Regionalvermarktung von Öko-Produkten aus Nordrhein-Westfalen
Regionalvermarktung von Öko-Produkten aus Nordrhein-Westfalen
Regionalvermarktung von Öko-Produkten aus Nordrhein-Westfalen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Marktstudie 2011<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Öko</strong>-<strong>Produkten</strong><br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
<strong>aus</strong><br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
Potenziale - Ansatzpunkte -<br />
Handlungsbedarf<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
1
Inhaltsverzeichnis<br />
Einleitung 6<br />
I. Einleitung 6<br />
1. Historische Entwicklung des <strong>Öko</strong>-Marktes in Deutschland 2000 - 2010 6<br />
2. Nachfragetrends 7<br />
3. Marktanalyse 7<br />
4. Ziele der Studie 8<br />
II. Methodik 9<br />
III. Ergebnisse der Befragung 10<br />
1. Umstellungspotenziale 10<br />
2. Angebotsengpässe 12<br />
2.1 Gemüse 13<br />
2.2 Obst 13<br />
2.3 Fleisch und Eier 14<br />
2.4 Milch 14<br />
2.5 Leguminosen und Ölsaaten 14<br />
2.6 Hanf 16<br />
2.7 Getreide 16<br />
2.8 Futtermittel 18<br />
2.9 Spezialkulturen 19<br />
2.10 Produktinnovationen 19<br />
2.11 Zukunfts<strong>aus</strong>sichten 19<br />
3. Interesse der Marktpartner 20<br />
3.1 Erzeugung 20<br />
3.2 Naturkostbranche 20<br />
3.3 Konventioneller SEH 21<br />
3.4 Großverbraucher 22<br />
2<br />
AgroMilagro<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
Inhaltsverzeichnis<br />
Empfehlungen 35<br />
4. Logistikstrukturen 22<br />
5. Regionale Strukturen 23<br />
5.1 Region Eifel 24<br />
5.2 Region Düsseldorf-Köln-Bonn<br />
5.3 Region Bergisches Land 25<br />
24<br />
5.4 Region Sauerland-Siegerland 26<br />
5.5 Region Niederrhein 26<br />
5.6 Region Ruhrgebiet 27<br />
5.7 Region Münsterland 28<br />
5.8 Region Ostwestfalen-Lippe<br />
5.9 Überregionale Strukturen 30<br />
29<br />
6. Schulverpflegung 31<br />
7. Prüfung der Herkunft 31<br />
8. Gewünschte Unterstützung 32<br />
9. Marketing 34<br />
IV. Empfehlungen 35<br />
1. Umstellungshindernisse 35<br />
2. Beratung 35<br />
3. Flächenförderung 35<br />
4. Spezialmaschinen 35<br />
5. Bodenfruchtbarkeit 36<br />
6. Futtermittelproduktion 36<br />
7. Anbau <strong>von</strong> Spezialkulturen 36<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
3
4<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Anhang 44<br />
8. Vernetzung & Koordination 37<br />
8.1 NRW als Region 38<br />
8.2 Regionen 1-8 39<br />
9. Marketingkonzeption 39<br />
V. Anhang 44<br />
1. Förderangebote in NRW 44<br />
1.1 Marktstrukturverbesserung (LANUV) 44<br />
1.2 Absatz land- und ernährungswirtschaftlicher Erzeugnisse (LANUV) 46<br />
1.3 Beratungsangebote der Landwirtschaftskammer NRW für Erzeuger 48<br />
1.4 Beratungsleistungen der <strong>Öko</strong>-Anbauverbände: 49<br />
2. Fragebogen 50<br />
3. Bildnachweis für Fremdquellen 54<br />
AgroMilagro<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
Anhang 44<br />
Auftraggeber<br />
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V. (WLV)<br />
Schorlemer Straße 15, 48143 Münster, Tel.: 0251-4175-01<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und<br />
Verbraucherschutz des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> (MKULNV)<br />
Schwannstr. 3, 40190 Düsseldorf, Tel.: 0211-4566-0<br />
Auftragnehmer<br />
AgroMilagro research<br />
Dipl.-Ing. agr. Markus Rippin, Auf der Tränke 17, 53332 Bornheim, 02222 978524<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
Bornheim, 19. Mai 2011<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
5
I.<br />
6<br />
Einleitung<br />
I. Einleitung<br />
1. Historische Entwicklung<br />
des <strong>Öko</strong>-Marktes in<br />
Deutschland 2000 - 2010<br />
Seit dem Jahr 2000 haben die<br />
Unternehmen des konventionellen<br />
Lebensmittelhandels (LEH) daran<br />
gearbeitet, Bio-Produkte in ihr<br />
konventionelles Sortiment zu integrieren.<br />
Sowohl die Vollsortimenter,<br />
die Drogeriemärkte als auch<br />
die Discounter haben inzwischen<br />
ein mehr oder weniger umfangreiches<br />
Bio-Angebot aufgebaut.<br />
Im Zuge dieses sogenannten<br />
Distributions<strong>aus</strong>b<strong>aus</strong> im konventionellen<br />
LEH stieg die angebotsgetriebene<br />
Nachfrage nach Bio-<br />
<strong>Produkten</strong> so massiv an, dass die<br />
deutschen Landwirte diese Nachfrage<br />
häufig nicht durch die eigene<br />
Produktion bedienen konnten.<br />
Denn eine Ausweitung der Produktion<br />
kann bedingt durch die<br />
2- bis 3-jährige Umstellungsfrist<br />
nur zeitversetzt erfolgen und nicht<br />
auf akute Nachfragesteigerungen<br />
reagieren.<br />
Diese Mangelsituation auf dem<br />
deutschen Markt hat daher zu einem<br />
starken Anstieg der Importe<br />
Markt für Bio-Kartoffeln<br />
Länderherkünfte 2009/10<br />
9%<br />
7%<br />
3% 3%<br />
9%<br />
* Schätzung GfK-Panel und Befragungsergebnisse<br />
AgroMilagro<br />
67%<br />
Importanteile<br />
Gesamtvolumen 110.000 t *<br />
Deutschland<br />
Österreich<br />
Israel<br />
Ägypten<br />
Niederlande<br />
Italien<br />
Sonstige<br />
Bananen<br />
Orangen<br />
Zitrusfrüchte<br />
2%<br />
Birnen<br />
Äpfel<br />
Kernobst<br />
Frischobst<br />
29%<br />
Eier<br />
Frühkartoffeln<br />
Frischkartoffeln<br />
© AMI und AgroMilagro<br />
14%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
© AMI Analyse auf Basis des GfK H<strong>aus</strong>haltspanels<br />
Markt für Bio-Möhren (Frischmarkt)<br />
Inlandsanteil und Importe 2009/10<br />
6%<br />
Markt für Bio-Äpfel (Frischmarkt)<br />
Inlandsanteil und Importe 2009/10<br />
11%<br />
11%<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
7%<br />
6% 4%<br />
49%<br />
56 %<br />
* Schätzung GfK-Panel und Befragungsergebnisse<br />
Gesamtvolumen 83.000 t *<br />
Gesamtvolumen 50.000 t *<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Italien<br />
Israel<br />
2010<br />
2009<br />
2008<br />
Sonstige<br />
* Schätzung GfK-Panel und Befragungsergebnisse © AMI und AgroMilagro<br />
Deutschland<br />
Sonstige<br />
Italien<br />
Argentinien<br />
Österreich<br />
Neuseeland<br />
Chile<br />
Frankreich<br />
© AMI und AgroMilagro
I.<br />
Einleitung<br />
<strong>von</strong> Bio-<strong>Produkten</strong> nach Deutschland<br />
geführt. Ein BÖL-Projekt mit<br />
dem Förderkennzeichen 09OE065<br />
hat mittels einer stichprobenartigen<br />
Unternehmensbefragung<br />
ermittelt, dass sich das Importvolumen<br />
in dem Zeitraum 2007 bis<br />
2010 verdoppelt hat.<br />
Diese Entwicklung hat demzufolge<br />
dazu geführt, dass der<br />
Selbstversorgungsgrad des Bio-<br />
Lebensmittelmarktes mit heimischen<br />
Bio-<strong>Produkten</strong> deutlich zurück<br />
gegangen ist und bei einigen<br />
Produktgruppen unter die Schwelle<br />
<strong>von</strong> 50% gesunken ist.<br />
Da inzwischen der Distributions<strong>aus</strong>bau<br />
im konventionellen LEH<br />
weitestgehend abgeschlossen ist<br />
und lediglich Bio-Artikel <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht<br />
oder durch weitere Varianten<br />
ergänzt werden, hat sich<br />
das Nachfragewachstum seit<br />
2009 deutlich abgeschwächt. Einschränkungen<br />
beim angebotenen<br />
Bio-Sortiment, vor allem bei einigen<br />
Discountern, haben zudem zu<br />
rückläufigen Umsätzen bei diesen<br />
Einkaufsstätten im Jahr 2009 und<br />
2010 geführt. Daneben gibt es<br />
weitere Gründe dafür, dass das<br />
Marktwachstum im LEH seit 2009<br />
nachgelassen hat. Hierauf wird im<br />
nächsten Abschnitt „Nachfragetrends“<br />
näher eingegangen werden.<br />
Ein für die nächsten Jahre prognostiziertes<br />
moderates Wachstum<br />
des Bio-Marktes im mittleren einstelligen<br />
Prozentbereich stellt eine<br />
durch<strong>aus</strong> wünschenswerte Entwicklung<br />
dar. Eine Angleichung<br />
des Nachfragewachstum an das<br />
Produktionswachstum im Inland<br />
birgt die Chance, dass deutsche<br />
Landwirte wieder stärker an dem<br />
Marktwachstum teilhaben können.<br />
In einem solchen „organischen“<br />
Wachstumsprozess kann die Produktions<strong>aus</strong>weitung<br />
besser am zu<br />
erwartenden Bedarf <strong>aus</strong>gerichtet<br />
werden und bietet der Beratung<br />
die Möglichkeit, umstellungswillige<br />
Landwirte marktorientiert zu beraten<br />
und zu begleiten.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
2.<br />
Nachfragetrends<br />
An diesem Marktwachstum werden<br />
die heimischen Erzeuger künftig<br />
stärker als in der Vergangenheit<br />
beteiligt sein, da die Verbraucher<br />
ein wachsendes Interesse an Bio-<br />
<strong>Produkten</strong> <strong>aus</strong> der Heimat zeigen 1 .<br />
Sie verlangen zunehmend nach<br />
mehr Informationen über die Erzeugungs-<br />
und Verarbeitungsweise<br />
der angebotenen Lebensmittel.<br />
Nachprüfbare Fakten und vertrauenswürdige<br />
Informationen über<br />
die Lebensmittel werden erwartet<br />
und das insbesondere bei den höherpreisigen<br />
Bio-<strong>Produkten</strong>.<br />
Auch das wachsende Bewusstsein<br />
für die Auswirkungen des<br />
eigenen Kaufverhaltens auf die<br />
regionale Wirtschaftsentwicklung<br />
(Arbeitsplatzsicherung), der faire<br />
Umgang mit Erzeugern (auch<br />
hierzulande) und auf die Umwelt<br />
haben dazu geführt, dass eine<br />
wachsende Anzahl an Verbrauchern<br />
inzwischen vermehrt auf<br />
die Herkunft der angebotenen Lebensmittel<br />
achtet.<br />
Die in der eigenen Region -<br />
möglichst in Familienbetrieben<br />
- erzeugten und verarbeiteten<br />
Produkte genießen ein hohes<br />
Vertrauen und werden daher trotz<br />
höherer Verkaufspreise verstärkt<br />
nachgefragt. Dabei wird der Regionalität<br />
