Ashanti - Der steinige Weg zum Gnadenbrotpferd
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Basierend auf einer wahren Geschichte<br />
Autorin: Marion Krenz
DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Vorwort<br />
Viele Menschen hegen den Wunsch sich ein Tier anzuschaffen und<br />
bedenken dabei nicht:<br />
- die laufenden Kosten<br />
- die tägliche Fürsorge<br />
- die umfassende Verantwortung<br />
Dieses führt leider oft dazu, dass eine große Anzahl dieser Tiere<br />
zurückgelassen und verlassen wird!<br />
Einige von diesen Tieren haben das große Glück und finden neue<br />
Menschen, Gefährten und ein neues Zuhause.<br />
Diese Geschichte, eine wahre Begebenheit, handelt von solchen<br />
Tieren. In diesem Fall sind es Pferde, aber das Obengenannte lässt<br />
sich auf alle Tiere anwenden.<br />
Ein großer Dank gilt allen Mitwirkenden. Silvi, Jana, Ophira, Dogan<br />
und Tashina. Und natürlich den beiden Pferden <strong>Ashanti</strong> und Bagira.<br />
Nicht zu vergessen Angel.<br />
Doch auch den anderen Akteuren sei hier der Dank ausgesprochen,<br />
ohne deren Handeln "wie sie gehandelt haben", die Erkenntnisse in<br />
dieser Geschichte nicht möglich wären.<br />
Ein weiterer Dank an unsere Autorin Marion Krenz die, aus 3 ½<br />
Seiten Stichpunkten, diese wunderbare Geschichte verfasst hat.<br />
Eine Geschichte mit ernstem Hintergrund und so viel sei verraten,<br />
einem glücklichen Ende.<br />
Es lieg mir fern, andere Menschen zu belehren. Ich würde mich aber<br />
freuen, wenn der eine oder andere nachdenkt, bevor er/sie sich ein<br />
Tier anschafft.<br />
Alle Namen und genannte Orte entsprangen der Fantasie,<br />
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.<br />
Es grüßen Euch herzlich Tashina & Dogan<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Dicke Schneeflocken hatten in den letzten Stunden die Landschaft in eine fast<br />
unwirkliche Puderzuckerkulisse verwandelt. Ich konnte den Blick nicht vom<br />
Fenster wenden – wie<br />
vertraute Freunde begleitete<br />
mich der Anblick der<br />
Schneeflocken zurück in<br />
meine Kindheit.<br />
Wie oft hatte ich gemeinsam<br />
mit meiner Großmutter Hanna<br />
hier an genau diesem Fenster<br />
gesessen, dem Tanz der<br />
Schneeflocken zugeschaut,<br />
am nah gelegenen Waldesrand<br />
schemenhaft die Schatten<br />
der Schneekönigin vermutet<br />
und heißen Kakao mit selbstgebackenen Keksen verputzt.<br />
So war es auch jetzt – heute, am 21. Dezember.<br />
Seit ich denken konnte war der 21. Dezember, der Tag der Wintersonnenwende,<br />
wo die Nacht sich am längsten in ihrer Dunkelheit zeigte, ein ganz besonderer<br />
Tag für mich gewesen.<br />
Wenngleich Hanna und ich des Öfteren im Winter zusammen saßen, hatte sie<br />
doch jedes Jahr am 21. Dezember eine besondere Botschaft für mich.<br />
Bereits als kleines Mädchen durfte ich von ihr lernen, dass diese Nacht eine<br />
„magische“ Nacht war. Weit in der Geschichte der Menschheit zurück feierten<br />
die Menschen die Wintersonnenwende als Geburt des Lichtes. Ab morgen würden<br />
die Tage wieder länger werden und das machte den Menschen Mut und verlieh<br />
Zuversicht.<br />
Genau das war der Grund, warum Hanna immer eine besondere Geschichte für<br />
mich ausgesucht hatte. Sie wollte das Ende der Dunkelheit oder auch die Geburt<br />
des Lichtes mit einer besonderen Botschaft weitergeben.<br />
Auf den ersten Blick wirkten ihre Erzählungen wie eine Geschichte – eine<br />
Geschichte, die man den Enkelkindern so erzählt. Beim genaueren Hinhören<br />
jedoch, erschloss sich daraus stets eine weise Botschaft, die ihren <strong>Weg</strong> in die<br />
Welt finden sollte.<br />
Inzwischen war ich lange nicht mehr das kleine Mädchen – doch an diesem mir<br />
liebgewonnenen Brauch hielt ich fest.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Die Schneedecke wurde immer dichter und verlieh der hereinbrechenden<br />
Dämmerung einen hellen Schein. Das Feuer im Kamin flackerte wohlig und Hanna<br />
ging zu dem alten Sekretär, welcher noch aus der Gründerzeit stammte. Ihre<br />
schlanken Hände drehten den kunstvollen Schlüssel des „Geheimfaches“, wie ich<br />
es immer nannte, herum, und <strong>zum</strong> Vorschein kam ihre alte Kladde. Die Kladde war<br />
in einem scheinbar uralten Leinenumschlag eingebunden, die Seiten waren <strong>zum</strong><br />
Teil ganz locker und vergilbt und die Geschichten darin handschriftlich<br />
aufgezeichnet. Woher all diese Schätze stammten, blieb Hannas Geheimnis.<br />
„Bist du bereit, meine Liebe?“ fragte sie mich mit einem sanften Lächeln und ich<br />
nickte ihr erwartungsvoll zu.<br />
Sie schlug die Kladde an einer bestimmten Stelle auf und auf der ersten Seite<br />
der Geschichte befand sich ein Bild von einem eher heruntergekommenen Pferd.<br />
Die Augen des Tieres wirkten leer, das schwarze Fell der Stute war stumpf und<br />
an der gesamten Körperhaltung konnte man unschwer erkennen, dass sie sehr viel<br />
Leid ertragen hatte.<br />
Allein bei dem Anblick<br />
traten mir Tränen in die<br />
Augen und ich war<br />
verwirrt.<br />
„Hanna“ stammelte ich,<br />
„was ist das für ein<br />
schreckliches Bild? Das<br />
arme Tier…“<br />
„ beruhige dich, meine<br />
Liebe und warte doch<br />
erst einmal, was es zu<br />
erzählen gibt. Werte<br />
niemals nur nach dem<br />
ersten Eindruck<br />
sondern nimm dir stets<br />
Zeit, dir ein eigenes Bild und eine eigene Meinung zu bilden. Bedenke, die Dinge<br />
sind nicht immer wie sie scheinen.“<br />
Und so begann Hanna mit ihrer Erzählung.<br />
Die Geschichte begann vor ca. 20 Jahren, als ein schwarzes Stutfohlen, im<br />
Süden des Landes, das Licht der Welt erblickte. Sie wurde auf den Namen<br />
ASHANTI getauft und wenngleich der Name ein Königreich versprach, schien<br />
doch ihr Leben vorerst unter keinem guten Stern zu stehen.<br />
Als Jungpferd oft von Stall zu Stall gereicht, wurde dann ein gut situiertes<br />
Ehepaar auf sie aufmerksam. <strong>Der</strong> Ehemann arbeitete im Vorstand einer<br />
renommierten Firma und kam bei seiner 90 stunden Woche kaum dazu über sich<br />
