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12 Physiotherapeutische Intervention auf der Intensivstation

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Physiotherapie<br />

MedKlinIntensivmedNotfmed2017 ·1<strong>12</strong>:356–370<br />

DOI 10.1007/s00063-016-0259-4<br />

Eingegangen: 18. März 2016<br />

Überarbeitet: 28. August 2016<br />

Angenommen: 4. Oktober 2016<br />

Online publiziert: 23. Januar 2017<br />

© Springer Medizin Verlag Berlin 2017<br />

Redaktion<br />

M.T. Geier, München<br />

K. Stöver, Leipzig<br />

E. Zeiser<br />

Berufsför<strong>der</strong>ungswerk Mainz, DIPLOMA Hochschule – Private Fachhochschule Nordhessen, Mainz,<br />

Deutschland<br />

<strong>Physiotherapeutische</strong><br />

<strong>Intervention</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Intensivstation</strong><br />

Outcomerelevante Messparameter<br />

Ressource Physiotherapie in<br />

Relation zur Bettenanzahl<br />

Hintergrund<br />

Zum Jahr 2013 hielten von 1996 Krankenhäusern<br />

in Deutschland 1198 Einrichtungen<br />

Betten zur intensivmedizinischen<br />

Versorgung vor (60 %). Eine<br />

Fachabteilung „Intensivmedizin“ findet<br />

sich in 418 Krankenhäusern (20,9 %).<br />

Im Vergleich zum Jahr 2007 nahm die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Betten für die stationäre<br />

Versorgung von 506.954 Betten <strong>auf</strong><br />

500.671 Betten um 1,2 % ab. Insgesamt<br />

sind 26.579 Betten für eine intensivmedizinische<br />

Versorgung im Jahr 2013<br />

designiert (5,3 % aller Krankenhausbetten).<br />

Im Jahr 2007, 5 Jahr zuvor, belief<br />

sich die Anzahl <strong>der</strong> Intensivbetten bei<br />

23.357. Ein Anstieg <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong><br />

Bettenanzahl in <strong>der</strong> Intensivmedizin um<br />

11 % ist zu verzeichnen. Die 2.397.199<br />

intensivmedizinischen Behandlungsfälle<br />

entsprechen bezogen <strong>auf</strong> 18.787.168<br />

jährliche stationäre Behandlungsfälle<br />

einem Anteil von 13 %, was einen Anstieg<br />

um weitere 2 % gegenüber dem<br />

Jahr 2007 bedeutet [1]. Des Weiteren<br />

wird die Prävalenz chronischer Erkrankungen<br />

in <strong>der</strong> Intensivmedizin durch<br />

Behandlung Hochbetagter in <strong>der</strong> Kohortenstudie<br />

von Baghshaw et al. dargestellt,<br />

in <strong>der</strong> hochbetagte Patienten 13,6 % aller<br />

Intensivpatienten ausmachen [2].<br />

Ein zahlenmäßiger Anstieg (geschätzt<br />

um 150 %) <strong>der</strong> hochbetagten Bevölkerung<br />

in <strong>der</strong> intensivmedizinischen<br />

Versorgung ist Rechnung zu tragen.<br />

Laut Statistisches Bundesamt ist durch<br />

Hochrechnung mit einem Anstieg <strong>auf</strong><br />

10 Mio. Hochbetagten in Deutschland<br />

zum Jahr 2050 zu rechnen [3]. Eindeutig<br />

ersichtlich ist die Zunahme <strong>der</strong> Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Intensivmedizin im Kontext<br />

des demographischen Wandels. Bedenkt<br />

man die Bedeutung <strong>der</strong> Remobilisierung<br />

beim betagten Patienten, offenbart sich<br />

für die Physiotherapie eine beson<strong>der</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung [4]. Physiotherapeuten<br />

machen mit etwa 19.000 Angestellten<br />

nur 2,3 % aller Gesundheitsdienstberufe<br />

(829.000) in <strong>der</strong> stationären Versorgung<br />

<strong>der</strong> Patienten aus [5]. Ein Verteilerschlüssel<br />

<strong>der</strong> Therapeutenberufe <strong>auf</strong><br />

<strong>Intensivstation</strong>en ist nicht bekannt. Umso<br />

wichtiger wird es, die zur Verfügung<br />

stehende Ressource „Physiotherapie“<br />

sinnvoll zu nutzen. In Folge dessen<br />

beabsichtigen viele Häuser intern, die<br />

Vorgehensweisen <strong>der</strong> Physiotherapie zu<br />

optimieren und entsprechend zu klassifizieren,<br />

inwieweit Physiotherapie <strong>auf</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Intensivstation</strong> Anwendung findet.<br />

» In <strong>der</strong> intensivmedizinischen<br />

Versorgung steigt die Zahl <strong>der</strong><br />

Hochbetagten<br />

Physiotherapie in <strong>der</strong> Intensivmedizin<br />

variiert in ihrer praktischen Anwendung<br />

mit <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> klinischen<br />

Einrichtung. Auch innerhalb einer Universitätsmedizin<br />

werden zwischen den<br />

<strong>Intensivstation</strong>en verschiedene Einsatzund<br />

Behandlungsstrategien verfolgt. Die<br />

vor<strong>der</strong>gründigen Zielsetzungen richten<br />

sich vor allem <strong>auf</strong> die Prävention von<br />

„post intensive care syndrome“ (PICS).<br />

„Ziele <strong>der</strong> physikalischen Medizin und<br />

Rehabilitation sind das Entgegenwirken<br />

<strong>der</strong> Dekonditionierung, die Vermeidung<br />

von Sekundärverän<strong>der</strong>ungen und die<br />

Vorbeugung von Komplikationen“ [6].<br />

Eine Vorgehensweise ist in einschlägiger<br />

Literatur diesbezüglich nicht beschrieben.<br />

Auch im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung<br />

zum Physiotherapeuten gemäß<br />

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) I.I<br />

S. 3786 aus dem Jahr 1994 wird keine<br />

Grundlage mit konkreten Lehrinhalten<br />

für die Intensivmedizin vermittelt. Orientierungshilfe<br />

bietet in <strong>der</strong> Regel nur<br />

Expertise erfahrener Therapeuten.<br />

Folgende Leitlinien sind für die Intensivmedizin<br />

im Kontext zur Physiotherapie<br />

vorhanden.<br />

Leitlinien für die Physiotherapie<br />

DieS2-Leitlinie„acuterespiratorydistresssyndrome“(ARDS)ausdemJahr<br />

1997 sieht eine Indikation zur Physio-<br />

Infobox Konzeptionierung:<br />

Welcher Ansatz ist <strong>der</strong> Richtige?<br />

Ansatz 1<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Druckunterstützung zur<br />

maximalen Entlastung <strong>der</strong> Atmungsorgane<br />

und maximalen Belastung des Patienten<br />

durch den Therapeuten<br />

Ansatz 2<br />

Reduktion maschineller Unterstützung <strong>der</strong><br />

ventilatorgestützten Beatmung und Adaptation<br />

<strong>auf</strong> eine submaximale Beanspruchung des<br />

Patienten durch den Therapeuten<br />

356 Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017


Intensivmedizin & Physiotherapie: ("intensive care" o<strong>der</strong> "intensive care unit") und<br />

