Die Villa d`Alton in Halle. In: Christian Daniel Rauch. Beiträge zum ...
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F<strong>in</strong>deisen, Peter: <strong>Die</strong> <strong>Villa</strong> <strong>d`Alton</strong> <strong>in</strong> <strong>Halle</strong>. <strong>In</strong>: <strong>Christian</strong> <strong>Daniel</strong> <strong>Rauch</strong>. <strong>Beiträge</strong><br />
<strong>zum</strong> Werk und Wirken. Hrsg. v. Max Kunze, 1980, 58-67.<br />
[58]<br />
Dem Wohnhaus der Familie d'Alton <strong>in</strong> <strong>Halle</strong>, Schimmelstraße Nr. 8, wurden,<br />
nachdem Karl Eggers 1881 zu Geschichte und Bestand Grundsätzliches mitgeteilt<br />
hatte, <strong>in</strong> neuerer Zeit zwei kle<strong>in</strong>ere <strong>Beiträge</strong> gewidmet 1 . Hatte Eberhard Ruhmer<br />
1948 noch schreiben können: „Es handelt sich darum, zu retten, was zu retten ist“,<br />
so war Kurt Marholz' Beitrag e<strong>in</strong> Nachruf auf e<strong>in</strong> Haus, das dank se<strong>in</strong>er Bezüge zur<br />
Biographie <strong>Christian</strong> <strong>Daniel</strong> <strong>Rauch</strong>s, als Frühwerk des Architekten Johann He<strong>in</strong>rich<br />
Strack und als Sammlung mannigfacher bildhauerischer Zeugnisse historische<br />
Quelle und Kunstwerk zugleich war.<br />
Relativ ger<strong>in</strong>ge Schäden wurden dem 1835 errichteten Bau <strong>zum</strong> Verhängnis,<br />
obwohl sich He<strong>in</strong>rich Schuster als Mitarbeiter des Landeskonservators <strong>in</strong>tensiv um<br />
die Rettung bemüht hatte und dabei vom baukünstlerischen Ausschuß der<br />
Stadtverordnetenversammlung und Stadtbaurat Heilmann unterstützt wurde. Im Lauf<br />
des Jahres 1947 wurden wiederverwendbare Materialien ausgebaut, und im Mai<br />
1948 mußte die <strong>Die</strong>nststelle des Landeskonservators sich das Scheitern aller<br />
Versuche zur Rettung des Hauses e<strong>in</strong>gestehen. Das Gebäude wurde bald darauf<br />
abgebrochen. Nach e<strong>in</strong>er Mitteilung des Kurators der Universität, der Eigentümer<strong>in</strong><br />
des Hauses, an den Landeskonservator waren im Februar 1948 „die noch erhaltenen<br />
Reliefe ausgebaut und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Keller der Chirurgischen Kl<strong>in</strong>ik untergebracht, wo sie<br />
als gesichert anzusehen s<strong>in</strong>d“ 2 . Dreißig Jahre später s<strong>in</strong>d dort ke<strong>in</strong>e Bildwerke aus<br />
[59]<br />
der <strong>Villa</strong> mehr nachweisbar. Ihre Zerstörung zusammen mit dem Gebäude muß als<br />
sicher angesehen werden 3 . Unter diesen Umständen kommt den Photographien von<br />
1946 <strong>in</strong> der Arbeitsstelle <strong>Halle</strong> des <strong>In</strong>stituts für Denkmalpflege e<strong>in</strong>e besondere<br />
Bedeutung zu. Sie werden durch e<strong>in</strong>ige Photos und Bauzeichnungen - im Stadtarchiv<br />
<strong>Halle</strong> - ergänzt.<br />
Das Haus gehört als Typus dem „italienischen Villenstil“ der Schülergeneration<br />
Sch<strong>in</strong>kels an (Abb. 16). Strack hatte 1828 mit se<strong>in</strong>em We<strong>in</strong>berghaus-Entwurf für<br />
Sanssouci „das erste überzeugende Beispiel vom Villenstil der Sch<strong>in</strong>kelschule“<br />
gegeben 4 . <strong>Die</strong> großzügige Terrassierung mit Pergolen, wie sie e<strong>in</strong>e<br />
