Leseprobe: Goldenes Eichenlaub Teil II
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ich aus Spargründen öfters ohne Licht in der Gegend herumkurvte. Beruhigt war<br />
ich in solchen Fällen, wenn mir entgegenkommende Autos mein fehlerhaftes<br />
Fahren mit Lichthupen anzeigten. Dann wusste ich, dass sie mich gesehen hatten.<br />
Mulmig wurde mir immer dann, wenn die Autofahrer ohne Reaktion neben<br />
mir vorbei donnerten.»<br />
Rauchen?<br />
«Es sah eine Zeitlang wirklich danach aus, dass ich ein Raucher werden würde.<br />
In der Lehre wusste ich nichts besseres, als mich dieser unsinnigen Mode<br />
hinzugeben. Im gleichen Zug kann ich auch das Stichwort Drogen aufs Parkett<br />
bringen. Da ich von Kollegen Material zum Kiffen erhalten habe, liess ich mich<br />
auch auf dieses Abenteuer ein. Vielleicht oder sogar mit Sicherheit war der Sport<br />
dies bezüglich meine Rettung: Das Schwingen hat mich auf den rechten Weg gebracht.<br />
Ich trainierte viel konsequenter, war bedeutend mehr im Training und<br />
wollte es unbedingt meinen Klubkameraden nachmachen: einen Kranz zu gewinnen.<br />
Das andere, bodenständige und zielorientierte Umfeld brachte mich<br />
dazu, im Schwingen richtig Gas zu geben und die ungesunden Einflüsse bei Seite<br />
zu lassen.»<br />
Das erste eigene Auto?<br />
«Mein Bruder Christian verkaufte mir seinen schwarzen Toyota Corolla für 500<br />
Franken. Über die Beziehung zu diesem Wagen gibt es eigentlich nichts Wichtiges<br />
zu erzählen.<br />
Einen Unfall baute ich als 14-Jähriger mit dem Traktor und Ladewagen. In meinem<br />
jugendlichen Übermut fuhr ich viel zu schnell um eine unübersichtliche<br />
Kurve. In diesem Moment kam mir die Nachbarin mit ihrem Subaru entgegen.<br />
Mit dem Traktor vermochte ich neben ihr vorbeizukommen, doch dem Ladewagen<br />
gelang dies nicht mehr. Er streifte die Seite des Subaru und verkratzte diese<br />
heftig. Die Nachbarin erschrak natürlich, kam jedoch mit einem ‹Schöckli› davon.<br />
Es war dann ein paar Tage später, als ich nach dem Training nach Hause<br />
kam und mich zum Abendessen an den Tisch setzte. Auf meinem Teller lag die<br />
Rechnung über den angerichteten Schaden. Der Vater wollte mir damit dokumentieren,<br />
wie teuer ein solches Manöver zu stehen kommt.»<br />
Plötzlich ist das Schwingen Trumpf<br />
Verschiedene Recherchen bringen es an den Tag, dass Matthias Aeschbacher an<br />
der Chilbi und dem dazugehörenden Bubenschwinget auf der Schonegg bei Sumiswald<br />
zum ersten Mal wettkampfmässig in die Zwilchhosen stieg. Über Ruhm und<br />
Rangierung ist allerdings nichts bekannt. Die Hauptsache war, dass der gute Bube<br />
mitmachen und dadurch den Geruch des Sägemehls in sich aufnehmen konnte.<br />
Die Frage nach allfälligen Tränen bei Niederlagen beantwortet Mutter Heidi wie<br />
folgt: «Är isch nie cho gränne u het Fähler immer bi sich sälber gsuecht.»<br />
Eine Weisheit, welche bis heute Gültigkeit hat. Als Jungschwinger blickte Matthias<br />
auf eine durchzogene Bilanz zurück. Er zählte nie zur absoluten Spitze<br />
und fristete mehr oder weniger zufrieden ein Dasein im Mittelfeld. Die richtige<br />
Dynamik hatte bei ihm noch nicht eingesetzt. Kurz, er machte, ohne gross aufzufallen,<br />
einen Schritt nach dem anderen und … immer grössere.<br />
Matthias Aeschbacher 47