("physical therapy" o<strong>der</strong> "physiotherapy" o<strong>der</strong> "early mobilization") (n=3,643)<br />

Monitorüberwachung: ("intensive care" o<strong>der</strong> "intensive care unit") und "physical therapy"<br />

o<strong>der</strong> ("physiotherapy" o<strong>der</strong> "early mobilization") und "monitoring"<br />

Beatmung: ("intensive care" o<strong>der</strong> "intensive care unit") und ("physical therapy" o<strong>der</strong> "physiotherapy"<br />

o<strong>der</strong> "early mobilization") und (["weaning" und "mechanical<br />

ventilation"] o<strong>der</strong> ["breathing" und "mechanical ventilation"])<br />

Zugänge & ableitende Systeme: ("intensive care" o<strong>der</strong> "intensive care unit") und ("physical<br />

therapy" o<strong>der</strong> "physiotherapy" o<strong>der</strong> "early mobilization")<br />

und "drain" o<strong>der</strong> access"<br />

Laborwerte: ("intensive care" o<strong>der</strong> "intensive care unit") und ("physical therapy" o<strong>der</strong><br />

"physicotherapy" o<strong>der</strong> "early mobilization") und "blood gas analysis"<br />

Monitor<br />

(n=264)<br />

Beatmung<br />

(n=394)<br />

Zu- & Abgänge<br />

(n=182)<br />

Einschlusskriterien nicht erfüllt:<br />

(n=20) (n=25) (n=16) (n=4) in Deutsch o<strong>der</strong> Englisch publiziert<br />

(n=34) (n=38) (n=20) (n=14) Publiziert nach 1990<br />

(n=81) (n=118) (n=57) (n=29) Volltextzugang<br />

Monitor<br />

(n=<strong>12</strong>9)<br />

Monitor<br />

(n=36)<br />

Beatmung<br />

(n=213)<br />

Zu-& Abgänge<br />

(n=89)<br />

Laborwerte<br />

(n=78)<br />

Laborwerte<br />

(n=31)<br />

Ausschlusskriterien erfüllt:<br />

(n=68) (n=77) (n=29) (n=14) fehlen<strong>der</strong> Kontext zur Physiotherapie<br />

(n=19) (n=3) (n=16) (n=3) fehlen<strong>der</strong> Kontext zur <strong>Intensivstation</strong><br />

(n=6) (n=16) (n=14) (n=1) fehlen<strong>der</strong> Kontext zu Erwachsenenmedizin<br />

Beatmung<br />

(n=117)<br />

Zu-& Abgänge<br />

(n=28)<br />

(n=24) Entfernung von Duplikaten zur statistischen Erfassung<br />

Abb. 1 8 Algorithmus zur Literaturrecherche<br />

therapie bei einem Sättigungsabfall unter<br />

90 % vor. Eine konsequente Mobilisation<br />

desPatienten,d.h.Physiotherapie,soll<br />

stattfinden. Die Maßnahme stellt Prophylaxe<br />

und Therapie zugleich dar. Kann<br />

das Ziel nicht erreicht werden, erfolgt die<br />

apparative Beatmung [7].<br />

(n=172) Studien in Auswertung<br />

eingeschlossen!<br />

Laborwerte<br />

(n=15)<br />

DieS3-LeitliniefürAnalgesie-Sedierung-Delir-Management<br />

in <strong>der</strong> Intensivmedizin<br />

erkennt physiotherapeutische<br />

Maßnahmen als Erweiterungsmöglichkeit<br />

zur kontinuierlichen Schmerztherapie<br />

an [8].<br />

Die S2-Leitlinie zum Thema Sepsis<br />

weist deutlich dar<strong>auf</strong> hin, dass „we<strong>der</strong><br />

therapeutische Rehabilitationsstandards<br />

noch <strong>auf</strong> diese Patienten ausgerichtete<br />

Rehabilitationseinrichtungen“ [9] existieren.<br />

Die S2e-Leitlinie <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft<br />

für Neurologische Rehabilitation<br />

gibt 2 Empfehlungen:<br />

4 Empfehlung 5.1.1: Soweit <strong>der</strong> klinische<br />

Zustand des Patienten es erlaubt,<br />

sollte ein früher Beginn <strong>der</strong> Rehabilitation<br />

<strong>der</strong> Armmotorik erfolgen<br />

(Empfehlungsgrad B).<br />

4 Empfehlung 5.1.2: Im stationären<br />

(o<strong>der</strong> teilstationären) Bereich (Neurorehabilitation)<br />

soll für subakute<br />

Schlaganfallpatienten mindestens<br />

30 min lang eine werktägliche zusätzliche<br />

spezifische Armrehabilitation<br />

erfolgen, wenn eine weitere Funktionsverbesserung<br />

o<strong>der</strong> zumindest<br />

Beschleunigung <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> Armmotorik erreicht<br />

werden soll (Empfehlungsgrad A).<br />

EntsprechendeEffektewurdeninStudien<br />

mit einer Behandlungsdauer von<br />

4–20 Wochen dokumentiert [10].<br />

Für die Physiotherapie in <strong>der</strong> Intensivmedizin<br />

wurde von <strong>der</strong> Europäischen<br />

Atemgesellschaft und <strong>der</strong> Europäischen<br />

Gesellschaft für Intensivmedizin eine<br />

gemeinsame Empfehlung erarbeitet, die<br />

als Leitlinie gelten kann [11]. Dabei zeigen<br />

folgende therapeutische <strong>Intervention</strong>smöglichkeiten<br />

das Evidenzniveau<br />

Grad A: Atemtherapie zur Vorbeugung<br />

einer Intubation durch nichtinvasive<br />

Verfahren <strong>der</strong> Beatmungstherapie bei<br />

Patienten mit Lungenödem, bei chronisch-obstruktiver<br />

Lungenerkrankung<br />

(COPD), bei Thoraxverletzungen o<strong>der</strong><br />

<strong>auf</strong>grund neuromuskulärer Fehlfunktionen.<br />

Zudem wird eine Unterbrechung<br />

des Weanings empfohlen, insofern therapeutenüberwachte<br />

Weaningstrategien<br />

verfolgt werden o<strong>der</strong> die Behandlung einer<br />

Hyperkapnie im Vor<strong>der</strong>grund steht.<br />

Den Empfehlungsgrad B erhalten Maßnahmen<br />

zur forcierten Exspiration bei<br />

nichtintubierten Patienten und manuelle<br />

Hyperinflationstechniken (MHI)<br />

bei intubierten Patienten. Die Funktionsüberprüfung<br />

und Überwachung,<br />

eine Behandlung bestehen<strong>der</strong> Dekondi-<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017 357


