Dorfbuch Schwarzenberg
Dorbuch 750 Jahre Schwarzenberg
Dorbuch 750 Jahre Schwarzenberg
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inleitung - Grußworte - I nhalt | 01<br />
750 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1262 2012<br />
Von den Rittern bis ins 21. Jahrhundert<br />
<strong>Dorfbuch</strong><br />
3
750 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1262 2012<br />
Von den Rittern bis ins 21. Jahrhundert<br />
Ein <strong>Dorfbuch</strong> von:<br />
Adolf Seitz<br />
Benno Sichler<br />
Helmut Sinning<br />
Layout:<br />
Klaus Michael Potzkai<br />
Druck und Weiterverarbeitung:<br />
Druckerei Schreckhase, Spangenberg
I nhaltsverzeichnis | 01 -1<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
01 Einleitung<br />
01 Inhaltsverzeichnis ............................................................................... 5<br />
02 Vorwort ............................................................................................. 7<br />
03 Grußworte ......................................................................................... 10<br />
02 Geschichte<br />
01 Zeitentafel ......................................................................................... 16<br />
02 Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> (12621440) ............................ 20<br />
03 Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong> ...................................................................... 26<br />
04 Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> ..................................................................... 30<br />
05 <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 ..................................... 44<br />
06 Unser Ehrenmal auf dem Friedhof ......................................................... 62<br />
07 Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 66<br />
08 Hessische Maße, Gewichte und Münzen ................................................. 73<br />
03 Infrastruktur<br />
01 Die Entwicklung des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> bis 1950 ............................... 76<br />
02 Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong> ..................................... 92<br />
03 Haltepunkte für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong> .................................... 98<br />
04 Die Wasserleitung ............................................................................... 102<br />
05 Elektrizität im Dorf.............................................................................. 105<br />
06 Haus und Familienblätter .................................................................... 107<br />
07 Urkunden .......................................................................................... 145<br />
04 Flur<br />
01 Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> ................................................................. 152<br />
02 Die Verkoppelung oder Separation 18821903 ........................................ 160<br />
03 Unser Wald ........................................................................................ 163<br />
05 Bevölkerung<br />
01 Entwicklung der Bevölkerung ............................................................... 178<br />
02 Namen in <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................................... 182<br />
03 Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong> .......................................................... 185<br />
06 Bauern<br />
01 Bauertum .......................................................................................... 190<br />
02 Arbeiten auf dem Bauernhof ................................................................ 211<br />
07 Dorfhandwerk und Berufe<br />
01 Dorfhandwerk, Gewerbe und Berufe ...................................................... 218<br />
5
01 -1 | I nhaltsverzeichnis<br />
08 Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
01 Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> ................................................................ 236<br />
02 Vom EC Jugendbund im 2. Weltkrieg bis zur Evangelischen Jugend<br />
MelsungenLand ................................................................................. 258<br />
09 Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
01 Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> ............................................................... 262<br />
10 Politik<br />
01 Greben und Bürgermeister ................................................................... 282<br />
02 Ortsvorsteher und Ortsbeirat von 1974 bis 2011 ..................................... 293<br />
03 Maßgaben, Haushaltspläne in <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010 ........... 295<br />
04 Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> ................................................... 302<br />
11 Kultur und Vereine<br />
01 Die SpottLichter ................................................................................ 310<br />
02 Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> ...................................................... 314<br />
03 Helmut Jacob ..................................................................................... 329<br />
04 Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong> ....................................................... 333<br />
05 Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 337<br />
06 Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923 ....................................................... 345<br />
07 Natur und Wanderfreunde "Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>" ........................... 384<br />
08 Die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 389<br />
09 Ehemalige Vereine in <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................... 389<br />
12 Im Zeitenwandel<br />
01 Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong> .................................................. 392<br />
02 Wirtschaft und Lebensweise am Ende des 19. Jahrhunderts....................... 395<br />
03 Hans Minklo wird Ortsbürger................................................................. 397<br />
04 Bürgermeisterwahl im Juni 1903............................................................ 398<br />
05 Momentaufnahmen 2. Weltkrieg............................................................ 399<br />
06 Bau eines Hauses in früherer Zeit ......................................................... 401<br />
07 Der Feuerherr .................................................................................... 403<br />
08 Geschichten und Sagen ....................................................................... 404<br />
09 Grenzbegehungen 2012....................................................................... 407<br />
10 Neuer Dorfplatz an der Kirche 2012 ...................................................... 410<br />
6
Vorwort | 01 -2<br />
Vorwort<br />
von Adolf Seitz<br />
Sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser dieses Buches,<br />
Sie werden sich sicher wundern, warum wir<br />
dieses Buch „<strong>Dorfbuch</strong>“ und nicht Chronik genannt<br />
haben. Der Titel wurde gewählt, um an<br />
eine Person zu erinnern, die es erst möglich<br />
machte, dieses Buch in dieser Form zu erstellen.<br />
Bei der Person handelt es um den ehemaligen<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Lehrer Peter Schmidt. Er<br />
wurde am 05. Mai 1891 in Obergude (Kr. Rotenburg/Fulda)<br />
geboren, besuchte die dortige<br />
Volksschule und wurde, nach seiner Ausbildung<br />
am Seminar in Homberg, 1912 Lehrer in<br />
Oberaula, 1913 in Büchenwerra. Er nahm am<br />
1. Weltkrieg teil und kehrte 1919 nach Büchenwerra<br />
zurück. Als die dortige Schule in<br />
1928 geschlossen wurde, ging er bis 1931, jeden<br />
Tag mit seinen Schülern zu Fuß nach<br />
Guxhagen, um sie in der dortigen Schule zu<br />
unterrichten.<br />
Am 1. Februar 1931<br />
kam er als Lehrer<br />
nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und trat hier die<br />
Nachfolge seines<br />
Onkels Justus Konrad<br />
Schmidt an. Er<br />
hatte in 1924 seine<br />
Frau Klara Horn aus<br />
Wuppertal geheiratet.<br />
Ihre Tochter Ingeborg<br />
wurde in<br />
1926 geboren. Nach<br />
25jähriger Tätigkeit<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Lehrer Peter Schmidt ging Lehrer P.<br />
Schmidt 1956 in<br />
Pension und zog nach Kassel, wo er 1968 als<br />
Großvater von drei Enkeln verstarb.<br />
Lehrer Schmidt war sehr heimatverbunden<br />
und interessierte sich für das Leben der Menschen<br />
in seiner Zeit und ihrer Vorfahren. Darüber<br />
erschienen immer wieder von ihm<br />
verfasste Artikel in den „Hessischen Nachrichten“,<br />
dem „Kasseler Sonntagsblatt“ und den<br />
„HeimatSchollen“. Während seiner Zeit in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> war er auch „Beauftragter für<br />
Naturschutz und Landschaftspflege“ im Kreis<br />
Melsungen. Auch aus dieser Tätigkeit heraus,<br />
gab es Veröffentlichungen über Dorfgeschichten<br />
und Naturdenkmäler.<br />
Bereits in 1931 begann er, in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
ein „<strong>Dorfbuch</strong>“ zu schreiben, in dem er die<br />
Geschichte <strong>Schwarzenberg</strong>s und seiner Menschen<br />
darstellen wollte. Es ist ein 380seitiges<br />
Schreibbuch im DIN A4Format. Ihn ihm hat<br />
er, fein säuberlich, in „Sütterlinschrift“ (Deutsche<br />
Schrift) eine Gliederung des vorgesehenen<br />
Inhalts erstellt. Weiterhin sind auch einige<br />
Kapitel des <strong>Dorfbuch</strong>s, teilweise oder komplett,<br />
fertig gestellt. Dieses Buch gelangte auf<br />
Umwegen zu dem ehemaligen Ortsvorsteher<br />
Horst Riedemann. In dem Buch lagen viele<br />
handschriftliche, teils nur schwer leserliche<br />
Aufzeichnungen in Zettelform, für die noch zu<br />
schreibenden Kapitel. Außerdem gab es eine<br />
dicke Mappe, in der sich neben Unterlagen in<br />
Sütterlinschrift, auch schon einige, in lateinischer<br />
Schrift und mit Schreibmaschine geschriebene<br />
Schriftstücke, befanden. Auch diese<br />
Entwürfe bezogen sich auf <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
All diese Entwürfe wurden von mir ausgewertet,<br />
um Teile des Inhalts in diesem Buch zu<br />
verwenden. Weitere Unterlagen erhielt ich von<br />
Ingeborg Harbusch, der in Kassel lebenden<br />
Tochter von Lehrer Schmidt. Diese versicherte<br />
mir, dass ihr Vater nach seiner Pensionierung,<br />
eine Chronik von <strong>Schwarzenberg</strong> erstellt habe.<br />
Diese sei in einer, ihr leider nicht bekannten,<br />
Druckerei in Kassel gedruckt worden. Ein Exemplar<br />
sei nach <strong>Schwarzenberg</strong> gegangen. Es<br />
wurde ja im Dorf schon immer von einer vorhandenen<br />
Chronik geredet, aber sie ist nie<br />
aufgetaucht. Vermutlich ist sie, genau wie die<br />
Schulchronik, die es gab, beim Ausräumen<br />
des Schulbodens in 1974 unwissentlich mit<br />
vielen anderen Akten entsorgt worden.<br />
Einen großen Teil der Aufzeichnungen von<br />
Lehrer Schmidt hat auch der Lehrer Gert Ro<br />
7
01 -2 | Vorwort<br />
senstock in seiner, mit Hilfe der Schulkinder,<br />
erstellten Broschüre „700 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
(1962) verwendet. Er bezieht sich in ihr<br />
auch auf die, heute nicht mehr vorhandene,<br />
Schulchronik. Ich habe überlegt, ob man seine<br />
Ausführungen ordnen und ihr die Ereignisse<br />
der Jahre 1962 bis 2012, dem Jahr unseres<br />
750 jährigen Dorfjubiläums, hinzufügen solle.<br />
Diesen Plan habe ich aber verworfen, weil<br />
dann vieles aus der früheren Geschichte des<br />
Dorfes, wahrscheinlich für immer, verloren<br />
gegangen wäre.<br />
Die von Lehrer P. Schmidt bereits in 1931 begonnenen,<br />
und mit ihren Ergebnissen in seinen<br />
Unterlagen festgehaltenen Nachforschungen,<br />
u.a. auch im damaligen „Staatsarchiv“ in<br />
Marburg und der Landesbibliothek in Kassel,<br />
verdienen höchsten Respekt und Anerkennung.<br />
Aber nicht nur die historischen Ereignisse,<br />
sondern auch seine Schilderungen der Lebensumstände<br />
der Menschen in vergangenen<br />
Zeiten haben uns veranlasst, dieses Buch<br />
„<strong>Dorfbuch</strong>“ und nicht Chronik zu nennen. Wir<br />
haben sozusagen das von Lehrer Peter<br />
Schmidt begonnene Buch fortgeschrieben und<br />
fertig gestellt.<br />
„Wir“ das sind:<br />
Benno Sichler<br />
Geboren 1942 in Lodz, aufgewachsen im Weserbergland<br />
bei Rinteln. Nach der Bundeswehrzeit<br />
in Norddeutschland, Studium in Berlin<br />
(Dipl. Ing. Technische Chemie). Beruflich<br />
tätig in Bonn (SHELL), Wuppertal (BAYER),<br />
Melsungen und im Ausland (B. BRAUN).<br />
Seit 1975 mit der Familie wohnhaft in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
zwei erwachsene Kinder und zwei<br />
Enkel sind außer Haus. Engagiert hat er sich<br />
in Melsunger Vereinen.<br />
Sein Arbeitsgebiet für das <strong>Dorfbuch</strong> war die<br />
Zeit von 1950 bis zur Gegenwart und die<br />
wichtige Aufarbeitung und Sortierung der vielen<br />
historischen Fotos für die Chronik und die<br />
Bilder–DVD mit Zuarbeit zur Fotoausstellung.<br />
Helmut Sinning<br />
Geboren 1940 in <strong>Schwarzenberg</strong>, ehemaliger<br />
Landwirt und kaufmännischer Angestellter.<br />
Lebt mit seiner Familie in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
dort wo sich seine Vorfahren bereits im 19.<br />
Jahrhundert ansiedelten. Bereits in den<br />
1960er Jahren engagierte er sich schwerpunktmäßig<br />
in der Vereinsarbeit des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, in dem er 25 Jahre als Vorstandsmitglied<br />
die Aufgabe des Kassenwarts<br />
übernahm.<br />
Nach der Gebietsreform im Jahr 1974 setzte<br />
er sich für die Belange der <strong>Schwarzenberg</strong>er in<br />
den Gremien der Stadt Melsungen ein, zuerst<br />
als Stadtverordneter und später als Mitglied<br />
im Ortsbeirat, sowie bei anderen Aufgaben.<br />
Er hat als <strong>Schwarzenberg</strong>er mit großer Freude<br />
in diesem Buch die Geschichte des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und die, bei den Unterlagen<br />
von Lehrer Schmidt gefundenen, Haus und<br />
Familienblätter bearbeitet. Das war eine aufwändige<br />
Arbeit, bei der er aber auch aus den<br />
Unterlagen von Lehrer P. Schmidt noch einige<br />
Neuigkeiten über <strong>Schwarzenberg</strong>er Familien<br />
erfahren hat.<br />
Adolf Seitz<br />
Geboren 1939 in Malsfeld (Kr. Melsungen),<br />
ehemaliger Bundesbahnbeamter, 2 erwachsene<br />
Kinder, 3 Enkel. Ich lebte von 1949 bis<br />
1963 in Obermelsungen und kam in 1963<br />
durch die Heirat der <strong>Schwarzenberg</strong>erin<br />
Christa Bubenheim nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Wir<br />
wohnten zuletzt im Haus Nummer 5 auf der<br />
Steinbinge. In 2004 verkauften wir das Haus<br />
und zogen nach Melsungen.<br />
Während meiner <strong>Schwarzenberg</strong>er Zeit engagierte<br />
ich mich in der Gemeindevertretung,<br />
der Kirchengemeinde, dem Gemischten Chor<br />
und dem Sportverein. Zur Mitarbeit an diesem<br />
<strong>Dorfbuch</strong> wurde ich vom leider so früh verstorbenen<br />
Ortsvorsteher Horst Riedemann,<br />
meinem ehemaligen Nachbarn, bewegt.<br />
Mein Aufgabengebiet war die Geschichte des<br />
Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> von den Anfängen bis<br />
in die 1960er Jahre, einschließlich der Kirchen<br />
und Schulgeschichte und der Geschichte<br />
des Gemischten Chors. Ich habe die Unterlagen<br />
von Lehrer P. Schmidt ausgewertet, benutzt<br />
und ergänzt, aber auch viele eigene<br />
Nachforschungen über die Vergangenheit<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>s angestellt. Dabei habe ich<br />
auch Dinge ermittelt, die bis heute noch nicht<br />
bekannt oder falsch dargestellt waren.<br />
8
Vorwort | 01 -2<br />
Klaus Michael Potzkai<br />
Geboren 1960 in Melsungen, kaufmännischer<br />
Angestellter. Lebt mit seiner Familie seit 1969<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>. Viele Jahre spielte er als<br />
Aktiver in den Seniorenmannschaften des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, bevor er sich im Jahr 1998<br />
seiner 2. Leidenschaft als Tiertrainer widmete<br />
und bis heute als Ausbilder in einem Hundeverein<br />
tätig ist.<br />
Er hatte die schwierigste Aufgabe. Er musste<br />
das, was wir Schreiber in mehr oder weniger<br />
guter Layoutform ablieferten, mit den Bildern<br />
in eine ansehnliche und gut leserliche Form<br />
bringen. Ich denke, dass ihm das sehr gut gelungen<br />
ist.<br />
Wir konnten dieses Buch aber nur erstellen,<br />
weil wir als Team gearbeitet haben und weil<br />
es im Hintergrund noch Menschen und Institutionen<br />
gab, die uns unterstützt haben. Ich<br />
denke dabei stellvertretend an das Hessische<br />
Staatsarchiv in Marburg, das Schulamt des<br />
SchwalmEder Kreises in Fritzlar, den Hessen<br />
Forst in Melsungen, das Pfarramt in Röhrenfurth<br />
und die verschiedenen Gremien der<br />
Stadtverwaltung in Melsungen. Sie alle haben<br />
uns geholfen, indem sie uns bereitwillig Auskunft<br />
erteilten, und wenn möglich, Unterlagen<br />
zur Verfügung stellten. Natürlich sind wir auch<br />
den Verfassern der Chroniken von Melsungen,<br />
Jürgen Schmidt, und Röhrenfurth, Kurt Maurer<br />
und Heinrich Riedemann, dafür dankbar,<br />
dass wir die eine oder andere Information<br />
über geschichtliche Zusammenhänge in Bezug<br />
auf <strong>Schwarzenberg</strong>, in ihren Büchern nachlesen<br />
und verwenden konnten. Neben den Vereinen<br />
waren es auch Privatpersonen, die uns<br />
halfen. Einige von Ihnen möchte ich hier stellvertretend<br />
nennen. Ich danke Willi Jungermann<br />
für den Artikel über die Feuerwehr in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, HansGünter Späth für die<br />
Ausführungen über die Jugendarbeit der<br />
Evangelischen Kirche. Ortsvorsteher Timo<br />
Riedemann stellte für uns Verbindungen zur<br />
Stadtverwaltung und zum Schulamt her. Helmut<br />
und Willi Sinning, KarlHeinz Helper, Reiner<br />
Hofmann unterstützten mich bei meinen<br />
Artikeln über das Bauerntum und die Jagdgenossenschaft<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Martha Goldhardt durchsuchte, genau wie ich,<br />
das „Beschlußregister“ mit den Protokollen der<br />
Sitzungen der Gemeindevertretungen von<br />
1899 – 1932, nach verwertbarem Material.<br />
Renate Vaupel übergab uns verschiedene Unterlagen,<br />
die für die Hausblätter von Bedeutung<br />
waren. Kurt Maurer stellte uns historische<br />
Karten zur Verfügung. Jutta Pfannkuche<br />
verwandelte Handschriften und andere geschriebene<br />
Unterlagen in PCgerechte Dateien.<br />
Ludwig (Patti) Kördel war als Fotograf im<br />
Einsatz. Er war gemeinsam mit Kurt Hofmann<br />
und Nadine Döring, die mit ihm die Bilderausstellung<br />
gestalteten, immer auf der Suche,<br />
auch nach alten Bildern, auf die wir bei Bedarf<br />
zurückgreifen konnten. Genauso gut funktionierte<br />
auch der umgekehrte Weg mit Bildern.<br />
Wir haben auch manches persönliche Gespräch<br />
mit älteren Mitbürgern wie z.B. Regina<br />
Sinning, Heinrich Möller und Erich Riedemann<br />
geführt, um Dinge aus der Vergangenheit zu<br />
klären. Noch einmal herzlichen Dank an alle,<br />
die uns unterstützt haben.<br />
Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, die Geschichte<br />
des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong>s und seiner<br />
Bewohner, soweit wie möglich, miteinander<br />
zu verbinden. Das war uns wichtig, um<br />
späteren Bewohnern unseres Dorfes aufzuzeigen,<br />
wie die Menschen bis zum Jahr 2012 in<br />
unserem Dorf gelebt haben.<br />
Benno Sichler Helmut Sinning Adolf Seitz Klaus Michael Potzkai<br />
9
01 -3 | Grußworte<br />
Grußwort<br />
des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier<br />
zum 750jährigen Jubiläum von <strong>Schwarzenberg</strong> 2012<br />
Allen Bürgerinnen und Bürgern von <strong>Schwarzenberg</strong> sende ich<br />
meine herzlichen Grüße. Ich freue mich, dass sie das 750jährige<br />
Bestehen ihres Stadtteils würdigen.<br />
Das gemeinsame Feiern wie auch die Beschäftigung mit der<br />
Geschichte tragen dazu bei, das Gemeinschaftsgefühl zu fördern<br />
und die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat zu<br />
stärken. Das ist unverzichtbar in einer Zeit, die von großer Mobilität<br />
geprägt ist.<br />
Das 750jährige Jubiläum erinnert an die lange Geschichte einer<br />
der traditionsreichen Siedlungen der Region bis hin zu einem<br />
Stadtteil Melsungens.<br />
Viele Stadtteile der großen Städte unseres Landes haben ihr<br />
eigenes Gesicht und bereichern so das Gesamtbild. Mit ihrer<br />
individuellen Prägung bieten sie Einheimischen und Zugezogenen<br />
einen Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen können. Bestimmend<br />
für den Charakter einer Gemeinde ist ihre Geschichte – und das Engagement, mit<br />
dem sich Bürgerinnen und Bürger darum kümmern, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit<br />
geraten zu lassen. Für die politische, kulturelle und soziale Entwicklung eines Ortes ist dies unverzichtbar.<br />
Deshalb ist es wichtig, ein Jubiläum wie das 750jährige zu feiern und damit eine<br />
Brücke einerseits in die Vergangenheit, andererseits aber auch in die Zukunft zu schlagen.<br />
Allen, die sich für das Jubiläum einsetzen, gilt mein herzlicher Dank. Den Leserinnen und Lesern<br />
des <strong>Dorfbuch</strong>es wünsche ich eine anregende Lektüre. Den Bürgerinnen und Bürgern von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und seinen Gästen wünsche ich viel Freude bei den Jubiläumsfeierlichkeiten.<br />
Volker Bouffier<br />
Hessischer Ministerpräsident<br />
10
Grußworte | 01 -3<br />
Grußwort<br />
Ein Ortsjubiläum ist ein hervorragender Anlass für den<br />
Brückenschlag von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />
Und bei der Vorbereitung und Gestaltung dieser Jubiläumsfeiern<br />
zeigt sich der Zusammenhalt und das Leistungsvermögen<br />
der Dorfgemeinschaft.<br />
Vom 6. bis 9.September 2012 wird das 750jährige Bestehen<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> gefeiert und ich bin sicher, dass die Festveranstaltungen<br />
als unvergessliche Ehrentage in die Geschichte<br />
dieses oberhalb der Fulda gelegenen Dorfes eingehen werden.<br />
Das Jubiläum soll zeigen, dass es sich lohnt, in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zu leben.<br />
Es soll Erinnerungen wachrufen und deutlich machen, dass wir<br />
aus der Auseinandersetzung mit der Heimatgeschichte für unser<br />
heutiges Zusammenleben lernen und für die Zukunft der<br />
nachfolgenden Generation die richtigen Weichenstellungen planen.<br />
Wer nie weiß, was er war, wird auch nie wissen, was er werden soll.“<br />
Dieser Satz des deutschen Physikers Johann Wilhelm Ritter könnte das Leitwort des <strong>Dorfbuch</strong>es<br />
und der Jubiläumsveranstaltungen sein.<br />
Die Ortsgeschichte reicht nachweisbar bis in das Jahr 1262 zurück.<br />
In der Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte können wir vieles über das Leben unserer<br />
Vorfahren und über unsere eigene Lebensgeschichte erfahren. Das ermöglicht Identität und<br />
Heimatverbundenheit.<br />
Die Kirche, die Dorflinde und die alten Fachwerkhöfe sind noch heute sichtbare Zeichen einer<br />
langen geschichtlichen Tradition. Im Umfeld des historischen Ortskerns sind vor allem in den<br />
letzten Jahrzehnten viele neue Wohnhäuser entstanden.<br />
Heute ist <strong>Schwarzenberg</strong> eine ansprechende ländliche Wohngemeinde und liegt nur wenige Kilometer<br />
von Melsungen entfernt. Das Vereins und Gemeinschaftsleben wird groß geschrieben<br />
und die schöne landschaftliche Umgebung lädt zu Radtouren, Spaziergängen und Wanderungen<br />
ein. Eine besondere kulturelle Attraktion ist das „Schwarzen Berg Theater“, wo Mundart<br />
Akrobat „Justus Riemenschneider“ weltoffenes Kabarett mit viel Lokalkolorit präsentiert.<br />
Auch als Stadtteil von Melsungen hat sich <strong>Schwarzenberg</strong> ein unverwechselbares, eigenständiges<br />
Profil bewahrt.<br />
Mögen die Jubiläumsfeiern die Verbundenheit der Einwohner stärken und die Verantwortlichen<br />
ermutigen, auch die zukünftigen Aufgaben zum Wohl der Bevölkerung zu bewältigen. In diesem<br />
Sinne gratuliere ich herzlich zu diesem bedeutenden Jubiläum.<br />
Ich wünsche <strong>Schwarzenberg</strong> weiterhin eine erfolgreiche Entwicklung, den Festveranstaltungen<br />
einen guten Besuch und einen harmonischen Verlauf.<br />
Ihr<br />
Landrat FrankMartin Neupärtl<br />
11
01 -3 | Grußworte<br />
Grußwort des Bürgermeisters<br />
750 Jahre sind ein guter Grund, um ein schönes Jubiläumsfest<br />
zu feiern und sich des Lebens und der Gemeinschaft in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zu erinnern. Zu diesem Jubiläum und der ihnen<br />
vorliegenden gelungenen Chronik von <strong>Schwarzenberg</strong> gratuliere<br />
ich herzlich.<br />
Erinnern und nicht vergessen, das ist die Aufgabe einer Chronik.<br />
Sie erinnert an die Entwicklung, die dieser Ort im Laufe<br />
seiner Geschichte genommen hat, und erinnert vor allem an<br />
die Menschen, die vor uns waren.<br />
Dieses Buch zeigt, was über die Zeit hinaus Bestand hat, es<br />
macht aber auch deutlich, wie schnell die Entwicklung gerade<br />
in den letzten 40 Jahren war. <strong>Schwarzenberg</strong> ist in dieser Zeit<br />
gewachsen und hat sein Gesicht verändert.<br />
Dennoch, blickt man vom Huberg kommend auf <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
so macht dieser Stadtteil immer noch den Eindruck eines<br />
beschaulichen Dorfes, wunderschön eingebettet in das Fuldatal, umgeben von herrlichem Wald.<br />
In diesem Ort, und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, lässt es sich gut leben. Sicherlich<br />
liegt das an all den Menschen, die sich für Ihren Ort eingesetzt haben und auch heute noch dazu<br />
beitragen, dass <strong>Schwarzenberg</strong> dieser lebens und liebenswerte Ort geblieben ist.<br />
Über mindestens 750 Jahre teilen Menschen ihr Leben als Nachbarn und Freunde in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Das ist eine lange Tradition, die bis zum heutigen Tag bei allen Veränderungen, die es<br />
gab, Bestand hat und die es auch in Zukunft zu erhalten gilt. Das Jubiläumsjahr 2012 bietet sicherlich<br />
viele Möglichkeiten, die gute Gemeinschaft miteinander zu feiern und weiter zu stärken.<br />
Allen, die sich für die Gemeinschaft in <strong>Schwarzenberg</strong> und bei der Vorbereitung und Durchführung<br />
der Jubiläumsfeierlichkeiten engagieren, danke ich herzlich. Mein Dank gilt auch jenen, die<br />
an der Entstehung dieser Chronik mitgewirkt haben.<br />
Den Jubiläumsfeierlichkeiten wünsche ich einen fröhlichen Verlauf und den Leserinnen und Lesern<br />
dieses Buches viel Spaß bei der Lektüre.<br />
Dieter Runzheimer<br />
Bürgermeister<br />
12
Grußworte | 01 -3<br />
Grußwort des Ortsvorstehers<br />
Ein Dorfjubiläum ist ein hervorragender Anlaß für einen<br />
Brückenschlag zwischen der Vergangenheit und der Zukunft.<br />
In der Vorbereitung auf unser Dorffest zeigt sich wieder einmal<br />
das ganz <strong>Schwarzenberg</strong> zusammen steht und gemeinsam ein<br />
tolles Fest vorbereiten will.<br />
Aus Anlaß der Ersterwähnung des Ortes vor 750 Jahren fiel vor<br />
vier Jahren die Entscheidung, die Geschichte von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zu erforschen und im Jubiläumsjahr in einem Buch vorzustellen.<br />
Darin wird die Entwicklung von der ersten urkundlichen<br />
Nennung bis zum heutigen Zeitpunkt dargestellt.<br />
Das <strong>Dorfbuch</strong> präsentiert die Geschichte unseres Ortes lebendig<br />
und anschaulich und steht in gedruckter Form nun auch<br />
nachfolgenden Generationen zur Verfügung. Hiermit haben wir<br />
ein zeitloses Nachschlagewerk für alle produziert um die Geschichte<br />
des Ortes, seine Gebäude, seine Vereine und die historischen<br />
Persönlichkeiten kennen zu lernen.<br />
Gerade in der heutigen Zeit, ist es wichtig solche Dokumente zu haben, um für die zukünftigen<br />
Generationen einen Gesamteindruck des Dorfes zu vermitteln.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ist ein Stadtteil in dem es sich lohnt zu leben, dies zeigen die ständig wachsenden<br />
Einwohnerzahlen bei uns im Ort. Mittlerweile sind wir bei knapp 600 Einwohner und können<br />
stolz auf uns alle sein, was wir zusammen in unserem Ort erreicht haben.<br />
Die Vorbereitung auf unser Dorffest hat uns wieder einmal gezeigt, wie viele ehrenamtliche<br />
Helfer bereit stehen um ein tolles Fest zu organisieren. In den einzelnen Arbeitsgruppen wurden<br />
viele Ideen gesammelt und gut miteinander gearbeitet.<br />
Mit dieser Chronik hat sich <strong>Schwarzenberg</strong> selber das schönste Geschenk zum Jubiläum gemacht.<br />
Denn wer dieses Buch ließt, wird viel Spaß daran haben und auch die eine oder andere<br />
Sache erfahren, die Ihm vielleicht noch nicht über <strong>Schwarzenberg</strong> bekannt war.<br />
Allen die an der Chronik mitgewirkt haben, möchte ich meinen Dank und meine große Anerkennung<br />
aussprechen. Ebenfalls möchte ich allen Dank sagen, die Fotografien und Berichte zur<br />
Verfügung gestellt haben um somit das Buch mit Leben gefüllt haben. Vergessen möchte ich es<br />
aber nicht mich bei allen <strong>Schwarzenberg</strong>erinnen und <strong>Schwarzenberg</strong>er zu bedanken die für uns<br />
dieses Fest organisiert haben und auch bei denen, die sich bei unserem Fest als Helfer zur Verfügung<br />
gestellt haben.<br />
Denn nur gemeinsam können wir unser Ziel erreichen und dies heißt, lassen Sie uns <strong>Schwarzenberg</strong><br />
noch attraktiver gestalten, mit einer starken Dorfgemeinschaft ist der erste Schritt in<br />
die richtige Richtung getan.<br />
Ihr Ortsvorsteher<br />
Timo Riedemann<br />
13
01 -3 | Grußworte<br />
Grußwort Pfarrerin Dorothea Göbel<br />
Liebe <strong>Schwarzenberg</strong>erinnen und <strong>Schwarzenberg</strong>er,<br />
liebe Besucherinnen und Besucher von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
rechtzeitig zur 750Jahrfeier des Melsunger Stadtteils <strong>Schwarzenberg</strong><br />
ist der Blick von der Riedforststraße auf die Kirche<br />
wieder frei.<br />
Nun kann es nicht mehr vorkommen, dass man durch <strong>Schwarzenberg</strong><br />
fährt und sich suchend nach dem Kirchturm umschauen<br />
muss. Die Kirche ist damit wieder zum sichtbaren Mittelpunkt<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> geworden.<br />
Die Kirchengemeinde braucht ein Gebäude wie die Kirche, die<br />
im Zentrum des Ortes steht. Gerade in finanziell schwierigen<br />
Zeiten ist es wichtig, dass die Gemeinde ein gut genutztes modernes<br />
Gemeindehaus in <strong>Schwarzenberg</strong> unterhält. Denn nur<br />
durch Begegnungen und Beteiligung aller, die sich der Kirche<br />
zugehörig fühlen, ist es möglich, die Zukunft zu gestalten.<br />
Und deswegen ist das Jubiläum ein guter Grund, zunächst den Blick zurück zu wenden. 750<br />
Jahre zeugen von einer langen Geschichte des Ortes. Der romanische Taufstein in der Kirche<br />
erinnert am deutlichsten an diese Vergangenheit. Er ist wesentlich älter als das Kirchengebäude<br />
von 1790. In diesem Taufstein wurden seit Bestehen des Ortes Kinder und Erwachsene getauft<br />
und so zu Mitgliedern der christlichen Kirche. Taufstein und Kirche sind sichtbare Zeichen, die<br />
nach außen darauf verweisen, dass Gottes Geist uns getragen hat und weiterhin trägt. Und so<br />
lautet die zentrale Botschaft:<br />
„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und<br />
des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.<br />
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende (Mt 28,19f.).“<br />
Damit wird das Jubiläum ein guter Grund, den Blick nach vorne zu richten. Unsere Kirche hat in<br />
ihrer Geschichte schon viele Herausforderungen überstanden. Der Kirchenvorstand und zahlreiche<br />
Ehrenamtliche gehen die Arbeit in der Gemeinde voller Schwung und Elan an. Durch Menschen<br />
wie sie lebt unsere Gemeinde. Die Botschaft Gottes begleite den Ort und seine Bewohnerinnen<br />
und Bewohner weiterhin.<br />
In diesem Sinne gratuliere ich den <strong>Schwarzenberg</strong>erinnen und <strong>Schwarzenberg</strong>ern herzlich zu<br />
Ihrem Jubiläum und wünsche in der Zukunft gutes Gelingen bei allen Projekten und ein gutes<br />
Miteinander zwischen den Menschen im Ort. Gottes Segen begleite Sie weiterhin.<br />
Ihre Pfarrerin<br />
Dorothea Göbel<br />
Siegel der Kirchengemeinde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
14
2<br />
Geschichte<br />
15
021 | Zeitentafel<br />
Zeitentafel des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz, Benno Sichler, Helmut Sinning,<br />
1000 v.Chr. Spätere Urnenfunde aus dieser<br />
Zeit in unserer Gegend<br />
15 n.Chr. Chatten kommen in das Fuldatal<br />
um 800<br />
"<strong>Schwarzenberg</strong> könnte in einer<br />
2. Siedlungsperiode um diese<br />
Zeit gegründet worden sein"<br />
1230 In Rotenburg lebt Helfrich, der<br />
Großvater von Helfrich von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
1262 "Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
siegelt Urkunde über Güter in<br />
Konnefeld, Schreibweise in Urkunde<br />
und Siegel verschieden:<br />
Suarcenberg und Swarzenberch"<br />
1269 "Priester Reinhard oder Reinher<br />
Prediger in <strong>Schwarzenberg</strong>, das<br />
Mutterkirche von Röhrenfurth<br />
ist"<br />
1275 <strong>Schwarzenberg</strong> (Die Burg) wird<br />
als Ortsbezeichnung genannt<br />
1293 Die Burg wird durch Landgraf<br />
Heinrich I. zerstört<br />
1295 Die Ritter Widekind und Berthold<br />
v. <strong>Schwarzenberg</strong> verkaufen<br />
dem Landgrafen Heinrich I. ihre<br />
Güter<br />
1301 "Graf Otto von Bilstein verkauft<br />
das <strong>Schwarzenberg</strong>er Lehen; damit<br />
sind Widekind und Berthold<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> mittellos<br />
und verschwinden aus der Geschichte"<br />
1329 "Knappe Johannes von Swarthenberg<br />
taucht auf und erhält<br />
als Johannes I. vom Landgrafen<br />
Heinrich II. einen kleinen Besitz<br />
als Lehen"<br />
1366 Landgraf Heinrich II. verschenkt<br />
Kirchenpatronat von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
an Martinsstift in Kassel;<br />
Papst Urban V. (Avignon) bestätigt<br />
Schenkung<br />
1372 Johann von <strong>Schwarzenberg</strong> II.<br />
verzichtet nachträglich auf das<br />
Kirchlehen<br />
1385 "Helfrich II. von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
tritt in den Dienst des Mainzer<br />
Erzbischofs Adolf I. und kämpft<br />
gegen den Landgrafen Hermann<br />
II."<br />
1387 "Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
kehrt nach Niederlage von Landgraf<br />
Hermann II. nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zurück"<br />
1394 "<strong>Schwarzenberg</strong> gehört wieder<br />
zum Besitz von Landgraf Hermann<br />
II. und Helfrich II. geht<br />
wieder in das Eichsfeld"<br />
1417 "Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
überlässt Landgraf Ludwig I. Gericht<br />
und Dorf <strong>Schwarzenberg</strong>;<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wird herrschaftliches<br />
Lehns und Zinsdorf und<br />
teilweise Aktivlehen derer von<br />
Hundelshausen"<br />
1440 "Otto von Binsförth übernimmt<br />
Besitz von Helfrich II. im Eichsfeld;<br />
Helfrich ist zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits tot. Das Geschlecht<br />
der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> ist<br />
erloschen"<br />
1445 <strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum<br />
Oberamt des Bezirkes Melsungen<br />
1470 <strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Gericht<br />
Malsfeld<br />
1471 "Aktivlehen geht von denen zu<br />
Hundelshausen auf die von Taboldshusen<br />
(Dagobertshausen)<br />
über"<br />
1500 Wollweber sind stärkste Zunft im<br />
Dorf<br />
1526 "Reformation in Hessen,<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wird evangelisch<br />
und kirchliches Vikariat von Melsungen"<br />
1554 Aktivlehen geht von denen zu<br />
Taboldshusen auf die Herren von<br />
Nordeck über<br />
1575 "Salbuch für <strong>Schwarzenberg</strong> wird<br />
erstellt; Schreibweise: Schwart<br />
16
Zeitentafel | 021<br />
zenbergk; Bauern werden erstmalig<br />
namentlich genannt"<br />
1585 "<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Amt<br />
Melsungen und muss Dienste auf<br />
dem Schloss Melsungen leisten"<br />
1601 Die ersten Fuldaschiffe passieren<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
16181648 30jähriger Krieg<br />
1637 Kroaten plündern <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1646 Schweden quartieren sich ein,<br />
zerstören Kirche mit Orgel<br />
1717 Joh. Georg Mentz ist erster namentlich<br />
bekannter Grebe in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
1719 "Durch Einführung des Generalhufenschosses<br />
(eine Steuer)<br />
werden kleinere Leute entlastet"<br />
1724 Jost Werner ist erster namentlich<br />
bekannter Lehrer in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1742 Schifffahrt erlebt Blütezeit<br />
1744 Lager, Stück und Steuerbuch<br />
für <strong>Schwarzenberg</strong> wird erstellt<br />
17561763 "Siebenjähriger Krieg; Kampfhandlungen<br />
mit Franzosen; Kirche<br />
schwer beschädigt"<br />
1778 Dorf wird erstmals <strong>Schwarzenberg</strong><br />
geschrieben<br />
1786 "<strong>Schwarzenberg</strong> besitzt ein eigenes<br />
Fuldaschiff mit ca 300 Zentner<br />
Zuladung (ca. 15t)"<br />
1790 Kirche erhält heutige Gestalt<br />
18061813 Franzosen im Land; ab 1807 gehört<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zum Königreich<br />
Westphalen (König Jérome)<br />
1813 Kosaken plündern <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1821 "Große Verwaltungsreform;<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Kurfürstentum<br />
Hessen, Provinz Niederhessen<br />
Kreis Melsungen;<br />
Nürnberger Straße erhält am<br />
Wengesberg heutigen Verlauf"<br />
1831 Lehns und Pachtverhältnisse<br />
werden abgelöst; die Bauern<br />
werden frei<br />
1834 Martin Dittmar letzter Grebe und<br />
erster Bürgermeister von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
1845 Baubeginn FriedrichWilhelm<br />
Nordbahn<br />
1846 Der heutige Friedhof wird erstmals<br />
benutzt<br />
1848 Erster Zug der FriedrichWilhelm<br />
Nordbahn fährt an <strong>Schwarzenberg</strong><br />
vorbei<br />
1852 Planmäßige Briefzustellung durch<br />
Briefträger von Melsungen<br />
1866 "Preußen annektiert Kurhessen;<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zur preußischen<br />
Provinz HessenNassau"<br />
1879 Röhrenfurth wird von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
nach Melsungen umgepfarrt<br />
1883 Erste Feuerspritze wird für<br />
369,90 Mark angeschafft<br />
18831889 "Gesetzliche Kranken, Unfallund<br />
Rentenversicherung werden<br />
unter Reichskanzler Otto von<br />
Bismarck eingeführt"<br />
18831902 Verkoppelung in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1886 Erste Probefahrt des Benz Motorwagens<br />
(Autozeitalter beginnt)<br />
1892 "Eisenbahnhaltepunkt zwischen<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> Röhrenfurth<br />
wird von <strong>Schwarzenberg</strong> abgelehnt<br />
(hohe Kosten) "<br />
1900 "Das Bürgerliche Gesetzbuch<br />
(BGB) tritt in Kraft; in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wird die neue Schule<br />
eingeweiht"<br />
1902 Wasserleitung wird gebaut<br />
1904 Spickenbrücke über die Fulda<br />
wird erstmals aufgebaut (1932<br />
letztmalig)<br />
1905 "Gründung des ersten Sportvereins<br />
mit dem Namen ""Deutscher<br />
Turnverein""; er besteht bis<br />
1918"<br />
1911 "Katzmühlenweg nach Melsungen<br />
darf von <strong>Schwarzenberg</strong>ern<br />
bis Melsungen benutzt werden"<br />
19141918 Erster Weltkrieg<br />
17
021 | Zeitentafel<br />
1914 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält ersten<br />
Fernsprecher (Gastwirtschaft<br />
Bangert)<br />
1917 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält elektrischen<br />
Strom vom Elektrizitätswerk<br />
Melsungen<br />
1918 Nach Kriegsende wird der Freie<br />
Turnverein "Frei Heil" gegründet<br />
19191923 Inflation, wird mit Einführung<br />
der Rentenmark in 1923 beendet<br />
1923 "Gründung des Turnvereins<br />
""Gut Heil <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1923"" dem heutigen ""TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> 1923"""<br />
1924 Einführung der Reichsmark<br />
1927 Pflasterung der Schweinetrift<br />
1930 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält Poststelle<br />
im Haus Schmoll; erstes Postauto<br />
im Dorf<br />
1931 "Lehrer P. Schmidt kommt nach<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>; Feuerlöschwasserbehälter<br />
wird gebaut"<br />
1932 "Streit um Schulvermögen zwischen<br />
Kirche und Schulverband<br />
(Gemeinde) beigelegt"<br />
1933 Machtergreifung durch Adolf Hitler,<br />
das "Dritte Reich" beginnt;<br />
NSDAP ist einzige Partei; es gibt<br />
3 Rundfunkgeräte im Dorf<br />
1934 Gründliche Kirchenrenovierung;<br />
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr<br />
1937 Georg Seitz besitzt erstes Auto<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1938 Karl Reinbold und Hans Hofmann<br />
haben erste Motorräder<br />
19391945 2. Weltkrieg<br />
1941 Karl Riedemann besitzt ersten<br />
Ackerschlepper<br />
1943 "Edertalsperre wird zerstört;<br />
Kassel wird bombardiert; Bürgermeister<br />
Justus Sondermann<br />
feiert 40jähriges Dienstjubiläum"<br />
1944 <strong>Schwarzenberg</strong> gehört zur Provinz<br />
Kurhessen<br />
1945 "Am 4. April erreichen amerikanische<br />
Soldaten <strong>Schwarzenberg</strong>;<br />
Kriegsende für Deutschland am<br />
8. Mai"<br />
1946 Hessen erhält neue Landesverfassung<br />
1948 Währungsreform, die Deutsche<br />
Mark (DM) wird eingeführt<br />
1949 "Grundgesetz für die Bundesrepublik<br />
Deutschland tritt in Kraft;<br />
die Gemeinde wird an das<br />
Stromnetz der EAM angeschlossen;<br />
Neugründung des Turnvereins<br />
nach dem 2. Weltkrieg mit<br />
der Bezeichnung ""Turn und<br />
Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong>""<br />
dem heutigen ""TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1923 e.V."" "<br />
1950 "Gründung des Gemischten<br />
Chors; Pflasterung Dorfstraße,<br />
Ortsbeleuchtung mit 7 elektrischen<br />
Laternen, es gibt 44 Landwirtschaftsbetriebe"<br />
1951 Schule wird bis 1953 zweiklassig;<br />
Neugründung der Freiwilligen<br />
Feuerwehr<br />
1952 Ausbau der Straße Melsungen <br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
1953 Ehrenmal auf dem Friedhof wird<br />
eingeweiht<br />
1956 "Kirchspiel Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />
wird gegründet; Lehrer<br />
P. Schmidt wird pensioniert"<br />
1959 "Pioniere der Bundeswehr beginnen<br />
mit Bau des Sportplatzes;<br />
Beginn des Ausbaus der Kreisstraße<br />
Melsungen Röhrenfurth<br />
(außerhalb der Ortslage)"<br />
1960 Es gibt 11 Fernsehgeräte im Dorf<br />
1962 "Der Spielbetrieb auf dem neuen<br />
Sportplatz in <strong>Schwarzenberg</strong> wir<br />
mit einer JugendFußballmannschaft<br />
aufgenommen"<br />
1964 7. bis 9. Schuljahr geht nach<br />
Melsungen zur Schule<br />
1968 "Größerer Umbau der Kirche;<br />
neues Feuerwehrgerätehaus auf<br />
dem Schulhof wird bezogen"<br />
1969 "Die Grundschüler gehen nach<br />
Melsungen; die Schule in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wird geschlossen"<br />
1970 Die Friedhofshalle wird gebaut<br />
18
Zeitentafel | 021<br />
1971 "Kirchspiel Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />
wird aufgehoben, beide<br />
Gemeinden gehören zu Melsungen"<br />
1972 Feuerwehr erhält Tragkraftspritzenfahzeug<br />
1973 "Ehemaliger Schulsaal wird zu<br />
Gaststätte ""Burgschänke"" umgebaut;<br />
Jubiläumsfeier des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zum 50 jährigen<br />
Bestehen"<br />
1974 "<strong>Schwarzenberg</strong> wird Stadtteil<br />
von Melsungen; der letzte Bürgermeister<br />
H. Schneider wird<br />
erster Ortsvorsteher"<br />
1975 Trinkwasserversorgung erfolgt<br />
durch neuen Hochbehälter "In<br />
den Erlen"<br />
1976 Eröffnung Kinderspielplatz an<br />
der Blumenstraße<br />
1980 "Kirchspiel Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />
wird erneut gegründet<br />
Gründung Verein der Natur und<br />
Wanderfreunde "" Alte Linde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>"""<br />
1981 Einweihung Dorfgemeinschaftshaus<br />
1984 "Östlich von <strong>Schwarzenberg</strong> baut<br />
die Bundesbahn die Schnellbahnstrecke<br />
HannoverWürzburg"<br />
1985 Poststelle <strong>Schwarzenberg</strong> wird<br />
geschlossen<br />
1987 "Neue Kanalisation in Betrieb,<br />
Hausabwässer fließen in die<br />
Kläranlage von Melsungen; Einweihung<br />
der neuen Sportanlage<br />
des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> mit<br />
Sportplatz und Sporthaus"<br />
1989 "Kabarett in <strong>Schwarzenberg</strong>, satirisch<br />
politisch, Bernd Köhler als<br />
""Justus Riemenschneider"",<br />
""Die SpottLichter"" im<br />
""SchwarzenBergTheater"" "<br />
1990 "Beginn der kirchlichen Jugendarbeit<br />
MelsungenLand; Kabelanschlüsse<br />
für Fernsehen und<br />
Radioempfang benutzbar "<br />
1992 Einweihung evangelisches Gemeindehaus<br />
1994 "Kaufmannsladen Kördel wird<br />
geschlossen, neues Feuerwehrgerätehaus<br />
wird eingeweiht"<br />
1995 Sanierung des Kirchturms; es<br />
gibt nur noch einen Vollerwerbslandwirt<br />
im Dorf<br />
1996 "Bauarbeiten für Kanalisation<br />
und Durchgangsstraße im Ort<br />
beginnen, Bauende 1999"<br />
1998 Jubiläumsfeier des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zum 75 jährigen Bestehen<br />
1999 "<strong>Schwarzenberg</strong> erhält neue<br />
Straßen, Kanal und Wasserversorgungsanlagen<br />
sowie erstmals<br />
eine Gasleitung"<br />
2001 Innenraum der Kirche wird renoviert<br />
2003 Orgelrenovierung<br />
2004 Neues Bauland "Über den Gärten"<br />
wird ausgewiesen<br />
2005 Baugebiet Seckenbach (Molkewiesen)<br />
ist voll belegt<br />
2006 Inbetriebnahme der RegioTram<br />
Linie 5 von Melsungen nach Kassel<br />
2008 Burgschänke wird geschlossen,<br />
der Gastraum wird in das DGH<br />
eingegliedert<br />
2009 "Erweiterung der Sportstätte und<br />
die Einweihung des neuen<br />
Sportheims des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
"<br />
2010 "Der Gemischter Chor wird 60,<br />
der Verein Natur und Wanderfreunde<br />
""Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>""<br />
30 Jahre alt"<br />
2012 "<strong>Schwarzenberg</strong> feiert sein 750<br />
jähriges Bestehen; die Naturund<br />
Wanderfreunde ""Alte Linde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> richten das 30.<br />
Lindenfest aus;<br />
Im ehemaligen Bauerndorf<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gibt es keinen<br />
Vollerwerbslandwirt mehr"<br />
19
022 | Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Das Rittergeschlecht von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> (12621440)*<br />
von Dr. phil. L. Armbrust<br />
Wenn man von Melsungen aus die Kasseler<br />
Landstrasse entlang geht, fällt einem am Fuße<br />
der tannendunkeln Haar das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
in die Augen. Ehemals bespülte die Fulda<br />
den kleinen Hügel auf dem die Häuser liegen;<br />
vor mehr als 70 Jahren ist sie der Eisenbahn<br />
halber um einige Schritte abgeleitet. Zwischen<br />
der Kirche und der Schule fließt der „Burggraben“,<br />
jetzt eine schmale und wasserarme Rinne.<br />
Das Schulhaus erhebt sich auf der Stätte<br />
der ehemaligen Burg, von der keine Spur<br />
mehr zu sehen ist.<br />
Auf <strong>Schwarzenberg</strong> hauste vor Zeiten ein Rittergeschlecht.<br />
Dessen Ahnherr war Eckhard<br />
von Sumeringen, der zu Kleinballhausen im<br />
thüringischen Kreise Weißensee (Reg.Bez.<br />
Erfurt) wohnte. Die von Sumeringen waren<br />
im 12. Jahrhundert freie Herren, wurden aber<br />
im Beginne des 13. landgräflich thüringische<br />
Dienstleute und glitten in den Zeugenreihen<br />
der Urkunden hinter den Schenken von Bargula<br />
und andere Hofbeamte hinab.<br />
Der genannte Eckhard, 1225 zuerst nachweisbar,<br />
stand von Anfang an im Dienste des<br />
Landgrafen von Thüringen. Im fürstlichen Gefolge<br />
gelangte er ins Hessenland, so im September<br />
1231 nach dem Kloster Ahnaberg bei<br />
Kassel. Bei einer solchen Gelegenheit mag er<br />
mit Helfrich von Rotenburg zusammengetroffen<br />
sein, dessen jüngste, zuerst im Jahre<br />
1216 mit Namen erwähnte Tochter Lukkardis<br />
(Liutgard) er heimführte. Das war, wie man<br />
zu sagen pflegt, eine gute Partie. Helfrich,<br />
dessen Burg in der Gegend der Fuldastadt Rotenburg<br />
lag, ist nämlich als einer der reichsten<br />
Ritter des damaligen Hessenlandes zu bezeichnen.<br />
Auch in der Melsunger Gegend und<br />
in der Stadt selbst war er begütert. Ihm wird<br />
ursprünglich der Grund und Boden von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gehört haben. Da seine Söhne<br />
früh starben, ging der gesamte Besitz auf seine<br />
drei Töchter und deren Erben über. Helfrichs<br />
Tod fällt vor den 18. September 1259.<br />
Im Jahre 1255 kommt Liutgard als Gattin des<br />
Ritters Eckhard von Ballhausen, genannt von<br />
Sumeringen, vor. Die Ehe muss aber schon<br />
viel früher geschlossen sein, denn ihre Söhne,<br />
auf die neben ihr Bezug genommen wird, geben<br />
ihre Zustimmung zu einem Gütertausche<br />
des Vaters, können damals also nicht mehr<br />
im Säuglingsalter gestanden haben. Durch die<br />
Verheiratung mit Liutgard von Rotenburg gewann<br />
Eckhard von Sumeringen nicht nur die<br />
Anwartschaft auf hessische Güter, sondern<br />
seiner Familie wurde auch ein bestimmter<br />
Weg gewiesen, auf dem sie außerhalb Thüringens<br />
wandeln konnte.<br />
Sein ältester Sohn, nach dem Großvater mütterlicherseits<br />
Helfrich genannt, führt (1262)<br />
genau das Siegelbild seines Vaters: zwei nach<br />
außen gebogene Widderhörner, unter denen<br />
sich, wie bei Eckhard, ein Nagel als persönliches<br />
Merkmal befindet. Die Umschrift berichtet<br />
jedoch nicht dass Geringste von Sumeringen<br />
oder Ballhausen, sondern nimmt einzig<br />
und allein auf <strong>Schwarzenberg</strong> Bezug. Ebenso<br />
ist in der Urkunde selbst nur von Helfrich von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> die Rede. Dieser war damals<br />
schon verheiratet, und zwar wieder recht vorsichtig<br />
und vornehm, gleichsam in Erinnerung<br />
an den ehemaligen freien Herrenstand, mit<br />
einer Grafentochter aus der Casseler Gegend,<br />
mit Bertha, Tochter des Grafen Widekind von<br />
Naumburg.<br />
Damit war ein zweites festes Band zwischen<br />
den von Ballhausen und dem niederhessischen<br />
Lande geknüpft. Hessen war die ausschließliche<br />
Heimat dieses Zweiges des Geschlechts<br />
geworden. Das sprach sich darin<br />
aus, dass Helfrich Lehnsträger der Grafen von<br />
Bilstein für Güter zwischen Cassel und Rotenburg<br />
wurde.<br />
* Vergl. Zeitschrift für thüringische Geschichte 21, 220 ff. (1901) und 29, 241 f. (1911).<br />
20
Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> | 022<br />
Mit dem Kloster Spießkappel nördlich Ziegenhain<br />
einigten sich Helfrich und dessen Gattin<br />
über Besitzungen zu Connefeld, zwischen Melsungen<br />
und Rotenburg. Wenn das Kloster<br />
durch den Ritter Eckhard von Ballhausen oder<br />
dessen Erben an den Einkünften aus diesen<br />
Besitzungen gehindert würde, verhieß Helfrich,<br />
dafür zu sorgen, dass die Frucht nach<br />
Rotenburg oder Melsungen gebracht würde,<br />
oder er will bis zur Erfüllung seines Versprechens<br />
Einlager (eine milde Art von Gefangenschaft,<br />
dem Hausarrest vergleichbar) in Homberg<br />
halten. Es scheint, als ob man gegen<br />
Eckhard von Ballhausen und dessen jüngere<br />
Söhne Mißtrauen hegte, vielleicht weil sie als<br />
Raubritter bekannt waren, wahrscheinlicher,<br />
weil sie selber Ansprüche auf die Korneinkünfte<br />
in Connefeld erhoben. Der Vertrag zwischen<br />
dem Kloster Spießkappel und Helfrich<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in Melsungen geschlossen<br />
und von Bürgern bezeugt.<br />
Helfrich war kein langes Leben beschieden. Im<br />
Mai 1265 wird er zum letzten Male erwähnt.<br />
Er hinterließ zwei Söhne, Widekind und Berthold.<br />
Diese fanden nach dem Tode ihres Großvaters<br />
Eckhards I. von Ballhausen, genannt<br />
von Sumeringen, an dessen Söhnen Eckhard<br />
II. Hugo und Berthold, eine kräftige Stütze.<br />
Ebenso wenig standen jene ihrem Stiefvater,<br />
dem Edelherrn Giso von Ziegenberg, dem<br />
Bertha von Naumburg nach dem Tode Helfrichs<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> die Hand reichte,<br />
feindselig gegenüber. Mit denen von Ballhausen<br />
besaßen sie manche Güter gemeinsam<br />
und waren so durch wirtschaftliche Interessen<br />
an sie gekettet. Ob aber die Sinnesart der<br />
jungen <strong>Schwarzenberg</strong>er durch den Verkehr<br />
mit den Oheimen und mit dem Stiefvater<br />
günstigen Einfluß erfuhr, ist die Frage.<br />
Die von Ballhausen gehörten jedenfalls zu den<br />
Adligen, welche ihre Bauern bedrückten. Das<br />
lässt sich urkundlich nachweisen. Das altberühmte<br />
Nonnenkloster Gandersheim, an den<br />
Ausläufern des Nordwestharzes gelegen, hatte<br />
die Vogtei über seine Güter zu Tennstädt<br />
im Kreise Langensalza den von Ballhausen zu<br />
Lehen gegeben. Diese missbrauchten ihre<br />
Vogteirechte, legten den Pächtern und Landleuten<br />
hohe Naturalabgaben auf und trieben<br />
sie vorher ein, ehe das Kloster seine Einkünfte<br />
aus Tennstädt bezogen hatte. Erschien dann<br />
der Gandersheimer Beamte, standen Felder<br />
und Scheunen, Kasten und Ställe leer, und<br />
aus ungefüllten Schläuchen wusste selbst die<br />
Klosterkunst keinen Wein mehr herauszupressen.<br />
Das war höchst ärgerlich. Die Minderung<br />
des eigenen Einkommens bildete für die<br />
Äbtissin gewiss einen ebenso starken Grund<br />
zum Einschreiten wie die in den Vordergrund<br />
gestellte Bedrückung der Untertanen, an der<br />
indessen nicht zu zweifeln ist. Die drei Ballhäuser<br />
und ihr Neffe Widekind – Berthold von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> mochte noch so jugendlich<br />
sein, dass man ihn nicht erwähnte – mussten<br />
nachgeben.<br />
Zwei Jahre danach, im Sommer 1275, wiesen<br />
Widekind und die Brüder seines verstorbenen<br />
Vaters dem Nonnenkloster Heydau bei Neumorschen<br />
an der Fulda eine Hufe Landes, etwa<br />
dreißig Morgen oder mehr, zu, deren Ertrag<br />
bis dahin der Ritter Guntram von<br />
Morschen von ihnen zu Lehen trug. Gleichzeitig<br />
versprach Ritter Eckhard II. von Ballhausen,<br />
nunmehr das Haupt der Familie, mit seinen<br />
Brüdern binnen Jahresfrist die Hufe aus<br />
dem etwaigen Lehnsverhältnisse zu befreien;<br />
im Augenblicke vermochten sie nicht zu entscheiden,<br />
ob es sich um ihr freies Eigentum<br />
oder um ein ihnen verliehenes Lehen handelte.<br />
Solche Unklarheit über Eigentum oder<br />
Lehnsverhältnis, im Mittelalter keine Seltenheit,<br />
konnte leicht zu verhängnisvollen Verwicklungen<br />
und Streitigkeiten führen. An der<br />
Urkunde ist der Ausstellungsort <strong>Schwarzenberg</strong><br />
bemerkenswert. Man hat darunter die<br />
Burg <strong>Schwarzenberg</strong> zu verstehen. 1275 wird<br />
diese also zum ersten Male ausdrücklich<br />
(freilich ohne Hinzufügung des Wortes Burg)<br />
erwähnt; Eckhards I. Sohn Helfrich nennt sich<br />
allerdings schon 1262 danach. In derselben<br />
Urkunde bieten einige Zeugennamen Anlass<br />
zu Betrachtungen. Hermann von Spangenberg<br />
und der ältere und der jüngere Ludwig von<br />
Schlutwinsdorf weisen nach Spangenberg.<br />
Siegfried von Haldorf und Helwig von Adelshausen<br />
kommen in Melsunger Urkunden dieser<br />
Zeit vor, Arnold wird als Pfarrer in Melsungen<br />
bezeichnet.<br />
Am bedeutsamsten ist jedoch die Anwesenheit<br />
des landgräflichen Schultheißen Gerhard, sie<br />
macht zur Gewissheit, dass die von Ballhausen<br />
und die von <strong>Schwarzenberg</strong> in ungetrüb<br />
21
022 | Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
ter Freundschaft zum Herrn des Hessenlandes,<br />
Heinrich dem Kinde, standen. So blieb es<br />
nicht mehr lange. Der Landgraf sah mit Unwillen,<br />
dass sein Land durch das Gebiet kleiner<br />
Herren durchquert und zerrissen wurde, dass<br />
seine eigene Macht dadurch gelähmt war,<br />
dass selbst einfache Ritter es ablehnten, ihre<br />
Lehen von ihm zu empfangen und so seine<br />
Oberhoheit anzuerkennen, dass die hessischen<br />
Untertanen dagegen unter Räubereien<br />
litten.<br />
Im Jahre 1293 unternahm darum Heinrich I.<br />
einen Feldzug gegen unliebsame Burgen. Ihrer<br />
achtzehn mussten sich ihm ergeben oder<br />
wurden zerstört. Zu den ersteren gehörte Ziegenberg<br />
in der Nordostecke Hessens, wo der<br />
Stiefvater der Gebrüder Widekind und Berthold<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> wohnte; unter den<br />
zerstörten Schlössern wird <strong>Schwarzenberg</strong><br />
angeführt. Gegenüber erklomm die alte Casseler<br />
Landstrasse den steilen Wengesberg, da<br />
sahen sich die Fuhrleute der Lastwagen genötigt,<br />
die Eile zu mäßigen; und unten auf dem<br />
Fuldastrome glitten die Frachtkähne langsam<br />
dahin: beides war geeignet verwilderte Gemüter<br />
zu räuberischen Anschlägen zu verführen.<br />
Es ist anzunehmen, dass die von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
der Versuchung nicht widerstanden hatten<br />
und deshalb nicht unschuldig büßten. Für<br />
das Geschlecht war von der größten Bedeutung,<br />
dass ihm auch das thüringische<br />
Stammschloss kurz vorher verloren gegangen<br />
war, vermutlich ebenfalls, weil es als Schlupfwinkel<br />
von Freibeutern galt. Es war eine übele<br />
Zeit, für welche der Reim passte: Reiten und<br />
Rauben ist keine Schande, das tun die besten<br />
Herren im Lande. Das Gefühl für Recht und<br />
Unrecht hatte sich abgestumpft. Dem Landgrafen,<br />
der anscheinend dem Beispiele Rudolfs<br />
von Habsburg folgte, muss man Dank<br />
wissen, dass er kräftig zugriff.<br />
Widekind und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
blieb nach der Zerstörung ihrer Burg und nach<br />
dem Verluste ihrer beiden anderen Zufluchtstätten<br />
nichts weiter übrig, als sich Heinrich<br />
dem Kinde bedingungslos zu unterwerfen. Sie<br />
taten das im September 1295 zu Cassel. Ihr<br />
Stiefvater, der Edelherr Giso von Ziegenberg,<br />
stand ihnen zur Seite. Trotzdem fuhren sie<br />
nicht glimpflich. Sie verkauften dem Landgrafen<br />
und dessen Erben, oder besser sie wurden<br />
gezwungen abzutreten alle Lehen und Eigengüter,<br />
die sie im Hessenlande besessen hatten,<br />
so die Hälfte des Allods in Körle und in<br />
Rotenburg und das Allod neben der Burg Rotenburg.<br />
Die letzteren beiden hatte der Landgraf<br />
bereits mit Beschlag belegt und zwei Getreuen<br />
als Lehen verliehen. Ferner gehörte die<br />
Hälfte des Grundes und Bodens, auf dem die<br />
Burg <strong>Schwarzenberg</strong> gestanden hatte – sie<br />
musste wohl dem Erdboden gleichgemacht<br />
sein – zu den veräußerten Gütern, ebenso die<br />
Bilsteinschen Lehen zu Waldau, Krumbach und<br />
zu Fuldhagen, einer Wüstung in der Casseler<br />
Gegend, die ganze Münzstätte zu Melsungen<br />
und ein Viertel vom Zehnten daselbst und Besitz<br />
von geringerer Wichtigkeit.<br />
Von dem Kaufpreise oder einer sonstigen Entschädigung<br />
verlautet nichts. Widekind und<br />
Berthold werden auf eine Neubelehung mit<br />
einem Teile des Eigen und Lehngutes gerechnet<br />
haben. Eine spätere Urkunde gestattet<br />
zu vermuten, dass hiervon in beteiligten<br />
Kreisen die Rede gewesen ist. Ein Siegel besaßen<br />
die von <strong>Schwarzenberg</strong> nicht oder nicht<br />
mehr, es mag bei der Eroberung und Zerstörung<br />
ihrer Burg verloren gegangen sein. Der<br />
Stiefvater und die Stadt Cassel besiegelten<br />
den Vertrag. Landgraf Heinrich dachte vorläufig<br />
nicht daran, sie wieder in Gnaden anzunehmen,<br />
sondern nur daran, sich ihrer Güter<br />
noch mehr zu versichern.<br />
Im Jahre 1301 verkaufte Graf Otto von Bilstein,<br />
der letzte seines Geschlechts, seine Aktivlehen<br />
zwischen der Werra und dem Hainchen<br />
bei Altmorschen, die er sonst an<br />
zahlreiche Mannen ausgegeben hatte, an<br />
Heinrich I. Darunter waren auch die Lehen<br />
Widekinds und Bertholds von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und ihrer Oheime Eckhard und Hugo von Ballhausen,<br />
die irrtümlich als Brüder der beiden<br />
ersteren angeführt werden; der gemeinsame<br />
Besitz hatte offenbar diesen Irrtum des Urkundenschreibers<br />
hervorgerufen. Jetzt erst<br />
zog dem Anscheine nach der Landgraf in Erwägung,<br />
ob er den von Ballhausen die von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> lagen außerhalb seiner Gedanken<br />
– einen Teil der Güter zurückgeben<br />
sollte, insbesondere zwölf Malter Getreide in<br />
Melsungen. Einstweilen erhielt sie jedoch Ritter<br />
Johann Riedesel als landgräfliches Lehen.<br />
Widekind und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
erschienen nicht wieder auf der Bildfläche.<br />
Bisher ist es nicht geglückt, innerhalb oder<br />
22
Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> | 022<br />
außerhalb Hessens eine Spur von ihnen zu<br />
finden. Einer von ihnen muss aber wohl das<br />
Geschlecht fortgepflanzt haben. Denn fast ein<br />
Menschenalter später (am 27. Oktober 1329)<br />
taucht der Knappe Johannes Swarthenberg<br />
auf; zuerst als Zeuge für das Kloster Hardehausen<br />
bei Paderborn, mit dem seine Ahnherren<br />
Helfrich von Rotenburg und Eckhard I. von<br />
BallhausenSumeringen mehrfach zu tun gehabt<br />
hatten. An der Zugehörigkeit Johannes,<br />
zur niederhessischen Familie von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
besteht also kein Zweifel, auch bei<br />
demjenigen nicht, welcher weiß, dass um dieselbe<br />
Zeit zwei Johann von <strong>Schwarzenberg</strong> als<br />
Mitglieder fremder Geschlechter gelebt haben.<br />
Am wichtigsten ist, dass Johann von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
nicht länger für die Vergehen seines<br />
Vaters und seiner Oheime zu büßen brauchte,<br />
sondern Versöhnung mit dem Landgrafen und<br />
Wiederaufnahme in der hessischen Heimat erlangte.<br />
Allerdings war es nur ein kümmerlicher Rest<br />
der Familiengüter, der ihm als Lehen zuteil<br />
wurde. Im Dorfe <strong>Schwarzenberg</strong> selbst war<br />
ein Teil des Grundbesitzes in andere Hände<br />
übergegangen. Elisabeth von Dagobertshausen<br />
mit ihren Söhnen, die wenig später als<br />
Melsunger Burgmannen, d. h. als berufene<br />
Verteidiger der Stadt in des Landgrafen Auftrages,<br />
vorkommen, besaß in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(1354) zwei Hufen, also mindestens 60 Acker<br />
Landes. Statt über eine stolze Burg konnte Johann<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> im Dorfe nur noch<br />
über ein Wohnhaus nebst einem Hofe verfügen,<br />
außerdem über eine Wiese, über ein<br />
Ländchen und über ein Bergstück.<br />
Von der Stadt Melsungen stand ihm ein<br />
Sechszehntel des Zehnten zu, dass bis zur<br />
Ablösung (1835) der <strong>Schwarzenberg</strong>er Zehnte<br />
hieß. Er war einem Melsunger Bürger namens<br />
Korsener (Kürschner), durch den Landgrafen<br />
natürlich, zu Lehen gegeben. Nach Korseners<br />
Tode fiel er an Johann von <strong>Schwarzenberg</strong> zurück.<br />
Weiter gehörte diesem der Zehnte zu<br />
Wendersdorf, einem armseligen Dorfe (jetzt<br />
Wüstung) oberhalb Röhrenfurths, an das der<br />
Wengesberg erinnert, sowie gegenüber auf<br />
dem rechten Fuldaufer eine Hufe zwischen<br />
Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong>, ihrer lang gestreckten<br />
Gestalt halber Zungenhufe genannt,<br />
eine Hufe in Körle und fünf Viertel jährlichen<br />
Kornzinses in Krumbach am Nordabhange der<br />
Söhre. Von den Alloden oder Eigengütern, die<br />
Widekind und Berthold dem Landgrafen Heinrich<br />
I. abgetreten hatten, war einzig und allein<br />
die Körler Hufe ein schwaches Überbleibsel,<br />
aber jetzt gleichfalls landgräfliches Lehen. Von<br />
solchem kargen Besitze ernährte Johann von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> sich, sein Weib Katharina und<br />
seine Kinder Johann und Gisela. Die Güter<br />
waren nicht einmal den Erben sicher, sondern<br />
nur Johanns I. persönliches Lehen. Wenigstens<br />
in dieser Beziehung hatte Landgraf<br />
Heinrich II. von Hessen ein milderes Einsehen<br />
und belehnte (am 14.September 1351) auf<br />
Johanns Bitten dessen Frau Katharina, deren<br />
vorhandene und zukünftige Kinder und ihre<br />
Erben mit den oben angeführten Besitzungen<br />
und befreite Haus und Hof in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Diensten und Steuern.<br />
Über die so nahe gelegene <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Kirche fiel in dem Lehenbriefe kein Wort. Vorhanden<br />
war sie aber schon: denn 1269 bis<br />
1284 besaß sie in dem Pfarrer Reinhard oder<br />
Reinher und 1313 in Rupert eigene Prediger.<br />
Die Ansprüche der von Ballhausen auf die Kirche<br />
konnten von jeher unmöglich schwer wiegen:<br />
als (1284) der Melsunger Bürger Helwig<br />
von Adelshausen als würdiges Kind seiner Zeit<br />
den <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirchenzehnten an sich<br />
riss, ließ der Offizial der Propstei Fritzlar die<br />
Sache durch die Pfarrer von Körle und von<br />
Melsungen untersuchen und wies Helwigs<br />
Übergriffe zurück, ohne Widekind und Berthold<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> und deren Oheime zu<br />
Rate zu ziehen oder auch nur mit einem Worte<br />
auf sie hinzudeuten.<br />
Daher fühlte sich Landgraf Heinrich II. berechtigt,<br />
das Patronatsrecht über die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Kirche, zu der auch die Kapelle im<br />
benachbarten Röhrenfurth gehörte, dem Martinsstifte<br />
in Cassel zu schenken. Papst Urban<br />
V. bestätigte die Schenkung und gab (20. Mai<br />
1366) dem Bischofe von Halberstadt den Auftrag,<br />
dass Casseler Martinsstift in den Genuss<br />
der ihm verliehenen Rechte zu setzen. Nun<br />
stellte es sich aber heraus, dass der Familie<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> doch irgendein Anspruch<br />
auf die Kirche zukam. Johann II. stimmte<br />
nämlich (am 21. Oktober 1372) der Schenkung<br />
des Landgrafen zu seinem und seiner Eltern<br />
Seelenheile zu und verzichtete auf sein<br />
bisheriges Anrecht am <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirchenlehen.<br />
Der fromme Zweck schloss hier<br />
23
022 | Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
jede Geldentschädigung aus, während Johann<br />
sonst seinen bescheidenen Verhältnissen entsprechend<br />
sich z.B. bei Belehnungen seiner<br />
Lehnsleute, in üblicher Weise bezahlen ließ.<br />
Sieben Jahre später weilte Johann II. vermutlich<br />
nicht mehr unter den Lebenden. Deshalb<br />
verlieh Landgraf Hermann der Gelehrte dem<br />
jüngeren Ritter Walter von Hundelshausen als<br />
Mannlehen eine Geldsumme, die in erster Linie<br />
aus den Einkünften des Gerichtes und Gutes<br />
zu <strong>Schwarzenberg</strong> und aus anderen Gefällen<br />
des Dorfes bestritten werden sollte. Es<br />
lebte aber noch ein Spross des Geschlechtes,<br />
wie der älteste Vertreter der Familie, Helfrich<br />
mit Vornamen geheißen. Auf diesen, wohl erst<br />
nach 1351 geborenen Jüngling wurde keine<br />
Rücksicht genommen. Helfrich war jedoch<br />
nicht gesonnen, sich dem demütig zu unterwerfen.<br />
Er begab sich in die Dienste des Erzbischofs<br />
Adolf von Mainz, als dieser dem Landgrafen<br />
feindlich begegnete. An den Kriegen<br />
des Erzbischofs gegen Hessen hat Helfrich ohne<br />
Zweifel teilgenommen. Es war zu spät und<br />
für den <strong>Schwarzenberg</strong>er kein Gewinn, dass<br />
Hermann der Gelehrte schon nach kurzer Zeit<br />
dem Ritter Walter von Hundelshausen seine<br />
Lehen gerichtlich aberkennen ließ.<br />
Der Erzbischof dagegen fesselte Helfrich noch<br />
fester an sich durch Verleihung einer Baustelle<br />
für einen Burgsitz auf dem Bischofssteine im<br />
Eichsfelde und legte ihm die Verpflichtung auf,<br />
diejenigen Lehen und Eigengüter, welche ihm<br />
der hessische Landgraf vorenthielt, nach Wiedergewinnung<br />
vom Erzstifte zu Lehen zu nehmen.<br />
Zwei Jahre danach, im Sommer 1387,<br />
eroberten Mainzer, Thüringer und Braunschweiger<br />
die Städte Rotenburg an der Fulda,<br />
Melsungen und Niedenstein. Bei Melsungen<br />
endete das von den drei feindlichen Fürsten<br />
besetzte Gebiet unmittelbar an der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Feldmark. Nun war Helfrich Zeit gekommen.<br />
Er konnte unbesorgt in das Land<br />
seiner Väter zurückkehren.<br />
Dass Helfrich in die Familiengüter sofort einrückte<br />
und sie vom Erzbischof von Mainz zu<br />
Lehen empfing, berichtet kein Gewährsmann<br />
und kein Schriftstück, das kann man aber als<br />
selbstverständlich annehmen. 1390 belehnte<br />
er einen Melsunger mit einem Stück Landes<br />
bei dem „Kesseler Forthe“, vermutlich einer<br />
Fuldafurt unter dem Kesselberge oder an der<br />
Casseler Landstrasse, zwischen Melsungen<br />
und <strong>Schwarzenberg</strong>. Und nicht lange darauf<br />
besiegelte er einen Schenkungsbrief für das<br />
Melsunger Georgshospital. Sein Siegel zeigt<br />
die beiden nach auswärts gekrümmten Ballhausischen<br />
Widderhörner, ist jedoch mit seiner<br />
Winzigkeit ein Symbol für den Niedergang<br />
des Geschlechtes. Helfrichs Aufenthalt in der<br />
alten Heimat dauerte bloß sieben Jahre.<br />
Nach dem Tode des Erzbischofs Adolf von<br />
Mainz vermochte der gedemütigte Landgraf<br />
Hermann sein Haupt wieder zu erheben. Was<br />
ihm der Krieg geraubt hatte, warfen ihm kluge<br />
Verträge wieder in den Schoß, auch die Herrschaft<br />
über die drei verlorenen Städte. Mehrere<br />
Urkunden mit genauen Einzelbestimmungen<br />
über den Friedensschluss und über<br />
die Fuldalandschaft sind erhalten, vom<br />
Schicksale des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
seines Herrn spricht keine. Die Gegend war ja<br />
von der feindlichen Besetzung frei geblieben.<br />
Helfrich hielt an seinen Ansprüchen zähe fest,<br />
so musste er den Boden seines Vaterlandes<br />
räumen. Die Wohnung auf dem eichsfeldischen<br />
Bischofssteine bot ihm notdürftigen Ersatz.<br />
Der letzte Helfrich war also nicht in so<br />
übeler Lage wie hundert Jahre früher Wiedekind<br />
und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong>, die<br />
Söhne des ersten Helfrich. Bis zum Tode Hermann<br />
des Gelehrten blieb er verschollen. Die<br />
Zeit minderte aber wohl seinen Groll, ebenso<br />
wie seine Anhänglichkeit an die alte Scholle.<br />
Denn mit dem Landgrafen Ludwig I., Hermanns<br />
des Gelehrten Sohne, schloss er einen<br />
Vertrag (am 13. April 1417) und überließ ihm<br />
das Dorf und das Gericht <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
andere Besitztümer, welche daselbst und im<br />
Amte Melsungen lagen. Zugleich erklärte er<br />
frühere Lehenbriefe für kraftlos und versprach<br />
deren Zurückgabe. Erzbischof Konrad von<br />
Mainz entschädigte ihn durch eichsfeldische<br />
Lehen, die ehemals Ludwig von Binsförth,<br />
erzbischöflicher Provisor zu Erfurt, und dessen<br />
Bruder Andreas besessen hatten. Am 4. Oktober<br />
1440 trat Otto von Binsförth in Helfrichs<br />
mainzische Lehen.<br />
Damals war dieser also tot. Mit ihm starb die<br />
Familie von <strong>Schwarzenberg</strong> aus, nachdem sie<br />
länger als anderthalb Jahrhunderte bestanden<br />
hatte. Der Stamm von Ballhausen in Thüringen<br />
war schon früher erloschen.<br />
24
Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong> | 022<br />
Wer in unseren Tagen auf das friedliche und<br />
freundliche Dörfchen <strong>Schwarzenberg</strong> blickt,<br />
der ahnt nichts von den Gewittern, die sich<br />
vor Zeiten über die ritterlichen Besitzer entladen<br />
haben.<br />
Dieser Aufsatz befand sich in gedruckter Form auf mehreren Seiten, die ursprünglich zu einer<br />
unbekannten Zeitschrift gehörten, bei den Unterlagen von Lehrer Peter Schmidt. Er wurde<br />
wörtlich übernommen.<br />
Der Verfasser Dr. Ludwig Armbrust hat unter anderem auch die „Geschichte der Stadt Melsungen“<br />
geschrieben. Er wurde 1861 in Göttingen geboren und war zwischen 1889 und 1893 Leiter<br />
der Henkelschen Lehranstalt in Melsungen. Er verstarb in 1940 in Bad Berka.<br />
Adolf Seitz<br />
25
023 | Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(zusammengefasst von Adolf Seitz u. a. nach den Aufzeichnungen „Das Rittergeschlecht von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> (12621440)“ und „Die von Balenhusen“ von Dr. phil. L. Armbrust.)<br />
Aus alten Unterlagen geht nicht hervor, wann<br />
und von wem die Burg zu <strong>Schwarzenberg</strong> erbaut<br />
wurde. Fest steht nur, dass es sie gab.<br />
Ihr Standort war vermutlich das Gebiet der<br />
heutigen Häuser Nickel, Kördel, Ickler und<br />
Wenzel (Riedforststraße Nr. 45, 43, 49 und<br />
51). Bei Umbauten dieser Häuser wurden alte<br />
Mauerreste, teilweise bis zu 1,25 Meter breit,<br />
gefunden. Im Haus Ickler trat ein kreisrund<br />
gemauerter Schacht zutage.<br />
Über die Herrn der Burg ist folgendes bekannt:<br />
Im Jahr 1230 lebt auf einer Burg in der Nähe<br />
von Rotenburg einer der reichsten Ritter des<br />
Hessenlandes mit Namen Helfrich. Er besitzt<br />
in und bei Melsungen Güter und Ländereien.<br />
So auch in <strong>Schwarzenberg</strong>. Eine seiner drei<br />
Töchter mit Namen Lucardis (Luitgard), heiratet<br />
nach 1231 den thüringischen Adligen Eckhard<br />
von Sumeringen, der sich später „von<br />
Ballenhausen“ (Ballenhusen) nennt. Aus dieser<br />
Ehe gehen bis 1255 mehrere Söhne hervor.<br />
Nach dem Tod Helfrichs von Rotenburg,<br />
der zwischen 1255 und vor dem 18. September<br />
1259 liegt, geht ein Teil seines Besitzes<br />
auf seine Tochter Lucardis und ihre Söhne<br />
über. Darunter wahrscheinlich auch die Burg<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Der älteste Sohn von Eckhard und Lucardis,<br />
nach dem Großvater mütterlicherseits Helfrich<br />
genannt, ist die erste Person, die in 1262 namentlich<br />
mit <strong>Schwarzenberg</strong> in Verbindung<br />
gebracht wird. Er siegelt 1262 eine Urkunde,<br />
in der es zwischen ihm und dem Abt von Cappel<br />
um Güter in Konnefeld geht, als Helfrich<br />
von „Swarzenberch“. Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
führt genau das Siegelbild seines Vaters:<br />
Zwei nach außen gebogene Widderhörner, unter<br />
denen sich, wie bei Eckhard, ein Nagel als<br />
persönliches Merkmal befindet. In der Umschrift<br />
des Siegels steht <strong>Schwarzenberg</strong>. Damit<br />
dürfte der Beweis erbracht sein, dass er<br />
auf der Burg in <strong>Schwarzenberg</strong> gelebt hat.<br />
Die erste urkundliche Erwähnung der Burgherren<br />
in 1262 wird auch von dem bedeutenden<br />
thüringischen Historiker Otto Dobenecker<br />
(1859 – 1938) in seinem Regestenwerk<br />
zur thüringischen Geschichte „Regesta diplomatica<br />
necnon epistolaria historiae Thuringiae“<br />
Band 3 Nr. 3023 bestätigt. In alten Hainaer<br />
Urkunden von 1290, 1306, 1308 und<br />
1310 werden die <strong>Schwarzenberg</strong>er Ritter öfter<br />
als Zeugen genannt. Auch unter den Spangenberger<br />
Burgmannen findet sich ein Mitglied<br />
derer von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Helfrich ist damals schon mit Bertha, der<br />
Tochter des Grafen Widekind von Naumburg<br />
verheiratet. Aus dieser Ehe gehen die zwei<br />
Söhne Widekind und Berthold III. hervor.<br />
Helfrich wird im Mai 1265 zum letzten Male<br />
erwähnt. Bertha von Naumburg, die Witwe<br />
Helfrichs heiratet nach seinem Tod den Edelherrn<br />
Giso von Ziegenberg.<br />
Im Sommer 1275, weisen Eckhard II. und<br />
seine Brüder Hugo, Berthold II. und Rudolph<br />
(die Onkel von Widekind und Berthold III.)<br />
dem Nonnenkloster Haydau bei Neumorschen<br />
an der Fulda eine Hufe Land (etwa dreißig<br />
Morgen) zu. Ausstellungsort der Urkunde ist<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>. Im Januar 1286 stimmen Widekind<br />
und Berthold III. dem Verkauf des<br />
Leibeigenen ihrer Mutter Berta, Herwig von<br />
Möllrich, an das Deutsche Haus in Marburg zu.<br />
Nachdem Gerlach von Breuberg (1290 — 97)<br />
Schloss Ballhausen in Thüringen in seine Gewalt<br />
bringt, verlieren Eckhard II., Hugo und<br />
Berthold II. einen großen Teil ihres Besitzes.<br />
Sie halten sich deshalb in der Folgezeit öfter<br />
auf der Burg in <strong>Schwarzenberg</strong> auf, da sie zu<br />
ihren Neffen Widekind und Berthold III. ein<br />
gutes Verhältnis haben.<br />
Die Herren von <strong>Schwarzenberg</strong> haben ein gutes<br />
Verhältnis zu Landgraf Heinrich I., der<br />
auch das Kind von Brabant genannt wird. Das<br />
ändert sich aber bald. Der Landgraf sieht mit<br />
Unwillen, dass einige seiner Burgherren sich<br />
26
Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong> | 023<br />
den Plänen zur territorialen Neuordnung seines<br />
Machtbereiches widersetzen und auch zu<br />
Raubrittern geworden sind.<br />
Auch die <strong>Schwarzenberg</strong>er Ritter Widekind<br />
und Berthold III. konnten wahrscheinlich der<br />
Versuchung nicht widerstehen, ihre Einnahmen<br />
durch Überfälle auf Händler und Reisende,<br />
die entweder auf dem Landwege (Alte<br />
Kasseler Landstraße, Sälzerweg) oder auf der<br />
Fulda unterwegs waren, aufzubessern. Deshalb<br />
unternimmt der Landgraf im Jahre 1293<br />
einen Feldzug gegen achtzehn Burgen. Zu den<br />
zerstörten Burgen gehört auch die zu <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Sie muss wohl dem Erdboden gleich<br />
gemacht worden sein.<br />
Wigand Gerstenberg (geboren vermutlich am<br />
1. Mai 1457 in Frankenberg (Eder), wo er<br />
auch am 22. August 1522 verstarb, dessen eigentlicher<br />
Familienname wohl Bodenbender<br />
(oder auch Boddenbenders, Boddenbener)<br />
war, hat dies als Chronist am Übergang zwischen<br />
Spätmittelalter und Reformationszeit in<br />
seiner Chronik des Hessenlandes beschrieben.<br />
(Text siehe „Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong>“)<br />
Nach der Zerstörung der Burg haben Widekind<br />
und Berthold III. kaum noch Kontakt zu den<br />
Brüdern ihres Vaters, von denen Berthold II.<br />
in 1294 als Laienbruder im Kloster Volkenrode<br />
bei Mühlhausen erwähnt wird. Hugo II. ist<br />
nach der Zerstörung von <strong>Schwarzenberg</strong> so<br />
gut wie verschollen, 1301 wird er noch einmal<br />
genannt, aber ohne Angabe des Wohnsitzes<br />
und sonstiger Lebensumstände. Eckhard II.<br />
geht nach Thüringen zurück, wo er noch einige<br />
Güter besitzt.<br />
Der Lebensraum der Brüder Widekind und<br />
Bertold III. von <strong>Schwarzenberg</strong> bleibt weiterhin<br />
Hessen, auch weil Verwandtschaft und Besitz<br />
hier angesiedelt waren. So versuchen sie,<br />
sich mit dem Landgrafen Heinrich I. auszusöhnen,<br />
was aber bedingungslose Unterwerfung<br />
bedeutet.<br />
Am 28. September 1295 führen sie gemeinsam<br />
mit ihrem Stiefvater Giso von Ziegenberg<br />
in Kassel Verhandlungen, an deren Ende sie<br />
dem Landgrafen und dessen Erben alle Lehen<br />
und Eigengüter, die sie im Hessenland besessen<br />
hatten, abtreten müssen.<br />
Der Inhalt der Übergabeurkunde zeigt, dass<br />
es sich um einen nicht unerheblichen Besitz<br />
handelte. Es ging unter anderem um einen<br />
Hof in Waldau, Anteile am dortigen Zehnten,<br />
Renten in Fuldahagen (südlich von Kassel),<br />
Crumbach und Venne (bei Gudensberg). Weiterhin<br />
die Hälfte des Zehnten von Elgershausen,<br />
ein Viertel des Zehnten in Melsungen,<br />
Grundbesitz in Körle und Rotenburg und die<br />
Münze in Melsungen. Neben diesen Besitztümern<br />
müssen sie auch die Hälfte des Grundes<br />
und Bodens, auf dem die Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />
gestanden hatte verzichten. Gesiegelt wird die<br />
Urkunde von der Stadt Kassel und dem Stiefvater<br />
Giso von Zierenberg, weil das Siegel der<br />
Brüder wahrscheinlich in den Trümmern der<br />
Burg verloren gegangen war.<br />
Eine Entschädigung für die Abtretungen wird<br />
den Brüdern nicht gewährt, auch die Hoffnung<br />
auf eine Neubelehnung der verlorenen Güter<br />
erfüllt sich nicht. Als dann im Jahr 1301 Graf<br />
Otto von Bilstein noch seine Aktivlehen zwischen<br />
Werra und dem Hainchen bei Altmorschen,<br />
zu denen auch Besitztümer Widekinds<br />
und Bertolds III. gehören, an Heinrich I. verkauft,<br />
sind beide mittellos. Von da an fehlt jede<br />
Spur von ihnen.<br />
Einer von ihnen muss aber zumindest einen<br />
Sohn gehabt haben, denn am 27. Oktober<br />
1329, taucht ein Knappe Johannes Swarthenberg<br />
als Zeuge für das Kloster Hardehausen<br />
bei Paderborn auf. Seine Ahnherren Helfrich<br />
von Rotenburg und Eckhard I. von<br />
Ballhausen (Sumeringen) hatten mit diesem<br />
Kloster in der Vergangenheit öfters zu tun.<br />
Somit dürfte an der Zugehörigkeit Johannes<br />
zur Familie derer von <strong>Schwarzenberg</strong> kein<br />
Zweifel bestehen.<br />
Johannes I. von <strong>Schwarzenberg</strong> versöhnt sich<br />
mit Landgraf Heinrich II., der ihn nicht länger<br />
für die Vergehen seines Vaters büßen, sondern<br />
ihn in die hessische Heimat zurückkehren<br />
lässt.<br />
Er erhält, da der größte Teil der einstigen Familiengüter<br />
in fremden Besitz übergegangen<br />
ist, einen verhältnismäßig kleinen Besitz als<br />
Lehen. Statt in der wahrscheinlich teilweise<br />
wieder aufgebauten Burg, lebt er mit seiner<br />
Frau Katharina und seinen Kindern Johann II.<br />
und Gisela in einem Wohnhaus mit Hof. Er<br />
verfügt außerdem über eine Wiese und über<br />
27
023 | Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zwei kleine Stücke Land. Von der Stadt Melsungen<br />
steht ihm ein Sechzehntel des Zehnten<br />
zu, der bis zur Ablösung (1835) der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Zehnte heißt.<br />
Dieser war einem Melsunger Bürger namens<br />
Korsener (Kürschner) zu Lehen gegeben.<br />
Nach Korseners Tode fällt er an Johann von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zurück. Weiter gehört ihm der<br />
Zehnte zu Wendersdorf (heute Wüstung), einem<br />
armseligen Dorf südwestlich von Röhrenfurth<br />
auf dem Wengesberg gelegen. Dazu<br />
kommt eine Hufe Land auf dem rechten Fuldaufer<br />
zwischen Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
die wegen ihrer lang gestreckten Form<br />
Zungenhufe genannt wurde.<br />
Eine Hufe in Körle und fünf Viertel des jährlichen<br />
Kornzinses in Krumbach am Nordabhange<br />
der Söhre vervollständigen sein Lehen.<br />
Ein fürstliches Leben war mit diesem nicht<br />
möglich. Da der Besitz nur Johanns persönliches<br />
Lehen war, macht er sich Sorgen, was<br />
nach seinem Tod passieren wird.<br />
Auf seine Bitten wird das Lehen mit allem Besitz<br />
am 14.September 1351 vom Landgraf<br />
Heinrich II. auf Johanns Frau Katharina, die<br />
vorhandenen und zukünftigen Kinder und ihre<br />
Erben übertragen. Außerdem werden Haus<br />
und Hof in <strong>Schwarzenberg</strong> von Diensten und<br />
Steuern befreit.<br />
In 1372 lebt Johann nicht mehr, denn am 21.<br />
Oktober 1372 bestätigt sein Sohn Johann II.,<br />
dass er mit der in 1366 durch Landgraf Heinrich<br />
II. und seinen Sohn Otto erfolgten Schenkung<br />
des Kirchlehens von <strong>Schwarzenberg</strong> an<br />
das Martinsstift in Kassel einverstanden ist<br />
und auf seine Rechte an dem Kirchlehen verzichtet.<br />
Nach 1372 wird Johann II. nicht mehr erwähnt.<br />
Er hatte aber entweder noch einen<br />
Bruder oder einen Vetter mit Namen Helfrich,<br />
der erst nach 1351 geboren war. Dieser wird<br />
in 1379 vom Landgrafen Hermann II. dem<br />
Gelehrten, um Teile seiner Einnahmen gebracht,<br />
weil der Landesherr diese dem Ritter<br />
Walther von Hundelshausen zuspricht. Helfrich<br />
betrachtet dies als einen Eingriff in seine<br />
persönlichen Rechte und schließt sich dem<br />
Erzbischof Adolf von Mainz an. Als es zwischen<br />
dem Landgrafen und dem Erzbischof zum<br />
Krieg kommt, kämpft Helfrich für den Kirchenfürst.<br />
Dieser ernennt ihn am 29. Juli 1385 zum<br />
Burgmann auf dem Bischofsstein in der Nähe<br />
von Heiligenstadt (Eichsfeld) und sagt ihm<br />
dort ein Grundstück für den Bau eines Herrenhauses<br />
zu. Helfrich verpflichtet sich, die<br />
eventuell vom hessischen Landgrafen zurückerworbenen<br />
Lehen und 200 Gulden dem<br />
Mainzer Erzstift zu übergeben. Als Gegenleistung<br />
wird er dann Lehnsherr dieser in den<br />
Mainzer Besitz übergegangenen Lehen.<br />
Als im Sommer 1387, die Mainzer, Thüringer<br />
und Braunschweiger die Städte Rotenburg,<br />
Melsungen und Niedenstein erobern, kehrt<br />
Helfrich wahrscheinlich nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zurück. In 1390 erhält ein Melsunger Bürger<br />
von ihm ein zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
Melsungen liegendes Stück Land zum Lehen.<br />
Es lag vermutlich an einer Fuldafurt unter dem<br />
Kesselberg oder an der Kasseler Landstrasse.<br />
Am 5. Januar 1392 siegelt Helfrich einen<br />
Schenkungsbrief für das Melsunger Georgshospital.<br />
Sein Siegel zeigt noch, genau wie die<br />
Siegel seiner Vorfahren die Widderhörner,<br />
wenn auch etwas kleiner.<br />
Nach dem Tod des Erzbischofs Adolf von Mainz<br />
gelangt Landgraf Hermann II. in 1394 wieder<br />
in den Besitz von <strong>Schwarzenberg</strong> und Helfrich<br />
muss den Ort verlassen.<br />
Er geht vermutlich als Burgmann in das Eichsfeld<br />
auf den Bischofsstein zurück. Von dort<br />
versucht er seine Ansprüche auf seinen<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Besitz durchzusetzen, was<br />
ihm aber nicht gelingt.<br />
Am 13. April 1417 schließt er mit dem Landgrafen<br />
Ludwig I., dem Sohn Hermanns II.<br />
einen Vertrag und überlässt ihm Dorf und Gericht<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und andere Besitztümer.<br />
Er erklärt die Lehensbriefe für nichtig und<br />
verspricht deren Rückgabe. Erzbischof Konrad<br />
von Mainz entschädigt Helfrich im Oktober<br />
1420 für den Verlust seines Besitzes durch<br />
Lehen im Eichsfeld, die vorher Ludwig von<br />
Binsförth, der erzbischöflicher Provisor zu Erfurt,<br />
und dessen Bruder Andreas besessen<br />
hatten.<br />
Am 4. Oktober 1440 übernimmt Otto von<br />
Binsförth Helfrichs Lehen im Eichsfeld. Zu diesem<br />
Zeitpunkt ist Helfrich also tot. Mit ihm<br />
stirbt die Familie von <strong>Schwarzenberg</strong> aus,<br />
nachdem sie länger als anderthalb Jahrhunderte<br />
bestanden hatte.<br />
28
Ritter in <strong>Schwarzenberg</strong> | 023<br />
Widekind und Berthold III. waren die letzten<br />
Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong>, die die Burg bis zu<br />
ihrer Zerstörung im Jahr 1293 bewohnten.<br />
Was danach aus der Burg geworden ist, lässt<br />
sich historisch nicht genau belegen. Vermutlich<br />
ist sie nach ihrer Zerstörung durch Landgraf<br />
Heinrich I. zumindest teilweise wieder<br />
aufgebaut worden. Im Jahr 1379 soll ein General<br />
von Wanger die Burg mit 200 Söldnern<br />
besetzt haben. Er soll 1422 im Kampf in einer<br />
Schlucht zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und Röhrenfurth<br />
gestorben sein. Diese zieht sich auf<br />
der rechten Seite der Kreisstraße, am Anfang<br />
des Kriechenbergs, den Wald hinauf und heißt<br />
bis heute noch der „Wangergraben“. (*) Danach<br />
sollen weitere Ritter die Burg besetzt<br />
haben, bis 1473 der österreichischer General<br />
Görtz die Burg eroberte. Während des 30jährigen<br />
Krieges wurde die Burg endgültig zerstört.<br />
Steine der Burg sind heute noch in der<br />
Kirchgartenmauer zu sehen. Auch beim Bau<br />
des Melsunger Schlosses sollen Steine der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Burg verwendet worden<br />
sein.<br />
(*) Eine andere im Umlauf befindliche Version,<br />
die wahrscheinlich auf die fiktive Geschichte<br />
von Lehrer Schmidt über die Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zurückgeht, bezeichnet eine Vertiefung<br />
unterhalb des Standorts der ehemaligen Burg<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ebenfalls als „Wangergraben“.<br />
29
02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Erste Erwähnung<br />
Es gibt keine Urkunde, aus der die Gründung<br />
des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> hervorgeht. Zu<br />
dieser Erkenntnis kam auch der ehemalige<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Lehrer Peter Schmidt bereits<br />
im Jahr 1939 bei seinen Nachforschungen<br />
bei den verschiedensten Stellen, an denen<br />
sich Geschichtsunterlagen befanden.<br />
Auch von mir angestellte Versuche in dieser<br />
Richtung blieben erfolglos.<br />
Die erste Urkunde, die sich auf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
bezieht, ist die nachstehende Urkunde<br />
des ehemaligen Klosters Spießkappel, die sich<br />
unter der Bezeichnung HStAM Best. Urk. 1886<br />
im Hessischen Staatsarchiv Marburg befindet.<br />
Sie ist datiert auf das Jahr 1262.<br />
Die Urkunde wird vom Hessischen Archiv,<br />
Dokumentations und InformationsSystem<br />
wie folgt beschrieben und ihr lateinischer Inhalt<br />
in die deutsche Sprache übertragen:<br />
Kurzregest<br />
Vergleich mit Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
über Güter in Konnefeld.<br />
Datierung: 1262<br />
Originaldatierung: Actum in Milsungen anno<br />
domini 1262.<br />
Alte Archivsignaturen: Urk. A II Kl. Cappel a<br />
1262<br />
Vermerke: (Voll) Regest<br />
Es wird bekundet, daß Abt und Konvent von<br />
Cappel (in Cappellis) und Helfrich von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> (Suarzenberg) mit seiner<br />
Ehefrau sich über Güter in Konnefeld (Cunneuelt),<br />
die der verstorbene Graf Bertold von<br />
Ziegenhain (Cigenhayn) zu seinem Seelenheil<br />
Dies ist ein Foto der Originalurkunde, das Ludwig<br />
Kördel vor einigen Jahren im Staatsarchiv aufgenommen<br />
hat. Laut Auskunft des Staatsarchivs Marburg<br />
ist die Urkunde mittlerweile in einem Zustand,<br />
der eine Digitalisierung nicht mehr zulässt.<br />
30
Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />
Cappel verliehen hatte, wie folgt geeinigt haben:<br />
Sollte das Stift von seiten Eckehards von Ballenhausen<br />
(a) und dessen Erben irgendwelche<br />
Hinderung an diesen Gütern (aliquem scrupulum<br />
impedimenti) erleiden, so verpflichtet sich<br />
Helfrich mit seiner Ehefrau (fide data compromisit),<br />
daß, falls der aus diesen Gütern gewonnene<br />
Getreideertrag von seinem Vater<br />
oder anderen Erben beschlagnahmt würde (in<br />
sequestro poneretur), er dafür sorgen werde<br />
(procurare deberet), diesen nach Homberg<br />
oder Melsungen (in opidum Honberg uel Milsungen)<br />
zu überführen. Tue er dies nicht, so<br />
verspricht er, in Homberg Einlager zu halten<br />
(quod si non faceret intraturum Honberg se fide<br />
pollicitus est et non exiturum nisi<br />
promissis omnibus persolutis). Stirbt Helfrich,<br />
so übernimmt seine Frau die gleiche Verpflichtung.<br />
Rückvermerk: (14.Jh.) Super bonis in Cunninfelt.<br />
Zeugen:<br />
die Ritter Werner von Salzberg, Heinrich von<br />
Caßdorf, die Bürger und Knechte (burgenses<br />
et serui) Hermann von Malsfeld (Malzuelt),<br />
Ludwig von Farnroda (Varenrot), Gerhard<br />
Schütze (sagittarius), Heinrich [?] (Hetinrich)<br />
Hoveman.<br />
Siegler: Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Auf diesem Bild der Urkunde habe ich einige Stellen markiert und übertragen:<br />
Markierung: 1 Helfrich de Suarcenbg Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
2 Cunneult Konnefeld<br />
3 Cigenhayn Ziegenhain<br />
4 Eckehardo de Ballenhusen Eckhard von Ballhausen<br />
5 Helfrich Helfrich<br />
6 sua fide data compromisit verpflichtet sich mit seiner Ehefrau<br />
7 milsungen Melsungen<br />
8 heinry Heinrich<br />
9 de Castdorph von Caßdorf<br />
31
02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Auf der aus Pergament bestehenden beschädigten<br />
Urkunde sind auf der Umrandung des<br />
anhängenden und stark zerstörten Siegels<br />
von Helfrich leider nur diese Buchstabenreste<br />
zu erkennen: LFRI SWARZEN<br />
„Durch die Verheiratung mit Liutgard von Rotenburg<br />
gewann Eckhard von Sumeringen<br />
nicht nur die Anwartschaft auf hessische Güter,<br />
sondern seiner Familie wurde auch ein<br />
bestimmter Weg gewiesen, auf dem sie außerhalb<br />
Thüringens wandeln konnte. Sein ältester<br />
Sohn, nach dem Großvater mütterlicherseits<br />
Helfrich genannt, führt (1262)<br />
genau das Siegelbild seines Vaters: zwei nach<br />
außen gebogene Widderhörner, unter denen<br />
sich, wie bei Eckhard ein Nagel als persönliches<br />
Merkmal befindet. Die Umschrift berichtet<br />
jedoch nicht dass Geringste von Sumeringen<br />
oder Ballhausen, sondern nimmt einzig<br />
und allein auf <strong>Schwarzenberg</strong> Bezug. Ebenso<br />
ist in der Urkunde selbst nur von Helfrich<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> die Rede. Dieser war<br />
damals schon verheiratet, und zwar wieder<br />
recht vorsichtig und vornehm, gleichsam in<br />
Erinnerung an den ehemaligen freien Herrenstand,<br />
mit einer Grafentochter aus der Kasseler<br />
Gegend, mit Bertha, Tochter des Grafen<br />
Widekind von Naumburg.“<br />
Da es keine anderen Belege gibt, wurde von<br />
den Historikern das in der Urkunde genannte<br />
Jahr 1262 als Zeitpunkt bestimmt, zu dem<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> öffentlich in die deutsche Geschichte<br />
eingetreten ist.<br />
Auch die Chronik „700 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong>“,<br />
die von Lehrer Gert Rosenstock in den Jahren<br />
1962 und 1963 als Gemeinschaftsarbeit der<br />
Volksschule <strong>Schwarzenberg</strong> erarbeitet und<br />
herausgegeben wurde, und die größtenteils<br />
auf den Unterlagen von Lehrer Peter Schmidt<br />
basiert, bezieht sich auf das Jahr 1262 als Datum<br />
der Ersterwähnung von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Beschädigtes Siegel<br />
des Ritters Helfrich<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Dieses Bild stellte<br />
Kurt Maurer aus<br />
Melsungen zur Verfügung)<br />
Die o.g. Urkunde erwähnt auch der Geschichtsforscher<br />
Dr. Armbrust in seinem Aufsatz<br />
„Das Rittergeschlecht von <strong>Schwarzenberg</strong>“,<br />
der an anderer Stelle dieses Buches<br />
vollständig zu lesen ist. Er schreibt dort:<br />
Weitere Erwähnungen<br />
Die Regesten<br />
Weitere historisch belegte Daten über<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> findet man in den Regesten<br />
zur Geschichte der Landgrafen von Hessen.<br />
Die Bezeichnung wird abgeleitet von dem lateinischen<br />
res gestae = „die getanen Dinge“<br />
und bezeichnet in der Geschichtswissenschaft<br />
die Zusammenfassung des rechtsrelevanten<br />
Inhalts einer mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen<br />
Urkunde. Regesten sind also Verzeichnisse<br />
geschichtlicher Tatsachen. Auf den<br />
Internetseiten der Universität Marburg und<br />
dem Hessisches Landesamt für geschichtliche<br />
Landeskunde findet man Regesten, die<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> betreffen.<br />
Andere historischen Unterlagen<br />
Neben den offiziellen Urkunden, wie den Regesten,<br />
findet man unter anderem noch in einigen<br />
anderen historischen Werken Angaben<br />
über <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
So hat zum Beispiel Dr. L. Armbrust seinem<br />
Aufsatz „Die von Balenhusen“, in dem er auch<br />
auf die <strong>Schwarzenberg</strong>er Linie dieses Rittergeschlechts<br />
eingeht, einen Auszug aus Urkunden<br />
und Chroniken angefügt, die die Vorgeschichte<br />
der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
verdeutlichen. Aus diesem Grund habe ich sie<br />
auch aufgeführt. Manche dieser Texte haben<br />
Regesten als Grundlage, enthalten aber<br />
manchmal noch Einzelheiten, die in diesen<br />
nicht vorkommen.<br />
32
Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />
Auch in Beschreibungen der sich ändernden<br />
politischen Landschaften wird <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von verschiedenen Autoren erwähnt. Da es<br />
sich bei all diesen Unterlagen um zeitgeschichtliche<br />
Dokumente handelt, habe ich sie<br />
nachstehend in zeitlicher Reihenfolge geordnet,<br />
ihre Quellen angegeben und teilweise mit<br />
Hinweisen versehen.<br />
1. November 1255 Erfurt<br />
(Urkunde Nr. 26 „Die von Balenhusen“)<br />
Ekkehardus de Ballenhusen dictus de Summeringen<br />
miles vertauscht mit Erlaubnis seiner<br />
Gattin Lucardis und unter Zustimmung seiner<br />
Söhne dem Abte Andreas und dem Peterskloster<br />
in Erfurt Güter. Eckhard gab die folgenden<br />
hin: in Walschleben (nw. Erfurt) Güter,<br />
die jährlich 3 Vierdunge einbrachten, in<br />
Raßdorf, einer Wüstung bei Witterda (nw. Erfurt),<br />
4 Hufen und in Herbsleben an der Unstrut<br />
(A.G. Touna) 1 Hufe.<br />
Zeugen: venerabilis dominus Gerardus archiepiscopus<br />
Moguntinus, Fridericus praepositus<br />
Northusensis, dominus Heydenricus abbas<br />
Bursfeldeusis, magister Bertoldus eiusdem archiepiscopi<br />
scriptor, Fridericus de Drivordia<br />
senior, Bertoldus vicedöminus, Heinricus pincerna<br />
dictus de Appolt, Ecckehardus de Wartperg<br />
milites et alii fide digni.<br />
Joh. Fr. Schannat, Vindemiae litterariae, Fulda<br />
u. Leipzig 1723, II, 12 No. 20.<br />
1. August 1256 Heida<br />
Ekehardus de Ballenhusen ac Lucardis nostra<br />
contectalis und beide Söhne übertragen ihr<br />
Eigentum in Leimbach dem Kloster Heida.<br />
Zeugen: Bertholdus de Cruceburg, Ekehardus<br />
de Warberg, Hermannus de Reingotshusen,<br />
Rudegerus Monachus milites et alii fide digni.<br />
Datum Heyde anno domini MCCLVI", Kai. Augusti.<br />
Das Siegel Eckhards v. B. anhängend.<br />
Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster<br />
Heida).<br />
Hinweis: Einer der in den beiden vorstehenden<br />
und der Urkunde Nr. 34 erwähnten Söhne<br />
Eckhards von Ballhausen ist Helfrich, der 1262<br />
als Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong> historisch erwähnt<br />
wird.<br />
1. August 1256<br />
Ballhausen (Kreis Weißensee).<br />
(Urkunde Nr. 29 „Die von Balenhusen“)<br />
Ekehardus de Ballenhusen miles teilt dem<br />
Schultheißen, den Burgmannen und Bürgern<br />
zu Rotenburg an der Fulda mit, daß er seine<br />
Eigengüter in Leimbach, einer Wüstung südlich<br />
von Altmorschen, dem Kloster Heida (bei<br />
Altmorschen) übertragen habe. Seinen Knecht<br />
Friedrich von Burschla (servum etiam meum<br />
Fridericum de Burslo) ordnet er ab, um an<br />
seiner statt vor ihnen (loco raei vobis presentibus)<br />
die Güter dem Kloster zu übertragen.<br />
Datum Ballenhusen anno domini MCCLVI",<br />
Kai. Augusti.<br />
Anhängend das Siegel Eckhards<br />
Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster<br />
Heida).<br />
Hinweis: Bei dem Kloster „Heida“ in den beiden<br />
vorstehenden Urkunden handelt es sich<br />
um Haydau in Morschen. Diese Urkunden sind<br />
auch ein Beweis dafür, dass Eckhard von Ballhausen<br />
nach dem Tod seines Schwiegervaters,<br />
Helfrichs von Rotenburg, großen Besitz in<br />
unserer Gegend inne hatte.<br />
Urkunde über eine Schenkung Eckhardts von Ballhausen<br />
an das Kloster „Heida“<br />
Auch dieses Foto der Originalurkunde aus dem<br />
Staatsarchiv Marburg stammt von Ludwig Kördel.<br />
18. September 1259<br />
(Urkunde Nr. 34 „Die von Balenhusen“)<br />
Ritter Eckhard von Ballenhusen, dessen Frau<br />
Lukkardis und beider Söhne erklären sich mit<br />
33
02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
einer Schenkung Helfrichs von Rotenburg seligen<br />
Angedenkens einverstanden. Dieser, der<br />
Schwiegervater Eckhards v. B., hatte den Cisterciensern<br />
zu Hardehausen (bei Paderborn)<br />
den Zehnten in Mönchehof (bei Cassel) übertragen.<br />
Eckhard leistet den Mönchen, wenn nötig, Gewähr<br />
für den Besitz. Zeugen: dominus Gumpertus<br />
frater et monachus eiusdem monasterii,<br />
dominus lohannes plebanus in<br />
Surthenburg; dominus Albertus de Ebeleyuen,<br />
Ekkehardus de Warthberg, Heinricus dictus<br />
Thobelstein milites ; Theodericus scriptor et<br />
multi alii fide digni.<br />
Westfälisches Urkundenbuch, Bd. IV, Münster<br />
1878—89<br />
Hinweis: Diese Urkunde ist ein Beweis dafür,<br />
dass eine Verbindung der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zu dem Kloster Hardehausen bestand,<br />
das am 27. Oktober 1329 mit dem Auftauchen<br />
des Johannes von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
eine Rolle spielte.<br />
26. Juli 1275 <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(n. Melsungen an der Fulda)<br />
(Urkunde Nr. 42 „Die von Balenhusen“)<br />
Eckehardus miles de Ballennusen verpflichtet<br />
sich mit seinen Brüdern, die Einkünfte von<br />
6 solden., die der Ritter Guntram von Morschen<br />
von ihnen einstmals zu Lehen gehabt,<br />
und die sie jetzt den Nonnen zu Heida überlassen<br />
haben, binnen Jahresfrist aus dem etwaigen<br />
Lehensverhältnisse zu befreien. Augenblicklich<br />
vermögen sie nämlich nicht zu<br />
entscheiden, ob es sich um Eigentum oder Lehen<br />
handelt.<br />
Datum anno domini MCCLXXV apud Svarzenberg,<br />
in crastino beati Jacobi apostoh.<br />
Eckhards Siegel anhängend.<br />
Original im Staatsarchiv Marburg (Kloster Heida).<br />
Hinweis: Diese Urkunde wurde in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
erstellt. Sie erwähnt <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(wahrscheinlich die Burg) zum ersten Mal als<br />
Ortsbezeichnung.<br />
In der Urkunde von 1262 tauchte „<strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
nur als Beiname von Helfrich auf.<br />
6. Januar 1286<br />
(Urkunde Nr. 49 „Die von Balenhusen“)<br />
Berta de Nouo Castro (= Naumburg s Wolfhagen<br />
in Niederhessen) verkauft auf den Rat ihres<br />
Gemahls, des Herrn Giso Ritters von Ziegenberg,<br />
und mit Zustimmung ihrer Söhne<br />
Widekind und Berthold [von <strong>Schwarzenberg</strong>]<br />
dem Deutschen Hause in Marburg ihren Leibeigenen<br />
Herwig von Möllrich.<br />
Zeugen Conradus de Uslathe miles , Gozwinus<br />
de Osterhusen, Heinricus Vingerhut scultetus<br />
und Bürger von Fritzlar.<br />
Die letzteren und Giso von Ziegenberg sind<br />
Siegler.<br />
Wyss, Hessische Urkunden (Publ. aus Preuß.<br />
Staatsarchiven III. Bd)<br />
6. Januar 1286<br />
(Urkunde Nr. 50 „Die von Balenhusen“)<br />
Ritter Giso von Ziegenberg verbürgt sich für<br />
die Zustimmung seines zweiten Stiefsohnes<br />
Berthold [von <strong>Schwarzenberg</strong>] zu obigem<br />
Verkaufe.<br />
Wyss, Hess. Urk., I, 339.<br />
6. Januar 1286<br />
(Urkunde Nr. 51 „Die von Balenhusen“)<br />
Giso Ritter von Ziegenberg und dessen Stiefsohn<br />
Widekind [von <strong>Schwarzenberg</strong>] verbürgen<br />
sich eidlich dafür, daß Berthold [von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>], ihr Stiefsohn bezw. Bruder,<br />
obigen Verkauf für gültig erklären und bis zum<br />
Sonntage Quasiraodogeniti (April 21.) in eigener<br />
Person zu Fritzlar auf den Leibeigenen H.<br />
V. M. Verzicht leisten wird. Wenn dies am 22.<br />
April nicht geschehen ist, wollen die beiden<br />
Aussteller sich in Fritzlar stellen und dort so<br />
lange bleiben, bis ihr Versprechen erfüllt ist.<br />
Datum anno MCCLXXXVI, in Epiphania domini.<br />
Guden, Codex diplomaticus, IV, 954 No 79.<br />
Kurz erwähnt bei Wyss, Hess. Urk., I, 339.<br />
Herbst 1293<br />
Do man schreib nach gots geburt 1293 jar, du<br />
quam grave Godfrid von Czigenhheyn mit den<br />
Westphelingin zu stride. Unde der von Czi<br />
34
Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />
genhheyn gewan den strid, unde finck der<br />
Westphelinge bie 200, unde bleb in wenig lude<br />
toid. Dufs geschach im herbeste, bie Geismar<br />
in Hessen. Alsus lefset man zu Heyne.<br />
Bie disfsen getzyten woren in dem lande zu<br />
Hessen vile roupslosfse und mortkulen, die<br />
dan ire lehene nicht umbe den fursten entphaen<br />
wulden, sundern sie woren des lants<br />
fygent; etzliche uffenberliche, etzliche heymelichin.<br />
Die bestreid der lantgrave, unde gewan<br />
sie; etzliche brach er zu grunde nidder, etzlich<br />
besatzste er mit den synen. Unde in sunderhoid<br />
dusfse nachgeschrebin 18 slosfse:<br />
Blancksteyn, die tzwey Hoenfelsche, die tzwey<br />
Gudenberge, den Keseberg uff der Edern,<br />
Aldenburg, Rulkirchen, Rudelfsen, Swartzenberg,<br />
Helffinberg, Wulffefshufsen, Ruckershufsen,<br />
Landesfsburg, Czigenberg, Pederfsheyn,<br />
Ulrichsteyn unde Eysenbach. Unde in<br />
sulcher masfse hat he gar eyne reyne strasfse<br />
gemacht unde gehalten. Unde hat gar erlichin<br />
unde kostlichin furstenstad degelichin gehalten,<br />
zu glichin wole eynfs konnigs hoffe; unde<br />
das was wole bilche, want seyne eltermuter,<br />
sent Elisabeth, was eynfs konnigs tochter. Alsus<br />
schribet Johan Rytesel in siner chroniken.<br />
(Hir sal stehin, wie lantgrave Hinrich gewynnet<br />
18 slosfse; etzliche verbornet er, etzliche<br />
brichet er zu grunde nidder unde etzliche beheldet<br />
er unzubrochen).<br />
(Die Chroniken des Wigand von Gerstenberg<br />
von Frankenberg (14571522 Landeschronik<br />
Seiten 230 und 231)<br />
Hinweis: Zum besseren Verständnis habe ich<br />
den Text in unsere heutige Sprache übertragen.<br />
Die Ortsbezeichnungen der Burgen wurden<br />
entsprechenden Fußnoten auf den Seiten<br />
230 und 231 der o.g. Chronik entnommen.<br />
„Im Jahr 1293 kam es zwischen dem Grafen<br />
Gottfried von Ziegenhain und den Westfälischen<br />
zum Streit, den der Graf von Ziegenhain<br />
gewann. Er nahm 200 Westfalen gefangen,<br />
es gab wenig Tote. Dies geschah im<br />
Herbst bei Geismar in Hessen. Dies kann man<br />
in Hainaer Unterlagen nachlesen.<br />
In dieser Zeit gab es in Hessen viele Raubburgen<br />
und Mordnester, die keine Lehen von den<br />
Fürsten empfangen wollten, sondern deren<br />
Feinde waren. Einige öffentlich, einige heimlich.<br />
Diese bekämpfte und besiegte der Landgraf.<br />
Einige Burgen zerstörte er, andere besetzte<br />
er mit seinen Leuten. Im besonderen<br />
handelt es sich um die nachstehend aufgeführten<br />
Burgen: Blankenstein (bei Gladenbach),<br />
Doppelburg Hohenfels (gegenüber Buchenau<br />
(Lahn)), Doppelburg Gudenburg (bei<br />
Zierenberg), Keseberg (bei Ederbringhausen),<br />
Altenburg und Ruhlkirchen (bei Alsfeld), Rodersen<br />
(bei Wolfhagen), <strong>Schwarzenberg</strong> (bei<br />
Melsungen), Helfenberg (bei Wolfhagen),<br />
Wolfershausen (östl. von Gudensberg), Rückershausen<br />
(evtl. bei Alsfeld), Landsberg<br />
(nördl. von Wolfhagen), Ziegenberg (gegenüber<br />
von Hedemünden), Petershain (bei Ulrichstein),Ulrichstein<br />
und Eisenberg (bei Lauterbach).<br />
Mit großem Aufwand hat er Ordnung<br />
geschaffen und gehalten. Und er hat den ehrlichen<br />
und guten Fürstenstand zum Wohle des<br />
Königshofes erhalten. Dies war wohl nicht<br />
mehr als recht und billig, weil seine Großmutter<br />
(mütterlicherseits) Elisabeth von Thüringen,<br />
eine Königstochter war. So schreibt Johann<br />
Riedesel in seiner Chronik.<br />
(Hier steht, wie Landgraf Heinrich 18 Burgen<br />
gewann; einige verbrannte er, einige zerstörte<br />
er bis auf die Grundmauern und einige behielt<br />
er unzerstört.)<br />
28. Sept. 1295 Kassel<br />
Die Brüder Widekind und Berthold v. <strong>Schwarzenberg</strong><br />
verkaufen dem Landgrafen Heinrich<br />
vielerlei Güter und Gefälle.<br />
In Nomine Domini Amen. Nos Widekindus et<br />
Bertholdus fratres de Swarzenberg ad noticiam<br />
tam presencium quam futurum cupimus<br />
pervenire, quod inclito principi, domino nostro<br />
Lantgravio, Heinrico, terre Hasfie domino, et<br />
domine Mechtildi, collaterali fue atq. Ipforum<br />
veris heredibus, curiam fitam in Waldahe,<br />
(Waldau) cum nostra parte decime ibidem et<br />
omnes redditus deuariorum nostrorum in<br />
Volchane et octo maldra annone lingulis annis<br />
in Crumbach, mediam partem allodii Curle,<br />
mediam partem aree castri Swarcenberg,<br />
quartam partem decime in Milsungen, omnem<br />
monetam ibidem. Item mediam partem allodii<br />
in Rotenberg, cum allodio fito juxta castrum<br />
Rotenberg, que Thammo miles et Vollecop<br />
habent in feudo a Domino nostro Lantgravio<br />
35
02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
prefato, vendidimus, resignavimus atq. damus<br />
presentibus, tali jure, quo posfidebamus,<br />
perpetuo posfidenda. Et ne de nostra venditione<br />
aliquorum vacillet opinion presentem literam<br />
nostram conscriptam, quia proprio figillo<br />
caruimus figillo civitatis in Casle et domine<br />
Gizonis de Cigenberg dedimus communitam.<br />
Testes hujus funt Ludevvicus, miles, dictus<br />
Kalp, Thammo de Alenhusen, Johannes Rithesel,<br />
milites, Wernherus de Gesmaria, Heinricus<br />
Conradi et Conradus de Gudensberg, scabini<br />
in Casle et alii quam plures fide digni.<br />
Datum in Caslo anno Domini MCCXC quinto,<br />
quarto Kal. Octobris.<br />
(Helfrich Bernhardt Wencks Hessische Landesgeschichte<br />
Band 3 von 1803Urkundenbuch<br />
Seite 163 und 164)<br />
Hinweis: Die nachfolgende Übertragung des<br />
obigen Textes in die deutsche Sprache entspricht<br />
dem Wortlaut des nachstehenden Regests<br />
Nr. 375<br />
Regest Nr. 375<br />
Betreff: Verkauf von Gütern durch die Brüder<br />
Wittekind und Bertold von <strong>Schwarzenberg</strong> an<br />
Landgraf Heinrich.<br />
Die Brüder Wittekind und Bertold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Swarcenberg) (verkaufen) ihrem<br />
Herrn, Landgraf Heinrich, seiner Gemahlin<br />
Mechthild und ihren Erben folgende Güter:<br />
einen Hof in Waldau (Waldahe) mit ihrem Anteil<br />
(an dem dortigen Zehnten), alle ihre Zinsen<br />
in Fuldhain (Volchanc) und acht Malter<br />
Kornrente in Krumbach (Crumbach), den halben<br />
(Zehnten in) Elgershausen (Elgershusen),<br />
einen (Malter Weizen) in Venne, die Hälfte des<br />
Allods in Körle (Curle), die Hälfte des Bodens<br />
(area) der Burg <strong>Schwarzenberg</strong>, ein Viertel<br />
des Zehnten in Melsungen (Milsungen), die<br />
dortige ganze Münze, die Hälfte des Allods in<br />
Rotenburg (Rotenberg) mit dem Allod [bei der<br />
Burg Rotenburg (Rotenberg), die der Ritter<br />
Thammo und Füllekopf (Vollekop) vom Landgrafen<br />
zu Lehen haben.<br />
Siegler: (da die Brüder kein Siegel haben): 1.<br />
die Stadt Kassel (Casle), 2. Giso von Ziegenberg<br />
(Cigenberg).<br />
Zeugen: (die Ritter Ludwig genannt) Kalb<br />
(Kalp), Thammo von (Ellnhausen (Alenhusen),<br />
Johann Riedesel (Rithesel); die Kasseler<br />
Schöffen Werner von Geismar (Gesmaria),<br />
Heinrich Conradi und Konrad von Gudensberg<br />
u. a.).<br />
Datum: d. in Casle 1295 quarto Kalendas Octobris.<br />
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg Generalrepertorium<br />
Waldau (1290). Pergament, sehr<br />
zerfetzt. Siegel ab.<br />
Hinweis: Interessant ist, dass die Brüder kein<br />
Siegel mehr besitzen. Vermutlich wurde es bei<br />
der Zerstörung der Burg in 1293 vernichtet.<br />
14. Mai 1301 (Regest Nr. 431)<br />
Betreff: Verkauf von Lehngütern durch Graf<br />
Otto von Bilstein durch den die Ritter von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ihre Lehen verlieren.<br />
Graf Otto von Bilstein (Bilstene) verkauft mit<br />
Einwilligung seiner Gattin Katherina dem<br />
Landgrafen Heinrich I, dessen Gemahlin<br />
Mechthild und ihren Söhnen seine Lehngüter<br />
in (NiederHessen) (Hassia) von dem Flusse<br />
Werra (Gewerra) an bis zu dem Walde Hecheno.<br />
Die Namen der Lehnträger und der Lehngüter<br />
sind folgende: die Brüder Eckhard, Ritter<br />
Bertold, Wittekind und Hugo von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> (Svarzenberg) haben Güter in<br />
Waldau (Walda), Volthagen und Crumbach,<br />
den halben Zehnten in OberMelsungen (Milsungen<br />
superior) und andre Lehngüter. Goswin,<br />
Bürger in Melsungen, hat die andre Hälfte<br />
des genannten Zehnten. Der Ritter Tammo<br />
hat einen Zehnten in Homberg (Hoenberg),<br />
außerdem ohne die Einwilligung (sine voluntate)<br />
Graf Ottos Güter in Vorschutz (Vorschuz)<br />
und zwei Mühlen, die der Ritter Eckhard von<br />
Helfenberg von dem Grafen Otto zu Lehen<br />
hatte. Der Ritter Hermann und sein Bruder<br />
Dietrich ante Valvam haben den halben Zehnten<br />
vor Kassel (Casele) und andre Güter. Degenhard<br />
von Frommershausen (Fromershusen)<br />
hat die andre Hälfte dieses Zehnten.<br />
Hermann von Felsberg (Velsberg). Eckhard<br />
von (Wald)Kappel (Cappele) hat die Vogtei in<br />
Harmuthsachsen (Ermensassen). Reinfried<br />
von Reichenbach (Richenbach). Ludwig, Ritter,<br />
und Gerlach von (Wald)Kappel haben<br />
Güter in (Wald)Kappel. Die Brüder Hermann,<br />
Ritter, und Konrad von Boyneburg (Bomeneborg).<br />
Der Ritter Heinrich von Honstein<br />
36
Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />
(Honstene). Bodo von Boyneburg. Keudell<br />
(Koydelo) von Wichmannshausen (Wichmanneshusen)<br />
hat sechs Hufen in Orpherode (Arnolverode).<br />
Der Ritter Keudell (Keydelo) hat<br />
Güter in Schwebda (Svevede). Johann von<br />
Leichberg (Lichberge) hat Güter in Bornershausen<br />
(Bornershusen). Sein Vetter (patruelis)<br />
Johann und dessen Bruder Eilmar haben<br />
Güter vor der Stadt Eschwege (Esscenewege).<br />
Hermann Dedonis hat Güter in Niddawitzhausen<br />
(Nedewedeshusen). Erkenbert und seine<br />
Brüder von Aue (Owa) haben Güter bei der<br />
Stadt Eschwege. Bertold und Heinrich genannt<br />
Eselskopf (Eselescop). Hartrad von<br />
Hundelshausen (Hunoldeshusen) und seine<br />
Brüder. Heinrich Haupt (Caput). Die Brüder<br />
Konrad und Brunward. Heinrich von Vierbach<br />
(Virbach). Albert von (Nieder)Hone (Honde).<br />
Siegfried Jude (Judeus). Ludwig Scherf (Obulus)<br />
und sein Schwager (sororius) H. von Tottleben<br />
(Tuteleven) sowie Heinrich von Meensen<br />
(Mence). Die Brüder Bertold, Ritter, und<br />
Ulrich von Harstall (Harstal) haben Güter in<br />
Grebendorf. Die Brüder Simon und Hermann<br />
von Netra (Netere). Die Brüder Siegfried,<br />
Walther und H(einrich) von Hundelshausen.<br />
Die Söhne des Heinrich genannt Eselskopf.<br />
Hugo von der Mark (de Marchia). Dietrich von<br />
Rengelrode (Regelderode). Walther von Mihla<br />
(Mela). Dietrich Widegonis. Konrad von Frankershausen<br />
(Franwordeshusen). Louge hat<br />
Güter in Weidenhausen (Widenhusen) und in<br />
Borne (Bornem). Eckhard von Wolfterode<br />
(Waldolferode) und seine Brüder. Johann von<br />
Albungen (Albugen). Konrad von Honigen<br />
(Honungede). Albert von Wickersrode<br />
(Wichardesa) und seine Brüder. Heinrich genannt<br />
Zöllner (Teolonarius). Konrad genannt<br />
Gewelere. Konrad von Gensungen. Die Brüder<br />
Heinrich und Konrad genannt Rathart. H.<br />
Stango und seine Söhne haben Güter in Grebendorf,<br />
eine Mühle in Schwebda und andre<br />
Güter. Albert Heroldi. Gottschalk von Reystrode.<br />
(Reidesrode). Eberhard vom Steinhaus<br />
(de domo lapidea) und sein Bruder Hermund.<br />
Hermann von Nazza (Natza) und seine Brüder.<br />
Ditmar Roste. Ludwig von Schlutwinsdorf<br />
(Slutwinsdorf) hat das Gericht in (Wald)Kappel.<br />
Die Söhne des Ritters Bruno von Weberstedt<br />
(Weverstede) haben Güter in Oberhone<br />
(Oberenhonde). Heinrich von Nazza (Netce)<br />
hat Güter bei Schwebda. Die Brüder genannt<br />
Valewen vom Stein (de Lapide) haben Güter<br />
bei Eschwege. Der Ritter Helfrich genannt von<br />
Creuzburg (Cruceburg). Sibodo von Weidenhausen.<br />
Heidenreich genannt von Schlotheim<br />
(Slaten). Dietrich genannt von Weidenhausen.<br />
Zeugen: die Ritter Hermann von Brandenfels<br />
(Brandefils), Friedrich und Hermann von<br />
Spangenberg (Spagenberg), Hermann genannt<br />
von Boyneburg; Bodo von Boyneburg;<br />
die Städte Eschwege und Allendorf (Aldendorf).<br />
Siegler: Graf Otto von Bilstein und die Zeugen.<br />
Datum: d. 1301 pridie Idus Maii.<br />
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg Generalrepertorium<br />
von Bilstein. Pergament. Die<br />
sechs Siegel sind ab.<br />
Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 1, Nr<br />
32, Bl. 19.<br />
Hinweis: In dieser Urkunde befinden sich<br />
zwei Fehler:<br />
1. Die Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> besaßen<br />
nicht den Halben Zehnten von Obermelsungen,<br />
sondern den von Melsungen.<br />
2. Widekind und Berthold von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
werden als Brüder von Eckhard und Hugo<br />
von Ballenhausen bezeichnet. Sie sind<br />
aber deren Neffen.<br />
Diese Fehler hat auch der Chronist Wenck in<br />
der nachfolgenden Urkunde übernommen<br />
14. Mai 1301<br />
(Urkunde Nr. 61 „Die von Balenhusen“)<br />
Graf Otto von Bilstein bekennt, dass er (cum<br />
consensu domine nostre Katerine) dem Landgrafen<br />
Heinrich (I.), Herrn des Hessenlandes,<br />
dessen Gattin Mechthild und den Söhnen beider<br />
seine Aktivlehen zwischen der Werra und<br />
dem Hainchen bei Altmorschen (usque ad silvam,<br />
que Hecheno appellatur) verkauft hat.<br />
Unter anderen haben Lehen vom Grafen Otto<br />
von Bilstein, Ritter Eckhard, Berthold, Widekind<br />
und Hugo Brüder von Swarzenberg, Güter<br />
in Waldau, Volthagen und Crumbach, den<br />
halben Zehnten in Obermelsungen und andere<br />
Güter.<br />
Wenck, Hessiche Landesgeschichte, Urk. zum<br />
II Bd. S. 248<br />
37
02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Währung zu rechnen, als Mannlehen erhalten<br />
zu haben. Die Summe soll der jedesmalige<br />
Amtmann oder Schultheiß zu Melsungen dem<br />
Ritter am Walpurgistage auszahlen und zwar<br />
aus den Einkünften des Gerichtes und Gutes<br />
und den Gefällen zu <strong>Schwarzenberg</strong>, und erst<br />
wenn diese nicht reichen, aus den Gefällen<br />
des Gerichtes Melsungen. Der Zins ist ablösbar<br />
für 100 Mark, die dann aber wieder in<br />
Lehngut angelegt werden müssen.<br />
An fritage nest nach sente Johanistage, als<br />
yme sin houbit abe geslagen wart, anno domini<br />
millesimo COC septuagesimo nono.<br />
Original im Staatsarchiv Marburg<br />
29. Juli 1385 Fritzlar<br />
(Urkunde Nr. 103 „Die von Balenhusen“)<br />
Erzbischof Adolf I. von Mainz nimmt Helfrich<br />
Swartzenberg und dessen Lehenserben für die<br />
Dienste, die er (Helfrich) dem Mainzer Erzstifte<br />
geleistet hat und noch leisten wird, zu Mannen<br />
und Burgmannen auf dem Bischofssteine<br />
(bei GroßBartloff, s. Heiligenstadt) an. Dort<br />
sollen sie eine „Hobestat" (Herrenwohnung)<br />
bauen zu ihrem Burglehen. Sowie der Landgraf<br />
von Hessen Helfrich an Lehen oder Eigengütern<br />
Unrecht thut, und Helfrich oder seine<br />
Erben erlangen die Güter zurück, so sollen sie<br />
dieselben nebst 200 Gulden dem Stifte zu Lehen<br />
auftragen und für immer als Mainzisches<br />
Lehen behalten.<br />
Datum Fritzlare sabbato Eost diem sancti Jacobi<br />
apostoli, anno domini milesimo trecentesimo<br />
XXX quinto.<br />
Mainzer Ingrossaturbuch Adolf L, Lib. II, No.<br />
10 S. 353. Kreisarchiv Würzburg.<br />
29. Juli 1385<br />
(Urkunde Nr. 104 „Die von Balenhusen“)<br />
Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong> stellt dem Erzbischof<br />
Adolf I. von Mainz einen Revers desselben<br />
Inhaltes aus.<br />
Liber registri Utterarum ecclesiae Moguntinae<br />
No. 6 S. 172 r. Kreisarchiv Würzburg<br />
5. Januar 1392<br />
(Urkunde Nr. 105 „Die von Balenhusen“)<br />
Konrad Langirman und Kunne, dessen Frau,<br />
schenken dem GeorgsHospital zu Melsungen<br />
(an der Fulda) zwei Stücke Landes.<br />
Siegler: Junker Helfrich [von <strong>Schwarzenberg</strong>].<br />
Gegeben nach Christi geburt dryczenhundirt in<br />
denie zwey und nuynczigstem jare an deme<br />
tzwelften obinde.<br />
Original im Staatsarchiv Marburg (Stadt Melsungen).<br />
Hinweis: Dieser Helfrich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
besitzt wieder ein eigenes Siegel<br />
2. Juni 1414<br />
(Regesten Nr. 2588 und 2589)<br />
Betreff: Vergabe von Lehen<br />
Landgraf Ludwig [I.] gibt dem Melsunger Bürger<br />
Kurt Malsfeld als Mannlehen einen Acker<br />
im Tiergarten zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
Melsungen.<br />
Siegel des Ausstellers.<br />
D. a. d. 1414.<br />
Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 4, Nr.<br />
36, Bl. 10.<br />
Landgraf Ludwig [I.] gibt dem Melsunger Bürger<br />
Peter Nusel als Mannlehen einen Acker im<br />
Tiergarten zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und Melsungen.<br />
Siegel des Ausstellers.<br />
D. a. d. 1414 sabbato post festum Penthecostes.<br />
Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 4, Nr.<br />
37, Bl. 1010v.<br />
13. April 1417<br />
(Urkunde Nr. 106 „Die von Balenhusen“)<br />
Helfrich Swarcenberg überläßt dem Landgrafen<br />
Ludwig I. von Hessen Gericht und Dorf<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und andere Güter, die daselbst<br />
und im Gerichte Melsungen liegen, und<br />
verspricht die Rückgabe der (Lehen) Briefe,<br />
die keine Gültigkeit mehr haben sollen.<br />
Siegler: der Aussteller. Siegel fehlt.<br />
…… feria tertia post festum Paschae.<br />
Original (kaum noch lesbar) im Staatsarchiv<br />
Marburg.<br />
40
02-4 | Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Kehrenbach, ein fast gleiches Dorf, an dem<br />
Flüsschen dieses Namens, welches oberhalb<br />
entspringet, darauf mit der von Günzerode<br />
kommenden Oehe sich vereinigt, über Kirchhof<br />
gehet und bey Melsungen in die Fulde fället,<br />
1 starke Stunde von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
anderthalbe von Melsungen.<br />
1926 Reimers Historisches Ortslexikon<br />
für Kurhessen S.434<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>. Das Dorf und Gericht war<br />
hess. Lehen derer von <strong>Schwarzenberg</strong>, aber<br />
Helfried von <strong>Schwarzenberg</strong> verzichtet darauf<br />
1417 Hessen gegenüber Dorf und Gericht des<br />
Amts Melsungen.<br />
1813 Statistisches Repertorium über<br />
das Königreich Westphalen von Dr. Georg<br />
Hassel<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gehört zum Department Fulda,<br />
Distrikt Cassel, Kanton Körle, die Mehrheit<br />
der Bevölkerung ist reformiert; Qualität:<br />
Kirchdorf, 33 Häuser, 239 Einwohner.<br />
1842 Beschreibung des Kurfürstenthums<br />
Hessens von G. Landau S. 244 u.<br />
266<br />
Das Justizamt Melsungen hat 1 Stadt, 22 Dörfer,<br />
6 Höfe, von denen Adelshausen, Albshausen,<br />
Dagobertshausen, Ellershausen, Empfershausen,<br />
Grebenau, Kehrenbach, Kirchhof,<br />
Körle, Lobenhausen, Malsfeld, Obermelsungen,<br />
Ostheim, Röhrenfurth, <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Wagenfurth und Wollrode das altlandgräfliche<br />
Amt Melsungen bildeten.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, Kirchdorf, am rechten Fuldaufer,<br />
wo der Heubach einfließt, mit 39 Häusern<br />
und 347 Einwohnern. Oben am Ende des<br />
Dorfes, da wo jetzt die Schule steht, erhob<br />
sich im 13ten Jahrhundert die Stammburg des<br />
Geschlechts der v. <strong>Schwarzenberg</strong>, welche<br />
durch Landgraf Heinrich I. zerstört wurde.<br />
Doch behielt die Familie hier ihren Sitz, bis sie<br />
im 14ten Jahrhundert erlosch.<br />
1941 Die hessischen Ämter Melsungen,<br />
Spangenberg, Lichtenau und Felsberg<br />
von Walter Krummel S. 58<br />
In <strong>Schwarzenberg</strong> hatte gegen Ende des 13.<br />
Jahrhunderts das gleichnamige Adelsgeschlecht,<br />
ein Zweig der thüringischen Familie<br />
Ballhausen eine Burg.<br />
1262 konnten die <strong>Schwarzenberg</strong>er zum ersten<br />
Mal belegt werden. In Hainaer Urkunden<br />
werden sie öfters als Zeugen erwähnt.<br />
Unser Dorfname<br />
1907 Hessische Landeskunde 2 von Carl<br />
Hessler S. 415<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> hat 302 Einwohner, welche<br />
Landwirtschaft treiben. Eine Wasserleitung<br />
sorgt für gutes Wasser. Die Flur ist in den<br />
letzten Jahren zusammengelegt worden. Viele<br />
Bewohner finden in den Fabriken von Melsungen<br />
ihr Beschäftigung. Das Dorf war ehemals<br />
ein Stammsitz der Herrn von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Durch Landgraf Heinrich I. wurde der Burgsitz<br />
zerstört, im 14. Jahrhundert erlosch die Familie.<br />
Ortstafel <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die Herkunft des Namens <strong>Schwarzenberg</strong> ist<br />
geschichtlich nicht belegt.<br />
In dem „Historischgeographischen Wörterbuch<br />
des deutschen Mittelalters“ von Dr. Hermann<br />
Oesterley, herausgegeben in 1883, befinden<br />
sich auf Seite 620 sechs Einträge<br />
„<strong>Schwarzenberg</strong>“, davon vier für Orte und<br />
Burgen in Deutschland. Unser Dorf ist nicht<br />
darunter.<br />
42
Das Dorf <strong>Schwarzenberg</strong> | 02-4<br />
Die aufgeführten alten Schreibweisen für drei<br />
der deutschen Orte lauten:<br />
1085 Swarcinberg<br />
1261 Swarzinberg –<br />
Swarcenberch mit der Anmerkung<br />
„Niger Mons“<br />
1300 Swartenberg<br />
Einen Hinweis auf die Entstehung des Namens<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> könnte die lateinische Bezeichnung<br />
„Niger Mons“ sein. Niger bedeutet<br />
schwarz, dunkel, unheilvoll. Mons bedeutet<br />
Berg, zusammen also „Schwarzer Berg“.<br />
Wenn man sich die Lage unseres Dorfes anschaut,<br />
stellt man fest, dass der Ort vor den<br />
dunklen Wäldern des Riedforstes liegt. Vielleicht<br />
war dies der Grund, dass unsere Vorfahren<br />
ihre Siedlung <strong>Schwarzenberg</strong> nannten.<br />
Die Schreibweise unseres Ortsnamens hat<br />
sich im Lauf der Zeiten mehrmals geändert.<br />
In der Urkunde von 1262, in der <strong>Schwarzenberg</strong><br />
in dem Vergleich mit Helfrich von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und dem Abt von Cappel über<br />
Güter in Konnefeld erstmals historisch erwähnt<br />
wird, finden sich zwei verschiedene<br />
Schreibweisen des Ortsnamens. Während im<br />
Text „Suarzenberg“ steht, beginnt die leider<br />
nicht vollständige Ortsbezeichnung im Siegel<br />
von Helfrich mit „Swarzen….". Der Rest ist<br />
leider nicht mehr vorhanden, könnte aber<br />
nach der in 1261 üblichen Schreibweise (s.o.)<br />
„Swarzenberch“ gelautet haben.<br />
Über Jahrhunderte hinweg tauchen immer<br />
wieder andere Schreibweisen für den Namen<br />
unseres Dorfes auf, bis es dann ab 1788 endgültig<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> heißt. Hier einige der<br />
verschiedenen Darstellungen:<br />
1262 Suarcenberg Swarzenberch<br />
(Hess. Staatsarchiv Marburg Best.<br />
Urk. 18 86; erste urkundliche Erwähnung<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>s)<br />
1269 Suarcenberg<br />
(Reimers Historisches Ortslexikon für<br />
Kurhessen 1926 S 434)<br />
Svarcenberg<br />
(Urkunde Kartause Gensungen)<br />
1275 Svarcenberg<br />
(Beschreibung des Hessengaus von<br />
Dr. G. Landau 1857 S 99)<br />
1293 Swartzenberg<br />
(Die Chroniken des Wigand Gerstenberg<br />
von Frankenberg S 230)<br />
1295 Swarcenberg<br />
(Urkundenbuch S 163/164 Hessische<br />
Landesgeschichte Helfrich Bernhard<br />
Wenck 1803)<br />
1301 Svarcenberg<br />
(Regest Nr. 431 Staatsarchiv Marburg)<br />
1372 Swartzinberg<br />
(Regest Nr. 11693 Stiftsarchiv Martinsstift<br />
Kassel)<br />
1575 Schwartzenbergk (Salbuch 1575)<br />
1744 Schwartzenberg<br />
(Lager, Stück und Steuerbuch<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> 1744)<br />
1778 <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Erdbeschreibung der Hessischen<br />
Lande von Regnerus Engelhardt –<br />
S 165)<br />
1842 <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Beschreibung des Kurfürstentums<br />
Hessen von G. Landau 1842)<br />
1907 <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Carl Hessler Hessische Landeskunde<br />
2 1907 S 415)<br />
Soweit die offiziellen Nennungen unseres<br />
Ortsnamens. Seit den 1980iger Jahren gibt<br />
es besonders bei den jüngeren Bewohnern<br />
unseres Dorfes eine neue Variante. Sie lautet<br />
„Black Hill“, was ja auch nichts anderes wie<br />
„Schwarzer Berg“ heißt. Mit der Farbe<br />
schwarz hat auch der Spitzname des Dorfes<br />
zu tun, den ich bei Lehrer Schmidt gefunden<br />
habe. Er lautet ganz einfach: „Negerdörfchen.“<br />
Zum Schluss möchte ich an dieser Stelle noch<br />
festhalten, was die Obrigkeit von den Bewohnern<br />
ihres Landes hielt. Der königliche Regierungsrat<br />
Höck schreibt in 1822 über die Bewohner<br />
der Provinz Niederhessen, zu der ja<br />
auch <strong>Schwarzenberg</strong> gehörte, folgendes:<br />
„Die Einwohner der Provinzen Ober und Niederhessen<br />
und Fulda sind von robustem Körperbau,<br />
weder groß noch schön; rauh und<br />
hart von Lebensart, ihrem Regenten treu, und<br />
überhaupt moralisch, nur herrscht noch hie<br />
und da viel Aberglauben.“<br />
Ob das auch für die Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zutraf, kann ich heute nicht mehr beurteilen.<br />
43
02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte<br />
bis 1960<br />
von Adolf Seitz<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> im Jahr 2011<br />
Die Gegenwart<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> liegt in Nordhessen, einer Region<br />
des Bundeslandes Hessen, in der sich das<br />
Siedlungsgebiet der germanischen Chatten<br />
befand. Von ihnen erhielt das Land im Lauf<br />
der Geschichte seinen heutigen Namen. Nordhessen<br />
setzt sich hauptsächlich aus den historischen<br />
Gebieten Niederhessen, Fürstentum<br />
Waldeck und Teilen von Oberhessen zusammen;<br />
eine andere historische Beschreibung<br />
bezeichnet Nordhessen als das vormalige<br />
Kerngebiet der Landgrafschaft HessenKassel<br />
und des Fürstentums Waldeck. Nach 1866<br />
ging das Kurfürstentum HessenKassel in der<br />
preußischen Provinz HessenNassau auf.<br />
Der Ort <strong>Schwarzenberg</strong>, seit der Gebietsreform<br />
von 1974 ein Stadtteil von Melsungen,<br />
mit heute fast 600 Einwohnern, war ursprünglich<br />
ein kleines Dorf. Es liegt nördlich der<br />
Kernstadt im schönen Fuldatal, rechts der<br />
Fulda, auf einer Meereshöhe von 180 Metern.<br />
Im Osten erhebt sich der Riedforst, ein Höhenzug<br />
zwischen Söhre und Stölzinger Gebirge,<br />
im Westen endet das Tal auf der linken<br />
Fuldaseite am Quiller. Durch den Ort verläuft<br />
die Kreisstraße von Melsungen nach Röhrenfurth.<br />
Die Bahnlinie Kassel – Bebra führt unmittelbar<br />
am Dorf vorbei, die Fulda fließt in<br />
ca. 200 Meter Entfernung auf die Weser und<br />
die Nordsee zu. Auf der linken Seite der Fulda<br />
bewegt sich der motorisierte Verkehr auf der<br />
Bundesstraße 83 in Richtung Kassel. Seit<br />
1991 rauschen die schnellen ICEZüge im Osten<br />
auf der Schnellbahnstrecke Kassel – Fulda<br />
an <strong>Schwarzenberg</strong> vorbei.<br />
ICE im Höhbach zwischen Hainbuchtunnel und Kaiserautunnel<br />
44
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
In alter Zeit<br />
3000 v. Chr. bis 800 n Chr.<br />
Man vermutet, dass der Raum um Melsungen<br />
seit der Jungsteinzeit besiedelt ist. In dieser<br />
Zeit vollzieht sich etwa um 3000 v. Chr. der<br />
Wandel des Menschen vom Jäger und Sammler<br />
zum sesshaften Menschen, der in der Lage<br />
ist, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Der<br />
Mensch wird Ackerbauer. Er lebt in Häusern,<br />
kann Steine zu Werkzeugen schleifen und<br />
formt Töpfe und Geschirr aus Ton. Dies wird<br />
durch archäologische Funde in unserer Gegend,<br />
die etwa aus der Zeit um 1000 v. Chr.<br />
stammen, bestätigt. Lehrer Peter Schmidt erwähnt<br />
in seinen Unterlagen den Fund von<br />
Aschenurnen auf dem Hilgensand jenseits der<br />
Breitenländer. Außerdem schreibt er, dass<br />
beim Umbruch einer Wiese von Justus Hofmann<br />
in der Nähe des ehemaligen Bahnübergangs<br />
in Richtung Melsungen, vier Töpfe ausgeackert<br />
wurden. Sie wurden aber achtlos zur<br />
Seite geworfen und konnten nicht historisch<br />
bewertet werden.<br />
Im ersten nachchristlichen Jahrhundert finden<br />
die Auseinandersetzungen zwischen dem<br />
Stamm der Chatten, der sich zwischen 450 v.<br />
Chr. und Christi Geburt gebildet hat, und den<br />
Römern statt.<br />
Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Chatten<br />
ist der niederhessische Raum. Aber nachdem<br />
