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Ai Stadt, ai Club, ai Liebi

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Urs Dünner<br />

AI STADT,<br />

AI CLUB,<br />

AI LIEBI –<br />

FC BASEL 1893


AI STADT,<br />

AI CLUB,<br />

AI LIEBI –<br />

FC BASEL 1893<br />

ZWISCHEN DEN STERNEN


Alle Rechte vorbehalten<br />

© 2017 Friedrich Reinhardt Verlag, Basel<br />

Projektleitung: Stephan Rüdisühli<br />

Layout: Morris Bussmann<br />

Fotografien: Sofern nicht anders vermerkt,<br />

liegt das Copyright beim Autor.<br />

ISBN 978-3-7245-2235-5<br />

Der Friedrich Reinhardt Verlag wird vom<br />

Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag<br />

für die Jahre 2016–2020 unterstützt.<br />

www.reinhardt.ch


INHALT<br />

VORWORT<br />

9<br />

FANS<br />

11<br />

SPIELER<br />

79<br />

80 Marco Streller<br />

86 Alex Frei<br />

94 Scott Chipperfield<br />

98 Benjamin Huggel<br />

104 Valentin Stocker<br />

108 Breel Embolo<br />

114 Matías Delgado<br />

119<br />

12 Fan-Kategorien<br />

14 Verschiedene<br />

20 Roger Federer<br />

22 Mythos Muttenzerkurve<br />

24 Choreos<br />

46 Graffiti<br />

MANNSCHAFT<br />

50<br />

52 S<strong>ai</strong>son 2003/2004<br />

53 S<strong>ai</strong>son 2004/2005<br />

53 S<strong>ai</strong>son 2006/2007<br />

54 S<strong>ai</strong>son 2007/2008<br />

55 S<strong>ai</strong>son 2008/2009<br />

56 S<strong>ai</strong>son 2009/2010<br />

58 S<strong>ai</strong>son 2010/2011<br />

59 S<strong>ai</strong>son 2011/2012<br />

62 S<strong>ai</strong>son 2012/2013<br />

63 S<strong>ai</strong>son 2013/2014<br />

64 S<strong>ai</strong>son 2014/2015<br />

68 S<strong>ai</strong>son 2015/2016<br />

72 S<strong>ai</strong>son 2016/2017<br />

PRÄSIDENTEN<br />

120 Rene C. Jäggi<br />

120 Werner Edelmann<br />

121 Gisela «Gigi» Oeri<br />

121 Bernhard Heusler


TRAINER<br />

125<br />

STADION<br />

179<br />

2017 – CUPFEIER,<br />

MEISTERFEIER UND<br />

STADTFEST 183<br />

126 Claude «Didi» Andrey<br />

126 Christian Gross<br />

127 Thorsten Fink<br />

127 Heiko Vogel<br />

128 Murat Yakin<br />

128 Paulo Sousa<br />

129 Urs Fischer<br />

129 Raphael Wicky<br />

133<br />

BARFI<br />

184 Cupfeier zum 12. Cupsieg<br />

194 Meisterfeier zum 20. Meistertitel, 6. Double und 2. Stern<br />

212 <strong>Stadt</strong>fest<br />

ROTBLAU<br />

DANKE<br />

SPONSOREN<br />

235<br />

237<br />

238


VORWORT<br />

Die letzten 15 Jahre waren für den FC<br />

Basel eine aufregende Zeit. Vom ersten<br />

Meistertitel nach 22 Jahren bis<br />

zum Einzug in den Europa-League-Halbfinal<br />

im Jahr 2013 hat der<br />

treue FCB-Fan in dieser Zeit einiges<br />

erlebt.<br />

Es sind nicht nur Emotionen, an welche<br />

