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Frank Klein - DB Advisors

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mit Negativkriterien. Den Best-in-Class-Ansatz<br />

haben wir noch nie verfolgt – und wir<br />

sehen ihn auch weiterhin sehr kritisch. Die<br />

Oeco Capital hält etwa bewusst keine Ölwerte<br />

– BP ist also nicht vertreten – und sie berücksichtigt<br />

auch keine Automobilaktien.<br />

dpn: Wirkt sich die nachhaltige Anlagepolitik<br />

der Oeco Capital auch auf die<br />

Anlagepolitik der gesamten Concordia-<br />

Gruppe aus?<br />

mettler: Eine Ausstrahlung der Oeco Capital<br />

auf die Unternehmenskultur der gesamten<br />

Gruppe gibt es schon, aber wir können<br />

nicht sagen, dass wir alle Kapitalanlagen<br />

der Concordia Versicherungsgruppe nachhaltig<br />

anlegen. Das wäre kaum darstellbar.<br />

Aber Unternehmen, die auf der schwarzen<br />

Liste der Oeco Capital stehen, versuchen<br />

wir auch bei den Direktanlagen für die anderen<br />

Gesellschaften zu meiden.<br />

dpn: Gibt es ein Beispiel dafür?<br />

mettler: BP-Anleihen haben wir auch bei<br />

den anderen Gesellschaften nicht im Bestand,<br />

BP-Aktien nur über Indexanlagen.<br />

dpn: Kostet das nachhaltige Investieren<br />

Ihrer Erfahrung nach Rendite?<br />

mettler: Definitiv nein! Die Nachhaltigkeit<br />

ist kein Nachteil, solange man in der Kapitalanlage<br />

nicht die Größenordnung einer<br />

Allianz Leben erreicht. Allerdings sehe ich<br />

es als sehr schwierig an, den Deckungsstock<br />

der Allianz Leben nachhaltig im stringenten Sinne der<br />

Oeco Capital anzulegen.<br />

müller: Die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

kommen derzeit zu dem Ergebnis, dass eine nachhaltige<br />

Anlage keine Rendite kostet, aber Sinn stiftet. Für<br />

uns als Bank im kirchlichen Sektor ist der verantwortungsbewusste<br />

Umgang mit den Geldern zudem eine<br />

strenge Nebenbedingung. Insofern gibt es für uns keine<br />

Alternative zur nachhaltigen Kapitalanlage – zumal wir<br />

in einer ähnlichen Situation sind wie die Oeco Capital:<br />

Wir bekommen unsere Gelder noch gut angelegt mit<br />

den Möglichkeiten, die uns das Filterkonzept lässt.<br />

dpn: Ihre Meinung, Herr <strong>Klein</strong>: Muss man bei einer<br />

nachhaltigen Anlage auf Rendite verzichten?<br />

<strong>Klein</strong>: Nein. Wir setzen in unseren nachhaltigen Mandaten<br />

konventionelle Indizes als Benchmark ein – und<br />

die wollen wir dann mit den Portfolios auch schlagen.<br />

Als Leiter der Abteilung Finanzwesen ist<br />

Hermann Rüdt für die Anlage von 1,1 Milliarden<br />

Euro der Evangelischen Landeskirche in<br />

Baden und ihrer Versorgungsstiftung verantwortlich.<br />

Der 63-Jährige Diplom-Verwaltungswirt<br />

lässt dabei so weit wie möglich nachhaltige<br />

und ethische Aspekte einfließen.<br />

Allerdings ist dies nicht ganz einfach: Zum<br />

einen sind selbst Theologen manchmal<br />

unterschiedlicher Meinung darüber, was noch<br />

ethisch ist und was nicht mehr. Zum anderen<br />

können Ausschlusskriterien besonders bei<br />

Staatsanleihen zu einer unzureichenden<br />

Diversifikation führen.<br />

„Wir glaubEn, dass Wir mit EinEm<br />

nachhaltigEn ansatz mindEstEns so gut<br />

sEin WErdEn WiE konvEntionEllE<br />

vErglEichsindizEs.“ <strong>Frank</strong> <strong>Klein</strong><br />

dpn: Gelingt Ihnen das?<br />

<strong>Klein</strong>: Wir haben bei den Aktien einen<br />

Track Record von vier Jahren. Gegenüber<br />

dem MSCI World beträgt die Outperformance<br />

der globalen Aktienprodukte mit<br />

einem nachhaltigen Ansatz zwischen 5<br />

und 10 Prozent – je nach Periode. Ein solches<br />

Ergebnis wird nicht immer möglich<br />

sein, aber wir glauben, dass wir mindestens<br />

so gut sein werden wie die konventionellen<br />

Vergleichsindizes. Mittelfristig<br />

auch besser, weil wir nachhaltige Investments<br />

als eine Value-Anlage verstehen.<br />

Die höhere Qualität ergibt sich dadurch,<br />

dass wir auf der einen Seite Ausschlusskriterien<br />

benutzen und auf der anderen Seite<br />

einen Best-in-Class-Ansatz fahren. Wir haben<br />

durch die Nachhaltigkeit also eine Art<br />

Value Overlay in den Portfolios.<br />

dpn: Herr Rüdt?<br />

Rüdt: Wir verwenden für die Messung<br />

ebenfalls keine nachhaltigen Benchmarks,<br />

sondern die üblichen Indizes,<br />

zum Beispiel den MSCI Europa. Da ist der<br />

Erfolg mal hopp, mal flopp. Das hängt<br />

auch von Managern ab. Wenn wir unsere<br />

Benchmarks mit nachhaltigen Indizes<br />

vergleichen, dann kommt es darauf an,<br />

welchen Zeitraum wir wählen. Da können<br />

Sie es hinzaubern, dass die nachhaltigen<br />

Indizes die anderen Benchmarks<br />

deutlich schlagen, und Sie haben Zeiträume,<br />

wo das überhaupt nicht funktioniert.<br />

Aber ich denke schon, dass die<br />

nachhaltigen Indizes über lange Zeiträume etwas<br />

schlechter abschneiden werden als die üblichen Märkte.<br />

Allerdings kann ein Manager natürlich über die Titelauswahl<br />

den Markt schlagen – und das auch bei vorgegebenen<br />

Ausschlusskriterien.<br />

dpn: Worauf achten Sie bei der Auswahl Ihrer<br />

nachhaltigen Asset Manager?<br />

Rüdt: Für uns ist die Transparenz des Investmentprozesses<br />

ganz wichtig. Bei Positivlisten achten wir auch<br />

stark auf den Research-Prozess. Da gibt es Häuser, die<br />

sich hinter einem Sustainability-Index verstecken. Das<br />

ist uns zu wenig. Andere Häuser benennen die Quellen<br />

ihres Researchs. Gerne würden wir die Kriterien auch<br />

gewichten: zum Beispiel die ökonomischen Kriterien<br />

auf der einen Seite und die ökologischen und sozialen<br />

Kriterien auf der anderen Seite. Wir haben das einige<br />

Jahre mit einem Schweizer Haus praktiziert. Die haben<br />

aber zu wenig Kunden gefunden, und inzwischen finden<br />

wir keinen Anbieter mehr dafür.<br />

dpn: Herr Dr.Hesse, was halten Sie von der Diskussion<br />

über die Rendite nachhaltiger Anlagen?<br />

hesse: Ich sehe viele der Studien eher kritisch. Wenn man<br />

sich zum Beispiel die führenden vier Nachhaltigkeitsindizes<br />

anschaut: In diesen sind 28 der 30 Dax-Konzerne min-<br />

Dezember 2010 / Januar 2011 dpn dossier 9

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