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Motive und Motivation im Sport - personal training dortmund

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<strong>Motive</strong> <strong>und</strong> <strong>Motivation</strong> <strong>im</strong> <strong>Sport</strong><br />

Die Thematik gehört in den Themenbereich Psychologie.<br />

Die <strong>Sport</strong>psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie. Sie befasst sich mit Voraussetzungen <strong>und</strong> Auswirkungen des<br />

menschlichen Verhaltens <strong>und</strong> Erlebens <strong>im</strong> <strong>Sport</strong>.<br />

<strong>Motive</strong> <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> sind relativ stabile Persönlichkeitsmerkmale, die Einfluss darauf haben, wie ein Individuum sich in einer<br />

Situation verhält. Es handelt sich dabei um überdauernde, relativ konstante Wertdispositionen.<br />

Abb. 1(1)<br />

Motiv bedeutet Bewegung. Man kann ein Motiv mit einem Motor vergleichen, der ein Auto antreibt. So wie der Motor das<br />

Auto bewegt, so bewegen <strong>Motive</strong> den Menschen. Um aber ein Motiv auszulösen, ist ein Bedürfnis oder Defizit nötig.<br />

Dieses Defizit oder Bedürfnis funktioniert wie eine Zündkerze, die dem Motor die nötige Startenergie gibt, um ihn in<br />

Bewegung zu setzten. Der Motor setzt nun Energie frei um ein Ziel zu erreichen. Durch das Erreichen des Ziels kann das<br />

auslösende Bedürfnis befriedigt werden. Je wichtiger uns ein Ziel ist, desto mehr Energie wird freigesetzt.<br />

<strong>Motivation</strong>, das Ergebnis der Motivierung, ist eine „Sammelbeziehung für vielerlei Prozesse <strong>und</strong> Effekte, deren<br />

gemeinsamer Kern darin besteht, dass ein Lebewesen sein Verhalten um der erwarteten Folgen willen auswählt <strong>und</strong><br />

hinsichtlich Richtung <strong>und</strong> Energieaufwand steuert.“ (nach Heckhausen -1989) (2)<br />

Die <strong>Motivation</strong>spsychologie beschäftigt sich mit „Warum“-Fragen.<br />

Es gibt eine Differenzierung des <strong>Motivation</strong>sbegriffes in intrinsische <strong>und</strong> extrinsische <strong>Motivation</strong>. Die intrinsische<br />

<strong>Motivation</strong>, die die pädagogisch wertvollere Form der Pr<strong>im</strong>ärmotivation (Spaß, Freude, Spannung, Aufregung), die aus<br />

eigenem Antrieb geschieht (ohne Druck, ohne Belohnung). Hier sind Handlungszweck <strong>und</strong>- Ziel identisch.Die<br />

Extrinsische basiert auf Druck von Außen( soziale Anerkennung, materielle Belohnung, sozialer Status). Hier sind<br />

Handlungszweck <strong>und</strong>- Ziel nicht identisch.<br />

Gabler (3)stellt 5 Hauptgruppen für <strong>Motive</strong> <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> vor:<br />

1. das <strong>Sport</strong>treiben selbst<br />

2. das Ergebnis des <strong>Sport</strong>treibens<br />

3. das <strong>Sport</strong>treiben als Mittel für weitere Zwecke <strong>und</strong> zum anderen<br />

4. direkt auf die eigene Person bezogen ("ich-bezogen")<br />

5. auch andere Personen sind dabei eingeschlossen '("<strong>im</strong> sozialen Kontext")<br />