sich Menschen gerne zurückerinnern, es sind vor allem<br />

auch spezifische Bilder. Wie oft wünscht man sich, man<br />

hätte eine denkwürdige Situation abgelichtet, um sie für<br />

immer festhalten zu können?<br />

Diese Tatsache macht meine Begeisterung für die Fotografie<br />

aus – die Möglichkeit, einen unvergesslichen Moment<br />

immer wieder abrufen zu können. Wie kann man Emotionen<br />

besser beschreiben als mit Bildern?<br />

Wie auf viele FCB-Fans trifft die Aussage «FCB-Fan kasch<br />

nid wärde, FCB-Fan das muesch syy» auch auf mich zu.<br />

Schon früh nahm unser Vater meinen Bruder und mich mit<br />

ins Stadion, zuerst auf den Landhof, später dann ins Joggeli.<br />

In meiner langen Zeit als FCB-Fan habe ich nicht nur<br />

alle Höhen und Tiefen des Vereins miterlebt, ich hatte auch<br />

die Möglichkeit, viele wichtige und interessante Persönlichkeiten<br />

rund um den FC Basel kennenlernen zu dürfen.<br />

Zwischen 2003 und 2012 arbeitete ich im Web-Team des<br />

FC Basel und hatte tolle Erlebnisse mit den Spielern, dem<br />

Staff und den Fans. Nach dem Austritt aus dem Webteam<br />

habe ich weiterhin über den FCB berichtet. Einerseits über<br />

meinen Blog, andererseits in der Zusammenarbeit mit<br />

Andreas Aeschlimann, der die erste FCB-App lanciert hat.<br />

Zusammen betreiben wir die Facebook-Seite Rotblau, welche<br />

in der Zwischenzeit über 10 000 Likes hat.<br />

In den nun fast 15 Jahren, in denen ich den FCB fotografisch<br />

bereits begleite, habe ich während der Spiele und abseits<br />

des Platzes Tausende Bilder geschossen. Für dieses Buch<br />

habe ich meine besten Fotos thematisch gegliedert und<br />

zusammengestellt.<br />

Mit der Sammlung meiner Lieblingsbilder rund um den FC<br />

Basel möchte ich Emotionen wecken, Erinnerungen hervorrufen<br />

und einen geschichtsträchtigen Abschnitt der Entwicklung<br />

des FC Basel dokumentarisch festhalten und<br />

weitergeben.<br />

Urs Dünner<br />

Lieber Urs,<br />

liebe Leserinnen und Leser<br />

Meine erste Reaktion nach der Projekteingabe<br />

und der Vorstellung des<br />

Projektes innerhalb unseres Bewilligungsteams<br />

war ein «Ja» zum Projekt.<br />

Da ich Urs kenne und in diesem<br />

Fall befangen war, sollten die anderen<br />

Mitglieder entscheiden. Auch von dieser Seite kam<br />

dabei ein klares «Ja» zum Projekt.<br />

Da ich wusste, wie engagiert und mit welcher Leidenschaft<br />

Urs bei der (FCB-)Sache ist, war ich von Anfang an überzeugt,<br />

dass sein Projekt nur von Erfolg gekrönt sein kann.<br />

Das Ergebnis hält ihr nun in euren Händen.<br />

Genau solche Projekte wie «<strong>Ai</strong> <strong>Stadt</strong>, <strong>Ai</strong> <strong>Club</strong>, <strong>Ai</strong> <strong>Liebi</strong> –<br />