der römische Feldherr Germanicus 15 n.<br />
Chr. in das chattische Gebiet um Maden und<br />
Metze (bei Gudensberg) eindringt, fliehen viele<br />
Menschen über die Eder und gelangen so<br />
wahrscheinlich auch in unser Fuldatal. Trotz<br />
der Völkerwanderung bleibt ein Teil der Chatten<br />
in unserem Gebiet und wird im 6. und 7.<br />
Jahrhundert in den fränkischen Machtbereich<br />
integriert.<br />
Wir wissen nicht, wann sich die ersten Menschen<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> angesiedelt haben.<br />
Nach Meinung eines Historikers Arnold gehört<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, „eine Talsiedlung des Fuldatales“,<br />
zur zweiten Siedlungsperiode, die um<br />
800 gewesen sein soll. Damit hätte der Ort<br />
lange vor seiner urkundlichen Erwähnung bestanden.<br />
Das Gebiet war meist Waldgebiet,<br />
war aber trotzdem besiedelt (vorgeschichtliche<br />
Siedlungskarte Niederhessens von Dr. H.<br />
Michel).<br />
Die damaligen Einwohner haben wahrscheinlich<br />
unter schwierigsten Verhältnissen viele<br />
Rodungs, Siedlungs und Kulturarbeiten vollbracht.<br />
Mit der Ausbreitung des Christentums im 8.<br />
Jahrhundert, in 723 fällt Bonifatius bei Geismar<br />
die Donareiche, um den Menschen zu beweisen,<br />
dass ihre germanischen Götter keine<br />
Macht über sie haben, gewinnt auch die Kirche<br />
Einfluss im hiesigen Raum. Das Bistum Mainz<br />
herrscht über die hier gegründeten Diözesen,<br />
Kirchen und Klöster. Gegenspieler der Kirche<br />
sind die Landgrafen von Thüringen. Ein Sohn<br />
Ludwigs I. führt den Titel eines Grafen von<br />
Hessen. Diese Grafen von Hessen sind in politischer<br />
Hinsicht die Grund und Gerichtsherren<br />
der Bevölkerung.<br />
Im Mittelalter<br />
1262 1500<br />
Im Mittelalter organisieren die Machthaber ihren<br />
Landbesitz in Verwaltungseinheiten und<br />
Gerichtsbezirken. Die größten Einheiten sind<br />
die Gaue. Unsere Gegend gehört zum Hessengau,<br />
der wiederum in Kleingaue unterteilt<br />
wird. Einer davon ist der „pagus Milisunge“<br />
(Zehntgebiet – Unterbezirk Melsungen), mit<br />
Melsungen als Mittelpunkt.<br />
Zu diesem Unterbezirk gehört auch<br />
1262/1263 das Dorf und Gericht Suarzenberg<br />
oder Swarzenberch. Das Dorf liegt in der Nähe<br />
einer Waldstraße (silvatica via). Diese<br />
Straße (der heutige Sälzerweg) ist eine wichtige<br />
Ost – West Verbindung. Sie verbindet<br />
nicht nur den Fritzlarer Raum mit den Salzquellen<br />
in SodenAllendorf, sondern auch das<br />
Sauerland und den Niederrhein mit dem Thüringer<br />
Raum.<br />
Grundrechte für <strong>Schwarzenberg</strong> besitzen um<br />
1240 der Ritter Helfrich von Rotenburg und<br />
von 1262 1417 die Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
die im Ort auf einer Burg leben. Sie erhalten<br />
einen Teil vom Melsunger Zehnten. Ab<br />
1295 hält der Landgraf von Hessen Teile der<br />
Grundrechte. Lehnsherr ist auch Graf Otto von<br />
Bilstein, der 1301 Aktivlehen zwischen Fulda<br />
und Werra an den Landgrafen verkauft. Unter<br />
diesen Lehen befindet sich auch das <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Lehen.<br />
45
02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />
So stellte sich ein unbekannter Zeichner die Burg <strong>Schwarzenberg</strong> in alter Zeit vor. Die Zeichnung befand sich<br />
früher an einer Wand in der ehemaligen Gaststätte Bangert (heute Riedforststraße 57, B. Köhler)<br />
Die Jahre von 1242 bis 1308 sind in Hessen<br />
Zeiten schwerster äußerer und innerer Kämpfe<br />
um den Bestand des Staates unter Landgraf<br />
Heinrich I. Während dieser Zeit taucht<br />
der Name <strong>Schwarzenberg</strong> erstmalig auf, und<br />
zwar in 1262, als der Ritter Helfrich von<br />
„Swarzenberch“ (<strong>Schwarzenberg</strong>) eine Urkunde<br />
siegelt, in der es zwischen ihm und dem<br />
Abt von Cappel um Güter in Konnefeld geht.<br />
Die Gründung des Dorfes geht allerdings aus<br />
dieser Urkunde nicht hervor, auch nicht, ob es<br />
etwa durch einen Schulzen oder Greben gegründet<br />
wurde. Es steht jedoch fest, dass das<br />
Dorf schon vor 1262 bestand. Die Siedlung lag<br />
unmittelbar an der Burg und entwickelte sich<br />
im Laufe der Zeit zu einem Bauerndorf, das<br />
als solches auch weiterbesteht, als das Geschlecht<br />
der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> Anfang<br />
des 15. Jahrhunderts ausstirbt.<br />
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts ist der<br />
Landgraf nicht Alleinherrscher in seinem<br />
Machtbereich. Sein herrschaftlicher Besitz ist<br />
nicht sehr groß, dazu weit verstreut. In seinem<br />
Herrschaftsgebiet gibt es viel niedrige<br />
Adlige, die als Grundbesitzer besondere Rechte<br />
und Sondergewalten haben. Sein Bestreben<br />
ist, die Besitztümer und Gerichte Hessens<br />
möglichst alle in seine Hände zu bekommen.<br />
Er will dann den Besitzern der Burgen und<br />
Schlösser, unter anderen auch denen von<br />
Homberg, Melsungen und Heiligenberg größere<br />
Rechte und Freiheiten verleihen und sie<br />
so an sich binden. Nicht einverstanden mit<br />
dieser Politik ist das Erzstift Mainz, das im Begriff<br />
ist, sich mitten in Hessen ein eigenes<br />
Territorium aufzubauen, indem es seine<br />
Rechte an Kirchen und Klöstern vergrößert<br />
und weiteren Grundbesitz erwirbt.<br />
So ist zu verstehen, dass beide Parteien um<br />
ihre Position streiten und hart kämpfen. Die<br />
Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> stehen auf der Seite<br />
von Mainz.<br />
Die Landesherren haben durch kostspielige<br />
Kriege, die teilweise mit Söldnerheeren geführt<br />
wurden, ungeheure Geldsummen ausgegeben,<br />
die Staatskassen sind leer. Das verlorene<br />
Geld wird von Geldleuten und dem Adel<br />
geborgt. Als Gegenleistungen bzw. Sicherungen<br />
werden Ortschaften als Lehen an die<br />
Geldgeber verpfändet. So gewinnt auch der<br />
Adel großen Einfluss auf die Landesregierung.<br />
Die wirtschaftliche Lage der Bauern ist bis<br />
Mitte des 13. Jahrhunderts günstig. Infolge<br />
von Rodungen bis ins Gebirge, wachsen Besitz<br />
und Ertrag. Der Grundzins ist gering und die<br />
zu leistenden Frondienste sind erträglich. Erbteilung<br />
ist noch selten.<br />
46
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
Ab 1300 verschlechtert sich die Lage. Es gibt<br />
keinen ertragreichen Boden mehr, das Leben<br />
wird durch die wachsende Geldwirtschaft teurer.<br />
Die geforderten Leistungen (Naturalabgaben)<br />
der Lehensnehmer bleiben aber unverändert.<br />
Die Folge ist eine steigende Armut.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wird im April 1417, nach dem<br />
Verzicht Helfrichs auf das Dorf und Gericht<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zugunsten von Landgraf Ludwig<br />
I., herrschaftliches Lehns und Zinsdorf<br />
und kommt mit 2 Hufen (ca. 65 Acker) in den<br />
Besitz adliger Herren. Zuerst wird es Aktivlehn<br />
derer von Hundelshausen, 1471 derer von Taboldshusen<br />
(Dagobertshausen) und 1554 derer<br />
von Nordeck. Der größte Teil der Einwohner<br />
ist dem gnädigen Herrn Landgraf dienstund<br />
zinspflichtig. 1456 sind 5 Pflüge (Vollbauern)<br />
und 13 Mann (Familien) im Dorfe. Die<br />
Materialabgaben (der Zehnte) wird an die<br />
herrschaftliche Rentscheuer in Melsungen abgeliefert.<br />
Die geldlichen Zahlungen gehen an<br />
die herrschaftliche Renterei Melsungen.<br />
Als in 1445 der Bezirk Melsungen in Oberamt<br />
und Unteramt aufgeteilt wird, gehört <strong>Schwarzenberg</strong><br />
mit Obermelsungen, Adelshausen,<br />
Kirchhof und Kehrenbach zum Oberamt.<br />
1470 gehört <strong>Schwarzenberg</strong> zum Gericht<br />
Malsfeld.<br />
In der Neuzeit<br />
1500 1899<br />
Um 1500 gibt es starke Steuerbelastungen,<br />
eine erste Taxordnung für Arbeitslöhne und<br />
Preisfestsetzungen für Lebensmittel, Brot und<br />
Fleisch. Landstraßen werden gebaut, Verordnungen<br />
über Jagd, Fischerei und eine Feuerordnung<br />
werden erlassen. Die Wollweber bilden<br />
die stärkste Zunft im Dorf.<br />
Die Lage der Bauern ist unverändert, sie leiden<br />
unter Kriegen und Fehden. Die Lasten,<br />
die ihnen die Grundherren auferlegen (Besteuerung,<br />
Hand und Spanndienste, Sachabgaben,<br />
Fruchtzinsen), lassen ihnen kaum das<br />
Notwendige zum Leben. Einzig das Vieh wird<br />
scheinbar nicht hoch belastet.<br />
In 1524 verpachtet Landgraf Philipp der Großmütige<br />
die Fischereirechte von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
an die Herrn von Wagenfurth.<br />
Allmählich erkämpfen sich die Bauern Freiheit<br />
von den Belastungen, die ihnen das Leben<br />
schwer machen. Vermutlich nehmen auch<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern am Bauernkrieg<br />
1525 bei Schmalkalden teil.<br />
Das Bauerntum wird nicht vernichtet, sondern<br />
geht gestärkt aus der jahrhundertlangen Erbuntertänigkeit<br />
hervor.<br />
Durch die Reformation 1526 – 34 wird Hessen<br />
evangelisch. <strong>Schwarzenberg</strong> wird kirchliches<br />
Vikariat von Melsungen und finanziert ab 1541<br />
das Einkommen des dortigen zweiten Pfarrers<br />
mit.<br />
In 1545 wird angeordnet, dass beim Tod der<br />
Bauern, wenn vorhanden, nur die Blutsverwandten<br />
erben. Damit soll verhindert werden,<br />
dass die meist schon kleinen Anwesen, noch<br />
weiter zerstückelt werden.<br />
1554 erhält der Landgräfliche Rat Johann von<br />
Nordeck, <strong>Schwarzenberg</strong> mit allen Rechten als<br />
Aktivlehen. Im gleichen Jahr zieht Landgraf<br />
Wilhelm IV. die Waldstücke Karlshagen und<br />
Hardt ein. <strong>Schwarzenberg</strong> ist nunmehr herrschaftlich<br />
landgräfliche Dorfschaft und unterliegt<br />
den hessischen Gesetzen, Verordnungen<br />
und Verfügungen, die in zunehmendem Maße<br />
erlassen werden.<br />
1575 wird auf Anordnung der Obrigkeit auch<br />
für <strong>Schwarzenberg</strong> ein Salbuch angelegt. Es<br />
enthält die erste Liste der damaligen Bauern<br />
mit der Größe ihres Eigentums und den darauf<br />
zu leistenden Steuern und Abgaben. Durch<br />
seine Fortschreibung bis 1737 kann man auch<br />
die Veränderungen im Dorf nachvollziehen.<br />
1585 gibt Landgraf Wilhelm IV. ein auf seinen<br />
Befehl zusammengestelltes statistisches<br />
Handbuch, mit dem Titel „Ökonomischer<br />
Staat“ heraus. Es enthält eine genaue Beschreibung<br />
des Landes und seiner Einkünfte,<br />
eine Steuertafel, ein Verzeichnis der Dörfer,<br />
Domänen und Waldungen.<br />
In ihm heißt es unter anderem, dass zum Amt<br />
Melsungen, einzelne Dörfer, wie <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und Kehrenbach gehören. Diese Dörfer<br />
nehmen auch bezüglich der Dienste eine Sonderstellung<br />
ein.<br />
47
02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />
„<strong>Schwarzenberg</strong> dienet mit dem Pfluge und<br />
auch sonst ans Haus Melsungen“. (Gemeint ist<br />
das Schloss Melsungen, zu dem etwa 404<br />
Morgen Land gehören).<br />
Die wirtschaftliche Lage Ende des 16. Jahrhunderts<br />
ist sehr schwierig. Der Wert des Geldes<br />
ist gesunken. Die Habenzinsen sind von<br />
zehn Prozent im 14. Jahrhundert auf fünf Prozent<br />
gesunken, die Preise sind hoch, die Löhne<br />
gering. Die Lage der Bauern ist düster,<br />
Preise für Lebensmittel, Brot und Fleisch müssen<br />
festgesetzt werden. Es ist sehr gefährlich,<br />
Missstände anzuprangern, denn dafür kann<br />
man in das „Gefangenenhaus“ kommen.<br />
In 1601 passieren die ersten Fuldaschiffe<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> auf ihrem Weg von Kassel<br />
nach Bad Hersfeld.<br />
kommt der kaiserliche Feldherr Tilly in unsere<br />
Gegend, es gibt Plünderungen. Besonders<br />
schlimm wird es in 1637, als die gefürchteten<br />
Kroaten plündernd durch das Land ziehen.<br />
In 1646 haben sich fünfhundert Schweden<br />
wochenlang einquartiert. Sie nehmen die Glocken<br />
mit, zerstören die Orgel, und zünden die<br />
Kirche an, die ausbrennt. Die noch vorhandenen<br />
Burgreste werden verwüstet. Am Wengesberg<br />
findet ein Gefecht statt, das Dorf wird<br />
beschossen. Von einer alten Schanze im Garten<br />
oberhalb des Hauses Jacob/Joswig (Riedforststraße<br />
28) soll nach dem Wengesberg<br />
zurückgeschossen worden sein.<br />
Am 24.10.1648 beendet der „Westfälische<br />
Friede“ den 30jährigen Krieg. Durch die Friedensverträge<br />
zerfällt Deutschland in ein Mosaik<br />
von Einzelstaaten. Die Menschen brauchen<br />
50 Jahre, um die entstandenen<br />
Kriegskosten zu bezahlen. Als Folge des Krieges<br />
ist der Gemeinsinn vernichtet, Trägheit<br />
und Selbstsucht der Menschen sind groß. Jeder<br />
versucht aus den Angeboten der öffentlichen<br />
Einrichtungen für sich persönlich den<br />
größten Nutzen zu ziehen. Das Leben soll<br />
möglichst angenehm sein. Aus der Not heraus<br />
werden viele Menschen zu Wilddieben und<br />
auch zu Bettlern.<br />
Ab 1650 beginnt eine Zeit des Aufbaus. Häuser<br />
werden gebaut oder instand gesetzt.<br />
1696/1697 gibt es eine Klage der Gemeinde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gegen den Rentmeister in<br />
Melsungen wegen der ihr zugemuteten Dienste.<br />
Auf diesem Ausschnitt aus der Landtafel des Amtes<br />
Melsungen von Wilhelm Dilich aus dem Jahr 1615 ist<br />
auch <strong>Schwarzenberg</strong> mit Teilen seiner Gemarkung<br />
zu sehen.<br />
(Quelle: Dilich Melsungen: Farbdruck: Stengel,<br />
Dilichs Landtafeln Wilhelm Dilich V. Sp.taffel des<br />
Amptes Milsungen Bezirck Der Stadt Milsungen –<br />
1615)<br />
Der 30jährige Krieg (1618 – 1648) bringt<br />
den Menschen viel Not, Leid und Tod. Sie fliehen<br />
mit ihrem Vieh in die Wälder. Das Eigentum<br />
wird geraubt, die Häuser verbrannt. 1623<br />
Um 1719 führt Landgraf Karl den „Generalhufenschoss“<br />
ein. Er ist eine durch König Friedrich<br />
Wilhelm I. in Ostpreußen eingeführte Abgabe.<br />
Mit ihm werden die vielen ständischen<br />
Steuern zu einer einzigen Grundsteuer zusammengefasst.<br />
Dabei wird adliger Grundbesitz<br />
wesentlich stärker be, der Besitz von<br />
mittleren und kleineren Leuten aber entlastet.<br />
Der Generalhufenschoss wird von allen steuerbaren<br />
Äckern nach der Hufenzahl (Größe)<br />
oder der festgesetzten Aussaatmenge erhoben.<br />
Aufgrund von Verfügungen der Landgrafen<br />
wird zwischen 1719 und 1734 der gesamte<br />
Grund und Boden der Landgrafschaft vermessen.<br />
Für jeden Ort wird der Grund und Boden<br />
48
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis<br />
bewertet. Die Ergebnisse wurden in den<br />
„Lager, Stück und Steuerbüchern“ festgehalten.<br />
Auch für <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in<br />
1744 ein solches Buch in der damals üblichen<br />
Verwaltungssprache erstellt.<br />
Titelseite Lager Stück und Steuerbuch <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Das Original befindet sich im Hessischen<br />
Staatsarchiv Marburg)<br />
Ab 1739 regelt die Grebenordnung der Landgrafschaft<br />
HessenKassel die Amtsführung der<br />
Dorfgreben.<br />
In 1742 blüht die Fuldaschifffahrt durch die<br />
Beförderung von Holz, Heu und Stroh. Im Amt<br />
Melsungen, besonders in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Röhrenfurth und Büchenwerra gibt es zwölf<br />
Kahnbesitzer und Holzflößer.<br />
Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763<br />
kämpfen die damaligen europäischen Großmächte<br />
Preußen und Großbritannien auf der<br />
einen Seite, gegen Österreich, Frankreich und<br />
Russland auf der anderen Seite. Aber auch<br />
zahlreiche mittlere und kleine Staaten sind<br />
beteiligt, darunter auch die Landgrafschaft<br />
HessenKassel. In 1758 gibt es Gefechte am<br />
Giesenhagen. Am Huberg und Galgenberg befinden<br />
sich befestigte Lager mit Geschützen.<br />
1762 setzen sich die Franzosen oberhalb von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> fest. Schanzen werden am<br />
Karlshagen und Eulerskopf errichtet.<br />
Auch die Franzosen schonen die Kirche nicht<br />
und beschädigen sie schwer. Nach dem Krieg<br />
werden am Karlshagen und Eulerskopf Waldstücke<br />
gerodet.<br />
1756 erlässt Friedrich II. von Preußen (der Alte<br />
Fritz) den sogenannten „Kartoffelerlass“.<br />
Darin wird angeordnet, dass allen Untertanen<br />
der Kartoffelanbau begreiflich gemacht werden<br />
soll. Und so kommen auch die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
mit Hilfe der Kartoffel durch die<br />
harten Hungerjahre 1770/1772.<br />
1806 wird ein Gesetz über die Ablösung der<br />
Grundlasten zum 25fachen Betrag derselben<br />
erlassen. Seine Durchführung scheitert an der<br />
Armut der Bauern, die diese Beträge nicht<br />
aufbringen können.<br />
Von 1806 – 1813 sind die Franzosen im Land.<br />
Napoleon Bonaparte gründet das Königreich<br />
Westphalen und setzt seinen jüngeren Bruder<br />
Jérome als König ein. Durch die von ihm<br />
eingeführten Verwaltungsreformen gehört<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> von 1807 1813 zum Department<br />
Fulda, Bezirk Cassel, Kanton Körle. Die<br />
Franzosenzeit bringt Religionsfreiheit, die<br />
Aufhebung der Leibeigenschaft, aber auch erhöhte<br />
Steuern, u.a. eine Kopfsteuer und eine<br />
Grundsteuer. Das Geld verliert ein Drittel seines<br />
Wertes.<br />
In 1813 sollen Franzosen in das Haus Reinbold<br />
eingedrungen sein, die Bewohner reißen aus,<br />
nur eine alte blinde Frau bleibt in der Stube<br />
zurück. Die Franzosen kommen in das Zimmer,<br />
sehen die Frau, schlagen ein Stück vom<br />
Tisch ab und verschwinden, ohne weiteren<br />
Schaden anzurichten.<br />
Im gleichen Jahr rückt der Russische General<br />
von Czernitschef mit 4000 Kosaken in Melsungen<br />
ein. Mehrere Hundert von ihnen fallen<br />
am Michaelistag in <strong>Schwarzenberg</strong> ein, und<br />
49
02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />
nehmen neben Futter, Nahrungsmitteln und<br />
anderen Gegenständen auch die Opferbüchsen<br />
der Kirche mit. Der Kirche entsteht ein<br />
Schaden von 2 Thalern, 21 Groschen und 13<br />
Hellern.<br />
Nach der Niederlage der Franzosen in 1813<br />
kehrt der 1803 bereits zum Kurfürsten ernannte<br />
Wilhelm I. (vorher Landgraf Wilhelm<br />
IX.) aus dem Exil zurück und stellt die alte<br />
Adelsherrschaft wieder her. Er veranlasst den<br />
ausgedehnten Bau von Straßen und Brücken<br />
und erlässt ein Gesetz über die Ablösung der<br />
Lasten und Pflichten der Bauern.<br />
In 1814 befinden sich noch fünf <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
als Soldaten im Krieg.<br />
1819 wird der „Gemeindenutzen“ geregelt. Es<br />
geht um die Mitbenutzung der Allmende (gemeinschaftliches<br />
Eigentum), also der Weidplätze<br />
und Wälder durch die Ortsbürger. Später<br />
wird auch die Nutzung durch Ortsfremde,<br />
denen ab 1.2.1867 kein höheres „Einkaufsgeld“<br />
für den Gemeindenutzen als den Einheimischen<br />
abgenommen werden durfte, geregelt.<br />
Diese Gelder dienten zur Bestreitung der<br />
Gemeindeausgaben.<br />
1820 gibt es eine Krise in der Landwirtschaft,<br />
weil die kleinen Betriebe mit einer Durchschnittsgröße<br />
von achtzehn Ackern nicht genügend<br />
Erträge erwirtschaften.<br />
In 1821 erfolgt eine große Verwaltungsreform<br />
mit der Bildung von Landkreisen. Die ehemaligen<br />
Ämter Felsberg, Melsungen und Spangenberg<br />
werden am 30.8.1821 zum Kreis Melsungen<br />
zusammengefasst. <strong>Schwarzenberg</strong> gehört<br />
jetzt zum Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen,<br />
Kreis Melsungen und hat 37 Häuser<br />
mit 260 Einwohnern.<br />
Die Nürnberger Landstraße führt nicht mehr<br />
über den Wengesberg, sondern erhält ihren<br />
heutigen Verlauf. Außerdem werden die Straßenränder<br />
mit Obstbäumen bepflanzt.<br />
Da die Bewirtschaftung der kleinen, weit verstreuten<br />
Ländereien schwierig und zeitaufwändig<br />
ist, gibt es 1823 erste Anregungen<br />
über Zusammenlegung der kleinen Parzellen<br />
(Verkoppelung). Sie unterbleibt, weil der<br />
„kleine Mann dadurch zu Schaden kommt“.<br />
Ab 1831 beginnt die Freiheit der Bauern; die<br />
Lehns und Pachtverhältnisse werden abgelöst.<br />
Die Ablösung erfolgt mit dem 20fachen<br />
Betrag der jährlichen Abgaben. Damit die benötigten<br />
Gelder auch verfügbar sind, wird in<br />
1832 die Landeskreditkasse Kassel gegründet.<br />
Im gleichen Jahr wird das Bürgergardistengesetz<br />
und Rekrutierungsgesetz erlassen. Es<br />
begründet die allgemeine Dienstpflicht, auch<br />
mit Stellvertretern.<br />
Die neue Gemeindeordnung von 1834 gibt den<br />
Gemeinden fast vollständige Selbstverwaltung.<br />
Die Greben werden durch Bürgermeister<br />
ersetzt. Der erste <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürgermeister<br />
ist Martin Dittmar.<br />
Die Jahre zwischen 1840 und 1860 sind kritisch.<br />
Die Bevölkerung leidet Hunger, weil das<br />
Fehlen von Kartoffeln, diese, genau wie das<br />
Brot, teurer macht. 1 Pfund Brot kostet<br />
42 Pfennige, bei einem Tageslohn eines Mannes<br />
von 7 Silbergroschen = 1,25 Mark. Die<br />
Menschen holen sich Brot in Lichtenau. Das<br />
Bettlerunwesen nimmt überhand, Ausländer<br />
werden überwacht. Es fehlt an Arbeitskräften<br />
(Gesindemangel) und an Ländereien. „Triescher“,<br />
das sind gemeinschaftlich genutzte<br />
Weidegrünländer, deren Bearbeitung vorher<br />
zu mühselig war, werden gerodet und in<br />
Ackerland umgewandelt.<br />
In 1844 wird das Pfluggeld abgelöst. (Pfluggeld<br />
war eine Steuer, die auch als Ersatz für<br />
sonst zu leistende Frondienste an die Herrschaft<br />
zu zahlen war).<br />
1845 beginnt mit dem Bau der Friedrich Wilhelm<br />
Nordbahn das Zeitalter der Eisenbahn.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> bekommt keinen Bahnhof,<br />
muss aber 5,60 Hektar seiner Fläche an die<br />
Bahngesellschaft abgeben.<br />
Im Juni 1866 unterstützt Kurfürst Wilhelm I.<br />
die Österreicher im Kampf gegen die Preußen.<br />
Daraufhin marschieren die Preußen in Hessen<br />
ein. Ein Teil der der Friedrich WilhelmNordbahn<br />
wird zerstört. Die Abgeordneten Preußens<br />
beschließen am 17. Juni 1866 die Annektierung<br />
von Kurhessen. Nach dem Erlass<br />
der Entscheidung am 20. September 1866<br />
wird aus Kurhessen die preußische Provinz<br />
HessenNassau, zu der auch <strong>Schwarzenberg</strong><br />
gehört.<br />
Im DeutschFranzösischen Krieg von<br />
1870–1871 kämpfen vier <strong>Schwarzenberg</strong>er an<br />
der Front.<br />
50
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
Zwischen 1883 und 1902 wird in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
die Verkoppelung (Flurbereinigung)<br />
durchgeführt, nachdem der erste Versuch in<br />
1823 gescheitert war.<br />
Am 15. Juni 1883 verabschiedet der Reichstag<br />
unter Reichskanzler Otto von Bismarck die gesetzliche<br />
Krankenversicherung. Ihr folgt in<br />
1884 die Unfall und 1889 die Rentenversicherung.<br />
Im Juli 1866 beginnt mit der ersten Probefahrt<br />
des Benz Motorwagens das Zeitalter des Automobils<br />
in Deutschland.<br />
Bereits 1892 beschäftigte man sich in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
mit Bauplänen einer neuen Schule,<br />
da das alte Schulhaus (heute Riedforststraße<br />
45, Steube/Nickel,) den Anforderungen nicht<br />
mehr genügte. In 1899 wurde dann mit dem<br />
Bau begonnen und der Rohbau fertig gestellt.<br />
Während des Kaiserreichs ist Deutschland ein<br />
wirtschaftlich vorankommendes Land. Einer<br />
von 1890 bis 1914 anhaltenden Hochkonjunktur<br />
in Industrie und Wirtschaft, steht ein<br />
ebenso rasanter Aufschwung von Wissenschaft<br />
und Forschung zur Seite. Die Fortschritte<br />
in der Medizin und Hygiene lassen die<br />
Säuglingssterblichkeit deutlich sinken.<br />
In Deutschland leben 1914 67 Millionen Einwohner.<br />
In den industriellen Ballungszentren<br />
entstehen vor allem im Dienstleistungsbereich<br />
viele neue Arbeitsplätze und immer mehr<br />
Frauen werden erwerbstätig.<br />
Das 20. Jahrhundert<br />
Am 1. Januar 1900 tritt das 1896 verabschiedete<br />
Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft.<br />
Damit verfügt das Deutsche Reich erstmals<br />
über eine einheitliche Gesetzgebung. Gleichzeitig<br />
erhält das Invalidenversicherungsgesetz,<br />
das zugleich die Altersversicherung regelt,<br />
Gültigkeit.<br />
Im Oktober 1900 wird in <strong>Schwarzenberg</strong> die<br />
neue Schule eingeweiht und bezogen. Die<br />
Kosten betragen 19.755,00 Mark.<br />
In 1902 baut die Firma Emil Koch & Co. aus<br />
Frankfurt/Main eine Wasserleitung mit Reservoir<br />
für 12.525,44 Mark.<br />
Am 08.07.1903 wird Justus Sondermann zum<br />
ersten Mal zum Bürgermeister gewählt. Im<br />
April 1944 legt er nach 41jähriger ununterbrochener<br />
Dienstzeit dieses Amt nieder.<br />
Da die Landwirtschaft mit ausländischer Konkurrenz<br />
zu kämpfen hat, fordert der Bund der<br />
Landwirte (BdL) am 15.2.1904 in Berlin einen<br />
besseren Schutz landwirtschaftlicher Produkte<br />
vor ausländischer Konkurrenz.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> auf einem Ausschnitt der Topographischen<br />
Karte von 1909<br />
(Quelle:TK 25 2796 (4823) 1909: Herausgegeben<br />
von der Preußischen Landesaufnahme 1909)<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wird in 1913 an das Fernsprechnetz<br />
Melsungen angeschlossen. Die<br />
„Telegraphenhilfsstelle“ befindet sich bei dem<br />
Gastwirt Wilhelm Bangert.<br />
Der 1. Weltkrieg 1914 – 1918<br />
Das tödliche Attentat durch serbische Nationalisten<br />
auf den österreichischen Thronfolger<br />
Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin<br />
in Sarajevo, führt zum Ausbruch des Ersten<br />
Weltkriegs. Der Krieg beginnt am 28. Juli<br />
1914 mit der Kriegserklärung ÖsterreichUngarns<br />
an Serbien. Nach der Generalmobilmachung<br />
Russlands zur Unterstützung Serbiens<br />
erklärt das Deutsche Reich als Bündnispartner<br />
ÖsterreichUngarns, Russland am 1.8.1914<br />
den Krieg.<br />
Die deutsche Bevölkerung nimmt die Kriegserklärung<br />
mit "patriotischen Gefühlen" zur<br />
Kenntnis. Am 2.8.1914 verkündet Landrat<br />
Freiherr von Gagern im Kreis Melsungen die<br />
Mobilmachung und so müssen auch <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bürger in den Krieg ziehen. Vor<br />
dem Ersten Weltkrieg zählt das Dorf 310 Einwohner,<br />
22 Bauernhöfe und 55 Haushaltungen.<br />
51
02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />
Die Gemeindevertretung beschließt, die Familien<br />
der eingezogenen Soldaten zu Weihnachten<br />
1914 finanziell zu unterstützen. Die Familien,<br />
deren Ernährer im Krieg sind, erhalten<br />
10 Mark, die übrigen Soldatenfamilien 5 Mark.<br />
Die Zwangsbewirtschaftung für Nahrungsund<br />
Futtermittel wird eingeführt. In 1915 werden<br />
Brotkarten, in 1916 Zucker und Fleischkarten<br />
und das allgemeines Markensystem<br />
eingeführt.<br />
Am 12. Juni 1916 wird ein Wirtschaftsausschuss<br />
mit Bürgermeister Justus Sondermann,<br />
Johannes Rode, und den Vertretern Johannes<br />
Barthel und Heinrich Peter gebildet,<br />
um die Rohstoffe und Lebensmittel rationeller<br />
zu verteilen. Der Winter 1916/17 ist der bekannte<br />
„Kohl oder Steckrübenwinter“. Er wird<br />
so genannt, weil angesichts der katastrophalen<br />
Versorgungslage die Nahrungsmittelrationen<br />
noch einmal deutlich gekürzt wurden, und<br />
sich viele Menschen von diesem Gemüse ernähren<br />
mussten.<br />
Da Petroleum kaum zu beschaffen ist und damit<br />
die Beleuchtungsmöglichkeiten in den<br />
Häusern bescheiden sind, beschließt die Gemeindevertretung<br />
am 24.2.1917, das Dorf mit<br />
Strom vom Elektrizitätswerk der Stadt Melsungen<br />
versorgen zu lassen. Kriegsgeld wird<br />
erhoben und die Kirchenglocken müssen abgeliefert<br />
werden. Um Geld in die Gemeindekasse<br />
zu bekommen wird ein Waldstück der<br />
Gemeinde vor der Hardt abgeholzt. Es soll<br />
versucht werden, das Stück landwirtschaftlich<br />
zu nutzen.<br />
In 1918 nimmt die Gemeinde zum Zweck der<br />
Kriegsanleihenzeichnung ein Darlehen von<br />
10.000 Mark mit einem halben Prozent jährlichem<br />
Abtrag auf. Die Sicherheit der Menschen<br />
macht der Gemeindeverwaltung Sorge.<br />
52<br />
Unehrliches Gesindel treibt sich umher, bettelt,<br />
stiehlt und raubt. In Anbetracht dieser Situation<br />
erfolgt eine Beratung über die „Bildung<br />
einer freiwilligen Bürgerwehr in der<br />
hiesigen Gemeinde“ aufgrund einer Verfügung<br />
des Landrats. Es wird beschlossen, die Nachtwache,<br />
die es bereits gibt, um einen Mann zu<br />
verstärken. Dieser Wachdienst wird von den<br />
männlichen Bewohnern des Dorfes reihum,<br />
nach der Reihenfolge der Hausnummern, geleistet.<br />
Diese Wache ist ausgerüstet mit<br />
Schusswaffe und Feuerwehrhorn, das bei Gefahr<br />
geblasen wird. Wenn dieses Horn ertönt,<br />
haben alle Personen über 16 Jahre sofort auf<br />
der Straße zu erscheinen. Die Missachtung<br />
dieser Anordnung wird mit 100 Mark Geldstrafe<br />
geahndet.<br />
Trotz einer letzten großen Offensive Anfang<br />
1918 gehört Deutschland zu den Verlierern<br />
des 1. Weltkriegs. Mit der Unterzeichnung des<br />
Waffenstillstands von Compiègne werden die<br />
Kampfhandlungen am 11. November 1918<br />
eingestellt. Durch den Versailler Vertrag auf<br />
der Pariser Friedenskonferenz im Mai 1919,<br />
wird ein Schlusspunkt unter das sinnlose Blutvergießen<br />
des 1. Weltkriegs gesetzt, in dem<br />
auch elf <strong>Schwarzenberg</strong>er ihr Leben verloren.<br />
Zwischen 1919 und 1923<br />
Die Not der Bevölkerung ist nach dem Krieg<br />
auch in <strong>Schwarzenberg</strong> groß. Sie leidet unter<br />
Hunger, ist unterernährt, Krankheiten breiten<br />
sich aus, die Todesfälle nehmen zu. Die Lebensmittelkarte<br />
beherrscht das Dorf. Die Bauern<br />
sollen neben ihrer eigenen Versorgung,<br />
auch die Ernährung der anderen Menschen sichern.<br />
Der Wirtschaftsausschuss wird von drei<br />
auf sechs Personen verstärkt, es gibt mehr<br />
verschärfte Kontrollen, um die Versorgung der<br />
Bevölkerung sicher zu stellen und Hamsterei<br />
zu unterbinden. Um die Einwohner ein wenig<br />
aufzuheitern, findet in 1919 ein Tanzabend<br />
statt, für den 20 Mark Vergnügungssteuer,<br />
manche sagten damals auch Lustbarkeitssteuer,<br />
an die Gemeinde zu zahlen sind.<br />
Die Schlachtviehumlage, nach der jeder Bauer<br />
entsprechend der Anzahl seines Viehs, einen<br />
gewissen Teil seiner Tiere abgeben muss,<br />
kann wegen Mangel an Vieh nicht aufgebracht<br />
werden.<br />
Die Wohnungsnot wird immer größer. Leerstehende<br />
Wohnungen gibt es nicht mehr.<br />
Selbst die notdürftigsten Unterkünfte sind bewohnt.<br />
Weil in diesen unsicheren Zeiten niemand<br />
Grund und Boden für Siedlungen abgeben<br />
will, wird die Wohnungsnot nicht<br />
behoben. Jakob und Justus Riedemann, Heinrich<br />
Seitz und Ernst Weber möchten Bauplätze<br />
kaufen, werden aber vorerst abschlägig<br />
beschieden. Die Spannungen zwischen Vermietern<br />
und Mietern wachsen. Um zwischen<br />
beiden Parteien zu vermitteln, wird ein „Mie
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
Im Dritten Reich 1933 – 1938<br />
Am 30. Januar 1933 kommen Adolf Hitler und<br />
die Nationalsozialisten in Deutschland an die<br />
Macht. Bei der Reichstagswahl am 05.03.1933<br />
erhält die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />
(NSDAP) in <strong>Schwarzenberg</strong> 89,<br />
die SPD 57, die Kampffront 25 und die KPD 10<br />
Stimmen. Im Juli 1933 sind alle Parteien, außer<br />
der NSDAP, verboten oder haben sich<br />
selbst aufgelöst. Neue Parteien dürfen nicht<br />
gegründet werden. Bei erneuten Reichstagswahlen<br />
am 12.11.1933 bekommt die NSDAP<br />
200 Stimmen im Dorf. Der Sälzerweg gilt<br />
nicht mehr als öffentlicher Weg.<br />
Am 1. Januar 1934 tritt das das „Preußische<br />
Gemeindeverfassungsgesetz“ in Kraft. Es vereinheitlicht<br />
alle bis dahin in Preußen geltenden<br />
Kommunalverfassungen. Die Bürgermeister<br />
werden als Gemeindeleiter nicht mehr<br />
gewählt, sondern ohne Wahl auf 12 Jahre berufen.<br />
Justus Sondermann bleibt Bürgermeister<br />
und Christian Emmeluth wird politischer<br />
Leiter. Die Bürgermeisterentschädigung wird<br />
auf monatlich 30 RM festgelegt. Wegen<br />
großer Arbeitslosigkeit (22 Personen) werden<br />
überall Notstandsarbeiten ausgeführt. So wird<br />
die Kirche renoviert und der Kirchhof in Ordnung<br />
gebracht. Das Spritzenhaus wird für<br />
478,57 RM instandgesetzt. Durch die Blutseuche<br />
verenden von vorhandenen achtzehn<br />
Pferden sieben Tiere.<br />
In 1935 werden in der Gemeinde Arbeiten im<br />
Wegebau für 8.685 RM unter Mithilfe von Arbeitslosen<br />
durchgeführt. Die Kosten werden<br />
vom Staat bezuschusst. Für die Zuleitung des<br />
Höhbachwassers in den Löschbehälter werden<br />
ab dem Weg „Über den Gärten“ Zementrohre<br />
verlegt. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt.<br />
Gemäß der NSRassenlehre werden<br />
Christian Emmeluth und Peter Schmidt zu<br />
Erbgesundheitspflegern ernannt. Zwei Personen<br />
werden sterilisiert.<br />
Im Rosengraben wird ein Schießstand gebaut.<br />
Die Bauern bauen vermehrt Flachs und Rüben<br />
an. Täglich liefern sie 250 – 300 Liter Milch an<br />
die Molkerei Guxhagen.<br />
Eine Eierverwertungsgesellschaft wird gegründet.<br />
Es herrscht eine Wildschweinplage.<br />
Fünf kinderreiche Familien erhalten eine einmalige<br />
Beihilfe von 100 RM.<br />
In 1936 wird die Feuerwehr mit 20 Jacken,<br />
Koppeln und Mützen ausgestattet. Die dazu<br />
passenden schwarzen Hosen sollen von ortsansässigen<br />
Schneidern gefertigt werden und<br />
müssen von den Trägern selbst bezahlt werden.<br />
Die erste von nunmehr alljährlichen Viehzählungen<br />
wird durchgeführt. Durch den zweijährigen<br />
Wehrdienst und dem ihm vorgeschalteten<br />
Reichsarbeitsdienst (6 Monate) gibt es<br />
keine Arbeitslosen mehr.<br />
Im Dorf fehlen Arbeitskräfte, weil <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
z.B. beim Autobahn und beim Flugplatzbau<br />
eingesetzt werden. Es fehlt an Holzhauern<br />
und Erntekräften. Am 31. August<br />
überfliegt das Luftschiff „Graf Zeppelin“<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>. Während eines großen<br />
Herbstmanövers werden vierzig Soldaten im<br />
Ort einquartiert. Die Luftschutzausbildung<br />
läuft an. Ein junges Ehepaar wird sterilisiert.<br />
Das Wassergeld wird um 50 Prozent erhöht.<br />
Arbeitsdienstpass H. Hofman<br />
In 1937 wird am Eingang zur Schule ein Pressekasten<br />
angebracht. Es gibt eine besonders<br />
gute Kartoffelernte, die Schweineseuche ist im<br />
Ort. Das Dorf wird dreimal wöchentlich von<br />
einem „Reichsbahngüterkraftwagen“ angefahren.<br />
Im Februar 1938 wird ein Ortsausschuss zur<br />
Pflege und Schönheit des Dorfes gebildet. Ihm<br />
gehören Konrad Riedemann, Wilhelm Sinning<br />
und Christian Jacob II an. Im März wird aufgrund<br />
des Anschlusses Österreichs an<br />
Deutschland acht Tage lang geflaggt. Bei den<br />
Reichstagswahlen im April erhält die NSDAP<br />
55
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
Viele Wasserleitungen sind eingefroren, Hydranten<br />
beschädigt, Pflanzkartoffeln in den<br />
Kellern und Obstbäume in der Gemarkung erfroren.<br />
Holz und Kohlen sind knapp. Die Holzhauer<br />
können wegen der Kälte und des vielen<br />
Schnees kein Holz schlagen. Im Februar 1940<br />
erfolgt ein schneller Wetterumschwung mit<br />
viel Regen. Es gibt Hochwasser. Das ganze<br />
Fuldatal ist überschwemmt. Pioniere sprengen<br />
das Eis bei Röhrenfurth, damit das Wasser abfließen<br />
kann. Auf den Wiesen bleiben neben<br />
Schwemmmaterial, große Sand und Kiesbänke<br />
zurück. Auf den Feldern wurde die aufgegangene<br />
Saat teilweise weggespült.<br />
Adam Hofmann und Christian Emmeluth zum<br />
Einsatz. Für Kartoffeln, Obst und Gemüse<br />
werden Festpreise angeordnet. Die Bauern<br />
ersetzen das fehlende Stroh bei der Viehversorgung<br />
durch Laub. Immer wieder finden<br />
Musterungen für Menschen und Pferde statt.<br />
Für dringende Reparaturen, bei denen man<br />
Metall benötigt, werden „Eisenscheine“ ausgegeben.<br />
Ab Juli gibt es täglich Fliegeralarm.<br />
Es wird verstärkte Verdunkelung angeordnet,<br />
die von 23.00 bis 3.00 Uhr durch Streifenposten<br />
überwacht wird.<br />
Ein Ballon mit englischen Flugblättern wird an<br />
der Bahn gefunden. In 1941 werden Flugblätter<br />
gefunden, welche die Royal Air Force im<br />
Namen Englands, Amerikas und Russlands<br />
abgeworfen hat.<br />
So könnte es beim Eisgang in 1940 ausgesehen haben. Ob dies Bild aus dem Jahr 1940 stammt konnte ich<br />
nicht feststellen. Nach dem Betrachten des vergrößerten Bildes könnte es von der Ansicht des Dorfes und<br />
der Gemarkung her möglich sein.<br />
Am sogenannten „Großen Opfertag der Deutschen<br />
Nation“ am 13.4.1940 werden im Ort<br />
277 RM gespendet. Altmaterial wird in erhöhtem<br />
Maße einer Wiederverwendung zugeführt.<br />
Zum 51. Geburtstag von Adolf Hitler am 20.<br />
April werden 290 Pfund der verschiedensten<br />
Altmetalle gesammelt. Die sechzig evakuierten<br />
Saarländer kehren in ihre Heimat zurück.<br />
Bei der Einbringung der durchschnittlichen<br />
Ernte helfen deutsche Soldaten, polnische<br />
Kriegsgefangene und Landarbeiter. Letztere<br />
kommen unter anderem bei Ludwig Reinbold,<br />
In 1944 wendet sich der amerikanische Präsident<br />
Roosevelt in ebenfalls über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
abgeworfenen Flugblättern mit einer<br />
Warnung an das Deutsche Volk.<br />
Der Zugverkehr wird noch weiter eingeschränkt.<br />
Die Gemeinde zahlt 1.800 RM an<br />
Kriegssteuern, bei einem Haushalt, der auf<br />
der Einnahmenseite mit 26.053 RM und auf<br />
57
02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />
der Ausgabenseite mit 22.310 RM zu Buche<br />
schlägt. Ab September erhält jede Person<br />
über 18 Jahre, monatlich 75 Gramm Bohnenkaffee.<br />
Diese Zuteilung soll voraussichtlich bis<br />
zum März 1941 erfolgen. Die Kirmes wird<br />
nicht mehr gefeiert. Im Saal der Gastwirtschaft<br />
Bangert findet eine Großkundgebung<br />
der NSDAP statt.<br />
Zu Weihnachten werden Butterschmalz und<br />
Schokolade ausgeteilt. Die Bauernschaft<br />
spendet für das Melsunger Lazarett Kuchen,<br />
Lebensmittel und Zigaretten. Ein Teil der Kirchenglocken<br />
wird ausgebaut und abgeliefert.<br />
Das Läuten der Glocken ist nur noch sonntags<br />
zum Hauptgottesdienst für 3 Minuten erlaubt.<br />
Bedingt durch unbeständiges Wetter während<br />
des ganzen Jahres 1941, finden die Feldbestellung<br />
und auch die Ernte verspätet statt.<br />
Es gibt spärliches Wachstum und Auswuchs<br />
beim Getreide. Das Heu wird direkt von der<br />
Wiese an staatliche Stellen abgeliefert. Bei<br />
der Ernte werden fünf französische Kriegsgefangene<br />
und drei polnische Zwangsarbeiter<br />
eingesetzt.<br />
Da Speisekartoffeln nicht mehr verfüttert<br />
werden dürfen, wird die Viehhaltung erschwert.<br />
Vieh, Milch und Eier müssen abgeliefert<br />
werden. Die wöchentliche Fleischzuteilung<br />
wird von 500 auf 400 Gramm pro Person<br />
gesenkt. Zwei Pferde müssen gegen eine Entschädigung<br />
von insgesamt 2.000 RM abgeliefert<br />
werden. Der Kaufpreis für ein gutes Pferd<br />
beträgt aber 5.000 RM.<br />
Neben dem Hamstern wird auch das Abhören<br />
fremder Sender schwer bestraft. Himmelfahrt,<br />
Buß und Bettag fallen aus kriegswirtschaftlichen<br />
Gründen aus. Für die Soldaten im<br />
Melsunger Lazarett werden 14 Gänse, 15<br />
Hühner, 9 Hähne, 4 Enten und 41 Kuchen gespendet.<br />
Der Bund Deutscher Mädel (BDM)<br />
packt 41 Weihnachtspäckchen, die Kriegskameradschaft<br />
40 Zigarettenspenden, für die<br />
sich im Krieg befindenden vierzig Soldaten<br />
aus dem Dorf. Das Postauto fährt im Winter<br />
nur jeden zweiten Tag.<br />
Der Winter 1941/1942 ist hart und dauert bis<br />
Ende März. Im Januar 1942 wird die große<br />
Kirchenglocke ausgebaut und abgeliefert. Das<br />
Thermometer fällt auf minus 28 Grad. Es gibt<br />
wieder große Schäden an der Wasserleitung<br />
und Ausfälle bei der Winterfrucht. Wegen erfrorener<br />
Kartoffeln stehen keine Pflanzkartoffeln<br />
zur Verfügung. Die Raucherkarte wird<br />
eingeführt. Der Wochen wird durch den Monatslohn<br />
ersetzt, der Arbeitseinsatz der Frauen<br />
auf dem Lande, wie auch die Schlachtesteuer<br />
neu geregelt. Die Rationen der<br />
Selbstversorger an Fleisch, Butter, Brot und<br />
Fett werden weiter herabgesetzt. Die Gemüsehändler<br />
dürfen die Bewohner der Dörfer<br />
nicht mehr beliefern. Für fehlendes Gartengemüse<br />
soll Wildgemüse gesammelt werden und<br />
statt Blumen, sollen die Bewohner Gemüse in<br />
den Gärten anpflanzen.<br />
Die Kleintier und Schafzucht nimmt, genau<br />
wie die Felddiebstähle, zu. Eine Spinnstoffsammlung<br />
bringt 112,5 kg Lumpen. Im<br />
Juni fliegt ein englischer unbemannter Ballon<br />
über den Ort in Richtung Spangenberg. Es<br />
gibt Bezugsscheine für Benzin und Petroleum.<br />
Einwohner aus Emden werden nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
evakuiert.<br />
Am 18. Februar 1943 ruft Reichspropagandaminister<br />
Joseph Goebbels zum „totalen Krieg“<br />
auf. Nach einem milden Winter herrscht im<br />
Juli 1943 tropische Hitze mit Temperaturen<br />
bis zu 40 Grad Celsius. Die gesamte Ernte ist<br />
innerhalb 4 Wochen abgeschlossen, die Aussaat<br />
im Herbst erfolgt 4 Wochen früher als<br />
normal. Außer Hafer und Gerste muss, bis auf<br />
das Saatgut, sämtliches Getreide abgeliefert<br />
werden. Die Rationierung der Lebensmittel<br />
wird weiter erhöht. Waschmittel gibt es nur<br />
noch auf Bezugsscheine. Das Einberufungsverfahren<br />
für Soldaten wird vereinfacht. Die<br />
in den Häusern vorhandenen Kupferkessel<br />
werden erfasst.<br />
Am 17. Mai 1943 wird die Edertalsperre durch<br />
eine Bombe zerstört. Auch die Luftangriffe auf<br />
deutsche Städte nehmen zu. Am 22. Oktober<br />
wird Kassel bombardiert. Der Feuerschein am<br />
Horizont ist bis <strong>Schwarzenberg</strong> zu sehen.<br />
Evakuierte Kasseler Bewohner kommen nach<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>. Die Zahl der Fliegeralarme<br />
nimmt zu und bei der Kroneneiche werden<br />
drei Phosphorkannister abgeworfen, von denen<br />
einer explodiert und geringen Schaden<br />
anrichtet. Außerdem werden von den Alliierten<br />
Flugblätter abgeworfen.<br />
Bürgermeister Sondermann feiert sein 40<br />
jähriges Amtsjubiläum. Arbeitskräfte für die<br />
Ernte fehlen, immer wieder muss Vieh abge<br />
58
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
liefert werden. Ährenlesen zum eigenen Gebrauch<br />
wird verboten. Die Reichskleiderkarten<br />
werden für Erwachsene gesperrt. Die Nationalsozialistische<br />
Volkswohlfahrt (NSV) schickt<br />
im Rahmen der Kinderlandverschickung einen<br />
Jungen aus <strong>Schwarzenberg</strong> für 6 Wochen<br />
nach Rügen, zwei weitere Jungen für 5 Wochen<br />
nach Thüringen und veranlasst, dass<br />
zwölf Kinder Solebäder in Melsungen erhalten.<br />
Im Ort werden Splitterschutzgräben angelegt.<br />
Durch Erlass des „Führers“ Adolf Hitler vom 1.<br />
April 1944 werden aus der ehemals preußischen<br />
Provinz HessenNassau die beiden Provinzen<br />
Kurhessen und Nassau gebildet.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gehört jetzt zum Kreis Melsungen<br />
des Regierungsbezirks Kassel in der<br />
Provinz Kurhessen.<br />
Bürgermeister Justus Sondermann legt im<br />
April nach 41jähriger Amtszeit sein Amt nieder.<br />
Sein Nachfolger wird Christian Emmeluth.<br />
Der Gauleiter überträgt alle Entscheidungen<br />
und Befugnisse an den Bürgermeister, der<br />
auch Politischer Leiter und Ortsbauernführer<br />
ist. Kohlen werden noch knapper, das Losholz<br />
muss von den Verbrauchern selbst geschlagen<br />
werden. Für die Wehrverwaltung schlagen 25<br />
Soldaten, 6 Wochen lang, Buchenholz im<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Forst. Die Kleintierzucht ist<br />
erheblich gestiegen, die Schweinehaltung<br />
nimmt wegen fehlendem Futter ab. Güter des<br />
täglichen Bedarfs sind Mangelware und werden<br />
vorzugsweise an Evakuierte abgegeben.<br />
Ab Juli stellt die Post die Zustellung in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ein. Briefe und Pakete müssen<br />
täglich in Melsungen abgeholt werden. Teilweise<br />
tun dies auch die Schulkinder. Durch<br />
die vielen feindlichen Bomberverbände, die<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> meistens in Richtung Kassel<br />
überfliegen, gibt es Fliegeralarm am laufenden<br />
Band. Es gibt keine Schutzbauten im Ort,<br />
bei Gefahr flüchten die Mütter mit ihren Kindern<br />
zeitweise in den Wald. Im Juli fallen drei<br />
Bomben vor den Erlen, im Oktober werden<br />
fünfhundert Brandbomben in Richtung Melsungen<br />
auf die Wiesen unterhalb der Bahn abgeworfen.<br />
Als Tiefflieger einen Zug angreifen,<br />
gerät das Haus Nr. 45 von Johannes Seitz<br />
(heute Riedforststraße 42, Gundolf Köhler)<br />
unter Bordwaffenbeschuss.<br />
Da die Freiwillige Feuerwehr kein Personal<br />
mehr hat, werden zehn junge Frauen zwischen<br />
20 und 22 Jahren dienstverpflichtet.<br />
Die Zahl der Evakuierten steigt auf über einhundert<br />
Personen. Es herrscht große Wohnungsnot.<br />
Der elektrische Strom wird zeitweise<br />
abgeschaltet, der Verkauf von<br />
Grundstücken verboten, geregelter Schulunterricht<br />
findet nicht mehr statt. Durch das<br />
Auftreten der Hühnerpest wird die Versorgungslage<br />
noch kritischer. Der Bevölkerung<br />
werden maximal noch 1.200 Kalorien pro Tag<br />
für die Ernährung zugestanden. Georg Ruppel,<br />
10 Jahre alt, werden beim Hantieren mit einer<br />
Sprengkapsel drei Finger der linken Hand abgerissen.<br />
Im Oktober werden alle männlichen<br />
Bewohner vom 16. bis 60. Lebensjahr zum<br />
Volkssturm dienstverpflichtet. Sechzehn von<br />
ihnen werden zu Schanzarbeiten am Westwall<br />
einberufen.<br />
Am 31. März 1945 erreichen die Amerikaner<br />
das Fuldatal bei Melsungen. Als am 4. April die<br />
ersten amerikanischen Soldaten in das Dorf<br />
kamen war es leer. Die Einwohner hielten sich<br />
im Höhbachgraben auf. 35 Häuser mussten<br />
für die Amerikaner, die am 8. April wieder abzogen,<br />
geräumt werden. Bahn und Postverkehr<br />
werden eingestellt, es findet kein Schulunterricht<br />
mehr statt.<br />
Die alte Gemeindebehörde handelt nach Anweisungen<br />
der Militärregierung in Melsungen.<br />
Die Anordnungen dieser Stelle werden an einem<br />
Anschlagbrett am Schuleingang veröffentlicht.<br />
Die NSDAP wird verboten, ihre Gliederungen<br />
und Gesetze aufgehoben. Sämtliche Waffen,<br />
Fotoapparate, Gold und Silbermünzen sind<br />
abzugeben. Für die Aufrechterhaltung der öffentlichen<br />
Sicherheit sind die, von der Militärregierung<br />
berufenen, Polizisten Heinrich Riedemann<br />
und Konrad Liedlich verantwortlich.<br />
Es wird eine nächtliche Ausgangssperre von<br />
20.30 bis 6.30 Uhr, später von 21.00 bis 5.00<br />
Uhr angeordnet. Im Mai wird Justus Sohl zum<br />
neuen Bürgermeister bestimmt. Die dienstverpflichteten<br />
Polen und Franzosen werden<br />
freigelassen. Alle verfügbaren Kräfte werden<br />
zu landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen.<br />
Am 8. Mai 1945 ging mit der bedingungslosen<br />
Kapitulation der deutschen Truppen der<br />
2. Weltkrieg für Deutschland zu Ende. Mit der<br />
japanischen Kapitulation am 2. September<br />
1945 wurde er formell für die ganze Welt be<br />
59
02-5 | <strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1 960<br />
endet. Er war, mit rund 60 Millionen Toten,<br />
der bis dahin verheerendste Krieg der<br />
Menschheit. Allein durch die Judenverfolgung<br />
starben in Europa sechs Millionen Menschen.<br />
Zu den Toten gehören auch fünfundzwanzig<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Männer, die aus dem Kriege<br />
nicht in die Heimat zurückkehren. Sie sind gefallen<br />
oder gelten als vermisst. Zur Erinnerung<br />
an sie und diejenigen, die im 1. Weltkrieg<br />
das gleiche Schicksal erlitten haben,<br />
wurden ihre Namen auf einem Ehrenmal festgehalten.<br />
Dieses wurde in 1953 auf dem<br />
Friedhof eingeweiht.<br />
Das Elend der Überlebenden in Europa ist geprägt<br />
von zerstörten Städten, Hunger, Flucht<br />
und Vertreibung. Auch in unserer Gegend ziehen<br />
Tag und Nacht Flüchtlinge durch die Gegend.<br />
Mit der Wiederaufnahme des Zugverkehrs im<br />
Juli 1945 und der offiziellen Fortsetzung des<br />
Schulunterrichts ab 1. Oktober gibt es wieder<br />
ein wenig Normalität im Leben der Menschen.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg<br />
1946 – 1960<br />
Sämtliche Privatvermögen werden im April<br />
1946 gesperrt. Im Juli kommen Flüchtlinge<br />
aus dem Sudetenland nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Es herrscht große Wohnungsnot, die Tuberkulose<br />
bricht aus. Die Spruchkammern zur Entnazifizierung<br />
nehmen ihre Tätigkeit auf.<br />
Die Mitglieder des Turnvereins werden (inoffiziell)<br />
aktiv. In der Landwirtschaft werden verstärkt<br />
Ölsaaten angebaut. Alle Erzeugnisse,<br />
außer der Selbstversorgerration, sind ablieferungspflichtig.<br />
Bei Hausschlachtungen werden<br />
pro Person nur 32 kg Fleisch, bei Schlachtgeflügel<br />
pro Person nur 1 Stück bewilligt. Es gibt<br />
Preiserhöhungen, der Schwarzhandel blüht.<br />
Um die Versorgungslage zu verbessern, geben<br />
die Landwirte Schäfer und Reinbold Teile<br />
ihrer Äcker ab, damit sich die Bewohner, die<br />
keinen Grund und Boden besitzen, kleine Gärten<br />
anlegen und damit ihre Versorgung verbessern<br />
können. Im Oktober findet eine<br />
Volks, Berufs und Wohnungszählung statt.<br />
Am 01.12.1946 stimmt die Bevölkerung per<br />
Volksabstimmung der neuen Landesverfassung<br />
zu.<br />
Im Winter 1947 herrscht große Kälte bei nicht<br />
vorhandenem Heizmaterial. Die Tuberkulose<br />
breitet sich weiter aus, die Wildschweine werden<br />
zur Plage. Allmählich erfolgt eine Lockerung<br />
der Zwangswirtschaft.<br />
In 1948 wird Adam Hofmann zum neuen Bürgermeister<br />
gewählt. Am 20. Juli wird mit der<br />
Währungsreform die Deutsche Mark (DM) eingeführt.<br />
Pro Kopf werden 60 DM ausbezahlt.<br />
Es werden Richtlinien für die Wohnraummieten<br />
erlassen.<br />
Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz für die<br />
Bundesrepublik Deutschland in Kraft.<br />
Durch den auch in 1949 anhaltenden Flüchtlingsstrom<br />
aus dem Osten ist das Dorf überbelegt.<br />
Wohnungen sind Mangelware. Die Bevölkerungszahl<br />
ist von 305 Personen in 1939<br />
auf 503 Personen angestiegen. Das Stromnetz<br />
der Gemeinde wird an das Überlandnetz der<br />
EAM angeschlossen. Die Kirmes wird erstmals<br />
seit 1940 wieder gefeiert.<br />
Im Januar 1950 erhält <strong>Schwarzenberg</strong> eine<br />
Dorfbeleuchtung mit sieben Lampen. Kirchund<br />
Friedhof werden in Ordnung gebracht, die<br />
Dorflinde unter Naturschutz gestellt.<br />
1952 wird ein Brunnen zur Verbesserung<br />
der Wasserversorgung gebohrt; die Kosten<br />
betragen 20.000 DM, von denen der Staat<br />
10.000 DM übernimmt.<br />
Bedingt durch ein sehr trockenes Jahr beginnt<br />
die Erntezeit in 1953 bereits am 15. Juli und<br />
ist am 13. August mit der Grummeternte abgeschlossen.<br />
Die Wohnungslage entspannt<br />
sich etwas, da ein Teil der Flüchtlinge<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wieder verlässt. Einige von ihnen<br />
gehen auch in das Ausland. Die Bautätigkeit<br />
beginnt wieder. Die Dorfstraße wird gepflastert.<br />
Dorfdiener Konrad Braun legt mit 78<br />
Jahren sein Amt nieder, sein Nachfolger wird<br />
Adam Göbel. Die Bundestagswahl am 6. September<br />
hat folgendes Ergebnis in Erst und<br />
Zweitstimmen: SPD 110/110, FDP 81/71, CDU<br />
17/29, KPD 2/2, DP 8/7, BHE 25/27.<br />
Der Turn und Sportverein ist 30 Jahre alt. Am<br />
15. November (Volkstrauertag) wird das Ehrenmal<br />
für die gefallenen und vermissten Soldaten<br />
des 1. und 2. Weltkriegs auf dem Friedhof<br />
eingeweiht.<br />
60
<strong>Schwarzenberg</strong> im Lauf der Geschichte bis 1960 | 025<br />
Im Januar 1955 stirbt Bürgermeister Adam<br />
Hofmann an den Folgen eines Unfalls. Sein<br />
Nachfolger wird am 19. Februar Heinrich Kördel.<br />
Die Gemeinde beschafft einen Totenwagen<br />
zur Überführung der Verstorbenen aus<br />
dem Dorf zum Friedhof. Die Wasserleitung<br />
wird vom Gemeindehaus zum Friedhof verlängert.<br />
Die am 28. Oktober 1956 neu gewählte Gemeindevertretung<br />
mit Bürgermeister Heinrich<br />
Kördel plant folgende Vorhaben: Die Trift (Zur<br />
Kroneneiche) soll bis oberhalb des Friedhofs<br />
mit einer Teerdecke versehen werden. Der<br />
Burggraben soll kanalisiert werden. Über die<br />
Bahnstrecke soll eine von der Bundesbahn finanzierte<br />
Brücke gebaut werden, damit die<br />
beschrankten Bahnübergänge an den Ortseingängen<br />
aus Richtung Melsungen (Lengemann),<br />
im Ort (In der Senke) und Röhrenfurth<br />
(Steuber) wegfallen können. Die Bahn lehnt<br />
ab.<br />
Der Burggraben wird in 1958 für 15.000 DM<br />
kanalisiert, für die Bachregulierung werden<br />
3.000 DM, den Feldwegebau 2.000 DM investiert.<br />
Die Ausgaben für die Schule belaufen<br />
sich auf 1.100 DM. Im Fuldatal werden<br />
3 Acker Land von der Hessischen Heimat gekauft.<br />
Pioniere der Bundeswehr beginnen in 1959<br />
mit der Planierung des ehemaligen Steinbruchs<br />
oberhalb des Friedhofs, damit dort ein<br />
Sportplatz gebaut werden kann.<br />
In 1959/1960 wird die Straße Melsungen –<br />
Röhrenfurth außerhalb der Ortslage ausgebaut.<br />
61
026 | Unser Ehrenmal auf dem Friedhof<br />
Unser Ehrenmal auf dem Friedhof<br />
von Adolf Seitz<br />
Zur Vorgeschichte des Ehrenmals fand ich bei<br />
den Unterlagen von Lehrer Schmidt einen Zeitungsausschnitt<br />
(vermutlich Kasseler Zeitung)<br />
vom 25. März 1953 mit folgendem Text:<br />
Gedenkstein aus dem Acker<br />
Lehrer Schmidt half seiner Gemeinde/<br />
Ehrenmal für die Toten des Zweiten Weltkrieges<br />
soll entstehen.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
In der kleinen <strong>Schwarzenberg</strong>er Dorfkirche<br />
befindet sich seit langer Zeit eine Tafel, welche<br />
die Namen der Gefallenen des Ersten<br />
Weltkrieges trägt. Bald nach Beendigung des<br />
letzten Krieges bemühte sich die Gemeinde,<br />
auch den Opfern des Zweiten Weltkrieges ein<br />
würdiges Denkmal zu setzen. Bisher scheiterten<br />
die Bemühungen an der Finanzierung. Die<br />
Gemeinde musste in den letzten Jahren beträchtliche<br />
Summen für die Verbesserung ihrer<br />
Wasserversorgung und ihres Stromnetzes<br />
aufbringen.<br />
Vor einiger Zeit trat Lehrer Peter Schmidt mit<br />
einem neuen Plan vor Bürgermeister Adam<br />
Hofmann. Lehrer Schmidt, der als Naturschutzwart<br />
für den Kreis Melsungen vor allem<br />
die natürlichen Gegebenheiten des Kreises<br />
kennt, wusste, dass sich in geringer Tiefe unter<br />
dem Acker des Bauern Georg Seitz ein<br />
großer Stein befindet, der bereits einmal vorgesehen<br />
war, Gedenkstein zu werden.<br />
In diesen Tagen machte sich die Gemeinde,<br />
daran den Stein zu heben. Bürgermeister<br />
Hofmann und einige Arbeiter der Gemeinde<br />
gruben an der bezeichneten Stelle nach und<br />
fanden wirklich den Stein. Mittels Dreibock,<br />
Flaschenzug und Bulldog wurde der Fels auf<br />
der landschaftlich wunderschönen Bergkuppe<br />
„In den Erlen“, von der man nordwärts bis<br />
zum Herkules sehen kann, an das Licht des<br />
Tages gehoben und entpuppte sich als ein<br />
rechteckiger weißlichgelber QuarzitStein, in<br />
einer Höhe von 2,60 Meter, etwa einen Meter<br />
breit und 60 cm tief. Die scharfkantige Form<br />
62
Unser Ehrenmal auf dem Friedhof | 026<br />
des Steins deutet darauf hin, dass er schon<br />
einmal behauen wurde.<br />
Zur Zeit liegt er nahe bei der Fundstelle am<br />
Wegrain und die Bevölkerung soll entscheiden,<br />
ob er für den vorgesehenen Zweck verwandt<br />
werden soll. Bürgermeister Hofmann<br />
möchte, dass der Stein an einer schönen Stelle<br />
im Dorf aufgestellt, und entweder aus Marmor<br />
oder Bronze eine Tafel mit den Namen<br />
der Toten und Vermissten des letzten Krieges<br />
tragen soll.<br />
Soweit der Zeitungsbericht. Die nachstehenden<br />
Bilder, die mir von Erika Groß, der Tochter<br />
des damaligen Bürgermeisters Adam Hofmann<br />
zur Verfügung gestellt wurden, zeigen<br />
die Bergung des Steins. Der Quarzitblock erhielt<br />
seinen Platz auf dem Friedhof als Mittelpunkt<br />
einer kleinen Gedenkstätte.<br />
Er wurde von dem Steinbildhauer Willi Hartmann<br />
aus Melsungen bearbeitet, der auch die<br />
Bronzetafel mit den Namen der Gefallenen<br />
und Vermissten beider Weltkriege in den Stein<br />
eingfügte. Am Volkstrauertag in 1953 wurde<br />
die Anlage eingeweiht und ist bis heute Mahnmal<br />
und Gedenkstätte, zugleich, geblieben.<br />
Am Volkstrauertag eines jeden Jahres wird<br />
nach dem sonntäglichen Gottesdienst, der seit<br />
einigen Jahren in der Friedhofskapelle stattfindet,<br />
unter Mitwirkung des Pfarrers, der<br />
Freiwilligen Feuerwehr und des Sozialverbandes<br />
VdK Deutschland eine kurze Andacht am<br />
Ehrenmal gehalten.<br />
Adam Hofmann, Karl Jäger, Justus Kurzrock, Georg<br />
Seitz (von links)<br />
Justus Kurzrock, Heinrich Kördel, Rudi Iwanowski,<br />
Adam Hofmann, Karl Jäger (von links)<br />
Aus Anlass der Einweihung der Gedenkstätte erschien am 17.November 1953 im „HeimatEcho“<br />
der Tageszeitung „Hessische Nachrichten“ der folgende Bericht:<br />
Umsäumt von Gräbern steht das neue Ehrenmal<br />
für die Opfer beider Weltkriege auf dem<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Dorffriedhof. Ein 60 Zentner<br />
schwerer Quarzitblock, der von Lehrer<br />
Schmidt in der Gemarkung ausfindig gemacht<br />
worden war, trägt die Tafel mit den Namen<br />
der Gefallenen und zeigt in Bronze mit Stahlhelm<br />
und Schwert die Insignien deutschen<br />
Soldatentums. In die Anlage mit einbezogen<br />
wurde das Grab eines jungen Deutschen, der<br />
in den Apriltagen am Rande des Dorfes sein<br />
Leben lassen musste und hier seine letzte Ruhestätte<br />
gefunden hat. An der Einweihung des<br />
Ehrenmals beteiligte sich das ganze Dorf.<br />
Steinbildhauer Willi Hartmann übergab das<br />
Ehrenmal nach einleitenden musikalischen<br />
Darbietungen des Posaunenchors und Gedichtvorträgen<br />
an die Gemeinde. Bürgermeister<br />
Adam Hofmann übernahm es mit dem<br />
Versprechen, die Anlage zu pflegen. Sein besonderer<br />
Dank galt Lehrer Peter Schmidt für<br />
die Förderung und Unterstützung bei der Planung<br />
des Ehrenmales. Herzlicher Dank galt<br />
auch dem Leiter der Gartenbauberatungsstelle<br />
beim Landwirtschaftsamt Melsungen, Plaß, für<br />
die landschaftsgärtnerische Gestaltung der<br />
Anlage. Bürgermeister Hofmann verlas anschließend<br />
die Namen der Gefallenen beider<br />
Kriege und sagte, dass die Gemeinde dieses<br />
Opfer nicht vergessen wolle.<br />
63
026 | Unser Ehrenmal auf dem Friedhof<br />
Pfarrer Fischer stellte seine Ansprache unter<br />
das Bibelwort: „Niemand hat größere Liebe<br />
denn die, dass er sein Leben lässt für seine<br />
Freunde“. Niemand dürfe sagen, dass die gebrachten<br />
Opfer umsonst gewesen seien. Kein<br />
Tropfen Blut sei umsonst, wenn das heilige<br />
Gesetz Gottes verstanden werde.<br />
Unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden<br />
legte Bürgermeister Hofmann dann<br />
den ersten Kranz am Ehrenmal nieder. Abordnungen<br />
der VdKOrtsgruppe Melsungen, der<br />
Freiwilligen Feuerwehr, des Gemischten Chores<br />
und des Turn und Sportvereins schlossen<br />
sich mit ihren Kranzspenden an.<br />
Soweit der Zeitungsartikel. Mit folgenden Eintragungen<br />
auf der Bronzetafel des Ehrenmals<br />
wird an die vermissten und verstorbenen Soldaten<br />
der beiden Weltkriege erinnert:<br />
Zu Ehren der Gefallenen u. Vermißten Helden 1939 – 1945<br />
Fritz Cornelius * 1919 † 30.06.1941 Rußland<br />
Wilhelm Sinning * 1908 † 15.10.1941 Rußland<br />
Fritz Reinbold * 1920 † 15.12.1941 Rußland<br />
Wilhelm Seitz * 1915 † 18.07.1941 Rußland<br />
Karl Seitz * 1920 † 24.11.1942 Rußland<br />
Willi Mainz * 1921 † 24.07.1942 Rußland<br />
Emil Weß * 1915 † 18.03.1943 Rußland<br />
Karl Reinbold * 1916 † 24.04.1943 Afrika<br />
Konrad Steuber * 1922 † 02.02.1944 Rußland<br />
Heinrich Waldschmidt * 1921 † 01.09.1944 Rumänien<br />
Heinrich Seitz * 1920 † 07.09.1944 Frankreich<br />
Heinrich Riedemann * 1925 † 01.02.1945 Elsaß<br />
Christoph Göbel * 1925 † 23.03.1945 Deutschland<br />
Hans Alter * 1921 † 05.04.1945 Serbien<br />
Karl Schüler * 1910 † 21.04.1945 Jugoslawien<br />
64
Unser Ehrenmal auf dem Friedhof | 026<br />
Vermißte<br />
Heinrich Hofmann * 1910 verm. Jun. 1943 Rußland<br />
Heinrich Emmeluth * 1924 verm. Dez. 1944 Ungarn<br />
Konrad Reinbold * 1925 verm. März 1945 Ostpreußen<br />
Neubürger durch Folgen des Krieges<br />
Paul Keppel * 1905 † 10.01.1943 Frankreich<br />
Alfred Rößner * 1927 † 01.04.1945 <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Harry Arsand * 1924 verm. Aug. 1943 Rußland<br />
Ernst Richter * 1914 verm. Aug. 1944 Rumänien<br />
Willi Marotzke * 1903 verm. Okt. 1944 Albanien<br />
Johann Hinrichs * 1911 verm. Feb. 1945 Ungarn<br />
Artur Horn * 1896 verm. Feb. 1945 Rußland<br />
Erwin Hofmann * 1917 verm. Juni 1944 Rußland<br />
In steter Erinnerung der Gefallenen u. Vermißten Helden 1914 – 1918<br />
Heinrich Kieber * 1889 † 14.10.1914 Rußland<br />
Wilhelm Mainz * 1884 † 22.10.1914 Belgien<br />
Georg Hofmann * 1882 † 17.12.1914 Frankreich<br />
Lorenz Schüler * 1880 † 05.04.1916 Rußland<br />
Heinrich Emmeluth * 1893 † 17.06.1917 Frankreich<br />
Johannes Schmelz * 1887 † 04.01.1918 Frankreich<br />
Valentin Schmidt * 1895 † 24.03.1918 Frankreich<br />
Heinrich Ruppel * 1891 † 04.04.1918 Frankreich<br />
Justus Worst * 1889 † 10.07.1918 Frankreich<br />
Vermißte<br />
Heinrich Wenzel * 1885 verm. 21.10.1914 Frankreich<br />
Siemon Bubenheim * 1898 verm. 29.08.1918 Frankreich<br />
Die Inschrift auf dem Grabstein des mit in die Anlage integrierten Grabes lautet:<br />
Soldat Alfred Rößner * 12.01.1927 † 01.04.1945<br />
65
027 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Salbuch<br />
Ein "Salbuch" war eine amtliche, vom Landesherrn<br />
angeordnete Aufzeichnung über seine<br />
Rechte, Einkünfte und Liegenschaften. Seinen<br />
Rechten standen auf der anderen Seite die<br />
Pflichten seiner Untertanen gegenüber. Die<br />
ersten Salbücher in Hessen gab es am Anfang<br />
des 14. Jahrhunderts. Zunächst wurden sie<br />
nur für einzelne Orte, Gerichte, Vogteien, Ämter<br />
und Herrschaften erstellt. Bis Ende des 16.<br />
Jahrhunderts erfassten sie schließlich das<br />
ganze Land.<br />
1575 wurde auf Anordnung der Obrigkeit auch<br />
ein Salbuch für <strong>Schwarzenberg</strong> angelegt. In<br />
ihm steht am Anfang, dass das Dorf dem „allergnädigsten<br />
Herrn und Fürst“ gehört, und<br />
seine Bewohner ihm in seinem Haus in Melsungen<br />
(Schloss), wie sonstiges Gesinde dienen<br />
müssen.<br />
Die Pächter von 8 1/2 Huben (Hufen) Grundbesitz<br />
sind ihm ebenfalls dienst und steuerpflichtig.<br />
Im einzeln sind dann die Größe des<br />
Eigentums, die erwarteten Erträge und die<br />
darauf zu leistenden Steuern und Abgaben der<br />
Dorfbewohner für die Zeit von 1575 – 1737<br />
festgesetzt.<br />
Die interessantesten Details aus dem von<br />
Lehrer P. Schmidt erstellten Auszug sind in<br />
dem Artikel „Bauerntum“ dieses Buches bereits<br />
erwähnt.<br />
Lager, Stück und Steuerbuch<br />
Das Staatsarchiv Marburg hat<br />
uns eine digitale Fassung dieses<br />
Buches übermittelt. Einen<br />
Teil seines Inhalts ist ebenfalls<br />
in dem Artikel „Bauerntum“<br />
dieses Buches in unserer Sprache<br />
und Schrift enthalten. Weil<br />
dieses Buch aber frühe umfassende<br />
Angaben über unser Dorf<br />
enthält, habe ich es in seinem<br />
Wortlaut aus der damals üblichen<br />
Kurrentschrift (Deutschen<br />
Schrift) in unsere heutige<br />
Schrift übertragen.<br />
Um zu demonstrieren, wie damals<br />
gesprochen und geschrieben<br />
wurde, habe ich den Wortlaut<br />
gegenüber dem Original<br />
nicht verändert. Leider konnte<br />
ich einige Wörter oder Ausdrücke<br />
nicht entziffern. Sie sind<br />
im Text mit ……… dargestellt.<br />
Zum besseren Verständnis habe<br />
ich heute nicht mehr gebräuchlichen<br />
Worte am Ende<br />
des jeweiligen Abschnitts<br />
übersetzt.<br />
Lager, Stück und Steuerbuch von 1744 für <strong>Schwarzenberg</strong><br />
66
027 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Accidentien = Gebühren<br />
Extract = Auszug<br />
pro parte Salary = als Teil der Besoldung<br />
copulation = Eheschließung<br />
§ 8<br />
Freyes Schulhauß, Güter und Accidentien<br />
Ein freyes Schulhauß und 1/4 Acker 8 Ruthen<br />
Garten inglusive 1/16 Acker 5 Ruthen Wiese<br />
und den Kirchhoff hat ein zeitiger Schulmeister<br />
pro parte Salary zur Benutzung. Die Accidentien<br />
und Schullohn hat er ebenfalß wie gewöhnlich<br />
in dieser Gemeindte.<br />
§ 9<br />
Mineralia<br />
Deren werden hieselbst keine gegraben; alsdaß<br />
der hiesige Ziegelbrenner den Thon im<br />
herrschafftlichen Walde gräbt, gibt das Fahs<br />
26 alb an gnädigste Herrschafft.<br />
§ 10<br />
Gemeinds Gebräuche<br />
Die Gemeindsgebräuche allhier bestehen in 2<br />
5/8 Acker 8 Ruthen Wiesen, 3/16 Acker 5 Ruthen<br />
Hirtengarten und 18 5/16 Acker Koppelhudenrasen,<br />
worauff die Stadt Milsungen<br />
ebenfalls die Hude hat.<br />
§ 11<br />
Bau und Brennholtz<br />
Ein Baur allhier bekommt 3 Klafter und ein<br />
Köther 2 Klafter Buchenscheite aus dem Kehrenbacher<br />
Forst. Die Köther aber bekommen<br />
aus dem Milsunger Forst gegen die gewöhnliche<br />
gantze Forstgebühr. Das Bauholz bekommen<br />
sie ebenfalß daraus, gegen gewöhnliche<br />
Forstgebühr.<br />
Köther = Kleinbauer od. Tagelöhner<br />
§ 12<br />
Maste<br />
Treiben ihre Mastschweine, wenn Mast ist, auf<br />
vorbe …… herrschaftliche Waldung gegen die<br />
gewöhnliche gantze Mastgebühr.<br />
§ 13<br />
Hud und Weyd Gerechtigkeit<br />
Diese Gemeinde treibt ihr Vieh auf den herrschaftlichen<br />
Milsunger Wald woselbst ihnen<br />
ein gewißer District abgebunden wird, und bestehet<br />
ihre Viehherden in 21 Pferden, 44 Ochsen,<br />
33 Kühen und 80 Schafen ohne die Rinder<br />
und Schweine. Sie haben das Gefutter von<br />
Vieh nicht gar zu hinlänglich, sondern müssen<br />
dessen noch kauffen.<br />
§ 14<br />
Schäfferey<br />
Hierselbst dorfen sie Schafe halten, haben<br />
dermalen ein Hauff von 80 Stück, geben an<br />
gnädigste Herrschaft 1 Pfirchhamel und 1<br />
Lamm, desgleichen von jedem Stück 6 hlr<br />
Triftgeld und 20 alb Käßegeld vom gantzen<br />
Hauffen.<br />
§ 15<br />
Braugerechtigkeit<br />
Solche haben sie nicht, sondern sind gezwungen<br />
ihr benöthigtes Bier in der Stadt Milsungen<br />
zu holen.<br />
§ 16<br />
Erbauung, Werth und Miethe derer Häußer<br />
Allhier kostet das beste Hauß zu erbauen 300<br />
Rthlr, das mittelmäßige 150 Rthlr und das<br />
schlechteste 40 Rthlr. Hingegen ist das beste<br />
200 Rthlr, das mittelmäßige 100 Rthlr und das<br />
schlechteste 30 biß 20 Rthlr werth. Zugleich<br />
könnte das beste um 5 Rthlr, das mittelmäßige<br />
3 Rthlr und das schlechteste um 1 Rthlr<br />
jährlich vermiethet werden.<br />
§ 17<br />
Anzahl der Häußer, der Menschen, auch<br />
gewerbtreibender Persohnen, hersschaftl.<br />
Gemeinds und anderen Bedienten<br />
Dieses Dorff besteht in 32 gantzen Häußern<br />
oder Feuerstätten, einem Gemeindshirtenhauß<br />
und Schulhauß und einer Kirche. Darinnen<br />
wohnen 31 Männer, 35 Weiber, 36 Söhne,<br />
43 Töchter, 11 Knechte und 8 Mägde, darunter<br />
sind 17 Ackermänner, 1 Schneider, 1 Ziegelbrenner,<br />
1 Schiffsmann, 1 Branndtweinbrenner,<br />
7 Leinweber, 1 Brechenmacher und 1<br />
Taglöhner. An Bedienten 1 Grebe und 2 Vorsteher,<br />
müssen auch 1 Außschößer, 1 Nebenmann<br />
und 1/4 Grenadier halten.<br />
Außschößer u. Nebenmann = Beisitzer und<br />
Vertreter für die niedere Gerichtsbarkeit<br />
68
Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong> | 027<br />
Consumtion = Verbrauch<br />
Brandtweinsblaße = kupfernes Gefäß zum<br />
Branntweinbrennen<br />
Conzehsion = Konzession<br />
§ 20<br />
Situation und Qualitet des Feldes auch<br />
casus fortuiti, item qualitas moralis der<br />
Güter<br />
Der meiste Theil deren Felder gehet hinaufwerts<br />
biß an die herrschaftlichen Waldungen,<br />
grenzet auch theils an dem Milsunger und<br />
Röhrenfurther Felde, dieß und jenseits der<br />
Fulda, ist meist wassergallicht Thon und steinigter<br />
Qualitet und ist dem Wildfraß sehr unterworfen,<br />
die gutes bringen allhier zwischen<br />
dem Dorffe und der Fulda gehören gnädigster<br />
Herrschafft, die anderen aber sind schlecht<br />
und trocken.<br />
§ 17 – 19 Bewohner und Infrastruktur<br />
§ 18 Mühlen<br />
Hierselbsten ist keine Mühle, sie müssen in<br />
den Milsunger Mühlen mahlen.<br />
§ 19<br />
Wirtschafft Consumtion und Brandtweinsblaße<br />
Allhier treibt …….. Conrad Noll dermahlen<br />
Wirthschafft mit Bier und Brandtwein und<br />
muß desfalß alle 3. Jahr 2 Conzehsiones auff<br />
königlfürtstliche Renthkammer lösen, alß auch<br />
jährlich 2 ……. Gulden geben. Die Consumtion<br />
aber ist geringe und verzapft kaum jährlich 30<br />
biß 40 Zober Bier und 4/2 Ohme Brandtwein.<br />
Sonst hat auch Henrich Riemanns Frau eine<br />
Brandtweinsblaße von 20 eymer verzapft,<br />
auch einzeln Brandtwein, und zwar jährlich<br />
……. 2 1/2 Ohm, muß desfalß zwey Conzehsiones<br />
lösen.<br />
Die qualitatem moralem betreffend, so finden<br />
sich 6 1/2 Hufen so gnädigster Herrschafft<br />
dienst„ zins„ und zur 10. Garbe zehendbar<br />
sind, sodann 2 dergleichen Hufen, so gnädigster<br />
Herrschaft nur halb dienstbar und ganz<br />
zehendfrey und einem zeitigen Diacono zu<br />
Milsungen zinßbahr sind, zugleich 2 dienstfreye<br />
Hufen deren von Nordeck zu Milsungen<br />
Zinßen und auf doppelte Fülle zu Lehen gehen,<br />
und geben auff jeden Fall soviel …… alß<br />
sie Metzen ……. an selbigen Zinsen.<br />
Die übrigen Güter sind erb und dienstfrey außer<br />
denen § 4 u. 8 gemeldten herrschaftlichen<br />
und Schulgütern und finden sich vorgemeldte<br />
Güter alle nach deren Ackerzahl § 30.<br />
casus fortuiti = Zufälligkeiten<br />
item qualitas moralis = ferner rechtliche Beschaffenheit<br />
§ 21<br />
Schulden auff der Gemeinde<br />
Keine<br />
§ 22<br />
Korn Außsaaht<br />
Auff einen der besten Äcker allhier werden<br />
gesäet 5 Caßler Metzen, auf den mittelmäßigen<br />
5 1/2 Metzen und den schlechtesten 5 3/4<br />
Metzen.<br />
69
027 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
§ 23<br />
Korn Erndte und Gewicht<br />
Auf dem besten Acker werden 35, dem mittelmäßigen<br />
20, und dem schlechtesten 14 Garben<br />
geerndet und werden auß 60 ordinaire 2<br />
Viertel 8 Caßler Maß ausgedroschen. Das<br />
Viertel Korn wiegt 250 Pfund.<br />
ordinaire = gewöhnlich<br />
§ 24<br />
Gersten Außsaath und Erndte<br />
Auf dem besten Acker werden ordinaire geerndet<br />
30 Garben, dem mittelmäßigen 16<br />
Garben und dem schlechtesten wird keine<br />
Gerste gesäet. Auß einem Fuder werden<br />
ebenfals 2 Vierthel 8 Metzen Caßler Maß gedroschen.<br />
Hingegen werden 5 1/2 Metzen<br />
Caßler Maß auf einem Acker ausgesäet.<br />
§ 25<br />
Hafer Außsaaht und Erndte<br />
Deßen wird 6 Metzen auf einen Acker gesäet<br />
und 12 biß 14 Garben wieder geerndtet. Auß<br />
einem Fuder werden 4 Vierthel gedroschen.<br />
§ 26<br />
Werth und Miethe der Länderey<br />
Der beste Acker Land allhier ist werth 30<br />
Rthlr, der mittelmäßige 20 Rthlr und der<br />
schlechteste 10 Rthlr und könnte der beste<br />
um 1 Rthlr, der mittelmäßige um 2/3 Rthlr<br />
und der schlechteste um 1/3 Rthlr jährlich<br />
vermiehtet werden.<br />
§ 27<br />
Wießenwuchs<br />
Die Wiesen sind allhier nur 1 und 2 schürig<br />
und wächset auff dem besten Acker 7, dem<br />
mittelmäßigen 4 und dem schlechtesten 2<br />
Centner Heu und Grommet.<br />
1 und 2 schürig = Wiese wird ein oder zweimal<br />
im Jahr gemäht<br />
Grommet = zweiter Schnitt einer Heuwiese<br />
§ 28<br />
Werth und Miethe der Wießen<br />
Der beste Acker Wiesen allhier ist werth 35<br />
Rthlr, der mittelmäßige 24 Rthlr, der schlechteste<br />
12 Rthlr und könnte der beste um 1 1/3<br />
Rthlr, der mittelmäßige um 3/4 Rthlr und der<br />
schlechteste um 1/2 Rthlr vermiethet werden.<br />
§ 29<br />
Meßung<br />
Diese Dorfschaft ist in ao von dem Landmeßer<br />
Kleinschmidt mit der 14schuhigen Ruthe deren<br />
150 Quadrat Ruthen einen Acker machen.<br />
(vermessen worden; fehlt)<br />
ao = anno = im Jahr (Jahreszahl fehlt)<br />
§ 30<br />
Gantzer Inhalt der Dorfschaft u. deren<br />
Feldmark<br />
Das Dorff bestehet wie § 17 bereits gemeldt in<br />
32 gantzen Feuerstädten und einem Gemeindts<br />
Hirten und Schulhauß, auch Kirche,<br />
davon Feldmark aber als<br />
1.) die 6 1/2 Hufen, so gnädigster Herrschaft<br />
ganz dienst, zinß und zehendbar sind,<br />
solche bestehen in 369 5/8 Acker 16 1/2<br />
Ruthen Wiesen und Garten, 251 1/16<br />
Acker 31 Ruthen Land und 8 7/8 Acker 4<br />
Ruthen wüste Triescher. Sodann<br />
2.) die 2 Hufen, so gnädigster Herrschaft nur<br />
halb dienstbar und einem zeitige Diacono<br />
in Milsungen Frucht und andere Zinßen<br />
entrichten und bestehen solche in 43 3/16<br />
Acker 16 Ruthen Wiesen und Garten, 26<br />
1/16 Acker 2 3/8 Ruthen Land und 1 5/8<br />
Acker 7 Ruthen wüste Triescher.<br />
3.) Die 2 Nordeckischen Hufen, so gnädigster<br />
Herrschaft zehendbar denen von Nordeck<br />
zu Milsungen, aber zinßenpflichtig auch<br />
aus doppelter Fülle lehnbar, bestehen in<br />
76 3/16 Acker 28 Ruthen Land und 14 3/8<br />
Acker 2 Ruthen Wiesen, Triescher 2 Acker<br />
15 Ruthen.<br />
4.) Die übrigen Erb„ und dienstfreien Güter<br />
bestehen in 77 11/16 Acker 31 Ruthen<br />
Land, 43 3/8 Acker 33 Ruthen Wiese und 2<br />
3/8 Acker 30 Ruthen wüste Triescher.<br />
5.) Die Gemeinds Güter bestehen in 2 5/8<br />
Acker 8 Ruthen wiesen, 3/16 Acker 5 Ruthen<br />
Garten und 18 5/16 Acker …… Rasen,<br />
worauff die Stadt Milsungen Koppelhude<br />
hat, in Summa 451 7/16 Acker 3 Ruthen<br />
Land, 191 5/8 Acker 70 7/12 Ruthen Wiesen<br />
und Garten und 22 3/16 Acker 30 7/8<br />
Ruthen wüste Triescher.<br />
70
027 | Amtliche Bücher über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
2. Müssen sie alle bey Erbau und Reparirung<br />
des Schlosses und Renthhofs zu Milsungen<br />
erfordernde Handdienste verrichten.<br />
3. Müssen sie oberwehnte Erbs und bohnenstecken<br />
……….<br />
4. Alle Wochen 6 persohnen durchs gantze<br />
Jahr ins Schloss kommen, selbiges zu reinigen,<br />
früchte zu …… , sonst auch durchs<br />
gantze Jahr noch viele Hand und gehe<br />
Dienste verrichten müßen.<br />
5. Haben wöchentlich 12 Persohnen von Ostern<br />
bis Martini in dem herrschaftlichen<br />
Garten alle erfordernden Handdienste als<br />
jäten, graben, zu verrichten.<br />
6. Müßen sie auch die auß hiesigem Ambte an<br />
gnädigste Herrschaft fallende fette<br />
Schweine und Hammel nach Caßell bringen.<br />
Desgleichen auch fals Ochsen, so von<br />
gnädigster Herrschaft darum aufgekauft<br />
werden, auch manchmal Briefe und dergleichen<br />
Sachen nach Caßell tragen.<br />
7. Müssen sie das Heu von den herrschaftlichen<br />
Wiesen vor Milsungen und Schwartzenberg,<br />
wann solches wieder von Milsungen<br />
wegzufahren ist, vom Bantzen<br />
herunter holen und aufladen.<br />
PS. Auf jeden Wagendienst werden 6 hlr<br />
und den handdienst 3 hlr von gnädigster<br />
Herrschaft bezahlet.<br />
7. Sonsten verrichten sie auch alle Landfolgen<br />
gleich anderen unterthanen, als da<br />
sind Kriegsfuhren, Landstraßen, Wege und<br />
Brückenbaudienste.<br />
7. PS. Außer vorgemeldten Dienstpflichtigen<br />
in dieser Gemeinde finden sich noch 2<br />
Hüfner alß Hans Curth Hofmann und Johannes<br />
Hofmann, so die § 30 u. 20 gemdt.<br />
2 Nordeckischen Lehnhufen und Häußer<br />
besitzen, welche in den obgemdt. herrschaftlichen<br />
Fahr und Handtdiensten nicht<br />
concurieren, dahingegen verrichten sie<br />
denen von Nordeck wann einmahl an denen<br />
…… Nordeckischen Häußern zu Milsungen<br />
etwas repariert wird, die nöthigen<br />
Handdienste.<br />
7. Diese alß auch die anderen im Dorfe müssen<br />
auch soweit so ihre Hufenhude gehet,<br />
das herrschaftlich gefällete Wildpret nach<br />
Milsungen fahren.<br />
§ 35<br />
Heer, Wagen<br />
Allhier finden sich 2 Hufen so dem zeitigen<br />
Diacono zu Milsungen zinsbar und gnädigster<br />
Herrschaft halbdienstbar sind, davon müssen<br />
die Besitzer tempore belli zur Beschützung der<br />
hessischen Lande 1 Artillerieknecht, 1 Pferd<br />
und 1 Wagenrad an gnädigste Herrschaft entrichten.<br />
tempore belli = im Kriegsfall<br />
§ 36<br />
Civil und Criminal Jurisdiction, ith. hohe<br />
und niedere Jagden<br />
Stehen allergnädigster Herrschaft zu und wird<br />
erstens von denen Beambten zu Milsungen<br />
administriert, die Jagden ebenfals von dem<br />
Förster daselbst über……<br />
Civil und Criminal Jurisdiction = Gerichtsbarkeit<br />
§ 37<br />
Leibeigenschaft<br />
Cehat (keine)<br />
§ 38<br />
Steur Capital ein Haus ins andere<br />
Thut 34 14/33 fl<br />
§ 39<br />
Steur Capital ein Acker Land in den andern<br />
Thut 7 1/3 fl<br />
Steur Capital 1 Acker Wiesen in den andern<br />
Thut 7 1/2 fl<br />
Sodann ein Acker Land und Wiese inden andern<br />
nach Abzug der onerum<br />
Thut 4 1/3 fl<br />
onerum = Belastung<br />
§ 40<br />
Sorten Land und Wiesen, wie auch Clahsification<br />
Allhier hat man das Land in 4 und die Wiesen<br />
und Garten in 4 Sorten gebracht und kommt<br />
das Land in …Text fehlt…. und die Wiesen und<br />
Gerten in …Text fehlt….<br />
Clahsification = Einstufung<br />
72
028 | Hessische Maße, Gewichte und Münzen<br />
Getreide<br />
Casseler Maß<br />
1 Viertel = 16 Metzen = 160 Liter oder allgemein<br />
250 Pfund<br />
1 Metze = 4 Becher = 10 Liter<br />
1 Viertel Roggen = 125 kg<br />
1 Viertel Gerste = 107,5 kg<br />
1 Viertel Hafer = 75 kg<br />
Homberger Maß<br />
1 Viertel = 16 Metzen = ca. 200 Liter<br />
1 Viertel = 20 Casseler Metzen = 200 Liter<br />
1 Metze = ca. 12,5 Liter<br />
1 Viertel Roggen = 150 kg<br />
Münzen<br />
Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert gab es<br />
eine Vielzahl von Münzen. Bei den Zahlungsmitteln<br />
waren bis 1914 in Deutschland Kurantmünzen<br />
ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel.<br />
Kurantmünzen, waren<br />
„vollwertige, umlaufende, gangbare, kursierende“<br />
Münzen, deren Wert durch den Metallwert<br />
gedeckt war. Nach dem Salbuch von<br />
1575 zahlten die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern ihre<br />
Abgaben in „Albus“ und „Heller“. Im Steuerstock<br />
von 1737 und im Lager, Stück und<br />
Steuerbuch von 1744 wird auch der Reichstaler<br />
(Abkürzung: Rthlr, Rthl, rthl) als Zahlungsmittel<br />
erwähnt.<br />
1 Reichstaler = 32 Albus (alb) oder 24 gute<br />
Groschen<br />
1 Albus = 12 Heller<br />
1 Gulden (fl) (von Florentiner Goldgulden) =<br />
zwischen 26 und 28 Albus<br />
1 Taler = 30 Silbergroschen (19. Jhdt)<br />
1 Silbergroschen = 1 Albus = 12 Heller. Ab<br />
1834 ersetzte der Gute Groschen den Albus.<br />
Albus Münze von<br />
1564<br />
Heller von 1744<br />
Albus Münze von 1749<br />
1/8 Reichsthaler von 1749<br />
1 Thaler von 1842 2 Silbergroschen von 1842<br />
74
3<br />
Infrastruktur<br />
75
03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />
Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1950<br />
von Adolf Seitz<br />
Das Dorfbild<br />
Form und Lage der Dörfer richteten sich<br />
früher nach der Flureinteilung und der Bodenbeschaffenheit.<br />
Durch diese Vorgaben entstanden<br />
entweder Reihendörfer oder Haufendörfer.<br />
Planmäßig angelegte Dorfsiedlungen<br />
entstanden erst zur und nach der Zeit Karls<br />
des Großen (800 n. Chr.).<br />
Was die Ureinwohner von <strong>Schwarzenberg</strong> bewogen<br />
hat, das Dorf auf einer kleinen Anhöhe<br />
(180 m hoch) im Fuldatal, rechts der Fulda, zu<br />
gründen, wissen wir nicht. Vielleicht war es<br />
das vorhandene Wasser, nicht nur der Fulda,<br />
die vor dem Bau der Eisenbahn noch näher an<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> vorbei floss, sondern auch das<br />
Wasser, das im Höhbach, Rosengrund, Heidel<br />
und Eulsgraben in das Tal floss. Vielleicht<br />
war es auch die geographische Lage, denn<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wird durch Haarberg, Metzewinkel<br />
und Karlshagen gegen die kalten Nordund<br />
Ostwinde geschützt.<br />
Wie unser Dorf in 1262, als Ritter Helfrich<br />
Burgherr der <strong>Schwarzenberg</strong>er Burg war, ausgesehen<br />
hat, ist nicht bekannt. Die Burg stand<br />
rechts vom Burggraben, dort wo heute die<br />
Häuser Kördel, Nickel (früher altes Schulhaus),<br />
Ickler und K. Wenzel (Riedforststraße<br />
43, 45, 49, 51) stehen. In einer handschriftlichen<br />
Aufzeichnung gibt Lehrer Peter Schmidt<br />
die Zahl der Häuser des Dorfes in 1262 mit<br />
20, in 1456 aber nur noch mit 5 Häusern an.<br />
Wenn man diese Zahlen, die nicht historisch<br />
belegt sind, vergleicht, muss man vermuten,<br />
dass bei der Zerstörung der Burg in 1293<br />
auch andere Häuser zerstört wurden, die später<br />
wieder auf oder neu gebaut wurden.<br />
Einen indirekten Hinweis auf die Anzahl der<br />
Häuser in 1575 gibt das Salbuch von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
In ihm sind die landwirtschaftlichen<br />
steuerpflichtigen Betriebe mit ihren Eigentümern<br />
aufgeführt. Da es 16 Betriebe sind, kann<br />
man davon ausgehen, dass es in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
damals mindestens 16 Häuser gab. Eine<br />
genaue Zahl von Häusern wird im statistischen<br />
Handbuch „Oekonomischer Staat“ des<br />
Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen im Jahr<br />
1615 für <strong>Schwarzenberg</strong> nicht angegeben. Der<br />
Eintrag „Schwartzenbergk hat 20 Haushaltungen,<br />
die Gemeinde eingepfarrt in Melsungen“,<br />
lässt vermuten, dass <strong>Schwarzenberg</strong> damals<br />
aus 20 Häusern bestand.<br />
Ob, und wie viele Häuser im 30jährigen Krieg<br />
(1618 – 1648) in <strong>Schwarzenberg</strong> durch die<br />
Besetzung durch Schweden und Kroaten zerstört<br />
und verwüstetet wurden, ist nicht bekannt.<br />
Das gleiche gilt auch für den 7jährigen<br />
Krieg (1756–1763).<br />
Die erste historisch belegte Angabe über die<br />
Anzahl der Häuser, nämlich 33, erfahren wir<br />
aus dem Salbuch aus dem Jahr 1719. Dort<br />
heißt es: „Die Dorfschaft Schwartzenberg hat<br />
27 Haus und Hofreyden, 6 Einzelhäuser.“<br />
Auch das „Lager Stück und Steuerbuch“ von<br />
1744 gibt durch eine Bestandsaufnahme Auskunft<br />
über die Entwicklung des Dorfes. Dort<br />
steht über <strong>Schwarzenberg</strong> (sinngemäß übertragen):<br />
„Eine Durchgangsstraße gibt es nicht. Eine<br />
Kirche ohne Pfarrhaus, ein Gemeindehirtenund<br />
schulhaus sind vorhanden. Das Dorf besteht<br />
aus weiteren 32 Häusern und hat 164<br />
Einwohner.“<br />
Der Standort des erwähnten Gemeindehirtenhauses<br />
ist unklar. Nach Aufzeichnungen von<br />
Lehrer Schmidt stand es entweder rechts vom<br />
Torbogen, der den Eingang zum Kirchhof bildet<br />
oder an der Stelle, an der beim Neubau<br />
der Schule in 1899 die Treppe zum Schulhof<br />
entstand. Es wurde jedenfalls abgerissen und<br />
oberhalb der Abzweigung der „Blumenstraße“<br />
von der Straße „Zur Kroneneiche“ wurde ein<br />
Gemeindehaus mit Spritzenhaus, zu dem auch<br />
der Ziegenbockstall gehörte, gebaut.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg wurde es von den Familien<br />
Schmid und Karl bewohnt. Später<br />
76
Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />
diente dieses Häuschen dem TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
als Umkleidehaus mit Duschmöglichkeit.<br />
Nach dem Neubau des neuen Vereinsheims in<br />
1987 wurde es abgerissen.<br />
Dr. Georg Hassel erwähnt in seinem in 1813<br />
erschienenen „Statistischen Repertorium über<br />
das Königreich Westphalen“, dass es in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> 33 Häuser und 239 Einwohner<br />
gab.<br />
In 1822 gibt es bereits 37 Häuser mit 260<br />
Einwohnern in unserem Dorf. (Statistik und<br />
Topographie des Kurfürstenthums Hessen von<br />
D.J.D.U Höck 1822)<br />
Aus der in 1842 erschienen „Beschreibung<br />
des Kurfürstenthums Hessens“ von G.<br />
Landau geht hervor, dass die Häuserzahl von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> auf 39 Häuser angewachsen<br />
war, in denen 347 Einwohner lebten. Diese<br />
Zahlen werden im „Neuesten und gründlichsten<br />
alphabetischen Lexikon der sämtlichen<br />
Ortschaften der Deutschen Bundesstaaten“<br />
von Johann Friedrich Kratzsch 1843 bestätigt.<br />
In 1883 wurde für die erste Feuerspritze ein<br />
Spritzenhaus gebaut. Es stand in der Nähe der<br />
heutigen Treppe zum Schulhof und wurde wie<br />
das Gemeindehirtenhaus, beim Neubau der<br />
Schule in 1899 abgerissen und in das neu<br />
gebaute Gemeindehaus in der „Trift“ (heute<br />
Straße „Zur Kroneneiche“) integriert.<br />
Nach einer von Lehrer Schmidt erstellten Einwohnerstatistik<br />
blieb die Zahl der Häuser bis<br />
zum Jahr 1888 konstant. Über 43 Häuser in<br />
1897, 45 Häuser (davon 22 Bauernhöfe) in<br />
1910, steigt die Häuserzahl auf 56 in 1935 an<br />
und bleibt bis 1954 unverändert.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> war ursprünglich ein Reihendorf.<br />
Die meisten Häuser standen auf beiden<br />
Seiten der heutigen „Riedforststraße“ und der<br />
„Jahnstraße“. Einige weitere Häuser hatten ihre<br />
Standorte in der Straße „Zur Kroneneiche“<br />
und in der Straße „Über den Gärten“.<br />
Die Nummerierung der alten Häuser begann<br />
am Ortseingang von Melsungen mit der Nummer<br />
1 (heute Seckenbach 2, Mander) und<br />
wurde auf der linken Seite der „Riedforststraße“<br />
mit den Nummern 2 – 20 bis zum Ortsende<br />
in Richtung Röhrenfurth weitergeführt. Von<br />
dort ging es, unter Einbeziehung der übrigen<br />
Straßen, mit den Nummern 22 – 41 auf der<br />
anderen Seite wieder zurück. Die beiden letzten<br />
Häuser am Ortsende nach Röhrenfurth<br />
waren, bis 1901, die heutigen Häuser Jahnstraße<br />
1, Becker (früher Johannes Alter) und<br />
Riedforststraße 61, T. Groß (früher Adam Hofmann).<br />
Später errichtete Häuser wurden bis zur Eingemeindung<br />
nach Melsungen in 1974 immer<br />
fortlaufend nummeriert. Die Hausnummern<br />
mit den Zusätzen 1/2, 1/4 oder 1/8 entstanden<br />
durch Umbau von Häusern, Anbau an bestehende<br />
oder Neubauten für abgerissene<br />
Häuser. Ergänzungs oder Anbauten, wie z. B.<br />
Stallungen, Scheunen und Schuppen waren<br />
charakteristisch für das frühere Dorfbild. Die<br />
einzelnen Hofflächen mit ihren Häusern waren<br />
voneinander durch Zäune oder Mauern getrennt,<br />
zur Straßenseite aber meistens offen.<br />
Am 27.04.1912 wird von der Gemeindevertretung<br />
nach längeren Verhandlungen und<br />
mehrmaliger Ablehnung ein „Statut gegen die<br />
bauliche Verunstaltung in der Gemeinde“ angenommen.<br />
Inwieweit diese Verordnung<br />
Früchte getragen hat ist offen, denn in 1937<br />
wird ein neues Ortstatut gegen die Verunstaltung<br />
des Dorfbildes erlassen. In ihm geht es<br />
um die Verschönerung des Ortsbildes, indem<br />
man Bausünden (keine Massivbauten neben<br />
Fachwerkhäuser, unschöne Anbauten, wildes<br />
Bauen von Schuppen) vermeiden will.<br />
Zäune, Hecken und Gräben sollen sorgfältig<br />
geplant und gepflegt werden. Die Gemeinde<br />
hat Sorge dafür zu tragen, dass Strassen,<br />
Plätze, Ecken und Winkel ordentlich aussehen.<br />
Bachläufe und Gräben sind sauber zu halten,<br />
Bänke und Ruhesitze sind, auch mit Hilfe der<br />
Jugend, zu erhalten und vor sinnloser Zerstörung<br />
zu schützen. Die Lücken zwischen den<br />
Häusern an den Dorfstrassen sollen mit Bäumen<br />
bepflanzt werden. Bei aller Verschönerung<br />
sollen aber keine städtischen Verhältnisse<br />
geschaffen, sondern der dörfliche<br />
Charakter betont und erhalten werden. Um<br />
die Vorgaben durchführen zu können, wird<br />
laut Gemeindebeschluss vom 13.02.1938 ein<br />
Ortsausschuss für die Pflege und Schönheit<br />
des Ortsbildes gebildet. Mitglieder sind Wilhelm<br />
Sinning, Konrad Riedemann und Christian<br />
Jacob.<br />
Über den früheren Zustand des Dorfes macht<br />
Lehrer Peter Schmidt folgende Anmerkungen:<br />
„Die Schule passt nicht in das Dorfbild und es<br />
77
Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />
Im allgemeinen Sprachgebrauch gab es für<br />
bestimmte Orte und Plätze des Dorfes besondere<br />
Namen.<br />
Unter der „Ziegelhütte“ mit „Ziegelbarthels<br />
Haus“ verstand man, das Gebiet um das Haus<br />
Nr. 1 am Ortseingang aus Richtung Melsungen,<br />
(heute Seckenbach 2, Mander). Dort<br />
wohnten und arbeiteten früher die Ziegelbrenner.<br />
Oben:<br />
Brücke über den<br />
Burggraben 1910<br />
Links das alte<br />
Schulhaus<br />
Links:<br />
Die verbreiterte<br />
Brücke mit Eisengeländer<br />
In 1911 errichtet S. Kördel im Burggraben an<br />
seinem Grundstück (heute Riedforststraße 43,<br />
L. Kördel) eine hohe Mauer, die heute noch zu<br />
sehen ist. Die im Burggraben gewachsenen<br />
Eschen werden 1912 gefällt und in 1913 wird<br />
der Rand des Baches, der in dem Burggraben<br />
der Fulda zufließt, mit Faschinen befestigt. Im<br />
Graben führte ein zwei Meter breiter Fußweg<br />
in Richtung Fulda. Über ihn erreichte man die<br />
„Spicke“, einen Holzsteg, über den Fußgänger<br />
die auf der anderen Seite der Fulda gelegenen<br />
Felder erreichen konnten. In 1959 wird der<br />
Bach reguliert und kanalisiert.<br />
Dort in der Nähe gab es auch die „Alte Gosse“,<br />
eine Wasserstelle für das Vorderdorf.<br />
Als „Heuchel oder Hüchelstein" wurde ein<br />
Platz hinter dem früheren Haus Waldschmidt<br />
(heute Riedforststraße 12/14, Arsand) bezeichnet.<br />
Auf ihm stand früher vermutlich der<br />
Pranger mit Halseisen, an den Bestrafte angekettet<br />
und öffentlich vorgeführt wurden.<br />
Die „Schanze“ lag hinter den Häusern<br />
(Schwarz, Riedforststraße 28 und Mey, Riedforststraße<br />
26). Dort befand sich eine Stellung,<br />
von der im 30jährigen Krieg auf die das<br />
Dorf beschießenden Schweden, zurückgeschossen<br />
wurde.<br />
Der Platz vor dem Kirchtor wurde als „Der<br />
Markt“ bezeichnet. Die Fläche links der Riedforststraße<br />
mit den Häusern Nickel, Kördel,<br />
Ickler und Wenzel nannte man früher die<br />
„Burg“, weil ja hier die Ritterburg gestanden<br />
hatte.<br />
Blick auf die „Burg“ vom Westen<br />
Hier verlief der ehemalige Burggraben. Rechts im<br />
Bild ist noch die die in 1911 errichtete Mauer zu sehen.<br />
Am Platz um die Linde, deren Alter im Naturdenkmalbuch<br />
des Kreises Melsungen von 1947<br />
bereits auf 300 400 Jahre geschätzt wurde<br />
und die 1950 unter Naturschutz gestellt wurde,<br />
spielte sich früher das gemeindliche und<br />
politische Leben ab. Dort beriet sich die Be<br />
79
03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />
völkerung, der Grebe informierte über wichtige<br />
Entscheidungen, Jugendliche trafen sich<br />
zum Tanz. Die Linde wurde in 1901 ummauert,<br />
1938 wurde der Platz gepflastert. Die in<br />
1981 gegründete Gruppe der „Natur und<br />
Wanderfreunde Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
gestaltete den Platz neu, und veranstaltet<br />
dort ihr alljährliches Lindenfest.<br />
1909 wird der Beschluss zur Ausführung gefasst,<br />
aber als die Gemeinde den Anteil des<br />
Bezirksverbandes vorschießen soll, wird das<br />
Projekt erst in 1913/1914 verwirklicht. Übrigens<br />
lautete der Name des Hauses Nr. 20 im<br />
Hausblatt „Höhlenroden“, woraus die Bevölkerung<br />
im Sprachgebrauch kurzerhand „Hellroden“<br />
machte.<br />
Oben: Der Lindenplatz<br />
Unten: Lindenfest<br />
Die „Gosse“ war die alte Wasserstelle an der<br />
Linde, die ab 1931 auch als Feuerlöschteich<br />
genutzt wird. Das ehemalige Haus Nr. 29<br />
(heute Jahnstraße 4, Bücking) trug, weil es<br />
unmittelbar an der „Gosse“ stand, den Namen<br />
„Gossen“.<br />
Als „Höhle“ bezeichnete man früher den Ortsausgang<br />
ab Haus Nr. 20 (heute Riedforststraße<br />
61, Groß) in Richtung Röhrenfurth, weil er<br />
so schmal und eng war. In 1908 stellt die Gemeinde<br />
einen Antrag auf Verbreiterung dieses<br />
Abschnitts beim Landeshauptmann. Die Kosten<br />
sollen 3.600 Mark betragen, wovon<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> 1.200, der Bezirksverband<br />
1.800 und der Kreis 600 Mark tragen sollen.<br />
Die „Höhle“<br />
Die Vergrößerung des Dorfes<br />
Schon nach dem 1. Weltkrieg bestand bei vielen<br />
Einwohnern <strong>Schwarzenberg</strong>s der Wunsch<br />
nach einem eigenen Haus. Das Siedlungsgesetz<br />
von 1919 schuf die Voraussetzungen zum<br />
Erwerb von kleinen Bauplätzen, die von größeren<br />
Grundstücken abgegrenzt wurden.<br />
So erbauten Johannes Seitz das Haus Nr. 45<br />
(heute Riedforststraße 42, G. Köhler), die Gebrüder<br />
Justus und Jakob Riedemann das Doppelhaus<br />
Nr. 46/47 (heute Riedforststraße<br />
11/13, Vaupel) und Fräulein Martha Peter das<br />
Einfamilienhaus Nr. 53 (heute Riedforststraße<br />
2, Tschurikow).<br />
Auch nach dem 2. Weltkrieg mit Beginn des<br />
Wirtschaftswunders in 1948 wollten einige<br />
Einwohner, nicht zuletzt wegen der knappen<br />
und nicht sehr komfortablen Mietwohnungen,<br />
selbst Hausbesitzer werden. Eine Bauleitplanung<br />
gab es nicht. Es wurde da gebaut, wo<br />
man ein Grundstück besaß oder ein solches<br />
preiswert erwerben konnte.<br />
Wege und Straßen<br />
Wenn wir in der heutigen Zeit von Straßen<br />
sprechen, denken wir an gut ausgebaute Au<br />
80
Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />
In 1927/28 wurde die „Trift“ von der Dorfstraße<br />
bis zum heutigen Haus Schanze gepflastert.<br />
Dazu musste die Gemeinde ein Darlehn<br />
von 1.500 Mark bei der Sparkasse Melsungen,<br />
mit einer vierteljährlichen Tilgung von<br />
100,00 Mark, aufnehmen.<br />
1954 wird neben der „Gartenstraße“ auch die<br />
„Trift“, vom Haus Schanze bis zum Standort<br />
des alten Gemeindehauses (oberhalb der Einmündung<br />
der Blumenstraße), instand gesetzt.<br />
1957 erhält sie bis zum oberen Eingang des<br />
Friedhofs eine Teerdecke. Die nachstehenden<br />
Bilder zeigen die „Trift“ aus der Blickrichtung<br />
vom Friedhof.<br />
Straße im Vorderdorf alt<br />
So sieht die gleiche Stelle in 2012 aus<br />
Durch das „Vorderdorf“ gelangte man zur<br />
Ortsmitte, dem „Marktplatz“. Dort zweigte in<br />
Richtung Osten ein Weg, die heutige Straße<br />
„Zur Kroneneiche“, ab. Im Volksmund hieß er<br />
„Die Trift“ oder auch „Schwinnetrift“. Diese<br />
Bezeichnung erhielt er dadurch, dass auf ihm<br />
Kühe und Schweine von den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Hirten zur Mast in den Wald getrieben wurden.<br />
Er stellte, als Feldweg, die Verbindung zu<br />
den Flurstücken Metzewinkel und Karlshagen<br />
her. Am Beginn des Rosengrabens teilte er<br />
sich und führte auf beiden Seiten steil zum<br />
Wald hinauf. Auf einem dieser Wege gelangte<br />
man durch den Wald hindurch („Kirchhöfer<br />
Tannen“) nach Kirchhof. Zwischen Rosengraben<br />
und Heidelgraben gab es einen mit Hecken<br />
bestandenen Fußweg. Die „Trift“ war ab<br />
1846 auch der Zugang zum heutigen Friedhof.<br />
Vermutlich als Folge der Verkoppelung wurde<br />
der Feldweg „Gartenstraße“, heute „Über den<br />
Gärten“, gebaut, der von der Trift abzweigt.<br />
Die „Trift“ um 1910. Im Vordergrund links sieht man<br />
das alte Gemeindehaus<br />
Die „Trift“ in 2011<br />
Unmittelbar hinter der Einmündung der Trift<br />
führte die Dorfstraße über den Burggraben,<br />
den ehemaligen Festungsgraben der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Burg, in das „Hinterdorf“.<br />
Die nachstehenden Bilder zeigen die Veränderungen<br />
des Dorfbildes an dieser Stelle.<br />
83
03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />
Kinder am Burggraben vor 1912 Dorfmitte 1970<br />
Dorfmitte 1986 Dorfmitte 2011<br />
An der Linde führte ein Weg, den man früher<br />
scherzhaft „Königsstraße“ nannte, in das „hintere<br />
Dorf“ und weiter in Richtung Höhbach,<br />
Hardt und Haarberg. Dieser Weg, heute<br />
„Jahnstraße“, führte zwischen den Häusern<br />
Hain und Löwe durch das damals offene Bachbett<br />
des Höhbachs. Der Weg wurde später,<br />
wahrscheinlich mit dem Bau des Forsthauses<br />
(1898), ab der Durchfahrt, zu einem „fiskalischen“<br />
Weg. Das heißt, er befand sich im Besitz<br />
des Staates, der auch für die Unterhaltung<br />
zuständig war. Er wurde bereits 1919<br />
chaussiert, indem er mit Kies und Steinen befestigt<br />
wurde. Wahrscheinlich hing das auch<br />
mit seiner Bedeutung für die Holzabfuhr zusammen,<br />
denn bereits im Januar 1903 stellte<br />
die Gemeinde Röhrenfurth den Antrag, diesen<br />
Weg zur Holzabfuhr benutzen zu dürfen. Darüber<br />
kam es zum Streit mit <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
der aber in einer Verhandlung beigelegt wurde.<br />
In 1937 begann man den Weg von der<br />
Linde her bis zum Haus Siemon zu pflastern<br />
und setzte die Pflasterung in 1941 bis zum<br />
Weg „Über den Gärten“ fort. Die Kosten der<br />
Erweiterung der Pflasterung betrugen 1.800<br />
RM.<br />
Beginn der „Königsstraße“<br />
Der „fiskalische“ Weg in 2011<br />
84
03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />
neiche/Blumenstraße“) bis auf den Friedhof<br />
verlängert, sodass man das Wasser für die<br />
Grabpflege nicht mehr mühsam zum Friedhof<br />
tragen musste. Heute sind auf dem Friedhof<br />
drei Zapfstellen eingerichtet.<br />
1970 wurde die Friedhofshalle erbaut und in<br />
1996 erweitert. Die Vergrößerung war nur<br />
möglich, weil neben der finanziellen Unterstützung<br />
der Stadt Melsungen, 21 freiwillige<br />
Helfer und Helferinnen unentgeltlich einen Arbeitseinsatz<br />
von 710 Stunden leisteten. Außerdem<br />
spendeten die <strong>Schwarzenberg</strong>er noch<br />
4.300 DM und die Brunnenbauer 1.619 DM.<br />
Die erweiterte Halle wurde anlässlich eines<br />
Gottesdienstes am 24.11.1996 (Ewigkeitssonntag)<br />
im Beisein von Bürgermeister K.H.<br />
Dietzel ihrer weiteren Verwendung zugeführt.<br />
Damit nachträglich noch eine Toilette eingebaut<br />
werden konnte, übergaben die Brunnenbauer<br />
der Stadt in 1997 eine Geldspende in<br />
Höhe von 1.525 DM, die sie gesammelt hatten.<br />
1983 wurde der steile Weg auf dem Friedhof<br />
in Eigenleistung mit Verbundpflaster ausgebaut,<br />
nachdem die Stadt Melsungen das Material<br />
zur Verfügung gestellt hatte.<br />
Der Friedhof wird heute durch die städtischen<br />
Arbeiter in Ordnung gehalten und macht durch<br />
die gepflegten Gräber einen harmonischen<br />
Eindruck.<br />
Die Aushebung der Gräber erfolgt heute maschinell<br />
mit Hilfe eines Baggers. Den Beruf des<br />
Totengräbers gibt es nicht mehr. Der letzte<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er, der bis 1974 noch Gräber<br />
für die Verstorbenen von Hand ausgehoben<br />
hat, war Franz Langefeld. Auch die Sitte, dass<br />
der Sarg des Toten von Einwohnern, den<br />
„Trägern“ zum Grab getragen wird, kommt<br />
nur noch in Ausnahmefällen vor.<br />
Pause beim Pflastern. Links von vorn: O. Siemon, K.<br />
Wenzel; rechts von vorn: H. Seitz, G. Schmidt, H.<br />
Schneider und verdeckt G. Goldhardt und G. Steube<br />
Friedhofshalle im Rohbau (1970)<br />
Furt und Spickenbrücke (Spicke)<br />
Ein Teil der <strong>Schwarzenberg</strong>er Flur mit den<br />
Flurstücken „Unterm Berge, Die Breitenländer,<br />
Fischberg, Rotlauf, Kannberg“ liegt links der<br />
Fulda im Westen der Gemarkung.<br />
Friedhofshalle in 2011<br />
Die Flurstücke ziehen sich von der Fulda über<br />
die Bundesstraße 83 und den Wendesberg<br />
hinauf in Richtung Steinwalds und Kesselskopf<br />
unterhalb des Quillers. Um diese Fluren<br />
zu erreichen, gab es früher in Richtung Röhrenfurth<br />
eine Furt, die sogenannte „Därchfohrt“,<br />
durch die Fulda. Diese ersparte den<br />
Bauern die weiten Umwege über die Melsunger<br />
oder Röhrenfurther Fuldabrücken.<br />
86
Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />
Erwägungen in 1905, eine neue Furt etwas<br />
näher zum Dorf anzulegen, wurden verworfen.<br />
Auf diesem Ausschnitt aus einem Bild von 1912<br />
(Sammlung von K.F. Waldmann, Fuldabrück)<br />
erkennt man den Weg von <strong>Schwarzenberg</strong> zur<br />
eingezeichneten Furt<br />
Herr Kurt Maurer schreibt in der Fortschreibung<br />
der Röhrenfurther Dorfchronik zum 825<br />
jährigen Jubiläum, dass die Furt überregionale<br />
Bedeutung gehabt haben könnte. Er begründet<br />
dies mit den vielen Wegspuren am oberen<br />
Ende des Wangergrabens. Sie könnten durch<br />
Wagen von Fuhrleuten und Händlern verursacht<br />
worden sein, die die Furt benutzten, um<br />
in Melsungen keinen Brückenzoll bezahlen zu<br />
müssen.<br />
Auf der linken Seite der Fulda ist der Zugang<br />
zur Furt noch gut zu sehen. Er beginnt am<br />
Parkplatz in der Kurve der Bundesstraße 83<br />
und bildet zur Fulda hin einen kleinen Hohlweg,<br />
der zum Teil schon zugewachsen ist.<br />
Im April 1902 stellten die Besitzer der Felder<br />
jenseits der Fulda bei der Gemeinde einen<br />
Antrag auf den Bau einer Spickenbrücke (hölzerner,<br />
schmaler Steg für Fußgänger), um die<br />
Felder auch ohne Fahrzeuge und bei jedem<br />
Wetter erreichen zu können. Bis dahin mussten<br />
Fußgänger bei der Furt durch die Fulda<br />
waten. Der Antrag wurde abgelehnt, stattdessen<br />
wurde von der Firma Stahl aus Melsungen<br />
ein Fährschiff für 150 Mark gekauft.<br />
Im Mai 1902 lehnt der Landrat die Bezahlung<br />
eines Fährmanns für das Schiff ab, und die<br />
Gemeinde beschließt, im März 1904, doch den<br />
Bau einer Spicke. Diese lag in der Verlängerung<br />
des Burggrabens und überquerte die<br />
Fulda in Höhe der „Hexeneiche“ an der B 83.<br />
Um sie zu erreichen, musste man die Bahngleise<br />
über einen mit einem „Drehkreuz“ gesicherten<br />
Überweg queren.<br />
Spicke mit Fährschiff (um 1910)<br />
Durch diesen<br />
Hohlweg ging es<br />
von den Feldern<br />
links der Fulda in<br />
die Furt<br />
Hier war die Einfahrt<br />
zur Furt auf<br />
der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Seite der<br />
Fulda<br />
Die Kosten für den jährliche Aufbau, die Abnahme<br />
durch den Strommeister und den Abbau<br />
der Spicke lagen zwischen 120,00 und<br />
150,00 Mark, die anfangs von der Gemeinde<br />
getragen wurden. Nach der Verkoppelung ging<br />
1/3 der Kosten, anteilmäßig nach der Größe<br />
des Besitzes, zu Lasten der Eigentümer der<br />
jenseits der Fulda gelegenen Grundstücke.<br />
Die restlichen 2/3 trug die Gemeinde. Um zumindest<br />
einen Teil der Kosten zurück zu bekommen,<br />
beschloss die Gemeindevertretung<br />
am 28.03.1904, ein „Spickengeld“ von 2<br />
Pfennigen pro Person für die Benutzung des<br />
Steges, zu erheben. Um diese Kosten zu umgehen,<br />
wateten manche Leute bei niedrigem<br />
Wasserstand weiterhin durch die Fulda. Das<br />
Spickengeld wurde bis zum Jahr 1930, dem<br />
87
03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />
Jahr, in dem der Steg zum letzten Mal aufgeschlagen<br />
wurde, erhoben.<br />
Auf diesem Ausschnitt<br />
der topografischen<br />
Karte TK<br />
25 2796 (4823)<br />
1909 (Herausgegeben<br />
von der<br />
Preußischen Landesaufnahme<br />
1909) ist die Lage<br />
der Furt und der<br />
Spickenbrücke<br />
eingezeichnet.<br />
In 1905 möchte der Fischer Helwig Dieling aus<br />
Wagenfurth das nicht mehr benötigte Gemeindeschiff<br />
kaufen. Der Verkauf scheitert<br />
aber an den von der Gemeindevertretung gestellten<br />
Bedingungen, das Schiff mindestens<br />
für 10 Jahre zu erhalten und es der Gemeinde<br />
für Überfahrten und zum Auf und Abbau der<br />
Spicke, zur Verfügung zu stellen. Stattdessen<br />
wird das Schiff in 1906 an den Kanzleigehilfen<br />
Conrad Bäcker aus Melsungen für 8 Mark<br />
jährlich verpachtet. Er muss das Schiff alle 2<br />
Jahre teeren und zum Auf und Abbau der<br />
Spicke bereithalten. Das Schiff wird am sogenannten<br />
Schiffstein an der Spicke angeschlossen.<br />
Einen Schlüssel für das Schloss besitzt<br />
die Gemeinde, einen weiteren der Pächter.<br />
In 1911 pachtet der Fischer Helwig Dieling das<br />
Schiff zu den gleichen Bedingungen wie sein<br />
Vorgänger.<br />
Verkehr auf der Fulda<br />
Schon 1497 sollen Landsknechte die Fulda mit<br />
Flößen befahren haben. Nach alten Plänen von<br />
Landgraf Moritz wurde die Fulda in 1601/1602<br />
von Kassel bis Hersfeld schiffbar gemacht. Die<br />
anliegenden Gemeinden mussten die Kosten<br />
für das Freihalten des Fahrwegs und die Befestigung<br />
der Ufer tragen.<br />
Im September 1601 passierten die ersten drei<br />
Fuldaschiffe, auf ihrem Weg von Kassel nach<br />
Bad Hersfeld, <strong>Schwarzenberg</strong>. Mit an Bord<br />
waren Landgraf Moritz und sein Gefolge. Im<br />
gleichen Monat verkehrten die ersten Frachtschiffe.<br />
Flussaufwärts wurden die Schiffe „getreidelt“,<br />
d.h. sie wurden von Pferden, die auf<br />
befestigten Pfaden an den Flussufern liefen,<br />
gezogen. Die Schiffe waren ca. 20 – 24 Meter<br />
lang und zwischen 1,20 und 1,50 Meter breit.<br />
Je nach Größe betrug ihre Tragfähigkeit zwischen<br />
250 und 350 Zentnern.<br />
Die meisten Lastschiffe waren mit Mast und<br />
Segel ausgerüstet. Ihre Besatzung bestand<br />
aus zwei oder drei Schiffern. Um den zunehmenden<br />
Verkehr zu regulieren wurde in 1617<br />
eine Flußschiffahrtsverordnung herausgegeben.<br />
Ihren Höhepunkt hatte die Schifffahrt im<br />
18. Jahrhundert mit der Beförderung von<br />
Holz, Heu und Stroh. Im Amt Melsungen, besonders<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>, Röhrenfurth und<br />
Büchenwerra gab es in 1722 zwölf Kahnbesitzer<br />
und Holzflößer.<br />
1775 verkehrten zwischen Kassel und Hersfeld<br />
zweimal wöchentlich „Marktschiffe“, die Personen<br />
und Güter beförderten. Die Fahrt dauerte<br />
flussaufwärts drei, flussabwärts zwei bis<br />
zweieinhalb Tage.<br />
Die Besitzer der Schiffe und die Schiffsknechte<br />
bezeichnete man als Schiffsmänner. 1786 besaßen<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong>er noch ein einziges<br />
Schiff. Mit der Eröffnung der KurfürstFriedrichWilhelmNordbahn<br />
in 1849 lief die Schifffahrt<br />
aus, denn sie konnte weder mit der<br />
Schnelligkeit, noch mit den Frachtpreisen der<br />
Bahn konkurrieren.<br />
Eisenbahn<br />
Als am 18.09.1848 der erste Zug der Friedrich<br />
Wilhelm Nordbahn auf der anfangs eingleisigen<br />
Strecke an <strong>Schwarzenberg</strong> vorbeifuhr,<br />
gab es in Deutschland schon Bahnstrecken mit<br />
einer Gesamtlänge von 548 Kilometern. Die<br />
beiden für <strong>Schwarzenberg</strong> nächstgelegenen<br />
Bahnhöfe waren damals Melsungen und Guxhagen.<br />
Ab 15. Juli 1892 gab es dann den Bahnhof in<br />
Körle. <strong>Schwarzenberg</strong> sollte ursprünglich mit<br />
Röhrenfurth einen gemeinsamen Bahnhof bekommen,<br />
der zwischen beiden Orten liegen<br />
sollte. Die <strong>Schwarzenberg</strong>er lehnten aber aus<br />
finanziellen Gründen ab, und so fahren bis<br />
heute die Züge an <strong>Schwarzenberg</strong> vorbei. Die<br />
Röhrenfurther weihten übrigens ihre Halte<br />
88
Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />
stelle am 1. August 1905 ein und es ist schon<br />
eine Ironie, dass ausgerechnet ein Eisenbahner<br />
aus <strong>Schwarzenberg</strong>, Georg Weber, erster<br />
Bahnhofsvorstand in Röhrenfurth wurde.<br />
Seit der Inbetriebnahme der RegioTramLinie<br />
5 von Melsungen nach Kassel im Sommer<br />
2006, ist immer wieder eine Haltestelle in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> im Gespräch. Die Politiker der<br />
Stadt Melsungen sind auch in 2012 in dieser<br />
Hinsicht tätig. Vielleicht bekommt ja <strong>Schwarzenberg</strong><br />
doch noch seinen Bahnhof.<br />
Mit dem Betrieb der Bahn änderten sich auch<br />
die Verkehrsverhältnisse in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
denn man musste die Bahnstrecke überqueren,<br />
um zu den Feldern und Wiesen zu kommen,<br />
die auf der Westseite der Bahn lagen.<br />
Die Bahn richtete insgesamt vier Bahnübergänge<br />
ein. Je einen an den Ortsausgängen in<br />
Richtung Melsungen und Röhrenfurth, einen<br />
weiteren „In der Senke“ und einen, nur für<br />
Fußgänger benutzbaren Überweg, am Ende<br />
des Burggrabens. Die Übergänge waren anfangs<br />
unbeschrankt, denn die Bahnwärterhäuser<br />
an den Ortseingängen aus Richtung Röhrenfurth<br />
und Melsungen, von denen später die<br />
Schranken der drei befahrbaren Bahnübergänge<br />
bedient wurden, wurden erst in 1854<br />
und 1867 errichtet. Scheinbar standen die<br />
Schranken immer offen und wurden bei jeder<br />
Zugfahrt geschlossen, denn im Juli 1902 stellte<br />
die Bahn den Antrag, einen Teil der Schranken<br />
nachts und im Winter zu schließen, und<br />
nur bei Bedarf zu öffnen. Die Gemeinde lehnte<br />
dies jedoch ab.<br />
Über den Bahnübergang bei dem Bahnwärterhaus<br />
am Ortseingang aus Richtung Röhrenfurth erreichte<br />
man die Furt in der Fulda<br />
In 1956 forderte die Gemeinde die Bundesbahn<br />
auf, eine von der Bahn finanzierte<br />
Brücke über die Bahnstrecke zu bauen, damit<br />
die beschrankten Bahnübergänge wegfallen<br />
könnten. Das Projekt scheiterte an der Ablehnung<br />
der Bahn. Als diese dann in 1972 das<br />
gleiche Vorhaben verwirklichen wollte, lehnte<br />
die Gemeinde ab, weil sie die Folge und Unterhaltungskosten<br />
nicht allein tragen wollte.<br />
Im Zuge der Baumaßnahmen zur Elektrifizierung<br />
der Strecke in 1965, wurden alle Bahnübergänge,<br />
bis auf den „In der Senke“, entfernt.<br />
Dieser heute noch vorhandene<br />
Übergang wurde bis Oktober 2011 als Anrufschranke<br />
vom Bahnhof Melsungen fernbedient.<br />
Mit Einführung einer neuen Signaltechnik<br />
zwischen Guntershausen und Melsungen<br />
wurde er mit modernster Technik (Halbschranken,<br />
Ampelanlage, Sicherung durch Signale<br />
und zugbedingtes Schließen und Öffnen<br />
der Schranken) ausgerüstet.<br />
Straßenverkehr<br />
Während um <strong>Schwarzenberg</strong> herum auf dem<br />
Sälzerweg und der Nürnberger Landstraße<br />
und auch durch die <strong>Schwarzenberg</strong>er Furt,<br />
schon sehr früh der damalige Verkehr floss,<br />
fand im Dorf selbst nur Anliegerverkehr statt.<br />
Die Verkehrsmittel waren Pferde, Ochsenund<br />
Kuhgespanne. Manchmal wurden auch<br />
Pferde und Ochsen gemeinsam vor die Ackerwagen<br />
gespannt. Neben den Gespannen waren<br />
auch Menschen mit Schubkarren und<br />
Handwagen auf den Wegen unterwegs.<br />
Schwierigkeiten mit den schlechten Straßenverhältnissen<br />
dürften in 1900 auch die ersten<br />
Fahrradbesitzer in <strong>Schwarzenberg</strong> gehabt haben.<br />
Ihre Zahl stieg bis 1941 auf 50 an.<br />
Ab dem 1.7.1930 hielt auch der motorisierte<br />
Verkehr in <strong>Schwarzenberg</strong> seinen Einzug. Ein<br />
gelbes Postauto fuhr zweimal täglich <strong>Schwarzenberg</strong><br />
an. Neben der Post konnte es jeweils<br />
noch drei Personen befördern. Ab 1932 fuhr<br />
es täglich noch einmal, bis es in 1934 von<br />
dem sogenannten „roten Postomnibus“ abgelöst<br />
wurde. Ihm folgte noch vor dem 2. Weltkrieg<br />
wieder ein gelber Postwagen. Bis 1960<br />
bestand stets die Möglichkeit für einzelne Personen,<br />
mit dem Postauto nach Melsungen zu<br />
fahren.<br />
89
03-1 | Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950<br />
Um Güter in die nicht an die Bahn angeschlossenen<br />
Orte zu bringen, richtete die Bahn ab<br />
November 1937, von Melsungen ausgehend,<br />
einen LastgüterKraftwagenverkehr ein.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wurde bis zur Einstellung des<br />
Dienstes, bei Kriegsbeginn, dienstags, donnerstags<br />
und samstags bedient. Im gleichen<br />
Jahr kam das erste Auto in das Dorf. Georg<br />
Seitz wurde Besitzer eines Opel Olympia. Ab<br />
1938 knatterten die Motorräder von Karl Reinbold<br />
und Hans Hofmann durch das Dorf. Im<br />
Jahr 1941 begann mit dem Kauf des ersten<br />
Treckers durch Karl Riedemann eine neue<br />
Epoche in der Landwirtschaft. Ende des Jahres<br />
1953 gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> 10 Ackerschlepper<br />
und 23 Motorräder. Von 1960 bis<br />
1963 stieg die Zahl der Autos von 23 auf 36<br />
Stück.<br />
G. Seitz mit seinem Opel<br />
Olympia an der Linde<br />
Mit Beginn der Einschulung der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Kinder in Melsungen konnten die<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger ab 1969 die Schulbusse<br />
nach und von Melsungen mitbenutzen.<br />
Heute ist das Dorf durch eine Ringbuslinie mit<br />
Melsungen und Röhrenfurth verbunden.<br />
Post in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Hans Hofmann<br />
Der König oder die Landesherrn besaßen früher<br />
das Hoheitsrecht zur alleinigen Postbeförderung.<br />
Um die Post befördern zu können,<br />
richteten sie Postlinien ein und bestellten<br />
Postmeister. Die Posthoheit war eng mit dem<br />
Postzwang verbunden, d.h. bestimmte Sendungen<br />
durften nur mit den Staatsposten versandt<br />
werden. Nachdem das Haus Taxis das<br />
Postmonopol als kaiserliches Lehen erhalten<br />
hatte, entstand allmählich ein Netz von Postlinien,<br />
die untereinander verbunden waren.<br />
1704 führte die Postlinie von Kassel nach<br />
Nürnberg über Röhrenfurth und den Wendesberg<br />
nach Melsungen. Ein späterer Nachfolger<br />
des Melsunger Posthalters Breithaupt war in<br />
1852 der Postmeister Mensing. Mit der Einrichtung<br />
einer planmäßigen Briefzustellung in<br />
Melsungen, Kirchhof, Kehrenbach, Obermelsungen,<br />
Adelshausen und <strong>Schwarzenberg</strong><br />
sorgte er dafür, dass unser Dorf am Postverkehr<br />
teilnahm. Anfangs kam der Briefträger<br />
täglich einmal, später zweimal, zu Fuß von<br />
Melsungen nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Nach dem 1.<br />
Weltkrieg wurde das Dorf bis 1930 wieder nur<br />
einmal bedient. Ab dem 1.7.1930 brachte das<br />
gelbe Postauto die Post für <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und lieferte sie bei der neu geschaffenen<br />
Poststelle <strong>Schwarzenberg</strong> ab. Diese befand<br />
sich im damaligen Haus Nr. 52, (heute Riedforststraße<br />
30, Meyer). Die Poststelle wurde<br />
von Heinrich Schmoll betrieben, der auch die<br />
Post in die einzelnen Häuser brachte. Besonders<br />
weit musste er laufen, wenn Post für die<br />
Bewohner der Tongrube, in der Nähe des Sälzerwegs,<br />
zugestellt werden musste, denn diese<br />
gehörten bis zur Auflösung der Poststelle,<br />
postalisch zu <strong>Schwarzenberg</strong>. Ab 1941 kam<br />
das Postauto wegen Benzinmangels nur jeden<br />
2. Tag nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Als die Post am<br />
1. Juli 1941 den Autoverkehr komplett einstellte,<br />
mussten Briefe und Pakete täglich in<br />
Melsungen abgeholt werden. Das geschah<br />
auch durch Schulkinder.<br />
Ankommend:<br />
Abgehend:<br />
Briefe, Karten 20.000 St. 8.000 St.<br />
Pakete 200 St. 200 St.<br />
Päckchen 600 St. 600 St.<br />
Telegramme 40 St. 35 St.<br />
Geld 25.000 RM 10.000 RM<br />
Im Jahr 1941 wurden nach Aufzeichnungen<br />
von Lehrer Schmidt in <strong>Schwarzenberg</strong> folgende<br />
Dienstleistungen durch die Poststelle erbracht:<br />
Rentenauszahlung<br />
10.000 RM<br />
Telefongespr. 600 St. 1.000 St.<br />
In 1960 übernahm Frau Elisabeth Göbel,<br />
wohnhaft im Haus Nr. 3, (später Riedforst<br />
90
Die Entwicklung <strong>Schwarzenberg</strong>s bis 1 950 | 03-1<br />
straße 27, in 2011 abgerissen) die Poststelle.<br />
Sie behielt sie auch, als sie mit ihrem Ehemann<br />
1969 in ihr neues Haus im Seckenbach<br />
13 umzog. Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen<br />
der Deutschen Bundespost wurde<br />
die Poststelle <strong>Schwarzenberg</strong> Ende 1985<br />
geschlossen. Von diesem Zeitpunkt an, wird<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> von Melsungen aus durch motorisierte<br />
Zusteller bedient.<br />
Telefon in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Nachdem die Gemeindevertretung in 1914 beschlossen<br />
hatte, eine Telegrafenhilfsstelle, so<br />
nannte man damals eine öffentliche Fernsprechstelle,<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> einrichten zu<br />
lassen, sammelte man 140 Mark im Dorf. Für<br />
diesen Betrag richtete die Post die Fernsprechstelle<br />
im Haus Bangert (heute Riedforststraße<br />
57, B. Köhler) ein. Mit Einrichtung<br />
der Poststelle im Haus von Heinrich Schmoll,<br />
befand sich dort, genau wie später im Haus<br />
Göbel, auch die öffentliche Fernsprechstelle.<br />
In den 1960er Jahren wurde in der Ortsmitte<br />
eine Telefonzelle aufgestellt, die aber im Zeitalter<br />
der Handys nicht mehr vorhanden ist.<br />
Rundfunk und Fernsehgeräte in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
In 1933 gab es 3 Rundfunkgeräte im Dorf. Ihre<br />
Zahl erhöhte sich bis 1943 auf 32 Geräte.<br />
Das Fernsehzeitalter begann in der Bundesrepublik<br />
Deutschland 1952 mit 300 Geräten. Es<br />
gab nur ein Programm. Dies wurde in 1960<br />
mit 11 Geräten in <strong>Schwarzenberg</strong> empfangen.<br />
Bei der Einführung des Zweiten Deutschen<br />
Fernsehens 1963 gab es im Ort schon 31<br />
Fernseher. Heute gibt es in jedem Haushalt<br />
mindestens einen Fernseher und ein Radio,<br />
mit denen man über Kabel oder Satelliten<br />
Programme aus der ganzen Welt empfangen<br />
kann. Auch die Handys ermöglichen heute<br />
schon den Empfang von Radio und Fernsehprogrammen.<br />
91
032 | Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Entwicklung der Infrastruktur in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Neuzeit<br />
In <strong>Schwarzenberg</strong> gab es früher keine Durchgangsstraße.<br />
Im Lager Stück und Steuerbuch<br />
der Dorfschaft <strong>Schwarzenberg</strong> Ambts<br />
Milsungen verfertigt Anno 1744 steht unter<br />
dem Punkt:<br />
„Passage durch das Dorf: Keine Passage<br />
geht hindurch“.<br />
Die Erklärung dazu findet sich im „Lager,<br />
Stück und Steuerbuch“ (offizielles Dokument):<br />
Landgraf Friedrich I. von HessenKassel ließ<br />
eine genaue Vermessung und Bestandsaufnahme<br />
des gesamten Grund und Bodens der<br />
Landgrafschaft durchführen. Er ließ für jeden<br />
Ort in seinem Hoheitsgebiet Grund und Boden<br />
nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis<br />
bewerten.<br />
Die Ergebnisse wurden in den „Lager, Stückund<br />
Steuerbüchern“ festgehalten. Auch für<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wurde in 1744 ein solches<br />
Buch in der damals üblichen Verwaltungssprache<br />
erstellt.<br />
Baumaterialen wurden früher innerhalb der<br />
Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> gewonnen und<br />
auf wenigen Feldwegen transportiert. Es gab<br />
3 oder 4 Steinbrüche, Lehm, Sand und Tongruben.<br />
Straßen an denen sich die Raubritter bedienen<br />
konnten, waren der Sälzerweg, die alte Casseler<br />
Straße (B 83), die damals noch über den<br />
Wengesberg führte, beides alte Handelsstraßen.<br />
1912 beginnen die Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
über den Straßenbau mit modernen<br />
Materialien nachzudenken. 1902 sind ja einige<br />
Straßen im Ort wegen der Verlegung der Wasserleitung<br />
tief aufgerissen worden. Die Steinbrücke<br />
im Dorf bekommt ein Geländer.<br />
Der Weg nach Röhrenfurth ist 1910 auf Bild 1<br />
zu erkennen.<br />
1927 Arbeiter pflastern die Schweinetrift.<br />
1938 Es gibt einen handgezeichneten Dorfplan<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> mit ein paar Wegen<br />
und einigen Häusern. Der damals angegebene<br />
Maßstab von 1:1500 zeigt nur eine grobe Orientierung.<br />
Der Lindenplatz wird gepflastert.<br />
In folgenden Jahrzehnten leisten die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bürger in Eigenleistung Arbeiten für<br />
Kanalisation des Regenwassers und für teilweise<br />
Pflasterung von Dorfstraßen.<br />
Meist sind die Straßen mit Schotter befestigt<br />
oder als Feldwege gelassen.<br />
1950 Die Dorfstraße wird gepflastert, die<br />
Ortsbeleuchtung hat 7 Lampen.<br />
Es gibt 44 Betriebe, die konstant in der Landwirtschaft<br />
arbeiten für ihre Schlepper und<br />
Landmaschinen Straßen benötigen.<br />
1952 Die Straße Melsungen – <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wird ausgebaut. Dazu muss die Kanalisation<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> fertig sein. Die Gemeindevertreter<br />
lassen diesbezüglich einen<br />
Kostenplan ausarbeiten: 160.000 Mark geht<br />
92
Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-2<br />
weit über die Finanzkraft der Gemeinde. Also<br />
alles wird so gelassen.<br />
1960 Die Anzahl der Motorräder steigt auf<br />
über 23.<br />
Die Bautätigkeit für neue Häuser beginnt in<br />
mehreren Dorfteilen (noch ohne Bauleitplanung),<br />
bis in die neunziger Jahre entstehen<br />
dann über 100 neue Wohnhäuser – es mangelt<br />
an Straßen, Kanalisation für Abwasser<br />
und Oberflächenwasser, es mangelt an Wasser<br />
und Stromversorgung sowie später an<br />
Kabelfernsehen und auch Gasversorgung.<br />
1964 Ab Ostern gehen Schüler des 7. und<br />
8. Schuljahres nach Melsungen zur Schule,<br />
1969 wird die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> geschlossen<br />
und aufgelöst, alle Schüler besuchen<br />
die Schule in Melsungen, gute Straßenverbindung<br />
in die Nachbargemeinde ist nötig.<br />
1957 Das Neubaugebiet „Junkersfeld“<br />
(später Blumenstraße) entsteht. Anfang bis<br />
Mitte der 70er setzt rege Bautätigkeit ein.<br />
1963 folgt die Erschließung von zunächst<br />
drei Bauplätzen an der Steinbinge, weitere 5<br />
folgten in 1969. Jahre später ist die Steinbinge<br />
zu einem neuen Baugebiet erweitert.<br />
Dann werden Baulücken geschlossen oder an<br />
den Dorfrändern wie z. B. Riedforststraße,<br />
Jahnstraße, Vor der Harth, Zur Kroneneiche,<br />
Über den Gärten, neue Häuser errichtet.<br />
Junkersfeld<br />
1970 Die Friedhofshalle wird errichtet und<br />
wird 1996 mit einem Windschutz versehen.<br />
Die wachsende Mobilität der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
(Arbeitsplätze in der Region, Weiterbildung,<br />
Sport, Gesundheitsversorgung,…) erfordert<br />
nun ernsthafte Konzepte zur Infrastruktur.<br />
Den <strong>Schwarzenberg</strong>ern wird klar, dass der<br />
ungeliebte Anschluss an die Kernstadt Melsungen<br />
(Eingemeindung 1974) Vorteile bringt.<br />
1974 <strong>Schwarzenberg</strong> ist im ersten Jahr<br />
Stadtteil von Melsungen.<br />
Gleich im ersten Jahr als Stadtteil von Melsungen<br />
wird die Straßenbeleuchtung erweitert<br />
und eine Bushaltestelle im Ortskern angelegt.<br />
1975 Die Trinkwasserversorgung lässt sich<br />
durch den neuen Hochbehälter „In den Erlen“<br />
sichern, er ist seit 1971 im Bau.<br />
1976 An der Blumenstraße ist ein Kinderspielplatz<br />
eingerichtet und 2007 mit neuen<br />
Spielgeräten ausgestattet.<br />
1977 Ein weiterer Bogen des Bahnviaduktes<br />
in der Melsunger Vorstadt wird geöffnet<br />
und damit der Verkehr in Richtung Huberg<br />
und <strong>Schwarzenberg</strong> erleichtert.<br />
Zukünftige Blumenstraße, Baugebiet Junkersfeld<br />
1987 Die neue Kanalisation ist in Betrieb<br />
genommen. Das Abwasser der meisten Haushalte<br />
fließt jetzt in die zentrale Kläranlage von<br />
Melsungen und nicht mehr in private Sicker<br />
93
032 | Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1997 Der Ärger über die ausgesetzten<br />
Straßenbauarbeiten artikuliert sich in einer<br />
Bürgerdiskussion über die Zukunftsperspektiven<br />
des Dorfes samt der Gestaltung der Plätze<br />
beim DGH und der Linde.<br />
Das Kasseler Amt für Straßenbau plant wieder,<br />
der Straßenbau soll ca. 1,2 und die Gehwege<br />
sollen nochmal 1 Million Mark kosten.<br />
Und dann wird überraschend weitergebaut.<br />
Die Vorgaben zur Finanzierung haben sich geändert.<br />
1997/8 Im Zuge des Straßenbaus verlegt<br />
die Energieversorgungsgesellschaft (EAM) ab<br />
März Gasleitungen: konventionell in Gräben<br />
bei schon aufgerissenen Straßen oder bei fertigen<br />
Straßen (Blumenstr.) im Spülrohrverfahren<br />
unter der Straßendecke. Gasleitungen<br />
versorgen ca. 35 Häuser mit 70 Haushalten.<br />
Das Versorgungsnetz ist etwa drei Kilometer<br />
lang und kostet ca. 400.000 Mark. Die zentrale<br />
Anschlussleitung zur Gasversorgung verläuft<br />
vom Klärwerk neben der Bahn.<br />
Dann leitet man noch – unter Protest den<br />
Durchgangsverkehr von der im Umbau befindlichen<br />
B83 auf der anderen Fuldaseite<br />
durch <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Im Sommer beginnt die Asphaltierung und<br />
dauert noch gut ein Jahr. Das Straßenbauunternehmen<br />
braucht auch seine Zeit.<br />
1999 Am 28. August nachmittags ist Einweihung<br />
der Ortsdurchfahrt – die jahrzehntelangen<br />
Diskussionen und Bauverzögerungen<br />
sind (fast) vergessen.<br />
4,6 Millionen Mark wurden verbaut. Oder waren<br />
es 5,2 Millionen? Der Kreis hat wohl davon<br />
1,8 Millonen Mark übernommen.<br />
Und in 2000 müssen von der Stadt noch<br />
180.000 Mark nachgezahlt werden, weil sich<br />
das Kasseler Amt für Straßenplanung verrechnet<br />
hatte.<br />
Zum Einweihungsfest gibt es Würstchen, Kuchen,<br />
Getränke kostenfrei, ebenso umsonst<br />
Festreden, Grußworte, musikalische Darbietungen,<br />
vom Chor das Hessenlied, ferner ein<br />
Heimatlied,… zur Glättung der früheren Planungsprobleme.<br />
Zweifellos der Höhepunkt des Festes ist der<br />
Auftritt von „Justus Riemenschneider“ alias<br />
Bernd Köhler als Kabarettist, der die Veränderungen<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> humorvoll, ironisch,<br />
hintergründig treffend analysiert.<br />
Zitat: „…‘s war abwechslungsreich. Jeden<br />
Morgen haben wir Rentner uns an einem anderen<br />
Baggerloch getroffen. Dann war’n lauter<br />
Fachleute unter sich. Deshalb haben auch die<br />
Bauleiter öfter gewechselt…“<br />
1998Im Mai liegen die Leitungen für Kanal<br />
und Wasser. Jedes durch die Straße schleichenden<br />
Fahrzeug wirbelt eine unerträgliche<br />
Staubwolke auf.<br />
Der Straßenausbau soll nun 1,5 Millionen<br />
Mark kosten (vom Kreis), Melsungen steuert<br />
800.000 Mark bei für die Gehwege. Eine Kostenbeteiligung<br />
des Landes ist zunächst unklar,<br />
beträgt dann 904.000 Mark. Dazu erhält Melsungen<br />
zur Finanzierung der Gehwege eine<br />
Landesbeihilfe in Höhe von 181.000 Mark.<br />
Plötzlich ist also reichlich Geld verfügbar.<br />
2000 Einige gewerbliche Betriebe haben<br />
sich im Lauf der vorigen Jahre gebildet:<br />
Schreinerei, Kosmetiksalons, Friseursalon,<br />
Krankengymnastikpraxis, vorübergehend<br />
auch ein Elektrogeschäft. Die Gastwirtschaft in<br />
der Burgschänke wechselt oft die Pächter,<br />
steht auch längere Zeit leer.<br />
2001 Schon 1985 richtet man in der Ortsdurchfahrt<br />
Geschwindigkeitsbegrenzung 30<br />
km/h ein (eine maximale Geschwindigkeit<br />
wurde mit ca. 100 km/h gemessen), führt<br />
Verkehrszählungen durch.<br />
96
Entwicklung der Infrastruktur in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-2<br />
Dann, im Juli 2001, muss man die Tempobegrenzung<br />
30 km/h wieder entfernen, Tempo<br />
50 gilt wieder auf der Durchfahrt. Zitat: „Die<br />
Geschwindigkeitsbegrenzung widerspricht einem<br />
Erlass des hess. Verkehrsministers, der<br />
Tempo 30 auf Kreisstraßen und überörtlichen<br />
Verbindungsstraßen verbietet.“ Ein Autofahrer,<br />
der bei über Tempo 30 geblitzt worden<br />
war, hatte sich beschwert. Jetzt kann er wieder<br />
schnell durch den Ort fahren, die Kinder<br />
sind ja dann sowieso in der Schule…<br />
Die vorhandenen Feldwege will man auch erhalten.<br />
Die Bundesbahn hat eine Straße als<br />
Zufahrt zur TunnelBaustelle Mülmischberg<br />
/Hainbuch eingerichtet und nicht zurückgebaut<br />
(1987 Tunneldurchbruch zum Kaiserautunnel,<br />
ab 1991 Zugverkehr) – ein Geschenk<br />
an die Gemeinde.<br />
2004 Neues Bauland entsteht „Über den<br />
Gärten“.<br />
2005 Das Baugebiet Molkewiesen (Seckenbach,<br />
oberhalb der Riedforststraße) ist voll<br />
belegt.<br />
In den zukünftigen Haushaltsplänen (ab 2006)<br />
soll Geld zum Ausbau von Straßen im „Seckenbach“<br />
und „In den Erlen“ bereitgestellt<br />
werden.<br />
2009 Seit ca. 1992 diskutiert man eine<br />
bessere Busanbildung an die Region, besonders<br />
mit Schulbussen – etwa 2009 ist das einigermaßen<br />
realisiert.<br />
Man erweitert den Straßenbau mit neuen Laternen<br />
auf weitere Wege und Straßen in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>: Der östliche Teil der Blumenstraße<br />
wird erneuert, Steinbinge, Schützenstraße,<br />
Jahnstraße, Am Roth, Zur Kroneneiche,<br />
Über den Gärten, Zum Metzewinkel,…<br />
In den Jahren ca. 2005 bis 2009 werden alle<br />
Straßenbaumaßnahmen recht zügig erledigt.<br />
Textquellen: HNA, Geschichte <strong>Schwarzenberg</strong><br />
97
03-3 | Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Haltepunkt für die Eisenbahn in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Benno Sichler<br />
1786 <strong>Schwarzenberg</strong> besitzt ein Fuldaschiff<br />
mit ca. 300 Zentner Zuladung – also den ersten<br />
Haltepunkt für Fernverkehr…<br />
Fuldaschifffahrt gibt es allerdings schon seit<br />
mindestens 1722.<br />
1845 Die „Friedrich Wilhelm Nordbahn“<br />
wird gebaut.<br />
Die Nordbahn führt von Kassel über Bebra bis<br />
kurz vor Gerstungen mit Anschluss an die<br />
Thüringische Eisenbahn. Nach Norden ist die<br />
Verbindung zwischen der Hauptstadt Kassel<br />
und dem Weserhafen in Karlshafen, Carlsbahn<br />
genannt, von besonderer Bedeutung, so dass<br />
diese Strecke mit Vorrang fertig gestellt wird.<br />
Von Kassel führt die Eisenbahnstrecke über<br />
Hofgeismar und Hümme bis nach Karlshafen.<br />
In Hümme biegt aber auch eine weitere Streckenverbindung<br />
ab, die bis zum Anschluss an<br />
die königlichwestfälische Eisenbahn bei Warburg<br />
führt.<br />
Nahe gelegene Bahnhöfe zu <strong>Schwarzenberg</strong><br />
sind Melsungen und Körle.<br />
Die Strecke verläuft eingleisig. Dazu wird auch<br />
die Fulda in ein neues westliches Bett umgeleitet.<br />
Der alte Fuldaarm am Ortseingang<br />
Röhrenfurth bleibt als Feuchtbiotop und<br />
Laichgebiet für Kröten erhalten.<br />
1852 Aus fahrenden Zügen werfen die Eisenbahner<br />
Postsäcke für die anliegenden Dörfer<br />
ab, die der „Postpraktikant“ aufzufangen<br />
hat. Julius Wilhelm Mensing ist Postmeister<br />
geworden und baut mit Privatbriefträgern eine<br />
geordnete Postzustellung auf (für <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Röhrenfurth, Kirchhof, Kehrenbach,<br />
Obermelsungen, Adelshausen). Leider unterschläg<br />
ein Briefträger die hohe Summe von<br />
762 Talern aus Geldsendungen und setzt sich<br />
nach London ab. Mensing muß den Betrag aus<br />
eigener Tasche bezahlen, was seine finanziellen<br />
Möglichkeiten übertrifft. Ein kleiner Teil<br />
dieser Schuld wird ihm erlassen.<br />
1881 Vier Züge aus Kassel und fünf Züge<br />
nach Kassel halten täglich im Bahnhof Melsungen<br />
und stampften an <strong>Schwarzenberg</strong><br />
vorbei.<br />
2009 sind es über 100 Züge pro Tag, alle 14<br />
Minuten einer.<br />
Erste Dampflock von Henschel, „Drache“ 29. Juli<br />
1848 Auslieferung an die FriedrichWilhelmNordbahn<br />
1848 Die erste "einheimische" Lokomotive<br />
der Firma Henschel aus Kassel ("Drache")<br />
nimmt im Jahre 1848 auf der "Nordbahn" ihren<br />
Dienst auf.<br />
Am 18. Sept. 1848 gegen 7 Uhr morgens<br />
rumpelt dann der erste Zug mit ca. 30km/h<br />
von Bebra kommend an <strong>Schwarzenberg</strong>… vorbei.<br />
1892 Ein geplanter Haltepunkt zwischen<br />
Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong> scheitert am<br />
Einspruch der <strong>Schwarzenberg</strong>er. Ihnen sind<br />
die Anschlusskosten an die Infrastruktur zu<br />
kostspielig.<br />
1905 Der neue Bahnhof entsteht mitten im<br />
Dorf Röhrenfurth und wird am 1. August 1905<br />
eröffnet. Nachteile durch die Bahn wie Lärm,<br />
Rauch, geschlossene Schranken (bedient<br />
durch den Schrankenwärter in seinem Häus<br />
98
Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-3<br />
chen an den Schienen) nimmt man hin,<br />
Nutzen ist höher.<br />
der<br />
1912 Über 100.000 Fahrkarten gibt der<br />
Bahnhofsvorsteher von Melsungen aus. Fast<br />
20.000 t Wagenladungen und ca. 2.000 t<br />
Stückgut schlägt der Güterbahnhof um.<br />
Die Eisenbahn hat sich zum entscheidenden<br />
