Zoonews Herbst 2017

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12 TIERGARTEN-GESELLSCHAFT ZÜRICH V.l.n.r: Heiner Sonderegger, Martin Bucher, Samuel Furrer, Roland Steiner, André Schatz. GENERATIONENWECHSEL IM ZOO Demnächst verlassen einige langjährige und regelmässigen Zoobesuchern bekannte Mitarbeiter den Zoo. Dass ihre Arbeitseinsätze im Zoo so lange waren, ist Indiz dafür, dass in und um die Arbeit mit Tieren sehr viel Herzblut fliesst. TEXT Claudia Poznik sowie Martin Bucher, Dr. Samuel Furrer, André Schatz, Heiner Sonderegger und Roland Steiner Fünf Mitarbeiter, deren beruflicher Einsatz für den Zoo im Jahr 2017 zu Ende geht und die wir hier vermissen werden, fassen kurz zusammen, was ihnen vor allem in Erinnerung bleiben wird. MARTIN BUCHER, Tierpfleger seit 1983, war als Sohn des langjährigen Betriebsassistenten Fritz Bucher schon als Kind fast häufiger im Zoo als zu Hause anzutreffen. «Der Zoo hat in den vergangenen Jahrzehnten Riesenschritte im Bereich Tierhaltung und Beschäftigung der Tiere sowie im Umgang mit Besuchern gemacht. Er wurde zudem zu einem Unternehmen, in dem die wirtschaftlichen Aspekte deutlich stärker gewichtet werden. Etwas vom Schönsten, das ich erleben durfte, war meine Involvierung bei der Planung des Masoala Regenwaldes. Der Miteinbezug von Tierpflegern in die Planung war ein Gewinn für alle Beteiligten. Ein Meilenstein stellte sicher auch die Geburt von Elefant Komali dar und ein weiteres persönliches Highlight ist, dass ich «mitschuldig» bin, dass Lewa nach Zürich kommt. Mein Forschungsauftrag, der mich in Lewa Kotproben von Gras- und Laubfressern sammeln liess, rundet das Ganze ab. Vermissen werde ich sicherlich den «Plausch» mit den Kollegen, den wir zwischendurch immer wieder hatten, und dabei das Feuer für die Tiere und die Natur zu spüren, das in mir und meinen Kollegen gleichermassen – teilweise nach Jahrzehnten – immer noch brennt. Entsprechend bleibe ich mit dem Zoo als Zooführer und Reiseleiter weiterhin verbunden. Am 1. Januar 2018 freue ich mich, dass ich keinen Wecker zu stellen brauche!» SAMUEL FURRER, Kurator seit 1999, war primär für die Reptilien und Amphibien zuständig und wurde für seinen Humor, seine Kreativität Bild: Samira Sigron ZOONEWS HERBST 2017
TIERGARTEN-GESELLSCHAFT ZÜRICH 13 und seine Teamplayerqualitäten geschätzt. «Am meisten fällt mir auf, wie sehr der Zoo gewachsen ist. Flächenmässig und auch im Personalbestand. Auch seine Ausstrahlung hat sich verstärkt. Der Zoo wurde zu einem verlässlichen Partner für nationale und internationale Arten- und Naturschutzbelange. Eine spannende Phase erlebte ich während der Amphibienkampagne. Neben der Projektleitung der Amphibienausstellung im Zoo konnte ich auch die Kampagne des Verbands europäischer Zoos und Aquarien EAZA mitleiten und Workshops in Madagaskar und Kolumbien mitgestalten. Aus dieser Zeit bestehen immer noch sehr gute Freundschaften. Am 1. Januar 2018 werde ich wahrscheinlich ausschlafen. Danach werde ich mich um Aufgaben meines neuen Arbeitgebers kümmern. Ich starte diesen Herbst beim Schweizer Tierschutz und bin für den Fachbereich Wildtiere zuständig, worauf ich mich sehr freue! Vermissen werde ich den Umgang und Austausch mit vielen lieb gewordenen Freunden und Kollegen im Zoo sowie im In- und Ausland. Viele Freundschaften werde ich auch ausserhalb der Zoogrenzen weiterpflegen können. Und in meiner neuen Funktion kommt es sicherlich da und dort zu freudigen Wiedersehen.» ANDRÉ SCHATZ, Reviertierpfleger Futter und seit 1980 im Zoo, ist für das Futter der Tiere und damit aktuell für ein jährliches Budget von rund Fr. 650 000.