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<strong>Bocksommer</strong> <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong><br />
<strong>Glücksmomente</strong> <strong>der</strong> Rehwildfotografie<br />
K S<br />
Karsten Sagenschnier
K S
+ DER WEG ZURÜCK<br />
+ DER STARKE<br />
+ DER UNGERADE ACHTER<br />
+ DER LEUCHTTURMBOCK<br />
+ DER WEITE<br />
+ DER ERPIRSCHTE<br />
+ DER SCHILFBOCK<br />
+ DER UNGERADE ZWÖLFER<br />
+ DER GEFUCHSTE<br />
+ DER KAPITALE<br />
+ DIE ALTEN<br />
+ KOPFSCHMUCK<br />
+ DER BLICK NACH VORN
INHALT.
DER WEG ZURÜCK.<br />
Eine Zeitungsanzeige, von mir als suchendem Wildfotographen<br />
<strong>auf</strong>gegeben, brachte mich zurück <strong>auf</strong> die Insel <strong>Fehmarn</strong>. Schon<br />
früher hatte ich hier Urlaub gemacht, aber eben nur Urlaub <strong>auf</strong><br />
einer wun<strong>der</strong>schönen Insel. Keinen Jagdurlaub.<br />
Wobei sich Jagd bei mir <strong>auf</strong> Fotojagd und das Beutemachen <strong>auf</strong><br />
das Festhalten des einen Momentes im Bild bezieht.<br />
Ich weiß, dass ich schon damals unter ein Foto geschrieben habe:<br />
Sieben Böcke!<br />
Bei einem Abendspaziergang hatte ich gleich sieben <strong>Fehmarn</strong>-<br />
Böcke in Anblick. Das Fernglas hatte ich auch damals dabei,<br />
allerdings keine Kamera, nur einen Fotoapparat…<br />
Interessiert war ich schon immer am heimischen Wild und im<br />
Beson<strong>der</strong>en an unserem Rehwild.<br />
Nun hatte ich die Anzeige als Hobby-Wildfotograf geschaltet<br />
und tatsächlich: Ich bekam eine Antwort.<br />
Ich wollte nicht so heimlich irgendwo in einer Hecke stehen,<br />
wohlmöglich den Jäger stören und mich selber in Gefahr<br />
begeben. Nun habe ich freien Zugang auch zu allen Hochsitzen.<br />
Fotograf und Pächter profitieren davon. Seit fünf Jahren bin ich<br />
nun immer wie<strong>der</strong> hier im Revier. Inzwischen kann ich mich auch<br />
im Nachbarrevier frei bewegen.<br />
Jährlich werden in <strong>der</strong> Revierkarte die Böcke platziert, so<br />
entsteht ein guter Überblick über die Entwicklung <strong>der</strong> Gehörne.<br />
Dieser Bildband soll einen Rückblick <strong>auf</strong> die letzten Jahre geben.<br />
Vielleicht gelingt es mir, die Momente <strong>der</strong> Spannung zur<br />
Blattzeit o<strong>der</strong> einfach nur die Schönheit <strong>der</strong> Insel mit seinen<br />
starken Böcken dem Betrachter näher zu bringen.<br />
Der erste <strong>Fehmarn</strong>-Bock<br />
Hier schaut er neugierig aus dem Weizen. Er war <strong>der</strong> erste,<br />
den ich <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong> fotografieren konnte.<br />
Jung und stark!
DER STARKE.<br />
Mein damals 10jähriger Sohn war bei<br />
meinem ersten <strong>Fehmarn</strong>besuch als Wildfotograf<br />
mit dabei.<br />
Schon die ersten Runden mit dem Auto<br />
und Ansitzstunden in den Kanzeln<br />
brachten reichlich Anblick und auch<br />
gute Bil<strong>der</strong>. So sollte ich wohl die sicher<br />
vorhandenen Erwartungen <strong>der</strong> Pächter<br />
erfüllen.<br />
Dann kam <strong>der</strong> Abend, an dem mich<br />
<strong>Fehmarn</strong> verzauberte.<br />
Wir wollten zu einer Kanzel an einem<br />
riesigen Weizenschlag. Der Feldweg entlang<br />
einer <strong>der</strong> vielen Hecken war leer.<br />
Plötzlich sprang vor uns ein Hase aus<br />
dem Lager und verschwand in die Hecke.<br />
Aber das Glas zeigte immer noch einen<br />
Hasen dort am Weizenrand Nein, kein<br />
Hase, ein ruhen<strong>der</strong> Bock. Und was für ein<br />
Bock!<br />
Langsam ließen wir uns <strong>auf</strong> den Boden<br />
herunter. Wir mussten näher heran. Der<br />
Wind passte, das Windrad brachte die<br />
monotonen Geräusche und das Licht, das<br />
Licht war einfach nur zauberhaft.<br />
Immer näher robbten wir uns heran.<br />
Zwischendurch Pausen und Fotos von<br />
dem Starken gemacht.<br />
Traumhafte Bil<strong>der</strong>.<br />
Was für ein Licht! Was für ein Bock!<br />
Dann aber bekam er uns mit.<br />
Er stand <strong>auf</strong> und versuchte nun<br />
herauszubekommen, wer denn da nun in<br />
sein Revier eingedrungen war. Also holte<br />
er sich Wind, und das war unser nächstes<br />
Glück an diesem Abend.
Der Bock zog zwar zunächst von uns weg, schlug dann aber einen Bogen<br />
und wechselte im Weizen <strong>auf</strong> uns zu. Wir lagen immer noch <strong>auf</strong> dem Weg<br />
und konnten nun aus dieser beson<strong>der</strong>en Perspektive den starken Bock<br />
gegen den Horizont fotografieren. Erst als auch diese Bil<strong>der</strong> im Kasten<br />
waren, reichte es auch dem Bock und er sprang ab.<br />
Zwei glückliche Fotografen ließ er zurück.<br />
Die Insel, die Böcke hatten mich gefangen!
Als hätte ich an dem Vorabend nicht schon genug Glück gehabt, ging die<br />
Glückssträhne am nächsten Morgen weiter. Dieses Mal zog es mich in<br />
eine Kanzel ganz <strong>auf</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite dieses großen Weizenschlages.<br />
Ich richtete mich ein, ohne das Wild abgesprungen war. Kaum waren die<br />
Fenster <strong>auf</strong> und die Kamera startklar, da stand da in <strong>der</strong> Treckerspur ein<br />
Bock, <strong>der</strong> Starke vom Vorabend!<br />
Wie<strong>der</strong> konnte ich dieses Reh fotografieren. Und doch sind es ganz<br />
an<strong>der</strong>e Eindrücke von dem Starken.<br />
Beson<strong>der</strong>e Momente!
DER UNGERADE ACHTER.<br />
Das nächste Jahr begann mit einer Enttäuschung. Unsere erste Runde zeigte<br />
nur noch<br />
Stoppelfel<strong>der</strong>, <strong>der</strong> letzte Weizenschlag wurde soeben gedroschen. Wo würden<br />
jetzt die Rehe stehen, wie sollte ich an gute Bil<strong>der</strong> kommen?<br />
Der erste Abend brachte gleich die Antwort.<br />
An den bewachsenen Wasserlöchern und natürlich an den Hecken, überall<br />
stand Rehwild. Und an einem dieser Wasserlöcher stand er, <strong>der</strong> ungerade<br />
Achter!<br />
Der Pächter kannte den Bock. Natürlich, er kannte jedes seiner Rehe.<br />
Aber das zusätzliche Ende am Gehörn dieses Bockes hatte er noch nicht<br />
erkennen können, da es nur aus einem bestimmten Winkel anzusprechen war.<br />
Also gleich eine freudige Überraschung für Fotograf und Pächter.<br />
Den ungeraden Achter sah ich nun immer wie<strong>der</strong>, zusammen mit Ricke und<br />
Kitz war er ständiger Anblick.
