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Frank Schöbel<br />
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Sängers im Jubiläumsjahr<br />
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» Seite 24<br />
» Seite 48<br />
» Seite 62<br />
15 geniale Tricks<br />
für die Fastenzeit<br />
Aschermittwoch starten die Wochen der<br />
Entbehrungen. Wir sagen Ihnen, worauf<br />
Sie bis Ostern getrost verzichten können.<br />
Wann Trinken<br />
kaputt macht<br />
Wie viel Schwips verträgt der Mensch?<br />
Betroffene aus der Region erzählen von<br />
ihrer zerstörerischen Sucht.<br />
Kinder fragen<br />
den Dalai Lama<br />
Seinen jüngsten Fans verrät der<br />
„Superstar der Lebensweisheit“,<br />
ob er schon mal verliebt war.<br />
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Yoga & Co.<br />
8 Wege, wie Sie sich<br />
in Trance bringen<br />
» Seite 42<br />
Hey, Baby!<br />
Mütter aus dem Nordosten berichten über<br />
den Moment, der ihr Leben komplett auf den<br />
Kopf stellte – das Wunder der Geburt.<br />
» Seite 10
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LIEBE, SEX UND ANDERE SORGEN<br />
EDITORIAL<br />
VORSCHAU<br />
KOPF VERDREHT<br />
Die Blumen erwachen, die Sonne<br />
lacht, es wird wieder bunt auf den<br />
Straßen. Wärmere Temperaturen<br />
und das frische Grün bringen unsere<br />
Hormone in Wallung und verdrehen<br />
uns den Kopf. Alles Quatsch? Zehn<br />
Dinge über Frühlingsgefühle, die Sie<br />
sicher noch nicht wussten.<br />
DR. SOMMER<br />
Wie schnell die Zeit verfliegt, merken<br />
wir besonders an unseren Kindern.<br />
Gerade noch auf dem Wickeltisch,<br />
schon boxen sie sich durch die<br />
Pubertät. Alles geschieht zum ersten<br />
Mal. Was gestern noch toll war, ist<br />
morgen schon doof. Wir gehen dem<br />
Phänomen auf den Grund.<br />
IN DER FETTSPIRALE<br />
Streuselkuchen, Brathähnchen,<br />
Döner und Schokoeis – an jeder Ecke<br />
lockt uns die Versuchung. Leckeres<br />
Essen ist überall, und noch nie war<br />
es so schwer, dem nächsten Happen<br />
zu widerstehen. Wie wir aus der<br />
Fettspirale aussteigen können,<br />
verraten regionale Experten.<br />
Die nächste Ausgabe<br />
erscheint am 19.05.2017<br />
Änderungen aus aktuellem Anlass jederzeit möglich<br />
Die Nerven liegen blank<br />
Kolumne von Sirko Salka<br />
Schwanger sind wir im übertragenen Sinne ja alle permanent<br />
mit interessanten Themen und Projekten. Wir von kerngesund, zum<br />
Beispiel, waren die vergangenen Wochen hochschwanger mit dem<br />
nun in Ihren Händen liegenden <strong>Magazin</strong>. Diesmal aber hatte das<br />
neben dem hektischen Grundrauschen jeder Endproduktion einen<br />
besonders schönen Anlass. Unsere Mediengestalterin Dominique<br />
erwartete zum Redaktionsschluss ihr erstes Baby. Kurzerhand<br />
entschlossen wir uns, eine Titelgeschichte übers Kinderkriegen<br />
ins Heft zu bringen – und Ihnen darin ganz aktuell unser erstes<br />
kerngesund-Baby zu präsentieren. Doch ich muss Ihnen ganz<br />
ehrlich sagen, mir war die Tragweite der Geburt in keinster Weise<br />
bewusst. Als einziger Hahn in der <strong>Magazin</strong>-Redaktion spielten bei<br />
mir, je näher Dominiques Entbindung rückte, die Hormone immer<br />
verrückter. Euphorie und Verdruss gingen Hand in Hand. Täglich<br />
nervte ich sämtliche Kolleginnen mit der alles entscheidenden<br />
Frage: „Ist unser kerngesund-Baby denn endlich da?“ Jedoch, nix<br />
da. Der Drucktermin rückte immer näher. Meine Nerven lagen blank.<br />
Beim Essen verspürte ich extreme Gelüste, aß saure Gurken, nahm<br />
mehrere Kilo zu, holte mir Rat bei gestandenen Müttern, rief beim<br />
Berliner Väterzentrum an. Kurz: Ich war co-schwanger. Das Einzige,<br />
was mich überhaupt beruhigen konnte, war am Ende die Gewissheit,<br />
dass unsere Kollegin im Job noch nie eine Deadline gerissen hat.<br />
© Vera Odilia Nick<br />
Titelfoto: © Syda Productions - Fotolia.com<br />
© ekyaky - Fotolia.com<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
Endlich, endlich ist es für uns soweit: kerngesund<br />
bekommt ein Baby! Etwas Aufregenderes ist uns noch<br />
nie passiert. All die plötzlichen Glücksanfälle, der<br />
unwiderstehliche Nestbautrieb und diese wundervolle,<br />
wachsende Murmel! Naja, ehrlich gesagt, mussten<br />
wir den Bauch ja auch nicht tragen... Während unsere<br />
junge Kollegin Dominique das Leben in sich wachsen<br />
ließ, haben wir es uns auf der Zuschauerbank gemütlich<br />
gemacht und die bewegende Geschichte vom Wunder der<br />
Geburt aufgeschrieben. Dass dabei nicht nur unbändige<br />
Freude, sondern auch unglaubliche Angst und Sorge eine<br />
Hauptrolle spielen können, haben uns noch weitere Mütter<br />
aus dem Nordosten erzählt. Das sind Geschichten zum<br />
Mitweinen und Aufatmen – und damit sind wir laut Dalai<br />
Lama schon auf direktem Weg zu innerem Frieden. Denn<br />
wer den erreichen will, sollte sich um andere sorgen, so<br />
erklärt es der „Superstar der Lebensweisheit“ deutschen<br />
Kindern und beantwortet allerlei schwergewichtige und<br />
pikante Fragen frei von der Leber weg. Die ist übrigens<br />
definitiv ein Chef-Organ in unserem Körper, wie wir in<br />
unserer neuen Serie „Ich bin hier der Boss“ erklären – und<br />
reagiert längst nicht bei jedem Glas Rotwein beleidigt,<br />
erläutern Ärzte der Region im großen Debatten-Thema<br />
„Alkohol“. Zeit also anzustoßen auf das Wunder des<br />
Lebens. Und übrigens: Es ist ein Junge!<br />
Ihre kerngesund-Redaktion<br />
66 kerngesund<br />
03 kerngesund<br />
08004575-033(Anrufkostenfrei)
INHALT<br />
Kinder fragen<br />
den Dalai Lama<br />
62<br />
Immer gut<br />
drauf sein<br />
06<br />
Wie von<br />
Sinnen<br />
46<br />
Wellness<br />
für die Ohren<br />
30<br />
© Herbert Schulze<br />
10<br />
Hey, Baby!<br />
48<br />
Wenn Trinken<br />
kaputt macht<br />
© Jag_cz - Fotolia.com<br />
24<br />
Fastenzeit<br />
38<br />
Frank Schöbel<br />
exklusiv<br />
Kopf hoch!<br />
Immer gut drauf sein<br />
Diese Stimmungsaufheller sorgen für<br />
gute Laune in der dunklen Jahreszeit. .........06<br />
Sie sprechen Mütter-Sprache<br />
Freie Hebammen und ihre Sorgen........... .20<br />
SOS-Kreißsaal<br />
Neun verrückte Geburtsorte.................22<br />
Frank Schöbel exklusiv<br />
Die Lieder seines Lebens<br />
Keiner verkaufte mehr Tonträger bei Amiga als<br />
der Schlagerstar, der 2017 ein Jubliäum feiert . . . 38<br />
7 Weisheiten auf dem Prüfstand<br />
Was ist dran an „Bier auf Wein, das lass sein“? . . 56<br />
Neue Serie: Unsere Organe<br />
Gniffkes Gaumenfreuden<br />
kerngesund-Experte Holger Gniffke empfiehlt<br />
einen winterlichen Salat mit Sauerkraut ....... .08<br />
Das Wunder der Geburt<br />
Hey, Baby<br />
Junge Mütter aus der Region erzählen<br />
vom Glück und Leid ihrer Schwangerschaft. . . . .10<br />
Bauch-Gefühl<br />
Alles über den Countdown<br />
zum ersten kerngesund-Baby ................18<br />
Tipps für die Fastenzeit<br />
Entbehrung leicht gemacht<br />
Worauf Sie zwischen Aschermittwoch<br />
und Ostern getrost verzichten können........ .24<br />
Wellness für die Ohren<br />
Wegbereiter des Ostrocks<br />
Das Plattenlabel Amiga wird 70. Wir erinnern<br />
uns an Freude, Leid und lange Schlangen .... .30<br />
Diese Scheiben waren Hits<br />
Wir zeigen Ihnen unsere Lieblingsplatten<br />
und musikalischen Jugenderinnerungen. ......36<br />
Der sanfte Sport<br />
Das alles kann Yoga leisten!<br />
Von Schlafmittel bis Fettschmelzer: Wie Körper<br />
und Geist stark werden. ....................42<br />
Wie von Sinnen<br />
Acht Wege vom Alltag in den Sinnestaumel ....46<br />
kerngesund-Debatte<br />
Wenn Trinken kaputt macht<br />
Unter Alkoholmissbrauch leiden oft auch<br />
Familie und Freunde. Zwei Betroffene aus<br />
dem Nordosten geben Auskunft. .............48<br />
Frei von der Leber<br />
Die Entgiftungsmaschine des Menschen ........58<br />
Kinder fragen den Dalai Lama<br />
Wie wir eine bessere Welt erschaffen<br />
Seinen jüngsten Fans gibt der „Superstar der<br />
Lebensweisheiten“ überraschende Einblicke<br />
in seinen Alltag ............................62<br />
Liebe, Sex und andere Sorgen<br />
Kolumne von Sirko Salka ....................66<br />
Impressum ...............................52<br />
Vorschau .................................66<br />
04 | 05 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
Immer gut<br />
drauf sein<br />
Nur weil Winter ist, müssen Sie<br />
den Kopf nicht hängen lassen!<br />
Diese Stimmungsaufheller sorgen<br />
für gute Laune in der dunklen<br />
Jahreszeit.<br />
AUF ZUM MASKENBALL<br />
„Aufregung im Zauberwald“ verspricht der<br />
Carnevalclub Waren zum Auftakt der närrischen<br />
Tage. Beim Maskenball (25.02.) mit der Band „Night-<br />
Rox“, beim Kinderfasching mit Riesenrutsche und<br />
Clown Falo (26.02.) und dem Rosenmontagsball<br />
(27.02.) geht es garantiert locker-flockig und fröhlich<br />
zu. Eintritt: ab 6 bzw. 9 Euro. carnevalclub-waren.de<br />
AB IN DIE OSTSEE<br />
Die Ostsee sorgt nicht nur im<br />
Sommer für Sonne im Gemüt. Wer<br />
sich traut und Lust auf kunterbunte<br />
Bade-Gesellschaft hat, kann beim<br />
Koserower Winterbaden am 25. <strong>Februar</strong><br />
um 13 Uhr an der Seebrücke<br />
in die eiskalten Fluten springen.<br />
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DIE SONNE SCHMECKEN<br />
Die Bio-Tagessuppe im Neustrelitzer Bioladen<br />
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auf die Zunge. Hier lässt sich täglich ein anderes<br />
Rezept aus aller Welt kosten. Und für Zuhause gibt es<br />
unbehandeltes, frisches Gemüse „voller Lebenskraft,<br />
unserem Lebensraum entspringend“, so Heiko Franz von<br />
„gans bio“. Kosten für die Suppe: 3,95 Euro. gans-bio.de<br />
HÄSCHEN-POWER<br />
Der Tag ist voller Stolpersteine,<br />
der Chef meckert, der Kopf schmerzt?<br />
Alexander Holzach bietet im Büchlein<br />
„Hasen-Yoga für gute Laune“ für alles<br />
eine Lösung. Von der „Ich-bau-mirwas-Schönes-Dehnung“<br />
bis zur<br />
einzigartigen Position „Der kleine<br />
Arschtritt“ hellen die Übungen die<br />
dunkelste Stimmung auf.<br />
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BÜHNEN-BLUES<br />
So bewegend kann Winterblues<br />
sein: Beim 21. Internationalen<br />
Rostocker Blues Festival stehen<br />
gleich vier Blues-Größen auf der<br />
Bühne. Grammy Award-Träger<br />
John Lee Hooker Jr., British Blues<br />
Award-Gewinnerin Rebecca Downes,<br />
die Kölner Band „Get the Cat“ und<br />
Blues-Künstler Abi Wallenstein (Foto)<br />
sorgen am 25. <strong>Februar</strong> im Rostocker<br />
„Zwischenbau“ für Gänsehaut.<br />
Kosten: 28 Euro. german-concerts.de<br />
DRACHENGLUT<br />
Wer so richtig durchgefroren ist,<br />
den bringt „Drachenglut“ wieder in<br />
Wallung. Die Teemischung aus dem<br />
Pulower Kräutergarten Pommerland<br />
vereint Drachenkopf, Holunderblüten<br />
und Thymian. Kosten: 4,49 Euro.<br />
kraeutergarten-pommerland.de<br />
Zusammengestellt von Stefanie Lanin,<br />
Fotos: Hersteller/Anbieter<br />
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Kamillenblüten, Paradieskörnern,<br />
Angelikawurzeln und<br />
Lavendelblüten entsteht ein wilder<br />
und fruchtiger Geschmack.<br />
Kosten: 32 Euro. mueritz-gin.de<br />
06 | 07 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
Gniffkes Gaumenfreuden<br />
Winterlicher Salat<br />
mit Linsen, Sauerkraut<br />
und Kürbis<br />
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3 Kardamomkapseln<br />
1 kleine Chilischote, rot<br />
300 ml Birnensaft (Direktsaft)<br />
2 Stiele Thymian, frisch<br />
Fleur de sel<br />
150 g Beluga-Linsen<br />
Salz<br />
20 g Kürbiskerne<br />
500 g frisches Sauerkraut<br />
200 g Birne (fest)<br />
3 EL Zitronensaft<br />
3 Stangen Staudensellerie<br />
mit Grün<br />
500 g Butternusskürbis<br />
Pfeffer, schwarz<br />
4 EL Weißweinessig<br />
6 EL Leinöl<br />
Zubereitung<br />
1. Kardamomkapseln im Mörser grob<br />
zerstoßen. Chili halbieren, die Kerne<br />
entfernen. Birnensaft mit Kardamom,<br />
Chili, Thymian und 1/2 Teelöffel<br />
Fleur de sel bei mittlerer Hitze in ca.<br />
15 Minuten auf 150 ml einkochen.<br />
Dressing durch ein feines Sieb in eine<br />
Schale gießen und abkühlen lassen.<br />
2. Die Linsen in leicht kochendem<br />
Wasser in 25 bis 30 Minuten bissfest<br />
garen. 5 Minuten vor Ende der Garzeit<br />
1/2 Teelöffel Salz zugeben. Kürbiskerne<br />
in einer Pfanne ohne Fett rösten und<br />
Beiseitestellen.<br />
Sauerkraut mit den Händen sorgfältig<br />
ausdrücken und grob schneiden.<br />
Birne längs vierteln, entkernen, in<br />
schmale Spalten schneiden und mit<br />
Zitronensaft beträufeln.<br />
08 | 09 kerngesund<br />
3. Sellerie waschen, das Grün abzupfen<br />
und beiseite stellen. Selleriestangen<br />
eventuell entfädeln und quer in feine<br />
Stücke schneiden. Vom Kürbis die<br />
Kerne mit einem Esslöffel auskratzen.<br />
Kürbis schälen und längs mit einem<br />
Sparschäler in dünne Streifen hobeln.<br />
Linsen in ein Sieb abgießen, kalt<br />
abspülen und gut abtropfen lassen.<br />
4. Birnen-Dressing mit Fleur de sel,<br />
Pfeffer und Essig abschmecken und<br />
das Leinöl unterrühren.<br />
5. Sauerkraut in einer großen<br />
Schale mit den Händen auflockern.<br />
Kürbis, Linsen, Staudensellerie und<br />
Selleriegrün, Birne und Dressing<br />
zugeben und vorsichtig mischen.<br />
Salat auf einer Platte anrichten, mit<br />
Kürbiskernen bestreut servieren.<br />
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GESUNDHEIT<br />
Die Geschichte unserer<br />
Kollegin und frisch gebackenen<br />
Mutter Dominique lesen<br />
Sie auf Seite 18.<br />
HEY,<br />
BABY!<br />
Wenn aus der Liebe zweier Menschen<br />
ein Kind entsteht, ist es so etwas wie<br />
ein Wunder. Wie erleben Frauen ihre<br />
Schwangerschaft und die Geburt?<br />
Junge Mütter aus dem Nordosten<br />
erzählen ihre Geschichten.<br />
Text Konrad Wegener<br />
Fotos Konrad Wegener, Nicole Weihmann<br />
© (Grafik) Jan Engel - Fotolia.com<br />
Das weichgezeichnete Ideal-Bild der Schwangerschaft<br />
kennen wir zur Genüge aus Illustrierten jedweder<br />
Couleur. Es zeigt uns glückselig lächelnde Frauen<br />
auf Wolke sieben – mit Kugelbauch beim Yoga, beim<br />
Einölen der Murmel im Geburtsvorbereitungskurs oder auf der<br />
Couch beim Blättern im Vornamenbuch. Ihr größtes Problem ist<br />
es allem Anschein nach, die richtige Kinderwagenmarke auszusuchen.<br />
Karin Schulzke wäre gern eine dieser Frauen gewesen.<br />
Doch es kam leider ganz anders.<br />
Dass ihr kleiner Sohn Henry – drei Jahre ist er alt – heute kerngesund<br />
und fidel vor dem heimischen Kamin in Holldorf mit seinem<br />
Papa Lego spielt, ist für die 30-Jährige nicht weniger als<br />
ein Wunder. Dieses Wunschkind-Wunder musste die Familie<br />
teuer erkaufen. Am Anfang war das Warten: Es dauerte anderthalb<br />
Jahre, bis der Schwangerschaftstest endlich das ersehnte<br />
Ergebnis zeigte. „Das war schon belastend“, blickt Karin Schulzke<br />
zurück. Auch wenn man es sich nicht eingestehen will, entstehe<br />
doch so etwas wie Leistungsdruck, räumt die junge Mutter<br />
ein. „Als wir dann an einem Punkt waren, wo wir eigentlich<br />
fast aufgegeben haben, hat es plötzlich doch geklappt.“ Die<br />
Freude bei Karin Schulzke und ihrem Mann Sebastian war<br />
groß. In ihrem Freundeskreis waren sie damit die ersten werdenden<br />
Eltern. Auch Familienhund Jessy bekam schnell<br />
10 | 11 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
spitz, dass mit Frauchen etwas<br />
anders war und interessierte sich<br />
auffallend für den wachsenden<br />
Bauch.<br />
Schiere Angst statt<br />
Vorfreude und Nestbau<br />
Die Idylle währte neun Wochen.<br />
Dann setzten Blutungen ein. Von<br />
da an bestimmten Sorgen und<br />
Ängste jene Zeit, die doch eigentlich<br />
von Vorfreude, Plänen und Nestbau<br />
bestimmt sein sollte. Die werdende<br />
Mutter musste sich fortan schonen.<br />
Was jedoch nicht gleichbedeutend<br />
damit war, dass sie geschont worden<br />
wäre. Im Gegenteil. Bei einer<br />
Feinsonografie – diese besondere<br />
Form des Ultraschalls wird genutzt,<br />
um mögliche Entwicklungsstörungen<br />
und körperliche Besonderheiten<br />
beim Kind festzustellen<br />
beziehungsweise auszuschließen –<br />
wurde der damals 26-Jährigen eröffnet,<br />
dass ihr ungeborenes Kind<br />
eventuell behindert sein könnte:<br />
Verdacht auf Downsyndrom. Ein<br />
Schock.<br />
Für eine junge Schwangere, deren<br />
Nervenkostüm ohnehin schon angegriffen<br />
ist, kann es keine Botschaft<br />
geben, die niederschmetternder<br />
wäre. Man möchte meinen,<br />
dass das auch den behandelnden<br />
Ärzten bekannt sein müsste. Doch<br />
die Apparatemedizin ist allem Anschein<br />
nach zu sehr mit sich selbst<br />
und ihren teuren und komplizierten<br />
technischen Prozessen beschäftigt.<br />
Dass mithilfe dieser Technik<br />
aber Menschen untersucht werden,<br />
die vorher – und eben erst recht<br />
1<br />
nachher – Zuspruch, Beratung und<br />
Trost benötigen, wird im täglichen<br />
Untersuchungsstakkato viel zu oft<br />
vernachlässigt. So auch bei Karin<br />
Schulzke.<br />
Mehr als ein Häufchen Elend war<br />
von ihr nicht übrig. „Diese vermeintliche<br />
Diagnose zu bekommen,<br />
ist das eine. Damit zurechtzukommen,<br />
ist schon schwer genug“, sagt<br />
die 30-Jährige heute, „aber danach<br />
so kühl behandelt und allein gelassen<br />
zu werden, ist unerträglich.“<br />
Wie so oft waren es in der Folgezeit<br />
die Familie und eine Hebamme<br />
von der Hebammenpraxis „Roter<br />
Mond“, die der werdenden Mutter<br />
seelischen Beistand zuteilwerden<br />
ließen.<br />
In der folgenden Zeit gab es jede<br />
Menge weiterer Untersuchungen.<br />
Und als wäre das Damoklesschwert<br />
der ersten Diagnose nicht<br />
genug, hieß es auf einmal, dass das<br />
Kind keinen After habe. Zumindest<br />
konnte keiner entdeckt werden.<br />
Die nächste Hiobsbotschaft. Und<br />
wieder das Gefühl, allein mit dieser<br />
neuen „Wahrheit“ dazustehen.<br />
Karin Schulzke recherchierte Tag<br />
und Nacht im Internet, um irgendeine<br />
Gewissheit, neue Informationen,<br />
Trost zu bekommen. Etwas,<br />
wovon sie heute jeder Schwangeren<br />
abraten würde: „Man macht sich<br />
nur verrückt und ist hinterher doch<br />
nicht klüger.“<br />
Ein Klecks<br />
der Erlösung<br />
Dann, man konnte fast sagen „endlich“,<br />
war der Geburtstermin herangerückt.<br />
Zwei Tage vorher setzten<br />
gegen Mittag die Wehen ein.<br />
Um 17 Uhr kamen die werdenden<br />
Eltern in der Klinik an, voller Ungewissheit.<br />
Es ging dann alles<br />
ziemlich schnell für eine Erstgebärende,<br />
zu schnell, um noch eine Periduralanästhesie<br />
(PDA) zu setzen,<br />
die den Geburtsschmerz hätte lindern<br />
können.<br />
„Der Schmerz war unvergleichlich“,<br />
erinnert sich Henrys Mutter noch<br />
genau. Da die Ärzte beim Ultraschall<br />
bis zuletzt noch immer keinen<br />
After bei dem Ungeborenen<br />
entdeckt hatten, stand ein Chirurgenteam<br />
Gewehr bei Fuß, um das<br />
Baby nach der Niederkunft sofort<br />
zu operieren.<br />
Das erste, was Henry tat, als er<br />
auf die Welt kam, war seiner Mutter<br />
auf den Bauch zu kacken. So,<br />
als wolle er aller Welt unverzüglich<br />
beweisen, dass mit ihm sehr<br />
wohl alles in Ordnung ist. Vermutlich<br />
hat sich nie zuvor eine<br />
Mutter so über ein Häufchen ihres<br />
Nachwuchses gefreut.<br />
Für Familie Lück war es<br />
an der Zeit für ein Kind<br />
Die kleine Laura liegt bei ihrer<br />
Mami auf dem Schoß und blickt<br />
friedlich und entspannt in die<br />
Welt. Das ist auch eine geschlagene<br />
Stunde später noch der Fall. Laura<br />
ist ein ausgesprochen zufriedenes<br />
und friedliches Baby. Dafür hat sie<br />
auch allen Grund.<br />
„Laura ist ein geplantes Wunschkind“,<br />
gibt ihre Mutter Anne Lück<br />
lächelnd zu. Papa Torsten widerspricht<br />
nicht. Er und seine Frau<br />
machen einen ebenso relaxten Eindruck<br />
wie ihre kleine Tochter. Seit<br />
ihr Kind am 29. September 2016<br />
das Licht der Welt erblickt hat, ist<br />
das Glück für das Paar perfekt.<br />
Und dieses Glück war von langer<br />
Hand geplant, wenn man so will:<br />
2010 haben Anne und Torsten geheiratet,<br />
sich ein Haus in der Neubrandenburger<br />
Südstadt gekauft<br />
und das Nest für Laura gebaut. „Irgendwann<br />
ist die Zeit eben reif für<br />
ein Kind.“<br />
Die Schwangerschaft war für Anne<br />
Lück eine glückliche Zeit. „Man<br />
fühlt sich zwar wie ein kleines Walross,<br />
aber man weiß ja, dass das<br />
nur vorübergehend ist“, sagt die<br />
30-Jährige. Der einzige größere<br />
Einschnitt war der Verzicht auf<br />
Schinken und Salami während der<br />