FC Basel 1893» waren für unsere Bank ausschlaggebend<br />

und eine Motivation, den Marktplatz zu konzipieren. Wir<br />

haben als erste Bank überhaupt in der Schweiz einen<br />

Marktplatz für Crowdfunding zur Verfügung gestellt.<br />

Beim Crowdfunding geht es um eine Schwarmfinanzierung<br />

des Projektes durch das eigene Umfeld, aber auch durch<br />

weitere auf das Projekt aufmerksam gewordene Personen.<br />

Aus diesem Grund spielen Social-Media-Kanäle eine sehr<br />

wichtige Rolle, da das Projekt viral verbreitet wird.<br />

Der FC Basel ist in unserer Region Kult. Wie auch Urs<br />

schreibt: «FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch<br />

syy.» Ich habe die Zeiten der NLB und vor allem den<br />

Aufstieg 1994 miterlebt. Natürlich war meine Zeit beim FCB<br />

als Spieler ein Highlight in meinem Leben und die Erinnerungen<br />

daran werden mich mein Leben lang begleiten.<br />

Der FC Basel hat sich seit jener Zeit enorm weiterentwickelt.<br />

Er ist heute nicht nur in der Schweiz der grösste<br />

Fussballverein, sondern auch in Europa kennt jeder Fussballfachmann<br />

die Marke «FCB».<br />

Das Buch-Projekt hat innerhalb weniger Wochen sein Ziel<br />

erreicht, dies, weil es die Unterstützer mit viel Leidenschaft<br />

und Liebe zum FCB überzeugt hat.<br />

Lieber Urs, du darfst stolz auf dein Buch sein, darauf, was<br />

und vor allem wie du es erreicht hast.<br />

Herzliche und sportliche Grüsse<br />

Atilla Sahin<br />

9


10 10


1<br />

FANS<br />

Fussball ohne Fans?<br />

Undenkbar! Erst ein gut<br />

gefülltes Stadion mit<br />

Tausenden von Menschen,<br />

welche das<br />

Heim- oder das Auswärtsteam<br />

unterstützen,<br />

macht aus einem<br />

Matchbesuch ein<br />

unvergessliches Erlebnis.<br />

Wer schon ein sogenanntes<br />

«Geisterspiel»<br />

erlebt hat, weiss, wovon<br />

die Rede ist. Deshalb ist<br />

ein grosser Teil dieses<br />

Buches auch diesen<br />

Menschen und ihrem<br />

vielfältigen Auftreten<br />

gewidmet – sei es als<br />

Matchbesucher oder als<br />

Entwickler von Aktionen<br />

wie Choreos und<br />

Graffiti.<br />

1999 hat sich mein<br />

ehemaliger Webteam-Kollege<br />

Eugen<br />

Weber ein paar (nicht<br />

immer ganz ernst zu<br />

nehmende) Gedanken<br />

zu den verschiedenen<br />

Fan-Kategorien gemacht.<br />

Einiges davon<br />

trifft auch heute noch<br />

zu und ich habe bewusst<br />

keine Anpassungen<br />

an seinen Ausführungen<br />

vorgenommen,<br />

auch wenn gewisse<br />

genannte Namen dem<br />

einen oder anderen<br />

vielleicht kein Begriff<br />

mehr sind.<br />

11


FAN-KATEGORIEN<br />

Der Hardcore-Fan ...<br />

... ist meist schon Stunden vorher da,<br />

steht prinzipiell in der Muttenzerkurve,<br />

hasst nichts mehr, als vom Blick «Beppi»<br />

genannt zu werden. Trägt nur Rot<br />

und Blau und würde perfekt in die Cola-<br />

Werbung passen.<br />

Der Wannabe-Hardcore-Fan ...<br />

... hat auch einen FCB-Schal und steht<br />

in der Muttenzerkurve. Allerdings ein<br />

wenig abseits und die schlimmen<br />

Schlachtgesänge («Es kommt die Zeit,<br />

in der die Brücke wieder brennt», «Ihr<br />

seid Bauern ...» usw.) singt er nicht mit.<br />

Hüpft aber brav jedes Mal (er ist ja<br />

Basler) und erzählt am Montag, wie geil<br />

es am Samstag in der MK wieder gewesen<br />

ist.<br />

Der treue, ruhige Fan ...<br />

... kommt regelmässig ins Stadion, bei<br />

Regen oft auf der Tribüne zu finden. Ist<br />

ein eher passiver Zuschauer. Ausser ein<br />

paar «Hopp FCB» und ein «Goooool» ist<br />

nicht viel zu hören. Macht vermutlich die<br />

Mehrheit der Fans aus.<br />

Der «Ich spiele selbst Fussball»-Fan ...<br />

... kommt meist in den Farben seines<br />

eigenen <strong>Club</strong>s (am besten mit Sporttasche),<br />

um zu zeigen, dass er auch «dazugehört».<br />

Ruft gerne ein «Hi, Marco»<br />

aufs Feld, um zu zeigen, dass er jemanden<br />

kennt, der jemanden kennt, der<br />

schon mal persönlich mit Marco Tschopp<br />

geredet hat.<br />