DER LEUCHTTURMBOCK.<br />
Zweimal habe ich ihn richtig gut „erwischt“. Einmal zog er durch den Weizen.<br />
Ich musste zusehen, dass ich zügig in die Hecke kam, um wenigstens etwas<br />
Deckung zu haben. Der Bock aber war verschwunden. Das konnte doch gar<br />
nicht sein, eben hatte ich ihn noch gesehen. Ruhte er? Als nichts mehr passierte,<br />
baumte ich ab (wenn ich denn <strong>auf</strong> einer Leiter gesessen hätte).<br />
Als ich dann da frei in <strong>der</strong> Fahrspur stand, war plötzlich <strong>der</strong> Bock wie<strong>der</strong> da.<br />
Die Kamera war natürlich <strong>auf</strong> dem Stativ sofort startklar, und ich hatte die<br />
Fotos des Leuchtturmbockes.<br />
Der Leuchtturm war nur etwa 100 Meter entfernt…<br />
Die zweite Begegnung war nicht weniger spannend. Unweit an einer Hecke<br />
stand er.<br />
Teilweise verschwand er im Geäst. Die Chance nutzte ich, um mich näher<br />
heranzupirschen. Ich hatte eine gute Strecke gemacht, als <strong>der</strong> Bock wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong><br />
die Stoppeln zog.<br />
Suchend kam er näher. Genau <strong>auf</strong> mich zu!<br />
Wie<strong>der</strong> einmal war ich einfach im passenden Moment an <strong>der</strong> richtigen Stelle.<br />
Ohne Glück geht gar nichts!
Im dar<strong>auf</strong> folgenden Jahr konnte ich an gleicher Stelle diesen<br />
Bock beobachten und schließlich auch fotografieren.<br />
Noch in teilweise grauer Decke zeigte er sich zur Rapsblüte.<br />
Ist es <strong>der</strong> Leuchtturmbock vom Vorjahr?
Ein Jahr später zur Rapsblüte konnte ich ihn erneut<br />
entdecken.<br />
Zwar nicht mit goldgelbem Raps im Hintergrund,<br />
aber durch den frischen Weizen zog er heran.<br />
Es war schwierig ein Foto zu bekommen. Weit sah ich<br />
ihn im großen Weizenschlag an einem Feldgehölz.<br />
Er musste schon zufällig die Hecke anwechseln, wenn ich<br />
eine Chance bekommen sollte. Dazu musste ich schnell<br />
mein Auto abstellen und mich in die Hecke einschieben.<br />
Und <strong>der</strong> Leuchtturmbock wechselte tatsächlich heran.<br />
Aber er war zu schnell, ich musste nun durch eine Lücke<br />
in <strong>der</strong> Hecke mein Glück versuchen.<br />
Die Lücke war da, eine erste Aufnahme gemacht.<br />
Im Sommer dann sollte es nicht viel einfacher sein.<br />
Der Leuchtturmbock stand in einem großen Rapsschlag,<br />
<strong>der</strong> <strong>auf</strong> Grund <strong>der</strong> nassen Witterung noch nicht gedroschen<br />
werden konnte. Im Weizen aber hatte er sich mir<br />
noch nicht gezeigt.<br />
Aber einen guten Jährling im Abendlicht und einmal<br />
seinen potentiellen Nachfolger konnte ich hier<br />
beobachten und fotografieren.
Aber an einem Abend hatte ich Glück. Soeben konnte ich noch erkennen, dass<br />
ein starkes Reh aus dem Raps in die Hecke am Weizen verschwand.<br />
Das musste <strong>der</strong> Leuchtturmbock gewesen sein. Mit dem Auto konnte ich ihn<br />
überholen. Und da zog er aus dem Gebüsch in den Weizen.<br />
Ich fuhr noch etwas weiter und erwartete ihn an <strong>der</strong> Hecke.<br />
Erst ein Blatten von mir aber ließ ihn tatsächlich <strong>auf</strong> mich zu ziehen.<br />
Dafür war die Begegnung jetzt aber umso intensiver.<br />
Auf 20 Meter hatte ich diesen starken und reifen Bock nun vor mir.<br />
Das war er, mein Leuchtturmbock, jetzt schon über drei Jahr bestätigt!
DER WEITE.<br />
In Anlehnung an eines meiner Lieblingsbücher „Traum <strong>auf</strong> grünem Grund“ von<br />
Frhr. von Cramer-Klett hat dieser Bock diesen Namen wohl verdient.<br />
Gut, er wird natürlich nicht annähernd so stark gewesen sein wie <strong>der</strong> im Buch<br />
aus dem Schwarzenbachtal. Seine weite Auslage aber bringt diesem Bock<br />
seinen Namen. Auch ihn konnte ich im gleichen Jahr - wie den Leuchtturmbock<br />
– im Nachbarrevier beobachten.<br />
Nur 400 m weiter hatte er seinen Einstand.<br />
Kein Blattzeitwetter! Im Regen wurde getrieben, so nahe an die Straße heran,<br />
dass das<br />
Fotografieren ein Leichtes war.<br />
Die nächste Doppelseite zeigt diesen Bock noch im Weizen, auch hier war das<br />
Fotografieren einfach und ohne große Anstrengung möglich.<br />
Ein Jahr später aber stand hier ein Bock, da musste ich meine ganzen<br />
Pirschkünste <strong>auf</strong>bieten.
Während <strong>der</strong> Weite im Weizen stand, konnte sich die Ricke<br />
um ihren Nachwuchs kümmern.<br />
Keine ruhige Zeit.<br />
Aber Mutterglück!
DER ERPIRSCHTE.<br />
Dieser Bock war es, <strong>der</strong> mich durch<br />
das Sommergras robben ließ.<br />
Ich beobachtete am Nachmittag<br />
zusammen mit dem Nachbarpächter<br />
den Wiesenstreifen an einer Hecke<br />
am Dorfrand.<br />
Hier zog ein Bock heran,<br />
gut 200 Meter war er noch entfernt.<br />
Es war kein kleiner, aber auch nicht<br />
<strong>der</strong> Weite vom Vorjahr.<br />
Überlauscherhoch hatte er <strong>auf</strong>,<br />
aber nicht so typisch hochstangig<br />
und so stark vereckt wie die meisten<br />
mehrjährigen Böcke <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong>.<br />
Aber doch gute Stangen zwischen<br />
den Lauschern.<br />
Ein interessanter Bock allemal.<br />
Der Bock verschwand in <strong>der</strong> Hecke.<br />
Hier wollte ich bei meiner nächsten<br />
morgendlichen Runde <strong>auf</strong> ein<br />
Wie<strong>der</strong>sehen hoffen.