ein höherer Stellenwert<br />
eingeräumt als der ökologischen<br />
Erzeugungsweise 2 .<br />
Bio + Regional ergänzen sich<br />
1 bioland Magazin 3/2011: Kunden legen<br />
Wert auf heimisches Futter, S. 33<br />
2 Lebensmittel Praxis 3/2011: Megatrend<br />
Regionalität, S. 16<br />
somit ideal. Es gibt daher sowohl<br />
bei den Naturkostfachgeschäften<br />
wie auch den Reformhäusern und<br />
selbstständigen qualitätsorientierten<br />
Lebensmittelvollsortimentern<br />
ein gesteigertes Interesse, ihr<br />
Bio-Angebot - derzeit zumeist bestehend<br />
<strong>aus</strong> der konzerneigenen<br />
Handelsmarke oder nationalen<br />
Herstellermarken - durch Bio-Produkte<br />
<strong>aus</strong> der eigenen Region zu<br />
ergänzen. Dabei wird großer Wert<br />
darauf gelegt, dass die regionale<br />
Herkunft deutlich her<strong>aus</strong>gestellt<br />
wird und der Erzeuger bzw. Verarbeiter<br />
namentlich mit Adresse,<br />
meist auch mit der Angabe weiterer<br />
Details, auf der Verpackung und<br />
im Internet (Hofportraits) benannt<br />
wird. So versucht der Einzelhandel<br />
verloren gegangenes Vertrauen<br />
wieder aufzubauen. Um den Einzelhandel<br />
bei diesen Bemühungen<br />
zu unterstützen, können die Landwirte<br />
bzw. Erzeugerkooperationen<br />
eine wichtige Funktion übernehmen.<br />
Denn bislang fehlt es häufig<br />
an entsprechend professionellen<br />
und schlagkräftigen Angeboten<br />
<strong>von</strong> der Erzeugerseite.<br />
3.<br />
Marktanalyse<br />
Seit dem oben beschriebenen<br />
Ende des Distributions<strong>aus</strong>b<strong>aus</strong><br />
im konventionellen LEH verschieben<br />
sich die Marktanteile wieder<br />
zugunsten des Naturkostfachhandels<br />
(NKH). Denn der wächst weiterhin<br />
unbeeindruckt <strong>von</strong> Lebensmittel-<br />
oder Wirtschaftskrisen seit<br />
Jahrzehnten mit durchschnittlich<br />
5 bis 10% Umsatzzuwachs, während<br />
die Umsätze im LEH inzwischen<br />
leicht rückläufig sind bzw.<br />
stagnieren.<br />
Grund für diese grundlegend unterschiedlichen<br />
Entwicklungsten-<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
7
I.<br />
8<br />
Einleitung<br />
denzen im NKH und im LEH liegen<br />
vor allem in der Glaubwürdigkeit<br />
des jeweiligen Engagements im<br />
Bio-Bereich. Jedes Jahr gewinnt<br />
der NKH neue Kunden hinzu.<br />
Treue Kunden, die sichere, qualitativ<br />
hochwertige Bio-Lebensmittel<br />
wollen und bereit sind, dafür einen<br />
Sicherheitszuschlag zu zahlen.<br />
Diese Verbraucher kommen zum<br />
NKH, weil sie dem authentischen<br />
und transparenten Bio-Angebot<br />
im NKH mehr Vertrauen schenken<br />
als dem Bio-Angebot im LEH.<br />
Der konventionelle LEH hat daher<br />
ein Vertrauensproblem, welches<br />
den Bio-Markt langfristig in<br />
der Entwickung behindern wird<br />
bzw. sogar schaden könnte. „No-<br />
Name-Bio-Produkte“, die unter anonymen<br />
Handelsmarken vermarktet<br />
werden, liefern dem Kunden<br />
keinerlei Informationen über den<br />
Charakter bzw. die Qualität des<br />
Produktes. Die Kunden vermissen<br />
Fakten, die ihnen das nötige Vertrauen<br />
zu dem Produkt vermitteln<br />
könnten. Informationen darüber<br />
wo das Produkt erzeugt wurde,<br />
welches Unternehmen oder welcher<br />
Unternehmer mit seinem Namen<br />
für die Qualität bürgt, fehlen.<br />
Je näher der Erzeugungsort bei<br />
dem letztendlichen Verkaufsort<br />
liegt, umso mehr Vertrauen bringen<br />
die Verbraucher dem Produkt<br />
entgegen. Ob solch ein Vertrauensbonus<br />
für regional erzeugte<br />
Ware berechtigt ist oder nicht, ist<br />
zunächst einmal nicht entscheidend.<br />
Entscheidend ist, dass die<br />
Verbraucher regional erzeugten<br />
<strong>Produkten</strong> ein entsprechendes<br />
Vertrauen entgegen bringen. Befragungen<br />
<strong>von</strong> regelmäßigen Bio-<br />
Kunden haben ergeben, dass sie<br />
oftmals einem anonymen Bio-Produkt<br />
im LEH aufgrund des oben<br />
beschriebenen Misstrauens ein<br />
konventionelles Produkt <strong>aus</strong> der<br />
eigenen Region vorziehen. Dieses<br />
AgroMilagro<br />
Vertrauensproblem ist ein wesentlicher<br />
Grund, warum der konventionelle<br />
LEH mit seinem Bio-Angebot<br />
derzeit nicht mehr signifikant<br />
wächst.<br />
Ausnahmen wie tegut..., Feneberg<br />
etc. arbeiten schon seit<br />
Jahren daran, Bio-Produkte <strong>aus</strong><br />
der Region zu fördern und haben<br />
daher einen entsprechenden Vertrauensbonus.<br />
Vielfältige Initiativen<br />
des konventionellen LEH´s das eigene<br />
Image mit Fair-<strong>Produkten</strong>,<br />
Nachhaltigkeitsclaims, Umweltschutzaspekten<br />
und Klimaschutzparolen<br />
zu verbessern, verwirren<br />
die Verbraucher zunehmend und<br />
besetzen Themen, die originär der<br />
Bio-Branche entstammen. Der inflationäre<br />
Gebrauch dieser Begriffe<br />
ist misstrauensfördernd, auch<br />
gegenüber Bio-<strong>Produkten</strong>, zumal<br />
sich dahinter oft wenig echte Substanz<br />
verbirgt 3 .<br />
4.<br />
Ziele der Studie<br />
Einige qualitätsorientierte Lebensmitteleinzelhändler<br />
- sowohl<br />
im konventionellen LEH wie auch<br />
im NKH - sind sich der Vertrauens-<br />
Problematik bewusst, jedoch fehlt<br />
es den Akteuren an dem nötigen<br />
Freiraum bzw. den notwenigen<br />
Personalressourcen, um in Eigeninitiative<br />
ein vertrauenswürdiges<br />
Bio-Angebot aufzubauen.<br />
Dieses müsste <strong>aus</strong> regional erzeugten<br />
Bio-<strong>Produkten</strong> bestehen,<br />
die auch entsprechend <strong>aus</strong>gezeichnet<br />
sind. Um ein regionales<br />
Bio-Sortiment aufzubauen, müssen<br />
geeignete Abnehmer- und<br />
Lieferstrukturen aufgebaut werden.<br />
Eine effiziente Vernetzung<br />
zwischen Erzeugern, Verarbeitern,<br />
Großhändlern bzw. Logisti-<br />
3 BIOwelt 1/2011: Nachhaltige Her<strong>aus</strong>forderung,<br />
S. 20<br />
kern und Einzelhändlern müsste<br />
erfolgen, um die Erzeugung zu<br />
bündeln und eine effiziente Logistik<br />
realisieren zu können.<br />
Diese Studie hat das Ziel,<br />
- 1. eine begrenzte Aktualisierung<br />
der Markstudie 2008 „Absatzpotenziale<br />
für <strong>Öko</strong>-Produkte in<br />
NRW bis 2012“ vorzunehmen.<br />
Es können aufgrund der begrenzten<br />
Mittel zwar nicht die<br />
2008 erarbeiteten quantitativen<br />
Ergebnisse zum Bedarf an <strong>Öko</strong>-<br />
Rohstoffen überprüft werden,<br />
wohl aber qualitativ ermittelt werden,<br />
ob die Angebotslücken weiterhin<br />
bestehen und der damals<br />
eruierte Umstellungsbedarf heute<br />
immer noch für die gleichen<br />
Produktgruppen gilt oder sich<br />
geändert hat. Diese Informationen<br />
sind wichtige Anhaltspunkte,<br />
um bei der Umstellungsberatung<br />
und auch der Umstellungsförderung<br />
marktgerechte Entscheidungen<br />
treffen zu können (III.1<br />
und III.2),<br />
- 2. darzustellen, welche Unternehmen<br />
konkretes Interesse an<br />
dem Aufbau regionaler Bezugsstrukturen<br />
und Marketingmaßnahmen<br />
haben (III.3),<br />
- 3. zu ermitteln, welche regionalen<br />
Verarbeitungs-, Handels- und<br />
Logistikstrukturen in den Regionen<br />
existieren (III.4 - III.6),<br />
- 4. den Handlungsbedarf seitens<br />
der Politik und der Beratung zu<br />
beschreiben (III.8 - III.9, IV.) und<br />
- 5. an einzelnen Beispielen die<br />
Kooperationspotenziale der<br />
Marktakteure aufzuzeigen und<br />
die Unternehmen zu motivieren,<br />
die Umsetzung <strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzepten<br />
sowie<br />
klimaschützende Lebensmittel-<br />
Energiegewinnungs- bzw. -nutzungskonzepte<br />
zu entwicklen<br />
und gemeinsam zu realisieren<br />
(IV. Exkurs I & II).<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
II.<br />
II.<br />
Methodik<br />
Methodik<br />
Um zu ermitteln, welche Angebots-<br />
und Absatzpotenziale für<br />
<strong>Öko</strong>-Produkte <strong>aus</strong> NRW für NRW<br />
existieren, wurde als Hauptinformationsquelle<br />
eine Befragung <strong>von</strong><br />
74 Unternehmen in der Erzeugung,<br />
Verarbeitung, Logistik und<br />
Vermarktung durchgeführt. Hierbei<br />
wurde vor allem darauf geachtet,<br />
dass es sich um Unternehmen<br />
handelt, die <strong>von</strong> ihrer Größe und<br />
Ausrichtung her eher einen regionalen<br />
als einen nationalen bzw. internationalen<br />
Vermarktungsansatz<br />
haben.<br />
Bei der Auswahl der Unternehmen<br />
wurde die Liste der erfolgreich<br />
befragten Unternehmen <strong>aus</strong> der<br />
Studie <strong>von</strong> 2008 zu Rate gezogen<br />
und um weitere Unternehmen ergänzt,<br />
die <strong>von</strong> Seiten der Verbände,<br />
Landwirtschaftskammer und<br />
den befragten Unternehmen, auch<br />
noch während der Interviews, benannt<br />
wurden.<br />
Auf Grund des begrenzten Projektbudgets<br />
konnten nicht alle in<br />
diesem Themengebiet relevanten<br />
Unternehmen befragt werden,<br />
sondern lediglich eine Stichprobe<br />
bestehend <strong>aus</strong> den genannten 74<br />
Unternehmen. Daher decken die<br />
Ergebnisse dieser Befragung weder<br />
umfassend noch abschließend<br />
die weiter unten genannten Fragestellungen<br />
ab, sondern stellen nur<br />
eine erste Bestandsaufnahme dar.<br />
Diese Studie soll dazu dienen, die<br />
auf unternehmerischer, administrativer<br />
und beratender Ebene zu<br />
treffenden Entscheidungen mit<br />
aktuellen Marktinformationen zu<br />
unterstützen und Anregungen für<br />
die Initiierung und Umsetzung<br />
<strong>von</strong> Projekten zur Optimierung<br />
regionaler Vermarktungsstrukturen<br />
in NRW zu liefern. Dabei ist<br />
