Leseprobe: Goldenes Eichenlaub Teil II
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<strong>Goldenes</strong><br />
<strong>Eichenlaub</strong><br />
Christina Boss | Christian Boss<br />
Neue Geschichten<br />
Von Schwingern mit<br />
100 und mehr<br />
Kranzgewinnen
Impressum<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
© 2024 Friedrich Reinhardt Verlag, Basel<br />
Projektleitung: Michael Martin<br />
Korrektorat: Daniel Lüthi<br />
Satz: Siri Dettwiler<br />
ISBN 978-3-7245-2711-4<br />
Der Friedrich Reinhardt Verlag wird vom Bundesamt<br />
für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die<br />
Jahre 2021–2025 unterstützt.<br />
www.reinhardt.ch
<strong>Goldenes</strong><br />
<strong>Eichenlaub</strong><br />
Christina Boss | Christian Boss<br />
Neue Geschichten<br />
Von Schwingern mit<br />
100 und mehr<br />
Kranzgewinnen
Inhalt<br />
Einleitung<br />
6 Bruno von Wyl Ein Schwingerkenner hat das Wort<br />
8 Was bisher geschah? Otto Brändli, Karl Oberholzer,<br />
Karl Meli, Josef Sutter, Ernest Schläfli, Niklaus Gasser,<br />
Geni Hasler, Matthäus Huber, Markus Thomi, Hans-Peter Pellet,<br />
Toni Rettich, Stefan Fausch,, Nöldi Forrer, Martin Grab,<br />
Stefan Zbinden, Christian Dick, Adi Laimbacher, Bruno Gisler,<br />
Christian Stucki, Thomas Zaugg<br />
Porträts<br />
40 Matthias Aeschbacher<br />
54 Simon Anderegg<br />
68 Christoph Bieri<br />
82 Daniel Bösch<br />
96 Stefan Burkhalter<br />
110 Matthias Glarner<br />
128 Florian Gnägi<br />
144 Willy Graber<br />
158 Bernhard Kämpf<br />
172 Christian Schuler<br />
186 Matthias Sempach<br />
202 Thomas Sempach<br />
216 Mario Thürig<br />
228 Kilian Wenger<br />
Geschichten aus dem (Schwinger-)Leben<br />
242 Bänz Graber, Ady Zurfluh, Johann Santschi,<br />
Didi Schmidle, Rolf Gasser, Beat Schlatter,<br />
Christoph Walter, Franziska Wigger<br />
Nachweise<br />
330 Die Leister Gruppen, Autoren, Bildnachweis, Partner
Bruno<br />
VON WYL<br />
6 Bruno von Wyl
EIN SCHWINGERKENNER<br />
HAT DAS WORT<br />
Wenn ein Schwinger in seiner Laufbahn 100 und mehr Kränze erkämpft hat, ist<br />
er zweifellos ein absoluter Spitzenkönner. Dieser Athlet hat seine hohen Ziele mit<br />
grossem Engagement verfolgt und dafür über viele Jahre hinweg ein grosses Trainingspensum<br />
auf sich genommen. Doch das alleine reicht bei Weitem nicht aus.<br />
Der zielorientierte Schwinger muss am Wettkampftag voll fokussiert, körperlich<br />
topfit und motiviert sein. Schliesslich ist die Konkurrenz in den letzten Jahren<br />
immer stärker und in der Spitze breiter geworden.<br />
Frühere Spitzenschwinger und heutige Spitzenschwinger zu vergleichen, ist<br />
grundsätzlich nicht sehr sinnvoll, weil sich das Rad der Zeit in verschiedener<br />
Hinsicht vorwärtsdreht. Eines kann man jedoch getrost festhalten: Jeder hat zu<br />
seiner Zeit die vorhandenen Möglichkeiten optimal ausgenützt und zudem aus<br />
den Rahmenbedingungen das Optimum herausgeholt. Sonst wäre es ihm nicht<br />
möglich gewesen, im erlauchten Kreis des «Hunderter-Klub» Einsitz zu erhalten.<br />
Übrigens, der folgende kleine Einschub soll lediglich zur Information dienen. Ab<br />
dem 16. Altersjahr kommt ein Jungschwinger zu den Aktiven und kann von nun<br />
an um das begehrte <strong>Eichenlaub</strong> kämpfen. Dem einen oder anderen ist es schon<br />
gelungen, bereits im ersten Jahr bei den «Grossen» sein Haupt mit dem begehrten<br />
Kranz schmücken zu lassen. Andere Kämpfer, wie beispielsweise der jahrelange<br />
Publikumsliebling Hans-Peter Pellet, mussten sich lange gedulden, bis sie zum<br />
«Kranzer» wurden. Das Kraftpaket aus dem schönen Sensegebiet musste dafür<br />
21 Jahre alt werden.<br />
Als Repräsentant der Leister Gruppe aus Kägiswil kann ich laut und überzeugt sagen,<br />
dass wir unseren Nationalsport unterstützen, damit auch die nachfolgenden<br />
Generationen daraus viel Willenskraft und Energie schöpfen, um die täglichen<br />
Herausforderungen im Beruf und Alltag zu meistern. Deshalb fördern wir neben<br />
dem Innerschweizerischen Schwingerverband auch Projekte für Nachwuchs und<br />
Jungschwinger. Seit über 50 Jahren sind wir Spender von Gaben mit weit mehr<br />
als 100 Lebendpreisen. Wichtig ist es uns auch, dass die Werte des Schwingsports<br />