Faktor des regionalen Arbeitsmarktes und<br />
Warentransportes entwickelt.<br />
Noch ist das Auto keine Konkurrenz.<br />
So fahren die Züge über die Jahrzehnte an<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> vorbei, die Bahnhöfe Melsungen,<br />
Röhrenfurth, Körle werden von den<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>ern mühsam nach Fußmarsch<br />
oder Fahrradtour genutzt.<br />
1948 <strong>Schwarzenberg</strong> hat 499 Einwohner<br />
mit starkem Zuwachs durch Flüchtlinge, besonders<br />
aus Kassel. Die wären natürlich gern<br />
öfter mit der Bahn von <strong>Schwarzenberg</strong> nach<br />
Kassel zum Wiederaufbau gefahren.<br />
In der Hektik des Wiederaufbaus nach dem<br />
Krieg und der zunehmenden Motorisierung<br />
gerät ein Bahnhofsprojekt in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
in Vergessenheit. Investitionen und Zuschüsse<br />
werden verbraucht für Dorfgemeinschaftshäuser<br />
und deren Ausstattung,<br />
Verschönerung von Plätzen, Mauern, Zäunen,<br />
Bolzplätzen,… dörfliche Prestigeobjekte, z. T.<br />
mit nur geringem oder keinem funktionellen<br />
Nutzen wie ein Bahnhof bzw. Haltepunkt für<br />
die Bahn erschließen würde.<br />
1984 Die Bundesbahn plant und baut<br />
eine neue Schnellbahnstrecke zwischen<br />
Hannover und Würzburg, die nördlich von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> meist in Tunneln unter dem<br />
Stadtwald durch die Kaiserau und den Hainbuch<br />
nach Körle zu einem Überholbahnhof<br />
führt.<br />
Es gibt Proteste durch Bürger, z.B. befürchten<br />
sie Lärmbelästigung. Es könnten bei Einfahrt<br />
der Bahn in einen Tunnel und bei Ausfahrt Ohren<br />
beteubende Knalle entstehen. Glücklicherweise<br />
ist dem nicht so, die Bahn ist in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
fast nicht zu hören.<br />
Zu den Baustellen der Bahn entstehen z.T<br />
neue, z.T. verbesserte Zufahrtswege. Ob sie<br />
zurückgebaut werden sollen oder nicht, verursacht<br />
1988 bis 1989 lange Diskussionen im<br />
Ortsbeirat.<br />
1992 Im neuen Plan für den Personennahverkehr<br />
der Melsunger Stadtteile mit dem Bus<br />
ist <strong>Schwarzenberg</strong> nicht enthalten. Die Busverbindung<br />
benutzen morgens und mittags<br />
meist Schüler.<br />
Man fordert im Nachhinein, die Busverbindung<br />
zu verbessern und die Haltestelle zu sichern.<br />
1996 Ein neues Verkehrskonzept weist in<br />
Melsungen einen zusätzlichen Bahnhof bzw.<br />
BahnHaltepunkt in der Vorstadt aus, gegenüber<br />
der Bartenwetzerbrücke.<br />
Vielleicht sollen zukünftig auch Obermelsungen<br />
(Nürnberger Straße) und <strong>Schwarzenberg</strong><br />
mit Haltepunkten versehen werden.<br />
Um die Jahrtausendwende 2000 entsteht das<br />
Konzept einer zusätzlichen schnellen Bahnverbindung<br />
zwischen Melsungen und dem<br />
Zentrum Kassel (Regiotram, NVV). Die<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er horchen auf, es wäre möglich,<br />
dass der alte Traum einer Haltestelle in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> im Bereich der Schranke nun<br />
erfüllt werden könnte. Aber, aber, aber…<br />
Zuerst müsste eine Unter oder Überführung<br />
gebaut werden, 500.000 DM Zuschuss von<br />
Melsungen. Also nicht.<br />
Dann heisst es: In Guntershausen wird von<br />
der Bundesbahn ein neues elektronisches<br />
Stellwerk für die Steuerung des Schienenverkehrs<br />
in Nordhessen gebaut. Wenn das fertig<br />
ist, kann man die Schranke in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
geöffnet lassen und nur wenn ein Zug kommt,<br />
schließen. Wie in Röhrenfurth. Dann wäre keine<br />
teure Untertunnelung bzw. Überführung<br />
nötig, die Bahnreisenden könnten leicht über<br />
die Schienen gehen, wenn die Schranke geöffnet<br />
ist. Irgendwann.<br />
2001 Die SPDFraktion des Melsunger Magistrates<br />
unterstützt die Forderung des Ortsbeirates<br />
nach einer Haltestelle für die Regiotram<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>. Was die<br />
99
03-3 | Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Bundesbahn nie geschafft habe, sollte für den<br />
NVV eine Verpflichtung sein: Anbindung der<br />
Bürger an das öffentliche Verkehrsnetz (Fritz<br />
Voit).<br />
Der NVV sieht kein Problem.<br />
Der Ortsbeirat hat den Wunsch(traum), dass<br />
2004 der Regiotram in <strong>Schwarzenberg</strong> halten<br />
möge. Allerdings… Bahnübergang oder nicht,<br />
Bahnsteig oder nicht… Zuschuss oder nicht…<br />
Der zweite Schritt wird vor dem ersten angedacht.<br />
Konsequente Projektierung fehlt.<br />
Der Kostenrahmen für Haltepunkte der NVV<br />
Bartenwetzerbrücke und <strong>Schwarzenberg</strong> beträgt:<br />
Melsungen trägt die Hälfte der Planungskosten<br />
und für Ausstattung der Bahnsteige<br />
15 Prozent. Das Land schießt 85<br />
Prozent zu.<br />
Die Kosten für Melsungen sind: Haltepunkt<br />
Bartenwetzerbrücke 300.000 DM, <strong>Schwarzenberg</strong><br />
500.000 DM (wegen Bahnübergang, dabei<br />
kennt man schon das Projekt des zentralen<br />
Stellwerkes für Bahnschranken in<br />
Guntershausen).<br />
2002 Der NVV stellt ab 2005 die Möglichkeit<br />
eines Taktverkehrs von Melsungen nach<br />
Kassel 30 minütig vor.<br />
Später, in der Praxis, wird es dann z.T. ein anforderungsgerechter<br />
Stundentakt.<br />
Statistisch ermittelt gibt es in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
40 Fahrgäste mit der Bahn pro Tag.<br />
Dazu braucht man zwei Außenbahnsteige, die<br />
problemlos gebaut werden könnten.<br />
Der Melsunger Magistrat diskutiert die Kosten<br />
für den Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong>. An Planungskosten<br />
fallen schon 100.000 Euro an.<br />
Nach abgeschlossener Planung kann die NVV<br />
Zuschüsse beim Land Hessen beantragen.<br />
Die würden 80 bis 85 Prozent der Baukosten<br />
betragen (wie schon 2001 ermittelt).<br />
Melsungen beteiligt sich mit 100.000 Euro an<br />
Planungskosten für vier Haltepunkte der NVV:<br />
Röhrenfurth, <strong>Schwarzenberg</strong>, Bartenwetzerbrücke,<br />
Wendeschleife bei Raiffeisen.<br />
Die Verlängerung der Regiotram in das Industriegebiet<br />
Pfieffewiesen wird zunächst abgelehnt<br />
aber in ferner Zukunft doch als möglich<br />
aufgezeigt.<br />
2003 Bisher gibt es am Bahnübergang<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> neben den Schranken Drehkreuze<br />
für Fußgänger, Radfahrer. Die Drehkreuze<br />
werden abgeschafft. Man soll nur noch<br />
die Schienen überqueren, wenn die Schranke<br />
auf Anruf geöffnet wird. Leider gibt es z.T.<br />
Wartezeiten bis zu einer halben Stunde bis die<br />
Schranke vom Melsunger Bahnhof aus geöffnet<br />
wird. Nachts bleibt die Schranke sowieso<br />
geschlossen.<br />
So überqueren viele Passanten die Schienen<br />
neben den Schranken durch die Gräben. Die<br />
Bundesbahn baut dagegen immer neue Hindernisse<br />
und Sperren, die Passanten finden<br />
immer wieder neue Übergangspfade.<br />
2003 In Melsungen baut die Bahn den<br />
Bahnhof und den Busbahnhof großzügig um,<br />
Bauzeit bis ca. 2011.<br />
Zum Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong> gibt es<br />
weitere Diskussionen, unterschiedliche Kostendarstellungen,<br />
Umfragen (Ergebnis natürlich<br />
für einen Haltepunkt, keiner würde sich<br />
gegen bessere Verkehrsanbindungen aussprechen),<br />
erneute Forderungen nach einem<br />
Haltepunkt aufgrund der Nachfrage, neue<br />
Haushaltspläne, die Chancen stehen gut<br />
– oder schlecht? – eine Entscheidung fehlt.<br />
2006 Die Regiotram des NVV startet im Juli<br />
2006 mit dem Streckenverlauf SüdNord:<br />
Melsungen – Kassel – Immenhausen – Hümme<br />
– Warburg und<br />
WestOst: Wolfhagen – Kassel – Hess. Lichtenau.<br />
Ein Regiotram Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wird für 2008 angekündigt. Vielleicht.<br />
Nach der Modernisierung des Stellwerkes in<br />
Guntershausen.<br />
Die NVV gibt keine Zusage.<br />
2010 In Melsungen bauen die NVV und die<br />
Stadt Melsungen gegenüber der Bartenwetzerbrücke<br />
einen kleinen Bahnhof (Haltepunkt)<br />
für den Regiotram – bevor die Zuschüsse vom<br />
Land verfallen. Damit sollen Besucher aus<br />
dem Umland und Kassel schneller und beque<br />
100
Haltepunkt für die Eisenbahn in <strong>Schwarzenberg</strong> | 03-3<br />
mer zum Einkaufen in die City von Melsungen<br />
gelangen.<br />
Der Haltepunkt wird zum Heimatfest Melsungen<br />
2011 fertig, am Freitag, 20. Mai 2011 mit<br />
viel Prominenz eingeweiht.<br />
2011 Im Februar gibt es das Gerücht, dass<br />
nach Fertigstellung dieses Haltepunktes in<br />
Melsungen und des Stellwerkes in Guntershausen<br />
auch in <strong>Schwarzenberg</strong> ein Haltepunkt<br />
entstehen soll.<br />
Jedenfalls errichtet die Bundesbahn an den<br />
Bahnübergängen Röhrenfurth und Melsungen<br />
neue Schrankenanlagen mit Ampeln.<br />
Textquellen:<br />
Jürgen Schmidt, Melsungen<br />
HNA<br />
WIKIREGIO<br />
NVV<br />
101
034 | Die Wasserleitung<br />
weihung durch den damaligen Bürgermeister<br />
K.H. Dietzel am 16. Juli 1994 ein Brunnenfest<br />
veranstaltet. Dieses Fest kam so gut<br />
an, dass in den Jahren 1995 und 1998 zwei<br />
weitere folgten. Nach Deckung der Unkosten<br />
und Einnahme von Spenden übergaben die<br />
Brunnenbauer der Stadt Melsungen in 1997<br />
einen Betrag von 3.144 DM. Er wurde für den<br />
Innenausbau der Friedhofshalle und den Einbau<br />
einer Toilette in dieselbe verwendet. Nach<br />
dem dritten Fest in 1998 erhielt die Kirchengemeinde<br />
für die Renovierung des Kircheninnenraums<br />
und der Orgel 1.490 DM.<br />
Einweihung 1994 mit Ortsvorsteher H. Riedemann<br />
Brunnen 1994<br />
Meistens kostet eine Wasserleitung ja Geld,<br />
aber die ausgediente Wasserleitung hat, Dank<br />
der guten Idee von H. Riedemann,<br />
der Allgemeinheit einen<br />
Nutzen gebracht. In 2008 wurde<br />
die Anlage erneuert und<br />
umgestaltet.<br />
In 1997 wurde die Riedforststraße<br />
komplett ausgebaut und<br />
dabei auch die Wasserleitung<br />
erneuert. In den Jahren 2009<br />
und 2010 wurden auch die Leitungen<br />
der anderen Straßen<br />
erneuert.<br />
In die Häuser wurden Abwasserleitungen eingebaut<br />
und die Abwässer durch eine hauseigene<br />
Klärgrube geleitet. Die flüssigen Bestandteile<br />
liefen von dieser, durch ein<br />
mittlerweile installiertes Kanalnetz, in Bäche<br />
und Gräben; sie landeten aber auch noch in<br />
der Fulda. Dies änderte sich erst mit dem Anschluss<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>s an die in 1970 von<br />
der Stadt Melsungen, am <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Weg, erbaute zentrale Kläranlage, der in 1987<br />
erfolgte. Der Höhenunterschied wird mit Hilfe<br />
einer kleinen Pumpstation jenseits des Bahnübergangs<br />
überwunden. Die hauseigenen<br />
Klärgruben wurden stillgelegt und die noch<br />
vorhandenen Wasserläufe in unserer Gemarkung<br />
sind frei von Abwässern.<br />
Bei all diesen Arbeiten wurde<br />
auch das Kanalnetz für die Abwässer<br />
saniert. Flossen zur Zeit<br />
der „Plumpsklos“, die anderen<br />
Abwässer in die Kandel und<br />
über die verschiedenen Bäche<br />
in die Fulda, änderte sich das<br />
mit Einführung der Toiletten<br />
mit Wasserspülung.<br />
104<br />
Die Anlage in 2011
Elektrizität im Dorf | 03-5<br />
Elektrizität im Dorf<br />
von Adolf Seitz<br />
Während in den großen Städten bereits ab<br />
1880 der elektrische Strom Einzug hielt (in<br />
Kassel 1891), standen der Ausbreitung in den<br />
ländlichen Gebieten zum einen technische<br />
Probleme, zum andern aber auch das Misstrauen<br />
der Menschen gegen die neue Energieform<br />
„Elektrizität“, entgegen.<br />
So findet sich im „Beschlußregister von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>“ im Sitzungsprotokoll vom<br />
27.03.1912 der lapidare Vermerk: „Elektrischer<br />
Strom abgelehnt“. Wo aber bekamen<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong>er ihr Licht her? Eines der<br />
ältesten Beleuchtungsmittel der Menschheit<br />
ist das Öllicht.<br />
Über die Öllampe führte der Weg zur Karbidund<br />
Petroleumlampe. Diese Lampen hatten<br />
den Vorteil, dass sie zum einen sicherer waren<br />
als offene Lichtquellen und zum anderen das<br />
Licht transportier machten. In 1830 kamen<br />
die ersten Petroleumlampen nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Petroleumlampe<br />
Während des Baus der Edertalsperre (1908 –<br />
1914) machte die WeserstromBauverwaltung<br />
den Vorschlag, die nach der Fertigstellung<br />
verfügbar werdenden Wasserkräfte zur<br />
Stromversorgung der Allgemeinheit zu nutzen.<br />
Man gründete 1914 den „Zweckverband Überlandwerk<br />
Edertalsperre“, dem auch der Landkreis<br />
Melsungen angehörte. Als dieser im April<br />
1913 bei der Gemeinde wegen eines Beitritts<br />
nachfragt, lehnt die Gemeindevertretung diesen<br />
ab. Ein erneuter Versuch des Landrats,<br />
der im März 1914 seiner Anfrage sogar den<br />
Vertrag und die Bedingungen für die Stromlieferung<br />
beifügt, wird ebenfalls abschlägig<br />
beschieden.<br />
Als im 1. Weltkrieg das Petroleum knapp und<br />
teuer wurde und dadurch die Versorgung fast<br />
unmöglich war, bemühte sich die Gemeindevertretung<br />
mit Bürgermeister Sondermann,<br />
nach einem einstimmigen Beschluss vom<br />
24.2.1917, um den Anschluss der Gemeinde<br />
an das Melsunger Elektrizitätswerk. Nach erfolgreichen<br />
Verhandlungen wurden Masten<br />
gesetzt und die Leitung aus Eisendraht installiert.<br />
Die Kosten wurden gleichmäßig auf alle<br />
Lichtabnehmer verteilt. <strong>Schwarzenberg</strong> war<br />
nun Teilhaber des Melsunger Werks und erhielt<br />
noch in 1917 den ersten elektrischen<br />
Strom, was die Menschen zu der Aussage bewog:<br />
„Das Licht kommt aus dem Draht“, was<br />
auch für die Straßenbeleuchtung (5 Lampen),<br />
die 1918 installiert wurde, zutraf.<br />
1927 wurde die Eisenleitung für 10.000 Mark<br />
durch eine Leitung aus Kupferdraht ersetzt,<br />
durch die dann 2 x 220 Volt Gleichstrom flossen.<br />
Der Strompreis betrug 45 Pfennige pro Kilowattstunde,<br />
die Zählermiete 50 Pfennige im<br />
Monat.<br />
Ab 1937 gibt es den „Wirtschaftsstrom“. Er<br />
wird für 6 kWh zu je 40 Pfg., also 2,40 Mark<br />
monatlich, pauschal berechnet. Mehrverbrauch<br />
wird mit 10 Pfg./kWh abgerechnet.<br />
In 1942 wurden die Kupferdrähte für Kriegszwecke<br />
abgebaut und der Strom floss wieder<br />
durch Eisendrähte.<br />
Durch Überlastung des Melsunger EWerks<br />
konnte die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>, besonders<br />
in den Kriegs und Nachkriegsjahren des<br />
2. Weltkriegs, nicht vertragsgemäß mit Strom<br />
beliefert werden. Als die ElektrizitätsAktien<br />
105
035 | Elektrizität im Dorf<br />
gesellschaft Mitteldeutschland (EAM) zu jener<br />
Zeit eine Ringleitung von Melsungen nach<br />
Empfershausen baute, die an <strong>Schwarzenberg</strong><br />
vorbeiführte, löste sich die Gemeinde von<br />
Melsungen und schloss sich der EAM an.<br />
Nach Abschluss der Verhandlungen zwischen<br />
der EAM, Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong> wurde<br />
innerhalb kurzer Zeit die Transformatorenstation<br />
am Ende der „Trift“ (Zur Kroneneiche)<br />
gebaut.<br />
Innerhalb des Ortes mussten neue Leitungen<br />
verlegt werden, da auch hier die Kupferleitungen<br />
während des 2. Weltkriegs abgebaut worden<br />
waren. Die entstandenen Gesamtkosten<br />
von 10.000 Mark brachte die Gemeinde zum<br />
großen Teil durch Hand und Spanndienste<br />
auf.<br />
Nachdem am 26. Januar 1950 der Landrat folgende<br />
Mitteilung veröffentlichte: „Die neu erbaute<br />
15000 Volt HochspannungsFernleitung<br />
von der Salzmannschen Fabrik in Melsungen<br />
bis zur neu errichteten Transformatorenstation<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> befindet sich in Betrieb“,<br />
brannten am 1. Februar 1950 die Lampen in<br />
den Häusern mit voller Stärke.<br />
Da auch eine Ortsbeleuchtung mit sieben<br />
Lampen installiert wurde, waren die dunklen<br />
Zeiten für <strong>Schwarzenberg</strong> endgültig vorbei,<br />
zumal seit dieser Zeit bei jedem Bau einer<br />
Trafostation<br />
neuen Straße auch die entsprechende Beleuchtung<br />
mitgebaut und alte Anlagen modernisiert<br />
wurden.<br />
106
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Haus und Familienblätter<br />
mit historischen Angaben von 1720 bis in das Jahr 1950<br />
von Helmut Sinning<br />
Die Grundlagen der Niederschriften in den<br />
Hausblättern stammen aus den Auflistungen<br />
des Lehrers Peter Schmidt, der in den 30er bis<br />
in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die<br />
Dorfgeschichte recherchierte.<br />
Für die Recherche stand Herrn Schmidt das<br />
Hess. Staatsarchiv in Marburg zur Verfügung,<br />
wo sämtliche Familien, Eigentums bzw. Besitzstände<br />
bis in das Jahr 1744 zurück aufgezeichnet<br />
sind.<br />
Eine Nachbearbeitung und Aktualisierung dieser<br />
Haus u. Familiendaten bis in das Jahr<br />
2011 wurde von Adolf Seitz und Helmut Sinning<br />
vorgenommen. Das Bildmaterial stammt<br />
aus privaten Beständen, bzw. von Ludwig<br />
Kördel.<br />
Wichtig für den Leser des <strong>Dorfbuch</strong>es<br />
Dem Leser dieses <strong>Dorfbuch</strong>es muß gesagt<br />
werden, dass die Angaben über Häuser, Berufe<br />
und Familiendaten sich nur Schwerpunktmässig<br />
auf die Zeit bis 1950 konzentriert. Wegen<br />
der Zuordnung der alten Haus. und<br />
Straßennamen, zu den Heute bekannten Namen,<br />
wurden die Angaben aktuallisiert und<br />
mit einigen Familiendaten ergänzt. Zu den<br />
Berufs und Beschäfftigungsformen nach 1950<br />
wurden Angaben nur in einzelnen Fällen gemacht.<br />
Die Familiennamen in der Dorfgeschichte<br />
Die Familiennamen in den Häusern über die<br />
Zeit von 1744 bis 1950 sind einmalige Aufzeichnungen<br />
des damaligen Lehrers Peter<br />
Schmidt, die ergänzt wurden mit den Familienangaben<br />
bis 2011. Der Leser der Hausblätter<br />
wird erkennen, wie über Generationen<br />
hinweg, der Verlauf von Familiennamen in den<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Häuser/Anwesen war. Eine<br />
große Anzahl von Häusern ist über die Jahrhunderte<br />
hinweg in Familienbesitz geblieben<br />
oder die Familien haben sich an anderer Stelle<br />
im Ort angesiedelt. Im Detail wird noch darüber<br />
an anderer Stelle im <strong>Dorfbuch</strong> berichtet.<br />
Der Schwerpunkt der Beschäftigung lag in<br />
der bäuerlichen und forstwirtschaftlichen Tätigkeit<br />
und deren handwerklichen Umfeld, wie<br />
z. B. Stellmacher, Wagner, Schmiede und<br />
Metzger sowie bei anderen Handwerksberufen<br />
Maurer, Weißbinder, Schreiner etc.<br />
Neben dem Handwerk gab es Wirte und einen<br />
Kaufmann, Förster, Arbeiter die ab dem 19.<br />
Jahrhundert in der Industrie arbeiteten, später<br />
kamen Arbeiter und Beamte der Bahn sowie<br />
staatlicher Verwaltungsbedienstete dazu. In<br />
der Blütezeit der Melsunger Tuchfabrikation<br />
waren viele Familienväter als Weber und<br />
Tuchmacher beschäftigt.<br />
Lageplan der Häuser und Grundstücke<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die rot eingefärbten Häuser mit den Hausnummern<br />
1 – 53 sind im Detail in den Hausblättern<br />
beschrieben und machen die Entwicklung<br />
der Ansiedlungen in <strong>Schwarzenberg</strong> bis<br />
1950 deutlich. Die angegebenen alten Hausnummern<br />
sind nicht nach Straßennamen geordnet,<br />
sondern wurden ab dem 19. Jahrhundert<br />
von der Gemeinde in fortlaufender<br />
Reihenfolge vergeben.<br />
107
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Das damalige Dorfgeschehen war überwiegend<br />
geprägt durch bäuerliche Betriebe, die<br />
im Voll oder Nebenerwerb betrieben wurden.<br />
Die weiteren Haushaltungen hatten neben<br />
ihren beruflichen<br />
Tätigkeiten noch<br />
einen Stall für<br />
Kleintiere im Haus<br />
und einen kleinen<br />
Landbesitz um damit<br />
zusätzlich den<br />
Lebensunterhalt<br />
abzusichern.<br />
Auf dem Foto aus<br />
dem Jahr 1908 ist<br />
zu erkennen, dass<br />
in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Gemarkung<br />
neben den nutzbaren<br />
Flächen wie<br />
z. B. Ackerland,<br />
Wiesen und Weiden,<br />
auch Wegränder,<br />
Raine und<br />
Bahndämme bewirtschaftet<br />
wurden.<br />
Im 19. Jahrhundert wurden noch Rodungen<br />
an den Waldrändern vorgenommen um die<br />
landwirtschaftlichen Flächen zu erweitern.<br />
Ansicht in 2011 als Luftaufnahme aus Richtung Melsungen<br />
Diese Struktur hat sich im 20/21 Jahrhundert<br />
durch soziale und gesellschaftliche Veränderungen<br />
im Berufsbild und in der Freizeitgestaltung<br />
wesentlich verändert.<br />
Ansicht von <strong>Schwarzenberg</strong> aus Richtung Röhrenfurth in den Jahr 1908.<br />
Foto aus der Sammlung Karl Friedrich Waldmann Fuldabrück.<br />
Die heutigen Anwesen und Häuser dienen<br />
zum überwiegenden Teil nur noch Wohnzwecken.<br />
Wie die folgende<br />
Luftaufnahme von<br />
2011 zeigt, hat<br />
sich die Anzahl der<br />
Häuser seit 1960<br />
von 53 auf ca. 195<br />
Häuser erhöht.<br />
Begünstigt wurde<br />
diese Entwicklung<br />
durch die Nähe zur<br />
Stadt Melsungen<br />
mit seiner guten<br />
Infrastruktur und<br />
der Vielzahl von<br />
Arbeitsplätzen in<br />
der Industrie,<br />
Handwerk und den<br />
Handelsunternehmen.<br />
108
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Die zentralen Plätze „Kirchplatz u. Lindenplatz“ sind der Ortskern des alten Dorfes und<br />
liegen in dem Areal der früheren Burg. Von diesen Plätzen aus gibt es weitere Straßenzüge, die<br />
dem alten Dorfkern zuzuordnen sind:<br />
Von der Linde in Richtung Höhbach, Heute die „Jahnstraße“.<br />
„Die Höhle“ in Richtung Röhrenfurth, Heute die „Riedforststraße“<br />
„Die Trift“ in Richtung Friedhof u. Sportplatz, Heute „Zur Kroneneiche“<br />
„Vorderdorf“ in Richtung Melsungen, Heute die „Riedforststraße“<br />
Ein Blick auf die Kirche mit Torbogen in den 40er Jahren des 20. Jh. und nach der Dorfsanierung<br />
im Jahr 2012mit erweiterter Parkanlage.<br />
Der Blick vom Kirchplatz in Richtung Lindenplatz zeigt die Veränderung der Lebensbedingungen<br />
und Infrastruktur. Die Ortsstraße in den 30er Jahren ist geschottert und ein offener<br />
Bachlauf führt in den Burggraben. Jetzt im Jahr2012 führt eine moderne Asphaltstraße mit Bürgersteig<br />
durch den Ort sowie mit einer Bushaltestelle ist <strong>Schwarzenberg</strong> an das öffentliche Verkehrsnetz<br />
angeschlossen.<br />
Ansicht vor 1940 Ansicht 2011<br />
Der Lindenplatz und seine Umgebung mit dem Blick in die Jahnstraße und die Riedforststraße<br />
in Richtung Röhrenfurth<br />
Die Linde in 2010 mit Blick in die Jahnstraße<br />
Blick vom Lindenplatz in Richtung Röhrenfurth<br />
109
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Bei der Reise von dem ehemaligen Burggelände über den Lindenplatz in Richtung<br />
Röhrenfurth beginnen wir mit folgenden Häusern/Familien:<br />
Hausname: Kördel<br />
Früher: Haus Nr. 12<br />
Heute: Riedforststr. 43<br />
Das Haus und die Wirtschaftsgebäude liegen auf dem Gelände<br />
der ehemaligen Burg und sind zugänglich über eine Stichstraße<br />
von der Riedforststraße aus. Die Gebäude wurden mehrmals<br />
umgebaut und teilweise abgerissen, 1836 wurde auf dem Hof<br />
ein Stall mit Scheune neu gebaut. Das jetzige Wohnhaus wurde<br />
1929 neu gebaut und an der Stelle des alten Stall u. Scheunengebäudes wurde in den 90 er<br />
Jahren eine Garage errichtet. Neben der Landwirtschaft wurde auch der Beruf eines Stellmachers<br />
ausgeführt, wo Kasten u. Leiterwagen für die Landwirtschaft hergestellt wurden.<br />
In der Zeit von 1955 bis 1959 war Heinrich Kördel Bürgermeister und somit auch das Bürgermeisteramt<br />
in dem Haus.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1781 Wagner Johannes.<br />
1817 Wagner Gottfried<br />
1849 Wagner Johannes Georg<br />
1903 Kördel Sebastian u. Ehefrau geb. Wagner<br />
1924 Kördel Jakob u.Marie geb. Kühlborn<br />
1955 Kördel Heinrich u. Ehefrau Elisabeth geb. Werner<br />
1972 Kördel Elisabeth u. Sohn Ludwig Kördel<br />
110<br />
Hausname: Altes Schulhaus<br />
Früher: Haus Nr. 9<br />
Heute: Riedforststr. 45<br />
Nach Erzählungen gab es bereits 1717 ein Schulhaus, das<br />
gleichzeitig auch Hirtenhaus war. Als letzter Hirte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wurde Heinrich Dietrich in 1872 namentlich erwähnt.<br />
Nach dem Bau der neuen Schule in den Jahren 1899/1900 wurde<br />
das alte Schulhaus von der Gemeinde für 3.675 Mark an die<br />
Familie Ruppel verkauft. Diese baute das ehemalige Schulgebäude zu einem Wohnhaus mit<br />
Stall um. Heute dient es nur noch Wohnzwecken.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1717 Gemeinde Schul u. Hirtenhaus<br />
1901 Ruppel Konrad u. 1. Ehefrau. Anna Martha<br />
geb. Mainz (verstorben)<br />
2. Ehefrau Anna Gertrud geb. Hofmann<br />
1934 Steube Wilhelm u. Minna geb. Ruppel<br />
1963 Steube Jacob u. Ingeborg geb. Thiele<br />
1994 Nickel Gisela geb. Steube u. Günter Nickel
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Gossen Hansen/Seitz<br />
Früher: Haus Nr. 10 u.11<br />
Heute: Riedforststr. 47 u.49<br />
Wohnhaus mit Stall u. Scheunentrakt<br />
Das Anwesen steht auf dem ehemaligen Gelände der Burg, noch<br />
vorhandene alte Grundmauern zeugen aus dieser Zeit. Die Häuser<br />
Nr. 10 u. 11 wurden im Jahr 1912 von Konrad Seitz durch<br />
den Kauf des Hauses Nr. 10 zu einem Anwesen zusammengeführt. Durch ständige Renovierungen,<br />
Um u. Anbauten wurde aus den zwei Häusern, mit unterschiedlichen Hausansichten, ein<br />
einheitliches Erscheinungsbild geschaffen.<br />
Als Berufe wurde neben den bäuerlichen Arbeiten mit Schafhaltung und der Holzrückarbeiten im<br />
Wald, auch die Tätigkeit als Leinenweber auf den hofeigenen Webstühlen ausgeübt.<br />
Eigentümer/Familien der Haus Nr. 10:<br />
17.. Horn Heinrich, ein Leineweber<br />
17.. Wolf Martin<br />
1785 Geyer Paulus / Wagner Johannes Jost<br />
1810 Wagner Heinrich<br />
1844 Ehrhardt Johannes u. Katharina Elisabeth<br />
geb. Wagner<br />
186. Ehrhardt Heinrich u. Katharina Elisabeth<br />
geb. Barthel<br />
18 … Gude Georg, Böddiger Justus u. Katharina<br />
geb. Gude<br />
1874 Hofmann Conrad<br />
1912 Seitz Konrad u. Maria geb. Lotzgeselle<br />
1946 Seitz Georg u. Elisabeth geb. Marx<br />
1997 Ickler Hiltrud geb. Seitz<br />
Eigentümer/Familien der Haus Nr. 11:<br />
1750 Hofmann Nikolas Ackermann<br />
1796 Hofmann Johannes, Böddiger Nikol.<br />
1808 Hofmann Curth Hans<br />
Seitz Johannes Georg u. Martha Elisabeth<br />
geb. Hofmann<br />
1835 Seitz Johannes u. 1. Martha Elis. geb. Sippel<br />
2. Elisabeth geb. Schmoll<br />
188. Seitz Christian u. Marie geb. Nolte , Bauer u. Schafhalter<br />
1912 Seitz Konrad u. Maria geb. Lotzgeselle<br />
1946 Seitz Georg und Frau Elisabeth geb. Marx<br />
1997 Ickler Hiltrud geb. Seitz<br />
Wilhelm Seitz, Bruder von Christian Seitz, wanderte 1882<br />
nach Amerika aus. In Amerika heiratete er eine Anna<br />
Catharina Rode.<br />
Georg Seitz hatte bereits 1937 ein Opel Olympia Cabrio aus<br />
dem Modeljahr 1936 und war somit der erste <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
mit einem Auto.<br />
111
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Gossen<br />
Früher: Haus Nr. 29<br />
Heute: Jahnstr. 4<br />
Der Hof bestehend aus Wohnhaus und Scheune mit Stall, diente<br />
über Jahrhunderte der Bauernfamilie Hofmann als Haupterwerb.<br />
Die ehemalige Besitzerfamilie Hofmann verlagerte 1962<br />
den landwirtschaftlichen Betrieb in das Anwesen Haus Nr. 36,<br />
jetzt Riedforststr.18. und führte die Landwirtschaft weiter. Im<br />
Jahr 1968 wurde von dem damaligen Besitzer Konrad Hofmann das Anwesen verkauft, die Familie<br />
Bücking übernahm das Wohnhaus und die Familie Löwe und später die Firma Steffen das<br />
Scheunengebäude für eine Malerwerkstatt.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
Hofmann Hans Martin 1 Ackermann<br />
1810 Hofmann Johannes<br />
1836 Hofmann Conrad, Johannes Just u. Elisabeth<br />
1866 Hofmann Heinrich u. Kath. Elise geb. Schmidt<br />
19. Hofmann Johannes u. Anna Martha geb. Reinbold<br />
1940 Hofmann Konrad und Elisabeth geb. Köbberling<br />
1968 Bücking HansDieter u. Elfriede geb. Stehr<br />
1986 Bücking Gerold u. Carmen geb. Pfeifer<br />
Scheune:<br />
1968 Löwe Hans u. Anneliese geb. Jacob, 198. Firma Steffen<br />
112<br />
Hausnamen: Husaren<br />
Früher: Haus Nr. 15<br />
Heute: Jahnstr. 3<br />
Der Hausname „Husaren“ stammt aus der Zeit der Familie Hofmann,<br />
wobei im 19. Jahrhundert ein Hofmann als großer und<br />
stattlicher Soldat bei den Husaren diente. Das Anwesen war ein<br />
Bauernhof mit Schafhaltung und wurde im 19. Jahrhundert<br />
durch den Teilerwerb des Anwesens (Haus. Nr. 14) vergrößert. Das Gehöft verfügte neben einem<br />
Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäuden auch noch über ein Ellerhaus, dass damals als Wohnung<br />
für die Altfamilie diente. Die Familie Hofmann/ Blumenstein siedelte 1962 mit dem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb an den Dorfrand „Zur Kroneneiche“ aus. In den 60er Jahren kaufte die<br />
Familie Alter das Haus und nutzt es nach der Sanierung für Wohnzwecke.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1724 Ludeloff Han. Jost (Grebe) Ackermann und Schafhalter<br />
1771 Marschall Konrad, Werner Jost Henrich<br />
1795 Hofmann Johannes Martin u. Anna Elisabeth geb. Werner<br />
1807 Hofmann Konrad<br />
1835 Hofmann Konrad u.1. Frau geb. Schlade<br />
2. Anna Katharina Möller<br />
1867 Hofmann Justus, u. Maria geb. Ackermann<br />
1901 Hofmann Adam u. Elise geb. Wenzel<br />
1937 Hofmann Justus u. Lisa geb. Herwig<br />
1962 Alter Heinrich und Maria geb. Walenta kauften das Anwesen<br />
1978 Alter Willi u. Renate geb. Aschenbrenner<br />
1994 Alter Renate u. Kinder
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Lindenalters<br />
Früher: Haus Nr. 14<br />
Heute: Jahnstraße 1<br />
Das Anwesen war mit seinen Gebäuden und zugehörigen Ländereien<br />
im 18. Jahrhundert etwas größer als derzeit, einige<br />
Teile sind in den Besitz des Hauses Nr. 15 (Husaren) übergegangen.<br />
Eigentümer/Familien<br />
1744 Mentz Hans Curt / Georg Hartung, 1 Ackermann<br />
1786 Hildebrandt Jakob<br />
1796 Genz Karl, Möller Conrad u. A. Catharina Mentzin<br />
1810 Aschenbrenner<br />
1816 Zilch Johannes u. Anna Elisabeth geb. Werner<br />
1836 Gunkel Adam u. Martha geb. Zilch<br />
1852 Hartung George<br />
18.. Kieber Conrad Jakob u. Margarete geb. Wittich<br />
18.. Kieber Philipp u. Maria Sophie geb. Portugal<br />
18.. Rode Martin<br />
1903 Hartung Heinrich, 1911 Ewald Konrad<br />
1915 Alter Johannes u. Anna Katharina geb. Ruppel<br />
196. Becker Dina geb. Alter u. Gustav Becker<br />
2008 Becker Dina u. Becker Wolfgang<br />
Hausname: Wenzel<br />
Früher: Haus Nr. 13<br />
Heute: Riedforststr. 53<br />
Das Haus und die Wirtschaftsgebäude als kleinbäuerliches Anwesen<br />
liegen auf dem Gelände der ehemaligen Burg. Im Nebenerwerb<br />
wurde die Leineweberei, Branntweinherstellung sowie<br />
Land. u. Forstwirtschaft betrieben. Nach Angaben der Familie<br />
hatten die Vorfahren das Brennrecht zur Herstellung von<br />
Branntwein, denn ausreichend Obst (Quetschen) stand im großen Obstgarten zur Verfügung.<br />
Das jetzige Wohnhaus wurde mehrmals umgebaut und an der Stelle des Stall u. Scheunengebäudes<br />
wurde 2008 ein neues Wohnhaus gebaut.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Rode Konrad, ein Leineweber, Rode Hans Jost.<br />
1772 Rode Hartmann u. Anna Martha verw. Rode<br />
1790 Worst Georg u. Katharina Elisabeth geb. Rode<br />
1848 Worst Johannes. George (Quetschenworst)<br />
1885 Wenzel Johannes u. 1.Ehefrau Anna Katharina geb. Worst<br />
und 2.Ehefrau Gertrud Elisabeth geb. Schanze<br />
191. Wenzel Heinrich (im 1. Weltkrieg gefallen)<br />
1923 Wenzel Martin u. Anna Katharina geb. Jacob (Martin Wenzel<br />
war der Bruder von Heinrich Wenzel u. hat das Anwesen<br />
übernommen)<br />
1954 Wenzel Justus u. Martha geb. Vockeroth<br />
1979 Wenzel Karl u. Elfriede geb. Dittmar<br />
113
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Barthel<br />
Früher: Haus Nr. 16<br />
Heute: Riedforststr. 34<br />
Das bäuerliche Anwesen gehörte zu den Ältesten in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
wobei die alten Gebäude aus dem Jahr 1616 in der Jahnstraße<br />
lagen und nicht mehr vorhanden sind.<br />
Weltkrieg neu errichtet.<br />
Das Wohnhaus und Stallungen wurden in den Jahren vor dem 2.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Riedemann Heinrich, ein Ackermann,<br />
Seitz Johannes u. Martha Elisabeth geb. Riedemann<br />
1784 Barthel Paulus u. Anna Elisabeth geb. Seitz<br />
1836 Barthel Valentin u. Maria geb. Hofmann<br />
1862 Barthel Justus u. Anna Elisabeth geb. Gundlach<br />
1903 Barthel Johannes u. Anna geb. Reinbold<br />
1937 Barthel Wilhelm u. Maria geb. Otto<br />
195. Barthel Heinrich u. Elisabeth geb. Schneider<br />
1995 Barthel Lothar u. Vera geb. Stomsky<br />
In der Familie hatte Ludwig Barthel, ein Bruder von Wilhelm Barthel,<br />
neben Georg Seitz eines der ersten Autos in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Hausname: Schmieds<br />
Früher: Haus Nr. 17<br />
Heute: Riedforststr. 36<br />
114<br />
Das bäuerliche Anwesen wurde 1906 von der damaligen Familie<br />
Hofmann neu errichtet, wobei zuvor das alte Haus an der Jahnstraße<br />
gelegen, abgerissen wurde.<br />
Die Stall und Scheunengebäude wurden später neu errichtet.<br />
Neben der Landwirtschaft und Schafhaltung wurde auch im 19. Jahrhundert eine Schmiede betrieben.<br />
Eigentümer/Familien<br />
1744 Schomberg Georg,( Ackermann)<br />
1760 Assmann Hans Jost<br />
1784 Hofmann Arnold<br />
1817 Wolf Johannes / Horn, (Schmied)<br />
1835 Wolf Anna Katharina<br />
1839/41 Hofmann Heinrich. / Sänger Christian u. Anna Martha<br />
1844 Hofmann Heinrich (Schafhalter)<br />
186. Hofmann Johannes<br />
1910 Hofmann Heinrich u. Katharina Elisabeth geb Köbberling<br />
1936 Sinning Heinrich u. Elisabeth geb. Köbberling<br />
1971 Sinning Willi u. Elke geb. Martin
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Bangert<br />
Früher: Haus Nr. 18<br />
Heute: Riedforststr. 57<br />
Das Wohnhaus aus dem 17/18. Jahrhundert ist in dem damaligen<br />
Baustil erhalten geblieben. Dank behutsamer Sanierung<br />
durch das Ehepaar Köhler Söhlke, ist das Anwesen eines der<br />
wenigen Häuser in <strong>Schwarzenberg</strong>, das die Bauweise und Baumaterialien<br />
aus der Zeit vor ca. 300 Jahren noch in der heutigen Zeit erkennen lässt.<br />
Das Anwesen hat viele Nutzungsarten in seiner Geschichte erlebt von der Försterei, Landwirtschaft,<br />
Branntweinbrennerei, Gastwirtschaft, Schreinerei, Praxis für Krankengymnastik. Die<br />
Gaststätte war auch noch bis 1962 der Treffpunkt und Übungsstätte sämtlicher Vereine in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Eigentümer/Familien<br />
1700 Gerhold Johannes Konrad u. A. Christine,<br />
geb.Wesselin (Förster)<br />
1744 Riemann, Joh. Heinrich u. Katharina Dorothea,<br />
Branntweinbrenner<br />
1771 Dittmar Johannes / Kessler Heinrich<br />
1791 Dittmar Martin/ Bettenhausen Christian,<br />
Branntweinbrenner<br />
1818 Dittmar Martin u. Anna Martha geb. Sinning<br />
(Martin Dittmar war der letzte Grebe in <strong>Schwarzenberg</strong> und danach ab 1834 der erste<br />
Bürgermeister)<br />
Die Söhne Justus und August Dittmar wanderten als erste <strong>Schwarzenberg</strong>er 1854 nach<br />
Amerika aus<br />
1858 Dittmar Konrad. u. Grete geb. Sandrock<br />
1887 Dittmar Georg u. Anna Elisabeth geb. Maifarth<br />
1898 Sinning Heinrich u. Anna Elisabeth verw. Dittmar geb. Maifarth haben das Anwesen<br />
1907 an die Familie Bangert verkauft und ausgesiedelt an den Dorfrand Haus. Nr. 42<br />
(Riedforststr. 3)<br />
1907 Bangert Wilhelm u. Martha Bangert geb. Rabe kamen aus dem Raum Waldeck nach<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> u. führten die Gaststätte weiter.<br />
1930 Geschwister Karl u. Lina Bangert<br />
1970 Bernd Köhler u. Christiane Söhlke Köhler kauften das Anwesen, es wurde saniert und<br />
eine Praxis für Krankengymnastik sowie Physiotherapie eingerichtet. Es beherbergt in<br />
seinen Räumen auch das „<strong>Schwarzenberg</strong> – Theater“ unter Leitung von Bernd Köhler<br />
115
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Sondermann<br />
Früher: Haus Nr. 19<br />
Heute: Riedforststr. 59<br />
Die Gebäude des landwirtschaftlichen Anwesens mit einer<br />
Schmiede wurden teilweise abgerissen und durch einen Neubau<br />
1901 ersetzt.<br />
Neben einer Schmiede, Landwirtschaft und Hausmetzgerei war<br />
auch über einige Jahrzehnte das Bürgermeisteramt untergebracht.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Zilch Heinrich, (Schneider)<br />
1783 Strube Johann u. Anna Martha geb. Zilch<br />
1807 Sinning Johann Justus u. Anna Elisabeth geb. Strube<br />
1835 Sinnning Justus u. Regina geb. Schanze<br />
1856 Sinning Justus Heinrich<br />
1869 Sondermann Konrad Johannes u Maria Elisabeth<br />
geb. Sinning<br />
1895 Sondermann Justus u. Christiane. geb. Horn<br />
Schmiedemeister u. Bürgermeister<br />
1944 Sondermann Heinrich u. Gertrud geb. Noll<br />
1960 Sinning Regina geb. Sondermann u. Kurt Sinning<br />
Hausname: Höhlroden<br />
Früher: Haus Nr. 20<br />
Heute: Riedforststr. 61<br />
Das Anwesen aus der Zeit um ca. 1740 wurde in der Zeit der<br />
Geschichte mehrmals erneuert, umgebaut und ständig an die<br />
jeweiligen Lebensbedingungen angepasst.<br />
Neben dem bäuerlichen Betrieb war auch Adam Hofmann in den<br />
Jahren von 1952 bis 1955 Bürgermeister und somit auch das<br />
Bürgermeisteramt in dem Haus.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1740 Schanze Hans Curth u. Martha Elisabeth<br />
1783 Kropf Georg Christian<br />
1801 Jäger Adam u. Katharina geb. Kropf<br />
1839 Hofmann Justus u. Maria Elisabeth geb. Bachmann/<br />
Schanze J.<br />
187. Hofmann Johannes. u. A. Katharina. geb. Jacob<br />
1902 Hofmann Christian u. Martha geb. Reinbold<br />
1934 Hofmann Adam u. Katharina Elisabeth geb. Kördel<br />
1958 Groß Erika geb. Hofmann u. Bruno Groß<br />
1999 Groß Thomas u. Sigrid geb. Hartung<br />
116
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Die „Jahnstraße“ beginnt am Lindenplatz und führt in Richtung des Höhbachs bis zur<br />
Försterei.<br />
Zum älteren Dorfkern gehört auch die heutige „Jahnstraße“ mit seinen Anwesen, wobei die<br />
Häuser beidseitig an diese Straße angrenzten. Von Vorteil war die Lage der Häuser zum Wald<br />
und den Feldern sowie an dem stets wasserführenden Höhbach.<br />
Wir beginnen mit den Anwesen:<br />
118<br />
Hausname: Reinbold<br />
Früher: Haus Nr. 28<br />
Heute: Jahnstr. 6<br />
Das bäuerliche Anwesen besteht aus einem Uförmigen Gebäudekomplex,<br />
wobei das Wohnhaus mit Stall und der Scheune im<br />
Fachwerkstil zu den ältesten Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert<br />
gehört. Der Erweiterungsbau mit moderneren Stallungen<br />
für Ackerbau u. Viehwirtschaft erfolgte etwas später im 20. Jahrhundert.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Guthardt Joh. 1 Ackermann<br />
17.. Geyer Ciriakus<br />
1796 Schanze Joh. Jost<br />
17.. Schanze Heinrich<br />
1820 Reinbold Johann Adam u. Anna Elisabeth geb. Schanze<br />
185. Reinbold Johannes Jost u. Anna Martha<br />
verw. Landgrebe geb. Hartung<br />
188. Reinbold Anton u. Anna Elisabeth geb. Böddiger<br />
1910 Reinbold Justus Heinrich u. Maria geb. Riedemann<br />
1953 Schäfer Elisabeth geb. Reinbold u. Heinrich Schäfer<br />
1963 Schäfer Heinrich u.Gisela geb. Rotenbusch<br />
1977 Schäfer Horst u. Jutta geb. Petersen
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Ruppel<br />
Früher: Haus Nr. 27<br />
Heute: Jahnstr. 8<br />
Haus mit Wirtschaftsgebäude. Zuerst war das Haus Nr. 26 u. 27<br />
ein Doppelhaus, im Laufe der Zeit wurden die alten Häuser abgerissen<br />
und mehrmals durch Neubauten ersetzt. August Ruppel<br />
und seine Frau übernahmen das Anwesen 1895 und erstellten<br />
oberhalb des alten Hauses ein neues Haus.<br />
Das kleinbäuerliche Anwesen war im Laufe der Jahrhunderte geprägt durch Familien mit unterschiedlichen<br />
Berufen, wie z. B. Kleinbauern, Leineweber, Holzhauer u. Handwerker<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1740 Rode Konrad<br />
1771 Horn H. Georg<br />
1799 Horn Nikolas u. Anna Elisabeth geb. Seitz<br />
18.. Horn Georg<br />
1835 Seitz Conrad u. Anna Elisabeth geb. Köhler<br />
1862 Meyfarth Adam u. Martha Elisabeth geb. Seitz<br />
1895 Ruppel August u. 1. Ehefr. geb. Kilian, 2. Ehefr.<br />
Martha geb. Horn<br />
193. Ruppel Ernst u. Anna geb. Blumenstein<br />
1962 Marotzke Anna geb. Ruppel u. Winfried Marotzke<br />
Hausname: Siemon<br />
Früher: Haus Nr. 26<br />
Heute: Jahnstr. 10<br />
Das Anwesen war ein Doppelhaus mit dem Anwesen Haus Nr.<br />
27. Im landwirtschaftlichen Nebenerwerb als Kleinbauern, Maurer,<br />
Holzhauer und Hausschlachtungen wurde der Lebensunterhalt<br />
verdient.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1740 Rode Konrad<br />
1744 Worst Konrad u. Anna Elisabeth<br />
1785 Worst Martin<br />
1800 Worst Georg u. Martha Elisabeth geb. Marschall<br />
1810 Worst Conrad u. Katharina Elisabeth geb. Hofmann<br />
1839 Gerstung Heinrich u. Catharina Sophie geb. Worst<br />
1840 Worst Conrad<br />
186. Worst Johannes u. Katharina geb Kollmann<br />
188. Worst Johann u. Anna Elisabeth geb Meyfarth<br />
1926 Siemon Philippine geb. Worst u. Heinrich Siemon<br />
1962 Siemon Heinz u. Marieluise geb. Riedemann<br />
2002 Siemon Silke u. Frederic Siemon<br />
119
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Alter/Hofmann<br />
Früher: Haus Nr. 25<br />
Heute: Jahnstr. 12<br />
Das bäuerliche Anwesen gehörte in dem 18. Jahrhundert zu den<br />
etwas größeren Betrieben.<br />
Spätere Generationen gingen anderen Berufen nach und bewirtschaften<br />
den Betrieb im Nebenerwerb.<br />
Den ursprünglichen Wohnhaustyp findet man auch in den Häusern Nr.20 u.28.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Bachmann Gerhard u. Martha Elisabeth<br />
1784 Schweinsberg Heinrich u. Anna Elisabeth<br />
geb. Bachmann<br />
1801 Bachmann Georg / Schweinsberg H.<br />
1833 Hofmann Justus u. Catharina geb. Sinning<br />
1843 Hofmann Johannes Justus<br />
1868 Hofmann Johannes Georg u. Katharina geb. Schmoll<br />
1890 Hofmann Heinrich u. Katharina geb. Geier<br />
1914 Alter Heinrich u. Elisabeth geb. Hofmann u. Kühlborn<br />
195. Semmler Anna geb. Alter u. Heinrich Semmler<br />
198. Schmidt Helga geb. Semmler u. Gerhard Schmidt<br />
Hausname: Böddiger<br />
Früher: Haus Nr. 24<br />
Heute: Jahnstr. 14<br />
Eigentümer/Familien:<br />
120<br />
Ein rein bäuerlicher Betrieb, mit Landwirtschaft u. Schafhaltung,<br />
wurde im Laufe der Zeit ständig verändert sowie die Gebäude<br />
erneuert bzw. neu aufgebaut. Eine Leineweberei wurde betrieben.<br />
1744 Hofmann Nikolas. 1 Ackermann, Leineweber<br />
und Schafhalter<br />
1772 Böddiger Martin u. Martha Elisabeth geb Hofmann<br />
1786 Böddiger Heinrich u. Anna Maria geb. Wagner<br />
1827 Böddiger Joh. Justus u. Katharina Elisabeth geb. Schanze<br />
1856 Böddiger Heinrich u. Anna Martha geb. Nadler<br />
1883 Emmeluth Heinrich und Anna Katharina geb. Böddiger<br />
1923 Jacob Christian u. Maria geb. Emmeluth<br />
1962 Löwe Anneliese geb. Jacob u. Hans Löwe<br />
1985 Löwe Hardwig u. Ellen geb. Griesel
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Landgrebe<br />
Früher: Haus Nr. 23<br />
Heute: Jahnstr. 9<br />
Das Anwesen war ein bäuerlicher Kleinbetrieb und bestand aus<br />
einem Gebäude mit Haus, Stall u. Scheune unter einem Dach<br />
und etwas später wurde ein separates Scheunen/Stallgebäude<br />
gebaut.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1748 Wagner Jakob<br />
1776 Wagner Joh, Jost<br />
1808 Wagner Joh.<br />
1839 Bartholmay Wiegand u. Elise geb. Wagner<br />
188. Landgrebe Lukas u. Anna Elisabeth<br />
geb. Bartholmay<br />
1907 Landgrebe Konrad u. Anna Elisabeth<br />
geb. Wilhelm<br />
195. Hain Karl u. Elisabeth geb. Landgrebe<br />
1971 Hain Konrad u. Inge geb. Brandenstein<br />
2001 Hain Uwe u. Christiane geb. Rose<br />
Hausname: Riedemann<br />
Früher: Haus: Nr. 22 1/2<br />
Heute: Jahnstr. 11<br />
Das rein bäuerliche Anwesen war<br />
wegen der Lage am Dorfrand etwas<br />
großräumiger bebaut.<br />
Die Gebäude wurden in Laufe der Zeit erneuert u. erweitert. In<br />
der Zeit um 1886 wurde ein neues Wohnhaus erstellt, der gezimmerte<br />
Rohbau stammt aus dem früheren Erhardt Besitz an dem<br />
Standort der Schule/DGH und wurde von der Familie Lorenz Riedemann<br />
erworben.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1740 Seitz Johannes Jost<br />
1799 Riedemann Lorenz u. Anna Katharina geb. Seitz<br />
1834 Riedemann Johannes u. Catharina Elisabeth<br />
geb. Hofmann<br />
1851 Riedemann Lorenz u. Maria Elisabeth geb. Nadler<br />
1889 Riedemann Konrad u. Anna Elisabeth geb. Döring<br />
1933 Riedemann Karl Adam u. Katharina geb. Emmeluth<br />
1957 Helper Elisabeth geb. Riedemann u. Heinrich Helper<br />
1977 Helper KarlHeinz u. Edeltraut geb. Pöhler<br />
Der erste Schlepper in <strong>Schwarzenberg</strong> war auf dem Anwesen von Karl Riedemann ein Güldner<br />
mit 21 PS und wurde eingesetzt in der Landwirtschaft sowie auch für die Holzabfuhr im Forst.<br />
121
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname:<br />
Försterei<br />
Heute: Jahnstraße. 16<br />
Die Försterei wurde 1898<br />
durch den Forstfiskus gebaut<br />
und diente den Förstern als<br />
Dienstwohnung und in den<br />
Wirtschaftsgebäuden konnte im Nebenerwerb Landwirtschaft<br />
betrieben werden.<br />
In <strong>Schwarzenberg</strong> waren folgende Förster angestellt und<br />
wohnten in der Försterei: Karl FranzAugust Wisch, Adolf<br />
Hartmann, Kurt Nödel.<br />
In den 60er Jahren wurde die Försterei aufgelöst und verkauft.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1898 Forstfiskus<br />
1969 Das Anwesen wurde verkauft an die Gutenberg<br />
Riemann Druckerei<br />
1991 Herr Stahnke u. Frau Lüthmers<br />
1996 Kappus Gerhard u. Karin<br />
Der Höhbach als ständiger Frischwasser Lieferant für die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Die Ansiedlungen der <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger im Bereich der Burg, dem Linden u. Kirchplatz<br />
wurde durch den Höhbach beeinflusst, der ständig Frischwasser für Haushalt und die Viehwirtschaft<br />
garantierte.<br />
Bereits im 19 Jahrhundert wurde ein Wasserkanal vom Höhbachtal in die Ortsmitte verlegt, bekannt<br />
als sogenannte“ Gosse“ am Lindenplatz. Später wurde ein Wasserbassin für Feuerlöschzwecke<br />
gebaut und dies war wichtig bei der Brandbekämpfung, denn in den Fachwerkgebäuden<br />
(alles unter einem Dach) lagerten die Heu und Strohvorräte.<br />
Wasserbassin am Lindenplatz 2011<br />
Kartenansicht aus dem Jahr 1905 mit den 2 alten Forsthäusern<br />
122
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Der Kirchplatz mit der Kirche und den umliegenden Häusern bis zum Burggraben<br />
Im Umfeld des ehemaligen Burggeländes liegt in südlicher Richtung der Platz um die Kirche mit<br />
seinen Anwesen/Häusern. Von diesem Platz aus gibt es die Straßen in Richtung:<br />
„Die Trift“ Heute „Zur Kroneneiche“ in Richtung Friedhof u. Sportplatz<br />
„Vorderdorf“ Heute die Riedforststraße in Richtung Melsungen<br />
„Platz an der Linde“ Heute die Riedforststraße in Richtung Röhrenfurth<br />
Kirche mit Portal DGH;Burgschänke,Schule 2010<br />
Ladengeschäft Kördel<br />
Blick zur Linde mit dem Haus Frieler<br />
Der Kirchplatz wird umrahmt von dem Gebäudekomplex der früheren Gastwitschaft Schill u.<br />
des späteren Ladengeschäftes Leimbach/Kördel mit den anhängenden Nebengebäuden, dem<br />
Anwesen der Familie Frieler/Möller/Schmidt,der ehemaligen Schule u. dem heutigen Dorfgemeinschaftshauses<br />
sowie dem früheren Wohnhaus Liedlich/Braun.<br />
123
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Im Mittelpunkt steht unsere<br />
Kirche Haus Nr. 4 1/2<br />
Zuerst stand ein kleiner Saalbau, in<br />
dem sich aber ein romanischer<br />
Taufstein von 1200 n. Chr. befand.<br />
Um die Zeit 1790 wurde unser<br />
heutiges Gotteshaus erbaut, Reste<br />
der alten Wehrmauer mit dem Torbogen<br />
umgrenzen das Gotteshaus<br />
mit dem alten Friedhof, der bis in<br />
das 19. Jahrhundert noch die Begräbnisstätte<br />
für die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bürger war.<br />
Im Jubiläumsjahr 2012 hat man<br />
einen freien Blick auf die Kirche mit<br />
dem Torbogen am Eingang zum<br />
Kirchplatz.<br />
124
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Wännersch u. Braun<br />
Früher: Haus Nr.3 u.4<br />
Heute: Riedforststr. 27 u. 29<br />
Der Hausname „Wännersch“ kommt von einer alten Berufsbezeichnung<br />
des Stellmachers, als Wagenbauer bekannt. Es wurde<br />
daneben auch noch das Weberhandwerk betrieben und zu Zeiten<br />
der Familie Göbel war auch die amtliche Poststelle im Haus.<br />
Die Familie Liedlich als Besitzer des Nachbargebäudes Nr. 4<br />
kauften das Haus. Im Rahmen der Dorfsanierung und Umgestaltung des Kirchenplatzes wurde<br />
das Wohnhaus 2011 abgerissen und an der Stelle entstand ein erweiterter Kirchgarten.<br />
Eigentümer/Familien in dem „Wännersch“ Haus Nr.3:<br />
1744 Bauer<br />
1748 Granau Johannes u. Anna Katharina geb Iffert<br />
1802 Spor Nikolaus u. Elisabeth geb. Granau<br />
Bauer Adam u. Martha B., Joh. Georg Bauer<br />
1836 Bauer Konrad u. Elise geb. Führ<br />
1856 Bauer Konrad u. Emmeluth Justus<br />
1906 Emmeluth Werner u. Christine geb. Ruppel<br />
193. Ratz Martin u. Elise geb. Emmeluth<br />
195. Anna Steuber geb. Ratz u. Karl Steuber<br />
1957 Göbel Karl u. Elisabeth geb. Steuber führten die Poststelle<br />
1969 Pape Ernst Dieter u. Ehepaar Kunitz<br />
197. Liedlich Heinrich u. Luise geb. Aschenbrenner<br />
In dem Haus Nr. 4 an der Kirchenmauer wohnte auch<br />
der frühere Ortsdiener Konrad Braun.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Möller Kurt Adam<br />
1764 Granau Heinrich<br />
1772 Iffert Martin<br />
1797 Iffert Werner<br />
(Haus neu gebaut auf der Kirchenmauer)<br />
1837 George Heinrich u. Anna Katharina geb. Ludeloph<br />
18.. Rose Ludwig u. Anna Katharina geb. Griessel<br />
1856 Schmidtkunz Justus u. Anna Katharina<br />
geb. Seitz<br />
1876 Jäger Johannes u. Barbara Elisabeth<br />
geb. Gundlach<br />
1883 Braun Heinrich u. Anna Martha<br />
geb. Gerstung<br />
1916 Braun Konrad u. Anna Katharina<br />
geb. Moosbach (Ortsdiener)<br />
1940 Liedlich Konrad u. Elisabeth geb. Braun<br />
1966 Liedlich Heinrich u. Luise<br />
geb. Aschenbrenner<br />
125
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Leimbach<br />
Früher: Haus Nr.7<br />
Heute: Riedforststr. 37 u. 39<br />
Das Anwesen wurde ständig verändert mit Um u. Neubauten,<br />
die einstigen Haus, Stall u. Scheunengebäude wechselten den<br />
Besitzer und wurden später wieder zu einem Wohn und Ladengeschäft<br />
umgewandelt. In der Zeit ab 1800, bis zur Familie<br />
Schill, war in dem Gebäude eine Gastwirtschaft. Die Familie Sauer kam aus Solingen und kaufte<br />
das Anwesen und später richtete die Familie Leimbach ein Ladengeschäft ein.<br />
Eigentümer/Familien des Anwesens:<br />
1741 Iffert Konrad u. Anna Katharina<br />
177. Dittmar Arnold u. Anna Maria (Leineweber)<br />
1810 Bettenhausen, Landwirt<br />
1840 Sinning Justus u. Henriette geb. Braul, Landwirt u. Gastwirt<br />
1859 Ruppel Michael u. Christine. geb. Sinning, Landwirt u. Gastwirt<br />
1879 Schill Konrad Wilhelm und Maria Elisabeth geb. Koch<br />
1919 Fassbender Heinrich<br />
1923 Sauer, Leimbach Adam u. Käthe verwitw. Sauer<br />
1937 Leimbach Wilhelm u. Änne geb. Pfetzing, Kaufmann<br />
1983 Kördel Anneliese geb. Leimbach u. Ludwig Kördel, Kaufmann<br />
2007 Kördel Ludwig<br />
Zu dem Gebäudekomplex gehörte in der Zeit der Familie Schill auch das Anwesen Behnken/Diez/Anacker<br />
sowie die ehemalige Scheune von Jäger/Peter<br />
Ansicht 2010 Ansicht aus der Zeit 1950 bis 1960 Ansicht Ende der 60er Jahre<br />
Dorfstraße um 1940 Gaststätte Schill in den Jahren 1900 bis 1930<br />
Die Bilder zeigen noch zw. den Wohnhäusern die Scheune von Jäger/Peter, die später durch ein<br />
Wohnhaus der Familie Kördel ersetzt wurde.<br />
126
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Dietz/Annacker<br />
Früher: Haus Nr. 48/49<br />
Heute: Riedforststr. 33<br />
Die Familien Dietz u. Anacker haben das ehemalige landw.<br />
Gebäude im Fachwerkstil in der Zeit ab 1927 zu einem<br />
Wohnhaus umgebaut.<br />
Ab diesem Zeitraum lebten folgende Familien<br />
in dem Anwesen:<br />
1927 Dietz Johann Eduard u. Sabine geb. Schüler<br />
Anacker Konrad u. Elisabeth geb. Reiß<br />
Anacker Konrad u. Herta<br />
1992 Behnken Robert u. Marion geb. Elstner<br />
Hausname: Rothämel<br />
Früher: Haus Nr. 8<br />
Heute: Riedforststr. 41<br />
Das Haus wurde von einem Konrad Iffert Haus Nr.7 gekauft und<br />
war in der Vergangenheit in das gesamte Anwesen der Haus Nr.<br />
5,6,7und, 8 eingebunden.<br />
Als Eigentümer/Familien sind bekannt:<br />
1741 Iffert Konrad u. Anna Katharina<br />
1755 Kieber Johannes Heinrich kaufte<br />
das Anwesen<br />
1810 Bettenhausen Gottfried u.<br />
Anna Katharina geb.Peter<br />
1840 Hilgenberg Justus u. Elisabeth.<br />
geb. Bettenhausen<br />
1889 Rothämel Christian u. Christine<br />
geb. Jäger (Ortsdiener)<br />
1934 Rothämel Christian u. Anna geb. Bauer<br />
1968 Familie Altmann<br />
Familie Vollmer<br />
127
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Möller<br />
Früher: Haus Nr. 30<br />
Heute: Zur Kroneneiche 1<br />
In einem Stein der Grundmauer ist die Jahreszahl 1768<br />
eingemeißelt. Das Anwesen kann auch etwas älter als die<br />
eingemeißelte Jahreszahl sein, den laut einer Überlieferung<br />
ist das Haus schon einmal abgebrannt und neu aufgebaut<br />
worden.<br />
Das Anwesen war bäuerlich geprägt und hatte ein Wohnhaus,<br />
Scheune und Stall unter einem Dach. Der Hof gehörte mit dem Landbesitz, Pferden und<br />
weiteren Viehbestand zu den größeren Höfen bis in das 19. Jahrhundert. Das Wohnhaus ist<br />
durch eine stilvolle Sanierung noch als Fachwerkbau erhalten geblieben.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Seitz Johannes Jost<br />
17.. Seitz Gottfried (Grebe)<br />
1827 Döring Balthasar u. Anna Martha geb. Seitz<br />
1853 Rose Adam u. Anna Elisabeth geb. Werner<br />
1865 Rose Justus<br />
1866 Ruppel, Michael u. Christine geb. Sinning<br />
187. Schmidt Valentin u. Martha Elisabeth geb. Werner<br />
kauften das Anwesen<br />
1902 Schmidt Heinrich u. Katharina geb. Wölling<br />
1924 Möller Otto u. Katharina geb. Schmidt<br />
195. Möller Heinrich u. Anneliese geb. Gerlach<br />
1979 Flege Westphal<br />
1983 Frieler Jobs u. Elke geb. Heinze<br />
Ein Johannes Schmidt (Sohn von Valentin u. Martha Schmidt) ist 1890 nach Amerika ausgewandert,<br />
deren Nachkommen waren vor ca. 40 Jahren zu Besuch in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Hausname: Schmoll<br />
Früher: Haus Nr. 52<br />
Heute: Riedforststr.<br />
Im Jahre 1928 erbaute die Familie Schmoll das Einfamilienhaus<br />
im Garten der Eltern von Martha Schmoll geb. Schmidt.<br />
Heinrich Schmoll betrieb eine Schusterwerkstatt und zusätzlich<br />
die Poststelle, mit dem ersten öffentlichen Telefon in <strong>Schwarzenberg</strong>, bis in die Nachkriegszeit.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1926 Schmoll Heinrich und Martha geb. Schmidt<br />
198. Schmoll Maria<br />
2007 Möller Else geb. Schmoll u. Heinz Möller<br />
2009 Meyer Alexander<br />
128
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Neue Schule<br />
Früher: Haus Nr. 5<br />
Heute: Zur Kroneneiche 2<br />
Die Schule wurde von der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> im Jahr 1899/1900 auf dem Grundstück<br />
der Familie Ehrhardt für 19.776 RM erbaut und im Oktober 1900 eingeweiht. Neben dem Schulgebäude<br />
mit Wohnung gab es noch eine Scheune und Stallung zur Nutzung durch den Lehrer.<br />
Verantwortlich war der damalige Bürgermeister Christian Rode.<br />
Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit sagen aus, dass das Anwesen der Familie Ehrhardt<br />
durch einen Brand vernichtet wurde. Das bereits gezimmerte neue Fachwerkhaus konnte aus<br />
finanziellen Gründen nicht weiter gebaut werden und wurde von dem Landwirt Lorenz Riedemann<br />
aufgekauft und auf seinem Grundstück in der Jahnstraße neu errichtet.<br />
Den Bürgern von <strong>Schwarzenberg</strong> waren die Lehrer Konrad Schmidt und Peter Schmidt sehr bekannt,<br />
die in der Vorkriegszeit sehr viel für das Gemeinwohl taten und in einzelnen Fällen auch<br />
finanzielle Hilfe anboten.<br />
Bauzeichnung von 1900 Bild von 1936<br />
Nachdem der Regierungspräsident des Landes Hessen am 3. August 1969 der Entwidmung des<br />
Schulgrundstücks mit Schulgebäude und Lehrerdienstwohnung zugestimmt hatte, wurde aus<br />
der Schule in den 70er Jahren zunächst eine Gaststätte. Das Ehepaar Tugend waren die ersten<br />
Pächter der Gaststätte „Zur Burgschänke“ und ermöglichten damit wieder einen Treffpunkt für<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger und Vereine.<br />
Mit dem Anbau eines Saales mit Theke und Küche (Einweihung Dezember 1981) wurde diese<br />
zum Dorfgemeinschaftshaus erweitert. In dem städtischen Gebäudekomplex ist auch das Feuerwehrgerätehaus<br />
mit Schulungsräumen untergebracht.<br />
DGH mit Straßenansicht von der Riedforststr. aus und das Feuerwehrgerätehaus im Jahr 2011<br />
130
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Vom Kirchplatz aus in Richtung Rosengraben liegt die sogenannte „Trift“ Heute als<br />
Straße „Zur Kroneneiche“ bekannt<br />
Einige ältere Fachwerkhäuser liegen an der Trift, aber noch Zentral zum Dorfkern. Die Trift führt<br />
in Richtung Wald und wurde genutzt für den Viehaustrieb zu den nahegelegenen Hute u. Weideplätzen<br />
für Schafe u. Kühe.<br />
Einige neue Häuser wurden Ende des 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts in der<br />
angrenzenden Straße „Über den Gärten“ errichtet.<br />
Ansichten aus den Jahren 2010, 1990 und 1920<br />
Hausname: Jägers<br />
Früher: Haus Nr. 32<br />
Heute: Zur Kroneneiche 7<br />
Das Wohnhaus mit Scheune u. Stall unter einem Dach<br />
wurde mehrmals erneuert u. für Wohnzwecke saniert.<br />
Die Besitzer haben bei der Sanierung den ursprünglichen<br />
Baustil erhalten und dem dörflichen Straßenbild<br />
angepasst.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1744 Noll Joh. Jost<br />
(Wassermeister u. Kastenmeister)<br />
1799 Noll Joh. Franz u. Maria Elisabeth<br />
geb. Bettenhausen<br />
18.. Noll Justus Gottfried<br />
1831 Noll Friedrich Wilhelm verkauft an<br />
186. Jäger Adam u. Elisabeth geb. Riedemann<br />
189. Jäger Konrad u. Katharina geb. Proll<br />
1933 Findling Martha geb. Jäger u. Hans Findling<br />
1969 Findling Günter u. Annemarie geb. Kördel<br />
1988 Findling Bernd u. Andrea geb. Jungermann<br />
131
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname:<br />
Früher: Haus Nr. 44<br />
Riedemann<br />
Heute: Über den Gärten 1<br />
Das Wohnhaus wurde von der Familie Hofmann 1915 gebaut. In<br />
der Nachkriegszeit wohnte in dem Haus Elisabeth Cornelius geb.<br />
Riedemann mit ihrer Familie.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1915 Hofmann Georg u. Anna Katharina, geb. Bubenheim<br />
1936 Riedemann Konrad u. Anna Kath. verw. Hofmann<br />
geb. Bubenheim<br />
1967 Cornelius Dieter und Theresia verw. Jäger, geb. Kaas<br />
Hausnamen: Kieber<br />
Früher: Haus. Nr. 21 u.41<br />
Heute: Über den Gärten 6/8<br />
Die Familien von Valentin u. Johannes August Kieber bauten über den Gärten am Ende des 19.<br />
Jh. und zu Beginn des 20. Jh. die Fachwerkhäuser.<br />
132<br />
Haus Valentin Kieber Nr. 21<br />
Der Erbauer des Hauses wohnte davor in der Höhle und baute 1895<br />
das neue Haus in der Straße „Über den Gärten“. Die Familie Kieber<br />
war als Waldarbeiter und Korbmacher tätig, für den Ort <strong>Schwarzenberg</strong><br />
war Valentin Kieber auch Ortsdiener. Die Familie Konrad<br />
Jäger verkauften das Anwesen und zog zu der Tochter und Schwiegersohn<br />
Inge u. Kurt Tews in ein neues Haus an der Blumenstraße.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1895 Kieber Valentin u. Maria geb. Diemar ( 1. Frau) (Ortsdiener)<br />
1927 Kieber Martha geb. Jäger Witwe des Valentin Kieber (2. Frau)<br />
1942 Jäger Konrad u. Lina geb. Schneider<br />
1969 Müller Max u. Ehefrau Elisabeth<br />
197. Plagens Heinz<br />
Haus Johannes Kieber Nr. 41<br />
Das Haus wurde von der Familie Kieber am Anfang des 20. Jh. neu gebaut, die als Weber u.<br />
Tuchmacher beschäftigt waren.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
19. Kieber Johannes August u. Anna Gertrud geb. Friedrich<br />
1950 Kieber Konrad u. Elisabeth geb. Wiegand<br />
Jacob Ilse geb. Kieber u. Ewald Jacob<br />
199. Lehmann Gerhard u. Hermelinda geb. Lopez de<br />
2005 Lanzenberger Bernhard u. Catrin geb. Daschner
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Malkus<br />
Früher: Haus Nr. 34<br />
Heute: Zur Kroneneiche 4<br />
Das alte bäuerliche Anwesen der Familie Ehrhardt mit Wohnhaus<br />
u. Stall mit Scheune unter einen Dach war im 19. Jahrhundert<br />
abgebrannt. Auf dem Grundstück wurde von der damaligen Gemeinde<br />
eine neue Schule errichtet und die Familie Barthel hat auf dem angrenzenden Gelände<br />
ein Haus in dem Fachwerkstil neu gebaut. Im Nebenerwerb wurde auch eine kleine Landwirtschaft<br />
betrieben.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1869 Ehrhardt Heinrich und Frau geb. Riedemann<br />
das Haus brennt Ende des 19. Jahrhunderts ab.<br />
1900 Justus Barthel u. Anna Katharina Elisabeth geb.<br />
Wenzel bauen das Wohnhaus neu.<br />
1926 Malkus Johannes u. Katharina geb. Barthel<br />
196. Malkus Heinrich u. Anna geb. Rode<br />
2007 Schmidt Karsten u. Nicole geb. Junge<br />
Eine Ansicht aus dem Jahr 1912 von dem Weg zum Friedhof auf die Trift bis zum<br />
Kirchplatz und einen Blick nach Röhrenfurth<br />
Foto aus der Sammlung KarlFriedrich Waldmann, Fuldabrück<br />
134
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Von der Umgebung der Häuser um die Kirche geht es in das „Vorderdorf“ in Richtung<br />
Melsungen, der heutigen „Riedforststraße“.<br />
Dieser Straßenabschnitt von der Schule/DGH bis zum Anwesen Emmeluth/Kluge zeigt noch eine<br />
komplette Häuserfront im Fachwerkstil der 20er Jahre.<br />
Die folgenden Hausblätter zeigen keine Fachwerkfassade mehr, sondern die Häuser sind in<br />
einen massiven Baustil modernisiert und umgebaut worden.<br />
Hausname: Roden<br />
Früher: Haus Nr. 2<br />
Heute: Riedfortststr. 25<br />
Das Anwesen mit Haus und Scheune, ab 1934 als Erbhof geführt,<br />
wurde als Landwirtschaft bis in die 70. Jahren genutzt. Die<br />
Bewohner waren in einigen Fällen neben der bäuerlichen Tätigkeit<br />
auch Grebe, Bürgermeister und Gemeinderechner. Das<br />
Wohnhaus sowie Scheune mit Stallungen wurden ständig verändert und zum Teil neu gebaut.<br />
Eigentümer/Familien des Anwesens:<br />
1744 Dittmar Johannes Ackermann u. (Centgrebe)<br />
1781 Geyer Andreas u. Anna Martha geb. Hucke<br />
1794 Hucke Heinrich<br />
1833 Jacob Georg u. Katharina geb. Zilch<br />
1858 Jacob Arnold u. Christian geb. Wollenhaupt<br />
1870 Rode Christian u. A. Katharina geb. Jacob,<br />
Bürgerm. u. Schafhalter<br />
1912 Rode Johannes u. Elise geb. Salzmann, Gemeinderechner<br />
1934 Salzmann Karl u. Maria geb. Hofmann<br />
199. Weinhold Frieda geb. Salzmann<br />
135
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Jacob<br />
Früher: Haus Nr. 34 1/8<br />
Heute: Riedforststr. 26<br />
Die Familien Riedemann u. Jacob haben zu Beginn des 20. Jh.<br />
das kleinere Fachwerkhaus durch einen Anbau in massiver Bauweise<br />
erweitert. Das Anwesen verfügt noch über einen großen<br />
Garten mit einem kleineren Wirtschaftgebäude,<br />
das von Lorenz Riedemann (Weißbinder) gebaut wurde. Die Familie<br />
Klemens verkauften das Haus 2004 an das Ehepaar Mey.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
189. Riedemann Lorenz u. Katharina Elisabeth geb. Barthel<br />
1911 Jacob Christian u. Anna Katharina geb. Riedemann<br />
Jacob Konrad u. Martha (Geschwister)<br />
196. Klemens Martha geb. Jacob u. Kurt Klemens<br />
2004 Mey Thomas u. Tanja geb. Junge<br />
Hausname: Schüler<br />
Früher: Haus Nr. 34 1/16<br />
Heute: Riedforststr. 24<br />
Die Familie Schüler hat am Ende des 19. Jh. das Anwesen übernommen<br />
und in den folgenden Jahren wurde das Haus mit einem<br />
Anbau erweitert und modernisiert.<br />
Als Tuchmacher, Wollsortierer und Schreiner wurde der Lebensunterhalt<br />
sichergestellt.<br />
Nachfolgende Besitzer gingen anderen Berufen nach.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1856 Jacob Georg Wohnhaus mit Anbau gekauft.<br />
Bauer Wilhelm<br />
190. Schüler Lorenz u. Elisabeth geb. Schröder<br />
1933 Schüler Karl u. Anna geb.Neumann<br />
1964 Blumenstein Maria geb. Schüler<br />
1985 Maric Mato u. Lubijana<br />
1988 Cugurovic Sladomir u. Stana<br />
Cugurovic Miroslav u. Branka geb. Vukosavijevic<br />
2011 Behnken Christian u. Tanja geb. Schoeben<br />
137
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Emmeluth<br />
Früher: Haus Nr. 35<br />
Heute: Riedforststr. 22<br />
Das bäuerliche Anwesen besteht aus einer großen Hofreite mit<br />
Wohnhaus, Stallungen und Scheunen. In der Zeit von Valentin<br />
Emmeluth war der Bauernhof im Fachwerkstil mit Wohnhaus,<br />
Scheune u. Stall in einem Gebäude untergebracht. Im Laufe der<br />
Jahre wurden die Gebäude durch ständige Um und Erweiterungsbauten sowie Erneuerung des<br />
Wohnhauses in massiver Bauweise neu errichtet.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
17.. Hofmann Hans Kurth u. Martha Elisabeth<br />
…. Zilch Johannes<br />
1810 Seitz Gottfried u. Anna Martha geb. Zilch<br />
1827 Peter Georg<br />
1843 Seitz Johannes<br />
1854 Emmeluth Valentin u. Martha Katharina geb. Lengemann<br />
1898 Emmeluth Heinrich u. Elisabeth geb. Schomberg<br />
1924 Emmeluth Christian u. 1. Martha geb. Volland<br />
2. Elise geb. Möller<br />
195. Kluge Maria geb. Emmeluth u. Heinz Kluge<br />
Hausname: Reinbold<br />
Früher: Haus Nr. 36<br />
Heute: Riedforststr. 18<br />
Zu dem bäuerliche Anwesen gehört auch ein größerer Gebäudekomplex<br />
mit Wohnhaus, Scheune u. Stallungen. Der Bauernhof<br />
wurde von der Familie Reinbold an Gerhard Hofmann vererbt<br />
und konnte somit weiter bewirtschaftet werden. Nach dem Umzug<br />
der Familie Hofmann vom Lindenplatz (Haus Nr. 29) in dies Anwesen wurde das Wohnhaus<br />
1962 neu gebaut u. die landwirtschaftlichen Gebäude modernisiert. Die Familie Hofmann gehört<br />
noch zu den wenigen Landwirten, die in <strong>Schwarzenberg</strong> einen größeren Betrieb bewirtschaften.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1748 Hofmann Johannes<br />
…. Hofmann Konrad u. Anna Elisabeth geb. Seitz<br />
1784 Peter Johannes u. Gertrud geb. Hofmann<br />
1835 Peter Ciriakus<br />
1837 Knoche, Heinrich (1841 Haus abgebrannt )<br />
1856 Reinbold Justus Johannes u. Anna Martha geb. Hartung<br />
188. Reinbold Adam u. Elisabeth geb. Wenzel<br />
1912 Reinbold Ludwig u. Christine geb. Schmoll<br />
1962 Hofmann Gerhard u. Anni geb. Mosebach<br />
2002 Hofmann Reiner u. Petra geb. Dietrich<br />
138
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Peter<br />
Früher: Haus Nr. 40<br />
Heute: Riedforststr. 8<br />
Die Familie Peter baute 1842 das kleine bäuerliche Anwesen im<br />
Fachwerkstil, im Laufe der Zeit von 1864 bis 1914 wurde das<br />
Wohnhaus erneuert und angebaut in massiver Ziegelsteinbauweise.<br />
Die Familie Peter war auch bis in die Nachkriegszeit Besitzer der Scheune in dem Gebäudekomplex<br />
Kördel/Leimbach<br />
Im Nebenerwerb wurde eine Landwirtschaft betrieben.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1842 Peter Georg<br />
18.. Peter Johannes Justus<br />
1886 Peter Adam<br />
1889 Peter Heinrich und Ehefrau geb. Böddiger<br />
1920 Jäger Heinrich u. Emilie geb. Peter<br />
1964 Jäger Karl u. Erna geb. Nothnagel<br />
2006 Jäger Erna<br />
Hausname: Blumenstein<br />
Früher: Haus Nr. 38<br />
Heute: Riedforststr. 6<br />
Die Blumensteins kamen aus Quentel und siedelten sich in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> an. Das Anwesen als ein Wohnhaus mit Stall<br />
und Scheune unter einem Dach, wurde 1894 neu gebaut.<br />
In den 50. Jahren wurde zusätzlich der Stall u. die Scheune<br />
neu gebaut und das Wohnhaus modernisiert.<br />
Als Berufe waren sie als Zimmermänner und Holzhauer beschäftigt und im Nebenerwerb wurde<br />
eine Landwirtschaft betrieben.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1894 Blumenstein Heinrich und Anna Martha<br />
geb. Meyfarth<br />
1930 Blumenstein Heinrich und Anna Katharina<br />
geb. Sinning<br />
1972 Blumenstein Ludwig u. Maria<br />
geb. Schüler<br />
2006 Blumenstein Martina<br />
140
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
Hausname: Schneider<br />
Früher: Haus Nr. 1 1/4<br />
Heute: In der Senke 2<br />
Das Haus im Fachwerkstil wurde 1904 von Heinrich Riedemann<br />
erbaut und diente als Wohnhaus mit Kleintierhaltung.<br />
In dem Haus war auch für eine gewisse Zeit das Bürgermeisteramt unter<br />
der Leitung von Hans Schneider, der aber durch den Verkauf und<br />
den Bau eines neuen Hauses an den Dorfrand aussiedelte.<br />
Der zwischenzeitliche Besitzer Johannes Seitz verkaufte das Haus wieder<br />
an Hildegard Leberl und baute mit seinem Sohn ein neues Haus am<br />
Harberg.<br />
Eigentümer/Familien des Anwesens:<br />
1904 Heinrich Riedemann u. Katharina geb. Möller<br />
1935 Hermann Schneider u. Elisabeth geb. Riedemann<br />
1963 Seitz Johannes u. Elise geb. Hofmann<br />
1965 Leberl Hildegard<br />
Hausname: Riedemann<br />
Früher: Haus Nr. 46 u. 47<br />
Heute: Riedforststr. 13 u. 11<br />
Die Brüder Jakob und Justus Riedemann bauten 1924 das Doppelhaus.<br />
Neben der Beschäftigung als Wollsortierer,Weber,<br />
Schlosser und Maurer/Polier wurde in den Anwesen auch noch<br />
eine Schneiderei betrieben.<br />
Die Familie Heinrich u. Martha Riedemann bauten „Über den Gärten“ ein neues Haus und verkauften<br />
die Doppelhaushälfte an Johannes u. Christine Wagner.<br />
Eigentümer/Familie der Haus Nr. 46:<br />
1924 Justus Riedemann u. Martha geb. Schmidt<br />
195. Riedemann Heinrich u. Martha geb. Aschenbrenner<br />
1969 Wagner Johannes u. Christine Anna Maria geb. Riedemann<br />
1986 Vaupel Renate geb. Riedemann u. Vaupel Dieter<br />
Eigentümer/Familie der Haus Nr. 47:<br />
1924 Jakob Riedemann u. Katharina Elisabeth<br />
geb. Schmidt<br />
1936 Riedemann Heinrich u. Anna geb. Hilgenberg<br />
1980 Vaupel Renate geb. Riedemann u. Dieter Vaupel<br />
142
Haus- und Familienblätter | 03-6<br />
Hausname: Peter<br />
Früher: Haus Nr. 53<br />
Heute: Riedfoststr.2<br />
Frau Martha Peter war beschäftigt bei der Fa. Braun und baute<br />
1932 das Einfamilienhaus außerhalb der Ortslage.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1931 Peter Martha<br />
196. Jäger Elisabeth erbte von ihrer Tante das Haus<br />
2010 Familie Tschurikow<br />
Hausname: Sinning<br />
Früher: Haus Nr. 42<br />
Heute: Riedforststr. 3<br />
Das Ehepaar Heinrich und Anna Elisabeth Sinning hat 1907 ausgesiedelt<br />
und vor dem Dorf in Richtung Melsungen einen Bauernhof<br />
mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude gebaut.<br />
Die Aussiedlung aus dem Dorfkern wurde ermöglicht durch den Verkauf des Anwesens Hs.<br />
Nr. 18 „Gasthaus zur Krone“, wo eine Gastwirtschaft u. Landwirtschaft mit Schreinerei im Nebenerwerb<br />
geführt wurde.<br />
Eigentümer/Familien:<br />
1907 Sinning Heinrich u. Anna. Elisabeth geb. Meyfarth verw. Dittmar<br />
1940 Sinning Wilhelm u. Elisabeth Sinning geb. Witzel<br />
1942 Sinning Elisabeth geb. Witzel<br />
1948 Kurzrock Elisabeth geb. Witzel verw. Sinning u. Justus Kurzrock<br />
1965 Helmut Sinning u. Ingrid Sinning geb. Metz<br />
Folgende Berufe und Gewerbe wurden<br />
in dem Anwesen betrieben:<br />
Ackermann (BauerLandwirt) und im<br />
Nebenerwerb Schreinerarbeiten mit<br />
Möbelhandel im Katalogverkauf<br />
bis 1923<br />
Landwirtschaft bis 1981<br />
143
03-6 | Haus- und Familienblätter<br />
In dem damals benannten „Vorderdorf“ wurden ab dem Ende des 19. und zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts erstmals neue Häuser in der massiven Bauart mit Sand. und Ziegelstein erstellt<br />
und lösten den über jahrhundertalten Baustil im Fachwerkbau ab. Neben den bereits im Jahr<br />
1898 erbauten Forsthaus in der Jahnstraße und der neuen Schule in der Ortsmitte gehörten der<br />
Hof Sinning aus dem Baujahr 1907, am Ortseingang und ein weiterer Hof Hofmann/Sinning in<br />
der Riedforststraße Nr.36, zu den ersten Häuser mit einem Ziegelstein Mauerwerk im massiven<br />
Baustil.<br />
Wir beenden unsere Reise von der Ortsmitte zum Ortsausgang in Richtung Melsungen<br />
und blicken noch einmal auf <strong>Schwarzenberg</strong> zurück.<br />
Die Ortsansicht aus dem Jahr 1950 zeigt ein Dorf mit ca. 54 Anwesen/Häuser und die Ansicht<br />
aus dem Jahr 2011 zeigt die Entstehung zu einem Ort mit ca. 197 Häusern. Dieser Stand ist gegründet<br />
auf der Basis der guten wirtschaftlichen Entwicklung sowie der günstigen Lage zu Melsungen<br />
und den Arbeitsplätze in der Industrie, dem Handel u. Handwerk.<br />
144
Urkunden | 03-7<br />
Urkunden zur Dorfentwicklung<br />
von Adolf Seitz<br />
Immer, wenn mit dem Kirchturm auch die<br />
Wetterfahne unserer Kirche restauriert wurde,<br />
legte man in ihren Knopf, Urkunden über die<br />
Verhältnisse zur Zeit der Reparatur im Dorf.<br />
So auch in den Jahren 1907, 1950 und 1995.<br />
Sie sind auch Zeugen für die Entwicklung unseres<br />
Dorfes. Zwei dieser Urkunden sind als<br />
Kopien vorhanden, der Wortlaut der dritten<br />
steht in „700 Jahre <strong>Schwarzenberg</strong>“ von Lehrer<br />
Gert Rosenstock aus dem Jahr 1964.<br />
Eine Kopie einer weiteren Urkunde mit Dienstsiegel<br />
der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>, geschrieben<br />
von Kurt Tews stammt vermutlich<br />
aus dem Jahr 1966. Der Anlass für die Erstellung<br />
dieser Urkunde ist nicht bekannt.<br />
Wortlaut der Urkunden<br />
Die erste Urkunde stammt aus dem Jahr<br />
1907. Sie ist in der damals üblichen Kurrentschrift<br />
(Deutschen Schrift) ge und vom damaligen<br />
Bürgermeister Justus Sondermann<br />
unterschrieben. Ich habe sie wörtlich übertragen.<br />
Seite 1 der Urkunde von 1907<br />
145
03-7 | Urkunden<br />
Urkunde<br />
über die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>, dieselbe<br />
wurde bei einer Reparatur des Kirchturms von<br />
dem Dachdeckermeister Dietrich von Wichdorf<br />
(bei Gudensberg), in den Knopf gelegt und<br />
zwar wurde die obere Kuppel des Turmes neu<br />
mit Schiefer eingedeckt und die Wände ausgebessert,<br />
die Kosten belaufen sich rund auf<br />
200 Mark; buchstäblich Zweihundert Mark.<br />
Noch sonstige hiesige Gemeindeangelegenheiten<br />
1. Die Einwohnerzahl beträgt in diesem Jahr<br />
313 Seelen<br />
Und zwar männliche über 14 Jahre 89<br />
Und zwar weiblich über 14 Jahre 113<br />
Unter 14 Jahre männlich und weiblich 111<br />
Zusammen<br />
313 Seelen<br />
Wohnen z.Z. in 59 Haushaltungen dahier.<br />
2. Nach der Viehzählung vom 1. Dezember<br />
1906 sind in der hiesigen Gemeinde 20<br />
Pferde, 130 Stück Rindvieh, 4 Schafe, 259<br />
Schweine vorhanden gewesen.<br />
3. An Steuern werden erhoben<br />
Umlagesteuer 150 %<br />
Verkoppelungszinsen je nach der Größe<br />
der Grundsteuer<br />
Wassersteuer pro Haushaltung jährlich 7<br />
Mark. Vieh über 1 Jahr alt jährlich 1 Mark.<br />
Ziegen und Schweine ausgeschlossen.<br />
Das Wachtgeld wird haushaltungsweise<br />
aufgebracht.<br />
4. Nach der LandgemeindeOrdnung für die<br />
Provinz Hessen Nassau vom 4. August<br />
1807 besteht in der hiesigen Gemeinde eine<br />
Gemeindevertretung; diese besteht aus<br />
dem Bürgermeister Justus Sondermann,<br />
dem I. Schöffen Valentin Waldschmidt,<br />
dem II. Schöffen Jostheinrich Reinbold und<br />
dem Schöffenstellvertreter Justus Hofmann<br />
a.d. und 9 Gemeindevertretern und<br />
zwar der<br />
I. Klasse<br />
1. Konrad Riedemann Landwirt<br />
2. Wilhelm Schill Gastwirt<br />
3. Heinrich Emmeluth II Landwirt<br />
II. Klasse<br />
1. Christian Seitz Landwirt (Krieger von<br />
1870/71)<br />
2. Heinrich Emmeluth Landwirt<br />
3. Sebastian Kördel Landwirt<br />
III. Klasse<br />
1. Konrad Meyfarth Weißbinder<br />
2. Lorenz Riedemann Weißbinder<br />
3. Heinrich Peter Invalid<br />
Sonstige Gemeindebeamten<br />
1. Heinrich Mainz Gemeinderechner<br />
2. Valentin Kieber Ortsdiener<br />
3. Heinrich Michael Ruppel Nachtwächter<br />
5. Die Schule<br />
1. Lehrer Konrad Schmidt, ledig, geb.<br />
vorm in Obergude Kr. Ro<br />
2. Schulkinder 72<br />
6. Die Kirchenbehörde<br />
1. Pfarrer Eberth wohnhaft in Melsungen<br />
2. Kirchenälteste Justus Hofmann und<br />
Heinrich Böddiger<br />
3. Kastenmeister Heinrich Emmeluth II<br />
Aufgestellt<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> den 31. Juli 1907<br />
Der Bürgermeister<br />
Sondermann<br />
146
Urkunden | 03-7<br />
Urkunde 1950<br />
Urkunde vermutlich 1966<br />
Anlässlich einer Turmreparatur in 1950 wurde<br />
eine Urkunde in einer versiegelten Flasche in<br />
der Turmspitze des Kirchturms deponiert.<br />
Lehrer Rosenstock hat den Wortlaut in seiner<br />
o.g. Schrift wie folgt aufgeschrieben:<br />
„Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg 1939 <br />
1945 in nicht leichten Zeiten ist es notwendig<br />
geworden den Kirchturm neu einzudecken. Es<br />
muss gespart werden, deshalb werden nur die<br />
notwendigsten Arbeiten ausgeführt.<br />
Es wurden neu eingedeckt, die Ost West und<br />
Südseite des Turmhelms, sowie die West und<br />
Südseiten der Turmwandflächen, die anderen<br />
Seiten wurden repariert.<br />
Der Kostenaufwand für diese Arbeiten beträgt<br />
1500. DM.<br />
Es amtieren zur Zeit der Bürgermeister Adam<br />
Hofmann, die Schöffen Justus Hofmann und<br />
Justus Sohl.<br />
Die Gemeindevertreter: Karl Riedemann, Konrad<br />
Riedemann, Christian Jacob, Ernst Ruppel<br />
Heinrich Blumenstein, Hermann Schneider<br />
und Heinrich Sondermann.<br />
Gemeinderechner: Johannes Rode.<br />
Gemeindediener: Konrad Braun.<br />
Poststelle: Heinrich Schmoll.<br />
Gastwirtschaft: Bangert.<br />
Lehrer: Peter Schmidt und Eduard Ungar.<br />
Die Pfarrer:<br />
Biel, Fischer und Eibich aus Melsungen.<br />
Deutschland ist durch den verlorenen Krieg in<br />
Besatzungszonen aufgeteilt, in die amerikanische,<br />
britische, französische und die sowjetische<br />
Zone.<br />
Durch die Evakuierung vieler Menschen aus<br />
den 0stgebieten, dem Sudetenland und den<br />
zerstörten Städten ist die Einwohnerzahl von<br />
300 vor dem Kriege auf 500 zur Zeit gestiegen.<br />
Die Arbeiten wurden im Oktober 1950 von<br />
dem Dachdeckermeister Heinrich Pfaar in Melsungen,<br />
den Gesellen Justus Heinze, Christoph<br />
Münscher, Peter Günther, Lehrling Alois<br />
Turnwald, Hilfsarbeiter Georg Becker ausgeführt.“<br />
Urkunde der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Einwohner 357<br />
davon männliche 181<br />
weibliche 176<br />
Kinder unter 14 Jahre 84<br />
Haushaltungen 110<br />
Bürgermeister: Hans Schneider<br />
1. Beigeordneter: Heinrich Riedemann I<br />
2. Beigeordneter: Kurt Klemens<br />
Gemeindevertretung<br />
Heinrich Riedemann II<br />
Konrad Hofmann<br />
Heinrich Möller<br />
Konrad Anacker<br />
Jakob Steube<br />
Erich Riedemann<br />
Hans Seitz<br />
Gemeinderechner: Konrad Seitz<br />
Haushaltsplan DM 60.000<br />
Grundsteuer A 230 %<br />
B 230 %<br />
Wassergeld DM 20<br />
(PausschalBetrag pro Familie)<br />
Lehrer: H. Sinning, Melsungen<br />
Die Schule wurde 1965 renoviert und durch<br />
einen Anbau erweitert. Die Kinder des 7. – 9.<br />
Schuljahres besuchen seit dem Jahre 1964 die<br />
Volksschule in Melsungen.<br />
Ortsbrandmeister: Jakob Steube<br />
Turn u. Sportverein<br />
1. Vorsitzender: Heinrich Worst<br />
Gesangverein<br />
1. Vorsitzender: Heinrich Helper<br />
Pfarrer seit 1957: Hermann Drüner<br />
Kastenmeister: Ludwig Kördel<br />
Kirchenvorstand: Georg Seitz<br />
Stellvertretende Vorsitzende: Lisa Jäger, Kurt<br />
Klemens, Hans Löwe, Heinrich Malkus, Heinrich<br />
Möller<br />
147
03-7 | Urkunden<br />
Die Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> gehört<br />
seit 1956 zum neugegründeten Pfarramt und<br />
Kirchspiel Röhrenfurth.<br />
Der Kirchenvorstand hat beschlossen 1967 die<br />
Kirche innen zu renovieren und bei dieser Gelegenheit<br />
auch umzugestalten.<br />
Geplant ist:<br />
Wegnahme der Seitenempore, Verlegung des<br />
Eingangs an die Turmseite,<br />
Windfang zwischen Eingangstür und Innenraum,<br />
neuer Fußboden,<br />
neue Bänke, die etwas vorgezogen werden,<br />
Umgestaltung des Altarraums,<br />
neuer Anstrich, sowie neue Beleuchtung.<br />
Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Urkunde 1995<br />
Diese Urkunde wurde von der Kirchengemeinde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> anlässlich der Sanierung<br />
des Kirchturms im Jahr 1995 erstellt und im<br />
Turmknopf der Wetterfahne deponiert.<br />
Urkunde der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ist seit dem 01.01.1974 keine<br />
eigenständige Gemeinde mehr, sondern<br />
Stadtteil von Melsungen.<br />
Weitere Stadtteile von Melsungen sind in Röhrenfurth,<br />
Kirchhof, Kehrenbach, Günsterode,<br />
Adelshausen und Obermelsungen.<br />
Einwohner von Melsungen und den<br />
Stadteilen : 14.743<br />
Bürgermeister: K.H. Dietzel<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Stadtverordneter im<br />
Melsunger Stadtparlament:<br />
Bernd Engelhardt<br />
Melsungen als Mittelzentrum im Schwalm<br />
EderKreis verfügt über eine gute Infrastruktur<br />
und ist industrieller Schwerpunkt im Fuldatal.<br />
Der Altkreis Melsungen hat mit 7,8 %<br />
die geringste Arbeitslosenquote in ganz Nordhessen.<br />
Die Grundsteuer beträgt 250 %<br />
Die Gewerbesteuer beträgt 320 %<br />
Wassergeld cbm DM 2,30<br />
Abwasser cbm DM 3,50<br />
Schulen:<br />
Die Grundschüler besuchen die ChristianBitterSchule<br />
in Melsungen<br />
Weiterführende Schulen sind die:<br />
1. Gesamtschule Melsungen<br />
2. Gymnasiale Oberstufe Geschwister<br />
SchollSchule<br />
3. Berufs und Berufsfachschule Radko Stöckel<br />
Schule<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Einwohner Stadtteil <strong>Schwarzenberg</strong> 457<br />
männliche 224<br />
weibliche 233<br />
Ausländer: 5 männlich / 3 weiblich<br />
Religionszugehörigkeit:<br />
367 evangelisch<br />
22 katholisch<br />
68 sonstige<br />
Bürgermeister nach 1945:<br />
Justus Sohl<br />
Adam Hofmann<br />
Heinrich Kördel<br />
Hans Schneider<br />
Ortsvorsteher seit dem 01.01.1974:<br />
Hans Schneider bis 31.01.1987<br />
Otto Siemon 01.03.1987 30.04.1989<br />
Horst Riedemann seit dem 01.05.1989<br />
Ortsbeirat 1995:<br />
Karl Wenzel<br />
Manfred Tews<br />
KarlHeinz Helper<br />
Kurt Hofmann<br />
Horst Riedemann<br />
Im Zuge der guten wirtschaftlichen Entwicklung<br />
ist in <strong>Schwarzenberg</strong> ein Neubaugebiet<br />
entstanden. Nach dem Krieg 1945 wurden 63<br />
Häuser gebaut.<br />
In 1970 wurde die Friedhofshalle gebaut. Seit<br />
1974 wird der Friedhof von der Stadt Melsungen<br />
verwaltet.<br />
In 1968 wurde die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
geschlossen.<br />
148
Urkunden | 03-7<br />
Das einzige Lebensmittelgeschäft im Ort <br />
Ludwig Kördel Inh. Waltraud Gießler wurde<br />
am 31.12.1994 geschlossen.<br />
Landwirtschaft<br />
In der Landwirtschaft hat sich ein wesentlicher<br />
Strukturwandel vollzogen. So wurden<br />
z.B. für Flächenstilllegungen Prämien gezahlt.<br />
Vollerwerbslandwirt:<br />
Es existiert nur noch mit Gerhard Hofmann 1<br />
Vollerwerbslandwirt. Der Schwerpunkt in seinem<br />
Betrieb ist die Viehzucht. Diese besteht<br />
aus: 95 Bullen, 110 Schweinen, 150 Ferkeln.<br />
Nebenerwerbslandwirte:<br />
In den Nebenerwerbsbetrieben gibt es: 2<br />
Milchkühe, 10 Reitpferde, 38 Schafe, 30 Rinder<br />
und Ammenkühe, 65 Schweine.<br />
Ackerbau:<br />
Es wird im wesentlichen Roggen, Weizen,<br />
Gerste, Hafer, Raps und Mais angebaut. Nur<br />
noch 2 Nebenerwerbslandwirte bauen Kartoffeln<br />
für den Eigenbedarf an.<br />
Preise je 100 kg: Roggen und Weizen 18 DM,<br />
Raps 25 DM + Zuschüsse aus der EG.<br />
Vereine<br />
1. Turn & Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1. Vorsitzender: Horst Sonnenschein<br />
Mitglieder: 270<br />
Abteilungen: Fußball und Damengymnatik.<br />
Abteilung Fußball: 1. Mannschaft,<br />
2. Mannschaft, Altherren.<br />
Jugendfußball: Spielgemeinschaft mit Melsungen.<br />
Besondere Ereignisse<br />
1. In 1959 wurde der Waldsportplatz auf<br />
dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs<br />
errichtet.<br />
2. In 1987/88 wurde die Sportanlage erneuert<br />
und das Umkleidehaus gebaut.<br />
3. In 1995 stieg die 1. Mannschaft in die<br />
Bezirksliga auf<br />
2. Gemischter Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1. Vorsitzender: Meinolf Stamm<br />
Mitglieder: 128<br />
Chorleiter: Helmut Jakob<br />
Besondere Ereignisse<br />
1. Jährliches Adventskonzert in der Kirche<br />
seit 1986<br />
2. Singen in der Kirche beim Erntedankfest<br />
3.Teilnahme an regionalen Konzerten<br />
3. Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1. Vorsitzender: KarlHeinz Helper<br />
Mitglieder: 130<br />
Jugendfeuerwehrmitglieder: 19<br />
1 Löschfahrzeug<br />
Besondere Ereignisse<br />
1. Anbau des Feuerwehrgerätehauses in<br />
1994 an das Dorfgemeinschaftshaus.<br />
4. Natur und Wanderfreunde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1. Vorsitzender im Wechsel: z.Zt. Kurt<br />
Siebert<br />
Besondere Ereignisse<br />
1. Jährliche Veranstaltung des Lindenfestes<br />
mit Gottesdienst unter der Linde.<br />
2. Dorfverschönerung durch Aufstellen von<br />
Ruhebänken und einer Hinweistafel als<br />
Dorfchronik.<br />
5. Kabarett SpottlichtBühne <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Vorsitzender: Bernd Köhler<br />
Besondere Ereignisse<br />
5. Aufführungen in jedem Winterhalbjahr und<br />
Gastspiele verschiedener kultureller Gruppen<br />
innerhalb des Kultursommers Nordhessen.<br />
Evangelische Kirchengemeinde<br />
Ehemalige Pfarrer: Wilhelm Schuchhardt,<br />
Hartmut Sippel, Harry Knuth.<br />
Pfarrer seit 1993:<br />
Carsten KöstnerNorbisrath<br />
149
03-7 | Urkunden<br />
Kirchenvorstand:<br />
Vertretung in der Kreissynode: Elke Frieler;<br />
Renate Alter, Marlene Schanze, MarieLuise<br />
Siemon, Heike Siemon, Adolf Seitz, Manfred<br />
Tews.<br />
Kirchenälteste: Ludwig Kördel, Kurt Tews.<br />
Küsterin: Lieselotte Worst.<br />
Jugendarbeit: HansGünter Späth (zuständig<br />
für die Kinder und Jugendarbeit Melsungen<br />
Land), Sabine Kördel.<br />
Kindergottesdienst: Sonja Tews, Heike Siemon,<br />
Sabine Löser, Adele Jarka.<br />
Besondere Ereignisse<br />
In 1987 wurden die Grundmauern der Kirche<br />
trocken gelegt und die Außenmauern befestigt.<br />
In 1992 wurde das evangelische Gemeindehaus<br />
errichtet.<br />
Im Jahre 1995 musste der Kirchturm grundlegend<br />
saniert werden, da durch die Schäden in<br />
der Verschieferung und durch eindringendes<br />
Wasser Verschalung und Balken Schaden genommen<br />
hatten.Die schadhaften Balken wurden<br />
ersetzt, die Verschalung erneuert und der<br />
Turm neu verschiefert. Im Zuge dieser Baumaßnahme<br />
wurde auch die Wetterfahne überholt.<br />
Folgende Firmen haben diese Arbeiten ausgeführt:<br />
Fa. Hablik aus Melsungen – Dachdeckerarbeiten<br />
Fa. Hahn aus Rotenburg – Zimmererarbeiten<br />
Fa. Singer und Schmidt aus Beuern Überholung<br />
der Wetterfahne<br />
Fa. Ebert aus Röhrenfurth Malerarbeiten<br />
Die Baumaßnahme wurde betreut vom Architekten<br />
Fuchs des Architekturbüros Lengemann<br />
in Grebenau. Die Kosten betrugen DM 96.000.<br />
Diese Summe beinhaltet DM 79.000 Zuschuß<br />
der Landeskirche und DM 17.000 Baulastpflicht<br />
der Stadt Melsungen.<br />
Die dringend notwendige Innenrenovierung ist<br />
für das kommende Jahr beantragt und kann,<br />
wenn entsprechende Mittel der Landeskirche<br />
zur Verfugung stehen, durchgeführt werden.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> , den 24.08.1995<br />
Pfarrer<br />
Die Kirchenältesten<br />
Der Kirchenvorstand<br />
150
Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> | 04-1<br />
4<br />
Flur<br />
151
04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Teil der Gemarkung rechts der Fulda mit Höhbach (1), Rosengrundgraben (2), Heidelgraben (3), Eulersgraben<br />
(4)<br />
Das Gesicht unserer Landschaft wurde in vielen<br />
Millionen Jahren durch die Einwirkung von<br />
Naturgewalten geprägt. Im Laufe der Erdgeschichte<br />
haben neben Verschiebungen der<br />
Erdkruste, der Hebung von ganzen Gebirgsketten,<br />
der Überflutung durch Meere, Vulkanausbrüche<br />
und auch der Einfluss des Wetters<br />
unsere Heimat so gestaltet, wie wir sie heute<br />
kennen.<br />
Größe und geologischer Aufbau<br />
Die Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> hat eine Größe<br />
von ca. 1035 Hektar (ha). Sie liegt beiderseits<br />
der Fulda und grenzt im Norden an die<br />
Gemarkungen von Röhrenfurth und Empfershausen,<br />
im Osten an die von Kirchhof und<br />
Kehrenbach, im Süden an die von Melsungen,<br />
und im Westen an die von Melsungen und<br />
Röhrenfurth. Der größte Teil der Gemarkung<br />
liegt rechts der Fulda, die in nördlicher Richtung<br />
dem Meer zustrebt und dabei ca. 1,2 Kilometer<br />
durch die <strong>Schwarzenberg</strong>er Flur fließt.<br />
Östlich des Dorfes steigt das Gelände an, es<br />
wird durch Raine und Böschungen geprägt.<br />
Über sanftes, (Erlen, Heide, Zimmertriesch),<br />
teils steiles Gelände (Metzewinkel), erreicht<br />
man den die Felder begrenzenden Wald.<br />
Vier kleine Täler oder Gräben durchschneiden<br />
diese Landschaft in der Nähe der Ortslage in<br />
Ost – West Richtung. Beginnend im Norden<br />
sind dies der Höhbach, („Vor der Harth“), der<br />
Rosengrundgraben (Verlängerung „Zur Kroneneiche“,<br />
links am Friedhof vorbei, Richtung<br />
Sportplatz), der Heidelgraben (Verlängerung<br />
„Schützenstraße“) und der Eulsgraben oder<br />
Eulersgraben (Direkter Zugang zur „Tongrube“).<br />
152
Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> | 04-1<br />
Die Bächlein, die früher in diesen Tälern flossen,<br />
spielten bis zum Bau der Wasserleitung<br />
in 1902 eine wichtige Rolle in der Wasserversorgung<br />
für Mensch und Vieh. Heute führen<br />
nur noch Höhbach und Heidelgraben Wasser,<br />
das aber in der Ortslage teilweise unterirdisch<br />
der Fulda zufließt. Das Nass des Heidelgrabens<br />
stammt überwiegend aus dem Überlauf<br />
der alten <strong>Schwarzenberg</strong>er Trinkwasserquelle,<br />
die nach dem in 1975 erfolgten Bau des Hochbehälters<br />
in den Erlen, nicht mehr benötigt<br />
wurde.<br />
zur Landstraße nach Hessisch Lichtenau, dann<br />
neben der Kreisstraße nach Kehrenbach bis<br />
zum Sandgraben. An ihm und der Kehrenbacher<br />
Feldflur entlang führt die Grenze wieder<br />
hoch zum Sälzerweg und bis zum „Zwickel“<br />
oberhalb von Kehrenbach. Von dort geht sie in<br />
Richtung Empfershäuser Gemarkung und<br />
zieht sich dann in einem Bogen durch das<br />
Breitenbachtal in Richtung „Hospitalsgrund“<br />
(Waldgaststätte Rose). Von dort verläuft die<br />
Grenze am Waldrand Richtung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zum Kriegenberg, an dessen Ende sie, den alten<br />
Fuldaarm, Bahn und Fulda in Richtung<br />
Westen überquert. Sie umschließt auf der linken<br />
Fuldaseite die Flurstücke „Unterm Berge,<br />
Die Breitenländer, Fischberg, Rotlauf und<br />
Kannberg“, die sich von der Fulda über die<br />
Bundesstraße 83 und den Wendesberg hinauf<br />
in Richtung Steinwaldskopf ziehen. In der Mitte<br />
des Wendesbergs überquert sie in östlicher<br />
Richtung Bundesstraße 83 und Fulda, verläuft<br />
auf ihrer Ostseite ein Stück parallel zum Fluss<br />
in Richtung Melsungen, um dann zwischen der<br />
Firma B. Braun und der Kläranlage über die<br />
Bahnstrecke wieder zum Wohngebiet Huberg<br />
zu führen.<br />
Der höchste Punkt der Gemarkung ist der<br />
Heiligenberg mit 439 m Höhe (nicht zu verwechseln<br />
mit dem Heiligenberg bei Gensungen)<br />
nahe der Kroneneiche, die am Sälzerweg<br />
steht.<br />
Höhbach neben der Jahnstraße<br />
Der Wald, in den die Täler münden und durch<br />
den die alte Salzstraße, der „Sälzerweg“, nach<br />
Nordosten führt, hat eine Fläche von ca. 784<br />
ha. Er gehört zum Riedforst. Ein weiteres<br />
Waldstück mit ca. 2 ha befindet sich am Wendesberg<br />
auf der Westseite der Fulda. Somit<br />
besteht die Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> aus<br />
ca. 786 ha Wald und ca. 249 ha Feldflur.<br />
Die Gemarkungsgrenze, die eine Länge von<br />
ca. 21 Kilometern hat, verläuft vom Huberg<br />
über die Tongrube hinunter in das Kehrenbachtal,<br />
umfasst die Kaiserau, zieht sich am<br />
Waldrand oberhalb der Kirchhöfer Feldflur an<br />
der Kroneneiche vorbei, verläuft erst parallel<br />
Unserer Feldflur<br />
Wahrscheinlich war um 1200 der größte Teil<br />
der Gemarkung noch mit lichten Wäldern bedeckt<br />
und es fehlte an Ackerland. Deshalb<br />
verfügte 1214 der Landgraf Hermann I. Rodungen<br />
von Waldungen, die auch in großem<br />
Maße erfolgten. Mit dem Ende des 13. Jahrhunderts<br />
hörten die Rodungen vorläufig auf;<br />
danach hat sich an dem Verhältnis Feld –<br />
Wald nicht mehr viel geändert. Ab dieser Zeit<br />
wurde die Pflege der Äcker und Wiesen intensiviert.<br />
Man ging sozusagen vom Abweiden<br />
der Wiesen durch das Vieh, zum Abernten<br />
derselben über.<br />
Das Aussehen der Feldflur änderte sich im<br />
Laufe der Jahrhunderte immer wieder durch<br />
Eingriffe der Menschen. Vor allem in Kriegsund<br />
Notzeiten zwischen 1676 und 1920 wurden<br />
immer wieder kleinere Parzellen Wald ge<br />
153
04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
genüber Grebenau begonnen wurde, brachte<br />
Veränderungen in der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
mit sich. Der Lauf der Fulda wurde verändert<br />
und <strong>Schwarzenberg</strong> musste der Bahn<br />
ca. 38 Acker (ca. 9 ha) Gelände abgeben. Es<br />
handelte sich neben der Fläche für die eigentliche<br />
Bahntrasse noch um Parzellen am Burggraben,<br />
beim Hilgengarten, und Eulsgraben.<br />
Auf dem Grundstück beim Hilgengarten (Ortseingang<br />
von Röhrenfurth) errichtet die Bahn<br />
in 1854 ein Bahnwärterhaus, das später von<br />
den Familien Weber und Steuber bewohnt<br />
wird. Es wurde in 1965 bei der Elektrifizierung<br />
der Strecke abgerissen.<br />
Am Ortsausgang Richtung Melsungen baut die<br />
Bahn in 1867 ein Bahnwärterhaus mit Stallung<br />
und Hofreyde (Hofraum). Es wurde früher<br />
von den Familien<br />
Möller, Schade, Umbach,<br />
Lengemann,<br />
Wagner bewohnt. Heute<br />
lebt die Familie Müller<br />
in dem Haus.<br />
Der Gemeindesteinbruch, seit 1901 außer Betrieb,<br />
lag an der Waldstraße (unterhalb des<br />
Schießstands). Vor dieser Zeit war er wohl am<br />
Karlshagen; aus ihm sollen Steine zum Bau<br />
des Eisenbahnviadukts in Melsungen gebrochen<br />
worden sein. In 1902 wurden Steine im<br />
Eulsgraben gebrochen.<br />
Die Tongrube wird bereits in 1458 als Tonkaute<br />
erwähnt. Sie lag auf dem Karlshagen in<br />
der Nähe des Sälzerwegs. 1906 wurde ein<br />
Stück Land (ca. 1 Hektar) am Eulsgraben an<br />
den Tongrubenbesitzer der Melsunger Tonwerke<br />
G. Gagel für 1.000 Mark samt Überfuhrrecht<br />
verkauft.<br />
Nach Bereinigung und<br />
Rückgabe verschiedener<br />
Parzellen behielt<br />
die Bahn endgültig ca.<br />
25 Acker (ca. 6 ha)<br />
Fläche, für die sie einen<br />
Grundsteuerbetrag von<br />
64 RM zahlen musste<br />
Durch die Verkoppelung<br />
(s. bes. Beitrag)<br />
die von 1882 – 1903<br />
statt fand, veränderte sich, im Gegensatz zu<br />
einer bereits im Jahr 1706 erfolgten ersten Flurteilung,<br />
das Aussehen der Feldflur grundlegend.<br />
Insgesamt wurden Acker und Wiesenflächen<br />
von ca. 240 Hektar neu aufgeteilt und<br />
durch ein Netz von Feldwegen zugänglich gemacht.<br />
Im Zuge dieser Flurbereinigung wurde<br />
auch die Bodenwertigkeit (Bonität) der einzelnen<br />
Grundstücke ermittelt und in den Rezessakten<br />
der Verkoppelung festgehalten. In ihnen<br />
wurden auch die gemeinschaftlichen<br />
Anlagen, wie Lehmgrube und Steinbruch erwähnt.<br />
Die Lehmgrube befand sich zuerst im<br />
Leimenland im Metzewinkel, später auf der<br />
Heide, dann vor der Vor der Hardt (Voßfohle).<br />
Im September 1903 war sie an Andreas Landgrebe<br />
verpachtet.<br />
156<br />
Kläranlage und Bauamt der Stadt Melsungen liegen in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Feldflur<br />
Ein weiterer Grund für Flurveränderungen in<br />
der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> war der Bedarf<br />
an Flächen für die Veränderung der Infrastruktur<br />
und die Errichtung von Gebäuden.<br />
Durch den Bau eines Sportplatzes mit den erforderlichen<br />
Anlagen und Gebäuden begann in<br />
1959 am Waldrand oberhalb des Rosengrundgrabens<br />
eine Veränderung der Landschaft, die<br />
bis 2009 andauerte.<br />
Die von der Stadt Melsungen in 1970 (Landankauf<br />
1966) in Betrieb genommene Kläranlage<br />
am <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg befindet sich,<br />
genau wie das neu errichtete Bauamt, in der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Feldflur. In 1974 kaufte die<br />
Stadt Melsungen von <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürgern<br />
am Huberg landwirtschaftlich genutzte<br />
Flächen (ca. 15 ha) auf, um dort ein Neubaugebiet<br />
anlegen zu können. Zirka 5 ha dieser<br />
Fläche sind mittlerweile bebaut.
Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong> | 04-1<br />
In unmittelbarer Nähe des Dorfes veränderte<br />
die Gemarkung ihr Aussehen durch den Bau<br />
von Häusern in der Blumenstraße, auf der<br />
Steinbinge, vor der Harth, dem Seckenbach<br />
und in den Erlen.<br />
1975 änderte sich das Landschaftsbild durch<br />
den Bau eines Hochbehälters in den Erlen für<br />
die Trinkwasserversorgung der Gemeinde.<br />
Der Bau der ICEStrecke zwischen Kassel und<br />
Fulda (Inbetriebnahme in 1991) veränderte<br />
die Flur insofern, dass das Höhbachtal durch<br />
ein 80 Meter langes Gleisstück zwischen dem<br />
Ausgang des Hainbuchtunnels (1.520 m) und<br />
dem Eingang des Kaiserautunnels (1.861 m)<br />
durchschnitten wurde.<br />
Auch Veränderungen in der Lebensweise der<br />
Menschen wirkten sich auf das Aussehen der<br />
Landschaft aus. Es gab bis in die 1960er Jahre<br />
kleine Nebenerwerbslandwirte, Ziegenhalter<br />
und Stallhasenbesitzer. Diese hatten teilweise<br />
nicht genügend eigene Wiesen um das<br />
benötigte Futter für ihre Tiere zu erwirtschaften.<br />
Sie mähten deshalb Feldwege, Böschungen<br />
und Raine. Auch die Uferstreifen an der<br />
Fulda waren heiß begehrt. Um immer ausreichend<br />
Futter ernten zu können, wurde darauf<br />
geachtet, den Wildwuchs auf diesen Grundstücken<br />
zu verhindern. Mit der Aufgabe der<br />
Landwirtschaft und der Haltung von Ziegen<br />
und Hasen blieben die vorher bewirtschafteten<br />
Flächen sich selbst überlassen und die Natur<br />
holte sich ihr Terrain zurück. Es entstanden<br />
große Hecken, und Bäume, die nicht von<br />
Menschen gepflanzt wurden, wuchsen in die<br />
Höhe. Man kann sagen, dass der Mensch der<br />
Natur das zurückgab, was er ihr im Laufe der<br />
Jahrhunderte in harter Arbeit abgerungen<br />
hatte. Nutznießer dieser Verwandlung sind in<br />
jedem Fall die Tier und Pflanzenwelt.<br />
Bodenbeschaffenheit<br />
Fruchtbares Schwemmland gibt es trotz des<br />
hier verhältnismäßig breiten Fuldatals nur wenig.<br />
Auch an den steilen Hängen findet man<br />
es nur selten. Daher schwankt die Fruchtbarkeit<br />
der in der Gemarkung gelegenen Kulturflächen.<br />
Was die geologische Formation betrifft, so besteht<br />
sie zu fast 70 % aus Bundsandstein, und<br />
zwar dem mittleren Buntsandstein. Die rote<br />
Farbe des durch rot gefärbte tonige Bindemittel<br />
zusammengehaltenen Sandes ist überall zu<br />
sehen.<br />
Der mittlere Buntsandstein tritt im Haarberg,<br />
wo sich früher auch ein Steinbruch befand,<br />
auf. Der obere Buntsandstein (Mergel und<br />
Röt) ist vor der Hardt zu finden. Muschelkalk<br />
fehlt vollständig. Die fruchtbaren Tertiärablagerungen<br />
sind im Laufe der Zeiten abgewaschen<br />
worden. Vereinzelte Reste von Tertiärtonen<br />
finden sich in der Tongrube, sandige<br />
Tone in sogenannten Tonnestern auch auf den<br />
Fuldawiesen.<br />
Quarzitblöcke, die während des 2. Weltkrieges<br />
verwertet wurden, fand man vor den Erlen<br />
und zum Teil in der ehemaligen Sandgrube auf<br />
dem „Gelben Sande“. Diese Sandgrube wurde,<br />
obwohl sie in der Melsunger Gemarkung<br />
lag, schon immer von den <strong>Schwarzenberg</strong>ern<br />
genutzt. Sie blieb auch nach der Verkoppelung<br />
Eigentum der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
wurde immer wieder an sogenannte „Sandgräber“<br />
verpachtet, die einen gewissen Anteil<br />
der Einnahmen aus dem Sandverkauf behalten<br />
durften. So erhielt z.B. Georg Barthel in<br />
1927 von dem Verkaufspreis von 1,50 Mark<br />
für einen Kubikmeter Sand, 1,00 Mark. Der<br />
Rest kam der Gemeindekasse zugute. Wenn<br />
sich keine Pächter fanden, mussten Gemeindebedienstete<br />
wie Dorfdiener und Nachtwächter<br />
die Sandgrube betreiben.<br />
Die Angaben über die Qualität des Bodens<br />
(Bonität) anlässlich der Verkoppelung zeigen,<br />
dass bei einer Einteilung der Bodenklassen<br />
damals von römisch 1 10, (I war der ertragreichste<br />
und X der ertragärmste Boden), der<br />
überwiegende Teil der Böden, sowohl beim<br />
Ackerland, als auch bei den Wiesen im Bereich<br />
der Klassen IV bis VII liegt. Reine Böden sind<br />
eher die Ausnahme. Meistens sind unter dem<br />
Mutterboden Mischböden wie z. B. SandLehm<br />
oder Sand vorhanden.<br />
Flurnamen<br />
Die Flurnamen sind so alt wie Siedlungen<br />
selbst. Die ersten Siedler gaben Häusern,<br />
Wiesen und Äckern Namen, die von den<br />
Nachkommen übernommen wurden. Sie<br />
dienten dazu, sich in der Landschaft zu orientieren.<br />
Sie haben sich mit der Entwicklung und<br />
157
04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Veränderung der Sprache im Laufe der Zeiten<br />
geändert. Deshalb sollte man mit Deutungen<br />
vorsichtig sein.<br />
Bezeichnungen wie Sälzerweg, Waldstraße,<br />
Salzacker, Poststraße, Nürnberger Landstraße,<br />
Thüringerstraße deuten aber auf alte Verkehrswege<br />
hin.<br />
Die alten Namen geben auch oft ein Bild der<br />
ehemaligen Flurverteilung wider, wie z.B. die<br />
langen Wiesen, die langen Länder.<br />
Der Name Metzewinkel könnte, auf eine alte<br />
germanische Opferstätte, (Mette – Messe –<br />
Opfer), hinweisen.<br />
Flurnamen berichten auch über den Kulturzustand<br />
unserer Gemarkung aus frühester Zeit:<br />
Über Äcker und Wiesen (Krautländer, Werrwiese),<br />
Huden (In der Hude), Rottland und<br />
Triesche (Kronentriesch), Bäche (Hebach) und<br />
Wasser (Teichwiesen). Bei Waldbeständen geben<br />
sie Auskunft über die Baumarten (In den<br />
Erlen) und den Bodenbewuchs (Auf der Heide).<br />
Sie sagen auch etwas aus über die Bodengestaltung:<br />
Berge (Haarberg, Heiligenberg,<br />
Fischberg) und Gräben (Eulsgraben, Heidelgraben).<br />
Sie bezeichnen auch die genauere<br />
Lage (An den Erlen, über den Zäunen).<br />
An tatsächliche oder sagenhafte historische<br />
Ereignisse erinnern z.B. die Flurnamen Karlshagen<br />
und Kaiserau. Auf ehemalige Besitzverhältnisse<br />
weisen das Junkersfeld und das<br />
Pfarrland hin. Galgenrain ist ein Hinweis auf<br />
die Rechtsprechung im Mittelalter.<br />
Nach alten Aufzeichnungen gibt es in der Gemarkung<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> unter anderem folgende<br />
Flurnamen:<br />
Rechts der Fulda: In der Hude, vor der<br />
Hardt, Galgenrain, Hebach, Über den Zäunen,<br />
Wehrsländer, Metzewinkel, Rosengrundsgraben,<br />
Steinbiege, Auf der Heide, Heidelgraben,<br />
Karlshagen, Seckenbach, Molkewiese, Junkersfeld,<br />
am Junkersfeld, An den Erlen, die<br />
Erlen, Brechmannswiesen, Eulsgraben, Thonkäuten,<br />
die langen Länder, im Eulsgraben, auf<br />
der Waldstraße, Wangergraben, die Wehrsländer,<br />
an den Wehrsländern, zwischen den Wegen,<br />
Weidenpflanzung, an der Werrwiese,<br />
Werrwiese, Teichwiesen, die weiße Wiese, die<br />
langen Wiesen, Gehege, Kronentriesch, Auf<br />
der Hufe, Krautländer, Kaiserau, Pfarrland,<br />
Pfarrwiese.<br />
Links der Fulda: Unterm Berge, die Breitenländer,<br />
Fischberg, Rotlauf, Kannberg.<br />
Dies sind die amtlichen Flurnamen. Im allgemeinen<br />
Sprachgebrauch der Menschen haben<br />
sich im Laufe der Jahre für diese Flurnamen<br />
und einzelne Flurstücke mundartliche Varianten<br />
entwickelt. Hier einige Beispiele für Teile<br />
der Flurbezeichnung:<br />
Vor der Hude:<br />
Loßgraben, Knatz, Zimmertriesch<br />
Vor der Hardt:<br />
Haarberg, Horberg, Voßfohle<br />
Steinbiege:<br />
Stenbichel, Vorm Rore, Steinbinge<br />
Die Wehrsländer: Salzacker, Kütte.<br />
Kronentriesch: Koppelhude, Pferdehude.<br />
Alte Flurnamen leben nur noch im Volksmund,<br />
auf alten Flurkarten und Steuerkatastern. Sie<br />
werden auch dann wieder in Erinnerung gerufen,<br />
wenn Baugebiete erschlossen werden und<br />
dazu Grundstücke ver und gekauft werden.<br />
Es ist sinnvoll, wenn man in die Vergabe der<br />
neuen Straßennamen die alten Flurbezeichnungen<br />
mit einfließen lässt, um sie der Nachwelt<br />
zu erhalten. Dies ist in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zum Beispiel bei den Straßenbezeichnungen<br />
Zur Hute, Vor der Harth, Zum Metzewinkel,<br />
Steinbinge, Seckenbach und In den Erlen, geschehen.<br />
Blick auf „Die Erlen“<br />
158
04-1 | Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
verliefen. Dort beginnt auch der Hohlweg,<br />
durch den die „Nürnberger Landstraße“ vom<br />
Wendesberg wieder hinunter in das Fuldatal<br />
führte.<br />
Auch am Kriegenberg an der Gemarkungsgrenze<br />
zu Röhrenfurth gibt es noch einige alte<br />
Grenzsteine. Einer von ihnen steht an der<br />
Waldspitze des Kriegenbergs. Auf seiner<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zugewandten Seite findet man<br />
die Bezeichnung SB 1752 (<strong>Schwarzenberg</strong><br />
1752), auf der nach Röhrenfurth zeigenden<br />
Seite das Kennzeichen N Z RF 1752 (Nr. 2<br />
Röhrenfurth 1752).<br />
Bei der Festlegung der Grenzen ging es nicht<br />
immer friedlich zu. Ein Vermerk in einer Flurkarte<br />
von Melsungen aus dem Jahr 1615<br />
zeigt, dass Melsungen die Gemarkungsgrenze<br />
im Bereich Fulda/Huberg gern etwas in Richtung<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> verschoben hätte, wogegen<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong>er sich aber wehrten.<br />
Auch in den Jahren von 1711 bis 1716 gab es<br />
Grenzstreitigkeiten zwischen Melsungen und<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>. Das gleiche passierte auch<br />
zwischen Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong> von<br />
1753 bis 1756 bei der Festlegung der Gemarkungsgrenze.<br />
Außerdem gab es hier auch<br />
noch einen Disput über die Kosten der Grenzziehung.<br />
Diese Streitigkeiten spielen heute keine Rolle<br />
mehr, denn seit der Gebietsreform, die in<br />
1974 abgeschlossen wurde, gehören sowohl<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> als auch Röhrenfurth zur Stadt<br />
Melsungen. Diese hat für die einzelnen Ortsteile,<br />
also auch für <strong>Schwarzenberg</strong>, jeweils<br />
einen Flächennutzungsplan aufgestellt.<br />
Er enthält eine Beschreibung des Ortes (Lage,<br />
bebaute Flächen, Infrastruktur, usw.), entwickelt<br />
aber auch Aussichten über die künftige<br />
Entwicklung des Dorfes.<br />
So werden z. B. der Bedarf und die Lage künftiger<br />
Baugebiete unter Berücksichtigung von<br />
Umweltaspekten festgelegt, auch um einer<br />
Zersiedlung der Landschaft vorzubeugen.<br />
Solange Menschen das Bedürfnis haben, ihren<br />
Lebensraum nach <strong>Schwarzenberg</strong> zu verlegen<br />
oder im Ort zu verändern, wird sich auch das<br />
Aussehen der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
verändern. In welchem Maße das geschieht,<br />
wird die Zukunft zeigen.<br />
Der „Dreimärker“ Lageplan „Dreimärker“ Grenzstein am Kriegenberg<br />
Die Verkoppelung oder Separation<br />
1882 – 1903<br />
In früheren Zeiten sahen die Feldfluren anders<br />
aus als heute. Der Besitz der einzelnen Bauern<br />
hatte nicht die heutige Geschlossenheit.<br />
Das machte die Bewirtschaftung schwierig.<br />
Die Felder wurden nach dem System der seit<br />
800 n. Chr. bekannten Dreifelderwirtschaft<br />
bearbeitet. Sie brachte gegenüber der früheren<br />
Anbauform, dem Landwechsel, bei dem<br />
man immer neues Land erschließen musste,<br />
deutlich bessere Ernten und geregelte Besitzverhältnisse.<br />
Bei der Dreifelderwirtschaft wurde das Ackerland<br />
in drei fast gleichgroße Flächen aufgeteilt.<br />
Es gab die Fläche für das vor dem Winter<br />
gesäte Wintergetreide, (Roggen und Emmer<br />
(Weizen)) und eine zweite, für das nach dem<br />
160
Die Verkoppelung oder Separation 18821903 | 042<br />
Winter gesäte Sommergetreide, (Hafer, Hirse,<br />
Gerste). Die dritte Fläche blieb als Brache<br />
(unbewirtschaftetes Land) liegen, so dass sich<br />
der Boden erholen konnte. Sie diente jedoch<br />
als Viehweide. Im folgenden Jahr wechselte<br />
die Bewirtschaftung der einzelnen Flächen.<br />
Innerhalb der einzelnen Flächen hatte jeder<br />
Bauer mehrere Äcker, die oft auch durch die<br />
Erbfolge, sehr klein waren und auch nicht nebeneinander<br />
lagen. Wälder und teilweise auch<br />
Wiesen gehörten ursprünglich zur „Allmende“,<br />
dem allgemeinen Eigentum und wurden gemeinschaftlich<br />
genutzt.<br />
Beispiel eines Dorfes mit Feldmark (Dreifelderwirtschaft)<br />
Da es damals noch kein Feldwegenetz gab,<br />
über das die einzelnen Bauern ihre Grundstücke<br />
separat erreichen konnten, musste<br />
man, um sein eigenes Feld bearbeiten zu können,<br />
über die Felder anderer Besitzer fahren.<br />
Dadurch entstand der sogenannte Flurzwang,<br />
bei dem nicht nur die gleichzeitige Bestellung<br />
und Ernte, sondern auch ein übereinstimmender<br />
Fruchtanbau erforderlich war. So musste,<br />
bei hintereinander liegenden Feldstücken ohne<br />
eigenen Wegzugang, zuerst das hintere<br />
Grundstück, dann die davor liegenden Parzellen<br />
und zuletzt das vordere Grundstück bestellt<br />
werden. Bei der Ernte war es dann genau<br />
umgekehrt, wobei die Besitzer der<br />
hinteren Felder oft durch nicht konstantes<br />
Wetter benachteiligt waren.<br />
Eine gute und zweckmäßige Bewirtschaftung<br />
der Felder war somit nicht möglich. Um effektiv<br />
arbeiten zu können, mussten mehrere beieinander<br />
liegende Grundstücke zu einer Einheit<br />
zusammengefasst werden, die dann nur<br />
noch einem Eigentümer gehörten.<br />
Deshalb erhob man bereits um 1800 die Forderung<br />
nach einer Zusammenlegung von<br />
Grundstücken, doch diese Pläne wurden in<br />
1823 von der damaligen Regierung mit folgendem<br />
Wortlaut gestoppt: „Die Verkoppelung<br />
(Zusammenlegung) unterbleibt, weil dadurch<br />
der kleine Mann zu Schaden kommt.“<br />
Im Laufe der Zeit merkte man jedoch, dass<br />
mit der althergebrachten Methode der Landwirtschaft<br />
die Bevölkerung nicht ausreichend<br />
versorgt werden konnte. Als es dann um die<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts auch noch zu einer<br />
Hungersnot kam, wurde die Verkoppelung<br />
vorangetrieben.<br />
Von der Zweckmäßigkeit der Flurzusammenlegung<br />
hatte man auch in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
schon jahrelang gesprochen, aber man<br />
scheute die Kosten. Aber dann war es doch so<br />
weit. In 1882 wurde mit der Verkoppelung,<br />
die bis 1903 dauerte, begonnen. Mit der Separation,<br />
wie die Zusammenlegung damals<br />
auch genannt wurde, waren umfangreiche Arbeiten<br />
verbunden. So mussten ca. 187 Hektar<br />
Ackerland, ca. 50 Hektar Wiesen und Weiden<br />
und ca. 2 Hektar Triesche oder Unland bewertet<br />
und neu aufgeteilt werden, was auch die<br />
21jährige Dauer der Verkoppelung erklärt.<br />
Als Triesche bezeichnete man damals wertloses<br />
Land, das auf Grund seiner Beschaffenheit<br />
nicht zur Bearbeitung geeignet schien.<br />
Auch die Beschaffung der Gelder, die man in<br />
die „VerkoppelungsNebenkasse“ einzahlen<br />
musste, brauchte Zeit. Der Wert der zu tauschenden<br />
Grundstücke wurde anhand der Bodenklassen<br />
durch die „Herren Bonitierer“ festgestellt.<br />
Bestehende Rechtsgrundlagen, die<br />
Grundstücke betreffend, mussten beachtet<br />
werden. Über die Veränderungen wurde ein<br />
sogenannter Rezess (Vergleich) erstellt. In<br />
ihm, der in 1903 endgültig abgeschlossen<br />
wurde, stellte man die Verhältnisse von Grund<br />
und Boden und deren Zweck vor der Zusammenlegung<br />
dar und erläuterte die sich ergebenden<br />
neuen Verhältnisse.<br />
Hier sind einige Beispiele (nach Aufzeichnungen<br />
von Lehrer Schmidt) aus dem Rezess:<br />
1. Größe der alten Gemarkung<br />
239,2923 ha Flur5 5281 ha Dorf<br />
2. Größe der neuen Verteilungsmasse<br />
240,6958 ha Flur 5,5281 ha Dorf<br />
3. Mit dieser Neuordnung erfolgt naturgemäß<br />
innerhalb der Gemarkung:<br />
Aufhebung der alten Grenzen: zugunsten der<br />
neuen Grenzen<br />
161
042 | Die Verkoppelung oder Separation 18821903<br />
Aufhebung der alten Wege: neue Wegerechte<br />
Instandhaltung der Wege:<br />
Besichtigung am 1. Nov. jeden Jahres; Wege<br />
und Gräben müssen 30 cm von den Feldern<br />
entfernt sein (Schwengelrecht).<br />
Aufhebung alter Bodenwerte: neue Bewertung<br />
(Bonitierung)<br />
Aufhebung der alten Flureinteilung: neue Gewanne,<br />
alte Flurnamen verschwinden<br />
Aufhebung alter kleiner Pläne: größere neue<br />
Pläne<br />
Aufhebung der alten Huterechte: Stoppelhute,<br />
Wegehute; die Ablösung gegen Geldentschädigung<br />
in dem fiskalischen (dem Staat gehörenden)<br />
Wald hatte bereits 1873/1883 stattgefunden;<br />
Folge: Rückgang der Schafzucht<br />
4. Neuregelung der Gemarkungsgrenzen: mit<br />
Röhrenfurth und dem Gutsbezirk Oberförsterei<br />
Melsungen<br />
Neuregelung des Eigentumsrechts: der Flächen<br />
der HessischenNordbahn, der Nürnberger<br />
Landstraße, der Fulda und Uferstreifen.<br />
Neuregelung über: die Unterhaltung der Ufer,<br />
die Wasserrechte, das Aufschlagen der Spicke<br />
(Steg über die Fulda mit folgender Kostenteilung:<br />
1/3 Eigentümer, 2/3 Gemeinde), die<br />
Tätigkeit der Wegewärter.<br />
Neuregelung des Mitbenutzungsrechts: der<br />
Gemeindewege durch die Forstverwaltung für<br />
Holzabfuhr aus dem Staatswald<br />
Neuregelung des Eigentumsrechts: der 4 fiskalischen<br />
Wege am Metzewinkel und des<br />
Hainbuchenwegs ab Haus Nr. 22 (Riedemann)<br />
5. Grenze, Grenzsteine: Rotschwarze Dreieckssteine.<br />
Die Gemeinde ist verpflichtet<br />
die Steine zu unterhalten<br />
6. Gemeinschaftliche Anlagen: Bleichplatz,<br />
Lehmgrube, Friedhof, Steinbruch<br />
7. Einschränkung der Eigentümer: Wege sind<br />
keine Hüteplätze, Huterechte aufgehoben,<br />
Entschädigung wird gezahlt.<br />
8. Neuster Düngungszustand: Ausgleichszahlung<br />
9. Kultivierung der Ödländer und Triesche in<br />
der neuen Planverteilung<br />
10. Kosten werden gemeinsam getragen<br />
Als die Verkoppelung beendet worden war,<br />
gab es nicht nur zufriedene Menschen.<br />
Viele meinten gutes Land abgegeben und dafür<br />
schlechtes bekommen zu haben. Schuld<br />
daran war das schlechte „Bonitieren“, die<br />
Wertermittlung der Grundstücke.<br />
Aber wo war das gute Land denn geblieben?<br />
Das hatten die „Heimlichen“ bekommen. Diese<br />
Menschen waren oft mit Ranzen oder Körben,<br />
in denen sich Butter, Eier und Würste befanden,<br />
in die Stadt zum Landmesser gegangen<br />
und brachten auf dem Rückweg die Zusage für<br />
die besten Ländereien mit nach Hause. Die<br />
Landmesser wurden daher von vielen Menschen<br />
angefeindet. In der Bevölkerung hieß es<br />
bei vielen: „Wenn das unsere Alten wüssten,<br />
wie man uns behandelt. Wir sind nur zum Unterschreiben<br />
und Zahlen gut.“ Bei den stattfindenden<br />
Versammlungen ging es teilweise<br />
hoch her und die Mehrzahl der Betroffenen<br />
wollte die zugewiesenen Flurstücke nicht annehmen.<br />
Schließlich wurden nach einigen<br />
Verhandlungen die Vereinbarungen doch unterschrieben.<br />
Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 1998 zeigt die<br />
durch die Verkoppelung entstanden größeren Flurstücke<br />
Durch die Flurbereinigung, die die Verkoppelung<br />
ja war, erhielt die Gemarkung zwar die<br />
heutige Geschlossenheit, sie veränderte aber<br />
auch die Flur, weg von ihrer Vielgestaltigkeit,<br />
hin zur Kulturlandschaft. Auch die Tier und<br />
Pflanzenwelt litt unter den Eingriffen in die<br />
Natur. Aber nicht nur das Aussehen der Landschaft,<br />
sondern auch die Bewirtschaftung der<br />
Felder änderte sich entscheidend. Die Dreifelderwirtschaft<br />
wurde beendet und die im Laufe<br />
der Zeit immer weiter verbesserte Fruchtfol<br />
162
Die Verkoppelung oder Separation 18821903 | 042<br />
gewirtschaft, mit ihren höheren Erträgen,<br />
setzte sich durch. Die Bauern merkten, dass<br />
sie, durch die Zusammenlegung der Flächen,<br />
an einem Tag mehr schaffen konnten als früher.<br />
So konnte man zum Beispiel auf einem<br />
einzigen großen Feld Getreide ernten und<br />
nicht auf mehreren, voneinander entfernten,<br />
kleinen Parzellen. Nach und nach fand man<br />
sich mit der ungeliebten Verkoppelung ab und<br />
erkannte ihre guten Seiten, wenngleich auch<br />
manche Menschen an ihrer Meinung festhielten,<br />
dass es bei der Neuaufteilung der Felder<br />
nicht ganz gerecht zugegangen sei. Was ja<br />
teilweise auch stimmte.<br />
Der Riedforst – Blick in Richtung Haarberg<br />
Unser Wald<br />
Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Feldgemarkung wird im<br />
Osten und Norden vom Riedforst begrenzt.<br />
Dieser ist ein von vielen Quertälern zerschnittenes,<br />
mit Laub und Nadelwald bestandenes<br />
Plateau, mit Höhen zwischen 400 und 564 Metern.<br />
Es beginnt nördlich von Rotenburg und<br />
zieht sich, östlich der Fulda, bis zum südöstlich<br />
von Kassel beginnenden Söhrewald. Nach<br />
Osten dehnt es sich, in Richtung Spangenberg,<br />
bis kurz vor Lichtenau aus.<br />
Die höchste Erhebung des Waldes bei <strong>Schwarzenberg</strong><br />
ist der Heiligenberg mit 439 m Höhe.<br />
Er liegt in der Nähe der Kroneneiche, die am<br />
Sälzerweg steht. Die Waldfläche in der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Gemarkung beträgt ca. 786<br />
Hektar (ha). Davon entfallen ca.784 ha auf<br />
den Riedforst und ca. 2 ha auf den Wendesberg.<br />
Das Forstrevier <strong>Schwarzenberg</strong> gehört<br />
zum Forstamt Melsungen und stößt an die Reviere<br />
Melsungen, Kirchhof, Eiterhagen und Altenbrunslar.<br />
Die Anteile von Laub und Nadelwald<br />
halten sich ungefähr die Waage. Der<br />
Laubwald besteht zu 44 % aus Buchen und zu<br />
8 % aus Eichen, der Nadelwald zu 40 % aus<br />
Fichten und zu 8 % aus Kiefern und Lärchen.<br />
Die Baumschäden haben in den letzten Jahren,<br />
auch aufgrund durchgeführter Pflegemaßnahmen<br />
(Kalkung des saueren Bodens),<br />
nicht zugenommen. 60 % der Bäume sind gesund,<br />
von dem Rest weisen 30 – 35 % leichtere<br />
Schäden auf. Von den Schäden am meisten<br />
betroffen sind Fichten. Die Auswirkungen<br />
des nicht mehr gesunden Bodens machen sich<br />
auch am Rückgang der früher reichlich vorhanden<br />
Heidelbeersträucher und der Anzahl<br />
der noch vorhandenen Pilzarten bemerkbar.<br />
163
04-3 | Unser Wald<br />
Der <strong>Schwarzenberg</strong>er Wald hat einen guten<br />
Wildbestand. Es gibt Hirsche, Rehe, Wildschweine,<br />
Füchse, Dachse, Waschbären, Hasen,<br />
Marder, Eichhörnchen und andere Nagetiere.<br />
Neben den scheuen Wildkatzen sind<br />
auch die neuerdings wieder in deutschen Wäldern<br />
auftauchenden Luchse gesichtet worden.<br />
Auch Eulen und verschiedene andere Vogelarten<br />
sind in unserem Wald heimisch. Neben<br />
dem Gesang der Singvögel hört man z.B. das<br />
Kreischen der Eichelhäher, das Gurren der<br />
Wildtauben und das Hämmern der Spechte.<br />
Unser Wald in der Geschichte<br />
Wahrscheinlich reichte der Wald in früheren<br />
Zeiten dicht an das Dorf heran. Er wurde nach<br />
und nach gerodet, um die Nachfrage nach<br />
Ackerland zu stillen. Dieses Land benötigte<br />
man, um die Bevölkerung zu ernähren.<br />
Für unsere Vorfahren war der Wald etwas Unheimliches,<br />
ja sogar Mystisches. So ist es begreiflich,<br />
dass der Wald zur Ahnenzeit heiliges<br />
Land war, der dem Stammesvolk gehörte. Er<br />
war Eigentum der Markgenossenschaft, gemeinsamer<br />
Besitz, mit allgemeinem Nutzungsrecht.<br />
Unter dem Einfluss des römischen<br />
Rechts und des Feudalismus wurde er eine<br />
verkäufliche Sache. Fürsten, Ritter und Klöster<br />
nahmen große Waldstücke in Besitz und<br />
verteidigten in vielen Rechtsstreitigkeiten ihr<br />
Eigentumsrecht. Der Wald wurde für sie zu einer<br />
Einnahmequelle.<br />
Zu Zeiten der Ritter von <strong>Schwarzenberg</strong> waren<br />
diese Eigentümer des Waldes. Nach 1393<br />
fiel er dem Landgrafen zu. Die Fläche des<br />
Waldes grenzte an die Feldfluren von Melsungen,<br />
Kirchhof, Kehrenbach, Empfershausen<br />
und Röhrenfurth.<br />
Für Kurhessen wurden die Besitzverhältnisse<br />
erstmalig durch die Waldordnung innerhalb<br />
des Handbuchs „Ökonomischer Staat“ von<br />
Wilhelm IV von 1585 neu geregelt.<br />
In dieser Ordnung hieß es:<br />
1. Städte und Dörfer, die den Besitz des Waldes<br />
300 Jahre erkennbar nachweisen können,<br />
zahlen keine Forstgebühr;<br />
2. Städte und Dörfer, die den Besitz des Waldes<br />
200 – 300 Jahre erkennbar nachweisen,<br />
zahlen halbe Forstgebühren.<br />
3. Alle anderen zahlen volle Forstgebühren.<br />
Das bedeutete, dass die Gemeinde, die damals<br />
nachweisbar 300 Jahre im Besitz des<br />
Waldes war, ihn als Eigentum bekam. Eine<br />
Gemeinde, die nur einen Besitz zwischen 200<br />
und 300 Jahren nachweisen konnte, erhielt die<br />
Hälfte des Waldes zum Eigentum.<br />
Wenn eine Stadt oder ein Dorf nur einen Besitzanspruch<br />
unter 200 Jahren nachweisen<br />
konnte, gehörte der Wald dem damaligen Besitzer<br />
und blieb Privat oder Staatsbesitz. So<br />
ist es zu erklären, dass damals ein Teil der<br />
Wälder in Privat bzw. Gemeindebesitz gelangte.<br />
Nach dem 30jährigen Krieg nimmt der<br />
Baumbestand zu, die Wälder werden dichter.<br />
In 1897 besitzt die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
nach Aufzeichnungen von Lehrer Peter<br />
Schmidt, erstmals Wald in einer Größe von<br />
6,6 ha. Vermutlich hing das mit der Verkoppelung<br />
zusammen, die in <strong>Schwarzenberg</strong> zwischen<br />
1882 und 1903 stattfand.<br />
Im 19. Jahrhundert wurde ein Teil der Wälder<br />
im Zuge einer Agrarreform in sogenannte<br />
Gutsbezirke umgewandelt. Der Gutsbezirk war<br />
ein räumlich abgetrennter Teil des Landes,<br />
dessen Gebiet der obrigkeitlichen Gewalt eines<br />
Gutsherrn unterworfen war. Die Gutsbezirke<br />
entstanden durch die Trennung und<br />
Auswahl des gutsherrlichen Landes von dem<br />
der Landgemeinden. Im Bereich von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
entstand der Forstgutsbezirk Oberförsterei<br />
Melsungen, mit einer Waldgröße von<br />
ca. 782 Hektar.<br />
Durch ein preußisches Gesetzes vom 27. Dezember<br />
1927 wurde die Auflösung der Gutsbezirke<br />
ab dem 30. September 1928 vorgeschrieben.<br />
Auf Grund von Vorschlägen der<br />
Landräte wurden sie benachbarten Landgemeinden<br />
eingegliedert. Nach mehreren Verhandlungen<br />
wurde beschlossen:<br />
Der Forstgutsbezirk Oberförsterei Melsungen<br />
wird vorerst der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zugeteilt. Die <strong>Schwarzenberg</strong>er sträubten sich<br />
anfangs gegen diese Zuteilung, weil man<br />
fürchtete, die Gemeinde würde wirtschaftlich<br />
geschädigt. Dabei ging es unter anderem auch<br />
um jährlich 257,11 RM Unterhaltungskosten<br />
für die Schule, die der Forstgutsbezirk an<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zahlen musste.<br />
164
Unser Wald | 04-3<br />
Nach mehreren Beratungen stimmte die Gemeindevertretung<br />
am 1. Februar 1930 dem<br />
Beschluss zu. Damit war die Gemarkung<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> um ca. 782 ha größer geworden.<br />
Die Befürchtung einer wirtschaftlichen Schwächung<br />
trat nicht ein. Im Gegenteil, die Gemeinde<br />
wurde wirtschaftlich und finanziell<br />
stärker, denn die angrenzenden Gemeinden<br />
Kirchhof und Kehrenbach mussten Grundsteuer<br />
an <strong>Schwarzenberg</strong> zahlen. In 1933 betrugen<br />
die Einnahmen nach Abzug von 240 RM,<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong> an den Schulverband<br />
Kirchhof zahlen musste, immerhin noch 2.160<br />
RM.<br />
1939 ging der Wald wieder in den Besitz des<br />
Staates über. Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
erhielt nach dem 2. Weltkrieg bis zu ihrer Eingemeindung<br />
nach Melsungen jährlich noch<br />
einen Betrag von ca. 40.000 DM als Entschädigung<br />
für den Verlust des Waldes.<br />
Neunundneunzig Prozent unseres Waldes gehören<br />
heute dem Land Hessen und werden<br />
von dem Landesbetrieb „Hessen Forst“ bewirtschaftet.<br />
Dieser ging am 1. Januar 2001<br />
aus der Landesforstverwaltung hervor und erhält,<br />
pflegt und gestaltet mit seinen 41 Forstämtern,<br />
die 441 Forstreviere verwalten,<br />
Wälder in allen Landesteilen. Eines dieser Reviere<br />
ist das Forstrevier <strong>Schwarzenberg</strong>. Es<br />
gehört zum Forstamt Melsungen und stößt an<br />
die Reviere Melsungen, Kirchhof, Eiterhagen<br />
und Altenbrunslar an.<br />
Forstreviere des Forstamts Melsungen<br />
Neben dem Staatswald gibt es noch den Interessentenwald.<br />
Der Begriff ist die regionale<br />
Bezeichnung für Markgenossenschaften und<br />
bezeichnet den Wald, der „Interessenten“ zu<br />
unterschiedlich großen ideellen Anteilen gehört.<br />
Diese Besitzform geht auf Rechte der<br />
Ortsbürger aus früheren Zeiten zurück. Dieser<br />
Wald wurde bei den Verkoppelungen auch<br />
teilweise aufgeteilt und somit zu Privateigentum.<br />
Interessenten und Privatwald betragen<br />
1 % unserer gesamten Waldfläche, also ca.<br />
7,8 ha.<br />
Nutzung des Waldes<br />
Der Wald diente dem Menschen schon immer<br />
als Lebensgrundlage oder Lebenshilfe. Die<br />
Menschen, die früher noch als Jäger und<br />
Sammler lebten, fanden Nahrung in Form von<br />
Beeren, Pilzen und Fleisch. Mit Hilfe des Holzes<br />
konnten sie Hütten bauen, Werkzeuge<br />
herstellen und sich an Feuern wärmen.<br />
Als die Menschen später sesshaft wurden, erhöhte<br />
sich die Wichtigkeit des Waldes noch für<br />
sie. Holz wurde in größeren Mengen für den<br />
Bau von Häusern, Geräten, Möbeln, Maschinen<br />
und Booten benötigt. Pilze und Beeren<br />
wurden auch dann noch gegessen. Jagd und<br />
Fischereirechte gehörten bis 800 n. Chr. der<br />
Markgenossenschaft, danach dann gingen sie<br />
an die jeweilige Herrschaft über.<br />
Der Wald spielte auch eine Rolle bei der Ernährung<br />
und Versorgung des bäuerlichen<br />
Viehs.<br />
So holten sich die Bauern Laub als Einstreu für<br />
den Stall aus dem Wald und trieben ihr Vieh,<br />
um es mit Futter zu versorgen, in gewisse<br />
Waldstücke.<br />
Die Nutzung des Waldes war aber nicht freizügig,<br />
sondern immer an die Genehmigung<br />
der jeweiligen Besitzer gebunden. So wurde<br />
bereits um 1500 eine staatliche Forstordnung<br />
erlassen.<br />
Nachdem Klöster, Adel und Landesherrschaft<br />
die Wälder im Mittelalter in Besitz genommen<br />
hatten, wurden bestimmte Rechte für die<br />
Bauern als ewiges Recht in sogenannten „Gerechtsamen“,<br />
verbrieft.<br />
Das Huterechte wurde in der "Hute und<br />
Streugerechtsame" in allen Einzelheiten, wie<br />
165
04-3 | Unser Wald<br />
Stückzahl des Viehs und Festlegung bestimmter<br />
Waldstücke, die dem Huterecht unterlagen,<br />
geregelt.<br />
Im Lager, Stück und Steuerbuch für<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> von 1744 steht unter dem<br />
Punkt „Hute und Weidegerechtigkeit“:<br />
Diese Gemeinde treibt ihr Vieh auf den<br />
herrschaftlichen Milsunger Wald woselbst<br />
ihnen ein gewißer District abgebunden wird,<br />
und bestehet ihre Viehherden in 21 Pferden,<br />
44 Ochsen, 33 Kühen und 80 Schafen ohne<br />
die Rinder und Schweine.<br />
Im Mittelalter war auch die Waldweide durch<br />
Schweine von ganz besonderer ökonomischer<br />
Bedeutung. Die Schweine stellten die weitaus<br />
wichtigste tierische Nahrungsquelle für die<br />
Bevölkerung dar. Der Wert eines Waldes wurde<br />
vor allem daran gemessen, wie viele<br />
Schweine man zur Mast in ihn treiben konnte.<br />
Die Anpflanzung von Bäumen mit für Schweine<br />
fressbaren Früchten (Eicheln und Bucheckern)<br />
veränderte den Wald. Eichen und Buchen<br />
wurden mehr, andere Laub und<br />
Nadelbäume weniger angepflanzt.<br />
Auch in <strong>Schwarzenberg</strong> wurden die Schweine<br />
über die „Schweinetrift“ (heute Straße „Zur<br />
Kroneneiche“) in den Wald getrieben. Im Lager,<br />
Stück und Steuerbuch heißt es unter<br />
dem Punkt „Masten“:<br />
„Treiben ihre Schweine gegen gewöhnliche<br />
Mastgebühr auf herrschaftliche Waldungen“.<br />
Im Zuge der schrittweisen Ablösung der Waldweide<br />
durch die Stallhaltung, wurden in der<br />
Neuzeit die meisten Hutewälder in Wirtschaftsforste<br />
umgewandelt. Die Waldweide<br />
wurde wegen ihrer schädlichen Auswirkung<br />
auf den Wald gesetzlich verboten. Die Huteund<br />
Streuberechtigungen mussten bis 1885<br />
gegen entsprechende Entschädigungen, die<br />
sich nach der Größe der abzulösenden Waldflächen<br />
richteten, aufgehoben werden. Die<br />
wenigen in Mitteleuropa noch erhaltenen Hutewälder<br />
stehen heute meist unter Naturschutz.<br />
Am 10. Juli 1873 wurden die Huterechte am<br />
Carlshagen abgelöst. Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
erhielt 18 Thaler, 5 Silbergroschen,<br />
10 Pfennige, die 16 betroffenen Schafhalter<br />
mussten sich 18 Thaler, 11 Silbergroschen, 63<br />
Pfennige teilen.<br />
Am 6. Oktober 1882 wurden die Hute und<br />
Streurechte der Gemeinden <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und Empfershausen in den Oberförstereien<br />
Melsungen und Eiterhagen abgelöst.<br />
Die14 Berechtigten erhielten insgesamt 520<br />
Thaler, 20 Silbergroschen und 6 Heller.<br />
Die Entnahme von Bau und Brennholz wird<br />
ebenfalls im Lager, Stück und Steuerbuch<br />
beschrieben. Ein Bauer bekam 3 Klafter Buchenscheide<br />
(ca. 10 Kubikmeter) als Brennholz<br />
aus dem Kehrenbacher Forst und ein<br />
„Köther“ (Kleinbauer oder Leibeigner, Bewohner<br />
einer Kote oder Kate), 2 Klafter (ca. 7<br />
Kubikmeter) aus dem Melsunger Forst, wobei<br />
der Köther die ganze Forstgebühr zahlen<br />
musste. Bauholz wurde gegen die gewöhnliche<br />
ganze Forstgebühr abgegeben.<br />
Auf weiteren alten Rechten, nämlich der „Leseholzgerechtsame“<br />
basierte auch das langjährige<br />
unentgeltliche Sammeln von sogenanntem<br />
Raff, Zund und Leseholz aus den<br />
Wäldern.<br />
Auch für <strong>Schwarzenberg</strong> muss es eine solche<br />
Zusage gegeben haben, die aber, aus welchen<br />
Gründen auch immer, nicht mehr zur Anwendung<br />
kam. Aus diesem Grund intervenierte<br />
Bürgermeister Rode am 12. Januar 1882 bei<br />
der Königlichen Regierung in Kassel. Diese<br />
antwortete am 29. Juni 1882 mit folgendem<br />
Schreiben:<br />
„Im weiteren Verfolg des an seine Excellenz<br />
den Herrn Ober Präsidenten von Ihnen unterm<br />
12. Januar eingereichten Gesuch, betreffend<br />
das Sammeln von Raff und Leseholz in den<br />
Staatsforstorten des vormaligen Forstreviers<br />
Melsungen, haben wir weitere Ermittlungen<br />
hinsichtlich des von der dortigen Gemeinde<br />
behaupteten Rechts auf den unentgeltlichen<br />
Bezug dieser Nutzung eintreten lassen. Diese<br />
Ermittlungen haben ergeben, dass den sämtlichen<br />
Einwohnern der dortigen Gemeinde das<br />
auf langjähriger Ausübung beruhende Recht<br />
zusteht, in den nachstehend genannten<br />
Staatsforstorten des früheren Forstreviers<br />
Melsungen – jetzt teils zum Oberförstereibezirk<br />
Melsungen und teils zum Oberförstereibezirk<br />
Eiterhagen gehörigen an zwei von der<br />
Forstbehörde zu bestimmenden Tagen einer<br />
jeden Woche, und zwar jeden Dienstag und<br />
Freitag „Leseholz“, d.h. das abgefallene, auf<br />
dem Boden liegende dürre Astholz sowie die<br />
166
Unser Wald | 04-3<br />
auf geräumten Schlägen liegen gebliebenen<br />
kleinen Reiser und Spähne traglastenweise<br />
