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Dokumentvorlage für Berichte (Ing.-Büro Lohmeyer) - Baden-Baden

Dokumentvorlage für Berichte (Ing.-Büro Lohmeyer) - Baden-Baden

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Dipl.-Met. A. Moldenhauer<br />

STADTKLIMAANALYSE<br />

BADEN-BADEN<br />

Auftraggeber: Stadtverwaltung <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Briegelackerstraße 8<br />

76532 <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Dezember 2009<br />

Projekt 61202-08-02<br />

Berichtsumfang 76 Seiten<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong><br />

GmbH & Co. KG<br />

Immissionsschutz, Klima,<br />

Aerodynamik, Umweltsoftware<br />

An der Roßweid 3, D - 76229 Karlsruhe<br />

Telefon: +49 (0) 721 / 6 25 10 - 0<br />

E-Mail: info.ka@lohmeyer.de<br />

URL: www.lohmeyer.de<br />

Messstelle nach §§ 26, 28 BImSchG<br />

Dipl.-Geogr. T. Nagel<br />

<strong>Büro</strong> Dresden: Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul, Tel.: +49 (0) 351 / 83 914-0, E-Mail: info.dd@lohmeyer.de


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG I<br />

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

1 AUFGABENSTELLUNG .......................................................................................4<br />

2 EINLEITUNG.........................................................................................................5<br />

3 DATENGRUNDLAGE ...........................................................................................7<br />

4 BESCHREIBUNG DES REGIONALKLIMAS IN BADEN-BADEN........................9<br />

4.1 Lage des Untersuchungsgebietes ..............................................................9<br />

4.2 Klimatische Gegebenheiten......................................................................11<br />

4.3 Windverteilung im Untersuchungsgebiet ..................................................14<br />

4.4 Wärmebelastung im Untersuchungsgebiet ...............................................16<br />

5 KALTLUFTABFLÜSSE.......................................................................................18<br />

5.1 Entstehung und planerische Relevanz von Kaltluftabflüssen....................18<br />

5.2 Vorgehensweise zur Ermittlung der Kaltluftabflüsse.................................20<br />

5.3 Ergebnisse der Kaltluftabflussmodellierung..............................................23<br />

6 MITTLERE DURCHLÜFTUNGSVERHÄLTNISSE..............................................30<br />

7 EMISSIONS- UND IMMISSIONSSITUATION .....................................................34<br />

7.1 Allgemeines ..............................................................................................34<br />

7.2 Emissionen ...............................................................................................34<br />

7.3 Immissionen .............................................................................................35<br />

8 KLIMAFUNKTIONSKARTE STADT BADEN-BADEN........................................39<br />

8.1 Klimatope..................................................................................................40<br />

8.2 Kaltluftphänomene....................................................................................43<br />

8.3 Luftaustausch ...........................................................................................45<br />

8.4 Schadstoffemissionen...............................................................................46<br />

8.5 Vorgehensweise zur Kartenerstellung ......................................................47<br />

8.6 Erläuterungen zur Klimafunktionskarte der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>...............48<br />

9 PLANUNGSHINWEISKARTE STADT BADEN-BADEN.....................................56<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG II<br />

9.1 Prinzipien der planungsrelevanten Klimaanalyse .....................................56<br />

9.2 Erläuterungen zur Planungshinweiskarte <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>...........................64<br />

9.3 Fazit..........................................................................................................71<br />

10 LITERATUR ........................................................................................................73<br />

Hinweise:<br />

Die Tabellen und Abbildungen sind kapitelweise durchnummeriert.<br />

Literaturstellen sind im Text durch Name und Jahreszahl zitiert. Im Kapitel Literatur findet<br />

sich dann die genaue Angabe der Literaturstelle.<br />

Es werden Dezimalpunkte (= wissenschaftliche Darstellung) verwendet, keine Dezimalkommas.<br />

Eine Abtrennung von Tausendern erfolgt durch Leerzeichen.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 1<br />

ERLÄUTERUNG VON FACHAUSDRÜCKEN<br />

Temperaturgradient und Inversionen<br />

Die Lufttemperatur nimmt im zeitlichen Mittel mit zunehmender Höhe ab. Im Jahresmittel<br />

beträgt diese höhenbedingte Temperaturabnahme durchschnittlich 0.65 K pro 100 m Höhenstufe.<br />

Im Sommer und Frühjahr erhöht sich der Betrag der Temperaturabnahme, während<br />

er sich im Herbst und im Winter erniedrigt. Unter besonderen meteorologischen Bedingungen<br />

kann aber auch eine Temperaturzunahme mit zunehmender Höhenlage beobachtet<br />

werden. Hierbei spricht man von Inversionswetterlagen.<br />

Luftschichtungszustände<br />

Wird ein Luftpaket aus seiner Ruhelage heraus vertikal verschoben, so ändert sich dessen<br />

Temperatur. Ist nun der Temperaturverlauf der ruhend gedachten Umgebung so beschaffen,<br />

dass das Luftquantum durch positive oder negative Auftriebskräfte wieder in seine Ausgangsposition<br />

zurückgetrieben wird, so nennen wir die Temperaturschichtung stabil. Genügt<br />

umgekehrt eine kleine Verschiebung aus der Ruhelage zur endgültigen Entfernung des Luftpaketes,<br />

so liegt entsprechend eine labile Schichtung vor. Zwischen beiden Möglichkeiten<br />

liegt die thermisch neutrale Schichtung, bei der das vertikal verschobenen Luftpaket in jeder<br />

Position in einem indifferenten Gleichgewicht ist, das heißt keine Auftriebskräfte auftreten.<br />

Dieses Stabilitätsverhalten übt einen grundlegenden Einfluss auf den vertikalen Austausch<br />

von Luftbeimengungen - und damit auch auf die Luftqualität - aus. Eine stabile Schichtung<br />

wird im Vergleich zum neutralen Fall diesen Austausch behindern, im Extrem unterbinden,<br />

sodass bei Vorhandensein von bodennahen Schadstoffquellen, wie z. B. eine Bundesstraße,<br />

hohe Schadstoffkonzentrationen auftreten können; thermische Labilität wird dagegen zu einer<br />

mehr oder minder starken Durchmischung eines Luftkörpers und damit zu einer Intensivierung<br />

des Vertikalaustausches mit daraus resultierenden niedrigeren Schadstoffkonzentrationen<br />

im Nahbereich einer Straße führen.<br />

Kaltluftstaugebiete und Kaltluftsammelbereiche<br />

Geländemulden, Senken und Täler wirken als nächtliche Kaltluftsammelgebiete. Die dort in<br />

windschwachen wolkenarmen Strahlungsnächten von den Kaltlufteinzugsgebieten der<br />

Hänge und Höhen zusammenfließende Kaltluft lässt niedrigere nächtliche Temperaturminima<br />

entstehen, die am Tage - insbesondere im Sommer - durch die tälertypischen Übergangstemperaturen<br />

im statistischen Mittel wieder ausgeglichen werden. Extrem niedrige<br />

nächtliche Temperaturminima ergeben sich, wenn eingeflossene Kaltluft an Strömungshindernissen<br />

zu einem stagnierenden Kaltluftsee aufgestaut wird. Es sind dies auch jene spät-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 2<br />

und frühfrostgefährdenden Bereiche, in welchen frostempfindliche Sonderkulturen häufiger<br />

als im Umland geschädigt werden können.<br />

Emission / Immission<br />

Als Emission bezeichnet man die von einem Fahrzeug oder anderen Emittenten ausgestoßene<br />

Luftschadstoffmenge in Gramm Schadstoff pro Stunde. Die in die Atmosphäre emittierten<br />

Schadstoffe werden vom Wind verfrachtet und führen im umgebenden Gelände zu<br />

Luftschadstoffkonzentrationen, den so genannten Immissionen. Diese Immissionen stellen<br />

Luftverunreinigungen dar, die sich auf Menschen, Tiere, Pflanzen und andere Schutzgüter<br />

überwiegend nachteilig auswirken. Die Maßeinheit der Immissionen am Untersuchungspunkt<br />

ist µg (oder mg) Schadstoff pro m 3 Luft.<br />

Grenzwerte / Vorsorgewerte<br />

Grenzwerte sind zum Schutz der menschlichen Gesundheit vom Gesetzgeber vorgeschriebene<br />

Beurteilungswerte <strong>für</strong> Luftschadstoffkonzentrationen, die nicht überschritten werden<br />

dürfen siehe z. B. Zweiundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes.<br />

Vorsorgewerte stellen zusätzliche Beurteilungsmaßstäbe dar, die zahlenmäßig<br />

niedriger als Grenzwerte sind und somit im Konzentrationsbereich unterhalb der<br />

Grenzwerte eine differenzierte Beurteilung der Luftqualität ermöglichen.<br />

Luftqualitätsrichtwerte <strong>für</strong> Kurorte<br />

Die Beurteilung der Luftqualität in Kurorten im Rahmen der Selbstverpflichtung geht über die<br />

gesetzlichen Vorgaben hinaus. Die entsprechend festgelegten Luftqualitätsrichtwerte sind<br />

beim Deutschen Heilbäderverband, 2005, definiert. Die dortigen Werte gehen auf den<br />

Grundsatz zurück, dass <strong>für</strong> Kurpatienten und -gäste eine Entastung von den Immissionsverhältnissen<br />

von Großstädten gewährleistet werden soll. Es wird unterschieden zwischen<br />

Richtwerten mit und ohne Heilanzeige „Atemwegserkrankungen“.<br />

Jahresmittelwert / 98-Perzentilwert / Kurzzeitwert (Äquivalentwert)<br />

An den betrachteten Untersuchungspunkten unterliegen die Konzentrationen der Luftschadstoffe<br />

in Abhängigkeit von Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Verkehrsaufkommen etc.<br />

ständigen Schwankungen. Die Immissionskenngrößen Jahresmittelwert, 98-Perzentilwert<br />

und weitere Kurzzeitwerte charakterisieren diese Konzentrationen. Der Jahresmittelwert stellt<br />

den über das Jahr gemittelten Konzentrationswert dar. Eine Einschränkung hinsichtlich Beurteilung<br />

der Luftqualität mit Hilfe des Jahresmittelwertes besteht darin, dass er nichts über<br />

Zeiträume mit hohen Konzentrationen aussagt. Eine das ganze Jahr über konstante Konzentration<br />

kann zum gleichen Jahresmittelwert führen wie eine zum Beispiel tagsüber sehr<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 3<br />

hohe und nachts sehr niedrige Konzentration. Der Gesetzgeber hat deshalb zusätzlich zum<br />

Jahresmittelwert z. B. den so genannten 98-Perzentilwert der Konzentrationen eingeführt.<br />

Das ist derjenige Konzentrationswert, der in 98 % der Zeit des Jahres unterschritten wird.<br />

Die Zweiundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes<br />

(22. BImSchV) fordert weitere Kurzzeitwerte in Form des Stundenmittelwertes der NO2<br />

Konzentrationen von 200 µg/m³, der in nicht mehr als 18 Stunden pro Jahr überschritten<br />

werden darf und des Tagesmittelwertes der PM10-Konzentration von 50 µg/m³, der maximal<br />

an 35 Tagen überschritten werden darf. Da diese Werte derzeit nicht direkt berechnet werden<br />

können, erfolgt die Beurteilung hilfsweise anhand von abgeleiteten Äquivalentwerten<br />

auf Basis der 98- Perzentil- bzw. Jahresmittelwerte. Diese Äquivalentwerte sind aus Messungen<br />

abgeleitete Kennwerte, bei deren Unterschreitung auch eine Unterschreitung der<br />

Kurzzeitwerte erwartet wird.<br />

PM10<br />

PM10 sind Partikel, die einen größenselektierenden Lufteinlass passieren, der <strong>für</strong> einen aerodynamischen<br />

Durchmesser von 10 µm eine Abscheidewirksamkeit von 50 % aufweist.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 4<br />

1 AUFGABENSTELLUNG<br />

Die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> beabsichtigt, im Rahmen ihrer mittel- bis langfristigen Stadtentwicklungsplanung<br />

die Untersuchung des Stadtklimas mit Schwerpunkt Kaltluftentstehung und<br />

Kaltluftabflüsse. Ziel der Untersuchung ist eine aktuelle Planungsgrundlage <strong>für</strong> die Festsetzungen<br />

im Flächennutzungsplan sowie im Landschaftsplan. Folgende Arbeiten sind durchzuführen:<br />

1) Übernahme der Rechenergebnisse zu Kaltluft und mittlerer Durchlüftung aus dem Projekt<br />

„Ermittlung natürlicher klimatischer Ausgleichsfunktionen in der Region Mittlerer Oberrhein“<br />

und Interpretation in Bezug auf den Belastungsraum <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>.<br />

2) Ermittlung der Überwärmungskapazität von Siedlungsstrukturen anhand der o. g. Rechenergebnisse.<br />

3) Ermittlung der stadtklimarelevanten Luftleitbahnen, Kaltluftvolumenströme sowie Identifikation<br />

von bestehenden Strömungshindernissen.<br />

Alle Untersuchungsergebnisse sollen in einer Klimafunktionskarte (= klimatische Bestandsaufnahme)<br />

zusammengefasst werden. Darauf aufbauend sollen in einer Planungshinweiskarte<br />

fachgerechte Umsetzungen der Aussagen der Klimafunktionskarte <strong>für</strong> die Stadtplanung<br />

aufgezeigt werden. Diese Karte soll eine möglichst optimale Raumentwicklung unter<br />

wind- und lufthygienischen Gesichtspunkten aufzeigen.<br />

Die Erstellung der Karten erfolgt in Anlehnung an die Richtlinie VDI 3787, Blatt 1 „Klima- und<br />

lufthygienische Karten <strong>für</strong> Städte und Regionen“.<br />

Die Ergebnisse der o. g. Arbeiten werden im Folgenden dargelegt. Des Weiteren werden die<br />

erarbeiteten Karten erläutert.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 5<br />

2 EINLEITUNG<br />

Als Klima definiert man das langjährige Mittel und die Schwankungen des jährlichen Ablaufs<br />

der Witterung eines Gebietes, wobei unter Witterung der Wetterzustand einer Zeitspanne<br />

von mehreren Tagen verstanden wird (Scherhag et al., 1977). Der Wetterzustand wird beschrieben<br />

durch meteorologische Größen wie Wind, Temperatur, Feuchte, Sonnenscheindauer,<br />

Strahlungsmenge und Niederschlag.<br />

Die Kombination der genannten Größen beeinflusst neben dem Pflanzenwachstum die Aktivitäten<br />

und die Gesundheit der Bewohner und insgesamt die „Lebensqualität“ in einer Region.<br />

Für die Einwirkungen auf den Menschen sind vor allem die Komplexe der thermischen<br />

(z. B. der Wärmebelastung durch Schwüle) und der lufthygienischen Bedingungen infolge<br />

Änderung der Durchlüftung von Bedeutung.<br />

Man unterscheidet das Großklima (mehrere 100 km), das regionale Klima (mehrere 10 km)<br />

und das lokale Klima (ca. 100 m bis mehrere km). Das Großklima wird z. B. beeinflusst durch<br />

die geografische Länge und Breite, die Höhenlage, die Lage zum Meer und zu Gebirgszügen.<br />

Wichtige Einflussgrößen <strong>für</strong> das regionale und lokale Klima sind, ausgehend von der<br />

geografischen Situation und der Verteilung der großräumigen Wetterlagen, das Relief und<br />

die Zusammensetzung der Landnutzung. Das Klima eines Ortes ist die Summe aus den Einflüssen<br />

der genannten Maßstabsbereiche.<br />

Unter Stadtklima versteht man das Klima einer Stadt, welches aufgrund der Wechselwirkung<br />

der Atmosphäre mit der Bebauung sowie aufgrund von Luftschadstoffemissionen gegenüber<br />

den Verhältnissen im Umland modifiziert ist. Die Besonderheiten sind u. a.:<br />

• Änderung des lokalen Windfeldes<br />

Die städtische Bebauung stellt ein Strömungshindernis dar, welches das lokale Windfeld<br />

stark beeinflusst.<br />

Die Folgen sind: geringere mittlere Windgeschwindigkeiten und damit Verschlechterung<br />

der Durchlüftungsverhältnisse im Mittel, eingeschränkter Luftaustausch mit dem Umland<br />

besonders bei stabilen Wetterlagen und damit: schlechterer Abtransport von in der Stadt<br />

emittierten Schadstoffen, Erhöhung der Böigkeit durch Kanalisierungseffekte, Wirbelbildung<br />

in Straßenschluchten.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 6<br />

• Änderung der Temperaturverhältnisse<br />

Durch die Energieumsetzungen an künstlichen Oberflächen wird Wärme erzeugt. Dies<br />

bewirkt, dass die städtischen Bereiche in der Regel wärmer sind als die Umgebung<br />

(Wärmeinseleffekt). Zudem hat die städtische Bebauung ein erhöhtes Wärmespeicherungsvermögen.<br />

Die Folgen sind: erhöhte Wärmebelastung an Sommertagen, geringere Abkühlung in den<br />

Nächten.<br />

• Änderung der lufthygienischen Situation<br />

In städtischen Bereichen werden durch anthropogene Nutzungen im Vergleich zum Umland<br />

deutlich mehr Schadstoffe emittiert (Hauptquellen sind der Straßenverkehr, die<br />

Haushalte und die Industrie).<br />

Die Folgen sind: Lufthygienische Belastungen, die aufgrund der verschlechterten Durchlüftungsverhältnisse<br />

(siehe oben) noch verstärkt werden.<br />

Auch auf andere meteorologische Parameter (z. B. Feuchte- und Niederschlagsverhältnisse)<br />

wirkt sich die städtische Bebauung modifizierend aus.<br />

Die klimatischen Verhältnisse einer Stadt tragen in ihrer Gesamtheit wesentlich zum Wohlbefinden<br />

der Einwohner bei.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 7<br />

3 DATENGRUNDLAGE<br />

Zur Bearbeitung des vorliegenden Werkes standen folgende Materialien zur Verfügung:<br />

Daten und Pläne mit entsprechenden Nutzungsrechten<br />

- Digitales Landschaftsmodell (DLM25) ATKIS DLM 203.2 (2007) mit erweiterter<br />

Objektnummerierung<br />

- Digitales Geländemodell (DGM-Rohdaten)<br />

- Amtlicher Stadtplan <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> M 1:15 000 analog und digital<br />

- Übersichtsplan Bebauungsdichte mit Geschossflächenzahlen<br />

- Digitales Gebäudemodell <strong>für</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (Gebäude-Layer der ALK-Daten)<br />

- Informationen über Lärmschutzeinrichtungen und deren Höhen entlang der A 5, der B 3<br />

und der Eisenbahntrasse Karlsruhe - Basel<br />

- Topographische Karten M1:25 000 s/w (TU25)<br />

- Luftbilder <strong>für</strong> das Stadtgebiet von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> s/w und farbig<br />

- Flächennutzungsplan der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (Stand: 1988) mit FNP-Änderung Gewerbe<br />

(2003)<br />

- Entwicklungsflächen und Flächenpotenziale <strong>für</strong> Wohn-/Mischgebiete und Gewerbe<br />

- Diverse Bebauungspläne<br />

Messdaten<br />

− Windmessdaten auf Brenner’s Parkhotel (Fa. Meteomedia)<br />

− Windmessdaten an der Messstation der LUBW in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (Nähe Aumattstadion)<br />

− Temporäre Windmessdaten am Standort der Deponie Tiefloch (Betreiber: Stadt <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong>)<br />

Klimadaten<br />

− Klimaatlas der LUBW (2009): http://www.2.lubw.baden-wuerttemberg.de/<br />

public/abt5/klimaatlas_bw/biokklima/karten.html<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 8<br />

Rechenergebnisse<br />

- Kaltluftabflussmodellierung mit dem Modell KALM <strong>für</strong> die Region Mittlerer Oberrhein<br />

(RVMO) (<strong>Lohmeyer</strong>, 2009a)<br />

- Modellierung der mittleren Durchlüftungsverhältnisse <strong>für</strong> die Region Mittlerer Oberrhein<br />

(RVMO) (<strong>Lohmeyer</strong>, 2009b).<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 9<br />

4 BESCHREIBUNG DES REGIONALKLIMAS IN BADEN-BADEN<br />

4.1 Lage des Untersuchungsgebietes<br />

Die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> liegt in der Region Mittlerer Oberrhein im Nordschwarzwald. Die<br />

Abb. 4.1 gibt einen Überblick über den gesamten Stadtbereich.<br />

Das Stadtgebiet von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> erstreckt sich vom Rheingraben im Westen über die Vorbergzone<br />

des Schwarzwaldes bis in Höhenlagen des nördlichen Schwarzwaldes. Die Kernstadt<br />

von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> befindet sich überwiegend in dem Tal der Oos, das dort eine Orientierung<br />

von Südost nach Nordwest aufweist und in den Oberrheingraben mündet. Die Randhöhen<br />

des Oostales erheben sich um mehr als 500 m über den Talgrund.<br />

Die Kernstadt von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mit den Ortsteilen Oos, Weststadt, Innenstadt, Lichtental<br />

und Geroldsau verläuft als schmales Band entlang des Tales der Oos und im Süden entlang<br />

des Grobbachtales. Die Stadtteile Balg und Ebersteinburg befinden sich auf Höhen- bzw.<br />

Halbhöhenlagen.<br />

In der nach Westen ausgerichteten Vorbergzone befindet sich das <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>er Rebland<br />

mit den Stadtteilen Varnhalt, Steinbach und Neuweier sowie Teile von Haueneberstein. Der<br />

Ortsteil Sandweier befindet sich vollständig in der Rheinebene.<br />

Der besiedelte Bereich grenzt unmittelbar an die Höhenzüge des Nordschwarzwaldes mit<br />

dem Battert (568 m über NN), dem Merkur (668 m über NN), dem Yberg (515 m über NN)<br />

und dem Fremersberg (525 m über NN) an.<br />

Der südöstliche Bereich des Stadtgebietes, welcher auch die höchsten Erhebungen beinhaltet,<br />

ist nahezu unbebaut.<br />

Die Abb. 4.2 zeigt eine Reliefdarstellung des Betrachtungsgebietes, in dem die Siedlungsräume<br />

skizziert und das Stadtgebiet von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> gekennzeichnet sind. In Abb. 4.3 ist<br />

die Landnutzung basierend auf den ATKIS-Daten dargestellt.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