ein Aspekt, Empfehlungen darüber<br />
<strong>aus</strong>zusprechen, wo künftig<br />
Schwerpunkte bei der Beratung,<br />
Forschung und Förderung gesetzt<br />
werden sollten, um die Nachfrage<br />
des Marktes besser abdecken zu<br />
können.<br />
Die bei der Unternehmensbefragung<br />
verwendeten einleitenden<br />
Fragestellungen waren wie folgt:<br />
- 1. Welche regional organisierten<br />
Lebensmittelhändler<br />
kommen für ein <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept<br />
in Frage?<br />
- 2. Welche Vermarktungsstrukturen<br />
gibt es bereits, wo<br />
müssten Strukturen optimiert<br />
oder neu aufgebaut werden?<br />
- 3. Wer könnte die Logistik für<br />
die jeweiligen Regionen koordinieren<br />
bzw. übernehmen?<br />
- 4. Wo gibt es einen Angebotsengpass<br />
für Bio-Produkte <strong>aus</strong><br />
NRW? Welche Bio-Produkte <strong>aus</strong><br />
NRW werden vorrangig für die<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong> gesucht?<br />
- 5. Welche Groß- und Einzelhändler<br />
haben definitiv Interesse<br />
an dem gemeinsamen Aufbau<br />
regionaler Versorgungsstruk-<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
turen und begleitender Werbemaßnahmen<br />
Für eine erste, vorläufige Aufteilung<br />
des NRW-Gebietes in<br />
Vermarktungsregionen wurde die<br />
Grafik in der oben stehenden Abbildung<br />
zugrunde gelegt. Auf Basis<br />
dieser Einteilung wurden die<br />
befragten Unternehmen eingeteilt<br />
in die regionale Zugehörigkeit zu:<br />
1. Eifel & Region Aachen<br />
2. Düsseldorf - Köln - Bonn<br />
3. Bergisches Land<br />
4. Sauerland - Siegerland<br />
5. Niederrhein<br />
6. Ruhrgebiet<br />
7. Münsterland<br />
8. Ostwestfalen-Lippe<br />
Inwieweit diese <strong>aus</strong> der vorläufigen<br />
Einteilung resultierende<br />
Regionen auch als sinnvolle Vermarktungsregionen<br />
in späteren<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzepten<br />
zum Tragen kommen werden, war<br />
ebenfalls Gegenstand der Unternehmensbefragung.<br />
Je nach Produkt/Unternehmenssituation<br />
kann<br />
eine sinnvolle Regionenaufteilung<br />
sehr unterschiedlich <strong>aus</strong>fallen.<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
9
III.<br />
10<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
III. Ergebnisse der<br />
Befragung<br />
1.<br />
Umstellungspotenziale<br />
Grundsätzlich kann festgehalten<br />
werden, dass die bei der Befragung<br />
<strong>aus</strong> dem Jahr 2008 <strong>von</strong><br />
den Unternehmen benannten Bedarfsmengen<br />
<strong>aus</strong> dem nordrheinwestfälischen<br />
Erzeugungsgebiet,<br />
bedingt durch den starken Regionaltrend<br />
im Jahr 2011 relevanter<br />
als zum damaligen Zeitpunkt der<br />
Publikation sind. Denn tendenziell<br />
hat mit diesem Verbrauchertrend<br />
seit 2008 die Nachfrage des Einzelhandels<br />
nach <strong>Öko</strong>-<strong>Produkten</strong><br />
<strong>aus</strong> NRW zugenommen. Der in<br />
der Studie <strong>aus</strong> 2008 benannte Bedarf<br />
könnte daher heute zu einem<br />
größeren Anteil <strong>aus</strong> NRW stammen<br />
als in den Vorjahren. Sofern<br />
die Ware also verfügbar ist und<br />
Qualität sowie Preis in einer akzeptablen<br />
Bandbreite liegen, hindern<br />
vor allem noch die zuweilen<br />
unzureichenden Organisations-<br />
und Logistikstrukturen daran, die<br />
Nachfrage auch entsprechend<br />
<strong>aus</strong> der Region zu bedienen und<br />
die existierenden Potenziale auch<br />
tatsächlich <strong>aus</strong>zuschöpfen.<br />
Um die zusätzlich zu den heute<br />
verfügbaren Rohstoffmengen<br />
benötigten Volumina grob abzuschätzen,<br />
können somit die Ergebnisse<br />
der Studie <strong>aus</strong> dem Jahr<br />
2008 als Anhaltspunkte für die<br />
Planungen der nächsten Jahre<br />
zu Rate gezogen werden; abzüglich<br />
der seit 2007 bereits erfolgten<br />
Produktionserweiterungen. Um<br />
die seit dem Jahr 2007 erfolgten<br />
Flächenerweiterungen und Aufstockungen<br />
der Tierbestände in<br />
AgroMilagro<br />
die Ergebnistabelle der Studie<br />
<strong>aus</strong> dem Jahr 2008 zu integrieren,<br />
wurden die bislang verfügbaren<br />
Daten für das Jahr 2010 <strong>aus</strong> verschiedenen<br />
Quellen zusammengetragen.<br />
Die Abbildung auf der<br />
folgenden Seite zeigt somit den<br />
<strong>aus</strong> der Studie 2008 berechneten<br />
Zusatzbedarf an Rohstoffen abzüglich<br />
der bereits erreichten Zuwächse<br />
bis Ende 2010, soweit die<br />
Daten bereits vorliegen. Auf diese<br />
Weise ist es möglich die Höhe<br />
der benötigten Umstellungsfläche<br />
für die nächsten Jahre grob abzuschätzen.<br />
Bedauerlicherweise<br />
gibt es durch eine Änderungen in<br />
der Erhebungs- und Auswertungssystematik<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
teilweise keine Detaildaten<br />
für das Jahr 2010, so dass<br />
einige Kategorien ohne aktuelle<br />
Flächen, bzw. Tierzahlangaben<br />
bleiben müssen.<br />
Bei der Betrachtung der zusammengestellten<br />
Daten zeigt<br />
sich, dass bei Getreide trotz eines<br />
Flächenwachstum seit 2007 <strong>von</strong><br />
1.000 Hektar immer noch ein erhebliches<br />
Produktionspotenzial in<br />
der Größenordnung <strong>von</strong> 29.000<br />
Hektar besteht. Auch bei Ölsaaten,<br />
Kartoffeln, Freiland-Gemüse<br />
und Spargel hat sich die Produktion<br />
zwar teilweise leicht erhöht,<br />
aber längst nicht so stark wie der<br />
Markt die Produkte nachfragt. Bei<br />
Futterleguminosen konnte seit<br />
2007 ein Anstieg der Anbaufläche<br />
in Höhe <strong>von</strong> knapp 400 Hektar erzielt<br />
werden, aber dennoch verleibt<br />
ein Umstellungsbedarf <strong>von</strong> über<br />
1.000 Hektar. Auch Obst wird inzwischen<br />
auf einer deutlich größeren<br />
Flächen erzeugt. Die beachtlichen<br />
Wachstumsraten <strong>von</strong> 26%<br />
(Kern- und Steinobst) und 50%<br />
(Beerenobst) können dennoch<br />
nicht die starke Nachfrage auch<br />
nur annähernd decken. Erdbeeren<br />
haben in diesem Zeitraum einen<br />
Zuwachs <strong>von</strong> fast 100% erfahren,<br />
und auch der Unterglasanbau legte<br />
flächenmäßig um über 30% zu.<br />
Trotzdem verbleibt auch bei diesen<br />
Kulturen ein erhebliches Umstellungspotenzial,<br />
laut Aussagen<br />
der befragten Unternehmen. Bei<br />
Milch, Masthähnchen und Schafen<br />
gibt es einen in der Größenordnung<br />
unbezifferten Bedarf, der<br />
noch spezifiziert werden müsste.<br />
Bei den Mastschweinen ist die Produktion<br />
um schätzungsweise 75%<br />
angestiegen, dennoch fehlen immer<br />
noch rund 11.000 Tiere. Auch<br />
beim Geflügel gab es bedeutende<br />
Zuwächse in der Größenordnung<br />
<strong>von</strong> fast 100.000 Tieren. Da die<br />
Daten nicht näher aufgeschlüsselt<br />
sind, ist nicht bekannt, in welchem<br />
Bereich (Legehennenhaltung oder<br />
Geflügelmast) dieses Wachstum<br />
erfolgte. Laut Aussagen größerer<br />
Legehennenerzeuger liegt der Bedarf<br />
trotz des Zuwachses bei mindestens<br />
150.000 Tieren in 2011.<br />
Da auch bei den Rindern keine<br />
Aufschlüsselung der Daten hinsichtlich<br />
der Haltung <strong>von</strong> Milchkühen<br />
möglich ist, kann nicht festgestellt<br />
werden, welches Wachstum<br />
hier stattgefunden hat. Die befragten<br />
Molkereien jedenfalls melden<br />
immer noch zusätzlichen Bedarf<br />
an Milchkühen <strong>aus</strong> NRW an.<br />
Das Flächenwachstum in NRW<br />
<strong>von</strong> 2007 bis 2010 lässt darauf<br />
schließen, dass sich der Bedarf<br />
an zusätzlicher Umstellungsfläche<br />
<strong>von</strong> 43.000 Hektar auf rund<br />
36.000 Hektar reduziert hat. Der<br />
Hauptbedarf besteht aber nach<br />
wie vor überwiegend im Bereich<br />
<strong>von</strong> Ackerbau-, Gemüse- und<br />
Obstflächen.<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Zusätzlich benötigte <strong>Öko</strong>-Anbaufläche ab 2011 in NRW (Schätzung)<br />
Getreide gesamt 7.321<br />
Futterleguminosen 4.886<br />
Ölsaaten 173<br />
Kern- u. Steinobst 138<br />
Beerenobst 35<br />
Kartoffeln 709<br />
Gemüse Freiland 1.204<br />
ha 8.445<br />
ha 5.356<br />
ha 120<br />
ha 174<br />
ha 52<br />
ha 731<br />
ha 1.268<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
Veränderung<br />
in %<br />
ha 15,4 29.176<br />
ha 9,6 1.080<br />
ha -30,6 100<br />
ha 26,1 100<br />
ha 48,6 50<br />
ha 3,1 778<br />
ha 5,3 500<br />
Möhren nV nV - 100<br />
Zwiebeln nV nV - 100<br />
Blumenkohl nV nV - 10<br />
Spargel 623<br />
Erdbeeren 27<br />
Gemüse Unterglas 9<br />
Summe Ackerbaufläche 15.171<br />
Rinder 42.533<br />
Milchkühe 8.674<br />
Mastschweine 9.277<br />
Geflügel 220.331<br />
ha 606<br />
ha 53<br />
ha 12<br />
ha 16.849<br />
Tiere 40.471<br />
ha -2,7 50<br />
ha 96,3 30<br />
ha 32,4 5<br />
ha 11,1 32.000<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
ha<br />
Tiere -4,8 0 Tiere<br />
Tiere nV Tiere - ? Tiere<br />
Tiere 16.207<br />
Tiere 302.053<br />
Tiere 74,7 11.000<br />
Tiere<br />
Tiere 37,1 ? Tiere<br />
Masthähnchen nV nV - ? Tiere<br />
Legehennen nV nV - 150.000<br />
Schafe 14.400<br />
Summe Grünlandfläche 33.273<br />
Produktion<br />
NRW 2007 NRW 2010<br />
Tiere 23.038<br />
ha 40.092<br />
Potenzial<br />
zusätzlich benötigte<br />
Produktion ab 2011<br />
Tiere<br />
Tiere 60,0 ? Tiere<br />
ha 20,5 3.800<br />
Gesamtfläche 51.397 ha 62.718 ha 22,0 36.000<br />
Quelle: Agromilagro research 2011; Potenziale gerundet<br />
Datenquelle: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und<br />
Verbraucherschutz des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, Landwirtschaftskammer NRW<br />
