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Wenn die Zeit die Wunden nicht heilt

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Johannes Czwalina (Hrsg.)<br />

Resonanzräume des Hasses<br />

Wie «bittere Wurzeln» entstehen,<br />

wie sie sich vermehren, und ob<br />

man sie ausreissen kann?


Johannes Czwalina (Hrsg.)<br />

Resonanzräume des Hasses<br />

Wie «bittere Wurzeln» entstehen,<br />

wie sie sich vermehren, und ob<br />

man sie ausreissen kann?<br />

Friedrich Reinhardt Verlag


Alle Rechte vorbehalten<br />

© 2024 Friedrich Reinhardt Verlag, Basel<br />

Projektleitung: Alfred Rüdisühli<br />

Korrektorat: Daniel Lüthi<br />

Gestaltung: Siri Dettwiler<br />

ISBN 978-3-7245-2647-6<br />

Der Friedrich Reinhardt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem<br />

Strukturbeitrag für <strong>die</strong> Jahre 2021–2025 unterstützt.<br />

www.reinhardt.ch


Eine Spur der Trauer<br />

Seit meiner Kindheit zieht sich eine Spur der Trauer durch mein<br />

Leben, <strong>die</strong> ich <strong>nicht</strong> loswerde. Sie setzte ein, als ich erfuhr, dass in<br />

dem schönen Haus meiner Jugendjahre zuvor Juden gewohnt hatten,<br />

<strong>die</strong> ihr Leben im Holocaust verloren haben und sie war auch<br />

gegenwärtig beim Schreiben <strong>die</strong>ses Buches.<br />

Johannes Czwalina


PROLOG: EIN JEDER TRÄGT<br />

SEINE VERGANGENHEIT IN SICH 9<br />

I. DIE BOTSCHAFT DIESES BUCHES 15<br />

II. DIE ENTSCHEIDUNG ZU SCHWEIGEN 19<br />

1. DAS SCHWEIGEN DER OPFER 21<br />

– Die unbeantwortete Frage nach den Motiven . . . . . . . . . . . 27<br />

– Sprachlos wegen des Schuldgefühls, überlebt zu haben . . 28<br />

– Die Angst vor den stillen Augenblicken . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2. DAS SCHWEIGEN DER TÄTER 31<br />

– Das perfekt verdrängte Schuldbewusstsein . . . . . . . . . . . . . 31<br />

– Ich war nur ein Rädchen im Getriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

– <strong>Wenn</strong> Täter sich als Opfer sehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

– Fehlgeleitetes Gehorsamsverständnis der Täter . . . . . . . . . 38<br />

– Der perfekte Garten – unkrautfrei durch Genozid . . . . . . . . 42<br />

3. DAS SCHWEIGEN DER MITLÄUFER 46<br />

4. DAS SCHWEIGEN DER WELT 50<br />

5. DAS SCHWEIGEN DER KIRCHEN 55<br />

III. DIE ERBLAST DES SCHWEIGENS 60<br />

1. DIE ERBLAST DES SCHWEIGENS<br />

IN DEN NACHKOMMENDEN GENERATIONEN 62<br />

2. DIE ERBLAST DER OPFERKINDER 64<br />

– Entwicklungshemmnisse und Authentizitätsprobleme . . . . 66<br />

3. DIE ERBLAST DER TÄTERKINDER 68<br />

– Eine erdrückende Gefühlserbschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

– Die Vorstellung, das Genom des Täters in sich zu tragen. . 72<br />

– Schwierigkeiten, tragfähige Beziehungen zu leben . . . . . . 74<br />

– Das Zwangsgefühl, <strong>die</strong> Schuld des Vaters sühnen<br />

zu müssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

– Schlafstörungen und diffuse Todesängste . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

– Die Verstrickung in Hassgefühlen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

– Verklärung und Idealisierung des Täter-Vaters . . . . . . . . . . . 79<br />

– Flucht in <strong>die</strong> Gegenposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

– Übersteigerte Anpassung als Überlebensstrategie . . . . . . 84<br />

– Der anspruchsvolle Versuch, sich dem Erbe stellen . . . . . . 84<br />

4. DIE ERBLAST DER KIRCHEN 86


IV. BITTERE WURZELN, DIE NICHT AUSGERISSEN<br />

WERDEN, WACHSEN NACH. 89<br />

– Die bittere Wurzel des kollektiven NS-Traumas<br />

sprosst auf in linksextremistischen Gewalttaten 91<br />

– Die bittere Wurzel des Nationalsozialismus<br />

sprosst auf in rechtsextremistischen Gewalttaten 94<br />

– Die bittere Wurzel des Faschismus sprosst<br />

auf in der marktwirtschaftlichen Gegenwart 95<br />

– Die bitteren Wurzeln nähren sich von unbewältigten<br />

Volkstraumata98<br />

– Die bittere Wurzel <strong>nicht</strong> aufgearbeiteter<br />

– Vergangenheit sprosst im Russland-Ukraine-Krieg 100<br />

– Das Massaker von Babyn Jar. Der Versuch,<br />

eine bittere Wurzel durch Vertuschen aus der Welt<br />

zu schaffen 103<br />

V. VERGEBUNG UND VERSÖHNUNG<br />

IN DER PERSÖNLICHEN DIMENSION 110<br />

– Heilung beginnt mit dem Entschluss,<br />

das Schweigen zu brechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .110<br />

– Das eigene Verfangen-Sein in gesellschaftlicher<br />

und historischer Schuld erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .113<br />

– Trauer zulassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .117<br />

– Vergebung verödet <strong>die</strong> bittere Wurzel . . . . . . . . . . . . . . . . . .119<br />

– Vergebbar ist nur das Unvergebbare . . . . . . . . . . . . . . . . . . .122<br />

– Warum das Vergeben für <strong>die</strong> Betroffenen<br />

so schwierig ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .124<br />

– Die Wirkungskraft bedingungsloser Vergebung . . . . . . . . . .127<br />

– Können Nachkommen stellvertretend vergeben? . . . . . . . .128<br />

– Vergebung für <strong>die</strong> Täter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />

– Die entlastenden Nachwirkungen bei denen,<br />

<strong>die</strong> Vergebung gewähren und bei denen,<br />

<strong>die</strong> Vergebung erhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .132<br />

– Vergebung ohne Vergessen ist möglich . . . . . . . . . . . . . . . .137<br />

– Aus Vergebung entsteht Versöhnung . . . . . . . . . . . . . . . . . .139<br />

– Aufarbeitung im Radius von vier Kontexten . . . . . . . . . . . . . . 140<br />

Aufarbeitung im persönlichen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . 140<br />

Aufarbeitung im familiären Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />

Aufarbeitung im Kontext der Heimatstadt . . . . . . . . . . . . . 141<br />

Aufarbeitung im Kontext einer ganzen Nation . . . . . . . . . 142


VI. VERGEBUNG UND VERSÖHNUNG IN DER<br />

GESELLSCHAFTLICHEN UND POLITISCHEN<br />

DIMENSION 144<br />

– Vergebung für ein ganzes Volk?<br />

– Die südafrikanische Wahrheitskommission . . . . . . . . . . . . . .147<br />

– Vergebung und Versöhnung fehlt in der<br />

diplomatischen Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .155<br />

– Mirko Manzoni, der Diplomat in Friedensmission . . . . . . . . .158<br />

VII. WELCHE PERSÖNLICHKEITSPROFILE<br />

BRAUCHEN WIR FÜR WIRKSAME<br />

VERSÖHNUNGSPROZESSE? 165<br />

VIII. WESENSMERKMALE<br />

DER FRIEDENSSTIFTER 170<br />

– Sinn für Gerechtigkeit<br />

und ausgeprägte Analysefähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .170<br />

– Einfühlungsvermögen, Wertschätzung und Empathie . . . . .17 1<br />

– Versöhnungsorientierung und Verzicht auf Rache . . . . . . . .173<br />

– Beharrlichkeit, und unerschütterliche Zielorientiertheit . . . .173<br />

– Demut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .173<br />

– Mut und Zivilcourage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .174<br />

– Verantwortungsvoller Umgang mit Macht . . . . . . . . . . . . . . .175<br />

– Unvoreingenommenes Zuhören . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .176<br />

– Resistenz und Robustheit gegenüber<br />

verletzenden Angriffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .176<br />

IX. MEIN PERSÖNLICHER WEG<br />

ZUM FRIEDENSMACHER 178<br />

– Der Moment der persönlichen Berührung 183<br />

EPILOG: DAS ERBE UNSERER KINDER 184<br />

ANMERKUNGEN 186<br />

DER AUTOR 192


PROLOG:<br />

EIN JEDER TRÄGT SEINE<br />

VERGANGENHEIT IN SICH<br />

Als Kind war Romulad Jakub Weksler-Waszkinel verletzlich, übersensibel,<br />

gefangen in einem tiefen Misstrauen gegenüber der<br />

Welt. Er zählte zu den Bettnässern und erwachte häufig schreiend<br />

aus Albträumen, in denen ein Unbekannter ihm nach dem Leben<br />

trachtete und ihn erschiessen wollte. In der Schule brachte er meist kein<br />

Wort heraus und <strong>die</strong> Mütter seiner Schulkameraden fragten sich, warum<br />

er nur immer so traurige Augen habe. Sobald ein Flugzeug über <strong>die</strong><br />

Arbeitersiedlung in Pasłęk flog, warf er sich auf den Boden. Er fürchtete<br />

sich ausserdem vor Truthähnen, Gänsen, Ratten und Mäusen. Er hing an<br />

Mamas Rockzipfel wie an einem rettenden Anker.<br />

Romulads Eltern waren gleich nach dem Zweiten Weltkrieg aus<br />

Święciany, der ehemaligen polnischen Gegend um Vilnius, in <strong>die</strong> wiedergewonnenen<br />

Gebiete des ehemals deutschen Ostpreussens nach<br />

Pasłęk (ehemals Preussisch Holland) umgesiedelt. Sie umgaben ihn mit<br />

viel Liebe und Wärme. Mochten Emilia und Piotr Waszkinel auch arm<br />

sein und sich vorwiegend von Kartoffeln, Brot und Brennnesselsuppe<br />

ernähren, so umsorgten sie den Jungen doch mit einer seltenen Hingabe.<br />

Der Vater kaufte dem musikalisch begabten Jungen ein Akkordeon,<br />

obwohl er dafür eine Kuh verkaufen musste. Er fuhr mit dem ständig<br />

kränkelnden Knaben sogar ins grosse Danzig zu einem Spezialisten.<br />

Aber der Arzt konnte kein Leiden feststellen. Romuald war anfällig, obwohl<br />

er robuste Eltern hatte.<br />

Im Sommer 1947 kam Romulad eines Tages nach Hause, als ihn zwei<br />

Betrunkene von der gegenüberliegenden Strassenseite als «Jude, kleiner<br />

Jude, jüdischer Findling» verhöhnten. Der gerade einmal Vierjährige<br />

konnte vor Aufregung das Gartentor <strong>nicht</strong> schliessen. Er wusste weder<br />

was ein Findling, noch was ein Jude ist. Die Mutter beruhigte ihn, auch<br />

wenn er keine Antwort auf seine Frage bekommen hatte: «Gute und<br />

kluge Menschen», sagte sie, «werden niemals so hinter dir her schreien.»<br />

Doch Romulad konnte den Dummen <strong>nicht</strong> immer aus dem Weg gehen,<br />

ungefragt stellten sie sich ihm immer wieder in <strong>die</strong> Quere und oft genug<br />

verletzten ihn selbst <strong>die</strong>, <strong>die</strong> es angeblich gut mit ihm meinten. Als man<br />

in der Schule den Film Verbotene Lieder über das Warszawa unter deut-<br />

9


10<br />

scher Okkupation zeigte, nannten <strong>die</strong> Klassenkameraden ihn «Davidek!»<br />

nach einem gleichnamigen, sympathischen, gut aussehenden Protagonisten<br />

im Film. Romuald jedoch empfand den Spitznamen dennoch als<br />

Beleidigung. Er wollte keinem Juden ähnlich sein. Er wollte wie <strong>die</strong> anderen<br />

in der Klasse sein – und <strong>die</strong> waren polnisch.<br />

«Wem sieht der Junge denn ähnlich?», fragten sich teils naiv, teils<br />

heuchlerisch <strong>die</strong> Mütter seiner Schulkameraden. Sein Vater hatte eine<br />

füllige Figur, ein rundes Gesicht und helles Haar. Romuald hingegen war<br />

von zarter Statur, das Gesicht länglich, <strong>die</strong> Haare schwarz. Er beobachtete<br />

den Vater beim Sägen und fragte sich, warum seine feingliedrigen<br />

Händchen so gar <strong>nicht</strong> an den groben Handrücken des Vaters erinnerte.<br />

Beim Kämmen vor dem Spiegel drehte er schliesslich den Kopf so<br />

lange, bis er eine Verwandtschaft in den Gesichtszügen entdeckt zu<br />

haben glaubte. «Mama!», schrie er, «Mama, ich bin Papa ähnlich!» Als sie<br />

schwieg, wollte er eine Bestätigung ertrotzen.<br />

Nach Beendigung der Grundschule nahm ihn der Vater mit auf eine<br />

Reise in dessen alte Heimat. Sie besuchten Święciany, und sein Vater<br />

war gerade damit beschäftigt, einige Anwohner zu den Veränderungen<br />

im Ort zu befragen, als sich plötzlich ein Mann in das Gespräch einmischte:<br />