selbst, noch über seine Ehefrau und die gemeinsame 14jährige Tochter<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
nachzudenken. Gewinne erzielen für die Firma stand als oberstes Gebot auf<br />
seiner ganz eigenen Lebensagenda.<br />
Seine Ehefrau arbeitete als freie Journalistin und war ebenfalls sehr<br />
beschäftigt und zudem viel auf Reisen. Wenn es an einem nicht fehlte, war es<br />
Geld.<br />
Die nunmehr 14jährige Tochter kannte seit Kleinkind an diese Situation. Teils<br />
von einem Kindermädchen betreut, war sie sehr früh auf sich selbst gestellt und<br />
durfte eine Persönlichkeit entwickeln, die ihr als Kind half in dem wenig<br />
liebevollen Familienkonstrukt zu überleben. Das machte sie zu einer ehrgeizigen<br />
jedoch eher egozentrischen jungen Dame, die gelernt hatte, dass man sich mit<br />
Geld viel leisten und erlauben kann.<br />
Um das unterbewusst, schlechte Gewissen der Eltern zu beruhigen und dem<br />
Wunsch der Tochter ein Pferd zu besitzen nachzukommen, gelang <strong>Ashanti</strong> in die<br />
Hände der Familie.<br />
<strong>Ashanti</strong> wurde in einer Pferdepension untergestellt, die zweckmäßig in der Nähe<br />
gelegen war. Schließlich erlaubte der Lebensstil der Familie keine unnötigen<br />
<strong>Weg</strong>e oder gar zusätzliches Zeitaufkommen.<br />
So fand sich <strong>Ashanti</strong> in einem sehr dunklen Stall wieder. Sie war neugierig auf<br />
ihre neue Besitzerin und freute sich immer sehr, wenn diese <strong>zum</strong> Stall kam. Doch<br />
wenn sie wieder weg war, wurde zunehmend auch <strong>Ashanti</strong> bewusst, dass sie allein<br />
in ihrer dunklen Box stand, in sehr stickiger Stallluft. Das Heu war staubig und<br />
von minderer Qualität und es schmeckte ihr nicht wirklich gut. Vielmehr<br />
entwickelte sie einen allergischen Husten durch den vielen Staub, der sich auch<br />
in der Reithalle wiederfand. Geduldig hielt die Stute ihrer Besitzerin die Treue,<br />
bis diese eines Tages nicht mehr <strong>zum</strong> Stall kam.<br />
Die Eltern des Mädchens mussten feststellen, dass sie ihre scheinbar sicheren,<br />
äußeren Werte auf Sand gebaut hatten. Für ein halbes Jahr stimmten die<br />
Geschäftszahlen des Ehemannes nicht mehr, weswegen er in eine andere<br />
Abteilung abdegradiert wurde. Mit ihm auch sein Gehalt. Die Raten für das Haus<br />
und die 2 Autos drückten und waren nicht mehr zu finanzieren. Zudem blieben<br />
die journalistischen Aufträge für die Ehefrau aus, was die finanzielle Situation<br />
noch mehr einschränkte.<br />
So kam es, dass die Stallgebühren nicht mehr gezahlt werden konnten, es aber<br />
den Eltern zu peinlich war, dieses offen zuzugeben. Die Tochter konnte es nicht<br />
mehr ertragen, ständig auf die fehlenden Gebühren angesprochen zu werden und<br />
blieb letztendlich ganz vom Stall und von <strong>Ashanti</strong> fern. Die Eltern waren zu sehr<br />
mit der eigenen Misere beschäftigt, um sich über den Verbleib des Tieres<br />
kümmern zu können. Es war, wie sie es gelernt hatten, oder besser NICHT<br />
gelernt hatten. Mit den scheinbar sicheren Werten leistete man sich bereits<br />
sehr früh Hauspersonal in Form eines Kindermädchens und gab die<br />
Verantwortung für ein Lebewesen, die eigene Tochter, ab. Ebenso war es mit<br />
<strong>Ashanti</strong>. Doch nun waren die finanziellen Mittel nicht mehr gegeben und weder<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
die Eltern noch die Tochter hatten gelernt, wie es ist und was es heißt, die<br />
Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen – auch ohne Geld.<br />
<strong>Ashanti</strong> blieb zurück im Stall. Nach mehrmaliger<br />
Ermahnung an die Besitzer, die offenen Stallraten<br />
zu zahlen, entschied der Stallbesitzer sich dafür,<br />
das Pferd als Pfand zu behalten. Wenn schon nicht<br />
die Gebühren gezahlt wurden und die Besitzer auf<br />
nimmer Wiedersehen verschwanden, so wollte er<br />
wenigstens das Pferd behalten. Die Stute war ja<br />
noch jung und vielleicht, so dachte der<br />
Stallbesitzer, lässt sich mit dem Verkauf des<br />
Pferdes ein guter Preis erzielen.<br />
Um mehr ging es ihm nicht. Schließlich verdiente er<br />
sein Geld mit dem Vermieten von Stallungen – da<br />
musste das Geld fließen. <strong>Ashanti</strong> war ihm vom<br />
Aufwand her eher ein Dorn im Auge und so stand<br />
sie in ihrer Box und niemand kümmerte sich um sie.<br />
Die Tage waren sehr lang – und die Nächte in der<br />
engen Box drückten sehr auf die Verfassung des<br />
Pferdes. Es gab Tage, an denen sie die Box nicht verließ, weil niemand da war,<br />
der sie auf die Wiese begleitete. Ihr fiel auf, dass es im Stall scheinbar eine<br />
Leidensgenossin gab. Sie stand in der Box ganz am Ende des Ganges, wo es noch<br />
dunkler war. Die Fenster waren dreckig und teilweise mit Strohballen zugestellt,<br />
so dass kaum Tageslicht in<br />
den Stall gelang. Doch an<br />
manchen Tagen gelang es<br />
<strong>Ashanti</strong>, Blickkontakt mit<br />
der Stute am Ende des<br />
Ganges aufzunehmen. Sie<br />
nannte sich Angel, und das<br />
war auch das, was man<br />
diesem Pferd gewünscht<br />
hätte. Einen Engel, der sich<br />
dem bis auf die Knochen<br />
abgemagerten Pferdes annahm. Angel war in einem<br />
sehr schlechten Zustand, klapprig und kraftlos.<br />
Trotz ihrer eigenen, unschönen Situation fühlte<br />
sich <strong>Ashanti</strong> der Stute sehr nah und verbunden.<br />
So nahmen die Stuten untereinander Kontakt auf<br />
und erleichterten sich dadurch die langen Tage im<br />
dunklen und stickigen Stall. Auf der Wiese<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
konnten sie dann die Köpfe zusammenstecken, sich gegenseitig bei der Fellpflege<br />
unterstützen und <strong>Ashanti</strong> erfuhr, dass Angel durchaus im Besitz einer eher<br />
einfachen Familie war. Auch diese Familie hatte eine 15jährige Tochter, die<br />
früher viel mit Angel unternommen hatte. Da Angel aber gesundheitlich abbaute,<br />
konnte sie nicht mehr als Reitpferd genutzt werden und somit blieb auch das<br />