D E R M O R G E N K A M ,<br />
D E R W I E S E N S R E I F E N<br />
ABER WAR LEER.<br />
Er musste ja nicht gleich so nahe an <strong>der</strong> Straße stehen wie <strong>der</strong> Weite im letzten Jahr.<br />
Zumindest seine Anwesenheit an <strong>der</strong> Hecke hätte mir aber vielleicht zu nächsten Plänen<br />
verholfen. Aber hier war nichts. Ich setzte meine Runde fort, nicht ohne an<strong>der</strong>es Rehwild<br />
zu entdecken.<br />
Schließlich drehte ich aber doch wie<strong>der</strong>, um einen weiteren Blick an die Hecke zu werfen.<br />
Und da entdeckte ich ihn, nahe an die Hecke hatte er sich gedrückt und döste in <strong>der</strong><br />
Morgensonne.<br />
Schnell waren Pläne geschmiedet. Ich hatte eine Chance näher heranzukommen.<br />
Der wenige Wind stand mir schräg von vorn ins Gesicht. Vorsichtig gelangte ich, die<br />
Kamera <strong>auf</strong> dem Stativ, an die Hecke. Ich musste etwa fünf Meter freie Fläche<br />
überqueren, aber <strong>der</strong> Bock hielt aus. Er hatte mich noch nicht zur Kenntnis genommen.<br />
Nun waren wir beide am Heckenrand, noch etwa 100 Meter trennten uns. Langsam ging<br />
es immer weiter. Schön in die Hecke gedrückt, aber doch nicht zu viel, damit bloß kein<br />
Zweig brechen konnte.<br />
Immer wie<strong>der</strong> vorsichtig etwas mehr ins Freie und ein Blick nach vorn. Der Bock war<br />
weiter am Platz. Sicherheitshalber schon mal ein erstes Foto, wegen des Spatzes in <strong>der</strong><br />
Hand statt <strong>der</strong> Taube <strong>auf</strong> dem Dach.<br />
Dann tauchte plötzlich ein weibliches Stück <strong>auf</strong>, verschwand aber sofort wie<strong>der</strong> im Busch.<br />
Ich än<strong>der</strong>te nun meine Fortbewegungsart und runter ging es <strong>auf</strong> alle Viere. Das Stativ<br />
ließ ich zurück. Aufgelegt <strong>auf</strong> mein Kissen hoffte ich <strong>auf</strong> Aufnahmen aus beson<strong>der</strong>er<br />
Perspektive.<br />
Weiter nach vorn, nächstes Foto.<br />
Noch näher, weitere Bil<strong>der</strong>. Ein Hase kam bis <strong>auf</strong> drei Meter heran, konnte mit mir gar<br />
nichts anfangen, aber irgendwie war <strong>der</strong> Geruch nicht so sympathisch. Ein Foto von<br />
Meister Lampe fehlt, er war zu nahe! Dann erschien auch noch ein Fasanenhahn, da ließ<br />
ich mir das Foto aber nicht nehmen. Das Bild zeigt die Situation an, ja fast schon in <strong>der</strong><br />
Hecke. Dann stolzierte <strong>der</strong> Gockel quer über den Wiesenstreifen, im Hintergrund <strong>der</strong><br />
jetzt Erpirschte.<br />
Näher heran wagte ich mich nicht mehr, es waren nur noch etwa 20 Meter! Ich brauchte<br />
nur noch zu warten.<br />
Getreideähren, Heu, blauer Himmel, ein guter Bock nach erfolgreicher Pirsch vor mir.<br />
<strong>Glücksmomente</strong>!<br />
Der Bock stand <strong>auf</strong>, erst blieb er noch fast in <strong>der</strong> Hecke, dann war er frei vor mir. Er<br />
plätzte etwas im Heu, um es sich nun hier erneut bequem zu machen. Da lagen wir nun<br />
beide im Gras. Diese Bil<strong>der</strong> aus beson<strong>der</strong>er Sichtweise, sozusagen <strong>auf</strong> Augen(Lichter)<br />
höhe, sie machen den beson<strong>der</strong>en Moment aus. Nach etwa einer Viertelstunde stand <strong>der</strong><br />
Erpirschte wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong>, und Fotos gegen den blauen Himmel folgten.<br />
Mehr ging nicht an diesem Morgen!<br />
Das meinte auch <strong>der</strong> Bock, <strong>der</strong> schließlich zurück in und wahrscheinlich durch die Hecke<br />
im angrenzenden Getreide verschwand. Ich konnte mich zurückziehen, alles einsammeln,<br />
was ich unterwegs zurückgelassen hatte, und mit neuen erlebten Momenten<br />
den Heimweg antreten.<br />
Heimweg zu meinem Ferienzimmer – versteht sich.
K S
E S M Ü S S E N J A N I C H T I M M E R N U R<br />
DIE STARKEN BÖCKE SEIN.<br />
Hier eine Auswahl weiterer Aufnahmen.<br />
Einmal eine gemischte „Tiergruppe“.<br />
Dann auch ein Bock, aber hier zählt sicher die Stimmung rund um den Sechser.<br />
Und dann – ganz wichtig – <strong>der</strong> Rehwildnachwuchs.
DER SCHILFBOCK.<br />
Den Schilfbock kenne ich jetzt bereits über zwei Jahre. Ein guter, mittelalter<br />
Sechserbock.<br />
In zotteliger Decke hatte ich ihn im Mai zum ersten Mal in Anblick.<br />
Nachdem <strong>der</strong> ungerade Achter verschwunden war, konnte <strong>der</strong> Schilfbock<br />
dessen Einstand übernehmen.<br />
Ein traumhafter Einstand. Schilfpartien wechseln sich mit Wiesen und<br />
Hecken ab, dazwischen noch zwei kleine Feldgehölze.<br />
Hier ist er nun <strong>der</strong> Hauptbock geworden. Einstandstreu konnte ich ihn auch<br />
im nächsten Jahr hier beobachten.<br />
Schwierig war es, im Sommer ein gutes Foto zu bekommen.<br />
Zwischen den beiden Gehölzen stand <strong>auf</strong> einer Brache lückiger,<br />
wie<strong>der</strong> ausgel<strong>auf</strong>ener Weizen. Hier hielt er sich am liebsten <strong>auf</strong>.<br />
Ich musste ihn nur erst einmal entdecken. An einem Morgen klappte es, er<br />
zog wie<strong>der</strong> durch die Brache. Ich ging volles Risiko und direkt <strong>auf</strong> ihn zu.<br />
Natürlich passte <strong>der</strong> Wind, und <strong>der</strong> Schilfbock musste gegen die Sonne<br />
äugen. Somit kam ich nahe heran und konnte das Bild im Weizen „schießen“.<br />
Der Kampf<br />
Hier hatte es <strong>der</strong> Schilfbock mit keinem geringeren als diesem ungeraden<br />
Achter zu tun.<br />
Dieser behielt hier die Oberhand, blieb aber bald dar<strong>auf</strong> verschwunden.<br />
Der Schilfbock war nun <strong>der</strong> Platzbock in diesem Einstand.
