Ausgabe 39 - 2/2006 - Stadt Oberhausen
Ausgabe 39 - 2/2006 - Stadt Oberhausen
Ausgabe 39 - 2/2006 - Stadt Oberhausen
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>39</strong> • Kostenlos • Juni <strong>2006</strong><br />
WIR FÜR EUCH<br />
FORUM FORUM<br />
FÜR JUNGGEBLIEBENE
In eigener Sache<br />
IMPRESSUM<br />
Wir für Euch<br />
überparteilich überkonfessionell<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Oberhausen</strong><br />
Der Oberbürgermeister<br />
Seniorenbeirat der <strong>Stadt</strong> <strong>Oberhausen</strong><br />
Fachbereich Neue Medien<br />
Langemarkstr. 19-21<br />
46042 <strong>Oberhausen</strong><br />
Internet-Adresse:<br />
http://bibliothek.oberhausen.de/seniorenzeitung<br />
Leitung:<br />
V.i.S.d.P. Rita Weller (RW)<br />
Stellvertreter:<br />
Marlies Gummersbach (MG), Katharina Ombeck<br />
(KO), Marlies Wolterhoff-Lümmen (MW-L)<br />
Redaktionsteam:<br />
Eva Maria Bauer (EMB), Dr. Elisabeth Bonmann-<br />
Fabry (EBF), Jürgen Böttcher (JüB), Elke<br />
Heinrichs (EH), Rüttger Heinzen (RH), Renate<br />
Helten (ReH), Renate Ponten (RP), Maria Riemert<br />
(MR), Marianne Schmeier (MS)<br />
Satz, Layout und Druck:<br />
OGM GmbH,<br />
Infrastrukturelles Gebäudemanagement<br />
Druck & Grafik<br />
Titelfoto: Amtsgericht <strong>Oberhausen</strong>en<br />
von Marlies Wolterhoff-Lümmen<br />
Auflage:<br />
10 000 Exemplare<br />
Für unverlangt eingesandte Beiträge keine<br />
Abdruckgarantie. Eine Rücksendung erfolgt nicht.<br />
Die Verantwortung für namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge und deren Inhalt - in Wort und Schrift -<br />
liegt bei dem Verfasser. Anonyme Zuschriften können<br />
nicht veröffentlicht werden.<br />
Wir für Euch erscheint vierteljährlich kostenlos.<br />
Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit<br />
Genehmigung der Herausgeber.<br />
Termine für<br />
Seniorenbeiratssitzungen <strong>2006</strong><br />
Seniorenbeiratssitzungen sind öffentlich,<br />
d.h. sie sind für alle interessierten<br />
Bürgerinnen und Bürger zugänglich.<br />
Sie finden an unterschiedlichen Orten<br />
innerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes statt.<br />
Die jeweiligen Veranstaltungstermine<br />
und -orte werden auch in der<br />
Tagespresse und im Wochenanzeiger<br />
bekanntgegeben:<br />
7. Sitzung 27.09.<strong>2006</strong><br />
8. Sitzung 06.12.<strong>2006</strong><br />
2 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong><br />
Aufgestanden<br />
Ich bin noch immer<br />
wieder aufgestanden,<br />
so oft ich auch<br />
gelegen hab’.<br />
Ich hatte immer<br />
wieder eine Freude,<br />
so oft es einen Kummer gab.<br />
Ich hab noch immer<br />
wieder lachen können,<br />
so oft ich unter Tränen war.<br />
Ich spürte immer<br />
wieder Morgensonne,<br />
so oft ich nur das Dunkel sah.<br />
Ich habe immer<br />
wieder lieben können,<br />
so oft mein Herz<br />
erkaltet war.<br />
Ich fand das Leben<br />
immer wieder<br />
- nach wilden Stürmen -<br />
wunderbar.<br />
Verfasser unbekannt<br />
„Wir für Euch“ liegt in verschiedenen Institutionen im gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
aus.<br />
Sie können uns in unserem Redaktionsbüro - persönlich oder telefonisch<br />
- zu folgender Zeit erreichen:<br />
donnerstags 15.00 Uhr - 17.00 Uhr<br />
Unsere Anschrift:<br />
„Wir für Euch“ - Redaktion -<br />
Langemarkstr. 19-21<br />
46042 <strong>Oberhausen</strong><br />
Tel.: 02 08 / 8 25 27 24<br />
E-mail Adresse: wfe@oberhausen.de<br />
INHALTSVERZEICHNIS:<br />
Aufgestanden ..................................2<br />
Das Kommisariat Vorbeugung warnt:<br />
Finger weg von Kettenbriefen<br />
im Internet........................................3<br />
Neue Behördenprosa ......................3<br />
Eine Gratwanderung........................4<br />
Vielleicht von Interesse für Sie ........4<br />
Rätsel und Auflösung ......................5<br />
Im Theater O. ..................................5<br />
Die <strong>Oberhausen</strong>er Tafel ..................6<br />
Hätten Sie es gewusst? ..................6<br />
Wallenstein ......................................7<br />
Rezept: Seelachs-Früchte-Curry......7<br />
Das Handbuch für<br />
die gute Ehefrau ..............................8<br />
An diesem Dorffest soll<br />
alles anders sein,... ..................9<br />
Heute schon gelacht? ......................9<br />
Übrigens ..........................................9<br />
Doppelter Abschied ......................10<br />
Die Maßkrüge ................................10<br />
Der Schokotrick..............................11<br />
Der Zitronentisch ..........................12<br />
Ordnung ist das halbe Leben ........12<br />
Bananenwein ................................13<br />
Ich wünsch Dir Geduld ..................13<br />
Wolfgang Amadeus Mozart ..........14<br />
Bath, schön und teuer ..................15<br />
Maler der deutschen Romantik......16
Polizei/Unterhaltung<br />
Das Kommisariat Vorbeugung warnt:<br />
Finger weg von Kettenbriefen im Internet<br />
Das Kriminalkommissariat Vorbeugung<br />
macht darauf aufmerksam, dass<br />
z. Zt. vermehrt Kettenbriefe im Internet<br />
auftauchen. Jüngste Beispiele:<br />
„Microsoft verschenkt Dollars“ oder<br />
„Knochenmarkspende“.<br />
Diese Kettenbriefe sind kein Virus<br />
und werden deshalb auch von keinem<br />
Virenscanner-System erkannt,<br />
da es reine Textdateien sind. Sie sind<br />
ein Hoax (eine elektr. Zeitungsente =<br />
Falschmeldung).<br />
Hoaxes sind "schlechte Scherze"<br />
und werden im Internet für falsche<br />
Warnungen vor bösartigen Viren verwendet:<br />
So werden Anwender etwa<br />
aufgefordert, zur Virenabwehr bestimmte<br />
(wichtige) Dateien zu<br />
löschen. Ergänzt wird die Meldung<br />
meistens mit dem Rat, die warnende<br />
E-Mail an Freunde und Bekannte weiterzuleiten.<br />
Verbreiten Sie diese Meldung<br />
bitte nicht weiter, denn wenn<br />
jeder Anwender dies tut, wird das E-<br />
Mail-System überlastet und blockiert.<br />
Durch diese unkontrollierte Massenverbreitung<br />
werden nämlich erhebli-<br />
Eine schwierige Tätigkeit liegt<br />
im Allgemeinen dann vor,<br />
wenn sie nicht ganz einfach ist.<br />
(Rundschreiben einer italienischen<br />
Behörde).<br />
Auch ein leerer Briefkasten<br />
muss geleert werden, weil er<br />
möglicherweise voll sein könnte.<br />
(Rundbrief der italienischen<br />
Postdirektion).<br />
che Ressourcen verbraucht. Das ist<br />
die Schadensfunktion, die der anonyme<br />
Urheber dieser Meldung bezweckt.<br />
Deshalb –<br />
Finger weg vom Kettenbrief<br />
Weitere Informationen zu diesem und<br />
vielen anderen Themen finden Sie auch<br />
unter der Internetadresse:<br />
www.polizei-beratung.de<br />
Es ist die offizielle Internetseite der<br />
polizeilichen Kriminalprävention der<br />
Länder und des Bundes (ProPK). Hier<br />
können auch Broschüren und Faltblätter<br />
zu anderen Themen angefordert<br />
werden.<br />
Tipp der Polizei für alle<br />
Handybesitzer<br />
Anbei ein Tipp der Wuppertaler Polizei<br />
für alle Handybesitzer. Die nebenstehende<br />
Funktion ist anscheinend bei<br />
allen Handys verfügbar und man<br />
muss sich fragen, warum Handy-Hersteller<br />
und -Händler so etwas geheim<br />
Neue Behördenprosa<br />
Gewürzmischungen sind<br />
Mischungen von Gewürzen.<br />
(Deutsches Lebensmittelbuch).<br />
Nichtschwimmern ist das<br />
Hinausschwimmen auf die<br />
offene See strengstens untersagt.<br />
(Schild am Badestrand von<br />
Miami-Beach).<br />
halten. Denn durch diesen Schritt<br />
könnten die Handy-Diebstähle sicher<br />
deutlich zurückgehen. Jedes Handy<br />
hat eine eigene, einmalige Seriennummer.<br />
Diese kann wie folgt aufgerufen werden:<br />
*#06#<br />