15jährige Mädchen weg.<br />
Über die Eltern wusste man nicht viel zu berichten – sie kamen aus eher<br />
einfachem Hause, fanden aber wohl Gefallen daran, sich über äußere Werte, in<br />
diesem Fall über ein eigenes Pferd, darzustellen.<br />
Eines Tages kamen die Eltern, die junge Dame und der Stallbesitzer zu <strong>Ashanti</strong>.<br />
„Wenn sie wollen,<br />
können sie den Gaul<br />
haben – geben sie<br />
mir einfach 50 Euro<br />
mehr im Monat und<br />
misten 2 x die<br />
Woche die Ställe<br />
aus. So ist uns allen<br />
geholfen.“<br />
So kam es, dass<br />
<strong>Ashanti</strong> öfter aus<br />
der Box genommen<br />
wurde, um geritten<br />
zu werden. Neu für<br />
<strong>Ashanti</strong> war, dass<br />
sie ohne Sattel<br />
geritten wurde. Das<br />
gefiel ihr. Jedoch<br />
machte ihr der<br />
enorme Druck auf<br />
den empfindlichen<br />
Kinnnerv sowie auf<br />
Nase und Nacken zu<br />
schaffen, der durch das Reiten mit einem Hackamore verursacht wurde. Das<br />
junge Mädchen konnte sich zwar gut auf <strong>Ashanti</strong> halten, brauchte hierzu aber<br />
offensichtlich diese Art Kandare, um sie lenken zu können.<br />
Die Teenagerin war eine besessene Reiterin. Sie nutzte, oder besser „benutzte“<br />
<strong>Ashanti</strong> rein für ihre Belange. Sie pflegte nur das an ihr, was nicht anders ging ,<br />
ansonsten nahm ein egoistisches Teenagerdenken den Raum ein, was bedeutete,<br />
dass sie <strong>Ashanti</strong> nicht langsam warm ritt, sondern direkt mir ihr los galoppierte.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Anfänglich machte ihr das keine großen<br />
Beschwerden, doch nach geraumer Zeit bekam<br />
sie Probleme mit den Sehnen. Sie merkte es am<br />
Abend, wenn sie wieder in der Box stand - und<br />
auch am Morgen, wenn sie sich nur schlecht<br />
bewegen konnte. Freie Tage gab es für sie kaum<br />
noch – ihre Atmung wurde zudem schwerer,<br />
weil die Staubsituation sich im Stall nicht<br />
verbesserte. Abgesehen davon, dass es ihrer<br />
Besitzerin nicht einmal auffiel, hätte dieser für eine gute Behandlung bei einem<br />
Tierarzt das Geld gefehlt. Auch die Hufbearbeitung wurde nicht durchgeführt.<br />
„Aber Hanna, konnte denn niemand diesem Mädchen Einhalt gebieten? Wie kann<br />
man nur so unglaublich egoistisch handeln. “ Ich war erbost über den Verlauf der<br />
Geschichte, die meine Großmutter mir berichtete. Diese Geschichte musste wohl<br />
eine ganz besondere Botschaft haben, aber wo war diese?<br />
„Nun“, entgegnete Hanna, „das ist erstmal das, wie es war. Das junge Mädchen<br />
hatte es nicht anders gelernt. Sie selber war viel auf sich alleine gestellt, weil<br />
die Eltern offenbar nicht in der Lage waren, ihr entsprechende Wärme,<br />
Zuwendung und Achtsamkeit entgegenzubringen, aus denen sie hätte geeignete<br />
Werte erfahren und auch umsetzen können. Warum die Eltern nicht in der Lage<br />
waren, sei dahingestellt. Möglicherweise sind sie selber als Kinder in einem<br />
Mangelbewusstsein erzogen worden und haben es selber nicht gelernt. Aber uns,<br />
meine Liebe, obliegt nicht darüber zu richten. Wir sehen nur das Ergebnis – hier<br />
ein leidendes Pferd. Das möchte ich auch in keiner Weise gut heißen – es soll nur<br />
aufzeigen, dass „unbewusstes“ Handeln oftmals einfach weitergegeben wird. Die<br />
Eltern waren sich ihres Handelns nicht bewusst, somit ihre Tochter auch<br />
gegenüber <strong>Ashanti</strong> nicht. „<br />
„Aber ein Tier ist hilflos und kann sich nicht wehren“, entgegnete ich enttäuscht.<br />
„Das ist richtig – aber das Mädchen ist in ihrer Familie in einer sehr ähnlichen<br />
Situation wie <strong>Ashanti</strong>. Ich bin mir sicher, dass sie ihr Pferd sehr lieb hatte –<br />
ebenso, wie ihre Eltern sie lieb hatten – aber auf einer sehr unbewussten Ebene.“<br />
Auf dem Hof war es nebelig. Lautes Motorengeräusch ließ die die Pferde in den<br />
Boxen aufschrecken. Stimmengewirr und letztendlich das Geklapper von Hufen<br />
waren zu vernehmen. Angel und <strong>Ashanti</strong> warfen sich unsichere Blicke zu. Diese<br />
Art Hufschlag kannten sie bislang nicht.<br />
Im Stall war noch eine einzige Box frei – die, direkt neben <strong>Ashanti</strong>. Das schwere<br />
Tor wurde aufgeschoben und die Stimmen wurden lauter.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Eine bildschöne Fuchsstute mit weißer Blesse tänzelte<br />
unruhig am Führstrick einer ihrer Besitzerinnen. Die<br />
zwei jungen Frauen unterhielten sich mit dem<br />
Stallbesitzer, der sie zu der noch leeren Box führte.<br />
<strong>Ashanti</strong> war aufgeregt – sie trat gegen die Boxenwände<br />
und der Stallbesitzer schlug genervt mit der Hand gegen<br />
das Boxentor. Irritiert schauten die Besitzerinnen der<br />
Fuchsstute sich an – vielleicht war der Stallbesitzer nur<br />
mit dem falschen Bein aufgestanden – wer konnte das<br />
sagen.<br />
„Sagen sie, dürfen wir unser eigenes Namensschild an der<br />
Box anbringen? Wir hätten schon gerne dass jeder weiß, wo unsere Bagira steht,<br />
“ fragte eine der Besitzerinnen.<br />
…Bagira heißt sie also, dachte sich <strong>Ashanti</strong>. …<br />
„Machen sie, was sie wollen. Hauptsache das Geld ist <strong>zum</strong> Monatsbeginn da“,<br />
entgegnete der Stallbesitzer.<br />
Die Besitzerinnen sahen sich wortlos an und der Stallbesitzer verschwand.<br />
Freundlich sprachen die beiden <strong>Ashanti</strong> an – erklärten ihr, dass Bagira eine ganz<br />
liebe Stute sei und sie sich bestimmt gut verstehen werden.<br />
Bagira schlug wild mit dem Kopf, versuchte in der Box zu steigen. <strong>Ashanti</strong> war<br />
genervt – es ging ihr nicht gut an dem Tag – der feuchte Nebel saß ihr in den<br />
Knochen und sie wollte Ruhe haben.<br />
Fast war sie froh, als ihre Teenagerbesitzerin sie aus der Box holte um sie<br />
wieder gedankenlos durch das Gelände zu scheuchen.<br />
Angel stand rat - und kraftlos in ihrer Box und fühlte sich sehr einsam.<br />
Am nächsten Morgen mussten alle Pferde aus dem Stall. Für ein paar Euro hatte<br />