Der «Früher war alles besser»-Typ ...<br />

… ist meistens älter und auf der Tribüne<br />

zu finden. Wenns nach fünf Minuten<br />

noch 0:0 steht, ist das Spiel scheisse,<br />

und spielen können die ja sowieso<br />

nicht. Bei einem 0:1 wird dann für den<br />

Gegner geklatscht und immer wieder<br />

laut betont, dass die einfach nicht Fussball<br />

spielen können, zum Teil sogar mit<br />

«das geschieht denen recht». Dicht gefolgt<br />

von Storys über die letzte Meisters<strong>ai</strong>son<br />

und dass der Karli halt viel<br />

besser war. Eventuell wird auch Seppe<br />

Hügi erwähnt. Verstummt sehr schnell,<br />

wenn es plötzlich 2:1 steht.<br />

12<br />

Der Heimfan<br />

Der «Die spielen nur Mischt»-Typ ...<br />

… ist verwandt mit dem «Früher war<br />

alles besser»-Typ. Nur analysiert er jede<br />

Spielszene und erklärt, warum der FCB<br />

nicht spielen kann. Einige Beispiele:<br />

«Die Flanken kommen zu hoch oder<br />

zu tief, die Räume sind zu eng oder zu<br />

weit, zu viele oder zu wenige Stationen,<br />

usw.» Würde vermutlich im Alleingang<br />

gewinnen, wenn ihn der Tr<strong>ai</strong>ner nur endlich<br />

aufstellen würde (der Tr<strong>ai</strong>ner ist<br />

übrigens auch scheisse). Was ein gutes<br />

Spiel ist, ist übrigens relativ, einfach<br />

immer das Gegenteil vom Gezeigten (bei<br />

einem 4-4-2 ein 3-6-1 oder umgekehrt).<br />

Oft auch als APD-Syndrom diagnostiziert<br />

(«Aus Prinzip Dagegen»).<br />

Der «Hobby-Fan» ...<br />

... kommt nur, wenn es gerade Mode ist<br />

(«me goht zum Match»). Erzählt dann,<br />

wie er sich noch gut an ein anderes Spiel<br />

erinnern könne (zum Beispiel die 42 000<br />

gegen Zürich). Hat wenig bis kein Spielverständnis.<br />

Ist aber zum Glück von der<br />

Atmosphäre so gefangen, dass er nicht<br />

gross «umeschnuurt». Tritt nur selten im<br />

Stadion auf (in der Schützenmatte vermutlich<br />

gar nicht) und freut sich bei der<br />

Ansage der Zuschauerzahl, dass er dabei<br />

ist (meist mit dem Spruch: «15 000?<br />

Zum Glück bin ich da, sonst wären es<br />

nur 14 999, hahahaha»).<br />

Der Null-Ahnung-Habende ...<br />

... wird meist von anderen Fans mitgeschleppt<br />

oder kommt statt zu den Swiss<br />

Indoors fälschlicherweise ins Stadion.<br />

Kapiert gar nichts vom Spiel und fragt<br />

peinliche Sachen (vor allem Abseits). Ist<br />

aber meist harmlos und still. ACHTUNG:<br />

Einige Spezies von «Null-Ahnung-Habenden»<br />

kommen auch unter den anderen<br />

Typen vor (vor allem beim «Der früher<br />

war alles besser»-Typ und dem «Die<br />

spielen nur Mischt»-Typ). Aber im Gegensatz<br />

zu den echten NAHs glauben<br />

diejenigen, sie hätten eine Ahnung.<br />

Der Profi ...<br />

... hat wirklich Ahnung, proletet aber<br />

nicht gross herum. Eventuell einige<br />

Kommentare, die wirklich Sinn machen.<br />

Direkt zum Reden animiert, bringt er<br />

fachlich gute Hinweise und kann das<br />

Spiel interessanter machen. Leider sehr<br />

selten (steht unter Artenschutz).<br />

Der Vorbereitete ...<br />

... hat alles dabei, was es braucht.<br />

Schirmmütze (ein Schirm würde die<br />

Sicht verdecken), Schal, Sitzkissen für<br />

die Stehplätze, Sandwich, Thermoskanne<br />

mit Eis-Tee oder Tee-Rum (je nach<br />

Witterung), Matchprogramm (die Seite<br />

mit dem Totomat aufgeschlagen) und<br />

die Tabellensituation im Kopf. Harmlos.<br />

Der Bequeme ...<br />

... kommt nur bei schönem Wetter und<br />

sitzt prinzipiell (auch auf den Stehplätzen).<br />

Springen vor ihm ein paar Leute<br />

auf (bei unwichtigen Szenen vor dem<br />

Tor oder Penaltys), dann ruft er laut<br />

«Absitze!». Geht meist früher, um nicht<br />

in das Gedränge zu kommen.<br />

Der Peinliche ...<br />

... kann alkoholisiert sein, muss aber<br />

nicht. Ruft dauernd falsches Zeug (zum<br />

Beispiel«Der ‹X› kann einfach nicht spielen»,<br />

wenn der «X» gar nicht spielt).<br />

Fällt auch mit Sprüchen unter der Gürtellinie<br />

auf (auch in der Nähe von Kindern).