Darauf wird die Seriennummer des<br />
Handys angezeigt.<br />
Diese Nummer notieren und aufbewahren.<br />
Wenn nun ein Handy gestohlen<br />
werden sollte, muss man diese<br />
Seriennummer dem Telefonhändler<br />
oder Hersteller melden, und der kann<br />
dann das Handy total blockieren, auch<br />
wenn der Dieb eine neue SIM-Karte<br />
einsetzt. Man bekommt davon zwar<br />
sein Handy nicht zurück, aber man<br />
hat wenigstens die Genugtuung, dass<br />
der Dieb auch nichts mehr damit anfangen<br />
kann! Wenn alle Handy-Besitzer<br />
diese Vorkehrung träfen, würde es<br />
sich bald nicht mehr lohnen, ein Handy<br />
zu klauen!<br />
Bei Nacht wird das Sehen<br />
durch Dunkelheit erschwert.<br />
(Bundeswehr-Dienstvorschrift).<br />
Für Geburten sind die<br />
Wochentage Dienstag und<br />
Donnerstag jeweils von 9 – 12<br />
Uhr festgesetzt.<br />
(Verlautbarung der Gemeinde<br />
Bergheim).<br />
Gesammelt von<br />
Bernd Ellermann<br />
Wir für Euch 2/<strong>2006</strong> 3
Gesellschaft<br />
Eine Gratwanderung vielleicht von<br />
Gemütlich und entspannt wollte ein<br />
junges Ehepaar das Wochenende<br />
verbringen. Die junge Frau kuschelte<br />
sich in die Sofaecke und<br />
vertiefte sich in ihr neu erworbenes<br />
Buch. Ihr Mann setzte den Kopfhörer<br />
auf, um die Sportschau zu<br />
verfolgen. Ihre beiden Kinder, ein<br />
Mädchen, 8 Jahre alt, und ein Junge<br />
von 5 Jahren hatten sich nach<br />
oben auf ihre Zimmer zurückgezogen.<br />
Plötzlich hörten die Eltern einen<br />
ohrenbetäubenden Lärm. Geschrei,<br />
Gezeter und Weinen waren<br />
zu hören. Das Ehepaar schaute<br />
sich besorgt an und wusste, ihre<br />
Kinder kämpften wieder einmal mit<br />
harten Bandagen. In letzter Zeit<br />
kamen sie gar nicht gut miteinander<br />
aus. Zu verschieden waren ihre<br />
Interessen. Die Große liebte ihre<br />
Puppen über alles und spielte<br />
stundenlang mit ihnen, sie hasste<br />
es, wenn der Bruder in ihr Reich<br />
stürmte und sie in ihrer Idylle störte.<br />
Jochen, so hieß ihr kleiner Bruder,<br />
hätte gern eine Spielkameradin<br />
gehabt, die mit ihm Autorennen,<br />
Ritterspiele und andere wilde<br />
Spiele machte, aber damit konnte<br />
er seine Schwester nicht locken.<br />
Aus Enttäuschung ärgerte er Lilly,<br />
seine Schwester, wo er nur konnte,<br />
versteckte ihre Puppen oder kritzelte<br />
in ihre Bücher, er trieb es so<br />
weit, das Lilly ihre Eltern bat, Jochen<br />
einfach wegzugeben. Im<br />
Obergeschoss wurde der Krach<br />
immer lauter, und bittend schaute<br />
die Frau ihren Mann an. Der verstand<br />
und ging hinauf, um endlich<br />
Frieden zu stiften.<br />
Das gelang offensichtlich, denn als<br />
er sich wieder seiner Sportschau<br />
zuwandte, herrschte oben absolute<br />
Stille, und das Ehepaar atmete<br />
auf. Nach kurzer Zeit kam ihr Sohn<br />
ruhig die Treppe herunter, angezogen<br />
mit seinem Lieblingsanorak,<br />
den neuen Schuhen und einen<br />
4 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong><br />
Rucksack auf dem Rücken. Mit fester<br />
Stimme sagte er zu seinen Eltern:<br />
„Ich ziehe aus!“ Die Mutter<br />
versuchte ihre Angst zu verbergen<br />
und erwiderte ruhig: „ Mein Sohn,<br />
wir lieben dich über alles, ich werde<br />
dich sehr vermissen, aber wenn<br />
du ausziehen willst, müssen wir<br />
dich gehen lassen.“ Auch der Vater<br />
hatte sich schnell gefasst und<br />
bemerkte: „Auch ich liebe dich<br />
sehr, du warst mein bester Kumpel,<br />
wir hatten eine so schöne Zeit<br />
zusammen.“ Der Junge zögerte,<br />
ging dann aber festen Schrittes auf<br />
die Tür zu, fasste nach der Klinke<br />
und verkündete abermals: „Ich gehe<br />
jetzt!“<br />
Da stürzte seine Schwester die<br />
Treppe herunter und schluchzte:<br />
„Papa, Mama, ihr dürft Jochen<br />
nicht gehen lassen, er ist doch<br />
mein einziger Bruder, ich will nicht,<br />
dass er geht.“ Sie war völlig aufgelöst.<br />
Ihr Bruder schaute sie an, ließ<br />
langsam die Türklinke los und entschied:<br />
„Ich werde bleiben.“ Mutter<br />
und Vater umarmten ihren kleinen<br />
Liebling und die kleine Lilly<br />
wollte ihn nicht mehr loslassen.<br />
Aufatmend schauten sich die Eltern<br />
an und bemerkten leise: „Das<br />
war eine gefährliche Gratwanderung,<br />
Gott sei Dank, ist noch<br />
einmal alles gut gegangen.“ Wie<br />
schwer Kindererziehung sein kann,<br />
wissen alle Eltern aus eigener Erfahrung.<br />
EMB<br />
Liebe Leser von „Wir für<br />
Euch!“<br />
Wir freuen uns über jeden Leserbrief,<br />
den wir erhalten, bitten<br />
aber um Verständnis, dass aus<br />
Platzmangel nicht jede Zuschrift<br />
abgedruckt werden kann.<br />
Ihr Redaktionsteam<br />
�Interesse<br />
für Sie<br />
Redaktionshinweis!<br />
Viele ältere Menschen leben in Armut,<br />
besonders allein stehende Frauen<br />
sind davon betroffen. Ihr Einkommen<br />
reicht in vielen Fällen nicht für den<br />
Lebensunterhalt aus, sie haben deshalb<br />
einen Anspruch auf Sozialhilfe.<br />
Dieses Wort löst immer noch bei der<br />
älteren Generation Berührungsängste<br />
aus. Den Gang zum Sozialamt möchten<br />
sie auf jeden Fall vermeiden,<br />
lieber verschweigen sie ihre Bedürftigkeit.<br />
Sozialhilfe ist kein Almosen, sondern<br />
ein Rechtsanspruch, der an betimmte<br />
Voraussetzungen und Bedingungen<br />
geknüpft ist. Die Berechnung ist allerdings<br />
kompliziert, deshalb nehmen<br />
Sie die Hilfe von Fachkräften an, und<br />
lassen Sie Ihre Grundsicherung prüfen.<br />
Das Grundsicherungsgesetz (GsiG)<br />
soll Altersarmut vermeiden helfen. Ab<br />
dem 65. Lebensjahr stehen Ihnen<br />
Leistungen der Grundsicherung zu,<br />
wenn Ihr Einkommen und Vermögen<br />
diesen Grundbetrag nicht erreicht.<br />
Die Unterhaltspflicht der Kinder bleibt<br />
unberücksichtigt, wenn deren Einkommen<br />
nicht mehr als 100.000 Euro<br />
beträgt (Stand: Dezember 2004<br />
NRW).<br />
Wenn Sie sich an eine Seniorenberatungsstelle<br />
wenden, wird Ihnen auf<br />
Wunsch auch eine Begleitperson zur<br />
Seite gestellt, die mit Ihnen zum Amt<br />
geht. Nehmen Sie ohne Scheu diese<br />
Unterstützung an, sie wird Ihnen<br />
kostenlos gewährt.<br />
EMB
Rätsel/Gesellschaft<br />
Städtenamen<br />
Jeweils zwei Begriffe sind zu einem Ortsnamen zusammenzufügen. Die Anfangsbuchstaben –<br />
in die richtige Reihenfolge gebracht – ergeben den Namen eines deutschen Bundeslandes<br />
Asche Bach Berg Berg Berg Berg<br />
Burg Burg Dürr Eilen Engel Eschen<br />
Fulda Hall Haus Hausen Heim Heim<br />
Heim Heim Hocken Ise Kirchen Laufen<br />
Lohn Neu Nord Nord Ober Reichen<br />
Rhein Sachsen Tal Tann Ursel Wacht<br />
Im Theater O. ...<br />
...steigert die Studioaufführung von „Peter und der Wolf“, die seit dem 22. 01. läuft, die<br />
Zuschauerbilanz dieser Saison. Man sollte sich die 50 Minuten spritzig - erfrischenden<br />
Vergnügens gönnen, das die Hauptdarsteller Franziska Weber und Helge Tramsen in der<br />
Textfassung von F.K. Waechter auf die Bühne zaubern. Ihr Einfallsreichtum und ihre Spielfreude<br />
begeistern große und kleine Zuschauer gleichermaßen, ohne Innehalten reiht sich<br />
Gag an Gag. Die Tiere des „Symphonischen Märchens für Kinder“, von Sergej Prokofjew<br />
1936 komponiert, entwickeln ihrem Charakter entsprechend die Handlung, an deren Ende<br />
der gierige Wolf sein Leben lassen muss. In einem fröhlichen Triumphzug von Menschen und<br />
Tieren wird dieser Sieg auch musikalisch gefeiert, jeder Teilnehmer ist verkörpert durch eine<br />
eigene Stimme und ein eigenes Instrument.<br />
Die musikalische Leitung dieses heiteren Spektakels hat Robert Weinsheimer, die Inszenierung<br />
besorgte Katja Lauken, das Bühnenbild entwarf Kathrine von Hellermann.<br />
ReH<br />
RP<br />