«Wo haben Sie denn <strong>die</strong>sen Juden aufgetrieben?», höhnte er<br />

und zeigte mit den Fingern auf Romuald. Der 13-Jährige zitterte und war<br />

tief verstört. Auf geheimnisvolle Weise wollte jeder in ihm einen Juden<br />

erkennen. Doch ein Jude zu sein, das wäre schrecklich, denn <strong>die</strong> Juden<br />

hatten den Herrn Jesus umgebracht! Um <strong>nicht</strong>s in der Welt wollte er zu<br />

den Nachfahren <strong>die</strong>ser «Christusmörder» zählen, ging er doch solange<br />

er denken konnte mit den Eltern in <strong>die</strong> heilige Messe und hatte er doch<br />

seit seinen frühesten Kindertagen überzeugt als Ministrant ge<strong>die</strong>nt. Romuald<br />

klammerte sich an seinen Glauben und legte grossen Wert darauf,<br />

auf jeden Fall als polnisches Kind polnischer Eltern in einer polnischen<br />

Umgebung wahrgenommen zu werden. Er wollte <strong>nicht</strong> anders sein als<br />

<strong>die</strong> anderen.<br />

Sein katholischer Glaube sollte ihm später auf der Oberschule eine<br />

Stütze sein, denn dort fühlte er sich ohne Vorbehalt angenommen. Doch<br />

eines Tages hörte sich Romuald zu seiner eigenen Überraschung nach<br />

dem Religionsunterricht, den <strong>die</strong> sozialistische Volksrepublik Polen gerade<br />

einmal wieder zugelassen hatte, zum Priester sagen: «<strong>Wenn</strong> ich <strong>die</strong><br />

Matura schaffe, werde ich Priester.» Wer sprach damals aus ihm? Der<br />

Pole und Katholik, der den Juden in sich endgültig zu verbannen wünschte?<br />

Der Ängstliche, der sich von der Kirche <strong>die</strong> Geborgenheit erhoffte?


Das öffentlich geäusserte Versprechen, das Priesteramt anzustreben,<br />

beruhigte ihn <strong>nicht</strong> nur, sondern erschreckte ihn auch. Aber da es einmal<br />

ausgesprochen war, wollte er zu seinem Wort stehen. Noch am selben<br />

Abend teilte er es den Eltern mit und hoffte, sein Vater würde sich freuen.<br />

Stattdessen verhöhnte er ihn und behauptete: «Du eignest dich <strong>nicht</strong> zum<br />

Priesterberuf.» Je hartnäckiger der Vater Romualds Eignung bestritt, desto<br />

trotziger verteidigte <strong>die</strong>ser seinen Entschluss. Am 15. September 1960<br />

zog er ins Priesterseminar nach Olsztyn. Am 20. Oktober verschied der<br />

Vater überraschend an einem Herzinfarkt. Romuald fühlte sich schuldig.<br />

Mit dem Studium veränderte sich auch sein Verhältnis zum Judentum.<br />

<strong>Wenn</strong> er für einen Juden gehalten wurde, empfand er <strong>die</strong>s <strong>nicht</strong> länger<br />

als Denunziation, <strong>die</strong> Panik in ihm auslöste, denn im Seminar hatte er<br />

erfahren, dass Jesus selbst Jude gewesen war. Ein Jahrzehnt lang lehrte<br />

er Philosophie an der Katholischen Universität von Lublin, hatte dort<br />

1968, als eine antisemitische Hetzkampagne der Regierung viele Studenten<br />

aus jüdischen Familien von den staatlichen Universitäten vertrieb,<br />

erstmals mit Juden zu tun und las zahlreiche Texte über den Holocaust.<br />

Als <strong>die</strong> Mutter später schwer krank wurde und ihr Ende nahe schien,<br />

fasste er den Mut, sich ein letztes Mal Gewissheit über seine Herkunft<br />

zu verschaffen. «Mama, hast du Juden gekannt?» An jenem Abend erzählte<br />

sie ihm in der Küche seiner Zweizimmerwohnung in Lublin das<br />

erste Mal von seinen richtigen Eltern.<br />

Demnach wurde Romulad im Februar 1943 im Getto von Święciany<br />

im Gebiet des heutigen Litauen geboren. Da sein Vater Schneider war,<br />

hatten <strong>die</strong> Deutschen ihn <strong>nicht</strong> wie <strong>die</strong> meisten anderen Juden sofort<br />

1941 erschossen, sondern zur Zwangsarbeit eingesetzt, bis das Getto<br />

im Sommer 1943 liqui<strong>die</strong>rt wurde. Beide Eltern kamen dann ins Getto<br />

nach Wilna, lebten dort in der Wohnung von Alexander Bogen – einem<br />

Freund von Marc Chagall – und wurden dann getrennt. Das Leben seines<br />

leiblichen Vaters Jakub Weksler endete wahrscheinlich in Estland,<br />

das der Mutter und seines Bruders im Konzentrations- und Ver<strong>nicht</strong>ungslager<br />

Majdanek bei Lublin. Ihr Körper mag in jenen Massengräbern liegen,<br />

<strong>die</strong> man <strong>die</strong> jüdischen Häftlinge im November 1944 selbst ausheben<br />

liess, als keine <strong>Zeit</strong> mehr blieb, <strong>die</strong> Leichname zu verbrennen. Vom<br />

Schicksal seiner Familie war für Romuald besonders schmerzlich zu<br />

erfahren, zumal er jahrzehntelang nur wenige Kilometer von dem Ort<br />

entfernt gewohnt hatte, an dem seine leibliche Mutter vermutlich umgebracht<br />

worden war. Verzweifelt hatte seine eigentliche Mutter im Früh-<br />

11


12<br />

jahr 1943 nach «arischen» Eltern für ihren zweiten Sohn gesucht. Ihren<br />

ältesten Sohn Samuel hatte sie zwar zeitweilig bei einer litauischen Familie<br />

unterbringen können, doch nachdem sie kein Geld mehr hatte, um<br />

deren Forderungen zu erfüllen, war er in <strong>die</strong> Familie zurückgekehrt.<br />

Nichts als ein Samowar und eine Waage waren der jüdischen Mutter<br />

noch geblieben. Seine spätere polnische Mutter hatte <strong>die</strong>se beiden<br />

einzigen Erinnerungsstücke von Romulads leiblichen Eltern unbeirrt verteidigt<br />

und heute ist er ihr dafür dankbar. Seit zwanzig Jahren stehen<br />

der Samowar und <strong>die</strong> Waage oben auf dem Wohnzimmerschrank.<br />

Die junge Polin Emilia Waszkinel hatte sich sehr ein Kind gewünscht.<br />

Aber sie fürchtete sich, den jüdischen Säugling als Pflegekind aufzunehmen.<br />

Sie waren neu in Święciany, geflüchtet aus einem Nachbarort,<br />

in dem ihr Mann Piotr wegen illegalem Brennen von Branntwein denunziert<br />

worden war und wohnten nun auf engstem Raum. Wie sollte das<br />

Paar den Nachbarn ein Kind ohne Schwangerschaft erklären? Überall<br />

waren missgünstige Spitzel, und <strong>die</strong> Deutschen bestraften Polen, <strong>die</strong><br />