Schwangerschaft, den die Neubrandenburgerin<br />
wegen der Toxoplasmosegefahr<br />
gern auf sich<br />
nahm. Da Salami und Schinken<br />
nicht durchgegart, sondern nur geräuchert<br />
oder luftgetrocknet sind,<br />
können darin Erreger überleben,<br />
die bei Kochwurst abgetötet<br />
1 Karin Schulzke (l.) hätte nicht<br />
gedacht, dass es dieses Bild einmal<br />
so geben würde. 2 Man sieht ihr die<br />
schwere Zeit nicht an. 3 Lego macht<br />
Henry glücklich.<br />
2<br />
3<br />
Beliebteste Babynamen weltweit – Das Länder-Abc<br />
A wie Albanien<br />
Die beliebtesten Vornamen in<br />
Albanien 2011 waren bei den<br />
Mädchen Dunya und Shabnam, bei<br />
den Jungs Mustafa und Hamed.<br />
B wie Belgien<br />
In Belgien waren 2009 bei den<br />
Mädchen Emma, Louise und Marie<br />
auf der Top 3. Bei den Jungen:<br />
Noah, Luca und Nathan.<br />
C wie Chile<br />
Bei chilenischen Jungs sind<br />
Benjamin, Vicente und Matias ganz<br />
vorn dabei. Bei den Mädchen sind<br />
es Martina, Constanza und Catalina.<br />
D wie Dänemark<br />
Bei unseren Nachbarn standen 2015<br />
bei den Mädchen Sofia, Freja und<br />
Ella auf der Top 3. Bei den Jungs<br />
waren es: William, Noah und Lucas.<br />
E wie England<br />
Auf der Hitliste der Babynamen<br />
für Mädchen tummelten sich 2016<br />
Amelia, Olivia und Emily. Bei den<br />
Jungen: Oliver, Jack und Harry.<br />
F wie Finnland<br />
Auf der Top 3 der Jungennamen<br />
von 2010 bis 2016 waren: Juhani,<br />
Johannes und Mikael. Bei den<br />
Mädchen Maria, Sofia und Emilia.<br />
12 | 13 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
VON<br />
WEGEN<br />
SPÄT<br />
Das Durchschnittsalter<br />
Erstgebärender<br />
lag 2015<br />
laut dem<br />
Statistischen<br />
Bundesamt bei<br />
29,6 Jahren.<br />
sind. Erwachsene sind oft mit Toxoplasmose<br />
infiziert, ohne es zu<br />
bemerken. Doch kann der Erreger<br />
zu einer gefährlichen Infektion des<br />
Ungeborenen führen und schwere<br />
Fruchtschäden verursachen.<br />
Und da bei Anne Lück keine Antikörper<br />
im Blut zu finden waren,<br />
bestand die latente Gefahr einer<br />
Ansteckung.<br />
Hilfreiche Tipps aus<br />
dem Freundeskreis<br />
Darüber hinaus musste die werdende<br />
Mami während der Schwangerschaft<br />
auf kaum etwas verzichten.<br />
Selbst das Autofahren klappte<br />
bis zum Schluss.<br />
Im Freundeskreis waren sie absolute<br />
Spätzünder, was das Kinderkriegen<br />
betrifft. „Alle unsere Freunde<br />
hatten Familie, insgesamt gab es<br />
da bereits sieben Kinder“, erzählt<br />
Anne Lück. Zumindest statistisch<br />
kann man die vermeintlichen Zuspätkommer<br />
indes rehabilitieren:<br />
Das Durchschnittsalter für Erstgebärende<br />
lag 2015 nach Angaben<br />
des Statistischen Bundesamtes in<br />
Deutschland bei 29,6 Jahren. Und<br />
so ein erfahrener Freundeskreis<br />
bringt überdies handfeste Vorteile<br />
mit sich, erfuhren die Lücks. So gab<br />
es viele hilfreiche Tipps in Sachen<br />
Schwangerschaft und Kinderkriegen<br />
und vor allem viel Verständnis<br />
für die kleinen und großen Probleme<br />
des Alltags werdender Eltern.<br />
Zum Beispiel wenn weniger Zeit als<br />
früher für gemeinsame Unternehmungen<br />
da ist.<br />
Am 8. Oktober sollte Laura auf die<br />
Welt kommen, sie hatte es aber eiliger.<br />
Knapp zwei Wochen vorher<br />
1<br />
kam Anne Lück in die Klinik. Sie<br />
wurde an den Wehentropf angeschlossen,<br />
doch die Geburt entwickelte<br />
sich nicht so wie gewünscht.<br />
Letztlich wurde Laura mittels Kaiserschnitt<br />
auf die Welt geholt. Das<br />
Team in der Klinik hat Anne Lück<br />
als hilfsbereit und zugewandt in<br />
Erinnerung. Dennoch wollte die<br />
frisch gebackene Mutter so schnell<br />
wie möglich wieder in die eigenen<br />
vier Wände. „So ein Klinikalltag<br />
ist eben doch stressig, und daheim<br />
kann man viel besser seinen eigenen<br />
Rhythmus finden.“<br />
Dank der guten Unterstützung<br />
durch ihre Hebamme klappte es<br />
mit dem Stillen ebenfalls gut. Und<br />
zu allem Überfluss ist Laura ein<br />
absolut friedliches Kind, das – zumindest<br />
derzeit noch – viel schläft<br />
und auch mal eine Stunde vor sich<br />
hin spielt. Kein Wunder also, dass<br />
ihre Eltern so entspannt sind und<br />
eine Fortsetzung in der Familienplanung<br />
nicht ausschließen …<br />
Wir bilden aus.<br />
Altenpfleger/in<br />
Beginn: 01.09.2017<br />
Familie Terrey<br />
ist schon zu viert<br />
Die erste Schwangerschaft hat Sarah<br />
Terrey quasi im Vorbeigehen<br />
erledigt. Drei Jahre war sie da bereits<br />
mit ihrem Freund liiert, die<br />
Lehre zur Friseurin war abgeschlossen<br />
– der Zeitpunkt für ein<br />
Kind erschien perfekt. Und weil sie<br />
beide Winterkinder sind und das<br />
immer blöd fanden, sollte ihr erstes<br />
Kind im Sommer auf die Welt kommen.<br />
Soweit der Plan, der dann<br />
eines Tages, als Celina auf die Welt<br />
kam, auch aufging. Die Schwangerschaft<br />
von Sarah Terrey verlief an<br />
sich komplikationslos. Und auch<br />
bei der Geburt gab es keine Probleme,<br />
sie war nur eine reichlich eilige<br />
Angelegenheit. In gerade einmal<br />
drei Stunden war alles vorbei. „Um<br />
18 Uhr platzte die Fruchtblase, um<br />
21 Uhr kam Celina auf die Welt.“<br />
Doch so schön die Schwangerschaft<br />
und so schnell die Geburt,<br />
Sozialassistenten/in<br />
Beginn: 01.09.2017<br />
1 Mit ihrer kleinen Laura hat sich<br />
für Anne Lück ein Traum erfüllt. 2<br />
Bisher hat sich Laura als Musterbaby<br />
präsentiert – sie trinkt gut, schläft viel<br />
und ist sehr ausgeglichen.<br />
2<br />
LERNEN LEBEN<br />
Beliebteste Babynamen weltweit – Das Länder-Abc<br />
Kranken- und<br />
Altenpflegehelfer/in<br />
Notfallsanitäter/in<br />
Beginn: 01.09.2017<br />
G wie Guatemala<br />
Zu den beliebten Mädchennamen<br />
gehören: Mishel, Yoselin und Hillary.<br />
Bei den Jungen sind es: Daylin,<br />
Maynor und Eddy.<br />
H wie Hawaii<br />
Sehr beliebt sind bei hawaiianischen<br />
Namen für die Mädchen: Anela,<br />
Dorisa und Hokulani. Bei den<br />
Jungen: Alani, Ikaika und Hoku.<br />
I wie Italien<br />
2014 auf der Top 3 waren bei den<br />
Mädels: Sofia, Giulia und Aurora. Bei<br />
den Jungen: Francesco, Allessandro<br />
und Lorenzo.<br />
Beginn: 01.09.2017<br />
Gesundheits- und<br />
Krankenpfleger/in<br />
Beginn: 01.09.2017<br />
Erzieher/in<br />
Beginn: 01.09.2017<br />
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Beliebteste Babynamen weltweit – Das Länder-Abc<br />
J wie Japan<br />
Die beliebtesten Vornamen des<br />
Inselstaates 2012 waren bei den<br />
Mädchen Yui, Mei und Hina. Bei den<br />
Jungen Haruto, Yūto und Sōta.<br />
die Probleme kamen und mit ihnen<br />
die großen Sorgen. Das Stillen<br />
klappte nicht, wie es sollte.<br />
Zumindest nahm Celina nicht<br />
zu, sondern ab. Und das darf bei<br />
Neugeborenen nicht sein. Doch<br />
es war Wochenende und niemand<br />
bemerkte es, obwohl Mutter und<br />
Kind noch in der Klinik waren.<br />
Es fehlte Zuwendung und Beratung:<br />
„Ich fühlte mich ziemlich<br />
allein gelassen“, erinnert sich Sarah<br />
Terrey. Für sie war die Nachricht<br />
von Celinas Gewichtsverlust<br />
eine böse Überraschung, zumal<br />
nun auf einmal Alarmstimmung<br />
herrschte, was die junge Mutter<br />
sehr verunsicherte. Doch sie fand<br />
Hilfe, Betreuung und Zuspruch<br />
durch die Hebamme. Sie musste<br />
zwar das Stillen aufgeben, Celina<br />
bekam fortan die Flasche, doch<br />
damit ging es der Kleinen bald<br />
wieder besser.<br />
K wie Kroatien<br />
2008 auf der Top 3 der beliebtesten<br />
Mädchennamen: Lana, Petra und<br />
Sara. Die Jungen hießen Luka, Karlo<br />
und Filip.<br />
Drei Jahre Beziehung, drei Stunden<br />
für die erste Geburt – „bei<br />
dem Reigen mache ich mit“, dachte<br />
sich wohl das jüngste Familienmitglied<br />
und beschloss im zarten<br />
Alter von drei Wochen durchzuschlafen.<br />
„Um 21 Uhr bekam sie<br />
das letzte Fläschchen, um 6 Uhr<br />
morgens wurde sie wieder wach.<br />
Wir konnten es kaum glauben<br />
und waren schon ganz unruhig“,<br />
wundert sich die Mami noch heute.<br />
Doch diese Nacht blieb keine<br />
Eintagsfliege – Celina hatte augenscheinlich<br />
beschlossen, ihre<br />
Eltern zu schonen und ihnen den<br />
Nachtschlaf zu gewähren. So<br />
konnten die Eltern irgendwann<br />
das Projekt „Geschwisterchen“ in<br />
Angriff nehmen. „Mein Freund<br />
und ich sind Einzelkinder, und<br />
wir wollten gern, dass unsere<br />
Kinder zu zweit aufwachsen“, erzählt<br />
Sarah Terrey.<br />
L wie Litauen<br />
Top 3 der litauischen Namen bei<br />
den Mädchen: Emilija, Gabija und<br />
Ugne. Bei den Jungen: Lukas, Matas<br />
und Nojus.<br />
Jung Eltern werden<br />
hat nur einen Nachteil<br />
So kam, als Celina aus dem Gröbsten heraus war,<br />
Jessica dazu – ein Herbstkind. Und obwohl das Leben<br />
ganz ohne Kind sich doch fundamental von<br />
dem mit Nachwuchs unterscheidet, empfanden die<br />
Eltern den Wechsel von der Ein-Kind- zur Zwei-<br />
Kind-Familie als noch einschneidender. Bei beiden<br />
Kindern blieb die Mami ein Jahr lang zu Hause.<br />
Der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt gelang jedes<br />
Mal gut, doch hat das Elternsein in jungen Jahren<br />
auch einen Nachteil: Die Großeltern sind oft selbst<br />
noch so jung, dass sie voll im Berufsleben stehen.<br />
Damit fällt der Luxus der Gewehr-bei-Fuß-Kinderbetreuung<br />
durch Oma und Opa dann aus.<br />
1 Mit dem zweiten Kind hat sich für die junge Familie<br />
viel verändert. 2 Sarah Terry mit ihrer kleinen Celina<br />
und zum zweiten Mal schwanger mit Jessica.<br />
3 Mamas Bauch bemalen, in dem die kleine Schwester<br />
heranwächst, macht sichtlich Spaß.<br />
M wie Moldawien<br />
Beliebteste Namen bei<br />
den Mädchen: Maria,<br />
Elena, Valentina. Jungen:<br />
Ion, Mihail und Vasile.<br />
N wie Niederlande<br />
Emma, Sophie und Julia<br />
führen 2012 die Top 3<br />
an. Bei den Jungen:<br />
Daan, Bram und Sem.<br />
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16 | 17 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
Nordkurier-Mediengestalterin Dominique Witzke erwartete ihr erstes Kind.<br />
Unsere Kollegin<br />
Dominique wurde zum<br />
Vegetarier wider Willen<br />
Der Mensch sucht sein Leben lang.<br />
Ganz oben auf der Findewunschliste<br />
stehen der perfekte Partner, der<br />
perfekte Job und natürlich der perfekte<br />
Zeitpunkt fürs perfekte Kind.<br />
Dass das Streben nach Perfektion<br />
indes selten mit der Realität in<br />
Einklang zu bringen ist, bringt das<br />
Leben einem schon bei. Erst recht<br />
beim Thema Kinderkriegen.<br />
Dominique Witzke ist Mediengestalterin<br />
bei der Nordkurier Mediengruppe<br />
und im neunten Monat<br />
schwanger. Bis zu ihrem Mutterschutz<br />
war sie unter anderem für<br />
die Gestaltung des kerngesund-<strong>Magazin</strong>s<br />
zuständig. Während wir uns<br />
unterhalten, ist sie schon drei Tage<br />
über dem errechneten Geburtstermin.<br />
Das gesamte Kollegium fiebert<br />
mit, wann denn das kerngesund-Baby<br />
– nomen est omen – auf die Welt<br />
kommt. Und lernt, dass so einem<br />
Zwerg ein errechneter Geburtstermin<br />
ebenso herzlich egal ist, wie<br />
ein leitender Redakteur, der zu<br />
gern noch eine Geburt zum Redaktionsschluss<br />
im <strong>Magazin</strong> verkündet<br />
hätte.<br />
Seit acht Jahren ist Dominique<br />
mit ihrem Partner zusammen, und<br />
jetzt war für die Zwei IHR perfekter<br />
Zeitpunkt gekommen, für Nachwuchs<br />
zu sorgen. „Den perfekten<br />
Zeitpunkt für ein Kind gibt es ohnehin<br />
nie“, weiß die Neubrandenburgerin.<br />
Doch das Wunschkind der beiden<br />
hatte allem Anschein nach auch<br />
nichts gegen seine Eltern und den<br />
Zeitpunkt der Menschwerdung einzuwenden.<br />
Wenn der Volksmund<br />
nun meint, so ein Kind krempe-<br />
le das ganze Leben um, so hat er<br />
gewiss recht. Bei Dominique fing<br />
„das ganze Leben“ mit dem Magen<br />
an. Vier Monate lang war ihr<br />
schlecht, drei Kilogramm hat sie in<br />
dieser Zeit unfreiwillig abgenommen.<br />
„Gute Hormonlage“ ist einer<br />
der schlauen Sprüche, die man als<br />
werdende Mutter in solchen Situationen<br />
zu hören bekommt.<br />
Doch nicht nur der Magen, auch<br />
der Geschmackssinn wurde umgekrempelt.<br />
Erstaunt registrierte die<br />
junge Frau, dass ihr Geschmackssinn<br />
sich völlig verändert hatte<br />
und sie wider Willen zum Vegetarier<br />
machte: „Ich konnte auf einmal<br />
kein Fleisch und keine Wurst<br />
mehr sehen oder riechen, geschweige<br />
denn essen.“ Auch eine seltsame<br />
Abneigung gegen Vollkornbrot entwickelte<br />
sich, sodass sie morgens<br />
nur noch mit Ach und Krach ihrem<br />
Schatz die Brote schmieren konnte,<br />
bevor eine Katastrophe passiert<br />
wäre … Doch jeder Widerwille hat<br />
auch seinen Gegenspieler. Und der<br />
hieß in Dominiques Fall: Heißhunger.<br />
Heißhunger auf Schokolade<br />
und Schokomilch. Und das bei einer<br />
Lactose-Intoleranz.<br />
Den perfekten Zeitpunkt<br />
für ein Kind gibt es nie.<br />
Dominique Witzke<br />
„Man muss im Supermarkt unheimlich<br />
aufpassen und schnell<br />
sein, der lactosefreie Kakao ist<br />
immer als Erstes weg“, lernen wir<br />
über die Jagdgewohnheiten werdender<br />
Mütter.<br />
Der Name unseres ersten kerngesund-Babys<br />
steht übrigens schon<br />
fest. Wird aber trotzdem nicht verraten.<br />
Aber was wir sagen können:<br />
Es wird ein Junge. Der Name wurde<br />
letztlich ganz demokratisch vom<br />
Mann festgelegt, erzählt Dominique,<br />
nachdem das Paar sich partout<br />
nicht einigen konnte. Auch<br />
einen Kindergartenplatz hat der<br />
kleine Hosenmatz schon sicher.<br />
Früher Vogel kümmert sich eben.<br />
Wer jetzt lacht, hat entweder keine<br />
Kinder oder keine Ahnung, wie es<br />
mit den Betreuungsplätzen da<br />
draußen aussieht. Dominiques<br />
Mann ist übrigens die Ruhe selbst,<br />
meint seine Partnerin. Er arbeitet<br />
in Rostock und hat – wenn der Anruf<br />
der Anrufe kommt – etwa anderthalb<br />
Stunden, um wieder in<br />
Neubrandenburg zu sein und in<br />
den Kreißsaal zu kommen. Wir vom<br />
kerngesund-<strong>Magazin</strong> sind jedenfalls<br />
schon sehr gespannt und bleiben<br />
dran. Im nächsten Heft lesen<br />
Sie dann mehr über „unser“ Baby<br />
und wie es ihm und seinen Eltern<br />
so ergangen ist.<br />
Einige Tage über dem errechneten<br />
Termin ist die Sehnsucht nach dem<br />
neuen Familienmitglied sehr groß.<br />
Beliebteste Babynamen weltweit – Das Länder-Abc<br />
Ö wie Österreich<br />
Die beliebtesten Namen 2015 bei<br />
den Mädchen waren Anna, Sophie<br />
und Maria. Bei den Jungen waren es<br />
Lukas, David und Jakob.<br />
P wie Polen<br />
In 2015 schafften es bei den<br />
Mädchen Zuzanna, Lena und Julia in<br />
die Top 3 – bei den Jungen: Jakub,<br />
Antoni und Szymon.<br />
R wie Russland<br />
Beliebte Namen Mädels sind:<br />
Anastasija, Alexandra und<br />
Jekatarina – für Jungen: Alexander,<br />
Dimitrij und Andrej.<br />
S wie Schweden<br />
Auf der Top 3 der Jungen-Namen<br />
2013 stehen: Lucas, Wiliam und<br />
Oscar – bei den Mädchen: Alice,<br />
Maja und Elsa.<br />
T wie Türkei<br />
Beliebte türkische Mädchennamen<br />
sind: Elif, Zeynep und Hiranur. Bei<br />
den Jungen sind es: Yusuf, Eymen<br />
und Mustafa.<br />
U wie Ukraine<br />
Beliebte Mädchennamen in der<br />
Ukraine sind: Anastasia, Angelina<br />
und Alina. Bei den Jungen sind es:<br />
Nazar, Danylo und Maksym.<br />
18 | 19 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
Sie sprechen Mütter-Sprache<br />
Ihre Verantwortung ist<br />
riesig, ihr Verdienst<br />
ist mickrig. Hebammen<br />
sind die stillen<br />
Heldinnen am Anfang<br />
jedes menschlichen<br />
Lebens. Immer dabei,<br />
wenn alles beginnt.<br />
Allerdings nimmt kaum<br />
jemand davon Notiz.<br />
Text und Fotos<br />
von Konrad Wegener<br />
Hebammen helfen seit Jahrhunderten<br />
Kindern auf die Welt. Sie<br />
wissen mehr als alle anderen über<br />
die Vorgänge der Geburt, sind für<br />
die Mütter vor und nach der Niederkunft<br />
in den verschiedensten<br />
Belangen die wichtigsten Ansprechpartner,<br />
sie spenden Trost,<br />
geben Rat, helfen aus mancher<br />
Not. Hebammen sorgen im Grunde<br />
dafür, dass der Beginn nahezu<br />
jedes menschlichen Lebens in gute<br />
Bahnen gelenkt wird. Sie begrüßen<br />
und holen uns alle auf diese Welt.<br />
Kann man sich eine wichtigere,<br />
verantwortungsvollere Tätigkeit<br />
vorstellen? Wohl kaum. Doch wenn<br />
sich Wichtigkeit an Wertschätzung<br />
und monetärer Entlohnung misst,<br />
dann sind Hebammen in unserer<br />
Gesellschaft nicht viel besser dran<br />
als Aushilfskräfte. Und die stehen<br />
selten unter Verdacht, Topverdiener<br />
zu sein. Irgendetwas läuft da<br />
falsch. Kathrin Jungmichel hat<br />
sich mit zwei Kolleginnen vor zehn<br />
Jahren als freiberufliche Hebamme<br />
mit der Praxis „Roter Mond“<br />
in Neubrandenburg selbstständig<br />
gemacht. In diesen zehn Jahren ist<br />
ihr Einkommen stetig und kräftig<br />
gesunken, wie sie selbst sagt: „Wir<br />
haben zwar kontinuierlich steigende<br />
Kosten, können diese aber nicht<br />
auf unsere Kunden umlegen, unsere<br />
Sätze nicht erhöhen.“<br />
Teure Versicherung<br />
ist existenzbedrohend<br />
Diese werden nämlich vom Berufsverband<br />
der Hebammen mit den<br />
Krankenkassen ausgehandelt. Und<br />
die letzte Erhöhung bewegte sich im<br />
Cent-Bereich. Viel dramatischer:<br />
Hebammen haben nur noch einen<br />
Versicherer für Geburtshilfe, der<br />
sie haftpflichtversichert. Und die<br />
Beiträge sind in den letzten Jahren<br />
1<br />
derart gestiegen – von etwa 1500<br />
Euro auf mehr als 7000 Euro jährlich<br />
– dass es für die meisten freiberuflichen<br />
Hebammen existenzbedrohend<br />
wurde, ihrer eigentlichen<br />
Tätigkeit, der Geburtshilfe, nachzugehen.<br />
Weil die Versicherungen<br />
im Falle eines Geburtsschadens<br />
viel Geld für behindertengerechte<br />
Umbaumaßnahmen, Pflege, Medikamente<br />
usw. zahlen müssen, sind<br />
die Beiträge für die Hebammen<br />
ins Unbezahlbare gestiegen. Mit<br />
entsprechenden Folgen. Immerhin<br />
gibt es die Möglichkeit, sich<br />
2000 Euro dieser Prämie über<br />
einen sogenannten Sicherstellungsantrag<br />
bezuschussen zu lassen.<br />
„Letztlich gibt es immer weniger<br />
Berufskolleginnen, die dieses Risiko<br />
auf sich nehmen“, weiß Kathrin<br />
Jungmichel, die in ihrer langen klinischen<br />
Hebammenarbeit mehr als<br />
2500 Kinder auf die Welt gebracht<br />
hat. Auch der Berufsnachwuchs<br />
muss angesichts der Bedingungen<br />
mit der Lupe gesucht werden. Die<br />
meisten Kolleginnen begeben sich<br />
deshalb in ein Angestelltenverhältnis<br />
mit den Geburtskliniken und<br />
sind dann über ihren Arbeitgeber<br />
versichert. Seit die Zahl der Geburten<br />
jedoch wieder steigt, herrscht<br />
mancherorts ein Mangel an Hebammen.<br />
Kurse sind nicht selten hoffnungslos<br />
überbelegt, und Kathrin<br />
Jungmichel oder eine ihrer Kolleginnen<br />
erleben manchmal traurige<br />
und enttäuschte Eltern am Telefon,<br />
die verständlicherweise von einer<br />
Hebamme betreut werden wollen<br />
und nicht verstehen können, warum<br />
das nicht möglich sein soll. Nicht zuletzt<br />
sind es dann auch Eltern, die<br />
sich mit Petitionen im Sinne der Geburtshilfe<br />
an die Politik wenden.<br />
Immer mehr Bürokratie<br />
macht die Arbeit schwer<br />
Dafür wächst der Berg an Bürokratie,<br />
den die Hebammen bewältigen<br />
müssen, ständig an. So ist<br />
ein Qualitätsmanagement neuerdings<br />
verpflichtend. „Ich bestreite<br />
gar nicht, dass das bei unserer Tätigkeit<br />
sinnvoll ist“, wirft Kathrin<br />
Jungmichel ein, „nur bezahlt uns<br />
das zum einen niemand, und zum<br />
anderen bindet diese Tätigkeit viel<br />
Zeit, die wir nicht bei den Kindern<br />
und Müttern sein können.“ Und es<br />
gibt jede Menge zu tun. Dass man<br />
diese Tätigkeiten – gerade wenn<br />
es um Ängste geht – nicht minutengenau<br />
planen und abrechnen<br />
kann, versteht sich von selbst. „Es<br />
gehört eben auch eine gehörige<br />
Portion Idealismus zum Berufsbild<br />
der Hebamme“, meint Kathrin<br />
Jungmichel lächelnd.<br />
hebammenhaus-roter-mond.de<br />
2 3<br />
Hätten Sie es gewusst?<br />
Für die Ärzte in den<br />
Geburtskliniken<br />
besteht eine sogenannte<br />
Hinzuziehungspflicht für<br />
Hebammen bei jeder Geburt.<br />
Das heißt, ein Arzt darf nur<br />
im Notfall eine Geburt ohne<br />
Hebamme durchführen.<br />
Den Freiberuflern bleiben<br />
die Vor- und Nachsorge,<br />
also beispielsweise<br />