Zusammenfassung · Abstract<br />

tionierung, emotionale Probleme und<br />

Kommunikationsprobleme sowie weitere<br />

Aspekte <strong>der</strong> Atemtherapie stehen an<br />

zweiter Stelle [<strong>12</strong>].<br />

Fragestellung <strong>der</strong> Studie<br />

DergroßeUnterschiedindenVorgehensweisen<br />

und in <strong>der</strong> vorhandenen Literatur<br />

eröffnet viele Fragen an die Physiotherapie.<br />

In dieser Studie wurde untersucht,<br />

welche Parameter als Indikation<br />

für eine physiotherapeutische <strong>Intervention</strong><br />

bei Intensivpatienten dienlich sind.<br />

Reviewmethodik<br />

Basierend <strong>auf</strong> dem Manual „Physiotherapie<br />

in <strong>der</strong> Intensivmedizin“ werden<br />

mehrere Gruppen an Parametern<br />

analysiert. In diesem können 4 Fel<strong>der</strong><br />

identifiziert werden, die sich als Kriterium<br />

für die Indikationsstellung eignen.<br />

Das Manual betrachtet allgemeingültig<br />

für alle <strong>Intensivstation</strong>en mehrere<br />

intensivmedizinische Beobachtungskriterien<br />

zur Schaffung eines adäquaten<br />

Basiswissens. Die Kriterien darin glie<strong>der</strong>n<br />

sich tabellarisch in übergeordnete<br />

Fel<strong>der</strong>: Monitor, Beatmung, Zugänge<br />

und ableitende Systeme, Geräte zur<br />

Unterstützung von Organfunktionen,<br />

Medikamente, Laborwerte und Hilfsmittel<br />

[13]. Als Produkt <strong>der</strong> Sektion<br />

Physiotherapie in <strong>der</strong> Intensivmedizin<br />

<strong>der</strong> Deutschen Interdisziplinären Vereinigung<br />

für Intensiv und Notfallmedizin<br />

(DIVI) wird es voraussichtlich Ende<br />

2016 als Komplettversion publiziert.<br />

Suchstrategie<br />

Im Kern wird eine Literaturrecherche<br />

durchgeführt (. Abb. 1). Aufgrund des<br />

Zugriffs <strong>auf</strong> Datenbanken mit Zugangsberechtigungen<br />

<strong>der</strong> Universitätsmedizin<br />

Mainz wurde PubMed/MEDLINE mit<br />

<strong>der</strong> Option zum MeSH Indexing und<br />

<strong>der</strong> Bemächtigung <strong>auf</strong> Volltextzugang zu<br />

Artikeln als ausgewähltes Suchmedium<br />

bestimmt.<br />

Med Klin Intensivmed Notfmed 2017 · 1<strong>12</strong>:356–370<br />

© Springer Medizin Verlag Berlin 2017<br />

DOI 10.1007/s00063-016-0259-4<br />

E. Zeiser<br />

<strong>Physiotherapeutische</strong> <strong>Intervention</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Intensivstation</strong> .<br />

Outcomerelevante Messparameter<br />

Zusammenfassung<br />

Hintergrund. Leitlinien können für die<br />

Physiotherapie in <strong>der</strong> Intensivmedizin keine<br />

differenzierte Empfehlung bieten. Wissenschaftliche<br />

Publikationen zur Physiotherapie<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Intensivstation</strong> weisen zumeist nur ein<br />

geringes Evidenzniveau <strong>auf</strong> und verbleiben<br />

oftmals in einer Gewährleistung für eine<br />

sichere Durchführbarkeit <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

in <strong>der</strong> Intensivmedizin.<br />

Fragestellung. Welche Messparameter sind<br />

outcomerelevant und welche <strong>Intervention</strong>en<br />

sollte man dabei berücksichtigen?<br />

Material und Methode. Eine Literaturrecherche<br />

wurde durchgeführt. Zugrunde gelegt<br />

wurden eine PubMed-Suche mit Volltextzugang<br />

sowie spezifische Begriffsdefinitionen<br />

für Physiotherapie, Intensivmedizin und 4<br />

von 7 Rahmenbedingungen aus dem Manual<br />

„Physiotherapie in <strong>der</strong> Intensivmedizin“.<br />

Ergebnisse. Die Verfügbarkeit von 172 Studien<br />

stellt klar dar, dass sich die Physiotherapie<br />

durchaus mit einem intensivmedizinischen<br />

Umfeld auseinan<strong>der</strong>setzt. Parameter zur<br />

quantitativen und qualitativen Erfassung<br />

<strong>der</strong> Vigilanz und des Bewusstseinszustands<br />

sowie Assessments zur Beurteilung <strong>der</strong><br />

Mobilität mittels Medical Research Council<br />

(MRC) und Handgrip Dianometry (DM),<br />

sowie <strong>der</strong> Selbsthilfefähigkeit mittels<br />

„functional independence measure“ (FIM)<br />

und Barthel-Index (BI) weisen jedoch eine<br />

aussagekräftigere Verbindung für die tägliche<br />

Praxis <strong>auf</strong>.<br />

Schlussfolgerungen. Die Schwierigkeiten,<br />

Physiotherapie <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Intensivstation</strong> sinnvoll<br />

einzusetzen, liegen nicht in <strong>der</strong> Gewährleistung<br />

<strong>der</strong> Sicherheit des Patienten o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Durchführung einer physiotherapeutischen<br />

Anwendung. Die Rahmenbedingungen des<br />

intensivmedizinischen Umfelds stellen kein<br />

Hin<strong>der</strong>nis dar. Von immanenter Bedeutung ist<br />

es, die begrenzte Ressource Physiotherapie<br />

optimal und zielgerichtet im Bereich <strong>der</strong><br />

Intensivmedizin zu nutzen. Die Determination<br />

an das Umfeld adaptierter Zielgrößen spielt<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Schlüsselwörter<br />