Bundesland: Nordrhein-Westfalen<br />
Nordkirchen, Oberursel, Rheinberg, Dürrheim, Reichenhall, Hockenheim,<br />
Eschenbach, Iserlohn, Neuhaus, Wachtberg, Eilenburg, Sachsenhausen, Tannheim<br />
Fuldatal, Ascheberg, Laufenburg, Engelberg, Nordheim<br />
Wir für Euch 2/<strong>2006</strong> 5
Gesellschaft<br />
Es war kalt draußen. Völlig ungewohnt.<br />
Die <strong>Stadt</strong> war menschenleer.<br />
Ich hatte Lust auf eine heiße Tasse<br />
Kaffee mit viel Milch und Zucker. Zu<br />
einem Termin mit Herrn Josef Stemper,<br />
Sprecher der <strong>Oberhausen</strong>er Tafel<br />
und Frau Straß, die zur Planungsgruppe<br />
gehört, trafen wir uns in der<br />
ehemaligen Gaststätte Hellersberg<br />
an der unteren Marktstraße. Haus<br />
und Gaststätte gehören heute der<br />
Katholischen Kirchengemeinde „Herz<br />
Jesu“. Jetzt hat die Gemeinde im<br />
Rahmen einer sozialen Tat die<br />
Gaststätte der <strong>Oberhausen</strong>er Tafel zu<br />
den reinen Bewirtschaftungskosten<br />
zur Verfügung gestellt. Sie ist eine<br />
Einrichtung, die mit der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
nichts zu tun hat, und wurde auf<br />
Anregung des Diakonischen Werkes<br />
am 25.09.2001 als Projekt der zurzeit<br />
aktuellen Agenda 21 von ca. 30<br />
anwesenden Mitgliedern ins Leben<br />
gerufen. Zwar existieren in den<br />
Nachbarstädten weitere Einrichtungen<br />
dieser Art, die aber alle eingetragene<br />
Vereine sind.<br />
Von Anfang an machte sich die<br />
<strong>Oberhausen</strong>er Tafel „die Aufwertung<br />
6 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong><br />
Die <strong>Oberhausen</strong>er Tafel<br />
der Persönlichkeiten aller Bedürftigen“<br />
zur Aufgabe. Das, was vor<br />
knapp 5 Jahren als kleines Flämmchen<br />
des „Gebens“ geboren wurde,<br />
hat sich zu einem beachtlichen<br />
Feuer der Barmherzigkeit gemausert.<br />
Es sind die Spenden, von der<br />
die <strong>Oberhausen</strong>er Tafel lebt. Trinkt<br />
man dort eine Tasse Kaffee und isst<br />
ein Stück Kuchen dazu oder genießt<br />
einen Teller Suppe, so fragt keiner<br />
nach Bezahlung. Man bezahlt nur<br />
nach Können und häufig nichts. Es<br />
sind Sachspenden von Bäckereien,<br />
Lebensmittelhändlern und Supermärkten,<br />
die bei der Einrichtung eingehen.<br />
Dabei sind alle Lebensmittel<br />
in einwandfreiem Zustand und haben<br />
ihr Haltbarkeitsdatum längst<br />
noch nicht erreicht. Wöchentlich gibt<br />
es <strong>Ausgabe</strong>tage, an denen Bedürftige<br />
mit Brot und Lebensmitteln versorgt<br />
werden.<br />
Die wertvollsten Spenden sind jedoch<br />
die der Freizeit, welche die inzwischen<br />
ca. 70 ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter einbringen. Man denke<br />
dabei nur an die vielen Frauen der<br />
kirchlichen Vereine beider Konfes-<br />
Hätten Sie es<br />
gewusst? wusst?<br />
Als älteste Saline Deutschlands gilt<br />
die schon im Jahre 696 urkundlich<br />
genannte Saline von Bad Reichenhall<br />
in Oberbayern. Schon zur Zeit<br />
der Kelten sollen die starken<br />
Solequellen bei der Salzgewinnung<br />
genutzt worden sein. Seit<br />
dem Jahre 1846 dienen sie als<br />
Heilquellen und begründeten den<br />
Ruf von Bad Reichenhall.<br />
Quelle: Kräuter-Ratgeber<br />
sionen, die abwechselnd Kuchen<br />
backen oder an Margret, die im Notfall<br />
immer einspringt. Viele Menschen<br />
stehen bei der Bedienung, der<br />
<strong>Ausgabe</strong> und Heranschaffung der<br />
Lebensmittel immer parat. Der Sprecher<br />
der Tafel steht bei Fragen zu<br />
Sozialleistungen mit Rat und Tat zur<br />
Seite. Er ist als ehemaliger Mitarbeiter<br />
des Sozialamtes für diese<br />
selbst gestellte Aufgabe bestens geeignet.<br />
Das <strong>Oberhausen</strong>er Tafel-Café,<br />
in dem ich gerade mit ihm meinen<br />
Kaffee trinke, nahm vor 3 1/2<br />
Jahren seinen Dienst auf. Die Stimmung<br />
ist sowohl bei den Ehrenamtlichen<br />
als auch bei den Bedürftigen<br />
als äußerst positiv zu werten. Das<br />
zeigt auch der jährliche Zuwachs<br />
von Ehrenamtlichen und Bedürftigen<br />
in einem Maße, der andere Einrichtungen<br />
weit übersteigt.<br />
Alles in allem kann man sagen, dass<br />
diese soziale Einrichtung, getragen<br />
durch reine ehrenamtliche Tätigkeit,<br />
ein Lob an die Bevölkerung unserer<br />
<strong>Stadt</strong> wert ist.<br />
RH
Gesellschaft/Rezept<br />
In der Nähe des Holtener Bahnhofs,<br />
abbiegend von der Bahnstraße,<br />
befand ich mich auf der Wallensteinstraße<br />
und von dieser kam ich<br />
dann zur Gustav-Adolf-Straße. Ich<br />
wunderte mich was diese Kontrahenten<br />
aus dem 30-jährigen Krieg<br />
mit Holten zu tun hatten. Was wissen<br />
wir eigentlich über den kaiserlichen<br />
Generalissimus Albrecht von<br />
Wallenstein, außer, dass er in vielen<br />
Kreuzworträtseln vorkommt.<br />
Mein Interesse war geweckt und so<br />
begann ich mich mit dem Leben<br />
dieses Mannes zu beschäftigen.<br />
Der 30 jährige Krieg begann 1618<br />
als der böhmische Adel in Prag von<br />
Kaiser Ferdinand II das Recht auf<br />
freie Religionsausübung im protestantischen<br />
Glauben forderte. Als<br />
dieses nicht gestattet wurde, warfen<br />
Abgesandte des Protestantentages<br />
kurzerhand die beiden <strong>Stadt</strong>halter<br />
des Kaisers aus dem Fenster<br />
des Hradschin in den Burggraben.<br />
Das war der berühmte Fenstersturz<br />
zu Prag und der Beginn des Krieges.<br />
Die Truppen der katholischen<br />
Liga und des Kaisers besiegten in<br />
der Schlacht am Weißen Berg das<br />
böhmische Heer vollständig und<br />
die Besitztümer des Adels wurden<br />
konfisziert. Wallenstein wurde am<br />
24.9.1583 in Böhmen, in einer protestantischen<br />
Adelsfamilie geboren,<br />
studierte in Bologna und Padua<br />
und trat mit 23 Jahren zum<br />
katholischen Glauben über. Er heiratete,<br />
wurde aber schon im Alter<br />
von 31 Jahren Witwer und erwarb<br />
mit der reichen Hinterlassenschaft<br />
seiner verstorbenen Frau riesige<br />
Gebiete von konfiszierten Gütern in<br />
Nordböhmen. Außerdem schuf und<br />
W allenstein<br />
finanzierte er eine eigene Armee,<br />
die er dem Kaiser unterstellte. Dieser<br />
erhob ihn in den Fürstenstand<br />
als Herzog von Friedland.<br />
Als kaiserlicher Heerführer besiegte<br />
Wallenstein in vielen Schlachten die<br />
Protestanten und drängte die Dänen<br />
unter König Christian IV. aus<br />
Norddeutschland. Unter dem Druck<br />
der Kurfürsten und Maximilians von<br />
Bayern musste Kaiser Ferdinand<br />
Wallenstein entlassen, aber schon<br />
2 Jahre später, als der Schwedenkönig<br />
Gustav II. Adolf mit seinem<br />
Heer bis Süddeutschland vordrang,<br />
rief man den Herzog als kaiserlichen<br />
Generalissimus zurück. In<br />
der Schlacht bei Lützen wurde der<br />
Schwedenkönig getötet und Wallenstein<br />
begann heimliche Verhandlungen<br />
mit den Reichsfürsten,<br />
wobei er eine grundsätzliche Friedensbereitschaft<br />
erkennen ließ.<br />
1634 wurde er zum zweiten Mal<br />
von Ferdinand entlassen unter der<br />
Anklage des Hochverrats. Wallenstein<br />
zog sich nach Eger zurück,<br />
während der Kaiser den Befehl<br />
gab, ihn tot oder lebendig gefangen<br />
zu nehmen. Kaisertreue Offiziere<br />
er-mordeten Wallenstein und seine<br />
Freunde am 25.02.1634 in Eger.<br />
Der dreißigjährige Krieg wurde erst<br />
1648 durch den Westfälischen<br />
Frieden, der in Münster unterzeichnet<br />
wurde, beendet. Mit ihm endete<br />
das Zeitalter der Gegenreformation<br />
und der Glaubenskämpfe.<br />
Lutheraner und Protestanten erhielten<br />
die rechtliche Gleichstellung<br />
mit den Katholiken.<br />
KO<br />
Rezept<br />
Seelachs-Früc<br />
Seelachs-Früchte<br />
hte-<br />
Curry Curr<br />