Geburtsvorbereitungskurse,<br />
Stillberatung,<br />
Rückbildungskurse und<br />
Ähnliches.<br />
1 Die Kurse der Hebammen sind<br />
gut besucht. 2 Mutter für Mütter:<br />
Hebamme Kathrin Jungmichel hat<br />
schon mehr als 2500 Kindern auf die<br />
Welt geholfen und verfügt über viel<br />
Erfahrung. 3 Marleen Gerlach ist eine<br />
von drei Hebammen beim „Roten<br />
Mond“. Sie hat sich unter anderem<br />
auf Akupunktur spezialisiert.<br />
20 | 21 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
Verrückte Geburtsorte<br />
Und schwupps – ist das Kind schon da. Zugegeben, das geschieht sehr selten.<br />
Aber wenn, hat Mutter eine außergewöhnliche Geschichte parat und der Nachwuchs<br />
selbst einen sonderbaren Eintrag im Pass.<br />
Von Lisa Walter<br />
So sind sie, die lieben Kleinen –<br />
noch gar nicht auf der Welt und<br />
schon wird der eigene Wille durchgesetzt.<br />
Im Fall einer Geburt kann<br />
Frau nun wirklich nicht viel machen,<br />
außer um Hilfe rufen und<br />
tapfer sein. Natürlich passiert das<br />
nur sehr selten. Aber es passiert.<br />
Und so kommt es, dass manche<br />
Eltern sich damit auseinander setzen<br />
müssen, welche Staatsbürgerschaft<br />
denn das im Flugzeug geborene<br />
Bündel erhalten soll. Wenn<br />
jemand auf See geboren wird, kann<br />
es schon mal passieren, dass statt<br />
einer Geburtsstadt die Koordinaten<br />
in die Geburtsurkunde eingetragen<br />
werden. Doch all diesem<br />
Zauber der ungewöhnlichen Passeinträge<br />
stehen natürlich strenge<br />
Regeln im Wege. Viele Fluggesellschaften<br />
nehmen werdende Mütter<br />
ab einem bestimmten Zeitpunkt in<br />
der Schwangerschaft nicht mehr<br />
mit an Bord, ebenso sieht es bei<br />
vielen Reedereien aus. Doch wie<br />
eingangs erwähnt – was sind schon<br />
errechnete Geburtstermine oder<br />
scheinbar kurze Wege zum Krankenhaus.<br />
Wenn das Baby in der<br />
Luft auf die Welt kommen möchte<br />
oder im Auto oder auf dem Bürgersteig<br />
– dann macht es das auch.<br />
Basta! Und so gibt es immer mal<br />
wieder Nachrichten in den Medien<br />
über ungewöhnliche und dies meint<br />
vor allem ungeplante Geburtsorte.<br />
Neun Beispiele aus den vergangenen<br />
Jahren:<br />
Der Beifahrersitz<br />
Eine Hamburgerin brachte<br />
2009 ihre Tochter auf dem<br />
Beifahrersitz zur Welt. Der<br />
Ehemann steuerte das Auto<br />
auf dem Weg in den Kreißsaal<br />
auf den Seitenstreifen, als<br />
beiden klar war – das wird<br />
nichts mehr mit der Fahrt<br />
zum Krankenhaus. Über das<br />
Telefon erhielt der werdende<br />
Vater Tipps zur Entbindung<br />
von der Feuerwehr, bis der<br />
Krankenwagen eintraf. Als<br />
dieser den beiden zur Hilfe<br />
eilte, waren sie bereits frisch<br />
gebackene Eltern.<br />
Der Sylter Autozug<br />
Je kleiner die Insel, desto<br />
wahrscheinlicher ist keine<br />
Geburtstation in der Nähe.<br />
Noch beim Start Richtung<br />
Festland waren sich Mutter<br />
und Hebamme einig – den<br />
30-minütigen Weg zum<br />
Krankenhaus werden sie<br />
schaffen. Doch der Zug musste<br />
mehrere Male halten und<br />
die Fahrt verzögerte sich. So<br />
kam das kleine Mädchen 2016<br />
im Rettungswagen auf dem<br />
Autozug zur Welt. Damit ist<br />
sie aber laut Geburtsort eine<br />
waschechte Sylterin.<br />
Der Luxus-Liner<br />
Eigentlich dürfen<br />
Frauen nur bis zur 24.<br />
Schwangerschaftswoche<br />
bei den meisten Reedereien<br />
mitfahren. Dennoch kommt<br />
es immer mal wieder vor,<br />
dass Kinder an Bord eines<br />
Schiffes geboren werden.<br />
Zuletzt 2016 auf der Queen<br />
Mary 2. Eine Deutsche brachte<br />
kurz vor New York und drei<br />
Wochen vor dem eigentlichen<br />
Termin einen Jungen<br />
zur Welt. Dieser hat jetzt<br />
übrigens die amerikanische<br />
Staatsbürgerschaft.<br />
Die New Yorker Straße<br />
Da wollte sich eine werdende<br />
Mutter im <strong>Februar</strong> 2014 in<br />
Manhattan in New York<br />
gerade ein Taxi rufen, um<br />
wegen der einsetzenden<br />
Wehen ins Krankenhaus zu<br />
fahren, als sie plötzlich zu<br />
Boden sank. Mitten auf der<br />
Straße gebar sie ihr Kind.<br />
Zahlreiche Passanten halfen<br />
der Mutter und verständigten<br />
den Notruf. Die nun dreifache<br />
Mutter und ihr Baby haben die<br />
ungewöhnliche Geburt jedoch<br />
laut Medienberichten gut<br />
überstanden.<br />
Die Bushaltestelle<br />
Der halbstündige Weg zum<br />
Krankenhaus war für ein<br />
Baby aus Ostthüringen 2014<br />
zu weit. So steuerten Mutter<br />
und Hebamme das Auto auf<br />
dem Weg in die Frauenklinik<br />
an eine Bushaltestelle.<br />
Der hinzugerufene Notarzt<br />
übernahm, so hieß es in den<br />
damaligen Medienberichten,<br />
nur die Zuschauerrolle,<br />
während die Mutter mithilfe<br />
der erfahrenen Hebamme<br />
einen gesunden Buben auf die<br />
Welt brachte. Anschließend<br />
ging es in die Klinik.<br />
Der Prüfungssaal<br />
Da wollte eine verheiratete<br />
20-Jährige in Indien 2014<br />
ihr Examen im College<br />
im Bundesstaat Bihar<br />
schreiben und plötzlich<br />
setzten die Geburtswehen<br />
ein, berichtete damals die<br />
Nachrichtenagentur IANS.<br />
Zwar wurde gleich nach<br />
dem Einsetzen der Wehen<br />
ein Krankenwagen gerufen,<br />
dieser kam jedoch zu spät –<br />
zumindest zur gut verlaufenen<br />
Geburt. Wie es mit der<br />
Prüfung ausging, ist leider<br />
nicht bekannt.<br />
© JenkoAtaman - Fotolia.com<br />
Die Galerie<br />
Auf die Idee muss man erst<br />
mal kommen. Die New Yorker<br />
Performance-Künstlerin Marni<br />
Kotak brachte 2011 ihr erstes<br />
Kind in einer Galerie im New<br />
Yorker Stadtteil Brooklyn zur<br />
Welt – und das mit Absicht.<br />
Bereits zwei Monate vor der<br />
Geburt richtete sie sich in der<br />
Galerie im „Geburtszimmer“<br />
ein. Wie viele Zuschauer<br />
letztlich bei der Geburt dabei<br />
waren, ist nicht bekannt.<br />
Wegen des Medienrummels<br />
waren keine Aufnahmen in der<br />
Galerie erlaubt.<br />
Das Flugzeug<br />
Auf einem Flug von Dubai<br />
nach Nairobi setzten bei einer<br />
Mutter 2010 die Geburtswehen<br />
ein. Da kein Platz im voll<br />
besetzen Flugzeug war, wurde<br />
der Gang der Maschine zur<br />
Entbindungsstation und<br />
das Personal prompt zu<br />
Geburtshelfern – Privatsphäre<br />
dank Handtüchern, wie die<br />
Zeitung „Daily Nation“ damals<br />
berichtete. Als das kleine<br />
Mädchen unmittelbar nach der<br />
Landung das Licht der Welt<br />
erblickte, war ihr der Beifall<br />
der Passagiere sicher.<br />
Das Wohnzimmer<br />
Immer mal wieder haben es<br />
die lieben Kleinen so eilig,<br />
dass werdende Eltern eine<br />
Fahrt zum Krankenhaus<br />
von vornherein ausschließen<br />
müssen – immerhin entfällt<br />
dann die Geburt im Auto. Aber<br />
so wird, anders als geplant,<br />
das Wohnzimmer häufiger<br />
zur Entbindungsstation als<br />
gedacht. Manch einer bekommt<br />
eilige Hilfe vom Notarzt.<br />
Doch in vielen Fällen wurden<br />
schon Väter oder Nachbarn<br />
dank Tipps vom Notdienst am<br />
Telefon zu Geburtshelfern.<br />
22 | 23 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
01<br />
Fleisch<br />
04<br />
Unterbrechen/Nicht zuhören<br />
Ganz ruhig, liebe Steakfans. Das Gute an der 40-tägigen<br />
Fastenzeit ist ja, dass die Entsagung nicht für<br />
immer währt. Fakt ist: Die Zeiten, in denen wir gedankenlos<br />
Fleisch essen konnten, sind vorbei. Mit<br />
Antibiotika und Gentechnik versetzte Futtermittel<br />
und die oft grausamen Umstände der Massentierhaltung<br />
können Körper und Psyche belasten. Einer<br />
kalifornischen Studie zufolge hat der Konsum vor<br />
allem roter Fleischsorten (Schwein, Rind) sogar<br />
ähnlich verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit<br />
wie das Rauchen. Eine kleine Fleischpause<br />
vor der Grillsaison kann also nicht schaden.<br />
02<br />
Streit wegen Kleinigkeiten<br />
Fast jeder begeht diese Kommunikationssünden<br />
regelmäßig – aber warum eigentlich? Wir alle kennen<br />
doch das unangenehme Gefühl, wenn der Gesprächspartner<br />
nur mit einem Ohr zuhört, oder<br />
während man von sich erzählt, nur darauf wartet,<br />
endlich selbst zu Wort zu kommen. Ergebnis: Die<br />
Kommunikation verkommt zum hektischen Schlagabtausch,<br />
der keinem etwas bringt. In der Fastenzeit<br />
könnten Sie probeweise mit dieser schlechten Angewohnheit<br />
brechen. Versuchen Sie in den Wochen vor<br />
Ostern Ihre Mitmenschen ausreden zu lassen und<br />
ihnen wirklich aufmerksam zuzuhören. Ganz egal,<br />
ob das der Partner, die Arzthelferin oder ein mitteilungsbedürftiger<br />
Nachbar ist. Wahrscheinlich<br />
werden Sie sehr bald merken, wie bereichernd aktives<br />
Zuhören für das eigene Leben sein kann. Die<br />
Belohnung für gute Gesprächspartner sind nämlich<br />
gute Gespräche. Tipp: Nachfragen statt Reinreden.<br />
15 GENIALE TIPPS<br />
FÜR DIE FASTENZEIT<br />
Neben den Klassikern Alkohol, Rauchen und Süßigkeiten gibt es noch<br />
jede Menge andere Alltagssünden, die man sich zwischen Aschermittwoch<br />
und Ostersonntag (vorübergehend) abgewöhnen kann. Sexfasten, Egofasten,<br />
Meckerdiät – wir geben Ihnen Inspiration zur Lebens-Entschlackung.<br />
Von Simone Schamann<br />
© Andreas Meenke<br />
Sie schmollt, weil er so spät nach Hause kommt. Er<br />
beschwert sich, weil sie auf seiner Sofahälfte liegt.<br />
Fast jeder weiß, dass solche Streitereien zu nichts<br />
führen und unglücklich machen. Trotzdem gibt‘s<br />
kaum eine Partnerschaft ohne kleinlichen Beziehungsmief.<br />
Plan für die kommenden Wochen: Meckerdiät.<br />
Stellen Sie Ihre Beziehung in der Fastenzeit<br />
unter das Motto „Leben und leben lassen“. Kein<br />
Nörgeln, kein Urteilen. Stattdessen den Partner annehmen,<br />
wie er ist und eigene Bedürfnisse im Zaum<br />
halten. Der Theologe Ulrich Lüke bezeichnet die<br />
österliche Bußzeit als „Trainingslager der Menschlichkeit“<br />
– und die fängt in der Paarbeziehung an.<br />
03<br />
Mineralwasser aus Plastikflaschen<br />
Praktisch, leicht und eine Katastrophe für die Umwelt.<br />
Viele Mineralwässer werden in Einweg-Pfandflaschen<br />
verkauft und nach einmaligem Gebrauch<br />
geschreddert und aufwendig recycelt. Zudem landen<br />
zig Plastikflaschen nicht im Wertstoffsystem,<br />
sondern in der Natur, wo sie über Jahrhunderte (!)<br />
kaum abgebaut werden. Weiteres Problem: PET-Flaschen<br />
können krebserregende Chemikalien enthalten.<br />
Steigen Sie in der Fastenzeit auf Leitungswasser<br />
um, vielleicht kommen Sie auf den Geschmack.<br />
05<br />
Sex<br />
Fast sechs Wochen auf Lust und Leidenschaft verzichten<br />
– echt jetzt? Wenn es bei Ihnen im Bett<br />
nicht mehr wirklich prickelt, könnte es einen Versuch<br />
wert sein. Besonders in Langzeitbeziehungen<br />
birgt das Thema Sex häufig Frustpotenzial. Probleme,<br />
die viele kennen: Einer der Partner hat weniger<br />
Lust als der andere. Oder beide langweilen sich<br />
beim wöchentlichen Standardprogramm – und es<br />
fehlen die Worte, darüber zu reden. Eine längere<br />
Phase bewusster Enthaltsamkeit kann spannende<br />
Impulse setzen. Paare, die im Bett regelmäßig<br />
aktiv, aber irgendwie unzufrieden waren, können<br />
den nötigen Abstand gewinnen, um sich über die<br />
eigenen Bedürfnisse klar zu werden – und diese im<br />
besten Fall auch zu formulieren (es lohnt sich, über<br />
den eigenen Schatten zu springen). Auch das Thema<br />
Lustlosigkeit könnte nach längerem Sexfasten<br />
passé sein. Bereits nach sieben Tagen Abstinenz<br />
steigt bei beiden Geschlechtern der Testosteronspiegel<br />
deutlich an – und der steuert die Libido.<br />
24 | 25 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
08<br />
Aufschieberitis<br />
11<br />
Grübeln<br />
06<br />
Selbstkritik<br />
07<br />
Unfreundlich sein<br />
Bürokram ordnen, Oma anrufen, Gartenzaun streichen.<br />
Wetten, auch Sie haben bis Ostern noch so einiges<br />
auf dem Zettel? Erledigen Sie in den nächsten<br />
Wochen alles, was man auch aufschieben könnte,<br />
umgehend – und genießen Sie das reine Gewissen.<br />
Sie werden sehen: Die Aufschieberitis, Fachbegriff<br />
„Prokrastination“, zu besiegen, ist ein glorreicher<br />
Sieg gegen sich selbst. Schon tausendmal versucht<br />
und immer gescheitert? Probieren Sie den Trick aus<br />
der Motivationspsychologie: Tauschen Sie die Worte<br />
„Ich muss irgendwann noch...“ gegen „Ich will heute<br />
noch unbedingt...“. Selbstbestimmte Formulierungen<br />
helfen beim Durchziehen, probieren Sie es aus.<br />
09<br />
Beim Fernsehen einschlafen<br />
Was mache ich bloß... Hätte ich doch nicht... Hoffentlich<br />
geht das nicht schief... Stoff zum Grübeln<br />
gibt‘s in jedem Leben. Die Fastenzeit, in der wir<br />
uns auf das Wesentliche konzentrieren sollen,<br />
kommt da genau richtig. Schluss mit dem destruktiven<br />
Rumhirnen. Stoppen Sie das bedrückende<br />
Kopfkino! Fakt ist: Auch übertriebenes Sorgenmachen<br />
ist eine Form der Undiszipliniertheit. Wenn<br />
Sie Ihren Gedanken immer wieder erlauben, sich<br />
ungebremst mit Ihren Ängsten zu vermischen,<br />
lassen Sie sich gehen und fühlen sich machtlos. Je<br />
verzweifelter Sie nachdenken, desto größer wird<br />
die innere Blockade: überall Haken und Probleme<br />
– Hilfe! Ausweg, von Psychologen empfohlen:<br />
Erlauben Sie sich maximal zweimal täglich kurz<br />
über akute Probleme nachzudenken – nach drei<br />
Minuten (na gut, oder fünf) ist Schluss und Sie<br />
lenken Ihre Gedanken bewusst auf ein anderes,<br />
angenehmeres Thema. Mittelfristiger Effekt: ein<br />
entspannter Geist, der kreative Lösungen findet.<br />
„Heute war ich wieder ganz schön faul...“ Oder:<br />
„Ich bin einfach zu dumm!“ Viele Menschen führen<br />
im Alltag permanent einen inneren Dialog,<br />
in dem sie hart mit sich ins Gericht gehen. Unser<br />
Tipp: Hören Sie eine Zeit lang auf, sich selbst zu<br />
verfluchen und lernen Sie stattdessen, die eigenen<br />
Schwächen anzunehmen. Mal wieder nicht beim<br />
Sport gewesen? Gönnen Sie sich die Ruhe. Schon<br />
wieder Tiefkühlpizza für die Kinder? Dann ist Kochen<br />
vielleicht nicht so Ihr Ding – und Sie sind<br />
trotzdem eine gute Mama. Ihr Partner meint, Sie<br />
hätten zugelegt? Kann sein, ist aber kein Weltuntergang.<br />
Hören Sie auf, an sich selbst herumzumäkeln.<br />
Zumindest für sechs Wochen.<br />
Klar, jeder hat mal schlechte Laune. Aber es ist<br />
einfach nicht nett, sie an Nachbarn (nicht grüßen),<br />
anderen Verkehrsteilnehmern (Stinkefinger)<br />
oder der Supermarktkassiererin (anblaffen)<br />
auszulassen. Problem: Im ersten Moment ist es<br />
oft einfacher rumzumotzen, als sich zusammenzureißen<br />
und freundlich zu sein. Kürzester Weg<br />
zur Besserung: Lächeln. Versuchen Sie es mal.<br />
Im Supermarkt, am Bahnsteig, im Hausflur, in<br />
der Schlange am Imbiss. Auch die Worte „Bitte“<br />
und „Danke“ können sehr positive Auswirkungen<br />
auf die Mitmenschen haben. Gerade in Zeiten von<br />
Wutbürgern und Hasspostings profitiert die Gesellschaft<br />
von jedem freundlichen Zeitgenossen.<br />
Seien Sie Vorbild statt Muffelkopf.<br />
Sind Sie jemals morgens in Jeans und Pulli auf<br />
dem Sofa aufgewacht und haben gedacht: „Herrlich,<br />
endlich mal wieder vorm laufenden Fernseher übernachtet!<br />
Da fühlt man sich wie neu geboren!“ – Nee,<br />
oder? Die Wahrheit ist: Lange Nächte vor der Glotze<br />
sind ungemütlich, ungesund und zeugen nicht von<br />
innerer Aufgeräumtheit. Idee: Üben Sie jetzt, den<br />
Ausknopf des Fernsehers rechtzeitig zu drücken.<br />
Auch am Wochenende! Das heißt: mindestens zehn<br />
Minuten bevor Ihnen die Augen zufallen. Ihre Lieblingsserie<br />
können Sie auch am nächsten Tag zu<br />
Ende gucken. Im besten Fall gewöhnen Sie sich das<br />
Sofakoma bis Ostern ganz ab – und verbringen für<br />
den Rest Ihres Lebens alle Nächte im Bett.<br />
<br />
10<br />
Im Stehen pinkeln<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Tja, liebe Männer. Noch so ein fieser Vorschlag für<br />
lebenslänglichen Verzicht. Einige Herren denken ja<br />
immer noch, dass niemand merkt, wenn sie im hohen<br />
Bogen ins Klo pullern. Jetzt kommt‘s: Doch, es<br />
merkt jemand. Und zwar die Person – oft die geliebte<br />
Mutti oder Ehefrau – die das Bad putzt. Setzen Sie<br />
sich ab Aschermittwoch stets auf die Klobrille und<br />
bleiben Sie für immer dabei. Womöglich erscheint<br />
dann Ostersonntag beim Händewaschen sogar ein<br />
kleiner Heiligenschein über Ihrem Kopf im Spiegel.<br />
26 | 27 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
12<br />
Handy & Co.<br />
Das Smartphone und soziale Netzwerke wie Facebook<br />
und Instagram sind großartige Erfindungen,<br />
aber auch echte Aufmerksamkeitskiller mit enormem<br />
Suchtpotenzial. Vor dem Einschlafen, beim<br />
Autofahren, nicht selten sogar im Gespräch – die<br />
meisten von uns sind immer und überall erreichbar<br />
und online. Der (traurige) Witz daran: Oft sind<br />
wir selbst genervt vom ewigen Geklicke und Getippe.<br />
Realistisches Handyfasten könnte so aussehen:<br />
Gerät konsequent aus dem Schlafzimmer<br />
verbannen, bei Mahlzeiten und dem Beisammensitzen<br />
grundsätzlich stumm schalten und in der<br />
Jackentasche lassen, striktes Telefonierverbot im<br />
Auto (Freisprechanlage deaktivieren und Ruhe<br />
genießen). Für Mutige: Melden Sie sich an Aschermittwoch<br />
bei Facebook & Co ab. Ostersonntag<br />
dürfen Sie wieder online gehen – falls Sie das nach<br />
der Abstinenzphase überhaupt noch wollen.<br />
13<br />
Süße Getränke<br />
Fasten bedeutet mit dem wirklich Notwendigen auszukommen.<br />
Softdrinks und Säfte gehören definitiv<br />
nicht dazu. Zum Frühstück ein Smoothie, hier eine<br />
Cola, da eine Schorle – alles lecker, aber überflüssig.<br />
Steigen Sie in der Fastenzeit konsequent auf Wasser<br />
und ungesüßten Tee als Standardgetränk um. Das<br />
spart nicht nur jede Menge Kalorien (wetten, Sie<br />
nehmen ein bisschen ab?), sondern auch jede Menge<br />
Geld. Idee: Ergänzen Sie Ihre Wasserkur mit gleichzeitigem<br />
Wassersparen. Maximal fünf Minuten<br />
duschen, nicht jeden Tag Waschmaschine und Geschirrspüler<br />
anschmeißen, Wasser aus beim Zähneputzen<br />
– es ist so einfach, die Umwelt zu schonen.<br />
14<br />
Strafzettel riskieren<br />
Ambulanter Pflegedienst<br />
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Hilfe in allen Notlagen des Lebens<br />
Telefon 03984 2222<br />
www.diakonie-prenzlau.de<br />
28 | 29 kerngesund<br />
Stimmt: Geld kann man nie genug haben. Stimmt<br />
auch: Wir alle könnten mehr Geld haben, wenn wir<br />
die Moneten nicht ständig aus dem Fenster schmeißen<br />
würden. Blitzer, Halteverbote und (nicht benutzte)<br />
Parkscheinautomaten sind Geldvernichter,<br />
trotzdem lassen es viele Autofahrer immer wieder<br />
drauf ankommen. Strafzettel-Fasten funktioniert<br />
so: 1. Nirgends (!) schneller fahren als erlaubt. 2.<br />
So lange suchen, bis ein Parkplatz frei wird. 3. Ins<br />
Parkhaus fahren, auch wenn‘s eng ist und nervt.<br />
Besonders heilig wäre es, das gesparte Geld vor Ostern<br />
für einen guten Zweck zu spenden. Für die Fastenzeit<br />
werden den Christen drei Dinge mit auf den<br />
Weg gegeben: zu beten, zu fasten – und zu geben.<br />
15<br />
Bequemlichkeit<br />
Wer sich im Alltag stets von der eigenen Bequemlichkeit<br />
leiten lässt, wird schnell unzufrieden mit<br />
sich. Bauen Sie im März wieder mehr Bewegung<br />
und Aktion in Ihr Leben ein. Nehmen Sie die Herausforderung<br />
an, wenn die Kinder mit Ihnen bolzen<br />
wollen (Hallo Papas, ihr seid gemeint!). Lassen Sie<br />
Fahrstühle links liegen und nehmen Sie die Treppe<br />
ins Büro. Und, das bringt‘s wirklich: Lassen Sie öfter<br />
mal das Auto stehen. Spaziergänge sind Therapie<br />
für Rücken und Psyche (auch nach Ostern).<br />
Ambulanter Pflegedienst<br />
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WOHLBEFINDEN<br />
WELLNESS<br />
FÜR DIE OHREN<br />
Vor 70 Jahren wurde Amiga gegründet. Das einstige DDR-Plattenlabel<br />
für Unterhaltungsmusik hat in seiner Geschichte für viel Frust und Freude<br />
und lange Schlangen vor DDR-Geschäften gesorgt. Unbestritten war Amiga<br />
ein Wegbereiter des Ostrocks – und mischt bis heute im Musik-Business mit.<br />
Von Gunnar Leue<br />
© Jenny Sturm - Fotolia.com<br />
Zu den Namen, die jedem in der DDR aufgewachsenen<br />
Ostdeutschen ein vielsagendes „Klar,<br />
kenn ich“ entlocken, gehört: Amiga. Auch wenn<br />
er quasi aus dem NSW – DDR-deutsch für<br />
nichtssozialistisches Währungsgebiet – stammt. Amiga<br />
heißt auf spanisch Freundin. Und eine Freundin<br />
ist Amiga für viele ehemalige DDR-Bürger bis heute<br />