Physiotherapie · Intensivmedizin ·<br />

Vorgehensweise · Rehabilitation · Leitlinien<br />

Physiotherapy interventions in the ICU. Outcome-relevant<br />

measurement parameters<br />

Abstract<br />

Background. Guidelines cannot provide<br />

differentiated recommendations for<br />

physiotherapy (PT) in intensive care medicine.<br />

Scientific publications for PT in the intensive<br />

care unit (ICU) usually only have low levels<br />

of evidence and often express safety and<br />

feasibility of PT in the ICU.<br />

Objective. Which measurement parameters<br />

are relevant for defining outcome and<br />

what interventions should one take into<br />

consi<strong>der</strong>ation?<br />

Materials and methods. A literature review<br />

was conducted. This was based on a PubMed<br />

search with full text access, as well as specific<br />

definitions for physical therapy, intensive care<br />

and four out of seven conditions from the<br />

manual “Physiotherapy in intensive care”.<br />

Results. The availability of 172 studies clearly<br />

shows that there is certainly PT research<br />

concerning the critical environment of the<br />

ICU. However, parameters for quantitative and<br />

qualitative detection of vigilance and state<br />

of consciousness as well as assessments to<br />

evaluate the mobility and the ability to help<br />

themselves are important for everyday use.<br />

Conclusions. The difficulties of using PT in the<br />

ICU are not useful in ensuring the safety of<br />

the patient or performing a PT treatment. The<br />

conditions of the intensive care environment<br />

are not an obstacle. It is of immanent<br />

importance to use the limited resources of<br />

PT in an optimal and targeted manner in the<br />

ICU environment. The determination of ICUadapted<br />

goals plays a crucial role.<br />

Keywords<br />

Physical therapy · Critical care · Procedure ·<br />

Rehabilitation · Guidelines<br />

Relevante Aspekte bei <strong>der</strong><br />

Literaturauswahl<br />

Für die Auswahl geeigneter Literatur<br />

sind Einschluss- und Ausschlusskrite-<br />

358 Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017


35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

HR<br />

BP<br />

S p O 2<br />

RR<br />

MAP<br />

ICP<br />

CPP<br />

RASS<br />

GCS<br />

CAM-ICU<br />

Temp<br />

Gewicht<br />

Parameter definiert Parameter benannt Parameter nicht benannt<br />

Abb. 2 8 Parameter des Kriteriums Monitor. BP Blutdruck, CAM-ICU „confusion assessment method“ für <strong>Intensivstation</strong>en,<br />

CPPzerebralerPerfusionsdruck,GCSGlasgowComaScore,HRHerzfrequenz,ICPintrakraniellerDruck,MAPmittlererarterieller<br />

Blutdruck, RASS Richmond Agitation Sedation Scale, RR Atemfrequenz, S pO 2 Sauerstoffsättigung, Temp Temperatur<br />

<strong>12</strong>0<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

RR F I O 2 I:E ΔP PEEP NO V t<br />

Parameter definiert Parameter benannt Parameter nicht benannt<br />

Abb. 3 8 ParameterdesKriteriumsBeatmung.ΔPBeatmungsdruck,I:EInspirationzuExspiration,NOStickstoffmonoxid,PEEP<br />

positiver endexpiratorischer Druck, RR Atemfrequenz, V tTidalvolumen<br />

rien sorgfältig zu berücksichtigen, eine<br />

definierte Auswahl an Suchbegriffen ist<br />

zu treffen und einzelne Schriftstücke<br />

sind einzusehen.<br />

Insgesamt stehen 3643 Artikel in<br />

Verbindung zur Physiotherapie und Intensivmedizin.<br />

Nach Beendigung des<br />

Ein- und Ausschlussverfahrens erfolgt<br />

eine Zuordnung zu den Kriterien Monitor<br />

(n = 36), Beatmung (n = 117),<br />

Zugänge und ableitende Systeme (n =<br />

28) und Laborwerte (n = 15). Insgesamt<br />

können 172 Studien zur Auswertung<br />

hinzugezogen werden.<br />

Im ersten Schritt findet eine Erfassung<br />

terminologischer Suchbegriffe statt.<br />

Für den Begriff <strong>der</strong> Physiotherapie wurden<br />

„physiotherapy“, „physical therapy“,<br />

„physical therapy modalities“ und „early<br />

mobilization“ gewählt. Für den Begriff<br />

<strong>der</strong> Intensivmedizin wurden „inten-<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017 359


Physiotherapie<br />

14<br />

<strong>12</strong><br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

P a O 2 S a O 2 p cv<br />

O 2<br />

S pv O 2 p a CO 2 pH-Wert Laktat Hb Glukose<br />

Parameter definiert Parameter benannt Parameter nicht benannt<br />

Abb. 4 8 Parameter des Kriteriums Laborwerte. Hb Hämoglobin, p aCO 2 arterieller Kohlendioxidpartialdruck, p aO 2 arterieller<br />

Sauerstoffpartialdruck,p cvO 2 zentralvenöserSauerstoffpartialdruck,S pvO 2 periphervenöse Sauerstoffsättigung,S aO 2 arterielle<br />

Sauerstoffsättigung<br />

sive care“ und „intensive care unit“ gewählt.<br />

Für den Begriff <strong>der</strong> Monitorüberwachung<br />

wurde „monitoring“ gewählt.<br />

Für den Begriff <strong>der</strong> Laborwerte, maßgeblich<br />

mittels Blutgasanalyse, wurde „blood<br />

gas analysis“ gewählt. Für den Begriff <strong>der</strong><br />

Beatmung wurden „breathing with mechanical<br />

ventilation“ und „weaning with<br />

mechanical ventilation“ gewählt. Für den<br />

Begriff <strong>der</strong> Zugänge und ableitenden Systeme<br />

wurden „drain“ und „access“ gewählt.<br />

Ein- und Ausschlusskriterien<br />

Kriterien zur Objektivierung <strong>der</strong><br />

Datenmenge<br />

Die Studien werden durch folgende Einschlusskriterien<br />

gefiltert:<br />

4 Publikation in deutscher o<strong>der</strong> englischer<br />

Sprache,<br />

4 Publikation nach dem Jahr 1990,<br />

4 Volltextzugang im Suchmedium<br />

PubMed/Medline an <strong>der</strong> Universitätsmedizin<br />

Mainz.<br />

In Folge wurden alle Studien gesichtet<br />

und weiteren Ausschlusskriterien entgegen<br />

gestellt. Diese beziehen sich primär<br />

<strong>auf</strong> den Kontext innerhalb <strong>der</strong> Studien,<br />

wobei ein Volltextzugang Voraussetzung<br />

war. Überprüft wurde, ob Physiotherapie<br />

o<strong>der</strong> die <strong>Intensivstation</strong> (einschließlich<br />

Stroke Unit) Tatbestand <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Studie ist. Zudem wurde überprüft, ob<br />

