />

Freyes Schulhauß, Güter und Accidentien<br />

Ein freyes Schulhauß und 1/4 Acker 8 Ruthen<br />

Garten inglusive 1/16 Acker 5 Ruthen Wiese<br />

und den Kirchhoff hat ein zeitiger Schulmeister<br />

pro parte Salary zur Benutzung. Die Accidentien<br />

und Schullohn hat er ebenfalß wie gewöhnlich<br />

in dieser Gemeindte.<br />

§ 9<br />

Mineralia<br />

Deren werden hieselbst keine gegraben; alsdaß<br />

der hiesige Ziegelbrenner den Thon im<br />

herrschafftlichen Walde gräbt, gibt das Fahs<br />

26 alb an gnädigste Herrschafft.<br />

§ 10<br />

Gemeinds Gebräuche<br />

Die Gemeindsgebräuche allhier bestehen in 2<br />

5/8 Acker 8 Ruthen Wiesen, 3/16 Acker 5 Ruthen<br />

Hirtengarten und 18 5/16 Acker Koppelhudenrasen,<br />

worauff die Stadt Milsungen<br />

ebenfalls die Hude hat.<br />

§ 11<br />

Bau und Brennholtz<br />

Ein Baur allhier bekommt 3 Klafter und ein<br />

Köther 2 Klafter Buchenscheite aus dem Kehrenbacher<br />

Forst. Die Köther aber bekommen<br />

aus dem Milsunger Forst gegen die gewöhnliche<br />

gantze Forstgebühr. Das Bauholz bekommen<br />

sie ebenfalß daraus, gegen gewöhnliche<br />

Forstgebühr.<br />

Köther = Kleinbauer od. Tagelöhner<br />

§ 12<br />

Maste<br />

Treiben ihre Mastschweine, wenn Mast ist, auf<br />

vorbe …… herrschaftliche Waldung gegen die<br />

gewöhnliche gantze Mastgebühr.<br />

§ 13<br />

Hud und Weyd Gerechtigkeit<br />

Diese Gemeinde treibt ihr Vieh auf den herrschaftlichen<br />

Milsunger Wald woselbst ihnen<br />

ein gewißer District abgebunden wird, und bestehet<br />

ihre Viehherden in 21 Pferden, 44 Ochsen,<br />

33 Kühen und 80 Schafen ohne die Rinder<br />

und Schweine. Sie haben das Gefutter von<br />

Vieh nicht gar zu hinlänglich, sondern müssen<br />

dessen noch kauffen.<br />

§ 14<br />

Schäfferey<br />

Hierselbst dorfen sie Schafe halten, haben<br />

dermalen ein Hauff von 80 Stück, geben an<br />

gnädigste Herrschaft 1 Pfirchhamel und 1<br />

Lamm, desgleichen von jedem Stück 6 hlr<br />

Triftgeld und 20 alb Käßegeld vom gantzen<br />

Hauffen.<br />

§ 15<br />

Braugerechtigkeit<br />

Solche haben sie nicht, sondern sind gezwungen<br />

ihr benöthigtes Bier in der Stadt Milsungen<br />

zu holen.<br />

§ 16<br />

Erbauung, Werth und Miethe derer Häußer<br />

Allhier kostet das beste Hauß zu erbauen 300<br />

Rthlr, das mittelmäßige 150 Rthlr und das<br />

schlechteste 40 Rthlr. Hingegen ist das beste<br />

200 Rthlr, das mittelmäßige 100 Rthlr und das<br />

schlechteste 30 biß 20 Rthlr werth. Zugleich<br />

könnte das beste um 5 Rthlr, das mittelmäßige<br />

3 Rthlr und das schlechteste um 1 Rthlr<br />

jährlich vermiethet werden.<br />

§ 17<br />

Anzahl der Häußer, der Menschen, auch<br />

gewerbtreibender Persohnen, hersschaftl.<br />

Gemeinds und anderen Bedienten<br />

Dieses Dorff besteht in 32 gantzen Häußern<br />

oder Feuerstätten, einem Gemeindshirtenhauß<br />

und Schulhauß und einer Kirche. Darinnen<br />

wohnen 31 Männer, 35 Weiber, 36 Söhne,<br />

43 Töchter, 11 Knechte und 8 Mägde, darunter<br />

sind 17 Ackermänner, 1 Schneider, 1 Ziegelbrenner,<br />

1 Schiffsmann, 1 Branndtweinbrenner,<br />

7 Leinweber, 1 Brechenmacher und 1<br />

Taglöhner. An Bedienten 1 Grebe und 2 Vorsteher,<br />

müssen auch 1 Außschößer, 1 Nebenmann<br />

und 1/4 Grenadier halten.<br />

Außschößer u. Nebenmann = Beisitzer und<br />

Vertreter für die niedere Gerichtsbarkeit<br />

68


Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong> | 02­7<br />

Consumtion = Verbrauch<br />

Brandtweinsblaße = kupfernes Gefäß zum<br />

Branntweinbrennen<br />

Conzehsion = Konzession<br />

§ 20<br />

Situation und Qualitet des Feldes auch<br />

casus fortuiti, item qualitas moralis der<br />

Güter<br />

Der meiste Theil deren Felder gehet hinaufwerts<br />

biß an die herrschaftlichen Waldungen,<br />

grenzet auch theils an dem Milsunger und<br />

Röhrenfurther Felde, dieß und jenseits der<br />

Fulda, ist meist wassergallicht Thon und steinigter<br />

Qualitet und ist dem Wildfraß sehr unterworfen,<br />

die gutes bringen allhier zwischen<br />

dem Dorffe und der Fulda gehören gnädigster<br />

Herrschafft, die anderen aber sind schlecht<br />

und trocken.<br />

§ 17 – 19 Bewohner und Infrastruktur<br />

§ 18 Mühlen<br />

Hierselbsten ist keine Mühle, sie müssen in<br />

den Milsunger Mühlen mahlen.<br />

§ 19<br />

Wirtschafft Consumtion und Brandtweinsblaße<br />

Allhier treibt …….. Conrad Noll dermahlen<br />

Wirthschafft mit Bier und Brandtwein und<br />

muß desfalß alle 3. Jahr 2 Conzehsiones auff<br />

königlfürtstliche Renthkammer lösen, alß auch<br />

jährlich 2 ……. Gulden geben. Die Consumtion<br />

aber ist geringe und verzapft kaum jährlich 30<br />

biß 40 Zober Bier und 4/2 Ohme Brandtwein.<br />

Sonst hat auch Henrich Riemanns Frau eine<br />

Brandtweinsblaße von 20 eymer verzapft,<br />

auch einzeln Brandtwein, und zwar jährlich<br />

……. 2 1/2 Ohm, muß desfalß zwey Conzehsiones<br />

lösen.<br />

Die qualitatem moralem betreffend, so finden<br />

sich 6 1/2 Hufen so gnädigster Herrschafft<br />

dienst„ zins„ und zur 10. Garbe zehendbar<br />

sind, sodann 2 dergleichen Hufen, so gnädigster<br />

Herrschaft nur halb dienstbar und ganz<br />

zehendfrey und einem zeitigen Diacono zu<br />

Milsungen zinßbahr sind, zugleich 2 dienstfreye<br />

Hufen deren von Nordeck zu Milsungen<br />

Zinßen und auf doppelte Fülle zu Lehen gehen,<br />

und geben auff jeden Fall soviel …… alß<br />

sie Metzen ……. an selbigen Zinsen.<br />

Die übrigen Güter sind erb und dienstfrey außer<br />

denen § 4 u. 8 gemeldten herrschaftlichen<br />

und Schulgütern und finden sich vorgemeldte<br />

Güter alle nach deren Ackerzahl § 30.<br />

casus fortuiti = Zufälligkeiten<br />

item qualitas moralis = ferner rechtliche Beschaffenheit<br />

§ 21<br />

Schulden auff der Gemeinde<br />

Keine<br />

§ 22<br />

Korn Außsaaht<br />

Auff einen der besten Äcker allhier werden<br />

gesäet 5 Caßler Metzen, auf den mittelmäßigen<br />

5 1/2 Metzen und den schlechtesten 5 3/4<br />

Metzen.<br />

69


02­7 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

§ 23<br />

Korn Erndte und Gewicht<br />

Auf dem besten Acker werden 35, dem mittelmäßigen<br />

20, und dem schlechtesten 14 Garben<br />

geerndet und werden auß 60 ordinaire 2<br />

Viertel 8 Caßler Maß ausgedroschen. Das<br />

Viertel Korn wiegt 250 Pfund.<br />

ordinaire = gewöhnlich<br />

§ 24<br />

Gersten Außsaath und Erndte<br />

Auf dem besten Acker werden ordinaire geerndet<br />

30 Garben, dem mittelmäßigen 16<br />

Garben und dem schlechtesten wird keine<br />

Gerste gesäet. Auß einem Fuder werden<br />

ebenfals 2 Vierthel 8 Metzen Caßler Maß gedroschen.<br />

Hingegen werden 5 1/2 Metzen<br />

Caßler Maß auf einem Acker ausgesäet.<br />

§ 25<br />

Hafer Außsaaht und Erndte<br />

Deßen wird 6 Metzen auf einen Acker gesäet<br />

und 12 biß 14 Garben wieder geerndtet. Auß<br />

einem Fuder werden 4 Vierthel gedroschen.<br />

§ 26<br />

Werth und Miethe der Länderey<br />

Der beste Acker Land allhier ist werth 30<br />

Rthlr, der mittelmäßige 20 Rthlr und der<br />

schlechteste 10 Rthlr und könnte der beste<br />

um 1 Rthlr, der mittelmäßige um 2/3 Rthlr<br />

und der schlechteste um 1/3 Rthlr jährlich<br />

vermiehtet werden.<br />

§ 27<br />

Wießenwuchs<br />

Die Wiesen sind allhier nur 1 und 2 schürig<br />

und wächset auff dem besten Acker 7, dem<br />

mittelmäßigen 4 und dem schlechtesten 2<br />

Centner Heu und Grommet.<br />

1 und 2 schürig = Wiese wird ein­ oder zweimal<br />

im Jahr gemäht<br />

Grommet = zweiter Schnitt einer Heuwiese<br />

§ 28<br />

Werth und Miethe der Wießen<br />

Der beste Acker Wiesen allhier ist werth 35<br />

Rthlr, der mittelmäßige 24 Rthlr, der schlechteste<br />

12 Rthlr und könnte der beste um 1 1/3<br />

Rthlr, der mittelmäßige um 3/4 Rthlr und der<br />

schlechteste um 1/2 Rthlr vermiethet werden.<br />

§ 29<br />

Meßung<br />

Diese Dorfschaft ist in ao von dem Landmeßer<br />

Kleinschmidt mit der 14­schuhigen Ruthe deren<br />

150 Quadrat Ruthen einen Acker machen.<br />

(vermessen worden; fehlt)<br />

ao = anno = im Jahr (Jahreszahl fehlt)<br />

§ 30<br />

Gantzer Inhalt der Dorfschaft u. deren<br />

Feldmark<br />

Das Dorff bestehet wie § 17 bereits gemeldt in<br />

32 gantzen Feuerstädten und einem Gemeindts<br />

Hirten und Schulhauß, auch Kirche,<br />

davon Feldmark aber als<br />

1.) die 6 1/2 Hufen, so gnädigster Herrschaft<br />

ganz dienst, zinß und zehendbar sind,<br />

solche bestehen in 369 5/8 Acker 16 1/2<br />

Ruthen Wiesen und Garten, 251 1/16<br />

Acker 31 Ruthen Land und 8 7/8 Acker 4<br />

Ruthen wüste Triescher. Sodann<br />

2.) die 2 Hufen, so gnädigster Herrschaft nur<br />

halb dienstbar und einem zeitige Diacono<br />

in Milsungen Frucht und andere Zinßen<br />

entrichten und bestehen solche in 43 3/16<br />

Acker 16 Ruthen Wiesen und Garten, 26<br />

1/16 Acker 2 3/8 Ruthen Land und 1 5/8<br />

Acker 7 Ruthen wüste Triescher.<br />

3.) Die 2 Nordeckischen Hufen, so gnädigster<br />

Herrschaft zehendbar denen von Nordeck<br />

zu Milsungen, aber zinßenpflichtig auch<br />

aus doppelter Fülle lehnbar, bestehen in<br />

76 3/16 Acker 28 Ruthen Land und 14 3/8<br />

Acker 2 Ruthen Wiesen, Triescher 2 Acker<br />

15 Ruthen.<br />

4.) Die übrigen Erb„ und dienstfreien Güter<br />

bestehen in 77 11/16 Acker 31 Ruthen<br />

Land, 43 3/8 Acker 33 Ruthen Wiese und 2<br />

3/8 Acker 30 Ruthen wüste Triescher.<br />

5.) Die Gemeinds Güter bestehen in 2 5/8<br />

Acker 8 Ruthen wiesen, 3/16 Acker 5 Ruthen<br />

Garten und 18 5/16 Acker …… Rasen,<br />

worauff die Stadt Milsungen Koppelhude<br />

hat, in Summa 451 7/16 Acker 3 Ruthen<br />

Land, 191 5/8 Acker 70 7/12 Ruthen Wiesen<br />

und Garten und 22 3/16 Acker 30 7/8<br />

Ruthen wüste Triescher.<br />

70


02­7 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

2. Müssen sie alle bey Erbau und Reparirung<br />

des Schlosses und Renthhofs zu Milsungen<br />

erfordernde Handdienste verrichten.<br />

3. Müssen sie oberwehnte Erbs und bohnenstecken<br />

……….<br />

4. Alle Wochen 6 persohnen durchs gantze<br />

Jahr ins Schloss kommen, selbiges zu reinigen,<br />

früchte zu …… , sonst auch durchs<br />

gantze Jahr noch viele Hand und gehe<br />

Dienste verrichten müßen.<br />

5. Haben wöchentlich 12 Persohnen von Ostern<br />

bis Martini in dem herrschaftlichen<br />

Garten alle erfordernden Handdienste als<br />

jäten, graben, zu verrichten.<br />

6. Müßen sie auch die auß hiesigem Ambte an<br />

gnädigste Herrschaft fallende fette<br />

Schweine und Hammel nach Caßell bringen.<br />

Desgleichen auch fals Ochsen, so von<br />

gnädigster Herrschaft darum aufgekauft<br />

werden, auch manchmal Briefe und dergleichen<br />

Sachen nach Caßell tragen.<br />

7. Müssen sie das Heu von den herrschaftlichen<br />

Wiesen vor Milsungen und Schwartzenberg,<br />

wann solches wieder von Milsungen<br />

wegzufahren ist, vom Bantzen<br />

herunter holen und aufladen.<br />

PS. Auf jeden Wagendienst werden 6 hlr<br />

und den handdienst 3 hlr von gnädigster<br />

Herrschaft bezahlet.<br />

7. Sonsten verrichten sie auch alle Landfolgen<br />

gleich anderen unterthanen, als da<br />

sind Kriegsfuhren, Landstraßen, Wege und<br />

Brückenbaudienste.<br />

7. PS. Außer vorgemeldten Dienstpflichtigen<br />

in dieser Gemeinde finden sich noch 2<br />

Hüfner alß Hans Curth Hofmann und Johannes<br />

Hofmann, so die § 30 u. 20 gemdt.<br />

2 Nordeckischen Lehnhufen und Häußer<br />

besitzen, welche in den obgemdt. herrschaftlichen<br />

Fahr und Handtdiensten nicht<br />

concurieren, dahingegen verrichten sie<br />

denen von Nordeck wann einmahl an denen<br />

…… Nordeckischen Häußern zu Milsungen<br />

etwas repariert wird, die nöthigen<br />

Handdienste.<br />

7. Diese alß auch die anderen im Dorfe müssen<br />

auch soweit so ihre Hufenhude gehet,<br />

das herrschaftlich gefällete Wildpret nach<br />

Milsungen fahren.<br />

§ 35<br />

Heer, Wagen<br />

Allhier finden sich 2 Hufen so dem zeitigen<br />

Diacono zu Milsungen zinsbar und gnädigster<br />

Herrschaft halbdienstbar sind, davon müssen<br />

die Besitzer tempore belli zur Beschützung der<br />

hessischen Lande 1 Artillerieknecht, 1 Pferd<br />

und 1 Wagenrad an gnädigste Herrschaft entrichten.<br />

tempore belli = im Kriegsfall<br />

§ 36<br />

Civil und Criminal Jurisdiction, ith. hohe<br />

und niedere Jagden<br />

Stehen allergnädigster Herrschaft zu und wird<br />

erstens von denen Beambten zu Milsungen<br />

administriert, die Jagden ebenfals von dem<br />

Förster daselbst über……<br />

Civil und Criminal Jurisdiction = Gerichtsbarkeit<br />

§ 37<br />

Leibeigenschaft<br />

Cehat (keine)<br />

§ 38<br />

Steur Capital ein Haus ins andere<br />

Thut 34 14/33 fl<br />

§ 39<br />

Steur Capital ein Acker Land in den andern<br />

Thut 7 1/3 fl<br />

Steur Capital 1 Acker Wiesen in den andern<br />

Thut 7 1/2 fl<br />

Sodann ein Acker Land und Wiese inden andern<br />

nach Abzug der onerum<br />

Thut 4 1/3 fl<br />

onerum = Belastung<br />

§ 40<br />

Sorten Land und Wiesen, wie auch Clahsification<br />

Allhier hat man das Land in 4 und die Wiesen<br />

und Garten in 4 Sorten gebracht und kommt<br />

das Land in …Text fehlt…. und die Wiesen und<br />

Gerten in …Text fehlt….<br />

Clahsification = Einstufung<br />

72


02­8 | Hessische Maße, Gewichte und Münzen<br />

Getreide<br />

Casseler Maß<br />

1 Viertel = 16 Metzen = 160 Liter oder allgemein<br />

250 Pfund<br />

1 Metze = 4 Becher = 10 Liter<br />

1 Viertel Roggen = 125 kg<br />

1 Viertel Gerste = 107,5 kg<br />

1 Viertel Hafer = 75 kg<br />

Homberger Maß<br />

1 Viertel = 16 Metzen = ca. 200 Liter<br />

1 Viertel = 20 Casseler Metzen = 200 Liter<br />

1 Metze = ca. 12,5 Liter<br />

1 Viertel Roggen = 150 kg<br />

Münzen<br />

Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert gab es<br />

eine Vielzahl von Münzen. Bei den Zahlungsmitteln<br />

waren bis 1914 in Deutschland Kurantmünzen<br />

ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel.<br />

Kurantmünzen, waren<br />

„vollwertige, umlaufende, gangbare, kursierende“<br />

Münzen, deren Wert durch den Metallwert<br />

gedeckt war. Nach dem Salbuch von<br />

1575 zahlten die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern ihre<br />

Abgaben in „Albus“ und „Heller“. Im Steuerstock<br />

von 1737 und im Lager­, Stück­ und<br />

Steuerbuch von 1744 wird auch der Reichstaler<br />

(Abkürzung: Rthlr, Rthl, rthl) als Zahlungsmittel<br />

erwähnt.<br />

1 Reichstaler = 32 Albus (alb) oder 24 gute<br />

Groschen<br />

1 Albus = 12 Heller<br />

1 Gulden (fl) (von Florentiner Goldgulden) =<br />

zwischen 26 und 28 Albus<br />

1 Taler = 30 Silbergroschen (19. Jhdt)<br />

1 Silbergroschen = 1 Albus = 12 Heller. Ab<br />

1834 ersetzte der Gute Groschen den Albus.<br />

Albus Münze von<br />

1564<br />

Heller von 1744<br />

Albus Münze von 1749<br />

1/8 Reichsthaler von 1749<br />

1 Thaler von 1842 2 Silbergroschen von 1842<br />

74


3<br />

Infrastruktur<br />

75


03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />

Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1950<br />

von Adolf Seitz<br />

Das Dorfbild<br />

Form und Lage der Dörfer richteten sich<br />

früher nach der Flureinteilung und der Bodenbeschaffenheit.<br />

Durch diese Vorgaben entstanden<br />

entweder Reihendörfer oder Haufendörfer.<br />

Planmäßig angelegte Dorfsiedlungen<br />

entstanden erst zur und nach der Zeit Karls<br />

des Großen (800 n. Chr.).<br />

Was die Ureinwohner von <strong>Schwarzenberg</strong> bewogen<br />

hat, das Dorf auf einer kleinen Anhöhe<br />

(180 m hoch) im Fuldatal, rechts der Fulda, zu<br />

gründen, wissen wir nicht. Vielleicht war es<br />

das vorhandene Wasser, nicht nur der Fulda,<br />

die vor dem Bau der Eisenbahn noch näher an<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> vorbei floss, sondern auch das<br />

Wasser, das im Höhbach, Rosengrund­, Heidel­<br />

und Eulsgraben in das Tal floss. Vielleicht<br />

war es auch die geographische Lage, denn<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wird durch Haarberg, Metzewinkel<br />

und Karlshagen gegen die kalten Nordund<br />

Ostwinde geschützt.<br />

Wie unser Dorf in 1262, als Ritter Helfrich<br />

Burgherr der <strong>Schwarzenberg</strong>er Burg war, ausgesehen<br />

hat, ist nicht bekannt. Die Burg stand<br />

rechts vom Burggraben, dort wo heute die<br />

Häuser Kördel, Nickel (früher altes Schulhaus),<br />

Ickler und K. Wenzel (Riedforststraße<br />

43, 45, 49, 51) stehen. In einer handschriftlichen<br />

Aufzeichnung gibt Lehrer Peter Schmidt<br />

die Zahl der Häuser des Dorfes in 1262 mit<br />

20, in 1456 aber nur noch mit 5 Häusern an.<br />

Wenn man diese Zahlen, die nicht historisch<br />

belegt sind, vergleicht, muss man vermuten,<br />

dass bei der Zerstörung der Burg in 1293<br />

auch andere Häuser zerstört wurden, die später<br />

wieder auf­ oder neu gebaut wurden.<br />

Einen indirekten Hinweis auf die Anzahl der<br />

Häuser in 1575 gibt das Salbuch von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

In ihm sind die landwirtschaftlichen<br />

steuerpflichtigen Betriebe mit ihren Eigentümern<br />

aufgeführt. Da es 16 Betriebe sind, kann<br />

man davon ausgehen, dass es in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

damals mindestens 16 Häuser gab. Eine<br />

genaue Zahl von Häusern wird im statistischen<br />

Handbuch „Oekonomischer Staat“ des<br />

Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen im Jahr<br />

1615 für <strong>Schwarzenberg</strong> nicht angegeben. Der<br />

Eintrag „Schwartzenbergk hat 20 Haushaltungen,<br />

die Gemeinde eingepfarrt in Melsungen“,<br />

lässt vermuten, dass <strong>Schwarzenberg</strong> damals<br />

aus 20 Häusern bestand.<br />

Ob, und wie viele Häuser im 30­jährigen Krieg<br />

(1618 – 1648) in <strong>Schwarzenberg</strong> durch die<br />

Besetzung durch Schweden und Kroaten zerstört<br />

und verwüstetet wurden, ist nicht bekannt.<br />

Das gleiche gilt auch für den 7­jährigen<br />

Krieg (1756–1763).<br />

Die erste historisch belegte Angabe über die<br />

Anzahl der Häuser, nämlich 33, erfahren wir<br />

aus dem Salbuch aus dem Jahr 1719. Dort<br />

heißt es: „Die Dorfschaft Schwartzenberg hat<br />

27 Haus und Hofreyden, 6 Einzelhäuser.“<br />

Auch das „Lager­ Stück­ und Steuerbuch“ von<br />

1744 gibt durch eine Bestandsaufnahme Auskunft<br />

über die Entwicklung des Dorfes. Dort<br />

steht über <strong>Schwarzenberg</strong> (sinngemäß übertragen):<br />

„Eine Durchgangsstraße gibt es nicht. Eine<br />

Kirche ohne Pfarrhaus, ein Gemeindehirtenund<br />

schulhaus sind vorhanden. Das Dorf besteht<br />

aus weiteren 32 Häusern und hat 164<br />

Einwohner.“<br />

Der Standort des erwähnten Gemeindehirtenhauses<br />

ist unklar. Nach Aufzeichnungen von<br />

Lehrer Schmidt stand es entweder rechts vom<br />

Torbogen, der den Eingang zum Kirchhof bildet<br />

oder an der Stelle, an der beim Neubau<br />

der Schule in 1899 die Treppe zum Schulhof<br />

entstand. Es wurde jedenfalls abgerissen und<br />

oberhalb der Abzweigung der „Blumenstraße“<br />

von der Straße „Zur Kroneneiche“ wurde ein<br />

Gemeindehaus mit Spritzenhaus, zu dem auch<br />

der Ziegenbockstall gehörte, gebaut.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde es von den Familien<br />

Schmid und Karl bewohnt. Später<br />

76


Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />

diente dieses Häuschen dem TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

als Umkleidehaus mit Duschmöglichkeit.<br />

Nach dem Neubau des neuen Vereinsheims in<br />

1987 wurde es abgerissen.<br />

Dr. Georg Hassel erwähnt in seinem in 1813<br />

erschienenen „Statistischen Repertorium über<br />

das Königreich Westphalen“, dass es in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> 33 Häuser und 239 Einwohner<br />

gab.<br />

In 1822 gibt es bereits 37 Häuser mit 260<br />

Einwohnern in unserem Dorf. (Statistik und<br />

Topographie des Kurfürstenthums Hessen von<br />

D.J.D.U Höck 1822)<br />

Aus der in 1842 erschienen „Beschreibung<br />

des Kurfürstenthums Hessens“ von G.<br />

Landau geht hervor, dass die Häuserzahl von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> auf 39 Häuser angewachsen<br />

war, in denen 347 Einwohner lebten. Diese<br />

Zahlen werden im „Neuesten und gründlichsten<br />

alphabetischen Lexikon der sämtlichen<br />

Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten“<br />

von Johann Friedrich Kratzsch 1843 bestätigt.<br />

In 1883 wurde für die erste Feuerspritze ein<br />

Spritzenhaus gebaut. Es stand in der Nähe der<br />

heutigen Treppe zum Schulhof und wurde wie<br />

das Gemeindehirtenhaus, beim Neubau der<br />

Schule in 1899 abgerissen und in das neu<br />

gebaute Gemeindehaus in der „Trift“ (heute<br />

Straße „Zur Kroneneiche“) integriert.<br />

Nach einer von Lehrer Schmidt erstellten Einwohnerstatistik<br />

blieb die Zahl der Häuser bis<br />

zum Jahr 1888 konstant. Über 43 Häuser in<br />

1897, 45 Häuser (davon 22 Bauernhöfe) in<br />

1910, steigt die Häuserzahl auf 56 in 1935 an<br />

und bleibt bis 1954 unverändert.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> war ursprünglich ein Reihendorf.<br />

Die meisten Häuser standen auf beiden<br />

Seiten der heutigen „Riedforststraße“ und der<br />

„Jahnstraße“. Einige weitere Häuser hatten ihre<br />

Standorte in der Straße „Zur Kroneneiche“<br />

und in der Straße „Über den Gärten“.<br />

Die Nummerierung der alten Häuser begann<br />

am Ortseingang von Melsungen mit der Nummer<br />

1 (heute Seckenbach 2, Mander) und<br />

wurde auf der linken Seite der „Riedforststraße“<br />

mit den Nummern 2 – 20 bis zum Ortsende<br />

in Richtung Röhrenfurth weitergeführt. Von<br />

dort ging es, unter Einbeziehung der übrigen<br />

Straßen, mit den Nummern 22 – 41 auf der<br />

anderen Seite wieder zurück. Die beiden letzten<br />

Häuser am Ortsende nach Röhrenfurth<br />

waren, bis 1901, die heutigen Häuser Jahnstraße<br />

1, Becker (früher Johannes Alter) und<br />

Riedforststraße 61, T. Groß (früher Adam Hofmann).<br />

Später errichtete Häuser wurden bis zur Eingemeindung<br />

nach Melsungen in 1974 immer<br />

fortlaufend nummeriert. Die Hausnummern<br />

mit den Zusätzen 1/2, 1/4 oder 1/8 entstanden<br />

durch Umbau von Häusern, Anbau an bestehende<br />

oder Neubauten für abgerissene<br />

Häuser. Ergänzungs­ oder Anbauten, wie z. B.<br />

Stallungen, Scheunen und Schuppen waren<br />

charakteristisch für das frühere Dorfbild. Die<br />

einzelnen Hofflächen mit ihren Häusern waren<br />

voneinander durch Zäune oder Mauern getrennt,<br />

zur Straßenseite aber meistens offen.<br />

Am 27.04.1912 wird von der Gemeindevertretung<br />

nach längeren Verhandlungen und<br />

mehrmaliger Ablehnung ein „Statut gegen die<br />

bauliche Verunstaltung in der Gemeinde“ angenommen.<br />

Inwieweit diese Verordnung<br />

Früchte getragen hat ist offen, denn in 1937<br />

wird ein neues Ortstatut gegen die Verunstaltung<br />

des Dorfbildes erlassen. In ihm geht es<br />

um die Verschönerung des Ortsbildes, indem<br />

man Bausünden (keine Massivbauten neben<br />

Fachwerkhäuser, unschöne Anbauten, wildes<br />

Bauen von Schuppen) vermeiden will.<br />

Zäune, Hecken und Gräben sollen sorgfältig<br />

geplant und gepflegt werden. Die Gemeinde<br />

hat Sorge dafür zu tragen, dass Strassen,<br />

Plätze, Ecken und Winkel ordentlich aussehen.<br />

Bachläufe und Gräben sind sauber zu halten,<br />

Bänke und Ruhesitze sind, auch mit Hilfe der<br />

Jugend, zu erhalten und vor sinnloser Zerstörung<br />

zu schützen. Die Lücken zwischen den<br />

Häusern an den Dorfstrassen sollen mit Bäumen<br />

bepflanzt werden. Bei aller Verschönerung<br />

sollen aber keine städtischen Verhältnisse<br />

geschaffen, sondern der dörfliche<br />

Charakter betont und erhalten werden. Um<br />

die Vorgaben durchführen zu können, wird<br />

laut Gemeindebeschluss vom 13.02.1938 ein<br />

Ortsausschuss für die Pflege und Schönheit<br />

des Ortsbildes gebildet. Mitglieder sind Wilhelm<br />

Sinning, Konrad Riedemann und Christian<br />

Jacob.<br />

Über den früheren Zustand des Dorfes macht<br />

Lehrer Peter Schmidt folgende Anmerkungen:<br />

„Die Schule passt nicht in das Dorfbild und es<br />

77


Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />

Im allgemeinen Sprachgebrauch gab es für<br />

bestimmte Orte und Plätze des Dorfes besondere<br />

Namen.<br />

Unter der „Ziegelhütte“ mit „Ziegelbarthels<br />

Haus“ verstand man, das Gebiet um das Haus<br />

Nr. 1 am Ortseingang aus Richtung Melsungen,<br />

(heute Seckenbach 2, Mander). Dort<br />

wohnten und arbeiteten früher die Ziegelbrenner.<br />

Oben:<br />

Brücke über den<br />

Burggraben 1910<br />

­ Links das alte<br />

Schulhaus<br />

Links:<br />

Die verbreiterte<br />

Brücke mit Eisengeländer<br />

In 1911 errichtet S. Kördel im Burggraben an<br />

seinem Grundstück (heute Riedforststraße 43,<br />

L. Kördel) eine hohe Mauer, die heute noch zu<br />

sehen ist. Die im Burggraben gewachsenen<br />

Eschen werden 1912 gefällt und in 1913 wird<br />

der Rand des Baches, der in dem Burggraben<br />

der Fulda zufließt, mit Faschinen befestigt. Im<br />

Graben führte ein zwei Meter breiter Fußweg<br />

in Richtung Fulda. Über ihn erreichte man die<br />

„Spicke“, einen Holzsteg, über den Fußgänger<br />

die auf der anderen Seite der Fulda gelegenen<br />

Felder erreichen konnten. In 1959 wird der<br />

Bach reguliert und kanalisiert.<br />

Dort in der Nähe gab es auch die „Alte Gosse“,<br />

eine Wasserstelle für das Vorderdorf.<br />

Als „Heuchel­ oder Hüchelstein" wurde ein<br />

Platz hinter dem früheren Haus Waldschmidt<br />

(heute Riedforststraße 12/14, Arsand) bezeichnet.<br />

Auf ihm stand früher vermutlich der<br />

Pranger mit Halseisen, an den Bestrafte angekettet<br />

und öffentlich vorgeführt wurden.<br />

Die „Schanze“ lag hinter den Häusern<br />

(Schwarz, Riedforststraße 28 und Mey, Riedforststraße<br />

26). Dort befand sich eine Stellung,<br />

von der im 30­jährigen Krieg auf die das<br />

Dorf beschießenden Schweden, zurückgeschossen<br />

wurde.<br />

Der Platz vor dem Kirchtor wurde als „Der<br />

Markt“ bezeichnet. Die Fläche links der Riedforststraße<br />

mit den Häusern Nickel, Kördel,<br />

Ickler und Wenzel nannte man früher die<br />

„Burg“, weil ja hier die Ritterburg gestanden<br />

hatte.<br />

Blick auf die „Burg“ vom Westen<br />

Hier verlief der ehemalige Burggraben. Rechts im<br />

Bild ist noch die die in 1911 errichtete Mauer zu sehen.<br />

Am Platz um die Linde, deren Alter im Naturdenkmalbuch<br />

des Kreises Melsungen von 1947<br />

bereits auf 300 ­ 400 Jahre geschätzt wurde<br />

und die 1950 unter Naturschutz gestellt wurde,<br />

spielte sich früher das gemeindliche und<br />

politische Leben ab. Dort beriet sich die Be­<br />

79


03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />

völkerung, der Grebe informierte über wichtige<br />

Entscheidungen, Jugendliche trafen sich<br />

zum Tanz. Die Linde wurde in 1901 ummauert,<br />

1938 wurde der Platz gepflastert. Die in<br />

1981 gegründete Gruppe der „Natur­ und<br />

Wanderfreunde Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

gestaltete den Platz neu, und veranstaltet<br />

dort ihr alljährliches Lindenfest.<br />

1909 wird der Beschluss zur Ausführung gefasst,<br />

aber als die Gemeinde den Anteil des<br />

Bezirksverbandes vorschießen soll, wird das<br />

Projekt erst in 1913/1914 verwirklicht. Übrigens<br />

lautete der Name des Hauses Nr. 20 im<br />

Hausblatt „Höhlenroden“, woraus die Bevölkerung<br />

im Sprachgebrauch kurzerhand „Hellroden“<br />

machte.<br />

Oben: Der Lindenplatz<br />

Unten: Lindenfest<br />

Die „Gosse“ war die alte Wasserstelle an der<br />

Linde, die ab 1931 auch als Feuerlöschteich<br />

genutzt wird. Das ehemalige Haus Nr. 29<br />

(heute Jahnstraße 4, Bücking) trug, weil es<br />

unmittelbar an der „Gosse“ stand, den Namen<br />

„Gossen“.<br />

Als „Höhle“ bezeichnete man früher den Ortsausgang<br />

ab Haus Nr. 20 (heute Riedforststraße<br />

61, Groß) in Richtung Röhrenfurth, weil er<br />

so schmal und eng war. In 1908 stellt die Gemeinde<br />

einen Antrag auf Verbreiterung dieses<br />

Abschnitts beim Landeshauptmann. Die Kosten<br />

sollen 3.600 Mark betragen, wovon<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> 1.200, der Bezirksverband<br />

1.800 und der Kreis 600 Mark tragen sollen.<br />

Die „Höhle“<br />

Die Vergrößerung des Dorfes<br />

Schon nach dem 1. Weltkrieg bestand bei vielen<br />

Einwohnern <strong>Schwarzenberg</strong>s der Wunsch<br />

nach einem eigenen Haus. Das Siedlungsgesetz<br />

von 1919 schuf die Voraussetzungen zum<br />

Erwerb von kleinen Bauplätzen, die von größeren<br />

Grundstücken abgegrenzt wurden.<br />

So erbauten Johannes Seitz das Haus Nr. 45<br />

(heute Riedforststraße 42, G. Köhler), die Gebrüder<br />

Justus und Jakob Riedemann das Doppelhaus<br />

Nr. 46/47 (heute Riedforststraße<br />

11/13, Vaupel) und Fräulein Martha Peter das<br />

Einfamilienhaus Nr. 53 (heute Riedforststraße<br />

2, Tschurikow).<br />

Auch nach dem 2. Weltkrieg mit Beginn des<br />

Wirtschaftswunders in 1948 wollten einige<br />

Einwohner, nicht zuletzt wegen der knappen<br />

und nicht sehr komfortablen Mietwohnungen,<br />

selbst Hausbesitzer werden. Eine Bauleitplanung<br />

gab es nicht. Es wurde da gebaut, wo<br />

man ein Grundstück besaß oder ein solches<br />

preiswert erwerben konnte.<br />

Wege und Straßen<br />

Wenn wir in der heutigen Zeit von Straßen<br />

sprechen, denken wir an gut ausgebaute Au­<br />

80


Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />

In 1927/28 wurde die „Trift“ von der Dorfstraße<br />

bis zum heutigen Haus Schanze gepflastert.<br />

Dazu musste die Gemeinde ein Darlehn<br />

von 1.500 Mark bei der Sparkasse Melsungen,<br />

mit einer vierteljährlichen Tilgung von<br />

100,00 Mark, aufnehmen.<br />

1954 wird neben der „Gartenstraße“ auch die<br />

„Trift“, vom Haus Schanze bis zum Standort<br />

des alten Gemeindehauses (oberhalb der Einmündung<br />

der Blumenstraße), instand gesetzt.<br />

1957 erhält sie bis zum oberen Eingang des<br />

Friedhofs eine Teerdecke. Die nachstehenden<br />

Bilder zeigen die „Trift“ aus der Blickrichtung<br />

vom Friedhof.<br />

Straße im Vorderdorf alt<br />

So sieht die gleiche Stelle in 2012 aus<br />

Durch das „Vorderdorf“ gelangte man zur<br />

Ortsmitte, dem „Marktplatz“. Dort zweigte in<br />

Richtung Osten ein Weg, die heutige Straße<br />

„Zur Kroneneiche“, ab. Im Volksmund hieß er<br />

„Die Trift“ oder auch „Schwinnetrift“. Diese<br />

Bezeichnung erhielt er dadurch, dass auf ihm<br />

Kühe und Schweine von den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Hirten zur Mast in den Wald getrieben wurden.<br />

Er stellte, als Feldweg, die Verbindung zu<br />

den Flurstücken Metzewinkel und Karlshagen<br />

her. Am Beginn des Rosengrabens teilte er<br />

sich und führte auf beiden Seiten steil zum<br />

Wald hinauf. Auf einem dieser Wege gelangte<br />

man durch den Wald hindurch („Kirchhöfer<br />

Tannen“) nach Kirchhof. Zwischen Rosengraben<br />

und Heidelgraben gab es einen mit Hecken<br />

bestandenen Fußweg. Die „Trift“ war ab<br />

1846 auch der Zugang zum heutigen Friedhof.<br />

Vermutlich als Folge der Verkoppelung wurde<br />

der Feldweg „Gartenstraße“, heute „Über den<br />

Gärten“, gebaut, der von der Trift abzweigt.<br />

Die „Trift“ um 1910. Im Vordergrund links sieht man<br />

das alte Gemeindehaus<br />

Die „Trift“ in 2011<br />

Unmittelbar hinter der Einmündung der Trift<br />

führte die Dorfstraße über den Burggraben,<br />

den ehemaligen Festungsgraben der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Burg, in das „Hinterdorf“.<br />

Die nachstehenden Bilder zeigen die Veränderungen<br />

des Dorfbildes an dieser Stelle.<br />

83


03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />

Kinder am Burggraben vor 1912 Dorfmitte 1970<br />

Dorfmitte 1986 Dorfmitte 2011<br />

An der Linde führte ein Weg, den man früher<br />

scherzhaft „Königsstraße“ nannte, in das „hintere<br />

Dorf“ und weiter in Richtung Höhbach,<br />

Hardt und Haarberg. Dieser Weg, heute<br />

„Jahnstraße“, führte zwischen den Häusern<br />

Hain und Löwe durch das damals offene Bachbett<br />

des Höhbachs. Der Weg wurde später,<br />

wahrscheinlich mit dem Bau des Forsthauses<br />

(1898), ab der Durchfahrt, zu einem „fiskalischen“<br />

Weg. Das heißt, er befand sich im Besitz<br />

des Staates, der auch für die Unterhaltung<br />

zuständig war. Er wurde bereits 1919<br />

chaussiert, indem er mit Kies und Steinen befestigt<br />

wurde. Wahrscheinlich hing das auch<br />

mit seiner Bedeutung für die Holzabfuhr zusammen,<br />

denn bereits im Januar 1903 stellte<br />

die Gemeinde Röhrenfurth den Antrag, diesen<br />

Weg zur Holzabfuhr benutzen zu dürfen. Darüber<br />

kam es zum Streit mit <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

der aber in einer Verhandlung beigelegt wurde.<br />

In 1937 begann man den Weg von der<br />

Linde her bis zum Haus Siemon zu pflastern<br />

und setzte die Pflasterung in 1941 bis zum<br />

Weg „Über den Gärten“ fort. Die Kosten der<br />

Erweiterung der Pflasterung betrugen 1.800<br />

RM.<br />

Beginn der „Königsstraße“<br />

Der „fiskalische“ Weg in 2011<br />

84


03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />

neiche/Blumenstraße“) bis auf den Friedhof<br />

verlängert, sodass man das Wasser für die<br />

Grabpflege nicht mehr mühsam zum Friedhof<br />

tragen musste. Heute sind auf dem Friedhof<br />

drei Zapfstellen eingerichtet.<br />

1970 wurde die Friedhofshalle erbaut und in<br />

1996 erweitert. Die Vergrößerung war nur<br />

möglich, weil neben der finanziellen Unterstützung<br />

der Stadt Melsungen, 21 freiwillige<br />

Helfer und Helferinnen unentgeltlich einen Arbeitseinsatz<br />

von 710 Stunden leisteten. Außerdem<br />

spendeten die <strong>Schwarzenberg</strong>er noch<br />

4.300 DM und die Brunnenbauer 1.619 DM.<br />

Die erweiterte Halle wurde anlässlich eines<br />

Gottesdienstes am 24.11.1996 (Ewigkeitssonntag)<br />

im Beisein von Bürgermeister K.H.<br />

Dietzel ihrer weiteren Verwendung zugeführt.<br />

Damit nachträglich noch eine Toilette eingebaut<br />

werden konnte, übergaben die Brunnenbauer<br />

der Stadt in 1997 eine Geldspende in<br />

Höhe von 1.525 DM, die sie gesammelt hatten.<br />

1983 wurde der steile Weg auf dem Friedhof<br />

in Eigenleistung mit Verbundpflaster ausgebaut,<br />

nachdem die Stadt Melsungen das Material<br />

zur Verfügung gestellt hatte.<br />

Der Friedhof wird heute durch die städtischen<br />

Arbeiter in Ordnung gehalten und macht durch<br />

die gepflegten Gräber einen harmonischen<br />

Eindruck.<br />

Die Aushebung der Gräber erfolgt heute maschinell<br />

mit Hilfe eines Baggers. Den Beruf des<br />

Totengräbers gibt es nicht mehr. Der letzte<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er, der bis 1974 noch Gräber<br />

für die Verstorbenen von Hand ausgehoben<br />

hat, war Franz Langefeld. Auch die Sitte, dass<br />

der Sarg des Toten von Einwohnern, den<br />

„Trägern“ zum Grab getragen wird, kommt<br />

nur noch in Ausnahmefällen vor.<br />

Pause beim Pflastern. Links von vorn: O. Siemon, K.<br />

Wenzel; rechts von vorn: H. Seitz, G. Schmidt, H.<br />

Schneider und verdeckt G. Goldhardt und G. Steube<br />

Friedhofshalle im Rohbau (1970)<br />

Furt und Spickenbrücke (Spicke)<br />

Ein Teil der <strong>Schwarzenberg</strong>er Flur mit den<br />

Flurstücken „Unterm Berge, Die Breitenländer,<br />

Fischberg, Rotlauf, Kannberg“ liegt links der<br />

Fulda im Westen der Gemarkung.<br />

Friedhofshalle in 2011<br />

Die Flurstücke ziehen sich von der Fulda über<br />

die Bundesstraße 83 und den Wendesberg<br />

hinauf in Richtung Steinwalds­ und Kesselskopf<br />

unterhalb des Quillers. Um diese Fluren<br />

zu erreichen, gab es früher in Richtung Röhrenfurth<br />

eine Furt, die sogenannte „Därchfohrt“,<br />

durch die Fulda. Diese ersparte den<br />

Bauern die weiten Umwege über die Melsunger<br />

oder Röhrenfurther Fuldabrücken.<br />

86


Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />

Erwägungen in 1905, eine neue Furt etwas<br />

näher zum Dorf anzulegen, wurden verworfen.<br />

Auf diesem Ausschnitt aus einem Bild von 1912<br />

(Sammlung von K.F. Waldmann, Fuldabrück)<br />

erkennt man den Weg von <strong>Schwarzenberg</strong> zur<br />

eingezeichneten Furt<br />

Herr Kurt Maurer schreibt in der Fortschreibung<br />

der Röhrenfurther Dorfchronik zum 825­<br />

jährigen Jubiläum, dass die Furt überregionale<br />

Bedeutung gehabt haben könnte. Er begründet<br />

dies mit den vielen Wegspuren am oberen<br />

Ende des Wangergrabens. Sie könnten durch<br />

Wagen von Fuhrleuten und Händlern verursacht<br />

worden sein, die die Furt benutzten, um<br />

in Melsungen keinen Brückenzoll bezahlen zu<br />

müssen.<br />

Auf der linken Seite der Fulda ist der Zugang<br />

zur Furt noch gut zu sehen. Er beginnt am<br />

Parkplatz in der Kurve der Bundesstraße 83<br />

und bildet zur Fulda hin einen kleinen Hohlweg,<br />

der zum Teil schon zugewachsen ist.<br />

Im April 1902 stellten die Besitzer der Felder<br />

jenseits der Fulda bei der Gemeinde einen<br />

Antrag auf den Bau einer Spickenbrücke (hölzerner,<br />

schmaler Steg für Fußgänger), um die<br />

Felder auch ohne Fahrzeuge und bei jedem<br />

Wetter erreichen zu können. Bis dahin mussten<br />

Fußgänger bei der Furt durch die Fulda<br />

waten. Der Antrag wurde abgelehnt, stattdessen<br />

wurde von der Firma Stahl aus Melsungen<br />

ein Fährschiff für 150 Mark gekauft.<br />

Im Mai 1902 lehnt der Landrat die Bezahlung<br />

eines Fährmanns für das Schiff ab, und die<br />

Gemeinde beschließt, im März 1904, doch den<br />

Bau einer Spicke. Diese lag in der Verlängerung<br />

des Burggrabens und überquerte die<br />

Fulda in Höhe der „Hexeneiche“ an der B 83.<br />

Um sie zu erreichen, musste man die Bahngleise<br />

über einen mit einem „Drehkreuz“ gesicherten<br />

Überweg queren.<br />

Spicke mit Fährschiff (um 1910)<br />

Durch diesen<br />

Hohlweg ging es<br />

von den Feldern<br />

links der Fulda in<br />

die Furt<br />

Hier war die Einfahrt<br />

zur Furt auf<br />

der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Seite der<br />

Fulda<br />

Die Kosten für den jährliche Aufbau, die Abnahme<br />

durch den Strommeister und den Abbau<br />

der Spicke lagen zwischen 120,00 und<br />

150,00 Mark, die anfangs von der Gemeinde<br />

getragen wurden. Nach der Verkoppelung ging<br />

1/3 der Kosten, anteilmäßig nach der Größe<br />

des Besitzes, zu Lasten der Eigentümer der<br />

jenseits der Fulda gelegenen Grundstücke.<br />

Die restlichen 2/3 trug die Gemeinde. Um zumindest<br />

einen Teil der Kosten zurück zu bekommen,<br />

beschloss die Gemeindevertretung<br />

am 28.03.1904, ein „Spickengeld“ von 2<br />

Pfennigen pro Person für die Benutzung des<br />

Steges, zu erheben. Um diese Kosten zu umgehen,<br />

wateten manche Leute bei niedrigem<br />

Wasserstand weiterhin durch die Fulda. Das<br />

Spickengeld wurde bis zum Jahr 1930, dem<br />

87


03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />

Jahr, in dem der Steg zum letzten Mal aufgeschlagen<br />

wurde, erhoben.<br />

Auf diesem Ausschnitt<br />

der topografischen<br />

Karte TK<br />

25 2796 (4823)<br />

1909 (Herausgegeben<br />

von der<br />

Preußischen Landesaufnahme<br />

1909) ist die Lage<br />

der Furt und der<br />

Spickenbrücke<br />

eingezeichnet.<br />

In 1905 möchte der Fischer Helwig Dieling aus<br />

Wagenfurth das nicht mehr benötigte Gemeindeschiff<br />

kaufen. Der Verkauf scheitert<br />

aber an den von der Gemeindevertretung gestellten<br />

Bedingungen, das Schiff mindestens<br />

für 10 Jahre zu erhalten und es der Gemeinde<br />

für Überfahrten und zum Auf­ und Abbau der<br />

Spicke, zur Verfügung zu stellen. Stattdessen<br />

wird das Schiff in 1906 an den Kanzleigehilfen<br />

Conrad Bäcker aus Melsungen für 8 Mark<br />

jährlich verpachtet. Er muss das Schiff alle 2<br />

Jahre teeren und zum Auf­ und Abbau der<br />

Spicke bereithalten. Das Schiff wird am sogenannten<br />

Schiffstein an der Spicke angeschlossen.<br />

Einen Schlüssel für das Schloss besitzt<br />

die Gemeinde, einen weiteren der Pächter.<br />

In 1911 pachtet der Fischer Helwig Dieling das<br />

Schiff zu den gleichen Bedingungen wie sein<br />

Vorgänger.<br />

Verkehr auf der Fulda<br />

Schon 1497 sollen Landsknechte die Fulda mit<br />

Flößen befahren haben. Nach alten Plänen von<br />

Landgraf Moritz wurde die Fulda in 1601/1602<br />

von Kassel bis Hersfeld schiffbar gemacht. Die<br />

anliegenden Gemeinden mussten die Kosten<br />

für das Freihalten des Fahrwegs und die Befestigung<br />

der Ufer tragen.<br />

Im September 1601 passierten die ersten drei<br />

Fuldaschiffe, auf ihrem Weg von Kassel nach<br />

Bad Hersfeld, <strong>Schwarzenberg</strong>. Mit an Bord<br />

waren Landgraf Moritz und sein Gefolge. Im<br />

gleichen Monat verkehrten die ersten Frachtschiffe.<br />

Flussaufwärts wurden die Schiffe „getreidelt“,<br />

d.h. sie wurden von Pferden, die auf<br />

befestigten Pfaden an den Flussufern liefen,<br />

gezogen. Die Schiffe waren ca. 20 – 24 Meter<br />

lang und zwischen 1,20 und 1,50 Meter breit.<br />

Je nach Größe betrug ihre Tragfähigkeit zwischen<br />

250 und 350 Zentnern.<br />

Die meisten Lastschiffe waren mit Mast und<br />

Segel ausgerüstet. Ihre Besatzung bestand<br />

aus zwei oder drei Schiffern. Um den zunehmenden<br />

Verkehr zu regulieren wurde in 1617<br />

eine Flußschiffahrtsverordnung herausgegeben.<br />

Ihren Höhepunkt hatte die Schifffahrt im<br />

18. Jahrhundert mit der Beförderung von<br />

Holz, Heu und Stroh. Im Amt Melsungen, besonders<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>, Röhrenfurth und<br />

Büchenwerra gab es in 1722 zwölf Kahnbesitzer<br />

und Holzflößer.<br />

1775 verkehrten zwischen Kassel und Hersfeld<br />

zweimal wöchentlich „Marktschiffe“, die Personen<br />

und Güter beförderten. Die Fahrt dauerte<br />

flussaufwärts drei, flussabwärts zwei bis<br />

zweieinhalb Tage.<br />

Die Besitzer der Schiffe und die Schiffsknechte<br />

bezeichnete man als Schiffsmänner. 1786 besaßen<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong>er noch ein einziges<br />

Schiff. Mit der Eröffnung der Kurfürst­Friedrich­Wilhelm­Nordbahn<br />

in 1849 lief die Schifffahrt<br />

aus, denn sie konnte weder mit der<br />

Schnelligkeit, noch mit den Frachtpreisen der<br />

Bahn konkurrieren.<br />

Eisenbahn<br />

Als am 18.09.1848 der erste Zug der Friedrich<br />

Wilhelm Nordbahn auf der anfangs eingleisigen<br />

Strecke an <strong>Schwarzenberg</strong> vorbeifuhr,<br />

gab es in Deutschland schon Bahnstrecken mit<br />

einer Gesamtlänge von 548 Kilometern. Die<br />

beiden für <strong>Schwarzenberg</strong> nächstgelegenen<br />

Bahnhöfe waren damals Melsungen und Guxhagen.<br />

Ab 15. Juli 1892 gab es dann den Bahnhof in<br />

Körle. <strong>Schwarzenberg</strong> sollte ursprünglich mit<br />

Röhrenfurth einen gemeinsamen Bahnhof bekommen,<br />

der zwischen beiden Orten liegen<br />

sollte. Die <strong>Schwarzenberg</strong>er lehnten aber aus<br />

finanziellen Gründen ab, und so fahren bis<br />

heute die Züge an <strong>Schwarzenberg</strong> vorbei. Die<br />

Röhrenfurther weihten übrigens ihre Halte­<br />

88


Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />

stelle am 1. August 1905 ein und es ist schon<br />

eine Ironie, dass ausgerechnet ein Eisenbahner<br />

aus <strong>Schwarzenberg</strong>, Georg Weber, erster<br />

Bahnhofsvorstand in Röhrenfurth wurde.<br />

Seit der Inbetriebnahme der RegioTram­Linie<br />

5 von Melsungen nach Kassel im Sommer<br />

2006, ist immer wieder eine Haltestelle in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> im Gespräch. Die Politiker der<br />

Stadt Melsungen sind auch in 2012 in dieser<br />

Hinsicht tätig. Vielleicht bekommt ja <strong>Schwarzenberg</strong><br />

doch noch seinen Bahnhof.<br />

Mit dem Betrieb der Bahn änderten sich auch<br />

die Verkehrsverhältnisse in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

denn man musste die Bahnstrecke überqueren,<br />

um zu den Feldern und Wiesen zu kommen,<br />

die auf der Westseite der Bahn lagen.<br />

Die Bahn richtete insgesamt vier Bahnübergänge<br />

ein. Je einen an den Ortsausgängen in<br />

Richtung Melsungen und Röhrenfurth, einen<br />

weiteren „In der Senke“ und einen, nur für<br />

Fußgänger benutzbaren Überweg, am Ende<br />

des Burggrabens. Die Übergänge waren anfangs<br />

unbeschrankt, denn die Bahnwärterhäuser<br />

an den Ortseingängen aus Richtung Röhrenfurth<br />

und Melsungen, von denen später die<br />

Schranken der drei befahrbaren Bahnübergänge<br />

bedient wurden, wurden erst in 1854<br />

und 1867 errichtet. Scheinbar standen die<br />

Schranken immer offen und wurden bei jeder<br />

Zugfahrt geschlossen, denn im Juli 1902 stellte<br />

die Bahn den Antrag, einen Teil der Schranken<br />

nachts und im Winter zu schließen, und<br />

nur bei Bedarf zu öffnen. Die Gemeinde lehnte<br />

dies jedoch ab.<br />

Über den Bahnübergang bei dem Bahnwärterhaus<br />

am Ortseingang aus Richtung Röhrenfurth erreichte<br />

man die Furt in der Fulda<br />

In 1956 forderte die Gemeinde die Bundesbahn<br />

auf, eine von der Bahn finanzierte<br />

Brücke über die Bahnstrecke zu bauen, damit<br />

die beschrankten Bahnübergänge wegfallen<br />

könnten. Das Projekt scheiterte an der Ablehnung<br />

der Bahn. Als diese dann in 1972 das<br />

gleiche Vorhaben verwirklichen wollte, lehnte<br />

die Gemeinde ab, weil sie die Folge­ und Unterhaltungskosten<br />

nicht allein tragen wollte.<br />

Im Zuge der Baumaßnahmen zur Elektrifizierung<br />

der Strecke in 1965, wurden alle Bahnübergänge,<br />

bis auf den „In der Senke“, entfernt.<br />

Dieser heute noch vorhandene<br />

Übergang wurde bis Oktober 2011 als Anrufschranke<br />

vom Bahnhof Melsungen fernbedient.<br />

Mit Einführung einer neuen Signaltechnik<br />

zwischen Guntershausen und Melsungen<br />

wurde er mit modernster Technik (Halbschranken,<br />

Ampelanlage, Sicherung durch Signale<br />

und zugbedingtes Schließen und Öffnen<br />

der Schranken) ausgerüstet.<br />

Straßenverkehr<br />

Während um <strong>Schwarzenberg</strong> herum auf dem<br />

Sälzerweg und der Nürnberger Landstraße<br />

und auch durch die <strong>Schwarzenberg</strong>er Furt,<br />

schon sehr früh der damalige Verkehr floss,<br />

fand im Dorf selbst nur Anliegerverkehr statt.<br />

Die Verkehrsmittel waren Pferde­, Ochsenund<br />

Kuhgespanne. Manchmal wurden auch<br />

Pferde und Ochsen gemeinsam vor die Ackerwagen<br />

gespannt. Neben den Gespannen waren<br />

auch Menschen mit Schubkarren und<br />

Handwagen auf den Wegen unterwegs.<br />

Schwierigkeiten mit den schlechten Straßenverhältnissen<br />

dürften in 1900 auch die ersten<br />

Fahrradbesitzer in <strong>Schwarzenberg</strong> gehabt haben.<br />

Ihre Zahl stieg bis 1941 auf 50 an.<br />

Ab dem 1.7.1930 hielt auch der motorisierte<br />

Verkehr in <strong>Schwarzenberg</strong> seinen Einzug. Ein<br />

gelbes Postauto fuhr zweimal täglich <strong>Schwarzenberg</strong><br />

an. Neben der Post konnte es jeweils<br />

noch drei Personen befördern. Ab 1932 fuhr<br />

es täglich noch einmal, bis es in 1934 von<br />

dem sogenannten „roten Postomnibus“ abgelöst<br />

wurde. Ihm folgte noch vor dem 2. Weltkrieg<br />

wieder ein gelber Postwagen. Bis 1960<br />

bestand stets die Möglichkeit für einzelne Personen,<br />

mit dem Postauto nach Melsungen zu<br />

fahren.<br />

89


03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />

Um Güter in die nicht an die Bahn angeschlossenen<br />

Orte zu bringen, richtete die Bahn ab<br />

November 1937, von Melsungen ausgehend,<br />

einen Lastgüter­Kraftwagenverkehr ein.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wurde bis zur Einstellung des<br />

Dienstes, bei Kriegsbeginn, dienstags, donnerstags<br />

und samstags bedient. Im gleichen<br />

Jahr kam das erste Auto in das Dorf. Georg<br />

Seitz wurde Besitzer eines Opel Olympia. Ab<br />

1938 knatterten die Motorräder von Karl Reinbold<br />

und Hans Hofmann durch das Dorf. Im<br />

Jahr 1941 begann mit dem Kauf des ersten<br />

Treckers durch Karl Riedemann eine neue<br />

Epoche in der Landwirtschaft. Ende des Jahres<br />

1953 gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> 10 Ackerschlepper<br />

und 23 Motorräder. Von 1960 bis<br />

1963 stieg die Zahl der Autos von 23 auf 36<br />

Stück.<br />

G. Seitz mit seinem Opel<br />

Olympia an der Linde<br />

Mit Beginn der Einschulung der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Kinder in Melsungen konnten die<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger ab 1969 die Schulbusse<br />

nach und von Melsungen mitbenutzen.<br />

Heute ist das Dorf durch eine Ringbuslinie mit<br />

Melsungen und Röhrenfurth verbunden.<br />

Post in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Hans Hofmann<br />

Der König oder die Landesherrn besaßen früher<br />

das Hoheitsrecht zur alleinigen Postbeförderung.<br />

Um die Post befördern zu können,<br />

richteten sie Postlinien ein und bestellten<br />

Postmeister. Die Posthoheit war eng mit dem<br />

Postzwang verbunden, d.h. bestimmte Sendungen<br />

durften nur mit den Staatsposten versandt<br />

werden. Nachdem das Haus Taxis das<br />

Postmonopol als kaiserliches Lehen erhalten<br />

hatte, entstand allmählich ein Netz von Postlinien,<br />

die untereinander verbunden waren.<br />

1704 führte die Postlinie von Kassel nach<br />

Nürnberg über Röhrenfurth und den Wendesberg<br />

nach Melsungen. Ein späterer Nachfolger<br />

des Melsunger Posthalters Breithaupt war in<br />

1852 der Postmeister Mensing. Mit der Einrichtung<br />

einer planmäßigen Briefzustellung in<br />

Melsungen, Kirchhof, Kehrenbach, Obermelsungen,<br />

Adelshausen und <strong>Schwarzenberg</strong><br />

sorgte er dafür, dass unser Dorf am Postverkehr<br />

teilnahm. Anfangs kam der Briefträger<br />

täglich einmal, später zweimal, zu Fuß von<br />

Melsungen nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Nach dem 1.<br />

Weltkrieg wurde das Dorf bis 1930 wieder nur<br />

einmal bedient. Ab dem 1.7.1930 brachte das<br />

gelbe Postauto die Post für <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und lieferte sie bei der neu geschaffenen<br />

Poststelle <strong>Schwarzenberg</strong> ab. Diese befand<br />

sich im damaligen Haus Nr. 52, (heute Riedforststraße<br />

30, Meyer). Die Poststelle wurde<br />

von Heinrich Schmoll betrieben, der auch die<br />

Post in die einzelnen Häuser brachte. Besonders<br />

weit musste er laufen, wenn Post für die<br />

Bewohner der Tongrube, in der Nähe des Sälzerwegs,<br />

zugestellt werden musste, denn diese<br />

gehörten bis zur Auflösung der Poststelle,<br />

postalisch zu <strong>Schwarzenberg</strong>. Ab 1941 kam<br />

das Postauto wegen Benzinmangels nur jeden<br />

2. Tag nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Als die Post am<br />

1. Juli 1941 den Autoverkehr komplett einstellte,<br />

mussten Briefe und Pakete täglich in<br />

Melsungen abgeholt werden. Das geschah<br />

auch durch Schulkinder.<br />

Ankommend:<br />

Abgehend:<br />

Briefe, Karten 20.000 St. 8.000 St.<br />

Pakete 200 St. 200 St.<br />

Päckchen 600 St. 600 St.<br />

Telegramme 40 St. 35 St.<br />

Geld 25.000 RM 10.000 RM<br />

Im Jahr 1941 wurden nach Aufzeichnungen<br />

von Lehrer Schmidt in <strong>Schwarzenberg</strong> folgende<br />

Dienstleistungen durch die Poststelle erbracht:<br />

Rentenauszahlung<br />

10.000 RM<br />

Telefongespr. 600 St. 1.000 St.<br />

In 1960 übernahm Frau Elisabeth Göbel,<br />

wohnhaft im Haus Nr. 3, (später Riedforst­<br />

90


Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />

straße 27, in 2011 abgerissen) die Poststelle.<br />

Sie behielt sie auch, als sie mit ihrem Ehemann<br />

1969 in ihr neues Haus im Seckenbach<br />

13 umzog. Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen<br />

der Deutschen Bundespost wurde<br />

die Poststelle <strong>Schwarzenberg</strong> Ende 1985<br />

geschlossen. Von diesem Zeitpunkt an, wird<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> von Melsungen aus durch motorisierte<br />

Zusteller bedient.<br />

Telefon in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Nachdem die Gemeindevertretung in 1914 beschlossen<br />

hatte, eine Telegrafenhilfsstelle, so<br />

nannte man damals eine öffentliche Fernsprechstelle,<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> einrichten zu<br />

lassen, sammelte man 140 Mark im Dorf. Für<br />

diesen Betrag richtete die Post die Fernsprechstelle<br />

im Haus Bangert (heute Riedforststraße<br />

57, B. Köhler) ein. Mit Einrichtung<br />

der Poststelle im Haus von Heinrich Schmoll,<br />

befand sich dort, genau wie später im Haus<br />

Göbel, auch die öffentliche Fernsprechstelle.<br />

In den 1960er Jahren wurde in der Ortsmitte<br />

eine Telefonzelle aufgestellt, die aber im Zeitalter<br />

der Handys nicht mehr vorhanden ist.<br />

Rundfunk­ und Fernsehgeräte in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

In 1933 gab es 3 Rundfunkgeräte im Dorf. Ihre<br />

Zahl erhöhte sich bis 1943 auf 32 Geräte.<br />

Das Fernsehzeitalter begann in der Bundesrepublik<br />

Deutschland 1952 mit 300 Geräten. Es<br />

gab nur ein Programm. Dies wurde in 1960<br />

mit 11 Geräten in <strong>Schwarzenberg</strong> empfangen.<br />

Bei der Einführung des Zweiten Deutschen<br />

Fernsehens 1963 gab es im Ort schon 31<br />

Fernseher. Heute gibt es in jedem Haushalt<br />

mindestens einen Fernseher und ein Radio,<br />

mit denen man über Kabel oder Satelliten<br />

Programme aus der ganzen Welt empfangen<br />

kann. Auch die Handys ermöglichen heute<br />

schon den Empfang von Radio­ und Fernsehprogrammen.<br />

91


03­2 | Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Entwicklung der Infrastruktur in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Neuzeit<br />

In <strong>Schwarzenberg</strong> gab es früher keine Durchgangsstraße.<br />

Im Lager­ Stück­ und Steuerbuch<br />

der Dorfschaft <strong>Schwarzenberg</strong> Ambts<br />

Milsungen verfertigt Anno 1744 steht unter<br />

dem Punkt:<br />

„Passage durch das Dorf: Keine Passage<br />

geht hindurch“.<br />

Die Erklärung dazu findet sich im „Lager­,<br />

Stück­ und Steuerbuch“ (offizielles Dokument):<br />

Landgraf Friedrich I. von Hessen­Kassel ließ<br />

eine genaue Vermessung und Bestandsaufnahme<br />

des gesamten Grund und Bodens der<br />

Landgrafschaft durchführen. Er ließ für jeden<br />

Ort in seinem Hoheitsgebiet Grund und Boden<br />

nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis<br />

bewerten.<br />

Die Ergebnisse wurden in den „Lager­, Stückund<br />

Steuerbüchern“ festgehalten. Auch für<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wurde in 1744 ein solches<br />

Buch in der damals üblichen Verwaltungssprache<br />

erstellt.<br />

Baumaterialen wurden früher innerhalb der<br />

Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> gewonnen und<br />

auf wenigen Feldwegen transportiert. Es gab<br />

3 oder 4 Steinbrüche, Lehm­, Sand­ und Tongruben.<br />

Straßen an denen sich die Raubritter bedienen<br />

konnten, waren der Sälzerweg, die alte Casseler<br />

Straße (B 83), die damals noch über den<br />

Wengesberg führte, beides alte Handelsstraßen.<br />

1912 beginnen die Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

über den Straßenbau mit modernen<br />

Materialien nachzudenken. 1902 sind ja einige<br />

Straßen im Ort wegen der Verlegung der Wasserleitung<br />

tief aufgerissen worden. Die Steinbrücke<br />

im Dorf bekommt ein Geländer.<br />

Der Weg nach Röhrenfurth ist 1910 auf Bild 1<br />

zu erkennen.<br />

1927 Arbeiter pflastern die Schweinetrift.<br />

1938 Es gibt einen handgezeichneten Dorfplan<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> mit ein paar Wegen<br />

und einigen Häusern. Der damals angegebene<br />

Maßstab von 1:1500 zeigt nur eine grobe Orientierung.<br />

Der Lindenplatz wird gepflastert.<br />

In folgenden Jahrzehnten leisten die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bürger in Eigenleistung Arbeiten für<br />

Kanalisation des Regenwassers und für teilweise<br />

Pflasterung von Dorfstraßen.<br />

Meist sind die Straßen mit Schotter befestigt<br />

oder als Feldwege gelassen.<br />

1950 Die Dorfstraße wird gepflastert, die<br />

Ortsbeleuchtung hat 7 Lampen.<br />

Es gibt 44 Betriebe, die konstant in der Landwirtschaft<br />

arbeiten für ihre Schlepper und<br />

Landmaschinen Straßen benötigen.<br />

1952 Die Straße Melsungen – <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wird ausgebaut. Dazu muss die Kanalisation<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> fertig sein. Die Gemeindevertreter<br />

lassen diesbezüglich einen<br />

Kostenplan ausarbeiten: 160.000 Mark geht<br />

92


Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-2<br />

weit über die Finanzkraft der Gemeinde. Also<br />

alles wird so gelassen.<br />

1960 Die Anzahl der Motorräder steigt auf<br />

über 23.<br />

Die Bautätigkeit für neue Häuser beginnt in<br />

mehreren Dorfteilen (noch ohne Bauleitplanung),<br />

bis in die neunziger Jahre entstehen<br />

dann über 100 neue Wohnhäuser – es mangelt<br />

an Straßen, Kanalisation für Abwasser<br />

und Oberflächenwasser, es mangelt an Wasser­<br />

und Stromversorgung sowie später an<br />

Kabelfernsehen und auch Gasversorgung.<br />

1964 Ab Ostern gehen Schüler des 7. und<br />

8. Schuljahres nach Melsungen zur Schule,<br />

1969 wird die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> geschlossen<br />

und aufgelöst, alle Schüler besuchen<br />

die Schule in Melsungen, gute Straßenverbindung<br />

in die Nachbargemeinde ist nötig.<br />

1957 Das Neubaugebiet „Junkersfeld“<br />

(später Blumenstraße) entsteht. Anfang bis<br />

Mitte der 70­er setzt rege Bautätigkeit ein.<br />

1963 folgt die Erschließung von zunächst<br />

drei Bauplätzen an der Steinbinge, weitere 5<br />

folgten in 1969. Jahre später ist die Steinbinge<br />

zu einem neuen Baugebiet erweitert.<br />

Dann werden Baulücken geschlossen oder an<br />

den Dorfrändern wie z. B. Riedforststraße,<br />

Jahnstraße, Vor der Harth, Zur Kroneneiche,<br />

Über den Gärten, neue Häuser errichtet.<br />

Junkersfeld<br />

1970 Die Friedhofshalle wird errichtet und<br />

wird 1996 mit einem Windschutz versehen.<br />

Die wachsende Mobilität der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

(Arbeitsplätze in der Region, Weiterbildung,<br />

Sport, Gesundheitsversorgung,…) erfordert<br />

nun ernsthafte Konzepte zur Infrastruktur.<br />

Den <strong>Schwarzenberg</strong>ern wird klar, dass der<br />

ungeliebte Anschluss an die Kernstadt Melsungen<br />

(Eingemeindung 1974) Vorteile bringt.<br />

1974 <strong>Schwarzenberg</strong> ist im ersten Jahr<br />

Stadtteil von Melsungen.<br />

Gleich im ersten Jahr als Stadtteil von Melsungen<br />

wird die Straßenbeleuchtung erweitert<br />

und eine Bushaltestelle im Ortskern angelegt.<br />

1975 Die Trinkwasserversorgung lässt sich<br />

durch den neuen Hochbehälter „In den Erlen“<br />

sichern, er ist seit 1971 im Bau.<br />

1976 An der Blumenstraße ist ein Kinderspielplatz<br />

eingerichtet und 2007 mit neuen<br />

Spielgeräten ausgestattet.<br />

1977 Ein weiterer Bogen des Bahnviaduktes<br />

in der Melsunger Vorstadt wird geöffnet<br />

und damit der Verkehr in Richtung Huberg<br />

und <strong>Schwarzenberg</strong> erleichtert.<br />

Zukünftige Blumenstraße, Baugebiet Junkersfeld<br />

1987 Die neue Kanalisation ist in Betrieb<br />

genommen. Das Abwasser der meisten Haushalte<br />

fließt jetzt in die zentrale Kläranlage von<br />

Melsungen und nicht mehr in private Sicker­<br />

93


03­2 | Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1997 Der Ärger über die ausgesetzten<br />

Straßenbauarbeiten artikuliert sich in einer<br />

Bürgerdiskussion über die Zukunftsperspektiven<br />

des Dorfes samt der Gestaltung der Plätze<br />

beim DGH und der Linde.<br />

Das Kasseler Amt für Straßenbau plant wieder,<br />

der Straßenbau soll ca. 1,2 und die Gehwege<br />

sollen nochmal 1 Million Mark kosten.<br />

Und dann wird überraschend weitergebaut.<br />

Die Vorgaben zur Finanzierung haben sich geändert.<br />

1997/8 Im Zuge des Straßenbaus verlegt<br />

die Energieversorgungsgesellschaft (EAM) ab<br />

März Gasleitungen: konventionell in Gräben<br />

bei schon aufgerissenen Straßen oder bei fertigen<br />

Straßen (Blumenstr.) im Spülrohrverfahren<br />

unter der Straßendecke. Gasleitungen<br />

versorgen ca. 35 Häuser mit 70 Haushalten.<br />

Das Versorgungsnetz ist etwa drei Kilometer<br />

lang und kostet ca. 400.000 Mark. Die zentrale<br />

Anschlussleitung zur Gasversorgung verläuft<br />

vom Klärwerk neben der Bahn.<br />

Dann leitet man noch – unter Protest ­ den<br />

Durchgangsverkehr von der im Umbau befindlichen<br />

B83 auf der anderen Fuldaseite<br />

durch <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Im Sommer beginnt die Asphaltierung und<br />

dauert noch gut ein Jahr. Das Straßenbauunternehmen<br />

braucht auch seine Zeit.<br />

1999 Am 28. August nachmittags ist Einweihung<br />

der Ortsdurchfahrt – die jahrzehntelangen<br />

Diskussionen und Bauverzögerungen<br />

sind (fast) vergessen.<br />

4,6 Millionen Mark wurden verbaut. Oder waren<br />

es 5,2 Millionen? Der Kreis hat wohl davon<br />

1,8 Millonen Mark übernommen.<br />

Und in 2000 müssen von der Stadt noch<br />

180.000 Mark nachgezahlt werden, weil sich<br />

das Kasseler Amt für Straßenplanung verrechnet<br />

hatte.<br />

Zum Einweihungsfest gibt es Würstchen, Kuchen,<br />

Getränke kostenfrei, ebenso umsonst<br />

Festreden, Grußworte, musikalische Darbietungen,<br />

vom Chor das Hessenlied, ferner ein<br />

Heimatlied,… zur Glättung der früheren Planungsprobleme.<br />

Zweifellos der Höhepunkt des Festes ist der<br />

Auftritt von „Justus Riemenschneider“ alias<br />

Bernd Köhler als Kabarettist, der die Veränderungen<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> humorvoll, ironisch,<br />

hintergründig treffend analysiert.<br />

Zitat: „…‘s war abwechslungsreich. Jeden<br />

Morgen haben wir Rentner uns an einem anderen<br />

Baggerloch getroffen. Dann war’n lauter<br />

Fachleute unter sich. Deshalb haben auch die<br />

Bauleiter öfter gewechselt…“<br />

1998Im Mai liegen die Leitungen für Kanal<br />

und Wasser. Jedes durch die Straße schleichenden<br />

Fahrzeug wirbelt eine unerträgliche<br />

Staubwolke auf.<br />

Der Straßenausbau soll nun 1,5 Millionen<br />

Mark kosten (vom Kreis), Melsungen steuert<br />

800.000 Mark bei für die Gehwege. Eine Kostenbeteiligung<br />

des Landes ist zunächst unklar,<br />

beträgt dann 904.000 Mark. Dazu erhält Melsungen<br />

zur Finanzierung der Gehwege eine<br />

Landesbeihilfe in Höhe von 181.000 Mark.<br />

Plötzlich ist also reichlich Geld verfügbar.<br />

2000 Einige gewerbliche Betriebe haben<br />

sich im Lauf der vorigen Jahre gebildet:<br />

Schreinerei, Kosmetiksalons, Friseursalon,<br />

Krankengymnastikpraxis, vorübergehend<br />

auch ein Elektrogeschäft. Die Gastwirtschaft in<br />

der Burgschänke wechselt oft die Pächter,<br />

steht auch längere Zeit leer.<br />

2001 Schon 1985 richtet man in der Ortsdurchfahrt<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung 30<br />

km/h ein (eine maximale Geschwindigkeit<br />

wurde mit ca. 100 km/h gemessen), führt<br />

Verkehrszählungen durch.<br />

96


Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-2<br />

Dann, im Juli 2001, muss man die Tempobegrenzung<br />

30 km/h wieder entfernen, Tempo<br />

50 gilt wieder auf der Durchfahrt. Zitat: „Die<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung widerspricht einem<br />

Erlass des hess. Verkehrsministers, der<br />

Tempo 30 auf Kreisstraßen und überörtlichen<br />

Verbindungsstraßen verbietet.“ Ein Autofahrer,<br />

der bei über Tempo 30 geblitzt worden<br />

war, hatte sich beschwert. Jetzt kann er wieder<br />

schnell durch den Ort fahren, die Kinder<br />

sind ja dann sowieso in der Schule…<br />

Die vorhandenen Feldwege will man auch erhalten.<br />

Die Bundesbahn hat eine Straße als<br />

Zufahrt zur Tunnel­Baustelle Mülmischberg<br />

/Hainbuch eingerichtet und nicht zurückgebaut<br />

(1987 Tunneldurchbruch zum Kaiserautunnel,<br />

ab 1991 Zugverkehr) – ein Geschenk<br />

an die Gemeinde.<br />

2004 Neues Bauland entsteht „Über den<br />

Gärten“.<br />

2005 Das Baugebiet Molkewiesen (Seckenbach,<br />

oberhalb der Riedforststraße) ist voll<br />

belegt.<br />

In den zukünftigen Haushaltsplänen (ab 2006)<br />

soll Geld zum Ausbau von Straßen im „Seckenbach“<br />

und „In den Erlen“ bereitgestellt<br />

werden.<br />

2009 Seit ca. 1992 diskutiert man eine<br />

bessere Busanbildung an die Region, besonders<br />

mit Schulbussen – etwa 2009 ist das einigermaßen<br />

realisiert.<br />

Man erweitert den Straßenbau mit neuen Laternen<br />

auf weitere Wege und Straßen in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>: Der östliche Teil der Blumenstraße<br />

wird erneuert, Steinbinge, Schützenstraße,<br />

Jahnstraße, Am Roth, Zur Kroneneiche,<br />

Über den Gärten, Zum Metzewinkel,…<br />

In den Jahren ca. 2005 bis 2009 werden alle<br />

Straßenbaumaßnahmen recht zügig erledigt.<br />

Textquellen: HNA, Geschichte <strong>Schwarzenberg</strong><br />

97


03-3 | Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Haltepunkt für die Eisenbahn in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Benno Sichler<br />

1786 <strong>Schwarzenberg</strong> besitzt ein Fuldaschiff<br />

mit ca. 300 Zentner Zuladung – also den ersten<br />

Haltepunkt für Fernverkehr…<br />

Fuldaschifffahrt gibt es allerdings schon seit<br />

mindestens 1722.<br />

1845 Die „Friedrich Wilhelm Nordbahn“<br />

wird gebaut.<br />

Die Nordbahn führt von Kassel über Bebra bis<br />

kurz vor Gerstungen mit Anschluss an die<br />

Thüringische Eisenbahn. Nach Norden ist die<br />

Verbindung zwischen der Hauptstadt Kassel<br />

und dem Weserhafen in Karlshafen, Carlsbahn<br />

genannt, von besonderer Bedeutung, so dass<br />

diese Strecke mit Vorrang fertig gestellt wird.<br />

Von Kassel führt die Eisenbahnstrecke über<br />

Hofgeismar und Hümme bis nach Karlshafen.<br />

In Hümme biegt aber auch eine weitere Streckenverbindung<br />

ab, die bis zum Anschluss an<br />

die königlich­westfälische Eisenbahn bei Warburg<br />

führt.<br />

Nahe gelegene Bahnhöfe zu <strong>Schwarzenberg</strong><br />

sind Melsungen und Körle.<br />

Die Strecke verläuft eingleisig. Dazu wird auch<br />

die Fulda in ein neues westliches Bett umgeleitet.<br />

Der alte Fuldaarm am Ortseingang<br />

Röhrenfurth bleibt als Feuchtbiotop und<br />

Laichgebiet für Kröten erhalten.<br />

1852 Aus fahrenden Zügen werfen die Eisenbahner<br />

Postsäcke für die anliegenden Dörfer<br />

ab, die der „Postpraktikant“ aufzufangen<br />

hat. Julius Wilhelm Mensing ist Postmeister<br />

geworden und baut mit Privatbriefträgern eine<br />

geordnete Postzustellung auf (für <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Röhrenfurth, Kirchhof, Kehrenbach,<br />

Obermelsungen, Adelshausen). Leider unterschläg<br />

ein Briefträger die hohe Summe von<br />

762 Talern aus Geldsendungen und setzt sich<br />

nach London ab. Mensing muß den Betrag aus<br />

eigener Tasche bezahlen, was seine finanziellen<br />

Möglichkeiten übertrifft. Ein kleiner Teil<br />

dieser Schuld wird ihm erlassen.<br />

1881 Vier Züge aus Kassel und fünf Züge<br />

nach Kassel halten täglich im Bahnhof Melsungen<br />

und stampften an <strong>Schwarzenberg</strong><br />

vorbei.<br />

2009 sind es über 100 Züge pro Tag, alle 14<br />

Minuten einer.<br />

Erste Dampflock von Henschel, „Drache“ 29. Juli<br />

1848 Auslieferung an die Friedrich­Wilhelm­Nordbahn<br />

1848 Die erste "einheimische" Lokomotive<br />

der Firma Henschel aus Kassel ("Drache")<br />

nimmt im Jahre 1848 auf der "Nordbahn" ihren<br />

Dienst auf.<br />

Am 18. Sept. 1848 gegen 7 Uhr morgens<br />

rumpelt dann der erste Zug mit ca. 30km/h<br />

von Bebra kommend an <strong>Schwarzenberg</strong>… vorbei.<br />

1892 Ein geplanter Haltepunkt zwischen<br />

Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong> scheitert am<br />

Einspruch der <strong>Schwarzenberg</strong>er. Ihnen sind<br />

die Anschlusskosten an die Infrastruktur zu<br />

kostspielig.<br />

1905 Der neue Bahnhof entsteht mitten im<br />

Dorf Röhrenfurth und wird am 1. August 1905<br />

eröffnet. Nachteile durch die Bahn wie Lärm,<br />

Rauch, geschlossene Schranken (bedient<br />

durch den Schrankenwärter in seinem Häus­<br />

98


Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-3<br />

chen an den Schienen) nimmt man hin,<br />

Nutzen ist höher.<br />

der<br />

1912 Über 100.000 Fahrkarten gibt der<br />

Bahnhofsvorsteher von Melsungen aus. Fast<br />

20.000 t Wagenladungen und ca. 2.000 t<br />

Stückgut schlägt der Güterbahnhof um.<br />

Die Eisenbahn hat sich zum entscheidenden<br />

Faktor des regionalen Arbeitsmarktes und<br />

Warentransportes entwickelt.<br />

Noch ist das Auto keine Konkurrenz.<br />

So fahren die Züge über die Jahrzehnte an<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> vorbei, die Bahnhöfe Melsungen,<br />

Röhrenfurth, Körle werden von den<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>ern mühsam nach Fußmarsch<br />

oder Fahrradtour genutzt.<br />

1948 <strong>Schwarzenberg</strong> hat 499 Einwohner<br />

mit starkem Zuwachs durch Flüchtlinge, besonders<br />

aus Kassel. Die wären natürlich gern<br />

öfter mit der Bahn von <strong>Schwarzenberg</strong> nach<br />

Kassel zum Wiederaufbau gefahren.<br />

In der Hektik des Wiederaufbaus nach dem<br />

Krieg und der zunehmenden Motorisierung<br />

gerät ein Bahnhofsprojekt in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

in Vergessenheit. Investitionen und Zuschüsse<br />

werden verbraucht für Dorfgemeinschaftshäuser<br />

und deren Ausstattung,<br />

Verschönerung von Plätzen, Mauern, Zäunen,<br />

Bolzplätzen,… dörfliche Prestigeobjekte, z. T.<br />

mit nur geringem oder keinem funktionellen<br />

Nutzen wie ein Bahnhof bzw. Haltepunkt für<br />

die Bahn erschließen würde.<br />

1984 Die Bundesbahn plant und baut<br />

eine neue Schnellbahnstrecke zwischen<br />

Hannover und Würzburg, die nördlich von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> meist in Tunneln unter dem<br />

Stadtwald durch die Kaiserau und den Hainbuch<br />

nach Körle zu einem Überholbahnhof<br />

führt.<br />

Es gibt Proteste durch Bürger, z.B. befürchten<br />

sie Lärmbelästigung. Es könnten bei Einfahrt<br />

der Bahn in einen Tunnel und bei Ausfahrt Ohren<br />

beteubende Knalle entstehen. Glücklicherweise<br />

ist dem nicht so, die Bahn ist in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

fast nicht zu hören.<br />

Zu den Baustellen der Bahn entstehen z.T<br />

neue, z.T. verbesserte Zufahrtswege. Ob sie<br />

zurückgebaut werden sollen oder nicht, verursacht<br />

1988 bis 1989 lange Diskussionen im<br />

Ortsbeirat.<br />

1992 Im neuen Plan für den Personennahverkehr<br />

der Melsunger Stadtteile mit dem Bus<br />

ist <strong>Schwarzenberg</strong> nicht enthalten. Die Busverbindung<br />

benutzen morgens und mittags<br />

meist Schüler.<br />

Man fordert im Nachhinein, die Busverbindung<br />

zu verbessern und die Haltestelle zu sichern.<br />

1996 Ein neues Verkehrskonzept weist in<br />

Melsungen einen zusätzlichen Bahnhof bzw.<br />

Bahn­Haltepunkt in der Vorstadt aus, gegenüber<br />

der Bartenwetzerbrücke.<br />

Vielleicht sollen zukünftig auch Obermelsungen<br />

(Nürnberger Straße) und <strong>Schwarzenberg</strong><br />

mit Haltepunkten versehen werden.<br />

Um die Jahrtausendwende 2000 entsteht das<br />

Konzept einer zusätzlichen schnellen Bahnverbindung<br />

zwischen Melsungen und dem<br />

Zentrum Kassel (Regiotram, NVV). Die<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er horchen auf, es wäre möglich,<br />

dass der alte Traum einer Haltestelle in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> im Bereich der Schranke nun<br />

erfüllt werden könnte. Aber, aber, aber…<br />

Zuerst müsste eine Unter­ oder Überführung<br />

gebaut werden, 500.000 DM Zuschuss von<br />

Melsungen. Also nicht.<br />

Dann heisst es: In Guntershausen wird von<br />

der Bundesbahn ein neues elektronisches<br />

Stellwerk für die Steuerung des Schienenverkehrs<br />

in Nordhessen gebaut. Wenn das fertig<br />

ist, kann man die Schranke in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

geöffnet lassen und nur wenn ein Zug kommt,<br />

schließen. Wie in Röhrenfurth. Dann wäre keine<br />

teure Untertunnelung bzw. Überführung<br />

nötig, die Bahnreisenden könnten leicht über<br />

die Schienen gehen, wenn die Schranke geöffnet<br />

ist. Irgendwann.<br />

2001 Die SPD­Fraktion des Melsunger Magistrates<br />

unterstützt die Forderung des Ortsbeirates<br />

nach einer Haltestelle für die Regiotram<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>. Was die<br />

99


03-3 | Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Bundesbahn nie geschafft habe, sollte für den<br />

NVV eine Verpflichtung sein: Anbindung der<br />

Bürger an das öffentliche Verkehrsnetz (Fritz<br />

Voit).<br />

Der NVV sieht kein Problem.<br />

Der Ortsbeirat hat den Wunsch(traum), dass<br />

2004 der Regiotram in <strong>Schwarzenberg</strong> halten<br />

möge. Allerdings… Bahnübergang oder nicht,<br />

Bahnsteig oder nicht… Zuschuss oder nicht…<br />

Der zweite Schritt wird vor dem ersten angedacht.<br />

Konsequente Projektierung fehlt.<br />

Der Kostenrahmen für Haltepunkte der NVV<br />

Bartenwetzerbrücke und <strong>Schwarzenberg</strong> beträgt:<br />

Melsungen trägt die Hälfte der Planungskosten<br />

und für Ausstattung der Bahnsteige<br />

15 Prozent. Das Land schießt 85<br />

Prozent zu.<br />

Die Kosten für Melsungen sind: Haltepunkt<br />

Bartenwetzerbrücke 300.000 DM, <strong>Schwarzenberg</strong><br />

500.000 DM (wegen Bahnübergang, dabei<br />

kennt man schon das Projekt des zentralen<br />

Stellwerkes für Bahnschranken in<br />

Guntershausen).<br />

2002 Der NVV stellt ab 2005 die Möglichkeit<br />

eines Taktverkehrs von Melsungen nach<br />

Kassel 30 minütig vor.<br />

Später, in der Praxis, wird es dann z.T. ein anforderungsgerechter<br />

Stundentakt.<br />

Statistisch ermittelt gibt es in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

40 Fahrgäste mit der Bahn pro Tag.<br />

Dazu braucht man zwei Außenbahnsteige, die<br />

problemlos gebaut werden könnten.<br />

Der Melsunger Magistrat diskutiert die Kosten<br />

für den Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong>. An Planungskosten<br />

fallen schon 100.000 Euro an.<br />

Nach abgeschlossener Planung kann die NVV<br />

Zuschüsse beim Land Hessen beantragen.<br />

Die würden 80 bis 85 Prozent der Baukosten<br />

betragen (wie schon 2001 ermittelt).<br />

Melsungen beteiligt sich mit 100.000 Euro an<br />

Planungskosten für vier Haltepunkte der NVV:<br />

Röhrenfurth, <strong>Schwarzenberg</strong>, Bartenwetzerbrücke,<br />

Wendeschleife bei Raiffeisen.<br />

Die Verlängerung der Regiotram in das Industriegebiet<br />

Pfieffewiesen wird zunächst abgelehnt<br />

aber in ferner Zukunft doch als möglich<br />

aufgezeigt.<br />

2003 Bisher gibt es am Bahnübergang<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> neben den Schranken Drehkreuze<br />

für Fußgänger, Radfahrer. Die Drehkreuze<br />

werden abgeschafft. Man soll nur noch<br />

die Schienen überqueren, wenn die Schranke<br />

auf Anruf geöffnet wird. Leider gibt es z.T.<br />

Wartezeiten bis zu einer halben Stunde bis die<br />

Schranke vom Melsunger Bahnhof aus geöffnet<br />

wird. Nachts bleibt die Schranke sowieso<br />

geschlossen.<br />

So überqueren viele Passanten die Schienen<br />

neben den Schranken durch die Gräben. Die<br />

Bundesbahn baut dagegen immer neue Hindernisse<br />

und Sperren, die Passanten finden<br />

immer wieder neue Übergangspfade.<br />

2003 In Melsungen baut die Bahn den<br />

Bahnhof und den Busbahnhof großzügig um,<br />

Bauzeit bis ca. 2011.<br />

Zum Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong> gibt es<br />

weitere Diskussionen, unterschiedliche Kostendarstellungen,<br />

Umfragen (Ergebnis natürlich<br />

für einen Haltepunkt, keiner würde sich<br />

gegen bessere Verkehrsanbindungen aussprechen),<br />

erneute Forderungen nach einem<br />

Haltepunkt aufgrund der Nachfrage, neue<br />

Haushaltspläne, die Chancen stehen gut<br />

– oder schlecht? – eine Entscheidung fehlt.<br />

2006 Die Regiotram des NVV startet im Juli<br />

2006 mit dem Streckenverlauf Süd­Nord:<br />

Melsungen – Kassel – Immenhausen – Hümme<br />

– Warburg und<br />

West­Ost: Wolfhagen – Kassel – Hess. Lichtenau.<br />

Ein Regiotram Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wird für 2008 angekündigt. Vielleicht.<br />

Nach der Modernisierung des Stellwerkes in<br />

Guntershausen.<br />

Die NVV gibt keine Zusage.<br />

2010 In Melsungen bauen die NVV und die<br />

Stadt Melsungen gegenüber der Bartenwetzerbrücke<br />

einen kleinen Bahnhof (Haltepunkt)<br />

für den Regiotram – bevor die Zuschüsse vom<br />

Land verfallen. Damit sollen Besucher aus<br />

dem Umland und Kassel schneller und beque­<br />

100


Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-3<br />

mer zum Einkaufen in die City von Melsungen<br />

gelangen.<br />

Der Haltepunkt wird zum Heimatfest Melsungen<br />

2011 fertig, am Freitag, 20. Mai 2011 mit<br />

viel Prominenz eingeweiht.<br />

2011 Im Februar gibt es das Gerücht, dass<br />

nach Fertigstellung dieses Haltepunktes in<br />

Melsungen und des Stellwerkes in Guntershausen<br />

auch in <strong>Schwarzenberg</strong> ein Haltepunkt<br />

entstehen soll.<br />

Jedenfalls errichtet die Bundesbahn an den<br />

Bahnübergängen Röhrenfurth und Melsungen<br />

neue Schrankenanlagen mit Ampeln.<br />

Textquellen:<br />

Jürgen Schmidt, Melsungen<br />

HNA<br />

WIKIREGIO<br />

NVV<br />

101


03­4 | Die Wasserleitung<br />

weihung ­ durch den damaligen Bürgermeister<br />

K.H. Dietzel ­ am 16. Juli 1994 ein Brunnenfest<br />

veranstaltet. Dieses Fest kam so gut<br />

an, dass in den Jahren 1995 und 1998 zwei<br />

weitere folgten. Nach Deckung der Unkosten<br />

und Einnahme von Spenden übergaben die<br />

Brunnenbauer der Stadt Melsungen in 1997<br />

einen Betrag von 3.144 DM. Er wurde für den<br />

Innenausbau der Friedhofshalle und den Einbau<br />

einer Toilette in dieselbe verwendet. Nach<br />

dem dritten Fest in 1998 erhielt die Kirchengemeinde<br />

für die Renovierung des Kircheninnenraums<br />

und der Orgel 1.490 DM.<br />

Einweihung 1994 mit Ortsvorsteher H. Riedemann<br />

Brunnen 1994<br />

Meistens kostet eine Wasserleitung ja Geld,<br />

aber die ausgediente Wasserleitung hat, Dank<br />

der guten Idee von H. Riedemann,<br />

der Allgemeinheit einen<br />

Nutzen gebracht. In 2008 wurde<br />

die Anlage erneuert und<br />

umgestaltet.<br />

In 1997 wurde die Riedforststraße<br />

komplett ausgebaut und<br />

dabei auch die Wasserleitung<br />

erneuert. In den Jahren 2009<br />

und 2010 wurden auch die Leitungen<br />

der anderen Straßen<br />

erneuert.<br />

In die Häuser wurden Abwasserleitungen eingebaut<br />

und die Abwässer durch eine hauseigene<br />

Klärgrube geleitet. Die flüssigen Bestandteile<br />

liefen von dieser, durch ein<br />

mittlerweile installiertes Kanalnetz, in Bäche<br />

und Gräben; sie landeten aber auch noch in<br />

der Fulda. Dies änderte sich erst mit dem Anschluss<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>s an die in 1970 von<br />

der Stadt Melsungen, am <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Weg, erbaute zentrale Kläranlage, der in 1987<br />

erfolgte. Der Höhenunterschied wird mit Hilfe<br />

einer kleinen Pumpstation jenseits des Bahnübergangs<br />

überwunden. Die hauseigenen<br />

Klärgruben wurden stillgelegt und die noch<br />

vorhandenen Wasserläufe in unserer Gemarkung<br />

sind frei von Abwässern.<br />

Bei all diesen Arbeiten wurde<br />

auch das Kanalnetz für die Abwässer<br />

saniert. Flossen zur Zeit<br />

der „Plumpsklos“, die anderen<br />

Abwässer in die Kandel und<br />

über die verschiedenen Bäche<br />

in die Fulda, änderte sich das<br />

mit Einführung der Toiletten<br />

mit Wasserspülung.<br />

104<br />

Die Anlage in 2011


Elektrizität im Dorf | 03-5<br />

Elektrizität im Dorf<br />

von Adolf Seitz<br />

Während in den großen Städten bereits ab<br />

1880 der elektrische Strom Einzug hielt (in<br />

Kassel 1891), standen der Ausbreitung in den<br />

ländlichen Gebieten zum einen technische<br />

Probleme, zum andern aber auch das Misstrauen<br />

der Menschen gegen die neue Energieform<br />

„Elektrizität“, entgegen.<br />

So findet sich im „Beschlußregister von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>“ im Sitzungsprotokoll vom<br />

27.03.1912 der lapidare Vermerk: „Elektrischer<br />

Strom abgelehnt“. Wo aber bekamen<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong>er ihr Licht her? Eines der<br />

ältesten Beleuchtungsmittel der Menschheit<br />

ist das Öllicht.<br />

Über die Öllampe führte der Weg zur Karbidund<br />

Petroleumlampe. Diese Lampen hatten<br />

den Vorteil, dass sie zum einen sicherer waren<br />

als offene Lichtquellen und zum anderen das<br />

Licht transportier machten. In 1830 kamen<br />

die ersten Petroleumlampen nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Petroleumlampe<br />

Während des Baus der Edertalsperre (1908 –<br />

1914) machte die Weserstrom­Bauverwaltung<br />

den Vorschlag, die nach der Fertigstellung<br />

verfügbar werdenden Wasserkräfte zur<br />

Stromversorgung der Allgemeinheit zu nutzen.<br />

Man gründete 1914 den „Zweckverband Überlandwerk<br />

Edertalsperre“, dem auch der Landkreis<br />

Melsungen angehörte. Als dieser im April<br />

1913 bei der Gemeinde wegen eines Beitritts<br />

nachfragt, lehnt die Gemeindevertretung diesen<br />

ab. Ein erneuter Versuch des Landrats,<br />

der im März 1914 seiner Anfrage sogar den<br />

Vertrag und die Bedingungen für die Stromlieferung<br />

beifügt, wird ebenfalls abschlägig<br />

beschieden.<br />

Als im 1. Weltkrieg das Petroleum knapp und<br />

teuer wurde und dadurch die Versorgung fast<br />

unmöglich war, bemühte sich die Gemeindevertretung<br />

mit Bürgermeister Sondermann,<br />

nach einem einstimmigen Beschluss vom<br />

24.2.1917, um den Anschluss der Gemeinde<br />

an das Melsunger Elektrizitätswerk. Nach erfolgreichen<br />

Verhandlungen wurden Masten<br />

gesetzt und die Leitung aus Eisendraht installiert.<br />

Die Kosten wurden gleichmäßig auf alle<br />

Lichtabnehmer verteilt. <strong>Schwarzenberg</strong> war<br />

nun Teilhaber des Melsunger Werks und erhielt<br />

noch in 1917 den ersten elektrischen<br />

Strom, was die Menschen zu der Aussage bewog:<br />

„Das Licht kommt aus dem Draht“, was<br />

auch für die Straßenbeleuchtung (5 Lampen),<br />

die 1918 installiert wurde, zutraf.<br />

1927 wurde die Eisenleitung für 10.000 Mark<br />

durch eine Leitung aus Kupferdraht ersetzt,<br />

durch die dann 2 x 220 Volt Gleichstrom flossen.<br />

Der Strompreis betrug 45 Pfennige pro Kilowattstunde,<br />

die Zählermiete 50 Pfennige im<br />

Monat.<br />

Ab 1937 gibt es den „Wirtschaftsstrom“. Er<br />

wird für 6 kWh zu je 40 Pfg., also 2,40 Mark<br />

monatlich, pauschal berechnet. Mehrverbrauch<br />

wird mit 10 Pfg./kWh abgerechnet.<br />

In 1942 wurden die Kupferdrähte für Kriegszwecke<br />

abgebaut und der Strom floss wieder<br />

durch Eisendrähte.<br />

Durch Überlastung des Melsunger E­Werks<br />

konnte die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>, besonders<br />

in den Kriegs­ und Nachkriegsjahren des<br />

2. Weltkriegs, nicht vertragsgemäß mit Strom<br />

beliefert werden. Als die Elektrizitäts­Aktien­<br />

105


03­5 | Elektrizität im Dorf<br />

gesellschaft Mitteldeutschland (EAM) zu jener<br />

Zeit eine Ringleitung von Melsungen nach<br />

Empfershausen baute, die an <strong>Schwarzenberg</strong><br />

vorbeiführte, löste sich die Gemeinde von<br />

Melsungen und schloss sich der EAM an.<br />

Nach Abschluss der Verhandlungen zwischen<br />

der EAM, Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong> wurde<br />

innerhalb kurzer Zeit die Transformatorenstation<br />

am Ende der „Trift“ (Zur Kroneneiche)<br />

gebaut.<br />

Innerhalb des Ortes mussten neue Leitungen<br />

verlegt werden, da auch hier die Kupferleitungen<br />

während des 2. Weltkriegs abgebaut worden<br />

waren. Die entstandenen Gesamtkosten<br />

von 10.000 Mark brachte die Gemeinde zum<br />

großen Teil durch Hand­ und Spanndienste<br />

auf.<br />

Nachdem am 26. Januar 1950 der Landrat folgende<br />

Mitteilung veröffentlichte: „Die neu erbaute<br />

15000 Volt Hochspannungs­Fernleitung<br />

von der Salzmannschen Fabrik in Melsungen<br />

bis zur neu errichteten Transformatorenstation<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> befindet sich in Betrieb“,<br />

brannten am 1. Februar 1950 die Lampen in<br />

den Häusern mit voller Stärke.<br />

Da auch eine Ortsbeleuchtung mit sieben<br />

Lampen installiert wurde, waren die dunklen<br />

Zeiten für <strong>Schwarzenberg</strong> endgültig vorbei,<br />

zumal seit dieser Zeit bei jedem Bau einer<br />

Trafostation<br />

neuen Straße auch die entsprechende Beleuchtung<br />

mitgebaut und alte Anlagen modernisiert<br />

wurden.<br />

106


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Haus­ und Familienblätter<br />

mit historischen Angaben von 1720 bis in das Jahr 1950<br />

von Helmut Sinning<br />

Die Grundlagen der Niederschriften in den<br />

Hausblättern stammen aus den Auflistungen<br />

des Lehrers Peter Schmidt, der in den 30er bis<br />

in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die<br />

Dorfgeschichte recherchierte.<br />

Für die Recherche stand Herrn Schmidt das<br />

Hess.­ Staatsarchiv in Marburg zur Verfügung,<br />

wo sämtliche Familien, Eigentums bzw. Besitzstände<br />

bis in das Jahr 1744 zurück aufgezeichnet<br />

sind.<br />

Eine Nachbearbeitung und Aktualisierung dieser<br />

Haus­ u. Familiendaten bis in das Jahr<br />

2011 wurde von Adolf Seitz und Helmut Sinning<br />

vorgenommen. Das Bildmaterial stammt<br />

aus privaten Beständen, bzw. von Ludwig<br />

Kördel.<br />

Wichtig für den Leser des <strong>Dorfbuch</strong>es<br />

Dem Leser dieses <strong>Dorfbuch</strong>es muß gesagt<br />

werden, dass die Angaben über Häuser, Berufe<br />

und Familiendaten sich nur Schwerpunktmässig<br />

auf die Zeit bis 1950 konzentriert. Wegen<br />

der Zuordnung der alten Haus.­ und<br />

Straßennamen, zu den Heute bekannten Namen,<br />

wurden die Angaben aktuallisiert und<br />

mit einigen Familiendaten ergänzt. Zu den<br />

Berufs und Beschäfftigungsformen nach 1950<br />

wurden Angaben nur in einzelnen Fällen gemacht.<br />

Die Familiennamen in der Dorfgeschichte<br />

Die Familiennamen in den Häusern über die<br />

Zeit von 1744 bis 1950 sind einmalige Aufzeichnungen<br />

des damaligen Lehrers Peter<br />

Schmidt, die ergänzt wurden mit den Familienangaben<br />

bis 2011. Der Leser der Hausblätter<br />

wird erkennen, wie über Generationen<br />

hinweg, der Verlauf von Familiennamen in den<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Häuser/Anwesen war. Eine<br />

große Anzahl von Häusern ist über die Jahrhunderte<br />

hinweg in Familienbesitz geblieben<br />

oder die Familien haben sich an anderer Stelle<br />

im Ort angesiedelt. Im Detail wird noch darüber<br />

an anderer Stelle im <strong>Dorfbuch</strong> berichtet.<br />

Der Schwerpunkt der Beschäftigung lag in<br />

der bäuerlichen und forstwirtschaftlichen Tätigkeit<br />

und deren handwerklichen Umfeld, wie<br />

z. B. Stellmacher, Wagner, Schmiede und<br />

Metzger sowie bei anderen Handwerksberufen<br />

Maurer, Weißbinder, Schreiner etc.<br />

Neben dem Handwerk gab es Wirte und einen<br />

Kaufmann, Förster, Arbeiter die ab dem 19.<br />

Jahrhundert in der Industrie arbeiteten, später<br />

kamen Arbeiter und Beamte der Bahn sowie<br />

staatlicher Verwaltungsbedienstete dazu. In<br />

der Blütezeit der Melsunger Tuchfabrikation<br />

waren viele Familienväter als Weber und<br />

Tuchmacher beschäftigt.<br />

Lageplan der Häuser und Grundstücke<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die rot eingefärbten Häuser mit den Hausnummern<br />

1 – 53 sind im Detail in den Hausblättern<br />

beschrieben und machen die Entwicklung<br />

der Ansiedlungen in <strong>Schwarzenberg</strong> bis<br />

1950 deutlich. Die angegebenen alten Hausnummern<br />

sind nicht nach Straßennamen geordnet,<br />

sondern wurden ab dem 19. Jahrhundert<br />

von der Gemeinde in fortlaufender<br />

Reihenfolge vergeben.<br />

107


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Das damalige Dorfgeschehen war überwiegend<br />

geprägt durch bäuerliche Betriebe, die<br />

im Voll­ oder Nebenerwerb betrieben wurden.<br />

Die weiteren Haushaltungen hatten neben<br />

ihren beruflichen<br />

Tätigkeiten noch<br />

einen Stall für<br />

Kleintiere im Haus<br />

und einen kleinen<br />

Landbesitz um damit<br />

zusätzlich den<br />

Lebensunterhalt<br />

abzusichern.<br />

Auf dem Foto aus<br />

dem Jahr 1908 ist<br />

zu erkennen, dass<br />

in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Gemarkung<br />

neben den nutzbaren<br />

Flächen wie<br />

z. B. Ackerland,<br />

Wiesen und Weiden,<br />

auch Wegränder,<br />

Raine und<br />

Bahndämme bewirtschaftet<br />

wurden.<br />

Im 19. Jahrhundert wurden noch Rodungen<br />

an den Waldrändern vorgenommen um die<br />

landwirtschaftlichen Flächen zu erweitern.<br />

Ansicht in 2011 als Luftaufnahme aus Richtung Melsungen<br />

Diese Struktur hat sich im 20/21 Jahrhundert<br />

durch soziale und gesellschaftliche Veränderungen<br />

im Berufsbild und in der Freizeitgestaltung<br />

wesentlich verändert.<br />

Ansicht von <strong>Schwarzenberg</strong> aus Richtung Röhrenfurth in den Jahr 1908.<br />

Foto aus der Sammlung Karl­ Friedrich Waldmann Fuldabrück.<br />

Die heutigen Anwesen und Häuser dienen<br />

zum überwiegenden Teil nur noch Wohnzwecken.<br />

Wie die folgende<br />

Luftaufnahme von<br />

2011 zeigt, hat<br />

sich die Anzahl der<br />

Häuser seit 1960<br />

von 53 auf ca. 195<br />

Häuser erhöht.<br />

Begünstigt wurde<br />

diese Entwicklung<br />

durch die Nähe zur<br />

Stadt Melsungen<br />

mit seiner guten<br />

Infrastruktur und<br />

der Vielzahl von<br />

Arbeitsplätzen in<br />

der Industrie,<br />

Handwerk und den<br />

Handelsunternehmen.<br />

108


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Die zentralen Plätze „Kirchplatz u. Lindenplatz“ sind der Ortskern des alten Dorfes und<br />

liegen in dem Areal der früheren Burg. Von diesen Plätzen aus gibt es weitere Straßenzüge, die<br />

dem alten Dorfkern zuzuordnen sind:<br />

Von der Linde in Richtung Höhbach, Heute die „Jahnstraße“.<br />

„Die Höhle“ in Richtung Röhrenfurth, Heute die „Riedforststraße“<br />

„Die Trift“ in Richtung Friedhof u. Sportplatz, Heute „Zur Kroneneiche“<br />

„Vorderdorf“ in Richtung Melsungen, Heute die „Riedforststraße“<br />

Ein Blick auf die Kirche mit Torbogen in den 40er Jahren des 20. Jh. und nach der Dorfsanierung<br />

im Jahr 2012mit erweiterter Parkanlage.<br />

Der Blick vom Kirchplatz in Richtung Lindenplatz zeigt die Veränderung der Lebensbedingungen<br />

und Infrastruktur. Die Ortsstraße in den 30er Jahren ist geschottert und ein offener<br />

Bachlauf führt in den Burggraben. Jetzt im Jahr2012 führt eine moderne Asphaltstraße mit Bürgersteig<br />

durch den Ort sowie mit einer Bushaltestelle ist <strong>Schwarzenberg</strong> an das öffentliche Verkehrsnetz<br />

angeschlossen.<br />

Ansicht vor 1940 Ansicht 2011<br />

Der Lindenplatz und seine Umgebung mit dem Blick in die Jahnstraße und die Riedforststraße<br />

in Richtung Röhrenfurth<br />

Die Linde in 2010 mit Blick in die Jahnstraße<br />

Blick vom Lindenplatz in Richtung Röhrenfurth<br />

109


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Bei der Reise von dem ehemaligen Burggelände über den Lindenplatz in Richtung<br />

Röhrenfurth beginnen wir mit folgenden Häusern/Familien:<br />

Hausname: Kördel<br />

Früher: Haus Nr. 12<br />

Heute: Riedforststr. 43<br />

Das Haus und die Wirtschaftsgebäude liegen auf dem Gelände<br />

der ehemaligen Burg und sind zugänglich über eine Stichstraße<br />

von der Riedforststraße aus. Die Gebäude wurden mehrmals<br />

umgebaut und teilweise abgerissen, 1836 wurde auf dem Hof<br />

ein Stall mit Scheune neu gebaut. Das jetzige Wohnhaus wurde<br />

1929 neu gebaut und an der Stelle des alten Stall u. Scheunengebäudes wurde in den 90 er<br />

Jahren eine Garage errichtet. Neben der Landwirtschaft wurde auch der Beruf eines Stellmachers<br />

ausgeführt, wo Kasten u. Leiterwagen für die Landwirtschaft hergestellt wurden.<br />

In der Zeit von 1955 bis 1959 war Heinrich Kördel Bürgermeister und somit auch das Bürgermeisteramt<br />

in dem Haus.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1781 Wagner Johannes.<br />

1817 Wagner Gottfried<br />

1849 Wagner Johannes Georg<br />

1903 Kördel Sebastian u. Ehefrau geb. Wagner<br />

1924 Kördel Jakob u.Marie geb. Kühlborn<br />

1955 Kördel Heinrich u. Ehefrau Elisabeth geb. Werner<br />

1972 Kördel Elisabeth u. Sohn Ludwig Kördel<br />

110<br />

Hausname: Altes Schulhaus<br />

Früher: Haus Nr. 9<br />

Heute: Riedforststr. 45<br />

Nach Erzählungen gab es bereits 1717 ein Schulhaus, das<br />

gleichzeitig auch Hirtenhaus war. Als letzter Hirte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wurde Heinrich Dietrich in 1872 namentlich erwähnt.<br />

Nach dem Bau der neuen Schule in den Jahren 1899/1900 wurde<br />

das alte Schulhaus von der Gemeinde für 3.675 Mark an die<br />

Familie Ruppel verkauft. Diese baute das ehemalige Schulgebäude zu einem Wohnhaus mit<br />

Stall um. Heute dient es nur noch Wohnzwecken.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1717 Gemeinde Schul u. Hirtenhaus<br />

1901 Ruppel Konrad u. 1. Ehefrau. Anna Martha<br />

geb. Mainz (verstorben)<br />

2. Ehefrau Anna Gertrud geb. Hofmann<br />

1934 Steube Wilhelm u. Minna geb. Ruppel<br />

1963 Steube Jacob u. Ingeborg geb. Thiele<br />

1994 Nickel Gisela geb. Steube u. Günter Nickel


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Gossen Hansen/Seitz<br />

Früher: Haus Nr. 10 u.11<br />

Heute: Riedforststr. 47 u.49<br />

Wohnhaus mit Stall u. Scheunentrakt<br />

Das Anwesen steht auf dem ehemaligen Gelände der Burg, noch<br />

vorhandene alte Grundmauern zeugen aus dieser Zeit. Die Häuser<br />

Nr. 10 u. 11 wurden im Jahr 1912 von Konrad Seitz durch<br />

den Kauf des Hauses Nr. 10 zu einem Anwesen zusammengeführt. Durch ständige Renovierungen,<br />

Um­ u. Anbauten wurde aus den zwei Häusern, mit unterschiedlichen Hausansichten, ein<br />

einheitliches Erscheinungsbild geschaffen.<br />

Als Berufe wurde neben den bäuerlichen Arbeiten mit Schafhaltung und der Holzrückarbeiten im<br />

Wald, auch die Tätigkeit als Leinenweber auf den hofeigenen Webstühlen ausgeübt.<br />

Eigentümer/Familien der Haus Nr. 10:<br />

17.. Horn Heinrich, ein Leineweber<br />

17.. Wolf Martin<br />

1785 Geyer Paulus / Wagner Johannes Jost<br />

1810 Wagner Heinrich<br />

1844 Ehrhardt Johannes u. Katharina Elisabeth<br />

geb. Wagner<br />

186. Ehrhardt Heinrich u. Katharina Elisabeth<br />

geb. Barthel<br />

18 … Gude Georg, Böddiger Justus u. Katharina<br />

geb. Gude<br />

1874 Hofmann Conrad<br />

1912 Seitz Konrad u. Maria geb. Lotzgeselle<br />

1946 Seitz Georg u. Elisabeth geb. Marx<br />

1997 Ickler Hiltrud geb. Seitz<br />

Eigentümer/Familien der Haus Nr. 11:<br />

1750 Hofmann Nikolas Ackermann<br />

1796 Hofmann Johannes, Böddiger Nikol.<br />

1808 Hofmann Curth Hans<br />

Seitz Johannes Georg u. Martha Elisabeth<br />

geb. Hofmann<br />

1835 Seitz Johannes u. 1. Martha Elis. geb. Sippel<br />

2. Elisabeth geb. Schmoll<br />

188. Seitz Christian u. Marie geb. Nolte , Bauer u. Schafhalter<br />

1912 Seitz Konrad u. Maria geb. Lotzgeselle<br />

1946 Seitz Georg und Frau Elisabeth geb. Marx<br />

1997 Ickler Hiltrud geb. Seitz<br />

Wilhelm Seitz, Bruder von Christian Seitz, wanderte 1882<br />

nach Amerika aus. In Amerika heiratete er eine Anna<br />

Catharina Rode.<br />

Georg Seitz hatte bereits 1937 ein Opel Olympia Cabrio aus<br />

dem Modeljahr 1936 und war somit der erste <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

mit einem Auto.<br />

111


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Gossen<br />

Früher: Haus Nr. 29<br />

Heute: Jahnstr. 4<br />

Der Hof bestehend aus Wohnhaus und Scheune mit Stall, diente<br />

über Jahrhunderte der Bauernfamilie Hofmann als Haupterwerb.<br />

Die ehemalige Besitzerfamilie Hofmann verlagerte 1962<br />

den landwirtschaftlichen Betrieb in das Anwesen Haus Nr. 36,<br />

jetzt Riedforststr.18. und führte die Landwirtschaft weiter. Im<br />

Jahr 1968 wurde von dem damaligen Besitzer Konrad Hofmann das Anwesen verkauft, die Familie<br />

Bücking übernahm das Wohnhaus und die Familie Löwe und später die Firma Steffen das<br />

Scheunengebäude für eine Malerwerkstatt.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

Hofmann Hans Martin 1 Ackermann<br />

1810 Hofmann Johannes<br />

1836 Hofmann Conrad, Johannes Just u. Elisabeth<br />

1866 Hofmann Heinrich u. Kath. Elise geb. Schmidt<br />

19. Hofmann Johannes u. Anna Martha geb. Reinbold<br />

1940 Hofmann Konrad und Elisabeth geb. Köbberling<br />

1968 Bücking Hans­Dieter u. Elfriede geb. Stehr<br />

1986 Bücking Gerold u. Carmen geb. Pfeifer<br />

Scheune:<br />

1968 Löwe Hans u. Anneliese geb. Jacob, 198. Firma Steffen<br />

112<br />

Hausnamen: Husaren<br />

Früher: Haus Nr. 15<br />

Heute: Jahnstr. 3<br />

Der Hausname „Husaren“ stammt aus der Zeit der Familie Hofmann,<br />

wobei im 19. Jahrhundert ein Hofmann als großer und<br />

stattlicher Soldat bei den Husaren diente. Das Anwesen war ein<br />

Bauernhof mit Schafhaltung und wurde im 19. Jahrhundert<br />

durch den Teilerwerb des Anwesens (Haus. Nr. 14) vergrößert. Das Gehöft verfügte neben einem<br />

Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäuden auch noch über ein Ellerhaus, dass damals als Wohnung<br />

für die Altfamilie diente. Die Familie Hofmann/ Blumenstein siedelte 1962 mit dem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb an den Dorfrand „Zur Kroneneiche“ aus. In den 60er Jahren kaufte die<br />

Familie Alter das Haus und nutzt es nach der Sanierung für Wohnzwecke.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1724 Ludeloff Han. Jost (Grebe) Ackermann und Schafhalter<br />

1771 Marschall Konrad, Werner Jost Henrich<br />

1795 Hofmann Johannes Martin u. Anna Elisabeth geb. Werner<br />

1807 Hofmann Konrad<br />

1835 Hofmann Konrad u.1. Frau geb. Schlade<br />

2. Anna Katharina Möller<br />

1867 Hofmann Justus, u. Maria geb. Ackermann<br />

1901 Hofmann Adam u. Elise geb. Wenzel<br />

1937 Hofmann Justus u. Lisa geb. Herwig<br />

1962 Alter Heinrich und Maria geb. Walenta kauften das Anwesen<br />

1978 Alter Willi u. Renate geb. Aschenbrenner<br />

1994 Alter Renate u. Kinder


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Lindenalters<br />

Früher: Haus Nr. 14<br />

Heute: Jahnstraße 1<br />

Das Anwesen war mit seinen Gebäuden und zugehörigen Ländereien<br />

im 18. Jahrhundert etwas größer als derzeit, einige<br />

Teile sind in den Besitz des Hauses Nr. 15 (Husaren) übergegangen.<br />

Eigentümer/Familien<br />

1744 Mentz Hans Curt / Georg Hartung, 1 Ackermann<br />

1786 Hildebrandt Jakob<br />

1796 Genz Karl, Möller Conrad u. A. Catharina Mentzin<br />

1810 Aschenbrenner<br />

1816 Zilch Johannes u. Anna Elisabeth geb. Werner<br />

1836 Gunkel Adam u. Martha geb. Zilch<br />

1852 Hartung George<br />

18.. Kieber Conrad Jakob u. Margarete geb. Wittich<br />

18.. Kieber Philipp u. Maria Sophie geb. Portugal<br />

18.. Rode Martin<br />

1903 Hartung Heinrich, 1911 Ewald Konrad<br />

1915 Alter Johannes u. Anna Katharina geb. Ruppel<br />

196. Becker Dina geb. Alter u. Gustav Becker<br />

2008 Becker Dina u. Becker Wolfgang<br />

Hausname: Wenzel<br />

Früher: Haus Nr. 13<br />

Heute: Riedforststr. 53<br />

Das Haus und die Wirtschaftsgebäude als kleinbäuerliches Anwesen<br />

liegen auf dem Gelände der ehemaligen Burg. Im Nebenerwerb<br />

wurde die Leineweberei, Branntweinherstellung sowie<br />

Land.­ u. Forstwirtschaft betrieben. Nach Angaben der Familie<br />

hatten die Vorfahren das Brennrecht zur Herstellung von<br />

Branntwein, denn ausreichend Obst (Quetschen) stand im großen Obstgarten zur Verfügung.<br />

Das jetzige Wohnhaus wurde mehrmals umgebaut und an der Stelle des Stall u. Scheunengebäudes<br />

wurde 2008 ein neues Wohnhaus gebaut.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Rode Konrad, ein Leineweber, Rode Hans Jost.<br />

1772 Rode Hartmann u. Anna Martha verw. Rode<br />

1790 Worst Georg u. Katharina Elisabeth geb. Rode<br />

1848 Worst Johannes. George (Quetschenworst)<br />

1885 Wenzel Johannes u. 1.Ehefrau Anna Katharina geb. Worst<br />

und 2.Ehefrau Gertrud Elisabeth geb. Schanze<br />

191. Wenzel Heinrich (im 1. Weltkrieg gefallen)<br />

1923 Wenzel Martin u. Anna Katharina geb. Jacob (Martin Wenzel<br />

war der Bruder von Heinrich Wenzel u. hat das Anwesen<br />

übernommen)<br />

1954 Wenzel Justus u. Martha geb. Vockeroth<br />

1979 Wenzel Karl u. Elfriede geb. Dittmar<br />

113


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Barthel<br />

Früher: Haus Nr. 16<br />

Heute: Riedforststr. 34<br />

Das bäuerliche Anwesen gehörte zu den Ältesten in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

wobei die alten Gebäude aus dem Jahr 1616 in der Jahnstraße<br />

lagen und nicht mehr vorhanden sind.<br />

Weltkrieg neu errichtet.<br />

Das Wohnhaus und Stallungen wurden in den Jahren vor dem 2.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Riedemann Heinrich, ein Ackermann,<br />

Seitz Johannes u. Martha Elisabeth geb. Riedemann<br />

1784 Barthel Paulus u. Anna Elisabeth geb. Seitz<br />

1836 Barthel Valentin u. Maria geb. Hofmann<br />

1862 Barthel Justus u. Anna Elisabeth geb. Gundlach<br />

1903 Barthel Johannes u. Anna geb. Reinbold<br />

1937 Barthel Wilhelm u. Maria geb. Otto<br />

195. Barthel Heinrich u. Elisabeth geb. Schneider<br />

1995 Barthel Lothar u. Vera geb. Stomsky<br />

In der Familie hatte Ludwig Barthel, ein Bruder von Wilhelm Barthel,<br />

neben Georg Seitz eines der ersten Autos in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Hausname: Schmieds<br />

Früher: Haus Nr. 17<br />

Heute: Riedforststr. 36<br />

114<br />

Das bäuerliche Anwesen wurde 1906 von der damaligen Familie<br />

Hofmann neu errichtet, wobei zuvor das alte Haus an der Jahnstraße<br />

gelegen, abgerissen wurde.<br />

Die Stall und Scheunengebäude wurden später neu errichtet.<br />

Neben der Landwirtschaft und Schafhaltung wurde auch im 19. Jahrhundert eine Schmiede betrieben.<br />

Eigentümer/Familien<br />

1744 Schomberg Georg,( Ackermann)<br />

1760 Assmann Hans Jost<br />

1784 Hofmann Arnold<br />

1817 Wolf Johannes / Horn, (Schmied)<br />

1835 Wolf Anna Katharina<br />

1839/41 Hofmann Heinrich. / Sänger Christian u. Anna Martha<br />

1844 Hofmann Heinrich (Schafhalter)<br />

186. Hofmann Johannes<br />

1910 Hofmann Heinrich u. Katharina Elisabeth geb Köbberling<br />

1936 Sinning Heinrich u. Elisabeth geb. Köbberling<br />

1971 Sinning Willi u. Elke geb. Martin


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Bangert<br />

Früher: Haus Nr. 18<br />

Heute: Riedforststr. 57<br />

Das Wohnhaus aus dem 17/18. Jahrhundert ist in dem damaligen<br />

Baustil erhalten geblieben. Dank behutsamer Sanierung<br />

durch das Ehepaar Köhler­ Söhlke, ist das Anwesen eines der<br />

wenigen Häuser in <strong>Schwarzenberg</strong>, das die Bauweise und Baumaterialien<br />

aus der Zeit vor ca. 300 Jahren noch in der heutigen Zeit erkennen lässt.<br />

Das Anwesen hat viele Nutzungsarten in seiner Geschichte erlebt von der Försterei, Landwirtschaft,<br />

Branntweinbrennerei, Gastwirtschaft, Schreinerei, Praxis für Krankengymnastik. Die<br />

Gaststätte war auch noch bis 1962 der Treffpunkt und Übungsstätte sämtlicher Vereine in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Eigentümer/Familien<br />

1700 Gerhold Johannes Konrad u. A. Christine,<br />

geb.Wesselin (Förster)<br />

1744 Riemann, Joh. Heinrich u. Katharina Dorothea,<br />

Branntweinbrenner<br />

1771 Dittmar Johannes / Kessler Heinrich<br />

1791 Dittmar Martin/ Bettenhausen Christian,<br />

Branntweinbrenner<br />

1818 Dittmar Martin u. Anna Martha geb. Sinning<br />

(Martin Dittmar war der letzte Grebe in <strong>Schwarzenberg</strong> und danach ab 1834 der erste<br />

Bürgermeister)<br />

Die Söhne Justus und August Dittmar wanderten als erste <strong>Schwarzenberg</strong>er 1854 nach<br />

Amerika aus<br />

1858 Dittmar Konrad. u. Grete geb. Sandrock<br />

1887 Dittmar Georg u. Anna Elisabeth geb. Maifarth<br />

1898 Sinning Heinrich u. Anna Elisabeth verw. Dittmar geb. Maifarth haben das Anwesen<br />

1907 an die Familie Bangert verkauft und ausgesiedelt an den Dorfrand Haus. Nr. 42<br />

(Riedforststr. 3)<br />

1907 Bangert Wilhelm u. Martha Bangert geb. Rabe kamen aus dem Raum Waldeck nach<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> u. führten die Gaststätte weiter.<br />

1930 Geschwister Karl u. Lina Bangert<br />

1970 Bernd Köhler u. Christiane Söhlke­ Köhler kauften das Anwesen, es wurde saniert und<br />

eine Praxis für Krankengymnastik sowie Physiotherapie eingerichtet. Es beherbergt in<br />

seinen Räumen auch das „<strong>Schwarzenberg</strong> – Theater“ unter Leitung von Bernd Köhler<br />

115


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Sondermann<br />

Früher: Haus Nr. 19<br />

Heute: Riedforststr. 59<br />

Die Gebäude des landwirtschaftlichen Anwesens mit einer<br />

Schmiede wurden teilweise abgerissen und durch einen Neubau<br />

1901 ersetzt.<br />

Neben einer Schmiede, Landwirtschaft und Hausmetzgerei war<br />

auch über einige Jahrzehnte das Bürgermeisteramt untergebracht.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Zilch Heinrich, (Schneider)<br />

1783 Strube Johann u. Anna Martha geb. Zilch<br />

1807 Sinning Johann Justus u. Anna Elisabeth geb. Strube<br />

1835 Sinnning Justus u. Regina geb. Schanze<br />

1856 Sinning Justus Heinrich<br />

1869 Sondermann Konrad Johannes u Maria Elisabeth<br />

geb. Sinning<br />

1895 Sondermann Justus u. Christiane. geb. Horn<br />

Schmiedemeister u. Bürgermeister<br />

1944 Sondermann Heinrich u. Gertrud geb. Noll<br />

1960 Sinning Regina geb. Sondermann u. Kurt Sinning<br />

Hausname: Höhlroden<br />

Früher: Haus Nr. 20<br />

Heute: Riedforststr. 61<br />

Das Anwesen aus der Zeit um ca. 1740 wurde in der Zeit der<br />

Geschichte mehrmals erneuert, umgebaut und ständig an die<br />

jeweiligen Lebensbedingungen angepasst.<br />

Neben dem bäuerlichen Betrieb war auch Adam Hofmann in den<br />

Jahren von 1952 bis 1955 Bürgermeister und somit auch das<br />

Bürgermeisteramt in dem Haus.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1740 Schanze Hans Curth u. Martha Elisabeth<br />

1783 Kropf Georg Christian<br />

1801 Jäger Adam u. Katharina geb. Kropf<br />

1839 Hofmann Justus u. Maria Elisabeth geb. Bachmann/<br />

Schanze J.<br />

187. Hofmann Johannes. u. A. Katharina. geb. Jacob<br />

1902 Hofmann Christian u. Martha geb. Reinbold<br />

1934 Hofmann Adam u. Katharina Elisabeth geb. Kördel<br />

1958 Groß Erika geb. Hofmann u. Bruno Groß<br />

1999 Groß Thomas u. Sigrid geb. Hartung<br />

116


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Die „Jahnstraße“ beginnt am Lindenplatz und führt in Richtung des Höhbachs bis zur<br />

Försterei.<br />

Zum älteren Dorfkern gehört auch die heutige „Jahnstraße“ mit seinen Anwesen, wobei die<br />

Häuser beidseitig an diese Straße angrenzten. Von Vorteil war die Lage der Häuser zum Wald<br />

und den Feldern sowie an dem stets wasserführenden Höhbach.<br />

Wir beginnen mit den Anwesen:<br />

118<br />

Hausname: Reinbold<br />

Früher: Haus Nr. 28<br />

Heute: Jahnstr. 6<br />

Das bäuerliche Anwesen besteht aus einem U­förmigen Gebäudekomplex,<br />

wobei das Wohnhaus mit Stall und der Scheune im<br />

Fachwerkstil zu den ältesten Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert<br />

gehört. Der Erweiterungsbau mit moderneren Stallungen<br />

für Ackerbau u. Viehwirtschaft erfolgte etwas später im 20. Jahrhundert.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Guthardt Joh. 1 Ackermann<br />

17.. Geyer Ciriakus<br />

1796 Schanze Joh. Jost<br />

17.. Schanze Heinrich<br />

1820 Reinbold Johann Adam u. Anna Elisabeth geb. Schanze<br />

185. Reinbold Johannes Jost u. Anna Martha<br />

verw. Landgrebe geb. Hartung<br />

188. Reinbold Anton u. Anna Elisabeth geb. Böddiger<br />

1910 Reinbold Justus Heinrich u. Maria geb. Riedemann<br />

1953 Schäfer Elisabeth geb. Reinbold u. Heinrich Schäfer<br />

1963 Schäfer Heinrich u.Gisela geb. Rotenbusch<br />

1977 Schäfer Horst u. Jutta geb. Petersen


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Ruppel<br />

Früher: Haus Nr. 27<br />

Heute: Jahnstr. 8<br />

Haus mit Wirtschaftsgebäude. Zuerst war das Haus Nr. 26 u. 27<br />

ein Doppelhaus, im Laufe der Zeit wurden die alten Häuser abgerissen<br />

und mehrmals durch Neubauten ersetzt. August Ruppel<br />

und seine Frau übernahmen das Anwesen 1895 und erstellten<br />

oberhalb des alten Hauses ein neues Haus.<br />

Das kleinbäuerliche Anwesen war im Laufe der Jahrhunderte geprägt durch Familien mit unterschiedlichen<br />

Berufen, wie z. B. Kleinbauern, Leineweber, Holzhauer u. Handwerker<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1740 Rode Konrad<br />

1771 Horn H. Georg<br />

1799 Horn Nikolas u. Anna Elisabeth geb. Seitz<br />

18.. Horn Georg<br />

1835 Seitz Conrad u. Anna Elisabeth geb. Köhler<br />

1862 Meyfarth Adam u. Martha Elisabeth geb. Seitz<br />

1895 Ruppel August u. 1. Ehefr. geb. Kilian, 2. Ehefr.<br />

Martha geb. Horn<br />

193. Ruppel Ernst u. Anna geb. Blumenstein<br />

1962 Marotzke Anna geb. Ruppel u. Winfried Marotzke<br />

Hausname: Siemon<br />

Früher: Haus Nr. 26<br />

Heute: Jahnstr. 10<br />

Das Anwesen war ein Doppelhaus mit dem Anwesen Haus Nr.<br />

27. Im landwirtschaftlichen Nebenerwerb als Kleinbauern, Maurer,<br />

Holzhauer und Hausschlachtungen wurde der Lebensunterhalt<br />

verdient.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1740 Rode Konrad<br />