Ottersweier<br />

Iffezheim<br />

Sinzheim<br />

Steinbach<br />

Stadtkreisgrenze <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

Siedlungsflächen<br />

Gebäude im Stadtgebiet<br />

±<br />

Neuweier<br />

Sandweier<br />

Oos<br />

Lageplan des<br />

Untersuchungsgebietes<br />

1 0.5 0 1 2<br />

Haueneberstein<br />

Weststadt<br />

Kuppenheim<br />

Geroldsau<br />

Kilometers<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul<br />

Telefon 0351/ 83914-0<br />

Lichtental<br />

Ebersteinburg<br />

Oberbeuern<br />

Gaggenau<br />

Stadtverwaltung <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

FG Umwelt und Gewerbeaufsicht<br />

Stadtklimanalyse <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

gezeichnet<br />

geprüft<br />

Projekt<br />

Abb. 4.1<br />

Datum Zeichen<br />

12.01.09 FP<br />

12.01.09<br />

MOL<br />

61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 11<br />

Abb. 4.2: Überhöhtes Relief des Untersuchungsgebietes<br />

4.2 Klimatische Gegebenheiten<br />

Das Klima in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> wird geprägt durch die Lage der Stadt einerseits in der Rheinebene<br />

und andererseits in den Großen Seitentälern der selben. Die Rheinebene verläuft in<br />

diesem Bereich etwa von Südsüdwesten nach Nordnordosten in einer Höhe von ca. 110 bis<br />

130 m über NN. Die Randhöhen überragen die Rheinebene deutlich und werden durch Seitentäler<br />

unterbrochen (z. B. Oostal, Steinbachtal usw.). Die höchste Erhebung des Stadtgebietes,<br />

die <strong>Baden</strong>er Höhe, befindet sich im Südosten (1 002.5 m über NN).<br />

Das Klima eines Ortes wird durch die Angabe statistischer Kennzahlen der Klimaelemente<br />

beschrieben. Diese werden durch Beobachtungen und Messungen von Wetterstationen über<br />

einen längeren Zeitraum erfasst. Üblicherweise werden in der Klimatologie 30-jährige Perioden<br />

festgelegt, innerhalb der die sogenannten „Normalwerte“ ermittelt werden.<br />

Ausgewählte Klimaparameter („Normalwerte“) in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> und Umgebung sind in<br />

Tab. 4.1 zusammengestellt (Quelle: DWD, 1999).<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


Landnutzung<br />

lockere Bebauung<br />

Wald<br />

Freifläche<br />

dichte Bebauung<br />

Wasser<br />

Verkehr<br />

Gewerbe/Industrie<br />

Steinbach<br />

Bühl<br />

Obstplantagen/Weinanbaugebiete<br />

Stadtkreisgrenze<br />

<strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

Varnhalt<br />

Neuweier<br />

Sandweier<br />

Oos<br />

Landnutzungsverteilung<br />

im<br />

Untersuchungsgebiet<br />

1 0.5 0 1 2 3<br />

Kuppenheim<br />

Haueneberstein<br />

Weststadt<br />

Geroldsau<br />

Kilometer<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul<br />

Telefon 0351/ 83914-0<br />

Lichtental<br />

Stadtverwaltung <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

FG Umwelt und Gewerbeaufsicht<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

±<br />

Gaggenau<br />

Datum Zeichen<br />

gezeichnet 27.04.09 KF<br />

geprüft 27.04.09 MOL<br />

Projekt 61202-08-02<br />

Abb. 4.3


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 13<br />

Klimaparameter Einheit<br />

<strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong> Bühlertal Bad Herrenalb<br />

Feldberg/<br />

Schwarzwald Karlsruhe<br />

Höhe üNN m 218 190 315 1 486 112<br />

Mittlere<br />

Lufttemperatur °C 9.6 10.2 8.2 3.3 10.3<br />

Mittlere tägl.<br />

Minima °C 5.8 6.2 4.0 0.9 6.1<br />

Mittlere tägl.<br />

Maxima °C 14.2 14.5 13.0 6.0 14.8<br />

Eistage Anzahl 17 16 21 85 14<br />

Frosttage Anzahl 71 65 97 163 68<br />

Sommertage Anzahl 43 48 28 0 53<br />

Niederschlag mm 1 168 1 329 1 418 1 909 770<br />

Bewölkung % 66 65 68 71 68<br />

Relative Feuchte % 79 74 80 82 76<br />

Tab. 4.1: Klimadaten der Station <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> und weiterer Stationen im RVMO sowie vergleichend<br />

dazu an der Station Feldberg/Schwarzwald zwischen 1961- 1990<br />

Quelle: DWD (1999)<br />

Insgesamt zeigen sich deutliche Variationen der langjährigen Klimaparameter an den einzelnen<br />

Stationen. Mit zunehmender Höhe sind geringere Lufttemperaturen und größere Anzahlen<br />

von Frost- und Eistagen verbunden. Aber auch bei vergleichbaren Höhenlagen unterscheiden<br />

sich die Klimaparameter, was durch unterschiedliche Ausprägungen der Landnutzungen<br />

in der Umgebung der Messstationen sowie die Einflüsse kleinräumiger lokalklimatischer<br />

Besonderheiten zu erklären ist.<br />

Kleinräumig werden die lokalklimatischen Verhältnisse durch das Relief und die Landnutzung<br />

geprägt und können deutliche Abweichungen von den regionalen Klimaverhältnissen aufweisen.<br />

Dabei ist im Hinblick auf die Flächennutzung von Bedeutung, dass Änderungen der<br />

Landnutzung, insbesondere bauliche Nutzungsänderungen, teilweise deutliche Eingriffe in<br />

die lokalklimatischen Verhältnisse nach sich ziehen können.<br />

An der Station <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> werden mittlere Lufttemperaturen von 9.6 o C gemessen, an ca.<br />

43 Tagen im Jahr treten Temperaturmaxima auf, die größer als 25 o C sind (Definition <strong>für</strong> einen<br />

Sommertag). Dem stehen 71 Frosttage gegenüber (Tagesminimum der Lufttemperatur<br />


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 14<br />

4.3 Windverteilung im Untersuchungsgebiet<br />

Bei vorherrschenden Windanströmungen mit nicht zu niedrigen Windgeschwindigkeiten<br />

( =ˆ allochthone bzw. fremdbürtige Wetterlagen) wird die Windrichtung vor allem durch das<br />

Relief bestimmt (Umströmung von Bergen, Leitwirkung von Tälern), während die Landnutzung<br />

durch Verdrängungswirkungen und Rauigkeit vor allem die Windgeschwindigkeit beeinflusst.<br />

Thermisch induzierte lokale Windsysteme wie Kaltluftabflüsse und Flurwinde, welche<br />

vor allem bei niedrigen Windgeschwindigkeiten in Abend- und Nachtstunden auftreten<br />

( =ˆ autochthone bzw. eigenbürtige Wetterlagen), werden sowohl vom Relief als auch von der<br />

Landnutzung beeinflusst.<br />

Im Stadtgebiet von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> liegen insgesamt 3 Windmessungen vor (siehe Abb. 4.4).<br />

An der Meteomedia-Station auf Brenner’s Parkhotel im Nahbereich des Kurparks werden<br />

mittlere Windgeschwindigkeiten von 1.6 m/s gemessen, entsprechend der Talausrichtung<br />

des Oostales in diesem Bereich ist die Hauptwindrichtung Süd, ein Nebenmaximum tritt bei<br />

nördlichen Windrichtungen auf (Abb. 4.4a). Eine ähnliche Windverteilung mit etwas höheren<br />

Windgeschwindigkeiten (1.9 m/s) wurde am Standort der Deponie Tiefloch gemessen<br />

(Abb. 4.4c). Am Aumattstadion ist die Ausrichtung des Oostales im Vergleich zu Brenner’s<br />

Parkhotel gedreht, sodass dort hauptsächlich Winde aus Südost bzw. Nordwest auftreten<br />

(Abb. 4.4b).<br />

Auch im Rheingraben macht sich als großräumiger (sog. mesoskaliger) Effekt die "Kanalisierung"<br />

bemerkbar. Messungen im Stadtgebiet gibt es da<strong>für</strong> jedoch nicht.<br />

Eine typische Windrichtungsverteilung im Bereich des Rheingrabens zeigt Abb. 4.4d. Dargestellt<br />

ist die in 10 m über Grund vom Deutschen Wetterdienst gemessene Windverteilung in<br />

Söllingen. Die Station zeigt die <strong>für</strong> den Rheingraben charakteristische talachsenparallele<br />

Kanalisierung mit den Hauptwindrichtungen Südsüdwest und Nordnordost. Diese Windverteilung<br />

ist auch <strong>für</strong> die Stadtgebiete von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> im Rheingraben repräsentativ.<br />

In der östlich gelegenen Bergzone liegen die Hauptwindrichtungen in den Kuppenbereichen<br />

innerhalb der großräumigen Hauptwindrichtungssektoren Westsüdwest und Ost (siehe<br />

Abb. 4.4e am Beispiel der REKLIP-Station Hornisgrinde südlich des RVMO).<br />

Täler in der Bergzone und Nebentäler des Rheingrabens wie beispielsweise das Oostal treten<br />

durch häufigere talparallele Strömungen hervor. Das Auftreten von Kaltluftabflüssen zeigt<br />

sich in den dort durchgeführten nächtlichen Messungen. Diese zeichnen sich deutlich<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 15<br />

a)<br />

c)<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02<br />

b)<br />

d)


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 16<br />

e)<br />

Abb. 4.4: Windrichtungs- und -geschwindigkeitsverteilung<br />

an folgenden<br />

Stationen:<br />

a) B.-B. - Brenner’s Parkhotel (Meteomedia)<br />

b) B.-B. - LUBW (Aumattstadion)<br />

c) B.-B. - Deponie Tiefloch<br />

d) Söllingen (DWD-Station)<br />

e) Hornisgrinde („REKLIP“-Projekt)<br />

als hang- bzw. talparallele Maxima in den Windrichtungsverteilungen ab. Höschele (1994)<br />

beschreibt, dass die Reichweite dieser Kaltluftabflüsse in den Rheingraben hinein in Höhe<br />

Karlsruhe zwischen 1 km und 2 km liegt. Dies bestätigen auch Untersuchungen <strong>für</strong> den<br />

Nachbarschaftsverband Karlsruhe (z. B. Schädler et al. 1995 und 1996).<br />

4.4 Wärmebelastung im Untersuchungsgebiet<br />

Die Wärmebelastung ist in den Bioklimakarten des Klimaatlas <strong>Baden</strong>-Württemberg flächenhaft<br />

aufgezeigt (LUBW, 2009). Dargestellt ist dort im 200 m-Raster die räumliche Verteilung<br />

der Tage mit Wärmebelastung, die im 30jährigen Durchschnitt zu erwarten ist. Wärmebelastung<br />

tritt hauptsächlich bei sommerlichen, strahlungsreichen Hochdruckwetterlagen mit<br />

geringer Luftbewegung auf. In <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> werden demnach die höchsten Wärmebelastungen<br />

im Oberrheingraben erwartet, in den Hochlagen des Schwarzwaldes dagegen kaum.<br />

Allerdings hat auch die Landnutzung einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung von<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 17<br />

Wärmebelastungen. Innerhalb von Bebauung und mit zunehmender Bebauungsdichte nimmt<br />

sie im Vergleich zum Umland deutlich zu. Die höchsten Wärmbelastungen werden mit mehr<br />

als 35 Tagen pro Jahr im Stadtzentrum sowie hauptsächlich in den Ortsteilen Oos, Sandweier<br />

und Haueneberstein berechnet. In den Ortsteilen Varnhalt, Neuweier und Steinbach<br />

liegen die Belastungen überwiegend zwischen 32 und 35 Tagen pro Jahr, in Geroldsau und<br />

Oberbeuern bei ca. 30 bis 32 Tagen. Ebersteinburg stellt aufgrund der Höhenlage den Siedlungsbereich<br />

mit den geringsten Belastungen dar (ca. 22 bis 25 Tage mit Wärmebelastung).<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 18<br />

5 KALTLUFTABFLÜSSE<br />

5.1 Entstehung und planerische Relevanz von Kaltluftabflüssen<br />

Unter bestimmten meteorologischen Bedingungen können sich nachts über geneigtem Gelände<br />

so genannte Kaltluftabflüsse bilden; dabei strömt in Bodennähe (bzw. bei Wald über<br />

dem Kronenraum) gebildete kalte Luft hangabwärts (siehe schematische Darstellung in<br />

Abb. 5.1).<br />

Abb. 5.1: Schematische Darstellung von Kaltluftabfluss und Kaltluftstau in reliefiertem Gelände<br />

(nach Richtlinie VDI 3787, Blatt 5)<br />

Die Dicke solcher Kaltluftschichten liegt meist zwischen 1 m und 50 m, in so genannten<br />

Kaltluftseen, in denen sich die Kaltluft staut, kann die Schicht auf über 100 m anwachsen.<br />

Für die Ausbildung von Kaltluftabflüssen müssen die folgenden beiden meteorologischen Bedingungen<br />

müssen erfüllt sein:<br />

i) wolkenarme Nächte: durch die aufgrund fehlender Wolken reduzierte Gegenstrahlung<br />

der Atmosphäre kann die Erdoberfläche kräftig auskühlen<br />

ii) großräumig windschwache Situation: dadurch kann sich die Tendenz der Kaltluft, an<br />

geneigten Flächen abzufließen, gegenüber dem Umgebungswind durchsetzen.<br />

Die Produktionsrate von Kaltluft hängt stark vom Untergrund ab: Freilandflächen weisen beispielsweise<br />

hohe Kaltluftproduktion auf, während sich bebaute Gebiete bezüglich der Kaltluftproduktion<br />

neutral bis kontraproduktiv (städtische Wärmeinsel) verhalten.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 19<br />

Hinsichtlich der Kaltluftentstehung von Wäldern muss nach deren topografischer Lage unterschieden<br />

werden. Bei Beständen, die in einer Ebene liegen, sinkt die im Kronendach abgekühlte<br />

Luft in den Stammraum ab und stagniert dort, oder aber sie fließt mit sehr geringer<br />

Geschwindigkeit im unteren Stammraumbereich als „Waldwind“ aus dem Bestand heraus<br />

(Geiger, 1961). Die Lufttemperatur nimmt in diesen Fällen zwar niedrige Werte an, ist jedoch<br />

im Vergleich zur Kaltluft über einer Wiesenfläche in entsprechender Lage absolut gesehen<br />

höher. Bei Wäldern in Kamm- oder Hanglage wird die in Bodennähe aus dem Stammraum<br />

mit höherer Geschwindigkeit als im vorgenannten Fall ausfließende Kaltluft durch warme Luft<br />

ersetzt, die von oben in den Bestand eindringt. Die im Stammraum bodennah austretende<br />

Luft ist hierbei in der Regel jedoch nicht so kalt wie diejenige eines in ebener Lage stockenden<br />

Waldes (Goßmann, 1988). Daher sind Täler, deren Hänge bewaldet sind, weniger frostgefährdet.<br />

Zum einen kann Kaltluft nachts <strong>für</strong> Belüftung und damit Abkühlung thermisch belasteter<br />

Siedlungsgebiete sorgen. Zum anderen sorgt Kaltluft, die aus Reinluftgebieten kommt, <strong>für</strong><br />

die nächtliche Belüftung schadstoffbelasteter Siedlungsräume. Kaltluft kann aber auch auf<br />

ihrem Weg Luftbeimengungen (Autoabgase, etc.) aufnehmen und transportieren. Nimmt sie<br />

zu viele Schadstoffe auf, kann ihr Zufluss von Schaden sein.<br />

Die Fließgeschwindigkeiten der Kaltluft sind über die Höhe verteilt nicht einheitlich. Vielmehr<br />

ergibt sich ein bauchiges vertikales Windprofil. Die Höhe der maximalen Geschwindigkeit<br />

liegt bei der vereinfachten Situation „unbebauter Hang mit konstanter Neigung ohne großräumigen<br />

Wind“ etwa bei ¼ der Kaltluftschichtdicke (VDI 3787, Blatt 5). Ein typisches Windprofil<br />

<strong>für</strong> einen bebauten Bereich ist schematisch in Abb. 5.3 dargestellt.<br />

Die Häufigkeit des Auftretens von Kaltluftabflüssen in Gebieten mit ausgeprägtem Relief ist<br />

abhängig von der Talform und der Lage des Tales zur Hauptwindrichtung (DWD, 1995). Für<br />

die Hangzone konnten Held und Höschele (1989) beispielsweise <strong>für</strong> östlich von Karlsruhe<br />

das Auftreten von Kaltluftströmungen in 15 % bis 30 % der Nächte des Jahres feststellen. Im<br />

Sommerhalbjahr können in den großen Seitentälern des Rheingrabens bis in 50 % der<br />

Nächte Kaltluftabflüsse auftreten, im Winterhalbjahr ist die Häufigkeit mit unter 30 % der<br />

Nächte geringer. Im hier betrachteten Untersuchungsgebiet werden ähnliche Häufigkeiten<br />

erwartet.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 20<br />

5.2 Vorgehensweise zur Ermittlung der Kaltluftabflüsse<br />

Für die qualitative und quantitative flächenhafte Darstellung der lokalen Kaltluftströmung<br />

wurden bei <strong>Lohmeyer</strong> (2009a) Kaltluftberechnungen durchgeführt. Die Kaltluftsimulationen<br />

erfolgten <strong>für</strong> die gesamte Region Mittlerer Oberrhein in einer Rasterweite von 50 m mit dem<br />

Kaltluftmodell KALM (Beschreibung siehe <strong>Lohmeyer</strong>, 2009a). Die dortigen Ergebnisse wurden<br />

bei <strong>Lohmeyer</strong>, 2009a, mit Messdaten im gesamten RVMO verglichen und es wurde eine<br />

gute Übereinstimmung festgestellt. Die Kaltluftrechnungen sind demnach geeignet, die<br />

Strömungsverhältnisse in den topografisch gegliederten Bereichen des Untersuchungsgebietes<br />

während autochthoner Wetterlagen flächendeckend zu beschreiben. Für das hier vorliegende<br />

Projekt wurden die Ergebnisse <strong>für</strong> den Bereich <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> unverändert übernommen.<br />

Eingangsdaten und Vorgehensweise sind bei <strong>Lohmeyer</strong>, 2009a, beschrieben. Es wurde der<br />

Istzustand betrachtet. Noch nicht umgesetzte Planungen sind demnach nicht enthalten.<br />

Zu den Ergebnissen wurde bei <strong>Lohmeyer</strong>, 2009a, folgendes ausgeführt:<br />

„Die Ergebnisse der Kaltluftberechnungen beinhalten die Richtung und Geschwindigkeit des<br />

Kaltluftstroms in 0 – 2 m über Grund, die Mächtigkeit der Kaltluft und die spezifische Kaltluftvolumenstromdichte<br />

in 0 - 25 m über Grund.<br />

Die Volumenstromdichte ist das Produkt aus Kaltluftmächtigkeit und Abflussgeschwindigkeit.<br />

Sie beschreibt die Kaltluftmenge in m³, die pro Sekunde durch einen ein Meter breiten Streifen<br />

zwischen der Erdoberfläche und der Oberkante des Kaltluftstroms fließt. Die Einheit ist<br />

m³/(s ⋅ m) bzw. m²/s. (vgl. Abb. 5.2)<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 21<br />

Abb. 5.2: Schematische Darstellung der spezifischen Kaltluftvolumenstromdichte<br />

(aus <strong>Lohmeyer</strong>, 2009a)<br />

Im vorliegenden Gutachten wurde zur Berechnung der Kaltluftvolumenstromdichte nur der<br />

Bereich in 0 - 25 m über Grund herangezogen. Dies entspricht ungefähr dem Höhenbereich,<br />

in dem sich Bebauung und Volumenstrom beeinflussen. Ist der Volumenstrom mächtiger als<br />

25 m, so bleibt er oberhalb dieser Höhe von der Bebauung weitgehend unbeeinflusst, während<br />

die untere Kaltluftschicht abgebremst und erwärmt wird. Im Umkehrschluss bedeutet<br />

dies, dass auch nur die untere Kaltluftschicht bis 25 m <strong>für</strong> die Durchlüftung der Siedlung relevant<br />

ist.“<br />

Mit Hilfe der berechneten Volumenstromdichten werden im Folgenden Bereiche mit relevanten<br />

Talwinden identifiziert. Neben diesen Talwinden führen auch Hangwinde zu relevanten<br />

Abkühlungseffekten in Siedlungen. Diese sind i.d.R. mit sehr geringen Kaltluftschichtdicken<br />

von deutlich kleiner als 10 m verbunden. Um sie zu identifizieren, müssen deshalb bodennahe<br />

Betrachtungen durchgeführt werden. Aus diesem Grund werden im Folgenden die<br />

Kaltluftgeschwindigkeiten in 0 - 2 m über Grund dargestellt.<br />

Der durch einen beliebigen Querschnitt fließende Kaltluftvolumenstrom lässt sich allgemein<br />

durch Aufsummieren der Kaltluftvolumenstromdichte entlang dieses Querschnittes ermitteln.<br />

Bevor die Ergebnisse der Simulationen im Einzelnen diskutiert werden, sollen hier kurz die<br />

Begriffe Kaltluftvolumenstromdichte und Kaltluftvolumenstrom am Beispiel einer bodennahen<br />

Schicht (0 m bis 25 m) erläutert werden. In diesem Zusammenhang wird auch diskutiert, bei<br />

welchen Volumenströmen relevante lokalklimatische Effekte erreicht werden.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 22<br />

Bei einer angenommenen Schichtdicke von 25 m betrage die Volumenstromdichte 25 m²/s<br />

über einen Talquerschnitt von 500 m Breite. Somit ist der Volumenstrom durch die 25 m dicke<br />

bodennahe Schicht<br />

25 m 3 /(m·s) x 500 m = 12 500 m³/s.<br />

Wie klimarelevant dieser Volumenstrom ist, kann anhand der Luftwechselrate wie folgt grob<br />

abgeschätzt werden (dabei wird angenommen, dass das in Betracht gezogene Gebiet eine<br />