Entwurfsperspektive im Stadtarchiv zeigt (Abb. 18), kam wohl nur e<strong>in</strong>geschränkt zur<br />
Ausführung. An der Rückseite des Hauses (Abb. 19) hatte Strack mit Kopien von<br />
<strong>Rauch</strong>s bacchantischen Reliefs der Großen Laube bei den Römischen Bädern <strong>in</strong><br />
Sanssouci, von 1834, jenen locus amoenus, der dem Bild e<strong>in</strong>es heiteren, glücklichen<br />
Lebens <strong>in</strong> der von Antiken belebten Welt Italiens entsprach, zitiert. <strong>In</strong> dieserart heitergelassener<br />
Umwelt wünschte <strong>Rauch</strong> die Familie se<strong>in</strong>er Tochter gedeihen zu sehen,<br />
hierh<strong>in</strong> zog es ihn, den Frühverwitweten, <strong>in</strong> freien Tagen. (Der Blick aus <strong>Rauch</strong>s<br />
Zimmer, nach Westen, über den Schießgraben und die Stadmauer h<strong>in</strong>weg, bot mit<br />
den mittelalterlichen Umrissen der Altstadt e<strong>in</strong>en fühlbaren und wohl auch gesuchten<br />
Gegensatz hierzu). Zwei Marmorsäulen rahmten den Weg <strong>zum</strong> Garten, von den<br />
Büsten des W<strong>in</strong>ckelmannschen Fauns und Kants, beides Arbeiten <strong>Rauch</strong>s, bekrönt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>in</strong> der Ansichtszeichnung vor der Hauptfassade geplante Säule mit Standfigur<br />
<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es Rasenstückes wurde nicht ausgeführt. Statt ihrer stand e<strong>in</strong> bronzener
Schalenbrunnen vor dem Haus (Abb. 20), <strong>in</strong> dessen zierlichem Schaft drei<br />
Knabenfiguren Platz hatten. <strong>In</strong> <strong>Rauch</strong>s Werk kann dieser Brunnen an anderer Stelle<br />
nicht nachgewiesen werden.<br />
Strack wäre <strong>in</strong> der Lage gewesen, e<strong>in</strong>e pompejanische De-<br />
[60]<br />
koration für das <strong>In</strong>nere des Hauses zu entwerfen, wie er es bald darauf für die <strong>Villa</strong><br />
Wegener tat. Es war jedoch <strong>Rauch</strong>s besonderer Wunsch, <strong>in</strong> <strong>Halle</strong> „Er<strong>in</strong>nerungen aus<br />
thätigster Zeit und der Nähe so lieber Freunde“ zu sehen, se<strong>in</strong> „Stammbuch“, wie er<br />
das Ganze nennt; „Aufraum der Werkstatt“ wie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Berl<strong>in</strong>er Atelier e<strong>in</strong>erseits -<br />
d. h. Gipsabformungen der Tonmodelle e<strong>in</strong>zelner Werke -, Proben der ihm<br />
befreundeten Bildhauer und Schüler andererseits. Dabei waren es ke<strong>in</strong>eswegs<br />
Nebenprodukte, die hier e<strong>in</strong>gebaut wurden. Speziell für den Westgiebel, zur Straße<br />
h<strong>in</strong>, skizzierte <strong>Rauch</strong> Modelle für e<strong>in</strong>e Gruppe der drei Horen.<br />
Man betrat das Haus durch das an der Nordseite gelegene Treppenhaus, auf<br />
dessen oberstem Podest - nach Eggers - e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>erva aufgestellt war. <strong>Die</strong><br />
überlieferten Athenen <strong>Rauch</strong>s s<strong>in</strong>d freilich Reliefs. E<strong>in</strong>e Zeichnung 5 (Abb. 21) zeigt<br />
statt der M<strong>in</strong>erva die Statue e<strong>in</strong>es Knaben. Von hier aus war der Flur zugänglich, der<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em achteckigen Raum mit Oberlicht endete (Abb. 22). Mit antikisierenden<br />
Figuren ausgestattet bezeichnet ihn Ruhmer als den „<strong>in</strong> architektonischer und<br />