Hier einige Beispiele:<br />

1. Bewegungsmotiv<br />

2. ästhetischer Reiz/ästhetische Erfahrungen<br />

3. Ges<strong>und</strong>heitsmotiv<br />

4. Spielmotiv<br />

5. Erfolg<br />

6. soziale Kontakte<br />

7. Selbsterfahrung<br />

8. Risiko<br />

9. Bewegungsempfinden<br />

10. Naturerlebnis


Leistungsmotivation<br />

(nach Heckhausen, 1965)<br />

„Das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Bereichen zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in<br />

denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält <strong>und</strong> deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen<br />

kann.“ (4)<br />

Ein Bedürfnis eines Menschen be<strong>im</strong> Treiben des <strong>Sport</strong>s beruht darauf, dass seine Handlungen in das soziale Umfeld<br />

eingebracht werden.<br />

Unser Leistungsverhalten ist abhängig vom angestrebten Ziel. Desto stärker<br />

das Ziel ist, das man anstrebt, desto größer ist der Leistungseinsatz<br />

Fünf Bedingungen einer Leistungshandlung:<br />

• Ein Handlungsergebnis ist objektiv zu bewerten(abgeschlossene Einzelhandlung z.B. Hochsprung, Flanke)<br />

• Es gibt einen Gütemaßstab /Bezugsnorm<br />

• (z.B: c-g-s-System (cm, g, sec.); Häufigkeit)<br />

• Man kann Erfolg oder Misserfolg haben / Norm, Standard, Mindestwert<br />

• (z.B. Salto)<br />

• Es liegt eine Verbindlichkeit der Leistungshandlung <strong>und</strong> der Gütemaßstäbe vor.<br />

• Das Handlungsergebnis muss vom Handelnden selbst <strong>und</strong> bewusst verursacht werden.<br />

• (Zufall oder Doping führen zu keiner Leistungshandlung)<br />

Die Leistungsmotivation entspricht den kognitiven <strong>und</strong> emotionalen Prozessen während der individuellen<br />

Auseinandersetzung mit der Leitungshandlung mit einigen Unterschieden:<br />

• unterschiedlicher Aufwand / Anstrengungen<br />

• verschiedene Güte- <strong>und</strong> Schwierigkeitsmaßstäbe<br />

• zugr<strong>und</strong>e gelegte Verbindlichkeit der Maßstäbe<br />

• übernommene Eigenverantwortung für die Leistung<br />

Gütemaßstäbe differenziert man nach sachlicher, individueller <strong>und</strong> sozialer Norm.<br />

Abb. 2 (5)<br />

Bei der Bewertung einer Leistung versucht der Mensch, Erklärungen <strong>und</strong> Ursachen für Ereignisse zu finden.<br />

Die Kausalattribuierung oder Kausalattribution beschreibt den Vorgang der Ursachenzuschreibung des eigenen oder<br />

fremden Verhaltens. Sie unterscheidet:<br />

� internale Kausalattribuierung („ich habe das Tor nicht geschossen, weil ich in Drucksituationen <strong>im</strong>mer versage“)<br />

� externale Kausalattribuierung („ich habe das Tor nicht geschossen, weil der Ball wegen des schlechten Bodens<br />

versprungen ist“)


Auf die sportliche Leistung bzw. die <strong>Motivation</strong> dazu hat die Kausalattribution wichtigen Einfluss.<br />

Abb. 3 (6)<br />

Abb. 4 (7)<br />

‚Goalsetting’ ist das Schlagwort in der <strong>Motivation</strong>spsychologie. Man unterscheidet zwischen kurz-, mittelfristigen <strong>und</strong><br />

langfristigen Zielen.<br />

� Ziele lenken Aufmerksamkeit auf wichtige Punkte<br />

� Ziele fördern die Anstrengung(-sbereitschaft)<br />

� Ziele stärken die Beharrlichkeit<br />

Abb. 5 (8)


Aktiver Einstieg in den Freizeitsport von Erwachsenen kann wie folgt motiviert sein:<br />

Abb. 6 (9)<br />

<strong>Sport</strong>treiben kann bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wie folgt motiviert sein:<br />

Abb. 7(10)<br />

Aggression <strong>im</strong> <strong>Sport</strong><br />

Was <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> als aggressiv zu bezeichnen ist, bezieht sich auf das sportartspezifische Regel- <strong>und</strong> Normensystem,<br />

wobei zwischen Regel- <strong>und</strong> Normabweichungen unterschieden werden muss:<br />

