Kopf vor Partei - BAZ - Die Burggräfler Zeitschrift
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tItel<br />
Thema<br />
<strong>Kopf</strong> <strong>vor</strong> <strong>Partei</strong><br />
<strong>Die</strong> beiden früheren Bürgermeister und heutigen SVP-Abgeordneten zum Südtiroler Landtag, Arnold Schuler und Sepp Noggler, wollen das geltende<br />
Wahlverfahren in kleineren Gemeinden ändern. Im Rahmen der Erneuerung des Gemeindewahlrechts haben der <strong>Burggräfler</strong> und der Vinschger eine neue Idee<br />
eingebracht. Ginge es nach Schuler und Noggler, dann gilt in Zukunft in allen Gemeinden bis 3000 Einwohner der Grundsatz „<strong>Kopf</strong> <strong>vor</strong> <strong>Partei</strong>“.<br />
Nach bisherigem Wahlrecht dürfen Wähler ihre persönlichen<br />
Vorzugskandidaten nur innerhalb einer<br />
<strong>Partei</strong>liste ankreuzen und können dabei bis zu vier<br />
Vorzugsstimmen geben. <strong>Die</strong> Idee von Schuler und<br />
Noggler sieht <strong>vor</strong>, dass Bürger ihre Vorzugsstimmen<br />
unabhängig von der <strong>Partei</strong>zugehörigkeit der Kan dida<br />
ten geben können. In den Gemeinderat bestellt<br />
werden ganz einfach die Kandidaten mit den meisten<br />
Vorzugsstimmen. So könnte der Gemeinderat,<br />
der aus den 15 meistgewählten Kandidaten besteht,<br />
ein erfrischend neues Bild abgeben: Es könnten<br />
SVPler, Grüne, Blaue oder auch Vertreter von italienischen<br />
<strong>Partei</strong>en oder von der Süd-Tiroler Freiheit<br />
zusammen eine Gemeinde verwalten.<br />
4<br />
<strong>BAZ</strong> 2012/10<br />
und Schuler begründen ihren Vorschlag unter anderem<br />
damit, dass sich die Bürger und ihre Vertreter<br />
in kleinen Gemeinden meist sehr gut kennen und<br />
daher wissen, wer aus ihrer Sicht tüchtig ist und wer<br />
weniger.<br />
Der Gedanke, den die beiden nicht aussprechen, der<br />
aber von der Praxis oft bestätigt wird, ist der, dass<br />
in einer „großen“ <strong>Partei</strong> nicht immer auch „große“<br />
Köpfe zu finden sind und in einer „kleinen“ <strong>Partei</strong><br />
Richtschnur wäre allein das Vertrauen in die Leistung<br />
eines Einzelnen. <strong>Die</strong> Liste oder <strong>Partei</strong> gibt es<br />
immer noch, und sie hat ihre klare Berechtigung<br />
als Orientierung für die Wähler, aber sie tritt in<br />
das zweite Glied zurück und gestattet es den Bürgern,<br />
den Wettbewerb unter den Listen anzuheizen<br />
und dabei, wenn nicht die Besten, so doch die Beliebtesten<br />
oder die Gewolltesten auszusuchen. Ein<br />
Handel, der auf lange Sicht sehr wohl zum Vorteil<br />
für Bürger und <strong>Partei</strong>en gereichen könnte. Noggler Der Gemeinderat bestimmt die Geschicke des Dorfes<br />
nicht immer nur „kleine“. Dass dieser Vorschlag von<br />
Abgeordneten der Regierungspartei in den meisten<br />
Amtsstuben kommt, ist bemerkenswert. <strong>Die</strong><br />
<strong>Partei</strong>strategen hingegen dürften ihre liebe Mühe<br />
haben mit diesem Vorschlag. Das von Schuler und<br />
Noggler angedachte „Leistungsprinzip“ würde natürlich<br />
die <strong>Partei</strong>grenzen verwischen und für den<br />
einen oder anderen Oppositionellen vielleicht sogar<br />
einen Platz im Gemeindeausschuss bringen.