Im nächsten <strong>Bocksommer</strong> war das mit dem Fotoglück bei dem Schilfbock so<br />
eine Sache.<br />
Der Mai brachte mir hier keinen geraden,<br />
nur einen ungeraden Sechser in Anblick.<br />
Aber interessant war dieser Bock <strong>auf</strong> jeden Fall.<br />
Zur Blattzeit dann auch nicht das erhoffte Foto. Einmal zwei Füchse,<br />
das war das Aufregendste.<br />
Am letzten Morgen dann war ich noch etwas zeitiger an „ meinem“<br />
Weißdornbusch.<br />
Bester Einblick in die Wiesen musste doch einmal den Schilfbock zeigen.<br />
Noch hatte ich etwa 30 Meter zu meinem Ziel zurückzulegen, da zog von<br />
rechts aus dem Schilf ein Bock heran. Ich war sofort <strong>auf</strong> dem Boden, schob<br />
das Stativ zusammen und konnte so gerade noch ein Foto vom Schilfbock<br />
machen.<br />
Das Bild war aber mehr so „dahingeworfen“.<br />
Lei<strong>der</strong> gab er mir nicht die nötigen zwei Sekunden Zeit.
D E R U N G E R A D E<br />
ZWÖLFER.<br />
Als ungera<strong>der</strong> Zwölfer würde dieser ungerade<br />
Achter wohl kaum durchgehen.<br />
Aber da ja schon ein an<strong>der</strong>er ungera<strong>der</strong><br />
Achter im Buch vorkommt und ein weiterer<br />
folgen wird (<strong>der</strong> dann doch noch<br />
einen an<strong>der</strong>en Namen bekommen hat),<br />
reden wir hier vom ungeraden Zwölfer.<br />
Zumindest hatte er an seiner rechten<br />
Stange neben dem zusätzlichen End<br />
nach vorn auch noch zwei weitere kleine<br />
Vereckungen, an denen vielleicht sogar<br />
die berühmte Schnur halten würde.<br />
Naja, zumindest an <strong>der</strong> einen…<br />
Wie dem auch sei, schwer machte es<br />
mir dieser Bock allemal. Im Mai hörte ich<br />
schon von diesem beson<strong>der</strong>en Bock.<br />
Direkt in seinem Einstand an einer Hecke<br />
am großen Rapsschlag stand eine fahrbare<br />
Kanzel. Das Angehen war aber ziemlich<br />
schwierig, wie<strong>der</strong>holt sprang das<br />
Rehwild flüchtend davon.<br />
An einem Morgen aber hatte ich die<br />
Kanzel erreicht, ohne dass Rehwild abgesprungen<br />
war. Ich wollte gerade die<br />
Tür <strong>auf</strong>schließen, da stand nur etwa 30<br />
Meter entfernt ein Bock am Raps. Wie in<br />
die Kanzel kommen?<br />
Als sich das Reh etwas mehr in die Hecke<br />
drückte, öffnete ich vorsichtig die Tür.<br />
Drinnen langsam die Luke geöffnet – kein<br />
Reh zu sehen.<br />
War es wie<strong>der</strong> schief gegangen?<br />
Es tat sich auch die nächste Stunde<br />
nichts. Dann aber wie hingezaubert <strong>auf</strong><br />
15 Metern ein Bock im Sonnenlicht vor<br />
goldgelbem Raps, aber nicht <strong>der</strong> Gesuchte<br />
war es, son<strong>der</strong>n ein guter Sechser.<br />
Er hatte wohl im hohen Gras geruht.<br />
Ein schönes Maifoto gelang.
Als ich Anfang August wie<strong>der</strong> im Revier war, ging es natürlich auch <strong>auf</strong> den ungeraden<br />
Zwölfer.<br />
Seinen Einstand sollte er wohl weiter im Bereich <strong>der</strong> Kanzel gehalten haben. Das hatte<br />
ich schon Anfang Juli festgestellt, als ich mich <strong>auf</strong> einen Hocker an die Rapsecke<br />
gesetzt hatte.<br />
Der Bock war auch tatsächlich aus dem Raps <strong>auf</strong> den Feldweg gezogen. Aber deutlich<br />
zu weit für ein gutes Foto. Jetzt, zur Blattzeit, waren die Voraussetzungen natürlich<br />
ganz an<strong>der</strong>e. Der Raps war gedroschen, und über die Weite <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> konnte man<br />
das Rehwild an den Hecken sehen.<br />
Dann immer wie<strong>der</strong> ein Treiben durch die Rapsstoppeln. Nur wie sollte ich an ein<br />
gutes Bild kommen? Ich musste es wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> fahrbaren Kanzel versuchen.<br />
Auf dem Weg dorthin hatte ich meine Kamera <strong>auf</strong> dem Stativ verschraubt und war<br />
somit sofort bereit, falls <strong>der</strong> Bock aus <strong>der</strong> Hecke o<strong>der</strong> dem dahinter liegenden<br />
Weizenfeld abspringen würde.
Das sollte eine gute Entscheidung gewesen sein. Noch waren es 20 Meter zum Sitz, da<br />
sprangen plötzlich Ricke und Bock aus dem Graben <strong>auf</strong> die Rapsstoppeln. Als <strong>der</strong> Bock<br />
verhoffte, fiel kein Schuss.<br />
Nur ein leises Klicken <strong>der</strong> Kamera war zu hören. Dieses Auslösen aber brachte mir das erste<br />
gute Foto des ungeraden Zwölfers. Dann aber sprangen die beiden Rehe weiter über das<br />
große Feld in Richtung eines mit Büschen bewachsenen Wasserloches. Aber auch hier ging<br />
die wilde Fahrt noch weiter – an meinem Auto vorbei über den Wirtschaftsweg, sozusagen<br />
mitten ins Revier.<br />
Da saß ich nun also in <strong>der</strong> Kanzel. Es war noch früh. Wann würden sie wie<strong>der</strong>kommen?<br />
Erst einmal freute ich mich aber auch über das eine Bild, das ich schon „im Kasten“ hatte.<br />
Schon bald aber sollte sich <strong>der</strong> „Kasten“ weiter füllen, die Rehe kamen zurück! Zielstrebig<br />
genau <strong>auf</strong> mich zu. Alle Zeit hatte ich nun, die Kamera passend zu positionieren und<br />
schließlich beste Fotos vom großen ungeraden Zwölfer <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong> zu schießen. Fast<br />
schon ein bisschen nahe war es, aber <strong>der</strong> Bock war durch seine Ricke natürlich abgelenkt.<br />
Bald ging es durch die Hecke <strong>auf</strong> die an<strong>der</strong>e Seite in den Weizen. Ein letztes Foto hinten<br />
raus. Die Rehe entfernten sich nun weiter in den riesigen Getreideschlag; für mich optimal.<br />
So konnte ich verschwinden, ohne dass die beiden mich bemerkt hatten. Das ist immer das<br />
i-Tüpfelchen <strong>auf</strong> eine erfolgreiche Fotopirsch.<br />
Schließlich steht an erster Stelle die Ruhe für das Wild. Aber natürlich ist das nicht immer<br />
gegeben, wie ja schon mein Hinweg gezeigt hatte.<br />
Den ungeraden Zwölfer sah ich später zwar noch wie<strong>der</strong>, es war aber immer sehr weit.<br />
Der Abendansitz aber hatte mir die entscheidenden Fotos gebracht. Immerhin so<br />
entscheidend, dass sie es in dieses Buch geschafft haben.
