INSIDER Osnabrück // Mai 2017 // No. 406
Der große INSIDER Maiwochen-Guide // Die schönsten Biergärten der Region // Datenscrashs verhindern: Experte Fatih Yüce im Interview // Campino (Die Toten Hosen) im Promi-Talk // NEU: unsere Regionalsport-Rubrik SPORTS // Im Test: Eisdielen in OS // Außerdem: Event-Tipps, Verlosungen, Szene-News ... // Viel Spaß!
Der große INSIDER Maiwochen-Guide // Die schönsten Biergärten der Region // Datenscrashs verhindern: Experte Fatih Yüce im Interview // Campino (Die Toten Hosen) im Promi-Talk // NEU: unsere Regionalsport-Rubrik SPORTS // Im Test: Eisdielen in OS // Außerdem: Event-Tipps, Verlosungen, Szene-News ... // Viel Spaß!
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T-Fest: Traurige Tendenzen<br />
Deutliches Minus trotz Andrang<br />
An allen drei Veranstaltungstagen des Terrassenfests<br />
tummelten sich tausende aktive und<br />
ehemalige Studenten auf dem Campus am Westerberg.<br />
Viele regionale Bands und DJs sorgten<br />
für ausgelassene Stimmung. Und doch verhagelten<br />
einige Vorkommnisse die Laune der Organisatoren:<br />
Nicht wenige Besucher kamen bereits<br />
DIE LAUNEN<br />
DES LEBENS<br />
volltrunken am Eventgelände an. Andere übten<br />
Kritik an den angeblich studentenunfreundlichen<br />
Bierpreisen und schmuggelten stattdessen<br />
Flaschen aufs Gelände oder fälschten gar<br />
Verzehrkarten. Besorgniserregende Vorfälle,<br />
zumal die Veranstaltung nur durch Rücklagen<br />
überhaupt finanziert werden konnte.<br />
CAMPINO IM <strong>INSIDER</strong> PROMI-TALK<br />
Die Toten Hosen seien im Schlagerhimmel angekommen, wurde gespottet, als die Band vor fünf Jahren ihre bis heute erfolgreichste<br />
Single „Tage wie diese“ herausbrachte. Dass die Mittfünfziger um Andreas „Campino“ Frege auch anders können,<br />
wollen sie mit ihrem neuesten Album „Laune der Natur“ beweisen. Es beginnt mit einem Punk-Urknall. 60 Minuten lang wird<br />
das Leben gefeiert, sich von verstorbenen Freunden verabschiedet und das politische Geschehen kommentiert. Wer dann immer<br />
noch nicht genug hat, den beschenken die Düsseldorfer mit einem zusätzlichen, lupenreinen Punk-Album. <strong>INSIDER</strong> wollte<br />
von Campino in Berlin wissen, was ihn nach 35 Jahren noch antreibt.<br />
Altstadt: Heimatrausch neu<br />
Konzept regional ausgerichtet<br />
Die <strong>Osnabrück</strong>er „Geschmackskomplizen“, bisher<br />
bestehend aus der gleichnamigen Genussund<br />
Eventagentur und den beiden Restaurants<br />
„Fricke Blöcks“ und „Steakmeisterei“, bekommen<br />
Zuwachs. In der <strong>Osnabrück</strong>er Altstadt hat<br />
Ende April das „Heimatrausch“ eröffnet. Feinkost<br />
deutscher Manufakturen und Accessoires<br />
für Küche und Esszimmer sind dort vorrangig<br />
zu finden. „Wir legen großen Wert auf Regionalität<br />
und Hochwertigkeit der Produkte“, so Inhaber<br />
Tobias Neumann. In der Gartenoase hinterm<br />
Geschäft an der „Große Gildewart“ können<br />
zudem Kuchen und Kaffee-Spezialitäten genossen<br />
werden.<br />
Liebesschlösser vorm Aus?<br />
Stadtrat entscheidet im <strong>Mai</strong><br />
Von Paris, über Köln bis nach <strong>Osnabrück</strong>: In nahezu<br />