oder auf Schubkarren (jedoch nicht fuderoder<br />
wagenweise) zum eigenen Gebrauch einsammeln<br />
und unentgeltlich nutzen zu dürfen.<br />
Es dürfen jedoch zwecks Ausübung dieses LeseholzRechts<br />
keine Instrumente, wie z. B.<br />
Äxte, Beile, Sägen oder Hacken etc. mit in<br />
den Wald genommen werden.<br />
Die Staatsforstorte, in denen diese Leseholzgerechtsame<br />
ausgeübt werden darf sind:<br />
Strackerbaum Filzbach Kniedelle Hospitalsrück<br />
Herrmannsgraben Ascheweg <br />
Hermannswand Kohlberg Herrschaftl. Wiese<br />
Goldkaute Steinmal Riedewig Hüneburg<br />
Eulersgraben Blauerstein Spitzenicker<br />
Scheidgehege Hude auf der Höhe <br />
Erbelberg Hainbuch Schafstall Höhbach <br />
Mühlengraben Haarberg Metzewinkel <br />
Karlshagen Rosengrundgraben Kaiserau.<br />
Sie wollen den Einwohnern der dortigen Gemeinde<br />
hiervon Kenntniß geben und gleichzeitig<br />
durch die Schelle bekannt machen lassen,<br />
dass alle Diejenigen, welche den Ersatz der<br />
seit dem Jahre 1867 für Leseholzscheine entrichteten<br />
Gebühren beanspruchen, sich innerhalb<br />
3 Monaten bei dem Königlichen Oberförster<br />
Dörnickel zu Melsungen zu melden haben.“<br />
Abteilung für direkte Steuer, Domänen und<br />
Forsten<br />
gez. Unterschrift<br />
In späteren Jahren erlaubten die Forstbehörden<br />
nach bestimmten Richtlinien das Sammeln<br />
von „Leseholz“ auf sogenannte Leseholzscheine.<br />
Beim Leseholz handelte es sich<br />
um liegendes Holz, welches bei der Durchforstung<br />
der Waldbestände anfiel. Man kaufte<br />
beim Förster einen Leseschein und durfte<br />
dann in bestimmten Distrikten Holz sammeln.<br />
In der heutigen Zeit bieten die Forstämter die<br />
Möglichkeit, für einen festgelegten Preis,<br />
Brennholz im Wald selbst zu machen. Dabei<br />
handelt es sich um Baumkronen, dicke Äste<br />
oder dünne Stämme bereits gefällter Bäume.<br />
Im alltäglichen Sprachgebrauch ist hierbei<br />
auch von „Abraum“ die Rede.<br />
Losholz<br />
Am 28. Juni 1865 wurde in Kurhessen das<br />
sogenannte „Losholzgesetz“ verabschiedet.<br />
Mit seiner preußischen Nachfolgeregelung<br />
vom 6. Juni 1873 wurde für die kurhessischen<br />
Landesteile die Versorgung der Bürger mit<br />
Brennholz zu moderaten Preisen sichergestellt.<br />
Das Gesetz aus dem Jahr 1865 schrieb<br />
vor, dass der Abgabepreis den Holzhauerlohn<br />
und alle Gebühren enthielt. Das Gesetz vom<br />
6. Juni 1873 enthielt den Zusatz, dass bei der<br />
Vergabe vorzugsweise ärmere Gemeindeangehörige<br />
zu berücksichtigen waren. Am 8.<br />
April 1952 wurde ein, auf den alten Gesetzen<br />
aufbauendes, neues Losholzgesetz erlassen,<br />
Alte Wirthschaftskarte (Ausschnitt)<br />
von der Königlichen Oberförsterei Melsungen<br />
von 1884<br />
Flurbezeichnungen der nebenstehenden<br />
Karte:<br />
1, 2, 3, 5, 6, 10, 14 Kaiserau<br />
4, 8, 9, 12, 13, 26, Carlshagen<br />
7, 11, Metzwinkel<br />
27, 28 Höhbach<br />
29 33 Haarberg<br />
35, 36 Kniedelle<br />
43 – 45 Hainbuch<br />
167
04-3 | Unser Wald<br />
das den Anspruch der Bürgerinnen und Bürger<br />
auf den Bezug von Brennholz aus dem Staatswald<br />
festschrieb.<br />
Der Name Losholz rührt daher, dass man sich<br />
die einzelnen Holzzuteilungen nicht aussuchen<br />
konnte, sondern man zog nach der Bezahlung<br />
der Gebühren ein Los und wusste dann, welchen<br />
Holzstoß man aus dem Wald nach Hause<br />
bringen konnte. Die Menge des Losholzes<br />
wurde nach einem Durchschnittssatz der Jahre<br />
1867 – 1871 allgemein für jede Gemeinde<br />
festgelegt. <strong>Schwarzenberg</strong> erhielt damals zum<br />
Beispiel für 62 Familien 247 Raummeter<br />
Hartholz und 247 Raummeter Reisholz (Reisighaufen),<br />
was bei einer Gesamtmenge von<br />
494 Raummetern pro Familie 7,9 Raummeter<br />
ausmachte.<br />
Wie wichtig das Losholz für die Bevölkerung<br />
war, zeigt eine Begebenheit, die im Protokollbuch<br />
der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> in 1923<br />
festgehalten wurde. Eine Familie Ackermann<br />
zog von <strong>Schwarzenberg</strong> nach Rengershausen<br />
um. Dort war das Losholz für die Einwohner<br />
schon verteilt und der Antrag der Familie auf<br />
Zuteilung wurde abgelehnt. In ihrer Not<br />
wandte sich die Familie an ihre alte Heimatgemeinde,<br />
die sie dann noch mit Holz versorgte.<br />
In Hessen sind mittlerweile Bestrebungen im<br />
Gange, das Gesetz zu streichen, da es nicht<br />
mehr zeitgemäß sei. So ergab eine Anfrage<br />
mehrerer Abgeordneter bei der Landesregierung<br />
im Jahr 2007, dass im Jahr 2005 im Bereich<br />
des Forstamts Melsungen Losholzrechte<br />
von 25.340 Raummetern bestanden, aber nur<br />
390 Raummeter beansprucht wurden.<br />
Bedeutung des Waldes<br />
Unser Wald beheimatet eine Vielzahl von Tieren<br />
und Pflanzen, an deren Anblick wir uns<br />
erfreuen können, und die alle eine Aufgabe im<br />
sogenannten Ökosystem Wald erfüllen. Nicht<br />
zuletzt sorgt er auch für frische Luft und klares<br />
Wasser für uns Menschen. Für die Ernährung<br />
der Menschen hat der Wald heute so<br />
gut wie keine Bedeutung mehr. Einzig das<br />
Fleisch von erlegten Tieren und hobbymäßig<br />
gesammelte Pilze bereichern den menschlichen<br />
Speiseplan. Vorbei sind die Zeiten, als<br />
im und nach dem 2. Weltkrieg, die Menschen<br />
durch das Sammeln und die Verwertung von<br />
Heidel, Brom und Himbeeren das vorhandene<br />
geringe Nahrungsangebot aufbesserten.<br />
Damals hatte auch niemand etwas von einem<br />
Fuchsbandwurm gehört.<br />
Der Wald ist ein Wirtschaftsfaktor, der nach<br />
modernsten wissenschaftlichen Methoden gepflegt<br />
und bearbeitet wird. Er ist Nah und<br />
Fernerholungsgebiet mit vielen schönen Wanderwegen.<br />
Einer von ihnen, der historische<br />
Sälzerweg, führt in unserem Wald direkt an<br />
einem Naturdenkmal vorbei. Es ist die Kroneneiche,<br />
vermutlich eine alte Huteeiche, an der<br />
sich in früheren Zeiten die Hirten der einzelnen<br />
Dörfer getroffen haben. Sie liegt in 384<br />
Meter Höhe und Lehrer Peter Schmidt hat im<br />
Naturdenkmalbuch des Kreises Melsungen in<br />
1936 folgendes ausgeführt:<br />
„Kroneneiche: Höhe 25 m, Umfang 4,44 m,<br />
Durchmesser 1,31 m, Alter mindestens 550<br />
Jahre.“<br />
Kroneneiche am Sälzerweg<br />
Heute treffen sich an diesem markanten<br />
Punkt, am 1. Mai eines jeden Jahres, viele<br />
Wanderer und Ausflügler zu einem geselligen<br />
Beisammensein mit Essen und Trinken. Dieser<br />
alte Brauch aus früheren Zeiten wurde vor<br />
einigen Jahren vom TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wieder eingeführt.<br />
168
Unser Wald | 04-3<br />
Geselligkeit an der Kroneneiche (2006)<br />
Egal was uns der Wald bedeutet, wir sollten<br />
mit ihm, als einem wertvollen Teil von Gottes<br />
Schöpfung, sorgsam umgehen, ihn nicht ausbeuten<br />
und uns an seiner Schönheit erfreuen.<br />
Denn schön ist unser Wald zu jeder Jahreszeit,<br />
egal ob im Frühling die Knospen springen,<br />
er im Sommer in vollem Grün steht , er<br />
sich im Herbst in bunten Farben präsentiert,<br />
oder sich im Winter die kahlen Äste zum Firmament<br />
recken.<br />
Wald und Forstbedienstete<br />
Der römische Historiker Tacitus beschrieb das<br />
freie Germanien (Germania magna) im<br />
1. Jahrhundert als ein Land, bedeckt von<br />
schrecklichen Wäldern oder abscheulichen<br />
Sümpfen. Ein Land, dessen Fläche zu vermutlich<br />
70 Prozent mit Wald bedeckt und klimatisch<br />
abweisend war, beeindruckte römische<br />
Beobachter offensichtlich.<br />
Eingriffe in die Waldlandschaft fanden zuerst<br />
durch den Siedlungsbau statt. Als nächstes<br />
erfolgte dann die Rodung für Ackerbau und<br />
Weideland. Die Menschen benötigten das Holz<br />
als Werkstoff und für die Feuerung. Große<br />
Mengen von Holz wurden auch zur Glasherstellung<br />
und Bearbeitung von Metallen benötigt.<br />
Der Wald wurde von den Menschen regelrecht<br />
ausgebeutet. Erst als zu Beginn des 18. Jahrhunderts<br />
eine Holznot eintrat, fand ein Umdenken<br />
statt und man begann mit der Waldpflege.<br />
Durch diese Maßnahmen fanden<br />
Menschen im Wald neue Betätigungen und es<br />
entstanden neue Berufe.<br />
Der Beruf des Försters ist erst im 18. Jahrhundert<br />
aufgekommen und hat sich einerseits<br />
aus der Jagd und andererseits aus der Bewirtschaftung<br />
der Wälder entwickelt. Ab 1740 kamen<br />
auch die Bezeichnung „Gehender“ und<br />
„Reitender Förster“ auf. Die „Forstläufer“<br />
169
04-3 | Unser Wald<br />
standen den Förstern als Gehilfen zu Seite. In<br />
dem GesamtWörterbuch der Deutschen<br />
Sprache von Professor Heinrich Kaltschmidt<br />
werden sie auch als Forsthüter, Forstreiter<br />
oder Forstknechte bezeichnet.<br />
Wisch wurde am 4.01.1859 in Baruth, südlich<br />
von Berlin, in der Mark Brandenburg geboren.<br />
Nach seiner Militärzeit von 1877 bis 1887<br />
wurde er 1888 in Hosenfeld, 19 km südwestlich<br />
von Fulda, zum preußischen Förster ernannt.<br />
1898 war er Förster in Röhrenfurth,<br />
1899 bekommt er die Försterstelle in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Als das neue Forsthaus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Baubeginn 1898) fertig gestellt ist,<br />
zieht er in dieses ein. 1909 wird er vom preußischen<br />
König Wilhelm II zum Preußischen<br />
Staatshegemeister ernannt. Nach seiner Pensionierung<br />
in 1921 lebte er bis zu seinem Tode<br />
am 20.04.1939 in Melsungen.<br />
Lehrer Peter Schmidt hat auch in den Kirchenbüchern<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> Namen von Menschen<br />
gefunden, die beruflich mit dem Wald<br />
zu tun hatten. Sie wurden allgemein als Waldbedienstete<br />
bezeichnet und trugen die verschiedensten<br />
Berufsbezeichnungen.<br />
Erwähnt werden:<br />
Der Hochlöbliche Förster (Oberförster) Joh.<br />
Conrad Gerhold, der am 30.07.1722 im Alter<br />
von 53 Jahren verstarb. Er hat, vermutlich in<br />
1719, das Haus Nummer 18, heute Riedforststraße<br />
57 erbaut. In diesem Haus war später<br />
die Gastwirtschaft Bangert. Heute gehört es<br />
der Familie Köhler, die es als Wohnhaus und<br />
Krankengymnastikpraxis nutzt. Mittlerweile ist<br />
dieses Haus aber auch weit über Nordhessen<br />
hinaus, als „<strong>Schwarzenberg</strong> Theater“ bekannt,<br />
weil der Hausherr unter anderem als „Justus<br />
Riemenschneider“ Kabarett vom Feinsten bietet.<br />
Preußischer Staatshegemeister Wisch vor dem<br />
Forsthaus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Weitere genannte Personen:<br />
1742 Forstläufer Thias, 1752 Forstläufer Henrich<br />
Küfert, 1794 Forstläufer Valentin Kiefert,<br />
1802 Forstbedienter Joh. Kiefer, 1803 herrschaftliche<br />
Forstläufer Henrich Kiefert, 1814<br />
Kurhessischer Reitender Förster Heinrich<br />
Christian Mehlburger, 1824 Kurhessischer<br />
Feldjäger Philipp Kieber, 1836 Revierjäger<br />
Karl Kieper, 1843 Revierförster Valentin Kieber,<br />
1848 Forstläufer Heinrich Leimbach,<br />
1868 Forstschutzjäger Joh. Werner Leimbach,<br />
1872 Staatsförster Wacker, 1899 Förster August<br />
Wisch.<br />
Ernennungsurkunde zum Staatshegemeister für<br />
Wisch (1909)<br />
Sein Nachfolger wurde in 1921 Revierförster<br />
Adolf Hartmann, geboren am 21.07.1878 in<br />
Albshausen. Er trat mit seinem 70. Geburtstag<br />
in 1948 in den Ruhestand, wohnte aber noch<br />
170
Unser Wald | 04-3<br />
bis 1951 im Obergeschoss des Forsthauses. Er<br />
verließ <strong>Schwarzenberg</strong> und zog nach Linsingen,<br />
heute ein Ortsteil von Frielendorf. 1949<br />
kam Revierförster Kurt Nödel nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Er wurde am 03.02.1906 in Schrecksbach geboren<br />
und kam von Wolferode, heute ein<br />
Stadtteil von Stadt Allendorf, nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
In 1971 zog er nach seiner Pensionierung<br />
nach Melsungen, wo er in 1991<br />
verstarb.<br />
Neben den Förstern gab es folgende Holzhauer<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />
1756 Werner Hoffmann, 1856 Fr. Justus Seitz<br />
und Conrad Seitz, 1875 Oberholzhauer Johannes<br />
Riedemann, 1883 Valentin Mainz , Johannes<br />
Koch, 1938 Ernst Ruppel, 1939 – 1982<br />
Haumeister Justus Wenzel.<br />
Holzhändler war in 1809 Conrad Stahl, der<br />
auch in 1913 als Schankwirt Erwähnung findet.<br />
Von Staatsförster Wacker, der bis zu seinem<br />
Ruhestand an der Fuldabrücke in Röhrenfurth<br />
lebte, und danach nach Eiterhagen zog, ist<br />
folgendes bekannt:<br />
Er trug einen Vollbart, war klein, korpulent,<br />
sehr streng und pünktlich. Morgens war er der<br />
erste und abends der letzte im Wald. Er<br />
rauchte gern Pfeife und sprach öfters mal dem<br />
Alkohol zu. So soll es vorgekommen sein,<br />
dass man ihn in der Schubkarre nach Hause<br />
fahren musste. Wenn er betrunken war, warf<br />
er manchmal den Holzhauern die aufgestellten<br />
Holzstöße um. Wurde er im Wald vom Regen<br />
überrascht, zog er seine Kleider aus,<br />
setzte sich darauf, um sie nach dem Regen<br />
wieder trocken anzuziehen. Als einmal sein<br />
Haus brannte und die Feuerwehr kam, schoss<br />
er auf die Feuerwehrleute und verletzte Valentin<br />
Emmeluth mit einem Streifschuss am<br />
Arm. Angeblich konnte er wegen seiner schiefen<br />
Beine so schlecht laufen, dass ihm Holzdiebe<br />
einfach wegliefen. Seine Begegnungen<br />
mit Wilddieben verliefen für beide Seiten<br />
glimpflich. Einmal schoss er daneben und bei<br />
der nächsten Begegnung in der Hude, konnte<br />
er sich gerade noch hinter eine Buche ducken<br />
und rettete dadurch sein Leben. Zur Erinnerung<br />
an diese Tat wurde am Ort des Geschehens<br />
ein Stein gesetzt.<br />
Über den Revierförster Kieber steht im Kirchenbuch<br />
folgendes:<br />
“Kieber, Philipp, Revierförster, geb. am<br />
03.04.1793, gest. den 28.12.1854, lebte getrennt<br />
mit seiner Frau Auguste, geb. Schmitt,<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>; Todesursache: hat sich<br />
selbst entleibt, wurde in den Flammen des<br />
Hauses Nr. 14 (heute Jahnstraße 1, Becker),<br />
das er in Brand gesteckt hatte, tot aufgefunden.“<br />
Kieber wurde am 30. Dezember 1854<br />
um 17.00 Uhr am damaligen oberen Ausgang<br />
des Friedhofs unter den 4 Hainbuchen beerdigt.“<br />
Nach dem 2. Weltkrieg gab es in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
einige Frauen und Männer die neben<br />
Justus Wenzel zeitweise ihren Lebensunterhalt<br />
im Wald verdienten. Es waren Elisabeth Cornelius,<br />
Ilse Findling, Barbara Karl, Martha Klemens,<br />
Anneliese Langefeld, Elsbeth Rothämel,<br />
Anna Schüler, Elisabeth Siemon, Regina Sinning,<br />
Heinrich Blumenstein, Karl Hain und Karl<br />
Schmid. Die Frauen legten damals hauptsächlich<br />
neue Kulturen an und so haben wir manches<br />
neuere Waldstück ihrer nicht leichten Arbeit<br />
zu verdanken.<br />
Förster Nödel war der letzte Forstbedienstete,<br />
der im Forsthaus lebte. Nach seiner Pensionierung<br />
in 1971 wurde die Revierförsterei<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> dem Forstamt Melsungen angegliedert.<br />
Das Forstrevier <strong>Schwarzenberg</strong> besteht zwar<br />
heute noch, aber der zuständige Revierförster<br />
Friederich Werner wohnt nicht mehr im<br />
Forsthaus, sondern hat seinen Wohnsitz in<br />
Spangenberg.<br />
Das Forsthaus wurde 1969 von der Forstverwaltung<br />
an die Familie Riemann (Buchdruckerei<br />
Gutenberg) verkauft. Sie veräußerte es<br />
in 1991 an Herrn Stahnke und Frau Lüthmers.<br />
Seit 1996 ist es im Besitz der Familie Kappus.<br />
Die Jagd in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die Geschichte der Jagd ist so alt wie die Geschichte<br />
der Menschheit. Der Mensch jagte,<br />
um zu überleben. Er benötigte das Fleisch der<br />
Tiere als Nahrung, ihre Felle und Knochen zur<br />
Herstellung von Kleidung, Werkzeugen und<br />
Waffen. Mit der Zähmung von Wildtieren und<br />
der Züchtung von Haustieren trat die Jagd in<br />
171
04-3 | Unser Wald<br />
Zwischen 1414 und 1463 gab es zwischen<br />
Melsungen und <strong>Schwarzenberg</strong> einen landgräflichen<br />
Tiergarten. Neben Rehen sollen<br />
auch andere Tiere darin gewesen sein. Wilddiebe<br />
wurden mit dem Galgen und Ausstechen<br />
der Augen bestraft. Drei Wagenfurther Bauern,<br />
die einen Hirsch erschlagen hatten,<br />
mussten fliehen.<br />
Das ehemalige Forsthaus in 2011<br />
den Hintergrund. Viehzucht und Ackerbau traten<br />
an ihre Stelle.<br />
Bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. durften die<br />
Menschen sozusagen freizügig jagen. Danach<br />
beanspruchten die Könige eine Sonderstellung<br />
bei der Ausübung des Jagdrechts. So kam es,<br />
dass die Ausübung der Jagd ab dem 9. Jahrhundert<br />
bei der jeweiligen Obrigkeit lag. Das<br />
Recht des freien Tierfangs wurde abgeschafft.<br />
Ab 1500 beanspruchten die Landesfürsten das<br />
Jagdausübungsrecht. Nach der Revolution<br />
von 1848 wird die Jagd an den Besitz von<br />
Grund und Boden gebunden. In den 1850er<br />
Jahren werden Gesetze erlassen, die das dem<br />
Grundeigentümer zustehende Jagdrecht und<br />
das Jagdausübungsrecht trennten und entweder<br />
den Gemeinden oder der Gemeinschaft<br />
der Grundeigentümer zuerkannten. Mindestgrößen<br />
der Jagdflächen wurden vorgeschrieben<br />
und Verpachtungen ermöglicht, soweit<br />
das Jagdausübungsrecht nicht selber genutzt<br />
wurde.<br />
Über die Jagd im <strong>Schwarzenberg</strong>er Wald in<br />
früheren Zeiten ist wenig bekannt. Nach alten<br />
Aufzeichnungen ist der Riedforst früher reich<br />
an Wild gewesen. Es gab Hirsche, Rehe,<br />
Schwarzwild, Füchse, Hasen, Rebhühner und<br />
Auerhähne. Sogar von Bären und Wölfen ist<br />
die Rede. 1469 soll es eine regelrechte Wolfsplage<br />
gegeben haben. Sie sollen sogar Ochsen<br />
gerissen haben.<br />
Jagd in der heutigen Zeit<br />
Heute dient die Jagd dem Schutz und der Erhaltung<br />
eines artenreichen und gesunden<br />
freilebenden Wildtierbestandes, Versorgung<br />
der Bevölkerung mit Fleisch von Wildtieren<br />
und der Regulierung überhöhter Wildbestände.<br />
Diese ist nötig, um Wildschäden im Wald<br />
und auf den Feldern zu vermeiden. Die Jagd<br />
im Staatswald um <strong>Schwarzenberg</strong> ist nicht<br />
fest verpachtet, sondern es besteht für alle<br />
Jäger die Möglichkeit, gegen bestimmte Jagdbeiträge<br />
das Waidwerk auf freigegebene Wildarten<br />
auszuüben. Jagdbares Wild im Forstrevier<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, in dem ein guter<br />
Wildbestand vorhanden ist, ist Rot, Schwarzund<br />
Rehwild. Außerdem werden Füchse bejagt.<br />
Im Jahr 2010 wurde folgendes Wild zur<br />
Strecke gebracht:<br />
40 Wildschweine, 25 Rehe, 15 Füchse und 10<br />
Hirsche.<br />
Jagdgenossenschaft<br />
Jagdgenossenschaften sind in Deutschland<br />
Körperschaften des öffentlichen Rechts. In ihr<br />
sind alle Grundeigentümer einer Gemeinde<br />
vereint, die jeweils weniger als 75 ha Grundfläche<br />
besitzen und zusammen über eine Fläche<br />
von mindestens 250 ha verfügen. Als öffentlichrechtliche<br />
Genossenschaft dienen die<br />
Jagdgenossenschaften sowohl dem direkten<br />
Nutzen der Allgemeinheit wie auch den Interessen<br />
der einzelnen Mitglieder.<br />
Die Leitprinzipien der Jagdgenossenschaften<br />
sind: Selbstverwaltung, Selbstverantwortung<br />
und Selbsthilfe. Deshalb sind staatliche Aufsichts<br />
und Gestaltungsmaßnahmen durch die<br />
Jagdgesetze von Bund und Ländern auf ein<br />
Mindestmaß beschränkt.<br />
Die Jagdgenossenschaften regeln ihre Verhältnisse<br />
in eigener Verantwortung. Die Eigentümer<br />
der einzelnen Flächen, sind die<br />
Jagdgenossen. Sie bleiben solange Mitglieder<br />
172
Unser Wald | 04-3<br />
der Genossenschaft, wie sie entsprechende<br />
Flächen besitzen. Sie üben entweder die Jagd<br />
auf ihren gemeinschaftlichen Flächen selbst<br />
aus, oder verpachten sie an andere Jäger. In<br />
dem Pachtvertrag ist auch die Regelung von<br />
Wildschäden enthalten. Meistens haftet der<br />
Pächter für die Schäden. Die Einnahmen aus<br />
der Pacht werden entsprechend der Grundstücksflächen<br />
auf die einzelnen Jagdgenossen<br />
umgelegt.<br />
Organe der Jagdgenossenschaft sind der gewählte<br />
Jagdvorstand und die Genossenschaftsversammlung.<br />
Beschlüsse werden in<br />
den Versammlungen durch Abstimmungen<br />
nach dem Mehrheitsprinzip getroffen, wobei<br />
eine Mehrheit der Personen und der Fläche<br />
vorhanden sein muss. Die Jagdgenossen bestimmen<br />
unter anderem über die Art der<br />
Jagdnutzung im gemeinschaftlichen Jagdbezirk,<br />
die Auswahl des Pächters und die Verwendung<br />
des Reinertrages der Jagdnutzung.<br />
Die Jagdgenossenschaften spielen eine nicht<br />
unerhebliche Rolle für den ländlichen Raum<br />
und dessen nachhaltige Pflege. Sie leisten<br />
einen erheblichen Beitrag für die Erhaltung<br />
der Artenvielfalt bei Tieren, Pflanzen und unserer<br />
Kulturlandschaft. Sie tun dies oft über<br />
das gesetzlich geforderte Maß hinaus, indem<br />
sie zum Beispiel<br />
– die korrekte Jagdausübung und die ordnungsgemäße<br />
Erfüllung der Hege und<br />
Pflegepflichten, der in ihnen organisierten<br />
Grundeigentümer, überwachen,<br />
– aktiv die Lebensräume für Mensch und Tier<br />
gestalten, indem sie, oft freiwillig, den Jagdertrag<br />
für Gemeindeaufgaben, kommunale<br />
Einrichtungen oder ökologische Maßnahmen<br />
zur Verfügung stellen,<br />
– freiwillig und auf eigene Kosten natürliche<br />
Lebensräume, wie Hecken, Feuchtbiotope<br />
oder Stilllegungsflächen anlegen, um nicht<br />
nur dem jagdbaren Wild, sondern auch einer<br />
Vielzahl anderer Tierarten, gesicherte<br />
und unentbehrliche Rückzugsräume zu<br />
schaffen.<br />
Jagdgenossenschaft <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Im August 1955 verfügte der Landrat des<br />
Kreises Melsungen als „Untere Jagdbehörde“,<br />
dass der bis dahin eigenständige <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Jagdbezirk, weil er mit 230 ha nicht die<br />
Mindestgröße von 250 ha besaß, aufgelöst,<br />
und dem Melsunger Jagdbezirk zugeordnet<br />
wurde.<br />
Der damalige <strong>Schwarzenberg</strong>er Jagdvorsteher<br />
Georg Seitz und seine Nachfolger Hans Löwe<br />
und Gerhard Hofmann hatten ab diesem Zeitpunkt<br />
die Interessen der <strong>Schwarzenberg</strong>er in<br />
der Melsunger Jagdgenossenschaft zu vertreten.<br />
Folgende Pächter haben bisher die Feldjagd in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gepachtet:<br />
1874 1896 Oberförster Dörnickel<br />
1896 1900 Franz Gleim, Melsungen<br />
1900 1904 Valentin Waldschmidt<br />
1904 1910 Gleim – Herzog,<br />
1910 1914 Gleim – Müller, Melsungen<br />
1914 1920 Valentin Müller<br />
1920 1924 Schäfer<br />
1924 1927 Leisten<br />
1927 1928 Karl Schäfer<br />
1928 1934 Haupenthal, Melsungen<br />
1934 1958 Käse und Dietrich, Melsungen<br />
Die jährlichen Pachterträge lagen nach Aufzeichnungen<br />
von Lehrer Schmidt bis zum Jahr<br />
1895 zwischen 12 und 85 Mark, in den Jahren<br />
1896 bis 1919 zwischen 30 und 328 Mark. Ab<br />
1920 schnellte der Pachtbetrag aufgrund der<br />
Inflation auf 4.800 Mark hoch, um sich dann<br />
ab 1924 bis 1941 zwischen 150 und 701<br />
Reichsmark zu bewegen.<br />
Ab 1958 pachteten die Familien Braun aus<br />
Melsungen die Jagd. Das Pachtverhältnis mit<br />
der Unternehmerfamilie besteht dank der guten<br />
und vertrauensvollen Zusammenarbeit bis<br />
zum heutigen Tage.<br />
Als sich in 1992 die <strong>Schwarzenberg</strong>er Feldgemarkung<br />
durch eine Flächenerweiterung auf<br />
260 ha vergrößerte, wurde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wieder ein eigenständiger Jagdbezirk.<br />
Die Jagdgenossen wählten in 1993 Gerhard<br />
Hofmann als Jagdvorsteher und Willi Sinning<br />
als Stellvertreter. Ab 2003 sind Willi Sinning<br />
und sein Stellvertreter Horst Schäfer für die<br />
Führung der Jagdgenossen verantwortlich. Sie<br />
sind bis 2013 gewählt.<br />
Vorsitzender des JagdgenossenschaftsAusschusses<br />
ist seit 1993 KarlHeinz Helper. Wei<br />
173
04-3 | Unser Wald<br />
tere ordentliche Mitglieder sind Rainer Hofmann<br />
und Thomas Groß. Als Stellvertreter gehören<br />
ihm an: Uwe Hain, Mirco Wenzel und<br />
Hartwig Löwe. Der Ausschuss entscheidet gemeinsam<br />
mit dem Vorsitzenden der Jagdgenossen<br />
über die Verpachtung der Jagdrechte.<br />
Die Erlöse aus den Jagdpachten wurden von<br />
der Jagdgenossenschaft in vielfältiger Weise<br />
für genossenschaftliche und gemeinnützige<br />
Zwecke verwendet.<br />
So wurde in gemeinschaftlich von den Jagdgenossen<br />
genutzte Gerätschaften investiert, die<br />
gerade kleineren Landwirten oder Privatpersonen,<br />
eine kostenlose Nutzung von teuren Geräten<br />
ermöglichten.<br />
Hege und Pflege durch die<br />
Jagdpächter<br />
Mit Herrn Dr. Haake hatte die Jagdgenossenschaft<br />
auch einen engagierten Pächter, der<br />
Wildäcker anlegte, Sträucher und Gehölze anpflanzte.<br />
Er legte außerdem „In der Hude“ ein<br />
Biotop mit einem Wasserlauf, Teich und<br />
Schutzgehölzen an. Mit dieser Anlage wurde<br />
nicht nur Lebensräume für Tiere und Pflanzen<br />
geschaffen, sondern sie ist eine Bereicherung<br />
unserer Naturlandschaft, von der auch die<br />
Einwohner <strong>Schwarzenberg</strong>s profitieren.<br />
Dabei handelte es sich um:<br />
– Geräte für Ackerbau (Acker u. Wiesenschlepper,<br />
Walzen, Eggen, Mulchgeräte).<br />
– Geräte für Haus u. Garten (Baugerüste zur<br />
Renovierung von Gebäuden, Bagger, Seilwinden,<br />
Holzspaltgerät, Motorsensen).<br />
Außerdem wurden folgende gemeinnützige<br />
Maßnahmen in <strong>Schwarzenberg</strong> mit Geldspenden<br />
unterstützt:<br />
– Erhaltung und Pflege des Friedhofs (Pflasterung<br />
des Weges, Zaunerneuerung, Bestuhlung<br />
der Friedhofshalle).<br />
– Der Feldwegebau wurde bis in die 1990er<br />
Jahre bezuschusst. Neben diesen finanziellen<br />
Zuschüssen der Jagdgenossen unterstützten<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong>er Landwirte<br />
die Baumaßnahmen bis in die 1960er Jahre<br />
in mit kostenlosen Hand und Spanndiensten.<br />
– Die Kirchengemeinde erhielt für die Jugendarbeit<br />
und die Renovierung der Orgel<br />
eine Geldspende.<br />
– Ruhebänke und die Vereinstafel im Ortskern<br />
wurden gekauft. An der Brunnenanlage<br />
in der Schützenstraße wurde gemeinsam<br />
mit den Brunnenbauern eine<br />
Wasserzapfstelle eingerichtet.<br />
– Eine größere Spende wurde der Dorfgemeinschaft<br />
für das Dorfjubiläum 2012 bereitgestellt<br />
Biotop „In der Hute“<br />
Neben dem Einsatz für Hege und Pflege haben<br />
die Jagdpächter, mit ihren<br />
Helfern und Freunden,<br />
auch immer wieder Treffen<br />
mit den Jagdgenossen in<br />
geselliger Runde organisiert.<br />
Zum Beispiel:<br />
Doktor Haake<br />
– Hoffest mit den Jagdgenossen<br />
und <strong>Schwarzenberg</strong>ern<br />
in der Scheune der Familie Blumenstein.<br />
– Treffen auf dem Schießstand oder im<br />
Sportlerheim am Sportplatz.<br />
– Einladung der Familie Braun zu einer<br />
Werksbesichtigung mit Imbiss bei der B.<br />
Braun AG im Jahr 2010. An dieser Besichtigung<br />
nahmen, neben den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Jagdgenossen, auch die Jagdgenossen aus<br />
Melsungen, Kirchhof und Adelshausen teil.<br />
174
Unser Wald | 04-3<br />
Jagdgenossen aus <strong>Schwarzenberg</strong>, Melsungen, Kirchhof und Adelshausen besuchen die Fa. Braun (2010)<br />
Die nachstehenden Bilder sind Erinnerungen<br />
aus den 1960er Jahren. Sie zeigen Jagdpächter,<br />
Förster, Helfer und <strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohner.<br />
In der Vergangenheit (1982 – 1993) führte<br />
der Schießbetrieb, wegen der Lärmbelästigung,<br />
öfters zu Protesten der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
und Melsunger Bevölkerung. Mittlerweile<br />
hat man sich aber arrangiert.<br />
Bild links: Hirsch tot“: Berthold Sander, Hans<br />
Kruhm Ernst Ruppel (Jagdaufseher), Otto Braun<br />
(Jagdpächter) Karl Heinze (von links).<br />
Bild rechts: „Sau tot“: Ernst Ruppel, Helmut Döll,<br />
Kurt Nödel (Förster), Justus Wenzel (von links).<br />
Schießstand am Haarberg<br />
Ungefähr Luftlinie 900 Meter nordöstlich vom<br />
Dorf besitzt der Kreisjagdverein Hubertus Melsungen<br />
e.V. einen Schießstand, der in 1960 in<br />
Betrieb genommen wurde. Mitinitiator war der<br />
damalige <strong>Schwarzenberg</strong>er Revierförster Kurt<br />
Nödel. Der Stand hat mittlerweile eine Schießbahn<br />
für feste Ziele (100 m Entfernung), eine<br />
Schießbahn für bewegliche Ziele (50 m Entfernung)<br />
und eine Wurfanlage für Tontauben,<br />
die in den alten Gemeindesteinbruch hineingebaut<br />
wurde. Diese Anlagen dienen den Jägern<br />
zur Schießausbildung, zum Schießtraining<br />
und zum Einschießen von Jagdgewehren.<br />
Schießstand am Haarberg<br />
Schießen auf Tontauben<br />
175
5<br />
Entwicklung der<br />
Bevölkerung
05-1 | Entwicklung der Bevölkerung<br />
Die Bevölkerung<br />
von Adolf Seitz<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohner im Mai 2011<br />
Ein Dorf wächst<br />
Die Anzahl der Menschen, die in früherer Zeit<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> sesshaft wurden und eine<br />
Siedlung gründeten, ist nicht bekannt. Die<br />
einzelnen Menschen bauten Unterkünfte, bildeten<br />
Familien und wurden zu einer Dorfgemeinschaft.<br />
Durch Geburten und Sterbefälle<br />
änderten sich die Bevölkerungszahlen.<br />
Lehrer Peter Schmidt hat, wahrscheinlich in<br />
1943, einen Auszug aus einem damals vorhandenen<br />
Dorfsippenbuch erstellt und die Bevölkerungsentwicklung<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
dargestellt.<br />
Er schreibt unter anderem folgendes:<br />
„Vor mir liegen 2 umfangreiche Bände des<br />
Dorfsippenbuchs, zusammengestellt nach ältesten<br />
Geschlechtern aus den Kirchenbüchern.<br />
Wie gerne blättert man in solchen Akten,<br />
die ihres Alters wegen stets unser<br />
besonderes Interesse erwecken. Weil sie von<br />
den Vorfahren berichten, wollen wir den Aufzeichnungen<br />
nachgehen.<br />
Da erfahren wir, dass der Ort eine deutsche<br />
Dorfsiedlung ist, dessen Begründung in dem<br />
Abstamm seines Namens und seiner baulichen<br />
Anordnung liegt.<br />
Das Dorf hat zurzeit 305 Einwohner, die in<br />
1115 Familienblättern behandelt werden. Die<br />
Kirchenbücher, die der Auswertung zugrunde<br />
liegen, beginnen mit dem Jahr 1717 und enthalten<br />
4151 Eintragungen.“<br />
Die 4.151 Einzeleintragungen verteilen sich<br />
nach seinen Aufzeichnungen auf das Geburtsregister<br />
mit 2.109, das Trauregister mit 476<br />
und das Sterberegister mit 1.156 Eintragungen.<br />
Schmidt hat eine Einwohnerstatistik erstellt,<br />
die Eintragungen aus verschiedenen Jahren<br />
von 1261 bis 1954 enthält. In diesem Dokument<br />
hat er jeweils auch Trauungen, Geburten<br />
und Sterbefälle bis 1935 festgehalten. Die<br />
Einwohnerzahl 50 von 1261 hat er wohlweislich<br />
mit einem Fragezeichen versehen; sie<br />
lässt sich nicht beweisen. Für das Jahr 1456<br />
taucht, nicht nur in diesem Dokument, die<br />
Angabe „5 Pflüge und 13 Mann“ auf, was er<br />
mit 18 Haushalten deutet. (Als „Pflüge“ wurden<br />
damals Einwohner bezeichnet, die einen<br />
Ackerpflug besaßen. Mit diesem mussten sie<br />
auch die Felder ihrer Lehnsherren bestellen.)<br />
Auch iese Zahl ist historisch nicht belegt.<br />
Die ersten offiziellen Angaben über die Einwohner<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> finden wir im Sal<br />
178
Entwicklung der Bevölkerung | 05-1<br />
buch unter dem Jahr 1575. Dort werden 16<br />
Familien namentlich genannt. Laut dem Ortsverzeichnis<br />
des „Landesgeschichtlichen Informationssystems<br />
Hessen (LAGIS)“ gibt es in<br />
1585 bereits 20 Haushalte. Eine genaue Personenzahl<br />
gibt es für beide Jahre nicht.<br />
1719 werden, wiederum im Salbuch, 39 steuerpflichtige<br />
Personen mit Vor und Zunamen<br />
genannt. Auch hier fehlt die Angabe der genauen<br />
Personenzahl der in <strong>Schwarzenberg</strong> lebenden<br />
Menschen.<br />
Die erste genaue Einwohnerzahl von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wird in der Fortschreibung des Salbuchs<br />
für das Jahr 1737 mit 121 Bewohnern<br />
angegeben. Diese Zahl wird folgendermaßen<br />
aufgeschlüsselt: „21 Männer, 23 Weiber, 31<br />
Söhne, 23 Töchter, 13 Knechte und 10 Mägde.“<br />
Nach dem Lager Stück und Steuerbuch ist<br />
die Bevölkerung in 1744 bereits auf 164 Personen<br />
angestiegen und besteht aus „31 Männern,<br />
35 Weibern, 36 Söhnen, 43 Töchtern,<br />
11 Knechten und 8 Mägden.“<br />
Aus der nachstehenden Tabelle und dem Diagramm<br />
kann man die weitere Entwicklung der<br />
Einwohnerzahlen von <strong>Schwarzenberg</strong> ablesen.<br />
Die Zahlen stammen zum größten Teil aus<br />
historischen Unterlagen, der Rest aus Aufzeichnungen<br />
von Lehrer Schmidt und Angaben<br />
der Stadt Melsungen.<br />
Einwohnerzahlen von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner<br />
1 737 1 21 1 744 1 64 1 781 206<br />
1 81 3 239 1 821 260 1 842 347<br />
1 861 293 1 897 304 1 900 302<br />
1 907 31 3 1 91 0 291 1 91 4 31 0<br />
1 91 7 308 1 933 302 1 935 31 2<br />
1 939 305 1 943 305 1 949 503<br />
1 950 508 1 951 452 1 954 426<br />
1 963 365 1 966 357 1 968 390<br />
1 972 434 1 988 486 1 990 469<br />
1 991 471 1 995 457 2001 562<br />
2006 589 2011 586<br />
Entwicklung der Bevölkerung zwischen 1737 und 2011 (Ausschnitt)<br />
179
05-1 | Entwicklung der Bevölkerung<br />
Anmerkung zu den Zahlen<br />
Die Bevölkerung wächst von 1737 bis 1842<br />
um 226 Personen (186,8 %) auf 347 Menschen.<br />
Danach sinkt sie bis 1861 um 54 Personen<br />
(15,6 %) auf 293 Einwohner. Danach<br />
bleibt die Einwohnerzahl mit leichten Schwankungen<br />
bis 1933 ziemlich konstant.<br />
Im Jahr 1935 lebten in <strong>Schwarzenberg</strong> 312<br />
Einwohner, davon waren 153 männlich und<br />
159 weiblich. Nach einem Absinken auf 305<br />
Personen in 1939 (144 Männer und 161 Frauen),<br />
blieb die Zahl der Bewohner bis 1943<br />
gleich.<br />
Bedingt durch die Wirren des 2. Weltkriegs<br />
(Evakuierte, Vertriebene) steigt sie von 1943<br />
bis 1950 um 66,5 % auf 508 Personen. Durch<br />
die Normalisierung der Lage (Wegzug der<br />
Evakuierten und Flüchtlinge) sinkt sie bis<br />
1966 auf 357 Menschen. Das ist gegenüber<br />
der „Normalzahl“ von 305 Einwohnern bei<br />
Kriegsbeginn in 1939 noch eine Steigerung<br />
um 52 Personen (17 %). Dieser Anstieg hat<br />
damit zu tun, dass einige Heimatvertriebene<br />
und Evakuierte in <strong>Schwarzenberg</strong> sesshaft geworden<br />
sind und teilweise auch neue Familien<br />
gegründet haben.<br />
Nach 1966 steigt die Einwohnerzahl, bedingt<br />
durch die Erschließung neuer Baugebiete und<br />
den damit verbundenen Zuzug neuer Familien,<br />
bis 1988 kontinuierlich auf 486 an. Nach<br />
einem Absinken auf 457 Einwohner in 1995<br />
erreicht die Einwohnerzahl am 31.12.2011<br />
den Stand von 586 Personen, von denen 307<br />
verheiratet und 279 ledig sind. Von den 586<br />
Einwohnern, die in 246 Haushalten leben, sind<br />
115 (19,6 %) jünger als 18 Jahre.<br />
Aufgeschlüsselt nach Geschlechtern leben 289<br />
Männern und 297 Frauen im Ort. 568 Menschen<br />
haben in <strong>Schwarzenberg</strong> ihren Hauptund<br />
18 ihren Nebenwohnsitz. 409 Bewohner<br />
sind evangelisch, 36 römischkatholisch und<br />
141 gehören einer, oder gar keiner Religion<br />
an.<br />
Zu den 586 Einwohnern gehören auch 31 ausländische<br />
Mitbürger (13 Männer und 18 Frauen).<br />
Das ist ein Anteil von 5,3 % der Bevölkerung.<br />
1988 gab es im Ort 8 Ausländer. Das<br />
waren 1,6 % der damaligen Einwohnerzahl<br />
von 486 Menschen. Vergleicht man die Einwohnerzahlen<br />
von 1737 und 2011, so ist die<br />
Zahl in 275 Jahren um 465 Personen gestiegen.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> hat heute fast fünfmal so<br />
viele Einwohner wie damals.<br />
Anhand der Unterlagen von Lehrer Schmidt<br />
habe ich noch folgende Fakten zusammengestellt:<br />
Eheschließungen<br />
Von 1719 bis 1935 bewegten sich die jährlichen<br />
Trauungen zwischen 0 und 12. So gab es<br />
unter anderem in den Jahren 1740, 1810 und<br />
1848 keine Hochzeiten im Dorf. Die meisten<br />
Hochzeiten gab es in 1919 und 1920 mit jeweils<br />
10 und 1921 mit 8 Trauungen.<br />
Für das Jahr 1943 hat Lehrer Schmidt auch<br />
festgestellt, woher die Ehepartner von 51 bestehenden<br />
Ehen kamen. Von den Frauen kamen<br />
19 aus <strong>Schwarzenberg</strong>, 24 aus dem Kreis<br />
Melsungen und 8 aus anderen Kreisen. Von<br />
den Männern kamen 18 aus dem Dorf und 33<br />
aus dem Kreis Melsungen.<br />
Kinderzahlen<br />
Jahr Familien Kinder Durchschnitt<br />
1 71 9 21 54 2,6<br />
1 879 45 90 2,0<br />
1 880 39 85 2,2<br />
1 897 43 80 1 ,9<br />
1 91 0 45 35 0,8<br />
1 933 70 1 00 1 ,4<br />
1 941 68 70 1 ,0<br />
1 942 68 74 1 ,1<br />
In Deutschland betrug der Durchschnitt in<br />
1942 3,5 Kinder pro Familie.<br />
Die Geburten stiegen von 1717 bis 1830 allmählich,<br />
aber stetig an. Es waren durchschnittlich<br />
6 – 10 pro Jahr im Dorf.<br />
Von 1840 – 1865 verdoppelte sich fast die<br />
Geburtenzahl. Zwischen 1733 und 1864 wurden<br />
zeitweise 13 bis 25 Kinder jährlich geboren.<br />
Die geringste Zahl der Niederkünfte lag in<br />
den Jahren von 1737 1935 bei 3 Kindern pro<br />
Jahr.<br />
In den Jahren zwischen 1717 und 1902 gab es<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> 15 Familien mit mehr als 10<br />
Kindern. Die höchste Kinderzahl in einer Familie<br />
betrug 15 Kinder. Die Bauern hatten die<br />
180
Entwicklung der Bevölkerung | 05-1<br />
meisten Kinder. Ihnen folgten die Handwerker<br />
und dann die Tagelöhner. Kinderlose Familien<br />
waren die Ausnahme. Zwillinge gab es damals<br />
eher selten. Auf 80 Geburten kam gewöhnlich<br />
eine Zwillingsgeburt. Von 1830 – 1870 kamen<br />
bei 20 – 25 Geburten 1 2 illegale (uneheliche)<br />
Kinder auf die Welt.<br />
Sterbeziffern<br />
Die Sterbeziffern lagen zwischen 1717 und<br />
1830 im Durchschnitt bei 8 Personen, zwischen<br />
1830 und 1880 bei 14 Personen und<br />
zwischen 1883 und 1935 bei 7 Personen pro<br />
Jahr. Die meisten Toten gab es in 1807 mit 20<br />
und 1855 bei mit 28 Verstorbenen. Die niedrigste<br />
Sterbeziffer lag zwischen 1737 und<br />
1935 bei 3 Toten jährlich.<br />
Sterbefälle traten besonders häufig in Krisenzeiten,<br />
wie Kriegen und Hungersnöten, auf.<br />
Bei den hohen Sterbeziffern in früheren Zeiten<br />
muss man daran denken, dass die medizinische<br />
Versorgung und auch die hygienischen<br />
Gegebenheiten nicht den heutigen Stand hatten.<br />
Dadurch starben vor allem viele Kinder<br />
schon im Wochenbett, oder später an Krankheiten<br />
wie Scharlach, Diphtherie, Typhus,<br />
Keuchhusten, usw.<br />
Zahnarzt und Doktor wurden selten aufgesucht.<br />
Apotheke und Arzneien waren unbekannt.<br />
Das ganze Jahr über wurden Kräuter<br />
gesammelt (Kamille, Schafgarbe, Lindenblüten,<br />
usw.). Der aus ihnen gewonnene Tee ersetzte<br />
die Medizin.<br />
Die meisten Dorfleute hatten ihr Lebtag noch<br />
keinen Arzt gehabt. Sie hielten sich mit einer<br />
Medizin gesund, die fast in jedem Haus vorrätig<br />
war und nie ausging: „Das Fässchen durfte<br />
nie leer werden.“<br />
Gemeint war der Branntwein. Besonders die<br />
Mäher und Holzhauer liebten das Feuerwasser<br />
und mancher Mann trank statt, oder vor dem<br />
Kaffee, seine „Kuhschelle“ Schnaps, um warm<br />
zu werden und gesund zu bleiben.<br />
181
05-2 | Namen in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Namen in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Ursprünglich führten die Deutschen nur einen<br />
Namen, den Vornamen. Der Vorname drückt<br />
nicht die Zugehörigkeit zu einer Familie aus,<br />
sondern er dient zur Unterscheidung der einzelnen<br />
Mitglieder innerhalb der Familie. Er<br />
wurde früher aufgrund besonderer Eigenschaften<br />
oder als Segenswunsch gegeben.<br />
Folgende Gründe waren früher für die Namensgebung<br />
bestimmend:<br />
Heldengeist und Kriegsmut, Tiere mit Kraft<br />
und Schnelligkeit, Freundschaft und Treue,<br />
Kühnheit, Anklang an Herrschaft und Besitz,<br />
religiöse Ehrfurcht<br />
Im 10. Jahrhundert waren etwa 7000 deutsche<br />
Vornamen bekannt.<br />
Nach Aufzeichnungen von Lehrer Peter<br />
Schmidt waren in früheren Zeiten in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
unter anderen folgende Vornamen<br />
vorhanden:<br />
Männlich: Conrad, Cyriakus, Friedrich, Gottfried,<br />
Hans, Hans Courth, Hans Jost, Heinrich,<br />
Jakob, Johannes, Lorenz, Martin, Matthias,<br />
Valentin.<br />
Weiblich: Anna, Anna Catharina, Christine,<br />
Elise, Elisabeth, Catharina, Maria, Martha.<br />
Im 9. Jahrhundert wurde erstmals in Venedig<br />
ein Familienname vererbt. Im 10. Jahrhundert<br />
breitete sich die Vergabe von Familiennamen<br />
(Nachnamen) im heutigen Europa über Norditalien<br />
und Südfrankreich weiter aus. Anfang<br />
des 15. Jahrhunderts waren Familiennamen<br />
auch im deutschen Sprachraum anzutreffen.<br />
Die Familiennamen entstanden aus:<br />
Vornamen des Vaters oder der Mutter (selten)<br />
und aus den germanischen Voll und Kurzformen,<br />
biblischen und Heiligennamen (Hartmann,<br />
Johannes, Matthäus).<br />
Herkunftsnamen nach Ländern, Stämmen und<br />
Orten (Ungar, Franke).<br />
Wohnstättennamen aus Flurbezeichnungen<br />
und nach Häusernamen (Bachmann, Waldschmidt,<br />
Böddiger).<br />
Berufsnamen aus Standes und Berufsbezeichnungen<br />
(Hofmann, Schneider).<br />
Übernamen nach persönlichen Merkmalen<br />
und Eigenheiten (Groß, Klein, Schwarzkopf).<br />
Alte Familiennamen fand man zunächst in Rekrutierungslisten,<br />
in Contributionslisten (Besitzregistern),<br />
den Steuerkatastern und Lagerbüchern,<br />
alten Besitzverzeichnissen und<br />
Sippenbüchern.<br />
Erstmals offiziell dokumentiert werden Familiennamen<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohnern<br />
in einer Auflistung der steuerpflichtigen Betriebe<br />
im Salbuch von 1575. Dort werden folgende<br />
Namen genannt:<br />
Hans Braun, Beyde Hofmann, Clos Hofmann,<br />
Hans Eckel, Hans Ehrlich, Lorenz Hilgenberg,<br />
Lorenz Hucke, Konrad Iffert, Kurt Iffert, Kurt<br />
Jäckel, Clos Minklo, Hans Nörper, Hans Nolte,<br />
Kurt Steube, Hans Wiederrecht, Hans Zelter.<br />
In 1719 stehen im Steuerstock und Hausbesitzerverzeichnis<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> folgende<br />
zusätzlichen Familiennamen:<br />
Dittmar, Fischer, Gerhold, Hellwig, Mentz,<br />
Möller, Müller, Noll, Riedemann, Reuter,<br />
Schindel, Schomberg, Seitz, Sippel, Wagner,<br />
Weber.<br />
Lehrer Peter Schmidt hat in einem nach Eintragungen<br />
in den Kirchenbüchern erstellten<br />
Einwohnerverzeichnis, die Nachnahmen der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er im Lauf der Jahrhunderte<br />
aufgelistet. Ich habe aus dieser Aufstellung<br />
nur die in den einzelnen Epochen neu hinzugekommenen<br />
Namen aufgeführt:<br />
1575 Rothämel<br />
1585 Jäkle<br />
1717 – 1771:<br />
Ackermann, Aschenbrenner, Assmann, Bachmann,<br />
Barthel, Baum, Bender, Bettenhausen,<br />
Böttiger, Botte, Fend, Gabel, Granau, Gundlach,<br />
Guthardt, Hartung, Hildebrandt, Holzhauer,<br />
Horn, Köhler, Küffert (Kiefert), Kühnemann,<br />
Kruhm (Cruhm), Kriesel (Griesel),<br />
182
Namen in <strong>Schwarzenberg</strong> | 05-2<br />
Ludeloff, Löwe, Mentz, Mayntz, Mangold,<br />
Moht, Noll, Peter, Reuter, Riemann, Ringling,<br />
Rode (Rohde), Sartorius, Schanze,<br />
Schnackenberg, Schönewolf, Schomburg,<br />
Schweinsberg, Spohr, Thias, Vetter, Wolfram,<br />
Worst (Wurst), Weissbrod, Weltner, Wentzel,<br />
Werner, Zülch.<br />
1771 – 1830:<br />
Bauer, Bock, Böddiger (Bödiker), Buntwitz,<br />
Cropf, Diegeler, Dietrich, Döring, Ehebrecht,<br />
Fehr, Felmeden, Feuring, Fiegenhain, Fischer,<br />
Gerhold, Geyer, Giessler, Granau, Greulich,<br />
Gude, Günst, Haag, Harbusch, Hartmann,<br />
Heinemann Heller, Henkel, Hilche, Jäger,<br />
John, Jourdan, Kieber (Küfert ), Klein, Knipp,<br />
Knoche, Köhler, Konrad, Küchenmeister,<br />
Kühlborn, Lohr, Mänz, Marschall, Matthäus,<br />
Mehlburger, Merlau, Mischke, Moritz, Pfaffenbach,<br />
Pfeiffer, Pfropf, Prüssing, Rabe, Reichel,<br />
Reimold, Reinbold, Salzmann, Sandrock,<br />
Schaumburg, Schmidt, Schmoll, Schneider,<br />
Schulze, Sinning, Stahl, Stiegel, Strube, Vogt,<br />
Zilch.<br />
1830 – 1940:<br />
Alter, Anacker, Apel, Asmus, Aubel, Bähr,<br />
Bätzing, Bangert, Becker, Blumenstein, Bubenheim,<br />
Butte, Dietz, Dippel, Ehrhardt, Emmeluth,<br />
Engel, Fassbender, Findling, Finger,<br />
Friedrich, Fuhr, Fuhrmann, Fuldan, George,<br />
Gersting, Grau, Griesel, Grünwald, Gunkel,<br />
Häuser, Hardung, Hartje, Heiter, Herbener,<br />
Jacob, Kieper (Kieber), Kilian, Koch, Kördel,<br />
Knothe, Kühnle, Landgrebe, Leimbach, Liedlich,<br />
Liese, Malkus, Mainz, Metz, Meyfarth, Michael,<br />
Neumann, Nolde, Pfleging, Ratz, Rüdiger,<br />
Ruppel, Salzmann, Schade, Schäfer,<br />
Schantze, Schill, Schmidtkunz, Schnaudt,<br />
Schüler, Schulz, Sauer, Siemon, Sohl, Sondermann,<br />
Steuber, Stieglitz, Waldschmidt,<br />
Weingart, Wenzel, Wisch, Tesch.<br />
Bevor am 1. Januar 1876 im damaligen deutschen<br />
Reichsgebiet Standesämter zur Führung<br />
von Personenstandsregistern (Geburt,<br />
Heirats und Sterberegister) eingerichtet wurden,<br />
dokumentierten die Pfarrämter Geburten,<br />
Eheschließungen und Sterbefälle in Kirchenregistern<br />
(Kirchenbüchern). Dabei kam<br />
es schon einmal vor, dass sich Namen durch<br />
Übertragungsfehler und falsche Schreibweisen<br />
änderten. (KüffertKiefertKieberKieper).<br />
Außerdem konnte sich früher ein Familienname<br />
durch Wohnortwechsel oder aufgrund einer<br />
neuen Berufstätigkeit noch ändern. Der<br />
offizielle Familienname wurde im Sprachgebrauch<br />
der Dorfbewohner nicht selten durch<br />
sogenannte Hausnamen ersetzt. Sie waren<br />
vor Einführung der Hausnummern die einzige<br />
eindeutige Kennzeichnung eines Anwesens/Wohnhauses.<br />
Die Bewohner eines Anwesens/Wohnhauses<br />
wurden nicht mit ihrem<br />
Familiennamen bezeichnet, sondern mit ihrem<br />
Hausnamen, der dem Vornamen jeweils vorangestellt<br />
wurde. Dies geschah überwiegend<br />
dann, wenn mehrere Familien mit dem gleichen<br />
Nachnamen im Dorf wohnten. So gab es<br />
z. B. ab 1839 in <strong>Schwarzenberg</strong> vier Familien<br />
mit dem Nachnahmen Hofmann. Sie lebten in<br />
den Häusern mit folgenden alten Hausnummern<br />
und Hausnamen:<br />
Haus Nr. 15 Husaren<br />
heute: Jahnstraße 3 Alter<br />
Haus Nr. 20<br />
heute:<br />
Höhlenroden<br />
Riedforststraße 61 Groß<br />
Haus Nr. 25 Hofmann/Alter<br />
heute: Jahnstraße 12 Schmidt<br />
Haus Nr. 29 Gossen<br />
heute: Jahnstraße 4 Bücking<br />
Die Bewohner des Hauses Nr. 15 wurden „Husaren“<br />
genannt, weil einer ihrer Vorfahren im<br />
DeutschFranzösischen Krieg von 1870/71 bei<br />
den berittenen Soldaten (Husaren) gedient<br />
hat.<br />
Die Bezeichnung „Höhlenroden“ kam von der<br />
Lage des Hauses Nr. 20 her. Es stand in der<br />
sogenannten „Höhle“, dem Ortsausgang in<br />
Richtung Röhrenfurth. Die Lage war auch für<br />
den Hausnamen des Hauses Nr. 29 entscheidend.<br />
Es stand an der alten „Gosse“, der ehemaligen<br />
Wasserstelle für das Hinterdorf.<br />
Die Hausnamen wurden dann teilweise noch in<br />
die Umgangssprache übertragen. So wurde<br />
z. B. aus Husaren – „Sooren“ und aus Höhlenroden<br />
– „Hellroden“.<br />
Justus Hofmann aus Haus Nr. 15 hieß „Sooren<br />
Just, Adam Hofmann aus Haus Nr. 20<br />
wurde „Hellroden Adam“ genannt und wenn<br />
von Konrad Hofmann aus Haus Nr. 29 gesprochen<br />
wurde geschah dies mit „Gossen Konrad“<br />
(Konner). Auch die Kinder wurden mit diesen<br />
183
05-2 | Namen in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Hausnamen benannt („Sooren Gisela“, „Hellroden<br />
Erika“, „Gossen Gerhard“).<br />
Nach dem 2. Weltkrieg kamen unter anderem<br />
durch Eheschließungen mit ortsfremden Personen<br />
und durch die Heimatvertriebenen und<br />
Ausgebombten u.a folgende neue Namen<br />
nach <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />
Groß, Helper, Hinrichs, lwanowsky, Joswig,<br />
Klemens, Karl, Kimbroskine, Kluge, Kruber,<br />
Leberl, Maas, Marotzke, Schmied, Tews.<br />
Die Familiennamen unseres Dorfes waren und<br />
sind einem stetigen Wandel unterworfen. Sie<br />
wurden und werden verändert durch Heirat,<br />
Tod, Fehlen von Nachkommen, Wegzug und<br />
Zuzug von Einwohnern. Heirateten in früheren<br />
Zeiten die meisten Menschen eines Dorfes untereinander,<br />
änderte sich das mit ihrer einsetzenden<br />
Mobilität in den fünfziger Jahren. Man<br />
lernte Partner aus anderen Regionen und Orten<br />
kennen und gründete mit ihnen eine Familie.<br />
Beim Wegzug von jungen Menschen aus<br />
unserem Dorf spielt auch die Berufswahl eine<br />
große Rolle. Je nach Schulbildung ist es<br />
manchmal schwierig, in der näheren Umgebung<br />
einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.<br />
Aus dem gleichen Grund kommen natürlich<br />
auch fremde Menschen nach <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
die in unserer Umgebung ihren Beruf ausüben<br />
und die günstigen Grundstückspreise der neu<br />
erschlossenen Baugebiete in der Ortslage unseres<br />
Dorfes nutzen. Sie sorgten dafür, dass<br />
die Einwohnerzahl auf fast sechshundert Personen<br />
anstieg und neue Namen nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
kamen. Unter diesen finden sich auch<br />
für uns fremd klingende Namen. Sie werden<br />
z.B. von Personen geführt, die als Gastarbeiter<br />
oder Migranten hier ihren Wohnsitz fanden.<br />
Auch die Öffnung der Arbeitsmärkte innerhalb<br />
der Europäischen Union (EU) trägt<br />
dazu bei, dass es neue ungewohnte Namen in<br />
unserem Dorf gibt.<br />
Nach einer Aufstellung des Bürgerbüros der<br />
Stadt Melsungen gab es im Mai 2010 folgende<br />
Nachnamen in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />
Aishazebi, Alter, Arend, Arsand, Aydin, Bachmann,<br />
Bähr, Barthel, Barwitzki, Becker, Behnken,<br />
Bettenhäuser, Beyer, Biermann, Birk,<br />
Blumenstein, Bochnia, Bonsels, Braun, Bröer,<br />
Bubenheim, Buck, Bücking, BuckWittich, Civale<br />
Grisafi, Coelho de Souza, Conrad, Cornelius,<br />
Cugurovic, Demirci, Deppe, Diblik, Engelhardt,<br />
Engelmann, Faude, Findling, Fiore,<br />
Friedrich, Frieler, Frommann, Garde, Geiger,<br />
Geipel, Geisel, Gerber, Gibhardt, Giese,<br />
Glumm, Goblirsch, Goldhardt, Grisafi, Groß,<br />
Hagemann, Hain, Hanemann, Harrer, Hasler,<br />
HaslerBraun, Heiwig, Helper, Henke, Hering,<br />
Hilgenberg, Hofmann, Holube, Hruby, Ickler,<br />
IcklerLeister, Imkeller, Iwanowski, Jacob,<br />
Jaeger, Jäger, Jarka, Jockisch, Joswig, Jungermann,<br />
Jutzi, Kaltenbach, Kappus, Karl,<br />
Kiefer, KirchhofSeitz, Kirschling, Kluge, Klute,<br />
Knipschild, Knop, Köber, Köhler, Konkel, Kördel,<br />
Kortendieck, Krenz, Kriegisch, Kuljici,<br />
Küllmer, Lang, Langefeld, Langheld, Lanzenberger,<br />
Leberl, Lehmann, Leister, Lenz, Liedlich,<br />
Löser, Löwe, Lüsch, Lüttges, Mainz, Mander,<br />
Marotzke, Mashraj, Mey, Meyer,<br />
Meyfarth, Mitze, Moews, Möller, NarugaTomaselli,<br />
Neufeld, Nickel, Nödel, Ogrodnik,<br />
Pfannkuche, Philipp, Potzkai, Reichmann,<br />
Reinhard, Richter, Riedemann, Riemann, Riemenschneider,<br />
Rockoff, Rohde, Rosenstein,<br />
Rothhämel, Rübenkönig, Runzheimer, Ruppel,<br />
Rüttger, Sattler, Schäfer, Schanze, Scheffler,<br />
Schimka, SchirmerDurek, Schmid, Schmidt,<br />
Schnau, Schneider, Schoeben, Schulz, Schumann,<br />
Schwarz, Seifert, Seitz, Serenkov,<br />
Sichler, Siebert, Siemon, Sinning, Skrypzak,<br />
SöhlkeKöhler, Stamm, Steiniger, Stelter,<br />
Steube, Steuber, Stiebeling, Stremme, Teke,<br />
Tews, Tomaselli, Tschurikow, Vaupel, Vogelsberg,<br />
Völker, Volland, Vollmar, WeberLüsch,<br />
Weineck, Weinreich, Weiß, Wenzel, Wettig,<br />
Wiesner, Wilbertz, Worst, Zimmer, Zimmermann.<br />
Es gab somit in 2010 insgesamt 192 verschiedene<br />
Nachnamen in unserem Dorf. Von den in<br />
1575 im Salbuch offiziell erwähnten 16 Familiennamen<br />
sind noch drei, nämlich Hofmann,<br />
Hilgenberg und Steube vorhanden. Auch den<br />
von Lehrer Schmidt in 1575 aufgeführten Namen<br />
Rothämel gibt es, genau wie die in 1719<br />
im Steuerstock aufgeführten Namen Möller,<br />
Riedemann und Seitz, heute noch in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Ob allerdings die Personen, die heute diese<br />
alten Namen tragen, direkte Nachkommen der<br />
damals erwähnten Namensträger sind, bedarf<br />
einer gesonderten Überprüfung.<br />
Zum Schluss noch die Namen in unserem<br />
Dorf, die von einer größeren Personenzahl geführt<br />
werden:<br />
184
Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong> | 05-3<br />
In 2010 führten den Namen Hofmann 17, den<br />
Namen Schmidt 16, den Namen Siemon 12<br />
und den Namen Mashraj 9 Personen. Jeweils<br />
8 Personen hörten auf die Nachnamen Konkel,<br />
Potzkai und Schäfer.<br />
Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Es hat zu allen Zeiten Menschen gegeben, die<br />
ihre Heimat freiwillig verlassen haben oder sie<br />
verlassen mussten. Dabei spielten wirtschaftliche,<br />
religiöse, politische oder persönliche<br />
Gründe eine Rolle.<br />
Bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage<br />
in Deutschland, kam es im 19. Jahrhundert<br />
zu einer Auswandererwelle. Da seit 1848 die<br />
Meldungen von großen Goldfunden in Kalifornien<br />
auch hier in Deutschland die Runde<br />
machten, erschien Amerika für viele Auswanderer<br />
ein lohnendes Ziel zu sein. Ob das Gold,<br />
die Weite der in Amerika neu erschlossenen<br />
Landschaften, oder die proklamierten „unbegrenzten<br />
Möglichkeiten“ des Landes, die<br />
Gründe für einige <strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger<br />
waren, sich zwischen 1854 und 1890 auf die<br />
gefährliche Schiffsreise zu begeben, ist nicht<br />
bekannt. Lehrer Peter Schmidt hat die Namen<br />
der Auswanderer in dem nachstehenden offiziellen<br />
Dokument, auf dem er handschriftlich<br />
den Vermerk „Verschollen in Amerika“ angebracht<br />
hat, festgehalten.<br />
Die Angaben dieses Dokuments wurden später<br />
von ihm noch durch andere Aufzeichnungen<br />
ergänzt, die in die folgende Ausführungen<br />
mit eingeflossen sind.<br />
Die ersten, die den Sprung über den „großen<br />
Teich“ wagten, waren in 1854 die beiden Brüder<br />
Justus und August Dittmar. Sie waren<br />
zwischen 25 und 30 Jahre alt, Schlosser von<br />
Beruf und wohnten im Haus Nr. 18 (heute<br />
Riedforststraße 57, SöhlkeKöhler). Sie waren<br />
angeblich von der Wanderlust gepackt worden.<br />
Über den Auswanderer Conrad Rode, der in<br />
1857 von Bremerhaven nach New York auswanderte,<br />
hat Helmut Sinning folgendes in<br />
Erfahrung gebracht: Er wurde am 5.5.1837 in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> als Sohn von Friedrich Rode<br />
und Anna Elisabeth, geb. Böddiger geboren<br />
und erlernte den Beruf eines Schmiedes. Als<br />
solcher arbeitete er auch in seiner neuen Heimat<br />
und heiratete später in Tipton, im Staat<br />
Indiana, Margarieta Gaiser, mit der er 6 Kinder<br />
hatte. Nachdem seine Frau in 1873 verstorben<br />
war, reiste er nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zurück und heiratete am 23.1.1876 Martha<br />
Elisabeth Hofmann.<br />
Die Eltern von Martha Elisabeth waren Georg<br />
und Anna Katharina Hofmann, geb. Emmeluth,<br />
wohnhaft im Haus Nr. 25 (heute Jahnstr.<br />
12, Familie Schmidt). Conrad nahm seine<br />
neue Ehefrau mit zurück über den „großen<br />
Teich“ nach Tipton. Er brachte es als Farmer<br />
zu einem gewissen Wohlstand, der es ihm ermöglichte,<br />
Geschäftsanteile anderer Firmen zu<br />
erwerben.<br />
Im Laufe der Jahre wurden dem Ehepaar 10<br />
Kinder geboren. Conrad verstarb in 1915, seine<br />
Frau in 1916, was durch einen Grabstein<br />
auf dem Friedhof von Tipton bestätigt ist.<br />
In 1864 wanderte Heinrich Ackermann, in<br />
1865 HeinrichWilhelm Schmoll, von Beruf<br />
Gärtner, nach Amerika aus. Zu diesen Personen<br />
fehlen weitere Angaben.<br />
Ihnen folgte in 1868 ein Einwohner mit dem<br />
Nachnamen Neumann, der im Haus Nummer<br />
35 (heute Riedforststraße 22, Kluge) gelebt<br />
haben soll.<br />
Zu dem Auswanderer Wilhelm Seitz gibt es eine<br />
hübsche Geschichte. Er heiratete am<br />
27.2.1881 Anna Catharina Rode. Am Himmel<br />
185
05-3 | Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Verzeichnis der Auswanderer von Lehrer Peter Schmidt<br />
fahrtstag des gleichen Jahres setzte sich diese<br />
heimlich zu Verwandten nach Amerika ab. Im<br />
Oktober 1881 kam sich das Paar, wahrscheinlich<br />
durch Briefe, wieder näher und Wilhelm<br />
reiste im Alter von 30 Jahren mit seiner 12<br />
jährigen Schwägerin zu seiner Frau nach<br />
Amerika.<br />
Weil er glaubte es in Amerika besser zu haben,<br />
verließ Jakob Geier, wohnhaft im Haus<br />
Nr. 26 (heute Jahnstraße 10, Siemon), in<br />
1882 mit seiner Mutter und Schwester Junde,<br />
damals 14 Jahre alt, <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Im Alter von 28 Jahren wanderte der Eisenbahnarbeiter<br />
Georg Bauer mit Frau und Mutter<br />
aus. Sie verließen in 1885 das Haus Nr. 48<br />
(heute Riedforststraße 33, Behnken).<br />
Der Schreiner Johannes Schmidt wanderte in<br />
1890 im Alter von 28 mit seinen Töchtern<br />
nach Amerika aus, weil es ihm in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
nicht mehr gefiel.<br />
Von den nachfolgenden Auswanderern nach<br />
Amerika sind die Jahreszahlen nicht bekannt.<br />
Es handelt sich hierbei um:<br />
Die Brüder Anton und Justus Reinbold, die im<br />
Haus Nr. 37 (heute Riedforststraße 18, Hofmann)<br />
wohnten.<br />
Konrad Hofmann aus dem Haus Nr. 29 (heute<br />
Jahnstraße 4, Bücking).<br />
Aber nicht nur nach Amerika wanderten Menschen<br />
aus. Am 21.1.1953 zog Josef Gründler<br />
mit seiner Ehefrau Elisabeth geb. Alter aus<br />
dem Haus Nr. 14 (heute Jahnstraße 1, Becker)<br />
nach Australien.<br />
Eine Familie Holfeuer mit 2 Kindern wanderte<br />
am 27.9.1953 nach Kanada aus. Ihnen folgte<br />
am 12.11.1953 eine Familie Mikulett.<br />
Bei den beiden letztgenannten Familien handelte<br />
es sich um Einwohner, die wahrscheinlich<br />
durch die Kriegswirren nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
gekommen waren.<br />
186
Auswanderer aus <strong>Schwarzenberg</strong> | 05-3<br />
Soweit die Aufzeichnungen von Lehrer Peter<br />
Schmidt über Bürger von <strong>Schwarzenberg</strong>, die<br />
in der Ferne ihr Glück finden wollten. Ob es<br />
ihnen gelungen ist, kann man heute nicht<br />
mehr nachvollziehen.<br />
Bei Nachforschungen zu anderen Themen dieses<br />
Buches habe ich Kenntnis von weiteren<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Einwohnern erhalten, die<br />
ganz oder teilweise in den USA leben.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg wanderte Konrad<br />
Schulz, ein gebürtiger <strong>Schwarzenberg</strong>er, nach<br />
den USA aus. Er war ein Sohn von Justus<br />
Schulz, der 1911 das Haus Nr. 43 (heute Seckenbach<br />
5, Weiß) erbaute. Nach einer Lehre<br />
als Stellmacher bei Valentin Waldschmidt ging<br />
er anfangs der 30iger Jahre nach Kassel und<br />
arbeitete dort bei der Straßenbahn. Er hatte<br />
vier Kinder, von denen drei Anfang der fünfziger<br />
Jahre nach Rochester (Staat New York)<br />
gingen. Konrad Schulz folgte ihnen in 1956<br />
oder 1957 nach Rochester, wo er 1987<br />
verstarb. Seine Kinder leben heute noch in<br />
den USA.<br />
Abwechselnd in Rauschenberg (Hessen) und<br />
in Cambridge im Staat Massachusetts (USA)<br />
lebt seit 1972 Frau Gerda Becker, geb. Barthel.<br />
Sie wurde in 1937 als Schwester von<br />
Wilhelm Barthel in <strong>Schwarzenberg</strong> im Haus<br />
Nr. 16 (heute Riedforststraße 34) geboren.<br />
Der Wechsel ist bedingt durch den Beruf ihres<br />
Mannes, des Physikers Ulrich Becker, den sie<br />
1966 heiratete und der heute als Professor am<br />
Massachusetts Institute of Technology (MIT)<br />
in Cambridge arbeitet.<br />
Martina Blumenstein, geboren 1964 im Haus<br />
Nr. 38 (heute Riedforststraße 6, Blumenstein,)<br />
studierte Architektur und heiratete 1995 den<br />
USBürger Altura S. Michael Ewers, den sie<br />
hier in Deutschland kennen gelernt hatte. Sie<br />
zog mit ihrem Ehemann in 1997 nach San<br />
Francisco.<br />
In 1999 kauften sie sich ein Haus in Berkeley<br />
(Kalifornien), wo sie heute noch mit ihrem<br />
Ehemann und den Kindern Tavien, Kiara Maria<br />
und Magnus lebt.<br />
Es kann durchaus sein, dass in naher oder<br />
ferner Zukunft, durch die immer weiter um<br />
sich greifende Globalisierung, einige der jüngeren<br />
Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong> aus beruflichen<br />
Gründen ihre Heimat verlassen und<br />
in fremden Ländern sesshaft werden. Genau<br />
so, wie es die in diesem Beitrag aufgeführten<br />
Personen getan haben.<br />
187
6<br />
Bauern<br />
189
Bauerntum | 06-1<br />
schon früher. Nach vielen Versuchen wurde,<br />
als sich immer größerer Erfolge abzeichneten,<br />
in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Fruchtwechselwirtschaft<br />
eingeführt.<br />
Das Bild zeigt die Fruchtfolge innerhalb 3 Jahren:<br />
Weizen, Gerste, Zuckerrüben<br />
Bauern in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das bis dahin<br />
geltende germanische „Odalrecht“, vom<br />
damals geltenden römischen Recht, das nur<br />
Herren und Knechte kannte, abgelöst. Bis dahin<br />
war der bäuerliche Grundbesitz unantastbar<br />
und von keinerlei Dienstbarkeit belastet.<br />
Er wurde von Geschlecht zu Geschlecht vererbt<br />
und war nicht Eigentum eines Einzelnen,<br />
sondern der gesamten Sippe. Mit Einführung<br />
des römischen Rechts wurden viele, der bis<br />
dahin freien Bauern zu Lehnsleuten, die ihren<br />
Herren gegenüber dienst und zinspflichtig<br />
waren.<br />
Ab diesem Zeitpunkt konnten die früheren<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Freibauern der Aussage eines<br />
Unbekannten „Der Bauer ist an Ochsen<br />
statt, nur dass er keine Hörner hat,“ zustimmen.<br />
Da sie keine Lust hatten, sich für fremde<br />
Herren in Kriegen herumzuschlagen, sondern<br />
nur Bauern sein wollten, wurden sie zu<br />
Hofmännern. Das heißt, sie wurden zu Bearbeitern<br />
eines in Erbleihe belehnten Hofes. Als<br />
Ersatz für die Kriegsdienstpflicht forderten die<br />
Grundherren ständig steigende Fron oder<br />
Herrendienste und Geldabgaben, mit denen<br />
sie die Bauern ausbeuteten.<br />
Jeder Lehnsbauer war zunächst Zinsbauer<br />
oder Erbpächter, im 13. 15. Jahrhundert<br />
auch Meier genannt. Er konnte wieder Freibauer<br />
werden, indem er sich loskaufte oder er<br />
sank Mitte des 15. Jahrhunderts zum Fronbauer<br />
herab, um schließlich nach den Bauernkriegen<br />
1525 Höriger oder gar Leibeigener zu<br />
werden. Davor wurden die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bauern bewahrt, denn es gab nach dem Lager,<br />
Stück und Steuerbuch von 1744 keine<br />
Leibeigenen im Dorf.<br />
Nachdem Helfrich, ein Vetter oder Bruder Johann<br />
II. von <strong>Schwarzenberg</strong>, im April 1417<br />
auf das Dorf und Gericht <strong>Schwarzenberg</strong> zugunsten<br />
von Landgraf Ludwig I. verzichtet,<br />
wird <strong>Schwarzenberg</strong> herrschaftliches Lehnsund<br />
Zinsdorf.<br />
Der größte Teil der Einwohner ist dem „gnädigen<br />
Herrn Landgraf“ dienst und zinspflichtig.<br />
So auch die von Lehrer Schmidt für das Jahr<br />
1456 erwähnten „5 Pflüge“. Die „Pflüge“ waren<br />
wahrscheinlich 5 Ackermänner in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
die einen Pflug besaßen. 2 Hufen bewirtschafteter<br />
Fläche von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
gelangen in den Besitz adliger Herren.<br />
In 1456 mussten die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern<br />
auf Land und Wiesen den Zehnten und zusätzlich<br />
60 Zentner Frucht, 79 Albus und 13<br />
Heller Pfluggeld, sowie 6 Gänse und 4 Hähne<br />
abliefern.<br />
Im 16. Jahrhundert leiden die Bauern unter<br />
Kriegen und Fehden. Steuern, Hand und<br />
Spanndienste, Sachabgaben und Fruchtzinsen,<br />
lassen ihnen kaum das Notwendigste<br />
zum Leben.<br />
In 1555 streiten <strong>Schwarzenberg</strong>er Ackerleute<br />
mit ihrem Lehnsherren Johann Nordeck über 3<br />
Acker Land und ungerechte Forderungen.<br />
Allmählich befreien sich die Bauern von den<br />
Belastungen, und erlangen nach dem Bauernkrieg<br />
in 1525 bei Schmalkalden neue Freiheiten.<br />
Das Problem der Zerstückelung der Anwesen<br />
wird in 1545 dadurch gelöst, dass beim<br />
Tod der Bauern, nur die Blutsverwandten erben<br />
dürfen.<br />
Die im späteren Mittelalter erstellte Agrarverfassung<br />
Hessens erwähnt um 1570, dass in<br />
unserer Gegend für Rodungen die Waldleihe<br />
und Landsiedelleihe, eine Form von Erbpacht,<br />
zu zahlen war. Die Verpachtung erfolgte durch<br />
Erbleihurkunden, die von Rittern oder Geistlichen<br />
unterzeichnet wurden; die Pacht musste<br />
später an die landesherrlichen Rentnereien<br />
gezahlt werden. Der Pachtzins bestand aus<br />
Getreide, der sogenannten Besthaupt.<br />
191
Bauerntum | 06-1<br />
Name Besitz Abgaben<br />
1 Kurt Steube Haus, Garten, Wiese 7 1/2 Albus 3 Heller<br />
2 Hans Ehelich Haus am Bach, Wiese, 4 Albus 3 Heller<br />
2 Acker am Weinberg 1 Gans<br />
3 Clos Minklo Haus 5 Albus 2 Hahnen<br />
4 Hans Braun Haus 2 Gänse<br />
5 Hans Nörper Haus, Garten 5 Albus 2 Heller<br />
6 Kurt Jäckel Haus, Garten 2 1/2 Albus<br />
2 Hahnen<br />
7 Lorenz Hilgenberg Haus, Wiese mit Kirchhof 20 Albus Grundsteuer<br />
4 Gänse, 2 Hahnen<br />
8 Lorenz Hucke Haus 2 Albus<br />
2 Rottacker 6 Heller<br />
Weitere steuerpflichtige Personen<br />
Diese Gruppe musste neben dem Pfluggeld<br />
auch Tiere an den Lehnsherrn abgeben. Über<br />
die damalige Viehhaltung wird berichtet, dass<br />
Pferde, Ochsen, Schafe, Schweine, Gänse und<br />
Hühner gehalten werden. (Rottacker waren<br />
noch nicht endgültig gerodetes Land).<br />
Weitere Abgaben für die Bürger waren:<br />
Der Geschoß<br />
Eine Vermögenssteuer die an Walpurgis (30.<br />
April) und Michaelis (29. September) fällig<br />
war.<br />
Kuhgeld<br />
Abgabe für den Besitz von Rindvieh, ebenfalls<br />
an Walpurgis und Michaelis zu zahlen.<br />
Schaftrift<br />
Abgabe für das Recht die Schafe zu weiden.<br />
Die Abgabe wurde mit Hammeln, Lämmern<br />
und Käse bezahlt.<br />
Besthaupt<br />
Wenn ein Mann in <strong>Schwarzenberg</strong> starb,<br />
mussten die Erben, ehe der Tote begraben<br />
wurde, 2 1/2 Albus in der Renterei Melsungen<br />
bezahlen.<br />
Rauchhühner<br />
Jeder Hausbesitzer, aus dessen Haus der<br />
Rauch einer Feuerstätte aufstieg musste ein<br />
Huhn oder einen Hahn als Steuer abliefern. In<br />
1575 kamen 22 Tiere zusammen.<br />
Neben den Abgaben für ihren Besitz mussten<br />
die Menschen noch die „Türkensteuer“ bezahlen.<br />
Dies war eine Kriegssteuer, mit der man<br />
die Kämpfe gegen die, nach dem Untergang<br />
von Byzanz in 1453, nach Norden und Westen<br />
vordringenden Osmanen, finanzierte. Der<br />
Wormser Reichstag von 1521 beschloss sie<br />
zur „Rettung Gottes ewigen und allein seligmachenden<br />
Wortes auch des Vaterlandes.“<br />
Weitere Steuern wurden nicht erhoben, weil<br />
die Bewohner stattdessen Dienste im Melsunger<br />
Schloss verrichten mussten.<br />
Materialabgaben (der Zehnte) wurden an die<br />
herrschaftliche Rentscheuer in Melsungen abgeliefert.<br />
Die geldlichen Zahlungen gingen an<br />
die herrschaftliche Renterei Melsungen.<br />
In dem von Landgraf Wilhelm IV. in 1585 herausgegebenen<br />
statistischem Handbuch mit<br />
dem Titel „Ökonomischer Staat“ wird mit dem<br />
Text „<strong>Schwarzenberg</strong> dienet mit dem Pfluge<br />
und auch sonst ans Haus Melsungen“ die weiter<br />
währende Abhängigkeit der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bauern beschrieben.<br />
War die wirtschaftliche Lage am Ende des 16.<br />
Jahrhunderts schon sehr trübe, verschlechterte<br />
sie sich aber noch einmal zur Zeit des<br />
Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648). Es gab<br />
Plünderungen, Verwüstungen, Wild und<br />
Wolfsplagen, Wilddiebereien und Bettlerunwesen.<br />
Die Häuser zerfielen, die Felder wurden<br />
nicht mehr bearbeitet. Das wenige, das<br />
193
06-1 | Bauerntum<br />
die Menschen hatten, wurde ihnen durch<br />
Truppendurchzüge und Einquartierungen genommen.<br />
Über die Trostlosigkeit des bäuerlichen Lebens<br />
berichtet ein Zeitgenosse:<br />
„Die Lage der Bauern ist bedauernswert und<br />
hart. Die Hütten sind aus Lehm und Holz. Geringes<br />
Brot und Gemüse sind ihre Speise,<br />
Wasser und Molken ihr Getränk, ein leinener<br />
Rock, ein Paar Stiefel und ein verräucherter<br />
Hut ihre Kleidung, das Volk ist jederzeit ohne<br />
Ruh, arbeitsam, aber unsauber.“<br />
In 1696/1697 beklagt sich die Gemeinde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> über den Rentmeister und<br />
über die ihr zugemuteter Dienste. Die Obrigkeit<br />
bestand trotz der schlechten Lage der Bevölkerung<br />
auf die Erfüllung der Dienstbarkeiten<br />
und der Abgabenpflicht.<br />
Abgaben im 17. 18. Jahrhundert<br />
Bei den Abgaben, die jeder Bauer zu entrichten<br />
hatte, unterschied man drei Gruppen:<br />
Die Naturalabgaben, die Geldabgaben (Contribution<br />
= Steuern) und die Frondienste.<br />
Naturalabgaben:<br />
Die gewöhnliche Abgabe war der Zehnte. Man<br />
unterschied dabei 5 Arten:<br />
1. Den großen Zehnten: Das war der 10. Teil<br />
der Ernte von Korn (10. Garbe) und Wein<br />
(abgelöst um 1842)<br />
2. Den kleinen Zehnten: Er umfasste den 10.<br />
Teil von Kraut, Gemüse, Obst, Wurzelfrüchten,<br />
Gerste, Hafer (pro Acker 7 Metzen),<br />
Wicken, Erbsen, Linsen, Rüben,<br />
Hanf, Flachs und Heu (abgelöst um 1842)<br />
3. Den Vieh oder Blutzehnten: Er bezog sich<br />
auf alle Art nutzbaren Viehes, Geflügel, Eier,<br />
Milch, Schmalz, Käse (handhoch und so<br />
groß, dass sich eine Bauersfrau draufsetzen<br />
und ihn bedecken konnte und das<br />
Besthaupt (Vieh) oder Bestgewand<br />
(Kleidungsstück) beim Tode des Bauern<br />
4. Umsatzsteuer beim Kauf von Vieh, Leihen<br />
von Geld etc.<br />
5. Auf jede Feuerstätte musste ein Rauchhuhn<br />
entrichtet werden.<br />
Dazu waren für die Kirche u. weltlichen<br />
Herren noch Leihhühner, Fastnachtshühner,<br />
Sommerhühner und Martinsgänse abzuliefern.<br />
Geldabgaben (Contributionen)<br />
1. Pfluggeld<br />
2. Dienstgeld für das herrschaftliche Vorwerk<br />
(abgelöst um 1850)<br />
3. Geld für den Landreuther (Gerichtsdiener)<br />
4. Grundzins (Art Pachtgeld, monatliche<br />
Steuer)<br />
5. Fouragegeld (Heergeld)<br />
6. Kopfgeld (Steuer pro Kopf)<br />
7. Geschoß (Steuer) (Walpurgis und<br />
Michalisgeschoß) (abgelöst um 1880)<br />
8. Abgabe zur Erlaubnis der Heirat<br />
9. Zinsen für das Recht, dass der Bauer im<br />
Walde Holz lesen darf (abgelöst um 1880)<br />
Frondienste<br />
1. Hausfrondienste: Herrschaftshäuser mit<br />
Brennholz versorgen, Holz in die Küche<br />
tragen, Botendienste aller Art, Spinnen,<br />
Weben und Waschen (Frauen)<br />
3. Handdienste: Reinigung der Herrschaftsgebäude,<br />
Gartenarbeit erledigen, Mist<br />
ausbreiten, Dreschen und Mahlen des Getreides,<br />
Backen, Suchen von Pilzen und<br />
Beeren<br />
4. Spanndienste: Mist fahren, Felder bestellen,<br />
Ernte einbringen, Holz und Baumaterialen<br />
fahren<br />
5. Baudienste zum Bauen von Wegen,<br />
Brücken, Burgen, Kriegsfahrten<br />
7. Jagddienste: d.h. für die Herrschaft 23<br />
Jagdhunde halten, großziehen und füttern<br />
8. Gewässerdienst<br />
Die Strafen für die Nichterfüllung der Abgaben,<br />
Dienstleistungen oder bei Betrugsversuchen<br />
waren unmenschlich und grausam. Sie<br />
bestanden in Folterung, Beraubung des Augenlichtes,<br />
Abschlagen der Hände, Finger und<br />
Füße oder Verschmachten im Turm.<br />
Die Lebensweise der damaligen Bauern war<br />
äußerst einfach. Das spiegelte sich auch in<br />
194
Bauerntum | 06-1<br />
dem einfachen Hausgerät, den oft sehr primitiven<br />
Wirtschaftsgeräten und den billigen und<br />
derben Kleidungsstücken wider. Selbst das<br />
Vieh, der kostbarste Besitz der Bauern, war in<br />
einem erbärmlichen Zustand. Er bestand aufgrund<br />
der für die Herrschaft, Lehnsherren und<br />
Kirche zu leistenden Frondienste hauptsächlich<br />
aus Zugtieren. Es gab wenig Milchwirtschaft.<br />
Mit der Einführung des „Generalhufenschoss“<br />
durch Landgraf Karl um 1719 wird die Vielzahl<br />
der ständischen Steuern zu einer einzigen<br />
Grundsteuer zusammengefasst. Außerdem<br />
wird der Besitz von mittleren und kleineren<br />
Leuten entlastet. Der Generalhufenschoss<br />
wird von allen steuerbaren Äckern nach Hufenzahl<br />
(Größe) oder festgesetzten Aussaatmenge<br />
erhoben.<br />
Waren es in 1575 noch 8 Ackermänner in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, die Landbewirtschafteten,<br />
sind im Steuerstock von 1719 bereits 16, mit<br />
der Anzahl ihres Viehs, angegeben. Außerdem<br />
sind noch 8 Personen angegeben, die kein eigenes<br />
Land besaßen.<br />
Steuerstock <strong>Schwarzenberg</strong> 1719 (Auszug)<br />
Name Vorname Land Hufen Pferde Ochsen Kühe Schafe<br />
1 Dittmar Hans Courth 3/4 0 5 2 x<br />
2 Hilgenberg 1/2 3 3 3 x<br />
3 Hofmann Heinrich 1 4 2 2 x<br />
4 Hofmann Hans Courth 1 1 2 1 x<br />
5 Hofmann Hans Martin 1/2 0 5 2 x<br />
6 Hofmann Johannes Witwe 1 3 2 2 x<br />
7 Mentz (Grebe)Johannes 1/2 3 2 2 x<br />
8 Reuter Heinrich 1/2 0 4 1 x<br />
9 Riedemann Johannes jun. 1/2 0 5 2 x<br />
10 Riedemann Johannes sen. 1/2 0 5 2 x<br />
11 Schomberg Johann 1/2 2 4 2 x<br />
12 Seitz Jakob 1/2 2 4 2 x<br />
13 Seitz Debus 1 3 4 2 x<br />
14 Seitz Courth 1/2 0 4 2 x<br />
15 Seitz Adam 1/3 + 1/4 2 0 2 x<br />
16 Weber Heinrich 1/2 3 3 3 x<br />
17 Hofmann Johannes Sen. 0 0 3<br />
18 Iffert Johannes 0 0 2<br />
19 Iffert Konrad 0 0 2<br />
20 Müller Hans Curth 0 0 1<br />
21 Noll Matthias 0 0 1<br />
22 Schindel Hans Jost 0 0 1<br />
23 Seitz Martin Junior 0 0 1<br />
24 Seitz Andreas 0 0 2<br />
insgesamt 10 1/3 26 54 45 101<br />
195
06-1 | Bauerntum<br />
Die Bevölkerung musste 10 Reichstaler 28 Albus<br />
5 Heller an die Kriegskasse abliefern und<br />
zahlte 100 Rthl 6 Alb 2 Hlr allgemeine Steuern.<br />
Einzig der Grebe Mentz war steuerfrei.<br />
Für den Häuserwert des Dorfes in Höhe von<br />
5.951 Rthl mussten monatlich noch einmal 11<br />
Rthl 14 Alb 9 Hlr an Steuern aufgebracht werden.<br />
An Getreide mussten 74 Zentner Korn und 58<br />
Zentner Hafer abgeliefert werden. Dazu noch<br />
2 Gänse, 32 Hühner und 29 Hähne.<br />
In 1737 wird erstmals die Nutzfläche in der<br />
Landwirtschaft in Acker angegeben. An Ackerland<br />
sind 474 und an Wiesen 197 Acker im<br />
Gebrauch. Dabei handelt es sich um die lehnfreien<br />
Grundstücke.<br />
An Vieh gibt es im Dorf 23 Pferde, 26 Ochsen,<br />
40 Kühe, 101 Schafe und 53 Schweine.<br />
In 1739 musste man für Getreide und Erbsen<br />
folgende Preise bezahlen:<br />
1 Viertel Korn =<br />
3 Zentner 2 Reichsthaler (Rthlr) 16 Albus<br />
1 Viertel Weizen =<br />
3 Zentner 20 Pfund 3 Rthlr 16 Albus<br />
1 Viertel Gerste =<br />
2 Zentner 40 Pfund 2 Rthlr<br />
1 Viertel Hafer =<br />
2 Zentner 1 Rthlr<br />
1 Viertel Erbsen =<br />
3 Zentner 20 Pfund 2 Rthlr<br />
Anmerkung: Die verschiedenen Gewichte für<br />
ein Viertel waren durch das „Homberger Maß“<br />
festgelegt.<br />
1 Pferd kostete im gleichen Jahr 12 Rthlr,<br />
1 Kuh 10 Rthlr und 1 Schaf 1 Rthlr.<br />
2 Hufen bewirtschafteter Fläche von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
sind 1740 im Besitz der Herren von<br />
Nordeck in Melsungen und werden von folgenden<br />
Bauern bearbeitet:<br />
Hans Courth Hofmann, Johann Zilch, Georg<br />
Peter, Konrad Iffert, Justus Sinning, Konrad<br />
Rohde und Johannes Seitz. Die Nordeckschen<br />
Ländereien lagen in folgenden Flurbezeichnungen:<br />
Herstatt, Surschlage, Berg, Eulsgraben,<br />
Spitzwiese, Molkenwiese, Mittelfeld, hinter<br />
den Erlen, Schieres Land.<br />
Ackermänner in 1744<br />
(lt. Peter Schmidt)<br />
Bachmann Gerhard Dittmar Johannes <br />
Guthardt Johannes Hofmann Nikolaus Hans<br />
Martin Hofmann Hans Courth Kiefert Valentin<br />
Mentz Hans Courth Reuter Johannes<br />
Riedemann Heinrich Rose Ludwig Rudeloff<br />
Hans Courth Schanze Hans Courth <br />
Schomberg Georg Seitz Jakob Seitz J. Jost.<br />
Die Zahl der Ackermänner blieb nach Aufzeichnungen<br />
von Lehrer Peter Schmidt bis<br />
1892, wo es noch 15 Ackermänner gab, ziemlich<br />
konstant.<br />
Aufgrund von Verfügungen der Landgrafen<br />
wird zwischen 1719 und 1734 der gesamte<br />
Grund und Boden der Landgrafschaft vermessen.<br />
Für jeden Ort wird der Grund und Boden<br />
nach dem Ernteertrag bzw. dem Grundstückspreis<br />
bewertet. Die Ergebnisse wurden<br />
in „Lager, Stück und Steuerbüchern“ festgehalten.<br />
Auch für <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in<br />
1744 ein solches Buch in der damals üblichen<br />
Verwaltungssprache erstellt. Aus ihm habe ich<br />
die folgenden Angaben über die Bauern von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> entnommen.<br />
An Vieh gibt es in 1744, neben einer unbekannten<br />
Zahl von Rindern und Schweinen, 21<br />
Pferde, 44 Ochsen, 33 Kühe und 80 Schafe.<br />
Das Vieh wird im Wald und auf verschiedenen<br />
anderen Flächen mit einer Größe von insgesamt<br />
ca. 5,25 ha gehütet. Darunter befindet<br />
sich auch die Koppelhude mit ca. 4,5 ha Fläche,<br />
auf die auch die Melsunger ihr Vieh treiben.<br />
Erwähnt wird auch, das die Bauern für ihr<br />
Vieh noch Futter hinzukaufen müssen. Die<br />
Schafhalter müssen der „gnädigsten Herrschaft“<br />
(Landgraf) jährlich einen Hammel und<br />
1 Lamm für das Aufschlagen des „Pferchs“<br />
abliefern. Der Pferch war ein mobiler Zaun,<br />
hinter den die Schafe, meistens in der Nacht,<br />
eingesperrt werden konnten. Dazu müssen für<br />
jedes Schaf 6 Heller Triftgeld und für die gesamte<br />
Herde noch 20 Albus Käsegeld bezahlt<br />
werden. Die Schweine werden gegen Gebühr<br />
in den herrschaftlichen Wald getrieben, aus<br />
dem der Bauer auch jährlich 3 Klafter Holz<br />
und bei Bedarf auch Bauholz erhält.<br />
Ihr Getreide müssen die Bauern in Melsungen<br />
mahlen lassen, weil es in <strong>Schwarzenberg</strong> keine<br />
Mühle gibt.<br />
196
Bauerntum | 06-1<br />
Die Beschaffenheit der Felder wird als mäßig<br />
geschildert, auch, das die besten zwischen<br />
Dorf und Fulda der Herrschaft gehören. Außerdem<br />
werden die Erträge der Felder immer<br />
wieder durch Wildfraß geschmälert.<br />
Der Geldwert von Ackerland und Wiesen ist<br />
pro Caßler Acker (0,2386 Hektar) folgendermaßen<br />
festgelegt:<br />
Beste Qualität Mittlere Qualität Schlechte Qualität<br />
Ackerland 30 Rthlr 20 Rthlr 10 Rthlr<br />
Miete pro Jahr 1 Rthlr 2/3 Rthlr 1/3 Rthlr<br />
Wiesen 35 Rthlr 24 Rthlr 12 Rthlr<br />
Miete pro Jahr 1 1/3 Rthlr 3/4 Rthlr 1/2 Rthlr<br />
Aussaat und Erntemengen 1744 pro Caßler Acker:<br />
Korn Gerste Hafer<br />
Art des Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in<br />
Bodens Caßler Garben Caßler Garben Caßler Garben<br />
Metzen Metzen Metzen<br />
gut 5 35 5,5 30 6 14<br />
mittel 5,5 20 5,5 16<br />
schlecht 5,75 14 0 0<br />
Aussaat und Erntemengen 1744 in kg pro Caßler Acker:<br />
Korn Gerste Hafer<br />
Art des Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in Aussaat in Ernte in<br />
Bodens kg kg kg kg kg kg<br />
gut 39 146 37 125 28 58<br />
mittel 43 84 37 67<br />
schlecht 45 58 0 0<br />
Anmerkung:<br />
Umrechnung der Caßler Metzen in Kg: Ein „Viertel Caßler Maß“ hatte damals 16 Caßler Metzen<br />
und wurde allgemein mit 250 Pfund, also 125 kg, bewertet.<br />
Beim Getreide waren für das Korn (Roggen) 125 kg, bei der Gerste 107,5 kg und beim Hafer 75<br />
kg pro Viertel festgelegt.<br />
Umrechnung der Garben in kg: 60 Garben waren ein Fuder zu 2 Viertel Caßler Maß, also 500<br />
Pfund oder 250 kg. Bei den Getreidesorten wurde hier, vom Gewicht her, kein Unterschied gemacht.<br />
197
06-1 | Bauerntum<br />
An Heu bekam man von den besten Wiesen 7,<br />
den mittleren 4 und den schlechten Wiesen<br />
2 Zentner Heu.<br />
Interessant ist auch ein Vergleich zur heutigen<br />
Landwirtschaft. In 1744 war der Ertrag<br />
beim Korn das 3,7fache, bei der Gerste das<br />
3,4fache und beim Hafer das 2,1 fache der<br />
ausgesäten Menge. In 2011 war der Durchschnittsertrag<br />
an Getreide in Hessen 66,6<br />
Doppelzentner pro Hektar. Bei einer durchschnittlichen<br />
Aussaatmenge von 120 kg (1,2<br />
dz) pro Hektar betrug der Ertrag das 55,5 fache<br />
der Aussaatmenge.<br />
Folgende Angaben über die Größe der Feldmark<br />
sind in dem Buch von 1744 angegeben:<br />
Die Feldmark besteht aus<br />
1. 6 1/2 Hufen, deren Eigentümer (Hufner)<br />
dem Landgraf voll dienstbar sind und auch<br />
den vollen Zehnten abliefern müssen. Die<br />
Hufen enthalten 369 Acker Wiese und Garten,<br />
251 Acker Land und 8 Acker wüste<br />
Triescher.<br />
2. 2 Hufen, deren Eigentümer dem Landgrafen<br />
nur halb dienstbar sind, dafür aber<br />
dem Diakon von Melsungen, Frucht und<br />
andere Zinsen zu entrichten haben. Diese<br />
Hufen enthalten 43 Acker Wiesen und Garten,<br />
26 Acker Land und 1 Acker wüste<br />
Triescher.<br />
Im Kriegsfall musste der Eigentümer dieser<br />
Ländereien dem Landgrafen „zur Beschützung<br />
der hessischen Lande“ 1 Artillerieknecht,<br />
1 Pferd und 1 Wagenrad zur<br />
Verfügung stellen.<br />
3. 2 Hufen, deren Eigentümer dem Landgrafen<br />
den Zehnten abliefern müssen, ihre<br />
Zinsen aber an die Herren von Nordeck<br />
zahlen müssen. Diese Hufen enthalten 14<br />
Acker Wiesen, 76 Acker Land und 2 Acker<br />
wüste Triescher.<br />
4. 77 Acker Land, 43 Acker Wiese und 2<br />
Acker wüste Triescher als erb und dienstfreie<br />
Güter.<br />
5. 451 Acker Land, 191 Acker Wiesen und<br />
Garten und 22 Acker wüste Triescher Gemeindegütern.<br />
6. 1/4 Acker Garten und 1/16 Acker Wiese<br />
von Abgaben befreiten Schulgütern.<br />
Von 398 Ackern erhielt der Landgraf jede 10.<br />
und von weiteren 5 Ackern jeweils die 11.<br />
Garbe als Zehnten.<br />
Rechnet man die Flächenangaben der Ziffern<br />
1 – 6 zusammen, so erhält man folgende Flächen<br />
jeweils in Caßler Acker:<br />
Land: 881, Wiesen und Gärten: 660,31,<br />
Triescher: 35. Insgesamt: 1.576,31 Caßler<br />
Acker.<br />
Die 1.576,32 Caßler Acker ergeben nach heutigem<br />
Maß (1 Acker = 0,25 ha) 394,08 ha Gesamtfläche.<br />
Im § 34 des Lager, Stück und Steuerbuchs<br />
sind die Dienste aufgeführt, die von den Pächtern<br />
der Hufenländereien, die sich im Besitz<br />
der „allergnädigsten Herschafft“ befanden, zu<br />
erbringen waren. Allgemein ist die Rede von<br />
Fahr, Hand und Gehdiensten (Botengängen).<br />
Außerdem wird darauf hingewiesen,<br />
dass sie gleichsam als Gesinde in der Burg zu<br />
Melsungen zu dienen haben.<br />
Im Einzelnen ist unter anderem festgelegt:<br />
Fahrdienste<br />
1) Wenn die abzuliefernden Früchte nicht an<br />
Ort und Stelle verarbeitet wurden, so<br />
mussten diese von Röhrenfurth, <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und Melsungen nach Melsungen<br />
gefahren werden.<br />
2) Wenn die Herrschaft auf dem Mittelhof<br />
war, so mussten sie Besucher und Bedienstete<br />
von Melsungen aus dorthin fahren<br />
und auch wieder zurückholen.<br />
3) Für den herrschaftlichen Gärtner mussten<br />
alljährlich 6 Klafter Holz aus dem äußeren<br />
Kehrenbacher Forst (4 Stunden weit entfernt)<br />
geholt und nach Melsungen gefahren<br />
werden. Dazu kamen aus dem gleichen<br />
Wald noch 4 Fuder Erbsreisig und 4 Fuder<br />
Bohnenstangen. 6 Fuder Laub und 1 Fuder<br />
Moos mussten von einem 2 Stunden entfernten<br />
Ort herangefahren werden.<br />
4) Rückblicke auf geleistete Fahrdienste. Für<br />
den Umbau und die Reparatur des herrschaftlichen<br />
Schlosses zu Melsungen hatten<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
1742<br />
10 Fuder Kalk von Schnellrode, 7 Fuder<br />
Quadersteine von Ellenberg und weitere<br />
198
Bauerntum | 06-1<br />
83 Fuder Sand und Steine zum Schloss<br />
und Zehnthof gefahren.<br />
1743<br />
20 Fuder Ziegel von Ochshausen bei Kassel,<br />
24 Fuhren Platten und Quadersteine<br />
von Grifte, 69 Fuhren Klötze und Bauholz,<br />
jede Fuhre mit 1 Rthlr gerechnet, sowie<br />
185 Fuder Steine und Leimen (Lehm)<br />
ebenfalls zum Schloss und Zehnthof befördert.<br />
Daneben gab es noch weitere Fahrdienste<br />
in diesem Jahr.<br />
Anmerkung: All diese Fuhren wurden mit<br />
Pferden oder Ochsen durchgeführt. Bei<br />
den damals herrschenden Straßenverhältnissen<br />
war das harte Arbeit und eine logistische<br />
Höchstleistung.<br />
5) Es wurden ähnliche Fahrten mit dem Hinweis<br />
auf die Reparatur der Schlossdächer<br />
und des Pflasters im Schlosshof angekündigt.<br />
Handdienste<br />
1) Für Handdienste, die auf dem Vorwerk<br />
verrichtet werden mussten, zahlte jeder<br />
Hauseigentümer jährlich 7 Albus 4 Heller,<br />
von denen aber der aktuelle Grebe befreit<br />
war.<br />
2) Bei Umbauten und Reparaturen des<br />
Schlosses und des Zehnthofes in Melsungen<br />
mussten sie die erforderlichen Handdienste<br />
verrichten.<br />
3) Sie mussten das Erbsreisig und die Bohnenstangen<br />
im Garten stecken.<br />
4) Während des ganzen Jahrs kamen jede<br />
Woche 6 Personen in das Schloss um es zu<br />
reinigen. Außerdem mussten sie noch Boten<br />
und viele andere Dienste leisten.<br />
5) Von Ostern bis Martini mussten wöchentlich<br />
12 Personen in dem herrschaftlichen<br />
Garten alle anfallenden Arbeiten, wie jäten,<br />
graben, usw. erledigen.<br />
6) Wenn an das „Amt Melsungen“ für den<br />
Landgrafen fette Hammel und Schweine<br />
abgeliefert worden waren, mussten sie<br />
diese nach Kassel bringen. Auch Ochsen,<br />
die für den Landgrafen gekauft worden<br />
waren, mussten nach Kassel überführt<br />
werden. Dazu bei Bedarf auch manchmal<br />
Briefe und dergleichen.<br />
7) Das eingelagerte Heu von den herrschaftlichen<br />
Wiesen vor Melsungen und<br />
Schwartzenberg musste, wenn es anderswo<br />
benötigt wurde, vom „Bantzen“ heruntergeholt<br />
und aufgeladen werden.<br />
Anmerkung: Der Bantzen war der Platz in<br />
der Scheune, wo früher das nicht ausgedroschene<br />
Getreide, das Stroh und das<br />
Heu gelagert wurden. Um möglichst viel<br />
Material auf wenig Raum unterzubringen,<br />
wurde es „gebantzt“, d.h. verdichtet. Das<br />
geschah durch das Festtreten der einzelnen<br />
Materiallagen. Meistens waren es die<br />
Kinder diese Arbeit ausführten.<br />
In drei Nachträgen wird noch folgendes festgeschrieben:<br />
1) Die gnädige Herrschaft bezahlt jeden<br />
Fahrdienst mit 6 Hellern und jeden Handdienst<br />
mit 3 Hellern.<br />
2) Neben den aufgeführten Diensten müssen<br />
die Hufner, genau wie alle anderen Bürger<br />
Kriegsfuhren, Straßen, Wege und<br />
Brückenbaudienste leisten.<br />
3) Neben den oben genannten Dienstpflichtigen<br />
gibt es noch die Hufner Hans Curth<br />
Hofmann und Johannes Hofmann, die 2<br />
Lehnhufen und Häuser derer von Nordeck<br />
besitzen. Sie brauchen keine Hand und<br />
Fahrdienste für den Landgrafen zu verrichten.<br />
Dafür müssen sie bei eventuellen Reparaturen<br />
an den Nordeckschen Häusern in<br />
Melsungen die nötigen Handdienste leisten.<br />
4) Genau wie Hans Curth und Johannes Hofmann<br />
müssen auch alle anderen Hufner,<br />
das von der Herrschaft im Bereich ihrer als<br />
Huten (Viehweiden) genutzten Flächen,<br />
erlegte Wild, nach Melsungen transportieren.<br />
Soweit die Angaben im Lager, Stück und<br />
Steuerbuch von 1744, welche die Bauern betreffen.<br />
Mit dem von Friedrich II. von Preußen (der Alte<br />
Fritz) in 1756 verfügten Kartoffelanbau und<br />
dem vermehrten Anbau von Futterklee, wird<br />
auch für die <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern eine<br />
bessere Tierfütterung möglich. Die wachsen<br />
199
Bauerntum | 06-1<br />
und Willi Jäger (ab 1947) bei Raiffeisen,<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Bürger dort beschäftigt. In<br />
1981 wurde die Fa. Oetzel an die Volks und<br />
Raiffeisenbank verkauft und Raiffeisen übernahm<br />
die ehemaligen Kunden der Firma Oetzel.<br />
Heute befindet sich der Raiffeisen Landhandel<br />
am neu erbauten Kreisel der<br />
ehemaligen „Löwe“ Kreuzung an der St. GeorgsBrücke.<br />
Während der Inflation steigen Steuern und<br />
Abgaben in schwindelnde Höhen. Für Geld,<br />
das der Bauer für den Verkauf seiner Produkte<br />
bekommt, kann er sich nichts kaufen. Nach<br />
der Inflation werden die Pachten für Ländereien<br />
und Wiesen neu festgesetzt.<br />
Eine weitere Selbsthilfeaktion der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bauern war die Gründung einer<br />
Dreschgenossenschaft in 1926. Adam Hofmann,<br />
Johann Jost Reinbold und Christian Jacob<br />
kauften eine Dreschmaschine von Dieling<br />
aus Wagenfurth und konnten damit das Getreide<br />
der Landwirte dreschen.<br />
Die Maschine wurde in 1937 an die Schlosserei<br />
Meyer Melsungen verkauft. Diese übernahm<br />
danach, bis die Mähdrescher Einzug in<br />
die Landwirtschaft hielten, die Drescharbeiten<br />
im Dorf.<br />
Zu den größeren Bauern kam die Maschine<br />
auf den Hof, die Nebenerwerbslandwirte hatten<br />
die Gelegenheit, ihr Getreide vor der Linde<br />
auf der heutigen Riedforststraße zu dreschen.<br />
Bauer Christian Jacob um 1930<br />
1928 wird die Viehverwertungsgenossenschaft<br />
Melsungen gegründet, die mit Pferden<br />
und Rindvieh handelt. Viehhändler ist Rohleder<br />
aus Grebenau. Die Ferkel kaufen die Bauern<br />
bei dem Ferkelverkäufer Riemann aus<br />
Melsungen.<br />
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />
ergibt sich auch für die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bauern eine neue Situation. Das Reichserbhofgesetz<br />
vom 29.6.1933 soll die Bauernhöfe<br />
vor Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang<br />
schützten.<br />
Dies geschieht dadurch, dass Höfe unter bestimmten<br />
Vorraussetzungen zu Erbhöfen erklärt<br />
werden können. Die Größe des Hofes<br />
musste zwischen 7,5 und 125 Hektar liegen.<br />
Die Mindestgröße war auf 7,5 Hektar festgelegt,<br />
weil diese Größe ausreichte, um eine<br />
bäuerliche Familie zu ernähren. Mit der Einschreibung<br />
in die Erbhofrolle, die übrigens<br />
freiwillig war, erhielt der Erbhofeigentümer<br />
den Titel „Bauer“. Alle anderen Hofbesitzer<br />
bezeichnete man als Landwirte.<br />
11 Erbhofbauern und 14 Landwirte (25 Betriebe)<br />
besitzen somit in 1934 insgesamt<br />
165,78 ha Eigentum. Die Zahl der damaligen<br />
Nebenerwerbslandwirte ist nicht bekannt.<br />
58 Viehhalter besitzen in 1934 folgendes<br />
Vieh:<br />
Dreschen auf dem Dreschplatz<br />
19 Pferde, 171 Stck. Rindvieh, 281 Schweine,<br />
79 Ziegen, 824 Hühner, 132 Gänse, 5 Enten<br />
und 3 Truthähne. Von den 19 Pferden verenden<br />
bis zum Jahresende 7 an der Blutseuche.<br />
In 1935 bauen die Bauern vermehrt Flachs<br />
und Rüben an. Sie gründen eine Eierverwertungsgesellschaft.<br />
Die tägliche Milchlieferung<br />
an die Molkerei Guxhagen liegt zwischen<br />
250 – 300 Litern. Wildschweine verursachen<br />
große Schäden auf den Feldern.<br />
203
06-1 | Bauerntum<br />
Anmerkung: Die nachfolgenden Zahlen stammen aus Aufzeichnungen von Lehrer P. Schmidt.<br />
Erbhöfe in <strong>Schwarzenberg</strong> (Stand von 1934)<br />
Haus Name Größe Viehbestand<br />
Nr. ha Pferde Kühe Schweine Schafe<br />
16 Barthel, Wilhelm 9,38 2 3 11 0<br />
35 Emmeluth, Christian 9,42 0 3 13 0<br />
29 Hofmann, Konrad 8,78 1 3 12 0<br />
17 Hofmann, Heinrich 7,95 0 4 9 0<br />
15 Hofmann, Justus 17,62 2 6 13 2<br />
24 Jacob, Christian 9,14 2 5 14 0<br />
36 Reinbold, Ludwig 7,57 1 3 10 0<br />
28 Reinbold, Marie 12,91 1 3 8 2<br />
22 Riedemann, Karl 11,31 1 5 11 0<br />
2 Salzmann, Karl 7,93 0 7 7 0<br />
11 Seitz, Konrad 7,98 2 3 10 0<br />
Summe 109,99 12 45 118 4<br />
Landwirte in <strong>Schwarzenberg</strong> <br />
Stand 1934<br />
Haus Name Größe<br />
Nr.<br />
ha<br />
25 Alter, Heinrich 3,60<br />
38 Blumenstein, Heinrich 4,57<br />
32 Findling, Johannes 2,38<br />
20 Hofmann, Adam 6,00<br />
40 Jäger, Heinrich 5,41<br />
12 Kördel, Jakob 5,00<br />
22 Landgrebe, Konrad 4,00<br />
32 1/2 Mainz, Wilhelm 2,35<br />
33 Riedemann, Konrad 2,92<br />
27 Ruppel, Ernst 2,44<br />
26 Siemon, Heinrich 3,12<br />
42 Sinning, Wilhelm 4,50<br />
19 Sondermann, Heinrich 4,50<br />
13 Wenzel, Martin 5,00<br />
Summe 55,79<br />
Nach einer guten Kartoffelernte, aber auch<br />
mit dem Auftreten der Schweineseuche in<br />
1937, beginnen in 1938 die Probleme mit den<br />
Arbeitskräften in der Landwirtschaft, die sich<br />
über die ganzen Kriegsjahre hinziehen. Die<br />
jungen Männer werden erst zu Wehrübungen,<br />
später dann als Soldaten eingezogen. So befinden<br />
sich 1941 vierzig Männer im Kriegsdienst.<br />
Man versucht dem Mangel abzuhelfen,<br />
indem Landjahrmädchen, Hitlerjungen, anfangs<br />
auch noch Soldaten, ab 1940 polnische<br />
Kriegsgefangene, Land und Zwangsarbeiter,<br />
französische Kriegsgefangene und später auch<br />
noch die Schulkinder in der Landwirtschaft arbeiten<br />
müssen.<br />
Die Betriebe leiden in diesen Zeiten, neben<br />
den kriegsbedingten Belastungen, häufig unter<br />
Viehseuchen und schlechten Witterungsbedingungen.<br />
Die Maul und Klauenseuche breitet sich 1938<br />
im ganzen Dorf aus und der Gemeindebulle<br />
muss geschlachtet werden. 1940 wird durch<br />
starke Regenfälle im Februar die aufgegangene<br />
Saat von den Feldern gespült. Durch die<br />
schlechte Ernte fehlt auch Stroh für das Vieh.<br />
Die Bauern behelfen sich mit Laub bei der<br />
Einstreu.<br />
In diesem Jahr beginnt auch in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
das Zeitalter des Ackerschleppers. Er<br />
204
Bauerntum | 06-1<br />
wurde von Landwirt Karl Riedemann eigentlich<br />
für die Holzabfuhr angeschafft, fand aber auch<br />
immer mehr in der Landwirtschaft Verwendung.<br />
Karl<br />
Riedemann<br />
(ca. 1950)<br />
Die Holzwirtschaft war bis dahin und auch<br />
noch später eine wichtige Einnahmequelle der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern. So führten in den<br />
Wintermonaten unter anderem die Landwirte<br />
Jakob, Barthel, Hofmann, Reinbold und Riedemann<br />
mit ihren Pferden „Rückarbeiten“ im<br />
Wald aus und sorgten für die Abfuhr des Holzes<br />
aus dem Wald.<br />
Von links: Heinrich Schäfer, Christian Jacob,<br />
Gerhard Hofmann beim Holzrücken (ca. 1963)<br />
Anmerkung: „Rücken“ ist das Transportieren<br />
der von den Holzhauern gefällten Baumstämme<br />
an eine Stelle, wo sie zerkleinert und zu<br />
Holzstößen aufgeschichtet werden konnten.<br />
Heute wird diese Arbeit nur noch ganz selten<br />
mit Pferden ausgeführt, denn auch hier hat eine<br />
moderne Technik Einzug gehalten.<br />
Dazu kommen 27 Haupt und Nebenerwerbsbetriebe,<br />
die einzeln kleiner sind als 7,5 ha,<br />
mit einer Gesamtgröße von 68,86 ha. Somit<br />
gibt es in 1941 38 landwirtschaftliche Betriebe<br />
mit einer Gesamtgröße von 178,55 ha, mit einem<br />
Viehbestand von 13 Pferden, 111 Kühen,<br />
215 Schweinen und 7 Schafen.<br />
Insgesamt gibt es in 1941 38 landwirtschaftliche<br />
Betriebe mit einer Gesamtgröße von<br />
178,55 ha mit 13 Pferden, 111 Kühen,<br />
215 Schweinen und 7 Schafen.<br />
1941 gibt es nur spärliches Wachstum und<br />
Auswuchs beim Getreide. Das Heu muss direkt<br />
von der Wiese an staatliche Stellen abgeliefert<br />
werden. Von der Kartoffelernte müssen<br />
20 Zentner, in späteren Jahren sogar 40<br />
Zentner pro Morgen, abgeliefert werden.<br />
Speisekartoffeln dürfen nicht mehr verfüttert<br />
werden, was die Viehhaltung erschwert. Einmal<br />
wöchentlich werden Gemüse und Salat<br />
von der Heeresverwaltung in Kassel abgeholt.<br />
Für 1 Pfund Salat erhalten die Erzeuger 8<br />
Pfennige, verkauft wird er in Kassel für 30<br />
Pfennige pro Kopf. Immer wieder muss Großvieh<br />
gegen geringe Entschädigungen abgeliefert<br />
werden. Die Kleintierzucht von Enten,<br />
Hühnern und Kaninchen nimmt zu. Im September<br />
geht ein starkes Unwetter, bei dem<br />
viele Hausdächer abgedeckt werden, über<br />
dem Dorf nieder.<br />
1942 sind nach einem harten Winter Klee und<br />
Raps zu 100 %, Roggen zu 40 %, Weizen zu<br />
90 % erfroren. Man bestellt die Felder im April<br />
mit Sommerweizen, Gerste und Raps neu. Die<br />
Ernten werden bereits auf den Feldern beschlagnahmt.<br />
Teilweise muss das Getreide mit<br />
Ausnahme des Saatgutes komplett abgeliefert<br />
werden. Die Preise für Großvieh liegen bei<br />
45 47 RM, der Verkauf von Frühkartoffeln<br />
Landwirtschaftliche Betriebe in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
am 3.12.1941<br />
Die Betriebe mit einer Größe von mehr als 7,5<br />
ha haben sich gegenüber 1934 nicht verändert.<br />
Es sind immer noch die gleichen 11 Betriebe<br />
mit einem Eigentum von 109,99 ha.<br />
(siehe vorherige Tabelle).<br />
Heuernte 1942; Justus Sondermann (auf dem<br />
Wagen); mit auf dem Bild seine Enkel Minna und<br />
Regina (von links)<br />
205
06-1 | Bauerntum<br />
Haupt und Nebenerwerbsbetriebe, die am 03.12. 1941 kleiner<br />
als 7,5 ha sind.<br />
Haus Name Größe Viehbestand<br />
Nr. ha Pferde Kühe Schweine Schafe<br />
25 Alter, Heinrich 3,60 0 3 4 0<br />
14 Alter, Johannes 1,75 0 1 3 0<br />
18 Bangert, Marie 0,75 0 0 1 0<br />
38 Blumenstein Heinrich 4,57 0 5 6 2<br />
31 Bubenheim, Heinrich 1,06 0 1 2 0<br />
32 Findling, Johannes 2,38 0 2 2 0<br />
20 Hofmann, Adam 6,00 0 5 6 0<br />
34 1/6 Jacob, August 0,97 0 1 2 0<br />
Jacob, Witwe 0,58 0 0 1 0<br />
40 Jäger, Heinrich 5,41 0 6 6 0<br />
12 Kördel, Jakob 5,00 0 7 5 0<br />
23 Landgrebe, Konrad 4,00 0 5 5 0<br />
32 1/2 Mainz, Wilhelm 2,35 0 3 4 0<br />
34 Malkus, Johannes 0,54 0 0 3 0<br />
30 Möller, Otto 1,47 0 1 2 0<br />
31 1/2 Reinbold, Karl 1,17 0 1 2 0<br />
33 Riedemann, Konrad 2,92 0 3 5 0<br />
27 Ruppel, Ernst 2,44 0 3 3 0<br />
1 Ruppel, Heinrich 1,00 0 0 2 0<br />
1 1/4 Schneider Herrmann 0,52 0 0 4 0<br />
43 Schulz, Justus 1,46 0 1 2 0<br />
45 Seitz, Johannes 0,86 0 0 2 0<br />
26 Siemon, Heinrich 3,12 0 3 3 0<br />
42 Sinning, Wilhelm 4,50 1 5 7 0<br />
20 1/2 Sohl, Justus 0,94 0 0 2 1<br />
19 Sondermann, Heinrich 4,50 0 4 7 0<br />
13 Wenzel, Martin 5,00 0 6 6 0<br />
27 Betriebe 68,86 1 66 97 3<br />
206
Bauerntum | 06-1<br />
Pause bei der Kartoffelernte (ca. 1955); mit auf dem Bild Heinrich und Elisabeth Kördel, Bruno Groß,<br />
Elisabeth Seitz.<br />
bringt 8 – 9 Pfg und der von Heidelbeeren<br />
30 Pfg pro Pfund. Man versucht die Produktion<br />
von Milch, Eiern und Geflügel zu steigern, indem<br />
man den Erzeugern Prämien zahlt.<br />
1944 ist die Hühnerpest im Dorf, was die Versorgungslage<br />
noch weiter verschlechtert, zumal<br />
die Bevölkerung im Dorf durch Evakuierte<br />
und Flüchtlinge im Ort gestiegen ist. Auch<br />
nach Kriegsende müssen alle Erzeugnisse bis<br />
auf die Selbstversorgerration abgeliefert werden.<br />
So darf von den Hauschlachtungen pro<br />
Person nur 32 kg Fleisch, bei Schlachtgeflügel<br />
pro Person nur 1 Stück einbehalten werden.<br />
Viele Menschen aus den Städten kommen in<br />
die Dörfer und versuchen dort Nahrungsmittel<br />
zu erhalten. Sie bieten den Bauern Schmuck<br />
und andere Dinge im Tausch an. Der sogenannte<br />
„Schwarzmarkt“ entsteht. Die Bauern<br />
bauen verstärkt Ölsaaten an. Die Landwirte<br />
Schäfer und Reinbold geben Teile ihrer Äcker<br />
ab, damit die Menschen, die kein Land besitzen,<br />
Kartoffeln und Gemüse anbauen können,<br />
um sich damit zu ernähren.<br />
Ab 1945 wurden auf Landes und Kreisebene<br />
die Landwirtschaftsämter eingerichtet. Zur<br />
Unterstützung dieser und anderer Behörden<br />
wird, von den Landwirten in der Gemeinde,<br />
ein Ortslandwirt gewählt. Er unterstützt die<br />
Behörden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und<br />
ist häufig Mittler zwischen Landwirtschaft,<br />
Verwaltungen und der Bevölkerung des ländlichen<br />
Raums, beim Bau von Straßen, Bahnund<br />
Leitungstrassen, Ausweisung von Schutzgebieten,<br />
usw.<br />
Für <strong>Schwarzenberg</strong> waren und sind als Ortslandwirte<br />
tätig: 1966 – 1990 Bruno Groß,<br />
1990 – 1997 Willi Sinning, 1998 2004 kommissarisch<br />
KarlHeinz Freudenstein aus Röhrenfurth,<br />
2004 –2015 Reiner Hofmann.<br />
Neben den amtlichen Institutionen, wie Landwirtschaftsämter,<br />
usw. gibt es den, keiner politischen<br />
Partei verpflichteten, Kreisbauernverband<br />
des SchwalmEderKreises. Er vertritt<br />
die Interessen der Landwirte in der Region<br />
und bietet auch Dienstleistungen wie Unternehmensberatung,<br />
Buchführung, Verhandlungen<br />
in Rechts, Verwaltungs, Sozial, Versicherungs<br />
und Steuerangelegenheiten für die<br />
Mitglieder an.<br />
Bei der Ernährung der Bevölkerung spielte<br />
natürlich auch die Viehhaltung zu allen Zeiten<br />
eine große Rolle. Die nachstehende Tabelle<br />
gibt hauptsächlich einen Einblick über die Ent<br />
207
06-1 | Bauerntum<br />
Bestand an Nutzvieh in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Jahr Viehhalter Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen Hühner Gänse Enten Truthähne<br />
1737 23 66 101 53<br />
1744 21 77 80<br />
1881 12 251<br />
1897 24 100 50 100 30<br />
1925 53 22 134 0 223 112 537 118 13<br />
1932 59 20 161 1 276 74 1214 115 15 6<br />
1933 51 12 96 11 150 44 477 79 3 3<br />
1939 58 14 185 12 306 80 699 105<br />
1943 60 12 167 4 213 86 677 146 22<br />
1945 60 12 155 4 165 123 879 255 32 8<br />
wicklung des Viehbestands zwischen 1925<br />
und 1945.<br />
Die Zahlen für diese Jahre sind ein Ausschnitt<br />
aus einer Viehzählliste, die sich bei den Unterlagen<br />
von Lehrer P. Schmidt befand. Die Vergleichszahlen<br />
von 1737 stammen aus dem<br />
Salbuch, die von 1744 aus dem Lager Stückund<br />
Steuerbuch von <strong>Schwarzenberg</strong> und die<br />
von 1881 aus Unterlagen über eine Ablösung<br />
von Huterechten.<br />
Auffallend an den Zahlen sind der Rückgang<br />
der Schafzucht ab 1881, die Schwankungen in<br />
der Schweinehaltung, wobei diese zwischen<br />
1939 und 1945 mit den Ablieferbestimmungen<br />
zu erklären sind. Damit verbunden ist<br />
auch die Zunahme von Ziegen, Hühnern, Enten<br />
und Gänsen in diesem Zeitraum, die auch<br />
zur Fleischversorgung beitrugen. Stattlich war<br />
auch die Zahl der Hühner in 1932. Rechnet<br />
man die 1.214 Hühner auf die Halter um, besaß<br />
jeder von ihnen 20 Tiere.<br />
Nach der Währungsreform in 1948 und dem<br />
damit allmählich beginnenden Wirtschaftsaufschwung<br />
verändert sich auch die Landwirtschaft<br />
im Dorf. Viele Nebenerwerbslandwirte<br />
finden in Melsungen, Kassel oder Baunatal Arbeit<br />
und geben ihre Betriebe auf. Größere<br />
Bauern übernehmen die Ländereien und Wiesen<br />
und bewirtschaften sie.<br />
Georg Seitz mit Pferdegespann in der „Trift“<br />
Das Bauerndorf <strong>Schwarzenberg</strong> in 1950 mit dem<br />
Huberg im Hintergrund<br />
Zwischen 1950 und 1960 gibt es 10 Bauern,<br />
die über 10 Hektar Fläche bearbeiten und die<br />
mit ihren Familien noch ausschließlich von der<br />
Landwirtschaft leben. Die Hälfte aller Erwerbstätigen<br />
arbeitet noch in der Landwirtschaft.<br />
Es gibt 17 kleinere Betriebe mit einer<br />
Größe, die unter 5 Hektar liegt. Neben 16<br />
Pferden gibt es ca. 200 Stück Rindvieh und<br />
208
Bauerntum | 06-1<br />
nur noch 30 Ziegen im Dorf. Die Zahl der<br />
Schlepper steigt auf 20. Mähdrescher und eine<br />
Gefrieranlage werden gemeinsam genutzt.<br />
Ein Gespann mit Ochsen und Kühen beim Einfahren<br />
von Getreide<br />
1963 bewirtschaften, neben 10 Vollerwerbsbauern,<br />
noch 12 Bauern im Nebenerwerb mit<br />
insgesamt 23 Ackerschleppern und nur noch<br />
11 Pferden, die landwirtschaftlichen Flächen.<br />
Sieben der Vollbauern backen noch eigenes<br />
Brot, davon zwei im eignen Backhaus.<br />
In jenen Jahren gab es noch stabile, kostendeckende<br />
Marktpreise für die landwirtschaftlichen<br />
Produkte. Die Erlöse waren die Grundlage<br />
für die Weiterführung der damals<br />
vorhandenen Betriebe. Mit dem Beginn des<br />
Sinkens der Weltmarktpreise für Agrarerzeugnisse<br />
mussten die Betriebe immer mehr produzieren,<br />
um rentabel zu bleiben. Dies war<br />
aber nur mit immer höheren Investitionen<br />
möglich. Die Zahl der Beschäftigten in der<br />
Landwirtschaft nahm ab, die teuren Maschinen<br />
und Geräte zu.<br />
Waren in den sechziger Jahren in Deutschland<br />
noch 10 Prozent der Erwerbstätigen in der<br />
Landwirtschaft tätig, die nicht in der Lage waren,<br />
die Ernährung der Bevölkerung sicher zu<br />
stellen, so sind es heute 2 Prozent, die 90<br />
Prozent der nachgefragten Lebensmittel produzieren.<br />
Produzieren ist, wie ich meine, der<br />
richtige Ausdruck, denn längst sind die Betriebe<br />
Produktionsstätten oder gar Fabriken geworden,<br />
die mit modernsten Methoden und<br />
großem technischen Aufwand Lebensmittel<br />
herstellen.<br />
Dazu zwei Beispiele. In den letzten Jahrzehnten<br />
hat sich der Weizenertrag von etwa<br />
20 Doppelzentnern auf über 75 dz pro Hektar<br />
steigern lassen. Gab eine Kuh früher im Jahr<br />
etwa 2.000 Liter Milch im Jahr, so sind es<br />
heute im Durchschnitt fast 7.000 Liter jährlich,<br />
Spitzenkühe erreichen 10.000 Liter.<br />
Da immer mehr <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern<br />
nach 1970 nicht willens, oder in der Lage waren,<br />
ihre Betriebe neu zu organisieren, was<br />
auch mit der Struktur der Feldgemarkung zu<br />
Heuernte um 2000<br />
209
06-1 | Bauerntum<br />
tun hat, gaben immer mehr Landwirte auf. Ein<br />
Grund war auch, dass die Nachfahren der Vollerwerbsbauern,<br />
zwar noch im elterlichen Betrieb<br />
mitarbeiteten, selbst aber einen anderen<br />
Beruf hatten.<br />
In 1995 gibt es mit Gerhard Hofmann nur<br />
noch einen Vollerwerbslandwirt. Der Schwerpunkt<br />
seines Betriebs ist die Viehzucht. Diese<br />
besteht aus: 95 Bullen, 110 Schweinen und<br />
150 Ferkeln. Bei den Nebenerwerbslandwirten<br />
sind noch 2 Milchkühe, 10 Reitpferde, 38<br />
Schafe, 30 Rinder und Ammenkühe, sowie 65<br />
Schweine vorhanden.<br />
Auf den Feldern wachsen überwiegend Roggen,<br />
Weizen, Gerste, Hafer, Raps und Mais.<br />
Kartoffeln werden nur noch von 2 Nebenerwerbslandwirten<br />
für den Eigenbedarf angebaut.<br />
Die Getreidepreise für 100 kg: Roggen<br />
und Weizen je 18 DM, Raps 25 DM plus Zuschüsse<br />
der Europäischen Gemeinschaft.<br />
In 2012 gibt es keine Vollerwerbsbauern mehr<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Das Ackerland der ca. 170 Hektar großen Fläche<br />
der Feldmark wird im Nebenerwerb von<br />
Reiner Hofmann, Mirko Wenzel, Willi Sinning<br />
und Horst Schäfer bearbeitet. Sie bauen Weizen,<br />
Gerste, Roggen und Raps an. Kartoffeln<br />
und Rüben sind aus der Feldflur verschwunden.<br />
Da es keine Milchviehhaltung im Dorf<br />
mehr gibt, werden die Wiesenflächen der Gemarkung<br />
von dem Bauer Steinhagen aus Grifte<br />
genutzt.<br />
Die noch verbliebenen Landwirte erfüllen mit<br />
ihren Tätigkeiten auch wichtige Aufgaben bei<br />
der Erhaltung unserer Kulturlandschaft. Denn<br />
wo Felder und Wiesen nicht mehr bearbeitet<br />
werden, erobert sich die Natur, die von den<br />
Vorfahren kultivierten Flächen schnell zurück,<br />
was nicht immer von Vorteil ist. An Tieren gibt<br />
es in <strong>Schwarzenberg</strong> nur noch 19 Pferde, 6<br />
Schweine, 3 Schafe und ca. 30 Hühner. Von<br />
den 19 Pferden sind 8 im Besitz von <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Einwohnern.<br />
Ein Teil von IHnen ist auf dem Hof von Karl<br />
Heinz Helper und im ehemaligen Forsthaus,<br />
bei Familie Kappus, untergestellt. Alle diese<br />
Pferde dienen ihren Besitzern nur zur Freizeitgestaltung.<br />
Sie brauchen keine harte Arbeit in<br />
der Landwirtschaft zu verrichten.<br />
Sieht man heute die vielen neuen und modernen<br />
Häuser in den Neubaugebieten, könnte<br />
man meinen, <strong>Schwarzenberg</strong> sei nie ein Bauerndorf<br />
gewesen.<br />
Aber die alten Höfe und Bauernhäuser im<br />
Ortskern sind Zeugen dafür, dass hier Generationen<br />
von Menschen der Natur Erzeugnisse<br />
für das eigene Leben und das Leben von anderen<br />
Menschen abgerungen haben.<br />
Pferde auf der Koppel<br />
210
Arbeiten auf dem Bauernhof | 06-2<br />
Arbeiten auf einem Bauernhof<br />
von Adolf Seitz<br />
Besuchen wir doch einmal einen fiktiven Bauernhof<br />
mit 30 – 40 Acker Land in der 2. Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts und schauen uns einige<br />
der damaligen Arbeitsbedingungen an.<br />
Schon früh am Morgen begann das Tagewerk.<br />
Der Bauer ging nach dem Aufstehen in den<br />
Stall. Im Winter musste er mit Hilfe von Petroleumleuchten<br />
erst einmal für Licht sorgen,<br />
da es noch keine Elektrizität im Dorf gab. Das<br />
Vieh, Pferd, Ochsen, Kühe und Kälber, musste<br />
gefüttert und getränkt werden. Die Kühe wurden<br />
von Hand gemolken. Das Futter, grün<br />
oder trocken, wurde auf der mit Muskelkraft<br />
betriebenen Häckselmaschine geschnitten.<br />
Das Wasser für das Vieh musste, da es noch<br />
keine Wasserleitung gab mit großen, schweren<br />
Holzeimern in mehreren Gängen am Brunnen<br />
oder an der Gosse im Dorf geholt werden.<br />
Dann wurde der Stall gereinigt. Der Mist wurde<br />
mit einem Schubkarren auf den Misthaufen<br />
(Miste) gefahren. Von dort wurde er dann zur<br />
Zeit der Feldbestellung auf die Felder gefahren,<br />
dort verteilt (Mistbreiten) und untergeackert.<br />
Getreideernte in der Vergangenheit<br />
Die Frau des Hauses setzte das Herdfeuer in<br />
Gang, fütterte die Schweine und das Kleinvieh<br />
(Gänse Hühner, Enten), machte ein einfaches<br />
Frühstück fertig und kümmerte sich um die<br />
Kinder. Auch sie holte das Wasser für den<br />
Haushalt am Brunnen oder an der Gosse, was<br />
natürlich viel Zeit in Anspruch nahm. Wenn<br />
auf einem solchen Betrieb eine Magd oder ein<br />
Knecht angestellt waren, so bedeutete das eine<br />
wesentliche Hilfe, die sich aber nur die<br />
besser Gestellten leisten konnten.<br />
An einigen Beispielen möchte ich auch einmal<br />
den Ablauf und den Aufwand bei der Feldarbeit<br />
darstellen. Im Frühjahr oder Herbst<br />
mussten die Felder zur Aussaat vorbereitet<br />
werden. Das hieß, Furche für Furche mit dem<br />
Ackerpflug in den Boden ziehen, die umgepflügte<br />
Erde mit der Egge glätten, das Saatgut<br />
für das Getreide mit der Hand aussäen und<br />
mit der umgedrehten Egge mit Erde bedecken.<br />
Die Rüben (Dickwurzeln) wurden damals<br />
noch mit der Hand gelegt, manche gingen<br />
nicht an und es musste nachgearbeitet<br />
werden. Die Kartoffeln wurden mit dem<br />
Ackerpflug unter die Erde<br />
gebracht und mussten,<br />
genau wie die Rüben, bis<br />
zu ihrer Ernte immer wieder<br />
bearbeitet werden.<br />
Denn das Unkraut wuchs<br />
genauso wie die Nutzpflanzen<br />
und drohte den<br />
Ernteertrag zu schmälern.<br />
Spritzmittel wurden nicht<br />
eingesetzt.<br />
Im Frühsommer kam die<br />
Zeit der der Heuernte.<br />
Schon zu Tagesbeginn<br />
gingen die Mäher auf die<br />
Wiesen und mähten das<br />
Gras mit der Sense. Danach<br />
wurde das gemähte<br />
Gras auf der Wiese verteilt<br />
und bei gutem Wetter mit<br />
211
06-2 | Arbeiten auf dem Bauernhof<br />
dem Holzrechen solange gewendet, bis es von<br />
der Sonne gedörrt war. Dann brachte man es<br />
nach Hause und transportierte es per Muskelkraft<br />
mit Gabeln in die oberen Etagen der<br />
Scheune. Wenn man mit dem Wetter Glück<br />
hatte, dauerte das Heumachen 4 – 5 Tage für<br />
ein Feld. Die täglich anfallenden Arbeiten auf<br />
dem Hof mussten natürlich auch weiter erledigt<br />
werden.<br />
Im Hochsommer folgte dann die Getreideernte.<br />
Das Getreide wurde manchmal noch mit<br />
der Sichel geschnitten oder später mit der<br />
Sense abgemäht. An der Sense war ein Gestell<br />
befestigt, das dafür sorgte, dass das abgemähte<br />
Getreide in sogenannten Mahden<br />
lag. Hinter jedem Mäher arbeitete ein Abnehmer,<br />
der das Getreide mit einem aus Getreidehalmen<br />
gefertigten „Seil“ zu Garben band.<br />
Häufig mussten Kinder diese Seile herstellen.<br />
Einfuhr des Getreides<br />
Bevor es nach Hause ging wurden die einzelnen<br />
Garben noch zu sogenannten Hügeln oder<br />
Haufen zusammengestellt. Genau wie bei der<br />
Heuernte spielte die Sonne auch bei der bei<br />
der Getreideernte eine wichtige Rolle. Denn<br />
sie trocknete sowohl das Stroh als auch die<br />
Körner in den Ähren des Getreides. Gab es zuviel<br />
Regen, wuchs das Getreide in den Ähren<br />
aus, der Ertrag wurde verringert oder die Ernte<br />
gar vernichtet. Wenn das Getreide getrocknet<br />
war, wurde es in die Scheunen eingebracht.<br />
Dazu verwendete man sogenannte<br />
„Leiterwagen“, die vom örtlichen „Wagner“<br />
(Stellmacher) und Schmied hergestellt wurden.<br />
Diese konnten bei richtiger Beladung, die<br />
gar nicht so einfach war, eine große Menge an<br />
Garben aufnehmen. Um zu verhindern, dass<br />
beim Transport des Getreides Körner verloren<br />
gingen, wurden die Wagen mit einem Tuch,<br />
dem sogenannten Wagentuch, ausgekleidet.<br />
Im Spätsommer folgte dann noch eine weitere<br />
„Grasernte“. Das sogenannte „Grummet“<br />
wurde genau wie das Heu bearbeitet und geerntet.<br />
Im Herbst mussten dann die Kartoffeln aus<br />
der Erde geholt werden. Dies geschah, entweder<br />
indem man die Kartoffeln mit Hacke oder<br />
Gabel ausgrub oder mit dem Ackerpflug ausackerte.<br />
Sie lagen dann zwischen dem Erdreich<br />
und wurden in Handarbeit aufgelesen. Nach<br />
der Kartoffellese mussten dann die Rüben<br />
oder Dickwurzeln noch in den Vorratskeller<br />
gebracht werden. Die Rüben wurden ausgerissen<br />
oder ausgegabelt. Das Kraut wurde abgeschnitten<br />
oder mit einem Stoßeisen von<br />
der Frucht getrennt und als Grünfutter für das<br />
Vieh verwendet. Die Rüben wurden entweder<br />
im Keller oder im Freien auf großen Haufen,<br />
sogenannten „Mieten“, gelagert. Die Rübenhaufen<br />
wurden mit Stroh und Erde bedeckt<br />
und so gegen den Frost geschützt. Wenn alle<br />
Felder abgeerntet waren, begann die Vorbereitung<br />
der Äcker für die Aussaat des Wintergetreides.<br />
Im November begann dann die Zeit des Dreschens.<br />
Die Garben wurden aufgeschnitten, in<br />
der Tenne auf dem „Klengetuch“ verteilt und<br />
die Körner mit Dreschflegeln<br />
aus den Ähren geschlagen. Danach<br />
wurde mit Hilfe der Worfschaufel<br />
noch die Spreu von<br />
den Körnern getrennt, Verunreinigungen<br />
entfernt und die<br />
Körner auf dem Fruchtboden<br />
gelagert.<br />
Der Winter war auch die Zeit<br />
der Reparaturen. Gebäude und<br />
Geräte mussten repariert und<br />
in Ordnung gebracht werden.<br />
Außerdem ging es im Winter in<br />
den Wald, um Holz als Heizmaterial<br />
und Werkstoff zu schlagen.<br />
Ein Höhepunkt im Jahreskreis<br />
waren die Schlachtefeste, bei dem durch das<br />
212
Arbeiten auf dem Bauernhof | 06-2<br />
Töten (Schlachten) und die Verarbeitung von<br />
Schweinen, die im Laufe des Jahres verzehrten<br />
Vorräte an Fleisch und Wurst wieder aufgefüllt<br />
wurden. Das nicht zu Wurst verarbeitet<br />
Fleisch und die abgeschälten Knochen wurden<br />
„gepökelt“, das heißt mit Hilfe von Salz haltbar<br />
gemacht.<br />
Soweit ein Einblick auf Tätigkeiten, die auf einem<br />
Bauernhof auch noch bis in das 20. Jahrhundert<br />
hinein anfielen. Sie zogen sich über<br />
das ganze Jahr hin und waren mit großer körperlicher<br />
Anstrengung verbunden.<br />
Dreschen mit dem<br />
Dreschflegel<br />
Erleichterung durch Maschinen<br />
Änderungen und Erleichterungen gab es erst,<br />
als die Mechanisierung auch in der Landwirtschaft<br />
Fuß fasste. Mit dem Einsatz des Göpels<br />
begann in der Landwirtschaft das Maschinenzeitalter.<br />
Der Göpel bestand aus einer senkrecht<br />
stehenden Welle, die durch im Kreis gehende<br />
Tiere (meistens Pferde), angetrieben<br />
wurde. Durch Riemen oder Wellen wurde<br />
dann die Kraft auf Schrotmühlen, Häckselund<br />
Dreschmaschinen übertragen.<br />
Der von Hermann Jacobi in 1834 erfundene<br />
Elektromotor, der seinen Siegeszug aber erst<br />
nach der Erfindung der Dynamomaschine<br />
durch Werner von Siemens, in 1866 antrat,<br />
sorgte für große Veränderungen und Erleichterungen<br />
im Leben der Bauern. Die Elektromotoren<br />
fanden Anwendung bei Aufzügen, mit<br />
denen Heu und Stroh in die oberen Etagen der<br />
Scheunen befördert wurden und Geräten zur<br />
Futterherstellung (Schrotmühle, Rübenmühle,<br />
Häcksler).<br />
Die Erfindung der elektrischen Melkmaschine<br />
sorgte bei der Milchviehhaltung für eine große<br />
Arbeitserleichterung und Zeitersparnis.<br />
Eine weitere Stufe der Mechanisierung wurde<br />
mit einem in 1831 in Amerika entwickelten<br />
Getreidegarbenmäher erreicht. Er war ein<br />
Vorläufer des Getreidebinders, der in 1863<br />
von seinem Erbauer, Cyrus McCormick, in<br />
Deutschland vorgeführt wurde.<br />
Die Erfindung des Knoters, einem Maschinenteil,<br />
das in der Lage war, Garn zu knoten,<br />
durch den 18jährige John Appleby in 1857,<br />
war die Vorrausetzung für die Entwicklung<br />
dieses Mähbinders. In einem Arbeitsgang<br />
mähte er das Getreide, sammelte es zu Garben<br />
und band die Garben mit einem Seil.<br />
Während sich der Mähbinder in Amerika sehr<br />
schnell durchsetzte, ging in Deutschland die<br />
Weiterentwicklung der Maschinen für die Getreideernte<br />
erst einmal über die Mähmaschine<br />
mit Anhaublech (1882), die Handablage und<br />
den sogenannten Flügler. Ab 1930 kamen<br />
auch in Deutschland die Mähbinder zum Einsatz.<br />
Pferdegöpel oder Rossmühle<br />
Die Erfindung und Weiterentwicklung der<br />
Elektro und Verbrennungsmotore eröffneten<br />
auch der Landwirtschaft viele Möglichkeiten<br />
der Arbeitserleichterungen.<br />
Mähbinder von Schlepper gezogen<br />
213
06-2 | Arbeiten auf dem Bauernhof<br />
Die Erfindung der Dreschmaschine, die das<br />
Dreschen des Getreides nicht nur enorm verkürzte,<br />
sondern auch sehr vereinfachte, war<br />
der Beginn eines weiteren Umbruchs in der<br />
Landwirtschaft. Ihre Entwicklung ging von den<br />
handbetriebenen Stiftdreschern, über die<br />
Schlagleistendrescher, bis zu der in 1929 von<br />
der Firma Lanz gebauten ersten Dreschmaschine<br />
in Ganzstahlbauweise. Konnte man früher<br />
mit den Stiftdreschern nur die Körner aus<br />
dem Stroh herausschlagen, die dann noch von<br />
der Spreu und den Strohresten mit Hilfe von<br />
Windfegen getrennt wurden, gelang es mit<br />
der Weiterentwicklung der Dreschmaschinen<br />
alle Bestandteile des Getreides (Körner, Stroh<br />
und Spreu) in einem Arbeitsgang getrennt<br />
von einander zu gewinnen. Das Stroh wurde<br />
durch die angebaute Presse zu handlichen<br />
Ballen gepresst, die Spreu wurde aufgefangen<br />
und als Viehfutter genutzt. Die Körner liefen<br />
durch Reinigungssiebe direkt in die an der Maschine<br />
angehängten Säcke. Die ersten<br />
Dreschmaschinen wurden von sogenannten<br />
Lokomobilen (Dampfmaschinen) angetrieben.<br />
Ihnen folgte der Antrieb durch Ackerschlepper,<br />
bis auch hier der elektrische Strom seine<br />
Verwendung fand.<br />
In Deutschland wurde zur Ernte in 1936 erstmals<br />
ein von der Firma Claas entwickelter<br />
MähDreschBinder eingesetzt. Die ersten<br />
selbstfahrenden Mähdrescher der gleichen<br />
Firma kamen in 1953 auf den Markt. Kleinere<br />
landwirtschaftliche Betriebe schlossen sich<br />
zusammen und kauften gemeinsam einen<br />
Mähdrescher. Anfangs war das Mähdreschen<br />
eine sehr laute und staubige Arbeit, das dem<br />
Fahrer auch in körperlicher Hinsicht einiges<br />
abverlangte. Die heutige Generation der<br />
großen Mähdrescher ist oft mit schallschluckenden,<br />
klimatisierten Kabinen ausgestattet.<br />
Modernste Computertechnik überwacht die<br />
Arbeitsvorgänge und sorgt für einen rationellen<br />
Einsatz der Maschinen. Mit der Einführung<br />
der Mähdrescher ging das Zeitalter der<br />
Dreschmaschinen zwischen 1950 und 1960<br />
allmählich zu Ende.<br />
Dreschmaschine<br />
angetrieben<br />
von<br />
einem Ackerschlepper<br />
Mähdrescher um 1960<br />
In Amerika, wo große zusammenhängende<br />
Landflächen zu bewirtschaften waren, gab es<br />
schon um 1830 Überlegungen, wie man die<br />
Arbeitsgänge Getreideschnitt und dreschen<br />
zusammenfassen könnte. In 1836 ließen die<br />
Amerikaner Moore und Hascall in Michigan eine<br />
Maschine patentieren, die mähen und dreschen<br />
konnte. Sie war ein wahres Ungetüm<br />
und wurde von bis zu 40 Maultieren oder Pferden<br />
gezogen. So entstand aus der Kombination<br />
von Mähmaschine und Dreschmaschine der<br />
Mähdrescher, der die Körner direkt auf dem<br />
Feld erntete. 50 Jahre später, in 1886, baute<br />
George Stockton Berry den ersten selbstfahrenden<br />
Mähdrescher, der von einer Dampfmaschine<br />
angetrieben wurde.<br />
Moderner Mähdrescher 2011<br />
214
Arbeiten auf dem Bauernhof | 06-2<br />
technisierte Maschinen mit vielen Einsatzmöglichkeiten.<br />
Die Weiterentwicklung der Anbautechnik<br />
brachte dann die sogenannten<br />
Vollernter, die in der Rüben und Kartoffelernte<br />
Einzug gehalten haben, hervor. Zu<br />
dieser Kategorie zählt natürlich auch der Mähdrescher.<br />
Lanz Bulldog von 1921<br />
Genau wie die Mähmaschinen und ersten<br />
Mähdrescher wurden auch die im Laufe der<br />
Zeit entwickelten Sämaschinen, Grasmäher,<br />
Heuwender, Heu oder Ährenrechen und Kartoffelroder<br />
durch Zugtiere (Pferde,<br />
Ochsen, Kühe) bewegt.<br />
Der Einzug der Technik in die Landwirtschaft<br />
veränderte das Leben der Menschen nachhaltig.<br />
Die notwendigen Arbeiten wurden in kürzerer<br />
Zeit und mit weniger Muskelkraft geschafft.<br />
Die gewonnene Zeit konnte man zur<br />
Erholung nutzen, aber auch zur Verbesserung<br />
des Wohlstands, indem man kleinere Betriebe<br />
im Nebenerwerb führte und sich durch ein Arbeitsverhältnis<br />
außerhalb der Landwirtschaft<br />
ein zusätzliches Einkommen verschaffte.<br />
Das änderte sich mit der Etablierung<br />
des Verbrennungsmotors in der Landwirtschaft.<br />
Vorreiter war die Firma<br />
Lanz mit ihrem bereits in 1921 gefertigten<br />
LanzBulldog. Dieser war nicht<br />
ackertauglich, sondern diente als mobile<br />
Antriebsmaschine. Seine Nachfolger<br />
wurden ungefähr ab 1925 als erste<br />
Schlepper oder Traktoren mit dieser<br />
Antriebsart in Deutschland eingesetzt.<br />
Die weiterentwickelten LanzBulldogs<br />
wurden auch nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wieder gebaut. Sie dienten als<br />
Vorbild für viele andere Schleppertypen.<br />
Wegweisend in der Treckerentwicklung<br />
waren später auch die Erfindungen der<br />
hinteren Dreipunktaufhängung mit Hydraulik<br />
(Dreipunkthydraulik) und der<br />
Zapfwelle, die sich ungefähr ab 1960<br />
allgemein durchsetzten. Somit wurde<br />
aus der früher reinen Zugmaschine ein sehr<br />
vielseitig nutzbarer Geräteträger, mit dem<br />
Anbaugeräte wie Wendepflug, Sämaschine,<br />
Getreidebinder, Mähwerk, Heuwender und<br />
Ballenpresse betrieben werden konnten. Die<br />
heutigen modernen Schlepper sind hoch<br />
Lanz Bulldog nach dem 2.Weltkrieg<br />
Heute, im 21. Jahrhundert, ist die Landwirtschaft<br />
nur noch mit hoch entwickelter Technologie<br />
zu betreiben. Die körperliche Arbeit<br />
hat in dem Maße nachgelassen, wie die Technik<br />
sich weiterentwickelt hat. Dafür hat sich<br />
aber die rentable Größe eines landwirtschaftlichen<br />
Betriebs um ein Vielfaches erhöht und<br />
es gibt immer weniger Landwirte, die ihre Betriebe<br />
im Vollerwerb betreiben.<br />
Sie müssen betriebswirtschaftliche Vorausset<br />
215
06-2 | Arbeiten auf dem Bauernhof<br />
zungen erfüllen und vielerlei Auflagen des Gesetzgebers<br />
beachten. Um dies alles leisten zu<br />
können, hat eine weitere „Maschine“ schon<br />
längst ihren Einzug in die Landwirtschaft gehalten.<br />
Es ist der Computer. Aber das ist eine<br />
ganz andere Geschichte.<br />
Schließen möchte ich mit dem Zitat eines unbekannten<br />
älteren <strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern,<br />
der in 1942 zu Lehrer Peter Schmidt folgendes<br />
gesagt hat:<br />
“Die ganze heutige Arbeit mutet mich wie Kirmesmontagsarbeit<br />
an“. Er wollte damit wohl<br />
sagen, dass die damalige Arbeit viel einfacher<br />
und mit weniger Anstrengungen als in weiter<br />
zurückliegenden Zeiten getan werden konnte.<br />
Was dieser Bauer wohl zu der heutigen Landwirtschaft<br />
sagen würde?<br />
Schlepper 2011<br />
216
7<br />
Dorfhandwerk,<br />
Gewerbe und Berufe<br />
217
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
von Adolf Seitz<br />
Unsere Vorfahren waren in der Lage, viele<br />
Dinge für den täglichen Bedarf selbst herzustellen.<br />
Es gab aber Menschen, die aufgrund<br />
ihrer Fähigkeiten gewisse Tätigkeiten besser<br />
ausüben konnten, als andere. Sie spezialisierten<br />
sich und stellten für ihre Mitbewohner Produkte<br />
her, oder führten für sie Arbeiten aus.<br />
Sie waren die ersten Handwerker.<br />
So gab es für den Bau von Häusern und ihre<br />
Innenausstattung Maurer, Zimmermänner,<br />
Ziegler (Ziegelbrenner), Maler (Weißbinder),<br />
Schreiner und Töpfer. Leineweber, Schneider<br />
und Schuhmacher waren diejenigen, die Stoffe,<br />
Kleidung und Schuhe herstellten. Schmiede,<br />
Wagner oder Stellmacher sorgten dafür,<br />
dass landwirtschaftliches Gerät zur Verfügung<br />
stand, und bei Bedarf repariert wurde. Ihre<br />
Tätigkeit war deshalb bei den Bauern hoch<br />
geachtet.<br />
All diese Handwerker hatten im Dorf vollauf zu<br />
tun. Sie schufen Neues und reparierten Altes.<br />
Schöne Fachwerkhäuser wurden gebaut, Möbel<br />
und Gegenstände für den täglichen Gebrauch<br />
hergestellt, teilweise sogar mit künstlerischem<br />
Wert. Kleidung und Schuhe waren<br />
Maßanfertigungen, wurden aber oft an die<br />
nächste Generation weitergegeben.<br />
Das sprach auch für hohe Qualität, auf die<br />
man in früheren Zeiten großen Wert legte,<br />
denn jede Handwerkerleistung musste mit<br />
Geld bezahlt werden. Und das stand den Bauern<br />
nicht unbegrenzt zur Verfügung. So waren<br />
Geldsorgen der Bauern auch oft die Geldsorgen<br />
der Handwerker.<br />
Der Wirkungsraum der Handwerker war überwiegend<br />
das eigene Dorf, in dem sie meist eine<br />
kleine Werkstatt hatten. Diese war längst<br />
nicht so gut ausgestattet, wie die ihrer Kollegen<br />
in den Städten. Sie waren wirklich noch<br />
Handwerker, denn viele Tätigkeiten mussten<br />
tatsächlich von Hand, und auch vor Ort, also<br />
außerhalb der Werkstatt erledigt werden. Weil<br />
oft sowohl die Bauern, als auch die Handwerker<br />
von ihren jeweiligen Tätigkeiten nicht leben<br />
konnten, gab es auch in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Handwerker, die gleichzeitig Bauern und Bauern,<br />
die gleichzeitig Handwerker waren.<br />
Mit der zunehmenden Industrialisierung ging<br />
die Selbstproduktion der Handwerker immer<br />
weiter zurück. Sie verkauften auswärts hergestellte<br />
Produkte und verdienten ihren Lebensunterhalt<br />
bis zur Aufgabe ihrer Betriebe<br />
überwiegend mit Reparaturen.<br />
Neben den Handwerkern gab es Händler oder<br />
Kaufleute, bei denen man Dinge, die man zum<br />
Leben brauchte und nicht selbst herstellte,<br />
kaufen konnte. Anfangs war diese Personengruppe<br />
nicht ortsansässig, sondern zog mit<br />
ihren Waren über Land.<br />
Handwerker und Berufe in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Im § 17 des Lager Stück und Steuerbuchs<br />
von 1744 für <strong>Schwarzenberg</strong> werden folgende<br />
Berufe und Handwerke aufgeführt:<br />
17 Ackermänner, 1 Schneider, 1 Ziegelbrenner,<br />
1 Schiffsmann, 1 Branntweinbrenner,<br />
7 Leineweber, 1 Brechenmacher und<br />
1 Taglöhner.<br />
Leider sind die Namen der Ackermänner und<br />
anderen Berufstätigen in diesem Abschnitt des<br />
Buchs nicht genannt. Die im Verlauf dieses<br />
Artikels von mir genannten Handwerker und<br />
Personen habe ich in verschiedenen Unterlagen<br />
von Lehrer P. Schmidt gefunden, zusammengestellt<br />
und ergänzt.<br />
Die ausführlichen Beschreibungen der heute in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> nicht mehr vorhandenen Berufe<br />
des Zieglers, Korbmachers, Töpfers, Fischers,<br />
Hirten und Schäfers, Tagelöhners,<br />
Dorfknechts und Feldhüters wurden ursprünglich<br />
von P. Schmidt verfasst und von<br />
mir überarbeitet.<br />
Bei der Beschreibung der Handwerks und anderer<br />
Berufe in unserem Dorf möchte ich mit<br />
den Handwerkern beginnen, die dafür sorgten,<br />
dass auch die Menschen in früheren Zeiten<br />
ein Dach über dem Kopf hatten.<br />
218
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
Zimmermänner<br />
Die Menschen, die sich früher die ersten Häuser<br />
aus grob behauenen Balken bauten, waren<br />
eigentlich alle Zimmermänner oder Zimmerer.<br />
Denn sie taten das, was ein<br />
Zimmermann auch heute noch tut. Er fertigt,<br />
errichtet und repariert Teile von Bauwerken,<br />
wie Dachstühle und Fachwerk. Der Zimmererberuf<br />
erfuhr seine Blütezeit im Mittelalter, als<br />
in Städten und Dörfern größere und kleinere<br />
Fachwerkbauten entstanden. In <strong>Schwarzenberg</strong><br />
leisteten u.a. die nachstehenden Zimmermänner<br />
bei der Errichtung und Reparatur<br />
von Fachwerkbauten (Häuser und Scheunen)<br />
gute Arbeit.<br />
1831 Justus Hilgenberg; 1832 Conrad Peter;<br />
1834 – 1844 Jost Heinrich Zilch;<br />
1847 ? Barthel, Adam Peter, Heinrich Kieber;<br />
1854 M. Bauer, ? Bettenhausen;<br />
1866 Georg Scheuer; 1872 Jost Heinrich<br />
Sinning; 1873 Jakob Peter, Johann Ehrhardt;<br />
1889 Christian Rothämel; 1925 Heinrich<br />
Zilch;<br />
Maurer<br />
Als man begann, beim Hausbau zumindest die<br />
Mauern der untersten Etage aus Feld oder<br />
Bruchsteinen zu errichten, waren die Maurer<br />
gefragt. Sie legten auch das Fundament aus<br />
Steinen, auf dem das Haus alle Stürme und<br />
Unwetter überstehen sollte. Später mauerten<br />
sie auch die Gefache der Fachwerkhäuser mit<br />
Lehm oder Ziegelsteinen aus und errichteten<br />
Häuser aus Backsteinen.<br />
1853 Valentin Mainz; 1858 Christian Worst;<br />
1864 Wilhelm Mainz; 1873 Georg Schulz;<br />
1874 Justus Riedemann; 1886 Christian<br />
Mainz; 1878 Johann George Worst.<br />
Der Ziegler – Ziegelbrenner<br />
Ziegelei<br />
Der Ziegler Conrad Hellwig besaß die Konzession<br />
zum Betreiben der Ziegelhütte lt. Staatsarchiv<br />
Marburg schon in 1700. Nach ihm erhielten<br />
1755 Johannes Köhler und 1792<br />
Johannes Jost Köhler die Genehmigung zum<br />
Ziegelbrennen. Namentlich bekannt sind auch<br />
noch folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er Ziegler: 1790<br />
Konrad Köhler, 1815 Johannes Köhler.<br />
Um die in Fachwerkbauweise erbauten Häuser<br />
vor Regen, Schnee, Hitze und Kälte zu schützen,<br />
setzte man ein Dach darauf. Es bestand<br />
aus dem Dachstuhl und der Dacheindeckung.<br />
Die ersten Siedler und Bauern deckten ihre<br />
Dächer mit Schilf oder Stroh.<br />
An diesem Modell wird die Handwerkskunst der<br />
Zimmermänner deutlich<br />
Wann es die ersten aus Ton gebrannten<br />
Dachziegeln gab, lässt sich nicht einwandfrei<br />
219
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
nachweisen. Mit den Römern kamen sie aber<br />
auch nach Deutschland. Karl der Große<br />
schrieb beispielsweise in 794 n. Chr. für seine<br />
Wirtschaftshöfe Tondachziegel als Dachdeckung<br />
vor und Bischof Bernward von Hildesheim<br />
richtete zu Beginn des 11. Jahrhundert<br />
eine Ziegelbrennerei ein, um Flach und Hohlziegel<br />
für seine Bauten herzustellen.<br />
Diese Dachziegel wurden, wie auch Ziegelsteine,<br />
von den Zieglern (Ziegelbrennern) hergestellt.<br />
In <strong>Schwarzenberg</strong> wurde dieses Handwerk<br />
in einer Ziegelhütte am Dorfanfang aus<br />
Richtung Melsungen ausgeübt. Schon Conrad<br />
Hellwig wohnte in der Ziegelhütte, dem ehemaligen<br />
Haus Nr. 1, das später einer Familie<br />
Barthel, dann Heinrich Ruppel und Frau Elise<br />
Leberl gehörte. Heute wird es von der Familie<br />
Mander bewohnt und trägt die Hausnummer<br />
Seckenbach 2. Es wurde früher auch als „Ziegelbarthels<br />
Haus“ oder „Ziegelhütte“ bezeichnet.<br />
In der Nähe des Gebäudes gab es am Berg<br />
große, fettreiche Lehmlager. Ihr Inhalt eignete<br />
sich vorzüglich zur Ziegelherstellung. Der<br />
Lehm wurde im Herbst gestochen, aufgeschichtet<br />
und über Winter der Witterung ausgesetzt.<br />
Im Frühjahr wurde der Lehm in der<br />
