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WORTwechsel 2-2017

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WfbM – Nein Danke?<br />

Erfahrungsbericht von Antje Katrin Müller-Dreßler<br />

Als ich mich Anfang dieses Jahres dazu entschied, mich bei der Lebenshilfe<br />

Celle für mein Anerkennungsjahr zu bewerben, hatte ich<br />

nicht nur im Sinn, ein neues Arbeitsfeld für mich zu erschließen.<br />

Jahrelang war ich vor allem in der Suchthilfe beheimatet. Seit Mai<br />

<strong>2017</strong> bin ich hier im Sozialdienst tätig. Zugegebenermaßen war ich<br />

bis zum Beginn meiner Arbeit in der Lebenshilfe Celle der Thematik<br />

Werkstätten eher kritisch gegenüber eingestellt. Somit sah ich<br />

das Anerkennungsjahr auch als Chance, meine Vorurteile überprüfen<br />

zu können. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich natürlich weder<br />

mein Anerkennungsjahr frühzeitig beendet, noch eine arbeitsverweigernde<br />

Haltung angenommen hätte, wenn mir irgendwas ,,sauer<br />

aufgestoßen’’ wäre. Denn die Qualität der Arbeit am Menschen<br />

liegt ebenso an einem selbst und wie man diese gestaltet. Zudem<br />

betrachtete ich nicht die in Werkstätten arbeitenden Menschen<br />

mit einem kritischen Blick, sondern die Einrichtungen als solche.<br />

Ich gehörte zu den Personen, welche der Meinung waren, dass<br />

Werkstätten aufgelöst werden müssen und die Menschen aus<br />

eben diesen in die Gesellschaft und auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

inkludiert gehören. Das sehe ich auch immer noch so, nur war es<br />

geradezu utopisch zu denken, dass es so einfach wäre. Nicht die<br />

Werkstätten sind das Problem, sondern trotz fortschreitendem Inklusionsgedanken<br />

immer noch die Gesellschaft. Solange der erste<br />

Arbeitsmarkt aber vor allem die Gesellschaft noch nicht inklusiv<br />

genug handelt und Inklusion lebt, sind Werkstätten wertvoll. Wertvoll<br />

für die Menschen, die hier täglich zur Arbeit kommen, stolz auf<br />

das sind was sie schaffen und hier einen großen Teil ihres täglichen<br />

Lebens verbringen. Durch viele Gespräche mit den hier beschäftigten<br />

Menschen und den Mitarbeitern sind mir viele Faktoren ins Bewusstsein<br />

gerückt, welche ich in meine Vorstellungen nicht mit<br />

einbezogen hatte. Beispielsweise die Mobilität. Viele der hier beschäftigten<br />

Menschen haben nicht die Möglichkeit, außerhalb der<br />

hier bereitgestellten Fahrdienste oder Angebote, sich mit anderen<br />

Menschen zu treffen. Auch wenn ich mich heute in Diskursen werkstattnah<br />

positioniere, werde ich weiterhin einen kritischen Blick<br />

beibehalten – denn indem wir auf Situationen und Gegebenheiten<br />

aufmerksam machen, welche sich als nicht optimal erweisen, können<br />

Veränderungen stattfinden. Dazu gehört auch sich selbst und<br />

das eigene Handeln, aber auch Nichthandeln, stets kritisch zu reflektieren.<br />

Antje Müller-Dreßler<br />

Poolteam-Erfahrungsbericht<br />

Berufsbildungsbereich (BBB) von Wilfried Winkelmann<br />

Nachdem ich im letzten Jahr sechs Monate im BBB als Elternzeit-Vertretung<br />

in der Tischlerei und der Arbeitsgruppe tätig war,<br />

bekam ich die Möglichkeit, mich für das Poolteam anzumelden.<br />

Das war für mich zunächst ein großer Vertrauensbeweis und eine<br />

Anerkennung meiner Arbeit, und genau das, was ich mir seit langem<br />

auch für meinen späteren Ruhestand gewünscht hatte.<br />

Meine Bedenken, dass es vielleicht gar nicht oder nur sehr selten<br />

zu Einsätzen kommen würde, zerschlugen sich bereits im Januar<br />

diesen Jahres, als ich meinen ersten Einsatz im Metallbereich des<br />

BBB hatte. Danach folgten Vertretungen in der Tagesförderstätte,<br />

in der Küche|Hauswirtschaft des BBB, bei IAC Adelheidsdorf, bei<br />

der Integrativgruppe des BBB, in der Tischlerei des BBB und z.Zt.<br />

in der Tischlerei Nienhagen.<br />

In allen Bereichen habe ich ein riesiges Entgegenkommen aller<br />

Kolleginnen und Kollegen erlebt, sodass es mir überhaupt nicht<br />

schwer fiel, mich in den wechselnden Bereichen innerhalb kürzester<br />

Zeit „heimisch“ zu fühlen. Ich traf überall auf sehr gut funktionierende<br />

Teams, die es mir leicht machten, mich dort einzufügen.<br />

Dazu kam, dass ich immer wieder positiv überrascht war über die<br />

Akzeptanz durch die Beschäftigten, die letztlich auch erheblich<br />

dazu beitrug, meine Vertretungstätigkeit (hoffentlich) zum Vorteil<br />

und im Interesse aller Beteiligten auszuführen.<br />

Nach nunmehr fast einem Jahr Poolteam-Zugehörigkeit blicke ich<br />

auf ein tolles und abwechslungsreiches Jahr zurück und betrachte<br />

diese Aufgabe als ein großes persönliches Glück. Ich würde mir<br />

wünschen, diese Tätigkeit noch möglichst lange ausüben zu können<br />

und von der Lebenshilfe Celle noch sehr häufig angefordert zu<br />

werden. Es ist immer wieder spannend, neue Bereiche, Kollegen<br />

und Beschäftigte kennenzulernen und das Ende der Vertretungszeiten<br />

war oft sogar mit etwas Wehmut verbunden. So war jeder<br />

Einsatz eine Bereicherung für mich und nicht zuletzt lernt man<br />

überall auch noch dazu.<br />

Allen Lesern, Kolleginnen und Kollegen, die in nächster Zeit in den<br />

Ruhestand gehen und noch eine gelegentliche Beschäftigung suchen,<br />

kann ich aus meiner Erfahrung nur raten, sich dem Poolteam<br />

anzuschließen. Eine bessere und anspruchsvollere Aufgabe, die<br />

außerdem auch noch finanziell sehr angemessen honoriert wird,<br />

kann man sich m.E. zum Abschluss des Arbeitslebens bzw. als<br />

Übergang in den Ruhestand kaum vorstellen.<br />

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen in sämtlichen Abteilungen<br />

der Lebenshilfe Celle und natürlich unseren Beschäftigten<br />

ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />

Wilfried Winkelmann<br />

Celler Werkstätten

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