die Studie sich ausschließlich <strong>auf</strong> die Erwachsenenmedizin<br />

bezieht (. Abb. 1).<br />

Ergebnis nach Selektionsverfahren<br />

Die Kombination <strong>der</strong> Begriffe für <strong>Intensivstation</strong><br />

und Physiotherapie ergab 643<br />

Studien. Die Verknüpfung mit den Begriffen<br />

<strong>der</strong> Kategorien aus dem Manual<br />

reduziert die Auswahl an Studien <strong>auf</strong><br />

918. Etwa 50 % <strong>der</strong> Studien (456) haben<br />

die Einschlusskriterien nicht erfüllt.<br />

Bei näherer Begutachtung konnten 253<br />

Studien mangels Kontext zur Intensivmedizin<br />

o<strong>der</strong> zur Physiotherapie aussortiert<br />

werden. Keinen Bezug zur Erwachsenenmedizin<br />

hatten 37 Studien. Aus den<br />

196 Studien konnten 36 Studien mit dem<br />

Kriterium Monitor, 117 Studien mit dem<br />

KriteriumBeatmung,28Studienmitdem<br />

Kriterium Zugänge und ableitende Systeme<br />

und 15 Studien mit dem Kriterium<br />

Laborwerte verknüpft werden. Da mehrere<br />

parallele Suchabläufe stattgefunden<br />

haben, kam es zu einer Aufzählung von<br />

24 Duplikaten. In die Literaturrecherche<br />

werden somit 172 Studien eingeschlossen<br />

und stehen zur weiteren Auswertung<br />

zur Verfügung.<br />

Parameterbezogene Auswertung<br />

Die Kategorien <strong>der</strong> Monitorüberwachung,<br />

<strong>der</strong> Beatmung und <strong>der</strong> Laborwerte<br />

wurden <strong>auf</strong>grund ausreichen<strong>der</strong><br />

Datenmengen näher betrachtet und<br />

eine Parameterauswahl aus dem Manual<br />

„Physiotherapie in <strong>der</strong> Intensivmedizin“<br />

zusätzlich durchgeführt. Hierbei<br />

wurde untersucht, welche Parameter in<br />

Untersuchungen <strong>der</strong> Physiotherapie in<br />

<strong>der</strong> Intensivmedizin häufig Anwendung<br />

finden und welche Auffälligkeiten hier<br />

zu erkennen sind.<br />

Parameter im Kriterium Monitor<br />

Deutlich ist die Abnahme <strong>der</strong> Benennung<br />

von Parametern <strong>der</strong> Monitorüberwachung<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Komplexität<br />

erkennbar. Die Herzfrequenz (HR) wird<br />

bei 50 % aller Studien als Maßeinheit angegeben.<br />

Etwa 30 % <strong>der</strong> Studien setzen<br />

den Blutdruck (BP), die Sauerstoffsättigung<br />

im Blut (S pO 2)unddieRichmond<br />

Agitation Sedation Scale (RASS) noch<br />

vor<strong>der</strong>gründig ein. Alle weiteren Daten<br />

finden mit 10–15 % Anteil in <strong>der</strong> Summe<br />

<strong>der</strong> Studien. Erwähnenswert ist, dass es<br />

keine Nullangaben gibt. Je<strong>der</strong> Parameter<br />

wird erfasst. Die Erfassung spezifischer<br />

Daten ist mit einem Höchstwert von 7<br />

Datenpaaren begrenzt (. Abb. 2).<br />

360 Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017


Tab. 1 Aktive Teilhabe <strong>der</strong> Physiotherapie innerhalb <strong>der</strong> Studien<br />

Studie n Einschlusskriterien<br />

Ausschlusskriterien<br />

Abbruchkriterien<br />

Messparameter Aussage/Outcome <strong>Intervention</strong><br />

Arcêncio et al. [15] 1457 – – – paCO2,paO2,SaO2 Kein Outcome AT<br />

Bellone et al. [16] 27 JA JA JA Therapie: ΔP 13–18; PEEP 3–5<br />

Ziel: SaO2 > 90, FIO2 < 28%, RR < 23<br />

„Safe“/Sekretelelimination AT (NIPPV)<br />

AT (MHI)<br />

Berti et al. [17] 49 – JA JA Therapie: ΔP 40<br />

Ziel: SpO2,HR,EKG,SaO2, BP, RR, Temp<br />

In den ersten 5 Tagen mit EERC signifikant/kein<br />

Outcome in <strong>der</strong> Unterscheidung <strong>der</strong> Geräteauswahl<br />

Bhat et al. [18] 82 – – – – „Safe“/ein Drittel <strong>der</strong> PT bei Intubation/Extubation<br />

beteiligt<br />

Bissett et al. [19] 10 – JA – HR, MAP, RR, SO2,ΔP „Safe“/Trainingseffekt durch AT AT<br />

Bourdin et al. [20] 23 – JA JA HR, RR, MAP, SO2 „Safe“/kein Outcome AT<br />

Boyd et al. [21] – – – – HR, MAP „Safe“/kein Outcome Passiv<br />

Ca<strong>der</strong> et al. [22] 41 – – JA Therapie: ΔP 3–20<br />

Ziel: pH-Wert 7,3–7,6; FIO2


Physiotherapie<br />

Tab. 1 Aktive Teilhabe <strong>der</strong> Physiotherapie innerhalb <strong>der</strong> Studien (Fortsetzung)<br />

Messparameter Aussage/Outcome <strong>Intervention</strong><br />

Studie n Einschlusskriterien<br />

Ausschlusskriterien<br />

Abbruchkriterien<br />

Patman et al. [40] 144 JA JA – paO2 Kein Outcome AT, Mob<br />

Pohlmann et al. [41] 49 – JA JA HR, SpO2, RR, BP, FIM „Safe“/reduzierte Liegezeiten durch PT Passiv, Mob<br />

Porta et al. [42] 66 JA – JA SaO2,paO2,paCO2,pH-Wert,MIP,Borg „Safe“/Trainingseffekt durch Übungen Aktiv<br />

Schweikert et al. [43] 104 – JA – RASS, BI, MRC, HD „Safe“/reduzierte Liegezeiten, Weaningdauer durch Mob<br />

Mob<br />

Schweikert et al. [44] – – JA – – „Safe“/reduzierte Weaningdauer durch Mob Mob<br />