DER GEFUCHSTE.<br />
Der Gefuchste war eigentlich ein ungera<strong>der</strong><br />
Achter. Ein Blattzeitmorgen aber ließ ihn zum<br />
Gefuchsten werden. Schwer zu erraten, dass hier<br />
Meister Reineke seine Finger mit im Spiel hatte.<br />
So war es auch schon vor Jahren (genau gesagt<br />
vor zwei Jahrzehnten). Ich saß damals in einem<br />
fremden Revier und sicher irgendwo verbotener<br />
Weise <strong>auf</strong> einer Leiter am Waldrand. Bewaffnet<br />
war ich nur mit einem Fernglas. Trotzdem war<br />
ich überglücklich, als ich Bock und Fuchs bei einem<br />
Ansitz beobachten konnte. Auch zu <strong>der</strong> Zeit<br />
hatte je<strong>der</strong> Bock schon seinen Namen, und dieser<br />
war nun <strong>der</strong> Gefuchste. Nun, nach so langer<br />
Zeit, kamen diese Erinnerungen zurück.<br />
Vorgetragen wurden sie von den Hauptdarstellern<br />
<strong>auf</strong> dem Wildacker Ende Juli.
Ehe <strong>der</strong> Bock aber zum Gefuchsten wurde, hatte<br />
ich ihn Anfang Juli von einer Hauptstraße im Weizen<br />
in Anblick. Parallel zur Straße zog er zu mir.<br />
Fotos gelangen zwar, aber <strong>auf</strong>grund <strong>der</strong> frühen<br />
Stunde sicher noch nicht die, die ich mir natürlich<br />
immer erhoffe.<br />
Der ungerade Achter war hier noch unbekannt,<br />
und die Freude über so einen guten und zudem<br />
noch jungen Bock war groß.<br />
Würde er im Weizen seinen Einstand halten o<strong>der</strong><br />
sogar noch weiter ins Herz des Revieres<br />
wechseln?
Am Wildacker aber zog ein ungera<strong>der</strong> Sechser mit etwas knuffigem<br />
Gehörn seine Fährte. Er sollte, so <strong>der</strong> Jagdpächter, ziemlich unverträglich<br />
mit seinen Artgenossen sein. Daher wurde ein Abschuss in Erwägung<br />
gezogen. Ich hatte diesen Bock bereits im Mai an einer Hecke anpirschen<br />
und fotografieren können, kannte ihn auch vom Vorjahr.<br />
Sicher ein richtiger Abschussbock, <strong>der</strong> dann auch Mitte Juli <strong>auf</strong> <strong>der</strong><br />
Strecke lag.
Dieser Abschuss brachte nun den ungeraden Achter <strong>auf</strong> den<br />
Wildacker, als hätte er nur dar<strong>auf</strong> gewartet, dass dieser Einstand<br />
frei werden würde. Das waren für mich natürlich beste Voraussetzungen<br />
für hoffentlich tolle Beobachtungen und Fotos.<br />
Und <strong>der</strong> Bock war von <strong>der</strong> Hauptstraße weg – sehr gut!<br />
Es kam <strong>der</strong> nächste Morgen, <strong>der</strong> aus dem ungeraden Achter den<br />
Gefuchsten machen sollte. Ich hatte von den Jägern schon von<br />
Jungfüchsen gehört, die irgendwo im Revier stecken mussten.<br />
Dann, an einem Abend, sah ich Reineke die Straße am Wildacker<br />
überqueren. Die Hoffnungen wuchsen und wurden am nächsten<br />
Morgen erfüllt. Gutem Anblick an einem hohen Sechser folgte<br />
ein Ansitz in <strong>der</strong> Kanzel am Wildacker. Kaum hatte ich mich<br />
eingerichtet, da erschienen auch schon <strong>der</strong> ungerade Achter und<br />
seine Ricke. Das war schon sehr guter Anblick, und die Bil<strong>der</strong><br />
zeigten jetzt das Gehör in seiner ganzen Beson<strong>der</strong>heit. Auffallend<br />
aber das Verhalten <strong>der</strong> beiden Rehe. Immer wie<strong>der</strong> äugten<br />
sie zurück in den Mais.<br />
Und dann war er da. Ein Jungfuchs!
K S<br />
. . . ü b e r d a s G ä n s e v o r k o m m e n<br />
k a n n s i c h M e i s t e r R e i n i c k e<br />
a u f F e h m a r n<br />
wahrlich nicht beklagen
Vorne aus dem Mais schnürte er heran.<br />
Ein leises Mäuseln ließ ihn verhoffen,<br />
und das Fuchsbild bei gutem Licht war gemacht.<br />
Die Rehe ließen sich davon natürlich nicht beeindrucken. Dann aber kam ein<br />
zweiter Fuchs direkt <strong>auf</strong> den Bock zu, verschwand wie<strong>der</strong>, ehe ihn die Neugier den<br />
Bock noch einmal angehen ließ. Das reichte dem Gefuchsten.<br />
(Die Namensän<strong>der</strong>ung war nun vollzogen.) Ein schneller Schritt nach vorn ließ den<br />
Rotrock im Mais verschwinden. Wohl zumindest zwei Jungfüchse konnte ich an<br />
diesem beson<strong>der</strong>en Morgen <strong>auf</strong> dem Wildacker beobachten.<br />
Und das alles rund um den starken ungeraden Achter!<br />
Den Gefuchsten sah ich die nächsten Tage immer wie<strong>der</strong>. Auch ein Jungfuchs zeigte<br />
sich noch einmal früh am Morgen <strong>auf</strong> den Stoppeln neben dem Wildacker.<br />
Der erste beson<strong>der</strong>e Anblick aus dem Hochsitz aber blieb die Krönung beim<br />
Nachstellen des ungeraden Achters.
DER KAPITALE.<br />
Nein, es ist nicht übertrieben. Dieser Bock kann<br />
als kapital bezeichnet werden.<br />
Ich erinnere mich an einen Bock, den ich wohl vor<br />
zwei Jahrzehnten bei uns zu Hause fotografiert<br />
habe. Ein ganz kapitaler, <strong>der</strong> da im Weizen stand.<br />
Der Jäger hat ihn bald dar<strong>auf</strong> erlegt. Ich habe den<br />
guten, aber sicher nicht kapitalen Bock im Garten<br />
begutachtet. Er hatte geprahlt, wie <strong>der</strong> Jäger so<br />
schön sagt. Vielleicht aber hatte auch nur <strong>der</strong><br />
Beobachter übertrieben.<br />
Hier nun aber <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong> hatte ich einen<br />
Kapitalen entdeckt!<br />
Auf einer Rundfahrt nach morgendlichem Ansitz<br />
Anfang Juli stand da unweit <strong>der</strong> Straße ein Reh –<br />
ein Bock – an einem Feldgehölz. Er schien im<br />
ersten Blick ein guter, aber kein beson<strong>der</strong>er Bock<br />
zu sein. Ich sollte mich getäuscht haben.<br />
Auf jeden Fall wollte ich ihn mir nun genauer<br />
ansehen, also schnell gewendet.<br />
Der Bock stand noch am Bestandsrand, und das<br />
Glas zeigte jetzt die Stärke von diesem Reh.<br />
Sowohl im Wildbret als auch vom Gehörn. Das<br />
Licht war nicht sehr gut, brachte mir aber erste<br />
Eindrücke von dem Starken, den ich beim<br />
Vergrößern <strong>der</strong> Aufnahme, ich denke zurecht, als<br />
kapital erkannte.<br />
Lei<strong>der</strong> zog <strong>der</strong> Bock in den Busch. Sein Anblick<br />
aber hatte nun meinen vollen Ehrgeiz geweckt.<br />
Hier wurde <strong>der</strong> Bock nicht bejagt. Ich sollte doch<br />
hoffentlich weiter Chancen <strong>auf</strong> bessere Fotos bekommen.<br />
Immer wie<strong>der</strong> zog es mich an diesem<br />
Wochenende an das Feldgehölz, <strong>der</strong> Bock aber<br />
stand nicht draußen. Auch die Weizenfel<strong>der</strong><br />
zeigten keinen Kapitalen.<br />
Aber in gut drei Wochen, zur Blattzeit, wollte ich<br />
wie<strong>der</strong>kommen. Bis dahin sollte er sich ruhig im<br />
Weizen verstecken. Dann aber, zur Brunft, würde<br />
er sich zeigen, und dann würde auch ich da sein!<br />
So jedenfalls die Theorie. Mit <strong>der</strong> Theorie ist es<br />
in <strong>der</strong> Praxis ja immer so eine Sache. Die Grundvoraussetzungen<br />
waren aber Ende Juli erfüllt. Ich<br />
war wie<strong>der</strong> da und die Blattzeit in vollem Gange.<br />
Jetzt musste ich nur meinen Kapitalen finden.