dekorativer H<strong>in</strong>sicht schönsten Teil des ganzen Hauses, unvergleichlich stilvoll und<br />
feierlich“. <strong>In</strong>sgesamt waren etwa 120 Reliefs im Haus angebracht, konzentriert im<br />
Treppenhaus. Ihre Anordnung ist für die hausseitige Längswand aus dem Photo<br />
(Abb. 23) gut ablesbar: <strong>Die</strong> unterste Reihe begann erst über der Ebene des oberen<br />
Treppenpodestes. Sie bestand aus acht mittelgroßen Bildnistondi, der, als zweite<br />
Reihe, zwei lange figurale Reliefstreifen folgten. Zehn kle<strong>in</strong>e Bildnismedaillons<br />
bildeten die dritte Reihe, während darüber sechs größere <strong>in</strong> quadratischen<br />
Rahmungen das hochrechteckige Relief e<strong>in</strong>er Borussia flankierten. <strong>Die</strong>ses Bildwerk<br />
übergriff als e<strong>in</strong>ziges die Reihenordnung; ihm zur Seite bildeten zwei Längsstreifen<br />
die fünfte Reihe. <strong>Die</strong> oberste, sechste Reihe war mit wechselnden Formaten<br />
ebenfalls symmetrisch komponiert. Ebenso war die gegenüberlie-<br />
[61]<br />
gende Fensterwand, wenngleich auch nicht spiegelgleich, so doch immerh<strong>in</strong><br />
symmetrisch dekoriert und stimmte <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der Abfolge von sechs Reihen mit<br />
der Südwand übere<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e klare Komposition bestimmte auch die <strong>In</strong>nenwand über<br />
der Tür. <strong>Rauch</strong>s Streben nach e<strong>in</strong>er sorgfältigen symmetrischen Anordnung ist auch<br />
von se<strong>in</strong>er Korrespondenz mit Lund h<strong>in</strong>sichtlich der Maße der von ihm erbetenen<br />
Stücke bekannt. Ausgewogen symmetrisch ersche<strong>in</strong>t auch e<strong>in</strong>e Wand deren Mitte<br />
das Bildnis von Charlotte von Preußen e<strong>in</strong>nimmt (Abb. 24): unter ihr e<strong>in</strong>e<br />
Dreiergruppe mit Liszts Porträt <strong>in</strong> der Mitte, darunter das Seelenbildnis vom Grabmal<br />
der Frau Cooper. Über Agnes drei größere Plaketten: e<strong>in</strong> Genius mit Cartell<strong>in</strong>o (Abb.<br />
25), seitlich zwei Najaden auf Delph<strong>in</strong>en (Abb. 26, 27).<br />
<strong>Die</strong> mehrfigurigen Bildwerke und die Borussia an der Südwand des<br />
Treppenhauses s<strong>in</strong>d Bestandteile von <strong>Rauch</strong>s Berl<strong>in</strong>er Blücherdenkmal, 1825/26.<br />
Borussia wird <strong>in</strong> der 5. Reihe von den Genien des Ruhmes und der Gruppe mit den<br />
Flüssen Katzbach und Loire gerahmt - Reliefs der mittleren Zone dieses Denkmals,<br />
doch aus ihrem orig<strong>in</strong>alen Zusammenhang genommen. <strong>Die</strong> langen Reliefs darunter
gehören <strong>zum</strong> Sockel: Auszug aus Breslau und der Zug aus Frankreich, an der<br />
Fensterseite gegenüber auch der Marsch durch Deutschland. Das große Rechteck -<br />
über der Haustür s<strong>in</strong>nvoll angebracht - ist die Personifikation des Friedens, ebenfalls<br />
vom Blücherdenkmal. Gegenüber der Borussia war vielleicht die Viktoria dieses<br />
Monuments <strong>in</strong> die Fensterwand e<strong>in</strong>gelassen.<br />
Als Verfertiger der Porträtreliefs treten neben <strong>Rauch</strong> <strong>in</strong>schriftlich Friedrich<br />
Tieck, David d'Angers, Friedrich Drake, Ernst Rietschel, Hermann Schievelbe<strong>in</strong>, 13.<br />