insofern, als sie immer noch einige Schallplatten des<br />
gleichnamigen Plattenlabels in ihren Plattenschränken<br />
haben. Oder im Keller, je nachdem. Denn an Amiga<br />
kam man zu Ostzeiten nicht vorbei, wenn man sich<br />
Rock, Pop, Schlager, Kinderlieder oder Jazzmusik auf<br />
den Plattenteller legen wollte. Die Geschichte des Labels,<br />
das so legendär wie typisch DDR ist und immer<br />
noch nicht zu Ende, begann vor 70 Jahren.<br />
Der Arbeitersänger Ernst Busch („Spaniens Himmel“)<br />
hatte am 3. <strong>Februar</strong> 1947 bei der sowjetischen Militärregierung<br />
den Antrag zur Gründung des Schallplattenverlages<br />
„Lied der Zeit“-GmbH gestellt, die<br />
kurz darauf im Berliner Handelsregister mit einem<br />
Label für Klassik (Eterna) und einem für Tanzmusik<br />
(Amiga) eingetragen wurde. 1955 wurde das vom<br />
Staat aufgekaufte Unternehmen in den VEB Deutsche<br />
Schallplatten umbenannt.<br />
Die Liebe zu Amiga war vonseiten der Politführung der<br />
DDR nie allzu innig. Verbürgt ist, dass es in höheren<br />
Kreisen Diskussionen gab, ob man in der DDR überhaupt<br />
eine Schallplattenproduktion brauchte. Die<br />
Unterhaltung sahen die Oberen nämlich nicht eben als<br />
primär an. Eine Einstellung, die natürlich völlig neben<br />
den Interessen des Publikums lag. Auch der am sozialistischen<br />
Aufbau werkelnde Bürger wollte sich nebenbei<br />
amüsieren, nicht zuletzt mit schöner Musik. Weil viele<br />
darunter jeweils etwas anderes verstehen, versuchte<br />
Amiga, den Wünschen auf diversen Gebieten nachzukommen.<br />
Von der Volksmusik über Jazz bis Schlager<br />
und Rock presste man Millionen Platten, die – wie überall<br />
– mal als Verkaufsschlager und mal als Ladenhüter<br />
zu Ruhm gelangten. Obwohl Amiga in der DDR Monopolanbieter<br />
für den Unterhaltungsmusikbereich<br />
30 | 31 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
Amiga zum Jubiläum<br />
war, konnte die Plattenfirma keineswegs<br />
ökonomisch nach Belieben<br />
schalten und walten. Vielmehr bewegte<br />
sie sich im typischen Planwirtschaftskosmos<br />
mit vielen<br />
schwarzen Löchern: den Mangelfeldern.<br />
In den 1950er und 1960er<br />
Jahren waren die Aufnahme- und<br />
Materialkapazitäten besonders<br />
beschränkt.<br />
Weltstars gab es<br />
unter dem Ladentisch<br />
Selbst die Coverherstellung geriet<br />
zuverlässig zum Engpass. Erst<br />
1979 gab es eine gewisse Entspannung,<br />
indem fortan jährlich rund<br />
zwanzig Millionen Tonträger in<br />
die Läden gingen, darunter zwölf<br />
Millionen LPs, vier Millionen Singles<br />
und vier Millionen Kassetten.<br />
Den Bedarf der Bevölkerung konnte<br />
man damit trotzdem nicht decken,<br />
was nicht nur eine Frage der<br />
Quantität war. Für viele Kunden<br />
produzierte Amiga schlicht am Bedarf<br />
vorbei. Zwar erreichten Alben<br />
von den Puhdys (insgesamt über<br />
15 Millionen verkaufte Tonträger),<br />
Karat, Silly oder Frank Schöbel<br />
enorme Auflagen. Die bestverkaufte<br />
Amiga-Platte aller Zeiten ist übrigens<br />
„Weihnachten in Familie“<br />
von Frank Schöbel, Aurora Lacasa<br />
und Töchtern, die insgesamt<br />
2 Millionen Mal über den Ladentisch<br />
ging, wobei zu erwähnen ist,<br />
dass auch in der DDR keine Platten<br />
per Zwangsverordnung in die<br />
heimischen Regale des Publikums<br />
geschickt wurden. Am Begehrtesten<br />
und oft nur unterm Ladentisch<br />
erhältlich waren die sogenannten<br />
Lizenzplatten von Weststars wie<br />
Michael Jackson oder Pink Floyd.<br />
Umgekehrt waren übrigens auch<br />
einige Amiga-Produktionen echte<br />
Exportschlager im Westen – dank<br />
Peter Schimmelpfennig, einem<br />
Westberliner, der quasi zum Westagenten<br />
der Ostrocker wurde.<br />
Friedensbewegter<br />
Softrock ganz groß<br />
Er veröffentlichte die Platten von<br />
Puhdys, Karat und City und noch<br />
ein paar anderen auf seinem Pool-<br />
Label in der Bundesrepublik. Der<br />
Peter Schimmelpfennig mit<br />
einigen seiner von ihm im Westen<br />
veröffentlichten Ostrockplatten.<br />
© Gunnar Leue<br />
heute 72-Jährige konzentrierte<br />
sich mit seinem Label auf die Ostrockelite,<br />
„um den Markt nicht zu<br />
überschwemmen“. Nebenher brachte<br />
er noch ein paar Märchenplatten<br />
und LPs von Gerhard Schöne heraus<br />
sowie – „weil mir die anderen<br />
Ostbands wie Berluc oder Stern<br />
Combo Meißen die Bude einrannten“<br />
– zwei Doppelsampler „Rock in<br />
Deutsch“. Allein Karat verkauften<br />
rund eine Million Platten. Friedensbewegter<br />
Softrock wie „Der<br />
blaue Planet“ kam in den Achtzigern<br />
auch bei den Westdeutschen<br />
gut an.<br />
1981 plante der Strippenzieher im<br />
Hintergrund das ganz große Ding:<br />
Die Puhdys sollten den angloamerikanischen<br />
Markt erobern. Dafür<br />
produzierten sie in London ein<br />
englisches Best of-Album, in das<br />
Schimmelpfennig viel Hoffnung<br />
und Geld steckte. Es floppte grandios,<br />
wurde aber als Amiga-Platte<br />
in der DDR immerhin 200 000 Mal<br />
abgesetzt.<br />
LPs von anderen DDR-Künstlern,<br />
die das Publikum nur zu gern gekauft<br />
hätte, kamen wiederum nicht<br />
oder sehr verspätet auf den Markt.<br />
© awfoto; nagornyi - Fotolia.com<br />
Entweder, weil die Musiker noch nicht an der Reihe<br />
waren oder weil ihre Musik gerade nicht als<br />
veröffentlichungsreif angesehen wurde wie Anfang<br />
der 1980er Jahre Pankows gesellschaftskritische<br />
Rockoper „Paule Panke“. Zwar hatte Amiga etwas<br />
größere Spielräume bei der Musikproduktion in<br />
der DDR als die ideologisch kürzer an der Leine<br />
geführten Kollegen im Rundfunk und Fernsehen,<br />
doch besonders die jungen „anderen Bands“ in den<br />
Achtzigern verzichteten meist freiwillig auf einen<br />
Vertrag beim Staatsbetrieb. Sie werkelten lieber an<br />
eigenen Kassettenmitschnitten und vertrieben sie<br />
in der Szene. Unbeeindruckt erfand Amiga 1988<br />
noch einen eigenen Award: die „Goldene Amiga“.<br />
Als Vergabekriterium zählten Verkaufszahlen<br />
sowie künstlerische Qualität der Platte.<br />
Allzu viele Preisträger gab es nicht mehr, denn<br />
nach dem Mauerfall interessierte sich das Publikum<br />
in der DDR zunächst kaum noch für seine einheimischen<br />
Stars. Deren Plattenfirma ging es<br />
nicht besser. Die Übernahme durch einen Kieler<br />
Autohändler hätte fast den Untergang bedeutet.<br />
Doch 1993 bot das Münchner Major Label BMG<br />
Rettung und einige Hoffnung auf bessere Zeiten,<br />
nachdem man Amiga samt dem lukrativen Archiv<br />
übernahm. So richtig erfüllten sie sich nicht, denn<br />
im Zuge der Fusion von BMG und Sony Music wurde<br />
es Ende 2004 personell abgewickelt und an die<br />
Back Katalog-Abteilung in München angedockt.<br />
Insofern ist Amiga theoretisch immer noch das älteste<br />
noch existierende deutsche<br />
Anfang des Jahres erschienen „Die<br />
Legenden des Ostrock Vol. 2“ mit Renft,<br />
Stern Combo Meißen, Pankow, Rockhaus<br />
und dazu Doppel-CDs mit Live-Alben zu<br />
den Bandjubiläen 10, 15 und 30 Jahre<br />
Puhdys. Außerdem wurde neben der Krug-<br />
DVD „Gestern war der Ball“ soeben erst<br />
die 10.CD-Box „Manfred Krug auf Amiga“<br />
veröffentlicht. Ende März kommen diverse<br />
„Original Amiga Classics“-CD-Boxen<br />
heraus. Außerdem anlässlich des Record<br />
Store Days am 22. April vier Vinylboxen<br />
mit drei bzw. vier Original-Amiga-LPs von<br />
Puhdys, Karat, City, Silly. Im September:<br />
drei Boxen mit jeweils 5 CDs – Original<br />
Amiga Classics der Genres Electronic, Blues<br />
und Rock für den Frieden. Am 14. Oktober<br />
Eröffnung der Ausstellung „70 Jahre Amiga“<br />
im Museum Schloss Bernburg.<br />
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Flexibilität zu gewinnen<br />
und vor allem ein Gleichgewicht<br />
von Körper und Geist<br />
zu schaffen. Die Kurse werden<br />
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32 | 33 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
Schallplattenlabel. Weil sich im<br />
Archiv jede Menge Material befindet,<br />
fällt es dem Berater bei der<br />
Katalogauswertung, dem letzten<br />
Amiga-Chef Jörg Stempel, nicht<br />
schwer, diverse Jubiläumspäckchen<br />
zu schnüren.<br />
Ganz neue Genres<br />
wurden kommerziell<br />
So auch zum 70. Amiga-Geburtstag<br />
(siehe Seite 32). So werden demnächst<br />
auch Erinnerungen an den<br />
jüngst verstorbenen Manfred Krug<br />
erscheinen, u.a. die DVD „Gestern<br />
war der Ball“. Gerade Krug sei<br />
auch ein Beispiel, wie Amiga<br />
Genres kommerziell hoffähig gemacht<br />
habe, die es im Westen gar<br />
nicht gab, nämlich „die stilistische<br />
Mischung aus Jazz, Chanson und<br />
Pop in der Interpretation von Manfred<br />
Krug, dessen Platten zusammen<br />
mit Günther Fischer in der<br />
DDR extrem erfolgreich waren“.<br />
Zur Geschichte von Amiga gehört<br />
für Jörg Stempel eben auch, was<br />
über die einzelnen Songs hinaus<br />
bleiben wird: „Das Label hat neben<br />
dem Rundfunk und Fernsehen<br />
einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt<br />
der Musikkultur in der DDR<br />
geleistet.“ Und das wirke in gewisser<br />
Weise auch bis heute nach. Was<br />
sich nicht zuletzt an den Anfragen<br />
von Filmleuten zeige, die authentischen<br />
DDR-Rockpop für ihre Filme<br />
brauchten. Auch im Soundtrack des<br />
letzten deutschen Oscar-prämierten<br />
Spielfilms, „Das Leben der Anderen“,<br />
fehlte es nicht an DDR-<br />
Unterhaltungsmusik. So erlangten<br />
einige Amiga-Produktionen (Frank<br />
Schöbel, Gruppe Bayon) 16 Jahre<br />
nach dem Ende der DDR doch noch<br />
ein kleines Stück Weltruhm.<br />
Aberwitzige Amiga-Anekdoten<br />
Udo Jürgens<br />
Mehr als die Musik waren<br />
die Texte auf den Amiga-<br />
Platten oft Stein des Anstoßes,<br />
mit teilweise aberwitzigen<br />
Folgen. So erschien 1987<br />
eine Best-of-Platte von<br />
Udo Jürgens ausgerechnet<br />
ohne den aktuellen Hit „Die<br />
Sonne und du“, weil darin alle<br />
möglichen Strände in Rimini<br />
und sonst wo, nur nicht im<br />
sozialistischen Reisegebiet,<br />
besungen wurden.<br />
Die Vision<br />
Die LP „Torture“ von Die<br />
Vision wurde die letzte Amiga-<br />
Produktion der DDR. Sie<br />
war am 2. November fertig<br />
geworden und kam im <strong>Februar</strong><br />
1990 in die Läden. Produziert<br />
worden war sie von dem in<br />
Westberlin lebenden Engländer<br />
Mark Reeder, der dazu täglich<br />
ins Studio nach Ostberlin<br />
gependelt war.<br />
Silly<br />
Auch nicht schlecht: Der<br />
Mitropa-Generaldirektor<br />
wollte mal die Auslieferung<br />
eines Silly-Albums verhindern,<br />
weil die Band ein Marx-Zitat<br />
abgewandelt hatte: „Ein<br />
Gespenst geht in der Mitropa<br />
um.“ Laut Karl Marx ging<br />
das Gespenst in Europa um.<br />
Mit seinem Wunsch kam der<br />
Mitropa-Generaldirektor<br />
allerdings nicht durch und das<br />
Album wurde veröffentlicht.<br />
Bob Dylan<br />
Zu den nach der Wende teuer<br />
gehandelten Amiga-Raritäten<br />
gehört eine 1967 nur im Amiga-<br />
Phonoclub erschiene Bob<br />
Dylan-LP, die später für bis zu<br />
1000 Euro gehandelt wurde,<br />
ebenso wie die Jazzplatte<br />
„Solarius“ der Brüder Joachim<br />
und Rolf Kühn, die kurz nach<br />
ihrem Erscheinen 1965 gesperrt<br />
wurde.<br />
© euthymia-Fotolia.com<br />
<br />
<br />
<br />
34 | 35 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
Diese Scheiben waren Hits<br />
Wer im Osten aufwuchs, hatte Vinyl-Pressungen vom VEB Deutsche Schallplatten Berlin<br />
im Regal, zu denen Labels wie Amiga, Eterna oder Litera zählten. Sechs Mitarbeiter dieser<br />
kerngesund-Ausgabe hüten ihre Lieblingsplatte von einst bis heute wie einen Schatz.<br />
© Lisa Walter<br />
Gerlinde Bauszus,<br />
Redakteurin<br />
Sanfter Rebell<br />
schenkt ein<br />
„Spar deinen Wein nicht auf<br />
für morgen. Sind Freunde<br />
da, so schenke ein!“ Mit<br />
diesem Lied schlich sich der<br />
Geschichtenerzähler erst unter<br />
meine Haut und dann in meine<br />
Plattensammlung. Das war<br />
Anfang der Achtziger. Weitere<br />
Alben folgten. Und Live-<br />
Konzerte natürlich! Ganze<br />
Koffer voller Lieder packt<br />
Gerhard Schöne bis heute auf<br />
der Bühne aus. Die Spielfreude<br />
des singenden Poeten mit Hut<br />
und Gitarre, seine Lust am<br />
Verwandeln und Entdecken<br />
wirken ansteckend, für jedes<br />
„seiner“ Menschenkinder.<br />
Sirko Salka,<br />
Leitender Redakteur<br />
Joe Cocker<br />
Mit dieser Rocklegende<br />
assoziiere ich vor allem meine<br />
Heimatstadt Dresden und<br />
einen ewigen „Summer in<br />
the City“ – für mich einer der<br />
größten Hits des vergangenen<br />
Jahrhunderts. Joe Cockers<br />
Verbindung zu Dresden ist<br />
längst in die Geschichtsbücher<br />
eingegangen: Kurz vor der<br />
Maueröffnung gab er auf der<br />
„Cocker-Wiese“ ein Konzert vor<br />
100 000 Fans. Damals wehte<br />
der Geist der Wende durch<br />
die Stadt. „With A Little Help<br />
From My Friends“ erschallte<br />
im Riesen-Chor. Wieder und<br />
wieder hörte ich mir den Song<br />
auf dieser Best-of an.<br />
Katja Voigt,<br />
Mitarbeiterin Nordkurier<br />
„Märchen der<br />
Gebrüder Grimm“<br />
Als Kind hatte ich eine<br />
stolze Sammlung von DDR-<br />
Schallplatten. Beim Spielen<br />
hörte ich dann gern die<br />
„Märchen der Gebrüder Grimm“<br />
oder lustige Geschichten von<br />
Pitti Platsch oder Fuchs und<br />
Elster, die alle zu meinen<br />
Lieblingen zählten. Bis heute<br />
kann ich einige Passagen<br />
noch mitsprechen! Immer in<br />
meiner Nähe war mein geliebter<br />
Zwergpapagei. Und das Tollste:<br />
Saß dieser verrückte Vogel mal<br />
nicht auf meiner Schulter, fuhr<br />
er in der Mitte der Schallplatte<br />
frech Karussell.<br />
Andreas Meenke,<br />
kerngesund-Karikaturist:<br />
„Ella and Louis“<br />
Die Wahl fiel nicht leicht,<br />
zwischen den allerschönsten<br />
Jazz-Platten im Schrank. Denn<br />
Jazz ist die Musikrichtung, die<br />
ich schon immer gehört habe.<br />
Doch Ella Fitzgerald ist eine<br />
der, ach, wenn nicht die eine<br />
Jazzsängerin überhaupt. Das<br />
erste Mal habe ich sie wohl in<br />
den Siebzigern gehört. Und<br />
gerade das gemeinsame Album<br />
mit Louis Armstrong geht<br />
eigentlich immer, egal was<br />
man macht. Und dann wäre da<br />
ja noch das gerahmte Plakat,<br />
das ich mein Eigen nennen<br />
darf – mit einer original<br />
Unterschrift der Künstlerin.<br />
Es ist gar nicht so lange her,<br />
vor drei Jahren rief mich eine<br />
Freundin an und sagte nur:<br />
„Möchtest du das haben? Ich<br />
habe das auf dem Dachboden<br />
gefunden.“ Ich war und bin<br />
total aus dem Häuschen.<br />
Ines Patro,<br />
Teamleiterin Grafik<br />
„Hits von anno<br />
dunnemals“<br />
In meiner Kindheit hatten wir<br />
zu Hause ein schönes Ritual:<br />
Jeden Sonntag hörten wir<br />
uns zum Kaffeetrinken eine<br />
Schallplatte an. Die „Hits<br />
von anno dunnemals“ wurden<br />
besonders oft abgespielt, weil<br />
meine Mutter Gassenhauer<br />
wie „Wochenend und<br />
Sonnenschein“, „Veronika,<br />
der Lenz ist da!“ oder „Wenn<br />
der weiße Flieder wieder<br />
blüht“ liebte. Und ich glaube,<br />
das kommt auch nicht von<br />
ungefähr: Man braucht<br />
die Titel nur lesen – und<br />
automatisch ist man in den<br />
Liedern drin. Vermutlich ist<br />
es das, was wirkliche Hits so<br />
zeitlos und einzigartig macht.<br />
Holger Gniffke,<br />
kerngesund-Experte<br />
ZZ Top:<br />
„Afterburner“<br />
Die Platte habe ich gerade noch<br />
von meinem Plattenspieler<br />
geholt. „Afterburn“ war mein<br />
erstes ZZ Top Album und<br />
danach habe ich bis Mitte der<br />
Neunziger alle Alben als LPs<br />
gesammelt. Meine erste Platte<br />
war übrigens von John Lennon,<br />
also ganz was anderes. Ich mag<br />
forsche Musik, am liebsten<br />
Metal, und den dann laut<br />
aufgedreht ohne Kopfhörer.<br />
Aber etwas Vergleichbares<br />
gab es zu DDR-Zeiten nicht.<br />
Ich entdeckte die Platte durch<br />
Zufall im RFT-Laden in der<br />
Oststadt. Irgendwer gab mir<br />
einen Tipp, aber ich kann<br />
mich nicht genau erinnern,<br />
wer es war. Das war 1988. Ich<br />
weiß jedoch noch genau, wo<br />
die Platte im Laden stand. Sie<br />
war leicht versteckt in einem<br />
etwas schrägen Regal. ZZ<br />
Top standen für mich für die<br />
große weite Welt – ich glaube,<br />
auch deshalb gefallen sie mir<br />
so. Anfang der Neunziger<br />
habe ich sie dann auch in der<br />
Waldbühne live gesehen.<br />
36 | 37 kerngesund
Looky, Looky – Blonder Stern – Party Twist – Teenager–Träume – Schau lieber weg – Es gibt nicht nur dich – Lieb mich so wie dein<br />
Herz es mag – Woher willst du wissen, wer ich bin – Nur im Böhmerwald – Mädchen, du bist schön – Verzeih den Kuss – Abends in<br />
der Stadt – Komm, komm, komm – Links von mir, rechts von mir – Die schönste Geschichte der Welt – Der Mädchenchor – Wie ein<br />
Stern – Gold in deinen Augen – Als sei nichts geschehn – Nur wer das Feuer kennt – Wer die Erde liebt – Ich geh vom Nordpol zum<br />
Südpol zu Fuß – Get down – Dein letzter Brief – Freunde gibt es überall – Komm, wir malen eine Sonne – Seh ich sie – Manja – Keine<br />
Zeit – Sie näht ja schon ihr Hochzeitskleid – Von dir zu mir – Wenn du willst – Alles im Eimer – O Lady Lady – Wie du – Rock ist wieder<br />
da – Kristina – Zwei schöne Jahre – Du bist zu jung – Tief im dunklen Meer – Man kann sich dran gewöhnen – Leg dich in meine<br />
Träume – Mit mir könnses ja machen – Wenn ein Stern verlischt – Alt wie die Welt – Komm, wir baun uns ein Zelt – Wir fliegen mit dem<br />
Wind – Ich brauch dich so – Die Fans sind eine Macht – Wir brauchen keine Lügen mehr – Zusammengehörn – Wenn Liebe fehlt – Wir<br />
brauchen neue Träume – Jetzt oder nie – Steh auf und leb dein Leben – Wir gehören zusammen – Komm wir malen eine Tanne – Du<br />
bist vom anderen Stern – Das ist der Moment – Mädchen, du bist schön – Verzeih den Kuss – Abends in der Stadt – Komm, komm,<br />
komm – Links von mir, rechts von mir – Die schönste Geschichte der Welt – Der Mädchenchor – Wie ein Stern – Gold in deinen Augen<br />
– Als sei nichts geschehn – Nur wer das Feuer kennt – Wer die Erde liebt – Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß – Get down –<br />
Dein letzter Brief – Freunde gibt es überall – Komm, wir malen eine Sonne – Seh ich sie – Manja – Keine Zeit – Sie näht ja schon ihr<br />
Hochzeitskleid – Von dir zu mir – Wenn du willst – Alles im Eimer – O Lady Lady – Wie du – Rock ist wieder da – Kristina – Zwei schöne<br />
Jahre – Du bist zu jung – Tief im dunklen Meer – Man kann sich dran gewöhnen – Leg dich in meine Träume – Mit mir könnses ja<br />
machen – Wenn ein Stern verlischt – Alt wie die Welt – Komm, wir baun uns ein Zelt – Wir fliegen mit dem Wind – Ich brauch dich so<br />
– Die Fans sind eine Macht – Wir brauchen keine Lügen mehr – Zusammengehörn – Wenn Liebe fehlt – Wir brauchen neue Träume<br />
– Jetzt oder nie – Steh auf und leb dein Leben – Wir gehören zusammen – Komm wir malen eine Tanne – Du bist vom anderen Stern<br />
– Ich kenne dich aus Sternenzeiten – Hast du deine Tabletten genommen? – Das ist der Moment – Looky, Looky – Blonder Stern –<br />
Party Twist – Teenager–Träume – Baby, du bist o.k. – Schau lieber weg – Es gibt nicht nur dich – Gib nicht auf – Lieb mich so wie dein<br />
Herz es mag – Für mich bist du passé – Woher willst du wissen, wer ich bin – Nur im Böhmerwald – Mädchen, du bist schön – Verzeih<br />
den Kuss – Abends in der Stadt – Komm, komm, komm – Links von mir, rechts von mir – Die schönste Geschichte der Welt – Der<br />
Mädchenchor – Wie ein Stern – Gold in deinen Augen – Als sei nichts geschehn – Nur wer das Feuer kennt – Wer die Erde liebt – Ich<br />
geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß – Get down – Dein letzter Brief – Freunde gibt es überall – Komm, wir malen eine Sonne – Seh<br />
ich sie – Manja – Keine Zeit – Sie näht ja schon ihr Hochzeitskleid – Von dir zu mir – Wenn du willst – Alles im Eimer – O Lady – Wie<br />
du – Rock ist wieder da – Kristina – Zwei schöne Jahre – Du bist zu jung – Tief im dunklen Meer – Man kann sich dran gewöhnen –<br />
Leg dich in meine Träume – Mit mir könnses ja machen – Wenn ein Stern verlischt – Alt wie die Welt – Komm, wir baun uns ein Zelt<br />
– Wir fliegen mit dem Wind – Ich brauch dich so – Die Fans sind eine Macht – Wir brauchen keine Lügen mehr – Zusammengehörn<br />
– Wenn Liebe fehlt – Wir brauchen neue Träume – Jetzt oder nie – Steh auf und leb dein Leben – Wir gehören zusammen – Komm<br />
wir malen eine Tanne – Du bist vom anderen Stern – Seh ich sie – Manja – Keine Zeit – Sie näht ja schon ihr Hochzeitskleid – Von dir<br />