nV = keinen Daten vorhanden, ?= Schätzung nicht möglich<br />
Folgendes ist bei dieser Berechnung zu berücksichtigen:<br />
Es handelt sich um grobe Schätzungen der Marktpartner auf Basis der Befragung im Jahr 2007 abzüglich der bis 2010<br />
hinzugekommenen Prodution; Zugrunde liegt nur der Bedarf <strong>von</strong> einer Auswahl <strong>von</strong> Marktpartnern in NRW; Vereinfachend<br />
wurde angenommen, dass der Bedarf der Unternehmen vollständig <strong>aus</strong> dem Großraum NRW abgedeckt wird; Nicht<br />
berücksichtigt wurde bei der Aufsummierung der "benötigten <strong>Öko</strong>-Anbaufläche", dass in <strong>Öko</strong>-Fruchtfolgen ca 25-30%<br />
zusätzliche Flächen für Leguminosen-Anbau eingerechnet werden müssen<br />
ha<br />
ha<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
11
III.<br />
2.<br />
12<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Angebotsengpässe<br />
Viele der befragten Unternehmen<br />
suchen schon seit längerem<br />
weitere Bio-Erzeuger in NRW, um<br />
den regionalen Rohstoffbezug zu<br />
stärken. Dabei ist jede Hilfestellung<br />
willkommen. Denn im Tagesgeschäft<br />
kann die Suche nach neuen<br />
Lieferanten bzw. <strong>aus</strong> Sicht der<br />
Erzeuger neuen Abnehmern nicht<br />
AgroMilagro<br />
immer zufriedenstellend gewährleistet<br />
werden. Eine Unterstützung<br />
beim Aufbau neuer Handelsbeziehungen,<br />
auch zum Lebensmitteleinzelhandel<br />
hin, würde den Unternehmen<br />
sehr helfen und könnte<br />
eine entsprechende Dynamik im<br />
Aufbau regionaler Handelsstrukturen<br />
bewirken.<br />
Dass der Aufbau regionaler Vermarktungsstrukturen<br />
trotz Rohstoffmangel<br />
wichtig ist, haben die<br />
letzten Jahre deutlich gezeigt.<br />
Häufig wurde Ware heimischer Erzeuger<br />
oder Verarbeiter kurzfristig<br />
<strong>aus</strong>gelistet und gegen eine preisgünstigeres<br />
Konkurrenzangebot,<br />
oftmals <strong>aus</strong> dem Ausland, ersetzt.<br />
Durch den Aufbau regionaler Vermarktungsstrukturen<br />
und entsprechender<br />
Marketingmaßnahmen<br />
haben regionale Unternehmen die<br />
Chance, sich erkennbar zu differenzieren<br />
und die Gefahr der Aust<strong>aus</strong>chbarkeit<br />
erheblich zu reduzieren.<br />
Die negativen Auswirkungen<br />
<strong>von</strong> zeitweisen Überangeboten<br />
mit einhergehendem Preisdruck<br />
können mit dieser Strategie minimiert<br />
werden und so mehr Absatzsicherheit<br />
erreicht werden.<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekte<br />
sind nach Aussagen einiger der<br />
befragten Unternehmen in der<br />
Vergangenheit daran gescheitert,<br />
dass mangels einer Vernetzung<br />
der Marktpartner untereinander<br />
die Transportkosten untragbar<br />
hoch lagen. Dass einige gute <strong>Regionalvermarktung</strong>sideen<br />
nicht<br />
umgesetzt werden, liegt darüber<br />
hin<strong>aus</strong> daran, dass den meisten<br />
Unternehmen die nötige Zeit fehlt,<br />
um entsprechende Netzwerke und<br />
Lieferstrukturen aufzubauen 4 , bestätigten<br />
einen Vielzahl an Interviewpartnern.<br />
Genau an diesen beiden Punkten<br />
setzt die Grundidee zu dieser<br />
Studie an. Es geht vorrangig darum,<br />
Möglichkeiten aufzuzeigen,<br />
die Unternehmen bei der Koordinierung<br />
<strong>von</strong> Angebot und Nachfrage<br />
im Rahmen <strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekten<br />
oder<br />
Modellvorhaben zu unterstützen<br />
4 Lediglich einige der größeren<br />
Unternehmen haben die nötigen<br />
Ressourcen, um neue Mitarbeiter<br />
speziell für den Regional- bzw.<br />
Deutschlandeinkauf einzustellen um<br />
den Ressourcenengpass zu überwinden.<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
und bestehende Logistikstrukturen<br />
miteinander zu vernetzen, um<br />
durch die Bündelung der Ware die<br />
Logistikkosten signifikant zu reduzieren.<br />
Für Projekte, in denen<br />
Erzeuger und/oder Verarbeitungsunternehmen<br />
eng kooperieren,<br />
werden auch entsprechende Fördermöglichkeiten<br />
angeboten.<br />
2.1 Gemüse<br />
Die Befragung hat ergeben,<br />
dass nach wie vor das Angebot an<br />
Gemüse <strong>aus</strong> NRW für die aktuelle<br />
Nachfrage am Markt deutlich zu<br />
gering ist. Neben Fein- und Grobgemüse<br />
<strong>aus</strong> dem Freilandanbau<br />
wie<br />
- Fenchel<br />
- Salate<br />
- Spargel<br />
- Pastinaken<br />
- Zucchini<br />
- Brokkoli<br />
- Kopfkohl<br />
- Kohlrabi<br />
- Lauch<br />
- Bundzwiebeln<br />
- Sellerie<br />
- Bundmöhren<br />
- rote Beete<br />
werden auch Erdbeeren dringend<br />
gesucht. Überraschenderweise<br />
wurde <strong>von</strong> großen Händlern<br />
auch ein zusätzlicher Bedarf an<br />
Möhren und Kartoffeln <strong>aus</strong> NRW<br />
benannt. Das überrascht, weil diese<br />
beiden Produkte bereits hohe<br />
Marktanteile <strong>von</strong> über 20% erreicht<br />
haben. Aber häufig stammen diese<br />
Schnelldreher mit einem beachtlichen<br />
Umsatzanteil am Markt<br />
eben nicht <strong>aus</strong> NRW. Aber auch<br />
bei Obst- und Gemüsekonserven<br />
sowie gefrostetem Gemüse und<br />
Obst gibt es Angebotslücken. Am<br />
meisten aber werden die Frucht-<br />
gemüsearten <strong>aus</strong> dem geschützten<br />
Anbau wie Tomaten, Paprika,<br />
Schlangengurken und weitere<br />
gesucht. Ideen, um letztere energieintensive<br />
Kulturen rentabel zu<br />
erzeugen, gibt es und sollten im<br />
Kreis der betreffenden Marktpartner<br />
diskutiert werden. Ein Vorschlag<br />
zielt beispielsweise darauf<br />
ab, die Abwärme <strong>von</strong> Biogasanlagen<br />
oder Kohlekraftwerken in<br />
NRW zu nutzen, um Gewächshäuser<br />
damit zu beheizen. Es<br />
existieren bereits erste Pläne, solche<br />
Koppelungsprojekte umzusetzen.<br />
Eine wichtige Vor<strong>aus</strong>setzung<br />
für entsprechende Investitionen ist<br />
dabei, dass die Erzeuger langfristig<br />
verbindliche Zusagen über Fördermittel<br />
bzw. Produktionserleichterungen<br />
erhalten. Ansonsten wird<br />
kaum ein Erzeuger bereit sein,<br />
das in der Unterglasproduktion befindliche<br />
hohe inhärente Risiko auf<br />
Basis unsicherer Finanzierungsgrundlagen<br />
einzugehen.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
2.2 Obst<br />
Insbesondere Tafeläpfel <strong>aus</strong><br />
NRW sind nicht <strong>aus</strong>reichend verfügbar.<br />
Das Alte Land und die Bodenseeregion<br />
bestimmen diesen<br />
Markt. Kleinere Obstanbaugebiete<br />
in NRW können den großen Bedarf<br />
der befragten Unternehmen<br />
nicht decken. Auch Obstarten<br />
wie Birnen, Zwetschen, Kirschen,<br />
Beeren, Rhabarber und weitere<br />
Arten sind nur in geringen Mengen<br />
oder teilweise gar nicht <strong>von</strong> Unternehmen<br />
<strong>aus</strong> NRW zu erhalten,<br />
so dass die Partien <strong>aus</strong> Nachbarbundesländern,<br />
häufig aber auch<br />
<strong>aus</strong> dem Ausland, bezogen werden<br />
müssen, obwohl die Verbraucher<br />
regionale Ware bevorzugen<br />
würden. Dabei sind auch größere<br />
Verarbeiter an Trockenobst (Apfelringe)<br />
oder Tiefkühlware (Kirschen<br />
entsteint und schockgefrostet) interessiert.<br />
Im Einzelhandel wird<br />
auch ein Mangel an Obstsäften<br />
<strong>aus</strong> der Region konstatiert.<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
13
III.<br />
14<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
2.3 Fleisch und Eier<br />
Gesucht werden in NRW vor<br />
allem Geflügel, Eier und teilweise<br />
Schweinefleisch. Eiererzeugergemeinschaften<br />
suchen händeringend<br />
neue Legehennenbetriebe.<br />
Der Bedarf an zusätzlichen Bio-<br />
Eiern wurde <strong>von</strong> einigen Befragten<br />
auf 150.000 Eier täglich geschätzt.<br />
Investitionen in Neubauten <strong>von</strong><br />
3.000er Ställen liegen dabei in einer<br />
Größenordnung <strong>von</strong> 250.000<br />
Euro pro Stall. Um Betrieben die<br />
Umstellungsentscheidung bzw.<br />
den Bau <strong>von</strong> Ställen zu erleichtern,<br />
hat das Ministerium bereits eine<br />
Änderung der Fördersätze bei der<br />
EU beantragt. Es ist geplant, die<br />
Fördersätze bei besonders artgerechter<br />
Tierhaltung <strong>von</strong> 30% auf<br />
35% zu erhöhen.<br />
Auch Lämmer - die bislang häufig<br />
bis <strong>aus</strong> Mecklenburg-Vorpommer<br />
bezogen werden müssen -,<br />
werden in zu geringem Umfang<br />
<strong>aus</strong> NRW angeboten.<br />
2.4 Milch<br />
Die Molkereiunternehmen in<br />
NRW sehen zusätzliche Absatz-<br />
AgroMilagro<br />
potenziale für Bio-Milch <strong>aus</strong> NRW.<br />
Daher werden weitere Umsteller<br />
gesucht. Auch Käse, vor allem<br />
Ziegenkäse <strong>aus</strong> NRW, wird zu wenig<br />
<strong>aus</strong> NRW angeboten, so einige<br />
Einzelhändler.<br />
Die Molkerei Söbbeke <strong>aus</strong><br />
dem Münsterland beispielsweise<br />
hat bereits damit begonnen, Produkte<br />
mit regionalem Bezug in ihr<br />
Sortiment aufzunehmen. Im Zuge<br />
des Aufb<strong>aus</strong> eines regionalen<br />
Sortiments besteht entsprechend<br />
auch Bedarf, mehr Erzeuger für<br />
Bio-Futterkomponenten in NRW<br />
zu gewinnen, um nicht nur die Aufzucht,<br />
sondern auch das Futter zu<br />
100% <strong>aus</strong> NRW zu gewährleisten.<br />
Die separate Verarbeitung der<br />
Milch <strong>aus</strong> NRW (6 <strong>von</strong> 10 Touren)<br />
stellt eine realisierbare Option für<br />
die Molkerei Söbbeke dar, wenn<br />
entsprechende Absatzkonzepte<br />
stehen. Die Molkerei hat darüber<br />
hin<strong>aus</strong> Ideen formuliert sogenannte<br />
Leuchtturmprojekte umzusetzen.<br />