Gleich die erste Revierfahrt Ende Juli brachte reichlich Spannung. Es ging <strong>auf</strong><br />
einen guten Bock im Nachbarrevier. Ich sah ihn mitten in den Rapsstoppeln.<br />
Es klappte alles. Ich konnte ihn mit dem Auto überholen und über einen<br />
Feldweg an einen Busch gelangen. Der Wind passte. Stativ im Schutz von<br />
einem Busch <strong>auf</strong>gebaut und geblattet.<br />
Das wirkte! Von etwa 250 Metern Entfernung zog <strong>der</strong> gute Sechser heran.<br />
Noch konnte ich keine Fotos machen, er zog gerade im Schutz eines Astes.<br />
Dann war er auch schon rechts in <strong>der</strong> Hecke. In einer Lücke konnte ich ihn<br />
erkennen. Aber mit er Kamera <strong>auf</strong> ihn scharfstellen konnte ich nicht, zu viele<br />
kleine Zweige waren im Weg. Doch dann <strong>auf</strong> einmal kam er noch näher, viel zu<br />
nahe, <strong>auf</strong> nicht einmal zehn Schritt wechselte er an mir vorbei. Ich musste ihn<br />
zum Verhoffen bringen, also leise gehustet. Auf die Nähe viel zu laut!<br />
Ohne anzuhalten, verschwand er über den nächsten Graben, und weg war<br />
er… habe ich mich geärgert!<br />
Gut, dass ich später, als <strong>der</strong> Kapitale <strong>auf</strong> mich zuzog, nur noch leise gefiept<br />
habe…<br />
Denn es gab das erhoffte Wie<strong>der</strong>sehen!<br />
Ich hatte nicht die Ruhe, mich in einen Hochsitz im Revier anzusetzen.<br />
Ich musste doch unbedingt den Kapitalen wie<strong>der</strong>sehen.<br />
Eine morgendliche Runde hatte ihn we<strong>der</strong> am Feldgehölz noch in den großen<br />
Weizenschlägen gezeigt.<br />
Doch dann, am Abend stand dort <strong>auf</strong> dem abgeernteten Rapsfeld mein Bock.<br />
Ich wusste sofort, dass er es war.<br />
Welch kräftiges Reh mit hohem, starkem Gehörn!<br />
Im letzten Sonnenlicht stand er in den Stoppeln, anscheinend fühlte er sich<br />
sehr sicher. Nur langsam zog er weiter, verhoffte und gab mir so die<br />
Möglichkeit zum Fotografieren. Das waren zwar noch nicht die erträumten<br />
Bil<strong>der</strong>, aber ich hatte noch Zeit. Das Wichtigste war: Der Kapitale war noch da,<br />
und ich wollte alles versuchen, <strong>auf</strong> Tuchfühlung zu diesem Bock zu kommen.<br />
Die Hoffnung galt natürlich gleich dem nächsten Morgen. Mit dem ersten<br />
guten Licht war ich wie<strong>der</strong> in seinem Einstand.<br />
Die Nebenstraße, die hier die Fel<strong>der</strong> trennt, ist ideal, um sich einen Überblick<br />
zu verschaffen. Es sollte ein schöner Augustmorgen, mit ausnahmsweise<br />
einem schönen Sonnen<strong>auf</strong>gang werden. Meist blieb es zunächst morgens<br />
bedeckt. Heute aber sollte das Wetter passen. Ein erster Blick zeigte aber<br />
keinen Bock in den Stoppeln. Weiterfahrt Richtung Feldgehölz. Von rechts<br />
trifft hier eine Pappelallee <strong>auf</strong> die Straße, dahinter ein abgeerntetes<br />
Gerstenfeld. Und hier zog an diesem Morgen <strong>der</strong> Kapitale seine Fährte.<br />
Er wechselte die Allee an, wahrscheinlich wollte er dann weiter <strong>auf</strong> das Rapsfeld<br />
ziehen. Würde er diesen Wechsel einschlagen, sollte ich kaum<br />
Möglichkeiten zum Fotografieren bekommen.<br />
Zu weit war er dann von <strong>der</strong> Straße entfernt.<br />
Ich drehte und fand mich kurz dar<strong>auf</strong> parallel zu dem Kapitalen wie<strong>der</strong>.<br />
Im Gegenlicht gelang die zweite Aufnahme an diesem Morgen.<br />
Aber ich musste näher heran. Die Allee sollte mir helfen.<br />
Schnell wendete ich erneut und parkte den Wagen hinter den Bäumen. Der<br />
Wind passte, die Sonne passte. Im Schutz <strong>der</strong> Allee wollte ich <strong>auf</strong> Höhe des<br />
Rehbockes kommen und dann mit dem Rehfiep mein Glück versuchen.
Der Bock konnte mich nicht mitbekommen. Im Schutz von reichlich Buschwerk zwischen den<br />
Bäumen<br />
gelangte ich zu einer Lücke. Der Blick <strong>auf</strong> die Rapsstoppeln wurde frei. Er war schon<br />
weitergezogen als erhofft. Schnell schob ich mich dicht in die Hecke, baute die Kamera <strong>auf</strong><br />
und begann sofort zu blatten.<br />
Mit dem ersten Ton verhoffte <strong>der</strong> Kapitale. Er machte <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Stelle kehrt. Meine Hoffnung<br />
wandelte sich in Vorfreude, riesige Vorfreude, <strong>der</strong> Bock zog heran! Ein erstes Bild folgte.<br />
Das Foto geprüft, noch einmal die Kamera kontrolliert, alle Einstellungen passten.<br />
Jetzt bloß keinen Fehler machen!<br />
Und <strong>der</strong> Kapitale zog näher, noch 50 Meter. Noch 30 Meter. Im Sonnenlicht gelang nun<br />
das Titelbild dieses Buches. Noch 20 Meter, noch 10. Der Sucher zeigte nun das erträumte<br />
Profilbild. Ganz leise gefiept, und <strong>der</strong> Kapitale stand vor mir. Die Kamera hielt diesen einen<br />
Moment fest!<br />
Dem Bock kam das Ganze nun schon komisch vor. Kein rotes Haar einer Ricke, nur so ein<br />
komischer Kauz in <strong>der</strong> Hecke.<br />
Er zog weiter nach links. Ein letztes Bild, dann war er in <strong>der</strong> Allee verschwunden.<br />
Durchatmen!<br />
Stand ich eben wirklich <strong>auf</strong> wenige Schritte dem Kapitalen gegenüber?<br />
Ein Blick ins Display zeigte meine Bil<strong>der</strong> des bisher stärksten Bockes <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong>.<br />
Ich hatte den Kapitalen erwischt – ein Traum wurde wahr!