Juden Hilfe leisteten, mit dem Tode. Emilia Waszkinel befand sich in<br />

einem tiefen Gewissenskonflikt. «Sie sind doch eine gläubige Christin»,<br />

hatte <strong>die</strong> fremde Jüdin sie angefleht. «Retten Sie das jüdische Kind im<br />

Namen von Jesus und Sie werden sehen: <strong>Wenn</strong> der kleine Junge gross<br />

wird, dann wird er ein Priester.» Frau Waszkinel nahm das Kind als ihr<br />

eigenes an und liess es auf den Namen Romuald katholisch taufen.<br />

Dass sich <strong>die</strong>se Prophezeiung tatsächlich erfüllt hat, hat Romualds<br />

Ziehvater Piotr Waszkinel kurz vor dessen Tod tief erschüttert und an<br />

den Rand des Wahnsinns getrieben. Vielleicht fühlte er sich auch schuldig,<br />

weil er den Sohn <strong>die</strong>sen Weg hatte einschlagen lassen, ohne ihn<br />

über den tatsächlichen Ursprung seiner Biografie aufgeklärt zu haben.<br />

Vielleicht erahnte er <strong>die</strong> Zerreissprobe, <strong>die</strong> auf Romuald zukommen<br />

würde, falls er im späten Alter <strong>die</strong> Wahrheit erführe. Denn <strong>die</strong>ser hatte<br />

sich ja <strong>nicht</strong> im Bewusstsein seiner jüdischen Herkunft für <strong>die</strong> Priesterweihe<br />

entschieden. Vielmehr war seine Berufswahl wohl mit dem<br />

Wunsch verbunden gewesen, seiner Biografie eine eindeutige Interpretation<br />

zugrunde zu legen, <strong>die</strong> jeden Zweifel an seiner polnischkatholischen<br />

Identität ein für alle Mal ausräumen sollte.<br />

Von seinem ursprünglichen jüdischen Namen erfuhr Romulad erst<br />

nach der Wende 1989, als es ihm möglich wurde, nach Israel zu reisen.<br />

Von der mitreisenden Schwester Klara, <strong>die</strong> im Krieg Jüdinnen aus<br />

Święciany gerettet hatte, erfuhr er, dass es sich bei dem Schneider mit<br />

einem Sohn namens Samuel um Jankel Weksler handelte. Seine Frau


hiess Batia und leitete den örtlichen Verband der Zionisten. Es fand sich<br />

auch endlich ein Foto, das <strong>die</strong> Mutter in jungen Jahren mit ebenjenen<br />

traurigen Augen zeigt, nach denen Romulad bei seinen polnischen Eltern<br />

immer vergeblich gesucht hatte. Und es fand sich ein Verwandter:<br />

Der Bruder des Vaters lebte noch!<br />

Auf dem Flughafen von Tel Aviv kam sein Onkel, der ihn noch nie<br />

zuvor gesehen hatte, direkt auf ihn zu. Endlich sah er jemandem ähnlich!<br />

Doch zu Hause fühlte er sich <strong>nicht</strong>. «Wie kannst du nur in einem Land<br />

leben, das <strong>die</strong> Juden 2000 Jahre lang verfolgt hat?», lauteten <strong>die</strong> Begrüssungsworte<br />

des orthodoxen Onkels. Wie könne er nur in Polen leben,<br />

Polnisch sprechen und katholisch sein? Im Onkel war <strong>nicht</strong>s als<br />

Bitterkeit gegenüber Polen geblieben, denn als er in <strong>die</strong> Sowjetunion<br />

geflohen war, hatte er Frau und Töchter gegen Bezahlung in <strong>die</strong> Obhut<br />

eines Polen gegeben. Die Frau wurde missbraucht und <strong>die</strong> beiden Töchter,<br />

als das Geld aufgebraucht war, umgebracht. «Nur ich habe überlebt,<br />

dank Stalin», behauptete der Onkel voller Erregung, weil er als angeblicher<br />

zionistischer Spion nur sieben Jahre im sibirischen Lager gesessen<br />

hatte. Da vermochte Romuald ihm nur mit den Worten seines polnischen<br />

Vaters zu antworten: «Es gibt <strong>nicht</strong> <strong>die</strong> Deutschen, <strong>die</strong> Russen,<br />

<strong>die</strong> Polen. Es gibt nur gute oder schlechte Menschen.»<br />

Gleich nach der Rückkehr aus Israel fuhr Romulad zum Nuntius nach<br />

Warschau und zu seinem Bischof nach Olsztyn, um sich endlich zu seinen<br />

jüdischen Wurzeln zu bekennen: «Ich bin Jude.» Dem christlichen<br />

Taufnamen fügte er den Vornamen seines jüdischen Vaters Jakub hinzu,<br />

den Namen der polnischen Eltern ergänzte er um den Nachnamen der<br />

jüdischen. Seitdem weist ihn sein Personalausweis als Romulad Jakub<br />

Weksler-Waszkinel aus. Sich öffentlich als jüdischer Pole zu bekennen,<br />

empfindet er seitdem als seine moralische und religiöse Pflicht. Dabei<br />

beruft er sich auf den polnischen Dichter Zbigniew Herbert: «Du bist<br />

<strong>nicht</strong> davongekommen, um zu leben, du hast wenig <strong>Zeit</strong>, du musst Zeugnis<br />

ablegen. Zeugnis vom Wirken Gottes in deinen Leben.»<br />

Maryia, <strong>die</strong> einzige Vertraute aus seiner Jugendzeit, sagt über ihn:<br />

«Romulad Jakob ist ein sehr einsamer Mensch. Für <strong>die</strong> Juden kein Jude<br />

und für <strong>die</strong> Katholiken kein richtiger Priester.» Romulad Jakob hingegen<br />

sagt über sich: «Ich fühle mich <strong>nicht</strong> zerrissen, sondern ganz tief als Jude<br />

und als Christ zugleich. Der Glaube hilft mir, <strong>nicht</strong> völlig in Depression<br />

abzugleiten und <strong>die</strong> Traurigkeit <strong>nicht</strong> übermächtig werden zu lassen.»<br />

Es gibt allerdings Tage, da hüllt er sich in eine Decke und verkriecht<br />

sich in eine Zimmerecke. Im Sommer dringen dann nur <strong>die</strong> Flüche der<br />

13


Betrunkenen von den Parkplätzen zu ihm herauf und im Winter das Gekreisch<br />

der Krähen von den kahlen Ästen herab. Dann bedrängen ihn<br />

<strong>die</strong> immer gleichen Träume. Mal nimmt er an einer Prozession teil, läuft<br />

durch eine belebte Strasse und zieht dann langsam mit dem Zug in einen<br />

Tunnel. Dort unten verschwinden sie alle: <strong>die</strong> Monstranz, <strong>die</strong> Mess<strong>die</strong>ner,<br />