� Festhalten des Gegners be<strong>im</strong> Handball ist nicht regelgerecht, wird aber weder als aggressiv noch als<br />

unsportlich oder unfair aufgefasst, da die inoffiziellen Normen noch nicht verletzt sind ( = Angriff auf die<br />

Handlungsziele des Gegners <strong>und</strong> nicht auf seine Person selbst)<br />

� Wurfarm be<strong>im</strong> Torwurf blockieren gilt als Normabweichende Handlung <strong>und</strong> wird nicht mehr toleriert ( =<br />

Angriff auf die Person des Gegners, bei dem die Schädigung beabsichtigt ist oder zumindest in Kauf<br />

genommen wird<br />

Es werden zwei Formen der Aggressionen <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> unterschieden:<br />

� „Bei der expliziten (auch feindliche/ <strong>im</strong>pulsive/ expressive) Aggression soll der Gegner, <strong>Sport</strong>ler,<br />

Zuschauer, Trainer usw. geschädigt werden.“<br />

� Die instrumentelle Aggression dient der Leistungsverbesserung <strong>und</strong> ist mehr oder minder regelgerecht<br />

(z.B. rücksichtsloses Hineingrätschen in die Füße oder Schienbeine des ballführenden Gegenspielers oder<br />

das Schlagen mit dem Ellbogen bei schnellen Körperdrehungen). => meist mit großem Geschick verdeckt


<strong>und</strong> oftmals vom Schiri nicht wahrgenommen!). Instrumentelle Aggressionen dienen als Mittel zur Erreichung<br />

anderer Ziele wie z.B. soziale Anerkennung in der Gruppe Bestätigung der eigenen Wirksamkeit <strong>und</strong><br />

körperlichen Kompetenz usw.. (vgl. 11)<br />

Kategorisierung von Gewalt bzw. Aggressionen <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> mod. nach Smith (1983):<br />

Brutaler<br />

Körperkontakt<br />

Im Rahmen der Regeln<br />

<strong>und</strong> Normen des<br />

<strong>Sport</strong>s;<br />

außerhalb des <strong>Sport</strong>s<br />

mehr oder weniger<br />

akzeptiert<br />

Relativ legit<strong>im</strong> Relativ illegit<strong>im</strong><br />

Borderline<br />

Gewalt<br />

Entgegen den Regeln<br />

des <strong>Sport</strong>s <strong>und</strong> der<br />

sozialen Normen;<br />

allerdings sozial noch<br />

akzeptiert<br />

z.B. Bodycheck z.B. Trikot festhalten,<br />

hoher Schläger be<strong>im</strong><br />

Hockey<br />

Quasikr<strong>im</strong>inelle<br />

Gewalt<br />

Entgegen den Regeln<br />

des <strong>Sport</strong>s <strong>und</strong> der<br />

sozialen Normen;<br />

innerhalb der<br />

informellen<br />

Spielernormen;<br />

sozial mehr oder<br />

weniger akzeptiert<br />

z.B. Fouls mit<br />

Verletzungen des<br />

Gegners,<br />

„Blutgrätsche“ <strong>im</strong><br />

Fußball<br />

Kr<strong>im</strong>inelle<br />

Gewalt<br />

Entgegen den Regeln<br />

des <strong>Sport</strong>s, der<br />

informellen<br />

Spielernormen <strong>und</strong> der<br />

sozialen Normen;<br />

sozial nicht akzeptiert<br />

z.B. Prügeleien<br />

vor/nach dem Spiel,<br />

Überfälle auf<br />

Schiedsrichter<br />

Theoretische (Individuumsbezogene) Erklärungsansätze von Aggression <strong>und</strong> Gewalt [vgl. Miethling, 1996, 2002;<br />

