r-aktuell_IV_2017_
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
STIFTUNG DER RAHN DITTRICH GROUP<br />
Tischreden in der Villa Schmidt über den abwesenden<br />
Herrn von Goethe – immer noch und immer wieder wie neu<br />
Seit Oktober 2001 treten die Goethe-<br />
Freunde Altenburgs und wir, die Rahn<br />
Education, zweimal im Jahr gemeinsam<br />
als Veranstalter auf. Den allerersten<br />
Vortrag hielt Prof. Dr. Leistner. Den Titel<br />
der Veranstaltungsreihe haben wir in<br />
Anlehnung an das Erfolgsstück von<br />
Peter Hacks „Ein Gespräch im Hause<br />
Stein über den abwesenden Herrn von<br />
Goethe“ gewählt. Wir stellen kostenlos<br />
den wunderschönen Saal in unserer<br />
Schmidtschen Villa zur Verfügung, ich<br />
sorge stets für einen sachkundigen und<br />
möglichst eloquenten Referenten, unsere<br />
Schulleitung organisiert ein leckeres<br />
Büffet nach dem Vortrag, Adelheid<br />
Friedrich als Vorsitzende des Freundeskreis<br />
Goethes taktet diese unsere gemeinsame<br />
Reihe immer öffentlichkeitswirksam<br />
in ihr Jahresprogramm ein und<br />
sorgt dafür, dass jede „Tischrede“ zuverlässig<br />
auch ein Echo in der Osterländer<br />
Volkszeitung (OVZ) erhält. Dadurch<br />
ist unsere Villa inzwischen in Altenburg<br />
auch als attraktiver Veranstaltungsort<br />
bekannt geworden. Das kommt natürlich<br />
dem Image unserer Grundschule im<br />
Hause zugute, die seit kurzem den Namen<br />
des literarischen Aufklärers und<br />
Kinderfreundes Christian Felix Weiße<br />
(1726–1804) trägt, eines bedeutenden<br />
Sohnes der Skatstadt.<br />
Mit der Tischrede am 9. Oktober<br />
d. J. kam ein weiterer Sohn des Altenburger<br />
Landes in der Schmidtschen<br />
Villa zur Geltung: Dr. Dieter Pilling, ein<br />
profunder Kenner Goethes. Er sprach<br />
über das erste Weimarer Jahrzehnt des<br />
Dichterfürsten und bannte sein Publikum<br />
schon von Anbeginn, weil er ebenso<br />
schonungslos wie unerwartet mit<br />
der Legende vom ach so liberalen und<br />
kunstsinnigen Duodezstaat Weimar aufzuräumen<br />
begann. Das Herzogtum sei<br />
um keinen Deut besser gewesen als die<br />
anderen feudalen deutschen Staaten.<br />
Standesschranken, Standesdünkel, Intrigen,<br />
härteste Ausbeutung wären auch<br />
hier kennzeichnend gewesen. Und der<br />
Herzog Karl August wäre längst vergessen,<br />
wenn er nicht mit Goethe einen<br />
ungeheuren Glücksgriff getan hätte.<br />
Sein unstreitiges Verdienst bestehe darin,<br />
dass er den großen universellen<br />
Geist materiell sichergestellt habe, sodass<br />
sich dessen Genialität voll entfalten<br />
konnte. Doch dazu sei es auch erst<br />
gekommen, nachdem er ihn ein Jahrzehnt<br />
lang bis über die Ohren mit staatlichen<br />
Aufgaben zugedeckt und den<br />
Dichter in ihm fast erstickt hätte. Die<br />
Zuhörer im gut gefüllten Saal folgten Dr.<br />
Pillings Ausführungen äußerst aufmerksam<br />
und spendeten am Ende lang anhaltenden<br />
Beifall. Am 11. Oktober erschien<br />
in der OVZ unter der Überschrift<br />
„Die Kehrseite des Weimarer Musenhofs“<br />
eine detaillierte Rezension von<br />
Goethe-Freund Frieder Krause. Die<br />
Rahn Education, unsere Freie Grundschule<br />
Altenburg und ihr Namenspatron<br />
fanden schon in den ersten Sätzen lobende<br />
Erwähnung. Was wollen wir<br />
mehr?<br />
Dr. Bernd Landmann<br />
Kulturbeauftragter<br />
4/<strong>2017</strong> r-<strong>aktuell</strong> | 31