den Grundwerten unserer Unternehmenskultur, wie Leistungsprinzip, Teamgeist,<br />
Durchhaltewille sowie Fairness, Respekt und Achtung im Umgang miteinander,<br />
vollumfänglich entsprechen. Natürlich sind wir als Innerschweizer-Unternehmen<br />
stolz und erfreut, dass wir mit Joel Wicki endlich einen zweiten Schwingerkönig<br />
aus unserem Gebiet haben. Der König aus dem Entlebuch verkörpert tatsächlich<br />
viele Merkmale, wie sie auch eine gesunde Unternehmung hat: konsequente Arbeit,<br />
Fleiss und den unbändigen Willen, ein hohes Ziel zu erreichen.<br />
Dass dieses Buch heute erscheint, ist auf die Initiative der Autoren Christina<br />
und Christian Boss zurückzuführen. Sie haben sich eingehend mit den<br />
100-Kranz-Schwingern und Persönlichkeiten, die eine besondere Geschichte zu<br />
erzählen haben, auseinandergesetzt. Die bunte Mischung verspricht viel – für<br />
Spannung ist gesorgt!<br />
Bruno von Wyl, Management Leister AG, Chief Technology Officer<br />
Bruno von Wyl 7
MATTHIAS<br />
AESCHBACHER<br />
MATTHIAS<br />
AESCHBACHER<br />
40 Matthias Aeschbacher
Geburtsdatum: 28. Januar 1992<br />
Zivilstand: Verheiratet mit Madlen<br />
Kinder: Nino (2020)<br />
Wohnort: Rüegsauschachen BE<br />
Grösse: 191 cm<br />
Gewicht: 120 kg<br />
Erlernter Beruf: Maurer<br />
Heutige Tätigkeit: Maurer-Vorarbeiter<br />
Militär: Gefreiter<br />
Anzahl Kränze: 86 (davon 2 ESAF)<br />
Erster Kranz: Emmentalisches<br />
Schwingfest in Bumbach 2011<br />
Der letzte Schultag war vorbei. Bald wird Matthias die Lehre als<br />
Maurer beginnen. Kurz vor diesem neuen und wichtigen Lebensabschnitt<br />
hatte er noch eine Ferienreise auf dem Programm.<br />
Trotz kaltem Regenwetter startete er mit drei Kollegen zu einem<br />
Trip, welcher es in sich haben sollte. Auf ihren Zwei-Gang-Töffli,<br />
eines mit einem Anhänger, überquerten sie den Susten- und den<br />
Gotthardpass. In Airolo wurde in einem leer stehenden Baugeschäft<br />
übernachtet. Dann folgten zwei Supertage in Tenero bei<br />
traumhaftem Wetter mit strahlendem Sonnenschein. Doch die<br />
Heimreise hatte es wirklich in sich. Das eigens gekochte Nachtessen<br />
in Spiez gelang überhaupt nicht nach Wunsch. Vom Menü<br />
«Spaghetti mit Tomatensauce» blieben nur die Spaghetti übrig.<br />
Eine Unachtsamkeit führte nämlich dazu, dass das Salz und die<br />
feine Sauce umgekippt wurden.<br />
Nicht genug des Unbills. Der restliche Heimweg, wieder bei starkem Regenwetter,<br />
war mit einem weiteren Hindernis gepflastert. Der Anhänger hatte einen<br />
platten Reifen und ein Ersatz war nicht vorhanden. Zu Hause angekommen, war<br />
das malträtierte Anhängerrad plötzlich viereckig. Zum Glück blieb dem gepeinigten<br />
Matthias noch ein ganzer Ruhetag, um sich von den Ferien zu erholen,<br />
bevor er die Lehre beginnen musste.<br />
Die ersten Jahre des schwingenden Spätzünders<br />
Das Ehepaar Jakob und Heidi Aeschbacher führt im emmentalischen Heimisbach<br />
einen stattlichen Landwirtschaftsbetrieb. Jakob ist in seiner Freizeit dem Jassen<br />
sehr zugetan, und er ist aktives Mitglied der Dürrgraben Treichler. Schwingerische<br />
Gene sind bei ihm nicht zu erkennen. Heidi ihrerseits ist vollberuflich Bäuerin<br />
und Familienfrau. Sie ist in der Trachtengruppe mit dabei, steht im Jassen<br />
ihrem Mann nicht nach und amtet, wenn es die Zeit erlaubt, als Helferin bei den<br />
SCL Tigers. Doch ihr Herz schlägt nicht nur für die Kuven-Künstler aus Langnau,<br />
sondern viel mehr für den Schwingsport. Ihr Vater, Ernst Steffen, war nämlich<br />
ein echter Schwingerfan und sogar Kassier beim Schwingklub Sumiswald. Da<br />
war es verständlicherweise für Heidi ein heimliches Anliegen, dass ihre Söhne<br />
Christian (1986), Martin (1989), Matthias (1992) und Adrian (1994) den Weg zum<br />
Schwingen finden würden. Anfänglich sah das jedoch gar nicht danach aus. Heidi<br />
Aeschbacher erinnert sich:<br />
«Christian, den Ältesten, zog es zum Fussball. Wir liessen ihn gewähren und<br />
setzten keinerlei Druck auf. Zum grossen Glück gefiel es ihm beim Tschutten<br />
nicht, und da machte ich mich wegen dem schönen und urchigen Schwingsport<br />
bemerkbar. Und siehe da, alle vier Buben wurden Schwinger. Ich brachte<br />
sie regelmässig ins Training nach Sumiswald. Im Grunde genommen hatten alle<br />