jeder größeren Stadt findet man sogenannte<br />
Liebesschlösser an Brückengeländern. Dass<br />
die gravierten Liebesbekundungen irgendwann<br />
rosten und sichtbare Spuren hinterlassen, ist bekannt.<br />
Mitte <strong>Mai</strong> will der <strong>Osnabrück</strong>er Stadtrat<br />
nun darüber entscheiden, ob die Schlösser zu<br />
hohe Sanierungskosten verursachen und entfernt<br />
werden sollen. So richtig romantisch ist<br />
das nicht. Die Frage ist jedoch vielmehr, ob es<br />
rational und finanziell nachvollziehbar ist.<br />
<strong>INSIDER</strong>: Euer Album „Laune der Natur“<br />
beginnt mit einem Punk-Urknall. Woher<br />
diese Wut?<br />
Campino: Es ist eher Spielfreunde und Lust<br />
am Krach. Der Song ist erst einmal nur eine<br />
Feststellung. Zunächst will man im Leben ja<br />
weg von zuhause, raus aus der Stadt, raus<br />
aus dem Land und die Welt für sich entdecken.<br />
Wenn du dann eine gewisse Strecke zurückgelegt<br />
hast, erkennst du, zuhause war es<br />
gar nicht so schlecht. Es gibt viel Oberflächlichkeit<br />
in der Welt, die braucht man eigentlich<br />
nicht für sich. Die absolute Realness findest<br />
du nicht auf irgendwelchen Champagner-<br />
Empfänge, sondern nur daheim auf dem unglamourösen,<br />
aber menschlichen Bolzplatz.<br />
„Unter den Wolken geben wir die Freiheit<br />
noch nicht her“, lautet eine Zeile in dem<br />
Album. Fühlst du dich derzeit in deiner<br />
persönlichen Freiheit eingeschränkt?<br />
So wie jeder andere Bürger auch. Bei Reinhard<br />
Mey heißt es: „Über den Wolken muss<br />
die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ Unser Song<br />
ist die Weiterführung dieses Gedankens. Wir<br />
hier unten müssen mit dem klarkommen, was<br />
da ist. Wenn wir jetzt nicht aufpassen, dann<br />
war es das für Europa. Mit der gemeinsamen<br />
Währung. Mit der Reise nach Italien, ohne den<br />
Pass zu zücken. Ich genieße das Leben als EU-<br />
Bürger sehr. Die EU ist eine große Errungenschaft.<br />
Ich persönlich wäre sehr traurig, wenn<br />
dieses Konstrukt zusammenbräche. Aber es<br />
ist in Gefahr.<br />
de, wenn es wieder so gewaltig ist. Ich glaube,<br />
wir haben uns ganz gut geschlagen. Die Nachbarländer<br />
und der Rest der Welt sehen in uns<br />
zurzeit einen Stabilitätsfaktor für Europa. Das<br />
fühlt sich gut an. Es ist für mich eine recht junge<br />
Erfahrung, in Asien anzukommen und alle<br />
sagen: Deutschland? Das ist ja toll! Früher hat<br />
man eher hinter vorgehaltener Hand zugegeben,<br />
woher man kam.<br />
Du bist zweisprachig aufgewachsen. Fühlst<br />
du dich eher deutsch oder englisch?<br />
Ich fühle mich weder ganz deutsch, noch ganz<br />
englisch. Dieser Brexit ist für mich wie ein<br />
Faustschlag. Ich bin von England wahnsinnig<br />
enttäuscht. Bei diesen Aufnahmen sind wir genau<br />
zum Zeitpunkt des Referendums in England<br />
gewesen. Jeder einzelne der Gastmusiker<br />
auf unserer Platte kam ins Studio und war niedergeschlagen.<br />
Diese Leute wissen den Austausch<br />
zwischen den Kulturen zu würdigen.<br />
Eine Zeile im neuen Album lautet: „Eure<br />
naiven Gedanken zu Pop und Politik.“ Wer<br />