1744 Worst Konrad u. Anna Elisabeth<br />

1785 Worst Martin<br />

1800 Worst Georg u. Martha Elisabeth geb. Marschall<br />

1810 Worst Conrad u. Katharina Elisabeth geb. Hofmann<br />

1839 Gerstung Heinrich u. Catharina Sophie geb. Worst<br />

1840 Worst Conrad<br />

186. Worst Johannes u. Katharina geb Kollmann<br />

188. Worst Johann u. Anna Elisabeth geb Meyfarth<br />

1926 Siemon Philippine geb. Worst u. Heinrich Siemon<br />

1962 Siemon Heinz u. Marieluise geb. Riedemann<br />

2002 Siemon Silke u. Frederic Siemon<br />

119


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Alter/Hofmann<br />

Früher: Haus Nr. 25<br />

Heute: Jahnstr. 12<br />

Das bäuerliche Anwesen gehörte in dem 18. Jahrhundert zu den<br />

etwas größeren Betrieben.<br />

Spätere Generationen gingen anderen Berufen nach und bewirtschaften<br />

den Betrieb im Nebenerwerb.<br />

Den ursprünglichen Wohnhaustyp findet man auch in den Häusern Nr.20 u.28.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Bachmann Gerhard u. Martha Elisabeth<br />

1784 Schweinsberg Heinrich u. Anna Elisabeth<br />

geb. Bachmann<br />

1801 Bachmann Georg / Schweinsberg H.<br />

1833 Hofmann Justus u. Catharina geb. Sinning<br />

1843 Hofmann Johannes Justus<br />

1868 Hofmann Johannes Georg u. Katharina geb. Schmoll<br />

1890 Hofmann Heinrich u. Katharina geb. Geier<br />

1914 Alter Heinrich u. Elisabeth geb. Hofmann u. Kühlborn<br />

195. Semmler Anna geb. Alter u. Heinrich Semmler<br />

198. Schmidt Helga geb. Semmler u. Gerhard Schmidt<br />

Hausname: Böddiger<br />

Früher: Haus Nr. 24<br />

Heute: Jahnstr. 14<br />

Eigentümer/Familien:<br />

120<br />

Ein rein bäuerlicher Betrieb, mit Landwirtschaft u. Schafhaltung,<br />

wurde im Laufe der Zeit ständig verändert sowie die Gebäude<br />

erneuert bzw. neu aufgebaut. Eine Leineweberei wurde betrieben.<br />

1744 Hofmann Nikolas. 1 Ackermann, Leineweber<br />

und Schafhalter<br />

1772 Böddiger Martin u. Martha Elisabeth geb Hofmann<br />

1786 Böddiger Heinrich u. Anna Maria geb. Wagner<br />

1827 Böddiger Joh. Justus u. Katharina Elisabeth geb. Schanze<br />

1856 Böddiger Heinrich u. Anna Martha geb. Nadler<br />

1883 Emmeluth Heinrich und Anna Katharina geb. Böddiger<br />

1923 Jacob Christian u. Maria geb. Emmeluth<br />

1962 Löwe Anneliese geb. Jacob u. Hans Löwe<br />

1985 Löwe Hardwig u. Ellen geb. Griesel


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Landgrebe<br />

Früher: Haus Nr. 23<br />

Heute: Jahnstr. 9<br />

Das Anwesen war ein bäuerlicher Kleinbetrieb und bestand aus<br />

einem Gebäude mit Haus, Stall­ u. Scheune unter einem Dach<br />

und etwas später wurde ein separates Scheunen/Stallgebäude<br />

gebaut.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1748 Wagner Jakob<br />

1776 Wagner Joh, Jost<br />

1808 Wagner Joh.<br />

1839 Bartholmay Wiegand u. Elise geb. Wagner<br />

188. Landgrebe Lukas u. Anna Elisabeth<br />

geb. Bartholmay<br />

1907 Landgrebe Konrad u. Anna Elisabeth<br />

geb. Wilhelm<br />

195. Hain Karl u. Elisabeth geb. Landgrebe<br />

1971 Hain Konrad u. Inge geb. Brandenstein<br />

2001 Hain Uwe u. Christiane geb. Rose<br />

Hausname: Riedemann<br />

Früher: Haus: Nr. 22 1/2<br />

Heute: Jahnstr. 11<br />

Das rein bäuerliche Anwesen war<br />

wegen der Lage am Dorfrand etwas<br />

großräumiger bebaut.<br />

Die Gebäude wurden in Laufe der Zeit erneuert u. erweitert. In<br />

der Zeit um 1886 wurde ein neues Wohnhaus erstellt, der gezimmerte<br />

Rohbau stammt aus dem früheren Erhardt Besitz an dem<br />

Standort der Schule/DGH und wurde von der Familie Lorenz Riedemann<br />

erworben.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1740 Seitz Johannes Jost<br />

1799 Riedemann Lorenz u. Anna Katharina geb. Seitz<br />

1834 Riedemann Johannes u. Catharina Elisabeth<br />

geb. Hofmann<br />

1851 Riedemann Lorenz u. Maria Elisabeth geb. Nadler<br />

1889 Riedemann Konrad u. Anna Elisabeth geb. Döring<br />

1933 Riedemann Karl Adam u. Katharina geb. Emmeluth<br />

1957 Helper Elisabeth geb. Riedemann u. Heinrich Helper<br />

1977 Helper Karl­Heinz u. Edeltraut geb. Pöhler<br />

Der erste Schlepper in <strong>Schwarzenberg</strong> war auf dem Anwesen von Karl Riedemann ein Güldner<br />

mit 21 PS und wurde eingesetzt in der Landwirtschaft sowie auch für die Holzabfuhr im Forst.<br />

121


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname:<br />

Försterei<br />

Heute: Jahnstraße. 16<br />

Die Försterei wurde 1898<br />

durch den Forstfiskus gebaut<br />

und diente den Förstern als<br />

Dienstwohnung und in den<br />

Wirtschaftsgebäuden konnte im Nebenerwerb Landwirtschaft<br />

betrieben werden.<br />

In <strong>Schwarzenberg</strong> waren folgende Förster angestellt und<br />

wohnten in der Försterei: Karl­ Franz­August Wisch, Adolf<br />

Hartmann, Kurt Nödel.<br />

In den 60er Jahren wurde die Försterei aufgelöst und verkauft.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1898 Forstfiskus<br />

1969 Das Anwesen wurde verkauft an die Gutenberg<br />

Riemann Druckerei<br />

1991 Herr Stahnke u. Frau Lüthmers<br />

1996 Kappus Gerhard u. Karin<br />

Der Höhbach als ständiger Frischwasser­ Lieferant für die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Die Ansiedlungen der <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger im Bereich der Burg, dem Linden u. Kirchplatz<br />

wurde durch den Höhbach beeinflusst, der ständig Frischwasser für Haushalt und die Viehwirtschaft<br />

garantierte.<br />

Bereits im 19 Jahrhundert wurde ein Wasserkanal vom Höhbachtal in die Ortsmitte verlegt, bekannt<br />

als sogenannte“ Gosse“ am Lindenplatz. Später wurde ein Wasserbassin für Feuerlöschzwecke<br />

gebaut und dies war wichtig bei der Brandbekämpfung, denn in den Fachwerkgebäuden<br />

(alles unter einem Dach) lagerten die Heu­ und Strohvorräte.<br />

Wasserbassin am Lindenplatz 2011<br />

Kartenansicht aus dem Jahr 1905 mit den 2 alten Forsthäusern<br />

122


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Der Kirchplatz mit der Kirche und den umliegenden Häusern bis zum Burggraben<br />

Im Umfeld des ehemaligen Burggeländes liegt in südlicher Richtung der Platz um die Kirche mit<br />

seinen Anwesen/Häusern. Von diesem Platz aus gibt es die Straßen in Richtung:<br />

„Die Trift“ Heute „Zur Kroneneiche“ in Richtung Friedhof u. Sportplatz<br />

„Vorderdorf“ Heute die Riedforststraße in Richtung Melsungen<br />

„Platz an der Linde“ Heute die Riedforststraße in Richtung Röhrenfurth<br />

Kirche mit Portal DGH;Burgschänke,Schule 2010<br />

Ladengeschäft Kördel<br />

Blick zur Linde mit dem Haus Frieler<br />

Der Kirchplatz wird umrahmt von dem Gebäudekomplex der früheren Gastwitschaft Schill u.<br />

des späteren Ladengeschäftes Leimbach/Kördel mit den anhängenden Nebengebäuden, dem<br />

Anwesen der Familie Frieler/Möller/Schmidt,der ehemaligen Schule u. dem heutigen Dorfgemeinschaftshauses<br />

sowie dem früheren Wohnhaus Liedlich/Braun.<br />

123


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Im Mittelpunkt steht unsere<br />

Kirche Haus Nr. 4 1/2<br />

Zuerst stand ein kleiner Saalbau, in<br />

dem sich aber ein romanischer<br />

Taufstein von 1200 n. Chr. befand.<br />

Um die Zeit 1790 wurde unser<br />

heutiges Gotteshaus erbaut, Reste<br />

der alten Wehrmauer mit dem Torbogen<br />

umgrenzen das Gotteshaus<br />

mit dem alten Friedhof, der bis in<br />

das 19. Jahrhundert noch die Begräbnisstätte<br />

für die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bürger war.<br />

Im Jubiläumsjahr 2012 hat man<br />

einen freien Blick auf die Kirche mit<br />

dem Torbogen am Eingang zum<br />

Kirchplatz.<br />

124


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Wännersch u. Braun<br />

Früher: Haus Nr.3 u.4<br />

Heute: Riedforststr. 27 u. 29<br />

Der Hausname „Wännersch“ kommt von einer alten Berufsbezeichnung<br />

des Stellmachers, als Wagenbauer bekannt. Es wurde<br />

daneben auch noch das Weberhandwerk betrieben und zu Zeiten<br />

der Familie Göbel war auch die amtliche Poststelle im Haus.<br />

Die Familie Liedlich als Besitzer des Nachbargebäudes Nr. 4<br />

kauften das Haus. Im Rahmen der Dorfsanierung und Umgestaltung des Kirchenplatzes wurde<br />

das Wohnhaus 2011 abgerissen und an der Stelle entstand ein erweiterter Kirchgarten.<br />

Eigentümer/Familien in dem „Wännersch“ Haus Nr.3:<br />

1744 Bauer<br />

1748 Granau Johannes u. Anna Katharina geb Iffert<br />

1802 Spor Nikolaus u. Elisabeth geb. Granau<br />

Bauer Adam u. Martha B., Joh. Georg Bauer<br />

1836 Bauer Konrad u. Elise geb. Führ<br />

1856 Bauer Konrad u. Emmeluth Justus<br />

1906 Emmeluth Werner u. Christine geb. Ruppel<br />

193. Ratz Martin u. Elise geb. Emmeluth<br />

195. Anna Steuber geb. Ratz u. Karl Steuber<br />

1957 Göbel Karl u. Elisabeth geb. Steuber führten die Poststelle<br />

1969 Pape Ernst Dieter u. Ehepaar Kunitz<br />

197. Liedlich Heinrich u. Luise geb. Aschenbrenner<br />

In dem Haus Nr. 4 an der Kirchenmauer wohnte auch<br />

der frühere Ortsdiener Konrad Braun.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Möller Kurt Adam<br />

1764 Granau Heinrich<br />

1772 Iffert Martin<br />

1797 Iffert Werner<br />

(Haus neu gebaut auf der Kirchenmauer)<br />

1837 George Heinrich u. Anna Katharina geb. Ludeloph<br />

18.. Rose Ludwig u. Anna Katharina geb. Griessel<br />

1856 Schmidtkunz Justus u. Anna Katharina<br />

geb. Seitz<br />

1876 Jäger Johannes u. Barbara Elisabeth<br />

geb. Gundlach<br />

1883 Braun Heinrich u. Anna Martha<br />

geb. Gerstung<br />

1916 Braun Konrad u. Anna Katharina<br />

geb. Moosbach (Ortsdiener)<br />

1940 Liedlich Konrad u. Elisabeth geb. Braun<br />

1966 Liedlich Heinrich u. Luise<br />

geb. Aschenbrenner<br />

125


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Leimbach<br />

Früher: Haus Nr.7<br />

Heute: Riedforststr. 37 u. 39<br />

Das Anwesen wurde ständig verändert mit Um u. Neubauten,<br />

die einstigen Haus, Stall u. Scheunengebäude wechselten den<br />

Besitzer und wurden später wieder zu einem Wohn und Ladengeschäft<br />

umgewandelt. In der Zeit ab 1800, bis zur Familie<br />

Schill, war in dem Gebäude eine Gastwirtschaft. Die Familie Sauer kam aus Solingen und kaufte<br />

das Anwesen und später richtete die Familie Leimbach ein Ladengeschäft ein.<br />

Eigentümer/Familien des Anwesens:<br />

1741 Iffert Konrad u. Anna Katharina<br />

177. Dittmar Arnold u. Anna Maria (Leineweber)<br />

1810 Bettenhausen, Landwirt<br />

1840 Sinning Justus u. Henriette geb. Braul, Landwirt u. Gastwirt<br />

1859 Ruppel Michael u. Christine. geb. Sinning, Landwirt u. Gastwirt<br />

1879 Schill Konrad Wilhelm und Maria Elisabeth geb. Koch<br />

1919 Fassbender Heinrich<br />

1923 Sauer, Leimbach Adam u. Käthe verwitw. Sauer<br />

1937 Leimbach Wilhelm u. Änne geb. Pfetzing, Kaufmann<br />

1983 Kördel Anneliese geb. Leimbach u. Ludwig Kördel, Kaufmann<br />

2007 Kördel Ludwig<br />

Zu dem Gebäudekomplex gehörte in der Zeit der Familie Schill auch das Anwesen Behnken/Diez/Anacker<br />

sowie die ehemalige Scheune von Jäger/Peter<br />

Ansicht 2010 Ansicht aus der Zeit 1950 bis 1960 Ansicht Ende der 60er Jahre<br />

Dorfstraße um 1940 Gaststätte Schill in den Jahren 1900 bis 1930<br />

Die Bilder zeigen noch zw. den Wohnhäusern die Scheune von Jäger/Peter, die später durch ein<br />

Wohnhaus der Familie Kördel ersetzt wurde.<br />

126


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Dietz/Annacker<br />

Früher: Haus Nr. 48/49<br />

Heute: Riedforststr. 33<br />

Die Familien Dietz u. Anacker haben das ehemalige landw.<br />

Gebäude im Fachwerkstil in der Zeit ab 1927 zu einem<br />

Wohnhaus umgebaut.<br />

Ab diesem Zeitraum lebten folgende Familien<br />

in dem Anwesen:<br />

1927 Dietz Johann Eduard u. Sabine geb. Schüler<br />

Anacker Konrad u. Elisabeth geb. Reiß<br />

Anacker Konrad u. Herta<br />

1992 Behnken Robert u. Marion geb. Elstner<br />

Hausname: Rothämel<br />

Früher: Haus Nr. 8<br />

Heute: Riedforststr. 41<br />

Das Haus wurde von einem Konrad Iffert Haus Nr.7 gekauft und<br />

war in der Vergangenheit in das gesamte Anwesen der Haus Nr.<br />

5,6,7und, 8 eingebunden.<br />

Als Eigentümer/Familien sind bekannt:<br />

1741 Iffert Konrad u. Anna Katharina<br />

1755 Kieber Johannes Heinrich kaufte<br />

das Anwesen<br />

1810 Bettenhausen Gottfried u.<br />

Anna Katharina geb.Peter<br />

1840 Hilgenberg Justus u. Elisabeth.<br />

geb. Bettenhausen<br />

1889 Rothämel Christian u. Christine<br />

geb. Jäger (Ortsdiener)<br />

1934 Rothämel Christian u. Anna geb. Bauer<br />

1968 Familie Altmann<br />

Familie Vollmer<br />

127


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Möller<br />

Früher: Haus Nr. 30<br />

Heute: Zur Kroneneiche 1<br />

In einem Stein der Grundmauer ist die Jahreszahl 1768<br />

eingemeißelt. Das Anwesen kann auch etwas älter als die<br />

eingemeißelte Jahreszahl sein, den laut einer Überlieferung<br />

ist das Haus schon einmal abgebrannt und neu aufgebaut<br />

worden.<br />

Das Anwesen war bäuerlich geprägt und hatte ein Wohnhaus,<br />

Scheune und Stall unter einem Dach. Der Hof gehörte mit dem Landbesitz, Pferden und<br />

weiteren Viehbestand zu den größeren Höfen bis in das 19. Jahrhundert. Das Wohnhaus ist<br />

durch eine stilvolle Sanierung noch als Fachwerkbau erhalten geblieben.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Seitz Johannes Jost<br />

17.. Seitz Gottfried (Grebe)<br />

1827 Döring Balthasar u. Anna Martha geb. Seitz<br />

1853 Rose Adam u. Anna Elisabeth geb. Werner<br />

1865 Rose Justus<br />

1866 Ruppel, Michael u. Christine geb. Sinning<br />

187. Schmidt Valentin u. Martha Elisabeth geb. Werner<br />

kauften das Anwesen<br />

1902 Schmidt Heinrich u. Katharina geb. Wölling<br />

1924 Möller Otto u. Katharina geb. Schmidt<br />

195. Möller Heinrich u. Anneliese geb. Gerlach<br />

1979 Flege Westphal<br />

1983 Frieler Jobs u. Elke geb. Heinze<br />

Ein Johannes Schmidt (Sohn von Valentin u. Martha Schmidt) ist 1890 nach Amerika ausgewandert,<br />

deren Nachkommen waren vor ca. 40 Jahren zu Besuch in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Hausname: Schmoll<br />

Früher: Haus Nr. 52<br />

Heute: Riedforststr.<br />

Im Jahre 1928 erbaute die Familie Schmoll das Einfamilienhaus<br />

im Garten der Eltern von Martha Schmoll geb. Schmidt.<br />

Heinrich Schmoll betrieb eine Schusterwerkstatt und zusätzlich<br />

die Poststelle, mit dem ersten öffentlichen Telefon in <strong>Schwarzenberg</strong>, bis in die Nachkriegszeit.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1926 Schmoll Heinrich und Martha geb. Schmidt<br />

198. Schmoll Maria<br />

2007 Möller Else geb. Schmoll u. Heinz Möller<br />

2009 Meyer Alexander<br />

128


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Neue Schule<br />

Früher: Haus Nr. 5<br />

Heute: Zur Kroneneiche 2<br />

Die Schule wurde von der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> im Jahr 1899/1900 auf dem Grundstück<br />

der Familie Ehrhardt für 19.776 RM erbaut und im Oktober 1900 eingeweiht. Neben dem Schulgebäude<br />

mit Wohnung gab es noch eine Scheune und Stallung zur Nutzung durch den Lehrer.<br />

Verantwortlich war der damalige Bürgermeister Christian Rode.<br />

Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit sagen aus, dass das Anwesen der Familie Ehrhardt<br />

durch einen Brand vernichtet wurde. Das bereits gezimmerte neue Fachwerkhaus konnte aus<br />

finanziellen Gründen nicht weiter gebaut werden und wurde von dem Landwirt Lorenz Riedemann<br />

aufgekauft und auf seinem Grundstück in der Jahnstraße neu errichtet.<br />

Den Bürgern von <strong>Schwarzenberg</strong> waren die Lehrer Konrad Schmidt und Peter Schmidt sehr bekannt,<br />

die in der Vorkriegszeit sehr viel für das Gemeinwohl taten und in einzelnen Fällen auch<br />

finanzielle Hilfe anboten.<br />

Bauzeichnung von 1900 Bild von 1936<br />

Nachdem der Regierungspräsident des Landes Hessen am 3. August 1969 der Entwidmung des<br />

Schulgrundstücks mit Schulgebäude und Lehrerdienstwohnung zugestimmt hatte, wurde aus<br />

der Schule in den 70er Jahren zunächst eine Gaststätte. Das Ehepaar Tugend waren die ersten<br />

Pächter der Gaststätte „Zur Burgschänke“ und ermöglichten damit wieder einen Treffpunkt für<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger und Vereine.<br />

Mit dem Anbau eines Saales mit Theke und Küche (Einweihung Dezember 1981) wurde diese<br />

zum Dorfgemeinschaftshaus erweitert. In dem städtischen Gebäudekomplex ist auch das Feuerwehrgerätehaus<br />

mit Schulungsräumen untergebracht.<br />

DGH mit Straßenansicht von der Riedforststr. aus und das Feuerwehrgerätehaus im Jahr 2011<br />

130


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Vom Kirchplatz aus in Richtung Rosengraben liegt die sogenannte „Trift“ ­ Heute als<br />

Straße „Zur Kroneneiche“ bekannt<br />

Einige ältere Fachwerkhäuser liegen an der Trift, aber noch Zentral zum Dorfkern. Die Trift führt<br />

in Richtung Wald und wurde genutzt für den Viehaustrieb zu den nahegelegenen Hute u. Weideplätzen<br />

für Schafe u. Kühe.<br />

Einige neue Häuser wurden Ende des 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts in der<br />

angrenzenden Straße „Über den Gärten“ errichtet.<br />

Ansichten aus den Jahren 2010, 1990 und 1920<br />

Hausname: Jägers<br />

Früher: Haus Nr. 32<br />

Heute: Zur Kroneneiche 7<br />

Das Wohnhaus mit Scheune u. Stall unter einem Dach<br />

wurde mehrmals erneuert u. für Wohnzwecke saniert.<br />

Die Besitzer haben bei der Sanierung den ursprünglichen<br />

Baustil erhalten und dem dörflichen Straßenbild<br />

angepasst.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1744 Noll Joh. Jost<br />

(Wassermeister u. Kastenmeister)<br />

1799 Noll Joh. Franz u. Maria Elisabeth<br />

geb. Bettenhausen<br />

18.. Noll Justus Gottfried<br />

1831 Noll Friedrich Wilhelm verkauft an<br />

186. Jäger Adam u. Elisabeth geb. Riedemann<br />

189. Jäger Konrad u. Katharina geb. Proll<br />

1933 Findling Martha geb. Jäger u. Hans Findling<br />

1969 Findling Günter u. Annemarie geb. Kördel<br />

1988 Findling Bernd u. Andrea geb. Jungermann<br />

131


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname:<br />

Früher: Haus Nr. 44<br />

Riedemann<br />

Heute: Über den Gärten 1<br />

Das Wohnhaus wurde von der Familie Hofmann 1915 gebaut. In<br />

der Nachkriegszeit wohnte in dem Haus Elisabeth Cornelius geb.<br />

Riedemann mit ihrer Familie.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1915 Hofmann Georg u. Anna Katharina, geb. Bubenheim<br />

1936 Riedemann Konrad u. Anna Kath. verw. Hofmann<br />

geb. Bubenheim<br />

1967 Cornelius Dieter und Theresia verw. Jäger, geb. Kaas<br />

Hausnamen: Kieber<br />

Früher: Haus. Nr. 21 u.41<br />

Heute: Über den Gärten 6/8<br />

Die Familien von Valentin u. Johannes August Kieber bauten über den Gärten am Ende des 19.<br />

Jh. und zu Beginn des 20. Jh. die Fachwerkhäuser.<br />

132<br />

Haus Valentin Kieber Nr. 21<br />

Der Erbauer des Hauses wohnte davor in der Höhle und baute 1895<br />

das neue Haus in der Straße „Über den Gärten“. Die Familie Kieber<br />

war als Waldarbeiter und Korbmacher tätig, für den Ort <strong>Schwarzenberg</strong><br />

war Valentin Kieber auch Ortsdiener. Die Familie Konrad<br />

Jäger verkauften das Anwesen und zog zu der Tochter und Schwiegersohn<br />

Inge u. Kurt Tews in ein neues Haus an der Blumenstraße.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1895 Kieber Valentin u. Maria geb. Diemar ( 1. Frau) (Ortsdiener)<br />

1927 Kieber Martha geb. Jäger Witwe des Valentin Kieber (2. Frau)<br />

1942 Jäger Konrad u. Lina geb. Schneider<br />

1969 Müller Max u. Ehefrau Elisabeth<br />

197. Plagens Heinz<br />

Haus Johannes Kieber Nr. 41<br />

Das Haus wurde von der Familie Kieber am Anfang des 20. Jh. neu gebaut, die als Weber u.<br />

Tuchmacher beschäftigt waren.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

19. Kieber Johannes August u. Anna Gertrud geb. Friedrich<br />

1950 Kieber Konrad u. Elisabeth geb. Wiegand<br />

Jacob Ilse geb. Kieber u. Ewald Jacob<br />

199. Lehmann Gerhard u. Hermelinda geb. Lopez de<br />

2005 Lanzenberger Bernhard u. Catrin geb. Daschner


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Malkus<br />

Früher: Haus Nr. 34<br />

Heute: Zur Kroneneiche 4<br />

Das alte bäuerliche Anwesen der Familie Ehrhardt mit Wohnhaus<br />

u. Stall mit Scheune unter einen Dach war im 19. Jahrhundert<br />

abgebrannt. Auf dem Grundstück wurde von der damaligen Gemeinde<br />

eine neue Schule errichtet und die Familie Barthel hat auf dem angrenzenden Gelände<br />

ein Haus in dem Fachwerkstil neu gebaut. Im Nebenerwerb wurde auch eine kleine Landwirtschaft<br />

betrieben.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1869 Ehrhardt Heinrich und Frau geb. Riedemann<br />

das Haus brennt Ende des 19. Jahrhunderts ab.<br />

1900 Justus Barthel u. Anna Katharina Elisabeth geb.<br />

Wenzel bauen das Wohnhaus neu.<br />

1926 Malkus Johannes u. Katharina geb. Barthel<br />

196. Malkus Heinrich u. Anna geb. Rode<br />

2007 Schmidt Karsten u. Nicole geb. Junge<br />

Eine Ansicht aus dem Jahr 1912 von dem Weg zum Friedhof auf die Trift bis zum<br />

Kirchplatz und einen Blick nach Röhrenfurth<br />

Foto aus der Sammlung Karl­Friedrich Waldmann, Fuldabrück<br />

134


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Von der Umgebung der Häuser um die Kirche geht es in das „Vorderdorf“ in Richtung<br />

Melsungen, der heutigen „Riedforststraße“.<br />

Dieser Straßenabschnitt von der Schule/DGH bis zum Anwesen Emmeluth/Kluge zeigt noch eine<br />

komplette Häuserfront im Fachwerkstil der 20er Jahre.<br />

Die folgenden Hausblätter zeigen keine Fachwerkfassade mehr, sondern die Häuser sind in<br />

einen massiven Baustil modernisiert und umgebaut worden.<br />

Hausname: Roden<br />

Früher: Haus Nr. 2<br />

Heute: Riedfortststr. 25<br />

Das Anwesen mit Haus und Scheune, ab 1934 als Erbhof geführt,<br />

wurde als Landwirtschaft bis in die 70. Jahren genutzt. Die<br />

Bewohner waren in einigen Fällen neben der bäuerlichen Tätigkeit<br />

auch Grebe, Bürgermeister und Gemeinderechner. Das<br />

Wohnhaus sowie Scheune mit Stallungen wurden ständig verändert und zum Teil neu gebaut.<br />

Eigentümer/Familien des Anwesens:<br />

1744 Dittmar Johannes Ackermann u. (Centgrebe)<br />

1781 Geyer Andreas u. Anna Martha geb. Hucke<br />

1794 Hucke Heinrich<br />

1833 Jacob Georg u. Katharina geb. Zilch<br />

1858 Jacob Arnold u. Christian geb. Wollenhaupt<br />

1870 Rode Christian u. A. Katharina geb. Jacob,<br />

Bürgerm. u. Schafhalter<br />

1912 Rode Johannes u. Elise geb. Salzmann, Gemeinderechner<br />

1934 Salzmann Karl u. Maria geb. Hofmann<br />

199. Weinhold Frieda geb. Salzmann<br />

135


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Jacob<br />

Früher: Haus Nr. 34 1/8<br />

Heute: Riedforststr. 26<br />

Die Familien Riedemann u. Jacob haben zu Beginn des 20. Jh.<br />

das kleinere Fachwerkhaus durch einen Anbau in massiver Bauweise<br />

erweitert. Das Anwesen verfügt noch über einen großen<br />

Garten mit einem kleineren Wirtschaftgebäude,<br />

das von Lorenz Riedemann (Weißbinder) gebaut wurde. Die Familie<br />

Klemens verkauften das Haus 2004 an das Ehepaar Mey.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

189. Riedemann Lorenz u. Katharina Elisabeth geb. Barthel<br />

1911 Jacob Christian u. Anna Katharina geb. Riedemann<br />

Jacob Konrad u. Martha (Geschwister)<br />

196. Klemens Martha geb. Jacob u. Kurt Klemens<br />

2004 Mey Thomas u. Tanja geb. Junge<br />

Hausname: Schüler<br />

Früher: Haus Nr. 34 1/16<br />

Heute: Riedforststr. 24<br />

Die Familie Schüler hat am Ende des 19. Jh. das Anwesen übernommen<br />

und in den folgenden Jahren wurde das Haus mit einem<br />

Anbau erweitert und modernisiert.<br />

Als Tuchmacher, Wollsortierer und Schreiner wurde der Lebensunterhalt<br />

sichergestellt.<br />

Nachfolgende Besitzer gingen anderen Berufen nach.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1856 Jacob Georg Wohnhaus mit Anbau gekauft.<br />

Bauer Wilhelm<br />

190. Schüler Lorenz u. Elisabeth geb. Schröder<br />

1933 Schüler Karl u. Anna geb.Neumann<br />

1964 Blumenstein Maria geb. Schüler<br />

1985 Maric Mato u. Lubijana<br />

1988 Cugurovic Sladomir u. Stana<br />

Cugurovic Miroslav u. Branka geb. Vukosavijevic<br />

2011 Behnken Christian u. Tanja geb. Schoeben<br />

137


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Emmeluth<br />

Früher: Haus Nr. 35<br />

Heute: Riedforststr. 22<br />

Das bäuerliche Anwesen besteht aus einer großen Hofreite mit<br />

Wohnhaus, Stallungen und Scheunen. In der Zeit von Valentin<br />

Emmeluth war der Bauernhof im Fachwerkstil mit Wohnhaus,<br />

Scheune u. Stall in einem Gebäude untergebracht. Im Laufe der<br />

Jahre wurden die Gebäude durch ständige Um­ und Erweiterungsbauten sowie Erneuerung des<br />

Wohnhauses in massiver Bauweise neu errichtet.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

17.. Hofmann Hans Kurth u. Martha Elisabeth<br />

…. Zilch Johannes<br />

1810 Seitz Gottfried u. Anna Martha geb. Zilch<br />

1827 Peter Georg<br />

1843 Seitz Johannes<br />

1854 Emmeluth Valentin u. Martha Katharina geb. Lengemann<br />

1898 Emmeluth Heinrich u. Elisabeth geb. Schomberg<br />

1924 Emmeluth Christian u. 1. Martha geb. Volland<br />

2. Elise geb. Möller<br />

195. Kluge Maria geb. Emmeluth u. Heinz Kluge<br />

Hausname: Reinbold<br />

Früher: Haus Nr. 36<br />

Heute: Riedforststr. 18<br />

Zu dem bäuerliche Anwesen gehört auch ein größerer Gebäudekomplex<br />

mit Wohnhaus, Scheune u. Stallungen. Der Bauernhof<br />

wurde von der Familie Reinbold an Gerhard Hofmann vererbt<br />

und konnte somit weiter bewirtschaftet werden. Nach dem Umzug<br />

der Familie Hofmann vom Lindenplatz (Haus Nr. 29) in dies Anwesen wurde das Wohnhaus<br />

1962 neu gebaut u. die landwirtschaftlichen Gebäude modernisiert. Die Familie Hofmann gehört<br />

noch zu den wenigen Landwirten, die in <strong>Schwarzenberg</strong> einen größeren Betrieb bewirtschaften.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1748 Hofmann Johannes<br />

…. Hofmann Konrad u. Anna Elisabeth geb. Seitz<br />

1784 Peter Johannes u. Gertrud geb. Hofmann<br />

1835 Peter Ciriakus<br />

1837 Knoche, Heinrich (1841 Haus abgebrannt )<br />

1856 Reinbold Justus Johannes u. Anna Martha geb. Hartung<br />

188. Reinbold Adam u. Elisabeth geb. Wenzel<br />

1912 Reinbold Ludwig u. Christine geb. Schmoll<br />

1962 Hofmann Gerhard u. Anni geb. Mosebach<br />

2002 Hofmann Reiner u. Petra geb. Dietrich<br />

138


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Peter<br />

Früher: Haus Nr. 40<br />

Heute: Riedforststr. 8<br />

Die Familie Peter baute 1842 das kleine bäuerliche Anwesen im<br />

Fachwerkstil, im Laufe der Zeit von 1864 bis 1914 wurde das<br />

Wohnhaus erneuert und angebaut in massiver Ziegelsteinbauweise.<br />

Die Familie Peter war auch bis in die Nachkriegszeit Besitzer der Scheune in dem Gebäudekomplex<br />

Kördel/Leimbach<br />

Im Nebenerwerb wurde eine Landwirtschaft betrieben.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1842 Peter Georg<br />

18.. Peter Johannes Justus<br />

1886 Peter Adam<br />

1889 Peter Heinrich und Ehefrau geb. Böddiger<br />

1920 Jäger Heinrich u. Emilie geb. Peter<br />

1964 Jäger Karl u. Erna geb. Nothnagel<br />

2006 Jäger Erna<br />

Hausname: Blumenstein<br />

Früher: Haus Nr. 38<br />

Heute: Riedforststr. 6<br />

Die Blumensteins kamen aus Quentel und siedelten sich in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> an. Das Anwesen als ein Wohnhaus mit Stall<br />

und Scheune unter einem Dach, wurde 1894 neu gebaut.<br />

In den 50. Jahren wurde zusätzlich der Stall u. die Scheune<br />

neu gebaut und das Wohnhaus modernisiert.<br />

Als Berufe waren sie als Zimmermänner und Holzhauer beschäftigt und im Nebenerwerb wurde<br />

eine Landwirtschaft betrieben.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1894 Blumenstein Heinrich und Anna Martha<br />

geb. Meyfarth<br />

1930 Blumenstein Heinrich und Anna Katharina<br />

geb. Sinning<br />

1972 Blumenstein Ludwig u. Maria<br />

geb. Schüler<br />

2006 Blumenstein Martina<br />

140


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

Hausname: Schneider<br />

Früher: Haus Nr. 1 1/4<br />

Heute: In der Senke 2<br />

Das Haus im Fachwerkstil wurde 1904 von Heinrich Riedemann<br />

erbaut und diente als Wohnhaus mit Kleintierhaltung.<br />

In dem Haus war auch für eine gewisse Zeit das Bürgermeisteramt unter<br />

der Leitung von Hans Schneider, der aber durch den Verkauf und<br />

den Bau eines neuen Hauses an den Dorfrand aussiedelte.<br />

Der zwischenzeitliche Besitzer Johannes Seitz verkaufte das Haus wieder<br />

an Hildegard Leberl und baute mit seinem Sohn ein neues Haus am<br />

Harberg.<br />

Eigentümer/Familien des Anwesens:<br />

1904 Heinrich Riedemann u. Katharina geb. Möller<br />

1935 Hermann Schneider u. Elisabeth geb. Riedemann<br />

1963 Seitz Johannes u. Elise geb. Hofmann<br />

1965 Leberl Hildegard<br />

Hausname: Riedemann<br />

Früher: Haus Nr. 46 u. 47<br />

Heute: Riedforststr. 13 u. 11<br />

Die Brüder Jakob und Justus Riedemann bauten 1924 das Doppelhaus.<br />

Neben der Beschäftigung als Wollsortierer,Weber,<br />

Schlosser und Maurer/Polier wurde in den Anwesen auch noch<br />

eine Schneiderei betrieben.<br />

Die Familie Heinrich u. Martha Riedemann bauten „Über den Gärten“ ein neues Haus und verkauften<br />

die Doppelhaushälfte an Johannes u. Christine Wagner.<br />

Eigentümer/Familie der Haus Nr. 46:<br />

1924 Justus Riedemann u. Martha geb. Schmidt<br />

195. Riedemann Heinrich u. Martha geb. Aschenbrenner<br />

1969 Wagner Johannes u. Christine Anna Maria geb. Riedemann<br />

1986 Vaupel Renate geb. Riedemann u. Vaupel Dieter<br />

Eigentümer/Familie der Haus Nr. 47:<br />

1924 Jakob Riedemann u. Katharina Elisabeth<br />

geb. Schmidt<br />

1936 Riedemann Heinrich u. Anna geb. Hilgenberg<br />

1980 Vaupel Renate geb. Riedemann u. Dieter Vaupel<br />

142


Haus- und Familienblätter | 03-6<br />

Hausname: Peter<br />

Früher: Haus Nr. 53<br />

Heute: Riedfoststr.2<br />

Frau Martha Peter war beschäftigt bei der Fa. Braun und baute<br />

1932 das Einfamilienhaus außerhalb der Ortslage.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1931 Peter Martha<br />

196. Jäger Elisabeth erbte von ihrer Tante das Haus<br />

2010 Familie Tschurikow<br />

Hausname: Sinning<br />

Früher: Haus Nr. 42<br />

Heute: Riedforststr. 3<br />

Das Ehepaar Heinrich und Anna Elisabeth Sinning hat 1907 ausgesiedelt<br />

und vor dem Dorf in Richtung Melsungen einen Bauernhof<br />

mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude gebaut.<br />

Die Aussiedlung aus dem Dorfkern wurde ermöglicht durch den Verkauf des Anwesens Hs.<br />

Nr. 18 „Gasthaus zur Krone“, wo eine Gastwirtschaft u. Landwirtschaft mit Schreinerei im Nebenerwerb<br />

geführt wurde.<br />

Eigentümer/Familien:<br />

1907 Sinning Heinrich u. Anna. Elisabeth geb. Meyfarth verw. Dittmar<br />

1940 Sinning Wilhelm u. Elisabeth Sinning geb. Witzel<br />

1942 Sinning Elisabeth geb. Witzel<br />

1948 Kurzrock Elisabeth geb. Witzel verw. Sinning u. Justus Kurzrock<br />

1965 Helmut Sinning u. Ingrid Sinning geb. Metz<br />

Folgende Berufe und Gewerbe wurden<br />

in dem Anwesen betrieben:<br />

Ackermann (Bauer­Landwirt) und im<br />

Nebenerwerb Schreinerarbeiten mit<br />

Möbelhandel im Katalogverkauf<br />

bis 1923<br />

Landwirtschaft bis 1981<br />

143


03-6 | Haus- und Familienblätter<br />

In dem damals benannten „Vorderdorf“ wurden ab dem Ende des 19. und zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts erstmals neue Häuser in der massiven Bauart mit Sand.­ und Ziegelstein erstellt<br />

und lösten den über jahrhundertalten Baustil im Fachwerkbau ab. Neben den bereits im Jahr<br />

1898 erbauten Forsthaus in der Jahnstraße und der neuen Schule in der Ortsmitte gehörten der<br />

Hof Sinning aus dem Baujahr 1907, am Ortseingang und ein weiterer Hof Hofmann/Sinning in<br />

der Riedforststraße Nr.36, zu den ersten Häuser mit einem Ziegelstein Mauerwerk im massiven<br />

Baustil.<br />

Wir beenden unsere Reise von der Ortsmitte zum Ortsausgang in Richtung Melsungen<br />

und blicken noch einmal auf <strong>Schwarzenberg</strong> zurück.<br />

Die Ortsansicht aus dem Jahr 1950 zeigt ein Dorf mit ca. 54 Anwesen/Häuser und die Ansicht<br />

aus dem Jahr 2011 zeigt die Entstehung zu einem Ort mit ca. 197 Häusern. Dieser Stand ist gegründet<br />

auf der Basis der guten wirtschaftlichen Entwicklung sowie der günstigen Lage zu Melsungen<br />

und den Arbeitsplätze in der Industrie, dem Handel u. Handwerk.<br />

144


Urkunden | 03-7<br />

Urkunden zur Dorfentwicklung<br />

von Adolf Seitz<br />

Immer, wenn mit dem Kirchturm auch die<br />

Wetterfahne unserer Kirche restauriert wurde,<br />

legte man in ihren Knopf, Urkunden über die<br />

Verhältnisse zur Zeit der Reparatur im Dorf.<br />

So auch in den Jahren 1907, 1950 und 1995.<br />

Sie sind auch Zeugen für die Entwicklung unseres<br />

Dorfes. Zwei dieser Urkunden sind als<br />

Kopien vorhanden, der Wortlaut der dritten<br />

steht in „700 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong>“ von Lehrer<br />

Gert Rosenstock aus dem Jahr 1964.<br />

Eine Kopie einer weiteren Urkunde mit Dienstsiegel<br />

der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>, geschrieben<br />

von Kurt Tews stammt vermutlich<br />

aus dem Jahr 1966. Der Anlass für die Erstellung<br />

dieser Urkunde ist nicht bekannt.<br />

Wortlaut der Urkunden<br />

Die erste Urkunde stammt aus dem Jahr<br />

1907. Sie ist in der damals üblichen Kurrentschrift<br />

(Deutschen Schrift) ge­ und vom damaligen<br />

Bürgermeister Justus Sondermann<br />

unterschrieben. Ich habe sie wörtlich übertragen.<br />

Seite 1 der Urkunde von 1907<br />

145


03-7 | Urkunden<br />

Urkunde<br />

über die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>, dieselbe<br />

wurde bei einer Reparatur des Kirchturms von<br />

dem Dachdeckermeister Dietrich von Wichdorf<br />

(bei Gudensberg), in den Knopf gelegt und<br />

zwar wurde die obere Kuppel des Turmes neu<br />

mit Schiefer eingedeckt und die Wände ausgebessert,<br />

die Kosten belaufen sich rund auf<br />

200 Mark; buchstäblich Zweihundert Mark.<br />

Noch sonstige hiesige Gemeindeangelegenheiten<br />

1. Die Einwohnerzahl beträgt in diesem Jahr<br />

313 Seelen<br />

Und zwar männliche über 14 Jahre 89<br />

Und zwar weiblich über 14 Jahre 113<br />

Unter 14 Jahre männlich und weiblich 111<br />

Zusammen<br />

313 Seelen<br />

Wohnen z.Z. in 59 Haushaltungen dahier.<br />

2. Nach der Viehzählung vom 1. Dezember<br />

1906 sind in der hiesigen Gemeinde 20<br />

Pferde, 130 Stück Rindvieh, 4 Schafe, 259<br />

Schweine vorhanden gewesen.<br />

3. An Steuern werden erhoben<br />

Umlagesteuer 150 %<br />

Verkoppelungszinsen je nach der Größe<br />

der Grundsteuer<br />

Wassersteuer pro Haushaltung jährlich 7<br />

Mark. Vieh über 1 Jahr alt jährlich 1 Mark.<br />

Ziegen und Schweine ausgeschlossen.<br />

Das Wachtgeld wird haushaltungsweise<br />

aufgebracht.<br />

4. Nach der Landgemeinde­Ordnung für die<br />

Provinz Hessen Nassau vom 4. August<br />

1807 besteht in der hiesigen Gemeinde eine<br />

Gemeindevertretung; diese besteht aus<br />

dem Bürgermeister Justus Sondermann,<br />

dem I. Schöffen Valentin Waldschmidt,<br />

dem II. Schöffen Jostheinrich Reinbold und<br />

dem Schöffenstellvertreter Justus Hofmann<br />

a.d. und 9 Gemeindevertretern und<br />

zwar der<br />

I. Klasse<br />

1. Konrad Riedemann ­ Landwirt<br />

2. Wilhelm Schill ­ Gastwirt<br />

3. Heinrich Emmeluth II ­ Landwirt<br />

II. Klasse<br />

1. Christian Seitz ­ Landwirt (Krieger von<br />

1870/71)<br />

2. Heinrich Emmeluth ­ Landwirt<br />

3. Sebastian Kördel ­ Landwirt<br />

III. Klasse<br />

1. Konrad Meyfarth ­ Weißbinder<br />

2. Lorenz Riedemann ­ Weißbinder<br />

3. Heinrich Peter ­ Invalid<br />

Sonstige Gemeindebeamten<br />

1. Heinrich Mainz ­ Gemeinderechner<br />

2. Valentin Kieber ­ Ortsdiener<br />

3. Heinrich Michael Ruppel ­ Nachtwächter<br />

5. Die Schule<br />

1. Lehrer Konrad Schmidt, ledig, geb.<br />

vorm in Obergude Kr. Ro<br />

2. Schulkinder 72<br />

6. Die Kirchenbehörde<br />

1. Pfarrer Eberth wohnhaft in Melsungen<br />

2. Kirchenälteste Justus Hofmann und<br />

Heinrich Böddiger<br />

3. Kastenmeister Heinrich Emmeluth II<br />

Aufgestellt<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> den 31. Juli 1907<br />

Der Bürgermeister<br />

Sondermann<br />

146


Urkunden | 03-7<br />

Urkunde 1950<br />

Urkunde vermutlich 1966<br />

Anlässlich einer Turmreparatur in 1950 wurde<br />

eine Urkunde in einer versiegelten Flasche in<br />

der Turmspitze des Kirchturms deponiert.<br />

Lehrer Rosenstock hat den Wortlaut in seiner<br />

o.g. Schrift wie folgt aufgeschrieben:<br />

„Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg 1939 ­<br />

1945 in nicht leichten Zeiten ist es notwendig<br />

geworden den Kirchturm neu einzudecken. Es<br />

muss gespart werden, deshalb werden nur die<br />

notwendigsten Arbeiten ausgeführt.<br />

Es wurden neu eingedeckt, die Ost­ West­ und<br />

Südseite des Turmhelms, sowie die West­ und<br />

Südseiten der Turmwandflächen, die anderen<br />

Seiten wurden repariert.<br />

Der Kostenaufwand für diese Arbeiten beträgt<br />

1500.­ DM.<br />

Es amtieren zur Zeit der Bürgermeister Adam<br />

Hofmann, die Schöffen Justus Hofmann und<br />

Justus Sohl.<br />

Die Gemeindevertreter: Karl Riedemann, Konrad<br />

Riedemann, Christian Jacob, Ernst Ruppel<br />

Heinrich Blumenstein, Hermann Schneider<br />

und Heinrich Sondermann.<br />

Gemeinderechner: Johannes Rode.<br />

Gemeindediener: Konrad Braun.<br />

Poststelle: Heinrich Schmoll.<br />

Gastwirtschaft: Bangert.<br />

Lehrer: Peter Schmidt und Eduard Ungar.<br />

Die Pfarrer:<br />

Biel, Fischer und Eibich aus Melsungen.<br />

Deutschland ist durch den verlorenen Krieg in<br />

Besatzungszonen aufgeteilt, in die amerikanische­,<br />

britische­, französische­ und die sowjetische<br />

Zone.<br />

Durch die Evakuierung vieler Menschen aus<br />

den 0stgebieten, dem Sudetenland und den<br />

zerstörten Städten ist die Einwohnerzahl von<br />

300 vor dem Kriege auf 500 zur Zeit gestiegen.<br />

Die Arbeiten wurden im Oktober 1950 von<br />

dem Dachdeckermeister Heinrich Pfaar in Melsungen,<br />

den Gesellen Justus Heinze, Christoph<br />

Münscher, Peter Günther, Lehrling Alois<br />

Turnwald, Hilfsarbeiter Georg Becker ausgeführt.“<br />

Urkunde der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Einwohner 357<br />

davon männliche 181<br />

weibliche 176<br />

Kinder unter 14 Jahre 84<br />

Haushaltungen 110<br />

Bürgermeister: Hans Schneider<br />

1. Beigeordneter: Heinrich Riedemann I<br />

2. Beigeordneter: Kurt Klemens<br />

Gemeindevertretung<br />

Heinrich Riedemann II<br />

Konrad Hofmann<br />

Heinrich Möller<br />

Konrad Anacker<br />

Jakob Steube<br />

Erich Riedemann<br />

Hans Seitz<br />

Gemeinderechner: Konrad Seitz<br />

Haushaltsplan DM 60.000<br />

Grundsteuer A 230 %<br />

B 230 %<br />

Wassergeld DM 20<br />

(Pausschal­Betrag pro Familie)<br />

Lehrer: H. Sinning, Melsungen<br />

Die Schule wurde 1965 renoviert und durch<br />

einen Anbau erweitert. Die Kinder des 7. – 9.<br />

Schuljahres besuchen seit dem Jahre 1964 die<br />

Volksschule in Melsungen.<br />

Ortsbrandmeister: Jakob Steube<br />

Turn­ u. Sportverein<br />

1. Vorsitzender: Heinrich Worst<br />

Gesangverein<br />

1. Vorsitzender: Heinrich Helper<br />

Pfarrer seit 1957: Hermann Drüner<br />

Kastenmeister: Ludwig Kördel<br />

Kirchenvorstand: Georg Seitz<br />

Stellvertretende Vorsitzende: Lisa Jäger, Kurt<br />

Klemens, Hans Löwe, Heinrich Malkus, Heinrich<br />

Möller<br />

147


03-7 | Urkunden<br />

Die Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> gehört<br />

seit 1956 zum neugegründeten Pfarramt und<br />

Kirchspiel Röhrenfurth.<br />

Der Kirchenvorstand hat beschlossen 1967 die<br />

Kirche innen zu renovieren und bei dieser Gelegenheit<br />

auch umzugestalten.<br />

Geplant ist:<br />

Wegnahme der Seitenempore, Verlegung des<br />

Eingangs an die Turmseite,<br />

Windfang zwischen Eingangstür und Innenraum,<br />

neuer Fußboden,<br />

neue Bänke, die etwas vorgezogen werden,<br />

Umgestaltung des Altarraums,<br />

neuer Anstrich, sowie neue Beleuchtung.<br />

Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Urkunde 1995<br />

Diese Urkunde wurde von der Kirchengemeinde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> anlässlich der Sanierung<br />

des Kirchturms im Jahr 1995 erstellt und im<br />

Turmknopf der Wetterfahne deponiert.<br />

Urkunde der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ist seit dem 01.01.1974 keine<br />

eigenständige Gemeinde mehr, sondern<br />

Stadtteil von Melsungen.<br />

Weitere Stadtteile von Melsungen sind in Röhrenfurth,<br />

Kirchhof, Kehrenbach, Günsterode,<br />

Adelshausen und Obermelsungen.<br />

Einwohner von Melsungen und den<br />

Stadteilen : 14.743<br />

Bürgermeister: K.H. Dietzel<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Stadtverordneter im<br />

Melsunger Stadtparlament:<br />

Bernd Engelhardt<br />

Melsungen als Mittelzentrum im Schwalm­<br />

Eder­Kreis verfügt über eine gute Infrastruktur<br />

und ist industrieller Schwerpunkt im Fuldatal.<br />

Der Altkreis Melsungen hat mit 7,8 %<br />

die geringste Arbeitslosenquote in ganz Nordhessen.<br />

Die Grundsteuer beträgt 250 %<br />

Die Gewerbesteuer beträgt 320 %<br />

Wassergeld cbm DM 2,30<br />

Abwasser cbm DM 3,50<br />

Schulen:<br />

Die Grundschüler besuchen die Christian­Bitter­Schule<br />

in Melsungen<br />

Weiterführende Schulen sind die:<br />

1. Gesamtschule Melsungen<br />

2. Gymnasiale Oberstufe ­ Geschwister<br />

Scholl­Schule<br />

3. Berufs­ und Berufsfachschule ­ Radko Stöckel<br />

Schule<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Einwohner Stadtteil <strong>Schwarzenberg</strong> 457<br />

männliche 224<br />

weibliche 233<br />

Ausländer: 5 männlich / 3 weiblich<br />

Religionszugehörigkeit:<br />

367 evangelisch<br />

22 katholisch<br />

68 sonstige<br />

Bürgermeister nach 1945:<br />

Justus Sohl<br />

Adam Hofmann<br />

Heinrich Kördel<br />

Hans Schneider<br />

Ortsvorsteher seit dem 01.01.1974:<br />

Hans Schneider bis 31.01.1987<br />

Otto Siemon 01.03.1987 ­ 30.04.1989<br />

Horst Riedemann seit dem 01.05.1989<br />

Ortsbeirat 1995:<br />

Karl Wenzel<br />

Manfred Tews<br />

Karl­Heinz Helper<br />

Kurt Hofmann<br />

Horst Riedemann<br />

Im Zuge der guten wirtschaftlichen Entwicklung<br />

ist in <strong>Schwarzenberg</strong> ein Neubaugebiet<br />

entstanden. Nach dem Krieg 1945 wurden 63<br />

Häuser gebaut.<br />

In 1970 wurde die Friedhofshalle gebaut. Seit<br />

1974 wird der Friedhof von der Stadt Melsungen<br />

verwaltet.<br />

In 1968 wurde die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

geschlossen.<br />

148


Urkunden | 03-7<br />

Das einzige Lebensmittelgeschäft im Ort ­<br />

Ludwig Kördel Inh. Waltraud Gießler ­ wurde<br />

am 31.12.1994 geschlossen.<br />

Landwirtschaft<br />

In der Landwirtschaft hat sich ein wesentlicher<br />

Strukturwandel vollzogen. So wurden<br />

z.B. für Flächenstilllegungen Prämien gezahlt.<br />

Vollerwerbslandwirt:<br />

Es existiert nur noch mit Gerhard Hofmann 1<br />

Vollerwerbslandwirt. Der Schwerpunkt in seinem<br />

Betrieb ist die Viehzucht. Diese besteht<br />

aus: 95 Bullen, 110 Schweinen, 150 Ferkeln.<br />

Nebenerwerbslandwirte:<br />

In den Nebenerwerbsbetrieben gibt es: 2<br />

Milchkühe, 10 Reitpferde, 38 Schafe, 30 Rinder<br />

und Ammenkühe, 65 Schweine.<br />

Ackerbau:<br />

Es wird im wesentlichen Roggen, Weizen,<br />

Gerste, Hafer, Raps und Mais angebaut. Nur<br />

noch 2 Nebenerwerbslandwirte bauen Kartoffeln<br />

für den Eigenbedarf an.<br />

Preise je 100 kg: Roggen und Weizen 18 DM,<br />

Raps 25 DM + Zuschüsse aus der EG.<br />

Vereine<br />

1. Turn & Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1. Vorsitzender: Horst Sonnenschein<br />

Mitglieder: 270<br />

Abteilungen: Fußball und Damengymnatik.<br />

Abteilung Fußball: 1. Mannschaft,<br />

2. Mannschaft, Altherren.<br />

Jugendfußball: Spielgemeinschaft mit Melsungen.<br />

Besondere Ereignisse<br />

1. In 1959 wurde der Waldsportplatz auf<br />

dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs<br />

errichtet.<br />

2. In 1987/88 wurde die Sportanlage erneuert<br />

und das Umkleidehaus gebaut.<br />

3. In 1995 stieg die 1. Mannschaft in die<br />

Bezirksliga auf<br />

2. Gemischter Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1. Vorsitzender: Meinolf Stamm<br />

Mitglieder: 128<br />

Chorleiter: Helmut Jakob<br />

Besondere Ereignisse<br />

1. Jährliches Adventskonzert in der Kirche<br />

­ seit 1986<br />

2. Singen in der Kirche beim Erntedankfest<br />

3.Teilnahme an regionalen Konzerten<br />

3. Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1. Vorsitzender: Karl­Heinz Helper<br />

Mitglieder: 130<br />

Jugendfeuerwehrmitglieder: 19<br />

1 Löschfahrzeug<br />

Besondere Ereignisse<br />

1. Anbau des Feuerwehrgerätehauses in<br />

1994 an das Dorfgemeinschaftshaus.<br />

4. Natur­ und Wanderfreunde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1. Vorsitzender im Wechsel: z.Zt. Kurt<br />

Siebert<br />

Besondere Ereignisse<br />

1. Jährliche Veranstaltung des Lindenfestes<br />

mit Gottesdienst unter der Linde.<br />

2. Dorfverschönerung durch Aufstellen von<br />

Ruhebänken und einer Hinweistafel als<br />

Dorfchronik.<br />

5. Kabarett Spottlicht­Bühne <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Vorsitzender: Bernd Köhler<br />

Besondere Ereignisse<br />

5. Aufführungen in jedem Winterhalbjahr und<br />

Gastspiele verschiedener kultureller Gruppen<br />

innerhalb des Kultursommers Nordhessen.<br />

Evangelische Kirchengemeinde<br />

Ehemalige Pfarrer: Wilhelm Schuchhardt,<br />

Hartmut Sippel, Harry Knuth.<br />

Pfarrer seit 1993:<br />

Carsten Köstner­Norbisrath<br />

149


03-7 | Urkunden<br />

Kirchenvorstand:<br />

Vertretung in der Kreissynode: Elke Frieler;<br />

Renate Alter, Marlene Schanze, Marie­Luise<br />

Siemon, Heike Siemon, Adolf Seitz, Manfred<br />

Tews.<br />

Kirchenälteste: Ludwig Kördel, Kurt Tews.<br />

Küsterin: Lieselotte Worst.<br />

Jugendarbeit: Hans­Günter Späth (zuständig<br />

für die Kinder­ und Jugendarbeit Melsungen<br />

Land), Sabine Kördel.<br />

Kindergottesdienst: Sonja Tews, Heike Siemon,<br />

Sabine Löser, Adele Jarka.<br />

Besondere Ereignisse<br />

In 1987 wurden die Grundmauern der Kirche<br />

trocken gelegt und die Außenmauern befestigt.<br />

In 1992 wurde das evangelische Gemeindehaus<br />

errichtet.<br />

Im Jahre 1995 musste der Kirchturm grundlegend<br />

saniert werden, da durch die Schäden in<br />

der Verschieferung und durch eindringendes<br />

Wasser Verschalung und Balken Schaden genommen<br />

hatten.Die schadhaften Balken wurden<br />

ersetzt, die Verschalung erneuert und der<br />

Turm neu verschiefert. Im Zuge dieser Baumaßnahme<br />

wurde auch die Wetterfahne überholt.<br />

Folgende Firmen haben diese Arbeiten ausgeführt:<br />

Fa. Hablik aus Melsungen – Dachdeckerarbeiten<br />

Fa. Hahn aus Rotenburg – Zimmererarbeiten<br />

Fa. Singer und Schmidt aus Beuern ­ Überholung<br />

der Wetterfahne<br />

Fa. Ebert aus Röhrenfurth ­ Malerarbeiten<br />

Die Baumaßnahme wurde betreut vom Architekten<br />

Fuchs des Architekturbüros Lengemann<br />

in Grebenau. Die Kosten betrugen DM 96.000.<br />

Diese Summe beinhaltet DM 79.000 Zuschuß<br />

der Landeskirche und DM 17.000 Baulastpflicht<br />

der Stadt Melsungen.<br />

Die dringend notwendige Innenrenovierung ist<br />

für das kommende Jahr beantragt und kann,<br />

wenn entsprechende Mittel der Landeskirche<br />

zur Verfugung stehen, durchgeführt werden.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> , den 24.08.1995<br />

Pfarrer<br />

Die Kirchenältesten<br />

Der Kirchenvorstand<br />

150


Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> | 04-1<br />

4<br />

Flur<br />

151


04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Teil der Gemarkung rechts der Fulda mit Höhbach (1), Rosengrundgraben (2), Heidelgraben (3), Eulersgraben<br />

(4)<br />

Das Gesicht unserer Landschaft wurde in vielen<br />

Millionen Jahren durch die Einwirkung von<br />

Naturgewalten geprägt. Im Laufe der Erdgeschichte<br />

haben neben Verschiebungen der<br />

Erdkruste, der Hebung von ganzen Gebirgsketten,<br />

der Überflutung durch Meere, Vulkanausbrüche<br />

und auch der Einfluss des Wetters<br />

unsere Heimat so gestaltet, wie wir sie heute<br />

kennen.<br />

Größe und geologischer Aufbau<br />

Die Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> hat eine Größe<br />

von ca. 1035 Hektar (ha). Sie liegt beiderseits<br />

der Fulda und grenzt im Norden an die<br />

Gemarkungen von Röhrenfurth und Empfershausen,<br />

im Osten an die von Kirchhof und<br />

Kehrenbach, im Süden an die von Melsungen,<br />

und im Westen an die von Melsungen und<br />

Röhrenfurth. Der größte Teil der Gemarkung<br />

liegt rechts der Fulda, die in nördlicher Richtung<br />

dem Meer zustrebt und dabei ca. 1,2 Kilometer<br />

durch die <strong>Schwarzenberg</strong>er Flur fließt.<br />

Östlich des Dorfes steigt das Gelände an, es<br />

wird durch Raine und Böschungen geprägt.<br />

Über sanftes, (Erlen, Heide, Zimmertriesch),<br />

teils steiles Gelände (Metzewinkel), erreicht<br />

man den die Felder begrenzenden Wald.<br />

Vier kleine Täler oder Gräben durchschneiden<br />

diese Landschaft in der Nähe der Ortslage in<br />

Ost – West Richtung. Beginnend im Norden<br />

sind dies der Höhbach, („Vor der Harth“), der<br />

Rosengrundgraben (Verlängerung „Zur Kroneneiche“,<br />

links am Friedhof vorbei, Richtung<br />

Sportplatz), der Heidelgraben (Verlängerung<br />

„Schützenstraße“) und der Eulsgraben oder<br />

Eulersgraben (Direkter Zugang zur „Tongrube“).<br />

152


Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> | 04-1<br />

Die Bächlein, die früher in diesen Tälern flossen,<br />

spielten bis zum Bau der Wasserleitung<br />

in 1902 eine wichtige Rolle in der Wasserversorgung<br />

für Mensch und Vieh. Heute führen<br />

nur noch Höhbach und Heidelgraben Wasser,<br />

das aber in der Ortslage teilweise unterirdisch<br />

der Fulda zufließt. Das Nass des Heidelgrabens<br />

stammt überwiegend aus dem Überlauf<br />

der alten <strong>Schwarzenberg</strong>er Trinkwasserquelle,<br />

die nach dem in 1975 erfolgten Bau des Hochbehälters<br />

in den Erlen, nicht mehr benötigt<br />

wurde.<br />

zur Landstraße nach Hessisch Lichtenau, dann<br />

neben der Kreisstraße nach Kehrenbach bis<br />

zum Sandgraben. An ihm und der Kehrenbacher<br />

Feldflur entlang führt die Grenze wieder<br />

hoch zum Sälzerweg und bis zum „Zwickel“<br />

oberhalb von Kehrenbach. Von dort geht sie in<br />

Richtung Empfershäuser Gemarkung und<br />

zieht sich dann in einem Bogen durch das<br />

Breitenbachtal in Richtung „Hospitalsgrund“<br />

(Waldgaststätte Rose). Von dort verläuft die<br />

Grenze am Waldrand Richtung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zum Kriegenberg, an dessen Ende sie, den alten<br />

Fuldaarm, Bahn und Fulda in Richtung<br />

Westen überquert. Sie umschließt auf der linken<br />

Fuldaseite die Flurstücke „Unterm Berge,<br />

Die Breitenländer, Fischberg, Rotlauf und<br />

Kannberg“, die sich von der Fulda über die<br />

Bundesstraße 83 und den Wendesberg hinauf<br />

in Richtung Steinwaldskopf ziehen. In der Mitte<br />

des Wendesbergs überquert sie in östlicher<br />

Richtung Bundesstraße 83 und Fulda, verläuft<br />

auf ihrer Ostseite ein Stück parallel zum Fluss<br />

in Richtung Melsungen, um dann zwischen der<br />

Firma B. Braun und der Kläranlage über die<br />

Bahnstrecke wieder zum Wohngebiet Huberg<br />

zu führen.<br />

Der höchste Punkt der Gemarkung ist der<br />

Heiligenberg mit 439 m Höhe (nicht zu verwechseln<br />

mit dem Heiligenberg bei Gensungen)<br />

nahe der Kroneneiche, die am Sälzerweg<br />

steht.<br />

Höhbach neben der Jahnstraße<br />

Der Wald, in den die Täler münden und durch<br />

den die alte Salzstraße, der „Sälzerweg“, nach<br />

Nordosten führt, hat eine Fläche von ca. 784<br />

ha. Er gehört zum Riedforst. Ein weiteres<br />

Waldstück mit ca. 2 ha befindet sich am Wendesberg<br />

auf der Westseite der Fulda. Somit<br />

besteht die Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> aus<br />

ca. 786 ha Wald und ca. 249 ha Feldflur.<br />

Die Gemarkungsgrenze, die eine Länge von<br />

ca. 21 Kilometern hat, verläuft vom Huberg<br />

über die Tongrube hinunter in das Kehrenbachtal,<br />

umfasst die Kaiserau, zieht sich am<br />

Waldrand oberhalb der Kirchhöfer Feldflur an<br />

der Kroneneiche vorbei, verläuft erst parallel<br />

Unserer Feldflur<br />

Wahrscheinlich war um 1200 der größte Teil<br />

der Gemarkung noch mit lichten Wäldern bedeckt<br />

und es fehlte an Ackerland. Deshalb<br />

verfügte 1214 der Landgraf Hermann I. Rodungen<br />

von Waldungen, die auch in großem<br />

Maße erfolgten. Mit dem Ende des 13. Jahrhunderts<br />

hörten die Rodungen vorläufig auf;<br />

danach hat sich an dem Verhältnis Feld –<br />

Wald nicht mehr viel geändert. Ab dieser Zeit<br />

wurde die Pflege der Äcker und Wiesen intensiviert.<br />

Man ging sozusagen vom Abweiden<br />

der Wiesen durch das Vieh, zum Abernten<br />

derselben über.<br />

Das Aussehen der Feldflur änderte sich im<br />

Laufe der Jahrhunderte immer wieder durch<br />

Eingriffe der Menschen. Vor allem in Kriegsund<br />

Notzeiten zwischen 1676 und 1920 wurden<br />

immer wieder kleinere Parzellen Wald ge­<br />

153


04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

genüber Grebenau begonnen wurde, brachte<br />

Veränderungen in der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

mit sich. Der Lauf der Fulda wurde verändert<br />

und <strong>Schwarzenberg</strong> musste der Bahn<br />

ca. 38 Acker (ca. 9 ha) Gelände abgeben. Es<br />

handelte sich neben der Fläche für die eigentliche<br />

Bahntrasse noch um Parzellen am Burggraben,<br />

beim Hilgengarten, und Eulsgraben.<br />

Auf dem Grundstück beim Hilgengarten (Ortseingang<br />

von Röhrenfurth) errichtet die Bahn<br />

in 1854 ein Bahnwärterhaus, das später von<br />

den Familien Weber und Steuber bewohnt<br />

wird. Es wurde in 1965 bei der Elektrifizierung<br />

der Strecke abgerissen.<br />

Am Ortsausgang Richtung Melsungen baut die<br />

Bahn in 1867 ein Bahnwärterhaus mit Stallung<br />

und Hofreyde (Hofraum). Es wurde früher<br />

von den Familien<br />

Möller, Schade, Umbach,<br />

Lengemann,<br />

Wagner bewohnt. Heute<br />

lebt die Familie Müller<br />

in dem Haus.<br />

Der Gemeindesteinbruch, seit 1901 außer Betrieb,<br />

lag an der Waldstraße (unterhalb des<br />

Schießstands). Vor dieser Zeit war er wohl am<br />

Karlshagen; aus ihm sollen Steine zum Bau<br />

des Eisenbahnviadukts in Melsungen gebrochen<br />

worden sein. In 1902 wurden Steine im<br />

Eulsgraben gebrochen.<br />

Die Tongrube wird bereits in 1458 als Tonkaute<br />

erwähnt. Sie lag auf dem Karlshagen in<br />

der Nähe des Sälzerwegs. 1906 wurde ein<br />

Stück Land (ca. 1 Hektar) am Eulsgraben an<br />

den Tongrubenbesitzer der Melsunger Tonwerke<br />

G. Gagel für 1.000 Mark samt Überfuhrrecht<br />

verkauft.<br />

Nach Bereinigung und<br />

Rückgabe verschiedener<br />

Parzellen behielt<br />

die Bahn endgültig ca.<br />

25 Acker (ca. 6 ha)<br />

Fläche, für die sie einen<br />

Grundsteuerbetrag von<br />

64 RM zahlen musste<br />

Durch die Verkoppelung<br />

(s. bes. Beitrag)<br />

die von 1882 – 1903<br />

statt fand, veränderte sich, im Gegensatz zu<br />

einer bereits im Jahr 1706 erfolgten ersten Flurteilung,<br />

das Aussehen der Feldflur grundlegend.<br />

Insgesamt wurden Acker­ und Wiesenflächen<br />

von ca. 240 Hektar neu aufgeteilt und<br />

durch ein Netz von Feldwegen zugänglich gemacht.<br />

Im Zuge dieser Flurbereinigung wurde<br />

auch die Bodenwertigkeit (Bonität) der einzelnen<br />

Grundstücke ermittelt und in den Rezessakten<br />

der Verkoppelung festgehalten. In ihnen<br />

wurden auch die gemeinschaftlichen<br />

Anlagen, wie Lehmgrube und Steinbruch erwähnt.<br />

Die Lehmgrube befand sich zuerst im<br />

Leimenland im Metzewinkel, später auf der<br />

Heide, dann vor der Vor der Hardt (Voßfohle).<br />

Im September 1903 war sie an Andreas Landgrebe<br />

verpachtet.<br />

156<br />

Kläranlage und Bauamt der Stadt Melsungen liegen in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Feldflur<br />

Ein weiterer Grund für Flurveränderungen in<br />

der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> war der Bedarf<br />

an Flächen für die Veränderung der Infrastruktur<br />

und die Errichtung von Gebäuden.<br />

Durch den Bau eines Sportplatzes mit den erforderlichen<br />

Anlagen und Gebäuden begann in<br />

1959 am Waldrand oberhalb des Rosengrundgrabens<br />

eine Veränderung der Landschaft, die<br />

bis 2009 andauerte.<br />

Die von der Stadt Melsungen in 1970 (Landankauf<br />

1966) in Betrieb genommene Kläranlage<br />

am <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg befindet sich,<br />

genau wie das neu errichtete Bauamt, in der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Feldflur. In 1974 kaufte die<br />

Stadt Melsungen von <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürgern<br />

am Huberg landwirtschaftlich genutzte<br />

Flächen (ca. 15 ha) auf, um dort ein Neubaugebiet<br />

anlegen zu können. Zirka 5 ha dieser<br />

Fläche sind mittlerweile bebaut.


Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> | 04-1<br />

In unmittelbarer Nähe des Dorfes veränderte<br />

die Gemarkung ihr Aussehen durch den Bau<br />

von Häusern in der Blumenstraße, auf der<br />

Steinbinge, vor der Harth, dem Seckenbach<br />

und in den Erlen.<br />

1975 änderte sich das Landschaftsbild durch<br />

den Bau eines Hochbehälters in den Erlen für<br />

die Trinkwasserversorgung der Gemeinde.<br />

Der Bau der ICE­Strecke zwischen Kassel und<br />

Fulda (Inbetriebnahme in 1991) veränderte<br />

die Flur insofern, dass das Höhbachtal durch<br />

ein 80 Meter langes Gleisstück zwischen dem<br />

Ausgang des Hainbuchtunnels (1.520 m) und<br />

dem Eingang des Kaiserautunnels (1.861 m)<br />

durchschnitten wurde.<br />

Auch Veränderungen in der Lebensweise der<br />

Menschen wirkten sich auf das Aussehen der<br />

Landschaft aus. Es gab bis in die 1960­er Jahre<br />

kleine Nebenerwerbslandwirte, Ziegenhalter<br />

und Stallhasenbesitzer. Diese hatten teilweise<br />

nicht genügend eigene Wiesen um das<br />

benötigte Futter für ihre Tiere zu erwirtschaften.<br />

Sie mähten deshalb Feldwege, Böschungen<br />

und Raine. Auch die Uferstreifen an der<br />

Fulda waren heiß begehrt. Um immer ausreichend<br />

Futter ernten zu können, wurde darauf<br />

geachtet, den Wildwuchs auf diesen Grundstücken<br />

zu verhindern. Mit der Aufgabe der<br />

Landwirtschaft und der Haltung von Ziegen<br />

und Hasen blieben die vorher bewirtschafteten<br />

Flächen sich selbst überlassen und die Natur<br />

holte sich ihr Terrain zurück. Es entstanden<br />

große Hecken, und Bäume, die nicht von<br />

Menschen gepflanzt wurden, wuchsen in die<br />

Höhe. Man kann sagen, dass der Mensch der<br />

Natur das zurückgab, was er ihr im Laufe der<br />

Jahrhunderte in harter Arbeit abgerungen<br />

hatte. Nutznießer dieser Verwandlung sind in<br />

jedem Fall die Tier­ und Pflanzenwelt.<br />

Bodenbeschaffenheit<br />

Fruchtbares Schwemmland gibt es trotz des<br />

hier verhältnismäßig breiten Fuldatals nur wenig.<br />

Auch an den steilen Hängen findet man<br />

es nur selten. Daher schwankt die Fruchtbarkeit<br />

der in der Gemarkung gelegenen Kulturflächen.<br />

Was die geologische Formation betrifft, so besteht<br />

sie zu fast 70 % aus Bundsandstein, und<br />

zwar dem mittleren Buntsandstein. Die rote<br />

Farbe des durch rot gefärbte tonige Bindemittel<br />

zusammengehaltenen Sandes ist überall zu<br />

sehen.<br />

Der mittlere Buntsandstein tritt im Haarberg,<br />

wo sich früher auch ein Steinbruch befand,<br />

auf. Der obere Buntsandstein (Mergel und<br />

Röt) ist vor der Hardt zu finden. Muschelkalk<br />

fehlt vollständig. Die fruchtbaren Tertiärablagerungen<br />

sind im Laufe der Zeiten abgewaschen<br />

worden. Vereinzelte Reste von Tertiärtonen<br />

finden sich in der Tongrube, sandige<br />

Tone in sogenannten Tonnestern auch auf den<br />

Fuldawiesen.<br />

Quarzitblöcke, die während des 2. Weltkrieges<br />

verwertet wurden, fand man vor den Erlen<br />

und zum Teil in der ehemaligen Sandgrube auf<br />

dem „Gelben Sande“. Diese Sandgrube wurde,<br />

obwohl sie in der Melsunger Gemarkung<br />

lag, schon immer von den <strong>Schwarzenberg</strong>ern<br />

genutzt. Sie blieb auch nach der Verkoppelung<br />

Eigentum der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

wurde immer wieder an sogenannte „Sandgräber“<br />

verpachtet, die einen gewissen Anteil<br />

der Einnahmen aus dem Sandverkauf behalten<br />

durften. So erhielt z.B. Georg Barthel in<br />

1927 von dem Verkaufspreis von 1,50 Mark<br />

für einen Kubikmeter Sand, 1,00 Mark. Der<br />

Rest kam der Gemeindekasse zugute. Wenn<br />

sich keine Pächter fanden, mussten Gemeindebedienstete<br />

wie Dorfdiener und Nachtwächter<br />

die Sandgrube betreiben.<br />

Die Angaben über die Qualität des Bodens<br />

(Bonität) anlässlich der Verkoppelung zeigen,<br />

dass bei einer Einteilung der Bodenklassen<br />

damals von römisch 1 ­ 10, (I war der ertragreichste<br />

und X der ertragärmste Boden), der<br />

überwiegende Teil der Böden, sowohl beim<br />

Ackerland, als auch bei den Wiesen im Bereich<br />

der Klassen IV bis VII liegt. Reine Böden sind<br />

eher die Ausnahme. Meistens sind unter dem<br />

Mutterboden Mischböden wie z. B. Sand­Lehm<br />

oder Sand vorhanden.<br />

Flurnamen<br />

Die Flurnamen sind so alt wie Siedlungen<br />

selbst. Die ersten Siedler gaben Häusern,<br />

Wiesen und Äckern Namen, die von den<br />

Nachkommen übernommen wurden. Sie<br />

dienten dazu, sich in der Landschaft zu orientieren.<br />

Sie haben sich mit der Entwicklung und<br />

157


04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Veränderung der Sprache im Laufe der Zeiten<br />

geändert. Deshalb sollte man mit Deutungen<br />

vorsichtig sein.<br />

Bezeichnungen wie Sälzerweg, Waldstraße,<br />

Salzacker, Poststraße, Nürnberger Landstraße,<br />

Thüringerstraße deuten aber auf alte Verkehrswege<br />

hin.<br />

Die alten Namen geben auch oft ein Bild der<br />

ehemaligen Flurverteilung wider, wie z.B. die<br />

langen Wiesen, die langen Länder.<br />

Der Name Metzewinkel könnte, auf eine alte<br />

germanische Opferstätte, (Mette – Messe –<br />

Opfer), hinweisen.<br />

Flurnamen berichten auch über den Kulturzustand<br />

unserer Gemarkung aus frühester Zeit:<br />

Über Äcker und Wiesen (Krautländer, Werrwiese),<br />

Huden (In der Hude), Rottland und<br />

Triesche (Kronentriesch), Bäche (Hebach) und<br />

Wasser (Teichwiesen). Bei Waldbeständen geben<br />

sie Auskunft über die Baumarten (In den<br />

Erlen) und den Bodenbewuchs (Auf der Heide).<br />

Sie sagen auch etwas aus über die Bodengestaltung:<br />

Berge (Haarberg, Heiligenberg,<br />

Fischberg) und Gräben (Eulsgraben, Heidelgraben).<br />

Sie bezeichnen auch die genauere<br />

Lage (An den Erlen, über den Zäunen).<br />

An tatsächliche oder sagenhafte historische<br />

Ereignisse erinnern z.B. die Flurnamen Karlshagen<br />

und Kaiserau. Auf ehemalige Besitzverhältnisse<br />

weisen das Junkersfeld und das<br />

Pfarrland hin. Galgenrain ist ein Hinweis auf<br />

die Rechtsprechung im Mittelalter.<br />

Nach alten Aufzeichnungen gibt es in der Gemarkung<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> unter anderem folgende<br />

Flurnamen:<br />

Rechts der Fulda: In der Hude, vor der<br />

Hardt, Galgenrain, Hebach, Über den Zäunen,<br />

Wehrsländer, Metzewinkel, Rosengrundsgraben,<br />

Steinbiege, Auf der Heide, Heidelgraben,<br />

Karlshagen, Seckenbach, Molkewiese, Junkersfeld,<br />

am Junkersfeld, An den Erlen, die<br />

Erlen, Brechmannswiesen, Eulsgraben, Thonkäuten,<br />

die langen Länder, im Eulsgraben, auf<br />

der Waldstraße, Wangergraben, die Wehrsländer,<br />

an den Wehrsländern, zwischen den Wegen,<br />

Weidenpflanzung, an der Werrwiese,<br />

Werrwiese, Teichwiesen, die weiße Wiese, die<br />

langen Wiesen, Gehege, Kronentriesch, Auf<br />

der Hufe, Krautländer, Kaiserau, Pfarrland,<br />

Pfarrwiese.<br />

Links der Fulda: Unterm Berge, die Breitenländer,<br />

Fischberg, Rotlauf, Kannberg.<br />

Dies sind die amtlichen Flurnamen. Im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch der Menschen haben<br />

sich im Laufe der Jahre für diese Flurnamen<br />

und einzelne Flurstücke mundartliche Varianten<br />

entwickelt. Hier einige Beispiele für Teile<br />

der Flurbezeichnung:<br />

Vor der Hude:<br />

Loßgraben, Knatz, Zimmertriesch<br />

Vor der Hardt:<br />

Haarberg, Horberg, Voßfohle<br />

Steinbiege:<br />

Stenbichel, Vorm Rore, Steinbinge<br />

Die Wehrsländer: Salzacker, Kütte.<br />

Kronentriesch: Koppelhude, Pferdehude.<br />

Alte Flurnamen leben nur noch im Volksmund,<br />

auf alten Flurkarten und Steuerkatastern. Sie<br />

werden auch dann wieder in Erinnerung gerufen,<br />

wenn Baugebiete erschlossen werden und<br />

dazu Grundstücke ver­ und gekauft werden.<br />

Es ist sinnvoll, wenn man in die Vergabe der<br />

neuen Straßennamen die alten Flurbezeichnungen<br />

mit einfließen lässt, um sie der Nachwelt<br />

zu erhalten. Dies ist in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zum Beispiel bei den Straßenbezeichnungen<br />

Zur Hute, Vor der Harth, Zum Metzewinkel,<br />

Steinbinge, Seckenbach und In den Erlen, geschehen.<br />

Blick auf „Die Erlen“<br />

158


04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

verliefen. Dort beginnt auch der Hohlweg,<br />

durch den die „Nürnberger Landstraße“ vom<br />

Wendesberg wieder hinunter in das Fuldatal<br />

führte.<br />

Auch am Kriegenberg an der Gemarkungsgrenze<br />

zu Röhrenfurth gibt es noch einige alte<br />

Grenzsteine. Einer von ihnen steht an der<br />

Waldspitze des Kriegenbergs. Auf seiner<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zugewandten Seite findet man<br />

die Bezeichnung SB 1752 (<strong>Schwarzenberg</strong><br />

1752), auf der nach Röhrenfurth zeigenden<br />

Seite das Kennzeichen N Z RF 1752 (Nr. 2<br />

Röhrenfurth 1752).<br />

Bei der Festlegung der Grenzen ging es nicht<br />

immer friedlich zu. Ein Vermerk in einer Flurkarte<br />

von Melsungen aus dem Jahr 1615<br />

zeigt, dass Melsungen die Gemarkungsgrenze<br />

im Bereich Fulda/Huberg gern etwas in Richtung<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> verschoben hätte, wogegen<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong>er sich aber wehrten.<br />

Auch in den Jahren von 1711 bis 1716 gab es<br />

Grenzstreitigkeiten zwischen Melsungen und<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>. Das gleiche passierte auch<br />

zwischen Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong> von<br />

1753 bis 1756 bei der Festlegung der Gemarkungsgrenze.<br />

Außerdem gab es hier auch<br />

noch einen Disput über die Kosten der Grenzziehung.<br />

Diese Streitigkeiten spielen heute keine Rolle<br />

mehr, denn seit der Gebietsreform, die in<br />

1974 abgeschlossen wurde, gehören sowohl<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> als auch Röhrenfurth zur Stadt<br />

Melsungen. Diese hat für die einzelnen Ortsteile,<br />

also auch für <strong>Schwarzenberg</strong>, jeweils<br />

einen Flächennutzungsplan aufgestellt.<br />

Er enthält eine Beschreibung des Ortes (Lage,<br />

bebaute Flächen, Infrastruktur, usw.), entwickelt<br />

aber auch Aussichten über die künftige<br />

Entwicklung des Dorfes.<br />

So werden z. B. der Bedarf und die Lage künftiger<br />

Baugebiete unter Berücksichtigung von<br />

Umweltaspekten festgelegt, auch um einer<br />

Zersiedlung der Landschaft vorzubeugen.<br />

Solange Menschen das Bedürfnis haben, ihren<br />

Lebensraum nach <strong>Schwarzenberg</strong> zu verlegen<br />

oder im Ort zu verändern, wird sich auch das<br />

Aussehen der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

verändern. In welchem Maße das geschieht,<br />

wird die Zukunft zeigen.<br />

Der „Dreimärker“ Lageplan „Dreimärker“ Grenzstein am Kriegenberg<br />

Die Verkoppelung oder Separation<br />

1882 – 1903<br />

In früheren Zeiten sahen die Feldfluren anders<br />

aus als heute. Der Besitz der einzelnen Bauern<br />

hatte nicht die heutige Geschlossenheit.<br />

Das machte die Bewirtschaftung schwierig.<br />

Die Felder wurden nach dem System der seit<br />

800 n. Chr. bekannten Dreifelderwirtschaft<br />

bearbeitet. Sie brachte gegenüber der früheren<br />

Anbauform, dem Landwechsel, bei dem<br />

man immer neues Land erschließen musste,<br />

deutlich bessere Ernten und geregelte Besitzverhältnisse.<br />

Bei der Dreifelderwirtschaft wurde das Ackerland<br />

in drei fast gleichgroße Flächen aufgeteilt.<br />

Es gab die Fläche für das vor dem Winter<br />

gesäte Wintergetreide, (Roggen und Emmer<br />

(Weizen)) und eine zweite, für das nach dem<br />

160


Die Verkoppelung oder Separation 1882­1903 | 04­2<br />

Winter gesäte Sommergetreide, (Hafer, Hirse,<br />

Gerste). Die dritte Fläche blieb als Brache<br />

(unbewirtschaftetes Land) liegen, so dass sich<br />

der Boden erholen konnte. Sie diente jedoch<br />

als Viehweide. Im folgenden Jahr wechselte<br />

die Bewirtschaftung der einzelnen Flächen.<br />

Innerhalb der einzelnen Flächen hatte jeder<br />

Bauer mehrere Äcker, die oft auch durch die<br />

Erbfolge, sehr klein waren und auch nicht nebeneinander<br />

lagen. Wälder und teilweise auch<br />

Wiesen gehörten ursprünglich zur „Allmende“,<br />

dem allgemeinen Eigentum und wurden gemeinschaftlich<br />

genutzt.<br />

Beispiel eines Dorfes mit Feldmark (Dreifelderwirtschaft)<br />

Da es damals noch kein Feldwegenetz gab,<br />

über das die einzelnen Bauern ihre Grundstücke<br />

separat erreichen konnten, musste<br />

man, um sein eigenes Feld bearbeiten zu können,<br />

über die Felder anderer Besitzer fahren.<br />

Dadurch entstand der sogenannte Flurzwang,<br />

bei dem nicht nur die gleichzeitige Bestellung<br />

und Ernte, sondern auch ein übereinstimmender<br />

Fruchtanbau erforderlich war. So musste,<br />

bei hintereinander liegenden Feldstücken ohne<br />

eigenen Wegzugang, zuerst das hintere<br />

Grundstück, dann die davor liegenden Parzellen<br />

und zuletzt das vordere Grundstück bestellt<br />

werden. Bei der Ernte war es dann genau<br />

umgekehrt, wobei die Besitzer der<br />

hinteren Felder oft durch nicht konstantes<br />

Wetter benachteiligt waren.<br />

Eine gute und zweckmäßige Bewirtschaftung<br />

der Felder war somit nicht möglich. Um effektiv<br />

arbeiten zu können, mussten mehrere beieinander<br />

liegende Grundstücke zu einer Einheit<br />

zusammengefasst werden, die dann nur<br />

noch einem Eigentümer gehörten.<br />

Deshalb erhob man bereits um 1800 die Forderung<br />

nach einer Zusammenlegung von<br />

Grundstücken, doch diese Pläne wurden in<br />

1823 von der damaligen Regierung mit folgendem<br />

Wortlaut gestoppt: „Die Verkoppelung<br />

(Zusammenlegung) unterbleibt, weil dadurch<br />

der kleine Mann zu Schaden kommt.“<br />

Im Laufe der Zeit merkte man jedoch, dass<br />

mit der althergebrachten Methode der Landwirtschaft<br />

die Bevölkerung nicht ausreichend<br />

versorgt werden konnte. Als es dann um die<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts auch noch zu einer<br />

Hungersnot kam, wurde die Verkoppelung<br />

vorangetrieben.<br />

Von der Zweckmäßigkeit der Flurzusammenlegung<br />

hatte man auch in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

schon jahrelang gesprochen, aber man<br />

scheute die Kosten. Aber dann war es doch so<br />

weit. In 1882 wurde mit der Verkoppelung,<br />

die bis 1903 dauerte, begonnen. Mit der Separation,<br />

wie die Zusammenlegung damals<br />

auch genannt wurde, waren umfangreiche Arbeiten<br />

verbunden. So mussten ca. 187 Hektar<br />

Ackerland, ca. 50 Hektar Wiesen und Weiden<br />

und ca. 2 Hektar Triesche oder Unland bewertet<br />

und neu aufgeteilt werden, was auch die<br />

21­jährige Dauer der Verkoppelung erklärt.<br />

Als Triesche bezeichnete man damals wertloses<br />

Land, das auf Grund seiner Beschaffenheit<br />

nicht zur Bearbeitung geeignet schien.<br />

Auch die Beschaffung der Gelder, die man in<br />

die „Verkoppelungs­Nebenkasse“ einzahlen<br />

musste, brauchte Zeit. Der Wert der zu tauschenden<br />

Grundstücke wurde anhand der Bodenklassen<br />

durch die „Herren Bonitierer“ festgestellt.<br />

Bestehende Rechtsgrundlagen, die<br />

Grundstücke betreffend, mussten beachtet<br />

werden. Über die Veränderungen wurde ein<br />

sogenannter Rezess (Vergleich) erstellt. In<br />

ihm, der in 1903 endgültig abgeschlossen<br />

wurde, stellte man die Verhältnisse von Grund<br />

und Boden und deren Zweck vor der Zusammenlegung<br />

dar und erläuterte die sich ergebenden<br />

neuen Verhältnisse.<br />

Hier sind einige Beispiele (nach Aufzeichnungen<br />

von Lehrer Schmidt) aus dem Rezess:<br />

1. Größe der alten Gemarkung<br />

239,2923 ha Flur5 ­ 5281 ha Dorf<br />

2. Größe der neuen Verteilungsmasse<br />

240,6958 ha Flur ­ 5,5281 ha Dorf<br />

3. Mit dieser Neuordnung erfolgt naturgemäß<br />

innerhalb der Gemarkung:<br />

Aufhebung der alten Grenzen: zugunsten der<br />

neuen Grenzen<br />

161


04­2 | Die Verkoppelung oder Separation 1882­1903<br />

Aufhebung der alten Wege: neue Wegerechte<br />

Instandhaltung der Wege:<br />

Besichtigung am 1. Nov. jeden Jahres; Wege<br />

und Gräben müssen 30 cm von den Feldern<br />

entfernt sein (Schwengelrecht).<br />

Aufhebung alter Bodenwerte: neue Bewertung<br />

(Bonitierung)<br />

Aufhebung der alten Flureinteilung: neue Gewanne,<br />

alte Flurnamen verschwinden<br />

Aufhebung alter kleiner Pläne: größere neue<br />

Pläne<br />

Aufhebung der alten Huterechte: Stoppelhute,<br />

Wegehute; die Ablösung gegen Geldentschädigung<br />

in dem fiskalischen (dem Staat gehörenden)<br />

Wald hatte bereits 1873/1883 stattgefunden;<br />

Folge: Rückgang der Schafzucht<br />

4. Neuregelung der Gemarkungsgrenzen: mit<br />

Röhrenfurth und dem Gutsbezirk Oberförsterei<br />

Melsungen<br />

Neuregelung des Eigentumsrechts: der Flächen<br />

der Hessischen­Nordbahn, der Nürnberger<br />

Landstraße, der Fulda und Uferstreifen.<br />

Neuregelung über: die Unterhaltung der Ufer,<br />

die Wasserrechte, das Aufschlagen der Spicke<br />

(Steg über die Fulda mit folgender Kostenteilung:<br />

1/3 Eigentümer, 2/3 Gemeinde), die<br />

Tätigkeit der Wegewärter.<br />

Neuregelung des Mitbenutzungsrechts: der<br />

Gemeindewege durch die Forstverwaltung für<br />

Holzabfuhr aus dem Staatswald<br />

Neuregelung des Eigentumsrechts: der 4 fiskalischen<br />

Wege am Metzewinkel und des<br />

Hainbuchenwegs ab Haus Nr. 22 (Riedemann)<br />

5. Grenze, Grenzsteine: Rot­schwarze Dreieckssteine.<br />

Die Gemeinde ist verpflichtet<br />

die Steine zu unterhalten<br />

6. Gemeinschaftliche Anlagen: Bleichplatz,<br />

Lehmgrube, Friedhof, Steinbruch<br />

7. Einschränkung der Eigentümer: Wege sind<br />

keine Hüteplätze, Huterechte aufgehoben,<br />

Entschädigung wird gezahlt.<br />

8. Neuster Düngungszustand: Ausgleichszahlung<br />

9. Kultivierung der Ödländer und Triesche in<br />

der neuen Planverteilung<br />

10. Kosten werden gemeinsam getragen<br />

Als die Verkoppelung beendet worden war,<br />

gab es nicht nur zufriedene Menschen.<br />

Viele meinten gutes Land abgegeben und dafür<br />

schlechtes bekommen zu haben. Schuld<br />

daran war das schlechte „Bonitieren“, die<br />

Wertermittlung der Grundstücke.<br />

Aber wo war das gute Land denn geblieben?<br />

Das hatten die „Heimlichen“ bekommen. Diese<br />

Menschen waren oft mit Ranzen oder Körben,<br />

in denen sich Butter, Eier und Würste befanden,<br />

in die Stadt zum Landmesser gegangen<br />

und brachten auf dem Rückweg die Zusage für<br />

die besten Ländereien mit nach Hause. Die<br />

Landmesser wurden daher von vielen Menschen<br />

angefeindet. In der Bevölkerung hieß es<br />

bei vielen: „Wenn das unsere Alten wüssten,<br />

wie man uns behandelt. Wir sind nur zum Unterschreiben<br />

und Zahlen gut.“ Bei den stattfindenden<br />

Versammlungen ging es teilweise<br />

hoch her und die Mehrzahl der Betroffenen<br />

wollte die zugewiesenen Flurstücke nicht annehmen.<br />

Schließlich wurden nach einigen<br />

Verhandlungen die Vereinbarungen doch unterschrieben.<br />

Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 1998 zeigt die<br />

durch die Verkoppelung entstanden größeren Flurstücke<br />

Durch die Flurbereinigung, die die Verkoppelung<br />

ja war, erhielt die Gemarkung zwar die<br />

heutige Geschlossenheit, sie veränderte aber<br />

auch die Flur, weg von ihrer Vielgestaltigkeit,<br />

hin zur Kulturlandschaft. Auch die Tier­ und<br />

Pflanzenwelt litt unter den Eingriffen in die<br />

Natur. Aber nicht nur das Aussehen der Landschaft,<br />

sondern auch die Bewirtschaftung der<br />

Felder änderte sich entscheidend. Die Dreifelderwirtschaft<br />

wurde beendet und die im Laufe<br />

der Zeit immer weiter verbesserte Fruchtfol­<br />

162


Die Verkoppelung oder Separation 1882­1903 | 04­2<br />

gewirtschaft, mit ihren höheren Erträgen,<br />

setzte sich durch. Die Bauern merkten, dass<br />

sie, durch die Zusammenlegung der Flächen,<br />

an einem Tag mehr schaffen konnten als früher.<br />

So konnte man zum Beispiel auf einem<br />

einzigen großen Feld Getreide ernten und<br />

nicht auf mehreren, voneinander entfernten,<br />

kleinen Parzellen. Nach und nach fand man<br />

sich mit der ungeliebten Verkoppelung ab und<br />

erkannte ihre guten Seiten, wenngleich auch<br />

manche Menschen an ihrer Meinung festhielten,<br />

dass es bei der Neuaufteilung der Felder<br />

nicht ganz gerecht zugegangen sei. Was ja<br />

teilweise auch stimmte.<br />

Der Riedforst – Blick in Richtung Haarberg<br />

Unser Wald<br />

Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Feldgemarkung wird im<br />

Osten und Norden vom Riedforst begrenzt.<br />

Dieser ist ein von vielen Quertälern zerschnittenes,<br />

mit Laub­ und Nadelwald bestandenes<br />

Plateau, mit Höhen zwischen 400 und 564 Metern.<br />

Es beginnt nördlich von Rotenburg und<br />

zieht sich, östlich der Fulda, bis zum südöstlich<br />

von Kassel beginnenden Söhrewald. Nach<br />

Osten dehnt es sich, in Richtung Spangenberg,<br />

bis kurz vor Lichtenau aus.<br />

Die höchste Erhebung des Waldes bei <strong>Schwarzenberg</strong><br />

ist der Heiligenberg mit 439 m Höhe.<br />

Er liegt in der Nähe der Kroneneiche, die am<br />

Sälzerweg steht. Die Waldfläche in der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Gemarkung beträgt ca. 786<br />

Hektar (ha). Davon entfallen ca.784 ha auf<br />

den Riedforst und ca. 2 ha auf den Wendesberg.<br />

Das Forstrevier <strong>Schwarzenberg</strong> gehört<br />

zum Forstamt Melsungen und stößt an die Reviere<br />

Melsungen, Kirchhof, Eiterhagen und Altenbrunslar.<br />

Die Anteile von Laub­ und Nadelwald<br />

halten sich ungefähr die Waage. Der<br />

Laubwald besteht zu 44 % aus Buchen und zu<br />

8 % aus Eichen, der Nadelwald zu 40 % aus<br />

Fichten und zu 8 % aus Kiefern und Lärchen.<br />

Die Baumschäden haben in den letzten Jahren,<br />

auch aufgrund durchgeführter Pflegemaßnahmen<br />

(Kalkung des saueren Bodens),<br />

nicht zugenommen. 60 % der Bäume sind gesund,<br />

von dem Rest weisen 30 – 35 % leichtere<br />

Schäden auf. Von den Schäden am meisten<br />

betroffen sind Fichten. Die Auswirkungen<br />

des nicht mehr gesunden Bodens machen sich<br />

auch am Rückgang der früher reichlich vorhanden<br />

Heidelbeersträucher und der Anzahl<br />

der noch vorhandenen Pilzarten bemerkbar.<br />

163


04-3 | Unser Wald<br />

Der <strong>Schwarzenberg</strong>er Wald hat einen guten<br />

Wildbestand. Es gibt Hirsche, Rehe, Wildschweine,<br />

Füchse, Dachse, Waschbären, Hasen,<br />

Marder, Eichhörnchen und andere Nagetiere.<br />

Neben den scheuen Wildkatzen sind<br />

auch die neuerdings wieder in deutschen Wäldern<br />

auftauchenden Luchse gesichtet worden.<br />

Auch Eulen und verschiedene andere Vogelarten<br />

sind in unserem Wald heimisch. Neben<br />

dem Gesang der Singvögel hört man z.B. das<br />

Kreischen der Eichelhäher, das Gurren der<br />

Wildtauben und das Hämmern der Spechte.<br />

Unser Wald in der Geschichte<br />

Wahrscheinlich reichte der Wald in früheren<br />

Zeiten dicht an das Dorf heran. Er wurde nach<br />

und nach gerodet, um die Nachfrage nach<br />

Ackerland zu stillen. Dieses Land benötigte<br />

man, um die Bevölkerung zu ernähren.<br />

Für unsere Vorfahren war der Wald etwas Unheimliches,<br />

ja sogar Mystisches. So ist es begreiflich,<br />

dass der Wald zur Ahnenzeit heiliges<br />

Land war, der dem Stammesvolk gehörte. Er<br />

war Eigentum der Markgenossenschaft, gemeinsamer<br />

Besitz, mit allgemeinem Nutzungsrecht.<br />

Unter dem Einfluss des römischen<br />

Rechts und des Feudalismus wurde er eine<br />

verkäufliche Sache. Fürsten, Ritter und Klöster<br />

nahmen große Waldstücke in Besitz und<br />

verteidigten in vielen Rechtsstreitigkeiten ihr<br />

Eigentumsrecht. Der Wald wurde für sie zu einer<br />

Einnahmequelle.<br />

Zu Zeiten der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> waren<br />

diese Eigentümer des Waldes. Nach 1393<br />

fiel er dem Landgrafen zu. Die Fläche des<br />

Waldes grenzte an die Feldfluren von Melsungen,<br />

Kirchhof, Kehrenbach, Empfershausen<br />

und Röhrenfurth.<br />

Für Kurhessen wurden die Besitzverhältnisse<br />

erstmalig durch die Waldordnung innerhalb<br />

des Handbuchs „Ökonomischer Staat“ von<br />

Wilhelm IV von 1585 neu geregelt.<br />

In dieser Ordnung hieß es:<br />

1. Städte und Dörfer, die den Besitz des Waldes<br />

300 Jahre erkennbar nachweisen können,<br />

zahlen keine Forstgebühr;<br />

2. Städte und Dörfer, die den Besitz des Waldes<br />

200 – 300 Jahre erkennbar nachweisen,<br />

zahlen halbe Forstgebühren.<br />

3. Alle anderen zahlen volle Forstgebühren.<br />

Das bedeutete, dass die Gemeinde, die damals<br />

nachweisbar 300 Jahre im Besitz des<br />

Waldes war, ihn als Eigentum bekam. Eine<br />

Gemeinde, die nur einen Besitz zwischen 200<br />

und 300 Jahren nachweisen konnte, erhielt die<br />

Hälfte des Waldes zum Eigentum.<br />

Wenn eine Stadt oder ein Dorf nur einen Besitzanspruch<br />

unter 200 Jahren nachweisen<br />

konnte, gehörte der Wald dem damaligen Besitzer<br />

und blieb Privat­ oder Staatsbesitz. So<br />

ist es zu erklären, dass damals ein Teil der<br />

Wälder in Privat­ bzw. Gemeindebesitz gelangte.<br />

Nach dem 30­jährigen Krieg nimmt der<br />

Baumbestand zu, die Wälder werden dichter.<br />

In 1897 besitzt die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

nach Aufzeichnungen von Lehrer Peter<br />

Schmidt, erstmals Wald in einer Größe von<br />

6,6 ha. Vermutlich hing das mit der Verkoppelung<br />

zusammen, die in <strong>Schwarzenberg</strong> zwischen<br />

1882 und 1903 stattfand.<br />

Im 19. Jahrhundert wurde ein Teil der Wälder<br />

im Zuge einer Agrarreform in sogenannte<br />

Gutsbezirke umgewandelt. Der Gutsbezirk war<br />

ein räumlich abgetrennter Teil des Landes,<br />

dessen Gebiet der obrigkeitlichen Gewalt eines<br />

Gutsherrn unterworfen war. Die Gutsbezirke<br />

entstanden durch die Trennung und<br />

Auswahl des gutsherrlichen Landes von dem<br />

der Landgemeinden. Im Bereich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

entstand der Forstgutsbezirk Oberförsterei<br />

Melsungen, mit einer Waldgröße von<br />

ca. 782 Hektar.<br />

Durch ein preußisches Gesetzes vom 27. Dezember<br />

1927 wurde die Auflösung der Gutsbezirke<br />

ab dem 30. September 1928 vorgeschrieben.<br />

Auf Grund von Vorschlägen der<br />

Landräte wurden sie benachbarten Landgemeinden<br />

eingegliedert. Nach mehreren Verhandlungen<br />

wurde beschlossen:<br />

Der Forstgutsbezirk Oberförsterei Melsungen<br />

wird vorerst der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zugeteilt. Die <strong>Schwarzenberg</strong>er sträubten sich<br />

anfangs gegen diese Zuteilung, weil man<br />

fürchtete, die Gemeinde würde wirtschaftlich<br />

geschädigt. Dabei ging es unter anderem auch<br />

um jährlich 257,11 RM Unterhaltungskosten<br />

für die Schule, die der Forstgutsbezirk an<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zahlen musste.<br />

164


Unser Wald | 04-3<br />

Nach mehreren Beratungen stimmte die Gemeindevertretung<br />

am 1. Februar 1930 dem<br />

Beschluss zu. Damit war die Gemarkung<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> um ca. 782 ha größer geworden.<br />

Die Befürchtung einer wirtschaftlichen Schwächung<br />

trat nicht ein. Im Gegenteil, die Gemeinde<br />

wurde wirtschaftlich und finanziell<br />

stärker, denn die angrenzenden Gemeinden<br />

Kirchhof und Kehrenbach mussten Grundsteuer<br />

an <strong>Schwarzenberg</strong> zahlen. In 1933 betrugen<br />

die Einnahmen nach Abzug von 240 RM,<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong> an den Schulverband<br />

Kirchhof zahlen musste, immerhin noch 2.160<br />

RM.<br />

1939 ging der Wald wieder in den Besitz des<br />

Staates über. Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

erhielt nach dem 2. Weltkrieg bis zu ihrer Eingemeindung<br />

nach Melsungen jährlich noch<br />

einen Betrag von ca. 40.000 DM als Entschädigung<br />

für den Verlust des Waldes.<br />

Neunundneunzig Prozent unseres Waldes gehören<br />

heute dem Land Hessen und werden<br />

von dem Landesbetrieb „Hessen Forst“ bewirtschaftet.<br />

Dieser ging am 1. Januar 2001<br />

aus der Landesforstverwaltung hervor und erhält,<br />

pflegt und gestaltet mit seinen 41 Forstämtern,<br />

die 441 Forstreviere verwalten,<br />

Wälder in allen Landesteilen. Eines dieser Reviere<br />

ist das Forstrevier <strong>Schwarzenberg</strong>. Es<br />

gehört zum Forstamt Melsungen und stößt an<br />

die Reviere Melsungen, Kirchhof, Eiterhagen<br />

und Altenbrunslar an.<br />

Forstreviere des Forstamts Melsungen<br />

Neben dem Staatswald gibt es noch den Interessentenwald.<br />

Der Begriff ist die regionale<br />

Bezeichnung für Markgenossenschaften und<br />

bezeichnet den Wald, der „Interessenten“ zu<br />

unterschiedlich großen ideellen Anteilen gehört.<br />

Diese Besitzform geht auf Rechte der<br />

Ortsbürger aus früheren Zeiten zurück. Dieser<br />

Wald wurde bei den Verkoppelungen auch<br />

teilweise aufgeteilt und somit zu Privateigentum.<br />

Interessenten­ und Privatwald betragen<br />

1 % unserer gesamten Waldfläche, also ca.<br />

7,8 ha.<br />

Nutzung des Waldes<br />

Der Wald diente dem Menschen schon immer<br />

als Lebensgrundlage oder Lebenshilfe. Die<br />

Menschen, die früher noch als Jäger und<br />

Sammler lebten, fanden Nahrung in Form von<br />

Beeren, Pilzen und Fleisch. Mit Hilfe des Holzes<br />

konnten sie Hütten bauen, Werkzeuge<br />

herstellen und sich an Feuern wärmen.<br />

Als die Menschen später sesshaft wurden, erhöhte<br />

sich die Wichtigkeit des Waldes noch für<br />

sie. Holz wurde in größeren Mengen für den<br />

Bau von Häusern, Geräten, Möbeln, Maschinen<br />

und Booten benötigt. Pilze und Beeren<br />

wurden auch dann noch gegessen. Jagd­ und<br />

Fischereirechte gehörten bis 800 n. Chr. der<br />

Markgenossenschaft, danach dann gingen sie<br />

an die jeweilige Herrschaft über.<br />

Der Wald spielte auch eine Rolle bei der Ernährung<br />

und Versorgung des bäuerlichen<br />

Viehs.<br />

So holten sich die Bauern Laub als Einstreu für<br />

den Stall aus dem Wald und trieben ihr Vieh,<br />

um es mit Futter zu versorgen, in gewisse<br />

Waldstücke.<br />

Die Nutzung des Waldes war aber nicht freizügig,<br />

sondern immer an die Genehmigung<br />

der jeweiligen Besitzer gebunden. So wurde<br />

bereits um 1500 eine staatliche Forstordnung<br />

erlassen.<br />

Nachdem Klöster, Adel und Landesherrschaft<br />

die Wälder im Mittelalter in Besitz genommen<br />

hatten, wurden bestimmte Rechte für die<br />

Bauern als ewiges Recht in sogenannten „Gerechtsamen“,<br />

verbrieft.<br />

Das Huterechte wurde in der "Hute­ und<br />

Streugerechtsame" in allen Einzelheiten, wie<br />

165


04-3 | Unser Wald<br />

Stückzahl des Viehs und Festlegung bestimmter<br />

Waldstücke, die dem Huterecht unterlagen,<br />

geregelt.<br />

Im Lager­, Stück­ und Steuerbuch für<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> von 1744 steht unter dem<br />

Punkt „Hute­ und Weidegerechtigkeit“:<br />

Diese Gemeinde treibt ihr Vieh auf den<br />

herrschaftlichen Milsunger Wald woselbst<br />

ihnen ein gewißer District abgebunden wird,<br />

und bestehet ihre Viehherden in 21 Pferden,<br />

44 Ochsen, 33 Kühen und 80 Schafen ohne<br />

die Rinder und Schweine.<br />

Im Mittelalter war auch die Waldweide durch<br />

Schweine von ganz besonderer ökonomischer<br />

Bedeutung. Die Schweine stellten die weitaus<br />

wichtigste tierische Nahrungsquelle für die<br />

Bevölkerung dar. Der Wert eines Waldes wurde<br />

vor allem daran gemessen, wie viele<br />

Schweine man zur Mast in ihn treiben konnte.<br />

Die Anpflanzung von Bäumen mit für Schweine<br />

fressbaren Früchten (Eicheln und Bucheckern)<br />

veränderte den Wald. Eichen und Buchen<br />

wurden mehr, andere Laub­ und<br />

Nadelbäume weniger angepflanzt.<br />

Auch in <strong>Schwarzenberg</strong> wurden die Schweine<br />

über die „Schweinetrift“ (heute Straße „Zur<br />

Kroneneiche“) in den Wald getrieben. Im Lager­,<br />

Stück­ und Steuerbuch heißt es unter<br />

dem Punkt „Masten“:<br />

„Treiben ihre Schweine gegen gewöhnliche<br />

Mastgebühr auf herrschaftliche Waldungen“.<br />

Im Zuge der schrittweisen Ablösung der Waldweide<br />

durch die Stallhaltung, wurden in der<br />

Neuzeit die meisten Hutewälder in Wirtschaftsforste<br />

umgewandelt. Die Waldweide<br />

wurde wegen ihrer schädlichen Auswirkung<br />

auf den Wald gesetzlich verboten. Die Huteund<br />

Streuberechtigungen mussten bis 1885<br />

gegen entsprechende Entschädigungen, die<br />

sich nach der Größe der abzulösenden Waldflächen<br />

richteten, aufgehoben werden. Die<br />

wenigen in Mitteleuropa noch erhaltenen Hutewälder<br />

stehen heute meist unter Naturschutz.<br />

Am 10. Juli 1873 wurden die Huterechte am<br />

Carlshagen abgelöst. Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

erhielt 18 Thaler, 5 Silbergroschen,<br />

10 Pfennige, die 16 betroffenen Schafhalter<br />

mussten sich 18 Thaler, 11 Silbergroschen, 63<br />

Pfennige teilen.<br />

Am 6. Oktober 1882 wurden die Hute­ und<br />

Streurechte der Gemeinden <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und Empfershausen in den Oberförstereien<br />

Melsungen und Eiterhagen abgelöst.<br />

Die14 Berechtigten erhielten insgesamt 520<br />

Thaler, 20 Silbergroschen und 6 Heller.<br />

Die Entnahme von Bau­ und Brennholz wird<br />

ebenfalls im Lager­, Stück­ und Steuerbuch<br />

beschrieben. Ein Bauer bekam 3 Klafter Buchenscheide<br />

(ca. 10 Kubikmeter) als Brennholz<br />

aus dem Kehrenbacher Forst und ein<br />

„Köther“ (Kleinbauer oder Leibeigner, Bewohner<br />

einer Kote oder Kate), 2 Klafter (ca. 7<br />

Kubikmeter) aus dem Melsunger Forst, wobei<br />

der Köther die ganze Forstgebühr zahlen<br />

musste. Bauholz wurde gegen die gewöhnliche<br />

ganze Forstgebühr abgegeben.<br />

Auf weiteren alten Rechten, nämlich der „Leseholzgerechtsame“<br />

basierte auch das langjährige<br />

unentgeltliche Sammeln von sogenanntem<br />

Raff­, Zund­ und Leseholz aus den<br />

Wäldern.<br />

Auch für <strong>Schwarzenberg</strong> muss es eine solche<br />

Zusage gegeben haben, die aber, aus welchen<br />

Gründen auch immer, nicht mehr zur Anwendung<br />

kam. Aus diesem Grund intervenierte<br />

Bürgermeister Rode am 12. Januar 1882 bei<br />

der Königlichen Regierung in Kassel. Diese<br />

antwortete am 29. Juni 1882 mit folgendem<br />

Schreiben:<br />

„Im weiteren Verfolg des an seine Excellenz<br />

den Herrn Ober Präsidenten von Ihnen unterm<br />

12. Januar eingereichten Gesuch, betreffend<br />

das Sammeln von Raff und Leseholz in den<br />

Staatsforstorten des vormaligen Forstreviers<br />

Melsungen, haben wir weitere Ermittlungen<br />

hinsichtlich des von der dortigen Gemeinde<br />

behaupteten Rechts auf den unentgeltlichen<br />

Bezug dieser Nutzung eintreten lassen. Diese<br />

Ermittlungen haben ergeben, dass den sämtlichen<br />

Einwohnern der dortigen Gemeinde das<br />

auf langjähriger Ausübung beruhende Recht<br />

zusteht, in den nachstehend genannten<br />

Staatsforstorten des früheren Forstreviers<br />

Melsungen – jetzt teils zum Oberförstereibezirk<br />

Melsungen und teils zum Oberförstereibezirk<br />

Eiterhagen gehörigen an zwei von der<br />

Forstbehörde zu bestimmenden Tagen einer<br />

jeden Woche, und zwar jeden Dienstag und<br />

Freitag „Leseholz“, d.h. das abgefallene, auf<br />

dem Boden liegende dürre Astholz sowie die<br />

166


Unser Wald | 04-3<br />

auf geräumten Schlägen liegen gebliebenen<br />

kleinen Reiser und Spähne traglastenweise<br />

oder auf Schubkarren (jedoch nicht fuderoder<br />

wagenweise) zum eigenen Gebrauch einsammeln<br />

und unentgeltlich nutzen zu dürfen.<br />

Es dürfen jedoch zwecks Ausübung dieses Leseholz­Rechts<br />

keine Instrumente, wie z. B.<br />

Äxte, Beile, Sägen oder Hacken etc. mit in<br />

den Wald genommen werden.<br />

Die Staatsforstorte, in denen diese Leseholzgerechtsame<br />

ausgeübt werden darf sind:<br />

Strackerbaum ­ Filzbach ­ Kniedelle ­ Hospitalsrück<br />

­ Herrmannsgraben ­ Ascheweg ­<br />

Hermannswand ­ Kohlberg ­ Herrschaftl. Wiese<br />

­ Goldkaute ­ Steinmal ­ Riedewig ­ Hüneburg<br />

­ Eulersgraben ­ Blauerstein ­ Spitzenicker<br />

­ Scheidgehege ­ Hude auf der Höhe ­<br />

Erbelberg ­ Hainbuch ­ Schafstall ­ Höhbach ­<br />

Mühlengraben ­ Haarberg ­ Metzewinkel ­<br />

Karlshagen ­ Rosengrundgraben ­ Kaiserau.<br />

Sie wollen den Einwohnern der dortigen Gemeinde<br />

hiervon Kenntniß geben und gleichzeitig<br />

durch die Schelle bekannt machen lassen,<br />

dass alle Diejenigen, welche den Ersatz der<br />

seit dem Jahre 1867 für Leseholzscheine entrichteten<br />

Gebühren beanspruchen, sich innerhalb<br />

3 Monaten bei dem Königlichen Oberförster<br />

Dörnickel zu Melsungen zu melden haben.“<br />

Abteilung für direkte Steuer, Domänen und<br />

Forsten<br />

gez. Unterschrift<br />

In späteren Jahren erlaubten die Forstbehörden<br />

nach bestimmten Richtlinien das Sammeln<br />

von „Leseholz“ auf sogenannte Leseholzscheine.<br />

Beim Leseholz handelte es sich<br />

um liegendes Holz, welches bei der Durchforstung<br />

der Waldbestände anfiel. Man kaufte<br />

beim Förster einen Leseschein und durfte<br />

dann in bestimmten Distrikten Holz sammeln.<br />

In der heutigen Zeit bieten die Forstämter die<br />

Möglichkeit, für einen festgelegten Preis,<br />

Brennholz im Wald selbst zu machen. Dabei<br />

handelt es sich um Baumkronen, dicke Äste<br />

oder dünne Stämme bereits gefällter Bäume.<br />

Im alltäglichen Sprachgebrauch ist hierbei<br />

auch von „Abraum“ die Rede.<br />

Losholz<br />

Am 28. Juni 1865 wurde in Kurhessen das<br />

sogenannte „Losholzgesetz“ verabschiedet.<br />

Mit seiner preußischen Nachfolgeregelung<br />

vom 6. Juni 1873 wurde für die kurhessischen<br />

Landesteile die Versorgung der Bürger mit<br />

Brennholz zu moderaten Preisen sichergestellt.<br />

Das Gesetz aus dem Jahr 1865 schrieb<br />

vor, dass der Abgabepreis den Holzhauerlohn<br />

und alle Gebühren enthielt. Das Gesetz vom<br />

6. Juni 1873 enthielt den Zusatz, dass bei der<br />

Vergabe vorzugsweise ärmere Gemeindeangehörige<br />

zu berücksichtigen waren. Am 8.<br />

April 1952 wurde ein, auf den alten Gesetzen<br />

aufbauendes, neues Losholzgesetz erlassen,<br />

Alte Wirthschaftskarte (Ausschnitt)<br />

von der Königlichen Oberförsterei Melsungen<br />

von 1884<br />

Flurbezeichnungen der nebenstehenden<br />

Karte:<br />

1, 2, 3, 5, 6, 10, 14 Kaiserau<br />

4, 8, 9, 12, 13, 26, Carlshagen<br />

7, 11, Metzwinkel<br />

27, 28 Höhbach<br />

29 ­ 33 Haarberg<br />

35, 36 Kniedelle<br />

43 – 45 Hainbuch<br />

167


04-3 | Unser Wald<br />

das den Anspruch der Bürgerinnen und Bürger<br />

auf den Bezug von Brennholz aus dem Staatswald<br />

festschrieb.<br />

Der Name Losholz rührt daher, dass man sich<br />

die einzelnen Holzzuteilungen nicht aussuchen<br />

konnte, sondern man zog nach der Bezahlung<br />

der Gebühren ein Los und wusste dann, welchen<br />

Holzstoß man aus dem Wald nach Hause<br />

bringen konnte. Die Menge des Losholzes<br />

wurde nach einem Durchschnittssatz der Jahre<br />

1867 – 1871 allgemein für jede Gemeinde<br />

festgelegt. <strong>Schwarzenberg</strong> erhielt damals zum<br />

Beispiel für 62 Familien 247 Raummeter<br />

Hartholz und 247 Raummeter Reisholz (Reisighaufen),<br />

was bei einer Gesamtmenge von<br />

494 Raummetern pro Familie 7,9 Raummeter<br />

ausmachte.<br />

Wie wichtig das Losholz für die Bevölkerung<br />

war, zeigt eine Begebenheit, die im Protokollbuch<br />

der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> in 1923<br />

festgehalten wurde. Eine Familie Ackermann<br />

zog von <strong>Schwarzenberg</strong> nach Rengershausen<br />

um. Dort war das Losholz für die Einwohner<br />

schon verteilt und der Antrag der Familie auf<br />

Zuteilung wurde abgelehnt. In ihrer Not<br />

wandte sich die Familie an ihre alte Heimatgemeinde,<br />

die sie dann noch mit Holz versorgte.<br />

In Hessen sind mittlerweile Bestrebungen im<br />

Gange, das Gesetz zu streichen, da es nicht<br />

mehr zeitgemäß sei. So ergab eine Anfrage<br />

mehrerer Abgeordneter bei der Landesregierung<br />

im Jahr 2007, dass im Jahr 2005 im Bereich<br />

des Forstamts Melsungen Losholzrechte<br />

von 25.340 Raummetern bestanden, aber nur<br />

390 Raummeter beansprucht wurden.<br />

Bedeutung des Waldes<br />

Unser Wald beheimatet eine Vielzahl von Tieren<br />

und Pflanzen, an deren Anblick wir uns<br />

erfreuen können, und die alle eine Aufgabe im<br />

sogenannten Ökosystem Wald erfüllen. Nicht<br />

zuletzt sorgt er auch für frische Luft und klares<br />

Wasser für uns Menschen. Für die Ernährung<br />

der Menschen hat der Wald heute so<br />

gut wie keine Bedeutung mehr. Einzig das<br />

Fleisch von erlegten Tieren und hobbymäßig<br />

gesammelte Pilze bereichern den menschlichen<br />

Speiseplan. Vorbei sind die Zeiten, als<br />

im und nach dem 2. Weltkrieg, die Menschen<br />

durch das Sammeln und die Verwertung von<br />

Heidel­, Brom­ und Himbeeren das vorhandene<br />

geringe Nahrungsangebot aufbesserten.<br />

Damals hatte auch niemand etwas von einem<br />

Fuchsbandwurm gehört.<br />

Der Wald ist ein Wirtschaftsfaktor, der nach<br />

modernsten wissenschaftlichen Methoden gepflegt<br />

und bearbeitet wird. Er ist Nah­ und<br />

Fernerholungsgebiet mit vielen schönen Wanderwegen.<br />

Einer von ihnen, der historische<br />

Sälzerweg, führt in unserem Wald direkt an<br />

einem Naturdenkmal vorbei. Es ist die Kroneneiche,<br />

vermutlich eine alte Huteeiche, an der<br />

sich in früheren Zeiten die Hirten der einzelnen<br />

Dörfer getroffen haben. Sie liegt in 384<br />

Meter Höhe und Lehrer Peter Schmidt hat im<br />

Naturdenkmalbuch des Kreises Melsungen in<br />

1936 folgendes ausgeführt:<br />

„Kroneneiche: Höhe 25 m, Umfang 4,44 m,<br />

Durchmesser 1,31 m, Alter mindestens 550<br />

Jahre.“<br />

Kroneneiche am Sälzerweg<br />

Heute treffen sich an diesem markanten<br />

Punkt, am 1. Mai eines jeden Jahres, viele<br />

Wanderer und Ausflügler zu einem geselligen<br />

Beisammensein mit Essen und Trinken. Dieser<br />

alte Brauch aus früheren Zeiten wurde vor<br />

einigen Jahren vom TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wieder eingeführt.<br />

168


Unser Wald | 04-3<br />

Geselligkeit an der Kroneneiche (2006)<br />

Egal was uns der Wald bedeutet, wir sollten<br />

mit ihm, als einem wertvollen Teil von Gottes<br />

Schöpfung, sorgsam umgehen, ihn nicht ausbeuten<br />

und uns an seiner Schönheit erfreuen.<br />

Denn schön ist unser Wald zu jeder Jahreszeit,<br />

egal ob im Frühling die Knospen springen,<br />

er im Sommer in vollem Grün steht , er<br />

sich im Herbst in bunten Farben präsentiert,<br />

oder sich im Winter die kahlen Äste zum Firmament<br />

recken.<br />

Wald­ und Forstbedienstete<br />

Der römische Historiker Tacitus beschrieb das<br />

freie Germanien (Germania magna) im<br />

1. Jahrhundert als ein Land, bedeckt von<br />

schrecklichen Wäldern oder abscheulichen<br />

Sümpfen. Ein Land, dessen Fläche zu vermutlich<br />

70 Prozent mit Wald bedeckt und klimatisch<br />

abweisend war, beeindruckte römische<br />

Beobachter offensichtlich.<br />

Eingriffe in die Waldlandschaft fanden zuerst<br />

durch den Siedlungsbau statt. Als nächstes<br />

erfolgte dann die Rodung für Ackerbau und<br />

Weideland. Die Menschen benötigten das Holz<br />

als Werkstoff und für die Feuerung. Große<br />

Mengen von Holz wurden auch zur Glasherstellung<br />

und Bearbeitung von Metallen benötigt.<br />

Der Wald wurde von den Menschen regelrecht<br />

ausgebeutet. Erst als zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />

eine Holznot eintrat, fand ein Umdenken<br />

statt und man begann mit der Waldpflege.<br />

Durch diese Maßnahmen fanden<br />

Menschen im Wald neue Betätigungen und es<br />

entstanden neue Berufe.<br />

Der Beruf des Försters ist erst im 18. Jahrhundert<br />

aufgekommen und hat sich einerseits<br />

aus der Jagd und andererseits aus der Bewirtschaftung<br />

der Wälder entwickelt. Ab 1740 kamen<br />

auch die Bezeichnung „Gehender“ und<br />

„Reitender Förster“ auf. Die „Forstläufer“<br />

169


04-3 | Unser Wald<br />

standen den Förstern als Gehilfen zu Seite. In<br />

dem Gesamt­Wörterbuch der Deutschen<br />

Sprache von Professor Heinrich Kaltschmidt<br />

werden sie auch als Forsthüter, Forstreiter<br />

oder Forstknechte bezeichnet.<br />

Wisch wurde am 4.01.1859 in Baruth, südlich<br />

von Berlin, in der Mark Brandenburg geboren.<br />

Nach seiner Militärzeit von 1877 bis 1887<br />

wurde er 1888 in Hosenfeld, 19 km südwestlich<br />

von Fulda, zum preußischen Förster ernannt.<br />

1898 war er Förster in Röhrenfurth,<br />

1899 bekommt er die Försterstelle in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Als das neue Forsthaus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Baubeginn 1898) fertig gestellt ist,<br />

zieht er in dieses ein. 1909 wird er vom preußischen<br />

König Wilhelm II zum Preußischen<br />

Staatshegemeister ernannt. Nach seiner Pensionierung<br />

in 1921 lebte er bis zu seinem Tode<br />

am 20.04.1939 in Melsungen.<br />

Lehrer Peter Schmidt hat auch in den Kirchenbüchern<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> Namen von Menschen<br />

gefunden, die beruflich mit dem Wald<br />

zu tun hatten. Sie wurden allgemein als Waldbedienstete<br />

bezeichnet und trugen die verschiedensten<br />

Berufsbezeichnungen.<br />

Erwähnt werden:<br />

Der Hochlöbliche Förster (Oberförster) Joh.<br />

Conrad Gerhold, der am 30.07.1722 im Alter<br />

von 53 Jahren verstarb. Er hat, vermutlich in<br />

1719, das Haus Nummer 18, heute Riedforststraße<br />

57 erbaut. In diesem Haus war später<br />

die Gastwirtschaft Bangert. Heute gehört es<br />

der Familie Köhler, die es als Wohnhaus und<br />

Krankengymnastikpraxis nutzt. Mittlerweile ist<br />

dieses Haus aber auch weit über Nordhessen<br />

hinaus, als „<strong>Schwarzenberg</strong> Theater“ bekannt,<br />

weil der Hausherr unter anderem als „Justus<br />

Riemenschneider“ Kabarett vom Feinsten bietet.<br />

Preußischer Staatshegemeister Wisch vor dem<br />

Forsthaus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Weitere genannte Personen:<br />

1742 Forstläufer Thias, 1752 Forstläufer Henrich<br />

Küfert, 1794 Forstläufer Valentin Kiefert,<br />

1802 Forstbedienter Joh. Kiefer, 1803 herrschaftliche<br />

Forstläufer Henrich Kiefert, 1814<br />

Kurhessischer Reitender Förster Heinrich<br />

Christian Mehlburger, 1824 Kurhessischer<br />

Feldjäger Philipp Kieber, 1836 Revierjäger<br />

Karl Kieper, 1843 Revierförster Valentin Kieber,<br />

1848 Forstläufer Heinrich Leimbach,<br />

1868 Forstschutzjäger Joh. Werner Leimbach,<br />

1872 Staatsförster Wacker, 1899 Förster August<br />

Wisch.<br />

Ernennungsurkunde zum Staatshegemeister für<br />

Wisch (1909)<br />

Sein Nachfolger wurde in 1921 Revierförster<br />

Adolf Hartmann, geboren am 21.07.1878 in<br />

Albshausen. Er trat mit seinem 70. Geburtstag<br />

in 1948 in den Ruhestand, wohnte aber noch<br />

170


Unser Wald | 04-3<br />

bis 1951 im Obergeschoss des Forsthauses. Er<br />

verließ <strong>Schwarzenberg</strong> und zog nach Linsingen,<br />

heute ein Ortsteil von Frielendorf. 1949<br />

kam Revierförster Kurt Nödel nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Er wurde am 03.02.1906 in Schrecksbach geboren<br />

und kam von Wolferode, heute ein<br />

Stadtteil von Stadt Allendorf, nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

In 1971 zog er nach seiner Pensionierung<br />

nach Melsungen, wo er in 1991<br />

verstarb.<br />

Neben den Förstern gab es folgende Holzhauer<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />

1756 Werner Hoffmann, 1856 Fr. Justus Seitz<br />

und Conrad Seitz, 1875 Oberholzhauer Johannes<br />

Riedemann, 1883 Valentin Mainz , Johannes<br />

Koch, 1938 Ernst Ruppel, 1939 – 1982<br />

Haumeister Justus Wenzel.<br />

Holzhändler war in 1809 Conrad Stahl, der<br />

auch in 1913 als Schankwirt Erwähnung findet.<br />

Von Staatsförster Wacker, der bis zu seinem<br />

Ruhestand an der Fuldabrücke in Röhrenfurth<br />

lebte, und danach nach Eiterhagen zog, ist<br />

folgendes bekannt:<br />

Er trug einen Vollbart, war klein, korpulent,<br />

sehr streng und pünktlich. Morgens war er der<br />

erste und abends der letzte im Wald. Er<br />

rauchte gern Pfeife und sprach öfters mal dem<br />

Alkohol zu. So soll es vorgekommen sein,<br />

dass man ihn in der Schubkarre nach Hause<br />

fahren musste. Wenn er betrunken war, warf<br />

er manchmal den Holzhauern die aufgestellten<br />

Holzstöße um. Wurde er im Wald vom Regen<br />

überrascht, zog er seine Kleider aus,<br />

setzte sich darauf, um sie nach dem Regen<br />

wieder trocken anzuziehen. Als einmal sein<br />

Haus brannte und die Feuerwehr kam, schoss<br />

er auf die Feuerwehrleute und verletzte Valentin<br />

Emmeluth mit einem Streifschuss am<br />

Arm. Angeblich konnte er wegen seiner schiefen<br />

Beine so schlecht laufen, dass ihm Holzdiebe<br />

einfach wegliefen. Seine Begegnungen<br />

mit Wilddieben verliefen für beide Seiten<br />

glimpflich. Einmal schoss er daneben und bei<br />

der nächsten Begegnung in der Hude, konnte<br />

er sich gerade noch hinter eine Buche ducken<br />

und rettete dadurch sein Leben. Zur Erinnerung<br />

an diese Tat wurde am Ort des Geschehens<br />

ein Stein gesetzt.<br />

Über den Revierförster Kieber steht im Kirchenbuch<br />

folgendes:<br />

“Kieber, Philipp, Revierförster, geb. am<br />

03.04.1793, gest. den 28.12.1854, lebte getrennt<br />

mit seiner Frau Auguste, geb. Schmitt,<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>; Todesursache: hat sich<br />

selbst entleibt, wurde in den Flammen des<br />

Hauses Nr. 14 (heute Jahnstraße 1, Becker),<br />

das er in Brand gesteckt hatte, tot aufgefunden.“<br />

Kieber wurde am 30. Dezember 1854<br />

um 17.00 Uhr am damaligen oberen Ausgang<br />

des Friedhofs unter den 4 Hainbuchen beerdigt.“<br />

Nach dem 2. Weltkrieg gab es in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

einige Frauen und Männer die neben<br />

Justus Wenzel zeitweise ihren Lebensunterhalt<br />

im Wald verdienten. Es waren Elisabeth Cornelius,<br />

Ilse Findling, Barbara Karl, Martha Klemens,<br />

Anneliese Langefeld, Elsbeth Rothämel,<br />

Anna Schüler, Elisabeth Siemon, Regina Sinning,<br />

Heinrich Blumenstein, Karl Hain und Karl<br />

Schmid. Die Frauen legten damals hauptsächlich<br />

neue Kulturen an und so haben wir manches<br />

neuere Waldstück ihrer nicht leichten Arbeit<br />

zu verdanken.<br />

Förster Nödel war der letzte Forstbedienstete,<br />

der im Forsthaus lebte. Nach seiner Pensionierung<br />

in 1971 wurde die Revierförsterei<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> dem Forstamt Melsungen angegliedert.<br />

Das Forstrevier <strong>Schwarzenberg</strong> besteht zwar<br />

heute noch, aber der zuständige Revierförster<br />

Friederich Werner wohnt nicht mehr im<br />

Forsthaus, sondern hat seinen Wohnsitz in<br />

Spangenberg.<br />

Das Forsthaus wurde 1969 von der Forstverwaltung<br />

an die Familie Riemann (Buchdruckerei<br />

Gutenberg) verkauft. Sie veräußerte es<br />

in 1991 an Herrn Stahnke und Frau Lüthmers.<br />

Seit 1996 ist es im Besitz der Familie Kappus.<br />

Die Jagd in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die Geschichte der Jagd ist so alt wie die Geschichte<br />

der Menschheit. Der Mensch jagte,<br />

um zu überleben. Er benötigte das Fleisch der<br />

Tiere als Nahrung, ihre Felle und Knochen zur<br />

Herstellung von Kleidung, Werkzeugen und<br />

Waffen. Mit der Zähmung von Wildtieren und<br />

der Züchtung von Haustieren trat die Jagd in<br />

171


04-3 | Unser Wald<br />

Zwischen 1414 und 1463 gab es zwischen<br />

Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong> einen landgräflichen<br />