<strong>die</strong> Priester, <strong>die</strong> Gläubigen – allein Romulad Jakub bleibt orientierungslos<br />

zurück im Dunkel. Kein Laut verrät, wohin <strong>die</strong> anderen gelaufen sind,<br />

kein Licht zeigt an, wo er den Ausweg finden könnte. In einem anderen<br />

Albtraum käuft er mit Bekannten durch eine unterirdische Passage und<br />

auf einmal sind wieder alle verschwunden. Nur er bleibt zurück in der<br />

beängstigenden Leere, weil selbst sein Gepäck verloren gegangen ist.<br />

Wieder ist es still, dunkel und hoffnungslos. Und nur weil er schreit und<br />

sein eigener Schrei ihn aufweckt, bringt er sich gewaltsam zurück an<br />

das Licht, das der Traum ihm verweigert. 1<br />

Obwohl aus Gründen der Lesbarkeit im Text <strong>die</strong> männliche<br />

Form gewählt wurde, beziehen sich <strong>die</strong><br />

Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.<br />

14


IDIE BOTSCHAFT<br />

DIESES BUCHES<br />

«Wer aber vor der Vergangenheit <strong>die</strong> Augen verschließt,<br />

wird blind für <strong>die</strong> Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit<br />

<strong>nicht</strong> erinnern will, der wird anfällig für neue<br />

Ansteckungsgefahren.»<br />

Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a. D., anlässlich der Gedenkstunde<br />

zu 40 Jahren Kriegsende im Plenarsaal des Deutschen Bundestages<br />

am 8. Mai 1985<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten viele Menschen in Europa<br />

mit unzähligen unverarbeiteten Traumata weiterleben. Wer hatte<br />

schon <strong>Zeit</strong> zum Zuhören? Als Folge <strong>die</strong>ses Dilemmas konnte eine<br />

Grundstimmung gedeihen, <strong>die</strong> einer neu aufbrechenden Gewaltbereitschaft<br />

wenig entgegenzusetzen hatte. Wie Waldbrände, <strong>die</strong> sich immer<br />

rascher ausbreiten, zeigen sich allerorts <strong>die</strong> Spätfolgen unzureichend<br />

aufgearbeiteter Vergangenheit.<br />

Politik und Diplomatie sind damit überfordert, den Ursachen und Kausalketten<br />

der zunehmend aufflammenden Brände nachzugehen. Sie<br />

begnügen sich mit Löscharbeiten. Die <strong>nicht</strong> aufgearbeiteten traumatischen<br />

Vorbelastungen erweisen sich aber als hartnäckige Glutherde,<br />

<strong>die</strong> unter der Oberfläche der kurzfristig gelöschten Brände weiterschwelen,<br />

um immer wieder erneut auszubrechen.<br />

Die nachgeborenen Generationen der Täter und der Opfer des Zweiten<br />

Weltkrieges ahnen, dass das vergangene Leben ihrer Eltern mit ihrer<br />

gegenwärtigen Befindlichkeit etwas zu tun hat. Sie wuchsen unter ihrem<br />

Schweigen auf. Sie ahnen, dass sie <strong>die</strong> Kenntnis über das ihnen vorenthaltene<br />

Puzzlestück der Vergangenheit dringend zur eigenen Orientierung<br />

brauchen, um ihre Herkunft, ihre Gefühlswelt, ihre eigene Identität<br />

deuten zu können.<br />

Dieses Buch reflektiert kritisch <strong>die</strong> unzureichende Aufarbeitung traumatischer<br />

Ereignisse und Erlebnisse. Es zeichnet <strong>die</strong> Konsequenzen<br />

<strong>die</strong>ses Defizits für <strong>die</strong> nächsten Generationen nach. Es zeigt Impulse<br />

auf, wie Aufarbeitung sowohl im persönlichen wie auch im gesellschaftlichen<br />

Umfeld konkret geschehen und umgesetzt werden kann. Es weist<br />

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16<br />

nach, dass <strong>die</strong> gründliche Aufarbeitung von traumatischen Ereignissen<br />

in der Vergangenheit der Erfolgsfaktor für <strong>die</strong> Bewältigung der Konflikte<br />

in der Gegenwart ist! Bei Friedensbestrebungen geht viel <strong>Zeit</strong> verloren,<br />

weil man sich <strong>nicht</strong> <strong>die</strong> <strong>Zeit</strong> nimmt, bis zu den Wurzeln der Konflikte<br />

zurückzugehen. In <strong>die</strong>sen Wurzeln allein finden wir das Spurenmaterial<br />

für deren Bewältigung. Um schneller voranzukommen, ist man geneigt,<br />

Wirklichkeiten auszublenden, deren Beachtung aber von grosser Bedeutung<br />

ist. Diese Wirklichkeiten ordnen sich <strong>nicht</strong> unseren Vorstellungen<br />

von Frieden unter, sondern wir müssen unsere Friedenskonzepte<br />

<strong>die</strong>sen Wirklichkeiten unterordnen. Der längste Weg kann sich als der<br />

kürzeste zur Lösung aktueller Konflikte erweisen. Es gibt keine Abkürzungen.<br />

Aller echter Fortschritt hängt von denen ab, <strong>die</strong> sich aufhalten<br />

lassen, um schneller voranzukommen.<br />

Im ersten Teil des Buches wird am Beispiel des wohl gravierendsten<br />

traumatischen Ereignisses des letzten Jahrhunderts beschrieben, welche<br />

langfristigen, generationsübergreifenden Folgen traumatische Ereignisse<br />

haben, deren Verarbeitung – aus welchen Gründen auch immer<br />

– <strong>nicht</strong> hinreichend erfolgen konnte. Da es uns um einen vertieften<br />

Einblick in <strong>die</strong> Mechanismen unseres psychohistorischen Erbes und<br />

dessen Kontinuitäten in der Gegenwart geht, lag <strong>die</strong> detaillierte Nahaufnahme<br />

eines Ereignisses auf der Hand. Ich habe <strong>die</strong> Shoah gewählt.<br />

Dem Leser wird anhand von anschaulichen Fallbeispielen transparent<br />

gemacht, wie eine bittere Wurzel, <strong>die</strong> <strong>nicht</strong> vollständig durch Aufarbeitung<br />

ausgerissen werden konnte, immer wieder neue Triebe hervorbringt,<br />

und sich so Elemente der Vergangenheit, <strong>die</strong> man loswerden<br />

kann, in veränderter Form wiederholen. Das <strong>nicht</strong> verarbeitete Erbe der<br />

vorangegangenen Generationen ist eine der Ursachen für das ständige<br />

Aufflammen neuer, wenn auch von ihrer Logik her wesensgleicher,<br />

Brandherde.<br />

Eine unserer Wirklichkeiten ist <strong>die</strong> Gegenwärtigkeit unverarbeiteter<br />

Vergangenheit. Dieser Wirklichkeit sich zu stellen kann zum Ausgangspunkt<br />

werden für eine neue Zuversicht, <strong>die</strong> uns persönlich und gesellschaftlich<br />

dem Frieden näherbringt.<br />

Das Buch zeichnet nach, dass <strong>die</strong> Geschichte anders verlaufen wäre,<br />

hätten vor allem <strong>die</strong> Täter sich <strong>nicht</strong> in Schweigen gehüllt, sondern den<br />

