Wiederaufführung von - Neue Visionen Filmverleih
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weiß nichts was. Der Film ist so raffiniert geschnitten, dass nicht einen Moment Langeweile aufkommt.<br />
Nicht ein Meter an Casablanca ist zu lang!“<br />
Zu seiner heutigen Popularität verhalf „Casablanca“ vor allem das Fernsehen. Es ist das Verdienst des<br />
Fernsehens, den Film rekonstruiert und gerettet zu haben. 1952 gelangte eine nämlich eine gekürzte und<br />
in der Synchronisation verfälschte Fassung in die bundesdeutschen Kinos: Alle Hinweise auf<br />
Nationalsozialismus und Vichy-Regime waren getilgt, die politischen Konflikte zu einer Agentengeschichte<br />
vereinfacht und der Widerstandskämpfer in einen norwegischen Atomphysiker verwandelt. Erst Mitte der<br />
70er Jahre ermöglichte eine Neusynchronisation den Zugang zur authentischen Fassung des inzwischen<br />
zum Kultfilm avancierten Werkes. Bis zum Jahr 1977 wurde Casablanca zum im Fernsehen<br />
meistgespielten Film. Dort lief der Film also im Vergleich zum Kino häufiger. Achtzehnmal wurde<br />
„Casablanca“ zwischen Oktober 1968 und März 1989 in der BRD ausgestrahlt, wobei die ARD die<br />
Aufführung der Originalversion mit folgendem Text einführte:<br />
„Die unvermindert wirksame außergewöhnliche Attraktivität resultiert wohl hauptsächlich aus der<br />
geglückten Verflechtung verschiedenartiger Motivations-Ketten und Genre-Merkmalen, getragen <strong>von</strong><br />
Dialogen, deren Pointenreichtum schon die Drehbuchlektüre zum seltenen Vergnügen werden lässt ...<br />
Solcher Überlegungen bedarf es allerdings gar nicht unbedingt, um den Reiz diese perfekt gebrauchten<br />
Unterhaltungsfilms empfinden zu können, dessen Figuren-Arsenal voller zwielichtiger Typen steckt, die<br />
ironische und doppelbödige Dialoge miteinander führen und den Zuschauer immer wieder Parallel-<br />
Entwicklungen und Nebenhandlungen entdecken lassen, in denen die Charakteristika der Protagonisten<br />
gespielt werden oder ins Extreme verstärkt auftreten. Zweifellos muss auch noch die Besetzung der<br />
kleinsten Rollen mit hervorragenden Charakterschauspielern als Glücksfall betrachtet werden, ohne den<br />
vor allem der Eindruck <strong>von</strong> beschwingter Leichtigkeit im rhythmischen Ablauf wohl kaum hätte zustande<br />
kommen können. Michael Curtiz ... empfindliches Gespür für Licht- und Schattenwirkung, besonders aber<br />
seine Fähigkeit, Geschichten attraktiv zu erzählen und jeweils auf dem Höhepunkt dramatischer oder<br />
romantischer Spannung Tempo und Stimmung zu verändern und so die Emotionen der Zuschauer einem<br />
ständigen, faszinierenden Wechsel auszusetzen, das kommt am stärksten in Casablanca zur Geltung.“<br />
Dieser Umstand trug sicher eine Menge dazu bei, dass der Film in allen Kreisen so beliebt ist – also zum<br />
einen im Alltag(sbewußtsein) der Menschen integriert ist und gleichzeitig aber auch <strong>von</strong> Intellektuellen<br />
zitiert wird. Wie bereits erwähnt, hat sich Eco mit dem Film in den 80ern ausführlich beschäftigt, aber auch<br />
Godard war begeistert vom „film noir“. Die Frage ist, ob „Casablanca“ dem „film noir“ zugeordnet werden<br />
kann. Nun ist die Definition <strong>von</strong> dem, was „film noir“ ist, sehr umstritten. Aber wenn wir uns auf Paul<br />
Schrader beziehen, könnten wir damit eine bestimmte Periode der Filmgeschichte (40-50er Jahre) des<br />
Hollywood-Kinos mit transgenerischen Charakter (also Vermischung <strong>von</strong> Melodram, Gangster-, Detektiv-,<br />
Polizeifilm) bezeichnen. „Casablanca“ fällt <strong>von</strong> der Story etwas aus dem Rahmen, denn er bezieht sich<br />
nicht wie viele andere auf Kurzromane der hard-boil school of fiction, die Anfang der 20er Jahre als<br />
Massenheftchen auf dem Markt kamen, und in denen es um Verbrechen, Gewalt, menschliche Perversität,<br />
existentielle Verunsicherung der Helden, Suche nach Wahrheit, Lösung der Kriminalfälle mit Hilfe der<br />
Intuition etc. geht. Jedoch werden diese Themen bzw. die Entstehung dieser Filme auch mit der<br />
Desillusionierung der amerikanischen Gesellschaft in Zusammenhang gebracht (Erster Weltkrieg,<br />
Börsenkrach 1929 etc.). Und in diesem Zusammenhang spielt der Film eine zentrale Rolle, da er nach der<br />
Periode des Schweigens über den Nazismus (s.o.), dann auch als Propagandafilm dient, um die<br />
Amerikaner auf den Eingriff in den Zweiten Weltkrieg vorzubereiten.<br />
Worauf ich hinausmöchte ist, dass diesen Filmen – und so auch „Casablanca“ - eine Art Doppelcharakter<br />
anhaftet: Wir haben es mit Hollywood zu tun, so dass es eben bezeichnend ist, dass die Schauspieler gut<br />
angezogen sein müssen, um angeblich Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen (s.o.). Auf der anderen<br />
Seite haftet den Filmen etwas explizit Künstlerisches an. Dies kommt auch zum großen Teil daher, dass es<br />
zu dieser Zeit Hollywood gelingt, große europäische Regisseure, Kameraleute, Filmschauspieler und<br />
andere Filmleute zu vereinnahmen, die hauptsächlich Emigranten waren. Deshalb wird beim „film noir“<br />
auch immer der deutsche Einfluss gerade des Expressionismus diskutiert, und damit der Eingang der<br />
Meister <strong>von</strong> Licht und Schatten in den amerikanischen Film.