Tiergarten. Neben Rehen sollen<br />

auch andere Tiere darin gewesen sein. Wilddiebe<br />

wurden mit dem Galgen und Ausstechen<br />

der Augen bestraft. Drei Wagenfurther Bauern,<br />

die einen Hirsch erschlagen hatten,<br />

mussten fliehen.<br />

Das ehemalige Forsthaus in 2011<br />

den Hintergrund. Viehzucht und Ackerbau traten<br />

an ihre Stelle.<br />

Bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. durften die<br />

Menschen sozusagen freizügig jagen. Danach<br />

beanspruchten die Könige eine Sonderstellung<br />

bei der Ausübung des Jagdrechts. So kam es,<br />

dass die Ausübung der Jagd ab dem 9. Jahrhundert<br />

bei der jeweiligen Obrigkeit lag. Das<br />

Recht des freien Tierfangs wurde abgeschafft.<br />

Ab 1500 beanspruchten die Landesfürsten das<br />

Jagdausübungsrecht. Nach der Revolution<br />

von 1848 wird die Jagd an den Besitz von<br />

Grund und Boden gebunden. In den 1850er<br />

Jahren werden Gesetze erlassen, die das dem<br />

Grundeigentümer zustehende Jagdrecht und<br />

das Jagdausübungsrecht trennten und entweder<br />

den Gemeinden oder der Gemeinschaft<br />

der Grundeigentümer zuerkannten. Mindestgrößen<br />

der Jagdflächen wurden vorgeschrieben<br />

und Verpachtungen ermöglicht, soweit<br />

das Jagdausübungsrecht nicht selber genutzt<br />

wurde.<br />

Über die Jagd im <strong>Schwarzenberg</strong>er Wald in<br />

früheren Zeiten ist wenig bekannt. Nach alten<br />

Aufzeichnungen ist der Riedforst früher reich<br />

an Wild gewesen. Es gab Hirsche, Rehe,<br />

Schwarzwild, Füchse, Hasen, Rebhühner und<br />

Auerhähne. Sogar von Bären und Wölfen ist<br />

die Rede. 1469 soll es eine regelrechte Wolfsplage<br />

gegeben haben. Sie sollen sogar Ochsen<br />

gerissen haben.<br />

Jagd in der heutigen Zeit<br />

Heute dient die Jagd dem Schutz und der Erhaltung<br />

eines artenreichen und gesunden<br />

freilebenden Wildtierbestandes, Versorgung<br />

der Bevölkerung mit Fleisch von Wildtieren<br />

und der Regulierung überhöhter Wildbestände.<br />

Diese ist nötig, um Wildschäden im Wald<br />

und auf den Feldern zu vermeiden. Die Jagd<br />

im Staatswald um <strong>Schwarzenberg</strong> ist nicht<br />

fest verpachtet, sondern es besteht für alle<br />

Jäger die Möglichkeit, gegen bestimmte Jagdbeiträge<br />

das Waidwerk auf freigegebene Wildarten<br />

auszuüben. Jagdbares Wild im Forstrevier<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, in dem ein guter<br />

Wildbestand vorhanden ist, ist Rot­, Schwarzund<br />

Rehwild. Außerdem werden Füchse bejagt.<br />

Im Jahr 2010 wurde folgendes Wild zur<br />

Strecke gebracht:<br />

40 Wildschweine, 25 Rehe, 15 Füchse und 10<br />

Hirsche.<br />

Jagdgenossenschaft<br />

Jagdgenossenschaften sind in Deutschland<br />

Körperschaften des öffentlichen Rechts. In ihr<br />

sind alle Grundeigentümer einer Gemeinde<br />

vereint, die jeweils weniger als 75 ha Grundfläche<br />

besitzen und zusammen über eine Fläche<br />

von mindestens 250 ha verfügen. Als öffentlich­rechtliche<br />

Genossenschaft dienen die<br />

Jagdgenossenschaften sowohl dem direkten<br />

Nutzen der Allgemeinheit wie auch den Interessen<br />

der einzelnen Mitglieder.<br />

Die Leitprinzipien der Jagdgenossenschaften<br />

sind: Selbstverwaltung, Selbstverantwortung<br />

und Selbsthilfe. Deshalb sind staatliche Aufsichts­<br />

und Gestaltungsmaßnahmen durch die<br />

Jagdgesetze von Bund und Ländern auf ein<br />

Mindestmaß beschränkt.<br />

Die Jagdgenossenschaften regeln ihre Verhältnisse<br />

in eigener Verantwortung. Die Eigentümer<br />

der einzelnen Flächen, sind die<br />

Jagdgenossen. Sie bleiben solange Mitglieder<br />

172


Unser Wald | 04-3<br />

der Genossenschaft, wie sie entsprechende<br />

Flächen besitzen. Sie üben entweder die Jagd<br />

auf ihren gemeinschaftlichen Flächen selbst<br />

aus, oder verpachten sie an andere Jäger. In<br />

dem Pachtvertrag ist auch die Regelung von<br />

Wildschäden enthalten. Meistens haftet der<br />

Pächter für die Schäden. Die Einnahmen aus<br />

der Pacht werden entsprechend der Grundstücksflächen<br />

auf die einzelnen Jagdgenossen<br />

umgelegt.<br />

Organe der Jagdgenossenschaft sind der gewählte<br />

Jagdvorstand und die Genossenschaftsversammlung.<br />

Beschlüsse werden in<br />

den Versammlungen durch Abstimmungen<br />

nach dem Mehrheitsprinzip getroffen, wobei<br />

eine Mehrheit der Personen und der Fläche<br />

vorhanden sein muss. Die Jagdgenossen bestimmen<br />

unter anderem über die Art der<br />

Jagdnutzung im gemeinschaftlichen Jagdbezirk,<br />

die Auswahl des Pächters und die Verwendung<br />

des Reinertrages der Jagdnutzung.<br />

Die Jagdgenossenschaften spielen eine nicht<br />

unerhebliche Rolle für den ländlichen Raum<br />

und dessen nachhaltige Pflege. Sie leisten<br />

einen erheblichen Beitrag für die Erhaltung<br />

der Artenvielfalt bei Tieren, Pflanzen und unserer<br />

Kulturlandschaft. Sie tun dies oft über<br />

das gesetzlich geforderte Maß hinaus, indem<br />

sie zum Beispiel<br />

– die korrekte Jagdausübung und die ordnungsgemäße<br />

Erfüllung der Hege­ und<br />

Pflegepflichten, der in ihnen organisierten<br />

Grundeigentümer, überwachen,<br />

– aktiv die Lebensräume für Mensch und Tier<br />

gestalten, indem sie, oft freiwillig, den Jagdertrag<br />

für Gemeindeaufgaben, kommunale<br />

Einrichtungen oder ökologische Maßnahmen<br />

zur Verfügung stellen,<br />

– freiwillig und auf eigene Kosten natürliche<br />

Lebensräume, wie Hecken, Feuchtbiotope<br />

oder Stilllegungsflächen anlegen, um nicht<br />

nur dem jagdbaren Wild, sondern auch einer<br />

Vielzahl anderer Tierarten, gesicherte<br />

und unentbehrliche Rückzugsräume zu<br />

schaffen.<br />

Jagdgenossenschaft <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Im August 1955 verfügte der Landrat des<br />

Kreises Melsungen als „Untere Jagdbehörde“,<br />

dass der bis dahin eigenständige <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Jagdbezirk, weil er mit 230 ha nicht die<br />

Mindestgröße von 250 ha besaß, aufgelöst,<br />

und dem Melsunger Jagdbezirk zugeordnet<br />

wurde.<br />

Der damalige <strong>Schwarzenberg</strong>er Jagdvorsteher<br />

Georg Seitz und seine Nachfolger Hans Löwe<br />

und Gerhard Hofmann hatten ab diesem Zeitpunkt<br />

die Interessen der <strong>Schwarzenberg</strong>er in<br />

der Melsunger Jagdgenossenschaft zu vertreten.<br />

Folgende Pächter haben bisher die Feldjagd in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gepachtet:<br />

1874 ­ 1896 Oberförster Dörnickel<br />

1896 ­ 1900 Franz Gleim, Melsungen<br />

1900 ­ 1904 Valentin Waldschmidt<br />

1904 ­ 1910 Gleim – Herzog,<br />

1910 ­ 1914 Gleim – Müller, Melsungen<br />

1914 ­ 1920 Valentin Müller<br />

1920 ­ 1924 Schäfer<br />

1924 ­ 1927 Leisten<br />

1927 ­ 1928 Karl Schäfer<br />

1928 ­ 1934 Haupenthal, Melsungen<br />

1934 ­ 1958 Käse und Dietrich, Melsungen<br />

Die jährlichen Pachterträge lagen nach Aufzeichnungen<br />

von Lehrer Schmidt bis zum Jahr<br />

1895 zwischen 12 und 85 Mark, in den Jahren<br />

1896 bis 1919 zwischen 30 und 328 Mark. Ab<br />

1920 schnellte der Pachtbetrag aufgrund der<br />

Inflation auf 4.800 Mark hoch, um sich dann<br />

ab 1924 bis 1941 zwischen 150 und 701<br />

Reichsmark zu bewegen.<br />

Ab 1958 pachteten die Familien Braun aus<br />

Melsungen die Jagd. Das Pachtverhältnis mit<br />

der Unternehmerfamilie besteht dank der guten<br />

und vertrauensvollen Zusammenarbeit bis<br />

zum heutigen Tage.<br />

Als sich in 1992 die <strong>Schwarzenberg</strong>er Feldgemarkung<br />

durch eine Flächenerweiterung auf<br />

260 ha vergrößerte, wurde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wieder ein eigenständiger Jagdbezirk.<br />

Die Jagdgenossen wählten in 1993 Gerhard<br />

Hofmann als Jagdvorsteher und Willi Sinning<br />

als Stellvertreter. Ab 2003 sind Willi Sinning<br />

und sein Stellvertreter Horst Schäfer für die<br />

Führung der Jagdgenossen verantwortlich. Sie<br />

sind bis 2013 gewählt.<br />

Vorsitzender des Jagdgenossenschafts­Ausschusses<br />

ist seit 1993 Karl­Heinz Helper. Wei­<br />

173


04-3 | Unser Wald<br />

tere ordentliche Mitglieder sind Rainer Hofmann<br />

und Thomas Groß. Als Stellvertreter gehören<br />

ihm an: Uwe Hain, Mirco Wenzel und<br />

Hartwig Löwe. Der Ausschuss entscheidet gemeinsam<br />

mit dem Vorsitzenden der Jagdgenossen<br />

über die Verpachtung der Jagdrechte.<br />

Die Erlöse aus den Jagdpachten wurden von<br />

der Jagdgenossenschaft in vielfältiger Weise<br />

für genossenschaftliche und gemeinnützige<br />

Zwecke verwendet.<br />

So wurde in gemeinschaftlich von den Jagdgenossen<br />

genutzte Gerätschaften investiert, die<br />

gerade kleineren Landwirten oder Privatpersonen,<br />

eine kostenlose Nutzung von teuren Geräten<br />

ermöglichten.<br />

Hege und Pflege durch die<br />

Jagdpächter<br />

Mit Herrn Dr. Haake hatte die Jagdgenossenschaft<br />

auch einen engagierten Pächter, der<br />

Wildäcker anlegte, Sträucher und Gehölze anpflanzte.<br />

Er legte außerdem „In der Hude“ ein<br />

Biotop mit einem Wasserlauf, Teich und<br />

Schutzgehölzen an. Mit dieser Anlage wurde<br />

nicht nur Lebensräume für Tiere und Pflanzen<br />

geschaffen, sondern sie ist eine Bereicherung<br />

unserer Naturlandschaft, von der auch die<br />

Einwohner <strong>Schwarzenberg</strong>s profitieren.<br />

Dabei handelte es sich um:<br />

– Geräte für Ackerbau (Acker­ u. Wiesenschlepper,<br />

Walzen, Eggen, Mulchgeräte).<br />

– Geräte für Haus u. Garten (Baugerüste zur<br />

Renovierung von Gebäuden, Bagger, Seilwinden,<br />

Holzspaltgerät, Motorsensen).<br />

Außerdem wurden folgende gemeinnützige<br />

Maßnahmen in <strong>Schwarzenberg</strong> mit Geldspenden<br />

unterstützt:<br />

– Erhaltung und Pflege des Friedhofs (Pflasterung<br />

des Weges, Zaunerneuerung, Bestuhlung<br />

der Friedhofshalle).<br />

– Der Feldwegebau wurde bis in die 1990er<br />

Jahre bezuschusst. Neben diesen finanziellen<br />

Zuschüssen der Jagdgenossen unterstützten<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong>er Landwirte<br />

die Baumaßnahmen bis in die 1960er Jahre<br />

in mit kostenlosen Hand­ und Spanndiensten.<br />

– Die Kirchengemeinde erhielt für die Jugendarbeit<br />

und die Renovierung der Orgel<br />

eine Geldspende.<br />

– Ruhebänke und die Vereinstafel im Ortskern<br />

wurden gekauft. An der Brunnenanlage<br />

in der Schützenstraße wurde gemeinsam<br />

mit den Brunnenbauern eine<br />

Wasserzapfstelle eingerichtet.<br />

– Eine größere Spende wurde der Dorfgemeinschaft<br />

für das Dorfjubiläum 2012 bereitgestellt<br />

Biotop „In der Hute“<br />

Neben dem Einsatz für Hege und Pflege haben<br />

die Jagdpächter, mit ihren<br />

Helfern und Freunden,<br />

auch immer wieder Treffen<br />

mit den Jagdgenossen in<br />

geselliger Runde organisiert.<br />

Zum Beispiel:<br />

Doktor Haake<br />

– Hoffest mit den Jagdgenossen<br />

und <strong>Schwarzenberg</strong>ern<br />

in der Scheune der Familie Blumenstein.<br />

– Treffen auf dem Schießstand oder im<br />

Sportlerheim am Sportplatz.<br />

– Einladung der Familie Braun zu einer<br />

Werksbesichtigung mit Imbiss bei der B.<br />

Braun AG im Jahr 2010. An dieser Besichtigung<br />

nahmen, neben den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Jagdgenossen, auch die Jagdgenossen aus<br />

Melsungen, Kirchhof und Adelshausen teil.<br />

174


Unser Wald | 04-3<br />

Jagdgenossen aus <strong>Schwarzenberg</strong>, Melsungen, Kirchhof und Adelshausen besuchen die Fa. Braun (2010)<br />

Die nachstehenden Bilder sind Erinnerungen<br />

aus den 1960er Jahren. Sie zeigen Jagdpächter,<br />

Förster, Helfer und <strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohner.<br />

In der Vergangenheit (1982 – 1993) führte<br />

der Schießbetrieb, wegen der Lärmbelästigung,<br />

öfters zu Protesten der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

und Melsunger Bevölkerung. Mittlerweile<br />

hat man sich aber arrangiert.<br />

Bild links: Hirsch tot“: Berthold Sander, Hans<br />

Kruhm Ernst Ruppel (Jagdaufseher), Otto Braun<br />

(Jagdpächter) Karl Heinze (von links).<br />

Bild rechts: „Sau tot“: Ernst Ruppel, Helmut Döll,<br />

Kurt Nödel (Förster), Justus Wenzel (von links).<br />

Schießstand am Haarberg<br />

Ungefähr Luftlinie 900 Meter nordöstlich vom<br />

Dorf besitzt der Kreisjagdverein Hubertus Melsungen<br />

e.V. einen Schießstand, der in 1960 in<br />

Betrieb genommen wurde. Mitinitiator war der<br />

damalige <strong>Schwarzenberg</strong>er Revierförster Kurt<br />

Nödel. Der Stand hat mittlerweile eine Schießbahn<br />

für feste Ziele (100 m Entfernung), eine<br />

Schießbahn für bewegliche Ziele (50 m Entfernung)<br />

und eine Wurfanlage für Tontauben,<br />

die in den alten Gemeindesteinbruch hineingebaut<br />

wurde. Diese Anlagen dienen den Jägern<br />

zur Schießausbildung, zum Schießtraining<br />

und zum Einschießen von Jagdgewehren.<br />

Schießstand am Haarberg<br />

Schießen auf Tontauben<br />

175


5<br />

Entwicklung der<br />

Bevölkerung


05-1 | Entwicklung der Bevölkerung<br />

Die Bevölkerung<br />

von Adolf Seitz<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohner im Mai 2011<br />

Ein Dorf wächst<br />

Die Anzahl der Menschen, die in früherer Zeit<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> sesshaft wurden und eine<br />

Siedlung gründeten, ist nicht bekannt. Die<br />

einzelnen Menschen bauten Unterkünfte, bildeten<br />

Familien und wurden zu einer Dorfgemeinschaft.<br />

Durch Geburten und Sterbefälle<br />

änderten sich die Bevölkerungszahlen.<br />

Lehrer Peter Schmidt hat, wahrscheinlich in<br />

1943, einen Auszug aus einem damals vorhandenen<br />

Dorfsippenbuch erstellt und die Bevölkerungsentwicklung<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

dargestellt.<br />

Er schreibt unter anderem folgendes:<br />

„Vor mir liegen 2 umfangreiche Bände des<br />

Dorfsippenbuchs, zusammengestellt nach ältesten<br />

Geschlechtern aus den Kirchenbüchern.<br />

Wie gerne blättert man in solchen Akten,<br />

die ihres Alters wegen stets unser<br />

besonderes Interesse erwecken. Weil sie von<br />

den Vorfahren berichten, wollen wir den Aufzeichnungen<br />

nachgehen.<br />

Da erfahren wir, dass der Ort eine deutsche<br />

Dorfsiedlung ist, dessen Begründung in dem<br />

Abstamm seines Namens und seiner baulichen<br />

Anordnung liegt.<br />

Das Dorf hat zurzeit 305 Einwohner, die in<br />

1115 Familienblättern behandelt werden. Die<br />

Kirchenbücher, die der Auswertung zugrunde<br />

liegen, beginnen mit dem Jahr 1717 und enthalten<br />

4151 Eintragungen.“<br />

Die 4.151 Einzeleintragungen verteilen sich<br />

nach seinen Aufzeichnungen auf das Geburtsregister<br />

mit 2.109, das Trauregister mit 476<br />

und das Sterberegister mit 1.156 Eintragungen.<br />

Schmidt hat eine Einwohnerstatistik erstellt,<br />

die Eintragungen aus verschiedenen Jahren<br />

von 1261 bis 1954 enthält. In diesem Dokument<br />

hat er jeweils auch Trauungen, Geburten<br />

und Sterbefälle bis 1935 festgehalten. Die<br />

Einwohnerzahl 50 von 1261 hat er wohlweislich<br />

mit einem Fragezeichen versehen; sie<br />

lässt sich nicht beweisen. Für das Jahr 1456<br />

taucht, nicht nur in diesem Dokument, die<br />

Angabe „5 Pflüge und 13 Mann“ auf, was er<br />

mit 18 Haushalten deutet. (Als „Pflüge“ wurden<br />

damals Einwohner bezeichnet, die einen<br />

Ackerpflug besaßen. Mit diesem mussten sie<br />

auch die Felder ihrer Lehnsherren bestellen.)<br />

Auch iese Zahl ist historisch nicht belegt.<br />

Die ersten offiziellen Angaben über die Einwohner<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> finden wir im Sal­<br />

178


Entwicklung der Bevölkerung | 05-1<br />

buch unter dem Jahr 1575. Dort werden 16<br />

Familien namentlich genannt. Laut dem Ortsverzeichnis<br />

des „Landesgeschichtlichen Informationssystems<br />

Hessen (LAGIS)“ gibt es in<br />

1585 bereits 20 Haushalte. Eine genaue Personenzahl<br />

gibt es für beide Jahre nicht.<br />

1719 werden, wiederum im Salbuch, 39 steuerpflichtige<br />

Personen mit Vor­ und Zunamen<br />

genannt. Auch hier fehlt die Angabe der genauen<br />

Personenzahl der in <strong>Schwarzenberg</strong> lebenden<br />

Menschen.<br />

Die erste genaue Einwohnerzahl von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wird in der Fortschreibung des Salbuchs<br />

für das Jahr 1737 mit 121 Bewohnern<br />

angegeben. Diese Zahl wird folgendermaßen<br />

aufgeschlüsselt: „21 Männer, 23 Weiber, 31<br />

Söhne, 23 Töchter, 13 Knechte und 10 Mägde.“<br />

Nach dem Lager­ Stück­ und Steuerbuch ist<br />

die Bevölkerung in 1744 bereits auf 164 Personen<br />

angestiegen und besteht aus „31 Männern,<br />

35 Weibern, 36 Söhnen, 43 Töchtern,<br />

11 Knechten und 8 Mägden.“<br />

Aus der nachstehenden Tabelle und dem Diagramm<br />

kann man die weitere Entwicklung der<br />

Einwohnerzahlen von <strong>Schwarzenberg</strong> ablesen.<br />

Die Zahlen stammen zum größten Teil aus<br />

historischen Unterlagen, der Rest aus Aufzeichnungen<br />

von Lehrer Schmidt und Angaben<br />

der Stadt Melsungen.<br />

Einwohnerzahlen von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner<br />

1 737 1 21 1 744 1 64 1 781 206<br />

1 81 3 239 1 821 260 1 842 347<br />

1 861 293 1 897 304 1 900 302<br />

1 907 31 3 1 91 0 291 1 91 4 31 0<br />

1 91 7 308 1 933 302 1 935 31 2<br />

1 939 305 1 943 305 1 949 503<br />

1 950 508 1 951 452 1 954 426<br />

1 963 365 1 966 357 1 968 390<br />

1 972 434 1 988 486 1 990 469<br />

1 991 471 1 995 457 2001 562<br />

2006 589 2011 586<br />

Entwicklung der Bevölkerung zwischen 1737 und 2011 (Ausschnitt)<br />

179


05-1 | Entwicklung der Bevölkerung<br />

Anmerkung zu den Zahlen<br />

Die Bevölkerung wächst von 1737 bis 1842<br />

um 226 Personen (186,8 %) auf 347 Menschen.<br />

Danach sinkt sie bis 1861 um 54 Personen<br />

(15,6 %) auf 293 Einwohner. Danach<br />

bleibt die Einwohnerzahl mit leichten Schwankungen<br />

bis 1933 ziemlich konstant.<br />

Im Jahr 1935 lebten in <strong>Schwarzenberg</strong> 312<br />

Einwohner, davon waren 153 männlich und<br />

159 weiblich. Nach einem Absinken auf 305<br />

Personen in 1939 (144 Männer und 161 Frauen),<br />

blieb die Zahl der Bewohner bis 1943<br />

gleich.<br />

Bedingt durch die Wirren des 2. Weltkriegs<br />

(Evakuierte, Vertriebene) steigt sie von 1943<br />

bis 1950 um 66,5 % auf 508 Personen. Durch<br />

die Normalisierung der Lage (Wegzug der<br />

Evakuierten und Flüchtlinge) sinkt sie bis<br />

1966 auf 357 Menschen. Das ist gegenüber<br />

der „Normalzahl“ von 305 Einwohnern bei<br />

Kriegsbeginn in 1939 noch eine Steigerung<br />

um 52 Personen (17 %). Dieser Anstieg hat<br />

damit zu tun, dass einige Heimatvertriebene<br />

und Evakuierte in <strong>Schwarzenberg</strong> sesshaft geworden<br />

sind und teilweise auch neue Familien<br />

gegründet haben.<br />

Nach 1966 steigt die Einwohnerzahl, bedingt<br />

durch die Erschließung neuer Baugebiete und<br />

den damit verbundenen Zuzug neuer Familien,<br />

bis 1988 kontinuierlich auf 486 an. Nach<br />

einem Absinken auf 457 Einwohner in 1995<br />

erreicht die Einwohnerzahl am 31.12.2011<br />

den Stand von 586 Personen, von denen 307<br />

verheiratet und 279 ledig sind. Von den 586<br />

Einwohnern, die in 246 Haushalten leben, sind<br />

115 (19,6 %) jünger als 18 Jahre.<br />

Aufgeschlüsselt nach Geschlechtern leben 289<br />

Männern und 297 Frauen im Ort. 568 Menschen<br />

haben in <strong>Schwarzenberg</strong> ihren Hauptund<br />

18 ihren Nebenwohnsitz. 409 Bewohner<br />

sind evangelisch, 36 römisch­katholisch und<br />

141 gehören einer, oder gar keiner Religion<br />

an.<br />

Zu den 586 Einwohnern gehören auch 31 ausländische<br />

Mitbürger (13 Männer und 18 Frauen).<br />

Das ist ein Anteil von 5,3 % der Bevölkerung.<br />

1988 gab es im Ort 8 Ausländer. Das<br />

waren 1,6 % der damaligen Einwohnerzahl<br />

von 486 Menschen. Vergleicht man die Einwohnerzahlen<br />

von 1737 und 2011, so ist die<br />

Zahl in 275 Jahren um 465 Personen gestiegen.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> hat heute fast fünfmal so<br />

viele Einwohner wie damals.<br />

Anhand der Unterlagen von Lehrer Schmidt<br />

habe ich noch folgende Fakten zusammengestellt:<br />

Eheschließungen<br />

Von 1719 bis 1935 bewegten sich die jährlichen<br />

Trauungen zwischen 0 und 12. So gab es<br />

unter anderem in den Jahren 1740, 1810 und<br />

1848 keine Hochzeiten im Dorf. Die meisten<br />

Hochzeiten gab es in 1919 und 1920 mit jeweils<br />

10 und 1921 mit 8 Trauungen.<br />

Für das Jahr 1943 hat Lehrer Schmidt auch<br />

festgestellt, woher die Ehepartner von 51 bestehenden<br />

Ehen kamen. Von den Frauen kamen<br />

19 aus <strong>Schwarzenberg</strong>, 24 aus dem Kreis<br />

Melsungen und 8 aus anderen Kreisen. Von<br />

den Männern kamen 18 aus dem Dorf und 33<br />

aus dem Kreis Melsungen.<br />

Kinderzahlen<br />

Jahr Familien Kinder Durchschnitt<br />

1 71 9 21 54 2,6<br />

1 879 45 90 2,0<br />

1 880 39 85 2,2<br />

1 897 43 80 1 ,9<br />

1 91 0 45 35 0,8<br />

1 933 70 1 00 1 ,4<br />

1 941 68 70 1 ,0<br />

1 942 68 74 1 ,1<br />

In Deutschland betrug der Durchschnitt in<br />

1942 3,5 Kinder pro Familie.<br />

Die Geburten stiegen von 1717 bis 1830 allmählich,<br />

aber stetig an. Es waren durchschnittlich<br />

6 – 10 pro Jahr im Dorf.<br />

Von 1840 – 1865 verdoppelte sich fast die<br />

Geburtenzahl. Zwischen 1733 und 1864 wurden<br />

zeitweise 13 bis 25 Kinder jährlich geboren.<br />

Die geringste Zahl der Niederkünfte lag in<br />

den Jahren von 1737 ­ 1935 bei 3 Kindern pro<br />

Jahr.<br />

In den Jahren zwischen 1717 und 1902 gab es<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> 15 Familien mit mehr als 10<br />

Kindern. Die höchste Kinderzahl in einer Familie<br />

betrug 15 Kinder. Die Bauern hatten die<br />

180


Entwicklung der Bevölkerung | 05-1<br />

meisten Kinder. Ihnen folgten die Handwerker<br />

und dann die Tagelöhner. Kinderlose Familien<br />

waren die Ausnahme. Zwillinge gab es damals<br />

eher selten. Auf 80 Geburten kam gewöhnlich<br />

eine Zwillingsgeburt. Von 1830 – 1870 kamen<br />

bei 20 – 25 Geburten 1­ 2 illegale (uneheliche)<br />

Kinder auf die Welt.<br />

Sterbeziffern<br />

Die Sterbeziffern lagen zwischen 1717 und<br />

1830 im Durchschnitt bei 8 Personen, zwischen<br />

1830 und 1880 bei 14 Personen und<br />

zwischen 1883 und 1935 bei 7 Personen pro<br />

Jahr. Die meisten Toten gab es in 1807 mit 20<br />

und 1855 bei mit 28 Verstorbenen. Die niedrigste<br />

Sterbeziffer lag zwischen 1737 und<br />

1935 bei 3 Toten jährlich.<br />

Sterbefälle traten besonders häufig in Krisenzeiten,<br />

wie Kriegen und Hungersnöten, auf.<br />

Bei den hohen Sterbeziffern in früheren Zeiten<br />

muss man daran denken, dass die medizinische<br />

Versorgung und auch die hygienischen<br />

Gegebenheiten nicht den heutigen Stand hatten.<br />

Dadurch starben vor allem viele Kinder<br />

schon im Wochenbett, oder später an Krankheiten<br />

wie Scharlach, Diphtherie, Typhus,<br />

Keuchhusten, usw.<br />

Zahnarzt und Doktor wurden selten aufgesucht.<br />

Apotheke und Arzneien waren unbekannt.<br />

Das ganze Jahr über wurden Kräuter<br />

gesammelt (Kamille, Schafgarbe, Lindenblüten,<br />

usw.). Der aus ihnen gewonnene Tee ersetzte<br />

die Medizin.<br />

Die meisten Dorfleute hatten ihr Lebtag noch<br />

keinen Arzt gehabt. Sie hielten sich mit einer<br />

Medizin gesund, die fast in jedem Haus vorrätig<br />

war und nie ausging: „Das Fässchen durfte<br />

nie leer werden.“<br />

Gemeint war der Branntwein. Besonders die<br />

Mäher und Holzhauer liebten das Feuerwasser<br />

und mancher Mann trank statt, oder vor dem<br />

Kaffee, seine „Kuhschelle“ Schnaps, um warm<br />

zu werden und gesund zu bleiben.<br />

181


05-2 | Namen in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Namen in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Ursprünglich führten die Deutschen nur einen<br />

Namen, den Vornamen. Der Vorname drückt<br />

nicht die Zugehörigkeit zu einer Familie aus,<br />

sondern er dient zur Unterscheidung der einzelnen<br />

Mitglieder innerhalb der Familie. Er<br />

wurde früher aufgrund besonderer Eigenschaften<br />

oder als Segenswunsch gegeben.<br />

Folgende Gründe waren früher für die Namensgebung<br />

bestimmend:<br />

Heldengeist und Kriegsmut, Tiere mit Kraft<br />

und Schnelligkeit, Freundschaft und Treue,<br />

Kühnheit, Anklang an Herrschaft und Besitz,<br />

religiöse Ehrfurcht<br />

Im 10. Jahrhundert waren etwa 7000 deutsche<br />

Vornamen bekannt.<br />

Nach Aufzeichnungen von Lehrer Peter<br />

Schmidt waren in früheren Zeiten in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

unter anderen folgende Vornamen<br />

vorhanden:<br />

Männlich: Conrad, Cyriakus, Friedrich, Gottfried,<br />

Hans, Hans Courth, Hans Jost, Heinrich,<br />

Jakob, Johannes, Lorenz, Martin, Matthias,<br />

Valentin.<br />

Weiblich: Anna, Anna Catharina, Christine,<br />

Elise, Elisabeth, Catharina, Maria, Martha.<br />

Im 9. Jahrhundert wurde erstmals in Venedig<br />

ein Familienname vererbt. Im 10. Jahrhundert<br />

breitete sich die Vergabe von Familiennamen<br />

(Nachnamen) im heutigen Europa über Norditalien<br />

und Südfrankreich weiter aus. Anfang<br />

des 15. Jahrhunderts waren Familiennamen<br />

auch im deutschen Sprachraum anzutreffen.<br />

Die Familiennamen entstanden aus:<br />

Vornamen des Vaters oder der Mutter (selten)<br />

und aus den germanischen Voll­ und Kurzformen,<br />

biblischen und Heiligennamen (Hartmann,<br />

Johannes, Matthäus).<br />

Herkunftsnamen nach Ländern, Stämmen und<br />

Orten (Ungar, Franke).<br />

Wohnstättennamen aus Flurbezeichnungen<br />

und nach Häusernamen (Bachmann, Waldschmidt,<br />

Böddiger).<br />

Berufsnamen aus Standes­ und Berufsbezeichnungen<br />

(Hofmann, Schneider).<br />

Übernamen nach persönlichen Merkmalen<br />

und Eigenheiten (Groß, Klein, Schwarzkopf).<br />

Alte Familiennamen fand man zunächst in Rekrutierungslisten,<br />

in Contributionslisten (Besitzregistern),<br />

den Steuerkatastern und Lagerbüchern,<br />

alten Besitzverzeichnissen und<br />

Sippenbüchern.<br />

Erstmals offiziell dokumentiert werden Familiennamen<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohnern<br />

in einer Auflistung der steuerpflichtigen Betriebe<br />

im Salbuch von 1575. Dort werden folgende<br />

Namen genannt:<br />

Hans Braun, Beyde Hofmann, Clos Hofmann,<br />

Hans Eckel, Hans Ehrlich, Lorenz Hilgenberg,<br />

Lorenz Hucke, Konrad Iffert, Kurt Iffert, Kurt<br />

Jäckel, Clos Minklo, Hans Nörper, Hans Nolte,<br />

Kurt Steube, Hans Wiederrecht, Hans Zelter.<br />

In 1719 stehen im Steuerstock und Hausbesitzerverzeichnis<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> folgende<br />

zusätzlichen Familiennamen:<br />

Dittmar, Fischer, Gerhold, Hellwig, Mentz,<br />

Möller, Müller, Noll, Riedemann, Reuter,<br />

Schindel, Schomberg, Seitz, Sippel, Wagner,<br />

Weber.<br />

Lehrer Peter Schmidt hat in einem nach Eintragungen<br />

in den Kirchenbüchern erstellten<br />

Einwohnerverzeichnis, die Nachnahmen der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er im Lauf der Jahrhunderte<br />

aufgelistet. Ich habe aus dieser Aufstellung<br />

nur die in den einzelnen Epochen neu hinzugekommenen<br />

Namen aufgeführt:<br />

1575 Rothämel<br />

1585 Jäkle<br />

1717 – 1771:<br />

Ackermann, Aschenbrenner, Assmann, Bachmann,<br />

Barthel, Baum, Bender, Bettenhausen,<br />

Böttiger, Botte, Fend, Gabel, Granau, Gundlach,<br />

Guthardt, Hartung, Hildebrandt, Holzhauer,<br />

Horn, Köhler, Küffert (Kiefert), Kühnemann,<br />

Kruhm (Cruhm), Kriesel (Griesel),<br />

182


Namen in <strong>Schwarzenberg</strong> | 05-2<br />

Ludeloff, Löwe, Mentz, Mayntz, Mangold,<br />

Moht, Noll, Peter, Reuter, Riemann, Ringling,<br />

Rode (Rohde), Sartorius, Schanze,<br />

Schnackenberg, Schönewolf, Schomburg,<br />

Schweinsberg, Spohr, Thias, Vetter, Wolfram,<br />

Worst (Wurst), Weissbrod, Weltner, Wentzel,<br />

Werner, Zülch.<br />

1771 – 1830:<br />

Bauer, Bock, Böddiger (Bödiker), Buntwitz,<br />

Cropf, Diegeler, Dietrich, Döring, Ehebrecht,<br />

Fehr, Felmeden, Feuring, Fiegenhain, Fischer,<br />

Gerhold, Geyer, Giessler, Granau, Greulich,<br />

Gude, Günst, Haag, Harbusch, Hartmann,<br />

Heinemann Heller, Henkel, Hilche, Jäger,<br />

John, Jourdan, Kieber (Küfert ), Klein, Knipp,<br />

Knoche, Köhler, Konrad, Küchenmeister,<br />

Kühlborn, Lohr, Mänz, Marschall, Matthäus,<br />

Mehlburger, Merlau, Mischke, Moritz, Pfaffenbach,<br />

Pfeiffer, Pfropf, Prüssing, Rabe, Reichel,<br />

Reimold, Reinbold, Salzmann, Sandrock,<br />

Schaumburg, Schmidt, Schmoll, Schneider,<br />

Schulze, Sinning, Stahl, Stiegel, Strube, Vogt,<br />

Zilch.<br />

1830 – 1940:<br />

Alter, Anacker, Apel, Asmus, Aubel, Bähr,<br />

Bätzing, Bangert, Becker, Blumenstein, Bubenheim,<br />

Butte, Dietz, Dippel, Ehrhardt, Emmeluth,<br />

Engel, Fassbender, Findling, Finger,<br />

Friedrich, Fuhr, Fuhrmann, Fuldan, George,<br />

Gersting, Grau, Griesel, Grünwald, Gunkel,<br />

Häuser, Hardung, Hartje, Heiter, Herbener,<br />

Jacob, Kieper (Kieber), Kilian, Koch, Kördel,<br />

Knothe, Kühnle, Landgrebe, Leimbach, Liedlich,<br />

Liese, Malkus, Mainz, Metz, Meyfarth, Michael,<br />

Neumann, Nolde, Pfleging, Ratz, Rüdiger,<br />

Ruppel, Salzmann, Schade, Schäfer,<br />

Schantze, Schill, Schmidtkunz, Schnaudt,<br />

Schüler, Schulz, Sauer, Siemon, Sohl, Sondermann,<br />

Steuber, Stieglitz, Waldschmidt,<br />

Weingart, Wenzel, Wisch, Tesch.<br />

Bevor am 1. Januar 1876 im damaligen deutschen<br />

Reichsgebiet Standesämter zur Führung<br />

von Personenstandsregistern (Geburt­,<br />

Heirats­ und Sterberegister) eingerichtet wurden,<br />

dokumentierten die Pfarrämter Geburten,<br />

Eheschließungen und Sterbefälle in Kirchenregistern<br />

(Kirchenbüchern). Dabei kam<br />

es schon einmal vor, dass sich Namen durch<br />

Übertragungsfehler und falsche Schreibweisen<br />

änderten. (Küffert­Kiefert­Kieber­Kieper).<br />

Außerdem konnte sich früher ein Familienname<br />

durch Wohnortwechsel oder aufgrund einer<br />

neuen Berufstätigkeit noch ändern. Der<br />

offizielle Familienname wurde im Sprachgebrauch<br />

der Dorfbewohner nicht selten durch<br />

sogenannte Hausnamen ersetzt. Sie waren<br />

vor Einführung der Hausnummern die einzige<br />

eindeutige Kennzeichnung eines Anwesens/Wohnhauses.<br />

Die Bewohner eines Anwesens/Wohnhauses<br />

wurden nicht mit ihrem<br />

Familiennamen bezeichnet, sondern mit ihrem<br />

Hausnamen, der dem Vornamen jeweils vorangestellt<br />

wurde. Dies geschah überwiegend<br />

dann, wenn mehrere Familien mit dem gleichen<br />

Nachnamen im Dorf wohnten. So gab es<br />

z. B. ab 1839 in <strong>Schwarzenberg</strong> vier Familien<br />

mit dem Nachnahmen Hofmann. Sie lebten in<br />

den Häusern mit folgenden alten Hausnummern<br />

und Hausnamen:<br />

Haus Nr. 15 Husaren<br />

heute: Jahnstraße 3 Alter<br />

Haus Nr. 20<br />

heute:<br />

Höhlenroden<br />

Riedforststraße 61 Groß<br />

Haus Nr. 25 Hofmann/Alter<br />

heute: Jahnstraße 12 Schmidt<br />

Haus Nr. 29 Gossen<br />

heute: Jahnstraße 4 Bücking<br />

Die Bewohner des Hauses Nr. 15 wurden „Husaren“<br />

genannt, weil einer ihrer Vorfahren im<br />

Deutsch­Französischen Krieg von 1870/71 bei<br />

den berittenen Soldaten (Husaren) gedient<br />

hat.<br />

Die Bezeichnung „Höhlenroden“ kam von der<br />

Lage des Hauses Nr. 20 her. Es stand in der<br />

sogenannten „Höhle“, dem Ortsausgang in<br />

Richtung Röhrenfurth. Die Lage war auch für<br />

den Hausnamen des Hauses Nr. 29 entscheidend.<br />

Es stand an der alten „Gosse“, der ehemaligen<br />

Wasserstelle für das Hinterdorf.<br />

Die Hausnamen wurden dann teilweise noch in<br />

die Umgangssprache übertragen. So wurde<br />

z. B. aus Husaren – „Sooren“ und aus Höhlenroden<br />

– „Hellroden“.<br />

Justus Hofmann aus Haus Nr. 15 hieß „Sooren<br />

Just, Adam Hofmann aus Haus Nr. 20<br />

wurde „Hellroden Adam“ genannt und wenn<br />

von Konrad Hofmann aus Haus Nr. 29 gesprochen<br />

wurde geschah dies mit „Gossen Konrad“<br />

(Konner). Auch die Kinder wurden mit diesen<br />

183


05-2 | Namen in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Hausnamen benannt („Sooren Gisela“, „Hellroden<br />

Erika“, „Gossen Gerhard“).<br />

Nach dem 2. Weltkrieg kamen unter anderem<br />

durch Eheschließungen mit ortsfremden Personen<br />

und durch die Heimatvertriebenen und<br />

Ausgebombten u.a folgende neue Namen<br />

nach <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />

Groß, Helper, Hinrichs, lwanowsky, Joswig,<br />

Klemens, Karl, Kimbroskine, Kluge, Kruber,<br />

Leberl, Maas, Marotzke, Schmied, Tews.<br />

Die Familiennamen unseres Dorfes waren und<br />

sind einem stetigen Wandel unterworfen. Sie<br />

wurden und werden verändert durch Heirat,<br />

Tod, Fehlen von Nachkommen, Wegzug und<br />

Zuzug von Einwohnern. Heirateten in früheren<br />

Zeiten die meisten Menschen eines Dorfes untereinander,<br />

änderte sich das mit ihrer einsetzenden<br />

Mobilität in den fünfziger Jahren. Man<br />

lernte Partner aus anderen Regionen und Orten<br />

kennen und gründete mit ihnen eine Familie.<br />

Beim Wegzug von jungen Menschen aus<br />

unserem Dorf spielt auch die Berufswahl eine<br />

große Rolle. Je nach Schulbildung ist es<br />

manchmal schwierig, in der näheren Umgebung<br />

einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.<br />

Aus dem gleichen Grund kommen natürlich<br />

auch fremde Menschen nach <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

die in unserer Umgebung ihren Beruf ausüben<br />

und die günstigen Grundstückspreise der neu<br />

erschlossenen Baugebiete in der Ortslage unseres<br />

Dorfes nutzen. Sie sorgten dafür, dass<br />

die Einwohnerzahl auf fast sechshundert Personen<br />

anstieg und neue Namen nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

kamen. Unter diesen finden sich auch<br />

für uns fremd klingende Namen. Sie werden<br />

z.B. von Personen geführt, die als Gastarbeiter<br />

oder Migranten hier ihren Wohnsitz fanden.<br />

Auch die Öffnung der Arbeitsmärkte innerhalb<br />

der Europäischen Union (EU) trägt<br />

dazu bei, dass es neue ungewohnte Namen in<br />

unserem Dorf gibt.<br />

Nach einer Aufstellung des Bürgerbüros der<br />

Stadt Melsungen gab es im Mai 2010 folgende<br />

Nachnamen in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />

Aishazebi, Alter, Arend, Arsand, Aydin, Bachmann,<br />

Bähr, Barthel, Barwitzki, Becker, Behnken,<br />

Bettenhäuser, Beyer, Biermann, Birk,<br />

Blumenstein, Bochnia, Bonsels, Braun, Bröer,<br />

Bubenheim, Buck, Bücking, Buck­Wittich, Civale<br />

Grisafi, Coelho de Souza, Conrad, Cornelius,<br />

Cugurovic, Demirci, Deppe, Diblik, Engelhardt,<br />

Engelmann, Faude, Findling, Fiore,<br />

Friedrich, Frieler, Frommann, Garde, Geiger,<br />

Geipel, Geisel, Gerber, Gibhardt, Giese,<br />

Glumm, Goblirsch, Goldhardt, Grisafi, Groß,<br />

Hagemann, Hain, Hanemann, Harrer, Hasler,<br />

Hasler­Braun, Heiwig, Helper, Henke, Hering,<br />

Hilgenberg, Hofmann, Holube, Hruby, Ickler,<br />

Ickler­Leister, Imkeller, Iwanowski, Jacob,<br />

Jaeger, Jäger, Jarka, Jockisch, Joswig, Jungermann,<br />

Jutzi, Kaltenbach, Kappus, Karl,<br />

Kiefer, Kirchhof­Seitz, Kirschling, Kluge, Klute,<br />

Knipschild, Knop, Köber, Köhler, Konkel, Kördel,<br />

Kortendieck, Krenz, Kriegisch, Kuljici,<br />

Küllmer, Lang, Langefeld, Langheld, Lanzenberger,<br />

Leberl, Lehmann, Leister, Lenz, Liedlich,<br />

Löser, Löwe, Lüsch, Lüttges, Mainz, Mander,<br />

Marotzke, Mashraj, Mey, Meyer,<br />

Meyfarth, Mitze, Moews, Möller, Naruga­Tomaselli,<br />

Neufeld, Nickel, Nödel, Ogrodnik,<br />

Pfannkuche, Philipp, Potzkai, Reichmann,<br />

Reinhard, Richter, Riedemann, Riemann, Riemenschneider,<br />

Rockoff, Rohde, Rosenstein,<br />

Rothhämel, Rübenkönig, Runzheimer, Ruppel,<br />

Rüttger, Sattler, Schäfer, Schanze, Scheffler,<br />

Schimka, Schirmer­Durek, Schmid, Schmidt,<br />

Schnau, Schneider, Schoeben, Schulz, Schumann,<br />

Schwarz, Seifert, Seitz, Serenkov,<br />

Sichler, Siebert, Siemon, Sinning, Skrypzak,<br />

Söhlke­Köhler, Stamm, Steiniger, Stelter,<br />

Steube, Steuber, Stiebeling, Stremme, Teke,<br />

Tews, Tomaselli, Tschurikow, Vaupel, Vogelsberg,<br />

Völker, Volland, Vollmar, Weber­Lüsch,<br />

Weineck, Weinreich, Weiß, Wenzel, Wettig,<br />

Wiesner, Wilbertz, Worst, Zimmer, Zimmermann.<br />

Es gab somit in 2010 insgesamt 192 verschiedene<br />

Nachnamen in unserem Dorf. Von den in<br />

1575 im Salbuch offiziell erwähnten 16 Familiennamen<br />

sind noch drei, nämlich Hofmann,<br />

Hilgenberg und Steube vorhanden. Auch den<br />

von Lehrer Schmidt in 1575 aufgeführten Namen<br />

Rothämel gibt es, genau wie die in 1719<br />

im Steuerstock aufgeführten Namen Möller,<br />

Riedemann und Seitz, heute noch in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Ob allerdings die Personen, die heute diese<br />

alten Namen tragen, direkte Nachkommen der<br />

damals erwähnten Namensträger sind, bedarf<br />

einer gesonderten Überprüfung.<br />

Zum Schluss noch die Namen in unserem<br />

Dorf, die von einer größeren Personenzahl geführt<br />

werden:<br />

184


Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong> | 05-3<br />

In 2010 führten den Namen Hofmann 17, den<br />

Namen Schmidt 16, den Namen Siemon 12<br />

und den Namen Mashraj 9 Personen. Jeweils<br />

8 Personen hörten auf die Nachnamen Konkel,<br />

Potzkai und Schäfer.<br />

Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Es hat zu allen Zeiten Menschen gegeben, die<br />

ihre Heimat freiwillig verlassen haben oder sie<br />

verlassen mussten. Dabei spielten wirtschaftliche,<br />

religiöse, politische oder persönliche<br />

Gründe eine Rolle.<br />

Bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage<br />

in Deutschland, kam es im 19. Jahrhundert<br />

zu einer Auswandererwelle. Da seit 1848 die<br />

Meldungen von großen Goldfunden in Kalifornien<br />

auch hier in Deutschland die Runde<br />

machten, erschien Amerika für viele Auswanderer<br />

ein lohnendes Ziel zu sein. Ob das Gold,<br />

die Weite der in Amerika neu erschlossenen<br />

Landschaften, oder die proklamierten „unbegrenzten<br />

Möglichkeiten“ des Landes, die<br />

Gründe für einige <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger<br />

waren, sich zwischen 1854 und 1890 auf die<br />

gefährliche Schiffsreise zu begeben, ist nicht<br />

bekannt. Lehrer Peter Schmidt hat die Namen<br />

der Auswanderer in dem nachstehenden offiziellen<br />

Dokument, auf dem er handschriftlich<br />

den Vermerk „Verschollen in Amerika“ angebracht<br />

hat, festgehalten.<br />

Die Angaben dieses Dokuments wurden später<br />

von ihm noch durch andere Aufzeichnungen<br />

ergänzt, die in die folgende Ausführungen<br />

mit eingeflossen sind.<br />

Die ersten, die den Sprung über den „großen<br />

Teich“ wagten, waren in 1854 die beiden Brüder<br />

Justus und August Dittmar. Sie waren<br />

zwischen 25 und 30 Jahre alt, Schlosser von<br />

Beruf und wohnten im Haus Nr. 18 (heute<br />

Riedforststraße 57, Söhlke­Köhler). Sie waren<br />

angeblich von der Wanderlust gepackt worden.<br />

Über den Auswanderer Conrad Rode, der in<br />

1857 von Bremerhaven nach New York auswanderte,<br />

hat Helmut Sinning folgendes in<br />

Erfahrung gebracht: Er wurde am 5.5.1837 in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> als Sohn von Friedrich Rode<br />

und Anna Elisabeth, geb. Böddiger geboren<br />

und erlernte den Beruf eines Schmiedes. Als<br />

solcher arbeitete er auch in seiner neuen Heimat<br />

und heiratete später in Tipton, im Staat<br />

Indiana, Margarieta Gaiser, mit der er 6 Kinder<br />

hatte. Nachdem seine Frau in 1873 verstorben<br />

war, reiste er nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zurück und heiratete am 23.1.1876 Martha<br />

Elisabeth Hofmann.<br />

Die Eltern von Martha Elisabeth waren Georg<br />

und Anna Katharina Hofmann, geb. Emmeluth,<br />

wohnhaft im Haus Nr. 25 (heute Jahnstr.<br />

12, Familie Schmidt). Conrad nahm seine<br />

neue Ehefrau mit zurück über den „großen<br />

Teich“ nach Tipton. Er brachte es als Farmer<br />

zu einem gewissen Wohlstand, der es ihm ermöglichte,<br />

Geschäftsanteile anderer Firmen zu<br />

erwerben.<br />

Im Laufe der Jahre wurden dem Ehepaar 10<br />

Kinder geboren. Conrad verstarb in 1915, seine<br />

Frau in 1916, was durch einen Grabstein<br />

auf dem Friedhof von Tipton bestätigt ist.<br />

In 1864 wanderte Heinrich Ackermann, in<br />

1865 Heinrich­Wilhelm Schmoll, von Beruf<br />

Gärtner, nach Amerika aus. Zu diesen Personen<br />

fehlen weitere Angaben.<br />

Ihnen folgte in 1868 ein Einwohner mit dem<br />

Nachnamen Neumann, der im Haus Nummer<br />

35 (heute Riedforststraße 22, Kluge) gelebt<br />

haben soll.<br />

Zu dem Auswanderer Wilhelm Seitz gibt es eine<br />

hübsche Geschichte. Er heiratete am<br />

27.2.1881 Anna Catharina Rode. Am Himmel­<br />

185


05-3 | Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Verzeichnis der Auswanderer von Lehrer Peter Schmidt<br />

fahrtstag des gleichen Jahres setzte sich diese<br />

heimlich zu Verwandten nach Amerika ab. Im<br />

Oktober 1881 kam sich das Paar, wahrscheinlich<br />

durch Briefe, wieder näher und Wilhelm<br />

reiste im Alter von 30 Jahren mit seiner 12­<br />

jährigen Schwägerin zu seiner Frau nach<br />

Amerika.<br />

Weil er glaubte es in Amerika besser zu haben,<br />

verließ Jakob Geier, wohnhaft im Haus<br />

Nr. 26 (heute Jahnstraße 10, Siemon), in<br />

1882 mit seiner Mutter und Schwester Junde,<br />

damals 14 Jahre alt, <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Im Alter von 28 Jahren wanderte der Eisenbahnarbeiter<br />

Georg Bauer mit Frau und Mutter<br />

aus. Sie verließen in 1885 das Haus Nr. 48<br />

(heute Riedforststraße 33, Behnken).<br />

Der Schreiner Johannes Schmidt wanderte in<br />

1890 im Alter von 28 mit seinen Töchtern<br />

nach Amerika aus, weil es ihm in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

nicht mehr gefiel.<br />

Von den nachfolgenden Auswanderern nach<br />

Amerika sind die Jahreszahlen nicht bekannt.<br />

Es handelt sich hierbei um:<br />

Die Brüder Anton und Justus Reinbold, die im<br />

Haus Nr. 37 (heute Riedforststraße 18, Hofmann)<br />

wohnten.<br />

Konrad Hofmann aus dem Haus Nr. 29 (heute<br />

Jahnstraße 4, Bücking).<br />

Aber nicht nur nach Amerika wanderten Menschen<br />

aus. Am 21.1.1953 zog Josef Gründler<br />

mit seiner Ehefrau Elisabeth geb. Alter aus<br />

dem Haus Nr. 14 (heute Jahnstraße 1, Becker)<br />

nach Australien.<br />

Eine Familie Holfeuer mit 2 Kindern wanderte<br />

am 27.9.1953 nach Kanada aus. Ihnen folgte<br />

am 12.11.1953 eine Familie Mikulett.<br />

Bei den beiden letztgenannten Familien handelte<br />

es sich um Einwohner, die wahrscheinlich<br />

durch die Kriegswirren nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

gekommen waren.<br />

186


Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong> | 05-3<br />

Soweit die Aufzeichnungen von Lehrer Peter<br />

Schmidt über Bürger von <strong>Schwarzenberg</strong>, die<br />

in der Ferne ihr Glück finden wollten. Ob es<br />

ihnen gelungen ist, kann man heute nicht<br />

mehr nachvollziehen.<br />

Bei Nachforschungen zu anderen Themen dieses<br />

Buches habe ich Kenntnis von weiteren<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohnern erhalten, die<br />

ganz oder teilweise in den USA leben.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wanderte Konrad<br />

Schulz, ein gebürtiger <strong>Schwarzenberg</strong>er, nach<br />

den USA aus. Er war ein Sohn von Justus<br />

Schulz, der 1911 das Haus Nr. 43 (heute Seckenbach<br />

5, Weiß) erbaute. Nach einer Lehre<br />

als Stellmacher bei Valentin Waldschmidt ging<br />

er anfangs der 30­iger Jahre nach Kassel und<br />

arbeitete dort bei der Straßenbahn. Er hatte<br />

vier Kinder, von denen drei Anfang der fünfziger<br />

Jahre nach Rochester (Staat New York)<br />

gingen. Konrad Schulz folgte ihnen in 1956<br />

oder 1957 nach Rochester, wo er 1987<br />

verstarb. Seine Kinder leben heute noch in<br />

den USA.<br />

Abwechselnd in Rauschenberg (Hessen) und<br />

in Cambridge im Staat Massachusetts (USA)<br />

lebt seit 1972 Frau Gerda Becker, geb. Barthel.<br />

Sie wurde in 1937 als Schwester von<br />

Wilhelm Barthel in <strong>Schwarzenberg</strong> im Haus<br />

Nr. 16 (heute Riedforststraße 34) geboren.<br />

Der Wechsel ist bedingt durch den Beruf ihres<br />

Mannes, des Physikers Ulrich Becker, den sie<br />

1966 heiratete und der heute als Professor am<br />

Massachusetts Institute of Technology (MIT)<br />

in Cambridge arbeitet.<br />

Martina Blumenstein, geboren 1964 im Haus<br />

Nr. 38 (heute Riedforststraße 6, Blumenstein,)<br />

studierte Architektur und heiratete 1995 den<br />

US­Bürger Altura S. Michael Ewers, den sie<br />

hier in Deutschland kennen gelernt hatte. Sie<br />

zog mit ihrem Ehemann in 1997 nach San<br />

Francisco.<br />

In 1999 kauften sie sich ein Haus in Berkeley<br />

(Kalifornien), wo sie heute noch mit ihrem<br />

Ehemann und den Kindern Tavien, Kiara Maria<br />

und Magnus lebt.<br />

Es kann durchaus sein, dass in naher oder<br />

ferner Zukunft, durch die immer weiter um<br />

sich greifende Globalisierung, einige der jüngeren<br />

Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong> aus beruflichen<br />

Gründen ihre Heimat verlassen und<br />

in fremden Ländern sesshaft werden. Genau<br />

so, wie es die in diesem Beitrag aufgeführten<br />

Personen getan haben.<br />

187


6<br />

Bauern<br />

189


Bauerntum | 06-1<br />

schon früher. Nach vielen Versuchen wurde,<br />

als sich immer größerer Erfolge abzeichneten,<br />

in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Fruchtwechselwirtschaft<br />

eingeführt.<br />

Das Bild zeigt die Fruchtfolge innerhalb 3 Jahren:<br />

Weizen, Gerste, Zuckerrüben<br />

Bauern in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das bis dahin<br />

geltende germanische „Odalrecht“, vom<br />

damals geltenden römischen Recht, das nur<br />

Herren und Knechte kannte, abgelöst. Bis dahin<br />

war der bäuerliche Grundbesitz unantastbar<br />

und von keinerlei Dienstbarkeit belastet.<br />

Er wurde von Geschlecht zu Geschlecht vererbt<br />

und war nicht Eigentum eines Einzelnen,<br />

sondern der gesamten Sippe. Mit Einführung<br />

des römischen Rechts wurden viele, der bis<br />

dahin freien Bauern zu Lehnsleuten, die ihren<br />

Herren gegenüber dienst­ und zinspflichtig<br />

waren.<br />

Ab diesem Zeitpunkt konnten die früheren<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Freibauern der Aussage eines<br />

Unbekannten „Der Bauer ist an Ochsen<br />

statt, nur dass er keine Hörner hat,“ zustimmen.<br />

Da sie keine Lust hatten, sich für fremde<br />

Herren in Kriegen herumzuschlagen, sondern<br />

nur Bauern sein wollten, wurden sie zu<br />

Hofmännern. Das heißt, sie wurden zu Bearbeitern<br />

eines in Erbleihe belehnten Hofes. Als<br />

Ersatz für die Kriegsdienstpflicht forderten die<br />

Grundherren ständig steigende Fron­ oder<br />

Herrendienste und Geldabgaben, mit denen<br />

sie die Bauern ausbeuteten.<br />

Jeder Lehnsbauer war zunächst Zinsbauer<br />

oder Erbpächter, im 13. ­ 15. Jahrhundert<br />

auch Meier genannt. Er konnte wieder Freibauer<br />

werden, indem er sich loskaufte oder er<br />

sank Mitte des 15. Jahrhunderts zum Fronbauer<br />

herab, um schließlich nach den Bauernkriegen<br />

1525 Höriger oder gar Leibeigener zu<br />

werden. Davor wurden die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bauern bewahrt, denn es gab nach dem Lager­,<br />

Stück­ und Steuerbuch von 1744 keine<br />

Leibeigenen im Dorf.<br />

Nachdem Helfrich, ein Vetter oder Bruder Johann<br />

II. von <strong>Schwarzenberg</strong>, im April 1417<br />

auf das Dorf und Gericht <strong>Schwarzenberg</strong> zugunsten<br />

von Landgraf Ludwig I. verzichtet,<br />

wird <strong>Schwarzenberg</strong> herrschaftliches Lehnsund<br />

Zinsdorf.<br />

Der größte Teil der Einwohner ist dem „gnädigen<br />

Herrn Landgraf“ dienst­ und zinspflichtig.<br />

So auch die von Lehrer Schmidt für das Jahr<br />

1456 erwähnten „5 Pflüge“. Die „Pflüge“ waren<br />

wahrscheinlich 5 Ackermänner in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

die einen Pflug besaßen. 2 Hufen bewirtschafteter<br />

Fläche von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

gelangen in den Besitz adliger Herren.<br />

In 1456 mussten die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern<br />

auf Land und Wiesen den Zehnten und zusätzlich<br />

60 Zentner Frucht, 79 Albus und 13<br />

Heller Pfluggeld, sowie 6 Gänse und 4 Hähne<br />

abliefern.<br />

Im 16. Jahrhundert leiden die Bauern unter<br />

Kriegen und Fehden. Steuern, Hand­ und<br />

Spanndienste, Sachabgaben und Fruchtzinsen,<br />

lassen ihnen kaum das Notwendigste<br />

zum Leben.<br />

In 1555 streiten <strong>Schwarzenberg</strong>er Ackerleute<br />

mit ihrem Lehnsherren Johann Nordeck über 3<br />

Acker Land und ungerechte Forderungen.<br />

Allmählich befreien sich die Bauern von den<br />

Belastungen, und erlangen nach dem Bauernkrieg<br />

in 1525 bei Schmalkalden neue Freiheiten.<br />

Das Problem der Zerstückelung der Anwesen<br />

wird in 1545 dadurch gelöst, dass beim<br />

Tod der Bauern, nur die Blutsverwandten erben<br />

dürfen.<br />

Die im späteren Mittelalter erstellte Agrarverfassung<br />

Hessens erwähnt um 1570, dass in<br />

unserer Gegend für Rodungen die Waldleihe<br />

und Landsiedelleihe, eine Form von Erbpacht,<br />

zu zahlen war. Die Verpachtung erfolgte durch<br />

Erbleihurkunden, die von Rittern oder Geistlichen<br />

unterzeichnet wurden; die Pacht musste<br />

später an die landesherrlichen Rentnereien<br />

gezahlt werden. Der Pachtzins bestand aus<br />

Getreide, der sogenannten Besthaupt.<br />

191


Bauerntum | 06-1<br />

Name Besitz Abgaben<br />

1 Kurt Steube Haus, Garten, Wiese 7 1/2 Albus 3 Heller<br />

2 Hans Ehelich Haus am Bach, Wiese, 4 Albus 3 Heller<br />

2 Acker am Weinberg 1 Gans<br />

3 Clos Minklo Haus 5 Albus 2 Hahnen<br />

4 Hans Braun Haus 2 Gänse<br />

5 Hans Nörper Haus, Garten 5 Albus 2 Heller<br />

6 Kurt Jäckel Haus, Garten 2 1/2 Albus<br />

2 Hahnen<br />

7 Lorenz Hilgenberg Haus, Wiese mit Kirchhof 20 Albus Grundsteuer<br />

4 Gänse, 2 Hahnen<br />

8 Lorenz Hucke Haus 2 Albus<br />

2 Rottacker 6 Heller<br />

Weitere steuerpflichtige Personen<br />

Diese Gruppe musste neben dem Pfluggeld<br />

auch Tiere an den Lehnsherrn abgeben. Über<br />

die damalige Viehhaltung wird berichtet, dass<br />

Pferde, Ochsen, Schafe, Schweine, Gänse und<br />

Hühner gehalten werden. (Rottacker waren<br />

noch nicht endgültig gerodetes Land).<br />

Weitere Abgaben für die Bürger waren:<br />

Der Geschoß<br />

Eine Vermögenssteuer die an Walpurgis (30.<br />

April) und Michaelis (29. September) fällig<br />

war.<br />

Kuhgeld<br />

Abgabe für den Besitz von Rindvieh, ebenfalls<br />

an Walpurgis und Michaelis zu zahlen.<br />

Schaftrift<br />

Abgabe für das Recht die Schafe zu weiden.<br />

Die Abgabe wurde mit Hammeln, Lämmern<br />

und Käse bezahlt.<br />

Besthaupt<br />

Wenn ein Mann in <strong>Schwarzenberg</strong> starb,<br />

mussten die Erben, ehe der Tote begraben<br />

wurde, 2 1/2 Albus in der Renterei Melsungen<br />

bezahlen.<br />

Rauchhühner<br />

Jeder Hausbesitzer, aus dessen Haus der<br />

Rauch einer Feuerstätte aufstieg musste ein<br />

Huhn oder einen Hahn als Steuer abliefern. In<br />

1575 kamen 22 Tiere zusammen.<br />

Neben den Abgaben für ihren Besitz mussten<br />

die Menschen noch die „Türkensteuer“ bezahlen.<br />

Dies war eine Kriegssteuer, mit der man<br />

die Kämpfe gegen die, nach dem Untergang<br />

von Byzanz in 1453, nach Norden und Westen<br />

vordringenden Osmanen, finanzierte. Der<br />

Wormser Reichstag von 1521 beschloss sie<br />

zur „Rettung Gottes ewigen und allein seligmachenden<br />

Wortes ­ auch des Vaterlandes.“<br />

Weitere Steuern wurden nicht erhoben, weil<br />

die Bewohner stattdessen Dienste im Melsunger<br />

Schloss verrichten mussten.<br />

Materialabgaben (der Zehnte) wurden an die<br />

herrschaftliche Rentscheuer in Melsungen abgeliefert.<br />

Die geldlichen Zahlungen gingen an<br />

die herrschaftliche Renterei Melsungen.<br />

In dem von Landgraf Wilhelm IV. in 1585 herausgegebenen<br />

statistischem Handbuch mit<br />

dem Titel „Ökonomischer Staat“ wird mit dem<br />

Text „<strong>Schwarzenberg</strong> dienet mit dem Pfluge<br />

und auch sonst ans Haus Melsungen“ die weiter<br />

währende Abhängigkeit der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bauern beschrieben.<br />

War die wirtschaftliche Lage am Ende des 16.<br />

Jahrhunderts schon sehr trübe, verschlechterte<br />

sie sich aber noch einmal zur Zeit des<br />

Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648). Es gab<br />

Plünderungen, Verwüstungen, Wild­ und<br />

Wolfsplagen, Wilddiebereien und Bettlerunwesen.<br />

Die Häuser zerfielen, die Felder wurden<br />

nicht mehr bearbeitet. Das wenige, das<br />

193


06-1 | Bauerntum<br />

die Menschen hatten, wurde ihnen durch<br />

Truppendurchzüge und Einquartierungen genommen.<br />

Über die Trostlosigkeit des bäuerlichen Lebens<br />

berichtet ein Zeitgenosse:<br />

„Die Lage der Bauern ist bedauernswert und<br />

hart. Die Hütten sind aus Lehm und Holz. Geringes<br />

Brot und Gemüse sind ihre Speise,<br />

Wasser und Molken ihr Getränk, ein leinener<br />

Rock, ein Paar Stiefel und ein verräucherter<br />

Hut ihre Kleidung, das Volk ist jederzeit ohne<br />

Ruh, arbeitsam, aber unsauber.“<br />

In 1696/1697 beklagt sich die Gemeinde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> über den Rentmeister und<br />

über die ihr zugemuteter Dienste. Die Obrigkeit<br />

bestand trotz der schlechten Lage der Bevölkerung<br />

auf die Erfüllung der Dienstbarkeiten<br />

und der Abgabenpflicht.<br />

Abgaben im 17. ­ 18. Jahrhundert<br />

Bei den Abgaben, die jeder Bauer zu entrichten<br />

hatte, unterschied man drei Gruppen:<br />

Die Naturalabgaben, die Geldabgaben (Contribution<br />

= Steuern) und die Frondienste.<br />

Naturalabgaben:<br />

Die gewöhnliche Abgabe war der Zehnte. Man<br />

unterschied dabei 5 Arten:<br />

1. Den großen Zehnten: Das war der 10. Teil<br />

der Ernte von Korn (10. Garbe) und Wein<br />

(abgelöst um 1842)<br />

2. Den kleinen Zehnten: Er umfasste den 10.<br />

Teil von Kraut, Gemüse, Obst, Wurzelfrüchten,<br />

Gerste, Hafer (pro Acker 7 Metzen),<br />

Wicken, Erbsen, Linsen, Rüben,<br />

Hanf, Flachs und Heu (abgelöst um 1842)<br />

3. Den Vieh­ oder Blutzehnten: Er bezog sich<br />

auf alle Art nutzbaren Viehes, Geflügel, Eier,<br />

Milch, Schmalz, Käse (handhoch und so<br />

groß, dass sich eine Bauersfrau draufsetzen<br />

und ihn bedecken konnte und das<br />

Besthaupt (Vieh) oder Bestgewand<br />

(Kleidungsstück) beim Tode des Bauern<br />

4. Umsatzsteuer beim Kauf von Vieh, Leihen<br />

von Geld etc.<br />

5. Auf jede Feuerstätte musste ein Rauchhuhn<br />

entrichtet werden.<br />

Dazu waren für die Kirche u. weltlichen<br />

Herren noch Leihhühner, Fastnachtshühner,<br />

Sommerhühner und Martinsgänse abzuliefern.<br />

Geldabgaben (Contributionen)<br />

1. Pfluggeld<br />

2. Dienstgeld für das herrschaftliche Vorwerk<br />

(abgelöst um 1850)<br />

3. Geld für den Landreuther (Gerichtsdiener)<br />

4. Grundzins (Art Pachtgeld, monatliche<br />

Steuer)<br />

5. Fouragegeld (Heergeld)<br />

6. Kopfgeld (Steuer pro Kopf)<br />

7. Geschoß (Steuer) (Walpurgis­ und<br />

Michalisgeschoß) (abgelöst um 1880)<br />

8. Abgabe zur Erlaubnis der Heirat<br />

9. Zinsen für das Recht, dass der Bauer im<br />

Walde Holz lesen darf (abgelöst um 1880)<br />

Frondienste<br />

1. Hausfrondienste: Herrschaftshäuser mit<br />

Brennholz versorgen, Holz in die Küche<br />

tragen, Botendienste aller Art, Spinnen,<br />

Weben und Waschen (Frauen)<br />

3. Handdienste: Reinigung der Herrschaftsgebäude,<br />

Gartenarbeit erledigen, Mist<br />

ausbreiten, Dreschen und Mahlen des Getreides,<br />

Backen, Suchen von Pilzen und<br />

Beeren<br />

4. Spanndienste: Mist fahren, Felder bestellen,<br />

Ernte einbringen, Holz und Baumaterialen<br />

fahren<br />

5. Baudienste zum Bauen von Wegen,<br />

Brücken, Burgen, Kriegsfahrten<br />

7. Jagddienste: d.h. für die Herrschaft 2­3<br />

Jagdhunde halten, großziehen und füttern<br />

8. Gewässerdienst<br />

Die Strafen für die Nichterfüllung der Abgaben,<br />

Dienstleistungen oder bei Betrugsversuchen<br />

waren unmenschlich und grausam. Sie<br />

bestanden in Folterung, Beraubung des Augenlichtes,<br />

Abschlagen der Hände, Finger und<br />

Füße oder Verschmachten im Turm.<br />

Die Lebensweise der damaligen Bauern war<br />

äußerst einfach. Das spiegelte sich auch in<br />

194


Bauerntum | 06-1<br />

dem einfachen Hausgerät, den oft sehr primitiven<br />

Wirtschaftsgeräten und den billigen und<br />

derben Kleidungsstücken wider. Selbst das<br />

Vieh, der kostbarste Besitz der Bauern, war in<br />

einem erbärmlichen Zustand. Er bestand aufgrund<br />

der für die Herrschaft, Lehnsherren und<br />

Kirche zu leistenden Frondienste hauptsächlich<br />

aus Zugtieren. Es gab wenig Milchwirtschaft.<br />

Mit der Einführung des „Generalhufenschoss“<br />

durch Landgraf Karl um 1719 wird die Vielzahl<br />

der ständischen Steuern zu einer einzigen<br />

Grundsteuer zusammengefasst. Außerdem<br />

wird der Besitz von mittleren und kleineren<br />

Leuten entlastet. Der Generalhufenschoss<br />

wird von allen steuerbaren Äckern nach Hufenzahl<br />

(Größe) oder festgesetzten Aussaatmenge<br />

erhoben.<br />

Waren es in 1575 noch 8 Ackermänner in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, die Landbewirtschafteten,<br />

sind im Steuerstock von 1719 bereits 16, mit<br />

der Anzahl ihres Viehs, angegeben. Außerdem<br />

sind noch 8 Personen angegeben, die kein eigenes<br />

Land besaßen.<br />

Steuerstock <strong>Schwarzenberg</strong> 1719 (Auszug)<br />

Name Vorname Land Hufen Pferde Ochsen Kühe Schafe<br />

1 Dittmar Hans Courth 3/4 0 5 2 x<br />

2 Hilgenberg 1/2 3 3 3 x<br />

3 Hofmann Heinrich 1 4 2 2 x<br />

4 Hofmann Hans Courth 1 1 2 1 x<br />

5 Hofmann Hans Martin 1/2 0 5 2 x<br />

6 Hofmann Johannes Witwe 1 3 2 2 x<br />

7 Mentz (Grebe)Johannes 1/2 3 2 2 x<br />

8 Reuter Heinrich 1/2 0 4 1 x<br />

9 Riedemann Johannes jun. 1/2 0 5 2 x<br />

10 Riedemann Johannes sen. 1/2 0 5 2 x<br />

11 Schomberg Johann 1/2 2 4 2 x<br />

12 Seitz Jakob 1/2 2 4 2 x<br />

13 Seitz Debus 1 3 4 2 x<br />

14 Seitz Courth 1/2 0 4 2 x<br />

15 Seitz Adam 1/3 + 1/4 2 0 2 x<br />

16 Weber Heinrich 1/2 3 3 3 x<br />

17 Hofmann Johannes Sen. 0 0 3<br />

18 Iffert Johannes 0 0 2<br />

19 Iffert Konrad 0 0 2<br />

20 Müller Hans Curth 0 0 1<br />

21 Noll Matthias 0 0 1<br />

22 Schindel Hans Jost 0 0 1<br />

23 Seitz Martin Junior 0 0 1<br />

24 Seitz Andreas 0 0 2<br />

insgesamt 10 1/3 26 54 45 101<br />

195


06-1 | Bauerntum<br />

Die Bevölkerung musste 10 Reichstaler 28 Albus<br />

5 Heller an die Kriegskasse abliefern und<br />

zahlte 100 Rthl 6 Alb 2 Hlr allgemeine Steuern.<br />

Einzig der Grebe Mentz war steuerfrei.<br />

Für den Häuserwert des Dorfes in Höhe von<br />

5.951 Rthl mussten monatlich noch einmal 11<br />

Rthl 14 Alb 9 Hlr an Steuern aufgebracht werden.<br />

An Getreide mussten 74 Zentner Korn und 58<br />

Zentner Hafer abgeliefert werden. Dazu noch<br />

2 Gänse, 32 Hühner und 29 Hähne.<br />

In 1737 wird erstmals die Nutzfläche in der<br />

Landwirtschaft in Acker angegeben. An Ackerland<br />

sind 474 und an Wiesen 197 Acker im<br />

Gebrauch. Dabei handelt es sich um die lehnfreien<br />

Grundstücke.<br />

An Vieh gibt es im Dorf 23 Pferde, 26 Ochsen,<br />

40 Kühe, 101 Schafe und 53 Schweine.<br />

In 1739 musste man für Getreide und Erbsen<br />

folgende Preise bezahlen:<br />

1 Viertel Korn =<br />

3 Zentner ­ 2 Reichsthaler (Rthlr) ­ 16 Albus<br />

1 Viertel Weizen =<br />

3 Zentner 20 Pfund ­ 3 Rthlr ­ 16 Albus<br />

1 Viertel Gerste =<br />

2 Zentner 40 Pfund ­ 2 Rthlr<br />

1 Viertel Hafer =<br />

2 Zentner ­ 1 Rthlr<br />

1 Viertel Erbsen =<br />

3 Zentner 20 Pfund ­ 2 Rthlr<br />

Anmerkung: Die verschiedenen Gewichte für<br />

ein Viertel waren durch das „Homberger Maß“<br />

festgelegt.<br />

1 Pferd kostete im gleichen Jahr 12 Rthlr,<br />

1 Kuh 10 Rthlr und 1 Schaf 1 Rthlr.<br />

2 Hufen bewirtschafteter Fläche von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

sind 1740 im Besitz der Herren von<br />

Nordeck in Melsungen und werden von folgenden<br />

Bauern bearbeitet:<br />

Hans Courth Hofmann, Johann Zilch, Georg<br />

Peter, Konrad Iffert, Justus Sinning, Konrad<br />

Rohde und Johannes Seitz. Die Nordeckschen<br />

Ländereien lagen in folgenden Flurbezeichnungen:<br />

Herstatt, Surschlage, Berg, Eulsgraben,<br />

Spitzwiese, Molkenwiese, Mittelfeld, hinter<br />

den Erlen, Schieres Land.<br />

Ackermänner in 1744<br />

(lt. Peter Schmidt)<br />

Bachmann Gerhard ­ Dittmar Johannes ­<br />

Guthardt Johannes ­ Hofmann Nikolaus ­ Hans<br />

Martin ­ Hofmann Hans Courth ­ Kiefert Valentin<br />

­ Mentz Hans Courth ­ Reuter Johannes<br />

­ Riedemann Heinrich ­ Rose Ludwig ­ Rudeloff<br />

Hans Courth ­ Schanze Hans Courth ­<br />

Schomberg Georg ­ Seitz Jakob ­ Seitz J. Jost.<br />

Die Zahl der Ackermänner blieb nach Aufzeichnungen<br />

von Lehrer Peter Schmidt bis<br />

1892, wo es noch 15 Ackermänner gab, ziemlich<br />

konstant.<br />

Aufgrund von Verfügungen der Landgrafen<br />

wird zwischen 1719 und 1734 der gesamte<br />

Grund und Boden der Landgrafschaft vermessen.<br />

Für jeden Ort wird der Grund und Boden<br />

nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis<br />

bewertet. Die Ergebnisse wurden<br />

in „Lager­, Stück­ und Steuerbüchern“ festgehalten.<br />

Auch für <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in<br />

1744 ein solches Buch in der damals üblichen<br />

Verwaltungssprache erstellt. Aus ihm habe ich<br />

die folgenden Angaben über die Bauern von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> entnommen.<br />

An Vieh gibt es in 1744, neben einer unbekannten<br />

Zahl von Rindern und Schweinen, 21<br />

Pferde, 44 Ochsen, 33 Kühe und 80 Schafe.<br />

Das Vieh wird im Wald und auf verschiedenen<br />

anderen Flächen mit einer Größe von insgesamt<br />

ca. 5,25 ha gehütet. Darunter befindet<br />

sich auch die Koppelhude mit ca. 4,5 ha Fläche,<br />

auf die auch die Melsunger ihr Vieh treiben.<br />

Erwähnt wird auch, das die Bauern für ihr<br />

Vieh noch Futter hinzukaufen müssen. Die<br />

Schafhalter müssen der „gnädigsten Herrschaft“<br />

(Landgraf) jährlich einen Hammel und<br />

1 Lamm für das Aufschlagen des „Pferchs“<br />

abliefern. Der Pferch war ein mobiler Zaun,<br />

hinter den die Schafe, meistens in der Nacht,<br />

eingesperrt werden konnten. Dazu müssen für<br />

jedes Schaf 6 Heller Triftgeld und für die gesamte<br />

Herde noch 20 Albus Käsegeld bezahlt<br />

werden. Die Schweine werden gegen Gebühr<br />

in den herrschaftlichen Wald getrieben, aus<br />

dem der Bauer auch jährlich 3 Klafter Holz<br />

und bei Bedarf auch Bauholz erhält.<br />

Ihr Getreide müssen die Bauern in Melsungen<br />

mahlen lassen, weil es in <strong>Schwarzenberg</strong> keine<br />

Mühle gibt.<br />

196


Bauerntum | 06-1<br />

Die Beschaffenheit der Felder wird als mäßig<br />

geschildert, auch, das die besten zwischen<br />

Dorf und Fulda der Herrschaft gehören. Außerdem<br />

werden die Erträge der Felder immer<br />

wieder durch Wildfraß geschmälert.<br />

Der Geldwert von Ackerland und Wiesen ist<br />

pro Caßler Acker (0,2386 Hektar) folgendermaßen<br />

festgelegt:<br />

Beste Qualität Mittlere Qualität Schlechte Qualität<br />

Ackerland 30 Rthlr 20 Rthlr 10 Rthlr<br />

Miete pro Jahr 1 Rthlr 2/3 Rthlr 1/3 Rthlr<br />

Wiesen 35 Rthlr 24 Rthlr 12 Rthlr<br />

Miete pro Jahr 1 1/3 Rthlr 3/4 Rthlr 1/2 Rthlr<br />

Aussaat und Erntemengen 1744 pro Caßler Acker:<br />

Korn Gerste Hafer<br />

Art des Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in<br />

Bodens Caßler Garben Caßler Garben Caßler Garben<br />

Metzen Metzen Metzen<br />

gut 5 35 5,5 30 6 14<br />

mittel 5,5 20 5,5 16<br />

schlecht 5,75 14 0 0<br />

Aussaat und Erntemengen 1744 in kg pro Caßler Acker:<br />

Korn Gerste Hafer<br />

Art des Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in<br />

Bodens kg kg kg kg kg kg<br />

gut 39 146 37 125 28 58<br />

mittel 43 84 37 67<br />

schlecht 45 58 0 0<br />

Anmerkung:<br />

Umrechnung der Caßler Metzen in Kg: Ein „Viertel Caßler Maß“ hatte damals 16 Caßler Metzen<br />

und wurde allgemein mit 250 Pfund, also 125 kg, bewertet.<br />

Beim Getreide waren für das Korn (Roggen) 125 kg, bei der Gerste 107,5 kg und beim Hafer 75<br />

kg pro Viertel festgelegt.<br />

Umrechnung der Garben in kg: 60 Garben waren ein Fuder zu 2 Viertel Caßler Maß, also 500<br />

Pfund oder 250 kg. Bei den Getreidesorten wurde hier, vom Gewicht her, kein Unterschied gemacht.<br />

197


06-1 | Bauerntum<br />

An Heu bekam man von den besten Wiesen 7,<br />

den mittleren 4 und den schlechten Wiesen<br />

2 Zentner Heu.<br />

Interessant ist auch ein Vergleich zur heutigen<br />

Landwirtschaft. In 1744 war der Ertrag<br />

beim Korn das 3,7­fache, bei der Gerste das<br />

3,4­fache und beim Hafer das 2,1 fache der<br />

ausgesäten Menge. In 2011 war der Durchschnittsertrag<br />

an Getreide in Hessen 66,6<br />

Doppelzentner pro Hektar. Bei einer durchschnittlichen<br />

Aussaatmenge von 120 kg (1,2<br />

dz) pro Hektar betrug der Ertrag das 55,5 fache<br />

der Aussaatmenge.<br />

Folgende Angaben über die Größe der Feldmark<br />

sind in dem Buch von 1744 angegeben:<br />

Die Feldmark besteht aus<br />

1. 6 1/2 Hufen, deren Eigentümer (Hufner)<br />

dem Landgraf voll dienstbar sind und auch<br />

den vollen Zehnten abliefern müssen. Die<br />

Hufen enthalten 369 Acker Wiese und Garten,<br />

251 Acker Land und 8 Acker wüste<br />

Triescher.<br />

2. 2 Hufen, deren Eigentümer dem Landgrafen<br />

nur halb dienstbar sind, dafür aber<br />

dem Diakon von Melsungen, Frucht­ und<br />

andere Zinsen zu entrichten haben. Diese<br />

Hufen enthalten 43 Acker Wiesen und Garten,<br />

26 Acker Land und 1 Acker wüste<br />

Triescher.<br />

Im Kriegsfall musste der Eigentümer dieser<br />

Ländereien dem Landgrafen „zur Beschützung<br />

der hessischen Lande“ 1 Artillerieknecht,<br />

1 Pferd und 1 Wagenrad zur<br />

Verfügung stellen.<br />

3. 2 Hufen, deren Eigentümer dem Landgrafen<br />

den Zehnten abliefern müssen, ihre<br />

Zinsen aber an die Herren von Nordeck<br />

zahlen müssen. Diese Hufen enthalten 14<br />

Acker Wiesen, 76 Acker Land und 2 Acker<br />

wüste Triescher.<br />

4. 77 Acker Land, 43 Acker Wiese und 2<br />

Acker wüste Triescher als erb­ und dienstfreie<br />

Güter.<br />

5. 451 Acker Land, 191 Acker Wiesen und<br />

Garten und 22 Acker wüste Triescher Gemeindegütern.<br />

6. 1/4 Acker Garten und 1/16 Acker Wiese<br />

von Abgaben befreiten Schulgütern.<br />

Von 398 Ackern erhielt der Landgraf jede 10.<br />

und von weiteren 5 Ackern jeweils die 11.<br />

Garbe als Zehnten.<br />

Rechnet man die Flächenangaben der Ziffern<br />

1 – 6 zusammen, so erhält man folgende Flächen<br />

jeweils in Caßler Acker:<br />

Land: 881, Wiesen und Gärten: 660,31,<br />

Triescher: 35. Insgesamt: 1.576,31 Caßler<br />

Acker.<br />

Die 1.576,32 Caßler Acker ergeben nach heutigem<br />

Maß (1 Acker = 0,25 ha) 394,08 ha Gesamtfläche.<br />

Im § 34 des Lager­, Stück­ und Steuerbuchs<br />

sind die Dienste aufgeführt, die von den Pächtern<br />

der Hufenländereien, die sich im Besitz<br />

der „allergnädigsten Herschafft“ befanden, zu<br />

erbringen waren. Allgemein ist die Rede von<br />

Fahr­, Hand­ und Gehdiensten (Botengängen).<br />

Außerdem wird darauf hingewiesen,<br />

dass sie gleichsam als Gesinde in der Burg zu<br />

Melsungen zu dienen haben.<br />

Im Einzelnen ist unter anderem festgelegt:<br />

Fahrdienste<br />

1) Wenn die abzuliefernden Früchte nicht an<br />

Ort und Stelle verarbeitet wurden, so<br />

mussten diese von Röhrenfurth, <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und Melsungen nach Melsungen<br />

gefahren werden.<br />

2) Wenn die Herrschaft auf dem Mittelhof<br />

war, so mussten sie Besucher und Bedienstete<br />

von Melsungen aus dorthin fahren<br />

und auch wieder zurückholen.<br />

3) Für den herrschaftlichen Gärtner mussten<br />

alljährlich 6 Klafter Holz aus dem äußeren<br />

Kehrenbacher Forst (4 Stunden weit entfernt)<br />

geholt und nach Melsungen gefahren<br />

werden. Dazu kamen aus dem gleichen<br />

Wald noch 4 Fuder Erbsreisig und 4 Fuder<br />

Bohnenstangen. 6 Fuder Laub und 1 Fuder<br />

Moos mussten von einem 2 Stunden entfernten<br />

Ort herangefahren werden.<br />

4) Rückblicke auf geleistete Fahrdienste. Für<br />

den Umbau und die Reparatur des herrschaftlichen<br />

Schlosses zu Melsungen hatten<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

1742<br />

10 Fuder Kalk von Schnellrode, 7 Fuder<br />

Quadersteine von Ellenberg und weitere<br />

198


Bauerntum | 06-1<br />

83 Fuder Sand und Steine zum Schloss<br />

und Zehnthof gefahren.<br />

1743<br />

20 Fuder Ziegel von Ochshausen bei Kassel,<br />

24 Fuhren Platten und Quadersteine<br />

von Grifte, 69 Fuhren Klötze und Bauholz,<br />

jede Fuhre mit 1 Rthlr gerechnet, sowie<br />

185 Fuder Steine und Leimen (Lehm)<br />

ebenfalls zum Schloss und Zehnthof befördert.<br />

Daneben gab es noch weitere Fahrdienste<br />

in diesem Jahr.<br />

Anmerkung: All diese Fuhren wurden mit<br />

Pferden oder Ochsen durchgeführt. Bei<br />

den damals herrschenden Straßenverhältnissen<br />

war das harte Arbeit und eine logistische<br />

Höchstleistung.<br />

5) Es wurden ähnliche Fahrten mit dem Hinweis<br />

auf die Reparatur der Schlossdächer<br />

und des Pflasters im Schlosshof angekündigt.<br />

Handdienste<br />

1) Für Handdienste, die auf dem Vorwerk<br />

verrichtet werden mussten, zahlte jeder<br />

Hauseigentümer jährlich 7 Albus 4 Heller,<br />

von denen aber der aktuelle Grebe befreit<br />

war.<br />

2) Bei Umbauten und Reparaturen des<br />

Schlosses und des Zehnthofes in Melsungen<br />

mussten sie die erforderlichen Handdienste<br />

verrichten.<br />

3) Sie mussten das Erbsreisig und die Bohnenstangen<br />

im Garten stecken.<br />

4) Während des ganzen Jahrs kamen jede<br />

Woche 6 Personen in das Schloss um es zu<br />

reinigen. Außerdem mussten sie noch Boten­<br />

und viele andere Dienste leisten.<br />

5) Von Ostern bis Martini mussten wöchentlich<br />

12 Personen in dem herrschaftlichen<br />

Garten alle anfallenden Arbeiten, wie jäten,<br />

graben, usw. erledigen.<br />

6) Wenn an das „Amt Melsungen“ für den<br />

Landgrafen fette Hammel und Schweine<br />

abgeliefert worden waren, mussten sie<br />

diese nach Kassel bringen. Auch Ochsen,<br />

die für den Landgrafen gekauft worden<br />

waren, mussten nach Kassel überführt<br />

werden. Dazu bei Bedarf auch manchmal<br />

Briefe und dergleichen.<br />

7) Das eingelagerte Heu von den herrschaftlichen<br />

Wiesen vor Melsungen und<br />

Schwartzenberg musste, wenn es anderswo<br />

benötigt wurde, vom „Bantzen“ heruntergeholt<br />

und aufgeladen werden.<br />

Anmerkung: Der Bantzen war der Platz in<br />

der Scheune, wo früher das nicht ausgedroschene<br />

Getreide, das Stroh und das<br />

Heu gelagert wurden. Um möglichst viel<br />

Material auf wenig Raum unterzubringen,<br />

wurde es „gebantzt“, d.h. verdichtet. Das<br />

geschah durch das Festtreten der einzelnen<br />

Materiallagen. Meistens waren es die<br />

Kinder diese Arbeit ausführten.<br />

In drei Nachträgen wird noch folgendes festgeschrieben:<br />

1) Die gnädige Herrschaft bezahlt jeden<br />

Fahrdienst mit 6 Hellern und jeden Handdienst<br />

mit 3 Hellern.<br />

2) Neben den aufgeführten Diensten müssen<br />

die Hufner, genau wie alle anderen Bürger<br />

Kriegsfuhren, Straßen­, Wege­ und<br />

Brückenbaudienste leisten.<br />

3) Neben den oben genannten Dienstpflichtigen<br />

gibt es noch die Hufner Hans Curth<br />

Hofmann und Johannes Hofmann, die 2<br />

Lehnhufen und Häuser derer von Nordeck<br />

besitzen. Sie brauchen keine Hand und<br />

Fahrdienste für den Landgrafen zu verrichten.<br />

Dafür müssen sie bei eventuellen Reparaturen<br />

an den Nordeckschen Häusern in<br />

Melsungen die nötigen Handdienste leisten.<br />

4) Genau wie Hans Curth und Johannes Hofmann<br />

müssen auch alle anderen Hufner,<br />

das von der Herrschaft im Bereich ihrer als<br />

Huten (Viehweiden) genutzten Flächen,<br />

erlegte Wild, nach Melsungen transportieren.<br />

Soweit die Angaben im Lager­, Stück­ und<br />

Steuerbuch von 1744, welche die Bauern betreffen.<br />

Mit dem von Friedrich II. von Preußen (der Alte<br />

Fritz) in 1756 verfügten Kartoffelanbau und<br />

dem vermehrten Anbau von Futterklee, wird<br />

auch für die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern eine<br />

bessere Tierfütterung möglich. Die wachsen­<br />

199


Bauerntum | 06-1<br />

und Willi Jäger (ab 1947) bei Raiffeisen,<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger dort beschäftigt. In<br />

1981 wurde die Fa. Oetzel an die Volks­ und<br />

Raiffeisenbank verkauft und Raiffeisen übernahm<br />

die ehemaligen Kunden der Firma Oetzel.<br />

Heute befindet sich der Raiffeisen Landhandel<br />

am neu erbauten Kreisel der<br />

ehemaligen „Löwe“ Kreuzung an der St. Georgs­Brücke.<br />

Während der Inflation steigen Steuern und<br />

Abgaben in schwindelnde Höhen. Für Geld,<br />

das der Bauer für den Verkauf seiner Produkte<br />

bekommt, kann er sich nichts kaufen. Nach<br />

der Inflation werden die Pachten für Ländereien<br />

und Wiesen neu festgesetzt.<br />

Eine weitere Selbsthilfeaktion der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bauern war die Gründung einer<br />

Dreschgenossenschaft in 1926. Adam Hofmann,<br />

Johann Jost Reinbold und Christian Jacob<br />

kauften eine Dreschmaschine von Dieling<br />

aus Wagenfurth und konnten damit das Getreide<br />

der Landwirte dreschen.<br />

Die Maschine wurde in 1937 an die Schlosserei<br />

Meyer Melsungen verkauft. Diese übernahm<br />

danach, bis die Mähdrescher Einzug in<br />

die Landwirtschaft hielten, die Drescharbeiten<br />

im Dorf.<br />

Zu den größeren Bauern kam die Maschine<br />

auf den Hof, die Nebenerwerbslandwirte hatten<br />

die Gelegenheit, ihr Getreide vor der Linde<br />

auf der heutigen Riedforststraße zu dreschen.<br />

Bauer Christian Jacob um 1930<br />

1928 wird die Viehverwertungsgenossenschaft<br />

Melsungen gegründet, die mit Pferden<br />

und Rindvieh handelt. Viehhändler ist Rohleder<br />

aus Grebenau. Die Ferkel kaufen die Bauern<br />

bei dem Ferkelverkäufer Riemann aus<br />

Melsungen.<br />

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

ergibt sich auch für die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bauern eine neue Situation. Das Reichserbhofgesetz<br />

vom 29.6.1933 soll die Bauernhöfe<br />

vor Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang<br />

schützten.<br />

Dies geschieht dadurch, dass Höfe unter bestimmten<br />

Vorraussetzungen zu Erbhöfen erklärt<br />

werden können. Die Größe des Hofes<br />

musste zwischen 7,5 und 125 Hektar liegen.<br />

Die Mindestgröße war auf 7,5 Hektar festgelegt,<br />

weil diese Größe ausreichte, um eine<br />

bäuerliche Familie zu ernähren. Mit der Einschreibung<br />

in die Erbhofrolle, die übrigens<br />

freiwillig war, erhielt der Erbhofeigentümer<br />

den Titel „Bauer“. Alle anderen Hofbesitzer<br />

bezeichnete man als Landwirte.<br />

11 Erbhofbauern und 14 Landwirte (25 Betriebe)<br />

besitzen somit in 1934 insgesamt<br />

165,78 ha Eigentum. Die Zahl der damaligen<br />

Nebenerwerbslandwirte ist nicht bekannt.<br />

58 Viehhalter besitzen in 1934 folgendes<br />

Vieh:<br />

Dreschen auf dem Dreschplatz<br />

19 Pferde, 171 Stck. Rindvieh, 281 Schweine,<br />

79 Ziegen, 824 Hühner, 132 Gänse, 5 Enten<br />

und 3 Truthähne. Von den 19 Pferden verenden<br />

bis zum Jahresende 7 an der Blutseuche.<br />

In 1935 bauen die Bauern vermehrt Flachs<br />

und Rüben an. Sie gründen eine Eierverwertungsgesellschaft.<br />

Die tägliche Milchlieferung<br />

an die Molkerei Guxhagen liegt zwischen<br />

250 – 300 Litern. Wildschweine verursachen<br />

große Schäden auf den Feldern.<br />

203


06-1 | Bauerntum<br />

Anmerkung: Die nachfolgenden Zahlen stammen aus Aufzeichnungen von Lehrer P. Schmidt.<br />

Erbhöfe in <strong>Schwarzenberg</strong> (Stand von 1934)<br />

Haus Name Größe Viehbestand<br />

Nr. ha Pferde Kühe Schweine Schafe<br />

16 Barthel, Wilhelm 9,38 2 3 11 0<br />

35 Emmeluth, Christian 9,42 0 3 13 0<br />

29 Hofmann, Konrad 8,78 1 3 12 0<br />

17 Hofmann, Heinrich 7,95 0 4 9 0<br />

15 Hofmann, Justus 17,62 2 6 13 2<br />

24 Jacob, Christian 9,14 2 5 14 0<br />

36 Reinbold, Ludwig 7,57 1 3 10 0<br />

28 Reinbold, Marie 12,91 1 3 8 2<br />

22 Riedemann, Karl 11,31 1 5 11 0<br />

2 Salzmann, Karl 7,93 0 7 7 0<br />

11 Seitz, Konrad 7,98 2 3 10 0<br />

Summe 109,99 12 45 118 4<br />

Landwirte in <strong>Schwarzenberg</strong> ­<br />

Stand 1934<br />

Haus Name Größe<br />

Nr.<br />

ha<br />

25 Alter, Heinrich 3,60<br />

38 Blumenstein, Heinrich 4,57<br />

32 Findling, Johannes 2,38<br />

20 Hofmann, Adam 6,00<br />

40 Jäger, Heinrich 5,41<br />

12 Kördel, Jakob 5,00<br />

22 Landgrebe, Konrad 4,00<br />

32 1/2 Mainz, Wilhelm 2,35<br />

33 Riedemann, Konrad 2,92<br />

27 Ruppel, Ernst 2,44<br />

26 Siemon, Heinrich 3,12<br />

42 Sinning, Wilhelm 4,50<br />

19 Sondermann, Heinrich 4,50<br />

13 Wenzel, Martin 5,00<br />

Summe 55,79<br />

Nach einer guten Kartoffelernte, aber auch<br />

mit dem Auftreten der Schweineseuche in<br />

1937, beginnen in 1938 die Probleme mit den<br />

Arbeitskräften in der Landwirtschaft, die sich<br />

über die ganzen Kriegsjahre hinziehen. Die<br />

jungen Männer werden erst zu Wehrübungen,<br />

später dann als Soldaten eingezogen. So befinden<br />

sich 1941 vierzig Männer im Kriegsdienst.<br />

Man versucht dem Mangel abzuhelfen,<br />

indem Landjahrmädchen, Hitlerjungen, anfangs<br />

auch noch Soldaten, ab 1940 polnische<br />

Kriegsgefangene, Land­ und Zwangsarbeiter,<br />

französische Kriegsgefangene und später auch<br />

noch die Schulkinder in der Landwirtschaft arbeiten<br />

müssen.<br />

Die Betriebe leiden in diesen Zeiten, neben<br />

den kriegsbedingten Belastungen, häufig unter<br />

Viehseuchen und schlechten Witterungsbedingungen.<br />

Die Maul­ und Klauenseuche breitet sich 1938<br />

im ganzen Dorf aus und der Gemeindebulle<br />

muss geschlachtet werden. 1940 wird durch<br />

starke Regenfälle im Februar die aufgegangene<br />

Saat von den Feldern gespült. Durch die<br />

schlechte Ernte fehlt auch Stroh für das Vieh.<br />

Die Bauern behelfen sich mit Laub bei der<br />

Einstreu.<br />

In diesem Jahr beginnt auch in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

das Zeitalter des Ackerschleppers. Er<br />

204


Bauerntum | 06-1<br />

wurde von Landwirt Karl Riedemann eigentlich<br />

für die Holzabfuhr angeschafft, fand aber auch<br />

immer mehr in der Landwirtschaft Verwendung.<br />

Karl<br />

Riedemann<br />

(ca. 1950)<br />

Die Holzwirtschaft war bis dahin und auch<br />

noch später eine wichtige Einnahmequelle der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern. So führten in den<br />

Wintermonaten unter anderem die Landwirte<br />

Jakob, Barthel, Hofmann, Reinbold und Riedemann<br />

mit ihren Pferden „Rückarbeiten“ im<br />

Wald aus und sorgten für die Abfuhr des Holzes<br />

aus dem Wald.<br />

Von links: Heinrich Schäfer, Christian Jacob,<br />

Gerhard Hofmann beim Holzrücken (ca. 1963)<br />

Anmerkung: „Rücken“ ist das Transportieren<br />

der von den Holzhauern gefällten Baumstämme<br />

an eine Stelle, wo sie zerkleinert und zu<br />

Holzstößen aufgeschichtet werden konnten.<br />

Heute wird diese Arbeit nur noch ganz selten<br />

mit Pferden ausgeführt, denn auch hier hat eine<br />

moderne Technik Einzug gehalten.<br />

Dazu kommen 27 Haupt­ und Nebenerwerbsbetriebe,<br />

die einzeln kleiner sind als 7,5 ha,<br />

mit einer Gesamtgröße von 68,86 ha. Somit<br />

gibt es in 1941 38 landwirtschaftliche Betriebe<br />

mit einer Gesamtgröße von 178,55 ha, mit einem<br />

Viehbestand von 13 Pferden, 111 Kühen,<br />

215 Schweinen und 7 Schafen.<br />

Insgesamt gibt es in 1941 38 landwirtschaftliche<br />

Betriebe mit einer Gesamtgröße von<br />

178,55 ha mit 13 Pferden, 111 Kühen,<br />

215 Schweinen und 7 Schafen.<br />

1941 gibt es nur spärliches Wachstum und<br />

Auswuchs beim Getreide. Das Heu muss direkt<br />

von der Wiese an staatliche Stellen abgeliefert<br />

werden. Von der Kartoffelernte müssen<br />

20 Zentner, in späteren Jahren sogar 40<br />

Zentner pro Morgen, abgeliefert werden.<br />

Speisekartoffeln dürfen nicht mehr verfüttert<br />

werden, was die Viehhaltung erschwert. Einmal<br />

wöchentlich werden Gemüse und Salat<br />

von der Heeresverwaltung in Kassel abgeholt.<br />

Für 1 Pfund Salat erhalten die Erzeuger 8<br />

Pfennige, verkauft wird er in Kassel für 30<br />

Pfennige pro Kopf. Immer wieder muss Großvieh<br />

gegen geringe Entschädigungen abgeliefert<br />

werden. Die Kleintierzucht von Enten,<br />

Hühnern und Kaninchen nimmt zu. Im September<br />

geht ein starkes Unwetter, bei dem<br />

viele Hausdächer abgedeckt werden, über<br />

dem Dorf nieder.<br />

1942 sind nach einem harten Winter Klee und<br />

Raps zu 100 %, Roggen zu 40 %, Weizen zu<br />

90 % erfroren. Man bestellt die Felder im April<br />

mit Sommerweizen, Gerste und Raps neu. Die<br />

Ernten werden bereits auf den Feldern beschlagnahmt.<br />

Teilweise muss das Getreide mit<br />

Ausnahme des Saatgutes komplett abgeliefert<br />

werden. Die Preise für Großvieh liegen bei<br />

45 ­ 47 RM, der Verkauf von Frühkartoffeln<br />

Landwirtschaftliche Betriebe in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

am 3.12.1941<br />

Die Betriebe mit einer Größe von mehr als 7,5<br />

ha haben sich gegenüber 1934 nicht verändert.<br />

Es sind immer noch die gleichen 11 Betriebe<br />

mit einem Eigentum von 109,99 ha.<br />

(siehe vorherige Tabelle).<br />

Heuernte 1942; Justus Sondermann (auf dem<br />

Wagen); mit auf dem Bild seine Enkel Minna und<br />

Regina (von links)<br />

205


06-1 | Bauerntum<br />

Haupt­ und Nebenerwerbsbetriebe, die am 03.12. 1941 kleiner<br />

als 7,5 ha sind.<br />

Haus Name Größe Viehbestand<br />

Nr. ha Pferde Kühe Schweine Schafe<br />

25 Alter, Heinrich 3,60 0 3 4 0<br />

14 Alter, Johannes 1,75 0 1 3 0<br />

18 Bangert, Marie 0,75 0 0 1 0<br />

38 Blumenstein Heinrich 4,57 0 5 6 2<br />

31 Bubenheim, Heinrich 1,06 0 1 2 0<br />

32 Findling, Johannes 2,38 0 2 2 0<br />

20 Hofmann, Adam 6,00 0 5 6 0<br />

34 1/6 Jacob, August 0,97 0 1 2 0<br />

Jacob, Witwe 0,58 0 0 1 0<br />

40 Jäger, Heinrich 5,41 0 6 6 0<br />

12 Kördel, Jakob 5,00 0 7 5 0<br />

23 Landgrebe, Konrad 4,00 0 5 5 0<br />

32 1/2 Mainz, Wilhelm 2,35 0 3 4 0<br />

34 Malkus, Johannes 0,54 0 0 3 0<br />

30 Möller, Otto 1,47 0 1 2 0<br />

31 1/2 Reinbold, Karl 1,17 0 1 2 0<br />

33 Riedemann, Konrad 2,92 0 3 5 0<br />

27 Ruppel, Ernst 2,44 0 3 3 0<br />

1 Ruppel, Heinrich 1,00 0 0 2 0<br />

1 1/4 Schneider Herrmann 0,52 0 0 4 0<br />

43 Schulz, Justus 1,46 0 1 2 0<br />

45 Seitz, Johannes 0,86 0 0 2 0<br />

26 Siemon, Heinrich 3,12 0 3 3 0<br />

42 Sinning, Wilhelm 4,50 1 5 7 0<br />

20 1/2 Sohl, Justus 0,94 0 0 2 1<br />

19 Sondermann, Heinrich 4,50 0 4 7 0<br />

13 Wenzel, Martin 5,00 0 6 6 0<br />

27 Betriebe 68,86 1 66 97 3<br />

206


Bauerntum | 06-1<br />

Pause bei der Kartoffelernte (ca. 1955); mit auf dem Bild Heinrich und Elisabeth Kördel, Bruno Groß,<br />

Elisabeth Seitz.<br />

bringt 8 – 9 Pfg und der von Heidelbeeren<br />

30 Pfg pro Pfund. Man versucht die Produktion<br />

von Milch, Eiern und Geflügel zu steigern, indem<br />

man den Erzeugern Prämien zahlt.<br />

1944 ist die Hühnerpest im Dorf, was die Versorgungslage<br />

noch weiter verschlechtert, zumal<br />

die Bevölkerung im Dorf durch Evakuierte<br />

und Flüchtlinge im Ort gestiegen ist. Auch<br />

nach Kriegsende müssen alle Erzeugnisse bis<br />

auf die Selbstversorgerration abgeliefert werden.<br />

So darf von den Hauschlachtungen pro<br />

Person nur 32 kg Fleisch, bei Schlachtgeflügel<br />

pro Person nur 1 Stück einbehalten werden.<br />

Viele Menschen aus den Städten kommen in<br />

die Dörfer und versuchen dort Nahrungsmittel<br />

zu erhalten. Sie bieten den Bauern Schmuck<br />

und andere Dinge im Tausch an. Der sogenannte<br />

„Schwarzmarkt“ entsteht. Die Bauern<br />

bauen verstärkt Ölsaaten an. Die Landwirte<br />

Schäfer und Reinbold geben Teile ihrer Äcker<br />

ab, damit die Menschen, die kein Land besitzen,<br />

Kartoffeln und Gemüse anbauen können,<br />

um sich damit zu ernähren.<br />

Ab 1945 wurden auf Landes­ und Kreisebene<br />

die Landwirtschaftsämter eingerichtet. Zur<br />

Unterstützung dieser und anderer Behörden<br />

wird, von den Landwirten in der Gemeinde,<br />

ein Ortslandwirt gewählt. Er unterstützt die<br />

Behörden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und<br />

ist häufig Mittler zwischen Landwirtschaft,<br />

Verwaltungen und der Bevölkerung des ländlichen<br />

Raums, beim Bau von Straßen, Bahnund<br />

Leitungstrassen, Ausweisung von Schutzgebieten,<br />

usw.<br />

Für <strong>Schwarzenberg</strong> waren und sind als Ortslandwirte<br />

tätig: 1966 – 1990 Bruno Groß,<br />

1990 – 1997 Willi Sinning, 1998 ­ 2004 kommissarisch<br />

Karl­Heinz Freudenstein aus Röhrenfurth,<br />

2004 –2015 Reiner Hofmann.<br />

Neben den amtlichen Institutionen, wie Landwirtschaftsämter,<br />

usw. gibt es den, keiner politischen<br />

Partei verpflichteten, Kreisbauernverband<br />

des Schwalm­Eder­Kreises. Er vertritt<br />

die Interessen der Landwirte in der Region<br />

und bietet auch Dienstleistungen wie Unternehmensberatung,<br />

Buchführung, Verhandlungen<br />

in Rechts­, Verwaltungs­, Sozial­, Versicherungs­<br />

und Steuerangelegenheiten für die<br />

Mitglieder an.<br />

Bei der Ernährung der Bevölkerung spielte<br />

natürlich auch die Viehhaltung zu allen Zeiten<br />

eine große Rolle. Die nachstehende Tabelle<br />

gibt hauptsächlich einen Einblick über die Ent­<br />

207


06-1 | Bauerntum<br />

Bestand an Nutzvieh in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Jahr Viehhalter Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Hühner Gänse Enten Truthähne<br />

1737 23 66 101 53<br />

1744 21 77 80<br />

1881 12 251<br />

1897 24 100 50 100 30<br />

1925 53 22 134 0 223 112 537 118 13<br />

1932 59 20 161 1 276 74 1214 115 15 6<br />

1933 51 12 96 11 150 44 477 79 3 3<br />

1939 58 14 185 12 306 80 699 105<br />

1943 60 12 167 4 213 86 677 146 22<br />

1945 60 12 155 4 165 123 879 255 32 8<br />

wicklung des Viehbestands zwischen 1925<br />

und 1945.<br />

Die Zahlen für diese Jahre sind ein Ausschnitt<br />

aus einer Viehzählliste, die sich bei den Unterlagen<br />

von Lehrer P. Schmidt befand. Die Vergleichszahlen<br />

von 1737 stammen aus dem<br />

Salbuch, die von 1744 aus dem Lager­ Stückund<br />

Steuerbuch von <strong>Schwarzenberg</strong> und die<br />

von 1881 aus Unterlagen über eine Ablösung<br />

von Huterechten.<br />

Auffallend an den Zahlen sind der Rückgang<br />

der Schafzucht ab 1881, die Schwankungen in<br />

der Schweinehaltung, wobei diese zwischen<br />

1939 und 1945 mit den Ablieferbestimmungen<br />

zu erklären sind. Damit verbunden ist<br />

auch die Zunahme von Ziegen, Hühnern, Enten<br />

und Gänsen in diesem Zeitraum, die auch<br />

zur Fleischversorgung beitrugen. Stattlich war<br />

auch die Zahl der Hühner in 1932. Rechnet<br />

man die 1.214 Hühner auf die Halter um, besaß<br />

jeder von ihnen 20 Tiere.<br />

Nach der Währungsreform in 1948 und dem<br />

damit allmählich beginnenden Wirtschaftsaufschwung<br />

verändert sich auch die Landwirtschaft<br />

im Dorf. Viele Nebenerwerbslandwirte<br />

finden in Melsungen, Kassel oder Baunatal Arbeit<br />

und geben ihre Betriebe auf. Größere<br />

Bauern übernehmen die Ländereien und Wiesen<br />

und bewirtschaften sie.<br />

Georg Seitz mit Pferdegespann in der „Trift“<br />

Das Bauerndorf <strong>Schwarzenberg</strong> in 1950 mit dem<br />

Huberg im Hintergrund<br />

Zwischen 1950 und 1960 gibt es 10 Bauern,<br />

die über 10 Hektar Fläche bearbeiten und die<br />

mit ihren Familien noch ausschließlich von der<br />

Landwirtschaft leben. Die Hälfte aller Erwerbstätigen<br />

arbeitet noch in der Landwirtschaft.<br />

Es gibt 17 kleinere Betriebe mit einer<br />

Größe, die unter 5 Hektar liegt. Neben 16<br />

Pferden gibt es ca. 200 Stück Rindvieh und<br />

208


Bauerntum | 06-1<br />

nur noch 30 Ziegen im Dorf. Die Zahl der<br />

Schlepper steigt auf 20. Mähdrescher und eine<br />

Gefrieranlage werden gemeinsam genutzt.<br />

Ein Gespann mit Ochsen und Kühen beim Einfahren<br />

von Getreide<br />

1963 bewirtschaften, neben 10 Vollerwerbsbauern,<br />

noch 12 Bauern im Nebenerwerb mit<br />

insgesamt 23 Ackerschleppern und nur noch<br />

11 Pferden, die landwirtschaftlichen Flächen.<br />

Sieben der Vollbauern backen noch eigenes<br />

Brot, davon zwei im eignen Backhaus.<br />

In jenen Jahren gab es noch stabile, kostendeckende<br />

Marktpreise für die landwirtschaftlichen<br />

Produkte. Die Erlöse waren die Grundlage<br />

für die Weiterführung der damals<br />

vorhandenen Betriebe. Mit dem Beginn des<br />

Sinkens der Weltmarktpreise für Agrarerzeugnisse<br />

mussten die Betriebe immer mehr produzieren,<br />

um rentabel zu bleiben. Dies war<br />

aber nur mit immer höheren Investitionen<br />

möglich. Die Zahl der Beschäftigten in der<br />

Landwirtschaft nahm ab, die teuren Maschinen<br />

und Geräte zu.<br />

Waren in den sechziger Jahren in Deutschland<br />

noch 10 Prozent der Erwerbstätigen in der<br />

Landwirtschaft tätig, die nicht in der Lage waren,<br />

die Ernährung der Bevölkerung sicher zu<br />

stellen, so sind es heute 2 Prozent, die 90<br />

Prozent der nachgefragten Lebensmittel produzieren.<br />

Produzieren ist, wie ich meine, der<br />

richtige Ausdruck, denn längst sind die Betriebe<br />

Produktionsstätten oder gar Fabriken geworden,<br />

die mit modernsten Methoden und<br />

großem technischen Aufwand Lebensmittel<br />

herstellen.<br />

Dazu zwei Beispiele. In den letzten Jahrzehnten<br />

hat sich der Weizenertrag von etwa<br />

20 Doppelzentnern auf über 75 dz pro Hektar<br />

steigern lassen. Gab eine Kuh früher im Jahr<br />

etwa 2.000 Liter Milch im Jahr, so sind es<br />

heute im Durchschnitt fast 7.000 Liter jährlich,<br />

Spitzenkühe erreichen 10.000 Liter.<br />

Da immer mehr <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern<br />

nach 1970 nicht willens, oder in der Lage waren,<br />

ihre Betriebe neu zu organisieren, was<br />

auch mit der Struktur der Feldgemarkung zu<br />

Heuernte um 2000<br />

209


06-1 | Bauerntum<br />

tun hat, gaben immer mehr Landwirte auf. Ein<br />

Grund war auch, dass die Nachfahren der Vollerwerbsbauern,<br />

zwar noch im elterlichen Betrieb<br />

mitarbeiteten, selbst aber einen anderen<br />

Beruf hatten.<br />

In 1995 gibt es mit Gerhard Hofmann nur<br />

noch einen Vollerwerbslandwirt. Der Schwerpunkt<br />

seines Betriebs ist die Viehzucht. Diese<br />

besteht aus: 95 Bullen, 110 Schweinen und<br />

150 Ferkeln. Bei den Nebenerwerbslandwirten<br />

sind noch 2 Milchkühe, 10 Reitpferde, 38<br />

Schafe, 30 Rinder und Ammenkühe, sowie 65<br />

Schweine vorhanden.<br />

Auf den Feldern wachsen überwiegend Roggen,<br />

Weizen, Gerste, Hafer, Raps und Mais.<br />

Kartoffeln werden nur noch von 2 Nebenerwerbslandwirten<br />

für den Eigenbedarf angebaut.<br />

Die Getreidepreise für 100 kg: Roggen<br />

und Weizen je 18 DM, Raps 25 DM plus Zuschüsse<br />

der Europäischen Gemeinschaft.<br />

In 2012 gibt es keine Vollerwerbsbauern mehr<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Das Ackerland der ca. 170 Hektar großen Fläche<br />

der Feldmark wird im Nebenerwerb von<br />

Reiner Hofmann, Mirko Wenzel, Willi Sinning<br />

und Horst Schäfer bearbeitet. Sie bauen Weizen,<br />

Gerste, Roggen und Raps an. Kartoffeln<br />

und Rüben sind aus der Feldflur verschwunden.<br />

Da es keine Milchviehhaltung im Dorf<br />

mehr gibt, werden die Wiesenflächen der Gemarkung<br />

von dem Bauer Steinhagen aus Grifte<br />

genutzt.<br />

Die noch verbliebenen Landwirte erfüllen mit<br />

ihren Tätigkeiten auch wichtige Aufgaben bei<br />

der Erhaltung unserer Kulturlandschaft. Denn<br />

wo Felder und Wiesen nicht mehr bearbeitet<br />

werden, erobert sich die Natur, die von den<br />

Vorfahren kultivierten Flächen schnell zurück,<br />

was nicht immer von Vorteil ist. An Tieren gibt<br />

es in <strong>Schwarzenberg</strong> nur noch 19 Pferde, 6<br />

Schweine, 3 Schafe und ca. 30 Hühner. Von<br />

den 19 Pferden sind 8 im Besitz von <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Einwohnern.<br />

Ein Teil von IHnen ist auf dem Hof von Karl­<br />

Heinz Helper und im ehemaligen Forsthaus,<br />

bei Familie Kappus, untergestellt. Alle diese<br />

Pferde dienen ihren Besitzern nur zur Freizeitgestaltung.<br />

Sie brauchen keine harte Arbeit in<br />

der Landwirtschaft zu verrichten.<br />

Sieht man heute die vielen neuen und modernen<br />

Häuser in den Neubaugebieten, könnte<br />

man meinen, <strong>Schwarzenberg</strong> sei nie ein Bauerndorf<br />

gewesen.<br />

Aber die alten Höfe und Bauernhäuser im<br />

Ortskern sind Zeugen dafür, dass hier Generationen<br />

von Menschen der Natur Erzeugnisse<br />

für das eigene Leben und das Leben von anderen<br />

Menschen abgerungen haben.<br />

Pferde auf der Koppel<br />

210


Arbeiten auf dem Bauernhof | 06-2<br />

Arbeiten auf einem Bauernhof<br />

von Adolf Seitz<br />

Besuchen wir doch einmal einen fiktiven Bauernhof<br />

mit 30 – 40 Acker Land in der 2. Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts und schauen uns einige<br />

der damaligen Arbeitsbedingungen an.<br />

Schon früh am Morgen begann das Tagewerk.<br />

Der Bauer ging nach dem Aufstehen in den<br />

Stall. Im Winter musste er mit Hilfe von Petroleumleuchten<br />

erst einmal für Licht sorgen,<br />

da es noch keine Elektrizität im Dorf gab. Das<br />

Vieh, Pferd, Ochsen, Kühe und Kälber, musste<br />

gefüttert und getränkt werden. Die Kühe wurden<br />

von Hand gemolken. Das Futter, grün<br />

oder trocken, wurde auf der mit Muskelkraft<br />

betriebenen Häckselmaschine geschnitten.<br />

Das Wasser für das Vieh musste, da es noch<br />

keine Wasserleitung gab mit großen, schweren<br />

Holzeimern in mehreren Gängen am Brunnen<br />

oder an der Gosse im Dorf geholt werden.<br />

Dann wurde der Stall gereinigt. Der Mist wurde<br />

mit einem Schubkarren auf den Misthaufen<br />

(Miste) gefahren. Von dort wurde er dann zur<br />

Zeit der Feldbestellung auf die Felder gefahren,<br />

dort verteilt (Mistbreiten) und untergeackert.<br />

Getreideernte in der Vergangenheit<br />

Die Frau des Hauses setzte das Herdfeuer in<br />

Gang, fütterte die Schweine und das Kleinvieh<br />

(Gänse Hühner, Enten), machte ein einfaches<br />

Frühstück fertig und kümmerte sich um die<br />

Kinder. Auch sie holte das Wasser für den<br />

Haushalt am Brunnen oder an der Gosse, was<br />

natürlich viel Zeit in Anspruch nahm. Wenn<br />

auf einem solchen Betrieb eine Magd oder ein<br />

Knecht angestellt waren, so bedeutete das eine<br />

wesentliche Hilfe, die sich aber nur die<br />

besser Gestellten leisten konnten.<br />

An einigen Beispielen möchte ich auch einmal<br />

den Ablauf und den Aufwand bei der Feldarbeit<br />

darstellen. Im Frühjahr oder Herbst<br />

mussten die Felder zur Aussaat vorbereitet<br />

werden. Das hieß, Furche für Furche mit dem<br />

Ackerpflug in den Boden ziehen, die umgepflügte<br />

Erde mit der Egge glätten, das Saatgut<br />

für das Getreide mit der Hand aussäen und<br />

mit der umgedrehten Egge mit Erde bedecken.<br />

Die Rüben (Dickwurzeln) wurden damals<br />

noch mit der Hand gelegt, manche gingen<br />

nicht an und es musste nachgearbeitet<br />

werden. Die Kartoffeln wurden mit dem<br />

Ackerpflug unter die Erde<br />

gebracht und mussten,<br />

genau wie die Rüben, bis<br />

zu ihrer Ernte immer wieder<br />

bearbeitet werden.<br />

Denn das Unkraut wuchs<br />

genauso wie die Nutzpflanzen<br />

und drohte den<br />

Ernteertrag zu schmälern.<br />

Spritzmittel wurden nicht<br />

eingesetzt.<br />

Im Frühsommer kam die<br />

Zeit der der Heuernte.<br />

Schon zu Tagesbeginn<br />

gingen die Mäher auf die<br />

Wiesen und mähten das<br />

Gras mit der Sense. Danach<br />

wurde das gemähte<br />

Gras auf der Wiese verteilt<br />

und bei gutem Wetter mit<br />

211


06-2 | Arbeiten auf dem Bauernhof<br />

dem Holzrechen solange gewendet, bis es von<br />

der Sonne gedörrt war. Dann brachte man es<br />

nach Hause und transportierte es per Muskelkraft<br />

mit Gabeln in die oberen Etagen der<br />

Scheune. Wenn man mit dem Wetter Glück<br />

hatte, dauerte das Heumachen 4 – 5 Tage für<br />

ein Feld. Die täglich anfallenden Arbeiten auf<br />

dem Hof mussten natürlich auch weiter erledigt<br />

werden.<br />

Im Hochsommer folgte dann die Getreideernte.<br />

Das Getreide wurde manchmal noch mit<br />

der Sichel geschnitten oder später mit der<br />

Sense abgemäht. An der Sense war ein Gestell<br />

befestigt, das dafür sorgte, dass das abgemähte<br />

Getreide in sogenannten Mahden<br />

lag. Hinter jedem Mäher arbeitete ein Abnehmer,<br />

der das Getreide mit einem aus Getreidehalmen<br />

gefertigten „Seil“ zu Garben band.<br />

Häufig mussten Kinder diese Seile herstellen.<br />

Einfuhr des Getreides<br />

Bevor es nach Hause ging wurden die einzelnen<br />

Garben noch zu sogenannten Hügeln oder<br />

Haufen zusammengestellt. Genau wie bei der<br />

Heuernte spielte die Sonne auch bei der bei<br />

der Getreideernte eine wichtige Rolle. Denn<br />

sie trocknete sowohl das Stroh als auch die<br />

Körner in den Ähren des Getreides. Gab es zuviel<br />

Regen, wuchs das Getreide in den Ähren<br />

aus, der Ertrag wurde verringert oder die Ernte<br />

gar vernichtet. Wenn das Getreide getrocknet<br />

war, wurde es in die Scheunen eingebracht.<br />

Dazu verwendete man sogenannte<br />

„Leiterwagen“, die vom örtlichen „Wagner“<br />

(Stellmacher) und Schmied hergestellt wurden.<br />

Diese konnten bei richtiger Beladung, die<br />

gar nicht so einfach war, eine große Menge an<br />

Garben aufnehmen. Um zu verhindern, dass<br />

beim Transport des Getreides Körner verloren<br />

gingen, wurden die Wagen mit einem Tuch,<br />

dem sogenannten Wagentuch, ausgekleidet.<br />

Im Spätsommer folgte dann noch eine weitere<br />

„Grasernte“. Das sogenannte „Grummet“<br />

wurde genau wie das Heu bearbeitet und geerntet.<br />

Im Herbst mussten dann die Kartoffeln aus<br />

der Erde geholt werden. Dies geschah, entweder<br />

indem man die Kartoffeln mit Hacke oder<br />

Gabel ausgrub oder mit dem Ackerpflug ausackerte.<br />

Sie lagen dann zwischen dem Erdreich<br />

und wurden in Handarbeit aufgelesen. Nach<br />

der Kartoffellese mussten dann die Rüben<br />

oder Dickwurzeln noch in den Vorratskeller<br />

gebracht werden. Die Rüben wurden ausgerissen<br />

oder ausgegabelt. Das Kraut wurde abgeschnitten<br />

oder mit einem Stoßeisen von<br />

der Frucht getrennt und als Grünfutter für das<br />

Vieh verwendet. Die Rüben wurden entweder<br />

im Keller oder im Freien auf großen Haufen,<br />

sogenannten „Mieten“, gelagert. Die Rübenhaufen<br />

wurden mit Stroh und Erde bedeckt<br />

und so gegen den Frost geschützt. Wenn alle<br />

Felder abgeerntet waren, begann die Vorbereitung<br />

der Äcker für die Aussaat des Wintergetreides.<br />

Im November begann dann die Zeit des Dreschens.<br />

Die Garben wurden aufgeschnitten, in<br />

der Tenne auf dem „Klengetuch“ verteilt und<br />

die Körner mit Dreschflegeln<br />

aus den Ähren geschlagen. Danach<br />

wurde mit Hilfe der Worfschaufel<br />

noch die Spreu von<br />

den Körnern getrennt, Verunreinigungen<br />

entfernt und die<br />

Körner auf dem Fruchtboden<br />

gelagert.<br />

Der Winter war auch die Zeit<br />

der Reparaturen. Gebäude und<br />

Geräte mussten repariert und<br />

in Ordnung gebracht werden.<br />

Außerdem ging es im Winter in<br />

den Wald, um Holz als Heizmaterial<br />

und Werkstoff zu schlagen.<br />

Ein Höhepunkt im Jahreskreis<br />

waren die Schlachtefeste, bei dem durch das<br />

212


Arbeiten auf dem Bauernhof | 06-2<br />

Töten (Schlachten) und die Verarbeitung von<br />

Schweinen, die im Laufe des Jahres verzehrten<br />

Vorräte an Fleisch und Wurst wieder aufgefüllt<br />

wurden. Das nicht zu Wurst verarbeitet<br />

Fleisch und die abgeschälten Knochen wurden<br />

„gepökelt“, das heißt mit Hilfe von Salz haltbar<br />

gemacht.<br />

Soweit ein Einblick auf Tätigkeiten, die auf einem<br />

Bauernhof auch noch bis in das 20. Jahrhundert<br />

hinein anfielen. Sie zogen sich über<br />

das ganze Jahr hin und waren mit großer körperlicher<br />

Anstrengung verbunden.<br />

Dreschen mit dem<br />

Dreschflegel<br />

Erleichterung durch Maschinen<br />

Änderungen und Erleichterungen gab es erst,<br />

als die Mechanisierung auch in der Landwirtschaft<br />

Fuß fasste. Mit dem Einsatz des Göpels<br />

begann in der Landwirtschaft das Maschinenzeitalter.<br />

Der Göpel bestand aus einer senkrecht<br />

stehenden Welle, die durch im Kreis gehende<br />

Tiere (meistens Pferde), angetrieben<br />

wurde. Durch Riemen oder Wellen wurde<br />

dann die Kraft auf Schrotmühlen, Häckselund<br />

Dreschmaschinen übertragen.<br />

Der von Hermann Jacobi in 1834 erfundene<br />

Elektromotor, der seinen Siegeszug aber erst<br />

nach der Erfindung der Dynamomaschine<br />

durch Werner von Siemens, in 1866 antrat,<br />

sorgte für große Veränderungen und Erleichterungen<br />

im Leben der Bauern. Die Elektromotoren<br />

fanden Anwendung bei Aufzügen, mit<br />

denen Heu und Stroh in die oberen Etagen der<br />

Scheunen befördert wurden und Geräten zur<br />

Futterherstellung (Schrotmühle, Rübenmühle,<br />

Häcksler).<br />

Die Erfindung der elektrischen Melkmaschine<br />

sorgte bei der Milchviehhaltung für eine große<br />

Arbeitserleichterung und Zeitersparnis.<br />

Eine weitere Stufe der Mechanisierung wurde<br />

mit einem in 1831 in Amerika entwickelten<br />

Getreidegarbenmäher erreicht. Er war ein<br />

Vorläufer des Getreidebinders, der in 1863<br />

von seinem Erbauer, Cyrus McCormick, in<br />

Deutschland vorgeführt wurde.<br />

Die Erfindung des Knoters, einem Maschinenteil,<br />

das in der Lage war, Garn zu knoten,<br />

durch den 18­jährige John Appleby in 1857,<br />

war die Vorrausetzung für die Entwicklung<br />

dieses Mähbinders. In einem Arbeitsgang<br />

mähte er das Getreide, sammelte es zu Garben<br />

und band die Garben mit einem Seil.<br />

Während sich der Mähbinder in Amerika sehr<br />

schnell durchsetzte, ging in Deutschland die<br />

Weiterentwicklung der Maschinen für die Getreideernte<br />

erst einmal über die Mähmaschine<br />

mit Anhaublech (1882), die Handablage und<br />

den sogenannten Flügler. Ab 1930 kamen<br />

auch in Deutschland die Mähbinder zum Einsatz.<br />

Pferdegöpel oder Rossmühle<br />

Die Erfindung und Weiterentwicklung der<br />

Elektro­ und Verbrennungsmotore eröffneten<br />

auch der Landwirtschaft viele Möglichkeiten<br />

der Arbeitserleichterungen.<br />

Mähbinder von Schlepper gezogen<br />

213


06-2 | Arbeiten auf dem Bauernhof<br />

Die Erfindung der Dreschmaschine, die das<br />

Dreschen des Getreides nicht nur enorm verkürzte,<br />

sondern auch sehr vereinfachte, war<br />

der Beginn eines weiteren Umbruchs in der<br />

Landwirtschaft. Ihre Entwicklung ging von den<br />

handbetriebenen Stiftdreschern, über die<br />

Schlagleistendrescher, bis zu der in 1929 von<br />

der Firma Lanz gebauten ersten Dreschmaschine<br />

in Ganzstahlbauweise. Konnte man früher<br />

mit den Stiftdreschern nur die Körner aus<br />

dem Stroh herausschlagen, die dann noch von<br />

der Spreu und den Strohresten mit Hilfe von<br />

Windfegen getrennt wurden, gelang es mit<br />

der Weiterentwicklung der Dreschmaschinen<br />

alle Bestandteile des Getreides (Körner, Stroh<br />

und Spreu) in einem Arbeitsgang getrennt<br />

von einander zu gewinnen. Das Stroh wurde<br />

durch die angebaute Presse zu handlichen<br />

Ballen gepresst, die Spreu wurde aufgefangen<br />

und als Viehfutter genutzt. Die Körner liefen<br />

durch Reinigungssiebe direkt in die an der Maschine<br />

angehängten Säcke. Die ersten<br />

Dreschmaschinen wurden von sogenannten<br />

Lokomobilen (Dampfmaschinen) angetrieben.<br />

Ihnen folgte der Antrieb durch Ackerschlepper,<br />

bis auch hier der elektrische Strom seine<br />

Verwendung fand.<br />

In Deutschland wurde zur Ernte in 1936 erstmals<br />

ein von der Firma Claas entwickelter<br />

Mäh­Dresch­Binder eingesetzt. Die ersten<br />

selbstfahrenden Mähdrescher der gleichen<br />

Firma kamen in 1953 auf den Markt. Kleinere<br />

landwirtschaftliche Betriebe schlossen sich<br />

zusammen und kauften gemeinsam einen<br />

Mähdrescher. Anfangs war das Mähdreschen<br />

eine sehr laute und staubige Arbeit, das dem<br />

Fahrer auch in körperlicher Hinsicht einiges<br />

abverlangte. Die heutige Generation der<br />

großen Mähdrescher ist oft mit schallschluckenden,<br />

klimatisierten Kabinen ausgestattet.<br />

Modernste Computertechnik überwacht die<br />

Arbeitsvorgänge und sorgt für einen rationellen<br />

Einsatz der Maschinen. Mit der Einführung<br />

der Mähdrescher ging das Zeitalter der<br />

Dreschmaschinen zwischen 1950 und 1960<br />

allmählich zu Ende.<br />

Dreschmaschine<br />

angetrieben<br />

von<br />

einem Ackerschlepper<br />

Mähdrescher um 1960<br />

In Amerika, wo große zusammenhängende<br />

Landflächen zu bewirtschaften waren, gab es<br />

schon um 1830 Überlegungen, wie man die<br />

Arbeitsgänge Getreideschnitt und ­dreschen<br />

zusammenfassen könnte. In 1836 ließen die<br />

Amerikaner Moore und Hascall in Michigan eine<br />

Maschine patentieren, die mähen und dreschen<br />

konnte. Sie war ein wahres Ungetüm<br />

und wurde von bis zu 40 Maultieren oder Pferden<br />

gezogen. So entstand aus der Kombination<br />

von Mähmaschine und Dreschmaschine der<br />

Mähdrescher, der die Körner direkt auf dem<br />

Feld erntete. 50 Jahre später, in 1886, baute<br />

George Stockton Berry den ersten selbstfahrenden<br />

Mähdrescher, der von einer Dampfmaschine<br />

angetrieben wurde.<br />

Moderner Mähdrescher 2011<br />

214


Arbeiten auf dem Bauernhof | 06-2<br />

technisierte Maschinen mit vielen Einsatzmöglichkeiten.<br />

Die Weiterentwicklung der Anbautechnik<br />

brachte dann die sogenannten<br />

Vollernter, die in der Rüben­ und Kartoffelernte<br />

Einzug gehalten haben, hervor. Zu<br />

dieser Kategorie zählt natürlich auch der Mähdrescher.<br />

Lanz Bulldog von 1921<br />

Genau wie die Mähmaschinen und ersten<br />

Mähdrescher wurden auch die im Laufe der<br />

Zeit entwickelten Sämaschinen, Grasmäher,<br />

Heuwender, Heu­ oder Ährenrechen und Kartoffelroder<br />

durch Zugtiere (Pferde,<br />

Ochsen, Kühe) bewegt.<br />

Der Einzug der Technik in die Landwirtschaft<br />

veränderte das Leben der Menschen nachhaltig.<br />

Die notwendigen Arbeiten wurden in kürzerer<br />

Zeit und mit weniger Muskelkraft geschafft.<br />

Die gewonnene Zeit konnte man zur<br />

Erholung nutzen, aber auch zur Verbesserung<br />

des Wohlstands, indem man kleinere Betriebe<br />

im Nebenerwerb führte und sich durch ein Arbeitsverhältnis<br />

außerhalb der Landwirtschaft<br />

ein zusätzliches Einkommen verschaffte.<br />

Das änderte sich mit der Etablierung<br />

des Verbrennungsmotors in der Landwirtschaft.<br />

Vorreiter war die Firma<br />

Lanz mit ihrem bereits in 1921 gefertigten<br />

Lanz­Bulldog. Dieser war nicht<br />

ackertauglich, sondern diente als mobile<br />

Antriebsmaschine. Seine Nachfolger<br />

wurden ungefähr ab 1925 als erste<br />

Schlepper oder Traktoren mit dieser<br />

Antriebsart in Deutschland eingesetzt.<br />

Die weiterentwickelten Lanz­Bulldogs<br />

wurden auch nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

wieder gebaut. Sie dienten als<br />

Vorbild für viele andere Schleppertypen.<br />

Wegweisend in der Treckerentwicklung<br />

waren später auch die Erfindungen der<br />

hinteren Dreipunktaufhängung mit Hydraulik<br />

(Dreipunkthydraulik) und der<br />

Zapfwelle, die sich ungefähr ab 1960<br />

allgemein durchsetzten. Somit wurde<br />

aus der früher reinen Zugmaschine ein sehr<br />

vielseitig nutzbarer Geräteträger, mit dem<br />

Anbaugeräte wie Wendepflug, Sämaschine,<br />

Getreidebinder, Mähwerk, Heuwender und<br />

Ballenpresse betrieben werden konnten. Die<br />

heutigen modernen Schlepper sind hoch<br />

Lanz Bulldog nach dem 2.Weltkrieg<br />

Heute, im 21. Jahrhundert, ist die Landwirtschaft<br />

nur noch mit hoch entwickelter Technologie<br />

zu betreiben. Die körperliche Arbeit<br />

hat in dem Maße nachgelassen, wie die Technik<br />

sich weiterentwickelt hat. Dafür hat sich<br />

aber die rentable Größe eines landwirtschaftlichen<br />

Betriebs um ein Vielfaches erhöht und<br />

es gibt immer weniger Landwirte, die ihre Betriebe<br />

im Vollerwerb betreiben.<br />

Sie müssen betriebswirtschaftliche Vorausset­<br />

215


06-2 | Arbeiten auf dem Bauernhof<br />

zungen erfüllen und vielerlei Auflagen des Gesetzgebers<br />

beachten. Um dies alles leisten zu<br />

können, hat eine weitere „Maschine“ schon<br />

längst ihren Einzug in die Landwirtschaft gehalten.<br />

Es ist der Computer. Aber das ist eine<br />

ganz andere Geschichte.<br />

Schließen möchte ich mit dem Zitat eines unbekannten<br />

älteren <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern,<br />

der in 1942 zu Lehrer Peter Schmidt folgendes<br />

gesagt hat:<br />

“Die ganze heutige Arbeit mutet mich wie Kirmesmontagsarbeit<br />

an“. Er wollte damit wohl<br />

sagen, dass die damalige Arbeit viel einfacher<br />

und mit weniger Anstrengungen als in weiter<br />

zurückliegenden Zeiten getan werden konnte.<br />

Was dieser Bauer wohl zu der heutigen Landwirtschaft<br />

sagen würde?<br />

Schlepper 2011<br />

216


7<br />

Dorfhandwerk,<br />

Gewerbe und Berufe<br />

217


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

von Adolf Seitz<br />

Unsere Vorfahren waren in der Lage, viele<br />

Dinge für den täglichen Bedarf selbst herzustellen.<br />

Es gab aber Menschen, die aufgrund<br />

ihrer Fähigkeiten gewisse Tätigkeiten besser<br />

ausüben konnten, als andere. Sie spezialisierten<br />

sich und stellten für ihre Mitbewohner Produkte<br />

her, oder führten für sie Arbeiten aus.<br />

Sie waren die ersten Handwerker.<br />

So gab es für den Bau von Häusern und ihre<br />

Innenausstattung Maurer, Zimmermänner,<br />

Ziegler (Ziegelbrenner), Maler (Weißbinder),<br />

Schreiner und Töpfer. Leineweber, Schneider<br />

und Schuhmacher waren diejenigen, die Stoffe,<br />

Kleidung und Schuhe herstellten. Schmiede,<br />

Wagner oder Stellmacher sorgten dafür,<br />

dass landwirtschaftliches Gerät zur Verfügung<br />

stand, und bei Bedarf repariert wurde. Ihre<br />

Tätigkeit war deshalb bei den Bauern hoch<br />

geachtet.<br />

All diese Handwerker hatten im Dorf vollauf zu<br />

tun. Sie schufen Neues und reparierten Altes.<br />

Schöne Fachwerkhäuser wurden gebaut, Möbel<br />

und Gegenstände für den täglichen Gebrauch<br />

hergestellt, teilweise sogar mit künstlerischem<br />

Wert. Kleidung und Schuhe waren<br />

Maßanfertigungen, wurden aber oft an die<br />

nächste Generation weitergegeben.<br />

Das sprach auch für hohe Qualität, auf die<br />

man in früheren Zeiten großen Wert legte,<br />

denn jede Handwerkerleistung musste mit<br />

Geld bezahlt werden. Und das stand den Bauern<br />

nicht unbegrenzt zur Verfügung. So waren<br />

Geldsorgen der Bauern auch oft die Geldsorgen<br />

der Handwerker.<br />

Der Wirkungsraum der Handwerker war überwiegend<br />

das eigene Dorf, in dem sie meist eine<br />

kleine Werkstatt hatten. Diese war längst<br />

nicht so gut ausgestattet, wie die ihrer Kollegen<br />

in den Städten. Sie waren wirklich noch<br />

Handwerker, denn viele Tätigkeiten mussten<br />

tatsächlich von Hand, und auch vor Ort, also<br />

außerhalb der Werkstatt erledigt werden. Weil<br />

oft sowohl die Bauern, als auch die Handwerker<br />

von ihren jeweiligen Tätigkeiten nicht leben<br />

konnten, gab es auch in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Handwerker, die gleichzeitig Bauern und Bauern,<br />

die gleichzeitig Handwerker waren.<br />

Mit der zunehmenden Industrialisierung ging<br />

die Selbstproduktion der Handwerker immer<br />

weiter zurück. Sie verkauften auswärts hergestellte<br />

Produkte und verdienten ihren Lebensunterhalt<br />

bis zur Aufgabe ihrer Betriebe<br />

überwiegend mit Reparaturen.<br />

Neben den Handwerkern gab es Händler oder<br />

Kaufleute, bei denen man Dinge, die man zum<br />

Leben brauchte und nicht selbst herstellte,<br />

kaufen konnte. Anfangs war diese Personengruppe<br />

nicht ortsansässig, sondern zog mit<br />

ihren Waren über Land.<br />

Handwerker und Berufe in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Im § 17 des Lager­ Stück­ und Steuerbuchs<br />

von 1744 für <strong>Schwarzenberg</strong> werden folgende<br />

Berufe und Handwerke aufgeführt:<br />

17 Ackermänner, 1 Schneider, 1 Ziegelbrenner,<br />

1 Schiffsmann, 1 Branntweinbrenner,<br />

7 Leineweber, 1 Brechenmacher und<br />

1 Taglöhner.<br />

Leider sind die Namen der Ackermänner und<br />

anderen Berufstätigen in diesem Abschnitt des<br />

Buchs nicht genannt. Die im Verlauf dieses<br />

Artikels von mir genannten Handwerker und<br />

Personen habe ich in verschiedenen Unterlagen<br />

von Lehrer P. Schmidt gefunden, zusammengestellt<br />

und ergänzt.<br />

Die ausführlichen Beschreibungen der heute in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> nicht mehr vorhandenen Berufe<br />

des Zieglers, Korbmachers, Töpfers, Fischers,<br />

Hirten und Schäfers, Tagelöhners,<br />

Dorfknechts und Feldhüters wurden ursprünglich<br />

von P. Schmidt verfasst und von<br />

mir überarbeitet.<br />

Bei der Beschreibung der Handwerks­ und anderer<br />

Berufe in unserem Dorf möchte ich mit<br />

den Handwerkern beginnen, die dafür sorgten,<br />

dass auch die Menschen in früheren Zeiten<br />

ein Dach über dem Kopf hatten.<br />

218


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

Zimmermänner<br />

Die Menschen, die sich früher die ersten Häuser<br />

aus grob behauenen Balken bauten, waren<br />

eigentlich alle Zimmermänner oder Zimmerer.<br />

Denn sie taten das, was ein<br />

Zimmermann auch heute noch tut. Er fertigt,<br />

errichtet und repariert Teile von Bauwerken,<br />

wie Dachstühle und Fachwerk. Der Zimmererberuf<br />

erfuhr seine Blütezeit im Mittelalter, als<br />

in Städten und Dörfern größere und kleinere<br />

Fachwerkbauten entstanden. In <strong>Schwarzenberg</strong><br />

leisteten u.a. die nachstehenden Zimmermänner<br />

bei der Errichtung und Reparatur<br />

von Fachwerkbauten (Häuser und Scheunen)<br />

gute Arbeit.<br />

1831 Justus Hilgenberg; 1832 Conrad Peter;<br />

1834 – 1844 Jost Heinrich Zilch;<br />

1847 ? Barthel, Adam Peter, Heinrich Kieber;<br />

1854 M. Bauer, ? Bettenhausen;<br />

1866 Georg Scheuer; 1872 Jost Heinrich<br />

Sinning; 1873 Jakob Peter, Johann Ehrhardt;<br />

1889 Christian Rothämel; 1925 Heinrich<br />

Zilch;<br />

Maurer<br />

Als man begann, beim Hausbau zumindest die<br />

Mauern der untersten Etage aus Feld­ oder<br />

Bruchsteinen zu errichten, waren die Maurer<br />

gefragt. Sie legten auch das Fundament aus<br />

Steinen, auf dem das Haus alle Stürme und<br />

Unwetter überstehen sollte. Später mauerten<br />

sie auch die Gefache der Fachwerkhäuser mit<br />

Lehm­ oder Ziegelsteinen aus und errichteten<br />

Häuser aus Backsteinen.<br />

1853 Valentin Mainz; 1858 Christian Worst;<br />

1864 Wilhelm Mainz; 1873 Georg Schulz;<br />

1874 Justus Riedemann; 1886 Christian<br />

Mainz; 1878 Johann George Worst.<br />

Der Ziegler – Ziegelbrenner<br />

Ziegelei<br />

Der Ziegler Conrad Hellwig besaß die Konzession<br />

zum Betreiben der Ziegelhütte lt. Staatsarchiv<br />

Marburg schon in 1700. Nach ihm erhielten<br />

1755 Johannes Köhler und 1792<br />

Johannes Jost Köhler die Genehmigung zum<br />

Ziegelbrennen. Namentlich bekannt sind auch<br />

noch folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er Ziegler: 1790<br />

