Klaus Hentschel , Objekt, mixed Material ASSIONE II oder auf der Suche nach Risonanza! Und das auf und mit einer PASSAGE! Spurensuche, PVergleiche, Input. Eine Reise, komponiert wie ein Kunstwerk, fungiert als Input, will visuell sinnliche Anregung, will Auslöser zum Bilder-Machen werden. Die Reise erfordert, wir fordern gestalterische Risonanza auf Gesehenes, auf Erfahrenes, agieren mit doppeltem Bedeutungssinn. Eine Passion - eine starke Vorliebe, eine Leidenschaft, die Leidensgeschichte Christi - ist ein Begriff, der im heutigen Sprachgebrauch in der Kategorie “no go” angesiedelt wurde. Vor allem dann, wenn es um Kunstwerke, um das Entstehen von Bilderfindungen geht. Passion, passioniert - was ist denn das? Möglicherweise kann sich noch ein Angler passioniert dem Fische fangen zuwenden. Aber kann man die Prozesse eines Bildermachers, eines Künstlers mit passioniert definieren? Selbst wenn leidenschaftliche, begeisterte Hingabe eine Ureigenschaft für jedwede kreative Bilderfindung sein muss, ist es unmöglich geworden, es auch so zu benennen. Einem Reisekünstler allerdings kann man den Begriff “passioniertes Reisen” zuordnen... Das etwas angestaubte Wort dient deshalb ganz bewusst als Umschreibung für die von uns als Zeit-Geist-Reise-Form erwählte Reise-Art. PAS- SIONE definiert es punktgenau. Einst verband die Grande Tour Reiselust mit Reisestil, fungierte fast als ein Initiationsritual, als Erweckungserlebnis, was in Folge großartige Kunstwerke hervorbrachte. Das, was man als Reisebewegung bezeichnen könnte, setzt mit der religiös bedingten Pilgerreise im Mittelalter ein. Dann löst die Grande Tour nach Italien die Pilgerreise ab. Die Sehnsuchtsorte bündeln sich für einen langen Zeitraum in diesem Land, das Fernweh wird mit den Erkenntnissen und Erlebnissen in BELLA ITALIA gestillt. Im 19. Jahrhundert ändern sich die Reiseziele. Der ma- gische Einfluss der italienischen Renaissance weicht einer Sehnsucht nach “Exotischerem”. Ziele sind jetzt u.a. Tahiti, wohin es Gaugin zieht, Nordafrika inspiriert u.a. Klee, Matisse und Macke. Die Künstler entdecken mit dem “durchsichtigen”, dem hellen Licht neue Möglichkeiten für bildkünstlerische Formulierungen. Nunmehr sind wir im 21. Jahrhundert angekommen. Schon elf Jahre haben wir ‘darin’ gelebt. Dabei lässt sich registrieren, dass sich ein Ziel immer weiter entfernt befinden sollte. “All inclusiver” ist eines jener Zauberworte, die Qualität signalisieren und Ergänzung mit dem Modul Spassfaktor finden. Das wiederum muss wie ein roter Faden im Teppich, vorhanden und unsichtbar zugleich, in die Reise-Tage eingewoben sein. Events von Reisebeginn bis Reiseende bilden unverzichtbare Struktur, generieren sich für das touristische Wohlbefinden als Stellenwert der Bewertung höher als attraktive, kunsthistorische oder zeitgenössische Sensationen. Diese sind dennoch als selbstverständlich vorhandene, integrierte, eben als abzuhakende Staffage vonnöten. Sie stellen als Verpackung die substantiellen Werbeträger dar oder sind zusammenhaltendes Schmuckschleifchen. Albert Camus, der in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts (1913-1960) lebte, formulierte vor über 60 Jahren Folgendes: “Früher zeichnete man auf Reisen, um sich erinnern zu können, wo man war. Heute filmt man auf Reisen, um zu erfahren, wo man gewesen ist.” Wolfgang Böttcher “Selbst mit Odysseus”, Kupferstich Brigida Böttcher “Bonjour Niçois”, Acrylmalerei, Ausschnitt Und - dann sind wir DANACH mit den empfangenen und gespeicherten Reiseeindrücken auf der Suche nach RISO- NANZA - NACHHALL - NACHKLANG - WIDERHALL - AN- KLANG. Wollen Rückkopplung auf Erlebtes erleben. Warten auf Zustimmung, auf Widerhall, was die eigene Begeisterung zu vervielfältigen vermag. Wie aber kann Risonanza entstehen, wo in atemloser Schnelligkeit Ereignis auf Ereignis prallt, sich in nullkommanichts eine Perlenkette von Ereignissen aneinanderfädelt? Nachklang ist damit kaum zu erzielen, denn diese Art des reisenden Unterwegsseins schließt a priori Reflektion aus. So ließen wir uns auf das Wagnis von Kunst- und Studienreisen ein: Seit 1990 sind exemplarische, unikatene Reisekompositionen eine Möglichkeit intensiven Eintauchens, die anschließendes Reflektieren und Kunstproduzieren einschließen. Durch den Prozess, unterstrichen von Kontinuität, ist es nunmehr möglich, auch von einer Reise-PASSIONE, die uns erfasst hat, zu sprechen. So begaben wir uns im Mai 2011 erneut als Reisekünstler, als Kunstreisende auf die Italia /France-Expedition. Das Exotische im Nahen suchend. Die PASSAGE NUMERO UNO ist als eine wirkliche Forschungsreise zu betrachten, denn sie unterscheidet sich schon vom gegenwärtig angesagtem UN- TERWEGSSEIN, was wie eine Extremleistung betrieben werden will! Je “mehr Downunder”, je schneller die Welt umrundet, je “mehr New York”, je schneller und ohne Zwischenstop mit dem Auto von L.E. an die Adria gen Rimini, desto gehaltvoller erscheint die Bewegung per Flugzeug, Schiff, Auto, Bus oder Bahn. Für uns als passionierte Reisekünstler galt es mit PASSIONE einen Länderschritt zu wagen, bei dem wirklich Zusammenhänge “erfahren”, gesehen, erlebt werden, reales Nacheinander Kontraste visualisiert, dabei gleichzeitig Hintergründe offenbart, bei dem die Nuan-
Philipp Karp “Selbst auf Marmor”, Federzeichnung , Detail Peter Vogel , o.T. Collage Helga Morck o.T., Collage Erika Rosenfeld, o.T., Collage Christa Göckeritz “Estate”, Collage Ulrich Becker “Stadt”, Linolschnitt AUSSTELLER “PASSIONE II” Oder auf der Suche nach Risonanza Elmar Schwenke Fotografie <strong>Ausstellung</strong> vom 24. Juni bis 16. September 2011