Aeschbacher-Buben das Potenzial, um schwingerische Höhenflüge anzustreben.<br />
Leider blieb es später nur Matthias vorbehalten, um für Furore zu sorgen. Seinen<br />
drei Brüdern stand die körperliche Leistungsfähigkeit, infolge von Verletzungen,<br />
vor der Sonne. Deshalb konzentriert sich die nun folgende Geschichte in erster<br />
Linie auf Matthias. Zum Start erläutern wir die nachfolgenden Stichworte:<br />
Matthias Aeschbacher 41
Hausämtli und Taschengeld<br />
Schon sehr früh musste Matthias täglich zwischen anderthalb und zwei Stunden<br />
im bäuerlichen Betrieb helfen. Der Aufgabenbereich war äusserst vielfältig und<br />
beinhaltete beispielsweise das Milchgeschirr zu waschen, den Laufhof der Kühe<br />
zu reinigen und die Kaninchen zu hegen und pflegen. Eine Mithilfe beim Heuen<br />
gehörte zur Selbstverständlichkeit. Doch dabei gab es eine erfreuliche Nuance:<br />
«Wenn es richtig schönes Wetter war, durften wir ab und zu in die Badi und<br />
konnten unsere Arbeit mit dem Heurechen gegen Abend erledigen.»<br />
Auch zum Thema Melken hat Matthias eine Anmerkung zu machen: «Ich war<br />
in der Tat kein guter Melker. Bei mir kam es immer wieder vor, dass einzelne<br />
Milchtropfen daneben gingen. Ich war einfach zu ungeduldig.» Die Mutter attestiert<br />
Matthias mit Überzeugung, dass er alle anfallenden Arbeiten stets weitgehend<br />
gut und zuverlässig ausführte. Es kam äusserst selten vor, dass er seine<br />
Pflichten zu locker nahm. In solchen Fällen hiess die Strafe immer: Der Besuch<br />
im Schwingkeller wird gestrichen – eine hochwirksame Methode.<br />
Klar geregelt war die Sackgeldproblematik. Die Burschen durften mit einem<br />
Franken pro Woche und Schuljahr rechnen. Auf die Frage, in was Matthias sein<br />
«Vermögen» investiert hatte, kommt die Antwort schnell und klar: «Eigentlich in<br />
nichts Schlaues, konkret: in unterschiedliche Arten von Schleckzeug.»<br />
Alleine ein Zimmer und … ordnungsliebend?<br />
Bis Matthias in die fünfte Klasse kam, musste er das Zimmer mit zwei Brüdern<br />
teilen. Das war an und für sich kein Problem, weil der Älteste den Ton angab und<br />
die Jüngeren zu gehorchen hatten. Dann erhielt Matthias sein eigenes Reich und<br />
war in Bezug auf Ordnung mittelmässig. Beispielsweise legte er seine Kleider in<br />
den Wäschekorb, wie er sie eben abgezogen hatte. Das war jedoch keinesfalls im<br />
Sinne der Mutter und so lagen die nicht ordentlich abgegebenen Kleider postwendend<br />
wieder ungewaschen in seinem Zimmer.<br />
Beim Thema Poster will Matthias anfänglich nicht so richtig ausrücken. Mit der<br />
Zeit ist ihm doch zu entlocken, dass damals die deutsche Band Rammstein ganz<br />
gross in Mode war. Rock und Metal, so laut wie möglich, war Trumpf. Und die<br />
bodenständigen Ländlermusik-Klänge? «Wenn wir mit dem Vater im Auto unterwegs<br />
waren, lief nonstop Ländlermusik. Er war klar der Radiochef und liess als<br />
Respektsperson diesbezüglich nicht mit sich reden. Ehrlich gesagt hat mich das<br />
nicht gross gestört.»<br />
Erziehungsgrundsätze<br />
Ausufernde Predigten musste sich das Buben-Quartett zu diesem Thema nicht<br />
anhören. Die Eltern lebten vor, wie sie es gerne haben wollten. Im Klartext heisst<br />
das, dass man stets anständig mit den Leuten umgeht, nach dem Essen den Teller<br />
abräumt und sich dankbar zeigt. Einen Satz mussten die Burschen jedoch mehrmals<br />
hören: Was du nicht willst, darfst du auch von anderen nicht verlangen.<br />
Mutter Heidi: «Matthias war ein ruhiger und pflegleichter Knabe. Ich kann mich<br />
mit dem besten Willen nicht daran erinnern, dass er uns Eltern speziell genervt<br />
hätte.»<br />
Matthias hingegen weiss genau, dass die Mutter dieses Szenario durch die wohlwollende<br />
Brille sieht. Er ergänzt: «Einmal spielten wir im Tenn, währenddem<br />
42 Matthias Aeschbacher
der Vater im Stall beim Melken war. Natürlich waren wir bei unserem Tun nicht<br />
gerade leise. Da hörten wir plötzlich den Vater, mit dem umgebundenen Melkstuhl,<br />
kommen, er beschwerte sich kurz, dass wir die Kühe erschreckt hätten, er<br />
knallte uns eine und ging ohne weitere Worte wieder weitermelken. Ähnliches<br />
erlebte ich, als ich mit zornigen Gedanken auf der Jagd nach meinem jüngeren<br />
