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MOIN MOIN<br />
Ich wurde gefragt, ob ich einen Artikel<br />
zu meinem Vortrag vom 21. Juni<br />
<strong>2017</strong> zum Thema „Gebärdensprachgemeinschaft<br />
– Freiheit oder Käfig“<br />
schreiben möchte. Mein erster Gedanke<br />
war: „Was ist, wenn mein Artikel<br />
langweilig ist? Wird mein Artikel<br />
gut genug sein?“ Solche Gedanken<br />
habe ich jedes Mal, wenn ich gefragt<br />
werde, ob ich einen Vortrag halten<br />
kann oder ob ich irgendetwas für die<br />
Gebärdensprachgemeinschaft tun<br />
kann.<br />
Es gibt zwei Möglichkeit, was mir<br />
nach meinem Auftritt (Theater, Vortrag,<br />
Äußerung meiner Meinung,<br />
etc.) in der Öffentlichkeit passieren<br />
könnte:<br />
Erstens, er ist langweilig oder er<br />
klingt unmöglich für die Gebärdensprachgemeinschaft.<br />
Dann habe ich<br />
umso mehr Schwierigkeiten, meine<br />
neuen Ideen beim nächsten Mal zu<br />
präsentieren. ODER, im schlimmsten<br />
Fall werde ich zum Opfer von „Shitstorm“<br />
(negative Kritik über soziale<br />
Netzwerke, Blogs etc.).<br />
Zweitens, meine Themen kommen<br />
gut in der Gebärdensprachgemeinschaft<br />
an und ich „kann“ ohne Problem<br />
weitermachen.<br />
Bei jeder Anfrage muss ich für mich<br />
neu entscheiden, ob ich bereit bin.<br />
Dieses Problem ist ein kleiner Teil von<br />
großen Problemen in der Gebärdensprachgemeinschaft.<br />
Viele taube Menschen wertschätzen<br />
die Gebärdensprachgemeinschaft sehr.<br />
Aus dieser Gemeinschaft gibt es Solidarität,<br />
eine eigene Kultur und Sprache.<br />
Sie hat eigene Normen und Traditionen<br />
und eine eigene Geschichte,<br />
worauf taube Menschen stolz sind.<br />
Darin fühlen sie eine Freiheit, weil sie<br />
in der hörenden Welt oft auf Barrieren<br />
stoßen und sich nicht verstanden<br />
fühlen. Aber gleichzeitig sind viele<br />
Ängste in vielen tauben Menschen<br />
versteckt. Die Angst macht sie zu<br />
Gefangenen im eigenen Käfig. Angst<br />
vor „Shitstorm“, Angst vor schlechtem<br />
Ruf. Angst vor negativen Kommentaren,<br />
vor Undankbarkeit und<br />
Angst vor dem Ausgeschlossen-Sein<br />
aus der Gemeinschaft.<br />
Was passiert, wenn ein tauber<br />
Mensch von der Gebärdensprachgemeinschaft<br />
ausgeschlossen wird? Hat<br />
er es dann einfach, einen anderen Ort<br />
zu finden, wo er sich wohlfühlt? Einen<br />
neuen Freundeskreis/eine neue Liebe<br />
mit ähnlicher Wellenlänge, neue<br />
Hobby-Partner? Es gibt nicht viel<br />
Auswahl in dieser kulturell-sprachlichen<br />
Minderheitengruppe. Um die<br />
Gefahr vor dem Ausgeschlossen-Sein<br />
zu verhindern, entsteht Gruppenzwang<br />
(die Meinung von anderen auf<br />
sich nehmen) und eine eigene Maske<br />
zum Selbstschutz (eigene Meinung<br />
verschweigen, eigene Bedürfnisse<br />
unterdrücken).<br />
Was ist das eigentliche Problem der<br />
Gebärdensprachgemeinschaft? Wie<br />
kann man damit umgehen? Dies war<br />
das Ziel meines Vortrages, mit tauben<br />
Menschen gemeinsam darüber<br />
zu reflektieren und nach Lösungsmöglichkeiten<br />
suchen.<br />
<br />
Swantje Marks<br />
GEMEINSCHAFT:<br />
ER KÄFIG?<br />
DOVEN KLÖNSCHNACK<br />
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