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Okarben - Evang. Kirchengemeinde St. Michaelis Klein-Karben

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Hirntod – was nun?<br />

In der Öffentlichkeit ist eine ethische<br />

Auseinandersetzung über<br />

den Hirntod im Gange. Sie finden<br />

deshalb auf dieser Seite Informationen<br />

zu diesem Thema.<br />

Hirntod – was nun?<br />

Wenn diese Diagnose vom Arzt<br />

gestellt wurde und Angehörige<br />

vom Arzt um ihre Zustimmung zu<br />

einer Organentnahme gebeten<br />

werden, geraten diese schnell in<br />

Bedrängnis und Gewissenskonflikte.<br />

Macht doch der Angehörige,<br />

der angeschlossen an Maschinen<br />

vor ihnen liegt, keineswegs<br />

einen toten Eindruck – man<br />

kann nur mit ihm nicht mehr kommunizieren,<br />

weil sein Gehirn erloschen<br />

ist. Aber Atmung, Puls,<br />

Durchblutung usw. funktionieren<br />

noch, allerdings nur auf Grund der<br />

modernen Medizintechnik, weil<br />

der Hirntote an “Maschinen“ angeschlossen<br />

ist. Das Herz-Kreislauf-<br />

System würde nach kurzer Zeit<br />

versagen, wenn die Maschinen<br />

abgestellt würden.<br />

Das TPG bestimmt, dass mit dem<br />

Hirntod der Tod eingetreten ist.<br />

Das Gesetz setzt also die Funktionen<br />

des zentralen Nervensystems<br />

(ZNS) über die des Herz-Kreislauf-Systems<br />

(HKS). Dieses medizinische<br />

Verständnis haben sich<br />

auch die beiden christlichen Kirchen<br />

sowie der nationale Ethikrat<br />

zu Eigen gemacht. Sie erlauben<br />

eine Organentnahme nach Feststellung<br />

des Hirntodes gemäß den<br />

strengen Kriterien der Bundesärztekammer.<br />

Dennoch soll an dieser<br />

<strong>St</strong>elle nicht verschwiegen werden,<br />

dass zunehmend von Neurologen,<br />

Theologen und Ethikern<br />

die Gleichsetzung „Hirntod“ gleich<br />

„Lebensende“ infrage gestellt<br />

wird. Vielleicht kommt auch das<br />

Unbehagen und die mangelnde<br />

Bereitschaft zur Organspende vieler<br />

Menschen daher, dass im<br />

landläufigen Sinn das Herz als<br />

Motor unseres Lebens und unserer<br />

Empfindungen – und weniger<br />

das Gehirn - erlebt wird.<br />

Bei Organentnahme kein<br />

Abschiednehmen möglich<br />

Angehörige und Menschen, die<br />

einen Organspenderausweis bei<br />

sich tragen, müssen sich jedoch<br />

bewusst machen, dass eine beabsichtigte<br />

Organentnahme eine<br />

<strong>St</strong>erbebegleitung und das Erleben<br />

des <strong>St</strong>erbens und Todes bis<br />

zu einem „natürlichen“ Ende und –<br />

in der Regel – auch ein Abschied<br />

nehmen verhindert. Auch sollte<br />

man sich als potentieller Organspender<br />

bewusst machen, dass<br />

die Gleichsetzung des Hirntodes<br />

mit dem Tod eines Menschen eine<br />

Definition ist, die es ermöglichen<br />

soll, dass man überhaupt Organe<br />

entnehmen kann. Würde man<br />

warten bis die Funktionen des<br />

HKS erloschen sind, so wären die<br />

Organe so geschädigt, dass sie<br />

nicht mehr transplantierbar wären.<br />

Diese Umstände und das Wissen<br />

um die “Manipulierbarkeit“ des<br />

Lebensendes gibt zu der Frage<br />

Anlass, ob man Angehörige überhaupt<br />

mit der Frage nach einer<br />

Organentnahme behelligen darf.<br />

Es wäre sicher besser bei hirntoten<br />

Menschen von „<strong>St</strong>erbenden“<br />

als von “Toten“ zu sprechen. Auch<br />

um anzuzeigen, dass wir von dem<br />

Prozess des <strong>St</strong>erbens und dem<br />

Übergang vom Leben zum Tod<br />

noch keine gesicherten Erkenntnisse<br />

haben.<br />

Auch Christen, die sich der Meinung<br />

anschließen, dass das irdische<br />

Leben eines Menschen nach<br />

Feststellung des Hirntodes unumkehrbar<br />

zu Ende ist, erlauben ab<br />

diesem Moment die Organentnahme.<br />

Die Frage bleibt: Dürfen wir alles<br />

tun, was wir können? Die Kirche<br />

steht dem medizinischen Fortschritt<br />

mit Dank und Respekt gegenüber<br />

und sieht in der Transplantationsmedizin<br />

einen weiteren<br />

Schritt Krankheit und Leiden<br />

zu mildern – und insbesondere<br />

auch jungen, chronisch erkrankten<br />

Menschen, die vom frühen<br />

Tod bedroht wären, eine Lebenschance<br />

zu geben. Bei allem<br />

medizinischen Machbaren sollte<br />

aber immer die Würde des Menschen<br />

– des Organspenders wie<br />

seiner Angehörigen – beachtet<br />

werden.<br />

Was sagt die Bibel zur Organspende<br />

?<br />

Für den christlichen Glauben ist<br />

der Tod zwar das Ende des<br />

irdischen Lebens, jedoch nicht<br />

das Ende unseres Seins. Der<br />

Glaube schenkt uns die Gewissheit,<br />

dass es ein Leben nach dem<br />

Tod gibt, die Toten auferstehen<br />

und uns – nach Jesu Zeugnis –<br />

die endgültige Heimat noch erwartet.<br />

Dem christlichen Verständnis<br />

vom Tod und vom Glauben an die<br />

Auferstehung der Toten widerspricht<br />

eine Organspende nicht.<br />

Auch die uns versprochene “leibliche“<br />

Auferstehung setzt keine<br />

Unversehrtheit unserer irdischen<br />

Hülle voraus. Daher sehen die<br />

beiden christlichen Kirchen in der<br />

Bereitschaft zur Organspende ein<br />

letztes Zeichen “der Nächstenliebe“,<br />

zu der wir Menschen fähig<br />

sein können.<br />

Charlotte Jäkel<br />

Quellen: Organentnahme und<br />

Hirntod – Prof. Ulrich Eibach, Bibelbund<br />

e.V. und<br />

Organspende – Deutsche <strong>St</strong>iftung<br />

für Organspende<br />

Gemeindesinn<br />

Organspende<br />

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