zu mir – Wenn du willst – Alles im Eimer –O Lady – Wie du – Rock ist wieder da – Kristina – Zwei schöne Jahre – Tief im dunklen<br />
Meer – Man kann sich dran gewöhnen – Leg dich in meine Träume – Mit mir könnses ja machen – Wenn ein Stern verlischt – Komm,<br />
wir baun uns ein Zelt – Wir fliegen mit dem Wind – Ich brauch dich so – Die Fans sind eine Macht – Wir brauchen keine Lügen mehr<br />
– Zusammengehörn – Wenn Liebe fehlt – Wir brauchen neue Träume – Jetzt oder nie – Looky, Looky – Blonder Stern – Party Twist<br />
– Teenager–Träume – Schau lieber weg – Es gibt nicht nur dich – Lieb mich so wie dein Herz es mag – Woher willst du wissen, wer<br />
ich bin – Nur im Böhmerwald – Mädchen, du bist schön – Verzeih den Kuss – Komm, komm, komm – Links von mir, rechts von mir –<br />
Die schönste Geschichte der Welt – Der Mädchenchor – Wie ein Stern – Gold in deinen Augen – Als sei nichts geschehn – Nur wer<br />
das Feuer kennt – Wer die Erde liebt – Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß – Get down – Dein letzter Brief – Freunde gibt es<br />
überall – Komm, wir malen eine Sonne – Seh ich sie – Manja – Keine Zeit – Sie näht ja schon ihr Hochzeitskleid – Von dir zu mir – Wenn<br />
du willst – Alles im Eimer – O Lady – Wie du – Rock ist wieder da – Kristina – Zwei schöne Jahre – Du bist zu jung – Tief im dunklen<br />
Meer – Man kann sich dran gewöhnen – Leg dich in meine Träume – Mit mir könnses ja machen – Wenn ein Stern verlischt – Alt wie<br />
die Welt – Komm, wir baun uns ein Zelt – Wir fliegen mit dem Wind – Ich brauch dich so – Die Fans sind eine Macht – Wir brauchen<br />
keine Lügen mehr – Zusammengehörn – Wenn Liebe fehlt – Wir brauchen neue Träume – Jetzt oder nie – Steh auf und leb dein<br />
Leben – Wir gehören zusammen – Komm wir malen eine Tanne – Ich kenne dich aus Sternenzeiten – Es gibt nicht nur dich – Gib<br />
nicht auf – Lieb mich so wie dein Herz es mag – Woher willst du wissen, wer ich bin – Mädchen, du bist schön – Verzeih den Kuss –<br />
Abends in der Stadt – Komm, komm, komm – Links von mir, rechts von mir – Die schönste Geschichte der Welt – Der Mädchenchor<br />
– Wie ein Stern – Gold in deinen Augen – Als sei nichts geschehn – Nur wer das Feuer kennt – Wer die Erde liebt – Ich geh vom<br />
Nordpol zum Südpol zu Fuß – Get down – Dein letzter Brief – Freunde gibt es überall – Komm, wir malen eine Sonne – Seh ich sie –<br />
Manja – Keine Zeit – Sie näht ja schon ihr Hochzeitskleid – Von dir zu mir – Wenn du willst – Alles im Eimer – O Lady Lady – Wie du<br />
– Rock ist wieder da – Kristina – Zwei schöne Jahre – Tief im dunklen Meer – Man kann sich dran gewöhnen – Leg dich in meine<br />
Träume – Mit mir könnses ja machen – Wenn ein Stern verlischt – Alt wie die Welt – Komm, wir baun uns ein Zelt – Wir fliegen mit dem<br />
Wind – Ich brauch dich so – Die Fans sind eine Macht – Zusammengehörn – Wenn Liebe fehlt – Wir brauchen neue Träume – Jetzt<br />
oder nie – Wir gehören zusammen – Wenn Liebe fehlt – Du bist vom anderen Stern – Steh auf und leb dein Leben – Das ist der<br />
© Herbert Schulze<br />
Lieder seines Lebens<br />
Mit Hits wie „Gold in deinen Augen“, „Wie ein Stern“ oder „Der Fußball ist rund wie die<br />
Welt“ sang sich Frank Schöbel in die Herzen seiner Fans. Keiner verkaufte mehr Tonträger<br />
bei Amiga. Nicht nur die Plattenfirma, auch der gebürtige Leipziger feiert 2017 Jubiläum.<br />
Von Gerlinde Bauszus<br />
„Kein Scherz“, sagt Frank Schöbel<br />
und lacht verschmitzt. „Der 1. April<br />
ist wirklich der Tag, an dem ich<br />
vor 55 Jahren mit Singen begann.“<br />
Eigentlich wollte er ja Meteorologe<br />
werden. Doch dann besann er sich –<br />
auf ein Leben voller Überraschungen.<br />
Der Blick in sein Sternzeichen<br />
lieferte frühzeitig einen ersten<br />
Wink in diese Richtung: Schütze-<br />
Geborene mögen es vielseitig, Eintönigkeit<br />
ist nicht ihr Ding.<br />
Handfester wurde es mit der Gitarre,<br />
die er zur Konfirmation bekam.<br />
Dazu passte seine „große Sehnsucht,<br />
in der Welt irgendetwas zu<br />
werden“. Vorerst galt es jedoch,<br />
sich zu entscheiden. Denn in seinen<br />
kühnsten Träumen hatte er sich<br />
ausgemalt, DDR-Meister im Sport<br />
werden, so wie Rennradlegende<br />
Täve Schur. Also trat Frank kräftig<br />
in die Pedale, wenn sein Idol<br />
zufällig durch die Straßen seiner<br />
Heimatstadt heizte. Dann hängte<br />
er sich an Täves Hinterrad und<br />
war stolz wie Oskar, wenn er einige<br />
hundert Meter mithalten konnte.<br />
Der Junge, der mit einer Sportkarriere<br />
berühmt werden wollte, wurde<br />
es mit Musik. Das verblüffte ihn<br />
selbst wohl am allermeisten.<br />
Frank Schöbel singt, textet, komponiert,<br />
schauspielert, moderiert, produziert<br />
und feierte grandiose Erfolge.<br />
Gleich mit seiner ersten Single<br />
„Looky, Looky“ landete der Sänger<br />
einen Volltreffer. Über 50 Alben<br />
folgten, darunter unzählige Nummer-Eins-Hits<br />
in DDR- und RIAS-<br />
Schlagerparaden, eigene Rundfunkund<br />
Fernsehsendungen. Obendrein<br />
300 Konzerte jährlich, zu denen er<br />
bis zu 80 000 Kilometer durchs Land<br />
tourte und in Spitzenzeiten mehrere<br />
Autos „schrottete“. Selbst seine<br />
Autobiografie schrieb das Multitalent<br />
selbst. Bevor sich andere über<br />
sein Leben auslassen, mache er es<br />
lieber selbst. „Nenn es Notwehr“,<br />
fügt er augenzwinkernd hinzu.<br />
Mit Preisen überhäuft, darunter<br />
zehnmal Publikumsliebling, zweimal<br />
Goldene Henne, sagt er: „Natürlich<br />
freue ich mich darüber. Ein<br />
Immer dann, wenn sich Routine<br />
einschleicht, nervt es mich, eine<br />
Arbeit weiterzumachen.<br />
Frank Schöbel<br />
Zeichen der Zuschauer, dass mein<br />
musikalisches Angebot ankommt.“<br />
Mehr als bescheiden, wenn man bedenkt,<br />
dass bis heute die Fanpost<br />
an den sympathischen Tausendsassa<br />
nicht abreißt. In Hoch-Zeiten<br />
flatterte sie säckeweise ins Haus.<br />
Frank dankt es seinem Publikum<br />
mit neuen Liedern. So fließt unaufhörlich<br />
Kreatives aus der „Schöbel-<br />
Feder“ – neue Alben, Konzerte,<br />
Fernsehshows. Sein Erfolgsrezept:<br />
„Wach bleiben im Kopf. Dabei sein.<br />
Denn dann kommen mir die besten<br />
Ideen“, sagt der 74-Jährige. Im Trubel<br />
des Alltags bleibt er aufmerksamer<br />
Beobachter und Zuhörer. „Gute<br />
Gedanken in Gesprächen verarbeite<br />
ich später am Computer.“ Der<br />
Sänger mag es, mit Menschen zusammenzuarbeiten,<br />
die, im besten<br />
Sinne, „noch verrückter“ sind als<br />
er. „Leben ist Veränderung. In Bewegung<br />
bleiben.“ So plant Frank<br />
für seine Fans zum 55. Berufsjubiläum<br />
jede Menge Überraschungen:<br />
„Im MDR wird es eine Show geben“,<br />
verrät er. „An den Ideen und am<br />
Buch dafür arbeite ich gerade.“<br />
Gespannt sein kann sein Publikum<br />
auch auf ein Theaterstück, an dem<br />
er mit einem bekannten Schauspieler<br />
und Regisseur schreibt. „Überdies<br />
will die Weihnachts-Tour top<br />
vorbereitet werden.“ Und klar gebe<br />
es auch 2017 wieder die traditionelle<br />
Heiligabendsendung, kündigt<br />
Frank an. Den Countdown bis dahin<br />
zählt er seit dem 24. Dezember<br />
mit allen Fans auf seiner Internetseite.<br />
„Auch für diese Sendung<br />
müssen neue Lieder geschrieben<br />
und ein paar knackige Ideen auf<br />
den Tisch gelegt werden.“<br />
Nicht zuletzt sei dieses Jubiläumsjahr<br />
eines mit zig Veranstaltungen,<br />
zu denen eine musikalische Zeitreise<br />
mit dem Publikum gehöre. Und<br />
zum Erinnern gesellen sich, „klarer<br />
Fall“, Anekdoten einer turbulenten<br />
Künstlerkarriere. Gefragt<br />
nach den verrücktesten Geschichten<br />
in all den Bühnenjahren, entgegnet<br />
Frank, dass er gar nicht
WOHLBEFINDEN<br />
GOLDENE<br />
TROPHÄE<br />
Frank Schöbel<br />
gehörte 1995<br />
zu den ersten<br />
Preisträgern<br />
der Goldenen<br />
Henne. 2012<br />
erhielt der<br />
gebürtige Leipziger<br />
ein weiteres<br />
Mal den<br />
Publikumspreis<br />
– für sein<br />
Lebenswerk.<br />
PLATTENTIPP<br />
Weihnachten in Familie<br />
Diese Scheibe mit Frank Schöbel,<br />
Aurora Lacasa, den Kindern Dominique<br />
und Odette erschien 1985<br />
und ist die am meisten verkaufte<br />
Amiga-Platte. Kurz darauf wurde<br />
eine gleichnamige Fernsehsendung<br />
produziert und Heiligabend 1985<br />
im DDR-Fernsehen ausgestrahlt.<br />
Aufgrund des großen Erfolgs entstanden<br />
weitere Folgen. Und so<br />
erfreut Frank die Zuschauer alle<br />
Jahre wieder am Heiligabend mit<br />
seiner Weihnachtsendung im MDR.<br />
so recht wisse, wo er da anfangen<br />
und wo aufhören soll. Er überlegt<br />
kurz, dann fällt ihm die Veranstaltung<br />
seinerzeit in Thüringen ein.<br />
Hunderte Fans warteten auf seinen<br />
Auftritt. „Ich war pünktlich. Doch<br />
meine Musiker nicht. Die hatten<br />
einen Unfall.“ Was tun? „Ich ging<br />
auf die Bühne, talkte eine Stunde<br />
mit dem Publikum.“ Was dann<br />
jedoch folgte, sei comedyreif gewesen.<br />
Frank zückte seinen Kalender<br />
und vereinbarte mit 700 Fans von<br />
der Bühne aus einen neuen Termin:<br />
„‚Nein‘, sagte eine Frau, ‚da<br />
kann ich nicht, an dem Tag kommt<br />
meine Tochter zu Besuch‘. – Beim<br />
nächsten Vorschlag meinte einer:<br />
‚Oh, das ist schlecht, da sind wir<br />
im Urlaub‘ … Was soll ich sagen, so<br />
ging es eine ganze Weile.“<br />
Dennoch geschieht das Unglaubliche:<br />
„Wir haben wirklich einen<br />
Termin gefunden und die Veranstaltung<br />
nachgeholt.“ Wenn Frank<br />
diese Story erzählt, kann er heute<br />
noch herzlich darüber lachen.<br />
Etwas pikanter sei da schon eine<br />
andere Episode gewesen. „Ein Fan<br />
kam mir bis aufs Klo hinterher.<br />
Und als ich da so stand, wie Männer<br />
so stehen, fragte er mich, ob ich<br />
ihm ein Autogramm geben könnte.<br />
Ich darauf: ,Darf ich erst mal zu<br />
Ende ...?‘ – Er darauf: ,Klar, gern’.“<br />
Der Gipfel aber sei gewesen, als<br />
nach einem seiner Konzerte eine<br />
Frau seine damalige Freundin fragte:<br />
„Kannste ihn mir nicht mal für<br />
eine Nacht geben? – Die schlagfertige<br />
Antwort: „Da hast du doch auch<br />
nichts davon, nur eine Nacht …“<br />
Auch wenn der Rückblick in die Vergangenheit<br />
nicht sein Ding ist, im<br />
Jubiläumsjahr macht Frank gern<br />
eine Ausnahme, vor allem, wenn er<br />
an Begegnungen mit Künstlerkollegen<br />
wie Louis Armstrong denkt:<br />
„Das war noch im alten Friedrichstadtpalast“,<br />
erinnert er sich. „Ich<br />
wurde ihm vorgestellt, er gab mir<br />
die Hand und lachte sein typisches<br />
,Yeah’.“ Unvergessen auch der Auftritt<br />
mit Mireille Mathieu in seinem<br />
„Kessel Buntes“. Zusammen sangen<br />
sie das „Abschiedslied“. Gänsehaut<br />
pur, nicht nur bei ihm, auch<br />
beim Publikum. Fast vierzig Jahre<br />
ist das her. In besonderer Erinnerung<br />
geblieben sei ihm auch das<br />
Konzert zum 25. Bühnenjubiläum<br />
in der Leipziger Messehalle. „7000<br />
Menschen sangen ‚Die Fans sind<br />
eine Macht‘. Das war der Hammer.“<br />
Mindestens ebenso gern denkt<br />
Frank an die Eröffnungsgala der<br />
Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in<br />
Frankfurt am Main zurück. Damals<br />
sang er vor 600 Millionen Zuschauern<br />
in der wohl größten Fernsehsendung,<br />
die er mitgemacht hat.<br />
Lieder bewegen etwas,<br />
indem sie Menschen bewegen.<br />
Frank Schöbel<br />
„Ein Knaller“ war für ihn auch der<br />
gigantische Chor 1984 in Leipzig:<br />
„Mit 250 ehemaligen und Noch-<br />
Kollegen aus der DDR haben wir<br />
,Alt wie die Welt‘ gesungen. Das<br />
war Weltrekord“, ist Schöbel immer<br />
noch begeistert. „Noch nie hatte<br />
es das gegeben: Alle Sänger eines<br />
Landes singen ein Lied. Davon<br />
nahm Amiga sogar eine Single auf.“<br />
Apropos Amiga: Sieben Jahrzehnte<br />
Plattenproduktion, das heißt<br />
vor allem „Applaus, Applaus“ für<br />
„Weihnachten in Familie“, die als<br />
meistverkaufte Amiga-Platte alle<br />
Rekorde sprengte. „Zwei Millionen“,<br />
zählt Jörn Stempel, der letzte<br />
Amiga-Chef. Den „Platin Award“<br />
gab‘s noch obendrauf.<br />
Viele Fans der Weihnachtsplatte<br />
sind inzwischen selbst Eltern oder<br />
gar Großeltern. Und die Freude an<br />
der Scheibe ist nach wie vor ungebrochen.<br />
Wie fühlt sich das für<br />
den Künstler an? „Na, toll“, antwortet<br />
der bodenständig gebliebene<br />
Typ. „Das ist ein bisschen wie<br />
beim Lotto. Man weiß vorher nie,<br />
wird es eine Niete oder ein Hauptgewinn.<br />
Sprich, wird die Scheibe<br />
nun ein Hit?“ Und was für einer,<br />
möchte man da ausrufen. Eine<br />
echte Sonntagsplatte, die übrigens<br />
im Sommer produziert wurde, mit<br />
einem von Aurora und den Kindern<br />
Odette und Dominique liebevoll<br />
eingerichteten Amiga-Studio.<br />
„Aurora brachte Kerzen mit und<br />
Tannenzweige, die Nadeln brannten<br />
wir ein bisschen an, damit wir<br />
wenigstens etwas weihnachtlichen<br />
Geruch in den Räumen hatten, wir<br />
machten alles dunkel und versetzten<br />
uns so in Stimmung.“<br />
Auch für die spätere Aufzeichnung<br />
der Weihnachtssendung zur Platte<br />
nahm Aurora Dinge aus der eigenen<br />
Wohnung mit: Schaukelstuhl,<br />
Bilder, kleine Teppiche. „Das ging<br />
soweit, dass sie sogar den Baum<br />
selbst schmückte. Und obwohl wir<br />
die Sendung im Studio aufzeichneten,<br />
dachten viele Zuschauer, das<br />
sei bei uns zu Hause“, erinnert sich<br />
Frank, der bis heute nach den Konzerten<br />
immer wieder von seinem<br />
Publikum hört: „Sie haben mir heute<br />
mit Ihren Liedern meine Jugend<br />
zurückgebracht.“ Das freut ihn,<br />
wenngleich er bemerkt: „Radiosender<br />
spielen fast nur noch englische<br />
Titel. Und die, die deutsche Musik<br />
spielen, ignorieren die alten DDR-<br />
Titel. Dann kommen die Leute eben<br />
in unsere Konzerte, um die Lieder<br />
zu hören, die sie ein halbes Leben<br />
lang begleitet haben. Eigentlich<br />
muss man dem Dudelradio danken,<br />
wenn`s nicht so traurig wäre.“<br />
Glitzerzeug und große Treppe<br />
sind nicht mein Ding.<br />
Ich mag‘s einfach.<br />
Frank Schöbel<br />
Also bleibt der Künstler dran und<br />
musikalisch auf der Suche. Mit seiner<br />
aktuellen „Hit auf Hit“-Tour hat<br />
er wieder mal den Nerv seines Publikums<br />
getroffen. Die sind begeistert<br />
und sagen ihm das auch, wenn<br />
er mit ihnen beim Autogrammeschreiben<br />
ins Plaudern gerät. Doch<br />
selbst für den Erfolgsverwöhnten<br />
ist diese Tour etwas Besonderes:<br />
Neben neuen eigenen Titeln singt<br />
Einen „Heißen Sommer“ erlebte<br />
das singende Traumpaar des Ostens<br />
Chris Doerk & Frank Schöbel bei den<br />
Dreharbeiten für den gleichnamigen<br />
Musikfilm im Juli 1968 auf der Insel<br />
Rügen. Heute ist der Film Kult.<br />
© Progress Film-Verleih/Herbert Kroiss<br />
er die großen Hits seiner einstigen<br />
Kollegen, darunter Fred Frohberg,<br />
Helga Hahnemann und Lacky.<br />
Für seine Auftritte hält sich Frank<br />
mit Sport in Form: „Jeden Mittwoch<br />
ist Fußballtraining. Dann und wann<br />
am Sonntag ein Turnier. Und zwei-,<br />
dreimal in der Woche geht es ins<br />
Fitness-Studio“, zählt er auf. „Man<br />
glaubt es kaum, aber zwei Stunden<br />
auf der Bühne sind schon eine<br />
ziemliche Anstrengung. Da braucht<br />
man viel Luft und Kraft.“<br />
Frank bleibt am Ball und unterwegs.<br />
Braucht er mal eine Auszeit, zieht<br />
es ihn ans Meer. Hiddensee ist sein<br />
Sehnsuchtsort. „Angelnd auf einem<br />
Kahn vor dieser Insel und sowieso<br />
die Ostsee“, das liebe er. Da müsse er<br />
nicht mehr nach „Sonst wo“ fahren.<br />
Und womit könne ihm nun sein Publikum<br />
zum 55. Bühnenjubiläum<br />
eine Freude machen? „Wenn sie mir<br />
nichts schenken“, sagt er prompt.<br />
„Freundschaft, Liebe, Treue – ja,<br />
aber bitte keine Geschenke mehr.<br />
Ich habe fast alles und eigentlich<br />
schon viel zu viel.“<br />
Bleibt vielleicht doch noch der eine<br />
oder andere Traum offen? „Tja“, sagt<br />
Frank, „immer noch mehr als einer,<br />
vor allem aber der vom 50. Jubiläum:<br />
ein lustiger Musikfilm.“<br />
40 | 41 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
Das alles kann Yoga leisten!<br />
Konventionelle Sportübungen halten Sie fit und gesund – verursachen aber mitunter gehörig<br />
Stress und Plackerei. Beim ganzheitlichen indischen Ansatz profitieren Sie auf vielen Ebenen.<br />
© Syda Productions; Hetizia - Fotolia.com<br />
Schlafmittel<br />
Wer Yoga macht, schläft<br />
besser und schneller ein, wie<br />
Forscher der Harvard University<br />
zeigen konnten. Ein Effekt,<br />
der sogar Monate nach dem<br />
Ende der sechsmonatigen<br />
Studie anhielt.<br />
Stresskiller<br />
Mit Yoga lässt sich perfekt<br />
Stress abbauen. Das zeigt<br />
sich zum Beispiel auch bei<br />
Bluthochdruck-Patienten, die<br />
mit Yoga-Übungen ihre Werte<br />
normalisieren, wie eine<br />
Studie aus Yale zeigt.<br />
DER SANFTE SPORT<br />
Wie entspannt ist das denn: Sie brauchen sich in keinem Fitnesscenter<br />
mehr quälen, sondern können mit einfachen Übungen sogar im heimischen<br />
Wohnzimmer Ihren Körper und Geist nachhaltig stärken.<br />
Fettschmelzer<br />
Yoga hilft laut Studien ebenso<br />
gut wie Ausdauersport oder<br />
Medikamente dabei, Übergewicht<br />
zu senken – und das ohne<br />
Nebenwirkungen. Zudem<br />
wird die Lust auf einen<br />
gesunden Lebensstil<br />
geweckt.<br />
Schmerzstiller<br />
Ob Schmerzen im Nacken<br />
oder im Rücken: Bei einer Studie<br />
der University of Washington<br />
konnten 80 Prozent der<br />
Teilnehmer, die einmal die<br />
Woche Yoga machten,<br />
auf Schmerzmittel<br />
verzichten.<br />
Von Malte Schindel<br />
Franziska Reuß,<br />
Leiterin des<br />
Studios Yoga-Lila<br />
in Schwerin<br />
© Yoga-Lila<br />
Sich nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zum Sport zu quälen,<br />
ist für viele undenkbar. Einfache Yoga-Übungen jedoch klappen<br />
auch zu Hause. Yoga-Kenner schwören auf die indische Lehre<br />
und ihren Effekt: Sie verhilft zu einem fitteren Leben. „Yoga<br />
lindert Altersbeschwerden, schenkt innere Ruhe und Ausgeglichenheit,<br />
steigert Ausdauer, Kraft und Flexibilität, stärkt das Immunsystem sowie<br />
die innere Zufriedenheit”, zählt Franziska Reuß, Leiterin des Yoga-Lila-<br />
Studios in Schwerin, die Vorteile auf. Sie empfiehlt jedem, zunächst einige<br />
Kurse außer Haus zu besuchen. Damit die Übungen wirklich sitzen und<br />
man sich nicht verletzt. Dann kann jeder auch im Wohnzimmer loslegen.<br />
Vor allem für Frauen ab dem 40. Lebensjahr sei Yoga genau das Richtige.<br />
Denn ab diesem Alter sinke die Produktion und Ausschüttung einiger<br />
Hormone, erklärt Franziska Reuß. Das könne zu Reizbarkeit, Hitzewallungen,<br />
Müdigkeit und körperlichen Verschleißerscheinungen führen. Und<br />
da kommt Yoga ins Spiel. Denn neben der Dehnung und Kräftigung des<br />
Körpers breitet sich ein Gefühl von Zufriedenheit und innerer Freude aus.<br />
Stimmungsaufheller<br />
Yoga hilft depressiven Menschen,<br />
indem es den Spiegel des beruhigenden<br />
Botenstoffes Gamma-<br />
Aminobuttersäure anhebt,<br />
so Forscher der Boston<br />
University School of<br />
Medicine.<br />
Glücksbringer<br />
Yoga hilft dabei, sich komplett<br />
dem Moment hinzugeben,<br />
Ungeduld zu zügeln, achtsam<br />
seine Umwelt wahrzunehmen<br />
und gute Voraussetzungen<br />
zum Glücklichsein zu<br />
schaffen.<br />
Krebsblocker<br />
Yoga trägt dazu bei, „Krebs-<br />
Gene“ stumm zu schalten,<br />
wie Forscher der University of<br />
California bei einer Prostata-<br />
Krebs-Studie beobachten<br />
konnten – es wirkt also auf<br />
genetischer Ebene.<br />
42 | 43 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
-Anzeige-<br />
Kennen Sie gut hörende Schlechtversteher?<br />
Mit Energie in den Tag<br />
Der Sonnengruß ist perfekt, um<br />
in eine Yoga-Stunde einzusteigen.<br />
Auch die Yoga-Lehrerin Ana Ylla<br />
Pallares beginnt in ihrer neuen Yoga-DVD<br />
mit diesem harmonischen<br />
Ablauf aus zwölf Yoga-Haltungen<br />
(Asanas) und belebt so Körper, Geist<br />
und Seele. Der Sonnengruß hilft<br />
Der Berg<br />
Einatmen und beide Arme über<br />
die Seite zum Himmel heben, die<br />
Schulterblätter zusammenbringen<br />
und den Brustkorb öffnen. Der<br />
Rücken wird lang, die Schultern<br />
bleiben entspannt und der Blick<br />
geht nach oben.<br />
44 | 45 kerngesund<br />
dabei, morgens aktiv zu werden.<br />
Verspannungen im Nacken und Rücken<br />
werden gelöst, alle Muskeln<br />
aktiviert. Der Sonnengruß bringt<br />
neue Energie, hilft aber auch dabei,<br />
zur Ruhe zu kommen. Ana Ylla Pallares<br />
empfiehlt, zuvor in den Körper<br />
hineinzuspüren, um festzustellen,<br />
Der Hund<br />
Der Körper bildet ein umgedrehtes<br />