Bruder war. Dieser flüchtete ins Badezimmer. Als ich die Türe unsanft öffnete,<br />
stand die Mutter vor mir und … dann habe ich einen richtigen ‹Chlapf a Gring›<br />
kassiert. Zur Ehrenrettung meiner Eltern muss ich sofort anfügen, dass das ganz<br />
seltene Momente waren und die Bestrafungen immer zu Recht erfolgten.»<br />
Heuen statt Schwingen<br />
Die Nachbarn feierten einen runden Geburtstag und da war klar, dass die Familie<br />
Aeschbacher ebenfalls eingeladen war. Da am nächsten Tag der so wichtige<br />
Bernisch-Kantonale Nachwuchsschwingertag stattfand, schickte die Mutter ihre<br />
Söhne zeitig nach Hause, damit sie genügend Schlaf erhalten würden. Schliesslich<br />
galt der Grundsatz: Die Vorbereitung ist alles – ohne Vorbereitung ist alles<br />
nichts.<br />
Die Burschen machten sich artig auf den Heimweg und … hatten plötzlich überhaupt<br />
nicht vor, ins Bett zu steigen. Sie beschafften sich nämlich ein feines alkoholisches<br />
Getränk aus dem Keller und festeten auf ihre Art weiter. Auch der<br />
15-jährige Matthias schaute ordentlich zu tief ins Glas, und schaffte es mit Müh<br />
und Not und mit einem Umweg über die Toilette ins Bett. Wir machen es kurz<br />
und halten fest, dass Matthias am nächsten Morgen nicht aufweckbar war und<br />
der wichtige sportliche Event ohne ihn über die Bühne ging. Als er dann endlich,<br />
im Laufe des Vormittags auftauchte, war seine Schonfrist definitiv vorbei:<br />
Er musste zum Heuen antreten und seinen Mann stellen – egal wie fit oder eben<br />
nicht fit er war. Matthias zu diesem Fauxpas: «Natürlich reute es mich, dermassen<br />
übertrieben zu haben. Auch das schlechte Gewissen setzte mir ordentlich<br />
zu. Als Strafe obendrauf durfte ich eine ganze Woche lang, ausser in die Schule,<br />
nicht von zu Hause weg.»<br />
Hausaufgaben<br />
Die Mutter macht kein Hehl daraus, dass ihre Buben bei den Hausaufgaben nur<br />
das absolut Minimalste erledigten. Matthias sei im Rechnen und in der Geografie<br />
super gewesen, dagegen hatte er an den Sprachen überhaupt kein Interesse. Diesbezüglich<br />
war seine Haltung durchwegs klar und eindeutig: Seid froh, dass ich<br />
mit Deutsch überhaupt eine Sprache einigermassen kann. Dass sich bei Matthias<br />
in der Lehre alles grundlegend zum Positiven geändert hatte, erzählt die Mutter<br />
mit einem gewissen Stolz.<br />
Übrigens, die Zeugnisse wurden nie als lebenswichtig betrachtet. Das Hauptaugenmerk<br />
richtete sich einzig darauf, dass keine Note ungenügend war.<br />
Wir Autoren haben es uns nicht nehmen lassen und auch bei Lehrer Martin Jufer<br />
recherchiert. Der freundliche Pädagoge konnte uns nur Gutes über seinen ehemaligen<br />
Schüler berichten. «Matthias war ein ruhiger und angenehmer Bursche.<br />
Er liess sich nie von negativen Strömungen anstecken und ging schnurgerade seinen<br />
Weg. Schulisch machte er seine Sache gut, auch wenn er sich nie in den Vordergrund<br />
drängte. Aber halt, bei einer Aktion war er von Beginn bis zum Schluss<br />
Matthias Aeschbacher 43
Matthias als<br />
fleissiger Schüler<br />
(links)<br />
Bei der Konfirmation<br />
sehr gut gelaunt<br />
(unten)<br />
Die Familie<br />
Aeschbacher<br />
beim Empfang in<br />
Sumiswald<br />
44 Matthias Aeschbacher
Der erste Kranzgewinn<br />
in Bumbach 2011<br />
(links)<br />
Stolzer Gewinner einer<br />
schönen Glocke<br />
(unten)<br />
Bei seiner Arbeit und<br />
dem Studium eines<br />
Planes<br />
Matthias Aeschbacher 45
der klare und vorbildliche Leader: Wenn es um die Papiersammlung ging. Dabei<br />
spürte man eindrücklich, dass er zu Hause auch kräftig zupacken musste.»<br />
Verschwundene T-Shirts<br />
Eines schönen Sommers durfte Matthias auf den Beatenberg in eine Landschulwoche<br />
verreisen. Im Wissen, dass dort viele Aktivitäten bei sommerlichen Temperaturen<br />
warteten, packte er seine Tasche fein säuberlich und gut vorausahnend.<br />
Dem Umstand, dass die Kleider häufig gewechselt werden mussten, hatte<br />
er voll Rechnung getragen.<br />
Einmal auf dem schönen Beatenberg, wollte er seine reichhaltige T-Shirt-Auswahl<br />
auspacken. Ungläubig und äusserst erstaunt schaute er in seine Reisetasche:<br />
Es waren nur noch zwei Shirts vorhanden. Nach kurzem Überlegen war ihm klar,<br />
was geschehen war. Sein Bruder war ebenfalls in ein Lager verreist, und hatte<br />