Schlicht & Strauß, 2003]<br />

Triebtheorien (FREUD; LORENZ)<br />

Duale Triebtheorie (FREUD, 1940)<br />

Aggression wird erklärt durch das Vorhandensein eines Todestriebs (Thanatos) <strong>und</strong> eines Lebenstriebes (Eros),<br />

welcher der Gegenspieler zum Todestrieb ist<br />

der durch Bedürfnisspannung von Todes- <strong>und</strong> Lebenstrieb erzeugte Aggressionsaufbau ist unvermeidlich<br />

die so entstandene destruktive Energie kann durch aggressive Handlungen abgebaut werden, um<br />

Spannungsreduktion zu erreichen<br />

damit der Mensch sich nicht selbst vernichtet, richtet er seine Aggression nach außen<br />

die Wahrscheinlichkeit folgender Aggressiver Verhaltensweisen ist solange reduziert, bis sich neue Energie<br />

aufgebaut hat<br />

die Abfuhr der Energie kann ersatzweise, z. B. durch übermäßige Aktivität oder allein durch das Betrachten von<br />

aggressiven Akten geschehen => Katharsis-Hypothese<br />

Dampfkesselmodell (LORENZ, 1963)<br />

Vorstellung eines Dampfkessels, in dem Wasser sich solange erhitzt, bis der Druck <strong>im</strong> Kessel so groß wird, das es<br />

durch das Ventil entweichen muss<br />

ebenso verhält es sich mit der (aggressions-) verhaltensspezifischen Energie, die der Arterhaltung dient<br />

Aggression ist eine spontane innere Bereitschaft zum Kampf, die für das eigene Überleben entscheidend ist =><br />

Aggression als angeborener Trieb<br />

jede Person verfügt über ein spezifisches Potenzial an aggressiver Energie<br />

wenn angestaute Energie nicht sukzessive abgebaut werden kann, entlädt sie sich spontan, (Schlüsselreiz: z.B. ein<br />

Feind oder ein Konkurrent)<br />

<strong>im</strong> <strong>Sport</strong> kann das Individuum in einer sozial akzeptierten Form kontinuierlich aufgestaute Energie abbauen<br />

(Subl<strong>im</strong>ierung der Aggression durch Ersatzobjekte)<br />

Untersuchungen zu den Triebtheorien von FREUD <strong>und</strong> LORENZ<br />

SIPES (1973) zeigte, dass friedfertige Völker <strong>im</strong> Vergleich zu gewalttätigen Gesellschafen seltener<br />

Kampfsportarten ausüben � n<strong>im</strong>mt man eine kathartische Funktion des <strong>Sport</strong>s an, so müssten jedoch die<br />

friedfertigen Völker mehr <strong>Sport</strong> treiben oder die gewalttätigen Völker weniger gewalttätig sein<br />

GABLER (1982) zeigte, dass Fußballfans, nachdem sie ein Spiel gesehen hatten, höhere Aggressionswerte<br />

aufwiesen als vor dem Spiel � widerspricht der Katharsischen Funktion vom bloßen Beobachten aggressiver<br />

Handlungen<br />

LEVIN et al (1995) fanden heraus, dass amerikanische Studenten, die Kontaktsportarten (American Football,<br />

Wrestling, ?Basketball?) betreiben eher aggressives Verhalten (Beleidigungen, Stehlen, Sachbeschädigung etc.)<br />

außerhalb des <strong>Sport</strong>s zeigen, als <strong>Sport</strong>ler anderer <strong>Sport</strong>arten (Tennis, Baseball, Schw<strong>im</strong>men, ?Fußball?, usw.)


Problem von solchen Verhaltensstudien, wie z.B. die von LEVIN: Es ist nicht geklärt, ob Selektions- oder<br />

Sozialisationsprozesse zugr<strong>und</strong>e liegen:<br />

Selektionsprozess: es sind eben die aggressionsbereiten KuJ, die eher Kontaktsportarten betreiben<br />

Sozialisationsprozess: der <strong>Sport</strong> macht die <strong>Sport</strong>treibenden aggressionsbereit (<strong>Sport</strong> ist die Ursache)<br />

