08 Mitochondrien bei systemischer Immunreaktion
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<strong>Mitochondrien</strong> <strong>bei</strong> <strong>systemischer</strong> <strong>Immunreaktion</strong><br />
abhängigen Prognoseprädiktor in kritisch<br />
kranken PatientInnen, unabhän gig<br />
von der zugrundeliegenden Pathophysiologie,<br />
welche zur Intensiv-Aufnahme<br />
geführt hat. Die Tatsache, dass dies<br />
primär in jenen PatientInnen gültig<br />
war, welche eine erhöhte intrazelluläre<br />
Expres sion an monozytärem TLR-9<br />
aufwiesen, nährt Hinweise aus präklinischen<br />
Modellen zu einem kausalen Zusammenhang<br />
zwischen mitochondrialer<br />
DNA und Aktivierung des angeborenen<br />
Immunsystems.<br />
Neben der initialen, überschießenden<br />
<strong>Immunreaktion</strong> kritisch kranker, aber<br />
auch septischer PatientInnen, rückt die<br />
Phase der im Anschluss häufig beobachteten<br />
„Immun-Paralyse“ mehr und<br />
mehr in den klinischen, aber auch wissenschaftlichen<br />
Fokus. Diese Phase ist<br />
durch die mangelhafte Aktivität des adaptiven<br />
Immunsystems gekennzeichnet<br />
und kann zur Ausbildung opportunistischer<br />
Infektionen im Anschluss an eine<br />
überschießende <strong>Immunreaktion</strong> führen<br />
(Boomer JS, JAMA 2011; 306:2549).<br />
In einer rezenten, kombinierten klinischen<br />
und experimentellen Ar<strong>bei</strong>t<br />
konnten Schäfer und Ko-Autoren in einem<br />
septischen Kollektiv einerseits die<br />
Bedeutung von mitochondrialer DNA<br />
als unabhängigen Prädiktor für das Versterben<br />
bestätigen (Schäfer ST, Anesthesiology<br />
2016; 124:923).<br />
Andererseits konnten sie im Tiermodell<br />
zeigen, dass eine Injektion von mtDNA<br />
zu einer TLR-9-abhängigen, deutlichen<br />
Suppression des adaptiven Immunsystems<br />
führt, während die angeborene<br />
Abwehr einer deutlichen Aktivierung<br />
unterliegt. Diese Ergebnisse deuten auf<br />
duale, schwerwiegende Wirkungen einer<br />
mt DNA-Ausschwemmung in den<br />
Kreislauf kritisch kranker PatientInnen<br />
hin, von einer initialen Überaktivierung<br />
bis hin zu einer Paralyse des angeborenen<br />
Immunsystems, ein Umstand, der<br />
weitere Erklärungsansätze für die weiterhin<br />
hohe Mortalität unserer Intensivpatienten<br />
liefert.<br />
Anhand der bisher vorhandenen Evidenz<br />
könnte in einem nächsten Schritt<br />
eine TLR-9-Inhibierung, vorerst in einem<br />
präklinischen Modell, später auch<br />
in einem klinischen Kontext, auf ihre<br />
protektiven Effekte hinsichtlich überschießender<br />
<strong>Immunreaktion</strong>, aber auch<br />
im weiteren Krankheitsverlauf hinsichtlich<br />
der Immun-Paralyse kritisch kranker<br />
Patienten getestet werden. Damit<br />
könnte die fundamentale Bedeutung der<br />
hier postulierten, evolutionsbedingten<br />
Verwechslung mitochondrialer DNA<br />
bezüglich der Aktivierung des Immunsystems<br />
<strong>bei</strong> kritischer Krankheit bestätigt<br />
oder entkräftet werden. Diesbezüglich<br />
sind national und international einige<br />
Projekte in Ar<strong>bei</strong>t.<br />
Interessenkonflikte: Keine<br />
Dr. Konstantin Krychtiuk, PhD<br />
Priv.-Doz. Dr. Walter Speidl<br />
Universitätsklinik für<br />
Innere Medizin II<br />
Klinische Abteilung für Kardiologie<br />
Medizinische Universität Wien<br />
konstantin.krychtiuk@meduniwien.ac.at