still und leise die T-Shirts aus Matthias Tasche geklaut. Unglaublich. Matthias zu<br />
diesem Fall für zwei: «Die Situation liess sich leider nicht mehr ändern, und ich<br />
erlebte eine sehr unangenehme, ja sogar höchst peinliche, Lagerwoche, weil ich<br />
immer die gleichen zwei T-Shirts tragen musste.»<br />
Berufswahl, Lehre und Prämierungen<br />
Die Richtung der Berufswahl war für Matthias bald schon klar: Er wollte Maurer<br />
werden. Deswegen schnupperte er in zwei sehr geeigneten Betrieben. Am ersten<br />
Ort wurde ihm mitgeteilt, dass im Moment keine Lehrstelle verfügbar sei.<br />
Dieses Problem gab es am zweiten Schnupperort nicht und Matthias brachte bei<br />
der Bauunternehmung Hans Ulrich Christen AG in Grünenmatt den Lehrvertrag<br />
unter Dach und Fach. Übrigens, eine wichtige Information müssen wir dringend<br />
weitergeben: Matthias arbeitet noch heute in seinem Lehrbetrieb.<br />
Die Abschlussprüfung gelang Matthias hervorragend. Er überzeugte derart stark,<br />
dass er sogar an der Vorausscheidung zur Schweizer Meisterschaft teilnehmen<br />
konnte. Nicht genug, für die ausgezeichnete Führung seines Arbeitsbuches wurde<br />
er nämlich prämiert. Mitbeteiligt an dieser Glanznote war sein Lehrlingsausbildner,<br />
welcher als Hochbauzeichner eine grosse Erfahrung und eine Vorbildfunktion<br />
einbrachte.<br />
Kritische Frage an Matthias: Mussten Sie in der Lehre einmal eine Pleite verkraften?<br />
«An eine waschechte Pleite kann ich mich nicht erinnern. Einmal geschah<br />
es allerdings, dass ich bei einem Einfamilienhausbau den Giebel falsch<br />
mauerte. Mit einem zusätzlichen Aufwand gelang es mir jedoch, den Fauxpas zu<br />
korrigieren und erfolgreich nachzubessern.»<br />
Auf die Frage, ob Matthias eine richtige rebellische Phase hatte, antwortet die<br />
Mutter: «Eher weniger, es ist allerdings bestimmt so, dass ich nicht alles mitbekommen<br />
habe.» Wir werfen bei diesem Thema die Flinte noch nicht ins Korn und<br />
fragen direkt bei Matthias nach.<br />
Töfflizeit?<br />
«Ich war Besitzer eines schwarz-blauen Puch Maxi. Tatsächlich verbrachte ich<br />
viele Stunden damit, an diesem Mofa herumzuschrauben. Wenn es mir gelang,<br />
das Töffli um einiges schneller zu machen, war ich jedes Mal froh und stolz. Anführen<br />
möchte ich sofort, dass ich mit dem Gesetz nie in Konflikt kam, obschon<br />
46 Matthias Aeschbacher
ich aus Spargründen öfters ohne Licht in der Gegend herumkurvte. Beruhigt war<br />
ich in solchen Fällen, wenn mir entgegenkommende Autos mein fehlerhaftes<br />
Fahren mit Lichthupen anzeigten. Dann wusste ich, dass sie mich gesehen hatten.<br />
Mulmig wurde mir immer dann, wenn die Autofahrer ohne Reaktion neben<br />
mir vorbei donnerten.»<br />
Rauchen?<br />
«Es sah eine Zeitlang wirklich danach aus, dass ich ein Raucher werden würde.<br />
In der Lehre wusste ich nichts besseres, als mich dieser unsinnigen Mode<br />
hinzugeben. Im gleichen Zug kann ich auch das Stichwort Drogen aufs Parkett<br />
bringen. Da ich von Kollegen Material zum Kiffen erhalten habe, liess ich mich<br />
auch auf dieses Abenteuer ein. Vielleicht oder sogar mit Sicherheit war der Sport<br />
dies bezüglich meine Rettung: Das Schwingen hat mich auf den rechten Weg gebracht.<br />
Ich trainierte viel konsequenter, war bedeutend mehr im Training und<br />
wollte es unbedingt meinen Klubkameraden nachmachen: einen Kranz zu gewinnen.<br />
Das andere, bodenständige und zielorientierte Umfeld brachte mich<br />
dazu, im Schwingen richtig Gas zu geben und die ungesunden Einflüsse bei Seite<br />
zu lassen.»<br />
Das erste eigene Auto?<br />
«Mein Bruder Christian verkaufte mir seinen schwarzen Toyota Corolla für 500<br />
Franken. Über die Beziehung zu diesem Wagen gibt es eigentlich nichts Wichtiges<br />
zu erzählen.<br />
Einen Unfall baute ich als 14-Jähriger mit dem Traktor und Ladewagen. In meinem<br />
jugendlichen Übermut fuhr ich viel zu schnell um eine unübersichtliche<br />
Kurve. In diesem Moment kam mir die Nachbarin mit ihrem Subaru entgegen.<br />
Mit dem Traktor vermochte ich neben ihr vorbeizukommen, doch dem Ladewagen<br />
gelang dies nicht mehr. Er streifte die Seite des Subaru und verkratzte diese<br />
heftig. Die Nachbarin erschrak natürlich, kam jedoch mit einem ‹Schöckli› davon.<br />