Der Auswärtsfan<br />

Der Erstmalige-Auswärts-Seiende<br />

(Homo Primus Auswaertsus )...<br />

... betritt das fremde Stadion zum ersten<br />

Mal. Er zeichnet sich hauptsächlich dadurch<br />

aus, dass er alle Preise vergleicht<br />

(«Bei uns im Stadion ist der Hot-Dog<br />

teurer!»), das Stadion kritisiert («Unsere<br />

Anzeigetafel ist grösser») und sonstige<br />

intelligente Kommentare von sich gibt<br />

(«Bei uns kommen schon zum Tr<strong>ai</strong>ning<br />

mehr Zuschauer»). Gebannt von den<br />

«fremden» Gebräuchen (Pausenwerbung<br />

in anderem Dialekt, fremde Fan-Gesänge,<br />

etc.), nimmt er vom Spiel kaum etwas<br />

wahr. Am nächsten Tag erzählt er aber<br />

allen, was für ein toller Fan er doch sei und<br />

dass er sogar zu Auswärtsspielen geht.<br />

Der Routinierte-Auswärts-Seiende<br />

(Homo Fremdus Oftus) ...<br />

... kennt die Stadien der Schweiz wie<br />

seine eigene Westentasche. Er weiss genau,<br />

bei welchem Eingang er rein muss,<br />

wo «sein» Fan-Corner ist und wann die<br />

Sonne wo blendet. Er spricht die Stadion-Sicherheitskräfte<br />

mit Vornamen an<br />

und kann sich danach voll auf das Spiel<br />

konzentrieren. Die fremden Fans sind<br />

für ihn ein notwendiges Übel, dem man<br />

am besten mit Schlachtrufen begegnet.<br />

Ausser der Lärmbelästigung harmlos.<br />

Der Organisierte (Homo Cleverus) ...<br />

... plant seinen Auswärtsbesuch seit Wochen.<br />

Er reist mit dem Car des Fan-<strong>Club</strong>s,<br />

in welchem er immer auf dem gleichen<br />

Platz sitzt. Er hat alles dabei, was er<br />

braucht: Getränke im Tetra-Pack, Fahnen,<br />

Schals, Regenschutz, Sandwiches,<br />

Spickzettel für Fan-Gesänge, Münz für<br />

Nottelefone etc. Nichts kann ihn erschüttern<br />

und schon die Fahrt ist für ihn<br />

ein Event. Meist auch gleichzeitig Mitglied<br />

der Gattung «Routinierte-Auswärts-Seiende».<br />

Gehört bei den Heimspielen<br />

zur Spezies «Vorbereitete».<br />

Der Organisierte, Unterart Auto<br />

(Homo Cleverus Wagenus ) ...<br />

... plant ebenfalls lange voraus. Im Unterschied<br />

zum «normalen» Organisierten<br />

fährt er aber mit seinem Auto. Er<br />

kennt die besten Parkplätze um die Sta-<br />

dien, die Schleichwege zum Stadion und<br />

jene zurück. Sein Auto ist «dekoriert»<br />

mit Schals und Fahnen, sodass man ihn<br />

bereits auf der Autobahn erkennt.<br />

Der Spontane (Homo Spontanus) ...<br />

... plant seinen Auswärtsbesuch nicht.<br />

Meistens wird man zum Sponti durch<br />

folgenden Dialog: «Was machen wir<br />

heute Abend?», «Keine Ahnung!», «Der<br />

FCB spielt glaub ich in ...», «Cool! Wollen<br />

wir hinfahren?», «Ok, machen wir nichts<br />

Dümmeres». Der Spontane regt sich<br />

meistens über volle Autobahnen und<br />

Parkplätze auf und ist generell eher zu<br />

spät dran. Oft verpasst er sogar einen<br />

Teil des Spiels. Bei der Rückfahrt nervt<br />

er sich, dass er zuhinterst auf dem Parkplatz<br />

steht und deshalb erst als Letzter<br />

wegfahren kann. Die Verkehrsorganisation<br />

um das Stadion ist eh Mist («Bei uns ist<br />

alles besser organisiert») und er schwört<br />

sich, nie mehr an ein Auswärtsspiel zu<br />

fahren. Zwei Wochen später jedoch führt<br />

er folgenden Dialog: «Was machen wir<br />

heute Abend?», «Keine Ahnung» ...<br />