Ausdehnung von z. B. 1 000 m in Strömungsrichtung hat): das Volumen des betrachteten<br />

Gebiets beträgt<br />

somit ist die Luftwechselrate<br />

500 m x 1 000 m x 25 m = 12.5·10 6 m³ ,<br />

(12 500 / 12.5·10 6 )/s = 0.001/s ≈ 4/h.<br />

Das bodennahe Luftvolumen wird also etwa alle 15 Minuten einmal ausgetauscht; man kann<br />

in diesem Beispiel von einer sehr guten Durchlüftung sprechen.<br />

Fordert man, dass die Luft in einem 500 m x 1 000 m x 25 m großen Volumen viermal stündlich<br />

ausgetauscht wird, so erhält man eine spezifische Volumenstromdichte von etwa<br />

25 m 2 /s, entsprechend einem Volumenstrom von 12 500 m³/s. Dieser Wert liegt in der Größenordnung,<br />

wie der in der Schriftenreihe Raumordnung (1979) angegebene klimarelevante<br />

Volumenstrom von 10 000 m³/s. Ab diesem Volumenstrom können Gruppen von Einzelgebäuden<br />

und kleinere Siedlungen von Kaltluftabflüssen durch-, um- oder überströmt werden<br />

(VDI 3787, Blatt 5). Bei einer spezifischen Volumenstromdichte von 15 m²/s wird bei gleicher<br />

Breite des Kaltluftstromes ein Volumenstrom von 7 500 m³/s erreicht, was laut Richtlinie<br />

VDI 3787, Blatt 1 einem mittleren Kaltluftmassenstrom entspricht. Bei oben genanntem Beispiel<br />

ergibt sich hierbei eine Luftwechselrate von etwa 2/h, was auch laut Richtlinie<br />

VDI 3787, Blatt 5 als gute Durchlüftung angesehen wird.<br />

Bebauung wirkt sich strömungshemmend auf die Kaltluftabflüsse aus, wobei die Stärke der<br />

Beeinflussung abhängig ist von der Flächenausdehnung der Bebauung, der Gebäudeanordnung,<br />

der Gebäudehöhe und der Bebauungsdichte (Richtlinie VDI 3787, Blatt 5, 2003). Bei<br />

größeren Orten und/oder dichterer Bebauung wird die Kaltluft abgebremst und von unten her<br />

erwärmt. Man spricht in diesem Falle von einem sogenannten Abheben der Kaltluft. Die<br />

Strecke, ab der keine merkliche Untertemperatur mehr gegenüber der Umgebungsluft nach-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 23<br />

zuweisen ist, wird als maximale Eindringtiefe bezeichnet. Diese bewegt sich lt. Richtlinie VDI<br />

3787, Blatt 5 zwischen 100 m und 1 000 m.<br />

In den Bereichen, in denen die Kaltluft vom Boden abgehoben hat, kann die Modellierung<br />

dennoch nennenswerte Volumenstromdichten anzeigen. Dies liegt daran, dass die Strömung<br />

über den Dachbereichen noch besteht, im Bereich der Bebauung jedoch nicht mehr. Bodennah<br />

tritt damit kein Abkühlungseffekt mehr auf. Ein typisches durch Bebauung modifiziertes<br />

vertikales Kaltluftwindprofil ist schematisch in Abb. 5.3 dargestellt.<br />

Abb. 5.3: Schematische Darstellung eines vertikalen Kaltluftwindprofils im Bereich von<br />

Bebauung (aus <strong>Lohmeyer</strong>, 2009a)<br />

5.3 Ergebnisse der Kaltluftabflussmodellierung<br />

Die Ergebnisse der Kaltluftsimulationen sind <strong>für</strong> den Ausschnitt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> in den<br />

Abb. 5.4 bis 5.7 dargestellt.<br />

Zur Orientierung sind in den Ergebnisabbildungen die Siedlungsbereiche, die Stadtgrenze,<br />

zum Teil die Waldgebiete und die mit grober Auflösung eingezeichneten Höhenlinien des<br />

digitalen Höhenmodells dargestellt. Kleinere Einschnitte oder Aufschüttungen werden nicht<br />

dargestellt, sind aber im digitalen Geländemodell enthalten, sofern sie bzgl. ihrer horizontalen<br />

Ausdehnung in der Größenordnung der gewählten horizontalen Auflösung (50 m x 50 m)<br />

liegen.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


Bodennahe Kaltluftgeschwindigkeit [m/s]<br />

0.4 - 0.5<br />

0.5 - 0.75<br />

0.75 - 1.0<br />

1.0 - 1.5<br />

> 1.5<br />

Landnutzung<br />

Siedlungsbereiche (inkl. Wohnbebauung und Gewerbe)<br />

Wald<br />

Freifläche<br />

Stadtgrenze <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Höhenlinien<br />

Kaltluft<br />

Kaltluftgeschwindigkeit in der<br />

Anfangsphase des Kaltluftabflusses<br />

1 0.5 0 1 2<br />

Kilometer<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul<br />

Telefon 0351/ 83914-0<br />

Stadtverwaltung <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

FG Umwelt und Gewerbeaufsicht<br />

Stadtklimanalyse <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

gezeichnet<br />

geprüft<br />

Projekt<br />

Abb. 5.4<br />

Datum Zeichen<br />

05.01.09 FP<br />

05.01.09<br />

MOL<br />

61202-08-02


spezifische Kaltluftolumenstromdichte<br />

[m³/(m*s)]<br />

15 - 20<br />

20 - 25<br />

25 - 45<br />

< 45<br />

Landnutzung<br />

Siedlungsbereiche<br />

(inkl. Wohnbebauung und Gewerbe)<br />

Stadtgrenze <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Höhenlinien<br />

Kaltluftmächtigkeit [m]<br />

< 10<br />

10 - 20<br />

20 - 35<br />

35 - 50<br />

50- 75<br />

75 - 100<br />

100 - 125<br />

> 125<br />

Kaltluft<br />

spezifische<br />

Kaltluftvolumenstromdichte<br />

und Kaltluftmächtigkeit in der<br />

Anfangsphase des Kaltluftabflusses<br />

1 0.5 0 1 2<br />

Kilometer<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul<br />

Telefon 0351/ 83914-0<br />

Stadtverwaltung <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

FG Umwelt und Gewerbeaufsicht<br />

Stadtklimanalyse <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

gezeichnet<br />

geprüft<br />

Projekt<br />

Abb. 5.5<br />

Datum Zeichen<br />

05.01.09 FP<br />

05.01.09<br />

MOL<br />

61202-08-02


Bodennahe Kaltluftgeschwindigkeit [m/s]<br />

0.4 - 0.5<br />

0.5 - 0.75<br />

0.75 - 1.0<br />

1.0 - 1.5<br />

> 1.5<br />

Landnutzung<br />

Siedlung<br />

Wald<br />

Freiflächen<br />

Stadtgrenze <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Höhenlinien<br />

Kaltluft<br />

Kaltluftgeschwindigkeit<br />

bei voll ausgebildeter<br />

Kaltluft<br />

1 0.5 0 1 2<br />

Kilometer<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul<br />

Telefon 0351/ 83914-0<br />

Stadtverwaltung <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

FG Umwelt und Gewerbeaufsicht<br />

Stadtklimanalyse <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

gezeichnet<br />

geprüft<br />

Projekt<br />

Abb. 5.6<br />

Datum Zeichen<br />

05.01.09 FP<br />

05.01.09<br />

MOL<br />

61202-08-02


spezifische Kaltluftvolumenstromdichte<br />

[m³/(m*s)]<br />

15 - 20<br />

20 - 25<br />

25 - 45<br />

< 45<br />

Landnutzung<br />

Siedlungsbereiche<br />

(inkl. Wohnbebauung und Gewerbe)<br />

Stadtgrenze <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Höhenlinien<br />

Kaltluftmächtigkeit [m]<br />

< 10<br />

10 - 20<br />

20 - 35<br />

35 - 50<br />

50- 75<br />

75 - 100<br />

100 - 125<br />

> 125<br />

Kaltluft<br />

spezifische<br />

Kaltluftvolumenstromdichte<br />

und Kaltluftmächtigkeit<br />

bei voll ausgebildeter Kaltluft<br />

1 0.5 0 1 2<br />

Kilometer<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul<br />

Telefon 0351/ 83914-0<br />

Stadtverwaltung <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

FG Umwelt und Gewerbeaufsicht<br />

Stadtklimanalyse <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

gezeichnet<br />

geprüft<br />

Projekt<br />

Abb. 5.7<br />

Datum Zeichen<br />

05.01.09 FP<br />

05.01.09<br />

MOL<br />

61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 28<br />

Abb. 5.4 zeigt die Geschwindigkeit und Richtung der Kaltluftströmung in der Anfangsphase<br />

der Kaltluftbildung. Dargestellt ist die mittlere bodennahe Strömungsgeschwindigkeit der<br />

Kaltluft, wobei hier aus grafischen Gründen nur jeder vierte Pfeil dargestellt ist.<br />

Zu Beginn der Nacht fließt die auf den Freiflächen der Hänge und an den Wäldern gebildete<br />

Kaltluft ab und sammelt sich in Tälern und Mulden, um dann entsprechend der Geländeneigung<br />

weiterzufließen (Abb. 5.4). Schon sehr frühzeitig werden in den Nebentälern des<br />

Rheingrabens Kaltluftschichtdicken von zum Teil von mehr als 100 m erreicht. Dort treten<br />

bereits zu Beginn des Kaltluftabflusses relevante Kaltluftvolumenströme auf (Abb. 5.5). Die<br />

wesentliche Kaltluftzufuhr erhält der Stadtkernbereich von den südlich gelegenen Frei- und<br />

Waldflächen aus den Einzugsbereichen der dort befindlichen größeren Täler wie z. B.<br />

Oostal, Grobbachtal und Rubachtal. Aber auch entlang des Steinbachtales und entlang kleiner<br />

Seitentäler der o. g. großen Täler treten zum Teil relevante Kaltluftabflüsse auf, wobei<br />

dort die Kaltlufteinzugsgebiete aufgrund der topografischen Lage jedoch deutlich kleiner<br />

sind. Dies betrifft beispielsweise das Tal des Rotenbächel und das Gunzenbachtal.<br />

Innerhalb des Untersuchungsgebietes treten in den Hangbereichen Strömungsgeschwindigkeiten<br />

von mehr als 1 m/s auf (Maximal ca. 2 m/s). Diese Hangabwinde finden sich insbesondere<br />

an den steilen Hanglagen und Einschnitten sowie Tälern des Nordschwarzwaldes<br />

und an steilen Hangbereichen des Rheingrabens. Hangabwinde mit Geschwindigkeiten zwischen<br />

0.5 m/s und 1.0 m/s sind im Untersuchungsgebiet sehr häufig anzutreffen. Dort führt<br />

die bestehende Geländeneigung zu Hangabwinden, die den größeren Seitentälern des<br />

Rheingrabens, wie beispielsweise dem Oostal, dem Grobbachtal und dem Steinbachtal, zugewandt<br />

sind und u. a. auch Orientierungen in Siedlungsgebiete aufweisen.<br />

Im Rheingraben selbst sind die Kaltluftgeschwindigkeiten in der Anfangsphase des Kaltluftabflusses<br />

meist kleiner als 0.4 m/s.<br />

Bei ausgeprägter Kaltluftbildung werden weitgehend nur in den oberen Hangbereichen noch<br />

intensive Kaltluftströmungsgeschwindigkeiten berechnet (Abb. 5.6). Durch das fortwährende<br />

Zuströmen von Kaltluft aus den randlichen Hochlagen vergrößert sich die Mächtigkeit der<br />

Kaltluftschicht in weiten Teilen des Berechnungsgebietes. Die Hangabwinde sammeln sich in<br />

Tallagen und strömen der Geländeneigung folgend in Tallängsrichtung. Bei intensivem Zuströmen<br />

können auch kleinere Geländeerhebungen durch die gesammelten Kaltluftmassen<br />

in den Tallagen überströmt werden. Bei ausgeprägten Kaltluftbedingungen sind die Kaltluftvolumenströme,<br />

die zu intensiven Durchlüftungen von Siedlungsgebieten führen können, von<br />

Bedeutung. Abb. 5.7 zeigt flächenhaft die Kaltluftschichtdicke und die Kaltluftvolumenstrom-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 29<br />

dichte bei ausgeprägter Kaltluftbildung. Im Oostal sowie im Grobbachtal und im Steinbachtal<br />

haben sich intensive KaltIuftansammlungen ausgebildet; nur die Kuppenlagen und oberen<br />

Hangbereiche überragen die Kaltluftsammelbereiche. In den genannten Tälern bilden sich<br />

intensive Kaltluftvolumenströme aus. Der Bereich der Innenstadt wird im Oostal von Kaltluft<br />

aus Südosten überströmt, im Ortsteil Geroldsau werden südwestliche Richtungen berechnet<br />

und im Steinbachtal werden im bebauten Bereich östliche Strömungskomponenten berechnet.<br />

Im Bereich des Rheingrabens werden deutlich geringere Kaltluftvolumenströme bei ausgeprägten<br />

Kaltluftbedingungen ermittelt. Relevante Volumenströme [spez. Volumenstromdichten<br />

≥15 m 3 /(m ⋅ s)] reichen im Stadtgebiet von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> überwiegend bis maximal<br />

3 000 m in die Rheinebene hinein. Alle Ortsteile von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (also auch das vollständig<br />

in der Rheinebene liegende Sandweier) werden demnach noch mit relevanten Kaltluftabflüssen<br />

aus den Bergen versorgt.<br />

Die höchsten Kaltluftvolumenströme der ausgewerteten bodennahen Schicht werden nicht<br />

zwangsläufig in der Talsohle erreicht, da die dortigen Kaltluftgeschwindigkeiten z. B. durch<br />

Reibungseffekte der Bebauung niedriger als in den Talflanken sein können, was die höheren<br />

Schichtdicken überkompensieren kann. So ist beispielsweise entsprechend den Berechnungsergebnissen<br />

der höchste Volumenstrom im Oostal in Höhe des Stadtteiles Lichtental<br />

nordöstlich desselben anzutreffen. Auf der anderen Talflanke des Oostales verhindern die<br />

Ausläufer des Leisberges die Ausbildung relevanter Kaltluftvolumenströme, so dass die<br />

Kaltluft in diesem Bereich der Ortschaft überwiegend auf den nordöstlich gelegenen Hängen<br />

in Richtung Rheinebene abtransportiert wird.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 30<br />

6 MITTLERE DURCHLÜFTUNGSVERHÄLTNISSE<br />

Zusätzlich zu den lokalen Strömungsverhältnissen an wolken- und windarmen Tagen wurden<br />

bei <strong>Lohmeyer</strong> (2009b) auch die mittleren Durchlüftungsverhältnisse der zusammenhängenden<br />

Siedlungsgebiete der Kommunen in der Region Mittlerer Oberrhein flächenhaft ermittelt.<br />

Die mittleren Durchlüftungsverhältnisse werden im Wesentlichen durch die Hauptwindrichtungen<br />

bei vorherrschenden übergeordneten regionalen Windanströmungen und die örtlichen<br />

topografischen Verhältnisse geprägt. Siedlungsgebiete weisen aufgrund der Baukörper<br />

und der Ausdehnung der Siedlungen bodennah Behinderungen der regionalen Windanströmungen<br />

auf, die sich durch verringerte bodennahe Windgeschwindigkeiten und teilweise<br />

durch Umlenkungen der Strömungsrichtungen ausdrücken. In Waldgebieten sind bodennah<br />

aufgrund der Bäume ebenfalls deutlich verringerte Windgeschwindigkeiten gegenüber umliegendem<br />

Freiland vorherrschend.<br />

Die mittlere jährliche Windgeschwindigkeit und damit die mittlere Durchlüftungsfähigkeit der<br />

Atmosphäre ist ein geeignetes Kriterium, um Ausgleichspotenziale <strong>für</strong> sommerliche Wärmebelastungen<br />

zu ermitteln. Mit zunehmender Windgeschwindigkeit am Ortsrand verbessert<br />

sich bei sonst gleichen Bedingungen die Durchlüftungsfähigkeit einer Siedlung, da der Abtransport<br />

wärmebelasteter und luftschadstoffbelasteter Luftmassen mit erhöhter anliegender<br />

Windgeschwindigkeit (und damit erhöhter Luftaustauschrate) verbessert wird.<br />

Auf der Grundlage der digitalen Daten der Landnutzung und des Geländemodells wurden bei<br />

<strong>Lohmeyer</strong> (2009b) Windfeldberechnungen mit dem diagnostischen Windfeldmodell (DIWIMO<br />

= DIagnostisches WIndfeldMOdell, Beschreibung siehe <strong>Lohmeyer</strong>, 2009b) durchgeführt. Berechnet<br />

wurde die jahresmittlere Windgeschwindigkeit in 10 m über Grund. Vergleiche mit<br />

Messdaten zeigten gute Übereinstimmung.<br />

Aus den Windmessdaten wurden bei <strong>Lohmeyer</strong> (2009b) zur Beschreibung der Durchlüftungsverhältnisse<br />

der Siedlungsbereiche folgende Schwellenwerte verwendet:<br />

mittlere jährliche Windgeschwindigkeiten unter 2.0 m/s werden als eingeschränkte Durchlüftung,<br />

von 2.0 m/s bis 2.5 m/s als mäßige Durchlüftung und ab 2.5 m/s als gute bis erhöhte<br />

Durchlüftung bewertet. Die Einstufungen wurden anhand der Messdaten in der Region abgeleitet<br />

und sind relativ zu den in der Region auftretenden Windgeschwindigkeiten zu sehen.<br />

Bezogen auf die mittleren Windgeschwindigkeiten beispielsweise an der DWD-Station Karlsruhe<br />

(3.0 m/s) bedeutet das, dass bei einer Verringerung der jährlichen Windgeschwindigkeit<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 31<br />

um mehr als 1/3 eingeschränkte Durchlüftungsverhältnisse, bei einer Verringerung um mehr<br />

als ca. 15 % mäßige und darüber gute Durchlüftungsverhältnisse vorliegen.<br />

Die jahresbezogenen Windmessdaten werden geprägt durch die Kombination der Auftretenshäufigkeit<br />

der Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Damit prägen die Hauptwindrichtungen<br />

die örtlichen Windverhältnisse maßgeblich. Daraus lässt sich ableiten, dass gute<br />

Durchlüftungsverhältnisse dort vorherrschen, wo die regionalen Windanströmungen häufig<br />

bodennah ungestört durchgreifen können. Für die Beschreibung der Durchlüftung ist in dem<br />

Zahlenwert der mittleren Windgeschwindigkeit damit auch die Windrichtungshäufigkeit enthalten.<br />

Im Folgenden werden die aus den berechneten flächendeckenden mittleren Windgeschwindigkeiten<br />

mittels oben genannter Schwellenwerte abgeleiteten Durchlüftungsverhältnisse <strong>für</strong><br />

das Stadtgebiet <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> ausgewiesen. Einzeln gelegene Siedlungsflächen und gewerbliche<br />

Nutzungen unter 0.1 km² wurden dabei nicht berücksichtigt. Damit werden kleine<br />

Streusiedlungen wie z. B. Landwirtschaftsbetriebe, Gärtnereien, Kläranlagen etc., die außerhalb<br />

geschlossener Ortschaften liegen und nur aus wenigen Gebäuden bestehen, nicht mit<br />

betrachtet. Dies zählt nicht <strong>für</strong> Kläranlagen u. ä., die sich im zusammenhängenden Siedlungsraum<br />

befinden. Die verbleibenden Siedlungen werden im Folgenden als große Siedlungsbereiche<br />

bezeichnet.<br />

Da die Durchlüftungsverhältnisse der Siedlungsgebiete nicht nur von den Auswirkungen der<br />

Siedlungen, sondern auch von den umliegenden Nutzungen und der Lage im Gelände abhängen,<br />

werden in Abb. 6.1 die Durchlüftungsverhältnisse <strong>für</strong> die größeren Siedlungen sowohl<br />

innerhalb derselben als auch bis in einen Abstand von ca. 1 000 m dargestellt. Es ist<br />

erkennbar, dass die Nutzungen in der Umgebung deutlich die Durchlüftungsverhältnisse dort<br />

beeinflussen.<br />

Die bebauten Bereiche im Oostal und im Grobbachtal, zu denen u. a. auch die Innenstadt<br />

zählt, werden aufgrund ihrer topografischen Lage in relativ engen Talbereichen des Nordschwarzwaldes<br />

mit umliegenden hohen Bergen als im Mittel eingeschränkt durchlüftet ausgewiesen.<br />

Dies gilt auch <strong>für</strong> die Umgebung der Siedlungsbereiche, die zum Teil bewaldet<br />

sind. Der Ortsteil Ebersteinburg befindet sich in Sattellage zwischen Battert und Merkur. Aufgrund<br />

dessen sind die dortigen Durchlüftungsverhältnisse im Vergleich zur Innenstadt deutlich<br />

günstiger. Überwiegend treten dort mäßig bis gute Durchlüftungsverhältnisse auf. Überwiegend<br />

mäßig durchlüftet sind die Ortsteile Sandweier und Haueneberstein.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


Durchlüftung<br />

eingeschränkt<br />

mäßig<br />

gut/erhöht<br />

Siedlungsbereiche<br />

(inkl. Wohnbebauung und Gewerbe)<br />

Stadtgebiet <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Durchlüftung<br />

