der Vater im Stall beim Melken war. Natürlich waren wir bei unserem Tun nicht gerade leise. Da hörten wir plötzlich den Vater, mit dem umgebundenen Melkstuhl, kommen, er beschwerte sich kurz, dass wir die Kühe erschreckt hätten, er knallte uns eine und ging ohne weitere Worte wieder weitermelken. Ähnliches erlebte ich, als ich mit zornigen Gedanken auf der Jagd nach meinem jüngeren Bruder war. Dieser flüchtete ins Badezimmer. Als ich die Türe unsanft öffnete, stand die Mutter vor mir und … dann habe ich einen richtigen ‹Chlapf a Gring› kassiert. Zur Ehrenrettung meiner Eltern muss ich sofort anfügen, dass das ganz seltene Momente waren und die Bestrafungen immer zu Recht erfolgten.» Heuen statt Schwingen Die Nachbarn feierten einen runden Geburtstag und da war klar, dass die Familie Aeschbacher ebenfalls eingeladen war. Da am nächsten Tag der so wichtige Bernisch-Kantonale Nachwuchsschwingertag stattfand, schickte die Mutter ihre Söhne zeitig nach Hause, damit sie genügend Schlaf erhalten würden. Schliesslich galt der Grundsatz: Die Vorbereitung ist alles – ohne Vorbereitung ist alles nichts. Die Burschen machten sich artig auf den Heimweg und … hatten plötzlich überhaupt nicht vor, ins Bett zu steigen. Sie beschafften sich nämlich ein feines alkoholisches Getränk aus dem Keller und festeten auf ihre Art weiter. Auch der 15-jährige Matthias schaute ordentlich zu tief ins Glas, und schaffte es mit Müh und Not und mit einem Umweg über die Toilette ins Bett. Wir machen es kurz und halten fest, dass Matthias am nächsten Morgen nicht aufweckbar war und der wichtige sportliche Event ohne ihn über die Bühne ging. Als er dann endlich, im Laufe des Vormittags auftauchte, war seine Schonfrist definitiv vorbei: Er musste zum Heuen antreten und seinen Mann stellen – egal wie fit oder eben nicht fit er war. Matthias zu diesem Fauxpas: «Natürlich reute es mich, dermassen übertrieben zu haben. Auch das schlechte Gewissen setzte mir ordentlich zu. Als Strafe obendrauf durfte ich eine ganze Woche lang, ausser in die Schule, nicht von zu Hause weg.» Hausaufgaben Die Mutter macht kein Hehl daraus, dass ihre Buben bei den Hausaufgaben nur das absolut Minimalste erledigten. Matthias sei im Rechnen und in der Geografie super gewesen, dagegen hatte er an den Sprachen überhaupt kein Interesse. Diesbezüglich war seine Haltung durchwegs klar und eindeutig: Seid froh, dass ich mit Deutsch überhaupt eine Sprache einigermassen kann. Dass sich bei Matthias in der Lehre alles grundlegend zum Positiven geändert hatte, erzählt die Mutter mit einem gewissen Stolz. Übrigens, die Zeugnisse wurden nie als lebenswichtig betrachtet. Das Hauptaugenmerk richtete sich einzig darauf, dass keine Note ungenügend war. Wir Autoren haben es uns nicht nehmen lassen und auch bei Lehrer Martin Jufer recherchiert. Der freundliche Pädagoge konnte uns nur Gutes über seinen ehemaligen Schüler berichten. «Matthias war ein ruhiger und angenehmer Bursche. Er liess sich nie von negativen Strömungen anstecken und ging schnurgerade seinen Weg. Schulisch machte er seine Sache gut, auch wenn er sich nie in den Vordergrund drängte. Aber halt, bei einer Aktion war er von Beginn bis zum Schluss Matthias Aeschbacher 43
Matthias als fleissiger Schüler (links) Bei der Konfirmation sehr gut gelaunt (unten) Die Familie Aeschbacher beim Empfang in Sumiswald 44 Matthias Aeschbacher