der Stallbesitzer einen jungen Mann eingekauft, der für oberflächliche Ordnung<br />
im Stall sorgen sollte. So kam es, dass Bagira einfach mit Angel und <strong>Ashanti</strong> auf<br />
die Koppel gestellt wurde. Die Fuchsstute war außer sich – wie besessen raste<br />
sie auf der Koppel entlang und trat nach Angel aus. <strong>Ashanti</strong> nahm ihre<br />
entkräftete Freundin in Schutz und jagte Bagira immerzu fort – vor allen Dingen<br />
<strong>zum</strong> Schutz von Angel. Sie hatte schon lange bemerkt, dass Angel immer mehr an<br />
Kraft verlor. Während sie selbst immer noch die Aufmerksamkeit der<br />
reitbesessenen Teenagerin bekam, wurde Angel, außer von <strong>Ashanti</strong>, nicht mehr<br />
beachtet.<br />
<strong>Ashanti</strong> machte Bagira deutlich, dass sie sich an die Spielregeln zu halten hatte<br />
und dazu gehörte vor allen Dingen, sich von Angel fern zu halten.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Bagira verstand und hielt sich an die Ordnung. Oft stand sie abseits, wenn<br />
<strong>Ashanti</strong> und Angel zusammen standen, die Köpfe zusammen steckten und <strong>Ashanti</strong><br />
ihrer Freundin bei der Fellpflege half. Angel selber war nicht mehr in der Lage,<br />
sich um irgendetwas zu kümmern.<br />
Es geschah ein paar Tage später, als die Pferde erneut auf die Koppel geführt<br />
wurden. Angel knickte vor Schwäche ein, stürzte und stand nicht mehr auf.<br />
<strong>Ashanti</strong> wich nicht von ihrer Seite, war nicht wegzubewegen. Angels Atem wurde<br />
immer schwerer, jegliche Kraft schien aus ihrem geschundenen Körper zu<br />
weichen. Hilflos musste <strong>Ashanti</strong> zusehen, wie sich mehrere Menschen um Angel<br />
drängten.<br />
<strong>Der</strong> herbeigerufene Tierarzt erlöste Angel schließlich von ihrem Leid – <strong>Ashanti</strong>s<br />
verzweifeltes Wiehern erfüllte die ganze Nacht mit dem unendlich tiefen<br />
Schmerz über den Verlust der geliebten Freundin.<br />
Die nächsten Tage und Wochen waren sehr schmerzlich für <strong>Ashanti</strong>. Sie fühlte<br />
sich kraftlos und ihr war es egal, ob die Teenagerin ihr mit dem Hackamore<br />
Schmerzen im Nacken und auf der Nase zufügte. Ihr Schmerz über den Verlust<br />
von Angel war so tief, dass die körperlichen Schmerzen<br />
sie wenig berührten. Sie tat, was man von ihr wollte und<br />
wenn sie auf der Koppel stand, lief sie mit hängendem<br />
Kopf unentwegt im Kreis herum. Das Futter rührte sie<br />
nicht mehr an und sie verlor an Kraft und Lebensmut.<br />
Bagira konnte ihren Schmerz fühlen, hielt sich aber von<br />
ihr fern. Aus eigener Erfahrung wusste sie, wie<br />
Schmerz und Leid sich anfühlten und das es Zeit<br />
brauchte, wieder zu Kräften zukommen.<br />
Nach einiger Zeit wagte sie es, sich <strong>Ashanti</strong> zu nähern,<br />
als diese weiter mit hängendem Kopf nur im Kreis<br />
herumlief. Sie beobachtete sie still und ging dann mitten<br />
in den Kreis, um ihr von dort zu folgen. Zuerst reagierte <strong>Ashanti</strong> nicht, doch<br />
irgendwann blieb sie stehen und Bagira stellte sich etwas<br />
versetzt hinter sie. Nur der Atem des Pferdes war<br />
fühlbar für sie – und er war ihr nicht unangenehm. Bagira<br />
kam ein wenig näher und lehnte den Kopf an <strong>Ashanti</strong>s<br />
Hals – sie ließ es geschehen.<br />
Ab diesem Moment sah man <strong>Ashanti</strong> und Bagira häufig<br />
beieinander stehen, dösen, oder sich langsam mit der<br />
Fellpflege annähern.<br />
Nun war es ein Segen, dass sie in den Boxen direkt<br />
nebeneinander standen und auch nachts im engen Kontakt waren.<br />
Seite<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Diese neue Freundschaft blieb auch den Besitzerinnen von Bagira, Silvi und<br />
Jana, nicht verborgen und sie freuten sich sehr darüber. Sie selber waren mit<br />
den Bedingungen in dem Stall und dem mürrischen Stallbesitzer auch nicht sehr<br />
glücklich, aber derzeit war es schwierig, einen passenden und finanzierbaren<br />
Platz zu finden. Vielleicht würde es im Frühjahr besser werden.<br />
Für die beiden Stuten war es ein Segen, dass Silvi und Jana noch keinen anderen<br />
Stall für Bagira fanden. Zunehmend freundeten sie sich an und waren auf der<br />
Koppel jede Minute beisammen. Als der erste Schnee fiel, tobte Bagira<br />
ausgelassen darin herum, warf sich auf den Rücken und schnaubte vor Vergnügen.<br />
Anfänglich schaute <strong>Ashanti</strong> ihr skeptisch zu…dann scharrte sie zuerst vorsichtig<br />
mit einem Huf im Schnee. Es dauerte nicht lange, da lag sie in der Nähe der<br />
Freundin, ebenfalls mitten im Schnee und hatte sichtlichen Spaß. Gemeinsam<br />
galoppierten sie über die Koppel, schlugen Haken.<br />
Silvi und Jana entging die neu geschlossene Freundschaft nicht und sie freuten<br />
sich jedes Mal darüber, diese bei den Tieren erleben zu dürfen. Auch versuchten<br />
sie, mit der Teenagerin von <strong>Ashanti</strong> einen guten Kontakt aufzubauen, was sich<br />
jedoch eher schwierig gestaltete. Diese kam <strong>zum</strong> Stall, um das Nötigste zu<br />
erledigen und um mit <strong>Ashanti</strong> durch das Gelände zu jagen. Ansonsten zeigte sie<br />
wenig Interesse am Kontakt zu anderen Pferdebesitzern.<br />
Umso mehr Interesse zeigte Bagira an der Teenagerin – insbesondere dann, wenn<br />
diese <strong>Ashanti</strong> aus der Box holte, um sie reiten zu wollen. Inzwischen war Bagira<br />
so mit <strong>Ashanti</strong> verbunden das sie deren Unlust und deren Schmerzen fühlte und<br />
wenn die Besitzerin auftauchte, schnaubte Bagira mächtig in der angrenzenden<br />
Box herum, versuchte, das Mädel von <strong>Ashanti</strong> wegzulenken. <strong>Ashanti</strong> gefiel diese<br />
Besorgnis der Freundin, signalisierte ihr jedoch, dass es wenig Sinn mache sich<br />
dagegen aufzulehnen.<br />
Ein Auflehnen war auch bald nicht mehr nötig, da die Besitzerin immer weniger<br />
<strong>zum</strong> Stall kam. Das fiel insbesondere Jana und Silvi auf, die sich wunderten,<br />
warum <strong>Ashanti</strong> knöcheltief in einer unsauberen, nicht<br />
gemisteten Box stand.<br />