Mittlere Durchlüftungsverhältnisse<br />

der größeren Siedlungen und deren<br />

Umgebung bis ca. 1 km Abstand<br />

1 0.5 0 1 2<br />

Kilometer<br />

<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG<br />

Mohrenstraße 14, 01445 Radebeul<br />

Telefon 0351/ 83914-0<br />

Stadtverwaltung <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

FG Umwelt und Gewerbeaufsicht<br />

Stadtklimanalyse <strong>Baden</strong> - <strong>Baden</strong><br />

gezeichnet<br />

geprüft<br />

Projekt<br />

Abb. 6.1<br />

Datum Zeichen<br />

29.04.09 FP<br />

29.04.09<br />

MOL<br />

61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 33<br />

Die Ortsteile im Rebland werden ebenfalls überwiegend durch eingeschränkte Durchlüftungsverhältnisse<br />

geprägt. Ausnahmen bilden die mäßig durchlüfteten Bereiche im Westen<br />

von Steinbach und zwischen den Ortsteilen Varnhalt und Steinbach. Zwischen dem Gewerbegebiet<br />

und dem Wohnbereich von Steinbach sind die Durchlüftungsverhältnisse als gut<br />

anzusehen. Dort befindet sich eine Luftleitbahn. Weitere Luftleitbahnen können anhand der<br />

Rechenergebnisse beispielsweise entlang der Bahnlinie bzw. der B 3 in Höhe Oos, nordwestlich<br />

von Sandweier entlang der A 5 und im Sattelbereich südöstlich von Ebersteinburg<br />

identifiziert werden.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 34<br />

7 EMISSIONS- UND IMMISSIONSSITUATION<br />

7.1 Allgemeines<br />

Die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> ist ein staatlich anerkannter Kurort. Dieser Status ist mit einer Reihe<br />

von Heilanzeigen verbunden, deren Festsetzung an bestimmte Luftqualitätsstandards geknüpft<br />

ist. Die Einhaltung dieser Standards wird regelmäßig durch Messungen geprüft. Aktuelle<br />

Messungen wurden vom DWD zwischen Mai 2006 und Mai 2007 durchgeführt (DWD,<br />

2007). Dabei wurde an zwei Messstellen der <strong>für</strong> Stickstoffdioxid (NO2) geltende Langzeit-<br />

Luftqualitätsrichtwert überschritten. Deshalb ist die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> dabei, ein Konzept<br />

zur Luftreinhaltung erarbeiten zu lassen. In diesem Zusammenhang wurden zunächst die<br />

NO2-Belastungen im Istzustand im Innenstadtbereich flächendeckend berechnet (Müller-<br />

BBM, 2008). Die hier dargestellten Aussagen zur Lufthygiene sind den o. g. beiden Quellen<br />

entnommen. Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurden keine weiteren Untersuchungen<br />

vorgenommen.<br />

7.2 Emissionen<br />

Die wichtigsten Quellen <strong>für</strong> die Emission der aus jetziger Sicht relevanten Schadstoffkomponenten<br />

Staub, PM10 und NOx im Stadtgebiet von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> sind entsprechend Emissionskataster<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg 2004 (aus Müller-BBM, 2008):<br />

- Verkehr (Straßen-, Schienen- und Luftverkehr, Motorsport)<br />

- Kleine und mittlere Feuerungsanlagen in Haushalten (Hausbrand) und bei Kleinverbrauchern<br />

(Handel, Dienstleistungen, Nichtverarbeitendes Gewerbe)<br />

- Industrie und Gewerbe<br />

- Sonstige technische Einrichtungen (Abfalldeponien, Altablagerungen, Produkteinsatz<br />

u. ä.).<br />

Deutlich geringeren Einfluss besitzt die Landwirtschaft (Pflanzenbau, Tierhaltung). In<br />

Tab. 7.1 sind die Emissionsanteile der einzelnen Quellen getrennt <strong>für</strong> NOx (Stickoxid), Gesamtstaub<br />

und PM10 (Feinstaubpartikel) <strong>für</strong> das Jahr 2004 dargestellt. Aktuellere Auswertungen<br />

liegen derzeit nicht vor.<br />

Der Verkehr bestimmt ca. 60 % bis 70 % der NOx- und PM10-Emissionen.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 35<br />

Gruppe NOx Staub PM10<br />

Kleine u. mittlere Feuerungsanlagen 91 (12 %) 7 (7 %) 7 (12 %)<br />

Industrie und Gewerbe 9 (1 %) 2 (2 %) 1 (2 %)<br />

Sonstige techn. Einrichtungen 165 (21 %) 16 (15 %) 14 (23 %)<br />

Verkehr 518 (66 %) 79 (76 %) 39 (63 %)<br />

Summe 783 104 62<br />

Tab. 7.1: Emissionen in t/a und in Klammern in Prozent der Gesamtemission <strong>für</strong> das<br />

Bezugsjahr 2004 <strong>für</strong> die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (aus Müller-BBM, 2008)<br />

7.3 Immissionen<br />

Die lokale stadtbedingte Zusatzbelastung wird hauptsächlich durch den Straßenverkehr bestimmt,<br />

da diese Quellgruppe bereits bei den Emissionsmengen deutlich den höchsten Beitrag<br />

aufweist. Hinzu kommt, dass die Emissionen dieser Quellgruppe bodennah und zum<br />

Teil in engen Straßenschluchten erfolgt, also in Bereichen, in denen der Luftaustausch wegen<br />

der umliegenden Gebäude stark eingeschränkt ist. Dies bewirkt <strong>für</strong> bodennahe Immissionspunkte<br />

ein noch stärkeres Gewicht der Verkehrsemissionen.<br />

Die Immissionsbelastung in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> wird an einer Messstellen der LUBW kontinuierlich<br />

erfasst. Dabei handelt es sich um die Station am Aumattstadion im Bereich der Weststadt.<br />

Diese Station charakterisiert eine vorstädtische Hintergrundstation (Müller-BBM, 2008).<br />

An der genannten Station werden nur NO2-Belastungen erfasst. Zu Staub bzw. PM10 liegen<br />

dadurch keine Informationen vor.<br />

Bei Müller-BBM (2008) ist Folgendes dargelegt: ...“Der langjährige Trend dokumentiert einen<br />

kontinuierlichen Rückgang der NO2-Konzentrationen im Zeitraum von 1997 bis 2004 von<br />

27 µg/m³ bis auf ein Niveau von 17 µg/m³. Auf diesem Niveau stagnieren die Immissionskonzentrationen<br />

<strong>für</strong> NO2 mit einer geringfügigen Verschlechterung im Jahr 2006 auf 19 µg/m³<br />

im Jahresmittel.<br />

Vor dem Hintergrund der gesetzlichen Immissionswerte gemäß 22. BImSchV kann dieses<br />

Niveau als niedrig im Bereich typischer städtischer Hintergrundwerte bezeichnet werden. Im<br />

Hinblick auf die Richtwerte LR 1 (Jahresmittelwerte) der „Begriffsbestimmungen - Qualitätsstandards<br />

<strong>für</strong> die Prädikatisierung von Kurorten, Erholungsorten und Heilbrunnen“ werden<br />

mit diesem NO2-Niveau die Kriterien <strong>für</strong> die Ortsbereiche „Ortszentrum“ und „Verkehrszent-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 36<br />

rum“ sicher eingehalten. Das Kriterium <strong>für</strong> den Ortsbereich „Kurgebiet“ ist am Ort der Messstation<br />

nicht relevant.“...<br />

Neben der genannten Messung der LUBW wurden zwischen Mai 2006 und Mai 2007 Immissionsmessungen<br />

durch den DWD durchgeführt, und zwar an insgesamt 6 Messstellen. Die<br />

Ergebnisse dieser Messkampagne sind bei DWD (2007) zusammengefasst. Einen Überblick<br />

über die Probenamestellen gibt die Tab. 7.2.<br />

Ortsbereich Probenahmestelle Bezeichnung Lage<br />

Rechtswert Hochwert<br />

Kurgebiet<br />

Ortszentrum<br />

Verkehrszentru<br />

m<br />

Hungerberg (nördl. Schlossberg-Tunnel) KG1 3444540 5403660<br />

Geroldsau (westl. Laisenbergweg 18) KG2 3444595 5399095<br />

Innenstadt (vor dem Rathaus) OZ1 3444235 5403015<br />

Lichtental (südl. Kirchweg 7a) OZ2 3445720 5400775<br />

Innenstadt (Stephanienstr./Sophienstr.) VZ1 3444560 5402950<br />

Lichtental (Brahmsplatz) VZ2 3445665 5401005<br />

Tab. 7.2: Messpunkte des DWD 2006/2007 (Quelle: Müller-BBM, 2008)<br />

Gemessen wurde NO2, Grobstaub (gesamt und schwarz) und an der Station VZ1 ergänzend<br />

dazu Benzol. In Tab. 7.3 sind die gemessenen Belastungen zusammen mit den zugehörigen<br />

Luftqualitätsrichtwerten mit/ohne Heilanzeige Atemwegserkrankungen dargestellt.<br />

Probe- Großstaub gesamt Grobstaub schwarz Stickstoffdioxid Benzol<br />

nahme-<br />

stelle<br />

LR 1 1)<br />

µg/m³<br />

MW 2)<br />

µg/m³<br />

LR 1<br />

µg/m³<br />

MW<br />

µg/m³<br />

LR 1<br />

µg/m³<br />

MW<br />

µg/m³<br />

KG1 12.0/13.0 8.4 1.2/1.4 0.58 15.0/18.0 12.8<br />

KG2 12.0/13.0 7.0 1.2/1.4 0.35 15.0/18.0 7.8<br />

OZ1 13.5/15.0 8.3 1.5/1.8 0.90 20.0/24.0 22.2<br />

OZ2 13.5/15.0 7.4 1.5/1.8 0.52 20.0/24.0 11.0<br />

LR 1<br />

µg/m³<br />

MW<br />

µg/m³<br />

VZ1 22.0/28.0 10.2 4.5/5.5 1.60 28.0/34.0 30.9 4.0/5.0 1.9<br />

VZ2 22.0/28.0 13.9 4.5/5.5 2.96 28.0/34.0 26.6<br />

1) Luftqualitätsrichtwerte <strong>für</strong> den Mittelungszeitraum Jahr mit/ohne Heilanzeige Atemwegserkrankungen<br />

2) Mittelwert des Datenkollektivs<br />

Tab. 7.3: Immissions-Kenngrößen (Jahresmittelwerte) in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> an den Messstellen<br />

des DWD im Messzeitraum 05.05.2006 bis 25.05.2007 (DWD, 2007 aus Müller-<br />

BBM, 2008). Überschreitungen des Luftqualitätsrichtwertes mit Heilanzeige Atemwegserkrankungen<br />

sind fett gekennzeichnet.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 37<br />

Bei Müller-BBM (2008) wird dazu Folgendes ausgeführt: ...“Überschreitungen des Richtwertes<br />

<strong>für</strong> Kurorte mit Heilanzeige „Atemwegserkrankungen“ nach den Qualitätsstandards <strong>für</strong><br />

die Prädikatisierung von Kurorten <strong>für</strong> den Jahresmittelwert (LR 1) von Stickstoffdioxid traten<br />

im Untersuchungszeitraum im Rahmen des Messprogramms des DWD an den Probenahmestellen<br />

OZ1 (Innenstadt - Rathaus) und VZ1 (Innenstadt - Ecke Stephanienstr./Sophienstr.)<br />

auf. An der Probenahmestelle VZ2 (Lichtental - Brahmsplatz) wurde der<br />

Richtwert LR 1 zudem zu ca. 95 % ausgeschöpft.<br />

Eine Überschreitung der Kurzzeit-Richtwerte (LR 2) wurde nicht beobachtet.“...<br />

Bereits vorliegende Untersuchungen im Rahmen des Konzeptes zur Luftreinhaltung <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Baden</strong> 2020 zeigen <strong>für</strong> die Schadstoffkomponente NO2, dass die im Vergleich zu den Luftqualitätsrichtwerten<br />

<strong>für</strong> Kurorte zum Teil hohen Belastungen in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> nicht nur auf<br />

einzelne Bereiche an den betroffenen Messstationen zutreffen. Auch andere Bereiche vor<br />

allem an hoch verkehrsbelasteten Straßen und/oder in engen Straßenschluchten sind von<br />

Überschreitungen dieser Richtwerte betroffen.<br />

Bei Müller-BBM (2008) wird hierzu <strong>für</strong> den Innenstadtbereich Folgendes ausgeführt: ...“Als<br />

Immissionsschwerpunkt können die Lange Straße (insbes. im Bereich des Festspielhauses),<br />

der Leopoldplatz, die Rothenbachtalstraße (insbes. im Bereich der Einmündung zur Zähringer<br />

Straße) sowie die Lichtentaler Straße identifiziert werden - hier werden die maximalen<br />

NO2-Konzentrationen erreicht.“...<br />

Die Berechnungen bei Müller-BBM (2008) haben gezeigt, dass aufgrund der ungünstigen<br />

Ausbreitungsbedingungen bereits schon an Straßen mit geringer Verkehrsbelastung von ca.<br />

6 500 Kfz/24h (z. B. Sophienstraße) Überschreitungen der Kurortrichtwerte <strong>für</strong> die Straßenbereiche<br />

auftreten können. Bei geringeren Verkehrsbelastungen zeigen die Ergebnisse in<br />

der Regel keine Überschreitungen der o. g. Werte mehr. Ausnahme bilden die innerstädtischen<br />

Straßenzüge der Luisenstraße, des Leopoldplatzes und der Lichtentaler Straße, wo<br />

entsprechend Müller-BBM, 2004, aufgrund von hohem Busaufkommen hohe Schadstoffkonzentrationen<br />

berechnet werden.<br />

Die hohen innerstädtischen Belastungen, die besonders in beidseitig bebauten Straßenschluchten<br />

mit hoher Verkehrsstärke auftreten, sind neben den Verkehrsemissionen auch<br />

dadurch bedingt, dass die Austauschverhältnisse im Stadtgebiet stark herabgesetzt sind.<br />

Besonders ausgeprägt zeigt sich dies in Straßenschluchten, in denen die emittierten Schadstoffe<br />

aufgrund der anliegenden Bebauung nur schwer verdünnt werden können.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 38<br />

Ziel sollte demnach sein, die Austauschbedingungen nicht weiter zu verschlechtern und<br />

wenn möglich, sogar zu verbessern. Letzteres könnte einen besseren Abtransport der in der<br />

Stadt emittierten Schadstoffe bewirken. Dies ist besonders bei austauscharmen Wetterlagen<br />

von großer Bedeutung. Siehe dazu die nächsten Kapitel.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 39<br />

8 KLIMAFUNKTIONSKARTE STADT BADEN-BADEN<br />

Die Klimafunktionskarte stellt die lokalklimatischen Gegebenheiten in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> als flächenhafte<br />

Übersicht dar. Das in Kapitel 3 beschriebene Datenmaterial und die daraus abgeleiteten<br />

Karten sind dazu die wesentliche Grundlage. Als weitere Arbeits- und<br />

Informationsgrundlagen wurden benutzt:<br />

- Ergebnisse der Kaltluftsimulation<br />

- Ergebnisse der Berechnung zu mittleren Durchlüftungsverhältnissen<br />

- Verkehrsbelastungsplan <strong>für</strong> den Analysefall 2008 aus dem Verkehrsentwicklungsplan <strong>für</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (BS <strong>Ing</strong>enieure, 2009)<br />

- Ortsbesichtigungen im Untersuchungsgebiet.<br />

Zum Verständnis der Klimafunktionskarte sei darauf hingewiesen, dass die Ausweisung der<br />

Klimatope sich an den Maßstab des Flächennutzungsplanes orientiert und nicht als parzellenscharf<br />

beziehungsweise metergenau aufzufassen ist. Es ergeben sich Toleranzen von<br />

50 m bis 100 m. Für genauere Aussagen sind fachliche Detailgutachten notwendig.<br />

Die in den Karten verwendeten Signaturen und Symbole entsprechend weitgehend den Vorgaben<br />

der Richtlinie VDI 3787 Blatt 1 (1997). Dargestellt sind Klimatope und Strömungsparameter,<br />

das heißt neben der flächenhaften Zusammenfassung beziehungsweise Differenzierung<br />

des Stadtgebietes nach klimatischen Gesichtspunkten wurden die <strong>für</strong> die Siedlungsgebiete<br />

relevanten Luftströmungen durch Pfeilsignaturen symbolisch veranschaulicht.<br />

Als Mindestgröße <strong>für</strong> klimatisch wirksame Freiflächen im innerstädtischen Bereich wird in der<br />

Literatur (z. B. VDI 3782, Blatt 1) 100 m *100 m (1 ha) angegeben. Die Auswirkungen in die<br />

Randbereiche der Umgebung sind dann im Allgemeinen gering. Diese Flächengröße zur<br />

Ausbildung typischer klimatischer Eigenschaften ist auch auf andere Klimatope übertragbar.<br />

Betrachtet wurde der Istzustand mit Stand vom August 2009. Zu diesem Zeitpunkt noch unbebaute<br />

Bereiche von rechtskräftigen B-Plänen (zum Beispiel Gewerbegebiet Oos-West,<br />

Bollgraben oder Wörnersangewand) wurden mit Ausnahme des B-Planes Bretagne in der<br />

Innenstadt als unbebaut angenommen. Letzterer wurde als bebaut angenommen, da er auch<br />

im Istzustand zum Teil noch bebaut war.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 40<br />

8.1 Klimatope<br />

Klimatope beschreiben Gebiete mit ähnlichen mikroklimatischen Ausprägungen. Diese unterscheiden<br />

sich vornehmlich nach dem thermischen Tagesgang, der vertikalen Rauigkeit<br />

(Windfeldstörung), der topographischen Lage beziehungsweise Exposition und vor allem<br />

nach der Art der realen Flächennutzung. Auch Schadstoffemissionen spielen hierbei eine<br />

Rolle.<br />

Da in besiedelten Räumen die mikroklimatischen Ausprägungen im Wesentlichen durch die<br />

reale Flächennutzung und insbesondere durch die Art der Bebauung bestimmt werden, sind<br />

die Klimatope nach den dominanten Flächennutzungsarten benannt.<br />

Gewässer-Klimatop<br />

Das Gewässer-Klimatop hat gegenüber der Umgebung einen ausgleichenden thermischen<br />

Einfluss. Aufgrund der hohen Wärmekapazität des Wassers sind die tagesperiodischen<br />

Temperaturunterschiede an Gewässeroberflächen gering. An einem Sommertag sind die<br />

Lufttemperaturen tagsüber niedriger und nachts höher als in der Umgebung. Die Dämpfung<br />

des Temperaturtagesganges wird um so deutlicher, je größer die Wasseroberfläche ist. Die<br />

klimatische Wirksamkeit dieses thermischen Ausgleichs beschränkt sich allerdings bei den<br />

im Untersuchungsgebiet vorhandenen Gewässern auf einen schmalen Uferbereich. Das Gewässer-Klimatop<br />

zeichnet sich durch hohe Luftfeuchtigkeit und Windoffenheit aus. Die Windoffenheit<br />

bewirkt günstige Ventilationsbedingungen, so dass Gewässer unter Umständen als<br />

Frischluftbahnen wirken können.<br />

Freiland-Klimatop<br />

Das Freiland-Klimatop weist einen extremen Tages- und Jahresgang der Temperatur und<br />

Feuchte sowie sehr geringe Windströmungsveränderungen auf. Damit ist während Strahlungswetterlagen<br />

eine intensive nächtliche Frisch- und Kaltluftproduktion verbunden. Dies<br />

trifft insbesondere auf ausgedehnte Wiesen- und Ackerflächen sowie auf Freiflächen mit lockerem<br />

Gehölzbestand zu.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 41<br />

Wald-Klimatop<br />

Das Wald-Klimatop zeichnet sich durch gedämpfte Tages- und Jahresgänge der Temperatur<br />

und Feuchte aus. Während tagsüber durch die Verschattung und Verdunstung relativ niedrige<br />

Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit im Stammraum vorherrschen, treten nachts relativ<br />

milde Temperaturen auf. Zudem besitzt der Wald durch trockene und nasse Deposition<br />

eine Filterfunktion gegenüber Luftschadstoffen, so dass die Wald-Klimatope besonders als<br />

Regenerationszonen <strong>für</strong> die Luft und als Erholungsraum <strong>für</strong> den Menschen geeignet sind. In<br />

Hanglagen stellen Wälder auch intensive Kaltluftproduktionsbereiche dar. Aufgrund der hohen<br />

Rauhigkeit führen Wälder zu Windfeldstörungen. Im Stammraum herrscht nahezu Windstille.<br />

Grünanlagen-Klimatop<br />

Innerörtliche Grünflächen (meist Rasenfläche mit Baumbestand) weisen je nach Bewuchs<br />

mehr oder weniger stark gedämpfte Tagesgänge der Klimaelemente auf. Durch die relativ<br />

starke nächtliche Abkühlung (geringe Wärmespeicherung, Verdunstung) und der damit verbundenen<br />

Kalt- und Frischluftproduktion wirken sie thermisch ausgleichend auf die bebaute<br />

und meist überwärmte Umgebung, allerdings ohne relevante Fernwirkung: Im Normalfall<br />

reicht sie mindestens 10 m in die umgebende Bebauung hinein und überschreitet nur in den<br />

seltensten Fällen maximal 200 m (Kommunalverband Ruhrgebiet, 1992). Größere Grünflächen<br />

dienen als Ventilationsschneisen. Innerörtliche Grünflächen mit dichtem Baumbestand<br />

stellen durch Verschattung tagsüber kühle Ausgleichsflächen mit hoher Luftfeuchtigkeit gegenüber<br />

der erwärmten Umgebung dar. Der Einfluss auf das Windfeld ist gering. Die Filterfunktion<br />

bezüglich Luftschadstoffe hängt von der Größe und dem Baumanteil ab, erreicht<br />

aber im Allgemeinen nicht die Wirksamkeit des Wald-Klimatops.<br />

Gartenstadt-Klimatop<br />

Das Gartenstadt-Klimatop umfasst bebaute Flächen mit offener, ein- bis dreigeschossiger<br />

Bebauung und reichhaltigen Grünflächen (Versiegelungsgrad ca. 20 % bis 30 %). Gegenüber<br />

dem Freiland-Klimatop sind alle Klimaelemente leicht modifiziert, wobei eine merkliche<br />

nächtliche Abkühlung stattfindet und Regionalwinde nur unwesentlich gebremst werden.<br />

Stadtrand-Klimatop<br />

Das Stadtrand-Klimatop wird durch dichter stehende, maximal dreigeschossige Einzelgebäude,<br />

