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Kolpingmagazin 05-06 2017

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AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Hildesheim „Mütter und Töchter brauchen Verständnis füreinander“<br />

Einfach Frau sein – geht das?<br />

Hinter den Herd? Zu den Kindern? Oder doch Karriere? Wo gehört Frau von heute eigentlich<br />

hin? Mit diesen Fragen haben sich am ersten Märzwochenende 23 Frauen aus drei Generationen<br />

auf dem Pferdeberg in Duderstadt auseinandergesetzt.<br />

Die Idee für dieses diskussionsreiche Frauenwochenende<br />

hatte die stellvertretende Diözesanvorsitzende<br />

Annette Stasche. Angesichts<br />

des 50-jährigen Jubiläums der<br />

Aufnahme von Frauen in das Kolpingwerk<br />

sei es endlich an der Zeit gewesen, die Frau<br />

selbst und ihre Situation zum Thema des<br />

Treffens zu machen. Vor allem aber gehe es<br />

um Toleranz. „Mütter und Töchter brauchen<br />

Verständnis füreinander, wenn es um<br />

den Umgang mit Kindern und Enkelkindern<br />

geht. Dabei kommt der institutionellen<br />

Betreuung heute besondere Bedeutung zu“,<br />

so Annette Stasche.<br />

Dreht man die Zeit um etwa 30 Jahre zurück,<br />

leuchtet auch ein, warum: Während<br />

unsere Mütter ihre Kinder meist in die<br />

schützenden Hände der Großeltern geben<br />

konnten, bleibt der jungen Mutter heute oft<br />

keine andere Wahl als der Krippen- oder<br />

Kindergartenplatz. Das bereite vielen Frauen<br />

ein schlechtes Gewissen, wie die stellvertretende<br />

Diözesanvorsitzende und selbst<br />

Mutter von zwei Töchtern beobachtet. „Ich<br />

glaube, die Frau von heute hat es emotional<br />

gesehen schwerer.“<br />

Schule, Ausbildung oder Studium oder<br />

gar beides, dann der Beruf, in dem man ja<br />

auch erfolgreich sein will, und schließlich<br />

der Kinderwunsch: Während Frau von heute<br />

noch über die Familienplanung grübelt,<br />

sind zehn Jahre plötzlich wie im Flug vergangen.<br />

Kein Wunder bei diesem Lebensprogramm.<br />

Das Durchschnittsalter der<br />

Mutter bei der Geburt des ersten Kindes<br />

liegt heute konsequenterweise bei etwa 31<br />

Jahren. Um das zu erreichen, müssen aber<br />

erst die Rahmenbedingungen der jeweiligen<br />

Zeit verstanden werden. „Eine junge Frau<br />

heute wird gewiss nicht dieselbe Entscheidung<br />

treffen wie ihre Großmutter“, ist sich<br />

das Vorbereitungsteam des Wochenendes<br />

sicher. Armut, Vertreibung oder gar Krieg –<br />

davon sind Frauen in Deutschland selten<br />

bedroht. Doch was bedroht uns dann?<br />

„Es ist dieser Druck“, sagt eine der jungen<br />

Teilnehmerinnen: „Ich will mein Kind ja irgendwie<br />

fördern, doch dann wirft dir wieder<br />

jemand vor: Übertreibst du nicht etwas? Wo<br />

bleibt die Nestwärme?“ Eine andere fügt<br />

hinzu: „Wie? Du willst wieder arbeiten?<br />

Und wenn man das nicht tut: Willst du denn<br />

nicht mehr zurück in den Job?“ Nie scheint<br />

es den anderen recht zu sein – ganz egal, wie<br />

die Entscheidung ausfällt.<br />

Bei Vorträgen, Diskussionen und Gruppenarbeiten<br />

lernten sich die Frauen näher<br />

kennen und stellten schnell fest: Ob erste,<br />

zweite oder dritte Generation – wichtig ist,<br />

dass die Gesellschaft auf Familie nicht einfach<br />

von oben herab sieht, als handele es sich<br />

dabei nur um eine kleine Institution, sondern<br />

auch die Rollen von Frau und Mann als<br />

solche anerkennt. „Und wenn sich aus den<br />

Diskussionen eine Forderung ableiten lässt“,<br />

sagt Stasche, „dann müssen wir diese auch<br />

stellen.“ Denn wie schon Adolph Kolping zu<br />

sagen pflegte: „Schön reden tut’s nicht, die<br />

Tat ziert den Mann!“ Und die Frau.<br />

KOLPINGMAGAZIN MAI–JUNI <strong>2017</strong><br />

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