buchreport.express 40/2017
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<strong>buchreport</strong>.<strong>express</strong> Nr. <strong>40</strong> · 6. Oktober <strong>2017</strong><br />
Aufgefallen<br />
Der Selbstverleger Klaus Schamberger hat ein Schreiben an Thalia verfasst.<br />
Darin macht er sich über die geforderten Werbekostenzuschüsse lustig.<br />
Bevor der fränkische Autor Klaus Schamberger zu Ars Vivendi kam, veröffentlichte<br />
er in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Bücher im eigenen<br />
Kleinstverlag Sigena. Diese verkaufte er u.a. über Thalia. Dafür kassiert das<br />
Buchhandelsunternehmen jetzt ab: Ebenso wie diverse größere und kleinere<br />
Verlage (s. <strong>buchreport</strong>.<strong>express</strong> 32/<strong>2017</strong>) wird auch Schamberger um einen<br />
Verkaufsförderungsbonus gebeten. Die an den 75-Jährigen versandte<br />
Rechnung beläuft sich nach<br />
seinen Angaben auf 59,50<br />
Euro. Als Reaktion hat<br />
Schamberger ein mehr oder<br />
weniger ernst gemeintes<br />
Antwortschreiben verfasst,<br />
das im Januar 2018 in seinem<br />
neuen Band „Ich bitte<br />
um Milde“ erscheinen soll.<br />
Darin verweist er auf diverse,<br />
für Thalia kostenfreie<br />
Lesungen und Signierstunden<br />
in der Nürnberger Filiale:<br />
„Es haben sich dadurch<br />
im Lauf von ca. 25 Jahren<br />
nach meinen vorsichtigen<br />
Berechnungen Honorare in<br />
Höhe von 8525 Euro angehäuft.“<br />
Sollte Thalia ihm<br />
diese Summe abzüglich der<br />
eingeforderten 59,50 Euro<br />
überweisen, „hätten wir eine<br />
Win-win-Situation“, findet<br />
Schamberger.<br />
RÜCKMELDUNG<br />
In literarischer Blüte<br />
Zahlreiche überregionale Zeitungen stimmen<br />
auf den französischen Gastlandauftritt auf der<br />
Frankfurter Buchmesse (s. <strong>buchreport</strong>.magazin<br />
10/<strong>2017</strong>) ein, u.a. Marc Zitzmann in der „NZZ“:<br />
Mehr als 180 französischsprachige<br />
Autorinnen und Autoren werden in<br />
der Main-Metropole erwartet, unter<br />
ihnen so bekannte Namen wie Virginie<br />
Despentes, Michel Houellebecq,<br />
Amélie Nothomb, Marie<br />
NDiaye und Yasmina Reza. Doch<br />
wo steht die französische Literatur<br />
heute? (...) Frankreich ist notorisch<br />
das Land der intellektuellen Diskussionen,<br />
der großen literarischen<br />
Fehden. Ihre Attraktivität hat vielleicht<br />
abgenommen, gleichwohl finden<br />
sich unter Frankreichs Schriftstellern<br />
immer noch die unterschiedlichsten<br />
Positionen, unklassifizierbare<br />
Eigenbrötler inklusive.<br />
Im „LiteraturSPIEGEL“ verkündet Nils Minkmar:<br />
Die Literatur pflegt die dunkle Seite<br />
der oft so strahlenden französischen<br />
Kultur, und weil die vergangenen<br />
Jahrzehnte nicht leicht waren,<br />
stand, eine gute und schlechte<br />
Nachricht zugleich, selten ein<br />
Gastland der Buchmesse in solch<br />
einer literarischen Blüte wie das<br />
Frankreich des Jahres <strong>2017</strong>.<br />
FUNDSTELLE<br />
Brettspiel als Gegengewicht<br />
Annabel Dillig hat fürs „SZ Magazin“ den Spieleentwickler<br />
Klaus Teuber („Die Siedler von Catan“)<br />
und seinen Sohn Benjamin interviewt.<br />
Wie erklären Sie sich die Beliebtheit von<br />
Brettspielen?<br />
Klaus Teuber: Ich nenne es die Konterrevolution.<br />
Als die Smartphones<br />
aufkamen, war mein Gefühl, dass die<br />
Brettspiele genau jetzt an Beliebtheit<br />
zunehmen werden. Als Gegengewicht<br />
zur Hektik im Alltag.<br />
Benjamin Teuber: Dieser neue Hype<br />
hat vor zirka fünf, sechs Jahren angefangen,<br />
das haben wir an den Verkäufen<br />
von „Catan“ in den USA gemerkt.<br />
Das Spiel galt plötzlich als<br />
hip, die digitale Avantgarde zeigte<br />
sich damit. Der Linkedin-Gründer<br />
Hoffman nannte sich einen Fan,<br />
Mark Zuckerberg spielt es.<br />
„German style board games“ wie „Catan“<br />
und „Carcassonne“ sind weltweit<br />
zum Qualitätsmerkmal geworden. Was<br />
zeichnet sie aus?<br />
B.T.: Diese Art Spiele sind friedlich,<br />
oft geht es um einen Wettstreit um<br />
begrenzte Ressourcen, der aber kooperativ<br />
ausgetragen wird. Das heißt,<br />
man kommt durch Kommunikation<br />
und geschicktes Handeln voran (...).<br />
Diese Spiele dauern nicht lange und<br />
sind oft spannend, weil bis zur letzten<br />
Runde nicht klar ist, wer gewinnt.<br />
Wurde Catan auch so ein Hit, weil man<br />
durch das Miteinander-Handeln (...)<br />
keine Zeit für das Handy hat?<br />
K.T.: Ja, das war sicher ein Faktor.<br />
Viele Verlage wünschen sich gerade,<br />
dass das Handy Teil des Spiels wird.<br />
Abgesehen von Spielregeln oder Tutorials,<br />
für die das Handy eingesetzt<br />
werden kann, bin ich aber skeptisch:<br />
Ein großer Spieleverlag hat ein Quiz<br />
auf dem Markt, bei dem die Handykamera<br />
das Spielbrett von oben<br />
scannt. Wir haben das gespielt. Normalerweise<br />
unterhält man sich ja<br />
mal beim Spielen, aber da herrschte<br />
Totenstille, wir haben nur noch auf<br />
das Handy (...) geachtet.<br />
Foto: privat