Ziegelei eingesumpft, von Steinen und Klumpen<br />
gesäubert, mit blanken Füßen gut durchgetreten<br />
und wieder auf einen Haufen zusammengeschaufelt.<br />
Nicht weit von der Lehmgrube lag ein weiter,<br />
ebener und freier Platz, auf dem genügend<br />
Raum für das Formen der Ziegel war. Dies geschah<br />
in einfachen Holzformen, die der Größe<br />
der Ziegel entsprachen. Vorsichtig legte man<br />
die mit Lehm gefüllten Formen nebeneinander<br />
auf die Erde, hob die Formen ab, und ließ die<br />
Ziegel von Luft und Sonne trocknen. Bei diesem<br />
Trockenprozess, der je nach Wetter verschieden<br />
lang war, musste darauf geachtet<br />
werden, dass keine Risse in den Rohlingen<br />
entstanden. Passierte dies, wurde der Ziegel<br />
unbrauchbar und musste aussortiert werden.<br />
Waren alle Ziegel trocken, so ging man daran<br />
den Feldbrand aufzubauen. Um eine Feuerstelle,<br />
die mit Holz aufgefüllt war, legte oder<br />
stellte man die einzelnen Ziegel neben und<br />
übereinander pyramidenförmig auf. Diese Pyramiden<br />
waren oft bis zu zwei Meter und mehr<br />
hoch. Innerhalb des Feldbrandes ließ man<br />
zum Durchbrennen, nach allen Seiten hin, Züge<br />
frei und bedeckte, nachdem man das Holz<br />
entzündet hatte, ähnlich wie bei einem Kohlenmeiler,<br />
alles mit einer Schicht Erde. Aus<br />
Ritzen und Fugen stieg hier und da Rauch auf.<br />
Dies war das Zeichen dafür, dass das Feuer<br />
noch brannte. Es dauerte einige Tage bis die<br />
Ziegel die nötige Härte besaßen. Nach dem<br />
Brennen wurde mit dem Abbau der Feldbrandes<br />
begonnen. Nicht verwendbare Ziegel wurden<br />
aussortiert. Zu fest gebrannte Exemplare<br />
bezeichnete man damals auch schon als Klinker.<br />
Die in <strong>Schwarzenberg</strong> hergestellten<br />
Dachziegel hatten als Zeichen auf ihrer Oberseite<br />
einen kleinen Buckel. Weitere Einzelheiten<br />
über ihre Form und Größe sind nicht bekannt.<br />
Den Beruf des Zieglers gibt es nicht mehr, die<br />
Arbeitstätten sind verschwunden, aber die<br />
Ortsbezeichnung Ziegelhütte ist alten<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>ern noch bekannt.<br />
Die beiden Mädchen zeigen, wie früher der Lehm<br />
durchgetreten wurde<br />
Weißbinder<br />
Der Beruf des Weißbinders oder Malers erlebte<br />
seinen Aufschwung im 14. Jahrhundert, als in<br />
den Städten neben Kirchen, Rathäusern und<br />
220
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
Burgen auch Privathäuser von reichen Kaufleuten<br />
mit Wandmalereien geschmückt wurden.<br />
Vorher war das Tünchen der Wände mit<br />
Kalk, Sache der Maurer. Erst später entstand<br />
der Beruf des Tünchers oder Weißbinders. Der<br />
Begriff Weißbinder ist eine überwiegend hessische<br />
Bezeichnung für den Maler. Er entstand,<br />
weil der Maler noch bis etwa Mitte des letzten<br />
Jahrhunderts die weißen Farbpigmente, wie<br />
etwa vom Kalk, mit Bindemitteln zur Anstrichfarbe<br />
binden musste. Als es in der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts möglich war, Tapeten in<br />
großen Mengen herzustellen, erweiterte sich<br />
das Arbeitsfeld der Maler auch auf das Tapezieren<br />
von Wänden.<br />
1832 Conrad Peter<br />
1834 Jost Heinrich Zilch<br />
1847 Johannes Riedemann<br />
1859 Joh. Heinrich Seitz<br />
1862 Valentin Barthel<br />
1869 Andreas Peter<br />
1872 Conrad Riedemann<br />
1883 Conrad Meyfarth<br />
1909 Arnold Gude<br />
1909 Christian Jacob<br />
1956 Georg Meyfarth<br />
(In anderen Gegenden ist ein Weißbinder ein<br />
Handwerker, der das helle Holz von Fichten,<br />
Tannen oder Lärchen zu Gebinden (Fässern<br />
oder Eimern) verarbeitet. Der Beruf des Weißbinders<br />
ist dort eine Spezialform des Küfers<br />
(Böttchers)).<br />
Er war zuständig für das Anfertigen und Einsetzen<br />
von Türen und Fenstern, den Bau von<br />
Holztreppen und der Anfertigung von Möbeln.<br />
Er baute früher die „Schreine“ (Truhen, Kisten,<br />
Schränke, Särge) und war deshalb ein<br />
Schreiner.<br />
1845 Heinrich Kache (Schreinergeselle);<br />
1887 Georg Dittmar; 1938 Johannes Worst;<br />
1950 Horst Arsand. Weiter werden genannt:<br />
Blumenstein, Sohl, August Waldschmidt.<br />
Eine moderne Schreinerwerkstatt<br />
Schmiede<br />
Schreiner<br />
War der Zimmermann für die Errichtung von<br />
äußeren Bauteilen aus Holz zuständig, so begann<br />
die Arbeit des Schreiners, wenn das<br />
Haus stand.<br />
Schmied bei der Arbeit<br />
Mit dem Beginn der Eisenzeit vor etwa 2.800<br />
Jahren entwickelte sich der Beruf des<br />
Schmieds. Er war im ländlichen Raum unverzichtbar<br />
und hatte einen vielseitigen Arbeitsbereich.<br />
Eine Schreinerwerkstatt früher<br />
So gab es u.a. Hufschmiede, Waffenschmiede,<br />
Messerschmiede, Nagelschmiede, usw. Er<br />
stellte die die verschiedensten Werkstücke her<br />
und arbeitete eng mit anderen Handwerkern<br />
zusammen. So stellte er die Eisenreifen her,<br />
221
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
die von den Stellmachern für die von ihnen<br />
gefertigten Speichenräder aus Holz benötigten<br />
wurden.<br />
1751 Schmied Konrad Fend<br />
1819 Schmiedemeister Johann Peter Horn<br />
1843 Hufschmied Heinrich Knoche<br />
1847 Grobschmied Johannes Bock<br />
1848 Hufschmied Adam Knoche<br />
1869 Schmied Peter Horn<br />
1869 Schmied Conrad Sondermann<br />
1897 Schmied Justus Sondermann<br />
1944 Schmiedemeister Heinrich Sondermann<br />
In 1919 gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> auch einen<br />
Kaffeemühlenschmied mit Namen Landgrebe.<br />
Er konnte Kaffeemühlen mit einem geschmiedeten<br />
eisernen Mahlwerk herstellen. Die ersten<br />
Mühlen dieser Art tauchten Mitte des 17.<br />
Jahrhunderts in Nürnberg auf und fanden mit<br />
der Beliebtheit des Kaffees langsam ihre Verbreitung<br />
in Deutschland.<br />
Stellmacherwerkstatt<br />
Meisterbrief von Heinrich Sondermann (1931)<br />
Stellmacher und WagnerStellmacher gab es<br />
schon 4.000 Jahre vor unserer Zeit, als im<br />
Vorderen Orient die ersten Karren, anfangs<br />
mit Scheibenrädern, bald danach mit Speichenrädern,<br />
gebaut wurden. Durch die mittelalterliche<br />
Zunftordnung wurden die Stellmacher<br />
im 12. und 13. Jahrhundert aufgeteilt in<br />
„Rademacher“ und „Wagner“. Die einen fertigten<br />
die Räder und die anderen, die dazugehörigen<br />
anderen Teile eines Wagens. Sie waren<br />
sozusagen die Mechaniker des<br />
Mittelalters. Im frühen 19. Jahrhundert wurden<br />
beide Tätigkeiten unter dem Berufsbild<br />
Stellmacher wieder vereinigt.<br />
1859 Justus Emmeluth<br />
1885 Sebastian Kördel<br />
1920 Valentin Waldschmidt<br />
1955 Heinrich Kördel<br />
Heinrich Sondermann beschlägt ein Pferd<br />
Ein Holzrad<br />
entsteht<br />
222
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
Brechenmacher<br />
Johann Jost Noll übte diesen Beruf in 1766<br />
aus.<br />
Ein Brechenmacher stellte Flachsbrechen her.<br />
Das war ein einfaches Werkzeug, welches<br />
man zur Verarbeitung der Lein oder Flachspflanze<br />
benötigte, aus der das Gewebe oder<br />
das Tuch „Leinen“ hergestellt wurde. Die<br />
Flachsstängel sind so aufgebaut, dass ein<br />
hohler Holzkern von Fasersträngen des Bastgewebes<br />
umgeben ist. Um die Fasern nutzen<br />
zu können, muss daher das Holz zuerst zerkleinert<br />
(Brechen) und gelockert, danach entfernt<br />
werden. Das Brechen zielt nicht darauf,<br />
die Pflanzenstängel durchzubrechen, da dabei<br />
die Fasern zerbrochen würden; es geht darum,<br />
den Stängel nur anzubrechen oder zu<br />
quetschen, um alle hölzernen Teile von den<br />
Fasern zu lösen.<br />
Da sich beim Brechen nicht alle hölzernen<br />
Stängelteile von den Fasern lösten, war das<br />
Schwingen der Fasern der nächste Arbeitsschritt.<br />
Mit ihm wurden die die noch haftenden<br />
Holzteilchen herausgeklopft. Danach wurden<br />
die Fasern noch durch die Hechel<br />
gezogen, um sie zu parallelisieren und weiter<br />
zum Verspinnen, dem nächsten Arbeitsschritt,<br />
vorzubereiten. Nachdem durch das Verspinnen<br />
die Flachsfaser zu einem Faden geworden<br />
war, konnte man ihn am Webstuhl zu Leinen<br />
verarbeiten. Der Aufbereitungsprozess von<br />
Flachs bis zur spinnbaren Faser ist seit alters<br />
her gleich geblieben; er wird heute nur mit<br />
moderner Technik vollzogen.<br />
Leineweber<br />
Die Weberei ist eine der ältesten Techniken<br />
zur Herstellung von Textilien. Die Webtechnik<br />
kam vermutlich mit dem Ackerbau und der<br />
Viehzucht aus dem Osten nach Europa. Beim<br />
Ausgraben der süddeutschen Pfahlbausiedlungen<br />
aus der Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.)<br />
fand man schon Geräte zum Weben. Mit der<br />
Erfindung des Flachwebstuhls im hohen Mittelalter<br />
(11. – 13. Jahrhundert) änderte und<br />
vereinfachte sich die Produktionstechnik, mit<br />
der man aus dem auf den Feldern angebauten<br />
Flachs, Stoffe herstellen konnte. Auch Schafwolle<br />
wurde verarbeitet. Mit den gewebten<br />
Stoffen bekam der Schneider das Rohmaterial<br />
zur Herstellung von Bekleidung, wie Hemden,<br />
Jacken, Hosen und Mänteln.<br />
Alter Webstuhl<br />
Im summarischen Steuerstock von 1737 werden<br />
die Leineweber Georg Mentz, Hans Martin<br />
Seitz, Konrad Möller und Johannes Iffert mit<br />
ihren zu leistenden Steuerzahlungen aufgeführt.<br />
Leinewebermeister durfte sich nennen,<br />
wer mindestens 4 Webstühle in Betrieb hatte.<br />
Die bei ihm beschäftigten Weber oder Weberknechte<br />
verdienten in 1880 8 – 12 Mark, eine<br />
Weberin 4 – 8 Mark in der Woche.<br />
Außer den Berufswebern gab es noch Bauern,<br />
die im Winter in der großen Stube einen Webstuhl<br />
stehen hatten, wo sie gemeinsam mit<br />
dem Knecht webten. Weben war im Gegensatz<br />
zum Spinnen, das von den Mädchen und<br />
Frauen erledigt wurde, Männersache. Nach<br />
dem Lager, Stück und Steuerbuch hatte sich<br />
die Zahl der Leineweber 1744 auf 7 erhöht.<br />
In <strong>Schwarzenberg</strong> waren 1934 noch 6 gebrauchsfähige<br />
Webstühle vorhanden: Sie<br />
standen bei den Familien Johannes Hofmann,<br />
Justus Hofmann, Reinbold, Seitz und Wenzel.<br />
Außerdem gab es noch 36 Spinnräder, von<br />
denen noch 6 in folgenden Haushalten benutzt<br />
wurden: Emmeluth, Justus Hofmann,<br />
Landgrebe, Reinbold, Karl Riedemann und<br />
Wenzel. Gesponnen wurde Flachs und Wolle.<br />
Schneider<br />
Der Beruf des Schneiders, der Stoffe zu Bekleidung<br />
verarbeitet, entstand in der Mitte<br />
des12. Jahrhunderts. Bis dahin wurde Kleidung<br />
in Klöstern und in den Familien herge<br />
223
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
stellt. Handwerkszeug eines Schneiders war<br />
anfangs die Elle zum Abmessen des Stoffes,<br />
Nadel, Faden, Schere, Bügeleisen und seit<br />
dem 19. Jahrhundert, die Nähmaschine.<br />
1764 Joh. Georg Hucke; Nikolaus Lohr; Adam<br />
Lohr; 1853 Conrad Seitz; Johann Mainz; Johannes<br />
Gude; Werner Wagner; Konrad Seitz.<br />
Schuhmacher<br />
Die einjährigen Weidenschößlinge wurden<br />
jährlich in einer Höhe von 1 bis 1,5 Metern<br />
geschnitten, und dann geschält oder ungeschält<br />
verarbeitet.<br />
Zum Schälen schlug man einen Pfahl, an<br />
dessen oberem Ende man einen Schlitz einkerbte,<br />
in den Boden. Durch diesen Schlitz zog<br />
man die saftigen Weiden. Die Schale löste sich<br />
vom Holz und ließ sich leicht abnehmen. Nach<br />
dem Schälen wurden die Ruten an der Luft<br />
und Sonne möglichst schnell getrocknet, damit<br />
sie ihre weiße Farbe beibehielten. Durch<br />
Einlegen in Wasser erhielten sie ihre ursprüngliche<br />
Biegsamkeit zurück und konnten<br />
dann geflochten werden. Im Winter wurden<br />
dann aus den trockenen, weißen Weiden kleine<br />
Körbchen für Tassen und Geschirr, Kötzen<br />
und Wäschekörbe hergestellt. Aus den ungeschälten<br />
Weiden entstanden Kartoffel und<br />
Spreukörbe.<br />
Schusterwerkstatt<br />
Schuhmacher und Schuster sind zwei gängige<br />
Bezeichnungen für ein und denselben Handwerker.<br />
Schuhmacher ist die offizielle Berufsbezeichnung.<br />
Der Beruf des Schusters trennte<br />
sich im 5. Jahrhundert v. Chr. von dem des<br />
Gerbers. Früher gab es noch die Flickschuster,<br />
die getragener Schuhe ausbesserten und die<br />
Altmacher, die abgetragene Schuhe aufkauften,<br />
sie ausbesserten und wieder verkauften.<br />
1830 Johann Justus Peter; 1926 Heinrich<br />
Schmoll; Martin Ratz; Heinrich Reinbold.<br />
Korbmacher<br />
Neben dem Spinnen und Weben war Korbflechten<br />
ein uralter Handwerkszweig. Er entstand,<br />
weil man Behältnisse für die Lagerung<br />
und den Transport von Haushaltsgegenständen<br />
und den Erzeugnissen der Landwirtschaft<br />
benötigte. Deshalb kam man schon in grauer<br />
Vorzeit auf die Idee, aus biegsamem, meist<br />
hölzernem Material Körbe zu flechten. In unserer<br />
Gegend verwendete man dazu überwiegend<br />
Weiden, die man an Feldrainen und Flussufern<br />
anpflanzte.<br />
Korbmacher bei der Arbeit<br />
Wie viele andere Handwerke auch, spielt auch<br />
dieses in seiner alten Form heute keine Rolle<br />
mehr. Es wird in unsrer Gegend nur noch als<br />
Hobby oder zu Demonstrationszwecken ausgeübt.<br />
Aus den früheren Korbmachern sind in<br />
der heutigen Zeit Flechtwerkgestalter/innen<br />
geworden. Sie fertigen Körbe, Flechtmöbel<br />
und Kunstgegenstände, teilweise immer noch<br />
aus Weidenruten, oder Rattan, an. Das Zentrum<br />
des deutschen Flechthandwerks ist die<br />
Stadt Lichtenfels (Oberfranken), wo sich die<br />
einzige Fachschule für Korbflechterei in<br />
Deutschland befindet.<br />
1852 Konrad Dietrich; 1859 Johannes Kieber;<br />
1895 Valentin Kieber; Phillip Kieber.<br />
224
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
Töpfer (Ulmer)<br />
Als die Menschen um 3000 v. Chr. zu Ackerbauern<br />
wurden, beherrschten sie bereits die<br />
Töpferei. Sie konnten aus Lehm oder Ton einfache<br />
Gefäße, wie Töpfe, Schalen, Schüsseln<br />
und Krüge herstellen. Da dieses „irdene“ Geschirr<br />
nicht sehr haltbar war, musste immer<br />
wieder für Nachschub gesorgt werden. Im<br />
Laufe der Zeit wurde die Technik der Herstellung<br />
immer mehr verfeinert und die Qualität<br />
der Produkte nahm zu. Später benutzte man<br />
im Haushalt immer mehr Porzellan oder<br />
Emaillegeschirr, weil es haltbarer war.<br />
Schon 1453 werden die „Tonkaute“ und der<br />
„Illersgraben“, später „Ills, Uells, Eulls oder<br />
Eulersgraben“, auf dem Karlshagen, kurz vor<br />
dem Wald am uralten Sälzerweg, erwähnt.<br />
Hier gab es Tonlager, die schon in jener Zeit<br />
gewerblich ausbeutet wurden.Die Flurbezeichnungen<br />
sind Hinweise auf den Beruf des „Ulmers“<br />
(Töpfers), der hier seine Arbeitsstätte<br />
hatte. In der Tonkaute (Tongrube) wurde aus<br />
den vorhandenen Tonnestern der reine Ton<br />
herausgegraben. In Holzhütten wurde er gewässert<br />
und von Fremdteilen gereinigt. Nachdem<br />
er gebrauchsfertig eine gewisse Zeit geruht<br />
hatte, wurde er dann auf einer einfachen,<br />
mit dem Fuß angetriebenen Drehscheibe, von<br />
der kunstfertigen Hand des „Ulmers“ zu<br />
Schüsseln, Schalen, Tassen und Krügen(Schlütten)<br />
geformt.<br />
Auf primitiven<br />
Holzgestellen<br />
trockneten die<br />
handwerklichen<br />
Kunstwerke, bevor<br />
sie in einem<br />
einfachen Brennofen<br />
gebrannt<br />
wurden. Um die<br />
Gefäße wasserdicht<br />
und hart<br />
Töpfer fertigt ein Gefäß<br />
zu machen,<br />
streute man<br />
Salz in den Brennofen. So entstand eine einfache<br />
Salzglasur, durch welche die Poren der<br />
Tongefäße versiegelt wurden. Frauen vertrieben<br />
die Produkte in der Umgebung, bis hin<br />
nach Dillich, heute ein Stadtteil von Borken.<br />
Um 1580 war die Töpferei sogar über Hessen<br />
Vor dem Brennen steht das Trocknen<br />
hinaus berühmt. Nach Unterlagen des Heimatforschers<br />
Dr. Armbrust lieferten die Töpfer<br />
ihre Erzeugnisse auch an das landgräfliche<br />
Schloss in Melsungen.<br />
Einer der Töpfer, der sein Handwerk in 1749 in<br />
der Tongrube ausübte, war Johannes Schiffer<br />
aus <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Um 1900 gab es in der Tongrube noch eine<br />
Tonpresserei, die aber aus Mangel an brauchbaren<br />
Tonvorräten ihren Betrieb einstellte.<br />
Heute weisen nur noch die Flurbezeichnungen<br />
Tongrube und Eullsgraben auf das hiesige<br />
Handwerk der Ulmer hin.<br />
Schiffsmänner<br />
Nach alten Plänen von Landgraf Moritz wurde<br />
die Fulda in 1600 schiffbar gemacht. In 1601<br />
passierten die ersten Fuldaschiffe <strong>Schwarzenberg</strong><br />
auf ihrem Weg von Kassel nach Bad<br />
Hersfeld. In 1742 blühte die Fuldaschifffahrt<br />
mit Holz, Heu und Stroh. In <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Röhrenfurth und Büchenwerra gab es 12<br />
Kahnbesitzer und Holzflößer. Die Kahnbesitzer<br />
mit ihren Schiffsknechten bezeichnete man als<br />
Schiffsmänner. Da diese ihre Kähne und<br />
Schiffe nicht selbst bauten, gab es in jener<br />
Zeit auch den Beruf des Schiffbauers. Es war<br />
meistens der Stellmacher, der diese Kunst<br />
beherrschte. Laut einem Vermerk von Lehrer<br />
Peter Schmidt wurden in <strong>Schwarzenberg</strong> aber<br />
keine Schiffe gebaut.<br />
1725 Nicolaus Wurst Schiffsmann<br />
1733 Nicolaus Werner Schiffsmann<br />
1744 Heinrich Möller Schiffer<br />
1757 Conrad Worst Schiffsknecht.<br />
1775 Joh. Jost Wagner Schiffer<br />
1810 Johannes Worst Schiffsknecht<br />
1810 Johann Köhler Schiffsknecht<br />
225
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
Wasserbauaufseher und Wasserbauer<br />
Weitere Berufe im Zusammenhang mit der<br />
Flussschifffahrt waren die Berufe Uferwärter,<br />
Wasserbauaufseher und Wasserbauarbeiter.<br />
Sie hatten dafür zu sorgen, dass die Fulda in<br />
den ihnen zugeteilten Abschnitten schiffbar<br />
blieb. Dazu gehörte auch das Freihalten der<br />
Treidelpfade an den Ufern, auf denen die Pferde<br />
die Schiffe flussaufwärts zogen.<br />
Herrschaftliche Wasserbauaufseher:<br />
1780 + 1782 Conrad Noll; 1781 Johann Jost<br />
Noll; 1802, 1809, 1821 Johann Franz Noll;<br />
1836 – 1851 Gottfried Noll (auch Wasserbauer);<br />
?? Franz Noll; 1835 Heinrich Meyfarth<br />
Uferwärter.<br />
Fischer<br />
1756 Johann Jost Wagner; 1848 Johann<br />
Heinrich Schmoll;<br />
Die Fischerei ist eine der ältesten Erwerbsquellen<br />
der Menschheit. Seit 1200 lagen die<br />
Fischereirechte bei der Obrigkeit. Fischfrevel<br />
wurde genau wie Wilddieberei hart bestraft.<br />
Ein Melsunger Bürgersohn, der in 1526 die<br />
herrschaftliche Fischerei in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
bestohlen hatte, konnte sich nur durch Flucht<br />
einer Strafe entziehen.<br />
In 1500 besaß Landgraf Wilhelm II. in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> die Fischereirechte. Er verkaufte<br />
sie im gleichen Jahr gegen 300 Gulden<br />
an das Kloster Eppenberg (Kartause Gensungen;<br />
Regest Nr. 4775). Im Jahr 1604 reicht<br />
Kurt Dickhaut, nachdem der Fischer Lips Ziegler<br />
in der Fulda ertrunken war, ein Gesuch um<br />
Bestellung zum herrschaftlichen Fischer ein.<br />
In 1739 gab es eine neue Fischordnung, nach<br />
der derjenige mit 5 Reichstalern bestraft wurde,<br />
der im Besitz einer Ausrüstung zum Fischen<br />
war, aber kein eigenes oder gepachtetes<br />
Fischwasser hatte. Außerdem wurden ihm<br />
die Geräte konfisziert. Die Gemeindeordnung<br />
von 1834 schreibt vor: „Die Jagd und Fischereigerechtsamkeit,<br />
welche auf einer Gemeinde<br />
oder deren Glieder als solcher, sei es auf eigenem<br />
oder fremden Boden zustehen, sollen in<br />
jedem Falle verpachtet und die Aufkünfte zur<br />
Gemeindekasse gezogen werden.“<br />
Und so hatte der alte Johann Jost Wagner aus<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> 1756 von der Gemeinde als<br />
Meistbietender das Fischwasser innerhalb der<br />
Gemeindegrenze für 2,5 Reichstaler gepachtet.<br />
Bei der Ausübung seines Berufs hatte er<br />
gewisse Rechte und Pflichten zu beachten.<br />
Bei Hoch und trübem Wasser durfte er nicht<br />
ausfahren, machte er es dennoch, wurde er<br />
mit 20 Reichstalern bestraft. Die Laichzeiten<br />
von Petritag (22. Februar) bis zum 31. Mai<br />
waren genau zu beachten; das Nachtleuchten,<br />
Fischestechen, Schiessen, Köder legen, wie<br />
auch das Fangen mit kleineren Netzen, war<br />
verboten. Wo Aalfänge angelegt wurden,<br />
durften sie die Schifffahrt nicht behindern.<br />
Das gänzliche Absaugen des Wassers oder<br />
Trockenlegen von Flüssen oder Bächen war<br />
verboten, um den Fischen nicht das notwendige<br />
Wasser zu entziehen.<br />
Gefischt wurde mit Stellnetzen, die über Nacht<br />
im Fluss blieben und mit Zugnetzen, die mit<br />
dem Schiff geschleppt wurden. Und das ging<br />
leichter, seit die früheren, schweren selbstgewebten<br />
Hanfnetze durch die leichteren, in der<br />
Fabrik aus Baumwolle gefertigten Netze, ersetzt<br />
worden waren. Die reichste Beute<br />
machte der Fischer meistens in stillen Buchten<br />
der Fulda. Beim Einholen des Netzes merkte<br />
er bereits am Schlagen und Zerren, was der<br />
Fang einbrachte, und befriedigt lächelte er,<br />
wenn gar ein ansehnlicher Hecht sich unter all<br />
den großen und kleinen Fischen befand. Die<br />
Kleinen wanderten zurück ins Wasser, die<br />
brauchbaren Tiere zappelten bald im Kahn.<br />
Bei der Rückfahrt wurden noch die ausgelegten<br />
Aalkörbe nachgesehen, entleert und neu<br />
ausgelegt. Daheim brachte er seine Fische in<br />
den unter Wasser stehenden Fischkasten, der<br />
zur Sicherheit an einer Kette lag, um sie am<br />
nächsten Tage zum Fischmarkt oder seiner<br />
Kundschaft zu bringen.<br />
Ab 1848 übte Jost Heinrich Schmoll noch den<br />
Beruf eines Fischers hier in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
aus. Wie lange er es tat, ist nicht bekannt.<br />
Hirten und Schäfer<br />
Schon seit ältester Zeit war der Bauer Viehzüchter<br />
und hat seine besondere Aufmerksamkeit<br />
der Pflege seines Viehs zugewandt,<br />
denn es war ein Teil seines Kapitals und für<br />
ihn lebensnotwendig.<br />
226
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
So alt wie die Viehzucht ist auch der Weidebetrieb.<br />
Heute treibt man das Vieh auf eingezäunte<br />
Weiden und überlässt es ohne besondere<br />
Aufsicht sich selbst. Früher fehlten<br />
eingezäunte Weiden, aber die ganze Feldflur<br />
und sogar der Wald unterlagen der Huteberechtigung<br />
und konnten genutzt werden.<br />
Im Mittelalter war die Waldweide durch<br />
Schweine von ganz besonderer ökonomischer<br />
Bedeutung. Die Schweine stellten die wichtigste<br />
tierische Nahrungsquelle für die Bevölkerung<br />
dar. Der Wert eines Waldes wurde vor<br />
allem daran gemessen, wie viele Schweine<br />
man zur Mast in ihn treiben konnte. Die Auslese<br />
von Bäumen, mit für Schweine fressbaren<br />
Früchten (in Mitteleuropa vor allem Eicheln<br />
und Bucheckern), veränderte die<br />
Wälder.<br />
Eichen und Buchen wurden gefördert, andere<br />
Laubbäume und Nadelhölzer wurden vernachlässigt.<br />
Im Zuge der schrittweisen Ablösung<br />
der Weide durch die Stallhaltung des Viehs,<br />
wurden in der Neuzeit die meisten Hutewälder<br />
in Wirtschaftsforste umgewandelt. Die Waldweide<br />
wurde wegen ihrer schädlichen Auswirkung<br />
auf den Wald gesetzlich verboten und<br />
die wenigen in Mitteleuropa noch erhaltenen<br />
Hutewälder stehen heute meist unter Naturschutz.<br />
Da man das Vieh nicht herrenlos umherlaufen<br />
lassen konnte, wurden geeignete Personen,<br />
die nach hessischen Gesetzen von 1739 sogar<br />
einen vorgeschriebenen Eid zu leisten hatten,<br />
als Kuh bzw. Schweinehirten von den Gemeinden<br />
angestellt. Sie gehörten, wie der<br />
Feldhüter und der Nachtwächter, zu den Gemeindebediensteten.<br />
Sie nahmen ihr Amt<br />
ernst und waren treue Hüter der Herden. Je<br />
nachdem, wie es in den Dörfern Brauch war,<br />
blies der Hirte auf seinem etwa ellenlangen<br />
Kuhhorn, nach dem Morgenkaffee oder dem<br />
Mittagessen, mit eintönigem Ton sein Signal<br />
zum Austreiben des Viehs. Die Leute ließen<br />
dann schnell ihre Tiere aus dem Stall auf die<br />
Gassen. Dort sammelten sie sich, und die Hirten<br />
führten die Herden, je nach Jahreszeit und<br />
Weidemöglichkeiten, zur Hute, Trift, Heide,<br />
Wiese, zum Triesch, Acker oder in den Wald.<br />
Am liebsten zogen sie in lichte Waldungen, wo<br />
sie sich selbst der Ruhe hingeben konnten.<br />
Falls ihnen allerdings das Vieh auch einmal<br />
durchbrannte, konnten sie in ihrer Wut, grob<br />
und massiv werden. Es soll vorgekommen<br />
sein, dass ein Stück Vieh abends nicht mehr<br />
zurückkehrte, es war unterwegs verreckt<br />
(verendet), aber seltsamerweise nicht mehr<br />
zu finden. Selbst an gelinden Wintertagen<br />
wurde das Vieh auf Brachfeldern, Wiesen und<br />
Äckern geweidet. Oft waren die Hirten sehr<br />
bewandert in der Viehheilkunde; sie waren<br />
auch sehr wetterkundig und gesund, sodass<br />
es im Volksmund von den Hirten hieß: „Sie<br />
erfreuen sich einer steten Gesundheit!“<br />
Zu der Zunft der Hirten gehörten neben den<br />
Kuh und Schweinehirten, auch noch die<br />
Gänse und Schafhirten. Während die Gänse<br />
meistens von Frauen oder Kindern gehütet<br />
wurden, bildeten die Schafhirten, Schäfer und<br />
Schafmeister eine besondere Berufsgruppe.<br />
Sie wurden nicht von der Gemeinde, sondern<br />
von den Schafbesitzern angestellt. Einer der<br />
Hirten war der „Schäferwillem“, dessen richtiger<br />
Name nicht überliefert ist. Wenn seine<br />
Schafe ihm nicht aufs Wort gehorchten, dann<br />
konnte er zornig werden. Und dann hatten<br />
seine beiden Hunde Widu und Treff viel zu<br />
tun. Er trug im Sommer und Winter die gleiche<br />
Kleidung. Er liebte die Arbeit mit den<br />
Schafen, aber andere Tätigkeiten mied er wie<br />
eine schlimme Krankheit. Deshalb behaupteten<br />
böse Zungen, er sei faul wie „Schippenmist“.<br />
Aber eine Arbeit gab es, die der Schäferwillem<br />
sich nicht nehmen ließ. Wenn die kalten Tage<br />
des Winters kamen, war er Helfer bei den<br />
Hausschlachtungen und erlebte dann gute<br />
Zeiten. Um Weihnachten spielte er gern den<br />
Nikolaus oder Weihnachtsmann. Er bekleidete<br />
sich mit Strumpfmütze und Mantel, um den er<br />
ein Strohseil band, und gebärdete sich als<br />
furchtbarer Mann. Die Kinder hatten dann<br />
große Angst vor ihm.<br />
Als Schäfer gehörte er zu den Besten, die es<br />
hier in der Gegend gab. Und deshalb wurde er<br />
jedes Jahr am Peterstag (22. Februar) immer<br />
wieder von den Schafbesitzern unter Vertrag<br />
genommen.<br />
Wie wichtig die Tätigkeit der Hirten war und<br />
wie hoch sie von der Bevölkerung eingeschätzt<br />
wurde, sieht man vielleicht daran,<br />
dass Hirten in früheren Zeiten besser bezahlt<br />
wurden als Lehrer. Es soll sogar Lehrer gegeben<br />
haben, die deshalb ihren Beruf aufgegeben<br />
und als Hirten gearbeitet haben.<br />
227
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
Neben privaten Schafhaltern muss auch die<br />
Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> Schafe besessen<br />
haben, denn auch sie wurde bei der Ablösung<br />
der Huterechte für die Schafe in 1873 und<br />
1882 mit Geldbeträgen abgefunden. Mit Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts ging die Schafzucht<br />
rapide zurück. In 1925 gab es nach Aufzeichnungen<br />
von Lehrer Schmidt keine Schafe<br />
mehr im Dorf. In der Zeit von 1932 bis 1945<br />
wurden in verschiedenen Jahren zwischen 1<br />
und 12 Schafen im Ort gehalten.<br />
Eine Schafherde vor <strong>Schwarzenberg</strong> (um 1960)<br />
Namentlich bekannt sind folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Hirten:<br />
1720 1749 Johannes Granau<br />
1737 Jakob Schweinsberg<br />
1740 Hans Martin Seitz<br />
1744 ……. Müller<br />
1750 Johann Wilhelm Kulmann<br />
1761 Werner Hofmann<br />
1769 Heinrich Füllgrebe<br />
1772 Nikolaus Prüssing<br />
1775 Johannes Adam Heller<br />
1777 Johann Jost Schönewolf<br />
1778 Johannes Greulich<br />
1783 1786 Werner Hofmann<br />
1788 1794 Martin Vogt<br />
1796 1808 Andreas Schmidt<br />
1808 Heinrich Gerstung<br />
1821 Justus Schulz<br />
1828 Martin Worst<br />
1829 1852 Christian Worst<br />
1834 Konrad Schomberg<br />
1853 Heinrich Hartje<br />
1857 Johann Jost Schulz<br />
1872 Heinrich Dietrich<br />
Von den Schäfern sind folgende Namen überliefert:<br />
1781 Valentin Rabe<br />
1787 Balthasar Knipps<br />
(durchgebrannt)<br />
1802 Nicolaus Merle<br />
1808 Johann Georg Döring<br />
1820 Werner Klein<br />
1837 Adam Gunkel<br />
1852 1871 Johannes Gunkel<br />
1862 Konrad Roß<br />
1884 Heinrich Reinbold<br />
Schafe in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Jahr Schafhalter Schafe<br />
1719 16 101<br />
1744 80<br />
1873 15 100<br />
1881 12 251<br />
1882 13<br />
1885 13<br />
1897 50<br />
Berufe in der Landwirtschaft<br />
Auch die Bauern waren teilweise Arbeitgeber.<br />
Ab einer gewissen Größe, konnten sie die auf<br />
ihrem Hof anfallenden Arbeiten, nicht allein<br />
mit ihren Familienangehörigen schaffen. Deshalb<br />
stellten sie Hilfskräfte ein. Diese bezeichnete<br />
man auch als Gesinde. Zu ihnen gehörten<br />
Pflugtreiber, Knechte, Mägde, Köchinnen,<br />
Ammen und Kindermädchen. Der Pflugtreiber<br />
war zuständig für das Führen und Antreiben<br />
der Zugtiere beim Pflügen, bei dem der Pflüger<br />
oder Bauer den Pflug hielt.<br />
Bei Knechten unterschied man Groß, Mittelund<br />
Kleinknechte. Der Großknecht kümmerte<br />
sich um die Pferde, der Mittelknecht um die<br />
Ochsen, der Kleinknecht war für Haus und<br />
Hofarbeiten und das Kleinvieh zuständig. Auch<br />
bei den Mägden gab es die Einteilung in Groß,<br />
Mittel und Kleinmagd. Die Großmagd arbeitete<br />
im Haus und auf dem Feld, die Mittelmagd<br />
kümmerte sich um das Melken der Kühe<br />
und das Füttern der Schweine, die Kleinmagd<br />
ging der Bäuerin bei der Hausarbeit zur Hand.<br />
228
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
Das Gesinde erhielt freies Essen und Trinken,<br />
einen Lohn, der aus Geld und dem „Zugedinge“<br />
bestand. Um 1700 erhielten ein Großknecht<br />
10, eine Magd 3 und ein Pflugtreiber 4<br />
Taler an Lohn. Dazu kamen noch als Zugedinge<br />
für den Knecht: Schuhe, Hemd, Hose<br />
und 1 Stück Leinen; für die Magd: Schuhe,<br />
Hemd, Strümpfe, Mieder und Kittel.<br />
Hausschlachter<br />
Diese Tätigkeit wurde meistens von Bauern im<br />
Winterhalbjahr als Nebenberuf ausgeübt. Er<br />
war wichtig, denn die Menschen im Dorf waren<br />
überwiegend Selbstversorger. Auf dem<br />
Feld und im Garten wurden Getreide, Kartoffeln,<br />
Salat und Gemüse angebaut, das Brot<br />
überwiegend selbst gebacken und wenn möglich,<br />
die Fleischversorgung durch die Haltung<br />
von Schweinen gesichert. Und diese mussten<br />
nun einmal geschlachtet und ihr Fleisch verarbeitet<br />
werden. Das Kleinvieh konnte man<br />
noch selbst schlachten, aber zum Schlachten<br />
von Schweinen und auch Rindern, gehörten<br />
schon gewisse Kenntnisse und Fähigkeiten.<br />
Dies eigneten sich die Hausschlachter teilweise<br />
dadurch an, dass sie für eine Zeit zu einem<br />
Metzger in Melsungen in die Lehre gingen,<br />
oder sie halfen einem schon erfahrenen Hausschlachter<br />
und erlernten so dieses Handwerk.<br />
Hausschlachter in <strong>Schwarzenberg</strong> waren u.a.:<br />
Justus Sondermann, Heinrich Sondermann,<br />
Christian Jacob, Jakob Kördel, Justus Hofmann,<br />
Hans Löwe, Karl Jäger, Willi Blumenstein<br />
und Gerhard Hofmann.<br />
Schlachten 1962 bei Familie Heinrich Bubenheim<br />
Von links: Heinrich Bubenheim, Walter Bubenheim,<br />
Heinrich Sondermann<br />
Trichinenbeschauer<br />
Eng mit dem Hausschlachter zusammen arbeitete<br />
der Trichinenbeschauer. Er prüfte unter<br />
dem Mikroskop, ob das Fleisch frei Trichinen<br />
(Fadenwürmern) war. War das Fleisch in<br />
Ordnung, wurde die Prüfung mit einem blauen<br />
Stempel, der an mehreren Stellen auf das<br />
Fleisch gedrückt wurde, besiegelt. Eingeführt<br />
wurde die Trichinenschau erstmals 1886 in<br />
Preußen, nachdem es in 1863/64 mehrere<br />
Trichinenepidemien gegeben hatte.<br />
Schlachten 1986 bei Familie Siemon. Von links:<br />
Gerhard Hofmann und Herbert Scheffer<br />
Trichinenbeschauer war in 1908 Heinrich<br />
Wenzel. Sein Nachfolger wurde in 1919 der<br />
damalige Bürgermeister Justus Sondermann.<br />
Gastwirte und Branntweinbrenner<br />
Im Lager Stück und Steuerbuch von 1744<br />
steht im § 19: "Allhier treibt Conrad Noll<br />
dehrmahlen Wirthschaft mit Bier und Brandwein.<br />
Und weiter heißt es: Sonst hat auch<br />
Henrich Riemanns Frau eine Brandweinblase<br />
von 20 eygner verzapft auch einzeln Brandwein<br />
jährlich 2 1/2 Ohm ….."<br />
In welchem Haus Conrad Noll gelebt und seine<br />
Wirtschaft geführt hat, lässt sich auch aus den<br />
Hausblättern nicht ermitteln. Heinrich oder<br />
Henrich Riemann lebte mit seiner Frau Katharina<br />
Dorothea 1744 im Haus Nr. 18 Bangert,<br />
heute Riedforststraße 57, Köhler/Söhlke. Folgende<br />
ehemalige Eigentümer dieses Anwesens<br />
waren Gastwirte und Branntweinbrenner:<br />
1744 Katharina Riemann<br />
1771 Johannes Dittmar<br />
1791 Martin Dittmar,<br />
Christian Bettenhausen<br />
1858 Conrad Dittmar<br />
229
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
1898 Heinrich Sinning. Er zahlt in 1901 für<br />
die Konzession zum Führen der Gastwirtschaft<br />
7,50 Mark an die Gemeinde.<br />
1906 beantragt Heinrich Sinning die Übertragung<br />
der Gaststättenkonzession<br />
an den Käufer seines Anwesens,<br />
Wilhelm Bangert aus Wildungen.<br />
1907 Wilhelm Bangert. Er baut ein<br />
Schlachthaus unter den Saal.<br />
1930 Karl Bangert<br />
Eine weitere Gaststätte befand sich in dem<br />
Anwesen mit der alten Hausnummer 7, heute<br />
Riedforststraße 37 und 39. Hier werden folgende<br />
Wirte genannt:<br />
1840 Justus Sinning; 1859 Michael Ruppel;<br />
1879 Konrad Wilhelm Schill.<br />
Der Gastwirt Schill hatte sich in 1910, wie es<br />
damals üblich war, bei der Gemeindevertretung,<br />
um die Ausrichtung der Kirmes beworben.<br />
In 1962 wurde die Gastwirtschaft Bangert geschlossen.<br />
Von November 1969 bis Oktober<br />
1972 betrieben die Eheleute Potzkai in der<br />
Blumenstraße 36 eine Gaststätte. Mit dem<br />
Umbau des Schulsaals der ehemaligen Dorfschule<br />
entstand in 1973 die Gaststätte „Burgschänke“.<br />
Diese wurde bis 2008 von verschiedenen<br />
Pächtern betrieben. Als sich nach 2008<br />
kein Pächter mehr fand, wurde der Gastraum<br />
dem Dorfgemeinschaftshaus zugefügt und<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> hat heute keine Gaststätte<br />
mehr.<br />
Kaufmann<br />
In dem Haus Nr. 7, indem sich früher die<br />
Gaststätte Schill befand, richtete Wilhelm<br />
Leimbach nach 1937 einen Laden ein, in dem<br />
die Einwohner nicht nur Lebensmittel, sondern<br />
auch Dinge des täglichen Bedarfs kaufen<br />
konnten. Später übernahmen seine Tochter<br />
und sein Schwiegersohn, Anneliese und Ludwig<br />
Kördel den Laden und erweiterten ihn<br />
durch einen Anbau. Nach ihnen führte ihre<br />
Tochter Waltraud Gießler das Geschäft bis zur<br />
endgültigen Schließung am 31.12.1994.<br />
Tagelöhner<br />
Neben den fest angestellten Knechten und<br />
Mägden benötigten die Bauern zu manchen<br />
Zeiten und für bestimmte Arbeiten noch weitere<br />
zusätzliche Arbeitskräfte. Man nannte<br />
diese, weil ihnen der Lohn nicht stundensondern<br />
tageweise gezahlt wurde, Tagelöhner.<br />
Oft waren sie auch Kinder eines kleinen<br />
Bauern, die bei der Erbteilung zu wenig Land<br />
erhielten, um von der damit betriebenen<br />
Landwirtschaft leben zu können. So betrieben<br />
sie diese nebenbei und arbeiteten für einen in<br />
Verordnungen festgelegten Lohn als Tagelöhner.<br />
Die meisten Tagelöhner hatten keinen Beruf<br />
und erledigten die Arbeiten, die an sie herangetragen<br />
wurden. Von dem Lohn konnte man<br />
zwar eher schlecht als recht leben, sich aber<br />
das Nötigste zum Leben verdienen und eine<br />
Familie ernähren. Häufig arbeiteten sie bei<br />
den Bauern auch nur dafür, dass diese ihnen<br />
ihr eigenes Feld umackerten, einsäten, abmähten<br />
und die Ernte nach Hause fuhren.<br />
Während es im Sommer meistens kein Problem<br />
war, immer wieder eine Beschäftigung<br />
zu erhalten, sah es im Winter bedeutend<br />
schlechter aus. Wenn die Temperaturen draußen<br />
unter Null Grad fielen, gab es manchmal<br />
keine Arbeit oder der Arbeitslohn war sehr<br />
gering. So erhielt der Tagelöhner beim Dreschen<br />
auf der Scheune z.B. neben dem Essen,<br />
nur 75 Pfennige pro Tag. Dann fiel zu Hause<br />
die Suppe schon etwas dünner aus, um die<br />
meist nicht kleine Familie durch den Winter zu<br />
bringen.<br />
Und so sehnte der Tagelöhner das Frühjahr<br />
herbei. Die Holzhauer hatten in harter und<br />
schwerer Winterarbeit das für die kommenden<br />
Jahre benötigte Brennholz geschlagen. Nachdem<br />
es zugeteilt und vor die einzelnen Häuser<br />
gebracht worden war, musste es zerkleinert<br />
werden. Da viele Menschen im Dorf selbst,<br />
besonders aber in der nahe gelegenen Stadt<br />
Melsungen, diese anstrengende Arbeit nicht<br />
tun konnten oder wollten, überließ man sie<br />
dem Tagelöhner. Und das war gut für ihn,<br />
denn er hatte nun, oft bis zum Spätsommer,<br />
Arbeit und Brot. Mit Sägebock, Säge, Axt,<br />
Beil, Eisenkeilen und Holzschlägel bewaffnet,<br />
erschien er früh morgens am Arbeitsplatz und<br />
begann seine wochenlang dauernde Tätigkeit.<br />
Scheitholz, Knüppel und Stangen wurden zuerst<br />
auf eine bestimmte Länge gesägt und<br />
dann gespalten. Besonders schwierig war es,<br />
230
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
die Wurzelstöcke, die damals auch aus dem<br />
Wald mitgebracht wurden, zu zerkleinern.<br />
Aber mit der im Laufe der Jahre erworbenen<br />
Erfahrung gelang auch diese Arbeit.<br />
Wenn der meist lange Arbeitstag des Tagelöhners<br />
zu Ende ging, hatte er schließlich einen<br />
halben Taler, manchmal auch eine Kleinigkeit<br />
mehr, verdient. Mit diesem Betrag war er zufrieden<br />
und glücklich und auch seine Familie<br />
profitierte davon. Es gab etwas mehr zu essen,<br />
(das Hauptgericht waren Kartoffeln in allen<br />
Formen), das eine oder andere Kleidungsstück,<br />
oder mancher Gegenstand für den<br />
Hausrat, konnten angeschafft werden. Den<br />
großen Bedarf an Schuhen für seine Kinder,<br />
konnte der Tagelöhner von seinem Verdienst<br />
nicht decken und so kam es, dass die Kinder<br />
den ganzen Sommer, den Herbst, und unter<br />
Umständen sogar im Winter, barfuss laufen<br />
mussten.<br />
Wenn im Winterhalbjahr die Bauern schlachteten,<br />
kamen die Kinder der Tagelöhner oder<br />
der „geringen Leute“ und holten sich Schwarten<br />
und saure Brühe (Fleischbrühe). Teilweise<br />
bekamen sie auch noch die Fleischreste, die<br />
am Hackstock beim Zerkleinern der Fleischstücke<br />
hängen geblieben waren. Am nächsten<br />
Tag durften sie sich auch noch Wurstbrühe<br />
(Brühe in denen die Würste gekocht wurden),<br />
und wenn noch übrig, Kuchen abholen.<br />
Jedes Dorf hatte ein Hirten oder Armenhaus.<br />
Dort wohnten die Menschen, die aufgrund ihrer<br />
Gesundheit oder ihres Alters nicht mehr<br />
arbeiten konnten. Sie wurden von den Bauern<br />
und der noch arbeitenden Bevölkerung ernährt.<br />
Jeder Bauer musste sie zwei Tage, jeder<br />
Arbeiter einen halben Tag mit Nahrung<br />
versorgen. Für die Menschen, die regelmäßig<br />
bei ihnen arbeiteten, backten die Bauern<br />
samstags einen Kuchen mit. Am Sonntag bekamen<br />
sie ein Mittagessen und durften noch<br />
einen Henkeltopf mit Essen für den nächsten<br />
Tag mitnehmen.<br />
Auch bis in die 1960er Jahre gab es noch eine<br />
Art Tagelöhner im Dorf. Die „kleinen“ oder<br />
„geringen“ Leute, die zwar Land besaßen,<br />
aber es nicht mit eigenem Vieh bestellen<br />
konnten, ließen es, wie früher auch, von den<br />
größeren Bauern bearbeiten. Die Bauern berechneten<br />
sich für ihre Tätigkeiten einen bestimmten<br />
Betrag. Dieser wurde nicht in bar<br />
bezahlt, sondern meistens von den Frauen<br />
und Kindern der Schuldner abgearbeitet. Das<br />
geschah z.B. beim Kartoffelsetzen, Rübenverziehen,<br />
Heumachen, bei der Getreide und<br />
Kartoffelernte. Mancher Bauer setzte, neben<br />
der Verpflegung, die es gab, den Stundenlohn<br />
für die von den Helfern geleistete Arbeit so<br />
niedrig an, dass sich diese manchmal wie die<br />
Tagelöhner in früheren Zeiten vorkamen.<br />
Berufe im öffentlichen Dienst<br />
Der Dorfknecht (Ortsdiener)<br />
Der Ortsgrebe Johann Jost R. hatte durch<br />
Handschlag den Dorfknecht (Dorfdiener, Ortsdiener)<br />
Johann Zelter, einen ehrbaren und tugendhaften<br />
Ortsbürger, vereidigt, dass er in<br />
„seiner Verrichtung der Herrschaft und Gemeinde<br />
Bestes prüfen und vor Schaden wahren<br />
soll.“<br />
Seine neue Aufgabe bestand darin, dass,<br />
„wenn von der Obrigkeit beim Greben Dienste<br />
bestellt wurden, er sie denjenigen, die betroffen<br />
waren, ansagt.“ Dies geschah dadurch,<br />
dass den „Dienstpflichtigen ein solches von<br />
Haus zu Haus kund getan wurde.“ Bei den<br />
Dienstansagen handelte es sich um die Vorwerk,<br />
Zehnt, Wegebau, Hofdienste und<br />
ähnliches.<br />
Der Dorfknecht war auch der Dienstbesteller<br />
für die Jagddienste. Er sollte, „wenn das Jagen<br />
angesagt wird, unter der Linde oder sonstigen<br />
gewöhnlichen Versammlungsplatz läuten, und<br />
alldar das bevorstehende Jagen der versammelten<br />
Mannschaft öffentlich ankündigen.“<br />
Bei Beginn der angeordneten Jagden musste<br />
er im Falle des verhinderten Landbereuters<br />
(Gerichtsdiener) dem Jagdadjudanten, oder<br />
demjenigen, der dessen Dienst versah, die<br />
Schriftrolle mit den Namen der zur Jagd befohlenen<br />
Mannschaften und Spanndienste<br />
aushändigen. Er selbst aber war von Jagddiensten,<br />
ebenso wie der Grebe, befreit.<br />
Er hatte ferner die im Dorf anfallenden Bestellungen<br />
oder sonstigen ihm außerhalb aufgetragenen<br />
Aufsichten zu führen und zu wahren.<br />
Für seine Bemühungen war er<br />
1. kontributionsfrei (steuerfrei), soweit diese<br />
auf der Person stand,<br />
231
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
2. frei von Hand oder gehenden Diensten,<br />
3. er hatte ein Schwein im Gemeindewald<br />
ebenso wie im herrschaftlichen Walde<br />
mastfrei,<br />
4. der geldliche Lohn wurde von dem Beamten<br />
pflichtmäßig und so genau „wie es<br />
möglich ist“, bedungen und gewährt.<br />
Wegen unwürdiger Handlungen oder Dienstpflichtverletzungen<br />
konnte er jederzeit entlassen<br />
werden, eventuell konnte er wegen Berufsversäumnissen<br />
zu einer Geldstrafe von 1<br />
Taler oder Arrest, bzw. Arbeitsdienst verurteilt<br />
werden.<br />
Ab 1834 wurden die Gemeindediener vom Gemeinderat<br />
im Einverständnis mit dem Gemeindeausschuss<br />
eingestellt. Sie waren weiterhin<br />
von den gewöhnlichen Diensten, wie<br />
Wege, Wasser, Bau, Arbeitsdienst, Tagund<br />
Nachtwache, Botengängen, nicht aber<br />
von den Notdiensten, wie Feuer und Wasserdiensten<br />
befreit.<br />
Um 1850 entfiel das bis dahin übliche Läuten<br />
der Kirchenglocken, mit dem die Bevölkerung<br />
zur Verkündigung von Bekanntmachungen zusammengerufen<br />
wurde. Die Kirche verlangte<br />
nämlich das Schlüsselrecht für das Kirchengebäudes<br />
und den Wegfall des Läutens für allgemeine<br />
Zwecke. Von da an wurden die Bekanntmachungen<br />
im Dorf durch den Dorfesoder<br />
Ortsdiener mit der Ortsschelle angekündigt.<br />
Er läutete mit einer Handglocke, der<br />
Ortsschelle, an bestimmten Plätzen im Dorf.<br />
Die Anwohner kamen dort zusammen und<br />
hörten seine vorgelesenen Ankündigungen.<br />
Dieses Verfahren wurde noch bis in die<br />
1950er Jahre praktiziert.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Dorfes und Ortsdiener:<br />
1802 Johann Jost Wagner<br />
1808 Johannes Georg Döring<br />
1831 Heinrich Riedemann, gest. 1831<br />
Friedrich Seitz, gest. 1845<br />
1852 – 59 Gottfried Bettenhausen<br />
1872 ? Dietrich<br />
auch Nachwächter<br />
1889 Johannes Kieber<br />
1894 Heinrich Reinbold<br />
1902 Christian H. Ruppel<br />
auch Nachtwächter<br />
1913 Val. Kieber<br />
auch Nachtwächter<br />
1928 Christian Rothämel<br />
Konrad Braun<br />
1953 Adam Göbel<br />
1953 Konrad Annacker<br />
Der Feldhüter<br />
Der Feldhüter wurde von der Gemeinde zum<br />
Schutz von Forsten, Feldgrundstücken und<br />
Pflanzungen eingestellt. Eine seiner Hauptaufgaben<br />
war es, Diebstähle von Früchten in der<br />
Feldgemarkung zu verhindern. Er besaß keine<br />
Polizeigewalt und führte, außer einem kräftigen<br />
Eichenstock, den er auch einsetzte, wenn<br />
denn einmal körperliche Gewalt nötig war,<br />
keine Waffe mit sich. Er genoss großen Respekt;<br />
für die Bauern war er Freund und Helfer,<br />
für die Dorfjugend, Wilderer und ortsfremdes<br />
Gesindel ein Schreckgespenst.<br />
Der Beruf des Feldhüters geht weit in die<br />
Agrargeschichte zurück. Er verdankt seine<br />
Existenz der Dreifelderwirtschaft, die mit ihrem<br />
System von Wegelosigkeit und Flurzwang<br />
eine Überwachung der bestehenden Bestimmungen<br />
erforderte. So durfte kein Landmann,<br />
vor Beginn der Feldbestellung oder Ernte,<br />
über das Feld des anderen fahren oder eine<br />
Brachfläche einsäen.<br />
Wegen der Streulagen und großen Parzellenzersplitterung,<br />
achtete der Feldhüter peinlich<br />
genau auf die Einhaltung dieser strengen Vorschriften,<br />
die nötig waren, um einen geordneten<br />
Ablauf der bäuerlichen Arbeiten zu gewährleisten.<br />
Zudem sollte die Gemarkung vor<br />
Eingriffen durch fragwürdigen Personen bewahrt<br />
bleiben.<br />
So schritt der Feldhüter über Felder, Flurwege<br />
und Äcker, kontrollierte den Bachlauf, sah<br />
nach den Obstbäumen in den Streuwiesen und<br />
beobachtete das Aufkeimen der Frucht. Besonderes<br />
Augenmerk legte er auch auf die<br />
Verhinderung des Grasdiebstahls. Bei einem<br />
Acker in Hanglage gab es keine Grenzfurche,<br />
sondern ein „Rain“ (kleine Böschung) bildete<br />
die Grenze zum nächsten Feldstück.<br />
An diesem Rain wurde immer wieder guter<br />
Ackerboden angeschwemmt, auf dem gutes,<br />
fettes Gras wuchs. Dieses Gras war eine willkommene<br />
Zugabe zur Viehfütterung. Oft kam<br />
es aber vor, wenn die Eigentümer mit Kötze<br />
und Sichel kamen, um das Gras zu holen, dass<br />
232
Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe | 07-1<br />
andere sich schon bedient hatten. Wenn der<br />
Feldhüter einen Dieb erwischte, nahm er ihm<br />
selbstverständlich das Gras ab. Jüngere Sünder<br />
machten wegen des Diebstahls oft mit der<br />
kräftigen Handschrift des Feldhüters Bekanntschaft.<br />
Ältere Übeltäter wurden angezeigt und<br />
bestraft. Da man bei der Rückkehr in das Dorf<br />
nicht als überführter Dieb dastehen wollte,<br />
griff man zu einer List. Man füllte die Kötze<br />
mit Baumzweigen und deckte sie mit ein wenig<br />
Grün zu, um so eine mit Gras gut gefüllte<br />
Kötze vorzutäuschen.<br />
Der Feldhüter hatte besonders in schlechten<br />
Zeiten viel zu tun. Wenn es um das Überleben<br />
ging, waren Diebstähle von Getreide, Obst<br />
und Kartoffeln an der Tagesordnung. Vielleicht<br />
hatte er in diesen Zeiten ja manchmal<br />
auch Mitleid mit den Übeltätern, aber er war<br />
nun einmal Angestellter der Gemeinde und<br />
musste, wenn er seine Stellung nicht verlieren<br />
wollte, nach den bestehenden Vorschriften<br />
handeln.<br />
Namentliche bekannte Feldhüter in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />
1828 Christoph Aschenbrenner; 1844 Andreas<br />
George; 1858 Justus Dietrich; 1865 Johannes<br />
Jäger; 1887 Andreas Peter; 1931<br />
Christian Rothämel.<br />
Gendarmen und Polizisten<br />
1806 Gottfried Seitz<br />
1945 Heinrich Riedemann und Konrad Liedlich.<br />
Sie waren von der amerikanischen<br />
Militärregierung berufenen<br />
worden, um die öffentliche Sicherheit<br />
zu gewährleisten.<br />
Wege und Straßenwärter<br />
1837 – 1844 Gottfried Bettenhausen; 1854<br />
Adam und Conrad Meyfarth.<br />
Totenfrau<br />
Die Totenfrau hatte die Aufgabe den Verstorbenen<br />
zu waschen und ihm die Kleidung anzuziehen,<br />
in der er beerdigt werden sollte.<br />
1844 Witwe Köhler<br />
Leichenbeschauer<br />
Der Leichenbeschauer war eine von der Obrigkeit<br />
bestellte Person, die nach der Besichtigung<br />
der Leiche den Totenschein ausstellte.<br />
Heute nehmen die Ärzte diese Aufgabe wahr.<br />
1907 Siehl aus Röhrenfurth<br />
Totengräber<br />
1766 Werner Hofmann; 1831 Johannes<br />
Aschenbrenner; 1842 Justus Schulz;<br />
1851 Christoph Bettenhausen; 1853 Gottfried<br />
Bettenhausen; 1857 Christian Aschenbrenner.<br />
1926 sucht die Gemeinde einen Totengräber<br />
und Leichenbeschauer.<br />
Eisenbahner<br />
Mit der Aufnahme des Betriebs der Friedrich<br />
Wilhelm Nordbahn in 1848 erhielten auch die<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Arbeit in dem Unternehmen<br />
und erlernten neue Berufe<br />
Folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er arbeiteten als<br />
Bahnwärter:<br />
1850 Wilhelm Schanze, Friedrich Seitz;<br />
1853 Conrad Dietrich ; 1855 Martin<br />
Rohde, Leonhard Thiel, Heinrich Pfetzing;<br />
1858 Johannes Heinrich Sinning, Johannes<br />
Rohde, Christian Hentze ; 1870 Georg Herbener;<br />
1874 Conrad Hofmann, Johannes<br />
Werner Hain;<br />
1881 Conrad Friedrich.<br />
Weichensteller: Georg Gude, Conrad Ruppel,<br />
Wilhelm Hartung, Johannes Bartel.<br />
Rottenführer: Georg Jäger.<br />
Hilfsbremser: Heinrich Ehrhardt<br />
Eisenbahnarbeiter: Conrad Schanze, Martin<br />
Sinning.<br />
Bahnhofsvorstand in Röhrenfurth 1905: Georg<br />
Weber<br />
Auch im 20. Jahrhundert waren <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
bei der Bahn beschäftigt. So u.a. Heinrich<br />
Bubenheim, Martin Ratz, Heinrich Schulz,<br />
Konrad Liedlich, Georg Rohde, Christian Rothämel,<br />
Walter Bubenheim, Günther Goldhardt,<br />
Willi Liedlich, Heinz Rothämel, Adolf<br />
Seitz.<br />
233
07-1 | Dorfhandwerk, Gewerbe, Berufe<br />
Andere Berufe<br />
Weiter werden noch der Häuserhändler Conrad<br />
Gunkel (1872) und der Bergmann Franz<br />
Ludwig Rohde erwähnt.<br />
Spätere Entwicklung<br />
In 1963 gab es noch folgende Handwerker im<br />
Ort: Schreinermeister Horst Arsand, Schmiedemeister<br />
Heinrich Sondermann, Schneider<br />
Konrad Seitz, Maler Georg Meyfarth.<br />
2012 übt Helmut Arsand in der Werkstatt seines<br />
Vaters noch, neben seiner auswärtigen<br />
Tätigkeit als Schreiner, das Schreinerhandwerk<br />
aus. Selbstständig in klassischen Handwerksberufen<br />
arbeiten in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Kerstin Bröer als Friseurin, Heide Bochnia und<br />
Renate Vaupel als Änderungsschneiderinnen.<br />
Im weitesten Sinn üben auch Heike Siemon<br />
als Kosmetiker, Hand und Fußpflegerin und<br />
Christiane SöhlkeKöhler als Krankengymnastin<br />
einen handwerklichen Beruf vor Ort aus.<br />
Bernd Köhler, wohnhaft in unserem Dorf, übt<br />
seine Handwerke als Uhrmacher und Goldschmidt<br />
in seinem Geschäft in Melsungen aus.<br />
Natürlich gibt es unter den Bewohnern von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, die die verschiedensten Berufe<br />
ausüben, noch weitere Handwerker, die<br />
teilweise sogar den Meisterbrief besitzen. Aber<br />
sie arbeiten nicht mehr als selbständige Unternehmer,<br />
sondern sind in Betrieben und Firmen<br />
außerhalb <strong>Schwarzenberg</strong>s beschäftigt.<br />
Mit Michael Leister gibt es noch einen selbstständigen<br />
Unternehmer im Ort. Mit seinem<br />
Seniorendienst bietet er, besonders älteren<br />
Menschen, u.a. Hilfe bei Einkäufen, Behördengängen,<br />
Fahrten zu Arztbesuchen und<br />
auch Ausflugsfahrten an.<br />
Nachdem sich die Arbeitswelt mit dem Beginn<br />
des Maschinenzeitalters im 18. und 19. Jahrhundert<br />
schon einmal gravierend geändert<br />
hat, gab es im 20. und 21. Jahrhundert noch<br />
einmal eine nachhaltige Veränderung. Mit der<br />
Weiterentwicklung der Elektronik hat mittlerweile<br />
die Computertechnik in nahezu alle Berufe<br />
Einzug gehalten und die Tätigkeiten der<br />
Menschen einschneidend verändert. Frühere<br />
Berufe sind völlig verschwunden, aber auch<br />
neue entstanden, in denen die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Einwohner ihre Beschäftigung und ihr<br />
Auskommen haben.<br />
234
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
8<br />
Die Kirche in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
235
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Glaube der Germanen<br />
Unsere germanischen Vorfahren glaubten<br />
nicht nur an einen Gott im Himmel, sondern<br />
an mehrere Göttinnen und Götter. Diese Götter<br />
waren für sie erhabene Wesen anderer<br />
Welten, die das Weltall und die Erde mit all ihren<br />
Lebewesen erschaffen hatten. Der höchste<br />
Gott war Wodan oder Odin, der Himmelsgott,<br />
Schöpfergott, Gott der Weisheit, aber<br />
auch der Gott des Todes.<br />
Weitere Götter und Göttinnen waren u.a. Donar<br />
(Gott der Kraft und des Wetters (Donnergott)<br />
und Freya (Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit).<br />
Die Namen von Donar und Freya<br />
sind noch in unseren Wochentagsnamen Donnerstag<br />
und Freitag erhalten. Die Götter wurden<br />
nicht in festen Gebäuden, sondern an<br />
speziellen heiligen Orten wie Waldlichtungen,<br />
Hainen und heiligen Gewässern verehrt.<br />
Neben der Verehrung der Götter gab es noch<br />
den Glauben an Geistwesen, wie die verstorbenen<br />
Ahnen, die Geister in Wald und Flur<br />
und Schutzgeister, die den Menschen in ihrem<br />
Leben beistehen sollten.<br />
Als er zwei Jahre später sah, dass die Germanen<br />
bei Geismar, in der Nähe von Fritzlar,<br />
weiterhin an einer mächtige Eiche den germanischen<br />
Gott Donar verehrten, fällte er diesen<br />
Baum, um den Heiden zu beweisen, dass der<br />
Gott der Christen mächtiger sei, als ihre Götter.<br />
Nach dieser Tat bekannten sich die Menschen<br />
auch in unserer Gegend zum Christentum.<br />
Mit der Gründung von Klöstern und<br />
Bistümern, die dem Erzbistum von Mainz unterstanden,<br />
führte Bonifatius kirchliche Strukturen<br />
ein. Das kurhessische Staatsgebiet wurde<br />
zum Einflussgebiet des Erzbistums Mainz.<br />
Die Erzbischöfe von Mainz besetzten die<br />
geistlichen Ämter und überwachten die Amtsführung.<br />
Ab dem 10. Jahrhundert wurde die<br />
Überwachung den Archidiakonen übertragen.<br />
Sie standen den 13 Archidiakonaten in Hessen<br />
vor, die wiederum in Dekanate und Klassen,<br />
eingeteilt waren.<br />
Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Das Archidiakonat Fritzlar war eines der wichtigsten<br />
in Hessen. Ihm unterstanden 9 Dekanate,<br />
unter anderem auch das zu Gensungen.<br />
Zu ihm gehörte auch die Klasse Melsungen mit<br />
den Kirchen von Melsungen, <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Bonifatius<br />
Im Alter von 30 Jahren wurde der in 672 oder<br />
673 im damaligen Königreich Wessex (England)<br />
geborene Benediktinermönch Winfried<br />
zum Priester geweiht. Er hatte den Wunsch,<br />
die heidnischen Sachsen zum Christentum zu<br />
bekehren, begann seine Missionsarbeit in 716<br />
jedoch zunächst bei den Friesen. Er scheiterte<br />
aber, weil jene im Christentum die Religion ihrer<br />
Erzfeinde, der Franken, sahen.<br />
718 erhielt er in Rom von Papst Gregor II. offiziell<br />
den Auftrag, unter seinem neuen Namen<br />
Bonifatius, die Heiden zu missionieren.<br />
In 721 kam er nach Hessen und konnte hier<br />
größere Erfolge erzielen.<br />
Die Kirche in der Vergangenheit<br />
236
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
Obermelsungen, Grebenau, Wollrode und Körle.<br />
Diese Regelung bestand bis zur Reformation<br />
im 16. Jahrhundert.<br />
Nach der Christianisierung wurden in den einzelnen<br />
Siedlungen Kapellen oder Kirchen gebaut.<br />
Wann die erste Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
errichtet wurde, lässt sich historisch nicht<br />
nachweisen. Ein Anhaltspunkt könnte der romanische<br />
Taufstein sein, der sich in unserer<br />
Kirche befindet. Er ist achteckig und trägt auf<br />
jeder seiner Seitenflächen je 2 Rundbogenblenden.<br />
Er soll um das Jahr 1200 entstanden<br />
sein. Damals müsste es also schon eine Kirche<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> gegeben haben. Sie stand<br />
an der gleichen Stelle, an der auch das heutige<br />
Gotteshaus steht.<br />
Eingangstor zum Kirchhof<br />
Der Taufstein soll um das Jahr 1200 entstanden<br />
sein<br />
Um die Kirche herum lag der Kirchhof, der mit<br />
einer Wehrmauer umgeben war, wie Ernst<br />
Wenzel in seinem Buch „Befestigte Kirchhöfe<br />
in Hessen“ von 1908 ausführt.<br />
In den Wehrkirchhöfen suchte die Bevölkerung<br />
im Kriegsfall, mit Vieh und Vorräten,<br />
Schutz vor Übergriffen der Feinde. Ein Überbleibsel<br />
der alten Wehrmauer ist das noch<br />
vorhandene Spitzbogentor, durch das man zur<br />
Kirche gelangt. Seine Höhe entspricht wahrscheinlich<br />
der Höhe der alten Mauer.<br />
Wenn in früheren Zeiten ein Familienmitglied<br />
starb, wurde der Tote von den Angehörigen<br />
und Freunden, irgendwo in der Nähe der Siedlung<br />
beigesetzt. Vielleicht wurde ein Gebet<br />
gesprochen und ein kleines Holzkreuz in die<br />
Erde gesteckt. Da es keine Grabpflege gab,<br />
war nach Jahren von dem Grab nichts mehr zu<br />
sehen. Später begann man die Toten um die<br />
Kirchen herum zu begraben. So war auch unser<br />
Kirchhof bis zum Jahr 1846 Begräbnisstätte.<br />
Danach verwilderte er. Alte Obstbäume<br />
wuchsen auf ihm und obwohl 1906 ein neues<br />
Tor in den Torbogen eingebaut worden war,<br />
suchten Hühner und Gänse auf ihm nach Futter.<br />
1934 wurde die Fläche eingeebnet, ein<br />
Plattenweg gelegt, zwei Blautannen und eine<br />
Ligusterhecke angepflanzt und Rasen ausgesät.<br />
Die noch vorhandenen Mauerreste und<br />
der Torbogen wurden ausgebessert.<br />
Auf der Innenseite der Mauer wurde, links neben<br />
dem Tor, ein alter Grabstein eingemauert,<br />
dessen Inschrift man nicht mehr lesen kann.<br />
Auf der Rückseite der Kirche wurde ein Schulgarten<br />
geschaffen, in dem die Schulkinder mit<br />
der Gartenarbeit vertraut gemacht wurden.<br />
Mit der Innenrenovierung der Kirche in 1968<br />
wurde auch der Kirchhof verändert. Ein Plattenweg<br />
zu dem neuen Eingang auf der Westseite<br />
wurde gelegt, das Holztor wurde etwas<br />
später durch ein Eingangstor aus Metall ersetzt.<br />
Heute gibt es einen barrierefreien Zugang<br />
zur Kirche, die Blautannen mussten aus<br />
Sicherheitsgründen entfernt werden. Nach<br />
dem Abriss des Hauses Liedlich in 2011 vergrößerte<br />
sich die Fläche des Kirchhofes. Der<br />
Torbogen, der bisher durch ein Stück Mauer<br />
237
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Diese Schenkung war nicht ganz legal, denn<br />
der damals lebende Johann I. von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wurde übergangen. Sein Sohn Johann<br />
II. verzichtete 1372, wahrscheinlich nicht<br />
ganz freiwillig, auf seine Ansprüche und segnete<br />
die Stiftung für sein Seeelenheil, und das<br />
seiner Eltern, nachträglich ab.<br />
1517 verfasste Martin Luther seine 95 Thesen<br />
und veröffentlichte sie. Er verursachte dadurch<br />
die, von ihm nicht gewollte, Spaltung<br />
der Kirche und löste damit die Reformation in<br />
Deutschland aus. 1524 erreichte die Reformation<br />
Hessen und Landgraf Philipp der Großmütige<br />
trat zum neuen Glauben über. Nachdem<br />
die Landesfürsten auf dem Reichstag zu<br />
Speyer, in 1526, die Freiheit erhielten, die<br />
Religion auszuwählen, die sie vor Gott und<br />
dem Kaiser verantworten konnten, berief<br />
Philipp die Vertreter der Geist und Weltlichkeit<br />
seiner Landgrafschaft zu einer Synode<br />
nach Homberg ein.<br />
Grabstein des alten Friedhofs<br />
mit dem Haus Liedlich verbunden war, stand<br />
nun frei und wurde restauriert und stabilisiert.<br />
Er ist ein stummer Zeuge aus der Vergangenheit<br />
unseres Dorfes.<br />
Die Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> blickt<br />
auf eine lange wechselvolle Geschichte zurück.<br />
Bereits in einer Urkunde des Klosters<br />
Eppenberg (Karthause Heiligenberg) vom 23.<br />
April 1269 wird ein Priester Reinhard oder<br />
Reinher und in der Urkunde des Martinsstifts<br />
in Kassel vom 1. September 1313 ein Priester<br />
Rupert als Prediger in <strong>Schwarzenberg</strong> genannt.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> war zu der Zeit Mutterkirche<br />
von Röhrenfurth. Als im Jahr 1284 Helwig von<br />
Adelshausen versuchte, den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Kirchenzehnten, an dem auch die Ritter von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> Anteile hatten, an sich zu reißen,<br />
wies die Propstei Fritzlar diesen Übergriff<br />
zurück. In 1366 schenkten Landgraf Heinrich<br />
II. und sein Sohn Otto das Patronatsrecht<br />
über die <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche dem Martinsstift<br />
in Kassel. Diese Schenkung wurde<br />
von Papst Urban V. von Avignon bestätigt und<br />
durch den Bischof Ludwig von Halberstadt<br />
umgesetzt.<br />
Er diskutierte in der dortigen Stadtkirche mit<br />
ihnen über die Einführung des protestantischen<br />
Glaubens. Nachdem vom 21. <br />
23.10.1526 verhandelt worden war, wurde<br />
Hessen evangelisch und die Trennung von der<br />
römischen Kirche vollzogen. Zwei Jahre nach<br />
der Synode erkannte der Erzbischof von Mainz<br />
durch einen förmlichen Vertrag, in dem er auf<br />
die geistliche Gerichtsbarkeit über Hessen<br />
verzichtete, die Selbstständigkeit der abgetrennten<br />
Kirche an.<br />
Nach der Synode wurde der kirchliche Bereich<br />
neu organisiert. Es wurden sechs Superintendenturen<br />
eingerichtet. Melsungen bildete mit<br />
Breitenau, Dagobertshausen, Grebenau und<br />
Malsfeld die zweite Klasse in der Superintendentur<br />
Rotenburg. Alle Kircheneinnahmen<br />
flossen in den Gotteskasten. Die Verwaltung<br />
dieser Kirchenkasse oblag dem Kastenmeister.<br />
Neben den Gehältern für die Pfarrer<br />
musste er auch die Kosten für die Gebäudeerhaltung<br />
und die Armenpflege bezahlen.<br />
Die Pfarrei <strong>Schwarzenberg</strong> musste ab 1541<br />
das Gehalt des Melsunger Kaplans mitfinanzieren.<br />
Über die Besetzung der freien Pfarrstellen<br />
entschied der Landgraf. Melsungen<br />
hatte zwei Prediger, wovon der zweite das Vikariat<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und dessen Filiale Röhrenfurth<br />
betreute. Im Salbuch von 1575 steht<br />
über den Pfarrer: „Der Pfarr daselbst hat gnä<br />
238
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
digen Herrn zu tun, wie er will.“ Nach dem<br />
Salbuch gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> zwei Hufen<br />
Pfarrland, für die der jeweilige Bauer im<br />
Kriegsfall ein Pferd zur Verfügung stellen<br />
musste. <strong>Schwarzenberg</strong> wurde in 1585 mit 20<br />
Haushaltungen und der mit zu seiner Kirche<br />
gehörenden Wüstung „Dabelheusisch Felt“,<br />
einem Hof bei Dagobertshausen, der im 30<br />
jährigen Krieg zerstört wurde, nach Melsungen<br />
eingepfarrt. Ab 1589 gilt <strong>Schwarzenberg</strong><br />
als Filiale von Melsungen und ist weiter Mutterkirche<br />
von Röhrenfurth.<br />
Während des 30jährigen Kriegs hatten sich in<br />
1646 fünfhundert Schweden in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wochenlang einquartiert. Sie nahmen die<br />
Kirchenglocken mit, zerstörten die Orgel, und<br />
zündeten die Kirche an, die ausbrannte.<br />
Als mit dem „Westfälischen Frieden“ in 1648<br />
der 30jährige Krieg endete, zerfiel Deutschland<br />
in viele Einzelstaaten. Die Bevölkerung<br />
musste den Glauben ihrer Fürsten und Räte<br />
übernehmen. <strong>Schwarzenberg</strong> blieb evangelisch<br />
und führte nach den in 1835 herausgegebenen<br />
Ausführungen des Kirchenstatistikers<br />
Bach ab 1660 Kirchenbücher. Heute noch vorhanden<br />
sind im Pfarramt aber nur die Kirchenbücher<br />
ab 1781.<br />
Der damalige lange Krieg hatte auch in unserem<br />
Dorf unter den Christen die Stimmung<br />
aufgeputscht und es wurden Frauen als Hexen<br />
bezeichnet. In 1685 gab es in Melsungen eine<br />
Verhandlung gegen die <strong>Schwarzenberg</strong>er Wirtin<br />
Kolbe, die beschuldigt wurde, Abendmahlsbrot<br />
gestohlen zu haben. Nachdem sie<br />
eine Nachbarin bedroht habe, sei deren Arm<br />
schwarz geworden und Lappen und Kieselsteine<br />
seien herausgekommen. Außerdem habe<br />
sie ein Kind zum Zaubern verführt. Zum Glück<br />
wurde die Frau vom Gericht freigesprochen.<br />
Im Lager Stück und Steuerbuch der Dorfschaft<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> von 1744 findet man<br />
folgende Angaben über die Kirche von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>:<br />
Die in alter Deutscher Schrift verfassten Texte<br />
lauten folgendermaßen:<br />
Abschnitt 5: Kirche und Jus Patronatus<br />
„Eine Kirche ist allhier und ist ein Filial von<br />
Diaconat zu Milsungen. Das Jus patronatus<br />
stehet gnädigster Herrschaft zu. Auf die Festtage<br />
und Michaelis müssen sie von hier nach<br />
Abschnitte 5 – 7 des Lager, Stück und Steuerbuchs<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> aus dem Jahr 1744<br />
(Das Original befindet sich im Hessischen Staatsarchiv<br />
Marburg)<br />
Röhrenfurth in die Kirche gehen, die übrigen<br />
Predigten hören sie in ihrer eigenen Kirche.“<br />
Abschnitt 6:<br />
Kirchen und freye Kasten Güter<br />
„Keine“<br />
Abschnitt 7: Pfarrhauß, Güter, Besoldungen<br />
und Accidentien<br />
Kein Pfarrhauß ist allhier, dazu auch keine<br />
Pfarrgüter, alsdaß der zeitiliche Diaconus zu<br />
Milsungen die im summarischen Extract<br />
benannten Zinsen pro parte Salary (als Teil<br />
der Besoldung). Die Accidentien (Gebühren)<br />
bekommt er gleich bey Röhrenfurth und wie<br />
sie gewöhnlich sind als von einer copulation<br />
(Eheschließung).<br />
Abschnitt 35: Heer, Wagen<br />
Dieser Abschnitt regelt die Dienstpflicht der<br />
Pächter der 2 Hufen Kirchenland in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Auch hier die Übertragung des Textes.<br />
„Allhier finden sich 2 Hufen, so dem zeitigen<br />
Diacono zu Milsungen zinsbar und gnädigster<br />
Herrschaft halb dienstbar sind, davon müssen<br />
die Besitzer tempore belli (im Kriegsfall) zur<br />
239
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Abschnitt 35 des Lager, Stück und Steuerbuchs von <strong>Schwarzenberg</strong> aus dem Jahr 1744<br />
(Das Original befindet sich im Hessischen Staatsarchiv Marburg)<br />
Beschützung der Hessischen Lande, 1 Artillerieknecht,<br />
1 Pferd und 1 Wagenrad an gnädigste<br />
Herrschaft entrichten.“<br />
Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763)<br />
setzten sich in 1762 die Franzosen oberhalb<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> fest. Sie kamen in das<br />
Dorf und suchten auch die Kirche heim. Der<br />
damalige Kastenmeister Konrad Noll berichtete:<br />
„Nunmehr ist die Kirche gantz verfallen,<br />
wir sind in den Kollekten immer vergessen;<br />
das alte Tuch ist gestohlen vom Tisch des<br />
Herrn, die Fenster alle offen und alle Scheiben<br />
raus, weil die Frantzen durchgestiegen und sie<br />
öfters darin gar logiert worden. Man hat auch<br />
bißher nichts können gemacht bekommen“.<br />
In den Jahren von 1771 1820 fanden die<br />
Konfirmationen in <strong>Schwarzenberg</strong> an Ostern<br />
und Pfingsten statt.<br />
1781 war die Kirche der „HessenCasselischen<br />
Lande“ in Consistorialbezirke (Kirchenleitungen)<br />
eingeteilt. Zu dem Bezirk Kassel gehörten<br />
die 5 Diözesen Kassel, Allendorf (Werra),<br />
Rinteln, Hersfeld und Schmalkalden.<br />
Die Diözese Allendorf mit 101 Pfarrern und<br />
121.754 evangelischen Einwohnern war unterteilt<br />
in 9 Klassen, zu denen auch Melsungen<br />
gehörte. Die Klasse Melsungen setzte sich<br />
aus 7 Pfarreien zusammen, den 5 Consistorialpfarreien<br />
Melsungen, Breitenau, Dagobertshausen,<br />
Malsfeld, Wollrode und den 2 Patronatspfarreien<br />
Grebenau und dem Vikariat<br />
Obermelsungen.<br />
Die Pfarrei Melsungen hatte 2 Prediger, den<br />
Metropolitan und einen zweiten, zu dessen<br />
„beständigem Vikariat“ auch die Gemeinde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> mit 38 Häusern und 306<br />
evangelischen Einwohnern gehörte. <strong>Schwarzenberg</strong>s<br />
Filiale Röhrenfurth hatte damals 64<br />
Häuser und 454 Einwohner.<br />
Der zuständige Prediger musste an jedem<br />
Sonn, Fest und Bettag gegen 9 Uhr in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, 10.30 Uhr in Röhrenfurth und<br />
um 13.00 Uhr in Melsungen predigen.<br />
An den 2. Festtagen (Weihnachten, Ostern,<br />
Pfingsten) wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> kein, und<br />
wenn in Melsungen Communionstage (Abendmahlstage)<br />
waren, in Röhrenfurth kein Gottesdienst<br />
gehalten. An diesen Tagen sollte der<br />
Gottesdienst jeweils in der anderen Gemeinde<br />
besucht werden. Neben diesen Gottesdiensten<br />
wurde in der Fastenzeit wöchentlich, abwechselnd<br />
in beiden Dörfern, eine Wochenpredigt<br />
gehalten.<br />
1790 erhielt unser Kirchengebäude seine heutige<br />
Gestalt. In wieweit es damals neu errichtet,<br />
oder nach den Schäden der Vergangenheit,<br />
nur wiederhergestellt wurde, ist nicht<br />
bekannt. Zur Erinnerung an dieses Ereignis<br />
findet man die Jahreszahl 1790 auf der Wetterfahne<br />
und den Vermerk „Anno 1790“ auf<br />
240
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
dem Sturz eines Fensters auf der Nordseite<br />
des Kirchenschiffs, an der sich auch bis 1968<br />
der Eingang der Kirche befand. Dieser Sturz<br />
ist aber, genau wie die anderen Fensterstürze,<br />
kein Original von 1790. Sie sind alle jünger als<br />
das sie umgebende Mauerwerk. Das rührt daher,<br />
dass sie erst später, mit den jetzt vorhandenen<br />
Fenstern eingebaut, wurden.<br />
Die damals vorhandene Glocke soll um 1500<br />
gegossen worden sein. Sie wurde „Marienglocke“<br />
genannt, weil sie die Inschrift „Ave Maria<br />
gracia plena“ (Sei gegrüßt gnadenreiche Maria)<br />
trug.<br />
Links: Die Kirche mit dem alten Eingang auf der<br />
Nordwestseite<br />
Rechts: Die Nordwestseite im Jahr 2012<br />
Die Zahl 1790 auf der Wetterfahne erinnert an die<br />
Wiederherstellung der Kirche<br />
Auch auf dem Fenstersturz über dem ehemaligen<br />
Eingang sieht man die Zahl 1790<br />
Unser Gotteshaus ist ein romanischer Saalbau<br />
in Ost Westrichtung, mit einem Glockenturm<br />
am Westende. Der Kirchturm wurde ursprünglich<br />
von zwei starken Eichensäulen getragen,<br />
die Pfosten, die die Emporen trugen,<br />
waren nicht alle gleich, sondern teils vieroder<br />
fünfeckig.<br />
Auf Grund der Tatsache, dass die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Kirche Mutterkirche von Röhrenfurth<br />
war, mussten die Röhrenfurther bis zum Jahr<br />
1879 ein Drittel aller Kosten übernehmen, die<br />
bei Reparaturen an der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche<br />
anfielen. So mussten sie sich auch 1790<br />
an den Kosten beteiligen, obwohl sie in 1772<br />
eine eigene Kirche gebaut hatten.<br />
1792 erhielt die Kirche einen einfachen Innenanstrich,<br />
der 1873 durch einen durchgängig<br />
weißen Lackanstrich ersetzt wurde.<br />
In 1813 lagerte der russische General von<br />
Czernitschef mit 4000 Kosaken in Melsungen.<br />
Mehrere hundert Kosaken machten am Michaelistag<br />
(29.09.) einen Abstecher nach<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und nahmen neben Nahrung,<br />
Viehfutter und Gebrauchsgegenständen auch<br />
die blechernen Büchsen mit, in denen sich das<br />
vom 1. Januar bis Michaeli erhobenen Opfergeld<br />
befand. Der Schaden betrug laut Opferbuch<br />
2 Thaler, 21 Groschen, 13 Heller.<br />
Nach einer offiziellen Zählung von 1861 über<br />
die Religionszugehörigkeit, lebten in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
143 männliche und 150 weibliche<br />
Personen, die alle der reformierten evangelischen<br />
Kirche angehören. Es gab 57 Ehen, davon<br />
waren 5 kinderlos. Verwitwet waren 10<br />
Männer und 12 Frauen. 76 männliche und 81<br />
241
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
weibliche Personen waren unverheiratet. Drei<br />
der ledigen Frauen hatten Kinder. Es gab keine<br />
Katholiken und Juden in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Im gesamten Kreis Melsungen lebten 965 Juden,<br />
und zwar in Felsberg 253, Beiseförth<br />
163, Spangenberg 151, Melsungen 136, Guxhagen<br />
108, Heinebach 81 und Röhrenfurth<br />
73.<br />
Erst 1866 erhielt die Kirche eine zweite Glocke,<br />
die bedeutend größer war als die vorhandene.<br />
Sie wurde von den Gebrüdern Ulrich<br />
aus Apolda (Thüringen) gegossen und von der<br />
Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> und der Filialgemeinde<br />
Röhrenfurth gemeinsam beschafft. Sie<br />
trug die Inschrift:<br />
„Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> Bürgermeister<br />
Böddiger, Gemeinderatsmitglied Hofmann,<br />
Riedemann, aus Gemeinde Röhrenfurth Bürgermeister<br />
Aschenbrenner, Gemeinderatsmitglied<br />
Landgrebe, Proll.“<br />
Mit dem "Umpfarrungsdecret" des Königlichen<br />
Consistoriums in Kassel vom 13. März 1879<br />
wurde Röhrenfurth von <strong>Schwarzenberg</strong> zur<br />
zweiten Pfarrei Melsungen umgepfarrt. Röhrenfurth<br />
hatte dafür eine Abfindungssumme<br />
von 533 Mark und 67 Pfennigen an die Gemeinde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zu zahlen. Von da an<br />
war Röhrenfurth von der 1/3Zahlung aller<br />
Kosten, die die <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche betrafen,<br />
befreit.<br />
In 1881 wurde die Verpflichtung einiger<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Bauern zur Anfuhr von Holz,<br />
das der Inhaber der 2. Pfarrstelle zu Melsungen<br />
zusätzlich zu seiner Besoldung aus dem<br />
Staatswald erhielt, mit einem Betrag von<br />
283,32 Mark abgelöst. Gleichzeitig fiel auch<br />
die Lieferung eines Kuchens, anlässlich jeder<br />
Kirmes, an diese Pfarrstelle weg und diese<br />
brauchte den Bauern als Fuhrlohn keine Mahlzeit<br />
mehr zu geben.<br />
Außerdem einigte sich die Kirchengemeinde<br />
und Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> auf die Ablösung<br />
der Reallasten (Schulkorn, Orgelgeld).<br />
Im April 1899 ersetzte die Firma Möller aus<br />
Rotenburg, die alte Orgel durch ein neues<br />
pneumatisches Instrument. Die Kosten von<br />
1.842,60 Mark wurden durch Kollekten und<br />
Spenden finanziert.<br />
In 1900 wurde die damals vorhandene Kirchturmuhr<br />
ausgebaut. Das Aufziehen ihres Uhrwerks<br />
wurde in 1867 mit 1 Taler, 3 Silbergroschen<br />
und in 1885 mit 4,50 Mark bezahlt.<br />
Übrigens waren während der Amtszeit von<br />
Pfarrer Knuth (1980 – 1992) Bestrebungen im<br />
Gange, wieder eine Uhr in den Kirchturm einzubauen.<br />
Das Projekt scheiterte an den zu<br />
hohen Kosten.<br />
Die Gemeinde übernahm in 1906 die Kosten<br />
für ein neues Kirchentor aus Holz für den Torbogen<br />
zum Kirchhof.<br />
Nachdem der Kirchturm in 1820 bereits erstmals<br />
repariert worden war, wurde 1907 der<br />
obere Teil des Kirchturms von der Firma Dietrich<br />
aus Wichdorf (bei Gudensberg) mit<br />
Schiefer gedeckt und die Wände ausgebessert.<br />
Die Kosten betrugen ca. 200 Mark. Zuständig<br />
für die Gemeinde war damals Pfarrer<br />
Eberth aus Melsungen, Kirchenälteste waren<br />
Justus Hofmann und Heinrich Böddiger, Kastenmeister<br />
Heinrich Emmeluth II. Weitere Reparaturen<br />
folgten in 1928, 1950 und 1995.<br />
Im ersten Weltkrieg wurde die Glocke von<br />
1866 eingeschmolzen. In 1921 goss die Firma<br />
„Schillings Sohn Apolda“ zwei neue Glocken<br />
mit Namen Mara (Ort der Wüstenwanderung<br />
des Volkes Israel) und Beröa (Stadt in Mazedonien,<br />
die von Paulus besucht wurde). Eine<br />
der Glocken trug zur Erinnerung an die Toten<br />
des 1. Weltkriegs folgende Widmung: „Gemeinde<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> gedenke deiner im<br />
Weltkrieg 1914 18 gefallener Brüder. Matthäus<br />
23,8.“ (Ihr aber seid alle Brüder). Auf<br />
der Glocke Beröa war der Hinweis eingegossen:<br />
„Ich wurde mit meiner Schwester Mara<br />
der Kirche zu <strong>Schwarzenberg</strong> geweiht, Pfingsten<br />
1921.“<br />
Nach dem 1. Weltkrieg fiel das Kirchenregiment<br />
der jeweiligen Landesherren weg. In<br />
1924 wurde die Evangelische Landeskirche<br />
HessenKassel gegründet. Die Superintendenturen<br />
und Klassen wurden abgeschafft, es<br />
gab Kirchensprengel, die den Kirchenkreisen<br />
übergeordnet waren. <strong>Schwarzenberg</strong> gehörte<br />
zum Kirchenkreis Melsungen.<br />
Das Läuten der Glocken durch Schuljungen<br />
wurde in 1928 mit jährlich 20 Mark vergütet.<br />
Bis 1931 fanden die Taufen nicht immer im,<br />
sondern teilweise nach dem Gottesdienst<br />
statt. Während des Winters wurden die Kinder<br />
wegen der Kälte in der Schule getauft.<br />
242
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
Die Auseinandersetzungen zwischen Gemeinde<br />
und Kirche um das Kirchschulvermögen<br />
wurden nach 10jährigen Verhandlungen am<br />
04.10.1932 durch einen Vertrag beigelegt.<br />
Schulgebäude und Schulgrundstück wurden<br />
Eigentum des Schulverbandes (Gemeinde).<br />
Dafür bezahlte die Gemeinde die Vergütung<br />
für den Organisten nach den von der Regierung<br />
festgesetzten Richtsätzen, die damals<br />
320 Mark pro Jahr vorsahen.<br />
Ab 1934 gehört <strong>Schwarzenberg</strong> zur Evangelischen<br />
Kirche von KurhessenWaldeck, die<br />
durch die Vereinigung der Evangelischen Landeskirche<br />
in HessenKassel und der Evangelischen<br />
Landeskirche in Waldeck entstand.<br />
1934/35 wurde die Kirche gründlich erneuert.<br />
Der Altar wurde von seiner damaligen<br />
Holzeinhüllung befreit, seine beiden Stützsteine,<br />
die quer zum Schiff standen, in Ost West<br />
Richtung gedreht. Der Sockel der Kanzel, die<br />
hinter dem Altar, vor dem Fenster in der Mitte<br />
des Altarraums stand, wurde erhöht. Die Abtrennungen<br />
im Altarraum wurde verändert,<br />
die Orgelbühne um einen Meter verlängert,<br />
der Treppenaufgang dorthin stabilisiert, der<br />
Taufstein kam an den Eingang, der Ofen wurde<br />
versetzt, die Kirchentür wurde verschalt<br />
und erneuert. Der Mittelgang erhielt einen Kokosläufer,<br />
elektrische Beleuchtung und Außenlampen<br />
wurden installiert. Die Elektroarbeiten<br />
wurden von der Firma K. Heer aus<br />
Melsungen für 247,62 Mark ausgeführt, die<br />
auch den Ofen für 21,25 Mark umsetzte. Die<br />
Malerarbeiten unterstanden der Aufsicht des<br />
Bezirkskonservators und wurden vom Kirchenmaler<br />
Diederich, Melsungen unter Beteiligung<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Handwerker ausgeführt.<br />
Der Maler Diederich brachte auch an<br />
der Stirnwand des Altarraums, links und<br />
rechts vom Fenster, die beiden folgenden<br />
Sprüche an:<br />
Linke Seite (vom Eingang aus gesehen):<br />
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden<br />
und den Menschen ein Wohlgefallen.“<br />
Rechte Seite:<br />
„Aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit; das<br />
ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt<br />
ist.“<br />
Die Kosten für die Malerarbeiten betrugen<br />
1.035,58 Mark; rechnet man noch die Schreinerarbeiten,<br />
die von den einheimischen Handwerkern<br />
Waldschmidt und Worst für 402,90<br />
Mark ausgeführt wurden und die 75,20 Mark<br />
für den Kokosläufer hinzu, ergibt sich für die<br />
Renovierung der Kirche ein Gesamtbetrag von<br />
1.782,55 Mark.<br />
Auch die Ausstattung der Kirche wurde anlässlich<br />
der Renovierung verbessert. Die Kirchengemeinde<br />
besaß bis dahin 2 Altardecken;<br />
die eine war in 1860 von der Frau des Lehrers<br />
Liese, die andere in 1896 vom damaligen Gesangverein<br />
gespendet worden. Außerdem gab<br />
es noch eine weiße Abendmahlsdecke, die<br />
1932 von Heinrich Hofmanns Ehefrau übergeben<br />
worden war. Die Frau von Johannes Rode<br />
stiftete zur Einweihung der Kirche eine weiße,<br />
leinene Abendmahlsdecke und ein Antependium<br />
für den Altar. Die NSFrauenschaft spendete<br />
das Antependium für die Kanzel und 2<br />
Holzleuchter für den Altar. Der Schreiner Hans<br />
Worst fertigte ein Altarkreuz aus Holz an. Jost<br />
Heinrich Reinbold und dessen Ehefrau Katharina,<br />
geb. Horn aus Burghofen stifteten einen<br />
Abendmahlskelch. (J.H. Reinbold übernahm in<br />
1910 das heutige Anwesen Horst Schäfer,<br />
Jahnstraße Nr. 6.) Der gespendete Kelch bildete<br />
das Gegenstück zu einem Kelch, der ungefähr<br />
um das Jahr 1690 hergestellt wurde.<br />
Die Weihe der Kirche erfolgte am 7.4.1935 im<br />
Rahmen des Konfirmationsgottesdienstes unter<br />
Mitwirkung des Metropolitan i.R. Becker<br />
und Pfarrer Fischer.<br />
Innenraum der<br />
Kirche nach der<br />
Renovierung<br />
1934/35<br />
243
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die beiden Abendmahlskelche sind heute noch<br />
im Gebrauch. Die heute verwendete Abendmahlskanne<br />
stammt aus dem Jahr 1965. Wo<br />
die von Lehrer Schmidt erwähnte Kanne aus<br />
dem Jahr 1742 verblieben ist, vermag ich<br />
nicht zu sagen. Die damals vorhandene Taufschale<br />
musste in 1942 abgeliefert werden. Sie<br />
wurde um 1970 durch die von dem Bildhauer<br />
Hueges angefertigte Taufschale, die heute auf<br />
dem alten Taufstein steht, ersetzt. An ihren<br />
Auflagepunkten zeigt sie die Symbole für die<br />
Evangelisten Matthäus (Mensch oder Engel),<br />
Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes<br />
(Adler). Das hölzerne Altarkreuz von 1935<br />
wird heute noch bei Gottesdiensten im Freien<br />
benutzt. Das heute auf dem Altar stehende<br />
Kreuz und die beiden dazu passenden Leuchter<br />
wurden 1976 angeschafft.<br />
Taufschale des Bildhauers Hueges von 1970<br />
Altar in 2011 mit Kreuz und Leuchter aus 1976<br />
Über das kirchliche Leben in der NSZeit in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ist mir, bis auf die folgende<br />
Begebenheit, nichts bekannt. Im Herbst 1939<br />
passierte folgendes:<br />
Eine <strong>Schwarzenberg</strong>er Familie wollte ihren<br />
neu geborenen Sohn taufen lassen. Der für<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zuständige Melsunger Pfarrer<br />
lehnte dies jedoch, mit dem Hinweis auf die<br />
Mitgliedschaft des Vaters in der NSDAP, ab.<br />
Der Vater wandte sich an einen anderen Melsunger<br />
Pfarrer, der sich bereit erklärte, den<br />
Jungen in der Kirche zu taufen. So kam es an<br />
einem Sonntag zu dieser Situation: Der zuständige<br />
Pfarrer beendete den Gottesdienst<br />
und verließ die Kirche. Dabei begegnete er<br />
seinem Amtsbruder, der in die Kirche hineinging<br />
und den kleinen Jungen taufte.<br />
Einen Hinweis auf das allgemeine Verhältnis<br />
des NSStaates zur Kirche fand ich in wenigen<br />
Zeilen auf einem kleinen Zeitungsabschnitt<br />
(Datum unbekannt), auf dessen Vorderseite<br />
von einem Kinderfest in <strong>Schwarzenberg</strong> berichtet<br />
wird. Sie lauten:<br />
„Der Führer Adolf Hitler wolle keine Einmischung<br />
des Staates in die Kirche. Aber er<br />
könne auch nicht dulden, dass sich hinter dem<br />
Kreuz Christi eine staats und volksfeindliche<br />
Reaktion verkrieche, die den Weg zum Herzen<br />
des Volkes verlege. Der Ruf der Stunde gehe<br />
dahin, dass das Volk wieder seine Kirche lieben<br />
lernen soll.<br />
Die Kirche solle ihre Türen weit aufmachen für<br />
die frohe Botschaft von einem gnädigen und<br />
barmherzigen Gott. Von der Kameradschaft in<br />
Staat und Reich müssten wir zur Kameradschaft<br />
auch in der Kirche kommen. Gott helfe<br />
unserem Führer, unserem Vaterlande, unserem<br />
Volk und unserer Kirche.“<br />
Die kleinere Kirchenglocke wurde in 1940<br />
ausgebaut und abgeliefert. Das Läuten der<br />
Glocken war nur noch sonntags zum Hauptgottesdienst<br />
für 3 Minuten erlaubt. Als dann<br />
im Januar 1942 auch noch die große Glocke<br />
(Mara) abgeliefert werden musste, hatte die<br />
Kirche nur noch die Glocke aus dem Jahr<br />
1500.<br />
Im Oktober 1950 wurde der Kirchturm für<br />
1.500 DM repariert. Die Ost, West und Südseite<br />
des Turmhelms, sowie die West und<br />
Südseite der Turmwandflächen wurden neu<br />
eingedeckt, die anderen Seiten wurden repariert.<br />
Die Arbeiten wurden von dem Dachdeckermeister<br />
Heinrich Pfaar aus Melsungen,<br />
ausgeführt.<br />
244
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
Konfirmation 1953 (von links): G. Barthel, G.<br />
Hofmann, M. Schüler, Pfarrer Fischer, K. Hain, W.<br />
Bubenheim, G. Findling<br />
Pfarrer Drüner mit den Kirchenvorstehern (von<br />
links) K. Hofmann, C. Jacob, M. Meyfarth, J.<br />
Bubenheim und H. Alter<br />
Nach dem Neubau des Glockenstuhls wurden<br />
1954 zwei neue Stahlglocken der Bochumer<br />
Glockengießerei „Bochumer Verein“ in dem<br />
Turm montiert. Die größere Glocke (336 kg)<br />
trägt die Inschrift „Land, Land, Land, höre des<br />
Herren Wort“, die kleinere (226 kg) die Worte<br />
„Christus lebt“. Bürgermeister A. Hofmann<br />
hatte eine Spendensammlung in der Gemeinde<br />
veranstaltet, die 2.400 DM einbrachte. Den<br />
Restbetrag von 600 DM trug die Gemeindekasse.<br />
Mit dem Zuzug von Heimatvertriebenen kamen<br />
nach dem 2. Weltkrieg die ersten Katholiken<br />
nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Ab 1. Oktober 1956 bildete die Landeskirche<br />
ein Kirchspiel mit Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
dessen zuständiger Pfarrer seinen<br />
Dienstsitz in Röhrenfurth hatte. Erster Seelsorger<br />
wurde Pfarrer Schurian, der allerdings<br />
nur ein Jahr blieb.<br />
Nachdem die Pfarrstelle danach ein halbes<br />
Jahr unbesetzt war, wurde am 1.9.1957 Pfarrer<br />
Hermann Drüner neuer Stelleninhaber. Er<br />
wurde am 15.12.1923 in Rauschenberg geboren<br />
und meldete sich nach seinem Schulabschluss<br />
in 1941 bei der Marine, um Seeoffizier<br />
zu werden. 1945 geriet er, schon auf dem<br />
Weg nach Hause, in Gefangenschaft. Seine<br />
Erlebnisse im Krieg brachten ihn zum Studium<br />
der Theologie, das er in 1946 in Marburg<br />
(Lahn) begann und nach Vikarszeiten in Reinhardshausen<br />
und Eichenberg, in 1954 mit der<br />
Ordination in Kassel beendete. Bevor er nach<br />
Röhrenfurth kam, war er Pfarrer in Gersfeld<br />
(Rhön).<br />
In 1968 wurde, mit viel Eigenleistung, ein<br />
größerer Umbau der Kirche durchgeführt. Der<br />
Eingang zur Kirche wurde von der Nordseite<br />
auf die Westseite verlegt. In die alte Türöffnung<br />
wurde ein Fenster eingebaut und man<br />
ging, wie heute noch, durch den Turm in das<br />
Kirchenschiff. Im Inneren wurden die beidseitigen<br />
Emporen, die Abtrennungen im Altarraum<br />
und alle Bänke entfernt. Der Fußboden<br />
wurde erneuert und neue, vom Schreinermeister<br />
Horst Arsand hergestellte, Bänke eingebaut,<br />
neue Lampen installiert, der Kohleofen<br />
wurde durch einen Ölofen ersetzt, ein<br />
neuer Altar ein und die Kanzel umgebaut. Sie<br />
kam an ihren heutigen Standort, auf der<br />
rechten Seite des Altarraums. Die vorhandenen<br />
Wandsprüche wurden übermalt.<br />
Der damalige Pfarrer Drüner hat mit den<br />
nachfolgenden Bildern einige Arbeiten dokumentiert.<br />
Kirchenumbau 1968 Der Maler G. Meyfarth (2.<br />
von links) und der Schreiner H. Arsand (2. von<br />
rechts) im Gespräch mit einem Mitarbeiter des Landeskirchenamts<br />
(links) und dem Architekten<br />
Schneider (rechts)<br />
245
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Arbeiten vor Einbau des FußbodensMit (von rechts)<br />
G. Schäfer, W. Jäger, L. Kördel, W. Mainz, W. Alter,<br />
W. Rohde, G. Seitz<br />
Die erhöhte Kanzel und der Altar rechts im Bild H.<br />
Malkus<br />
Interessierter Zuschauer beim Test des neuen<br />
Ölofens ist G. Seitz (3. von links)<br />
Auch W. Rohde und G. Wagner helfen beim Umbau.<br />
Im Hintergrund das alte Kirchhoftor von 1906<br />
Der seitliche Eingang in die Kirche (bis 1968)<br />
Der 1968 angelegte Weg zum Eingang auf der<br />
Westseite<br />
Leider befand sich kein Foto der renovierten<br />
Kirche bei den Bildern von Pfarrer Drüner. Wie<br />
die Kirche damals ausgesehen hat, kann man<br />
aber anhand des folgenden Fotos nachvollziehen.<br />
246
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
Das Bild zeigt die für eine Hochzeit geschmückte Kirche in 1986. Ihre Gestaltung (Altar, Kanzel, Bänke,)<br />
entspricht, mit Ausnahme des Anstrichs, der aus 1976 stammt, dem Aussehen des Innenraums von 1968.<br />
Lesepult und Elektroheizung wurden aber erst nach 1968 eingebaut.<br />
Pfarrer Drüner verließ Röhrenfurth in 1969<br />
und trat eine Pfarrstelle in Dörnigheim am<br />
Main an. Dort heiratete er in 1972 die Studienrätin<br />
Ingeborg Jänig, mit der er zwei Kinder<br />
bekam. Seit seiner Pensionierung in 1985 lebt<br />
er mit seiner Frau in Dorfitter, einem Ort der<br />
Großgemeinde Vöhl.<br />
Nachdem Pfarrer Drüner die Pfarrstelle verlassen<br />
hatte, wurde sie von Melsunger Pfarrern<br />
mitversorgt. Zuständig für die kirchliche Verwaltung<br />
der Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
war Pfarrer Schuchhardt aus Melsungen, der<br />
sich bereits im Ruhestand befand. Er behielt<br />
diese Aufgabe auch, als ab 1. Juli 1971 das<br />
Kirchspiel Röhrenfurth von der Landeskirche<br />
aufgehoben wurde und seine beiden Gemeinden<br />
der neu geschaffenen vierten Pfarrstelle<br />
in Melsungen zugewiesen wurden.<br />
An der Orgel wurde in 1970 ein neuer Spieltisch<br />
eingebaut.<br />
In 1972 wurde eine elektrische Läuteanlage in<br />
die Kirche eingebaut. Damit endete die Tätigkeit<br />
von Jochen Löwe, der zehn Jahre die Glocken<br />
mit Stricken zum Klingen gebracht hatte.<br />
Die Kirchengemeinde dankte ihm mit einem<br />
Geldgeschenk von 200 DM. Sein Nachfolger<br />
war sein jüngerer Bruder Hartwig, der zum<br />
Läuten der Glocken, das er bis 1983 besorgte,<br />
keine Muskelkraft mehr benötigte. 1983 übernahm<br />
die Küsterin Lieselotte Worst die Verantwortung<br />
für das Läuten der Glocken.<br />
Pfarrer Hartmut Sippel übernahm im September<br />
1972 probeweise die vierte Pfarrstelle in<br />
Melsungen, und war damit auch für <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und Röhrenfurth zuständig. Er gründete<br />
am 30. Oktober 1974 einen Posaunenchor,<br />
in dem Jugendliche aus beiden<br />
Gemeinden mitwirkten.<br />
Im März 1975 wurde Pfarrer Sippel als planmäßiger<br />
Pfarrer von Dekan Seitz eingeführt.<br />
Er blieb bis zu seinem Weggang in 1979 nach<br />
BruchhausenVilsen, Gemeindepfarrer für unsere<br />
Gemeinde.<br />
1974 wurde die „Marienglocke“ von 1500, die<br />
gesprungen war und längere Zeit im Kirchenschiff<br />
gestanden hatte, nach einer Reparatur<br />
247
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wieder im Turm aufgehängt, um über ein Uhrwerk<br />
die Stunden zu schlagen.<br />
Weil der in 1968 aufgestellte Ölofen die Decke<br />
und Wände der Kirche durch Ruß geschwärzt<br />
hatte, wurde er in 1976 entfernt und durch eine<br />
Elektroheizung, deren Heizrohre auf dem<br />
Holzfußboden befestigt waren, ersetzt. Decke<br />
und Wände wurden gestrichen.<br />
Landeskirchenamt wegen Pfarrermangel erst<br />
abgelehnt, in 1980 aber doch genehmigt.<br />
Als Pfarrer für beide Gemeinden wurde am 16.<br />
März 1980 Harry Knuth von Dekan Linz vorgestellt.<br />
Pfarrer Knuth war ein sogenannter<br />
„Seiteneinsteiger“, denn er hatte vor seinem<br />
Theologiestudium bereits den Beruf eines<br />
Schlossers erlernt. Auf sein Betreiben hin veranstalteten<br />
die Kirchengemeinden Röhrenfurth<br />
und <strong>Schwarzenberg</strong> auf dem Schulgelände<br />
in Röhrenfurth in 1980 ein<br />
gemeinsames Gemeindefest. Dieser Brauch<br />
des gemeinsamen Feierns, immer abwechselnd<br />
in beiden Gemeinden, wurde noch einige<br />
Jahre beibehalten. Am 17. Mai 1981 übernahm<br />
Pfarrer Knuth dann endgültig die Leitung<br />
des Kirchspiels.<br />
Konfirmation 1978 mit Pfarrer Sippel und (1. Reihe<br />
von links) C. Jäger, M. Blumenstein, B. Seitz, U.<br />
Hain, M. Bubenheim, dahinter (von links) B. Findling,<br />
U. Siemon, R. Hofmann, T. Groß.<br />
Doris Hilgenberg, Röhrenfurth und Uwe<br />
Steuber aus <strong>Schwarzenberg</strong>, heute Pfarrer in<br />
Gelnhausen, übernahmen in 1977 die Leitung<br />
des Posaunenchors. Nachdem immer mehr<br />
Bläser den Chor verließen und keine jüngeren<br />
Musiker nachkamen, löste sich die Gruppe<br />
später auf.<br />
Pfarrer Knuth (links) mit Pfarrer Drüner (rechts)<br />
beim gemeinsamen Gemeindefest von Röhrenfurth<br />
und <strong>Schwarzenberg</strong> 1984 in Röhrenfurth. In der<br />
Mitte H. Nadler mit Ehefrau aus Röhrenfurth<br />
In die Amtszeit von Pfarrer Knuth fiel auch die<br />
Errichtung des Pfarrhauses für das Kirchspiel<br />
in 1985. Es wurde im Ulmenweg in Röhrenfurth<br />
errichtet. Die Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
beteiligte sich mit 30.000 DM an der<br />
Finanzierung.<br />
Posaunenchor in 1980 mit Uwe Steuber beim<br />
Gemeindefest Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Ein in 1978 von der Kirchengemeinde Melsungen<br />
gestellter Antrag, Röhrenfurth und<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wieder zu einem eigenen<br />
Kirchspiel zusammenzulegen, wurde vom<br />
Gemeindefest 1987 vor dem DGH in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
248
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
Pfarrer Knuth organisierte auch zwei Besuche<br />
von Kirchenvorstehern in der Partnergemeinde<br />
Dörstewitz, Kirchenkreis Merseburg, in der<br />
damaligen DDR, von denen der letzte in 1987<br />
stattfand. In 1990, ein Jahr nach der Öffnung<br />
der Grenze, nahm Pfarrerin Dobrisch mit einer<br />
Delegation aus Dörstewitz, an unserem Gemeindefest<br />
teil. Der Gegenbesuch erfolgte ein<br />
Jahr später, anlässlich der Einführung von<br />
Pfarrerin Dobrisch. Nach einem Gemeindeausflug<br />
zur Gemeinde Dörstewitz in 1994 brach<br />
die Verbindung ab.<br />
Pfarrer Knuth wurde am 01.11.1992 mit einem<br />
Gottesdienst in <strong>Schwarzenberg</strong> aus gesundheitlichen<br />
Gründen in den Ruhestand<br />
versetzt. Er lebte bis zu seinem Tode in FelsbergGensungen.<br />
Kirchenvorsteher L. Kördel bedankt sich im Namen<br />
der Gemeinde bei Pfarrer Knuth<br />
Einführung von Pfarrerin Dobrisch 1991 in Dörstewitz,<br />
2. von links Pfarrer Knuth, dann Pfarrerin Dobrisch<br />
und Frau Knuth mit Gemeindemitgliedern aus<br />
Dörstewitz<br />
Die anschließende pfarrerlose Zeit dauerte bis<br />
zum 2. Mai 1993. In einem Gottesdienst in<br />
Röhrenfurth wurde den Gemeinden, der vom<br />
Landeskirchenamt zugewiesene neue Pfarrer<br />
KöstnerNorbisrath vorgestellt.<br />
Nach einer aufwendigen Sanierung der<br />
Grundmauern der Kirche in 1987 erhielt das<br />
Kirchenschiff in 1991 einen Anstrich. Im Altarraum<br />
wurde ringsum ein Streifen Putz entfernt,<br />
um ein Aufsteigen der Feuchtigkeit in<br />
die Wände zu verhindern. Der Streifen blieb<br />
auch nach der Renovierung der Kirche in 2001<br />
erhalten.<br />
Kaffeetrinken der Senioren im Advent 1994<br />
Verabschiedung von Pfarrer Knuth. Von links K.<br />
Tews (KV), Pfr. Knuth, Dekan Schulze, K. Hofmann<br />
(KV), L. Worst (KV), Organist H. Ganz<br />
Nach einer Probezeit von zwei Jahren einigten<br />
sich die Kirchenvorstände darauf, Pfarrer KöstnerNorbisrath<br />
als Gemeindepfarrer zu behalten.<br />
Im Beisein der damaligen Pröpstin des Sprengels<br />
Hersfeld, Fr. Roswitha Alterhoff, wurde<br />
der neue Pfarrer am 7. Mai 1995 von Dekan<br />
Rudolf Schulze, Pfr. SchmidtRupperts, Körle<br />
und Frau Margarete Ganz vom KV Röhrenfurth,<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> in sein Amt eingeführt.<br />
249
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Am 31.12.1995 ging die langjährige Küsterin<br />
Lieselotte Worst in den Ruhestand. Nachfolgerin<br />
wurde MarieLuise Siemon, die seit 1992<br />
auch das Gemeindehaus betreut.<br />
Osterfrühstück im Gemeindehaus 1997 mit M.L.<br />
Siemon (2. von links), daneben C. Seitz und L.<br />
Möller<br />
Einführung von Pfarrer KöstnerNorbisrath (vorn)<br />
mit Pfarrer SchmidtRupperts (dahinter) und Dekan<br />
Schulze (rechts). Die weiteren Personen sind Mitglieder<br />
der Kirchenvorstände <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
Röhrenfurth<br />
Im Juli 1995 erhielt der Kirchturm ringsum<br />
neue Schieferplatten, einige morsche Sparren<br />
im Dachgebälk des angrenzenden Kirchenschiffs<br />
wurden, genau wie einige Lamellen der<br />
Schallluken, ersetzt. Gleichzeitig wurde auch<br />
die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1790 wieder<br />
auf Hochglanz gebracht. Die Baukosten<br />
beliefen sich auf 96.000 DM, wovon 79.000<br />
durch die Landeskirche KurhessenWaldeck<br />
und 17.000 DM von der Stadt Melsungen als<br />
Baulastträger bezahlt wurden.<br />
Kirche vom Westen mit neuer Turmverkleidung<br />
(1995)<br />
Als es in 1997 Schwierigkeiten mit der Läuteanlage<br />
gab, stellte man fest, dass diese gravierende<br />
Sicherheitsmängel hatte und erneuert<br />
werden musste. Weil kein Geld vorhanden<br />
war, beschloss der Kirchenvorstand in 1998,<br />
nur die dringendsten Arbeiten ausführen zu<br />
lassen. Mit dem Einbau einer Schaltuhr sollte<br />
dafür gesorgt werden, dass ein korrektes<br />
Läuten mit der ersten und zweiten Glocke<br />
möglich sein sollte. Außerdem sollte der Stundenschlag<br />
mit der dritten Glocke (Marienglocke)<br />
wiederhergestellt werden. Für die Reparatur<br />
mussten 3.000 DM aus den Rücklagen<br />
entnommen werden, die eigentlich für die Kirchenrenovierung<br />
vorgesehen waren.<br />
Am 15.12.1997 sprach der Kirchenvorstand<br />
wegen der Renovierung der Kirche beim Landeskirchenamt<br />
vor. Eine Renovierung wurde<br />
abgelehnt, da die Kirchengemeinde das erforderliche<br />
Eigenkapital nicht aufbringen konnte.<br />
Um Geld für die Innenrenovierung zu beschaffen<br />
fand auf Initiative des damaligen<br />
Sportkreisvorsitzenden Ulrich Manthei am<br />
25.07.1998 ein Fußballspiel zwischen Sportfunktionären<br />
des Kreises und einer Mannschaft<br />
von Politikern/Mitarbeitern der Stadt<br />
Melsungen statt. Die Veranstaltung erbrachte<br />
einen Erlös von 3.105 DM. Zu diesen Einnahmen<br />
kam noch eine Spende der „Brunnenbauer“<br />
in Höhe von 1.500 DM. Mit bereits eingegangenen<br />
Spenden früherer Jahre standen<br />
250
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
der Kirchengemeinde insgesamt 6.100 DM für<br />
die Innenrenovierung der Kirche und die Sanierung<br />
der Orgel zur Verfügung.<br />
Pfarrer KöstnerNorbisrath und Kirchenvorsteherin<br />
H. Siemon (2. und 3. von links) besprechen Einzelheiten<br />
der Innenrenovierung in 2001 mit dem Architekten<br />
Fuchs (ganz rechts) und Mitarbeitern des<br />
Landeskirchenamts<br />
Halbzeit beim Benefizspiel. SchiedsrichterAssistent<br />
Pfr. KöstnerNorbisrath im Gespräch mit M. Ganz,<br />
L. Kördel und K. Hofmann (von links)<br />
In 2001 konnte die Kirchengemeinde mit der<br />
längst fälligen Innenrenovierung der Kirche<br />
beginnen. Das Landeskirchenamt stellte aber<br />
die Renovierung der Orgel erst einmal zurück.<br />
Die Kosten der Erneuerung beliefen sich auf<br />
98.000 DM. Die Bevölkerung spendete 5.600<br />
DM und zwölf <strong>Schwarzenberg</strong>er bauten in 158<br />
Arbeitsstunden die Kirchenbänke aus, gaben<br />
ihnen einen neuen Anstrich und bauten sie<br />
wieder ein.<br />
Der Innenraum der Kirche wurde hell gestrichen,<br />
der Fußboden ausgebessert, die Elektroheizung<br />
überholt und die Bänke erhielten<br />
neue Sitzauflagen. Die Orgel erhielt einen<br />
neuen Anstrich. Die Säulen der Orgelempore<br />
wurden gegen Feuchtigkeit von unten isoliert.<br />
Die Malerarbeiten wurden von der Firma Ebert<br />
aus Röhrenfurth ausgeführt. Der Inhaber,<br />
Herr Helmke, brachte an der Rückwand des<br />
Altarraums, wo schon einmal Bibelverse gestanden<br />
hatten, die in 1968 übermalt worden<br />
waren, neue Bibelworte, mit Hinweis auf ihre<br />
Quellen, an. Sie lauten:<br />
Linke Seite:<br />
„In Jesus Christus liegen verborgen alle<br />
Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“<br />
Kolosser 2,3/Jahreslosung 2001<br />
Rechte Seite:<br />
Altarraum der Kirche vor der Renovierung in 2001.<br />
Um die Schäden zu kaschieren hängte man<br />
Stofftransparente der Aktion „Brot für die Welt“ an<br />
die Wände<br />
„Nehmt einander an, wie Jesus Christus uns<br />
angenommen hat, damit Gottes Herrlichkeit<br />
sichtbar wird“<br />
Römer 15,7/nach Jörg Zink<br />
251
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Und so sah unsere Kirche nach der Renovierung<br />
aus:<br />
Blick in den Altarraum mit Taufstein, Altar und<br />
Kanzel<br />
Blick aus dem Innenraum zur Orgel<br />
Auch die sehr alte, mehrmals umgebaute Kanzel<br />
strahlt in neuem Glanz<br />
mit roten Klebepunkten markiert und improvisierte<br />
beim Orgelspiel. Ein Teil der Renovierungskosten<br />
von 48.600 Euro wurden durch<br />
Spenden von 11.000 Euro und den Beitrag der<br />
Kirchengemeinde in Höhe von 15.000 Euro finanziert.<br />
Während der Renovierung der Kirche fanden<br />
die Gottesdienste im Evangelischen Gemeindehaus<br />
statt. Zur Einweihung des Gotteshauses<br />
wurden am 28.10.2001 die im Gemeindehaus<br />
benutzten sakralen Gegenstände, wie<br />
Altarbibel, Altarkreuz, Taufschale usw. in einer<br />
Prozession der Gemeindeglieder in die Kirche<br />
getragen. Dort fand dann die Einweihung<br />
der renovierten Kirche in einem Gottesdienst<br />
mit Pröpstin Roswitha Alterhoff statt.<br />
Nachdem die Orgel im Zuge der Innenrenovierung<br />
der Kirche in 2001 bereits einen neuen<br />
Anstrich erhalten hatte, begann der Orgelbauer<br />
Werner Bosch aus Niestetal in 2003 mit<br />
der Renovierung der kaum noch spielfähigen<br />
Orgel, bei der manche Töne einfach ausfielen.<br />
Organist Ganz hatte die Tasten dieser Töne<br />
Die Orgel vor dem Anstrich in 2001<br />
252
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
In 2006 feiern die Konfirmanden der Jahrgänge<br />
1955 und 1956 in <strong>Schwarzenberg</strong> ihre Goldene<br />
Konfirmation. Nach dem Gottesdienst<br />
trifft man sich mit den Goldnen Konfirmanden<br />
der gleichen Jahrgänge von Röhrenfurth, mit<br />
denen man früher gemeinsam den Konfirmandenunterricht<br />
besucht hatte, zu einem<br />
gemütlichen Beisammensein im Dorfgemeinschaftshaus<br />
in Röhrenfurth.<br />
Die fertig renovierte Orgel nach 2004<br />
Am 29.02.2004 wurde die Orgel mit einem<br />
Konzert des Rudolstädter Kantors Frank Bettenhausen<br />
und dessen Ehefrau Katja eingeweiht.<br />
Man hatte Frank Bettenhausen, der aus<br />
Röhrenfurth stammt, in 1991, als er bei dem<br />
Adventskonzert auf der damals schon schadhaften<br />
Orgel spielte, versprochen, dass er auf<br />
der renovierten Orgel seine außergewöhnliche<br />
Spielkunst beweisen dürfe.<br />
Die Jubilare von rechts: W. Liedlich, G. Riemann,<br />
geb. Keppel, D. Cornelius, Pfr. KöstnerNorbisrath,<br />
C. Seitz, geb. Bubenheim, H. Sinning, M. Hofmann,<br />
geb. Rothämel, I. Rademacher, geb. Schenkel,<br />
K. Laucht, geb. Sirakowsky, C. Sondermann, geb.<br />
Hain<br />
Ebenfalls aus 2006 stammt die Aufnahme der<br />
Kinder, die sich nach dem Kindergottesdienst<br />
mit Sabine Kördel und ihrer Helferin Annika<br />
Löwe auf der Treppe des Gemeindehauses fotografieren<br />
ließen.<br />
Frank und Katja Bettenhausen an der renovierten<br />
Orgel<br />
Immer von links betrachtet sieht man in der vorderen<br />
Reihe: G. Schmidt, P. Stiebeling, M. Potzkai,<br />
in der mittlere Reihe: M. Kördel, J. Klute, C. Hain,<br />
L. Löwe, und hinten: S. Kördel, L. Zimmermann,<br />
C. Löwe, A. Löwe.<br />
253
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Im Oktober 2007 wurde die nicht mehr funktionierende<br />
alte Elektroheizung der Kirche<br />
durch eine neue Anlage ersetzt.<br />
Helmut Ganz, der seit 1972 als Organist in<br />
den Kirchengemeinden Röhrenfurth und<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> tätig ist, feierte im September<br />
2009 sein 50jähriges Organistenjubiläum.<br />
Aus diesem Anlass wurde ihm in einem Gottesdienst<br />
in Röhrenfurth eine Medaille der<br />
Landeskirche verliehen. Vor 1972 war er Organist<br />
im Kirchspiel Altmorschen.<br />
Im Januar 2010 wurde Lektor Adolf Seitz, der<br />
auch von 1977 2001 im Kirchenvorstand<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> tätig war, aus seinem Amt als<br />
Lektor verabschiedet. Er übte es seit Dezember<br />
1983 aus und gestaltete insgesamt 363<br />
Gottesdienste in zweiundvierzig verschiedenen<br />
Gemeinden. Für diese Tätigkeit wurde<br />
ihm von der Landeskirche die ElisabethMedaille<br />
verliehen. Zuvor hatte sich der Melsunger<br />
Pfarrer Peter bei A. Seitz, anlässlich dessen<br />
letzten Gottesdienstes am 20.12.2009 in<br />
Kirchhof, mit einem Geschenk für den oftmaligen<br />
Einsatz in den Gemeinden Kirchhof und<br />
Kehrenbach bedankt.<br />
Pfarrer KöstnerNorbisrath verließ auf eigenen<br />
Wunsch das Kirchspiel und übernahm die 2.<br />
Pfarrstelle in der Gemeinde der Friedenskirche<br />
Kassel. Bis zu seiner Verabschiedung am<br />
19.09.2010 anlässlich des Gottesdienstes zum<br />
Kirchplatzfest in Röhrenfurth, erteilte er, neben<br />
seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer, Religionsunterricht<br />
in der Grundschule Röhrenfurth<br />
und der Gesamtschule Melsungen.<br />
Ehrenamtlich war er als Kreisjugendpfarrer<br />
Dekan Schulze (rechts) verabschiedet Pfarrer KöstnerNorbisrath<br />
Organist H. Ganz an der Röhrenfurther Orgel<br />
und in verschiedenen Gremien des Diakonischen<br />
Werks tätig. Maßgebend beteiligt war er<br />
auch am Aufbau der „Melsunger Tafel“, einer<br />
diakonischen Einrichtung, die Bedürftige mit<br />
Lebensmitteln versorgt.<br />
Ab 01.05.2011 besetzte<br />
Bischof Dr.<br />
Hein die vakante<br />
Pfarrstelle mit der<br />
Pfarrerin Dorothea<br />
Göbel, die in Niestetal<br />
bei Kassel aufwuchs.<br />
Sie studierte<br />
Theologie in Marburg<br />
und Kiel, wo sie auch<br />
noch weitere 3 Jahre<br />
auf dem Gebiet der<br />
neutestamentlichen<br />
Wissenschaft arbei<br />
Pfarrerin D. Göbel<br />
254
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
tete. Von 2008–2010 war sie Vikarin in Spangenberg<br />
und anschließend für 6 Monate Pfarrerin<br />
im Kirchenkreis Hersfeld. Seit August<br />
2011 gehört auch die seelsorgerische Betreuung<br />
der Menschen des AWOAltenheims zu ihrem<br />
Aufgabenbereich. Mit ihr steht erstmalig<br />
eine Frau an der Spitze des Kirchspiels Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Veranstaltung erarbeiteten Lieder werden in<br />
einem abschließenden Konzert vorgetragen.<br />
Der Grund dafür, dass unsere Kirchengemeinde<br />
auch heute noch besteht und das Dorfjubiläum<br />
mitfeiern kann, sind Menschen, die sich,<br />
neben den geistlichen Würdenträgern, über<br />
Jahrhunderte, bis zum heutigen Zeitpunkt, mit<br />
ihrem christlichen Glauben für ihre Mitmenschen<br />
eingesetzt haben. Stellvertretend<br />
für all diese Menschen steht auch der im Jubiläumsjahr<br />
amtierende Kirchenvorstand mit<br />
Andrea Findling, Stefan Kördel, Thomas Mey,<br />
Marlene Schanze, Stefan Schmidt und Elke<br />
Stelter.<br />
Freier Blick auf die Kirche im Januar 2012 nach<br />
Abriss des Hauses Liedlich in 2011<br />
An dieser Stelle möchte ich noch einiges über<br />
die Angebote Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
berichten. Sie bietet neben den „normalen“<br />
Gottesdiensten, Familien, Brunch, Wander<br />
und Komm herein Gottesdienste an.<br />
Auch Gottesdienste zu Konfirmations und<br />
Ehejubiläen finden statt. Nach dem Gottesdienst<br />
am Ostersonntag, der in der noch<br />
dunklen Kirche beginnt, gibt es ein Osterfrühstück.<br />
Bei Festen der Vereine gibt es, wie alljährlich<br />
bei dem Lindenfest, Festgottesdienste.<br />
Seit 1981 führt die Kirchengemeinde gemeinsam<br />
mit dem Ortsbeirat den Seniorennachmittag<br />
im Advent durch und lädt seit 1987 unter<br />
Mitwirkung des Gemischten Chors zum<br />
alljährlichen Adventskonzert ein. Es gibt an<br />
manchen Sonntagen, nach dem Gottesdienst,<br />
den Kirchenkaffee. Für die Kinder und Jugendlichen<br />
gibt es den Kindergottesdienst, die<br />
Jungschar und den Konfirmandenunterricht,<br />
der durch Freizeiten ergänzt wird. Weiterhin<br />
gibt es Seniorennachmittage, einen Bibelkreis,<br />
den Weltgebetstag und für Menschen<br />
die gerne singen, einen Singkreis und einen<br />
Gospelworkshop, der von dem Melsunger<br />
Ehepaar Muche geleitet wird. Die in dieser<br />
Pfarrerin Göbel und Mitarbeiter in 2012. Von links<br />
1.Reihe: M. Schanze (KV), Pfarrerin D. Göbel,<br />
M. L. Siemon (Küsterin), E. Stelter (KV), A. Findling<br />
(KV). Hinten von links: S. Kördel (KV), Tomas Mey<br />
(KV), Helmut Ganz (Organist), Stefan Schmidt (KV)<br />
(KV = Kirchenvorstand)<br />
Auch der Gemeindepädagoge HansGünter<br />
Späth, der seit 1990 die Jugendarbeit in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, Röhrenfurth, Kirchhof, Keh<br />
HG. Späth in 2005 „15 Jahre mit der Jungschar<br />
unterwegs“<br />
255
08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
renbach und Obermelsungen hauptamtlich leitet,<br />
gehört zu diesen Personen.<br />
Außerdem möchte ich aus der jüngeren Vergangenheit<br />
hier noch drei Personen nennen,<br />
die durch ihr Wirken als Christen in unserem<br />
Dorf viele Impulse gesetzt haben. Ihre Namen<br />
sind: Lieselotte Worst, langjährige Küsterin,<br />
Kurt Tews, Mitglied in der Gemeindevertretung<br />
und der Kaufmann Ludwig Kördel, der<br />
viele Jahre als Lektor unterwegs war und immer<br />
ein offenes Ohr für die Nöte und Sorgen<br />
seiner Mitmenschen hatte. Er erhielt in 2000<br />
die Bürgermedaille für sein ehrenamtliches<br />
Wirken im Kirchenvorstand, als Lektor und in<br />
der Landeskirchlichen Gemeinschaft.<br />
Sie alle waren langjährige Mitarbeiter in der<br />
Kirchengemeinde und wurden mit Recht zu<br />
Kirchenältesten ernannt. Auch sie stehen für<br />
Menschen, denen nicht nur ihr eigenes und<br />
das Wohl der Kirche, sondern auch das ihrer<br />
Mitmenschen am Herzen lag.<br />
Das Gemeindehaus<br />
Bereits 1973 gab es erste Überlegungen,<br />
Räumlichkeiten für die Aktivitäten innerhalb<br />
der Kirchengemeinde zu schaffen. Angedacht<br />
wurden Saalbauten im Haus Salzmann oder<br />
im ehemaligen Holzlager der Schreinerei Arsand.<br />
Beides scheiterte an den Finanzen. Eine<br />
Mitbenutzung des Dorfgemeinschaftshauses<br />
unter Beteiligung an den Kosten des Umbaus,<br />
wurde von der Kirchengemeinde, wegen mangelnder<br />
räumlicher Trennung von öffentlichen<br />
und kirchlichen Räumen, abgelehnt. Man beschloss<br />
ein eigenes Gemeindehaus zu bauen,<br />
was anfangs wenig Zustimmung durch die Bevölkerung<br />
fand.<br />
Richtfest Gemeindehaus Sommer 1991<br />
Nach Rücksprache mit dem Landeskirchenamt<br />
wurde in 1979 ein Grundstück der Familie Löwe<br />
an der Straße „Über den Gärten“ angekauft<br />
und 1982 der Antrag für die Errichtung<br />
des Gemeindehauses bei der Landeskirche<br />
gestellt. Bei der Bauplanung stellte sich heraus,<br />
dass es Probleme mit der Abwasserentsorgung<br />
gab. Das Grundstück wurde an die<br />
Familie Siemon ver und ein Areal in der gleichen<br />
Straße von der Familie W. Jäger gekauft.<br />
Nach Abschluss der Planung durch den Architekten<br />
Karl Lengemann aus Grebenau, wurde<br />
im Frühjahr 1991 mit dem Bau begonnen.<br />
Am Pfingstsonntag 1992 fand die Einweihung<br />
des Hauses mit Dekan Rudolf Schulze statt.<br />
Die Baukosten beliefen sich auf ca. 400.000<br />
DM. Die anfängliche Skepsis der Bevölkerung<br />
wegen der Konkurrenz zum Dorfgemeinschaftshaus<br />
hat sich gelegt und die Querelen<br />
zwischen Kirchengemeinde und der Stadt<br />
Melsungen, wegen der Entrichtung eines Ausgleichsbetrags<br />
für fehlende Parkplätze in Höhe<br />
von 16.500 DM, gehören der Vergangenheit<br />
an. Das Gemeindehaus wird nicht nur von<br />
kirchlichen, sondern auch von anderen Gruppen<br />
gerne genutzt. Auch Familienfeiern finden<br />
dort statt. Durch dieses Haus bekam auch<br />
HansGünter Späth neue Möglichkeiten, die<br />
erfolgreiche Jugendarbeit zu intensivieren.<br />
Im Frühjahr 1991 wird der Bau des Gemeindehauses<br />
vorbereitet Gemeindehaus vor der Einweihung am 7. Juni 1992<br />
256
Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong> | 08-1<br />
Gemeindehaus im Sommer 2011<br />
Priester und Pfarrer in Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Laut Bericht von Pfr. Harry Knuth über das<br />
Kirchspiel Röhrenfurth zum Pfarrkonvent am<br />
28.10.1984 ergänzt von Adolf Seitz.<br />
13. Jahrhundert:<br />
1269 auch 1284 Priester Reinher<br />
1289 auch 1313 Priester Rupert<br />
16. und 17. Jahrhundert:<br />
1518 Priester Heinrich Kipp<br />
1520 Priester Conradus Suttel<br />
1525 bis 1528 Johann Lening, letzter Prior<br />
zur Karthause, dann erster<br />
ev. Pfarrer in Melsungen<br />
1528 bis ca. 1553 Kaplan Johann Rosenblatt<br />
1569 Pfarrer Justus Scheffer<br />
1575 bis 1585 Kaplan Nikolaus Böttner<br />
1586 bis 1597 Diakonus Justus Walper<br />
1598 bis 1608 Kaplan Johannes Müller<br />
1608 bis 1632 Diakonus Bulckendorf<br />
18. Jahrhundert:<br />
1771 bis 1773 Pfarrer Friedrich Ludwig<br />
Adams<br />
1773 bis 1776 Pfarrer D. T. Cnyrim<br />
1776 bis 1784 Pfarrer J.P.Hartwig<br />
1784 bis 1789 Pfarrer Stern<br />
1789 bis 1802 Pfarrer W. Gerhold<br />
19. Jahrhundert:<br />
1802 bis 1814 Pfarrer Bernhard Hopfeld<br />
nach 1814 Pfarrer J.D. Walper<br />
1873 bis 1888 Pfarrer Kranich<br />
1888 bis 1895 Pfarrer Fuldner<br />
1892 bis 1934 Pfarrer Becker<br />
(mit Unterbrechungen)<br />
1895 bis 1900 Pfarrer Schaefer<br />
20. Jahrhundert:<br />
1900 bis 1902 Pfarrer Löber<br />
1902 bis 1906 Pfarrer Vockenberg<br />
1906 bis 1908 Pfarrer Ebert<br />
1908 bis 1911 Pfarrer Trübestein<br />
1911 bis 1913 Pfarrer Ritter<br />
1913 bis 1914 Pfarrer Becker<br />
1915 bis 1916 Pfarrer Biel<br />
1916 bis 1920 Pfarrer Becker<br />
1920 bis 1921 Pfarrer Heisterhagen<br />
1921 bis 1922 Pfarrer Keßler<br />
1922 bis 1924 Pfarrer Stolzenbach<br />
1924 bis 1926 Pfarrer Laabs<br />
1939 bis 1942 Pfarrer Biel<br />
1943 bis 1945 Pfarrer Trieschmann<br />
1947 bis 1949 Pfarrer Eibich<br />
1949 bis 1955 Pfarrer Fischer<br />
1956 bis 1957 Pfarrer Schurian<br />
1957 bis 1969 Pfarrer Hermann Drüner<br />
1969 bis 1972 Pfarrer Schuchhardt<br />
1972 bis 1979 Pfarrer Sippel<br />
1980 bis 1992 Pfarrer Knuth<br />
1993 bis 2010 Pfarrer KöstnerNorbisrath<br />
21. Jahrhundert<br />
2011 bis heute Pfarrerin Göbel<br />
257
082 | Vom EC Jugendbund bis zur Evangelischen Jugend Melsungen Land<br />
Vom EC Jugendbund im 2. Weltkrieg bis zur<br />
Evangelischen Jugend MelsungenLand<br />
von Dipl. Rel. Päd. HansGünter Späth<br />
Jugendarbeiter der Ev. Jugend MelsungenLand<br />
Über den Beginn der evangelischen Jugendarbeit<br />
in der Kirchengemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
mitten im 2. Weltkrieg berichtet die heute<br />
83jährige Martha Meyfarth als Zeitzeugin:<br />
„Als die Geschäftsstelle des HessenNassauischen<br />
Gemeinschaftsverbandes in Kassel, bei<br />
dem Maria Schmoll als Sekretärin beschäftigt<br />
war, 1943 den Bomben zum Opfer fiel, zog sie<br />
nach Röhrenfurth in den Sommerweg um. Inspektor<br />
Heinrich Seiler gründete einen ECJugendbund<br />
mit jungen Leuten aus Röhrenfurth<br />
und <strong>Schwarzenberg</strong>!“<br />
Küsterin MarieLuise Siemon erzählt mit Begeisterung<br />
von dieser großen kirchlichen Jugendgruppe<br />
in Schmolls Haus und einer Freizeit<br />
1952 im großen Saal der Gastwirtschaft<br />
Bangert (siehe Foto).<br />
Als ich am 01.08.1986 als Prediger der Landeskirchlichen<br />
Gemeinschaft mit meiner Familie<br />
kam, fand ich in <strong>Schwarzenberg</strong> ein<br />
Jungschar und einen Teenagertreff vor, die<br />
von den Ehrenamtlichen Sabine Jäger, Stefan<br />
Kördel und Klaus Ruppel durchgeführt wurden,<br />
vor. Sofort nahmen sie mich freundlich<br />
auf. 1988 nahmen viele <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Jungscharkinder an der Freizeit in Kleinenglis<br />
teil.<br />
Jugendgruppe um 1980<br />
Teilnehmer der Freizeit des EC Jugendbundes in<br />
1952 vor der Gastwirtschaft Bangert<br />
Über viele Jahre war Ludwig Kördel in seiner<br />
freundlichen, zupackenden, den Menschen zugewandten<br />
Art, Bindeglied zwischen der evangelischen<br />
Jugendarbeit und dem Kirchenvorstand.<br />
So sorgte er auch 1972 für den<br />
Aufbruch eines neuen, großen Jugendbundes<br />
durch Jugendmissionarin Ingrid Krause vom<br />
Gemeinschaftsverband. Als sie als Missionarin<br />
nach Japan ging, übernahmen Horst Schäfer,<br />
Manfred Tews und Beate Schneider die Leitung<br />
dieser sehr aktiven, missionarischen Jugendarbeit,<br />
die bis 1985 bestand.<br />
Als ich am 01.08.1986 als Prediger der Landeskirchlichen<br />
Gemeinschaft mit meiner Familie<br />
kam, fand ich in <strong>Schwarzenberg</strong> ein<br />
Jungschar und einen Teenagertreff vor, die<br />
von den Ehrenamtlichen Sabine Jäger, Stefan<br />
Kördel und Klaus Ruppel durchgeführt wurden,<br />
vor. Sofort nahmen sie mich freundlich<br />
auf. 1988 nahmen viele <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Jungscharkinder an der Freizeit in Kleinenglis<br />
teil.Am 01.08.1990 übernahm ich die Leitung<br />
der neugeschaffenen Evangelischen Jugend<br />
MelsungenLand (Aufbau der Kinder und Jugendarbeit<br />
in den Kirchengemeinden <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Röhrenfurth, Kirchhof, Kehrenbach<br />
und seit 01.01.1992 Obermelsungen).<br />
Dabei erlebte ich sehr viel Unterstützung und<br />
Rückhalt seitens des Kirchenvorstands und<br />
der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Jungschar<br />
wuchs und um die Verbindung mit der Kirchengemeinde<br />
sichtbar zu machen, führten<br />
258
Vom EC Jugendbund bis zur Evangelischen Jugend Melsungen Land | 08-2<br />
wir regelmäßige Familiengottesdienste mit<br />
anschließendem Mittagessen durch. Anneliese<br />
und Ludwig Kördel hatten immer in offenes<br />
Herz für das „kleine Pflänzchen“ JugendLand!<br />
Durch das neue Evangelische Gemeindehaus<br />
1992 kamen neben der Jungschar und dem<br />
Teenagertreff noch das Schülerfrühstück und<br />
der offene Jugendtreff „Jump in“ hinzu. Bis<br />
heute sehe ich die Räumlichkeiten als Hauptquartier<br />
der Evangelischen Jugend MelsungenLand,<br />
in dem auch alle 14 Tage die Mitarbeitertankstelle<br />
stattfindet.<br />
Familiengottesdienst 1992<br />
Mädchenjungschar 1998<br />
den Teamern Anna und Nadja Serenkov und<br />
Jungschar Urgestein Steffen Späth (Sohn von<br />
HansGünter Späth) von 17.00 – 19.00 Uhr<br />
treffen.<br />
So bieten wir Kindern weiterhin in veränderter<br />
Lebenswirklichkeit in der Leistungsgesellschaft<br />
wertvolle, notwendige Frei, Spiel, Erlebnisund<br />
Schutzräume auf der Grundlage des befreienden<br />
Evangeliums von Jesus Christus an,<br />
damit ihr „LebensLauf“ gelingt.<br />
Ungezählte Kinder und Jugendliche haben<br />
wertvolle Glücksminuten in der Jungschar, im<br />
Jugendtreff, auf Freizeiten und Kanutouren<br />
erlebt. Immer wieder konnten die Kinder bis<br />
heute ihre Melsunger Schulfreunde für unsere<br />
Angebote begeistern. So entstand durch das<br />
Hüttenprojekt im Frühjahr 2010 eine neue<br />
gemischte Jugendgruppe aus bis zu 25<br />
„Wunderkindern“, die sich jeden Montag mit<br />
Der Jungentreff in 1998<br />
Fröhliche Hüttenbauer<br />
Schülerfrühstück 1997<br />
259
082 | Vom EC Jugendbund bis zur Evangelischen Jugend Melsungen Land<br />
Ergänzung zum obigen Artikel<br />
von Adolf Seitz<br />
Unter diesem Emblem ist HansGünter Späth<br />
nunmehr seit über 20 Jahren in Sachen<br />
christlicher Jugendarbeit unterwegs.<br />
Marianne Rohde und Heike Lesch aus Kirchhof<br />
haben aus diesem Grund das folgende Gedicht<br />
über die Tätigkeit von HG. Späth verfasst:<br />
HansGünther – auch Günni genannt,<br />
ist unterwegs im Melsunger Land.<br />
Überall sieht man den Jungscharbus fahren<br />
Und das nun schon seit 20 Jahren!<br />
Jungschargruppen, klein und groß,<br />
wenn Günni kommt, dann ist was los!<br />
Am Nachmittag gibt es Programm<br />
Für laute, leise – jedermann.<br />
Nach dem Schulstress, hört ihr Leute,<br />
haben Kinder ihre Freude!<br />
Basteln, malen, singen, spielen,<br />
Stress abbauen, Freiheit fühlen,<br />
manchmal wild und ungestüm<br />
irgendwo muss die Kraft ja hin!<br />
Günni lenkt sie dann in rechte Bahnen<br />
Und seine Botschaft lässt schon ahnen:<br />
Kinder sind ein wahrer Schatz<br />
Und brauchen in Gemeinden Platz!<br />
Dass deine Worte Früchte tragen,<br />
können deine Helfer sagen.<br />
Aus Jungscharkindern wurden Leiter,<br />
erfolgreich geht die Arbeit weiter.<br />
Auf 20 Jahre blickst du heute,<br />
voller Dank und voller Freude.<br />
Wir wünschen Gottes Segen<br />
Und sein Geleit auf deinen Wegen!<br />
Soweit das Gedicht. HG. Späth war in früheren<br />
Jahren ein guter Mittelstreckler in der<br />
Leichtathletik. Sein erster Trainer rief ihm bei<br />
kritischen Situationen während eines Rennens<br />
von außen zu: „Langer bleib dran!“ HG.<br />
Späth hat diesen Zwischenruf für sich und die<br />
jungen Menschen, die er auf einem Stück ihres<br />
Lebenswegs begleitet, umgewandelt in<br />
„Mensch bleib dran auf der Lebensbahn.“ Er<br />
möchte ihnen damit Mut machen, ihr Leben<br />
auch in schwierigen Situationen nach christlichen<br />
Maßstäben zu gestalten. Seine Arbeit mit<br />
Kindern und Jugendlichen ist in der heutigen<br />
schnelllebigen und mit zweifelhaften Angeboten<br />
reichen Zeit, nicht hoch genug einzuschätzen.<br />
260
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
9<br />
Die Schule in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
261
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Allgemeine Schulgeschichte<br />
Bildung war jahrhundertelang ein Privileg der<br />
Reichen und Mächtigen, denn Wissen bedeutet<br />
Macht. Die Klöster mit ihren kostbaren Bibliotheken<br />
bewahrten das Wissen der Antike<br />
und vermittelten das christliche Gedankengut.<br />
Sie waren es, die Jungen und Mädchen, meist<br />
adliger Herkunft oder aus wohlhabenden Familien,<br />
in Klosterschulen, zunächst einmal in<br />
Religion und Geschichte unterrichteten. Erst<br />
später kam die Unterrichtung in anderen Fächern,<br />
wie z.B. Mathematik und Musik, hinzu.<br />
Der Unterricht fand in lateinischer Sprache<br />
statt. Eine berühmte Klosterschule entstand<br />
in Fulda.<br />
Unter Karl dem Großen (800 n. Chr.) sollte<br />
Bildung zum Allgemeingut werden. Die Einführung<br />
des allgemeinen Schulzwangs sollte<br />
Volksbildung und religiöse Unterweisung gewährleisten.<br />
Allmählich begann der Staat, das<br />
moderne, von der Kirche getragene Bildungsideal,<br />
zu fördern.<br />
Mit dem Aufblühen der Städte durch Handel<br />
und Gewerbe entstanden ab 1250 neben den<br />
Schulen unter kirchlicher Leitung, die ersten<br />
städtischen Schulen. Es entstand die Grundlage<br />
der späteren deutschen Volksschulen. Die<br />
Erziehung an den städtischen Schulen war<br />
hart, manchmal sogar grausam.<br />
Gelehrt wurden Lesen, Schreiben und Rechnen,<br />
anfangs noch in lateinischer Sprache,<br />
doch bald setzte sich Deutsch als Unterrichtssprache<br />
durch.<br />
In der Reformation wurde die Forderung laut,<br />
allgemeine Schulen für Jungen und Mädchen<br />
einzurichten. Wegweisend war Martin Luthers<br />
Schrift „An die Ratsherren aller Städte deutschen<br />
Landes, dass sie christliche Schulen<br />
aufrichten und halten sollen“. (1524).<br />
Martin Luther, der die Einführung unserer<br />
Dorfschulen nachhaltig beeinflusste, berichtete<br />
über die Schulen seiner Zeit: "Den armen<br />
Kleinen aber war die Schule nicht so sehr eine<br />
Anstalt zur Pflege ihres Geistes und ihrer Gesittung,<br />
als vielmehr eine Hölle und ein Fegefeuer,<br />
da sie gemartert wurden über den casualibus<br />
und temporalibus; da sie doch nichts<br />
denn eitel lernten durch so viel Streuben, Zittern,<br />
Angst und Jammern".<br />
Diese Aussage bezog sich auch auf die körperliche<br />
Züchtigung (Prügelstrafe) der Schüler.<br />
Es gab aber damals viele Schulordnungen,<br />
die vor einem Zuviel an Strafe warnten: „Die<br />
Schulmeister sollen nicht auf die Häupter,<br />
nicht auf die Hände hauen, sondern auf die<br />
Hintern und nicht mit Stöcken, sondern mit<br />
Ruten." Diese waren meist in Gestalt eines<br />
Besens gebunden. Es gab auch damals hervorragende<br />
Pädagogen, die das Schlagen ablehnten<br />
und beste Erfolge ohne Hiebe erzielten.<br />
Übrigens gab es in der Bundesrepublik<br />
Deutschland bis längstens 1973 ein Züchtigungsrecht<br />
für Lehrkräfte an Schulen gegenüber<br />
den ihnen zur Erziehung anvertrauten<br />
Schülern; in einzelnen Bundesländern war die<br />
körperliche Züchtigung jedoch bereits vorher<br />
untersagt oder zumindest nominell mehr oder<br />
weniger stark eingeschränkt worden. In Hessen<br />
sollten seit 1946 Prügel grundsätzlich<br />
nicht mehr angewendet werden. Gegen diese<br />
Bestimmungen wurde aber teilweise verstoßen,<br />
denn es gab bis in die 1950er Jahre<br />
noch Ohrfeigen und Stockschläge in den<br />
Volksschulen.<br />
War Luther derjenige, der Volksschulen in<br />
Stadt und Land forderte, so war sein Freund<br />
Philipp Melanchthon der Organisator des<br />
Schulwesens in Stadt und Land. Er schuf<br />
Lehrpläne, gab Weisungen und Ratschläge für<br />
die Schulen, die zur Reformationszeit gegründet<br />
oder neu organisiert wurden.<br />
Martin Luthers Aufruf zur Gründung von<br />
Schulen wurde von Landgraf Philipp dem<br />
Großmütigen aufgegriffen. Er befahl in 1526<br />
die Einrichtung von Mädchen und Knabenschulen<br />
flächendeckend im ganzen Land. Die<br />
Geistlichen sollten die Kinder über den Katechismus<br />
belehren und ihnen grundlegendes<br />
262
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
Wissen, wie Lesen und Schreiben vermitteln.<br />
Er nahm damit auch den Gedanken der Reformatoren<br />
auf: Jeder Christ sollte die nun ins<br />
Deutsche übersetzte Bibel selbst lesen und<br />
verstehen können.<br />
In unserer Gegend lassen sich noch im 16.<br />
Jahrhundert erste Dorfschulen nachweisen,<br />
wobei Altmorschen in 1556 eine der sieben ältesten<br />
Dorfschulen der Landgrafschaft hatte.<br />
Die soziale und gesellschaftliche Stellung der<br />
Lehrer in der damaligen Zeit ließ viel zu wünschen<br />
übrig. So klagte der württembergische<br />
Schulmeister Jakob Frischlin in 1598: "Die<br />
Schulmeister, die den ganzen Tag im Gestank<br />
und Lärmen der Knaben zubrächten und halb<br />
schwindsüchtig, halb taub geworden seien,<br />
die müssten mancherorten, wenn sie heimkommen,<br />
das Brot des Jammers essen und<br />
Wasser der Bekümmernis trinken. Sau und<br />
Kuhhirten und gemeine Ackerknechte haben<br />
fast einen besseren Lohn als die armen Schuldiener."<br />
Dies bestätigte auch Melsungens erster evangelischer<br />
Pfarrer Johannes Lening, ein Vertrauter<br />
des Landgrafen und letzter Prior des<br />
Klosters Karthause am Heiligenberg. Er beschwerte<br />
sich, dass die Schweinehirten mehr<br />
geachtet und besser belohnt würden, als alle<br />
Lehrer und viele Pfarrer. „Denn es ist den<br />
Bauern das Hüten der Schweine viel wichtiger<br />
als der Unterricht für ihre Kinder."<br />
Nach der Reformation gab es wohl in keiner<br />
Dorfschule Lehrer, die nicht einen anderen<br />
Haupt oder Nebenberuf hatten. Nicht selten<br />
unterrichteten sie noch im hohen Alter und<br />
lernten sich einen Gehilfen (Adjunctus) an, oft<br />
den eigenen Sohn, der dann auch Nachfolger<br />
des Vaters wurde. Diesem übertrugen sie Teile<br />
ihrer Tätigkeit, um ihren Berufen nachgehen<br />
zu können.<br />
Während die Schule zu Zeiten der Reformation<br />
und der Religionskriege zunehmend einer<br />
Konfessionalisierung unterworfen gewesen<br />
war, zeichnete sich von der Mitte des 17.<br />
Jahrhunderts in Europa ein neues Bildungsideal<br />
ab. Bahnbrechende Erkenntnisse der Naturwissenschaft,<br />
Entdeckungen und Erfindungen<br />
führten zu einer neuen Art der<br />
Bildungsvermittlung. Die Schulen wurden zu<br />
Institutionen, an denen Kinder und Jugendliche<br />
zunehmend planmäßig unterrichtet wurden.<br />
Der Bischof Johann Comenius (1592 <br />
1670) entwarf ein vierstufiges Schulsystem,<br />
die "Große Unterrichtslehre", die allen Kindern<br />
Zugang zur Bildung ermöglichen sollte. Doch<br />
die Idee einer umfassenden Volksbildung<br />
konnte nur langsam Fuß fassen. Zumal durch<br />
die Kriegswirren des 30jährigen Krieges auch<br />
das Schulwesen gelitten hatte. Die Schulen<br />
waren zerstört und es gab keine Lehrer. Deshalb<br />
übernahmen auf Anordnung der Kirchen<br />
die Küster mehr oder weniger die Lehrertätigkeit.<br />
Diese konnten zwar lesen und schreiben,<br />
hatten aber keine Ausbildung als Lehrer genossen.<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte kindgerechtes,<br />
auf Alter und Fähigkeiten abgestimmtes<br />
Lernen den heranwachsenden Menschen<br />
ganzheitlich erziehen und auf alle<br />
Erfordernisse des Lebens vorbereiten. In<br />
Preußen machte sich Wilhelm von Humboldt<br />
für die Elementarschule stark. Sie war das<br />
erste Glied in der Ausbildungskette der schulpflichtigen<br />
Kinder, vergleichbar mit der heutigen<br />
Grundschule. Im Laufe des Jahrhunderts<br />
wurden die anfangs stark kirchlichen ausgerichteten<br />
Lehrpläne so umgestellt, dass die<br />
Schüler außer im Schreiben, Lesen, Rechnen<br />
auch in den „weltlichen“ Fächern, wie Naturund<br />
Erdkunde unterrichtet wurden.<br />
Gymnasien entstanden, höhere Schulen, die<br />
auf den Staatsdienst oder den Besuch der<br />
Universität vorbereiteten. Der Besuch von<br />
Mittelschulen, Vorläufer der heutigen Realschulen,<br />
berechtigte zum "Einjährigen", der<br />
mittleren Reife, und eröffnete damit den Zugang<br />
zur mittleren Beamtenlaufbahn. Mit der<br />
Verstaatlichung des Schulwesens und pädagogischen<br />
Reformen wurde die allgemeine<br />
Schulpflicht eingeführt. Zwar hatte es Verordnungen<br />
zur Schulpflicht bereits schon früher<br />
gegeben, aber erst im 19. Jahrhundert gelang<br />
es, den tatsächlichen, allgemeinen Schulbesuch<br />
der Kinder durchzusetzen.<br />
Dieser war nicht immer im Sinn der Eltern,<br />
weil die Kinder ja teilweise auch als Arbeitskräfte<br />
eingeplant waren. So fragte in 1845 ein<br />
Melsunger Metzgermeister seinen Sohn nach<br />
dem Grund für dessen spätes Nachhausekommen<br />
aus der Schule. Der Sohn sagte, er habe<br />
nachsitzen müssen. Auf die Frage weshalb,<br />
sagte der Junge: „Ich wusste nicht, wo Syrien<br />
liegt.“ Worauf der Vater antwortete: „Was<br />
263
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
1874 = 260 Thaler, 1891 = 780 Mark, 1900 =<br />
1.011 Mark, 1906 = 1.100 Mark, 1912<br />
= 1.400 Mark.<br />
Mit diesen Jahreseinkommen für die Inhaber<br />
der Schulstelle <strong>Schwarzenberg</strong> waren ihre Tätigkeiten<br />
als Lehrer, Küster, Lektor, Kantor<br />
und Organist abgegolten.<br />
Ab 1891 wurde die bis dahin freie Lehrerdienstwohnung<br />
mit folgenden Beträgen auf<br />
das Jahresgehalt angerechnet:<br />
In 1891 mit 80 Mark, in 1902 mit 120 Mark, in<br />
1911 mit 220 Mark, in 1929 mit 267 Mark, in<br />
1930 mit 312 Mark und in 1931 mit 312 Mark.<br />
Auch die Nutzung der Grundstücke wurde mit<br />
dem Gehalt verrechnet. In 1891 mit 12,33<br />
Mark, in 1897 mit 25 Mark, in 1930 mit 26,00<br />
Mark und in 1931 mit 74,00 Mark.<br />
1891 erhielt Lehrer Asmus an „Alten Kompedenzen“<br />
(Gebühren) insgesamt 273,71<br />
Mark, die sich folgendermaßen zusammensetzten:<br />
Aus dem Kirchenkasten:<br />
Fett zum Schmieren der Glocken<br />
Waschen des Tauftuchs<br />
Besoldung<br />
Vom Kastenschluß<br />
(Abnahme der Kastenrechnung)<br />
Summe:<br />
0,75 Mark<br />
0,15 Mark<br />
6,85 Mark<br />
0,68 Mark<br />
8,43 Mark<br />
Aus der Gemeindekasse:<br />
Für Orgelspielen und Läuten bei<br />
besonderen Anlässen (Fastnacht,<br />
Neujahr, Beisetzungen)<br />
13,05 Mark<br />
Schulgeld<br />
64,00 Mark<br />
Feuerungsvergütung<br />
90,00 Mark<br />
Für Ankauf, Anfahren und Zerkleinern<br />
des Holzeszur Heizung<br />
des Schulzimmers<br />
72,00 Mark<br />
Summe: 239,05 Mark<br />
Kirchliche Bezüge:<br />
Taufe von ehelichen Kindern 4,08 Mark<br />
Taufe eines unehelichen Kindes 0,25 Mark<br />
Konfirmation<br />
2,40 Mark<br />
Trauungen<br />