Kritik zur Theorie von FREUD <strong>und</strong> LORENZ:<br />

Viele Studien (s. o.) widersprechen der Katharsis-Hypothese<br />

Aggressionen sind keine Reaktionen auf z. B. erlittenes Unrecht etc., sondern der Trieb verfügt über eine eigene<br />

Erregungsproduktion<br />

Dieses Modell würde <strong>im</strong>plizieren, dass aggressives Verhalten auch dann auftreten würde, wenn kein<br />

Aggressionsauslösender Reiz vorhanden ist: Der Mensch wäre von Natur aus aggressiv.<br />

Problem: die Theorien bestehen lediglich aus Metaphern, daher sind sie nicht empirisch umsetzbar (Der Mensch ist<br />

kein überlaufender Tank!!)<br />

Frustrations-Aggressions-Theorie (DOLLARD; BERKOWITZ)<br />

Frustrations-Aggressions-Theorie von DOLLARD (1939):<br />

Vorhandensein eines Triebes wird abgelehnt<br />

Folgende Aussagen werden miteinander verknüpft:<br />

aggressive Handlungen als Folge erlebter Frustration<br />

jeder Aggression geht ein Frustrationserlebnis voraus<br />

Frustration wird hervorgerufen durch ein aversives (unangenehmes) Erlebnis, z.B. ein Erlebnis der Enttäuschung<br />

(Erreichung eines Ziels wird verhindert)<br />

Aggressionen bauen demnach einen erhöhten Erregungszustand ab<br />

Zielobjekt der Aggression muss nicht identisch mit der Quelle der Frustration sein<br />

MILLER (1941) modifiziert den Ansatz auf der Gr<strong>und</strong>lage, dass auf Frustrationserlebnisse auch andere<br />

Verhaltensweisen als Aggression folgen können (z. B. Apathie, Flucht, Weinen) <strong>und</strong> nicht jeder aggressiven<br />

Handlung eine Frustration vorausgeht:<br />

Frustrationserlebnisse geben Anlass für unterschiedliche Verhaltensreaktionen, von denen eine die Aggression<br />

sein kann<br />

Untersuchungen zur Frustrations-Aggressions-Hypothese<br />

VOLKAMER (1971) zeigte in einer Fußballstudie, dass die verlierende Mannschaft mehr foulte:<br />

Frustrations-Aggressions-Hypothese wird bestätigt, aber:<br />

das kann aber auch andersherum dahingehend interpretiert werden, dass die Mannschaft, die mehr foult, auch<br />

verliert!<br />

RUSSEL (1983) zeigte bei Hockeyspielern, dass bei großer Tordifferenz beide Mannschaften viel foulten, in<br />

ausgeglichenen Spielen wird von beiden Mannschaften weniger gefoult<br />

Widerspruch zur Frustrations-Aggressions -Hypothese<br />

Kritik an der Frustrations-Aggressions-Hypothese:<br />

Keine Vorhersagen, ob Aggressionen auftreten <strong>und</strong> wenn, in welcher Form <strong>und</strong> Richtung<br />

Frustration führt nicht <strong>im</strong>mer zu Aggression, die folgenden Verhaltensweisen hängen zusätzlich von Umweltreizen ab<br />

(siehe MILLER)<br />

Aggression kann auch ohne vorausgehende Frustration auftreten<br />

Frustrationstoleranz bei Individuen unterschiedlich<br />

Die Frustrations-Aggressionshypothese berücksichtigt nicht die Aneignung (also den Prozess des Lernens)<br />

aggressiver Reaktionsweisen.<br />

Modifikation der Frustrations-Aggressions-Hypothese – Theorie der aggressiven Hinweisreize von BERKOWITZ<br />

(1962)<br />

Frustration mündet nicht zwangsläufig in Aggression, sondern schafft lediglich eine Bereitschaft zu aggressiven<br />