Reihenhäuser oder Blockbebauung mit Grünflächen oder durch maximal fünfgeschossige<br />

freistehende Gebäude mit Grünanlagen bestimmt (Versiegelungsgrad in der Regel<br />

ca. 30 % bis 50 %). Die nächtliche Abkühlung ist stark eingeschränkt und im Wesentli-<br />

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chen von der Umgebung abhängig. Die lokalen Winde und Kaltluftströme werden behindert,<br />

während Regionalwinde stark abgebremst werden.<br />

Stadt-Klimatop<br />

Mehrgeschossige geschlossene Bebauung (Blockbebauung) mit wenig Grünflächenanteilen<br />

und frei stehende Hochhäuser prägen das Stadt-Klimatop. Der hohe Versiegelungsgrad (in<br />

der Regel ca. 50 % bis 70 %) führt bei starker Aufheizung am Tage zu einer lediglich sehr<br />

geringen nächtlichen Abkühlung. Dadurch entsteht gegenüber der Umgebung ein Wärmeinseleffekt<br />

mit relativ niedriger Luftfeuchtigkeit. Die dichte und zum Teil hohe Bebauung beeinflusst<br />

die regionalen und überregionalen Windsysteme in erheblichem Umfang, so dass<br />

der Luftaustausch eingeschränkt ist und eine insgesamt hohe Schadstoffbelastung besteht.<br />

In den Straßenschluchten sind in Abhängigkeit von der Verkehrsbelastung sowohl hohe Luftschadstoff-<br />

und Lärmeinwirkungen als auch böenartige Windverwirbelungen anzutreffen.<br />

Stadtkern-Klimatop<br />

Dichte und hohe innerstädtische Bebauung mit sehr geringen Grünanteilen führt tagsüber zu<br />

starker Aufheizung und nachts zur Ausbildung einer deutlichen Wärmeinsel bei im Durchschnitt<br />

geringer Luftfeuchtigkeit. Die massive Bebauung (Versiegelungsgrad >70 %) führt im<br />

Einklang mit der ausgeprägten Wärmeinsel zu bedeutender Beeinflussung der regionalen<br />

und überregionalen Winde. Bei austauscharmen Wetterlagen treten hohe Luftschadstoffkonzentrationen<br />

auf, im Sommer zusätzlich Hitzestress und Schwülebelastung. In den Straßenschluchten<br />

treten neben böenartigen Windverwirbelungen je nach Verkehrsbelastung hohe<br />

Luftschadstoff- und Lärmbelastungen auf.<br />

Gewerbe-Klimatop<br />

Das Gewerbe-Klimatop entspricht im Wesentlichen dem Klimatop der verdichteten Bebauung<br />

(Stadtrand), das heißt: Wärmeinseleffekt, geringe Luftfeuchtigkeit, erhebliche Windfeldstörung.<br />

Der Versiegelungsgrad ist im Allgemeinen


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Industrie-Klimatop<br />

Das Industrie-Klimatop ist mit dem Stadtkern- und Stadt-Klimatop vergleichbar, weist aber<br />

großflächige Verkehrsflächen und weit höhere Emissionen auf (eventuell genehmigungsbedürftige<br />

Anlagen). Der Versiegelungsgrad ist im Allgemeinen >70 %, Bei intensiver Aufheizung<br />

am Tage bildet sich auch nachts aufgrund der Ausdehnung versiegelter Flächen<br />

eine deutliche Wärmeinsel aus, obwohl die Dächer der Hallen teilweise bemerkenswert auskühlen.<br />

Die am Boden befindlichen Luftmassen sind erwärmt, trocken und mit Schadstoffen<br />

angereichert. Die massiven Baukörper und die bodennahe Erwärmung verändern das<br />

Windfeld wesentlich.<br />

8.2 Kaltluftphänomene<br />

Flächenhafter Kaltluftabfluss (Hangabwinde)<br />

Die Belüftung der Siedlungsgebiete hat eine wesentliche Funktion insbesondere während<br />

austauscharmer Wetterlagen. Deshalb sind die Kaltluftflüsse, welche die nächtliche Frischluftzufuhr<br />

bewirken, in der Klimafunktionskarte besonders gekennzeichnet. Hierbei handelt<br />

es sich um thermische, während der Nacht induzierte Windströme. Die am Hang bodennah<br />

in der Anfangsphase des Kaltluftabflusses erzeugte Kaltluft fließt aufgrund ihrer Temperaturund<br />

Dichteunterschiede zur umgebenen Luft ab (= Hangabwinde). Grundlage der Kennzeichnung<br />

bildet die Kaltluftrechnung mit KALM <strong>für</strong> die Anfangsphase des Kaltluftabflusses<br />

(siehe Kapitel 5).<br />

Kaltluftstrom (Talwindsystem)<br />

Die von den Hängen fließende Kaltluft sammelt sich in Tälern und Geländeeinschnitten. Bei<br />

ausreichender Neigung der Talsohle bilden sich ab einer bestimmten vertikalen Mächtigkeit<br />

der Kaltluft Kaltluftströme (auch Talabwinde genannt) heraus, die bei austauscharmen, windschwachen<br />

Wetterlagen <strong>für</strong> eine gewisse Mindestdurchlüftung von Stadtgebieten sorgen. In<br />

die Klimafunktionskarte werden nur die klimatisch relevanten Kaltluftströme eingezeichnet<br />

(Grundlage: flächendeckend Kaltluftrechnung mit KALM bei voll ausgebildeter Kaltluft).<br />

Dichte Bebauung, wie sie in den Innenstadtbereichen von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> anzutreffen ist, bewirkt<br />

eine teilweise Erwärmung der diesen Gebieten zufließenden Kaltluftmassen. Dadurch<br />

werden diese Kaltluftströme vom Boden abgehoben beziehungsweise sogar aufgelöst. Eine<br />

charakteristische Größe <strong>für</strong> einen klimatisch relevanten Volumenstrom ist nach der Schriftenreihe<br />

Raumordnung (1979) eine Abflussmenge des Kaltluftabflusses von mindestens<br />

10 000 m3 /s. Volumenströme von geringerer Größe haben weniger weitreichende klimatische<br />

Wirkung.<br />

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Kaltluftproduktionsgebiete<br />

Die Kaltluftproduktionsgebiete zeichnen sich durch eine hohe Kalt- und Frischluftproduktion<br />

aufgrund der negativen nächtlichen Energiebilanz aus. Dies trifft auf größere zusammenhängende<br />

Freiflächen zu, während bebaute Gebiete und Wasserflächen aufgrund geringerer<br />

Kaltluftproduktion von diesen Bereichen ausgenommen werden.<br />

Die mittlere Kaltluftproduktionsrate über Freiflächen beläuft sich auf ca. 15 m3 pro m2 und<br />

Stunde, wobei dieser Wert mit größerer Hangneigung zunimmt (King, 1973). Obwohl der<br />

Wald insgesamt wärmer erscheint, darf seine Kaltluftproduktionsrate gegenüber der von<br />

Freiflächen nicht unterschätzt werden: der erzielte Abkühlungsgrad ist über Freiflächen zwar<br />

höher, das heißt die Luft kühlt über Freiflächen stärker ab als über Wäldern, da<strong>für</strong> beeinflusst<br />

der Wald ein größeres Luftvolumen (vgl. auch Goßmann, 1988). In Hanglagen trägt der Wald<br />

intensiv zu Kaltluftproduktion und zum Kaltluftfluss bei. Dementsprechend werden im Untersuchungsgebiet<br />

von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> alle Freiflächen, Grünanlagen und Waldflächen als Kaltluftentstehungsgebiete<br />

aufgefasst.<br />

Kaltluftsammelgebiet<br />

Das Kaltluftsammelgebiet bezeichnet ein größeres, räumlich zusammenhängendes Gebiet,<br />

in dem sich durch Kaltluftabfluss aus Kaltlufteinzugsgebieten und/oder durch Kaltluftbildung<br />

vor Ort deutlich tiefere Lufttemperaturen als in der Umgebung einstellen; dort bestehen u. a.<br />

erhöhte Nachtfrostgefahr sowie eine verstärkte Neigung zu Dunst- und Nebelbildung.<br />

In der Klimafunktionskarte sind deshalb die rechnerisch simulierten Kaltluftsammelgebiete<br />

bei voll ausgebildeter Kaltluft gekennzeichnet.<br />

Kaltluftstau<br />

Im Bereich der Kaltluftströme führen quer zur Strömungsrichtung angeordnete Gebäudeverdichtungen,<br />

Dämme oder Waldriegel zu einem Kaltluftstau. Damit ist sowohl eine erhöhte<br />

Nachtfrostgefahr als auch eine Behinderung des Kalt- und Frischluftflusses verbunden.<br />

Diese Örtlichkeiten werden in der Klimafunktionskarte gekennzeichnet. Erst mit zunehmender<br />

Mächtigkeit der Kaltluft können Hindernisse überströmt werden.<br />

Bodeninversionsgefährdete Gebiete<br />

Bereiche, in denen die Temperatur mit der Höhe zunimmt und die kältesten Luftmassen auf<br />

dem Boden aufliegen, werden als Bereiche mit Bodeninversionen bezeichnet. Solche Inversionen<br />

bilden sich meist in Strahlungsnächten aus und werden bei höheren Windgeschwindigkeiten<br />

durch Durchmischungsprozesse in der Atmosphäre aufgelöst.<br />

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Bodeninversionsgefährdet sind meist flache Freilandbereiche mit geringen Kaltluftgeschwindigkeiten<br />

außerhalb von Kuppenbereichen, sodass die in der Nacht gebildete Kaltluft nicht<br />

abfließen kann und schon zu Beginn der Nacht stagniert.<br />

Luftschadstoffe, die in solchen Bereichen emittiert werden, werden aufgrund der dortigen<br />

eingeschränkten Austauschbedingungen nur schlecht abtransportiert, was teilweise zu hohen<br />

Schadstoffbelastungen führen kann.<br />

8.3 Luftaustausch<br />

Der siedlungsklimatisch bedeutsame Gesichtspunkt des Luftaustausches ist durch Pfeilsignaturen<br />

kenntlich gemacht. Diese Signaturen betreffen sowohl lokale thermisch induzierte<br />

Windsysteme (Kaltluftflüsse) als auch die Begünstigung regionaler Windeinwirkung, etwa<br />

durch Kanalisierung der Hauptwindrichtung.<br />

Die während der Nacht gebildete Kaltluft fließt bei entsprechender Geländeneigung hangabwärts.<br />

Der bis zu wenigen Metern mächtige Hangabwind tritt verstärkt in Hangeinschnitten<br />

auf; er wird allerdings schon durch Hindernisse wie Gebäude oder Dämme stark behindert.<br />

Sofern sich die Hangabwinde eines größeren Einzugsgebietes in Talzügen sammeln, entsteht<br />

dort ein bis zu mehrere Dekameter mächtiges Berg-/Talwindsystem. Während der<br />

nächtlichen Abkühlung weht der Kaltluftstrom talabwärts (Bergwind); bei einer raschen Erwärmung<br />

der Hangbereiche nach Sonnenaufgang kann sich ein Luftstrom talaufwärts entwickeln<br />

(Talwind).<br />

Das sich bei typischen Strahlungswetterlagen ausbildende Kaltluftsystem ist <strong>für</strong> die Belüftung<br />

der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> von allergrößter Bedeutung.<br />

Luftleitbahnen (ein anderer Begriff da<strong>für</strong> ist Ventilationsbahn) sind Bereiche, in denen sich<br />

der regionale Windeinfluss, insbesondere bezüglich der Hauptwindrichtung unbehindert<br />

entfalten kann. Voraussetzungen sind geringe Bodenrauigkeit, ausreichend Länge und Breite<br />

sowie ein möglichst geradliniger Verlauf der Strömungsbahnen. Mayer & Matzarakis (1992)<br />

empfahlen folgende Mindestanforderungen <strong>für</strong> Luftleitbahnen:<br />

• Lineare Ausrichtung auf den Wirkungsraum<br />

• Generell geringe Oberflächenrauigkeit Z0 < 0.5 m<br />

• Mindestbreite: 50 m, optimal > 300 m<br />

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• Keine Austauschhindernisse, die den Leitbahnquerschnitt abriegeln<br />

Die in den Luftleitbahnen transportierten Luftmassen können sowohl belastet (z. B. bei Straßen)<br />

als auch unbelastet sein (z. B. bei Grünanlagen). Deswegen werden schadstoffunbelastete<br />

Luftleitbahnen häufig auch als „Frischluftbahn“ (bzw. primäre Luftleitbahn) bezeichnet.<br />

Liegen dagegen industrielle, gewerbliche und/oder landwirtschaftliche Einzelemittenten<br />

und/oder stark befahrene Straßen (>10 000 Kfz/d) in diesem Bereich, dann liefert die Leitbahn<br />

nur noch Kaltluft oder mechanische Turbulenz in den Wirkungsraum, aber keine<br />

Frischluft mehr.<br />

Gute Luftleitbahnen stellen z. B. breite Flussauen und breite, geradlinige Straßen dar. Letztere<br />

allerdings meist mit hoher Schadstoffbelastung (RL VDI 3787, Blatt 1).<br />

Die Doppelpfeile verdeutlichen, dass intensiver Luftaustausch, durch Kanalisierungseffekte<br />

bedingt, vornehmlich nur in den beiden angegebenen Richtungen stattfindet. Die Darstellungen<br />

basieren auf den verfügbaren punktuellen Messdaten, den Geländeinformationen und<br />

den flächendeckenden Berechnungen der mittleren Durchlüftungsverhältnisse. Die Luftleitahnen<br />

werden entsprechend der Schadstoffbelastung differenziert ausgewiesen.<br />

Des Weiteren werden im Untersuchungsgebiet gemessene Windverteilungen (Windrosen)<br />

dargestellt.<br />

8.4 Schadstoffemissionen<br />

Der Straßenverkehr stellt in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> die Hauptquelle <strong>für</strong> Luftschadstoffemissionen dar.<br />

Durch eine schwarze Punktrasterung unterschiedlicher Breite werden die Belastungen durch<br />

Verkehrsemissionen dargestellt. Es wird dabei zwischen drei Straßengruppen unterschieden:<br />

a) Straße mit extremer Verkehrsbelastung: Autobahnen und autobahnähnliche Straßen mit<br />

täglichen Verkehrsstärken (DTVW) größer 50 000 Kfz.<br />

b) Straße mit sehr hoher Verkehrsbelastung: Hauptdurchgangsstraßen mit DTVW zwischen<br />

30 000 und 50 000 Kfz<br />

c) Straße mit hoher Verkehrsbelastung: wichtige Verkehrsstraßen mit DTVW zwischen 6 500<br />

und 30 000 Kfz<br />

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Die angegebene Signatur dokumentiert entsprechend VDI 3787, Blatt 1 aufgrund des DTV<br />

entstehende hohe Schadstoff- und Lärmemissionen, ohne im Einzelnen die räumliche Ausdehnung<br />

der belasteten Bereiche darzustellen.<br />

Zusätzlich sind mögliche Emissionen an Tunnelportalen gekennzeichnet, und zwar mithilfe<br />

eines Piktogramms.<br />

Die erhöhten innerstädtischen Schadstoffbelastungen, die laut Müller-BBM, 2004, auch an<br />

weniger stark befahrenen Straßen vorliegen, werden über die Deklaration der dortigen Klimatope<br />

angezeigt.<br />

8.5 Vorgehensweise zur Kartenerstellung<br />

Klimatope können nicht aus den vorliegenden Grundlagendaten automatisch berechnet werden,<br />

sondern wurden entsprechend der Einschätzung des Fachplaners (unter Zuhilfenahme<br />

aller zur Verfügung stehenden Informationen) zugewiesen. Die Zuordnung erfolgte unter<br />

Beachtung u. a. der jeweiligen Bebauungsdichte, der Bebauungshöhe, des Versiegelungsgrades,<br />

der Struktur der Bebauung (Einzelgebäude, Reihenhausbebauung, Blockbebauung),<br />

der Struktur der vorhandenen Vegetation, der Lage des betrachteten Bereiches in Bezug auf<br />

das Stadtgebiet und in Bezug auf die berechneten Kaltluft- und Durchlüftungsverhältnisse<br />

sowie der Immissionsbelastung.<br />

Die Kennzeichnung von <strong>für</strong> Siedlungsbereichen relevanten Kaltluft-Talwinden erfolgt im reliefiertem<br />

Bereich des Stadtgebietes bei Volumenstromdichten von mehr als 25 m³/(m*s).<br />

Entsprechend Erläuterungen im Kapitel 5 dieses Gutachtens entspricht dies einem sehr guten<br />

Durchlüftungspotenzial von Siedlungen. Im Bereich der Rheinebene (bzw. speziell im<br />

Bereich Sandweier) nehmen die Kaltluftvolumenstromdichten aufgrund der geringen Geländeneigung<br />

ab. Trotzdem hat speziell der dortige Kaltluftstrom aus dem Oostal noch eine<br />

große Bedeutung <strong>für</strong> die Durchlüftung der Ortsteile von Sandweier. Um diesem Aspekt<br />

Rechnung zu tragen, wurden in diesen Bereichen auch Talwinde gekennzeichnet, die eine<br />

Volumenstromdichte von mindestens 15 m³/(m*s) aufweisen. Auch diese Volumenströme<br />

haben noch das Potenzial, durch ihre Intensität Teile von Siedlungsbereichen belüften zu<br />

können.<br />

In der Anfangsphase der Kaltluftbildung entwickeln sich insbesondere auf geneigten Flächen<br />

Hangabwinde, die beispielsweise an Siedlungsrändern positive Auswirkungen auf überwärmte<br />

Bereiche ausüben. Hangwinde werden gekennzeichnet, wenn dabei Strömungsge-<br />

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schwindigkeiten von i.d.R: mindestens 0.4 m/s auftreten. Mit der genannten unteren<br />

Schwelle der Kaltluftströmungsgeschwindigkeit ist zu erwarten, dass diese Kaltluftströmungen<br />

messtechnisch erfasst werden können, <strong>für</strong> Anwohner spürbar sind und eine kontinuierliche<br />

Kaltluftströmung beschreiben.<br />

8.6 Erläuterungen zur Klimafunktionskarte der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

In Abb. 8.1 ist ein Auszug aus der Klimafunktionskarte aufgezeigt, wobei hier<strong>für</strong> das Zentrum,<br />

der Übergang vom Oostal in die Rheinebene, Teile des Reblandes und die Ortsteile<br />

Geroldsau und Oberbeuern ausgewählt wurde. Die dazugehörige Legende ist in Abb. 8.2<br />

gegeben. (Die gesamte Karte liegt getrennt im A0-Format in digitaler Form bei.)<br />

Entlang des Bebauungsbandes im Oostal und im Grobbachtal sowie in den bebauten Bereichen<br />

der Rheinebene und des Reblandes dominieren aufgrund der dortigen Bebauung die<br />

siedlungsbezogenen Klimatope.<br />

Die Beurteilung der Wohnbereiche in Bezug auf ihre thermische und lufthygienische Belastung<br />

fällt dabei von Ortsteil zu Ortsteil unterschiedlich aus. Das auf dem Pass zwischen Battert<br />

und Merkur gelegene Ebersteinburg ist aufgrund der dortigen aufgelockerten Bebauung<br />

in Verbindung mit den überwiegend guten Durchlüftungsverhältnissen vollständig dem Gartenstadt-Klimatop<br />

zugeordnet.<br />

Die Wohnbereiche im Rebland (Varnhalt, Steinbach, Neuweier), in Balg und in Geroldsau<br />

stellen überwiegend Gartenstadtbereiche dar. Dort werden nur leichte Modifizierungen aller<br />

Klimaelemente auftreten. Kleinere dichter bebaute Teilbereiche werden als Stadtrand-Klimatop<br />

klassifiziert.<br />

In Sandweier ist der Anteil des Stadtrand-Klimatops im Vergleich zum Gartenstadt-Klimatop<br />

bereits höher. Der Ortsteil Haueneberstein ist aufgrund der dichteren Bebauung im Vergleich<br />

zu Sandweier fast vollständig dem Stadtrand-Klimatop zugeordnet. Hier ist ein größerer Einfluss<br />

auf alle meteorologischen Parameter gegeben. Das Zentrum von Haueneberstein weist<br />

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Abb. 8.1: Ausschnitt aus der Klimafunktionskarte<br />

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0 0.5 1 2 3<br />

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Kilometer


Klimakarte <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Klimafunktionskarte<br />

Legende<br />

Klimatope<br />

Industrie-Klimatop:<br />

intensiver Wärmeinseleffekt,<br />

z. T. starke Windfeldstörung, problematischer<br />

Luftaustausch, hohe<br />

Luftschadstoffbelastung (großräumig bedeutend)<br />

Gewerbe-Klimatop:<br />

starke Veränderung aller Klimaelemente,<br />

Ausbildung des Wärmeinseleffektes,<br />

teilweise hohe Luftschadstoffbelastung<br />

Stadtkern-Klimatop:<br />

intensiver Wärmeinseleffekt,<br />

geringe Feuchte, starke Windfeldstörung,<br />

problematischer Luftaustausch,<br />

Luftschadstoffbelastung<br />

Stadt-Klimatop:<br />

starke Veränderung aller Klimaelemente<br />

gegenüber dem Freiland,<br />

Ausbildung einer Wärmeinsel,<br />

Luftschadstoffbelastung<br />

Stadtrand-Klimatop:<br />

wesentliche Beeinflussung von Temperatur,<br />

Feuchte und Wind, Störung lokaler<br />

Windsysteme<br />

Gartenstadt-Klimatop:<br />

geringer Einfluss auf Temperatur,<br />

Feuchte und Wind<br />

Grünanlagen-Klimatop:<br />

ausgeprägter Tagesgang der Temperatur und<br />

Feuchte, klimatische Ausgleichsfläche in der<br />

Bebauung, lokale Verschattungen durch<br />

Baumbestand, Frisch-/ Kaltluftproduktion<br />

Wald-Klimatop:<br />

stark gedämpfter Tagesgang von<br />

Temperatur und Feuchte,<br />

Frisch-/Kaltluftproduktion, Filterfunktion<br />

Freiland-Klimatop:<br />

ungestörter stark ausgeprägter Tagesgang<br />

von Temperatur und Feuchte, sehr geringe<br />

Windströmungsveränderungen,<br />

starke Frisch-/Kaltluftproduktion<br />

Gewässer-Klimatop:<br />

thermisch ausgleichend, hohe Feuchtigkeit, windoffen<br />

Fachliche Bearbeitung:<br />

A. Moldenhauer, T. Nagel, <strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co.KG (LOH), 2009<br />

Kaltluftbereiche<br />

Luftaustausch<br />

Datengrundlage:<br />

Kaltluftmodellierung mit dem Programmsystem KALM (LOH), 2009<br />

Windfeldmodellierung mit dem Modell DIWIMO (LOH), 2009<br />

Luftbilder der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>; Stand 2004<br />