500 gr. Seelachsfilet<br />
3 EL Zitronensaft<br />
2 Bananen<br />
2 säuerliche Äpfel<br />
2 EL Öl<br />
4 EL Zwiebelwürfel<br />
2 EL Mehl<br />
2 EL mittelscharfes<br />
Currypulver<br />
200 gr. Creme fraiche<br />
300 ml Fischbrühe<br />
1oo ml Kokosmilch<br />
Salz, Pfeffer<br />
Fisch abspülen, leicht salzen,<br />
mit Zitronensaft beträufeln,<br />
3 Min. in kochendes<br />
Wasser legen, herausnehmen<br />
und in mundgerechte<br />
Stücke schneiden. Das Öl<br />
in einer Pfanne erhitzen,<br />
darin die Zwiebeln würfeln<br />
mit den geschälten, in<br />
dünne Spalten geschnittenen<br />
Äpfeln kurz schmoren.<br />
Mehl und Currypulver darüber<br />
streuen und vorsichtig<br />
durchmischen. Mit der<br />
Fischbrühe, Creme fraiche<br />
und Kokosmilch angießen<br />
und kurz durchkochen. Nun<br />
die Fischstücke und die in<br />
Scheiben geschnittenen<br />
Bananen darunter mengen<br />
und ohne zu kochen 10 Min.<br />
gar ziehen lassen.<br />
Dazu gekochten Reis servieren.<br />
KO<br />
Wir für Euch 2/<strong>2006</strong> 7
Gesellschaft<br />
Das Handbuch für die gute Ehefrau<br />
In einer Familie zählen nur die Bedürfnisse<br />
von einem Einzigen, und<br />
das ist der Ehemann - jedenfalls<br />
wenn es nach der britischen Zeitschrift<br />
"Housekeeping Monthly"<br />
geht, die in ihrer <strong>Ausgabe</strong> vom 13.<br />
Mai 1955 zusammenfasst, wie eine<br />
gute Ehefrau sich ihrem Mann gegenüber<br />
zu betragen hat und damit<br />
gleichzeitig ein düster-skurriles Sittenbild<br />
von Partnerschaft in den<br />
50er Jahren zeichnet:<br />
Verwöhne IHN! - Halten Sie das<br />
Abendessen bereit. Planen Sie vorausschauend,<br />
evtl. schon am Vorabend,<br />
damit die köstliche Mahlzeit<br />
rechtzeitig fertig ist wenn er nach<br />
Hause kommt. Die meisten Männer<br />
sind hungrig wenn sie heimkommen,<br />
und die Aussicht auf eine<br />
warme Mahlzeit (besonders auf<br />
seine Leibspeise) gehört zu einem<br />
herzlichen Empfang, so wie man ihn<br />
braucht.<br />
Machen Sie sich schick. Gönnen<br />
Sie sich 15 Minuten Pause, so dass<br />
Sie erfrischt sind, wenn er ankommt.<br />
Legen Sie Make-up nach, knüpfen<br />
Sie ein Band ins Haar, so dass Sie<br />
adrett aussehen. Er war ja schließlich<br />
mit einer Menge erschöpfter<br />
Leute zusammen. Seien Sie fröhlich,<br />
machen Sie sich interessant für<br />
ihn! Er braucht vielleicht ein wenig<br />
Aufmunterung nach einem ermüdenden<br />
Tag und es gehört zu Ihren<br />
Pflichten, dafür zu sorgen.<br />
Das traute Heim - Räumen Sie<br />
auf. Machen Sie einen letzten<br />
Rundgang durch das Haus, kurz<br />
8 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong><br />
bevor Ihr Mann kommt. Räumen Sie<br />
Schulbücher, Spielsachen, Papiere<br />
usw. zusammen und säubern Sie<br />
mit einem Staubtuch die Tische.<br />
Während der kälteren Monate sollten<br />
Sie für ihn ein Kaminfeuer zum<br />
Entspannen vorbereiten. Ihr Mann<br />
wird fühlen, dass er in seinem Zuhause<br />
eine Insel der Ruhe und Ordnung<br />
hat, was auch Sie beflügeln<br />
wird. Letztendlich wird es Sie unglaublich<br />
zufrieden stellen, für sein<br />
Wohlergehen zu sorgen.<br />
Machen Sie die Kinder schick. Nehmen<br />
Sie sich ein paar Minuten, um<br />
ihre Hände und Gesichter zu waschen<br />
(wenn sie noch klein sind).<br />
Kämmen Sie ihr Haar und wechseln<br />
Sie ggf. ihre Kleidung. Die Kinder<br />
sind ihre "kleinen Schätze" und so<br />
möchte er sie auch erleben. Vermeiden<br />
Sie jeden Lärm. Ermahnen<br />
Sie die Kinder, leise zu sein.<br />
Seien Sie glücklich, ihn zu sehen.<br />
Begrüßen Sie ihn mit einem warmen<br />
Lächeln und zeigen Sie ihm,<br />
wie aufrichtig Sie sich wünschen,<br />
ihm eine Freude zu bereiten.<br />
Opfere dich auf - ER ist der<br />
Chef! Hören Sie ihm zu. Sie mögen<br />
ein Dutzend wichtiger Dinge auf<br />
dem Herzen haben, aber wenn er<br />
heimkommt, ist nicht der geeignete<br />
Augenblick, darüber zu sprechen.<br />
Begrüßen Sie ihn nicht mit Beschwerden<br />
und Problemen. Lassen<br />
Sie ihn zuerst erzählen - und vergessen<br />
Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen<br />
wichtiger sind als<br />
Ihre. Der Abend gehört ihm.<br />
Ihr Ziel sollte sein: Sorgen Sie dafür,<br />
dass Ihr Zuhause ein Ort voller Frieden,<br />
Ordnung und Behaglichkeit ist,<br />
wo Ihr Mann Körper und Geist erfrischen<br />
kann. Beklagen Sie sich<br />
nicht, wenn er spät heimkommt oder<br />
selbst wenn er die ganze Nacht ausbleibt.<br />
Nehmen Sie dies als kleineres<br />
Übel, verglichen mit dem, was er<br />
vermutlich tagsüber durchgemacht<br />
hat.<br />
Machen Sie es ihm bequem. Lassen<br />
Sie ihn sich in einem gemütlichen<br />
Sessel zurücklehnen oder im<br />
Schlafzimmer hinlegen. Halten Sie<br />
ein kaltes oder warmes Getränk für<br />
ihn bereit. Schieben Sie ihm sein<br />
Kissen zurecht und bieten Sie ihm<br />
an, seine Schuhe auszuziehen.<br />
Sprechen Sie mit leiser, sanfter und<br />
freundlicher Stimme. Fragen Sie ihn<br />
nicht darüber aus, was er tagsüber<br />
gemacht hat. Denken Sie daran: Er<br />
ist der Hausherr und als dieser wird<br />
er seinen Willen stets mit Fairness<br />
und Aufrichtigkeit durchsetzen. Sie<br />
haben kein Recht, ihn in Frage zu<br />
stellen. Eine gute Ehefrau weiß<br />
stets, wo ihr Platz ist.<br />
gefunden im Internet
Unterhaltung/Gesellschaft<br />
An diesem Dorffest soll alles anders sein,<br />
nicht unter der Rubrik „Alle Jahre wieder“<br />
pfiffen die Spatzen von den<br />
Dächern. Mutter Sperling hatte das<br />
im Dorf aufgeschnappt und in der<br />
Kolonie verzwitschert. Alle Jahre<br />
wieder im Sommer trafen sich<br />
Einheimische und Urlauber auf<br />
dem Festplatz im Dorf zum gemütlichen<br />
Beisammensein. Krümel satt<br />
- mit Musik. Nun schiepste alles<br />
durcheinander. „Werden wir zu<br />
kurz kommen? Viel Lärm um<br />
nichts?“ Der Tag X kam. Filou, der<br />
Jüngste der Familie Sperling hatte<br />
sich auf dem uralten Nussbaum,<br />
der neben dem Festplatz stand,<br />
einen guten Ausguckplatz erspäht.<br />
Vor sich hatte er den Festplatz u.a.<br />
mit dem Kuchenstand, rechts den<br />
Bodden, von dem eine frische Brise<br />
herüber wehte, und links die<br />
Festwiese. So entging ihm nichts.<br />
Kaum hatte er sein Gefieder zurecht<br />
gezupft, kam sein Kumpel<br />
Flattermann angeflogen. „Ich bin<br />
schon ganz aufgeregt!“ piepste er<br />
und tippelte von einem Bein aufs<br />
andere. Dadurch schaukelte Filou<br />
auf und ab und meinte gelassen,<br />
aber doch neugierig: „Schaun wir<br />
mal...“<br />
Da, Kuchen wurde gebracht. Der<br />
Tag war gerettet! Musik erklang<br />
auch. Was sollte nun anders sein?<br />
In den oberen Zweigen ertönte wie<br />
immer das „Kra, Kra“ von den<br />
schwarzgrauen Krähen, die immer<br />
die größten Leckerbissen wegschnappten.<br />
Die Lachmöwen zogen<br />
ihre Kreise, heute in Ufernähe,<br />
immer den Fischimbiss im Blickfeld.<br />
Durch den Ruf „Hau ruck“<br />
wurden sie an Land gelockt. Das<br />
riefen doch immer die Fischer beim<br />
Netzeinholen. Es fand ein Tauziehen<br />
ohne Fisch statt. Aber als die<br />
eine Seite losließ und alle durcheinander<br />
purzelten, machten die<br />
Lachmöwen ihrem Namen alle<br />
Ehre und kehrten an ihren Fischimbiss<br />
am Bodden zurück.<br />
Die Kreuzotter dagegen lauerte in<br />
den Büschen auf stramme Waden,<br />
die nicht in das Wasserfallhäuschen<br />
(00), neben der Wiese, gingen…<br />
Aber da unten tat sich etwas: eine<br />
Modenschau wurde angekündigt!<br />
„Urlaubermode im Wandel der<br />
Zeit“. Filou schubste Flattermann<br />
an: „Da sieh nur, wie sie sich wieder<br />
präsentiert und ihr Schillerkleid<br />
in der Sonne dreht.“ Wer denn<br />