„V“. Der Po zieht Richtung<br />
Himmel, die Beine sind gestreckt<br />
und die Fersen drücken gen<br />
Boden. Die gesamte Rückseite<br />
wird gestreckt, Oberschenkel und<br />
Waden spürbar gedehnt.<br />
DVD zu gewinnen<br />
Die Yoga-Lehrerin Ana Ylla Pallares<br />
hat bereits viele ältere Yoga-<br />
Einsteiger unterrichtet und weiß,<br />
welche besonderen Ansprüche sie<br />
haben. Darauf basierend hat die<br />
50-jährige Spanierin ein Übungsprogramm<br />
geschaffen, das vor allem<br />
für Beweglichkeit und Lebensfreude<br />
sorgen soll. „Im Yoga tun wir<br />
alles bewusst und mit größtmöglichem<br />
Wohlbehagen“, betont sie.<br />
Das Programm ist in fünf Kapitel<br />
vom „Sonnengruß“ bis zur „Fantasiereise“<br />
gegliedert, die je nach<br />
Verfassung, Lust und Ausdauer<br />
gewählt und kombiniert werden<br />
können. Ana Ylla Pallares macht<br />
es besonders Anfängern leicht,<br />
mit Spaß bei der Sache zu bleiben.<br />
Sie ermutigt dazu, einfach mal in<br />
einer Position zu verharren und<br />
beim nächsten Durchgang wieder<br />
einzusteigen, verwirrt nicht mit<br />
komplizierten Atemanweisungen<br />
und wirkt ebenso wie ihre Schülerin<br />
wunderbar normal statt perfekt<br />
gestylt – wie die nette Frau von<br />
nebenan.<br />
Die DVD „Yoga – einfach beginnen“<br />
ist erhältlich unter der Telefonnummer<br />
0800 151 3030 (kostenfrei)<br />
oder auf mecklenbook.de.<br />
wie es ihm geht. Sie steht mit beiden<br />
Füßen fest auf der Erde und<br />
stellt sich eine gerade Linie vor, die<br />
durch die Kopfmitte bis zwischen<br />
die Füße führt. Das Becken ist<br />
stabil, die Schultern entspannt, der<br />
Nacken lang. Es folgen unter anderem<br />
diese drei Positionen:<br />
Die Kobra<br />
Die „Kobra“ sieht aus wie eine<br />
aufgerichtete Schlange. Beine<br />
und Hüfte liegen auf dem Boden,<br />
der Oberkörper ist aufgerichtet.<br />
Dabei wird die Wirbelsäule<br />
gestreckt. Doch Vorsicht: Nicht<br />
überstrecken!<br />
Wir verlosen 10 Yoga-DVDs mit<br />
Ana Ylla Pallares. Schreiben Sie<br />
einfach an: Nordkurier, Redaktion<br />
„kerngesund“, Stichwort „Yoga“,<br />
Friedrich-Engels-Ring 29,<br />
17033 Neubrandenburg oder<br />
an kerngesund@nordkurier.de.<br />
Einsendeschluss ist der 31. März.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
© (4) Yoga – Ich helfe mir selbst<br />
Dr.RolandTimmel Foto:privat<br />
Die Statistiken sprechen<br />
eine deutliche<br />
Sprache:Diemeisten<br />
lassenJahreverstreichen,<br />
ehe Sie nach<br />
Eintritt einer Hörminderung<br />
ein Hörgeräte<br />
anschaffen.<br />
7 - 12 Jahre sollen<br />
dassein.Sieglauben<br />
das nicht? Aber es<br />
kommt noch schlimmer.WenndieBetroffenen<br />
dann - meist<br />
auf Druck von Angehörigen<br />
- endlich bei<br />
mir sitzen und wir<br />
über die inzwischen<br />
bei uns auch gemessene<br />
Hörminderung<br />
sprechen, glauben<br />
sie immernochnicht,<br />
daß sie schwerhörig<br />
sind.Schließlichkönnen<br />
wir uns ja ganz<br />
unkompliziert unterhalten.<br />
DieLösungfürdieses<br />
Rätsel ist, daß die<br />
meisten Betroffenen<br />
zuerstnureineHochtonminderunghaben.<br />
Die führt zu undeutlicherem<br />
Hören und<br />
somit schlechtem<br />
Verstehen. Anfangs<br />
nur in sogenannten<br />
“schwierigen” Situationen,<br />
z.B bei Lärm<br />
oder in Gruppensituationen,<br />
wo mehr<br />
als nur eine Stimme<br />
gleichzeitig erklingt.<br />
Diese Leute haben<br />
einen nahezu normales<br />
Lautheitsempfinden,<br />
denn dieses<br />
ist im Tieftonbereich<br />
begründet. Somit<br />
glauben sie, daß<br />
die Ursache für das<br />
Verstehproblem<br />
nicht bei Ihren Ohren<br />
liegt. Typischerweise<br />
wird dann beklagt,<br />
daß die anderen alle<br />
nuscheln.<br />
Der Begriff “guthörender<br />
Schlechtversteher”beschreibt<br />
das Phänomen haargenau<br />
und die meisten<br />
verstehen mit<br />
diesem - zuerst einmal<br />
seltsam anmutenden<br />
- Begriff auch<br />
sofort das Problem.<br />
Wie kann nun geholfen<br />
werden? Ganz<br />
einfach, indem dem<br />
Ohr verstärkt die<br />
hohen Töne zugeführt<br />
werden. Das<br />
ganze nennt sich<br />
dann Hochtonversorgung,<br />
sollte am<br />
besten mit einer<br />
automatischen Verstärkungsregelung<br />
(“Automatik”) passieren,<br />
damit nur die<br />
leisen - bisher unhörbaren<br />
Frequenzbereiche<br />
verstärkt<br />
werden und das<br />
Hören bei lauten<br />
G e r ä u -<br />
schen nicht unangenehm<br />
wird. Wenn<br />
moderne, hochwertige<br />
Technik mit Rück-<br />
kopplungs-<br />
unterdrü-<br />
ckung (damitdasGerät<br />
nicht so schnell<br />
pfeift)eingesetztwird,<br />
kann die Versorgung<br />
weitestgehend offen<br />
erfolgen. Wichtig:<br />
Beide Ohren müssen<br />
die hohen Töne optimal<br />
ans Hörzentrum<br />
liefern. Wenn also<br />
beide Ohren eine<br />
Hochtonschwäche<br />
haben, so werden<br />
auf jeden Fall zwei<br />
Hörgeräte benötigt.<br />
Das Ergebnis ist<br />
dann ein “klares<br />
Hören” - und führt<br />
zu besserem Verstehen<br />
z.B. in geselliger<br />
Runde. So wird<br />
dann aus dem gut<br />
hörenden Schlechtversteher<br />
ein gut<br />
hörender Gutversteher<br />
- und mit dem<br />
läßt es sich prima<br />
auskommenunddas<br />
Leben feiern!<br />
Herzlichst Ihr<br />
Dr.-Ing. Roland Timmel<br />
Meldedatum für Interessenten<br />
bis zum 31. März 2017<br />
GUTSCHEIN FÜR HÖRGERÄTE-TEST<br />
Info-Telefon:<br />
03981 203237<br />
(NZ)<br />
03991 667077<br />
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Sassenstraße 5<br />
17192 Waren/Müritz<br />
Kirchenstraße 2<br />
Info: www.dr-timmel.de<br />
E-Mail: info@dr-timmel.de
WOHLBEFINDEN<br />
Wie von Sinnen<br />
Einfach mal abheben, wegschweben,<br />
mit dem Kopf in den Wolken stecken:<br />
Beglückende, berauschende Zustände<br />
sind weder für die Jugend noch für die<br />
Erleuchteten reserviert. Acht Wege,<br />
die im ganz normalen Alltag Platz für<br />
Sinnestaumel schaffen.<br />
Von Stefanie Lanin<br />
Arbeiten<br />
„Muss ja“, sagt der Norddeutsche gern als Antwort<br />
auf die Frage „Na, wie geht’s?“ und meint damit<br />
den gesamten Mischmasch von Arbeit, Haushalt<br />
und allem, was sonst so getan werden muss.<br />
Dabei liegt ausgerechnet in diesen Tätigkeiten eine<br />
Riesen-Chance zu tranceartigen Glückszuständen.<br />
Wer sich ganz in seine Arbeit versenken kann,<br />
erlebt das, was der renommierte Psychologe<br />
Mihaly Csikszentmihalyi den „Flow“ nennt – einen<br />
beglückenden Schaffensrausch.<br />
Wichtig ist dafür, dass die Aufgabe<br />
herausfordernd, aber nicht überfordernd ist. Die<br />
Lust daran entsteht genau auf jenem schmalen<br />
Grat zwischen Angst und Langeweile. Die Ziele<br />
sind klar, es gibt eine unmittelbare Rückmeldung<br />
und die Tätigkeit belohnt sich selbst. „Dann<br />
vergisst man seine Sorgen. Man vergisst die Zeit<br />
und geht voll in seiner Arbeit auf“, beschreibt der<br />
Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel. Die Arbeit<br />
geht scheinbar mühelos wie von selbst vor sich.<br />
„Der Flow ist eine Erfahrung, die das Leben<br />
auf eine höhere Ebene bringt. Aus Entfremdung<br />
wird Engagement, Freude ersetzt Langeweile,<br />
Hilflosigkeit verwandelt sich in ein Gefühl von<br />
Kontrolle und die psychische Energie hilft dem<br />
Selbst sich zu stärken, statt sich im Dienst<br />
äußerer Ziele zu verlieren“, fasst Csikszentmihalyi<br />
zusammen. Das Großartige am Flow ist, dass<br />
er sich in jeder Tätigkeit finden lässt – beim<br />
alphabetischen Abheften von Dokumenten, beim<br />
Programmieren einer Software, beim Mauern,<br />
Streichen, Backen, Fegen oder Autofahren.<br />
Meditation<br />
Der Clou bei der Meditation ist die Konzentration<br />
des Denkens. Zum Beispiel durch eine bewusste<br />
Atmung oder auch das Wiederholen sprachlicher<br />
Formeln beruhigen sich Geist und Körper und<br />
geben den Blick frei auf neue Erfahrungen.<br />
Sex<br />
Wie von Sinnen sein – oder ganz bei seinen Sinnen,<br />
beides ist besonders beim Sex möglich, wie der<br />
Forscher Adam Safron von der Northwestern<br />
University beobachtet hat. Er fand beeindruckende<br />
und unerwartete Parallelen zwischen Sex,<br />
Musik und Tanz. Das Vergnügen beim Sex<br />
gleicht tranceartigen Zuständen, es sei ein<br />
erweiterter Bewusstseinszustand, beschreibt der<br />
Wissenschaftler in „Science Daily“.<br />
Spielen<br />
Kinder können ganz in ihrem Spiel versinken. Sie<br />
bewegen den Polizisten nicht nur, für eine kurze<br />
Zeit sind sie der Polizist. Der Psychologe Siegbert<br />
A. Warwitz sieht im spielenden Kind das Urbild<br />
des glückseligen Menschen, der ganz bei sich ist.<br />
Finden Sie Ihr inneres Kind wieder! Und erleben<br />
Sie beim Spielen einen Glücksrausch.<br />
Sport<br />
Wer die kreisenden Gedanken im Kopf anhalten<br />
will, kann auch schlicht immer wieder dasselbe<br />
tun. Laufen, laufen, laufen, zum Beispiel. Oder<br />
den Tischtennisball übers Netz schmettern,<br />
200 Bahnen schwimmen und Wände hochklettern.<br />
Sport oder Bewegung sind ideal, um den Körper in<br />
rauschähnliche Glückzustände zu versetzen.<br />
© Yell Design; VIGE.co; Neyro; mrswilkins; davooda; andrei45454 - Fotolia.com<br />
Tanzen<br />
Das Tanzen gehört zu den ältesten<br />
Flow-Erlebnissen der Menschheit. Rituelle<br />
Tänze zu lauten Rhythmen finden sich in<br />
vielen Kulturkreisen. Tanzen macht glücklich,<br />
wie die Psychologin Cynthia Murcia in<br />
neurophysiologischen Experimenten beobachtet hat.<br />
Die Belohnungsareale im Gehirn werden aktiviert,<br />
Dopamin vermehrt ausgeschüttet. Trommeln,<br />
Rhythmen, Melodien und die Bewegungen dazu<br />
machen es dem Menschen leicht, sich auf seine<br />
Sinne und Emotionen zu konzentrieren – und<br />
die Welt schlicht zu vergessen. Kanadische<br />
Forscher wiesen sogar nach, dass sich mit<br />
einem zwölfwöchigen Tanztraining Müdigkeit,<br />
depressive Verstimmungen, Angstzustände und<br />
Verspannungen reduzieren lassen – weit über<br />
den tatsächlichen tranceähnlichen Zustand des<br />
Tanzens hinaus.<br />
Computerspiele<br />
Wie viele Forschungen zeigen, sind Computerspiele<br />
perfekt, um sich richtig in eine Tätigkeit zu<br />
versenken. Die Herausforderung ist anspruchsvoll,<br />
aber schaffbar. Die verschiedenen Level sorgen<br />
dafür, dass die Aufgaben mit wachsenden<br />
Fähigkeiten des Spielers schwerer werden. Die<br />
Zeit scheint stillzustehen. Und schon ist es mitten<br />
in der Nacht. Auch solch eine „Zocker-Trance“<br />
gehört zu den veränderten Bewusstseinszuständen.<br />
Das klappt mit komplexen Spielen wie „World of<br />
Warcraft“, aber auch mit dem schlichten „Tetris“.<br />
Askese<br />
Es wirkt verrückt: Der Bergsteiger, der trotz<br />
abgefrorener Zehen den Gipfel als Erster erklimmt<br />
und sich dabei so gut fühlt wie noch nie zuvor.<br />
Doch wie Psychologen beobachten konnten, lassen<br />
sich glückselige Zustände der völligen Vertiefung<br />
besonders in Extremen und in der Askese erleben.<br />
Nach dem Wagnisforscher Siegbert Warwitz<br />
erfordern diese Erlebnisse hohe Eigenleistungen<br />
– anders als üblicherweise im bequemen<br />
Luxusmilieu. Fasten, rennen, frieren oder<br />
schlicht „weniger shoppen“ kann also glückselige<br />
Rauschzustände verursachen.<br />
46 | 47 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
kerngesund-Debatte<br />
© Rainer Fuhrmann - Fotolia.com<br />
Jedes Jahr sterben in Deutschland über 70 000 Menschen an den Folgen<br />
ihres Alkoholmissbrauchs. Nicht nur der Körper vom Abhängigen leidet,<br />
auch Familie und Freunde müssen einiges durchstehen. Zwei Betroffene<br />
aus dem Nordosten geben einen Einblick.<br />
Von Susann Moll<br />
WENN TRINKEN<br />
KAPUTT MACHT<br />
Erst waren es ein paar<br />
Feierabend-Bierchen,<br />
zwei Jahre später trank<br />
Peter* täglich Hochprozentiges.<br />
Nachdem er seinen Job<br />
verloren hatte, sah eigentlich jeder<br />
Tag gleich aus. Er habe die Kinder<br />
morgens zur Kita gebracht, sich<br />
auf dem Rückweg Schnaps gekauft<br />
und sofort angefangen zu trinken.<br />
„Dann habe ich mich hingelegt, bin<br />
gegen 15 Uhr wieder aufgestanden<br />
und habe die Kinder abgeholt“, erinnert<br />
sich der 29-Jährige. Wenn<br />
seine Frau von der Arbeit kam und<br />
sich um die zwei Söhne kümmerte,<br />
konnte er weiter trinken.<br />
Laut Bundesgesundheitsministerium<br />
sind etwa 1,8 Millionen<br />
Menschen in Deutschland alkoholabhängig.<br />
Nicht immer greifen sie<br />
täglich zur Flasche. „Es gibt Patienten,<br />
die schaffen es tagelang, nicht<br />
zu trinken – das heißt jedoch nicht,<br />
dass sie nicht abhängig sind“, sagt<br />
Kathrin Elsner, Suchtberaterin in<br />
der Greifswalder Fachambulanz<br />
für Alkohol- und Drogenkranke.<br />
Wenn das Suchtmittel<br />
eine Funktion bekommt<br />
Manche Alkoholabhängige trinken<br />
nur episodisch, in größeren Abständen<br />
und können es dann aber<br />
nicht kontrollieren. Problematisch<br />
werde es immer, wenn das Suchtmittel<br />
eine Funktion im Leben<br />
eines Menschen bekommt, er beispielsweise<br />
nur mit Alkohol im Blut<br />
entspannen kann, seine Probleme<br />
erträgt oder nur so Stress bewältigen<br />
kann. Dann sollte derjenige<br />
reagieren und sich Hilfe holen.<br />
Regina* hat Alkohol getrunken,<br />
um ihre Depressionen zu verdrängen.<br />
„Es hat mir nie sonderlich geschmeckt,<br />
aber ich habe gemerkt,<br />
dass meine Stimmung dadurch gehoben<br />
wird“, berichtet die 41-Jährige.<br />
Dazu musste sie nicht sturzbetrunken<br />
sein, ein gewisser Pegel<br />
hat gereicht, um ihre Sorgen zu<br />
vergessen. „Ich habe dann besser<br />
funktioniert“, sagt die dreifache<br />
Mutter. Sie dachte immer, es merkt<br />
keiner. Die leeren Weinflaschen hat<br />
sie versteckt. Doch irgendwann hat<br />
ihre älteste Tochter sie angesprochen:<br />
„Mama, du hast ein Alkoholproblem.“<br />
Die Familie gerät oft<br />
in eine Co-Abhängigkeit<br />
Es sei ganz wichtig, die Betroffenen<br />
auf ihre Sucht anzusprechen,<br />
sagt Kathrin Elsner. Denn die<br />
meisten Alkoholiker sind der Meinung,<br />
es merkt keiner. In der Regel<br />
bekommt es die Familie aber sehr<br />
wohl mit. „Weil es ein Tabu-Thema<br />
ist, traut sich aber häufig keiner<br />
etwas zu sagen“, sagt die Suchttherapeutin.<br />
Im Gegenteil – in vielen<br />
Fällen besteht eine Co-Abhängigkeit:<br />
Die Partner helfen, die Sucht<br />
nach außen zu vertuschen. „Sie<br />
entschuldigen ihren Ehepartner<br />
beispielsweise bei der Arbeit.“ Aber<br />
es sei wichtig, dass die Betroffenen<br />
gewisse Konsequenzen ihres Handels<br />
spüren, um einzusehen, dass<br />
sie ein Problem haben.<br />
Kinder leiden besonders unter der<br />
Alkoholabhängigkeit ihrer Eltern.<br />
Peter tut es heute richtig weh,<br />
wenn er zurückdenkt: Er war mal<br />
wieder betrunken im Kinderzimmer<br />
gestürzt. Sein vierjähriger<br />
Sohn sieht ihn und fragt: „Mama,<br />
hat Papa schon wieder getrunken?“<br />
Seine beiden Jungs haben<br />
alles mitbekommen, aber damals<br />
war es Peter „scheißegal“, wie er<br />
sagt. Hauptsache er hatte seinen<br />
Schnaps. Weil sie nicht wissen, in<br />
welchem Zustand die Eltern sind,<br />
trauen sich Kinder von Betroffenen<br />
oft nicht, Spielkameraden mit<br />
nach Hause zu bringen. „Sie gehen<br />
nicht zum Kindergeburtstag, weil<br />
sie dann ja auch einladen müssten“,<br />
berichtet Kathrin Elsner aus<br />
ihrer langjährigen Erfahrung als<br />
Suchtberaterin. Auch die fehlende<br />
Verlässlichkeit sei ein großes Problem<br />
für die Kinder. „Mal werden<br />
sie verwöhnt, dann wieder links liegen<br />
gelassen“, beschreibt die Expertin.<br />
Nicht zu vernachlässigen<br />
ist, dass häufig auch Drohungen<br />
und Gewalt eine Rolle spielen. Wer<br />
alkoholabhängig ist, wird dauerhaft<br />
nur zurechtkommen, wenn er<br />
abstinent bleibt. Dieses Ziel haben<br />
sich Peter und Regina auch gesetzt.<br />
Peter hat bereits<br />
* Namen von der<br />
Redaktion geändert<br />
48 | 49 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
kerngesund-Debatte<br />
DasNetzwerkGesundeKinder<br />
stelltsichvor<br />
<br />
DasNetzwerkGesundeKinderbegleitetmitseinenehrenamtlichtätigenPatenSchwangere<br />
und Familien mit Kindern bis zum 3. Lebensjahr. Mit dem Jahreswechsel hat auch der<br />
Träger des Netzwerkes Gesunde Kinder in der Westuckermark gewechselt. Der DRK<br />
Kreisverband Uckermark West/Oberbarnim e.V. ist seit dem 1. Januar 2017 neuer Träger<br />
der Netzwerkstandorte in Templin und Prenzlau. Es ist uns eine Herzensangelegenheit,<br />
Ihnen in dieser neuen aufregenden Zeit beizustehen, zu informieren und alle Kinder in<br />
ihrem gesunden Aufwachsen zu unterstützen. Unsere Patinnen und Paten erhalten vorab<br />
viele Schulungen von Partnern aus der Region. Gepackt mit wertvollem Wissen und<br />
Informationen können sie dazu beitragen, dass junge Familien in ihrem Lebensumfeld<br />
gestärktwerdenundihreKindergesundundglücklichaufwachsen.“Auchzukünftigwerden<br />
die Netzwerkkinder und ihre Familien im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Dazu haben<br />
wir die bisherigen Mitarbeiter,die ich als überaus engagiert und zuverlässig kennengelernt<br />
habe, sehr gern übernommen“, freut sich Nico Brückmann, Vorstandsvorsitzender des<br />
DRK Kreisverband Uckermark West/Oberbarnim e.V. Wir wollen die Netzwerkarbeit<br />
stabilisieren und ausbauen und freuen uns, auch mit allen ehrenamtlichen<br />
Paten weiterarbeiten zu dürfen.Um gegenseitige Erfahrungen auszutauschen,<br />
finden regelmäßige Treffen bei unseren „Patenstammtischen“ statt.<br />
Die Kompetenz unserer Paten soll dazu dienen, Familien zu stärken und<br />
bei Bedarf geeignete Angebote von professionellen Partnern in Anspruch zu<br />
nehmen. Falls auch Sie Interesse am Netzwerk Gesunde Kinder als Patin<br />
oder als Unterstützer haben, dann melden Sie sich bei unserer leitenden<br />
Koordinatorin Peggy Redlich-Pahl Telefon-Nr.: 03987/42307 oder E-Mail:<br />
PRedlich-pahl@kv-uckermark-west.drk.de<br />
Kinder von Süchtigen werden früh mit schlimmen Gefühlen konfrontiert.<br />
vier Entzüge hinter sich – jedes<br />
Mal begleitet von starken körperlichen<br />
Entzugserscheinungen. Nach<br />
der letzten Entgiftung hat er gleich<br />
im Anschluss eine Langzeittherapie<br />
begonnen. Erst da habe er den<br />
„richtigen Schalter“ gefunden, berichtet<br />
er. „Ich habe eingesehen,<br />
dass ich das nicht für meine Familie<br />
mache, sondern für mich selbst.“<br />
Ohne Alkohol gehe es ihm viel<br />
besser, er sei sportlicher und auch<br />
geistig fitter.<br />
Mit einer Therapie<br />
raus aus der Sucht<br />
Auch Regina hat eine Langzeittherapie<br />
geholfen. Sie hatte keine körperlichen<br />
Entzugserscheinungen,<br />
da sie nie so stark getrunken hat.<br />
Die dreifache Mutter war dafür psychisch<br />
abhängig. Auf der Reha habe<br />
man nicht nur ihr Alkoholproblem<br />
behandelt, sondern auch herausgefunden,<br />
dass sie unter einer posttraumatischen<br />
Belastungsstörung<br />
leidet. Ein schreckliches Ereignis<br />
aus ihrer Kindheit hat die 41-Jährige<br />
bis heute nicht überwunden: Als<br />
sie zwölf Jahre alt war, hat sich ihre<br />
Mutter umgebracht. Von diesem<br />
50 | 51 kerngesund<br />
Zeitpunkt an war Regina auf sich<br />
allein gestellt. Später sind ihr Job,<br />
Kinder und andere Aufgaben über<br />
den Kopf gewachsen. Der Alkohol<br />
habe ihr geholfen, trotzdem alles<br />
zu schaffen. Um nicht rückfällig<br />
zu werden, vermeidet sie nun jede<br />
zusätzliche Belastung. Statt mit<br />
Wein „runterzukommen“, macht sie<br />
Entspannungsübungen und Sport<br />
zum Ausgleich. Einmal die Woche<br />
kommt sie in die Fachambulanz<br />
zum Gespräch.<br />
Auch Peter nimmt die Hilfe der<br />
Greifswalder Suchtberater in Anspruch.<br />
„Der Gedanke an Alkohol<br />
ist immer da“, gibt er zu. Doch es<br />
gibt heute andere Sachen, die ihn<br />
viel glücklicher machen, beispielsweise<br />
das Lachen seiner Kinder.<br />
„Das fand ich früher bestimmt<br />
auch schön, nüchtern nehme ich<br />
es jetzt aber viel bewusster wahr.“<br />
Auch Regina findet Halt bei ihren<br />
Kindern. Ihre große Tochter ist<br />
stolz auf die Mutter, dass diese<br />
ihre Sucht überwunden hat. Die<br />
20-Jährige habe sich ebenfalls psychologische<br />
Hilfe geholt, um das<br />
Geschehene zu verarbeiten. „Sie<br />
hatte ja auch Angst und konnte damals<br />
mit niemandem darüber<br />
reden“, sagt Regina.<br />
Die Greifswalder<br />
Suchtberaterin<br />
Kathrin Elsner © Moll<br />
Hilfestellen<br />
© EJ White - Fotolia.com<br />
Betroffene oder<br />
Angehörige können sich<br />