Konrad Köhler, 1815 Johannes Köhler.<br />

Um die in Fachwerkbauweise erbauten Häuser<br />

vor Regen, Schnee, Hitze und Kälte zu schützen,<br />

setzte man ein Dach darauf. Es bestand<br />

aus dem Dachstuhl und der Dacheindeckung.<br />

Die ersten Siedler und Bauern deckten ihre<br />

Dächer mit Schilf oder Stroh.<br />

An diesem Modell wird die Handwerkskunst der<br />

Zimmermänner deutlich<br />

Wann es die ersten aus Ton gebrannten<br />

Dachziegeln gab, lässt sich nicht einwandfrei<br />

219


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

nachweisen. Mit den Römern kamen sie aber<br />

auch nach Deutschland. Karl der Große<br />

schrieb beispielsweise in 794 n. Chr. für seine<br />

Wirtschaftshöfe Tondachziegel als Dachdeckung<br />

vor und Bischof Bernward von Hildesheim<br />

richtete zu Beginn des 11. Jahrhundert<br />

eine Ziegelbrennerei ein, um Flach­ und Hohlziegel<br />

für seine Bauten herzustellen.<br />

Diese Dachziegel wurden, wie auch Ziegelsteine,<br />

von den Zieglern (Ziegelbrennern) hergestellt.<br />

In <strong>Schwarzenberg</strong> wurde dieses Handwerk<br />

in einer Ziegelhütte am Dorfanfang aus<br />

Richtung Melsungen ausgeübt. Schon Conrad<br />

Hellwig wohnte in der Ziegelhütte, dem ehemaligen<br />

Haus Nr. 1, das später einer Familie<br />

Barthel, dann Heinrich Ruppel und Frau Elise<br />

Leberl gehörte. Heute wird es von der Familie<br />

Mander bewohnt und trägt die Hausnummer<br />

Seckenbach 2. Es wurde früher auch als „Ziegelbarthels<br />

Haus“ oder „Ziegelhütte“ bezeichnet.<br />

In der Nähe des Gebäudes gab es am Berg<br />

große, fettreiche Lehmlager. Ihr Inhalt eignete<br />

sich vorzüglich zur Ziegelherstellung. Der<br />

Lehm wurde im Herbst gestochen, aufgeschichtet<br />

und über Winter der Witterung ausgesetzt.<br />

Im Frühjahr wurde der Lehm in der<br />

Ziegelei eingesumpft, von Steinen und Klumpen<br />

gesäubert, mit blanken Füßen gut durchgetreten<br />

und wieder auf einen Haufen zusammengeschaufelt.<br />

Nicht weit von der Lehmgrube lag ein weiter,<br />

ebener und freier Platz, auf dem genügend<br />

Raum für das Formen der Ziegel war. Dies geschah<br />

in einfachen Holzformen, die der Größe<br />

der Ziegel entsprachen. Vorsichtig legte man<br />

die mit Lehm gefüllten Formen nebeneinander<br />

auf die Erde, hob die Formen ab, und ließ die<br />

Ziegel von Luft und Sonne trocknen. Bei diesem<br />

Trockenprozess, der je nach Wetter verschieden<br />

lang war, musste darauf geachtet<br />

werden, dass keine Risse in den Rohlingen<br />

entstanden. Passierte dies, wurde der Ziegel<br />

unbrauchbar und musste aussortiert werden.<br />

Waren alle Ziegel trocken, so ging man daran<br />

den Feldbrand aufzubauen. Um eine Feuerstelle,<br />

die mit Holz aufgefüllt war, legte oder<br />

stellte man die einzelnen Ziegel neben­ und<br />

übereinander pyramidenförmig auf. Diese Pyramiden<br />

waren oft bis zu zwei Meter und mehr<br />

hoch. Innerhalb des Feldbrandes ließ man<br />

zum Durchbrennen, nach allen Seiten hin, Züge<br />

frei und bedeckte, nachdem man das Holz<br />

entzündet hatte, ähnlich wie bei einem Kohlenmeiler,<br />

alles mit einer Schicht Erde. Aus<br />

Ritzen und Fugen stieg hier und da Rauch auf.<br />

Dies war das Zeichen dafür, dass das Feuer<br />

noch brannte. Es dauerte einige Tage bis die<br />

Ziegel die nötige Härte besaßen. Nach dem<br />

Brennen wurde mit dem Abbau der Feldbrandes<br />

begonnen. Nicht verwendbare Ziegel wurden<br />

aussortiert. Zu fest gebrannte Exemplare<br />

bezeichnete man damals auch schon als Klinker.<br />

Die in <strong>Schwarzenberg</strong> hergestellten<br />

Dachziegel hatten als Zeichen auf ihrer Oberseite<br />

einen kleinen Buckel. Weitere Einzelheiten<br />

über ihre Form und Größe sind nicht bekannt.<br />

Den Beruf des Zieglers gibt es nicht mehr, die<br />

Arbeitstätten sind verschwunden, aber die<br />

Ortsbezeichnung Ziegelhütte ist alten<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>ern noch bekannt.<br />

Die beiden Mädchen zeigen, wie früher der Lehm<br />

durchgetreten wurde<br />

Weißbinder<br />

Der Beruf des Weißbinders oder Malers erlebte<br />

seinen Aufschwung im 14. Jahrhundert, als in<br />

den Städten neben Kirchen, Rathäusern und<br />

220


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

Burgen auch Privathäuser von reichen Kaufleuten<br />

mit Wandmalereien geschmückt wurden.<br />

Vorher war das Tünchen der Wände mit<br />

Kalk, Sache der Maurer. Erst später entstand<br />

der Beruf des Tünchers oder Weißbinders. Der<br />

Begriff Weißbinder ist eine überwiegend hessische<br />

Bezeichnung für den Maler. Er entstand,<br />

weil der Maler noch bis etwa Mitte des letzten<br />

Jahrhunderts die weißen Farbpigmente, wie<br />

etwa vom Kalk, mit Bindemitteln zur Anstrichfarbe<br />

binden musste. Als es in der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts möglich war, Tapeten in<br />

großen Mengen herzustellen, erweiterte sich<br />

das Arbeitsfeld der Maler auch auf das Tapezieren<br />

von Wänden.<br />

1832 Conrad Peter<br />

1834 Jost Heinrich Zilch<br />

1847 Johannes Riedemann<br />

1859 Joh. Heinrich Seitz<br />

1862 Valentin Barthel<br />

1869 Andreas Peter<br />

1872 Conrad Riedemann<br />

1883 Conrad Meyfarth<br />

1909 Arnold Gude<br />

1909 Christian Jacob<br />

1956 Georg Meyfarth<br />

(In anderen Gegenden ist ein Weißbinder ein<br />

Handwerker, der das helle Holz von Fichten,<br />

Tannen oder Lärchen zu Gebinden (Fässern<br />

oder Eimern) verarbeitet. Der Beruf des Weißbinders<br />

ist dort eine Spezialform des Küfers<br />

(Böttchers)).<br />

Er war zuständig für das Anfertigen und Einsetzen<br />

von Türen und Fenstern, den Bau von<br />

Holztreppen und der Anfertigung von Möbeln.<br />

Er baute früher die „Schreine“ (Truhen, Kisten,<br />

Schränke, Särge) und war deshalb ein<br />

Schreiner.<br />

1845 Heinrich Kache (Schreinergeselle);<br />

1887 Georg Dittmar; 1938 Johannes Worst;<br />

1950 Horst Arsand. Weiter werden genannt:<br />

Blumenstein, Sohl, August Waldschmidt.<br />

Eine moderne Schreinerwerkstatt<br />

Schmiede<br />

Schreiner<br />

War der Zimmermann für die Errichtung von<br />

äußeren Bauteilen aus Holz zuständig, so begann<br />

die Arbeit des Schreiners, wenn das<br />

Haus stand.<br />

Schmied bei der Arbeit<br />

Mit dem Beginn der Eisenzeit vor etwa 2.800<br />

Jahren entwickelte sich der Beruf des<br />

Schmieds. Er war im ländlichen Raum unverzichtbar<br />

und hatte einen vielseitigen Arbeitsbereich.<br />

Eine Schreinerwerkstatt früher<br />

So gab es u.a. Hufschmiede, Waffenschmiede,<br />

Messerschmiede, Nagelschmiede, usw. Er<br />

stellte die die verschiedensten Werkstücke her<br />

und arbeitete eng mit anderen Handwerkern<br />

zusammen. So stellte er die Eisenreifen her,<br />

221


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

die von den Stellmachern für die von ihnen<br />

gefertigten Speichenräder aus Holz benötigten<br />

wurden.<br />

1751 Schmied Konrad Fend<br />

1819 Schmiedemeister Johann Peter Horn<br />

1843 Hufschmied Heinrich Knoche<br />

1847 Grobschmied Johannes Bock<br />

1848 Hufschmied Adam Knoche<br />

1869 Schmied Peter Horn<br />

1869 Schmied Conrad Sondermann<br />

1897 Schmied Justus Sondermann<br />

1944 Schmiedemeister Heinrich Sondermann<br />

In 1919 gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> auch einen<br />

Kaffeemühlenschmied mit Namen Landgrebe.<br />

Er konnte Kaffeemühlen mit einem geschmiedeten<br />

eisernen Mahlwerk herstellen. Die ersten<br />

Mühlen dieser Art tauchten Mitte des 17.<br />

Jahrhunderts in Nürnberg auf und fanden mit<br />

der Beliebtheit des Kaffees langsam ihre Verbreitung<br />

in Deutschland.<br />

Stellmacherwerkstatt<br />

Meisterbrief von Heinrich Sondermann (1931)<br />

Stellmacher und WagnerStellmacher gab es<br />

schon 4.000 Jahre vor unserer Zeit, als im<br />

Vorderen Orient die ersten Karren, anfangs<br />

mit Scheibenrädern, bald danach mit Speichenrädern,<br />

gebaut wurden. Durch die mittelalterliche<br />

Zunftordnung wurden die Stellmacher<br />

im 12. und 13. Jahrhundert aufgeteilt in<br />

„Rademacher“ und „Wagner“. Die einen fertigten<br />

die Räder und die anderen, die dazugehörigen<br />

anderen Teile eines Wagens. Sie waren<br />

sozusagen die Mechaniker des<br />

Mittelalters. Im frühen 19. Jahrhundert wurden<br />

beide Tätigkeiten unter dem Berufsbild<br />

Stellmacher wieder vereinigt.<br />

1859 Justus Emmeluth<br />

1885 Sebastian Kördel<br />

1920 Valentin Waldschmidt<br />

1955 Heinrich Kördel<br />

Heinrich Sondermann beschlägt ein Pferd<br />

Ein Holzrad<br />

entsteht<br />

222


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

Brechenmacher<br />

Johann Jost Noll übte diesen Beruf in 1766<br />

aus.<br />

Ein Brechenmacher stellte Flachsbrechen her.<br />

Das war ein einfaches Werkzeug, welches<br />

man zur Verarbeitung der Lein­ oder Flachspflanze<br />

benötigte, aus der das Gewebe oder<br />

das Tuch „Leinen“ hergestellt wurde. Die<br />

Flachsstängel sind so aufgebaut, dass ein<br />

hohler Holzkern von Fasersträngen des Bastgewebes<br />

umgeben ist. Um die Fasern nutzen<br />

zu können, muss daher das Holz zuerst zerkleinert<br />

(Brechen) und gelockert, danach entfernt<br />

werden. Das Brechen zielt nicht darauf,<br />

die Pflanzenstängel durchzubrechen, da dabei<br />

die Fasern zerbrochen würden; es geht darum,<br />

den Stängel nur anzubrechen oder zu<br />

quetschen, um alle hölzernen Teile von den<br />

Fasern zu lösen.<br />

Da sich beim Brechen nicht alle hölzernen<br />

Stängelteile von den Fasern lösten, war das<br />

Schwingen der Fasern der nächste Arbeitsschritt.<br />

Mit ihm wurden die die noch haftenden<br />

Holzteilchen herausgeklopft. Danach wurden<br />

die Fasern noch durch die Hechel<br />

gezogen, um sie zu parallelisieren und weiter<br />

zum Verspinnen, dem nächsten Arbeitsschritt,<br />

vorzubereiten. Nachdem durch das Verspinnen<br />

die Flachsfaser zu einem Faden geworden<br />

war, konnte man ihn am Webstuhl zu Leinen<br />

verarbeiten. Der Aufbereitungsprozess von<br />

Flachs bis zur spinnbaren Faser ist seit alters<br />

her gleich geblieben; er wird heute nur mit<br />

moderner Technik vollzogen.<br />

Leineweber<br />

Die Weberei ist eine der ältesten Techniken<br />

zur Herstellung von Textilien. Die Webtechnik<br />

kam vermutlich mit dem Ackerbau und der<br />

Viehzucht aus dem Osten nach Europa. Beim<br />

Ausgraben der süddeutschen Pfahlbausiedlungen<br />

aus der Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.)<br />

fand man schon Geräte zum Weben. Mit der<br />

Erfindung des Flachwebstuhls im hohen Mittelalter<br />

(11. – 13. Jahrhundert) änderte und<br />

vereinfachte sich die Produktionstechnik, mit<br />

der man aus dem auf den Feldern angebauten<br />

Flachs, Stoffe herstellen konnte. Auch Schafwolle<br />

wurde verarbeitet. Mit den gewebten<br />

Stoffen bekam der Schneider das Rohmaterial<br />

zur Herstellung von Bekleidung, wie Hemden,<br />

Jacken, Hosen und Mänteln.<br />

Alter Webstuhl<br />

Im summarischen Steuerstock von 1737 werden<br />

die Leineweber Georg Mentz, Hans Martin<br />

Seitz, Konrad Möller und Johannes Iffert mit<br />

ihren zu leistenden Steuerzahlungen aufgeführt.<br />

Leinewebermeister durfte sich nennen,<br />

wer mindestens 4 Webstühle in Betrieb hatte.<br />

Die bei ihm beschäftigten Weber oder Weberknechte<br />

verdienten in 1880 8 – 12 Mark, eine<br />

Weberin 4 – 8 Mark in der Woche.<br />

Außer den Berufswebern gab es noch Bauern,<br />

die im Winter in der großen Stube einen Webstuhl<br />

stehen hatten, wo sie gemeinsam mit<br />

dem Knecht webten. Weben war im Gegensatz<br />

zum Spinnen, das von den Mädchen und<br />

Frauen erledigt wurde, Männersache. Nach<br />

dem Lager­, Stück­ und Steuerbuch hatte sich<br />

die Zahl der Leineweber 1744 auf 7 erhöht.<br />

In <strong>Schwarzenberg</strong> waren 1934 noch 6 gebrauchsfähige<br />

Webstühle vorhanden: Sie<br />

standen bei den Familien Johannes Hofmann,<br />

Justus Hofmann, Reinbold, Seitz und Wenzel.<br />

Außerdem gab es noch 36 Spinnräder, von<br />

denen noch 6 in folgenden Haushalten benutzt<br />

wurden: Emmeluth, Justus Hofmann,<br />

Landgrebe, Reinbold, Karl Riedemann und<br />

Wenzel. Gesponnen wurde Flachs und Wolle.<br />

Schneider<br />

Der Beruf des Schneiders, der Stoffe zu Bekleidung<br />

verarbeitet, entstand in der Mitte<br />

des12. Jahrhunderts. Bis dahin wurde Kleidung<br />

in Klöstern und in den Familien herge­<br />

223


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

stellt. Handwerkszeug eines Schneiders war<br />

anfangs die Elle zum Abmessen des Stoffes,<br />

Nadel, Faden, Schere, Bügeleisen und seit<br />

dem 19. Jahrhundert, die Nähmaschine.<br />

1764 Joh. Georg Hucke; Nikolaus Lohr; Adam<br />

Lohr; 1853 Conrad Seitz; Johann Mainz; Johannes<br />

Gude; Werner Wagner; Konrad Seitz.<br />

Schuhmacher<br />

Die einjährigen Weidenschößlinge wurden<br />

jährlich in einer Höhe von 1 bis 1,5 Metern<br />

geschnitten, und dann geschält oder ungeschält<br />

verarbeitet.<br />

Zum Schälen schlug man einen Pfahl, an<br />

dessen oberem Ende man einen Schlitz einkerbte,<br />

in den Boden. Durch diesen Schlitz zog<br />

man die saftigen Weiden. Die Schale löste sich<br />

vom Holz und ließ sich leicht abnehmen. Nach<br />

dem Schälen wurden die Ruten an der Luft<br />

und Sonne möglichst schnell getrocknet, damit<br />

sie ihre weiße Farbe beibehielten. Durch<br />

Einlegen in Wasser erhielten sie ihre ursprüngliche<br />

Biegsamkeit zurück und konnten<br />

dann geflochten werden. Im Winter wurden<br />

dann aus den trockenen, weißen Weiden kleine<br />

Körbchen für Tassen und Geschirr, Kötzen<br />

und Wäschekörbe hergestellt. Aus den ungeschälten<br />

Weiden entstanden Kartoffel­ und<br />

Spreukörbe.<br />

Schusterwerkstatt<br />

Schuhmacher und Schuster sind zwei gängige<br />

Bezeichnungen für ein und denselben Handwerker.<br />

Schuhmacher ist die offizielle Berufsbezeichnung.<br />

Der Beruf des Schusters trennte<br />

sich im 5. Jahrhundert v. Chr. von dem des<br />

Gerbers. Früher gab es noch die Flickschuster,<br />

die getragener Schuhe ausbesserten und die<br />

Altmacher, die abgetragene Schuhe aufkauften,<br />

sie ausbesserten und wieder verkauften.<br />

1830 Johann Justus Peter; 1926 Heinrich<br />

Schmoll; Martin Ratz; Heinrich Reinbold.<br />

Korbmacher<br />

Neben dem Spinnen und Weben war Korbflechten<br />

ein uralter Handwerkszweig. Er entstand,<br />

weil man Behältnisse für die Lagerung<br />

und den Transport von Haushaltsgegenständen<br />

und den Erzeugnissen der Landwirtschaft<br />

benötigte. Deshalb kam man schon in grauer<br />

Vorzeit auf die Idee, aus biegsamem, meist<br />

hölzernem Material Körbe zu flechten. In unserer<br />

Gegend verwendete man dazu überwiegend<br />

Weiden, die man an Feldrainen und Flussufern<br />

anpflanzte.<br />

Korbmacher bei der Arbeit<br />

Wie viele andere Handwerke auch, spielt auch<br />

dieses in seiner alten Form heute keine Rolle<br />

mehr. Es wird in unsrer Gegend nur noch als<br />

Hobby oder zu Demonstrationszwecken ausgeübt.<br />

Aus den früheren Korbmachern sind in<br />

der heutigen Zeit Flechtwerkgestalter/innen<br />

geworden. Sie fertigen Körbe, Flechtmöbel<br />

und Kunstgegenstände, teilweise immer noch<br />

aus Weidenruten, oder Rattan, an. Das Zentrum<br />

des deutschen Flechthandwerks ist die<br />

Stadt Lichtenfels (Oberfranken), wo sich die<br />

einzige Fachschule für Korbflechterei in<br />

Deutschland befindet.<br />

1852 Konrad Dietrich; 1859 Johannes Kieber;<br />

1895 Valentin Kieber; Phillip Kieber.<br />

224


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

Töpfer (Ulmer)<br />

Als die Menschen um 3000 v. Chr. zu Ackerbauern<br />

wurden, beherrschten sie bereits die<br />

Töpferei. Sie konnten aus Lehm oder Ton einfache<br />

Gefäße, wie Töpfe, Schalen, Schüsseln<br />

und Krüge herstellen. Da dieses „irdene“ Geschirr<br />

nicht sehr haltbar war, musste immer<br />

wieder für Nachschub gesorgt werden. Im<br />

Laufe der Zeit wurde die Technik der Herstellung<br />

immer mehr verfeinert und die Qualität<br />

der Produkte nahm zu. Später benutzte man<br />

im Haushalt immer mehr Porzellan­ oder<br />

Emaillegeschirr, weil es haltbarer war.<br />

Schon 1453 werden die „Tonkaute“ und der<br />

„Illersgraben“, später „Ills­, Uells­, Eulls oder<br />

Eulersgraben“, auf dem Karlshagen, kurz vor<br />

dem Wald am uralten Sälzerweg, erwähnt.<br />

Hier gab es Tonlager, die schon in jener Zeit<br />

gewerblich ausbeutet wurden.Die Flurbezeichnungen<br />

sind Hinweise auf den Beruf des „Ulmers“<br />

(Töpfers), der hier seine Arbeitsstätte<br />

hatte. In der Tonkaute (Tongrube) wurde aus<br />

den vorhandenen Tonnestern der reine Ton<br />

herausgegraben. In Holzhütten wurde er gewässert<br />

und von Fremdteilen gereinigt. Nachdem<br />

er gebrauchsfertig eine gewisse Zeit geruht<br />

hatte, wurde er dann auf einer einfachen,<br />

mit dem Fuß angetriebenen Drehscheibe, von<br />

der kunstfertigen Hand des „Ulmers“ zu<br />

Schüsseln, Schalen, Tassen und Krügen(Schlütten)<br />

geformt.<br />

Auf primitiven<br />

Holzgestellen<br />

trockneten die<br />

handwerklichen<br />

Kunstwerke, bevor<br />

sie in einem<br />

einfachen Brennofen<br />

gebrannt<br />

wurden. Um die<br />

Gefäße wasserdicht<br />

und hart<br />

Töpfer fertigt ein Gefäß<br />

zu machen,<br />

streute man<br />

Salz in den Brennofen. So entstand eine einfache<br />

Salzglasur, durch welche die Poren der<br />

Tongefäße versiegelt wurden. Frauen vertrieben<br />

die Produkte in der Umgebung, bis hin<br />

nach Dillich, heute ein Stadtteil von Borken.<br />

Um 1580 war die Töpferei sogar über Hessen<br />

Vor dem Brennen steht das Trocknen<br />

hinaus berühmt. Nach Unterlagen des Heimatforschers<br />

Dr. Armbrust lieferten die Töpfer<br />

ihre Erzeugnisse auch an das landgräfliche<br />

Schloss in Melsungen.<br />

Einer der Töpfer, der sein Handwerk in 1749 in<br />

der Tongrube ausübte, war Johannes Schiffer<br />

aus <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Um 1900 gab es in der Tongrube noch eine<br />

Tonpresserei, die aber aus Mangel an brauchbaren<br />

Tonvorräten ihren Betrieb einstellte.<br />

Heute weisen nur noch die Flurbezeichnungen<br />

Tongrube und Eullsgraben auf das hiesige<br />

Handwerk der Ulmer hin.<br />

Schiffsmänner<br />

Nach alten Plänen von Landgraf Moritz wurde<br />

die Fulda in 1600 schiffbar gemacht. In 1601<br />

passierten die ersten Fuldaschiffe <strong>Schwarzenberg</strong><br />

auf ihrem Weg von Kassel nach Bad<br />

Hersfeld. In 1742 blühte die Fuldaschifffahrt<br />

mit Holz, Heu und Stroh. In <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Röhrenfurth und Büchenwerra gab es 12<br />

Kahnbesitzer und Holzflößer. Die Kahnbesitzer<br />

mit ihren Schiffsknechten bezeichnete man als<br />

Schiffsmänner. Da diese ihre Kähne und<br />

Schiffe nicht selbst bauten, gab es in jener<br />

Zeit auch den Beruf des Schiffbauers. Es war<br />

meistens der Stellmacher, der diese Kunst<br />

beherrschte. Laut einem Vermerk von Lehrer<br />

Peter Schmidt wurden in <strong>Schwarzenberg</strong> aber<br />

keine Schiffe gebaut.<br />

1725 Nicolaus Wurst Schiffsmann<br />

1733 Nicolaus Werner Schiffsmann<br />

1744 Heinrich Möller Schiffer<br />

1757 Conrad Worst Schiffsknecht.<br />

1775 Joh. Jost Wagner Schiffer<br />

1810 Johannes Worst Schiffsknecht<br />

1810 Johann Köhler Schiffsknecht<br />

225


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

Wasserbauaufseher und Wasserbauer<br />

Weitere Berufe im Zusammenhang mit der<br />

Flussschifffahrt waren die Berufe Uferwärter,<br />

Wasserbauaufseher und Wasserbauarbeiter.<br />

Sie hatten dafür zu sorgen, dass die Fulda in<br />

den ihnen zugeteilten Abschnitten schiffbar<br />

blieb. Dazu gehörte auch das Freihalten der<br />

Treidelpfade an den Ufern, auf denen die Pferde<br />

die Schiffe flussaufwärts zogen.<br />

Herrschaftliche Wasserbauaufseher:<br />

1780 + 1782 Conrad Noll; 1781 Johann Jost<br />

Noll; 1802, 1809, 1821 Johann Franz Noll;<br />

1836 – 1851 Gottfried Noll (auch Wasserbauer);<br />

?? Franz Noll; 1835 Heinrich Meyfarth<br />

Uferwärter.<br />

Fischer<br />

1756 Johann Jost Wagner; 1848 Johann<br />

Heinrich Schmoll;<br />

Die Fischerei ist eine der ältesten Erwerbsquellen<br />

der Menschheit. Seit 1200 lagen die<br />

Fischereirechte bei der Obrigkeit. Fischfrevel<br />

wurde genau wie Wilddieberei hart bestraft.<br />

Ein Melsunger Bürgersohn, der in 1526 die<br />

herrschaftliche Fischerei in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

bestohlen hatte, konnte sich nur durch Flucht<br />

einer Strafe entziehen.<br />

In 1500 besaß Landgraf Wilhelm II. in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> die Fischereirechte. Er verkaufte<br />

sie im gleichen Jahr gegen 300 Gulden<br />

an das Kloster Eppenberg (Kartause Gensungen;<br />

Regest Nr. 4775). Im Jahr 1604 reicht<br />

Kurt Dickhaut, nachdem der Fischer Lips Ziegler<br />

in der Fulda ertrunken war, ein Gesuch um<br />

Bestellung zum herrschaftlichen Fischer ein.<br />

In 1739 gab es eine neue Fischordnung, nach<br />

der derjenige mit 5 Reichstalern bestraft wurde,<br />

der im Besitz einer Ausrüstung zum Fischen<br />

war, aber kein eigenes oder gepachtetes<br />

Fischwasser hatte. Außerdem wurden ihm<br />

die Geräte konfisziert. Die Gemeindeordnung<br />

von 1834 schreibt vor: „Die Jagd­ und Fischereigerechtsamkeit,<br />

welche auf einer Gemeinde<br />

oder deren Glieder als solcher, sei es auf eigenem<br />

oder fremden Boden zustehen, sollen in<br />

jedem Falle verpachtet und die Aufkünfte zur<br />

Gemeindekasse gezogen werden.“<br />

Und so hatte der alte Johann Jost Wagner aus<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> 1756 von der Gemeinde als<br />

Meistbietender das Fischwasser innerhalb der<br />

Gemeindegrenze für 2,5 Reichstaler gepachtet.<br />

Bei der Ausübung seines Berufs hatte er<br />

gewisse Rechte und Pflichten zu beachten.<br />

Bei Hoch­ und trübem Wasser durfte er nicht<br />

ausfahren, machte er es dennoch, wurde er<br />

mit 20 Reichstalern bestraft. Die Laichzeiten<br />

von Petritag (22. Februar) bis zum 31. Mai<br />

waren genau zu beachten; das Nachtleuchten,<br />

Fischestechen, Schiessen, Köder legen, wie<br />

auch das Fangen mit kleineren Netzen, war<br />

verboten. Wo Aalfänge angelegt wurden,<br />

durften sie die Schifffahrt nicht behindern.<br />

Das gänzliche Absaugen des Wassers oder<br />

Trockenlegen von Flüssen oder Bächen war<br />

verboten, um den Fischen nicht das notwendige<br />

Wasser zu entziehen.<br />

Gefischt wurde mit Stellnetzen, die über Nacht<br />

im Fluss blieben und mit Zugnetzen, die mit<br />

dem Schiff geschleppt wurden. Und das ging<br />

leichter, seit die früheren, schweren selbstgewebten<br />

Hanfnetze durch die leichteren, in der<br />

Fabrik aus Baumwolle gefertigten Netze, ersetzt<br />

worden waren. Die reichste Beute<br />

machte der Fischer meistens in stillen Buchten<br />

der Fulda. Beim Einholen des Netzes merkte<br />

er bereits am Schlagen und Zerren, was der<br />

Fang einbrachte, und befriedigt lächelte er,<br />

wenn gar ein ansehnlicher Hecht sich unter all<br />

den großen und kleinen Fischen befand. Die<br />

Kleinen wanderten zurück ins Wasser, die<br />

brauchbaren Tiere zappelten bald im Kahn.<br />

Bei der Rückfahrt wurden noch die ausgelegten<br />

Aalkörbe nachgesehen, entleert und neu<br />

ausgelegt. Daheim brachte er seine Fische in<br />

den unter Wasser stehenden Fischkasten, der<br />

zur Sicherheit an einer Kette lag, um sie am<br />

nächsten Tage zum Fischmarkt oder seiner<br />

Kundschaft zu bringen.<br />

Ab 1848 übte Jost Heinrich Schmoll noch den<br />

Beruf eines Fischers hier in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

aus. Wie lange er es tat, ist nicht bekannt.<br />

Hirten und Schäfer<br />

Schon seit ältester Zeit war der Bauer Viehzüchter<br />

und hat seine besondere Aufmerksamkeit<br />

der Pflege seines Viehs zugewandt,<br />

denn es war ein Teil seines Kapitals und für<br />

ihn lebensnotwendig.<br />

226


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

So alt wie die Viehzucht ist auch der Weidebetrieb.<br />

Heute treibt man das Vieh auf eingezäunte<br />

Weiden und überlässt es ohne besondere<br />

Aufsicht sich selbst. Früher fehlten<br />

eingezäunte Weiden, aber die ganze Feldflur<br />

und sogar der Wald unterlagen der Huteberechtigung<br />

und konnten genutzt werden.<br />

Im Mittelalter war die Waldweide durch<br />

Schweine von ganz besonderer ökonomischer<br />

Bedeutung. Die Schweine stellten die wichtigste<br />

tierische Nahrungsquelle für die Bevölkerung<br />

dar. Der Wert eines Waldes wurde vor<br />

allem daran gemessen, wie viele Schweine<br />

man zur Mast in ihn treiben konnte. Die Auslese<br />

von Bäumen, mit für Schweine fressbaren<br />

Früchten (in Mitteleuropa vor allem Eicheln<br />

und Bucheckern), veränderte die<br />

Wälder.<br />

Eichen und Buchen wurden gefördert, andere<br />

Laubbäume und Nadelhölzer wurden vernachlässigt.<br />

Im Zuge der schrittweisen Ablösung<br />

der Weide­ durch die Stallhaltung des Viehs,<br />

wurden in der Neuzeit die meisten Hutewälder<br />

in Wirtschaftsforste umgewandelt. Die Waldweide<br />

wurde wegen ihrer schädlichen Auswirkung<br />

auf den Wald gesetzlich verboten und<br />

die wenigen in Mitteleuropa noch erhaltenen<br />

Hutewälder stehen heute meist unter Naturschutz.<br />

Da man das Vieh nicht herrenlos umherlaufen<br />

lassen konnte, wurden geeignete Personen,<br />

die nach hessischen Gesetzen von 1739 sogar<br />

einen vorgeschriebenen Eid zu leisten hatten,<br />

als Kuh­ bzw. Schweinehirten von den Gemeinden<br />

angestellt. Sie gehörten, wie der<br />

Feldhüter und der Nachtwächter, zu den Gemeindebediensteten.<br />

Sie nahmen ihr Amt<br />

ernst und waren treue Hüter der Herden. Je<br />

nachdem, wie es in den Dörfern Brauch war,<br />

blies der Hirte auf seinem etwa ellenlangen<br />

Kuhhorn, nach dem Morgenkaffee oder dem<br />

Mittagessen, mit eintönigem Ton sein Signal<br />

zum Austreiben des Viehs. Die Leute ließen<br />

dann schnell ihre Tiere aus dem Stall auf die<br />

Gassen. Dort sammelten sie sich, und die Hirten<br />

führten die Herden, je nach Jahreszeit und<br />

Weidemöglichkeiten, zur Hute, Trift, Heide,<br />

Wiese, zum Triesch, Acker oder in den Wald.<br />

Am liebsten zogen sie in lichte Waldungen, wo<br />

sie sich selbst der Ruhe hingeben konnten.<br />

Falls ihnen allerdings das Vieh auch einmal<br />

durchbrannte, konnten sie in ihrer Wut, grob<br />

und massiv werden. Es soll vorgekommen<br />

sein, dass ein Stück Vieh abends nicht mehr<br />

zurückkehrte, es war unterwegs verreckt<br />

(verendet), aber seltsamerweise nicht mehr<br />

zu finden. Selbst an gelinden Wintertagen<br />

wurde das Vieh auf Brachfeldern, Wiesen und<br />

Äckern geweidet. Oft waren die Hirten sehr<br />

bewandert in der Viehheilkunde; sie waren<br />

auch sehr wetterkundig und gesund, sodass<br />

es im Volksmund von den Hirten hieß: „Sie<br />

erfreuen sich einer steten Gesundheit!“<br />

Zu der Zunft der Hirten gehörten neben den<br />

Kuh­ und Schweinehirten, auch noch die<br />

Gänse­ und Schafhirten. Während die Gänse<br />

meistens von Frauen oder Kindern gehütet<br />

wurden, bildeten die Schafhirten, Schäfer und<br />

Schafmeister eine besondere Berufsgruppe.<br />

Sie wurden nicht von der Gemeinde, sondern<br />

von den Schafbesitzern angestellt. Einer der<br />

Hirten war der „Schäferwillem“, dessen richtiger<br />

Name nicht überliefert ist. Wenn seine<br />

Schafe ihm nicht aufs Wort gehorchten, dann<br />

konnte er zornig werden. Und dann hatten<br />

seine beiden Hunde Widu und Treff viel zu<br />

tun. Er trug im Sommer und Winter die gleiche<br />

Kleidung. Er liebte die Arbeit mit den<br />

Schafen, aber andere Tätigkeiten mied er wie<br />

eine schlimme Krankheit. Deshalb behaupteten<br />

böse Zungen, er sei faul wie „Schippenmist“.<br />

Aber eine Arbeit gab es, die der Schäferwillem<br />

sich nicht nehmen ließ. Wenn die kalten Tage<br />

des Winters kamen, war er Helfer bei den<br />

Hausschlachtungen und erlebte dann gute<br />

Zeiten. Um Weihnachten spielte er gern den<br />

Nikolaus oder Weihnachtsmann. Er bekleidete<br />

sich mit Strumpfmütze und Mantel, um den er<br />

ein Strohseil band, und gebärdete sich als<br />

furchtbarer Mann. Die Kinder hatten dann<br />

große Angst vor ihm.<br />

Als Schäfer gehörte er zu den Besten, die es<br />

hier in der Gegend gab. Und deshalb wurde er<br />

jedes Jahr am Peterstag (22. Februar) immer<br />

wieder von den Schafbesitzern unter Vertrag<br />

genommen.<br />

Wie wichtig die Tätigkeit der Hirten war und<br />

wie hoch sie von der Bevölkerung eingeschätzt<br />

wurde, sieht man vielleicht daran,<br />

dass Hirten in früheren Zeiten besser bezahlt<br />

wurden als Lehrer. Es soll sogar Lehrer gegeben<br />

haben, die deshalb ihren Beruf aufgegeben<br />

und als Hirten gearbeitet haben.<br />

227


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

Neben privaten Schafhaltern muss auch die<br />

Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> Schafe besessen<br />

haben, denn auch sie wurde bei der Ablösung<br />

der Huterechte für die Schafe in 1873 und<br />

1882 mit Geldbeträgen abgefunden. Mit Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts ging die Schafzucht<br />

rapide zurück. In 1925 gab es nach Aufzeichnungen<br />

von Lehrer Schmidt keine Schafe<br />

mehr im Dorf. In der Zeit von 1932 bis 1945<br />

wurden in verschiedenen Jahren zwischen 1<br />

und 12 Schafen im Ort gehalten.<br />

Eine Schafherde vor <strong>Schwarzenberg</strong> (um 1960)<br />

Namentlich bekannt sind folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Hirten:<br />

1720 ­ 1749 Johannes Granau<br />

1737 Jakob Schweinsberg<br />

1740 Hans Martin Seitz<br />

1744 ……. Müller<br />

1750 Johann Wilhelm Kulmann<br />

1761 Werner Hofmann<br />

1769 Heinrich Füllgrebe<br />

1772 Nikolaus Prüssing<br />

1775 Johannes Adam Heller<br />

1777 Johann Jost Schönewolf<br />

1778 Johannes Greulich<br />

1783 ­ 1786 Werner Hofmann<br />

1788 ­ 1794 Martin Vogt<br />

1796 ­ 1808 Andreas Schmidt<br />

1808 Heinrich Gerstung<br />

1821 Justus Schulz<br />

1828 Martin Worst<br />

1829 ­ 1852 Christian Worst<br />

1834 Konrad Schomberg<br />

1853 Heinrich Hartje<br />

1857 Johann Jost Schulz<br />

1872 Heinrich Dietrich<br />

Von den Schäfern sind folgende Namen überliefert:<br />

1781 Valentin Rabe<br />

1787 Balthasar Knipps<br />

(durchgebrannt)<br />

1802 Nicolaus Merle<br />

1808 Johann Georg Döring<br />

1820 Werner Klein<br />

1837 Adam Gunkel<br />

1852 ­ 1871 Johannes Gunkel<br />

1862 Konrad Roß<br />

1884 Heinrich Reinbold<br />

Schafe in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Jahr Schafhalter Schafe<br />

1719 16 101<br />

1744 80<br />

1873 15 100<br />

1881 12 251<br />

1882 13<br />

1885 13<br />

1897 50<br />

Berufe in der Landwirtschaft<br />

Auch die Bauern waren teilweise Arbeitgeber.<br />

Ab einer gewissen Größe, konnten sie die auf<br />

ihrem Hof anfallenden Arbeiten, nicht allein<br />

mit ihren Familienangehörigen schaffen. Deshalb<br />

stellten sie Hilfskräfte ein. Diese bezeichnete<br />

man auch als Gesinde. Zu ihnen gehörten<br />

Pflugtreiber, Knechte, Mägde, Köchinnen,<br />

Ammen und Kindermädchen. Der Pflugtreiber<br />

war zuständig für das Führen und Antreiben<br />

der Zugtiere beim Pflügen, bei dem der Pflüger<br />

oder Bauer den Pflug hielt.<br />

Bei Knechten unterschied man Groß­, Mittelund<br />

Kleinknechte. Der Großknecht kümmerte<br />

sich um die Pferde, der Mittelknecht um die<br />

Ochsen, der Kleinknecht war für Haus­ und<br />

Hofarbeiten und das Kleinvieh zuständig. Auch<br />

bei den Mägden gab es die Einteilung in Groß­,<br />

Mittel­ und Kleinmagd. Die Großmagd arbeitete<br />

im Haus und auf dem Feld, die Mittelmagd<br />

kümmerte sich um das Melken der Kühe<br />

und das Füttern der Schweine, die Kleinmagd<br />

ging der Bäuerin bei der Hausarbeit zur Hand.<br />

228


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

Das Gesinde erhielt freies Essen und Trinken,<br />

einen Lohn, der aus Geld und dem „Zugedinge“<br />

bestand. Um 1700 erhielten ein Großknecht<br />

10, eine Magd 3 und ein Pflugtreiber 4<br />

Taler an Lohn. Dazu kamen noch als Zugedinge<br />

für den Knecht: Schuhe, Hemd, Hose<br />

und 1 Stück Leinen; für die Magd: Schuhe,<br />

Hemd, Strümpfe, Mieder und Kittel.<br />

Hausschlachter<br />

Diese Tätigkeit wurde meistens von Bauern im<br />

Winterhalbjahr als Nebenberuf ausgeübt. Er<br />

war wichtig, denn die Menschen im Dorf waren<br />

überwiegend Selbstversorger. Auf dem<br />

Feld und im Garten wurden Getreide, Kartoffeln,<br />

Salat und Gemüse angebaut, das Brot<br />

überwiegend selbst gebacken und wenn möglich,<br />

die Fleischversorgung durch die Haltung<br />

von Schweinen gesichert. Und diese mussten<br />

nun einmal geschlachtet und ihr Fleisch verarbeitet<br />

werden. Das Kleinvieh konnte man<br />

noch selbst schlachten, aber zum Schlachten<br />

von Schweinen und auch Rindern, gehörten<br />

schon gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten.<br />

Dies eigneten sich die Hausschlachter teilweise<br />

dadurch an, dass sie für eine Zeit zu einem<br />

Metzger in Melsungen in die Lehre gingen,<br />

oder sie halfen einem schon erfahrenen Hausschlachter<br />

und erlernten so dieses Handwerk.<br />

Hausschlachter in <strong>Schwarzenberg</strong> waren u.a.:<br />

Justus Sondermann, Heinrich Sondermann,<br />

Christian Jacob, Jakob Kördel, Justus Hofmann,<br />

Hans Löwe, Karl Jäger, Willi Blumenstein<br />

und Gerhard Hofmann.<br />

Schlachten 1962 bei Familie Heinrich Bubenheim<br />

Von links: Heinrich Bubenheim, Walter Bubenheim,<br />

Heinrich Sondermann<br />

Trichinenbeschauer<br />

Eng mit dem Hausschlachter zusammen arbeitete<br />

der Trichinenbeschauer. Er prüfte unter<br />

dem Mikroskop, ob das Fleisch frei Trichinen<br />

(Fadenwürmern) war. War das Fleisch in<br />

Ordnung, wurde die Prüfung mit einem blauen<br />

Stempel, der an mehreren Stellen auf das<br />

Fleisch gedrückt wurde, besiegelt. Eingeführt<br />

wurde die Trichinenschau erstmals 1886 in<br />

Preußen, nachdem es in 1863/64 mehrere<br />

Trichinenepidemien gegeben hatte.<br />

Schlachten 1986 bei Familie Siemon. Von links:<br />

Gerhard Hofmann und Herbert Scheffer<br />

Trichinenbeschauer war in 1908 Heinrich<br />

Wenzel. Sein Nachfolger wurde in 1919 der<br />

damalige Bürgermeister Justus Sondermann.<br />

Gastwirte und Branntweinbrenner<br />

Im Lager­ Stück­ und Steuerbuch von 1744<br />

steht im § 19: "Allhier treibt Conrad Noll<br />

dehrmahlen Wirthschaft mit Bier und Brandwein.<br />

Und weiter heißt es: Sonst hat auch<br />

Henrich Riemanns Frau eine Brandweinblase<br />

von 20 eygner verzapft auch einzeln Brandwein<br />

jährlich 2 1/2 Ohm ….."<br />

In welchem Haus Conrad Noll gelebt und seine<br />

Wirtschaft geführt hat, lässt sich auch aus den<br />

Hausblättern nicht ermitteln. Heinrich oder<br />

Henrich Riemann lebte mit seiner Frau Katharina<br />

Dorothea 1744 im Haus Nr. 18 Bangert,<br />

heute Riedforststraße 57, Köhler/Söhlke. Folgende<br />

ehemalige Eigentümer dieses Anwesens<br />

waren Gastwirte und Branntweinbrenner:<br />

1744 Katharina Riemann<br />

1771 Johannes Dittmar<br />

1791 Martin Dittmar,<br />

Christian Bettenhausen<br />

1858 Conrad Dittmar<br />

229


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

1898 Heinrich Sinning. Er zahlt in 1901 für<br />

die Konzession zum Führen der Gastwirtschaft<br />

7,50 Mark an die Gemeinde.<br />

1906 beantragt Heinrich Sinning die Übertragung<br />

der Gaststättenkonzession<br />

an den Käufer seines Anwesens,<br />

Wilhelm Bangert aus Wildungen.<br />

1907 Wilhelm Bangert. Er baut ein<br />

Schlachthaus unter den Saal.<br />

1930 Karl Bangert<br />

Eine weitere Gaststätte befand sich in dem<br />

Anwesen mit der alten Hausnummer 7, heute<br />

Riedforststraße 37 und 39. Hier werden folgende<br />

Wirte genannt:<br />

1840 Justus Sinning; 1859 Michael Ruppel;<br />

1879 Konrad Wilhelm Schill.<br />

Der Gastwirt Schill hatte sich in 1910, wie es<br />

damals üblich war, bei der Gemeindevertretung,<br />

um die Ausrichtung der Kirmes beworben.<br />

In 1962 wurde die Gastwirtschaft Bangert geschlossen.<br />

Von November 1969 bis Oktober<br />

1972 betrieben die Eheleute Potzkai in der<br />

Blumenstraße 36 eine Gaststätte. Mit dem<br />

Umbau des Schulsaals der ehemaligen Dorfschule<br />

entstand in 1973 die Gaststätte „Burgschänke“.<br />

Diese wurde bis 2008 von verschiedenen<br />

Pächtern betrieben. Als sich nach 2008<br />

kein Pächter mehr fand, wurde der Gastraum<br />

dem Dorfgemeinschaftshaus zugefügt und<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> hat heute keine Gaststätte<br />

mehr.<br />

Kaufmann<br />

In dem Haus Nr. 7, indem sich früher die<br />

Gaststätte Schill befand, richtete Wilhelm<br />

Leimbach nach 1937 einen Laden ein, in dem<br />

die Einwohner nicht nur Lebensmittel, sondern<br />

auch Dinge des täglichen Bedarfs kaufen<br />

konnten. Später übernahmen seine Tochter<br />

und sein Schwiegersohn, Anneliese und Ludwig<br />

Kördel den Laden und erweiterten ihn<br />

durch einen Anbau. Nach ihnen führte ihre<br />

Tochter Waltraud Gießler das Geschäft bis zur<br />

endgültigen Schließung am 31.12.1994.<br />

Tagelöhner<br />

Neben den fest angestellten Knechten und<br />

Mägden benötigten die Bauern zu manchen<br />

Zeiten und für bestimmte Arbeiten noch weitere<br />

zusätzliche Arbeitskräfte. Man nannte<br />

diese, weil ihnen der Lohn nicht stundensondern<br />

tageweise gezahlt wurde, Tagelöhner.<br />

Oft waren sie auch Kinder eines kleinen<br />

Bauern, die bei der Erbteilung zu wenig Land<br />

erhielten, um von der damit betriebenen<br />

Landwirtschaft leben zu können. So betrieben<br />

sie diese nebenbei und arbeiteten für einen in<br />

Verordnungen festgelegten Lohn als Tagelöhner.<br />

Die meisten Tagelöhner hatten keinen Beruf<br />

und erledigten die Arbeiten, die an sie herangetragen<br />

wurden. Von dem Lohn konnte man<br />

zwar eher schlecht als recht leben, sich aber<br />

das Nötigste zum Leben verdienen und eine<br />

Familie ernähren. Häufig arbeiteten sie bei<br />

den Bauern auch nur dafür, dass diese ihnen<br />

ihr eigenes Feld umackerten, einsäten, abmähten<br />

und die Ernte nach Hause fuhren.<br />

Während es im Sommer meistens kein Problem<br />

war, immer wieder eine Beschäftigung<br />

zu erhalten, sah es im Winter bedeutend<br />

schlechter aus. Wenn die Temperaturen draußen<br />

unter Null Grad fielen, gab es manchmal<br />

keine Arbeit oder der Arbeitslohn war sehr<br />

gering. So erhielt der Tagelöhner beim Dreschen<br />

auf der Scheune z.B. neben dem Essen,<br />

nur 75 Pfennige pro Tag. Dann fiel zu Hause<br />

die Suppe schon etwas dünner aus, um die<br />

meist nicht kleine Familie durch den Winter zu<br />

bringen.<br />

Und so sehnte der Tagelöhner das Frühjahr<br />

herbei. Die Holzhauer hatten in harter und<br />

schwerer Winterarbeit das für die kommenden<br />

Jahre benötigte Brennholz geschlagen. Nachdem<br />

es zugeteilt und vor die einzelnen Häuser<br />

gebracht worden war, musste es zerkleinert<br />

werden. Da viele Menschen im Dorf selbst,<br />

besonders aber in der nahe gelegenen Stadt<br />

Melsungen, diese anstrengende Arbeit nicht<br />

tun konnten oder wollten, überließ man sie<br />

dem Tagelöhner. Und das war gut für ihn,<br />

denn er hatte nun, oft bis zum Spätsommer,<br />

Arbeit und Brot. Mit Sägebock, Säge, Axt,<br />

Beil, Eisenkeilen und Holzschlägel bewaffnet,<br />

erschien er früh morgens am Arbeitsplatz und<br />

begann seine wochenlang dauernde Tätigkeit.<br />

Scheitholz, Knüppel und Stangen wurden zuerst<br />

auf eine bestimmte Länge gesägt und<br />

dann gespalten. Besonders schwierig war es,<br />

230


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

die Wurzelstöcke, die damals auch aus dem<br />

Wald mitgebracht wurden, zu zerkleinern.<br />

Aber mit der im Laufe der Jahre erworbenen<br />

Erfahrung gelang auch diese Arbeit.<br />

Wenn der meist lange Arbeitstag des Tagelöhners<br />

zu Ende ging, hatte er schließlich einen<br />

halben Taler, manchmal auch eine Kleinigkeit<br />

mehr, verdient. Mit diesem Betrag war er zufrieden<br />

und glücklich und auch seine Familie<br />

profitierte davon. Es gab etwas mehr zu essen,<br />

(das Hauptgericht waren Kartoffeln in allen<br />

Formen), das eine oder andere Kleidungsstück,<br />

oder mancher Gegenstand für den<br />

Hausrat, konnten angeschafft werden. Den<br />

großen Bedarf an Schuhen für seine Kinder,<br />

konnte der Tagelöhner von seinem Verdienst<br />

nicht decken und so kam es, dass die Kinder<br />

den ganzen Sommer, den Herbst, und unter<br />

Umständen sogar im Winter, barfuss laufen<br />

mussten.<br />

Wenn im Winterhalbjahr die Bauern schlachteten,<br />

kamen die Kinder der Tagelöhner oder<br />

der „geringen Leute“ und holten sich Schwarten<br />

und saure Brühe (Fleischbrühe). Teilweise<br />

bekamen sie auch noch die Fleischreste, die<br />

am Hackstock beim Zerkleinern der Fleischstücke<br />

hängen geblieben waren. Am nächsten<br />

Tag durften sie sich auch noch Wurstbrühe<br />

(Brühe in denen die Würste gekocht wurden),<br />

und wenn noch übrig, Kuchen abholen.<br />

Jedes Dorf hatte ein Hirten­ oder Armenhaus.<br />

Dort wohnten die Menschen, die aufgrund ihrer<br />

Gesundheit oder ihres Alters nicht mehr<br />

arbeiten konnten. Sie wurden von den Bauern<br />

und der noch arbeitenden Bevölkerung ernährt.<br />

Jeder Bauer musste sie zwei Tage, jeder<br />

Arbeiter einen halben Tag mit Nahrung<br />

versorgen. Für die Menschen, die regelmäßig<br />

bei ihnen arbeiteten, backten die Bauern<br />

samstags einen Kuchen mit. Am Sonntag bekamen<br />

sie ein Mittagessen und durften noch<br />

einen Henkeltopf mit Essen für den nächsten<br />

Tag mitnehmen.<br />

Auch bis in die 1960er Jahre gab es noch eine<br />

Art Tagelöhner im Dorf. Die „kleinen“ oder<br />

„geringen“ Leute, die zwar Land besaßen,<br />

aber es nicht mit eigenem Vieh bestellen<br />

konnten, ließen es, wie früher auch, von den<br />

größeren Bauern bearbeiten. Die Bauern berechneten<br />

sich für ihre Tätigkeiten einen bestimmten<br />

Betrag. Dieser wurde nicht in bar<br />

bezahlt, sondern meistens von den Frauen<br />

und Kindern der Schuldner abgearbeitet. Das<br />

geschah z.B. beim Kartoffelsetzen, Rübenverziehen,<br />

Heumachen, bei der Getreide­ und<br />

Kartoffelernte. Mancher Bauer setzte, neben<br />

der Verpflegung, die es gab, den Stundenlohn<br />

für die von den Helfern geleistete Arbeit so<br />

niedrig an, dass sich diese manchmal wie die<br />

Tagelöhner in früheren Zeiten vorkamen.<br />

Berufe im öffentlichen Dienst<br />

Der Dorfknecht (Ortsdiener)<br />

Der Ortsgrebe Johann Jost R. hatte durch<br />

Handschlag den Dorfknecht (Dorfdiener, Ortsdiener)<br />

Johann Zelter, einen ehrbaren und tugendhaften<br />

Ortsbürger, vereidigt, dass er in<br />

„seiner Verrichtung der Herrschaft und Gemeinde<br />

Bestes prüfen und vor Schaden wahren<br />

soll.“<br />

Seine neue Aufgabe bestand darin, dass,<br />

„wenn von der Obrigkeit beim Greben Dienste<br />

bestellt wurden, er sie denjenigen, die betroffen<br />

waren, ansagt.“ Dies geschah dadurch,<br />

dass den „Dienstpflichtigen ein solches von<br />

Haus zu Haus kund getan wurde.“ Bei den<br />

Dienstansagen handelte es sich um die Vorwerk­,<br />

Zehnt­, Wegebau­, Hofdienste und<br />

ähnliches.<br />

Der Dorfknecht war auch der Dienstbesteller<br />

für die Jagddienste. Er sollte, „wenn das Jagen<br />

angesagt wird, unter der Linde oder sonstigen<br />

gewöhnlichen Versammlungsplatz läuten, und<br />

alldar das bevorstehende Jagen der versammelten<br />

Mannschaft öffentlich ankündigen.“<br />

Bei Beginn der angeordneten Jagden musste<br />

er im Falle des verhinderten Landbereuters<br />

(Gerichtsdiener) dem Jagdadjudanten, oder<br />

demjenigen, der dessen Dienst versah, die<br />

Schriftrolle mit den Namen der zur Jagd befohlenen<br />

Mannschaften und Spanndienste<br />

aushändigen. Er selbst aber war von Jagddiensten,<br />

ebenso wie der Grebe, befreit.<br />

Er hatte ferner die im Dorf anfallenden Bestellungen<br />

oder sonstigen ihm außerhalb aufgetragenen<br />

Aufsichten zu führen und zu wahren.<br />

Für seine Bemühungen war er<br />

1. kontributionsfrei (steuerfrei), soweit diese<br />

auf der Person stand,<br />

231


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

2. frei von Hand­ oder gehenden Diensten,<br />

3. er hatte ein Schwein im Gemeindewald<br />

ebenso wie im herrschaftlichen Walde<br />

mastfrei,<br />

4. der geldliche Lohn wurde von dem Beamten<br />

pflichtmäßig und so genau „wie es<br />

möglich ist“, bedungen und gewährt.<br />

Wegen unwürdiger Handlungen oder Dienstpflichtverletzungen<br />

konnte er jederzeit entlassen<br />

werden, eventuell konnte er wegen Berufsversäumnissen<br />

zu einer Geldstrafe von 1<br />

Taler oder Arrest, bzw. Arbeitsdienst verurteilt<br />

werden.<br />

Ab 1834 wurden die Gemeindediener vom Gemeinderat<br />

im Einverständnis mit dem Gemeindeausschuss<br />

eingestellt. Sie waren weiterhin<br />

von den gewöhnlichen Diensten, wie<br />

Wege­, Wasser­, Bau­, Arbeitsdienst, Tagund<br />

Nachtwache, Botengängen, nicht aber<br />

von den Notdiensten, wie Feuer­ und Wasserdiensten<br />

befreit.<br />

Um 1850 entfiel das bis dahin übliche Läuten<br />

der Kirchenglocken, mit dem die Bevölkerung<br />

zur Verkündigung von Bekanntmachungen zusammengerufen<br />

wurde. Die Kirche verlangte<br />

nämlich das Schlüsselrecht für das Kirchengebäudes<br />

und den Wegfall des Läutens für allgemeine<br />

Zwecke. Von da an wurden die Bekanntmachungen<br />

im Dorf durch den Dorfesoder<br />

Ortsdiener mit der Ortsschelle angekündigt.<br />

Er läutete mit einer Handglocke, der<br />

Ortsschelle, an bestimmten Plätzen im Dorf.<br />

Die Anwohner kamen dort zusammen und<br />

hörten seine vorgelesenen Ankündigungen.<br />

Dieses Verfahren wurde noch bis in die<br />

1950er Jahre praktiziert.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Dorfes­ und Ortsdiener:<br />

1802 Johann Jost Wagner<br />

1808 Johannes Georg Döring<br />

1831 Heinrich Riedemann, gest. 1831<br />

Friedrich Seitz, gest. 1845<br />

1852 – 59 Gottfried Bettenhausen<br />

1872 ? Dietrich<br />

auch Nachwächter<br />

1889 Johannes Kieber<br />

1894 Heinrich Reinbold<br />

1902 Christian H. Ruppel<br />

auch Nachtwächter<br />

1913 Val. Kieber<br />

auch Nachtwächter<br />

1928 Christian Rothämel<br />

Konrad Braun<br />

1953 Adam Göbel<br />

1953 Konrad Annacker<br />

Der Feldhüter<br />

Der Feldhüter wurde von der Gemeinde zum<br />

Schutz von Forsten, Feldgrundstücken und<br />

Pflanzungen eingestellt. Eine seiner Hauptaufgaben<br />

war es, Diebstähle von Früchten in der<br />

Feldgemarkung zu verhindern. Er besaß keine<br />

Polizeigewalt und führte, außer einem kräftigen<br />

Eichenstock, den er auch einsetzte, wenn<br />

denn einmal körperliche Gewalt nötig war,<br />

keine Waffe mit sich. Er genoss großen Respekt;<br />

für die Bauern war er Freund und Helfer,<br />

für die Dorfjugend, Wilderer und ortsfremdes<br />

Gesindel ein Schreckgespenst.<br />

Der Beruf des Feldhüters geht weit in die<br />

Agrargeschichte zurück. Er verdankt seine<br />

Existenz der Dreifelderwirtschaft, die mit ihrem<br />

System von Wegelosigkeit und Flurzwang<br />

eine Überwachung der bestehenden Bestimmungen<br />

erforderte. So durfte kein Landmann,<br />

vor Beginn der Feldbestellung oder Ernte,<br />

über das Feld des anderen fahren oder eine<br />

Brachfläche einsäen.<br />

Wegen der Streulagen und großen Parzellenzersplitterung,<br />

achtete der Feldhüter peinlich<br />

genau auf die Einhaltung dieser strengen Vorschriften,<br />

die nötig waren, um einen geordneten<br />

Ablauf der bäuerlichen Arbeiten zu gewährleisten.<br />

Zudem sollte die Gemarkung vor<br />

Eingriffen durch fragwürdigen Personen bewahrt<br />

bleiben.<br />

So schritt der Feldhüter über Felder, Flurwege<br />

und Äcker, kontrollierte den Bachlauf, sah<br />

nach den Obstbäumen in den Streuwiesen und<br />

beobachtete das Aufkeimen der Frucht. Besonderes<br />

Augenmerk legte er auch auf die<br />

Verhinderung des Grasdiebstahls. Bei einem<br />

Acker in Hanglage gab es keine Grenzfurche,<br />

sondern ein „Rain“ (kleine Böschung) bildete<br />

die Grenze zum nächsten Feldstück.<br />

An diesem Rain wurde immer wieder guter<br />

Ackerboden angeschwemmt, auf dem gutes,<br />

fettes Gras wuchs. Dieses Gras war eine willkommene<br />

Zugabe zur Viehfütterung. Oft kam<br />

es aber vor, wenn die Eigentümer mit Kötze<br />

und Sichel kamen, um das Gras zu holen, dass<br />

232


Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />

andere sich schon bedient hatten. Wenn der<br />

Feldhüter einen Dieb erwischte, nahm er ihm<br />

selbstverständlich das Gras ab. Jüngere Sünder<br />

machten wegen des Diebstahls oft mit der<br />

kräftigen Handschrift des Feldhüters Bekanntschaft.<br />

Ältere Übeltäter wurden angezeigt und<br />

bestraft. Da man bei der Rückkehr in das Dorf<br />

nicht als überführter Dieb dastehen wollte,<br />

griff man zu einer List. Man füllte die Kötze<br />

mit Baumzweigen und deckte sie mit ein wenig<br />

Grün zu, um so eine mit Gras gut gefüllte<br />

Kötze vorzutäuschen.<br />

Der Feldhüter hatte besonders in schlechten<br />

Zeiten viel zu tun. Wenn es um das Überleben<br />

ging, waren Diebstähle von Getreide, Obst<br />

und Kartoffeln an der Tagesordnung. Vielleicht<br />

hatte er in diesen Zeiten ja manchmal<br />

auch Mitleid mit den Übeltätern, aber er war<br />

nun einmal Angestellter der Gemeinde und<br />

musste, wenn er seine Stellung nicht verlieren<br />

wollte, nach den bestehenden Vorschriften<br />

handeln.<br />

Namentliche bekannte Feldhüter in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />

1828 Christoph Aschenbrenner; 1844 Andreas<br />

George; 1858 Justus Dietrich; 1865 Johannes<br />

Jäger; 1887 Andreas Peter; 1931<br />

Christian Rothämel.<br />

Gendarmen und Polizisten<br />

1806 Gottfried Seitz<br />

1945 Heinrich Riedemann und Konrad Liedlich.<br />

Sie waren von der amerikanischen<br />

Militärregierung berufenen<br />

worden, um die öffentliche Sicherheit<br />

zu gewährleisten.<br />

Wege­ und Straßenwärter<br />

1837 – 1844 Gottfried Bettenhausen; 1854<br />

Adam und Conrad Meyfarth.<br />

Totenfrau<br />

Die Totenfrau hatte die Aufgabe den Verstorbenen<br />

zu waschen und ihm die Kleidung anzuziehen,<br />

in der er beerdigt werden sollte.<br />

1844 Witwe Köhler<br />

Leichenbeschauer<br />

Der Leichenbeschauer war eine von der Obrigkeit<br />

bestellte Person, die nach der Besichtigung<br />

der Leiche den Totenschein ausstellte.<br />

Heute nehmen die Ärzte diese Aufgabe wahr.<br />

1907 Siehl aus Röhrenfurth<br />

Totengräber<br />

1766 Werner Hofmann; 1831 Johannes<br />

Aschenbrenner; 1842 Justus Schulz;<br />

1851 Christoph Bettenhausen; 1853 Gottfried<br />

Bettenhausen; 1857 Christian Aschenbrenner.<br />

1926 sucht die Gemeinde einen Totengräber<br />

und Leichenbeschauer.<br />

Eisenbahner<br />

Mit der Aufnahme des Betriebs der Friedrich<br />

Wilhelm Nordbahn in 1848 erhielten auch die<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Arbeit in dem Unternehmen<br />

und erlernten neue Berufe<br />

Folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er arbeiteten als<br />

Bahnwärter:<br />

1850 Wilhelm Schanze, Friedrich Seitz;<br />

1853 Conrad Dietrich ; 1855 Martin<br />

Rohde, Leonhard Thiel, Heinrich Pfetzing;<br />

1858 Johannes Heinrich Sinning, Johannes<br />

Rohde, Christian Hentze ; 1870 Georg Herbener;<br />

1874 Conrad Hofmann, Johannes<br />

Werner Hain;<br />

1881 Conrad Friedrich.<br />

Weichensteller: Georg Gude, Conrad Ruppel,<br />

Wilhelm Hartung, Johannes Bartel.<br />

Rottenführer: Georg Jäger.<br />

Hilfsbremser: Heinrich Ehrhardt<br />

Eisenbahnarbeiter: Conrad Schanze, Martin<br />

Sinning.<br />

Bahnhofsvorstand in Röhrenfurth 1905: Georg<br />

Weber<br />

Auch im 20. Jahrhundert waren <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

bei der Bahn beschäftigt. So u.a. Heinrich<br />

Bubenheim, Martin Ratz, Heinrich Schulz,<br />

Konrad Liedlich, Georg Rohde, Christian Rothämel,<br />

Walter Bubenheim, Günther Goldhardt,<br />

Willi Liedlich, Heinz Rothämel, Adolf<br />

Seitz.<br />

233


07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />

Andere Berufe<br />

Weiter werden noch der Häuserhändler Conrad<br />

Gunkel (1872) und der Bergmann Franz<br />

Ludwig Rohde erwähnt.<br />

Spätere Entwicklung<br />

In 1963 gab es noch folgende Handwerker im<br />

Ort: Schreinermeister Horst Arsand, Schmiedemeister<br />

Heinrich Sondermann, Schneider<br />

Konrad Seitz, Maler Georg Meyfarth.<br />

2012 übt Helmut Arsand in der Werkstatt seines<br />

Vaters noch, neben seiner auswärtigen<br />

Tätigkeit als Schreiner, das Schreinerhandwerk<br />

aus. Selbstständig in klassischen Handwerksberufen<br />

arbeiten in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Kerstin Bröer als Friseurin, Heide Bochnia und<br />

Renate Vaupel als Änderungsschneiderinnen.<br />

Im weitesten Sinn üben auch Heike Siemon<br />

als Kosmetiker­, Hand­ und Fußpflegerin und<br />

Christiane Söhlke­Köhler als Krankengymnastin<br />

einen handwerklichen Beruf vor Ort aus.<br />

Bernd Köhler, wohnhaft in unserem Dorf, übt<br />

seine Handwerke als Uhrmacher und Goldschmidt<br />

in seinem Geschäft in Melsungen aus.<br />

Natürlich gibt es unter den Bewohnern von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, die die verschiedensten Berufe<br />

ausüben, noch weitere Handwerker, die<br />

teilweise sogar den Meisterbrief besitzen. Aber<br />

sie arbeiten nicht mehr als selbständige Unternehmer,<br />

sondern sind in Betrieben und Firmen<br />

außerhalb <strong>Schwarzenberg</strong>s beschäftigt.<br />

Mit Michael Leister gibt es noch einen selbstständigen<br />

Unternehmer im Ort. Mit seinem<br />

Seniorendienst bietet er, besonders älteren<br />

Menschen, u.a. Hilfe bei Einkäufen, Behördengängen,<br />

Fahrten zu Arztbesuchen und<br />

auch Ausflugsfahrten an.<br />

Nachdem sich die Arbeitswelt mit dem Beginn<br />

des Maschinenzeitalters im 18. und 19. Jahrhundert<br />

schon einmal gravierend geändert<br />

hat, gab es im 20. und 21. Jahrhundert noch<br />

einmal eine nachhaltige Veränderung. Mit der<br />

Weiterentwicklung der Elektronik hat mittlerweile<br />

die Computertechnik in nahezu alle Berufe<br />

Einzug gehalten und die Tätigkeiten der<br />

Menschen einschneidend verändert. Frühere<br />

Berufe sind völlig verschwunden, aber auch<br />

neue entstanden, in denen die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Einwohner ihre Beschäftigung und ihr<br />

Auskommen haben.<br />

234


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

8<br />

Die Kirche in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

235


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Glaube der Germanen<br />

Unsere germanischen Vorfahren glaubten<br />

nicht nur an einen Gott im Himmel, sondern<br />

an mehrere Göttinnen und Götter. Diese Götter<br />

waren für sie erhabene Wesen anderer<br />

Welten, die das Weltall und die Erde mit all ihren<br />

Lebewesen erschaffen hatten. Der höchste<br />

Gott war Wodan oder Odin, der Himmelsgott,<br />

Schöpfergott, Gott der Weisheit, aber<br />

auch der Gott des Todes.<br />

Weitere Götter und Göttinnen waren u.a. Donar<br />

(Gott der Kraft und des Wetters (Donnergott)<br />

und Freya (Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit).<br />

Die Namen von Donar und Freya<br />

sind noch in unseren Wochentagsnamen Donnerstag<br />

und Freitag erhalten. Die Götter wurden<br />

nicht in festen Gebäuden, sondern an<br />

speziellen heiligen Orten wie Waldlichtungen,<br />

Hainen und heiligen Gewässern verehrt.<br />

Neben der Verehrung der Götter gab es noch<br />

den Glauben an Geistwesen, wie die verstorbenen<br />

Ahnen, die Geister in Wald und Flur<br />

und Schutzgeister, die den Menschen in ihrem<br />

Leben beistehen sollten.<br />

Als er zwei Jahre später sah, dass die Germanen<br />

bei Geismar, in der Nähe von Fritzlar,<br />

weiterhin an einer mächtige Eiche den germanischen<br />

Gott Donar verehrten, fällte er diesen<br />

Baum, um den Heiden zu beweisen, dass der<br />

Gott der Christen mächtiger sei, als ihre Götter.<br />

Nach dieser Tat bekannten sich die Menschen<br />

auch in unserer Gegend zum Christentum.<br />

Mit der Gründung von Klöstern und<br />

Bistümern, die dem Erzbistum von Mainz unterstanden,<br />

führte Bonifatius kirchliche Strukturen<br />

ein. Das kurhessische Staatsgebiet wurde<br />

zum Einflussgebiet des Erzbistums Mainz.<br />

Die Erzbischöfe von Mainz besetzten die<br />

geistlichen Ämter und überwachten die Amtsführung.<br />

Ab dem 10. Jahrhundert wurde die<br />

Überwachung den Archidiakonen übertragen.<br />

Sie standen den 13 Archidiakonaten in Hessen<br />

vor, die wiederum in Dekanate und Klassen,<br />

eingeteilt waren.<br />

Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Das Archidiakonat Fritzlar war eines der wichtigsten<br />

in Hessen. Ihm unterstanden 9 Dekanate,<br />

unter anderem auch das zu Gensungen.<br />

Zu ihm gehörte auch die Klasse Melsungen mit<br />

den Kirchen von Melsungen, <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Bonifatius<br />

Im Alter von 30 Jahren wurde der in 672 oder<br />

673 im damaligen Königreich Wessex (England)<br />

geborene Benediktinermönch Winfried<br />

zum Priester geweiht. Er hatte den Wunsch,<br />

die heidnischen Sachsen zum Christentum zu<br />

bekehren, begann seine Missionsarbeit in 716<br />

jedoch zunächst bei den Friesen. Er scheiterte<br />

aber, weil jene im Christentum die Religion ihrer<br />

Erzfeinde, der Franken, sahen.<br />

718 erhielt er in Rom von Papst Gregor II. offiziell<br />

den Auftrag, unter seinem neuen Namen<br />

Bonifatius, die Heiden zu missionieren.<br />

In 721 kam er nach Hessen und konnte hier<br />

größere Erfolge erzielen.<br />

Die Kirche in der Vergangenheit<br />

236


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

Obermelsungen, Grebenau, Wollrode und Körle.<br />

Diese Regelung bestand bis zur Reformation<br />

im 16. Jahrhundert.<br />

Nach der Christianisierung wurden in den einzelnen<br />

Siedlungen Kapellen oder Kirchen gebaut.<br />

Wann die erste Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

errichtet wurde, lässt sich historisch nicht<br />

nachweisen. Ein Anhaltspunkt könnte der romanische<br />

Taufstein sein, der sich in unserer<br />

Kirche befindet. Er ist achteckig und trägt auf<br />

jeder seiner Seitenflächen je 2 Rundbogenblenden.<br />

Er soll um das Jahr 1200 entstanden<br />

sein. Damals müsste es also schon eine Kirche<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> gegeben haben. Sie stand<br />

an der gleichen Stelle, an der auch das heutige<br />

Gotteshaus steht.<br />

Eingangstor zum Kirchhof<br />

Der Taufstein soll um das Jahr 1200 entstanden<br />

sein<br />

Um die Kirche herum lag der Kirchhof, der mit<br />

einer Wehrmauer umgeben war, wie Ernst<br />

Wenzel in seinem Buch „Befestigte Kirchhöfe<br />

in Hessen“ von 1908 ausführt.<br />

In den Wehrkirchhöfen suchte die Bevölkerung<br />

im Kriegsfall, mit Vieh und Vorräten,<br />

Schutz vor Übergriffen der Feinde. Ein Überbleibsel<br />

der alten Wehrmauer ist das noch<br />

vorhandene Spitzbogentor, durch das man zur<br />

Kirche gelangt. Seine Höhe entspricht wahrscheinlich<br />

der Höhe der alten Mauer.<br />

Wenn in früheren Zeiten ein Familienmitglied<br />

starb, wurde der Tote von den Angehörigen<br />

und Freunden, irgendwo in der Nähe der Siedlung<br />

beigesetzt. Vielleicht wurde ein Gebet<br />

gesprochen und ein kleines Holzkreuz in die<br />

Erde gesteckt. Da es keine Grabpflege gab,<br />

war nach Jahren von dem Grab nichts mehr zu<br />

sehen. Später begann man die Toten um die<br />

Kirchen herum zu begraben. So war auch unser<br />

Kirchhof bis zum Jahr 1846 Begräbnisstätte.<br />

Danach verwilderte er. Alte Obstbäume<br />

wuchsen auf ihm und obwohl 1906 ein neues<br />

Tor in den Torbogen eingebaut worden war,<br />

suchten Hühner und Gänse auf ihm nach Futter.<br />

1934 wurde die Fläche eingeebnet, ein<br />

Plattenweg gelegt, zwei Blautannen und eine<br />

Ligusterhecke angepflanzt und Rasen ausgesät.<br />

Die noch vorhandenen Mauerreste und<br />

der Torbogen wurden ausgebessert.<br />

Auf der Innenseite der Mauer wurde, links neben<br />

dem Tor, ein alter Grabstein eingemauert,<br />

dessen Inschrift man nicht mehr lesen kann.<br />

Auf der Rückseite der Kirche wurde ein Schulgarten<br />

geschaffen, in dem die Schulkinder mit<br />

der Gartenarbeit vertraut gemacht wurden.<br />

Mit der Innenrenovierung der Kirche in 1968<br />

wurde auch der Kirchhof verändert. Ein Plattenweg<br />

zu dem neuen Eingang auf der Westseite<br />

wurde gelegt, das Holztor wurde etwas<br />

später durch ein Eingangstor aus Metall ersetzt.<br />

Heute gibt es einen barrierefreien Zugang<br />

zur Kirche, die Blautannen mussten aus<br />

Sicherheitsgründen entfernt werden. Nach<br />

dem Abriss des Hauses Liedlich in 2011 vergrößerte<br />

sich die Fläche des Kirchhofes. Der<br />

Torbogen, der bisher durch ein Stück Mauer<br />

237


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Diese Schenkung war nicht ganz legal, denn<br />

der damals lebende Johann I. von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wurde übergangen. Sein Sohn Johann<br />

II. verzichtete 1372, wahrscheinlich nicht<br />

ganz freiwillig, auf seine Ansprüche und segnete<br />

die Stiftung für sein Seeelenheil, und das<br />

seiner Eltern, nachträglich ab.<br />

1517 verfasste Martin Luther seine 95 Thesen<br />

und veröffentlichte sie. Er verursachte dadurch<br />

die, von ihm nicht gewollte, Spaltung<br />

der Kirche und löste damit die Reformation in<br />

Deutschland aus. 1524 erreichte die Reformation<br />

Hessen und Landgraf Philipp der Großmütige<br />

trat zum neuen Glauben über. Nachdem<br />

die Landesfürsten auf dem Reichstag zu<br />

Speyer, in 1526, die Freiheit erhielten, die<br />

Religion auszuwählen, die sie vor Gott und<br />

dem Kaiser verantworten konnten, berief<br />

Philipp die Vertreter der Geist­ und Weltlichkeit<br />

seiner Landgrafschaft zu einer Synode<br />

nach Homberg ein.<br />

Grabstein des alten Friedhofs<br />

mit dem Haus Liedlich verbunden war, stand<br />

nun frei und wurde restauriert und stabilisiert.<br />

Er ist ein stummer Zeuge aus der Vergangenheit<br />

unseres Dorfes.<br />

Die Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> blickt<br />

auf eine lange wechselvolle Geschichte zurück.<br />

Bereits in einer Urkunde des Klosters<br />

Eppenberg (Karthause Heiligenberg) vom 23.<br />

April 1269 wird ein Priester Reinhard oder<br />

Reinher und in der Urkunde des Martinsstifts<br />

in Kassel vom 1. September 1313 ein Priester<br />

Rupert als Prediger in <strong>Schwarzenberg</strong> genannt.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> war zu der Zeit Mutterkirche<br />

von Röhrenfurth. Als im Jahr 1284 Helwig von<br />

Adelshausen versuchte, den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Kirchenzehnten, an dem auch die Ritter von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> Anteile hatten, an sich zu reißen,<br />

wies die Propstei Fritzlar diesen Übergriff<br />

zurück. In 1366 schenkten Landgraf Heinrich<br />

II. und sein Sohn Otto das Patronatsrecht<br />

über die <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche dem Martinsstift<br />

in Kassel. Diese Schenkung wurde<br />

von Papst Urban V. von Avignon bestätigt und<br />

durch den Bischof Ludwig von Halberstadt<br />

umgesetzt.<br />

Er diskutierte in der dortigen Stadtkirche mit<br />

ihnen über die Einführung des protestantischen<br />

Glaubens. Nachdem vom 21. ­<br />

23.10.1526 verhandelt worden war, wurde<br />

Hessen evangelisch und die Trennung von der<br />

römischen Kirche vollzogen. Zwei Jahre nach<br />

der Synode erkannte der Erzbischof von Mainz<br />

durch einen förmlichen Vertrag, in dem er auf<br />

die geistliche Gerichtsbarkeit über Hessen<br />

verzichtete, die Selbstständigkeit der abgetrennten<br />

Kirche an.<br />

Nach der Synode wurde der kirchliche Bereich<br />

neu organisiert. Es wurden sechs Superintendenturen<br />

eingerichtet. Melsungen bildete mit<br />

Breitenau, Dagobertshausen, Grebenau und<br />

Malsfeld die zweite Klasse in der Superintendentur<br />

Rotenburg. Alle Kircheneinnahmen<br />

flossen in den Gotteskasten. Die Verwaltung<br />

dieser Kirchenkasse oblag dem Kastenmeister.<br />

Neben den Gehältern für die Pfarrer<br />

musste er auch die Kosten für die Gebäudeerhaltung<br />

und die Armenpflege bezahlen.<br />

Die Pfarrei <strong>Schwarzenberg</strong> musste ab 1541<br />

das Gehalt des Melsunger Kaplans mitfinanzieren.<br />

Über die Besetzung der freien Pfarrstellen<br />

entschied der Landgraf. Melsungen<br />

hatte zwei Prediger, wovon der zweite das Vikariat<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und dessen Filiale Röhrenfurth<br />

betreute. Im Salbuch von 1575 steht<br />

über den Pfarrer: „Der Pfarr daselbst hat gnä­<br />

238


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

digen Herrn zu tun, wie er will.“ Nach dem<br />

Salbuch gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> zwei Hufen<br />

Pfarrland, für die der jeweilige Bauer im<br />

Kriegsfall ein Pferd zur Verfügung stellen<br />

musste. <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in 1585 mit 20<br />

Haushaltungen und der mit zu seiner Kirche<br />

gehörenden Wüstung „Dabelheusisch Felt“,<br />

einem Hof bei Dagobertshausen, der im 30­<br />

jährigen Krieg zerstört wurde, nach Melsungen<br />

eingepfarrt. Ab 1589 gilt <strong>Schwarzenberg</strong><br />

als Filiale von Melsungen und ist weiter Mutterkirche<br />

von Röhrenfurth.<br />

Während des 30­jährigen Kriegs hatten sich in<br />

1646 fünfhundert Schweden in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wochenlang einquartiert. Sie nahmen die<br />

Kirchenglocken mit, zerstörten die Orgel, und<br />

zündeten die Kirche an, die ausbrannte.<br />

Als mit dem „Westfälischen Frieden“ in 1648<br />

der 30­jährige Krieg endete, zerfiel Deutschland<br />

in viele Einzelstaaten. Die Bevölkerung<br />

musste den Glauben ihrer Fürsten und Räte<br />

übernehmen. <strong>Schwarzenberg</strong> blieb evangelisch<br />

und führte nach den in 1835 herausgegebenen<br />

Ausführungen des Kirchenstatistikers<br />

Bach ab 1660 Kirchenbücher. Heute noch vorhanden<br />

sind im Pfarramt aber nur die Kirchenbücher<br />

ab 1781.<br />

Der damalige lange Krieg hatte auch in unserem<br />

Dorf unter den Christen die Stimmung<br />

aufgeputscht und es wurden Frauen als Hexen<br />

bezeichnet. In 1685 gab es in Melsungen eine<br />

Verhandlung gegen die <strong>Schwarzenberg</strong>er Wirtin<br />

Kolbe, die beschuldigt wurde, Abendmahlsbrot<br />

gestohlen zu haben. Nachdem sie<br />

eine Nachbarin bedroht habe, sei deren Arm<br />

schwarz geworden und Lappen und Kieselsteine<br />

seien herausgekommen. Außerdem habe<br />

sie ein Kind zum Zaubern verführt. Zum Glück<br />

wurde die Frau vom Gericht freigesprochen.<br />

Im Lager­ Stück­ und Steuerbuch der Dorfschaft<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> von 1744 findet man<br />

folgende Angaben über die Kirche von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>:<br />

Die in alter Deutscher Schrift verfassten Texte<br />

lauten folgendermaßen:<br />

Abschnitt 5: Kirche und Jus Patronatus<br />

„Eine Kirche ist allhier und ist ein Filial von<br />

Diaconat zu Milsungen. Das Jus patronatus<br />

stehet gnädigster Herrschaft zu. Auf die Festtage<br />

und Michaelis müssen sie von hier nach<br />

Abschnitte 5 – 7 des Lager­, Stück­ und Steuerbuchs<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> aus dem Jahr 1744<br />

(Das Original befindet sich im Hessischen Staatsarchiv<br />

Marburg)<br />

Röhrenfurth in die Kirche gehen, die übrigen<br />

Predigten hören sie in ihrer eigenen Kirche.“<br />

Abschnitt 6:<br />

Kirchen­ und freye Kasten Güter<br />

„Keine“<br />

Abschnitt 7: Pfarrhauß, Güter, Besoldungen<br />

und Accidentien<br />

Kein Pfarrhauß ist allhier, dazu auch keine<br />

Pfarrgüter, alsdaß der zeitiliche Diaconus zu<br />

Milsungen die im summarischen Extract<br />

benannten Zinsen pro parte Salary (als Teil<br />

der Besoldung). Die Accidentien (Gebühren)<br />

bekommt er gleich bey Röhrenfurth und wie<br />

sie gewöhnlich sind als von einer copulation<br />

(Eheschließung).<br />

Abschnitt 35: Heer, Wagen<br />

Dieser Abschnitt regelt die Dienstpflicht der<br />

Pächter der 2 Hufen Kirchenland in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Auch hier die Übertragung des Textes.<br />

„Allhier finden sich 2 Hufen, so dem zeitigen<br />

Diacono zu Milsungen zinsbar und gnädigster<br />

Herrschaft halb dienstbar sind, davon müssen<br />

die Besitzer tempore belli (im Kriegsfall) zur<br />

239


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Abschnitt 35 des Lager­, Stück­ und Steuerbuchs von <strong>Schwarzenberg</strong> aus dem Jahr 1744<br />

(Das Original befindet sich im Hessischen Staatsarchiv Marburg)<br />

Beschützung der Hessischen Lande, 1 Artillerieknecht,<br />

1 Pferd und 1 Wagenrad an gnädigste<br />

Herrschaft entrichten.“<br />

Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763)<br />

setzten sich in 1762 die Franzosen oberhalb<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> fest. Sie kamen in das<br />

Dorf und suchten auch die Kirche heim. Der<br />

damalige Kastenmeister Konrad Noll berichtete:<br />

„Nunmehr ist die Kirche gantz verfallen,<br />

wir sind in den Kollekten immer vergessen;<br />

das alte Tuch ist gestohlen vom Tisch des<br />

Herrn, die Fenster alle offen und alle Scheiben<br />

raus, weil die Frantzen durchgestiegen und sie<br />

öfters darin gar logiert worden. Man hat auch<br />

bißher nichts können gemacht bekommen“.<br />

In den Jahren von 1771 ­1820 fanden die<br />

Konfirmationen in <strong>Schwarzenberg</strong> an Ostern<br />

und Pfingsten statt.<br />

1781 war die Kirche der „Hessen­Casselischen<br />

Lande“ in Consistorialbezirke (Kirchenleitungen)<br />

eingeteilt. Zu dem Bezirk Kassel gehörten<br />

die 5 Diözesen Kassel, Allendorf (Werra),<br />

Rinteln, Hersfeld und Schmalkalden.<br />

Die Diözese Allendorf mit 101 Pfarrern und<br />

121.754 evangelischen Einwohnern war unterteilt<br />

in 9 Klassen, zu denen auch Melsungen<br />

gehörte. Die Klasse Melsungen setzte sich<br />

aus 7 Pfarreien zusammen, den 5 Consistorialpfarreien<br />

Melsungen, Breitenau, Dagobertshausen,<br />

Malsfeld, Wollrode und den 2 Patronatspfarreien<br />

Grebenau und dem Vikariat<br />

Obermelsungen.<br />

Die Pfarrei Melsungen hatte 2 Prediger, den<br />

Metropolitan und einen zweiten, zu dessen<br />

„beständigem Vikariat“ auch die Gemeinde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> mit 38 Häusern und 306<br />

evangelischen Einwohnern gehörte. <strong>Schwarzenberg</strong>s<br />

Filiale Röhrenfurth hatte damals 64<br />

Häuser und 454 Einwohner.<br />

Der zuständige Prediger musste an jedem<br />

Sonn­, Fest­ und Bettag gegen 9 Uhr in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, 10.30 Uhr in Röhrenfurth und<br />

um 13.00 Uhr in Melsungen predigen.<br />

An den 2. Festtagen (Weihnachten, Ostern,<br />

Pfingsten) wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> kein, und<br />

wenn in Melsungen Communionstage (Abendmahlstage)<br />

waren, in Röhrenfurth kein Gottesdienst<br />

gehalten. An diesen Tagen sollte der<br />

Gottesdienst jeweils in der anderen Gemeinde<br />

besucht werden. Neben diesen Gottesdiensten<br />

wurde in der Fastenzeit wöchentlich, abwechselnd<br />

in beiden Dörfern, eine Wochenpredigt<br />

gehalten.<br />

1790 erhielt unser Kirchengebäude seine heutige<br />

Gestalt. In wieweit es damals neu errichtet,<br />

oder nach den Schäden der Vergangenheit,<br />

nur wiederhergestellt wurde, ist nicht<br />

bekannt. Zur Erinnerung an dieses Ereignis<br />

findet man die Jahreszahl 1790 auf der Wetterfahne<br />

und den Vermerk „Anno 1790“ auf<br />

240


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

dem Sturz eines Fensters auf der Nordseite<br />

des Kirchenschiffs, an der sich auch bis 1968<br />

der Eingang der Kirche befand. Dieser Sturz<br />

ist aber, genau wie die anderen Fensterstürze,<br />

kein Original von 1790. Sie sind alle jünger als<br />

das sie umgebende Mauerwerk. Das rührt daher,<br />

dass sie erst später, mit den jetzt vorhandenen<br />

Fenstern eingebaut, wurden.<br />

Die damals vorhandene Glocke soll um 1500<br />

gegossen worden sein. Sie wurde „Marienglocke“<br />

genannt, weil sie die Inschrift „Ave Maria<br />

gracia plena“ (Sei gegrüßt gnadenreiche Maria)<br />

trug.<br />

Links: Die Kirche mit dem alten Eingang auf der<br />

Nordwestseite<br />

Rechts: Die Nordwestseite im Jahr 2012<br />

Die Zahl 1790 auf der Wetterfahne erinnert an die<br />

Wiederherstellung der Kirche<br />

Auch auf dem Fenstersturz über dem ehemaligen<br />

Eingang sieht man die Zahl 1790<br />

Unser Gotteshaus ist ein romanischer Saalbau<br />

in Ost­ Westrichtung, mit einem Glockenturm<br />

am Westende. Der Kirchturm wurde ursprünglich<br />

von zwei starken Eichensäulen getragen,<br />

die Pfosten, die die Emporen trugen,<br />

waren nicht alle gleich, sondern teils vieroder<br />

fünfeckig.<br />

Auf Grund der Tatsache, dass die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Kirche Mutterkirche von Röhrenfurth<br />

war, mussten die Röhrenfurther bis zum Jahr<br />

1879 ein Drittel aller Kosten übernehmen, die<br />

bei Reparaturen an der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche<br />

anfielen. So mussten sie sich auch 1790<br />

an den Kosten beteiligen, obwohl sie in 1772<br />

eine eigene Kirche gebaut hatten.<br />

1792 erhielt die Kirche einen einfachen Innenanstrich,<br />

der 1873 durch einen durchgängig<br />

weißen Lackanstrich ersetzt wurde.<br />

In 1813 lagerte der russische General von<br />

Czernitschef mit 4000 Kosaken in Melsungen.<br />

Mehrere hundert Kosaken machten am Michaelistag<br />

(29.09.) einen Abstecher nach<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und nahmen neben Nahrung,<br />

Viehfutter und Gebrauchsgegenständen auch<br />

die blechernen Büchsen mit, in denen sich das<br />

vom 1. Januar bis Michaeli erhobenen Opfergeld<br />

befand. Der Schaden betrug laut Opferbuch<br />

2 Thaler, 21 Groschen, 13 Heller.<br />

Nach einer offiziellen Zählung von 1861 über<br />

die Religionszugehörigkeit, lebten in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

143 männliche und 150 weibliche<br />

Personen, die alle der reformierten evangelischen<br />

Kirche angehören. Es gab 57 Ehen, davon<br />

waren 5 kinderlos. Verwitwet waren 10<br />

Männer und 12 Frauen. 76 männliche und 81<br />

241


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

weibliche Personen waren unverheiratet. Drei<br />

der ledigen Frauen hatten Kinder. Es gab keine<br />

Katholiken und Juden in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Im gesamten Kreis Melsungen lebten 965 Juden,<br />

und zwar in Felsberg 253, Beiseförth<br />

163, Spangenberg 151, Melsungen 136, Guxhagen<br />

108, Heinebach 81 und Röhrenfurth<br />

73.<br />

Erst 1866 erhielt die Kirche eine zweite Glocke,<br />

die bedeutend größer war als die vorhandene.<br />

Sie wurde von den Gebrüdern Ulrich<br />

aus Apolda (Thüringen) gegossen und von der<br />

Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> und der Filialgemeinde<br />

Röhrenfurth gemeinsam beschafft. Sie<br />

trug die Inschrift:<br />

„Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> Bürgermeister<br />

Böddiger, Gemeinderatsmitglied Hofmann,<br />

Riedemann, aus Gemeinde Röhrenfurth Bürgermeister<br />

Aschenbrenner, Gemeinderatsmitglied<br />

Landgrebe, Proll.“<br />

Mit dem "Umpfarrungsdecret" des Königlichen<br />

Consistoriums in Kassel vom 13. März 1879<br />

wurde Röhrenfurth von <strong>Schwarzenberg</strong> zur<br />

zweiten Pfarrei Melsungen umgepfarrt. Röhrenfurth<br />

hatte dafür eine Abfindungssumme<br />

von 533 Mark und 67 Pfennigen an die Gemeinde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zu zahlen. Von da an<br />

war Röhrenfurth von der 1/3­Zahlung aller<br />

Kosten, die die <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche betrafen,<br />

befreit.<br />

In 1881 wurde die Verpflichtung einiger<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern zur Anfuhr von Holz,<br />

das der Inhaber der 2. Pfarrstelle zu Melsungen<br />

zusätzlich zu seiner Besoldung aus dem<br />

Staatswald erhielt, mit einem Betrag von<br />

283,32 Mark abgelöst. Gleichzeitig fiel auch<br />

die Lieferung eines Kuchens, anlässlich jeder<br />

Kirmes, an diese Pfarrstelle weg und diese<br />

brauchte den Bauern als Fuhrlohn keine Mahlzeit<br />

mehr zu geben.<br />

Außerdem einigte sich die Kirchengemeinde<br />

und Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> auf die Ablösung<br />

der Reallasten (Schulkorn, Orgelgeld).<br />

Im April 1899 ersetzte die Firma Möller aus<br />

Rotenburg, die alte Orgel durch ein neues<br />

pneumatisches Instrument. Die Kosten von<br />

1.842,60 Mark wurden durch Kollekten und<br />

Spenden finanziert.<br />

In 1900 wurde die damals vorhandene Kirchturmuhr<br />

ausgebaut. Das Aufziehen ihres Uhrwerks<br />

wurde in 1867 mit 1 Taler, 3 Silbergroschen<br />

und in 1885 mit 4,50 Mark bezahlt.<br />

Übrigens waren während der Amtszeit von<br />

Pfarrer Knuth (1980 – 1992) Bestrebungen im<br />

Gange, wieder eine Uhr in den Kirchturm einzubauen.<br />

Das Projekt scheiterte an den zu<br />

hohen Kosten.<br />

Die Gemeinde übernahm in 1906 die Kosten<br />

für ein neues Kirchentor aus Holz für den Torbogen<br />

zum Kirchhof.<br />

Nachdem der Kirchturm in 1820 bereits erstmals<br />

repariert worden war, wurde 1907 der<br />

obere Teil des Kirchturms von der Firma Dietrich<br />

aus Wichdorf (bei Gudensberg) mit<br />

Schiefer gedeckt und die Wände ausgebessert.<br />

Die Kosten betrugen ca. 200 Mark. Zuständig<br />

für die Gemeinde war damals Pfarrer<br />

Eberth aus Melsungen, Kirchenälteste waren<br />

Justus Hofmann und Heinrich Böddiger, Kastenmeister<br />

Heinrich Emmeluth II. Weitere Reparaturen<br />

folgten in 1928, 1950 und 1995.<br />

Im ersten Weltkrieg wurde die Glocke von<br />

1866 eingeschmolzen. In 1921 goss die Firma<br />

„Schillings Sohn Apolda“ zwei neue Glocken<br />

mit Namen Mara (Ort der Wüstenwanderung<br />

des Volkes Israel) und Beröa (Stadt in Mazedonien,<br />

die von Paulus besucht wurde). Eine<br />

der Glocken trug zur Erinnerung an die Toten<br />

des 1. Weltkriegs folgende Widmung: „Gemeinde<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> gedenke deiner im<br />

Weltkrieg 1914 ­18 gefallener Brüder. Matthäus<br />

23,8.“ (Ihr aber seid alle Brüder). Auf<br />

der Glocke Beröa war der Hinweis eingegossen:<br />

„Ich wurde mit meiner Schwester Mara<br />

der Kirche zu <strong>Schwarzenberg</strong> geweiht, Pfingsten<br />

1921.“<br />

Nach dem 1. Weltkrieg fiel das Kirchenregiment<br />

der jeweiligen Landesherren weg. In<br />

1924 wurde die Evangelische Landeskirche<br />

Hessen­Kassel gegründet. Die Superintendenturen<br />

und Klassen wurden abgeschafft, es<br />

gab Kirchensprengel, die den Kirchenkreisen<br />

übergeordnet waren. <strong>Schwarzenberg</strong> gehörte<br />

zum Kirchenkreis Melsungen.<br />

Das Läuten der Glocken durch Schuljungen<br />

wurde in 1928 mit jährlich 20 Mark vergütet.<br />

Bis 1931 fanden die Taufen nicht immer im,<br />

sondern teilweise nach dem Gottesdienst<br />

statt. Während des Winters wurden die Kinder<br />

wegen der Kälte in der Schule getauft.<br />

242


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

Die Auseinandersetzungen zwischen Gemeinde<br />

und Kirche um das Kirchschulvermögen<br />

wurden nach 10­jährigen Verhandlungen am<br />

04.10.1932 durch einen Vertrag beigelegt.<br />

Schulgebäude und Schulgrundstück wurden<br />

Eigentum des Schulverbandes (Gemeinde).<br />

Dafür bezahlte die Gemeinde die Vergütung<br />

für den Organisten nach den von der Regierung<br />

festgesetzten Richtsätzen, die damals<br />

320 Mark pro Jahr vorsahen.<br />

Ab 1934 gehört <strong>Schwarzenberg</strong> zur Evangelischen<br />

Kirche von Kurhessen­Waldeck, die<br />

durch die Vereinigung der Evangelischen Landeskirche<br />

in Hessen­Kassel und der Evangelischen<br />

Landeskirche in Waldeck entstand.<br />

1934/35 wurde die Kirche gründlich erneuert.<br />

Der Altar wurde von seiner damaligen<br />

Holzeinhüllung befreit, seine beiden Stützsteine,<br />

die quer zum Schiff standen, in Ost ­ West<br />

Richtung gedreht. Der Sockel der Kanzel, die<br />

hinter dem Altar, vor dem Fenster in der Mitte<br />

des Altarraums stand, wurde erhöht. Die Abtrennungen<br />

im Altarraum wurde verändert,<br />

die Orgelbühne um einen Meter verlängert,<br />

der Treppenaufgang dorthin stabilisiert, der<br />

Taufstein kam an den Eingang, der Ofen wurde<br />

versetzt, die Kirchentür wurde verschalt<br />

und erneuert. Der Mittelgang erhielt einen Kokosläufer,<br />

elektrische Beleuchtung und Außenlampen<br />

wurden installiert. Die Elektroarbeiten<br />

wurden von der Firma K. Heer aus<br />

Melsungen für 247,62 Mark ausgeführt, die<br />

auch den Ofen für 21,25 Mark umsetzte. Die<br />

Malerarbeiten unterstanden der Aufsicht des<br />

Bezirkskonservators und wurden vom Kirchenmaler<br />

Diederich, Melsungen unter Beteiligung<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Handwerker ausgeführt.<br />

Der Maler Diederich brachte auch an<br />

der Stirnwand des Altarraums, links und<br />

rechts vom Fenster, die beiden folgenden<br />

Sprüche an:<br />

Linke Seite (vom Eingang aus gesehen):<br />

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden<br />

und den Menschen ein Wohlgefallen.“<br />

Rechte Seite:<br />

„Aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit; das<br />

ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt<br />

ist.“<br />

Die Kosten für die Malerarbeiten betrugen<br />

1.035,58 Mark; rechnet man noch die Schreinerarbeiten,<br />

die von den einheimischen Handwerkern<br />

Waldschmidt und Worst für 402,90<br />

Mark ausgeführt wurden und die 75,20 Mark<br />

für den Kokosläufer hinzu, ergibt sich für die<br />

Renovierung der Kirche ein Gesamtbetrag von<br />

1.782,55 Mark.<br />

Auch die Ausstattung der Kirche wurde anlässlich<br />

der Renovierung verbessert. Die Kirchengemeinde<br />

besaß bis dahin 2 Altardecken;<br />

die eine war in 1860 von der Frau des Lehrers<br />

Liese, die andere in 1896 vom damaligen Gesangverein<br />

gespendet worden. Außerdem gab<br />

es noch eine weiße Abendmahlsdecke, die<br />

1932 von Heinrich Hofmanns Ehefrau übergeben<br />

worden war. Die Frau von Johannes Rode<br />

stiftete zur Einweihung der Kirche eine weiße,<br />

leinene Abendmahlsdecke und ein Antependium<br />

für den Altar. Die NS­Frauenschaft spendete<br />

das Antependium für die Kanzel und 2<br />

Holzleuchter für den Altar. Der Schreiner Hans<br />

Worst fertigte ein Altarkreuz aus Holz an. Jost<br />

Heinrich Reinbold und dessen Ehefrau Katharina,<br />

geb. Horn aus Burghofen stifteten einen<br />

Abendmahlskelch. (J.H. Reinbold übernahm in<br />

1910 das heutige Anwesen Horst Schäfer,<br />

Jahnstraße Nr. 6.) Der gespendete Kelch bildete<br />

das Gegenstück zu einem Kelch, der ungefähr<br />

um das Jahr 1690 hergestellt wurde.<br />

Die Weihe der Kirche erfolgte am 7.4.1935 im<br />

Rahmen des Konfirmationsgottesdienstes unter<br />

Mitwirkung des Metropolitan i.R. Becker<br />

und Pfarrer Fischer.<br />

Innenraum der<br />

Kirche nach der<br />

Renovierung<br />

1934/35<br />

243


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die beiden Abendmahlskelche sind heute noch<br />

im Gebrauch. Die heute verwendete Abendmahlskanne<br />

stammt aus dem Jahr 1965. Wo<br />

die von Lehrer Schmidt erwähnte Kanne aus<br />

dem Jahr 1742 verblieben ist, vermag ich<br />

nicht zu sagen. Die damals vorhandene Taufschale<br />

musste in 1942 abgeliefert werden. Sie<br />

wurde um 1970 durch die von dem Bildhauer<br />

Hueges angefertigte Taufschale, die heute auf<br />

dem alten Taufstein steht, ersetzt. An ihren<br />

Auflagepunkten zeigt sie die Symbole für die<br />

Evangelisten Matthäus (Mensch oder Engel),<br />

Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes<br />

(Adler). Das hölzerne Altarkreuz von 1935<br />

wird heute noch bei Gottesdiensten im Freien<br />

benutzt. Das heute auf dem Altar stehende<br />

Kreuz und die beiden dazu passenden Leuchter<br />

wurden 1976 angeschafft.<br />

Taufschale des Bildhauers Hueges von 1970<br />

Altar in 2011 mit Kreuz und Leuchter aus 1976<br />

Über das kirchliche Leben in der NS­Zeit in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ist mir, bis auf die folgende<br />

Begebenheit, nichts bekannt. Im Herbst 1939<br />

passierte folgendes:<br />

Eine <strong>Schwarzenberg</strong>er Familie wollte ihren<br />

neu geborenen Sohn taufen lassen. Der für<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zuständige Melsunger Pfarrer<br />

lehnte dies jedoch, mit dem Hinweis auf die<br />

Mitgliedschaft des Vaters in der NSDAP, ab.<br />

Der Vater wandte sich an einen anderen Melsunger<br />

Pfarrer, der sich bereit erklärte, den<br />

Jungen in der Kirche zu taufen. So kam es an<br />

einem Sonntag zu dieser Situation: Der zuständige<br />

Pfarrer beendete den Gottesdienst<br />

und verließ die Kirche. Dabei begegnete er<br />

seinem Amtsbruder, der in die Kirche hineinging<br />

und den kleinen Jungen taufte.<br />

Einen Hinweis auf das allgemeine Verhältnis<br />

des NS­Staates zur Kirche fand ich in wenigen<br />

Zeilen auf einem kleinen Zeitungsabschnitt<br />

(Datum unbekannt), auf dessen Vorderseite<br />

von einem Kinderfest in <strong>Schwarzenberg</strong> berichtet<br />

wird. Sie lauten:<br />

„Der Führer Adolf Hitler wolle keine Einmischung<br />

des Staates in die Kirche. Aber er<br />

könne auch nicht dulden, dass sich hinter dem<br />

Kreuz Christi eine staats­ und volksfeindliche<br />

Reaktion verkrieche, die den Weg zum Herzen<br />

des Volkes verlege. Der Ruf der Stunde gehe<br />

dahin, dass das Volk wieder seine Kirche lieben<br />

lernen soll.<br />

Die Kirche solle ihre Türen weit aufmachen für<br />

die frohe Botschaft von einem gnädigen und<br />

barmherzigen Gott. Von der Kameradschaft in<br />

Staat und Reich müssten wir zur Kameradschaft<br />

auch in der Kirche kommen. Gott helfe<br />

unserem Führer, unserem Vaterlande, unserem<br />

Volk und unserer Kirche.“<br />

Die kleinere Kirchenglocke wurde in 1940<br />

ausgebaut und abgeliefert. Das Läuten der<br />

Glocken war nur noch sonntags zum Hauptgottesdienst<br />

für 3 Minuten erlaubt. Als dann<br />

im Januar 1942 auch noch die große Glocke<br />

(Mara) abgeliefert werden musste, hatte die<br />

Kirche nur noch die Glocke aus dem Jahr<br />

1500.<br />

Im Oktober 1950 wurde der Kirchturm für<br />

1.500 DM repariert. Die Ost­, West­ und Südseite<br />

des Turmhelms, sowie die West­ und<br />

Südseite der Turmwandflächen wurden neu<br />

eingedeckt, die anderen Seiten wurden repariert.<br />

Die Arbeiten wurden von dem Dachdeckermeister<br />

Heinrich Pfaar aus Melsungen,<br />

ausgeführt.<br />

244


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

Konfirmation 1953 (von links): G. Barthel, G.<br />

Hofmann, M. Schüler, Pfarrer Fischer, K. Hain, W.<br />

Bubenheim, G. Findling<br />

Pfarrer Drüner mit den Kirchenvorstehern (von<br />

links) K. Hofmann, C. Jacob, M. Meyfarth, J.<br />

Bubenheim und H. Alter<br />

Nach dem Neubau des Glockenstuhls wurden<br />

1954 zwei neue Stahlglocken der Bochumer<br />

Glockengießerei „Bochumer Verein“ in dem<br />

Turm montiert. Die größere Glocke (336 kg)<br />

trägt die Inschrift „Land, Land, Land, höre des<br />

Herren Wort“, die kleinere (226 kg) die Worte<br />

„Christus lebt“. Bürgermeister A. Hofmann<br />

hatte eine Spendensammlung in der Gemeinde<br />

veranstaltet, die 2.400 DM einbrachte. Den<br />

Restbetrag von 600 DM trug die Gemeindekasse.<br />

Mit dem Zuzug von Heimatvertriebenen kamen<br />

nach dem 2. Weltkrieg die ersten Katholiken<br />

nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Ab 1. Oktober 1956 bildete die Landeskirche<br />

ein Kirchspiel mit Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

dessen zuständiger Pfarrer seinen<br />

Dienstsitz in Röhrenfurth hatte. Erster Seelsorger<br />

wurde Pfarrer Schurian, der allerdings<br />

nur ein Jahr blieb.<br />

Nachdem die Pfarrstelle danach ein halbes<br />

Jahr unbesetzt war, wurde am 1.9.1957 Pfarrer<br />

Hermann Drüner neuer Stelleninhaber. Er<br />

wurde am 15.12.1923 in Rauschenberg geboren<br />

und meldete sich nach seinem Schulabschluss<br />

in 1941 bei der Marine, um Seeoffizier<br />

zu werden. 1945 geriet er, schon auf dem<br />

Weg nach Hause, in Gefangenschaft. Seine<br />

Erlebnisse im Krieg brachten ihn zum Studium<br />

der Theologie, das er in 1946 in Marburg<br />

(Lahn) begann und nach Vikarszeiten in Reinhardshausen<br />

und Eichenberg, in 1954 mit der<br />

Ordination in Kassel beendete. Bevor er nach<br />

Röhrenfurth kam, war er Pfarrer in Gersfeld<br />

(Rhön).<br />

In 1968 wurde, mit viel Eigenleistung, ein<br />

größerer Umbau der Kirche durchgeführt. Der<br />

Eingang zur Kirche wurde von der Nordseite<br />

auf die Westseite verlegt. In die alte Türöffnung<br />

wurde ein Fenster eingebaut und man<br />

ging, wie heute noch, durch den Turm in das<br />

Kirchenschiff. Im Inneren wurden die beidseitigen<br />

Emporen, die Abtrennungen im Altarraum<br />

und alle Bänke entfernt. Der Fußboden<br />

wurde erneuert und neue, vom Schreinermeister<br />

Horst Arsand hergestellte, Bänke eingebaut,<br />

neue Lampen installiert, der Kohleofen<br />

wurde durch einen Ölofen ersetzt, ein<br />

neuer Altar ein­ und die Kanzel umgebaut. Sie<br />

kam an ihren heutigen Standort, auf der<br />

rechten Seite des Altarraums. Die vorhandenen<br />

Wandsprüche wurden übermalt.<br />

Der damalige Pfarrer Drüner hat mit den<br />

nachfolgenden Bildern einige Arbeiten dokumentiert.<br />

Kirchenumbau 1968 ­ Der Maler G. Meyfarth (2.<br />

von links) und der Schreiner H. Arsand (2. von<br />

rechts) im Gespräch mit einem Mitarbeiter des Landeskirchenamts<br />

(links) und dem Architekten<br />

Schneider (rechts)<br />

245


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Arbeiten vor Einbau des FußbodensMit (von rechts)<br />

G. Schäfer, W. Jäger, L. Kördel, W. Mainz, W. Alter,<br />

W. Rohde, G. Seitz<br />

Die erhöhte Kanzel und der Altar rechts im Bild H.<br />

Malkus<br />

Interessierter Zuschauer beim Test des neuen<br />

Ölofens ist G. Seitz (3. von links)<br />

Auch W. Rohde und G. Wagner helfen beim Umbau.<br />

Im Hintergrund das alte Kirchhoftor von 1906<br />

Der seitliche Eingang in die Kirche (bis 1968)<br />

Der 1968 angelegte Weg zum Eingang auf der<br />

Westseite<br />

Leider befand sich kein Foto der renovierten<br />

Kirche bei den Bildern von Pfarrer Drüner. Wie<br />

die Kirche damals ausgesehen hat, kann man<br />

aber anhand des folgenden Fotos nachvollziehen.<br />

246


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

Das Bild zeigt die für eine Hochzeit geschmückte Kirche in 1986. Ihre Gestaltung (Altar, Kanzel, Bänke,)<br />

entspricht, mit Ausnahme des Anstrichs, der aus 1976 stammt, dem Aussehen des Innenraums von 1968.<br />

Lesepult und Elektroheizung wurden aber erst nach 1968 eingebaut.<br />

Pfarrer Drüner verließ Röhrenfurth in 1969<br />

und trat eine Pfarrstelle in Dörnigheim am<br />

Main an. Dort heiratete er in 1972 die Studienrätin<br />

Ingeborg Jänig, mit der er zwei Kinder<br />

bekam. Seit seiner Pensionierung in 1985 lebt<br />

er mit seiner Frau in Dorfitter, einem Ort der<br />

Großgemeinde Vöhl.<br />

Nachdem Pfarrer Drüner die Pfarrstelle verlassen<br />

hatte, wurde sie von Melsunger Pfarrern<br />

mitversorgt. Zuständig für die kirchliche Verwaltung<br />

der Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

war Pfarrer Schuchhardt aus Melsungen, der<br />

sich bereits im Ruhestand befand. Er behielt<br />

diese Aufgabe auch, als ab 1. Juli 1971 das<br />

Kirchspiel Röhrenfurth von der Landeskirche<br />

aufgehoben wurde und seine beiden Gemeinden<br />

der neu geschaffenen vierten Pfarrstelle<br />

in Melsungen zugewiesen wurden.<br />

An der Orgel wurde in 1970 ein neuer Spieltisch<br />

eingebaut.<br />

In 1972 wurde eine elektrische Läuteanlage in<br />

die Kirche eingebaut. Damit endete die Tätigkeit<br />

von Jochen Löwe, der zehn Jahre die Glocken<br />

mit Stricken zum Klingen gebracht hatte.<br />

Die Kirchengemeinde dankte ihm mit einem<br />

Geldgeschenk von 200 DM. Sein Nachfolger<br />

war sein jüngerer Bruder Hartwig, der zum<br />

Läuten der Glocken, das er bis 1983 besorgte,<br />

keine Muskelkraft mehr benötigte. 1983 übernahm<br />

die Küsterin Lieselotte Worst die Verantwortung<br />

für das Läuten der Glocken.<br />

Pfarrer Hartmut Sippel übernahm im September<br />

1972 probeweise die vierte Pfarrstelle in<br />

Melsungen, und war damit auch für <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und Röhrenfurth zuständig. Er gründete<br />

am 30. Oktober 1974 einen Posaunenchor,<br />

in dem Jugendliche aus beiden<br />

Gemeinden mitwirkten.<br />

Im März 1975 wurde Pfarrer Sippel als planmäßiger<br />

Pfarrer von Dekan Seitz eingeführt.<br />

Er blieb bis zu seinem Weggang in 1979 nach<br />

Bruchhausen­Vilsen, Gemeindepfarrer für unsere<br />

Gemeinde.<br />

1974 wurde die „Marienglocke“ von 1500, die<br />

gesprungen war und längere Zeit im Kirchenschiff<br />

gestanden hatte, nach einer Reparatur<br />

247


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wieder im Turm aufgehängt, um über ein Uhrwerk<br />

die Stunden zu schlagen.<br />

Weil der in 1968 aufgestellte Ölofen die Decke<br />

und Wände der Kirche durch Ruß geschwärzt<br />

hatte, wurde er in 1976 entfernt und durch eine<br />

Elektroheizung, deren Heizrohre auf dem<br />

Holzfußboden befestigt waren, ersetzt. Decke<br />

und Wände wurden gestrichen.<br />

Landeskirchenamt wegen Pfarrermangel erst<br />

abgelehnt, in 1980 aber doch genehmigt.<br />

Als Pfarrer für beide Gemeinden wurde am 16.<br />

März 1980 Harry Knuth von Dekan Linz vorgestellt.<br />

Pfarrer Knuth war ein sogenannter<br />

„Seiteneinsteiger“, denn er hatte vor seinem<br />

Theologiestudium bereits den Beruf eines<br />

Schlossers erlernt. Auf sein Betreiben hin veranstalteten<br />

die Kirchengemeinden Röhrenfurth<br />

und <strong>Schwarzenberg</strong> auf dem Schulgelände<br />

in Röhrenfurth in 1980 ein<br />

gemeinsames Gemeindefest. Dieser Brauch<br />

des gemeinsamen Feierns, immer abwechselnd<br />

in beiden Gemeinden, wurde noch einige<br />

Jahre beibehalten. Am 17. Mai 1981 übernahm<br />

Pfarrer Knuth dann endgültig die Leitung<br />

des Kirchspiels.<br />

Konfirmation 1978 mit Pfarrer Sippel und (1. Reihe<br />

von links) C. Jäger, M. Blumenstein, B. Seitz, U.<br />

Hain, M. Bubenheim, dahinter (von links) B. Findling,<br />

U. Siemon, R. Hofmann, T. Groß.<br />

Doris Hilgenberg, Röhrenfurth und Uwe<br />

Steuber aus <strong>Schwarzenberg</strong>, heute Pfarrer in<br />

Gelnhausen, übernahmen in 1977 die Leitung<br />

des Posaunenchors. Nachdem immer mehr<br />

Bläser den Chor verließen und keine jüngeren<br />

Musiker nachkamen, löste sich die Gruppe<br />

später auf.<br />

Pfarrer Knuth (links) mit Pfarrer Drüner (rechts)<br />

beim gemeinsamen Gemeindefest von Röhrenfurth<br />

und <strong>Schwarzenberg</strong> 1984 in Röhrenfurth. In der<br />

Mitte H. Nadler mit Ehefrau aus Röhrenfurth<br />

In die Amtszeit von Pfarrer Knuth fiel auch die<br />

Errichtung des Pfarrhauses für das Kirchspiel<br />

in 1985. Es wurde im Ulmenweg in Röhrenfurth<br />

errichtet. Die Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

beteiligte sich mit 30.000 DM an der<br />

Finanzierung.<br />

Posaunenchor in 1980 mit Uwe Steuber beim<br />

Gemeindefest Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Ein in 1978 von der Kirchengemeinde Melsungen<br />

gestellter Antrag, Röhrenfurth und<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wieder zu einem eigenen<br />

Kirchspiel zusammenzulegen, wurde vom<br />

Gemeindefest 1987 vor dem DGH in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

248


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

Pfarrer Knuth organisierte auch zwei Besuche<br />

von Kirchenvorstehern in der Partnergemeinde<br />

Dörstewitz, Kirchenkreis Merseburg, in der<br />

damaligen DDR, von denen der letzte in 1987<br />

stattfand. In 1990, ein Jahr nach der Öffnung<br />

der Grenze, nahm Pfarrerin Dobrisch mit einer<br />

Delegation aus Dörstewitz, an unserem Gemeindefest<br />

teil. Der Gegenbesuch erfolgte ein<br />

Jahr später, anlässlich der Einführung von<br />

Pfarrerin Dobrisch. Nach einem Gemeindeausflug<br />

zur Gemeinde Dörstewitz in 1994 brach<br />

die Verbindung ab.<br />

Pfarrer Knuth wurde am 01.11.1992 mit einem<br />

Gottesdienst in <strong>Schwarzenberg</strong> aus gesundheitlichen<br />

Gründen in den Ruhestand<br />

versetzt. Er lebte bis zu seinem Tode in Felsberg­Gensungen.<br />

Kirchenvorsteher L. Kördel bedankt sich im Namen<br />

der Gemeinde bei Pfarrer Knuth<br />

Einführung von Pfarrerin Dobrisch 1991 in Dörstewitz,<br />

2. von links Pfarrer Knuth, dann Pfarrerin Dobrisch<br />

und Frau Knuth mit Gemeindemitgliedern aus<br />

Dörstewitz<br />

Die anschließende pfarrerlose Zeit dauerte bis<br />

zum 2. Mai 1993. In einem Gottesdienst in<br />

Röhrenfurth wurde den Gemeinden, der vom<br />

Landeskirchenamt zugewiesene neue Pfarrer<br />

Köstner­Norbisrath vorgestellt.<br />

Nach einer aufwendigen Sanierung der<br />

Grundmauern der Kirche in 1987 erhielt das<br />

Kirchenschiff in 1991 einen Anstrich. Im Altarraum<br />

wurde ringsum ein Streifen Putz entfernt,<br />

um ein Aufsteigen der Feuchtigkeit in<br />

die Wände zu verhindern. Der Streifen blieb<br />

auch nach der Renovierung der Kirche in 2001<br />

erhalten.<br />

Kaffeetrinken der Senioren im Advent 1994<br />

Verabschiedung von Pfarrer Knuth. Von links K.<br />

Tews (KV), Pfr. Knuth, Dekan Schulze, K. Hofmann<br />

(KV), L. Worst (KV), Organist H. Ganz<br />

Nach einer Probezeit von zwei Jahren einigten<br />

sich die Kirchenvorstände darauf, Pfarrer Köstner­Norbisrath<br />

als Gemeindepfarrer zu behalten.<br />

Im Beisein der damaligen Pröpstin des Sprengels<br />

Hersfeld, Fr. Roswitha Alterhoff, wurde<br />

der neue Pfarrer am 7. Mai 1995 von Dekan<br />

Rudolf Schulze, Pfr. Schmidt­Rupperts, Körle<br />

und Frau Margarete Ganz vom KV Röhrenfurth,<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> in sein Amt eingeführt.<br />

249


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Am 31.12.1995 ging die langjährige Küsterin<br />