bloß? Na, da Frl. „Li - Belle“.“<br />
Nun gab es ein Erlebnis nach dem<br />
anderen. Frau Elster war erpicht<br />
auf die blitzenden Löffel vom Eierlauf,<br />
während die Ameisen nur darauf<br />
warteten, dass ein Ei zu Boden fiel.<br />
„Heu“ gab das einen „Schrecken“,<br />
als die menschliche Konkurrenz in<br />
Säcken zu hüpfen begann, aber die<br />
Grashüpfer konnten mit ihren langen<br />
grünen Beinen mithalten. Herr<br />
„Maul“ mit seiner Frau „Wurf“<br />
glaubten einem Erdbeben zu erliegen.<br />
So einen Lärm gab es seit<br />
Jahren nicht mehr. Sie buddelten<br />
sich nach oben. Mehr tastend als<br />
sehend streckten sie sich über den<br />
Maulwurfshügel. Mit furchtbarem<br />
Gepolter schlug neben ihnen etwas<br />
auf der Erde nieder. Es war der<br />
„Bonbonmann“, der von den Kindern<br />
geplündert wurde. Nee, nee,<br />
nee…murmelte Familie Schwarzpelz:<br />
“So einen Schnick - Schnack<br />
gab es seit Maulwurfsgedenken<br />
nicht mehr.“<br />
JuScha<br />
Heute schon gelacht?<br />
Kritische Zeit<br />
Eine Frau klagt dem<br />
Arzt, dass sie schon seit<br />
längerer Zeit unter uner -<br />
träglichen Kopfschmerzen<br />
leide.<br />
„Um welche Zeit treten sie<br />
am intensivsten auf?“<br />
erkundigt sich der Arzt..<br />
„In der Woche vor dem<br />
Monatsersten“, antwortete<br />
die Frau.<br />
Verfasser unbekannt<br />
wurde die Luise-Albertz-Halle vor einigen<br />
Jahren zu einem Kongresszentrum umgebaut.<br />
Diese Sanierung bestand hauptsächlich<br />
in der Installierung von Leitungen<br />
für die Elektronik. Allerdings ist die<br />
Treppe, welche die Verbindung zwischen<br />
Restaurant und Eingang zum Hauptfoyer I<br />
herstellt, bisher nicht mit einem Handlauf<br />
versehen worden und während<br />
der Abend- und<br />
Nachtstunden unbeleuchtet.<br />
ReH<br />
Wir für Euch 2/<strong>2006</strong> 9
Unterhaltung/Kultur<br />
Während eines Geburtstagskaffees unseres<br />
Gedächtnistrainingskurses erzählte<br />
eine Teilnehmerin folgende Begebenheit:<br />
Die Familie hatte Besuch von Freunden<br />
aus dem süddeutschen Raum erhalten. In<br />
deren Begleitung befand sich ein Hund,<br />
der die Lebensmitte längst überschritten<br />
hatte. Natürlich stand auf dem Programm<br />
jener Tage auch ein Gang in <strong>Oberhausen</strong>s<br />
„Konsumtempel“ – das Centro.<br />
Die Anfahrt erfolgte mit dem Wagen, der<br />
in einem Parkhaus abgestellt und in dem<br />
der Hund zurückgelassen wurde. Nach<br />
einer ausgiebigen Besichtigung kehrte die<br />
kleine Gesellschaft zum Auto zurück, in<br />
dem der freudig erregte Hund sie mit<br />
Bellen und Schwanzwedeln empfing. Als<br />
man die Heckklappe öffnete, um die<br />
Einkäufe zu verstauen, sprang das Tier<br />
heraus, fiel um und hatte das Zeitliche<br />
gesegnet.<br />
Vor vielen Jahren gab es in Duisburg<br />
ein Wirtshaus, da verkehrten<br />
immer sehr viele Gäste. Es war<br />
bekannt, dass die Besitzerin, eine<br />
Witwe, ihre Gaststube sauber hielt<br />
und ihre Küche ausgezeichnet war.<br />
Außerdem war sie eine tüchtige,<br />
ehrliche Frau, die das Bier bis zum<br />
Rand füllte und nicht zur Hälfte<br />
mit Schaum.<br />
Eines Nachts brach ein großes<br />
Feuer aus, es stürmte heftig, die<br />
Flammen loderten und die Funken<br />
10 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong><br />
Doppelter Abschied<br />
Als die Hundehalter sich vom allerersten<br />
Schrecken erholt hatten, beschlossen sie,<br />
das Tier nicht in fremder Erde zu bestatten,<br />
sondern es mit nach Hause zu nehmen,<br />
damit es dort eine würdige Ruhestätte<br />
fand.<br />
Zunächst aber brauchte man für den<br />
Rücktransport einen entsprechend großen<br />
und stabilen Karton, und so entschied<br />
man sich, gemeinsam ins Centro zurückzukehren,<br />
um dort nach einem solchen<br />
Ausschau zu halten. In einem Geschäft für<br />
Unterhaltungselektronik wurde man fündig<br />
und begab sich mit einem nicht mehr<br />
gebrauchten Karton für ein Fernsehgerät<br />
zum Wagen zurück und bettete die Tierleiche<br />
in dieses Refugium.<br />
Nach all diesen Aufregungen stand der<br />
kleinen Gesellschaft nun der Sinn nach<br />
einer Tasse Kaffee, und man befriedigte<br />
Die Maßkrüge<br />
Sage<br />
sprühten wie Regen auf die nahe<br />
stehenden Häuser. Die Glut breitete<br />
sich immer weiter aus bis zum<br />
Anwesen der Wirtin. Niemand war<br />
da, der ihr helfen konnte, die<br />
Nachbarn hatten genug mit sich<br />
selbst zu tun.<br />
Die Wirtin wusste in ihrer Not<br />
nicht, was sie anfangen sollte. In<br />
ihrer Einfalt schleppte sie alle<br />
Maßkrüge, die sie hatte, hinaus auf<br />
die Gasse und füllte sie mit Wasser<br />
und Wein, gerade wie es ihr in die<br />
Hände geriet. Sie betete inbrünstig:<br />
„Gerechter Gott, habe ich<br />
schlecht gemessen, so möge mein<br />
Haus niederbrennen! Habe ich<br />
dagegen recht gehandelt in deinen<br />
Augen, so sei gnädig und verschone<br />
mich und meine Habe!“<br />
Bis an die Schwelle ihres Hauses<br />
fraßen sich die Flammen, dann<br />
aber erloschen sie, als verscheuche<br />
sie ein gewaltiger Atem. Sie glaub-<br />
diesen Wunsch. Aber welcher Schreck erwartete<br />
sie, als sie erneut zum Wagen<br />
zurückkehrten? Er war aufgebrochen und<br />
die Transportkiste mit dem Hund verschwunden.<br />
Nun galt es, die Polizei zu<br />
verständigen, Anzeige zu erstatten, ein<br />
Protokoll aufnehmen zu lassen und<br />
anschließend den Wagen in eine Werkstatt<br />
zur Reparatur zu bringen. So hatten<br />
die Hundehalter zum zweiten Mal von<br />
ihrem Liebling Abschied nehmen müssen.<br />
Wie mag es den Dieben ergangen sein,<br />
als sie die Kiste öffneten? Ob ihnen der<br />
Schreck in die Glieder fuhr? – Nun oblag<br />
es ihnen, die Leiche zu „entsorgen“.<br />
Wir - die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
des Gedächtnistrainingskurses – wussten<br />
auf diese Fragen keine Antworten.<br />
ReH<br />
te fest daran, dass es Gottes Atem<br />
war, der ihr Haus schützte, hatte<br />
doch sein Wort verkündet: Mit<br />
welchem Maß ihr messt, wird<br />
euch wieder gemessen werden.<br />
Das Haus blieb verschont, ebenso<br />
blieben die Maßkrüge heil. Von<br />
Tag zu Tag kamen mehr Gäste in<br />
das Haus, denn jeder wollte einmal<br />
aus den Krügen trinken, die Gott<br />
durch seine Gnade ausgezeichnet<br />
hatte. Solange die Wirtin lebte,<br />
wurden die Krüge gehütet wie ein<br />
Schatz.<br />
EMB<br />
Jugend ist keine Tugend,<br />
leider hält sie auch selten<br />
ein Leben lang vor.<br />
(Eleonore Büning)
Unterhaltung<br />
Schon lange hatten Wolfgang<br />
und Vicky Kerner sich auf den<br />
8Tage-Trip nach Barcelona<br />
gefreut. All die Sehenswürdigkeiten<br />
der schönen alten <strong>Stadt</strong><br />
im Nordosten Spaniens wollten<br />
sie besuchen.<br />
Mitte Februar war es so weit.<br />
Mit dem Flugzeug ging es von<br />
Köln nach Barcelona. Das Hotel<br />
war nett und gepflegt. Jeden<br />
Tag durchstreiften sie die<br />
<strong>Stadt</strong>. Sie besuchten die Kathedrale,<br />
die über 500 Jahre<br />
alte Universität, Museen und<br />
andere Sehenswürdigkeiten.<br />
Sie bummelten durch die Einkaufsstraßen,<br />
und Wolfgang<br />
nutzte die Möglichkeit, erstklassige<br />
und natürlich dementsprechend<br />
teure Zigarren,<br />
für die er eine Leidenschaft<br />
hatte, zu erstehen. In zwei<br />
Geschäften wurde er fündig<br />
und kaufte die edlen Stücke<br />
für viel Geld. Weil aber ein<br />
Kenner weiß, dass eine gute<br />
Zigarre sich nur bei einer bestimmten<br />
Temperatur und<br />
Luftfeuchtigkeit wohl fühlt, ließ<br />
er die Kistchen bis zur Heimreise<br />
in den Geschäften und<br />
nahm nur die quittierten Rechnungen<br />