Mut aufgebracht, zu sprechen. Durch <strong>die</strong>ses Schweigen der Eltern hat<br />

<strong>die</strong> Neugierde, <strong>die</strong> in der ersten Generation noch weitgehend unterdrückt<br />

werden konnte, in der zweiten und dritten Generation umso mehr<br />

zugenommen. Das Schweigen hat einige der Kinder in Verzweiflung


oder Resignation getrieben, andere in Rebellion und Wut. Bei vielen der<br />

Kinder und Enkel der Täter und der Opfer des Holocaust entwickelte<br />

sich das Stillen ihrer Wissbegierde zu dem dringenden Bedürfnis, endlich<br />

<strong>die</strong> eigenen Wurzeln ausgraben und den Nebelschleier des Schweigens<br />

auflösen zu können.<br />

Im zweiten Teil des Buches geht es um den Nachweis, dass Gegenwartsprobleme<br />

nur aus der Beachtung der Vergangenheit heraus verstanden<br />

und bewältigt werden können. Die Werkzeuge einer nur auf <strong>die</strong><br />

Tagespolitik fokussierten Diplomatie sind unzureichend. Durch sie werden<br />

Wirklichkeiten ausgeblendet, deren Beachtung dringend geboten<br />

ist, will man stabile Ergebnisse in Konflikten erreichen. Wir bringen erprobte<br />

Vorgehensweisen der Versöhnungspolitik ins Gespräch, <strong>die</strong><br />

nachweislich zum Erfolg führten und zeichnen Persönlichkeitsprofile<br />

nach, <strong>die</strong> Friedensbringer und Träger nachhaltiger Veränderungen<br />

wurden.<br />

Eine Lösungsmöglichkeit verdeutlichen wir am Beispiel der Geschichte<br />

Südafrikas. In Südafrika konnte mithilfe eines strukturierten Versöhnungsprozesses<br />

als Gegenmittel wider das Vergessen und Verschweigen<br />

eines mörderischen Systems überwunden werden. Allen<br />

Erwartungen zum Trotz wurde eine Annäherung von verfeindeten Gesellschaften<br />

eingeleitet, <strong>die</strong> trotz Rückschlägen als Erfolg zu bewerten<br />

ist. Unüberwindbare Barrieren zwischen Opfern und Tätern wurden<br />

durch Offenheit, Reue und Vergebung – einer neuartigen und <strong>nicht</strong>-juristischen<br />

Versöhnungspraxis – abgebaut.<br />

Was wäre in Deutschland nach 1945 oder nach der Wende 1989<br />

optimaler gelaufen, wenn wir über ein Versöhnungsmodell verfügt hätten,<br />

wie es in Südafrika angewandt wurde? Welche Chancen haben wir<br />

persönlich, gesellschaftlich und politisch ungenutzt verstreichen lassen?<br />

Die Welt heute braucht vertiefte Aufarbeitungs- und Versöhnungswege<br />

und damit verbunden Menschen, <strong>die</strong> sich uneigennützig an <strong>die</strong><br />

Bruchstellen gegenwärtiger Konflikte wagen? Diese Persönlichkeiten<br />

müssen aktiv gesucht werden, und sie müssen mit Handlungsbefugnis<br />

ausgestattet werden<br />

Wir sind zu hilflosen Zuschauern zahlloser Konflikte in <strong>die</strong>ser Welt<br />

geworden. Wir sollten keine Mühe scheuen, alles zu unternehmen, damit<br />

in <strong>die</strong>ser komplex und undurchschaubar gewordenen Welt voller<br />

Hass funktionierende Versöhnungspraktiken gefunden werden können.<br />

Vor allem aber sollten wir von denen lernen, denen Kraft ihrer Persönlichkeit<br />

und durch <strong>die</strong> Art ihres Vorgehens Erfolg beschert wurden.<br />

17


Ich sehne mich nach einer Versöhnungskultur, <strong>die</strong> sich vom Schweigen,<br />

von Schuldzuweisungen auf andere, vom Verharmlosen, vom<br />

Schönreden, Verleugnen und Vertuschen distanziert, <strong>die</strong> von Mut gekennzeichnet<br />

ist und beim eigenen Fehlverhalten anfängt. Eine solche<br />

Kultur wäre der Anfang einer neuen politischen und gesellschaftlichen<br />

Qualität. Jeder Tag, an dem wir uns <strong>nicht</strong> stark machen für eine tiefgreifende<br />

Versöhnungsarbeit, ist ein verlorener Tag. Jeder Tag, an dem wir<br />

aus Schuld, falsch verstandener Loyalität, aus Schmerz oder Angst vor<br />

den Folgen schweigen, ist ein Tag, an dem unsere Nachkommen noch<br />

schwerer zu tragen haben.<br />

Für traumatisierte Menschen und Gruppen gilt <strong>die</strong> <strong>Zeit</strong> dazwischen<br />

<strong>nicht</strong>. Diese <strong>Zeit</strong> <strong>heilt</strong> keine <strong>Wunden</strong>. Sobald das Thema aufkommt, ist<br />

gestern heute. Weil <strong>die</strong> Vergangenheit so gegenwärtig ist, sollten wir<br />

<strong>die</strong> Traumatisierungen der Vergangenheit auf das gleiche Level mit denjenigen<br />

der Gegenwart stellen, denn <strong>die</strong> Konfliktparteien tragen auch<br />

<strong>die</strong> Vergangenheit als Gegenwart in sich.<br />

Die Gegenwart bleibt, nur <strong>die</strong> <strong>Zeit</strong> vergeht. Die heute negativ erlebte<br />

Gegenwart wird auch morgen Gegenwart bleiben, auch wenn das<br />

heute morgen gestern gewesen sein wird und gestern immer noch heute<br />

ist. Traumatische Erfahrungen des Einzelnen und der Völker bleiben<br />

immer Gegenwart. Sie dürfen aber <strong>nicht</strong> als unüberwindbar betrachtet<br />

werden.<br />

Johannes Czwalina<br />

18


II<br />

DIE ENTSCHEIDUNG<br />

ZU SCHWEIGEN<br />

Die Entscheidung zu schweigen gleicht dem Errichten eines Staudammes.<br />

Aber keine Mauer hält ewig. Warum unternehmen<br />

Kinder, Enkel und Urenkel heute in mühsamer Kleinarbeit den<br />

Versuch, <strong>die</strong> Biografien ihrer Eltern, Gross- und Urgrosseltern zu rekonstruieren?<br />

Weil sie <strong>die</strong>se Vergangenheit in sich als belastende Gegenwart<br />

spüren. Sie ahnen, dass das vergangene Leben ihrer Vorfahren mit ihrer<br />

gegenwärtigen Befindlichkeit zu tun hat. Sie sehnen sich nach Aufklärung<br />

über eine Vergangenheit, <strong>die</strong> sie <strong>nicht</strong> selbst erlebt haben, <strong>die</strong><br />

jedoch einen Teil ihrer Gefühle und Identität bestimmt. So leben sie<br />

permanent zwischen zwei Stühlen und wollen um jeden Preis aus <strong>die</strong>sem<br />

