BürgerInfoBroschüre - Stadt Pulheim
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Synagoge Stommeln<br />
Hermann II. (Pusillus), der hier ein verfallenes älteres<br />
Hofgut zusammen mit einer dem heiligen<br />
Medardus geweihten Kapelle wieder aufbauen ließ.<br />
Um 991 heiratete sein Sohn und späterer Nachfolger<br />
Ehrenfried (Ezzo) die Tochter Mathilde des<br />
deutschen Kaisers Otto II. und überreichte ihr das<br />
Anwesen als Morgengabe. Beide stifteten hier im<br />
Jahre 1024 die Benediktinerabtei.<br />
Die urkundlichen Erstnennungen der übrigen Orte<br />
in der <strong>Stadt</strong> sind jünger: Dansweiler, Freimersdorf<br />
und Manstedten werden in einer Liste von Gütern<br />
genannt, mit denen der lothringische Pfalzgraf<br />
Ezzo sein Hauskloster Brauweiler nach der Gründung<br />
ausstattete (zur Frage der Datierung vgl. Peter<br />
Schreiner: Die Geschichte der Abtei Brauweiler<br />
bei Köln 1024 – 1802; 22. Sonderveröffentlichung<br />
des Vereins für Geschichte und Heimatkunde – <strong>Pulheim</strong><br />
2001, S. 19 und 397f.) Ingendorf wird 1094,<br />
Orr 1086 und Sinnersdorf 1230 zum ersten Mal<br />
genannt.<br />
Die jüngste Siedlung ist Stommelerbusch. Sie entstand<br />
als Waldrodungssiedlung im 19. Jahrhundert.<br />
Während des Mittelalters gehörten der nördliche und<br />
westliche Teil der heutigen <strong>Stadt</strong> mit den Hauptorten<br />
<strong>Pulheim</strong> und Stommeln zum Herzogtum Jülich.<br />
Sinnersdorf und Orr wurden vom Herzogtum Berg<br />
und vom Kurfürstentum Köln gemeinsam verwaltet.<br />
Der südliche Teil um Brauweiler gehörte zur<br />
Herrlichkeit Brauweiler, einer Unterherrschaft im<br />
Kölner Erzstift.<br />
Bedeutende Grundherren in allen Orten waren<br />
geistliche Institutionen wie Kölner Stifte und Klöster<br />
sowie die Abtei Brauweiler. Das prägende Element<br />
im Bild aller Siedlungen bildeten ihre landwirtschaftlichen<br />
Großbetriebe. Neben dieser geistlichen<br />
Grundherrschaft war der Besitz des Adels geringer.<br />
Nennenswerte ritterliche Güter gab es in Stommeln<br />
und Geyen. Die Anlage der Geyener Wasserburg<br />
(Junkerburg) – ein Lehen der Kölner Domkirche –<br />
zeigt noch heute die wehrhaften Funktionen eines<br />
Adelssitzes. Neben diesen großen Höfen gab es<br />
kleinere und mittlere bäuerliche Betriebe, deren<br />
Existenz zum Teil nur durch Anpachtung von Ackerland<br />
aus dem Besitz der geistlichen Grundherren<br />
gewährleistet war.<br />
Erst die Auflösung des geistlichen Grundbesitzes<br />
während der französischen Herrschaftsperiode<br />
durch die Säkularisation im Jahr 1802 hatte<br />
grundlegende soziale Veränderungen zur Folge. Die<br />
landwirtschaftlichen Großbetriebe der Kirchen und<br />
Klöster wechselten ihre Besitzer. Vielfach wurden<br />
sie von den bisherigen Halfen aufgekauft. Ein Teil<br />
dieser Höfe wurde ebenso wie der übrige bäuerliche<br />
Besitz während des 19. Jahrhunderts durch die<br />
bestehende Sitte der Realteilung unter den Erben<br />
aufgesplittet. Neue Häuser und Gehöfte wurden<br />
gebaut, was zu einer Verdichtung der Bebauung<br />
innerhalb der Siedlungen führte.<br />
Zahlreiche Backsteinbauten dieser Zeit prägen noch<br />
heute die alten Siedlungskerne. Bereits während<br />
der französischen Herrschaftsperiode entstanden<br />
Bürgermeistereien („mairies“): Freimersdorf mit<br />
Brauweiler, <strong>Pulheim</strong> und Stommeln mit Sinnersdorf.<br />
Seit 1816, dem Gründungsjahr des ehemaligen<br />
Landkreises Köln unter preußischer Verwaltung,<br />
waren die Orte der heutigen <strong>Stadt</strong> durch wechselnde<br />
Verwaltungseinheiten immer wieder miteinander<br />
verknüpft. Als Sitz eines größeren Amtsverbandes<br />
trat <strong>Pulheim</strong> mehrfach in Erscheinung. Seit 1975 ist<br />
es zentraler Hauptort der gleichnamigen Gemeinde,<br />
die am 1. Januar 1981 <strong>Stadt</strong>rechte erhielt.<br />
Peter Schreiner, Verein für Geschichte e. V.