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BüRGERBRIEF Vereinsheft Ausgabe 92 - November 2017 vom Bürgerverein Wüsting eV

Sicherer Bahnübergang nicht in Sicht, Die Hauptstraße (STRAßENNAMEN IN WÜSTING), Vorstand Bürgerverein Wüsting, Die Münstermann (Kanzel in der St. Dionysius Kirche zu Holle), Wüstinger Veranstaltungstipps und Kalender, Letzter Sachstand in Sachen - sicherer Bahnübergang

Sicherer Bahnübergang nicht in Sicht,
Die Hauptstraße (STRAßENNAMEN IN WÜSTING),
Vorstand Bürgerverein Wüsting,
Die Münstermann (Kanzel in der St. Dionysius Kirche zu Holle),
Wüstinger Veranstaltungstipps und Kalender,
Letzter Sachstand in Sachen - sicherer Bahnübergang

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AUSGABE <strong>92</strong> NOVEMBER <strong>2017</strong><br />

11<br />

zu. Die erste schriftliche Nachrich<br />

stammt aus dem Jahr 1599. In diesem<br />

Jahr wurdeLudwig Münstermann<br />

zum Meister des Hamburger<br />

Drechsleramtes ernannt. Bis 1638<br />

schuf er Altäre, Kanzeln Taufsteine<br />

und Grabplatten für Kirchen überwiegend<br />

im Oldenburger Land, oft<br />

im Auftrag von Graf Anton Günther<br />

von Oldenburg. An einem Fleet in<br />

Hamburg unterhielt Münstermann<br />

seine Bildhauer-Werkstatt. Seine Initialen<br />

waren LMB (Ludwig Münstermann<br />

Bildhouwer).<br />

Er war zweimal verheiratet, aus den<br />

Ehen gingen sieben Kinder hervor.<br />

Überliefert ist, dass seine Söhne Johann<br />

und Claus sowie der Geselle<br />

Onno Dierksen in seiner leistungsfähigen<br />

Hamburger Werkstatt arbeiteten.<br />

Bemerkenswert ist, dass Münstermanns<br />

hochkomplexen Gegenstände<br />

alle in Hamburg vorgefertigt<br />

wurden. Später wurden sie vor Ort<br />

von seinen Gesellen zusammengefügt.<br />

Dies setzte eine differenzierte<br />

Planung und präzise Durchführung<br />

voraus.<br />

MANIERISMUS<br />

In seiner Künstlerlaufbahn hat sich<br />

Ludwig Münstermann der Stilrichtung<br />

des Manierismus gewidmet, einer<br />

Stilrichtung die zwischen Renaissance<br />

und Barock angesiedelt war.<br />

Münstermann war der exponierteste<br />

Vertreter dieser manieristischen<br />

Bildhauerkunst in Norddeutschland.<br />

Sein Stil zeichnete sich durch eigentümlich<br />

übersteigerte, bis zum Grotesken<br />

bewegte Figürlichkeit mit dramatischer<br />

Ausdruckskraft aus.<br />

Bei seinen Schnitzwerken fiel das<br />

Ausgefallene deutlichauf, geradebei<br />

seiner Bearbeitung von Figuren hinsichtlich<br />

der langgezogenen Gliedmaßen:<br />

der lange Hals, der übergroßen<br />

Füße, sowie der starre abgewandte<br />

Gesichtsausdruck deutlich auf. Diese<br />

Schnitzkunst war eindeutig eine<br />

Abkehr von den Idealen, wie Harmonie<br />

und Schönheit. Erst in der Ära<br />

des Expressionismus, Anfang des<br />

20. Jahrhundert, wurde der Stil des<br />

Manierismus, den Münstermann<br />

in seiner Zeit verkörperte, von der<br />

Kunst-geschichtswissenschaft wahrgenommen<br />

und gewürdigt.<br />

Münstermann hatte diesen Stil bei<br />

der Fertigung der Kanzel in der St.<br />

Dionysius Kircheeindrucksvoll angewandt.<br />

Der aus Holz gefertigte Predigtstuhl<br />

ist mit 1637, den 25. Marty<br />

(Tag der Verkündigung der Geburt<br />

Christi) datiert. Auftraggeber waren<br />

der Holler Pastor Johannes Rosa, seine<br />

Ehefrau Anna, geb. Baronin von<br />

Kaukerken-Sprange sowie der Wüstenlander<br />

Vogt Johann Mönnich<br />

und seine Ehefrau Lücke. Sie haben<br />

zusammen 64 Reichsthaler für die<br />

Kanzel aufgewendet.<br />

Die Schrägfläche am Aufgang zum<br />

Kanzelkorb trägt die geschnitzte Inschrift:<br />

„Zur Ehre Gottes haben wir<br />

diese Cantzel verehret“, es folgen die<br />

erwähnten Namen und das Datum.<br />

Der sechseckige Kanzelkorb ist in<br />

Flächen unterteilt. In den Nischen<br />

ist eine Schein-architektur im Hintergrund<br />

zu sehen, die mit Bögen<br />

umrandet sind. In den Bogennischen<br />

stehen auf Podesten die vier Evangelisten<br />

Matheus, Markus. Lukas und<br />

Johannes mit ihren Symbolfiguren:<br />

Löwe, Stier, Mensch und Adler. Sie<br />

sind in bewegter Haltung mit etwas<br />

verzerrten Gesichtern dargestellt.<br />

Ergriffen lehren sie, was die Heilige<br />

Schrift berichtet, die sie aufgeschlagen<br />

oder mit dem Finger zwischen<br />

den Seiten halten.<br />

Auf der Schräge zum Kanzelkorb<br />

fehlt dem obersten Sockel die Statuette<br />

des Kirchenpatrons Dionysius,<br />

der am Ende des 3. Jahrhunderts als<br />

Bischof von Paris den Märtyrertod<br />

fand. 1907 wird das Vorhandensein<br />

der Statuette noch erwähnt.<br />

Die Kanzelbrüstung wird mit dem<br />

Satz von JER(emia) 1. V9 „SIEHE,<br />

ICH LEGE MEINE WORT IN DEI-<br />

NEN MUND“ beschrieben.<br />

Der Schalldeckel nimmt dieses Motiv<br />

auf mit den Worten des Mathias<br />

10, 20: „IHR SEID ES NICHT, DIE<br />

DA REDEN, SONDERN EWRES VA-<br />

TERS GEIST IST ES, DER DURCH<br />

EUCH REDET“.<br />

Im Schalldeckel umgibt ein Strahlenkreuz<br />

den mit hebräischen Buchstaben<br />

geschriebenen Gottesnamen<br />

IAHWE = JESUS.<br />

Auf dem Schalldeckel steht segnend<br />

Salvator, Jesus Christus als Retter der<br />

Welt mit dem Kreuz auf der Weltkugel,<br />

die er in der linken Hand hält.<br />

Ihm zu Füßen liegen die weiblichen<br />

Figuren: PAX für Frieden (1637<br />

sehnt sich das Volk nach Frieden,<br />

noch immer tobt der Dreißigjährige<br />

Krieg).<br />

Rechts davon befindet sich CON-<br />

CORDIA, die für Eintracht steht. Daneben<br />

steht der Bienenkorb, der als<br />

Sinnbild für Fleiß und Eintracht gilt,<br />

wie beim Bienenvolk.

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