Anfangs dachten sie, dass die Besitzerin möglicherweise<br />
krank oder verreist sei – doch nachdem der Zustand der<br />
unsauberen Box anhielt und sich offensichtlich auch noch<br />
das Heu drastisch in minderwertiger Qualität von dem<br />
unterschied, was Bagira bekam, beschlossen sie, den<br />
mürrischen Stallbesitzer zu fragen.<br />
„Entschuldigen sie bitte“, sprach Silvi den Stallbesitzer<br />
an. „Wissen sie vielleicht, was mit der Besitzerin von<br />
Seite<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
<strong>Ashanti</strong> ist? Ist sie krank“?<br />
„Haben sie nicht genug mit ihrem eigenen Pferd zu tun?“, brummelte der Mann.<br />
Energischer hob Jana dann an: „Das ist hier nicht die Frage, aber <strong>Ashanti</strong> steht<br />
seit Wochen in einer dreckigen Box, die Hufe quellen schon auf, weil sie im<br />
feuchten Mist steht und das Heu ist staubig und teilweise verschimmelt. Wenn<br />
die Besitzerin krank ist, könnten wir gerne unterstützend helfen, darum unsere<br />
Frage.“<br />
„Da gibt es nicht mehr viel zu helfen – der Gaul kommt weg. Ist jetzt meiner. Die<br />
Besitzerin ist über alle Berge und hat die letzte Stallmiete nicht gezahlt. <strong>Der</strong><br />
Abdecker kommt nächste Woche.“<br />
Silvi und Jana sahen sich fassungslos an und als ob Bagira genau verstanden<br />
hätte, was geredet wurde, legte sie den Kopf an den Hals der Freundin.<br />
„Ich ertrage das hier nicht mehr“, sagte Silvi zu ihrer Freundin Jana. „Diese<br />
miese Stimmung und Vorgehensweise überträgt sich doch unweigerlich auf jedes<br />
Lebewesen. Ich rufe heute Abend noch mal bei dem Stall aus der<br />
Zeitungsanzeige an – und wenn er auch etwas mehr kostet – es geht hier doch um<br />
die Gesundheit von Bagira. “ „ Da hast du völlig Recht“, entgegnete die Freundin.<br />
„Und apropos Gesundheit – gut dass du mich daran erinnerst – heute Nachmittag<br />
kommt Ophira in den Stall, du erinnerst dich? Sie arbeitet heilenergetisch und<br />
ich würde gerne wissen, ob sie uns etwas sagen kann, was wir noch für Bagira<br />
machen können, so lange sie hier in diesem „Loch“ steht.“<br />
Mitfühlend schauten sie auf <strong>Ashanti</strong>, die traurig den Kopf gesenkt hielt und sich<br />
bei Bagira anlehnte.<br />
Ophira stieg gut gelaunt aus ihrem Auto<br />
aus. Ihr Hund folgte ihr auf Schritt und<br />
Tritt und freundlich begrüßten sich die<br />
Frauen auf dem Hof.<br />
„Komm mit, wir zeigen dir unsere Bagira.<br />
Wir haben ihr schon von dir erzählt“.<br />
Ophira lachte und warf dabei ihr langes,<br />
braunes Haar über ihre Schultern.<br />
Als sie die Stallgasse entlang gingen, blieb<br />
Ophira unweigerlich vor der Box von<br />
<strong>Ashanti</strong> stehen. „Nein, die nächste Box ist<br />
es“, sagte Jana.<br />
Seite<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
„Was ist mit diesem Pferd?“, wollte Ophira wissen – es leidet ja fürchterlich. Die<br />
Energie hat mich direkt eingenebelt.“<br />
„Das ist eine ziemlich schräge und traurige Geschichte“, entgegnete Silvi. Wenn<br />
du magst, erzählen wir sie dir“.<br />
Ophira konnte nur schwer den Blick von <strong>Ashanti</strong> wenden. „Ja, bitte macht das“.<br />
Dann wendete sie sich Bagira zu.<br />
Die Sonne senkte sich langsam am Himmel aber noch fiel wunderschönes Licht<br />
auf den Schnee und färbte ihn in sanften Orangetönen.<br />
„Das ist ja unglaublich, was ihr mir über diesen Stall und über <strong>Ashanti</strong> erzählt“<br />
bemerkte Ophira. „Ich erlebe es in meiner Praxis ja auch, dass ich es oft mit<br />
mangelndem Bewusstsein der Menschen zu tun habe – aber <strong>zum</strong>indest<br />
entscheiden sie sich dafür, ein gewisses Maß an Verantwortung für sich zu<br />
übernehmen, wenn sie den <strong>Weg</strong> zu mir einmal eingeschlagen haben. Aber<br />
letztendlich kann man niemanden dazu zwingen“.<br />
„Nein, wohl nicht“, entgegnete Jana. „Es ist nur so traurig für dieses tolle Pferd.<br />
Bagira und <strong>Ashanti</strong> verstehen sich so gut, sie teilen eine innige Freundschaft, wie<br />
ich sie selten erlebt habe. Wir würden gerne etwas für sie tun und sie vor dem<br />
Abdecker retten. Aber wir haben jetzt endlich den Zuschlag für den anderen<br />
Stall bekommen, wo es Bagira deutlich besser gehen wird. Die Bedingungen sind<br />
wesentlich besser, aber dafür kostet er auch ein wenig mehr“.<br />
„Wisst ihr, ob es dort noch freie Plätze gibt?“ wollte Ophira wissen.<br />
„<strong>Der</strong> Stall hat gerade erst eine Kernsanierung hinter sich und noch nicht viele<br />
Einsteller dort – eben auch weil er etwas mehr kostet als die anderen. So weit<br />
ich weiß, gibt es noch freie Plätze. Warum fragst du?“, wollte Silvi wissen.<br />
„Nun“, entgegnete Ophira langsam, „was haltet ihr von einem<br />
Gemeinschaftsprojekt?“<br />
Neugierig schauten die Freundinnen auf Ophira.<br />
„Wie meinst du das?“, wollten die beiden wissen.<br />
„Wenn es in dem neuen Stall noch einen Platz gibt und ihr die Pflege für <strong>Ashanti</strong><br />
übernehmen würdet, werde ich so etwas wie eine zahlende Patin für sie. Ich<br />
übernehme die Kosten und ihr die Pflege. Was haltet ihr davon?“<br />
Die drei Frauen waren sich schnell einig. Während Silvi mit dem Besitzer des<br />
neuen Stalls telefonierte, gingen Jana und Ophira <strong>zum</strong> mürrischen Stallbesitzer<br />
und erklärten ihm, dass er den Abdecker abbestellen könne. Kopfschüttelnd<br />
willigte er ein und nur zwei Tage später fuhren Bagira und <strong>Ashanti</strong> in ihre neue<br />
Heimat.<br />
„Was für eine rührende Geschichte“, sagte ich zu Hanna.<br />
„Ja, mein Kind, dass ist es . Aber sie ist noch nicht beendet“.<br />
„Nicht?“, fragte ich verwundert. „Aber es ist doch ein so schönes happy end“.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
„Nun“, entgegnete meine Großmutter nachdenklich. „Erinnerst du dich noch, was<br />
ich ganz zu Anfang der Geschichte zu dir sagte? Als du das Bild von dem<br />
heruntergekommenen Pferd <strong>Ashanti</strong> gesehen hast? Ich sagte zu dir, dass die<br />
Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen und das es Sinn macht, nicht sofort<br />
zu bewerten sondern sich alles anzuschauen. Erst dann kann man sich seine<br />
Meinung bilden. Das habe ich als tragende Weisheit in meinem Leben erfahren<br />
und weitertragen dürfen.“<br />
„Das habe ich verstanden – <strong>zum</strong>indest glaube ich das“, entgegnete ich<br />
nachdenklich. „ Ich war wütend über den Verlauf in der Geschichte, wo es um<br />
die egoistischen, egozentrischen Besitzer von <strong>Ashanti</strong>, die nur ihren Kopf<br />
durchsetzen wollten, kein Geld für das Pferd investierten und sich nicht richtig<br />
kümmerten, ging. Ich ging direkt in die Verurteilung der Situation und auch von<br />
alle den Menschen, die damit zu tun hatten.<br />
Erst durch deine Hinweise verstehe ich jetzt, dass diese Menschen zwar<br />
überhaupt nicht im Sinne und <strong>zum</strong> Wohle von <strong>Ashanti</strong> gehandelt haben, dieses<br />
jedoch aus ihrer eigenen Lebensgeschichte heraus nicht besser konnten.<br />
Wären sie in der Lage gewesen, besser auf sich selber zu schauen, sich selbst<br />
achtsamer zu behandeln, ihre eigenen Themen anzuschauen und idealer weise zu<br />
klären BEVOR sie sich ein Pferd angeschafft hätten, wäre es sicher auch für<br />
<strong>Ashanti</strong> viel besser gelaufen.“<br />
„Ich sehe, meine liebe Enkelin, du verstehst was ich sagen will. Mir sind im Laufe<br />
meines Lebens so viele Geschichten begegnet, gerade auch viele, die mit Tieren<br />
zu tun haben. Die Geschichte von <strong>Ashanti</strong> ist im Grunde nur stellvertretend für<br />
alle Tiere. Wir lesen immer wieder davon, dass Tiere angeschafft werden, unter<br />
dem Weihnachtsbaum liegen und dann mit Beginn des Sommerurlaubes am<br />
Rastplatz angebunden werden, um sie zu vergessen. Dabei vergessen die<br />
Menschen die Tiere im Grunde schon viel früher. Es fehlt zuweilen noch an der<br />
Erkenntnis, dass Tiere mit uns Bindungen eingehen – enge Bindungen. Das geht so<br />
weit, dass sie auch unsere Stimmungen, bis hin zu Krankheiten für uns<br />
übernehmen. Ich weiß von einer Frau, die mit 23 Jahren eine Katze aus einer<br />
fragwürdigen Zuchtstation rettete. Diese Katze sollte, weil sie die schwächste<br />
aus dem Wurf war, mit 6 Wochen in die Toilette gespült werden. Doch während<br />
die Frau sich mit der vermeintlichen Züchterin unterhielt, kletterte das<br />
Kätzchen in die Jacke der Frau, welche sie im<br />
Wohnzimmer auf den Tisch gelegt hatte. Als die<br />
Frau gehen wollte, saß das kleine Kätzchen in<br />
ihrer Jacke und für die Frau war klar, dass sie<br />
diese nun mitnehmen wird. Das kleine und viel zu<br />
junge Kätzchen schlief nachts bei der Frau am<br />
Hals und wich nicht von ihrer Seite. Allerdings<br />
diagnostizierte der Tierarzt ein Nierenleiden<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
bereist im Alter von einem halben Jahr. Die Frau lebte damals auch noch recht<br />
unbewusst, lernte sich erst in der Welt der Erwachsenen zurechtzufinden,<br />
suchte nach ihrem <strong>Weg</strong>.<br />
Im Laufe ihres Lebens folgten holprige Phasen, Umzüge, gescheiterte<br />
Liebesgeschichten, eine Scheidung und dann eine neue Liebe. All diese Dinge hat<br />
die Katze treu an ihrer Seite mitgetragen. Die Frau hat ein Vermögen in<br />
Tierarztkosten investiert, um das Nierenleiden der Katze zu behandeln.<br />
Als die Katze im Alter von 21 Jahren dann immer schwächer wurde, nahm die<br />
Besitzerin sie auf ihren Schoß und dankte ihr für die treue Begleitung in all den<br />
Jahren. Die Frau konnte sich zuvor nicht im Ansatz vorstellen, diese<br />
Herzenskatze jemals zu verlieren. Sie erklärte der Katze, dass sie in den letzten<br />
Jahren ihr Leben grundlegend geändert und nun viele liebe Menschen an ihrer<br />
Seite habe, die zu ihr stehen und wenn sie nun die Erde verlassen wolle, so dürfe<br />
sie das tun.<br />
Zwei Tage später schlief die Katze<br />
friedlich ein.<br />
Keine 4 Wochen später kam die Frau mit<br />
starken Schmerzen in die Klinik. Bei ihr<br />
wurden Nierensteine diagnostiziert.<br />
Dieses führte bei der Frau zu einer<br />
tiefen Erkenntnis – und während die<br />
Ärzte im Krankenhaus der festen Ansicht<br />
waren, einmal Nierensteine – immer<br />
Nierensteine, klärte die Frau ihre Themen, die ihr offensichtlich schon sehr<br />
lange „an die Nieren gegangen waren“ und lebt seither ohne Beschwerden. Das<br />
ist nun fast neun Jahre her.<br />
Dieses ist nur ein Beispiel dafür, dass Tiere eine Menge von unserer eigenen Last<br />
übernehmen, sogar daran sterben können. So ist es wünschenswert, dass<br />
Menschen vor der Anschaffung eines Tieres, egal wie groß oder klein es ist, in<br />
sich gehen und schauen, was ist der Grund für die Anschaffung? Um was geht es<br />
dem Menschen dabei – und wenn die Erkenntnis aus dem Herzen kommt, sich für<br />
ein Tier zu entscheiden sollte geklärt werden, ob in richtiger und guter Weise<br />
für das Tier gesorgt werden kann. Hierzu zählen nicht nur finanzielle Mittel<br />
sondern auch die Zeit und Fürsorge – sowohl für das Tier wie auch immer für<br />
sich selbst. Tiere sind meist ein guter Spiegel für uns – im Fall der Frau mit der<br />
Nieren kranken Katze hätte diese sich sicher eine Menge Geld erspart für die<br />
Nierenbehandlung, wenn sie rechtzeitig ihre eigenen Themen geklärt hätte.<br />
Doch höre dir die Geschichte von <strong>Ashanti</strong> zu Ende an. Hier wirst du noch etwas<br />
erfahren, dass scheinbar negative Begebenheiten auch immer eine gute Seite<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
haben und auch wie es sein kann, wenn<br />
Tierbesitzer sehr bewusst, liebevoll<br />
und aus dem Herzen handeln“.<br />
Gespannt hörte ich Hanna weiter zu.<br />
<strong>Ashanti</strong> und Bagira zogen in den<br />
neuen Stall ein und freuten sich über<br />
die weiten Wiesen, den hellen Stall<br />
und das gute Heu. Sie schienen am<br />
Ziel angekommen. Gemeinsam tobten<br />
sie über die Wiesen, sprangen über<br />
den kleinen Bachlauf, der sich durch<br />
die Weiden schlängelte und waren<br />