Es war dann ein paar Tage später, als ich nach dem Training nach Hause<br />
kam und mich zum Abendessen an den Tisch setzte. Auf meinem Teller lag die<br />
Rechnung über den angerichteten Schaden. Der Vater wollte mir damit dokumentieren,<br />
wie teuer ein solches Manöver zu stehen kommt.»<br />
Plötzlich ist das Schwingen Trumpf<br />
Verschiedene Recherchen bringen es an den Tag, dass Matthias Aeschbacher an<br />
der Chilbi und dem dazugehörenden Bubenschwinget auf der Schonegg bei Sumiswald<br />
zum ersten Mal wettkampfmässig in die Zwilchhosen stieg. Über Ruhm und<br />
Rangierung ist allerdings nichts bekannt. Die Hauptsache war, dass der gute Bube<br />
mitmachen und dadurch den Geruch des Sägemehls in sich aufnehmen konnte.<br />
Die Frage nach allfälligen Tränen bei Niederlagen beantwortet Mutter Heidi wie<br />
folgt: «Är isch nie cho gränne u het Fähler immer bi sich sälber gsuecht.»<br />
Eine Weisheit, welche bis heute Gültigkeit hat. Als Jungschwinger blickte Matthias<br />
auf eine durchzogene Bilanz zurück. Er zählte nie zur absoluten Spitze<br />
und fristete mehr oder weniger zufrieden ein Dasein im Mittelfeld. Die richtige<br />
Dynamik hatte bei ihm noch nicht eingesetzt. Kurz, er machte, ohne gross aufzufallen,<br />
einen Schritt nach dem anderen und … immer grössere.<br />
Matthias Aeschbacher 47
«Es ist wichtig,<br />
dass ich am Tag vor<br />
dem Wettkampf<br />
eine gute Laune<br />
habe. Dadurch<br />
entwickle ich<br />
positive Energien.»<br />
Weissenstein:<br />
Der Schlussgang ist<br />
gewonnen! (rechts)<br />
Mit entspanntem Blick<br />
vor einem Kampf<br />
(unten)<br />
48 Matthias Aeschbacher
Matthias Aeschbacher 49
Es war im Jahre 2008, Matthias war altersmässig zu den Aktiven übergetreten,<br />
als ihn das Schwingen immer enger und enger in die Mangel nahm. Er sah, dass<br />
seine Kollegen Christian Gerber und Niklaus Wüthrich kranzgeschmückt von<br />
den Festen zurückkehrten, und genau das war für ihn ein kräftiger Motivationsschub.<br />
Er besuchte nun die Trainings regelmässig und spürte mit Freuden, dass<br />
es ihm immer besser lief.<br />
Noch hingen die Trauben, sprich die Kränze, etwas zu hoch. Doch für Matthias<br />
kam die reiche Ernte näher und näher. Immerhin war es bereits so weit, dass er<br />
um das begehrte <strong>Eichenlaub</strong> kämpfen konnte. Am Berner-Jurassischen Schwingfest<br />
2011 in Renan verlor er um den Kranz gegen Simon Jampen. Exakt an diesem<br />
Fest holten seine Klubkameraden Patrick Schenk und Damian Gehrig ihren ersten<br />
Kranz. War Matthias vielleicht sogar ein wenig eifersüchtig? Oh nein, im Gegenteil,<br />
das war eine weitere Motivationsspritze für ihn. Eine Woche später am<br />
Emmentalischen Schwingfest in Bumbach schlug nämlich seine grosse Stunde.<br />
Matthias gewann im letzten Gang gegen Thomas Pulver aus Riggisberg, durfte<br />
erstmals vor die Kranzjungfern treten und erhielt als Gabe eine Treichel mit einem<br />
schönen Riemen. Matthias, Hand aufs Herz, gab es nach diesem ersehnten<br />
Erfolg ein richtig grosses Fest? «Nein, dafür hatte ich leider keine Zeit. Am folgenden<br />
Montag musste ich nämlich zur Lehrabschlussprüfung antreten. Da war<br />
klar, wo die Prioritäten lagen.»<br />
Unglaublich, aber schwingerisch war Matthias so richtig im Schuss, als er in der<br />
Rekrutenschule steckte. «Anlässlich der Aushebung in Sumiswald wurde ich den<br />
Baumaschinenführern zugeteilt. Das bedeutete, dass ich die Rekrutenschule in<br />
Brugg absolvieren musste. Das wiederum ermöglichte es mir, dass ich zwei Mal<br />
pro Woche im Schwingklub Baden-Brugg trainieren durfte. Eine noble Geste meiner<br />
Vorgesetzten. Ich war dadurch richtig in Form. Ein Beispiel: Am Freitag vor<br />
dem Oberaargauischen Schwingfest musste ich noch den anspruchsvollen 25-Kilometer-Marsch<br />
hinter mich bringen. Die Müdigkeit am Schwingfest war dann<br />
so gross, dass ich zwischen jedem Gang schlief und trotzdem den Kranz gewann.<br />
Überhaupt rückte ich während der Rekrutenschule drei Mal kranzgeschmückt<br />
und bestens zufrieden ein.»<br />
Wie erging es Ihnen während der Durchhaltewoche?<br />
«Eine solche gab es für unsere Truppengattung nicht. In der Verlegung mussten<br />
wir hingegen richtig hart arbeiten. Der Auftrag hiess: Abbruch des Übungsplatzes<br />