Der Getarnte (Homo Feigus) ...<br />

... verkleidet sich zur Sicherheit als Fan<br />

der gegnerischen Mannschaft. Er steht<br />

nahe beim Fan-Corner der Heimmannschaft<br />

und schwenkt zum Schutz von<br />

Zeit zu Zeit ein (frisch gekauftes) Fähnchen.<br />

Bei Toren des Gegners wird geklatscht<br />

und die eigenen Tore werden<br />

still und heimlich bejubelt. Nach dem<br />

Spiel freut (oder ärgert) er sich mit<br />

der Heimmannschaft, bevor er zu Hause<br />

in Sicherheit seine wahren Gefühle loswerden<br />

kann.<br />

Der Vermittler (Homo Consensus) ...<br />

... sitzt meistens im gemischten Sektor<br />

auf der Tribüne. Dort sucht er das Gespräch<br />

mit anwesenden Besuchern der<br />

Heimmannschaft («Wie heisst denn euer<br />

Spieler mit der Nummer 6?»). Danach<br />

lanciert er ein freundliches Gespräch mit<br />

viel Lob («Tolles Stadion», «Gute Atmosphäre»,<br />

«Schöner Spielzug») und gibt<br />

durchaus auch «Eigenteam»-feindliche<br />

Bemerkungen von sich («Ob das wirklich<br />

Abseits war ...?»). In der Pause und nach<br />

dem Spiel diskutiert man f<strong>ai</strong>r über das<br />

Spiel und probiert allgemein einen guten<br />

Eindruck zu hinterlassen. Am Schluss<br />

verabschiedet man sich mit dem ulkigen<br />

Spruch «Bis zur Rückrunde …».<br />

Der Schummler (Homo Schummelus) ...<br />

... scheut den Aufwand, an ein Auswärtsspiel<br />

zu fahren. Doch dank Sat 1 sieht er<br />

häufig Auswärtsspiele. Danach erzählt<br />

er freudig vom «Auswärtsspiel» und der<br />

tollen Stimmung. Fehlende Informationen<br />

werden einfach dazu erfunden. Sehr<br />

selten.<br />

Der Verirrte<br />

(Homo Amus Falschus Platzus) ...<br />

... wird meist zufällig zum Verirrten. Er<br />

kommt als normaler Fan, aber ohne<br />

Fan-Abzeichen, wird deshalb an der Kasse<br />

nicht als «Gegner» erkannt und bekommt<br />

Tickets für den falschen Sektor.<br />

Findet sich plötzlich inmitten grölender<br />

Fans, die alle ganz andere Farben anhaben<br />

als erwartet. Einige «Verirrte» verlassen<br />

den Sektor und versuchen, Zuflucht<br />

in anderen Sektoren zu finden<br />

(z. T. durch Kaufen neuer Tickets), andere<br />

stehen still da und lassen alles über<br />

sich ergehen (während sie versuchen, ja<br />

nicht als «Gegner» erkannt zu werden).<br />

Der Nicht-anwesend-Seiende<br />

(Homo Invisibilitus ) ...<br />

... macht den grössten Teil aus. Ein Fan,<br />

der gar nicht da ist. Also die Differenz<br />

zwischen den Fans an einem Heimspiel<br />

und den Fans an einem Auswärtsspiel.<br />

Beim FCB ist die Menge relativ gering,<br />

bei anderen <strong>Club</strong>s etwas grösser.<br />

Der Geniesser (Homo Zufriedus) ...<br />

... sitzt immer auf der Tribüne. Eigentlich<br />

geht er nur zu Auswärtsspielen, weil der<br />

Eintritt dort billiger ist und er für den<br />

Preis eines «Basler Stehplatzes» auf die<br />

Tribüne kann. Während des Spiels zeigt<br />

er ein zufriedenes Lächeln. Insider wissen,<br />

was er denkt, nämlich: «Geil, auf der<br />

Schütze würde dieser Platz Fr. 62.– kosten.»<br />

Durch die erfolgreiche Aktion von<br />

«F<strong>ai</strong>re Preise» vom Aussterben bedroht<br />

<br />

Quelle : Eugen Weber<br />

13


VERSCHIEDENE<br />

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