2,50 Mark<br />
Beerdigung<br />
7,80 Mark<br />
Für die Leitung des Gesangs 6,00 Mark<br />
Für das Schreiben von Personalien 1,25 Mark<br />
Für Trauergeläute<br />
1,95 Mark<br />
Summe: 26,23 Mark<br />
Die Entwicklung der Schule in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Lehrer und Ereignisse während ihrer Amtzeit:<br />
1724 Schulmeister Jost Werner ist der<br />
erste namentlich bekannte Lehrer in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
1744 gibt es 54 Schulkinder in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
1749 Schulmeister<br />
Joh. Michael Sartorius. Er kam nach<br />
dem Tod von Jost Werner aus Volkmarshausen<br />
(nördlich von Hann. Münden).<br />
1768 Schulmeister<br />
Joh. Konrad Kuchenmeister. Er hatte<br />
2 Kinder.<br />
1772 Schulmeister Joh. Georg Christian<br />
Propf<br />
Er war verheiratet mit Elisabeth Schanze<br />
aus <strong>Schwarzenberg</strong>, mit der er<br />
8 Kinder hatte. Er verstarb in 1813 im<br />
Alter von 67 Jahren.<br />
1783 wurde sein Sohn Johannes Propf sein<br />
Adjunkt (Gehilfe) in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Schule. Er ging später als Schulmeister<br />
nach Mühlbach.<br />
1805 Konrad Heinrich Fehr. Er kam als<br />
Adjunkt nach <strong>Schwarzenberg</strong> und wurde<br />
in 1812 Schulmeister. Er war zugleich<br />
Metzger und mit Elise Gerlach<br />
aus Melsungen verheiratet. Das Ehepaar<br />
hatte 5 Kinder. Er starb 1845 in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
1845 Schullehrer Johannes Sperber. Er<br />
siedelte 1853 nach Allendorf über.<br />
1853 Schullehrer Ludwig Becker<br />
1855 In den Angaben über das Schulvermögen<br />
tauchen neben den Grundstücken<br />
erstmals eine Scheune und ein Stall<br />
auf.<br />
1858 Gemäß einer Notiz von Bürgermeister<br />
Jacob wurde die Schule als evangelische<br />
Filialschule der Pfarrei geführt.<br />
1859 Lehrer Becker zog nach Niedenstein.<br />
1859 Schulamtskandidat Ludwig Plock<br />
Er kam von Ermschwerd nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
265
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1860 Lehrer Ludwig Liese. Er kam im April<br />
1860 von Beisheim nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
1871 Die Schule war einklassig und wurde<br />
von 46 Kindern (31 Knaben und<br />
15 Mädchen) besucht.<br />
1874 Ein Mädchen der Schulabgänger wurde<br />
nicht konfirmiert, weil es in Melsungen<br />
bei zwei Kaufleuten Geld gestohlen hatte.<br />
1875 Lehrer Liese wurde im Mai in den Landkreis<br />
Kassel versetzt. Die Schulstelle<br />
wurde nicht wieder besetzt. Die Vakanz<br />
dauerte bis zum Oktober 1878. Während<br />
dieser Zeit übernahmen die Lehrer<br />
Pflüger aus Röhrenfurth und Mainz aus<br />
Empfershausen die Vertretung.<br />
1878 Lehrer Konrad Heinrich Bähr<br />
Die Schulaufsicht bestand aus folgenden<br />
Schulvorständen:<br />
Metropolitan Endemann, zugleich Oberschulinspektor<br />
und Pfarrer, Landrat<br />
Freiherr von Richthofen und Lokalschulinspektor<br />
Fuldner aus Melsungen.<br />
Die damalige Schulchronik erwähnte eine<br />
schlechte Einrichtung der Schule,<br />
aber auch eine gesunde Lehrerwohnung.<br />
Der kleine Garten vor dem Schulhaus<br />
glich im Herbst 1878 mehr einem<br />
Steinbruch als einem Garten. Lehrer<br />
Bähr kultivierte ihn, erweiterte ihn bis<br />
an die Straße und baute eine Mauer um<br />
den Garten.<br />
1879 Die Schule wurde von 61 Schülern (42<br />
Jungen und 19 Mädchen) besucht.<br />
Im Winter 1879/80 erfroren Lehrer<br />
Bähr, wegen des schlechten Zustands<br />
des Erdgeschosses der Schule, sämtliche<br />
Kartoffeln und anderes Gemüse. Er<br />
wandte sich an die Gemeinde, damit sie<br />
„diesem Übelstande und noch mehreren“<br />
abhilft. Er sagte am 26.02.1880<br />
folgendes: „Es soll diesem Übelstande<br />
und noch mehreren abgeholfen werden.<br />
Will das Beste hoffen, die Gemeinde<br />
verspricht viel, hält aber wenig, es<br />
sollte schon 1878 gemacht werden.“<br />
1880 Eine neue Treppe wurde in das Schulhaus<br />
eingebaut.<br />
1882 Ein Teil der sogenannten Reallasten, die<br />
die Gemeinde für bestimmte immer<br />
wiederkehrende Leistungen, an die unter<br />
kirchlicher Verwaltung stehende<br />
Schule entweder in Naturalien (Schulkorn)<br />
oder Geld bezahlen musste, wurde<br />
mit einem Betrag von 1.662 Mark<br />
abgelöst.<br />
1884 Lehrergehilfe Joh. Karl Asmus. Er<br />
kam am 15. April aus Mosheim, um den<br />
erkrankten Lehrer Bähr zu vertreten.<br />
Dieser verstarb im Mai an einem Lungenleiden.<br />
1885 In der damaligen Zeit gehörte es zu<br />
den Aufgaben des Lehrers, sonntags in<br />
der Kirche die Orgel zu spielen. Dafür<br />
bekam er von jedem Hausbesitzer<br />
jährlich 25 Pfennige (2 Silbergroschen)<br />
Orgelgeld. Durch eine königliche Verfügung<br />
wurde veranlasst, dass die Betroffenen<br />
dieses Orgelgeld nicht mehr<br />
einzeln an den Lehrer, sondern an den<br />
Gemeindegeldgeber zu zahlen hatte.<br />
Dieser zahlte dann den Betrag an den<br />
Lehrer, der das Recht hatte, das Orgelgeld<br />
monatlich im Voraus von der Gemeinde<br />
zu fordern. Ab 1885 wurde<br />
dann ein jährlicher Betrag von 13,50<br />
Mark für die Schul und Küsterstelle aus<br />
der Gemeindekasse bezahlt. Später erfolgte<br />
dann die Ablösung zum 22 2/9<br />
fachen Betrag (300 Mark) bei den Reallasten.<br />
1888 Der Regierungsrat Collenberg besichtigte<br />
gemeinsam mit Landrat von Negelein<br />
die Schule. Collenberg sagte:<br />
„Einen so schlechten Schulsaal habe ich<br />
noch nicht gefunden.“ Der Neubau einer<br />
neuen Schule sei wünschenswert.<br />
1889 Der Schulhof wurde neu gepflastert.<br />
1892 Am 1. August verlässt Lehrer Asmus<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und geht nach Melsungen<br />
1892 Lehrer Justus Konrad Schmidt<br />
wurde in 1871 in Obergude geboren<br />
266
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
die Reinschrift. Die Geschäftsführung<br />
des Schulvorstands wurde nicht beanstandet.<br />
Der Gesamteindruck der<br />
Schule war befriedigend, nur sollte<br />
mehr auf Ordnung und Reinlichkeit geachtet<br />
werden. Im Protokoll liest sich<br />
das so:<br />
Volksschule <strong>Schwarzenberg</strong> mit Lehrer Justus<br />
Konrad Schmidt (zwischen 1900 und 1912)<br />
1908 Vertreter der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
im Gesamtschulverband waren Bürgermeister<br />
Justus Sondermann, seine Vertreter,<br />
Heinrich Emmeluth II, Sebastian<br />
Kördel und Heinrich Peter. Deren Stellvertreter<br />
waren Conrad Riedemann,<br />
Heinrich Emmeluth I und Conrad Meyfarth.<br />
Der Gutsbezirk Oberförsterei Melsungen<br />
wurde vertreten durch Pfarrer<br />
Ebert aus Melsungen und Lehrer Justus<br />
Konrad Schmidt aus <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
1911 Die Forderung des Landrats nach Verbesserung<br />
und Neuanschaffung eines<br />
Turn und Spielplatzes wurde von der<br />
Gemeinde abgelehnt, weil seit dem<br />
Neubau der Schule mit dem Schulhof<br />
ein Platz zum Spielen vorhanden war<br />
und kein Grundstück zur Verfügung<br />
stand.<br />
1915 Die Schule wurde von der Königlichen<br />
Regierung, Abteilung Kirchen und<br />
Schulwesen im Beisein des Kreisschulinspektors,<br />
Pfarrer Adam aus Dagobertshausen,<br />
besucht. Sie war zu der<br />
Zeit eine Halbtagesschule mit 38 Schulstunden<br />
pro Woche, da Lehrer Schmidt<br />
Vertretung in Kirchhof leisten muss.<br />
Dem 43jährigen Lehrer Schmidt wurde<br />
Eifer und eine befriedigende Befähigung<br />
für das Lehramt bescheinigt. Das<br />
Schulgebäude und die innere Ausstattung<br />
waren in Ordnung. Die Lehrmittel<br />
sollten ergänzt werden. Die Schulchronik<br />
sollte regelmäßig geführt werden<br />
und von der Kriegschronik fehlte noch<br />
„Die schulischen Leistungen sind befriedigend,<br />
aber im Rechnen und Singen<br />
geringer. Der Lehrer ist bestrebt,<br />
die Kinder geistig zu fordern, gute und<br />
innere und äußere Zucht auszuüben.<br />
Die Mittelstufe hat Leseschwächen, das<br />
Schönschreiben ist verbesserungswürdig.<br />
Beim Rechnen sind die Ziele zu<br />
niedrig, Bruchrechnen sollte intensiviert<br />
werden. Das Singen klingt ungepflegt.<br />
Der Handarbeitsunterricht von Frau<br />
Riedemann zeigt befriedigenden Erfolg.<br />
Künftig sollen die Mädchen der Oberstufe<br />
Stopfen und Flicken lernen.“<br />
Lehrer Schmidt wurde im September<br />
ebenfalls zum Wehrdienst eingezogen,<br />
kehrte aber wegen seiner schlechten<br />
Gesundheit bald zurück, wurde aber<br />
1916 erneut einberufen.<br />
Die Schulkinder mussten als Kriegshilfe<br />
Brombeerblätter, Waldmeister, Weißdornfrüchte<br />
und Zwetschgensteine<br />
sammeln. Ferner wurden Sonnenblumen<br />
angebaut, damit aus den Kernen<br />
Öl hergestellt werden konnte.<br />
1916 Pfarrer Becker aus Melsungen übernahm<br />
von Pfarrer Biel die Ortsschulaufsicht<br />
über die evangelischen Schulen<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> und Röhrenfurth.<br />
1917 Der Schulsaal und die Lehrerwohnung<br />
erhielten elektrisches Licht.<br />
1918 Es gab 46 Schüler, davon in der Oberklasse:<br />
10 Jungen, 3 Mädchen; in der<br />
Mittelklasse: 9 Jungen, 7 Mädchen; in<br />
der Unterklasse: 8 Jungen, 9 Mädchen.<br />
Es gab 22 Unterrichtstunden an 4 Tagen.<br />
Naturkunde und Zeichnen wurden<br />
nicht gelehrt.<br />
1919 Der Schulvorstand Heinrich Emmeluth<br />
II, Sebastian Kördel und Heinrich Peter<br />
wurde einstimmig wiedergewählt. Vertreter:<br />
Adam Hofmann, Heinrich Dittmar,<br />
Johannes Barthel.<br />
268
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
1922 Mit der Ämtertrennung zwischen Schule<br />
und Kirche begann ein Streit um das<br />
Kirchschulvermögen (Schulhaus,<br />
Grundstücke) zwischen der Schule und<br />
der Küsterstelle (Kirche). Ein Vertrag<br />
über einen Vergleich wurde vom Landeskirchenamt<br />
abgelehnt.<br />
Im November wird die Schule wegen<br />
Masern für 14 Tage geschlossen.<br />
1923 Die Regierung ordnete ab 1.4. 1923 die<br />
Trennung des Kirchenamts vom Lehramt<br />
an, wenn eine Einigung über das<br />
Vermögen erfolgt sei. Diese erfolgte<br />
aber wegen der Ablehnung durch den<br />
Kirchenvorstand nicht. Die Auseinandersetzungen<br />
zwischen Gemeinde und<br />
Kirche wurden in erst in 1932 beigelegt.<br />
Der Schulrat prüfte 44 Kinder, die gut<br />
abschnitten. Lehrer Schmidt erhielt die<br />
Anerkennung des Prüfers.<br />
1924 Die Sütterlinschrift löste in den preußischen<br />
Schulen, die bis dahin verwendete<br />
Kurrentschrift ab. Beide sind sich<br />
ähnlich und werden auch als „Deutsche<br />
Schrift“ bezeichnet.<br />
Kurrentschrift<br />
1925 Die Schule wird von nur 25 Kindern besucht.<br />
(Dies ist die niedrigste Schülerzahl<br />
für die Zeit, in der alle Schüler in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zur Schule gingen).<br />
Der Landrat hatte immer wieder Anträge<br />
bei der Gemeinde auf Einrichtung<br />
einer Fortbildungsschule für schulentlassene<br />
Jungen bis zum 18. Lebensjahr<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> gestellt. Die Gemeinde<br />
hatte dies immer abgelehnt,<br />
weil es nur 4 – 6 Schüler beträfe, die<br />
außerdem in Fabriken oder der Landwirtschaft<br />
arbeiteten.<br />
August Ruppel in den Fortbildungsschulausschuss<br />
gewählt.<br />
1926 Bürgermeister Sondermann führte im<br />
Unterricht eine Rechenmaschine vor.<br />
1929 Mit Auflösung des Gutsbezirks der<br />
Oberförsterei Melsungen wurde auch<br />
der Gesamtschulverband aufgehoben.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wurde ein eigenständiger<br />
Schulverband.<br />
Sütterlinschrift<br />
Der Kreisarzt führte eine Untersuchung<br />
von 45 Schulkindern durch. Ihre Gesundheit<br />
war in einem befriedigenden<br />
Zustand. Krankheitsbilder waren Zahnfäule<br />
und Haltungsschäden. Der Arzt<br />
bemängelte die unzureichenden Lüftungsmöglichkeiten<br />
des Klassenzimmers<br />
und den Zustand der Schulbänke.<br />
Auf seine Veranlassung beschloss der<br />
Schulverband, dass die Schule in 1930<br />
renoviert und durch die Firma Dickhaut<br />
aus Homberg mit neuen Bänken ausgestattet<br />
werden sollte.<br />
269
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1930 Der Schulsaal bekam neue Fenster und<br />
wurde für 672 Reichsmark (RM) renoviert.<br />
Die neuen Schulbänke wurden für<br />
686 Mark geliefert und die alten Bänke<br />
für Beträge zwischen 0,80 und 3,00 RM<br />
verkauft. Der Kreis steuerte 400 (RM)<br />
bei, 1.000 RM übernahm die Abteilung<br />
Kirchen und Schulwesen der Landesregierung.<br />
Nach der Fertigstellung war<br />
das Klassenzimmer ein Schmuckstück.<br />
In den Schulvorstand wurden August<br />
Waldschmidt, Karl Riedemann, Johannes<br />
Seitz und Heinrich Schmoll gewählt.<br />
Die Wohnungsmiete für die Lehrerwohnung<br />
wurde auf jährlich 264 RM<br />
festgesetzt und auf die Bezüge des<br />
Lehrers angerechnet. Der Mietwert der<br />
zum Schulvermögen gehörenden<br />
Grundstücke wurde auf 26 RM festgesetzt.<br />
1931 Die Schulstelle sollte zum 1.2.1931 neu<br />
besetzt werden. Auf die Ausschreibung<br />
hatte sich Lehrer Peter Schmidt beworben.<br />
Seine Bestellung war in der Gemeinde<br />
nicht unumstritten.<br />
1931 Lehrer Peter Schmidt<br />
Lehrer Schmidt wurde zum 01.02. von<br />
Büchenwerra nach <strong>Schwarzenberg</strong> versetzt<br />
und sein Onkel Justus Konrad<br />
Schmidt in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Peter Schmidt wurde 1891 in<br />
Obergude geboren und hatte in 1924 in<br />
Büchenwerra seine Ehefrau Klara Horn<br />
aus Solingen geheiratet. Aus der Ehe<br />
ging die Tochter Ingeborg hervor. Er<br />
durfte ab 1. November das Schulland<br />
nutzen. Seine Frau Clara erteilte den<br />
Handarbeitsunterricht.<br />
1932 Nach 10jährigem Streit um das Schulvermögen<br />
kommt es am 1.4. zu folgenden<br />
Bedingungen zur Einigung zwischen<br />
Schule und Kirche:<br />
Das Küsterschulgehöft mit Schulsaal,<br />
Hausgarten, Hofraum, Scheune und<br />
Stall (Gesamtgröße 9,59 Ar), sowie die<br />
Grundstücke Steinbinge (23,89 Ar),<br />
Werrwiese (24,60 Ar), Kleine Werrwiese<br />
(alter Turnplatz 4,71 Ar) gehen in<br />
das Eigentum des Schulverbands über.<br />
Dafür bezahlt die Gemeinde die Vergütung<br />
für den Organisten und den Lektor<br />
für den einmaligen Gottesdienst am<br />
Wochenende. Die Kosten für den Organisten<br />
waren damals auf 320 RM pro<br />
Jahr festgelegt und waren vierteljährlich<br />
nachträglich zu zahlen. Für das zusätzliche<br />
Orgelspiel aus besonderen<br />
Anlässen zahlt die Gemeinde jährlich<br />
13,05 RM und außerdem Studiengebühren<br />
des Lehrers in Höhe von 19,06<br />
RM. Die Kirche zahlt einen Betrag von<br />
12,36 RM für Tätigkeiten im kirchlichen<br />
Bereich und einen Beitrag zu den Studiengebühren.<br />
Außerdem gehen die<br />
Nutzungsrechte des alten und des neuen<br />
Totenhofes (Friedhof) an die Gemeinde<br />
über. Der Vertrag wird seitens<br />
der Gemeinde von Bürgermeister Sondermann<br />
und den Gemeindevertretern<br />
Rode und Ruppel, seitens des Kirchenvorstands<br />
von Metropoliten Becker und<br />
den Kirchenvorstehern Riedemann und<br />
Hofmann unterzeichnet. Es gibt eine<br />
neue Grundbuchseite mit dem Titel<br />
„Schule zu <strong>Schwarzenberg</strong>“.<br />
1933 Den neuen Schulvorstand bildeten: August<br />
Waldschmidt, Johannes Seitz, Karl<br />
Riedemann und Konrad Riedemann.<br />
Lehrer Schmidt stellte den Antrag auf<br />
die Beschaffung einer Landkarte von<br />
Palästina, eines Globusses und einer<br />
neue Wandtafel. Außerdem sollten die<br />
Aborte und der Schulhof instandgesetzt<br />
werden. Der Landrat befürwortete den<br />
Antrag, teilte der Landesbehörde aber<br />
auch mit, dass die Kosten von 320 RM<br />
nicht von der Gemeinde getragen werden<br />
können, da weder der Bürgermeister<br />
noch der Gemeinderechner, wegen<br />
Geldmangels, ihre Entschädigungen regelmäßig<br />
ausbezahlt bekämen. Die Gemeinde<br />
kann ihren steuerlichen Verpflichtungen<br />
nur nachkommen, indem<br />
sie bei den sonstigen Ausgaben spart.<br />
Das Regierungspräsidium bezuschusste<br />
die Forderungen von Lehrer Schmidt<br />
mit 150 RM. Der Schulhof wurde mit<br />
Splitt befestigt.<br />
1934 Der Mietwert der zum Schulvermögen<br />
gehörenden Grundstücke wurde auf<br />
74 RM erhöht und man beschloss, ihn<br />
270
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
Die Schüler von <strong>Schwarzenberg</strong> mit Lehrer Peter Schmidt in 1933<br />
künftig bei jedem Mieterwechsel neu<br />
festzulegen. Dieser Betrag wurde von<br />
der Gemeinde vom Diensteinkommen<br />
des Lehrers einbehalten und an den<br />
Schulverband <strong>Schwarzenberg</strong> gezahlt.<br />
1935 Die Schule wurde zeitweise wegen<br />
Mumps geschlossen.<br />
1937 Es gab immer wieder Beschwerden der<br />
Nachbarn über Sport auf dem Schulhof.<br />
Nachdem ein Fußball in die Lichtleitung<br />
geflogen war und es am Haus Emmeluth/Ratz<br />
eine Stichflamme gegeben<br />
hatte, eskalierte der Streit zwischen<br />
der Schulleitung und den Anwohnern.<br />
Die Schüler wurden mit Schimpfwörtern<br />
wie „Schweine, alte Böcke“ belegt.<br />
Lehrer Schmidt stellte sich vor seine<br />
Schüler. Sie seien keine Rüpel. Es gab<br />
einen umfangreichen Schriftwechsel<br />
zwischen dem Bürgermeister, Lehrer<br />
Schmidt und den betroffenen Familien.<br />
Schließlich ordnete der Landrat an,<br />
dass der Schulverband die entstandenen<br />
Schäden bezahlen müsse und wies<br />
den Bürgermeister an, einen Sportplatz<br />
zu bauen. In 1938 erfolgte eine Erinnerung<br />
des Landrats.<br />
Hauptlehrer Lange und Lehrer Riemenschneider<br />
leisteten Vertretung in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Im Schulsaal wurde eine Steckdose installiert,<br />
um die Vorführung von Filmen<br />
zu ermöglichen.<br />
1938 Die Schulkinder sammelten etwa 7.000<br />
Maikäfer. Um die Ernte, auch unter<br />
Mithilfe der Schulkinder, einzubringen,<br />
wurden die Schulferien um 8 Tage verlängert.<br />
Frau Stieglitz erteilte den<br />
Handarbeitsunterricht.<br />
1940 Der Landrat ordnete am 25. Januar die<br />
Schließung sämtlicher Schulen an. In<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> fiel Unterricht ab 28.<br />
Januar aus, wurde aber entgegen der<br />
Anordnung bereits am 5. Februar wieder<br />
aufgenommen.<br />
Ab April wurden neue Lehrpläne unter<br />
Berücksichtigung der wehrgeistigen Erziehung<br />
eingeführt.<br />
1941 Der Winter 1941/1942 war hart und<br />
dauerte bis Ende März. Um Kohlen zu<br />
sparen wurden die Weihnachtsferien<br />
1941/42 um 8 Tage verlängert. Diese<br />
8 Tage wurden an den Osterferien 1942<br />
abgezogen.<br />
Während des gesamten Krieges fiel der<br />
Unterricht wegen Mangels an Heizmaterial<br />
gelegentlich aus. Ein weiteres<br />
Problem waren die zunehmenden Luftalarme,<br />
die die Schulkinder um ihren<br />
271
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Schlaf brachten. So wurde angeordnet,<br />
dass bei einem vor Mitternacht stattgefundenen<br />
Alarm, die Schule um 9.00<br />
Uhr begann. Bei einem Alarm nach Mitternacht<br />
begann die Schule erst nachmittags.<br />
Eine weitere Besonderheit des Krieges<br />
war, dass die Schulkinder zur Sammlung<br />
kriegswichtiger Stoffe und zur<br />
Schädlingsbekämpfung verpflichtet<br />
wurden. Sie sammelten unter anderem<br />
Alteisen, Blei, Nickel, Kupfer, Knochen,<br />
Lumpen, Papier, Flaschen und alte<br />
Schuhe. Unter Führung des Lehrers<br />
wurden Heilkräuter und Bucheckern<br />
gesucht, sie machten Jagd auf Mai und<br />
Kartoffelkäfer. Auch bei der Erntehilfe<br />
waren sie gefragt. Selbst schwere körperlicher<br />
Arbeit an der Dreschmaschine<br />
wurde von Kindern geleistet. Mit Beginn<br />
der Dunkelheit durften Kinder die<br />
Straße nicht mehr betreten.<br />
In einem Abkommen zwischen Schulen<br />
und Hitlerjugend wurde die Zuständigkeit<br />
und Art der Durchführung des<br />
Sportunterrichts festgelegt. Flugmodellbau<br />
wurde in den Schulen obligatorisch.<br />
Ab Ostern wurden neue Zeugnishefte<br />
eingeführt. Zur Unterstützung der<br />
Lehrkräfte wurden Schulhelfer eingesetzt,<br />
mit dem Ziel, diese nach erfolgter<br />
Ausbildung später in den Schuldienst zu<br />
übernehmen.<br />
Der Schuljahresbeginn wurde von Ostern<br />
auf den Herbst verlegt. Diese Regelung<br />
bestand bis 1948. In 1949 begann<br />
das neue Schuljahr wieder<br />
Ostern.<br />
Mit Beginn des Schuljahres 1941/42<br />
durfte nur noch die „Deutsche Normalschrift“<br />
(lateinische Schrift) gelehrt und<br />
geschrieben werden.<br />
1942 Im „Reich“ wurde die Hauptschule eingeführt.<br />
Die evangelische Bekenntnisschule<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wurde durch<br />
Verfügung des Regierungspräsidenten<br />
zum 30. April zu einer Gemeinschaftsschule.<br />
Die Teilnahme am Religionsunterricht<br />
wurde freigestellt.<br />
1943 Die Gesundheit der Kinder ließ zu wünschen<br />
übrig. Viele Kinder waren von einem<br />
hässlichen Hautausschlag befallen.<br />
25 Kinder erhielten in Melsungen Solebäder.<br />
Einzelne Kinder hatten Kopfläuse.<br />
Die Kinder wurden mehrmals auf<br />
Anweisung des Gesundheitsamts untersucht.<br />
1944 Es fand kein geregelter Schulunterricht<br />
mehr statt, weil Lehrer Schmidt für 42<br />
Tage zum Bau des Westwalls verpflichtet<br />
wurde. Die Schulkinder mussten<br />
zeitweise die Post in Melsungen abholen.<br />
Es gab 60 Schulkinder, davon gehörten<br />
18 evakuierten Familien an.<br />
Die Fliegeralarme nahmen zu, die Kinder<br />
waren nervös, es fehlte an Konzentration,<br />
Hausaufgaben wurden liederlich<br />
oder gar nicht erstellt.<br />
1945 Mit dem Einmarsch der Amerikaner im<br />
April fand kein Schulunterricht mehr<br />
statt. Er wurde erst ab 1. Oktober fortgeführt.<br />
Die „Lateinische Schrift“<br />
Die Büchereien wurden von nationalsozialistischem<br />
Schriftgut befreit, es gab<br />
neue Lehrpläne nach Richtlinien der<br />
amerikanischen Militärregierung und<br />
neue Schulbücher wurden angeschafft.<br />
Da diese nicht in ausreichender Zahl<br />
vorhanden waren, mussten sie von<br />
272
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
mehreren Schülern gemeinsam benutzt<br />
werden.<br />
1947 Ab 1. April wurde eine zweite Lehrerstelle<br />
eingerichtet, weil die Schülerzahl<br />
auf 79 Kinder angestiegen war. Sie<br />
wurde zunächst von Lehrer Laubert besetzt.<br />
Er unterrichtete gleichzeitig mit<br />
Lehrer Schmidt im Schulsaal, wobei<br />
sich die beiden Lehrer bei der Unterrichtung<br />
der einzelnen Jahrgänge abwechselten.<br />
Die Schüler waren gegen<br />
einen wechselseitigen Unterricht der<br />
Lehrer. Deshalb verfassten die Vertrauensschüler<br />
Heini Liedlich und Elisabeth<br />
Emmeluth ein Schreiben und sammelten<br />
Unterschriften der Eltern, um diesen<br />
Zustand zu beenden.<br />
1948 Am 30.6. schied Lehrer Laubert aus<br />
dem Schuldienst in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
aus. Die zweite Lehrerstelle sollte neu<br />
besetzt werden. Um einen ordentlichen<br />
Unterricht durchführen zu können, war<br />
ein zweiter Klassenraum erforderlich.<br />
Es wurde ein Raum in der Gaststätte<br />
Bangert in Erwägung gezogen, den<br />
man allerdings hätte beschlagnahmen<br />
müssen.<br />
Im September kam Lehrer Knauer als<br />
2. Lehrer nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Ein ihm<br />
zugewiesenes Zimmer im Obergeschoss<br />
der Schule konnte er aber nicht<br />
beziehen, weil sich die dort wohnende<br />
Flüchtlingsfamilie Schiller weigerte,<br />
auszuziehen.<br />
1949 Bedingt durch die Kinder der evakuierten<br />
und als Flüchtlinge zugezogenen<br />
Familien stieg die Schülerzahl auf die<br />
Rekordhöhe von 82 Schülern.<br />
Die Lehrer wurden auf die neue Verfassung<br />
vereidigt, die Schulkinder geröntgt<br />
und untersucht. Vierzig von ihnen<br />
erhielten aufgrund ihrer<br />
Verfassung Schulspeisung. Die Lernmittelfreiheit<br />
wurde nach und nach eingeführt.<br />
Es gab einen Erlass über Schulstrafen.<br />
In ihm hieß es unter anderem: "In allen<br />
Schulen Großhessens sind nur Erziehungsmittel<br />
zulässig, die auf dem<br />
Grundsatz der Menschlichkeit aufbauen.<br />
Alle entehrenden Strafen, insbesondere<br />
jede Art von körperlicher<br />
Züchtigung und Beschimpfung, sind<br />
ausdrücklich untersagt". Trotzdem gab<br />
es auch in <strong>Schwarzenberg</strong> noch Ohrfeigen<br />
und Schläge auf Hände und Hintern.<br />
Oben: Unterstufe 1. – 4. Schuljahr in 1949<br />
Unten: Oberstufe 5. – 8. Schuljahr in 1949<br />
Im Hintergrund die damaligen Häuser Möller, Bubenheim<br />
und Reinbold<br />
1950 Wegen der immer noch hohen Schülerzahl<br />
von 80 Schülern hatte die Gemeindevertretung<br />
beschlossen, im<br />
Obergeschoss der Schule einen zweiten<br />
Klassenraum einzurichten. Weil aber<br />
die dort wohnende Familie Schiller keine<br />
andere Wohnung bekam, weigerte<br />
sie sich die Schule zu verlassen. Die<br />
Gemeinde wandte sich deshalb im Februar<br />
1951 an das Wohnungsamt.<br />
Lehrer Knauer wurde nach Kassel versetzt.<br />
Sein Nachfolger als 2. Lehrer<br />
wurde Lehrer Ungar, der von Kirchheim<br />
(Kr. Hersfeld) kam.<br />
273
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Unterstufe 1. – 4. Schuljahr in 1950 mit Lehrer Ungar<br />
Oberstufe 5. – 8. Schuljahr 1950 mit Lehrer P. Schmidt<br />
1951 Nachdem die Familie Schiller aus dem<br />
Obergeschoß der Schule ausgezogen<br />
war, wurde ein Raum für 1.400 DM<br />
zum Klassenzimmer umgestaltet. Bei<br />
der Einrichtung des Klassenzimmers<br />
wurde gespart, da die Gemeinde eine<br />
neue Wasserleitung bauen wollte. Für<br />
beide Schulräume wurden 20 Tische<br />
und 40 Stühle für 1.300 DM gekauft.<br />
Außerdem wurde eine neue Wandtafel<br />
für 125 DM installiert.<br />
1952 Ostern war die Schülerzahl auf 52 gesunken.<br />
Die Gemeinde wehrte sich gegen<br />
die Freistellung von Lehrer Ungar,<br />
der die 2. Lehrerstelle inne hatte.<br />
274
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
Links: Oberstufe 5. – 8. Schuljahr 1952 mit Lehrer P. Schmidt<br />
Rechts: 25 Jahre Lehrer in <strong>Schwarzenberg</strong>: Peter Schmidt<br />
1953 Die zweite Lehrerstelle wurde am 15.<br />
April aufgehoben und Lehrer Ungar<br />
nach Melsungen versetzt. Die Schule<br />
war wieder einklassig.<br />
Der Schulvorstand war besetzt mit Lehrer<br />
Peter Schmidt, Konrad Hofmann<br />
und Heinrich Kördel als Elternvertreter.<br />
Im Elternbeirat waren Konrad Hofmann,<br />
Heinrich Bubenheim, Herr Bischoff,<br />
Frau Karl und Frau Pieper tätig.<br />
1955 In den neuen Elternbeirat wurden gewählt:<br />
Georg Seitz (Vorsitzender),<br />
Heinrich Helper, Heinrich Malkus<br />
(Schriftführer). Stellvertreter waren<br />
Heinrich Riedemann II, Heinrich Worst<br />
und Konrad Anacker.<br />
1956 Am 1. Februar trat Lehrer Peter<br />
Schmidt nach 25jähriger Lehrertätigkeit<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> in den Ruhestand.<br />
Er verließ 37 Schulkinder (24 Jungen<br />
und 13 Mädchen).<br />
1956 Lehrerin Herta Strauch<br />
Sie kam aus Melsungen und führte die<br />
Schule vertretungsweise bis Ende Februar<br />
1957. Ihr Nachfolger wurde der<br />
aus Röhrenfurth abgeordnete Lehrer<br />
Theo Wenderoth.<br />
1957 Lehrer Platzer<br />
Er wurde zum 1. April aus Niedervorschütz<br />
nach <strong>Schwarzenberg</strong> versetzt.<br />
Er übernahm die Leitung des gemischten<br />
Chors, der Leichtathletiksparte des<br />
Turnvereins und gründete einen Schützenverein.<br />
Unter seiner Regie wurden<br />
auch Märchenspiele in der Gastwirtschaft<br />
Bangert aufgeführt.<br />
Lehrer Platzer<br />
1957 Der neue Schulvorstand bestand aus<br />
Bürgermeister Kördel, Lehrer Platzer,<br />
Heinrich Riedemann I, Konrad Hofmann<br />
und Heinz Mainz.<br />
1958 Die Oberstufe stellte ihre selbstgebauten<br />
Flugzeugmodelle aus. Dabei wurden<br />
auch ferngesteuerte Flugmodelle vorgeführt.<br />
Ein doppelflammiger Ölofen<br />
und ein Akkordeon wurden angeschafft.<br />
Der obere, nicht mehr benötigte Klassenraum,<br />
wurde zum Werkraum.<br />
275
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1960 Die Zahl der Schulkinder war auf 44<br />
(29 Jungen und 15 Mädchen) gestiegen.<br />
Ein Mikroskop und eine Gesteinssammlung<br />
wurden angeschafft.<br />
Heinrich Helper wurde Vorsitzender des<br />
Elternbeirats. Sein Stellvertreter und<br />
gleichzeitiger Schriftführer war Heinrich<br />
Riedemann. Weitere Mitglieder waren<br />
Elisabeth Göbel, Herta Anacker, Konrad<br />
Seitz, Georg Seitz.<br />
Die Eltern der Schulkinder wollten, dass<br />
diese die Stadtschule in Melsungen besuchen<br />
sollten. Dieses Vorhaben scheiterte<br />
aus unbekannten Gründen.<br />
und 15 Mädchen). Es gab Unterricht in<br />
Verkehrserziehung, in dem auch die<br />
Fahrräder der Kinder auf ihren Zustand<br />
überprüft wurden. Der Schulausflug<br />
führte in die Rhön. Auf dem Weg dorthin<br />
wurden auch die Stiftsruine in Bad<br />
Hersfeld und der Dom zu Fulda besichtigt.<br />
Bürgermeister Schneider erhielt vom<br />
Regierungspräsident ein Schreiben,<br />
dass Lehrer Rudolf Blumenstein evtl. in<br />
die leerstehende Lehrerwohnung einziehen<br />
würde. Er war von Melsungen<br />
nach Kassel versetzt worden, hatte dort<br />
aber keine Wohnung gefunden.<br />
Postschaffner Ernst Joswig wollte während<br />
des Umbaus seines Hauses in der<br />
leerstehenden Schulwohnung wohnen.<br />
Der Regierungspräsident genehmigte<br />
die Vermietung der Wohnung an fremde<br />
Personen unter der Bedingung, dass<br />
die Mietverträge mit 1/4 jährlicher<br />
Kündigungsfrist abgeschlossen würden.<br />
Am 30.11. berichtete die HNA, dass,<br />
wenn die Gemeindevertretung zustimmen<br />
würde, alle Jahrgänge der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Schüler ab Ostern<br />
1963 die Volks und Realschule auf<br />
dem Schlot in Melsungen besuchen<br />
sollten.<br />
Schulanfang (Jahr unbekannt)<br />
1961 41 Schulkinder (26 Jungen und 15<br />
Mädchen) erlebten einen Glasbläser bei<br />
der Arbeit. Die Schulfahrt ging nach<br />
Frankfurt. Die Kinder machten eine<br />
Stadtrundfahrt, besuchten Zoo und<br />
Flughafen. Einige flogen sogar mit dem<br />
Flugzeug über die Saalburg.<br />
Die Kinder wurden erstmalig gegen<br />
Kinderlähmung geimpft. Pfarrer Drüner<br />
fuhr mit den Schulabgängern zu einer<br />
Freizeit auf den Mosenberg.<br />
1962 Es gab keine Schulanfänger. Die Schülerzahl<br />
betrug 35 Kinder (20 Jungen<br />
Auf einer diesbezüglichen Versammlung<br />
wurde bekannt, dass <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und Röhrenfurth in 1959 eine gemeinsame<br />
Mittelpunktschule zwischen beiden<br />
Gemeinden angestrebt hatten.<br />
Diese sollte an der Gemarkungsgrenze<br />
errichtet werden. Die Verwirklichung<br />
scheiterte aber an der Höhe der Erschließungskosten.<br />
Die damalige Situation war, dass Bestrebungen<br />
im Gange waren, für Körle,<br />
Röhrenfurth, Lobenhausen, Wagenfurth,<br />
Empfershausen und evtl.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> eine Mittelpunktschule<br />
in der Nähe von Körle zu errichten.<br />
Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Eltern tendierten<br />
aber nach Melsungen.<br />
Dazu erläuterte Bürgermeister Schneider<br />
folgende Möglichkeiten:<br />
276
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
Die Beschulung aller 8 Jahrgänge in<br />
Melsungen, oder der Oberstufe in Melsungen<br />
und der Unterstufe in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Die Gemeinde habe derzeit 35<br />
Schulkinder und erreiche nur in 1966<br />
die Mindestzahl an Schülern für eine<br />
Schulstelle der Unterstufe. Also würde<br />
die Schulstelle aufgelöst, wenn nur die<br />
Unterstufe in <strong>Schwarzenberg</strong> bliebe.<br />
Die andere Möglichkeit sei, dass die<br />
Schüler des 7. und 8. Schuljahrs nach<br />
Melsungen gingen und die Schüler der<br />
1.–6. Klasse in <strong>Schwarzenberg</strong> blieben.<br />
Nach einer Aussprache waren die Eltern<br />
dafür, dass alle acht Schülerjahrgänge<br />
ab Ostern 1963 die Stadtschule am<br />
Schlot in Melsungen besuchen sollten.<br />
Eine Entscheidung darüber sollte die<br />
Gemeindevertretung in ihrer nächsten<br />
Sitzung fällen.<br />
1963 Das Melsunger Tageblatt berichtete,<br />
dass die Gemeindevertretung beschlossen<br />
hatte, dass das 7. und 8. Schuljahr<br />
ab Ostern 1964 nach Melsungen zur<br />
Schule gehen solle. Voraussetzung sei<br />
aber, dass die zuständigen Stellen der<br />
Kreisstadt und der Schulbehörde zustimmen.<br />
Bürgermeister Schneider<br />
stellte einen entsprechenden Antrag für<br />
6 Schüler im Schuljahr 1964 an den<br />
Magistrat der Stadt Melsungen.<br />
Der Schüler Manfred Möller verstarb an<br />
den Folgen einer Gelbsucht. Unter Teilnahme<br />
aller 36 Schüler (19 Jungen und<br />
17 Mädchen) hielt Lehrer Platzer eine<br />
Trauerrede.<br />
Die Schüler nahmen den neuen Sportplatz,<br />
auf dem sie in freiwilliger Arbeit<br />
eine Sprunggrube angelegt hatten, in<br />
Gebrauch. Der Harz war das Ziel der<br />
Schulfahrt. Im Kino in Melsungen sah<br />
man sich einen Film über Japan an, wo<br />
in 1964 die Sommerolympiade stattfand.<br />
Franz Langefeld bezog mit seiner vierköpfigen<br />
Familie die Schulwohnung.<br />
Lehrer Platzer verließ <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und ging zu einem Vollzeitkursus für<br />
Physik nach Weilburg/Lahn.<br />
1963 Lehrer Gert Rosenstock<br />
Er kam von Röhrenfurth und übernahm<br />
am 1. November auf Anordnung des<br />
Schulrats Caspritz aus Melsungen die<br />
Betreuung der Schule <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Er hatte anfangs Schwierigkeiten mit<br />
der Unterrichtsführung in der einklassigen<br />
Schule, in der die Schüler vom ersten<br />
bis zum achten Schuljahr in einer<br />
Klasse saßen. Da er im Winter keinen<br />
Sportunterricht erteilen konnte, fuhr er<br />
mit den Kindern einmal monatlich in<br />
das Hallenbad nach Kassel. Mitbeteiligt<br />
waren auch Schüler aus Röhrenfurth<br />
und Empfershausen. Der dortige Lehrer<br />
Nieding war Lehrscheininhaber für den<br />
Schwimmunterricht und konnte einer<br />
ganzen Reihe von <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Schülern den Frei oder Fahrtenschwimmerpass<br />
aushändigen.<br />
1964 Die neunjährige Volksschulpflicht wurde<br />
eingeführt. Gleichzeitig wollte die<br />
Schulbehörde die Schulen zentralisieren<br />
und Mittelpunktschulen schaffen. Die<br />
einklassigen Schulen sollen zu Unterstufenschulen<br />
(1. 6. Schuljahr) umgebildet<br />
werden. Da die Schüler der 7. 9.<br />
Schuljahre (Oberstufe) ab Ostern nach<br />
Melsungen gingen, war diese Vorrausetzung<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> erfüllt.<br />
Mit der Verlegung der Oberstufe nach<br />
Melsungen ging die Art des Unterrichts,<br />
dass ein Lehrer acht Schuljahrgänge in<br />
einem Klassenraum unterrichten musste,<br />
zu Ende. Das war in der Vergangenheit<br />
auch nur möglich gewesen, indem<br />
die guten Schüler der älteren Jahrgänge<br />
den unterrichtenden Lehrer unterstützten.<br />
Sie übten mit den jüngeren Schülern<br />
Schreiben und Lesen, während sich der<br />
Lehrer mit den übrigen Schülern beschäftigte.<br />
Im Übrigen führten die älteren<br />
Schüler früher auch während der<br />
Schulzeit, private Arbeiten, wie Gartenarbeit,<br />
Holzhacken, usw. für den<br />
Lehrer aus.<br />
Lehrer Gert Rosenstock stellte einen<br />
Antrag bei dem Schulrat, den Schulbeginn<br />
von 8.00 auf 8.15 Uhr zu verlegen,<br />
weil er sein Kind in den Kindergarten<br />
277
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
bringen müsse. Der Antrag wurde genehmigt.<br />
Rosenstock plante eine 2tägige Schulfahrt<br />
in ein Zeltlager nach Wallenstein.<br />
Dazu wollte er die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Schüler die in Melsungen zur Schule<br />
gingen, mitnehmen. Der Antrag an das<br />
Schulamt wurde abgelehnt.<br />
Der von Lehrerin Hüller aus Melsungen<br />
erteilte Handarbeitsunterricht für Mädchen<br />
wurde eingestellt.<br />
Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> stellte<br />
am 31.08. den Antrag bei der Schulbehörde,<br />
auf dem Schulgrundstück ein<br />
Feuerwehrgerätehaus zu errichten.<br />
Dem Antrag wurde am 07.09. statt gegeben.<br />
Lehrer Rosenstock wurde am 01.10.<br />
nach Ellenbach, Landkreis Bergstraße,<br />
versetzt.<br />
1964 Wolf Bendix<br />
Der außerplanmäßige Lehrer wurde ab<br />
01.10. Lehrer in <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
sollte in die Lehrerwohnung einziehen.<br />
1965 Die Gemeinde plante einen Anbau an<br />
die Toilettenanlage und Reparaturen im<br />
Schulsaal. Schäden am Fußboden, an<br />
den Wänden und der Decke sollten behoben<br />
werden. Außerdem waren die<br />
Fenster schadhaft und undicht.<br />
Bei einem Ortstermin mit Oberregierungsbaurat<br />
Dörfel vom RP, Landrat<br />
Baier, Schulrat Caspritz und Bürgermeister<br />
Schneider wurden die Kosten<br />
für den Neubau einer Schülertoilette,<br />
die Instandsetzung des Unterrichtsraums,<br />
des Hofraums und der Umzäunung<br />
auf 66.750 DM veranschlagt. In<br />
diesen Kosten war der Betrag für den<br />
Neubau einer ebenfalls erforderlichen<br />
Garage noch nicht enthalten. Da der<br />
Zuschuss vom Land Hessen zu den<br />
Kosten höchstens 10.000 DM betrage<br />
und die Gemeinde den Rest nicht tragen<br />
könne, empfahl der RP, alle<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Kinder in die Schule<br />
nach Melsungen zu schicken. Das war<br />
auch die Meinung des Schulrats.<br />
1966 Lehrer Herbert Sinning.<br />
Er war schon vor 1966 nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
abgeordnet und wurde ab 1.7.<br />
Schulleiter der Unterstufenschule.<br />
14 Schüler der Oberstufe wurden von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> nach Melsungen befördert.<br />
1968 Der RP stimmte am 18. 09. der von<br />
der Gemeindevertretung beschlossenen<br />
Herabstufung der Volksschule in eine<br />
Grundschule, zu.<br />
1969 In einer Versammlung am 05.05. beschlossen<br />
die Eltern der Kinder des 1. –<br />
4. Schuljahrs einstimmig, ihre Kinder<br />
ab September 1969 in die Christian<br />
BitterSchule nach Melsungen zu schicken.<br />
Mit ihnen mussten dann auch die<br />
Schuljahrgänge 5 und 6 nach Melsungen<br />
gehen. Die Gemeindevertretung<br />
fasste am 14.05. den entsprechenden<br />
Beschluss. Bürgermeister Schneider<br />
stellte am 16.05. den notwendigen Antrag<br />
an den Magistrat der Stadt Melsungen,<br />
der zustimmte. Ab September<br />
gingen 16 Schüler der Grundschule<br />
nach Melsungen.<br />
Die Gemeindevertretung beschloss am<br />
27.06. das Schulgrundstück mit Schulgebäude<br />
und Lehrerdienstwohnung<br />
entwidmen zu lassen, d.h. der Schulverwaltung<br />
zu entziehen. Am 08.08.<br />
gab der RP bekannt, dass die alleinige<br />
Lehrerstelle von <strong>Schwarzenberg</strong> aufgehoben<br />
wurde. Der RP stimmte am<br />
03.09. dem Antrag auf Entwidmung zu.<br />
Damit konnte die Gemeinde über die<br />
weitere Verwendung des Schulgebäudes<br />
verfügen.<br />
Mit dieser Entscheidung des RP ging die mindestens<br />
250 Jahre währende Schulgeschichte<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> zu Ende. Ich denke, man<br />
sollte allen Lehrkräften, die in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
teilweise unter heute nur noch schwer vorstellbaren<br />
Umständen versucht haben, den<br />
Kindern Kenntnisse für ihr späteres Leben zu<br />
vermitteln, noch nachträglich Anerkennung<br />
und Respekt erweisen. Wenn auch die meisten<br />
Schüler nur die Volksschule durchliefen, waren<br />
sie doch in der Lage, mit dem erworbenen<br />
Wissen, ihr Leben zu meistern. Das galt auch<br />
für die Schüler, die aufgrund ihrer Begabung,<br />
278
Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong> | 09-1<br />
aber auch durch die Förderung ihrer Lehrer,<br />
mit Erfolg weiterführende Schulen, wie Realschulen<br />
oder das Gymnasium in Melsungen,<br />
besuchen konnten.<br />
Nachdem die auf dem Schulhof vorhandenen<br />
Bauten (Scheune, Toilettenanlage) abgerissen<br />
worden waren, wurde das Feuerwehrgerätehaus<br />
gebaut und in 1968 bezogen. In 1994<br />
Eine Auswahl der Schülerzahlen von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Das Schulgebäude in 1970<br />
279
09-1 | Die Schule in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wurde es durch einen Anbau an das Dorfgemeinschaftshaus<br />
erweitert.<br />
Der Schulsaal wurde in 1973 zu einer Gaststätte,<br />
der „Burgschänke“ umgebaut. Diese<br />
wurde bis 2008 unter anderen von den Pächtern<br />
Tugend, Jungermann, Lederer, Tummescheid<br />
und Schweyen betrieben, wobei es immer<br />
wieder Unterbrechungen in der<br />
Verpachtung gab.<br />
Anbau des Saales (DGH) an die Schule<br />
Als sich in 2008 abzeichnete, dass man keinen<br />
Pächter mehr fand, beschloss man den Gastraum,<br />
dem Dorfgemeinschaftshaus zuzufügen.<br />
Dieses war von 1979 bis 1981 durch<br />
einen Anbau auf der Südseite des Gaststättenraums<br />
entstanden. Im Obergeschoss des<br />
Schulhauses befindet sich heute ein Schulungs<br />
und Versammlungsraum der Feuerwehr.<br />
Im Keller haben sich die Jugendlichen<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> einen Raum nach ihren<br />
eigenen Vorstellungen eingerichtet.<br />
Dorfgemeinschaftshaus mit angebautem Feuerwehrgerätehaus<br />
in 1994<br />
DGH 2011 (Ostseite)<br />
DGH 2011 (Nordseite)<br />
DGH 2011 (Westseite)<br />
280
Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />
10<br />
Politik<br />
281
1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />
Greben und Bürgermeister<br />
von Adolf Seitz<br />
Verwaltung der Gemeinde<br />
"Die Welt des Mittelalters ist eine aristokratische<br />
Welt. Staat und Gesellschaft werden vom<br />
Adel beherrscht. Eine Anzahl großer Familien<br />
gebietet über Land und Leute. Das Volk auf<br />
dem Land ist zum größten Teil abhängig, unfrei<br />
in mannigfaltigen Abstufungen. Es hat zu<br />
gehorchen, zu arbeiten und Abgaben zu entrichten.<br />
Zu sagen hat es nichts. " schreibt H.<br />
Dannenbauer in: „Adel, Burg und Herrschaft<br />
bei den Germanen“ (1941).<br />
An diesen Zuständen änderte sich bis zum<br />
Dreißigjährigen Krieg von 1618 – 1648 so gut<br />
wie nichts. Dieser Krieg verschlimmerte die<br />
Lage der Menschen noch dramatisch. Viele<br />
Menschen wurden heimatlos und mussten<br />
betteln, um zu überleben. Mit dem Ende des<br />
Kriegs begann ein langsamer Wiederaufbau.<br />
Unter der Herrschaft von Landgraf Karl (1670<br />
1730), hatten sich nach dem Krieg die wirtschaftlichen<br />
Zustände innerhalb des Landes<br />
Hessen zusehends gebessert. Mit der Einführung<br />
des „Generalhufenschosses“ (eine Art<br />
Grundsteuer) in 1719 wurden die adligen<br />
Grundbesitzer stärker be und die kleinen<br />
Leute in größerem Umfang entlastet.<br />
Sein Nachfolger, der Schwedenkönig und<br />
Landgraf Friedrich I. (1730 – 1751) versuchte,<br />
sich genauere Kenntnis über die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse des Landes und die<br />
Umstände unter denen seine Untertanen lebten,<br />
zu verschaffen. Er gab Anweisungen,<br />
Vorschläge zu unterbreiten, wie die Erwerbsquellen<br />
des Landes besser genutzt werden<br />
konnten. Der vierte Band der "Sammlung<br />
Fürstlich Hessischer LandesOrdnungen und<br />
Ausschreibungen", die in den Jahren 1767 bis<br />
1816 erschienen, gibt Zeugnis davon, wie sich<br />
seit 1730 eine rege gesetzgeberische Tätigkeit<br />
in Hessen entfaltete und auf alle Bereiche der<br />
Landesverwaltung erstreckte.<br />
Wie konnte man aber sicher stellen, dass die<br />
Gesetze und Verordnungen im gesamten Hoheitsgebiet<br />
der Landesfürsten, also auch in jedem<br />
kleinen Dorf, beachtet und umgesetzt<br />
wurden?<br />
Die Greben<br />
Die älteste Form der Teilnahme der Gemeindebürger<br />
am Gemeindeleben war die Dorfbzw.<br />
Gemeindeversammlung, an der jeder<br />
Ortsbürger teilnehmen durfte. Bei diesen Zusammenkünften<br />
wurden die Angelegenheiten<br />
besprochen und geregelt, die das Zusammenleben<br />
der Dorfgemeinschaft betrafen. Letztendlich<br />
musste aber jemand da sein, der bei<br />
strittigen Angelegenheiten eine Entscheidung<br />
traf. Das waren früher die Stammesführer und<br />
später die Dorfältesten.<br />
Ab dem 15. Jahrhundert trat der „Grebe“ als<br />
Dorfvorsteher in den Dörfern in Erscheinung.<br />
Fast immer war es ein Angehöriger der jeweiligen<br />
Dorfgemeinschaft, der das Amt ausübte.<br />
Dadurch war die Gewähr gegeben, dass er die<br />
örtlichen Verhältnisse aus eigener Anschauung<br />
kannte. Meistens war es der größte Bauer und<br />
einer der alten, erfahrenen Männer im Ort, der<br />
das Vertrauen der Bevölkerung besaß. Er<br />
sorgte für das Wohlergehen, die Sicherheit<br />
und eine gewisse Ordnung im Leben seiner<br />
Gemeinde. Er rief bei notwendigen Anlässen,<br />
durch das Läuten einer Kirchenglocke, die<br />
Einwohner unter der Dorflinde zusammen, um<br />
sich mit ihnen zu beraten und das Recht zu<br />
suchen. Für die Ausübung seines Amtes besaß<br />
der Grebe anfangs weder ein Gesetzbuch,<br />
noch behördliche Bestimmungen. Er entschied,<br />
wie es von altersher Sitte und Brauch<br />
gewesen war.<br />
Durch die hessische Grebenordnung von<br />
1739, die auch ein Bestandteil der o.g. Gesetzgebung<br />
und die bis dahin umfassendste<br />
Dienstanweisung für dörfliche Organe in Hessen<br />
war, wird der Grebe zur zentralen Figur<br />
der hessischen Dorfgemeinde. Der Dorfgrebe<br />
kommt durch diese Ordnung in eine Mittelstellung<br />
zwischen Dorfgemeinschaft und<br />
Herrschaft und wird zum Hilfsbeamten des<br />
hessischen Staates.<br />
282
1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />
1754 Johannes Dittmar<br />
1761 Gottfried Seitz<br />
1762 Johann Heinrich Zülch<br />
1765 Gottfried Seitz<br />
Gottfried Seitz, geb. 14.11.1731, gest.<br />
17.3.1819 war bis 1808 herrschaftlicher<br />
Ortsgrebe. Danach war er (während<br />
der französischen Besatzung) bis<br />
1811 zugleich auch Ortsmaire<br />
und Commune Maire im Königreich<br />
Westphalen. Er stand also 46 Jahre an<br />
der Spitze der Gemeindeverwaltung.<br />
1788 Martin Vogt ist Nachtwächter.<br />
1802 Johannes Jost Wagner ist Dorfesdiener.<br />
1808 Johannes Georg Döring ist Dorfesdiener.<br />
1817 Johannes Jost Hofmann<br />
1825 Christian Sinning<br />
Herrschaftlicher Grebe und Gastwirt.<br />
1828 Christian Aschenbrecher ist Feldhüter.<br />
1830 Christian Jäger<br />
1831 Martin Dittmar<br />
Heinrich Riedemann ist Dorfesdiener.<br />
Er verstarb in 1831. Sein Nachfolger<br />
wird Friedrich Seitz, der in 1845 starb.<br />
Martin Dittmar war der letzte Grebe<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> und ab 1834 der<br />
erste Bürgermeister von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
In 1831 erhielt das Kurfürstentum Hessen eine<br />
Verfassung, in der es um die staatliche<br />
Aufsicht über Kommunen und Bürger, aber<br />
auch um die Freiheit der Bürger und die politische<br />
und finanzielle Selbstbestimmung der<br />
Gemeinden, ging. In dieser Verfassung war<br />
eine besondere Gemeindeordnung enthalten,<br />
die eine einheitliche selbständige Verwaltung<br />
der Städte und Gemeinden festlegte. Die<br />
Städte und Gemeinden waren berechtigt eigene<br />
Verfügungen zu erlassen, um ihre Angelegenheiten<br />
regeln zu können.<br />
Diese „Hessische Gemeindeordnung“ wurde<br />
am 23. Oktober 1834 erlassen und trat ab<br />
1. Januar 1835 in Kraft. Mit dieser Reform begann<br />
der Übergang von der noch stark mittelalterlich<br />
geprägten Welt des 18. Jahrhunderts<br />
in die beginnende Moderne des 19. Jahrhunderts.<br />
Mit ihrer Einführung endete auch in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> die Geschichte der Greben.<br />
Die Bürgermeister<br />
Die Gemeindeordnung von 1834 legte auch<br />
den Aufbau der Gemeindebehörden neu fest.<br />
Es gab den Ortsvorstand (Bürgermeister), den<br />
Gemeinderat (2 – 6 Mitglieder) und den Gemeindeausschuss<br />
(8 Mitglieder).<br />
Der Ausschuss übte die Mitaufsicht über die<br />
Gemeindeverwaltung aus und wurde von den<br />
stimmfähigen Ortsbürgern (Gemeindeversammlung)<br />
gewählt. Er bestand je zur Hälfte<br />
aus ständigen und außerordentlichen Mitgliedern.<br />
Der Gesamtausschuss wählte den Gemeinderat.<br />
Der Gemeinderat vertrat das gesellschaftliche<br />
Interesse der Gemeinde; er<br />
beratschlagte und beschloss Angelegenheiten,<br />
die nicht zur allgemeinen Verwaltung gehörten.<br />
Wählbar in die Gemeindeverwaltung war<br />
nur, wer „dem christlichen Glaubensbekenntnisse<br />
angehörte“ und nicht älter als 70 Jahre<br />
war. Die Bürgermeisterkanditaten mussten<br />
geeignet und unbescholten sein. Gastwirte<br />
konnten kein Bürgermeister werden. Gewählt<br />
wurde der Bürgermeister von den Mitgliedern<br />
des Gemeindeausschusses und des Gemeinderats.<br />
Der Bürgermeister wurde auf Lebenszeit,<br />
der Gemeinderat für 10 Jahre und der<br />
Gemeindeausschuss für 5 Jahre gewählt. Der<br />
Gemeinderat hatte mit Einverständnis des<br />
Gemeindeausschusses einen Gemeindeerheber<br />
(Gemeinderechner) zu bestellen. Diese<br />
Bestellung geschah auf Lebenszeit, wenn sie<br />
nicht zunächst versuchsweise stattfand.<br />
Neben der Gemeindeverwaltung gab es noch<br />
die „geringere Gemeindedienerschaft“. Sie<br />
bestand aus dem Gemeindediener, dem Flurschützen<br />
und den Feldhütern, dem niederen<br />
Polizeipersonal und den Hirten.<br />
Die Mitglieder von Gemeinderat und –ausschuss<br />
übten ihre Tätigkeiten unentgeltlich<br />
aus. Sie erhielten bei dienstlichen Tätigkeiten<br />
außerhalb der Gemeinde ihre baren Auslagen<br />
für Reise und Verpflegungskosten ersetzt.<br />
Der Bürgermeister bekam für auswärtige Tätigkeiten<br />
je nach Aufwand (Entfernung, Beschwerlichkeit<br />
des Weges, Dauer, Wichtigkeit<br />
284
Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />
der Verrichtung) eine Entschädigung zwischen<br />
1/8 und 1/2 Taler. Ansonsten erhielt der Bürgermeister<br />
ein festgesetztes Gehalt. Es war<br />
abhängig von der Größe der Gemeinde, gerechnet<br />
nach Anzahl der vorhandenen Feuerstätten.<br />
Es betrug in Gemeinden mit 50 oder<br />
weniger Feuerstätten 6 Taler, in Gemeinden<br />
mit 51 bis 75 Feuerstätten 8 Taler und in Gemeinden<br />
mit 76 oder mehr Feuerstätten 12<br />
Taler. Dazu kamen noch Gebühren für Amtshandlungen,<br />
die er für Privatpersonen erbrachte.<br />
Zu diesen Geldeinkünften kamen noch die<br />
herkömmlichen „Emolumenten“. Das waren<br />
indirekte Nebeneinkünfte, wie die Befreiung<br />
von Gemeindeabgaben und Diensten, oder<br />
Naturalien.<br />
Gemäß den oben aufgeführten Bestimmungen<br />
war der Bürgermeister in <strong>Schwarzenberg</strong> befreit<br />
von persönlichen Hand und Spanndiensten<br />
und Notdiensten bei Feuers und Wassernot.<br />
An Sachleistungen erhielt er 1 Klafter (3<br />
– 4 Raummeter) Holz. Ab 1875 erhält er die<br />
festgelegten Entschädigungen.<br />
Entschädigungen der Bürgermeister von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> in Mark pro Jahr:<br />
1875 = 81 Mark 1880 = 100 Mark<br />
1906 = 150 Mark 1910 = 160 Mark<br />
1915 = 180 Mark 1917 = 300 Mark<br />
1924 = 375 Mark 1925 = 420 Mark<br />
1928 = 690 Mark 1933 = 568 Mark<br />
1934 = 360 Mark 1942 = 936 Mark<br />
Bürgermeister und Gemeindeverwaltung<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> von 1834 bis 1899<br />
(nach Aufzeichnungen von Lehrer Peter Schmidt)<br />
1834 Martin Dittmar<br />
1837 Balthasar Döring<br />
1840 Johannes Schanze<br />
1844 Andreas George ist Feldhüter.<br />
1847 Valentin Barthel<br />
1848 Christian Sinning<br />
1851 Heinrich Böddiger<br />
1852 Gottfried Bettenhausen ist Dorfesdiener.<br />
1854 George Jacob<br />
1858 Justus Dietrich ist Feldhüter.<br />
1861 H. Böddiger<br />
1864 Johannes Schanze<br />
1865 Johannes Jäger ist Feldhüter.<br />
1866 Lorenz Riedemann<br />
1866 Das hessische Kurfürstentum wird von<br />
Preußen annektiert. Die kurhessische<br />
Gemeindeordnung von 1834 gilt zunächst<br />
weiter. Sie wird erst durch die<br />
preußische Städte und Landgemeindeordnung<br />
für die Provinz Hessen<br />
Nassau vom 4. August 1897 abgelöst.<br />
1869 Heinrich Böddiger<br />
1872 ? Dietrich ist Dorfesdiener und Nachtwächter.<br />
1874 hat die Gemeinde mit Bürgermeister<br />
Böddiger, Rechner Konrad Dittmar, den<br />
Gemeinderäten Emmeluth und Ruppel<br />
Einnahmen von 1.578 Reichstalern<br />
(Rthl), 25 Silbergroschen (Sgr) und 8<br />
Pfennigen (Pfg). Dagegen betragen die<br />
Ausgaben 1.652 Rthl 26 Sgr 2 Pfg. Zur<br />
Deckung der Gemeindekasse borgt sich<br />
die Gemeinde 370 Rthl bei Justus<br />
Schanze und Jacobs Erben. Auf der<br />
einen Seite hat die Gemeinde Schulden<br />
in Höhe von 1.021 Rthl bei der Landeskreditkasse<br />
mit einem Zins und Abtragsdienst<br />
von 64 Rthl 26 Sgr und 18<br />
Pfg. Dem gegenüber stehen 505 Rthl<br />
24 Sgr 5 Pfg Guthaben beim Vorschußverein<br />
Melsungen. Hierbei handelt es<br />
sich um Entschädigung für abgetretene<br />
Waldhuten am Haarberg, die in diesem<br />
Jahr von der Regierungshauptkasse<br />
gezahlt wurden.<br />
1875 gibt es neben dem Bürgermeister noch<br />
2 Schöffen, den Rechner oder Gelderheber,<br />
den Orts oder Wachtdiener, den<br />
Nachtwächter, den Feldhüter und den<br />
Gemeindehirten.<br />
1878 heißt der Vizebürgermeister Emmeluth,<br />
Gemeinderat ist Heinrich Hofmann I.<br />
1879 ist Heinrich Hofmann II Vizebürgermeister,<br />
Gemeinderat Lorenz Riedemann.<br />
285
1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />
1882 Die Gemeinde zahlt an die Schule (Küsterstelle)<br />
einen Betrag von 1662 Mark.<br />
Sie löst damit einen Teil der sogenannten<br />
Reallasten, die die Gemeinde an die<br />
unter kirchlicher Verwaltung stehende<br />
Schule entweder in Naturalien (Schulkorn)<br />
oder Geld bezahlen musste, ab.<br />
Sie leiht sich dieses Geld zu 4,5% Zinsen<br />
bei der Rentenbank in Münster und<br />
tilgt es bis 1923.<br />
1883 baut die Gemeinde für 812 Mark ein<br />
Spritzenhaus und schafft zusätzlich für<br />
369 Mark eine Feuerspritze an.<br />
1884 bilden ? Reinbold, Justus Hofmann, A.<br />
Meyfarth, G. Hofmann, J. Wenzel, V.<br />
Emmeluth, L. Riedemann den Gemeindeausschuss.<br />
1885 Christian Rode<br />
1887 Andreas Peter ist Feldhüter.<br />
1889 Johannes Kieber ist Dorfesdiener.<br />
1894 Heinrich Reinbold ist Ortsdiener.<br />
1897 Ab dem 4. August tritt die „Preußische<br />
Städte und Landgemeindeordnung für<br />
die Provinz HessenNassau“ in Kraft.<br />
Gemäß ihren Bestimmungen steht bei<br />
den Landgemeinden der, von der Gemeindevertretung,<br />
gewählte Bürgermeister<br />
an der Spitze der Verwaltung.<br />
Ihm beigeordnet sind zwei Schöffen,<br />
die ihn in den Amtsgeschäften unterstützen<br />
und bei Verhinderung vertreten.<br />
Der Bürgermeister ist nach der Gemeindeordnung<br />
zum einen Gemeindebeamter,<br />
zugleich aber auch Hilfsbeamter<br />
des Staates. Seine Befugnisse<br />
sind der alten Ordnung gegenüber erweitert,<br />
seine Pflichten größer geworden.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> hat einen ausgeglichenen<br />
Haushalt von 3.152,23 Mark.<br />
An Steuern wurden 865 Mark eingenommen.<br />
Bei 304 Einwohnern war das<br />
eine durchschnittliche Belastung von<br />
2,85 Mark pro Einwohner.<br />
Bürgermeister von 1899 bis 1932<br />
(laut Beschlussregister der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong>)<br />
1899 Christian Rode<br />
1899 wird eine Biersteuer eingeführt. Die<br />
Wirte müssen 65 Pfennige pro Hektoliter<br />
Ausschank an die Gemeinde zahlen.<br />
Die Gemeinde schafft einen eisernen<br />
Geldkasten an.<br />
1900 gibt es im Ort neben dem Bürgermeister<br />
den Gemeinderat, den Gemeindeausschuss,<br />
den Gemeinderechner, den<br />
Schiedsrichter, den Ortsschätzer, den<br />
Gemeindediener und den Nachtwächter.<br />
Beraten und entschieden wird in<br />
der Gemeindevertretung über Wegebau,<br />
Zuchtviehbeschaffung, arme Menschen<br />
im Ort, Aufnahme von Ortsbürgern,<br />
Unterhaltung der Schule,<br />
Bestellung der Gemeindebediensteten<br />
und Baumschulfragen.<br />
Die Gemeinde nimmt 1.444,55 Mark<br />
Steuern ein. Im Durchschnitt bedeutete<br />
das für jeden der 302 Einwohner eine<br />
Zahlung von 4,78 Mark.<br />
Die für 19.755 Mark erbaute Schule<br />
wird eingeweiht.<br />
1902 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält für 12.525,44<br />
Mark eine Wasserleitung<br />
Christian Heinrich Ruppel ist Ortsdiener<br />
und Nachtwächter<br />
1903 Johannes Hofmann (vertretungweise)<br />
1903 Justus Sondermann<br />
Bürgermeister<br />
Justus Sondermann<br />
286
Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />
1903 wird ? Reinbold Ortsdiener und H. Ruppel<br />
Nachtwächter.<br />
1906 Die Gemeinde verkauft an den Tongrubenbesitzer<br />
Gustav Hagel, Melsungen,<br />
Land im Wert von 1.389 Mark<br />
1907 übernimmt Bürgermeister Sondermann<br />
das Amt des Schiedsmannes, Stellvertreter<br />
ist Jostheinrich Reinbold. Heinrich<br />
Mainz ist Gemeinderechner, Valentin<br />
Kieber Ortsdiener, Heinrich Ruppel<br />
Nachtwächter.<br />
1908 wird Heinrich Wenzel wird für 12 Jahre<br />
zum Gemeinderechner gewählt.<br />
Er stellt eine Kaution und wird gleichzeitig<br />
Verwalter der Verkopplungsnebenkasse.<br />
1910 Heinrich Ruppel und Valentin Kieber<br />
werden für einen jährlichen Lohn von<br />
170 Mark Nachtwächter.<br />
Ortsbrandmeister Valentin Waldschmidt<br />
wird Hydrantenmeister. Er erhält<br />
für die Bedienung der Hydranten<br />
und Schieber sowie das Reinigen der<br />
Wasserbehälter jährlich 10 Mark.<br />
1912 Die Gemeinde borgt sich bei der Landeskreditkasse<br />
insgesamt 10.150 Mark<br />
zu Zinssätzen zwischen 3,6 und 4,25<br />
Prozent.<br />
Mit diesem Geld werden verschieden<br />
Baumaßnahmen (Burggrabenbrücke,<br />
Ausbau der Dorfstraße) durchgeführt.<br />
Die Wahl von Christian Rothämel zum<br />
Gemeindevertreter wird erst einmal für<br />
ungültig erklärt, weil er sich weigert,<br />
nach seiner Wahl einen Betrag von<br />
7,50 Mark für die Anschaffung eines<br />
Feuereimers und Obstbaumes zu zahlen,<br />
wie es damals scheinbar Brauch<br />
war. Nach erfolgter Zahlung wird die<br />
Wahl für gültig erklärt.<br />
Bürgermeister Sondermann schlachtet,<br />
ohne es zu ahnen, einen an Milzbrand<br />
erkrankten Stier. Dabei hat er sich aber<br />
wahrscheinlich infiziert. Er leidet bis zu<br />
seinem Tod an einer rätselhaften<br />
Krankheit.<br />
1913 Valentin Kieber ist Ortsdiener und<br />
Nachtwächter.<br />
1914 Die Gemeinde zahlt 140 Mark an das<br />
Postamt Melsungen für die Einrichtung<br />
einer Telegrafenhilfsstelle (Öffentlicher<br />
Fernsprecher).<br />
1917 <strong>Schwarzenberg</strong> erhält Strom vom Elektrizitätswerk<br />
Melsungen.<br />
1918 Die Gemeinde nimmt 10.000 Mark auf<br />
um Kriegsanleihen zu zeichnen.<br />
1919 Bürgermeister Sondermann übernimmt<br />
das Amt eines Trichinenbeschauers von<br />
Heinrich Wenzel. Er schließt mit der<br />
Gemeinde einen Vertrag über 10 Jahre.<br />
Sollte die Gemeinde die Vereinbarung<br />
früher kündigen, erhält Sondermann<br />
500 Mark.<br />
1922 Ortsdiener Valentin Kieber erhält wegen<br />
der Inflation eine Gehaltserhöhung von<br />
200 Mark. Im gleichen Jahr werden die<br />
Gehälter aller Gemeindebeamten verdoppelt.<br />
1926 Ortsbrandmeister August Waldschmidt<br />
wird Bedienungsmann für die Wasserleitung<br />
und Johannes Rode Ortsschätzer.<br />
1928 Die Gemeinde gibt für den Wegebau<br />
2.111 Reichsmark (RM) aus. 1.200 RM<br />
dieses Geldes werden geborgt.<br />
Christian Rothämel wird Ortsdiener und<br />
übernimmt in 1931 auch das Amt des<br />
Feldhüters.<br />
1929 Bürgermeister Justus Sondermann und<br />
Johannes Rode sind Schiedsmänner.<br />
1930 Die Gemeinde zahlt 50 RM an Röhrenfurth<br />
für die Benutzung des dortigen<br />
Sportplatzes.<br />
1931 Der Feuerlöschbehälter wird für 2.714<br />
RM gebaut.<br />
1933 Die Kommission zur Prüfung der Bedürftigkeit<br />
wird mit Ernst Ruppel, Konrad<br />
Seitz und Karl Riedemann besetzt.<br />
287
1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />
Gemeindeverordnete und Schöffen<br />
von 1899 bis 1934<br />
Gemeindeverordnete<br />
Heinrich Emmeluth I 1899 1910<br />
Conrad Meyfarth 1899 1910<br />
Heinrich Emmeluth II 1899 1929<br />
Valentin Waldschmidt 1899 1904<br />
Christian Seitz 1899 1908<br />
Sebastian Kördel 1899 1912<br />
Conrad Riedemann 1899 1912<br />
Heinrich Mainz 1899 1900<br />
Wilhelm Schill 1899 1908<br />
Lorenz Riedemann 1900 1912<br />
Heinrich Peter 1906 1929<br />
Johannes Bartel 1908 1918<br />
Adam Hofmann 1908 1924<br />
Johannes Hofmann 1910 1919<br />
August Ruppel 1910 1919<br />
Johannes Rode 1912 1912<br />
Heinrich Hofmann 1912 1924<br />
Christian Rothämel 1912 1924<br />
Jostheinrich Reinbold 1912 1924<br />
August Waldschmidt 1919 1934<br />
Heinrich Dittmar 1919 1929<br />
Konrad Braun 1919 1924<br />
August Meyfarth 1924 1929<br />
Johannes Barthel 1924 1933<br />
Johannes Hofmann 1924 1934<br />
Johannes Seitz 1924 1934<br />
Konrad Riedemann 1924 1929<br />
Jakob Kördel 1929 1934<br />
Heinrich Ruppel 1929 1933<br />
Justus Sohl 1929 1933<br />
Johannes Kieber II 1929 1933<br />
Heinrich Sinning 1929 1933<br />
Christian Jacob II 1933 1934<br />
Konrad Seitz 1933 1934<br />
Justus Sohl 1933 1934<br />
Ernst Ruppel 1933 1934<br />
Schöffen<br />
Johannes Hofmann I 1899 1904<br />
Justus Hofmann 1899 1906<br />
Jostheinrich Reinbold 1899 1912<br />
Valentin Waldschmidt 1904 1912<br />
Conrad Riedemann 1912 1918<br />
Johannes Rode 1912 1929<br />
Johannes Barthel 1918 1924<br />
Christian Hofmann 1918 1919<br />
Justus Riedemann 1919 1924<br />
August Ruppel 1924 1929<br />
Christian Hofmann 1924 1929<br />
Ernst Ruppel 1929 1934<br />
Karl Riedemann 1929 1933<br />
Johannes Rode 1933 1934<br />
1934 Am 1. Januar tritt das das Preußische<br />
Gemeindeverfassungsgesetz in Kraft.<br />
Es vereinheitlicht alle bis dahin in Preußen<br />
geltenden Kommunalverfassungen.<br />
Die Bürgermeister als Gemeindeleiter<br />
werden ohne Wahl auf 12 Jahre berufen.<br />
Ein gewähltes Gemeindeparlament<br />
gibt es nicht mehr. An die Stelle der<br />
Gemeindeverordneten treten die Gemeinderäte.<br />
Ihre Berufung erfolgte auf<br />
6 Jahre durch den Beauftragten der<br />
NSDAP im Benehmen mit dem Bürgermeister.<br />
Justus Sondermann bleibt auf Grund<br />
seiner Berufung Bürgermeister. Im zur<br />
Seite wird der „Politische Leiter“ Christian<br />
Emmeluth gestellt.<br />
Die Übergabe der Einstellungsurkunden<br />
und Verpflichtung des Gemeindeparlaments<br />
durch den Landrat (Beauftragter<br />
der NSDAP) findet im November 1935<br />
statt.<br />
Die Bürgermeisterentschädigung wird<br />
auf monatlich 30 RM festgelegt.<br />
Gemeinderäte und Abgeordnete ab 1934<br />
(berufen nach dem Preußischen Gemeindeverfassungsgesetz)<br />
Heinrich Ruppel 1934 1948<br />
Wilhelm Sinning 1934 1948<br />
Johannes Malkus 1934 1948<br />
Christian Jacob II 1934 1948<br />
Konrad Seitz 1934 1948<br />
Ernst Ruppel 1934 1948<br />
Konrad Riedemann 1934 1948<br />
Christian Emmeluth 1934 1946<br />
(auch politischer Leiter)<br />
1935 Die Gemeinde gibt 8.685 RM für den<br />
Wegebau aus und nimmt 402 RM<br />
Schlachtesteuer ein.<br />
1940 Der Haushalt beläuft sich auf 26.053,63<br />
RM auf der Einnahmenseite und<br />
22.310,38 RM auf der Ausgabenseite,<br />
288
Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />
Der Dienstausweis von Bürgermeister Sondermann aus dem Jahr 1937<br />
sodass die Gemeindekasse noch einen<br />
Kassenbestand von 3.743,25 RM aufweist.<br />
Unter den Ausgaben befinden<br />
sich etwa 1.800 RM Kriegssteuern.<br />
1943 Justus Sondermann feierte am 20.6. im<br />
Alter von 73 Jahren sein 40jähriges<br />
Amtsjubiläum als Bürgermeister und<br />
wurde zum Altbürgermeister ernannt.<br />
Er war damals der älteste Bürgermeister<br />
im Kreis Melsungen. In einem Zeitungsartikel<br />
zu seinem Jubiläum heißt<br />
es unter anderem:<br />
„Es war am 20.Juni 1903 als er an Stelle<br />
des verstorbenen Bürgermeisters<br />
Rode das Bürgermeisteramt übernahm.<br />
Eben erst waren die Zusammenlegung<br />
der Gemarkung und der Schulneubau<br />
erfolgt, als die Wasserleitung zu Anfang<br />
der Amtszeit gebaut wurde.<br />
Im Weltkrieg wusste er die Gemeindefinanzen<br />
zu balanzieren. Erst recht zeigte<br />
sich die Verwaltungskunst des Bürgermeisters<br />
nach 1919, da trotz<br />
geringer Einnahmen und größter Arbeitslosigkeit<br />
die Gemeinde schuldenlos<br />
die Zeit überstand. Nach der Machtübernahme<br />
wurde Bürgermeister Sondermann<br />
neu bestätigt und nun setzte<br />
er noch einmal die volle Arbeitskraft<br />
und letztes Verantwortungsbewusstsein<br />
ein. Große Meliorationsarbeiten in Dorf<br />
und Flur, Pflasterung der Dorfwege,<br />
Bau eines Feuerlöschbasins, Einrichtung<br />
der Freiwilligen Feuerwehr und<br />
zuletzt Beschaffung einer Motorspritze<br />
usw. sind seine Werke.<br />
Neben der Verwaltungsarbeit war er<br />
noch Schmiedemeister. In der Tierheilkunde<br />
war er sehr erfahren, leistete<br />
selbstlos jederzeit vielfach Hilfe. Er war<br />
ferner 16 Jahre Fleisch und Trichinenbeschauer,<br />
außerdem lange Schiedsmann<br />
und auch noch Landwirt nebenbei.“<br />
1944 Im April legte Justus Sondermann sein<br />
Amt als Bürgermeister nieder. Er übte<br />
es fast 41 Jahre aus.<br />
Ernennungsurkunde zum Altbürgermeister für<br />
Justus Sondermann<br />
289
1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />
1944 Christian Emmeluth<br />
Justus Sohl wurde durch die Neuordnung der<br />
Gemeindeverwaltungen durch die amerikanische<br />
Besatzungsmacht im Mai 1945 zum Bürgermeister<br />
bestimmt. Sein Stellvertreter war<br />
Heinrich Schmoll. Die Gemeindevertretung<br />
handelte auf Anweisung der Militärregierung<br />
in Melsungen. Beschlüsse wurden am Anschlagbrett<br />
neben dem Schuleingang veröffentlicht.<br />
1946 wurde die kommunale Selbstverwaltung<br />
durch eine neue Gemeindeordnung<br />
in Hessen wiederhergestellt.<br />
1948 Adam Hofmann<br />
Bürgermeister Emmeluth mit Ehefrau Martha<br />
1945 Justus Sohl<br />
Bürgermeister<br />
Adam Hofmann<br />
Gemeindevertreter ab 1948<br />
Christian Jacob 1948<br />
Karl Riedemann 1948<br />
Heinrich Sondermann 1948<br />
Ernst Ruppel 1948<br />
Heinrich Riedemann II 1948<br />
Konrad Riedemann 1948<br />
Heinrich Blumenstein 1950<br />
Hermann Schneider 1950<br />
Heinrich Sondermann 1950<br />
Johannes Rode 1950<br />
(Gemeinderechner)<br />
Schöffen<br />
Justus Hofmann 1948<br />
Johannes Kieber 1948<br />
Justus Sohl 1950<br />
Bürgermeister Justus Sohl<br />
1950 <strong>Schwarzenberg</strong> wird an das Stromnetz<br />
der EAM angeschlossen.<br />
290
Greben und Bürgermeister | 1 0-1<br />
Konrad Braun ist Gemeindediener, er<br />
legt sein Amt in 1953 nieder. Sein<br />
Nachfolger wird Adam Göbel. Ihm folgt<br />
Konrad Anacker.<br />
1960 Hans Schneider<br />
1952 beteiligt sich die Gemeinde mit 10.000<br />
DM an der Bohrung eines Brunnens für<br />
die Wasserversorgung.<br />
1955 Bürgermeister Hofmann verstirbt im Januar<br />
an den Folgen eines beim Dreschen<br />
erlittenen Unfalls.<br />
1955 Heinrich Kördel<br />
Bürgermeister Hans Schneider<br />
Gemeindevertreter ab 1960<br />
Bürgermeister Heinrich Kördel<br />
1958 Der Burggraben wird für 15.000 DM kanalisiert,<br />
für die Bachregulierung werden<br />
3.000 DM, in den Feldwegebau<br />
2.000 DM investiert. Die Ausgaben für<br />
die Schule belaufen sich auf 1.100 DM.<br />
Sitzung des Gemeindevorstands (ca. 1956); Christian<br />
Jacob, Bürgermeister Heinrich Kördel, Konrad<br />
Seitz, Heinrich Riedemann (von links)<br />
Heinrich Riedemann I 1960 1973<br />
(1. Beigeordneter)<br />
Karl Hain 1960 1966<br />
(Vertreter 1. Beigeordneter)<br />
Heinrich Riedemann II 1960 1973<br />
Karl Schmid 1960 1966<br />
Heinrich Möller 1960 1973<br />
Konrad Anacker 1960 1972<br />
Jakob Steube 1960 1972<br />
Konrad Hofmann 1960 1972<br />
Bruno Groß 1960 1973<br />
Erich Riedemann 1960 1972<br />
(Schriftführer)<br />
Konrad Seitz 1960 1973<br />
(Gemeinderechner)<br />
Kurt Klemens 1966 1973<br />
(2. Beigeordneter)<br />
Hans Seitz 1966 1972<br />
Günther Goldhardt 1972 1973<br />
Adolf Seitz 1972 1973<br />
Otto Siemon 1972 1973<br />
Bürgermeister Schneider regte die Bautätigkeit<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> an, um die Einwohner<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> zu halten. In seiner Amtszeit<br />
wurden Baugebiete ausgewiesen und ab<br />
1966 wurde begonnen, die Abwässer über<br />
Klärgruben und Kanalleitungen zu entsorgen.<br />
291
1 0-1 | Greben und Bürgermeister<br />
1970 wurde die Friedhofshalle erbaut. Finanziell<br />
stand die Gemeinde gut da. Der Haushaltsetat<br />
bewegte sich jährlich um ca.<br />
100.000 DM, von denen der Hauptanteil der<br />
Einnahmen aus Entschädigungen für früheren<br />
Waldbesitz herrührte.<br />
In die Amtszeit von Hans Schneider fällt auch<br />
die Umsetzung der von der hessischen Regierung,<br />
unter Ministerpräsident Albert Osswald,<br />
beschlossenen Gebietsreform. Ziel war, die in<br />
1969 vorhanden 2.642 Gemeinden und 39<br />
Landkreise auf 500 Gemeinden und 20 Kreise<br />
zu reduzieren. In der Anfangsphase, ab 1970,<br />
konnten sich die Orte freiwillig entscheiden,<br />
mit welchen anderen Kommunen sie eine<br />
Großgemeinde gründen wollten. Diese Freiwilligkeit<br />
wurde von Seiten der Landesregierung<br />
mit finanziellen Anreizen (erhöhte Schlüsselzuweisungen)<br />
schmackhaft gemacht.<br />
Auch die Einwohner von <strong>Schwarzenberg</strong> forderten<br />
die damalige Gemeindevertretung, die<br />
seit 1972 im Amt war, auf, sich vorzeitig für<br />
einen Anschluss an die Stadt Melsungen zu<br />
entscheiden. Hans Schneider, hauptberuflich<br />
bei der Kreisverwaltung beschäftigt, hatte<br />
aber Kenntnis davon bekommen, dass das<br />
Land Hessen die finanziellen Mittel nicht in<br />
voller Höhe auszahlen konnte. Er befürchtete,<br />
dass die Projekte, die von der Gemeindevertretung<br />
beschlossen und durch einen mittelfristigen<br />
Finanzierungsplan abgesichert waren,<br />
bei einem Anschluss an Melsungen, auf<br />
der Strecke bleiben würden. Er berief eine<br />
Bürgerversammlung ein, bei der er den Mitbewohnern<br />
diese Befürchtungen mitteilte. Außerdem<br />
bestätigte ein Kollege von ihm mit<br />
verlässlichen Zahlen, die wahrscheinliche<br />
Kürzung der Schlüsselzuweisungen.<br />
Bevor dieser Fachmann sein Referat begann,<br />
ließ Hans Schneider die anwesenden Bürger<br />
probeweise über einen Beitritt nach Melsungen<br />
abstimmen. Bei dieser Abstimmung war<br />
eine Mehrheit für den sofortigen freiwilligen<br />
Anschluss an Melsungen. Nach den Ausführungen<br />
des Referenten gab es eine intensive<br />
Diskussion, an deren Ende eine nochmalige<br />
Abstimmung stand. Jetzt hatte sich das Blatt<br />
insofern gewendet, dass jetzt eine Mehrheit<br />
für die vorläufige weitere Selbstständigkeit<br />
des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> votierte. Man kam<br />
überein, der Stadt Melsungen mitzuteilen,<br />
dass <strong>Schwarzenberg</strong> bis zum längstmöglichen<br />
Zeitpunkt selbstständig bleiben wolle und sich<br />
dann der Stadt Melsungen anschließen würde.<br />
So kam es, dass <strong>Schwarzenberg</strong> zum 1. Januar<br />
1974 durch das „Gesetz zur Neugliederung<br />
der Landkreise FritzlarHomberg, Melsungen<br />
und Ziegenhain“, Stadtteil von<br />
Melsungen wurde. Mit dem Gesetzestext in §<br />
19 „Die Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong> wird in die<br />
Stadt Melsungen eingegliedert“, ging die Geschichte<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>s als eigenständige<br />
Gemeinde zu Ende. Damit war auch die Amtszeit<br />
von Hans Schneider als Bürgermeister<br />
beendet. Er war der letzte der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Bürgermeister, die in 140 Jahren die Geschichte<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>s maßgebend mitbestimmt<br />
hatten.<br />
292
Ortsvorsteher und Ortsbeirat in <strong>Schwarzenberg</strong> von 1 974 bis 201 1 | 1 0-2<br />
Ortsvorsteher und Ortsbeirat in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> von 1974 bis 2011<br />
von Benno Sichler<br />
Mit der Zugehörigkeit zu Melsungen änderte<br />
sich auch die politische Landschaft in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Bei den Gemeindewahlen gab es<br />
vorher zwei überparteiliche Gruppierungen,<br />
die um die Stimmen der Einwohner warben.<br />
Es waren dies zum einen die „Liste der Berufstätigen“<br />
und zum anderen die „Liste der Landwirte“,<br />
die jeweils einen Teil ihrer Kandidaten<br />
in die Gemeindevertretung entsenden konnten<br />
und dort auch bei umstrittenen Entscheidungen<br />
immer das Wohl der Bevölkerung vor<br />
Augen hatte.<br />
Um die Gemeinde im Stadtparlament Melsungen,<br />
dem die Parteien CDU, FDP und SPD angehörten,<br />
vertreten zu können, wurde in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zunächst ein SPD Ortsverein<br />
gegründet.<br />
Später, als auch wieder Gemeinschaftslisten<br />
bei den Kommunalwahlen zugelassen werden,<br />
bildete sich auch noch eine Gemeinschaftsliste<br />
(GL).<br />
Bei den Kommunalwahlen 1974 wählten die<br />
Einwohner <strong>Schwarzenberg</strong>s einen Ortsbeirat.<br />
Dieser wählte dann aus seinen Reihen den<br />
Ortsvorsteher und ein Mitglied für die Stadtverordnetenvertretung<br />
in Melsungen.<br />
Hans Schneider wurde der erste Ortsvorsteher<br />
und vertrat zugleich die Interessen der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er im Melsunger Stadtparlament.<br />
Als er, nachdem er bereits als Vertreter<br />
in der Stadtverordnetenversammlung von<br />
Heinrich Ickler abgelöst worden war, 1987<br />
sein Amt als Ortsvorsteher aus gesundheitlichen<br />
Gründen niederlegte, wurde Otto Siemon<br />
neuer Ortsvorsteher. Er dankte Hans Schneider<br />
bei dessen Verabschiedung, für die lange<br />
hervorragende Arbeit an der Spitze der Gemeinde.<br />
Auf Otto Siemon folgte in 1989 Horst Riedemann<br />
als Ortsvorsteher, der sein Amt in 2010<br />
wegen einer schweren Erkrankung, die im<br />
gleichen Jahr leider zum Tode führte, niederlegte.<br />
Sein Nachfolger wurde in 2010 Volker<br />
Klute.<br />
Alle vier bisherigen Ortsvorsteher wurden von<br />
der SPD gestellt, die aus allen bisherigen<br />
Kommunalwahlen stets als stärkste Partei<br />
hervorging.<br />
293
294<br />
102 | Ortsvorsteher und Ortsbeirat in <strong>Schwarzenberg</strong> von 1974 bis 2011
Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />
Maßgaben und Haushaltspläne<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />
von Benno Sichler<br />
Ortsvorsteher und Ortsbeiräte von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
haben ihre Wünsche und Aktivitäten<br />
in Protokollen der Ortsbeiratssitzungen dokumentiert.<br />
Zur Realisierung entstehen daraus<br />
diverse Maßgaben und Haushaltspläne.<br />
Wünsche der Ortsbeiräte aus den Stadtteilen<br />
von Melsungen zur Erweiterung oder Instandhaltung<br />
der Orte werden in Haushaltsplänen<br />
formuliert und der Stadtverwaltung Melsungen<br />
eingereicht.<br />
Die Stadtverwaltung ordnet die Wünsche, ohne<br />
sie zu bewerten, gibt sie den Stadtverordneten<br />
weiter. Diese beraten die Haushaltswünsche,<br />
ggf. mit Fachberatung (Bauamt,…).<br />
Prioritäten und Investitionsschwerpunkte werden<br />
festgelegt.<br />
Danach entscheidet das Stadtparlament über<br />
die Wünsche in den Haushaltsplänen. Die Finanzaufsicht<br />
in der Kreisverwaltung (Homberg)<br />
genehmigt die Kostenplanung abschließend.<br />
Seit 2008 hat Melsungen die doppelte Buchführung<br />
(Gewinn/ Verlustrechnung) mit Kostenstellen<br />
zur „Bedienung von Produkten“.<br />
Früher gab es die „Kammeralistische Buchführung“<br />
mit Haushaltsstellen.<br />
Finanziert werden die Haushaltspläne in Melsungen<br />
durch Einnahmen aus Gewerbesteuer,<br />
Grundsteuer, Einkommenssteuer, Benutzungsgebühren<br />
u. a. Subventionen (z. B. vom<br />
Land Hessen) gibt es für Projektfinanzierung<br />
oder auch laufend.<br />
Der Inhalt der Protokolle der Ortsbeiratssitzungen<br />
mit einigen Haushaltsplanungen von<br />
1989 bis 2010 ist im Folgenden auszugsweise<br />
aufgelistet. Die Protokolle befinden sich im Archiv<br />
der Stadt Melsungen.<br />
Baugebiete<br />
1989 Molkewiesen und Junkersfeld Zustimmung<br />
Bebauungsplan, Flächennutzungsplan,<br />
Landschaftsplan.<br />
1991 Entwurf Bebauungsplan Molkewiese<br />
wird vorgestellt. Vordringlich wird<br />
Wunsch nach Bebauung Junkersfeld<br />
oberhalb Blumenstraße. Bebauungsplan<br />
wird gewünscht.<br />
1992 Bebauungsplan Junkersfeld mit durchgehender<br />
Straße akzeptiert. Mischbauweise<br />
max. zweigeschossig.<br />
1993 Aufstellung Bebauungsplan „Zwischen<br />
den Wegen“.<br />
Zustimmung zum Bau zweier Doppelhäuser<br />
in der Blumenstraße mit Firsten<br />
nicht höher als Nachbarhäuser.<br />
Zustimmung zum Hausbau „Am Roth“.<br />
1995 Bebauungsplan Junkersfeld erneut –<br />
wie 1992 bestätigt.<br />
1996 Im neuen Baugebiet Junkersfeld Straßenname<br />
„Steinbinge“.<br />
1997 Forderung zur Schließung der<br />
Baulücken an der Riedforststraße.<br />
Von 20 angebotenen Bauplätzen sind<br />
im Juni schon 15 verkauft (Steinbinge<br />
Junkersfeld).<br />
1998 Zustimmung Bauvoranfrage „Über den<br />
Gärten“.<br />
2000 Ankauf „Molkewiesen“ zwecks Baubeginn<br />
in 2001.<br />
2002 Präsentation Bebauungsplan Molkewiesen.<br />
2007 Abrissgenehmigung für Haus Seckenbach<br />
3 liegt vor.<br />
2008 Haus Riedforststraße 29 (neben der<br />
Kirche) steht seit Jahren zum Verkauf.<br />
Abriss wird gewünscht durch Stadt oder<br />
Kirche.<br />
Neubaupläne Vereinsheim am Sportplatz<br />
werden vorgestellt.<br />
2010 Grundstück Haus Riedforststraße 29<br />
(neben der Kirche) soll möglicherweise<br />
295
103 | Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />
von ev. Kirchengemeinde für symbolischen<br />
Betrag gepachtet, das Haus abgerissen<br />
und der Platz gestaltet werden.<br />
Breitbandverkabelung, Telefon<br />
1989 Seit 1988 liegt Antrag bei der Post vor,<br />
Verkabelung ist ab 1990 vorgesehen<br />
bzw in Frage gestellt. Bedarf liegt vor.<br />
1991 In 1992 soll in der Ortsmitte die öffentliche<br />
Telefonzelle erneuert werden<br />
(Post).<br />
2010 Machbarkeitsstudie zur Breitbandversorgung.<br />
Bundesbahn Versorgungsweg<br />
1989 Befürwortung Erhalt Versorgungsweg<br />
von K142 zum Forstweg für Zufahrt<br />
Schießstand, Holzabfuhr. Bepflanzung<br />
zugehörende Hänge. Erhalt des Versorgungsweges<br />
bedeutet Kostenersparnis<br />
fü die Bundesbahn. Bundesbahn<br />
stimmt zu für 1990.<br />
2004 Baustraße der Bundesbahn entlang<br />
des Bahndammes „In der Senke“ erhalten.<br />
Bundesbahn Bahnübergang<br />
1989 Beanstandung: Schranke bei Bedarf<br />
öffnen und nicht geschlossen lassen.<br />
Bitte um Prüfung, ob Bahnübergang<br />
automatisch durch Halbschranke und<br />
Blinkanlage gesichert werden kann.<br />
Magistrat lehnt Automatik ab. Drehkreuz<br />
soll weiter benutzt werden.<br />
1994 Antrag: Bahnübergang soll für Kinder<br />
sicherer gestaltet werden. Bahn sieht<br />
dazu keine Möglichkeit.<br />
1997 Wunsch nach Unterführung für Radfahrer<br />
und Fußgänger (geschätzt<br />
100.000, DM, zu zahlen nur von der<br />
Stadt, nicht von der Bahn). Unterführung<br />
im Bereich des Wasserdurchlasses<br />
angedacht.<br />
Überführung (aus Holz) angedacht.<br />
Ampelanlage angedacht, Drehkreuze<br />
ersetzen durch verschwenkte Schleusen.<br />
Bundesbahn Regiotram Haltepunkt<br />
2000 Antrag im Ortsbeirat (von FDP) zur<br />
Einrichtung eines Regiotram Bahnanschlusses<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Landesentwicklungsplan Hessen 2000<br />
schlägt vor, einen Haltepunkt Regio<br />
Tram in <strong>Schwarzenberg</strong> einzurichten.<br />
2001 Magistrat spricht sich für Haltepunkt<br />
aus. Wegen hoher Kosten für Unterbzw.<br />
Überführung wird das Projekt zurückgestellt.<br />
Bahnhof Melsungen und<br />
Haltepunkt an Bartenwetzerbrücke haben<br />
höhere Prioritäten.<br />
ÖPNV wird derzeit mit 85% gefördert.<br />
2002 Verkehrsminister Posch teilt der HNA<br />
mit, dass es in <strong>Schwarzenberg</strong> beim<br />
Endausbau der RegioTramStrecke<br />
einen Haltepunkt geben wird.<br />
Planungskosten für Haltepunkt<br />
(60.000, €) hat der Magistrat bewilligt.<br />
2003 Haltepunkt mit offener, zuggesteuerter<br />
Schranke wird angedacht (vom Stellwerk<br />
Guntershausen gesteuert. Keine<br />
Unter Überführung.<br />
Forderung zur Bereitstellung von Geldmitteln<br />
im Doppelhaushalt 2004/2005<br />
für den Haltepunkt.<br />
2005 Bau des neuen Stellwerkes in Guntershausen<br />
und damit die Aussicht auf<br />
einen Haltepunkt in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
verzögern sich lt. DB. Die NVV plant<br />
wieder selbst den Haltepunkt.<br />
Planungsauftrag für Haltepunkt wird<br />
vergeben.<br />
2006 Errichtung des Haltepunktes vor Inbetriebnahme<br />
des Stellwerkes Guntershausen<br />
ist nicht sinnvoll, zu teuer<br />
(700.000, € für Unterführung).<br />
296
Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />
Busverkehr, Bushaltestellen<br />
1991 Erneuerung Wartehalle.<br />
1992 BusFahrplan ist unbefriedigend. Forderung<br />
nach zweiter Bushaltestelle.<br />
1994 BusFahrplan und ÖPNV ist immer noch<br />
unbefriedigend, Bitte an Magistrat um<br />
besseres Konzept.<br />
1996 Abbau der Bushaltestelle bei Renovierung<br />
Haus Fiedler. Erneuerung der Bushaltestelle<br />
im zukünftigen Rahmen der<br />
Straßenerneuerung.<br />
1997 Planung Bushaltestelle im Neubaugebiet.<br />
1998 Entwürfe Bushaltehäuschen werden erstellt.<br />
2000 2. BusHaltestelle im Seckenbach, an<br />
Bau wird erinnert.<br />
2001 Zum Fahrplanwechsel 2000/2001 wird<br />
neue Bushaltestelle im Seckenbach in<br />
Betrieb genommen.<br />
2008 Bushaltestelle wird von Ecke Riedforststr./Seckenbach<br />
verlegt in den Seckenbach.<br />
Dorferneuerung<br />
1989 Antrag auf Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm<br />
für <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und andere Stadtteile hat die<br />
Stadt Melsungen am 11.03.1985 gestellt.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> steht an dritter<br />
Stelle, ein Vorziehen ist nicht möglich.<br />
1995 Ausfüllung des Fragebogens zur Aufnahme<br />
in das Programm zur Dorferneuerung.<br />
Probleme bei Aufnahme in<br />
das Programm zur Dorferneuerung.<br />
1996 Planungsbüros für Konzepte Dorferneuerung<br />
werden vorgeschlagen.<br />
1997 Vorstellung Dorferneuerungsplan durch<br />
Planungsfirma akp, Melsungen.<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wurde bisher nicht in<br />
das Hessische Landesprogramm zur<br />
Dorferneuerung aufgenommen, die<br />
nächste Möglichkeit besteht erst 2006.<br />
So wird die Dorferneuerung nicht nach<br />
den Förderrichtlinien des Dorferneuerungsprogrammes<br />
durchgeführt sondern<br />
lediglich öffentliche Maßnahmen<br />
werden aus städtischen Mitteln finanziert.<br />
Ideensammlung mit Prioritäten von 15<br />
20 Maßnahmen.<br />
Hauptpunkt:<br />
Ausbau der Kreisstraße<br />
Ferner:<br />
Detailplanung für Ortsmitte (drei Varianten)<br />
Bachlauf am Lindenplatz, Lindenplatz<br />
Buswartehäuschen<br />
DGHPlatz (drei Varianten)<br />
2003 Vorstellung Wettbewerb „Unser Dorf“<br />
für 2004. Ziel: Engagement der Bürger,<br />
außergewöhnliche Beiträge zur Dorfentwicklung<br />
beizutragen, den eigenen<br />
Lebensraum zu gestalten und die Lebensqualität<br />
zu steigern.<br />
2004 Bewerbung für Dorferneuerungsprogramm<br />
2006 soll erfolgen.<br />
2006 16. Nov. Erste Versammlung zur Gründung<br />
Dorfgemeinschaft für 750 – Jahrfeier<br />
in 2012.<br />
Freiwillige Feuerwehr<br />
1989 Veranstaltungen mittwochs im DGH erlaubt.<br />
Andere Unterbringungsmöglichkeiten<br />
andiskutiert.<br />
Anbau Feuerwehrgerätehaus an DGH<br />
zurückgestellt.<br />
Projekt „Scheune“ zunächst nicht realisieren.<br />
1993 Baugenehmigung erhalten für Feuerwehrgerätehaus.<br />
Friedhof<br />
1989 Installierung Wasseranschluss und Sanierung<br />
Dach Friedhofskapelle.<br />
1991 Neugestaltung Zapfstellen Friedhof. Installierung<br />
Boxen für Erde und Sand am<br />
Friedhof.<br />
297
103 | Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />
1993 Erneut Bildung Friedhofskommision<br />
(erneut Ludwig Kördel Sen.).<br />
1994 Anbau Friedhofshalle.<br />
1998 Planung Anlage einer Fläche für Urnengräber<br />
auf dem Friedhof.<br />
2004 Sanierung Dach Friedhofskapelle geplant<br />
– Geld wird für Einfriedung Friedhof<br />
verwendet.<br />
2009 In Friedhofshalle wird Lautsprecheranlage<br />
installiert.<br />
Geschwindigkeitsregelung Straßen<br />
1989 Ortsdurchfahrt 30 km/h (zugestimmt) ,<br />
Fußgängerüberweg (abgelehnt).<br />
Ortsdurch<br />
Geschwindigkeitsmessung<br />
fahrt beantragt.<br />
2010 Plan zur Neugestaltung Friedhofsbelegung<br />
(Urnengräber, anonyme Grabstätte).<br />
1991 Verkehrsberuhigung K142 an Ortseingängen<br />
geplant. Fahrbahnverengung.<br />
1993 Schilder Tempo 30 werden aufgestellt.<br />
1996 Auf Blumenstraße (Kinderspielplatz)<br />
wird durch meist fremde Fahrzeuge<br />
wohl zu schnell gefahren. Abhilfe vom<br />
Ordnungsamt wird erbeten.<br />
1997 Geschwindigkeitskontrollen ergaben<br />
keine Übertretungen.<br />
1998 K142 vom Huberg Schild Tempolimit 70<br />
aufstellen.<br />
1999 Ordnungsamt wird gebeten, in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
verstärkt Radarmessungen der<br />
Geschwindigkeiten vorzunehmen.<br />
2001 An Bushaltestelle Riedforststraße erfolgten<br />
verdeckte Gechwindigkeitsmessungen:<br />
Vorgeschriebene 50 km/h werden<br />
meist eingehalten. Beschränkung<br />
auf 30 km/h ist nicht nötig.<br />
2003 Aus Richtung Huberg am Ortseingang<br />
Geschwindigkeitsmessung: 50 km/h<br />
werden oft überschritten, max. 110<br />
km/h.<br />
Erneut Vorschlag, Schild 70 km/h aufstellen.<br />
Folgejahre : immer wieder Geschwindigkeitsmessungen,<br />
Aufstellung Schilder<br />
50, 70 kmh.<br />
Haushalt einige Planungen<br />
1989 für 1990:<br />
DGH Anschluss an Küche, Küchenausstattung,<br />
Lüftungsanlage.<br />
Ausbau Wirtschaftswege.<br />
Austausch Schaukel auf Kinderspielplatz.<br />
Anlegung eines Bolzplatzes.<br />
Friedhofsdach (Nachtrag 1989).<br />
1990 für 1991:<br />
Renovierung DGH (alte Schule)<br />
Bau von Tennisplätzen.<br />
Containerplatz für Glas und Papier.<br />
Bau Garage am DGH für Pächter.<br />
Verbesserung Funktionsräume Feuerwehr.<br />
Pauschalbeträge für Ausbau Feldwege<br />
werden erwartet.<br />
1994 für 1995:<br />
Aufnahme in Dorfentwicklungsplan.<br />
Kanalisation.<br />
Instandsetzung Dach alte Schule.<br />
Neue Terrassen auf Friedhof.<br />
Neue Stühle DGH.<br />
Mittel für Einbindung in die Stadtbuslinie.<br />
Erneuerung der alten Wartehalle an der<br />
Bushaltestelle.<br />
Basketballkorb für Bolzplatz.<br />
1995 für 1996:<br />
Aufnahme in Dorfentwicklungsplan.<br />
Weiterbau Kanal und Wasser.<br />
Neue Stühle DGH.<br />
Erneuerung der alten Wartehalle an der<br />
Bushaltestelle.<br />
298
Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />
Geld zur Erschließung des Baugeländes<br />
„Am Junkersfeld“.<br />
Bolzplatz als Trainingsplatz.<br />
Instandsetzung Dach alte Schule.<br />
1997 für 1998:<br />
Einbau Toilette in Friedhofshalle<br />
(2.500, DM)<br />
Umgestaltung Bolzplatz, Flutlicht, Ballfangnetze<br />
(20.000, DM)<br />
Ausbau der K142 – Stützmauer DGH<br />
(12.000, DM)<br />
Asphaltierung der Straße „Über den<br />
Gärten“<br />
Ausbau der „Jahnstraße“.<br />
1998 für 1999:<br />
Ausbau der Straßen „Steinbinge“ und<br />
„In den Erlen“<br />
Verlegen von Ver und Entsorgungsleitungen<br />
„Über den Gärten“<br />
Teilweise Erneuerung Küche DGH<br />
Buswartehäuschen Seckenbach<br />
Schließanlage DGH<br />
Bewässerungsleitung vom alten Hochbehälter<br />
zum Sportplatz legen<br />
Errichtung Grillhütte.<br />
1999 für 2000:<br />
Grunderwerb für neues Baugebiet<br />
„Über den Gärten“<br />
Renovierung Altes Schulgebäude und<br />
DGH<br />
Anlegen Parkstreifen an Straße „Zur<br />
Kroneneiche“<br />
Erneuerung Dach Altes Sporthaus<br />
Bereitstellung Geldmittel für Reparaturmaßnahmen<br />
an innerörtlichen Umleitungsstraßen.<br />
2000 für 2001:<br />
Ballfangzaun am Bolzplatz<br />
Renovierung Außenfassade Alte Schule<br />
und DGH und Erneuerung Eingangstür<br />
Jugendraum<br />
Sicherung Spielplatz durch Einbau eines<br />
Tores in der Umzäunung<br />
Befestigung Boxen Erde am Friedhof<br />
Renovierung Treppenhaus zum Feuerwehrschulungsraum<br />
Kauf Spinde für Jugendfeuerwehr.<br />
2008 für 2009:<br />
Bereitstellung von Mitteln zum Kauf des<br />
Hauses neben Kirche zwecks Abriss<br />
DGH Umbau Toiletten für Rollstuhlfahrer<br />
Erneuerung Heizkörper im Vereinsheim<br />
Sportplatz<br />
Buswartehäuschen am Seckenbach errichten<br />
Wasserzapfstelle an Friedhofshalle errichten<br />
Radweg zwischen <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
Röhrenfurth herstellen<br />
Bereitstellung von Mitteln für Haltepunkt<br />
Bauland schaffen „Über den Gärten“.<br />
2010 für 2011:<br />
Bereitstellung von Mitteln für Kauf und<br />
Abriss Haus neben Kirche<br />
Gestaltung Platz nach Abriss Haus neben<br />
Kirche<br />
Buswartehalle Seckenbach<br />
Dorfjubiläum 2012<br />
Haltepunkt Regiotram<br />
Neugestaltung Spielplatz<br />
Radweg <strong>Schwarzenberg</strong>Röhrenfurth<br />
Neuer Fußbodenbelag DGH<br />
Anschaffung Tische Stühle DGH kleiner<br />
Saal<br />
Toilettenumbau rollstuhlgerecht<br />
Schaffung Bauland „Über den Gärten“.<br />
Jugendraum<br />
1989 Antrag auf einen Raum in Dorfmitte<br />
(anstatt an Bushaltestelle auf Straße).<br />
299
103 | Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1989 bis 2010<br />
1993 Ehemaliger Vereinsraum (Schulungsraum<br />
Feuerwehr) wird in Eigenleistung<br />
der Dorfjugend renoviert und als Jugendraum<br />
genutzt.<br />
1994 Einbau Toilette beantragt, Eigenleistung.<br />
Kinder<br />
1990 Kindergarten in Melsungen im Bachfeld<br />
weiter benutzen.<br />
1991 Kinder und Jugendarbeit durch Jugendarbeiter<br />
HansJürgen Späth finanziell<br />
unterstützen mit 10.000 DM.<br />
Kanalisation, Hausklärgruben<br />
1989 Abwasserbeiträge. Kosten für Außerbetriebnahme<br />
der Hausklärgruben nur individuell<br />
zu ermitteln, ebenso für Kosten<br />
Kanalanschlüsse zum Klärwerk<br />
MEG.<br />
Grenzfeststellung Kanalisation im Bereich<br />
Fuldawiesen.<br />
1993 Ortskanalisation soll weiter ausgebaut<br />
werden.<br />
2004 In den Straßen „Über den Gärten, „Am<br />
Roth“, „Blumenstraße“ (vom Spielplatz<br />
bis Einmündung auf „Zur Kroneneiche“)<br />
muss die schadhafte Kanalisation erneuert<br />
werden.<br />
Straßenbau<br />
1989 <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg schottern. Ausbau<br />
K142 Ortsdurchfahrt angesprochen.<br />
Kreisausschuss SchwalmEder verzichtet<br />
auf Ausbau der K142 Ortsdurchfahrt<br />
bis auf weiteres. Alternativvorschlag<br />
Ortsbeirat: Nur neue Asphaltdecke auf<br />
gesamter Länge.<br />
Abtragen von Banketten K142 Richtung<br />
MEG, <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg.<br />
Planung für Bau Radweg <strong>Schwarzenberg</strong>Röhrenfurth<br />
seit 1987 wiederholt.<br />
Hinweisschilder nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
am Abzweig B83/Röhrenfurth und<br />
B83/Sparkassenkreuzung anbringen.<br />
Wird vom Magistrat MEG nicht unterstützt.<br />
Zuständigkeit Ordnungsamt.<br />
1990 Forderung, im Anschluss an „Baugebiet<br />
Huberg 4“ Entwässerungsgraben entlang<br />
K142. Entwässerungsgraben entlang<br />
Jahnstraße öffnen.<br />
Oberflächenwasser Blumenstraße vermeiden<br />
durch Entwässerungsgraben im<br />
Junkersfeld.<br />
1991 Entwässerungsgraben im Junkersfeld<br />
erneut gefordert.<br />
Feldweg „In den Erlen“ ausbessern.<br />
1992 Bitte an Magistrat, Straßenbauamt in<br />
Kassel anzuschreiben, wie Ortsdurchfahrt<br />
geplant ist und wann gebaut wird.<br />
1993 Bitte um Fahrbahnverengung K142 am<br />
Ortseingang aus MEG.<br />
1994 Straßenbauverwaltung Kassel beabsichtigt,<br />
im Herbst 1994 Auftrag zur<br />
Planung an „IKOS“ zu vergeben. Der<br />
Ausbau wird dann nicht in 1996 sondern<br />
in 1997 möglich sein. Baubeginn<br />
1996 soll trotzdem erbeten werden.<br />
1994 Planung Fahrbahnverengung K142 am<br />
Ortseingang aus MEG.<br />
Planung Parkplätze auf der Straße „Zur<br />
Kroneneiche“ vom Gemeindehaus in<br />
Richtung Friedhof.<br />
1996 Entwässerungsgraben Junkersfeld<br />
nacharbeiten.<br />
1997 Ausbau der Kreisstraße eventuell schon<br />
ab 1998. Finanzierung Straße durch<br />
den Kreis. Finanzierung Gehwege von<br />
der Stadt, müssen aber vom Landkreis<br />
vorfinanziert werden.<br />
Verkehrsbelastung 2000 Fahrzeuge pro<br />
Tag. Selten Durchgangsverkehr. Geringer<br />
Schwerlastverkehr. Dafür sind 5,50<br />
m Fahrbahnbreite vorgesehen mit einseitigen<br />
oder beidseitigen Gehwegen<br />
von je 1,50 m Breite.<br />
Kostenschätzung 2 Mio DM, davon 1,5<br />
Mio DM vom Kreis und 0,5 Mio DM von<br />
der Stadt. Grunderwerb ist Voraussetzung<br />
für Planfeststellung.<br />
300
Maßgaben und Haushaltspläne <strong>Schwarzenberg</strong> ab ca. 1 989 bis 201 0 | 1 0-3<br />
Probleme mit Anliegern und Grunderwerb.<br />
Bitte an Magistrat zu Pflasterung der<br />
auf die K142 einmündenden Straßen<br />
„Seckenbach“, „Zur Kroneneiche“,<br />
„Jahnstraße“.<br />
1998 Asphaltrisse in der Blumenstraße reparieren.<br />
Umleitung Verkehr von der B83 (Erneuerung<br />
Straße) über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
abgelehnt.<br />
Fertigstellung Ortsdurchfahrt K142 Ende<br />
1999 erwartet.<br />
Schotterung Steinbinge (Junkersfeld)<br />
gewünscht.<br />
1999 Ausbau der Straße „In der Gasse“ mit<br />
Kostenbeteiligung der Stadt von 50%.<br />
2000 Klappern Hydrantendeckel (Riedforststraße)<br />
beseitigen.<br />
2009 Ausbau Straße „Zur Kroneneiche“.<br />
2010 Fertigstellung der Bauarbeiten für Straßen<br />
„Kroneneiche“, „Über den Gärten“,<br />
„Metzewinkel“.<br />
Neue Baustelle „Schützenstraße“, geplant<br />
4 Wochen Bauzeit. Keine Kanalarbeiten<br />
Reparaturen, Renovierungen, Aufforstungen,<br />
sonstiges<br />
1989 Malerarbeiten DGH. Aufforstung div.<br />
Flurstücke.<br />
1990 Neue Aufforstungsanträge, Zustimmung.<br />
Anbau Nebenraum DGH in 150 Stunden<br />
Eigenleistung fertig.<br />
ObstbäumeErträge Verkauf.<br />
Landschaftspflege durch Vereine und<br />
Freiwillige, auch in Folgejahren.<br />
1992 Tariferhöhung DGH zugestimmt, letzte<br />
war 1982.<br />
Kein Fahrsilo für Mais und Gras in der<br />
Blumenstraße genehmigt.<br />
Renovierung Pächterwohnung DGH.<br />
1993 Bildung Seniorenbeirates (Elisabeth<br />
Schneider, Röhrenfurth).<br />
Lärmbelästigung durch Schießstand,<br />
Kreisjagdverein „Hubertus“. Kompromiss<br />
schon 1986 ausgehandelt.<br />
Hecke am Spielplatz zurückschneiden<br />
(Einsichtnahme, Sicherheit).<br />
Feldgehölze zurückschneiden.<br />
1994 Bau Brunnen mit Zapfstelle in Schützenstraße.<br />
Eigenleistung. Für Landwirte<br />
und Kleingärtner. Wasserqualität entspricht<br />
nicht mehr der Trinkwasserqualität.<br />
1995 Kein Bau von Tennisplätzen.<br />
Keine Aufforstung der Fuldawiesen.<br />
1996 Kündigung des Pächters der Burgschenke.<br />
1998 Alte Pumpstation Richtung Röhrenfurth<br />
absichern.<br />
Pflasterung<br />
geplant.<br />
Gestaltung Eingang Kirche<br />
Entrümpelung Dachboden „Alte Schule“.<br />
1999 Bauvoranfrage Grillhütte am Sportplatz.<br />
Anfrage des Pächters DGH, Biergarten<br />
einzurichten.<br />
Bepflanzung „Alter Schulhof“.<br />
2002 Bolzplatz ist immer noch nicht benutzbar<br />
(fehlende Ballfangnetze,…).<br />
Baumschnitte.<br />
2003 Emissionsgutachten zum Bau eines<br />
Schweinemaststalles mit Lüftungsanlage<br />
auf dem Hof von Rainer und Gerhard<br />
Hofmann. Ortsbeirat stimmt dem Bauantrag<br />
zu.<br />
2004 572 Einwohner.<br />
2007 „Gelbe Tonne“ wird nicht angeschafft,<br />
es bleibt bei „Gelben Säcken“.<br />
Gesamtes DGH ist Nichtraucherbereich.<br />
2008 Krötenzaun wird errichtet am Ortseingang<br />
von Melsungen her.<br />
584 Einwohner.<br />
301
104 | Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Allgemein<br />
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten<br />
unter Adolf Hitler am 30. Januar<br />
1933 änderte sich das politische und gesellschaftliche<br />
Leben in Deutschland. Die Nationalsozialisten<br />
verwandelten die Republik in<br />
einen totalitären Staat.<br />
Die einzige Partei, die nach ihrer Machtübernahme<br />
zugelassen war, war die NSDAP, die<br />
somit zu einer Einheitspartei wurde. An ihrer<br />
Spitze stand der selbsternannte „Führer“ Adolf<br />
Hitler. Von ihm, der die totale Autorität besaß<br />
und einen absoluten Gehorsam verlangte,<br />
ging alle Macht aus. Er selbst setzte die ihm<br />
nachstehenden Führer ein, die dann wiederum<br />
die nächste Leitungshierarchie bestimmten.<br />
So entstand bis in die untersten Ebenen ein<br />
weitreichendes Netz von Befehl, Gehorsam<br />
und Treue.<br />
Der NSStaat ordnete planmäßig das ganze<br />
öffentliche Leben seiner Ideologie und seinen<br />
Zielen unter. Um diese zu erreichen, baute er<br />
ein System auf, das sich durch Politik und Alltagsleben<br />
zog. Es sorgte durch Überwachung<br />
auf allen Ebenen für totale Kontrolle, Indoktrination<br />
und gegenseitige Bespitzelung der Bevölkerung.<br />
Das noch vorhandene Obrigkeitsdenken und<br />
die schlechte wirtschaftliche Lage des deutschen<br />
Volkes waren Gründe dafür, dass mit<br />
Hilfe des nationalsozialistischen Gedankenguts<br />
die Bildung einer Volksgemeinschaft<br />
möglich war. Das Gemeinschaftsgefühl wurde<br />
durch Massenversammlungen und Heldengedenktage,<br />
sowie durch den „Hitlergruß“ immer<br />
wieder neu belebt und verstärkt. Es gipfelte in<br />
der Parole: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer.“<br />
Wer sich gegen die Gemeinschaft stellte, wurde<br />
ausgegrenzt, bestraft, verfolgt oder gar<br />
vernichtet.<br />
Die meisten Wählerstimmen für die Nationalsozialisten<br />
kamen nicht, wie anfangs von ihnen<br />
kalkuliert, von der Arbeiterschaft. Sie<br />
konnten diese nicht vollständig auf ihre Seite<br />
ziehen und bezogen viele Stimmen aus den<br />
Schichten des Mittelstandes und der Bauern.<br />
Obwohl die NSZeit so intensiv erforscht wurde,<br />
wie keine andere Epoche der deutschen<br />
Geschichte, konnte bis heute nur unzureichend<br />
geklärt werden, wie ein einzelner Mann<br />
mit seiner Ideologie und Propaganda die<br />
Mehrheit eines Volkes hinter sich bringen<br />
konnte und zur Ausübung von, teilweise unvorstellbaren,<br />
Gräueltaten verführen konnte.<br />
Für viele Menschen der heutigen Zeit ist der<br />
Nationalsozialismus ein Zeitabschnitt, den<br />
man doch endlich auf sich beruhen lassen<br />
sollte. Dabei vergisst man, dass das NSSystem<br />
die gesamte Bevölkerung durchzog und<br />
seinen Einfluss nicht nur in den nationalsozialistischen<br />
Machtzentralen entfaltete, sondern<br />
bis in den Alltag der Bewohner von Städten<br />
und Dörfern hineinreichte.<br />
In vielen geschichtlichen Aufzeichnungen<br />
blendet man diesen Alltag zwischen 1933 und<br />
1945 komplett oder teilweise aus. Ich bin der<br />
Meinung, dass die Ereignisse in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
die mit dem Nationalsozialismus zu tun<br />
haben, auch in dieses <strong>Dorfbuch</strong> gehören. Sie<br />
sind Teil der Geschichte unseres Dorfes, nicht<br />
mehr und nicht weniger. Eine Beurteilung des<br />
Verhaltens von Menschen, die Handelnde in<br />
diesem Zeitabschnitt waren, steht mir (Jahrgang<br />
1939) nicht zu und ist auch nicht beabsichtigt.<br />
Organisation in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Der damalige Lehrer Peter Schmidt hat unter<br />
der Überschrift „Nationalsozialismus in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>“ folgendes geschrieben:<br />
„Der Nationalsozialismus hatte vor 1933 kaum<br />
aktive Formen. Vor 33 gab es keine Mitglieder<br />
der Partei. Wohl hatte der völkische Abgeord<br />
302
Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> | 1 0-4<br />
nete Blume, Melsungen, 8 Stimmen als Reichtagsabgeordneter<br />
erhalten, doch dabei blieb<br />
es. Die Ortsgruppe Melsungen agitierte lebhaft,<br />
veranstaltete Versammlungen, aber der<br />
Erfolg war gering<br />
Ja, es schien, als ob die politischen Versammlungen<br />
eher Misserfolg als Erfolg bedeuteten.<br />
14 Tage vor der Machtübernahme war nachts<br />
sogar die Sowjetfahne angebracht worden.<br />
Am 30 Januar 1933 allerdings schien es auf<br />
einmal, als ob viele Menschen schon lange<br />
„alte Kämpfer“ gewesen wären“.<br />
Weitere Aufzeichnungen von ihm sind die<br />
Grundlage für die Darstellung über die in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> damals vorhandenen NSOrgane.<br />
Eine allgemeine Erläuterung einiger Gruppierungen<br />
habe ich jeweils den Ausführungen<br />
über die <strong>Schwarzenberg</strong>er Verhältnisse vorangestellt.<br />
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />
(NSDAP)<br />
Der Block <strong>Schwarzenberg</strong> der NSDAP wurde<br />
am 1. April 1933 gegründet. Ihm übergeordnet<br />
waren die Zelle Röhrenfurth, die Orts und<br />
Kreisgruppe Melsungen, sowie der Gau Kurhessen.<br />
Die weitere Hierarchie ging über die<br />
Reichsämter oder Reichsstellen, den Stellvertreter<br />
des „Führers“ bis hinauf zu Adolf Hitler.<br />
Der erste Blockwart des Blocks <strong>Schwarzenberg</strong><br />
war Heinrich Ruppel, der aber aus Gesundheitsgründen<br />
am 1.1.1934 abdankte.<br />
Sein Nachfolger wurde Christian Emmeluth.<br />
Der Block hatte anfangs neun Parteimitglieder.<br />
Nach Aufhebung verschiedener Aufnahmesperren<br />
traten in 1937 weitere 5, in 1939<br />
weitere 6 und bis 1941 noch einmal 6 Männer<br />
in die Partei ein. Die Mitgliederzahl stieg somit<br />
bis 1941 auf 26 Männer, sogenannte Parteigenossen.<br />
Sie wurden laufend in Schulungsabenden, die<br />
meistens in Melsungen stattfanden, im Sinne<br />
der Partei ideologisch ausgerichtet und weitergebildet.<br />
Das gleiche galt auch für den<br />
Blockleiter, der zwecks besonderer Schulung<br />
die Gauführerschule Walkemühle bei Melsungen<br />
besuchte.<br />
Am Treppenaufgang zum Schulhof wurde von<br />
den Parteimitgliedern ein Fahnenmast aufgestellt,<br />
an dem bei bestimmten Anlässen, die<br />
vom Kreisleiter Wilhelm Wisch geweihte<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Ortsfahne (Hakenkreuz)<br />
gehisst wurde.<br />
Die Parteimitglieder sahen sich im Dienst der<br />
Volksgemeinschaft, wenn sie Sammelaktionen<br />
für das Winterhilfswerk, die Wehrmacht,<br />
das KriegsWinterhilfswerk, das Rot Kreuz<br />
Hilfswerk, für Mutter und Kind und für die sich<br />
im Krieg befindenden <strong>Schwarzenberg</strong>er Soldaten<br />
durchführten und unterstützten. Auch<br />
der Dienst im Luftschutz gehörte, genau wie<br />
das Sammeln von Altmaterial (Metall, Flaschen,<br />
Wolle) zu ihren Pflichten.<br />
Die Sturmabteilung (SA) war während der<br />
Weimarer Republik die paramilitärische<br />
Kampforganisation der NSDAP. Sie hatte als<br />
Ordnertruppe die Aufgabe, deren Versammlungen<br />
vor Gruppen politischer Gegner notfalls<br />
mit Gewalt abzuschirmen, bzw. deren Veranstaltungen<br />
massiv zu behindern. Nach dem<br />
RöhmPutsch im Sommer 1934, als SSEinheiten<br />
die SAFührungsspitze ermordet hatten<br />
verlor sie in der weiteren Zeit des Nationalsozialismus<br />
sehr stark an Bedeutung. Sie diente<br />
als Personalreservoir für die Partei und andere<br />
NSOrganisationen und als Staffage bei Propagandaaktionen.<br />
SASchar <strong>Schwarzenberg</strong><br />
In <strong>Schwarzenberg</strong> entstand die SASchar<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> mit 9 SAMännern, an deren<br />
Spitze der Scharführer Johannes Malkus<br />
stand. Sein Nachfolger wurde später Wilhelm<br />
Sinning.<br />
Nationalsozialistische Volkswohlfahrt<br />
(NSV)<br />
Sie wurde zunächst in 1932 als lokaler<br />
Selbsthilfeverein in Berlin gegründet. Nach der<br />
Machtübernahme wurde sie die Trägerin der<br />
Wohlfahrtspolitik im NSRegime.<br />
Mit ihren Gesundheitsprogrammen und Wohlfahrtseinrichtungen,<br />
wie Kinderlandverschickungen,<br />
Hilfswerk Mutter und Kind, half sie<br />
zwar auch dem einzelnen Menschen, sollte<br />
aber auch die rassisch definierten Volksgemeinschaft<br />
stärken. Von der NSV wurde auch<br />
303
104 | Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
das formal unabhängige Winterhilfswerk<br />
(WHW) organisiert.<br />
Dank der Einkünfte des WHW, Mitgliedsbeiträgen<br />
und Spenden, sowie der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit von über einer Million Mitarbeitern,<br />
verfügte die NSV über ausreichende finanzielle<br />
und personelle Ressourcen, um in sämtliche<br />
Sozialbereiche vordringen zu können.<br />
Block <strong>Schwarzenberg</strong> der NSV<br />
Der Aufbau des Blocks <strong>Schwarzenberg</strong> der<br />
NSV lief parallel zu dem der NSDAP, gestaltete<br />
sich aber schwieriger. Die Menschen in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> mussten erst über Sinn und<br />
Zweck der Organisation aufgeklärt werden.<br />
Die Gründung erfolgte dann am 01. Oktober<br />
1933. Der erste Blockwart war Heinrich Bubenheim.<br />
Von den damals 305 Einwohnern<br />
traten zuerst 15 der Organisation bei. Bis<br />
1941 erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 42<br />
Personen. Der Beitrag betrug für Mitglieder<br />
der NSDAP 0,50 RM, die sonstigen Mitglieder<br />
zahlten 1,00 RM.<br />
Der NSV <strong>Schwarzenberg</strong> führte in den Jahren<br />
1933 – 1943 folgende spezielle Sammlungen<br />
für das Winterhilfswerk durch:<br />
Eintopfsammlungen:<br />
Auf Anregung der Regierung sollte in den Monaten<br />
Oktober bis März an Sonntagen nur ein<br />
einfaches Eintopfgericht im Wert von 0,50 RM<br />
pro Person gekocht werden. Der Unterschiedsbetrag<br />
zu einem normalen Mittagessen<br />
sollte als Spende dem Winterhilfswerk zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Pfundsammlungen:<br />
Bei diesen Sammlungen spendeten die Bauern<br />
Korn und Kartoffeln. Auffallend ist, das ab<br />
dem Jahr 1939, vermutlich wegen angeordneten<br />
der hohen Ernteabgaben, bei diesen<br />
Sammlungen nur noch Geld gespendet wurde.<br />
Zu diesen besonderen Sammlungen kamen<br />
noch normale Geldsammlungen, Geldspenden<br />
und Spenden von anderen landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen hinzu.<br />
Insgesamt kamen zusammen (19331943):<br />
Geldbeträge:<br />
Kartoffeln<br />
Korn<br />
Landw. Erzeugnisse<br />
15.434,99 RM<br />
331,75 Zentner<br />
93,09 Zentner<br />
4,63 Zentner<br />
Die NSFrauenschaft (NSF)<br />
Die NSF wurde im Oktober 1931 als Zusammenschluss<br />
mehrerer nationaler und nationalsozialistischer<br />
Frauenverbände gegründet<br />
und von der NSDAP zur einzigen "parteiamtlichen"<br />
Frauenorganisation erklärt. In 1935<br />
wurde sie formalrechtlich der NSDAP angegliedert.<br />
Ihr Auftrag war, systematisch Beaufsichtigungs,<br />
Schulungs und Führungsaufgaben<br />
zu betreiben.<br />
Ab 1936 wurden nur noch Frauen aufgenommen,<br />
die vorher Mitglieder im Bund Deutscher<br />
Mädel (BDM) oder in anderen nationalsozialistischen<br />
Organisationen gewesen waren. Die<br />
Mitglieder mussten mindestens einmal im Monat<br />
an den wöchentlich stattfindenden Frauenschaftsabenden<br />
teilnehmen. Die Themen<br />
dieser Abende kamen aus dem weiblichen Lebenszusammenhang,<br />
wie z.B. die Vorbereitung<br />
von Frauen auf ihre Aufgaben als Hausfrau<br />
und Mutter.<br />
NSF <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Unter Leitung der Kreisfrauenschaftsleiterin<br />
Frau Scherer wurde am 23. 10. 1933 eine<br />
Frauenversammlung im Schulsaal einberufen.<br />
Die NSF <strong>Schwarzenberg</strong> wurde gegründet. Ihre<br />
Leitung übernahm Clara Schmidt, die Ehefrau<br />
des Lehrers Peter Schmidt. Der Ortsgruppe<br />
gehörten 31 Frauen an. Unter ihnen<br />
waren auch 8 Ehefrauen von 11 Erbhofbauern.<br />
Der Mitgliedsbeitrag betrug 0,30 RM, von denen<br />
0,10 RM bei der Ortsgruppe verblieben.<br />
Von dem Rest erhielten die Kreis und Bezirksgruppe<br />
je 0,05 RM und der Gau 0,10 RM.<br />
Die Frauen trafen sich im Winter montags von<br />
20.00 – 22.00 Uhr, im Sommer nur jeden<br />
1. Montag im Monat. An diesen Abenden fanden<br />
Kurse statt, bei denen es um Gesundheits<br />
und Erziehungsfragen ging. Die Frauen<br />
sammelten Kleider, setzten sie instand und<br />
nähten auch neue Bekleidung. Sie wurden genau<br />
wie die selbst hergestellten Strickwaren<br />
dem Winterhilfswerk gespendet.<br />
Hitlerjugend (HJ)<br />
Die HitlerJugend (HJ) wurde auf dem 2.<br />
Reichsparteitag der NSDAP vom 3./4. Juli<br />
304
Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> | 1 0-4<br />
1926 in Weimar als nationalsozialistische Jugendbewegung<br />
gegründet. Nach der NS<br />
Machtübernahme 1933 wurde die HJ durch<br />
das Verbot sämtlicher konkurrierender Jugendverbände<br />
zur Staatsjugend. Die anfangs<br />
noch formell freiwillige Mitgliedschaft wurde<br />
durch Gesetze in 1936 und 1939 zur Zwangsmitgliedschaft.<br />
Nach Einführung der Zwangsmitgliedschaft<br />
waren nahezu alle Jugendlichen<br />
Mitglied der HJ.<br />
Zweck der Organisation war, auch den Lebensbereich<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
gleichzuschalten, zu kontrollieren und zu beherrschen.<br />
Sie sollten im Sinne der NSIdeologie<br />
erzogen und geprägt werden.<br />
Die uniformiert auftretende und militärisch organisierte<br />
HJ, gliederte sich nach Altersgruppen<br />
und Geschlecht: Das Deutsche Jungvolk<br />
(DJ) erfasste die 10 bis 14jährigen Jungen<br />
(Pimpfe), die eigentliche HJ die 14 bis 18jährigen<br />
Jungen.<br />
In gleicher Weise waren die zur HJ gehörenden<br />
Mädchenverbände in Jungmädelbund (JM)<br />
und Bund Deutscher Mädel (BDM) gegliedert.<br />
An den Vorabenden des Geburtstags des<br />
"Führers" Adolf Hitler sowie auf Reichsparteitagen<br />
wurden die in das Deutsche Jungvolk<br />
und den Jungmädelbund eintretenden "Pimpfe"<br />
und "Jungmädel" ebenso feierlich verpflichtet,<br />
wie die in die HJ und den BDM überführten<br />
14jährigen Jungen und Mädel; die<br />
über 18jährigen HJMitglieder wurden feierlich<br />
in die NSDAP aufgenommen und öffentlich<br />
vereidigt.<br />
HJ <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die Hitlerjugend wurde 1933 organisiert. Sie<br />
gehörte bis 1941 zu Melsungen. Danach gehört<br />
die „Schar“ <strong>Schwarzenberg</strong> zur „Gefolgschaft“<br />
Röhrenfurth.<br />
Jungvolk<br />
Am 1.3.1934 wurde eine Jungvolkgruppe mit<br />
12 Jungen (Pimpfen) gebildet. Sie trafen sich<br />
anfangs zweimal, später nur noch einmal wöchentlich<br />
zum „Dienst“. Die Jugendführer wurden<br />
von der Ortsgruppe der HJ Melsungen<br />
nach <strong>Schwarzenberg</strong> befohlen.<br />
Jungmädel und Bund Deutscher Mädel<br />
(BDM)<br />
Die Mädelringführerin Lotte Röhl aus Melsungen<br />
gründete am 16.3.1934 die Jungmädelgruppe<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> mit 6 Mädchen. Am<br />
01.09.1934 kamen 3 weitere Mädchen hinzu.<br />
Ein Problem bestand für Jungen und Mädchen<br />
gleichermaßen. Sie benötigten für die Ausführung<br />
von Arbeiten und bei schlechtem Wetter<br />
einen geeigneten Raum.<br />
Anfangs hatten sich die Jungen und Mädchen<br />
einen Raum im Gemeindehäuschen in der Trift<br />
selbst eingerichtet. Wegen der dort unzureichenden<br />
Verhältnisse wurde ihnen später der<br />
Schulsaal zur Verfügung gestellt. Bei Elternabenden<br />
versuchten die Jungen und Mädchen,<br />
die Angehörigen für ihre Organisationen<br />
zu gewinnen.<br />
Reichsluftschutzbund (RLB)<br />
Der RLB wurde Ende 1933 gegründet und unterstand<br />
dem Luftfahrtministerium. Er war<br />
zuständig für die Schulungen von ehrenamtlichen<br />
Luftschutzwarten, die den Luftschutz<br />
Gemeinschaften vorstanden. Sie hatten die<br />
Aufgabe, die sanitäre Versorgung, die Brandbekämpfung,<br />
sowie Räumarbeiten nach Bombenangriffen<br />
zu organisieren. Die Luftschutzwarte<br />
waren auch für die Einhaltung der<br />
Verdunklung verantwortlich. Nach Einführung<br />
der Luftschutzpflicht 1935 hatten sich weite<br />
Kreise der Bevölkerung einer Dienst und<br />
Sachleistungspflicht zu unterziehen.<br />
Reichsluftschutzbund in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Bereits in 1934 gab es in <strong>Schwarzenberg</strong> eine<br />
Mitarbeit im RLB. Die Untergruppe <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wurde in 1936 gegründet. Sie gehörte<br />
anfangs zur Gemeindegruppe Melsungen,<br />
Ortsgruppe Kassel/Melsungen.<br />
Luftschutzleiter war Bürgermeister Justus<br />
Sondermann, Untergruppenführer Wilhelm<br />
Sinning, Stellvertreter Heinrich Sinning, Ausbildungsleiter<br />
Lehrer Peter Schmidt, Schriftführer<br />
und Kassenwart Justus Emmeluth,<br />
Werbewart Christian Emmeluth und Sachbearbeiterin<br />
Fr. Elise Schneider.<br />
305
104 | Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die Mitgliederzahl betrug anfangs 38 Personen.<br />
Sie erhöhte sich durch eine Werbeaktion<br />
in 1937 auf 68 Personen.<br />
In einem ersten Ausbildungskurs vom 28.2. –<br />
11.7.1937 wurden Luftschutzwarte, Hausfeuerwehren,<br />
Laienhelferinnen, Melder, Luftschutzgemeinschaften,<br />
Blockwarte, deren<br />
Stellvertreter und der Rest der Bevölkerung<br />
über ihr Verhalten im Ernstfall geschult. Ein<br />
zweiter Kurs, bei dem die praktische Ausbildung<br />
im Vordergrund stand, wurde vom<br />
23.11.1937 – 09.03.1938 durchgeführt.<br />
In den Kursen wurden insgesamt 24 Stunden<br />
Theorie und 26 Stunden Praxis gelehrt. Zur<br />
Ausbildung gehörte auch eine Filmvorführung<br />
durch den RLBAdjudanten der Kreisgruppe<br />
Melsungen, Herrn Schindewolf. Insgesamt<br />
wurden neben der Bevölkerung geschult:<br />
56 Luftschutzwarte, 40 Laienhelferinnen, 30<br />
Melder, 50 Hausfeuerwehren, 6 Löschgemeinschaften.<br />
Die praktischen Übungen wurden entweder<br />
als Teil oder Vollübungen durchgeführt. Bei<br />
den letzteren waren die gesamten Selbstschutzkräfte<br />
des Dorfes und die Freiwillige<br />
Feuerwehr im Einsatz.<br />
1939 wurde die Untergruppe <strong>Schwarzenberg</strong><br />
mit der Untergruppe Röhrenfurth zur Untergruppe<br />
Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong> vereinigt.<br />
Sie gehörte ab 1941 zur Ortsgruppe Fritzlar/<br />
Melsungen und hatte 165 Mitglieder.<br />
Deutsche Arbeitsfront (DAF)<br />
Sie wurde wenige Tage nach der Zerschlagung<br />
der Gewerkschaften am 10. Mai 1933<br />
gegründet. Sie war rechtlich ein der NSDAP<br />
angeschlossener Verband, und genau wie diese<br />
gegliedert. Ihr Ziel war, die arbeitende Bevölkerung<br />
sowohl im Beruf als auch in der<br />
Freizeit durch die "freiwillige, aber erwünschte"<br />
Einheitsmitgliedschaft im Sinne des NS<br />
Regimes zu kontrollieren und zu beeinflussen.<br />
DAF <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Obmann der DAF in <strong>Schwarzenberg</strong> war Ernst<br />
Ruppel. Unterlagen mit weiteren Angaben<br />
sind nicht vorhanden.<br />
Besondere Veranstaltungen der NSDAP<br />
Mit der Machtübernahme der NSDAP gab es<br />
auch neue Gedenk und Feiertage. Am 30. Januar<br />
wurde der „Tag der Machtübernahme“,<br />
am 21. März der „Tag von Potsdam“ (in 1933<br />
Einberufung des neuen Reichstages, bei dem<br />
NSDAP und die deutschen Konservativen<br />
(DNVP) ihre zukünftige Aktionseinheit bekanntgaben),<br />
am 20. April „Führers Geburtstag“,<br />
gefeiert.<br />
Der 1. Mai war der „Tag der Nationalen Arbeit“,<br />
der 24. Juni der „Tag der Jugend“ und<br />
der 1. Oktober der „Tag der Landwirtschaft“.<br />
Auch das Erntedankfest wurde im Sinne der<br />
Partei gefeiert.<br />
Für diese Feiern wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> ein<br />
„Statut zur Ausschmückung und Verschönerung<br />
des Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong>“ aufgestellt,<br />
das folgendermaßen lautete:<br />
In Anbetracht der sich alljährlich wiederholenden<br />
nationalen Feste und Feiern wird bestimmt:<br />
1. Die Anlieger der Straße und öffentlichen<br />
Gemeindewege innerhalb des Ortsbildes<br />
sind verpflichtet die Parkette stets sauber<br />
zu halten von Unkraut und Abfällen.<br />
2. Bei nationalen Feiertagen ist jeder gehalten,<br />
die entsprechenden Fahnenmasten<br />
selbst zu stellen und aufzustellen an den<br />
von der Behörde festgesetzten Standorten.<br />
3. In Verbindung der Nachbarschaft sind die<br />
Transparente und Girlanden anzubringen.<br />
4. Auf der Burggrabenbrücke wird der Ehrenbogen<br />
aufgestellt. Die Schmückung obliegt<br />
dem BDM.<br />
5. Der Maibaum bzw. Erntebaum mit Erntekranz<br />
wird durch HJ und BDM eingeholt,<br />
geschmückt, aufgebaut und auf dem Festplatz<br />
geweiht.<br />
6. Das nötige Grün wird von der Forstbehörde<br />
zur Verfügung gestellt. Der Ortsbauernführer<br />
– politischer Leiter sorgt für die Anfahrt.<br />
Als Standplätze für die Fahnenmasten waren<br />
(nach heutigen Haus und Straßennamen)<br />
vorgeschrieben:<br />
306
Nationalsozialismus in <strong>Schwarzenberg</strong> | 1 0-4<br />
Riedforststraße zwischen den Häusern:<br />
Mander Leberl, Bähr Kluge, DGH – Liedlich<br />
(abgerissen), Nickel Frieler (Burggraben),<br />
Wenzel – Becker (Linde), Groß Sinning.<br />
Jahnstraße zwischen den Häusern:<br />
Schäfer Barthel<br />
Zur Kroneneiche zwischen den Häusern:<br />
Findling Schmidt<br />
Die Transparente sollten in der Riedforststraße<br />
bei den (heutigen) Häusern Mander, Salzmann<br />
und Liedlich (abgerissen), aufgestellt<br />
werden.<br />
Nach Aufzeichnungen von Lehrer Schmidt fanden<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> unter anderem folgende<br />
Veranstaltungen statt:<br />
21.3.1933 Tag von Potsdam<br />
Gemeindschaftsempfang der Feier<br />
am Rundfunk. 20.00 Uhr Fackelzug<br />
der Schulkinder durch das<br />
Dorf. Anschließend Freudenfeuer<br />
auf dem Metzewinkelskopf im Beisein<br />
der gesamten Gemeinde, Absingen<br />
des Deutschland und<br />
Horst WesselLiedes und 10faches<br />
„Sieg Heil“ auf den „Führer“.<br />
1934 Deutscher Abend der NSFrauenschaft<br />
mit Kreisleiter Wisch und<br />
Kreisfrauenschaftsleiterin Fr.<br />
Scherer, Melsungen<br />
9.2.1935 Deutscher Abend im Saal der<br />
Gastwirtschaft Bangert mit Frauenschaft<br />
und Kreisleitung.<br />
1.3.1935 Feier zur Befreiung des Saarlands.<br />
Die ganze Gemeinde feiert diesen<br />
Erfolg um 20.00 Uhr mit einem<br />
Fackelzug durch das Dorf, einer<br />
Ansprache an die Bevölkerung<br />
und Abbrennen eines Feuers vor<br />
der Trift.<br />
15.10.1935 Feierliche Einführung der neuen<br />
Gemeinderäte des 3. Reichs durch<br />
Kreisleiter Dr. Reinhardt und<br />
Landrat Freiherr von Gagern<br />
25.–28.1.1938 Große Luftschutzverdunklungsübung<br />
im gesamten Kreisgebiet<br />
29.1.1938 Kameradschaftsabend der Dorfgemeinde<br />
mit Kreisleiter Schmidt<br />
und Gattin als Gästen.<br />
13.3.1938 Anlässlich der Eingliederung Österreichs<br />
in das 3. Reich gibt es<br />
eine 8tägige Beflaggung des gesamten<br />
Dorfes.<br />
9.4.1938 Am Vorabend der Wahlen zum<br />
„Großdeutschen Reichstag“, bei<br />
der auch über den Anschluss Österreichs<br />
entschieden wurde, gab<br />
es einen Fackelzug durch das<br />
Dorf. Nach dem gemeinsamen<br />
Anhören der Führerrede im Saal<br />
Bangert, wurde vor dem Friedhof<br />
ein Freudenfeuer entzündet und<br />
unter Glockenläuten das „Niederländische<br />
Dankgebet“ gemeinsam<br />
gesungen.<br />
10.4.1938 Wahlergebnis der Reichstagswahl:<br />
Stimmberechtigte 192, Wahlbeteiligung<br />
100 Prozent. Alle 192<br />
Wahlberechtigten stimmten mit<br />
„Ja“ für die allein zur Wahl stehenden<br />
NSDAP.<br />
1.10.1938 Feier zur Heimkehr der Sudetendeutschen<br />
Neben diesen speziell erwähnten Ereignissen<br />
gab es weitere Dorfabende, Deutsche Abende,<br />
Kinderfeste, Erntedankfeste und Weihnachtsfeiern.<br />
Wie aus einigen erhaltenen Programmen hervorgeht,<br />
dienten diese Veranstaltungen zur<br />
Erhaltung deutschen Kulturguts, aber auch zur<br />
Verbreitung der NSIdeologie. Aus diesem<br />
Grund wurden auch viele „Führerreden“ gemeinsam<br />
angehört.<br />
Auswirkungen des NSRegimes auf das politische,<br />
kulturelle und alltägliche Leben finden<br />
sich auch in anderen Beiträgen dieses <strong>Dorfbuch</strong>s<br />
wieder.<br />
Mit dem Verbot der NSDAP und all ihren Gliederungen<br />
durch den Alliierten Kontrollrat in<br />
1945 und dem Ende der Entnazifizierung, der<br />
sich auch alle Erwachsenen aus <strong>Schwarzenberg</strong><br />
stellen mussten, war das Kapitel Nationalsozialismus<br />
für <strong>Schwarzenberg</strong> beendet.<br />
307
11<br />
Kultur und Vereine<br />
309
11 -1 | Die Spott-Lichter<br />
Die SpottLichter<br />
SchwarzenBergTheater<br />
„Der Nordhesse an sich braucht kein…“<br />
Dieser Spruch von Justus Riemenschneider,<br />
der Kabarettfigur verkörpert von Bernd Köhler,<br />
könnte leichtfertig ergänzt werden „ …<br />
braucht kein Kabarett“...<br />
Aber mit den „SpottLichtern“, dem Kabarett<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong>, dem „SchwarzenBerg<br />
Ferner leistet das Kabarett in Nordhessen und<br />
überregional soziale Hilfe.<br />
1989 Garten, Beginn Theater<br />
Theater“, haben Bernd Köhler und sein Team<br />
aus engagierten HobbySchauspielern eine<br />
Institution geschaffen, die semiprofessionell<br />
mit spritzigem, herzlichem Humor auf hohem<br />
Niveau heitere satirische Unterhaltung und<br />
Denkanstöße liefert. Das Ensemble zeichnet<br />
im Themenschwerpunkt ein humorvolles und<br />
liebevolles Abbild des regionalen Menschenschlages,<br />
dazu behandelt es lokale, politische<br />
und „kabarettistisch weltbewegende“ Themen.<br />
Mit den Einnahmen aus den KabarettVeranstaltungen<br />
und den dazu herausgegebenen<br />
CDs wurden bisher unterstützt z. B. die<br />
lokale Jugendarbeit, die KIDSMelsungen eV,<br />
den Förderverein Fuldatalschule, die Körperund<br />
Mehrfachbehinderten (Teichwiesen Melsungen),<br />
den „Ambulanten Fachdienst für<br />
Menschen mit Behinderungen und deren Angehörigen“,<br />
den Förderverein Stadtkirche<br />
Melsungen, die Schülerhilfe Bolivien, die Waisenhilfe<br />
Bosnien, das Waisenhaus Semibratowa<br />
(Russland), ein Brunnenprojekt in der Sahelzone<br />
und die Partnerstadt Koudougou.<br />
Die „SpottLichter“ waren einst „Nordhessens<br />
etwas anderes Kabarett“, sind mittlerweile ein<br />
310
Die Spott-Lichter | 11 -1<br />
Politkabarett. Es engagiert sich beispielhaft<br />
kulturell und sozial, es ist eine wesentliche<br />
Bereicherung unserer Region.<br />
Dafür gab es auch von der Paul DierichsStiftung<br />
1995 eine Preisverleihung.<br />
Die Stiftung wurde von Paul Dierich 1976 gegründet,<br />
Verleger der Zeitung HNA, Kassel.<br />
Sie förderte das gesellschaftliche Zusammenleben,<br />
insbesondere im unmittelbaren Erfahrungs<br />
und Verantwortungsraum der einzelnen<br />
Bürger, die sich in eigener Initiative und<br />
uneigennützig für das Wohl ihrer Mitmenschen<br />
und der Gemeinschaft eingesetzt und das soziale,<br />
politische und kulturelle Leben vorbildlich<br />
bereichert haben.<br />
Die „SpottLichter“ entstanden aus einem früheren<br />
Melsunger Kabarett, „Die Bartenschwätzer“,<br />
damals junge Leute aus Melsungen,<br />
heiter, satirisch, geistreich. Dann wurde<br />
aus beruflichen Gründen nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
umgezogen, in das ehemalige Forst und<br />
Gasthaus Bangert, es entstand das SchwarzenBergTheater.<br />
Seit 1988 arbeiten die „SpottLichter“ unter<br />
Leitung von Bernd Köhler zusammen, im Mai<br />
1989 war ihr erster Auftritt. Beispielhafte Aufführungen<br />
und Gastspiele folgten dann:<br />
1989 „Gehässische Silberhochzeit“<br />
Ab Mai erste Aufführung des Kabaretts,<br />
auch Gastspiel in Viernheim.<br />
Nach dem Fall der Mauer am 11. November<br />
1989 strömten dann auch Besucher<br />
aus der ExDDR in das Theater<br />
1990 Gastspiel<br />
„KasselerKleinkunstKarussell“<br />
Witz, feine Ironie, Small Talk, Nachdenkliches<br />
Ausstellung: Skulpturen<br />
1991 „Wirtschaf(f)t‘sChaos“<br />
Anlass Mauerfall, Alltag (mit Verwirrungen)<br />
der Deutschen Einheit<br />
1992 „Wirtschaf(f)t‘sChaos“ wird vom HR<br />
Fernsehen gefilmt Die Aufführung besucht<br />
der damaligen Ministerpräsident<br />
von Hessen, Hans Eichel<br />
1992 Gastspiel „Ich weiß ja nicht, ob Ihnen<br />
sowas grad gefällt…“<br />
1992 „Wirtschaf(f)t‘sChaos“<br />
Eine musikalisch – szenische Montage<br />
mit Kompositionen von Kurt Weil (Projekt<br />
der GHK Kassel)<br />
1992/1993<br />
Umbau des Saals im „<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Theater“<br />
Gastspiel „Die Chorreichen 7“<br />
1994 Gastspiel „Alles Theater?“ Karl Graff,<br />
„Die Zippen“<br />
„Zum schrillen Frieden“<br />
Im Schrebergarten sprießen „Scharpingnons“<br />
und leider gedeiht die „braune<br />
Saat“ am rechten Rand… Der „Pestizid<br />
Blues“ stimmt alle nachdenklich<br />
1994 Zum schrillen Frieden<br />
311
11 -1 | Die Spott-Lichter<br />
1996 Uffgewärmtes<br />
1995 Gastspiel „Molières Cocktailbar“<br />
Soloprogramm Heiko Grosche<br />
1996 & 1997<br />
„Uffgewärmtes“<br />
Die „Imbissbude“ von Bernd Köhler ist<br />
der Drehpunkt für die deutschen Neurosen.<br />
Das Programm zeigt auch Szenen<br />
aus früheren Spottlicht Programmen.<br />
1997 Gastspiele im Kultursommer<br />
1998 Dido und Aeneas<br />
Barocker Hörspaß vor dem Melsunger<br />
Rathaus anlässlich des Melsunger Heimatfestes<br />
6.6.1998<br />
1999 & 2000<br />
„Hauptsache woanners hin“<br />
Kabarettistische Versionen der „Nordhessen<br />
an sich“, Lokales, überzeichnet<br />
Alltägliches, politisch Spitzen „ab nach<br />
Malochka, wo eine Woche pauschal billiger<br />
ist als zu Hause bleiben“<br />
2000 Gastspiel „Ab dafür“<br />
Satirischer Jahresrückblick zum Jahrtausendwechsel<br />
mit Bernd Gieseking<br />
Gastspiel Satirischer „Kulturbeutel mit<br />
neuem Inhalt“, Christa Platzer<br />
2000<br />
"Hauptsache<br />
woanners hin"<br />
2004 Alles muß raus<br />
312
Die Spott-Lichter | 11 -1<br />
2004 „Alles muss raus“<br />
Kabarettistische SchnäppchenJagd im<br />
TanteEmmaLaden, der vor dem Aus<br />
steht. Im Angebot: Global Player, Freihandelszonen,<br />
IrakKrieg,…<br />
2007 „Das Universum des Nordhessen – vom<br />
Urknall bis Roland Koch“ – Physik und<br />
Kabarett<br />
„Der Nordhesse an sich braucht eigentlich<br />
keinen Landrat. Vom Land kommt er selber<br />
und einen guten Rat nimmt er auch nicht an –<br />
er weiß alles besser.“<br />
„Der Nordhesse an sich ist bescheiden – er<br />
kommt auch mit wenig aus.<br />
Wenn’s sein muss, auch mit nur einer Frau…“<br />
„Die Deutsche Bank hat keine Lehne.“<br />
„Der Deutsche Wald ist früher noch mit<br />
großem Pathos gestorben. Heute gibt’s allenfalls<br />
Windbruch.“<br />
„Der neue InteregioHaltepunkt an der Bartenwetzerbrücke<br />
ist sehr gut für die Bewohner<br />
vom Huberg – sie kommen schneller zum<br />
Aldi und zurück.“<br />
Im Laufe der Jahre gab es unterschiedliche<br />
Besetzungen, so z.B. mit:<br />
2007 Vom Urknall bis Ronald Koch<br />
2011 Im Sommer 2011 beginnt wieder ein<br />
neues Programm mit dem Thema,<br />
„endlich die mittlere Fuldaregion zum<br />
attraktiven Ferienziel auszubauen“.<br />
Warten wir’s ab, was aus dem Ferienziel<br />
wird!<br />
In dieser Aufzählung sind die zahlreichen Auftritte<br />
von Bernd Köhler zu anderen Veranstaltungen<br />
nicht mitgezählt… Jubiläen von Sportvereinen,<br />
Firmen, Persönlichkeiten…<br />
Zitate aus den Aufführungen sind z.B.:<br />
„Die Trabbis fallen bei uns unbekrenzt mit der<br />
Mauer ein.“<br />
„Ein Hausmeister dient nicht – er herrscht.“<br />
Hilka Wagner (Kabarettistin)<br />
Daniel Mahler (Kabarettist)<br />
Thomas Bürger (Musiker)<br />
Andi Köhler (Musik)<br />
Bernhard (Berni) Modes (Kabarettist)<br />
Max Alter (Kabarettist)<br />
Jörg Huber (Kabarettist und Regie)<br />
Harald Lüders (Kabarettist und Regie)<br />
Hans Seidel (Kabarettist)<br />
MarieTherese Modes (Kabarettistin)<br />
Stefan Metz (Kabarettist)<br />
Ulla SuckSartorius (Regie)<br />
„Johnny Bartels und die Herztorpedos“<br />
(SpottlichtCombo)<br />
Rolf Römer (Text, Regie)<br />
Kerstin Röhm (Instrumentalsolistin,<br />
als „Eisenbahntanzorchester Bebra“)<br />
Und natürlich hat Bernd Köhler seine Lieben<br />
und sein Team auch hinter den Kulissen:<br />
Christiane Köhler und Renate Alter (Organisation),<br />
ferner auch Teams für Ton, Licht:<br />
Volker Brohm, Stefan Döring, Christoph Volland<br />
(Technik), Anika Dodenhoff, Stefan Döring.<br />
Quellen:<br />
HNA, SchwarzenBergTheater<br />
313
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Die Vorgeschichte und die Jahre<br />
von 1950 – 1975<br />
(verfasst nach Aufzeichnungen von Annchen<br />
Steuber geb. Ratz und Lydia Ungar geb. Marotzke,<br />
die beide von Anfang an zu den Sängerinnen<br />
des Chors gehörten)<br />
1950<br />
Es war am 20. Mai. In <strong>Schwarzenberg</strong> feierten<br />
Anneliese Jacob und Hans Löwe Verlobung.<br />
Und wie es damals üblich war, kam die Dorfjugend,<br />
knallte mit Peitschen, sang ein paar<br />
Lieder und gratulierte den frisch Verlobten.<br />
Diese bedankten sich, und je ein Bursche und<br />
ein Mädchen bekamen einen Geldbetrag. Danach<br />
wurde noch einmal geknallt ein paar<br />
Scherben geworfen und dann ging es in die<br />
Gastwirtschaft Bangert, um das erhaltene<br />
Geld für Getränke auszugeben. Dabei gingen<br />
die Mädchen in einen Nebenraum, die Burschen<br />
in die Wirtsstube. An diesem Abend war<br />
aber der Nebenraum zu klein für die zahlreich<br />
erschienenen Mädchen. Sie erhielten die Erlaubnis<br />
in den Saal zu wechseln. Es herrschte<br />
eine gute und lustige Stimmung und man<br />
sang einige Lieder.<br />
Das hörte, durch die offenen Fenster, auch der<br />
damalige zweite Lehrer von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Eduard Ungar. Er ging nach Hause, holte sein<br />
Akkordeon und gesellte sich zu den Mädchen.<br />
Er spielte, die Mädchen tanzten und sangen.<br />
Man begann unter seiner Leitung Lieder und<br />
Kanons zu singen. Während es sonst üblich<br />
war, dass die Burschen später zu den Mädchen<br />
kamen, geschah dies an jenem Abend<br />
nicht. Nachdem das geschenkte Geld ausgegeben<br />
war, gingen die Mädchen nach Hause,<br />
jedoch nicht ohne die Zusage an Herrn Ungar,<br />
sich am Freitag, dem 9. Juni wieder zum gemeinsamen<br />
Singen zu treffen.<br />
Zu diesem Treffen wurden auch Männer eingeladen,<br />
von denen aber nur einer erschien.<br />
Auch von den Frauen des letzten Treffens<br />
fehlten einige.<br />
Lydia Marotzke, die später Herrn Ungar heiratete,<br />
hat bei den ersten fünf Treffen Protokolle<br />
erstellt. Sie hat folgende Personen am 9. Juni<br />
1950 festgehalten: Lehrer Ungar, Frau Pieper,<br />
Frau Hasler, Frau Nödel, Frau Schüler, Frau<br />
314
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />
Reiter, Frau Elisabeth Cornelius, Frl. Urban,<br />
Anneliese Bubenheim (später Langefeld), Elsbeth<br />
Bubenheim (später Marotzke), Regina<br />
Sondermann (später Sinning), Annchen Ratz<br />
(später Steuber), Elfriede Steube (später<br />
Schäfer), Dina Alter (später Becker), Anna<br />
Leberl (später Seitz), Lieselotte Göbel (später<br />
Krug), Anneliese Göbel (später Mänz), Anneliese<br />
Jacob (später Löwe), Elisabeth Siemon<br />
(später Worst), Inge Jäger(später Tews), Lydia<br />
Marotzke (später Ungar), Herr Tesch.<br />
Herr Ungar verteilte die Frauen nach einigen<br />
Stimmproben auf die einzelnen Stimmlagen,<br />
Herrn Tesch schickte er nach Hause, weil er in<br />
einem Frauenchor nicht mitsingen konnte.<br />
Man wiederholte die Kanons, wobei Herr Ungar<br />
die allzu dörfliche Aussprache korrigierte<br />
und begann das Lied „O du stille Zeit“ einzuüben.<br />
Dieses Lied wurde für lange Zeit zum Abschluss<br />
der Übungsstunden gesungen, wobei<br />
man sich, im Kreis stehend, die Hände reichte.<br />
Beim zweiten Übungsabend am 16. Juni 1950<br />
kamen noch folgende Frauen hinzu: Frau Elise<br />
Leberl, Elisabeth Emmeluth (später Schnitzerling),<br />
Marie Emmeluth (später Kluge), Aline<br />
Pieper. Obwohl man auch gezielt Männer eingeladen<br />
hatte, erschienen nur Justus Bubenheim,<br />
Richard Jäger, Willi Blumenstein und<br />
Herr Tesch.<br />
Nachdem am 23. Juni 1950 zur Übungsstunde<br />
neben der neu hinzugekommenen Frau Fuhr<br />
kein einziger Mann erschien, beschloss man<br />