beim Verdacht auf eine<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
jederzeit an die<br />
Beratungsstellen<br />
im Land wenden<br />
– auch anonym.<br />
Gesundheitsämter und<br />
Hausärzte vermitteln,<br />
und im Internet sind<br />
alle Ansprechpartner<br />
in einem Sucht-Navi zu<br />
finden:<br />
lakost-mv.de/projekte/<br />
suchtnavi<br />
DRKKreisverbandUckermarkWest/Oberbarnime.V<br />
NetzwerkGesundeKinderWestuckermark<br />
c/oSanaKrankenhausTemplin Bürgerhaus<br />
Robert-Koch-Straße24 Georg-Dreke-Ring58<br />
17268Templin<br />
17291Prenzlau<br />
Tel.0398742307 Tel.039848346696<br />
Sie wissen nicht für welchen Pflegedienst<br />
Sie sich entscheiden sollen?<br />
Wir können Ihnen die Entscheidung<br />
auch nicht abnehmen, aber wir können<br />
Ihnen einen Denkanstoß geben.<br />
Es ist vorwiegend der freiwillige<br />
ehrenamtliche Helfer, der dem Roten<br />
Kreuz einen menschlichen Sinn gibt.<br />
• Altenpflegeheim • Service Wohnen • Häusliche<br />
Krankenpflege • Wohnstätte für behinderte Menschen<br />
• Ambulant Betreutes Wohnen • Kindertagesstätte<br />
• Schuldner- und lnsolvenzberatung • Blutspende<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
• 7-Tage-Woche<br />
• 2–3 Tage nach Wochenschicht frei<br />
• keine 12-Stunden-Dienste<br />
• bei uns haben Sie noch Zeit für Ihre Familie<br />
<br />
Gabriele Frey Inh.<br />
Marktberg 12 | 17291 Prenzlau| Tel.: 03984 482985 | Fax: 03984 482214<br />
Mobil: 0151 54601014 | ihsfrey@gmail.com | www.ihsfrey.de
GESUNDHEIT<br />
kerngesund-Debatte<br />
» Seite 24<br />
» Seite 48<br />
» Seite 62<br />
15 geniale Tricks<br />
für die Fastenzeit<br />
Aschermittwoch starten die Wochen der<br />
Entbehrungen. Wir sagen Ihnen, worauf<br />
Sie bis Ostern getrost verzichten können.<br />
Wann Trinken<br />
kaputt macht<br />
Wie viel Schwips verträgt der Mensch?<br />
Betroffene aus der Region erzählen von<br />
ihrer zerstörerischen Sucht.<br />
Kinder fragen<br />
den Dalai Lama<br />
Seinen jüngsten Fans verrät der<br />
„Superstar der Lebensweisheit“,<br />
ob er schon mal verliebt war.<br />
Yoga & Co.<br />
8 Wege, wie Sie sich<br />
in Trance bringen<br />
» Seite 42<br />
70 JAHRE AMIGA<br />
Frank Schöbel<br />
über die erfolgreichste<br />
DDR-Platte und die Pläne des<br />
Sängers im Jubiläumsjahr<br />
Seite 38<br />
Impressum<br />
Verleger<br />
Nordkurier Mediengruppe GmbH & Co. KG<br />
Geschäftsführung<br />
Lutz Schumacher (V.i.S.d.P.)<br />
Friedrich-Engels-Ring 29<br />
17033 Neubrandenburg<br />
Redaktion<br />
Sirko Salka (Leitung)<br />
Gerlinde Bauszus<br />
Stefanie Lanin<br />
Anzeigen<br />
Nordkurier Media GmbH & Co. KG<br />
Friedrich-Engels-Ring 29<br />
17033 Neubrandenburg<br />
Nicole Hirscher (Leitung) 0395 4575-320<br />
Druck<br />
optimal media GmbH<br />
Glienholzweg 7<br />
17207 Röbel (Müritz)<br />
Kontakt<br />
kerngesund@nordkurier.de<br />
kerngesund.nordkurier.de<br />
Einzelverkaufspreis: 3,99 Euro<br />
Abonnement: 19,00 Euro für 1 Jahr<br />
(4 Ausgaben, inklusive Versandgebühren)<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
und Fotos kann keine Haftung übernommen<br />
werden.<br />
52 | 53 kerngesund<br />
Ihr -<strong>Magazin</strong> für Gesundheit & Wohlbefinden<br />
Hey, Baby!<br />
Mütter aus dem Nordosten berichten über<br />
den Moment, der ihr Leben komplett auf den<br />
Kopf stellte – das Wunder der Geburt.<br />
» Seite 10<br />
März 2017 3,99 €<br />
Warum Alkohol als<br />
legales Rauschmittel<br />
ungeeignet ist<br />
Einige trinken regelmäßig und können damit umgehen. Bei<br />
anderen läuft es völlig aus dem Ruder. Susann Moll sprach<br />
mit Dr. Gernot Rücker, einem Experten für Freizeitdrogen.<br />
Warum trinken wir überhaupt<br />
Alkohol?<br />
Es gab und gibt fast keine Kultur<br />
ohne Drogenkonsum. Dass ausgerechnet<br />
Alkohol bei uns so stark<br />
verwurzelt ist, hat mehrere Gründe:<br />
Er ist leicht herzustellen und<br />
darüber hinaus ein gutes Konservierungs-<br />
und Desinfektionsmittel.<br />
Er kommt schon in der Bibel<br />
vor und hat in unserer Kirche<br />
eine zentrale Bedeutung. Und er<br />
ist natürlich berauschend und<br />
wohlschmeckend.<br />
Was macht Alkohol mit uns?<br />
Alkohol ist zunächst einmal ein<br />
hervorragendes Genussmittel:<br />
Wein zum Essen oder der Cocktail<br />
in der Bar. Er ist aber auch<br />
ein Rauschmittel. Wenn wir Alkohol<br />
trinken, überwinden wir damit<br />
die von uns Menschen künstlich<br />
auferlegte Zähmung des Animalischen,<br />
ohne die die Gesellschaft<br />
im Chaos versinken würde. Damit<br />
wir uns aber beispielsweise<br />
trauen, jemanden anzusprechen,<br />
kann eine Enthemmung hilfreich<br />
sein. Der Alkohol ist damit eine<br />
Art Gesellschaftskatalysator, der<br />
Hemmschwellen abbaut.<br />
Das Problem beim Alkohol jedoch<br />
ist, dass seine Wirkung nicht abschätzbar<br />
ist, da er im Grunde<br />
ein Nervengift ist. Sie werden erst<br />
entspannter, dann kritikloser und<br />
schließlich müde oder aggressiv.<br />
Das ist bei Cannabis anders: Je<br />
mehr Sie konsumieren, umso entspannter<br />
werden Sie. Beim Alkohol<br />
hingegen wechseln die psychischen<br />
Zustände – und das bei jedem Menschen<br />
nach unterschiedlichen Dosen.<br />
Das größte Problem jedoch ist<br />
letztlich die Kritiklosigkeit, mit<br />
der man unkontrolliert irrationale<br />
Handlungen vollzieht. Das zeigen<br />
viele Straftaten, die unter Alkoholeinfluss<br />
verübt werden. Jeder weiß<br />
beispielsweise, dass man betrunken<br />
nicht Auto fahren darf und<br />
trotzdem wird es immer wieder getan.<br />
Alkohol ist als Rauschmittel<br />
ziemlich ungeeignet – im Vergleich<br />
zu anderen Drogen.<br />
Werden selbst friedfertige Menschen<br />
ab einem gewissen „Pegel“<br />
aggressiv?<br />
Ja, das ist überhaupt keine Frage.<br />
Alkohol enthemmt und Aggressionen<br />
schlummern in jedem.<br />
Es gibt den Spruch „In vino<br />
veritas“ oder „Betrunkene sagen die<br />
Wahrheit“.<br />
Das ist eben diese Enthemmung.<br />
Man traut sich unter Alkoholeinfluss<br />
Dinge zu sagen oder zu tun,<br />
die man sonst nicht machen würde.<br />
Wie ist es zu erklären, dass manche<br />
Menschen abhängig vom Alkohol<br />
werden?<br />
Mit dem Rausch wird das Belohnungssystem<br />
in unserem Körper<br />
„befeuert“. Dieses System hat jeder,<br />
es ist aber unterschiedlich ausgeprägt<br />
und zum Teil auch genetisch<br />
angelegt. Grundsätzlich möchten<br />
wir haben, was uns glücklich<br />
macht. Bei manchen psychoaktiven<br />
Substanzen reicht ein einzi-<br />
© Traumbild - Fotolia.com<br />
ger Rausch, und man kann davon<br />
abhängig werden. Wer psychisch<br />
gefestigt und mit seinem Leben zufrieden<br />
ist, muss nicht nachhelfen.<br />
Wer allerdings unglücklich ist oder<br />
Sorgen hat, für den ist der Rausch<br />
die Flucht in eine Art Glücksgefühl.<br />
Man muss also schon psychisch gefestigt<br />
sein, um seine Grenzen zu<br />
kennen.<br />
Hinzukommt, dass Alkohol leicht<br />
verfügbar ist – überall zu kaufen<br />
und billig. Über 90 Prozent aller<br />
18- bis 65-Jährigen konsumieren<br />
Alkohol. Da ist auch die Gefahr<br />
groß, genötigt zu werden. Eine<br />
Frau hat mir mal erzählt, dass ihr<br />
Freund keinen Alkohol trinkt. In<br />
seiner Fußballmannschaft wird er<br />
damit regelmäßig aufgezogen oder<br />
ihm sogar unterstellt, dass er ein<br />
„Alkoholproblem“ hätte. Verrückt,<br />
denn eigentlich ist es genau umgekehrt.<br />
Bei vielen gesellschaftlichen<br />
Anlässen ist das im Übrigen nicht<br />
anders, wenn man Alkohol ablehnt.<br />
HilfemitHerz<br />
undVerstand<br />
Was spricht dennoch dafür, dass<br />
Alkohol legal und beispielsweise<br />
Cannabis verboten ist?<br />
Meiner Meinung nach spricht überhaupt<br />
nichts dagegen, Cannabis<br />
zu legalisieren. Ganz im Gegenteil.<br />
Wenn man schon der Gesellschaft<br />
zubilligt, dass sie Drogen<br />
haben darf, dann muss man aber<br />
auch alle Drogen mit gleichem Maß<br />
messen. Und das Maß ist immer:<br />
Wie hoch ist der Kollateralschaden?<br />
Eine aufwendige Studie hat<br />
die Gefährlichkeit von verschiedenen<br />
Drogen untersucht. Man hat<br />
festgestellt, dass Alkohol noch vor<br />
Heroin oder Crack liegt und Cannabis<br />
erst in weitem Abstand folgt.<br />
Allerdings wurde Cannabis in der<br />
Vergangenheit zu Unrecht von der<br />
Gesellschaft stigmatisiert. Das ist<br />
schwer aus den Köpfen zu bekommen.<br />
Ich persönlich wäre froh über<br />
jeden, der von Schnaps zu Cannabis<br />
wechselt, denn dann gibt es<br />
weniger Straftaten.<br />
AWO Uckermark<br />
Sozial- und Pflege gGmbH<br />
Demenzberatungsstelle<br />
Klosterstraße 14c in Prenzlau<br />
– kostenlos und für alle offen –<br />
individuelle und vertrauensvolle Beratung<br />
für Betroffene sowie Angehörige,<br />
Freunde und Kontaktpersonen<br />
von demenzkranken Menschen<br />
Öffnungszeiten: Montag<br />
Mittwoch<br />
Freitag<br />
von 07.30 – 13.30 Uhr<br />
von 09.30 – 16.00 Uhr<br />
von 13.00 – 16.00 Uhr<br />
oder nach telefonischer Vereinbarung.<br />
Ihre Ansprechpartnerin: Frau Marina Liss, Tel. 03984/ 865861<br />
Dr. Gernot Rücker<br />
ist Oberarzt an der<br />
Universitätsmedizin<br />
Rostock. © privat<br />
AWO Kreisverband<br />
Uckermark e.V.<br />
Uckermärkische<br />
Werkstätten<br />
gemeinnützige<br />
Gesellschaft mbH<br />
AWO Kinder- und<br />
Jugendhilfe gGmbH<br />
AWO Uckermark<br />
Sozial und<br />
Pflege gGmbH<br />
Prenzlau<br />
Klosterstraße14c<br />
Tel.0398486580<br />
Templin<br />
Schinkelstr.32<br />
Tel.039872000055<br />
www.awo-uckermark.de<br />
info@awo-uckermark.de
GESUNDHEIT<br />
Weintrinker leben gesünder<br />
Wer Alkohol nur zum Genuss und in Maßen zu sich nimmt, läuft nicht Gefahr, abhängig oder<br />
gar krank zu werden. Im Gegenteil – er tut seinem Körper sogar etwas Gutes.<br />
Von Susann Moll<br />
Sonne, Strand, mediterrane Küche<br />
mit Tomaten, Knoblauch und Olivenöl<br />
– am Mittelmeer genießen<br />
viele Urlauber das Leben in vollen<br />
Zügen. Zu einem guten Essen<br />
wird dann gerne ein Glas Rotwein<br />
getrunken.<br />
Aber auch die Einheimischen in<br />
Frankreich, Spanien, Italien und<br />
anderen südlichen Ländern scheinen<br />
dazu selbst im Alltag nicht<br />
„Nein“ zu sagen. Das ist Forschern<br />
vor längerer Zeit schon aufgefallen,<br />
weshalb sie deren Gesundheitszustand<br />
genauer betrachtet<br />
haben. Herausgekommen ist das<br />
sogenannte „Französische Paradox“:<br />
Menschen aus Ländern, in<br />
denen Wein getrunken wird, leiden<br />
seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
„Herzinfarkte und<br />
auch Schlaganfälle sind dort deutlich<br />
seltener“, erklärt Dr. Jens-Peter<br />
Keil, Ernährungsmediziner<br />
am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum<br />
Neubrandenburg.<br />
Der erste Gedanke nach dieser Beobachtung<br />
war, dass es am Rotwein<br />
und seinen speziellen Inhaltsstoffen<br />
liegen muss. Man habe gedacht,<br />
dass aus den Trauben herausgelöste<br />
Farbstoffe diese positive Wirkung<br />
mit sich bringen. „Das konnten die<br />
Wissenschaftler aber so nicht bestätigen“,<br />
fasst der Mediziner aus<br />
Neubrandenburg das Ergebnis<br />
der damaligen Untersuchung zusammen.<br />
Auch Vergleichsstudien<br />
mit anderen Sorten wie Weißwein,<br />
Bier oder sogar Wodka haben gezeigt,<br />
dass der Alkohol selbst der<br />
entscheidende Stoff ist. In Maßen<br />
erweitert er die Gefäße und hat<br />
deshalb diesen gesunden Effekt auf<br />
das Herz-Kreislauf-System.<br />
Alkohol kann vor<br />
Demenz schützen<br />
Aber nicht nur das: Eine neue Veröffentlichung<br />
zeigt, dass er auch<br />
kognitive Störungen im Alter verhindern<br />
kann. „Wir wissen, dass<br />
moderater Alkoholkonsum die<br />
Wahrscheinlichkeit an Demenz zu<br />
erkranken um bis zu 25 Prozent<br />
reduziert“, berichtet Dr. Jens-Peter<br />
Keil. Das sei eine gewaltige Zahl.<br />
Zumal sonst kaum etwas bekannt<br />
© v.poth; Syda Productions - Fotolia.com<br />
kerngesund-Debatte<br />
ist, mit dem man einer Demenz<br />
vorbeugen könne –<br />
außer sich geistig und körperlich<br />
fit zu halten.<br />
Doch was heißt moderater<br />
Alkoholkonsum? Die Deutsche<br />
Gesellschaft für Ernährungsmedizin<br />
empfiehlt<br />
15 bis 30 Gramm Alkohol<br />
am Tag, berichtet Dr. Jens- Dr. Jens-Peter Keil<br />
Peter Keil. Das seien ein © Susann Moll<br />
bis zwei Schoppen Wein oder<br />
ein Liter Bier. „Man weiß, Frauen vertragen nicht so<br />
viel wie Männer, deshalb sollten sie sich an der unteren<br />
Grenze orientieren“, sagt der Facharzt.<br />
Täglicher Alkoholgenuss über diesen Richtwert hinaus<br />
ist aber bedenklich. Neben der Gefahr einer Abhängigkeit<br />
können besonders der Darm und die Leber Schaden<br />
nehmen. „Im Darm führt es dazu, dass bestimmte<br />
Stoffe wie Vitamine nicht mehr richtig aufgenommen<br />
werden können“, erklärt Dr. Jens-Peter Keil.<br />
Auch Entzündungen und Tumorerkrankungen seien<br />
möglich. Die Leber ist aber durch exzessiven Alkoholkonsum<br />
besonders gefährdet, denn er wirkt wie Gift<br />
auf die Zellen des Organs und bewirkt im schlimmsten<br />
Falle, dass sie absterben. „Dann sprechen wir von<br />
einer Leberzirrhose.“ Neben seiner toxischen Wirkung<br />
sei Alkohol auch sehr energiehaltig – fast so sehr wie<br />
Fett. Wird die Energie nicht genutzt, lagert sie sich in<br />
der Leber ab. Es kommt zu einer Leberverfettung, die<br />
die Durchblutung des Organs stören kann.<br />
Foto: © Syda Productions - Fotolia.com<br />
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54 | 55 kerngesund<br />
MV<br />
jobs.de
GESUNDHEIT<br />
kerngesund-Debatte<br />
7 Weisheiten auf dem Prüfstand<br />
01<br />
02<br />
03<br />
Sprüche wie „Bier auf Wein, das lass sein“ oder „Drei Bier sind auch eine Mahlzeit“<br />
kennt jeder. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben. Doch stimmen<br />
sie auch? Wir haben sie zusammen mit Ernährungsmediziner Dr. Jens-Peter Keil vom<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg unter die Lupe genommen.<br />
Von Susann Moll<br />
Wein auf Bier, das rat ich dir.<br />
Bier auf Wein, das lass sein.<br />
Die Reihenfolge der<br />
alkoholischen Getränke<br />
spielt keine Rolle. Doch hat<br />
das „Durcheinandertrinken“<br />
tatsächlich einen negativen<br />
Effekt. In den verschiedenen<br />
Sorten stecken unterschiedliche<br />
sogenannte Fuselalkohole. Diese<br />
Stoffe sorgen an sich schon<br />
für Unwohlsein. Werden sie<br />
gemischt, hat man erst recht<br />
einen Schädel am nächsten Tag.<br />
Alkohol im Essen verkocht<br />
doch sowieso.<br />
Das stimmt. Alkohol ist sehr<br />
flüchtig. Sobald er stark erhitzt<br />
wird, verschwindet er und es<br />
bleibt nur das Aroma zurück.<br />
Von der Rotweinsoße zum<br />
Wildschweinbraten wird also<br />
niemand betrunken und auch<br />
Kinder können bedenkenlos<br />
davon essen.<br />
Drei Bier sind<br />
auch eine Mahlzeit.<br />
In einem Gramm Alkohol<br />
stecken etwa sieben<br />
Kilokalorien. Wer zum Beispiel<br />
einen Liter Weißwein trinkt,<br />
nimmt 700 Kilokalorien zu<br />
sich. Gleichzusetzen wäre das<br />
ungefähr mit zwei Bockwürsten<br />
mit Senf und einem Brötchen.<br />
Drei Flaschen Bier haben<br />
ebenso den Energiegehalt einer<br />
vollwertigen Mahlzeit.<br />
04<br />
05<br />
Bei Völlegefühl<br />
hilft ein „Verteiler“.<br />
Frauen vertragen<br />
weniger als Männer.<br />
Die Verdauung wird durch<br />
einen Schnaps nicht wirklich<br />
angeregt. Man hat aber<br />
das Gefühl, da die Gefäße<br />
erweitert werden und das auch<br />
die Durchblutung im Darm<br />
kurzzeitig angeregt. Allerdings<br />
muss der Alkohol dann wieder<br />
zusätzlich verdaut werden,<br />
sodass der Effekt gleich<br />
null ist.<br />
Männer sind da tatsächlich<br />
im Vorteil. Sie haben von<br />
vornherein einen höheren<br />
Enzymbesatz. Sie können<br />
Alkohol deswegen schneller<br />
abbauen. Das genetische<br />
Grundmuster erlaubt also<br />
eine höhere Toleranzschwelle.<br />
Zusätzlich verfügen Männer<br />
häufig über mehr Masse<br />
als Frauen, auf die sich der<br />
Alkohol verteilen kann.<br />
06<br />
07<br />
Mit einem kleinen „Schlummertrunk“<br />
schläft man besser ein.<br />
Wer auf nüchternen Magen<br />
trinkt, wird schneller betrunken.<br />
© Picture-Factory - Fotolia.com<br />
Primär hat Alkohol eine<br />
enthemmende und anregende<br />
Wirkung. Das kennen wir,<br />
wenn wir auf einer Party<br />
ein Gläschen trinken und<br />
lustiger werden. Das ist<br />
natürlich kontraproduktiv<br />
zum Einschlafen. Auf der<br />
anderen Seite wirkt Alkohol<br />
in bestimmten Dosen auch<br />
sedierend. Man schläft dann<br />
schneller ein. Allerdings ist die<br />
Schlafqualität schlechter.<br />
Ist unser Magen gut gefüllt,<br />
verteilt sich der Alkohol<br />
erst einmal in dieser Masse.<br />
Trinken wir auf nüchternen<br />
Magen, gelangt die Flüssigkeit<br />
schneller in den Dünndarm<br />
und somit auch ins Blut. Man<br />
wird also tatsächlich schneller<br />
betrunken. Allerdings verträgt<br />
derjenige, der gut gegessen hat,<br />
deswegen nicht mehr Alkohol.<br />
Die Wirkung setzt nur später<br />
ein.<br />
56 | 57 kerngesund
GESUNDHEIT<br />
FREI VON<br />
DER LEBER<br />
In der kerngesund-Serie „Ich bin der Boss!“ nehmen wir lebenswichtige<br />
Organe des Menschen mal genauer unter die Lupe. Wir starten mit unserer<br />
körpereigenen Chemiefabrik und Entgiftungsmaschine.<br />
Von Susann Moll und Lisa Walter<br />
Ich bin der Boss!<br />
Teil 1: Die Leber<br />
© Ramona Kaulitzki - Fotolia.com<br />
5 Lebensmittel, die die Leber entgiften<br />
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kaffee<br />
verschiedenen Lebererkrankungen vorbeugen kann<br />
– welcher Stoff im Kaffee dafür verantwortlich ist,<br />
konnten sie aber noch nicht herausfinden.<br />
Knoblauch enthält schwefelhaltige Stoffe. Sie<br />
aktivieren die Leberenzyme, die Giftstoffe aus dem<br />
Körper schleusen.<br />
Grünes Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl oder<br />
Rucola hilft, für die Leber schädliche Stoffe aus dem<br />
Körper zu leiten.<br />
Präparate aus der Mariendistel schützen die<br />
Leber vor Belastungen und unterstützen die eigene<br />
Regenerationsleistung des Organs.<br />
Der in Kurkuma enthaltene Stoff Curcumin schützt<br />
die Leber gegen viele Gifte. Außerdem hilft das gelbe<br />
Gewürz, geschädigte Leberzellen zu regenerieren.<br />
© azurita - Fotolia.com<br />
5 gefährliche<br />
Gifte für die<br />
„Chemiefabrik“<br />
Alkohol wirkt in hohen Dosen als Zellgift. Es besteht<br />
die Gefahr einer Leberzirrhose.<br />
Medikamente, die unkontrolliert oder über einen<br />
längeren Zeitraum eingenommen werden, belasten<br />
die Leber – auch freiverkäufliche Schmerzmittel.<br />
Chemikalien oder Schimmelpilze können ebenfalls<br />
zur Gefahr für die Leber werden.<br />
Energie aus kohlenhydrat- und fettreicher Nahrung,<br />
die nicht umgesetzt wird, lagert sich in der Leber ab<br />
und lässt sie verfetten.<br />
Bewegungsmangel tut also dem Organ auch<br />
nicht gut.<br />
58 | 59 kerngesund<br />
© arinahabich - Fotolia.com<br />
500<br />
Aufgaben<br />
1 Liter<br />
Galle täglich<br />
Entgifter, Speicher, Filter, Kontrolleur,<br />
Chemiefabrik – die Leber ist ein<br />
Arbeitstier und das ist gut so.<br />
1,4 bis 2,0<br />
Kilo wiegt sie<br />
Täglich produziert die Leber<br />
1 Liter Galle für die<br />
Gallenblase, die dann zur<br />
Verdauung dient.<br />
Die Leber ist das größte Organ<br />
innerhalb unseres Körpers. Nur<br />
die Haut wäre größer, aber die<br />
befindet sich bekanntlich nicht<br />
im Inneren. Die Leber eines<br />
Erwachsenen wiegt zwischen<br />
1, 4 bis 2 Kilogramm.<br />
20 Prozent<br />
der Gesamtblutmenge<br />
Bis zu 20 Prozent der Gesamtblutmenge<br />
werden in der Leber gespeichert. Sie werden<br />
bei körperlicher Anstrengung, wenn der Körper<br />
mehr Blut braucht, abgegeben.<br />
© Neyro - Fotolia.com<br />
150 Gramm<br />
Zucker<br />
Glukose wird im Blut durch den Körper transportiert.<br />
Überschüssige Glukose wird in der Leber zu Glykogen<br />
umgebaut. Bis zu 150 Gramm Zucker kann sie so<br />
speichern. Sinkt der Blutzuckersiegel, wandelt sie das<br />
Glykogen zurück und gibt es ins Blut ab.<br />
2 000<br />
Liter Blut<br />
7 Monate<br />
Blutversorger<br />
Die Leber ist, neben all ihren<br />
anderen Aufgaben, bis zum<br />
siebten Schwangerschaftsmonat<br />
für die Blutbildung des<br />
ungeborenen Kindes zuständig.<br />
Die Leber und das Herz sind die beiden<br />
Organe in unserem Körper, die in doppelt<br />
mit dem Blutkreislauf verbunden sind. Daher<br />
fließen täglich schätzungsweise 2000 Liter<br />
Blut durch sie hindurch.