Lieselotte Worst in den Ruhestand. Nachfolgerin<br />

wurde Marie­Luise Siemon, die seit 1992<br />

auch das Gemeindehaus betreut.<br />

Osterfrühstück im Gemeindehaus 1997 mit M.L.<br />

Siemon (2. von links), daneben C. Seitz und L.<br />

Möller<br />

Einführung von Pfarrer Köstner­Norbisrath (vorn)<br />

mit Pfarrer Schmidt­Rupperts (dahinter) und Dekan<br />

Schulze (rechts). Die weiteren Personen sind Mitglieder<br />

der Kirchenvorstände <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

Röhrenfurth<br />

Im Juli 1995 erhielt der Kirchturm ringsum<br />

neue Schieferplatten, einige morsche Sparren<br />

im Dachgebälk des angrenzenden Kirchenschiffs<br />

wurden, genau wie einige Lamellen der<br />

Schallluken, ersetzt. Gleichzeitig wurde auch<br />

die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1790 wieder<br />

auf Hochglanz gebracht. Die Baukosten<br />

beliefen sich auf 96.000 DM, wovon 79.000<br />

durch die Landeskirche Kurhessen­Waldeck<br />

und 17.000 DM von der Stadt Melsungen als<br />

Baulastträger bezahlt wurden.<br />

Kirche vom Westen mit neuer Turmverkleidung<br />

(1995)<br />

Als es in 1997 Schwierigkeiten mit der Läuteanlage<br />

gab, stellte man fest, dass diese gravierende<br />

Sicherheitsmängel hatte und erneuert<br />

werden musste. Weil kein Geld vorhanden<br />

war, beschloss der Kirchenvorstand in 1998,<br />

nur die dringendsten Arbeiten ausführen zu<br />

lassen. Mit dem Einbau einer Schaltuhr sollte<br />

dafür gesorgt werden, dass ein korrektes<br />

Läuten mit der ersten und zweiten Glocke<br />

möglich sein sollte. Außerdem sollte der Stundenschlag<br />

mit der dritten Glocke (Marienglocke)<br />

wiederhergestellt werden. Für die Reparatur<br />

mussten 3.000 DM aus den Rücklagen<br />

entnommen werden, die eigentlich für die Kirchenrenovierung<br />

vorgesehen waren.<br />

Am 15.12.1997 sprach der Kirchenvorstand<br />

wegen der Renovierung der Kirche beim Landeskirchenamt<br />

vor. Eine Renovierung wurde<br />

abgelehnt, da die Kirchengemeinde das erforderliche<br />

Eigenkapital nicht aufbringen konnte.<br />

Um Geld für die Innenrenovierung zu beschaffen<br />

fand auf Initiative des damaligen<br />

Sportkreisvorsitzenden Ulrich Manthei am<br />

25.07.1998 ein Fußballspiel zwischen Sportfunktionären<br />

des Kreises und einer Mannschaft<br />

von Politikern/Mitarbeitern der Stadt<br />

Melsungen statt. Die Veranstaltung erbrachte<br />

einen Erlös von 3.105 DM. Zu diesen Einnahmen<br />

kam noch eine Spende der „Brunnenbauer“<br />

in Höhe von 1.500 DM. Mit bereits eingegangenen<br />

Spenden früherer Jahre standen<br />

250


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

der Kirchengemeinde insgesamt 6.100 DM für<br />

die Innenrenovierung der Kirche und die Sanierung<br />

der Orgel zur Verfügung.<br />

Pfarrer Köstner­Norbisrath und Kirchenvorsteherin<br />

H. Siemon (2. und 3. von links) besprechen Einzelheiten<br />

der Innenrenovierung in 2001 mit dem Architekten<br />

Fuchs (ganz rechts) und Mitarbeitern des<br />

Landeskirchenamts<br />

Halbzeit beim Benefizspiel. Schiedsrichter­Assistent<br />

Pfr. Köstner­Norbisrath im Gespräch mit M. Ganz,<br />

L. Kördel und K. Hofmann (von links)<br />

In 2001 konnte die Kirchengemeinde mit der<br />

längst fälligen Innenrenovierung der Kirche<br />

beginnen. Das Landeskirchenamt stellte aber<br />

die Renovierung der Orgel erst einmal zurück.<br />

Die Kosten der Erneuerung beliefen sich auf<br />

98.000 DM. Die Bevölkerung spendete 5.600<br />

DM und zwölf <strong>Schwarzenberg</strong>er bauten in 158<br />

Arbeitsstunden die Kirchenbänke aus, gaben<br />

ihnen einen neuen Anstrich und bauten sie<br />

wieder ein.<br />

Der Innenraum der Kirche wurde hell gestrichen,<br />

der Fußboden ausgebessert, die Elektroheizung<br />

überholt und die Bänke erhielten<br />

neue Sitzauflagen. Die Orgel erhielt einen<br />

neuen Anstrich. Die Säulen der Orgelempore<br />

wurden gegen Feuchtigkeit von unten isoliert.<br />

Die Malerarbeiten wurden von der Firma Ebert<br />

aus Röhrenfurth ausgeführt. Der Inhaber,<br />

Herr Helmke, brachte an der Rückwand des<br />

Altarraums, wo schon einmal Bibelverse gestanden<br />

hatten, die in 1968 übermalt worden<br />

waren, neue Bibelworte, mit Hinweis auf ihre<br />

Quellen, an. Sie lauten:<br />

Linke Seite:<br />

„In Jesus Christus liegen verborgen alle<br />

Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“<br />

Kolosser 2,3/Jahreslosung 2001<br />

Rechte Seite:<br />

Altarraum der Kirche vor der Renovierung in 2001.<br />

Um die Schäden zu kaschieren hängte man<br />

Stofftransparente der Aktion „Brot für die Welt“ an<br />

die Wände<br />

„Nehmt einander an, wie Jesus Christus uns<br />

angenommen hat, damit Gottes Herrlichkeit<br />

sichtbar wird“<br />

Römer 15,7/nach Jörg Zink<br />

251


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Und so sah unsere Kirche nach der Renovierung<br />

aus:<br />

Blick in den Altarraum mit Taufstein, Altar und<br />

Kanzel<br />

Blick aus dem Innenraum zur Orgel<br />

Auch die sehr alte, mehrmals umgebaute Kanzel<br />

strahlt in neuem Glanz<br />

mit roten Klebepunkten markiert und improvisierte<br />

beim Orgelspiel. Ein Teil der Renovierungskosten<br />

von 48.600 Euro wurden durch<br />

Spenden von 11.000 Euro und den Beitrag der<br />

Kirchengemeinde in Höhe von 15.000 Euro finanziert.<br />

Während der Renovierung der Kirche fanden<br />

die Gottesdienste im Evangelischen Gemeindehaus<br />

statt. Zur Einweihung des Gotteshauses<br />

wurden am 28.10.2001 die im Gemeindehaus<br />

benutzten sakralen Gegenstände, wie<br />

Altarbibel, Altarkreuz, Taufschale usw. in einer<br />

Prozession der Gemeindeglieder in die Kirche<br />

getragen. Dort fand dann die Einweihung<br />

der renovierten Kirche in einem Gottesdienst<br />

mit Pröpstin Roswitha Alterhoff statt.<br />

Nachdem die Orgel im Zuge der Innenrenovierung<br />

der Kirche in 2001 bereits einen neuen<br />

Anstrich erhalten hatte, begann der Orgelbauer<br />

Werner Bosch aus Niestetal in 2003 mit<br />

der Renovierung der kaum noch spielfähigen<br />

Orgel, bei der manche Töne einfach ausfielen.<br />

Organist Ganz hatte die Tasten dieser Töne<br />

Die Orgel vor dem Anstrich in 2001<br />

252


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

In 2006 feiern die Konfirmanden der Jahrgänge<br />

1955 und 1956 in <strong>Schwarzenberg</strong> ihre Goldene<br />

Konfirmation. Nach dem Gottesdienst<br />

trifft man sich mit den Goldnen Konfirmanden<br />

der gleichen Jahrgänge von Röhrenfurth, mit<br />

denen man früher gemeinsam den Konfirmandenunterricht<br />

besucht hatte, zu einem<br />

gemütlichen Beisammensein im Dorfgemeinschaftshaus<br />

in Röhrenfurth.<br />

Die fertig renovierte Orgel nach 2004<br />

Am 29.02.2004 wurde die Orgel mit einem<br />

Konzert des Rudolstädter Kantors Frank Bettenhausen<br />

und dessen Ehefrau Katja eingeweiht.<br />

Man hatte Frank Bettenhausen, der aus<br />

Röhrenfurth stammt, in 1991, als er bei dem<br />

Adventskonzert auf der damals schon schadhaften<br />

Orgel spielte, versprochen, dass er auf<br />

der renovierten Orgel seine außergewöhnliche<br />

Spielkunst beweisen dürfe.<br />

Die Jubilare von rechts: W. Liedlich, G. Riemann,<br />

geb. Keppel, D. Cornelius, Pfr. Köstner­Norbisrath,<br />

C. Seitz, geb. Bubenheim, H. Sinning, M. Hofmann,<br />

geb. Rothämel, I. Rademacher, geb. Schenkel,<br />

K. Laucht, geb. Sirakowsky, C. Sondermann, geb.<br />

Hain<br />

Ebenfalls aus 2006 stammt die Aufnahme der<br />

Kinder, die sich nach dem Kindergottesdienst<br />

mit Sabine Kördel und ihrer Helferin Annika<br />

Löwe auf der Treppe des Gemeindehauses fotografieren<br />

ließen.<br />

Frank und Katja Bettenhausen an der renovierten<br />

Orgel<br />

Immer von links betrachtet sieht man in der vorderen<br />

Reihe: G. Schmidt, P. Stiebeling, M. Potzkai,<br />

in der mittlere Reihe: M. Kördel, J. Klute, C. Hain,<br />

L. Löwe, und hinten: S. Kördel, L. Zimmermann,<br />

C. Löwe, A. Löwe.<br />

253


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Im Oktober 2007 wurde die nicht mehr funktionierende<br />

alte Elektroheizung der Kirche<br />

durch eine neue Anlage ersetzt.<br />

Helmut Ganz, der seit 1972 als Organist in<br />

den Kirchengemeinden Röhrenfurth und<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> tätig ist, feierte im September<br />

2009 sein 50­jähriges Organistenjubiläum.<br />

Aus diesem Anlass wurde ihm in einem Gottesdienst<br />

in Röhrenfurth eine Medaille der<br />

Landeskirche verliehen. Vor 1972 war er Organist<br />

im Kirchspiel Altmorschen.<br />

Im Januar 2010 wurde Lektor Adolf Seitz, der<br />

auch von 1977 ­ 2001 im Kirchenvorstand<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> tätig war, aus seinem Amt als<br />

Lektor verabschiedet. Er übte es seit Dezember<br />

1983 aus und gestaltete insgesamt 363<br />

Gottesdienste in zweiundvierzig verschiedenen<br />

Gemeinden. Für diese Tätigkeit wurde<br />

ihm von der Landeskirche die Elisabeth­Medaille<br />

verliehen. Zuvor hatte sich der Melsunger<br />

Pfarrer Peter bei A. Seitz, anlässlich dessen<br />

letzten Gottesdienstes am 20.12.2009 in<br />

Kirchhof, mit einem Geschenk für den oftmaligen<br />

Einsatz in den Gemeinden Kirchhof und<br />

Kehrenbach bedankt.<br />

Pfarrer Köstner­Norbisrath verließ auf eigenen<br />

Wunsch das Kirchspiel und übernahm die 2.<br />

Pfarrstelle in der Gemeinde der Friedenskirche<br />

Kassel. Bis zu seiner Verabschiedung am<br />

19.09.2010 anlässlich des Gottesdienstes zum<br />

Kirchplatzfest in Röhrenfurth, erteilte er, neben<br />

seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer, Religionsunterricht<br />

in der Grundschule Röhrenfurth<br />

und der Gesamtschule Melsungen.<br />

Ehrenamtlich war er als Kreisjugendpfarrer<br />

Dekan Schulze (rechts) verabschiedet Pfarrer Köstner­Norbisrath<br />

Organist H. Ganz an der Röhrenfurther Orgel<br />

und in verschiedenen Gremien des Diakonischen<br />

Werks tätig. Maßgebend beteiligt war er<br />

auch am Aufbau der „Melsunger Tafel“, einer<br />

diakonischen Einrichtung, die Bedürftige mit<br />

Lebensmitteln versorgt.<br />

Ab 01.05.2011 besetzte<br />

Bischof Dr.<br />

Hein die vakante<br />

Pfarrstelle mit der<br />

Pfarrerin Dorothea<br />

Göbel, die in Niestetal<br />

bei Kassel aufwuchs.<br />

Sie studierte<br />

Theologie in Marburg<br />

und Kiel, wo sie auch<br />

noch weitere 3 Jahre<br />

auf dem Gebiet der<br />

neutestamentlichen<br />

Wissenschaft arbei­<br />

Pfarrerin D. Göbel<br />

254


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

tete. Von 2008–2010 war sie Vikarin in Spangenberg<br />

und anschließend für 6 Monate Pfarrerin<br />

im Kirchenkreis Hersfeld. Seit August<br />

2011 gehört auch die seelsorgerische Betreuung<br />

der Menschen des AWO­Altenheims zu ihrem<br />

Aufgabenbereich. Mit ihr steht erstmalig<br />

eine Frau an der Spitze des Kirchspiels Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Veranstaltung erarbeiteten Lieder werden in<br />

einem abschließenden Konzert vorgetragen.<br />

Der Grund dafür, dass unsere Kirchengemeinde<br />

auch heute noch besteht und das Dorfjubiläum<br />

mitfeiern kann, sind Menschen, die sich,<br />

neben den geistlichen Würdenträgern, über<br />

Jahrhunderte, bis zum heutigen Zeitpunkt, mit<br />

ihrem christlichen Glauben für ihre Mitmenschen<br />

eingesetzt haben. Stellvertretend<br />

für all diese Menschen steht auch der im Jubiläumsjahr<br />

amtierende Kirchenvorstand mit<br />

Andrea Findling, Stefan Kördel, Thomas Mey,<br />

Marlene Schanze, Stefan Schmidt und Elke<br />

Stelter.<br />

Freier Blick auf die Kirche im Januar 2012 nach<br />

Abriss des Hauses Liedlich in 2011<br />

An dieser Stelle möchte ich noch einiges über<br />

die Angebote Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

berichten. Sie bietet neben den „normalen“<br />

Gottesdiensten, Familien­, Brunch­, Wander­<br />

und Komm herein­ Gottesdienste an.<br />

Auch Gottesdienste zu Konfirmations­ und<br />

Ehejubiläen finden statt. Nach dem Gottesdienst<br />

am Ostersonntag, der in der noch<br />

dunklen Kirche beginnt, gibt es ein Osterfrühstück.<br />

Bei Festen der Vereine gibt es, wie alljährlich<br />

bei dem Lindenfest, Festgottesdienste.<br />

Seit 1981 führt die Kirchengemeinde gemeinsam<br />

mit dem Ortsbeirat den Seniorennachmittag<br />

im Advent durch und lädt seit 1987 unter<br />

Mitwirkung des Gemischten Chors zum<br />

alljährlichen Adventskonzert ein. Es gibt an<br />

manchen Sonntagen, nach dem Gottesdienst,<br />

den Kirchenkaffee. Für die Kinder und Jugendlichen<br />

gibt es den Kindergottesdienst, die<br />

Jungschar und den Konfirmandenunterricht,<br />

der durch Freizeiten ergänzt wird. Weiterhin<br />

gibt es Seniorennachmittage, einen Bibelkreis,<br />

den Weltgebetstag und für Menschen<br />

die gerne singen, einen Singkreis und einen<br />

Gospelworkshop, der von dem Melsunger<br />

Ehepaar Muche geleitet wird. Die in dieser<br />

Pfarrerin Göbel und Mitarbeiter in 2012. Von links<br />

1.Reihe: M. Schanze (KV), Pfarrerin D. Göbel,<br />

M. L. Siemon (Küsterin), E. Stelter (KV), A. Findling<br />

(KV). Hinten von links: S. Kördel (KV), Tomas Mey<br />

(KV), Helmut Ganz (Organist), Stefan Schmidt (KV)<br />

(KV = Kirchenvorstand)<br />

Auch der Gemeindepädagoge Hans­Günter<br />

Späth, der seit 1990 die Jugendarbeit in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, Röhrenfurth, Kirchhof, Keh­<br />

H­G. Späth in 2005 „15 Jahre mit der Jungschar<br />

unterwegs“<br />

255


08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

renbach und Obermelsungen hauptamtlich leitet,<br />

gehört zu diesen Personen.<br />

Außerdem möchte ich aus der jüngeren Vergangenheit<br />

hier noch drei Personen nennen,<br />

die durch ihr Wirken als Christen in unserem<br />

Dorf viele Impulse gesetzt haben. Ihre Namen<br />

sind: Lieselotte Worst, langjährige Küsterin,<br />

Kurt Tews, Mitglied in der Gemeindevertretung<br />

und der Kaufmann Ludwig Kördel, der<br />

viele Jahre als Lektor unterwegs war und immer<br />

ein offenes Ohr für die Nöte und Sorgen<br />

seiner Mitmenschen hatte. Er erhielt in 2000<br />

die Bürgermedaille für sein ehrenamtliches<br />

Wirken im Kirchenvorstand, als Lektor und in<br />

der Landeskirchlichen Gemeinschaft.<br />

Sie alle waren langjährige Mitarbeiter in der<br />

Kirchengemeinde und wurden mit Recht zu<br />

Kirchenältesten ernannt. Auch sie stehen für<br />

Menschen, denen nicht nur ihr eigenes und<br />

das Wohl der Kirche, sondern auch das ihrer<br />

Mitmenschen am Herzen lag.<br />

Das Gemeindehaus<br />

Bereits 1973 gab es erste Überlegungen,<br />

Räumlichkeiten für die Aktivitäten innerhalb<br />

der Kirchengemeinde zu schaffen. Angedacht<br />

wurden Saalbauten im Haus Salzmann oder<br />

im ehemaligen Holzlager der Schreinerei Arsand.<br />

Beides scheiterte an den Finanzen. Eine<br />

Mitbenutzung des Dorfgemeinschaftshauses<br />

unter Beteiligung an den Kosten des Umbaus,<br />

wurde von der Kirchengemeinde, wegen mangelnder<br />

räumlicher Trennung von öffentlichen<br />

und kirchlichen Räumen, abgelehnt. Man beschloss<br />

ein eigenes Gemeindehaus zu bauen,<br />

was anfangs wenig Zustimmung durch die Bevölkerung<br />

fand.<br />

Richtfest Gemeindehaus Sommer 1991<br />

Nach Rücksprache mit dem Landeskirchenamt<br />

wurde in 1979 ein Grundstück der Familie Löwe<br />

an der Straße „Über den Gärten“ angekauft<br />

und 1982 der Antrag für die Errichtung<br />

des Gemeindehauses bei der Landeskirche<br />

gestellt. Bei der Bauplanung stellte sich heraus,<br />

dass es Probleme mit der Abwasserentsorgung<br />

gab. Das Grundstück wurde an die<br />

Familie Siemon ver­ und ein Areal in der gleichen<br />

Straße von der Familie W. Jäger gekauft.<br />

Nach Abschluss der Planung durch den Architekten<br />

Karl Lengemann aus Grebenau, wurde<br />

im Frühjahr 1991 mit dem Bau begonnen.<br />

Am Pfingstsonntag 1992 fand die Einweihung<br />

des Hauses mit Dekan Rudolf Schulze statt.<br />

Die Baukosten beliefen sich auf ca. 400.000<br />

DM. Die anfängliche Skepsis der Bevölkerung<br />

wegen der Konkurrenz zum Dorfgemeinschaftshaus<br />

hat sich gelegt und die Querelen<br />

zwischen Kirchengemeinde und der Stadt<br />

Melsungen, wegen der Entrichtung eines Ausgleichsbetrags<br />

für fehlende Parkplätze in Höhe<br />

von 16.500 DM, gehören der Vergangenheit<br />

an. Das Gemeindehaus wird nicht nur von<br />

kirchlichen, sondern auch von anderen Gruppen<br />

gerne genutzt. Auch Familienfeiern finden<br />

dort statt. Durch dieses Haus bekam auch<br />

Hans­Günter Späth neue Möglichkeiten, die<br />

erfolgreiche Jugendarbeit zu intensivieren.<br />

Im Frühjahr 1991 wird der Bau des Gemeindehauses<br />

vorbereitet Gemeindehaus vor der Einweihung am 7. Juni 1992<br />

256


Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />

Gemeindehaus im Sommer 2011<br />

Priester und Pfarrer in Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Laut Bericht von Pfr. Harry Knuth über das<br />

Kirchspiel Röhrenfurth zum Pfarrkonvent am<br />

28.10.1984 ergänzt von Adolf Seitz.<br />

13. Jahrhundert:<br />

1269 auch 1284 Priester Reinher<br />

1289 auch 1313 Priester Rupert<br />

16. und 17. Jahrhundert:<br />

1518 Priester Heinrich Kipp<br />

1520 Priester Conradus Suttel<br />

1525 bis 1528 Johann Lening, letzter Prior<br />

zur Karthause, dann erster<br />

ev. Pfarrer in Melsungen<br />

1528 bis ca. 1553 Kaplan Johann Rosenblatt<br />

1569 Pfarrer Justus Scheffer<br />

1575 bis 1585 Kaplan Nikolaus Böttner<br />

1586 bis 1597 Diakonus Justus Walper<br />

1598 bis 1608 Kaplan Johannes Müller<br />

1608 bis 1632 Diakonus Bulckendorf<br />

18. Jahrhundert:<br />

1771 bis 1773 Pfarrer Friedrich Ludwig<br />

Adams<br />

1773 bis 1776 Pfarrer D. T. Cnyrim<br />

1776 bis 1784 Pfarrer J.P.Hartwig<br />

1784 bis 1789 Pfarrer Stern<br />

1789 bis 1802 Pfarrer W. Gerhold<br />

19. Jahrhundert:<br />

1802 bis 1814 Pfarrer Bernhard Hopfeld<br />

nach 1814 Pfarrer J.D. Walper<br />

1873 bis 1888 Pfarrer Kranich<br />

1888 bis 1895 Pfarrer Fuldner<br />

1892 bis 1934 Pfarrer Becker<br />

(mit Unterbrechungen)<br />

1895 bis 1900 Pfarrer Schaefer<br />

20. Jahrhundert:<br />

1900 bis 1902 Pfarrer Löber<br />

1902 bis 1906 Pfarrer Vockenberg<br />

1906 bis 1908 Pfarrer Ebert<br />

1908 bis 1911 Pfarrer Trübestein<br />

1911 bis 1913 Pfarrer Ritter<br />

1913 bis 1914 Pfarrer Becker<br />

1915 bis 1916 Pfarrer Biel<br />

1916 bis 1920 Pfarrer Becker<br />

1920 bis 1921 Pfarrer Heisterhagen<br />

1921 bis 1922 Pfarrer Keßler<br />

1922 bis 1924 Pfarrer Stolzenbach<br />

1924 bis 1926 Pfarrer Laabs<br />

1939 bis 1942 Pfarrer Biel<br />

1943 bis 1945 Pfarrer Trieschmann<br />

1947 bis 1949 Pfarrer Eibich<br />

1949 bis 1955 Pfarrer Fischer<br />

1956 bis 1957 Pfarrer Schurian<br />

1957 bis 1969 Pfarrer Hermann Drüner<br />

1969 bis 1972 Pfarrer Schuchhardt<br />

1972 bis 1979 Pfarrer Sippel<br />

1980 bis 1992 Pfarrer Knuth<br />

1993 bis 2010 Pfarrer Köstner­Norbisrath<br />

21. Jahrhundert<br />

2011 bis heute Pfarrerin Göbel<br />

257


08­2 | Vom EC Jugendbund bis zur Evangelischen Jugend Melsungen Land<br />

Vom EC Jugendbund im 2. Weltkrieg bis zur<br />

Evangelischen Jugend Melsungen­Land<br />

von Dipl. Rel. Päd. Hans­Günter Späth<br />

Jugendarbeiter der Ev. Jugend Melsungen­Land<br />

Über den Beginn der evangelischen Jugendarbeit<br />

in der Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

mitten im 2. Weltkrieg berichtet die heute<br />

83jährige Martha Meyfarth als Zeitzeugin:<br />

„Als die Geschäftsstelle des Hessen­Nassauischen<br />

Gemeinschaftsverbandes in Kassel, bei<br />

dem Maria Schmoll als Sekretärin beschäftigt<br />

war, 1943 den Bomben zum Opfer fiel, zog sie<br />

nach Röhrenfurth in den Sommerweg um. Inspektor<br />

Heinrich Seiler gründete einen EC­Jugendbund<br />

mit jungen Leuten aus Röhrenfurth<br />

und <strong>Schwarzenberg</strong>!“<br />

Küsterin Marie­Luise Siemon erzählt mit Begeisterung<br />

von dieser großen kirchlichen Jugendgruppe<br />

in Schmolls Haus und einer Freizeit<br />

1952 im großen Saal der Gastwirtschaft<br />

Bangert (siehe Foto).<br />

Als ich am 01.08.1986 als Prediger der Landeskirchlichen<br />

Gemeinschaft mit meiner Familie<br />

kam, fand ich in <strong>Schwarzenberg</strong> ein<br />

Jungschar und einen Teenagertreff vor, die<br />

von den Ehrenamtlichen Sabine Jäger, Stefan<br />

Kördel und Klaus Ruppel durchgeführt wurden,<br />

vor. Sofort nahmen sie mich freundlich<br />

auf. 1988 nahmen viele <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Jungscharkinder an der Freizeit in Kleinenglis<br />

teil.<br />

Jugendgruppe um 1980<br />

Teilnehmer der Freizeit des EC Jugendbundes in<br />

1952 vor der Gastwirtschaft Bangert<br />

Über viele Jahre war Ludwig Kördel in seiner<br />

freundlichen, zupackenden, den Menschen zugewandten<br />

Art, Bindeglied zwischen der evangelischen<br />

Jugendarbeit und dem Kirchenvorstand.<br />

So sorgte er auch 1972 für den<br />

Aufbruch eines neuen, großen Jugendbundes<br />

durch Jugendmissionarin Ingrid Krause vom<br />

Gemeinschaftsverband. Als sie als Missionarin<br />

nach Japan ging, übernahmen Horst Schäfer,<br />

Manfred Tews und Beate Schneider die Leitung<br />

dieser sehr aktiven, missionarischen Jugendarbeit,<br />

die bis 1985 bestand.<br />

Als ich am 01.08.1986 als Prediger der Landeskirchlichen<br />

Gemeinschaft mit meiner Familie<br />

kam, fand ich in <strong>Schwarzenberg</strong> ein<br />

Jungschar und einen Teenagertreff vor, die<br />

von den Ehrenamtlichen Sabine Jäger, Stefan<br />

Kördel und Klaus Ruppel durchgeführt wurden,<br />

vor. Sofort nahmen sie mich freundlich<br />

auf. 1988 nahmen viele <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Jungscharkinder an der Freizeit in Kleinenglis<br />

teil.Am 01.08.1990 übernahm ich die Leitung<br />

der neugeschaffenen Evangelischen Jugend<br />

Melsungen­Land (Aufbau der Kinder­ und Jugendarbeit<br />

in den Kirchengemeinden <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Röhrenfurth, Kirchhof, Kehrenbach<br />

und seit 01.01.1992 Obermelsungen).<br />

Dabei erlebte ich sehr viel Unterstützung und<br />

Rückhalt seitens des Kirchenvorstands und<br />

der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jungschar<br />

wuchs und um die Verbindung mit der Kirchengemeinde<br />

sichtbar zu machen, führten<br />

258


Vom EC Jugendbund bis zur Evangelischen Jugend Melsungen Land | 08-2<br />

wir regelmäßige Familiengottesdienste mit<br />

anschließendem Mittagessen durch. Anneliese<br />

und Ludwig Kördel hatten immer in offenes<br />

Herz für das „kleine Pflänzchen“ Jugend­Land!<br />

Durch das neue Evangelische Gemeindehaus<br />

1992 kamen neben der Jungschar und dem<br />

Teenagertreff noch das Schülerfrühstück und<br />

der offene Jugendtreff „Jump in“ hinzu. Bis<br />

heute sehe ich die Räumlichkeiten als Hauptquartier<br />

der Evangelischen Jugend Melsungen­Land,<br />

in dem auch alle 14 Tage die Mitarbeitertankstelle<br />

stattfindet.<br />

Familiengottesdienst 1992<br />

Mädchenjungschar 1998<br />

den Teamern Anna und Nadja Serenkov und<br />

Jungschar Urgestein Steffen Späth (Sohn von<br />

Hans­Günter Späth) von 17.00 – 19.00 Uhr<br />

treffen.<br />

So bieten wir Kindern weiterhin in veränderter<br />

Lebenswirklichkeit in der Leistungsgesellschaft<br />

wertvolle, notwendige Frei­, Spiel­, Erlebnisund<br />

Schutzräume auf der Grundlage des befreienden<br />

Evangeliums von Jesus Christus an,<br />

damit ihr „Lebens­Lauf“ gelingt.<br />

Ungezählte Kinder und Jugendliche haben<br />

wertvolle Glücksminuten in der Jungschar, im<br />

Jugendtreff, auf Freizeiten und Kanutouren<br />

erlebt. Immer wieder konnten die Kinder bis<br />

heute ihre Melsunger Schulfreunde für unsere<br />

Angebote begeistern. So entstand durch das<br />

Hüttenprojekt im Frühjahr 2010 eine neue<br />

gemischte Jugendgruppe aus bis zu 25<br />

„Wunderkindern“, die sich jeden Montag mit<br />

Der Jungentreff in 1998<br />

Fröhliche Hüttenbauer<br />

Schülerfrühstück 1997<br />

259


08­2 | Vom EC Jugendbund bis zur Evangelischen Jugend Melsungen Land<br />

Ergänzung zum obigen Artikel<br />

von Adolf Seitz<br />

Unter diesem Emblem ist Hans­Günter Späth<br />

nunmehr seit über 20 Jahren in Sachen<br />

christlicher Jugendarbeit unterwegs.<br />

Marianne Rohde und Heike Lesch aus Kirchhof<br />

haben aus diesem Grund das folgende Gedicht<br />

über die Tätigkeit von H­G. Späth verfasst:<br />

Hans­Günther – auch Günni genannt,<br />

ist unterwegs im Melsunger Land.<br />

Überall sieht man den Jungscharbus fahren<br />

Und das nun schon seit 20 Jahren!<br />

Jungschargruppen, klein und groß,<br />

wenn Günni kommt, dann ist was los!<br />

Am Nachmittag gibt es Programm<br />

Für laute, leise – jedermann.<br />

Nach dem Schulstress, hört ihr Leute,<br />

haben Kinder ihre Freude!<br />

Basteln, malen, singen, spielen,<br />

Stress abbauen, Freiheit fühlen,<br />

manchmal wild und ungestüm<br />

irgendwo muss die Kraft ja hin!<br />

Günni lenkt sie dann in rechte Bahnen<br />

Und seine Botschaft lässt schon ahnen:<br />

Kinder sind ein wahrer Schatz<br />

Und brauchen in Gemeinden Platz!<br />

Dass deine Worte Früchte tragen,<br />

können deine Helfer sagen.<br />

Aus Jungscharkindern wurden Leiter,<br />

erfolgreich geht die Arbeit weiter.<br />

Auf 20 Jahre blickst du heute,<br />

voller Dank und voller Freude.<br />

Wir wünschen Gottes Segen<br />

Und sein Geleit auf deinen Wegen!<br />

Soweit das Gedicht. H­G. Späth war in früheren<br />

Jahren ein guter Mittelstreckler in der<br />

Leichtathletik. Sein erster Trainer rief ihm bei<br />

kritischen Situationen während eines Rennens<br />

von außen zu: „Langer bleib dran!“ H­G.<br />

Späth hat diesen Zwischenruf für sich und die<br />

jungen Menschen, die er auf einem Stück ihres<br />

Lebenswegs begleitet, umgewandelt in<br />

„Mensch bleib dran auf der Lebensbahn.“ Er<br />

möchte ihnen damit Mut machen, ihr Leben<br />

auch in schwierigen Situationen nach christlichen<br />

Maßstäben zu gestalten. Seine Arbeit mit<br />

Kindern und Jugendlichen ist in der heutigen<br />

schnelllebigen und mit zweifelhaften Angeboten<br />

reichen Zeit, nicht hoch genug einzuschätzen.<br />

260


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

9<br />

Die Schule in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

261


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Allgemeine Schulgeschichte<br />

Bildung war jahrhundertelang ein Privileg der<br />

Reichen und Mächtigen, denn Wissen bedeutet<br />

Macht. Die Klöster mit ihren kostbaren Bibliotheken<br />

bewahrten das Wissen der Antike<br />

und vermittelten das christliche Gedankengut.<br />

Sie waren es, die Jungen und Mädchen, meist<br />

adliger Herkunft oder aus wohlhabenden Familien,<br />

in Klosterschulen, zunächst einmal in<br />

Religion und Geschichte unterrichteten. Erst<br />

später kam die Unterrichtung in anderen Fächern,<br />

wie z.B. Mathematik und Musik, hinzu.<br />

Der Unterricht fand in lateinischer Sprache<br />

statt. Eine berühmte Klosterschule entstand<br />

in Fulda.<br />

Unter Karl dem Großen (800 n. Chr.) sollte<br />

Bildung zum Allgemeingut werden. Die Einführung<br />

des allgemeinen Schulzwangs sollte<br />

Volksbildung und religiöse Unterweisung gewährleisten.<br />

Allmählich begann der Staat, das<br />

moderne, von der Kirche getragene Bildungsideal,<br />

zu fördern.<br />

Mit dem Aufblühen der Städte durch Handel<br />

und Gewerbe entstanden ab 1250 neben den<br />

Schulen unter kirchlicher Leitung, die ersten<br />

städtischen Schulen. Es entstand die Grundlage<br />

der späteren deutschen Volksschulen. Die<br />

Erziehung an den städtischen Schulen war<br />

hart, manchmal sogar grausam.<br />

Gelehrt wurden Lesen, Schreiben und Rechnen,<br />

anfangs noch in lateinischer Sprache,<br />

doch bald setzte sich Deutsch als Unterrichtssprache<br />

durch.<br />

In der Reformation wurde die Forderung laut,<br />

allgemeine Schulen für Jungen und Mädchen<br />

einzurichten. Wegweisend war Martin Luthers<br />

Schrift „An die Ratsherren aller Städte deutschen<br />

Landes, dass sie christliche Schulen<br />

aufrichten und halten sollen“. (1524).<br />

Martin Luther, der die Einführung unserer<br />

Dorfschulen nachhaltig beeinflusste, berichtete<br />

über die Schulen seiner Zeit: "Den armen<br />

Kleinen aber war die Schule nicht so sehr eine<br />

Anstalt zur Pflege ihres Geistes und ihrer Gesittung,<br />

als vielmehr eine Hölle und ein Fegefeuer,<br />

da sie gemartert wurden über den casualibus<br />

und temporalibus; da sie doch nichts<br />

denn eitel lernten durch so viel Streuben, Zittern,<br />

Angst und Jammern".<br />

Diese Aussage bezog sich auch auf die körperliche<br />

Züchtigung (Prügelstrafe) der Schüler.<br />

Es gab aber damals viele Schulordnungen,<br />

die vor einem Zuviel an Strafe warnten: „Die<br />

Schulmeister sollen nicht auf die Häupter,<br />

nicht auf die Hände hauen, sondern auf die<br />

Hintern ­ und nicht mit Stöcken, sondern mit<br />

Ruten." Diese waren meist in Gestalt eines<br />

Besens gebunden. Es gab auch damals hervorragende<br />

Pädagogen, die das Schlagen ablehnten<br />

und beste Erfolge ohne Hiebe erzielten.<br />

Übrigens gab es in der Bundesrepublik<br />

Deutschland bis längstens 1973 ein Züchtigungsrecht<br />

für Lehrkräfte an Schulen gegenüber<br />

den ihnen zur Erziehung anvertrauten<br />

Schülern; in einzelnen Bundesländern war die<br />

körperliche Züchtigung jedoch bereits vorher<br />

untersagt oder zumindest nominell mehr oder<br />

weniger stark eingeschränkt worden. In Hessen<br />

sollten seit 1946 Prügel grundsätzlich<br />

nicht mehr angewendet werden. Gegen diese<br />

Bestimmungen wurde aber teilweise verstoßen,<br />

denn es gab bis in die 1950­er Jahre<br />

noch Ohrfeigen und Stockschläge in den<br />

Volksschulen.<br />

War Luther derjenige, der Volksschulen in<br />

Stadt und Land forderte, so war sein Freund<br />

Philipp Melanchthon der Organisator des<br />

Schulwesens in Stadt und Land. Er schuf<br />

Lehrpläne, gab Weisungen und Ratschläge für<br />

die Schulen, die zur Reformationszeit gegründet<br />

oder neu organisiert wurden.<br />

Martin Luthers Aufruf zur Gründung von<br />

Schulen wurde von Landgraf Philipp dem<br />

Großmütigen aufgegriffen. Er befahl in 1526<br />

die Einrichtung von Mädchen­ und Knabenschulen<br />

flächendeckend im ganzen Land. Die<br />

Geistlichen sollten die Kinder über den Katechismus<br />

belehren und ihnen grundlegendes<br />

262


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

Wissen, wie Lesen und Schreiben vermitteln.<br />

Er nahm damit auch den Gedanken der Reformatoren<br />

auf: Jeder Christ sollte die nun ins<br />

Deutsche übersetzte Bibel selbst lesen und<br />

verstehen können.<br />

In unserer Gegend lassen sich noch im 16.<br />

Jahrhundert erste Dorfschulen nachweisen,<br />

wobei Altmorschen in 1556 eine der sieben ältesten<br />

Dorfschulen der Landgrafschaft hatte.<br />

Die soziale und gesellschaftliche Stellung der<br />

Lehrer in der damaligen Zeit ließ viel zu wünschen<br />

übrig. So klagte der württembergische<br />

Schulmeister Jakob Frischlin in 1598: "Die<br />

Schulmeister, die den ganzen Tag im Gestank<br />

und Lärmen der Knaben zubrächten und halb<br />

schwindsüchtig, halb taub geworden seien,<br />

die müssten mancherorten, wenn sie heimkommen,<br />

das Brot des Jammers essen und<br />

Wasser der Bekümmernis trinken. Sau­ und<br />

Kuhhirten und gemeine Ackerknechte haben<br />

fast einen besseren Lohn als die armen Schuldiener."<br />

Dies bestätigte auch Melsungens erster evangelischer<br />

Pfarrer Johannes Lening, ein Vertrauter<br />

des Landgrafen und letzter Prior des<br />

Klosters Karthause am Heiligenberg. Er beschwerte<br />

sich, dass die Schweinehirten mehr<br />

geachtet und besser belohnt würden, als alle<br />

Lehrer und viele Pfarrer. „Denn es ist den<br />

Bauern das Hüten der Schweine viel wichtiger<br />

als der Unterricht für ihre Kinder."<br />

Nach der Reformation gab es wohl in keiner<br />

Dorfschule Lehrer, die nicht einen anderen<br />

Haupt­ ­oder Nebenberuf hatten. Nicht selten<br />

unterrichteten sie noch im hohen Alter und<br />

lernten sich einen Gehilfen (Adjunctus) an, oft<br />

den eigenen Sohn, der dann auch Nachfolger<br />

des Vaters wurde. Diesem übertrugen sie Teile<br />

ihrer Tätigkeit, um ihren Berufen nachgehen<br />

zu können.<br />

Während die Schule zu Zeiten der Reformation<br />

und der Religionskriege zunehmend einer<br />

Konfessionalisierung unterworfen gewesen<br />

war, zeichnete sich von der Mitte des 17.<br />

Jahrhunderts in Europa ein neues Bildungsideal<br />

ab. Bahnbrechende Erkenntnisse der Naturwissenschaft,<br />

Entdeckungen und Erfindungen<br />

führten zu einer neuen Art der<br />

Bildungsvermittlung. Die Schulen wurden zu<br />

Institutionen, an denen Kinder und Jugendliche<br />

zunehmend planmäßig unterrichtet wurden.<br />

Der Bischof Johann Comenius (1592 ­<br />

1670) entwarf ein vierstufiges Schulsystem,<br />

die "Große Unterrichtslehre", die allen Kindern<br />

Zugang zur Bildung ermöglichen sollte. Doch<br />

die Idee einer umfassenden Volksbildung<br />

konnte nur langsam Fuß fassen. Zumal durch<br />

die Kriegswirren des 30­jährigen Krieges auch<br />

das Schulwesen gelitten hatte. Die Schulen<br />

waren zerstört und es gab keine Lehrer. Deshalb<br />

übernahmen auf Anordnung der Kirchen<br />

die Küster mehr oder weniger die Lehrertätigkeit.<br />

Diese konnten zwar lesen und schreiben,<br />

hatten aber keine Ausbildung als Lehrer genossen.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte kindgerechtes,<br />

auf Alter und Fähigkeiten abgestimmtes<br />

Lernen den heranwachsenden Menschen<br />

ganzheitlich erziehen und auf alle<br />

Erfordernisse des Lebens vorbereiten. In<br />

Preußen machte sich Wilhelm von Humboldt<br />

für die Elementarschule stark. Sie war das<br />

erste Glied in der Ausbildungskette der schulpflichtigen<br />

Kinder, vergleichbar mit der heutigen<br />

Grundschule. Im Laufe des Jahrhunderts<br />

wurden die anfangs stark kirchlichen ausgerichteten<br />

Lehrpläne so umgestellt, dass die<br />

Schüler außer im Schreiben, Lesen, Rechnen<br />

auch in den „weltlichen“ Fächern, wie Naturund<br />

Erdkunde unterrichtet wurden.<br />

Gymnasien entstanden, höhere Schulen, die<br />

auf den Staatsdienst oder den Besuch der<br />

Universität vorbereiteten. Der Besuch von<br />

Mittelschulen, Vorläufer der heutigen Realschulen,<br />

berechtigte zum "Einjährigen", der<br />

mittleren Reife, und eröffnete damit den Zugang<br />

zur mittleren Beamtenlaufbahn. Mit der<br />

Verstaatlichung des Schulwesens und pädagogischen<br />

Reformen wurde die allgemeine<br />

Schulpflicht eingeführt. Zwar hatte es Verordnungen<br />

zur Schulpflicht bereits schon früher<br />

gegeben, aber erst im 19. Jahrhundert gelang<br />

es, den tatsächlichen, allgemeinen Schulbesuch<br />

der Kinder durchzusetzen.<br />

Dieser war nicht immer im Sinn der Eltern,<br />

weil die Kinder ja teilweise auch als Arbeitskräfte<br />

eingeplant waren. So fragte in 1845 ein<br />

Melsunger Metzgermeister seinen Sohn nach<br />

dem Grund für dessen spätes Nachhausekommen<br />

aus der Schule. Der Sohn sagte, er habe<br />

nachsitzen müssen. Auf die Frage weshalb,<br />

sagte der Junge: „Ich wusste nicht, wo Syrien<br />

liegt.“ Worauf der Vater antwortete: „Was<br />

263


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

1874 = 260 Thaler, 1891 = 780 Mark, 1900 =<br />

1.011 Mark, 1906 = 1.100 Mark, 1912<br />

= 1.400 Mark.<br />

Mit diesen Jahreseinkommen für die Inhaber<br />

der Schulstelle <strong>Schwarzenberg</strong> waren ihre Tätigkeiten<br />

als Lehrer, Küster, Lektor, Kantor<br />

und Organist abgegolten.<br />

Ab 1891 wurde die bis dahin freie Lehrerdienstwohnung<br />

mit folgenden Beträgen auf<br />

das Jahresgehalt angerechnet:<br />

In 1891 mit 80 Mark, in 1902 mit 120 Mark, in<br />

1911 mit 220 Mark, in 1929 mit 267 Mark, in<br />

1930 mit 312 Mark und in 1931 mit 312 Mark.<br />

Auch die Nutzung der Grundstücke wurde mit<br />

dem Gehalt verrechnet. In 1891 mit 12,33<br />

Mark, in 1897 mit 25 Mark, in 1930 mit 26,00<br />

Mark und in 1931 mit 74,00 Mark.<br />

1891 erhielt Lehrer Asmus an „Alten Kompedenzen“<br />

(Gebühren) insgesamt 273,71<br />

Mark, die sich folgendermaßen zusammensetzten:<br />

Aus dem Kirchenkasten:<br />

Fett zum Schmieren der Glocken<br />

Waschen des Tauftuchs<br />

Besoldung<br />

Vom Kastenschluß<br />

(Abnahme der Kastenrechnung)<br />

Summe:<br />

0,75 Mark<br />

0,15 Mark<br />

6,85 Mark<br />

0,68 Mark<br />

8,43 Mark<br />

Aus der Gemeindekasse:<br />

Für Orgelspielen und Läuten bei<br />

besonderen Anlässen (Fastnacht,<br />

Neujahr, Beisetzungen)<br />

13,05 Mark<br />

Schulgeld<br />

64,00 Mark<br />

Feuerungsvergütung<br />

90,00 Mark<br />

Für Ankauf, Anfahren und Zerkleinern<br />

des Holzeszur Heizung<br />

des Schulzimmers<br />

72,00 Mark<br />

Summe: 239,05 Mark<br />

Kirchliche Bezüge:<br />

Taufe von ehelichen Kindern 4,08 Mark<br />

Taufe eines unehelichen Kindes 0,25 Mark<br />

Konfirmation<br />

2,40 Mark<br />

Trauungen<br />

2,50 Mark<br />

Beerdigung<br />

7,80 Mark<br />

Für die Leitung des Gesangs 6,00 Mark<br />

Für das Schreiben von Personalien 1,25 Mark<br />

Für Trauergeläute<br />

1,95 Mark<br />

Summe: 26,23 Mark<br />

Die Entwicklung der Schule in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Lehrer und Ereignisse während ihrer Amtzeit:<br />

1724 Schulmeister Jost Werner ist der<br />

erste namentlich bekannte Lehrer in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

1744 gibt es 54 Schulkinder in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

1749 Schulmeister<br />

Joh. Michael Sartorius. Er kam nach<br />

dem Tod von Jost Werner aus Volkmarshausen<br />

(nördlich von Hann. Münden).<br />

1768 Schulmeister<br />

Joh. Konrad Kuchenmeister. Er hatte<br />

2 Kinder.<br />

1772 Schulmeister Joh. Georg Christian<br />

Propf<br />

Er war verheiratet mit Elisabeth Schanze<br />

aus <strong>Schwarzenberg</strong>, mit der er<br />

8 Kinder hatte. Er verstarb in 1813 im<br />

Alter von 67 Jahren.<br />

1783 wurde sein Sohn Johannes Propf sein<br />

Adjunkt (Gehilfe) in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Schule. Er ging später als Schulmeister<br />

nach Mühlbach.<br />

1805 Konrad Heinrich Fehr. Er kam als<br />

Adjunkt nach <strong>Schwarzenberg</strong> und wurde<br />

in 1812 Schulmeister. Er war zugleich<br />

Metzger und mit Elise Gerlach<br />

aus Melsungen verheiratet. Das Ehepaar<br />

hatte 5 Kinder. Er starb 1845 in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

1845 Schullehrer Johannes Sperber. Er<br />

siedelte 1853 nach Allendorf über.<br />

1853 Schullehrer Ludwig Becker<br />

1855 In den Angaben über das Schulvermögen<br />

tauchen neben den Grundstücken<br />

erstmals eine Scheune und ein Stall<br />

auf.<br />

1858 Gemäß einer Notiz von Bürgermeister<br />

Jacob wurde die Schule als evangelische<br />

Filialschule der Pfarrei geführt.<br />

1859 Lehrer Becker zog nach Niedenstein.<br />

1859 Schulamtskandidat Ludwig Plock<br />

Er kam von Ermschwerd nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

265


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1860 Lehrer Ludwig Liese. Er kam im April<br />

1860 von Beisheim nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

1871 Die Schule war einklassig und wurde<br />

von 46 Kindern (31 Knaben und<br />

15 Mädchen) besucht.<br />

1874 Ein Mädchen der Schulabgänger wurde<br />

nicht konfirmiert, weil es in Melsungen<br />

bei zwei Kaufleuten Geld gestohlen hatte.<br />

1875 Lehrer Liese wurde im Mai in den Landkreis<br />

Kassel versetzt. Die Schulstelle<br />

wurde nicht wieder besetzt. Die Vakanz<br />

dauerte bis zum Oktober 1878. Während<br />

dieser Zeit übernahmen die Lehrer<br />

Pflüger aus Röhrenfurth und Mainz aus<br />

Empfershausen die Vertretung.<br />

1878 Lehrer Konrad Heinrich Bähr<br />

Die Schulaufsicht bestand aus folgenden<br />

Schulvorständen:<br />

Metropolitan Endemann, zugleich Oberschulinspektor<br />

und Pfarrer, Landrat<br />

Freiherr von Richthofen und Lokalschulinspektor<br />

Fuldner aus Melsungen.<br />

Die damalige Schulchronik erwähnte eine<br />

schlechte Einrichtung der Schule,<br />

aber auch eine gesunde Lehrerwohnung.<br />

Der kleine Garten vor dem Schulhaus<br />

glich im Herbst 1878 mehr einem<br />

Steinbruch als einem Garten. Lehrer<br />

Bähr kultivierte ihn, erweiterte ihn bis<br />

an die Straße und baute eine Mauer um<br />

den Garten.<br />

1879 Die Schule wurde von 61 Schülern (42<br />

Jungen und 19 Mädchen) besucht.<br />

Im Winter 1879/80 erfroren Lehrer<br />

Bähr, wegen des schlechten Zustands<br />

des Erdgeschosses der Schule, sämtliche<br />

Kartoffeln und anderes Gemüse. Er<br />

wandte sich an die Gemeinde, damit sie<br />

„diesem Übelstande und noch mehreren“<br />

abhilft. Er sagte am 26.02.1880<br />

folgendes: „Es soll diesem Übelstande<br />

und noch mehreren abgeholfen werden.<br />

Will das Beste hoffen, die Gemeinde<br />

verspricht viel, hält aber wenig, es<br />

sollte schon 1878 gemacht werden.“<br />

1880 Eine neue Treppe wurde in das Schulhaus<br />

eingebaut.<br />

1882 Ein Teil der sogenannten Reallasten, die<br />

die Gemeinde für bestimmte immer<br />

wiederkehrende Leistungen, an die unter<br />

kirchlicher Verwaltung stehende<br />

Schule entweder in Naturalien (Schulkorn)<br />

oder Geld bezahlen musste, wurde<br />

mit einem Betrag von 1.662 Mark<br />

abgelöst.<br />

1884 Lehrergehilfe Joh. Karl Asmus. Er<br />

kam am 15. April aus Mosheim, um den<br />

erkrankten Lehrer Bähr zu vertreten.<br />

Dieser verstarb im Mai an einem Lungenleiden.<br />

1885 In der damaligen Zeit gehörte es zu<br />

den Aufgaben des Lehrers, sonntags in<br />

der Kirche die Orgel zu spielen. Dafür<br />

bekam er von jedem Hausbesitzer<br />

jährlich 25 Pfennige (2 Silbergroschen)<br />

Orgelgeld. Durch eine königliche Verfügung<br />

wurde veranlasst, dass die Betroffenen<br />

dieses Orgelgeld nicht mehr<br />

einzeln an den Lehrer, sondern an den<br />

Gemeindegeldgeber zu zahlen hatte.<br />

Dieser zahlte dann den Betrag an den<br />

Lehrer, der das Recht hatte, das Orgelgeld<br />

monatlich im Voraus von der Gemeinde<br />

zu fordern. Ab 1885 wurde<br />

dann ein jährlicher Betrag von 13,50<br />

Mark für die Schul­ und Küsterstelle aus<br />

der Gemeindekasse bezahlt. Später erfolgte<br />

dann die Ablösung zum 22 2/9<br />

fachen Betrag (300 Mark) bei den Reallasten.<br />

1888 Der Regierungsrat Collenberg besichtigte<br />

gemeinsam mit Landrat von Negelein<br />

die Schule. Collenberg sagte:<br />

„Einen so schlechten Schulsaal habe ich<br />

noch nicht gefunden.“ Der Neubau einer<br />

neuen Schule sei wünschenswert.<br />

1889 Der Schulhof wurde neu gepflastert.<br />

1892 Am 1. August verlässt Lehrer Asmus<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und geht nach Melsungen<br />

1892 Lehrer Justus Konrad Schmidt<br />

wurde in 1871 in Obergude geboren<br />

266


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

die Reinschrift. Die Geschäftsführung<br />

des Schulvorstands wurde nicht beanstandet.<br />

Der Gesamteindruck der<br />

Schule war befriedigend, nur sollte<br />

mehr auf Ordnung und Reinlichkeit geachtet<br />

werden. Im Protokoll liest sich<br />

das so:<br />

Volksschule <strong>Schwarzenberg</strong> mit Lehrer Justus<br />

Konrad Schmidt (zwischen 1900 und 1912)<br />

1908 Vertreter der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

im Gesamtschulverband waren Bürgermeister<br />

Justus Sondermann, seine Vertreter,<br />

Heinrich Emmeluth II, Sebastian<br />

Kördel und Heinrich Peter. Deren Stellvertreter<br />

waren Conrad Riedemann,<br />

Heinrich Emmeluth I und Conrad Meyfarth.<br />

Der Gutsbezirk Oberförsterei Melsungen<br />

wurde vertreten durch Pfarrer<br />

Ebert aus Melsungen und Lehrer Justus<br />

Konrad Schmidt aus <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

1911 Die Forderung des Landrats nach Verbesserung<br />

und Neuanschaffung eines<br />

Turn­ und Spielplatzes wurde von der<br />

Gemeinde abgelehnt, weil seit dem<br />

Neubau der Schule mit dem Schulhof<br />

ein Platz zum Spielen vorhanden war<br />

und kein Grundstück zur Verfügung<br />

stand.<br />

1915 Die Schule wurde von der Königlichen<br />

Regierung, Abteilung Kirchen­ und<br />

Schulwesen im Beisein des Kreisschulinspektors,<br />

Pfarrer Adam aus Dagobertshausen,<br />

besucht. Sie war zu der<br />

Zeit eine Halbtagesschule mit 38 Schulstunden<br />

pro Woche, da Lehrer Schmidt<br />

Vertretung in Kirchhof leisten muss.<br />

Dem 43­jährigen Lehrer Schmidt wurde<br />

Eifer und eine befriedigende Befähigung<br />

für das Lehramt bescheinigt. Das<br />

Schulgebäude und die innere Ausstattung<br />

waren in Ordnung. Die Lehrmittel<br />

sollten ergänzt werden. Die Schulchronik<br />

sollte regelmäßig geführt werden<br />

und von der Kriegschronik fehlte noch<br />

„Die schulischen Leistungen sind befriedigend,<br />

aber im Rechnen und Singen<br />

geringer. Der Lehrer ist bestrebt,<br />

die Kinder geistig zu fordern, gute und<br />

innere und äußere Zucht auszuüben.<br />

Die Mittelstufe hat Leseschwächen, das<br />

Schönschreiben ist verbesserungswürdig.<br />

Beim Rechnen sind die Ziele zu<br />

niedrig, Bruchrechnen sollte intensiviert<br />

werden. Das Singen klingt ungepflegt.<br />

Der Handarbeitsunterricht von Frau<br />

Riedemann zeigt befriedigenden Erfolg.<br />

Künftig sollen die Mädchen der Oberstufe<br />

Stopfen und Flicken lernen.“<br />

Lehrer Schmidt wurde im September<br />

ebenfalls zum Wehrdienst eingezogen,<br />

kehrte aber wegen seiner schlechten<br />

Gesundheit bald zurück, wurde aber<br />

1916 erneut einberufen.<br />

Die Schulkinder mussten als Kriegshilfe<br />

Brombeerblätter, Waldmeister, Weißdornfrüchte<br />

und Zwetschgensteine<br />

sammeln. Ferner wurden Sonnenblumen<br />

angebaut, damit aus den Kernen<br />

Öl hergestellt werden konnte.<br />

1916 Pfarrer Becker aus Melsungen übernahm<br />

von Pfarrer Biel die Ortsschulaufsicht<br />

über die evangelischen Schulen<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> und Röhrenfurth.<br />

1917 Der Schulsaal und die Lehrerwohnung<br />

erhielten elektrisches Licht.<br />

1918 Es gab 46 Schüler, davon in der Oberklasse:<br />

10 Jungen, 3 Mädchen; in der<br />

Mittelklasse: 9 Jungen, 7 Mädchen; in<br />

der Unterklasse: 8 Jungen, 9 Mädchen.<br />

Es gab 22 Unterrichtstunden an 4 Tagen.<br />

Naturkunde und Zeichnen wurden<br />

nicht gelehrt.<br />

1919 Der Schulvorstand Heinrich Emmeluth<br />

II, Sebastian Kördel und Heinrich Peter<br />

wurde einstimmig wiedergewählt. Vertreter:<br />

Adam Hofmann, Heinrich Dittmar,<br />

Johannes Barthel.<br />

268


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

1922 Mit der Ämtertrennung zwischen Schule<br />

und Kirche begann ein Streit um das<br />

Kirchschulvermögen (Schulhaus,<br />

Grundstücke) zwischen der Schule und<br />

der Küsterstelle (Kirche). Ein Vertrag<br />

über einen Vergleich wurde vom Landeskirchenamt<br />

abgelehnt.<br />

Im November wird die Schule wegen<br />

Masern für 14 Tage geschlossen.<br />

1923 Die Regierung ordnete ab 1.4. 1923 die<br />

Trennung des Kirchenamts vom Lehramt<br />

an, wenn eine Einigung über das<br />

Vermögen erfolgt sei. Diese erfolgte<br />

aber wegen der Ablehnung durch den<br />

Kirchenvorstand nicht. Die Auseinandersetzungen<br />

zwischen Gemeinde und<br />

Kirche wurden in erst in 1932 beigelegt.<br />

Der Schulrat prüfte 44 Kinder, die gut<br />

abschnitten. Lehrer Schmidt erhielt die<br />

Anerkennung des Prüfers.<br />

1924 Die Sütterlinschrift löste in den preußischen<br />

Schulen, die bis dahin verwendete<br />

Kurrentschrift ab. Beide sind sich<br />

ähnlich und werden auch als „Deutsche<br />

Schrift“ bezeichnet.<br />

Kurrentschrift<br />

1925 Die Schule wird von nur 25 Kindern besucht.<br />

(Dies ist die niedrigste Schülerzahl<br />

für die Zeit, in der alle Schüler in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zur Schule gingen).<br />

Der Landrat hatte immer wieder Anträge<br />

bei der Gemeinde auf Einrichtung<br />

einer Fortbildungsschule für schulentlassene<br />

Jungen bis zum 18. Lebensjahr<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> gestellt. Die Gemeinde<br />

hatte dies immer abgelehnt,<br />

weil es nur 4 – 6 Schüler beträfe, die<br />

außerdem in Fabriken oder der Landwirtschaft<br />

arbeiteten.<br />

August Ruppel in den Fortbildungsschulausschuss<br />

gewählt.<br />

1926 Bürgermeister Sondermann führte im<br />

Unterricht eine Rechenmaschine vor.<br />

1929 Mit Auflösung des Gutsbezirks der<br />

Oberförsterei Melsungen wurde auch<br />

der Gesamtschulverband aufgehoben.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wurde ein eigenständiger<br />

Schulverband.<br />

Sütterlinschrift<br />

Der Kreisarzt führte eine Untersuchung<br />

von 45 Schulkindern durch. Ihre Gesundheit<br />

war in einem befriedigenden<br />

Zustand. Krankheitsbilder waren Zahnfäule<br />

und Haltungsschäden. Der Arzt<br />

bemängelte die unzureichenden Lüftungsmöglichkeiten<br />

des Klassenzimmers<br />

und den Zustand der Schulbänke.<br />

Auf seine Veranlassung beschloss der<br />

Schulverband, dass die Schule in 1930<br />

renoviert und durch die Firma Dickhaut<br />

aus Homberg mit neuen Bänken ausgestattet<br />

werden sollte.<br />

269


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1930 Der Schulsaal bekam neue Fenster und<br />

wurde für 672 Reichsmark (RM) renoviert.<br />

Die neuen Schulbänke wurden für<br />

686 Mark geliefert und die alten Bänke<br />

für Beträge zwischen 0,80 und 3,00 RM<br />

verkauft. Der Kreis steuerte 400 (RM)<br />

bei, 1.000 RM übernahm die Abteilung<br />

Kirchen­ und Schulwesen der Landesregierung.<br />

Nach der Fertigstellung war<br />

das Klassenzimmer ein Schmuckstück.<br />

In den Schulvorstand wurden August<br />

Waldschmidt, Karl Riedemann, Johannes<br />

Seitz und Heinrich Schmoll gewählt.<br />

Die Wohnungsmiete für die Lehrerwohnung<br />

wurde auf jährlich 264 RM<br />

festgesetzt und auf die Bezüge des<br />

Lehrers angerechnet. Der Mietwert der<br />

zum Schulvermögen gehörenden<br />

Grundstücke wurde auf 26 RM festgesetzt.<br />

1931 Die Schulstelle sollte zum 1.2.1931 neu<br />

besetzt werden. Auf die Ausschreibung<br />

hatte sich Lehrer Peter Schmidt beworben.<br />

Seine Bestellung war in der Gemeinde<br />

nicht unumstritten.<br />

1931 Lehrer Peter Schmidt<br />

Lehrer Schmidt wurde zum 01.02. von<br />

Büchenwerra nach <strong>Schwarzenberg</strong> versetzt<br />

und sein Onkel Justus Konrad<br />

Schmidt in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Peter Schmidt wurde 1891 in<br />

Obergude geboren und hatte in 1924 in<br />

Büchenwerra seine Ehefrau Klara Horn<br />

aus Solingen geheiratet. Aus der Ehe<br />

ging die Tochter Ingeborg hervor. Er<br />

durfte ab 1. November das Schulland<br />

nutzen. Seine Frau Clara erteilte den<br />

Handarbeitsunterricht.<br />

1932 Nach 10­jährigem Streit um das Schulvermögen<br />

kommt es am 1.4. zu folgenden<br />

Bedingungen zur Einigung zwischen<br />

Schule und Kirche:<br />

Das Küsterschulgehöft mit Schulsaal,<br />

Hausgarten, Hofraum, Scheune und<br />

Stall (Gesamtgröße 9,59 Ar), sowie die<br />

Grundstücke Steinbinge (23,89 Ar),<br />

Werrwiese (24,60 Ar), Kleine Werrwiese<br />

(alter Turnplatz 4,71 Ar) gehen in<br />

das Eigentum des Schulverbands über.<br />

Dafür bezahlt die Gemeinde die Vergütung<br />

für den Organisten und den Lektor<br />

für den einmaligen Gottesdienst am<br />

Wochenende. Die Kosten für den Organisten<br />

waren damals auf 320 RM pro<br />

Jahr festgelegt und waren vierteljährlich<br />

nachträglich zu zahlen. Für das zusätzliche<br />

Orgelspiel aus besonderen<br />

Anlässen zahlt die Gemeinde jährlich<br />

13,05 RM und außerdem Studiengebühren<br />

des Lehrers in Höhe von 19,06<br />

RM. Die Kirche zahlt einen Betrag von<br />

12,36 RM für Tätigkeiten im kirchlichen<br />

Bereich und einen Beitrag zu den Studiengebühren.<br />

Außerdem gehen die<br />

Nutzungsrechte des alten und des neuen<br />

Totenhofes (Friedhof) an die Gemeinde<br />

über. Der Vertrag wird seitens<br />

der Gemeinde von Bürgermeister Sondermann<br />

und den Gemeindevertretern<br />

Rode und Ruppel, seitens des Kirchenvorstands<br />

von Metropoliten Becker und<br />

den Kirchenvorstehern Riedemann und<br />

Hofmann unterzeichnet. Es gibt eine<br />

neue Grundbuchseite mit dem Titel<br />

„Schule zu <strong>Schwarzenberg</strong>“.<br />

1933 Den neuen Schulvorstand bildeten: August<br />

Waldschmidt, Johannes Seitz, Karl<br />

Riedemann und Konrad Riedemann.<br />

Lehrer Schmidt stellte den Antrag auf<br />

die Beschaffung einer Landkarte von<br />

Palästina, eines Globusses und einer<br />

neue Wandtafel. Außerdem sollten die<br />

Aborte und der Schulhof instandgesetzt<br />

werden. Der Landrat befürwortete den<br />

Antrag, teilte der Landesbehörde aber<br />

auch mit, dass die Kosten von 320 RM<br />

nicht von der Gemeinde getragen werden<br />

können, da weder der Bürgermeister<br />

noch der Gemeinderechner, wegen<br />

Geldmangels, ihre Entschädigungen regelmäßig<br />

ausbezahlt bekämen. Die Gemeinde<br />

kann ihren steuerlichen Verpflichtungen<br />

nur nachkommen, indem<br />

sie bei den sonstigen Ausgaben spart.<br />

Das Regierungspräsidium bezuschusste<br />

die Forderungen von Lehrer Schmidt<br />

mit 150 RM. Der Schulhof wurde mit<br />

Splitt befestigt.<br />

1934 Der Mietwert der zum Schulvermögen<br />

gehörenden Grundstücke wurde auf<br />

74 RM erhöht und man beschloss, ihn<br />

270


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

Die Schüler von <strong>Schwarzenberg</strong> mit Lehrer Peter Schmidt in 1933<br />

künftig bei jedem Mieterwechsel neu<br />

festzulegen. Dieser Betrag wurde von<br />

der Gemeinde vom Diensteinkommen<br />

des Lehrers einbehalten und an den<br />

Schulverband <strong>Schwarzenberg</strong> gezahlt.<br />

1935 Die Schule wurde zeitweise wegen<br />

Mumps geschlossen.<br />

1937 Es gab immer wieder Beschwerden der<br />

Nachbarn über Sport auf dem Schulhof.<br />

Nachdem ein Fußball in die Lichtleitung<br />

geflogen war und es am Haus Emmeluth/Ratz<br />

eine Stichflamme gegeben<br />

hatte, eskalierte der Streit zwischen<br />

der Schulleitung und den Anwohnern.<br />

Die Schüler wurden mit Schimpfwörtern<br />

wie „Schweine, alte Böcke“ belegt.<br />

Lehrer Schmidt stellte sich vor seine<br />

Schüler. Sie seien keine Rüpel. Es gab<br />

einen umfangreichen Schriftwechsel<br />

zwischen dem Bürgermeister, Lehrer<br />

Schmidt und den betroffenen Familien.<br />

Schließlich ordnete der Landrat an,<br />

dass der Schulverband die entstandenen<br />

Schäden bezahlen müsse und wies<br />

den Bürgermeister an, einen Sportplatz<br />

zu bauen. In 1938 erfolgte eine Erinnerung<br />

des Landrats.<br />

Hauptlehrer Lange und Lehrer Riemenschneider<br />

leisteten Vertretung in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Im Schulsaal wurde eine Steckdose installiert,<br />

um die Vorführung von Filmen<br />

zu ermöglichen.<br />

1938 Die Schulkinder sammelten etwa 7.000<br />

Maikäfer. Um die Ernte, auch unter<br />

Mithilfe der Schulkinder, einzubringen,<br />

wurden die Schulferien um 8 Tage verlängert.<br />

Frau Stieglitz erteilte den<br />

Handarbeitsunterricht.<br />

1940 Der Landrat ordnete am 25. Januar die<br />

Schließung sämtlicher Schulen an. In<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> fiel Unterricht ab 28.<br />

Januar aus, wurde aber entgegen der<br />

Anordnung bereits am 5. Februar wieder<br />

aufgenommen.<br />

Ab April wurden neue Lehrpläne unter<br />

Berücksichtigung der wehrgeistigen Erziehung<br />

eingeführt.<br />

1941 Der Winter 1941/1942 war hart und<br />

dauerte bis Ende März. Um Kohlen zu<br />

sparen wurden die Weihnachtsferien<br />

1941/42 um 8 Tage verlängert. Diese<br />

8 Tage wurden an den Osterferien 1942<br />

abgezogen.<br />

Während des gesamten Krieges fiel der<br />

Unterricht wegen Mangels an Heizmaterial<br />

gelegentlich aus. Ein weiteres<br />

Problem waren die zunehmenden Luftalarme,<br />

die die Schulkinder um ihren<br />

271


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Schlaf brachten. So wurde angeordnet,<br />

dass bei einem vor Mitternacht stattgefundenen<br />

Alarm, die Schule um 9.00<br />

Uhr begann. Bei einem Alarm nach Mitternacht<br />

begann die Schule erst nachmittags.<br />

Eine weitere Besonderheit des Krieges<br />

war, dass die Schulkinder zur Sammlung<br />

kriegswichtiger Stoffe und zur<br />

Schädlingsbekämpfung verpflichtet<br />

wurden. Sie sammelten unter anderem<br />

Alteisen, Blei, Nickel, Kupfer, Knochen,<br />

Lumpen, Papier, Flaschen und alte<br />

Schuhe. Unter Führung des Lehrers<br />

wurden Heilkräuter und Bucheckern<br />

gesucht, sie machten Jagd auf Mai­ und<br />

Kartoffelkäfer. Auch bei der Erntehilfe<br />

waren sie gefragt. Selbst schwere körperlicher<br />

Arbeit an der Dreschmaschine<br />

wurde von Kindern geleistet. Mit Beginn<br />

der Dunkelheit durften Kinder die<br />

Straße nicht mehr betreten.<br />

In einem Abkommen zwischen Schulen<br />

und Hitlerjugend wurde die Zuständigkeit<br />

und Art der Durchführung des<br />

Sportunterrichts festgelegt. Flugmodellbau<br />

wurde in den Schulen obligatorisch.<br />

Ab Ostern wurden neue Zeugnishefte<br />

eingeführt. Zur Unterstützung der<br />

Lehrkräfte wurden Schulhelfer eingesetzt,<br />

mit dem Ziel, diese nach erfolgter<br />

Ausbildung später in den Schuldienst zu<br />

übernehmen.<br />

Der Schuljahresbeginn wurde von Ostern<br />

auf den Herbst verlegt. Diese Regelung<br />

bestand bis 1948. In 1949 begann<br />

das neue Schuljahr wieder<br />

Ostern.<br />

Mit Beginn des Schuljahres 1941/42<br />

durfte nur noch die „Deutsche Normalschrift“<br />

(lateinische Schrift) gelehrt und<br />

geschrieben werden.<br />

1942 Im „Reich“ wurde die Hauptschule eingeführt.<br />

Die evangelische Bekenntnisschule<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wurde durch<br />

Verfügung des Regierungspräsidenten<br />

zum 30. April zu einer Gemeinschaftsschule.<br />

Die Teilnahme am Religionsunterricht<br />

wurde freigestellt.<br />

1943 Die Gesundheit der Kinder ließ zu wünschen<br />

übrig. Viele Kinder waren von einem<br />

hässlichen Hautausschlag befallen.<br />

25 Kinder erhielten in Melsungen Solebäder.<br />

Einzelne Kinder hatten Kopfläuse.<br />

Die Kinder wurden mehrmals auf<br />

Anweisung des Gesundheitsamts untersucht.<br />

1944 Es fand kein geregelter Schulunterricht<br />

mehr statt, weil Lehrer Schmidt für 42<br />

Tage zum Bau des Westwalls verpflichtet<br />

wurde. Die Schulkinder mussten<br />

zeitweise die Post in Melsungen abholen.<br />

Es gab 60 Schulkinder, davon gehörten<br />

18 evakuierten Familien an.<br />

Die Fliegeralarme nahmen zu, die Kinder<br />

waren nervös, es fehlte an Konzentration,<br />

Hausaufgaben wurden liederlich<br />

oder gar nicht erstellt.<br />

1945 Mit dem Einmarsch der Amerikaner im<br />

April fand kein Schulunterricht mehr<br />

statt. Er wurde erst ab 1. Oktober fortgeführt.<br />

Die „Lateinische Schrift“<br />

Die Büchereien wurden von nationalsozialistischem<br />

Schriftgut befreit, es gab<br />

neue Lehrpläne nach Richtlinien der<br />

amerikanischen Militärregierung und<br />

neue Schulbücher wurden angeschafft.<br />

Da diese nicht in ausreichender Zahl<br />

vorhanden waren, mussten sie von<br />

272


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

mehreren Schülern gemeinsam benutzt<br />

werden.<br />

1947 Ab 1. April wurde eine zweite Lehrerstelle<br />

eingerichtet, weil die Schülerzahl<br />

auf 79 Kinder angestiegen war. Sie<br />

wurde zunächst von Lehrer Laubert besetzt.<br />

Er unterrichtete gleichzeitig mit<br />

Lehrer Schmidt im Schulsaal, wobei<br />

sich die beiden Lehrer bei der Unterrichtung<br />

der einzelnen Jahrgänge abwechselten.<br />

Die Schüler waren gegen<br />

einen wechselseitigen Unterricht der<br />

Lehrer. Deshalb verfassten die Vertrauensschüler<br />

Heini Liedlich und Elisabeth<br />

Emmeluth ein Schreiben und sammelten<br />

Unterschriften der Eltern, um diesen<br />

Zustand zu beenden.<br />

1948 Am 30.6. schied Lehrer Laubert aus<br />

dem Schuldienst in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

aus. Die zweite Lehrerstelle sollte neu<br />

besetzt werden. Um einen ordentlichen<br />

Unterricht durchführen zu können, war<br />

ein zweiter Klassenraum erforderlich.<br />

Es wurde ein Raum in der Gaststätte<br />

Bangert in Erwägung gezogen, den<br />

man allerdings hätte beschlagnahmen<br />

müssen.<br />

Im September kam Lehrer Knauer als<br />

2. Lehrer nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Ein ihm<br />

zugewiesenes Zimmer im Obergeschoss<br />

der Schule konnte er aber nicht<br />

beziehen, weil sich die dort wohnende<br />

Flüchtlingsfamilie Schiller weigerte,<br />

auszuziehen.<br />

1949 Bedingt durch die Kinder der evakuierten<br />

und als Flüchtlinge zugezogenen<br />

Familien stieg die Schülerzahl auf die<br />

Rekordhöhe von 82 Schülern.<br />

Die Lehrer wurden auf die neue Verfassung<br />

vereidigt, die Schulkinder geröntgt<br />

und untersucht. Vierzig von ihnen<br />

erhielten aufgrund ihrer<br />

Verfassung Schulspeisung. Die Lernmittelfreiheit<br />

wurde nach und nach eingeführt.<br />

Es gab einen Erlass über Schulstrafen.<br />

In ihm hieß es unter anderem: "In allen<br />

Schulen Großhessens sind nur Erziehungsmittel<br />

zulässig, die auf dem<br />

Grundsatz der Menschlichkeit aufbauen.<br />

Alle entehrenden Strafen, insbesondere<br />

jede Art von körperlicher<br />

Züchtigung und Beschimpfung, sind<br />

ausdrücklich untersagt". Trotzdem gab<br />

es auch in <strong>Schwarzenberg</strong> noch Ohrfeigen<br />

und Schläge auf Hände und Hintern.<br />

Oben: Unterstufe 1. – 4. Schuljahr in 1949<br />

Unten: Oberstufe 5. – 8. Schuljahr in 1949<br />

Im Hintergrund die damaligen Häuser Möller, Bubenheim<br />

und Reinbold<br />

1950 Wegen der immer noch hohen Schülerzahl<br />

von 80 Schülern hatte die Gemeindevertretung<br />

beschlossen, im<br />

Obergeschoss der Schule einen zweiten<br />

Klassenraum einzurichten. Weil aber<br />

die dort wohnende Familie Schiller keine<br />

andere Wohnung bekam, weigerte<br />

sie sich die Schule zu verlassen. Die<br />

Gemeinde wandte sich deshalb im Februar<br />

1951 an das Wohnungsamt.<br />

Lehrer Knauer wurde nach Kassel versetzt.<br />

Sein Nachfolger als 2. Lehrer<br />

wurde Lehrer Ungar, der von Kirchheim<br />

(Kr. Hersfeld) kam.<br />

273


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Unterstufe 1. – 4. Schuljahr in 1950 mit Lehrer Ungar<br />

Oberstufe 5. – 8. Schuljahr 1950 mit Lehrer P. Schmidt<br />

1951 Nachdem die Familie Schiller aus dem<br />

Obergeschoß der Schule ausgezogen<br />

war, wurde ein Raum für 1.400 DM<br />

zum Klassenzimmer umgestaltet. Bei<br />

der Einrichtung des Klassenzimmers<br />

wurde gespart, da die Gemeinde eine<br />

neue Wasserleitung bauen wollte. Für<br />

beide Schulräume wurden 20 Tische<br />

und 40 Stühle für 1.300 DM gekauft.<br />

Außerdem wurde eine neue Wandtafel<br />

für 125 DM installiert.<br />

1952 Ostern war die Schülerzahl auf 52 gesunken.<br />

Die Gemeinde wehrte sich gegen<br />

die Freistellung von Lehrer Ungar,<br />

der die 2. Lehrerstelle inne hatte.<br />

274


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

Links: Oberstufe 5. – 8. Schuljahr 1952 mit Lehrer P. Schmidt<br />

Rechts: 25 Jahre Lehrer in <strong>Schwarzenberg</strong>: Peter Schmidt<br />

1953 Die zweite Lehrerstelle wurde am 15.<br />

April aufgehoben und Lehrer Ungar<br />

nach Melsungen versetzt. Die Schule<br />

war wieder einklassig.<br />

Der Schulvorstand war besetzt mit Lehrer<br />

Peter Schmidt, Konrad Hofmann<br />

und Heinrich Kördel als Elternvertreter.<br />

Im Elternbeirat waren Konrad Hofmann,<br />

Heinrich Bubenheim, Herr Bischoff,<br />

Frau Karl und Frau Pieper tätig.<br />

1955 In den neuen Elternbeirat wurden gewählt:<br />

Georg Seitz (Vorsitzender),<br />

Heinrich Helper, Heinrich Malkus<br />

(Schriftführer). Stellvertreter waren<br />

Heinrich Riedemann II, Heinrich Worst<br />

und Konrad Anacker.<br />

1956 Am 1. Februar trat Lehrer Peter<br />

Schmidt nach 25­jähriger Lehrertätigkeit<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> in den Ruhestand.<br />

Er verließ 37 Schulkinder (24 Jungen<br />

und 13 Mädchen).<br />

1956 Lehrerin Herta Strauch<br />

Sie kam aus Melsungen und führte die<br />

Schule vertretungsweise bis Ende Februar<br />

1957. Ihr Nachfolger wurde der<br />

aus Röhrenfurth abgeordnete Lehrer<br />

Theo Wenderoth.<br />

1957 Lehrer Platzer<br />

Er wurde zum 1. April aus Niedervorschütz<br />

nach <strong>Schwarzenberg</strong> versetzt.<br />

Er übernahm die Leitung des gemischten<br />

Chors, der Leichtathletiksparte des<br />

Turnvereins und gründete einen Schützenverein.<br />

Unter seiner Regie wurden<br />

auch Märchenspiele in der Gastwirtschaft<br />

Bangert aufgeführt.<br />

Lehrer Platzer<br />

1957 Der neue Schulvorstand bestand aus<br />

Bürgermeister Kördel, Lehrer Platzer,<br />

Heinrich Riedemann I, Konrad Hofmann<br />

und Heinz Mainz.<br />

1958 Die Oberstufe stellte ihre selbstgebauten<br />

Flugzeugmodelle aus. Dabei wurden<br />

auch ferngesteuerte Flugmodelle vorgeführt.<br />

Ein doppelflammiger Ölofen<br />

und ein Akkordeon wurden angeschafft.<br />

Der obere, nicht mehr benötigte Klassenraum,<br />

wurde zum Werkraum.<br />

275


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1960 Die Zahl der Schulkinder war auf 44<br />

(29 Jungen und 15 Mädchen) gestiegen.<br />

Ein Mikroskop und eine Gesteinssammlung<br />

wurden angeschafft.<br />

Heinrich Helper wurde Vorsitzender des<br />

Elternbeirats. Sein Stellvertreter und<br />

gleichzeitiger Schriftführer war Heinrich<br />

Riedemann. Weitere Mitglieder waren<br />

Elisabeth Göbel, Herta Anacker, Konrad<br />

Seitz, Georg Seitz.<br />

Die Eltern der Schulkinder wollten, dass<br />

diese die Stadtschule in Melsungen besuchen<br />

sollten. Dieses Vorhaben scheiterte<br />

aus unbekannten Gründen.<br />

und 15 Mädchen). Es gab Unterricht in<br />

Verkehrserziehung, in dem auch die<br />

Fahrräder der Kinder auf ihren Zustand<br />

überprüft wurden. Der Schulausflug<br />

führte in die Rhön. Auf dem Weg dorthin<br />

wurden auch die Stiftsruine in Bad<br />

Hersfeld und der Dom zu Fulda besichtigt.<br />

Bürgermeister Schneider erhielt vom<br />

Regierungspräsident ein Schreiben,<br />

dass Lehrer Rudolf Blumenstein evtl. in<br />

die leerstehende Lehrerwohnung einziehen<br />

würde. Er war von Melsungen<br />

nach Kassel versetzt worden, hatte dort<br />

aber keine Wohnung gefunden.<br />

Postschaffner Ernst Joswig wollte während<br />

des Umbaus seines Hauses in der<br />

leerstehenden Schulwohnung wohnen.<br />

Der Regierungspräsident genehmigte<br />

die Vermietung der Wohnung an fremde<br />

Personen unter der Bedingung, dass<br />

die Mietverträge mit 1/4 jährlicher<br />

Kündigungsfrist abgeschlossen würden.<br />

Am 30.11. berichtete die HNA, dass,<br />

wenn die Gemeindevertretung zustimmen<br />

würde, alle Jahrgänge der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Schüler ab Ostern<br />

1963 die Volks­ und Realschule auf<br />

dem Schlot in Melsungen besuchen<br />

sollten.<br />

Schulanfang (Jahr unbekannt)<br />

1961 41 Schulkinder (26 Jungen und 15<br />

Mädchen) erlebten einen Glasbläser bei<br />

der Arbeit. Die Schulfahrt ging nach<br />

Frankfurt. Die Kinder machten eine<br />

Stadtrundfahrt, besuchten Zoo und<br />

Flughafen. Einige flogen sogar mit dem<br />

Flugzeug über die Saalburg.<br />

Die Kinder wurden erstmalig gegen<br />

Kinderlähmung geimpft. Pfarrer Drüner<br />

fuhr mit den Schulabgängern zu einer<br />

Freizeit auf den Mosenberg.<br />

1962 Es gab keine Schulanfänger. Die Schülerzahl<br />

betrug 35 Kinder (20 Jungen<br />

Auf einer diesbezüglichen Versammlung<br />

wurde bekannt, dass <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und Röhrenfurth in 1959 eine gemeinsame<br />

Mittelpunktschule zwischen beiden<br />

Gemeinden angestrebt hatten.<br />

Diese sollte an der Gemarkungsgrenze<br />

errichtet werden. Die Verwirklichung<br />

scheiterte aber an der Höhe der Erschließungskosten.<br />

Die damalige Situation war, dass Bestrebungen<br />

im Gange waren, für Körle,<br />

Röhrenfurth, Lobenhausen, Wagenfurth,<br />

Empfershausen und evtl.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> eine Mittelpunktschule<br />

in der Nähe von Körle zu errichten.<br />

Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Eltern tendierten<br />

aber nach Melsungen.<br />

Dazu erläuterte Bürgermeister Schneider<br />

folgende Möglichkeiten:<br />

276


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

Die Beschulung aller 8 Jahrgänge in<br />

Melsungen, oder der Oberstufe in Melsungen<br />

und der Unterstufe in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Die Gemeinde habe derzeit 35<br />

Schulkinder und erreiche nur in 1966<br />

die Mindestzahl an Schülern für eine<br />

Schulstelle der Unterstufe. Also würde<br />

die Schulstelle aufgelöst, wenn nur die<br />

Unterstufe in <strong>Schwarzenberg</strong> bliebe.<br />

Die andere Möglichkeit sei, dass die<br />

Schüler des 7. und 8. Schuljahrs nach<br />

Melsungen gingen und die Schüler der<br />

1.–6. Klasse in <strong>Schwarzenberg</strong> blieben.<br />

Nach einer Aussprache waren die Eltern<br />

dafür, dass alle acht Schülerjahrgänge<br />

ab Ostern 1963 die Stadtschule am<br />

Schlot in Melsungen besuchen sollten.<br />

Eine Entscheidung darüber sollte die<br />

Gemeindevertretung in ihrer nächsten<br />

Sitzung fällen.<br />

1963 Das Melsunger Tageblatt berichtete,<br />

dass die Gemeindevertretung beschlossen<br />

hatte, dass das 7. und 8. Schuljahr<br />

ab Ostern 1964 nach Melsungen zur<br />

Schule gehen solle. Voraussetzung sei<br />

aber, dass die zuständigen Stellen der<br />

Kreisstadt und der Schulbehörde zustimmen.<br />

Bürgermeister Schneider<br />

stellte einen entsprechenden Antrag für<br />

6 Schüler im Schuljahr 1964 an den<br />

Magistrat der Stadt Melsungen.<br />

Der Schüler Manfred Möller verstarb an<br />

den Folgen einer Gelbsucht. Unter Teilnahme<br />

aller 36 Schüler (19 Jungen und<br />

17 Mädchen) hielt Lehrer Platzer eine<br />

Trauerrede.<br />

Die Schüler nahmen den neuen Sportplatz,<br />

auf dem sie in freiwilliger Arbeit<br />

eine Sprunggrube angelegt hatten, in<br />

Gebrauch. Der Harz war das Ziel der<br />

Schulfahrt. Im Kino in Melsungen sah<br />

man sich einen Film über Japan an, wo<br />

in 1964 die Sommerolympiade stattfand.<br />

Franz Langefeld bezog mit seiner vierköpfigen<br />

Familie die Schulwohnung.<br />

Lehrer Platzer verließ <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und ging zu einem Vollzeitkursus für<br />

Physik nach Weilburg/Lahn.<br />

1963 Lehrer Gert Rosenstock<br />

Er kam von Röhrenfurth und übernahm<br />

am 1. November auf Anordnung des<br />

Schulrats Caspritz aus Melsungen die<br />

Betreuung der Schule <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Er hatte anfangs Schwierigkeiten mit<br />

der Unterrichtsführung in der einklassigen<br />

Schule, in der die Schüler vom ersten<br />

bis zum achten Schuljahr in einer<br />

Klasse saßen. Da er im Winter keinen<br />

Sportunterricht erteilen konnte, fuhr er<br />

mit den Kindern einmal monatlich in<br />

das Hallenbad nach Kassel. Mitbeteiligt<br />

waren auch Schüler aus Röhrenfurth<br />

und Empfershausen. Der dortige Lehrer<br />

Nieding war Lehrscheininhaber für den<br />

Schwimmunterricht und konnte einer<br />

ganzen Reihe von <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Schülern den Frei­ oder Fahrtenschwimmerpass<br />

aushändigen.<br />

1964 Die neunjährige Volksschulpflicht wurde<br />

eingeführt. Gleichzeitig wollte die<br />

Schulbehörde die Schulen zentralisieren<br />

und Mittelpunktschulen schaffen. Die<br />

einklassigen Schulen sollen zu Unterstufenschulen<br />

(1.­ 6. Schuljahr) umgebildet<br />

werden. Da die Schüler der 7.­ 9.<br />

Schuljahre (Oberstufe) ab Ostern nach<br />

Melsungen gingen, war diese Vorrausetzung<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> erfüllt.<br />

Mit der Verlegung der Oberstufe nach<br />

Melsungen ging die Art des Unterrichts,<br />

dass ein Lehrer acht Schuljahrgänge in<br />

einem Klassenraum unterrichten musste,<br />

zu Ende. Das war in der Vergangenheit<br />

auch nur möglich gewesen, indem<br />

die guten Schüler der älteren Jahrgänge<br />

den unterrichtenden Lehrer unterstützten.<br />

Sie übten mit den jüngeren Schülern<br />

Schreiben und Lesen, während sich der<br />

Lehrer mit den übrigen Schülern beschäftigte.<br />

Im Übrigen führten die älteren<br />

Schüler früher auch während der<br />

Schulzeit, private Arbeiten, wie Gartenarbeit,<br />

Holzhacken, usw. für den<br />

Lehrer aus.<br />

Lehrer Gert Rosenstock stellte einen<br />

Antrag bei dem Schulrat, den Schulbeginn<br />

von 8.00 auf 8.15 Uhr zu verlegen,<br />

weil er sein Kind in den Kindergarten<br />

277


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

bringen müsse. Der Antrag wurde genehmigt.<br />

Rosenstock plante eine 2­tägige Schulfahrt<br />

in ein Zeltlager nach Wallenstein.<br />

Dazu wollte er die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Schüler die in Melsungen zur Schule<br />

gingen, mitnehmen. Der Antrag an das<br />

Schulamt wurde abgelehnt.<br />

Der von Lehrerin Hüller aus Melsungen<br />

erteilte Handarbeitsunterricht für Mädchen<br />

wurde eingestellt.<br />

Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> stellte<br />

am 31.08. den Antrag bei der Schulbehörde,<br />

auf dem Schulgrundstück ein<br />

Feuerwehrgerätehaus zu errichten.<br />

Dem Antrag wurde am 07.09. statt gegeben.<br />

Lehrer Rosenstock wurde am 01.10.<br />

nach Ellenbach, Landkreis Bergstraße,<br />

versetzt.<br />

1964 Wolf Bendix<br />

Der außerplanmäßige Lehrer wurde ab<br />

01.10. Lehrer in <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

sollte in die Lehrerwohnung einziehen.<br />

1965 Die Gemeinde plante einen Anbau an<br />

die Toilettenanlage und Reparaturen im<br />

Schulsaal. Schäden am Fußboden, an<br />

den Wänden und der Decke sollten behoben<br />

werden. Außerdem waren die<br />

Fenster schadhaft und undicht.<br />

Bei einem Ortstermin mit Oberregierungsbaurat<br />

Dörfel vom RP, Landrat<br />

Baier, Schulrat Caspritz und Bürgermeister<br />

Schneider wurden die Kosten<br />

für den Neubau einer Schülertoilette,<br />

die Instandsetzung des Unterrichtsraums,<br />

des Hofraums und der Umzäunung<br />

auf 66.750 DM veranschlagt. In<br />

diesen Kosten war der Betrag für den<br />

Neubau einer ebenfalls erforderlichen<br />

Garage noch nicht enthalten. Da der<br />

Zuschuss vom Land Hessen zu den<br />

Kosten höchstens 10.000 DM betrage<br />

und die Gemeinde den Rest nicht tragen<br />

könne, empfahl der RP, alle<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Kinder in die Schule<br />

nach Melsungen zu schicken. Das war<br />

auch die Meinung des Schulrats.<br />

1966 Lehrer Herbert Sinning.<br />

Er war schon vor 1966 nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

abgeordnet und wurde ab 1.7.<br />

Schulleiter der Unterstufenschule.<br />

14 Schüler der Oberstufe wurden von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> nach Melsungen befördert.<br />

1968 Der RP stimmte am 18. 09. der von<br />

der Gemeindevertretung beschlossenen<br />

Herabstufung der Volksschule in eine<br />

Grundschule, zu.<br />

1969 In einer Versammlung am 05.05. beschlossen<br />

die Eltern der Kinder des 1. –<br />

4. Schuljahrs einstimmig, ihre Kinder<br />

ab September 1969 in die Christian<br />

Bitter­Schule nach Melsungen zu schicken.<br />

Mit ihnen mussten dann auch die<br />

Schuljahrgänge 5 und 6 nach Melsungen<br />

gehen. Die Gemeindevertretung<br />

fasste am 14.05. den entsprechenden<br />

Beschluss. Bürgermeister Schneider<br />

stellte am 16.05. den notwendigen Antrag<br />

an den Magistrat der Stadt Melsungen,<br />

der zustimmte. Ab September<br />

gingen 16 Schüler der Grundschule<br />

nach Melsungen.<br />

Die Gemeindevertretung beschloss am<br />

27.06. das Schulgrundstück mit Schulgebäude<br />

und Lehrerdienstwohnung<br />

entwidmen zu lassen, d.h. der Schulverwaltung<br />

zu entziehen. Am 08.08.<br />

gab der RP bekannt, dass die alleinige<br />

Lehrerstelle von <strong>Schwarzenberg</strong> aufgehoben<br />

wurde. Der RP stimmte am<br />

03.09. dem Antrag auf Entwidmung zu.<br />

Damit konnte die Gemeinde über die<br />

weitere Verwendung des Schulgebäudes<br />

verfügen.<br />

Mit dieser Entscheidung des RP ging die mindestens<br />

250 Jahre währende Schulgeschichte<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> zu Ende. Ich denke, man<br />

sollte allen Lehrkräften, die in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

teilweise unter heute nur noch schwer vorstellbaren<br />

Umständen versucht haben, den<br />

Kindern Kenntnisse für ihr späteres Leben zu<br />

vermitteln, noch nachträglich Anerkennung<br />

und Respekt erweisen. Wenn auch die meisten<br />

Schüler nur die Volksschule durchliefen, waren<br />

sie doch in der Lage, mit dem erworbenen<br />

Wissen, ihr Leben zu meistern. Das galt auch<br />

für die Schüler, die aufgrund ihrer Begabung,<br />

278


Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />

aber auch durch die Förderung ihrer Lehrer,<br />

mit Erfolg weiterführende Schulen, wie Realschulen<br />

oder das Gymnasium in Melsungen,<br />

besuchen konnten.<br />

Nachdem die auf dem Schulhof vorhandenen<br />

Bauten (Scheune, Toilettenanlage) abgerissen<br />

worden waren, wurde das Feuerwehrgerätehaus<br />

gebaut und in 1968 bezogen. In 1994<br />

Eine Auswahl der Schülerzahlen von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Das Schulgebäude in 1970<br />

279


09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wurde es durch einen Anbau an das Dorfgemeinschaftshaus<br />

erweitert.<br />

Der Schulsaal wurde in 1973 zu einer Gaststätte,<br />

der „Burgschänke“ umgebaut. Diese<br />

wurde bis 2008 unter anderen von den Pächtern<br />

Tugend, Jungermann, Lederer, Tummescheid<br />

und Schweyen betrieben, wobei es immer<br />

wieder Unterbrechungen in der<br />

Verpachtung gab.<br />

Anbau des Saales (DGH) an die Schule<br />

Als sich in 2008 abzeichnete, dass man keinen<br />

Pächter mehr fand, beschloss man den Gastraum,<br />

dem Dorfgemeinschaftshaus zuzufügen.<br />

Dieses war von 1979 bis 1981 durch<br />

einen Anbau auf der Südseite des Gaststättenraums<br />

entstanden. Im Obergeschoss des<br />

Schulhauses befindet sich heute ein Schulungs­<br />

und Versammlungsraum der Feuerwehr.<br />

Im Keller haben sich die Jugendlichen<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> einen Raum nach ihren<br />

eigenen Vorstellungen eingerichtet.<br />

Dorfgemeinschaftshaus mit angebautem Feuerwehrgerätehaus<br />

in 1994<br />

DGH 2011 (Ostseite)<br />

DGH 2011 (Nordseite)<br />

DGH 2011 (Westseite)<br />

280


Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />

10<br />

Politik<br />

281


1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />

Greben und Bürgermeister<br />

von Adolf Seitz<br />

Verwaltung der Gemeinde<br />

"Die Welt des Mittelalters ist eine aristokratische<br />

Welt. Staat und Gesellschaft werden vom<br />

Adel beherrscht. Eine Anzahl großer Familien<br />

gebietet über Land und Leute. Das Volk auf<br />

dem Land ist zum größten Teil abhängig, unfrei<br />

in mannigfaltigen Abstufungen. Es hat zu<br />

gehorchen, zu arbeiten und Abgaben zu entrichten.<br />

Zu sagen hat es nichts. " schreibt H.<br />

Dannenbauer in: „Adel, Burg und Herrschaft<br />

bei den Germanen“ (1941).<br />

An diesen Zuständen änderte sich bis zum<br />

Dreißigjährigen Krieg von 1618 – 1648 so gut<br />

wie nichts. Dieser Krieg verschlimmerte die<br />

Lage der Menschen noch dramatisch. Viele<br />

Menschen wurden heimatlos und mussten<br />

betteln, um zu überleben. Mit dem Ende des<br />

Kriegs begann ein langsamer Wiederaufbau.<br />

Unter der Herrschaft von Landgraf Karl (1670<br />

­ 1730), hatten sich nach dem Krieg die wirtschaftlichen<br />

Zustände innerhalb des Landes<br />

Hessen zusehends gebessert. Mit der Einführung<br />

des „Generalhufenschosses“ (eine Art<br />

Grundsteuer) in 1719 wurden die adligen<br />

Grundbesitzer stärker be­ und die kleinen<br />

Leute in größerem Umfang entlastet.<br />

Sein Nachfolger, der Schwedenkönig und<br />

Landgraf Friedrich I. (1730 – 1751) versuchte,<br />

sich genauere Kenntnis über die wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse des Landes und die<br />

Umstände unter denen seine Untertanen lebten,<br />

zu verschaffen. Er gab Anweisungen,<br />

Vorschläge zu unterbreiten, wie die Erwerbsquellen<br />

des Landes besser genutzt werden<br />

konnten. Der vierte Band der "Sammlung<br />

Fürstlich Hessischer Landes­Ordnungen und<br />

Ausschreibungen", die in den Jahren 1767 bis<br />

1816 erschienen, gibt Zeugnis davon, wie sich<br />

seit 1730 eine rege gesetzgeberische Tätigkeit<br />

in Hessen entfaltete und auf alle Bereiche der<br />

Landesverwaltung erstreckte.<br />

Wie konnte man aber sicher stellen, dass die<br />

Gesetze und Verordnungen im gesamten Hoheitsgebiet<br />

der Landesfürsten, also auch in jedem<br />

kleinen Dorf, beachtet und umgesetzt<br />

wurden?<br />

Die Greben<br />

Die älteste Form der Teilnahme der Gemeindebürger<br />

am Gemeindeleben war die Dorfbzw.<br />

Gemeindeversammlung, an der jeder<br />

Ortsbürger teilnehmen durfte. Bei diesen Zusammenkünften<br />

wurden die Angelegenheiten<br />

besprochen und geregelt, die das Zusammenleben<br />

der Dorfgemeinschaft betrafen. Letztendlich<br />

musste aber jemand da sein, der bei<br />

strittigen Angelegenheiten eine Entscheidung<br />

traf. Das waren früher die Stammesführer und<br />

später die Dorfältesten.<br />

Ab dem 15. Jahrhundert trat der „Grebe“ als<br />

Dorfvorsteher in den Dörfern in Erscheinung.<br />

Fast immer war es ein Angehöriger der jeweiligen<br />

Dorfgemeinschaft, der das Amt ausübte.<br />

Dadurch war die Gewähr gegeben, dass er die<br />

örtlichen Verhältnisse aus eigener Anschauung<br />

kannte. Meistens war es der größte Bauer und<br />

einer der alten, erfahrenen Männer im Ort, der<br />

das Vertrauen der Bevölkerung besaß. Er<br />

sorgte für das Wohlergehen, die Sicherheit<br />

und eine gewisse Ordnung im Leben seiner<br />

Gemeinde. Er rief bei notwendigen Anlässen,<br />

durch das Läuten einer Kirchenglocke, die<br />

Einwohner unter der Dorflinde zusammen, um<br />

sich mit ihnen zu beraten und das Recht zu<br />

suchen. Für die Ausübung seines Amtes besaß<br />

der Grebe anfangs weder ein Gesetzbuch,<br />

noch behördliche Bestimmungen. Er entschied,<br />

wie es von altersher Sitte und Brauch<br />

gewesen war.<br />

Durch die hessische Grebenordnung von<br />

1739, die auch ein Bestandteil der o.g. Gesetzgebung<br />

und die bis dahin umfassendste<br />

Dienstanweisung für dörfliche Organe in Hessen<br />

war, wird der Grebe zur zentralen Figur<br />

der hessischen Dorfgemeinde. Der Dorfgrebe<br />

kommt durch diese Ordnung in eine Mittelstellung<br />

zwischen Dorfgemeinschaft und<br />

Herrschaft und wird zum Hilfsbeamten des<br />

hessischen Staates.<br />

282


1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />

1754 Johannes Dittmar<br />

1761 Gottfried Seitz<br />

1762 Johann Heinrich Zülch<br />

1765 Gottfried Seitz<br />

Gottfried Seitz, geb. 14.11.1731, gest.<br />

17.3.1819 war bis 1808 herrschaftlicher<br />

Ortsgrebe. Danach war er (während<br />

der französischen Besatzung) bis<br />

1811 zugleich auch Ortsmaire<br />

und Commune Maire im Königreich<br />

Westphalen. Er stand also 46 Jahre an<br />

der Spitze der Gemeindeverwaltung.<br />

1788 Martin Vogt ist Nachtwächter.<br />

1802 Johannes Jost Wagner ist Dorfesdiener.<br />

1808 Johannes Georg Döring ist Dorfesdiener.<br />

1817 Johannes Jost Hofmann<br />

1825 Christian Sinning<br />

Herrschaftlicher Grebe und Gastwirt.<br />

1828 Christian Aschenbrecher ist Feldhüter.<br />

1830 Christian Jäger<br />

1831 Martin Dittmar<br />

Heinrich Riedemann ist Dorfesdiener.<br />

Er verstarb in 1831. Sein Nachfolger<br />

wird Friedrich Seitz, der in 1845 starb.<br />

Martin Dittmar war der letzte Grebe<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> und ab 1834 der<br />

erste Bürgermeister von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

In 1831 erhielt das Kurfürstentum Hessen eine<br />

Verfassung, in der es um die staatliche<br />

Aufsicht über Kommunen und Bürger, aber<br />

auch um die Freiheit der Bürger und die politische<br />

und finanzielle Selbstbestimmung der<br />

Gemeinden, ging. In dieser Verfassung war<br />

eine besondere Gemeindeordnung enthalten,<br />

die eine einheitliche selbständige Verwaltung<br />

der Städte und Gemeinden festlegte. Die<br />

Städte und Gemeinden waren berechtigt eigene<br />

Verfügungen zu erlassen, um ihre Angelegenheiten<br />

regeln zu können.<br />

Diese „Hessische Gemeindeordnung“ wurde<br />

am 23. Oktober 1834 erlassen und trat ab<br />

1. Januar 1835 in Kraft. Mit dieser Reform begann<br />

der Übergang von der noch stark mittelalterlich<br />

geprägten Welt des 18. Jahrhunderts<br />

in die beginnende Moderne des 19. Jahrhunderts.<br />

Mit ihrer Einführung endete auch in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> die Geschichte der Greben.<br />

Die Bürgermeister<br />

Die Gemeindeordnung von 1834 legte auch<br />

den Aufbau der Gemeindebehörden neu fest.<br />

Es gab den Ortsvorstand (Bürgermeister), den<br />

Gemeinderat (2 – 6 Mitglieder) und den Gemeindeausschuss<br />

(8 Mitglieder).<br />

Der Ausschuss übte die Mitaufsicht über die<br />

Gemeindeverwaltung aus und wurde von den<br />

stimmfähigen Ortsbürgern (Gemeindeversammlung)<br />

gewählt. Er bestand je zur Hälfte<br />

aus ständigen und außerordentlichen Mitgliedern.<br />

Der Gesamtausschuss wählte den Gemeinderat.<br />

Der Gemeinderat vertrat das gesellschaftliche<br />

Interesse der Gemeinde; er<br />

beratschlagte und beschloss Angelegenheiten,<br />

die nicht zur allgemeinen Verwaltung gehörten.<br />

Wählbar in die Gemeindeverwaltung war<br />

nur, wer „dem christlichen Glaubensbekenntnisse<br />

angehörte“ und nicht älter als 70 Jahre<br />

war. Die Bürgermeisterkanditaten mussten<br />

geeignet und unbescholten sein. Gastwirte<br />

konnten kein Bürgermeister werden. Gewählt<br />

wurde der Bürgermeister von den Mitgliedern<br />

des Gemeindeausschusses und des Gemeinderats.<br />

Der Bürgermeister wurde auf Lebenszeit,<br />

der Gemeinderat für 10 Jahre und der<br />

Gemeindeausschuss für 5 Jahre gewählt. Der<br />

Gemeinderat hatte mit Einverständnis des<br />

Gemeindeausschusses einen Gemeindeerheber<br />

(Gemeinderechner) zu bestellen. Diese<br />

Bestellung geschah auf Lebenszeit, wenn sie<br />

nicht zunächst versuchsweise stattfand.<br />

Neben der Gemeindeverwaltung gab es noch<br />

die „geringere Gemeindedienerschaft“. Sie<br />

bestand aus dem Gemeindediener, dem Flurschützen<br />

und den Feldhütern, dem niederen<br />

Polizeipersonal und den Hirten.<br />

Die Mitglieder von Gemeinderat und –ausschuss<br />

übten ihre Tätigkeiten unentgeltlich<br />

aus. Sie erhielten bei dienstlichen Tätigkeiten<br />

außerhalb der Gemeinde ihre baren Auslagen<br />

für Reise­ und Verpflegungskosten ersetzt.<br />

Der Bürgermeister bekam für auswärtige Tätigkeiten<br />

je nach Aufwand (Entfernung, Beschwerlichkeit<br />

des Weges, Dauer, Wichtigkeit<br />

284


Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />

der Verrichtung) eine Entschädigung zwischen<br />

1/8 und 1/2 Taler. Ansonsten erhielt der Bürgermeister<br />

ein festgesetztes Gehalt. Es war<br />

abhängig von der Größe der Gemeinde, gerechnet<br />

nach Anzahl der vorhandenen Feuerstätten.<br />

Es betrug in Gemeinden mit 50 oder<br />

weniger Feuerstätten 6 Taler, in Gemeinden<br />

mit 51 bis 75 Feuerstätten 8 Taler und in Gemeinden<br />

mit 76 oder mehr Feuerstätten 12<br />

Taler. Dazu kamen noch Gebühren für Amtshandlungen,<br />

die er für Privatpersonen erbrachte.<br />

Zu diesen Geldeinkünften kamen noch die<br />

herkömmlichen „Emolumenten“. Das waren<br />

indirekte Nebeneinkünfte, wie die Befreiung<br />

von Gemeindeabgaben und Diensten, oder<br />

Naturalien.<br />

Gemäß den oben aufgeführten Bestimmungen<br />

war der Bürgermeister in <strong>Schwarzenberg</strong> befreit<br />

von persönlichen Hand­ und Spanndiensten<br />

und Notdiensten bei Feuers­ und Wassernot.<br />

An Sachleistungen erhielt er 1 Klafter (3<br />

– 4 Raummeter) Holz. Ab 1875 erhält er die<br />

festgelegten Entschädigungen.<br />

Entschädigungen der Bürgermeister von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> in Mark pro Jahr:<br />

1875 = 81 Mark 1880 = 100 Mark<br />

1906 = 150 Mark 1910 = 160 Mark<br />

1915 = 180 Mark 1917 = 300 Mark<br />

1924 = 375 Mark 1925 = 420 Mark<br />

1928 = 690 Mark 1933 = 568 Mark<br />

1934 = 360 Mark 1942 = 936 Mark<br />

Bürgermeister und Gemeindeverwaltung<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> von 1834 bis 1899<br />

(nach Aufzeichnungen von Lehrer Peter Schmidt)<br />

1834 Martin Dittmar<br />

1837 Balthasar Döring<br />

1840 Johannes Schanze<br />

1844 Andreas George ist Feldhüter.<br />

1847 Valentin Barthel<br />

1848 Christian Sinning<br />

1851 Heinrich Böddiger<br />

1852 Gottfried Bettenhausen ist Dorfesdiener.<br />

1854 George Jacob<br />

1858 Justus Dietrich ist Feldhüter.<br />

1861 H. Böddiger<br />

1864 Johannes Schanze<br />

1865 Johannes Jäger ist Feldhüter.<br />

1866 Lorenz Riedemann<br />

1866 Das hessische Kurfürstentum wird von<br />

Preußen annektiert. Die kurhessische<br />

Gemeindeordnung von 1834 gilt zunächst<br />

weiter. Sie wird erst durch die<br />

preußische Städte­ und Landgemeindeordnung<br />

für die Provinz Hessen­<br />

Nassau vom 4. August 1897 abgelöst.<br />

1869 Heinrich Böddiger<br />

1872 ? Dietrich ist Dorfesdiener und Nachtwächter.<br />

1874 hat die Gemeinde mit Bürgermeister<br />

Böddiger, Rechner Konrad Dittmar, den<br />

Gemeinderäten Emmeluth und Ruppel<br />

Einnahmen von 1.578 Reichstalern<br />

(Rthl), 25 Silbergroschen (Sgr) und 8<br />

Pfennigen (Pfg). Dagegen betragen die<br />

Ausgaben 1.652 Rthl 26 Sgr 2 Pfg. Zur<br />

Deckung der Gemeindekasse borgt sich<br />

die Gemeinde 370 Rthl bei Justus<br />

Schanze und Jacobs Erben. Auf der<br />

einen Seite hat die Gemeinde Schulden<br />

in Höhe von 1.021 Rthl bei der Landeskreditkasse<br />

mit einem Zins­ und Abtragsdienst<br />

von 64 Rthl 26 Sgr und 18<br />

Pfg. Dem gegenüber stehen 505 Rthl<br />

24 Sgr 5 Pfg Guthaben beim Vorschußverein<br />

Melsungen. Hierbei handelt es<br />

sich um Entschädigung für abgetretene<br />

Waldhuten am Haarberg, die in diesem<br />

Jahr von der Regierungshauptkasse<br />

gezahlt wurden.<br />

1875 gibt es neben dem Bürgermeister noch<br />

2 Schöffen, den Rechner oder Gelderheber,<br />

den Orts­ oder Wachtdiener, den<br />

Nachtwächter, den Feldhüter und den<br />

Gemeindehirten.<br />

1878 heißt der Vizebürgermeister Emmeluth,<br />

Gemeinderat ist Heinrich Hofmann I.<br />

1879 ist Heinrich Hofmann II Vizebürgermeister,<br />

Gemeinderat Lorenz Riedemann.<br />

285


1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />

1882 Die Gemeinde zahlt an die Schule (Küsterstelle)<br />

einen Betrag von 1662 Mark.<br />

Sie löst damit einen Teil der sogenannten<br />

Reallasten, die die Gemeinde an die<br />

unter kirchlicher Verwaltung stehende<br />

Schule entweder in Naturalien (Schulkorn)<br />

oder Geld bezahlen musste, ab.<br />

Sie leiht sich dieses Geld zu 4,5% Zinsen<br />

bei der Rentenbank in Münster und<br />

tilgt es bis 1923.<br />

1883 baut die Gemeinde für 812 Mark ein<br />

Spritzenhaus und schafft zusätzlich für<br />

369 Mark eine Feuerspritze an.<br />

1884 bilden ? Reinbold, Justus Hofmann, A.<br />

Meyfarth, G. Hofmann, J. Wenzel, V.<br />

Emmeluth, L. Riedemann den Gemeindeausschuss.<br />

1885 Christian Rode<br />

1887 Andreas Peter ist Feldhüter.<br />

1889 Johannes Kieber ist Dorfesdiener.<br />

1894 Heinrich Reinbold ist Ortsdiener.<br />

1897 Ab dem 4. August tritt die „Preußische<br />

Städte­ und Landgemeindeordnung für<br />

die Provinz Hessen­Nassau“ in Kraft.<br />

Gemäß ihren Bestimmungen steht bei<br />

den Landgemeinden der, von der Gemeindevertretung,<br />

gewählte Bürgermeister<br />

an der Spitze der Verwaltung.<br />

Ihm beigeordnet sind zwei Schöffen,<br />

die ihn in den Amtsgeschäften unterstützen<br />

und bei Verhinderung vertreten.<br />

Der Bürgermeister ist nach der Gemeindeordnung<br />

zum einen Gemeindebeamter,<br />

zugleich aber auch Hilfsbeamter<br />

des Staates. Seine Befugnisse<br />

sind der alten Ordnung gegenüber erweitert,<br />

seine Pflichten größer geworden.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> hat einen ausgeglichenen<br />

Haushalt von 3.152,23 Mark.<br />

An Steuern wurden 865 Mark eingenommen.<br />

Bei 304 Einwohnern war das<br />

eine durchschnittliche Belastung von<br />

2,85 Mark pro Einwohner.<br />

Bürgermeister von 1899 bis 1932<br />

(laut Beschlussregister der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>)<br />

1899 Christian Rode<br />

1899 wird eine Biersteuer eingeführt. Die<br />

Wirte müssen 65 Pfennige pro Hektoliter<br />

Ausschank an die Gemeinde zahlen.<br />

Die Gemeinde schafft einen eisernen<br />

Geldkasten an.<br />

1900 gibt es im Ort neben dem Bürgermeister<br />

den Gemeinderat, den Gemeindeausschuss,<br />

den Gemeinderechner, den<br />

Schiedsrichter, den Ortsschätzer, den<br />

Gemeindediener und den Nachtwächter.<br />

Beraten und entschieden wird in<br />

der Gemeindevertretung über Wegebau,<br />

Zuchtviehbeschaffung, arme Menschen<br />

im Ort, Aufnahme von Ortsbürgern,<br />

Unterhaltung der Schule,<br />

Bestellung der Gemeindebediensteten<br />

und Baumschulfragen.<br />

Die Gemeinde nimmt 1.444,55 Mark<br />

Steuern ein. Im Durchschnitt bedeutete<br />

das für jeden der 302 Einwohner eine<br />

Zahlung von 4,78 Mark.<br />

Die für 19.755 Mark erbaute Schule<br />

wird eingeweiht.<br />

1902 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält für 12.525,44<br />

Mark eine Wasserleitung<br />

Christian Heinrich Ruppel ist Ortsdiener<br />

und Nachtwächter<br />

1903 Johannes Hofmann (vertretungweise)<br />

1903 Justus Sondermann<br />

Bürgermeister<br />

Justus Sondermann<br />

286


Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />

1903 wird ? Reinbold Ortsdiener und H. Ruppel<br />

Nachtwächter.<br />

1906 Die Gemeinde verkauft an den Tongrubenbesitzer<br />

Gustav Hagel, Melsungen,<br />

Land im Wert von 1.389 Mark<br />

1907 übernimmt Bürgermeister Sondermann<br />

das Amt des Schiedsmannes, Stellvertreter<br />

ist Jostheinrich Reinbold. Heinrich<br />

Mainz ist Gemeinderechner, Valentin<br />

Kieber Ortsdiener, Heinrich Ruppel<br />

Nachtwächter.<br />

1908 wird Heinrich Wenzel wird für 12 Jahre<br />

zum Gemeinderechner gewählt.<br />

Er stellt eine Kaution und wird gleichzeitig<br />

Verwalter der Verkopplungsnebenkasse.<br />

1910 Heinrich Ruppel und Valentin Kieber<br />

werden für einen jährlichen Lohn von<br />

170 Mark Nachtwächter.<br />

Ortsbrandmeister Valentin Waldschmidt<br />

wird Hydrantenmeister. Er erhält<br />

für die Bedienung der Hydranten<br />

und Schieber sowie das Reinigen der<br />

Wasserbehälter jährlich 10 Mark.<br />

1912 Die Gemeinde borgt sich bei der Landeskreditkasse<br />

insgesamt 10.150 Mark<br />

zu Zinssätzen zwischen 3,6 und 4,25<br />

Prozent.<br />

Mit diesem Geld werden verschieden<br />

Baumaßnahmen (Burggrabenbrücke,<br />

Ausbau der Dorfstraße) durchgeführt.<br />

Die Wahl von Christian Rothämel zum<br />

Gemeindevertreter wird erst einmal für<br />

ungültig erklärt, weil er sich weigert,<br />

nach seiner Wahl einen Betrag von<br />

7,50 Mark für die Anschaffung eines<br />

Feuereimers und Obstbaumes zu zahlen,<br />

wie es damals scheinbar Brauch<br />

war. Nach erfolgter Zahlung wird die<br />

Wahl für gültig erklärt.<br />

Bürgermeister Sondermann schlachtet,<br />

ohne es zu ahnen, einen an Milzbrand<br />

erkrankten Stier. Dabei hat er sich aber<br />

wahrscheinlich infiziert. Er leidet bis zu<br />

seinem Tod an einer rätselhaften<br />

Krankheit.<br />

1913 Valentin Kieber ist Ortsdiener und<br />

Nachtwächter.<br />

1914 Die Gemeinde zahlt 140 Mark an das<br />

Postamt Melsungen für die Einrichtung<br />

einer Telegrafenhilfsstelle (Öffentlicher<br />

Fernsprecher).<br />

1917 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält Strom vom Elektrizitätswerk<br />

Melsungen.<br />

1918 Die Gemeinde nimmt 10.000 Mark auf<br />

um Kriegsanleihen zu zeichnen.<br />

1919 Bürgermeister Sondermann übernimmt<br />

das Amt eines Trichinenbeschauers von<br />

Heinrich Wenzel. Er schließt mit der<br />

Gemeinde einen Vertrag über 10 Jahre.<br />

Sollte die Gemeinde die Vereinbarung<br />

früher kündigen, erhält Sondermann<br />

500 Mark.<br />

1922 Ortsdiener Valentin Kieber erhält wegen<br />

der Inflation eine Gehaltserhöhung von<br />

200 Mark. Im gleichen Jahr werden die<br />

Gehälter aller Gemeindebeamten verdoppelt.<br />

1926 Ortsbrandmeister August Waldschmidt<br />

wird Bedienungsmann für die Wasserleitung<br />

und Johannes Rode Ortsschätzer.<br />

1928 Die Gemeinde gibt für den Wegebau<br />

2.111 Reichsmark (RM) aus. 1.200 RM<br />

dieses Geldes werden geborgt.<br />

Christian Rothämel wird Ortsdiener und<br />

übernimmt in 1931 auch das Amt des<br />

Feldhüters.<br />

1929 Bürgermeister Justus Sondermann und<br />

Johannes Rode sind Schiedsmänner.<br />

1930 Die Gemeinde zahlt 50 RM an Röhrenfurth<br />

für die Benutzung des dortigen<br />

Sportplatzes.<br />

1931 Der Feuerlöschbehälter wird für 2.714<br />

RM gebaut.<br />

1933 Die Kommission zur Prüfung der Bedürftigkeit<br />

wird mit Ernst Ruppel, Konrad<br />

Seitz und Karl Riedemann besetzt.<br />

287


1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />

Gemeindeverordnete und Schöffen<br />

von 1899 bis 1934<br />

Gemeindeverordnete<br />

Heinrich Emmeluth I 1899 ­ 1910<br />

Conrad Meyfarth 1899 ­ 1910<br />

Heinrich Emmeluth II 1899 ­ 1929<br />

Valentin Waldschmidt 1899 ­ 1904<br />

Christian Seitz 1899 ­ 1908<br />

Sebastian Kördel 1899 ­ 1912<br />

Conrad Riedemann 1899 ­ 1912<br />

Heinrich Mainz 1899 ­ 1900<br />

Wilhelm Schill 1899 ­ 1908<br />

Lorenz Riedemann 1900 ­ 1912<br />

Heinrich Peter 1906 ­ 1929<br />

Johannes Bartel 1908 ­ 1918<br />

Adam Hofmann 1908 ­ 1924<br />

Johannes Hofmann 1910 ­ 1919<br />

August Ruppel 1910 ­ 1919<br />

Johannes Rode 1912 ­ 1912<br />

Heinrich Hofmann 1912 ­ 1924<br />

Christian Rothämel 1912 ­ 1924<br />

Jostheinrich Reinbold 1912 ­ 1924<br />

August Waldschmidt 1919 ­ 1934<br />

Heinrich Dittmar 1919 ­ 1929<br />

Konrad Braun 1919 ­ 1924<br />

August Meyfarth 1924 ­ 1929<br />

Johannes Barthel 1924 ­ 1933<br />

Johannes Hofmann 1924 ­ 1934<br />

Johannes Seitz 1924 ­ 1934<br />

Konrad Riedemann 1924 ­ 1929<br />

Jakob Kördel 1929 ­ 1934<br />

Heinrich Ruppel 1929 ­ 1933<br />

Justus Sohl 1929 ­ 1933<br />

Johannes Kieber II 1929 ­ 1933<br />

Heinrich Sinning 1929 ­ 1933<br />

Christian Jacob II 1933 ­ 1934<br />

Konrad Seitz 1933 ­ 1934<br />

Justus Sohl 1933 ­ 1934<br />

Ernst Ruppel 1933 ­ 1934<br />

Schöffen<br />

Johannes Hofmann I 1899 ­ 1904<br />

Justus Hofmann 1899 ­ 1906<br />

Jostheinrich Reinbold 1899 ­ 1912<br />

Valentin Waldschmidt 1904 ­ 1912<br />

Conrad Riedemann 1912 ­ 1918<br />

Johannes Rode 1912 ­ 1929<br />

Johannes Barthel 1918 ­ 1924<br />

Christian Hofmann 1918 ­ 1919<br />

Justus Riedemann 1919 ­ 1924<br />

August Ruppel 1924 ­ 1929<br />

Christian Hofmann 1924 ­ 1929<br />

Ernst Ruppel 1929 ­ 1934<br />

Karl Riedemann 1929 ­ 1933<br />

Johannes Rode 1933 ­ 1934<br />

1934 Am 1. Januar tritt das das Preußische<br />

Gemeindeverfassungsgesetz in Kraft.<br />

Es vereinheitlicht alle bis dahin in Preußen<br />

geltenden Kommunalverfassungen.<br />

Die Bürgermeister als Gemeindeleiter<br />

werden ohne Wahl auf 12 Jahre berufen.<br />

Ein gewähltes Gemeindeparlament<br />

gibt es nicht mehr. An die Stelle der<br />

Gemeindeverordneten treten die Gemeinderäte.<br />

Ihre Berufung erfolgte auf<br />

6 Jahre durch den Beauftragten der<br />

NSDAP im Benehmen mit dem Bürgermeister.<br />

Justus Sondermann bleibt auf Grund<br />

seiner Berufung Bürgermeister. Im zur<br />

Seite wird der „Politische Leiter“ Christian<br />

Emmeluth gestellt.<br />

Die Übergabe der Einstellungsurkunden<br />

und Verpflichtung des Gemeindeparlaments<br />

durch den Landrat (Beauftragter<br />

der NSDAP) findet im November 1935<br />

statt.<br />

Die Bürgermeisterentschädigung wird<br />

auf monatlich 30 RM festgelegt.<br />

Gemeinderäte und Abgeordnete ab 1934<br />

(berufen nach dem Preußischen Gemeindeverfassungsgesetz)<br />

Heinrich Ruppel 1934 ­ 1948<br />

Wilhelm Sinning 1934 ­ 1948<br />

Johannes Malkus 1934 ­ 1948<br />

Christian Jacob II 1934 ­ 1948<br />

Konrad Seitz 1934 ­ 1948<br />

Ernst Ruppel 1934 ­ 1948<br />

Konrad Riedemann 1934 ­ 1948<br />

Christian Emmeluth 1934 ­ 1946<br />

(auch politischer Leiter)<br />

1935 Die Gemeinde gibt 8.685 RM für den<br />

Wegebau aus und nimmt 402 RM<br />

Schlachtesteuer ein.<br />

1940 Der Haushalt beläuft sich auf 26.053,63<br />

RM auf der Einnahmenseite und<br />

22.310,38 RM auf der Ausgabenseite,<br />

288


Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />

Der Dienstausweis von Bürgermeister Sondermann aus dem Jahr 1937<br />

sodass die Gemeindekasse noch einen<br />

Kassenbestand von 3.743,25 RM aufweist.<br />

Unter den Ausgaben befinden<br />

sich etwa 1.800 RM Kriegssteuern.<br />

1943 Justus Sondermann feierte am 20.6. im<br />

Alter von 73 Jahren sein 40­jähriges<br />

Amtsjubiläum als Bürgermeister und<br />

wurde zum Altbürgermeister ernannt.<br />

Er war damals der älteste Bürgermeister<br />

im Kreis Melsungen. In einem Zeitungsartikel<br />

zu seinem Jubiläum heißt<br />

es unter anderem:<br />

„Es war am 20.Juni 1903 als er an Stelle<br />

des verstorbenen Bürgermeisters<br />

Rode das Bürgermeisteramt übernahm.<br />

Eben erst waren die Zusammenlegung<br />

der Gemarkung und der Schulneubau<br />

erfolgt, als die Wasserleitung zu Anfang<br />

der Amtszeit gebaut wurde.<br />

Im Weltkrieg wusste er die Gemeindefinanzen<br />

zu balanzieren. Erst recht zeigte<br />

sich die Verwaltungskunst des Bürgermeisters<br />

nach 1919, da trotz<br />

geringer Einnahmen und größter Arbeitslosigkeit<br />

die Gemeinde schuldenlos<br />

die Zeit überstand. Nach der Machtübernahme<br />

wurde Bürgermeister Sondermann<br />

neu bestätigt und nun setzte<br />

er noch einmal die volle Arbeitskraft<br />

und letztes Verantwortungsbewusstsein<br />

ein. Große Meliorationsarbeiten in Dorf<br />

und Flur, Pflasterung der Dorfwege,<br />

Bau eines Feuerlöschbasins, Einrichtung<br />

der Freiwilligen Feuerwehr und<br />

zuletzt Beschaffung einer Motorspritze<br />

usw. sind seine Werke.<br />

Neben der Verwaltungsarbeit war er<br />

noch Schmiedemeister. In der Tierheilkunde<br />

war er sehr erfahren, leistete<br />

selbstlos jederzeit vielfach Hilfe. Er war<br />

ferner 16 Jahre Fleisch­ und Trichinenbeschauer,<br />

außerdem lange Schiedsmann<br />

und auch noch Landwirt nebenbei.“<br />

1944 Im April legte Justus Sondermann sein<br />

Amt als Bürgermeister nieder. Er übte<br />

es fast 41 Jahre aus.<br />

Ernennungsurkunde zum Altbürgermeister für<br />

Justus Sondermann<br />

289


1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />

1944 Christian Emmeluth<br />

Justus Sohl wurde durch die Neuordnung der<br />

Gemeindeverwaltungen durch die amerikanische<br />

Besatzungsmacht im Mai 1945 zum Bürgermeister<br />

bestimmt. Sein Stellvertreter war<br />

Heinrich Schmoll. Die Gemeindevertretung<br />

handelte auf Anweisung der Militärregierung<br />

in Melsungen. Beschlüsse wurden am Anschlagbrett<br />

neben dem Schuleingang veröffentlicht.<br />

1946 wurde die kommunale Selbstverwaltung<br />

durch eine neue Gemeindeordnung<br />

in Hessen wiederhergestellt.<br />

1948 Adam Hofmann<br />

Bürgermeister Emmeluth mit Ehefrau Martha<br />

1945 Justus Sohl<br />

Bürgermeister<br />

Adam Hofmann<br />

Gemeindevertreter ab 1948<br />

Christian Jacob 1948<br />

Karl Riedemann 1948<br />

Heinrich Sondermann 1948<br />

Ernst Ruppel 1948<br />

Heinrich Riedemann II 1948<br />

Konrad Riedemann 1948<br />

Heinrich Blumenstein 1950<br />

Hermann Schneider 1950<br />

Heinrich Sondermann 1950<br />

Johannes Rode 1950<br />

(Gemeinderechner)<br />

Schöffen<br />

Justus Hofmann 1948<br />

Johannes Kieber 1948<br />

Justus Sohl 1950<br />

Bürgermeister Justus Sohl<br />

1950 <strong>Schwarzenberg</strong> wird an das Stromnetz<br />

der EAM angeschlossen.<br />

290


Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />

Konrad Braun ist Gemeindediener, er<br />

legt sein Amt in 1953 nieder. Sein<br />

Nachfolger wird Adam Göbel. Ihm folgt<br />

Konrad Anacker.<br />

1960 Hans Schneider<br />

1952 beteiligt sich die Gemeinde mit 10.000<br />

DM an der Bohrung eines Brunnens für<br />

die Wasserversorgung.<br />

1955 Bürgermeister Hofmann verstirbt im Januar<br />

an den Folgen eines beim Dreschen<br />

erlittenen Unfalls.<br />

1955 Heinrich Kördel<br />

Bürgermeister Hans Schneider<br />

Gemeindevertreter ab 1960<br />

Bürgermeister Heinrich Kördel<br />

1958 Der Burggraben wird für 15.000 DM kanalisiert,<br />

für die Bachregulierung werden<br />

3.000 DM, in den Feldwegebau<br />

2.000 DM investiert. Die Ausgaben für<br />

die Schule belaufen sich auf 1.100 DM.<br />

Sitzung des Gemeindevorstands (ca. 1956); Christian<br />

Jacob, Bürgermeister Heinrich Kördel, Konrad<br />

Seitz, Heinrich Riedemann (von links)<br />

Heinrich Riedemann I 1960 ­ 1973<br />

(1. Beigeordneter)<br />

Karl Hain 1960 ­ 1966<br />

(Vertreter 1. Beigeordneter)<br />

Heinrich Riedemann II 1960 ­ 1973<br />

Karl Schmid 1960 ­ 1966<br />

Heinrich Möller 1960 ­ 1973<br />

Konrad Anacker 1960 ­ 1972<br />

Jakob Steube 1960 ­ 1972<br />

Konrad Hofmann 1960 ­ 1972<br />

Bruno Groß 1960 ­ 1973<br />

Erich Riedemann 1960 ­ 1972<br />

(Schriftführer)<br />

Konrad Seitz 1960 ­ 1973<br />

(Gemeinderechner)<br />

Kurt Klemens 1966 ­ 1973<br />

(2. Beigeordneter)<br />

Hans Seitz 1966 ­ 1972<br />

Günther Goldhardt 1972 ­ 1973<br />

Adolf Seitz 1972 ­ 1973<br />

Otto Siemon 1972 ­ 1973<br />

Bürgermeister Schneider regte die Bautätigkeit<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> an, um die Einwohner<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> zu halten. In seiner Amtszeit<br />

wurden Baugebiete ausgewiesen und ab<br />

1966 wurde begonnen, die Abwässer über<br />

Klärgruben und Kanalleitungen zu entsorgen.<br />

291


1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />

1970 wurde die Friedhofshalle erbaut. Finanziell<br />

stand die Gemeinde gut da. Der Haushaltsetat<br />

bewegte sich jährlich um ca.<br />

100.000 DM, von denen der Hauptanteil der<br />

Einnahmen aus Entschädigungen für früheren<br />

Waldbesitz herrührte.<br />

In die Amtszeit von Hans Schneider fällt auch<br />

die Umsetzung der von der hessischen Regierung,<br />

unter Ministerpräsident Albert Osswald,<br />

beschlossenen Gebietsreform. Ziel war, die in<br />

1969 vorhanden 2.642 Gemeinden und 39<br />

Landkreise auf 500 Gemeinden und 20 Kreise<br />

zu reduzieren. In der Anfangsphase, ab 1970,<br />

konnten sich die Orte freiwillig entscheiden,<br />

mit welchen anderen Kommunen sie eine<br />

Großgemeinde gründen wollten. Diese Freiwilligkeit<br />

wurde von Seiten der Landesregierung<br />

mit finanziellen Anreizen (erhöhte Schlüsselzuweisungen)<br />

schmackhaft gemacht.<br />

Auch die Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong> forderten<br />

die damalige Gemeindevertretung, die<br />

seit 1972 im Amt war, auf, sich vorzeitig für<br />

einen Anschluss an die Stadt Melsungen zu<br />

entscheiden. Hans Schneider, hauptberuflich<br />

bei der Kreisverwaltung beschäftigt, hatte<br />

aber Kenntnis davon bekommen, dass das<br />

Land Hessen die finanziellen Mittel nicht in<br />

voller Höhe auszahlen konnte. Er befürchtete,<br />

dass die Projekte, die von der Gemeindevertretung<br />

beschlossen und durch einen mittelfristigen<br />

Finanzierungsplan abgesichert waren,<br />

bei einem Anschluss an Melsungen, auf<br />

der Strecke bleiben würden. Er berief eine<br />

Bürgerversammlung ein, bei der er den Mitbewohnern<br />

diese Befürchtungen mitteilte. Außerdem<br />

bestätigte ein Kollege von ihm mit<br />

verlässlichen Zahlen, die wahrscheinliche<br />

Kürzung der Schlüsselzuweisungen.<br />

Bevor dieser Fachmann sein Referat begann,<br />

ließ Hans Schneider die anwesenden Bürger<br />

probeweise über einen Beitritt nach Melsungen<br />

abstimmen. Bei dieser Abstimmung war<br />

eine Mehrheit für den sofortigen freiwilligen<br />

Anschluss an Melsungen. Nach den Ausführungen<br />

des Referenten gab es eine intensive<br />

Diskussion, an deren Ende eine nochmalige<br />

Abstimmung stand. Jetzt hatte sich das Blatt<br />

insofern gewendet, dass jetzt eine Mehrheit<br />

für die vorläufige weitere Selbstständigkeit<br />

des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> votierte. Man kam<br />

überein, der Stadt Melsungen mitzuteilen,<br />

dass <strong>Schwarzenberg</strong> bis zum längstmöglichen<br />

Zeitpunkt selbstständig bleiben wolle und sich<br />

dann der Stadt Melsungen anschließen würde.<br />

So kam es, dass <strong>Schwarzenberg</strong> zum 1. Januar<br />

1974 durch das „Gesetz zur Neugliederung<br />

der Landkreise Fritzlar­Homberg, Melsungen<br />

und Ziegenhain“, Stadtteil von<br />

Melsungen wurde. Mit dem Gesetzestext in §<br />

19 „Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> wird in die<br />

Stadt Melsungen eingegliedert“, ging die Geschichte<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>s als eigenständige<br />

Gemeinde zu Ende. Damit war auch die Amtszeit<br />

von Hans Schneider als Bürgermeister<br />

beendet. Er war der letzte der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Bürgermeister, die in 140 Jahren die Geschichte<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>s maßgebend mitbestimmt<br />

hatten.<br />

292


Ortsvorsteher und Ortsbeirat in <strong>Schwarzenberg</strong> von 1 974 bis 201 1 | 1 0-2<br />