einen dreistimmigen Frauenchor zu gründen,<br />
bei dem ab dem 06. Juli 1950 auch noch Frau<br />
Martha Klemens mitsang.<br />
Die Chorproben fanden im Sommer im Saal<br />
der Gastwirtschaft Bangert statt, für die Wintermonate<br />
hatte Lehrer Ungar, dem der Chor<br />
sehr am Herzen lag, bei Schulleiter Lehrer Peter<br />
Schmidt die Genehmigung erwirkt, im<br />
Schulsaal zu singen. Allerdings musste das<br />
Heizmaterial von den Mitgliedern des Chors<br />
gestellt werden. Und so kam es, dass die Sängerinnen,<br />
mit Ausnahme der alleinstehenden<br />
Frauen, zu den Chorproben in der Schule,<br />
mindestens ein Stück Holz mitbringen mussten.<br />
Damit die nötige Ruhe beim Proben<br />
herrschte, hatte Lehrer Ungar angeordnet,<br />
dass die Frauen, die gerade nicht sangen, sich<br />
mit Handarbeiten beschäftigten.<br />
Zum Singen benötigte man Notenblätter, hatte<br />
aber nicht das Geld, diese zu kaufen. Mit<br />
Hilfe von kleinen Geldbeträgen der einzelnen<br />
Sängerinnen, wurde Papier gekauft, auf das<br />
die von Lehrer Ungar handgeschriebenen Noten<br />
mit Hilfe eines Hektographen und Matrizen<br />
übertragen wurden. Der kleine Chor sang bei<br />
Theateraufführungen der Schulkinder und bei<br />
Gottesdiensten in der Kirche. Großer Wert<br />
wurde auf die Pflege der Geselligkeit gelegt.<br />
Ein weiteres Anliegen der Gruppe war das<br />
Theaterspielen. Dazu benötigte man aber<br />
auch Männer. Es gelang, das Interesse der<br />
Männer zu wecken und sie erst einmal zum<br />
Mitspielen zu bewegen. Ein Teil von ihnen ließ<br />
sich dann aber auch zum Singen überreden<br />
und so kam es, dass Lehrer Ungar 26 Frauen<br />
und 25 Männer für den Chor zur Verfügung<br />
standen.<br />
Es entstand die „Sing und Spielgruppe<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>“, zu deren Aufgaben laut Satzung<br />
das Singen mit einem Frauenchor, einem<br />
gemischten Chor und das Aufführen von Laienspielen<br />
und Volkstänzen gehörte. Als Gründungsdatum<br />
wurde der 20. Mai 1950, der Tag<br />
des ersten gemeinsamen Singens nach der<br />
Verlobung von Anneliese Jacob und Hans Löwe,<br />
festgelegt.<br />
Der Vorstand bestand aus dem 1. Vorsitzenden<br />
Heinrich Helper, dem Schriftführer Karl<br />
Steuber, dem Kassierer Justus Wenzel und<br />
dem Chorleiter Eduard Ungar.<br />
Das bei der Gründung des Vereins festgelegte<br />
Motto lautete: „In Freud und Leid zum Lied<br />
bereit.“<br />
Der Monatsbeitrag betrug 0,10 DM. Anfangs<br />
wurde noch als Frauen oder Gemischter Chor<br />
gesungen, da die Frauen ja ein gewisses Repertoire<br />
an Liedern allein eingeübt hatten, bevor<br />
die Männer zum Chor kamen. Später sang<br />
man nur noch „gemischt.“ Man spielte Theater,<br />
veranstaltete ein Wintervergnügen mit<br />
Musik um Tanz, um die Vereinskasse ein wenig<br />
aufzufüllen.<br />
Lehrer Ungar gelang es, dank seiner guten<br />
Beziehungen zum damaligen Vorsitzenden des<br />
Sängerkreises Heiligenberg, Julius Müller, Liederbücher<br />
des Mitteldeutschen Sängerbundes<br />
preisgünstig zu erwerben. Er musste dafür das<br />
Versprechen abgeben, dass der Chor, so bald<br />
315
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
es finanziell möglich sei, dem Sängerbund<br />
beitreten würde.<br />
Der Chor zeigte sich immer mehr in der Öffentlichkeit<br />
und lud auch andere Chöre zu<br />
Freundschaftssingen nach <strong>Schwarzenberg</strong> ein.<br />
Diese fanden meistens in „Wenzels Garten“<br />
statt, der in unmittelbarer Nähe der Gastwirtschaft<br />
Bangert lag. Der damalige Wirt, Karl<br />
Bangert, übernahm die Bewirtung und unterstützte<br />
den Chor immer wieder mit Geld oder<br />
kostenlosen Getränken. Um weiteres Geld in<br />
die Kasse zu bekommen, wurden bei diesen<br />
Veranstaltungen auch Verlosungen von Topfblumen<br />
durchgeführt, die sehr gut ankamen.<br />
1951<br />
Der erste große Auftritt des gemischten Chors<br />
fand am Weihnachtsfest 1951 in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Kirche statt. Lehrer Ungar hatte eine<br />
WeihnachtsKantate geschrieben, Chor<br />
und Gemeinde sangen im Wechsel, Solostücke<br />
wurden mit Orgel, Geige und Waldhorn<br />
dargeboten. Die Zuhörer waren begeistert.<br />
Aus dem geselligen Bereich ist eine Busfahrt<br />
an den Rhein zu erwähnen, die von Herrn Ungar<br />
organisiert wurde. Der Bus war, trotz finanzieller<br />
Probleme in der damaligen Zeit,<br />
auch durch die Teilnahme von Nichtmitgliedern<br />
voll besetzt. Für die Teilnehmer wurde<br />
die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />
nach einem neuen Chorleiter. Auch die Sänger<br />
Heinrich Bubenheim und Martin Ratz, beide<br />
bei der Deutschen Bundesbahn in Kassel beschäftigt.<br />
Jeden Morgen stieg in Körle ein gewisser<br />
Konrad Zimmermann zu ihnen in den<br />
Zug und fuhr mit ihnen zu seiner Arbeitsstelle<br />
nach Kassel. In Gesprächen stellte sich heraus,<br />
dass er als ehemaliger Militärmusiker im<br />
Kasseler Kurorchester spielte und auch Chorleiter<br />
war. Heinrich Bubenheim konnte Zimmermann<br />
letztendlich dazu überreden, den<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor als Chorleiter zu übernehmen,<br />
was dann auch geschah.<br />
Im Sommer fuhr Zimmermann mit Baskenmütze<br />
und Rucksack, aus dem der Geigenkasten<br />
hervorschaute, bei jedem Wetter, mit<br />
dem Fahrrad von Körle nach <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und zurück. Im Winter wurde er, da kein<br />
Chormitglied ein Auto besaß, abwechselnd<br />
von verschiedenen männlichen Chormitgliedern<br />
mit dem Motorrad abgeholt und nach<br />
Hause gefahren.<br />
Unter seiner Leitung blühte das Vereinsleben<br />
wieder auf. Es wurden Freundschaftssingen<br />
veranstaltet und der Chor nahm an solchen,<br />
unter anderem in Körle, Röhrenfurth und<br />
Empfershausen, teil. Das missfiel aber dem<br />
Mitteldeutschen Sängerbund, denn der Chor<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> war ein „wilder“ Verein, weil<br />
er kein Mitglied des Sängerbundes war.<br />
Organisierte Vereine durften den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Chor nicht mehr einladen und ihn auch<br />
nicht mehr besuchen. Dabei war der Grund<br />
des Nichtbeitritts zum Sängerbund ein rein finanzielles<br />
Problem. Der Verein konnte, bei<br />
noch nicht einmal zehn DM Jahresbeitrag pro<br />
Mitglied, den Beitrag an den Sängerbund einfach<br />
nicht bezahlen.<br />
1953<br />
Der erste Rückschlag für den Chor. Lehrer Ungar<br />
wurde nach Melsungen versetzt und konnte<br />
den Chor nicht weiter führen. Man hatte<br />
Angst, dass der Verein auseinanderfallen<br />
könnte und vereinbarte ein monatliches Treffen<br />
der Mitglieder. Alle Mitglieder suchten<br />
316<br />
Der Chor mit<br />
Lehrer Ungar<br />
in 1952<br />
1957<br />
Der seit dem 1. April nach<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> versetzte<br />
Lehrer Platzer übernahm<br />
den Chor von Herrn Zimmermann,<br />
der aber das<br />
Versprechen gab, bei Bedarf<br />
wieder zur Verfügung<br />
zu stehen. Ihm hatte die<br />
Arbeit mit den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Sängerinnen<br />
Lehrer Platzer
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />
und Sängern gefallen und der Chor war ihm<br />
ans Herz gewachsen. Die Zahl der Chormitglieder<br />
schwankte in den folgenden Jahren,<br />
große Ereignisse gab es nicht.<br />
1963<br />
Lehrer Platzer wurde versetzt und der Chor<br />
hatte wieder einmal keinen Chorleiter. Eine<br />
Abordnung, bestehend aus Heinrich Helper,<br />
Annchen und Karl Steuber, machte sich unangemeldet<br />
auf den Weg in die Körler Bahnhofsgaststätte,<br />
wo Zimmermann mit dem Körler<br />
Chor probte. Zimmermann kam aus dem Probenraum,<br />
sah die <strong>Schwarzenberg</strong>er und fragte<br />
lachend: „Wann soll die nächste Chorprobe<br />
sein?“ Mit dem Versprechen, ihn von jetzt ab<br />
mit dem Auto abzuholen und nach Hause zu<br />
fahren, wurde die erneute Zusammenarbeit<br />
beschlossen.<br />
Das Vereinsleben bekam wieder Aufwind. Man<br />
veranstaltete Adventsfeiern im Saal der Gasstätte<br />
Bangert, bei denen Zimmermann auch<br />
mit Musikfreunden aus Kassel musizierte. Er<br />
brachte auch den erblindeten Heimatdichter<br />
Wilhelm Pfeiffer mit nach <strong>Schwarzenberg</strong>, der<br />
viele Feiern mit seinen Gedichten und Lesungen<br />
bereicherte. Auch er fühlte sich im Kreis<br />
der <strong>Schwarzenberg</strong>er Sänger wohl und wurde<br />
später zum Ehrenmitglied des Chores ernannt.<br />
Der nächste Rückschlag für den Chor kam, als<br />
die Gaststätte Bangert Anfang der sechziger<br />
Jahre geschlossen wurde. Es fanden keine<br />
Veranstaltungen mehr statt, die Proben fanden<br />
im kleinen Schulsaal im ersten Stock der<br />
Schule statt, der dazu nicht geeignet war.<br />
Man sang ab und zu in der Kirche und brachte<br />
„Ständchen“ bei Familienfeiern dar. Die Sängerzahl<br />
reduzierte sich unter anderem auch<br />
dadurch, dass Mitglieder, die wegen der<br />
Kriegswirren vorübergehend in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
gewohnt hatten, wieder wegzogen. Der<br />
Chor blieb aber trotzdem sangesfähig, man<br />
pflegte guten Kontakt zum Chor aus Körle und<br />
trat dem Mitteldeutschen Sängerbund bei. Der<br />
Vereinsbeitrag wurde für die Männer auf zwölf<br />
DM jährlich erhöht, die Frauen zahlten sechs<br />
DM. Die Autofahrer, die Herrn Zimmermann<br />
holten und nach Hause fuhren bekamen eine<br />
Entschädigung, was zur besseren Regelung<br />
des Fahrdienstes führte.<br />
Konrad Zimmermann<br />
1970<br />
Da die Gesundheit von Konrad Zimmermann<br />
nachließ, konnte er viele Chorproben nicht<br />
mehr durchführen. Als Vertreter schickte er<br />
Helmut Jacob aus Wagenfurth, der im Körler<br />
Chor mitsang, und den er als Musiker und<br />
Chorleiter ausgebildet hatte. Kurz vor seinem<br />
Tod in 1971 nahm Zimmermann Helmut Jacob<br />
mit den Worten „Vergiss mir meine <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
nicht“, das Versprechen ab, den<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor als Dirigent endgültig<br />
zu übernehmen, was dieser dann auch tat.<br />
Welch großen Gefallen Konrad Zimmermann<br />
mit der Bestellung seines Nachfolgers dem<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor erwiesen hatte, zeigten<br />
die Jahre, in denen Helmut Jacob in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> tätig war.<br />
Das Leben des Chors verlief in geregelten<br />
Bahnen weiter, man traf sich zu den Proben<br />
und versuchte neue Sängerinnen und Sänger<br />
zu werben. Unter den Sängern, die neu zum<br />
Chor kamen, war auch Meinolf Stamm, von<br />
dem später noch zu berichten sein wird.<br />
Die sich abzeichnende Eingemeindung in 1974<br />
nach Melsungen warf neue Fragen auf. Konnten<br />
die Räumlichkeiten in der Schule für die<br />
Proben weiter genutzt werden und welche<br />
Kosten würden auf den Verein zukommen?<br />
317
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
1975<br />
Für dieses Jahr plante der amtierende Vorstand<br />
mit dem 1. Vorsitzenden Heinrich Helper,<br />
dem 2. Vorsitzenden Meinolf Stamm, der<br />
Schriftführerin Maria Blumenstein, den beiden<br />
Kassenwartinnen Hannelore Jungermann, Elsbeth<br />
Marotzke, den beiden Notenwartinnen<br />
Ursel Bubenheim, Martha Meyfarth und Chorleiter<br />
Helmut Jacob ein großes Fest zum 25<br />
jährigen Jubiläum.<br />
Man feierte vom 2. 4. August 1975 in Anwesenheit<br />
des SängerkreisVorsitzenden und<br />
Präsidenten des Mitteldeutschen Sängerbunds<br />
(MSB) Waltari Bergmann, des Schirmherren<br />
Bürgermeister Dr. Ehrhart Appell, des<br />
1. Kreisbeigeordneten Franz Baier, des Kreischorleiters<br />
Walter Edeling und des Ortsvorstehers<br />
Hans Schneider. Das Fest begann am<br />
Samstag mit einem Kommers im Festzelt auf<br />
„Sinnings Wiese“ am Ortseingang von Melsungen.<br />
Der Chor im Jubiläumsjahr 1975<br />
Sitzend von links: A. Siemon, I. Hain, E. Schmidt, A. Hofmann, ??, C. Schäfer, M. Blumenstein, E. Groß, E.<br />
Stamm, H. Jungermann, E. Marotzke, A. Skopnik, U. Bubenheim, E. Leberl, M. Goldhardt, M. Meyfarth.<br />
Stehend von links: R. Tugend, H. Helper, H. Malkus, H. Möller, Chorleiter H. Jacob, H. Löwe, J. Bubenheim,<br />
K.H. Schmidt, G. Meyfarth, W. Jungermann, M. Stamm.<br />
Allein die Tatsache, dass der Chor nach 25<br />
Jahren, trotz der immer mal wieder aufgetretenen<br />
Schwierigkeiten, immer noch bestand,<br />
war Anlass genug, um zu feiern. Ein in 1891<br />
vom damaligen Lehrer Asmus gegründeter<br />
und von seinem Nachfolger Justus Konrad<br />
Schmidt weiter geführter Männerchor, hatte<br />
nämlich nur fünf Jahre Bestand. Er soll seinen<br />
letzten Auftritt Weihnachten 1896 in der Kirche<br />
gehabt haben. Von ihm sind nur einige<br />
Liederbücher übrig geblieben, die sich noch im<br />
Besitz des Gemischten Chors befinden.<br />
Bei dieser Veranstaltung wurden folgende<br />
Mitglieder, die seit der Gründung in 1950 dem<br />
Chor die Treue gehalten hatten, geehrt.<br />
Es waren: Elise Leberl, Anneliese Löwe, Annchen<br />
Marotzke, Elsbeth Marotzke, Ursel Riedemann,<br />
Anna Seitz, Regina Sinning, Justus<br />
Bubenheim, Heinrich Helper, Heinrich Malkus,<br />
Georg Meyfarth, Heinrich Möller, und Karl Riedemann.<br />
Der 1. Vorsitzende Heinrich Helper wurde von<br />
Heinrich Malkus für seine 25jährige Tätigkeit<br />
318
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />
mit einer Ehrenurkunde des Vereins ausgezeichnet.<br />
Heinrich Malkus ehrt Heinrich Helper für seine 25<br />
jährige Tätigkeit als 1. Vorsitzender. Rechts Elise<br />
Leberl<br />
Ehrenmitglied Wilhelm Pfeiffer trug das folgende<br />
von ihm zum Jubiläum verfasste Gedicht<br />
vor:<br />
Auf 25 Jahre Rückschau halten<br />
dankbar die <strong>Schwarzenberg</strong>er Sängerschar.<br />
Sie konnt’ in dieser langen Zeit gestalten<br />
so manche Stunde, die gesegnet war!<br />
Schön war die Zeit! Das Lied in jedem Jahre<br />
uns allen Freude und Erbauung gab!<br />
Erhebend klang Gesang am Traualtare<br />
und tröstend an des lieben Freundes Grab!<br />
Manch Bürger sprach, als man den Chor gegründet:<br />
„Sein Streben wird wohl nicht von Dauer<br />
sein!“<br />
Doch heut, was jeder Sänger froh empfindet,<br />
seh’n wir den Singkreis wachsen und gedeih’n!<br />
Dank jedem, der in ganz besond’rer Weise<br />
uns gern gedient, ging führend uns voran!<br />
Wie segensreich war doch in unserem Kreise<br />
das Wirken uns’res Konrad Zimmermann!<br />
Lasst uns auf diesem Festtag Kraft gewinnen<br />
die unsere Singgemeinschaft inspiriert.<br />
Was wir auch immer planen und beginnen,<br />
freudige Regsamkeit zum Ziele führt!<br />
Bleibt treu dem Lied, ihr Sangesfreunde,<br />
dem Heimatort und Hessenland zur Ehr’!,<br />
dann wird der Chor, der uns stets vereinte,<br />
jedem zum Quell des Segens immer mehr!<br />
Solang noch steh’n des Hessenlandes Eichen,<br />
noch traute Dörfer steh’n am Fuldastrand,<br />
solang mög’ blüh’n, nie vor Gefahren weichen,<br />
das deutsche Lied, dem treu wir zugewandt!<br />
Der Sonntag begann mit einem Festgottesdienst<br />
im Zelt, der vom Gründer des <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Chors, Eduard Ungar, der auch<br />
Prädikant der Evangelischen Kirche von Kurhessen<br />
und Waldeck war, gestaltet wurde. Der<br />
Posaunenchor Röhrenfurth<strong>Schwarzenberg</strong><br />
unter der Leitung von Pfarrer Sippel und der<br />
Chor <strong>Schwarzenberg</strong> unter Helmut Jacob<br />
sorgten für die musikalische Umrahmung.<br />
Nach dem Frühschoppen im Zelt, kamen die<br />
Gastchöre und erfreuten die Zuhörer mit einem<br />
Platzsingen an verschiedenen Orten im<br />
Dorf. Anschließend gab es bei einem gemütlichen<br />
Beisammensein mit der Melsunger<br />
Schülerkapelle, Darbietungen im Zelt und auf<br />
dem Festplatz. Insgesamt sangen am Samstag<br />
und Sonntag zwölf Chöre in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Am Montagabend klang dann das Fest<br />
mit Musik und Tanz im Festzelt aus. Der Verein<br />
wurde in der Presse für die Gestaltung und<br />
Ausführung des Festes gelobt. So schrieb zum<br />
Beispiel der Präsident des Mitteldeutschen<br />
Sängerbunds und Vorsitzende des Sängerkreises<br />
Heiligenberg Waltari Bergmann im<br />
„Chorsänger“ unter anderem:<br />
„Hervorragende chorische Leistungen bot der<br />
Chor allein und im gemeinsamen Gesang mit<br />
dem Gemischten Chor Körle, beide seit 1971<br />
unter der Leitung von Helmut Jacob (Körle),<br />
der den unvergessenen Chorleiter Konrad<br />
Zimmermann nach dessen Tod ablöste.“ Ein<br />
besonderes Lob von Bergmann erhielt der 1.<br />
Vorsitzende Heinrich Helper, der das schlichte<br />
Fest vorbildlich geplant und durchgeführt habe,<br />
auch für die WortVerbindungen zwischen<br />
den Liedern".<br />
Neben diesen verbalen Auszeichnungen konnte<br />
sich der Verein auch noch über einen Überschuss<br />
von 2.320 DM freuen, der die Vereinskasse<br />
auffüllte.<br />
Nach dem Fest kehrte wieder der Alltag im<br />
Leben des Chors ein. Man traf sich zu den<br />
Übungsstunden, sang zu fröhlichen und traurigen<br />
Anlässen, besuchte befreundete Chöre<br />
und pflegte die Geselligkeit.<br />
319
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die Jahre von 1976 bis 2000<br />
1978<br />
Der Chor nimmt an einem Wertungssingen in<br />
Guxhagen teil und erhält eine zufriedenstellende<br />
Bewertung<br />
1980<br />
Mit einem Chorkonzert feiert der Chor am<br />
9. Mai in der Stadthalle Melsungen mit den<br />
befreundeten Chören aus Wollrode, Körle,<br />
Röhrenfurth, Melsungen, Kirchhof, Kehrenbach<br />
und Günsterode sein 30jähriges Bestehen.<br />
1. Vorsitzender Helper bedankte sich in Anwesenheit<br />
von Ortsvorsteher Schneider und dem<br />
neuen Pfarrer von Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
Harry Knuth, bei allen, die dazu beigetragen<br />
haben, dass Chor noch besteht. Er<br />
erinnerte an die moralische Verpflichtung, dafür<br />
zu sorgen, dass der Chor eine Zukunft hat.<br />
Besonderer Dank ging an Chorleiter Helmut<br />
Jacob, für seine kurzfristige Übernahme des<br />
Chores. Helper bezeichnete ihn als vorzüglichen<br />
Chorleiter mit Zielstrebigkeit und angenehmen<br />
Wesen, aber auch als Freund in „chorischer<br />
und geselliger Hinsicht.“<br />
Der Erster Beigeordnete des SchwalmEder<br />
Kreises Franz Baier ehrte Helmut Jacob bei<br />
dieser Veranstaltung für seinen Einsatz in der<br />
Politik, bei der Feuerwehr und im Chorgesang<br />
mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen.<br />
Neben diesem Konzert, für das 285 Eintrittskarten<br />
verkauft wurden, feierte der Chor sein<br />
„Zwischenjubiläum“ zu einem späteren Termin<br />
mit Musik und Tanz in Kirchhof. Nach Abzug<br />
aller Unkosten und Berücksichtigung von<br />
Spenden in Höhe von 500 DM, verblieben dem<br />
Chor noch 557 DM für die Vereinskasse.<br />
Im Sommer hat der Chor einen Auftritt bei<br />
dem gemeinsamen Gemeindefest der Kirchengemeinden<br />
Röhrenfurth und <strong>Schwarzenberg</strong><br />
in Röhrenfurth.<br />
Nach dem Singen (von links): H. Helper, H. Seitz,<br />
I. Hain, A. Skopnik, M.Stamm, M. Goldhardt,<br />
G. Ruppel<br />
1981<br />
Das Dorfgemeinschaftshaus, das mit der zur<br />
Gaststätte umfunktionierten Schule verbunden<br />
wurde, wird im Dezember anlässlich des<br />
Altennachmittags eingeweiht. Der Chor erfreute<br />
die Teilnehmer mit seinen Beiträgen<br />
und freute sich darüber, dass ihm endlich<br />
wieder eingeeigneter Probenraum zur Verfügung<br />
stand.<br />
1985<br />
Gemeindefest in Röhrenfurth. Von links: M. Stamm,<br />
A. Khin, U.Riedemann, I. Hain, H. Jungermann, E.<br />
H. Malkus, A. Siemon, R. Khin, E. Stamm, Groß, H.<br />
Helper, E. Marotzke, M. Goldhardt. Dirigent H. Jacob<br />
In der Jahreshauptversammlung im Januar<br />
tritt Heinrich Helper aus Alters und Gesundheitsgründen<br />
als 1. Vorsitzender zurück. Der<br />
Chor bedankte sich bei ihm mit einer Holzplastik<br />
der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche. Er wurde<br />
Ehrenvorsitzender, Meinolf Stamm, der auch<br />
als Chorhelfer fungiert, 1. Vorsitzender. Der<br />
Chor hatte durch Neubürger und auswärtige<br />
Sänger 71 Mitglieder, von denen 35 aktiv waren.<br />
Der weitere Vorstand:<br />
2. Vorsitzender: Heinrich Malkus<br />
320
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />
Schriftführer:<br />
Kassiererin:<br />
Pressewart:<br />
Notenwarte:<br />
Vergnügungsausschuss:<br />
Renate Kriegisch<br />
Martha Goldhardt<br />
Robert Wiegard<br />
Martha Meyfarth,<br />
Inge Hain,<br />
Ilona Riedemann<br />
H. Jungermann,<br />
Adelheid Khin,<br />
Elisabeth Stamm<br />
Am 4. Mai feiert der Chor sein 35jähriges Bestehen<br />
im kleinen Rahmen im Dorfgemeinschaftshaus<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>. Heinrich Malkus<br />
überreichte, mit einem Gedicht, Heinrich Helper<br />
nachträglich die Urkunde für den Ehrenvorsitz.<br />
Die Bewirtung übernahm die neue<br />
Wirtin der Gaststätte, Ursel Jungermann.<br />
1986<br />
Der Ehrenvorsitzende Heinrich Helper verstirbt<br />
am 6. März.<br />
1987<br />
Am 20.12. findet das erste Adventskonzert<br />
unter Mitwirkung des Chores statt. Ihm folgen<br />
bis 2010 noch einundzwanzig weitere. (Siehe<br />
auch „Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong>“).<br />
1989<br />
Anlässlich der Teilnahme an einem Liederabend<br />
des Sängerbezirks „Unteres Fuldatal“ in<br />
der Körler Berglandhalle erhält der 58jährige<br />
Helmut Jacob für seine fast 20jährige Chorleitertätigkeit<br />
in Körle und <strong>Schwarzenberg</strong> die<br />
Ehrennadel des Mitteldeutschen Sängerbundes<br />
(MSB). Außerdem wurde mit dieser Auszeichnung<br />
seine Tätigkeit als Bezirkschorleiter<br />
für den Sängerbezirk „Unteres Fuldatal“ gewürdigt.<br />
1990<br />
1. Vors. M. Stamm begrüßt die Gäste<br />
Chorleiter H. Jacob bei seiner Ansprache<br />
Heinrich Malkus überreicht Heinrich Helper die<br />
Ernennungsurkunde zum Ehrenvorsitzenden<br />
Mit einem Liederabend in der Berglandhalle<br />
Körle begeht der Chor am 19. Mai sein 40<br />
jähriges Bestehen. Unter den Gästen waren<br />
auch der Gründer des Chores, Eduard Ungar,<br />
das Ehrenmitglied Wilhelm Pfeiffer, Pfarrer<br />
Knuth und Ortsvorsteher Horst Riedemann.<br />
Neben den sechs Chören aus der Kernstadt<br />
Melsungen und den Ortsteilen (außer Obermelsungen),<br />
war auch der Nationalitätenchor<br />
aus Berkenye in Ungarn zu Gast. Chormitglied<br />
Robert Wiegard hatte durch seine berufliche<br />
Tätigkeit in Ungarn zu ihm Kontakt geknüpft.<br />
Berkeyne ist eine ungarndeutsche Gemeinde<br />
mit damals 640 Einwohnern im Börzsöni Gebirge,<br />
45 km von Budapest entfernt. Die Gäste<br />
(ungefähr 40 Personen) waren vom 18.05. bis<br />
21.05. bei Mitgliedern des Chors untergebracht.<br />
Bei den Darbietungen in der Berglandhalle<br />
ragten die Vorträge der ungarischen<br />
Gäste mit deutschen und ungarischen Liedersträußen<br />
und Folkloredarbietungen hervor.<br />
Die Gemischten Chöre <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
Körle antworteten dem Chor von Berkenye mit<br />
dem gemeinsam vorgetragenen Lied „An der<br />
schönen blauen Donau“ von Johann Strauß.<br />
321
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Nationalitätenchor aus Berkenye beim 40jährigen Jubiläum<br />
Von den Gründungsmitgliedern des Jahres<br />
1950 wurden die noch aktiven Sänger Heinrich<br />
Malkus, Georg Meyfarth, Elsbeth Marotzke,<br />
Ursel Riedemann und Anneliese Löwe sowie<br />
die mittlerweile passiven Mitglieder Justus<br />
Bubenheim, Annchen Marotzke, Regina Sinning<br />
und Anna Seitz für ihre 50jährige Treue<br />
zum Chor geehrt. Für 25 Jahre aktives Singen<br />
erfuhren Martha Meyfarth, Ursel Bubenheim,<br />
Georg Ruppel, sowie der frühere aktive Sänger<br />
Hans Löwe Dank und Anerkennung. Am<br />
28.06.1990 veranstalten die Concordia Lie<br />
Der <strong>Schwarzenberg</strong>er Chor bei seinem Jubiläum in 1990<br />
322
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />
dertafel und die Melsunger Schülerkapelle<br />
einen Musik und Liederabend im Schlosshof<br />
Melsungen, an dem auch der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Chor mitwirkt.<br />
Vom 13.9. – 18.9.1990 stattet der Chor den<br />
Sangesfreunden in Berkenye einen Gegenbesuch<br />
ab. Es gab einen Empfang am Sportplatz<br />
mit Gulaschparty, H. Jacob spielte spontan<br />
„Kein schöner Land in dieser Zeit“ auf der<br />
Trompete, alle sangen mit. Am Samstag folgten<br />
Besichtigungen mit einem Singen in der<br />
Mathias Kirche in Budapest. Abends fand ein<br />
Heimatabend im Kulturhaus mit Volksliedern<br />
beider Nationen statt. Man erlebte eine ungarische<br />
Hochzeit mit dem Brautpaar in Landestracht.<br />
Die mitgebrachten drei Fässchen Hessisches<br />
Löwenbier sorgten bis spät in die<br />
Nacht für eine gute Stimmung.<br />
Am Sonntag wurde ein gemeinsamer Gottesdienst<br />
gefeiert, es folgte eine Kranzniederlegung<br />
am neu erbauten Gedenkstein für die<br />
Toten des 2. Weltkriegs.<br />
H. Jacob fand die passenden Worte für das<br />
Leiden des ungarischen Volkes, aber auch für<br />
seine Mithilfe bei Beseitigung des eisernen<br />
Vorhangs. Die privaten Kontakte wurden vertieft,<br />
bevor mit einem gemeinsamen Abendessen<br />
im Kulturhaus das Treffen seinem Ende<br />
zuging. Die Unterhaltungen fanden überwiegend<br />
in Deutsch statt, weil die meisten Einwohner<br />
Nachkommen der im 17. Jahrhundert<br />
ausgewanderten Donauschwaben sind.<br />
machte als Kommunalpolitiker den Besuch in<br />
Floh (Thüringen), der Partnergemeinde von<br />
Körle, möglich. Der Chor sang in einem Gottesdienst<br />
und am Originalschauplatz das<br />
„Rennsteiglied“.<br />
Auf dem Weg nach Floh am Inselsberg<br />
1994<br />
Die diesjährige Vereinsfahrt geht über die<br />
deutsche Edelsteinstraße und das Weinbaugebiet<br />
Nahe in den Ortsteil Göttschied der<br />
Schmuckmetropole IdarOberstein. Organisiert<br />
wurde die Fahrt von Herbert und Martha<br />
Weis, die ihrer ältesten Tochter von Göttschied,<br />
wo sie aktive Sänger waren, nach<br />
Melsungen folgten. Sie suchten in ihrer neuen<br />
Heimat einen Chor, und als Herbert ein Sängerfest<br />
in Kehrenbach besuchte, und ihm die<br />
Vorträge des <strong>Schwarzenberg</strong>er Chors gefielen,<br />
schlossen sie sich ihm an. Zu den Höhepunkten<br />
der Fahrt gehörten ein gemeinsames<br />
Schwenkbratenessen und der anschließende<br />
Liederabend mit dem Göttschieder Chor.<br />
Der <strong>Schwarzenberg</strong>er Chor in Budapest<br />
1993<br />
Zum ersten Mal in seiner Geschichte tritt der<br />
Chor in der ehemaligen DDR auf. H. Jacob<br />
Chor beim Freundschaftssingen in Göttschied<br />
323
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
In diesem Jahr wird durch den Eintrag in das<br />
Vereinsregister aus der ehemaligen „Singund<br />
Spielgruppe <strong>Schwarzenberg</strong>“ der „Gemischte<br />
Chor <strong>Schwarzenberg</strong> e.V.“ In der neu<br />
erstellten Satzung ist festgelegt, dass der<br />
Verein ausschließlich gemeinnützige Zwecke<br />
verfolgt. Er bezweckt die Ausbreitung und<br />
Veredelung des deutschen Chorgesangs als<br />
eine wichtige und kulturelle Gemeinschaftsaufgabe.<br />
Durch die Kraft des deutschen Liedes<br />
will er das Volksbewusstsein stärken, die Gemeinschaft<br />
fördern, die Liebe zur Heimat vertiefen<br />
und damit zur Volksbildung beitragen.<br />
Dieses Ziel soll durch regelmäßige wöchentliche<br />
Übungsstunden, Veranstaltungen von<br />
Konzerten und unterhaltenden Abenden, und<br />
durch gesangliche Darbietungen bei Kirchenfeiern<br />
und besonderen Gottesdiensten erreicht<br />
werden.<br />
1995<br />
Anlässlich der Weihnachtsfeier am 9.12. feiert<br />
Helmut Jacob sein 25jähriges Jubiläum als<br />
Chorleiter in <strong>Schwarzenberg</strong>. Wilhelm Entzeroth,<br />
der Vorsitzender des Sängerkreises Heiligenberg<br />
überreichte die silberne Chorleiter<br />
Ehrennadel des Deutschen Mitteldeutschen<br />
Sängerbundes und eine Urkunde des Sängerkreises.<br />
Weitere Gratulanten waren der Vorsitzende<br />
des Sängerbezirks „Unteres Fuldatal“<br />
Konrad Kraß, Fritz Ochs für den Gemischten<br />
Chor Körle, Klaus Bonn für die Chöre aus Guxhagen,<br />
Ludwig Kördel und Pfarrer Köstner<br />
Norbisrath. Der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm<br />
würdigte die Tätigkeit von Helmut Jacob in einer<br />
Ansprache und überreichte dem Jubilar eine<br />
Urkunde und einen Geschenkkorb. Hilde<br />
Jacob, Helmuts Frau bekam als Dankeschön<br />
für den „Verzicht“ auf ihren Mann, einen Blumenstrauß.<br />
Helmut Jacob dankte gerührt.<br />
Umrahmt wurde die Feier mit Auftritten der<br />
Chöre, die H. Jacob damals dirigierte. Es waren<br />
dies der der Gemischte Chor Körle, der<br />
Männerchor Körle<strong>Schwarzenberg</strong>, sowie der<br />
Gemischte und der Männerchor Guxhagen. Sie<br />
musizierten an diesem Abend unter der Leitung<br />
von Horst Correus, einem langjährigen<br />
Sänger und Chorhelfer der Chöre in Guxhagen,<br />
der mittlerweile auch den <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Chor als einer von 38 Sängerinnen und<br />
Sängern verstärkte.<br />
1996<br />
Beim Singen auf dem Heimatfest erhält der<br />
Chor für zwei Jahre den B. Braun Pokal, einen<br />
Wanderpokal, dessen Verleihung mit 1.000<br />
DM dotiert ist. Er wird an Vereine verliehen,<br />
die besonders zum kulturellen Leben der Stadt<br />
Melsungen beitragen. Nach der Weitergabe<br />
verbleibt dem Chor ein kleiner Pokal zur Erinnerung.<br />
1997<br />
In der Jahreshauptversammlung werden M.<br />
Goldhardt, A. Skopnik, E. und M. Stamm für<br />
25 Jahre aktiven Chorgesang geehrt. A. und<br />
K. Steuber wurden für die Teilnahme an den<br />
meisten Übungsstunden als „Sänger des Jahres<br />
1996“ mit einem Geschenk ausgezeichnet.<br />
Annchen und Karl Steuber (Bildmitte) werden<br />
„Sänger des Jahres“ 1996<br />
25jähriges Chorleiterjubiläum von H. Jacob, Konrad<br />
Kraß, Meinolf Stamm, Helmut Jacob, Wilhelm Entzeroth<br />
(von links)<br />
Der Chor aus Göttschied kommt am 7./8. Juni<br />
zu einem Gegenbesuch nach <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Nach einem Liederabend am Samstag mit<br />
beiden Chören, an denen auch die Chöre von<br />
Guxhagen, Körle, Röhrenfurth und Melsungen<br />
teilnahmen, wurden die in 1994 geknüpften<br />
Verbindungen vertieft, ehe die Gäste nach<br />
324
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />
Bernd Engelhardt II ist das 100. Mitglied, das<br />
der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm in der Jahreshauptversammlung<br />
im Januar willkommen<br />
heißt. Er selbst wurde für 25 Jahre Vorstandsarbeit<br />
geehrt. 37 aktive Sänger trafen sich in<br />
1998 zu 43 Übungsstunden und übten 8 neue<br />
Chorsätze für 20 öffentliche Auftritte ein.<br />
Als Dank für die musikalische Begleitung ihrer<br />
Trauung in der Kirche zu Körle in 1998<br />
schenkte das Brautpaar Marion Stamm und<br />
Rainer Jacob, ein Sohn von Helmut Jacob,<br />
dem Chor einen Notensatz „Die Deutsche<br />
Messe“ von Franz Schubert.<br />
Ehrung für 25 Jahre Chorgesang in der Jahreshauptversammlung<br />
1997. Von links: Chorleiter Helmut<br />
Jacob mit den Geehrten: Kassiererin M. Goldhardt,<br />
E. Stamm,1. Vorsitzender M. Stamm, A. Skopnik<br />
Ausflügen in unsere Gegend am Sonntag nach<br />
Hause zurückfuhren.<br />
1998<br />
In der Jahreshauptversammlung im Januar<br />
wird der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm wiedergewählt.<br />
Neue 2. Vorsitzende wurde Annchen<br />
Steuber, die die seit 1992 fungierende<br />
Hannelore Jungermann ablöste. Kassiererin<br />
blieb Martha Goldhardt, Schriftführerin Maria<br />
Blumenstein, Notenwarte Marion Stamm und<br />
Maria Blumenstein; den Vergnügungsausschuss<br />
bildeten Elisabeth Stamm und Erika<br />
Reichmann. Im Chor sangen 36 Aktive, die<br />
sich in 1997 zu 29 Chorstunden trafen und 12<br />
öffentliche Auftritte hatten.<br />
Am 21.03. stellt sich der Chor bei einem Wertungssingen<br />
in der Berglandhalle Körle dem<br />
Urteil von Musikdirektor Gerhard Wind. Dieser<br />
bescheinigte dem Chor bei beiden Liedvorträgen<br />
gute Gesamtdarstellungen.<br />
In diesem Jahr führte die Vereinsfahrt am<br />
16./17. Mai wieder zu den Sangesfreunden<br />
nach Göttschied. Neben einem Liederabend<br />
wurde die alte Römerstadt Trier und eine Achatmine<br />
besichtigt und nach einer Lehrweinprobe<br />
die Heimfahrt angetreten.<br />
Weil die <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche zu klein für<br />
Chor und Musiker und auch die Orgel defekt<br />
war, erfolgte am 24.10.1999 die Aufführung<br />
des Werkes in der Körler Kirche. Die Aufführung<br />
war ein festliches Chor und Instrumentalkonzert<br />
in dessen Mittelpunkt die Deutsche<br />
Messe, die von Pfarrer SchmidtRopertz aus<br />
Körle erläutert wurde, stand.<br />
29 Frauen und 13 Männerstimmen sorgten<br />
zusammen mit einem Bläserensemble aus<br />
Mitgliedern benachbarter Musikschulen, sowie<br />
Ernst Steinmetz und Heiko Ackermann an der<br />
Orgel, für eine gelungene Aufführung in der<br />
bis auf den letzten Platz besetzten Kirche.<br />
Kurt Knierim schrieb am 26.10.1999 in der<br />
HNA unter anderem: „So bildete die Schubert<br />
Messe den Mittelpunkt des schönen und gelungenen<br />
Musiknachmittags. Helmut Jacob<br />
war ein guter Interpret, stilsicher und mit intelligenter<br />
Ausnutzung des derzeitigen Chormitgliederbestandes.<br />
Dem Dirigenten, dem<br />
Gemischten Chor <strong>Schwarzenberg</strong> und den Instrumentalisten<br />
gelten Annerkennung für die<br />
Phantasie und den Mut zu diesem ausgewogenen<br />
Konzert, das zugleich eine wertvolle<br />
pädagogische Aufgabe war. Es gab spontanen<br />
Beifall und eine Zugabe am Schluss.“<br />
1999<br />
Aufführung der Deutschen Messe von Franz Schubert<br />
in der Körler Kirche<br />
325
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Mit einem Bezirksfreundschaftssingen am<br />
27.5. in der Vierbuchenhalle Röhrenfurth, das<br />
zu einem großen Jubiläumskonzert mit 400<br />
Gästen und den Chören aus Albshausen, Röhrenfurth,<br />
Wollrode, Ellenberg, Grifte, Körle,<br />
Guxhagen und Röhrenfurth wird, begeht der<br />
Chor seinen 50. Geburtstag. Von 43 aktiven<br />
Sängerinnen und Sängern standen 28 Frauen<br />
und 10 Männer des Jubiläumschors auf der<br />
Bühne und sangen sechs von insgesamt siebenundzwanzig<br />
Liedern. Im offiziellen Teil des<br />
Abends bestätigte Sängerkreisvorsitzender<br />
Volker Bergmann dem Chor eine sinnvolle<br />
Ausgestaltung der demokratischen Werteordnung.<br />
Bürgermeister Dietzel und Berthold Weber,<br />
der Vorsitzende des Sängerbezirks „Unteres<br />
Fuldatal“ betonten in ihren Ansprachen<br />
den Wert des Chores für Kultur und Gesellschaft,<br />
auch über die Dorfgrenzen hinaus.<br />
Gründungsmitglied Elsbeth Marotzke bekam<br />
für 50 Jahre aktives Singen eine Auszeichnung<br />
des Deutschen Sängerbundes (DSB)<br />
verbunden mit einer Freikarte für alle Chorveranstaltungen<br />
unter dem Dach des DSB.<br />
Zum Abschluss des musikalischen Teils sangen<br />
alle Chöre unter der Leitung von H. Jacob<br />
gemeinsam die Lieder „Lobt den Herrn der<br />
Welt“ und „Heimat“, bevor man zum gemütlichen<br />
Teil über ging.<br />
Winterwanderung in 1999<br />
Auch eine zweite Aufführung am 31.10.1999<br />
in der voll besetzten Kirche in Ostheim war ein<br />
voller Erfolg. Meinolf Stamm nannte die Aufführung<br />
einen Meilenstein in der Entwicklung<br />
des Chors und dankte Helmut Jacob für den<br />
Mut zur Durchführung.<br />
Wegen des intensiven Übens für die beiden<br />
Konzerte fiel das Adventskonzert in diesem<br />
Jahr aus; der Chor sang als Ersatz im Gottesdienst<br />
zum 4. Advent mehrere Lieder.<br />
2000<br />
50 Jahre Chorgesang in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Der Chor in 2000 auf der Schultreppe jeweils von<br />
links:<br />
1. Reihe: S. Steinmetz, I. Köhler, H. Wolf,<br />
H. Wiegard, M. Meyfarth;<br />
2. Reihe: W. Guthardt, M. Jentsch, M. Hofmann,<br />
E. Gruber, D. Geßner, I. Sinning;<br />
3. Reihe: H. Engelhardt, M. Schneiderheinze,<br />
E. Groß, I. Baumgart, U. Bubenheim, M. Blumenstein;<br />
4. Reihe: H. Jungermann, C. Correus, M. Jacob,<br />
E. Schalck, E. Marotzke, A. Steuber;<br />
5. Reihe: A. Skopnik, Inge Hain, E. Reichmann,<br />
E. Stamm, M. Goldhardt, A. Kiefer;<br />
Männer: M. Stamm, N. Geßner, G. Reichmann,<br />
W. Aubel, H. Weis, Chorleiter H. Jacob, F. Schalck,<br />
R. Wiegard, H. Correus, K. Steuber, A. Seitz,<br />
W. Jungermann.<br />
Die Jahre von 2001 bis 2011<br />
2003<br />
Der Chor singt anlässlich einer Sängerfahrt<br />
vom 19. bis 21. März, die in das Elsass und<br />
nach Lothringen führt, im Straßburger Münster.<br />
Im weiteren Programm, das von dem Elsässer<br />
Fernand Mercier, einem Freund des<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Sängers Herbert Weis, vorbereitet<br />
wurde, stand der Besuch des Schiffs<br />
326
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -2<br />
Schrägaufzugs Lutzelbourg, mit dem die<br />
Schiffe 44 Meter Höhenunterschied überwinden<br />
und nicht, wie früher, durch 17 Schleusen<br />
fahren müssen, und der Elsässischen Weinstraße.<br />
2007<br />
Am 03.06. gestaltet der Chor einen Serenadenabend<br />
in Ostheim und singt am 08.07.<br />
beim Kreissängerfest in Körle. Niemand konnte<br />
ahnen, dass dies die letzten Auftritte des<br />
Chors mit Helmut Jacob als Chorleiter waren.<br />
Er verstirbt am 14.08. nach kurzer schwerer<br />
Krankheit. Er leitete<br />
den Chor seit 1970,<br />
prägte ihn und brachte<br />
ihn auf ein gehobenes<br />
Niveau. In einer bewegenden<br />
Trauerfeier am<br />
18.08. auf dem Wagenfurther<br />
Friedhof<br />
hatte ich, aufgrund<br />
meiner freundschaftlichen<br />
Verbindung zu H.<br />
Jacob, die Ehre, das<br />
Helmut Jacob<br />
Wirken des Verstorbenen<br />
für den Gemischten<br />
Chor <strong>Schwarzenberg</strong> zu würdigen.<br />
Der 1. Vorsitzende Meinolf Stamm übernahm<br />
vorübergehend auch die Funktion des Chorleiters.<br />
Bei dem vorweihnachtlichen Konzert am<br />
14.12., das zum Gedenken an H. Jacob überwiegend<br />
von Meinolf Stamm dirigiert wurde,<br />
hatte die künftige Chorleiterin Birgit Nering<br />
ihren ersten Auftritt.<br />
2008<br />
Der Gemischte Chor bekommt ab 01. Januar<br />
mit Birgit Nering zum ersten Mal in seiner Geschichte<br />
eine Chorleiterin. Die Vereinsfahrt<br />
führte noch einmal in das Elsass. Nach der<br />
Anreise über Nancy, ging es nach Colmar, ehe<br />
nach der Mitwirkung bei einem Gottesdienst in<br />
Saverne, die Heimfahrt angetreten wurde.<br />
2009<br />
Der Chor nimmt an einem Freundschaftssingen<br />
in Ellenberg teil.<br />
Birgit Nering dirigiert den Chor in 2009 in Ellenberg<br />
2010<br />
Sein 60jähriges Jubiläum feiert der Chor mit<br />
350 Sängern und Zuschauern bei einem<br />
Freundschaftssingen, mit sieben weiteren<br />
Chören, in der Melsunger Stadthalle. Unter<br />
den Gratulanten war auch Bürgermeister<br />
Runzheimer.<br />
Vorsitzender Meinolf Stamm ehrte gemeinsam<br />
mit dem stellvertretenden Sängerkreisvorsitzenden<br />
Berthold Weber, das einzige noch als<br />
Sängerin aktive Gründungsmitglied, Elsbeth<br />
Marotzke, für sechzig Jahre und Hannelore<br />
Jungermann für 40 Jahre Chorgesang. Stamm<br />
sprach auch den Nachwuchsmangel des zurzeit<br />
aus 35 aktiven Sängern bestehenden<br />
Chors an.<br />
2011<br />
Der Chor singt anlässlich des Heimatfestes in der<br />
Stadtkirche Melsungen<br />
In der Jahreshauptversammlung wird Meinolf<br />
Stamm erneut zum 1. Vorsitzenden gewählt.<br />
Er trat 1972 in den Chor ein und wurde 1973<br />
zum 2. Vorsitzenden gewählt. Nach dem<br />
Rücktritt von Heinrich Helper übernahm er<br />
1985 erstmals das Amt des 1. Vorsitzenden.<br />
Er absolvierte eine Chorhelferausbildung und<br />
327
112 | Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Der Gemischte Chor beim Freundschaftssingen in der Melsunger Stadthalle:<br />
1. Reihe (von links): M.Reinhardt, M. Blumenstein, W. Guthardt, I. Bischoff, S. Steinmetz, H. Wolf,<br />
H. Müller, E. Stamm, U. Bubenheim, A. Kiefer, M. Weis, Chorleiterin Birgit Nering.<br />
2. Reihe: M. Stamm, K. König, A. Skopnik, I. Sinning, D. Geßner, E. Groß, H. Jungermann, I. Hain,<br />
E. Reichmann, E. Marotzke, G. Mehring, H. Rodewig.<br />
3. Reihe: E. Steiniger, A. Seitz, H. Bischoff, W. Aubel, R. Hübl, G. Reichmann, H. Weis, W. Jungermann,<br />
P. Nering, K. Steuber, R. Wiegard, H. Seitz.<br />
vertritt bei Bedarf die Chorleiterin Birgit Nering.<br />
Robert Wiegard begleitet nach dem Tod<br />
von Annchen Steuber seit 2007 das Amt des<br />
2. Vorsitzenden. Kassiererin ist weiterhin Martha<br />
Goldhardt, Schriftführerin Maria Blumenstein,<br />
Notenwarte sind Hannelore Jungermann<br />
und Anneliese Kiefer. Den Vergnügungsausschuss<br />
bilden Erika Reichmann und Elisabeth<br />
Stamm. Chorleiterin ist Birgit Nering.<br />
Die Mitgliederzahl beträgt 83 Personen, von<br />
denen 12 Männer und 24 Frauen aktive Sänger<br />
sind. Diese sind nicht alle in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wohnhaft, sondern 20 von ihnen kommen<br />
aus Melsungen, Obermelsungen und<br />
Wagenfurth. Die Übungsstunden finden einmal<br />
wöchentlich im Dorfgemeinschaftshaus<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> statt. Regelmäßige Auftritte<br />
des Chors sind das Singen beim Seniorennachmittag<br />
am 2. Adventssonntag (seit 1981)<br />
und das Mitwirken beim alljährlichen Adventskonzert<br />
der evangelischen Kirchengemeinde<br />
(seit 1987).<br />
Ebenso nimmt der Chor an den zu den Heimatfesten<br />
in Melsungen stattfindenden Chorkonzerten<br />
teil. Zu den benachbarten Chören<br />
haben sich im Lauf der Zeit Freundschaften<br />
und Verbindungen aufgebaut, sodass der Chor<br />
bei deren Veranstaltungen ein gern gesehener<br />
Gast ist. Wenn gewünscht, singt der Chor bei<br />
Familienfeiern, gemäß seinem bei der Gründung<br />
festgelegten Motto: „In Freud und Leid<br />
zum Lied bereit.“ Der Chor erfüllt bei diesen<br />
Auftritten auch bestimmte Liedwünsche aus<br />
seiner mittlerweile zirka 300 Chorsätze umfassenden<br />
Liedersammlung.<br />
Ein Teil der <strong>Schwarzenberg</strong>er Männer trifft<br />
sich regelmäßig mit Sangesbrüdern aus Körle<br />
zu Übungsabenden. Sie treten dann bei den<br />
verschiedensten Veranstaltungen gemeinsam<br />
als „Männerchor Körle<strong>Schwarzenberg</strong>“ auf.<br />
Die Geselligkeit zwischen allen Mitgliedern<br />
des Vereins wird durch Busfahrten, Wandertage<br />
und die jährliche Weihnachtsfeier gepflegt.<br />
Leider können sich die aktiven Sänger<br />
nicht mehr, wie es bis zur Schließung der<br />
Gaststätte „Burgschänke“ möglich war, nach<br />
den Übungsstunden noch in geselliger Runde<br />
über „Gott und die Welt“ unterhalten.<br />
Obwohl immer wieder versucht wird, junge<br />
Menschen für den Chorgesang zu begeistern,<br />
leidet der Chor am Fehlen von jungen Frauenund<br />
Männerstimmen. Es wäre schade, wenn<br />
der so erfolgreiche Chor eines Tages aus Mangel<br />
an Sängern, seinem Ziel, die Menschen<br />
mit seinem Gesang zu erfreuen, nicht mehr<br />
nachkommen könnte. Deshalb mein Appell,<br />
besonders an die jüngeren Leser dieses Beitrags:<br />
Schließt euch dem Gemischten Chor <strong>Schwarzenberg</strong><br />
an und sichert so sein weiteres Bestehen.<br />
328
Helmut Jacob | 113<br />
Helmut Jacob<br />
Ein Leben für die Musik – aber auch für Andere <br />
von Adolf Seitz<br />
und arbeitete bei der Deutschen<br />
Bundespost in Kassel.<br />
Am 1. November 1949 trat er<br />
als Sänger in den Gesangverein<br />
Körle ein, dessen Vorsitzender<br />
er von 1965 1973 war<br />
und der ihn später zum Ehrenmitglied<br />
ernannte.<br />
Helmut Jacob<br />
Wer die Geschichte des Gemischten Chors<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> verfolgt, wird immer wieder<br />
mit dem Namen Helmut Jacob konfrontiert.<br />
Ohne sein Engagement als Chorleiter hätte<br />
der Chor niemals das Leistungsvermögen erreicht,<br />
das er heute hat. Wer war dieser Helmut<br />
Jacob, der leider viel zu früh, am<br />
14.08.2007, im Alter von 76 Jahren, verstarb<br />
und was bedeutete er für den Gemischten<br />
Chor <strong>Schwarzenberg</strong>. Der Versuch einer Erklärung.<br />
Helmut Jacob wurde am 7. März 1931 als erstes<br />
von 2 Kindern in Körle geboren. Eine jüngere<br />
Schwester folgte ihm in 1934. Er besuchte<br />
die Volksschule in Körle. Der mit der<br />
Familie Jacob befreundete Musiker Konrad<br />
Zimmermann erkannte schon früh das musikalische<br />
Talent des Jungen und unterrichtete<br />
ihn im Geigenspiel. Zusätzlich erlernte H. Jacob<br />
noch das Trompetenspiel bei einem Musiklehrer<br />
in Guntershausen und das Spielen<br />
auf der Mandoline im Körler Mandolinenclub.<br />
Nach der Schule begann er eine Lehre als<br />
Schreiner, wechselte aber in 1956 den Beruf<br />
Der Körler Chor wurde damals<br />
von seinem ehemaligen Geigenlehrer<br />
Konrad Zimmermann<br />
dirigiert. Er bildete H.<br />
Jacob auch zum Chorleiter aus.<br />
Als sich der Gesundheitszustand<br />
von K. Zimmermann in<br />
1970 verschlechterte, vertrat<br />
ihn H. Jacob als Chorleiter in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und Körle.<br />
Nach dem Tod von Zimmermann<br />
erfüllte H. Jacob das<br />
seinem Ausbilder gegebene Versprechen, den<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Chor als Dirigent zu übernehmen.<br />
So kam er im Dezember 1970 als<br />
Chorleiter nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Für den Chor<br />
war H. Jacob ein Glücksfall.<br />
Helmut Jacob der Dirigent<br />
329
113 | Helmut Jacob<br />
Wie aus erhaltenen Texten mit verschiedenen<br />
Ansprachen des Ehrenvorsitzenden Heinrich<br />
Helper hervorgeht, stimmte die Chemie zwischen<br />
den Sängern und H. Jacob auf Anhieb.<br />
H. Jacob hat sich, wie er öfters erwähnte,<br />
während seiner ganzen Tätigkeit in <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
sehr wohlgefühlt. Ein Zeichen dafür<br />
war auch, dass er, als er aus Altersgründen<br />
seine Chorleitertätigkeit bei anderen Chören<br />
aufgab, den <strong>Schwarzenberg</strong>er Chor auch weiterhin<br />
leitete.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und<br />
den Sängerinnen und Sängern war immer gut.<br />
Unter seiner Leitung erreichte der Chor ein Niveau,<br />
das sich sehen, nein besser, sich hören<br />
lassen kann. Jacob war aber nicht nur der Dirigent,<br />
der einfach seine Übungsstunden abhielt,<br />
sondern ihm lag auch immer das Wohl<br />
des Vereins am Herzen.<br />
Er tat alles, um seinen Sängerinnen und Sängern,<br />
den in 1975 an sie gerichteten Aufruf,<br />
dem Gesang treu zu bleiben, damit es auch in<br />
der Zukunft noch Chorgesang geben werde,<br />
leicht zu machen. Er, der im positiven Sinn ein<br />
„Musikbesessener“ war, gab jedem einzelnen<br />
das Gefühl ein wichtiges Glied in diesem Chor<br />
zu sein. Er stellte niemanden bloß, obwohl er<br />
aufgrund seines phantastischen Gehörs genau<br />
merkte, wo manchmal falsche Töne herkamen.<br />
Er führte die Sängerinnen und Sänger an<br />
der verlängerten Leine und versuchte, ihnen<br />
1. Vorsitzender M. Stamm gratuliert H. Jacob zum<br />
25jährigen Chorleiterjubiläum<br />
Freude am Chorgesang zu vermitteln, ohne<br />
dabei das Ziel der Perfektion aus den Augen<br />
zu verlieren.<br />
Seine musikalischen Ziele verfolgte er beharrlich,<br />
auch wenn es manchmal schwierig war,<br />
denn die meisten seiner Sänger waren keine<br />
ausgebildeten Musiker.<br />
Ab und zu ging sein vorhandenes Temperament<br />
mit ihm durch, und man musste ihn et<br />
Helmut Jacob (1. Reihe rechts) mit dem <strong>Schwarzenberg</strong>er Jubiläumschor im Jahr 2000<br />
330
Helmut Jacob | 113<br />
was bremsen, was er aber nicht übel nahm. Er<br />
hatte auch das für einen Chorleiter wichtige<br />
Gespür, was er seinem Chor zumuten konnte.<br />
Er forderte seinen Chor, ohne ihn zu überfordern.<br />
Das zeigte sich auch bei den Höhepunkten<br />
seines musikalischen Wirkens in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Das waren unter anderem die Vereinsjubiläen<br />
in 1975, 1990 und 2000, die erfolgreiche<br />
Teilnahme an Wertungssingen, die<br />
Treffen mit dem ungarischen Chor aus Berkeyne<br />
in 1990, der Auftritt in Floh (Thüringen),<br />
die Aufführungen der Deutschen Messe<br />
in 1999 in Körle und Ostheim und die alljährlichen<br />
Adventskonzerte in der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Kirche.<br />
Neben diesen Höhepunkten gab es noch viele<br />
öffentliche Auftritte zu den verschiedensten<br />
Anlässen. Auch diese wurden von H. Jacob<br />
immer gut vorbereitet.<br />
Sie hatten für ihn immer zwei Seiten. Zum<br />
einen wollte er den Zuhörern zeigen, wie<br />
schön Gesang in einer Gemeinschaft sein<br />
kann und zum andern wollte er ihnen durch<br />
die vorgetragenen Werke Freude, manchmal<br />
auch Trost und Zuspruch übermitteln. Das<br />
ihm dies gelang, davon zeugen die vielen positiven<br />
Rückmeldungen nach den Auftritten<br />
des Chors.<br />
Insgesamt war H. Jacob 37 Jahre Chorleiter in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, 22 Jahre in Körle und 12 Jahre<br />
in Guxhagen. Außerdem leitete er noch den<br />
Feuerwehrchor des Altkreises Melsungen, die<br />
von ihm ins Leben gerufenen Singgemeinschaft<br />
„Männerchor Körle<strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
und fungierte als Bezirkschorleiter des Sängerbezirks<br />
„Unteres Fuldatal“.<br />
Das Bild von H. Jacob wäre aber unvollständig,<br />
wenn man sich an ihn nur als Chorleiter<br />
und Musiker, der er mit Leib und Seele war,<br />
erinnern würde.<br />
Seine zweite Leidenschaft gehörte der Feuerwehr.<br />
Er war in Wagenfurth Ortsbrandmeister,<br />
Wehrführer und wurde Ehrenmitglied der dortigen<br />
Feuerwehr.<br />
Es gab auch den Kommunalpolitiker H. Jacob.<br />
Von 1968 – 1974 war er Mitglied des Kreistags,<br />
nach der Gebietsreform Gemeindevertreter<br />
und von 1989 – 1997 Erster Beigeordneter<br />
der Großgemeinde Körle. Im sozialen<br />
Bereich arbeitete er als ehrenamtlicher Richter<br />
an den Jugendschöffengerichten Homberg und<br />
Kassel und war nach seiner Pensionierung ein<br />
gern gesehener Reiseleiter bei den Fahrten<br />
der Senioren in die kreiseigenen Erholungsheime<br />
nach Sylt und Berchtesgaden.<br />
Die Kraft, die er zur Erfüllung all dieser Aufgaben<br />
benötigte, holte er sich immer wieder in<br />
seiner Familie, bestehend aus seiner Frau Hilde,<br />
die er in 1957 geheiratet hatte und seinen<br />
Söhnen Frank und Rainer. Und wenn ihm einmal<br />
alles zuviel wurde, nahm er seine Angelausrüstung<br />
und ging zum Angeln an die Fulda.<br />
Ein Hobby, das er als Mitbegründer des<br />
Angelsportvereins „Petri Heil Wagenfurth“ seit<br />
1966 ausübte. Die Freude an dieser Tätigkeit<br />
war aber nicht immer ungetrübt. Waren es<br />
anfangs die Bisamratten, denen er als offizieller<br />
Bisamfänger des Landes Hessen auf den<br />
Pelz rückte, ärgerten ihn in den letzten Jahren<br />
seines Lebens die Kormorane, die „Schwarzen<br />
Gesellen“, wie er sie nannte. Sie hatten nämlich<br />
das gleiche Ziel wie er selbst: Sie wollten<br />
die Fische aus der Fulda.<br />
Für seinen Einsatz in all den oben erwähnten<br />
Bereichen wurden H. Jacob auch verdientermaßen<br />
mehrere Auszeichnungen zuteil. So<br />
erhielt er unter anderem die Ehrennadel in<br />
Gold des Mitteldeutschen Sängerbundes<br />
(MSB), das Brandschutzabzeichen in Gold,<br />
den Ehrenbrief des Landes Hessen und das<br />
Bundesverdienstkreuz.<br />
Trotz dieser Auszeichnungen blieb Helmut Jacob<br />
immer ein ganz normaler Mensch und<br />
wird vielen Menschen, einigen sogar als<br />
Freund, in guter Erinnerung bleiben. Dafür<br />
sorgte seine besondere Art mit Menschen umzugehen<br />
und sein vorhandener Humor.<br />
Verschiedene Menschen wurden einmal gefragt,<br />
was sie in der begrenzten Zeit ihres Lebens<br />
auf dieser Erde für wichtig halten. Manche<br />
sagten, sich selbst zu verwirklichen, viel<br />
Geld zu verdienen, sich alles leisten zu können,<br />
geachtet und anerkannt zu sein, seien<br />
lohnende Ziele im Leben. Ein weiser Mann<br />
antwortete auf die gleiche Frage, dass es<br />
wichtig sei, positive Spuren wie Liebe, Hilfsbereitschaft,<br />
Gutmütigkeit und Vergebung auf<br />
dieser Welt, zu hinterlassen und anderen<br />
Menschen mit den Fähigkeiten, die man von<br />
Gott mitbekommen hat, Freude zu bereiten.<br />
331
113 | Helmut Jacob<br />
Helmut Jacob war ein Mensch, der solche<br />
Spuren unter anderem mit seinem Einsatz für<br />
die Musik in den meisten seiner 76 Lebensjahre<br />
hinterlassen hat.<br />
Chorstunde mit Helmut Jacob in <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />
Chorleiter Helmut Jacob zu „Schorsche“<br />
Meyfarth, Sänger im Tenor: „Schorsche kann<br />
es sein, dass Du einen falschen Text singst?“<br />
Antwort: „Glöwest Du dann, ich kinnte so<br />
schnell läsen, wie ich sängen sall?“<br />
Ein anderes Mal. Helmut Jacob: „So ein Mist,<br />
jetzt habe ich meine Brille vergessen“.<br />
Entgegnet ihm Willi Jungermann, Sänger im<br />
Bass: „Helmut, Du kannst meine haben, ich<br />
kann sowieso keine Noten lesen“.<br />
Helmut antwort nach der Übergabe der Brille:<br />
„Gut, dass Du es einsiehst.“<br />
Vor einem Auftritt des Chors. Helmut Jacob:<br />
„Und denkt dran, in der dritten Strophe heißt<br />
es Menschen und nicht Mönschen!“<br />
Chorstunde 1987 mit H. Jacob inmitten seiner Sänger<br />
332
Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -4<br />
Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Adventskonzert mit Chorleiter H. Jacob in der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche<br />
Im Frühjahr 1987 saß ich mit einigen Sangesbrüdern<br />
des Gemischten Chors und unserem<br />
Dirigenten Helmut Jacob nach der Übungsstunde<br />
in der Gaststätte „Burgschänke“.<br />
In unserer Unterhaltung kamen wir auch auf<br />
die Situation unseres Chors zu sprechen. Wir<br />
hätten gerne, neben den Auftritten als Gäste<br />
bei Veranstaltungen anderer Chöre, auch einmal<br />
einen Liederabend oder ein Konzert in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> veranstaltet, verfügten aber<br />
nicht über die entsprechenden Räumlichkeiten.<br />
Da kam mir, damals Mitglied des Kirchenvorstands<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, die Idee, einen<br />
Auftritt des Chors in der Kirche zu ermöglichen<br />
und zwar nicht in einem Gottesdienst,<br />
sondern mit einem eigenen Programm. Ich<br />
machte den Vorschlag für ein Konzert in der<br />
Adventszeit und versprach, mit dem Kirchenvorstand<br />
und Pfarrer Knuth abzuklären, ob so<br />
etwas möglich sei. Helmut Jacob war sofort<br />
Feuer und Flamme.<br />
Bei der nächsten Sitzung des Kirchenvorstands<br />
bekam ich grünes Licht. Veranstalter<br />
der Konzerte wurde die Kirchengemeinde, die<br />
Planung und Ausführung sollten beim Chor<br />
liegen. Das wurde von mir akzeptiert und ich<br />
war Organisator eines Konzerts, hatte aber<br />
keine Ahnung, wie man so etwas macht. Als<br />
ich Helmut Jacob und dem Chor die positive<br />
Nachricht überbrachte, wurden sofort Pläne<br />
geschmiedet. Vorschläge wurden gemacht<br />
und wieder verworfen, bis Helmut und ich uns<br />
auf ein Konzept einigten. Wir wollten nicht nur<br />
ein paar Lieder in der Kirche singen, sondern<br />
333
114 | Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
sozusagen einen besonderen „Gottesdienst“<br />
anbieten. In ihm wollten wir den Zuhörern die<br />
Geschichte von der Geburt unseres Heilands<br />
Jesus Christus mit Geschichten, Gedichten<br />
und Musik nahebringen. Wir wollten die Besucher<br />
für die Dauer unserer Aufführungen einfach<br />
einmal herausnehmen aus der oft so<br />
hektischen Adventszeit. Als Termin für unser<br />
erstes Konzert einigten wir uns auf den<br />
20.12.1987 (4. Advent). Die Planung begann.<br />
Der Chor sollte einige Lieder singen, der Posaunenchor<br />
Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong> mitwirken<br />
und Helmut Jakob wollte mit einigen<br />
ihm bekannten Musikern und dem Ehepaar<br />
Steinmetz eine Stubenmusik auf die Beine<br />
stellen. Der Organist sollte ein Solostück spielen,<br />
Pfarrer Knuth eine kurze weihnachtliche<br />
Andacht halten, Fürbitte und Segen übernehmen<br />
und die Zuhörer zwei Lieder mit Orgelbegleitung<br />
singen. Ludwig Kördel und ich wollten<br />
biblische Texte zwischen den musikalischen<br />
Darbietungen vortragen. So weit so gut.<br />
Das weihnachtliche Liedgut des Chors wurde<br />
gesichtet und wir beschlossen fünf Lieder vorzutragen.<br />
Viel mehr war nicht möglich, weil<br />
wir die Lieder neu einüben mussten und nur<br />
noch zwei weitere weihnachtliche Notensätze<br />
hatten. Das änderte sich aber in den nächsten<br />
Jahren, denn mittlerweile besitzt der Chor<br />
über siebzig weihnachtliche Chorsätze, die im<br />
Lauf der Jahre, alle ein oder mehrmals vorgetragen<br />
wurden.<br />
Ich machte mich daran einen Ablaufplan zu<br />
erstellen und sprach ihn mit Helmut Jacob als<br />
musikalischem Leiter durch. Die weiteren Mitwirkenden<br />
wurden unterrichtet und um ihre<br />
Beiträge gebeten. Doch da gingen die Schwierigkeiten<br />
los. Pfarrer Knuth und Organist Helmut<br />
Ganz waren verhindert, der Posaunenchor<br />
Röhrenfurth/<strong>Schwarzenberg</strong> hatte keinen<br />
Dirigenten mehr.<br />
Zum Glück gelang es mir, Pfarrer Wilhelm Richebächer<br />
als Liturg zu gewinnen, Frau Klages<br />
aus Wollrode übernahm den Posaunenchor<br />
und der in der Ausbildung zum Kirchenmusiker<br />
stehende Frank Bettenhausen besetzte die<br />
Orgelbank unserer damals schon nicht mehr<br />
gut funktionierenden Orgel. Unser Hausorganist<br />
Helmut Ganz gab ihm noch einige Tipps,<br />
wie er die Tücken des Instruments meistern<br />
könne. Wir machten Werbung über Presse,<br />
Plakate und Handzettel, die uns genau wie die<br />
Programme, vom Kirchlichen Rentamt gedruckt<br />
wurden.<br />
Am Tag des Konzerts waren wir alle ziemlich<br />
angespannt. Würde unser Konzept angenommen<br />
und wie viele Besucher würden den Weg<br />
die Kirche finden? Unsere Erwartungen wurden<br />
bei weitem übertroffen. Die Kirche war,<br />
nachdem auch noch Stühle aufgestellt worden<br />
waren, bis auf den allerletzten Platz besetzt.<br />
Viele Zuhörer kamen von auswärts. Es war<br />
damals einfach so, dass solche Veranstaltungen,<br />
wenn überhaupt, nur in größeren Orten<br />
stattfanden. Einige Zuhörer kamen aus Neugier<br />
und wollten einfach mal sehen und hören,<br />
was die <strong>Schwarzenberg</strong>er zu bieten hatten.<br />
Wir waren damals praktisch Vorreiter, denn<br />
heute finden in fast allen Orten, in denen es<br />
einen Chor gibt, in der Weihnachtszeit solche<br />
Veranstaltungen statt.<br />
Das Konzert nahm einen guten Verlauf, aber<br />
mir wurde nach einer dreiviertel Stunde heiß<br />
und kalt, denn ich merkte, dass wir unseren<br />
Zeitrahmen nicht einhalten konnten. Wir hatten<br />
einfach zuviel in das Programm hineingepackt.<br />
Aber das Publikum wurde nicht unruhig,<br />
sondern hörte weiter aufmerksam zu. Als<br />
der letzte Ton des gemeinsam gesungenen<br />
Schlusslieds „O du fröhliche, o du selige gnadenbringende<br />
Weihnachtszeit“ verklungen<br />
war, brandete, nach knapp zwei Stunden<br />
Konzertdauer, lang anhaltender Beifall auf und<br />
eine Tradition war geboren. Denn wir waren<br />
uns alle einig, nach einem solchen Erfolg<br />
mussten wir einfach weitermachen.<br />
Wir lernten aus unserem Fehler und hielten<br />
bei den weiteren Konzerten das Zeitlimit von<br />
höchstens neunzig Minuten ein. Helmut Jacob<br />
und ich bemühten uns in jedem Jahr, den Zuhörern<br />
im musikalischen und textlichen Bereich,<br />
ein ausgewogenes, abwechslungsreiches<br />
Programm zu bieten.<br />
Ich führte eine Statistik über die gesungenen<br />
Lieder, gespielten Musikstücke und gelesenen<br />
Texte, um sicherzustellen, dass die gleichen<br />
Beiträge nicht an zwei aufeinander folgenden<br />
Jahren dargeboten wurden. Eine Ausnahme<br />
bildete hierbei der Chorsatz „Weihnacht“ von<br />
Hugo Lücke, den wir bei all unseren Konzerten<br />
bis 2002 als Schlusschor mit der gewaltigen<br />
Schlusszeile „Stern des Friedens geh uns auf“,<br />
gesungen haben. Manche Zuhörer versicher<br />
334
Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -4<br />
ten uns, dass ihnen dabei ein Schauer über<br />
den Rücken gelaufen sei. Bei den Texten gab<br />
es bei fünfzehn Konzerten von 1987 bis 2002<br />
(1999 fiel das Konzert wegen der zahlreichen<br />
Proben für die Deutsche Messe von Schubert<br />
aus; wir sangen statt dessen im Gottesdienst<br />
zum 4. Advent), immer wieder neue Geschichten<br />
und Gedichte, die von Renate Alter,<br />
Kurt Hofmann, Ludwig Kördel und mir vorgetragen<br />
wurden.<br />
In 1991 traten unsere Sängerinnen mit zwei<br />
Liedern als Frauenchor auf. Bettina Hofmann,<br />
Christa Jäger und Gisela Weber sangen in verschiedenen<br />
Konzerten in wechselnder Besetzung<br />
mal als Solistinnen, im Duett oder Dreigesang.<br />
Auch auf der Orgelbank war für<br />
Abwechslung gesorgt. Neben Helmut Ganz,<br />
dem Hausorganisten von <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
spielten noch Ernst Steinmetz, Frank Bettenhausen<br />
und Konrad Langstein auf der, bis zu<br />
ihrer in 2004 erfolgten Renovierung, ziemlich<br />
maroden Orgel. Helmut Jacob gelang es immer<br />
wieder, Musiker zum Mitmachen bei unseren<br />
Konzerten zu bewegen. Sie hatten teilweise<br />
noch nie zusammengespielt und<br />
nahmen zusätzliche Übungsstunden auf sich.<br />
Ich möchte hier einmal stellvertretend neben<br />
dem oben schon erwähnten Ehepaar Sigrid<br />
und Ernst Steinmetz noch einige Namen nennen:<br />
Else Schumann, Toni Winter, Rainer Jacob,<br />
Georg Steinbach, Karlheinz Werner, Fritz<br />
Ochs und Reinhard Meissner. Helmut Jacob<br />
bewegte Harald Renner und Karsten Heyner<br />
dazu, mit einigen Musikern der Musikschule<br />
SchwalmEder Nord bzw. der Melsunger Schülerkapelle,<br />
mit uns zu musizieren. Auch der<br />
Nachfolger von Pfarrer Knuth, Pfarrer KöstnerNorbisrath,<br />
ließ uns ab 1993 freie Hand<br />
bei der Gestaltung der Konzerte. Die Qualität<br />
unserer Darbietungen verhalf uns im Lauf der<br />
Jahre in der Adventszeit zu zwei Auftritten in<br />
Ostheim und einer gemeinsamen Aufführung<br />
mit der Concordia Liedertafel Melsungen in<br />
der katholischen Kirche.<br />
Ab dem Jahr 2003 änderten wir auf Wunsch<br />
von Zuhörern und einigen Sängern unser<br />
Konzept und gingen zu Konzerten mit rein<br />
musikalischen Vorträgen über. Ich zog mich<br />
nach fünfzehn Jahren aus der Organisation<br />
zurück. Ein anderes Mitglied des Kirchenvorstands<br />
erklärte sich bereit, mit Helmut Jacob<br />
auf der neuen Basis zusammenzuarbeiten,<br />
was auch für das Konzert in 2003 gelang. In<br />
2004 gab es große Probleme mit der Vorbereitung<br />
der Veranstaltung und so musste sie,<br />
genau wie in 1999 ausfallen. Helmut Jacob<br />
waren unsere Konzerte mittlerweile so an das<br />
Herz gewachsen, dass er sie unbedingt fortsetzen<br />
wollte. Er sprach mit mir darüber und<br />
ich erklärte mich aus Freundschaft zu ihm bereit,<br />
ihn bei der Auswahl der Lieder und der<br />
Festlegung des Programmablaufs für 2005 zu<br />
unterstützen. Das gleiche geschah auch für<br />
das Konzert in 2006. Wir stellten fest, dass es<br />
immer schwieriger wurde, neben dem Chor<br />
noch andere Musiker für die Teilnahme an den<br />
Konzerten zu gewinnen. Auch die Besucherzahl<br />
war leicht rückläufig. Wir sahen zum<br />
einen den Grund darin, dass an vielen Orten<br />
solche vorweihnachtliche Veranstaltungen<br />
stattfanden und zum anderen darin, dass für<br />
manche Musiker auch das Geld eine gewisse<br />
Rolle spielte. Dazu später noch einige Ausführungen.<br />
In 2007 wollten wir eigentlich ein kleines Jubiläum<br />
feiern. Das Singen im Gottesdienst in<br />
1999 mit eingerechnet, wäre es unser 20.<br />
Auftritt unter der Leitung von Helmut Jacob<br />
zur Adventszeit in der <strong>Schwarzenberg</strong>er Kirche<br />
gewesen. Doch sein plötzlicher und unerwarteter<br />
Tod im August des Jahres, machte<br />
ein Umdenken erforderlich. Wir waren uns einig,<br />
das Konzert nicht ausfallen zu lassen,<br />
sondern es zum Gedenken an Helmut Jacob<br />
durchzuführen. Meinolf Stamm, unser 1. Vorsitzende,<br />
erklärte sich bereit, mit dem Chor zu<br />
üben und ihn im Konzert zu dirigieren, was<br />
auch geschah. Aber es gab am 14. Dezember<br />
2007 auch einen Neuanfang bei der Leitung<br />
der Adventskonzerte. Auf der Suche nach einem<br />
Nachfolger oder einer Nachfolgerin für<br />
unseren verstorbenen Chorleiter, war der<br />
Vorstand auf Birgit Nering gestoßen. Sie<br />
machte gerade ihre Ausbildung zur Chorleiterin<br />
und erklärte sich bereit, den Chor erst einmal<br />
probeweise zu leiten. Sie übte mit uns<br />
auch noch einige Chorsätze für das Konzert<br />
ein, deren Vortrag sie dann auch leitete. Mittlerweile<br />
hat sie den Chor nach vollendeter<br />
Ausbildung als Chorleiterin übernommen und<br />
mit den Adventskonzerten 2008 bis 2010 bewiesen,<br />
dass sie gewillt ist, die von Helmut<br />
Jacob mit ins Leben gerufene Veranstaltung,<br />
in seinem Sinne und zu seiner Erinnerung<br />
fortzusetzen.<br />
335
114 | Adventskonzerte in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Zum Schluss wie angekündigt noch einige Anmerkungen<br />
zum Geld. Die Kirchengemeinde<br />
hat seit 1987 bis 2010 bei allen Konzerten<br />
keinen Eintritt erhoben. Es wurde nur um eine<br />
freiwillige Kollekte gebeten, die je zur Hälfte<br />
zwischen Kirchengemeinde und Chor aufgeteilt<br />
wurde. Die Kirchengemeinde stellte ihre<br />
Hälfte der Einnahmen der Aktion „Brot für<br />
die Welt“ zur Verfügung.<br />
Der Gemischte Chor verwendete die andere<br />
Hälfte, um den am Konzert Beteiligten ihre<br />
Unkosten (Notenmaterial, Fahrtkosten) zumindest<br />
teilweise zu erstatten, oder ihnen mit<br />
einem kleinen Geschenk zu danken. Gute Tradition<br />
ist bis heute geblieben, dass sich die<br />
Mitwirkenden nach der Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus<br />
zu einem kleinen Imbiss<br />
treffen, der kostensparend von einigen Sängerinnen<br />
vorbereitet wird. Die meisten Mitwirkenden<br />
verzichteten aus Freude über die Teilnahme<br />
und um der guten Sache willen, auf<br />
die Erstattung ihrer Unkosten. Dafür sei an<br />
dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.<br />
Anlässlich der ersten elf Konzerte bis 1997<br />
kam eine Gesamtsumme an Spenden in Höhe<br />
von 4.835 DM zusammen. Davon sind 2.480<br />
DM der Aktion „Brot für die Welt“ zugeflossen.<br />
Ab 1998 wurden die gesamten Einnahmen für<br />
die Renovierung des Innenraums der Kirche<br />
und der Generalüberholung der Orgel verwendet.<br />
Für diese Zwecke konnten in den<br />
Jahren 1998 bis 2005 2.353 DM und 1.092 €<br />
von der Kirchengemeinde vereinnahmt werden.<br />
Ab 2006 wurden die Einnahmen wieder<br />
zwischen Kirchengemeinde und den Mitwirkenden<br />
geteilt und so konnten beide Seiten<br />
bis 2010 über je 525 € verfügen. Man sieht<br />
aus diesen Zeilen, dass das von den Besuchern<br />
der Konzerte gespendete Geld sinnvolle<br />
Verwendungen gefunden hat.<br />
Der Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong> möchte<br />
auch in Zukunft die Menschen in der Weihnachtszeit<br />
durch musikalische Darbietungen<br />
erfreuen. Sie sollen auch weiterhin unter dem<br />
Motto „Gott zur Ehre und den Menschen zur<br />
Freude“ stehen.<br />
Adventskonzert 2010 mit Chorleiterin Birgit Nering<br />
336
Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />
Freiwillige Feuerwehr<br />
<strong>Schwarzenberg</strong><br />
Vorwort<br />
Die Entstehung der Feuerwehren geht bis in<br />
das Römische Reich zurück. Im Römischen<br />
Reich entstand im Jahr 21 v. Chr. eine erste<br />
Feuerwehr mit 600 Sklaven.<br />
Im Mittelalter gehörte zu vielen Gemeindeverfassungen<br />
die Verpflichtung der Einwohner,<br />
sich am Brandschutz zu beteiligen. Für die<br />
Feuermeldungen waren Türmer und Nachtwächter<br />
zuständig. Mit dem Ruf: „ FEURIO „<br />
wurde die Bevölkerung alarmiert.<br />
Die Bekämpfung der Gefahren, die durch<br />
Brände entstehen, wurde schon damals als<br />
notwendig angesehen. Erst die Erkenntnis,<br />
dass der Bürger sein Schicksal selbst in die<br />
Hand nehmen sollte, trug zu den Gründungen<br />
der Freiwilligen Feuerwehren bei.<br />
Hauptsächlich in den großen Städten entstanden<br />
so seit dem 18. Jahrhundert Freiwillige<br />
Feuerwehren.<br />
In 1819 wird durch eine Regierungsverfügung<br />
die Einführung von Feuerwehren Pflicht.<br />
Die technische Ausrüstung bestand in der<br />
vorindustriellen Zeit aus einfachen Hilfsmitteln<br />
wie Eimern, Leitern oder Einreißhaken.<br />
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden<br />
Handpumpen verwendet.<br />
Mit der Erfindung des Verbrennungsmotors<br />
kamen Motorspritzen und selbstfahrende Feuerwehrfahrzeuge<br />
zum Einsatz.<br />
Unsere Feuerwehr:<br />
Nach Unterlagen des ehemaligen Lehrers<br />
Schmidt wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> erstmalig<br />
1739 die Einrichtung einer Feuerwehr für die<br />
Gemeinde gefordert.<br />
1849 gehörte <strong>Schwarzenberg</strong> mit Körle, Röhrenfurth,<br />
Empfershausen, Kirchhof, Kehrenbach<br />
und Adelshausen zu einem „Spritzenver<br />
337
115 | Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />
band“. Dieser Verband erhielt eine handbetriebene,<br />
auf einem Wagen fest montierte<br />
Feuerspritze, die in Körle stationiert war. Als<br />
sich herausstellte, dass es im Brandfalle einfach<br />
zu lange dauerte, das Gefährt z. B. von<br />
Körle nach Kehrenbach zu bringen, wurden in<br />
1861 die Dörfer Kirchhof, Kehrenbach und<br />
Adelshausen zu einem eigenen Feuerspritzenverband<br />
zusammengefasst.<br />
In 1883 wurde für 369,90 Mark die erste Feuerspritze<br />
angeschafft. Für ihre Unterbringung<br />
wird für 802,30 Mark ein Spritzenhaus gebaut.<br />
Es stand in der Nähe der heutigen Treppe<br />
zum Schulhof. In 1900 wurde es wegen<br />
des Schulneubaus in 1901abgerissen und in<br />
der „Trift“ (heute „Zur Kroneneiche,“ hinter<br />
der Einmündung „Blumenstraße“) für 1.000<br />
Mark ein neues Spritzenhaus errichtet.<br />
In Jahre 1902 erfolgte der Bau der Wasserleitung.<br />
Bei dieser Maßnahme wurden 8 Hydranten<br />
für die Standrohre installiert, um daran<br />
Schlauchleitungen zum Spritzen anschließen<br />
zu können.<br />
Am 26.Februar 1934 wurde die Freiwillige<br />
Feuerwehr ursprünglich gegründet. Sie war<br />
vorher eine Pflichtfeuerwehr, an deren Spitze<br />
ab 1910 Valentin Waldschmidt als Ortsbrandmeister<br />
stand. Im folgte in 1926 August Waldschmidt.<br />
Die Gründungsmitglieder waren:<br />
Blumenstein, Heinrich<br />
Barthel, Wilhelm<br />
Hofmann, Adam<br />
Riedemann, Heinrich<br />
Sohl, Justus<br />
Sinning, Wilhelm<br />
Salzmann, Karl<br />
Jakob, Franz<br />
Sondermann, Heinrich<br />
Barthel, Martin<br />
Hofmann, Justus<br />
Hofmann, Konrad<br />
Simon, Heinrich<br />
Seitz, Georg<br />
Stieglitz, Willy<br />
Jäger, Heinrich<br />
Reinbold, Karl<br />
Ruppel, Ernst<br />
Ortsbrandmeister wurde August Waldschmidt<br />
und sein Stellvertreter war Christian Jakob II.<br />
In 1936 wurden für die Feuerwehrleute 20 Röcke,<br />
Mützen und Koppel angeschafft. Die dazu<br />
passenden schwarzen Hosen sollen von ortsansässigen<br />
Schneidern angefertigt und von<br />
den Trägern selbst bezahlt werden.<br />
Die Hosen mussten die Mitglieder der Feuerwehr<br />
selbst anschaffen.<br />
Im Jahr der Gründung verfügte die Feuerwehr<br />
über folgende Ausrüstungsgegenstände:<br />
1 Druckspritze (ohne Sauger)<br />
2 Anstellleitern<br />
1 Schlauchwagen (Hydrantenwagen)<br />
1 Einreißhaken<br />
102 m CDruckschläuche (52 mm Durchmesser)<br />
Ferner hatte man ein Gerätehaus, sowie einen<br />
Löschwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen<br />
von ca. 30 cbm.<br />
1951 erfolgte die Neugründung der Freiwilligen<br />
Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Gründungsmitglieder:<br />
Kördel, Ludwig<br />
Marotzke, Heinz<br />
Steuber, Karl<br />
Klemens, Kurt<br />
Wenzel, Justus<br />
Riedemann, Erich<br />
Worst, Heinrich<br />
Jäger, Karl<br />
Barthel, Heinrich<br />
Steube, Jacob<br />
Arsand, Horst<br />
Helper, Heinrich<br />
In den Anfangsjahren ersetzte Ludwig Kördel<br />
die Sirene. Um Alarm zu geben, fuhr er mit<br />
seinem Fahrrad durch das Dorf und blies auf<br />
seinem Horn. Dieses Signal setzte Kördel<br />
durchaus auch ein, wenn der Eine oder Andere<br />
am Sonntagmorgen Schwierigkeiten hatte<br />
aufzustehen, um zur Übungsstunde zu kommen.<br />
Dann wurde auch schon mal im Hausflur<br />
„ ALARM“ geblasen.<br />
Ludwig Kördel bläst "Alarm"<br />
338
Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />
10 Pfennige Monatsbeitrag kostete die Mitgliedschaft<br />
zu Beginn.<br />
Die Versammlungen wurden oft erst spät<br />
abends angesetzt, um Rücksicht auf diejenigen<br />
Mitglieder zu nehmen, die in der Landwirtschaft<br />
tätig waren.<br />
In 1976 feierte die Wehr ihr 25 jähriges Jubiläum<br />
nach der Wiedergründung, dieses Jubiläum<br />
wurde im Rahmen eines Bezirksfeuerwehrfestes<br />
gefeiert.<br />
Bis zum Jahre 1980 hatte die Wehr unter<br />
anderen folgende Einsätze gehabt:<br />
20. Jan.1959<br />
Brand in der Schreinerei Worst (heute Wohnhaus<br />
Sölke/Köhler)<br />
13. Sep.1959<br />
Böschungsbrand unterhalb des Anwesens<br />
Groß<br />
28. März 1968<br />
Waldbrand in der Gemarkung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die oben genannten Einsätze wurden mit einer<br />
Motorspritze durchgeführt, die auf einem<br />
TragkraftspritzenAnhänger stand und von einem<br />
Trecker gezogen wurde. Die Mobilität der<br />
Wehr wurde durch ein neues Feuerwehrauto<br />
erhöht. Dieses Tragkraftspritzenfahrzeug<br />
stand der Wehr ab den 28. Januar 1972 zur<br />
Verfügung<br />
14. Feb.1976<br />
Brand eines Geräteschuppens<br />
05 . Aug.1978<br />
Brand Wohnhaus Kiefer, leider konnte Frau<br />
Kiefer, die sich noch im Zimmer des 1.Stockes<br />
befand, nur noch tot geborgen werden.<br />
1981<br />
Die Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> hat<br />
seit 1969 wiederholt an Wettkämpfen auf<br />
Kreisebene und an Stadtmeisterschaften teilgenommen.<br />
Neben der Stadtmeisterschaft<br />
1978 belegte sie stets ausgezeichnete Plätze.<br />
Diese aktive Arbeit veranlasste den Kreisfeuerwehrverband<br />
Melsungen der Freiwilligen<br />
Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> die Ausrichtung<br />
des Bezirksfeuerwehrfestes und damit verbunden<br />
die Ausrichtung der Leistungsübungen<br />
1981 anzutragen.<br />
Das Bezirksfeuerwehrfest wurde im <strong>Schwarzenberg</strong><br />
vom 23.25.05.1981 gefeiert. Am<br />
25.05.1981 fanden die Leistungsübungen<br />
statt.<br />
Die Feuerwehrleistungsübungen sollen die bereits<br />
erworbenen Kenntnisse in Praxis und<br />
Theorie festigen, ergänzen und den allgemeinen<br />
Leistungsstand anheben. Nicht der Wettkampf<br />
nach Sekunden und Punkten, sondern<br />
die fachliche Qualifikation und die echte Leistung<br />
im Umgang mit den, der Feuerwehr zur<br />
Verfügung stehenden Geräten, sowie die einwandfreie<br />
Durchführung der gestellten Aufgaben<br />
entscheiden über die Platzierung der teilnehmenden<br />
Gruppen.<br />
Die Teilnahme an den Feuerwehrleistungsübungen<br />
auf Kreisebene ist Voraussetzung<br />
zum Erwerb des Feuerwehrleistungsabzeichens.<br />
Am 16. Dezember 1981 wurde im DGH<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> die Jugendfeuerwehr ins Leben<br />
gerufen. In der Gründungsversammlung<br />
begrüßte Wehrführer Karl Heinz Helper die<br />
anwesenden Jugendlichen, deren Eltern und<br />
die Feuerwehrkameraden, insbesondere<br />
Kreisjugendwart Günther Vitrin.<br />
Ebenfalls anwesend waren: Verbandsvorsitzender<br />
Kurt Bubenheim, stellvertr. Kreisjugendwart<br />
Bernd Seitz, Stadtjugendwart Heinrich<br />
Wiederrecht, Stadtbrandinspektor Eduard<br />
Neunes, Ortsvorsteher Hans Schneider, sowie<br />
dessen Stellvertreter Otto Siemon.<br />
Es waren 13 Jugendliche, die für die Jugendfeuerwehr<br />
gewonnen werden konnten. Die<br />
Aufgabe der Jugendfeuerwehr ist, als Nachwuchs<br />
für die Einsatzabteilung zu fungieren.<br />
Zum Jugendfeuerwehrwart wurde Hartwig Löwe<br />
benannt.<br />
Die Namen der Gründungsmitglieder<br />
sind:<br />
Blumenstein, Markus<br />
Bücking, Peter<br />
Cornelius, Torsten<br />
Iwanowski, Michael<br />
Karl, Jens<br />
Liedlich, Jochen<br />
Schmidt, Fredy<br />
Blumenstein, Jürgen<br />
Bücking, Uwe<br />
Groß, Thomas<br />
Hain, Uwe<br />
Schäfer, Jörg<br />
Vaupel, Thomas<br />
339
115 | Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Am 26. Februar 1984 feierte die Freiwillige<br />
Feuerwehr ihr 50 jähriges Bestehen.<br />
1991 bekam <strong>Schwarzenberg</strong> ein neues, gebrauchtes<br />
Fahrzeug.<br />
Da Günsterode ein neues Feuerwehrfahrzeug<br />
bekam, wurde das praktisch Neuwertige der<br />
Günsteröder an die <strong>Schwarzenberg</strong>er Feuerwehr<br />
übergeben.<br />
Nachdem die Grenze zur DDR gefallen war<br />
und freies Reisen möglich war, wurde das alte<br />
Feuerwehrfahrzeug der Partnerstadt Bad Liebenstein<br />
geschenkt, wo es noch einige Jahre<br />
im Einsatz war.<br />
Das neue Domizil der Feuerwehr wurde in den Jahren 1990 bis 1994 diskutiert und<br />
realisiert:<br />
Feuerwehrgarage 1990<br />
Feuerwehrgarage 1990<br />
Oben: Neues Feuerwehrgerätehaus 1994<br />
Unten: Neues Feuerwehrgerätehaus 1994<br />
340
Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />
1994<br />
Im Oktober wurde in einer kleinen Feierstunde,<br />
das um einen Anbau vergrößerte Feuerwehrgerätehaus<br />
an die Feuerwehr übergeben.<br />
Über 100 Besucher nahmen an dem Festakt<br />
teil. Vorbei ist es mit der Enge in der kleinen<br />
Garage, die auch als Umkleideraum dienen<br />
musste. Im Obergeschoss des Dorfgemeinschafthauses<br />
ist ein Schulungsraum für die<br />
FeuerwehrMänner und Frauen entstanden,<br />
der über das notwendige technische Inventar<br />
verfügt, um Neuerungen und neue Techniken<br />
der Schadens und Brandbekämpfung anschaulich<br />
darzustellen. Für den Umbau wurden<br />
insgesamt 225.000 DM aufgewandt.<br />
63.000 DM steuerte das Land Hessen bei. Die<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Kameraden unterstützten<br />
das Projekt mit Eigenleistung in der Höhe von<br />
ca. 50.000 DM, nicht zu vergessen zahlreiche<br />
hilfsbereite Sponsoren, die ebenfalls ihren<br />
Beitrag leisteten.<br />
1996<br />
Bei der Jahreshauptversammlung wurde Heinrich<br />
(Heinz) Schäfer zum neuen Wehrführer<br />
und Vereinsvorsitzenden gewählt. Karl Heinz<br />
Helper hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt.<br />
Er hatte das Amt 20 Jahre lang innegehabt.<br />
Stellvertreter wurde Thomas Groß<br />
Jugendwart wurde Mirko Wenzel<br />
Schriftführer wurde Heinz Jürgen Bähr<br />
Kassierer wurde Kurt Siebert<br />
Die Einsatzabteilung hatte eine Besetzung von<br />
20 Mann.<br />
Zur Jugendfeuerwehr zählen 17 Jungen und 2<br />
Mädchen.<br />
1997 wurde mit Silvia Bähr die 1. Feuerwehrfrau<br />
in die Einsatzabteilung aufgenommen.<br />
Noch nennenswerte Einsätze:<br />
1982 hatte die Feuerwehr 4 Einsätze, unter<br />
anderen der Waldbrand bei der Gaststätte Rose.<br />
1984, am 8 . und 9. Februar wurden bei dem<br />
großen Hochwasser die Keller des Krankenhauses<br />
in Melsungen leergepumpt.<br />
Am 16. Feb 1984 wurde die Feuerwehr zu einem<br />
Brand des Verwaltungsgebäudes der Fa.<br />
B.Braun, <strong>Schwarzenberg</strong>er Weg gerufen. Das<br />
Gebäude brannte in voller Ausdehnung.<br />
Am 12. Jan 1985 brannte ein Wohnhaus in der<br />
Rotenburger Straße in Melsungen.<br />
1998 wurden von der Wehr so viele Einsätze<br />
durchgeführt wie in keinem Jahr zuvor. Sie<br />
wurde unter anderem zu einem Wohnhausbrand<br />
in Röhrenfurth gerufen, zu einem Waldbrand<br />
bei <strong>Schwarzenberg</strong>, zwei Einsätze in<br />
Melsungen und nochmal 4 Einsätze in Röhrenfurth.<br />
Der für die Wehr besonders tragische Einsatz,<br />
war die Suche nach einem vermissten Jungen<br />
aus <strong>Schwarzenberg</strong>, der dann leblos gefunden<br />
wurde.<br />
341
115 | Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. In Ermangelung<br />
geeigneter Räumlichkeiten in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, fanden im Dorfgemeinschaftshaus<br />
Adelshausen und später im Dorfgemeinschaftshaus<br />
Kirchhof Kameradschaftsabende<br />
statt, mit Kapelle und Tanz und einer<br />
großen Verlosung. Den Transport der Feiernden<br />
wurde durch ein Busunternehmen durchgeführt.<br />
Der letzte Bus war immer besonders<br />
voll, weil niemand nach Hause wollte. Mit der<br />
Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses mit<br />
Gaststätte in <strong>Schwarzenberg</strong> wurden dann die<br />
Feiern in unserem DGH durchgeführt.<br />
Durch regelmäßige Dienstabende, Schulungen<br />
und Übungen werden alle aktiven Feuerwehrmänner<br />
auf den neusten Stand des Feuerlöschwesens<br />
gehalten, um die hohen Anforderungen<br />
des Dienstes gerecht zu werden.<br />
Nachdem die Aufgaben der Wehr immer umfangreicher<br />
wurden, sollten alle Mitglieder der<br />
Einsatzabteilung möglichst Atemschutzgeräteträger<br />
sein.<br />
Auch technische Hilfeleistungen, Einsätze bei<br />
Verkehrsunfällen, Chemie und Ölunfällen,<br />
wurde die Wehr alarmiert.<br />
Durch berufsbedingten Mangel an freien Einsatzkräften<br />
am Tage wurden Löschbezirke gebildet.<br />
Hier arbeiten <strong>Schwarzenberg</strong> und<br />
Röhrenfurth eng zusammen.<br />
Zusätzlich zu ihren Dienst in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
versehen ca. 5 <strong>Schwarzenberg</strong>er Feuerwehrmänner<br />
ihren Dienst in der Einsatzabteilung<br />
in Melsungen.<br />
Im Jahre 2008 bekam die Wehr das gebrauchte<br />
LF 8 (Löschgruppenfahrzeug) von<br />
der Feuerwehr Röhrenfurth, die ein größeres<br />
Fahrzeug bekam. Das TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug),<br />
das bisher in <strong>Schwarzenberg</strong> seinen<br />
Dienst versah, wurde von der Feuerwehr<br />
Melsungen übernommen, wo es als Ausbildungsfahrzeug<br />
für die Jugendfeuerwehr im<br />
Einsatz war. Im Jahre 2010 wurde das Fahrzeug<br />
an Röhrenfurth weitergereicht.<br />
Die Freiwillige Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wurde seit 1934 von folgenden Männern<br />
geführt:<br />
1934 1936 August Waldschmidt<br />
1936 1938 Martin Waldschmidt<br />
1938 1951 Ernst Ruppel<br />
1951 1960 Heinrich Sondermann<br />
1960 1975 Jacob Steube<br />
1975 1996 Karl–Heinz Helper<br />
1996 2006 Heinrich (Heinz) Schäfer<br />
2006 Heute Mirco Wenzel<br />
342
Freiwilligen Feuerwehr <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -5<br />
Die jährlichen Wanderungen am Himmelfahrtstag,<br />
die Zeltlager der Jugendfeuerwehr<br />
und die Wettkampfübungen tragen zu einer<br />
guten kameradschaftlichen Zusammengehörigkeit<br />
unserer Feuerwehr bei. Dazu ist zu erwähnen,<br />
dass die Zeltlager sehr oft verregnet<br />
waren und die Jugendlichen meist sehr müde<br />
am Sonntag nach Hause kamen.<br />
Möge das auch in Zukunft so bleiben und alle<br />
Einsatzkräfte gesund von Ihren Einsätzen zurückkehren.<br />
Willi Jungermann<br />
In geselliger Runde,zu später Stunde,wurde<br />
auch manchmal das Feuerwehrlied angestimmt:<br />
Wir <strong>Schwarzenberg</strong>er Männer,<br />
im blauen Ehrenkleid,<br />
wir sind zu jeder Stunde,<br />
Einsatz und Löschbereit.<br />
Ob Ernstfall oder Übung,<br />
ob es ein Thekenbrand,<br />
„gut Schlauch“ heißt unser Motto,<br />
„gut Schlauch“ im Hessenland.<br />
Wir <strong>Schwarzenberg</strong>er…<br />
2011 gehören der Einsatzabteilung 26 Feuerwehrmänner<br />
und 2 Feuerwehrfrauen an.<br />
In der Jugendfeuerwehr sind zurzeit 5 Jugendliche.<br />
Der Vorstand<br />
zusammen:<br />
2011 setzt sich wie folgt<br />
Vereinsvorsitzender: Heinrich (Heinz) Schäfer<br />
Stellvertreter:<br />
Mirco Wenzel<br />
Kassierer:<br />
Michael Iwanowski<br />
Schriftführer:<br />
Martin Langefeld<br />
Beisitzer:<br />
KarlHeinz Helper<br />
HeinzJürgen Bähr<br />
Wehrführer:<br />
Mirco Wenzel<br />
Sein Stellvertreter: Thorsten Arsand<br />
Jugendwart:<br />
Gerrit Nickel<br />
Gerätewart:<br />
Fredy Schmidt<br />
Mitglieder für den Feuerwehrausschuss sind<br />
Lars Hruby und Dennis Geisel.<br />
343
344
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e.V. 1923<br />
von Helmut Sinning basierend auf den gesammelten Informationen von Otto Siemon<br />
Vorwort<br />
Die Grundlagen dieser<br />
Aufzeichnungen<br />
stammen aus den<br />
Protokollen des Vereins,<br />
Zeitungsberichten<br />
und zum<br />
überwiegenden Teil<br />
aus der umfassenden<br />
Chronik des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>. Besonders<br />
Otto Siemon<br />
ist zu danken, der<br />
die reichlich bebilderte<br />
Dokumentation<br />
der Vereinsgeschichte<br />
zur Verfügung stellte.<br />
Bei den Recherchen der Vereinsgeschichte<br />
sind wir auf eine Fülle von Vereinsaktivitäten<br />
und sportliche Erfolge gestoßen, die wir nicht<br />
im vollen Umfang darstellen können. Dennoch<br />
wird versucht, die sogenannten „Meilensteine“<br />
in den zeitlichen Abschnitten repräsentativ<br />
darzustellen. Auch den Anspruch sämtliche<br />
Ehrenämter und Leistungen von Mitgliedern<br />
darzustellen, können wir in diesem <strong>Dorfbuch</strong><br />
nicht erfüllen.<br />
Es soll nicht nur der Verein allein im Mittelpunkt<br />
stehen, sondern auch die Einbindung in<br />
das dörfliche Gemeinwesen und das Mitwirken<br />
der „<strong>Schwarzenberg</strong>er“.<br />
19051918<br />
Deutscher Turnverein<br />
Laut Aufzeichnungen des damaligen Lehrers<br />
Peter Schmidt gab es bereits vor dem Gründungsjahr<br />
des TSV im Jahr 1923 sportliche<br />
Aktivitäten in <strong>Schwarzenberg</strong>. Der 1905 gegründete<br />
Deutsche Turnverein, unterbrochen<br />
durch den Ersten Weltkrieg, wurde danach<br />
von zwei nachfolgenden Vereinen weitergeführt.<br />
1918<br />
Turnverein „Frei Heil“<br />
In 1918 gründeten einige <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
den Verein „Frei Heil“, der bis 1933 eigenständig<br />
geführt und danach in den „Turnverein<br />
‚Gut Heil‘ <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“ integriert<br />
wurde, dem späteren TSV <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
1923<br />
Währungsreform im Gründungsjahr des<br />
Turnvereins „Gut Heil“<br />
Mit der Währungsreform am 15. November<br />
1923 ging die Entwertungsphase vorbei und<br />
die Briefmarke kostete nicht mehrere Millionen<br />
RM sondern nur noch 10 Reichspfennig.<br />
Der neugegründete Verein hatte bei seinem<br />
Start mit den Turbulenzen der Währung und<br />
der Finanzierung der Vereinsaktivitäten zu<br />
kämpfen.<br />
345
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Aus den Teilen des ehemaligen Vereins „Deutscher<br />
Turnverein“ wurde im Juni 1923 ein<br />
weiterer neuer Verein unter dem Namen<br />
„Turnverein ‚Gut Heil‘ <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“<br />
gegründet.<br />
Das aufgesetzte Protokoll aus der Gründungsversammlung<br />
liest sich wie folgt:<br />
1. Wahl des provisorischen Vorstandes mit<br />
Amtszeit bis 31.12.1923. Zum Vorsitzenden<br />
wurde Christian Emmeluth, Schriftführer<br />
Heinrich Jäger, Kassenwart Karl<br />
Riedemann, Turnwart Justus Hofmann und<br />
Zeugwart sowie als Vertreter des Turnwarts<br />
Heinrich Sondermann einstimmig<br />
gewählt.<br />
2. Anerkennung der Satzungen durch die Mitglieder<br />
und Vollzug durch den Vorstand<br />
3. Anmeldung an den Gau<br />
4. Der Verein soll die Bezeichnung „Turnverein<br />
‚Gut Heil‘ <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“ tragen<br />
5. Wegen Beschaffung der Geräte wurde Justus<br />
Bubenheim und Justus Emmeluth beauftragt,<br />
persönlich in Leipzig, bei dem<br />
Versandhaus vorzusprechen und den Kauf<br />
abzuschließen. Die Geldbeschaffung bleibt<br />
dem Vorstand überlassen.<br />
6. Die Monatsbeiträge betrugen zum Zeitpunkt<br />
der Gründung:<br />
Aktive Mitglieder: 100.000 Mark,<br />
Turnschüler:<br />
50.000 Mark,<br />
Passive Mitglieder: 75.000 Mark<br />
Für die Ausübung der Sportarten Geräteturnen<br />
und Rasensport waren die Möglichkeiten<br />
im Saal der Gaststätte „Zur Krone“ oder auf<br />
den Wiesenflächen der Landwirte gegeben.<br />
Vereinslokal<br />
im den 20er<br />
Jahren<br />
Die damalige Gaststätte „Zur Krone“ der Familie<br />
Bangert war bis 1962 das Vereinslokal<br />
des Sportvereins „Gut Heil“ bzw. des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Der Jahresabschluss von 1923 zeigte eine Gesamteinnahme<br />
von 48.900.000 Mark auf. Die<br />
Ausgaben beliefen sich auf 31.000.000 Mark.<br />
Der Überschuss von 17.900.000 Mark wurde<br />
in Roggenwährung angelegt (er betrug 25<br />
Pfund Roggen).<br />
Die Turngeräte (Reck, Barren und 2 Matten)<br />
wurden sofort angekauft und zwar durch<br />
Geld und Getreidespenden.<br />
Turner des Vereins "Gut Heil" in den 20er Jahren<br />
Das Turnen wurde sehr intensiv betrieben;<br />
durch zwei bis dreimalige Übungsstunden in<br />
der Woche sollte der Verein schnell leistungsstark<br />
gemacht werden. Hier sei vermerkt,<br />
dass die Melsunger Turngemeinde 1860 und<br />
alle Nachbarvereine durch tatkräftige Unterstützung<br />
eine wesentliche Starthilfe gaben.<br />
Um die Vereinsgemeinschaft zu pflegen, wurde<br />
jährlich ein Turnerball veranstaltet.<br />
Damit die Leichtathletik besser zum Zuge<br />
kommen konnte, wurde im Jahre 1925 bei der<br />
Gemeinde ein Antrag auf die Hergabe eines<br />
Übungsplatzes gestellt.<br />
Nach Freigabe des Geländes am Harberg,<br />
oberhalb des Forsthauses am Wald gelegen,<br />
wurde von den Vereinsmitgliedern der Platz<br />
hergerichtet.<br />
Es wurden hier hauptsächlich Weit, Dreisprung<br />
und Kugelstoßen durchgeführt. Die<br />
Staffelläufe fanden damals auf der Landstraße<br />
statt.<br />
346
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Im laufe der Jahreshauptversammlung am<br />
20.12.1930 wurde Heinrich Sondermann zum<br />
1. Vorsitzenden gewählt, der am 5.12.1931<br />
durch Justus Hofmann abgelöst wurde.<br />
Bilder aus der Anfangszeit des Sportvereins<br />
in den 30er Jahren<br />
Es kam zu einem erheblichen Auftrieb im Geräteturnen<br />
und in der Leichtathletik.<br />
Durch die Initiative des Jugendturnwarts Georg<br />
Ruppel nahm die leistungsstarke Jungenriege<br />
an allen Kreis und Gauwettbewerben<br />
erfolgreich teil. Auch eine aufgebaute Handballmannschaft<br />
fand überall Anerkennung.<br />
Auf dem Bild in der hinteren Reihe von links: Georg<br />
Seitz, Heinrich Sondermann, Justus Hofmann,<br />
Justus Jäger, Adam Hofmann, Justus Bubenheim.<br />
Untere Reihe von links: Konrad Hofmann, Wilhelm<br />
Seitz, Hans Hofmann<br />
1933<br />
Eingliederung des Turnvereins „Frei<br />
Heil“ in den „Turnverein ‚Gut Heil‘<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> 1923“.<br />
Einen erheblichen Aufschwung erhielt der<br />
Turnverein „Gut Heil <strong>Schwarzenberg</strong> 1923“<br />
durch die Eingliederung des noch bestehenden<br />
Turnvereins „Frei Heil“ im Jahre 1933 und<br />
durch zahlreiche Neuzugänge.<br />
Die Aufzeichnungen aus dem Protokoll vom<br />
9.06.1933 zeigen, dass die Vereinsführungen<br />
bereits bei der Verschmelzung des Turnvereins<br />
„Frei Heil“ in den Turnverein „Gut Heil“,<br />
von den damaligen staatlichen Interessen des<br />
3. Reiches beeinflusst wurden. Das Ziel der<br />
staatlichen Interessen war, dass der Sport mit<br />
Turnen und anderen Sportarten, der Körperertüchtigung<br />
und dem Wehrsport dient.<br />
Der Vorsitzende bat daraufhin um Vorschläge<br />
von geeignetem Personal, das die Leitung des<br />
Wehrsports übernehmen sollte. Es wurden<br />
hierzu Ernst Ruppel und Heinrich Sondermann<br />
vorgeschlagen und gewählt.<br />
Auf dem Bild von links: Karl Schüler, Heinrich Sondermann,<br />
Georg Bubenheim, Justus Bubenheim<br />
Obere Reihe v. links: Johannes Seitz, Ludwig Bangert,<br />
Ludwig Barthel, Heinrich Hofmann, Karl Schüler,<br />
Georg Seitz, Heinz Hartmann, Georg Jacob,<br />
Heinrich Sondermann, Martin Barthel, Justus Hofmann,<br />
Konrad Hofmann<br />
Mittlere Reihe v. links: Georg Ruppel, Jakob Riedemann,<br />
Konrad Schmelz, Karl Reinbold, Herbert<br />
Hartmann, Fritz Braun<br />
Untere Reihe v. links: Justus Riedemann, Fritz<br />
Ackermann, Jacob Loren, Hans Hofmann<br />
347
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
1945<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg mit einer veränderten Bevölkerungsstruktur<br />
Im Gegensatz zu den Zeiten der Neugründung<br />
des Vereins, nach 1923, hatte sich nach dem<br />
Ende des Zweiten Weltkrieges die Zusammensetzung<br />
der Bevölkerung durch Zuwanderung<br />
verändert.<br />
Es kamen Familien aus Großstädten, Heimatvertriebene<br />
aus verschiedenen Regionen und<br />
die Einwohnerzahl stieg von 320 auf 520 Einwohner.<br />
In dieser Notgemeinschaft gab es somit<br />
andere Interessen.<br />
Für die spätere Vereinsbelebung war dies eine<br />
neue Herausforderung, aber auch eine Chance<br />
für neue Ideen. Die Bewohner aus rein dörflicher<br />
Umgebung und Prägung mussten sich<br />
mit den neuen Mitbewohnern aus der Stadt<br />
oder anderen Regionen arrangieren.<br />
1949<br />
Wiedergründung des Vereins und die<br />
Umbenennung in den „Turn und<br />
Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
Durch den Zweiten Weltkrieg kam das Vereinsleben<br />
zum Erliegen. Durch die Kriegswirren<br />
und den Zusammenbruch in 1945 bestand<br />
kaum noch Hoffnung auf ein baldiges Wiederaufleben<br />
von Vereinen sowie des Sportgedankens.<br />
Erst im Jahre 1949 fanden sich die Mitglieder<br />
wieder zusammen, um den Verein wieder ins<br />
Leben zu rufen.<br />
Auf der ersten ordentlichen Versammlung<br />
wurde folgender Vorstand gewählt, der fast<br />
unverändert bis 1965 den Verein lenkte:<br />
1. Vorsitzender:<br />
Justus Bubenheim ( von 1949 bis 1965)<br />
2. Vorsitzender und Schriftführer:<br />
Erich Seitz, Heinrich Malkus<br />
1. Kassierer:<br />
Karl Riedemann<br />
1. Turnwart:<br />
August Weber<br />
2. Turnwart und Gerätewart:<br />
Justus Wenzel<br />
1949 1953<br />
Beginn neuer sportlicher Herausforderungen<br />
Die Schüler und Jugendlichen übten bereits<br />
vor 1949 im Garten der Familie Wenzel. Unter<br />
reger Beteiligung der sportbegeisterten<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er fand der erste vereinsinterne<br />
Gelände und Waldlauf im Frühjahr 1950<br />
statt.<br />
348
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Neben der männlichen Jugend und Schülerriege wurde gleichzeitig eine<br />
Damen und Mädchenriege aufgestellt.<br />
Die Damen und Mädchenriege bei Veranstaltungen in den 50er Jahren:<br />
Auf dem linken Bild: Hintere Reihe: Martha Krummel, Regina Sondermann, Elisabeth Siemon, Elsbeth<br />
Rothämel. Vordere Reihe: Elsbeth Bubenheim, Anna Leberl, Margarete Blumensten, Hilde Leberl.<br />
Schau und Werbeturnen wurden im Freien durchgeführt<br />
Unter der Leitung von Turnwart August Weber<br />
wurden der Turnbetrieb, das Geräteturnen<br />
und die Leichtathletik wieder voll aufgenommen.<br />
Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete eine<br />
von der ACT Kassel gestellte Kunstturnriege,<br />
deren Leistung große Beachtung fand.<br />
Dies war ein Ansporn für die Turnriegen, die<br />
anschließend an öffentlichen Turnveranstaltungen<br />
bei Nachbarvereinen teilnahmen.<br />
Auf dem Turnertreffen im Frühjahr 1953 in<br />
Wollrode errang die Jugendmannschaft den<br />
1. Preis und die Schülermannschaft den<br />
2. Preis.<br />
Auf dem linken Bild von links: Horst Arsand, Jochen Sondermann, August Weber, Winfried Marotzke, Heinrich<br />
Liedlich, Heinz Marotzke, Alfred Siemon und am Barren Justus Wenzel.<br />
Auf dem rechten Bild in der hinterer Reihe: Ludwig Blumenstein, Walter Bubenheim, Jochen Sondermann,<br />
Justus Bubenheim 1.Vorsitzender, Helmut Bubenheim, Willi Blumenstein, Winfried Marotzke.<br />
Vordere Reihe: Heinz Siemon, Peter Bischoff, Heinz Rothämel, Heinrich Bubenheim, Reinhold Weß, Manfred<br />
von Sirakowsky.<br />
349
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
1953<br />
Jubiläum zum 30 jährigen Bestehen<br />
des Vereins<br />
Am 13. und 14. 6. 1953 nahm das ganze Dorf<br />
begeisterten Anteil am Jubiläumsfest des<br />
Turn und Sportvereins. Vorsitzender Justus<br />
Bubenheim begrüßte die Sportler und Gäste.<br />
Der “Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong>“, unter<br />
Leitung von Eduard Ungar, gab dem Fest die<br />
musikalische Begleitung.<br />
Der Festzug durch das Dorf<br />
Das ganze Dorf feierte mit und beteiligte sich<br />
bei den Feierlichkeiten und zeigte die Verbundenheit<br />
der Bewohner mit den Sportlern u.<br />
Turnern.<br />
Die Turnerriege bei der JubiläumsfeierAuf dem Bild<br />
von Oben links: Willi Bubenheim, Ludwig Blumenstein,<br />
Helmut Bubenheim, Jochen Sondermann,<br />
Walter Bubenheim, Lothar von Sirakowsky, Willi<br />
Blumenstein.<br />
Mitte von links: Margot Nödel, Maria Schüler, Hilde<br />
Leberl, Elsbeth Bubenheim, Anna Leberl, Elsbeth<br />
Rothämel, Giesela Hofmann.<br />
Unten von links: Margarete Blumenstein, Regina<br />
Sondermann.<br />
Auf dem linken Bild von links: Oskar Becker<br />
1. Vorsitzender der MT, Karl Riedemann<br />
Kassierer, Georg Heerdt Sportkreisvorsitzender,<br />
Lehrer Peter Schmidt,<br />
Justus Bubenheim 1. Vorsitzender des<br />
TSV <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Auf dem rechten Bild von links: Justus<br />
Bubenheim 1. Vorsitzender des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, Georg Heerdt Sportkreisvorsitzender,<br />
Oskar Becker 1. Vorsitzender<br />
der MT.<br />
Vereine aus der Umgebung feierten mit den<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Turnerinnen und Turnern<br />
auf dem Festplatz an der Bahn. Der Sportkreisvorsitzender<br />
Georg Heerdt (Jahn Gensungen)<br />
und Turnkreisvorsitzender Fritz Zeich<br />
(TSV Spangenberg) wünschten der Veranstaltung<br />
einen guten Verlauf und starteten die<br />
Wettkämpfe.<br />
Ein reichhaltiges Sportprogramm fand an<br />
den 2 Tagen statt.<br />
Den Auftakt bildeten die Mehr und leichtathletischen<br />
Dreikämpfe. Sodann wechselten in<br />
bunter Folge Vorführungen des Radfahrvereins<br />
Fuldatal Körle, Reck und Barrenübungen<br />
der Riegen <strong>Schwarzenberg</strong>/Melsungen.<br />
350
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
1957<br />
Angliederung einer Schießabteilung<br />
an den Verein<br />
Im Mai 1957 wurde dem TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
eine Schießabteilung angegliedert. Der TSV<br />
hoffte darauf, dass den passiven und älteren<br />
Mitgliedern ein neues Betätigungsfeld angeboten<br />
werden konnte.<br />
Durch die Initiative des gewählten Schießmeisters<br />
Kurt Platzer konnten mehrere Schützenriegen<br />
gebildet werden, die an den Wettkämpfen<br />
teilnahmen. Nach der Schließung der<br />
Gaststätte Bangert im Jahr 1962 konnte der<br />
Schießbetrieb unter Meisterschaftbedingungen<br />
nicht weiter geführt werden. Der Versuch,<br />
im ehemaligen Schulgebäude einen regelgerechten<br />
Schießstand für Meisterschaften einzurichten,<br />
scheiterte nach einigen Jahren an<br />
den notwendigen Baumaßnahmen und erlaubte<br />
nur noch einen vereinsinternen Schießbetrieb.<br />
Verantwortlich in der Schießabteilung waren<br />
in den 60er bis in die 70er Jahre:<br />
Kurt Platzer und später als Schießwart Jakob<br />
Steube, Ludwig Blumenstein, Kurt Hain<br />
1959<br />
Der Sportverein im Umbruch und Wandel<br />
zu anderen Sportarten<br />
Die Verantwortlichen im Verein erkannten den<br />
Wandel in der Gesellschaft und die Interessen<br />
der Mitglieder für andere Sportarten. Neben<br />
den bisherigen Schwerpunkten des Turnens<br />
und der Leichtathletik wurde die Einführung<br />
des Mannschaftsport „Fußball“ geplant.<br />
Diese erweiterten Vereinsaktivitäten setzten<br />
jedoch Übungs und Sportplätze in der Nähe<br />
des Dorfes voraus. Neben diesen Sportstätten<br />
mussten künftig auch Fahrdienste organisiert<br />
werden, denn die Flexibilität und Mobilität der<br />
Sportler waren die Voraussetzungen für den<br />
Fußballsport.<br />
Der Vorstand bestand aus dem 1. Vorsitzenden<br />
Justus Bubenheim, dem 2. Vorsitzenden<br />
und Schriftführer Heinrich Malkus, Karl Riedemann<br />
(Kassierer), sowie Winfried Marotzke<br />
(Turnwart Herren), Ludwig Blumenstein<br />
(Turnwart Jungen), Margarete Blumenstein<br />
(Turnwart Mädchen), HansDieter Hinrichs<br />
(Gerätewart), Kurt Platzer (Schießmeister),<br />
Jakob Steube (Schießwart).<br />
1960<br />
Baubeginn des Sportplatzes durch die<br />
Pioniere der Bundeswehr<br />
Auf Drängen des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> wurde<br />
im Jahre 1959 von der Gemeinde <strong>Schwarzenberg</strong><br />
ein über dem Dorf gelegener ehemaliger<br />
Steinbruch angekauft und als Sportplatzgelände<br />
ausgewiesen.<br />
Es schien fast unmöglich, aus diesem zerklüfteten<br />
Gelände einen einigermaßen brauchbaren<br />
Platz zu schaffen, da gewaltige Erdmassen<br />
zu bewegen waren. Dank guter Verbindungen<br />
des damaligen Lehrers Herrn Platzer zu einer<br />
Pioniereinheit der Bundeswehr hatte die Gemeinde<br />
eine Zusage zu den ersten Planierarbeiten<br />
erhalten.<br />
Hoffnung auf Beschleunigung der Baumaßnahme<br />
und Aufnahme des Spielbetriebes<br />
Im Frühjahr 1960 wurde durch Bereitstellung<br />
von zwei schweren Planierraupen und deren<br />
Bedienungsmannschaft mit den Planierarbei<br />
Auf dem linken Bild sieht man noch die Familie Emmeluth/Ratz bei der Feldarbeit am Hang, der einen<br />
Höhenunterschied von 20 m. aufweist.<br />
351
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
ten begonnen. Durch die Baufirma Zamzow<br />
aus Melsungen wurde der Platz 1962 fertig<br />
einplaniert. In der Jahreshauptversammlung<br />
am 6.2.1962 wurden vom Vorstand sämtliche<br />
Vereinsmitglieder aufgefordert sich an den<br />
Ausbauarbeiten am Sportplatz zu beteiligen.<br />
Auch die Schule mit den Lehrern und Schülern<br />
wurden zu freiwilligen Arbeiten am Sportplatzbau<br />
aufgerufen, um eine Beschleunigung<br />
der Baumaßnahme zu erreichen. Nach der<br />
Verlegung der Drainage und dem Einsäen des<br />
Rasens wurde der Sportplatz fertiggestellt.<br />
1962<br />
Der Turnbetrieb wurde eingestellt<br />
In der Jahreshauptversammlung brachte der<br />
1. Vorsitzende Justus Bubenheim in seinem<br />
Jahresbericht für 1962 zum Ausdruck, dass<br />
sich die Schließung der Gastwirtschaft Bangert<br />
sehr zum Nachteil des Vereins ausgewirkt<br />
habe, weil das Turnen dadurch eingestellt<br />
werden musste und auch der Schützenverein<br />
nicht an den Wettkämpfen teilnehmen konnte.<br />
1963<br />
Gründung der FußballJugendmannschaft<br />
Im Sommer 1963 nach Fertigstellung des<br />
Sportplatzes konnte endlich der Turn und<br />
Sportverein durch die neu ins Leben gerufene<br />
Sparte „Fußball“ erweitert werden. Gespielt<br />
wurde in der Jugendkreisgruppe Melsungen.<br />
Einige Jugendliche hatten schon bei dem<br />
Nachbarverein in Röhrenfurth gespielt und<br />
stellten somit schon das Gerüst für eine Jugendmannschaft.<br />
Beim Aufbau der Fußballmannschaften<br />
machte sich<br />
Kamerad Heinrich Worst<br />
besonders verdient und<br />
wurde 1965 zum 1. Vorsitzenden<br />
gewählt. Heinrich<br />
Worst ist einer der Gründer<br />
der Fußballsparte des TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> und führte<br />
den Verein von den Gerätesportarten<br />
Turnen in den neuen Mannschaftsport<br />
„Fußball“. Er führte dies Amt bis<br />
1973, danach stellte er sich weiterhin der Jugendarbeit<br />
zur Verfügung.<br />
Zum Vorstand gehörten in der Zeit von 1963<br />
bis 1973: Heinrich Malkus, Willi Rohde,Georg<br />
Ruppel, Karl Riedemann, Helmut Sinning, Otto<br />
Siemon, Hans Schneider, Günther Findling,<br />
Heinz Riedemann, Heinz Rothämel, Kurt Hain,<br />
Jakob Steube, Gerhard Hofmann, Rudi lwanowski,<br />
Lothar Jäger, Willi Jäger und Winfried<br />
Marotzke.<br />
1965<br />
Gründung der FußballSeniorenmannschaft<br />
Aus dem Stamm der Jugendmannschaft wurde<br />
in der Saison 1965/66 die 1. FußballSeniorenmannschaft<br />
aufgebaut.<br />
Auf dem Bild in der hinteren Reihe von lnks: Heinz<br />
Riedemann, Ludwig Kördel, Heinz Göbel, Willi Rohde,<br />
Willi Mainz, Betreuer Heinrich Worst.<br />
Vordere Reihe von links: Karl Heinz Helper, Horst<br />
Riedemann, Bernd Ringelberg, Rudi Iwanowski, Kurt<br />
Hofmann. Weitere Spieler waren: Helmut Anacker,<br />
Lothar Jäger, Willi Sinning, Gerhard Semmler, Bernd<br />
Scheffler.<br />
Hintere Reihe von links: 1. Vorsitzender Heinrich<br />
Worst, Heinz Rothämel, Willi Mainz, Willi Rohde,<br />
Ludwig Blumenstein, Kurt Hofmann, Lothar Jäger,<br />
Günter Findling.<br />
Vordere Reihe von links: Spielertrainer und Spartenleiter<br />
Otto Siemon, Rudi Iwanowski, Heinz Riedemann,<br />
Ludwig Kördel.<br />
352
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Die ersten Anfänge der 1. Seniorenmannschaft<br />
wurden in der Kreisliga Melsungen der<br />
B Klasse gemacht. Die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Sportler erspielten in der ersten Spielsaison<br />
1965/66 den 12. Tabellenplatz und steigerten<br />
sich bis zur Spielsaison 1971/72 auf den 5.<br />
Tabellenplatz. Diese Entwicklung war der guten<br />
Jugendarbeit mit dem TSV Röhrenfurth zu<br />
verdanken, sowie der Integration der jungen<br />
Spieler in die Seniorenmannschaft.<br />
1969<br />
Ein neues Vereinslokal steht dem Verein<br />
wieder zur Verfügung<br />
In der Zeit von 1962 bis 1969 musste der Verein<br />
seine Vereinsaktivitäten in den Räumen<br />
der ehemaligen Schule betreiben. Mit der Eröffnung<br />
der neuen Gaststätte „Seckenbachklause“<br />
im Jahr 1969, die die Familie Adolf u.<br />
Elisabeth Potzkai neu errichtete, konnte der<br />
Verein wieder eine bessere öffentliche Vereinsarbeit<br />
anbieten.<br />
Die Gründung der Sparte „Leichtathletik“ erfolgte<br />
im Jahre 1970. Es handelt sich hierbei<br />
um Mädchen und Jungen im Alter zwischen 8<br />
und 14 Jahren.<br />
Aller Anfang ist schwer, aber nach einigen<br />
Trainingswochen konnten bei Wettkämpfen<br />
die ersten Erfolge erzielt werden.<br />
Diese Leistungen steigerten sich noch als man<br />
in Eigenhilfe auf dem Sportplatz eine Weitsprunggrube,<br />
sowie einen Kreis für Diskuswurf<br />
und Kugelstoß errichtete.<br />
Bei den Kreismeisterschaften 1972 wurden<br />
zehn Titel gewonnen und weitere gute Placierungen<br />
erreicht.<br />
In der Mannschaftswertung erreichte man<br />
1971 und 1972 hinter der Mannschaft von<br />
Spangenberg den 2. Platz.<br />
Zu den talentiertesten und besten Jugendlichen<br />
gehörten Beate Schneider, Heike Hain,<br />
Birgit Schäfer und Frank Tugend. Sie konnten<br />
eine Vielzahl von Kreismeisterschaften erringen,<br />
sowie mehrere Kreisrekorde aufstellen.<br />
1970<br />
Erweiterung des Sportbetriebes mit einer<br />
2.Fußballmannschaft<br />
Die 1. Mannschaft bewies in den darauffolgenden<br />
Jahren, dass sie ihren Platz in der oberen<br />
Hälfte der BKlasse durch gute Leistungen behaupten<br />
konnte.<br />
Durch Neuzugänge von Jugendlichen aus dem<br />
eigenen Nachwuchs, aber auch durch Spieler<br />
aus Melsungen und den Nachbargemeinden,<br />
war der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> im Jahre 1970<br />
sogar in der Lage eine 2. Fußballmannschaft<br />
zu melden.<br />
1970<br />
Gründung der Sparte „Leichtathletik“<br />
Einen hervorragenden Trainer unserer Jugend<br />
und Schüler in der Sparte Leichtathletik<br />
hatten wir in Sportkamerad Willi Mainz. Sein<br />
persönlich größter Einzelerfolg war die Hessenmeisterschaft<br />
in Schwerathletik (Rasen<br />
Kraftsport) im Jahre 1965. Weiterhin war Willi<br />
Mainz noch sehr aktiv als Fußballschiedsrichter<br />
von 1968 bis 1988.<br />
Auf dem Bild von links: Beate Schneider, Willi<br />
Mainz, Claudia Goldhardt, Petra Langefeld und Hans<br />
Schneider als Betreuer der Gruppe<br />
1973<br />
Der TSV im Jubiläumsjahr<br />
In der Jahreshauptversammlung im Januar<br />
1973 wurde Sportkamerad Georg Ruppel mit<br />
der Führung des Turn und Sportvereins<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> beauftragt.<br />
Eine verjüngte Mannschaft stand tatkräftig zur<br />
Seite und organisierte das Vereinsjubiläum.<br />
353
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Der Vorstand wurde wie folgt gewählt:<br />
1. Vorsitzender: Georg Ruppel<br />
2. Vors.: Gerhard Hofmann<br />
Schriftführer:<br />
Willi Rohde<br />
1. Kassierer: Helmut Sinning<br />
Platzkassierer:<br />
Vors. Spielausschuss:<br />
Mitglieder:<br />
Jugendleiter:<br />
Beirat:<br />
Leichtathletikwarte:<br />
Schießwarte:<br />
Konrad Hain<br />
Otto Siemon<br />
Der TSV feiert das 50jährige<br />
Vereinsjubiläum<br />
Winfried Marotzke,<br />
Klaus Kraß<br />
Dieter Biermann<br />
Robert Meyfarth,<br />
Ludwig Kördel,<br />
Dieter Vaupel<br />
Willi Mainz,<br />
Günter Goldhardt<br />
Ludwig Blumenstein,<br />
Konrad Hain<br />
Wie eine große Familie hielten die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
zusammen als es galt den 50. Geburtstag<br />
des Turn und Sportvereins zu feiern. In<br />
der Gemeinde war jeder Einwohner in irgendeiner<br />
Form mit dem Verein verbunden. Das<br />
kam beim Kommers zum Ausdruck.<br />
In seiner Festrede begrüßte der 1. Vorsitzende<br />
Georg Ruppel neben einer Reihe von<br />
Ehrengästen besonders die Mitglieder, die den<br />
Verein vor 50 Jahren mit gegründet hatten.<br />
Forderung nach einem Umkleidehaus am<br />
Sportplatz<br />
Der 1. Vorsitzende Georg Ruppel verwies darauf,<br />
dass es den Verantwortlichen darauf ankomme,<br />
den Menschen der Region sportliche<br />
Betätigungsmöglichkeiten zu bieten. Daneben<br />
sollte die Sportkameradschaft gepflegt werden,<br />
die dem Menschen Freude bereite und<br />
zur Selbstverwirklichung beitragen sollte.<br />
1. Mannschaft. Auf dem Bild in der hinteren Reihe<br />
v. links: Spielausschussmtgl. W. Marotzke, Vors. d.<br />
Spielausschusses O. Siemon, R. Iwanowski, W. Ufer,<br />
H.J. Krass, K. Hofmann, R. Jacob, R. Meyfarth,<br />
K. Krass. Vordere Reihe v. links: K.H. Helper,<br />
D. Vaupel, W. Rohde, H. Riedemann, G. Boy.<br />
2. Mannschaft. Auf dem Bild in der hinteren Reihe<br />
v. links: G. Wagner, N. Malkus, B. Scheffler, C. Klemens,<br />
H. Rothämel, E. Rotter, G. Findling, Betreuer<br />
Vollmer. Vordere Reihe v. links: Otto Siemon,<br />
H.J. Löwe, L. Kördel, E. Seitz, B. Böttner<br />
Auf dem Bild von links: Heinrich Sondermann,<br />
Justus Hofmann, Wilhelm Barthel, Karl Riedemann,<br />
Justus Jäger, Justus Bubenheim, Christian Jakob,<br />
Heinrich Blumenstein.<br />
Der Vorsitzende dankte der Gemeinde für ihre<br />
Unterstützung und warb für den Bau eines<br />
Umkleidehauses am Sportplatz. Wenn man, so<br />
Georg Ruppel weiter, neben dem bereits vorhandenen<br />
Angebot weiter in die Breite gehen<br />
wolle, sei man in <strong>Schwarzenberg</strong> mangels geeigneter<br />
Sportstätten gezwungen, mit Nachbarvereinen<br />
zusammenzuarbeiten und Spielgemeinschaften<br />
zu gründen.<br />
354
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Mit dem damaligen Vorsitzenden des Spielausschusses<br />
Otto Siemon hatte der Verein<br />
seit 1965 eine dynamische und aktive Persönlichkeit<br />
in seinen Reihen. Als Fußballspieler<br />
und Trainer prägte Otto Siemon sehr stark<br />
das Fußballgeschehen in <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
1975<br />
Die Ausbildung der <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Fußballjugend beim MFV 08<br />
Ab 1975 wurde die Fußballjugend des TSV bei<br />
dem Melsunger MFV O8 ausgebildet, mit dem<br />
Jugendleiter Horst Riedemann und Horst Sonnenschein<br />
war der TSV in der Gemeinschaft<br />
vertreten. Ab diesem Zeitpunkt musste der<br />
TSV neben der Bereitstellung von Betreuern<br />
auch einen finanziellen Beitrag je Mitglied an<br />
den Melsunger Verein leisten.<br />
1976<br />
Bau des Umkleidehauses am Sportplatz<br />
im Blockhausstil<br />
Das Umkleidehaus hatte der Verein 1976 in<br />
Eigenleistung mit der Hilfe von freiwilligen<br />
Helfern und Vereinsmitglieder erstellt. Die<br />
Materialkosten wurden von der Stadt Melsungen<br />
übernommen.<br />
Die Bauleitung hatte Hans Seitz, der auch die<br />
Zeichnung erstellte. Insgesamt wurden lt.<br />
Aufzeichnungen von Otto Siemon ca. 1300<br />
Arbeitsstunden durch die Sportler und Mitglieder<br />
geleistet. Stellvertretend für die gesamten<br />
Helfer sind Ludwig Blumenstein, Kurt Hain<br />
und Winfried Marotzke zu nennen, denn sie<br />
waren die Männer vom Fach bei den Holz und<br />
Zimmerarbeiten.<br />
Unsere Schiedsrichter in den 70er Jahren<br />
Neben den Übungsleitern, Trainern und den<br />
Mitgliedern des Spielausschusses sind die<br />
Schiedsrichter ein wichtiger Bestandteil des<br />
Spielbetriebes.<br />
Mit den Sportkameraden Günter Stahr, Walter<br />
Langefeld und Willi Mainz hatte der Verein<br />
Spielerpersönlichkeiten, die als Schiedsrichter<br />
Auf dem Bild von links: Walter Langefeld, Günter<br />
Stahr, Willi Mainz<br />
ausgebildet und bei Meisterschaftsspielen in<br />
höheren Spielklassen bis zur Landesliga eingesetzt<br />
wurden. Zu den ersten Schiedsrichtern<br />
gehörte auch Heinz Rothämel.<br />
Das erste neue Umkleidehaus des Vereins am<br />
Sportplatz motivierte auch die Spieler und führte zu<br />
besseren sportlichen Leistungen.<br />
355
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
1976<br />
Die 1. Fußballmannschaft wurde erstmalig<br />
Meister in der B Klasse<br />
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> wurde für seine Aufbauarbeit<br />
in der jungen Fußballsparte mit<br />
dem Gewinn der Meisterschaft in der Melsunger<br />
B Kreisliga belohnt<br />
und stieg in die<br />
Melsunger A Kreisliga<br />
auf.<br />
Diese Leistung wurde<br />
nur durch den besonderen<br />
Einsatz einzelner<br />
Persönlichkeiten<br />
im Vorstand, des<br />
Spielausschusses, den<br />
Trainern aber ins besonders<br />
durch die<br />
Spieler selbst ermöglicht.<br />
Mit der Breitenarbeit<br />
von der Jugend bis in<br />
den Seniorenbereich<br />
und den Aufbau einer 2. Seniorenmannschaft<br />
konnte die Grundlage für eine erfolgreiche<br />
Fußballgeschichte entstehen.<br />
Ein weiterer Garant dafür war auch die Gewinnung<br />
neuer Spieler aus Melsungen und<br />
Umgebung für den TSV <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Hintere Reihe v. links: 1. Vors. Georg Ruppel, Spielausschussmitglied R. Jacob,<br />
K. Krass, R. Iwanowski, G. Boy, N. Malkus, G. Steube, J. Otto, R. Küllmer, R.<br />
Meyfarth, Spartenleiter O. Siemon, W. Marotzke, 2. Vors. G. Hofmann.<br />
Vordere Reihe v. links G. Leimbach, R. Ferrara, Spielführer W. Rohde, H.J. Löwe,<br />
K. Hofmann, Horst Riedemann, K.H. Helper, H.J. Krass. Spielführer Willi<br />
Rohde zeigt stolz den Meisterschaftspokal.<br />
1977<br />
Sportplatzausbau und Erweiterung<br />
Um den Vorgaben für Meisterschaftsspiele gerecht<br />
zu werden, wurde eine Spielfeldgröße<br />
von 90 x 50 m geplant und ausgebaut.<br />
Der hoffnungsvolle Nachwuchs in der<br />
zweiten Generation<br />
Nach der Gründung der Sparte „Fußball“,<br />
wurde die Jugendarbeit des TSV gefördert, um<br />
junge Talente anzuspornen und für den Verein<br />
zu gewinnen.<br />
Insgesamt wurden<br />
1000 Kubikmeter<br />
Erde bewegt,<br />
600 Meter<br />
Drainage verlegt,<br />
250 Kubikmeter<br />
Muttererde<br />
aufgetragen, planiert und ausgesät und<br />
60x6 m Ballfangnetz angebracht.<br />
Die Stadt Melsungen finanzierte das Projekt<br />
mit 20.000 DM und unter der Regie des TSV<br />
wurde das Projekt geplant, organisiert und<br />
durchgeführt.<br />
Mit Hans Seitz und Heinrich Riedemann standen<br />
dem TSV Männer vom Fach als Bauingenieur/Polier<br />
mit Rat und Tat zur Seite und unterstützten<br />
die freiwilligen Helfer.<br />
Nachwuchs u. Betreuer auf dem Bild: Jugendleiter<br />
Heinrich Worst, Klaus Potzkai, Hans Heinrich Worst,<br />
Karsten Schmidt, Peter Hofmann, Volker Jäger,<br />
Bernd Findling, Betreuer Rudi Iwanowski. Zweite<br />
Reihe stehend: Stefan Kördel, Reiner Hofmann,<br />
Thomas Groß. Sitzend: Markus Blumenstein,<br />
Michael Iwanowski<br />
356
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Aus dieser Jugendabteilung und der Zusammenarbeit<br />
mit Melsungen 08 entstand das<br />
Spielerpotential für die Seniorenmannschaften,<br />
außerdem konnten auch Fußballer aus<br />
Melsungen für den TSV gewonnen werden.<br />
Durch einen 2:0 Sieg über Quentel schaffte<br />
der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> den Sieg beim traditionellen<br />
Pfingstturnier in 1977. Der 1. Vors.<br />
Georg Ruppel überreicht dem Spielführer Rainer<br />
Küllmer den Pokal.<br />
Auf dem Bild von links: Andreas Köthe, Peter Jäger,<br />
Uwe Bubenheim u. Jürgen Jäger<br />
1977<br />
Pfingstturniere der Fußballmannschaften<br />
Pfingstturniere waren neben den sportlichen<br />
Aspekten auch wichtige Aktionen zur Finanzierung<br />
der Vereinsaktivitäten und wurden regelmäßig<br />
bis in die 90er Jahre durchgeführt.<br />
Beispielhaft das Turnier 1977:<br />
Auf dem Bild von links: 2. Vors. Gerhard Hofmann,<br />
1. Vors. Georg Ruppel, Kurt Hain, Kassierer Helmut<br />
Sinning, Spielführer Rainer Küllmer.<br />
Dorffeste und Sportveranstaltungen für<br />
die <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Der TSV hatte durch die Unterstützung seiner<br />
Mitglieder und der <strong>Schwarzenberg</strong>er auch eine<br />
Basis, um vereinseigene Baumaßnahmen<br />
und sportlichen Aktivitäten umzusetzen.<br />
Es war deshalb selbstverständlich, dass der<br />
Verein auch für die Allgemeinheit einige Veranstaltungen<br />
organisierte und damit seine<br />
Verbundenheit zu den Bürgern von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
zeigte.<br />
Spiele für die<br />
Kleinsten<br />
Spiele für die Älteren,<br />
wie z.B. Sackhüpfen<br />
Die Turnierleitung lag in den Händen des Spartenleiters<br />
Otto Siemon und Winfried Marotzke<br />
Es wurden Sport u. Dorffeste auf dem Sportplatz<br />
mit sportlichen Einsätzen für Jung und<br />
Alt organisiert. Mit Bratwurst, Getränken sowie<br />
Kaffee und Kuchen wurden diese Feste<br />
abgerundet. Diese Tradition wurde beibehalten<br />
und bei besonderen Anlässen durchgeführt.<br />
357
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
1978<br />
Georg Ruppel übergab den Vorsitz an<br />
Gerhard Hofmann<br />
Gerhard Hofmann hatte schon jahrelang als<br />
Mitglied im Spielausschuss und als 2. Vorsitzender<br />
die Geschicke des TSV kennengelernt,<br />
bevor er das Ehrenamt des Vorsitzenden<br />
übernahm und bis 1989 begleitete.<br />
In dieser Zeit musste der Vorstand auch neue<br />
Geldquellen erschließen, denn die Ausgaben<br />
konnten über die Mitgliedsbeiträge nicht gedeckt<br />
werden. Pfingsturniere mit Bewirtschaftung<br />
lockten in dieser Zeit viele Zuschauer auf<br />
unseren Waldsportplatz, ebenso auch die alljährliche<br />
Bewirtschaftung zum 1. Mai an der<br />
Kroneneiche.<br />
Folgende Vorstandsmitglieder unterstützten<br />
Gerhard Hofmann tatkräftig in seiner 11<br />
jährigen Tätigkeit:<br />
2. Vorsitzender: Otto Siemon<br />
Schriftführer:<br />
Georg Ruppel,<br />
Wolfgang Becker<br />
Kassierer:<br />
Helmut Sinning<br />
Platzkassierer:<br />
Konrad Hain<br />
Spielausschuss: Heinz Rothämel, Willi Rohde,<br />
Volker Müller, Kurt Hofmann<br />
Veranstaltungen zum 1. Mai und<br />
Himmelfahrt an der Kroneneiche<br />
Mit diesen Aktionen hat sich<br />
der Verein ab den 70er Jahren<br />
bis zum heutigen Zeitpunkt im<br />
Jahr 2012 eine zusätzliche Einnahmequelle<br />
geschaffen.<br />
Dazu haben viele freiwillige<br />
Helfer beim Organisieren der<br />
Veranstaltung oder als Helfer beigetragen.<br />
1979/80<br />
Gründung Altherren Fußballabteilung<br />
Im Jahr 1979/80 wurde eine Abteilung Altherren<br />
der Sparte Fußball gegründet und dem<br />
TSV <strong>Schwarzenberg</strong> als autonome Abteilung<br />
angegliedert. Diese Abteilung besteht aus<br />
Mitgliedern des TSV, die getrennt Buch und<br />
Kasse führt und eine eigene Leitung hat, dem<br />
Vorstand des TSV gegenüber jedoch berichtet.<br />
Erstmals konnte 1980 die AH Mannschaft des<br />
TSV den OskarPfeiferWanderpokal im Hallenfußball<br />
gewinnen.<br />
Hinteren Reihe von links: G. Stahr, J. Otto, E.<br />
Rotter, Boy, D. Vaupel, H. Heidel; kniend von links:<br />
R. Iwanowski, R. Jakob, K. Hofmann, R. Küllmer.<br />
Ein weiterer Erfolg der Altherren Fußballmannschaft<br />
stellte sich bereits ein mit dem<br />
Gewinn der Hallenmeisterschaft in der Spielsaison<br />
1980/81<br />
Durch die Gründung der AH Fußballabteilung<br />
wurde erreicht, dass die Fußballer aus dem<br />
Seniorenbereich in anderen Altersklassen<br />
weiterhin sportlich ihre Aktivitäten betreiben<br />
können und als „Stille Reserve“ zur Verfügung<br />
stehen. Freizeitgestaltung und Frohsinn sind<br />
ein weiteres Standbein der Aktivitäten zum<br />
Nutzen des gesamten Vereins. Als Beispiel eine<br />
Waldwanderung aus den 80er Jahren:<br />
358
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
1981<br />
Die 2. Mannschaft ist Meister der Kreisliga<br />
B Reserven<br />
Die 2. Fußball Mannschaft des TSV erkämpft<br />
die Meisterschaft der Melsunger Kreisliga der<br />
BReserve. Grundlage dieses Erfolges war<br />
auch die Einbindung junger Spieler in die<br />
Mannschaften sowie das Spielerpotential der<br />
AH Mannschaft.<br />
Die Mannschaft in der oberen Reihe von links: 1.<br />
Vors. G. Hofmann, G. Boy, Schneider, R. Jacob,<br />
Hohmann, D. Vaupel, W. Rohde, J. Otto, H. Riedemann,<br />
2. Vors. O. Siemon, W. Marotzke.<br />
Untere Reihe von links: K. Siebert, Horst Riedemann,<br />
B. Riedemann, Nadler, L. Jäger, W. Becker<br />
u. R. Küllmer.<br />
1986<br />
Gründung der Sparte Damen<br />
Gymnastik<br />
Im Januar 1986 wurde von sportbegeisterten<br />
Frauen die Sparte „DamenGymnastik“ gegründet.<br />
Viele der Gründungsteilnehmer gingen<br />
in dieser Zeit in die Gymnastikstunden<br />
der Melsunger Turngemeinde, um sich körperlich<br />
zu betätigen. Bei der großen Anzahl<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Frauen in diesen Gruppen<br />
kam der Gedanke auf, dem TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
selbst eine solche Gymnastikgruppe anzugliedern.<br />
Als Übungsleiterin konnte damals Ellen Heppner<br />
gewonnen werden. Wegen der großen Anzahl<br />
der Teilnehmerinnen wurden zwei Gruppen<br />
gebildet, die sich wöchentlich für eine<br />
Stunde im Dorfgemeinschaftshaus trafen. Mit<br />
Ehrgeiz aber auch viel Spaß wurden die Gymnastikstunden<br />
durchgeführt.<br />
Planung einer neuen Sportanlage mit<br />
Sporthaus und Spielfeld<br />
Nachdem bereits 1985 die Zustimmung für<br />
den Bau der neuen Sportanlage mit Sportplatz<br />
und Sporthaus durch die Gremien der Stadt<br />
Melsungen erfolgte, wurde mit der Umsetzung<br />
begonnen.<br />
Der Plan/Entwurf zur Erweiterung des Sportplatzes<br />
wurde im April 1986 aufgestellt und im<br />
September 1986 von den amtlichen Stellen<br />
genehmigt. Die ursprüngliche Spielfeldgröße<br />
von 50 x 90 Meter wurde auf insgesamt<br />
60x90 Meter zuzüglich eines umlaufenden Sicherheitsstreifens<br />
von drei Metern vergrößert.<br />
Das Sporthaus mit einer Größe von 120 qm<br />
erfüllte die Anforderungen öffentlicher Sportanlagen<br />
sowie der Vorstellung des Vereins in<br />
Größe, Funktion und Lage zum Sportplatz.<br />
Beim Bau des Waldsportplatzes mit dem<br />
Sporthaus und Parkplätzen wurde ein besonderes<br />
Augenmerk auf die vorhandene Bepflanzung<br />
gelegt, diese konnte weitgehend<br />
geschont werden.<br />
Finanzierungsplan:<br />
1986 1987<br />
Sporthaus<br />
Stadt Melsungen 164.000 DM<br />
Bauphase des Sporthauses<br />
Sportplatz<br />
500.000 DM<br />
Land Hessen 20.000 DM 165.000 DM<br />
Bund 10.000 DM 150.000 DM<br />
Schwalm–Eder Kr. 20.000 DM<br />
H F Verband<br />
Eigenleistg. TSV<br />
11.000 DM<br />
80.000 DM<br />
25.000 DM<br />
Ges. Kosten 305.000 DM 840.000 DM<br />
Das neue Gebäude war seinerzeit als Vereinsmaßnahme<br />
angemeldet worden, um eine entsprechende<br />
finanzielle Förderung zu erhalten.<br />
Um ein solches Projekt “Sportanlage <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
zu ermöglichen, war eine wesentliche<br />
Voraussetzung, dass der Turn und<br />
Sportverein beim Bau des Sporthauses Eigenleistungen<br />
und Eigenmittel von insgesamt DM<br />
80 000. erbringen musste.<br />
359
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Der Auftraggeber war die Stadt Melsungen sowie<br />
der TSV <strong>Schwarzenberg</strong>. Die Regie der<br />
Bauabläufe für die vereinsseitigen Maßnahmen<br />
wurde vom Vorstand des TSV unter der<br />
Leitung von Otto Siemon durchgeführt. Der<br />
TSV konnte mit Hilfe von bewährten und qualifizierten<br />
Handwerkern incl. aller Helfer (Maurer,<br />
Zimmerleute, Schreiner, Klempner, Elektriker)<br />
und der Unterstützung durch die<br />
Zimmerei Schneider in Röhrenfurth sowie der<br />
Schreinerei Arsand mit deren Maschinen, diese<br />
außergewöhnliche Leistung vollbringen.<br />
Nach 5052 freiwilligen Arbeitsstunden stand 1987 das neue Sporthaus!<br />
Baubeginn mit Grundsteinlegung und Rohbauerstellung<br />
Mauerarbeiten<br />
Dachabdeckung u. Klempnerarbeiten<br />
360
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Innenausbau der Haustechnik<br />
Arbeiten in der Werkstatt und Innenausbau durch die Holzwürmer<br />
Der letzte Schliff im Haus mit Farbe und Putzmittel<br />
Außenanlagen wurden angelegt<br />
Eine der letzten Aktionen bei der Aufforstung und<br />
Hangbefestigung am Sportplatz<br />
Auf dem linken Bild von links stehend: Willi Rohde, 1. Vors.<br />
Gerhard Hofmann, Erich Riedemann, Förster, Horst Sonnenschein,<br />
Kurt Hofmann, Manfred Tews, Heinz Riedemann.<br />
Kniend von links: Dieter Cornelius, Dr. Haake v. d. Jagdaufsicht<br />
B. Braun u. Adolf Seitz<br />
361
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Nach Fertigstellung der Baumaßnahme hatte<br />
der Verein mit nahezu 100 Mitgliedern und<br />
Freunden insgesamt 5052 freiwillige Arbeitsstunden<br />
geleistet.<br />
Und so sah das Sporthaus nach der Fertigstellung aus!<br />
Feierlichkeiten zur Einweihung des Hauses zum Hessentag 1987<br />
Die Übergabe des Sporthauses an den TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wurde von Hessens Sozialminister<br />
Herrn KarlHeinz Trageser vorgenommen.<br />
In seiner Rede würdigte er die besondere<br />
Leistung des kleinen Vereins, dessen 100<br />
freiwillige Helfer den Bau des Sporthauses<br />
ermöglichten.<br />
Die Begrüßung der Ehrengäste, den Sportlern<br />
und Mitgliedern sowie der Bürger aus<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> wurde durch den 1. Vorsitzenden<br />
Gerhard Hofmann und dem Bürgermeister<br />
der Stadt Melsungen Herrn Dr. Appell vorgenommen,<br />
der auch die Wünsche der<br />
städtischen Gremien überbrachte.<br />
Gerhard Hofmann dankte in seiner Ansprache<br />
allen Helfern, den verantwortlichen Gremien<br />
in der Stadt, dem Kreis und des Landes aber<br />
auch den sportlichen Organisationen, für ihre<br />
Unterstützung bei der Realisierung der Sportanlage.<br />
Links: Sozialminister KH Trageser<br />
Mitte: 1. Kreisbeigeordneter W. Fleischer<br />
Rechts: Bauarchitekt Heerdt<br />
1. Vorsitzender des TSV<br />
Gerhard Hofmann<br />
Bürgermeister Dr. Appell<br />
Das Hessentagspaar Beate Apel und Volker<br />
Salzmann überbrachte die Wünsche des Hessentages<br />
und übergab Gerhard Hofmann<br />
einen Wandteller als Erinnerung an diesen<br />
Tag.<br />
362
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Die Gäste, Sportler und Freunde des Vereins bei der Festveranstaltung<br />
Nach der Feierlichkeit<br />
verabschieden<br />
Otto Siemon und<br />
Herr Dr. Appell das<br />
Hessentagspaar.<br />
Für die Bewirtung sorgten unsere Damen der<br />
Gymnastikgruppe und unsere Senioren.<br />
1986 – 1988<br />
Bau des Sportplatzes und Fertigstellung<br />
der Sportanlage<br />
Mit den Bauarbeiten war im Oktober 1986 begonnen<br />
worden. Die lange Bauzeit bis Ende<br />
1987 kam wegen der ausgesprochen ungünstigen<br />
und feuchten Witterung zustande und<br />
ermöglichte nicht die zeitgleiche Einweihung<br />
mit dem Sporthaus am Hessentag 1987.<br />
Der Bau der gesamten Sportanlage mit dem<br />
Sportplatz und Sporthaus sowie den Außenanlagen<br />
bis hin zu den Zufahrtsstraßen wurde<br />
begünstigt durch die Förderung und die Austragung<br />
des Hessentages in Melsungen.<br />
Es wurden 12000 Kubikmeter Boden bewegt.<br />
2900 Quadratmeter Böschungen hergestellt<br />
und begrünt, 1400 Quadratmeter Drainage<br />
verlegt, 6500 Quadratmeter Rasenfläche geschaffen,<br />
eine Flutlichtanlage montiert und<br />
Außenanlagen gebaut.<br />
363
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
1988<br />
Feierlichkeiten zur Einweihung des<br />
Sportplatzes<br />
Am 7. August 1988 war es dann soweit.<br />
Nachdem im Jahr zuvor das schmucke Sporthaus<br />
den Sportlern übergeben worden war,<br />
konnte der Spielbetrieb in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wieder aufgenommen werden. Dank der Unterstützung<br />
der Vereine aus Melsungen und<br />
Röhrenfurth konnten unsere Sportler das Training<br />
und die Meisterschaftsspiele für ca. 2<br />
Jahre auf deren Sportplätzen durchführen.<br />
Ein besonderer Gruß und Dank erging an die<br />
städtischen Gremien der Kernstadt Melsungen,<br />
an ihrer Spitze den Bürgermeister Dr. Erhard<br />
Appell, den Vertreter des Landrates den<br />
1. Beigeordneten Wolfgang Fleischert, Vertreter<br />
der Kernstadt Melsungen, Vertreter der<br />
einzelnen Fraktionen des Melsunger Parlaments,<br />
Vertreter des Sportes, Sportkreisvorsitzender<br />
August Gipper, Kreisfußballwart<br />
Kurt Küchmann, Vertreter der einzelnen Vereine,<br />
die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und<br />
des Architekturbüros Walloschke mit den ausführenden<br />
Firmen der Sportanlage.<br />
Bei dieser Gelegenheit wurde auch dem ehemaligen<br />
Ortsvorsteher Hans Schneider ganz<br />
herzlich für seinen Einsatz bei den Planungen<br />
und Verhandlungen mit den städtischen Gremien<br />
gedankt.<br />
Grußworte überbrachten neben den Ortsvereinen<br />
und benachbarten Vereinen auch die<br />
Gremien der Stadt, des Kreises sowie des<br />
Sportbundes und des Kreisfußballverbandes.<br />
Der „Gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong>“ unter<br />
Leitung von Meinolf Stamm umrahmte an diesem<br />
Tag die Feier mit Liedbeiträgen.<br />
Der TSV hatte zu diesem feierlichen Anlass<br />
sämtliche Mitglieder, die <strong>Schwarzenberg</strong>er,<br />
befreundete Vereine, Verantwortliche aus Politik<br />
und des Sportes eingeladen.<br />
Der 1. Vorsitzende Gerhard Hofmann und<br />
Otto Siemon als 2. Vorsitzender würdigten<br />
die Leistungen aller Freunde, Helfer und Unterstützer<br />
dieses Projektes.<br />
Otto Siemon in der<br />
Funktion als Ortsvorsteher<br />
und sogleich<br />
auch 2.Vorsitzender<br />
des TSV<br />
ging auf dieses erfreuliche<br />
Jahrhundertereignis<br />
ein und begrüßte sämtliche Ehrengäste<br />
und Freunde des Sports.<br />
Der Schwerpunkt der gesamten Feierlichkeiten<br />
galt den Sportlern.<br />
Die 1. Mannschaft des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> im<br />
Eröffnungsspiel gegen den TSV Röhrenfurth.<br />
364
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Der F Jugendmannschaften aus Röhrenfurth/Körle u. des MFV 08/<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Darbietungen der Damen Gymnastikgruppen aus <strong>Schwarzenberg</strong> u. Röhrenfurth sowie der<br />
Melsunger Turngemeinde.<br />
Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Jugendfeuerwehr bei einer Schauübung<br />
365
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
1989<br />
Generationswechsel im Vorstand und<br />
der Mannschaften<br />
Die Mitglieder des TSV<strong>Schwarzenberg</strong> wählten<br />
in der Jahreshauptversammlung am<br />
27.1.1989 Horst Sonnenschein zum 1. Vorsitzenden.<br />
Horst Sonnenschein war selbst langjähriger<br />
Fußballspieler, in der Jugendarbeit tätig und<br />
konnte somit Erfahrungen sammeln für die<br />
Integration der jugendlichen Spieler in die<br />
Mannschaften.<br />
Folgende Vorstandsmitglieder unterstützten<br />