Sehlin et al. [45] 20 – – – PEEP, I:E Borg, PEP „PEP bottle“ ist effizienter AT<br />

Senduran [46] 1 – – JA HR, RR, MAP, BP, SpO2 „Safe“/kein Outcome AT, passiv, Mob<br />

Sneyd et al. [47] <strong>12</strong> – – – BP, MAP, HR, „N latency“ Latenzzeit bei Sedierung wird durch PT reduziert Passiv, AT<br />

Templeton und Palazzo<br />

[48]<br />

180 – – – paCO2,RR,ΔP,PEEP,SpO2 PT verzögert Weaningdauer AT<br />

Thomas et al. [49] 34 JA JA JA FIO2,paO2,SaO2,paCO2,Vt, RR, HR, MAP „Safe“ Mob<br />

Thomas et al. [50] 34 JA – – FIO2,Vt,RR,HR,MAP,BP,PEEP,ΔP,Hb „Safe“/kein Outcome Mob<br />

Thrush et al. [51] 101 – – – FSS-ICU Assessmentüberprüfung des FIM/FIM ist effizient Mob<br />

Van Aswegen et al. [52] 15 JA JA – PEEP, HR, MAP, Vt,PIP „Safe“/kein Outcome bez. Geräteunterscheidung AT<br />

Vitacca et al. [53] 8 – – JA Vt RR, PEEP, HR Aktive Übungen sind besser bei Weaningpatienten Aktiv<br />

Vital et al. [54] 2983 – – – RR, HR, BP, MAP, paO2,paCO2,pH,GCS „Safe“/reduzierte Mortalitäts- und Intubationsrate AT<br />

Wang et al. [55] 8 – – – HR, MAP Kein Outcome AT (MHI), passiv<br />

Wang et al. [56] 33 – JA – RASS, CAM-ICU „Safe“/Filter-System-Lebenszeit erhöht durch Mob Mob<br />

Zomorodi et al. [57] – JA JA – BP, HR, RR, SpO2 „Safe“/multidisziplinärer Fokus Mob<br />

45 Studien 6823 13 15 14 37 Studien mit Parameternutzung Aussage „safe“ = 26 mal getroffen/<strong>12</strong> mal kein Outcome<br />

62 <strong>Intervention</strong>en<br />

25-mal AT, 9-mal passiv, 7-mal aktiv, 17-mal Mob, 2-mal Umfrage, 1-mal<br />

Elektro, 1-mal Befund<br />

AT Atemtherapie, BI Barthel-Index, BP Blutdruck, CAM-ICU „confusion assessment method“ für <strong>Intensivstation</strong>en, CPP „cerebral perfusion pressure“, CROP Cardiorespiratory and Orthopaedic Physiotherapy,<br />

ΔP Beatmungsdruck, EKG Elektrokardiogramm, FIM „functional independence measure“, EERC „expiratory rib cage compression“, FIO2 inspiratorische Sauerstofffraktion, FISS-ICU „functional status score“<br />

für <strong>Intensivstation</strong>en, GCS Glasgow Coma Score, Hb Hämoglobin, HD Handgrip Dianometry, HR Herzfrequenz, ICP „intracranial pressure“, I:E Inspiration zu Expiration, MAP mittlerer arterieller Druck, MHI<br />

manuelle Hyperinflation, MIP „maximal inspiratory pressure“, MMT „manual muscle testing“, Mob Mobilisierung, MRC Medical Research Council, NIPPV „nasal intermittent positive pressure ventilation“, paCO2<br />

arterieller Kohlendioxidpartialdruck, paO2 arterieller Sauerstoffpartialdruck, PEEP positiver endexpiratorischer Druck, PEF „peak exspiratory flow“, PIF „peak inspiratory flow“, PIP „peak inflating pressure“, PT<br />

Physiotherapeut, pSaO2 pulsoxymetrisch bestimmte arterielle Sauerstoffsättigung, RASS Richmond Agitation Sedation Scale, RR Atemfrequenz, SaO2 arterielle Sauerstoffsättigung, SpO2 pulsoxymetrisch bestimmte<br />

Sauerstoffsättigung, Temp Temperatur, VCO2 Kohlendioxyd<strong>auf</strong>nahme, VO2 Sauerstoff<strong>auf</strong>nahme<br />

362 Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017


Tab. 2 Einschlusskriterien<br />

Studie HR MAP RR SaO2 (%) ICP GCS FIO2 PEEP ΔP Vt paO2 paCO2 pH-Wert<br />

Bellone<br />

et al. [16]<br />

Cerqueira<br />

Neto et al.<br />

[24]<br />

Chang et al.<br />

[25]<br />

Cramer<br />

et al. [27]<br />

Matte et al.<br />

[35]<br />

Olkowski<br />

et al. [39]<br />

Patman<br />

et al. [40]<br />

Porta et al.<br />

[42]<br />

Thomas<br />

et al. [49]<br />

Thomas<br />

et al. [50]<br />

Van Aswegen<br />

et al.<br />

[52]<br />

Zomorodi<br />

et al. [57]<br />

– – – >85 – – – – – – – – <br />

– – – – ICP+


Physiotherapie<br />

Tab. 3 Ausschlusskriterien<br />

Studie HR BP MAP RR SpO2<br />

(%)<br />

ICP CPP RASS Temp FIO2 PEEP ΔP paO2 paCO2 pH-<br />

Wert<br />

Bellone et al. [16] – 8 – – – – – –<br />

Bissett et al. [19] – – – – – – – – – 0,6 – – 10<br />

Zomorodi et al. [57] – – – ><strong>12</strong> 0,6 >10 – – – – – –<br />

Mittelwerte 50–136 83–190 63–115 5–32 89 – – – – >0,57 >10 –


Tab. 4 Abbruchkriterien<br />

Studie HR BP MAP RR SpO2<br />

(%)<br />

ICP RASS GCS Temp FIO2 PEEP paO2 SaO2 pH-Wert<br />

Bellone et al. [16] – – – – – – – – – – – – – –<br />

Berti et al. [17] – – >25 – – – >8 >38 – – – – <br />

Bourdin et al. [20] >130/+20 % – >35 140 – >35 – – – – – – – –


Physiotherapie<br />

Tab. 5 Signifikantes Outcome<br />

Studie n Messparameter Aussage/Outcome <strong>Intervention</strong><br />

Ca<strong>der</strong> SA et al. [22] 41 Therapie: ΔP 3–20<br />

Ziel: pH-Wert 7,3–7,6, F IO 2


Begrifflichkeit bei Outcomedefinition<br />

Woran orientiert sich die Nützlichkeit<br />

<strong>der</strong> Parameter? Welche Begrifflichkeiten<br />

spielenbei<strong>der</strong>DefinitioneinesOutcomes<br />

eine Rolle?<br />

Von 45 Studien benennen 33 MessparameterausdemManual„Physiotherapie<br />

in <strong>der</strong> Intensivmedizin“ zur Outcomeermittlung.<br />

Innerhalb ihrer Studie differenzieren<br />

4 Studien Parameter zwischen<br />

<strong>der</strong> Therapieplanung und <strong>der</strong> Therapiezielsetzung.<br />