im Feuerwehr-Ausbildungszentrum in Wiedlisbach. Doch das war eine richtig<br />
coole Zeit. Das Wirken und Werken mit Bagger und Pneulader war kurzweilig<br />
und anforderungsreich. In den angeordneten Pausen legte ich mich zwischen<br />
die Trümmerhaufen und schlief den Schlaf des Gerechten. Dabei wurde ich, zusammen<br />
mit meinem Kollegen Marcel Zaugg, einmal empfindlich gestört. Trotz<br />
unserem Arbeitseinsatz führte die Feuerwehr Übungen durch. Dabei wurde eine<br />
massive Rauchentwicklung erzeugt. Ohne Böses zu erahnen, wurden wir zwischen<br />
den Trümmern überrascht und zu richtigen Rauchopfern. Vorbei war es<br />
mit dem gemütlichen und erholsamen Mittagsschlaf.»<br />
50 Matthias Aeschbacher
Matthias Aeschbacher kann sich nur lobend über die Rekrutenschule äussern. Er<br />
konnte damals das Hantieren mit einem Bagger von der Pike auf lernen, und er<br />
konnte die Anhängerprüfung für schwere Personenwagen erfolgreich ablegen.<br />
Sein abschliessendes Fazit: «Ich habe aus der Rekrutenschule klar das Maximum<br />
herausgeholt. Noch heute kann ich von dieser lehrreichen Zeit hin und wieder<br />
profitieren.» Übrigens, seit dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Estavayer-le-Lac<br />
ist Matthias nicht mehr bei den militärischen Baumaschinenführern<br />
angegliedert. Er ist in die Gilde der Spitzensportler aufgestiegen und legt<br />
seither seine Diensttage in Magglingen ab. Kurz und eindrücklich: der Aufstieg<br />
eines Spätzünders zum Gefreiten der Schweizer Armee.<br />
Das persönliche Interview zum Schluss.<br />
Ihr schönstes Erlebnis im bisherigen Leben?<br />
«Das ist zweifellos das Vater werden. Obwohl im Jahr 2020 Corona herrschte,<br />
durfte ich während der ganzen Zeit im Spital Burgdorf anwesend sein. Die Geburt<br />
von Nino war nicht ganz unproblematisch, da er die Nabelschnur viermal<br />
um den Hals gewickelt hatte. Ein erfolgreicher Eingriff ermöglichte, dass alles<br />
gut gegangen ist.»<br />
Wie und wo haben Sie Ihre Frau Madlen kennengelernt?<br />
«Schwingerkollege René Berger feierte seinen Geburtstag und lud uns nach dem<br />
Training zu sich nach Hause in Limpach ein. Dort waren, unter anderen, Renés<br />
Freundin Barbara und deren Schwester anwesend. Da habe ich Madlen zum ersten<br />
Mal getroffen, anschliessend sporadisch wieder gesehen und so entwickelte<br />
sich unsere Beziehung. Der schicksalhafte Moment hatte wahrlich positive und<br />
nachhaltige Folgen. Mit der Zeit nistete ich mich bei Madlen ein und bin … geblieben<br />
und nicht mehr ausgezogen. Als ich auch noch den Radiowecker zügelte,<br />
wussten wir, dass es ernsthaft war. Am 3. März 2017 heirateten wir zivil und das<br />
grosse Hochzeitsfest fand am 23. September 2017 im Landgasthof auf der Lueg<br />
statt. Wunderschön und unvergesslich.<br />
Obwohl Sie sich als kein grosser Reisefreak bezeichnen, sind Sie einmal<br />
ganz weit von der Heimat entfernt gewesen. Erzählen Sie bitte …<br />
«Im Jahre 2014 verreiste ich zusammen mit Madlen für zwei Wochen nach Kuba,<br />
dem Inselstaat in der Karibik. Während einer Woche bereisten wir das kleine<br />
Land mit der lebendigen Kultur, sahen die Traumstrände mit dem schneeweissen<br />
Sand, die unberührten Berge und alte Kolonialstädte. Das Fortbewegen mit einem<br />
gemieteten Auto war hingegen nicht die beste Idee, weil es in diesem Land<br />
absolut keine Wegweiser gibt und ein Navi auch nicht weiterhilft. So blieb uns<br />
nichts anderes übrig, als immer wieder Leute nach dem Weg zu fragen. Eine heikle<br />
Mission, weil die Menschen sofort einsteigen wollten oder nur bereit waren,<br />
Auskünfte zu erteilen, wenn der kubanische Peso floss. Etwas krass formuliert,<br />
war es ein Abzocken bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Wichtig war für uns,<br />
dass wir auf unseren Unternehmungen nie in Gefahr für Leib und Leben kamen.<br />
Die abenteuerliche, interessante und kurzweilige Reise ersparte uns auch kuriose<br />
Erlebnisse nicht. Hier kommt eine kleine Auswahl.<br />
Matthias Aeschbacher 51
Dummerweise fingen wir irgendwann und irgendwo einen Platten ein. Sofort<br />
waren verschiedene sogenannte Helfer zur Stelle, welche aber in erster Linie am<br />