Thorvaldsen, Blaeser und Gustav Metz entgegen. Überliefert s<strong>in</strong>d ferner Arbeiten von<br />
Schadow, Albert Wolff und Troschel.<br />
Im ersten Kreis der Dargestellten steht die Familie. <strong>Die</strong> reizende Folge aller<br />
sechs Enkelk<strong>in</strong>der, 1836-46, h<strong>in</strong>g natür-<br />
[62]<br />
lich im Haus. <strong>Rauch</strong> hatte se<strong>in</strong>e Tochter Agnes schon 1822 mit e<strong>in</strong>er Büste<br />
porträtiert. E<strong>in</strong> Reliefbildnis ist 1838 zu datieren. Das Bildnis des Schwiegersohns<br />
<strong>Rauch</strong>s, Eduard d'Alton (Abb. 28), muß auch e<strong>in</strong> Werk <strong>Rauch</strong>s se<strong>in</strong>, es h<strong>in</strong>g jedoch<br />
nicht neben Agnes, sondern <strong>in</strong> der untersten Reihe der Hausseite des<br />
Treppenhauses, zwischen den Bildnissen Fr. Sch<strong>in</strong>kels und C. L. v. Knebels. Von der<br />
1831 geschaffenen, für <strong>Halle</strong> nicht mehr nachweisbaren Büste weicht diese<br />
Darstellung des bereits 1854 verstorbenen Schwiegersohnes erheblich ab. <strong>Rauch</strong><br />
selbst könnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Profilbildnis von Fr. Drake dargestellt se<strong>in</strong> (Abb. 31), das ihn<br />
dann allerd<strong>in</strong>gs verhältnismäßig jung zeigen würde. (Drake hat <strong>Rauch</strong> 1834, 1837<br />
und 1852 porträtiert. Das vorliegende, bis auf die Künstlersignatur unbezeichnete<br />
Tondo ist diesen Bildnissen nicht verwandt.)<br />
E<strong>in</strong>e Reihe von Künstlerporträts war 1946/48 noch erhalten. Charakteristisch<br />
für diese Reibe ist ihre Verflechtung von Dargestelltem und Künstler <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne,<br />
daß z. B. Rietschel oder Thorvaldsen sowohl mit eigenen Werken als auch mit ihrem<br />
Bildnis vertreten s<strong>in</strong>d. Im e<strong>in</strong>zelnen lassen sich die Porträts folgender Bildhauer<br />
nachweisen:<br />
Gottfried Schadow (1764-1850), von dessen Enkelschüler Hermann<br />
Schievelbe<strong>in</strong>: Treppenhaus, Südseite, unterste (1.) Reihe, 2. v. West. 1811<br />
und 1812 hatte <strong>Rauch</strong> den Meister porträtiert (Abb. 30).<br />
Ernst Rietschel (1804-1861), von Gustav Metz, geme<strong>in</strong>samer Schüler von<br />
<strong>Rauch</strong> und Rietschel, der der bedeutendste Schüler <strong>Rauch</strong>s war. <strong>Rauch</strong> an<br />
Rietschel, 1836: „damit Sie und ihre Hand auch dort verewigt werden“. Gleiche<br />
Reihe, 4. von West (Abb. 42).<br />
Bertel Thorwaldsen (1770-1844), vermutlich von <strong>Rauch</strong>. <strong>Rauch</strong> hatte 1816<br />
e<strong>in</strong>e Büste Thorwaldsens geschaffen. Mit Re<strong>in</strong>hardts Porträt (s. unten)<br />
zusammen entstand dieses<br />
[63]<br />
Tondo offenbar kurz vor 1839 und war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht bestimmbaren Raum des<br />
Hauses gegenüber der Wand mit dem Porträt der Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Charlotte<br />
angebracht. Seit ihrer geme<strong>in</strong>samen Zeit <strong>in</strong> Italien waren beide Männer<br />
e<strong>in</strong>ander freundschaftlich verbunden (Abb. 33).<br />
Friedrich Tieck (1776-1851), wohl von Friedrich Drake, dem Schüler <strong>Rauch</strong>s.<br />
Im Treppenhaus, Südseite, 4. Reihe, östlich neben der Borussia. <strong>Die</strong>
Zuweisung des auf dem Photo kaum noch erkennbaren Reliefs gründet sich<br />
