Leseprobe Computer und Arbeit 7-8-2017
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CuA 7- 8 |<strong>2017</strong><br />
weiterbildung 4.0<br />
titelthema<br />
Digitalisierung bedeutet Veränderungen<br />
in den Betrieben. Veränderungen<br />
gerade im Bereich von Qualiizierungen<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen der<br />
Beschäftigten. Auf den Punkt gebracht: Künftig<br />
braucht man zwar möglicherweise nicht<br />
deutlich weniger <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer,<br />
so auch in einer Studie des Instituts<br />
für <strong>Arbeit</strong>smarkt - <strong>und</strong> Berufsforschung<br />
(IAB) aus 2015 1 nachzulesen, aber sie müssen<br />
aller Voraussicht nach etwas anderes können.<br />
Ein Beispiel aus dem Bankengewerbe<br />
zeigt dies deutlich: Bei Goldman Sachs sind<br />
etwa 9.000 Mitarbeiter, das ergibt ein Drittel<br />
der Gesamtbelegschaft, <strong>Computer</strong>techniker.<br />
Anlässlich der Anfänge der Automatisierung<br />
des Währungsgeschäfts haben sie herausgef<strong>und</strong>en,<br />
dass ein solcher <strong>Computer</strong>fachmann<br />
vier Händler ersetzen kann. Und so leeren sich<br />
jetzt teilweise die Räume des Hauptquartiers<br />
von Mitarbeitern. 2<br />
Wie das in anderen Bereichen sein wird,<br />
lässt sich allerdings nur erahnen. Wirklich viel<br />
mehr wissen wir also nicht. Und klar ist auch,<br />
dass wir nicht alle <strong>Computer</strong>techniker werden<br />
können.<br />
Diese Vision schürt die Angst vor einer<br />
Welt, in der viele Jobs nicht mehr gebraucht<br />
werden, in der der Mensch überlüssig wird.<br />
Aber hier sind Unternehmen, betriebliche Interessenvertretungen,<br />
Gewerkschaften, aber<br />
auch die Gesellschaft gefragt, den Blick dafür<br />
zu weiten, welche neuen Jobs oder Fertigkeiten<br />
denn gebraucht werden. Und das ist je nach<br />
Branche sehr unterschiedlich. Die Frage wäre<br />
also: Wo liegen denn neue Geschäftsmodelle?<br />
Wo können neue Jobs entstehen?<br />
Der Schlüssel liegt darin, im Bereich Bildung<br />
zukünftigen Beschäftigten einen vielfältigeren<br />
Einsatz zu ermöglichen <strong>und</strong> Mut zu<br />
haben, Neues zu wagen.<br />
In Finnland beispielsweise geht Bildung<br />
neue Wege: Vom klassischen Fachunterricht<br />
geht es ergänzend zur normalen Lehre in<br />
Richtung Phänomen - Unterricht. Hier sollen<br />
aktuelle Ereignisse <strong>und</strong> Interessen im Zentrum<br />
stehen. 3 Dabei wird die natürliche Neugier unterstützt<br />
<strong>und</strong> genutzt.<br />
Durch die Digitalisierung benötigen alle<br />
Beschäftigten ein regelmäßiges Bildungs-Update.<br />
Zudem werden methodische, soziale <strong>und</strong><br />
personale Kompetenzen immer wichtiger, um<br />
die komplex vernetzten Systeme zu beherrschen.<br />
Ausbildungsrahmenpläne geben<br />
ausreichend Flexibilität<br />
Die Digitalisierung wird in den Ausbildungsordnungen<br />
durch ihre ofenen Formulierungen<br />
inhaltlich abgedeckt. Das heißt: Durch<br />
die aktuellen Ausbildungsordnungen ist jeder<br />
Betrieb in die Lage versetzt, qualiizierte Fachkräfte<br />
auszubilden <strong>und</strong> damit seinen Fachkräftebedarf<br />
zu sichern.<br />
Die IG BCE, als Mitgliedsgewerkschaft des<br />
DGB, fordert: Es müssen unbedingt Umsetzungshilfen<br />
für die bestehenden Ausbildungsordnungen<br />
