Die folgenreiche Errettung des Ludwig B. - Gerhard Sennlaub
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den abzuhalten. Seine Zuhörer spüren bald: Das ist keine „Bibelstunde“,<br />
sondern Gottesdienst - aber ganz anders als der gewohnte in der<br />
Kirche. In den Ohren eines Breckerfelder Evangelischen hat die Botschaft<br />
<strong>des</strong> jungen Schulmeisters einen Klang, der überhaupt nicht zu<br />
den aus ihrer Kirche gewohnten Tönen passt. Kirche in Breckerfeld<br />
ist nicht nur Institut nüchterner Gläubigkeit, frommer Kontemplation<br />
und strengen Lebenswandels. Sie ist auch selbstverständlicher Teil<br />
<strong>des</strong> städtischen Lebens wie Kriegerverein, Jahreskirmes und Schützenbruderschaft,<br />
nur feierlicher und sonntags sowie bei Festen und<br />
Feiern unentbehrlich. Sogar das Presbyterium klagt, es sei „kein<br />
rechter Hunger nach dem Brod <strong>des</strong> Lebens da“.<br />
In Breckerfeld kann auch schon mal eine rustikale Art kirchlichen<br />
Lebens durchbrechen. <strong>Die</strong> Alten wissen noch von dem Chaos bei<br />
einer lutherischen Predigerwahl zu berichten. 15 Gemeindeglieder<br />
hatten einander angebrüllt, dass die Kirche davon widerhallte. <strong>Die</strong><br />
Partei eines der Prediger-Kandidaten hatte Unentschlossene „auf dem<br />
Chor“ mit Schnaps freigehalten, um die Wahl in ihrem Sinne zu beeinflussen,<br />
und Tabakschwaden waren durch die heiligen Hallen<br />
gewabert. Störrischen wurde sogar mit dem Verlust <strong>des</strong> Arbeitsplatzes<br />
gedroht, wenn sie nicht wunschgemäß abstimmten, und hinterher<br />
hatte es regelrechte „Schlägereyen“ im Gotteshaus gegeben, wie der<br />
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