auf die am Halsschnitt sehr schwach lesbare Signatur.<br />
<strong>Die</strong> Bildnisse der Schüler und Freunde <strong>Rauch</strong>s, Johann He<strong>in</strong>rich Dannecker,<br />
Ludwig Wichmann, Re<strong>in</strong>hold Begas, Albert Wolff, Friedrich Drake, August Kiß,<br />
Johann <strong>Christian</strong> Ruhl, P. J. Clodt von Jürgensburg und August Wredow, überliefert<br />
Eggers, ohne daß diese durch Abbildungen nachweisbar wären. Als Standort ist aber<br />
unter anderem die 3. Reihe der Südwand des Treppenhauses zu vermuten, deren<br />
Tondi nicht mehr benennbar s<strong>in</strong>d.<br />
[64]<br />
E<strong>in</strong>e nur wenig kle<strong>in</strong>ere Gruppe bilden die Maler:<br />
Johann <strong>Christian</strong> Re<strong>in</strong>hardt (1761-1847), vermutlich von <strong>Rauch</strong> (Abb. 32).<br />
Carl Gustav Carus (1789-1869), als Arzt zugleich für d‘Alton e<strong>in</strong> Kollege, von<br />
se<strong>in</strong>em Schwiegersohn Ernst Rietschel. Datiert 1845, Treppenhaus Nordseite,<br />
unterste Reihe, 2). West. (Abb. 29).<br />
Eduard Bendemann (1811-1889) von <strong>Rauch</strong>. Als Schüler und Schwiegersohn<br />
Schadows war er neben diesem <strong>in</strong> der unteren Reihe der Südwand des<br />
Treppenhauses, dicht neben der Tür, plaziert (Abb. 34).<br />
Moritz von Schw<strong>in</strong>d (1804-1871). Das Porträt h<strong>in</strong>g vermutlich nicht im<br />
Treppenhaus und stamme wohl auch nicht von <strong>Rauch</strong>. Schw<strong>in</strong>d verehrte den<br />
Meister, die per-<br />
sönlichen Kontakte mögen aber selten geblieben se<strong>in</strong> 6 (Abb. 35).<br />
<strong>Die</strong> Porträts von Karl Friedrich Less<strong>in</strong>g, W. Wach, Carl Wilhelm Sohn und J.<br />
W. Schirmer s<strong>in</strong>d nicht mehr bildlich nachweisbar. 7 Als Architekten treten Karl<br />
Friedrich Sch<strong>in</strong>kel (1781-1841 von <strong>Rauch</strong> und Blaeser, 1. Reihe der Treppenhaus-<br />
Südseite, 7. von West) (Abb. 36), Gustav oder Wilhelm Stier und der Baumeister der<br />
<strong>Villa</strong>. J. H. Strack, auf. Auch Stracks und Stiers Bildnisse s<strong>in</strong>d nicht mehr zu belegen.<br />
Dichter und Musiker nehmen e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Raum <strong>in</strong> <strong>Rauch</strong>s „Stammbuch“<br />
e<strong>in</strong>:<br />
Goethes Porträt stammt sicher von <strong>Rauch</strong>; es gibt die Büste von 1820, <strong>in</strong> die<br />
Fläche umgesetzt., wieder (Abb. 37).<br />
Adalbert von Chamisso (1781-1838), von David d‘Angers. 1834 hatte der<br />
Bildhauer Berl<strong>in</strong> besucht und dabei <strong>Rauch</strong>, Sch<strong>in</strong>kel und Chamisso porträtiert.<br />
Das kle<strong>in</strong>e Bildnis des Dichters nimmt an der Westwand des Treppenhauses<br />
e<strong>in</strong>en Ehrenplatz e<strong>in</strong> (Abb. 38).<br />
Franz Liszt (1811-1886). Kle<strong>in</strong>es Porträt, unter dem der Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Charlotte.<br />
E<strong>in</strong>e umfangreiche Gruppe voll Gelehrten und weiteren Persönlichkeiten<br />
rundet das Ganze zur Vielfalt h<strong>in</strong> ab:<br />
Friedrich Hegel (1770-1831). Vermutlich <strong>in</strong> der 4. Reihe der<br />
Treppenhaus-Südwand (Abb. 39).<br />
Henrik Steffens (1773-1845), voll B. Thorwaldsen. Im Treppenhaus, Standort<br />
ungeklärt (Abb.41).