Verkehrsdaten: BS <strong>Ing</strong>enieure, Verkehrsentwicklungsplan <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, Analyse 2008<br />

Gebäudedigitalisierung der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Winddaten in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> der LUBW, von Meteomedia und von der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (Deponie Tiefloch)<br />

Belastung durch Verkehrsemissionen<br />

Stadtkreisgrenze<br />

Abb. 8.2: Legende der Klimafunktionskarte<br />

Kaltluftsammelgebiete:<br />

Kaltluftsammlung in relativen Tieflagen,<br />

Kaltlufttransportbahnen<br />

Kaltluftproduktionsgebiete<br />

nächtliche Kalt-/Frischluftproduktion<br />

auf Freiflächen<br />

Kaltluftstau durch Strömungshindernis<br />

Bodeninversionsgefährdete Gebiete<br />

Berg-/Talwindsystem: intensiver Kaltluftstrom<br />

Hangabwinde: flächenhafter Kaltluftabfluss<br />

Luftleitbahn unbelastet<br />

Luftleitbahn belastet<br />

Windrose: Windrichtungshäufigkeiten<br />

Straße mit extremer Verkehrsbelastung:<br />

extreme Luft-/Lärmbelastung<br />

Straße mit sehr hoher Verkehrsbelastung:<br />

sehr hohe Luft-/Lärmbelastung<br />

Straße mit hoher Verkehrsbelastung:<br />

hohe Luft-/Lärmbelastung<br />

Tunnelportale


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 51<br />

aufgrund der dortigen dichten Bebauung und geringen Grünanteil Eigenschaften des Stadt-<br />

Klimatopes auf. Dort bildet sich ein Wärmeinseleffekt aus.<br />

Die höchsten thermischen Belastungen treten im Bereich der Innenstadt auf. Die dortigen am<br />

stärksten bebauten Bereiche wurden deshalb dem Stadtkern-Klimatop zugeordnet. Die Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass die Durchlüftungsverhältnisse in diesen Bereichen am<br />

schlechtesten sind. Das drückt sich insbesondere in erhöhten Temperaturen in der Nacht<br />

aus, da hier wegen der kompakten Bebauung ein Wärmeinseleffekt vorliegt und die Kaltluftabflüsse<br />

aufgrund der umliegenden Bebauung nicht bodennah bis dahin eindringen können.<br />

Auch die Schadstoffbelastung ist hoch.<br />

Das Stadtkern-Klimatop reicht im Süden bis zur Luisenstraße heran, die laut Müller-BBM<br />

(2008) von hohen Schadstoffbelastungen betroffen ist. Daran schließt sich ein Bereich mit<br />

Stadt-Klimatop an. Auch dort treten laut Müller-BBM (2008) im Nahbereich der großen Straßen<br />

hohe Schadstoffbelastungen auf, was in der Stephanienstraße auch durch die Messungen<br />

des DWD bestätigt wird.<br />

Weitere Bereiche mit Stadt-Klimatopen sind in der Weststadt, in Oos und in kleineren Teilgebieten<br />

von Lichtental anzutreffen. Die leicht bebauten Hangbereiche in Höhe Innenstadt,<br />

Lichtental und Weststadt stellen Gartenstadt- bzw. Stadtrand-Klimatope dar. In der Innenstadt<br />

schließt sich westlich an das Stadt-Klimatop der Kurgarten an. Dieser stellt ein etwa<br />

talparallel ausgerichtetes Grünanlagen-Klimatop dar, welches sich von dort bis zu den Klosterwiesen<br />

in Lichtental erstreckt. Die Breite des Streifens beträgt in den überwiegenden Bereichen<br />

mehr als 100 m.<br />

Innerstädtische Grünanlagen, wie die genannte, zeichnen sich besonders durch diversen<br />

Baumbestand aus, der ausgleichend auf die Temperaturen wirkt. Außerdem geht man davon<br />

aus, dass in Parkanlagen eine regelmäßige Pflege der Grünanlagen erfolgt, sodass in allen<br />

Bereichen mit Vegetationsbestand (Rasenflächen, Blumenbeete, Buschbepflanzung u.ä.) zu<br />

rechnen ist, was im Vergleich zu brach liegenden Freiflächen thermisch günstiger ist.<br />

Gewerbe-Klimatope sind im gesamten Stadtgebiet verteilt. Stark verdichtete Gewerbegebiete<br />

treten überwiegend in der Rheinebene auf. Dort wurden die zentralen Bereiche der dortigen<br />

Gewerbegebiete als Industrie-Klimatop eingeordnet, obwohl im FNP keine tatsächlichen Industriegebiete<br />

ausgewiesen werden. Die betroffenen Gewerbegebiete sind jedoch in den<br />

genannten Bereichen so stark versiegelt, dass sie thermisch gesehen eher die Eigenschaf-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


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ten von Industriegebieten aufweisen. In den mit Industrie-Klimatop gekennzeichneten Bereichen<br />

bilden sich deutliche Wärmeinseleffekte aus.<br />

Sowohl bei den Gewerbe- als auch bei den Industrie-Klimatopen ist mit Schadstoffemissionen<br />

zu rechnen.<br />

Der Klimafunktionskarte kann durch die gewählte Zuordnung in Kombination mit Kaltluftfließrichtungen<br />

und Windverteilungen entnommen werden, ob durch mögliche von den Anlagen<br />

ausgehende Emissionen im Bereich von Wohnbebauung Belästigungen durch Geruchsbelastungen<br />

und/oder erhöhte Schadstoffbelastungen zu be<strong>für</strong>chten sind.<br />

Im Umland des bebauten Gebietes zeichnen sich vor allem in der Rheinebene große Flächen<br />

des Freiland-Klimatops ab, auf denen Kaltluft produziert wird. Letzteres trifft auch auf<br />

das Grünanlagen-Klimatop zu. Die großen Waldflächen innerhalb der Stadt und in weiteren<br />

Bereichen des Kaltlufteinzugsgebietes tragen ebenfalls wesentlich zur Kaltluftproduktion und<br />

damit zur Mindestdurchlüftung der Siedlungsbereiche bei Strahlungswetterlagen bei und sind<br />

somit von hoher Bedeutung <strong>für</strong> die Siedlungsgebiete.<br />

Die Angaben über die Kaltluftströmungen sind den Ergebnissen der Kaltluftsimulationsberechnungen<br />

bei <strong>Lohmeyer</strong> (2009a) entnommen (Kapitel 5).<br />

Die wesentliche Kaltluftzufuhr erhalten die Siedlungsbereiche des Stadtgebietes durch Einzugsgebiete<br />

des Grobbachtales, des Oostales und des Steinbachtales sowie weiterer kleiner<br />

Nebentäler.<br />

Gekennzeichnet wurden bei den Talwinden jeweils diejenigen Bereiche, in denen die Volumenströme<br />

bei voll ausgebildeter Kaltluft (= Produkt aus Kaltluftgeschwindigkeit und<br />

Schichtdicke) <strong>für</strong> die Belüftung der Siedlungsbereiche relevante Werte annehmen. Dies<br />

muss nicht zwingend genau der Talgrund-Bereich sein. Dies ist dadurch bedingt, dass durch<br />

Kaltluftrückstaueffekte die Kaltluftfließgeschwindigkeiten in den direkten Talgründen oft niedriger<br />

sind als seitlich davon, sodass die größten Volumenströme z. T. neben der Talsohle<br />

auftreten (siehe auch Kapitel 5).<br />

Auch macht die Kaltluft nicht jede Meandrierung des Tales zwingend mit (aus Gründen der<br />

Trägheit).<br />

Relevante Volumenströme sind bei voll ausgebildeter Kaltluft zu finden entlang des Grobbachtales,<br />

des Oostales, des Steinbachtales, des Grünbachtales sowie in Höhe von Hauen-<br />

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eberstein entlang des Eberbachtales und des Lippersbachtales. Die genannten relevanten<br />

Kaltluftvolumenströme dringen im Bereich der Rheinebene noch bis ca. 3 km in die Ebene<br />

hinein vor. Aufgrund der dortigen geringen Geländeneigung schwächen sie sich auf ihrem<br />

Weg jedoch immer weiter ab. Insgesamt werden jedoch auch die Stadtteile, die in der Ebene<br />

liegen, von relevanten Kaltluftströmungen versorgt.<br />

Weiterhin sind Hangwinde gekennzeichnet, die hohe Geschwindigkeiten aufweisen und direkt<br />

in die Siedlung hineingerichtet sind. Diese sorgen vor allem zu Beginn der Nacht <strong>für</strong> eine<br />

merkliche Abkühlung zumindest der städtischen Randbereiche und sind somit gerade <strong>für</strong> die<br />

Einschlafzeiten der Bewohner von großer Bedeutung. Bereiche mit Hangwinden sind überall<br />

im Untersuchungsgebiet verteilt.<br />

Für den schlecht durchlüfteten Innerstadtbereich sind beispielsweise die Hangbereiche vom<br />

Merkur und vom Battert von großer Bedeutung, <strong>für</strong> die Bebauung im Gunzenbachtal die<br />

Hangwinde vom Leisberg und vom Waldeneck. Die Hangwinde zeichnen sich durch flächenhaften<br />

Kaltluftabfluss aus, der in der Karte schematisch durch einzelne Pfeile gekennzeichnet<br />

wird. Die Talbereiche werden schnell mit Kaltluft aufgefüllt.<br />

Große Bereiche des Oostals, des Grobbachtales, des Steinbachtales und der Rheinebene<br />

stellen ein Kaltluftsammelgebiet dar. Dies ist bedingt durch die topographische Lage. Besonders<br />

hohe Kaltluftschichtdicken ergeben sich wegen des Reliefs im Bereich des Oostales.<br />

In den gekennzeichneten Kaltluftsammelgebieten treten deutlich niedrigere Lufttemperaturen<br />

als in der Umgebung auf. Dichter bebaute Stadtbereiche sowie Gewerbe- und Industrieflächen<br />

zehren die Kaltluft von unter her auf, sodass dort zumeist keine relevanten Abkühlungseffekte<br />

erreicht werden. Deshalb wurden diese Bereiche aus den gekennzeichneten<br />

Sammelgebieten herausgenommen, obwohl auch dort z. T. hohe Kaltluftschichtdicken berechnet<br />

werden. Kaltluft fließt dann aber oberhalb der Bebauung ab.<br />

Im Bereich von Kaltluftseen besteht u. a. eine erhöhte Nachtfrostgefahr.<br />

Lokale Kaltluftstaueffekte treten auch dort auf, wo die Kaltluft auf riegelhaft errichtete Wohnhäuser<br />

und/oder Lärmschutzeinrichtungen trifft. Solche Kaltluftbarrieren wurden in der Karte<br />

separat gekennzeichnet. Zusätzlich wurde mit einem Kaltluftpfeil davor vermerkt, von welcher<br />

Seite die Staueffekte auftreten. Hierbei wurden in der Rheinebene <strong>für</strong> sich bereits abgeschwächte<br />

Talwinde die Symbologie <strong>für</strong> Hangwinde verwendet. In allen gekennzeichneten<br />

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Staubereichen ist mit niedrigeren Lufttemperaturen und damit mit höheren Neigungen zu<br />

Dunst und Nebelbildung zu rechnen.<br />

Bodeninversionsgefährdete Gebiete sind vor allem in Freibereichen in der Rheinebene zu<br />

finden, aber auch z. T. in Talbereichen der Seitentäler der Rheinebene. Luftschadstoffe, die<br />

in die so gekennzeichneten Bereiche hinein emittiert werden, werden nur schlecht abtransportiert,<br />

was zu hohen Schadstoffbelastungen führen kann.<br />

Die aufgezeigten Windrichtungsverteilungen beruhen auf Messdaten von Meteomedia, der<br />

LUBW und Daten im Bereich der Deponie Tiefloch. Aufgezeigt sind Kanalisierungseffekte<br />

u. a. im Oostal mit der typischen Hauptwindrichtung aus Süden bzw. Norden im Bereich<br />

Brenner’s Parkhotel und Südost bzw. Nordwest am Aumattstadion. Die Windmessung an der<br />

Deponie Tiefloch wird geprägt durch die Nord-Süd-Erstreckung des dortigen Kerbtälchens.<br />

Die Anordnung der Pfeilsignaturen <strong>für</strong> Luftleitbahnen wurden unter Zuhilfenahme der Simulationen<br />

zur mittleren Durchlüftung bei <strong>Lohmeyer</strong> (2009b) durchgeführt.<br />

Eine ca. 1 km lange unbelastete Luftleitbahn befindet sich beispielsweise zwischen dem<br />

Gewerbegebiet Steinbach und Ottenhofen. Diese Luftleitbahn ist mehr als 500 m breit. Auch<br />

im äußersten Norden der Stadt befindet sich eine Luftleitbahn in der Rheinebene zwischen 2<br />

Waldgebieten, die aufgrund fehlender Emittenten ebenfalls unbelastet ist. Für die Belüftung<br />

der besiedelten Bereiche von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> hat diese Luftleitbahn jedoch keine Bedeutung.<br />

Sie fördert aber den Luftaustausch in der Rheinebene und wirkt sich auf die Durchlüftungssituation<br />

der nördlichen Siedlungsbereiche von Iffezheim positiv aus. Eine weitere Luftleitbahn<br />

befindet sich im Bereich der Bahnlinie zwischen dem Gewerbegebiet Oos-Nord und<br />

dem Gewerbegebiet in der Hüfenau. Da in diesem Bereich die B3 parallel zur Bahntrasse<br />

verläuft, ist diese Luftleitbahn als lufthygienisch belastet anzusehen. Im weiteren Verlauf der<br />

Bahnlinie in Richtung Nordost verlängert sich die genannte Luftleitbahn bis in den Bereich<br />

zwischen Hauneberstein und Sandweier. Dort ist die Luftleitbahn auf ca. 500 m erweitert. Im<br />

östlichen Teil davon verläuft auch in diesem Bereich die B3 parallel, westlich befinden sich<br />

jedoch die relativ gering belasteten Siedlungsbereiche von Sandweier, so dass zumindest<br />

der westliche Bereich nicht relevant mit Schadstoffen belastet ist. Aus diesem Grund wird<br />

diese Luftleitbahn in diesem Bereich als unbelastet gekennzeichnet.<br />

Eine weitere wichtige Luftleitbahn stellt die Europastraße im Bereich der Weststadt zwischen<br />

Oos-Aue und Ebertplatz dar. Hier ist jedoch von einer erhöhten Schadstoffbelastung auszugehen.<br />

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Auch die im Bereich der Klosterwiese produzierte Frischluft kann südlich des Stadtzentrums<br />

entlang der Oos in besiedelte Stadtbereiche von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> eindringen. Die Oos und<br />

beidseitig gelegene Freibereiche stellen aus diesem Grunde ebenfalls eine unbelastete<br />

Luftleitbahn dar.<br />

Weitere Luftleitbahnen befinden sich in den Sattenbereichen der größeren Täler wie beispielsweise<br />

bei Ebersteinburg oder im Bereich der Fremersbergstraße. Diese sind aufgrund<br />

der Nähe stärker befahrener Straßen als belastet anzusehen.<br />

Die Karte zeigt des Weiteren Straßen mit hohen, sehr hohen und extremen Verkehrsbelastungen<br />

auf. In deren Nahbereich ist mit erhöhten Schadstoffbelastungen zu rechnen, besonders<br />

wenn die dortigen Austauschbedingungen durch Randbebauung zusätzlich herabgesetzt<br />

sind oder im Rahmen von Planungen herabgesetzt werden könnten. Außerdem ist an<br />

den Tunnelportalen mit erhöhten Schadstoffbelastungen zu rechnen. Deshalb sind diese<br />

separat mit dem Symbol „Tunnelportal“ gekennzeichnet.<br />

Ziel <strong>für</strong> das Stadtgebiet sollte sein, die Austauschbedingungen nicht weiter zu verschlechtern<br />

und wenn möglich, sogar zu verbessern. Letzteres könnte einen besseren Abtransport der in<br />

der Stadt emittierten Schadstoffe und der produzierten Wärme bewirken. Dies ist besonders<br />

bei austauscharmen Wetterlagen von großer Bedeutung. Siehe dazu das nächste Kapitel.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


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9 PLANUNGSHINWEISKARTE STADT BADEN-BADEN<br />

9.1 Prinzipien der planungsrelevanten Klimaanalyse<br />

Die Klimafunktionskarte stellt eine Bestandsaufnahme der stadtklimatischen Gegebenheiten<br />

<strong>für</strong> den Istzustand dar und ist durch eine Vielzahl zu berücksichtigender Einzelinformationen<br />

gekennzeichnet. Bei der Ausweisung der Klimatope und der Durchlüftungsverhältnisse fanden<br />

unter fachlichen Gesichtspunkten Bewertungen statt, um die verfügbaren klimatisch-lufthygienischen<br />

Informationen auf die Fläche des Stadtgebietes zu übertragen. Diese bewerteten<br />

Übertragungen sind durch Kaltluftsimulationen (siehe Kapitel 5) und flächendeckende<br />

Berechnungen der mittleren Durchlüftungsverhältnisse (siehe Kapitel 6) gestützt. Somit erweist<br />

sich die Interpretation dieser synthetischen Fachkarte und die Umsetzung in bewertende<br />

Planungsaussagen als eine sehr komplexe Aufgabe.<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Klimauntersuchung sollen vorrangig der fachlichen Unterstützung<br />

der Flächennutzungsplanung sowie der Bauleitplanung aus klimaökologischer Sicht<br />

dienen. Diesem Ziel soll die Karte mit Hinweisen <strong>für</strong> die Planung gerecht werden.<br />

Für die Bauleitplanung und verschiedene Fachplanungen werden aus den Informationen der<br />

Klimaanalysekarte Planungshinweise erarbeitet und in einer Karte aufbereitet. Die Inhalte<br />

und Darstellungen der Planungshinweiskarte orientieren sich an den Vorschlägen der Richtlinie<br />

VDI 3787, Blatt 1. Die Karte enthält eine integrierende Bewertung der in der Klimafunktionskarte<br />

dargestellten Sachverhalte im Hinblick auf planungsrelevante Belange. Die flächenhaften<br />

Kennzeichnungen beinhalten Hinweise über die Empfindlichkeit der jeweiligen<br />

Bereiche unter klimatisch-lufthygienischen Aspekten gegenüber Nutzungsänderungen. Daraus<br />

lässt sich die Notwendigkeit beziehungsweise die Dringlichkeit klimatisch begründeter<br />

Anforderungen und Maßnahmen im Rahmen der Bauleitplanung entnehmen.<br />

Bei der Erstellung der Karten erfolgte eine gesonderte Prüfung der rechtskräftigen B-Pläne,<br />

der B-Pläne im Verfahren, der einfachen B-Pläne, der Flächenpotenziale <strong>für</strong> Wohnungsbau<br />

und Gewerbe und der Entwicklungsflächen. Entsprechende Informationen hierzu lagen vor.<br />

Die Hinweise <strong>für</strong> die Planung sind in acht Gruppen zusammengefasst. Drei Planungsempfehlungen<br />

beziehen sich auf den bisher weitgehend nicht überbauten Raum (mit Ausnahme<br />

einzelstehender Gebäude im Außenbereich und der Verkehrswege), also auf Freiland-,<br />

Wald- und Wasserflächen. Vier Empfehlungen werden <strong>für</strong> bereits baulich genutzte Gebiete<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 57<br />

ausgesprochen. Ein Hinweis dient der Kennzeichnung immissionsrelevanter Straßenzüge<br />

mit hoher Verkehrsbelegung.<br />

Die Hinweise <strong>für</strong> die Planung beziehen sich vornehmlich auf bauliche Nutzungsänderungen,<br />

insbesondere dreidimensionaler Art (Gebäude, Dämme und andere Baulichkeiten). Eine Änderung<br />

der Vegetationszusammensetzung hat in der Regel geringere klimatische Auswirkungen<br />

als großflächige Versiegelungsmaßnahmen und die Errichtung von Bauwerken. In<br />

speziellen Fällen kann sich auch eine Änderung der Vegetationszusammensetzung, wie z. B.<br />

Waldanpflanzung im Bereich einer Luftleitbahn, durchaus ungünstig auswirken. Fälle dieser<br />

Art sind bei den Aussagen zur Beurteilung von Nutzungsänderungen im unbebauten Bereich<br />

jedoch mit berücksichtigt.<br />

Die Kartierung flächenhafter Planungsempfehlungen beruht im Einzelnen auf entsprechenden<br />

Darstellungen der Klimafunktionskarte, die einer klassifizierenden Bewertung unterzogen<br />

wurden. Damit stellen die Planungsempfehlungen im Wesentlichen keine parzellenscharfen<br />

Aussagen dar, sondern beinhalten so wie die Darstellungen der Klimafunktionskarte<br />

Toleranzen zwischen 50 m und 100 m. Die Größe des Untersuchungsgebietes beziehungsweise<br />

die Maßstäblichkeit der Untersuchung bedeuten zwangsläufig, dass vertiefende<br />

Detailfragen im Zusammenhang mit Bebauungsplänen gegebenenfalls durch gesonderte<br />

Gutachten erarbeitet werden müssen. Dabei werden die Karten der Klimauntersuchung in<br />

jedem Fall von Nutzen sein, zumal der Gesamtzusammenhang der klimatisch-lufthygienischen<br />

Aspekte der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> dargestellt ist.<br />