Diesen Morgen - diese Bil<strong>der</strong>, als er direkt vor mir stand, werde ich nicht<br />
vergessen.<br />
Wahrscheinlich geben die Fotos nicht einmal ansatzweise die Spannung<br />
und die anschließende Freude über die bleibende Erinnerung wie<strong>der</strong>.<br />
Einen Versuch aber ist es wert.
KEIN WIEDERSEHEN?<br />
... o<strong>der</strong> aber wie<strong>der</strong>gesehen und nicht wie<strong>der</strong>erkannt!?<br />
Ich weiß es nicht.<br />
Ich weiß nur, dass es im folgenden <strong>Bocksommer</strong> nicht das erhoffte<br />
Wie<strong>der</strong>sehen mit dem Kapitalen gab. Vielleicht schon mit demselben Reh,<br />
aber ein kapitaler Bock war es nicht mehr.<br />
Der Bock war nicht erlegt worden, die Gehörnschau zeigte die Krone des<br />
Kapitalen nicht.<br />
Zur Blattzeit war ich noch voller Hoffnung <strong>auf</strong> ein Wie<strong>der</strong>sehen mit dem<br />
Kapitalen. Im Oktober des Vorjahres hatte ich ihn zum letzten Mal an einer<br />
Hecke gesehen, für ein gutes Foto hatte es aber nicht gereicht.<br />
Jetzt aber konnte ich den Kapitalen nicht wie<strong>der</strong>finden.<br />
O<strong>der</strong> hatte ich ihn gleich am ersten Abend gesehen?<br />
Hier trieb ein Bock seine Ricke an <strong>der</strong> Allee, an <strong>der</strong> sich genau vor einem Jahr<br />
die beson<strong>der</strong>e Begegnung abgespielt hatte.<br />
Ich bekam ihn nur kurz ins Glas.<br />
Aber nein, dieser Bock konnte unmöglich <strong>der</strong> Kapitale vom Vorjahr sein!<br />
Dann an einem schönen Sommermorgen, etwa 150 Meter von <strong>der</strong> Allee<br />
entfernt, zeigte mir eine Rundfahrt einen Bock <strong>auf</strong> den Stoppeln. Nahe am<br />
Raps zog er direkt Richtung Straße. Gute Voraussetzungen um Fotos zu<br />
bekommen.<br />
Ich fuhr schnell ein Stück zurück, war durch den Raps geschützt und konnte<br />
die Kamera <strong>auf</strong>bauen. Ein vorsichtiger Blick um die Rapsecke zeigte, dass <strong>der</strong><br />
Bock die Richtung beibehalten hatte. Er zog <strong>auf</strong> mich zu, <strong>der</strong> Sonne entgegen.<br />
Ähnlich wie vor einem Jahr…<br />
Aber wer zog denn nun hier <strong>auf</strong> mich zu? Etwa mein Kapitaler?<br />
Es war ein guter Sechser, <strong>der</strong> hier suchend näher kam.<br />
Erst 15 Meter vor mir entdeckte er mich, genau wie im letzten <strong>Bocksommer</strong>.<br />
Aber das war doch nicht mein Kapitaler!<br />
Und wenn doch, dann hatte er stark, sehr stark zurückgesetzt.<br />
Einen Bock also hatte ich nun hier gesehen, das erhoffte Wie<strong>der</strong>sehen<br />
mit dem Kapitalen aber hat es nicht gegeben!
DIE ALTEN.<br />
Wie alt dieser Alte ist, das weiß ich nicht.<br />
Sechs Jahre? Sicher älter. Acht wohl<br />
schon eher. Wahrscheinlich Acht plus.<br />
Welch kräftiges Gablergehörn. Untypisch<br />
aber, dass keine Rücksprosse mehr zu<br />
erkennen ist. Somit gilt auch diese Regel<br />
wohl nur mit Ausnahme.<br />
Die Rosen aber und die Masse bis zum<br />
Stangenende zeigen wie<strong>der</strong> den<br />
typischen alten Bock. Seine gedrungene<br />
Statur und <strong>der</strong> kräftige Träger<br />
unterstreichen sein Alter.<br />
Seinen Einstand hatte <strong>der</strong> Alte zwischen<br />
dem Schilfbock und dem Kapitalen. Zur<br />
Blattzeit konnte ich ihn hier mit einem<br />
weiblichen Stück beobachten. Die Fotos<br />
habe ich schnell aus dem Auto gemacht.<br />
Also keine spannende Fotopirsch wie bei<br />
dem Kapitalen.<br />
Einfach Glück im Vorbeifahren!
K S<br />
Im dar<strong>auf</strong>folgenden Sommer wie<strong>der</strong> Glück im Vorbeifahren.<br />
Ist das sogar <strong>der</strong> Alte vom Vorjahr?<br />
Standort und Lauschereinriss rechts geben durchaus Anlass zu<br />
dieser Vermutung.<br />
Allein <strong>der</strong> Glaube an ein so extremes Rücksetzen fällt schwer!<br />
Ein Geheimnis im <strong>Bocksommer</strong> <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong>!
Diesen an<strong>der</strong>en Alten habe ich über fast vier Jahre verfolgen können. Ein Jahr<br />
fehlt mir dazwischen. Er war immer ganz im Westen des Reviers, wan<strong>der</strong>te<br />
Jahr für Jahr etwas weiter. Die letzte Beobachtung war dann auch rein zufällig.<br />
Ich denke aber schon, dass es mein alter Bekannter war.<br />
... Wo kann ein Reh schon so alt werden?
KOPFSCHMUCK.<br />
Je<strong>der</strong> Rehbock hat seinen Kopfschmuck,<br />
sein Gehörn, mal prahlend hoch, mal<br />
kaum anzusprechen, immer individuell.<br />
Manchen Böcken aber reicht das von Natur<br />
aus gegebene Stangenpaar nicht aus.<br />
Gerade zur Blattzeit wird noch einmal so<br />
richtig geplätzt und gefegt, was so manchen<br />
beson<strong>der</strong>en Kopfschmuck mit sich<br />
bringt. Sollte es auch für das weibliche<br />
Rehwild keine beson<strong>der</strong>e<br />
Anziehungskraft ausüben, für mich als<br />
Wildfotografen ist <strong>der</strong> Reiz beim<br />
Anblick eines geschmückten Bockes<br />
umso größer.<br />
Der erste Bock mit beson<strong>der</strong>em Kopfschmuck<br />
zeigte sich gleich bei einer<br />
meiner ersten Runden im bekannten<br />
Revier. An <strong>der</strong> Grenze, da wo letztes Jahr<br />
<strong>der</strong> ungerade Zwölfer seinen Einstand<br />
gehabt hatte, standen Bock und Ricke<br />
<strong>auf</strong> den Stoppeln. Dieser Bock, vielleicht<br />
ja sogar <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e vom Vorjahr, hatte<br />
ordentlich im Raps gearbeitet. Eine ganze<br />
Pflanze strahlte im Gegenlicht zwischen<br />
seinen Stangen.