eins mit ihren Seelen. <strong>Ashanti</strong> gewann<br />
wieder an Kraft und Glanz und Jana<br />
und Silvi freuten sich über die<br />
gesunden und in sich ruhenden Tiere.<br />
Ophira besuchte <strong>Ashanti</strong> in dem<br />
Rahmen, wie ihre Zeit es zuließ.<br />
Auch unternahm sie Ausflüge mit<br />
ihr. Endlich konnte <strong>Ashanti</strong> ihrem<br />
eigenen Tempo nachgehen und wurde<br />
nicht mehr an der Kandare durch<br />
das Gelände gescheucht. Zwischen<br />
den drei Frauen entstand ein herzliches Verhältnis und keine bereute je ihren<br />
Entschluss, sich für <strong>Ashanti</strong> entschieden zu haben.<br />
Diese Freude dauerte ein Jahr lang.<br />
Dann trübten neue Wolken den Himmel, als der Schwiegersohn des<br />
Stallbesitzers plötzlich verstarb. Er war die treibende Kraft auf dem Hof<br />
gewesen und ohne ihn traute sich der Stallbesitzer die Tätigkeit nicht zu. So<br />
kam es, dass darum gebeten wurde, neue Stallplätze für die einzelnen Pferde zu<br />
finden, was nicht leicht war. <strong>Der</strong> Hof sollte schnellstmöglich verkauft werden<br />
und somit war eine gewisse Eile geboten.<br />
So sehr Ophira, Silvi und Jana sich auch bemühten und umhörten, nirgends gab<br />
es einen Stall, in dem zwei Pferde hätten unterkommen können.<br />
Ophira selber lebte auf einem alten Gutshof, wo sich auch ihre Praxis befand.<br />
Dieser Platz, der Hof DIGNITAS, gehört einem Landlord und diente früher als<br />
Lehrhof für die Landwirtschaft. Danach stand er einige Zeit leer und die<br />
Gebäude verfielen zusehends.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Mit Einzug von Tashina, einer weisen<br />
Frau die sich zur Aufgabe gemacht<br />
hatte, Pferden einen Platz zu gönnen,<br />
der ihrem ureigenen Wesen und Gemüt<br />
entspricht und der ihnen zusteht,<br />
verwandelte sich der Hof DIGNITAS<br />
allmählich zu einem Ort, an dem Mensch<br />
und Tier Heilung erfuhren. Es war ein<br />
langer <strong>Weg</strong> dort hin, weil der Hof<br />
selber, die Gebäude und auch das Land,<br />
auf dem er sich befand, in der<br />
Vergangenheit viel Raubbau erfahren<br />
hatten. Tashina und Ophira arbeiteten viel energetisch, um den <strong>Weg</strong> zu ebnen<br />
für einen Platz, wo Heilung stattfinden konnte.<br />
Das durfte auch Dogan erfahren, den Tashina kennen und lieben lernte, als er zu<br />
ihr auf den Hof zog. Aus seinem alten Leben ausgestiegen mit dem Wunsch, neu<br />
anzufangen, fand er auf dem Hof DIGNITAS für sich nicht nur neue<br />
Betätigungsfelder, sondern auch eine nährende Art des inneren Friedens.<br />
Die Suche nach Stallplätzen für <strong>Ashanti</strong> und Bagira schien endlos und schließlich<br />
wurde auf dem Nachbargrundstück ein Platz frei, den <strong>Ashanti</strong> dann bezog. Bagira<br />
blieb vorerst auf dem alten Hof, weil keine Lösung in Sicht war. Doch auch der<br />
Nachbarhof stellte keine wirkliche Alternative dar, diente lediglich dazu, den<br />
Platz auf dem alten Hof zu räumen.<br />
Für die beiden Stuten war die Situation schier unerträglich. Wenn sie auf den<br />
Koppeln waren, konnten sie sich zwar sehen, aber nicht zueinander laufen. Den<br />
ganzen Tag war das flehende Rufen der beiden zu hören.<br />
Ein paar Dörfer weiter wurde dann endlich für Bagira ein Platz gefunden – und<br />
<strong>Ashanti</strong> verblieb zunächst noch auf dem Nachbarhof.<br />
So kam es, dass die Stuten somit gänzlich Abschied voneinander nehmen<br />
mussten. Alle waren mehr als unzufrieden mit der Situation und die Tiere<br />
trauerten. Die Besitzer konnten es nur schwer ertragen, jedoch fand sich keine<br />
adäquate Lösung, welche eine gemeinsame Unterbringung ermöglicht hätte.<br />
Die generelle Situation in den Ställen war zu der Zeit sehr angespannt und für<br />
jedes der beiden Pferde sollte die bestmögliche Unterbringung gefunden<br />
werden.<br />
<strong>Der</strong> Sommer ging ins Land und es blieb bei der getrennten Unterbringung der<br />
Stuten. Die Ställe lagen zudem so weit auseinander, dass Jana und Silvi sich<br />
nicht mehr um <strong>Ashanti</strong> kümmern konnten. Dieses übernahm Ophira nun selber.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Bagira verlor, sicherlich mit bedingt durch die Trennung von der Freundin<br />
<strong>Ashanti</strong>, an Kraft und Lebensmut. Auch sie hatte, bevor sie zu Silvi und Jana<br />
kam, einen schweren Leidensweg, der stets ein hohes Maß an Fürsorge und<br />
Achtsamkeit durch die Besitzerinnen forderte. Diese Aufgabe erfüllten beide<br />
uneingeschränkt und zuverlässig.<br />
Es war wohl einer heilsamen Fügung zu verdanken, dass die jungen Frauen über<br />
Umwege davon erfuhren, dass auf dem Hof DIGNITAS unerwartet ein Platz<br />
frei geworden war, den Bagira beziehen durfte.<br />
Kurze Zeit später zog Bagira ein.<br />
Tashina trat in einen engen Austausch mit Silvi und Jana, um mehr über die<br />
Geschichte des leidgeprüften Tieres zu erfahren. Aber auch erspürte sie selber,<br />
welchen schweren <strong>Weg</strong> Bagira vor der Ankunft bei Silvi und Jana gegangen war.<br />
Sie bezeichnete Bagira als ein „sehr weises Pferd“, was bereits viele Aufgaben<br />
zu erledigen hatte auf ihrem Lebensweg.<br />
Nach einer Eingewöhnungszeit auf dem Hof DIGNITAS ließ sich erkennen, dass<br />
Heilung an Körper, Geist und Seele und von Bagira eintreten durfte.<br />
<strong>Ashanti</strong> verblieb in ihrem Stall und es zeichnete sich auch nicht ab, dass auf<br />
dem Hof DIGNITAS ein weiterer Platz freiwerden würde. Ophira kümmerte<br />
sich um sie, besuchte sie häufig und unternahm Spaziergänge und Ausritte mit<br />
ihr. Bedingt durch ihre Tätigkeit als energetische Heilerin war sie jedoch<br />
zeitlich sehr eingespannt, reiste beruflich bedingt in Nachbarländer und<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
verfügte einfach nicht über die freie Zeit, welche sie sich, auch für den Umgang<br />
mit ihrem Pferd, gewünscht hätte. Sie fühlte die Verbundenheit zu ihrer Stute<br />
und wusste, dass auch sie in ihrer Nähe gut aufgehoben gewesen wäre.<br />
Die Wochen vergingen und während sich der Zustand von Bagira weiter<br />
