Leseprobe: Goldenes Eichenlaub Teil II
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der Vater im Stall beim Melken war. Natürlich waren wir bei unserem Tun nicht<br />
gerade leise. Da hörten wir plötzlich den Vater, mit dem umgebundenen Melkstuhl,<br />
kommen, er beschwerte sich kurz, dass wir die Kühe erschreckt hätten, er<br />
knallte uns eine und ging ohne weitere Worte wieder weitermelken. Ähnliches<br />
erlebte ich, als ich mit zornigen Gedanken auf der Jagd nach meinem jüngeren<br />
Bruder war. Dieser flüchtete ins Badezimmer. Als ich die Türe unsanft öffnete,<br />
stand die Mutter vor mir und … dann habe ich einen richtigen ‹Chlapf a Gring›<br />
kassiert. Zur Ehrenrettung meiner Eltern muss ich sofort anfügen, dass das ganz<br />
seltene Momente waren und die Bestrafungen immer zu Recht erfolgten.»<br />
Heuen statt Schwingen<br />
Die Nachbarn feierten einen runden Geburtstag und da war klar, dass die Familie<br />
Aeschbacher ebenfalls eingeladen war. Da am nächsten Tag der so wichtige<br />
Bernisch-Kantonale Nachwuchsschwingertag stattfand, schickte die Mutter ihre<br />
Söhne zeitig nach Hause, damit sie genügend Schlaf erhalten würden. Schliesslich<br />
galt der Grundsatz: Die Vorbereitung ist alles – ohne Vorbereitung ist alles<br />
nichts.<br />
Die Burschen machten sich artig auf den Heimweg und … hatten plötzlich überhaupt<br />
nicht vor, ins Bett zu steigen. Sie beschafften sich nämlich ein feines alkoholisches<br />
Getränk aus dem Keller und festeten auf ihre Art weiter. Auch der<br />
15-jährige Matthias schaute ordentlich zu tief ins Glas, und schaffte es mit Müh<br />
und Not und mit einem Umweg über die Toilette ins Bett. Wir machen es kurz<br />
und halten fest, dass Matthias am nächsten Morgen nicht aufweckbar war und<br />
der wichtige sportliche Event ohne ihn über die Bühne ging. Als er dann endlich,<br />
im Laufe des Vormittags auftauchte, war seine Schonfrist definitiv vorbei:<br />
Er musste zum Heuen antreten und seinen Mann stellen – egal wie fit oder eben<br />
nicht fit er war. Matthias zu diesem Fauxpas: «Natürlich reute es mich, dermassen<br />
übertrieben zu haben. Auch das schlechte Gewissen setzte mir ordentlich<br />
zu. Als Strafe obendrauf durfte ich eine ganze Woche lang, ausser in die Schule,<br />
nicht von zu Hause weg.»<br />
Hausaufgaben<br />
Die Mutter macht kein Hehl daraus, dass ihre Buben bei den Hausaufgaben nur<br />
das absolut Minimalste erledigten. Matthias sei im Rechnen und in der Geografie<br />
super gewesen, dagegen hatte er an den Sprachen überhaupt kein Interesse. Diesbezüglich<br />
war seine Haltung durchwegs klar und eindeutig: Seid froh, dass ich<br />
mit Deutsch überhaupt eine Sprache einigermassen kann. Dass sich bei Matthias<br />
in der Lehre alles grundlegend zum Positiven geändert hatte, erzählt die Mutter<br />
mit einem gewissen Stolz.<br />
Übrigens, die Zeugnisse wurden nie als lebenswichtig betrachtet. Das Hauptaugenmerk<br />
richtete sich einzig darauf, dass keine Note ungenügend war.<br />
Wir Autoren haben es uns nicht nehmen lassen und auch bei Lehrer Martin Jufer<br />
recherchiert. Der freundliche Pädagoge konnte uns nur Gutes über seinen ehemaligen<br />
Schüler berichten. «Matthias war ein ruhiger und angenehmer Bursche.<br />
Er liess sich nie von negativen Strömungen anstecken und ging schnurgerade seinen<br />
Weg. Schulisch machte er seine Sache gut, auch wenn er sich nie in den Vordergrund<br />
drängte. Aber halt, bei einer Aktion war er von Beginn bis zum Schluss<br />
Matthias Aeschbacher 43