So könnten bespielsweise<br />
an einigen Orten Schaukäsereien<br />
errichtet werden, um eine stärkere<br />
Nähe zum Produkt herzustellen<br />
und mehr Transparenz in die Herstellungsprozesse<br />
zu bringen.<br />
2.5 Leguminosen und Ölsaaten<br />
Die Erzeugung <strong>von</strong> Ölsaaten in<br />
Deutschland und besonders auch<br />
in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ist ein<br />
gleichermaßen interessantes wie<br />
auch schwieriges Thema. Zahlreiche<br />
Unternehmen würden gerne<br />
deutlich höhere Anteile ihrer Rohstoffe<br />
<strong>aus</strong> der heimischen Erzeugung<br />
rekrutieren. Zu den besonders<br />
gesuchten Kulturen gehören<br />
Speiseerbsen, Leinsaat, Buchweizen,<br />
Raps, Soja, Hanf und Hirse.<br />
Diese Kulturen werden, ebenso<br />
wie die stark gesuchten Körnerleguminosen<br />
für den Futterbereich,<br />
nur in geringem Maße in Deutschland<br />
bzw. NRW angebaut, weil<br />
entweder die klimatischen Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />
ein hohes Ertragsrisiko,<br />
bis hin zum Total<strong>aus</strong>fall bewirken,<br />
oder weil andere Länder<br />
diese Erzeugnisse deutlich preisgünstiger<br />
anbieten können. Preisaufschläge<br />
für deutsche Ware <strong>von</strong><br />
bis zu 100 Prozent wären hierbei<br />
keine Seltenheit, so die Aussagen<br />
der Unternehmen. Andererseits<br />
sind hohe Aufbereitungskosten für<br />
die Importware ein Kostenfaktor,<br />
der bei deutscher Ware entfallen<br />
könnte und damit die Kostenunterschiede<br />
letztlich geringer wären<br />
als oben auf Basis der Einkaufspreise<br />
angedeutet.<br />
Nachdem in den neunziger Jahren<br />
Ölsaaten überwiegend <strong>aus</strong><br />
den USA und Kanada importiert<br />
wurden, löste Argentinien diese<br />
Lieferländer aufgrund der günstigeren<br />
Produktionsbedingungen<br />
ab, um dann einige Jahre später<br />
wiederum durch China abgelöst<br />
zu werden. Heute stammt<br />
oftmals ein Großteil der Zutaten<br />
(v.a. Saaten und Früchte) bei Verarbeitungsprodukten<br />
<strong>aus</strong> China,<br />
auch auf dem deutschen Markt.<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Schätzungen gehen <strong>von</strong> Anteilen<br />
<strong>von</strong> über 90 Prozent <strong>aus</strong>. Neuerdings<br />
scheint allerdings Osteuropa<br />
preislich auch China teilweise<br />
unterbieten zu können.<br />
Einzig und allein die Einkaufspreise<br />
bestimmen derzeit bei<br />
den meisten Unternehmen die<br />
Rohstoffherkunft, ungeachtet der<br />
möglicherweise damit einhergehenden<br />
Risiken und sozialen wie<br />
auch umweltpolitischen Missständen<br />
in den Erzeugerländern. Die<br />
genannten Risiken beziehen sich<br />
nicht nur auf die oft bezweifelte<br />
Kontrollsicherheit in einigen dieser<br />
Länder, sondern auch auf einen<br />
möglichen Imageschaden der Bio-<br />
Branche generell. Es besteht, ob<br />
berechtigterweise oder nicht, der<br />
generelle Eindruck, dass Lebensmittel<br />
<strong>aus</strong> China nicht den Produktionsstandards<br />
der heimischen<br />
Erzeugung gerecht werden. Wenn<br />
die Verbraucher daher wüssten,<br />
dass ein Großteil der <strong>von</strong> Naturkostmarkenherstellernangebotenen<br />
<strong>Produkten</strong> zu einem hohen<br />
Anteil <strong>aus</strong> chinesischen Rohstoffen<br />
besteht, und womöglich die<br />
Sicherheit der Erzeugung ebensowenig<br />
wie die Einhaltung sozialer<br />
Mindeststandards oder klimarelevante<br />
Faktoren bei der Rohwarenbeschaffung<br />
beachtet werden,<br />
dürfte es im harmlosesten Fall zu<br />
mehr oder weniger großem Unverständnis<br />
kommen 5 . Über kurz<br />
oder lang wird dieses Handelsgebaren<br />
der Unternehmen, die sich<br />
Nachhaltigkeit, Fairness, soziale<br />
Verantwortung und Stärkung der<br />
heimischen Landwirtschaft auf<br />
ihre Fahnen geschrieben haben<br />
und <strong>von</strong> diesem Image leben, offenbar<br />
werden. Es ist unmöglich,<br />
die negativen Folgen für diese Unternehmen<br />
abzuschätzen, solange<br />
nicht die Sicherheit der Einhaltung<br />
heimischer Erzeugungsrichtlin-<br />
5 BIOwelt 1/2011: Nachhaltige Her<strong>aus</strong>forderung,<br />
S. 20<br />
ien auch in den Herkunftsländern<br />
glaubwürdig nachgewiesen wird.<br />
Auf diese Problematik hin angesprochen,<br />
wird immer wieder auf<br />
die großen Preisunterschiede hingewiesen.<br />
Solange ein Großteil<br />
der in diesem Markt tätigen Unternehmen<br />
ihre Strategie hauptsächlich<br />
nach den Einkaufspreisen<br />
<strong>aus</strong>richtet, ist es auch tatsächlich<br />
fast unmöglich, als einzelnes Unternehmen<br />
dem Trend entgegen<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
zu handeln. Es ist daher eine breit<br />
angelegte branchenweite Gemeinschaftsaufgabe,<br />
ein Umdenken<br />
mit anschließenden Handlungsänderungen<br />
einzuleiten.<br />
Denn es ist mittel- bis langfristig<br />
absehbar, dass abgesehen <strong>von</strong><br />
den oben beschriebenen Risiken,<br />
auch China mit seiner wachsenden<br />
Bevölkerung und zunehmendem<br />
Wohlstand sowie dem<br />
ansteigenden Interesse an Bio-<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
15
III.<br />
16<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Lebensmitteln, mittel- bis langfristig<br />
den europäischen Markt nicht<br />
mehr so massiv bedienen kann<br />
wie bislang. Diese Entwicklung<br />
eröffnet daher deutschen Bio-<br />
Erzeugern die Chance, rechtzeitig<br />
in die sich öffnende Lücke zu<br />
springen und im Zuge des starken<br />
Regionaltrends, heimische Saaten<br />
verstärkt für den deutschen Markt<br />
und deutsche Verarbeitungsprodukte<br />
zu erzeugen. Zwischenzeitlich<br />
noch existierende gravierende<br />
AgroMilagro<br />
Kostenunterschiede sollten durch<br />
die Entwicklung für das heimische<br />
Klima angepasster Sorten, dem<br />
Aufbau entsprechendem Anbau-<br />
Know-Hows und eventueller administrativer<br />
Unterstützung abgebaut<br />
werden. Damit würden entsprechende<br />
Potenziale genutzt und die<br />
Versorgungssicherheit auch langfristig<br />
gewährleistet werden.<br />
Einige NRW-Unternehmen wie<br />
Hanf&Natur, Sobo, ArteBio, etc.<br />
melden schon heute einen großen<br />
Bedarf für diese heimischen Herkünfte<br />
an. Entsprechende Initiativen<br />
und Pläne gibt es bereits und<br />
sollten mit Hilfe <strong>von</strong> Projektmitteln<br />
zur Marktreife gebracht werden.<br />
Auch die Teutoburger Ölmühle<br />
würde gerne mehr Raps <strong>von</strong><br />
NRW-Betrieben beziehen, anstatt<br />
die Ware <strong>aus</strong> Ungarn, Rumänien<br />
und der Slowakei zu importieren.<br />
Die Erfahrung zeigt aber, dass es<br />
äußerst schwierig ist, Bio-Landwirte<br />
zu finden, die den risikoreichen<br />
Anbau <strong>von</strong> Bio-Raps wagen, ohne<br />
eine Form der Kompensation in<br />
Aussicht gestellt zu bekommen,<br />
falls der Ertrags<strong>aus</strong>fall entsprechend<br />
groß würde. Für die Verarbeitungsunternehmen<br />
wäre ein<br />
Umschwenken auf NRW-Ware<br />
aber nur dann machbar, wenn entsprechend<br />
große Mengen <strong>aus</strong> einer<br />
eng begrenzten Region kommen<br />
würden, da ansonsten die<br />
Logistik- und Analysekosten zu<br />
hoch werden würden. Daher haben<br />
diese Kulturen nur eine Chance<br />
in NRW, wenn eine Gruppe <strong>von</strong><br />
Landwirten einer Region für den<br />
Anbau gewonnen werden könnte.<br />
2.6 Hanf<br />
Aufgrund der akuten Nachfragesituation<br />
und den besonderen<br />
Marktpotenzialen soll hier kurz im<br />
Speziellen auf Hanf eingegangen<br />
werden.<br />
Heimisch erzeugter Hanf könn-<br />
te problemlos als Ersatz für Soja<br />
bei der Herstellung <strong>von</strong> Sojamilch,<br />
Tofu und im Futtermittelbereich<br />
verwendet werden. Von<br />
Ölen über Butter und Tees bis hin<br />
zu Schokolade und feuerfesten<br />
Dämmstoffen sowie für PKW-Karosserien<br />
kann Hanf umwelt- und<br />
gesundheitsschonend weiterverarbeitet<br />
und eingesetzt werden.<br />
Unternehmen wie Hanf&Natur<br />
tun dies bereits mit Erfolg, sind<br />
allerdings auf Rohware <strong>aus</strong> China<br />
angewiesen. Vor einigen Jahren<br />
gab es ein Pilotprojekt, um Hanf<br />
auch für den heimischen Anbau<br />
einsetzbar zu machen. Ernte- und<br />
Verarbeitungstechniken wurden in<br />
H<strong>aus</strong> Düsse in Zusammenarbeit<br />
mit Praktikern entwickelt. Nach<br />
dem Auslaufen der Projektmittel<br />
wurde das Thema nicht weiter bearbeitet.<br />
Heute mangelt es noch<br />
an der Zulassung einiger auf heimischen<br />
Standorten leistungsfähigeren<br />
Sorten, um rentable Erträge<br />
erwirtschaften zu können. Um die<br />
in dieser Kultur inhärenten Marktpotenziale<br />
zu erschließen wird <strong>von</strong><br />
den Unternehmen gewünscht, eine<br />
Fortsetzung des Hanf-Projektes<br />
zu prüfen. Sowohl Berater in H<strong>aus</strong><br />
Düsse wie auch Bio-Erzeuger und<br />
Verarbeitungsunternehmen haben<br />
großes Interesse daran zum Ausdruck<br />
gebracht.<br />
2.7 Getreide<br />
Qualitativ hochwertiges Konsumgetreide<br />
<strong>aus</strong> NRW wird chronisch<br />
gesucht. Oftmals lässt der<br />
Witterungsverlauf es nicht zu,<br />
die geforderten hohen Backqualitäten<br />
zu erreichen; jedenfalls<br />
nicht entsprechend den gängigen<br />
Analyseparametern der Verarbeitungsunternehmen.<br />
Neue Forschungsergebnisse<br />
zeigen einen<br />
Weg auf, um die Unterscheidung<br />
zwischen Konsum- und Futterqualitäten<br />
zu verbessern.<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