GESUNDHEIT<br />
So forscht<br />
und heilt<br />
der Nordosten<br />
Von Susann Moll<br />
Oscarprämierte Technologie<br />
Jeder Spielfilm, der in den<br />
vergangenen fünf Jahren den<br />
Oscar für die „Beste Kamera“<br />
bekommen hat, wurde mit<br />
dem Kamerasystem „Alexa“<br />
aufgezeichnet. Diese Technik<br />
kommt seit Kurzem auch in der<br />
HNO-Klinik der Universitätsmedizin<br />
Rostock zum Einsatz. Damit wird jedoch keine<br />
neue Klinik-Seifenoper gedreht. Die Technologie<br />
ist in ein digitales Mikroskop eingebaut, das in<br />
der Hansestadt derzeit für den klinischen Alltag<br />
getestet wird. Es liefere präzise 3-D-Bilder, so<br />
Klinikchef Prof. Dr. Robert Mlynski. „Einzigartig<br />
ist der Einsatz in der Lehre und Weiterbildung,<br />
wir können unseren Studenten eindrucksvoll<br />
zeigen, welch kleine Bestandteile des Körpers<br />
das Hören ermöglichen. Gleichzeitig können die<br />
Operationsrisiken für Patienten gesenkt werden<br />
bei steigender medizinischer Qualität.“<br />
Erholung vor der Haustür<br />
Um sich vom Alltagsstress zu erholen, ist es gar nicht<br />
nötig, in die Ferne zu schweifen. Da genügt manchmal<br />
ein Wochenende in der Natur. Zwei der besten<br />
Campingplätze Europas liegen laut ADAC direkt vor<br />
unserer Haustür. Der „Camping- und Ferienpark<br />
Havelberge“ in Groß Quassow und der „Campingpark<br />
Kühlungsborn“ sind mit dem Spitzenprädikat<br />
ADAC-Superplatz 2017 ausgezeichnet worden.<br />
Bundesweit haben in diesem Jahr nur 17 Anlagen<br />
diese Auszeichnung erhalten, heißt<br />
es vom ADAC. Bewertet wurden<br />
insbesondere die Sanitärausstattung,<br />
Standplatzgestaltung,<br />
Versorgungsangebote sowie<br />
Freizeiteinrichtungen.<br />
60 | 61 kerngesund<br />
Schimmelpilzen an den Kragen<br />
Steht der Käse oder der Joghurt mal länger<br />
im Kühlschrank, bildet sich schnell Schimmel.<br />
Die Pilze können aber auch bereits wachsende<br />
Pflanzen auf dem Feld befallen oder sich bei der<br />
Lagerung oder Verarbeitung der Ernte bilden. Sie<br />
enthalten Giftstoffe, die Allergien auslösen oder<br />
sogar krebserregend wirken können. Forscher<br />
der Hochschule Neubrandenburg<br />
haben den Schimmelpilzen deshalb<br />
den Kampf angesagt: Im Projekt<br />
„OxiLiFungi“ sollen natürliche<br />
Pflanzenschutzmittel hergestellt<br />
werden. Im Mittelpunkt der<br />
Forschung stehen Fettsäuren, die<br />
einige Pflanzen zur Abwehr von<br />
Schadorganismen produzieren. Zurzeit<br />
werden in der Landwirtschaft synthetische Mittel<br />
eingesetzt, die in höheren Konzentrationen aber<br />
Umwelt und Gesundheit schaden können. Das<br />
Projekt wird insgesamt drei Jahre mit mehr als<br />
einer Millionen Euro vom Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung gefördert.<br />
Schnelle Untersuchungen für Kinder<br />
Für Babys und kleine Kinder<br />
sind Untersuchungen meist<br />
eine Qual: Sie müssen still<br />
liegen bleiben und Angst<br />
haben sie oft ohnehin schon.<br />
Das Eltern-Kind-Zentrum<br />
der Universitätsmedizin<br />
Greifswald verfügt<br />
nun über ein hochmodernes<br />
Ultraschallgerät, das die Untersuchungen<br />
erträglicher macht. „Mit dem Toshiba-<br />
Aplio 400 Platinum können hochauflösende<br />
zweidimensionale Untersuchungen aller<br />
Organsysteme vorgenommen werden. Auch<br />
kleinste Gefäße werden dabei farblich und exakt<br />
im Bild festgehalten“, berichtet Prof. Holger<br />
Lode, Direktor der Klinik für Kinder- und<br />
Jugendmedizin. Für die Kinder bedeutet das<br />
vor allem kürzere Untersuchungszeiten. „Die<br />
kleinen Patienten und auch die Eltern finden die<br />
großen farbigen Darstellungen am Bildschirm<br />
meistens sehr interessant. Das Gerät arbeitet<br />
ohne Kontrastmittel und Strahlenbelastung, ist<br />
für die Kinder schmerzfrei und insbesondere für<br />
akute und chronische Darmerkrankungen von<br />
großer Bedeutung, aber auch für die schonende<br />
Untersuchung von Frühchen.“ Das 70 000 Euro<br />
teure Gerät wurde aus Spenden finanziert.<br />
Angehörige willkommen<br />
Im Kreise von Familie und<br />
Freunden fühlt man sich geborgen. Deshalb heißt<br />
es am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum: „Angehörige<br />
jederzeit willkommen“. Die Intensivstationen<br />
des Hauses haben zum dritten Mal das<br />
gleichnamige Qualitätszertifikat der Stiftung<br />
Pflege bekommen. Neubrandenburg nehme<br />
eine Vorreiterrolle bei „der uneingeschränkten<br />
Öffnung der Station für Angehörige ein“. Mehr<br />
als 120 Intensivstationen bundesweit zogen nach.<br />
„Der Angehörige spielt als vertrauter Mensch für<br />
den Intensivpatienten eine besondere Rolle und<br />
trägt wesentlich zur Genesung bei“, begründet<br />
Bereichspflegedienstleiter Christian Böttcher das<br />
Engagement der Mitarbeiter bei der Einbeziehung<br />
von Angehörigen in das therapeutische Konzept.<br />
Unsere Klinik wurde 1997 eröffnet und liegt inmitten der<br />
Mecklenburgischen Seenplatte.<br />
Alle Zimmer sind freundlich und behindertengerecht<br />
eingerichtet sowie mit Bad (Du/WC), TV, Telefon und<br />
Balkon ausgestattet. Die Mahlzeiten werden im Speiserestaurant<br />
eingenommen und es stehen Ihnen weiterhin<br />
eine Cafeteria und Aufenthaltsräume zur Verfügung.<br />
Das Angebot wird durch die Eingangshalle mit Sitzgelegenheiten<br />
und einem Sanitätshaus vervollständigt.<br />
Die umfangreiche Therapieabteilung mit Schwimmbad<br />
(18 m), Bewegungsbad, Sauna und großzügig gestalteter<br />
Trainingstherapie bietet modernste medizinische<br />
Behandlungsmöglichkeiten sowie eine umfassende<br />
therapeutische Betreuung durch qualifiziertes Fachpersonal.<br />
Unsere Patienten freuen sich über die kompetente medizinische<br />
Betreuung und das umfassende Freizeitangebot.<br />
Klinik Malchower See GmbH Fon 039932-150<br />
August-Bebel-Straße 27 Fax 039932-15400<br />
17213 Malchow Mail info@reha-malchow.de<br />
Kurzzeitpflege<br />
Pflegende Angehörige leisten sehr viel, sind oft rund<br />
um die Uhr im Einsatz. Aber es gibt auch Zeiten, wo<br />
die Pflege nicht erbracht werden kann. Bei uns haben<br />
die pflegebedürftigen Menschen die Möglichkeit sich<br />
bis zu einem bestimmten Zeitraum vollstationär behandeln<br />
zu lassen.<br />
Unsere Kurzzeitpflege ist mit modernen Pflegebetten<br />
und behindertengerechten Nasszellen ausgestattet.<br />
Jedes Zimmer hat einen eigenen Balkon.<br />
Für weitere Informationen und eine ausführliche Beratung<br />
stehen wir Ihnen gerne telefonisch unter der<br />
Rufnummer 039932-15837 zur Verfügung.<br />
Mehr Krebserkrankungen<br />
In den vergangenen zehn Jahren haben die<br />
Krebsneuerkrankungen in Mecklenburg-<br />
Vorpommern bei Männern um 19 Prozent<br />
und bei Frauen um 17 Prozent zugenommen.<br />
In Brandenburg waren es 18 Prozent mehr<br />
Erkrankungen bei Männern und 13 Prozent<br />
bei Frauen. Die Zahlen gehen aus dem<br />
Gemeinsamen Krebsregister der ostdeutschen<br />
Bundesländer und Berlins hervor. Die Zunahme<br />
ist auf den wachsenden Anteil älterer Menschen<br />
zurückzuführen. Bei Männern sind am meisten<br />
die Prostata, die Lunge und der Darm befallen,<br />
bei Frauen die Brustdrüse, der Darm und die<br />
Lunge. Die gute Nachricht: Bessere Diagnoseund<br />
Therapiemöglichkeiten führen zu immer<br />
längeren Überlebenszeiten. In beiden<br />
Bundesländern überleben um die<br />
60 Prozent aller Krebspatienten<br />
mindestens fünf Jahre. Ende der<br />
80er lagen die Zahlen noch deutlich<br />
darunter.<br />
Intensiv- und Beatmungspflege<br />
Hier werden Patienten betreut, die einen hohen Bedarf<br />
an Unterstützung bei pflegerischen Maßnahmen und<br />
bei der Überwachung der lebenswichtigen Funktionen<br />
von Atmung und Herz-Kreislauf haben.<br />
Um Sie kümmert sich ein Team von Haus- und<br />
Fachärzten, examinierten Pflegekräften und<br />
Therapeuten.<br />
Für eine ausführliche Beratung nehmen Sie gern<br />
Kontakt zu uns auf.<br />
„Sie erreichen uns 24 Stunden unter der Rufnummer<br />
039932 -15628.“<br />
© alexjuve; samarrtiw - Fotolia.com
WOHLBEFINDEN<br />
Herzliche Begrüßung des Dalai Lamas während seines Deutschlandbesuchs im Jahre 2007.<br />
KINDER FRAGEN<br />
© Boris Roessler<br />
Wie werden wir glücklich?<br />
Was machen wir<br />
mit unserer Wut und<br />
unserem Neid? Und<br />
was für eine Welt wünschen wir uns<br />
in Zukunft? Den ganz großen Fragen<br />
des Lebens hat sich die Autorin<br />
Claudia Rinke auf einzigartige Weise<br />
genähert. Sie hat den Dalai Lama,<br />
den sie als internationalen „Superstar<br />
der Lebensweisheit“ bezeichnet,<br />
bei seinem jüngsten Deutschlandbesuch<br />
begleitet und seine Gespräche<br />
mit Kindern und Jugendlichen in<br />
einem Buch dokumentiert, das von<br />
der Stiftung Buchkunst als eines<br />
der schönsten Kinder- und Jugendbücher<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Die wichtigste Botschaft des Dalai<br />
Lamas an die junge Generation lautet:<br />
„Ein kluger Kopf muss immer<br />
durch ein mitfühlendes Herz ausgeglichen<br />
werden.“ Warmherzigkeit<br />
und Mitgefühl – darauf kommt es im<br />
Leben und für die Zukunft an. Wie<br />
Claudia Rinke locker und unterhaltsam<br />
notiert, beschreibt der Dalai<br />
Lama die großen Herausforderungen<br />
der Gegenwart, vor denen ganz<br />
besonders die Jugend steht: Bevölkerungsexplosion,<br />
Artensterben, Wasserknappheit,<br />
die Kluft zwischen<br />
Arm und Reich, Hunger und Kriege.<br />
„Die Jugend muss die Verantwortung<br />
für die Zukunft übernehmen<br />
und erfüllen“, sagt er und appelliert<br />
an die Schüler: „Verhaltet euch anderen<br />
gegenüber offen, helft ihnen,<br />
kümmert euch um sie und entwickelt<br />
ein Bewusstsein von Zusammengehörigkeit<br />
trotz aller Unterschiede.“<br />
Die Kinder haben unbestritten die<br />
Macht. „Wenn du glaubst, dass du<br />
zu klein bist, um etwas zu bewirken,<br />
hattest du noch nie eine Mücke<br />
im Schlafzimmer“, zitiert der Dalai<br />
Lama gerne.<br />
Die Schüler dürfen dem Dalai Lama<br />
aber auch Fragen stellen – und interessieren<br />
sich für viele verschiedene<br />
Themen. Sie wollen wissen, was<br />
wirklich glücklich macht. Sie fragen<br />
danach, was sie tun können, damit<br />
Frieden in der Welt herrscht, warum<br />
es das Böse gibt und ob man Angst<br />
vor dem Tod haben sollte. Sie wollen<br />
wissen, was der Dalai Lama zur<br />
Krise in der Ukraine, zum Konflikt<br />
in Syrien, zum Anschlag vom 11.<br />
September und zur Befreiung Tibets<br />
durch passiven Widerstand zu sagen<br />
hat. Doch sie fragen auch nach<br />
seinen Hobbys, seinem Essen oder<br />
danach, ob er jemals Hosen trägt.<br />
Das geistige Oberhaupt der Tibeter<br />
lobt die Tiefgründigkeit und Fröhlichkeit<br />
der deutschen Jugendlichen<br />
und antwortet klug, visionär, überraschend<br />
offen und manchmal mit<br />
verschmitztem Witz.<br />
Claudia Rinke, die als Juristin auf<br />
vier Kontinenten für die Vereinten<br />
Nationen gearbeitet hat, stellt in<br />
ihren Texten pointiert, anregend<br />
und kurzweilig die uralte Frage<br />
nach einem guten oder richtigen<br />
Leben. Sie ist überzeugt, „dass wir<br />
uns in einer Zeit der weltweit zunehmenden<br />
Ablehnung und Gewalt<br />
besonders auf unsere gemeinsamen<br />
Werte unabhängig von unserer Religion,<br />
Hautfarbe und Nationalität<br />
besinnen müssen“. Ihr Buch ist ein<br />
leidenschaftliches Plädoyer dafür.<br />
Wir haben größere Häuser,<br />
aber kleinere Familien;<br />
mehr Annehmlichkeiten,<br />
aber weniger Zeit.<br />
Wir haben mehr Diplome,<br />
aber weniger Verstand;<br />
mehr Wissen,<br />
aber weniger Urteilsvermögen;<br />
eine bessere Medizin,<br />
aber eine schlechtere<br />
Gesundheit.<br />
Wir sind den ganzen Weg<br />
bis zum Mond und wieder<br />
zurück gereist,<br />
aber es fällt uns schwer,<br />
die Straße zu überqueren,<br />
um unsere neuen Nachbarn<br />
zu begrüßen.<br />
Wir haben bessere Computer<br />
entwickelt, die immer mehr<br />
Informationen speichern können<br />
als je zuvor,<br />
aber wir kommunizieren<br />
weniger.<br />
Wir haben es weit gebracht<br />
in Sachen Quantität,<br />
aber nicht weit bei der Qualität.<br />
Es ist die Zeit von hastigem<br />
Essen, aber langsamer<br />
Verdauung;<br />
die Zeit von großen Menschen<br />
mit kleinem Charakter;<br />
die Zeit riesiger Gewinne,<br />
aber oberflächlicher<br />
Beziehungen.<br />
Es ist eine Zeit, in der viel<br />
im Schaufenster liegt,<br />
aber nichts im Zimmer.<br />
Dalai Lama<br />
DEN DALAI LAMA<br />
BUCHTIPP<br />
Wenn junge Menschen mit dem „Superstar der Lebensweisheit“ sprechen,<br />
geht es um Frieden, den Tod, Klamotten und den Punkt, an dem man besser<br />
davonlaufen sollte, als sich einem Angriff zu stellen.<br />
Von Stefanie Lanin<br />
Wie wir eine bessere Welt erschaffen<br />
Kinderansichten und Weisheiten vom Dalai<br />
Lama – mit dieser Mischung schafft Claudia<br />
Rinke einen ganz besonderen Blick auf die<br />
Zukunft. Claudia Rinke: Kinder sprechen<br />
mit dem Dalai Lama. Wie wir eine bessere<br />
Welt erschaffen. Heyne. Originalverlag<br />
C. H. Beck. 160 Seiten. 9,99 Euro.<br />
ISBN: 978 3 453 60397 4<br />
62 | 63 kerngesund
WOHLBEFINDEN<br />
„Mücken machen mich aggressiv“<br />
Von China-Kritik bis zur Unterwäsche: Bei seinen Treffen mit der jungen Generation<br />
dürfen die Kinder und Jugendlichen den Dalai Lama wirklich alles fragen. Diese<br />
gekürzten Auszüge aus dem Buch von Claudia Rinke zeigen, was die Schüler bewegt.<br />
Was ist innerer Frieden?<br />
Unter innerem Frieden versteht<br />
man, dass es uns gelingt, trotz Tragödien<br />
oder Problemen einen ruhigen<br />
Geist zu bewahren. Ein gutes<br />
Herz können wir entwickeln, wenn<br />
wir uns auch um das Wohlergehen<br />
anderer Menschen kümmern. Es<br />
geht darum, echte Sorge für andere<br />
zu empfinden. Dann ist es möglich,<br />
ein Leben in Wahrhaftigkeit<br />
zu führen und Selbstvertrauen zu<br />
entwickeln. Auch ist man nicht<br />
mehr so empfindlich, wenn andere<br />
einen kritisieren. Man kümmert<br />
sich sogar um das Wohlergehen der<br />
Menschen, die einem Probleme bereiten.<br />
Wie schaffen Sie es, in schwierigen<br />
Situationen Mitgefühl statt Wut zu<br />
empfinden?<br />
Wenn in mir die Wut hochkommt,<br />
mache ich mir klar, dass dieses<br />
Gefühl mir überhaupt nicht dabei<br />
hilft, Probleme zu lösen. Im Gegenteil,<br />
meistens nehmen sie noch zu.<br />
Im wütenden Zustand geht dem<br />
Menschen seine Intelligenz verloren.<br />
Wenn Leute lachen, sind sie<br />
eher fähig zu denken.<br />
Ich komme aus Polen. Wie kann<br />
ich mich in Deutschland zu Hause<br />
fühlen?<br />
Ich bin auch heimatlos. Ein tibetisches<br />
Sprichwort hilft mir, wenn<br />
ich traurig über die Situation bin.<br />
Es lautet: „Wo immer du glücklich<br />
bist, dort ist deine Heimat. Wo immer<br />
man dich liebt, das sind deine<br />
Eltern.“ Ich betrachte mich als<br />
Weltbürger. Ich bin überall zu Hause,<br />
wo man mich anlächelt.<br />
Wie können wir einen besseren<br />
Umgang mit Gefühlen lernen?<br />
Das heutige Bildungssystem vermittelt<br />
vor allem materielles Wissen<br />
und kümmert sich um die Entwicklung<br />
der intellektuellen Fähigkeiten<br />
des Gehirns. „Herzensbildung“<br />
findet nicht statt. Ich bin sicher,<br />
dass ihr euch regelmäßig die Hände<br />
wascht, um Bakterien zu entfernen.<br />
Reinigt ihr auch euer Herz von störenden<br />
Gefühlen wie Neid, Ärger<br />
und Angst? Es ist wichtig, dass wir<br />
den Zustand unserer Gefühle regelmäßig<br />
erkunden. Ich mache das<br />
durch Meditation. Es gibt aber auch<br />
andere Methoden, die helfen, mit<br />
belastenden Emotionen besser umzugehen.<br />
Werden wir beispielsweise<br />
arrogant oder selbstgefällig, so besteht<br />
das Gegenmittel darin, sich<br />
seiner eigenen Probleme und Leiden<br />
bewusst zu werden, um auf den Boden<br />
der Tatsachen zurückzukehren.<br />
Fühlen wir uns jedoch überwältigt,<br />
mutlos, hilflos oder depressiv,<br />
ist es wichtig, an unsere positiven<br />
Eigenschaften zu denken.<br />
Was mache ich, wenn ich mit<br />
Worten oder körperlich angegriffen<br />
werde?<br />
Du musst abschätzen, wie wahrscheinlich<br />
es ist, dass du dich erfolgreich<br />
verteidigen kannst. Wenn<br />
du eine gute Chance dafür siehst,<br />
dann verteidige dich; sonst lauf<br />
weg und bring dich in Sicherheit.<br />
Das ist manchmal klüger.<br />
Warum ist es für Sie wichtig, mit<br />
jungen Menschen über das Thema<br />
„Mitgefühl“ zu sprechen?<br />
Mein Gefühl ist – und ich mag<br />
damit falsch liegen –, dass die<br />
jüngere Generation besser nachdenken<br />
muss. Die ältere Generation<br />
ist in ihrer Denkweise festgefahren.<br />
Mit diesem altmodischen<br />
Denken gehen sie an die Probleme<br />
heran. Die Realität hat sich aber<br />
verändert. Der jüngeren Generation<br />
fällt es leichter, die Realität<br />
aus einer neuen Perspektive<br />
zu betrachten.<br />
Waren Sie schon mal verliebt?<br />
Gelegentlich hatte ich entsprechende<br />
Empfindungen, wenn ich einer<br />
hübschen Frau begegnet bin. An der<br />
Umsetzung war ich jedoch nicht interessiert.<br />
Mir war klar, dass das nur Probleme<br />
gegeben hätte. Ich habe mich<br />
darauf besonnen, dass ich ein buddhistischer<br />
Mönch bin. Manchmal<br />
bin ich schon ein wenig neugierig,<br />
wie es sich anfühlt, verliebt zu<br />
sein. Viele Menschen bitten mich<br />
in Beziehungsfragen um Rat, und<br />
dadurch ist bei mir der Eindruck<br />
entstanden, dass das alles nicht so<br />
einfach ist.<br />
Haben Sie ein Handy?<br />
Mein Assistent hat ein Handy. Als<br />
wir vor einiger Zeit in einer Besprechung<br />
waren, nahm er einen Anruf<br />
entgegen und reichte das Mobiltelefon<br />
an mich weiter. Ich wusste zunächst<br />
gar nicht, wie ich das Gerät<br />
halten muss. Ich dachte mir sofort:<br />
„Das ist nichts für mich!“ Dabei ist<br />
es geblieben.<br />
Haben Sie sich jemals unethisch<br />
verhalten?<br />
Mein Verhältnis zu Mücken ist<br />
nicht sehr ethisch. Wenn ich tief<br />
und fest schlafe und dieses summende<br />
Geräusch höre, kann ich<br />
schon ziemlich aggressiv werden.<br />
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© ChristArt; olenkamelenka -Fotolia.com<br />
Warum gibt es unterschiedliche<br />
Religionen?<br />
Ich bin überzeugt davon, dass es<br />
unterschiedliche Religionen gibt,<br />
weil nicht nur eine Religion oder<br />
ein Glaube für alle Menschen passt.<br />
Ebenso wie Menschen unterschiedliche<br />
Lebensmittel für ihren Körper<br />
bevorzugen, benötigen sie auch<br />
unterschiedliche geistige Nahrung.<br />
Was hätten Sie heute rückblickend<br />
schon als Siebzehnjähriger gerne<br />
gewusst?<br />
Ich hätte gerne gewusst, dass alles,<br />
was wir mit Begeisterung lernen,<br />
länger im Gedächtnis bleibt. Dinge,<br />
wie wir nur aus Pflichterfüllung<br />
lernen, vergessen wir schnell<br />
wieder.<br />
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