Dilemma ausbrechen. 2<br />

Die Mauer des Schweigens ist mittlerweile brüchig geworden: Die<br />

letzten, alt gewordenen <strong>Zeit</strong>zeugen sind bedingt durch den Verfall ihrer<br />

Kräfte nun eher bereit zu sprechen. Sie müssen realisieren, dass <strong>die</strong><br />

Mauer ihre vermeintliche Schutzfunktion <strong>nicht</strong> mehr erfüllen kann. Sie<br />

merken, dass Verschwiegenes nachwirkt, auch wenn es für lange <strong>Zeit</strong><br />

verdrängt werden konnte. Oft treten typische Symptome einer Traumatisierung<br />

erst viele Jahre später auf. Im Alter verliert das Gedächtnis<br />

seine neuronale Sicherung. Das Gehirn kann weniger gut verdrängen.<br />

Flashbacks von Bildern, nächtliche Panikattacken oder Schlaflosigkeit<br />

können gerade ältere Menschen schwer bedrängen.<br />

Claudia Brunner, <strong>die</strong> Gross<strong>nicht</strong>e von Adolf Eichmanns Stellvertreter<br />

Alois Brunner, der für <strong>die</strong> Deportation von 130 000 Juden verantwortlich<br />

war, drückt ihre Befindlichkeit so aus: «Je mehr ich zu wissen glaube,<br />

umso größer wird das Bedürfnis, noch tiefer einzudringen in <strong>die</strong>ses<br />

dunkle Kapitel, das plötzlich auch meine Familiengeschichte und damit<br />

ein Teil meiner eigenen ist. Die Vergangenheit wirft ihre Schatten bis in<br />

<strong>die</strong> Gegenwart, sie wirkt in uns weiter, erst recht, wenn wir versuchen,<br />

sie zu verdrängen.» 3<br />

Uwe von Seltmann, dessen Grossvater aktiv an der Niederschlagung<br />

des Warschauer Getto-Aufstandes im Frühjahr 1943 teilnahm, schreibt:<br />

19


20<br />

«Warum verbringe ich seit drei Jahren meine <strong>Zeit</strong> mit dem Aufsuchen<br />

von <strong>Zeit</strong>zeugen, mit der Lektüre von Dokumenten und Fachbüchern,<br />

warum beschäftige ich mich unaufhörlich mit dem unrühmlichsten Kapitel<br />

der deutschen Geschichte, warum rühre ich in <strong>die</strong>sem unappetitlichen<br />

braunen Schlamm und wühle dabei mich selbst und andere auf?<br />

Weil ich etwas gutmachen will? Weil ich von den dunklen Seiten in mir<br />

selbst ablenken will? Ja, warum gerade ich?» 4<br />

Geschwiegen haben <strong>nicht</strong> nur <strong>die</strong> Täter, sondern genauso <strong>die</strong> überlebenden<br />

Opfer und <strong>nicht</strong> zu vergessen <strong>die</strong> vielen Mitläufer, <strong>die</strong> keine<br />

Gelegenheit auslassen, ihre Hände in Unschuld zu waschen. Geschwiegen<br />

haben <strong>die</strong> Kirchen. Geschwiegen hat damals <strong>die</strong> ganze Welt – jedenfalls<br />

viel zu lange.<br />

Die Geschehnisse der NS-<strong>Zeit</strong> führten zu Schuld, Mitschuld und<br />

Schuldgefühlen, <strong>die</strong> niemanden unbeteiligt liessen. Da aber in der <strong>Zeit</strong><br />

nach dem Zweiten Weltkrieg Verbrechen weitgehend nur in einem spezifisch<br />

juristischen Sinn aufgearbeitet wurden, blieb sie in vielen anderen<br />

Formen unberührt: Moralische, psychische und kollektive Formen von<br />

Schuld lassen sich <strong>nicht</strong> vor Gericht verurteilen. Um ein funktionierendes<br />

Leben führen zu können, schwieg man sich aus – schuldig waren<br />

schliesslich Leute wie Eichmann, und für <strong>die</strong> gab es grosse Prozesse.<br />

Nicht vor den eigenen Kindern, in vielen Fällen <strong>nicht</strong> einmal vor sich<br />

selbst, gestand sich <strong>die</strong> grosse Masse der Mitläufer und Profiteure ihre<br />

Mitschuld ein: Alle schwiegen.<br />

So tragen viele, oft auch unbewusst, ein transgenerationelles Erbe<br />

mit sich. Dieses Erbe hat <strong>die</strong> bewussten Erlebnisse der Täter- und Opfergeneration<br />

in ein unbewusstes Dilemma der nächsten Generationen<br />

verwandelt. Das Erbe wird als Last empfunden, aber es fehlt an Orientierung,<br />

um damit umgehen zu können. Diese Orientierungslosigkeit ist<br />

bisweilen schwerer zu verkraften als das, was <strong>die</strong> Eltern oder Grosseltern<br />

auf der bewussten Ebene erlebten.<br />

Hermann Hesse formulierte den tiefgehenden Satz: «Es kommt alles<br />

wieder, was <strong>nicht</strong> bis zu Ende gelitten und gelöst ist.» Vergangenheit,<br />

<strong>die</strong> <strong>nicht</strong> durch Aufarbeitung geklärt wurde, kommt wieder. Sie setzt<br />

sich ab wie belastender Feinstaub. Schweigen, das sich durch Aufarbeitung<br />

<strong>nicht</strong> aufgelöst hat, hält das Verborgene am Leben. Angenommen,<br />

Hesses Behauptung stimmt und wir würden uns eingestehen,<br />

dass in der deutschen Vergangenheit Aufarbeitung durch das<br />

Schweigen der Täter und Mitläufer unzureichend stattgefunden hat;<br />

müssten wir dann <strong>nicht</strong> genauer analysieren, was wiedergekommen ist


und was am Leben bleiben konnte, obwohl es als Vergangenheit abgehakt<br />

wurde? 5<br />

Die Täter und Mitläufer folgten in der Nachkriegszeit dem Pfad ihrer<br />

Furcht. Es war <strong>die</strong> Angst, dass irgendetwas offenbar werden könnte,<br />

was ihrem Ansehen und ihrer beruflichen Laufbahn hätte schaden können.<br />

Dadurch haben sie aber ihren Kindern am meisten geschadet. Der<br />

Psychologe Tilmann Moser spricht von einer «Scheinheilung» <strong>die</strong>ser<br />

Generation, <strong>die</strong> dazu geführt habe, dass den Nachgeborenen «ganze<br />

Container voller Probleme» aufgeladen wurden.<br />

Wir müssen uns der Frage stellen, was anders gelaufen wäre, wenn<br />

<strong>die</strong> Grossväter und Väter schonungslos, betroffen und vorbehaltlos das<br />