Zwischen 13 und 15 Studien<br />

bezeichnen einzelne definierte Werte<br />

zur Bestimmung von Einschluss-, Ausschluss-<br />

o<strong>der</strong> Abbruchkriterien. Insgesamt<br />

wird die Aussage <strong>der</strong> Sicherheit<br />

für Patienten und <strong>der</strong> Durchführbarkeit<br />

für Therapeuten 26-mal wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Kein Outcome durch eine <strong>Intervention</strong><br />

<strong>der</strong> Physiotherapeuten ist <strong>12</strong>-mal zu verzeichnen.<br />

Als Grund gibt eine Studie die<br />

Verzögerung <strong>der</strong> Weaningdauer durch<br />

die selektive Atemtherapie an. Als <strong>Intervention</strong><br />

fand insgesamt 25-mal eine<br />

Atemtherapie statt. Extremitäten wurden<br />

9-mal passiv durchbewegt. Aktive Bewegungsübungen<br />

fanden in 7 Studien statt.<br />

Mobilisation erfolgt 17-mal. Unter weiteren<br />

Untersuchungen befanden sich 2<br />

Umfragen, die Überprüfung eines Assessments<br />

sowie einer Elektrotherapieanwendung.<br />

Eine Kombination von <strong>Intervention</strong>en<br />

wurde 11-mal praktiziert.<br />

Eine Übersicht <strong>der</strong> Datenmengen und<br />

Mittelwerte zeigen . Tab. 2, 3 und 4. Sie<br />

bilden 3 Kerngruppen in <strong>der</strong> Anwendung<br />

von Parametern.<br />

Interpretation <strong>der</strong> Begutachtung<br />

<strong>der</strong> Mittelwerte<br />

Abbruchkriterien werden vorzüglich<br />

durch Vitalparameter aus dem KriteriumMonitorbedient.Ausschlusskriterien<br />

erschließen sich aus selbigen Vitalparametern<br />

und zusätzlichen Daten aus<br />

dem Kriterium Beatmung. Die Angaben<br />

zum Blutdruck schwanken zwischen<br />

70 mm Hg im Minimum und 200 mm Hg<br />

im Maximum des systolischen Drucks.<br />

ImMittelbezeichnensowohlAusschlussals<br />

auch Abbruchkriterien einen Grenzwert<br />

von 189 mm Hg als Obergrenze<br />

und 82 mm Hg als Untergrenze. Ähnlich<br />

verhält es sich mit dem mittleren arteriellen<br />

Druck (MAP). Hier ergeben sich<br />

Mittelwerte von 115 mm Hg als obersten<br />

Wert und 65 mm Hg als unterster<br />

Wert. Einschlusskriterien bewegen sich<br />

über 3 Kriterien hinweg, dem Monitor,<br />

<strong>der</strong> Beatmung und <strong>der</strong> Laborwerte. Die<br />

Atemfrequenz und die periphere Sauerstoffsättigung<br />

im Blut zeigen homogene<br />

Amplituden <strong>auf</strong> und lassen <strong>auf</strong> ein Mittel<br />

von 4–34 Atemzügen pro Minute, als<br />

meist genutzt, schließen. Die pulsoxymetrisch<br />

bestimmte Sauerstoffsättigung<br />

(S pO 2) hat ihren Schwellenwert im Mittel<br />

bei 88 %.<br />

Abbruchkriterien müssen schnell und<br />

sicher getroffen werden. Die Kategorie<br />

Beatmung benötigt mehr Zeit zur Interpretation<br />

und Laborwerte sind nicht so<br />

zeitnah zu erörtern wie die an<strong>der</strong>en beiden<br />

Kategorien.<br />

Outcome nach Mobilisation und<br />

Bewusstseinseinschätzung<br />

AlsprimäreZielsetzungmiterhöhterEvidenzqualität<br />

werden <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong><br />

Mortalitätsrate,dieVerringerung<strong>der</strong>Liegenzeiten<strong>auf</strong><strong>der</strong><strong>Intensivstation</strong>,<br />

die Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Liegenzeiten im Krankenhaus<br />

und die Reduzierung <strong>der</strong> Intubationsraten<br />

betrachtet. Diese Zielsetzungen<br />

erfüllen <strong>12</strong> Studien mit aktiver Teilhabe<br />

<strong>der</strong> Physiotherapie (. Tab. 5).<br />

Zwei Auffälligkeiten sind erkennbar.<br />

Erstens erfolgt als <strong>Intervention</strong> überwiegend<br />

eine Mobilisation o<strong>der</strong> eine Kombinationsbehandlung.<br />

Zweitens fließen Parameter<br />

außerhalb <strong>der</strong> 4 genannten Kategorien<br />

ein. Darunter zählen quantitative<br />

(RASS und GCS) und qualitative<br />

(CAM-ICU und GCS) Skalen zur Erfassung<br />

<strong>der</strong> Vigilanz und des Bewusstseinszustands<br />

sowie Assessments zur Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Mobilität mittels Medical<br />

Research Council (MRC) und Handgrip<br />

Dianometry (HD) und <strong>der</strong> Selbsthilfefähigkeit<br />

mittels „functional independence<br />

measure“ (FIM) und Barthel-Index (BI).<br />

Leeetal.Thrushetal.undWangetal.nutzenzwarkeinerlei<br />

Parameter<strong>der</strong>genannten<br />

Kategorien, sind jedoch dennoch in<br />

<strong>der</strong> Lage, signifikante Aussagen zu treffen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Verfügbarkeit von 172 Studien stellt<br />