2.7.1 Preisplus durch Sortenwahl<br />
Weizen mit Fallzahlen unter 220<br />
oder einer Rohproteinkonzentration<br />
<strong>von</strong> unter 10,5% im Korn werden<br />
oftmals nur als minderwertige<br />
Futterware verkauft. Dass die Bio-<br />
Erzeuger in Deutschland diese<br />
Grenzwerte nicht so einfach hinnehmen<br />
müssen und ihr Getreide<br />
teilweise trotz niedriger Standardwerte<br />
als Konsumware verkaufen<br />
könnten, hat eine Untersuchung<br />
am Forschungsring für Biologisch-DynamischeWirtschafts-<br />
weise in Darmstadt gezeigt.<br />
Gerade im Jahr 2010 sind die<br />
Fallzahlen so niedrig wie noch nie<br />
zuvor <strong>aus</strong>gefallen, ohne dass das<br />
Backvolumen beeinträchtigt ist,<br />
bestätigt Dr. Ludger Linnemann<br />
vom Forschungsring e.V.. Vor<strong>aus</strong>setzung<br />
dafür ist allerdings, dass<br />
kein Auswuchs vorliegt.<br />
Sogar Weizen mit Fallzahlen<br />
<strong>von</strong> 140 konnte in Praxis-Versuchen<br />
mit Erfolg verbacken werden<br />
6 . Um her<strong>aus</strong>zufinden, ob eine<br />
6 Infos: Dokument Backtest<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
Weizenpartie trotz niedriger Standardwerte<br />
gute Backeigenschaften<br />
hat, müssen zusätzliche Parameter<br />
analysiert werden.<br />
Mit Hilfe dieser zusätzlichen<br />
Informationen kann genau unterschieden<br />
werden, ob eine Weizenpartie<br />
als Futter- oder als höherwertiger<br />
Backweizen verkauft<br />
werden kann. Daher sollte die<br />
wissenschaftliche Forschung in<br />
diesem Bereich intensiviert werden,<br />
um standortangepasste<br />
Sorten bzw. Sortenmischungen<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
17
III.<br />
18<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
empfehlen zu können, mit denen<br />
die Erzeuger sowohl einen <strong>aus</strong>reichenden<br />
Ertrag als auch die geforderten<br />
Backqualitäten, auch unter<br />
den nordrhein-westfälischen Boden-<br />
und Klimaverhältnissen, erzeugen<br />
können. Nachfrage nach<br />
diesen Qualitäten <strong>aus</strong> NRW gibt<br />
es genug. <strong>Nordrhein</strong>-westfälische<br />
Unternehmen, die gerne mehr<br />
Bio-Getreide <strong>aus</strong> NRW beziehen<br />
würden, um z. B. Brote und Backwaren<br />
mit regionalem Bezug herstellen<br />
und bewerben zu können,<br />
stehen parat. Die Eickernmühle<br />
GmbH plant Brote und Brötchen<br />
beispielsweise unter der Regionalbezeichnung<br />
„Gut Wilhelmsdorfer<br />
Bauernbrot“ etc. in der Region<br />
zu vermarkten. Weitere ähnliche<br />
Projekte wären bei <strong>aus</strong>reichender<br />
Rohstoffversorgung ohne weiteres<br />
AgroMilagro<br />
rasch umsetzbar.<br />
2.8 Futtermittel<br />
Eiweißhaltige Zutaten für Fertigfuttermittel<br />
stammen überwiegend<br />
<strong>aus</strong> benachbarten Bundesländern<br />
oder aber auch europäischen<br />
Nachbarstaaten. Insbesondere<br />
für die Geflügelmast wird ein bedeutender<br />
Anteil der eingesetzten<br />
Komponenten importiert. Sojabohnen<br />
und Futterleguminosen stammen<br />
nur in geringem Umfang <strong>aus</strong><br />
der heimischen Produktion. Vor<br />
allem um den Eiweißbedarf der<br />
Tiere zu decken, ist dieser Import<br />
bislang unumgänglich. Ein nordrhein-westfälisches<br />
Unternehmen<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
den Bedarf an den benötigten Eiweißträger<br />
ebenfalls <strong>aus</strong> der hei-<br />
mischen Produktion zu decken.<br />
Mit Erfolg produziert die Biomühle<br />
& Kräuterfutter GmbH <strong>aus</strong><br />
Kleve inzwischen qualitativ hochwertiges<br />
Legehennenfutter <strong>aus</strong><br />
100% Bio-Rohstoffen ohne Verwendung<br />
<strong>von</strong> importiertem Soja<br />
und erzielt mit diesem Futter und<br />
einer garantierten Legeleistung<br />
<strong>von</strong> 95% Spitzenwerte. Hier hat<br />
ein Unternehmen eine Pionierleistung<br />
erbracht, die NRW-Betrieben<br />
die Möglichkeit eröffnet, Futtermittelkomponenten<br />
zu erzeugen<br />
um damit den Import riskanter<br />
Rohstoffe (z. B. GVO-Problematik<br />
bei Soja) zu reduzieren und die<br />
Wertschöpfung im eigenen Land<br />
zu realisieren. Das Unternehmen<br />
verzichtet komplett auf Soja und<br />
Mais <strong>aus</strong> Importen und nutzt z.B.<br />
Luzerne um die Gelbfärbung des<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Eidotters zu erreichen. Der Produktionsabfall<br />
wird für eine Biomassenheizung<br />
bzw. Produktion<br />
<strong>von</strong> Heizpellets verwendet, um so<br />
eine möglichst vollständige Nutzung<br />
der Rohstoffe und rentable<br />
Produktion zu erreichen.<br />
Für die Futtererzeugung werden<br />
Ackerbohnen, Lupinen, Wicken,<br />
Luzerne, Rotklee, Disteln, Mohn,<br />
Kümmel, Kürbis, Erbsen, Sonnenblumen,<br />
Raps, Soja, Hanf und<br />
Lein <strong>aus</strong> regionaler Erzeugung benötigt.<br />
2.9 Spezialkulturen<br />
Weitere Kulturen, die im deutschen<br />
Anbau lange vernachlässigt<br />
wurden, aber durch<strong>aus</strong> Kaufinteressenten<br />
haben, sind beispielsweise<br />
Linsen, Buchweizen,<br />
Amaranth und Hirse. Es ist klar,<br />
dass nur wenige Standorte für<br />
diese Kulturen in Frage kommen<br />
und das Ertragsrisiko recht hoch<br />
ist. Landwirte, die sich gerne mit<br />
solchen Sonderkulturen beschäftigen,<br />
könnten sich mit diesen Kulturen<br />
ein zusätzliches Standbein<br />
aufbauen. Das Ernte<strong>aus</strong>fallrisiko<br />
ist jedoch sehr hoch und schreckt<br />
viele Erzeuger da<strong>von</strong> ab, in diese<br />
grundsätzlich sehr interessanten<br />
Kulturen zu investieren.<br />
Um entsprechende angepasste<br />
Sorten zu züchten und Anbau-<br />
Know-How neu zu aktivieren,<br />
wären konzertierte Forschungsarbeiten<br />
in verschiedenen Bundesländern<br />
eine Investition in<br />
mittelfristig sinnvolle Produktionsalternativen<br />
für deutsche Landwirte.<br />
Allerdings gibt es in NRW nach<br />
Meinung einiger Befragter wenig<br />
Bio-Marktfruchtbetriebe, die solche<br />
Spezialkulturen in ihre Fruchtfolge<br />
einbauen könnten. Daher<br />
stellt sich eine Realisierung des<br />
Anb<strong>aus</strong> dieser Kulturen in NRW<br />
als äußerst schwierig dar.<br />
2.10 Produktinnovationen<br />
Darüber hin<strong>aus</strong> gibt es zahlreiche<br />
innovative Produktideen die<br />
auf die Umsetzung in die Praxis<br />
warten. So z.B. die Nutzung<br />
nicht marktfähiger Ware mittels<br />
Sondersortierungen (Honig- oder<br />
Snackmöhren) oder die Herstellung<br />
<strong>von</strong> Sauerkonserven bzw.<br />
Geflügelfleischprodukten <strong>aus</strong> Althennenfleisch.<br />
Die Erhöhung der<br />
Sortenvielfalt über die Wiederbelebung<br />
alter Apfelsorten, sowie die<br />
Erzeugung besonderer Gemüsesorten<br />
wie beispielsweise gelbe<br />
oder violette Möhren oder der Anbau<br />
andersfarbiger Tomatensor-<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
ten stellen weitere Möglichkeiten<br />
dar. Alte Sorten, die lange nicht<br />
mehr angebaut wurden, bergen<br />
erhebliches Differenzierungs- und<br />
Absatzpotenzial für ökologische<br />
Erzeuger. Backbetriebe suchen<br />
auch alte Getreidesorten für ihre<br />
Spezialprodukte. So beständen<br />
beispielsweise für Einkorn, Emmer,<br />
Buchweizen oder auch alte<br />
Gerstensorten Anbaupotenziale.<br />
2.11 Zukunfts<strong>aus</strong>sichten<br />
Die oben beschriebenen Rohstofflücken<br />
künftig <strong>aus</strong> NRW zu<br />
schließen, ist <strong>aus</strong> Sicht einzelner<br />
Befragter nur bedingt realisierbar.<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
19
III.<br />
20<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Die Pachtpreise in vielen Regionen<br />
sind in den letzten Jahren derart<br />
angestiegen, dass sich Bio auf<br />
guten Standorten immer weniger<br />
lohnt. Langfristig muss man befürchten,<br />
dass diese Pachtpreisentwicklung<br />
dazu führen wird,<br />
dass der ökologische Landbau<br />
auch in NRW sich eher rückläufig<br />
entwickeln wird, anstatt zu wachsen,<br />
so die Meinung eines Insiders<br />
der sich mit dieser Materie intensiv<br />
beschäftigt.<br />
Schon heute können <strong>Öko</strong>-<br />
Betriebe nur auf Standorten mit<br />
geringer Bodenfruchtbarkeit vergleichsweise<br />
rentabel wirtschaften.<br />
Auch wenn die Betriebe hohe<br />
Förderprämien erhalten, können<br />
sie gegenüber der konventionellen<br />
Bewirtschaftung einen ökonomischen<br />
Vorteil erzielen. Ein weiterer<br />
Faktor ist die Betriebslage.<br />
In kaufkraftstarken Ballungsgebieten,<br />
wo gute Absatzmöglichkeiten<br />
vorliegen, rechnet sich Bio oft.<br />
In diesen oder unter diesen<br />
genannten Vorbedingungen wird<br />
AgroMilagro<br />
Bio langfristig gedeihen, so die<br />
Prognose einiger Befragter. Eine<br />
Flächenerweiterung dieser rentabel<br />
wirtschaftenden Betriebe wird<br />
allerdings kaum möglich sein, weil<br />
die hohen Pachtpreise eine Zupacht<br />
fremder Flächen nicht zulassen.<br />
Es wird im Gegenteil sogar<br />
befürchtet, dass Marktfruchtbetriebe<br />
in NRW ihre Bio-Produktion in<br />
den nächsten Jahren einstellen<br />
werden, weil sich Bio nicht mehr<br />
lohnt bzw. eine Verpachtung mehr<br />
Rendite verspricht, lautet das ernüchternde<br />
Fazit eines der befragten<br />
Unternehmen.<br />
3.<br />
Interesse der Marktpartner<br />
Im Folgenden wird nun auf die<br />
konkreten Rückmeldungen der<br />
interviewten Unternehmen zu<br />
den Fragen eingegangen, welche<br />
Marktpartner in den jeweiligen<br />
Regionen mit welchen Sortimenten<br />
als Anbieter, Nachfrager oder<br />
Logistikpartner in Frage kommen<br />