Geld interessiert waren. Eine echte Hilfe bekamen wir später, als einer mit Rössli<br />
und Wagen vorbeikam. Daraufhin fanden wir sogar eine Garage, welche in jeder<br />
Beziehung seriös war. Der Pneu wurde geflickt und korrekt abgerechnet. Endlich<br />
trafen wir auf einen Einheimischen, welcher uns nicht ausnehmen wollte.<br />
Einmal wurden wir doch ein wenig übertölpelt. Einen Mann liessen wir, entgegen<br />
unserer Praxis, doch mitfahren. Dieser lud uns daraufhin ein, um seine Zigarrenplantage<br />
zu besichtigen. Wir wurden mit einer detaillierten Führung beglückt<br />
und dann … begannen die Verkaufsverhandlungen. Dem Frieden zuliebe<br />
kauften wir einige Produkte – eben die weltbekannten Havanna-Zigarren – und<br />
das als Nichtraucher.<br />
Wir hatten wohlweislich im Vorfeld ein Hotel mit einem schönen Pool gebucht.<br />
Nun freuten wir uns nach dem anstrengenden Reisetagwerk auf ein erholsames<br />
Baden. Als wir in den Badekleidern am Pool ankamen, war kein Tropfen Wasser<br />
vorzufinden. Die Information über den Grund: nicht in Betrieb wegen Reparaturarbeiten.<br />
Später erfuhren wir jedoch, dass der Pool nur im Prospekt mit Wasser<br />
zu sehen sei, sonst immer leer blieb. Trotz allem war Kuba eine Reise wert. Ob<br />
wir nochmals dorthin gehen werden? Mit Sicherheit nicht.»<br />
Wie beantworten Sie uns die Frage nach einer Höheren Macht?<br />
«Grundsätzlich glaube ich vor allem an mich selber. Ich respektiere jedoch eine<br />
höhere Bestimmung und weiss, dass die Gedankenwelt eine ganz wichtige Rolle<br />
in meinem Leben einnimmt. Alles was man denkt und fühlt, wird man bekommen.<br />
Negative Gedanken helfen keineswegs weiter. Im Gegenteil – sie sind nicht<br />
gut. Für eine positive Zukunft braucht es eine durchwegs positive Einstellung.»<br />
Haben Sie vor den Schwingfesten ein Ritual?<br />
«Es ist wichtig, dass ich am Tag vor dem Wettkampf eine gute Laune habe. Dadurch<br />
entwickle ich positive Energien. Ich esse zusammen mit meiner Familie<br />
früh und gut Znacht und gehe zeitig ins Bett. Manchmal absolviere ich noch ein<br />
kurzes Training. Dann bin ich voll parat und kann Berge versetzen.»<br />
Ihre sportlichen Ziele?<br />
«Nachdem ich in Pratteln nahe am Königstitel war, habe ich das klare Ziel, in<br />
Glarus nochmals um diesen Titel zu kämpfen. Zudem will ich noch ein paar<br />
Kranzfeste gewinnen und bestimmt bis 2028 in der Spitze mitschwingen.»<br />
Ihr Lebenstraum?<br />
«Ich bin kein Träumer, habe dafür einen klaren Plan vor Augen. Dieser sieht vor,<br />
dass ich im Sport voll aufs Gaspedal trete, am Ende der Karriere ein Haus bauen<br />
werde und dann … einen neuen Plan entwickle.»<br />
Ihr Lebensmotto?<br />
«Ruhig bleiben, den eingeschlagenen Weg durchziehen und schauen, dass ich<br />
stets auf dem richtigen Weg bleibe.»<br />
52 Matthias Aeschbacher
Der jubelnde<br />
Matthias<br />
Matthias Aeschbacher 53
Aeschbacher Matthias<br />
Anderegg Simon<br />
Bieri Christoph<br />
Bösch Daniel<br />
Burkhalter Stefan<br />
Glarner Matthias<br />
Gnägi Florian<br />
Graber Willy<br />
Kämpf Bernhard<br />
Schuler Christian<br />
Sempach Matthias<br />
Sempach Thomas<br />
Thürig Mario<br />
Wenger Kilian<br />
Fast zehn Jahre nach dem erfolgreichen Werk «<strong>Goldenes</strong> <strong>Eichenlaub</strong>», in<br />
welchem die Schwinger mit 100 und mehr Kranzgewinnen porträtiert wurden,<br />
präsentieren die Autoren Christina und Christian Boss den zweiten<br />
Band dieser Serie. 14 weitere Schwinger haben seit 2015 Eingang in den<br />
Kreis der erlauchten Top-Athleten gefunden, die als besonderes Zeichen<br />
zum Jubiläum ihren 100. Kranz aus goldenem <strong>Eichenlaub</strong> erhielten.<br />
Das Autorenpaar Boss porträtiert in diesem Folgeband sämtliche 14 Schwinger,<br />
die nun auch zum auserlesenen Kreis der besonders «Bösen» zählen,<br />
wiederum mit viel Einfühlungsvermögen. Umrahmt wird das Werk, das<br />
in jede Schweizer Sportbuch-Sammlung gehört, von weiteren spannenden<br />
Geschichten aus der Schwingerszene, mit Biografien von Persönlichkeiten,<br />
die nicht nur im, sondern auch neben dem Sägemehl breite Spuren hinterlassen<br />
haben: Bänz Graber, Ady Zurfluh, Johann Santschi, Didi Schmidle,<br />
Rolf Gasser, Beat Schlatter, Christoph Walter und Franziska Wigger.<br />
ISBN 978-3-7245-2711-4