hat euch denn das vorgeworfen?<br />
Wir mussten uns immer wieder mal den Vorwurf<br />
anhören, wir seien so naiv zu glauben,<br />
mit unserem Scheiß etwas bewegen zu können.<br />
Die Musik sei ja ganz okay, aber unser<br />
politisches Gesabber sollten wir ruhig sein<br />
lassen. Dieser Vorwurf richtet sich nicht nur<br />
gegen uns. Alle, die ein bisschen Courage haben<br />
und sich positionieren, werden dafür oft<br />
angegriffen. Man muss eine Menge Shitstorms<br />
aushalten können. Andere Menschen machen<br />
sich über dich lustig und unterstellen dir, dich<br />
wichtigmachen zu wollen: „Ach, heute spielen<br />
sie bei diesem Anti-Rechts-Konzert und morgen<br />
kommt zufälligerweise ihr neues Album<br />
raus.“ Es ist besorgniserregend, was da für<br />
Erklärungen gesucht werden, warum Bands<br />
Stellung beziehen.<br />
Lassen sich viele Bands davon einschüchtern?<br />
Ja. Sie sind besorgt um ihre Coolness. Man<br />
nimmt dann lieber Abstand von einem Projekt<br />
für Afrika und macht lieber seine eigenen Sachen.<br />
Dieser ganze Zynismus und dieses Mobbing<br />
haben Künstler schwer beeindruckt. Viele<br />
überlegen es sich dreimal, ob sie sich für<br />
irgendetwas einsetzen. Das finde ich bedauerlich.<br />
Lasst ihr euch davon beeindrucken?<br />
Nein. Aber jede Anfeindung hinterlässt Spuren.<br />
Man kann sie zur Kenntnis nehmen und<br />
versuchen sie an sich abperlen zu lassen, aber<br />
einen Eindruck hinterlassen all diese Sachen.<br />
Man denkt dann: Woher kommt eigentlich<br />
dieser Hass? Haben die Leute denn nichts anderes<br />
zu tun? In dem Moment, wo solche Gedanken<br />
aufkommen, haben sie dich eigentlich<br />
schon gefangen genommen. Und wenn es nur<br />
für Sekunden ist.<br />
Etliche Texte schreibst du gemeinsam mit<br />
Rapper Marteria. Seid ihr Brüder im Geiste?<br />
Zwischen uns hat sich eine dicke Freundschaft<br />
entwickelt. Wir fahren auch schon mal<br />
zusammen in die Ferien oder spielen mit unseren<br />
Kids Fußball. Da tauscht man sich zwangsläufig<br />
auch über seine Musik aus. Für mich ist<br />
es ein Riesenspaß, mit Marteria Sachen zu<br />
entwickeln. Es ist eine gute Partnerschaft.<br />
Nimmst du deinen Sohn eigentlich regelmäßig<br />
mit, wenn es auf Tour geht?<br />
Nein, er muss ja zur Schule gehen. Er ist da<br />
auch gar nicht so heiß drauf. Er findet uns respektabel,<br />
würde uns aber nicht hinterherfahren.<br />
Das ist auch richtig so. Er hat seine eigene<br />
Welt, ist großer Hip-Hop-Fan und findet<br />
Kendrick Lamar gut.<br />
Besitzt du auch einen britischen Pass?<br />
Nein. Mehrere meiner Geschwister haben<br />
aber einen. Seitdem ich weiß, dass ich die<br />
Staatsangehörigkeit meiner Mutter jederzeit<br />
annehmen darf, ist es mir nicht mehr so wichtig<br />
wie früher. Vielleicht liegt es ja daran, dass<br />
die Bundesrepublik in der Welt heute ganz anders<br />
dasteht als noch in den 80er und 90er<br />
Jahren. Das Zusammenwachsen der BRD und<br />
DDR wurde mit Misstrauen verfolgt. Die Leute<br />
hatten Angst, wie dieses Land werden wür-<br />
04<br />
Lokal | Regional Anzeigensonderteil <strong>INSIDER</strong> 05-<strong>2017</strong>