Ortsvorsteher und Ortsbeirat in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> von 1974 bis 2011<br />

von Benno Sichler<br />

Mit der Zugehörigkeit zu Melsungen änderte<br />

sich auch die politische Landschaft in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Bei den Gemeindewahlen gab es<br />

vorher zwei überparteiliche Gruppierungen,<br />

die um die Stimmen der Einwohner warben.<br />

Es waren dies zum einen die „Liste der Berufstätigen“<br />

und zum anderen die „Liste der Landwirte“,<br />

die jeweils einen Teil ihrer Kandidaten<br />

in die Gemeindevertretung entsenden konnten<br />

und dort auch bei umstrittenen Entscheidungen<br />

immer das Wohl der Bevölkerung vor<br />

Augen hatte.<br />

Um die Gemeinde im Stadtparlament Melsungen,<br />

dem die Parteien CDU, FDP und SPD angehörten,<br />

vertreten zu können, wurde in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zunächst ein SPD­ Ortsverein<br />

gegründet.<br />

Später, als auch wieder Gemeinschaftslisten<br />

bei den Kommunalwahlen zugelassen werden,<br />

bildete sich auch noch eine Gemeinschaftsliste<br />

(GL).<br />

Bei den Kommunalwahlen 1974 wählten die<br />

Einwohner <strong>Schwarzenberg</strong>s einen Ortsbeirat.<br />

Dieser wählte dann aus seinen Reihen den<br />

Ortsvorsteher und ein Mitglied für die Stadtverordnetenvertretung<br />

in Melsungen.<br />

Hans Schneider wurde der erste Ortsvorsteher<br />

und vertrat zugleich die Interessen der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er im Melsunger Stadtparlament.<br />

Als er, nachdem er bereits als Vertreter<br />

in der Stadtverordnetenversammlung von<br />

Heinrich Ickler abgelöst worden war, 1987<br />

sein Amt als Ortsvorsteher aus gesundheitlichen<br />

Gründen niederlegte, wurde Otto Siemon<br />

neuer Ortsvorsteher. Er dankte Hans Schneider<br />

bei dessen Verabschiedung, für die lange<br />

hervorragende Arbeit an der Spitze der Gemeinde.<br />

Auf Otto Siemon folgte in 1989 Horst Riedemann<br />

als Ortsvorsteher, der sein Amt in 2010<br />

wegen einer schweren Erkrankung, die im<br />

gleichen Jahr leider zum Tode führte, niederlegte.<br />

Sein Nachfolger wurde in 2010 Volker<br />

Klute.<br />

Alle vier bisherigen Ortsvorsteher wurden von<br />

der SPD gestellt, die aus allen bisherigen<br />

Kommunalwahlen stets als stärkste Partei<br />

hervorging.<br />

293


294<br />

10­2 | Ortsvorsteher und Ortsbeirat in <strong>Schwarzenberg</strong> von 1974 bis 2011


Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />

Maßgaben und Haushaltspläne<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />

von Benno Sichler<br />

Ortsvorsteher und Ortsbeiräte von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

haben ihre Wünsche und Aktivitäten<br />

in Protokollen der Ortsbeiratssitzungen dokumentiert.<br />

Zur Realisierung entstehen daraus<br />

diverse Maßgaben und Haushaltspläne.<br />

Wünsche der Ortsbeiräte aus den Stadtteilen<br />

von Melsungen zur Erweiterung oder Instandhaltung<br />

der Orte werden in Haushaltsplänen<br />

formuliert und der Stadtverwaltung Melsungen<br />

eingereicht.<br />

Die Stadtverwaltung ordnet die Wünsche, ohne<br />

sie zu bewerten, gibt sie den Stadtverordneten<br />

weiter. Diese beraten die Haushaltswünsche,<br />

ggf. mit Fachberatung (Bauamt,…).<br />

Prioritäten und Investitionsschwerpunkte werden<br />

festgelegt.<br />

Danach entscheidet das Stadtparlament über<br />

die Wünsche in den Haushaltsplänen. Die Finanzaufsicht<br />

in der Kreisverwaltung (Homberg)<br />

genehmigt die Kostenplanung abschließend.<br />

Seit 2008 hat Melsungen die doppelte Buchführung<br />

(Gewinn­/ Verlustrechnung) mit Kostenstellen<br />

zur „Bedienung von Produkten“.<br />

Früher gab es die „Kammeralistische Buchführung“<br />

mit Haushaltsstellen.<br />

Finanziert werden die Haushaltspläne in Melsungen<br />

durch Einnahmen aus Gewerbesteuer,<br />

Grundsteuer, Einkommenssteuer, Benutzungsgebühren<br />

u. a. Subventionen (z. B. vom<br />

Land Hessen) gibt es für Projektfinanzierung<br />

oder auch laufend.<br />

Der Inhalt der Protokolle der Ortsbeiratssitzungen<br />

mit einigen Haushaltsplanungen von<br />

1989 bis 2010 ist im Folgenden auszugsweise<br />

aufgelistet. Die Protokolle befinden sich im Archiv<br />

der Stadt Melsungen.<br />

Baugebiete<br />

1989 Molkewiesen und Junkersfeld Zustimmung<br />

Bebauungsplan, Flächennutzungsplan,<br />

Landschaftsplan.<br />

1991 Entwurf Bebauungsplan Molkewiese<br />

wird vorgestellt. Vordringlich wird<br />

Wunsch nach Bebauung Junkersfeld<br />

oberhalb Blumenstraße. Bebauungsplan<br />

wird gewünscht.<br />

1992 Bebauungsplan Junkersfeld mit durchgehender<br />

Straße akzeptiert. Mischbauweise<br />

max. zweigeschossig.<br />

1993 Aufstellung Bebauungsplan „Zwischen<br />

den Wegen“.<br />

Zustimmung zum Bau zweier Doppelhäuser<br />

in der Blumenstraße mit Firsten<br />

nicht höher als Nachbarhäuser.<br />

Zustimmung zum Hausbau „Am Roth“.<br />

1995 Bebauungsplan Junkersfeld erneut –<br />

wie 1992 ­ bestätigt.<br />

1996 Im neuen Baugebiet Junkersfeld Straßenname<br />

„Steinbinge“.<br />

1997 Forderung zur Schließung der<br />

Baulücken an der Riedforststraße.<br />

Von 20 angebotenen Bauplätzen sind<br />

im Juni schon 15 verkauft (Steinbinge<br />

Junkersfeld).<br />

1998 Zustimmung Bauvoranfrage „Über den<br />

Gärten“.<br />

2000 Ankauf „Molkewiesen“ zwecks Baubeginn<br />

in 2001.<br />

2002 Präsentation Bebauungsplan Molkewiesen.<br />

2007 Abrissgenehmigung für Haus Seckenbach<br />

3 liegt vor.<br />

2008 Haus Riedforststraße 29 (neben der<br />

Kirche) steht seit Jahren zum Verkauf.<br />

Abriss wird gewünscht durch Stadt oder<br />

Kirche.<br />

Neubaupläne Vereinsheim am Sportplatz<br />

werden vorgestellt.<br />

2010 Grundstück Haus Riedforststraße 29<br />

(neben der Kirche) soll möglicherweise<br />

295


10­3 | Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />

von ev. Kirchengemeinde für symbolischen<br />

Betrag gepachtet, das Haus abgerissen<br />

und der Platz gestaltet werden.<br />

Breitbandverkabelung, Telefon<br />

1989 Seit 1988 liegt Antrag bei der Post vor,<br />

Verkabelung ist ab 1990 vorgesehen<br />

bzw in Frage gestellt. Bedarf liegt vor.<br />

1991 In 1992 soll in der Ortsmitte die öffentliche<br />

Telefonzelle erneuert werden<br />

(Post).<br />

2010 Machbarkeitsstudie zur Breitbandversorgung.<br />

Bundesbahn Versorgungsweg<br />

1989 Befürwortung Erhalt Versorgungsweg<br />

von K142 zum Forstweg für Zufahrt<br />

Schießstand, Holzabfuhr. Bepflanzung<br />

zugehörende Hänge. Erhalt des Versorgungsweges<br />

bedeutet Kostenersparnis<br />

fü die Bundesbahn. Bundesbahn<br />

stimmt zu für 1990.<br />

2004 Baustraße der Bundesbahn entlang<br />

des Bahndammes „In der Senke“ erhalten.<br />

Bundesbahn Bahnübergang<br />

1989 Beanstandung: Schranke bei Bedarf<br />

öffnen und nicht geschlossen lassen.<br />

Bitte um Prüfung, ob Bahnübergang<br />

automatisch durch Halbschranke und<br />

Blinkanlage gesichert werden kann.<br />

Magistrat lehnt Automatik ab. Drehkreuz<br />

soll weiter benutzt werden.<br />

1994 Antrag: Bahnübergang soll für Kinder<br />

sicherer gestaltet werden. Bahn sieht<br />

dazu keine Möglichkeit.<br />

1997 Wunsch nach Unterführung für Radfahrer<br />

und Fußgänger (geschätzt<br />

100.000,­ DM, zu zahlen nur von der<br />

Stadt, nicht von der Bahn). Unterführung<br />

im Bereich des Wasserdurchlasses<br />

angedacht.<br />

Überführung (aus Holz) angedacht.<br />

Ampelanlage angedacht, Drehkreuze<br />

ersetzen durch verschwenkte Schleusen.<br />

Bundesbahn Regiotram Haltepunkt<br />

2000 Antrag im Ortsbeirat (von FDP) zur<br />

Einrichtung eines Regiotram Bahnanschlusses<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Landesentwicklungsplan Hessen 2000<br />

schlägt vor, einen Haltepunkt Regio<br />

Tram in <strong>Schwarzenberg</strong> einzurichten.<br />

2001 Magistrat spricht sich für Haltepunkt<br />

aus. Wegen hoher Kosten für Unterbzw.<br />

Überführung wird das Projekt zurückgestellt.<br />

Bahnhof Melsungen und<br />

Haltepunkt an Bartenwetzerbrücke haben<br />

höhere Prioritäten.<br />

ÖPNV wird derzeit mit 85% gefördert.<br />

2002 Verkehrsminister Posch teilt der HNA<br />

mit, dass es in <strong>Schwarzenberg</strong> beim<br />

Endausbau der Regio­Tram­Strecke<br />

einen Haltepunkt geben wird.<br />

Planungskosten für Haltepunkt<br />

(60.000,­ €) hat der Magistrat bewilligt.<br />

2003 Haltepunkt mit offener, zuggesteuerter<br />

Schranke wird angedacht (vom Stellwerk<br />

Guntershausen gesteuert. Keine<br />

Unter­ Überführung.<br />

Forderung zur Bereitstellung von Geldmitteln<br />

im Doppelhaushalt 2004/2005<br />

für den Haltepunkt.<br />

2005 Bau des neuen Stellwerkes in Guntershausen<br />

und damit die Aussicht auf<br />

einen Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

verzögern sich lt. DB. Die NVV plant<br />

wieder selbst den Haltepunkt.<br />

Planungsauftrag für Haltepunkt wird<br />

vergeben.<br />

2006 Errichtung des Haltepunktes vor Inbetriebnahme<br />

des Stellwerkes Guntershausen<br />

ist nicht sinnvoll, zu teuer<br />

(700.000,­ € für Unterführung).<br />

296


Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />

Busverkehr, Bushaltestellen<br />

1991 Erneuerung Wartehalle.<br />

1992 Bus­Fahrplan ist unbefriedigend. Forderung<br />

nach zweiter Bushaltestelle.<br />

1994 Bus­Fahrplan und ÖPNV ist immer noch<br />

unbefriedigend, Bitte an Magistrat um<br />

besseres Konzept.<br />

1996 Abbau der Bushaltestelle bei Renovierung<br />

Haus Fiedler. Erneuerung der Bushaltestelle<br />

im zukünftigen Rahmen der<br />

Straßenerneuerung.<br />

1997 Planung Bushaltestelle im Neubaugebiet.<br />

1998 Entwürfe Bushaltehäuschen werden erstellt.<br />

2000 2. Bus­Haltestelle im Seckenbach, an<br />

Bau wird erinnert.<br />

2001 Zum Fahrplanwechsel 2000/2001 wird<br />

neue Bushaltestelle im Seckenbach in<br />

Betrieb genommen.<br />

2008 Bushaltestelle wird von Ecke Riedforststr./Seckenbach<br />

verlegt in den Seckenbach.<br />

Dorferneuerung<br />

1989 Antrag auf Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm<br />

für <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und andere Stadtteile hat die<br />

Stadt Melsungen am 11.03.1985 gestellt.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> steht an dritter<br />

Stelle, ein Vorziehen ist nicht möglich.<br />

1995 Ausfüllung des Fragebogens zur Aufnahme<br />

in das Programm zur Dorferneuerung.<br />

Probleme bei Aufnahme in<br />

das Programm zur Dorferneuerung.<br />

1996 Planungsbüros für Konzepte Dorferneuerung<br />

werden vorgeschlagen.<br />

1997 Vorstellung Dorferneuerungsplan durch<br />

Planungsfirma akp, Melsungen.<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wurde bisher nicht in<br />

das Hessische Landesprogramm zur<br />

Dorferneuerung aufgenommen, die<br />

nächste Möglichkeit besteht erst 2006.<br />

So wird die Dorferneuerung nicht nach<br />

den Förderrichtlinien des Dorferneuerungsprogrammes<br />

durchgeführt sondern<br />

lediglich öffentliche Maßnahmen<br />

werden aus städtischen Mitteln finanziert.<br />

Ideensammlung mit Prioritäten von 15­<br />

20 Maßnahmen.<br />

Hauptpunkt:<br />

Ausbau der Kreisstraße<br />

Ferner:<br />

Detailplanung für Ortsmitte (drei Varianten)<br />

Bachlauf am Lindenplatz, Lindenplatz<br />

Buswartehäuschen<br />

DGH­Platz (drei Varianten)<br />

2003 Vorstellung Wettbewerb „Unser Dorf“<br />

für 2004. Ziel: Engagement der Bürger,<br />

außergewöhnliche Beiträge zur Dorfentwicklung<br />

beizutragen, den eigenen<br />

Lebensraum zu gestalten und die Lebensqualität<br />

zu steigern.<br />

2004 Bewerbung für Dorferneuerungsprogramm<br />

2006 soll erfolgen.<br />

2006 16. Nov. Erste Versammlung zur Gründung<br />

Dorfgemeinschaft für 750 – Jahrfeier<br />

in 2012.<br />

Freiwillige Feuerwehr<br />

1989 Veranstaltungen mittwochs im DGH erlaubt.<br />

Andere Unterbringungsmöglichkeiten<br />

andiskutiert.<br />

Anbau Feuerwehrgerätehaus an DGH<br />

zurückgestellt.<br />

Projekt „Scheune“ zunächst nicht realisieren.<br />

1993 Baugenehmigung erhalten für Feuerwehrgerätehaus.<br />

Friedhof<br />

1989 Installierung Wasseranschluss und Sanierung<br />

Dach Friedhofskapelle.<br />

1991 Neugestaltung Zapfstellen Friedhof. Installierung<br />

Boxen für Erde und Sand am<br />

Friedhof.<br />

297


10­3 | Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />

1993 Erneut Bildung Friedhofskommision<br />

(erneut Ludwig Kördel Sen.).<br />

1994 Anbau Friedhofshalle.<br />

1998 Planung Anlage einer Fläche für Urnengräber<br />

auf dem Friedhof.<br />

2004 Sanierung Dach Friedhofskapelle geplant<br />

– Geld wird für Einfriedung Friedhof<br />

verwendet.<br />

2009 In Friedhofshalle wird Lautsprecheranlage<br />

installiert.<br />

Geschwindigkeitsregelung Straßen<br />

1989 Ortsdurchfahrt 30 km/h (zugestimmt) ,<br />

Fußgängerüberweg (abgelehnt).<br />

Ortsdurch­<br />

Geschwindigkeitsmessung<br />

fahrt beantragt.<br />

2010 Plan zur Neugestaltung Friedhofsbelegung<br />

(Urnengräber, anonyme Grabstätte).<br />

1991 Verkehrsberuhigung K142 an Ortseingängen<br />

geplant. Fahrbahnverengung.<br />

1993 Schilder Tempo 30 werden aufgestellt.<br />

1996 Auf Blumenstraße (Kinderspielplatz)<br />

wird durch meist fremde Fahrzeuge<br />

wohl zu schnell gefahren. Abhilfe vom<br />

Ordnungsamt wird erbeten.<br />

1997 Geschwindigkeitskontrollen ergaben<br />

keine Übertretungen.<br />

1998 K142 vom Huberg Schild Tempolimit 70<br />

aufstellen.<br />

1999 Ordnungsamt wird gebeten, in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

verstärkt Radarmessungen der<br />

Geschwindigkeiten vorzunehmen.<br />

2001 An Bushaltestelle Riedforststraße erfolgten<br />

verdeckte Gechwindigkeitsmessungen:<br />

Vorgeschriebene 50 km/h werden<br />

meist eingehalten. Beschränkung<br />

auf 30 km/h ist nicht nötig.<br />

2003 Aus Richtung Huberg am Ortseingang<br />

Geschwindigkeitsmessung: 50 km/h<br />

werden oft überschritten, max. 110<br />

km/h.<br />

Erneut Vorschlag, Schild 70 km/h aufstellen.<br />

Folgejahre : immer wieder Geschwindigkeitsmessungen,<br />

Aufstellung Schilder<br />

50, 70 kmh.<br />

Haushalt einige Planungen<br />

1989 für 1990:<br />

DGH Anschluss an Küche, Küchenausstattung,<br />

Lüftungsanlage.<br />

Ausbau Wirtschaftswege.<br />

Austausch Schaukel auf Kinderspielplatz.<br />

Anlegung eines Bolzplatzes.<br />

Friedhofsdach (Nachtrag 1989).<br />

1990 für 1991:<br />

Renovierung DGH (alte Schule)<br />

Bau von Tennisplätzen.<br />

Containerplatz für Glas und Papier.<br />

Bau Garage am DGH für Pächter.<br />

Verbesserung Funktionsräume Feuerwehr.<br />

Pauschalbeträge für Ausbau Feldwege<br />

werden erwartet.<br />

1994 für 1995:<br />

Aufnahme in Dorfentwicklungsplan.<br />

Kanalisation.<br />

Instandsetzung Dach alte Schule.<br />

Neue Terrassen auf Friedhof.<br />

Neue Stühle DGH.<br />

Mittel für Einbindung in die Stadtbuslinie.<br />

Erneuerung der alten Wartehalle an der<br />

Bushaltestelle.<br />

Basketballkorb für Bolzplatz.<br />

1995 für 1996:<br />

Aufnahme in Dorfentwicklungsplan.<br />

Weiterbau Kanal und Wasser.<br />

Neue Stühle DGH.<br />

Erneuerung der alten Wartehalle an der<br />

Bushaltestelle.<br />

298


Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />

Geld zur Erschließung des Baugeländes<br />

„Am Junkersfeld“.<br />

Bolzplatz als Trainingsplatz.<br />

Instandsetzung Dach alte Schule.<br />

1997 für 1998:<br />

Einbau Toilette in Friedhofshalle<br />

(2.500,­ DM)<br />

Umgestaltung Bolzplatz, Flutlicht, Ballfangnetze<br />

(20.000,­ DM)<br />

Ausbau der K142 – Stützmauer DGH<br />

(12.000,­ DM)<br />

Asphaltierung der Straße „Über den<br />

Gärten“<br />

Ausbau der „Jahnstraße“.<br />

1998 für 1999:<br />

Ausbau der Straßen „Steinbinge“ und<br />

„In den Erlen“<br />

Verlegen von Ver­ und Entsorgungsleitungen<br />

„Über den Gärten“<br />

Teilweise Erneuerung Küche DGH<br />

Buswartehäuschen Seckenbach<br />

Schließanlage DGH<br />

Bewässerungsleitung vom alten Hochbehälter<br />

zum Sportplatz legen<br />

Errichtung Grillhütte.<br />

1999 für 2000:<br />

Grunderwerb für neues Baugebiet<br />

„Über den Gärten“<br />

Renovierung Altes Schulgebäude und<br />

DGH<br />

Anlegen Parkstreifen an Straße „Zur<br />

Kroneneiche“<br />

Erneuerung Dach Altes Sporthaus<br />

Bereitstellung Geldmittel für Reparaturmaßnahmen<br />

an innerörtlichen Umleitungsstraßen.<br />

2000 für 2001:<br />

Ballfangzaun am Bolzplatz<br />

Renovierung Außenfassade Alte Schule<br />

und DGH und Erneuerung Eingangstür<br />

Jugendraum<br />

Sicherung Spielplatz durch Einbau eines<br />

Tores in der Umzäunung<br />

Befestigung Boxen Erde am Friedhof<br />

Renovierung Treppenhaus zum Feuerwehrschulungsraum<br />

Kauf Spinde für Jugendfeuerwehr.<br />

2008 für 2009:<br />

Bereitstellung von Mitteln zum Kauf des<br />

Hauses neben Kirche zwecks Abriss<br />

DGH Umbau Toiletten für Rollstuhlfahrer<br />

Erneuerung Heizkörper im Vereinsheim<br />

Sportplatz<br />

Buswartehäuschen am Seckenbach errichten<br />

Wasserzapfstelle an Friedhofshalle errichten<br />

Radweg zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

Röhrenfurth herstellen<br />

Bereitstellung von Mitteln für Haltepunkt<br />

Bauland schaffen „Über den Gärten“.<br />

2010 für 2011:<br />

Bereitstellung von Mitteln für Kauf und<br />

Abriss Haus neben Kirche<br />

Gestaltung Platz nach Abriss Haus neben<br />

Kirche<br />

Buswartehalle Seckenbach<br />

Dorfjubiläum 2012<br />

Haltepunkt Regiotram<br />

Neugestaltung Spielplatz<br />

Radweg <strong>Schwarzenberg</strong>­Röhrenfurth<br />

Neuer Fußbodenbelag DGH<br />

Anschaffung Tische Stühle DGH kleiner<br />

Saal<br />

Toilettenumbau rollstuhlgerecht<br />

Schaffung Bauland „Über den Gärten“.<br />

Jugendraum<br />

1989 Antrag auf einen Raum in Dorfmitte<br />

(anstatt an Bushaltestelle auf Straße).<br />

299


10­3 | Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />

1993 Ehemaliger Vereinsraum (Schulungsraum<br />

Feuerwehr) wird in Eigenleistung<br />

der Dorfjugend renoviert und als Jugendraum<br />

genutzt.<br />

1994 Einbau Toilette beantragt, Eigenleistung.<br />

Kinder<br />

1990 Kindergarten in Melsungen im Bachfeld<br />

weiter benutzen.<br />

1991 Kinder­ und Jugendarbeit durch Jugendarbeiter<br />

Hans­Jürgen Späth finanziell<br />

unterstützen mit 10.000 DM.<br />

Kanalisation, Hausklärgruben<br />

1989 Abwasserbeiträge. Kosten für Außerbetriebnahme<br />

der Hausklärgruben nur individuell<br />

zu ermitteln, ebenso für Kosten<br />

Kanalanschlüsse zum Klärwerk<br />

MEG.<br />

Grenzfeststellung Kanalisation im Bereich<br />

Fuldawiesen.<br />

1993 Ortskanalisation soll weiter ausgebaut<br />

werden.<br />

2004 In den Straßen „Über den Gärten, „Am<br />

Roth“, „Blumenstraße“ (vom Spielplatz<br />

bis Einmündung auf „Zur Kroneneiche“)<br />

muss die schadhafte Kanalisation erneuert<br />

werden.<br />

Straßenbau<br />

1989 <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg schottern. Ausbau<br />

K142 Ortsdurchfahrt angesprochen.<br />

Kreisausschuss Schwalm­Eder verzichtet<br />

auf Ausbau der K142 Ortsdurchfahrt<br />

bis auf weiteres. Alternativvorschlag<br />

Ortsbeirat: Nur neue Asphaltdecke auf<br />

gesamter Länge.<br />

Abtragen von Banketten K142 Richtung<br />

MEG, <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg.<br />

Planung für Bau Radweg <strong>Schwarzenberg</strong>­Röhrenfurth<br />

seit 1987 wiederholt.<br />

Hinweisschilder nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

am Abzweig B83/Röhrenfurth und<br />

B83/Sparkassenkreuzung anbringen.<br />

Wird vom Magistrat MEG nicht unterstützt.<br />

Zuständigkeit Ordnungsamt.<br />

1990 Forderung, im Anschluss an „Baugebiet<br />

Huberg 4“ Entwässerungsgraben entlang<br />

K142. Entwässerungsgraben entlang<br />

Jahnstraße öffnen.<br />

Oberflächenwasser Blumenstraße vermeiden<br />

durch Entwässerungsgraben im<br />

Junkersfeld.<br />

1991 Entwässerungsgraben im Junkersfeld<br />

erneut gefordert.<br />

Feldweg „In den Erlen“ ausbessern.<br />

1992 Bitte an Magistrat, Straßenbauamt in<br />

Kassel anzuschreiben, wie Ortsdurchfahrt<br />

geplant ist und wann gebaut wird.<br />

1993 Bitte um Fahrbahnverengung K142 am<br />

Ortseingang aus MEG.<br />

1994 Straßenbauverwaltung Kassel beabsichtigt,<br />

im Herbst 1994 Auftrag zur<br />

Planung an „IKOS“ zu vergeben. Der<br />

Ausbau wird dann nicht in 1996 sondern<br />

in 1997 möglich sein. Baubeginn<br />

1996 soll trotzdem erbeten werden.<br />

1994 Planung Fahrbahnverengung K142 am<br />

Ortseingang aus MEG.<br />

Planung Parkplätze auf der Straße „Zur<br />

Kroneneiche“ vom Gemeindehaus in<br />

Richtung Friedhof.<br />

1996 Entwässerungsgraben Junkersfeld<br />

nacharbeiten.<br />

1997 Ausbau der Kreisstraße eventuell schon<br />

ab 1998. Finanzierung Straße durch<br />

den Kreis. Finanzierung Gehwege von<br />

der Stadt, müssen aber vom Landkreis<br />

vorfinanziert werden.<br />

Verkehrsbelastung 2000 Fahrzeuge pro<br />

Tag. Selten Durchgangsverkehr. Geringer<br />

Schwerlastverkehr. Dafür sind 5,50<br />

m Fahrbahnbreite vorgesehen mit einseitigen<br />

oder beidseitigen Gehwegen<br />

von je 1,50 m Breite.<br />

Kostenschätzung 2 Mio DM, davon 1,5<br />

Mio DM vom Kreis und 0,5 Mio DM von<br />

der Stadt. Grunderwerb ist Voraussetzung<br />

für Planfeststellung.<br />

300


Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />

Probleme mit Anliegern und Grunderwerb.<br />

Bitte an Magistrat zu Pflasterung der<br />

auf die K142 einmündenden Straßen<br />

„Seckenbach“, „Zur Kroneneiche“,<br />

„Jahnstraße“.<br />

1998 Asphaltrisse in der Blumenstraße reparieren.<br />

Umleitung Verkehr von der B83 (Erneuerung<br />

Straße) über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

abgelehnt.<br />

Fertigstellung Ortsdurchfahrt K142 Ende<br />

1999 erwartet.<br />

Schotterung Steinbinge (Junkersfeld)<br />

gewünscht.<br />

1999 Ausbau der Straße „In der Gasse“ mit<br />

Kostenbeteiligung der Stadt von 50%.<br />

2000 Klappern Hydrantendeckel (Riedforststraße)<br />

beseitigen.<br />

2009 Ausbau Straße „Zur Kroneneiche“.<br />

2010 Fertigstellung der Bauarbeiten für Straßen<br />

„Kroneneiche“, „Über den Gärten“,<br />

„Metzewinkel“.<br />

Neue Baustelle „Schützenstraße“, geplant<br />

4 Wochen Bauzeit. Keine Kanalarbeiten<br />

Reparaturen, Renovierungen, Aufforstungen,<br />

sonstiges<br />

1989 Malerarbeiten DGH. Aufforstung div.<br />

Flurstücke.<br />

1990 Neue Aufforstungsanträge, Zustimmung.<br />

Anbau Nebenraum DGH in 150 Stunden<br />

Eigenleistung fertig.<br />

Obstbäume­Erträge Verkauf.<br />

Landschaftspflege durch Vereine und<br />

Freiwillige, auch in Folgejahren.<br />

1992 Tariferhöhung DGH zugestimmt, letzte<br />

war 1982.<br />

Kein Fahrsilo für Mais und Gras in der<br />

Blumenstraße genehmigt.<br />

Renovierung Pächterwohnung DGH.<br />

1993 Bildung Seniorenbeirates (Elisabeth<br />

Schneider, Röhrenfurth).<br />

Lärmbelästigung durch Schießstand,<br />

Kreisjagdverein „Hubertus“. Kompromiss<br />

schon 1986 ausgehandelt.<br />

Hecke am Spielplatz zurückschneiden<br />

(Einsichtnahme, Sicherheit).<br />

Feldgehölze zurückschneiden.<br />

1994 Bau Brunnen mit Zapfstelle in Schützenstraße.<br />

Eigenleistung. Für Landwirte<br />

und Kleingärtner. Wasserqualität entspricht<br />

nicht mehr der Trinkwasserqualität.<br />

1995 Kein Bau von Tennisplätzen.<br />

Keine Aufforstung der Fuldawiesen.<br />

1996 Kündigung des Pächters der Burgschenke.<br />

1998 Alte Pumpstation Richtung Röhrenfurth<br />

absichern.<br />

Pflasterung<br />

geplant.<br />

Gestaltung Eingang Kirche<br />

Entrümpelung Dachboden „Alte Schule“.<br />

1999 Bauvoranfrage Grillhütte am Sportplatz.<br />

Anfrage des Pächters DGH, Biergarten<br />

einzurichten.<br />

Bepflanzung „Alter Schulhof“.<br />

2002 Bolzplatz ist immer noch nicht benutzbar<br />

(fehlende Ballfangnetze,…).<br />

Baumschnitte.<br />

2003 Emissionsgutachten zum Bau eines<br />

Schweinemaststalles mit Lüftungsanlage<br />

auf dem Hof von Rainer und Gerhard<br />

Hofmann. Ortsbeirat stimmt dem Bauantrag<br />

zu.<br />

2004 572 Einwohner.<br />

2007 „Gelbe Tonne“ wird nicht angeschafft,<br />

es bleibt bei „Gelben Säcken“.<br />

Gesamtes DGH ist Nichtraucherbereich.<br />

2008 Krötenzaun wird errichtet am Ortseingang<br />

von Melsungen her.<br />

584 Einwohner.<br />

301


10­4 | Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Allgemein<br />

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten<br />

unter Adolf Hitler am 30. Januar<br />

1933 änderte sich das politische und gesellschaftliche<br />

Leben in Deutschland. Die Nationalsozialisten<br />

verwandelten die Republik in<br />

einen totalitären Staat.<br />

Die einzige Partei, die nach ihrer Machtübernahme<br />

zugelassen war, war die NSDAP, die<br />

somit zu einer Einheitspartei wurde. An ihrer<br />

Spitze stand der selbsternannte „Führer“ Adolf<br />

Hitler. Von ihm, der die totale Autorität besaß<br />

und einen absoluten Gehorsam verlangte,<br />

ging alle Macht aus. Er selbst setzte die ihm<br />

nachstehenden Führer ein, die dann wiederum<br />

die nächste Leitungshierarchie bestimmten.<br />

So entstand bis in die untersten Ebenen ein<br />

weitreichendes Netz von Befehl, Gehorsam<br />

und Treue.<br />

Der NS­Staat ordnete planmäßig das ganze<br />

öffentliche Leben seiner Ideologie und seinen<br />

Zielen unter. Um diese zu erreichen, baute er<br />

ein System auf, das sich durch Politik und Alltagsleben<br />

zog. Es sorgte durch Überwachung<br />

auf allen Ebenen für totale Kontrolle, Indoktrination<br />

und gegenseitige Bespitzelung der Bevölkerung.<br />

Das noch vorhandene Obrigkeitsdenken und<br />

die schlechte wirtschaftliche Lage des deutschen<br />

Volkes waren Gründe dafür, dass mit<br />

Hilfe des nationalsozialistischen Gedankenguts<br />

die Bildung einer Volksgemeinschaft<br />

möglich war. Das Gemeinschaftsgefühl wurde<br />

durch Massenversammlungen und Heldengedenktage,<br />

sowie durch den „Hitlergruß“ immer<br />

wieder neu belebt und verstärkt. Es gipfelte in<br />

der Parole: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer.“<br />

Wer sich gegen die Gemeinschaft stellte, wurde<br />

ausgegrenzt, bestraft, verfolgt oder gar<br />

vernichtet.<br />

Die meisten Wählerstimmen für die Nationalsozialisten<br />

kamen nicht, wie anfangs von ihnen<br />

kalkuliert, von der Arbeiterschaft. Sie<br />

konnten diese nicht vollständig auf ihre Seite<br />

ziehen und bezogen viele Stimmen aus den<br />

Schichten des Mittelstandes und der Bauern.<br />

Obwohl die NS­Zeit so intensiv erforscht wurde,<br />

wie keine andere Epoche der deutschen<br />

Geschichte, konnte bis heute nur unzureichend<br />

geklärt werden, wie ein einzelner Mann<br />

mit seiner Ideologie und Propaganda die<br />

Mehrheit eines Volkes hinter sich bringen<br />

konnte und zur Ausübung von, teilweise unvorstellbaren,<br />

Gräueltaten verführen konnte.<br />

Für viele Menschen der heutigen Zeit ist der<br />

Nationalsozialismus ein Zeitabschnitt, den<br />

man doch endlich auf sich beruhen lassen<br />

sollte. Dabei vergisst man, dass das NS­System<br />

die gesamte Bevölkerung durchzog und<br />

seinen Einfluss nicht nur in den nationalsozialistischen<br />

Machtzentralen entfaltete, sondern<br />

bis in den Alltag der Bewohner von Städten<br />

und Dörfern hineinreichte.<br />

In vielen geschichtlichen Aufzeichnungen<br />

blendet man diesen Alltag zwischen 1933 und<br />

1945 komplett oder teilweise aus. Ich bin der<br />

Meinung, dass die Ereignisse in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

die mit dem Nationalsozialismus zu tun<br />

haben, auch in dieses <strong>Dorfbuch</strong> gehören. Sie<br />

sind Teil der Geschichte unseres Dorfes, nicht<br />

mehr und nicht weniger. Eine Beurteilung des<br />

Verhaltens von Menschen, die Handelnde in<br />

diesem Zeitabschnitt waren, steht mir (Jahrgang<br />

1939) nicht zu und ist auch nicht beabsichtigt.<br />

Organisation in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Der damalige Lehrer Peter Schmidt hat unter<br />

der Überschrift „Nationalsozialismus in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>“ folgendes geschrieben:<br />

„Der Nationalsozialismus hatte vor 1933 kaum<br />

aktive Formen. Vor 33 gab es keine Mitglieder<br />

der Partei. Wohl hatte der völkische Abgeord­<br />

302


Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> | 1 0-4<br />

nete Blume, Melsungen, 8 Stimmen als Reichtagsabgeordneter<br />

erhalten, doch dabei blieb<br />

es. Die Ortsgruppe Melsungen agitierte lebhaft,<br />

veranstaltete Versammlungen, aber der<br />

Erfolg war gering<br />

Ja, es schien, als ob die politischen Versammlungen<br />

eher Misserfolg als Erfolg bedeuteten.<br />

14 Tage vor der Machtübernahme war nachts<br />

sogar die Sowjetfahne angebracht worden.<br />

Am 30 Januar 1933 allerdings schien es auf<br />

einmal, als ob viele Menschen schon lange<br />

„alte Kämpfer“ gewesen wären“.<br />

Weitere Aufzeichnungen von ihm sind die<br />

Grundlage für die Darstellung über die in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> damals vorhandenen NS­Organe.<br />

Eine allgemeine Erläuterung einiger Gruppierungen<br />

habe ich jeweils den Ausführungen<br />

über die <strong>Schwarzenberg</strong>er Verhältnisse vorangestellt.<br />

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />

(NSDAP)<br />

Der Block <strong>Schwarzenberg</strong> der NSDAP wurde<br />

am 1. April 1933 gegründet. Ihm übergeordnet<br />

waren die Zelle Röhrenfurth, die Orts­ und<br />

Kreisgruppe Melsungen, sowie der Gau Kurhessen.<br />

Die weitere Hierarchie ging über die<br />

Reichsämter oder Reichsstellen, den Stellvertreter<br />

des „Führers“ bis hinauf zu Adolf Hitler.<br />

Der erste Blockwart des Blocks <strong>Schwarzenberg</strong><br />

war Heinrich Ruppel, der aber aus Gesundheitsgründen<br />

am 1.1.1934 abdankte.<br />

Sein Nachfolger wurde Christian Emmeluth.<br />

Der Block hatte anfangs neun Parteimitglieder.<br />

Nach Aufhebung verschiedener Aufnahmesperren<br />

traten in 1937 weitere 5, in 1939<br />

weitere 6 und bis 1941 noch einmal 6 Männer<br />

in die Partei ein. Die Mitgliederzahl stieg somit<br />

bis 1941 auf 26 Männer, sogenannte Parteigenossen.<br />

Sie wurden laufend in Schulungsabenden, die<br />

meistens in Melsungen stattfanden, im Sinne<br />

der Partei ideologisch ausgerichtet und weitergebildet.<br />

Das gleiche galt auch für den<br />

Blockleiter, der zwecks besonderer Schulung<br />

die Gauführerschule Walkemühle bei Melsungen<br />

besuchte.<br />

Am Treppenaufgang zum Schulhof wurde von<br />

den Parteimitgliedern ein Fahnenmast aufgestellt,<br />

an dem bei bestimmten Anlässen, die<br />

vom Kreisleiter Wilhelm Wisch geweihte<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Ortsfahne (Hakenkreuz)<br />

gehisst wurde.<br />

Die Parteimitglieder sahen sich im Dienst der<br />

Volksgemeinschaft, wenn sie Sammelaktionen<br />

für das Winterhilfswerk, die Wehrmacht,<br />

das Kriegs­Winterhilfswerk, das Rot Kreuz<br />

Hilfswerk, für Mutter und Kind und für die sich<br />

im Krieg befindenden <strong>Schwarzenberg</strong>er Soldaten<br />

durchführten und unterstützten. Auch<br />

der Dienst im Luftschutz gehörte, genau wie<br />

das Sammeln von Altmaterial (Metall, Flaschen,<br />

Wolle) zu ihren Pflichten.<br />

Die Sturmabteilung (SA) war während der<br />

Weimarer Republik die paramilitärische<br />

Kampforganisation der NSDAP. Sie hatte als<br />

Ordnertruppe die Aufgabe, deren Versammlungen<br />

vor Gruppen politischer Gegner notfalls<br />

mit Gewalt abzuschirmen, bzw. deren Veranstaltungen<br />

massiv zu behindern. Nach dem<br />

Röhm­Putsch im Sommer 1934, als SS­Einheiten<br />

die SA­Führungsspitze ermordet hatten<br />

verlor sie in der weiteren Zeit des Nationalsozialismus<br />

sehr stark an Bedeutung. Sie diente<br />

als Personalreservoir für die Partei und andere<br />

NS­Organisationen und als Staffage bei Propagandaaktionen.<br />

SA­Schar <strong>Schwarzenberg</strong><br />

In <strong>Schwarzenberg</strong> entstand die SA­Schar<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> mit 9 SA­Männern, an deren<br />

Spitze der Scharführer Johannes Malkus<br />

stand. Sein Nachfolger wurde später Wilhelm<br />

Sinning.<br />

Nationalsozialistische Volkswohlfahrt<br />

(NSV)<br />

Sie wurde zunächst in 1932 als lokaler<br />

Selbsthilfeverein in Berlin gegründet. Nach der<br />

Machtübernahme wurde sie die Trägerin der<br />

Wohlfahrtspolitik im NS­Regime.<br />

Mit ihren Gesundheitsprogrammen und Wohlfahrtseinrichtungen,<br />

wie Kinderlandverschickungen,<br />

Hilfswerk Mutter und Kind, half sie<br />

zwar auch dem einzelnen Menschen, sollte<br />

aber auch die rassisch definierten Volksgemeinschaft<br />

stärken. Von der NSV wurde auch<br />

303


10­4 | Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

das formal unabhängige Winterhilfswerk<br />

(WHW) organisiert.<br />

Dank der Einkünfte des WHW, Mitgliedsbeiträgen<br />

und Spenden, sowie der ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit von über einer Million Mitarbeitern,<br />

verfügte die NSV über ausreichende finanzielle<br />

und personelle Ressourcen, um in sämtliche<br />

Sozialbereiche vordringen zu können.<br />

Block <strong>Schwarzenberg</strong> der NSV<br />

Der Aufbau des Blocks <strong>Schwarzenberg</strong> der<br />

NSV lief parallel zu dem der NSDAP, gestaltete<br />

sich aber schwieriger. Die Menschen in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> mussten erst über Sinn und<br />

Zweck der Organisation aufgeklärt werden.<br />

Die Gründung erfolgte dann am 01. Oktober<br />

1933. Der erste Blockwart war Heinrich Bubenheim.<br />

Von den damals 305 Einwohnern<br />

traten zuerst 15 der Organisation bei. Bis<br />

1941 erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 42<br />

Personen. Der Beitrag betrug für Mitglieder<br />

der NSDAP 0,50 RM, die sonstigen Mitglieder<br />

zahlten 1,00 RM.<br />

Der NSV <strong>Schwarzenberg</strong> führte in den Jahren<br />

1933 – 1943 folgende spezielle Sammlungen<br />

für das Winterhilfswerk durch:<br />

Eintopfsammlungen:<br />

Auf Anregung der Regierung sollte in den Monaten<br />

Oktober bis März an Sonntagen nur ein<br />

einfaches Eintopfgericht im Wert von 0,50 RM<br />

pro Person gekocht werden. Der Unterschiedsbetrag<br />

zu einem normalen Mittagessen<br />

sollte als Spende dem Winterhilfswerk zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Pfundsammlungen:<br />

Bei diesen Sammlungen spendeten die Bauern<br />

Korn und Kartoffeln. Auffallend ist, das ab<br />

dem Jahr 1939, vermutlich wegen angeordneten<br />

der hohen Ernteabgaben, bei diesen<br />

Sammlungen nur noch Geld gespendet wurde.<br />

Zu diesen besonderen Sammlungen kamen<br />

noch normale Geldsammlungen, Geldspenden<br />

und Spenden von anderen landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen hinzu.<br />

Insgesamt kamen zusammen (1933­1943):<br />

Geldbeträge:<br />

Kartoffeln<br />

Korn<br />

Landw. Erzeugnisse<br />

15.434,99 RM<br />

331,75 Zentner<br />

93,09 Zentner<br />

4,63 Zentner<br />

Die NS­Frauenschaft (NSF)<br />

Die NSF wurde im Oktober 1931 als Zusammenschluss<br />

mehrerer nationaler und nationalsozialistischer<br />

Frauenverbände gegründet<br />

und von der NSDAP zur einzigen "parteiamtlichen"<br />

Frauenorganisation erklärt. In 1935<br />

wurde sie formalrechtlich der NSDAP angegliedert.<br />

Ihr Auftrag war, systematisch Beaufsichtigungs­,<br />

Schulungs­ und Führungsaufgaben<br />

zu betreiben.<br />

Ab 1936 wurden nur noch Frauen aufgenommen,<br />

die vorher Mitglieder im Bund Deutscher<br />

Mädel (BDM) oder in anderen nationalsozialistischen<br />

Organisationen gewesen waren. Die<br />

Mitglieder mussten mindestens einmal im Monat<br />

an den wöchentlich stattfindenden Frauenschaftsabenden<br />

teilnehmen. Die Themen<br />

dieser Abende kamen aus dem weiblichen Lebenszusammenhang,<br />

wie z.B. die Vorbereitung<br />

von Frauen auf ihre Aufgaben als Hausfrau<br />

und Mutter.<br />

NSF <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Unter Leitung der Kreisfrauenschaftsleiterin<br />

Frau Scherer wurde am 23. 10. 1933 eine<br />

Frauenversammlung im Schulsaal einberufen.<br />

Die NSF <strong>Schwarzenberg</strong> wurde gegründet. Ihre<br />

Leitung übernahm Clara Schmidt, die Ehefrau<br />

des Lehrers Peter Schmidt. Der Ortsgruppe<br />

gehörten 31 Frauen an. Unter ihnen<br />

waren auch 8 Ehefrauen von 11 Erbhofbauern.<br />

Der Mitgliedsbeitrag betrug 0,30 RM, von denen<br />

0,10 RM bei der Ortsgruppe verblieben.<br />

Von dem Rest erhielten die Kreis­ und Bezirksgruppe<br />

je 0,05 RM und der Gau 0,10 RM.<br />

Die Frauen trafen sich im Winter montags von<br />

20.00 – 22.00 Uhr, im Sommer nur jeden<br />

1. Montag im Monat. An diesen Abenden fanden<br />

Kurse statt, bei denen es um Gesundheits­<br />

und Erziehungsfragen ging. Die Frauen<br />

sammelten Kleider, setzten sie instand und<br />

nähten auch neue Bekleidung. Sie wurden genau<br />

wie die selbst hergestellten Strickwaren<br />

dem Winterhilfswerk gespendet.<br />

Hitlerjugend (HJ)<br />

Die Hitler­Jugend (HJ) wurde auf dem 2.<br />

Reichsparteitag der NSDAP vom 3./4. Juli<br />

304


Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> | 1 0-4<br />

1926 in Weimar als nationalsozialistische Jugendbewegung<br />

gegründet. Nach der NS­<br />

Machtübernahme 1933 wurde die HJ durch<br />

das Verbot sämtlicher konkurrierender Jugendverbände<br />

zur Staatsjugend. Die anfangs<br />

noch formell freiwillige Mitgliedschaft wurde<br />

durch Gesetze in 1936 und 1939 zur Zwangsmitgliedschaft.<br />

Nach Einführung der Zwangsmitgliedschaft<br />

waren nahezu alle Jugendlichen<br />

Mitglied der HJ.<br />

Zweck der Organisation war, auch den Lebensbereich<br />

der Kinder und Jugendlichen<br />

gleichzuschalten, zu kontrollieren und zu beherrschen.<br />

Sie sollten im Sinne der NS­Ideologie<br />

erzogen und geprägt werden.<br />

Die uniformiert auftretende und militärisch organisierte<br />

HJ, gliederte sich nach Altersgruppen<br />

und Geschlecht: Das Deutsche Jungvolk<br />

(DJ) erfasste die 10­ bis 14jährigen Jungen<br />

(Pimpfe), die eigentliche HJ die 14­ bis 18jährigen<br />

Jungen.<br />

In gleicher Weise waren die zur HJ gehörenden<br />

Mädchenverbände in Jungmädelbund (JM)<br />

und Bund Deutscher Mädel (BDM) gegliedert.<br />

An den Vorabenden des Geburtstags des<br />

"Führers" Adolf Hitler sowie auf Reichsparteitagen<br />

wurden die in das Deutsche Jungvolk<br />

und den Jungmädelbund eintretenden "Pimpfe"<br />

und "Jungmädel" ebenso feierlich verpflichtet,<br />

wie die in die HJ und den BDM überführten<br />

14jährigen Jungen und Mädel; die<br />

über 18jährigen HJ­Mitglieder wurden feierlich<br />

in die NSDAP aufgenommen und öffentlich<br />

vereidigt.<br />

HJ <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die Hitlerjugend wurde 1933 organisiert. Sie<br />

gehörte bis 1941 zu Melsungen. Danach gehört<br />

die „Schar“ <strong>Schwarzenberg</strong> zur „Gefolgschaft“<br />

Röhrenfurth.<br />

Jungvolk<br />

Am 1.3.1934 wurde eine Jungvolkgruppe mit<br />

12 Jungen (Pimpfen) gebildet. Sie trafen sich<br />

anfangs zweimal, später nur noch einmal wöchentlich<br />

zum „Dienst“. Die Jugendführer wurden<br />

von der Ortsgruppe der HJ Melsungen<br />

nach <strong>Schwarzenberg</strong> befohlen.<br />

Jungmädel und Bund Deutscher Mädel<br />

(BDM)<br />

Die Mädelringführerin Lotte Röhl aus Melsungen<br />

gründete am 16.3.1934 die Jungmädelgruppe<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> mit 6 Mädchen. Am<br />

01.09.1934 kamen 3 weitere Mädchen hinzu.<br />

Ein Problem bestand für Jungen und Mädchen<br />

gleichermaßen. Sie benötigten für die Ausführung<br />

von Arbeiten und bei schlechtem Wetter<br />

einen geeigneten Raum.<br />

Anfangs hatten sich die Jungen und Mädchen<br />

einen Raum im Gemeindehäuschen in der Trift<br />

selbst eingerichtet. Wegen der dort unzureichenden<br />

Verhältnisse wurde ihnen später der<br />

Schulsaal zur Verfügung gestellt. Bei Elternabenden<br />

versuchten die Jungen und Mädchen,<br />

die Angehörigen für ihre Organisationen<br />

zu gewinnen.<br />

Reichsluftschutzbund (RLB)<br />

Der RLB wurde Ende 1933 gegründet und unterstand<br />

dem Luftfahrtministerium. Er war<br />

zuständig für die Schulungen von ehrenamtlichen<br />

Luftschutzwarten, die den Luftschutz­<br />

Gemeinschaften vorstanden. Sie hatten die<br />

Aufgabe, die sanitäre Versorgung, die Brandbekämpfung,<br />

sowie Räumarbeiten nach Bombenangriffen<br />

zu organisieren. Die Luftschutzwarte<br />

waren auch für die Einhaltung der<br />

Verdunklung verantwortlich. Nach Einführung<br />

der Luftschutzpflicht 1935 hatten sich weite<br />

Kreise der Bevölkerung einer Dienst­ und<br />

Sachleistungspflicht zu unterziehen.<br />

Reichsluftschutzbund in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Bereits in 1934 gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> eine<br />

Mitarbeit im RLB. Die Untergruppe <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wurde in 1936 gegründet. Sie gehörte<br />

anfangs zur Gemeindegruppe Melsungen,<br />

Ortsgruppe Kassel/Melsungen.<br />

Luftschutzleiter war Bürgermeister Justus<br />

Sondermann, Untergruppenführer Wilhelm<br />

Sinning, Stellvertreter Heinrich Sinning, Ausbildungsleiter<br />

Lehrer Peter Schmidt, Schriftführer<br />

und Kassenwart Justus Emmeluth,<br />

Werbewart Christian Emmeluth und Sachbearbeiterin<br />

Fr. Elise Schneider.<br />

305


10­4 | Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die Mitgliederzahl betrug anfangs 38 Personen.<br />

Sie erhöhte sich durch eine Werbeaktion<br />

in 1937 auf 68 Personen.<br />

In einem ersten Ausbildungskurs vom 28.2. –<br />

11.7.1937 wurden Luftschutzwarte, Hausfeuerwehren,<br />

Laienhelferinnen, Melder, Luftschutzgemeinschaften,<br />

Blockwarte, deren<br />

Stellvertreter und der Rest der Bevölkerung<br />

über ihr Verhalten im Ernstfall geschult. Ein<br />

zweiter Kurs, bei dem die praktische Ausbildung<br />

im Vordergrund stand, wurde vom<br />

23.11.1937 – 09.03.1938 durchgeführt.<br />

In den Kursen wurden insgesamt 24 Stunden<br />

Theorie und 26 Stunden Praxis gelehrt. Zur<br />

Ausbildung gehörte auch eine Filmvorführung<br />

durch den RLB­Adjudanten der Kreisgruppe<br />

Melsungen, Herrn Schindewolf. Insgesamt<br />

wurden neben der Bevölkerung geschult:<br />

56 Luftschutzwarte, 40 Laienhelferinnen, 30<br />

Melder, 50 Hausfeuerwehren, 6 Löschgemeinschaften.<br />

Die praktischen Übungen wurden entweder<br />

als Teil­ oder Vollübungen durchgeführt. Bei<br />

den letzteren waren die gesamten Selbstschutzkräfte<br />

des Dorfes und die Freiwillige<br />

Feuerwehr im Einsatz.<br />

1939 wurde die Untergruppe <strong>Schwarzenberg</strong><br />

mit der Untergruppe Röhrenfurth zur Untergruppe<br />

Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong> vereinigt.<br />

Sie gehörte ab 1941 zur Ortsgruppe Fritzlar/­<br />

Melsungen und hatte 165 Mitglieder.<br />

Deutsche Arbeitsfront (DAF)<br />

Sie wurde wenige Tage nach der Zerschlagung<br />

der Gewerkschaften am 10. Mai 1933<br />

gegründet. Sie war rechtlich ein der NSDAP<br />

angeschlossener Verband, und genau wie diese<br />

gegliedert. Ihr Ziel war, die arbeitende Bevölkerung<br />

sowohl im Beruf als auch in der<br />

Freizeit durch die "freiwillige, aber erwünschte"<br />

Einheitsmitgliedschaft im Sinne des NS­<br />

Regimes zu kontrollieren und zu beeinflussen.<br />

DAF <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Obmann der DAF in <strong>Schwarzenberg</strong> war Ernst<br />

Ruppel. Unterlagen mit weiteren Angaben<br />

sind nicht vorhanden.<br />

Besondere Veranstaltungen der NSDAP<br />

Mit der Machtübernahme der NSDAP gab es<br />

auch neue Gedenk­ und Feiertage. Am 30. Januar<br />

wurde der „Tag der Machtübernahme“,<br />

am 21. März der „Tag von Potsdam“ (in 1933<br />

Einberufung des neuen Reichstages, bei dem<br />

NSDAP und die deutschen Konservativen<br />

(DNVP) ihre zukünftige Aktionseinheit bekanntgaben),<br />

am 20. April „Führers Geburtstag“,<br />

gefeiert.<br />

Der 1. Mai war der „Tag der Nationalen Arbeit“,<br />

der 24. Juni der „Tag der Jugend“ und<br />

der 1. Oktober der „Tag der Landwirtschaft“.<br />

Auch das Erntedankfest wurde im Sinne der<br />

Partei gefeiert.<br />

Für diese Feiern wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> ein<br />

„Statut zur Ausschmückung und Verschönerung<br />

des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong>“ aufgestellt,<br />

das folgendermaßen lautete:<br />

In Anbetracht der sich alljährlich wiederholenden<br />

nationalen Feste und Feiern wird bestimmt:<br />

1. Die Anlieger der Straße und öffentlichen<br />

Gemeindewege innerhalb des Ortsbildes<br />

sind verpflichtet die Parkette stets sauber<br />

zu halten von Unkraut und Abfällen.<br />

2. Bei nationalen Feiertagen ist jeder gehalten,<br />

die entsprechenden Fahnenmasten<br />

selbst zu stellen und aufzustellen an den<br />

von der Behörde festgesetzten Standorten.<br />

3. In Verbindung der Nachbarschaft sind die<br />

Transparente und Girlanden anzubringen.<br />

4. Auf der Burggrabenbrücke wird der Ehrenbogen<br />

aufgestellt. Die Schmückung obliegt<br />

dem BDM.<br />

5. Der Maibaum bzw. Erntebaum mit Erntekranz<br />

wird durch HJ und BDM eingeholt,<br />

geschmückt, aufgebaut und auf dem Festplatz<br />

geweiht.<br />

6. Das nötige Grün wird von der Forstbehörde<br />

zur Verfügung gestellt. Der Ortsbauernführer<br />

– politischer Leiter ­ sorgt für die Anfahrt.<br />

Als Standplätze für die Fahnenmasten waren<br />

(nach heutigen Haus­ und Straßennamen)<br />

vorgeschrieben:<br />

306


Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> | 1 0-4<br />

Riedforststraße zwischen den Häusern:<br />

Mander ­ Leberl, Bähr ­ Kluge, DGH – Liedlich<br />

(abgerissen), Nickel ­ Frieler (Burggraben),<br />

Wenzel – Becker (Linde), Groß ­ Sinning.<br />

Jahnstraße zwischen den Häusern:<br />

Schäfer ­ Barthel<br />

Zur Kroneneiche zwischen den Häusern:<br />

Findling ­ Schmidt<br />

Die Transparente sollten in der Riedforststraße<br />

bei den (heutigen) Häusern Mander, Salzmann<br />

und Liedlich (abgerissen), aufgestellt<br />

werden.<br />

Nach Aufzeichnungen von Lehrer Schmidt fanden<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> unter anderem folgende<br />

Veranstaltungen statt:<br />

21.3.1933 Tag von Potsdam<br />

Gemeindschaftsempfang der Feier<br />

am Rundfunk. 20.00 Uhr Fackelzug<br />

der Schulkinder durch das<br />

Dorf. Anschließend Freudenfeuer<br />

auf dem Metzewinkelskopf im Beisein<br />

der gesamten Gemeinde, Absingen<br />

des Deutschland­ und<br />

Horst Wessel­Liedes und 10­faches<br />

„Sieg Heil“ auf den „Führer“.<br />

1934 Deutscher Abend der NS­Frauenschaft<br />

mit Kreisleiter Wisch und<br />

Kreisfrauenschaftsleiterin Fr.<br />

Scherer, Melsungen<br />

9.2.1935 Deutscher Abend im Saal der<br />

Gastwirtschaft Bangert mit Frauenschaft<br />

und Kreisleitung.<br />

1.3.1935 Feier zur Befreiung des Saarlands.<br />

Die ganze Gemeinde feiert diesen<br />

Erfolg um 20.00 Uhr mit einem<br />

Fackelzug durch das Dorf, einer<br />

Ansprache an die Bevölkerung<br />

und Abbrennen eines Feuers vor<br />

der Trift.<br />

15.10.1935 Feierliche Einführung der neuen<br />

Gemeinderäte des 3. Reichs durch<br />

Kreisleiter Dr. Reinhardt und<br />

Landrat Freiherr von Gagern<br />

25.–28.1.1938 Große Luftschutzverdunklungsübung<br />

im gesamten Kreisgebiet<br />

29.1.1938 Kameradschaftsabend der Dorfgemeinde<br />

mit Kreisleiter Schmidt<br />

und Gattin als Gästen.<br />

13.3.1938 Anlässlich der Eingliederung Österreichs<br />

in das 3. Reich gibt es<br />

eine 8­tägige Beflaggung des gesamten<br />

Dorfes.<br />

9.4.1938 Am Vorabend der Wahlen zum<br />

„Großdeutschen Reichstag“, bei<br />

der auch über den Anschluss Österreichs<br />

entschieden wurde, gab<br />

es einen Fackelzug durch das<br />

Dorf. Nach dem gemeinsamen<br />

Anhören der Führerrede im Saal<br />

Bangert, wurde vor dem Friedhof<br />

ein Freudenfeuer entzündet und<br />

unter Glockenläuten das „Niederländische<br />

Dankgebet“ gemeinsam<br />

gesungen.<br />

10.4.1938 Wahlergebnis der Reichstagswahl:<br />

Stimmberechtigte 192, Wahlbeteiligung<br />

100 Prozent. Alle 192<br />

Wahlberechtigten stimmten mit<br />

„Ja“ für die allein zur Wahl stehenden<br />

NSDAP.<br />

1.10.1938 Feier zur Heimkehr der Sudetendeutschen<br />

Neben diesen speziell erwähnten Ereignissen<br />

gab es weitere Dorfabende, Deutsche Abende,<br />

Kinderfeste, Erntedankfeste und Weihnachtsfeiern.<br />

Wie aus einigen erhaltenen Programmen hervorgeht,<br />

dienten diese Veranstaltungen zur<br />

Erhaltung deutschen Kulturguts, aber auch zur<br />

Verbreitung der NS­Ideologie. Aus diesem<br />

Grund wurden auch viele „Führerreden“ gemeinsam<br />

angehört.<br />

Auswirkungen des NS­Regimes auf das politische,<br />

kulturelle und alltägliche Leben finden<br />

sich auch in anderen Beiträgen dieses <strong>Dorfbuch</strong>s<br />

wieder.<br />

Mit dem Verbot der NSDAP und all ihren Gliederungen<br />

durch den Alliierten Kontrollrat in<br />

1945 und dem Ende der Entnazifizierung, der<br />

sich auch alle Erwachsenen aus <strong>Schwarzenberg</strong><br />

stellen mussten, war das Kapitel Nationalsozialismus<br />

für <strong>Schwarzenberg</strong> beendet.<br />

307


11<br />

Kultur und Vereine<br />

309


11 -1 | Die Spott-Lichter<br />

Die Spott­Lichter<br />

SchwarzenBerg­Theater<br />

„Der Nordhesse an sich braucht kein…“<br />

Dieser Spruch von Justus Riemenschneider,<br />

der Kabarettfigur verkörpert von Bernd Köhler,<br />

könnte leichtfertig ergänzt werden „ …<br />

braucht kein Kabarett“...<br />

Aber mit den „Spott­Lichtern“, dem Kabarett<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong>, dem „SchwarzenBerg­<br />

Ferner leistet das Kabarett in Nordhessen und<br />

überregional soziale Hilfe.<br />

1989 ­ Garten, Beginn Theater<br />

Theater“, haben Bernd Köhler und sein Team<br />

aus engagierten Hobby­Schauspielern eine<br />

Institution geschaffen, die semiprofessionell<br />

mit spritzigem, herzlichem Humor auf hohem<br />

Niveau heitere satirische Unterhaltung und<br />

Denkanstöße liefert. Das Ensemble zeichnet<br />

im Themenschwerpunkt ein humorvolles und<br />

liebevolles Abbild des regionalen Menschenschlages,<br />

dazu behandelt es lokale, politische<br />

und „kabarettistisch weltbewegende“ Themen.<br />

Mit den Einnahmen aus den Kabarett­Veranstaltungen<br />

und den dazu herausgegebenen<br />

CDs wurden bisher unterstützt z. B. die<br />

lokale Jugendarbeit, die KIDS­Melsungen eV,<br />

den Förderverein Fuldatalschule, die Körperund<br />

Mehrfachbehinderten (Teichwiesen Melsungen),<br />

den „Ambulanten Fachdienst für<br />

Menschen mit Behinderungen und deren Angehörigen“,<br />

den Förderverein Stadtkirche<br />

Melsungen, die Schülerhilfe Bolivien, die Waisenhilfe<br />

Bosnien, das Waisenhaus Semibratowa<br />

(Russland), ein Brunnenprojekt in der Sahelzone<br />

und die Partnerstadt Koudougou.<br />

Die „Spott­Lichter“ waren einst „Nordhessens<br />

etwas anderes Kabarett“, sind mittlerweile ein<br />

310


Die Spott-Lichter | 11 -1<br />

Politkabarett. Es engagiert sich beispielhaft<br />

kulturell und sozial, es ist eine wesentliche<br />

Bereicherung unserer Region.<br />

Dafür gab es auch von der Paul Dierichs­Stiftung<br />

1995 eine Preisverleihung.<br />

Die Stiftung wurde von Paul Dierich 1976 gegründet,<br />

Verleger der Zeitung HNA, Kassel.<br />

Sie förderte das gesellschaftliche Zusammenleben,<br />

insbesondere im unmittelbaren Erfahrungs­<br />

und Verantwortungsraum der einzelnen<br />

Bürger, die sich in eigener Initiative und<br />

uneigennützig für das Wohl ihrer Mitmenschen<br />

und der Gemeinschaft eingesetzt und das soziale,<br />

politische und kulturelle Leben vorbildlich<br />

bereichert haben.<br />

Die „Spott­Lichter“ entstanden aus einem früheren<br />

Melsunger Kabarett, „Die Bartenschwätzer“,<br />

damals junge Leute aus Melsungen,<br />

heiter, satirisch, geistreich. Dann wurde<br />

aus beruflichen Gründen nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

umgezogen, in das ehemalige Forst­ und<br />

Gasthaus Bangert, es entstand das SchwarzenBerg­Theater.<br />

Seit 1988 arbeiten die „Spott­Lichter“ unter<br />

Leitung von Bernd Köhler zusammen, im Mai<br />

1989 war ihr erster Auftritt. Beispielhafte Aufführungen<br />

und Gastspiele folgten dann:<br />

1989 „Gehässische Silberhochzeit“<br />

Ab Mai erste Aufführung des Kabaretts,<br />

auch Gastspiel in Viernheim.<br />

Nach dem Fall der Mauer am 11. November<br />

1989 strömten dann auch Besucher<br />

aus der Ex­DDR in das Theater<br />

1990 Gastspiel<br />

„Kasseler­Kleinkunst­Karussell“<br />

Witz, feine Ironie, Small Talk, Nachdenkliches<br />

Ausstellung: Skulpturen<br />

1991 „Wirt­schaf(f)t‘s­Chaos“<br />

Anlass Mauerfall, Alltag (mit Verwirrungen)<br />

der Deutschen Einheit<br />

1992 „Wirt­schaf(f)t‘s­Chaos“ wird vom HR­<br />

Fernsehen gefilmt ­Die Aufführung besucht<br />

der damaligen Ministerpräsident<br />

von Hessen, Hans Eichel<br />

1992 Gastspiel „Ich weiß ja nicht, ob Ihnen<br />

sowas grad gefällt…“<br />

1992 ­ „Wirt­schaf(f)t‘s­Chaos“<br />

Eine musikalisch – szenische Montage<br />

mit Kompositionen von Kurt Weil (Projekt<br />

der GHK Kassel)<br />

1992/1993<br />

Umbau des Saals im „<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Theater“<br />

Gastspiel „Die Chorreichen 7“<br />

1994 Gastspiel „Alles Theater?“ Karl Graff,<br />

„Die Zippen“<br />

„Zum schrillen Frieden“<br />

Im Schrebergarten sprießen „Scharpingnons“<br />

und leider gedeiht die „braune<br />

Saat“ am rechten Rand… Der „Pestizid­<br />

Blues“ stimmt alle nachdenklich<br />

1994 ­ Zum schrillen Frieden<br />

311


11 -1 | Die Spott-Lichter<br />

1996 ­ Uffgewärmtes<br />

1995 Gastspiel „Molières Cocktailbar“<br />

Soloprogramm Heiko Grosche<br />

1996 & 1997<br />

„Uffgewärmtes“<br />

Die „Imbissbude“ von Bernd Köhler ist<br />

der Drehpunkt für die deutschen Neurosen.<br />

Das Programm zeigt auch Szenen<br />

aus früheren Spottlicht Programmen.<br />

1997 Gastspiele im Kultursommer<br />

1998 Dido und Aeneas<br />

Barocker Hörspaß vor dem Melsunger<br />

Rathaus anlässlich des Melsunger Heimatfestes<br />

6.6.1998<br />

1999 & 2000<br />

„Hauptsache woanners hin“<br />

Kabarettistische Versionen der „Nordhessen<br />

an sich“, Lokales, überzeichnet<br />

Alltägliches, politisch Spitzen „ab nach<br />

Malochka, wo eine Woche pauschal billiger<br />

ist als zu Hause bleiben“<br />

2000 Gastspiel „Ab dafür“<br />

Satirischer Jahresrückblick zum Jahrtausendwechsel<br />

mit Bernd Gieseking<br />

Gastspiel Satirischer „Kulturbeutel mit<br />

neuem Inhalt“, Christa Platzer<br />

2000<br />

"Hauptsache<br />

woanners hin"<br />

2004 ­ Alles muß raus<br />

312


Die Spott-Lichter | 11 -1<br />

2004 „Alles muss raus“<br />

Kabarettistische Schnäppchen­Jagd im<br />

Tante­Emma­Laden, der vor dem Aus<br />

steht. Im Angebot: Global Player, Freihandelszonen,<br />

Irak­Krieg,…<br />

2007 „Das Universum des Nordhessen – vom<br />

Urknall bis Roland Koch“ – Physik und<br />

Kabarett<br />

„Der Nordhesse an sich braucht eigentlich<br />

keinen Landrat. Vom Land kommt er selber<br />

und einen guten Rat nimmt er auch nicht an –<br />

er weiß alles besser.“<br />

„Der Nordhesse an sich ist bescheiden – er<br />

kommt auch mit wenig aus.<br />

Wenn’s sein muss, auch mit nur einer Frau…“<br />

„Die Deutsche Bank hat keine Lehne.“<br />

„Der Deutsche Wald ist früher noch mit<br />

großem Pathos gestorben. Heute gibt’s allenfalls<br />

Windbruch.“<br />

„Der neue Interegio­Haltepunkt an der Bartenwetzerbrücke<br />

ist sehr gut ­ für die Bewohner<br />

vom Huberg – sie kommen schneller zum<br />

Aldi und zurück.“<br />

Im Laufe der Jahre gab es unterschiedliche<br />

Besetzungen, so z.B. mit:<br />

2007 ­ Vom Urknall bis Ronald Koch<br />

2011 Im Sommer 2011 beginnt wieder ein<br />

neues Programm mit dem Thema,<br />

„endlich die mittlere Fuldaregion zum<br />

attraktiven Ferienziel auszubauen“.<br />

Warten wir’s ab, was aus dem Ferienziel<br />

wird!<br />

In dieser Aufzählung sind die zahlreichen Auftritte<br />

von Bernd Köhler zu anderen Veranstaltungen<br />

nicht mitgezählt… Jubiläen von Sportvereinen,<br />

Firmen, Persönlichkeiten…<br />

Zitate aus den Aufführungen sind z.B.:<br />

„Die Trabbis fallen bei uns unbekrenzt mit der<br />

Mauer ein.“<br />

„Ein Hausmeister dient nicht – er herrscht.“<br />

Hilka Wagner (Kabarettistin)<br />

Daniel Mahler (Kabarettist)<br />

Thomas Bürger (Musiker)<br />

Andi Köhler (Musik)<br />

Bernhard (Berni) Modes (Kabarettist)<br />

Max Alter (Kabarettist)<br />

Jörg Huber (Kabarettist und Regie)<br />

Harald Lüders (Kabarettist und Regie)<br />

Hans Seidel (Kabarettist)<br />

Marie­Therese Modes (Kabarettistin)<br />

Stefan Metz (Kabarettist)<br />

Ulla Suck­Sartorius (Regie)<br />

„Johnny Bartels und die Herztorpedos“<br />

(Spottlicht­Combo)<br />

Rolf Römer (Text, Regie)<br />

Kerstin Röhm (Instrumentalsolistin,<br />

als „Eisenbahntanzorchester Bebra“)<br />

Und natürlich hat Bernd Köhler seine Lieben<br />

und sein Team auch hinter den Kulissen:<br />

Christiane Köhler und Renate Alter (Organisation),<br />

ferner auch Teams für Ton, Licht:<br />

Volker Brohm, Stefan Döring, Christoph Volland<br />

(Technik), Anika Dodenhoff, Stefan Döring.<br />

Quellen:<br />

HNA, SchwarzenBerg­Theater<br />

313


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Die Vorgeschichte und die Jahre<br />

von 1950 – 1975<br />

(verfasst nach Aufzeichnungen von Annchen<br />

Steuber geb. Ratz und Lydia Ungar geb. Marotzke,<br />

die beide von Anfang an zu den Sängerinnen<br />

des Chors gehörten)<br />

1950<br />

Es war am 20. Mai. In <strong>Schwarzenberg</strong> feierten<br />

Anneliese Jacob und Hans Löwe Verlobung.<br />

Und wie es damals üblich war, kam die Dorfjugend,<br />

knallte mit Peitschen, sang ein paar<br />

Lieder und gratulierte den frisch Verlobten.<br />

Diese bedankten sich, und je ein Bursche und<br />

ein Mädchen bekamen einen Geldbetrag. Danach<br />

wurde noch einmal geknallt ein paar<br />

Scherben geworfen und dann ging es in die<br />

Gastwirtschaft Bangert, um das erhaltene<br />

Geld für Getränke auszugeben. Dabei gingen<br />

die Mädchen in einen Nebenraum, die Burschen<br />

in die Wirtsstube. An diesem Abend war<br />

aber der Nebenraum zu klein für die zahlreich<br />

erschienenen Mädchen. Sie erhielten die Erlaubnis<br />

in den Saal zu wechseln. Es herrschte<br />

eine gute und lustige Stimmung und man<br />

sang einige Lieder.<br />

Das hörte, durch die offenen Fenster, auch der<br />

damalige zweite Lehrer von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Eduard Ungar. Er ging nach Hause, holte sein<br />

Akkordeon und gesellte sich zu den Mädchen.<br />

Er spielte, die Mädchen tanzten und sangen.<br />

Man begann unter seiner Leitung Lieder und<br />

Kanons zu singen. Während es sonst üblich<br />

war, dass die Burschen später zu den Mädchen<br />

kamen, geschah dies an jenem Abend<br />

nicht. Nachdem das geschenkte Geld ausgegeben<br />

war, gingen die Mädchen nach Hause,<br />

jedoch nicht ohne die Zusage an Herrn Ungar,<br />

sich am Freitag, dem 9. Juni wieder zum gemeinsamen<br />

Singen zu treffen.<br />

Zu diesem Treffen wurden auch Männer eingeladen,<br />

von denen aber nur einer erschien.<br />

Auch von den Frauen des letzten Treffens<br />

fehlten einige.<br />

Lydia Marotzke, die später Herrn Ungar heiratete,<br />

hat bei den ersten fünf Treffen Protokolle<br />

erstellt. Sie hat folgende Personen am 9. Juni<br />

1950 festgehalten: Lehrer Ungar, Frau Pieper,<br />

Frau Hasler, Frau Nödel, Frau Schüler, Frau<br />

314


Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />

Reiter, Frau Elisabeth Cornelius, Frl. Urban,<br />

Anneliese Bubenheim (später Langefeld), Elsbeth<br />

Bubenheim (später Marotzke), Regina<br />

Sondermann (später Sinning), Annchen Ratz<br />

(später Steuber), Elfriede Steube (später<br />

Schäfer), Dina Alter (später Becker), Anna<br />

Leberl (später Seitz), Lieselotte Göbel (später<br />

Krug), Anneliese Göbel (später Mänz), Anneliese<br />

Jacob (später Löwe), Elisabeth Siemon<br />

(später Worst), Inge Jäger(später Tews), Lydia<br />

Marotzke (später Ungar), Herr Tesch.<br />

Herr Ungar verteilte die Frauen nach einigen<br />

Stimmproben auf die einzelnen Stimmlagen,<br />

Herrn Tesch schickte er nach Hause, weil er in<br />

einem Frauenchor nicht mitsingen konnte.<br />

Man wiederholte die Kanons, wobei Herr Ungar<br />

die allzu dörfliche Aussprache korrigierte<br />

und begann das Lied „O du stille Zeit“ einzuüben.<br />

Dieses Lied wurde für lange Zeit zum Abschluss<br />

der Übungsstunden gesungen, wobei<br />

man sich, im Kreis stehend, die Hände reichte.<br />

Beim zweiten Übungsabend am 16. Juni 1950<br />

kamen noch folgende Frauen hinzu: Frau Elise<br />

Leberl, Elisabeth Emmeluth (später Schnitzerling),<br />

Marie Emmeluth (später Kluge), Aline<br />

Pieper. Obwohl man auch gezielt Männer eingeladen<br />

hatte, erschienen nur Justus Bubenheim,<br />

Richard Jäger, Willi Blumenstein und<br />

Herr Tesch.<br />

Nachdem am 23. Juni 1950 zur Übungsstunde<br />

neben der neu hinzugekommenen Frau Fuhr<br />

kein einziger Mann erschien, beschloss man<br />

einen dreistimmigen Frauenchor zu gründen,<br />

bei dem ab dem 06. Juli 1950 auch noch Frau<br />

Martha Klemens mitsang.<br />

Die Chorproben fanden im Sommer im Saal<br />

der Gastwirtschaft Bangert statt, für die Wintermonate<br />

hatte Lehrer Ungar, dem der Chor<br />

sehr am Herzen lag, bei Schulleiter Lehrer Peter<br />

Schmidt die Genehmigung erwirkt, im<br />

Schulsaal zu singen. Allerdings musste das<br />

Heizmaterial von den Mitgliedern des Chors<br />

gestellt werden. Und so kam es, dass die Sängerinnen,<br />

mit Ausnahme der alleinstehenden<br />

Frauen, zu den Chorproben in der Schule,<br />

mindestens ein Stück Holz mitbringen mussten.<br />

Damit die nötige Ruhe beim Proben<br />

herrschte, hatte Lehrer Ungar angeordnet,<br />

dass die Frauen, die gerade nicht sangen, sich<br />

mit Handarbeiten beschäftigten.<br />

Zum Singen benötigte man Notenblätter, hatte<br />

aber nicht das Geld, diese zu kaufen. Mit<br />

Hilfe von kleinen Geldbeträgen der einzelnen<br />

Sängerinnen, wurde Papier gekauft, auf das<br />

die von Lehrer Ungar handgeschriebenen Noten<br />

mit Hilfe eines Hektographen und Matrizen<br />

übertragen wurden. Der kleine Chor sang bei<br />

Theateraufführungen der Schulkinder und bei<br />

Gottesdiensten in der Kirche. Großer Wert<br />

wurde auf die Pflege der Geselligkeit gelegt.<br />

Ein weiteres Anliegen der Gruppe war das<br />

Theaterspielen. Dazu benötigte man aber<br />

auch Männer. Es gelang, das Interesse der<br />

Männer zu wecken und sie erst einmal zum<br />

Mitspielen zu bewegen. Ein Teil von ihnen ließ<br />

sich dann aber auch zum Singen überreden<br />

und so kam es, dass Lehrer Ungar 26 Frauen<br />

und 25 Männer für den Chor zur Verfügung<br />

standen.<br />

Es entstand die „Sing­ und Spielgruppe<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>“, zu deren Aufgaben laut Satzung<br />

das Singen mit einem Frauenchor, einem<br />

gemischten Chor und das Aufführen von Laienspielen<br />

und Volkstänzen gehörte. Als Gründungsdatum<br />

wurde der 20. Mai 1950, der Tag<br />

des ersten gemeinsamen Singens nach der<br />

Verlobung von Anneliese Jacob und Hans Löwe,<br />

festgelegt.<br />

Der Vorstand bestand aus dem 1. Vorsitzenden<br />

Heinrich Helper, dem Schriftführer Karl<br />

Steuber, dem Kassierer Justus Wenzel und<br />

dem Chorleiter Eduard Ungar.<br />

Das bei der Gründung des Vereins festgelegte<br />

Motto lautete: „In Freud und Leid zum Lied<br />

bereit.“<br />

Der Monatsbeitrag betrug 0,10 DM. Anfangs<br />

wurde noch als Frauen­ oder Gemischter Chor<br />

gesungen, da die Frauen ja ein gewisses Repertoire<br />

an Liedern allein eingeübt hatten, bevor<br />

die Männer zum Chor kamen. Später sang<br />

man nur noch „gemischt.“ Man spielte Theater,<br />

veranstaltete ein Wintervergnügen mit<br />

Musik um Tanz, um die Vereinskasse ein wenig<br />

aufzufüllen.<br />

Lehrer Ungar gelang es, dank seiner guten<br />

Beziehungen zum damaligen Vorsitzenden des<br />

Sängerkreises Heiligenberg, Julius Müller, Liederbücher<br />

des Mitteldeutschen Sängerbundes<br />

preisgünstig zu erwerben. Er musste dafür das<br />

Versprechen abgeben, dass der Chor, so bald<br />

315


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

es finanziell möglich sei, dem Sängerbund<br />

beitreten würde.<br />

Der Chor zeigte sich immer mehr in der Öffentlichkeit<br />

und lud auch andere Chöre zu<br />

Freundschaftssingen nach <strong>Schwarzenberg</strong> ein.<br />

Diese fanden meistens in „Wenzels Garten“<br />

statt, der in unmittelbarer Nähe der Gastwirtschaft<br />

Bangert lag. Der damalige Wirt, Karl<br />

Bangert, übernahm die Bewirtung und unterstützte<br />

den Chor immer wieder mit Geld oder<br />

kostenlosen Getränken. Um weiteres Geld in<br />

die Kasse zu bekommen, wurden bei diesen<br />

Veranstaltungen auch Verlosungen von Topfblumen<br />

durchgeführt, die sehr gut ankamen.<br />

1951<br />

Der erste große Auftritt des gemischten Chors<br />

fand am Weihnachtsfest 1951 in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Kirche statt. Lehrer Ungar hatte eine<br />

Weihnachts­Kantate geschrieben, Chor<br />

und Gemeinde sangen im Wechsel, Solostücke<br />

wurden mit Orgel, Geige und Waldhorn<br />

dargeboten. Die Zuhörer waren begeistert.<br />

Aus dem geselligen Bereich ist eine Busfahrt<br />

an den Rhein zu erwähnen, die von Herrn Ungar<br />

organisiert wurde. Der Bus war, trotz finanzieller<br />

Probleme in der damaligen Zeit,<br />

auch durch die Teilnahme von Nichtmitgliedern<br />

voll besetzt. Für die Teilnehmer wurde<br />

die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

nach einem neuen Chorleiter. Auch die Sänger<br />

Heinrich Bubenheim und Martin Ratz, beide<br />

bei der Deutschen Bundesbahn in Kassel beschäftigt.<br />

Jeden Morgen stieg in Körle ein gewisser<br />

Konrad Zimmermann zu ihnen in den<br />

Zug und fuhr mit ihnen zu seiner Arbeitsstelle<br />

nach Kassel. In Gesprächen stellte sich heraus,<br />

dass er als ehemaliger Militärmusiker im<br />

Kasseler Kurorchester spielte und auch Chorleiter<br />

war. Heinrich Bubenheim konnte Zimmermann<br />

letztendlich dazu überreden, den<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor als Chorleiter zu übernehmen,<br />

was dann auch geschah.<br />

Im Sommer fuhr Zimmermann mit Baskenmütze<br />

und Rucksack, aus dem der Geigenkasten<br />

hervorschaute, bei jedem Wetter, mit<br />

dem Fahrrad von Körle nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und zurück. Im Winter wurde er, da kein<br />

Chormitglied ein Auto besaß, abwechselnd<br />

von verschiedenen männlichen Chormitgliedern<br />

mit dem Motorrad abgeholt und nach<br />

Hause gefahren.<br />

Unter seiner Leitung blühte das Vereinsleben<br />

wieder auf. Es wurden Freundschaftssingen<br />

veranstaltet und der Chor nahm an solchen,<br />

unter anderem in Körle, Röhrenfurth und<br />

Empfershausen, teil. Das missfiel aber dem<br />

Mitteldeutschen Sängerbund, denn der Chor<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> war ein „wilder“ Verein, weil<br />

er kein Mitglied des Sängerbundes war.<br />

Organisierte Vereine durften den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Chor nicht mehr einladen und ihn auch<br />

nicht mehr besuchen. Dabei war der Grund<br />

des Nichtbeitritts zum Sängerbund ein rein finanzielles<br />

Problem. Der Verein konnte, bei<br />

noch nicht einmal zehn DM Jahresbeitrag pro<br />

Mitglied, den Beitrag an den Sängerbund einfach<br />

nicht bezahlen.<br />

1953<br />

Der erste Rückschlag für den Chor. Lehrer Ungar<br />

wurde nach Melsungen versetzt und konnte<br />

den Chor nicht weiter führen. Man hatte<br />

Angst, dass der Verein auseinanderfallen<br />

könnte und vereinbarte ein monatliches Treffen<br />

der Mitglieder. Alle Mitglieder suchten<br />

316<br />

Der Chor mit<br />

Lehrer Ungar<br />

in 1952<br />

1957<br />

Der seit dem 1. April nach<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> versetzte<br />

Lehrer Platzer übernahm<br />

den Chor von Herrn Zimmermann,<br />

der aber das<br />

Versprechen gab, bei Bedarf<br />

wieder zur Verfügung<br />

zu stehen. Ihm hatte die<br />

Arbeit mit den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Sängerinnen<br />

Lehrer Platzer


Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />

und Sängern gefallen und der Chor war ihm<br />

ans Herz gewachsen. Die Zahl der Chormitglieder<br />

schwankte in den folgenden Jahren,<br />

große Ereignisse gab es nicht.<br />

1963<br />

Lehrer Platzer wurde versetzt und der Chor<br />

hatte wieder einmal keinen Chorleiter. Eine<br />

Abordnung, bestehend aus Heinrich Helper,<br />

Annchen und Karl Steuber, machte sich unangemeldet<br />

auf den Weg in die Körler Bahnhofsgaststätte,<br />

wo Zimmermann mit dem Körler<br />

Chor probte. Zimmermann kam aus dem Probenraum,<br />

sah die <strong>Schwarzenberg</strong>er und fragte<br />

lachend: „Wann soll die nächste Chorprobe<br />

sein?“ Mit dem Versprechen, ihn von jetzt ab<br />

mit dem Auto abzuholen und nach Hause zu<br />

fahren, wurde die erneute Zusammenarbeit<br />

beschlossen.<br />

Das Vereinsleben bekam wieder Aufwind. Man<br />

veranstaltete Adventsfeiern im Saal der Gasstätte<br />

Bangert, bei denen Zimmermann auch<br />

mit Musikfreunden aus Kassel musizierte. Er<br />

brachte auch den erblindeten Heimatdichter<br />

Wilhelm Pfeiffer mit nach <strong>Schwarzenberg</strong>, der<br />

viele Feiern mit seinen Gedichten und Lesungen<br />

bereicherte. Auch er fühlte sich im Kreis<br />

der <strong>Schwarzenberg</strong>er Sänger wohl und wurde<br />

später zum Ehrenmitglied des Chores ernannt.<br />

Der nächste Rückschlag für den Chor kam, als<br />

die Gaststätte Bangert Anfang der sechziger<br />

Jahre geschlossen wurde. Es fanden keine<br />

Veranstaltungen mehr statt, die Proben fanden<br />

im kleinen Schulsaal im ersten Stock der<br />

Schule statt, der dazu nicht geeignet war.<br />

Man sang ab und zu in der Kirche und brachte<br />

„Ständchen“ bei Familienfeiern dar. Die Sängerzahl<br />

reduzierte sich unter anderem auch<br />

dadurch, dass Mitglieder, die wegen der<br />

Kriegswirren vorübergehend in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

gewohnt hatten, wieder wegzogen. Der<br />

Chor blieb aber trotzdem sangesfähig, man<br />

pflegte guten Kontakt zum Chor aus Körle und<br />

trat dem Mitteldeutschen Sängerbund bei. Der<br />

Vereinsbeitrag wurde für die Männer auf zwölf<br />

DM jährlich erhöht, die Frauen zahlten sechs<br />

DM. Die Autofahrer, die Herrn Zimmermann<br />

holten und nach Hause fuhren bekamen eine<br />

Entschädigung, was zur besseren Regelung<br />

des Fahrdienstes führte.<br />

Konrad Zimmermann<br />

1970<br />

Da die Gesundheit von Konrad Zimmermann<br />

nachließ, konnte er viele Chorproben nicht<br />

mehr durchführen. Als Vertreter schickte er<br />

Helmut Jacob aus Wagenfurth, der im Körler<br />

Chor mitsang, und den er als Musiker und<br />

Chorleiter ausgebildet hatte. Kurz vor seinem<br />

Tod in 1971 nahm Zimmermann Helmut Jacob<br />

mit den Worten „Vergiss mir meine <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

nicht“, das Versprechen ab, den<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor als Dirigent endgültig<br />

zu übernehmen, was dieser dann auch tat.<br />

Welch großen Gefallen Konrad Zimmermann<br />

mit der Bestellung seines Nachfolgers dem<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor erwiesen hatte, zeigten<br />

die Jahre, in denen Helmut Jacob in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> tätig war.<br />

Das Leben des Chors verlief in geregelten<br />

Bahnen weiter, man traf sich zu den Proben<br />

und versuchte neue Sängerinnen und Sänger<br />

zu werben. Unter den Sängern, die neu zum<br />

Chor kamen, war auch Meinolf Stamm, von<br />

dem später noch zu berichten sein wird.<br />

Die sich abzeichnende Eingemeindung in 1974<br />

nach Melsungen warf neue Fragen auf. Konnten<br />

die Räumlichkeiten in der Schule für die<br />

Proben weiter genutzt werden und welche<br />

Kosten würden auf den Verein zukommen?<br />

317


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

1975<br />

Für dieses Jahr plante der amtierende Vorstand<br />

mit dem 1. Vorsitzenden Heinrich Helper,<br />

dem 2. Vorsitzenden Meinolf Stamm, der<br />

Schriftführerin Maria Blumenstein, den beiden<br />

Kassenwartinnen Hannelore Jungermann, Elsbeth<br />

Marotzke, den beiden Notenwartinnen<br />

Ursel Bubenheim, Martha Meyfarth und Chorleiter<br />

Helmut Jacob ein großes Fest zum 25­<br />

jährigen Jubiläum.<br />

Man feierte vom 2. ­ 4. August 1975 in Anwesenheit<br />

des Sängerkreis­Vorsitzenden und<br />

Präsidenten des Mitteldeutschen Sängerbunds<br />

(MSB) Waltari Bergmann, des Schirmherren<br />

Bürgermeister Dr. Ehrhart Appell, des<br />

1. Kreisbeigeordneten Franz Baier, des Kreischorleiters<br />

Walter Edeling und des Ortsvorstehers<br />

Hans Schneider. Das Fest begann am<br />

Samstag mit einem Kommers im Festzelt auf<br />

„Sinnings Wiese“ am Ortseingang von Melsungen.<br />

Der Chor im Jubiläumsjahr 1975<br />

Sitzend von links: A. Siemon, I. Hain, E. Schmidt, A. Hofmann, ??, C. Schäfer, M. Blumenstein, E. Groß, E.<br />

Stamm, H. Jungermann, E. Marotzke, A. Skopnik, U. Bubenheim, E. Leberl, M. Goldhardt, M. Meyfarth.<br />

Stehend von links: R. Tugend, H. Helper, H. Malkus, H. Möller, Chorleiter H. Jacob, H. Löwe, J. Bubenheim,<br />

K.H. Schmidt, G. Meyfarth, W. Jungermann, M. Stamm.<br />

Allein die Tatsache, dass der Chor nach 25<br />

Jahren, trotz der immer mal wieder aufgetretenen<br />

Schwierigkeiten, immer noch bestand,<br />

war Anlass genug, um zu feiern. Ein in 1891<br />

vom damaligen Lehrer Asmus gegründeter<br />

und von seinem Nachfolger Justus Konrad<br />

Schmidt weiter geführter Männerchor, hatte<br />

nämlich nur fünf Jahre Bestand. Er soll seinen<br />

letzten Auftritt Weihnachten 1896 in der Kirche<br />

gehabt haben. Von ihm sind nur einige<br />

Liederbücher übrig geblieben, die sich noch im<br />

Besitz des Gemischten Chors befinden.<br />

Bei dieser Veranstaltung wurden folgende<br />

Mitglieder, die seit der Gründung in 1950 dem<br />

Chor die Treue gehalten hatten, geehrt.<br />

Es waren: Elise Leberl, Anneliese Löwe, Annchen<br />

Marotzke, Elsbeth Marotzke, Ursel Riedemann,<br />

Anna Seitz, Regina Sinning, Justus<br />

Bubenheim, Heinrich Helper, Heinrich Malkus,<br />

Georg Meyfarth, Heinrich Möller, und Karl Riedemann.<br />

Der 1. Vorsitzende Heinrich Helper wurde von<br />

Heinrich Malkus für seine 25­jährige Tätigkeit<br />

318


Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />

mit einer Ehrenurkunde des Vereins ausgezeichnet.<br />

Heinrich Malkus ehrt Heinrich Helper für seine 25­<br />

jährige Tätigkeit als 1. Vorsitzender. Rechts Elise<br />

Leberl<br />

Ehrenmitglied Wilhelm Pfeiffer trug das folgende<br />

von ihm zum Jubiläum verfasste Gedicht<br />

vor:<br />

Auf 25 Jahre Rückschau halten<br />

dankbar die <strong>Schwarzenberg</strong>er Sängerschar.<br />

Sie konnt’ in dieser langen Zeit gestalten<br />

so manche Stunde, die gesegnet war!<br />

Schön war die Zeit! Das Lied in jedem Jahre<br />

uns allen Freude und Erbauung gab!<br />

Erhebend klang Gesang am Traualtare<br />

und tröstend an des lieben Freundes Grab!<br />

Manch Bürger sprach, als man den Chor gegründet:<br />

„Sein Streben wird wohl nicht von Dauer<br />

sein!“<br />

Doch heut, was jeder Sänger froh empfindet,<br />

seh’n wir den Singkreis wachsen und gedeih’n!<br />

Dank jedem, der in ganz besond’rer Weise<br />

uns gern gedient, ging führend uns voran!<br />

Wie segensreich war doch in unserem Kreise<br />

das Wirken uns’res Konrad Zimmermann!<br />

Lasst uns auf diesem Festtag Kraft gewinnen<br />

die unsere Singgemeinschaft inspiriert.<br />

Was wir auch immer planen und beginnen,<br />

freudige Regsamkeit zum Ziele führt!<br />

Bleibt treu dem Lied, ihr Sangesfreunde,<br />

dem Heimatort und Hessenland zur Ehr’!,<br />

dann wird der Chor, der uns stets vereinte,<br />

jedem zum Quell des Segens immer mehr!<br />

Solang noch steh’n des Hessenlandes Eichen,<br />

noch traute Dörfer steh’n am Fuldastrand,<br />

solang mög’ blüh’n, nie vor Gefahren weichen,<br />

das deutsche Lied, dem treu wir zugewandt!<br />

Der Sonntag begann mit einem Festgottesdienst<br />

im Zelt, der vom Gründer des <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Chors, Eduard Ungar, der auch<br />

Prädikant der Evangelischen Kirche von Kurhessen<br />

und Waldeck war, gestaltet wurde. Der<br />

Posaunenchor Röhrenfurth­<strong>Schwarzenberg</strong><br />

unter der Leitung von Pfarrer Sippel und der<br />

Chor <strong>Schwarzenberg</strong> unter Helmut Jacob<br />

sorgten für die musikalische Umrahmung.<br />

Nach dem Frühschoppen im Zelt, kamen die<br />

Gastchöre und erfreuten die Zuhörer mit einem<br />

Platzsingen an verschiedenen Orten im<br />

Dorf. Anschließend gab es bei einem gemütlichen<br />

Beisammensein mit der Melsunger<br />

Schülerkapelle, Darbietungen im Zelt und auf<br />

dem Festplatz. Insgesamt sangen am Samstag<br />

und Sonntag zwölf Chöre in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Am Montagabend klang dann das Fest<br />

mit Musik und Tanz im Festzelt aus. Der Verein<br />

wurde in der Presse für die Gestaltung und<br />

Ausführung des Festes gelobt. So schrieb zum<br />

Beispiel der Präsident des Mitteldeutschen<br />

Sängerbunds und Vorsitzende des Sängerkreises<br />

Heiligenberg Waltari Bergmann im<br />

„Chorsänger“ unter anderem:<br />

„Hervorragende chorische Leistungen bot der<br />

Chor allein und im gemeinsamen Gesang mit<br />

dem Gemischten Chor Körle, beide seit 1971<br />

unter der Leitung von Helmut Jacob (Körle),<br />

der den unvergessenen Chorleiter Konrad<br />

Zimmermann nach dessen Tod ablöste.“ Ein<br />

besonderes Lob von Bergmann erhielt der 1.<br />

Vorsitzende Heinrich Helper, der das schlichte<br />

Fest vorbildlich geplant und durchgeführt habe,<br />

auch für die Wort­Verbindungen zwischen<br />

den Liedern".<br />

Neben diesen verbalen Auszeichnungen konnte<br />

sich der Verein auch noch über einen Überschuss<br />

von 2.320 DM freuen, der die Vereinskasse<br />

auffüllte.<br />

Nach dem Fest kehrte wieder der Alltag im<br />

Leben des Chors ein. Man traf sich zu den<br />

Übungsstunden, sang zu fröhlichen und traurigen<br />

Anlässen, besuchte befreundete Chöre<br />

und pflegte die Geselligkeit.<br />

319


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die Jahre von 1976 bis 2000<br />

1978<br />

Der Chor nimmt an einem Wertungssingen in<br />

Guxhagen teil und erhält eine zufriedenstellende<br />

Bewertung<br />

1980<br />

Mit einem Chorkonzert feiert der Chor am<br />

9. Mai in der Stadthalle Melsungen mit den<br />

befreundeten Chören aus Wollrode, Körle,<br />

Röhrenfurth, Melsungen, Kirchhof, Kehrenbach<br />

und Günsterode sein 30­jähriges Bestehen.<br />

1. Vorsitzender Helper bedankte sich in Anwesenheit<br />

von Ortsvorsteher Schneider und dem<br />

neuen Pfarrer von Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

Harry Knuth, bei allen, die dazu beigetragen<br />

haben, dass Chor noch besteht. Er<br />

erinnerte an die moralische Verpflichtung, dafür<br />

zu sorgen, dass der Chor eine Zukunft hat.<br />

Besonderer Dank ging an Chorleiter Helmut<br />

Jacob, für seine kurzfristige Übernahme des<br />

Chores. Helper bezeichnete ihn als vorzüglichen<br />

Chorleiter mit Zielstrebigkeit und angenehmen<br />

Wesen, aber auch als Freund in „chorischer<br />

und geselliger Hinsicht.“<br />

Der Erster Beigeordnete des Schwalm­Eder<br />

Kreises Franz Baier ehrte Helmut Jacob bei<br />

dieser Veranstaltung für seinen Einsatz in der<br />

Politik, bei der Feuerwehr und im Chorgesang<br />

mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen.<br />

Neben diesem Konzert, für das 285 Eintrittskarten<br />

verkauft wurden, feierte der Chor sein<br />

„Zwischenjubiläum“ zu einem späteren Termin<br />

mit Musik und Tanz in Kirchhof. Nach Abzug<br />

aller Unkosten und Berücksichtigung von<br />

Spenden in Höhe von 500 DM, verblieben dem<br />

Chor noch 557 DM für die Vereinskasse.<br />

Im Sommer hat der Chor einen Auftritt bei<br />

dem gemeinsamen Gemeindefest der Kirchengemeinden<br />

Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong><br />

in Röhrenfurth.<br />

Nach dem Singen (von links): H. Helper, H. Seitz,<br />

I. Hain, A. Skopnik, M.Stamm, M. Goldhardt,<br />

G. Ruppel<br />

1981<br />

Das Dorfgemeinschaftshaus, das mit der zur<br />

Gaststätte umfunktionierten Schule verbunden<br />

wurde, wird im Dezember anlässlich des<br />

Altennachmittags eingeweiht. Der Chor erfreute<br />

die Teilnehmer mit seinen Beiträgen<br />

und freute sich darüber, dass ihm endlich<br />

wieder eingeeigneter Probenraum zur Verfügung<br />

stand.<br />

1985<br />

Gemeindefest in Röhrenfurth. Von links: M. Stamm,<br />

A. Khin, U.Riedemann, I. Hain, H. Jungermann, E.<br />

H. Malkus, A. Siemon, R. Khin, E. Stamm, Groß, H.<br />

Helper, E. Marotzke, M. Goldhardt. Dirigent H. Jacob<br />

In der Jahreshauptversammlung im Januar<br />

tritt Heinrich Helper aus Alters­ und Gesundheitsgründen<br />

als 1. Vorsitzender zurück. Der<br />

Chor bedankte sich bei ihm mit einer Holzplastik<br />

der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche. Er wurde<br />

Ehrenvorsitzender, Meinolf Stamm, der auch<br />

als Chorhelfer fungiert, 1. Vorsitzender. Der<br />

Chor hatte durch Neubürger und auswärtige<br />

Sänger 71 Mitglieder, von denen 35 aktiv waren.<br />

Der weitere Vorstand:<br />

2. Vorsitzender: Heinrich Malkus<br />

320


Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />

Schriftführer:<br />

Kassiererin:<br />

Pressewart:<br />

Notenwarte:<br />

Vergnügungsausschuss:<br />

Renate Kriegisch<br />

Martha Goldhardt<br />

Robert Wiegard<br />

Martha Meyfarth,<br />

Inge Hain,<br />

Ilona Riedemann<br />

H. Jungermann,<br />

Adelheid Khin,<br />

Elisabeth Stamm<br />

Am 4. Mai feiert der Chor sein 35­jähriges Bestehen<br />

im kleinen Rahmen im Dorfgemeinschaftshaus<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>. Heinrich Malkus<br />

überreichte, mit einem Gedicht, Heinrich Helper<br />

nachträglich die Urkunde für den Ehrenvorsitz.<br />

Die Bewirtung übernahm die neue<br />

Wirtin der Gaststätte, Ursel Jungermann.<br />

1986<br />

Der Ehrenvorsitzende Heinrich Helper verstirbt<br />

am 6. März.<br />

1987<br />

Am 20.12. findet das erste Adventskonzert<br />

unter Mitwirkung des Chores statt. Ihm folgen<br />

bis 2010 noch einundzwanzig weitere. (Siehe<br />

auch „Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong>“).<br />

1989<br />

Anlässlich der Teilnahme an einem Liederabend<br />

des Sängerbezirks „Unteres Fuldatal“ in<br />

der Körler Berglandhalle erhält der 58­jährige<br />

Helmut Jacob für seine fast 20­jährige Chorleitertätigkeit<br />

in Körle und <strong>Schwarzenberg</strong> die<br />

Ehrennadel des Mitteldeutschen Sängerbundes<br />

(MSB). Außerdem wurde mit dieser Auszeichnung<br />

seine Tätigkeit als Bezirkschorleiter<br />

für den Sängerbezirk „Unteres Fuldatal“ gewürdigt.<br />

1990<br />

1. Vors. M. Stamm begrüßt die Gäste<br />

Chorleiter H. Jacob bei seiner Ansprache<br />

Heinrich Malkus überreicht Heinrich Helper die<br />

Ernennungsurkunde zum Ehrenvorsitzenden<br />

Mit einem Liederabend in der Berglandhalle<br />

Körle begeht der Chor am 19. Mai sein 40­<br />

jähriges Bestehen. Unter den Gästen waren<br />

auch der Gründer des Chores, Eduard Ungar,<br />

das Ehrenmitglied Wilhelm Pfeiffer, Pfarrer<br />

Knuth und Ortsvorsteher Horst Riedemann.<br />

Neben den sechs Chören aus der Kernstadt<br />

Melsungen und den Ortsteilen (außer Obermelsungen),<br />

war auch der Nationalitätenchor<br />

aus Berkenye in Ungarn zu Gast. Chormitglied<br />

Robert Wiegard hatte durch seine berufliche<br />

Tätigkeit in Ungarn zu ihm Kontakt geknüpft.<br />

Berkeyne ist eine ungarndeutsche Gemeinde<br />

mit damals 640 Einwohnern im Börzsöni Gebirge,<br />

45 km von Budapest entfernt. Die Gäste<br />

(ungefähr 40 Personen) waren vom 18.05. bis<br />

21.05. bei Mitgliedern des Chors untergebracht.<br />

Bei den Darbietungen in der Berglandhalle<br />

ragten die Vorträge der ungarischen<br />

Gäste mit deutschen und ungarischen Liedersträußen<br />

und Folkloredarbietungen hervor.<br />

Die Gemischten Chöre <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

Körle antworteten dem Chor von Berkenye mit<br />

dem gemeinsam vorgetragenen Lied „An der<br />

schönen blauen Donau“ von Johann Strauß.<br />

321


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Nationalitätenchor aus Berkenye beim 40­jährigen Jubiläum<br />

Von den Gründungsmitgliedern des Jahres<br />

1950 wurden die noch aktiven Sänger Heinrich<br />

Malkus, Georg Meyfarth, Elsbeth Marotzke,<br />

Ursel Riedemann und Anneliese Löwe sowie<br />

die mittlerweile passiven Mitglieder Justus<br />

Bubenheim, Annchen Marotzke, Regina Sinning<br />

und Anna Seitz für ihre 50­jährige Treue<br />

zum Chor geehrt. Für 25 Jahre aktives Singen<br />

erfuhren Martha Meyfarth, Ursel Bubenheim,<br />

Georg Ruppel, sowie der frühere aktive Sänger<br />

Hans Löwe Dank und Anerkennung. Am<br />

28.06.1990 veranstalten die Concordia Lie­<br />

Der <strong>Schwarzenberg</strong>er Chor bei seinem Jubiläum in 1990<br />

322


Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />

dertafel und die Melsunger Schülerkapelle<br />

einen Musik­ und Liederabend im Schlosshof<br />

Melsungen, an dem auch der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Chor mitwirkt.<br />

Vom 13.9. – 18.9.1990 stattet der Chor den<br />

Sangesfreunden in Berkenye einen Gegenbesuch<br />

ab. Es gab einen Empfang am Sportplatz<br />

mit Gulaschparty, H. Jacob spielte spontan<br />

„Kein schöner Land in dieser Zeit“ auf der<br />

Trompete, alle sangen mit. Am Samstag folgten<br />

Besichtigungen mit einem Singen in der<br />

Mathias Kirche in Budapest. Abends fand ein<br />

Heimatabend im Kulturhaus mit Volksliedern<br />

beider Nationen statt. Man erlebte eine ungarische<br />

Hochzeit mit dem Brautpaar in Landestracht.<br />

Die mitgebrachten drei Fässchen Hessisches<br />

Löwenbier sorgten bis spät in die<br />

Nacht für eine gute Stimmung.<br />

Am Sonntag wurde ein gemeinsamer Gottesdienst<br />

gefeiert, es folgte eine Kranzniederlegung<br />

am neu erbauten Gedenkstein für die<br />

Toten des 2. Weltkriegs.<br />

H. Jacob fand die passenden Worte für das<br />

Leiden des ungarischen Volkes, aber auch für<br />

seine Mithilfe bei Beseitigung des eisernen<br />

Vorhangs. Die privaten Kontakte wurden vertieft,<br />

bevor mit einem gemeinsamen Abendessen<br />

im Kulturhaus das Treffen seinem Ende<br />

zuging. Die Unterhaltungen fanden überwiegend<br />

in Deutsch statt, weil die meisten Einwohner<br />

Nachkommen der im 17. Jahrhundert<br />

ausgewanderten Donauschwaben sind.<br />

machte als Kommunalpolitiker den Besuch in<br />

Floh (Thüringen), der Partnergemeinde von<br />

Körle, möglich. Der Chor sang in einem Gottesdienst<br />

und am Originalschauplatz das<br />

„Rennsteiglied“.<br />

Auf dem Weg nach Floh am Inselsberg<br />

1994<br />

Die diesjährige Vereinsfahrt geht über die<br />

deutsche Edelsteinstraße und das Weinbaugebiet<br />

Nahe in den Ortsteil Göttschied der<br />

Schmuckmetropole Idar­Oberstein. Organisiert<br />

wurde die Fahrt von Herbert und Martha<br />

Weis, die ihrer ältesten Tochter von Göttschied,<br />

wo sie aktive Sänger waren, nach<br />

Melsungen folgten. Sie suchten in ihrer neuen<br />

Heimat einen Chor, und als Herbert ein Sängerfest<br />

in Kehrenbach besuchte, und ihm die<br />

Vorträge des <strong>Schwarzenberg</strong>er Chors gefielen,<br />

schlossen sie sich ihm an. Zu den Höhepunkten<br />

der Fahrt gehörten ein gemeinsames<br />

Schwenkbratenessen und der anschließende<br />

Liederabend mit dem Göttschieder Chor.<br />

Der <strong>Schwarzenberg</strong>er Chor in Budapest<br />

1993<br />

Zum ersten Mal in seiner Geschichte tritt der<br />

Chor in der ehemaligen DDR auf. H. Jacob<br />

Chor beim Freundschaftssingen in Göttschied<br />

323


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

In diesem Jahr wird durch den Eintrag in das<br />

Vereinsregister aus der ehemaligen „Singund<br />

Spielgruppe <strong>Schwarzenberg</strong>“ der „Gemischte<br />

Chor <strong>Schwarzenberg</strong> e.V.“ In der neu<br />

erstellten Satzung ist festgelegt, dass der<br />

Verein ausschließlich gemeinnützige Zwecke<br />

verfolgt. Er bezweckt die Ausbreitung und<br />

Veredelung des deutschen Chorgesangs als<br />

eine wichtige und kulturelle Gemeinschaftsaufgabe.<br />

Durch die Kraft des deutschen Liedes<br />

will er das Volksbewusstsein stärken, die Gemeinschaft<br />

fördern, die Liebe zur Heimat vertiefen<br />

und damit zur Volksbildung beitragen.<br />

Dieses Ziel soll durch regelmäßige wöchentliche<br />

Übungsstunden, Veranstaltungen von<br />

Konzerten und unterhaltenden Abenden, und<br />

durch gesangliche Darbietungen bei Kirchenfeiern<br />

und besonderen Gottesdiensten erreicht<br />

werden.<br />

1995<br />

Anlässlich der Weihnachtsfeier am 9.12. feiert<br />

Helmut Jacob sein 25­jähriges Jubiläum als<br />

Chorleiter in <strong>Schwarzenberg</strong>. Wilhelm Entzeroth,<br />

der Vorsitzender des Sängerkreises Heiligenberg<br />

überreichte die silberne Chorleiter­<br />

Ehrennadel des Deutschen Mitteldeutschen<br />

Sängerbundes und eine Urkunde des Sängerkreises.<br />

Weitere Gratulanten waren der Vorsitzende<br />

des Sängerbezirks „Unteres Fuldatal“<br />

Konrad Kraß, Fritz Ochs für den Gemischten<br />

Chor Körle, Klaus Bonn für die Chöre aus Guxhagen,<br />

Ludwig Kördel und Pfarrer Köstner­<br />

Norbisrath. Der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm<br />

würdigte die Tätigkeit von Helmut Jacob in einer<br />

Ansprache und überreichte dem Jubilar eine<br />

Urkunde und einen Geschenkkorb. Hilde<br />

Jacob, Helmuts Frau bekam als Dankeschön<br />

für den „Verzicht“ auf ihren Mann, einen Blumenstrauß.<br />

Helmut Jacob dankte gerührt.<br />

Umrahmt wurde die Feier mit Auftritten der<br />

Chöre, die H. Jacob damals dirigierte. Es waren<br />

dies der der Gemischte Chor Körle, der<br />

Männerchor Körle­<strong>Schwarzenberg</strong>, sowie der<br />

Gemischte und der Männerchor Guxhagen. Sie<br />

musizierten an diesem Abend unter der Leitung<br />

von Horst Correus, einem langjährigen<br />

Sänger und Chorhelfer der Chöre in Guxhagen,<br />

der mittlerweile auch den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Chor als einer von 38 Sängerinnen und<br />

Sängern verstärkte.<br />

1996<br />

Beim Singen auf dem Heimatfest erhält der<br />

Chor für zwei Jahre den B. Braun Pokal, einen<br />

Wanderpokal, dessen Verleihung mit 1.000<br />

DM dotiert ist. Er wird an Vereine verliehen,<br />

die besonders zum kulturellen Leben der Stadt<br />

Melsungen beitragen. Nach der Weitergabe<br />

verbleibt dem Chor ein kleiner Pokal zur Erinnerung.<br />

1997<br />

In der Jahreshauptversammlung werden M.<br />

Goldhardt, A. Skopnik, E. und M. Stamm für<br />

25 Jahre aktiven Chorgesang geehrt. A. und<br />

K. Steuber wurden für die Teilnahme an den<br />

meisten Übungsstunden als „Sänger des Jahres<br />

1996“ mit einem Geschenk ausgezeichnet.<br />

Annchen und Karl Steuber (Bildmitte) werden<br />

„Sänger des Jahres“ 1996<br />

25­jähriges Chorleiterjubiläum von H. Jacob, Konrad<br />

Kraß, Meinolf Stamm, Helmut Jacob, Wilhelm Entzeroth<br />

(von links)<br />

Der Chor aus Göttschied kommt am 7./8. Juni<br />

zu einem Gegenbesuch nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Nach einem Liederabend am Samstag mit<br />

beiden Chören, an denen auch die Chöre von<br />

Guxhagen, Körle, Röhrenfurth und Melsungen<br />

teilnahmen, wurden die in 1994 geknüpften<br />

Verbindungen vertieft, ehe die Gäste nach<br />

324


Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />

Bernd Engelhardt II ist das 100. Mitglied, das<br />

der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm in der Jahreshauptversammlung<br />

im Januar willkommen<br />

heißt. Er selbst wurde für 25 Jahre Vorstandsarbeit<br />

geehrt. 37 aktive Sänger trafen sich in<br />

1998 zu 43 Übungsstunden und übten 8 neue<br />

Chorsätze für 20 öffentliche Auftritte ein.<br />

Als Dank für die musikalische Begleitung ihrer<br />

Trauung in der Kirche zu Körle in 1998<br />

schenkte das Brautpaar Marion Stamm und<br />

Rainer Jacob, ein Sohn von Helmut Jacob,<br />

dem Chor einen Notensatz „Die Deutsche<br />

Messe“ von Franz Schubert.<br />

Ehrung für 25 Jahre Chorgesang in der Jahreshauptversammlung<br />

1997. Von links: Chorleiter Helmut<br />

Jacob mit den Geehrten: Kassiererin M. Goldhardt,<br />

E. Stamm,1. Vorsitzender M. Stamm, A. Skopnik<br />

Ausflügen in unsere Gegend am Sonntag nach<br />

Hause zurückfuhren.<br />

1998<br />

In der Jahreshauptversammlung im Januar<br />

wird der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm wiedergewählt.<br />

Neue 2. Vorsitzende wurde Annchen<br />

Steuber, die die seit 1992 fungierende<br />

Hannelore Jungermann ablöste. Kassiererin<br />

blieb Martha Goldhardt, Schriftführerin Maria<br />

Blumenstein, Notenwarte Marion Stamm und<br />

Maria Blumenstein; den Vergnügungsausschuss<br />

bildeten Elisabeth Stamm und Erika<br />

Reichmann. Im Chor sangen 36 Aktive, die<br />

sich in 1997 zu 29 Chorstunden trafen und 12<br />

öffentliche Auftritte hatten.<br />

Am 21.03. stellt sich der Chor bei einem Wertungssingen<br />

in der Berglandhalle Körle dem<br />

Urteil von Musikdirektor Gerhard Wind. Dieser<br />

bescheinigte dem Chor bei beiden Liedvorträgen<br />

gute Gesamtdarstellungen.<br />

In diesem Jahr führte die Vereinsfahrt am<br />

16./17. Mai wieder zu den Sangesfreunden<br />

nach Göttschied. Neben einem Liederabend<br />

wurde die alte Römerstadt Trier und eine Achatmine<br />

besichtigt und nach einer Lehrweinprobe<br />

die Heimfahrt angetreten.<br />

Weil die <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche zu klein für<br />

Chor und Musiker und auch die Orgel defekt<br />

war, erfolgte am 24.10.1999 die Aufführung<br />

des Werkes in der Körler Kirche. Die Aufführung<br />

war ein festliches Chor­ und Instrumentalkonzert<br />

in dessen Mittelpunkt die Deutsche<br />

Messe, die von Pfarrer Schmidt­Ropertz aus<br />

Körle erläutert wurde, stand.<br />

29 Frauen­ und 13 Männerstimmen sorgten<br />

zusammen mit einem Bläserensemble aus<br />

Mitgliedern benachbarter Musikschulen, sowie<br />

Ernst Steinmetz und Heiko Ackermann an der<br />

Orgel, für eine gelungene Aufführung in der<br />

bis auf den letzten Platz besetzten Kirche.<br />

Kurt Knierim schrieb am 26.10.1999 in der<br />

HNA unter anderem: „So bildete die Schubert­<br />

Messe den Mittelpunkt des schönen und gelungenen<br />

Musiknachmittags. Helmut Jacob<br />

war ein guter Interpret, stilsicher und mit intelligenter<br />

Ausnutzung des derzeitigen Chormitgliederbestandes.<br />

Dem Dirigenten, dem<br />

Gemischten Chor <strong>Schwarzenberg</strong> und den Instrumentalisten<br />

gelten Annerkennung für die<br />

Phantasie und den Mut zu diesem ausgewogenen<br />

Konzert, das zugleich eine wertvolle<br />

pädagogische Aufgabe war. Es gab spontanen<br />

Beifall und eine Zugabe am Schluss.“<br />

1999<br />

Aufführung der Deutschen Messe von Franz Schubert<br />

in der Körler Kirche<br />

325


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Mit einem Bezirksfreundschaftssingen am<br />

27.5. in der Vierbuchenhalle Röhrenfurth, das<br />

zu einem großen Jubiläumskonzert mit 400<br />

Gästen und den Chören aus Albshausen, Röhrenfurth,<br />

Wollrode, Ellenberg, Grifte, Körle,<br />

Guxhagen und Röhrenfurth wird, begeht der<br />

Chor seinen 50. Geburtstag. Von 43 aktiven<br />

Sängerinnen und Sängern standen 28 Frauen<br />

und 10 Männer des Jubiläumschors auf der<br />

Bühne und sangen sechs von insgesamt siebenundzwanzig<br />

Liedern. Im offiziellen Teil des<br />

Abends bestätigte Sängerkreisvorsitzender<br />

Volker Bergmann dem Chor eine sinnvolle<br />

Ausgestaltung der demokratischen Werteordnung.<br />

Bürgermeister Dietzel und Berthold Weber,<br />

der Vorsitzende des Sängerbezirks „Unteres<br />

Fuldatal“ betonten in ihren Ansprachen<br />

den Wert des Chores für Kultur und Gesellschaft,<br />

auch über die Dorfgrenzen hinaus.<br />

Gründungsmitglied Elsbeth Marotzke bekam<br />

für 50 Jahre aktives Singen eine Auszeichnung<br />

des Deutschen Sängerbundes (DSB)<br />

verbunden mit einer Freikarte für alle Chorveranstaltungen<br />

unter dem Dach des DSB.<br />

Zum Abschluss des musikalischen Teils sangen<br />

alle Chöre unter der Leitung von H. Jacob<br />

gemeinsam die Lieder „Lobt den Herrn der<br />

Welt“ und „Heimat“, bevor man zum gemütlichen<br />

Teil über ging.<br />

Winterwanderung in 1999<br />

Auch eine zweite Aufführung am 31.10.1999<br />

in der voll besetzten Kirche in Ostheim war ein<br />

voller Erfolg. Meinolf Stamm nannte die Aufführung<br />

einen Meilenstein in der Entwicklung<br />

des Chors und dankte Helmut Jacob für den<br />

Mut zur Durchführung.<br />

Wegen des intensiven Übens für die beiden<br />

Konzerte fiel das Adventskonzert in diesem<br />

Jahr aus; der Chor sang als Ersatz im Gottesdienst<br />

zum 4. Advent mehrere Lieder.<br />

2000<br />

50 Jahre Chorgesang in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Der Chor in 2000 auf der Schultreppe jeweils von<br />

links:<br />

1. Reihe: S. Steinmetz, I. Köhler, H. Wolf,<br />

H. Wiegard, M. Meyfarth;<br />

2. Reihe: W. Guthardt, M. Jentsch, M. Hofmann,<br />

E. Gruber, D. Geßner, I. Sinning;<br />

3. Reihe: H. Engelhardt, M. Schneiderheinze,<br />

E. Groß, I. Baumgart, U. Bubenheim, M. Blumenstein;<br />

4. Reihe: H. Jungermann, C. Correus, M. Jacob,<br />

E. Schalck, E. Marotzke, A. Steuber;<br />

5. Reihe: A. Skopnik, Inge Hain, E. Reichmann,<br />

E. Stamm, M. Goldhardt, A. Kiefer;<br />

Männer: M. Stamm, N. Geßner, G. Reichmann,<br />

W. Aubel, H. Weis, Chorleiter H. Jacob, F. Schalck,<br />

R. Wiegard, H. Correus, K. Steuber, A. Seitz,<br />

W. Jungermann.<br />

Die Jahre von 2001 bis 2011<br />

2003<br />

Der Chor singt anlässlich einer Sängerfahrt<br />

vom 19. bis 21. März, die in das Elsass und<br />

nach Lothringen führt, im Straßburger Münster.<br />

Im weiteren Programm, das von dem Elsässer<br />

Fernand Mercier, einem Freund des<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Sängers Herbert Weis, vorbereitet<br />

wurde, stand der Besuch des Schiffs­<br />

326


Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />

Schrägaufzugs Lutzelbourg, mit dem die<br />

Schiffe 44 Meter Höhenunterschied überwinden<br />

und nicht, wie früher, durch 17 Schleusen<br />

fahren müssen, und der Elsässischen Weinstraße.<br />

2007<br />

Am 03.06. gestaltet der Chor einen Serenadenabend<br />

in Ostheim und singt am 08.07.<br />

beim Kreissängerfest in Körle. Niemand konnte<br />

ahnen, dass dies die letzten Auftritte des<br />

Chors mit Helmut Jacob als Chorleiter waren.<br />

Er verstirbt am 14.08. nach kurzer schwerer<br />

Krankheit. Er leitete<br />

den Chor seit 1970,<br />

prägte ihn und brachte<br />

ihn auf ein gehobenes<br />

Niveau. In einer bewegenden<br />

Trauerfeier am<br />

18.08. auf dem Wagenfurther<br />

Friedhof<br />

hatte ich, aufgrund<br />

meiner freundschaftlichen<br />

Verbindung zu H.<br />

Jacob, die Ehre, das<br />

Helmut Jacob<br />

Wirken des Verstorbenen<br />

für den Gemischten<br />

Chor <strong>Schwarzenberg</strong> zu würdigen.<br />

Der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm übernahm<br />

vorübergehend auch die Funktion des Chorleiters.<br />

Bei dem vorweihnachtlichen Konzert am<br />

14.12., das zum Gedenken an H. Jacob überwiegend<br />

von Meinolf Stamm dirigiert wurde,<br />

hatte die künftige Chorleiterin Birgit Nering<br />

ihren ersten Auftritt.<br />

2008<br />

Der Gemischte Chor bekommt ab 01. Januar<br />

mit Birgit Nering zum ersten Mal in seiner Geschichte<br />

eine Chorleiterin. Die Vereinsfahrt<br />

führte noch einmal in das Elsass. Nach der<br />

Anreise über Nancy, ging es nach Colmar, ehe<br />

nach der Mitwirkung bei einem Gottesdienst in<br />

Saverne, die Heimfahrt angetreten wurde.<br />

2009<br />

Der Chor nimmt an einem Freundschaftssingen<br />

in Ellenberg teil.<br />

Birgit Nering dirigiert den Chor in 2009 in Ellenberg<br />

2010<br />

Sein 60­jähriges Jubiläum feiert der Chor mit<br />

350 Sängern und Zuschauern bei einem<br />

Freundschaftssingen, mit sieben weiteren<br />

Chören, in der Melsunger Stadthalle. Unter<br />

den Gratulanten war auch Bürgermeister<br />

Runzheimer.<br />

Vorsitzender Meinolf Stamm ehrte gemeinsam<br />

mit dem stellvertretenden Sängerkreisvorsitzenden<br />

Berthold Weber, das einzige noch als<br />

Sängerin aktive Gründungsmitglied, Elsbeth<br />

Marotzke, für sechzig Jahre und Hannelore<br />

Jungermann für 40 Jahre Chorgesang. Stamm<br />

sprach auch den Nachwuchsmangel des zurzeit<br />

aus 35 aktiven Sängern bestehenden<br />

Chors an.<br />

2011<br />

Der Chor singt anlässlich des Heimatfestes in der<br />

Stadtkirche Melsungen<br />

In der Jahreshauptversammlung wird Meinolf<br />

Stamm erneut zum 1. Vorsitzenden gewählt.<br />

Er trat 1972 in den Chor ein und wurde 1973<br />

zum 2. Vorsitzenden gewählt. Nach dem<br />

Rücktritt von Heinrich Helper übernahm er<br />

1985 erstmals das Amt des 1. Vorsitzenden.<br />

Er absolvierte eine Chorhelferausbildung und<br />

327


11­2 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Der Gemischte Chor beim Freundschaftssingen in der Melsunger Stadthalle:<br />

1. Reihe (von links): M.Reinhardt, M. Blumenstein, W. Guthardt, I. Bischoff, S. Steinmetz, H. Wolf,<br />

H. Müller, E. Stamm, U. Bubenheim, A. Kiefer, M. Weis, Chorleiterin Birgit Nering.<br />

2. Reihe: M. Stamm, K. König, A. Skopnik, I. Sinning, D. Geßner, E. Groß, H. Jungermann, I. Hain,<br />

E. Reichmann, E. Marotzke, G. Mehring, H. Rodewig.<br />

3. Reihe: E. Steiniger, A. Seitz, H. Bischoff, W. Aubel, R. Hübl, G. Reichmann, H. Weis, W. Jungermann,<br />

P. Nering, K. Steuber, R. Wiegard, H. Seitz.<br />

vertritt bei Bedarf die Chorleiterin Birgit Nering.<br />

Robert Wiegard begleitet nach dem Tod<br />

von Annchen Steuber seit 2007 das Amt des<br />

2. Vorsitzenden. Kassiererin ist weiterhin Martha<br />

Goldhardt, Schriftführerin Maria Blumenstein,<br />

Notenwarte sind Hannelore Jungermann<br />

und Anneliese Kiefer. Den Vergnügungsausschuss<br />

bilden Erika Reichmann und Elisabeth<br />

Stamm. Chorleiterin ist Birgit Nering.<br />

Die Mitgliederzahl beträgt 83 Personen, von<br />

denen 12 Männer und 24 Frauen aktive Sänger<br />

sind. Diese sind nicht alle in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wohnhaft, sondern 20 von ihnen kommen<br />

aus Melsungen, Obermelsungen und<br />

Wagenfurth. Die Übungsstunden finden einmal<br />

wöchentlich im Dorfgemeinschaftshaus<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> statt. Regelmäßige Auftritte<br />

des Chors sind das Singen beim Seniorennachmittag<br />

am 2. Adventssonntag (seit 1981)<br />

und das Mitwirken beim alljährlichen Adventskonzert<br />

der evangelischen Kirchengemeinde<br />

(seit 1987).<br />

Ebenso nimmt der Chor an den zu den Heimatfesten<br />

in Melsungen stattfindenden Chorkonzerten<br />

teil. Zu den benachbarten Chören<br />

haben sich im Lauf der Zeit Freundschaften<br />

und Verbindungen aufgebaut, sodass der Chor<br />

bei deren Veranstaltungen ein gern gesehener<br />

Gast ist. Wenn gewünscht, singt der Chor bei<br />

Familienfeiern, gemäß seinem bei der Gründung<br />

festgelegten Motto: „In Freud und Leid<br />

zum Lied bereit.“ Der Chor erfüllt bei diesen<br />

Auftritten auch bestimmte Liedwünsche aus<br />

seiner mittlerweile zirka 300 Chorsätze umfassenden<br />

Liedersammlung.<br />

Ein Teil der <strong>Schwarzenberg</strong>er Männer trifft<br />

sich regelmäßig mit Sangesbrüdern aus Körle<br />

zu Übungsabenden. Sie treten dann bei den<br />

verschiedensten Veranstaltungen gemeinsam<br />

als „Männerchor Körle­<strong>Schwarzenberg</strong>“ auf.<br />

Die Geselligkeit zwischen allen Mitgliedern<br />

des Vereins wird durch Busfahrten, Wandertage<br />

und die jährliche Weihnachtsfeier gepflegt.<br />

Leider können sich die aktiven Sänger<br />

nicht mehr, wie es bis zur Schließung der<br />

Gaststätte „Burgschänke“ möglich war, nach<br />

den Übungsstunden noch in geselliger Runde<br />

über „Gott und die Welt“ unterhalten.<br />

Obwohl immer wieder versucht wird, junge<br />

Menschen für den Chorgesang zu begeistern,<br />

leidet der Chor am Fehlen von jungen Frauenund<br />

Männerstimmen. Es wäre schade, wenn<br />

der so erfolgreiche Chor eines Tages aus Mangel<br />

an Sängern, seinem Ziel, die Menschen<br />

mit seinem Gesang zu erfreuen, nicht mehr<br />

nachkommen könnte. Deshalb mein Appell,<br />

besonders an die jüngeren Leser dieses Beitrags:<br />

Schließt euch dem Gemischten Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />

an und sichert so sein weiteres Bestehen.<br />

328


Helmut Jacob | 11­3<br />

Helmut Jacob<br />

Ein Leben für die Musik – aber auch für Andere ­<br />

von Adolf Seitz<br />

und arbeitete bei der Deutschen<br />

Bundespost in Kassel.<br />

Am 1. November 1949 trat er<br />

als Sänger in den Gesangverein<br />

Körle ein, dessen Vorsitzender<br />

er von 1965 ­ 1973 war<br />

und der ihn später zum Ehrenmitglied<br />

ernannte.<br />

Helmut Jacob<br />

Wer die Geschichte des Gemischten Chors<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> verfolgt, wird immer wieder<br />

mit dem Namen Helmut Jacob konfrontiert.<br />

Ohne sein Engagement als Chorleiter hätte<br />

der Chor niemals das Leistungsvermögen erreicht,<br />

das er heute hat. Wer war dieser Helmut<br />

Jacob, der leider viel zu früh, am<br />

14.08.2007, im Alter von 76 Jahren, verstarb<br />

und was bedeutete er für den Gemischten<br />

Chor <strong>Schwarzenberg</strong>. Der Versuch einer Erklärung.<br />

Helmut Jacob wurde am 7. März 1931 als erstes<br />

von 2 Kindern in Körle geboren. Eine jüngere<br />

Schwester folgte ihm in 1934. Er besuchte<br />

die Volksschule in Körle. Der mit der<br />

Familie Jacob befreundete Musiker Konrad<br />

Zimmermann erkannte schon früh das musikalische<br />

Talent des Jungen und unterrichtete<br />

ihn im Geigenspiel. Zusätzlich erlernte H. Jacob<br />

noch das Trompetenspiel bei einem Musiklehrer<br />

in Guntershausen und das Spielen<br />

auf der Mandoline im Körler Mandolinenclub.<br />

Nach der Schule begann er eine Lehre als<br />

Schreiner, wechselte aber in 1956 den Beruf<br />

Der Körler Chor wurde damals<br />

von seinem ehemaligen Geigenlehrer<br />

Konrad Zimmermann<br />

dirigiert. Er bildete H.<br />

Jacob auch zum Chorleiter aus.<br />

Als sich der Gesundheitszustand<br />

von K. Zimmermann in<br />

1970 verschlechterte, vertrat<br />

ihn H. Jacob als Chorleiter in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und Körle.<br />

Nach dem Tod von Zimmermann<br />

erfüllte H. Jacob das<br />

seinem Ausbilder gegebene Versprechen, den<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor als Dirigent zu übernehmen.<br />

So kam er im Dezember 1970 als<br />

Chorleiter nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Für den Chor<br />

war H. Jacob ein Glücksfall.<br />

Helmut Jacob der Dirigent<br />

329


11­3 | Helmut Jacob<br />

Wie aus erhaltenen Texten mit verschiedenen<br />

Ansprachen des Ehrenvorsitzenden Heinrich<br />

Helper hervorgeht, stimmte die Chemie zwischen<br />

den Sängern und H. Jacob auf Anhieb.<br />

H. Jacob hat sich, wie er öfters erwähnte,<br />

während seiner ganzen Tätigkeit in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

sehr wohlgefühlt. Ein Zeichen dafür<br />

war auch, dass er, als er aus Altersgründen<br />

seine Chorleitertätigkeit bei anderen Chören<br />

aufgab, den <strong>Schwarzenberg</strong>er Chor auch weiterhin<br />

leitete.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und<br />

den Sängerinnen und Sängern war immer gut.<br />

Unter seiner Leitung erreichte der Chor ein Niveau,<br />

das sich sehen, nein besser, sich hören<br />

lassen kann. Jacob war aber nicht nur der Dirigent,<br />

der einfach seine Übungsstunden abhielt,<br />

sondern ihm lag auch immer das Wohl<br />

des Vereins am Herzen.<br />

Er tat alles, um seinen Sängerinnen und Sängern,<br />

den in 1975 an sie gerichteten Aufruf,<br />

dem Gesang treu zu bleiben, damit es auch in<br />

der Zukunft noch Chorgesang geben werde,<br />

leicht zu machen. Er, der im positiven Sinn ein<br />

„Musikbesessener“ war, gab jedem einzelnen<br />

das Gefühl ein wichtiges Glied in diesem Chor<br />

zu sein. Er stellte niemanden bloß, obwohl er<br />

aufgrund seines phantastischen Gehörs genau<br />

merkte, wo manchmal falsche Töne herkamen.<br />

Er führte die Sängerinnen und Sänger an<br />

der verlängerten Leine und versuchte, ihnen<br />

1. Vorsitzender M. Stamm gratuliert H. Jacob zum<br />

25­jährigen Chorleiterjubiläum<br />

Freude am Chorgesang zu vermitteln, ohne<br />

dabei das Ziel der Perfektion aus den Augen<br />

zu verlieren.<br />

Seine musikalischen Ziele verfolgte er beharrlich,<br />

auch wenn es manchmal schwierig war,<br />

denn die meisten seiner Sänger waren keine<br />

ausgebildeten Musiker.<br />

Ab und zu ging sein vorhandenes Temperament<br />

mit ihm durch, und man musste ihn et­<br />

Helmut Jacob (1. Reihe rechts) mit dem <strong>Schwarzenberg</strong>er Jubiläumschor im Jahr 2000<br />

330


Helmut Jacob | 11­3<br />

was bremsen, was er aber nicht übel nahm. Er<br />

hatte auch das für einen Chorleiter wichtige<br />

Gespür, was er seinem Chor zumuten konnte.<br />

Er forderte seinen Chor, ohne ihn zu überfordern.<br />

Das zeigte sich auch bei den Höhepunkten<br />

seines musikalischen Wirkens in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Das waren unter anderem die Vereinsjubiläen<br />

in 1975, 1990 und 2000, die erfolgreiche<br />

Teilnahme an Wertungssingen, die<br />

Treffen mit dem ungarischen Chor aus Berkeyne<br />

in 1990, der Auftritt in Floh (Thüringen),<br />

die Aufführungen der Deutschen Messe<br />

in 1999 in Körle und Ostheim und die alljährlichen<br />

Adventskonzerte in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Kirche.<br />