Die Hinweise <strong>für</strong> die Planung enthalten neben ihrer Beschreibung auch Aussagen darüber,<br />

dass aus klimatisch-lufthygienischer Sicht fachgutachterliche Stellungnahmen oder Fachgutachten<br />

bei geplanten Nutzungsänderungen erforderlich sind. Diese Aussagen und die<br />

Erforderlichkeit definieren sich aus rein fachlichen Gesichtspunkten. Die Erstellung der fachlichen<br />

Stellungnahmen bzw. Fachgutachten erfordert klimatisch-lufthygienische Fachkenntnisse,<br />

sodass deren Erarbeitung und Verfassung durch das Fachpersonal der Stadtverwaltung<br />

bzw. durch externe Fachgutachter erfolgen sollte.<br />

Neben lokalen Besonderheiten des Untersuchungsgebietes liegen den Hinweisen <strong>für</strong> die<br />

Planung folgende Prinzipien zugrunde:<br />

Vegetationsflächen haben eine bedeutende Wirkung auf das Lokalklima, da sie einerseits<br />

die nächtliche Frisch- und Kaltluftproduktion verursachen und andererseits bei hohem Baumanteil<br />

tagsüber thermisch ausgleichend sind. Innerstädtische und siedlungsnahe Grünflä-<br />

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chen beeinflussen die direkte Umgebung in mikroklimatischer Sicht positiv. Vegetationsflächen<br />

am Siedlungsrand fördern den Luftaustausch. Größere zusammenhängende Vegetationsflächen<br />

stellen das klimatisch-lufthygienische Regenerationspotenzial dar. Insbesondere<br />

bei vorhandenem räumlichen Bezug zum Siedlungsraum sind sie <strong>für</strong> den Luftaustausch sehr<br />

wichtig. Deshalb sollten solche Freiflächen aus klimatischer Sicht <strong>für</strong> bauliche Nutzungen<br />

nicht in Anspruch genommen werden.<br />

Größere Waldanpflanzungen haben lokalklimatisch mehrfache Bedeutungen. Im geneigten<br />

Gelände führen sie wie Freiflächen zu Kaltluftproduktionen und Kaltluftabfluss. Die Temperatur<br />

dieser Kaltluft ist zwar höher als über Freiland gebildete Kaltluft, da<strong>für</strong> ist das Kaltluftvolumen<br />

jedoch ebenfalls höher.<br />

Nachteilig wirkt sich jedoch aus, dass die Bäume ein Strömungshindernis darstellen, sodass<br />

sich in Luv Kaltluftstaubereiche bilden können und der großräumige Wind (auch die Kaltluft<br />

z. B. in Talgründen) abgebremst wird. Deshalb kann eine Neuanpflanzung von Wald im Bereich<br />

von Talgründen (Kaltluftschneisen oder Leitleitbahnen) nicht empfohlen werden.<br />

Aus diesen Gründen ist auch eine Verbauung von Tallagen nachteilig zu beurteilen, da dort<br />

einerseits bei Schwachwindlagen der Kalt- und Frischlufttransport stattfindet und sie andererseits<br />

als Luftleitbahnen <strong>für</strong> stärkere regionale Winde dienen.<br />

Die unbefestigten Hanglagen in ausgedehnten besiedelten Gebieten, insbesondere wenn in<br />

den Talzonen Bebauung existiert, sollen von Bebauung freigehalten werden, da dort ein intensiver<br />

Kalt- und Frischlufttransport stattfindet (Hangabwinde). Dasselbe gilt <strong>für</strong> Schneisen<br />

und Klingen innerhalb der Hänge.<br />

Aus lufthygienisch-klimatischer Sicht empfiehlt sich prinzipiell eine Umrandung der Siedlungen<br />

mit möglichst weiträumigen Grünzonen sowie eine Durchdringung von Ortschaften mit<br />

Grünzügen, die sich an der Oberflächengestalt der Umgebung orientieren. Das bedeutet<br />

eine Erhaltung beziehungsweise Schaffung von Belüftungsschneisen und Luftleitbahnen im<br />

besiedelten Bereich, um den Luftaustausch zu fördern. Einer Zersiedelung der Landschaft<br />

durch zahlreiche Streusiedlungen sowie der Entstehung von abriegelnden Bebauungsgürteln<br />

ist entgegenzuwirken. Das betrifft insbesondere das Zusammenwachsen benachbarter<br />

Ortslagen und die Entstehung von wenig aufgelockerten Siedlungsbändern in Tallagen. Bei<br />

städtischen Siedlungen muss auf entsprechend große nahegelegene Frisch- und Kaltluftproduktionsgebiete<br />

und Belüftungsbahnen geachtet werden.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


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Bei der Ansiedlung von Gewerbe- und Industriegebieten ist zu berücksichtigen, dass die unmittelbar<br />

angrenzenden Wohngebiete nicht aufgrund der lokalen Windverhältnisse durch<br />

erhöhte Immissionen belastet werden.<br />

FREIFLÄCHEN<br />

Freiflächen mit hoher Klimaaktivität<br />

Dies sind vor allem klimaaktive Freiflächen mit direktem Bezug zum Siedlungsraum wie z. B.<br />

innerstädtische und siedlungsnahe Grünflächen oder solche, die in Hanglage zu Siedlungsbereichen<br />

orientiert oder im Einzugsgebiet eines Berg-/Talwindsystems liegen. Unbebaute<br />

Täler, Klingen und Geländeeinschnitte, in denen Kaltluftabfluss stattfindet, zählen ebenfalls<br />

dazu und sind mit hohen Restriktionen gegenüber Bebauung und Nutzungsänderungen belegt.<br />

Außerdem sind große zusammenhängende Freiflächen (inkl. Waldflächen) im Umfeld<br />

der Stadt aus klimatisch-lufthygienischen Gründen von großer Bedeutung. Die so deklarierten<br />

Flächen fungieren als Kaltluftentstehungsgebiete. Kaltluftabfluss lässt die Kaltluftmassen<br />

aus dem zugehörigen Kaltlufteinzugsgebiet heraus wirksam werden.<br />

Auch innerstädtische Grünanlagen wurden vollständig dieser Kategorie zugeordnet. Dies<br />

trifft auch auf einen Großteil der innerstädtischen Freiflächen zu. Diese Flächen sind mit einer<br />

hohen Empfindlichkeit gegenüber nutzungsändernden Eingriffen bewertet; d. h. bauliche<br />

und zur Versiegelung beitragende Nutzungen führen zu bedenklichen klimatischen Beeinträchtigungen.<br />

Dasselbe gilt <strong>für</strong> Maßnahmen, die den Luftaustausch behindern, wie z. B.<br />

dichte Aufforstung in Bereichen mit lokalen Strömungsverhältnissen.<br />

Sollten trotz des Bestehens klimatischer Bedenken Planungen in Erwägung gezogen werden,<br />

besteht die Notwendigkeit einer verstärkten Berücksichtigung dieser Belange in der<br />

Planung auf der Grundlage von detaillierten Fachgutachten.<br />

Freiflächen mit weniger bedeutender Klimaaktivität<br />

Diese Freiflächen haben entweder keine direkte Zuordnung zum Siedlungsraum, d. h. dort<br />

entstehende Kalt- und Frischluft fließt nicht direkt in Richtung bebauter Gebiete, oder nur<br />

eine geringe Kaltluftproduktion aufgrund der Ausstattung (z. B. Schotterflächen). Gleichermaßen<br />

trifft das auf Kuppenlagen zu.<br />

Sie werden mit einer mittleren Empfindlichkeit gegenüber nutzungsändernden Eingriffen bewertet.<br />

Hier ist aus klimatischer Sicht eine maßvolle Bebauung, die den regionalen Luftaustausch<br />

nicht wesentlich beeinträchtigt, möglich.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


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Klimatisch bedeutsame lokale Gegebenheiten wie z. B. Einschnitte, Schneisen, Bachläufe<br />

etc. sind jedoch bei der Planung zu berücksichtigen. Für eine möglichst geringe klimatische<br />

Beeinträchtigung sind die Erhaltung von Grünflächen und Grünzügen, die Schaffung von<br />

Dach- und Fassadenbegrünungen und möglichst geringe Gebäudehöhen sowie windoffene<br />

Gebäudeanordnungen zu empfehlen.<br />

Bei Planungen von Baumaßnahmen in derart ausgewiesenen Flächen ist eine Beurteilung<br />

durch einen Sachverständigen bezüglich der Dimensionierung und Anordnung von Bauwerken<br />

sowie der Sicherung von Grün- und Ventilationsschneisen von Vorteil. Bei bedeutsamen<br />

baulichen Eingriffen, die den Rahmen der in diesen Bereichen bestehenden ortsüblichen<br />

Bebauung überschreiten, sind Beurteilungen auf der Grundlage von detaillierten Fachgutachten<br />

angemessen.<br />

Freiflächen mit geringer Klimaaktivität<br />

Diese Flächen haben klimatisch betrachtet nur einen geringen Einfluss auf Siedlungsgebiete,<br />

da sie aufgrund ihrer Lage und Exposition von Siedlungen abgewandt oder <strong>für</strong> die Kalt- und<br />

Frischluftproduktion relativ unbedeutend sind. Dort sind teilweise bauliche Eingriffe mit nur<br />

geringen klimatischen Veränderungen verbunden, d. h. sie sind relativ stabil gegenüber begrenzten<br />

nutzungsändernden Eingriffen.<br />

Diese Klassifizierung ergibt sich <strong>für</strong> gut durchlüftete Gebiete mit schwach ausgeprägten<br />

Reliefverhältnissen, die nicht in unmittelbarer Nähe zu dichten Siedlungsbereichen liegen.<br />

Aus klimatischer Sicht sind in diesen Gebieten selbst Bauwerke wie Hochhäuser oder großflächige<br />

Gewerbebetriebe möglich. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass bzgl. der<br />

Hauptwindrichtung die Durchlüftungsmöglichkeit erhalten bleibt. Allerdings können im Nahbereich<br />

von Gebäuden auch Nutzungskonflikte bezüglich des Windkomforts durch erhöhte<br />

Windgeschwindigkeiten und Böigkeiten entstehen. Zudem ist das schon vorhandene Emissionsaufkommen<br />

zu beachten, so dass in der Nähe von Gewerbestandorten und stark frequentierten<br />

Verkehrswegen keine empfindlichen Nutzungen geplant werden sollten.<br />

SIEDLUNGSFLÄCHEN<br />

Bebaute Gebiete mit geringen klimarelevanten Funktionen<br />

Dies sind bereits bebaute Gebiete mit geringen klimatischen Funktionen, die aufgrund ihrer<br />

Lage weitgehend geringe thermisch-lufthygienischen Belastungen aufweisen und benachbarte<br />

Siedlungsbereiche nicht wesentlich beeinträchtigen.<br />

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Ihnen ist keine nennenswerte klimatisch-lufthygienische Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen<br />

und Bebauungsverdichtung zuzuschreiben. Bei intensiven Nutzungsänderungen,<br />

die die ortsüblichen Gegebenheiten überschreiten, sind klimatisch-lufthygienische<br />

fachgutachterliche Stellungnahmen zu erstellen.<br />

Dabei handelt es sich um bebaute, gut durchlüftete Kuppenlagen oder um bebaute Gebiete,<br />

deren thermisch-lufthygienische Emissionen nicht zu Verschlechterungen in nahegelegenen<br />

Siedlungsbereichen führt. Bei einer zusätzlichen Verdichtung ist keine nennenswerte klimatisch-lufthygienische<br />

Auswirkung zu erwarten, da sich bei diesen überwiegend kleindimensionsnahen<br />

Gebieten kein relevanter Wärmeinseleffekt ausbildet.<br />

Allerdings ist darauf zu achten, dass bestehende Belüftungsmöglichkeiten erhalten werden<br />

und zusätzliche Emissionen keine nachteilige Wirkung auf Siedlungsräume nach sich ziehen.<br />

Durch Dach- und Fassadenbegrünung und Beibehaltung von Grünflächen kann einer<br />

thermischen Belastung vorgebeugt werden.<br />

Bebaute Gebiete mit mittleren klimarelevanten Funktionen<br />

Dies sind bebaute Gebiete, die aufgrund ihrer Lage und ihrer Bebauungsart klimarelevante<br />

Funktionen übernehmen. Darunter fallen z. B. locker bebaute und durchgrünte Siedlungen<br />

bzw. Siedlungsränder, die nachts merklich abkühlen und relativ windoffen sind, oder gut<br />

durchlüftete verdichtete Siedlungsbereiche (z. B. Kuppenlagen). Diese Gebiete weisen geringe<br />

bis mittlere thermisch-lufthygienische Belastungen auf, führen nicht zu Beeinträchtigungen<br />

des Luftaustausches und weisen im Allgemeinen geringe klimatisch-lufthygienische<br />

Empfindlichkeiten gegenüber Nutzungsintensivierungen auf.<br />

Damit sind z. B. Arrondierungen an den Siedlungsrändern und das Schließen von Baulücken<br />

gemeint, wobei das in diesem Gebiet vorhandene bauliche Nutzungsmaß beibehalten werden<br />

sollte. Solche relativ geringfügigen und der Umgebung angemessenen Nutzungsänderungen<br />

ziehen im Bereich der so bezeichneten Flächen keine wesentlichen klimatisch-lufthygienischen<br />

Veränderungen nach sich.<br />

Allerdings ist bei der Planung von Baumaßnahmen in diesen ausgewiesenen Flächen eine<br />

Beurteilung der Dimensionierung und Anordnung von Bauwerken sowie der Erhaltung und<br />

Schaffung von Grün- und Ventilationsschneisen durch einen Sachverständigen vorteilhaft.<br />

Die Bodenversiegelung ist so gering wie möglich zu halten und durch Schaffung von Vegetationsflächen<br />

sowie Dach- und Fassadenbegrünung auszugleichen. Generell sollte eine<br />

emissionsarme Energieversorgung (Fernwärme) realisiert werden. Bei bedeutsamen bauli-<br />

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chen Eingriffen, die den Rahmen der in diesen Bereichen bestehenden ortsüblichen Bebauung<br />

überschreiten, sind Beurteilungen auf der Grundlage von detaillierten Fachgutachten<br />

angemessen.<br />

Bebaute Gebiete mit hoher klimarelevanter Funktion<br />

Diese gekennzeichneten Bereiche übernehmen <strong>für</strong> sich und angrenzende Besiedlungsbereiche<br />

bedeutende klimarelevante Funktionen, bzw. weisen eine hohe klimatisch-lufthygienische<br />

Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen auf. Die Art und Dimension der<br />

vorhandenen Bebauung kann dabei sehr unterschiedlich sein.<br />

Am Siedlungsrand ermöglichen locker bebaute und gut durchgrünte Gebiete mit geringen<br />

Gebäudehöhen einen nahezu ungestörten Luftaustausch, der auch lokale Windsysteme beinhaltet<br />

(z. B. Kaltluftabflüsse mit relevanten Volumenströmen). Das trifft insbesondere auf<br />

Hanglagen zu, an deren Fuß sich bebaute Gebiete befinden, wobei diese Hanglagen auch<br />

z. T. zur Kaltluftbildung beitragen.<br />

Bebaute Bereiche in Tallagen mit aufgelockerter Bebauung schränken den Luftaustausch<br />

ein. Das betrifft lokale Berg-/Talwindsysteme und die Wirkung als Luftleitbahn. Durch die<br />

bestehenden Durchlüftungsverhältnisse sind dort keine hohen thermischen Belastungen vorherrschend.<br />

Bei Nutzungsintensivierungen können diese Begünstigungen entfallen.<br />

Gebiete mit vereinzelten freistehenden Hochhäusern stellen zwar eine Behinderung des<br />

Windfeldes dar, lassen jedoch einen Luftaustausch zu und führen aufgrund vorhandener<br />

Grünflächen nicht zu übermäßiger Erwärmung.<br />

In diese Kennzeichnung sind auch verdichtete Siedlungsbereiche aufgenommen, deren<br />

klimatisch-lufthygienische Belastung nicht übermäßig hoch ist, da die bestehenden Durchlüftungsverhältnisse<br />

hohe Belastungen verhindern. Diese Bereiche weisen teilweise mittlere<br />

bis hohe thermische Belastungen auf, die durch Nutzungsintensivierungen deutlich verschlechtert<br />

würden.<br />

Bei Sanierungsmaßnahmen sollten Barrierewirkungen, zum Beispiel durch bestehende Baustrukturen<br />

beseitigt werden. Umnutzungen baulicher Art (z. B. Neubauten) sollten aus stadtklimatischen<br />

Gründen ausgeschlossen bleiben oder unter Berücksichtigung belüftungsstruktureller<br />

Gegebenheiten nur in Ausnahmefällen und unter Zugrundelegung strengster<br />

Auflagen ermöglicht werden.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


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Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die genannten Gebiete allesamt eine erhebliche<br />

klimatisch-lufthygienische Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen aufweisen.<br />

Weitere Bau- und Versiegelungsmaßnahmen führen zu negativen Auswirkungen auf die<br />

klimatische Situation. Für diese Gebiete wird daher eine Vergrößerung des Vegetationsanteils<br />

und eine Betonung bzw. Erweiterung der Belüftungsflächen empfohlen.<br />

Bei nutzungsändernden Planungen <strong>für</strong> diese ausgewiesenen Flächen sind detaillierte klimatisch-lufthygienische<br />

Fachgutachten notwendig.<br />

Bebaute Gebiete mit klimatisch-lufthygienischen Nachteilen<br />

Diese Ausweisung umfasst vornehmlich verdichtete Siedlungsräume, die klimatisch-lufthygienisch<br />

stark belastet sind. Dazu zählen neben allen laut Klimafunktionskarte als Stadtkern-<br />

Klimatop ausgewiesenen Flächen auch diejenigen bebauten Bereiche, in denen der Luftaustausch<br />

maßgeblich durch Bauwerke behindert wird und die hohe thermische Belastungen<br />

aufweisen, beispielsweise Teilbereiche des Stadt-Klimatopes und größere Gewerbe- und<br />

Industriegebiete, sofern sich diese im bebauten Bereich befinden.<br />

Diese Gebiete sind unter stadtklimatischen Gesichtspunkten sanierungsbedürftig.<br />

Gleichermaßen sind Gebiete sanierungsbedürftig, in denen aufgrund störender Bauwerke<br />

die Belüftung der Stadt eingeschränkt wird.<br />

In beiden Fällen sollten unter stadtklimatischen Gesichtspunkten die selben gegensteuernden<br />

Maßnahmen erfolgen: Verringerung des Versiegelungsgrades bzw. Entsiegelung, Erhöhung<br />

des Vegetationsanteils bzw. intensive Begrünung (einschließlich Fassaden- und Dachbegrünung)<br />

sowie Verringerungen des Emissionsaufkommens, insbesondere der Verkehrsemissionen.<br />

Zudem wird eine Schaffung bzw. Erweiterung von möglichst begrünten Durchlüftungsbahnen<br />

empfohlen; damit ist auch gegebenenfalls die Entfernung oder Verlagerung<br />

störender Bauwerke verbunden.<br />

Bei allen Planungen innerhalb dieser Flächenausweisungen sind detaillierte klimatisch-lufthygienische<br />

Fachgutachten notwendig.<br />

Belastungen durch Luftschadstoffemissionen<br />

Diese Signatur kennzeichnet Hauptverkehrsstraßen mit hoher Verkehrsbelastung. Die dadurch<br />

entstehenden hohen Schadstoff- und Lärmbelastungen sind zu beachten, d. h. bei<br />

Planungen im Einwirkungsbereich der Straßen sind je nach Nutzungsabsicht eventuell Immissionsprognosen<br />

erforderlich.<br />

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Die durch hohe Verkehrsbelastung entstehenden hohen Schadstoffemissionen sind in die<br />

Planung mit einzubeziehen. Das bedeutet, dass empfindliche Nutzungen wie Wohngebiete,<br />

Erholungsgebiete, landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzte Flächen in angemessenen<br />

Abständen zur Straße bzw. mit adäquaten Schutzmaßnahmen zu planen sind. Unempfindliche<br />

Nutzungen verlangen keine besondere Rücksichtnahme; sie können sogar als Schutz<br />

gegen die Schadstoff- und Lärmausbreitung verwendet werden.<br />

Bei Planungen von Nutzungsänderungen, die empfindlich gegenüber Schadstoff- und Lärmimmissionen<br />

sind, sollten klimatisch-lufthygienische Gutachten bzw. Immissionsprognosen<br />

erstellt werden.<br />

Nachteilig erweisen sich insbesondere die Schadstoffemissionen vor allem auf den Straßen,<br />

die sich innerhalb von Kaltluftschneisen bzw. Luftleitbahnen befinden, da hier mit den <strong>für</strong> die<br />

Belüftung der Stadt so wichtigen Kaltluftabflüssen bzw. Kaltluftströmen Schadstoffe verfrachtet<br />

werden, die zu lufthygienischen Nachteilen in den betreffenden Gebieten führen<br />

können. Bei zukünftigen Verkehrsplanungen sollte verstärkt darauf geachtet werden, die<br />

Verkehrsströme außerhalb der Luftleitbahnen zu führen.<br />

Ebenfalls von Nachteil sind starke Verkehrsemissionen innerhalb der in der Klimafunktionskarte<br />

markierten Kaltluftsammelgebieten, da in ihnen der Luftaustausch stark eingeschränkt<br />

ist und einmal emittierte Schadstoffe während Strahlungswetterlagen in der Nacht kaum bzw.<br />

nur sehr langsam verdünnt werden.<br />

9.2 Erläuterungen zur Planungshinweiskarte <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

In Abb. 9.1 (Legende siehe Abb. 9.2) ist ein Ausschnitt der Karte mit Hinweisen <strong>für</strong> die Planung<br />

beispielhaft dargestellt. (Die gesamte Karte liegt getrennt im A0-Format in digitaler<br />

Form bei.) Die Hinweise zur Planung unter klimatisch-lufthygienischen Gesichtspunkten<br />

erstrecken sich über das gesamte Stadtgebiet von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>. Für die Bereiche außerhalb<br />

der Stadtgrenze werden keine Planungshinweise dargestellt. Die Planungshinweise<br />

beziehen sich überwiegend auf mögliche Nutzungsänderungen, die zu ungünstigeren lokalklimatische<br />