könnten und auch ein entspre-<br />
chend großes Interesse dokumentiert<br />
haben.<br />
3.1 Erzeugung<br />
Insbesondere einzelne Erzeuger<br />
mit ihren Spezialprodukten<br />
(Weiterverarbeitung der eigenen<br />
Produkte auf dem Hof) sehen einen<br />
großen Bedarf darin, die Ware<br />
der verschiedenen Erzeuger zu<br />
bündeln. Die Absatzchancen sind<br />
da, können aber aufgrund der hohen<br />
Transportkosten derzeit nur<br />
selten auch genutzt werden. Für<br />
jeden einzelnen Erzeuger rechnet<br />
es sich nicht, die interessierten<br />
Geschäfte mit ihren Eigenerzeugnissen<br />
zu beliefern. Eine vernetzte<br />
Logistik könnte Abhilfe schaffen<br />
und das Angebot entsprechend<br />
kostengünstig zum Ort der Nachfrage<br />
transportieren.<br />
3.2 Naturkostbranche<br />
Selbst die regionalen Bio-Großhändler<br />
und Naturkosteinzelhändler<br />
haben großes Interesse an<br />
einer Intensivierung ihrer Regio-<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
nalvermarktungskonzeption geäußert.<br />
Auch die inhabergeführten<br />
Naturkostfachgeschäfte, wie<br />
beispielsweise das Unternehmen<br />
SuperBioMarkt, sehen trotz ihrer<br />
grundsätzlich eher regional orientierten<br />
Ausrichtung einen großen<br />
Bedarf hinsichtlich einer stärkeren<br />
Orientierung ihres Sortimentes auf<br />
regional erzeugte Bio-Produkte<br />
und eine entsprechende Bewerbung<br />
des Angebotes. Denn oftmals<br />
werden sie <strong>von</strong> überregionalen<br />
Naturkostgroßhändlern beliefert,<br />
die aufgrund der immer noch vergleichsweise<br />
geringen Filialdichte<br />
der Naturkostgeschäfte häufig<br />
keine Regionalstrategie fahren<br />
können. Insofern hat sich die heimische<br />
Naturkostbranche im Zuge<br />
des Aufb<strong>aus</strong> bundesweiter Filialnetze<br />
und Partnerstrukturen tendenziell<br />
<strong>von</strong> dem Ursprungsideal<br />
der regionalen Belieferung immer<br />
weiter entfernt 7 .<br />
Der Bundesverband Naturkost<br />
Naturwaren Einzelhandel<br />
bestätigte in dem Interview die<br />
Vermutung, dass ergänzend zu<br />
den überregionalen Großhändlern<br />
viele kleine Erzeuger und<br />
Verarbeiter in NRW in Eigenregie<br />
die Ware an einzelne Filialen<br />
<strong>aus</strong>liefern und dabei extrem hohe<br />
Transportkosten zu tragen haben.<br />
Eine Vernetzung dieser kleinstrukturierten<br />
Lieferbeziehungen und<br />
eine Bündelung der Ware über<br />
schlagkräftigere Logistiker bzw.<br />
Großhändler wäre für alle Seiten<br />
eine Win-Win-Situation.<br />
3.3 Konventioneller SEH<br />
Auch die selbstständigen Einzelhändler,<br />
die in das Versorgungsnetzwerk<br />
der meist international<br />
operierenden Key Accounter<br />
(Edeka, Rewe, Tengelmann, etc.)<br />
7 BIOwelt 10/2010: Gutes <strong>von</strong> nebenan.<br />
Seite 28ff<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
integriert sind, äußerten großes<br />
Interesse an regionalen Bio-Sortimenten<br />
in ihren Filialen. Neben<br />
dem Aufbau einer effizienten Logistik<br />
und Warenbündelung stellt<br />
aber die konkrete Einlistung eines<br />
Bio-Sortimentes, vor allem<br />
bei selbstständigen Einzelhändlern<br />
der großen konventionellen<br />
Filialisten, erfahrungsgemäß ein<br />
nicht zu unterschätzendes Problem<br />
dar. Sobald es sich nicht mehr<br />
nur um eine geringe Anzahl <strong>von</strong><br />
inhabergeführten Filialen handelt,<br />
sondern zentralisierte Strukturen<br />
mit eingebunden werden müssen,<br />
ist ein entsprechend aufwändiger<br />
und langwieriger Prozess zu erwarten.<br />
Diese Erfahrungen haben<br />
jedenfalls viele Unternehmen der<br />
Erzeugung und Verarbeitung bereits<br />
gemacht. Die Bio-Produkte<br />
müssen in einem zentralen Warenwirtschaftssystem<br />
gelistet werden,<br />
um später ein effizientes elektroni-<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
21
III.<br />
22<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
sches Bestellverfahren zu gewährleisten.<br />
Bei der elektronischen<br />
Artikellistung zeigt sich häufig die<br />
Schwerfälligkeit des Verwaltungsapparates<br />
der Key Accounter, so<br />
dass mitunter 6 Monate vergehen<br />
können, bis eine erste Bestellung<br />
tatsächlich getätigt werden kann.<br />
Darüber hin<strong>aus</strong> wurde häufig die<br />
Erfahrung gemacht, dass eine regelmäßige<br />
und automatische Bestellung<br />
erst nach einer Vorlaufzeit<br />
<strong>von</strong> bis zu 2 Jahren reibungslos<br />
funktioniert. Für ein kleines Zusatzsortiment,<br />
wie es bei regionalen<br />
Bio-<strong>Produkten</strong> derzeit noch der<br />
Fall wäre, müssten sich erst die<br />
Bestellroutinen etablieren. In der<br />
Zwischenzeit bedarf es einer wöchentlichen<br />
Betreuung der neuen<br />
Filialen seitens der Anbieter, wofür<br />
zusätzliche Personalressourcen<br />
vorgesehen werden müssen.<br />
Insofern muss bei der Projektierung<br />
einer entsprechenden<br />
Konzeption eine umfassende<br />
AgroMilagro<br />
Betrachtung der zu erwartenden<br />
Zusatzkosten erfolgen, um nicht<br />
durch einzelne fehlende B<strong>aus</strong>teine<br />
den Erfolg zu gefährden.<br />
3.4 Großverbraucher<br />
Einige Unternehmen beliefern<br />
bereits erfolgreich Schulen und<br />
Kindergärten mit Bio-Obst und<br />
Bio-Milch. Auch Brot, Brötchen<br />
und Backwaren <strong>aus</strong> der ökologischen<br />
Erzeugung und Herstellung<br />
sind Projekte die angedacht werden.<br />
So könnte bereits in jungen<br />
Jahren die Geschmacksbildung<br />
in die ökologische Richtung auf<br />
natürlichem Wege geschehen.<br />
Diese Form des „Kennenlernens“<br />
ökologisch erzeugter Lebensmittel<br />
stellt somit ein große Chance<br />
dar, das künftig Absatzpotenzial<br />
zu steigern, so die Ansicht einiger<br />
Befragter.<br />
Im Rahmen der Befragung hat<br />
sich also gezeigt, dass <strong>von</strong> Seiten<br />
aller Marktpartner <strong>von</strong> der Erzeu-<br />
gung über die Verarbeitung und<br />
Logistik bis zum Handel großes Interesse<br />
an dem Aufbau regionaler<br />
Versorgungs- und Handelsstrukturen<br />
besteht.<br />
Logistikstrukturen<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
4.<br />
Das Interesse der Marktpartner<br />
bezieht sich nicht nur auf eine verbesserte<br />
Rohwarenbeschaffung in<br />
NRW, sondern vor allem auf eine<br />
Optimierung der bestehenden Logistikstrukturen.<br />
Erfahrungen der<br />
letzten Jahre haben gezeigt, dass<br />
vorhandene Absatzpotenziale nur<br />
dann erschlossen werden können,<br />
wenn ein effizientes Logistiksystem<br />
aufgebaut wird. Einige regionale<br />
Initiativen sind in den letzten<br />
Jahren an den zu hohen Logistikkosten<br />
gescheitert, so die Auskunft<br />
einiger Unternehmen.<br />
Der Grund: Häufig fahren Trans-
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
porter oder LKW´s nicht voll <strong>aus</strong>gelastet<br />
und sind auf den Rücktouren<br />
im ungünstigsten Fall leer.<br />
Da der Transport in den nächsten<br />
Jahren einen steigenden Kostenanteil<br />
hervorrufen wird und in<br />
den vergangenen Jahren bereits<br />
vielversprechende Projekte an zu<br />
hohen Logistikkosten gescheitert<br />
sind, besteht in diesem Bereich<br />
erheblicher Optimierungsbedarf.<br />
Eine Vernetzung der bestehenden<br />
Transportsysteme und Kooperationen<br />
der regionalen Unternehmen<br />
untereinander würden eine<br />
wesentliche Kostenreduzierung<br />
ermöglichen. Die Auslieferungslogistik<br />
muss für die verschiedenen<br />
Branchen jedoch getrennt <strong>von</strong>einander<br />
geplant und umgesetzt werden.<br />
Die national aufgestellten Unternehmen<br />
haben zumeist eigene<br />
Zentralläger, über welche die jeweiligen<br />
Filialen beliefert werden.<br />
Die Logistik dieser Unternehmen<br />
ist so effizient aufgebaut, dass hier<br />
kein Optimierungsbedarf besteht.<br />
Ganz anders verhält sich das<br />
bei den konventionellen regional<br />
organisierten selbstständigen Einzelhändlern.<br />
Für diese müssen zumeist<br />
separate Bestell- und Lieferlogistikstrukturen<br />
aufgebaut bzw.<br />
bestehende Strukturen optimiert<br />
werden. Für die Belieferung der<br />
Naturkostfachgeschäfte wiederum<br />
müssen ebenfalls separate Lieferstrukturen<br />
aufgebaut bzw. bestehende<br />
optimiert werden, da großer<br />
Wert auf ein persönliches Vertrauensverhältnis<br />
der Geschäftspartner<br />
untereinander gelegt wird.<br />
Zuweilen weigern sich die Filialinhaber<br />
der Naturkostbranche auch<br />
mit Unternehmen zusammen zu<br />
arbeiten, die die konventionelle<br />
Konkurrenz, insbesondere die<br />
Discounter, beliefern. Diese besonderen<br />
Umstände müssen bei<br />
der Projektplanung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Durch die jeweilige Bündelung<br />
der Ware könnten auch marktferne<br />
Erzeuger bzw. abgelegenere<br />
Einzelhandlesfilialen in ein entsprechendes<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept<br />
einbezogen werden,<br />
die bislang mit Blick auf die Logistikkosten<br />
nicht beliefert werden.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
5.<br />
Regionale Strukturen<br />
Je nach Produkt und Unternehmensstrategie<br />
bzw. Unternehmensgröße<br />
wird der Begriff Region<br />
sehr unterschiedlich verstanden.<br />
Während kleinere Verarbeiter oder<br />
Zwischenhändler einen Aktionsradius<br />
<strong>von</strong> rund 50 Kilometern um<br />
ihren Firmensitz herum als ihre<br />
Bezugs- und Lieferregion definieren,<br />
sehen andere national bzw.<br />
international aufgestellte Unternehmen<br />
ganz <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