mit.<br />
An einem der nächsten Tage<br />
spazierten sie durch eine hübsche,<br />
ruhige Straße als Vicky<br />
plötzlich einen leichten Klaps<br />
auf ihrem Kopf verspürte. Sie<br />
dachte, dass ein Vogel ihr seinen<br />
Kot aufs Haar fallen<br />
gelassen habe, fasste mit der<br />
Hand hinauf und hatte eine<br />
schokoladenartige Matsche<br />
an den Fingern. Da bemerkte<br />
Wolfgang, dass seine Leder-<br />
Der Schokotrick<br />
jacke überall mit flüssiger<br />
brauner Schokolade beschmiert<br />
war.<br />
Empört schauten sie zu den<br />
Balkonen der Häuser empor<br />
in der Annahme, dass Kinder<br />
sich von dort einen üblen<br />
Scherz mit ihnen geleistet hatten.<br />
Aber weit und breit war<br />
niemand zu sehen, außer einem<br />
Mann, der an ihnen vorüber<br />
ging. Er bot ihnen an, sich<br />
gegenüber in seinem Haus zu<br />
säubern. Sie wollten aber nicht<br />
in das Haus gehen und so half<br />
er ihnen mit ein paar Tüchern,<br />
den schlimmsten Schmutz zu<br />
entfernen.<br />
Nachdem sie sich bei dem<br />
netten Mann bedankt hatten,<br />
setzten sie ihren Spaziergang<br />
fort. Plötzlich, als hätte er eine<br />
Ahnung gehabt, griff Wolfgang<br />
in die innere, mit einem Reißverschluss<br />
gesicherte Tasche<br />
seiner Jacke. „Meine Brieftasche<br />
ist weg!“ Jetzt ging ihnen<br />
ein Licht auf.<br />
Der freundliche Helfer hatte<br />
alles inszeniert. Er hatte hinter<br />
ihnen hergehend die Schokoladenmasse<br />
auf sie geworfen<br />
und bei der folgenden Reinigung<br />
den Reißverschluss geöffnet<br />
und die Brieftasche an<br />
sich gebracht. Sofort kehrten<br />
sie um, aber da war natürlich<br />
niemand mehr. Die Kerners<br />
suchten die nächste Polizeiwache<br />
auf. Glücklicherweise<br />
spricht Vicky fließend spanisch<br />
und konnte so dem Polizisten<br />
genau schildern, was<br />
geschehen war. Dieser nahm<br />
ihre Anzeige auf und meinte<br />
dann, dass der Trick mit der<br />
Schokolade ihm schon mindestens<br />
20mal gemeldet worden<br />
sei.<br />
Nachdem der Beamte alles,<br />
was in der Brieftasche war,<br />
Kreditkarten, Eurocheckkarte,<br />
Ausweis und die Quittungen<br />
der Zigarrenläden, aufgschrieben<br />
hatte, gingen sie - fertig<br />
mit den Nerven - zu ihrem Hotel.<br />
Als erstes versuchten sie,<br />
die Nummer für die Sperrung<br />
der Kreditkarten anzurufen.<br />
Bei der Telefonvermittlung<br />
sagte man, dass diese Nummer<br />
nicht anwählbar sei. Was<br />
nun? Als letzten Ausweg riefen<br />
sie ihren Sohn in Düsseldorf<br />
an, woraufhin dieser sich<br />
mit Bank und Sparkasse in<br />
Verbindung setzte und die<br />
Karten sperren ließ. Diese<br />
Sorge waren sie also los.<br />
Am nächsten Tag gingen die<br />
Kerners zu den Zigarrengeschäften,<br />
um die gekauften Zigarren<br />
abzuholen. Im ersten<br />
Laden erkannte man sie sofort<br />
wieder und erinnerte sich,<br />
dass sie die Ware bezahlt hatten.<br />
Beim zweiten Laden wurde<br />
es schwieriger: Ohne Quittung<br />
wollten sie nichts herausgeben.<br />
Schließlich ließen sie<br />
sich aber doch überzeugen.<br />
Am Tag danach ging es dann<br />
heim. Zum Glück waren die<br />
Flugtickets nicht in der Brieftasche<br />
gewesen und durch ein<br />
Ersatzdokument für die gestohlenen<br />
Ausweise, das die<br />
Polizei ausgestellt hatte, bekamen<br />
sie am Flughafen keine<br />
größeren Probleme.<br />
KO<br />
Wir für Euch 2/<strong>2006</strong> 11
Kultur/Unterhaltung<br />
Buchbesprechung<br />
„Der Zitronentisch“ ist eine Sammlung von<br />
Erzählungen, die mit ihrem Titel erst einmal<br />
ein Rätsel aufgibt. Was gemeint ist,<br />
erklärt der Autor in der letzten seiner elf<br />
Geschichten, wenn der Leser das Geheimnis<br />
eigentlich schon selbst entdeckt<br />
hat. In dieser Geschichte „Stille“ stellt<br />
Barnes uns den alternden Komponisten<br />
Sibelius vor, der ausgebrannt ist und keine<br />
Musik mehr schreiben kann. Er steht am<br />
Ende seines Weges und macht sich<br />
Gedanken über die Sterblichkeit. Es gibt<br />
einen Ort, wo er diese Gedanken in geselliger<br />
Runde aussprechen kann. Das ist im<br />
„Kämp“, wo er sich an den Zitronentisch<br />
setzt. Die Zitrone, für die Chinesen das<br />
Symbol des Todes, gibt diesem Tisch seine<br />
Bedeutung, an ihm ist der Tod Gesprächsstoff.<br />
So unterschiedlich die Erzählungen<br />
sind, die Julian Barnes in seinem Buch zusammenstellt,<br />
das Thema ist ihnen gemeinsam:<br />
Es geht um das Alter, um das<br />
letzte Wegstück des Menschen.<br />
Da ist zum Beispiel die anrührende „Geschichte<br />
von Mats Israelson“, die zum<br />
Gleichnis wird für die Liebe zwischen dem<br />
Sägewerksdirektor Boden und der Apothekersfrau<br />
Barbro. Der Klatsch des Dorfes<br />
und die gesellschaftlichen Bindungen hindern<br />
beide, Worte für ihre Gefühle zu finden.<br />
Das Leben geht dahin. Erst als alter<br />
sterbenskranker Mann schickt Boden<br />
Barbro einen Brief mit der Bitte, ihn zu<br />
besuchen. Sie bricht auf zu ihm in der<br />
Hoffnung, jetzt endlich ein Zeichen seiner<br />
Liebe zu bekommen. Aber seine Eitelkeit<br />
und Sprödigkeit treiben Barbro ernüchtert<br />
zurück in ihr gewohntes Leben.<br />
In der Erzählung „Wachdienst“ erleben wir<br />
einen Musikfreund, der es sich zur Aufgabe<br />
macht, alle störenden Geräusche der<br />
Konzertbesucher zu registrieren und zu<br />
ahnden. Die Blondine vor ihm, die mit ihrem<br />
Programm raschelt, bekommt einen<br />
Stoß in den Rücken; Huster ermahnt er und<br />
versorgt sie mit Hustenbonbons; den<br />
Mann, der seiner Begleiterin während des<br />
Violinkonzerts an die Schenkel greift, stellt<br />
er in der Pause zur Rede. Da der uneinsichtig<br />
bleibt, verpasst er ihm einen Tritt<br />
12 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong><br />
Der Zitronentisch<br />
Julian Barnes<br />
gegen den Knöchel. Er war nicht immer so,<br />
der Musikfreund. Früher konnte er entspannt<br />
und glücklich der Musik lauschen.<br />
„Du bist 62,“ sagt sein Freund, “ob du mit<br />
zunehmendem Alter immer empfindlicher<br />
wirst?“<br />
Jeden Dienstag im Monat treffen sich Merrill<br />
und Janice im Cafe. Ihre späte Freundschaft<br />
ist eine Zweckgemeinschaft: Sie betrachten<br />
sich als Verbündete gegen das<br />
Alter, die sich an die gleichen Filme von<br />
früher erinnern, die sich Sorgen ums Geld<br />
machen und sich helfen, ein Steuerformular<br />
zu verstehen. Sie brauchen sich aber<br />
auch zur selbstgefälligen Darstellung ihrer<br />
Person. Ihre verstorbenen Ehemänner dienen<br />
ihnen dabei als Statussymbole, mit denen<br />
sie sich gegenseitig zu übertrumpfen<br />
versuchen. Im Stillen findet Merril die Hose<br />
von Janice völlig geschmacklos, während<br />
Janice die Farben von Merrils Kleidung<br />
schrecklich findet, und „Was du alles<br />
weißt!“ (Titel der Geschichte) bedeutet „Ich<br />
weiß aber mehr!“<br />
In der Geschichte von Jacko stellt uns Julian<br />
Barnes einen Sergeant-Major vor,<br />
längst in Rente und auf dem Weg zum „Regimentstreffen“<br />
in London. Diese Veranstaltung,<br />
die er seit 23 Jahren besucht, gilt<br />
in Wirklichkeit der Prostituierten Babs, der<br />
er sich wie immer auf einer Postkarte angekündigt<br />
hat. Als er an dem Etablissement<br />
klingelt und nach Babs verlangt, erscheint<br />
eine ihm fremde Person. „Seine<br />
Babs“, erfährt er nach einigen Missverständnissen,<br />
sei vor neun Monaten von ihnen<br />
gegangen. „Sie war nicht mehr die<br />
Jüngste...“ Jacko wird nie mehr nach London<br />
fahren.<br />
Mit scharfen Augen hat der Autor auf die in<br />
seinem Buch versammelten Schicksale<br />
gesehen. Er entlarvt das Bittere und Grausame<br />
des Alters, zeigt aber auch das Irrwitzige<br />
