Verteilte Intelligenz ersetzt zentrale SPS Alle Macht den Antrieben - KI
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
<strong>Verteilte</strong> <strong>Intelligenz</strong> <strong>ersetzt</strong> <strong>zentrale</strong> <strong>SPS</strong><br />
<strong>Alle</strong> <strong>Macht</strong> <strong>den</strong> <strong>Antrieben</strong><br />
Die Integration einer <strong>SPS</strong> in die Antriebssteuerung kann nicht nur die<br />
<strong>zentrale</strong> <strong>SPS</strong> einer Maschine entlasten, sie kann letztere sogar ersetzen. So<br />
geschehen bei Maschinen von Koester für die Herstellung von Tapes: Servo -<br />
antriebe von Getriebebau Nord und Klemmen ersetzen hier die Maschinen -<br />
steuerung. Das Automatisierungskonzept stützt sich auf die integrierten<br />
Technologie- und <strong>SPS</strong>-Funktionen der Servoregler.<br />
Für 1,5 Milliar<strong>den</strong> Windeln pro<br />
Monat produziert das Unternehmen<br />
Koester wiederverschließbare<br />
Klebetapes. Das bei<br />
Bamberg ansässige Unternehmen<br />
gehört zur Lohmann-Gruppe und ist<br />
auf die Herstellung von Klebe- und<br />
Verschlusssystemen spezialisiert.<br />
Diese wer<strong>den</strong> bei Babywindeln, in<br />
der Medizin, im Hygienebereich sowie<br />
für Artikel des Büro- und Druckereibedarfs<br />
verwendet. Eine Spezialität<br />
der Mittelfranken ist ihre<br />
Flexibilität: Hohe Stückzahlen sind<br />
ebenso wenig ein Problem wie<br />
kleinste Auflagen und individuelle<br />
Formate.<br />
Verminderung der<br />
Komponentenanzahl<br />
Die Produktion erfolgt auf selbst<br />
entwickelten Maschinen, die ganz<br />
ohne <strong>zentrale</strong> Kopfsteuerung (<strong>SPS</strong>)<br />
auskommen. Sie basieren auf einem<br />
einheitlichen Grundkonzept, das<br />
auf die spezifischen Anforderungen<br />
<strong>Alle</strong>s in einem Gehäuse: Servoregler, <strong>SPS</strong>, Bremschopper,<br />
Netzfilter und Spannungsversorgung<br />
bei der Tape-Produktion ausgerichtet<br />
ist: Die verschie<strong>den</strong>en Tapes wer<strong>den</strong><br />
von der Rolle gespult, in mehreren<br />
Prozessstufen zusammengefügt,<br />
geklebt, eingefärbt, auf neue Bahnbreiten<br />
geschnitten und schließlich<br />
wieder aufgewickelt. Bei der Projektierung<br />
der neuen Automatisierungslösung<br />
kam es darauf an, die<br />
Wickelgeschwindigkeit und -qualität<br />
deutlich zu verbessern. Daraus<br />
resultieren hohe Anforderungen an<br />
die Antriebstechnik: Das empfindliche<br />
Trägermaterial für die Verschlusssysteme<br />
– je nach Typ weiche<br />
Nonwoven-Träger sowie Folie und<br />
Papier – muss beim schnellen Umspulen<br />
unter konstanter Spannung<br />
stehen, darf dabei aber auch nicht<br />
reißen.<br />
Neben solchen prozesstechnischen<br />
Anforderungen galt das Interesse<br />
vor allem einem Maschinenkonzept,<br />
mit dem sich innerhalb kürzester<br />
Zeit auch Anlagen für Nicht-Standard-Produkte<br />
bauen lassen. Daraus<br />
ergab sich die Forderung, die Anzahl<br />
der Komponenten und damit<br />
der Schnittstellen zu<br />
vermindern. Als Konsequenz<br />
entstand eine<br />
Lösung, die ganz ohne die<br />
übliche <strong>SPS</strong> auskommt.<br />
Über CANopen vernetzte<br />
Servoantriebe von Getriebebau<br />
Nord übernehmen<br />
mit integrierten <strong>SPS</strong>en und<br />
ihren Wickel-Technologiefunktionen<br />
sämtliche<br />
Steuerungsaufgaben<br />
gleich mit.<br />
Die Kommunikation der<br />
Automatisierungskompo -<br />
nenten basiert auf CAN -<br />
open. Über diesen Feldbus<br />
erhalten alle Teilnehmer<br />
via PDOs zyklisch die Echtzeitdaten.<br />
Damit können<br />
die einzelnen Antriebe<br />
vom Bedienfeld paramet -<br />
Halle 3,<br />
Stand 151<br />
Parametrierung einer Tape-Maschine<br />
bei Koester<br />