Neben diesen Höhepunkten gab es noch viele<br />

öffentliche Auftritte zu den verschiedensten<br />

Anlässen. Auch diese wurden von H. Jacob<br />

immer gut vorbereitet.<br />

Sie hatten für ihn immer zwei Seiten. Zum<br />

einen wollte er den Zuhörern zeigen, wie<br />

schön Gesang in einer Gemeinschaft sein<br />

kann und zum andern wollte er ihnen durch<br />

die vorgetragenen Werke Freude, manchmal<br />

auch Trost und Zuspruch übermitteln. Das<br />

ihm dies gelang, davon zeugen die vielen positiven<br />

Rückmeldungen nach den Auftritten<br />

des Chors.<br />

Insgesamt war H. Jacob 37 Jahre Chorleiter in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, 22 Jahre in Körle und 12 Jahre<br />

in Guxhagen. Außerdem leitete er noch den<br />

Feuerwehrchor des Altkreises Melsungen, die<br />

von ihm ins Leben gerufenen Singgemeinschaft<br />

„Männerchor Körle­<strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

und fungierte als Bezirkschorleiter des Sängerbezirks<br />

„Unteres Fuldatal“.<br />

Das Bild von H. Jacob wäre aber unvollständig,<br />

wenn man sich an ihn nur als Chorleiter<br />

und Musiker, der er mit Leib und Seele war,<br />

erinnern würde.<br />

Seine zweite Leidenschaft gehörte der Feuerwehr.<br />

Er war in Wagenfurth Ortsbrandmeister,<br />

Wehrführer und wurde Ehrenmitglied der dortigen<br />

Feuerwehr.<br />

Es gab auch den Kommunalpolitiker H. Jacob.<br />

Von 1968 – 1974 war er Mitglied des Kreistags,<br />

nach der Gebietsreform Gemeindevertreter<br />

und von 1989 – 1997 Erster Beigeordneter<br />

der Großgemeinde Körle. Im sozialen<br />

Bereich arbeitete er als ehrenamtlicher Richter<br />

an den Jugendschöffengerichten Homberg und<br />

Kassel und war nach seiner Pensionierung ein<br />

gern gesehener Reiseleiter bei den Fahrten<br />

der Senioren in die kreiseigenen Erholungsheime<br />

nach Sylt und Berchtesgaden.<br />

Die Kraft, die er zur Erfüllung all dieser Aufgaben<br />

benötigte, holte er sich immer wieder in<br />

seiner Familie, bestehend aus seiner Frau Hilde,<br />

die er in 1957 geheiratet hatte und seinen<br />

Söhnen Frank und Rainer. Und wenn ihm einmal<br />

alles zuviel wurde, nahm er seine Angelausrüstung<br />

und ging zum Angeln an die Fulda.<br />

Ein Hobby, das er als Mitbegründer des<br />

Angelsportvereins „Petri Heil Wagenfurth“ seit<br />

1966 ausübte. Die Freude an dieser Tätigkeit<br />

war aber nicht immer ungetrübt. Waren es<br />

anfangs die Bisamratten, denen er als offizieller<br />

Bisamfänger des Landes Hessen auf den<br />

Pelz rückte, ärgerten ihn in den letzten Jahren<br />

seines Lebens die Kormorane, die „Schwarzen<br />

Gesellen“, wie er sie nannte. Sie hatten nämlich<br />

das gleiche Ziel wie er selbst: Sie wollten<br />

die Fische aus der Fulda.<br />

Für seinen Einsatz in all den oben erwähnten<br />

Bereichen wurden H. Jacob auch verdientermaßen<br />

mehrere Auszeichnungen zuteil. So<br />

erhielt er unter anderem die Ehrennadel in<br />

Gold des Mitteldeutschen Sängerbundes<br />

(MSB), das Brandschutzabzeichen in Gold,<br />

den Ehrenbrief des Landes Hessen und das<br />

Bundesverdienstkreuz.<br />

Trotz dieser Auszeichnungen blieb Helmut Jacob<br />

immer ein ganz normaler Mensch und<br />

wird vielen Menschen, einigen sogar als<br />

Freund, in guter Erinnerung bleiben. Dafür<br />

sorgte seine besondere Art mit Menschen umzugehen<br />

und sein vorhandener Humor.<br />

Verschiedene Menschen wurden einmal gefragt,<br />

was sie in der begrenzten Zeit ihres Lebens<br />

auf dieser Erde für wichtig halten. Manche<br />

sagten, sich selbst zu verwirklichen, viel<br />

Geld zu verdienen, sich alles leisten zu können,<br />

geachtet und anerkannt zu sein, seien<br />

lohnende Ziele im Leben. Ein weiser Mann<br />

antwortete auf die gleiche Frage, dass es<br />

wichtig sei, positive Spuren wie Liebe, Hilfsbereitschaft,<br />

Gutmütigkeit und Vergebung auf<br />

dieser Welt, zu hinterlassen und anderen<br />

Menschen mit den Fähigkeiten, die man von<br />

Gott mitbekommen hat, Freude zu bereiten.<br />

331


11­3 | Helmut Jacob<br />

Helmut Jacob war ein Mensch, der solche<br />

Spuren unter anderem mit seinem Einsatz für<br />

die Musik in den meisten seiner 76 Lebensjahre<br />

hinterlassen hat.<br />

Chorstunde mit Helmut Jacob in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />

Chorleiter Helmut Jacob zu „Schorsche“<br />

Meyfarth, Sänger im Tenor: „Schorsche kann<br />

es sein, dass Du einen falschen Text singst?“<br />

Antwort: „Glöwest Du dann, ich kinnte so<br />

schnell läsen, wie ich sängen sall?“<br />

Ein anderes Mal. Helmut Jacob: „So ein Mist,<br />

jetzt habe ich meine Brille vergessen“.<br />

Entgegnet ihm Willi Jungermann, Sänger im<br />

Bass: „Helmut, Du kannst meine haben, ich<br />

kann sowieso keine Noten lesen“.<br />

Helmut antwort nach der Übergabe der Brille:<br />

„Gut, dass Du es einsiehst.“<br />

Vor einem Auftritt des Chors. Helmut Jacob:<br />

„Und denkt dran, in der dritten Strophe heißt<br />

es Menschen und nicht Mönschen!“<br />

Chorstunde 1987 mit H. Jacob inmitten seiner Sänger<br />

332


Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -4<br />

Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Adventskonzert mit Chorleiter H. Jacob in der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche<br />

Im Frühjahr 1987 saß ich mit einigen Sangesbrüdern<br />

des Gemischten Chors und unserem<br />

Dirigenten Helmut Jacob nach der Übungsstunde<br />

in der Gaststätte „Burgschänke“.<br />

In unserer Unterhaltung kamen wir auch auf<br />

die Situation unseres Chors zu sprechen. Wir<br />

hätten gerne, neben den Auftritten als Gäste<br />

bei Veranstaltungen anderer Chöre, auch einmal<br />

einen Liederabend oder ein Konzert in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> veranstaltet, verfügten aber<br />

nicht über die entsprechenden Räumlichkeiten.<br />

Da kam mir, damals Mitglied des Kirchenvorstands<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, die Idee, einen<br />

Auftritt des Chors in der Kirche zu ermöglichen<br />

und zwar nicht in einem Gottesdienst,<br />

sondern mit einem eigenen Programm. Ich<br />

machte den Vorschlag für ein Konzert in der<br />

Adventszeit und versprach, mit dem Kirchenvorstand<br />

und Pfarrer Knuth abzuklären, ob so<br />

etwas möglich sei. Helmut Jacob war sofort<br />

Feuer und Flamme.<br />

Bei der nächsten Sitzung des Kirchenvorstands<br />

bekam ich grünes Licht. Veranstalter<br />

der Konzerte wurde die Kirchengemeinde, die<br />

Planung und Ausführung sollten beim Chor<br />

liegen. Das wurde von mir akzeptiert und ich<br />

war Organisator eines Konzerts, hatte aber<br />

keine Ahnung, wie man so etwas macht. Als<br />

ich Helmut Jacob und dem Chor die positive<br />

Nachricht überbrachte, wurden sofort Pläne<br />

geschmiedet. Vorschläge wurden gemacht<br />

und wieder verworfen, bis Helmut und ich uns<br />

auf ein Konzept einigten. Wir wollten nicht nur<br />

ein paar Lieder in der Kirche singen, sondern<br />

333


11­4 | Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

sozusagen einen besonderen „Gottesdienst“<br />

anbieten. In ihm wollten wir den Zuhörern die<br />

Geschichte von der Geburt unseres Heilands<br />

Jesus Christus mit Geschichten, Gedichten<br />

und Musik nahebringen. Wir wollten die Besucher<br />

für die Dauer unserer Aufführungen einfach<br />

einmal herausnehmen aus der oft so<br />

hektischen Adventszeit. Als Termin für unser<br />

erstes Konzert einigten wir uns auf den<br />

20.12.1987 (4. Advent). Die Planung begann.<br />

Der Chor sollte einige Lieder singen, der Posaunenchor<br />

Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong> mitwirken<br />

und Helmut Jakob wollte mit einigen<br />

ihm bekannten Musikern und dem Ehepaar<br />

Steinmetz eine Stubenmusik auf die Beine<br />

stellen. Der Organist sollte ein Solostück spielen,<br />

Pfarrer Knuth eine kurze weihnachtliche<br />

Andacht halten, Fürbitte und Segen übernehmen<br />

und die Zuhörer zwei Lieder mit Orgelbegleitung<br />

singen. Ludwig Kördel und ich wollten<br />

biblische Texte zwischen den musikalischen<br />

Darbietungen vortragen. So weit so gut.<br />

Das weihnachtliche Liedgut des Chors wurde<br />

gesichtet und wir beschlossen fünf Lieder vorzutragen.<br />

Viel mehr war nicht möglich, weil<br />

wir die Lieder neu einüben mussten und nur<br />

noch zwei weitere weihnachtliche Notensätze<br />

hatten. Das änderte sich aber in den nächsten<br />

Jahren, denn mittlerweile besitzt der Chor<br />

über siebzig weihnachtliche Chorsätze, die im<br />

Lauf der Jahre, alle ein oder mehrmals vorgetragen<br />

wurden.<br />

Ich machte mich daran einen Ablaufplan zu<br />

erstellen und sprach ihn mit Helmut Jacob als<br />

musikalischem Leiter durch. Die weiteren Mitwirkenden<br />

wurden unterrichtet und um ihre<br />

Beiträge gebeten. Doch da gingen die Schwierigkeiten<br />

los. Pfarrer Knuth und Organist Helmut<br />

Ganz waren verhindert, der Posaunenchor<br />

Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong> hatte keinen<br />

Dirigenten mehr.<br />

Zum Glück gelang es mir, Pfarrer Wilhelm Richebächer<br />

als Liturg zu gewinnen, Frau Klages<br />

aus Wollrode übernahm den Posaunenchor<br />

und der in der Ausbildung zum Kirchenmusiker<br />

stehende Frank Bettenhausen besetzte die<br />

Orgelbank unserer damals schon nicht mehr<br />

gut funktionierenden Orgel. Unser Hausorganist<br />

Helmut Ganz gab ihm noch einige Tipps,<br />

wie er die Tücken des Instruments meistern<br />

könne. Wir machten Werbung über Presse,<br />

Plakate und Handzettel, die uns genau wie die<br />

Programme, vom Kirchlichen Rentamt gedruckt<br />

wurden.<br />

Am Tag des Konzerts waren wir alle ziemlich<br />

angespannt. Würde unser Konzept angenommen<br />

und wie viele Besucher würden den Weg<br />

die Kirche finden? Unsere Erwartungen wurden<br />

bei weitem übertroffen. Die Kirche war,<br />

nachdem auch noch Stühle aufgestellt worden<br />

waren, bis auf den allerletzten Platz besetzt.<br />

Viele Zuhörer kamen von auswärts. Es war<br />

damals einfach so, dass solche Veranstaltungen,<br />

wenn überhaupt, nur in größeren Orten<br />

stattfanden. Einige Zuhörer kamen aus Neugier<br />

und wollten einfach mal sehen und hören,<br />

was die <strong>Schwarzenberg</strong>er zu bieten hatten.<br />

Wir waren damals praktisch Vorreiter, denn<br />

heute finden in fast allen Orten, in denen es<br />

einen Chor gibt, in der Weihnachtszeit solche<br />

Veranstaltungen statt.<br />

Das Konzert nahm einen guten Verlauf, aber<br />

mir wurde nach einer dreiviertel Stunde heiß<br />

und kalt, denn ich merkte, dass wir unseren<br />

Zeitrahmen nicht einhalten konnten. Wir hatten<br />

einfach zuviel in das Programm hineingepackt.<br />

Aber das Publikum wurde nicht unruhig,<br />

sondern hörte weiter aufmerksam zu. Als<br />

der letzte Ton des gemeinsam gesungenen<br />

Schlusslieds „O du fröhliche, o du selige gnadenbringende<br />

Weihnachtszeit“ verklungen<br />

war, brandete, nach knapp zwei Stunden<br />

Konzertdauer, lang anhaltender Beifall auf und<br />

eine Tradition war geboren. Denn wir waren<br />

uns alle einig, nach einem solchen Erfolg<br />

mussten wir einfach weitermachen.<br />

Wir lernten aus unserem Fehler und hielten<br />

bei den weiteren Konzerten das Zeitlimit von<br />

höchstens neunzig Minuten ein. Helmut Jacob<br />

und ich bemühten uns in jedem Jahr, den Zuhörern<br />

im musikalischen und textlichen Bereich,<br />

ein ausgewogenes, abwechslungsreiches<br />

Programm zu bieten.<br />

Ich führte eine Statistik über die gesungenen<br />

Lieder, gespielten Musikstücke und gelesenen<br />

Texte, um sicherzustellen, dass die gleichen<br />

Beiträge nicht an zwei aufeinander folgenden<br />

Jahren dargeboten wurden. Eine Ausnahme<br />

bildete hierbei der Chorsatz „Weihnacht“ von<br />

Hugo Lücke, den wir bei all unseren Konzerten<br />

bis 2002 als Schlusschor mit der gewaltigen<br />

Schlusszeile „Stern des Friedens geh uns auf“,<br />

gesungen haben. Manche Zuhörer versicher­<br />

334


Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -4<br />

ten uns, dass ihnen dabei ein Schauer über<br />

den Rücken gelaufen sei. Bei den Texten gab<br />

es bei fünfzehn Konzerten von 1987 bis 2002<br />

(1999 fiel das Konzert wegen der zahlreichen<br />

Proben für die Deutsche Messe von Schubert<br />

aus; wir sangen statt dessen im Gottesdienst<br />

zum 4. Advent), immer wieder neue Geschichten<br />

und Gedichte, die von Renate Alter,<br />

Kurt Hofmann, Ludwig Kördel und mir vorgetragen<br />

wurden.<br />

In 1991 traten unsere Sängerinnen mit zwei<br />

Liedern als Frauenchor auf. Bettina Hofmann,<br />

Christa Jäger und Gisela Weber sangen in verschiedenen<br />

Konzerten in wechselnder Besetzung<br />

mal als Solistinnen, im Duett oder Dreigesang.<br />

Auch auf der Orgelbank war für<br />

Abwechslung gesorgt. Neben Helmut Ganz,<br />

dem Hausorganisten von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

spielten noch Ernst Steinmetz, Frank Bettenhausen<br />

und Konrad Langstein auf der, bis zu<br />

ihrer in 2004 erfolgten Renovierung, ziemlich<br />

maroden Orgel. Helmut Jacob gelang es immer<br />

wieder, Musiker zum Mitmachen bei unseren<br />

Konzerten zu bewegen. Sie hatten teilweise<br />

noch nie zusammengespielt und<br />

nahmen zusätzliche Übungsstunden auf sich.<br />

Ich möchte hier einmal stellvertretend neben<br />

dem oben schon erwähnten Ehepaar Sigrid<br />

und Ernst Steinmetz noch einige Namen nennen:<br />

Else Schumann, Toni Winter, Rainer Jacob,<br />

Georg Steinbach, Karlheinz Werner, Fritz<br />

Ochs und Reinhard Meissner. Helmut Jacob<br />

bewegte Harald Renner und Karsten Heyner<br />

dazu, mit einigen Musikern der Musikschule<br />

Schwalm­Eder Nord bzw. der Melsunger Schülerkapelle,<br />

mit uns zu musizieren. Auch der<br />

Nachfolger von Pfarrer Knuth, Pfarrer Köstner­Norbisrath,<br />

ließ uns ab 1993 freie Hand<br />

bei der Gestaltung der Konzerte. Die Qualität<br />

unserer Darbietungen verhalf uns im Lauf der<br />

Jahre in der Adventszeit zu zwei Auftritten in<br />

Ostheim und einer gemeinsamen Aufführung<br />

mit der Concordia Liedertafel Melsungen in<br />

der katholischen Kirche.<br />

Ab dem Jahr 2003 änderten wir auf Wunsch<br />

von Zuhörern und einigen Sängern unser<br />

Konzept und gingen zu Konzerten mit rein<br />

musikalischen Vorträgen über. Ich zog mich<br />

nach fünfzehn Jahren aus der Organisation<br />

zurück. Ein anderes Mitglied des Kirchenvorstands<br />

erklärte sich bereit, mit Helmut Jacob<br />

auf der neuen Basis zusammenzuarbeiten,<br />

was auch für das Konzert in 2003 gelang. In<br />

2004 gab es große Probleme mit der Vorbereitung<br />

der Veranstaltung und so musste sie,<br />

genau wie in 1999 ausfallen. Helmut Jacob<br />

waren unsere Konzerte mittlerweile so an das<br />

Herz gewachsen, dass er sie unbedingt fortsetzen<br />

wollte. Er sprach mit mir darüber und<br />

ich erklärte mich aus Freundschaft zu ihm bereit,<br />

ihn bei der Auswahl der Lieder und der<br />

Festlegung des Programmablaufs für 2005 zu<br />

unterstützen. Das gleiche geschah auch für<br />

das Konzert in 2006. Wir stellten fest, dass es<br />

immer schwieriger wurde, neben dem Chor<br />

noch andere Musiker für die Teilnahme an den<br />

Konzerten zu gewinnen. Auch die Besucherzahl<br />

war leicht rückläufig. Wir sahen zum<br />

einen den Grund darin, dass an vielen Orten<br />

solche vorweihnachtliche Veranstaltungen<br />

stattfanden und zum anderen darin, dass für<br />

manche Musiker auch das Geld eine gewisse<br />

Rolle spielte. Dazu später noch einige Ausführungen.<br />

In 2007 wollten wir eigentlich ein kleines Jubiläum<br />

feiern. Das Singen im Gottesdienst in<br />

1999 mit eingerechnet, wäre es unser 20.<br />

Auftritt unter der Leitung von Helmut Jacob<br />

zur Adventszeit in der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche<br />

gewesen. Doch sein plötzlicher und unerwarteter<br />

Tod im August des Jahres, machte<br />

ein Umdenken erforderlich. Wir waren uns einig,<br />

das Konzert nicht ausfallen zu lassen,<br />

sondern es zum Gedenken an Helmut Jacob<br />

durchzuführen. Meinolf Stamm, unser 1. Vorsitzende,<br />

erklärte sich bereit, mit dem Chor zu<br />

üben und ihn im Konzert zu dirigieren, was<br />

auch geschah. Aber es gab am 14. Dezember<br />

2007 auch einen Neuanfang bei der Leitung<br />

der Adventskonzerte. Auf der Suche nach einem<br />

Nachfolger oder einer Nachfolgerin für<br />

unseren verstorbenen Chorleiter, war der<br />

Vorstand auf Birgit Nering gestoßen. Sie<br />

machte gerade ihre Ausbildung zur Chorleiterin<br />

und erklärte sich bereit, den Chor erst einmal<br />

probeweise zu leiten. Sie übte mit uns<br />

auch noch einige Chorsätze für das Konzert<br />

ein, deren Vortrag sie dann auch leitete. Mittlerweile<br />

hat sie den Chor nach vollendeter<br />

Ausbildung als Chorleiterin übernommen und<br />

mit den Adventskonzerten 2008 bis 2010 bewiesen,<br />

dass sie gewillt ist, die von Helmut<br />

Jacob mit ins Leben gerufene Veranstaltung,<br />

in seinem Sinne und zu seiner Erinnerung<br />

fortzusetzen.<br />

335


11­4 | Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Zum Schluss wie angekündigt noch einige Anmerkungen<br />

zum Geld. Die Kirchengemeinde<br />

hat seit 1987 bis 2010 bei allen Konzerten<br />

keinen Eintritt erhoben. Es wurde nur um eine<br />

freiwillige Kollekte gebeten, die je zur Hälfte<br />

zwischen Kirchengemeinde und Chor aufgeteilt<br />

wurde. Die Kirchengemeinde stellte ihre<br />

Hälfte der Einnahmen der Aktion „Brot für<br />

die Welt“ zur Verfügung.<br />

Der Gemischte Chor verwendete die andere<br />

Hälfte, um den am Konzert Beteiligten ihre<br />

Unkosten (Notenmaterial, Fahrtkosten) zumindest<br />

teilweise zu erstatten, oder ihnen mit<br />

einem kleinen Geschenk zu danken. Gute Tradition<br />

ist bis heute geblieben, dass sich die<br />

Mitwirkenden nach der Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus<br />

zu einem kleinen Imbiss<br />

treffen, der kostensparend von einigen Sängerinnen<br />

vorbereitet wird. Die meisten Mitwirkenden<br />

verzichteten aus Freude über die Teilnahme<br />

und um der guten Sache willen, auf<br />

die Erstattung ihrer Unkosten. Dafür sei an<br />

dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.<br />

Anlässlich der ersten elf Konzerte bis 1997<br />

kam eine Gesamtsumme an Spenden in Höhe<br />

von 4.835 DM zusammen. Davon sind 2.480<br />

DM der Aktion „Brot für die Welt“ zugeflossen.<br />

Ab 1998 wurden die gesamten Einnahmen für<br />

die Renovierung des Innenraums der Kirche<br />

und der Generalüberholung der Orgel verwendet.<br />

Für diese Zwecke konnten in den<br />

Jahren 1998 bis 2005 2.353 DM und 1.092 €<br />

von der Kirchengemeinde vereinnahmt werden.<br />

Ab 2006 wurden die Einnahmen wieder<br />

zwischen Kirchengemeinde und den Mitwirkenden<br />

geteilt und so konnten beide Seiten<br />

bis 2010 über je 525 € verfügen. Man sieht<br />

aus diesen Zeilen, dass das von den Besuchern<br />

der Konzerte gespendete Geld sinnvolle<br />

Verwendungen gefunden hat.<br />

Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> möchte<br />

auch in Zukunft die Menschen in der Weihnachtszeit<br />

durch musikalische Darbietungen<br />

erfreuen. Sie sollen auch weiterhin unter dem<br />

Motto „Gott zur Ehre und den Menschen zur<br />

Freude“ stehen.<br />

Adventskonzert 2010 mit Chorleiterin Birgit Nering<br />

336


Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />

Freiwillige Feuerwehr<br />

<strong>Schwarzenberg</strong><br />

Vorwort<br />

Die Entstehung der Feuerwehren geht bis in<br />

das Römische Reich zurück. Im Römischen<br />

Reich entstand im Jahr 21 v. Chr. eine erste<br />

Feuerwehr mit 600 Sklaven.<br />

Im Mittelalter gehörte zu vielen Gemeindeverfassungen<br />

die Verpflichtung der Einwohner,<br />

sich am Brandschutz zu beteiligen. Für die<br />

Feuermeldungen waren Türmer und Nachtwächter<br />

zuständig. Mit dem Ruf: „ FEURIO „<br />

wurde die Bevölkerung alarmiert.<br />

Die Bekämpfung der Gefahren, die durch<br />

Brände entstehen, wurde schon damals als<br />

notwendig angesehen. Erst die Erkenntnis,<br />

dass der Bürger sein Schicksal selbst in die<br />

Hand nehmen sollte, trug zu den Gründungen<br />

der Freiwilligen Feuerwehren bei.<br />

Hauptsächlich in den großen Städten entstanden<br />

so seit dem 18. Jahrhundert Freiwillige<br />

Feuerwehren.<br />

In 1819 wird durch eine Regierungsverfügung<br />

die Einführung von Feuerwehren Pflicht.<br />

Die technische Ausrüstung bestand in der<br />

vorindustriellen Zeit aus einfachen Hilfsmitteln<br />

wie Eimern, Leitern oder Einreißhaken.<br />

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden<br />

Handpumpen verwendet.<br />

Mit der Erfindung des Verbrennungsmotors<br />

kamen Motorspritzen und selbstfahrende Feuerwehrfahrzeuge<br />

zum Einsatz.<br />

Unsere Feuerwehr:<br />

Nach Unterlagen des ehemaligen Lehrers<br />

Schmidt wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> erstmalig<br />

1739 die Einrichtung einer Feuerwehr für die<br />

Gemeinde gefordert.<br />

1849 gehörte <strong>Schwarzenberg</strong> mit Körle, Röhrenfurth,<br />

Empfershausen, Kirchhof, Kehrenbach<br />

und Adelshausen zu einem „Spritzenver­<br />

337


11­5 | Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />

band“. Dieser Verband erhielt eine handbetriebene,<br />

auf einem Wagen fest montierte<br />

Feuerspritze, die in Körle stationiert war. Als<br />

sich herausstellte, dass es im Brandfalle einfach<br />

zu lange dauerte, das Gefährt z. B. von<br />

Körle nach Kehrenbach zu bringen, wurden in<br />

1861 die Dörfer Kirchhof, Kehrenbach und<br />

Adelshausen zu einem eigenen Feuerspritzenverband<br />

zusammengefasst.<br />

In 1883 wurde für 369,90 Mark die erste Feuerspritze<br />

angeschafft. Für ihre Unterbringung<br />

wird für 802,30 Mark ein Spritzenhaus gebaut.<br />

Es stand in der Nähe der heutigen Treppe<br />

zum Schulhof. In 1900 wurde es wegen<br />

des Schulneubaus in 1901abgerissen und in<br />

der „Trift“ (heute „Zur Kroneneiche,“ hinter<br />

der Einmündung „Blumenstraße“) für 1.000<br />

Mark ein neues Spritzenhaus errichtet.<br />

In Jahre 1902 erfolgte der Bau der Wasserleitung.<br />

Bei dieser Maßnahme wurden 8 Hydranten<br />

für die Standrohre installiert, um daran<br />

Schlauchleitungen zum Spritzen anschließen<br />

zu können.<br />

Am 26.Februar 1934 wurde die Freiwillige<br />

Feuerwehr ursprünglich gegründet. Sie war<br />

vorher eine Pflichtfeuerwehr, an deren Spitze<br />

ab 1910 Valentin Waldschmidt als Ortsbrandmeister<br />

stand. Im folgte in 1926 August Waldschmidt.<br />

Die Gründungsmitglieder waren:<br />

Blumenstein, Heinrich<br />

Barthel, Wilhelm<br />

Hofmann, Adam<br />

Riedemann, Heinrich<br />

Sohl, Justus<br />

Sinning, Wilhelm<br />

Salzmann, Karl<br />

Jakob, Franz<br />

Sondermann, Heinrich<br />

Barthel, Martin<br />

Hofmann, Justus<br />

Hofmann, Konrad<br />

Simon, Heinrich<br />

Seitz, Georg<br />

Stieglitz, Willy<br />

Jäger, Heinrich<br />

Reinbold, Karl<br />

Ruppel, Ernst<br />

Ortsbrandmeister wurde August Waldschmidt<br />

und sein Stellvertreter war Christian Jakob II.<br />

In 1936 wurden für die Feuerwehrleute 20 Röcke,<br />

Mützen und Koppel angeschafft. Die dazu<br />

passenden schwarzen Hosen sollen von ortsansässigen<br />

Schneidern angefertigt und von<br />

den Trägern selbst bezahlt werden.<br />

Die Hosen mussten die Mitglieder der Feuerwehr<br />

selbst anschaffen.<br />

Im Jahr der Gründung verfügte die Feuerwehr<br />

über folgende Ausrüstungsgegenstände:<br />

1 Druckspritze (ohne Sauger)<br />

2 Anstellleitern<br />

1 Schlauchwagen (Hydrantenwagen)<br />

1 Einreißhaken<br />

102 m C­Druckschläuche (52 mm Durchmesser)<br />

Ferner hatte man ein Gerätehaus, sowie einen<br />

Löschwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen<br />

von ca. 30 cbm.<br />

1951 erfolgte die Neugründung der Freiwilligen<br />

Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Gründungsmitglieder:<br />

Kördel, Ludwig<br />

Marotzke, Heinz<br />

Steuber, Karl<br />

Klemens, Kurt<br />

Wenzel, Justus<br />

Riedemann, Erich<br />

Worst, Heinrich<br />

Jäger, Karl<br />

Barthel, Heinrich<br />

Steube, Jacob<br />

Arsand, Horst<br />

Helper, Heinrich<br />

In den Anfangsjahren ersetzte Ludwig Kördel<br />

die Sirene. Um Alarm zu geben, fuhr er mit<br />

seinem Fahrrad durch das Dorf und blies auf<br />

seinem Horn. Dieses Signal setzte Kördel<br />

durchaus auch ein, wenn der Eine oder Andere<br />

am Sonntagmorgen Schwierigkeiten hatte<br />

aufzustehen, um zur Übungsstunde zu kommen.<br />

Dann wurde auch schon mal im Hausflur<br />

„ ALARM“ geblasen.<br />

Ludwig Kördel bläst "Alarm"<br />

338


Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />

10 Pfennige Monatsbeitrag kostete die Mitgliedschaft<br />

zu Beginn.<br />

Die Versammlungen wurden oft erst spät<br />

abends angesetzt, um Rücksicht auf diejenigen<br />

Mitglieder zu nehmen, die in der Landwirtschaft<br />

tätig waren.<br />

In 1976 feierte die Wehr ihr 25 jähriges Jubiläum<br />

nach der Wiedergründung, dieses Jubiläum<br />

wurde im Rahmen eines Bezirksfeuerwehrfestes<br />

gefeiert.<br />

Bis zum Jahre 1980 hatte die Wehr unter<br />

anderen folgende Einsätze gehabt:<br />

20. Jan.1959<br />

Brand in der Schreinerei Worst (heute Wohnhaus<br />

Sölke/Köhler)<br />

13. Sep.1959<br />

Böschungsbrand unterhalb des Anwesens<br />

Groß<br />

28. März 1968<br />

Waldbrand in der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Die oben genannten Einsätze wurden mit einer<br />

Motorspritze durchgeführt, die auf einem<br />

Tragkraftspritzen­Anhänger stand und von einem<br />

Trecker gezogen wurde. Die Mobilität der<br />

Wehr wurde durch ein neues Feuerwehrauto<br />

erhöht. Dieses Tragkraftspritzenfahrzeug<br />

stand der Wehr ab den 28. Januar 1972 zur<br />

Verfügung<br />

14. Feb.1976<br />

Brand eines Geräteschuppens<br />

05 . Aug.1978<br />

Brand Wohnhaus Kiefer, leider konnte Frau<br />

Kiefer, die sich noch im Zimmer des 1.Stockes<br />

befand, nur noch tot geborgen werden.<br />

1981<br />

Die Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> hat<br />

seit 1969 wiederholt an Wettkämpfen auf<br />

Kreisebene und an Stadtmeisterschaften teilgenommen.<br />

Neben der Stadtmeisterschaft<br />

1978 belegte sie stets ausgezeichnete Plätze.<br />

Diese aktive Arbeit veranlasste den Kreisfeuerwehrverband<br />

Melsungen der Freiwilligen<br />

Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> die Ausrichtung<br />

des Bezirksfeuerwehrfestes und damit verbunden<br />

die Ausrichtung der Leistungsübungen<br />

1981 anzutragen.<br />

Das Bezirksfeuerwehrfest wurde im <strong>Schwarzenberg</strong><br />

vom 23.­25.05.1981 gefeiert. Am<br />

25.05.1981 fanden die Leistungsübungen<br />

statt.<br />

Die Feuerwehrleistungsübungen sollen die bereits<br />

erworbenen Kenntnisse in Praxis und<br />

Theorie festigen, ergänzen und den allgemeinen<br />

Leistungsstand anheben. Nicht der Wettkampf<br />

nach Sekunden und Punkten, sondern<br />

die fachliche Qualifikation und die echte Leistung<br />

im Umgang mit den, der Feuerwehr zur<br />

Verfügung stehenden Geräten, sowie die einwandfreie<br />

Durchführung der gestellten Aufgaben<br />

entscheiden über die Platzierung der teilnehmenden<br />

Gruppen.<br />

Die Teilnahme an den Feuerwehrleistungsübungen<br />

auf Kreisebene ist Voraussetzung<br />

zum Erwerb des Feuerwehrleistungsabzeichens.<br />

Am 16. Dezember 1981 wurde im DGH<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> die Jugendfeuerwehr ins Leben<br />

gerufen. In der Gründungsversammlung<br />

begrüßte Wehrführer Karl Heinz Helper die<br />

anwesenden Jugendlichen, deren Eltern und<br />

die Feuerwehrkameraden, insbesondere<br />

Kreisjugendwart Günther Vitrin.<br />

Ebenfalls anwesend waren: Verbandsvorsitzender<br />

Kurt Bubenheim, stellvertr. Kreisjugendwart<br />

Bernd Seitz, Stadtjugendwart Heinrich<br />

Wiederrecht, Stadtbrandinspektor Eduard<br />

Neunes, Ortsvorsteher Hans Schneider, sowie<br />

dessen Stellvertreter Otto Siemon.<br />

Es waren 13 Jugendliche, die für die Jugendfeuerwehr<br />

gewonnen werden konnten. Die<br />

Aufgabe der Jugendfeuerwehr ist, als Nachwuchs<br />

für die Einsatzabteilung zu fungieren.<br />

Zum Jugendfeuerwehrwart wurde Hartwig Löwe<br />

benannt.<br />

Die Namen der Gründungsmitglieder<br />

sind:<br />

Blumenstein, Markus<br />

Bücking, Peter<br />

Cornelius, Torsten<br />

Iwanowski, Michael<br />

Karl, Jens<br />

Liedlich, Jochen<br />

Schmidt, Fredy<br />

Blumenstein, Jürgen<br />

Bücking, Uwe<br />

Groß, Thomas<br />

Hain, Uwe<br />

Schäfer, Jörg<br />

Vaupel, Thomas<br />

339


11­5 | Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Am 26. Februar 1984 feierte die Freiwillige<br />

Feuerwehr ihr 50 jähriges Bestehen.<br />

1991 bekam <strong>Schwarzenberg</strong> ein neues, gebrauchtes<br />

Fahrzeug.<br />

Da Günsterode ein neues Feuerwehrfahrzeug<br />

bekam, wurde das praktisch Neuwertige der<br />

Günsteröder an die <strong>Schwarzenberg</strong>er Feuerwehr<br />

übergeben.<br />

Nachdem die Grenze zur DDR gefallen war<br />

und freies Reisen möglich war, wurde das alte<br />

Feuerwehrfahrzeug der Partnerstadt Bad Liebenstein<br />

geschenkt, wo es noch einige Jahre<br />

im Einsatz war.<br />

Das neue Domizil der Feuerwehr wurde in den Jahren 1990 bis 1994 diskutiert und<br />

realisiert:<br />

Feuerwehrgarage 1990<br />

Feuerwehrgarage 1990<br />

Oben: Neues Feuerwehrgerätehaus 1994<br />

Unten: Neues Feuerwehrgerätehaus 1994<br />

340


Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />

1994<br />

Im Oktober wurde in einer kleinen Feierstunde,<br />

das um einen Anbau vergrößerte Feuerwehrgerätehaus<br />

an die Feuerwehr übergeben.<br />

Über 100 Besucher nahmen an dem Festakt<br />

teil. Vorbei ist es mit der Enge in der kleinen<br />

Garage, die auch als Umkleideraum dienen<br />

musste. Im Obergeschoss des Dorfgemeinschafthauses<br />

ist ein Schulungsraum für die<br />

Feuerwehr­Männer und Frauen entstanden,<br />

der über das notwendige technische Inventar<br />

verfügt, um Neuerungen und neue Techniken<br />

der Schadens und Brandbekämpfung anschaulich<br />

darzustellen. Für den Umbau wurden<br />

insgesamt 225.000 DM aufgewandt.<br />

63.000 DM steuerte das Land Hessen bei. Die<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Kameraden unterstützten<br />

das Projekt mit Eigenleistung in der Höhe von<br />

ca. 50.000 DM, nicht zu vergessen zahlreiche<br />

hilfsbereite Sponsoren, die ebenfalls ihren<br />

Beitrag leisteten.<br />

1996<br />

Bei der Jahreshauptversammlung wurde Heinrich<br />

(Heinz) Schäfer zum neuen Wehrführer<br />

und Vereinsvorsitzenden gewählt. Karl Heinz<br />

Helper hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt.<br />

Er hatte das Amt 20 Jahre lang innegehabt.<br />

Stellvertreter wurde Thomas Groß<br />

Jugendwart wurde Mirko Wenzel<br />

Schriftführer wurde Heinz Jürgen Bähr<br />

Kassierer wurde Kurt Siebert<br />

Die Einsatzabteilung hatte eine Besetzung von<br />

20 Mann.<br />

Zur Jugendfeuerwehr zählen 17 Jungen und 2<br />

Mädchen.<br />

1997 wurde mit Silvia Bähr die 1. Feuerwehrfrau<br />

in die Einsatzabteilung aufgenommen.<br />

Noch nennenswerte Einsätze:<br />

1982 hatte die Feuerwehr 4 Einsätze, unter<br />

anderen der Waldbrand bei der Gaststätte Rose.<br />

1984, am 8 . und 9. Februar wurden bei dem<br />

großen Hochwasser die Keller des Krankenhauses<br />

in Melsungen leergepumpt.<br />

Am 16. Feb 1984 wurde die Feuerwehr zu einem<br />

Brand des Verwaltungsgebäudes der Fa.<br />

B.Braun, <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg gerufen. Das<br />

Gebäude brannte in voller Ausdehnung.<br />

Am 12. Jan 1985 brannte ein Wohnhaus in der<br />

Rotenburger Straße in Melsungen.<br />

1998 wurden von der Wehr so viele Einsätze<br />

durchgeführt wie in keinem Jahr zuvor. Sie<br />

wurde unter anderem zu einem Wohnhausbrand<br />

in Röhrenfurth gerufen, zu einem Waldbrand<br />

bei <strong>Schwarzenberg</strong>, zwei Einsätze in<br />

Melsungen und nochmal 4 Einsätze in Röhrenfurth.<br />

Der für die Wehr besonders tragische Einsatz,<br />

war die Suche nach einem vermissten Jungen<br />

aus <strong>Schwarzenberg</strong>, der dann leblos gefunden<br />

wurde.<br />

341


11­5 | Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. In Ermangelung<br />

geeigneter Räumlichkeiten in<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, fanden im Dorfgemeinschaftshaus<br />

Adelshausen und später im Dorfgemeinschaftshaus<br />

Kirchhof Kameradschaftsabende<br />

statt, mit Kapelle und Tanz und einer<br />

großen Verlosung. Den Transport der Feiernden<br />

wurde durch ein Busunternehmen durchgeführt.<br />

Der letzte Bus war immer besonders<br />

voll, weil niemand nach Hause wollte. Mit der<br />

Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses mit<br />

Gaststätte in <strong>Schwarzenberg</strong> wurden dann die<br />

Feiern in unserem DGH durchgeführt.<br />

Durch regelmäßige Dienstabende, Schulungen<br />

und Übungen werden alle aktiven Feuerwehrmänner<br />

auf den neusten Stand des Feuerlöschwesens<br />

gehalten, um die hohen Anforderungen<br />

des Dienstes gerecht zu werden.<br />

Nachdem die Aufgaben der Wehr immer umfangreicher<br />

wurden, sollten alle Mitglieder der<br />

Einsatzabteilung möglichst Atemschutzgeräteträger<br />

sein.<br />

Auch technische Hilfeleistungen, Einsätze bei<br />

Verkehrsunfällen, Chemie­ und Ölunfällen,<br />

wurde die Wehr alarmiert.<br />

Durch berufsbedingten Mangel an freien Einsatzkräften<br />

am Tage wurden Löschbezirke gebildet.<br />

Hier arbeiten <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />

Röhrenfurth eng zusammen.<br />

Zusätzlich zu ihren Dienst in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

versehen ca. 5 <strong>Schwarzenberg</strong>er Feuerwehrmänner<br />

ihren Dienst in der Einsatzabteilung<br />

in Melsungen.<br />

Im Jahre 2008 bekam die Wehr das gebrauchte<br />

LF 8 (Löschgruppenfahrzeug) von<br />

der Feuerwehr Röhrenfurth, die ein größeres<br />

Fahrzeug bekam. Das TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug),<br />

das bisher in <strong>Schwarzenberg</strong> seinen<br />

Dienst versah, wurde von der Feuerwehr<br />

Melsungen übernommen, wo es als Ausbildungsfahrzeug<br />

für die Jugendfeuerwehr im<br />

Einsatz war. Im Jahre 2010 wurde das Fahrzeug<br />

an Röhrenfurth weitergereicht.<br />

Die Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wurde seit 1934 von folgenden Männern<br />

geführt:<br />

1934 ­ 1936 August Waldschmidt<br />

1936 ­ 1938 Martin Waldschmidt<br />

1938 ­ 1951 Ernst Ruppel<br />

1951 ­ 1960 Heinrich Sondermann<br />

1960 ­ 1975 Jacob Steube<br />

1975 ­ 1996 Karl–Heinz Helper<br />

1996 ­ 2006 Heinrich (Heinz) Schäfer<br />

2006 ­ Heute Mirco Wenzel<br />

342


Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />

Die jährlichen Wanderungen am Himmelfahrtstag,<br />

die Zeltlager der Jugendfeuerwehr<br />

und die Wettkampfübungen tragen zu einer<br />

guten kameradschaftlichen Zusammengehörigkeit<br />

unserer Feuerwehr bei. Dazu ist zu erwähnen,<br />

dass die Zeltlager sehr oft verregnet<br />

waren und die Jugendlichen meist sehr müde<br />

am Sonntag nach Hause kamen.<br />

Möge das auch in Zukunft so bleiben und alle<br />

Einsatzkräfte gesund von Ihren Einsätzen zurückkehren.<br />

Willi Jungermann<br />

In geselliger Runde,zu später Stunde,wurde<br />

auch manchmal das Feuerwehrlied angestimmt:<br />

Wir <strong>Schwarzenberg</strong>er Männer,<br />

im blauen Ehrenkleid,<br />

wir sind zu jeder Stunde,<br />

Einsatz­ und Löschbereit.<br />

Ob Ernstfall oder Übung,<br />

ob es ein Thekenbrand,<br />

„gut Schlauch“ heißt unser Motto,<br />

„gut Schlauch“ im Hessenland.<br />

Wir <strong>Schwarzenberg</strong>er…<br />

2011 gehören der Einsatzabteilung 26 Feuerwehrmänner<br />

und 2 Feuerwehrfrauen an.<br />

In der Jugendfeuerwehr sind zurzeit 5 Jugendliche.<br />

Der Vorstand<br />

zusammen:<br />

2011 setzt sich wie folgt<br />

Vereinsvorsitzender: Heinrich (Heinz) Schäfer<br />

Stellvertreter:<br />

Mirco Wenzel<br />

Kassierer:<br />

Michael Iwanowski<br />

Schriftführer:<br />

Martin Langefeld<br />

Beisitzer:<br />

Karl­Heinz Helper<br />

Heinz­Jürgen Bähr<br />

Wehrführer:<br />

Mirco Wenzel<br />

Sein Stellvertreter: Thorsten Arsand<br />

Jugendwart:<br />

Gerrit Nickel<br />

Gerätewart:<br />

Fredy Schmidt<br />

Mitglieder für den Feuerwehrausschuss sind<br />

Lars Hruby und Dennis Geisel.<br />

343


344


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e.V. 1923<br />

von Helmut Sinning ­ basierend auf den gesammelten Informationen von Otto Siemon<br />

Vorwort<br />

Die Grundlagen dieser<br />

Aufzeichnungen<br />

stammen aus den<br />

Protokollen des Vereins,<br />

Zeitungsberichten<br />

und zum<br />

überwiegenden Teil<br />

aus der umfassenden<br />

Chronik des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>. Besonders<br />

Otto Siemon<br />

ist zu danken, der<br />

die reichlich bebilderte<br />

Dokumentation<br />

der Vereinsgeschichte<br />

zur Verfügung stellte.<br />

Bei den Recherchen der Vereinsgeschichte<br />

sind wir auf eine Fülle von Vereinsaktivitäten<br />

und sportliche Erfolge gestoßen, die wir nicht<br />

im vollen Umfang darstellen können. Dennoch<br />

wird versucht, die sogenannten „Meilensteine“<br />

in den zeitlichen Abschnitten repräsentativ<br />

darzustellen. Auch den Anspruch sämtliche<br />

Ehrenämter und Leistungen von Mitgliedern<br />

darzustellen, können wir in diesem <strong>Dorfbuch</strong><br />

nicht erfüllen.<br />

Es soll nicht nur der Verein allein im Mittelpunkt<br />

stehen, sondern auch die Einbindung in<br />

das dörfliche Gemeinwesen und das Mitwirken<br />

der „<strong>Schwarzenberg</strong>er“.<br />

1905­1918<br />

Deutscher Turnverein<br />

Laut Aufzeichnungen des damaligen Lehrers<br />

Peter Schmidt gab es bereits vor dem Gründungsjahr<br />

des TSV im Jahr 1923 sportliche<br />

Aktivitäten in <strong>Schwarzenberg</strong>. Der 1905 gegründete<br />

Deutsche Turnverein, unterbrochen<br />

durch den Ersten Weltkrieg, wurde danach<br />

von zwei nachfolgenden Vereinen weitergeführt.<br />

1918<br />

Turnverein „Frei Heil“<br />

In 1918 gründeten einige <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

den Verein „Frei Heil“, der bis 1933 eigenständig<br />

geführt und danach in den „Turnverein<br />

‚Gut Heil‘ <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“ integriert<br />

wurde, dem späteren TSV <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

1923<br />

Währungsreform im Gründungsjahr des<br />

Turnvereins „Gut Heil“<br />

Mit der Währungsreform am 15. November<br />

1923 ging die Entwertungsphase vorbei und<br />

die Briefmarke kostete nicht mehrere Millionen<br />

RM sondern nur noch 10 Reichspfennig.<br />

Der neugegründete Verein hatte bei seinem<br />

Start mit den Turbulenzen der Währung und<br />

der Finanzierung der Vereinsaktivitäten zu<br />

kämpfen.<br />

345


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Aus den Teilen des ehemaligen Vereins „Deutscher<br />

Turnverein“ wurde im Juni 1923 ein<br />

weiterer neuer Verein unter dem Namen<br />

„Turnverein ‚Gut Heil‘ <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“<br />

gegründet.<br />

Das aufgesetzte Protokoll aus der Gründungsversammlung<br />

liest sich wie folgt:<br />

1. Wahl des provisorischen Vorstandes mit<br />

Amtszeit bis 31.12.1923. Zum Vorsitzenden<br />

wurde Christian Emmeluth, Schriftführer<br />

Heinrich Jäger, Kassenwart Karl<br />

Riedemann, Turnwart Justus Hofmann und<br />

Zeugwart sowie als Vertreter des Turnwarts<br />

Heinrich Sondermann einstimmig<br />

gewählt.<br />

2. Anerkennung der Satzungen durch die Mitglieder<br />

und Vollzug durch den Vorstand<br />

3. Anmeldung an den Gau<br />

4. Der Verein soll die Bezeichnung „Turnverein<br />

‚Gut Heil‘ <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“ tragen<br />

5. Wegen Beschaffung der Geräte wurde Justus<br />

Bubenheim und Justus Emmeluth beauftragt,<br />

persönlich in Leipzig, bei dem<br />

Versandhaus vorzusprechen und den Kauf<br />

abzuschließen. Die Geldbeschaffung bleibt<br />

dem Vorstand überlassen.<br />

6. Die Monatsbeiträge betrugen zum Zeitpunkt<br />

der Gründung:<br />

Aktive Mitglieder: 100.000 Mark,<br />

Turnschüler:<br />

50.000 Mark,<br />

Passive Mitglieder: 75.000 Mark<br />

Für die Ausübung der Sportarten Geräteturnen<br />

und Rasensport waren die Möglichkeiten<br />

im Saal der Gaststätte „Zur Krone“ oder auf<br />

den Wiesenflächen der Landwirte gegeben.<br />

Vereinslokal<br />

im den 20er<br />

Jahren<br />

Die damalige Gaststätte „Zur Krone“ der Familie<br />

Bangert war bis 1962 das Vereinslokal<br />

des Sportvereins „Gut Heil“ bzw. des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Der Jahresabschluss von 1923 zeigte eine Gesamteinnahme<br />

von 48.900.000 Mark auf. Die<br />

Ausgaben beliefen sich auf 31.000.000 Mark.<br />

Der Überschuss von 17.900.000 Mark wurde<br />

in Roggenwährung angelegt (er betrug 25<br />

Pfund Roggen).<br />

Die Turngeräte (Reck, Barren und 2 Matten)<br />

wurden sofort angekauft und zwar durch<br />

Geld­ und Getreidespenden.<br />

Turner des Vereins "Gut Heil" in den 20er Jahren<br />

Das Turnen wurde sehr intensiv betrieben;<br />

durch zwei­ bis dreimalige Übungsstunden in<br />

der Woche sollte der Verein schnell leistungsstark<br />

gemacht werden. Hier sei vermerkt,<br />

dass die Melsunger Turngemeinde 1860 und<br />

alle Nachbarvereine durch tatkräftige Unterstützung<br />

eine wesentliche Starthilfe gaben.<br />

Um die Vereinsgemeinschaft zu pflegen, wurde<br />

jährlich ein Turnerball veranstaltet.<br />

Damit die Leichtathletik besser zum Zuge<br />

kommen konnte, wurde im Jahre 1925 bei der<br />

Gemeinde ein Antrag auf die Hergabe eines<br />

Übungsplatzes gestellt.<br />

Nach Freigabe des Geländes am Harberg,<br />

oberhalb des Forsthauses am Wald gelegen,<br />

wurde von den Vereinsmitgliedern der Platz<br />

hergerichtet.<br />

Es wurden hier hauptsächlich Weit­, Dreisprung<br />

und Kugelstoßen durchgeführt. Die<br />

Staffelläufe fanden damals auf der Landstraße<br />

statt.<br />

346


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Im laufe der Jahreshauptversammlung am<br />

20.12.1930 wurde Heinrich Sondermann zum<br />

1. Vorsitzenden gewählt, der am 5.12.1931<br />

durch Justus Hofmann abgelöst wurde.<br />

Bilder aus der Anfangszeit des Sportvereins<br />

in den 30er Jahren<br />

Es kam zu einem erheblichen Auftrieb im Geräteturnen<br />

und in der Leichtathletik.<br />

Durch die Initiative des Jugendturnwarts Georg<br />

Ruppel nahm die leistungsstarke Jungenriege<br />

an allen Kreis­ und Gauwettbewerben<br />

erfolgreich teil. Auch eine aufgebaute Handballmannschaft<br />

fand überall Anerkennung.<br />

Auf dem Bild in der hinteren Reihe von links: Georg<br />

Seitz, Heinrich Sondermann, Justus Hofmann,<br />

Justus Jäger, Adam Hofmann, Justus Bubenheim.<br />

Untere Reihe von links: Konrad Hofmann, Wilhelm<br />

Seitz, Hans Hofmann<br />

1933<br />

Eingliederung des Turnvereins „Frei<br />

Heil“ in den „Turnverein ‚Gut Heil‘<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> 1923“.<br />

Einen erheblichen Aufschwung erhielt der<br />

Turnverein „Gut Heil <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“<br />

durch die Eingliederung des noch bestehenden<br />

Turnvereins „Frei Heil“ im Jahre 1933 und<br />

durch zahlreiche Neuzugänge.<br />

Die Aufzeichnungen aus dem Protokoll vom<br />

9.06.1933 zeigen, dass die Vereinsführungen<br />

bereits bei der Verschmelzung des Turnvereins<br />

„Frei Heil“ in den Turnverein „Gut Heil“,<br />

von den damaligen staatlichen Interessen des<br />

3. Reiches beeinflusst wurden. Das Ziel der<br />

staatlichen Interessen war, dass der Sport mit<br />

Turnen und anderen Sportarten, der Körperertüchtigung<br />

und dem Wehrsport dient.<br />

Der Vorsitzende bat daraufhin um Vorschläge<br />

von geeignetem Personal, das die Leitung des<br />

Wehrsports übernehmen sollte. Es wurden<br />

hierzu Ernst Ruppel und Heinrich Sondermann<br />

vorgeschlagen und gewählt.<br />

Auf dem Bild von links: Karl Schüler, Heinrich Sondermann,<br />

Georg Bubenheim, Justus Bubenheim<br />

Obere Reihe v. links: Johannes Seitz, Ludwig Bangert,<br />

Ludwig Barthel, Heinrich Hofmann, Karl Schüler,<br />

Georg Seitz, Heinz Hartmann, Georg Jacob,<br />

Heinrich Sondermann, Martin Barthel, Justus Hofmann,<br />

Konrad Hofmann<br />

Mittlere Reihe v. links: Georg Ruppel, Jakob Riedemann,<br />

Konrad Schmelz, Karl Reinbold, Herbert<br />

Hartmann, Fritz Braun<br />

Untere Reihe v. links: Justus Riedemann, Fritz<br />

Ackermann, Jacob Loren, Hans Hofmann<br />

347


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

1945<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg mit einer veränderten Bevölkerungsstruktur<br />

Im Gegensatz zu den Zeiten der Neugründung<br />

des Vereins, nach 1923, hatte sich nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges die Zusammensetzung<br />

der Bevölkerung durch Zuwanderung<br />

verändert.<br />

Es kamen Familien aus Großstädten, Heimatvertriebene<br />

aus verschiedenen Regionen und<br />

die Einwohnerzahl stieg von 320 auf 520 Einwohner.<br />

In dieser Notgemeinschaft gab es somit<br />

andere Interessen.<br />

Für die spätere Vereinsbelebung war dies eine<br />

neue Herausforderung, aber auch eine Chance<br />

für neue Ideen. Die Bewohner aus rein dörflicher<br />

Umgebung und Prägung mussten sich<br />

mit den neuen Mitbewohnern aus der Stadt<br />

oder anderen Regionen arrangieren.<br />

1949<br />

Wiedergründung des Vereins und die<br />

Umbenennung in den „Turn­ und<br />

Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

Durch den Zweiten Weltkrieg kam das Vereinsleben<br />

zum Erliegen. Durch die Kriegswirren<br />

und den Zusammenbruch in 1945 bestand<br />

kaum noch Hoffnung auf ein baldiges Wiederaufleben<br />

von Vereinen sowie des Sportgedankens.<br />

Erst im Jahre 1949 fanden sich die Mitglieder<br />

wieder zusammen, um den Verein wieder ins<br />

Leben zu rufen.<br />

Auf der ersten ordentlichen Versammlung<br />

wurde folgender Vorstand gewählt, der fast<br />

unverändert bis 1965 den Verein lenkte:<br />

1. Vorsitzender:<br />

Justus Bubenheim ( von 1949 bis 1965)<br />

2. Vorsitzender und Schriftführer:<br />

Erich Seitz, Heinrich Malkus<br />

1. Kassierer:<br />

Karl Riedemann<br />

1. Turnwart:<br />

August Weber<br />

2. Turnwart und Gerätewart:<br />

Justus Wenzel<br />

1949­ 1953<br />

Beginn neuer sportlicher Herausforderungen<br />

Die Schüler und Jugendlichen übten bereits<br />

vor 1949 im Garten der Familie Wenzel. Unter<br />

reger Beteiligung der sportbegeisterten<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er fand der erste vereinsinterne<br />

Gelände­ und Waldlauf im Frühjahr 1950<br />

statt.<br />

348


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Neben der männlichen Jugend­ und Schülerriege wurde gleichzeitig eine<br />

Damen­ und Mädchenriege aufgestellt.<br />

Die Damen und Mädchenriege bei Veranstaltungen in den 50er Jahren:<br />

Auf dem linken Bild: Hintere Reihe: Martha Krummel, Regina Sondermann, Elisabeth Siemon, Elsbeth<br />

Rothämel. Vordere Reihe: Elsbeth Bubenheim, Anna Leberl, Margarete Blumensten, Hilde Leberl.<br />

Schau­ und Werbeturnen wurden im Freien durchgeführt<br />

Unter der Leitung von Turnwart August Weber<br />

wurden der Turnbetrieb, das Geräteturnen<br />

und die Leichtathletik wieder voll aufgenommen.<br />

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete eine<br />

von der ACT Kassel gestellte Kunstturnriege,<br />

deren Leistung große Beachtung fand.<br />

Dies war ein Ansporn für die Turnriegen, die<br />

anschließend an öffentlichen Turnveranstaltungen<br />

bei Nachbarvereinen teilnahmen.<br />

Auf dem Turnertreffen im Frühjahr 1953 in<br />

Wollrode errang die Jugendmannschaft den<br />

1. Preis und die Schülermannschaft den<br />

2. Preis.<br />

Auf dem linken Bild von links: Horst Arsand, Jochen Sondermann, August Weber, Winfried Marotzke, Heinrich<br />

Liedlich, Heinz Marotzke, Alfred Siemon und am Barren Justus Wenzel.<br />

Auf dem rechten Bild in der hinterer Reihe: Ludwig Blumenstein, Walter Bubenheim, Jochen Sondermann,<br />

Justus Bubenheim 1.Vorsitzender, Helmut Bubenheim, Willi Blumenstein, Winfried Marotzke.<br />

Vordere Reihe: Heinz Siemon, Peter Bischoff, Heinz Rothämel, Heinrich Bubenheim, Reinhold Weß, Manfred<br />

von Sirakowsky.<br />

349


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

1953<br />

Jubiläum zum 30 jährigen Bestehen<br />

des Vereins<br />

Am 13. und 14. 6. 1953 nahm das ganze Dorf<br />

begeisterten Anteil am Jubiläumsfest des<br />

Turn­ und Sportvereins. Vorsitzender Justus<br />

Bubenheim begrüßte die Sportler und Gäste.<br />

Der “Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong>“, unter<br />

Leitung von Eduard Ungar, gab dem Fest die<br />

musikalische Begleitung.<br />

Der Festzug durch das Dorf<br />

Das ganze Dorf feierte mit und beteiligte sich<br />

bei den Feierlichkeiten und zeigte die Verbundenheit<br />

der Bewohner mit den Sportlern u.<br />

Turnern.<br />

Die Turnerriege bei der JubiläumsfeierAuf dem Bild<br />

von Oben links: Willi Bubenheim, Ludwig Blumenstein,<br />

Helmut Bubenheim, Jochen Sondermann,<br />

Walter Bubenheim, Lothar von Sirakowsky, Willi<br />

Blumenstein.<br />

Mitte von links: Margot Nödel, Maria Schüler, Hilde<br />

Leberl, Elsbeth Bubenheim, Anna Leberl, Elsbeth<br />

Rothämel, Giesela Hofmann.<br />

Unten von links: Margarete Blumenstein, Regina<br />

Sondermann.<br />

Auf dem linken Bild von links: Oskar Becker<br />

1. Vorsitzender der MT, Karl Riedemann<br />

Kassierer, Georg Heerdt Sportkreisvorsitzender,<br />

Lehrer Peter Schmidt,<br />

Justus Bubenheim 1. Vorsitzender des<br />

TSV <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Auf dem rechten Bild von links: Justus<br />

Bubenheim 1. Vorsitzender des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, Georg Heerdt Sportkreisvorsitzender,<br />

Oskar Becker 1. Vorsitzender<br />

der MT.<br />

Vereine aus der Umgebung feierten mit den<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Turnerinnen und Turnern<br />

auf dem Festplatz an der Bahn. Der Sportkreisvorsitzender<br />

Georg Heerdt (Jahn Gensungen)<br />

und Turnkreisvorsitzender Fritz Zeich<br />

(TSV Spangenberg) wünschten der Veranstaltung<br />

einen guten Verlauf und starteten die<br />

Wettkämpfe.<br />

Ein reichhaltiges Sportprogramm fand an<br />

den 2 Tagen statt.<br />

Den Auftakt bildeten die Mehr­ und leichtathletischen<br />

Dreikämpfe. Sodann wechselten in<br />

bunter Folge Vorführungen des Radfahrvereins<br />

Fuldatal Körle, Reck­ und Barrenübungen<br />

der Riegen <strong>Schwarzenberg</strong>/Melsungen.<br />

350


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

1957<br />

Angliederung einer Schießabteilung<br />

an den Verein<br />

Im Mai 1957 wurde dem TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

eine Schießabteilung angegliedert. Der TSV<br />

hoffte darauf, dass den passiven und älteren<br />

Mitgliedern ein neues Betätigungsfeld angeboten<br />

werden konnte.<br />

Durch die Initiative des gewählten Schießmeisters<br />

Kurt Platzer konnten mehrere Schützenriegen<br />

gebildet werden, die an den Wettkämpfen<br />

teilnahmen. Nach der Schließung der<br />

Gaststätte Bangert im Jahr 1962 konnte der<br />

Schießbetrieb unter Meisterschaftbedingungen<br />

nicht weiter geführt werden. Der Versuch,<br />

im ehemaligen Schulgebäude einen regelgerechten<br />

Schießstand für Meisterschaften einzurichten,<br />

scheiterte nach einigen Jahren an<br />

den notwendigen Baumaßnahmen und erlaubte<br />

nur noch einen vereinsinternen Schießbetrieb.<br />

Verantwortlich in der Schießabteilung waren<br />

in den 60er bis in die 70er Jahre:<br />

Kurt Platzer und später als Schießwart Jakob<br />

Steube, Ludwig Blumenstein, Kurt Hain<br />

1959<br />

Der Sportverein im Umbruch und Wandel<br />

zu anderen Sportarten<br />

Die Verantwortlichen im Verein erkannten den<br />

Wandel in der Gesellschaft und die Interessen<br />

der Mitglieder für andere Sportarten. Neben<br />

den bisherigen Schwerpunkten des Turnens<br />

und der Leichtathletik wurde die Einführung<br />

des Mannschaftsport „Fußball“ geplant.<br />

Diese erweiterten Vereinsaktivitäten setzten<br />

jedoch Übungs­ und Sportplätze in der Nähe<br />

des Dorfes voraus. Neben diesen Sportstätten<br />

mussten künftig auch Fahrdienste organisiert<br />

werden, denn die Flexibilität und Mobilität der<br />

Sportler waren die Voraussetzungen für den<br />

Fußballsport.<br />

Der Vorstand bestand aus dem 1. Vorsitzenden<br />

Justus Bubenheim, dem 2. Vorsitzenden<br />

und Schriftführer Heinrich Malkus, Karl Riedemann<br />

(Kassierer), sowie Winfried Marotzke<br />

(Turnwart Herren), Ludwig Blumenstein<br />

(Turnwart Jungen), Margarete Blumenstein<br />

(Turnwart Mädchen), Hans­Dieter Hinrichs<br />

(Gerätewart), Kurt Platzer (Schießmeister),<br />

Jakob Steube (Schießwart).<br />

1960<br />

Baubeginn des Sportplatzes durch die<br />

Pioniere der Bundeswehr<br />

Auf Drängen des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> wurde<br />

im Jahre 1959 von der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />

ein über dem Dorf gelegener ehemaliger<br />

Steinbruch angekauft und als Sportplatzgelände<br />

ausgewiesen.<br />

Es schien fast unmöglich, aus diesem zerklüfteten<br />

Gelände einen einigermaßen brauchbaren<br />

Platz zu schaffen, da gewaltige Erdmassen<br />

zu bewegen waren. Dank guter Verbindungen<br />

des damaligen Lehrers Herrn Platzer zu einer<br />

Pioniereinheit der Bundeswehr hatte die Gemeinde<br />

eine Zusage zu den ersten Planierarbeiten<br />

erhalten.<br />

Hoffnung auf Beschleunigung der Baumaßnahme<br />

und Aufnahme des Spielbetriebes<br />

Im Frühjahr 1960 wurde durch Bereitstellung<br />

von zwei schweren Planierraupen und deren<br />

Bedienungsmannschaft mit den Planierarbei­<br />

Auf dem linken Bild sieht man noch die Familie Emmeluth/Ratz bei der Feldarbeit am Hang, der einen<br />

Höhenunterschied von 20 m. aufweist.<br />

351


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

ten begonnen. Durch die Baufirma Zamzow<br />

aus Melsungen wurde der Platz 1962 fertig<br />

einplaniert. In der Jahreshauptversammlung<br />

am 6.2.1962 wurden vom Vorstand sämtliche<br />

Vereinsmitglieder aufgefordert sich an den<br />

Ausbauarbeiten am Sportplatz zu beteiligen.<br />

Auch die Schule mit den Lehrern und Schülern<br />

wurden zu freiwilligen Arbeiten am Sportplatzbau<br />

aufgerufen, um eine Beschleunigung<br />

der Baumaßnahme zu erreichen. Nach der<br />

Verlegung der Drainage und dem Einsäen des<br />

Rasens wurde der Sportplatz fertiggestellt.<br />

1962<br />

Der Turnbetrieb wurde eingestellt<br />

In der Jahreshauptversammlung brachte der<br />

1. Vorsitzende Justus Bubenheim in seinem<br />

Jahresbericht für 1962 zum Ausdruck, dass<br />

sich die Schließung der Gastwirtschaft Bangert<br />

sehr zum Nachteil des Vereins ausgewirkt<br />

habe, weil das Turnen dadurch eingestellt<br />

werden musste und auch der Schützenverein<br />

nicht an den Wettkämpfen teilnehmen konnte.<br />

1963<br />

Gründung der Fußball­Jugendmannschaft<br />

Im Sommer 1963 nach Fertigstellung des<br />

Sportplatzes konnte endlich der Turn­ und<br />

Sportverein durch die neu ins Leben gerufene<br />

Sparte „Fußball“ erweitert werden. Gespielt<br />

wurde in der Jugendkreisgruppe Melsungen.<br />

Einige Jugendliche hatten schon bei dem<br />

Nachbarverein in Röhrenfurth gespielt und<br />

stellten somit schon das Gerüst für eine Jugendmannschaft.<br />

Beim Aufbau der Fußballmannschaften<br />

machte sich<br />

Kamerad Heinrich Worst<br />

besonders verdient und<br />

wurde 1965 zum 1. Vorsitzenden<br />

gewählt. Heinrich<br />

Worst ist einer der Gründer<br />

der Fußballsparte des TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> und führte<br />

den Verein von den Gerätesportarten<br />

Turnen in den neuen Mannschaftsport<br />

„Fußball“. Er führte dies Amt bis<br />

1973, danach stellte er sich weiterhin der Jugendarbeit<br />

zur Verfügung.<br />

Zum Vorstand gehörten in der Zeit von 1963<br />

bis 1973: Heinrich Malkus, Willi Rohde,Georg<br />

Ruppel, Karl Riedemann, Helmut Sinning, Otto<br />

Siemon, Hans Schneider, Günther Findling,<br />

Heinz Riedemann, Heinz Rothämel, Kurt Hain,<br />

Jakob Steube, Gerhard Hofmann, Rudi lwanowski,<br />

Lothar Jäger, Willi Jäger und Winfried<br />

Marotzke.<br />

1965<br />

Gründung der Fußball­Seniorenmannschaft<br />

Aus dem Stamm der Jugendmannschaft wurde<br />

in der Saison 1965/66 die 1. Fußball­Seniorenmannschaft<br />

aufgebaut.<br />

Auf dem Bild in der hinteren Reihe von lnks: Heinz<br />

Riedemann, Ludwig Kördel, Heinz Göbel, Willi Rohde,<br />

Willi Mainz, Betreuer Heinrich Worst.<br />

Vordere Reihe von links: Karl­ Heinz Helper, Horst<br />

Riedemann, Bernd Ringelberg, Rudi Iwanowski, Kurt<br />

Hofmann. Weitere Spieler waren: Helmut Anacker,<br />

Lothar Jäger, Willi Sinning, Gerhard Semmler, Bernd<br />

Scheffler.<br />

Hintere Reihe von links: 1. Vorsitzender Heinrich<br />

Worst, Heinz Rothämel, Willi Mainz, Willi Rohde,<br />

Ludwig Blumenstein, Kurt Hofmann, Lothar Jäger,<br />

Günter Findling.<br />

Vordere Reihe von links: Spielertrainer und Spartenleiter<br />

Otto Siemon, Rudi Iwanowski, Heinz Riedemann,<br />

Ludwig Kördel.<br />

352


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Die ersten Anfänge der 1. Seniorenmannschaft<br />

wurden in der Kreisliga Melsungen der<br />

B Klasse gemacht. Die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Sportler erspielten in der ersten Spielsaison<br />

1965/66 den 12. Tabellenplatz und steigerten<br />

sich bis zur Spielsaison 1971/72 auf den 5.<br />

Tabellenplatz. Diese Entwicklung war der guten<br />

Jugendarbeit mit dem TSV Röhrenfurth zu<br />

verdanken, sowie der Integration der jungen<br />

Spieler in die Seniorenmannschaft.<br />

1969<br />

Ein neues Vereinslokal steht dem Verein<br />

wieder zur Verfügung<br />

In der Zeit von 1962 bis 1969 musste der Verein<br />

seine Vereinsaktivitäten in den Räumen<br />

der ehemaligen Schule betreiben. Mit der Eröffnung<br />

der neuen Gaststätte „Seckenbachklause“<br />

im Jahr 1969, die die Familie Adolf u.<br />

Elisabeth Potzkai neu errichtete, konnte der<br />

Verein wieder eine bessere öffentliche Vereinsarbeit<br />

anbieten.<br />

Die Gründung der Sparte „Leichtathletik“ erfolgte<br />

im Jahre 1970. Es handelt sich hierbei<br />

um Mädchen und Jungen im Alter zwischen 8<br />

und 14 Jahren.<br />

Aller Anfang ist schwer, aber nach einigen<br />

Trainingswochen konnten bei Wettkämpfen<br />

die ersten Erfolge erzielt werden.<br />

Diese Leistungen steigerten sich noch als man<br />

in Eigenhilfe auf dem Sportplatz eine Weitsprunggrube,<br />

sowie einen Kreis für Diskuswurf<br />

und Kugelstoß errichtete.<br />

Bei den Kreismeisterschaften 1972 wurden<br />

zehn Titel gewonnen und weitere gute Placierungen<br />

erreicht.<br />

In der Mannschaftswertung erreichte man<br />

1971 und 1972 hinter der Mannschaft von<br />

Spangenberg den 2. Platz.<br />

Zu den talentiertesten und besten Jugendlichen<br />

gehörten Beate Schneider, Heike Hain,<br />

Birgit Schäfer und Frank Tugend. Sie konnten<br />

eine Vielzahl von Kreismeisterschaften erringen,<br />

sowie mehrere Kreisrekorde aufstellen.<br />

1970<br />

Erweiterung des Sportbetriebes mit einer<br />

2.Fußballmannschaft<br />

Die 1. Mannschaft bewies in den darauffolgenden<br />

Jahren, dass sie ihren Platz in der oberen<br />

Hälfte der B­Klasse durch gute Leistungen behaupten<br />

konnte.<br />

Durch Neuzugänge von Jugendlichen aus dem<br />

eigenen Nachwuchs, aber auch durch Spieler<br />

aus Melsungen und den Nachbargemeinden,<br />

war der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> im Jahre 1970<br />

sogar in der Lage eine 2. Fußballmannschaft<br />

zu melden.<br />

1970<br />

Gründung der Sparte „Leichtathletik“<br />

Einen hervorragenden Trainer unserer Jugend<br />

und Schüler in der Sparte Leichtathletik<br />

hatten wir in Sportkamerad Willi Mainz. Sein<br />

persönlich größter Einzelerfolg war die Hessenmeisterschaft<br />

in Schwerathletik (Rasen­<br />

Kraftsport) im Jahre 1965. Weiterhin war Willi<br />

Mainz noch sehr aktiv als Fußballschiedsrichter<br />

von 1968 bis 1988.<br />

Auf dem Bild von links: Beate Schneider, Willi<br />

Mainz, Claudia Goldhardt, Petra Langefeld und Hans<br />

Schneider als Betreuer der Gruppe<br />

1973<br />

Der TSV im Jubiläumsjahr<br />

In der Jahreshauptversammlung im Januar<br />

1973 wurde Sportkamerad Georg Ruppel mit<br />

der Führung des Turn­ und Sportvereins<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> beauftragt.<br />

Eine verjüngte Mannschaft stand tatkräftig zur<br />

Seite und organisierte das Vereinsjubiläum.<br />

353


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Der Vorstand wurde wie folgt gewählt:<br />

1. Vorsitzender: Georg Ruppel<br />

2. Vors.: Gerhard Hofmann<br />

Schriftführer:<br />

Willi Rohde<br />

1. Kassierer: Helmut Sinning<br />

Platzkassierer:<br />

Vors. Spielausschuss:<br />

Mitglieder:<br />

Jugendleiter:<br />

Beirat:<br />

Leichtathletikwarte:<br />

Schießwarte:<br />

Konrad Hain<br />

Otto Siemon<br />

Der TSV feiert das 50jährige<br />

Vereinsjubiläum<br />

Winfried Marotzke,<br />

Klaus Kraß<br />

Dieter Biermann<br />

Robert Meyfarth,<br />

Ludwig Kördel,<br />

Dieter Vaupel<br />

Willi Mainz,<br />

Günter Goldhardt<br />

Ludwig Blumenstein,<br />

Konrad Hain<br />

Wie eine große Familie hielten die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

zusammen als es galt den 50. Geburtstag<br />

des Turn­ und Sportvereins zu feiern. In<br />

der Gemeinde war jeder Einwohner in irgendeiner<br />

Form mit dem Verein verbunden. Das<br />

kam beim Kommers zum Ausdruck.<br />

In seiner Festrede begrüßte der 1. Vorsitzende<br />

Georg Ruppel neben einer Reihe von<br />

Ehrengästen besonders die Mitglieder, die den<br />

Verein vor 50 Jahren mit gegründet hatten.<br />

Forderung nach einem Umkleidehaus am<br />

Sportplatz<br />

Der 1. Vorsitzende Georg Ruppel verwies darauf,<br />

dass es den Verantwortlichen darauf ankomme,<br />

den Menschen der Region sportliche<br />

Betätigungsmöglichkeiten zu bieten. Daneben<br />

sollte die Sportkameradschaft gepflegt werden,<br />

die dem Menschen Freude bereite und<br />

zur Selbstverwirklichung beitragen sollte.<br />

1. Mannschaft. Auf dem Bild in der hinteren Reihe<br />

v. links: Spielausschussmtgl. W. Marotzke, Vors. d.<br />

Spielausschusses O. Siemon, R. Iwanowski, W. Ufer,<br />

H.­J. Krass, K. Hofmann, R. Jacob, R. Meyfarth,<br />

K. Krass. Vordere Reihe v. links: K.­H. Helper,<br />

D. Vaupel, W. Rohde, H. Riedemann, G. Boy.<br />

2. Mannschaft. Auf dem Bild in der hinteren Reihe<br />

v. links: G. Wagner, N. Malkus, B. Scheffler, C. Klemens,<br />

H. Rothämel, E. Rotter, G. Findling, Betreuer<br />

Vollmer. Vordere Reihe v. links: Otto Siemon,<br />

H.­J. Löwe, L. Kördel, E. Seitz, B. Böttner<br />

Auf dem Bild von links: Heinrich Sondermann,<br />

Justus Hofmann, Wilhelm Barthel, Karl Riedemann,<br />

Justus Jäger, Justus Bubenheim, Christian Jakob,<br />

Heinrich Blumenstein.<br />

Der Vorsitzende dankte der Gemeinde für ihre<br />

Unterstützung und warb für den Bau eines<br />

Umkleidehauses am Sportplatz. Wenn man, so<br />

Georg Ruppel weiter, neben dem bereits vorhandenen<br />

Angebot weiter in die Breite gehen<br />

wolle, sei man in <strong>Schwarzenberg</strong> mangels geeigneter<br />

Sportstätten gezwungen, mit Nachbarvereinen<br />

zusammenzuarbeiten und Spielgemeinschaften<br />

zu gründen.<br />

354


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Mit dem damaligen Vorsitzenden des Spielausschusses<br />

Otto Siemon hatte der Verein<br />

seit 1965 eine dynamische und aktive Persönlichkeit<br />

in seinen Reihen. Als Fußballspieler<br />

und Trainer prägte Otto Siemon sehr stark<br />

das Fußballgeschehen in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

1975<br />

Die Ausbildung der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Fußballjugend beim MFV 08<br />

Ab 1975 wurde die Fußballjugend des TSV bei<br />

dem Melsunger MFV O8 ausgebildet, mit dem<br />

Jugendleiter Horst Riedemann und Horst Sonnenschein<br />

war der TSV in der Gemeinschaft<br />

vertreten. Ab diesem Zeitpunkt musste der<br />

TSV neben der Bereitstellung von Betreuern<br />

auch einen finanziellen Beitrag je Mitglied an<br />

den Melsunger Verein leisten.<br />

1976<br />

Bau des Umkleidehauses am Sportplatz<br />

im Blockhausstil<br />

Das Umkleidehaus hatte der Verein 1976 in<br />

Eigenleistung mit der Hilfe von freiwilligen<br />

Helfern und Vereinsmitglieder erstellt. Die<br />

Materialkosten wurden von der Stadt Melsungen<br />

übernommen.<br />

Die Bauleitung hatte Hans Seitz, der auch die<br />

Zeichnung erstellte. Insgesamt wurden lt.<br />

Aufzeichnungen von Otto Siemon ca. 1300<br />

Arbeitsstunden durch die Sportler und Mitglieder<br />

geleistet. Stellvertretend für die gesamten<br />

Helfer sind Ludwig Blumenstein, Kurt Hain<br />

und Winfried Marotzke zu nennen, denn sie<br />

waren die Männer vom Fach bei den Holz­ und<br />

Zimmerarbeiten.<br />

Unsere Schiedsrichter in den 70er Jahren<br />

Neben den Übungsleitern, Trainern und den<br />

Mitgliedern des Spielausschusses sind die<br />

Schiedsrichter ein wichtiger Bestandteil des<br />

Spielbetriebes.<br />

Mit den Sportkameraden Günter Stahr, Walter<br />

Langefeld und Willi Mainz hatte der Verein<br />

Spielerpersönlichkeiten, die als Schiedsrichter<br />

Auf dem Bild von links: Walter Langefeld, Günter<br />

Stahr, Willi Mainz<br />

ausgebildet und bei Meisterschaftsspielen in<br />

höheren Spielklassen bis zur Landesliga eingesetzt<br />

wurden. Zu den ersten Schiedsrichtern<br />

gehörte auch Heinz Rothämel.<br />

Das erste neue Umkleidehaus des Vereins am<br />

Sportplatz motivierte auch die Spieler und führte zu<br />

besseren sportlichen Leistungen.<br />

355


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

1976<br />

Die 1. Fußballmannschaft wurde erstmalig<br />

Meister in der B­ Klasse<br />

Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> wurde für seine Aufbauarbeit<br />

in der jungen Fußballsparte mit<br />

dem Gewinn der Meisterschaft in der Melsunger<br />

B Kreisliga belohnt<br />

und stieg in die<br />

Melsunger A Kreisliga<br />

auf.<br />

Diese Leistung wurde<br />

nur durch den besonderen<br />

Einsatz einzelner<br />

Persönlichkeiten<br />

im Vorstand, des<br />

Spielausschusses, den<br />

Trainern aber ins besonders<br />

durch die<br />

Spieler selbst ermöglicht.<br />

Mit der Breitenarbeit<br />

von der Jugend bis in<br />

den Seniorenbereich<br />

und den Aufbau einer 2. Seniorenmannschaft<br />

konnte die Grundlage für eine erfolgreiche<br />

Fußballgeschichte entstehen.<br />

Ein weiterer Garant dafür war auch die Gewinnung<br />

neuer Spieler aus Melsungen und<br />

Umgebung für den TSV <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Hintere Reihe v. links: 1. Vors. Georg Ruppel, Spielausschussmitglied R. Jacob,<br />

K. Krass, R. Iwanowski, G. Boy, N. Malkus, G. Steube, J. Otto, R. Küllmer, R.<br />

Meyfarth, Spartenleiter O. Siemon, W. Marotzke, 2. Vors. G. Hofmann.<br />

Vordere Reihe v. links G. Leimbach, R. Ferrara, Spielführer W. Rohde, H.­J. Löwe,<br />

K. Hofmann, Horst Riedemann, K.­H. Helper, H.­J. Krass. Spielführer Willi<br />

Rohde zeigt stolz den Meisterschaftspokal.<br />

1977<br />

Sportplatzausbau und Erweiterung<br />

Um den Vorgaben für Meisterschaftsspiele gerecht<br />

zu werden, wurde eine Spielfeldgröße<br />

von 90 x 50 m geplant und ausgebaut.<br />

Der hoffnungsvolle Nachwuchs in der<br />

zweiten Generation<br />

Nach der Gründung der Sparte „Fußball“,<br />

wurde die Jugendarbeit des TSV gefördert, um<br />

junge Talente anzuspornen und für den Verein<br />

zu gewinnen.<br />

Insgesamt wurden<br />

1000 Kubikmeter<br />

Erde bewegt,<br />

600 Meter<br />

Drainage verlegt,<br />

250 Kubikmeter<br />

Muttererde<br />

aufgetragen, planiert und ausgesät und<br />

60x6 m Ballfangnetz angebracht.<br />

Die Stadt Melsungen finanzierte das Projekt<br />

mit 20.000 DM und unter der Regie des TSV<br />

wurde das Projekt geplant, organisiert und<br />

durchgeführt.<br />

Mit Hans Seitz und Heinrich Riedemann standen<br />

dem TSV Männer vom Fach als Bauingenieur/Polier<br />

mit Rat und Tat zur Seite und unterstützten<br />

die freiwilligen Helfer.<br />

Nachwuchs u. Betreuer auf dem Bild: Jugendleiter<br />

Heinrich Worst, Klaus Potzkai, Hans Heinrich Worst,<br />

Karsten Schmidt, Peter Hofmann, Volker Jäger,<br />

Bernd Findling, Betreuer Rudi Iwanowski. Zweite<br />

Reihe stehend: Stefan Kördel, Reiner Hofmann,<br />

Thomas Groß. Sitzend: Markus Blumenstein,<br />

Michael Iwanowski<br />

356


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Aus dieser Jugendabteilung und der Zusammenarbeit<br />

mit Melsungen 08 entstand das<br />

Spielerpotential für die Seniorenmannschaften,<br />

außerdem konnten auch Fußballer aus<br />

Melsungen für den TSV gewonnen werden.<br />

Durch einen 2:0 Sieg über Quentel schaffte<br />

der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> den Sieg beim traditionellen<br />

Pfingstturnier in 1977. Der 1. Vors.<br />

Georg Ruppel überreicht dem Spielführer Rainer<br />

Küllmer den Pokal.<br />

Auf dem Bild von links: Andreas Köthe, Peter Jäger,<br />

Uwe Bubenheim u. Jürgen Jäger<br />

1977<br />

Pfingstturniere der Fußballmannschaften<br />

Pfingstturniere waren neben den sportlichen<br />

Aspekten auch wichtige Aktionen zur Finanzierung<br />

der Vereinsaktivitäten und wurden regelmäßig<br />

bis in die 90er Jahre durchgeführt.<br />

Beispielhaft das Turnier 1977:<br />

Auf dem Bild von links: 2. Vors. Gerhard Hofmann,<br />

1. Vors. Georg Ruppel, Kurt Hain, Kassierer Helmut<br />

Sinning, Spielführer Rainer Küllmer.<br />

Dorffeste und Sportveranstaltungen für<br />

die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Der TSV hatte durch die Unterstützung seiner<br />

Mitglieder und der <strong>Schwarzenberg</strong>er auch eine<br />

Basis, um vereinseigene Baumaßnahmen<br />

und sportlichen Aktivitäten umzusetzen.<br />

Es war deshalb selbstverständlich, dass der<br />

Verein auch für die Allgemeinheit einige Veranstaltungen<br />

organisierte und damit seine<br />

Verbundenheit zu den Bürgern von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

zeigte.<br />

Spiele für die<br />

Kleinsten<br />

Spiele für die Älteren,<br />

wie z.B. Sackhüpfen<br />

Die Turnierleitung lag in den Händen des Spartenleiters<br />

Otto Siemon und Winfried Marotzke<br />

Es wurden Sport­ u. Dorffeste auf dem Sportplatz<br />

mit sportlichen Einsätzen für Jung und<br />

Alt organisiert. Mit Bratwurst, Getränken sowie<br />

Kaffee und Kuchen wurden diese Feste<br />

abgerundet. Diese Tradition wurde beibehalten<br />

und bei besonderen Anlässen durchgeführt.<br />

357


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

1978<br />

Georg Ruppel übergab den Vorsitz an<br />

Gerhard Hofmann<br />

Gerhard Hofmann hatte schon jahrelang als<br />

Mitglied im Spielausschuss und als 2. Vorsitzender<br />

die Geschicke des TSV kennengelernt,<br />

bevor er das Ehrenamt des Vorsitzenden<br />

übernahm und bis 1989 begleitete.<br />

In dieser Zeit musste der Vorstand auch neue<br />

Geldquellen erschließen, denn die Ausgaben<br />

konnten über die Mitgliedsbeiträge nicht gedeckt<br />

werden. Pfingsturniere mit Bewirtschaftung<br />

lockten in dieser Zeit viele Zuschauer auf<br />

unseren Waldsportplatz, ebenso auch die alljährliche<br />

Bewirtschaftung zum 1. Mai an der<br />

Kroneneiche.<br />

Folgende Vorstandsmitglieder unterstützten<br />

Gerhard Hofmann tatkräftig in seiner 11<br />

jährigen Tätigkeit:<br />

2. Vorsitzender: Otto Siemon<br />

Schriftführer:<br />

Georg Ruppel,<br />

Wolfgang Becker<br />

Kassierer:<br />

Helmut Sinning<br />

Platzkassierer:<br />

Konrad Hain<br />

Spielausschuss: Heinz Rothämel, Willi Rohde,<br />

Volker Müller, Kurt Hofmann<br />

Veranstaltungen zum 1. Mai und<br />

Himmelfahrt an der Kroneneiche<br />

Mit diesen Aktionen hat sich<br />

der Verein ab den 70er Jahren<br />

bis zum heutigen Zeitpunkt im<br />

Jahr 2012 eine zusätzliche Einnahmequelle<br />

geschaffen.<br />

Dazu haben viele freiwillige<br />

Helfer beim Organisieren der<br />

Veranstaltung oder als Helfer beigetragen.<br />

1979/80<br />

Gründung Altherren Fußballabteilung<br />

Im Jahr 1979/80 wurde eine Abteilung Altherren<br />

der Sparte Fußball gegründet und dem<br />

TSV <strong>Schwarzenberg</strong> als autonome Abteilung<br />

angegliedert. Diese Abteilung besteht aus<br />

Mitgliedern des TSV, die getrennt Buch und<br />

Kasse führt und eine eigene Leitung hat, dem<br />

Vorstand des TSV gegenüber jedoch berichtet.<br />

Erstmals konnte 1980 die AH Mannschaft des<br />

TSV den Oskar­Pfeifer­Wanderpokal im Hallenfußball<br />

gewinnen.<br />

Hinteren Reihe von links: G. Stahr, J. Otto, E.<br />

Rotter, Boy, D. Vaupel, H. Heidel; kniend von links:<br />

R. Iwanowski, R. Jakob, K. Hofmann, R. Küllmer.<br />

Ein weiterer Erfolg der Altherren Fußballmannschaft<br />

stellte sich bereits ein mit dem<br />

Gewinn der Hallenmeisterschaft in der Spielsaison<br />

1980/81<br />

Durch die Gründung der AH Fußballabteilung<br />

wurde erreicht, dass die Fußballer aus dem<br />

Seniorenbereich in anderen Altersklassen<br />

weiterhin sportlich ihre Aktivitäten betreiben<br />

können und als „Stille Reserve“ zur Verfügung<br />

stehen. Freizeitgestaltung und Frohsinn sind<br />

ein weiteres Standbein der Aktivitäten zum<br />

Nutzen des gesamten Vereins. Als Beispiel eine<br />

Waldwanderung aus den 80er Jahren:<br />

358


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

1981<br />

Die 2. Mannschaft ist Meister der Kreisliga<br />

B Reserven<br />

Die 2. Fußball Mannschaft des TSV erkämpft<br />

die Meisterschaft der Melsunger Kreisliga der<br />

B­Reserve. Grundlage dieses Erfolges war<br />

auch die Einbindung junger Spieler in die<br />

Mannschaften sowie das Spielerpotential der<br />

AH Mannschaft.<br />

Die Mannschaft in der oberen Reihe von links: 1.<br />

Vors. G. Hofmann, G. Boy, Schneider, R. Jacob,<br />

Hohmann, D. Vaupel, W. Rohde, J. Otto, H. Riedemann,<br />

2. Vors. O. Siemon, W. Marotzke.<br />

Untere Reihe von links: K. Siebert, Horst Riedemann,<br />

B. Riedemann, Nadler, L. Jäger, W. Becker<br />

u. R. Küllmer.<br />

1986<br />

Gründung der Sparte Damen­<br />

Gymnastik<br />

Im Januar 1986 wurde von sportbegeisterten<br />

Frauen die Sparte „Damen­Gymnastik“ gegründet.<br />

Viele der Gründungsteilnehmer gingen<br />

in dieser Zeit in die Gymnastikstunden<br />

der Melsunger Turngemeinde, um sich körperlich<br />

zu betätigen. Bei der großen Anzahl<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Frauen in diesen Gruppen<br />

kam der Gedanke auf, dem TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

selbst eine solche Gymnastikgruppe anzugliedern.<br />

Als Übungsleiterin konnte damals Ellen Heppner<br />

gewonnen werden. Wegen der großen Anzahl<br />

der Teilnehmerinnen wurden zwei Gruppen<br />

gebildet, die sich wöchentlich für eine<br />

Stunde im Dorfgemeinschaftshaus trafen. Mit<br />

Ehrgeiz aber auch viel Spaß wurden die Gymnastikstunden<br />

durchgeführt.<br />

Planung einer neuen Sportanlage mit<br />

Sporthaus und Spielfeld<br />

Nachdem bereits 1985 die Zustimmung für<br />

den Bau der neuen Sportanlage mit Sportplatz<br />

und Sporthaus durch die Gremien der Stadt<br />

Melsungen erfolgte, wurde mit der Umsetzung<br />

begonnen.<br />

Der Plan/Entwurf zur Erweiterung des Sportplatzes<br />

wurde im April 1986 aufgestellt und im<br />

September 1986 von den amtlichen Stellen<br />

genehmigt. Die ursprüngliche Spielfeldgröße<br />

von 50 x 90 Meter wurde auf insgesamt<br />

60x90 Meter zuzüglich eines umlaufenden Sicherheitsstreifens<br />

von drei Metern vergrößert.<br />

Das Sporthaus mit einer Größe von 120 qm<br />

erfüllte die Anforderungen öffentlicher Sportanlagen<br />

sowie der Vorstellung des Vereins in<br />

Größe, Funktion und Lage zum Sportplatz.<br />

Beim Bau des Waldsportplatzes mit dem<br />

Sporthaus und Parkplätzen wurde ein besonderes<br />

Augenmerk auf die vorhandene Bepflanzung<br />

gelegt, diese konnte weitgehend<br />

geschont werden.<br />

Finanzierungsplan:<br />

1986 ­1987<br />

Sporthaus<br />

Stadt Melsungen 164.000 DM<br />

Bauphase des Sporthauses<br />

Sportplatz<br />

500.000 DM<br />

Land Hessen 20.000 DM 165.000 DM<br />

Bund 10.000 DM 150.000 DM<br />

Schwalm–Eder Kr. 20.000 DM<br />

H F Verband<br />

Eigenleistg. TSV<br />

11.000 DM<br />

80.000 DM<br />

25.000 DM<br />

Ges.­ Kosten 305.000 DM 840.000 DM<br />

Das neue Gebäude war seinerzeit als Vereinsmaßnahme<br />

angemeldet worden, um eine entsprechende<br />

finanzielle Förderung zu erhalten.<br />

Um ein solches Projekt “Sportanlage <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

zu ermöglichen, war eine wesentliche<br />

Voraussetzung, dass der Turn­ und<br />

Sportverein beim Bau des Sporthauses Eigenleistungen<br />

und Eigenmittel von insgesamt DM<br />

80 000.­ erbringen musste.<br />

359


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Der Auftraggeber war die Stadt Melsungen sowie<br />

der TSV <strong>Schwarzenberg</strong>. Die Regie der<br />

Bauabläufe für die vereinsseitigen Maßnahmen<br />

wurde vom Vorstand des TSV unter der<br />

Leitung von Otto Siemon durchgeführt. Der<br />

TSV konnte mit Hilfe von bewährten und qualifizierten<br />

Handwerkern incl. aller Helfer (Maurer,<br />

Zimmerleute, Schreiner, Klempner, Elektriker)<br />

und der Unterstützung durch die<br />

Zimmerei Schneider in Röhrenfurth sowie der<br />

Schreinerei Arsand mit deren Maschinen, diese<br />

außergewöhnliche Leistung vollbringen.<br />

Nach 5052 freiwilligen Arbeitsstunden stand 1987 das neue Sporthaus!<br />

Baubeginn mit Grundsteinlegung und Rohbauerstellung<br />

Mauerarbeiten<br />

Dachabdeckung u. Klempnerarbeiten<br />

360


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Innenausbau der Haustechnik<br />

Arbeiten in der Werkstatt und Innenausbau durch die Holzwürmer<br />

Der letzte Schliff im Haus mit Farbe und Putzmittel<br />

Außenanlagen wurden angelegt<br />

Eine der letzten Aktionen bei der Aufforstung und<br />

Hangbefestigung am Sportplatz<br />

Auf dem linken Bild von links stehend: Willi Rohde, 1. Vors.<br />

Gerhard Hofmann, Erich Riedemann, Förster, Horst Sonnenschein,<br />

Kurt Hofmann, Manfred Tews, Heinz Riedemann.<br />

Kniend von links: Dieter Cornelius, Dr. Haake v. d. Jagdaufsicht<br />

B. Braun u. Adolf Seitz<br />

361


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Nach Fertigstellung der Baumaßnahme hatte<br />

der Verein mit nahezu 100 Mitgliedern und<br />

Freunden insgesamt 5052 freiwillige Arbeitsstunden<br />

geleistet.<br />

Und so sah das Sporthaus nach der Fertigstellung aus!<br />

Feierlichkeiten zur Einweihung des Hauses zum Hessentag 1987<br />

Die Übergabe des Sporthauses an den TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wurde von Hessens Sozialminister<br />

Herrn Karl­Heinz Trageser vorgenommen.<br />

In seiner Rede würdigte er die besondere<br />

Leistung des kleinen Vereins, dessen 100<br />

freiwillige Helfer den Bau des Sporthauses<br />

ermöglichten.<br />

Die Begrüßung der Ehrengäste, den Sportlern<br />

und Mitgliedern sowie der Bürger aus<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> wurde durch den 1. Vorsitzenden<br />

Gerhard Hofmann und dem Bürgermeister<br />

der Stadt Melsungen Herrn Dr. Appell vorgenommen,<br />

der auch die Wünsche der<br />

städtischen Gremien überbrachte.<br />

Gerhard Hofmann dankte in seiner Ansprache<br />

allen Helfern, den verantwortlichen Gremien<br />

in der Stadt, dem Kreis und des Landes aber<br />

auch den sportlichen Organisationen, für ihre<br />

Unterstützung bei der Realisierung der Sportanlage.<br />

Links: Sozialminister K­H Trageser<br />

Mitte: 1. Kreisbeigeordneter W. Fleischer<br />

Rechts: Bauarchitekt Heerdt<br />

1. Vorsitzender des TSV<br />

Gerhard Hofmann<br />

Bürgermeister Dr. Appell<br />

Das Hessentagspaar Beate Apel und Volker<br />

Salzmann überbrachte die Wünsche des Hessentages<br />

und übergab Gerhard Hofmann<br />

einen Wandteller als Erinnerung an diesen<br />

Tag.<br />

362


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Die Gäste, Sportler und Freunde des Vereins bei der Festveranstaltung<br />

Nach der Feierlichkeit<br />

verabschieden<br />

Otto Siemon und<br />

Herr Dr. Appell das<br />

Hessentagspaar.<br />

Für die Bewirtung sorgten unsere Damen der<br />

Gymnastikgruppe und unsere Senioren.<br />

1986 – 1988<br />

Bau des Sportplatzes und Fertigstellung<br />

der Sportanlage<br />

Mit den Bauarbeiten war im Oktober 1986 begonnen<br />

worden. Die lange Bauzeit bis Ende<br />

1987 kam wegen der ausgesprochen ungünstigen<br />

und feuchten Witterung zustande und<br />

ermöglichte nicht die zeitgleiche Einweihung<br />

mit dem Sporthaus am Hessentag 1987.<br />

Der Bau der gesamten Sportanlage mit dem<br />

Sportplatz und Sporthaus sowie den Außenanlagen<br />

bis hin zu den Zufahrtsstraßen wurde<br />

begünstigt durch die Förderung und die Austragung<br />

des Hessentages in Melsungen.<br />

Es wurden 12000 Kubikmeter Boden bewegt.<br />

2900 Quadratmeter Böschungen hergestellt<br />

und begrünt, 1400 Quadratmeter Drainage<br />

verlegt, 6500 Quadratmeter Rasenfläche geschaffen,<br />

eine Flutlichtanlage montiert und<br />

Außenanlagen gebaut.<br />

363


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

1988<br />

Feierlichkeiten zur Einweihung des<br />

Sportplatzes<br />

Am 7. August 1988 war es dann soweit.<br />

Nachdem im Jahr zuvor das schmucke Sporthaus<br />

den Sportlern übergeben worden war,<br />

konnte der Spielbetrieb in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wieder aufgenommen werden. Dank der Unterstützung<br />

der Vereine aus Melsungen und<br />

Röhrenfurth konnten unsere Sportler das Training<br />

und die Meisterschaftsspiele für ca. 2<br />

Jahre auf deren Sportplätzen durchführen.<br />

Ein besonderer Gruß und Dank erging an die<br />

städtischen Gremien der Kernstadt Melsungen,<br />

an ihrer Spitze den Bürgermeister Dr. Erhard<br />

Appell, den Vertreter des Landrates den<br />

1. Beigeordneten Wolfgang Fleischert, Vertreter<br />

der Kernstadt Melsungen, Vertreter der<br />

einzelnen Fraktionen des Melsunger Parlaments,<br />

Vertreter des Sportes, Sportkreisvorsitzender<br />

August Gipper, Kreisfußballwart<br />

Kurt Küchmann, Vertreter der einzelnen Vereine,<br />

die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und<br />

des Architekturbüros Walloschke mit den ausführenden<br />

Firmen der Sportanlage.<br />

Bei dieser Gelegenheit wurde auch dem ehemaligen<br />

Ortsvorsteher Hans Schneider ganz<br />

herzlich für seinen Einsatz bei den Planungen<br />

und Verhandlungen mit den städtischen Gremien<br />

gedankt.<br />

Grußworte überbrachten neben den Ortsvereinen<br />

und benachbarten Vereinen auch die<br />

Gremien der Stadt, des Kreises sowie des<br />

Sportbundes und des Kreisfußballverbandes.<br />

Der „Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong>“ unter<br />

Leitung von Meinolf Stamm umrahmte an diesem<br />

Tag die Feier mit Liedbeiträgen.<br />

Der TSV hatte zu diesem feierlichen Anlass<br />

sämtliche Mitglieder, die <strong>Schwarzenberg</strong>er,<br />

befreundete Vereine, Verantwortliche aus Politik<br />

und des Sportes eingeladen.<br />

Der 1. Vorsitzende Gerhard Hofmann und<br />

Otto Siemon als 2. Vorsitzender würdigten<br />

die Leistungen aller Freunde, Helfer und Unterstützer<br />

dieses Projektes.<br />

Otto Siemon in der<br />

Funktion als Ortsvorsteher<br />

und sogleich<br />

auch 2.Vorsitzender<br />

des TSV<br />

ging auf dieses erfreuliche<br />

Jahrhundertereignis<br />

ein und begrüßte sämtliche Ehrengäste<br />

und Freunde des Sports.<br />

Der Schwerpunkt der gesamten Feierlichkeiten<br />

galt den Sportlern.<br />

Die 1. Mannschaft des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> im<br />

Eröffnungsspiel gegen den TSV Röhrenfurth.<br />

364


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Der F­ Jugendmannschaften aus Röhrenfurth/Körle u. des MFV 08/<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Darbietungen der Damen Gymnastikgruppen aus <strong>Schwarzenberg</strong> u. Röhrenfurth sowie der<br />

Melsunger Turngemeinde.<br />

Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Jugendfeuerwehr bei einer Schauübung<br />

365


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

1989<br />

Generationswechsel im Vorstand und<br />

der Mannschaften<br />

Die Mitglieder des TSV­<strong>Schwarzenberg</strong> wählten<br />

in der Jahreshauptversammlung am<br />

27.1.1989 Horst Sonnenschein zum 1. Vorsitzenden.<br />

Horst Sonnenschein war selbst langjähriger<br />

Fußballspieler, in der Jugendarbeit tätig und<br />

konnte somit Erfahrungen sammeln für die<br />

Integration der jugendlichen Spieler in die<br />

Mannschaften.<br />

Folgende Vorstandsmitglieder unterstützten<br />

Horst Sonnenschein tatkräftig in seiner 11­<br />

jährigen Tätigkeit bis zum Ende des 20. Jahrhunderts<br />

als:<br />

2. Vorsitzender: Horst Riedemann,<br />

Ralf Reichmann<br />

1. Kassierer: Helmut Sinning,<br />

Wolfgang Becker,<br />

Peter Hofmann,<br />

Arno Wagener<br />

Schriftführer:<br />

Spielausschuss:<br />

Maria Hofmann,<br />

Petra Leimbach,<br />

Monika Pietrzak<br />

Kurt Hofmann,<br />

Günter Nickel,<br />

Rainer Küllmer<br />

In dieser Zeit des Umbruchs von dem Turnverein<br />

zum Fußballverein begleiteten die bisherigen<br />

Vorstandsmitglieder sämtliche Veränderungen<br />

und gaben Impulse bei den<br />

vielfältigen Baumaßnahmen und Standortbestimmungen.<br />

Auf dem linken Bild aus der JHV 1989 von links:<br />

Schriftführer Wolfgang Becker, Kassierer Helmut<br />

Sinning, Otto Siemon , Gerhard Hofmann und der 1.<br />

Vors. Horst Sonnenschein<br />

Auf dem rechten Bild aus der JHV 1990 von links:<br />

Helmut Sinning, 2. Vors. Horst Riedemann und 1.<br />

Vors. Horst Sonnenschein<br />

Für einige Sportler der „Ersten Stunde“ wie<br />

Boy Giuliano, Horst Riedemann und Rudi Iwanowski<br />

wurden die ersten Fußballer des<br />

TSV mit 500 Einsätzen bei Meisterschaftsspielen<br />

ausgezeichnet, mit dabei auch Kurt<br />

Hofmann mit 350 Spieleinsätzen. Ebenfalls<br />

geehrt wurden unsere Schiedsrichter Günter<br />

Stahr und Walter Langefeld, die seit 2 Jahrzehnten<br />

für den Verein tätig sind. Horst Sonnenschein<br />

würdigte diese Leistungen und<br />

überreichte eine Ehrenurkunde.<br />

1989/90<br />

Verabschiedung von Vorstandsmitgliedern<br />

und Ehrungen<br />

In der Jahreshauptversammlung 1989 wurden<br />

der bisherige 1. Vors. Gerhard Hofmann<br />

und der 2. Vors. Otto Siemon durch den neu<br />

ins Amt gewählten 1. Vors. Horst Sonnenschein<br />

verabschiedet. Gewürdigt wurden in einem<br />

Rückblick die Leistungen der beiden<br />

Sportkameraden bzgl. ihrer jahrzehntelangen<br />

Vereinsarbeit im Vorstand und dem Aufbau<br />

der Sparte Fußball.<br />

Ebenso würdigte in der JHV 1990 der 1. Vorsitzende<br />

Horst Sonnenschein die Verdienste<br />

von Helmut Sinning als Kassenwart und seine<br />

25 jährige Vorstandsarbeit.<br />

Auf dem linken Bild von links: 1. Vors. Horst Sonnenschein,<br />

Walter Langefeld u. Günter Stahr<br />

Auf dem rechten Bild von links: 1. Vors. Horst Sonnenschein,<br />

Kurt Hofmann, Boy Giuliano, Horst Riedemann<br />

und Rudi Iwanowski.<br />

1990<br />

Die Tischtennissparte wird gegründet<br />

Im August 1990 gründeten einige <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Schülerinnen und Schüler unter Leitung<br />

von Renate Alter und Robert Meyfarth die<br />

Tischtennissparte. Die Gründungsmitglieder<br />

366


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

waren: Nadine Alter, Silvia Bähr, Verena Biermann,<br />

Lena Gießler, Andrea Hofmann, Nadine<br />

Weiß, Henrik Ickler, Martin Langefeld, Lars<br />

Meyfarth und Timo Riedemann.<br />

Mit den Mannschaften, die aus jungen und erfahrenen<br />

Spielern bestanden, konnten die<br />

verantwortlichen Trainer, Betreuer u. der<br />

Spielausschuss eine Serie von Erfolgen erzielen.<br />

Später kehrten die Spieler Stefan Kördel und<br />

Frank Goldhardt aus Melsungen zurück, die in<br />

den Klassen bis zur Landesliga spielten und<br />

heute dem TSV beim Aufbau der jungen<br />

Mannschaft als Spieler und bei der Vorstandsarbeit<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Auf dem Mannschaftsbild in der oberen Reihe von<br />

links: Trainer Günter Gießler, Henrik Ickler, Timo<br />

Riedemann, Betreuerin Renate Alter, Martin<br />

Langefeld, Betreuer Robert Meyfarth. Sitzend von<br />

links: Eva Maria Joswig, Andrea Hofmann, Nadin<br />

Alter, Lena Gießler.<br />

Beachtliche Erfolge der Schüler u. Schülerinnen<br />

der Sparte Tischtennis konnten in der<br />

Zeit von August 1990 bis Juli 1994 erzielt<br />

werden. Neben den jährlichen Meisterschaften<br />

wurde auch an Kreispokalspielen teilgenommen<br />

und die Mannschaften erspielten in den<br />

Jahren die Plätze 3­ 5.<br />

1. Mannschaft 1990<br />

Selbst bei der Qualifikation zu den Hessischen­<br />

Meisterschaften in Asslar im Jahr 1992<br />

belegte Nadine Alter den 5. Platz.<br />

Eine Fortführung der erfolgreichen Schüler­/<br />

Jugendarbeit in den Seniorenbereich gelang<br />

dem nicht und musste deshalb aufgegeben<br />

werden.<br />

1.Mannschaft 1992/93<br />

Es zeigt jedoch, dass der Verein neben dem<br />

Fußball auch andere sportliche Aktivitäten<br />

ausprobierte, um weitere Personenkreise für<br />

den Verein zu gewinnen.<br />

Start der Fußball­ Mannschaften in die<br />

letzte Dekade des 20. Jahrhunderts<br />

Das letzte Jahrzehnt begann mit dem Aufstieg<br />

unserer Mannschaft in die A Klasse der Kreisliga<br />

Melsungen und der neuen Herausforderung,<br />

sich in der Spielklasse zu bewähren.<br />

2. Mannschaft 1992/93<br />

367


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Für besondere Leistungen wurden im August<br />

1991 einige aktive Fußballer für den<br />

Spieleinsatz geehrt: Robert Meyfarth als Spieler<br />

aus der ersten Generation für 500 Meisterschaftsspiele,<br />

mit auf dem Bild sind Reiner<br />

Hofmann und Bernd Findling mit je 250<br />

Spieleinsätzen.<br />

Bild rechts: Auf dem Bild von links: 1. Vors. Horst<br />

Sonnenschein, Rainer Hofmann, Bernd Findling,<br />

Robert Meyfarth, Bernd Findlung.<br />

1995<br />

Den ersten Dreierpack nach dem Neustart<br />

mit verjüngter Mannschaft in der<br />

neuen Sportarena/Sportanlage<br />

Meisterschaft und Aufstieg der 2. Fußballmannschaft<br />

in die Kreisliga B<br />

Die Achterbahn mit Erfolgen und zwischenzeitlichen<br />

Korrekturen ging weiter, wurde aber<br />

von dem Verein zum Neuaufbau genutzt. In<br />

dieser Saison gewann der Verein mit den<br />

Mannschaften 3 Meisterschaften, die von dem<br />

Verein mit seinen Sportlern, Mitgliedern und<br />

Freunden gefeiert wurden.<br />

Meisterschaft der 1. Mannschaft in der<br />

Kreisliga A mit Aufstieg in die Bezirksliga<br />

Auf den Bild stehend von links: Vors. des Spielausschusses<br />

R. Küllmer, H. Büchler, R. Hofmann, T.<br />

Krass. M. Jäger, R. Meyer, R. Otto, H­H. Worst, und<br />

1. Vors. H. Sonnenschein.<br />

Kniend von links: Mannschaftsbetreuer: K. Krass, U.<br />

Bubenheim, M. Cugurovic, B. Findling, K. Stock, D.<br />

Küllmer, und Trainer R. Hruschka.<br />

Die AH Fußballmannschaft wird erstmals<br />

Melsunger Alt­Herren­Stadtmeister<br />

Auf dem Bild Stehend von links: Vom Spielausschuss<br />

W. Rohde u. R. Küllmer, V. Jäger M. Iwanowski,<br />

M. Blumenstein, J. Peters, K. Giebhardt, A.<br />

Prauss, P. Hofmann, U. Wagner, Spielführer R.<br />

Reichmann, U. Bubenheim, u. 1. Vors. H. Sonnenschein.<br />

Kniend von links: Trainer R. Hruschka, M. Cugurovic,<br />

C. Stock, B. Findling, St. Ludwig, J. Bernhardt,<br />

H. Deppe, T. Krass<br />

Auf dem Bild stehend v. links: P. Hofmann, H­H.<br />

Worst, R. Küllmer, R. Meyfarth, U. Bubenheim.<br />

Kniend v. links: U. Wagner, H. Deppe, V. Müller<br />

368


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

1996<br />

Ehrung der aktiven Gründungsmitglieder<br />

„Damen Gymnastikgruppe“<br />

Für 10 jährige aktive Mitgliedschaft seit Gründung<br />

der Gymnastikgruppe wurden vom 1.<br />

Vorsitzenden Horst Sonnschein geehrt:<br />

Die 2. Mannschaft schaffte 1997 ebenfalls den<br />

Aufstieg in die Kreisliga B und die Altherren­<br />

Fußballer gewannen die Melsunger Stadtmeisterschaft.<br />

Diese Erfolge waren nur durch<br />

das harmonische Umfeld und die gute Kameradschaft<br />

möglich.<br />

1998<br />

75 Jahre TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

TSV <strong>Schwarzenberg</strong> gewann die Meisterschaft<br />

der Kreisliga A und stieg in die<br />

Bezirksklasse auf.<br />

Auf dem linken Bild aus dem Jahr 1996von links:<br />

Brigitte Engelhardt, Elisabeth Stamm, Marita Hofmann,<br />

Maria Hofmann, Brigitte Riedemann, Martha<br />

Goldhardt und der 1. Vors. Horst Sonnenschein<br />

Auf dem rechten Bild aus dem Jahr 1998 von links:<br />

Petra Leimbach, 1. Vors. Horst Sonnenschein und<br />

Monika Pietrzak<br />

Mit der Gründung der Damen­Gymnastikgruppe<br />

im Jahr 1986 leitete der Verein eine weitere<br />

positive Entwicklung ein und gewann viele<br />

Frauen für den Verein, die neben dem sportlichen<br />

Engagement weitere Tätigkeiten im Vorstand<br />

wie z.B. als Schriftführerin (Maria Hofmann,<br />

Petra Leimbach u. Monika Pietrzak),<br />

sowie als Trainerin oder Betreuerin ausüben.<br />

1997<br />

Hallenkreismeisterschaft der<br />

1. Mannschaft<br />

Ein weiterer sportlicher Höhepunkt war im<br />

Jahr 1997 der Gewinn der Fußball­Hallenkreismeisterschaft<br />

durch die 1. Mannschaft.<br />

Auf dem Bild stehend von links: 1. Vors. H. Sonnenschein,<br />

2. Vors. u. Spieler R. Reichmann, V. Jäger,<br />

J. Lange, A. Prauss, M. Iwanowski, T. Hinz, A.<br />

Siebert, E. Avalone, P. Hofmann, K. Stock, Spartenleiter<br />

R. Küllmer.<br />

Kniend von links: St. Kördel, M. Hoßfeld, M. Cugorovic,<br />

J. Bernhardt, G. Giebhardt, J. Peters,<br />

U. Wagner, Spielertrainer H. Deppe. (F. Goldhardt<br />

fehlt auf dem Bild)<br />

Jubiläumsfeier zum 75 jährigen Bestehen<br />

des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

„75 Jahre TSV <strong>Schwarzenberg</strong>“ war das Thema<br />

der Veranstaltung im Juni 1998. Die Feier<br />

wurde mit Fußballspielen der Jugendmannschaften,<br />

einem Freundschaftsspiel der Alten<br />

Herren, der Damen Gymnastikgruppe und mit<br />

der Meisterschaftsfeier sowie einem bunten<br />

Rahmenprogramm ausgetragen.<br />

Bild von links, hintere Reihe: Spielausschussmitgl.<br />

W. Rohde, R. Reichmann, T. Hinz, M. Iwanowski, M.<br />

Blumenstein, Spielausschussvors. R. Küllmer. Vordere<br />

Reihe, kniend: A. Prauss, K. Giebhardt, J.<br />

Bernhardt u. St. Kördel<br />

369


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Beim Festkommers ließ es sich keiner<br />

der Sportler, Gäste u. <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

nehmen dabei zu sein,<br />

als der Vorsitzende Horst Sonnenschein<br />

die vergangenen Jahre noch<br />

einmal Revue passieren ließ. Viele<br />

der Ehrengäste erinnerten sich<br />

gern, wie es auf dem Waldsportplatz<br />

zu ihrer Zeit zuging.<br />

Doch die Festgäste hörten nicht nur<br />

Interessantes aus der Zeit seit der<br />

Vereinsgründung vor 75 Jahren und<br />

dem Neuanfang im Jahre 1949,<br />

auch wurden viele langjährige und<br />

verdiente Vereinsmitglieder sowie<br />

weitere ehrenamtlich tätige Bürger<br />

mit Urkunden ausgezeichnet.<br />

Der gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

unter der Leitung von Helmut<br />

Jakob, sorgte mit gelungenen<br />

Liedbeiträgen für die musikalische<br />

Umrahmung.<br />

370


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Karl­Heinz Ditzel, als damaliger Bürgermeister<br />

der Stadt Melsungen, würdigte in seinen<br />

Grußworten die Leistungen des Vereins<br />

und brachte zum Ausdruck:<br />

75 Jahre Turn­ und Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong><br />

ist wahrlich ein guter Grund zu feiern,<br />

denn das in dieser Zeit geleistet worden ist,<br />

lässt eine stolze Bilanz über die Vereinsarbeit<br />

zu. Denn in <strong>Schwarzenberg</strong> ist Gemeinschaftssinn<br />

und echter Sportsgeist, den wir in<br />

allen Bereichen so nötig brauchen, lebendig<br />

geblieben.<br />

Natürlich ist auch der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> einer<br />

immer größer werdenden Konkurrenz<br />

ausgesetzt, die Freizeitangebote an Jugendliche<br />

werden ständig vielseitiger und spektakulärer.<br />

Dennoch ist es den Verantwortlichen<br />

immer wieder gelungen, den Nachwuchs<br />

durch eine ausgezeichnete Jugendarbeit, seit<br />

einigen Jahren gemeinsam mit dem Melsunger<br />

Fußballverein 08, zum Mitmachen zu animieren<br />

und dadurch zu sinnvoller Freizeitbeschäftigung<br />

zu verhelfen. Ich betrachte<br />

deshalb die erheblichen Summen, die von der<br />

Stadt Melsungen für den TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

und die anderen Sportvereine aufgewendet<br />

werden, als ausgesprochen gute Investition.<br />

Ich hoffe, dass der Verein auch künftig seine<br />

so wichtige gesellschaftliche Funktion in unserem<br />

reizvollen Stadtteil wahrnehmen und<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> auch auf sportlichem Sektor<br />

weiterhin zu Anerkennung und Ehre verhelfen<br />

kann. Da würde es gut ins Bild passen, wenn<br />

die 1. Mannschaft gerade im Jubiläumsjahr die<br />

Kreismeisterschaft in der A­Klasse erringen<br />

und in die Bezirksklasse aufsteigen könnte. In<br />

diesem Sinne wünsche ich dem Turn­ und<br />

Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong> zum 75 jährigen<br />

Vereinsjubiläum alles Gute für die Zukunft.<br />

Karl Heinz Dietzel, Bürgermeister<br />

Ehrungen von verdienten Sportlern<br />

und langjährigen Mitgliedern<br />

Den Ehrenbrief des Hessischen Fußballverbandes<br />

konnte Konrad Hain entgegennehmen.<br />

Manthei, überreichte im Namen des Hess.­<br />

Landessportbundes (LSB) eine Urkunde zum<br />

Jubiläum. Mit der LSB­Ehrenurkunde ausgezeichnet<br />

wurden Willi Rohde, der sich im Jugendbereich<br />

durch sein ehrenamtliches Engagement<br />

auszeichnete, und Rainer Küllmer, der<br />

ebenfalls als Trainer u. Spieler viele Stunden<br />

dem TSV widmete.<br />

Ebenso erhielten Kurt Hofmann und Günter<br />

Goldhardt für ihre Verdienste die Ehrennadel<br />

des Hessischen Fußballverbandes in Bronze.<br />

Im Namen des Hessischen Turnverbandes<br />

überreichte Wilfried Sommer dem Verein die<br />

Silberne Plakette zum 75. Vereinsgeburtstag<br />

und zeichnete Alexandra Iwanowski mit einer<br />

Ehrenurkunde aus, die sich um die Gymnastikgruppe<br />

sowie um die Gründung des Mutterund­Kind­Turnens<br />

verdient gemacht hatte.<br />

Urkunde des Landessportbundes<br />

Auch der Vorsitzende des Sportkreises, Ulrich<br />

371


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Ehrungen und Auszeichnungen durch den<br />

TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Der 1. Vorsitzende Horst Sonnenschein und<br />

Helmut Sinning als Sprecher des Ehrungs­<br />

Ausschusses, konnten viele Sportler und Mitglieder,<br />

die sich um „Ihren TSV“ verdient gemacht<br />

hatten, würdigen.<br />

So wurden mit einer Urkunde die ehemaligen<br />

1. Vorsitzenden Heinrich Worst, Georg Ruppel,<br />

Gerhard Hofmann und der 2. Vorsitzende<br />

Otto Siemon ausgezeichnet. Diese verdienten<br />

Mitglieder waren über Jahrzehnte, neben ihrer<br />

Vorstandsarbeit, maßgebend an der Aufbauarbeit<br />

der Fußballsparte beteiligt.<br />

Bild der geehrten Vereinsmitglieder<br />

Die Mitglieder Konrad Seitz, Karl Steuber, Alfred<br />

Siemon, Heinrich Liedlich, Winfried Marotzke,<br />

Heinrich Worst, Willi Blumenstein und<br />

Heinrich Malkus waren diejenigen, die sich besonders<br />

im Jahre 1949 um den Wiederaufbau<br />

des Vereins verdient gemacht hatten.<br />

An der Gründung der ersten Fußball­Jugendmannschaft<br />

des Vereins im Jahr 1963<br />

beteiligt waren die Fußballer Heinz Riedemann,<br />

Horst Riedemann, Ludwig Kördel, Willi<br />

Rohde, Karl­Heinz Helper, Rudi lwanowski,<br />

Kurt Hofmann, Bernd Scheffler und Willi Sinning,<br />

deren Unterstützung vor 35 Jahren<br />

durch eine Urkunde gewürdigt wurde.<br />

Für ihre besonderen Leistungen als Fußballschiedsrichter<br />

und einer langjähriger TSV­<br />

Mitgliedschaft wurden Walter Langefeld sowie<br />

Günter Stahr, mit der Vereinsurkunde ausgezeichnet.<br />

Mit einer Ehrenurkunde für besondere Leistungen<br />

in der Jugendarbeit beim TSV oder<br />

als Verantwortliche in der Gemeinschaft<br />

mit dem MFV 08,<br />

wurden folgende Mitglieder geehrt:<br />

Hans Seitz, Dieter Biermann,<br />

Rudi Iwanowski, Rolf Jacob,<br />

Willi Liedlich, Heinz<br />

Riedemann, Erich Seitz, Heinz<br />

Rothämel, Heinrich Worst, Günter<br />

Goldhardt, Willi Rohde, Horst<br />

Riedemann, Kurt Hofmann,<br />

Walter Bubenheim, Klaus Krass<br />

und Günter Nickel, sowie der<br />

Turner Ludwig Blumenstein.<br />

Die Gründer der Tischtennisabteilung,<br />

Renate Alter, Robert<br />

Meyfarth, Ulf Conrad und Alfred<br />

Steube erhielten eine Ehrenurkunde für ihre<br />

Leistungen bzgl. der Jugendarbeit im Bereich<br />

Tischtennis.<br />

Der Festgottesdienst am Sonntag im Festzelt<br />

zeigt die enge Verbundenheit der <strong>Schwarzenberg</strong>er,<br />

der Kirche, dem Kirchenvorstand und<br />

dem Pfarrer mit dem Verein.<br />

Auf dem Bild in der Mitte von links: Ludwig Kördel, Pfarrer Köster­Norbisrat, Kurt Hofmann, Gerhard Hofmann,Helmut<br />

Ganz u. Kurt Tews.<br />

372


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Auf dem rechten Bild von links: Walter Bubenheim, Erich Riedemann u. Georg Ruppel.<br />

2000<br />

Der Verein im Übergang in das neue<br />

21. Jahrhundert<br />

Die Mitglieder des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> wählten<br />

in der Jahreshauptversammlung am<br />

14.01.2000 Peter Hofmann zum 1 .Vorsitzenden.<br />

Zu seiner ersten Amtshandlung gehörte die<br />

Verabschiedung und der Dank an den bisherigen<br />

1. Vorsitzenden Horst Sonnenschein u.<br />

den Spielausschussvorsitzenden Rainer Küllmer.<br />

In seiner Amtszeit bis 2006 wurde Peter Hofmann<br />

von folgenden Vorstandsmitgliedern<br />

unterstützt:<br />

2. Vorsitzender: Ralf Reichmann<br />

Kassierer: Arno Wagener, Frank Goldhardt<br />

Schriftführerin: Monika Pietrzak, Spielausschussvors.:<br />

Stefan Kördel, Jochen Bernhardt<br />

3 Mannschaften feierten in der Saison<br />

1999/2000 ihre Meisterschaft<br />

Nachdem die 1. Fußballmannschaft 1999 erneut<br />

aus der Bezirksliga abgestiegen war,<br />

konnte der Verein im Jahr 2000 wiederum die<br />

Meisterschaft der Kreisliga A erringen und erneut<br />

in die Bezirksliga aufsteigen.<br />

Auf dem Bild stehend v. links: 1. Vors. u. Spieler P.<br />

Hofmann, J. Lange, M. Hoßfeld, M. Iwanowski, F.<br />

Goldhardt, Trainer H. Deppe, T. Hinz, 2. Vors. u.<br />

Spieler R. Reichmann, T. Bettenhäuser, J. Peters,<br />

Spartenleiter u. Spieler St. Kördel, T. Lange, T.<br />

Ross. Sitzend v. links: T. Joswig, M. Soycan, M. Wicke,<br />

M. Cugurovic, A. Prauss, J. Bernhardt, K. Giebhardt,<br />

C. Stock, St. Tassler. Weiter waren im Einsatz<br />

C. Rauschenberg u. M. Otto<br />

Auf dem Bild von links: Der bisherige 1. Vors. Horst<br />

Sonnenschein, der neue 1. Vors. Peter Hofmann,<br />

der neue Spielauschussvors. Stefan Kördel, 2. Vors.<br />

Ralf Reichmann u. Rainer Küllmer.<br />

Die Altherren des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

gewannen die Stadtmeisterschaften auch<br />

in den Folgejahren bis 2004, die auf dem Feld<br />

ausgetragen wurde.<br />

Auf dem Sportplatz in Röhrenfurth gewannen<br />

die Altherren des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> im Jubiläumsjahr<br />

die Feldmeisterschaft.<br />

373


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Auf dem Bild stehend von links: A. Wagner,<br />

K. Stock, K. Potzkai, H. Büchler, U. Wagner, G. Nickel,<br />

H. Sonnenschein, P. Hofmann. Kniend von<br />

links: K. Wenzel (AH Sprecher), J. Schütz, B. Findling,<br />

V. Jäger, H. Riedemann, R. Reichmann.<br />

Weitere Spieler waren im Einsatz: J. Lange, H. Deppe<br />

und V. Müller<br />

Das Schiedsrichterteam W. Langefeld, Fifa Schiedsrichter<br />

G. Habermann, G. Stahr u. Spielführer Aki<br />

Schmidt<br />

Die Jugendarbeit des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

mit dem MFV 08 wird fortgesetzt und von<br />

Freunden sowie Sponsoren des Sports gewürdigt.<br />

Am 2.09.2000 wurde das 20 jährige<br />

Jubiläum der AH Fußballabteilung<br />

gefeiert<br />

Die Altherren eröffneten mit einem Spiel gegen<br />

die Traditionsmannschaft von Borussia<br />

Dortmund die Feierlichkeiten. Namhafte ehemalige<br />

Fußballnationalspieler wie Aki Schmidt,<br />

Lothar Emmerich, Marcel Raducanu, Theo<br />

Redder und Reinhold Wosab gaben ihre Visitenkarte<br />

auf dem <strong>Schwarzenberg</strong>er Sportplatz<br />

ab.<br />

Mit auf dem Mannschaftsbild aus dem Jahr 2002<br />

sind: Arno Wagener, Bernd Findling u. der 1. Vors.<br />

Peter Hofmann<br />

Ein weiteres Beispiel aus der Saison 2001/02<br />

zeigt den Erfolg der Jugendarbeit beim MFV<br />

08. Unter Mitwirkung vieler Nachwuchsspieler<br />

des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> konnte die Mannschaft<br />

der D2­ Jugend unter dem Betreuer<br />

und Trainer Jürgen Jäger die Kreismeisterschaft<br />

auf dem Kleinfeld erringen.<br />

Bilder von den Mannschaften und dem Schiedsrichterteam<br />

die vom Bürgermeister K­H. Ditzel begleitet<br />

werden<br />

Auf dem Bild sind folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er: Marco<br />

Klute, Timo Jäger, Sebastian Runzheimer u. Trainer<br />

Jürgen Jäger, Michael Hain, Florian Reichmann.<br />

374


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

2006<br />

Neue Herausforderungen für den Vorstand<br />

und seine Mitglieder<br />

Der Verein hat sich in seiner Entwicklung derart<br />

verändert, dass die Aufgaben eines Vorstandes<br />

sich nicht nur auf die reinen sportlichen<br />

Abläufe konzentrieren.<br />

Mit der Erweiterung auf andere Sportarten<br />

und neuen Umgebungsbedingungen, wie z. B.<br />

Sportplatz, Umkleidehaus, Trainingsmöglichkeiten<br />

u. Fahrten, mussten zusätzliche Aufgaben<br />

übernommen werden<br />

Jens Peters wurde zum neuen 1. Vorsitzenden<br />

des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> gewählt<br />

und mit ihm kommt ein weiterer Sportler aus<br />

der 2. Fußballgeneration in den Vorstand. Als<br />

Fußballer in der Jugend des MFV 08 hat dies<br />

begonnen und konnte danach als Spieler für<br />

die Seniorenmannschaft des TSV gewonnen<br />

werden. Als 2. Vorsitzende unterstützten Ralf<br />

Reichmann, Alexander Prauss und Markus Lingott<br />

die Vorstandsarbeit.<br />

2007<br />

Gründung des Fördervereins Fußball<br />

TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e.V.<br />

Nach einer Phase von sportlichen Erfolgen,<br />

gab es auch wieder eine Zeit mit weniger Erfolg<br />

und den Abstieg in untere Klassen. Bedingt<br />

durch diese Situation waren weitergehende<br />

unterstützende Maßnahmen für den<br />

Spielbetrieb sowie die Erweiterung des Spielerkreises<br />

durch neue junge Spieler notwendig.<br />

Zur Unterstützung der Vorstandsarbeit wurde<br />

aus dem Kreis der ehrenamtlichen Mitglieder<br />

eine erweiterte Vereinsarbeit angeboten. Dies<br />

wurde dann auch in die Tat umgesetzt, man<br />

gründete 2007 den Förderverein Fußball TSV<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> e.V<br />

Dem neuen Vorstand des Fördervereins gehören<br />

an: 1. Vorsitzende Timo Riedemann,<br />

stellv. Vorsitzender Martin Kuge, als Beisitzer<br />

Klaus Stock, Jochen Bernhardt, Jens Peters,<br />

Kassierer Frank Goldhardt und als Schriftführer<br />

Thorsten Prüglmeier.<br />

2008<br />

Mit dem Aufstieg in die Kreisliga A<br />

stellten sich die ersten Erfolge ein<br />

Die Fußballer konnten sich nach einem Jahr<br />

wieder aus der Kreisliga B in die Kreisliga A<br />

zurückmelden. In dem letzten Relegationsspiel<br />

gegen die Mannschaft des Sportvereins<br />

Gudensberg II konnte der TSV mit einem 2:1<br />

Sieg den Aufstieg perfekt machen. Der Aufstieg<br />

konnte nur gelingen mit einer Mannschaft,<br />

die junge und erfahrene Spieler in ihren<br />

Reihen hat. Das folgende Bild zeigt 32<br />

Teammitglieder, die als Spieler, Betreuer,<br />

Trainer u. Vorstand dazu beigetragen haben.<br />

Auf dem Bild in der hinteren Reihe von links: B. Scheffler, St. Tassler, T. Hinz, T. Hofmann, Th. Bettenhäuser,<br />

H. Ludolph, St. Späth, T. Riedemann, Th. Prüglmeier, Trainer G. Klose, T. Joswig, 1. Vors. J. Peters, F.<br />

Schwäbele, Ch. Rauschenberg, 2. Vors. A. Prauss, T. Kördel. Mittlere Reihe von links: S. Cugurovic, M. Hucke,<br />

T. Snetlage, K. Schreiber, R. Reichmann, N. Rohde, M. Berbig, R. Manns, D. Dittmar. Vordere Reihe von<br />

links: M. Wicke, F. Bettenhäuser, J. Siemon, D. Schreiber, M. Iwanwski, M. Cugurovic, St. Kördel, Spielausschussvors.<br />