und Skurrile in einer sehr realistischen<br />
Sprache. Und obgleich seine Geschichten<br />
eigentlich Elegien sind auf den<br />
nahenden Tod, sind sie so lebendig, dass<br />
man eine um die andere gern liest und sich<br />
von ihnen erheitern lassen kann.<br />
RP<br />
Ordnung<br />
ist das halbe Leben!<br />
Am ersten Tag im Neuen Jahr<br />
wollte Frau Klein ihre Zuckerschale<br />
auffüllen. (Der Kaffee<br />
muss süß sein!) Nanu, der Zucker<br />
ist ja vielleicht pulvrig und<br />
leicht. Frau Klein setzte ihre<br />
Brille auf und – sie hatte die<br />
Mehltüte in der Hand.<br />
Die Schuld lag aber nicht bei ihr,<br />
oh nein, sie schimpfte vor sich<br />
hin: „Warum stehen im Supermarkt<br />
auch die Mehltüten neben<br />
dem Zucker?“<br />
Am nächsten Morgen stand sie<br />
im Badezimmer und war über ihr<br />
Spiegelbild entsetzt. Was ist<br />
denn mit meiner Tagescreme<br />
los? Jetzt hatte sie die Zahnpasta<br />
in der Hand und musste Kleenex<br />
benutzen. Ja, ja, sie wollte mal<br />
wieder so schnell sein beim Putzen<br />
und die dumme Zahnpastatube<br />
sieht der Tagescreme verteufelt<br />
ähnlich. Das Neue Jahr<br />
hatte es in sich.<br />
Beim Sonntagsspaziergang meinte<br />
die Freundin: „Ist es jetzt modern,<br />
Schuhe nicht mehr unifarbig<br />
zu tragen, sondern gleich einen<br />
schwarzen und einen braunen<br />
Schuh?“<br />
Frau Klein sah erschrocken auf<br />
ihre Füße. „Mensch, die schwarzen<br />
Schuhe passten so gut, ich<br />
habe mir sofort ein Paar auch in<br />
braun geholt und du warst so<br />
schnell da, ich wollte dich nicht<br />
warten lassen!“<br />
Um Entschuldigungen war sie<br />
nie verlegen. Ob sie wohl in Zukunft<br />
die Brille besser auf der<br />
Nase lässt?<br />
MR
Unterhaltung/Kultur<br />
In diesem Jahr flog man nach<br />
Menorca: Lothar, seine Frau<br />
Marie und die dreijährigen Zwillinge.<br />
Außerdem war Gitta, eine<br />
Freundin der Familie mit dabei.<br />
Man wollte im Mittelmeer tauchen.<br />
Nahe der Küste hatten<br />
sie ein Häuschen gemietet, das<br />
war mit den Kindern praktischer<br />
als im Hotel zu wohnen und<br />
außerdem billiger. Gleich nach<br />
dem Frühstück begaben sie<br />
sich hinunter zum Strand. Papa<br />
und Mama tauchten unter der<br />
Aufsicht eines Tauchlehrers,<br />
während Gitta notgedrungen<br />
als Kindermädchen fungierte.<br />
Aber einer musste ja schließlich<br />
auf die Lütten aufpassen. Begeistert<br />
kamen Lothar und Marie<br />
nach einiger Zeit an Land,<br />
und nun war Gitta an der Reihe.<br />
Später saßen sie im Lokal der<br />
Tauchgruppe zusammen und<br />
Lothar erzählte Pedro, dem<br />
Tauchlehrer, von seinem<br />
Hobby, verschiedene Fruchtweine,<br />
z. B. Bananenwein, herzustellen.<br />
Davon hatte dieser<br />
noch nie etwas gehört, und<br />
Lothar versprach ihm, wenn er<br />
einige reife Bananen beschaffe,<br />
würde er dieses herrliche Gesöff<br />
herstellen. Am nächsten<br />
Morgen brachte Pedro einen<br />
ganzen Korb überreifer Bananen,<br />
die er auf dem Markt billig<br />
erstanden hatte. Die Schalen<br />
waren schon etwas schwärzlich<br />
und das Innere der Bananen<br />
ziemlich matschig. Lothar<br />
besorgte sich 2 große Korbflaschen,<br />
schälte die Bananen<br />
und füllte sie anschließend in<br />
die Flaschen. Hefe und andere<br />
Zutaten, die er von zuhause<br />
mitgebracht hatte, gab er dazu<br />
und außerdem einige Liter<br />
Wasser. Nun verkorkte er die<br />
Korbflaschen und stellte sie<br />
draußen auf die Bank neben<br />
der Haustür.<br />
Nach getaner Arbeit ging`s nun<br />
wieder zum Strand. Erst als die<br />
Kinder quengelig wurden traten<br />
sie den Heimweg an. Man hatte<br />
noch nicht ganz das Haus erreicht,<br />
als ihnen ein eigenartiger<br />
Geruch in die Nase stieg.<br />
Und dann der Schock: Durch<br />
die Sonne, die den ganzen Tag<br />
voll auf die Flaschen schien,<br />
hatte die Bananenmischung zu<br />
gären begonnen. Unter dem<br />
Druck waren die Pfropfen herausgeflogen<br />
und eine Fontäne<br />
der süßen Flüssigkeit spritzte<br />
gegen die Haus-wand und lief<br />
anschließend über die Platten<br />
vor dem Eingang. Das Schlimmste<br />
aber war, dass anscheinend<br />
alle Ameisen Menorcas<br />
sich untereinander verständigt<br />
hatten, dass es hier etwas<br />
Leckeres gab. Die ehemals<br />
weiße Wand war schwarz von<br />
den kleinen Krabbeltieren, und<br />
auch der Boden vor dem Haus<br />
wimmelte nur so davon. Zunächst<br />
war man dieser Invasion<br />
gegenüber völlig ratlos, doch<br />
dann ergriff der Urheber dieses<br />
Schlamassels die Initiative.<br />
Lothar holte aus dem Schuppen<br />
einen Wasserschlauch,<br />
schloss ihn am Wasserhahn an<br />
der Rückseite des Hauses an<br />
und richtete den vollen Strahl<br />
auf die armen beschwipsten<br />
Tierchen. Nach kurzer Zeit<br />
waren Hauswand und Weg frei<br />
und die Familie konnte endlich<br />
das Haus betreten. Bananenwein<br />
konnte Lothar dem<br />
Tauchlehrer leider nicht mehr<br />
anbieten, da sich auch in den<br />
Flaschen jede Menge Ameisen<br />
befanden.<br />
KO<br />
Ich wünsche Dir<br />
Geduld<br />
Eine Blume stand am<br />
Straßenrand –<br />
sie war blau und schön und<br />
klein.<br />
Sie schwitzte sehr,<br />
denn vom Himmel her<br />
heizte ihr die Sonne tüchtig<br />
ein,<br />
und die Blume fand das gar<br />
nicht fein,<br />
so fing sie an, nach Wind zu<br />
schreien.<br />
Von den Blättern heiß rann<br />
der Blumenschweiß,<br />
da erhob ein Wind sich plötzlich<br />
leis und sacht.<br />
Für kurze Zeit hat sie sich<br />
gefreut.<br />
Doch schon bald hat sie<br />
nicht mehr gelacht:<br />
Wie der Wind meine Blätter<br />
trocken macht!<br />
Warum hat er keinen Regen<br />
mitgebracht?<br />
Weiter ging das Spiel,<br />
als der Regen fiel,<br />
das Wasser über alle Blätter<br />
ran.<br />
Sie stöhnte schwer:<br />
Ach, ich kann nicht mehr.<br />
Weshalb bloß die Sonne niemals<br />
scheinen kann?<br />
Wer solches Wetter macht<br />
ist ein Tyrann!<br />
Ganz bestimmt fängt gleich<br />
mein Rheuma wieder an.<br />
Unsere Blume stand an ihrem<br />
Straßenrand,<br />
und ihr Wehgeschrei erklang<br />
tagaus, tagein.<br />
Ob es Regen war oder Nebel<br />
gar –<br />
niemals konnte es geduldig<br />
Wir für Euch 2/<strong>2006</strong> 13
Kultur<br />
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)<br />
In diesem Jahr feiern wir das Mozartjahr. Wolfgang Amadeus<br />
Mozart wurde vor 250 Jahren, am 27. Januar 1756 in Salzburg<br />
geboren. Seine vielen Klavierkonzerte und bekannten Opern<br />
(Zauberflöte, Figaros Hochzeit, Don Giovanni, Entführung aus<br />
dem Serail und Così fan tutte) sowie andere hervorragende Werke<br />
werden unvergessen bleiben. Dieser grandiose Künstler, der soviel<br />
Großartiges geschaffen hat, wurde nur 35 Jahre alt. Er starb am 5.<br />
Dezember 1791 in Wien in großer Armut.<br />
EMB<br />
Zwei kleine Anekdoten:<br />
Übertroffene Fixigkeit<br />
Im Hause des verheirateten Mozart ging es wirtschaftlich sehr wunderlich<br />
zu. War Geld eingegangen, so lebte man ein Weilchen in Saus und Braus, bis es zu Ende war.<br />
Danach musste wieder gedarbt und auch geborgt werden. Geld hatte keine so große Bedeutung für<br />
Mozart. Leider konnte auch seine geliebte Frau Konstanze nicht wirtschaften.<br />
Einmal traf ein Freund zu Besuch ein, als eben Geld eingetroffen war. Fröhlich rief der Komponist seiner<br />
Frau zu, sie solle über die Straße springen und ein paar Flaschen Champagner holen, mit allem, was<br />
dazu gehörte. Wie ein Wiesel huschte seine Frau sofort trällernd zur Tür hinaus.<br />
„Donnerwetter, so was Flinkes, wie deine Konstanze ist, habe ich mein Lebtag nicht gesehen!“ stellte<br />