Horst Sonnenschein tatkräftig in seiner 11<br />
jährigen Tätigkeit bis zum Ende des 20. Jahrhunderts<br />
als:<br />
2. Vorsitzender: Horst Riedemann,<br />
Ralf Reichmann<br />
1. Kassierer: Helmut Sinning,<br />
Wolfgang Becker,<br />
Peter Hofmann,<br />
Arno Wagener<br />
Schriftführer:<br />
Spielausschuss:<br />
Maria Hofmann,<br />
Petra Leimbach,<br />
Monika Pietrzak<br />
Kurt Hofmann,<br />
Günter Nickel,<br />
Rainer Küllmer<br />
In dieser Zeit des Umbruchs von dem Turnverein<br />
zum Fußballverein begleiteten die bisherigen<br />
Vorstandsmitglieder sämtliche Veränderungen<br />
und gaben Impulse bei den<br />
vielfältigen Baumaßnahmen und Standortbestimmungen.<br />
Auf dem linken Bild aus der JHV 1989 von links:<br />
Schriftführer Wolfgang Becker, Kassierer Helmut<br />
Sinning, Otto Siemon , Gerhard Hofmann und der 1.<br />
Vors. Horst Sonnenschein<br />
Auf dem rechten Bild aus der JHV 1990 von links:<br />
Helmut Sinning, 2. Vors. Horst Riedemann und 1.<br />
Vors. Horst Sonnenschein<br />
Für einige Sportler der „Ersten Stunde“ wie<br />
Boy Giuliano, Horst Riedemann und Rudi Iwanowski<br />
wurden die ersten Fußballer des<br />
TSV mit 500 Einsätzen bei Meisterschaftsspielen<br />
ausgezeichnet, mit dabei auch Kurt<br />
Hofmann mit 350 Spieleinsätzen. Ebenfalls<br />
geehrt wurden unsere Schiedsrichter Günter<br />
Stahr und Walter Langefeld, die seit 2 Jahrzehnten<br />
für den Verein tätig sind. Horst Sonnenschein<br />
würdigte diese Leistungen und<br />
überreichte eine Ehrenurkunde.<br />
1989/90<br />
Verabschiedung von Vorstandsmitgliedern<br />
und Ehrungen<br />
In der Jahreshauptversammlung 1989 wurden<br />
der bisherige 1. Vors. Gerhard Hofmann<br />
und der 2. Vors. Otto Siemon durch den neu<br />
ins Amt gewählten 1. Vors. Horst Sonnenschein<br />
verabschiedet. Gewürdigt wurden in einem<br />
Rückblick die Leistungen der beiden<br />
Sportkameraden bzgl. ihrer jahrzehntelangen<br />
Vereinsarbeit im Vorstand und dem Aufbau<br />
der Sparte Fußball.<br />
Ebenso würdigte in der JHV 1990 der 1. Vorsitzende<br />
Horst Sonnenschein die Verdienste<br />
von Helmut Sinning als Kassenwart und seine<br />
25 jährige Vorstandsarbeit.<br />
Auf dem linken Bild von links: 1. Vors. Horst Sonnenschein,<br />
Walter Langefeld u. Günter Stahr<br />
Auf dem rechten Bild von links: 1. Vors. Horst Sonnenschein,<br />
Kurt Hofmann, Boy Giuliano, Horst Riedemann<br />
und Rudi Iwanowski.<br />
1990<br />
Die Tischtennissparte wird gegründet<br />
Im August 1990 gründeten einige <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Schülerinnen und Schüler unter Leitung<br />
von Renate Alter und Robert Meyfarth die<br />
Tischtennissparte. Die Gründungsmitglieder<br />
366
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
waren: Nadine Alter, Silvia Bähr, Verena Biermann,<br />
Lena Gießler, Andrea Hofmann, Nadine<br />
Weiß, Henrik Ickler, Martin Langefeld, Lars<br />
Meyfarth und Timo Riedemann.<br />
Mit den Mannschaften, die aus jungen und erfahrenen<br />
Spielern bestanden, konnten die<br />
verantwortlichen Trainer, Betreuer u. der<br />
Spielausschuss eine Serie von Erfolgen erzielen.<br />
Später kehrten die Spieler Stefan Kördel und<br />
Frank Goldhardt aus Melsungen zurück, die in<br />
den Klassen bis zur Landesliga spielten und<br />
heute dem TSV beim Aufbau der jungen<br />
Mannschaft als Spieler und bei der Vorstandsarbeit<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Auf dem Mannschaftsbild in der oberen Reihe von<br />
links: Trainer Günter Gießler, Henrik Ickler, Timo<br />
Riedemann, Betreuerin Renate Alter, Martin<br />
Langefeld, Betreuer Robert Meyfarth. Sitzend von<br />
links: Eva Maria Joswig, Andrea Hofmann, Nadin<br />
Alter, Lena Gießler.<br />
Beachtliche Erfolge der Schüler u. Schülerinnen<br />
der Sparte Tischtennis konnten in der<br />
Zeit von August 1990 bis Juli 1994 erzielt<br />
werden. Neben den jährlichen Meisterschaften<br />
wurde auch an Kreispokalspielen teilgenommen<br />
und die Mannschaften erspielten in den<br />
Jahren die Plätze 3 5.<br />
1. Mannschaft 1990<br />
Selbst bei der Qualifikation zu den Hessischen<br />
Meisterschaften in Asslar im Jahr 1992<br />
belegte Nadine Alter den 5. Platz.<br />
Eine Fortführung der erfolgreichen Schüler/<br />
Jugendarbeit in den Seniorenbereich gelang<br />
dem nicht und musste deshalb aufgegeben<br />
werden.<br />
1.Mannschaft 1992/93<br />
Es zeigt jedoch, dass der Verein neben dem<br />
Fußball auch andere sportliche Aktivitäten<br />
ausprobierte, um weitere Personenkreise für<br />
den Verein zu gewinnen.<br />
Start der Fußball Mannschaften in die<br />
letzte Dekade des 20. Jahrhunderts<br />
Das letzte Jahrzehnt begann mit dem Aufstieg<br />
unserer Mannschaft in die A Klasse der Kreisliga<br />
Melsungen und der neuen Herausforderung,<br />
sich in der Spielklasse zu bewähren.<br />
2. Mannschaft 1992/93<br />
367
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Für besondere Leistungen wurden im August<br />
1991 einige aktive Fußballer für den<br />
Spieleinsatz geehrt: Robert Meyfarth als Spieler<br />
aus der ersten Generation für 500 Meisterschaftsspiele,<br />
mit auf dem Bild sind Reiner<br />
Hofmann und Bernd Findling mit je 250<br />
Spieleinsätzen.<br />
Bild rechts: Auf dem Bild von links: 1. Vors. Horst<br />
Sonnenschein, Rainer Hofmann, Bernd Findling,<br />
Robert Meyfarth, Bernd Findlung.<br />
1995<br />
Den ersten Dreierpack nach dem Neustart<br />
mit verjüngter Mannschaft in der<br />
neuen Sportarena/Sportanlage<br />
Meisterschaft und Aufstieg der 2. Fußballmannschaft<br />
in die Kreisliga B<br />
Die Achterbahn mit Erfolgen und zwischenzeitlichen<br />
Korrekturen ging weiter, wurde aber<br />
von dem Verein zum Neuaufbau genutzt. In<br />
dieser Saison gewann der Verein mit den<br />
Mannschaften 3 Meisterschaften, die von dem<br />
Verein mit seinen Sportlern, Mitgliedern und<br />
Freunden gefeiert wurden.<br />
Meisterschaft der 1. Mannschaft in der<br />
Kreisliga A mit Aufstieg in die Bezirksliga<br />
Auf den Bild stehend von links: Vors. des Spielausschusses<br />
R. Küllmer, H. Büchler, R. Hofmann, T.<br />
Krass. M. Jäger, R. Meyer, R. Otto, HH. Worst, und<br />
1. Vors. H. Sonnenschein.<br />
Kniend von links: Mannschaftsbetreuer: K. Krass, U.<br />
Bubenheim, M. Cugurovic, B. Findling, K. Stock, D.<br />
Küllmer, und Trainer R. Hruschka.<br />
Die AH Fußballmannschaft wird erstmals<br />
Melsunger AltHerrenStadtmeister<br />
Auf dem Bild Stehend von links: Vom Spielausschuss<br />
W. Rohde u. R. Küllmer, V. Jäger M. Iwanowski,<br />
M. Blumenstein, J. Peters, K. Giebhardt, A.<br />
Prauss, P. Hofmann, U. Wagner, Spielführer R.<br />
Reichmann, U. Bubenheim, u. 1. Vors. H. Sonnenschein.<br />
Kniend von links: Trainer R. Hruschka, M. Cugurovic,<br />
C. Stock, B. Findling, St. Ludwig, J. Bernhardt,<br />
H. Deppe, T. Krass<br />
Auf dem Bild stehend v. links: P. Hofmann, HH.<br />
Worst, R. Küllmer, R. Meyfarth, U. Bubenheim.<br />
Kniend v. links: U. Wagner, H. Deppe, V. Müller<br />
368
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
1996<br />
Ehrung der aktiven Gründungsmitglieder<br />
„Damen Gymnastikgruppe“<br />
Für 10 jährige aktive Mitgliedschaft seit Gründung<br />
der Gymnastikgruppe wurden vom 1.<br />
Vorsitzenden Horst Sonnschein geehrt:<br />
Die 2. Mannschaft schaffte 1997 ebenfalls den<br />
Aufstieg in die Kreisliga B und die Altherren<br />
Fußballer gewannen die Melsunger Stadtmeisterschaft.<br />
Diese Erfolge waren nur durch<br />
das harmonische Umfeld und die gute Kameradschaft<br />
möglich.<br />
1998<br />
75 Jahre TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
TSV <strong>Schwarzenberg</strong> gewann die Meisterschaft<br />
der Kreisliga A und stieg in die<br />
Bezirksklasse auf.<br />
Auf dem linken Bild aus dem Jahr 1996von links:<br />
Brigitte Engelhardt, Elisabeth Stamm, Marita Hofmann,<br />
Maria Hofmann, Brigitte Riedemann, Martha<br />
Goldhardt und der 1. Vors. Horst Sonnenschein<br />
Auf dem rechten Bild aus dem Jahr 1998 von links:<br />
Petra Leimbach, 1. Vors. Horst Sonnenschein und<br />
Monika Pietrzak<br />
Mit der Gründung der DamenGymnastikgruppe<br />
im Jahr 1986 leitete der Verein eine weitere<br />
positive Entwicklung ein und gewann viele<br />
Frauen für den Verein, die neben dem sportlichen<br />
Engagement weitere Tätigkeiten im Vorstand<br />
wie z.B. als Schriftführerin (Maria Hofmann,<br />
Petra Leimbach u. Monika Pietrzak),<br />
sowie als Trainerin oder Betreuerin ausüben.<br />
1997<br />
Hallenkreismeisterschaft der<br />
1. Mannschaft<br />
Ein weiterer sportlicher Höhepunkt war im<br />
Jahr 1997 der Gewinn der FußballHallenkreismeisterschaft<br />
durch die 1. Mannschaft.<br />
Auf dem Bild stehend von links: 1. Vors. H. Sonnenschein,<br />
2. Vors. u. Spieler R. Reichmann, V. Jäger,<br />
J. Lange, A. Prauss, M. Iwanowski, T. Hinz, A.<br />
Siebert, E. Avalone, P. Hofmann, K. Stock, Spartenleiter<br />
R. Küllmer.<br />
Kniend von links: St. Kördel, M. Hoßfeld, M. Cugorovic,<br />
J. Bernhardt, G. Giebhardt, J. Peters,<br />
U. Wagner, Spielertrainer H. Deppe. (F. Goldhardt<br />
fehlt auf dem Bild)<br />
Jubiläumsfeier zum 75 jährigen Bestehen<br />
des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
„75 Jahre TSV <strong>Schwarzenberg</strong>“ war das Thema<br />
der Veranstaltung im Juni 1998. Die Feier<br />
wurde mit Fußballspielen der Jugendmannschaften,<br />
einem Freundschaftsspiel der Alten<br />
Herren, der Damen Gymnastikgruppe und mit<br />
der Meisterschaftsfeier sowie einem bunten<br />
Rahmenprogramm ausgetragen.<br />
Bild von links, hintere Reihe: Spielausschussmitgl.<br />
W. Rohde, R. Reichmann, T. Hinz, M. Iwanowski, M.<br />
Blumenstein, Spielausschussvors. R. Küllmer. Vordere<br />
Reihe, kniend: A. Prauss, K. Giebhardt, J.<br />
Bernhardt u. St. Kördel<br />
369
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Beim Festkommers ließ es sich keiner<br />
der Sportler, Gäste u. <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
nehmen dabei zu sein,<br />
als der Vorsitzende Horst Sonnenschein<br />
die vergangenen Jahre noch<br />
einmal Revue passieren ließ. Viele<br />
der Ehrengäste erinnerten sich<br />
gern, wie es auf dem Waldsportplatz<br />
zu ihrer Zeit zuging.<br />
Doch die Festgäste hörten nicht nur<br />
Interessantes aus der Zeit seit der<br />
Vereinsgründung vor 75 Jahren und<br />
dem Neuanfang im Jahre 1949,<br />
auch wurden viele langjährige und<br />
verdiente Vereinsmitglieder sowie<br />
weitere ehrenamtlich tätige Bürger<br />
mit Urkunden ausgezeichnet.<br />
Der gemischte Chor <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
unter der Leitung von Helmut<br />
Jakob, sorgte mit gelungenen<br />
Liedbeiträgen für die musikalische<br />
Umrahmung.<br />
370
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
KarlHeinz Ditzel, als damaliger Bürgermeister<br />
der Stadt Melsungen, würdigte in seinen<br />
Grußworten die Leistungen des Vereins<br />
und brachte zum Ausdruck:<br />
75 Jahre Turn und Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong><br />
ist wahrlich ein guter Grund zu feiern,<br />
denn das in dieser Zeit geleistet worden ist,<br />
lässt eine stolze Bilanz über die Vereinsarbeit<br />
zu. Denn in <strong>Schwarzenberg</strong> ist Gemeinschaftssinn<br />
und echter Sportsgeist, den wir in<br />
allen Bereichen so nötig brauchen, lebendig<br />
geblieben.<br />
Natürlich ist auch der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> einer<br />
immer größer werdenden Konkurrenz<br />
ausgesetzt, die Freizeitangebote an Jugendliche<br />
werden ständig vielseitiger und spektakulärer.<br />
Dennoch ist es den Verantwortlichen<br />
immer wieder gelungen, den Nachwuchs<br />
durch eine ausgezeichnete Jugendarbeit, seit<br />
einigen Jahren gemeinsam mit dem Melsunger<br />
Fußballverein 08, zum Mitmachen zu animieren<br />
und dadurch zu sinnvoller Freizeitbeschäftigung<br />
zu verhelfen. Ich betrachte<br />
deshalb die erheblichen Summen, die von der<br />
Stadt Melsungen für den TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
und die anderen Sportvereine aufgewendet<br />
werden, als ausgesprochen gute Investition.<br />
Ich hoffe, dass der Verein auch künftig seine<br />
so wichtige gesellschaftliche Funktion in unserem<br />
reizvollen Stadtteil wahrnehmen und<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> auch auf sportlichem Sektor<br />
weiterhin zu Anerkennung und Ehre verhelfen<br />
kann. Da würde es gut ins Bild passen, wenn<br />
die 1. Mannschaft gerade im Jubiläumsjahr die<br />
Kreismeisterschaft in der AKlasse erringen<br />
und in die Bezirksklasse aufsteigen könnte. In<br />
diesem Sinne wünsche ich dem Turn und<br />
Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong> zum 75 jährigen<br />
Vereinsjubiläum alles Gute für die Zukunft.<br />
Karl Heinz Dietzel, Bürgermeister<br />
Ehrungen von verdienten Sportlern<br />
und langjährigen Mitgliedern<br />
Den Ehrenbrief des Hessischen Fußballverbandes<br />
konnte Konrad Hain entgegennehmen.<br />
Manthei, überreichte im Namen des Hess.<br />
Landessportbundes (LSB) eine Urkunde zum<br />
Jubiläum. Mit der LSBEhrenurkunde ausgezeichnet<br />
wurden Willi Rohde, der sich im Jugendbereich<br />
durch sein ehrenamtliches Engagement<br />
auszeichnete, und Rainer Küllmer, der<br />
ebenfalls als Trainer u. Spieler viele Stunden<br />
dem TSV widmete.<br />
Ebenso erhielten Kurt Hofmann und Günter<br />
Goldhardt für ihre Verdienste die Ehrennadel<br />
des Hessischen Fußballverbandes in Bronze.<br />
Im Namen des Hessischen Turnverbandes<br />
überreichte Wilfried Sommer dem Verein die<br />
Silberne Plakette zum 75. Vereinsgeburtstag<br />
und zeichnete Alexandra Iwanowski mit einer<br />
Ehrenurkunde aus, die sich um die Gymnastikgruppe<br />
sowie um die Gründung des MutterundKindTurnens<br />
verdient gemacht hatte.<br />
Urkunde des Landessportbundes<br />
Auch der Vorsitzende des Sportkreises, Ulrich<br />
371
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Ehrungen und Auszeichnungen durch den<br />
TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Der 1. Vorsitzende Horst Sonnenschein und<br />
Helmut Sinning als Sprecher des Ehrungs<br />
Ausschusses, konnten viele Sportler und Mitglieder,<br />
die sich um „Ihren TSV“ verdient gemacht<br />
hatten, würdigen.<br />
So wurden mit einer Urkunde die ehemaligen<br />
1. Vorsitzenden Heinrich Worst, Georg Ruppel,<br />
Gerhard Hofmann und der 2. Vorsitzende<br />
Otto Siemon ausgezeichnet. Diese verdienten<br />
Mitglieder waren über Jahrzehnte, neben ihrer<br />
Vorstandsarbeit, maßgebend an der Aufbauarbeit<br />
der Fußballsparte beteiligt.<br />
Bild der geehrten Vereinsmitglieder<br />
Die Mitglieder Konrad Seitz, Karl Steuber, Alfred<br />
Siemon, Heinrich Liedlich, Winfried Marotzke,<br />
Heinrich Worst, Willi Blumenstein und<br />
Heinrich Malkus waren diejenigen, die sich besonders<br />
im Jahre 1949 um den Wiederaufbau<br />
des Vereins verdient gemacht hatten.<br />
An der Gründung der ersten FußballJugendmannschaft<br />
des Vereins im Jahr 1963<br />
beteiligt waren die Fußballer Heinz Riedemann,<br />
Horst Riedemann, Ludwig Kördel, Willi<br />
Rohde, KarlHeinz Helper, Rudi lwanowski,<br />
Kurt Hofmann, Bernd Scheffler und Willi Sinning,<br />
deren Unterstützung vor 35 Jahren<br />
durch eine Urkunde gewürdigt wurde.<br />
Für ihre besonderen Leistungen als Fußballschiedsrichter<br />
und einer langjähriger TSV<br />
Mitgliedschaft wurden Walter Langefeld sowie<br />
Günter Stahr, mit der Vereinsurkunde ausgezeichnet.<br />
Mit einer Ehrenurkunde für besondere Leistungen<br />
in der Jugendarbeit beim TSV oder<br />
als Verantwortliche in der Gemeinschaft<br />
mit dem MFV 08,<br />
wurden folgende Mitglieder geehrt:<br />
Hans Seitz, Dieter Biermann,<br />
Rudi Iwanowski, Rolf Jacob,<br />
Willi Liedlich, Heinz<br />
Riedemann, Erich Seitz, Heinz<br />
Rothämel, Heinrich Worst, Günter<br />
Goldhardt, Willi Rohde, Horst<br />
Riedemann, Kurt Hofmann,<br />
Walter Bubenheim, Klaus Krass<br />
und Günter Nickel, sowie der<br />
Turner Ludwig Blumenstein.<br />
Die Gründer der Tischtennisabteilung,<br />
Renate Alter, Robert<br />
Meyfarth, Ulf Conrad und Alfred<br />
Steube erhielten eine Ehrenurkunde für ihre<br />
Leistungen bzgl. der Jugendarbeit im Bereich<br />
Tischtennis.<br />
Der Festgottesdienst am Sonntag im Festzelt<br />
zeigt die enge Verbundenheit der <strong>Schwarzenberg</strong>er,<br />
der Kirche, dem Kirchenvorstand und<br />
dem Pfarrer mit dem Verein.<br />
Auf dem Bild in der Mitte von links: Ludwig Kördel, Pfarrer KösterNorbisrat, Kurt Hofmann, Gerhard Hofmann,Helmut<br />
Ganz u. Kurt Tews.<br />
372
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Auf dem rechten Bild von links: Walter Bubenheim, Erich Riedemann u. Georg Ruppel.<br />
2000<br />
Der Verein im Übergang in das neue<br />
21. Jahrhundert<br />
Die Mitglieder des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> wählten<br />
in der Jahreshauptversammlung am<br />
14.01.2000 Peter Hofmann zum 1 .Vorsitzenden.<br />
Zu seiner ersten Amtshandlung gehörte die<br />
Verabschiedung und der Dank an den bisherigen<br />
1. Vorsitzenden Horst Sonnenschein u.<br />
den Spielausschussvorsitzenden Rainer Küllmer.<br />
In seiner Amtszeit bis 2006 wurde Peter Hofmann<br />
von folgenden Vorstandsmitgliedern<br />
unterstützt:<br />
2. Vorsitzender: Ralf Reichmann<br />
Kassierer: Arno Wagener, Frank Goldhardt<br />
Schriftführerin: Monika Pietrzak, Spielausschussvors.:<br />
Stefan Kördel, Jochen Bernhardt<br />
3 Mannschaften feierten in der Saison<br />
1999/2000 ihre Meisterschaft<br />
Nachdem die 1. Fußballmannschaft 1999 erneut<br />
aus der Bezirksliga abgestiegen war,<br />
konnte der Verein im Jahr 2000 wiederum die<br />
Meisterschaft der Kreisliga A erringen und erneut<br />
in die Bezirksliga aufsteigen.<br />
Auf dem Bild stehend v. links: 1. Vors. u. Spieler P.<br />
Hofmann, J. Lange, M. Hoßfeld, M. Iwanowski, F.<br />
Goldhardt, Trainer H. Deppe, T. Hinz, 2. Vors. u.<br />
Spieler R. Reichmann, T. Bettenhäuser, J. Peters,<br />
Spartenleiter u. Spieler St. Kördel, T. Lange, T.<br />
Ross. Sitzend v. links: T. Joswig, M. Soycan, M. Wicke,<br />
M. Cugurovic, A. Prauss, J. Bernhardt, K. Giebhardt,<br />
C. Stock, St. Tassler. Weiter waren im Einsatz<br />
C. Rauschenberg u. M. Otto<br />
Auf dem Bild von links: Der bisherige 1. Vors. Horst<br />
Sonnenschein, der neue 1. Vors. Peter Hofmann,<br />
der neue Spielauschussvors. Stefan Kördel, 2. Vors.<br />
Ralf Reichmann u. Rainer Küllmer.<br />
Die Altherren des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
gewannen die Stadtmeisterschaften auch<br />
in den Folgejahren bis 2004, die auf dem Feld<br />
ausgetragen wurde.<br />
Auf dem Sportplatz in Röhrenfurth gewannen<br />
die Altherren des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> im Jubiläumsjahr<br />
die Feldmeisterschaft.<br />
373
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Auf dem Bild stehend von links: A. Wagner,<br />
K. Stock, K. Potzkai, H. Büchler, U. Wagner, G. Nickel,<br />
H. Sonnenschein, P. Hofmann. Kniend von<br />
links: K. Wenzel (AH Sprecher), J. Schütz, B. Findling,<br />
V. Jäger, H. Riedemann, R. Reichmann.<br />
Weitere Spieler waren im Einsatz: J. Lange, H. Deppe<br />
und V. Müller<br />
Das Schiedsrichterteam W. Langefeld, Fifa Schiedsrichter<br />
G. Habermann, G. Stahr u. Spielführer Aki<br />
Schmidt<br />
Die Jugendarbeit des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
mit dem MFV 08 wird fortgesetzt und von<br />
Freunden sowie Sponsoren des Sports gewürdigt.<br />
Am 2.09.2000 wurde das 20 jährige<br />
Jubiläum der AH Fußballabteilung<br />
gefeiert<br />
Die Altherren eröffneten mit einem Spiel gegen<br />
die Traditionsmannschaft von Borussia<br />
Dortmund die Feierlichkeiten. Namhafte ehemalige<br />
Fußballnationalspieler wie Aki Schmidt,<br />
Lothar Emmerich, Marcel Raducanu, Theo<br />
Redder und Reinhold Wosab gaben ihre Visitenkarte<br />
auf dem <strong>Schwarzenberg</strong>er Sportplatz<br />
ab.<br />
Mit auf dem Mannschaftsbild aus dem Jahr 2002<br />
sind: Arno Wagener, Bernd Findling u. der 1. Vors.<br />
Peter Hofmann<br />
Ein weiteres Beispiel aus der Saison 2001/02<br />
zeigt den Erfolg der Jugendarbeit beim MFV<br />
08. Unter Mitwirkung vieler Nachwuchsspieler<br />
des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> konnte die Mannschaft<br />
der D2 Jugend unter dem Betreuer<br />
und Trainer Jürgen Jäger die Kreismeisterschaft<br />
auf dem Kleinfeld erringen.<br />
Bilder von den Mannschaften und dem Schiedsrichterteam<br />
die vom Bürgermeister KH. Ditzel begleitet<br />
werden<br />
Auf dem Bild sind folgende <strong>Schwarzenberg</strong>er: Marco<br />
Klute, Timo Jäger, Sebastian Runzheimer u. Trainer<br />
Jürgen Jäger, Michael Hain, Florian Reichmann.<br />
374
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
2006<br />
Neue Herausforderungen für den Vorstand<br />
und seine Mitglieder<br />
Der Verein hat sich in seiner Entwicklung derart<br />
verändert, dass die Aufgaben eines Vorstandes<br />
sich nicht nur auf die reinen sportlichen<br />
Abläufe konzentrieren.<br />
Mit der Erweiterung auf andere Sportarten<br />
und neuen Umgebungsbedingungen, wie z. B.<br />
Sportplatz, Umkleidehaus, Trainingsmöglichkeiten<br />
u. Fahrten, mussten zusätzliche Aufgaben<br />
übernommen werden<br />
Jens Peters wurde zum neuen 1. Vorsitzenden<br />
des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> gewählt<br />
und mit ihm kommt ein weiterer Sportler aus<br />
der 2. Fußballgeneration in den Vorstand. Als<br />
Fußballer in der Jugend des MFV 08 hat dies<br />
begonnen und konnte danach als Spieler für<br />
die Seniorenmannschaft des TSV gewonnen<br />
werden. Als 2. Vorsitzende unterstützten Ralf<br />
Reichmann, Alexander Prauss und Markus Lingott<br />
die Vorstandsarbeit.<br />
2007<br />
Gründung des Fördervereins Fußball<br />
TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e.V.<br />
Nach einer Phase von sportlichen Erfolgen,<br />
gab es auch wieder eine Zeit mit weniger Erfolg<br />
und den Abstieg in untere Klassen. Bedingt<br />
durch diese Situation waren weitergehende<br />
unterstützende Maßnahmen für den<br />
Spielbetrieb sowie die Erweiterung des Spielerkreises<br />
durch neue junge Spieler notwendig.<br />
Zur Unterstützung der Vorstandsarbeit wurde<br />
aus dem Kreis der ehrenamtlichen Mitglieder<br />
eine erweiterte Vereinsarbeit angeboten. Dies<br />
wurde dann auch in die Tat umgesetzt, man<br />
gründete 2007 den Förderverein Fußball TSV<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> e.V<br />
Dem neuen Vorstand des Fördervereins gehören<br />
an: 1. Vorsitzende Timo Riedemann,<br />
stellv. Vorsitzender Martin Kuge, als Beisitzer<br />
Klaus Stock, Jochen Bernhardt, Jens Peters,<br />
Kassierer Frank Goldhardt und als Schriftführer<br />
Thorsten Prüglmeier.<br />
2008<br />
Mit dem Aufstieg in die Kreisliga A<br />
stellten sich die ersten Erfolge ein<br />
Die Fußballer konnten sich nach einem Jahr<br />
wieder aus der Kreisliga B in die Kreisliga A<br />
zurückmelden. In dem letzten Relegationsspiel<br />
gegen die Mannschaft des Sportvereins<br />
Gudensberg II konnte der TSV mit einem 2:1<br />
Sieg den Aufstieg perfekt machen. Der Aufstieg<br />
konnte nur gelingen mit einer Mannschaft,<br />
die junge und erfahrene Spieler in ihren<br />
Reihen hat. Das folgende Bild zeigt 32<br />
Teammitglieder, die als Spieler, Betreuer,<br />
Trainer u. Vorstand dazu beigetragen haben.<br />
Auf dem Bild in der hinteren Reihe von links: B. Scheffler, St. Tassler, T. Hinz, T. Hofmann, Th. Bettenhäuser,<br />
H. Ludolph, St. Späth, T. Riedemann, Th. Prüglmeier, Trainer G. Klose, T. Joswig, 1. Vors. J. Peters, F.<br />
Schwäbele, Ch. Rauschenberg, 2. Vors. A. Prauss, T. Kördel. Mittlere Reihe von links: S. Cugurovic, M. Hucke,<br />
T. Snetlage, K. Schreiber, R. Reichmann, N. Rohde, M. Berbig, R. Manns, D. Dittmar. Vordere Reihe von<br />
links: M. Wicke, F. Bettenhäuser, J. Siemon, D. Schreiber, M. Iwanwski, M. Cugurovic, St. Kördel, Spielausschussvors.<br />
J. Bernhardt.<br />
375
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
2008 –2009<br />
Bau des Vereinsheimes<br />
Der Verein reagierte auf die Schließung der<br />
öffentlichen Gaststätte “Burgschänke“ im DGH<br />
und der Notwendigkeit eines Treffpunktes für<br />
die Sportler und Freunde des Vereins.<br />
Der Bau eines Vereinsheimes wurde beschlossen<br />
und die Mobilisierung von freiwilligen Helfern<br />
und Handwerker zum Bau des Hauses<br />
wurde gemeinsam mit dem Förderverein organisiert.<br />
Vom ersten Spatenstich im August<br />
2008 bis zur Fertigstellung des Baues vergingen<br />
elf Monate und rund 1320 Arbeitsstunden<br />
wurden von Sportlern, Mitgliedern u.<br />
Freunden des Vereins erbracht.<br />
Das neue Vereinsheim dient als Kommunikationsstelle<br />
der einzelnen Abteilungen, Spielersitzungen<br />
können nach dem Training durchgeführt<br />
werden und es ist ein Treffpunkt für<br />
Sportler, Gäste sowie Freunde des Vereins.<br />
Außerdem bietet das Gebäude den Zuschauern<br />
die komfortable Möglichkeit, die Heimspiele<br />
des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> auch bei Regen<br />
im Trocknen zu verfolgen.<br />
Die Front ist mit großen Fenstern versehen<br />
und bietet einen Panoramablick über den<br />
ganzen Sportplatz.<br />
Ausgestattet sind die Räumlichkeiten auch mit<br />
einer Theke samt Zapfanlage und einer kompletten<br />
Küche.<br />
Bilder von dem Innenausbau und Bau der Außenanlagen<br />
In den einzelnen Baugewerke und Abschnitten<br />
konnten sich Baufachleute sowie Hilfskräfte<br />
einbringen. Stellvertretend für die vielen Helfer,<br />
gilt ein großes Lob den beiden „Senioren“<br />
Bernd Peters und Horst Riedemann, die immer<br />
mit Rat und Tat zur Seite standen.<br />
Rund 65.000 Euro ist der Neubau wert. Finanzielle<br />
Unterstützung erhielt der Verein seitens<br />
des Schwalm Eder Kreises, der Stadt Melsungen<br />
und des Landessportbundes Hessen.<br />
Private Spender zeigten sich großzügig mit<br />
Geld u. Sachleistungen.<br />
376
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
2009<br />
Einweihungsfeier des Vereinsheimes<br />
Der Turn und Sportverein <strong>Schwarzenberg</strong> hat<br />
mit seinem Förderverein am Samstag dem<br />
4.07.2009 in festlicher Atmosphäre und bei<br />
bestem Wetter sein neues Vereinsheim eingeweiht.<br />
Vereinsvertreter aus <strong>Schwarzenberg</strong> wünschten<br />
dem Verein viel Erfolg.<br />
Ebenfalls gekommen waren die Vertreter der<br />
politischen Parteien im Melsunger Stadtparlament.<br />
Die Einweihung des neuen Vereinsheims lockte<br />
nicht nur viele Bewohner aus dem Ort an,<br />
Der TSV Vorsitzende Jens Peters und Timo<br />
Riedemann vom Förderverein begrüßten die<br />
Ehrengäste, die Vereinsmitglieder und sämtliche<br />
Freunde des Sports.<br />
So lobte denn auch der Melsunger Bürgermeister<br />
Dieter Runzheimer den Verein: „Was<br />
hier entstanden ist, sucht Seinesgleichen in<br />
der Region.“ Der Vorsitzende des Ortsbeirates<br />
Horst Riedemann schloss sich den Dankesworten<br />
an und würdigte die Leistungen der<br />
Sportler und den freiwilligen Helfern.<br />
sondern auch den einen oder anderen Polit<br />
Promi. So mischten sich an einem herrlichen<br />
Sommerabend neben Melsungens Bürgermeister<br />
Dieter Runzheimer auch der Landtagsabgeordnete<br />
Günter Rudolph und der<br />
Bundestagsabgeordnete, Dr. Edgar Franke,<br />
unter die Feiernden.<br />
Das Ehepaar Ludwig Georg Braun und Ilona<br />
Braun wurde vom 1. Vors. Jens Peters begrüßt<br />
und über das neugeschaffenen Vereinsheim<br />
informiert.<br />
Der Vorsitzende KFV Kurt Küchmann, die<br />
Führungsriege des benachbarten MFV 08 mit<br />
Nils Weigand und Reinhard Kuge, sowie die<br />
Die Bewirtung der Sportler u. Gäste übernahm<br />
der Festausschuss, die Fußballer u. die Damen<br />
der Damengymnastikgruppe.<br />
377
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
2008/2009<br />
Die Dorfmeisterschaften<br />
Im Rahmen der Einweihungsfeier wurden<br />
auch die seit den 70er Jahren bestehenden<br />
Dorffeste/Meisterschaften auf dem Sportplatz<br />
durchgeführt.<br />
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> trägt dazu bei, dass<br />
die Vereine aus <strong>Schwarzenberg</strong> (Feuerwehr,<br />
Kirchengemeinde, Gesangverein, Lindenverein,<br />
Förderverein u. Sportverein) bei besonderen<br />
Anlässen, in sportlicher und fröhlicher<br />
Runde gemeinsam feiern.<br />
Hiermit nahmen alle Vereine mit einer Fußballmannschaft<br />
teil und spielten den Siegerpokal<br />
in einem KleinfeldFußballturnier aus.<br />
Sieger war die Mannschaft der „Alten Herren“<br />
vor der 1. Seniorenmannschaft des TSV.<br />
2010<br />
Die Fußballer der AH feierten das 30<br />
jährige Jubiläum<br />
Am 22 Mai 2010 wurde das 30jährige Jubiläum<br />
der <strong>Schwarzenberg</strong>er Altherren gefeiert.<br />
Da den „Alten Herren“ auch die Förderung der<br />
Jugendarbeit am Herzen lag und um “Jung &<br />
Alt“ einander näher zu bringen, wurde das Jubiläum<br />
bereits am Samstagvormittag mit<br />
Spielen verschiedener Jugendmannschaften<br />
aus Melsungen, <strong>Schwarzenberg</strong>, Obermelsungen,<br />
Wabern u. Geismar eröffnet. Im Anschluss<br />
gab es ein gemütliches Beisammensein<br />
mit den Spielern, Gästen und Freunden<br />
des Vereins.<br />
Der Höhepunkt der Veranstaltung war ein<br />
Einlagespiel <strong>Schwarzenberg</strong> Altherren gegen<br />
die Traditionsmannschaft von Schalke 04.<br />
Auch hier konnte man sich wieder mit namhaften<br />
ehemaligen Bundesligaspielern messen,<br />
wenn auch bei einer für den TSV chancenlosen<br />
Partie.<br />
Schiedsrichter der beiden Spiele war jeweils<br />
der bekannte Fifa und Bundesligaschiedsrichter<br />
Günther Habermann.<br />
Die Dorfmeister<br />
Neben den Speisen und Getränken gab es<br />
auch zahlreiche Attraktionen für die ganze Familie.<br />
Eine Kinderolympiade wurde mit Ballspielen,<br />
Hüpfburg, lebendiger Kicker und weiteren<br />
Kleinspielen angeboten und fand großes<br />
Interesse bei Jung und Alt!<br />
Mannschaftsfoto der Schalker u. <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Altherren<br />
Kinderolympiade bei den Dorfmeisterschaften<br />
378
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Die Aktivitäten der AH Fußballer in den<br />
letzten 3 Jahrzehnten im Rückblick<br />
Seit den ersten Jahren des Bestehens der Abteilung<br />
fanden bereits Meisterschaftsspiele<br />
und Spiele gegen befreundete Vereine statt.<br />
Viele Meisterschaften und Pokale wurden gewonnen<br />
und bestätigten über 3 Jahrzehnte eine<br />
nachhaltige Vereinstätigkeit.<br />
Die AHAbteilung hat über 50 Mitglieder,<br />
Freunde und Gönner. Folgende Obmänner haben<br />
mit den übrigen Vorstandsmitgliedern die<br />
Abteilung über einen langen Zeitraum geprägt<br />
und zusammen gehalten:<br />
Molkereibesichtigung<br />
Besuch der Alten Oper in Dresden<br />
1. Günther Stahr (1980 – 1983 und 1990 –<br />
1993), 2. Adolf Seitz (1983 – 1989), 3. Karl<br />
Wenzel (1994 – 2008), 4. Ralf Börner (seit<br />
2008).<br />
Die Altherrengemeinschaft ist sehr gesellig<br />
und veranstaltet jährlich ein Grillfest und organisiert<br />
für den Gesamtverein eine Winterwanderung.<br />
Beispielhaft war die Winterwanderung<br />
im Jahr 2008, diesmal war das Ziel für<br />
die ca. 50 Wanderer das Gasthaus „Zum Grünen<br />
See“ in Eiterhagen. Auf dem kleinem Bild:<br />
R. Börner, E. Giessler, K. Wenzel als Organisatoren.<br />
1. Mai an der Kroneneiche<br />
Die Organisatoren des TSV führen die über<br />
jahrzehntealte Tratition fort und veranstalten<br />
das jährliche Treffen am 1. Mai an der Kroneneiche.<br />
Dieser Standort ist ein beliebtes Wanderziel<br />
und liegt am Sälzerweg, der von Melsungen<br />
kommend weiter in die Richtungen<br />
Kehrenbach, Kirchhof, Eiterhagen oder nach<br />
Röhrenfurth führt.<br />
Die Sportler, Damen der Gymnastikgruppe<br />
und die Mitglieder des Fördervereins organisieren<br />
diese Veranstaltung und versorgen die<br />
Wanderer mit Getränken, Bratwurst, Kuchen<br />
und Kaffee.<br />
Die organisierten Reisen wurden sehr gut<br />
angenommen und führten nach Iphofen, Prag,<br />
Arnstadt, Nürnberg, Dresden, Bremen,<br />
Cottbus und Spreewald, Erfurt, Würzburg,<br />
München und zuletzt im November 2010 nach<br />
Wernigerode. Es fanden Brauerei und<br />
Molkereibesichtigungen, Weinproben, ein<br />
Rittermahl und zuletzt ein mittelalterliches<br />
Kartoffelgelage in Wernigerode statt.<br />
Nicht zu vergessen die von Ernst Gießler zelebrierten<br />
Frühstücksbüffets während unserer<br />
Busfahrten, die keine Wünsche offen ließen.<br />
379
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Die Jugendarbeit des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
im Rückblick<br />
Die Fußballjugend des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
wurde zuerst in einer Spielgemeinschaft mit<br />
dem TSV Röhrenfurth ausgebildet und seit<br />
den 70er Jahren bei dem Melsunger Sportverein“<br />
MFV 08“.<br />
In dieser Gemeinschaft war und ist es möglich,<br />
dass die Jugendlichen in den Schüler sowie<br />
Jugendmannschaften eine optimale Ausbildung<br />
und Förderung erhalten.<br />
Dies ist neben der finanziellen Beteiligung nur<br />
möglich mit dem Engagement vieler ehrenamtlicher<br />
Mitglieder des TSV in den Aufgaben<br />
als Jugendleiter, Betreuer und Trainer.<br />
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> hat in dieser Zusammenarbeit<br />
mit dem MFV 08 bewiesen, dass<br />
kleinere Vereine verlässliche Partner sind und<br />
dabei erfolgreich ihre Eigenständigkeit behalten.<br />
Der Melsunger Sportverein MFV 08 hat in seiner<br />
Öffentlichkeitsarbeit die Zusammenarbeit<br />
mit dem TSV und seinen engagierten Ausschussmitgliedern,<br />
Trainern u. Betreuern gewürdigt.<br />
Als Beispiel wurden in der Saison 1993/94 öffentlich<br />
geehrt die <strong>Schwarzenberg</strong>er Rolf Jacob,<br />
Erich Seitz u. Willi Rohde.<br />
Mit dem eigenen Nachwuchs aus dem TSV<br />
konnten weitere Jugendspieler des Melsunger<br />
Sportvereins für die Seniorenmannschaft des<br />
TSV gewonnen werden.<br />
Folgende Jugendleiter des TSV <strong>Schwarzenberg</strong><br />
waren im Amt und haben mit ihrem persönlichen<br />
Einsatz und weiteren Betreuern und<br />
Helfern die Grundlagen geschaffen für den<br />
Erhalt der Fußballsparte des TSV <strong>Schwarzenberg</strong>:<br />
1960 1966 Hans Seitz, 1966/67 Günther<br />
Findling, 1967 1969 Heinz Riedemann,<br />
1969/70 Lothar Jäger, 1970 1973 Heinz Rothämel,<br />
1973/74 Dieter Biermann, 1974/75<br />
Horst Riedemann, 1975 1981 Heinrich Worst,<br />
1981 1983 Rudi Iwanowski, 1983 – 1986<br />
Willi Liedlich, 1986 1990 Günther Goldhardt,<br />
1990 1996 Rolf Jacob, 1996 – 2006 Willi<br />
Rohde, 2006 2010 Bernd Findling, 2010 –<br />
dato Hendrik Ludolph.<br />
2010<br />
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> in der neu gegründeten<br />
JSG Melsungen<br />
In der Zeit von 2006 bis zur Gründung der<br />
JSG in 2010 waren für die Jugendlichen aus<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> beim Melsunger MFV 08 verantwortlich,<br />
der Sportkamerad Bernd Findling<br />
als verantwortlicher Jugendleiter des TSV, sowie<br />
die weiteren Betreuer Arno Wagener, Peter<br />
Knippschild, Hardy Deppe und Ralf Börner.<br />
Die JSG Melsungen wurde zu Beginn der<br />
Saison 2010/11 aus den Jugendabteilungen<br />
des Melsunger FV, TSV <strong>Schwarzenberg</strong>, TSV<br />
Röhrenfurth, TSV Obermelsungen, FTSV<br />
Kehrenbach und Günsterode gebildet.<br />
Ziel der JSG JugendSpielGemeinschaft ist<br />
es, Kräfte und Möglichkeiten der einzelnen<br />
Vereine in Melsungen und Umgebung zu bündeln<br />
sowie eine bestmögliche Förderung mit<br />
einer optimalen Betreuung der Kinder und Jugendlichen<br />
zu gewährleisten.<br />
In der JSG sind mehr als 180 Kinder und Jugendliche<br />
in 13 Mannschaften von der AJugend<br />
bis zu den Bambinis angemeldet. Vom<br />
TSV <strong>Schwarzenberg</strong> waren 17 Kinder und Jugendliche<br />
und 5 Trainer bzw. Betreuer aktiv<br />
tätig, welche einen sehr wichtigen Beitrag<br />
zum Erhalt des Spielbetriebes leisten.<br />
2011<br />
DamenGymnastikgruppe besteht seit<br />
25 Jahren<br />
In der Jahreshauptversammlung 2011 wurden<br />
25 von den damals 40 Damen geehrt, die vor<br />
25 Jahren Mitglied in der DamenGymnastikgruppe<br />
wurden, deren Anzahl sich derzeit auf<br />
80 Mitglieder erhöht hat. Die Sprecherin der<br />
Damen Gymnastikgruppe Heike Siemon organisierte<br />
diese Ehrung und war über die große<br />
Anzahl der treugebliebenen Mitglieder sehr<br />
erfreut.<br />
380
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
Aus dem Blickfeld des Jahres 2011 kann man<br />
das Resümee ziehen, dass der Verein mit der<br />
Einbindung der Frauen in die sportlichen Aktivitäten,<br />
als Helfer bei Veranstaltungen u.<br />
Events bis in die Vorstandsarbeit einen enormen<br />
Auftrieb erhielt!<br />
Seit 1990 leitet Alexandra Friedrich, geborene<br />
Iwanowski, die DamenGymnastikgruppen,<br />
dazu stehen vertretungsweise Monika Pietrzak<br />
oder Petra Hofmann als weitere Übungsleiterinnen<br />
zur Verfügung. Einmal pro Woche treffen<br />
sich die Frauen im Dorfgemeinschaftshaus<br />
oder an anderen Übungsstätten, um für eine<br />
Stunde Gymnastik sportliche Aktivitäten zu<br />
betreiben.<br />
Die Damen in der Aktion bei den wöchentlichen<br />
Übungsstunden oder anderen Veranstaltungen:<br />
Im Laufe der Jahre wuchsen die Gruppen auf<br />
über 80 Mitglieder an. Neben der Damen<br />
Gymnastikgruppe wurde noch zusätzlich eine<br />
XXLGruppe angeboten.<br />
Anfang der 90er Jahre kam das ElternKind<br />
Turnen hinzu, mit diesem erweiterten Angebot<br />
wurden bereits Kinder, aber auch Väter an<br />
den Verein herangeführt.<br />
Die Frauen der Gymnastikgruppe sind aus<br />
dem Vereinsleben des TSV nicht mehr wegzudenken,<br />
denn sie sind bei allen Feiern des TSV<br />
fest integriert. So helfen sie am 1. Mai mit<br />
Kaffee und Kuchenverkauf.<br />
Im Laufe der Jahre haben die Gymnastikfrauen<br />
noch einiges gemeinsam unternommen<br />
und Fahrten zu den Musicals: Starlight Express,<br />
Phantom der Oper und Greace mit einem<br />
Altstadtbummel in Düsseldorf organisiert.<br />
Der Besuch beim ZDF in Mainz und im Fernsehgarten<br />
waren ebenso schöne, gemeinsame<br />
Fahrten.<br />
Außerdem wurden die Weihnachtsmärkte in<br />
Eisenach und Göttingen besucht.<br />
381
116 | Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1923<br />
Bilanz des Fördervereins<br />
Vereinsarbeit<br />
nach 4 Jahren<br />
Der Vorstand des Fördervereins hatte sich als<br />
Ziel und Aufgabe einige Schwerpunkte gesetzt:<br />
Bereitstellung von Mitteln zur Finanzierung<br />
der Fahrkosten zum Trainings u. Sportbetrieb.<br />
Unterstützung der Jugendarbeit durch die<br />
Beschaffung von Trainingsmaterial wie<br />
z. B. Trikot, Trainingsanzüge, Bälle etc.<br />
Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit<br />
durch eine Vereinszeitschrift<br />
Mobilisierung der Bevölkerung zur ehrenamtlichen<br />
Mitarbeit.<br />
Als größte Herausforderung sah der Förderverein<br />
jedoch bei der Unterstützung des TSV<br />
beim Bau und der Finanzierung des neuen<br />
Vereinsheimes in 2008/09.<br />
Zum Beispiel hat der Architekt kostenlos gearbeitet<br />
und das Haus geplant sowie Zeichnungen<br />
erstellt incl. der Genehmigungsverfahren.<br />
Andere Firmen und Handwerksbetriebe spendeten<br />
Material und Einrichtungen incl. der<br />
Montagekosten.<br />
Der FV hat bei der Einweihungsfeier den<br />
Sponsoren seinen Dank ausgesprochen und<br />
die erbrachten Leistungen gewürdigt.<br />
So wurden für die gesamten Sportler u. den<br />
Damen der Gymnastikgruppe neue Trainingsanzüge,<br />
Regenjacken, Hosen und T<br />
Shirts für den Sportbetrieb gekauft sowie<br />
neue Turnmatten wurden bereitgestellt.<br />
Mittlerweile fahren die Fußballer im Februar<br />
eines Jahres in ein dreitägiges Trainingslager<br />
um Konditionen zu erarbeiten. Dieses wird<br />
auch vom FV mit unterstützt, um den Zusammenhalt<br />
in der Mannschaft zu stärken, denn<br />
ohne Teamgeist geht im Sport nichts.<br />
Soziales Engagement liegt dem Förderverein<br />
am Herzen. Neben der Unterstützung einer<br />
Familie, die von einem Schicksalsschlag betroffen<br />
war, oder einer Spende für das Patenkind<br />
des TSV <strong>Schwarzenberg</strong> in Koudougou,<br />
Afrika.<br />
382
Der TSV <strong>Schwarzenberg</strong> e. V. 1 923 | 11 -6<br />
2012<br />
Neue sportliche Herausforderungen<br />
Das Vorstandsteam sowie die Sportler mit ihren<br />
Trainern und Betreuern stellen sich den<br />
neuen Herausforderungen für den Sportbetrieb<br />
im Verein<br />
Die neuen Formen der Zusammenarbeit in<br />
Spielgemeinschaften mit anderen Nachbarvereinen<br />
sind erfolgreich auf dem Sektor der<br />
Jugendarbeit sowie der Altherren Fußballer.<br />
Der Verein hat mit seinen 286 Mitgliedern, einer<br />
modernen Sportanlage und einer jungen<br />
Mannschaft die besten Voraussetzungen für<br />
die Zukunft.<br />
Der Vorstand, in der neuen Besetzung, wird<br />
die bisher erfolgreiche Vereinsarbeit fortsetzen.<br />
Neuer Vorstand ab 2012<br />
1. Vorsitzender: Frank Goldhardt<br />
2. Vorsitzender: Markus Lingott<br />
Kassierer:<br />
Schriftführer:<br />
Chr. Rauschenberg<br />
Daniel Dittmar<br />
Auf dem Bild die neue und alte Führungsmannschaft<br />
(v.l.): Kassierer Christopher Rauschenberg, Schriftführer<br />
Daniel Dittmar, 2. Vorsitzender Markus Lingott,<br />
1. Vorsitzender Frank Goldhardt, ehem.<br />
1. Vorsitzender Jens Peters, Jugendleiter Henrik Ludolph,<br />
Abteilungsleiter Fussball Jochen Bernhardt,<br />
Stellv. Abteilungsleiter Fussball Steffen Späth und<br />
Abteilungsleiterin Gymnastik Monika Pietrzak<br />
Abteilungsleiter<br />
Fussball:<br />
stellv. Fussball:<br />
Jugendbereich:<br />
Altherren Fußball:<br />
Damen Gymnastik:<br />
Jochen Bernhardt<br />
Steffen Späth<br />
Hendrik Ludolph<br />
Ralf Börner<br />
Monika Pietrzak<br />
383
117 | Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
Natur u. Wanderfreunde<br />
„ Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
Bei einer Wanderung vom Himmelsberg nach<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> kam einer Gruppe von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er die Idee, sich regelmäßig<br />
zum Zweck von Wanderungen, der Austragung<br />
von Lindenfesten und anderen gemeinnützigen<br />
Aufgaben zu treffen.<br />
Im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit steht seitdem<br />
das Wandern und Erkunden von Landschaften<br />
in der näheren Umgebung von<br />
Nordhessen, aber auch Reisen zu weiteren<br />
Wanderzielen in Deutschland.<br />
1980 Gründung des Vereins<br />
Folgende junge Wanderfreunde gründeten im<br />
Mai 1980 den Natur u. Wanderverein „Alte<br />
Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“:<br />
Willi Alter, KarlHeinz Helper, HeinzJürgen<br />
Joswig, Werner Jutzi, KarlLudwig Kiefer,<br />
Hartwig Löwe, Joachim Löwe, Heinz Riedemann,<br />
Horst Riedemann, Erich Seitz, Kurt Siebert,<br />
Willi Sinning, Heinz Schäfer, Ludwig Kördel<br />
u. Karl Wenzel.<br />
384
Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“ | 11 -7<br />
Neben Tagestouren nach Büchenwerra, zum<br />
Lottchen nach Melgershausen oder zum Edersee,<br />
wurden auch weitere Touren in die Berge<br />
nach Schönwald im Schwarzwald in das Naturfreundehaus<br />
Küflerhäusle organisiert.<br />
Das traditionelle Lindenfest der<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Einmal jährlich organisiert der Verein ein Lindenfest,<br />
das die Mitglieder in Eigenverantwortung<br />
organisieren, sowie die Bewirtschaftung<br />
in eigener Regie durchführt. Die zweitägige<br />
Veranstaltung an der Linde lockt nicht nur die<br />
Dorfbewohner zum Feiern an, sondern auch<br />
viele Gäste aus den Nachbarorten. Geboten<br />
wird am Samstag neben dem Essen und Trinken<br />
auch Livemusik, am Sonntag der Gottesdienst<br />
unter der Linde und zum Ausklang noch<br />
Kaffee und Kuchen.<br />
Bilder von Wanderungen in den 80er Jahren<br />
Es fehlte auch nicht München mit dem Besuch<br />
des Oktoberfestes. Sämtliche Reisen wurden<br />
begleitet mit Frohsinn und mit Besichtigungen<br />
sowie der Teilnahme an Veranstaltungen in<br />
festlicher Stimmung.<br />
385
117 | Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
Lindenfest mit Gottesdienst<br />
Osterfeuer<br />
Das Osterfeuer wird jährlich am 1. Ostersonntag<br />
angezündet und lockt zahlreiche Besucher<br />
von Fern und Nah an. Bei Musik, Bratwurst<br />
und Getränken werden die Besucher von<br />
den Wanderfreunden bis in die Nachtstunden<br />
bewirtet.<br />
Vorausgegangen für das Sammeln und Aufschichten<br />
des Holzstapels sind jedoch viele<br />
Arbeitsstunden der freiwilligen Helfer.<br />
Auf dem linken Bild aus dem Jahr 2007 sind: H. Schäfer, C. Sinning, W. Sinning, S. Lüdges , H. Riedemann,<br />
K. Wenzel, A. Löwe, H. Löwe, T. Riedemann, N. Biermann, M. Wenzel, P. Sinning<br />
386
Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“ | 11 -7<br />
Unterstützung von sozialen und<br />
gemeinnützigen Projekten<br />
Die Erlöse aus den Veranstaltungen wurden<br />
bislang für 30 soziale und gemeinnützige Projekte<br />
eingesetzt, wie z. B.<br />
Spenden für die Reparatur der Kirchenorgel,<br />
dem Zaun am Friedhof, für die Melsunger<br />
Stiftung „Haus des Kindes“, der<br />
Krebshilfe und weitere Objekte.<br />
Bau und Einrichtung von Sitzgruppen im<br />
Ort und der Gemarkung von <strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
Auf dem Bild von links:Karl Wenzel, Kurt Siebert,<br />
KarlHeinz Helper u. der Ortsvorsteher Otto Siemon<br />
Bau einer Brücke über den Höhbach für<br />
Wanderer, Finanzierung einer Geschichtstafel<br />
incl. einer Wanderkarte an der Linde<br />
und die Verschönerung des Platzes mit einer<br />
Sitzgruppe sowie der Verschönerung<br />
des Wasserbassin mit einem Naturstein<br />
Mauerwerk.<br />
Einweihung der Sitzgruppe 1990 an der Straße „Zur Kroneneiche“<br />
387
117 | Natur u. Wanderfreunde „Alte Linde <strong>Schwarzenberg</strong>“<br />
Mit dem Bau der Brücke über den Höhbach im<br />
Jahr 2005 hat der Verein mit 17 Mitgliedern in<br />
350 Arbeitsstunden eine der größeren Aktion<br />
durchgeführt.<br />
Einige Akteure auf dem rechten Bild sind: E.Seitz, H.Schäfer, W.Sinning, P.Sinning, T.Riedemann, H.Riedemann,<br />
K.Siebert und M.Jacob<br />
Die zweite Generation<br />
führt das Werk der Gründer des Lindenvereins<br />
weiter und ruft „Jung und Alt“ zum Wandern,<br />
aber auch zum Feiern unter der Linde<br />
auf. Mit dieser Aktivität können weiterhin soziale<br />
und gemeinnützige Projekt gefördert<br />
werden. Der Verein wird von 2 Sprechern geführt,<br />
die von den Mitgliedern bestimmt und<br />
jährlich wechseln.<br />
Auf dem Bild rechts aus dem Jahr 2008 sind noch<br />
Gründungsmitglieder aus dem Jahr 1980 mit dabei.<br />
In der oberen Reihe v. links: T. Bettenhausen, W.<br />
Sinning, HJ. Joswig, P. Sinning. Mittlere Reihe v.<br />
links: T. Riedemann, K. Siebert, K. Wenzel, H. Schäfer<br />
J. Löwe. Vordere Reihe v. links: KH. Helper, H.<br />
Riedemann, T. Joswig, KL. Kiefer u. H. Löwe<br />
n<br />
388<br />
Auf dem Bild links, v.<br />
links aus dem Jahr<br />
2011 die zweite Generation:<br />
D. Schäfer,<br />
T. Riedemann, N. Biermann,<br />
D. Schäfer,<br />
C. Schmidt, F. Schmidt,<br />
M. Jacob, A. Löwe,<br />
J. Rosenstein, T. Mey
Die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong> | 11 -8<br />
Die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Im Hinblick auf das 750jährige Bestehen des<br />
Dorfes <strong>Schwarzenberg</strong> im Jahr 2012 wurde<br />
am 27.02.2009 die Dorfgemeinschaft <strong>Schwarzenberg</strong><br />
gegründet. Sie ist ein parteipolitisch<br />
und religiös unabhängiger Verein.<br />
Der Verein dient dem Zweck die Kultur, Heimatpflege,<br />
Heimatkunde und Brauchtum zu<br />
fördern. Der Verein wird geführt vom 1. Vorsitzenden<br />
Ingo Kortendieck, seinem Stellvertreter<br />
Klaus Michael Potzkai, der Kassiererin<br />
Tanja May und der Schriftführerin Sandra<br />
Hruby.<br />
Die Gemeinschaft hat 35 Mitglieder. Mittlerweile<br />
wurden ca. 20 Arbeitsgruppen gebildet,<br />
die das Jubiläumsfest vom 6. bis 9. September<br />
2012 vorbereiten.<br />
Ehemalige Vereine in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von Adolf Seitz<br />
Ziegenzuchtverein<br />
Aufgrund einer Verfügung des Landrats vom<br />
15.2.1911 wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> ein Ziegenzuchtverein<br />
gegründet. Der Vorstand bestand<br />
aus dem 1. Vorsitzenden Justus Ruppel,<br />
dem 2. Vorsitzenden Justus Barthel, dem<br />
Schriftführer Heinrich Dittmar und dem Kassierer<br />
Georg Jäger. Weitere 25 Mitglieder traten<br />
dem Verein bei. Zum Ankauf eines Zuchtbockes<br />
stellte die Gemeinde dem Verein, lt.<br />
Beschluss vom 1.3.1911, den Betrag der 30<br />
Mark überstieg, zur Verfügung.<br />
Der Bockhalter erhielt die Hälfte der Bullenwiese<br />
zur Grasnutzung. Ein 50 Meter langes<br />
Stück im Rosengraben, neben dem Friedhof,<br />
durfte als Tummelplatz für die Ziegen genutzt<br />
werden. Die Zahl der Ziegenhalter und Ziegen<br />
im Gründungsjahr des Vereins ist nicht bekannt.<br />
Laut Unterlagen von Lehrer P. Schmidt<br />
gab es in 1897 30 und in 1901 85 Ziegen im<br />
Dorf. Im Jahr 1912 erhielt der Verein von der<br />
Gemeinde einen Zuschuss von 12,50 Mark<br />
und in 1913 von 10 Mark.<br />
In 1916 wurden Heinrich Dittmar zum 1. Vorsitzenden,<br />
Justus Ruppel zum 2. Vorsitzenden<br />
und Justus Riedemann zum Kassierer gewählt.<br />
Der Schriftführer ist nicht bekannt.<br />
Dieser Vorstand blieb bis 1930 im Amt. Zwischen<br />
1925 und 1945 schwankte der Ziegenbestand<br />
im Dorf zwischen 112 und 123 Tieren.<br />
Durchschnittlich waren es 81 Ziegen. Der<br />
Ziegenbockstall befand sich im Spritzenhaus<br />
an der heutigen Straße Zur Kroneneiche<br />
oberhalb der Einmündung der Blumenstraße.<br />
Mit steigendem Wohlstand wurden auch die<br />
Ziegen immer weniger, bis sie in den 1960er<br />
Jahren ganz aus dem Dorf verschwanden.<br />
Spätestens dann wurde auch der Ziegenzuchtverein<br />
aufgelöst. Das genaue Datum ist<br />
nicht bekannt.<br />
Kriegskameradschaft<br />
Am 8. März 1934 wurde in <strong>Schwarzenberg</strong> eine<br />
Kriegskameradschaft mit 25 Mitgliedern<br />
gegründet. Sie hatte zum einen den Zweck,<br />
soldatische Werte wie Vaterlandsliebe, Treue<br />
und Ehre, Förderung des Wehrwillens und des<br />
Stolzes auf die Wehrtüchtigkeit und Kameradschaft<br />
darzustellen und zu fördern, und<br />
zum andern, die Kameradschaft der alten<br />
Soldaten zu pflegen, kranken Kameraden Hilfe<br />
und Unterstützung zu gewähren und die Gefallenen<br />
zu ehren. Die Kameradschaft wurde<br />
in 1943 aufgelöst.<br />
Reisetaubenverein<br />
Im Jahre 1963 gründeten 9 Taubenzüchter<br />
den Reisetaubenverein „Fuldabote“. Einige<br />
389
119 | Ehemalige Vereine in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
von ihnen waren vorher im Melsunger Verein<br />
„Luftbote“ aktiv. Die Mitglieder besaßen in<br />
1963 200 Brieftauben und nahmen an Wettflügen<br />
teil.<br />
Der damalige Vorstand: 1. Vorsitzender Willi<br />
Jäger, 2. Vorsitzender Konrad Hain, Kassierer<br />
Gerhard Hofmann, Schriftführer Karl Jäger.<br />
Weitere Mitglieder waren Erich Riedemann<br />
und Konrad Jäger, dessen Enkel Manfred<br />
Tews, das Hobby seines Großvaters später<br />
auch noch ausübte.<br />
Mit dem Tod von Karl Jäger in 2006 erlosch<br />
der Verein.<br />
390
12<br />
Im Zeitenwandel
1 2-1 | Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Eine Phantasie)<br />
von Adolf Seitz Peter Schmidt<br />
Die <strong>Schwarzenberg</strong>er Burg (Phantasie)<br />
Zeichnung Gerda Barthel<br />
In den Unterlagen von Lehrer Schmidt fand<br />
ich die obige Zeichnung seiner damaligen<br />
Schülerin Gerda Barthel, die bis 1953 von<br />
ihm unterrichtet wurde und heute als Gerda<br />
Becker zeitweise in den USA lebt. Sie kann<br />
sich an dieses Bild nicht mehr erinnern.<br />
Vermutlich wurde ihr im Heimatkundeunterricht<br />
die Aufgabe gestellt, die ehemalige<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Burg nach ihren Vorstellungen<br />
zu zeichnen. Die Zeichnung scheint<br />
Schmidts Vorstellung von der heimatlichen<br />
Burg sehr nahe gekommen zu sein, denn er<br />
signierte sie mit der Jahreszahl 1262, dem<br />
Jahr der Ersterwähnung des Ritters Helfrich<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong>, der auf Burg lebte.<br />
Außerdem gibt es noch eine handschriftliche<br />
Aufzeichnung von Schmidt, in der er historische<br />
Wirklichkeit und Phantasie über die Burg<br />
von <strong>Schwarzenberg</strong> miteinander vermischt<br />
hat. Er schreibt im Originaltext folgendes:<br />
Die Burg/Bergfeste von <strong>Schwarzenberg</strong><br />
(Aus der Schulchronik)<br />
Eine Burg war früher und anfangs nur ein<br />
Turm mit hölzernem Wohnhaus, der später<br />
mit umfangreichen Gebäuden: Steinturm, Palas,<br />
Festsaal, Burgmauern mit großem Tor und<br />
mehreren kleinen Pforten, Burggraben und<br />
Zugbrücke, oft noch mit Vorburg und Zwinger<br />
versehen war.<br />
392
1 2-1 | Beschreibung der Burg <strong>Schwarzenberg</strong><br />
ziemlich eng zu. Vor 1200 gab es keine Fenster<br />
und keine Öfen, viele Räume konnten im<br />
Winter nicht geheizt werden und die Böden<br />
aus Lehm oder Ziegelstein waren kalt. Als Beleuchtung<br />
dienten lange Kienspäne, die an<br />
der Wand in Eisenringen steckten. Es gab<br />
auch kleine Talglampen, in denen Tierfett<br />
verbrannt wurde. Die Betten wurden mit dicken<br />
Vorhängen vor Kälte und Zugluft geschützt.<br />
Das Burggesinde schlief teilweise auf<br />
Stroh in den Ställen. Wasser war oft Mangelware.<br />
Man wusch sich nur in unregelmäßigen<br />
Abständen und auch nur dort, wo es "nötig"<br />
war. Ein warmes Bad war, auch wegen des<br />
teuren Brennholzes, nur den Herrschaften<br />
vorbehalten. Toiletten gab es damals natürlich<br />
auch nicht. Die Notdurft verrichtete man<br />
in Aborterkern, von denen die Fäkalien,<br />
manchmal schon in einem Holzschacht, in die<br />
Tiefe fielen. All diese Dinge haben wenig gemeinsam<br />
mit verschönenden schriftstellerischen<br />
Darstellungen, die das Burgleben in<br />
bunten Farben darstellen.<br />
Zum Schluss möchte ich einfach einen Zeitzeugen<br />
zu Wort kommen lassen, der das Burgleben<br />
persönlich gekannt hat. Es ist der<br />
Reichsritter Ulrich von Hutten, der 1518 über<br />
das Leben in einer Burg folgendes geschrieben<br />
hat:<br />
„Die Burg selbst, mag sie auf dem Berg oder<br />
im Tal liegen, ist nicht gebaut, um schön,<br />
sondern um fest zu sein.<br />
Sie ist von Wall und Graben umgeben und innen<br />
eng, da sie durch die Stallungen für Vieh<br />
und Herden versperrt wird. Daneben liegen<br />
die dunklen Kammern, angefüllt mit Pech,<br />
Schwefel und dem übrigen Zubehör der Waffen<br />
und Kriegswerkzeuge. Überall stinkt es,<br />
dazu kommen die Hunde mit ihrem Dreck, eine<br />
liebliche Angelegenheit, wie sich denken<br />
lässt und ein feiner Duft.<br />
Reiter kommen und gehen, unter ihnen sind<br />
Räuber, Diebe und Banditen. Denn fast für<br />
alle sind unsere Häuser offen, entweder weil<br />
wir nicht wissen, wer ein jeder ist, oder weil<br />
wir nicht weiter danach fragen.<br />
Der ganze Tag, vom frühen Morgen an, bringt<br />
Sorge und Plage, beständige Unruhe und<br />
dauernder Betrieb. Die Äcker müssen gepflügt<br />
und gegraben werden, man muß eggen, säen,<br />
düngen, mähen und dreschen. Es kommen<br />
die Ernte und Weinlese, wenn es dann einmal<br />
ein schlechtes Jahr gewesen ist, wie es bei<br />
jener Magerkeit häufig geschieht, so tritt<br />
furchtbare Not und Bedrängnis ein. Bange<br />
Unruhe und tiefe Niedergeschlagenheit ergreifen<br />
alle."<br />
394
Wirtschaft und Lebensweise unserer Vorfahren | 1 2-2<br />
Wirtschaft und Lebensweise unserer Vorfahren<br />
am Ende des 19. Jahrhunderts<br />
von Peter Schmidt 1944<br />
Wenn auch heute der Satz, dass der Mensch<br />
ein Produkt seiner Umgebung ist, verneint<br />
wird, so steht doch fest, dass Natur und Umwelt<br />
seit jeher den Lebensumständen der<br />
Menschen mehr oder weniger, gewisse Grenzen<br />
gesetzt haben. Nur unter Aufwendung<br />
starker Arbeitsleistungen war es möglich, ihr<br />
das Lebensnotwendige abzuringen. Für den<br />
Bauern ist diese Tatsache selbstverständlich.<br />
Er ist abhängig vom Laufe der Natur, den<br />
Jahreszeiten, dem Sonnenlauf, dem Boden,<br />
der Fruchtbarkeit, dem Wachstum der Pflanzen,<br />
den Früchten des Feldes. Sein Leben besteht<br />
überwiegend aus Arbeit; Feste und<br />
Feiern sind notwendige und willkommene Ruhepunkte.<br />
Ein Teil der Dorfbevölkerung<br />
(25%) hat nicht soviel Besitz um Bauer sein<br />
zu können; es sind dies die Handwerker, Arbeiter<br />
und Landwirte im Nebenerwerb. Im Bezug<br />
auf Haltung und Gesinnung gilt aber von<br />
ihnen dasselbe wie bei den Bauern. Auch in<br />
ihren Adern fließt noch Bauernblut. Wenn irgend<br />
möglich, pachten sie ein Stück Land<br />
oder kaufen es gar, um sich und ihre Familien<br />
zu ernähren.<br />
Da die Männer in erster Linie ihrem Beruf,<br />
welchem auch immer, nachgehen, liegt viele<br />
Arbeit auf den Frauen und auch den Kindern,<br />
die diese Arbeit als selbstverständlich ansehen.<br />
Die Kinder sind es gewohnt, schon früh,<br />
gewisse Tätigkeiten in Haus und Hof zu übernehmen.<br />
Sie gehören zum Leben eines Dorfkindes<br />
dazu, wenn auch das Spielen dabei<br />
einmal zu kurz kommen sollte.<br />
Das Arbeitsleben bestimmt das Leben im<br />
Dorf, besonders zur Erntezeit. Selbst die ganz<br />
Alten helfen dann noch mit, so gut sie können.<br />
Die Menschen zeichnen sich oft durch<br />
große Leistungsfähigkeit und Leistungswillen,<br />
oft bis ins hohe Alter hinein, aus. Die Männer,<br />
die zum Beispiel 12 Stunden in einer Fabrik in<br />
Melsungen oder Kassel arbeiten, nehmen<br />
durch ihre Nebentätigkeit in ihrer Landwirtschaft<br />
große Strapazen auf sich. Wenn zum<br />
Beispiel die Heuernte ansteht, wird bis gegen<br />
22.00 Uhr gemäht, bis gegen 3.00 Uhr geschlafen,<br />
weiter gemäht und dann geht es in<br />
die Fabrik, wo die Arbeit auch nicht leicht ist.<br />
Krankheiten steht man skeptisch gegenüber,<br />
bei anderen Menschen glaubt man an Verstellung.<br />
Für die ärztliche Behandlung gibt<br />
man nicht gern Geld aus, und so geht man<br />
eher zu einem Heilkundigen als zum Doktor.<br />
Man ist sparsam. Als die Eisenbahn in 1848<br />
gebaut worden war, gingen viele Leute trotzdem<br />
noch zu Fuß nach Kassel, weil ihnen die<br />
paar Silbergroschen, die sie als Fahrpreis<br />
zahlen mussten, zu wertvoll waren. Dabei<br />
vollbrachten sie oft Tagesmärsche von 60 Kilometern.<br />
Ganz früh in der Nacht marschierte<br />
man los, und kam am folgenden Abend sehr<br />
spät wieder nach Hause.<br />
Die Lebensweise der Menschen war sehr einfach,<br />
zum Teil sogar dürftig. Ich glaube, wir<br />
können uns heute kaum eine Vorstellung von<br />
der spartanischen Einfachheit machen gegenüber<br />
der heutigen. Täglich wurde einfaches,<br />
trockenes Brot gegessen. Kuchen gab es nur<br />
sonntags in wenigen Sorten als Blechkuchen,<br />
tiefen Kuchen, Scherrekuchen usw.<br />
Die Butter wurde meist verkauft, um Bargeld<br />
zu bekommen; Kaffee war nur Genussmittel,<br />
„Rübenbrühe“ das tägliche Getränk, Kochkäse<br />
und Schnippchen bereitete die Bauersfrau<br />
selbst, Kaufkäse kannte man nicht. Schon<br />
1575 wird von Triftkäse als Frongabe berichtet.<br />
Frisches Fleisch kam nur selten auf den<br />
Tisch. Im Winter wurde „eingeschlachtet“, das<br />
geräucherte und in Fässern eingepökelte<br />
Fleisch musste das ganze Jahr hindurch halten,<br />
und dass mit dem Vorrat haushälterisch<br />
umgegangen werden musste, versteht sich<br />
von selbst. Übrigens waren Schlachtefeste<br />
und Kirmes die größten Feste im Dorfe.<br />
„Selbstgesponnen, selbstgemacht, ist die<br />
beste Bauerntracht“, war Parole in Bezug auf<br />
395
122 | Wirtschaft und Lebensweise unserer Vorfahren<br />
Kleidung, daher waren die meisten Kleidungsstücke<br />
selbstgewebte Trachten.<br />
Flachsbau und Weben waren darum sehr<br />
wichtige Beschäftigungen. Den Gang der<br />
Flachsbereitung kennen die Großeltern vielleicht<br />
noch aus eigener Erfahrung. Aus dem<br />
selbstgesponnen Flachs bereitete man fast<br />
die gesamte Wäsche und den größten Teil der<br />
Kleidung. Dazu musste allerdings das Garn<br />
fein gesponnen sein, es musste „24er“ sein,<br />
sonst gab’s nur Säcketuch. Das Weben war<br />
eine uralte und weit verbreitete Kunst, die in<br />
fast jedem Hause vom Weber bzw. Webmeister<br />
geübt wurde. Letzterer war ein Weber,<br />
der mindestens 3 bis 4 Gesellen beschäftigte.<br />
Es ist in vieler Hinsicht schade, dass diese<br />
Kunst heute fast ganz verschwunden ist, auch<br />
in Hinsicht auf dörfliche und bäuerliche<br />
Kunstgestaltung.<br />
Voraussetzung für das Weben war natürlich<br />
das Spinnen. Eine der ältesten Beschäftigungen<br />
der Frauen. Es begann mit dem großen<br />
Buß und Bettag am 1. November und wurde<br />
den ganzen Winter hindurch eifrig betrieben.<br />
Es war auch dies eine Form der Gemeinschaftsarbeit,<br />
wie so manche andere früherer<br />
Zeit. Dazu fand man sich alltäglich abwechselnd<br />
in verschiedenen Häusern zusammen<br />
zum gemeinsamen Spinnen. Jede Spinnerin<br />
musste tagsüber eine „Zaspel“(alte Maßeinheit<br />
für Garn) spinnen und am Wochenende<br />
ihre „6 Zaspeln“ an der Wand hängen haben.<br />
Aber trotz dieser geforderten Leistung blieb<br />
doch noch Zeit zu fröhlichem Beisammensein<br />
bei Kaffee und Kuchen. Dazu fanden sich die<br />
Burschen auch ein, mit denen dann die übrige<br />
Freizeit bei Spiel und Tanz vergnügt verbracht<br />
wurde. So ging es fort bis zum „fetten Sonntag“,<br />
an dem beim Abschiedsschmaus das<br />
Spinnrad beiseite gestellt wurde und neue<br />
Aufgaben der Spinnerinnen warteten.<br />
Auch sonst gab es noch allerlei handwerkliche<br />
Arbeiten, die zu Hause gemacht wurden. Das<br />
waren Reste der Fertigkeiten aus der Zeit, als<br />
gar keine oder wenig Handwerker im Dorfe<br />
waren und jeder auf sich selbst angewiesen<br />
war.<br />
Hierzu gehörten das Korbflechten, Wannenmachen,<br />
Kötzenflechten, Tragbänderweben,<br />
Besen und Bürstenbinden. „Was man selbst<br />
machen kann, ist gespart“, sagte der Großvater<br />
und lächelte dabei. Diese handwerkliche<br />
Kunst vererbte sich leicht auf Kinder und Enkel.<br />
Maschinen kannte man damals kaum, alles<br />
musste mit der Hand verrichtet werden. Nicht<br />
nur war die gesamte Feldarbeit Handarbeit,<br />
Frucht absicheln, abmähen mit der Sense,<br />
auch das Dreschen geschah mit der Hand.<br />
Diese Arbeit gehörte wohl mit zu den mühsamsten<br />
in der Landwirtschaft überhaupt.<br />
Schon recht früh, um 3 oder 4 Uhr, fing es an<br />
und dauerte bis in den späten Morgen, tagsüber<br />
wurde geworfelt und gereinigt; so ging<br />
es fort bis um Weihnachten, ja sogar oft<br />
noch übers Neujahr hinaus.<br />
Man stand mitten in einem Leben, das Aufgabe<br />
und Schicksal gleichzeitig war; Schicksal<br />
und Arbeit waren miteinander verbunden. Leben<br />
und Arbeit waren eins. Aus der Verbundenheit<br />
mit der Scholle sah man alles, was<br />
man tun musste, als Selbstverständlichkeit an<br />
und war dabei frohgemut.<br />
Einige Jahrzehnte vor der Jahrhundertwende<br />
begann in der Landwirtschaft eine neue Zeit.<br />
Fortschritt und Neuerung setzten sich durch.<br />
Die Fruchtwechselwirtschaft überwand die<br />
sich lang und zäh gehaltene Dreifelderwirtschaft.<br />
Der Anbau neuer Futtermittel setzte<br />
ein. Der Boden wurde entwässert; rationelle<br />
Pferde, Vieh und Schweinezucht betrieben.<br />
Die neue Zeit verlangte den Gebrauch der<br />
Maschine; der Göpel als Antriebsmaschine für<br />
Häcksel und Dreschmaschine und Schrotmühle<br />
bürgerte sich ein, der Dreschflegel<br />
machte der Dreschmaschine Platz. Der<br />
Kunstdünger begann seinen Weg als Mittel für<br />
eine ungeahnte Erzeugungssteigerung. Kreditinstitute,<br />
Raiffeisenkassen usw. taten sich<br />
auf, Viehverwertungsgenossenschaften wurden<br />
gegründet und gewährten ihren Mitgliedern<br />
möglichst stabile Preise.<br />
Wenn man sich überlegt, welche gewaltigen<br />
Umwälzungen die Maschinenwirtschaft im<br />
Landleben herbeigeführt hat, so erkennt man:<br />
Was früher in mühevoller, zeitraubender Arbeit<br />
geleistet werden musste, wird heute in<br />
verhältnismäßig kurzer Zeit geschafft. (Kornschneiden<br />
– Getreidebinder – Getreidemähdrescher.)<br />
Es ist dabei erstaunlich, in welch kurzer Zeit<br />
die Maschine und der Elektromotor das Dorf<br />
396
Hans Minklo wird Ortsbürgermeister | 1 2-3<br />
eroberten. Mit dem Eindringen der Technik in<br />
das Dorf ist die ganze Lebenshaltung der<br />
Dorfbewohner geändert worden.<br />
Man hat mehr Zeit als früher, aber das Leben<br />
ist dadurch nicht besinnlicher geworden, man<br />
ist mehr hineingezogen in den Strom der allgemeinen<br />
Geschichte. Man steht nicht mehr<br />
abseits; die neue Zeit ist in das Dorf eingedrungen,<br />
mit allem, was zu ihr gehört.<br />
Möge uns die heutige Zeit mit ihren vielfachen<br />
Aufgaben ebenso einsatzbereit finden, wie<br />
einst unsere Alten, die das Leben und die Arbeit<br />
auffassten und meisterten, als Dienst am<br />
Volk.<br />
Hans Minklo wird Ortsbürger<br />
von Adolf Seitz nach Aufzeichnungen von Peter Schmidt<br />
Eine Heirat mit Hindernissen.<br />
Wenn heute ein junger Mann eine Frau aus<br />
einem anderen Dorf heiraten möchte, ist das<br />
gar kein Problem. Früher war das anders. Gehen<br />
wir einmal zurück an den Anfang des 19.<br />
Jahrhunderts. Ein junger Mann aus Röhrenfurth,<br />
nennen wir ihn einmal Hans Minklo,<br />
stand auf Freiersfüßen. Die Frau, die er liebte,<br />
war aber nicht die Tochter des Nachbarn,<br />
sondern eine Auswärtige aus <strong>Schwarzenberg</strong>,<br />
in deren Hof er einheiraten wollte. Er musste<br />
also in eine andere Ortgemeinde umsiedeln.<br />
In diesem Falle verlor er sein eigenes Heimatrecht<br />
in Röhrenfurth, falls er es nicht für<br />
einen Reichstaler jährlich erkaufte und aufrecht<br />
erhielt.<br />
Zum Heimatrecht gehörte:<br />
1. die Gemeindemitgliedschaft, d. h. die<br />
Selbstständigkeit als Ortsbürger oder Beisitzer.<br />
2. die einfache Gemeindeangehörigkeit für<br />
die noch nicht selbständig gewordenen<br />
Gemeindemitglieder.<br />
Kein Heimatrecht besaßen die sogenannten<br />
„Permissionisten“ (Eingereisten). Sie waren<br />
nur Orts oder Schutzgenossen in der Gemeinde.<br />
Für Hans Minklo ging es nun zunächst einmal<br />
darum, die neue Gemeindemitgliedschaft für<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zu erwerben. Ihm wurde eröffnet,<br />
dass sie erworben werden könne:<br />
1. durch Geburt,<br />
2. durch Aufnahme, durch den Erwerb von<br />
Besitz, bei Frauen durch Heirat,<br />
3. durch Anstellung und persönliche Zuweisung<br />
von dritter Seite vom Tage der Anstellung<br />
an.<br />
Weiter wurde ihm erklärt, falls er aber auch<br />
noch Ortsbürger werden wolle, so müsse er<br />
wie jeder Einheimische volljährig sein, die<br />
Nationalkokarde tragen dürfen, die Ehrenrechte<br />
besitzen und keine Strafe über 20<br />
Reichstaler erhalten haben.<br />
Dies seien die Grundvoraussetzungen. Ferner<br />
müsse er Besitz im neuen Wohnort haben,<br />
selbständiger Bauer sein und seine Familie<br />
ernähren können. Auch mit dem Betreiben<br />
eines Handwerks, das mit einem Mindesteinkommen<br />
von 180 Reichstalern verbunden sei,<br />
könne er Ortsbürger von <strong>Schwarzenberg</strong> werden.<br />
Da er ein nicht zur Gemeinde zählender Inländer<br />
sei und Bauer werden wolle, müsse er<br />
ferner ein Zeugnis der Unbescholtenheit beibringen,<br />
Besitz und ein Vermögen von 150<br />
Reichstalern nachweisen.<br />
Besitz und Vermögen seiner zukünftigen Frau<br />
würden ihm hierbei angerechnet. Außerdem<br />
müsse er ein Einzugsgeld von 15 Talern an<br />
die Gemeindekasse abführen (bei Frauen betrug<br />
der Betrag 7 Taler).<br />
Außerdem musste er der Gemeinde einen ledernen<br />
Feuerlöscheimer stellen, 5 Obstbäume<br />
pflanzen und im Wald Kahlstellen mit eine<br />
näher zu bestimmenden Zahl von Waldbäumen<br />
aufforsten.<br />
Neben dem Einzugsgeld wurde von ihm als<br />
Auswärtiger noch ein Einkaufsgeld in Höhe<br />
des 5 bis 10fachen Betrages des ihm zu Gute<br />
397
124 | Bürgermeisterwahl im Juni 1903<br />
kommenden Nutzens des Gemeindevermögens<br />
wie Wald, Weide und Huterechte, erhoben.<br />
Da Minklo, auch mit Hilfe seiner zukünftigen<br />
Frau, alle Forderungen erfüllen konnte, fand<br />
die Hochzeit statt. Erst nach der Eheschließung<br />
wurde er feierlich unter Nennung aller<br />
Rechte und Pflichten zum Ortsbürger ernannt.<br />
Er hatte jetzt z. B. das Recht, bei Entscheidungen<br />
in öffentlichen Angelegenheiten mitzuwirken.<br />
Nachdem er dann noch bei der nächsten Zusammenkunft<br />
in der Gastwirtschaft mit einer<br />
Runde Schnaps seinen Einstand gegeben hatte,<br />
war er endgültig ein <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Ortsbürger geworden.<br />
Bürgermeisterwahl im Juni 1903<br />
Originalfassung von Lehrer Peter Schmidt; geschrieben in 1943<br />
Der alte Bürgermeister hat das Zeitliche gesegnet,<br />
der neue Mann muss kommen.<br />
Die Neuwahl wird vom Landrat verfügt und<br />
ein Termin festgelegt. Es geht nun um die<br />
Vergebung der höchsten Würde des Dorfes,<br />
den Posten des Dorfoberhauptes. Zwei Gruppen<br />
haben sich bereits gebildet. Hier Vorder,<br />
Ober, hier Hinter, Unterdorf ist die Parole.<br />
Jeder Dorfteil möchte den Bürgermeister aus<br />
seinen Reihen haben, es entspinnt sich ein<br />
politischer Kleinkrieg, der oft unanständige<br />
Formen annimmt.<br />
Zuletzt hatte ja das Vorderdorf den Bürgermeister<br />
gestellt, nun wäre es doch gerechtfertigt,<br />
wenn das Hinterdorf der bestimmende<br />
Teil würde. Man fragt jetzt nicht nach der<br />
Würdigkeit, man nimmt Partei. Der Gemeindeausschussvorsteher<br />
J.H.R. in Verbindung<br />
mit Gemeinderat und Ausschuss, hat die Kandidaten<br />
zu benennen. In seiner Wohnung<br />
berät man, schimpft man, geht man, kommt<br />
wieder und einigt sich schließlich auf zwei Personen.<br />
Man wählt, man kommt zu Stimmengleichheit<br />
zwischen …..<br />
Der Landrat muss entscheiden, es kommt zu<br />
Neuwahlen. Der Wahlzauber beginnt von neuem.<br />
Schließlich hat doch der Kandidat des<br />
Hinterdorfes gesiegt. Der Bürgermeisterschrank<br />
mit den Akten wandert aus der alten<br />
Bürgermeisterei des Vorderdorfes in das<br />
Amtszimmer des neuen Herrn. Er nimmt sein<br />
Amt auf seine jungen Schultern. Zuvor aber<br />
lädt er Gemeinderat und Ausschuss zum Umtrunk<br />
ins Gasthaus ein.<br />
Nach den mir vorliegenden Unterlagen ging es<br />
bei dieser Wahl um die Nachfolge des verstorbenen<br />
Bürgermeisters Christian Rode (Haus<br />
Salzmann/Riedforststraße/Vorderdorf). Gewählt<br />
wurde schließlich Justus Sondermann<br />
(Haus Sondermann/Regina Sinning/Riedforststraße/Hinterdorf).<br />
Wer der Favorit des Vorderdorfs<br />
war, lässt sich heute nicht mehr<br />
feststellen.<br />
(Adolf Seitz)<br />
398
Momentaufnahmen 2. Weltkrieg | 1 2-5<br />
Momentaufnahmen 2. Weltkrieg<br />
von Peter Schmidt<br />
Die nachstehenden Artikel sind Aufzeichnungen,<br />
verfasst vom damaligen <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Lehrer, Peter Schmidt, über Ereignisse<br />
des 2. Weltkrieges. Sie wurden wörtlich übernommen.<br />
Handschriftlich geschrieben am<br />
20.04.1940 :<br />
Der Krieg ist in eine Ebbe geraten. Außer kleinerer<br />
Gefechte und Spähtrupptätigkeit sind<br />
keine besonderen Ereignisse. Die Haupttätigkeit<br />
entfaltet die Luftwaffe.<br />
Wir merken hier nichts vom Kriege, außer<br />
den kleinen Einschränkungen, die die Rationierung<br />
auf allen Gebieten mit sich bringt.<br />
Aber wenn unsere Soldaten aus dem Feld auf<br />
Urlaub kommen, dann hören wir, wie alles<br />
zuging. Karl Reinbold, Herbert Hartmann,<br />
Heinrich Hofmann und Hans Barthel waren<br />
mit in Polen. Sie waren wohl bei sämtlichen<br />
großen Kampfhandlungen beteiligt.<br />
Karl Schüler ist seit Anfang September als<br />
Bahnschaffner in Bromberg stationiert. Martin<br />
Ratz ist seit Februar im Protektorat als Bahnschutz<br />
eingesetzt.<br />
Von den alten Weltkriegssoldaten waren<br />
Heinrich Jäger, Justus Sohl, Ernst Ruppel und<br />
Heinrich Sondermann am Westwall eingezogen.<br />
Heinrich Jäger wurde schon früh wieder<br />
entlassen. Ernst Ruppel kam auf Reklamation<br />
der Forstbehörde im Januar wieder zurück<br />
und Heinrich Sondermann kehrte schließlich<br />
am 4.4. heim. Justus Sohl stand vor der Entlassung,<br />
aber durch die dänisch norwegische<br />
Entwicklung scheint er noch nicht abkömmlich<br />
zu sein. Diese genannten Soldaten sind<br />
Infan. Art. Pioniere.<br />
Karl Riedemann ist Matrose, er war eingesetzt<br />
auf „Schleswig Holstein“ vor Danzig und half<br />
Gotenburg und Hola bezwingen.<br />
Heute 20.4.40 scheint er in Norwegen zu<br />
sein, zuletzt gehörte er einer Schnellbootflotille<br />
der Nordsee an.<br />
Georg Jacob, Fliegerbodenpersonal, lag zuerst<br />
im Luftbereich der Nordsee, wurde aber später<br />
nach Greifswald verlegt, Flugschule, ob er<br />
auch heute im Norden ist?<br />
Förster Hartmanns Söhne, 2, liegen am<br />
Westwall seit Beginn in Bunkern und im Vorfeld.<br />
Die folgenden Beiträge lagen als Schreibmaschinenmanuskripte<br />
vor.<br />
Die ersten Bomben in unserer<br />
Gemarkung<br />
Wir schreiben den 20. Juli 1944. Gegen 10<br />
Uhr ist der erste Alarm, aber wir sehen und<br />
hören zunächst nichts, bis fernes Flakschießen<br />
uns aufhorchen lässt, aber nichts Besonderes<br />
geschieht. Der normale Arbeitsverlauf<br />
wurde nicht gestört. Der Gausender gibt dann<br />
die Durchsage, dass sich feindliche Verbände<br />
auf dem Rückfluge über Mittelkurhessen befänden.<br />
Nun vernehmen wir auch schon das<br />
dumpfe Singen der Feindmaschinen. Manche<br />
Leute haben gezählt, 7 – 28 etc. Maschinen.<br />
Plötzlich hören wir das Summen wie das eines<br />
Sturzbombers, und gleich darauf erschüttern<br />
3 – 4 starke Einschläge die Luft, die Häuser<br />
zittern, Fenster schlagen zu, Dachziegeln klirren,<br />
in den Erlen steigen Rauchpilze hoch, die<br />
Flak schießt dicht über uns, deutsche Jäger<br />
erscheinen und kurze Zeit darauf ist Entwarnung.<br />
Was ist geschehen?<br />
Von hiesigen Leuten ist alles genau beobachtet<br />
worden. Der Bürgermeister Emmeluth war<br />
vor den Erlen auf seinem Feld, er sieht den<br />
feindlichen Flieger, sieht sich die Bomben lösen,<br />
verbirgt sich hinter einem Rapshaufen,<br />
und wird von dem Winddruck zu Boden geworfen.<br />
Kinder, die Heidelbeeren suchen,<br />
werden ängstlich und flüchten unter Weinen<br />
und Schreien in den Rosengraben, Frauen an<br />
der Höhbachseite sehen, wie nach dem Krepieren<br />
der Bomben der Sturm die Bäume gegeneinander<br />
schlägt.<br />
399
125 | Momentaufnahmen 2. Weltkrieg<br />
Eine eingehende Besichtigung ergibt folgendes:<br />
3 Sprengtrichter mit einem Durchmesser<br />
von 10 m und einer Tiefe von 5 m sind auf<br />
dem Siemonschen Lande vor den Erlen und 1<br />
Trichter in der Brechmannswiese (H. Sondermann).<br />
Es liegt aber wahrscheinlich noch ein<br />
Blindgänger an dem Erlenwege, er ist z. Z.<br />
abgesteckt. Um die Sprengtrichter ist das<br />
Korn vernichtet, die Kartoffeln im Umkreis<br />
von 20 m zugedeckt. Es hat gut gegangen.<br />
Wohin sollten wohl die Bomben fallen? Etwa<br />
in die Tongrube, oder auf unser Dorf? Diese<br />
Frage wird nie gelöst werden. Wir aber wissen<br />
nun, dass auch wir sehr vorsichtig sein<br />
müssen, wenn Alarm ertönt.<br />
1945<br />
Das Jahr 1945 ist das Jahr größter politischer<br />
Entscheidung für uns geworden. Zwei gewaltige<br />
Großoffensiven im Osten und Westen<br />
drücken unsere Fronten auf die inneren deutschen<br />
Verteidigungslinien zurück. Der Vormarsch<br />
der Amerikaner und Engländer vom<br />
Westen über den Rhein erreicht am 31. März<br />
das Fuldatal bei Melsungen, das aber in letzter<br />
Minute vor der Vernichtung bewahrt blieb.<br />
Der folgende Tag, der erste Ostertag, brachte<br />
für <strong>Schwarzenberg</strong> die Entscheidung. Während<br />
drüben, jenseits der Fulda, die amerikanischen<br />
motorisierten Infanteriekolonnen<br />
nach Röhrenfurth zu fuhren, hatten 12 Soldaten<br />
den Auftrag, von hier aus zu stören. Sie<br />
sahen die Nutzlosigkeit ihrer Unternehmung<br />
ein und zogen sich an den Haarberg, hinter<br />
das Forsthaus zurück. Bei Ansicht dieser wenigen<br />
Deutschen eröffneten die Amerikaner<br />
das Feuer und streuten das Gebiet vom Dorfrande<br />
nach Melsungen zu bis zum Haarberg<br />
systematisch mit ihren Waffen, dazwischen<br />
viel Leuchtspurmunition, bis fast zum Sälzerweg<br />
hinauf ab.<br />
Glücklicherweise wurde kein Haus des Dorfes<br />
getroffen, wohl mit Absicht, weil sich ja kein<br />
Soldat mehr im Dorf befand.*)<br />
Außerdem wehte, nachdem aus dem Hause<br />
des Kreisleiters in Melsungen die weiße Fahne<br />
wehte, auf unserem Kirchturm, weithin sichtbar,<br />
die weiße Flagge. Beinahe hätte die Beschießung<br />
des Höhbachtales verhängnisvoll<br />
werden können, weil sich in den letzten Tagen<br />
vor Ostern wohl die meisten Dorfbewohner<br />
(mehr als 200) Schutz und Unterschlupf gesucht<br />
hatten. Mit Mann und Maus biwakierte<br />
man dort, aß, trank und schlief dort, nur zum<br />
Viehfüttern kam man zurück. Diese Menschen<br />
und ihre Bewegung mussten die Amerikaner<br />
festgestellt haben und neben Zivil auch Militär<br />
vermutet haben, darum der starke Beschuss<br />
dieses Gebietes. Es hat, Gott sei Dank, gut<br />
gegangen. Nach Eintritt der Feuerpause begab<br />
sich eine kleine Abordnung zur Fulda und<br />
teilte den Amerikanern mit, dass kein Soldat<br />
im Dorfe sei und dass das Dorf wehrlos sei.<br />
Somit zogen die Amerikaner ab und <strong>Schwarzenberg</strong><br />
war vorläufig gerettet.<br />
Amerikaner im Dorf<br />
Die Ostertage waren trüb und kalt, große<br />
Mengen Flugzeuge brummten über uns hinweg.<br />
Der Dienstag war für uns ruhig im Dorfe,<br />
aber den Sälzerweg über Kirchhof,<br />
Spangenberg ergoss sich ein nicht endenwollender<br />
Strom von Fahrzeugen und schweren<br />
Panzern, etwa 4 Tage lang. Das nun folgende<br />
war der Tross etc.<br />
Der Mittwoch, der 4. April brachte die ersten<br />
amerikanischen Truppen ins Dorf. Infolge der<br />
Brückensprengungen in Melsungen und Röhrenfurth<br />
wurden sämtliche im Zuge des Fuldatales<br />
durchgehenden Truppenbewegungen<br />
über <strong>Schwarzenberg</strong> umgeleitet. Sowohl<br />
Fahrzeuge als marschierende Soldaten durchzogen<br />
unser Dorf. Am Mittwoch, den 4.4.<br />
quartierten amerikanische Truppen hier ein.<br />
Etwa 35 Häuser mussten innerhalb 5 Minuten<br />
bis zu 4 Stunden geräumt werden. Sämtliche<br />
Bewohner dieser Häuser mussten anderweitig<br />
untergebracht werden und zwar bei den nicht<br />
besetzten Hauseigentümern. Die meisten<br />
nahmen Lebensmittel u. Kleidung bzw. Bettwäsche<br />
mit in die neue Unterkunft. Zum<br />
Viehfüttern in den besetzten Häusern war eine<br />
bestimmte Zeit festgesetzt.<br />
*) Nach Aussagen von noch lebenden Augenzeugen lag nach der Aktion der Amerikaner ein deutscher Soldat<br />
tot auf der Wiese am Forsthaus. Es handelte sich um den Soldaten Alfred Rößner aus Regensburg,<br />
dessen Grab sich bei dem Ehrenmal auf dem Friedhof hier in <strong>Schwarzenberg</strong> befindet. (Adolf Seitz)<br />
400
Bau eines Hauses in früherer Zeit | 1 2-6<br />
Die Besetzung dauerte bis zum Freitag, dann<br />
zogen die Truppen wieder ab. Die Fahrzeuge<br />
waren auf Höfen, in Gärten, auf Feldern und<br />
Wiesen (Molkenwiese, weisse und spitze Wiese).<br />
Die entstandenen Spuren sind schnell wieder<br />
zugewachsen. In Schulzen Haus waren sogar<br />
Schwarze einquartiert.<br />
Nach Abzug der Amerikaner zogen die Hauseigentümer<br />
bald wieder in ihre Behausungen<br />
ein und hielten dabei gleichzeitig Frühjahrs<br />
Großreinemachen. Die Kinderwelt hatte bald<br />
Kontakt mit den Soldaten gefunden u. bekam<br />
Kekse, auch mal ein Stückchen Schokolade.<br />
Es ist hier und da zu Plünderungen gekommen,<br />
aber nicht von amerikanischen Soldaten.<br />
(Wäsche, Uhren, Anzüge, Kleider, Radio,<br />
Bettdecken, Geflügel).<br />
Mit dem Einzug der Amerikaner fiel Bahnverkehr,<br />
Post, Schule, jede Verbindung mit<br />
der Außenwelt aus. Es befiehlt nunmehr allein<br />
der Militärbefehlshaber der Besatzungstruppe.<br />
Bau eines Hauses in früherer Zeit<br />
von Adolf Seitz<br />
Nachdem die Menschen das Nomadentum gegen<br />
die Sesshaftigkeit eingetauscht hatten,<br />
brauchten sie Unterkünfte, die sie dauerhaft<br />
vor dem Wetter schützten. Über Pfahl und<br />
Rundhütten kam man zu rechteckigen oder<br />
quadratischen Bauformen von Häusern. Da es<br />
in unserer Gegend viele Wälder gab, lag es<br />
nahe, Holz als Baustoff zu verwenden. Man<br />
baute anfangs einfache Häuser aus grob behauenen<br />
Balken. Später entstanden dann<br />
Fachwerkwerkhäuser, die man auch als „fränkische<br />
Bauernhäuser“ bezeichnete.<br />
Der Bau eines solchen Hauses begann mit<br />
dem Legen des rechteckigen oder quadratischen<br />
Fundaments durch den Maurer. Die dazu<br />
benötigten Bruchsteine stammten aus dem<br />
örtlichen Steinbruch. Das Fundament musste<br />
nach einem alten Gesetz von 1739 eine Höhe<br />
von drei Fuß (ca.75 Zentimeter) haben. Auf<br />
ihm wurde dann aus Feld oder Bruchsteinen<br />
die untere Etage errichtet. Sie wurde mit einer<br />
Lage von Schwellen (Holzbalken) abgeschlossen.<br />
Auf ihr wurde dann eine Holzkonstruktion aus<br />
Balken, das Fachwerk, aufgesetzt. Die Räume<br />
zwischen den Balken, die Gefache, wurden<br />
mit einem Holzgeflecht („Fitzegerten“) ausgefüllt,<br />
die von beiden Seiten solange mit Lehm<br />
beworfen wurden, bis die Fläche mit den Balken<br />
abschloss. Teilweise wurde auch noch<br />
kurz geschnittenes Stroh unter den Lehm gemischt.<br />
In späteren Zeiten wurden die Gefache<br />
auch mit Lehmsteinen ausgemauert und<br />
mit einem einfachen Sand Kalkputz überzogen.<br />
Während das Holzgerüst des Fachwerks Jahrhunderte<br />
überdauerte, mussten Schäden an<br />
der Füllung der Gefache im Lauf der Zeit ausgebessert<br />
werden. Das geschah dann mit den<br />
zurzeit der Reparatur gängigen Materialien.<br />
Man kann das sehr gut auf den Fotos der alten<br />
Fachwerkscheune der Familie Barthel sehen,<br />
die in 2011 repariert wurde. Es gibt noch<br />
ursprüngliche, grob mit Lehm beworfene Fitzegertengefache<br />
und andere, mit Lehm glatt<br />
verputzte Flächen. Später sind dann beschädigte<br />
Gefache mit Back und Gittersteinen<br />
ausgemauert worden. Nach der Behebung der<br />
Schäden wurden nur die Gefache wieder mit<br />
einem Putz überzogen, sodass der Fachwerkcharakter<br />
der Scheune erhalten blieb. Jetzt<br />
kann sie wieder Wind und Wetter trotzen.<br />
Die reparierten Gefache der Scheune<br />
401
126 | Bau eines Hauses in früherer Zeit<br />
Handwerkerzeichen am Haus Frieler (Zur Kroneneiche<br />
1)<br />
Der Putz dient als Wetterschutz<br />
Die Dächer der Häuser wurden anfangs mit<br />
Stroh, später mit Schindeln oder Ziegeln gedeckt.<br />
Die ersten Häuser hatten nur einen<br />
Raum, die Einrichtung von Zimmern war anfangs<br />
unbekannt. Der Fußboden bestand aus<br />
gestampftem Lehm, der später durch Holzdielen<br />
ersetzt wurde. Man kochte anfangs auf einer<br />
ebenerdigen Feuerstelle, die in der Mitte<br />
eines Raumes angelegt war. Der Qualm waberte<br />
unter der Decke entlang und zog durch<br />
kleine Schlitze, Türen oder Fensteröffnungen<br />
ab. Auf alten Abbildungen sieht man manchmal<br />
eine viereckige Konstruktion über der<br />
Kochstelle, welche vermutlich zum Schutz vor<br />
Funkenflug oder als Rauchfang diente. Durch<br />
ihn wurde der entstehende Rauch der offenen<br />
Feuerstelle durch das Dach abgeleitet. Mit der<br />
Einführung von Kochherden am Ende des 18.<br />
Jahrhunderts wurden dann auch Schornsteine<br />
in die Häuser eingebaut.<br />
Die Nachbarn des Bauherrn lieferten das in<br />
der Gemarkung vorhandene Baumaterial, wie<br />
Kies, Sand, Lehm und Holz mit sogenannten<br />
„Betefuhren“ für ein gutes Essen und einen<br />
Dank an den Bauplatz. Auf den ersten Grundstein<br />
wurde ein Schnaps gegossen, damit sich<br />
später keine Flöhe im Haus einnisteten. Zum<br />
Richtfest, der „Hebekirmes“ wurde ein Tannenbäumchen<br />
auf der Giebelspitze angebracht.<br />
Es gab ein Abendessen mit reichlich<br />
Schnaps und Bier. Die Zimmerleute erhielten<br />
ein Halstuch, die anderen Bauarbeiter ein Taschentuch.<br />
Der Einzug in das neue Haus wurde<br />
mit dem „Tischerücken“, zu dem es ein<br />
gutes Essen gab, gefeiert.<br />
An manchen Häusern findet man Zeichen der<br />
Handwerker oder andere Inschriften.<br />
Steinplatte am Haus Sinning (Riedforststraße 59)<br />
Holztafel an der Scheune Schmidt (Jahnstraße 12)<br />
Meistens wurden an den Häusern die Namen<br />
der Erbauer festgehalten, aber es gab auch<br />
Sprüche an den Häusern, die vom Geist der<br />
damals lebenden Menschen zeugten.<br />
So konnte man zum Beispiel auf einem Balken<br />
über der Haustür lesen:<br />
„Wer seinen Kindern gibt das Brot und leidet<br />
im Alter selber Not, den schlägt man mit dieser<br />
Keule tot.“ An einem anderen Haus fand<br />
sich folgender Spruch: „Ich achte meine Hasser<br />
so wie das Regenwasser, das von den<br />
Dächern fließt, und ob sie mich schon neiden,<br />
so müssen sie doch leiden, weil Gott mein<br />
Helfer ist.“<br />
In der heutigen Zeit werden Häuser nach anderen<br />
Gesichtspunkten, mit anderen Materialien<br />
und in anderen Stilen gebaut. Aber es<br />
402
Der Feuerherr | 1 2-7<br />
gibt auch Bauherrn, die heute beim Hausbau,<br />
neben modernster Technik, wieder auf die in<br />
alter Zeit verwendeten Materialen, wie Holz,<br />
Stroh und Lehm zurückgreifen.<br />
Der Feuerherr<br />
Auszug aus Ausführungen von Peter Schmidt; erstellt von Adolf Seitz)<br />
Schutz und Sicherheit schwer und mühsam<br />
erworbenen Besitzes, besonders der Wohnund<br />
Wirtschaftsräume, waren früher schon<br />
die Sorge der Landesfürsten und der Gemeindevorsteher.<br />
Gegenmaßnahmen gegen Brände<br />
und deren Ausdehnung sind so alt wie das<br />
Menschengeschlecht selbst.<br />
Gesetzliche Vorschriften bestanden schon im<br />
Mittelalter und wurden für die einzelnen Orte<br />
durch die örtliche Feuerordnung geregelt.<br />
Es gab seit etwa 1700 Pflichtfeuerwehren, zu<br />
denen alle Personen von 18 bis 65 Jahren<br />
herangezogen wurden.<br />
Ihre Führung lag bei dem „Feuerherrn“, der<br />
vom Greben ernannt und sogar einen förmlichen<br />
Eid in die Hand des Ortsvorstehers leisten<br />
musste.<br />
Er war für die Sicherheit verantwortlich und<br />
verpflichtet, zweimal jährlich eine Inspektion<br />
sämtlicher Häuser vorzunehmen. Er hatte dafür<br />
zu sorgen, dass bei Feuersbrünsten Sturm<br />
geschlagen, später Sturm geläutet wurde,<br />
dass die Feuerlöschgeräte wie Spritzen, Hacken,<br />
Ledereimer, Leitern, Laternen und Haken<br />
ausreichend vorhanden waren und die<br />
Geräte zweckdienlich aufbewahrt und in gebrauchsfertigem<br />
Zustand waren.<br />
Er hatte auf die regelmäßige Neuanschaffung<br />
von Material zu achten, und dafür zu sorgen,<br />
dass die zur Bedienung der Geräte erforderlichen<br />
Mannschaften vorhanden waren. So<br />
mussten genügend Menschen (auch Frauen)<br />
zur Bildung einer Löschwasserkette mit Eimern<br />
bereitstehen. Interessant ist auch, dass<br />
ein Bürger, der eine Frau aus einem anderen<br />
Ort heiratete, neben der Bürgerschaftssteuer,<br />
die er bezahlen musste, auch einen ledernen<br />
Löscheimer mitbringen musste.<br />
In 1819 wird durch eine Regierungsverfügung<br />
die Einführung von Feuerwehren Pflicht. Ihre<br />
Mitglieder werden in Rettungs, Lösch, Spritzenmannschaften<br />
und Brandwachen eingeteilt.<br />
Seit 1852 gab es auch noch die Feuerreiter,<br />
die im Brandfalle die Bevölkerung warnten<br />
und die Einsatzkräfte alarmierten.<br />
Der Feuerherr hatte während der Brandbekämpfung<br />
die entsprechenden Maßnahmen<br />
zu treffen, die Ausführung der gegebenen<br />
Anordnung zu überwachen, Rettungsaktionen<br />
für Mensch und Vieh durchzuführen und dafür<br />
zu sorgen, dass die geretteten Güter nicht<br />
gestohlen wurden.<br />
Neben dem Nachtwächter, der verpflichtet<br />
war auf Feuergefahren zu achten, hatte auch<br />
jeder Ortsbürger für den Brandschutz in seinem<br />
Haus zu sorgen. Eimer, Leiter und Haken<br />
mussten griffbereit sein, glühende Asche<br />
wurde mit einer eisernen Stülpe bedeckt und<br />
mit Feuer und Licht sorgfältig umgegangen.<br />
Gefährliche Feuerstätten und Kamine wurden<br />
abgerissen, Ofenlöcher mit Steinen oder eisernen<br />
Türen verschlossen. Speck durfte nicht<br />
in der Nähe eines Feuers aufgehängt werden.<br />
Ab 1700 durften ohne Erlaubnis keine Dächer<br />
mehr mit Stroh gedeckt werden. In Ställen<br />
und Scheunen herrschte Rauchverbot. Brunnen<br />
und Wasserstellen mussten jederzeit benutzbar<br />
sein.<br />
Ab der Jahrhundertwende 1900 wurden die<br />
Pflichtfeuerwehren zum größten Teil in freiwillige<br />
Feuerwehren, die immer gut ausgerüstet<br />
waren und unter der Führung von<br />
ausgebildeten Wehrführern und Brandmeistern<br />
standen, umgewandelt. Sie handelten<br />
stets nach ihrem Wahlspruch:<br />
Gott zur Ehr und dem Nächsten zur Wehr.<br />
403
Geschichten und Sagen | 1 2-8<br />
vor ihm und wären ihn gerne wieder los geworden.<br />
Der Ortsvorsteher kannte die Gesinnung<br />
der Gemeinde und legte ihm bei seiner<br />
Rückmeldung nahe, das Dorf baldmöglichst<br />
zu verlassen und sich eine neue Heimat zu<br />
suchen. Hanspeter war nicht abgeneigt, verlangte<br />
von der Gemeinde 80 Mark, damit er<br />
nach Hamburg fahren könne. Von dort wolle<br />
er dann nach Amerika. Froh darüber, diesen<br />
Taugenichts so leicht für immer loszuwerden,<br />
bewilligte man das Geld, segnete seinen Auszug<br />
und war glücklich über sein Weggehen.<br />
Aber was geschah? Es waren kaum 4 Wochen<br />
vergangen, da war Hanspeter von seiner Reise<br />
wieder da und meldete sich ordnungsgemäß<br />
zurück.<br />
Alte Sagen<br />
Nahe bei unserem Dorfe liegt der Wangergraben.<br />
Er hat seinen Namen von dem General<br />
Wanger, der dort in der Schlucht seinen Tod<br />
fand. Alte Leute erzählen, dass Feldhüter des<br />
Nachts von ihren Zelten aus wachten. Zur<br />
Nachtzeit wäre General Wanger mit seinem<br />
Heere vom Haarberg heruntergekommen,<br />
den Zimmertrischweg lang und hinunter auf<br />
die Wiesen marschiert<br />
Auf den Wiesen sei er mit seinen Soldaten bis<br />
zur Katzmühle und wieder zurück marschiert.<br />
Wenn er mit seinen Soldaten gespielt hatte,<br />
verschwand er wieder im Wangergraben. Am<br />
anderen Tage dachten die Feldhüter, es sei<br />
alles in der Umgegend zertreten, aber man<br />
sah keine Spur davon.<br />
Er ist ein Mannwolf, ein Mensch, der sich<br />
durch einen Zaubergürtel aus Wolfshaut in<br />
die Gestalt eines Wolfes verwandeln kann. Er<br />
schädigt das Vieh, jagt aber auch dem heimkehrenden,<br />
müden Menschen Angst und<br />
Schrecken ein. Er huckt sich ihnen auf, lässt<br />
sich bis zu ihrer Heimstätte tragen und verlässt<br />
sie erst dann.<br />
Ein biederer Bauersmann ging abends spät<br />
von Röhrenfurth nach <strong>Schwarzenberg</strong>. Kaum<br />
hatte er Röhrenfurth in Richtung <strong>Schwarzenberg</strong><br />
verlassen und rechtsseitig die alte Fulda<br />
erreicht, als sich ihm plötzlich der Huckepack<br />
aufhängte. Entsetzt versuchte er die Last abzuschütteln,<br />
aber es gelang ihm nicht. Er<br />
musste mühsam die schwere Last heimtragen.<br />
Erst vor der Haustür verließ ihn der<br />
Huckepack.<br />
Bleich, verstört und schweißtriefend betrat er<br />
die Stube und fiel todmatt auf einen Stuhl,<br />
ohne ein Wort sagen zu können. Auf das<br />
Drängen der Seinen über sein verzerrtes<br />
Aussehen berichtete er sein Erlebnis. Bei diesem<br />
Spuk hatte er feine Kappe verloren. Anderntags<br />
suchte die Schuljugend und fand sie<br />
an der Stelle, wo der Huckepack auf sein Opfer<br />
gelauert hatte.<br />
Eines Tages hatten Leute bei der Kaiserau<br />
Streuzeug gemacht. Es war schon dunkel, als<br />
sie nach Hause wollten. Da hörten sie auf<br />
einmal Hühner schreien, Hunde bellen und<br />
Kommandos in der Luft. Sie kamen von einem<br />
Jäger der zum Wilddieb geworden war<br />
und deshalb in Kaiserau umherfliegen musste,<br />
um Hühner zu jagen.<br />
Als die Straße über den Huberg nach Melsungen<br />
noch mit Hecken umgeben war, gingen<br />
einmal zwei Männer diesen Weg. Plötzlich griff<br />
einer der Männer den anderen an und tötete<br />
ihn. Damit man die Leiche nicht finden sollte,<br />
begrub er sie unter einem Wall von Steinen.<br />
Seit dieser Zeit sah man am Huberg oder in<br />
den Erlen einen Mann ohne Kopf herumlaufen.<br />
Erst als beim Umbau der Straße Hecken<br />
und Steinwall verschwunden waren, sah man<br />
auch die Gestalt nicht mehr.<br />
Eine Frau aus Kirchhof, hatte bei Johannes<br />
Hofmann beim Kartoffellesen geholfen und<br />
begab sich zu später Stunde durch den Wald<br />
auf den Heimweg. Plötzlich stellte sich ihr eine<br />
nicht zu erkennenden Gestalt entgegen,<br />
die sie nicht vorbei ließ. Ging sie nach links,<br />
verstellte ihr die Erscheinung den Weg. Ging<br />
sie nach rechts, passierte das gleiche. Als die<br />
Frau in ihrer Angst rief: „Ach lieber Heiland,<br />
wie soll ich nur nach Hause kommen“, verschwand<br />
die Gestalt.<br />
Die Urgroßeltern von Heinrich Kördel arbeiteten<br />
in ihrem Wäldchen am Wendesberg. Da<br />
hörten sie kurz vor Mittag ein klägliches Jammern.<br />
Als sie sich umsahen, erblickten sie eine<br />
weiße Gestalt, die ein weißes Tuch, auf<br />
dem lauter goldene Becher standen, ausgebreitet<br />
hatte. Die Gestalt winkte und rief:<br />
„Kommt, helft mir doch!“ Die Familie Kördel<br />
hatte Angst und ging nicht hin. Als es vom<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er Kirchturm 12.00 Uhr Mittag<br />
405
128 | Geschichten und Sagen<br />
schlug, sank die Gestalt mit einem lauten<br />
Aufschrei samt all den Bechern in die Erde<br />
und es war nichts mehr zu sehen.<br />
Eine Jungfrau soll mit einem Beutel Gold von<br />
der Burg auf den Kirchhof gegangen sein. Sie<br />
kam dann mit einem Arm voll Schwerter wieder<br />
heraus, ging in die Burg und verschwand<br />
dort.<br />
In besonders dunklen Nächten kam ein weißes<br />
Lamm die Trift heruntergelaufen. Es lief<br />
auf Kördels Hof, wo früher die Burg gestanden<br />
hatte und verschwand. Nach einer Weile<br />
tauchte es wieder auf und lief durch das Dorf<br />
in das Höhbachtal.<br />
Früher wurde einmal ein Fest in der Gastwirtschaft<br />
Schill gefeiert. Zwei Burschen verließen<br />
den Saal und standen plötzlich einem großen<br />
zottigen Hund mit feurig glühenden Augen<br />
gegenüber. Einer wollte ihn treten, unterließ<br />
es aber nach einer Warnung des anderen. Sie<br />
drehten sich um und gingen zurück. Als sie<br />
sich noch einmal umdrehten, war das Tier<br />
verschwunden.<br />
Ja und da gibt es noch die Geschichte von der<br />
„gläsernen Scheese“ (gläserne Kutsche), die<br />
früher auch immer erzählt wurde.<br />
Über sie habe ich leider nur dies in den Aufzeichnungen<br />
gefunden: In der Gasse soll jeden<br />
Abend ein gläserner Wagen herkommen.<br />
Dieser täte dann den Graben hinunterfahren.<br />
Eine andere Version, die ich schon einmal gehört<br />
habe, sagt aus, das die Kutsche aus dem<br />
alten Hohlweg vom Wendesberg herab<br />
kommt, die Fulda überquert und vom Huberg<br />
her mit lautem Getöse durch <strong>Schwarzenberg</strong><br />
fährt und am Kriegenberg verschwindet. Wer<br />
in dieser Kutsche sitzt und weshalb, weiß ich<br />
auch nicht.<br />
Auch meine Befragung älterer Mitbürger<br />
brachte keine genaueren Ergebnisse. Sie hatten<br />
zwar alle von dieser Sage gehört, kannten<br />
aber keine weiteren Einzelheiten.<br />
Beim Bau einer Scheune auf dem Standort der<br />
ehemaligen Burg, fanden die Bauarbeiter<br />
einen Teil des Burgschatzes. Sie bargen ihn<br />
und bauten die Scheune fertig, ohne ihren<br />
Lohn von dem Bauherrn zu verlangen.<br />
406
Grenzbegehungen 201 2 | 1 2-9<br />
Grenzbegehungen 2012<br />
von Adolf Seitz<br />
Am 12. und 26. Mai 2012 trafen sich interessierte<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>er/innen, um einmal die<br />
Gemarkungsgrenze des Dorfes zu erwandern.<br />
Da die Grenze insgesamt ca. 21 km lang ist,<br />
erfolgte die Wanderung in zwei Etappen. Karl<br />
Heinz Helper und Willi Sinning hatten den<br />
Grenzverlauf in der Natur erkundet und die<br />
Wanderstrecken festgelegt. Die erste Etappe<br />
war ungefähr 9, die zweite ungefähr 11 km<br />
lang.<br />
Nach Einführungen und Erläuterungen von<br />
K.H. Helper und A. Seitz begann die Wanderung<br />
über den Zwickel in Richtung „Blauer<br />
Stein“, durch den Hüttengrund hinab bis kurz<br />
vor den Tierpark Rose.<br />
Zu beiden Wanderungen traf man sich am<br />
Dorfgemeinschaftshaus im Ort.<br />
Oben: Die Wandergruppe am „Blauen Stein“<br />
Unten: Marsch durchs Gelände<br />
Abfahrt zum Ausgangspunkt der 1. Grenzbegehung<br />
Dann ging es mit einem Kleinbus und auf einem,<br />
mit Strohballen bestückten Anhänger,<br />
der von einem Schlepper gezogenen wurde,<br />
durch die „Erlen“ hinauf zum Sälzerweg. Die<br />
Fahrt ging an der Kroneneiche vorbei bis kurz<br />
vor den Zwickel oberhalb von Kehrenbach.<br />
KarlHeinz Helper erläutert die Wanderstrecke<br />
Nach einer Stärkung mit „Ahler Worscht“ und<br />
verschiedenen Getränken (gespendet von den<br />
„Jagdgenossen <strong>Schwarzenberg</strong>“) ging es, auf<br />
der linken Seite des Breitenbaches, wieder ein<br />
Stück hinauf in Richtung Zwickel. Nachdem<br />
man den Bach im steilen Waldgelände<br />
überquert hatte, ging es wieder am Tierpark<br />
Rose vorbei, in Richtung Kriegenberg.<br />
Am Waldrand, bei einem Grenzstein von<br />
1752, erläuterte A. Seitz, bei gutem Wetter,<br />
den Verlauf der Gemarkungsgrenze, die von<br />
dort hinüber auf die andere Fuldaseite und<br />
407
129 | Grenzbegehungen 2012<br />
Blick vom Kriegenberg auf die Gemarkung auf der<br />
anderen Fuldaseite<br />
weiter über das freie Feld oberhalb der Bundesstraße<br />
83, durch den Wendesberg hinab,<br />
wieder über die Straße und die Fulda zum<br />
Neubaugebiet Huberg verläuft. Dieses Stück<br />
hatte man bei der Wanderung ausgespart,<br />
weil man ansonsten die Fulda hätte zweimal<br />
überqueren müssen.<br />
Teilnehmer der 2. Grenzbegehung<br />
Von Kirchhof ging es zum alten Wasserbehälter<br />
des Dorfes. Dort wartete eine Stärkung,<br />
die genau wie bei der ersten Wanderung aus<br />
„Ahler Worscht“ und Getränken bestand, und<br />
wieder von den Jagdgenossen spendiert wurde.<br />
Danach ging es weiter auf den Sälzerweg,<br />
diesen hinab bis zur Kroneneiche. Von dort<br />
ging es am östlichen Waldrand in Richtung<br />
Melsungen. Ca. 200 Meter vor „Wenzels<br />
Wieschen“ führte der Weg steil hinab zur<br />
Kirchhöfer Grillhütte.<br />
Ziel der 1. Grenzbegehung: <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Nach Bewältigung der letzten kurzen Wegstrecke<br />
nach <strong>Schwarzenberg</strong> ging die erste,<br />
nicht nur auf befestigten Wegen verlaufene,<br />
Begehung der Gemarkungsgrenze zu Ende.<br />
Die zweite Wanderung begann ebenfalls am<br />
Waldrand kurz vor dem Zwickel, mit einer Erläuterung<br />
von K.H. Helper. Nach einem Rückblick<br />
auf die erste Grenzbegehung und<br />
Ausführungen über die aktuelle Wanderung,<br />
ging es in Richtung Osten am Kehrenbacher<br />
Feld entlang, durch den Sandgraben hinab in<br />
das Tal.<br />
Anfangs verlief die Strecke oberhalb der<br />
Kirchhöfer Feldflur parallel zur Kreisstraße<br />
von Kehrenbach, später zur Landstraße nach<br />
Melsungen in Richtung Kirchhof.<br />
Marsch durch den Wald<br />
Von dort ging es, rechts vom Radweg, auf einem<br />
Waldweg unter der Brücke der ICEStrecke<br />
hindurch, in Richtung Melsungen bis kurz<br />
vor die Kaiserau. Nach einem steilen Aufstieg<br />
erreichte man die Konrad HoffmannHütte.<br />
Dort gab es noch einmal Getränke.<br />
Danach ging es den Sälzerweg hinab, am Platz<br />
des Hundesportvereins vorbei, bis zum Beginn<br />
des Neubaugebiets Huberg an der Wahlerstraße.<br />
Dort gab K.H. Helper noch einen Überblick<br />
über den weiteren Verlauf der Gemarkungs<br />
408
Grenzbegehungen 201 2 | 1 2-9<br />
Rast für eine Stärkung. Vorn links im Bild Ludwig (Patti) Kördel, der viele Bilder für dieses Buch zur<br />
Verfügung stellte.<br />
grenze. Sie verläuft ja durch das Wohngebiet<br />
Huberg über die Bahn bis zum <strong>Schwarzenberg</strong>er<br />
Weg.<br />
Dann zwischen der Fa. Braun und der Kläranlage<br />
hindurch bis zur Fulda und an dieser ein<br />
Stück in Richtung <strong>Schwarzenberg</strong> entlang,<br />
ehe sie den Fluss und die Bundesstraße 83<br />
quert und durch den Wendesberg hinauf in<br />
das freie Feld führt.<br />
In einem weiten Bogen verläuft sie dann wieder<br />
in Richtung Osten, um nach Überquerung<br />
der B 83, der Fulda und der Bahnlinie, am<br />
Grenzstein von 1752 am Kriegenberg anzukommen,<br />
wo sich der Kreis zur ersten Begehung<br />
geschlossen hätte, wenn man von der<br />
Wahlerstraße dem Verlauf der Grenze gefolgt<br />
wäre. Man tat dies nicht, sondern ging die<br />
eben genannte „Straße“ hinab und erreichte<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>.<br />
409
1210 | Neuer Dorfplatz an der Kirche<br />
Neuer Dorfplatz an der Kirche 2012<br />
von Adolf Seitz<br />
In 2008 wurde im Ortsbeirat <strong>Schwarzenberg</strong><br />
der Antrag gestellt, dass die Stadt Melsungen<br />
das unbewohnte, vor der Kirche stehende,<br />
Doppelhaus Riedforststraße Nr. 27 und 29<br />
kaufen, und abreißen sollte.<br />
Die Idee dahinter war, auch im Hinblick auf<br />
die 750Jahrfeier des Dorfes, an dieser Stelle<br />
einen Platz zu schaffen, der zum einen das<br />
Dorfbild verschönern, und zum andern der<br />
Begegnung der Dorfbewohner dienen sollte.<br />
Das Haus wurde dann in 2010/2011 gekauft<br />
und im September 2011 abgerissen.<br />
Mit dem Einsatz von vielen freiwilligen Helfern<br />
wurde eine Sandsteinmauer gesetzt, von der<br />
Stadt gelieferte Erde verteilt und einplaniert.<br />
Oben: Riedforststr.27+29 vordem Abriss<br />
Unten: Abrissarbeiten<br />
Der einsetzende Winter stoppte erst einmal<br />
die Aktivitäten. Im Frühjahr 2012 sicherte<br />
und restaurierte die Firma "Fesch Bau" den<br />
nunmehr freistehenden Eingangsbogen zum<br />
Kirchhof. Weitere Erdarbeiten wurden ausgeführt<br />
und der Platz eingesät.<br />
Am 9. Juni 2012 erfolgte bei gutem Wetter<br />
und reger Anteilnahme der Bevölkerung, die<br />
Einweihung des Platzes. Ortsvorsteher Timo<br />
Riedemann begrüßte neben den Einwohnern,<br />
Bürgermeister Dieter Runzheimer, Pfarrerin<br />
Dorothea Göbel und den Gemischten Chor<br />
<strong>Schwarzenberg</strong>, der unter Leitung seines 1.<br />
Vorsitzenden Meinolf Stamm, die Feier mit einigen<br />
Liedern umrahmte. Um überhaupt sangesfähig<br />
zu sein, hatte sich der Chor mit<br />
einigen Sängern und Sängerinnen aus Guxhagen<br />
verstärkt. Riedemann beschrieb die<br />
Entwicklung der Entstehung des „Dorfplatzes“,<br />
wie er ihn nannte, und bedankte sich<br />
bei allen Helfern, besonders bei Rudi Iwanowski,<br />
Stefan und Carsten Schmidt, dem<br />
Bauamt Melsungen, den beteiligten Baufirmen<br />
Fesch und Franke. Sein Dank galt auch der<br />
Kirchengemeinde für die gute Zusammenarbeit<br />
und die Bereitschaft, einen Pachtvertrag<br />
über 30 Jahre, mit Übernahme aller Kosten,<br />
zu unterschreiben. Er forderte die Einwohner<br />
auf, sich Gedanken über die weitere Gestaltung<br />
des Platzes zu machen, wobei er die<br />
Verwendung als Parkplatz kategorisch ausschloss.<br />
Bürgermeister Runzheimer stellte in seinem<br />
Grußwort fest, dass die Entstehung des Platzes<br />
ein Zeichen für eine gute Zusammenarbeit<br />
der beteiligten Personen und Gremien<br />
sei. Die 53.000 Euro, welche die Stadt Melsungen<br />
aus dem Fond zur Attraktivierung von<br />
Kernbereichen in den Stadtteilen, in das Projekt<br />
gesteckt habe, seien sinnvoll angelegt. Er<br />
wünsche sich, dass der Platz von den Einwohnern<br />
als neuer Treffpunkt oft genutzt<br />
werde.<br />
Auch Pfarrerin Göbel freute sich über den<br />
entstandenen „Kirchplatz“, wie sie ihn nannte.<br />
Sie gab ihrer Freude auch darüber Ausdruck,<br />
410
Neuer Dorfplatz an der Kirche | 1 2-1 0<br />
Blick auf den neuen DorfKirchplatz<br />
dass die Kirche jetzt frei sichtbar sei, und<br />
man sie im Ortsbild nicht mehr suchen müsse.<br />
Auch sie wünschte sich eine rege Nutzung<br />
des Platzes, verbunden mit der Hoffnung,<br />
dass der eine oder andere Besucher dieses<br />
Ortes, auch einmal ein Stück weiter und<br />
dadurch in die Kirche hineingehen würde.<br />
Mit einer Flasche Sekt, die Ortsvorsteher Riedemann,<br />
Pfarrerin Göbel und Bürgermeister<br />
Runzheimer gemeinsam am restaurierten<br />
Torbogen, einem Überbleibsel des früheren<br />
Wehrkirchhofs, zerschellen ließen, wurde der<br />
neue Dorf Kirchplatz seiner Bestimmung<br />
übergeben.<br />
Die anwesende Bevölkerung nahm den Platz<br />
anschließend, bei kühlen Getränken und<br />
Bratwurst, in Gebrauch. Auch die, von der<br />
Kirchengemeinde organisierte, spätere öffentliche<br />
Übertragung (Public Viewing nennt<br />
man das heutzutage) des FußballEuropameisterschaftsspiels<br />
Deutschland gegen Portugal<br />
(1 : 0) war noch gut besucht.<br />
411
Anhang | Alltag im Dorf<br />
Alltag im Dorf<br />
von Lehrer Peter Schmidt<br />
Die nachfolgenden Geschichten habe ich bei den Unterlagen von Lehrer Schmidt gefunden. Ursprünglich<br />
sollten sie aus Platzmangel nicht in diesem Buch erscheinen. Als uns aber aus drucktechnischen<br />
Gründen, kurzfristig noch einige leere Seiten zur Verfügung standen, habe ich seine<br />
Ausführungen, mit möglichst wenigen Änderungen, für den Druck überarbeitet. Ich denke, sie<br />
gewähren noch einmal einen Einblick in das dörfliche Leben von <strong>Schwarzenberg</strong>. Zeitlich konnte<br />
ich die Beiträge, bis auf den, über das Unwetter, leider nicht einordnen.<br />
Adolf Seitz<br />
Die Spinnstuben<br />
Spinnstube der Jugend<br />
Spinnen ist eine Betätigung, die bezeichnend<br />
dörflichbäuerlich ist. Sie ist gleichzeitig tief<br />
verbunden mit unserer Glaubenswelt. Die 8<br />
Nornen sitzen, der Sage nach, am Fuße der<br />
Weltesche und spinnen die Schicksalsfäden,<br />
an denen das Leben des Einzelnen hängen<br />
soll.<br />
Deshalb tragen die Geräte zum Spinnen überall<br />
eine Menge alter Sinnzeichen wie Sechsstern,<br />
Radkreuz, Sonnenwirbel, Pferdekopf<br />
etc.<br />
Nach den alten Sagen mussten die Königstöchter<br />
spinnen, wodurch eine besondere<br />
Wertschätzung dieser Kunst angedeutet werden<br />
sollte. Das Spinnrad gehörte zu den vornehmsten<br />
Stücken einer jeden Aussteuer und<br />
es thronte auf dem Brautwagen an höchster<br />
Stelle. Ein Schrank voll selbst gesponnener<br />
Linnen war der Stolz jeder Hausfrau. Spinnen<br />
können war eine Selbstverständlichkeit, ehe<br />
ein Mädchen heiraten konnte.<br />
Die Spinnstube brachte Burschen und Mädchen<br />
gleichen Alters ohne Unterschied des<br />
Standes zusammen. In größeren Dörfern gab<br />
es mehrere Spinnstuben, getrennt nach Alter<br />
oder auch Ortsteil, in kleinern Orten nur eine.<br />
Auch verheiratete Frauen bildeten oft noch<br />
ihre eigene Spinnstube.<br />
Die eigentliche Bedeutung erhielt die Spinnstube<br />
durch die Pflege der Geselligkeit und<br />
der alten Volksüberlieferungen. Dadurch wurde<br />
sie ein Hort bäuerlichen Brauchtums voll<br />
schönster Romantik. Vor allem erklangen die<br />
schönen, alten Volkslieder beim Schnurren<br />
der Räder, die von den Ahnen überliefert<br />
worden waren.<br />
Zu Großmutters Zeiten kannte man noch die<br />
richtige Spinnstube, die am alten hessischen<br />
Buß und Bettag begann und mit dem „fetten<br />
Sonntag“ endete.<br />
„Michel, steck das Licht an, das Gesind muss<br />
zum Spinnen ran“, sagte das alte Sprichwort.<br />
Von nun an sah man täglich, wie die jungen<br />
Mädchen geputzt und bekleidet mit Beiderwandsröcken<br />
mit breiten Falten, Druckschürzen,<br />
weißen Strickjacken, Wollstrümpfen,<br />
Kattuner Jacken, halblang und offen, schöne<br />
Rosentücher umgehängt, das Haar auf dem<br />
Wirbel gedreht, mit dem Spinnrad übermütig<br />
zum Ort der Spinnstube hinhüpften. Als<br />
Schmuck trugen sie eventuell noch Ohrringe,<br />
Halsketten, Broschen und Spitzenhandtücher.<br />
In der Spinnstube wurde nun fleißig gearbeitet,<br />
damit die „Zaspel“ abends am Haken<br />
hängen konnte. Zwischendurch wurde von<br />
den Gastgebern Kaffee spendiert.<br />
Am späten Abend kamen die Burschen dazu,<br />
dann stellte man das Spinnrad beiseite, man<br />
neckte sich, es wurde gescherzt, gesungen<br />
und mit einem Tänzchen schloss der arbeitsreiche<br />
Tag. Nach oft nur wenigen Stunden<br />
Nachtruhe, begann am frühen Morgen die<br />
neue Tagearbeit.<br />
412
Alltag im Dorf | Anhang<br />
Die Spinnstube der „großen Leute“<br />
Als unsere Großeltern noch Bauern waren,<br />
galt eben auch schon Goethes Wort: „Tages<br />
Arbeit, abends Gäste, saure Wochen, frohe<br />
Feste!“ Zu diesen Festen gehörte auch die<br />
Spinnstube der „großen Leute“ (Erwachsenen),<br />
die im Gegensatz zu der Spinnstube der<br />
Jugend stand.<br />
Etwa 56 gute Nachbarn, Verwandte oder Bekannte,<br />
luden sich an Winterabenden gegenseitig<br />
gern zu Gaste. Die Kinder des Hauses<br />
hatten am vorherigen Tage die Vettern und<br />
Wasen einzuladen, und oft genug gab es<br />
Schwierigkeiten bei der wohlgesetzten Einladung<br />
für die kleinen Gästebitter, wenn sie sagen<br />
mussten: “Wase und Vetter, ihr sollt<br />
morgen Abend ein bisschen zu uns kommen.“<br />
Die Frau des gastlichen Hauses hatte nun alle<br />
Hände voll Arbeit, die aber gerne verrichtet<br />
wurde, hatte sie doch die Aussicht bald bei lieben<br />
Freundinnen, an deren gedecktem Tische,<br />
tafeln zu können und einige Stunden im trauten<br />
Kreise angenehm verbringen zu dürfen.<br />
Da musste Kuchen gebacken werden, aber<br />
beileibe keine Torte, die kannte man damals<br />
noch nicht, Knippkuchen (Waffeln) oder Kreppeln<br />
(Berliner) gab es, in reinem Schmalz gebacken,<br />
oder gar Kachelkuchen mit „süßem<br />
Schmand“.<br />
Die Stubendielen wurden weiß geschrubbt<br />
und mit weißem Sand bestreut. Auf den Tisch<br />
legte man die weiße, selbstgesponnene,<br />
selbstgewebte, gemusterte Leinendecke.<br />
Wenn die Zeit nahte, wurde gelauscht und geguckt,<br />
ob die lieben Gäste sich nicht bald einstellten.<br />
Wenn sie dann erschienen, dauerte es geraume<br />
Zeit, bis alle den richtigen Platz mit den<br />
Spinnrädern unter der „großen Petroleum<br />
Zuglampe“ (oder Öllampe) gefunden hatten.<br />
Da saßen sie, die wohlhabende Bäuerin neben<br />
der Arbeitsfrau als ihresgleichen in der Hausund<br />
Dorfgemeinschaft. Alle trugen die sebstgefertigte<br />
Kleidung aus Beiderwand, dazu<br />
Druckschürzen, die Tuchjacken, die seidenen<br />
Halstücher oder die bunten Rosentücher, mitunter<br />
auch Wolltücher mit langen Fransen.<br />
Die Stunden vergingen schnell bei Arbeit und<br />
frohem Erzählen.<br />
Auf der langen Bank hinter dem weiß gescheuerten<br />
Tisch saßen die Männer, die erst<br />
später, gegen 21 Uhr, ihren Frauen gefolgt<br />
waren und nun auch in die Unterhaltung der<br />
Frauen eingriffen und mit ihnen scherzten.<br />
Meistens pflegten sie aber ihre eigene politische<br />
Unterhaltung. Sie diskutierten über<br />
Reichstags und Landtagsreden und betrieben<br />
kleine und große Dorfpolitik.<br />
Im Mittelpunkt aller Gespräche standen freilich<br />
auch immer der landwirtschaftliche Betrieb<br />
und das liebe Vieh. Manches kluge Wort<br />
wurde gesprochen, und manche edle Tat fand<br />
hier ihren Ursprung.<br />
Kurz möchte ich doch noch die Männertracht<br />
darlegen: Die Männer trugen kurze Hosen aus<br />
Leinentuch, weiß oder blau gefärbt, weiße<br />
Wollstrümpfe, naturwollene Strickjacken, lange<br />
Stiefel. Im Winter aber auch oft Latschen<br />
um Schuhzeug zu sparen. Als Kopfbedeckung<br />
benutzte man runde, braune Pelzkappen mit<br />
grünen Ecken und Goldplunzen an der Seite.<br />
Der Kittel kam als leichtes Oberkleid dazu.<br />
Die gesamte Männer und Frauenbekleidung<br />
war dick, warm, haltbar. Neuanschaffungen<br />
waren daher seltener als heute. (Es wurde mir<br />
erzählt, dass arme Leute abends beim Zubettgehen<br />
die Hemden auszogen, um sie wegen<br />
der wirtschaftliche Notlage zu schonen).<br />
Gegen 23 Uhr bat die Hausfrau zum Kaffee,<br />
sie spendierte reinen Bohnenkaffee, zu dem<br />
der frischgebackenen Kuchen vortrefflich<br />
schmeckte. Nach dem gemütlichen Kaffeestündchen<br />
setzte man sich abermals ans<br />
Spinnrad und ließ die Räder wiederum<br />
schnurren, bis der Nachtwächter die Mitternachtsstunde<br />
blies.<br />
Zum letzten Mal im Winter traf man sich am<br />
„fetten“ Sonntag. Dann trug die Gastgeberin<br />
statt Kaffee und Kuchen als Abschiedsessen<br />
Butter und Wurst auf. Für die Frauen wurde<br />
ein „Süßer“ gestiftet, und die Männer tranken<br />
etwas „Kräftigeres“.<br />
Nach diesem Sonntag galt es, wieder andere<br />
Arbeiten im bäuerlichen Jahreskreis zu erledigen.<br />
413
Anhang | Alltag im Dorf<br />
Ein Tag in der Erntezeit<br />
Die hohe Zeit des Jahres im Dorfe ist die Erntezeit.<br />
Golden wogen die früchteschweren<br />
Getreidefelder. Tief neigen die Ähren ihre<br />
Häupter mit den strotzenden Körnern. Liebevoll<br />
und behutsam streichelt der Bauer eine<br />
Hand voll zusammengefasster Ähren wie liebe<br />
Kinder, sieht er doch in ihnen den Lohn harter<br />
glaubensfroher Zukunftsarbeit. Nun wartet<br />
die Ernte. Es ist wohl keine Arbeit im Jahre,<br />
die mit soviel Freude, aber auch mit soviel<br />
Sorge ausgefüllt ist, wie gerade die Erntewochen.<br />
Der Bauer weiß, diese Zeit bringt ein voll gerüttelt<br />
und geschüttelt Maß an Arbeit. Kaum<br />
zeigt sich das Frührot des beginnenden Tages,<br />
ist die Nachtruhe hin, werden in Eile die notwendigen<br />
häuslichen Arbeiten verrichtet, Futter<br />
gemäht, gefüttert, dann zieht die gesamte<br />
Familie hinaus. Sachkundig überprüft der<br />
Bauer sein Feld, und dann beginnt die harte,<br />
aber auch die schönste Zeit. Die Mühsamkeiten<br />
der vergangenen Tage und Jahre sind abgestreift,<br />
die Maschinenkraft erleichtert ganz<br />
wesentlich die einstmalige Arbeit, der Getreidebinder<br />
legt in wenigen Stunden wohlgeordnet<br />
das Getreide in Garben zur Erde. Diese<br />
müssen nur noch zu Hügeln zusammengestellt<br />
werden.<br />
Ein großer Bauer ist im Gegensatz zu einem<br />
kleinen Landwirt in vieler Hinsicht besser<br />
dran, denn ihm stehen Maschinen und Zugvieh<br />
zur Verfügung. Ja, in manchen Fällen gar<br />
der Trecker oder die Zugmaschine. Der kleine<br />
Mann aber, muss mit Sense und Sichel, unter<br />
erschwerten Verhältnissen sein Getreide mähen<br />
und bergen. Aber auch bei ihm darf nicht<br />
vergessen werden, dass er glücklich ist, wenn<br />
die Garben recht schwer sind und die Haufen<br />
recht dicht zusammen stehen. Glückstrahlend<br />
zählt er die Hügel und er sieht, dass für ein<br />
Jahr für Weib, Kind und Haus gesorgt ist. Ja,<br />
es ist mehr als er braucht und so kann er von<br />
seinem Überfluss noch an andere abgeben.<br />
Viel Schweiß wird in den Tagen der Ernte vergossen,<br />
ehe sich der Tag zu Ende neigt und<br />
es bedarf noch weiterer Arbeit, bis die Körner<br />
goldgelb auf dem Fruchtboden liegen und<br />
später zu Mehl und Brot werden. Müde und<br />
abgespannt, aber doch froh im Herzen, begrüßt<br />
der Erntearbeiter den Feierabend, den<br />
die Abendglocke verkündet. Befriedigt kann<br />
er dann die Arbeitsgeräte aus den Händen legen,<br />
in dem Bewusstsein, dass er seine Pflicht<br />
für heute getan hat.<br />
Die Abendglocke<br />
Aus der Altväterzeit hat sich eine schöne Sitte<br />
erhalten. Sobald der Abend dämmert, erklingt<br />
vom Turm der Dorfkirche die Abendglocke.<br />
Der arbeitsreiche Tag geht leise zur Neige. So<br />
war es seit Jahrhunderten, so ist es heute<br />
noch, nur mit dem Unterschied, dass, wenn<br />
die Alten das Glöcklein hörten, sie ihr Haupt<br />
ehrfurchtsvoll entblößten und ein Vaterunser<br />
beteten.<br />
Heutzutage ist es leider anders, das gegenwärtige<br />
Geschlecht hat keine Zeit mehr, ihr<br />
zu lauschen. Ehemals verkündete sie dem Arbeiter<br />
den lang ersehnten Feierabend, den<br />
Abschluss des Tagewerkes. Mit dem ersten<br />
Glockenschlag legte der Handwerker sein<br />
Werkzeug nieder, der Bauer ließ sein Gerät<br />
rasten, das Glöcklein verkündete den Arbeitsund<br />
Gottesfrieden.<br />
Wenn die Abendglocke verklungen, ruhte die<br />
Arbeit auf dem Felde und in der Werkstatt,<br />
auf der Strasse erstarb der Kinderlärm. Auf<br />
allen Wegen kehrten Männer, Frauen und<br />
Kinder mit ihren Arbeitsgeräten heim. Es war<br />
Feierabend. Und wer fleißig gewesen war,<br />
konnte den ihm gebührenden Feierabend genießen.<br />
Bald steigt der Rauch kerzengerade aus den<br />
Schornsteinen in die stille Abendluft.<br />
Die Hausfrauen bereiten das Abendessen, die<br />
Männer besorgen das Vieh.<br />
Die alten Leute sitzen vor der Tür, um sie<br />
herum spielen die kleinen Enkelkinder. Das<br />
Kleinste sitzt als Reiter auf Großvaters Knien<br />
und jauchzt.<br />
Die Abendsonne verklärt noch einmal das<br />
liebliche Bild, dann versinkt sie hinter den<br />
Bergesrücken und leise Dämmerung überzieht<br />
das heimatliche Dorf. Droben am Firmament<br />
zeigt sich der glänzende Abendstern. Er steigt<br />
empor während der Glanz der Sonne allmählich<br />
verglimmt. Feierliche Stille zieht ihre<br />
Schleier über Dorf und Flur. Es ist Feierabend.<br />
414
Alltag im Dorf | Anhang<br />
Der Sonntag im Dorfe<br />
Schon der Sonnabend ist Vorbereitungstag<br />
für den Sonntag. Da werden früh am „Kuchenbacksonnabend“<br />
die frischen, duftenden<br />
Kuchen im Backofen gebacken. Die Ställe<br />
werden gesäubert und gereinigt, der Hof und<br />
die Strasse werden gekehrt. Und wenn die<br />
am Abend die Glocken läuten, dann muss alle<br />
Arbeit geleistet sein. Die Leute haben Zeit,<br />
obwohl sonst keine Zeit ist. Die Nacht hängt<br />
leise und mild ihren Schleier über ein friedliches<br />
Dörfchen. Der Sonnabend ist der<br />
schönste Tag in der Woche, weiß man doch,<br />
dass morgen Ruhetag ist, ein Tag, der einem<br />
selbst gehört, an dem man machen kann,<br />
was man will. Das Sonnabendessen kennt jeder,<br />
es gibt Kaffee und frischen Kuchen. Und<br />
wie schön ist erst der Sonntagmorgen, wenn<br />
man nach erquickendem Schlafe erwacht ist.<br />
Zeit, frische Wäsche, Feinseifengeruch, gewichste<br />
Schuhe. Ein ganzes Bündel von<br />
glücklichen Begriffen nach schwerer Wochenarbeit.<br />
Wer abkommen kann, macht sich fertig<br />
zum Kirchgang (leider fehlen heute die<br />
ausgesprochenen Festtrachten). Hier und da<br />
erkennt man, bei den Männern an dem<br />
schwarzen Kirchenrock und Zylinder, bei den<br />
Frauen an den schwarzen Kleidern, dass Menschen<br />
trauern.<br />
Das Mittagessen sticht ab gegen das Essen in<br />
der Woche, wo es tagtäglich der Arbeitsersparnis<br />
wegen immer „Durchenangergekochtes“<br />
gibt. Am Sonntag gibt es auf weißer<br />
Tischdecke Suppe, Gemüse, Fleisch, Kartoffeln,<br />
jedes für sich. Und nach dem Essen<br />
macht man ein kleines Mittagsschläfchen.<br />
Auch der Sonntagskaffee hat etwas Besonderes,<br />
da gibt’s „Bohnenkaffee“ gegenüber dem<br />
„Spitzbohnenkaffee“ der Woche. Nachmittags<br />
besucht man sich gegenseitig, Verwandte und<br />
gute Bekannte, man geht durch die Felder auf<br />
denen man täglich schafft, bespricht den<br />
Fruchtstand, berechnet im Stillen den Gewinn<br />
der Ernte. Die Alten gehen zum Friedhofe und<br />
besuchen ihre Lieben. Auf der Strasse stehen<br />
Burschen und Mädchen oder wandern auf und<br />
ab. Manches Liedchen erklingt von Jugendfreund<br />
und Leid.<br />
Im Felde, am Wege und am Waldrande spielen<br />
die Kinder, juchzen und jauchzen aus seinem<br />
Blätterdome heraus. Zur bestimmten<br />
Zeit des frühen Nachmittages trifft sich der<br />
Klub der unentwegten Skatspieler in der<br />
Wirtschaft. Ihren Platz an der Theke nehmen<br />
sie ein und dreschen unermüdlich bis zum<br />
Abend, unbekümmert um Leben und Treiben<br />
um sich herum. Manch derbes Wort und auch<br />
Anschnauzer an Mit oder Gegenspieler fallen<br />
dabei, aber übel genommen wird nichts.<br />
Wenn zu Hause das Abendessen fertig ist,<br />
erst dann brechen sie ab und wandern befriedigt,<br />
jedes Spiel nochmals überprüfend, vergnügt<br />
nach Hause. Es war doch ein schöner<br />
Sonntag.<br />
Unwetter über <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Es war Sonntag, der 6. September 1941 und<br />
sehr heiß. Das Thermometer stieg bis auf 50<br />
Grad und es herrschte eine unerträgliche<br />
Schwüle. Gegen 18.00 Uhr grollte von Ferne<br />
der Donner, der Himmel verfinsterte sich und<br />
nahm eine graugelbe Färbung an. Von Melsungen<br />
zog eine dicke Wolkenwand auf das<br />
Dorf zu. Auch vom unteren Fuldatal schoben<br />
sich Wolkenmassen heran, der Talkessel von<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> füllte sich mit Gewitterwolken<br />
und es begann heftig zu regnen. Orkanartig<br />
fegte der Wind durch das Dorf. Ziegel prasselten<br />
von den Dächern, unter anderen bei<br />
den Häusern Mainz, Möller, Emmeluth, Steube<br />
und Seitz.<br />
Das Regenwasser drang durch die Lehmdecken<br />
in die Wohnungen ein, Möbel und Betten<br />
wurden durchnässt. Das elektrische Licht versagte,<br />
es wurde stockfinster, ein Blitz zerstörte<br />
die Radioanlagen bei Alter, Dietz und<br />
Schade. Die Fernsprechleitung war unbrauchbar.<br />
Putz fiel von den Gefachen der Häuser, in<br />
Kellern und Ställen stand das Wasser teilweise<br />
bis zu 80 cm hoch. In der Trift brachte das<br />
50cm hoch fließende Wasser, Steine, Geröll,<br />
Holz und Hauklötze mit, sodass die Straße<br />
versperrt wurde. Federvieh wurde von den<br />
Wassermassen mitgerissen.<br />
Der Landgrafenweg wies 50 cm tiefe Löcher<br />
auf, die Höhle war durch Steine und Schutt<br />
fast unpassierbar. Im Burggraben zeigten sich<br />
ausgerissene Stellen, der Durchlass an seinem<br />
Ende war verstopft, Wasser und<br />
Schlamm ergossen sich auf die Bahnstrecke,<br />
die für einige Tage unpassierbar wurde. In<br />
den Gärten von Wenzel und Riedemann wur<br />
415
Anhang | Alltag im Dorf<br />
den selbst stärkste Bäume wie Streichhölzer<br />
umgeknickt, Zwetschgenbäume entwurzelt,<br />
die Bohnenstangen und Zäune lagen um. Die<br />
vom Himmel strömenden Wassermassen,<br />
walzten das Getreide platt und spülten die<br />
Kartoffeln aus und weg. Am Galgenberg und<br />
Metzewinkel gab es Erdrutsche. Im Wald entstanden<br />
Windfälle, die Bäume lagen kreuz<br />
und quer durcheinander.<br />
Stundenlang tobten sich die Naturgewalten<br />
aus und als die Wolken verschwunden waren,<br />
bot sich ein Bild der Verwüstung. Das einzig<br />
Gute war, das bei dem Unwetter keine Menschen<br />
zu Schaden gekommen waren.<br />
Die Kräuterfrau<br />
Die Großmutter verrichtete früher allerlei<br />
nützliche Arbeiten im Haus und war auch für<br />
die Betreuung der Enkelkinder zuständig.<br />
Deshalb hielt sie sich meistens in Haus und<br />
Hof auf. Es gab aber Tage, die sogenannten<br />
Lostage, wie den goldenen Sonntag (1. Sonntag<br />
nach Ostern), den Himmelfahrtstag, und<br />
den 1. Mai, an denen sie entweder ganz früh,<br />
oder sehr spät, mit ihrer Kötze heimlich den<br />
Hof verließ und sich mit einigen Freundinnen<br />
traf.<br />
Wenn sie dann froh und munter wieder nach<br />
Hause kam, dann sagte sie: „Alles was da<br />
wächst und blüht, Krankheit aus dem Körper<br />
zieht; wir brauchen nichts zu kaufen. Ich habe<br />
gegen alles Böse bei Mensch und Tier, Tee<br />
und Kräuter. Ich habe für das liebe Vieh Gras<br />
gegen Hexen, und gelbe Butterblumen für die<br />
Kühe, damit die Butter schön gelb wird.“<br />
Sie kochte in den folgenden Tagen Säfte und<br />
trocknete die gesammelten Kräuter zu Tee.<br />
Nicht selten hatte sie 20 und mehr Sorten.<br />
Sie hatte die kostenlose Apotheke in Feld und<br />
Wald genutzt.<br />
Neben den kundigen Bauersfrauen, gab es<br />
noch die berufsmäßigen Kräuterfrauen. Diese<br />
kannten sich noch besser aus. Sie besaßen<br />
Kräuterbücher und streiften stundenlang<br />
durch Feld und Flur. In ihren Büchern waren<br />
teilweise Heilkunde, Zauber und Hexerei miteinander<br />
verquickt. Auch die Kurpfuscherei<br />
kam bei ihnen nicht zu kurz. So legten sie<br />
feuchte Wecke auf kranke Augen und riefen<br />
dann die Dreifaltigkeit Gottes an. Bei Zahnschmerzen<br />
wurden Knoblauch, Speck oder<br />
Nelken in die Löcher der Zähne gesteckt. Auf<br />
Geschwüre legte man Heilzwiebeln, geriebene<br />
Kartoffeln kamen auf die Brandwunden, auch<br />
Spinnweben wurden zur Heilung eingesetzt.<br />
Die Kräuterfrauen genossen bei de Bevölkerung<br />
großes Vertrauen, starben aber nach<br />
und nach aus. Mit ihnen gingen natürlich auch<br />
die Kenntnisse über die Heilpflanzen in der<br />
Bevölkerung zurück. Man ersetzte die natürlichen,<br />
durch chemische Präparate. Aber in der<br />
Wissenschaft erfolgte ein Umdenken und man<br />
versuchte beide Formen der Anwendung von<br />
Mitteln zu verbinden. Eine Kultivierung der<br />
Wildkräuter, brachte teilweise nicht den erhofften<br />
Erfolg, da die Wirkstoffanteile bei den<br />
wild wachsenden Kräutern höher waren, als<br />
die bei den Kulturpflanzen.<br />
Deshalb ist es auch in der heutigen Zeit noch<br />
wichtig, sich Kenntnisse über Heilpflanzen zu<br />
bewahren, sie zu sammeln und bei manchen<br />
Krankheiten anzuwenden, wie es einst die<br />
Großmutter getan hat.<br />
Ein Kastenmeister<br />
Der alte A.R. war viele Jahre hindurch wohlbestallter<br />
Kastenmeister der Kirchengemeinde<br />
in <strong>Schwarzenberg</strong> und erhielt als jährliche<br />
Besoldung 4,95 Mark. Er übte sein Amt treu<br />
und gewissenhaft aus, nur sehr selten fehlte<br />
er zu seiner Dienstausübung. Vorschriftsmäßig<br />
hielt er jedem einzelnen Kirchenbesucher<br />
den Klingelbeutel vor die Spenderhand.<br />
Die nun sonntäglich im Klingelbeutel gesammelten<br />
Kupferlinge, etwa 50 – 60 Heller,<br />
steckte er nach sorgfältiger Zählung, in seine<br />
vom vielem Gebrauch glänzende Kirchenrocktasche.<br />
Er versuchte bald, das Kleingeld<br />
in großes Geld umzutauschen. Das machte er<br />
dann, wenn er nachmittags zu seinem Freund<br />
D. in die Gastwirtschaft ging, der die Opferpfennige<br />
umtauschte und sie auch gleichzeitig<br />
zur Bezahlung der Zeche verrechnete, ohne<br />
das „große“ Geld für den Kirchenkasten zurückzugeben.<br />
Unser Freund R. hatte damit<br />
keine Möglichkeit, den Kirchenkasten seinerseits<br />
zu begleichen. Bei der Jahresabrechnung<br />
war daher immer Pleite im Opferstock. Und<br />
416
Alltag im Dorf | Anhang<br />
beim Abschluss der Kirchenrechnung meinte<br />
er denn ganz betroffen: „Ich weiß ganz und<br />
gar nicht, wo denn das Geld nur geblieben<br />
ist.“ Zu seinem größten Leidwesen musste er<br />
so den gesamten Jahresbetrag, der ja nun ein<br />
paar Taler und einige Silbergroschen ausmachte,<br />
aus seinem, wie er sagte, Privatgelde<br />
zulegen.<br />
Der Postbote<br />
Der fast immer freundliche, humorvolle, selten<br />
mürrische, von allen sehnsüchtig erwartete<br />
Mann im Dorf, war der Postbote. Wenn der<br />
ungefähre Termin seiner Ankunft kam, sah<br />
man Alt und Jung an den Ecken stehen und<br />
lauern. Sie riefen ihm, wenn er in Sichtweite<br />
kam, zu: „Habt ihr etwas für uns, für mich?“<br />
Wenn er nichts hatte, kramte er umständlich<br />
in seinem Ranzen und tröstete dann: „Bestimmt<br />
bringe ich morgen etwas mit.“ Hatte<br />
er einen Brief oder etwas anderes, hielt er es<br />
schon von weitem in die Höhe. Bei jungen<br />
Leuten kam auch schon mal die Bemerkung:<br />
„Na, etwas vom Schatz?“<br />
So wanderte er im Dorf von Haus zu Haus,<br />
hatte für jeden ein freundliches Wort. In Häusern<br />
von bekannten oder befreundeten Familien,<br />
gönnte er sich eine kleine Pause und<br />
wenn er gerade zum Frühstück oder zum Mittagessen<br />
kam, wurde er manchmal eingeladen<br />
und ging danach, frisch gestärkt, weiter<br />
seiner Tätigkeit nach.<br />
Bevor die Poststelle in <strong>Schwarzenberg</strong> in<br />
1930 eingerichtet wurde, kam der Postbote<br />
zu Fuß von Melsungen. Bei schönem Wetter<br />
war das ja noch angenehm, aber er musste<br />
seinen Dienst im Sommer und im Winter, bei<br />
jeder Witterung und allen Straßenverhältnissen<br />
versehen. Es waren ja nicht nur Briefe,<br />
sondern auch Päckchen und Pakete, die er<br />
befördern musste. So kam es, dass er nicht<br />
nur zur Weihnachtszeit, manchmal wie ein<br />
Weihnachtsmann behangen war. Oft lohnte<br />
man ihm seine Mühe, die schweren Pakete zu<br />
tragen, auch mit einem Trinkgeld.<br />
Zur Zeit der Hausschlachtungen brauchte er<br />
sich um sein Frühstück nicht zu kümmern,<br />
denn er wurde eingeladen und bekam meistens<br />
auch noch etwas für seine Familie eingepackt.<br />
Natürlich gab es ab und an auch mal<br />
ein Schnäpschen für das leibliche Wohl, er<br />
hatte aber auch keine Hemmungen, bei Bekannten<br />
ein solches zu fordern, wenn ihm<br />
danach war.<br />
Der Postbote brachte viel Freude in die Häuser,<br />
aber manchmal war er auch derjenige,<br />
der mit seinen Briefen schmerzliche Nachrichten<br />
überbrachte. Dann war er oft der Erste,<br />
der versuchte die betroffenen Menschen<br />
zu trösten und ihnen über ihren Kummer hinweg<br />
zu helfen. Für die Menschen im Dorf, war<br />
der Mann in der Postuniform, mit der Posttasche<br />
an der Seite, und dem dicken Eichenstock<br />
in der Hand, ein Sinnbild für<br />
Pflichttreue, eines eisernen Willens, der Ehrlichkeit<br />
und eines ungebrochenen Lebenswillens,<br />
der mit viel Humor verbunden war.<br />
Am Gemeindebackofen<br />
Das Backen ist eine uralte Tätigkeit der<br />
Hausfrauen und nicht umsonst gilt das Wort,<br />
dass, wenn das Gebäck geraten ist, die Frau<br />
an dem Tage nichts mehr zu arbeiten<br />
braucht.<br />
Was wurde früher und was wird heute gebacken?<br />
Echtes Bauernbrot gibt es bei uns,<br />
Blechkuchen, tiefer Kuchen, Kachelkuchen,<br />
usw. Dies alles wird im eigenen oder im Gemeindebackofen<br />
gebacken. „Das mit Holz im<br />
eigenen Ofen Gebackene schmeckt besser als<br />
das vom Bäcker gebackene Brot“, sagten die<br />
Alten und ich glaube, das stimmt auch.<br />
Heute ist es allerdings zum Teil so weit gekommen,<br />
dass selbst unsere Bauern ihr Brot<br />
vom Bäcker backen lassen. Freilich hat der<br />
Krieg wieder eine Wendung zum Alten herbeigeführt.<br />
Früher vollzog sich das Backen ausschließlich<br />
im Gemeinschaftsbackofen. Er war entweder<br />
von mehreren Leuten gemeinschaftlich oder<br />
von der Gemeinde errichtet worden. In kleineren<br />
Orten, war sehr oft nur ein Ofen vorhanden,<br />
was das Backen sehr erschwerte.<br />
Weil ja viele Haushalte backen wollten,<br />
musste die Reihenfolge des Backens durch<br />
das Los bestimmt werden. Wer das Los mit<br />
der Nummer 1 zog, begann am Montag mit<br />
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Anhang | Alltag im Dorf<br />
dem Backen. Da über das Wochenende nicht<br />
gebacken wurde, musste erst einmal der Ofen<br />
mit Reisigwellen und Scheitholz angeheizt<br />
werden, bevor der erste „Schuss“ Backwerk,<br />
Kuchen oder Brot, in den Ofen geschoben<br />
werden konnte.<br />
Die nachfolgenden Bäcker hatten es leichter,<br />
weil der Ofen die ganze Woche nicht ausging<br />
und somit leichter auf Temperatur gebracht<br />
und gehalten werden konnte. Brot wurde<br />
meistens für 4 Wochen in größeren Mengen<br />
gebacken. Ein weitere Funktion erfüllten die<br />
Backöfen beim Dörren von Obst (Zwetschgen<br />
und Äpfel) im Herbst. Flachs durfte wegen der<br />
Feuergefahr nicht in den Backöfen gedörrt<br />
werden.<br />
Die Gemeindebacköfen erfüllten genau wie<br />
die Linde und die „Gosse“ auch eine soziale<br />
Funktion, denn hier trafen sich die Menschen<br />
eines Dorfes.<br />
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