Verhältnissen beitragen, wie beispielsweise zusätzliche Bebauung, Versiegelung<br />

etc. Ohne in den Kategorien der Planungshinweise gesondert aufgeführt zu sein, sind<br />

selbstverständlich Nutzungsänderungen, die zur Verbesserung der lokalklimatischen Verhältnisse<br />

beitragen, zu begrüßen. Das sind beispielsweise Maßnahmen zur Erhöhung des<br />

Freiflächen- und Vegetationsanteils, zur Beseitigung von Strömungshindernissen, zur Redu-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


Abb. 9.1: Ausschnitt aus der Planungshinweiskarte<br />

|ÿ<br />

0 0.45 0.9 1.8 2.7<br />

|ÿ<br />

|ÿ<br />

|ÿ<br />

Kilometer


Klimakarte <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Planungshinweiskarte<br />

Legende<br />

Freiflächen<br />

Siedlungsflächen<br />

Freiflächen mit bedeutender Klimaaktivität:<br />

klimaaktive Freiflächen in direktem Bezug zum Siedlungsraum,<br />

hohe Empfindlichkeit gegenüber nutzungsändernden Eingriffen<br />

Freiflächen mit weniger bedeutender Klimaaktivität:<br />

keine direkte Zuordnung zu besiedelten Wirkungsräumen,<br />

geringe Empfindlichkeit gegenüber nutzungsändernden Eingriffen,<br />

maßvolle ortsübliche Bebauung möglich<br />

Freiflächen mit geringer Klimaaktivität:<br />

geringer Einfluss auf besiedelte Wirkungsräume oder Freiflächen innerhalb eines<br />

ausgedehnten Klimapotenzials,<br />

relativ unempfindlich gegenüber begrenzten nutzungsändernden Eingriffen,<br />

selbst Bauwerke wie Hochhäuser oder großflächige Gewerbebetriebe möglich<br />

Bebaute Gebiete mit geringer klimarelevanter Funktion:<br />

keine nennenswerte klimatisch-lufthygienische Empfindlichkeit<br />

gegenüber Nutzungsintensivierung und Bebauungsverdichtung<br />

Bebaute Gebiete mit klimarelevanter Funktion:<br />

geringe klimatisch-lufthygienische Empfindlichkeit gegenüber<br />

Nutzungsintensivierung z. B. Arrondierung, Schließung von Baulücken<br />

Bebaute Gebiete mit bedeutender klimarelevanter Funktion:<br />

erhebliche klimatisch-lufthygienische Empfindlichkeit<br />

gegenüber Nutzungsintensivierung<br />

Bebaute Gebiete mit klimatisch-lufthygienischen Nachteilen:<br />

verdichtete Siedlungsräume bzw. störende Bauwerke,<br />

unter stadtklimatischen Gesichtspunkten sanierungsbedürftig<br />

Belastung durch Verkehrsemissionen<br />

Straße mit extremer Verkehrsbelastung: extreme Luft-/Lärmbelastung<br />

Straße mit sehr hoher Verkehrsbelastung: sehr hohe Luft-/Lärmbelastung<br />

Straße mit hoher Verkehrsbelastung: hohe Luft-/Lärmbelastung<br />

Tunnelportale<br />

Stadtkreisgrenze<br />

Fachliche Bearbeitung:<br />

A. Moldenhauer, T. Nagel, <strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co.KG (LOH), 2009<br />

Datengrundlage:<br />

Kaltluftmodellierung mit dem Programmsystem KALM (LOH), 2009<br />

Windfeldmodellierung mit dem Modell DIWIMO (LOH), 2009<br />

Luftbilder der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>; Stand 2004<br />

Verkehrsdaten: BS <strong>Ing</strong>enieure, Verkehrsentwicklungsplan <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong>, Analyse 2008<br />

Gebäudedigitalisierung der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Winddaten in <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> der LUBW, von Meteomedia und von der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> (Deponie Tiefloch)<br />

Abb. 9.2: Legende der Planungshinweiskarte


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 67<br />

zierung von Schadstofffreisetzungen etc. Grundlage der Planungshinweiskarte sind die<br />

Ausweisungen der Klimaanalysekarte (Kapitel 8), die Ergebnisse der Kaltluftsimulationen<br />

(Kapitel 5), die Berechnung zu den mittleren Durchlüftungsverhältnissen (Kapitel 6) und die<br />

topografischen Gegebenheiten, das heißt Höhenverhältnisse und Landnutzung.<br />

Die Karte mit den Hinweisen <strong>für</strong> die Planung wird durch die dunkelgrüne Farbe dominiert,<br />

das heißt durch Freiflächen mit bedeutender Klimaaktivität. Hier spiegelt sich das angesetzte<br />

Prinzip wider, dass Vegetationsflächen zu den geringsten Störungen des Lokalklimas führen.<br />

Die ausgedehnten Waldflächen des Nordschwarzwaldes tragen wesentlich zu den relativ<br />

klimatisch günstigen Bedingungen in einem Großteil des Untersuchungsgebietes bei. Dementsprechend<br />

sollte in diesen Gebieten aus klimatischer Sicht keine Nutzungsänderung und<br />

insbesondere keine Bebauung abseits der Siedlungen durchgeführt werden. Gleichermaßen<br />

ist eine Zersiedlung des Untersuchungsgebietes nicht zu begrüßen.<br />

Eine weitere große Rolle spielen die innerstädtischen Freiflächen mit bedeutender Klimaaktivität,<br />

da diese zumindest in den angrenzenden bebauten Bereichen <strong>für</strong> thermischen Ausgleich<br />

sorgen. Von besonders hoher Bedeutung sind diese Flächen, wenn sie sich innerhalb<br />

von Sanierungszonen bzw. innerhalb von Flächen mit erheblicher klimatisch-lufthygienischer<br />

Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen (rote und lila Flächen in der Planungshinweiskarte)<br />

befinden. Dies betrifft beispielsweise den Kurgarten, die Rotenbachanlagen,<br />

den Hauptfriedhof, die Hektor-Berlioz-Anlage und die Oos-Aue.<br />

Zusätzlich sind in der Karte Bereiche mit weniger bedeutender Klimaaktivität gekennzeichnet.<br />

Dies betrifft Ränder bestehender baulicher Nutzungen, vor allem in Kuppenlagen (Ebersteinburg)<br />

bzw. in Bereichen, in denen maßvolle Bebauung zu keiner relevanten Behinderung<br />

von bedeutenden Kaltluftabflüssen führt, wie z. B. Randbereiche von fast allen Stadtteilen<br />

von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mit der Ausnahme der Innenstadt und der Weststadt. Bei den letztgenannten<br />

sollte keine Siedlungserweiterung vorgenommen werden.<br />

In den Bereichen mit weniger bedeutender Klimaaktivität sind Entwicklungsmöglichkeiten der<br />

baulichen Nutzungen gegeben.<br />

Freiflächen mit geringer Klimaaktivität haben im Raum <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> nur relativ geringe<br />

räumliche Ausdehnungen. Dabei handelt es sich insbesondere um Bereiche in der Rheinebene<br />

ohne direkten Siedlungsbezug (ausschließlich an Gewerbegebieten). Dort wären bauliche<br />

Eingriffe mit nur geringen klimatischen Veränderungen in Siedlungsbereichen verbunden.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 68<br />

Weitere Signaturen der Karte beziehen sich überwiegend auf bebaute Bereiche bzw. Siedlungsgebiete.<br />

Diese sind mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten gegenüber Nutzungsänderungen<br />

belegt. Bebaute Gebiete mit geringen klimarelevanten Funktionen wurden in Hochund<br />

Kuppenlage außerhalb der Talbereiche vergeben. Dies betrifft gut durchlüftete Bebauung<br />

im Bereich von Ebersteinburg sowie an der Ruine Hohenbaden.<br />

Einzelne kleinere Siedlungsgebiete mit Größen von weniger als 0.1 km 2 in Talbereichen<br />

(z. B. Malschbach und Schmalbach) stellen, sofern sie sich nicht im Nahbereich größerer<br />

Siedlungen befinden und keine siedlungsrelevanten Kaltluftabflüsse behindern, bebaute Gebiet<br />

mit klimarelevanten Funktionen dar.<br />

Gleiches gilt <strong>für</strong> locker bebaute Talbereiche, die überwiegend aus Gartenstadt- und<br />

Stadtrandklimatopen bestehen und ebenfalls den Kaltluftzufluss in weiteren Siedlungsbereichen<br />

nicht relevant beeinflussen. Dies sind große Teile der Ortsteile Geroldsau, Oberbeuern<br />

und Lichtental, die locker bebauten Hangbereiche westlich des Kurgartens und in Höhe<br />

Weststadt die Bebauung in Balg, im nordwestlichen Teil von Sandweier, große Teile von<br />

Haueneberstein sowie von Steinbach, Varnhalt und Neuweier.<br />

Die genannten Bereiche beinhalten auch Gebiete, in denen die Kaltluft bereits vom Boden<br />

abgehoben ist und deshalb in diesen Bereichen und weiter stromab keine relevanten Temperaturerniedrigungen<br />

in der bebauten unteren Schicht mit sich bringen kann.<br />

In den orange gekennzeichneten Bereichen ist eine maßvolle Nutzungsintensivierung, wie<br />

z. B. Arrondierung an den Siedlungsrändern und das Schließen von Baulücken möglich.<br />

Diese sollte jedoch der Umgebung angemessen erfolgen.<br />

Die in der Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> aus klimatischer Sicht sanierungsbedürftigen Bereiche sind in<br />

der Planungshinweiskarte mit einem lila Farbton gekennzeichnet. Dies sind zunächst verdichtete<br />

Siedlungsräume, die klimatisch-lufthygienisch stark belastet sind. Dazu zählen neben<br />

allen laut Klimafunktionskarte als Stadtkern-Klimatop ausgewiesenen Flächen auch diejenigen<br />

bebauten Bereiche, in denen der Luftaustausch maßgeblich durch Bauwerke behindert<br />

wird und die hohe thermische Belastungen aufweisen, beispielsweise Teilbereiche des<br />

Stadt-Klimatopes und größere Gewerbe- und Industriegebiete, sofern sich diese im bebauten<br />

Bereich befinden.<br />

Sanierungszonen stellen in diesem Sinne der gesamte Innenstadtbereich bis einschließlich<br />

Festspielhaus, die Bebauung im Kreuzungsbereich Eisenbahnstraße/Eichelgartenstraße<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 69<br />

sowie der Gewerbebereich Balger Straße/Rheinstraße, die Zentren der Weststadt und von<br />

Haueneberstein, der Bereich des Fachmarktzentrums sowie der zentrale Bereich des<br />

Gewerbegebietes entlang der Bahnackerstraße dar. Eine weitere kleinere Sanierungszone<br />

befindet sich im Bereich der Stadtwerke <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> in Lichtental.<br />

In den gekennzeichneten Sanierungsbereichen sind aufgrund der hohen klimatischen<br />

und/oder lufthygienischen Belastung dringend Maßnahmen zur Verbesserung der klimatischlufthygienischen<br />

Situation anzuraten.<br />

Gleichermaßen sind Gebiete als sanierungsbedürftig im Sinne des Stadtklimas zu bezeichnen,<br />

in denen aufgrund störender Bauwerke die Belüftung der Stadt eingeschränkt wird. Dies<br />

trifft in Lichtental zu auf die Bebauung im Bereich des Brahmsplatzes und südlich davon.<br />

Dort ist die Versiegelung relativ hoch und damit der Vegetationsanteil gering. Außerdem wird<br />

aufgrund eines Bebauungsriegels quer zur Luftströmung ca. 100 m südlich des Brahmsplatzes<br />

der Kaltluftabfluss in Richtung Lichtental behindert.<br />

Auch die nördliche Bebauung der Weststadt ist als langgestreckter Querriegel zu den zu<br />

Beginn der Nacht bedeutsamen Hangwinden zu interpretieren, so dass auch dort aufgrund<br />

der jetzigen Bebauungsstruktur eine Einsickern der Kaltluft in das Stadtgebiet behindert wird.<br />

Deshalb wurde auch dieser Bereich als sanierungsbedürftig gekennzeichnet. Die klimatischen<br />

Untersuchungen haben aufgezeigt, dass die vorhandenen Kaltluftzuflüsse eine außerordentlich<br />

wichtige Bedeutung <strong>für</strong> die Mindestbelüftung der Stadt aufweisen. Eine unter<br />

klimatischen Gesichtspunkten erfolgende Sanierung der so gekennzeichneten Bereiche<br />

würde zu einer Verbesserung der Durchlüftungssituation <strong>für</strong> Teilgebiete von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

(Weststadt und Lichtental) führen. Aus diesem Grund sind o. g. Bereiche als Sanierungszonen<br />

ausgewiesen.<br />

Für alle als sanierungsbedürftig gekennzeichneten Flächen (also sowohl diejenigen Flächen,<br />

die hohe thermische und lufthygienische Belastungen aufweisen, als auch diejenigen, die<br />

aufgrund von Bauwerken die Belüftung der Stadt einschränken) sollten unter stadtklimatischen<br />

Gesichtspunkten die selben gegensteuernden Maßnahmen erfolgen: Verringerung<br />

des Versiegelungsgrades bzw. Entsiegelung, Erhöhung des Vegetationsanteils bzw. intensive<br />

Begrünung (einschließlich Fassaden- und Dachbegrünung), Durchgrünung von Innenhöfen,<br />

Begrünung von Straßenräumen sowie Verringerungen des Emissionsaufkommens,<br />

insbesondere der Verkehrsemissionen (Verkehrsberuhigung, Förderung des ÖPNV). Zudem<br />

wird eine Schaffung bzw. Erweiterung von möglichst begrünten Durchlüftungsbahnen emp-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 70<br />

fohlen; damit ist auch gegebenenfalls die Entfernung oder Verlagerung störender Bauwerke<br />

verbunden.<br />

Bei allen Planungen innerhalb dieser Flächenausweisungen sind detaillierte klimatisch-lufthygienische<br />

Fachgutachten notwendig.<br />

Die rot gekennzeichneten Bereiche stellen bebaute Gebiete mit bedeutender klimarelevanter<br />

Funktion dar. Diese schließen sich im Innenstadtbereich bzw. in der Weststadt, in Oos und in<br />

Haueneberstein an die dortigen stark überwärmten Bereiche (Sanierungszonen) an. Sie sind<br />

etwas lockerer bebaut als die Sanierungszonen und besser durchlüftet. Eine Nutzungsintensivierung<br />

dieser Gebiete würde zu einer Ausweitung der klimatischen Sanierungszonen im<br />

Innerstadtbereich führen und sollte deshalb vermieden werden. Dies betrifft beispielsweise<br />

die Bebauung, die sich beiderseits des Innenstadtkerns befindet oder beiderseits der Sanierungszone<br />

in der Weststadt. Auch der erweiterte Stadtkern von Haueneberstein sowie die im<br />

Umfeld der sanierungsbedürftigen Gewerbebereiche in Oos befindlichen bebauten Gebiete<br />

sind entsprechend gekennzeichnet.<br />

Auch im Bereich der <strong>für</strong> das Stadtgebiet bedeutsamen Kaltluftschneisen sollte eine Nutzungsintensivierung<br />

vermieden werden. Dies betrifft beispielsweise Teilbereiche von Geroldsau,<br />

die Bebauung im nördlichen Bereich von Lichtental, die Bebauung um den Hauptfriedhof<br />

südöstlich der Innenstadt, südliche Teilbereiche der Cité und von Sandweier sowie die im<br />

Steinbachtal liegenden bebauten Bereiche von Neuweier und Steinbach.<br />

Auch Gebiete, in denen Hangabwinde zu Beginn des Kaltluftabflusses ins Stadtgebiet hinein<br />

sickern, sollten von einer Nutzungsintensivierung freigehalten werden (z. B. östliche Bereiche<br />

von Varnhalt, südöstliche Bereiche von Haueneberstein u.a.).<br />

Bei Sanierungsmaßnahmen sollten in rot gekennzeichneten Bereichen Barrierewirkungen,<br />

zum Beispiel durch bestehende Baustrukturen beseitigt werden. Umnutzungen baulicher Art<br />

(z. B. Neubauten) sollten aus stadtklimatischen Gründen ausgeschlossen bleiben oder unter<br />

Berücksichtigung belüftungsstruktureller Gegebenheiten nur in Ausnahmefällen und unter<br />

Zugrundelegung strengster Auflagen ermöglicht werden.Zusammenfassend lässt sich feststellen,<br />

dass die genannten Gebiete allesamt eine erhebliche klimatisch-lufthygienische<br />

Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierungen aufweisen. Weitere Bau- und Versiegelungsmaßnahmen<br />

führen zu negativen Auswirkungen auf die klimatische Situation. Für<br />

diese Gebiete wird daher eine Vergrößerung des Vegetationsanteils und eine Betonung bzw.<br />

Erweiterung der Belüftungsflächen empfohlen.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 71<br />

Bei nutzungsändernden Planungen <strong>für</strong> diese ausgewiesenen Flächen sind detaillierte klimatisch-lufthygienische<br />

Fachgutachten notwendig.<br />

9.3 Fazit<br />

Die Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> ist aufgrund ihrer überwiegenden Lage in den Talbereichen des<br />

Nordschwarzwaldes bzw. in der Rheinebene in Großteilen bezüglich ihrer Durchlüftung eingeschränkt.<br />

Im Zentrum der Stadt befinden sich Bereiche mit klimatisch-lufthygienischen<br />

Nachteilen, in denen bereits jetzt erhöhte Wärme- und Schadstoffbelastungen vorliegen.<br />

Aufgrund zukünftiger Klimaänderungen hin zu höheren Temperaturen wird dort selbst ohne<br />

Änderung der Bedingungen der Hitzestress zunehmen.<br />

Die bei Strahlungswetterlagen einsetzenden Kaltluftabflüsse sowie vorliegende Luftleitbahnen<br />

tragen zu einer Mindestbelüftung des Stadtgebietes bei. Deshalb sollten die <strong>für</strong> diese<br />

Durchlüftung bedeutsamen Bereiche (Teilgebiete der roten und dunkelgrünen Flächen der<br />

Planungshinweiskarte) möglichst nicht weiter bebaut werden.<br />

Die in der Planungshinweiskarte rot und lila gekennzeichneten Siedlungsbereiche stellen<br />

jedoch nicht zwangsläufig Bereiche dar, die in keinem Falle bebaut werden dürfen. Bei geplanten<br />

Nutzungsänderungen in diesen Bereichen sollten jedoch strenge Auflagen den jeweiligen<br />

Eingriff zumindest mildern. Vorstellbar wäre beispielsweise das Vorschreiben der<br />

Einbindung von Vegetation (Büsche, Bäume, Dach- und Fassadenbegrünung) und eine damit<br />

verbundene Erhöhung des Grünvolumens. In jedem Falle sollte in diesen Bereichen Riegelbebauung<br />

quer zum Kaltluftabfluss oder zur Luftleitbahn vermieden werden. Außerdem<br />

sollten ortstypische Bebauungshöhen nicht überschritten werden.<br />

Allgemein können Nutzungsänderungsvarianten sehr vielfältig sein und in unterschiedlich<br />

sensiblen Stadtbereichen zu unterschiedlich großen Beeinträchtigungen führen. So beeinflussen<br />

beispielsweise einzelne Garagen wegen ihrer niedrigen Höhe und geringen Grundflächen<br />

die Wind- und Temperaturverhältnisse kaum, während hohe Riegelbebauung von<br />

mehrstöckigen Häusern in Luftleitbahnen oder Kaltluftschneisen die Durchlüftung stark herabsetzen<br />

können.<br />

Im vorliegenden Bericht werden allgemeine Hinweise zur Wirkung von Bebauung gegeben.<br />

Detaillierte Vorgehensweisen <strong>für</strong> Genehmigungen im Einzelfall können im Rahmen des vorliegenden<br />

Projektes nicht erarbeitet werden, da in der Maßstabsebene des Flächennutzungsplanes<br />

gearbeitet wird. Es wird aber empfohlen, bei stark nutzungsändernden Planun-<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


<strong>Ing</strong>enieurbüro <strong>Lohmeyer</strong> GmbH & Co. KG 72<br />

gen in sensitiven Bereichen detaillierte klimatisch-lufthygienische Fachgutachten anfertigen<br />

zu lassen.<br />

Weiterführend zum vorliegenden Projekt wäre es eventuell hilfreich, eine Checkliste bzw.<br />

einen Leistungskatalog zu erstellen, der zusätzliche Hilfestellung <strong>für</strong> die Bewertung klimatischer<br />

Belange im Rahmen der Bauleitplanung gibt, da je nach Plangebietsgröße, Art und<br />

Größe der Nutzungsänderung, klimatischer Sensitivität des Plangebietes etc. unterschiedliche<br />

Anforderungen an einen notwendigen Untersuchungsumfang gestellt werden müssen.<br />

Bei kleinen Plangebieten mit geringen Nutzungsänderungen reicht oftmals schon eine gutachterliche<br />

Stellungnahme aus. Für große Planungen in klimatisch sensiblen Räumen sind<br />

dagegen umfangreiche Gutachten ggf. mit komplexen Modellrechnungen notwendig, um die<br />

Auswirkungen ausreichend genau beschreiben zu können und ggf. auch Optimierungen<br />

durchführen zu können.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02


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Mikroskalige empirische Untersuchungen zur räumlichen und zeitlichen Struktur von<br />

thermisch induzierten Bergwinden im Mittelgebirge, ihrer Modifikation durch Bebauungen<br />

und ihre raumplanerische Bewertung. Habilitationsschrift eingereicht an der Geowissenschaftlichen<br />

Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Oktober 1997.<br />

Zenger, A. (1996): Unterschiedliche Verfahren zur Prognose atmosphärischer Immissionen<br />

im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen - Methoden, Möglichkeiten und Grenzen.<br />

In: Pfaff-Schley (Hrsg.): Die Umweltverträglichkeitsprüfung. Springer, Berlin.<br />

Zenger, A. (1998): Atmosphärische Ausbreitungsmodellierung. Grundlagen und Praxis.<br />

Springer-Verlag, Berlin, 1998.<br />

Stadtklimaanalyse <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 61202-08-02

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