bewundernd der Freund fest. „Oh, mein lieber Freund“, erwiderte Mozart mit einem Seufzer,“ die Gulden<br />
und Dukaten sind halt viel fixer!“<br />
Verfasser unbekannt.<br />
Zweierlei<br />
Ein anderes Mal bekam der jung verheiratete Mozart Besuch eines guten Bekannten, da war<br />
„Schmalhans“ Küchenmeister im Haus des Künstlers. Der Gast sah den kärglich gedeckten Tisch und<br />
bemerkte verwundert:<br />
„Aber lieber Freund, hast du mir nicht erzählt, dass du jetzt sehr vergnügt lebst?“<br />
„Gewiss doch“ gab der Komponist mit einem glücklichen Blick zur Küche, wo man seine Frau<br />
Konstanze hantieren sah, zur Antwort, „gewiss, aber – vergnügt leben und üppig leben, das hat man<br />
nicht gleichzeitig!“<br />
Verfasser unbekannt<br />
14 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong>
Unterhaltung<br />
Im Südwesten Englands, in<br />
Wiltshire, liegt die <strong>Stadt</strong><br />
Bath. Als die Römer Britannien<br />
eroberten, entdeckten<br />
sie hier die Quellen, deren<br />
Wasser bis zu 49° heiß ist.<br />
Es sind die einzigen Thermalquellen<br />
in Großbritannien.<br />
Die Römer erbauten<br />
prachtvolle Badeanlagen,<br />
geschmückt mit Säulen und<br />
Statuen.<br />
Im Jahre 54 nach Chr.<br />
gründeten sie die <strong>Stadt</strong><br />
Bath. Heute nennt man es<br />
die goldene <strong>Stadt</strong>. Alle Häuser<br />
sind aus dem honigfarbenen<br />
Sandstein, der unweit<br />
des Ortes gebrochen<br />
wird, erbaut. Dieser warme<br />
Goldton, wohin man auch<br />
schaut, ist ein wunderschöner<br />
Anblick. Großartige Bauwerke<br />
findet man dort<br />
überall.<br />
Schon von weitem sieht<br />
man die herrliche gotische<br />
Kathedrale, auch sie aus<br />
dem goldfarbigen Sandstein.<br />
Bath ist seit dem<br />
Frühmittelalter Bischofssitz.<br />
Bath,<br />
schön und teuer<br />
Der erste König von England,<br />
Edgar, wurde hier im<br />
Jahre 973 gekrönt. Nicht<br />
weit von den römischen<br />
Bädern und der Kathedrale<br />
überspannt die Pulteney<br />
Bridge den Fluss Avon.<br />
Die Brücke wurde um 1771<br />
erbaut, wobei sich der Baumeister<br />
Pulteney von der<br />
Ponte Vecchio in Florenz<br />
inspirieren ließ. Andere<br />
sehenswerte Baudenkmale<br />
sind der Royal Crescent<br />
und der Circus. Beide Gebäude<br />
entstanden im 18.<br />
Jahrhundert. Den Namen<br />
entsprechend, ist das eine<br />
halbmondförmig und das<br />
andere rund um einen in<br />
der Mitte liegenden Platz<br />
angelegt.<br />
Zirka 40 Museen befinden<br />
sich innerhalb der <strong>Stadt</strong>mauern,<br />
darunter das sehr<br />
sehenswerte Museum der<br />
Buchbindekunst. Viele Häuser<br />
in Bath, das zum Welt-<br />
kulturerbe erwählt wurde,<br />
stammen aus der Tudorund<br />
Stuartzeit.<br />
Es ist eine wunderschöne,<br />
sehenswerte, aber auch<br />
recht teure <strong>Stadt</strong>. Z.B. kostet<br />
der Eintritt zur Besichtigung<br />
der römischen Bäder<br />
pro Person umgerechnet<br />
15 Euro, der Besuch der<br />
Kathedrale 4¤Euro, und sogar<br />
für den kleinen Park am<br />
Ufer des Avon muss man<br />
1,50 Euro bezahlen. Allein<br />
an Eintrittsgeldern gibt man<br />
im Laufe des Tages ein Vermögen<br />
aus. Uns kam bei<br />
diesen Preisen das englische<br />
Wort „rip off“ in den<br />
Sinn - was soviel bedeutet<br />
wie “Abzocke.“<br />
KO<br />
Wir für Euch 2/<strong>2006</strong> 15
Gesellschaft<br />
Meine erste Begegnung mit Caspar<br />
David Friedrich hatte ich als Kind in<br />
der „Sonntagsschule“; so hieß der<br />
sonntägliche Kindergottesdienst bei<br />
uns. Ich bekam ein Bildchen geschenkt<br />
von einem Sonnenaufgang,<br />
dessen Strahlen hinaufzeigten in den<br />
rosawolkigen Morgenhimmel. In dieses<br />
geheimnisvolle Lichtspiel ragte ein<br />
hohes Kreuz mit einer Christusfigur,<br />
das von Tannen umgeben auf einer<br />
Pyramide aus Felsen stand. Das Bild<br />
beeindruckte mich stark, und ich<br />
hob es als etwas Wertvolles lange<br />
auf. Was mich damals noch nicht<br />
interessierte: „Das Kreuz im Gebirge“<br />
war das erste Ölgemälde<br />
Caspar David Friedrichs und er<br />
malte es für den Tetschener Altar. Er<br />
rückte damit zum ersten Mal ins<br />
Rampenlicht der Öffentlichkeit und<br />
löste sogar einen Kunststreit aus.<br />
Mit dem „Wanderer<br />
über dem Nebelmeer“,<br />
dem hier wiedergegebenen<br />
Bild, wirbt das<br />
Museum Folkwang in<br />
Essen für seine Caspar<br />
David Friedrich-Ausstellung,<br />
die vom 05. Mai –<br />
20. August <strong>2006</strong> zu<br />
sehen ist. Mit 80 Ölgemälden<br />
und über 100<br />
Zeichnungen und Aquarellen<br />
gibt sie einen<br />
umfassenden Einblick in<br />
das Werk des Künstlers.<br />
Als Friedrich den „Wanderer<br />
über dem Nebelmeer“<br />
malte, galt er bereits<br />
als der größte<br />
deutsche Maler der Romantik.<br />
Seine Themen,<br />
seine Bildsprache, sein<br />
Stil waren von eindeutiger<br />
persölicher Aussagekraft,<br />
die durch seine<br />
puritanisch-religiöse Erziehung,<br />
seine Verwurzelung<br />
in der pommerschen<br />
Heimat und seine<br />
Hoffnung auf politische<br />
Neuordnung des zerrissenen<br />
Deutschland geprägt<br />
war.<br />
16 Wir für Euch 2/<strong>2006</strong><br />
Caspar David Friedrich<br />
Maler der deutschen Romantik<br />
Der Wanderer, auf einer dunklen<br />
Felsspitze stehend, ragt weit in das<br />
Bild hinein und überschaut eine fast<br />
endlose Szenerie. Als Betrachter<br />
sieht man nur seinen Rücken. Dies<br />
ist ein Stilmittel, das der Maler häufig<br />
einsetzt, um durch die Rückenfigur<br />
zwischen dem Betrachter und<br />
der Tiefe des Bildes zu vermitteln. Es<br />
liegt nämlich wirklich ein weites Nebelmeer<br />
vor ihm, aus dem nur hier<br />
und da einige Bergspitzen mit wenigen<br />
Bäumen hervorschauen. Auch<br />
der Nebel ist hier nicht nur als Naturerlebnis<br />
zu sehen, vielmehr bedeutet<br />
er dem Romantiker Melancholie<br />
und Gottesferne. In diese Naturmystik<br />
gehören auch die angedeuteten<br />
Berge des Hintergrundes,<br />
die den Blick ins Grenzenlose ziehen.<br />
Dorthin, ins Grenzenlose, ins<br />
aufgehende Licht, in die Nähe Gottes<br />
geht die Sehnsucht des Künstlers.<br />
Vielerlei Symbole stehen ihm zur<br />
Verfügung, um sie auszudrücken: Ist<br />
es auf diesem Bild der Nebel, ist es<br />
auf anderen das Meer mit seiner<br />
Ausdehnung ins Weite, Segelschiffe<br />
darauf tragen die Lebensträume der<br />
Menschen, die ihnen nachblicken.<br />
Mondschein und Sonnenaufgang sind<br />
Gleichnisse der Hoffnung; und im<br />
dämmrigen Licht vieler Gemälde erkennt<br />
man Ruinen gotischer Kirchen<br />
und die bizarren Formen abgestorbener<br />
Bäume. In ihnen wird die Trauer<br />
um die Endlichkeit des Daseins<br />
spürbar, eine Erfahrung, die Caspar<br />
David Friedrich schon als Junge<br />
gemacht hat, als er mit sieben Jahren<br />
seine Mutter verlor und einer<br />
seiner Brüder ertrank, weil er den im<br />
Eis eingebrochenen Caspar David<br />
retten wollte.<br />
In seinen späten Lebensjahren<br />
zog sich der<br />
Maler ganz aus der Öffentlichkeit<br />
zurück. Bei<br />
der jüngeren Künstlergeneration<br />
stieß er inzwischen<br />
auf Ablehnung.<br />
Trotzdem entstanden<br />
bis zu seinem Tod<br />
1840 einige seiner bedeutendsten<br />
Bilder.<br />
„Seine Visionen“, sagt<br />
der Prospekt des Folkwangmuseums<br />
„prägen<br />
unsere Vorstellung von<br />
dem, was wir als romantisch<br />
empfinden“.<br />
Warum sonst hätte mich<br />
sein Bild „Das Kreuz im<br />
Gebirge“ als Kind so beeindruckt,<br />
warum sonst<br />
kennt fast jeder seine<br />
„Kreidefelsen auf Rügen“<br />
oder den „Mondaufgang<br />
am Meer“?<br />
RP<br />
Quelle: Norbert Wolf:<br />
„Friedrich“