NPHM_Herbst 2015
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WERKEINFÜHRUNG<br />
ein mit dem Polonaisen-artigen Rondothema. Das Thema endet mit einem<br />
Trugschluss auf B-Dur, und ein kurzes, energisches Orchesterzwischenspiel<br />
leitet über zum ersten Couplet, das in G-Dur steht und an das Hauptthema<br />
des ersten Satzes erinnert. Dann erklingt das Rondothema zum zweiten<br />
Mal, diesmal verkürzt, und leitet über zum strahlend-optimistischen zweiten<br />
Couplet in H-Dur. Ein kräftiges Fugato im Orchester leitet zurück zum Rondothema,<br />
das dieses Mal in fis-Moll endet. Jetzt beginnt die Schlussstretta. Die<br />
Melodie des ersten Couplets wird heraufbeschworen, das Tempo steigert<br />
sich mehr und mehr, und in rasanten Läufen auf- und abwärts stellt der Solist<br />
sein Können unter Beweis. Eine weitere Steigerung führt das Konzert zum<br />
strahlend-effektvollen Schluss, doch bis zuletzt alterniert die Grundtonart<br />
D-Dur mit der Mollsubdominante g-Moll, als würde der Komponist dem<br />
auftrumpfenden Ende selbst nicht so recht trauen.<br />
Das Flötenkonzert von Carl Reinecke erlebte am 15. März 1909 in Leipzig<br />
seine Uraufführung; Maximilian Schwedler spielte den Solopart. Die Presse<br />
schrieb: „Der bekannte Leipziger Flötenvirtuos Maximilian Schwedler, erster Flötist<br />
des Gewandhausorchesters und Lehrer am Leipziger Konservatorium, trug ein ihm<br />
gewidmetes Flötenkonzert, eines der neuesten Werke des Altmeisters Karl Reinecke,<br />
vor. Es ist ein sehr dankbares, dem spielerischen Charakter des Instrumentes fein<br />
entgegenkommendes Werk, das Herr Schwedler mit schönem, breiten Ton in der<br />
Cantilene und mit wahrhaft virtuoser Glätte in der Figuristik brillant vortrug.“ Dem<br />
ist kaum etwas hinzuzufügen. Das sehr dankbare, dem spielerischen Charakter<br />
des Instruments fein entgegenkommende Werk hat sich eben wegen dieser<br />
Vorzüge bis heute im Repertoire der Flötisten gehalten, und es gehört zu den<br />
ganz wenigen Flötenkonzerten der Spätromantik, die nicht der Vergessenheit<br />
anheimgefallen sind.<br />
Wolfgang Amadé Mozart<br />
Konzert A-Dur für Klarinette und Orchester KV 622<br />
Allegro<br />
Adagio<br />
Rondo: Allegro<br />
„Ach, wenn wir nur clarinetti hätten! – Sie glauben nicht was eine sinfonie mit<br />
flauten, oboen und clarinetten einen herrlichen Effect macht!“ So heißt es in<br />
einem Brief, den Mozart 1778 aus Mannheim an seinen Vater im heimischen<br />
Salzburg schrieb. Der Komponist kannte Klarinetten bis dahin nur aus der<br />
Militärmusik; in Mannheim aber hörte er die dortige Hofkapelle, wo Klarinetten<br />
im Sinfonieorchester mitwirkten. Diese Kombination war für Mozart<br />
neu, und er war begeistert. Spätestens seit dem Mannheim-Aufenthalt zählte<br />
die Klarinette zu Mozarts Lieblingsinstrumenten, und er war bestrebt, in alle<br />
Orchester, mit denen er zu tun bekam, auch Klarinetten zu integrieren. Nicht<br />
immer mit Erfolg; man kann aus den Partituren ersehen, wann der Komponist