[65]<br />
Carl Ludwig von Knebel (1744-1834) von Fr. Tieck. Treppenhaus, untere<br />
Reihe der Südwand, 5. voll West. Das Relief - die Marmorausführung <strong>in</strong> der<br />
Zentralbibliothek<br />
der deutschen Klassik, <strong>in</strong> Weimar - entstand 1834 nach dem Modell von 1820 8<br />
(Abb. 40).<br />
Immanuel Kant (1724-1804). <strong>Die</strong> Kant-Büste auf e<strong>in</strong>er Säule an der<br />
Gartenseite des Hauses wurde schon genannt. Das Relief befand sich nicht im<br />
Treppenhaus. Es ähnelt <strong>in</strong> der Auffassung dem Bildnis der Kant-Figur an<br />
<strong>Rauch</strong>s Friedrich-Denkmal, 1849 (Abb. 43).<br />
Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840). 4. Reihe der Südwand des<br />
Treppenhauses, 5. von West.<br />
Ohne Abbildung s<strong>in</strong>d schließlich die Bildnisse von Hufenlandt, Alexander von<br />
Humboldt und Beuth zu nennen. E<strong>in</strong> Relief, wohl von der Südwand des<br />
Treppenhauses, konnte nicht bestimmt werden, wie auch e<strong>in</strong>e Reihe der<br />
benennbaren Porträts noch e<strong>in</strong>em Künstler zugewiesen werden müßte. Im Haus<br />
waren ferner Reliefs von Tiecks Scharnhorst Grabmal vorhanden. Das eigens<br />
gerahmte Ganzfigur-Relief des Generals von Gneisenau (Abb. 44) gehört <strong>zum</strong><br />
rückseitigen Fries des Berl<strong>in</strong>er Blücherdenkmals.<br />
Am 21. Mai 1836 notierte sieh Hauch: „<strong>In</strong> <strong>Halle</strong> bei den Me<strong>in</strong>igen<br />
angekommen, sah ich bald den Neubau des Hauses und Gartenanlage <strong>in</strong> der<br />
Schimmelgasse, welcher alle me<strong>in</strong>e Erwartungen übertraf, <strong>in</strong>dem Beides so schön<br />
als zweckmäßig <strong>in</strong> sich vere<strong>in</strong>igend e<strong>in</strong> angenehmes Ganzes bildete“. Und am 17.<br />
Dezember: „Das neue Haus war erleuchtet, Agnes und Eduard empf<strong>in</strong>gen uns mit<br />
Freudenthränen, denn unser geme<strong>in</strong>sames Glück war groß und wohltuend <strong>in</strong> vielen<br />
Beziehungen welches besonderes durch die Hoffnung erhöht wurde, e<strong>in</strong>es<br />
dauernden und frohen Genusses im neu geschaffenen Wohnsitze mit den K<strong>in</strong>dern<br />
sich erfreuen zu dürfen“. 9<br />
<strong>Die</strong> <strong>Villa</strong> d'Alton war zweifellos als lieblicher Ort erwünscht, und Agnes Hauch mochte<br />
von ihrem Vater als der Genius huius loci empfunden worden se<strong>in</strong>. Das „Stammbuch“<br />
[66]<br />
der Freunde und die Er<strong>in</strong>nerung an die ruhmvolle Vergangenheit, <strong>in</strong> der <strong>Rauch</strong> die<br />
Befreiung des Landes erlebte, war es zugleich. Unter den Persönlichkeiten jener<br />
Jahre stand er der König<strong>in</strong> Luise nahe, deren Büste im Gartensaal Platz gefunden<br />
hatte, e<strong>in</strong> Platz, der mehr Erfüllung bedeutet als die vorbereitende Situation des<br />
Treppenhauses. <strong>Die</strong> Büsten Friedrich Wilhelm III. und se<strong>in</strong>es Sohnes s<strong>in</strong>d nicht nur<br />
die Regenten, denen <strong>Rauch</strong> diente, sie repräsentieren zugleich die für <strong>Rauch</strong> nicht <strong>in</strong><br />
Frage stehende Identität von Dynastie und Staat. <strong>Die</strong> gute Regentschaft, Frieden und<br />
Befreiung vom äußeren Fe<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen für den Kreis der Freunde<br />
und die schöpferische Arbeit des Künstlers, der ohne Neid <strong>zum</strong> Vergleich bereit ist.<br />
Im Gel<strong>in</strong>gen des Werkes offenbart sich se<strong>in</strong>e Vervollkommnung als Arbeit an sich<br />
selbst, die bei <strong>Rauch</strong> e<strong>in</strong> Zurückhalten der Emotion ist. Wie se<strong>in</strong>en besten Werken ist<br />
auch dem Bildprogramm der <strong>Villa</strong> d'Alton der S<strong>in</strong>n für das Maßvolle und<br />
Angemessene eigen 10 .