Beim Anblick dieses ersten Bockes mit zusätzlichem Kopfschmuck<br />
in diesem <strong>Bocksommer</strong> dachte ich noch nicht an eine<br />
eigene Geschichte.<br />
Die nächsten Tage aber ließen diese Geschichte entstehen.<br />
Es kam <strong>der</strong> beste <strong>Fehmarn</strong>-Morgen 2017.<br />
An diesem Morgen verschlug es mich in eine ganz an<strong>der</strong>e Ecke<br />
<strong>der</strong> Insel.<br />
Schon bald sah ich im Vorbeifahren einen ruhenden Bock an<br />
einer Hecke.<br />
Aber was hatte <strong>der</strong> zwischen den Lauschern?<br />
Ich konnte ja gar nicht hindurchsehen!<br />
Aufgeregt pirschte ich zurück, unbedingt hoffend, dass <strong>der</strong> Bock<br />
noch an seinem Platz ruhen würde.<br />
Und er war noch da!<br />
Aber was war da denn nun zwischen den Lauschern?<br />
Kein abnormes Gehörn!<br />
Ein hohes Stangenpaar, mit allerlei Grünzeug verziert.<br />
Es gelangen nun die besten Bockbil<strong>der</strong> <strong>auf</strong> meiner Insel<br />
in diesem Jahr.
Und noch ein Rehbock mit beson<strong>der</strong>em Kopfschmuck sollte folgen.<br />
Mein Sohn war für ein paar Tage zu Besuch (Erinnerungen an den Starken von<br />
vor vier Jahren wurden<br />
lebendiger als je zuvor!). Wir waren abends <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Straße unterwegs,<br />
ich mit dem Fahrrad, mein Sohn <strong>auf</strong> seinem Board.<br />
Und natürlich, es war ja klar, entdeckten wir schon bald unweit <strong>der</strong> Straße<br />
einen ruhenden Bock <strong>auf</strong> einem Grünstreifen. Ich hatte zwar ein Glas und<br />
auch meine kleine Kamera dabei,<br />
aber für diesen „großen“ Bock reichte das nicht.<br />
Schnell zurück, Fahrrad gegen Auto und Kamera gegen Kamera getauscht.<br />
Zurück am Weizen war kein Bock mehr da.<br />
Und dabei kam jetzt die Abendsonne so gut zum Vorschein und erhellte den<br />
Weizen.<br />
Dann plötzlich sah ich den Bock, er hatte sich nur ganz nah an dem Weizen<br />
nie<strong>der</strong>getan.<br />
Ich brauchte nun nur zu warten. Schon nach einer Viertelstunde wurde ich<br />
belohnt.<br />
Der Rehbock stand <strong>auf</strong> und zog in den Weizen. Ich kannte den Sechser mit<br />
abgebrochenem Stangenende,<br />
aber ich kannte ihn nicht so, wie er sich jetzt präsentierte.<br />
Auch dieser Bock hatte wohl eben noch geplätzt und gefegt. Das Ergebnis war<br />
nun ein im Sonnenlicht strahlen<strong>der</strong> Kopfschmuck.<br />
K S
DER BLICK NACH VORN.<br />
Das Wie<strong>der</strong>sehen mit dem Kapitalen hat nicht stattgefunden.<br />
Aber ein Ausblick nach vorn zeigt den starken Bock vom Hof.<br />
Direkt bei <strong>der</strong> Einfahrt ins Revier hat er seinen Einstand. Das zweite Jahr<br />
kenne ich ihn nun schon. Im ersten Jahr zeigte er sich als guter, aber nicht so<br />
ganz beson<strong>der</strong>er Bock.<br />
Beson<strong>der</strong>s ist er aber nun im Folgejahr geworden.<br />
Er ist kein Sechser mehr, nur noch fünf Stangenenden sind zu zählen.<br />
Die Stärke <strong>der</strong> Stangen aber, massig und hoch, geben Vorfreude <strong>auf</strong> seine<br />
Entwicklung im kommenden Jahr.<br />
Zu sehen war er oft, das Fotografieren wollte aber erst gar nicht klappen.<br />
Zur Blattzeit hatte er immer sein Schmalreh dabei, <strong>auf</strong> dem Stoppelfeld neben<br />
einer<br />
Anpflanzung war immer wie<strong>der</strong> ein Treiben zu beobachten.<br />
Ich konnte mich aber erst dann seinem Einstand nähern, wenn ich die Rehe<br />
weit draußen <strong>auf</strong> den Stoppeln wusste. Schließlich wollte ich nicht stören.<br />
Aber da waren ja noch weitere Rehe. Die Ricke mit ihren zwei Kitzen und auch<br />
ein guter, junger Gabler.<br />
Zweimal habe ich mich an die Ecke des Biotops gewagt. Gut getarnt lag ich <strong>auf</strong><br />
dem Boden in den Brennesseln. Aber es war wie verhext.<br />
Der Gabler stand plötzlich fünf Meter in meinem Rücken und <strong>der</strong> Gesuchte<br />
rannte wie verrückt hinter den Kitzen her, kein Verhoffen, keine Möglichkeit<br />
zum Fotografieren. Und das, obwohl er nur 10 Meter vor mir war.<br />
Ein Anlocken brachte einmal die Ricke heran, direkt neben mir polterte sie im<br />
Gehölz, ehe sie schließlich Wind bekam.<br />
Am nächsten Tag ruhte <strong>der</strong> Bock genau an meinem Platz in den Brennesseln.<br />
Kein Wun<strong>der</strong>, ich hatte ja alles schön platt gelegen….<br />
Die Fotos entstanden schließlich aus dem Auto heraus, schnell, aber ohne<br />
Spannung. Die Nähe zur Straße lässt mich leicht unruhig werden.<br />
Inzwischen aber ist die Blattzeit vorbei, im Biotop sollte wie<strong>der</strong> Ruhe einkehren.<br />
Der Ausblick geht schon in das nächste Jahr, selbst wenn ich später im Jahr<br />
noch einmal meine Insel <strong>auf</strong>suchen werde.<br />
Und dann werde ich auch diesen starken Bock wie<strong>der</strong>sehen!<br />
O<strong>der</strong> geht es mir hier wie<strong>der</strong> so wie bei dem Kapitalen?<br />
Die Antwort weiß nur die Insel, die Insel mit ihren starken Böcken!
K S
<strong>Bocksommer</strong> <strong>auf</strong> <strong>Fehmarn</strong> -<br />
<strong>Glücksmomente</strong> <strong>der</strong> Rehwildfotografie<br />
Die Weite <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong>, das spannende Pirschen an den vielen Hecken, das<br />
Heranblatten des Rehbockes und schließlich das Glücksgefühl, wenn die<br />
Aufnahme das erlebte festgehalten hat.<br />
Darum geht es in diesem Buch.<br />
Neben all den Bockerzählungen geht es auch um den Kapitalen.<br />
Die Fotos und <strong>der</strong> Text sollen versuchen,<br />
die Stärke des Bockes , aber auch die Intensität<br />
<strong>der</strong> Begegnungen wie<strong>der</strong>zugeben.<br />
Copyright © 2017<br />
Karsten Sagenschnier<br />
2013 - 2017