Download (1919Kb) - Epub WU Wien - Wirtschaftsuniversität Wien
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Schätzungsungenauigkeiten unterliegt. Dementsprechend konnte sich die CLV-Rechnung<br />
bisher nicht einmal im Business-to-Business-Bereich etablieren, obwohl es dort um<br />
langfristige Geschäftsbeziehungen mit hohen Ein- und Auszahlungen geht.“ 203<br />
Die ABC-Analyse ist der Idealtypus einer kumulierten, eindimensionalen Darstellung. (Wir<br />
haben diese Logik ja bereits konzeptionell in diesem Kapitel in Abschnitt 5.1.2.2.1<br />
verwendet.) Sofern verfügbar, können statt der Kundenumsätze auch<br />
Kundendeckungsbeiträge verwendet werden. Allerdings wird klar, dass die Orientierung an<br />
einer Größe im Rahmen eines CRM-Konzepts viel zu kurz greift.<br />
Als individuelle und mehrdimensionale Darstellung führen Krafft und Albers das Scoring an.<br />
„Zur Beurteilung einzelner Kunden wird ein Kriterienkatalog herangezogen, der die<br />
wesentlichen Merkmale für eine wertorientierte Differenzierung von Kunden enthalten<br />
sollte. Dabei kann es sich sowohl um ökonomische als auch nicht-ökonomische Kriterien<br />
handeln. […] Mit einer wachsenden Anzahl zu bewertender Kunden wird es ratsam, die<br />
einzelnen Kriterien zu gewichten und die Bewertungen in einen Gesamt-Score (d. h. Index)<br />
zu überführen. Die Berücksichtigung zahlreicher Kriterien und deren gewichteter Eingang in<br />
die Gesamtbewertung stellen die entscheidenden Stärken des Scoringverfahrens dar.“ 204<br />
Krafft und Albers geben dann noch das Beispiel einer Scoringmethode, die sich in<br />
Direktmarketingbranchen etabliert hat, nämlich die sogenannte RFM-Methode. Dabei<br />
werden „Recency of last purchase“, „Frequency of purchases“ und „Monetary value“ zu<br />
einem Indexwert kumuliert.<br />
Die kumulierte, mehrdimensionale Darstellung des Scoringportfolios ermöglicht es,<br />
ausgehend von individuellen Scorings alle Kunden(gruppen) in einem Bild zu visualisieren.<br />
Diese Portfolios werden typischerweise entlang der Dimensionen Kundenattraktivität und<br />
Wettbewerbsposition dargestellt. „Ein wesentlicher Nachteil klassischer Kundenportfolios<br />
besteht darin, dass die Segmentierung überwiegend aus der Retrospektive erfolgt.<br />
Dementsprechend werden nur aktuelle Geschäftsbeziehungen, nicht aber potentielle<br />
Kunden betrachtet. […] Im Rahmen von Scoring-Portfolios wird dagegen auch die<br />
dynamische Ebene von Geschäftsbeziehungen berücksichtigt.“ 205<br />
Als Fazit dieser Überlegungen wird klar, dass eindimensionale kumulierte Darstellungen<br />
inhaltlich zu kurz greifen. Das CLV-Verfahren ist theoretisch zwar einleuchtend, eine<br />
203 Krafft 2000, S. 518 ff.<br />
204 Krafft 2000, S. 519.<br />
205 Krafft 2000, S. 521.