Schweigen gebrochen und sich wahrhaftig ihrer unbereinigten Vergangenheit<br />

gestellt hätten?<br />

1. DAS SCHWEIGEN DER OPFER<br />

«Wie können wir Worte sagen,<br />

<strong>die</strong> das Undenkbare fassen könnten?» 6<br />

Prof. Dr. Albert H. Friedländer<br />

Den Biografien der Verfolgten des Zweiten Weltkrieges widmet man<br />

sich erst in der letzten <strong>Zeit</strong> vertieft. In der ehemaligen DDR durften sie<br />

schon gar <strong>nicht</strong> erwähnt werden. Und auch in der BRD wollte man <strong>die</strong><br />

düsteren Erzählungen derjenigen, <strong>die</strong> gerade noch davongekommen<br />

waren, <strong>nicht</strong> hören. Fast jede Familie hatte Schreckliches im Krieg erlebt<br />

und war <strong>nicht</strong> an den Erzählungen anderer interessiert. Man befand sich<br />

im Schlussstrichmodus und im Aufbaufieber. Für all <strong>die</strong>se Menschen<br />

aber gab es keinen Schlussstrich. Durch Albträume und körperliche<br />

Schäden wurde aus ihrer Vergangenheit tägliche Gegenwart. 7 <strong>Wenn</strong><br />

Opfer ihre Geschichte erzählten, wurden sie häufig von jenen, denen<br />

sie sich anvertraut hatten, ein weiteres Mal verletzt. Menschen identifizieren<br />

sich <strong>nicht</strong> gerne mit Opfern, sondern lieber mit Siegern. Darum<br />

wurden Opfer – ob bewusst oder unbewusst – häufig mit Verachtung<br />

gestraft. Die meisten wählten deshalb aus Selbstschutz eine Lebensform<br />

des Schweigens über das, was in Wahrheit ihre wichtigste Angelegenheit<br />

war.<br />

Der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel erklärt <strong>die</strong>se Haltung so:<br />

«Jene, <strong>die</strong> es <strong>nicht</strong> erlebt haben, werden sowieso nie wissen, wie es<br />

war; jene, <strong>die</strong> es wissen, werden es nie sagen; <strong>nicht</strong> wirklich, <strong>nicht</strong> alles.» 8<br />

21


22<br />

<strong>Wenn</strong> wir nun unseren Blick auf das Schweigen der Opfer und anschliessend<br />

der Täter werfen, ist eine differenzierte Wahrnehmung geboten.<br />

Schweigen und Schweigen ist <strong>nicht</strong> dasselbe. Der Psychologe<br />

Jürgen Müller-Hohagen sagt: «Es gibt <strong>nicht</strong> das eine Schweigen, <strong>die</strong><br />

eine Schuld, <strong>die</strong> eine Angst, <strong>die</strong> eine Traumatisierung, <strong>die</strong> eine Gewalt,<br />

sondern jeweils sehr verschiedene, unter Umständen sogar gegensätzliche<br />

Formen davon, je nach Kontext, der im Hintergrund steht. Klar ist:<br />

Das Schweigen der Verfolgten ist ein anders Schweigen als das Schweigen<br />

der NS-Tatbeteiligten.» 9<br />

Auch <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen Tätern und Opfern ist <strong>nicht</strong> immer<br />

ganz präzise. Die Zuschreibungen, dass SS-Männer ausschliesslich brutal<br />

und verbrecherisch waren, KZ-Häftlinge edle Menschen und Mitläufer<br />

harmlos, mag in vielen Fällen zutreffen, in anderen jedoch auch <strong>nicht</strong>.<br />

In der Realität traten oft Mischformen auf. Auch unter den Opfern gab<br />

es solche, <strong>die</strong> Schuld auf sich geladen haben und anderen Schlimmes<br />

angetan haben. Es gehörte ja zur perfiden Strategie der Nazis, <strong>die</strong> Verfolgten<br />

in den Konzentrationslagern und Gettos dazu zu missbrauchen,<br />

an der Ver<strong>nicht</strong>ung selbst mitzuwirken. Es war eine Welt, in der man das<br />

eigene Überleben eine <strong>Zeit</strong> lang dadurch sichern konnte, andere Häftlinge<br />

zu denunzieren, zu bestehlen, zu verraten und dem Tod auszuliefern.<br />

10<br />

Und es gab auch <strong>die</strong> SS-Soldaten und Offiziere, welche Medikamente<br />

aus der eigenen Tasche bezahlten und <strong>die</strong>se den Häftlingen gaben<br />

und dabei ihr Leben riskierten. So berichtete es Viktor Frankl, der Begründer<br />

der sinnzentrierten Psychologie, welcher vier Konzentrationslager<br />

überlebt hatte. 11<br />

Dennoch, ob es sich um unterlassene Hilfeleistung handelt oder um<br />

Denunziation eines Häftlings aus Todesangst, so ist ein solcher Tatbestand<br />

grundsätzlich anders zu betrachten als <strong>die</strong> Täterschaft der Verfolger,<br />

<strong>die</strong> in ihrer Dimension wiederum mit der Kollaboration eines Opfers<br />

kaum vergleichbar ist.<br />

Warum schweigen <strong>die</strong> Opfer über das, was sie im Krieg erlebt haben?<br />

Weil es für das, was sie erlebt haben, keine Worte gibt. Über das Unsagbare<br />

kann <strong>nicht</strong> gesprochen werden. Den Raum des Unsagbaren hat<br />

der Schriftsteller Hans Keilson einmal mit den Worten «wohin <strong>die</strong> Sprache<br />

<strong>nicht</strong> reicht» beschrieben. 12 Erzählen, was man erlebt hat, gehört zu<br />

den normalen Lebensäusserungen und ist notwendig für unsere Gesundheit.<br />

Das Sprichwort «Geteiltes Leid ist halbes Leid» sagt etwas<br />

davon. Seinen Schmerz mit keinem teilen zu können, bedeutet <strong>nicht</strong> nur,


Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten<br />

viele Menschen in Europa mit unzähligen<br />

unverarbeiteten Traumata weiterleben.<br />

Wer hatte schon <strong>Zeit</strong> zum Zuhören?<br />

Wie hartnäckige Glutherde unter der<br />

Oberfläche kurzfristig gelöschter<br />

Waldbrände zeigen sich allerorts und<br />

immer wieder <strong>die</strong> Spätfolgen unzureichend<br />

aufgearbeiteter Vergangenheit.<br />

Dieses Buch zeichnet <strong>die</strong> Konsequenzen<br />

<strong>die</strong>ses Defizits für <strong>die</strong> nächsten Generationen<br />

nach, schildert, wie Aufarbeitung<br />

sowohl im persönlichen als auch im<br />

politischen Umfeld konkret umgesetzt<br />

werden kann und weist nach, dass <strong>die</strong><br />

gründliche Aufarbeitung von traumatischen<br />

Ereignissen der Vergangenheit<br />

der Erfolgsfaktor für <strong>die</strong> Bewältigung<br />

der Konflikte in der Gegenwart ist!<br />

ISBN 978-3-7245-2647-6

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