– verantwortlich. «Ich wollte schon immer im Zoo arbeiten. Als Grundausbildung lernte ich Mechaniker und wechselte danach als Tierpfleger in den Zoo. In bleibender Erinnerung sind mir die beiden Wintertage, als der Kleine Panda im Zürichbergwald unterwegs war. Ich machte mir grosse Sorgen, zumal er während meiner Arbeitszeit aus der Anlage geklettert war. Wir fanden ihn später wohlbehalten an der Susenbergstrasse auf einem Baum. Als Futtermeister besonders gefordert war ich, als plötzlich keine inländischen Karotten mehr zu erstehen waren. Bis die entsprechenden Importe aufgegleist waren, vergingen ein paar stressreiche Tage, zumal es damals noch kein E-Mail oder Internet gab. Der Zoodirektor Peter Weilenmann meinte nur: «Viel Glück!» und so musste und konnte ich das Problem selber lösen. Diese Selbständigkeit war es aber auch, die ich stets sehr geschätzt habe. Vermissen werde ich sicher gewisse Leute, aber da liegt es auch an mir, die Kontakte aufrecht zu erhalten. Ich freue mich auf die Zeit, wo ich selbstbestimmt die Tage gestalten kann.» Und was macht André Schatz am 1. Januar 2018? «Ich bin mit einer Herde von 900 Schafen, zwei Border Collies und einem Esel als Wanderhirte im Thurgau unterwegs.» HEINER SONDEREGGER, Leiter Ver- und Entsorgung, Flottenmanager und seit 2002 im Zoo, hat zunächst als Tierpfleger gearbeitet, bevor er in die Abteilung Betrieb und Unterhalt wechselte. «Ich war gerade auf dem Heimweg von den Malediven, als ich in einem Zeitungsinserat eine ausgeschriebene Tierpflegerstelle im Zoo sah und mich entschied, mich darauf zu bewerben. Damit erfüllte sich für mich ein Kindertraum. Unvergessen sind die ersten Wochen im damaligen Himalaya-Revier. Dort kam der Tiger Coto zur Welt. Da Mutter Kora keine Milch hatte und Cotos Blutlinie für den Zootierbestand sehr wichtig war, wurde entschieden, Coto von Hand aufzuziehen. Diese Aufgabe übernahm zuerst der Zootierarzt. Dann kam Coto ins Revier zurück, wo wir ihm abwechselnd zwischen 5 und 22 Uhr den Schoppen gaben. So einen kleinen Tiger im Arm zu halten, das war schon sehr speziell. Vermissen werde ich das ganze Ambiente. Ich freue mich aber auch auf die Zeit, die vor mir liegt. Pläne habe ich bewusst keine, ich lasse es auf mich zukommen. Zeit für Hobbys und Reisen zu haben, das Leben zu geniessen. Ich werde am 1. Januar 2018 auf jeden Fall schauen, dass es mir gut geht!» ROLAND STEINER, Reviertierpfleger Terrarium und im Zoo seit 1974, ist für die Terrarien-Anlagen verantwortlich. Mit viel Herzblut hat er die Amphibien und Reptilien gepflegt und auch deren Gehege zu kleinen Schaufenstern der Natur gestaltet. «Seit meinem Eintritt hat sich im Zoo eigentlich alles gewandelt. Nicht nur flächenmässig hat sich der Zoo verändert, auch die Kompetenzen und Schwerpunkte haben sich verlagert. Früher waren die Tiere zentrales Element im Zooalltag, heute sind die Besucher viel stärker ins Zentrum gerückt. Am meisten gefreut hat mich in all den Jahren die Nachzucht bei den Skorpions-Krustenechsen. Wir haben es so lange probiert und versucht und fast wäre uns die europäische Erstzucht gelungen. Salzburg hat es dann zwar noch vor uns geschafft, aber als unser Weibchen letztendlich spät abends ein gutes halbes Dutzend Eier legte, war das doch ein schöner Erfolg. Nicht nur junge Elefanten, auch junge Echsen sind sehr hübsch – und wichtig! Vermissen werde ich sicher einen Teil der Kollegen im Zoo, aber ich freue mich auch, ab dem nächsten Jahr mehr Zeit für meine anderen Interessen und Hobbys zu haben.» Gefragt, was er am 1. Januar 2018 mache, meint er lachend: «Ausschlafen!» Für ihren grossen, ausdauernden und langjährigen Einsatz für den Zoo und die Tiere bedanken wir uns ganz herzlich und wünschen ihnen allen alles Gute für die Zukunft, ob mit oder ohne Zoo. Informationen und Kontakt: tiergartengesellschaft.ch tgz@zoo.ch ZOONEWS HERBST 2017
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