J. Bernhardt.<br />

375


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

2008 –2009<br />

Bau des Vereinsheimes<br />

Der Verein reagierte auf die Schließung der<br />

öffentlichen Gaststätte “Burgschänke“ im DGH<br />

und der Notwendigkeit eines Treffpunktes für<br />

die Sportler und Freunde des Vereins.<br />

Der Bau eines Vereinsheimes wurde beschlossen<br />

und die Mobilisierung von freiwilligen Helfern<br />

und Handwerker zum Bau des Hauses<br />

wurde gemeinsam mit dem Förderverein organisiert.<br />

Vom ersten Spatenstich im August<br />

2008 bis zur Fertigstellung des Baues vergingen<br />

elf Monate und rund 1320 Arbeitsstunden<br />

wurden von Sportlern, Mitgliedern u.<br />

Freunden des Vereins erbracht.<br />

Das neue Vereinsheim dient als Kommunikationsstelle<br />

der einzelnen Abteilungen, Spielersitzungen<br />

können nach dem Training durchgeführt<br />

werden und es ist ein Treffpunkt für<br />

Sportler, Gäste sowie Freunde des Vereins.<br />

Außerdem bietet das Gebäude den Zuschauern<br />

die komfortable Möglichkeit, die Heimspiele<br />

des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> auch bei Regen<br />

im Trocknen zu verfolgen.<br />

Die Front ist mit großen Fenstern versehen<br />

und bietet einen Panoramablick über den<br />

ganzen Sportplatz.<br />

Ausgestattet sind die Räumlichkeiten auch mit<br />

einer Theke samt Zapfanlage und einer kompletten<br />

Küche.<br />

Bilder von dem Innenausbau und Bau der Außenanlagen<br />

In den einzelnen Baugewerke und Abschnitten<br />

konnten sich Baufachleute sowie Hilfskräfte<br />

einbringen. Stellvertretend für die vielen Helfer,<br />

gilt ein großes Lob den beiden „Senioren“<br />

Bernd Peters und Horst Riedemann, die immer<br />

mit Rat und Tat zur Seite standen.<br />

Rund 65.000 Euro ist der Neubau wert. Finanzielle<br />

Unterstützung erhielt der Verein seitens<br />

des Schwalm­ Eder Kreises, der Stadt Melsungen<br />

und des Landessportbundes Hessen.<br />

Private Spender zeigten sich großzügig mit<br />

Geld­ u. Sachleistungen.<br />

376


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

2009<br />

Einweihungsfeier des Vereinsheimes<br />

Der Turn und Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong> hat<br />

mit seinem Förderverein am Samstag dem<br />

4.07.2009 in festlicher Atmosphäre und bei<br />

bestem Wetter sein neues Vereinsheim eingeweiht.<br />

Vereinsvertreter aus <strong>Schwarzenberg</strong> wünschten<br />

dem Verein viel Erfolg.<br />

Ebenfalls gekommen waren die Vertreter der<br />

politischen Parteien im Melsunger Stadtparlament.<br />

Die Einweihung des neuen Vereinsheims lockte<br />

nicht nur viele Bewohner aus dem Ort an,<br />

Der TSV Vorsitzende Jens Peters und Timo<br />

Riedemann vom Förderverein begrüßten die<br />

Ehrengäste, die Vereinsmitglieder und sämtliche<br />

Freunde des Sports.<br />

So lobte denn auch der Melsunger Bürgermeister<br />

Dieter Runzheimer den Verein: „Was<br />

hier entstanden ist, sucht Seinesgleichen in<br />

der Region.“ Der Vorsitzende des Ortsbeirates<br />

Horst Riedemann schloss sich den Dankesworten<br />

an und würdigte die Leistungen der<br />

Sportler und den freiwilligen Helfern.<br />

sondern auch den einen oder anderen Polit­<br />

Promi. So mischten sich an einem herrlichen<br />

Sommerabend neben Melsungens Bürgermeister<br />

Dieter Runzheimer auch der Landtagsabgeordnete<br />

Günter Rudolph und der<br />

Bundestagsabgeordnete, Dr. Edgar Franke,<br />

unter die Feiernden.<br />

Das Ehepaar Ludwig Georg Braun und Ilona<br />

Braun wurde vom 1. Vors. Jens Peters begrüßt<br />

und über das neugeschaffenen Vereinsheim<br />

informiert.<br />

Der Vorsitzende KFV Kurt Küchmann, die<br />

Führungsriege des benachbarten MFV 08 mit<br />

Nils Weigand und Reinhard Kuge, sowie die<br />

Die Bewirtung der Sportler u. Gäste übernahm<br />

der Festausschuss, die Fußballer u. die Damen<br />

der Damengymnastikgruppe.<br />

377


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

2008/2009<br />

Die Dorfmeisterschaften<br />

Im Rahmen der Einweihungsfeier wurden<br />

auch die seit den 70er Jahren bestehenden<br />

Dorffeste/Meisterschaften auf dem Sportplatz<br />

durchgeführt.<br />

Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> trägt dazu bei, dass<br />

die Vereine aus <strong>Schwarzenberg</strong> (Feuerwehr,<br />

Kirchengemeinde, Gesangverein, Lindenverein,<br />

Förderverein u. Sportverein) bei besonderen<br />

Anlässen, in sportlicher und fröhlicher<br />

Runde gemeinsam feiern.<br />

Hiermit nahmen alle Vereine mit einer Fußballmannschaft<br />

teil und spielten den Siegerpokal<br />

in einem Kleinfeld­Fußballturnier aus.<br />

Sieger war die Mannschaft der „Alten Herren“<br />

vor der 1. Seniorenmannschaft des TSV.<br />

2010<br />

Die Fußballer der AH feierten das 30<br />

jährige Jubiläum<br />

Am 22 Mai 2010 wurde das 30­jährige Jubiläum<br />

der <strong>Schwarzenberg</strong>er Altherren gefeiert.<br />

Da den „Alten Herren“ auch die Förderung der<br />

Jugendarbeit am Herzen lag und um “Jung &<br />

Alt“ einander näher zu bringen, wurde das Jubiläum<br />

bereits am Samstagvormittag mit<br />

Spielen verschiedener Jugendmannschaften<br />

aus Melsungen, <strong>Schwarzenberg</strong>, Obermelsungen,<br />

Wabern u. Geismar eröffnet. Im Anschluss<br />

gab es ein gemütliches Beisammensein<br />

mit den Spielern, Gästen und Freunden<br />

des Vereins.<br />

Der Höhepunkt der Veranstaltung war ein<br />

Einlagespiel <strong>Schwarzenberg</strong> Altherren gegen<br />

die Traditionsmannschaft von Schalke 04.<br />

Auch hier konnte man sich wieder mit namhaften<br />

ehemaligen Bundesligaspielern messen,<br />

wenn auch bei einer für den TSV chancenlosen<br />

Partie.<br />

Schiedsrichter der beiden Spiele war jeweils<br />

der bekannte Fifa­ und Bundesligaschiedsrichter<br />

Günther Habermann.<br />

Die Dorfmeister<br />

Neben den Speisen und Getränken gab es<br />

auch zahlreiche Attraktionen für die ganze Familie.<br />

Eine Kinderolympiade wurde mit Ballspielen,<br />

Hüpfburg, lebendiger Kicker und weiteren<br />

Kleinspielen angeboten und fand großes<br />

Interesse bei Jung und Alt!<br />

Mannschaftsfoto der Schalker u. <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Altherren<br />

Kinderolympiade bei den Dorfmeisterschaften<br />

378


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Die Aktivitäten der AH Fußballer in den<br />

letzten 3 Jahrzehnten im Rückblick<br />

Seit den ersten Jahren des Bestehens der Abteilung<br />

fanden bereits Meisterschaftsspiele<br />

und Spiele gegen befreundete Vereine statt.<br />

Viele Meisterschaften und Pokale wurden gewonnen<br />

und bestätigten über 3 Jahrzehnte eine<br />

nachhaltige Vereinstätigkeit.<br />

Die AH­Abteilung hat über 50 Mitglieder,<br />

Freunde und Gönner. Folgende Obmänner haben<br />

mit den übrigen Vorstandsmitgliedern die<br />

Abteilung über einen langen Zeitraum geprägt<br />

und zusammen gehalten:<br />

Molkereibesichtigung<br />

Besuch der Alten Oper in Dresden<br />

1. Günther Stahr (1980 – 1983 und 1990 –<br />

1993), 2. Adolf Seitz (1983 – 1989), 3. Karl<br />

Wenzel (1994 – 2008), 4. Ralf Börner (seit<br />

2008).<br />

Die Altherrengemeinschaft ist sehr gesellig<br />

und veranstaltet jährlich ein Grillfest und organisiert<br />

für den Gesamtverein eine Winterwanderung.<br />

Beispielhaft war die Winterwanderung<br />

im Jahr 2008, diesmal war das Ziel für<br />

die ca. 50 Wanderer das Gasthaus „Zum Grünen<br />

See“ in Eiterhagen. Auf dem kleinem Bild:<br />

R. Börner, E. Giessler, K. Wenzel als Organisatoren.<br />

1. Mai an der Kroneneiche<br />

Die Organisatoren des TSV führen die über<br />

jahrzehntealte Tratition fort und veranstalten<br />

das jährliche Treffen am 1. Mai an der Kroneneiche.<br />

Dieser Standort ist ein beliebtes Wanderziel<br />

und liegt am Sälzerweg, der von Melsungen<br />

kommend weiter in die Richtungen<br />

Kehrenbach, Kirchhof, Eiterhagen oder nach<br />

Röhrenfurth führt.<br />

Die Sportler, Damen der Gymnastikgruppe<br />

und die Mitglieder des Fördervereins organisieren<br />

diese Veranstaltung und versorgen die<br />

Wanderer mit Getränken, Bratwurst, Kuchen<br />

und Kaffee.<br />

Die organisierten Reisen wurden sehr gut<br />

angenommen und führten nach Iphofen, Prag,<br />

Arnstadt, Nürnberg, Dresden, Bremen,<br />

Cottbus und Spreewald, Erfurt, Würzburg,<br />

München und zuletzt im November 2010 nach<br />

Wernigerode. Es fanden Brauerei­ und<br />

Molkereibesichtigungen, Weinproben, ein<br />

Rittermahl und zuletzt ein mittelalterliches<br />

Kartoffelgelage in Wernigerode statt.<br />

Nicht zu vergessen die von Ernst Gießler zelebrierten<br />

Frühstücksbüffets während unserer<br />

Busfahrten, die keine Wünsche offen ließen.<br />

379


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Die Jugendarbeit des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

im Rückblick<br />

Die Fußballjugend des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

wurde zuerst in einer Spielgemeinschaft mit<br />

dem TSV Röhrenfurth ausgebildet und seit<br />

den 70er Jahren bei dem Melsunger Sportverein“<br />

MFV 08“.<br />

In dieser Gemeinschaft war und ist es möglich,<br />

dass die Jugendlichen in den Schüler­ sowie<br />

Jugendmannschaften eine optimale Ausbildung<br />

und Förderung erhalten.<br />

Dies ist neben der finanziellen Beteiligung nur<br />

möglich mit dem Engagement vieler ehrenamtlicher<br />

Mitglieder des TSV in den Aufgaben<br />

als Jugendleiter, Betreuer und Trainer.<br />

Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> hat in dieser Zusammenarbeit<br />

mit dem MFV 08 bewiesen, dass<br />

kleinere Vereine verlässliche Partner sind und<br />

dabei erfolgreich ihre Eigenständigkeit behalten.<br />

Der Melsunger Sportverein MFV 08 hat in seiner<br />

Öffentlichkeitsarbeit die Zusammenarbeit<br />

mit dem TSV und seinen engagierten Ausschussmitgliedern,<br />

Trainern u. Betreuern gewürdigt.<br />

Als Beispiel wurden in der Saison 1993/94 öffentlich<br />

geehrt die <strong>Schwarzenberg</strong>er Rolf Jacob,<br />

Erich Seitz u. Willi Rohde.<br />

Mit dem eigenen Nachwuchs aus dem TSV<br />

konnten weitere Jugendspieler des Melsunger<br />

Sportvereins für die Seniorenmannschaft des<br />

TSV gewonnen werden.<br />

Folgende Jugendleiter des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />

waren im Amt und haben mit ihrem persönlichen<br />

Einsatz und weiteren Betreuern und<br />

Helfern die Grundlagen geschaffen für den<br />

Erhalt der Fußballsparte des TSV <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />

1960 ­ 1966 Hans Seitz, 1966/67 Günther<br />

Findling, 1967­ 1969 Heinz Riedemann,<br />

1969/70 Lothar Jäger, 1970 ­1973 Heinz Rothämel,<br />

1973/74 Dieter Biermann, 1974/75<br />

Horst Riedemann, 1975 ­1981 Heinrich Worst,<br />

1981­ 1983 Rudi Iwanowski, 1983 – 1986<br />

Willi Liedlich, 1986 ­1990 Günther Goldhardt,<br />

1990 ­1996 Rolf Jacob, 1996 – 2006 Willi<br />

Rohde, 2006 ­ 2010 Bernd Findling, 2010 –<br />

dato Hendrik Ludolph.<br />

2010<br />

Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> in der neu gegründeten<br />

JSG Melsungen<br />

In der Zeit von 2006 bis zur Gründung der<br />

JSG in 2010 waren für die Jugendlichen aus<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> beim Melsunger MFV 08 verantwortlich,<br />

der Sportkamerad Bernd Findling<br />

als verantwortlicher Jugendleiter des TSV, sowie<br />

die weiteren Betreuer Arno Wagener, Peter<br />

Knippschild, Hardy Deppe und Ralf Börner.<br />

Die JSG Melsungen wurde zu Beginn der<br />

Saison 2010/11 aus den Jugendabteilungen<br />

des Melsunger FV, TSV <strong>Schwarzenberg</strong>, TSV<br />

Röhrenfurth, TSV Obermelsungen, FTSV<br />

Kehrenbach und Günsterode gebildet.<br />

Ziel der JSG Jugend­Spiel­Gemeinschaft ist<br />

es, Kräfte und Möglichkeiten der einzelnen<br />

Vereine in Melsungen und Umgebung zu bündeln<br />

sowie eine bestmögliche Förderung mit<br />

einer optimalen Betreuung der Kinder und Jugendlichen<br />

zu gewährleisten.<br />

In der JSG sind mehr als 180 Kinder und Jugendliche<br />

in 13 Mannschaften von der A­Jugend<br />

bis zu den Bambinis angemeldet. Vom<br />

TSV <strong>Schwarzenberg</strong> waren 17 Kinder und Jugendliche<br />

und 5 Trainer bzw. Betreuer aktiv<br />

tätig, welche einen sehr wichtigen Beitrag<br />

zum Erhalt des Spielbetriebes leisten.<br />

2011<br />

Damen­Gymnastikgruppe besteht seit<br />

25 Jahren<br />

In der Jahreshauptversammlung 2011 wurden<br />

25 von den damals 40 Damen geehrt, die vor<br />

25 Jahren Mitglied in der Damen­Gymnastikgruppe<br />

wurden, deren Anzahl sich derzeit auf<br />

80 Mitglieder erhöht hat. Die Sprecherin der<br />

Damen Gymnastikgruppe Heike Siemon organisierte<br />

diese Ehrung und war über die große<br />

Anzahl der treugebliebenen Mitglieder sehr<br />

erfreut.<br />

380


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

Aus dem Blickfeld des Jahres 2011 kann man<br />

das Resümee ziehen, dass der Verein mit der<br />

Einbindung der Frauen in die sportlichen Aktivitäten,<br />

als Helfer bei Veranstaltungen u.<br />

Events bis in die Vorstandsarbeit einen enormen<br />

Auftrieb erhielt!<br />

Seit 1990 leitet Alexandra Friedrich, geborene<br />

Iwanowski, die Damen­Gymnastikgruppen,<br />

dazu stehen vertretungsweise Monika Pietrzak<br />

oder Petra Hofmann als weitere Übungsleiterinnen<br />

zur Verfügung. Einmal pro Woche treffen<br />

sich die Frauen im Dorfgemeinschaftshaus<br />

oder an anderen Übungsstätten, um für eine<br />

Stunde Gymnastik sportliche Aktivitäten zu<br />

betreiben.<br />

Die Damen in der Aktion bei den wöchentlichen<br />

Übungsstunden oder anderen Veranstaltungen:<br />

Im Laufe der Jahre wuchsen die Gruppen auf<br />

über 80 Mitglieder an. Neben der Damen­<br />

Gymnastikgruppe wurde noch zusätzlich eine<br />

XXL­Gruppe angeboten.<br />

Anfang der 90er Jahre kam das Eltern­Kind­<br />

Turnen hinzu, mit diesem erweiterten Angebot<br />

wurden bereits Kinder, aber auch Väter an<br />

den Verein herangeführt.<br />

Die Frauen der Gymnastikgruppe sind aus<br />

dem Vereinsleben des TSV nicht mehr wegzudenken,<br />

denn sie sind bei allen Feiern des TSV<br />

fest integriert. So helfen sie am 1. Mai mit<br />

Kaffee­ und Kuchenverkauf.<br />

Im Laufe der Jahre haben die Gymnastikfrauen<br />

noch einiges gemeinsam unternommen<br />

und Fahrten zu den Musicals: Starlight Express,<br />

Phantom der Oper und Greace mit einem<br />

Altstadtbummel in Düsseldorf organisiert.<br />

Der Besuch beim ZDF in Mainz und im Fernsehgarten<br />

waren ebenso schöne, gemeinsame<br />

Fahrten.<br />

Außerdem wurden die Weihnachtsmärkte in<br />

Eisenach und Göttingen besucht.<br />

381


11­6 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />

Bilanz des Fördervereins<br />

Vereinsarbeit<br />

nach 4 Jahren<br />

Der Vorstand des Fördervereins hatte sich als<br />

Ziel und Aufgabe einige Schwerpunkte gesetzt:<br />

­ Bereitstellung von Mitteln zur Finanzierung<br />

der Fahrkosten zum Trainings­ u. Sportbetrieb.<br />

­ Unterstützung der Jugendarbeit durch die<br />

Beschaffung von Trainingsmaterial wie<br />

z. B. Trikot, Trainingsanzüge, Bälle etc.<br />

­ Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit<br />

durch eine Vereinszeitschrift<br />

­ Mobilisierung der Bevölkerung zur ehrenamtlichen<br />

Mitarbeit.<br />

Als größte Herausforderung sah der Förderverein<br />

jedoch bei der Unterstützung des TSV<br />

beim Bau und der Finanzierung des neuen<br />

Vereinsheimes in 2008/09.<br />

Zum Beispiel hat der Architekt kostenlos gearbeitet<br />

und das Haus geplant sowie Zeichnungen<br />

erstellt incl. der Genehmigungsverfahren.<br />

Andere Firmen und Handwerksbetriebe spendeten<br />

Material und Einrichtungen incl. der<br />

Montagekosten.<br />

Der FV hat bei der Einweihungsfeier den<br />

Sponsoren seinen Dank ausgesprochen und<br />

die erbrachten Leistungen gewürdigt.<br />

So wurden für die gesamten Sportler u. den<br />

Damen der Gymnastikgruppe neue Trainingsanzüge,<br />

Regenjacken, Hosen und T­<br />

Shirts für den Sportbetrieb gekauft sowie<br />

neue Turnmatten wurden bereitgestellt.<br />

Mittlerweile fahren die Fußballer im Februar<br />

eines Jahres in ein dreitägiges Trainingslager<br />

um Konditionen zu erarbeiten. Dieses wird<br />

auch vom FV mit unterstützt, um den Zusammenhalt<br />

in der Mannschaft zu stärken, denn<br />

ohne Teamgeist geht im Sport nichts.<br />

Soziales Engagement liegt dem Förderverein<br />

am Herzen. Neben der Unterstützung einer<br />

Familie, die von einem Schicksalsschlag betroffen<br />

war, oder einer Spende für das Patenkind<br />

des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> in Koudougou,<br />

Afrika.<br />

382


Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />

2012<br />

Neue sportliche Herausforderungen<br />

Das Vorstandsteam sowie die Sportler mit ihren<br />

Trainern und Betreuern stellen sich den<br />

neuen Herausforderungen für den Sportbetrieb<br />

im Verein<br />

Die neuen Formen der Zusammenarbeit in<br />

Spielgemeinschaften mit anderen Nachbarvereinen<br />

sind erfolgreich auf dem Sektor der<br />

Jugendarbeit sowie der Altherren­ Fußballer.<br />

Der Verein hat mit seinen 286 Mitgliedern, einer<br />

modernen Sportanlage und einer jungen<br />

Mannschaft die besten Voraussetzungen für<br />

die Zukunft.<br />

Der Vorstand, in der neuen Besetzung, wird<br />

die bisher erfolgreiche Vereinsarbeit fortsetzen.<br />

Neuer Vorstand ab 2012<br />

1. Vorsitzender: Frank Goldhardt<br />

2. Vorsitzender: Markus Lingott<br />

Kassierer:<br />

Schriftführer:<br />

Chr. Rauschenberg<br />

Daniel Dittmar<br />

Auf dem Bild die neue und alte Führungsmannschaft<br />

(v.l.): Kassierer Christopher Rauschenberg, Schriftführer<br />

Daniel Dittmar, 2. Vorsitzender Markus Lingott,<br />

1. Vorsitzender Frank Goldhardt, ehem.<br />

1. Vorsitzender Jens Peters, Jugendleiter Henrik Ludolph,<br />

Abteilungsleiter Fussball Jochen Bernhardt,<br />

Stellv. Abteilungsleiter Fussball Steffen Späth und<br />

Abteilungsleiterin Gymnastik Monika Pietrzak<br />

Abteilungsleiter<br />

Fussball:<br />

stellv. Fussball:<br />

Jugendbereich:<br />

Altherren Fußball:<br />

Damen Gymnastik:<br />

Jochen Bernhardt<br />

Steffen Späth<br />

Hendrik Ludolph<br />

Ralf Börner<br />

Monika Pietrzak<br />

383


11­7 | Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

Natur u. Wanderfreunde<br />

„ Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

Bei einer Wanderung vom Himmelsberg nach<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> kam einer Gruppe von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er die Idee, sich regelmäßig<br />

zum Zweck von Wanderungen, der Austragung<br />

von Lindenfesten und anderen gemeinnützigen<br />

Aufgaben zu treffen.<br />

Im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit steht seitdem<br />

das Wandern und Erkunden von Landschaften<br />

in der näheren Umgebung von<br />

Nordhessen, aber auch Reisen zu weiteren<br />

Wanderzielen in Deutschland.<br />

1980 Gründung des Vereins<br />

Folgende junge Wanderfreunde gründeten im<br />

Mai 1980 den Natur u. Wanderverein „Alte<br />

Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“:<br />

Willi Alter, Karl­Heinz Helper, Heinz­Jürgen<br />

Joswig, Werner Jutzi, Karl­Ludwig Kiefer,<br />

Hartwig Löwe, Joachim Löwe, Heinz Riedemann,<br />

Horst Riedemann, Erich Seitz, Kurt Siebert,<br />

Willi Sinning, Heinz Schäfer, Ludwig Kördel<br />

u. Karl Wenzel.<br />

384


Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“ | 11 -7<br />

Neben Tagestouren nach Büchenwerra, zum<br />

Lottchen nach Melgershausen oder zum Edersee,<br />

wurden auch weitere Touren in die Berge<br />

nach Schönwald im Schwarzwald in das Naturfreundehaus<br />

Küflerhäusle organisiert.<br />

Das traditionelle Lindenfest der<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Einmal jährlich organisiert der Verein ein Lindenfest,<br />

das die Mitglieder in Eigenverantwortung<br />

organisieren, sowie die Bewirtschaftung<br />

in eigener Regie durchführt. Die zweitägige<br />

Veranstaltung an der Linde lockt nicht nur die<br />

Dorfbewohner zum Feiern an, sondern auch<br />

viele Gäste aus den Nachbarorten. Geboten<br />

wird am Samstag neben dem Essen und Trinken<br />

auch Livemusik, am Sonntag der Gottesdienst<br />

unter der Linde und zum Ausklang noch<br />

Kaffee und Kuchen.<br />

Bilder von Wanderungen in den 80er Jahren<br />

Es fehlte auch nicht München mit dem Besuch<br />

des Oktoberfestes. Sämtliche Reisen wurden<br />

begleitet mit Frohsinn und mit Besichtigungen<br />

sowie der Teilnahme an Veranstaltungen in<br />

festlicher Stimmung.<br />

385


11­7 | Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

Lindenfest mit Gottesdienst<br />

Osterfeuer<br />

Das Osterfeuer wird jährlich am 1. Ostersonntag<br />

angezündet und lockt zahlreiche Besucher<br />

von Fern und Nah an. Bei Musik, Bratwurst<br />

und Getränken werden die Besucher von<br />

den Wanderfreunden bis in die Nachtstunden<br />

bewirtet.<br />

Vorausgegangen für das Sammeln und Aufschichten<br />

des Holzstapels sind jedoch viele<br />

Arbeitsstunden der freiwilligen Helfer.<br />

Auf dem linken Bild aus dem Jahr 2007 sind: H. Schäfer, C. Sinning, W. Sinning, S. Lüdges , H. Riedemann,<br />

K. Wenzel, A. Löwe, H. Löwe, T. Riedemann, N. Biermann, M. Wenzel, P. Sinning<br />

386


Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“ | 11 -7<br />

Unterstützung von sozialen und<br />

gemeinnützigen Projekten<br />

Die Erlöse aus den Veranstaltungen wurden<br />

bislang für 30 soziale und gemeinnützige Projekte<br />

eingesetzt, wie z. B.<br />

­ Spenden für die Reparatur der Kirchenorgel,<br />

dem Zaun am Friedhof, für die Melsunger<br />

Stiftung „Haus des Kindes“, der<br />

Krebshilfe und weitere Objekte.<br />

­ Bau und Einrichtung von Sitzgruppen im<br />

Ort und der Gemarkung von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

Auf dem Bild von links:Karl Wenzel, Kurt Siebert,<br />

Karl­Heinz Helper u. der Ortsvorsteher Otto Siemon<br />

­ Bau einer Brücke über den Höhbach für<br />

Wanderer, Finanzierung einer Geschichtstafel<br />

incl. einer Wanderkarte an der Linde<br />

und die Verschönerung des Platzes mit einer<br />

Sitzgruppe sowie der Verschönerung<br />

des Wasserbassin mit einem Naturstein­<br />

Mauerwerk.<br />

Einweihung der Sitzgruppe 1990 an der Straße „Zur Kroneneiche“<br />

387


11­7 | Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />

Mit dem Bau der Brücke über den Höhbach im<br />

Jahr 2005 hat der Verein mit 17 Mitgliedern in<br />

350 Arbeitsstunden eine der größeren Aktion<br />

durchgeführt.<br />

Einige Akteure auf dem rechten Bild sind: E.Seitz, H.Schäfer, W.Sinning, P.Sinning, T.Riedemann, H.Riedemann,<br />

K.Siebert und M.Jacob<br />

Die zweite Generation<br />

führt das Werk der Gründer des Lindenvereins<br />

weiter und ruft „Jung und Alt“ zum Wandern,<br />

aber auch zum Feiern unter der Linde<br />

auf. Mit dieser Aktivität können weiterhin soziale<br />

und gemeinnützige Projekt gefördert<br />

werden. Der Verein wird von 2 Sprechern geführt,<br />

die von den Mitgliedern bestimmt und<br />

jährlich wechseln.<br />

Auf dem Bild rechts aus dem Jahr 2008 sind noch<br />

Gründungsmitglieder aus dem Jahr 1980 mit dabei.<br />

In der oberen Reihe v. links: T. Bettenhausen, W.<br />

Sinning, H­J. Joswig, P. Sinning. Mittlere Reihe v.<br />

links: T. Riedemann, K. Siebert, K. Wenzel, H. Schäfer<br />

J. Löwe. Vordere Reihe v. links: K­H. Helper, H.<br />

Riedemann, T. Joswig, K­L. Kiefer u. H. Löwe<br />

n<br />

388<br />

Auf dem Bild links, v.<br />

links aus dem Jahr<br />

2011 die zweite Generation:<br />

D. Schäfer,<br />

T. Riedemann, N. Biermann,<br />

D. Schäfer,<br />

C. Schmidt, F. Schmidt,<br />

M. Jacob, A. Löwe,<br />

J. Rosenstein, T. Mey


Die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -8<br />

Die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Im Hinblick auf das 750jährige Bestehen des<br />

Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> im Jahr 2012 wurde<br />

am 27.02.2009 die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong><br />

gegründet. Sie ist ein parteipolitisch<br />

und religiös unabhängiger Verein.<br />

Der Verein dient dem Zweck die Kultur, Heimatpflege,<br />

Heimatkunde und Brauchtum zu<br />

fördern. Der Verein wird geführt vom 1. Vorsitzenden<br />

Ingo Kortendieck, seinem Stellvertreter<br />

Klaus Michael Potzkai, der Kassiererin<br />

Tanja May und der Schriftführerin Sandra<br />

Hruby.<br />

Die Gemeinschaft hat 35 Mitglieder. Mittlerweile<br />

wurden ca. 20 Arbeitsgruppen gebildet,<br />

die das Jubiläumsfest vom 6. bis 9. September<br />

2012 vorbereiten.<br />

Ehemalige Vereine in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von Adolf Seitz<br />

Ziegenzuchtverein<br />

Aufgrund einer Verfügung des Landrats vom<br />

15.2.1911 wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> ein Ziegenzuchtverein<br />

gegründet. Der Vorstand bestand<br />

aus dem 1. Vorsitzenden Justus Ruppel,<br />

dem 2. Vorsitzenden Justus Barthel, dem<br />

Schriftführer Heinrich Dittmar und dem Kassierer<br />

Georg Jäger. Weitere 25 Mitglieder traten<br />

dem Verein bei. Zum Ankauf eines Zuchtbockes<br />

stellte die Gemeinde dem Verein, lt.<br />

Beschluss vom 1.3.1911, den Betrag der 30<br />

Mark überstieg, zur Verfügung.<br />

Der Bockhalter erhielt die Hälfte der Bullenwiese<br />

zur Grasnutzung. Ein 50 Meter langes<br />

Stück im Rosengraben, neben dem Friedhof,<br />

durfte als Tummelplatz für die Ziegen genutzt<br />

werden. Die Zahl der Ziegenhalter und Ziegen<br />

im Gründungsjahr des Vereins ist nicht bekannt.<br />

Laut Unterlagen von Lehrer P. Schmidt<br />

gab es in 1897 30 und in 1901 85 Ziegen im<br />

Dorf. Im Jahr 1912 erhielt der Verein von der<br />

Gemeinde einen Zuschuss von 12,50 Mark<br />

und in 1913 von 10 Mark.<br />

In 1916 wurden Heinrich Dittmar zum 1. Vorsitzenden,<br />

Justus Ruppel zum 2. Vorsitzenden<br />

und Justus Riedemann zum Kassierer gewählt.<br />

Der Schriftführer ist nicht bekannt.<br />

Dieser Vorstand blieb bis 1930 im Amt. Zwischen<br />

1925 und 1945 schwankte der Ziegenbestand<br />

im Dorf zwischen 112 und 123 Tieren.<br />

Durchschnittlich waren es 81 Ziegen. Der<br />

Ziegenbockstall befand sich im Spritzenhaus<br />

an der heutigen Straße Zur Kroneneiche<br />

oberhalb der Einmündung der Blumenstraße.<br />

Mit steigendem Wohlstand wurden auch die<br />

Ziegen immer weniger, bis sie in den 1960er<br />

Jahren ganz aus dem Dorf verschwanden.<br />

Spätestens dann wurde auch der Ziegenzuchtverein<br />

aufgelöst. Das genaue Datum ist<br />

nicht bekannt.<br />

Kriegskameradschaft<br />

Am 8. März 1934 wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> eine<br />

Kriegskameradschaft mit 25 Mitgliedern<br />

gegründet. Sie hatte zum einen den Zweck,<br />

soldatische Werte wie Vaterlandsliebe, Treue<br />

und Ehre, Förderung des Wehrwillens und des<br />

Stolzes auf die Wehrtüchtigkeit und Kameradschaft<br />

darzustellen und zu fördern, und<br />

zum andern, die Kameradschaft der alten<br />

Soldaten zu pflegen, kranken Kameraden Hilfe<br />

und Unterstützung zu gewähren und die Gefallenen<br />

zu ehren. Die Kameradschaft wurde<br />

in 1943 aufgelöst.<br />

Reisetaubenverein<br />

Im Jahre 1963 gründeten 9 Taubenzüchter<br />

den Reisetaubenverein „Fuldabote“. Einige<br />

389


11­9 | Ehemalige Vereine in <strong>Schwarzenberg</strong><br />

von ihnen waren vorher im Melsunger Verein<br />

„Luftbote“ aktiv. Die Mitglieder besaßen in<br />

1963 200 Brieftauben und nahmen an Wettflügen<br />

teil.<br />

Der damalige Vorstand: 1. Vorsitzender Willi<br />

Jäger, 2. Vorsitzender Konrad Hain, Kassierer<br />

Gerhard Hofmann, Schriftführer Karl Jäger.<br />

Weitere Mitglieder waren Erich Riedemann<br />

und Konrad Jäger, dessen Enkel Manfred<br />

Tews, das Hobby seines Großvaters später<br />

auch noch ausübte.<br />

Mit dem Tod von Karl Jäger in 2006 erlosch<br />

der Verein.<br />

390


12<br />

Im Zeitenwandel


1 2-1 | Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Eine Phantasie)<br />

von Adolf Seitz ­ Peter Schmidt<br />

Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Burg (Phantasie)<br />

Zeichnung Gerda Barthel<br />

In den Unterlagen von Lehrer Schmidt fand<br />

ich die obige Zeichnung seiner damaligen<br />

Schülerin Gerda Barthel, die bis 1953 von<br />

ihm unterrichtet wurde und heute als Gerda<br />

Becker zeitweise in den USA lebt. Sie kann<br />

sich an dieses Bild nicht mehr erinnern.<br />

Vermutlich wurde ihr im Heimatkundeunterricht<br />

die Aufgabe gestellt, die ehemalige<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Burg nach ihren Vorstellungen<br />

zu zeichnen. Die Zeichnung scheint<br />

Schmidts Vorstellung von der heimatlichen<br />

Burg sehr nahe gekommen zu sein, denn er<br />

signierte sie mit der Jahreszahl 1262, dem<br />

Jahr der Ersterwähnung des Ritters Helfrich<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong>, der auf Burg lebte.<br />

Außerdem gibt es noch eine handschriftliche<br />

Aufzeichnung von Schmidt, in der er historische<br />

Wirklichkeit und Phantasie über die Burg<br />

von <strong>Schwarzenberg</strong> miteinander vermischt<br />

hat. Er schreibt im Originaltext folgendes:<br />

Die Burg/Bergfeste von <strong>Schwarzenberg</strong><br />

(Aus der Schulchronik)<br />

Eine Burg war früher und anfangs nur ein<br />

Turm mit hölzernem Wohnhaus, der später<br />

mit umfangreichen Gebäuden: Steinturm, Palas,<br />

Festsaal, Burgmauern mit großem Tor und<br />

mehreren kleinen Pforten, Burggraben und<br />

Zugbrücke, oft noch mit Vorburg und Zwinger<br />

versehen war.<br />

392


1 2-1 | Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />

ziemlich eng zu. Vor 1200 gab es keine Fenster<br />

und keine Öfen, viele Räume konnten im<br />

Winter nicht geheizt werden und die Böden<br />

aus Lehm oder Ziegelstein waren kalt. Als Beleuchtung<br />

dienten lange Kienspäne, die an<br />

der Wand in Eisenringen steckten. Es gab<br />

auch kleine Talglampen, in denen Tierfett<br />

verbrannt wurde. Die Betten wurden mit dicken<br />

Vorhängen vor Kälte und Zugluft geschützt.<br />

Das Burggesinde schlief teilweise auf<br />

Stroh in den Ställen. Wasser war oft Mangelware.<br />

Man wusch sich nur in unregelmäßigen<br />

Abständen und auch nur dort, wo es "nötig"<br />

war. Ein warmes Bad war, auch wegen des<br />

teuren Brennholzes, nur den Herrschaften<br />

vorbehalten. Toiletten gab es damals natürlich<br />

auch nicht. Die Notdurft verrichtete man<br />

in Aborterkern, von denen die Fäkalien,<br />

manchmal schon in einem Holzschacht, in die<br />

Tiefe fielen. All diese Dinge haben wenig gemeinsam<br />

mit verschönenden schriftstellerischen<br />

Darstellungen, die das Burgleben in<br />

bunten Farben darstellen.<br />

Zum Schluss möchte ich einfach einen Zeitzeugen<br />

zu Wort kommen lassen, der das Burgleben<br />

persönlich gekannt hat. Es ist der<br />

Reichsritter Ulrich von Hutten, der 1518 über<br />

das Leben in einer Burg folgendes geschrieben<br />

hat:<br />

„Die Burg selbst, mag sie auf dem Berg oder<br />

im Tal liegen, ist nicht gebaut, um schön,<br />

sondern um fest zu sein.<br />

Sie ist von Wall und Graben umgeben und innen<br />

eng, da sie durch die Stallungen für Vieh<br />

und Herden versperrt wird. Daneben liegen<br />

die dunklen Kammern, angefüllt mit Pech,<br />

Schwefel und dem übrigen Zubehör der Waffen<br />

und Kriegswerkzeuge. Überall stinkt es,<br />

dazu kommen die Hunde mit ihrem Dreck, eine<br />

liebliche Angelegenheit, wie sich denken<br />

lässt und ein feiner Duft.<br />

Reiter kommen und gehen, unter ihnen sind<br />

Räuber, Diebe und Banditen. Denn fast für<br />

alle sind unsere Häuser offen, entweder weil<br />

wir nicht wissen, wer ein jeder ist, oder weil<br />

wir nicht weiter danach fragen.<br />

Der ganze Tag, vom frühen Morgen an, bringt<br />

Sorge und Plage, beständige Unruhe und<br />

dauernder Betrieb. Die Äcker müssen gepflügt<br />

und gegraben werden, man muß eggen, säen,<br />

düngen, mähen und dreschen. Es kommen<br />

die Ernte und Weinlese, wenn es dann einmal<br />

ein schlechtes Jahr gewesen ist, wie es bei<br />

jener Magerkeit häufig geschieht, so tritt<br />

furchtbare Not und Bedrängnis ein. Bange<br />

Unruhe und tiefe Niedergeschlagenheit ergreifen<br />

alle."<br />

394


Wirtschaft und Lebensweise unserer Vorfahren | 1 2-2<br />

Wirtschaft und Lebensweise unserer Vorfahren<br />

am Ende des 19. Jahrhunderts<br />

von Peter Schmidt 1944<br />

Wenn auch heute der Satz, dass der Mensch<br />

ein Produkt seiner Umgebung ist, verneint<br />

wird, so steht doch fest, dass Natur und Umwelt<br />

seit jeher den Lebensumständen der<br />

Menschen mehr oder weniger, gewisse Grenzen<br />

gesetzt haben. Nur unter Aufwendung<br />

starker Arbeitsleistungen war es möglich, ihr<br />

das Lebensnotwendige abzuringen. Für den<br />

Bauern ist diese Tatsache selbstverständlich.<br />

Er ist abhängig vom Laufe der Natur, den<br />

Jahreszeiten, dem Sonnenlauf, dem Boden,<br />

der Fruchtbarkeit, dem Wachstum der Pflanzen,<br />

den Früchten des Feldes. Sein Leben besteht<br />

überwiegend aus Arbeit; Feste und<br />

Feiern sind notwendige und willkommene Ruhepunkte.<br />

Ein Teil der Dorfbevölkerung<br />

(25%) hat nicht soviel Besitz um Bauer sein<br />

zu können; es sind dies die Handwerker, Arbeiter<br />

und Landwirte im Nebenerwerb. Im Bezug<br />

auf Haltung und Gesinnung gilt aber von<br />

ihnen dasselbe wie bei den Bauern. Auch in<br />

ihren Adern fließt noch Bauernblut. Wenn irgend<br />

möglich, pachten sie ein Stück Land<br />

oder kaufen es gar, um sich und ihre Familien<br />

zu ernähren.<br />

Da die Männer in erster Linie ihrem Beruf,<br />

welchem auch immer, nachgehen, liegt viele<br />

Arbeit auf den Frauen und auch den Kindern,<br />

die diese Arbeit als selbstverständlich ansehen.<br />

Die Kinder sind es gewohnt, schon früh,<br />

gewisse Tätigkeiten in Haus und Hof zu übernehmen.<br />

Sie gehören zum Leben eines Dorfkindes<br />

dazu, wenn auch das Spielen dabei<br />

einmal zu kurz kommen sollte.<br />

Das Arbeitsleben bestimmt das Leben im<br />

Dorf, besonders zur Erntezeit. Selbst die ganz<br />

Alten helfen dann noch mit, so gut sie können.<br />

Die Menschen zeichnen sich oft durch<br />

große Leistungsfähigkeit und Leistungswillen,<br />

oft bis ins hohe Alter hinein, aus. Die Männer,<br />

die zum Beispiel 12 Stunden in einer Fabrik in<br />

Melsungen oder Kassel arbeiten, nehmen<br />

durch ihre Nebentätigkeit in ihrer Landwirtschaft<br />

große Strapazen auf sich. Wenn zum<br />

Beispiel die Heuernte ansteht, wird bis gegen<br />

22.00 Uhr gemäht, bis gegen 3.00 Uhr geschlafen,<br />

weiter gemäht und dann geht es in<br />

die Fabrik, wo die Arbeit auch nicht leicht ist.<br />

Krankheiten steht man skeptisch gegenüber,<br />

bei anderen Menschen glaubt man an Verstellung.<br />

Für die ärztliche Behandlung gibt<br />

man nicht gern Geld aus, und so geht man<br />

eher zu einem Heilkundigen als zum Doktor.<br />

Man ist sparsam. Als die Eisenbahn in 1848<br />

gebaut worden war, gingen viele Leute trotzdem<br />

noch zu Fuß nach Kassel, weil ihnen die<br />

paar Silbergroschen, die sie als Fahrpreis<br />

zahlen mussten, zu wertvoll waren. Dabei<br />

vollbrachten sie oft Tagesmärsche von 60 Kilometern.<br />

Ganz früh in der Nacht marschierte<br />

man los, und kam am folgenden Abend sehr<br />

spät wieder nach Hause.<br />

Die Lebensweise der Menschen war sehr einfach,<br />

zum Teil sogar dürftig. Ich glaube, wir<br />

können uns heute kaum eine Vorstellung von<br />

der spartanischen Einfachheit machen gegenüber<br />

der heutigen. Täglich wurde einfaches,<br />

trockenes Brot gegessen. Kuchen gab es nur<br />

sonntags in wenigen Sorten als Blechkuchen,<br />

tiefen Kuchen, Scherrekuchen usw.<br />

Die Butter wurde meist verkauft, um Bargeld<br />

zu bekommen; Kaffee war nur Genussmittel,<br />

„Rübenbrühe“ das tägliche Getränk, Kochkäse<br />

und Schnippchen bereitete die Bauersfrau<br />

selbst, Kaufkäse kannte man nicht. Schon<br />

1575 wird von Triftkäse als Frongabe berichtet.<br />

Frisches Fleisch kam nur selten auf den<br />

Tisch. Im Winter wurde „eingeschlachtet“, das<br />

geräucherte und in Fässern eingepökelte<br />

Fleisch musste das ganze Jahr hindurch halten,<br />

und dass mit dem Vorrat haushälterisch<br />

umgegangen werden musste, versteht sich<br />

von selbst. Übrigens waren Schlachtefeste<br />

und Kirmes die größten Feste im Dorfe.<br />

„Selbstgesponnen, selbstgemacht, ist die<br />

beste Bauerntracht“, war Parole in Bezug auf<br />

395


12­2 | Wirtschaft und Lebensweise unserer Vorfahren<br />

Kleidung, daher waren die meisten Kleidungsstücke<br />

selbstgewebte Trachten.<br />

Flachsbau und Weben waren darum sehr<br />

wichtige Beschäftigungen. Den Gang der<br />

Flachsbereitung kennen die Großeltern vielleicht<br />

noch aus eigener Erfahrung. Aus dem<br />

selbstgesponnen Flachs bereitete man fast<br />

die gesamte Wäsche und den größten Teil der<br />

Kleidung. Dazu musste allerdings das Garn<br />

fein gesponnen sein, es musste „24er“ sein,<br />

sonst gab’s nur Säcketuch. Das Weben war<br />

eine uralte und weit verbreitete Kunst, die in<br />

fast jedem Hause vom Weber bzw. Webmeister<br />

geübt wurde. Letzterer war ein Weber,<br />

der mindestens 3 bis 4 Gesellen beschäftigte.<br />

Es ist in vieler Hinsicht schade, dass diese<br />

Kunst heute fast ganz verschwunden ist, auch<br />

in Hinsicht auf dörfliche und bäuerliche<br />

Kunstgestaltung.<br />

Voraussetzung für das Weben war natürlich<br />

das Spinnen. Eine der ältesten Beschäftigungen<br />

der Frauen. Es begann mit dem großen<br />

Buß­ und Bettag am 1. November und wurde<br />

den ganzen Winter hindurch eifrig betrieben.<br />

Es war auch dies eine Form der Gemeinschaftsarbeit,<br />

wie so manche andere früherer<br />

Zeit. Dazu fand man sich alltäglich abwechselnd<br />

in verschiedenen Häusern zusammen<br />

zum gemeinsamen Spinnen. Jede Spinnerin<br />

musste tagsüber eine „Zaspel“(alte Maßeinheit<br />

für Garn) spinnen und am Wochenende<br />

ihre „6 Zaspeln“ an der Wand hängen haben.<br />

Aber trotz dieser geforderten Leistung blieb<br />

doch noch Zeit zu fröhlichem Beisammensein<br />

bei Kaffee und Kuchen. Dazu fanden sich die<br />

Burschen auch ein, mit denen dann die übrige<br />

Freizeit bei Spiel und Tanz vergnügt verbracht<br />

wurde. So ging es fort bis zum „fetten Sonntag“,<br />

an dem beim Abschiedsschmaus das<br />

Spinnrad beiseite gestellt wurde und neue<br />

Aufgaben der Spinnerinnen warteten.<br />

Auch sonst gab es noch allerlei handwerkliche<br />

Arbeiten, die zu Hause gemacht wurden. Das<br />

waren Reste der Fertigkeiten aus der Zeit, als<br />

gar keine oder wenig Handwerker im Dorfe<br />

waren und jeder auf sich selbst angewiesen<br />

war.<br />

Hierzu gehörten das Korbflechten, Wannenmachen,<br />

Kötzenflechten, Tragbänderweben,<br />

Besen­ und Bürstenbinden. „Was man selbst<br />

machen kann, ist gespart“, sagte der Großvater<br />

und lächelte dabei. Diese handwerkliche<br />

Kunst vererbte sich leicht auf Kinder und Enkel.<br />

Maschinen kannte man damals kaum, alles<br />

musste mit der Hand verrichtet werden. Nicht<br />

nur war die gesamte Feldarbeit Handarbeit,<br />

Frucht absicheln, abmähen mit der Sense,<br />

auch das Dreschen geschah mit der Hand.<br />

Diese Arbeit gehörte wohl mit zu den mühsamsten<br />

in der Landwirtschaft überhaupt.<br />

Schon recht früh, um 3 oder 4 Uhr, fing es an<br />

und dauerte bis in den späten Morgen, tagsüber<br />

wurde geworfelt und gereinigt; so ging<br />

es fort bis um Weihnachten, ja sogar oft<br />

noch übers Neujahr hinaus.<br />

Man stand mitten in einem Leben, das Aufgabe<br />

und Schicksal gleichzeitig war; Schicksal<br />

und Arbeit waren miteinander verbunden. Leben<br />

und Arbeit waren eins. Aus der Verbundenheit<br />

mit der Scholle sah man alles, was<br />

man tun musste, als Selbstverständlichkeit an<br />

und war dabei frohgemut.<br />

Einige Jahrzehnte vor der Jahrhundertwende<br />

begann in der Landwirtschaft eine neue Zeit.<br />

Fortschritt und Neuerung setzten sich durch.<br />

Die Fruchtwechselwirtschaft überwand die<br />

sich lang und zäh gehaltene Dreifelderwirtschaft.<br />

Der Anbau neuer Futtermittel setzte<br />

ein. Der Boden wurde entwässert; rationelle<br />

Pferde­, Vieh­ und Schweinezucht betrieben.<br />

Die neue Zeit verlangte den Gebrauch der<br />

Maschine; der Göpel als Antriebsmaschine für<br />

Häcksel­ und Dreschmaschine und Schrotmühle<br />

bürgerte sich ein, der Dreschflegel<br />

machte der Dreschmaschine Platz. Der<br />

Kunstdünger begann seinen Weg als Mittel für<br />

eine ungeahnte Erzeugungssteigerung. Kreditinstitute,<br />

Raiffeisenkassen usw. taten sich<br />

auf, Viehverwertungsgenossenschaften wurden<br />

gegründet und gewährten ihren Mitgliedern<br />

möglichst stabile Preise.<br />

Wenn man sich überlegt, welche gewaltigen<br />

Umwälzungen die Maschinenwirtschaft im<br />

Landleben herbeigeführt hat, so erkennt man:<br />

Was früher in mühevoller, zeitraubender Arbeit<br />

geleistet werden musste, wird heute in<br />

verhältnismäßig kurzer Zeit geschafft. (Kornschneiden<br />

– Getreidebinder – Getreidemähdrescher.)<br />

Es ist dabei erstaunlich, in welch kurzer Zeit<br />

die Maschine und der Elektromotor das Dorf<br />

396


Hans Minklo wird Ortsbürgermeister | 1 2-3<br />

eroberten. Mit dem Eindringen der Technik in<br />

das Dorf ist die ganze Lebenshaltung der<br />

Dorfbewohner geändert worden.<br />

Man hat mehr Zeit als früher, aber das Leben<br />

ist dadurch nicht besinnlicher geworden, man<br />

ist mehr hineingezogen in den Strom der allgemeinen<br />

Geschichte. Man steht nicht mehr<br />

abseits; die neue Zeit ist in das Dorf eingedrungen,<br />

mit allem, was zu ihr gehört.<br />

Möge uns die heutige Zeit mit ihren vielfachen<br />

Aufgaben ebenso einsatzbereit finden, wie<br />

einst unsere Alten, die das Leben und die Arbeit<br />

auffassten und meisterten, als Dienst am<br />

Volk.<br />

Hans Minklo wird Ortsbürger<br />

von Adolf Seitz nach Aufzeichnungen von Peter Schmidt<br />

Eine Heirat mit Hindernissen.<br />

Wenn heute ein junger Mann eine Frau aus<br />

einem anderen Dorf heiraten möchte, ist das<br />

gar kein Problem. Früher war das anders. Gehen<br />

wir einmal zurück an den Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts. Ein junger Mann aus Röhrenfurth,<br />

nennen wir ihn einmal Hans Minklo,<br />

stand auf Freiersfüßen. Die Frau, die er liebte,<br />

war aber nicht die Tochter des Nachbarn,<br />

sondern eine Auswärtige aus <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />

in deren Hof er einheiraten wollte. Er musste<br />

also in eine andere Ortgemeinde umsiedeln.<br />

In diesem Falle verlor er sein eigenes Heimatrecht<br />

in Röhrenfurth, falls er es nicht für<br />

einen Reichstaler jährlich erkaufte und aufrecht<br />

erhielt.<br />

Zum Heimatrecht gehörte:<br />

1. die Gemeindemitgliedschaft, d. h. die<br />

Selbstständigkeit als Ortsbürger oder Beisitzer.<br />

2. die einfache Gemeindeangehörigkeit für<br />

die noch nicht selbständig gewordenen<br />

Gemeindemitglieder.<br />

Kein Heimatrecht besaßen die sogenannten<br />

„Permissionisten“ (Eingereisten). Sie waren<br />

nur Orts­ oder Schutzgenossen in der Gemeinde.<br />

Für Hans Minklo ging es nun zunächst einmal<br />

darum, die neue Gemeindemitgliedschaft für<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> zu erwerben. Ihm wurde eröffnet,<br />

dass sie erworben werden könne:<br />

1. durch Geburt,<br />

2. durch Aufnahme, durch den Erwerb von<br />

Besitz, bei Frauen durch Heirat,<br />

3. durch Anstellung und persönliche Zuweisung<br />

von dritter Seite vom Tage der Anstellung<br />

an.<br />

Weiter wurde ihm erklärt, falls er aber auch<br />

noch Ortsbürger werden wolle, so müsse er<br />

wie jeder Einheimische volljährig sein, die<br />

Nationalkokarde tragen dürfen, die Ehrenrechte<br />

besitzen und keine Strafe über 20<br />

Reichstaler erhalten haben.<br />

Dies seien die Grundvoraussetzungen. Ferner<br />

müsse er Besitz im neuen Wohnort haben,<br />

selbständiger Bauer sein und seine Familie<br />

ernähren können. Auch mit dem Betreiben<br />

eines Handwerks, das mit einem Mindesteinkommen<br />

von 180 Reichstalern verbunden sei,<br />

könne er Ortsbürger von <strong>Schwarzenberg</strong> werden.<br />

Da er ein nicht zur Gemeinde zählender Inländer<br />

sei und Bauer werden wolle, müsse er<br />

ferner ein Zeugnis der Unbescholtenheit beibringen,<br />

Besitz und ein Vermögen von 150<br />

Reichstalern nachweisen.<br />

Besitz und Vermögen seiner zukünftigen Frau<br />

würden ihm hierbei angerechnet. Außerdem<br />

müsse er ein Einzugsgeld von 15 Talern an<br />

die Gemeindekasse abführen (bei Frauen betrug<br />

der Betrag 7 Taler).<br />

Außerdem musste er der Gemeinde einen ledernen<br />

Feuerlöscheimer stellen, 5 Obstbäume<br />

pflanzen und im Wald Kahlstellen mit eine<br />

näher zu bestimmenden Zahl von Waldbäumen<br />

aufforsten.<br />

Neben dem Einzugsgeld wurde von ihm als<br />

Auswärtiger noch ein Einkaufsgeld in Höhe<br />

des 5 bis 10­fachen Betrages des ihm zu Gute<br />

397


12­4 | Bürgermeisterwahl im Juni 1903<br />

kommenden Nutzens des Gemeindevermögens<br />

wie Wald­, Weide­ und Huterechte, erhoben.<br />

Da Minklo, auch mit Hilfe seiner zukünftigen<br />

Frau, alle Forderungen erfüllen konnte, fand<br />

die Hochzeit statt. Erst nach der Eheschließung<br />

wurde er feierlich unter Nennung aller<br />

Rechte und Pflichten zum Ortsbürger ernannt.<br />

Er hatte jetzt z. B. das Recht, bei Entscheidungen<br />

in öffentlichen Angelegenheiten mitzuwirken.<br />

Nachdem er dann noch bei der nächsten Zusammenkunft<br />

in der Gastwirtschaft mit einer<br />

Runde Schnaps seinen Einstand gegeben hatte,<br />

war er endgültig ein <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Ortsbürger geworden.<br />

Bürgermeisterwahl im Juni 1903<br />

Originalfassung von Lehrer Peter Schmidt; geschrieben in 1943<br />

Der alte Bürgermeister hat das Zeitliche gesegnet,<br />

der neue Mann muss kommen.<br />

Die Neuwahl wird vom Landrat verfügt und<br />

ein Termin festgelegt. Es geht nun um die<br />

Vergebung der höchsten Würde des Dorfes,<br />

den Posten des Dorfoberhauptes. Zwei Gruppen<br />

haben sich bereits gebildet. Hier Vorder­,<br />

Ober­, hier Hinter­, Unterdorf ist die Parole.<br />

Jeder Dorfteil möchte den Bürgermeister aus<br />

seinen Reihen haben, es entspinnt sich ein<br />

politischer Kleinkrieg, der oft unanständige<br />

Formen annimmt.<br />

Zuletzt hatte ja das Vorderdorf den Bürgermeister<br />

gestellt, nun wäre es doch gerechtfertigt,<br />

wenn das Hinterdorf der bestimmende<br />

Teil würde. Man fragt jetzt nicht nach der<br />

Würdigkeit, man nimmt Partei. Der Gemeindeausschussvorsteher<br />

J.H.R. in Verbindung<br />

mit Gemeinderat und Ausschuss, hat die Kandidaten<br />

zu benennen. In seiner Wohnung<br />

berät man, schimpft man, geht man, kommt<br />

wieder und einigt sich schließlich auf zwei Personen.<br />

Man wählt, man kommt zu Stimmengleichheit<br />

zwischen …..<br />

Der Landrat muss entscheiden, es kommt zu<br />

Neuwahlen. Der Wahlzauber beginnt von neuem.<br />

Schließlich hat doch der Kandidat des<br />

Hinterdorfes gesiegt. Der Bürgermeisterschrank<br />

mit den Akten wandert aus der alten<br />

Bürgermeisterei des Vorderdorfes in das<br />

Amtszimmer des neuen Herrn. Er nimmt sein<br />

Amt auf seine jungen Schultern. Zuvor aber<br />

lädt er Gemeinderat und Ausschuss zum Umtrunk<br />

ins Gasthaus ein.<br />

Nach den mir vorliegenden Unterlagen ging es<br />

bei dieser Wahl um die Nachfolge des verstorbenen<br />

Bürgermeisters Christian Rode (Haus<br />

Salzmann/Riedforststraße/Vorderdorf). Gewählt<br />

wurde schließlich Justus Sondermann<br />

(Haus Sondermann/Regina Sinning/Riedforststraße/Hinterdorf).<br />

Wer der Favorit des Vorderdorfs<br />

war, lässt sich heute nicht mehr<br />

feststellen.<br />

(Adolf Seitz)<br />

398


Momentaufnahmen 2. Weltkrieg | 1 2-5<br />

Momentaufnahmen 2. Weltkrieg<br />

von Peter Schmidt<br />

Die nachstehenden Artikel sind Aufzeichnungen,<br />

verfasst vom damaligen <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Lehrer, Peter Schmidt, über Ereignisse<br />

des 2. Weltkrieges. Sie wurden wörtlich übernommen.<br />

Handschriftlich geschrieben am<br />

20.04.1940 :<br />

Der Krieg ist in eine Ebbe geraten. Außer kleinerer<br />

Gefechte und Spähtrupptätigkeit sind<br />

keine besonderen Ereignisse. Die Haupttätigkeit<br />

entfaltet die Luftwaffe.<br />

Wir merken hier nichts vom Kriege, außer<br />

den kleinen Einschränkungen, die die Rationierung<br />

auf allen Gebieten mit sich bringt.<br />

Aber wenn unsere Soldaten aus dem Feld auf<br />

Urlaub kommen, dann hören wir, wie alles<br />

zuging. Karl Reinbold, Herbert Hartmann,<br />

Heinrich Hofmann und Hans Barthel waren<br />

mit in Polen. Sie waren wohl bei sämtlichen<br />

großen Kampfhandlungen beteiligt.<br />

Karl Schüler ist seit Anfang September als<br />

Bahnschaffner in Bromberg stationiert. Martin<br />

Ratz ist seit Februar im Protektorat als Bahnschutz<br />

eingesetzt.<br />

Von den alten Weltkriegssoldaten waren<br />

Heinrich Jäger, Justus Sohl, Ernst Ruppel und<br />

Heinrich Sondermann am Westwall eingezogen.<br />

Heinrich Jäger wurde schon früh wieder<br />

entlassen. Ernst Ruppel kam auf Reklamation<br />

der Forstbehörde im Januar wieder zurück<br />

und Heinrich Sondermann kehrte schließlich<br />

am 4.4. heim. Justus Sohl stand vor der Entlassung,<br />

aber durch die dänisch norwegische<br />

Entwicklung scheint er noch nicht abkömmlich<br />

zu sein. Diese genannten Soldaten sind<br />

Infan. Art. Pioniere.<br />

Karl Riedemann ist Matrose, er war eingesetzt<br />

auf „Schleswig Holstein“ vor Danzig und half<br />

Gotenburg und Hola bezwingen.<br />

Heute 20.4.40 scheint er in Norwegen zu<br />

sein, zuletzt gehörte er einer Schnellbootflotille<br />

der Nordsee an.<br />

Georg Jacob, Fliegerbodenpersonal, lag zuerst<br />

im Luftbereich der Nordsee, wurde aber später<br />

nach Greifswald verlegt, Flugschule, ob er<br />

auch heute im Norden ist?<br />

Förster Hartmanns Söhne, 2, liegen am<br />

Westwall seit Beginn in Bunkern und im Vorfeld.<br />

Die folgenden Beiträge lagen als Schreibmaschinenmanuskripte<br />

vor.<br />

Die ersten Bomben in unserer<br />

Gemarkung<br />

Wir schreiben den 20. Juli 1944. Gegen 10<br />

Uhr ist der erste Alarm, aber wir sehen und<br />

hören zunächst nichts, bis fernes Flakschießen<br />

uns aufhorchen lässt, aber nichts Besonderes<br />

geschieht. Der normale Arbeitsverlauf<br />

wurde nicht gestört. Der Gausender gibt dann<br />

die Durchsage, dass sich feindliche Verbände<br />

auf dem Rückfluge über Mittelkurhessen befänden.<br />

Nun vernehmen wir auch schon das<br />

dumpfe Singen der Feindmaschinen. Manche<br />

Leute haben gezählt, 7 – 28 etc. Maschinen.<br />

Plötzlich hören wir das Summen wie das eines<br />

Sturzbombers, und gleich darauf erschüttern<br />

3 – 4 starke Einschläge die Luft, die Häuser<br />

zittern, Fenster schlagen zu, Dachziegeln klirren,<br />

in den Erlen steigen Rauchpilze hoch, die<br />

Flak schießt dicht über uns, deutsche Jäger<br />

erscheinen und kurze Zeit darauf ist Entwarnung.<br />

Was ist geschehen?<br />

Von hiesigen Leuten ist alles genau beobachtet<br />

worden. Der Bürgermeister Emmeluth war<br />

vor den Erlen auf seinem Feld, er sieht den<br />

feindlichen Flieger, sieht sich die Bomben lösen,<br />

verbirgt sich hinter einem Rapshaufen,<br />

und wird von dem Winddruck zu Boden geworfen.<br />

Kinder, die Heidelbeeren suchen,<br />

werden ängstlich und flüchten unter Weinen<br />

und Schreien in den Rosengraben, Frauen an<br />

der Höhbachseite sehen, wie nach dem Krepieren<br />

der Bomben der Sturm die Bäume gegeneinander<br />

schlägt.<br />

399


12­5 | Momentaufnahmen 2. Weltkrieg<br />

Eine eingehende Besichtigung ergibt folgendes:<br />

3 Sprengtrichter mit einem Durchmesser<br />

von 10 m und einer Tiefe von 5 m sind auf<br />

dem Siemonschen Lande vor den Erlen und 1<br />

Trichter in der Brechmannswiese (H. Sondermann).<br />

Es liegt aber wahrscheinlich noch ein<br />

Blindgänger an dem Erlenwege, er ist z. Z.<br />

abgesteckt. Um die Sprengtrichter ist das<br />

Korn vernichtet, die Kartoffeln im Umkreis<br />

von 20 m zugedeckt. Es hat gut gegangen.<br />

Wohin sollten wohl die Bomben fallen? Etwa<br />

in die Tongrube, oder auf unser Dorf? Diese<br />

Frage wird nie gelöst werden. Wir aber wissen<br />

nun, dass auch wir sehr vorsichtig sein<br />

müssen, wenn Alarm ertönt.<br />

1945<br />

Das Jahr 1945 ist das Jahr größter politischer<br />

Entscheidung für uns geworden. Zwei gewaltige<br />

Großoffensiven im Osten und Westen<br />

drücken unsere Fronten auf die inneren deutschen<br />

Verteidigungslinien zurück. Der Vormarsch<br />

der Amerikaner und Engländer vom<br />

Westen über den Rhein erreicht am 31. März<br />

das Fuldatal bei Melsungen, das aber in letzter<br />

Minute vor der Vernichtung bewahrt blieb.<br />

Der folgende Tag, der erste Ostertag, brachte<br />

für <strong>Schwarzenberg</strong> die Entscheidung. Während<br />

drüben, jenseits der Fulda, die amerikanischen<br />

motorisierten Infanteriekolonnen<br />

nach Röhrenfurth zu fuhren, hatten 12 Soldaten<br />

den Auftrag, von hier aus zu stören. Sie<br />

sahen die Nutzlosigkeit ihrer Unternehmung<br />

ein und zogen sich an den Haarberg, hinter<br />

das Forsthaus zurück. Bei Ansicht dieser wenigen<br />

Deutschen eröffneten die Amerikaner<br />

das Feuer und streuten das Gebiet vom Dorfrande<br />

nach Melsungen zu bis zum Haarberg<br />

systematisch mit ihren Waffen, dazwischen<br />

viel Leuchtspurmunition, bis fast zum Sälzerweg<br />

hinauf ab.<br />

Glücklicherweise wurde kein Haus des Dorfes<br />

getroffen, wohl mit Absicht, weil sich ja kein<br />

Soldat mehr im Dorf befand.*)<br />

Außerdem wehte, nachdem aus dem Hause<br />

des Kreisleiters in Melsungen die weiße Fahne<br />

wehte, auf unserem Kirchturm, weithin sichtbar,<br />

die weiße Flagge. Beinahe hätte die Beschießung<br />

des Höhbachtales verhängnisvoll<br />

werden können, weil sich in den letzten Tagen<br />

vor Ostern wohl die meisten Dorfbewohner<br />

(mehr als 200) Schutz und Unterschlupf gesucht<br />

hatten. Mit Mann und Maus biwakierte<br />

man dort, aß, trank und schlief dort, nur zum<br />

Viehfüttern kam man zurück. Diese Menschen<br />

und ihre Bewegung mussten die Amerikaner<br />

festgestellt haben und neben Zivil auch Militär<br />

vermutet haben, darum der starke Beschuss<br />

dieses Gebietes. Es hat, Gott sei Dank, gut<br />

gegangen. Nach Eintritt der Feuerpause begab<br />

sich eine kleine Abordnung zur Fulda und<br />

teilte den Amerikanern mit, dass kein Soldat<br />

im Dorfe sei und dass das Dorf wehrlos sei.<br />

Somit zogen die Amerikaner ab und <strong>Schwarzenberg</strong><br />

war vorläufig gerettet.<br />

Amerikaner im Dorf<br />

Die Ostertage waren trüb und kalt, große<br />

Mengen Flugzeuge brummten über uns hinweg.<br />

Der Dienstag war für uns ruhig im Dorfe,<br />

aber den Sälzerweg über Kirchhof,<br />

Spangenberg ergoss sich ein nicht endenwollender<br />

Strom von Fahrzeugen und schweren<br />

Panzern, etwa 4 Tage lang. Das nun folgende<br />

war der Tross etc.<br />

Der Mittwoch, der 4. April brachte die ersten<br />

amerikanischen Truppen ins Dorf. Infolge der<br />

Brückensprengungen in Melsungen und Röhrenfurth<br />

wurden sämtliche im Zuge des Fuldatales<br />

durchgehenden Truppenbewegungen<br />

über <strong>Schwarzenberg</strong> umgeleitet. Sowohl<br />

Fahrzeuge als marschierende Soldaten durchzogen<br />

unser Dorf. Am Mittwoch, den 4.4.<br />

quartierten amerikanische Truppen hier ein.<br />

Etwa 35 Häuser mussten innerhalb 5 Minuten<br />

bis zu 4 Stunden geräumt werden. Sämtliche<br />

Bewohner dieser Häuser mussten anderweitig<br />

untergebracht werden und zwar bei den nicht<br />

besetzten Hauseigentümern. Die meisten<br />

nahmen Lebensmittel u. Kleidung bzw. Bettwäsche<br />

mit in die neue Unterkunft. Zum<br />

Viehfüttern in den besetzten Häusern war eine<br />

bestimmte Zeit festgesetzt.<br />

*) Nach Aussagen von noch lebenden Augenzeugen lag nach der Aktion der Amerikaner ein deutscher Soldat<br />

tot auf der Wiese am Forsthaus. Es handelte sich um den Soldaten Alfred Rößner aus Regensburg,<br />

dessen Grab sich bei dem Ehrenmal auf dem Friedhof hier in <strong>Schwarzenberg</strong> befindet. (Adolf Seitz)<br />

400


Bau eines Hauses in früherer Zeit | 1 2-6<br />

Die Besetzung dauerte bis zum Freitag, dann<br />

zogen die Truppen wieder ab. Die Fahrzeuge<br />

waren auf Höfen, in Gärten, auf Feldern und<br />

Wiesen (Molkenwiese, weisse und spitze Wiese).<br />

Die entstandenen Spuren sind schnell wieder<br />

zugewachsen. In Schulzen Haus waren sogar<br />

Schwarze einquartiert.<br />

Nach Abzug der Amerikaner zogen die Hauseigentümer<br />

bald wieder in ihre Behausungen<br />

ein und hielten dabei gleichzeitig Frühjahrs­<br />

Großreinemachen. Die Kinderwelt hatte bald<br />

Kontakt mit den Soldaten gefunden u. bekam<br />

Kekse, auch mal ein Stückchen Schokolade.<br />

Es ist hier und da zu Plünderungen gekommen,<br />

aber nicht von amerikanischen Soldaten.<br />

(Wäsche, Uhren, Anzüge, Kleider, Radio,<br />

Bettdecken, Geflügel).<br />

Mit dem Einzug der Amerikaner fiel Bahnverkehr,<br />

Post, Schule, jede Verbindung mit<br />

der Außenwelt aus. Es befiehlt nunmehr allein<br />

der Militärbefehlshaber der Besatzungstruppe.<br />

Bau eines Hauses in früherer Zeit<br />

von Adolf Seitz<br />

Nachdem die Menschen das Nomadentum gegen<br />

die Sesshaftigkeit eingetauscht hatten,<br />

brauchten sie Unterkünfte, die sie dauerhaft<br />

vor dem Wetter schützten. Über Pfahl­ und<br />

Rundhütten kam man zu rechteckigen oder<br />

quadratischen Bauformen von Häusern. Da es<br />

in unserer Gegend viele Wälder gab, lag es<br />

nahe, Holz als Baustoff zu verwenden. Man<br />

baute anfangs einfache Häuser aus grob behauenen<br />

Balken. Später entstanden dann<br />

Fachwerkwerkhäuser, die man auch als „fränkische<br />

Bauernhäuser“ bezeichnete.<br />

Der Bau eines solchen Hauses begann mit<br />

dem Legen des rechteckigen oder quadratischen<br />

Fundaments durch den Maurer. Die dazu<br />

benötigten Bruchsteine stammten aus dem<br />

örtlichen Steinbruch. Das Fundament musste<br />

nach einem alten Gesetz von 1739 eine Höhe<br />

von drei Fuß (ca.75 Zentimeter) haben. Auf<br />

ihm wurde dann aus Feld­ oder Bruchsteinen<br />

die untere Etage errichtet. Sie wurde mit einer<br />

Lage von Schwellen (Holzbalken) abgeschlossen.<br />

Auf ihr wurde dann eine Holzkonstruktion aus<br />

Balken, das Fachwerk, aufgesetzt. Die Räume<br />

zwischen den Balken, die Gefache, wurden<br />

mit einem Holzgeflecht („Fitzegerten“) ausgefüllt,<br />

die von beiden Seiten solange mit Lehm<br />

beworfen wurden, bis die Fläche mit den Balken<br />

abschloss. Teilweise wurde auch noch<br />

kurz geschnittenes Stroh unter den Lehm gemischt.<br />

In späteren Zeiten wurden die Gefache<br />

auch mit Lehmsteinen ausgemauert und<br />

mit einem einfachen Sand­ Kalkputz überzogen.<br />

Während das Holzgerüst des Fachwerks Jahrhunderte<br />

überdauerte, mussten Schäden an<br />

der Füllung der Gefache im Lauf der Zeit ausgebessert<br />

werden. Das geschah dann mit den<br />

zurzeit der Reparatur gängigen Materialien.<br />

Man kann das sehr gut auf den Fotos der alten<br />

Fachwerkscheune der Familie Barthel sehen,<br />

die in 2011 repariert wurde. Es gibt noch<br />

ursprüngliche, grob mit Lehm beworfene Fitzegertengefache<br />

und andere, mit Lehm glatt<br />

verputzte Flächen. Später sind dann beschädigte<br />

Gefache mit Back­ und Gittersteinen<br />

ausgemauert worden. Nach der Behebung der<br />

Schäden wurden nur die Gefache wieder mit<br />

einem Putz überzogen, sodass der Fachwerkcharakter<br />

der Scheune erhalten blieb. Jetzt<br />

kann sie wieder Wind und Wetter trotzen.<br />

Die reparierten Gefache der Scheune<br />

401


12­6 | Bau eines Hauses in früherer Zeit<br />

Handwerkerzeichen am Haus Frieler (Zur Kroneneiche<br />

1)<br />

Der Putz dient als Wetterschutz<br />

Die Dächer der Häuser wurden anfangs mit<br />

Stroh, später mit Schindeln oder Ziegeln gedeckt.<br />

Die ersten Häuser hatten nur einen<br />

Raum, die Einrichtung von Zimmern war anfangs<br />

unbekannt. Der Fußboden bestand aus<br />

gestampftem Lehm, der später durch Holzdielen<br />

ersetzt wurde. Man kochte anfangs auf einer<br />

ebenerdigen Feuerstelle, die in der Mitte<br />

eines Raumes angelegt war. Der Qualm waberte<br />

unter der Decke entlang und zog durch<br />

kleine Schlitze, Türen oder Fensteröffnungen<br />

ab. Auf alten Abbildungen sieht man manchmal<br />

eine viereckige Konstruktion über der<br />

Kochstelle, welche vermutlich zum Schutz vor<br />

Funkenflug oder als Rauchfang diente. Durch<br />

ihn wurde der entstehende Rauch der offenen<br />

Feuerstelle durch das Dach abgeleitet. Mit der<br />

Einführung von Kochherden am Ende des 18.<br />

Jahrhunderts wurden dann auch Schornsteine<br />

in die Häuser eingebaut.<br />

Die Nachbarn des Bauherrn lieferten das in<br />

der Gemarkung vorhandene Baumaterial, wie<br />

Kies, Sand, Lehm und Holz mit sogenannten<br />

„Betefuhren“ für ein gutes Essen und einen<br />

Dank an den Bauplatz. Auf den ersten Grundstein<br />

wurde ein Schnaps gegossen, damit sich<br />

später keine Flöhe im Haus einnisteten. Zum<br />

Richtfest, der „Hebekirmes“ wurde ein Tannenbäumchen<br />

auf der Giebelspitze angebracht.<br />

Es gab ein Abendessen mit reichlich<br />

Schnaps und Bier. Die Zimmerleute erhielten<br />

ein Halstuch, die anderen Bauarbeiter ein Taschentuch.<br />

Der Einzug in das neue Haus wurde<br />

mit dem „Tischerücken“, zu dem es ein<br />

gutes Essen gab, gefeiert.<br />

An manchen Häusern findet man Zeichen der<br />

Handwerker oder andere Inschriften.<br />

Steinplatte am Haus Sinning (Riedforststraße 59)<br />

Holztafel an der Scheune Schmidt (Jahnstraße 12)<br />

Meistens wurden an den Häusern die Namen<br />

der Erbauer festgehalten, aber es gab auch<br />

Sprüche an den Häusern, die vom Geist der<br />

damals lebenden Menschen zeugten.<br />

So konnte man zum Beispiel auf einem Balken<br />

über der Haustür lesen:<br />

„Wer seinen Kindern gibt das Brot und leidet<br />

im Alter selber Not, den schlägt man mit dieser<br />

Keule tot.“ An einem anderen Haus fand<br />

sich folgender Spruch: „Ich achte meine Hasser<br />

so wie das Regenwasser, das von den<br />

Dächern fließt, und ob sie mich schon neiden,<br />

so müssen sie doch leiden, weil Gott mein<br />

Helfer ist.“<br />

In der heutigen Zeit werden Häuser nach anderen<br />

Gesichtspunkten, mit anderen Materialien<br />

und in anderen Stilen gebaut. Aber es<br />

402


Der Feuerherr | 1 2-7<br />

gibt auch Bauherrn, die heute beim Hausbau,<br />

neben modernster Technik, wieder auf die in<br />

alter Zeit verwendeten Materialen, wie Holz,<br />

Stroh und Lehm zurückgreifen.<br />

Der Feuerherr<br />

Auszug aus Ausführungen von Peter Schmidt; erstellt von Adolf Seitz)<br />

Schutz und Sicherheit schwer und mühsam<br />

erworbenen Besitzes, besonders der Wohnund<br />

Wirtschaftsräume, waren früher schon<br />

die Sorge der Landesfürsten und der Gemeindevorsteher.<br />

Gegenmaßnahmen gegen Brände<br />

und deren Ausdehnung sind so alt wie das<br />

Menschengeschlecht selbst.<br />

Gesetzliche Vorschriften bestanden schon im<br />

Mittelalter und wurden für die einzelnen Orte<br />

durch die örtliche Feuerordnung geregelt.<br />

Es gab seit etwa 1700 Pflichtfeuerwehren, zu<br />

denen alle Personen von 18 bis 65 Jahren<br />

herangezogen wurden.<br />

Ihre Führung lag bei dem „Feuerherrn“, der<br />

vom Greben ernannt und sogar einen förmlichen<br />

Eid in die Hand des Ortsvorstehers leisten<br />

musste.<br />

Er war für die Sicherheit verantwortlich und<br />

verpflichtet, zweimal jährlich eine Inspektion<br />

sämtlicher Häuser vorzunehmen. Er hatte dafür<br />

zu sorgen, dass bei Feuersbrünsten Sturm<br />

geschlagen, später Sturm geläutet wurde,<br />

dass die Feuerlöschgeräte wie Spritzen, Hacken,<br />

Ledereimer, Leitern, Laternen und Haken<br />

ausreichend vorhanden waren und die<br />

Geräte zweckdienlich aufbewahrt und in gebrauchsfertigem<br />

Zustand waren.<br />

Er hatte auf die regelmäßige Neuanschaffung<br />

von Material zu achten, und dafür zu sorgen,<br />

dass die zur Bedienung der Geräte erforderlichen<br />

Mannschaften vorhanden waren. So<br />

mussten genügend Menschen (auch Frauen)<br />

zur Bildung einer Löschwasserkette mit Eimern<br />

bereitstehen. Interessant ist auch, dass<br />

ein Bürger, der eine Frau aus einem anderen<br />

Ort heiratete, neben der Bürgerschaftssteuer,<br />

die er bezahlen musste, auch einen ledernen<br />

Löscheimer mitbringen musste.<br />

In 1819 wird durch eine Regierungsverfügung<br />

die Einführung von Feuerwehren Pflicht. Ihre<br />

Mitglieder werden in Rettungs­, Lösch­, Spritzenmannschaften<br />

und Brandwachen eingeteilt.<br />

Seit 1852 gab es auch noch die Feuerreiter,<br />

die im Brandfalle die Bevölkerung warnten<br />

und die Einsatzkräfte alarmierten.<br />

Der Feuerherr hatte während der Brandbekämpfung<br />

die entsprechenden Maßnahmen<br />

zu treffen, die Ausführung der gegebenen<br />

Anordnung zu überwachen, Rettungsaktionen<br />

für Mensch und Vieh durchzuführen und dafür<br />

zu sorgen, dass die geretteten Güter nicht<br />

gestohlen wurden.<br />

Neben dem Nachtwächter, der verpflichtet<br />

war auf Feuergefahren zu achten, hatte auch<br />

jeder Ortsbürger für den Brandschutz in seinem<br />

Haus zu sorgen. Eimer, Leiter und Haken<br />

mussten griffbereit sein, glühende Asche<br />

wurde mit einer eisernen Stülpe bedeckt und<br />

mit Feuer und Licht sorgfältig umgegangen.<br />

Gefährliche Feuerstätten und Kamine wurden<br />

abgerissen, Ofenlöcher mit Steinen oder eisernen<br />

Türen verschlossen. Speck durfte nicht<br />

in der Nähe eines Feuers aufgehängt werden.<br />

Ab 1700 durften ohne Erlaubnis keine Dächer<br />

mehr mit Stroh gedeckt werden. In Ställen<br />

und Scheunen herrschte Rauchverbot. Brunnen<br />

und Wasserstellen mussten jederzeit benutzbar<br />

sein.<br />

Ab der Jahrhundertwende 1900 wurden die<br />

Pflichtfeuerwehren zum größten Teil in freiwillige<br />

Feuerwehren, die immer gut ausgerüstet<br />

waren und unter der Führung von<br />

ausgebildeten Wehrführern und Brandmeistern<br />

standen, umgewandelt. Sie handelten<br />

stets nach ihrem Wahlspruch:<br />

Gott zur Ehr und dem Nächsten zur Wehr.<br />

403


Geschichten und Sagen | 1 2-8<br />

vor ihm und wären ihn gerne wieder los geworden.<br />

Der Ortsvorsteher kannte die Gesinnung<br />

der Gemeinde und legte ihm bei seiner<br />

Rückmeldung nahe, das Dorf baldmöglichst<br />

zu verlassen und sich eine neue Heimat zu<br />

suchen. Hanspeter war nicht abgeneigt, verlangte<br />

von der Gemeinde 80 Mark, damit er<br />

nach Hamburg fahren könne. Von dort wolle<br />

er dann nach Amerika. Froh darüber, diesen<br />

Taugenichts so leicht für immer loszuwerden,<br />

bewilligte man das Geld, segnete seinen Auszug<br />

und war glücklich über sein Weggehen.<br />

Aber was geschah? Es waren kaum 4 Wochen<br />

vergangen, da war Hanspeter von seiner Reise<br />

wieder da und meldete sich ordnungsgemäß<br />

zurück.<br />

Alte Sagen<br />

Nahe bei unserem Dorfe liegt der Wangergraben.<br />

Er hat seinen Namen von dem General<br />

Wanger, der dort in der Schlucht seinen Tod<br />

fand. Alte Leute erzählen, dass Feldhüter des<br />

Nachts von ihren Zelten aus wachten. Zur<br />

Nachtzeit wäre General Wanger mit seinem<br />

Heere vom Haarberg heruntergekommen,<br />

den Zimmertrischweg lang und hinunter auf<br />

die Wiesen marschiert<br />

Auf den Wiesen sei er mit seinen Soldaten bis<br />

zur Katzmühle und wieder zurück marschiert.<br />

Wenn er mit seinen Soldaten gespielt hatte,<br />

verschwand er wieder im Wangergraben. Am<br />

anderen Tage dachten die Feldhüter, es sei<br />

alles in der Umgegend zertreten, aber man<br />

sah keine Spur davon.<br />

Er ist ein Mannwolf, ein Mensch, der sich<br />

durch einen Zaubergürtel aus Wolfshaut in<br />

die Gestalt eines Wolfes verwandeln kann. Er<br />

schädigt das Vieh, jagt aber auch dem heimkehrenden,<br />

müden Menschen Angst und<br />

Schrecken ein. Er huckt sich ihnen auf, lässt<br />

sich bis zu ihrer Heimstätte tragen und verlässt<br />

sie erst dann.<br />

Ein biederer Bauersmann ging abends spät<br />

von Röhrenfurth nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Kaum<br />

hatte er Röhrenfurth in Richtung <strong>Schwarzenberg</strong><br />

verlassen und rechtsseitig die alte Fulda<br />

erreicht, als sich ihm plötzlich der Huckepack<br />

aufhängte. Entsetzt versuchte er die Last abzuschütteln,<br />

aber es gelang ihm nicht. Er<br />

musste mühsam die schwere Last heimtragen.<br />

Erst vor der Haustür verließ ihn der<br />

Huckepack.<br />

Bleich, verstört und schweißtriefend betrat er<br />

die Stube und fiel todmatt auf einen Stuhl,<br />

ohne ein Wort sagen zu können. Auf das<br />

Drängen der Seinen über sein verzerrtes<br />

Aussehen berichtete er sein Erlebnis. Bei diesem<br />

Spuk hatte er feine Kappe verloren. Anderntags<br />

suchte die Schuljugend und fand sie<br />

an der Stelle, wo der Huckepack auf sein Opfer<br />

gelauert hatte.<br />

Eines Tages hatten Leute bei der Kaiserau<br />

Streuzeug gemacht. Es war schon dunkel, als<br />

sie nach Hause wollten. Da hörten sie auf<br />

einmal Hühner schreien, Hunde bellen und<br />

Kommandos in der Luft. Sie kamen von einem<br />

Jäger der zum Wilddieb geworden war<br />

und deshalb in Kaiserau umherfliegen musste,<br />

um Hühner zu jagen.<br />

Als die Straße über den Huberg nach Melsungen<br />

noch mit Hecken umgeben war, gingen<br />

einmal zwei Männer diesen Weg. Plötzlich griff<br />

einer der Männer den anderen an und tötete<br />

ihn. Damit man die Leiche nicht finden sollte,<br />

begrub er sie unter einem Wall von Steinen.<br />

Seit dieser Zeit sah man am Huberg oder in<br />

den Erlen einen Mann ohne Kopf herumlaufen.<br />

Erst als beim Umbau der Straße Hecken<br />

und Steinwall verschwunden waren, sah man<br />

auch die Gestalt nicht mehr.<br />

Eine Frau aus Kirchhof, hatte bei Johannes<br />

Hofmann beim Kartoffellesen geholfen und<br />

begab sich zu später Stunde durch den Wald<br />

auf den Heimweg. Plötzlich stellte sich ihr eine<br />

nicht zu erkennenden Gestalt entgegen,<br />

die sie nicht vorbei ließ. Ging sie nach links,<br />

verstellte ihr die Erscheinung den Weg. Ging<br />

sie nach rechts, passierte das gleiche. Als die<br />

Frau in ihrer Angst rief: „Ach lieber Heiland,<br />

wie soll ich nur nach Hause kommen“, verschwand<br />

die Gestalt.<br />

Die Urgroßeltern von Heinrich Kördel arbeiteten<br />

in ihrem Wäldchen am Wendesberg. Da<br />

hörten sie kurz vor Mittag ein klägliches Jammern.<br />

Als sie sich umsahen, erblickten sie eine<br />

weiße Gestalt, die ein weißes Tuch, auf<br />

dem lauter goldene Becher standen, ausgebreitet<br />

hatte. Die Gestalt winkte und rief:<br />

„Kommt, helft mir doch!“ Die Familie Kördel<br />

hatte Angst und ging nicht hin. Als es vom<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er Kirchturm 12.00 Uhr Mittag<br />

405


12­8 | Geschichten und Sagen<br />

schlug, sank die Gestalt mit einem lauten<br />

Aufschrei samt all den Bechern in die Erde<br />

und es war nichts mehr zu sehen.<br />

Eine Jungfrau soll mit einem Beutel Gold von<br />

der Burg auf den Kirchhof gegangen sein. Sie<br />

kam dann mit einem Arm voll Schwerter wieder<br />

heraus, ging in die Burg und verschwand<br />

dort.<br />

In besonders dunklen Nächten kam ein weißes<br />

Lamm die Trift heruntergelaufen. Es lief<br />

auf Kördels Hof, wo früher die Burg gestanden<br />

hatte und verschwand. Nach einer Weile<br />

tauchte es wieder auf und lief durch das Dorf<br />

in das Höhbachtal.<br />

Früher wurde einmal ein Fest in der Gastwirtschaft<br />

Schill gefeiert. Zwei Burschen verließen<br />

den Saal und standen plötzlich einem großen<br />

zottigen Hund mit feurig glühenden Augen<br />

gegenüber. Einer wollte ihn treten, unterließ<br />

es aber nach einer Warnung des anderen. Sie<br />

drehten sich um und gingen zurück. Als sie<br />

sich noch einmal umdrehten, war das Tier<br />

verschwunden.<br />

Ja und da gibt es noch die Geschichte von der<br />

„gläsernen Scheese“ (gläserne Kutsche), die<br />

früher auch immer erzählt wurde.<br />

Über sie habe ich leider nur dies in den Aufzeichnungen<br />

gefunden: In der Gasse soll jeden<br />

Abend ein gläserner Wagen herkommen.<br />

Dieser täte dann den Graben hinunterfahren.<br />

Eine andere Version, die ich schon einmal gehört<br />

habe, sagt aus, das die Kutsche aus dem<br />

alten Hohlweg vom Wendesberg herab<br />

kommt, die Fulda überquert und vom Huberg<br />

her mit lautem Getöse durch <strong>Schwarzenberg</strong><br />

fährt und am Kriegenberg verschwindet. Wer<br />

in dieser Kutsche sitzt und weshalb, weiß ich<br />

auch nicht.<br />

Auch meine Befragung älterer Mitbürger<br />

brachte keine genaueren Ergebnisse. Sie hatten<br />

zwar alle von dieser Sage gehört, kannten<br />

aber keine weiteren Einzelheiten.<br />

Beim Bau einer Scheune auf dem Standort der<br />

ehemaligen Burg, fanden die Bauarbeiter<br />

einen Teil des Burgschatzes. Sie bargen ihn<br />

und bauten die Scheune fertig, ohne ihren<br />

Lohn von dem Bauherrn zu verlangen.<br />

406


Grenzbegehungen 201 2 | 1 2-9<br />

Grenzbegehungen 2012<br />

von Adolf Seitz<br />

Am 12. und 26. Mai 2012 trafen sich interessierte<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>er/innen, um einmal die<br />

Gemarkungsgrenze des Dorfes zu erwandern.<br />

Da die Grenze insgesamt ca. 21 km lang ist,<br />

erfolgte die Wanderung in zwei Etappen. Karl­<br />

Heinz Helper und Willi Sinning hatten den<br />

Grenzverlauf in der Natur erkundet und die<br />

Wanderstrecken festgelegt. Die erste Etappe<br />

war ungefähr 9, die zweite ungefähr 11 km<br />

lang.<br />

Nach Einführungen und Erläuterungen von<br />

K.H. Helper und A. Seitz begann die Wanderung<br />

über den Zwickel in Richtung „Blauer<br />

Stein“, durch den Hüttengrund hinab bis kurz<br />

vor den Tierpark Rose.<br />

Zu beiden Wanderungen traf man sich am<br />

Dorfgemeinschaftshaus im Ort.<br />

Oben: Die Wandergruppe am „Blauen Stein“<br />

Unten: Marsch durchs Gelände<br />

Abfahrt zum Ausgangspunkt der 1. Grenzbegehung<br />

Dann ging es mit einem Kleinbus und auf einem,<br />

mit Strohballen bestückten Anhänger,<br />

der von einem Schlepper gezogenen wurde,<br />

durch die „Erlen“ hinauf zum Sälzerweg. Die<br />

Fahrt ging an der Kroneneiche vorbei bis kurz<br />

vor den Zwickel oberhalb von Kehrenbach.<br />

Karl­Heinz Helper erläutert die Wanderstrecke<br />

Nach einer Stärkung mit „Ahler Worscht“ und<br />

verschiedenen Getränken (gespendet von den<br />

„Jagdgenossen <strong>Schwarzenberg</strong>“) ging es, auf<br />

der linken Seite des Breitenbaches, wieder ein<br />

Stück hinauf in Richtung Zwickel. Nachdem<br />

man den Bach im steilen Waldgelände<br />

überquert hatte, ging es wieder am Tierpark<br />

Rose vorbei, in Richtung Kriegenberg.<br />

Am Waldrand, bei einem Grenzstein von<br />

1752, erläuterte A. Seitz, bei gutem Wetter,<br />

den Verlauf der Gemarkungsgrenze, die von<br />

dort hinüber auf die andere Fuldaseite und<br />

407


12­9 | Grenzbegehungen 2012<br />

Blick vom Kriegenberg auf die Gemarkung auf der<br />

anderen Fuldaseite<br />

weiter über das freie Feld oberhalb der Bundesstraße<br />

83, durch den Wendesberg hinab,<br />

wieder über die Straße und die Fulda zum<br />

Neubaugebiet Huberg verläuft. Dieses Stück<br />

hatte man bei der Wanderung ausgespart,<br />

weil man ansonsten die Fulda hätte zweimal<br />

überqueren müssen.<br />

Teilnehmer der 2. Grenzbegehung<br />

Von Kirchhof ging es zum alten Wasserbehälter<br />

des Dorfes. Dort wartete eine Stärkung,<br />

die genau wie bei der ersten Wanderung aus<br />

„Ahler Worscht“ und Getränken bestand, und<br />

wieder von den Jagdgenossen spendiert wurde.<br />

Danach ging es weiter auf den Sälzerweg,<br />

diesen hinab bis zur Kroneneiche. Von dort<br />

ging es am östlichen Waldrand in Richtung<br />

Melsungen. Ca. 200 Meter vor „Wenzels<br />

Wieschen“ führte der Weg steil hinab zur<br />

Kirchhöfer Grillhütte.<br />

Ziel der 1. Grenzbegehung: <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Nach Bewältigung der letzten kurzen Wegstrecke<br />

nach <strong>Schwarzenberg</strong> ging die erste,<br />

nicht nur auf befestigten Wegen verlaufene,<br />

Begehung der Gemarkungsgrenze zu Ende.<br />

Die zweite Wanderung begann ebenfalls am<br />

Waldrand kurz vor dem Zwickel, mit einer Erläuterung<br />

von K.H. Helper. Nach einem Rückblick<br />

auf die erste Grenzbegehung und<br />

Ausführungen über die aktuelle Wanderung,<br />

ging es in Richtung Osten am Kehrenbacher<br />

Feld entlang, durch den Sandgraben hinab in<br />

das Tal.<br />

Anfangs verlief die Strecke oberhalb der<br />

Kirchhöfer Feldflur parallel zur Kreisstraße<br />

von Kehrenbach, später zur Landstraße nach<br />

Melsungen in Richtung Kirchhof.<br />

Marsch durch den Wald<br />

Von dort ging es, rechts vom Radweg, auf einem<br />

Waldweg unter der Brücke der ICE­Strecke<br />

hindurch, in Richtung Melsungen bis kurz<br />

vor die Kaiserau. Nach einem steilen Aufstieg<br />

erreichte man die Konrad Hoffmann­Hütte.<br />

Dort gab es noch einmal Getränke.<br />

Danach ging es den Sälzerweg hinab, am Platz<br />

des Hundesportvereins vorbei, bis zum Beginn<br />

des Neubaugebiets Huberg an der Wahlerstraße.<br />

Dort gab K.H. Helper noch einen Überblick<br />

über den weiteren Verlauf der Gemarkungs­<br />

408


Grenzbegehungen 201 2 | 1 2-9<br />

Rast für eine Stärkung. Vorn links im Bild Ludwig (Patti) Kördel, der viele Bilder für dieses Buch zur<br />

Verfügung stellte.<br />

grenze. Sie verläuft ja durch das Wohngebiet<br />

Huberg über die Bahn bis zum <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />

Weg.<br />

Dann zwischen der Fa. Braun und der Kläranlage<br />

hindurch bis zur Fulda und an dieser ein<br />

Stück in Richtung <strong>Schwarzenberg</strong> entlang,<br />

ehe sie den Fluss und die Bundesstraße 83<br />

quert und durch den Wendesberg hinauf in<br />

das freie Feld führt.<br />

In einem weiten Bogen verläuft sie dann wieder<br />

in Richtung Osten, um nach Überquerung<br />

der B 83, der Fulda und der Bahnlinie, am<br />

Grenzstein von 1752 am Kriegenberg anzukommen,<br />

wo sich der Kreis zur ersten Begehung<br />

geschlossen hätte, wenn man von der<br />

Wahlerstraße dem Verlauf der Grenze gefolgt<br />

wäre. Man tat dies nicht, sondern ging die<br />

eben genannte „Straße“ hinab und erreichte<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />

409


12­10 | Neuer Dorfplatz an der Kirche<br />

Neuer Dorfplatz an der Kirche 2012<br />

von Adolf Seitz<br />

In 2008 wurde im Ortsbeirat <strong>Schwarzenberg</strong><br />

der Antrag gestellt, dass die Stadt Melsungen<br />

das unbewohnte, vor der Kirche stehende,<br />

Doppelhaus Riedforststraße Nr. 27 und 29<br />

kaufen, und abreißen sollte.<br />

Die Idee dahinter war, auch im Hinblick auf<br />

die 750­Jahrfeier des Dorfes, an dieser Stelle<br />

einen Platz zu schaffen, der zum einen das<br />

Dorfbild verschönern, und zum andern der<br />

Begegnung der Dorfbewohner dienen sollte.<br />

Das Haus wurde dann in 2010/2011 gekauft<br />

und im September 2011 abgerissen.<br />

Mit dem Einsatz von vielen freiwilligen Helfern<br />

wurde eine Sandsteinmauer gesetzt, von der<br />

Stadt gelieferte Erde verteilt und einplaniert.<br />

Oben: Riedforststr.27+29 vordem Abriss<br />

Unten: Abrissarbeiten<br />

Der einsetzende Winter stoppte erst einmal<br />

die Aktivitäten. Im Frühjahr 2012 sicherte<br />

und restaurierte die Firma "Fesch Bau" den<br />

nunmehr freistehenden Eingangsbogen zum<br />

Kirchhof. Weitere Erdarbeiten wurden ausgeführt<br />

und der Platz eingesät.<br />

Am 9. Juni 2012 erfolgte bei gutem Wetter<br />

und reger Anteilnahme der Bevölkerung, die<br />

Einweihung des Platzes. Ortsvorsteher Timo<br />

Riedemann begrüßte neben den Einwohnern,<br />

Bürgermeister Dieter Runzheimer, Pfarrerin<br />

Dorothea Göbel und den Gemischten Chor<br />

<strong>Schwarzenberg</strong>, der unter Leitung seines 1.<br />

Vorsitzenden Meinolf Stamm, die Feier mit einigen<br />

Liedern umrahmte. Um überhaupt sangesfähig<br />

zu sein, hatte sich der Chor mit<br />

einigen Sängern und Sängerinnen aus Guxhagen<br />

verstärkt. Riedemann beschrieb die<br />

Entwicklung der Entstehung des „Dorfplatzes“,<br />

wie er ihn nannte, und bedankte sich<br />

bei allen Helfern, besonders bei Rudi Iwanowski,<br />

Stefan und Carsten Schmidt, dem<br />

Bauamt Melsungen, den beteiligten Baufirmen<br />

Fesch und Franke. Sein Dank galt auch der<br />

Kirchengemeinde für die gute Zusammenarbeit<br />

und die Bereitschaft, einen Pachtvertrag<br />

über 30 Jahre, mit Übernahme aller Kosten,<br />

zu unterschreiben. Er forderte die Einwohner<br />

auf, sich Gedanken über die weitere Gestaltung<br />

des Platzes zu machen, wobei er die<br />

Verwendung als Parkplatz kategorisch ausschloss.<br />

Bürgermeister Runzheimer stellte in seinem<br />

Grußwort fest, dass die Entstehung des Platzes<br />

ein Zeichen für eine gute Zusammenarbeit<br />

der beteiligten Personen und Gremien<br />

sei. Die 53.000 Euro, welche die Stadt Melsungen<br />

aus dem Fond zur Attraktivierung von<br />

Kernbereichen in den Stadtteilen, in das Projekt<br />

gesteckt habe, seien sinnvoll angelegt. Er<br />

wünsche sich, dass der Platz von den Einwohnern<br />

als neuer Treffpunkt oft genutzt<br />

werde.<br />

Auch Pfarrerin Göbel freute sich über den<br />

entstandenen „Kirchplatz“, wie sie ihn nannte.<br />

Sie gab ihrer Freude auch darüber Ausdruck,<br />

410


Neuer Dorfplatz an der Kirche | 1 2-1 0<br />

Blick auf den neuen Dorf­Kirchplatz<br />

dass die Kirche jetzt frei sichtbar sei, und<br />

man sie im Ortsbild nicht mehr suchen müsse.<br />

Auch sie wünschte sich eine rege Nutzung<br />

des Platzes, verbunden mit der Hoffnung,<br />

dass der eine oder andere Besucher dieses<br />

Ortes, auch einmal ein Stück weiter­ und<br />

dadurch in die Kirche hineingehen würde.<br />

Mit einer Flasche Sekt, die Ortsvorsteher Riedemann,<br />

Pfarrerin Göbel und Bürgermeister<br />

Runzheimer gemeinsam am restaurierten<br />

Torbogen, einem Überbleibsel des früheren<br />

Wehrkirchhofs, zerschellen ließen, wurde der<br />

neue Dorf ­ Kirchplatz seiner Bestimmung<br />

übergeben.<br />

Die anwesende Bevölkerung nahm den Platz<br />

anschließend, bei kühlen Getränken und<br />

Bratwurst, in Gebrauch. Auch die, von der<br />

Kirchengemeinde organisierte, spätere öffentliche<br />

Übertragung (Public Viewing nennt<br />

man das heutzutage) des Fußball­Europameisterschaftsspiels<br />

Deutschland gegen Portugal<br />

(1 : 0) war noch gut besucht.<br />

411


Anhang | Alltag im Dorf<br />

Alltag im Dorf<br />

von Lehrer Peter Schmidt<br />

Die nachfolgenden Geschichten habe ich bei den Unterlagen von Lehrer Schmidt gefunden. Ursprünglich<br />

sollten sie aus Platzmangel nicht in diesem Buch erscheinen. Als uns aber aus drucktechnischen<br />

Gründen, kurzfristig noch einige leere Seiten zur Verfügung standen, habe ich seine<br />

Ausführungen, mit möglichst wenigen Änderungen, für den Druck überarbeitet. Ich denke, sie<br />

gewähren noch einmal einen Einblick in das dörfliche Leben von <strong>Schwarzenberg</strong>. Zeitlich konnte<br />

ich die Beiträge, bis auf den, über das Unwetter, leider nicht einordnen.<br />

Adolf Seitz<br />

Die Spinnstuben<br />

Spinnstube der Jugend<br />

Spinnen ist eine Betätigung, die bezeichnend<br />

dörflich­bäuerlich ist. Sie ist gleichzeitig tief<br />

verbunden mit unserer Glaubenswelt. Die 8<br />

Nornen sitzen, der Sage nach, am Fuße der<br />

Weltesche und spinnen die Schicksalsfäden,<br />

an denen das Leben des Einzelnen hängen<br />

soll.<br />

Deshalb tragen die Geräte zum Spinnen überall<br />

eine Menge alter Sinnzeichen wie Sechsstern,<br />

Radkreuz, Sonnenwirbel, Pferdekopf<br />

etc.<br />

Nach den alten Sagen mussten die Königstöchter<br />

spinnen, wodurch eine besondere<br />

Wertschätzung dieser Kunst angedeutet werden<br />

sollte. Das Spinnrad gehörte zu den vornehmsten<br />

Stücken einer jeden Aussteuer und<br />

es thronte auf dem Brautwagen an höchster<br />

Stelle. Ein Schrank voll selbst gesponnener<br />

Linnen war der Stolz jeder Hausfrau. Spinnen<br />

können war eine Selbstverständlichkeit, ehe<br />

ein Mädchen heiraten konnte.<br />

Die Spinnstube brachte Burschen und Mädchen<br />

gleichen Alters ohne Unterschied des<br />

Standes zusammen. In größeren Dörfern gab<br />

es mehrere Spinnstuben, getrennt nach Alter<br />

oder auch Ortsteil, in kleinern Orten nur eine.<br />

Auch verheiratete Frauen bildeten oft noch<br />

ihre eigene Spinnstube.<br />

Die eigentliche Bedeutung erhielt die Spinnstube<br />

durch die Pflege der Geselligkeit und<br />

der alten Volksüberlieferungen. Dadurch wurde<br />

sie ein Hort bäuerlichen Brauchtums voll<br />

schönster Romantik. Vor allem erklangen die<br />

schönen, alten Volkslieder beim Schnurren<br />

der Räder, die von den Ahnen überliefert<br />

worden waren.<br />

Zu Großmutters Zeiten kannte man noch die<br />

richtige Spinnstube, die am alten hessischen<br />

Buß­ und Bettag begann und mit dem „fetten<br />

Sonntag“ endete.<br />

„Michel, steck das Licht an, das Gesind muss<br />

zum Spinnen ran“, sagte das alte Sprichwort.<br />

Von nun an sah man täglich, wie die jungen<br />

Mädchen geputzt und bekleidet mit Beiderwandsröcken<br />

mit breiten Falten, Druckschürzen,<br />

weißen Strickjacken, Wollstrümpfen,<br />

Kattuner Jacken, halblang und offen, schöne<br />

Rosentücher umgehängt, das Haar auf dem<br />

Wirbel gedreht, mit dem Spinnrad übermütig<br />

zum Ort der Spinnstube hinhüpften. Als<br />

Schmuck trugen sie eventuell noch Ohrringe,<br />

Halsketten, Broschen und Spitzenhandtücher.<br />

In der Spinnstube wurde nun fleißig gearbeitet,<br />

damit die „Zaspel“ abends am Haken<br />

hängen konnte. Zwischendurch wurde von<br />

den Gastgebern Kaffee spendiert.<br />

Am späten Abend kamen die Burschen dazu,<br />

dann stellte man das Spinnrad beiseite, man<br />

neckte sich, es wurde gescherzt, gesungen<br />

und mit einem Tänzchen schloss der arbeitsreiche<br />

Tag. Nach oft nur wenigen Stunden<br />

Nachtruhe, begann am frühen Morgen die<br />

neue Tagearbeit.<br />

412


Alltag im Dorf | Anhang<br />

Die Spinnstube der „großen Leute“<br />

Als unsere Großeltern noch Bauern waren,<br />

galt eben auch schon Goethes Wort: „Tages<br />

Arbeit, abends Gäste, saure Wochen, frohe<br />

Feste!“ Zu diesen Festen gehörte auch die<br />

Spinnstube der „großen Leute“ (Erwachsenen),<br />

die im Gegensatz zu der Spinnstube der<br />

Jugend stand.<br />

Etwa 5­6 gute Nachbarn, Verwandte oder Bekannte,<br />

luden sich an Winterabenden gegenseitig<br />

gern zu Gaste. Die Kinder des Hauses<br />

hatten am vorherigen Tage die Vettern und<br />

Wasen einzuladen, und oft genug gab es<br />

Schwierigkeiten bei der wohlgesetzten Einladung<br />

für die kleinen Gästebitter, wenn sie sagen<br />

mussten: “Wase und Vetter, ihr sollt<br />

morgen Abend ein bisschen zu uns kommen.“<br />

Die Frau des gastlichen Hauses hatte nun alle<br />

Hände voll Arbeit, die aber gerne verrichtet<br />

wurde, hatte sie doch die Aussicht bald bei lieben<br />

Freundinnen, an deren gedecktem Tische,<br />

tafeln zu können und einige Stunden im trauten<br />

Kreise angenehm verbringen zu dürfen.<br />

Da musste Kuchen gebacken werden, aber<br />

beileibe keine Torte, die kannte man damals<br />

noch nicht, Knippkuchen (Waffeln) oder Kreppeln<br />

(Berliner) gab es, in reinem Schmalz gebacken,<br />

oder gar Kachelkuchen mit „süßem<br />

Schmand“.<br />

Die Stubendielen wurden weiß geschrubbt<br />

und mit weißem Sand bestreut. Auf den Tisch<br />

legte man die weiße, selbstgesponnene,<br />

selbstgewebte, gemusterte Leinendecke.<br />

Wenn die Zeit nahte, wurde gelauscht und geguckt,<br />

ob die lieben Gäste sich nicht bald einstellten.<br />

Wenn sie dann erschienen, dauerte es geraume<br />

Zeit, bis alle den richtigen Platz mit den<br />

Spinnrädern unter der „großen Petroleum­<br />

Zuglampe“ (oder Öllampe) gefunden hatten.<br />

Da saßen sie, die wohlhabende Bäuerin neben<br />

der Arbeitsfrau als ihresgleichen in der Hausund<br />

Dorfgemeinschaft. Alle trugen die sebstgefertigte<br />

Kleidung aus Beiderwand, dazu<br />

Druckschürzen, die Tuchjacken, die seidenen<br />

Halstücher oder die bunten Rosentücher, mitunter<br />

auch Wolltücher mit langen Fransen.<br />

Die Stunden vergingen schnell bei Arbeit und<br />

frohem Erzählen.<br />

Auf der langen Bank hinter dem weiß gescheuerten<br />

Tisch saßen die Männer, die erst<br />

später, gegen 21 Uhr, ihren Frauen gefolgt<br />

waren und nun auch in die Unterhaltung der<br />

Frauen eingriffen und mit ihnen scherzten.<br />

Meistens pflegten sie aber ihre eigene politische<br />

Unterhaltung. Sie diskutierten über<br />

Reichstags­ und Landtagsreden und betrieben<br />

kleine und große Dorfpolitik.<br />

Im Mittelpunkt aller Gespräche standen freilich<br />

auch immer der landwirtschaftliche Betrieb<br />

und das liebe Vieh. Manches kluge Wort<br />

wurde gesprochen, und manche edle Tat fand<br />

hier ihren Ursprung.<br />

Kurz möchte ich doch noch die Männertracht<br />

darlegen: Die Männer trugen kurze Hosen aus<br />

Leinentuch, weiß oder blau gefärbt, weiße<br />

Wollstrümpfe, naturwollene Strickjacken, lange<br />

Stiefel. Im Winter aber auch oft Latschen<br />

um Schuhzeug zu sparen. Als Kopfbedeckung<br />

benutzte man runde, braune Pelzkappen mit<br />

grünen Ecken und Goldplunzen an der Seite.<br />

Der Kittel kam als leichtes Oberkleid dazu.<br />

Die gesamte Männer­ und Frauenbekleidung<br />

war dick, warm, haltbar. Neuanschaffungen<br />

waren daher seltener als heute. (Es wurde mir<br />

erzählt, dass arme Leute abends beim Zubettgehen<br />

die Hemden auszogen, um sie wegen<br />

der wirtschaftliche Notlage zu schonen).<br />

Gegen 23 Uhr bat die Hausfrau zum Kaffee,<br />

sie spendierte reinen Bohnenkaffee, zu dem<br />

der frischgebackenen Kuchen vortrefflich<br />

schmeckte. Nach dem gemütlichen Kaffeestündchen<br />

setzte man sich abermals ans<br />

Spinnrad und ließ die Räder wiederum<br />

schnurren, bis der Nachtwächter die Mitternachtsstunde<br />

blies.<br />

Zum letzten Mal im Winter traf man sich am<br />

„fetten“ Sonntag. Dann trug die Gastgeberin<br />

statt Kaffee und Kuchen als Abschiedsessen<br />

Butter und Wurst auf. Für die Frauen wurde<br />

ein „Süßer“ gestiftet, und die Männer tranken<br />

etwas „Kräftigeres“.<br />

Nach diesem Sonntag galt es, wieder andere<br />

Arbeiten im bäuerlichen Jahreskreis zu erledigen.<br />

413


Anhang | Alltag im Dorf<br />

Ein Tag in der Erntezeit<br />

Die hohe Zeit des Jahres im Dorfe ist die Erntezeit.<br />

Golden wogen die früchteschweren<br />

Getreidefelder. Tief neigen die Ähren ihre<br />

Häupter mit den strotzenden Körnern. Liebevoll<br />

und behutsam streichelt der Bauer eine<br />

Hand voll zusammengefasster Ähren wie liebe<br />

Kinder, sieht er doch in ihnen den Lohn harter<br />

glaubensfroher Zukunftsarbeit. Nun wartet<br />

die Ernte. Es ist wohl keine Arbeit im Jahre,<br />

die mit soviel Freude, aber auch mit soviel<br />

Sorge ausgefüllt ist, wie gerade die Erntewochen.<br />

Der Bauer weiß, diese Zeit bringt ein voll gerüttelt<br />

und geschüttelt Maß an Arbeit. Kaum<br />

zeigt sich das Frührot des beginnenden Tages,<br />

ist die Nachtruhe hin, werden in Eile die notwendigen<br />

häuslichen Arbeiten verrichtet, Futter<br />

gemäht, gefüttert, dann zieht die gesamte<br />

Familie hinaus. Sachkundig überprüft der<br />

Bauer sein Feld, und dann beginnt die harte,<br />

aber auch die schönste Zeit. Die Mühsamkeiten<br />

der vergangenen Tage und Jahre sind abgestreift,<br />

die Maschinenkraft erleichtert ganz<br />

wesentlich die einstmalige Arbeit, der Getreidebinder<br />

legt in wenigen Stunden wohlgeordnet<br />

das Getreide in Garben zur Erde. Diese<br />

müssen nur noch zu Hügeln zusammengestellt<br />

werden.<br />

Ein großer Bauer ist im Gegensatz zu einem<br />

kleinen Landwirt in vieler Hinsicht besser<br />

dran, denn ihm stehen Maschinen und Zugvieh<br />

zur Verfügung. Ja, in manchen Fällen gar<br />

der Trecker oder die Zugmaschine. Der kleine<br />

Mann aber, muss mit Sense und Sichel, unter<br />

erschwerten Verhältnissen sein Getreide mähen<br />

und bergen. Aber auch bei ihm darf nicht<br />

vergessen werden, dass er glücklich ist, wenn<br />

die Garben recht schwer sind und die Haufen<br />

recht dicht zusammen stehen. Glückstrahlend<br />

zählt er die Hügel und er sieht, dass für ein<br />

Jahr für Weib, Kind und Haus gesorgt ist. Ja,<br />

es ist mehr als er braucht und so kann er von<br />

seinem Überfluss noch an andere abgeben.<br />

Viel Schweiß wird in den Tagen der Ernte vergossen,<br />

ehe sich der Tag zu Ende neigt und<br />

es bedarf noch weiterer Arbeit, bis die Körner<br />

goldgelb auf dem Fruchtboden liegen und<br />

später zu Mehl und Brot werden. Müde und<br />

abgespannt, aber doch froh im Herzen, begrüßt<br />

der Erntearbeiter den Feierabend, den<br />

die Abendglocke verkündet. Befriedigt kann<br />

er dann die Arbeitsgeräte aus den Händen legen,<br />

in dem Bewusstsein, dass er seine Pflicht<br />

für heute getan hat.<br />

Die Abendglocke<br />

Aus der Altväterzeit hat sich eine schöne Sitte<br />

erhalten. Sobald der Abend dämmert, erklingt<br />

vom Turm der Dorfkirche die Abendglocke.<br />

Der arbeitsreiche Tag geht leise zur Neige. So<br />

war es seit Jahrhunderten, so ist es heute<br />

noch, nur mit dem Unterschied, dass, wenn<br />

die Alten das Glöcklein hörten, sie ihr Haupt<br />

ehrfurchtsvoll entblößten und ein Vaterunser<br />

beteten.<br />

Heutzutage ist es leider anders, das gegenwärtige<br />

Geschlecht hat keine Zeit mehr, ihr<br />

zu lauschen. Ehemals verkündete sie dem Arbeiter<br />

den lang ersehnten Feierabend, den<br />

Abschluss des Tagewerkes. Mit dem ersten<br />

Glockenschlag legte der Handwerker sein<br />

Werkzeug nieder, der Bauer ließ sein Gerät<br />

rasten, das Glöcklein verkündete den Arbeitsund<br />

Gottesfrieden.<br />

Wenn die Abendglocke verklungen, ruhte die<br />

Arbeit auf dem Felde und in der Werkstatt,<br />

auf der Strasse erstarb der Kinderlärm. Auf<br />

allen Wegen kehrten Männer, Frauen und<br />

Kinder mit ihren Arbeitsgeräten heim. Es war<br />

Feierabend. Und wer fleißig gewesen war,<br />

konnte den ihm gebührenden Feierabend genießen.<br />

Bald steigt der Rauch kerzengerade aus den<br />

Schornsteinen in die stille Abendluft.<br />

Die Hausfrauen bereiten das Abendessen, die<br />

Männer besorgen das Vieh.<br />

Die alten Leute sitzen vor der Tür, um sie<br />

herum spielen die kleinen Enkelkinder. Das<br />

Kleinste sitzt als Reiter auf Großvaters Knien<br />

und jauchzt.<br />

Die Abendsonne verklärt noch einmal das<br />

liebliche Bild, dann versinkt sie hinter den<br />

Bergesrücken und leise Dämmerung überzieht<br />

das heimatliche Dorf. Droben am Firmament<br />

zeigt sich der glänzende Abendstern. Er steigt<br />

empor während der Glanz der Sonne allmählich<br />

verglimmt. Feierliche Stille zieht ihre<br />

Schleier über Dorf und Flur. Es ist Feierabend.<br />

414


Alltag im Dorf | Anhang<br />

Der Sonntag im Dorfe<br />

Schon der Sonnabend ist Vorbereitungstag<br />

für den Sonntag. Da werden früh am „Kuchenbacksonnabend“<br />

die frischen, duftenden<br />

Kuchen im Backofen gebacken. Die Ställe<br />

werden gesäubert und gereinigt, der Hof und<br />

die Strasse werden gekehrt. Und wenn die<br />

am Abend die Glocken läuten, dann muss alle<br />

Arbeit geleistet sein. Die Leute haben Zeit,<br />

obwohl sonst keine Zeit ist. Die Nacht hängt<br />

leise und mild ihren Schleier über ein friedliches<br />

Dörfchen. Der Sonnabend ist der<br />

schönste Tag in der Woche, weiß man doch,<br />

dass morgen Ruhetag ist, ein Tag, der einem<br />

selbst gehört, an dem man machen kann,<br />

was man will. Das Sonnabendessen kennt jeder,<br />

es gibt Kaffee und frischen Kuchen. Und<br />

wie schön ist erst der Sonntagmorgen, wenn<br />

man nach erquickendem Schlafe erwacht ist.<br />

Zeit, frische Wäsche, Feinseifengeruch, gewichste<br />

Schuhe. Ein ganzes Bündel von<br />

glücklichen Begriffen nach schwerer Wochenarbeit.<br />

Wer abkommen kann, macht sich fertig<br />

zum Kirchgang (leider fehlen heute die<br />

ausgesprochenen Festtrachten). Hier und da<br />

erkennt man, bei den Männern an dem<br />

schwarzen Kirchenrock und Zylinder, bei den<br />

Frauen an den schwarzen Kleidern, dass Menschen<br />

trauern.<br />

Das Mittagessen sticht ab gegen das Essen in<br />

der Woche, wo es tagtäglich der Arbeitsersparnis<br />

wegen immer „Durchenangergekochtes“<br />

gibt. Am Sonntag gibt es auf weißer<br />

Tischdecke Suppe, Gemüse, Fleisch, Kartoffeln,<br />

jedes für sich. Und nach dem Essen<br />

macht man ein kleines Mittagsschläfchen.<br />

Auch der Sonntagskaffee hat etwas Besonderes,<br />

da gibt’s „Bohnenkaffee“ gegenüber dem<br />

„Spitzbohnenkaffee“ der Woche. Nachmittags<br />

besucht man sich gegenseitig, Verwandte und<br />

gute Bekannte, man geht durch die Felder auf<br />

denen man täglich schafft, bespricht den<br />

Fruchtstand, berechnet im Stillen den Gewinn<br />

der Ernte. Die Alten gehen zum Friedhofe und<br />

besuchen ihre Lieben. Auf der Strasse stehen<br />

Burschen und Mädchen oder wandern auf und<br />

ab. Manches Liedchen erklingt von Jugendfreund<br />

und Leid.<br />

Im Felde, am Wege und am Waldrande spielen<br />

die Kinder, juchzen und jauchzen aus seinem<br />

Blätterdome heraus. Zur bestimmten<br />

Zeit des frühen Nachmittages trifft sich der<br />

Klub der unentwegten Skatspieler in der<br />

Wirtschaft. Ihren Platz an der Theke nehmen<br />

sie ein und dreschen unermüdlich bis zum<br />

Abend, unbekümmert um Leben und Treiben<br />

um sich herum. Manch derbes Wort und auch<br />

Anschnauzer an Mit­ oder Gegenspieler fallen<br />

dabei, aber übel genommen wird nichts.<br />

Wenn zu Hause das Abendessen fertig ist,<br />

erst dann brechen sie ab und wandern befriedigt,<br />

jedes Spiel nochmals überprüfend, vergnügt<br />

nach Hause. Es war doch ein schöner<br />

Sonntag.<br />

Unwetter über <strong>Schwarzenberg</strong><br />

Es war Sonntag, der 6. September 1941 und<br />

sehr heiß. Das Thermometer stieg bis auf 50<br />

Grad und es herrschte eine unerträgliche<br />

Schwüle. Gegen 18.00 Uhr grollte von Ferne<br />

der Donner, der Himmel verfinsterte sich und<br />

nahm eine graugelbe Färbung an. Von Melsungen<br />

zog eine dicke Wolkenwand auf das<br />

Dorf zu. Auch vom unteren Fuldatal schoben<br />

sich Wolkenmassen heran, der Talkessel von<br />

<strong>Schwarzenberg</strong> füllte sich mit Gewitterwolken<br />

und es begann heftig zu regnen. Orkanartig<br />

fegte der Wind durch das Dorf. Ziegel prasselten<br />

von den Dächern, unter anderen bei<br />

den Häusern Mainz, Möller, Emmeluth, Steube<br />

und Seitz.<br />

Das Regenwasser drang durch die Lehmdecken<br />

in die Wohnungen ein, Möbel und Betten<br />

wurden durchnässt. Das elektrische Licht versagte,<br />

es wurde stockfinster, ein Blitz zerstörte<br />

die Radioanlagen bei Alter, Dietz und<br />

Schade. Die Fernsprechleitung war unbrauchbar.<br />

Putz fiel von den Gefachen der Häuser, in<br />

Kellern und Ställen stand das Wasser teilweise<br />

bis zu 80 cm hoch. In der Trift brachte das<br />

50cm hoch fließende Wasser, Steine, Geröll,<br />

Holz und Hauklötze mit, sodass die Straße<br />

versperrt wurde. Federvieh wurde von den<br />

Wassermassen mitgerissen.<br />

Der Landgrafenweg wies 50 cm tiefe Löcher<br />

auf, die Höhle war durch Steine und Schutt<br />

fast unpassierbar. Im Burggraben zeigten sich<br />

ausgerissene Stellen, der Durchlass an seinem<br />

Ende war verstopft, Wasser und<br />

Schlamm ergossen sich auf die Bahnstrecke,<br />

die für einige Tage unpassierbar wurde. In<br />

den Gärten von Wenzel und Riedemann wur­<br />

415


Anhang | Alltag im Dorf<br />

den selbst stärkste Bäume wie Streichhölzer<br />

umgeknickt, Zwetschgenbäume entwurzelt,<br />

die Bohnenstangen und Zäune lagen um. Die<br />

vom Himmel strömenden Wassermassen,<br />

walzten das Getreide platt und spülten die<br />

Kartoffeln aus und weg. Am Galgenberg und<br />

Metzewinkel gab es Erdrutsche. Im Wald entstanden<br />

Windfälle, die Bäume lagen kreuz<br />

und quer durcheinander.<br />

Stundenlang tobten sich die Naturgewalten<br />

aus und als die Wolken verschwunden waren,<br />

bot sich ein Bild der Verwüstung. Das einzig<br />

Gute war, das bei dem Unwetter keine Menschen<br />

zu Schaden gekommen waren.<br />

Die Kräuterfrau<br />

Die Großmutter verrichtete früher allerlei<br />

nützliche Arbeiten im Haus und war auch für<br />

die Betreuung der Enkelkinder zuständig.<br />

Deshalb hielt sie sich meistens in Haus und<br />

Hof auf. Es gab aber Tage, die sogenannten<br />

Lostage, wie den goldenen Sonntag (1. Sonntag<br />

nach Ostern), den Himmelfahrtstag, und<br />

den 1. Mai, an denen sie entweder ganz früh,<br />

oder sehr spät, mit ihrer Kötze heimlich den<br />

Hof verließ und sich mit einigen Freundinnen<br />

traf.<br />

Wenn sie dann froh und munter wieder nach<br />

Hause kam, dann sagte sie: „Alles was da<br />

wächst und blüht, Krankheit aus dem Körper<br />

zieht; wir brauchen nichts zu kaufen. Ich habe<br />

gegen alles Böse bei Mensch und Tier, Tee<br />

und Kräuter. Ich habe für das liebe Vieh Gras<br />

gegen Hexen, und gelbe Butterblumen für die<br />

Kühe, damit die Butter schön gelb wird.“<br />

Sie kochte in den folgenden Tagen Säfte und<br />

trocknete die gesammelten Kräuter zu Tee.<br />

Nicht selten hatte sie 20 und mehr Sorten.<br />

Sie hatte die kostenlose Apotheke in Feld und<br />

Wald genutzt.<br />

Neben den kundigen Bauersfrauen, gab es<br />

noch die berufsmäßigen Kräuterfrauen. Diese<br />

kannten sich noch besser aus. Sie besaßen<br />

Kräuterbücher und streiften stundenlang<br />

durch Feld und Flur. In ihren Büchern waren<br />

teilweise Heilkunde, Zauber­ und Hexerei miteinander<br />

verquickt. Auch die Kurpfuscherei<br />

kam bei ihnen nicht zu kurz. So legten sie<br />

feuchte Wecke auf kranke Augen und riefen<br />

dann die Dreifaltigkeit Gottes an. Bei Zahnschmerzen<br />

wurden Knoblauch, Speck oder<br />

Nelken in die Löcher der Zähne gesteckt. Auf<br />

Geschwüre legte man Heilzwiebeln, geriebene<br />

Kartoffeln kamen auf die Brandwunden, auch<br />

Spinnweben wurden zur Heilung eingesetzt.<br />

Die Kräuterfrauen genossen bei de Bevölkerung<br />

großes Vertrauen, starben aber nach<br />

und nach aus. Mit ihnen gingen natürlich auch<br />

die Kenntnisse über die Heilpflanzen in der<br />

Bevölkerung zurück. Man ersetzte die natürlichen,<br />

durch chemische Präparate. Aber in der<br />

Wissenschaft erfolgte ein Umdenken und man<br />

versuchte beide Formen der Anwendung von<br />

Mitteln zu verbinden. Eine Kultivierung der<br />

Wildkräuter, brachte teilweise nicht den erhofften<br />

Erfolg, da die Wirkstoffanteile bei den<br />

wild wachsenden Kräutern höher waren, als<br />

die bei den Kulturpflanzen.<br />

Deshalb ist es auch in der heutigen Zeit noch<br />

wichtig, sich Kenntnisse über Heilpflanzen zu<br />

bewahren, sie zu sammeln und bei manchen<br />

Krankheiten anzuwenden, wie es einst die<br />

Großmutter getan hat.<br />

Ein Kastenmeister<br />

Der alte A.R. war viele Jahre hindurch wohlbestallter<br />

Kastenmeister der Kirchengemeinde<br />

in <strong>Schwarzenberg</strong> und erhielt als jährliche<br />

Besoldung 4,95 Mark. Er übte sein Amt treu<br />

und gewissenhaft aus, nur sehr selten fehlte<br />

er zu seiner Dienstausübung. Vorschriftsmäßig<br />

hielt er jedem einzelnen Kirchenbesucher<br />

den Klingelbeutel vor die Spenderhand.<br />

Die nun sonntäglich im Klingelbeutel gesammelten<br />

Kupferlinge, etwa 50 – 60 Heller,<br />

steckte er nach sorgfältiger Zählung, in seine<br />

vom vielem Gebrauch glänzende Kirchenrocktasche.<br />

Er versuchte bald, das Kleingeld<br />

in großes Geld umzutauschen. Das machte er<br />

dann, wenn er nachmittags zu seinem Freund<br />

D. in die Gastwirtschaft ging, der die Opferpfennige<br />

umtauschte und sie auch gleichzeitig<br />

zur Bezahlung der Zeche verrechnete, ohne<br />

das „große“ Geld für den Kirchenkasten zurückzugeben.<br />

Unser Freund R. hatte damit<br />

keine Möglichkeit, den Kirchenkasten seinerseits<br />

zu begleichen. Bei der Jahresabrechnung<br />

war daher immer Pleite im Opferstock. Und<br />

416


Alltag im Dorf | Anhang<br />

beim Abschluss der Kirchenrechnung meinte<br />

er denn ganz betroffen: „Ich weiß ganz und<br />

gar nicht, wo denn das Geld nur geblieben<br />

ist.“ Zu seinem größten Leidwesen musste er<br />

so den gesamten Jahresbetrag, der ja nun ein<br />

paar Taler und einige Silbergroschen ausmachte,<br />

aus seinem, wie er sagte, Privatgelde<br />

zulegen.<br />

Der Postbote<br />

Der fast immer freundliche, humorvolle, selten<br />

mürrische, von allen sehnsüchtig erwartete<br />

Mann im Dorf, war der Postbote. Wenn der<br />

ungefähre Termin seiner Ankunft kam, sah<br />

man Alt und Jung an den Ecken stehen und<br />

lauern. Sie riefen ihm, wenn er in Sichtweite<br />

kam, zu: „Habt ihr etwas für uns, für mich?“<br />

Wenn er nichts hatte, kramte er umständlich<br />

in seinem Ranzen und tröstete dann: „Bestimmt<br />

bringe ich morgen etwas mit.“ Hatte<br />

er einen Brief oder etwas anderes, hielt er es<br />

schon von weitem in die Höhe. Bei jungen<br />

Leuten kam auch schon mal die Bemerkung:<br />

„Na, etwas vom Schatz?“<br />

So wanderte er im Dorf von Haus zu Haus,<br />

hatte für jeden ein freundliches Wort. In Häusern<br />

von bekannten oder befreundeten Familien,<br />

gönnte er sich eine kleine Pause und<br />

wenn er gerade zum Frühstück oder zum Mittagessen<br />

kam, wurde er manchmal eingeladen<br />

und ging danach, frisch gestärkt, weiter<br />

seiner Tätigkeit nach.<br />

Bevor die Poststelle in <strong>Schwarzenberg</strong> in<br />

1930 eingerichtet wurde, kam der Postbote<br />

zu Fuß von Melsungen. Bei schönem Wetter<br />

war das ja noch angenehm, aber er musste<br />

seinen Dienst im Sommer und im Winter, bei<br />

jeder Witterung und allen Straßenverhältnissen<br />

versehen. Es waren ja nicht nur Briefe,<br />

sondern auch Päckchen und Pakete, die er<br />

befördern musste. So kam es, dass er nicht<br />

nur zur Weihnachtszeit, manchmal wie ein<br />

Weihnachtsmann behangen war. Oft lohnte<br />

man ihm seine Mühe, die schweren Pakete zu<br />

tragen, auch mit einem Trinkgeld.<br />

Zur Zeit der Hausschlachtungen brauchte er<br />

sich um sein Frühstück nicht zu kümmern,<br />

denn er wurde eingeladen und bekam meistens<br />

auch noch etwas für seine Familie eingepackt.<br />

Natürlich gab es ab und an auch mal<br />

ein Schnäpschen für das leibliche Wohl, er<br />

hatte aber auch keine Hemmungen, bei Bekannten<br />

ein solches zu fordern, wenn ihm<br />

danach war.<br />

Der Postbote brachte viel Freude in die Häuser,<br />

aber manchmal war er auch derjenige,<br />

der mit seinen Briefen schmerzliche Nachrichten<br />

überbrachte. Dann war er oft der Erste,<br />

der versuchte die betroffenen Menschen<br />

zu trösten und ihnen über ihren Kummer hinweg<br />

zu helfen. Für die Menschen im Dorf, war<br />

der Mann in der Postuniform, mit der Posttasche<br />

an der Seite, und dem dicken Eichenstock<br />

in der Hand, ein Sinnbild für<br />

Pflichttreue, eines eisernen Willens, der Ehrlichkeit<br />

und eines ungebrochenen Lebenswillens,<br />

der mit viel Humor verbunden war.<br />

Am Gemeindebackofen<br />

Das Backen ist eine uralte Tätigkeit der<br />

Hausfrauen und nicht umsonst gilt das Wort,<br />

dass, wenn das Gebäck geraten ist, die Frau<br />

an dem Tage nichts mehr zu arbeiten<br />

braucht.<br />

Was wurde früher und was wird heute gebacken?<br />

Echtes Bauernbrot gibt es bei uns,<br />

Blechkuchen, tiefer Kuchen, Kachelkuchen,<br />

usw. Dies alles wird im eigenen oder im Gemeindebackofen<br />

gebacken. „Das mit Holz im<br />

eigenen Ofen Gebackene schmeckt besser als<br />

das vom Bäcker gebackene Brot“, sagten die<br />

Alten und ich glaube, das stimmt auch.<br />

Heute ist es allerdings zum Teil so weit gekommen,<br />

dass selbst unsere Bauern ihr Brot<br />

vom Bäcker backen lassen. Freilich hat der<br />

Krieg wieder eine Wendung zum Alten herbeigeführt.<br />

Früher vollzog sich das Backen ausschließlich<br />

im Gemeinschaftsbackofen. Er war entweder<br />

von mehreren Leuten gemeinschaftlich oder<br />

von der Gemeinde errichtet worden. In kleineren<br />

Orten, war sehr oft nur ein Ofen vorhanden,<br />

was das Backen sehr erschwerte.<br />

Weil ja viele Haushalte backen wollten,<br />

musste die Reihenfolge des Backens durch<br />

das Los bestimmt werden. Wer das Los mit<br />

der Nummer 1 zog, begann am Montag mit<br />

417


Anhang | Alltag im Dorf<br />

dem Backen. Da über das Wochenende nicht<br />

gebacken wurde, musste erst einmal der Ofen<br />

mit Reisigwellen und Scheitholz angeheizt<br />

werden, bevor der erste „Schuss“ Backwerk,<br />

Kuchen oder Brot, in den Ofen geschoben<br />

werden konnte.<br />

Die nachfolgenden Bäcker hatten es leichter,<br />

weil der Ofen die ganze Woche nicht ausging<br />

und somit leichter auf Temperatur gebracht<br />

und gehalten werden konnte. Brot wurde<br />

meistens für 4 Wochen in größeren Mengen<br />

gebacken. Ein weitere Funktion erfüllten die<br />

Backöfen beim Dörren von Obst (Zwetschgen<br />

und Äpfel) im Herbst. Flachs durfte wegen der<br />

Feuergefahr nicht in den Backöfen gedörrt<br />

werden.<br />

Die Gemeindebacköfen erfüllten genau wie<br />

die Linde und die „Gosse“ auch eine soziale<br />

Funktion, denn hier trafen sich die Menschen<br />

eines Dorfes.<br />

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