Handeln <strong>und</strong> kann aufgr<strong>und</strong> von Hinweisreizen die Wahrscheinlichkeit zum Vollzug dieser Handlung verstärken,<br />

wenn Umgebung Reize aufweist, die der Betroffene mit Aggression assoziiert <strong>und</strong> sich dieser in einem Zustand<br />

emotionaler Erregung befindet.<br />

Verbindung des Frustrationsansatzes mit der sozialen Lerntheorie von BANDURA (1961): <strong>im</strong> Sinne der klassischen<br />

Konditionierung werden aggressive Hinweisreize, z. B. Waffen, gewalttätige Filme, zu Auslösern aggressiver<br />

Handlungen<br />

Lerntheorien - Lernen am Modell / Lernen am Erfolg (BANDURA)<br />

Lernpsychologischer Ansatz: Theorie des sozialen Lernens nach BANDURA (1973)


Aggression ist nicht von internalen (Triebe) oder externalen Faktoren (Hinweisreizen) best<strong>im</strong>mt, sondern wird <strong>im</strong><br />

Laufe des Lebens erworben<br />

Aggression ist kontrollierbar <strong>und</strong> nicht zwangsläufig<br />

Imitations- bzw. Modelllernen ist ein entscheidender Mechanismus, durch den wir unser Verhaltensrepertoire<br />

erlernen<br />

Menschliches Verhalten wird in hohem Maße durch das beispielhafte Verhalten einflussreicher Modelle (z.B.<br />

Eltern, Lehrer etc.) vermittelt<br />

Positive Verstärkung (Lob, Belohnung, Erfolg) der Modelle fördert die Übernahme dieser Verhaltensweisen<br />

Regelmäßiges Beobachten von Aggression <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> oder am Rande eines Spiels, wenn keine geeigneten andere<br />

Modelle vorliegen, führen zur Aggressionssteigerung des eigenen Verhaltens auf oder neben dem Spielfeld<br />

der <strong>Sport</strong> bringt viele Idole, Helden ( = Modelle) hervor<br />

der Beobachter erwirbt ein aggressives Skript, dass er auf ähnliche Situationen überträgt<br />

Aggre ssive Handlungen werden wahrscheinlicher, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:<br />

Effektivität (Ziel wird erreicht <strong>und</strong> Verhalten wird nicht hinreichend geahndet)<br />

Angemessenheit (Verhalten ist realistisch <strong>und</strong> auf den Beobachter übertragbar)<br />

Normativität (Opfer ist entweder selbst schuld oder die Folgen nicht erkennbar)<br />

Empfänglichkeit (emotionale Erregung relativiert/stört die kritische Auseinandersetzung mit der gewalttätigen<br />

Handlung)<br />

Das Anschauen von gewalttätigen Filmen spielt hier eine wichtige Rolle: Beobachter sehen in Filmen, wie das Gute<br />

über das Böse siegt – <strong>und</strong> zwar meist mittels Gewalt. Eine Desensitivi erung (psychische Abstumpfung) wird aber erst<br />

durch längerfristiges <strong>und</strong> regelmäßiges Anschauen gewalttätiger Filme erreicht<br />

durch Gespräche bzgl. solcher Filme kann die Übernahme aggressiver Verhaltensweisen aus dem Film verhindert<br />

werden<br />

Untersuchungen zur Lerntheorie:<br />

BANDURA & ROSS (1961): Bobo-Doll-Exper<strong>im</strong>ent => Wenn Kinder beobachten, wie Erwachsene auf Puppen<br />

einschlugen bzw. sie friedlich behandelten, ahmten sie dies nach (besonders dann, wenn die Erwachsenen dafür<br />

belohnt worden sind)<br />

SMITH (1988) konnte nachweisen, dass das Verhalten von Amateur-Eishockeyspielern durch das Verhalten von<br />

Profi-Eishockeyspielern beeinflusst ist => Bestätigung der sozialen Lerntheorie<br />

Kleines ABC des Aggressionsabbaus nach KLUMPP (2002)<br />

Plan A: Fair Play<br />

Unterrichtsgespräche als Ritual (Fairplay „predigen“)<br />

Mannschaften so zusammenstellen, dass Konflikte vermieden werden (ggf. Soziogramm: wer mag wen, wer mag<br />

wen nicht?) => Schülern Vorteile eines gelungenen Miteinanderspielens vor Augen führen<br />