Anmerkungen<br />
1 Friedrich und Karl Eggers, <strong>Christian</strong> <strong>Daniel</strong> <strong>Rauch</strong> Bd. 3-5, Berl<strong>in</strong> 1886-1891. - Eberhard Ruhmer,<br />
Das d'Altonsche Haus <strong>in</strong> <strong>Halle</strong>. <strong>In</strong>: Jahrbuch der Landeshauptstadt <strong>Halle</strong> 1948, S. 55-58, und Kurt<br />
Marholz, Des Saalestromes Beschreibung, <strong>in</strong>: Monatshefte für <strong>Halle</strong> und den Saalkreis, 5. Jg. 1.958,<br />
S.290-296.<br />
2 <strong>In</strong>stitut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle <strong>Halle</strong>. Ortsakte Stadt <strong>Halle</strong>, 1937-1953 und Stadtarchiv<br />
<strong>Halle</strong>, Bauakte Schimmelstr. 8. Dem Direktor des Stadtarchivs, Herrn Dr. Piechocki, ist für se<strong>in</strong><br />
freundliches Entgegenkommen bei der Bearbeitung dieser Unterlagen sehr zu danken.<br />
3 Zunächst war erwogen worden die Gipse dem Archäologischen Museum der Universität zu<br />
überweisen. Sie bef<strong>in</strong>den sich jedoch nicht <strong>in</strong> dieser Sammlung (Auskunft von Herrn Dr. Oppermann,<br />
<strong>Halle</strong>). Weder die Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltung der Chirurgischen Universitätskl<strong>in</strong>ik, noch das ältere, jetzt im<br />
Ruhestand lebende Personal, das Frau Moerl, <strong>Halle</strong>, freundlicherweise befragte, hält e<strong>in</strong>e auch nur<br />
zeitweilige Unterbr<strong>in</strong>gung der Reliefs <strong>in</strong> der Chirurgischen Kl<strong>in</strong>ik für denkbar. Nach me<strong>in</strong>em Vortrag <strong>in</strong><br />
Stendal unternahm es Frau Dr. Gött<strong>in</strong>g, <strong>Halle</strong>, die Spuren weiterzuverfolgen und erhielt von Herrn<br />
Schwertner, Potsdam, der 1948 <strong>in</strong> der Bauverwaltung der Universität beschäftigt gewesen war, die<br />
Auskunft, daß die <strong>Villa</strong> samt den noch vorhandenen Reliefs se<strong>in</strong>erzeit abgebrochen worden sei.<br />
Nachdem vor e<strong>in</strong>em Jahrzehnt das Kunstgeschichtliche <strong>In</strong>stitut der Universität die Plastiken nicht<br />
mehr auff<strong>in</strong>den konnte, dürfte der Verlust der Sammlung jetzt e<strong>in</strong>deutig feststehen. Frau Dr. Gött<strong>in</strong>g<br />
sei für ihre Mitarbeit hiermit besonders gedankt.<br />
4 Vgl. Eva Börsch-Supan, Berl<strong>in</strong>er Baukunst nach Sch<strong>in</strong>kel 1840-70. München 1977, S. 113.<br />
5 Nur als Photo im Stadtarchiv <strong>Halle</strong> nachweisbar.<br />
6 Vgl. Otto Stoessl, Moritz von Schw<strong>in</strong>d. Briefe. Leipzig 1924, S. 204, 387.<br />
7 W. Wachs Bildnis, nicht e<strong>in</strong>zeln photographiert, befand sich über dem Tonto Goethes und gehört<br />
formal zu den quadratisch gerahmten Porträts der 4. Reihe. Es bleibt offen, ob Goethe und Wach<br />
östlich des Bildausschnittes von Abb. oder an der Nordseite angebracht waren.<br />
8 Hellmuth Freiherr von Maltzahn, Karl Ludwig Knebel, Goethes Freund. Jena 1929, Abb. 11.<br />
9 Staatliche Museen Berl<strong>in</strong>, Archiv der National-Galerie. Briefnachlaß Chr. <strong>Rauch</strong>. C.6. (1833-41).<br />
10 Helmut Börsch-Supan, <strong>Christian</strong> <strong>Daniel</strong> <strong>Rauch</strong>. <strong>In</strong>: Aurora 37, 1977. S. 155-160. Den H<strong>in</strong>weis auf<br />
diesen Aufsatz verdanke ich Herrn Dr. He<strong>in</strong>rich Magirius, Radebeul.<br />
Sämtliche Aufnahmen wurden vom <strong>In</strong>stitut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle <strong>Halle</strong>, angefertigt, für die<br />
Abbildungen 2, 3, 5 und 6 nach Vorlagen des Stadtarchivs <strong>Halle</strong>.