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Wie nehmen Kinder<br />
Armut wahr?<br />
Ingrid Kromer und Gudrun Horvat<br />
haben sich in ihrer Studie<br />
„Arm dran sein & arm drauf<br />
sein“ mit dem Armutsverständnis<br />
von Kindern auseinandergesetzt<br />
und zeigen, dass Kinder<br />
Armut anders wahrnehmen als<br />
Erwachsene: Armut heißt <strong>für</strong><br />
Kinder „mutterseelen<strong>alle</strong>in sein“,<br />
„ausgeliefert sein“, „anders sein“<br />
und „verletzbar sein“. „Fast ausnahmslos<br />
sehen Mädchen und<br />
Buben das Kinderarmutsrisiko<br />
außerhalb ihrer Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Aus Kindersicht sind<br />
Armutslagen von Kindern geprägt<br />
durch Abhängigkeiten von<br />
Bezugspersonen, von wohlfahrsstaatlichen<br />
Einrichtungen und<br />
von je individuellen Umfeldfaktoren<br />
des Kindes.“ 3<br />
Menschen nicht<br />
gegeneinander ausspielen<br />
In der Kinderrechtskonvention<br />
der Vereinten Nationen steht im<br />
Artikel 27, dass <strong>alle</strong> Kinder und<br />
Jugendlichen das Recht auf einen<br />
angemessenen Lebensstandard<br />
haben. Deshalb macht die Katholische<br />
Jungschar heuer zum<br />
Tag der Kinderrechte eine Aktion<br />
zum Thema Kinderarmut und<br />
setzt sich da<strong>für</strong> ein, dass Kinder<br />
mit Armutserfahrungen wieder<br />
mehr in den Fokus gesellschaftlicher<br />
Debatten gerückt werden.<br />
Arme und sozial benachteiligte<br />
Menschen in unserer Gesellschaft<br />
dürfen nicht gegeneinander<br />
ausgespielt werden. Wir fordern,<br />
dass PolitikerInnen sich in<br />
die Lage von armutsgefährdeten<br />
Kinder versetzten und dass keine<br />
politischen Entscheidungen<br />
getroffen werden, die Kindern<br />
– unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus<br />
– Chancen verbauen<br />
und soziale Ungerechtigkeiten in<br />
Österreich verstärken.<br />
In Zeiten von Deckelungen, Kürzungen und anderen Einsparungen<br />
bei Soziallleistungen muss der Blick endlich wieder auf diejenigen<br />
gerichtet werden, die davon am stärksten betroffen sind: Kinder und<br />
Jugendliche. Die Katholische Jungschar sagt deshalb klar: Es gibt genug<br />
<strong>für</strong> <strong>alle</strong>, und fordert eine Kindergrundsicherung <strong>für</strong> <strong>alle</strong> Kinder in<br />
Österreich unabhängig von sozialem Status, Familienform oder Herkunft<br />
der Eltern. Wir finden, dass die finanzielle Situation der Eltern<br />
nicht darüber entscheiden darf, welche Chancen Kinder haben und<br />
wie sie sich entwickeln können.<br />
1 Armutskonferenz: http://www.armutskonferenz.at/armut-in-oesterreich/aktuelle-armuts-und-verteilungszahlen.html<br />
2 Vgl.: UN-Konvention über die Rechte des Kindes, Download unter http://www.kija.<br />
at/kinderrechte<br />
3 Horvart, Gudrun u. Kromer, Ingrid: Arm dran sein & arm drauf sein. Wie Mädchen<br />
und Buben in Österreich Armut erleben und erfahren. Hrsg: Katholische Jungschar<br />
Österreich. 2012. S. 65.<br />
Artikel 27 der UN<br />
Kinderrechtskonvention<br />
Zum Tag der Kinderrechte richten wir heuer den Blick besonders<br />
auf Artikel 27 der UN Kinderrechtskonvention. Recht auf angemessenen<br />
Lebensstandard und staatliche Sicherung eines Existenzminimums:<br />
Kinder und Jugendliche haben das Recht auf einen angemessenen<br />
Lebensstandard. Grundsätzlich sind die Eltern nach ihren Möglichketen<br />
verantwortlich da<strong>für</strong>. Der Staat wiederum muss da<strong>für</strong><br />
sorgen, dass es die notwendigen Voraussetzungen da<strong>für</strong> gibt, dass<br />
die Eltern ihrer Pflicht nachkommen können. Bei Bedürftigkeit<br />
hat der Staat Hilfs- und Unterstützungsprogamme vorzusehen.<br />
Der Staat hat <strong>alle</strong> Maßnahmen zu treffen, um die Geltendmachung<br />
von Unterhaltsansprüchen des Kindes gegenüber den Eltern<br />
sicherzustellen.<br />
Was arm sein in Österreich heißen kann:<br />
• die Wohnung nicht ausreichend heizen können<br />
• sich die ganze Zeit Sorgen machen, wie man finanziell über<br />
die Runden kommt und wo man noch sparen könnte<br />
• kein Taschengeld bekommen<br />
• nicht auf Urlaub fahren können<br />
• nicht genug Geld <strong>für</strong> Nahrungsmittel haben<br />
• sich schämen<br />
• keine neue und der Jahreszeit entsprechende Kleidung kaufen<br />
können<br />
• nicht auf Schulausflug mitfahren können<br />
• in einer zu kleinen Wohnung leben<br />
• nicht zu Geburtstagsfeiern gehen, weil kein Geld <strong>für</strong> ein Geschenk<br />
da ist<br />
Was fällt dir noch ein?<br />
Hannah arbeitet<br />
als Referentin<br />
<strong>für</strong> Gesellschaftspolitik<br />
bei der<br />
Katholischen<br />
Jungschar<br />
Österreichs.<br />
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