verbesserte, verlor Ophira eigens an Kraft und Gesundheit und war gezwungen,<br />
sich eine längere Auszeit zu nehmen. Gesundheitlich war sie sehr eingeschränkt,<br />
durfte selber kein Auto fahren und war teilweise auf liebevolle Unterstützung<br />
angewiesen. Auch hierfür war sie auf dem Hof DIGNITAS genau am rechten<br />
Platz. Während die Schulmedizin keine wirklichen Antworten auf ihre<br />
Erkrankung hatte, nahm sich Tashina ausreichend Zeit, um längst überfällige<br />
Themen mit Ophira gemeinsam anzuschauen und auf den <strong>Weg</strong> in die Heilung zu<br />
bringen.<br />
Hierzu gehörte unweigerlich auch, dass <strong>Ashanti</strong> in Ophiras Nähe sein musste.<br />
Nicht nur, weil Ophira den Fahrtweg zu ihr nicht bestreiten konnte, vielmehr<br />
war es wichtig für den Heilungsprozess –<br />
und nicht nur für Ophiras.<br />
Tashina und Dogan organisierten das<br />
Hofgeschehen um und schafften Platz –<br />
Platz für <strong>Ashanti</strong>.<br />
Es sollte ein denkwürdiger Tag werden, an<br />
dem der Jeep mit dem Pferdehänger die<br />
Kieszufahrt des Hofes DIGNITAS<br />
entlangfuhr.<br />
Auf dem Hof hatten sich einige<br />
Menschen versammelt, unter ihnen<br />
Silvi und Jana wie auch Ophira,<br />
Tashina und Dogan. Aber auch einige<br />
andere Einsteller waren gespannt auf<br />
die Ankunft von <strong>Ashanti</strong>.<br />
<strong>Der</strong> Jeep stoppte, die Heckklappe des Hängers wurde geöffnet und obwohl<br />
<strong>Ashanti</strong> noch nicht ausgeladen war, ertönte ein jubilierendes Wiehern von Bagira<br />
über den gesamten Hof. Unmittelbar stimmte <strong>Ashanti</strong> in das freudige<br />
Wiedersehen mit ein und die meisten der beobachtenden Menschen konnten nur<br />
noch durch Tränenschleier die freudige Wiedersehenszeremonie der beiden<br />
Pferde miterleben. Endlich wieder vereint. Die Zeit der Trennung sollte vorbei<br />
sein.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
Ophira wusste, dass es nun an ihr alleine lag, wie sie ihren <strong>Weg</strong> weitergehen<br />
wollte – sowohl beruflich wie auch privat. Ihre Erkrankung hatte ihr den Hinweis<br />
gegeben, dass in all der Zeit vorher bei ihr etwas aus dem Gleichgewicht geraten<br />
war. Anspannung und Entspannung waren nicht mehr im Ausgleich und so nutzte<br />
das Leben, was stets einen Ausgleich erzielen möchte, diesen <strong>Weg</strong>, um Ophira zu<br />
helfen, sie aufmerksam auf sich selbst zu machen.<br />
Nach ihrer körperlichen Genesung und vielen, schönen Stunden mit <strong>Ashanti</strong>, zog<br />
sie sich für mehrere Wochen in einem Kloster ganz zurück, um Antworten auf<br />
ihre noch offenen Fragen zu finden.<br />
Erfrischt und klar kehrte sie auf den Hof DIGNITAS zurück. In der Zeit im<br />
Kloster hatte sie Antworten gefunden – wenn auch anders, als erwartet.<br />
Sie entschied sich dafür, einen ganz neuen <strong>Weg</strong> zu gehen und den Hof<br />
DIGNITAS zu verlassen. So lieb ihr ihre Aufgabe und auch das Leben auf dem<br />
Hof DIGNITAS waren, so deutlich zeichnete sich für sie der nun neue<br />
Lebensweg ab.<br />
Dabei war ihr, wenn auch schmerzlich, sehr wohl bewusst, dass sie <strong>Ashanti</strong> nicht<br />
ein weiteres Mal von Bagira trennen wollte. Für Ophira stand fest, wenn sie für<br />
sich das Beste aus ihrem Leben machen wollte, sollte auch <strong>Ashanti</strong> das Beste in<br />
ihrem Leben erfahren.<br />
Ophira und ihr Vater, der ihren neuen Lebensweg unterstützte, erklärten sich<br />
bereit, die kosten für <strong>Ashanti</strong> zu übernehmen.<br />
Silvi und Jana übernahmen gerne die pflegerische Verantwortung für sie.<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
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DIGNITAS – Die Würde der Tiere<br />
So kam es, dass nach einer umfassenden Absprache aller, <strong>Ashanti</strong> als erstes<br />
„<strong>Gnadenbrotpferd</strong>“ einen unwiderruflich festen Platz auf dem Hof DIGNITAS<br />
erhielt, und gemeinsam mit ihrer Freundin Bagira ihren <strong>Weg</strong> in den Frieden und<br />
in die Heilung, stellvertretend für alle, gehen darf.<br />
Hanna schlug die letzte Seite in ihrer alten Kladde auf, was ein Bild von zwei<br />
wunderschönen Pferden, Bagira und <strong>Ashanti</strong>, zeigte.<br />
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. „Ich danke dir, meine liebe<br />
Großmutter, für diese Geschichte. Ich denke, ich habe die Botschaften<br />
verstanden.“<br />
„Sehr schön, mein Mädchen, ich hatte es auch nicht anders erwartet“,<br />
entgegnete Hanna.<br />
„Es hat also auch eine Zeit bei Ophira gegeben“, entgegnete ich, „ in der sie<br />
nicht achtsam auf sich selbst geschaut hatte – und dann kam ihre Erkrankung.<br />
Fast jeder Mensch würde jedoch eine Erkrankung zuerst als etwas Negatives<br />
sehen und nicht als Hilfestellung, für den <strong>Weg</strong> in die Heilung, Klarheit und<br />
Bewusstwerdung. So habe ich das vorher noch nie gesehen. Wie du bereits<br />
gesagt hattest….die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen.“<br />
„Mein Kind, es lohnt sich immer, einen liebevollen Blick hinter die Geschehnisse<br />
zu werfen und das in jeglichem Bereich. Durch Ophiras Erkrankung und auch die<br />
damit zusammenhängende Bewusstwerdung ihrer selbst war es möglich, dass<br />
auch <strong>Ashanti</strong> und Bagira in einen Heilungsprozess eintreten konnten. Alles ist mit<br />
Allem verbunden, das zeigt diese Geschichte mehr als deutlich“.<br />
Ich umarmte meine Großmutter, die mir mit dieser Geschichte einen<br />
unvergesslichen 21.Dezember beschert hatte. Tief in meinem Herzen trage ich<br />
die Botschaften in mir, gebe sie weiter wo ich spüre, dass es heilsam sein kann.<br />
Möge jeder, dem eine unschöne, erschwerte, oder sonst wie geartete Situation<br />
begegnet erst genau hinschauen, reinspüren um was es wirklich geht und das<br />
Urteilen und Verurteilen hinten an stellen denn wisset,<br />
“.die Dinge sind nicht immer, wie sie scheinen.“<br />
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