Verhalten anerkannter/ beliebter <strong>und</strong> vor allem „fairer“ Schüler als Vorbildcharakter nutzen<br />

Plan B: Gezielte Einzelgespräche<br />

Mobbing-Fälle nicht mit der ganzen Klasse besprechen (Täter als Außenseiter oder sein Verhalten wird<br />

bew<strong>und</strong>ert + Opfer wird als dumm/ schwach dargestellt)<br />

Mobbing-Täter in Einzelgesprächen auffordern, sich in die Rolle des Opfers zu versetzen<br />

Mobbing-Opfer in Einzelgesprächen Handlungsalternativen aufzeigen, z.B.<br />

über Fragen wie: „Was würdest du jemanden raten, der an deiner Stelle ist?“ oder<br />

mit Ratschlägen wie: „Wenn du angemacht wirst, gehe inhaltlich nicht darauf ein“ – „Du musst dich nicht prügeln, um<br />

deine Ehre zu retten“ – Erpressungen/ Bedrohungen lässt du nicht auf sich beruhen, sondern vertraue dich dem<br />

Klassenlehrer an“<br />

Plan C: Entspannungsübungen, Körperbewusstsein schulen<br />

Erspüren von Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Muskulatur <strong>und</strong> Müdigkeit soll zur Förderung von<br />

Entspannung <strong>im</strong> eigenen Körper beitragen => eventuell auch entspannterer Umgang mit anderen<br />

Bsp.: Fantasiereisen, Massagen<br />

Quellen:<br />

H. Gabler, <strong>Motive</strong> <strong>und</strong> <strong>Motivation</strong> <strong>im</strong> <strong>Sport</strong>, in: <strong>Sport</strong> –Theorie in der gymnasialen Oberstufe, Bd. 1, <strong>Sport</strong>artübergreifende<br />

Beiträge, Stuttgart, 92, S. 229<br />

GABLER, H. (1996): Aggression <strong>und</strong> Gewalt in Schule <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>. In: <strong>Sport</strong>unterricht 45, H. 11, 461-472.<br />

MIETHLING, W.-D. (1996): Aggressionen <strong>im</strong> <strong>Sport</strong>unterricht. In: <strong>Sport</strong>pädagogik 20, H. 4, 19-21.<br />

BALZ, E. (1993): Wie kann man soziales Lernen fördern? In: Bielefelder <strong>Sport</strong>pädagogen: Methoden <strong>im</strong> <strong>Sport</strong>unterricht.<br />

Schorndorf, 118-138.<br />

KLUMPP, P. (2002) Das kleine ABC des Aggressionsabbaus. In: <strong>Sport</strong>pädagogik, 2, 2002, S. 18-21.<br />

http://www.uni-flensburg.de/~raab/stud/sose_2007/VL_H_04_dt.pdf, Stand: 10.09.05<br />

http://www.sportunterricht.de/lksport/motive2.html#w, Stand: 10.09.05


http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

Annotationen:<br />

1. http://www.univie.ac.at/<strong>Sport</strong>wissenschaften/oesg/Eichinger.htm, Stand: 20.04.07<br />

2. http://www.univie.ac.at/<strong>Sport</strong>wissenschaften/oesg/Eichinger.htm, Stand: 20.04.07)<br />

3. http://www.sportunterricht.de/lksport/motive2.html#w Stand: 10.09.05<br />

4. http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

5. http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

6. http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

7. http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

8. http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

9. http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

10. http://www.sport.uni-frankfurt.de/Personen/Haensel/<strong>Sport</strong>psychologie/ue4_<strong>Motivation</strong>.pdf, Stand: 01.05.07<br />

11. VGL. GABLER, H. (1996): Aggression <strong>und</strong> Gewalt in Schule <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>. In: <strong>Sport</strong>unterricht 45, H. 11, 461-472.

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