02 | 2017 public
Schwerpunkt: Agilität und digitale Transformation
Schwerpunkt: Agilität und digitale Transformation
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ihre Best-Practice-Erfahrungen durch die Dienstleister in der Euritas<br />
einbringen. Die Sitzungen der Euritas finden jeweils in den Mitgliedsländern<br />
der EU statt. Der intensive Erfahrungsaustausch führt dazu,<br />
dass Lösungen aus Dänemark und den Niederlanden zur Nachnutzung<br />
in Deutschland und Österreich genutzt werden können. Bei<br />
diesen Diskussionen werden auch die organisatorischen und rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen diskutiert und bewertet.<br />
Für die Jahre <strong>2017</strong> und 2018 bin ich als gewählter Präsident der<br />
Euritas für die Arbeit der Organisation verantwortlich und darf<br />
nicht nur einen „deutschen Blick“ auf die Tagesordnung haben.<br />
2019 wechselt die Position auf ein anderes Mitgliedsland, das<br />
damit die Möglichkeit erhält, seine Entwicklungsschwerpunkte<br />
in der Euritas zu stärken in den Fokus zu bringen. Mit diesem Rotationsprinzip<br />
wird sichergestellt, dass alle Länder ihre eigenen<br />
Schwerpunkte für die Arbeit in der Organisation setzen können.<br />
msg: Gibt es konkrete Beispiele für Dienstleistungen, die ausgetauscht<br />
werden?<br />
Ludwig: Ja. Das erste Angebot kam von unseren dänischen<br />
Kollegen, die eine Dropbox-Lösung in der Cloud zur Nutzung angeboten<br />
haben.<br />
msg: Es geht also mehr um die Abstimmung gemeinsamer Methoden<br />
als um die Leistungserbringung?<br />
Ludwig: Genau.<br />
msg: Aber es gibt immer mehr europäische Verfahren, zum Beispiel<br />
aus dem Bereich Güterkraftverkehr. Wäre es denn in Zukunft<br />
denkbar, dass solche Register zentral geführt werden, zum<br />
Beispiel vom DVZ?<br />
Ludwig: Ja, genau das ist auch unsere Zielstellung. Länderübergreifende<br />
Verwaltungs- und Genehmigungsprozesse werden mit<br />
Fortschreiten der Cloudtechnologien Entscheidungs- und Genehmigungsstrukturen<br />
verändern. Im Moment gibt es Cloudservices<br />
fast ausschließlich von amerikanischen Lieferanten und Herstellern.<br />
Diesen Lösungen gegenüber bleibt eine gewisse Grundskepsis.<br />
Deutsche Verwaltungen werden nicht ohne Rahmenbedingungen<br />
und Sicherheitsvorkehrungen diese Lösungsangebote für ihre<br />
Kernaufgaben annehmen. Ich freue mich, dass die nationale eGovernment-Strategie<br />
unter anderem TRUSTED-Cloudlösungen für<br />
die deutsche Verwaltung definiert. Wir sind als Dienstleister gefordert,<br />
Serviceangebote zu entwickeln, die sieben Tage die Woche/24<br />
Stunden/365 Tage genutzt werden können. Den Wettbewerb mit<br />
großen Anbietern sehen wir als besondere Herausforderung.<br />
msg: Sie haben ein starkes Leistungsportfolio, und Sie messen<br />
sich mit der Industrie. Mit welcher Infrastruktur arbeiten Sie?<br />
Ludwig: Wir haben ein gespiegeltes Tier-3-Klasse-Rechenzentrum<br />
und sind nach ISO 27001 BSI-Grundschutz zertifiziert. Wir<br />
betreiben ein flächendeckendes, breitbandiges eigenes Landesverwaltungsnetz,<br />
das wir auch komplett administrieren. Aktuell<br />
können wir 10 Giga-Bit-Geschwindigkeiten realisieren. Das Netz<br />
wird permanent modernisiert und ausgebaut.<br />
msg: Bei dieser Leistungsfähigkeit könnten Sie ja eigentlich<br />
auch Services aus der Cloud anbieten.<br />
Ludwig: Ja, über dieses Lösungsportfolio verfügen wir. Leider<br />
noch beschränkt auf das eigene Bundesland. Fast alle Fachapplikationen<br />
in Mecklenburg-Vorpommern werden zentral betrieben.<br />
Die Nutzer sind über ganz M-V verteilt und greifen über das Hochgeschwindigkeitsnetz<br />
CN LAVINE auf ihre Anwendungen zu. Die<br />
Vernetzung der einzelnen Fachapplikationen und die Erweiterung<br />
ihrer Funktionalitäten führen zu neuen Serviceangeboten für die<br />
Verwaltung. Wir sprechen in diesem Zusammenhang ungern von<br />
Cloudlösungen, auch wenn diese Dienste ortsunabhängig zu jeder<br />
Zeit von jedem Ort in M-V variabel nutzbar sind. Erst wenn diese<br />
Services länderübergreifend genutzt werden können, beurteilen<br />
wir das nach eigenem Ermessen als Cloudlösung.<br />
Unsere Herausforderung besteht darin, die steigenden Sicherheitsanforderungen<br />
mit diesen Nutzungsmöglichkeiten parallel<br />
weiterzuentwickeln. Kriminalität und Missbrauch sind erheblich<br />
gestiegen. Wir begegnen diesen Anforderungen mit einer<br />
entsprechenden Cyberstrategie in M-V und unterstützen unsere<br />
Staatsanwaltschaft mit einem neu aufgebauten Bereich<br />
IT-Forensik, der sich mittlerweile auf die Analyse von Hardware,<br />
Smartphones und Navigationsgeräte erstreckt, um straftatrelevante<br />
Sachverhalte zu ermitteln – ein neues Marktsegment mit<br />
extremen Wachstumsraten.<br />
msg: Wenn Sie eine Prognose abgeben müssten: Was meinen<br />
Sie, wo die IT-Dienstleistungszentren beziehungsweise die DVZ<br />
M-V GmbH in fünf Jahren stehen werden?<br />
Ludwig: Ich sehe im Moment die größte Herausforderung darin,<br />
Verwaltungsprozesse und Technologie abzugleichen. Die<br />
technologischen Veränderungen verlaufen gerade so rasant,<br />
dass die Verwaltung in ihrer Organisation und in ihrem Arbeitsablauf<br />
größten Herausforderungen ausgesetzt ist. Nur mithilfe<br />
von Prozessorganisation kann dem wirkungsvoll begegnet werden.<br />
Von der Möglichkeit, über eine Aufgaben- und Zweckkritik<br />
Interview | .<strong>public</strong> <strong>02</strong>-17 | 13