erarbeitet werden, um den Ausbildungsbetrieben<br />
speziische Hilfestellungen an<br />
die Hand zu geben. Ziel: Transparenz darüber,<br />
inwieweit für die zukünftigen Anforderungen<br />
die Ausbildungsinhalte im Betrieb anzupassen<br />
sind.<br />
Weiterhin sind nicht alle notwendigen<br />
Kompetenzen inhaltlich ein Thema der beruflichen<br />
Erstausbildung. Lebenslanges Lernen<br />
<strong>und</strong> ein immer hochspezialisierteres Wissen<br />
bedürfen einer besseren Verzahnung der Aus -<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Weiterbildung als Aufgabe<br />
der Betriebsparteien<br />
Eine stetige Weiterentwicklung der Qualiikationen<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen der <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen<br />
<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer kann helfen, Beschäftigungsfähigkeit<br />
zu erhalten. 4<br />
Im Rahmen der veränderten <strong>Arbeit</strong>splätze<br />
<strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sorganisationen sollten Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> lernförderliche <strong>Arbeit</strong>sorganisation<br />
arbeitsplatznah sein. Wie umfangreich Weiterbildung<br />
sein muss <strong>und</strong> welche vertieften Kenntnisse<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen notwendig sind, ist je<br />
nach Anforderungsproil unterschiedlich. Jede<br />
Beschäftigtengruppe benötigt unterschiedliche<br />
Qualiikationen <strong>und</strong> Qualiizierungsmaßnahmen,<br />
zum Beispiel An - <strong>und</strong> Ungelernte, Frauen,<br />
Ältere <strong>und</strong> jüngere Mitarbeiter. 5<br />
Für alle Beschäftigten gilt aber, dass der Bedarf<br />
an sozialen <strong>und</strong> personalen Kompetenzen<br />
– etwa <strong>Arbeit</strong> im Team oder in wechselnden<br />
Teams – durch den technologischen Wandel<br />
sowie die immer kürzer werdenden Innovationszyklen<br />
weiter zunehmen werden. Weiterbildung<br />
muss die Beschäftigten dazu befähigen,<br />
in den neuen <strong>Arbeit</strong>sformen – beispielsweise<br />
im Umgang mit Augmented Reality - Brillen –<br />
zu arbeiten.<br />
darum geht es<br />
1. Im Zuge des digitalen<br />
Wandels verändern sich<br />
beruliche Tätigkeiten<br />
zum Teil radikal.<br />
2. Routinearbeiten werden<br />
abnehmen <strong>und</strong> die<br />
verbleibenden Aufgaben<br />
erheblich wissensintensiver.<br />
3. Eine neue Aus - <strong>und</strong><br />
Weiterbildungskultur ist<br />
nötig – <strong>und</strong> damit auch<br />
neue Ansätze für die<br />
Mitbestimmung.<br />
1 IAB, Industrie 4.0 <strong>und</strong> die Folgen für <strong>Arbeit</strong>smarkt <strong>und</strong> Wirtschaft,<br />
Forschungsbericht 8/2015, http://doku.iab.de/forschungsbericht<br />
/2015/b0815.pdf<br />
2 Byrnes, <strong>Computer</strong> übernimmt Bankgeschäfte, Technology Review<br />
6/<strong>2017</strong>, 64<br />
3 Schmiester, Wenn Lernen zum Phänomen wird, www.tagesschau.de<br />
vom 20.11.2014<br />
4 Dazu ausführlich, Schwarzbach, Permanenter Lernprozess, in:<br />
CuA 7 - 8/<strong>2017</strong>, 12 f., in diesem Heft<br />
5 Siehe zu verschiedenen Lernmethoden <strong>und</strong> - prozessen auch Konrad<br />
- Klein, Agile Weiterbildung, in: CuA 7 - 8/<strong>2017</strong>, 16 f., in diesem<br />
Heft<br />
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