riert und die Statusinformationen<br />
visualisiert wer<strong>den</strong>. Die digitalen<br />
und analogen Signale für Diagnose<br />
und Steuerung sind über de<strong>zentrale</strong><br />
CAN open-Standard-I/O-Module angebun<strong>den</strong>.<br />
Die einzelnen Antriebe<br />
tauschen untereinander die zur Koordination<br />
notwendigen Parameter<br />
aus und berechnen in Echtzeit ihre<br />
neuen Regelsollwerte.<br />
Servoregler als Wickler<br />
Die eingesetzten Servoregler vom<br />
Typ Nordac SK 1000E erreichen auf<br />
Grund ihres volldigitalen, feldorientierten<br />
Regelungskonzepts Abtastzeiten<br />
von 50 µs bei der Strom-,<br />
Drehzahl-, und Lageregelung. Das<br />
reicht auch für hohe Dynamikanforderungen.<br />
Außerdem verfügen die<br />
Geräte über Positionier- und Technologiefunktionen,<br />
die sich durch<br />
die integrierte <strong>SPS</strong> einfach in Applikationen<br />
einbin<strong>den</strong> lassen. �<br />
Dr.-Ing. Torsten Radner ist Leiter Entwicklung<br />
elektrische Antriebstechnik bei der Getriebebau<br />
Nord GmbH & Co. KG in Bargteheide/<br />
Hamburg<br />
76 47. Jahrgang 2002, Nr. S1
Von Servoreglern gesteuertes Umspulwerk Zusammenwirken der logischen Reglermodule und der<br />
Entwicklungsumgebung<br />
Zu <strong>den</strong> im Regler integrierten Technologiefunktionen<br />
gehört auch ein<br />
Wickelrechner, der zu jeder Zeit für<br />
<strong>den</strong> richtigen und ruckfreien Zug<br />
bzw. für die vorgegebene Zugab -<br />
nahme sorgt. Aus <strong>den</strong> Anfangsdurchmessern<br />
der Spulen und dem<br />
Sollzug wird unter Berücksichtigung<br />
der Reibwerte und Trägheitsmo -<br />
mente laufend der aktuelle Rollendurchmesser<br />
und daraus das Moment<br />
für die Zugkraft berechnet.<br />
Damit können die herkömmlichen<br />
Messungen der Wickeldurchmesser<br />
entfallen. <strong>Alle</strong> Parameter und Funktionen<br />
sind zur Laufzeit direkt über<br />
<strong>den</strong> CANopen-Bus oder die integ -<br />
rierte <strong>SPS</strong> beeinflussbar.<br />
Die in <strong>den</strong> Servoregler integrierte<br />
echtzeitfähige <strong>SPS</strong> hat eine Zyklus-<br />
zeit von 100 µs. Sie übernimmt die<br />
Ausführung der schnellen Funktionen<br />
im Regeltakt der Antriebsfunktionen.<br />
Damit können Daten ohne<br />
externe Feldbusse in einem Zyklus<br />
zwischen <strong>den</strong> technologischen Modulen<br />
und der <strong>SPS</strong> ausgetauscht wer<strong>den</strong>.<br />
Die Signale der je sechs Ein- und<br />
Ausgänge am Regler selbst verarbeitet<br />
die <strong>SPS</strong> in Echtzeit. Bei Bedarf lassen<br />
sich auch zusätzliche Signale per<br />
CANbus ankoppeln.<br />
Die Programmierung der integrierten<br />
<strong>SPS</strong> erfolgt nach Belieben on-<br />
oder offline über Masken, in die nur<br />
die jeweiligen Befehlsparameter<br />
eingetragen wer<strong>den</strong>. Der Befehlsvorrat<br />
reicht von einfachen Merkeroperationen<br />
über Verfahrbefehle<br />
bis zu Kommandos für das Sen<strong>den</strong>,<br />
Empfangen und Auswerten der über<br />
<strong>den</strong> CANBus laufen<strong>den</strong> Daten. Auch<br />
die Kombination von Befehlen mit<br />
<strong>den</strong> technologischen Funktionen ist<br />
möglich. Neben <strong>den</strong> logischen sind<br />
auch mathematische Rechenoperationen<br />
verfügbar.<br />
Übersichtliche<br />
Anlagentopologie<br />
Eine IEC 61131-Implemen tierung für<br />
die <strong>SPS</strong> kam nicht in Frage: Frei<br />
konfigurier bare Techno logie funk -<br />
tionen sind auf diesem Weg nicht so<br />
implementierbar, dass sie zur Laufzeit<br />
mit <strong>den</strong> geforderten Lageregeltakten<br />
mithalten könnten – eine<br />
Aufgabe, für die der IEC 61131-Standard<br />
ja auch gar nicht ausgelegt ist.<br />
78 47. Jahrgang 2002, Nr. S1