klar dar, dass sich die Physiotherapie<br />

durchaus mit dem intensivmedizinischen<br />

Umfeld und 4 <strong>der</strong> 7 im Manual<br />

„Physiotherapie in <strong>der</strong> Intensivmedizin“<br />

beschriebenen Kategorien ausgiebig auseinan<strong>der</strong>setzt.<br />

Aussagen zur Sicherheit<br />

und Durchführbarkeit sind ausreichend<br />

vorhanden. Outcomeorientiert ist Physiotherapie<br />

in vielen Bereichen weiterhin<br />

nicht. Zu erforschen ist, ob die Ursache<br />

in <strong>der</strong> Verknüpfung mit den Messparametern<br />

liegt o<strong>der</strong> ob Zielsetzungen nicht<br />

angemessen ausgearbeitet werden o<strong>der</strong><br />

ob an<strong>der</strong>e Gründe vorliegen.<br />

» Physiotherapie ist in vielen<br />

Bereichen weiterhin nicht<br />

outcomeorientiert<br />

Eine Möglichkeit des Therapeuten, <strong>auf</strong><br />

Weaningstrategien Einfluss zu nehmen,<br />

ist, die Belastungseinstellungen für den<br />

Patienten anzupassen. Die therapeutische<br />

<strong>Intervention</strong> bleibt die selbe. Ist-<br />

Situationen adäquat einzuschätzen und<br />

Zielsetzungen zu benennen, sind in <strong>der</strong><br />

Entwöhnung beatmeter Patienten wichtig.<br />

Welcher Ansatz verfolgt mehr das<br />

Prinzip <strong>der</strong> Superkompensation [14]und<br />

welcher Ansatz steigert die Resilienz des<br />

Patienten (Infobox)?<br />

Entsprechend sind weitere Untersuchungen<br />

unter entsprechenden Fragestellungen<br />

durchzuführen.<br />

Beurteilungsverfahren und Assessments<br />

zur Aktivität und Teilhabe haben<br />

die größte Aussagekraft. Beide Prinzipien<br />

sind im Berufsbild <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

und dem Gedankengut <strong>der</strong> Rehabilitation<br />

verankert. Der Physiotherapeut hat<br />

die Verpflichtung, diesen rehabilitativenGedankenindas„fremde“Umfeld<br />

einfließen zu lassen. Erst durch die Integration<br />

im interdisziplinären Team<br />

<strong>der</strong> <strong>Intensivstation</strong> wird es ermöglicht,<br />

den Fremdgedanken des Querversorgers<br />

abzustreifen und <strong>Intervention</strong>en<br />

outcomeorientiert anzuwenden.<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017 367


Physiotherapie<br />

Fazit für die Praxis<br />

4 Die Schwierigkeiten, Physiotherapie<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Intensivstation</strong> sinnvoll<br />

einzusetzen, liegen nicht in <strong>der</strong><br />

Gewährleistung <strong>der</strong> Sicherheit des<br />

Patienten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Durchführung<br />

physiotherapeutischer Anwendungen.<br />

4 Die Rahmenbedingungen des intensivmedizinischen<br />

Umfelds stellen<br />

kein Hin<strong>der</strong>nis dar. Das Hin<strong>der</strong>nis<br />

besteht darin, Outcomedefinitionen<br />

<strong>auf</strong> die Patientenklientel angepasst<br />

zu formulieren und zugleich<br />

den rehabilitativen Gedanken im<br />

intensivmedizinischen Umfeld zu<br />

realisieren.<br />

Korrespondenzadresse<br />

E. Zeiser, B.A.<br />

Berufsför<strong>der</strong>ungswerk Mainz, DIPLOMA<br />

Hochschule – Private Fachhochschule<br />

Nordhessen<br />

z.H. Dorit Engelmann Lortzingstraße 4,<br />

55<strong>12</strong>7 Mainz, Deutschland<br />

pt.zeiser@gmail.com<br />

d.engelmann@bfw-mainz.de<br />

Danksagung. Vielen Dank an Fr. Dr. med. P. Runge<br />

fürdieBetreuungbei<strong>der</strong>Bachelorthesis.<br />

Einhaltung ethischer Richtlinien<br />

Interessenkonflikt. E. Zeiser gibt an, dass kein Interessenkonflikt<br />

besteht.<br />

Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren<br />

durchgeführten Studien an Menschen o<strong>der</strong> Tieren.<br />

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Fachnachrichten<br />

Ultraschallgeräte in<br />

Rettungshubschraubern<br />

können Leben retten<br />

Etwa 21 Millionen Menschen treffen jährlich<br />

in deutschen Not<strong>auf</strong>nahmen ein. Wenn<br />

sie schon kurz nach dem Unfall zielgerichtet<br />

behandelt werden können, verbessern<br />

sich ihre Überlebenschancen erheblich.<br />

Damit Notfallmediziner in solchen Fällen<br />

schnell die richtige Diagnose stellen können,<br />

kommen in den Rettungshubschraubern<br />

<strong>der</strong> DRF Luftrettung und zunehmend<br />

auch in Notarzteinsatzfahrzeugen mobile<br />

Ultraschallgeräte zum Einsatz.<br />

Mit mobilen Ultraschallgeräten können<br />

Notärzte beispielsweise innere Blutungen<br />

direkt am Unfallort identifizieren und sie<br />

bei Bedarf auch für Untersuchungen im<br />

Herzbereich anwenden. So können die<br />

Ärzte vor Ort notwendige erste Behandlungsschritte<br />

einleiten und anschließend<br />

die richtige Klinik zur Weiterbehandlung<br />

des Patienten anfliegen.<br />

Die DRF Luftrettung hat alle ihre Rettungshubschrauber<br />

mit kleinen hochmobilen<br />

Ultraschallgeräten ausgerüstet. Damit<br />

Notärzte und Rettungsassistenten die Geräte<br />

professionell einsetzen können, werde<br />

sie ausführlich geschult. Hierfür hat die<br />

Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in <strong>der</strong><br />

Medizin e.V. (DEGUM) gemeinsam mit den<br />

Gesellschaften für Ultraschall <strong>der</strong> Schweiz<br />

und Österreich (SGUM und ÖGUM) ein<br />

Curriculum für einen Basiskurs entwickelt.<br />

Neben den kleinen Ultraschallgeräten führen<br />

die Rettungshubschrauber <strong>der</strong> DRF<br />

Luftrettung alle medizinischen Geräte mit<br />

sich, die für eine optimale Patientenversorgung<br />

notwendig sind. An Bord <strong>der</strong> HubschraubersindimmereinPilot,einNotarzt<br />

und ein Rettungsassistent. Einsatzorte im<br />

Umkreis von 60 Kilometern können innerhalb<br />

von 15 Flugminuten erreicht werden,<br />

um Schwerverletzten o<strong>der</strong> schwer erkranktenMenschenimKampfzwischenLeben<br />

und Tod innerhalb kürzester Zeit zu helfen.<br />

Quelle:Deutsche Gesellschaft für<br />

Ultraschall in <strong>der</strong> Medizin e.V.<br />

(DEGUM),<br />

DRF Luftrettung<br />

Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 4 · 2017 369


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