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Vollbunt 2 17/18 - Genug für alle

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Wie nehmen Kinder<br />

Armut wahr?<br />

Ingrid Kromer und Gudrun Horvat<br />

haben sich in ihrer Studie<br />

„Arm dran sein & arm drauf<br />

sein“ mit dem Armutsverständnis<br />

von Kindern auseinandergesetzt<br />

und zeigen, dass Kinder<br />

Armut anders wahrnehmen als<br />

Erwachsene: Armut heißt <strong>für</strong><br />

Kinder „mutterseelen<strong>alle</strong>in sein“,<br />

„ausgeliefert sein“, „anders sein“<br />

und „verletzbar sein“. „Fast ausnahmslos<br />

sehen Mädchen und<br />

Buben das Kinderarmutsrisiko<br />

außerhalb ihrer Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Aus Kindersicht sind<br />

Armutslagen von Kindern geprägt<br />

durch Abhängigkeiten von<br />

Bezugspersonen, von wohlfahrsstaatlichen<br />

Einrichtungen und<br />

von je individuellen Umfeldfaktoren<br />

des Kindes.“ 3<br />

Menschen nicht<br />

gegeneinander ausspielen<br />

In der Kinderrechtskonvention<br />

der Vereinten Nationen steht im<br />

Artikel 27, dass <strong>alle</strong> Kinder und<br />

Jugendlichen das Recht auf einen<br />

angemessenen Lebensstandard<br />

haben. Deshalb macht die Katholische<br />

Jungschar heuer zum<br />

Tag der Kinderrechte eine Aktion<br />

zum Thema Kinderarmut und<br />

setzt sich da<strong>für</strong> ein, dass Kinder<br />

mit Armutserfahrungen wieder<br />

mehr in den Fokus gesellschaftlicher<br />

Debatten gerückt werden.<br />

Arme und sozial benachteiligte<br />

Menschen in unserer Gesellschaft<br />

dürfen nicht gegeneinander<br />

ausgespielt werden. Wir fordern,<br />

dass PolitikerInnen sich in<br />

die Lage von armutsgefährdeten<br />

Kinder versetzten und dass keine<br />

politischen Entscheidungen<br />

getroffen werden, die Kindern<br />

– unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus<br />

– Chancen verbauen<br />

und soziale Ungerechtigkeiten in<br />

Österreich verstärken.<br />

In Zeiten von Deckelungen, Kürzungen und anderen Einsparungen<br />

bei Soziallleistungen muss der Blick endlich wieder auf diejenigen<br />

gerichtet werden, die davon am stärksten betroffen sind: Kinder und<br />

Jugendliche. Die Katholische Jungschar sagt deshalb klar: Es gibt genug<br />

<strong>für</strong> <strong>alle</strong>, und fordert eine Kindergrundsicherung <strong>für</strong> <strong>alle</strong> Kinder in<br />

Österreich unabhängig von sozialem Status, Familienform oder Herkunft<br />

der Eltern. Wir finden, dass die finanzielle Situation der Eltern<br />

nicht darüber entscheiden darf, welche Chancen Kinder haben und<br />

wie sie sich entwickeln können.<br />

1 Armutskonferenz: http://www.armutskonferenz.at/armut-in-oesterreich/aktuelle-armuts-und-verteilungszahlen.html<br />

2 Vgl.: UN-Konvention über die Rechte des Kindes, Download unter http://www.kija.<br />

at/kinderrechte<br />

3 Horvart, Gudrun u. Kromer, Ingrid: Arm dran sein & arm drauf sein. Wie Mädchen<br />

und Buben in Österreich Armut erleben und erfahren. Hrsg: Katholische Jungschar<br />

Österreich. 2012. S. 65.<br />

Artikel 27 der UN<br />

Kinderrechtskonvention<br />

Zum Tag der Kinderrechte richten wir heuer den Blick besonders<br />

auf Artikel 27 der UN Kinderrechtskonvention. Recht auf angemessenen<br />

Lebensstandard und staatliche Sicherung eines Existenzminimums:<br />

Kinder und Jugendliche haben das Recht auf einen angemessenen<br />

Lebensstandard. Grundsätzlich sind die Eltern nach ihren Möglichketen<br />

verantwortlich da<strong>für</strong>. Der Staat wiederum muss da<strong>für</strong><br />

sorgen, dass es die notwendigen Voraussetzungen da<strong>für</strong> gibt, dass<br />

die Eltern ihrer Pflicht nachkommen können. Bei Bedürftigkeit<br />

hat der Staat Hilfs- und Unterstützungsprogamme vorzusehen.<br />

Der Staat hat <strong>alle</strong> Maßnahmen zu treffen, um die Geltendmachung<br />

von Unterhaltsansprüchen des Kindes gegenüber den Eltern<br />

sicherzustellen.<br />

Was arm sein in Österreich heißen kann:<br />

• die Wohnung nicht ausreichend heizen können<br />

• sich die ganze Zeit Sorgen machen, wie man finanziell über<br />

die Runden kommt und wo man noch sparen könnte<br />

• kein Taschengeld bekommen<br />

• nicht auf Urlaub fahren können<br />

• nicht genug Geld <strong>für</strong> Nahrungsmittel haben<br />

• sich schämen<br />

• keine neue und der Jahreszeit entsprechende Kleidung kaufen<br />

können<br />

• nicht auf Schulausflug mitfahren können<br />

• in einer zu kleinen Wohnung leben<br />

• nicht zu Geburtstagsfeiern gehen, weil kein Geld <strong>für</strong> ein Geschenk<br />

da ist<br />

Was fällt dir noch ein?<br />

Hannah arbeitet<br />

als Referentin<br />

<strong>für</strong> Gesellschaftspolitik<br />

bei der<br />

Katholischen<br />

Jungschar<br />

Österreichs.<br />

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