Okarben - Evang. Kirchengemeinde St. Michaelis Klein-Karben
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Organspende<br />
Organtransplantationen – Was sagen die Kirchen dazu?<br />
Der kürzlich aufgedeckte Organspendeskandal,<br />
das Gesetz zur<br />
Änderung des Transplantationsgesetzes<br />
(TPG) und die Organspende-Reform<br />
haben das Interesse<br />
der Öffentlichkeit an der Organspende<br />
aufleben lassen.<br />
Die Änderung des TPG wurde<br />
zum 1. August 2012 vollzogen,<br />
während die Organspende-Reform<br />
am 1. November 2012 in<br />
Kraft trat. Ein wesentliches neues<br />
Merkmal ist, dass Krankenkassen<br />
und andere Institutionen alle Bürger<br />
ab 16 Jahren schriftlich befragen,<br />
ob sie für den Fall des eigenen<br />
Todes Organspender sein<br />
wollen. Die Befragten werden somit<br />
animiert, sich einen Organspendeausweis<br />
zuzulegen. Der<br />
Bedarf für Spenderorgane (zurzeit<br />
ca.12.000) ist wesentlich höher<br />
als das Angebot. Es sterben jährlich<br />
ca. 1.200 Menschen, die vergeblich<br />
auf eine Organspende<br />
warten.<br />
Die Deutsche Bischofskonferenz<br />
und der Rat der <strong>Evang</strong>elischen<br />
Kirche in Deutschland haben bereits<br />
im Jahr 1990 eine Erklärung<br />
zur Organtransplantation abgegeben.<br />
Deren Anliegen war es darzulegen,<br />
welche medizinischen,<br />
rechtlichen und ethischen Gesichtspunkte<br />
bei der Transplantationschirurgie<br />
zu beachten sind und<br />
wie vom christlichen Verständnis<br />
des <strong>St</strong>erbens und des Todes her<br />
eine verantwortliche <strong>St</strong>ellungnahme<br />
gefunden werden kann.<br />
4 Gemeindesinn<br />
Die Kirchen sehen unter bestimmten<br />
Bedingungen in einer<br />
Organspende durchaus die Möglichkeit,<br />
über den Tod hinaus sein<br />
Leben in Liebe für den Nächsten<br />
hinzugeben.<br />
Erklärung der Kirchen<br />
Aus der umfangreichen Erklärung<br />
haben wir uns überwiegend auf<br />
die ethischen Gesichtspunkte konzentriert.<br />
Für die Transplantation<br />
von Organen eines Verstorbenen<br />
müssen unter anderen folgende<br />
Bedingungen erfüllt sein:<br />
– Die Organe müssen nach sachlich<br />
und ethisch vertretbaren Regeln<br />
verteilt werden. Für die vielen<br />
auf eine Transplantation wartenden<br />
Kranken stehen zu wenige<br />
Spenderorgane zur Verfügung.<br />
Dieses Missverhältnis macht die<br />
Organverteilung praktisch wie<br />
ethisch zu einem schwierigen<br />
Problem.<br />
– Eine Organspende (z.B. einer<br />
Niere) aus ökonomischen Motiven<br />
ist ebenso wie der Organhandel<br />
ethisch nicht vertretbar. Der Verkauf<br />
eigener Organe ist ein Verstoß<br />
gegen die Würde des Menschen.<br />
Ganze lebensnotwendige<br />
Organe dürfen überhaupt nur von<br />
Toten entnommen werden.<br />
– Der Tod des Spenders muss vor<br />
der Explantation zweifelsfrei feststehen.<br />
Das TPG bestimmt, dass<br />
Organe nach dem Eintritt des<br />
Hirntods, also dem Erlöschen der<br />
Foto: Techniker-Krankenkasse<br />
Funktionen des gesamten Gehirns,<br />
entnommen werden dürfen.<br />
Man setzt den Hirntod mit dem<br />
Tod des Menschen gleich.<br />
– Ein Eingriff in den Leichnam ist<br />
nur zulässig, wenn er gerechtfertigt<br />
ist. Als Rechtfertigungsgrund<br />
für die Organentnahme kommen<br />
nach derzeit geltendem Recht die<br />
vom Spender selbst zu Lebzeiten<br />
oder nach seinem Tod durch seine<br />
Angehörigen erteilte Einwilligung<br />
in Betracht.<br />
– Der Eingriff muss die Würde des<br />
Verstorbenen achten und darf die<br />
Empfindungen von Angehörigen<br />
nicht leichtfertig verletzen. Dem<br />
Leichnam gebührt respektvolle<br />
Behandlung und dem Willen des<br />
Verstorbenen besondere Beachtung.<br />
Wer sich zu Lebzeiten zur<br />
Organspende nach seinem Tod<br />
äußert, nimmt seinen Angehörigen<br />
die zuweilen schmerzliche<br />
Last einer Entscheidung ab und<br />
erspart ihnen die Not von Mutmaßungen<br />
über seinen Willen.<br />
Folgerungen und Wortlaut der<br />
Empfehlungen der Kirchen<br />
„Wer darum für den Fall des eigenen<br />
Todes die Einwilligung zur<br />
Entnahme von Organen gibt, handelt<br />
ethisch verantwortlich, denn<br />
dadurch kann anderen Menschen<br />
geholfen werden. Angehörige, die<br />
die Einwilligung zur Organtransplantation<br />
geben, machen sich<br />
nicht eines Mangels an Pietät gegenüber<br />
dem Verstorbenen schuldig.<br />
Sie handeln ethisch verantwortlich,<br />
weil sie ungeachtet des<br />
von ihnen empfundenen Schmerzes<br />
im Sinne des Verstorbenen<br />
entscheiden, anderen Menschen<br />
beizustehen und durch Organspende<br />
Leben zu retten.“<br />
„Aus christlicher Sicht ist die Bereitschaft<br />
zur Organspende nach<br />
dem Tod ein Zeichen der Nächstenliebe<br />
und Solidarisierung mit<br />
Kranken und Behinderten“.<br />
Als Quelle der Informationen diente<br />
die Internet-Seite der <strong>Evang</strong>elischen<br />
Kirche in Deutschland<br />
www.ekd.de.<br />
Wolfgang Böhm