als eine Region an und sehen<br />
auch keine Möglichkeiten, weder<br />
in der Bezugs- noch Lieferstruktur,<br />
eine Unterteilung in enger gefasste<br />
Regionen vorzunehmen. Zu hoch<br />
würden der Aufwand und entsprechend<br />
auch die Kosten, um z.B.<br />
eine chargengenaue Zuordnung<br />
innerhalb ihres Unternehmens mit<br />
einer kleinräumigen Lieferstruktur<br />
zu koordinieren. Darüber hin<strong>aus</strong><br />
gibt es für viele Unternehmen bereits<br />
Versorgungsengpässe für die<br />
benötigten Rohstoffe, wenn NRW<br />
als eine Region definiert wird. Eine<br />
noch feinere Unterteilung hätte<br />
zur Folge, dass eine <strong>aus</strong>reichende<br />
Rohwarenbeschaffung nicht zu<br />
realisieren wäre.<br />
Daher muss die Definition der<br />
Region immer in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />
dem jeweiligen Produkt und den<br />
betreffenden Unternehmen vorgenommen<br />
werden. In wie weit die<br />
Verbraucher hierbei andere Vor-<br />
stellungen <strong>von</strong> der eigenen Region<br />
haben und bei welchen <strong>Produkten</strong><br />
auch hier ein unterschiedlicher<br />
Regionalbegriff akzeptiert würde,<br />
kann ohne weitere Untersuchungen<br />
nicht definitiv bestimmt werden.<br />
Daher müsste im Rahmen<br />
<strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptionen,<br />
in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />
den teilnehmen Unternehmen<br />
bzw. den angebotenen <strong>Produkten</strong>,<br />
eine entsprechend flexible Anpassung<br />
der Marketinginhalte vorgenommen<br />
werden.<br />
Beispielsweise gibt es eine kleine<br />
Molkerei auf Gut Wilhelmsdorf<br />
in Ostwestfalen-Lippe, die gute<br />
Chancen sieht, die eigenen Produkte<br />
mit einem sehr eng begrenzten<br />
lokalen Bezug zu vermarkten.<br />
Lehmann Natur hingegen, ein<br />
international tätiger Großhändler<br />
für Obst und Gemüse in Mönchengladbach,<br />
sieht unter Berücksichtigung<br />
des Zusatzaufwandes<br />
und der zu kalkulierenden Kosten<br />
lediglich die Möglichkeit, für das<br />
Bundesland NRW die benötigten<br />
Rohstoffe für Einzelhändler in<br />
NRW sicherzustellen. Beide Unternehmen<br />
beliefern unterschiedliche<br />
Kundenstrukturen, so dass sich<br />
die unterschiedlichen Regionalbegriffe<br />
durch<strong>aus</strong> im Marketing sinnvoll<br />
umsetzen lassen. Während<br />
Lehmann Natur die Zentralläger<br />
großer konventioneller Filialisten<br />
(Real, Rewe, Edeka, Tengelmann,<br />
etc.) anfährt, beliefert die<br />
kleine regionale Molkerei vor allem<br />
kleinere lokale Filialisten wie<br />
Jibi, Elli oder Minipreis als ideale<br />
Partner. Die Kunden hier haben an<br />
den regionalen Einzelhandelsfilialisten<br />
viel höhere Ansprüche an<br />
dessen Regionalkompetenz bzw.<br />
Engagement für die Unternehmen<br />
vor Ort als an eine national bzw.<br />
international aufgestellte Rewe.<br />
Bei letzterem Unternehmen sind<br />
die Kunden schon zufrieden, wenn<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
23
III.<br />
24<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
sie überhaupt Ware mit NRW-Herkunft<br />
vorfinden würden.<br />
Für Schlachtunternehmen wie<br />
Bio-Fleisch NRW oder Thönes<br />
Natur ist hingegen wichtig zu unterscheiden,<br />
dass nicht die Geburt<br />
eines Tieres, sondern der Ort der<br />
Aufzucht für die Herkunftsangabe<br />
maßgeblich sein muss, da<br />
ansonsten keine <strong>aus</strong>reichende<br />
Verfügbarkeit <strong>von</strong> Jungtieren gegeben<br />
ist. Eine chargengenaue<br />
Rückverfolgbarkeit ist schon heute<br />
für die Tiere realisierbar, also nicht<br />
der begrenzende Faktor, bestätigen<br />
die befragten Unternhemen.<br />
Bei Tieren kommt es darauf an,<br />
festzulegen, ab wann ein Tier auf<br />
einem NRW-Betrieb gehalten wird<br />
und wie genau das Haltungs- und<br />
Fütterungssystem <strong>aus</strong>gestaltet ist,<br />
um es erfolgreich in Regionalprogramme<br />
zu integrieren.<br />
AgroMilagro<br />
Im Folgenden werden die Kooperationspartner,<br />
die im Rahmen<br />
der Befragung Interesse an regionalen<br />
Vermarktungskonzepten<br />
gezeigt haben, in Zuordnung zu<br />
den Regionen 1-8 beschrieben.<br />
Hierbei ist allerdings zu beachten,<br />
dass zahlreiche Unternehmen<br />
nicht nur in die Region liefern, in<br />
der sie beheimatet sind. Diese<br />
Beschreibungen vermitteln einen<br />
ersten Eindruck da<strong>von</strong>, welche<br />
Produktschwerpunkte und konkreten<br />
Absatzpotenziale im Rahmen<br />
der Befragung ermittelt werden<br />
konnten.<br />
Da die Befragung nur eine Auswahl<br />
<strong>von</strong> 74 Unternehmen in NRW<br />
abdecken konnte, stellt sie nur<br />
eine erste Bestandsaufnahme dar<br />
und kann längst nicht alle Kooperationsmöglichkeiten<br />
aufzeigen,<br />
lässt aber sehr wohl das große<br />
Potenzial erkennen. Die Einbeziehung<br />
weiterer Unternehmen, die<br />
in der Studie nicht berücksichtigt<br />
werden konnten, würde im Falle<br />
einer Umsetzung konkreter Folgeprojekte<br />
erfolgen müssen.<br />
5.1 Region Eifel<br />
Seit 2004 gibt es die Regionalmarke<br />
Eifel GmbH, die u.a. auch<br />
Lebensmittel unter dieser Marke<br />
<strong>von</strong> konventionell und biologisch<br />
wirtschaftenden Erzeugern anbietet.<br />
Im Bio-Sortiment dieser Marke<br />
sind derzeit Brot, Käse, Saft, Wurst<br />
und Milch vertreten.<br />
Die Milchunion Hocheifel eG<br />
vertreibt bereits an die REWE und<br />
einzelne regionale Lebensmitteleinzelhändler<br />
die Bio-Milch unter<br />
der Eigenmarke mit dem Zusatz<br />
der Eifler Regionalmarke. Die Eifler<br />
Bio-Erzeuger kommen mehrheitlich<br />
<strong>aus</strong> dem NRW-Bundesland.<br />
Die Bio-Milch wird für die Regionalmarke<br />
bereits heute schon separat<br />
erfasst und verarbeitet. An<br />
einem Regional-Projekt, welches<br />
für die regionalen Molkereiprodukte<br />
den Kundenkreis erweitern würde,<br />
hat man großes Interesse.<br />
Für diese Region gilt, dass zunächst<br />
eine Zusammenarbeit mit<br />
der existierenden Regionalmarke<br />
geprüft werden sollte, bevor im<br />
Rahmen eines Marketingprojektes<br />
Überlegungen über eine neue Bio-<br />
Regionalmarke angestellt werden<br />
sollten.<br />
Der Bio-Frischedienst, ein regionaler<br />
Großhändler, würde gerne<br />
für seine Kunden im Raum Aachen,<br />
Meckenheim und Frechen<br />
mehr Obst und Gemüse <strong>aus</strong> der<br />
Region anbieten können. Es fehlen<br />
aber die entsprechenden Bio-<br />
Erzeuger.<br />
5.2 Region Düsseldorf-Köln-Bonn<br />
In dieser Region sind einige leistungsfähige<br />
Gemüse- und Obstbaubetriebe<br />
angesiedelt, die kontinuierlich<br />
an der Ausweitung ihrer<br />
Produktionskapazitäten arbeiten<br />
und <strong>von</strong> daher für zusätzliche regionale<br />
Absatzstrukturen offen<br />
sind. Allerdings reichen oftmals<br />
die Produktionskapazitäten schon<br />
heute für die große Nachfrage bei<br />
weitem nicht <strong>aus</strong>. Denn viele dieser<br />
Betriebe haben bereits einen<br />
gut funktionierenden Hofladen,<br />
beschicken die Wochenmärkte<br />
der Region und unterhalten eine<br />
florierende Abo-Kistenbelieferung.<br />
Der Betrieb Apfelbacher hat in<br />
den letzten Jahren eine Erzeugergemeinschaft<br />
für die gemeinsame<br />
Erzeugung der Produkte für die<br />
Abo-Kistenbelieferung aufgebaut.<br />
Die beteiligten Betriebe sind meist<br />
<strong>aus</strong>verkauft und suchen dringend<br />
Erzeuger, die alle Arten <strong>von</strong> Lagergemüse<br />
wie Kohl, Möhren und<br />
Rote Bete produzieren. Insbesondere<br />
aber gibt es einen chronischen<br />
Mangel an Gewächsh<strong>aus</strong>kulturen.<br />
Die hohe Nachfrage, vor<br />
allem im Winter, kann oftmals nicht<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
bedient werden.<br />
Unter den Erzeugern in dieser<br />
Region, die für ihre Ware noch<br />
zusätzliche Abnehmer aufnehmen<br />
würden, befinden sich allerdings<br />
eine Reihe <strong>von</strong> Demeterbetrieben,<br />
die aufgrund des Fachhandelsbeschlusses<br />
des Demeter Anbauverbandes<br />
nicht in den „normalen“<br />
LEH liefern wollen bzw. dürfen.<br />
Lediglich einzelne selbständige<br />
Einzelhändler werden nach gründlicher<br />
Prüfung für die Belieferung<br />
zugelassen.<br />
Als leistungsfähiger Partner findet<br />
sich in dieser Region auch das<br />
Unternehmen Landgard Bio, welches<br />
für die Erfassung, Sortierung<br />
und Auslieferung der Ware in Frage<br />
kommt. Da bereits einige Betriebe<br />
entsprechende Absprachen<br />
mit Landgard Bio getroffen haben,<br />
kann in diesem Bereich recht zügig<br />
die Umsetzung einer entsprechenden<br />
Regional-Konzeption<br />
erfolgen. Das Unternehmen sucht<br />
ständig ökologisch wirtschaftende<br />
Gemüse- und Obstbaubetriebe,<br />
um die steigende Nachfra-<br />
ge bedienen zu können. Mit der<br />
Landlinie GmbH & Co KG sowie<br />
den Naturkostgroßhändlern Naturkost<br />
West <strong>aus</strong> Duisburg und<br />
Naturkostgroßhandel Peter van<br />
Leendert <strong>aus</strong> Krefeld gibt es einige<br />
Logistikpartner mit regionalen<br />
Schwerpunkten in den angrenzenden<br />
Regionen.<br />
Die Bio-Fleischerei Jansen<br />
in Köln bietet ein umfangreiches<br />
Sortiment für Metzgereien, Naturkostfachgeschäfte,<br />
Großküchen,<br />
Restaurants sowie Kantinen und<br />
könnte im Rahmen eines regionalen<br />
Netzwerkes diese Produktkategorie<br />
liefern. Nach eigenen<br />
Aussagen haben Schulen und<br />
Kindergärten großes Interesse an<br />
Bio-Fleisch und -Wurstprodukten.<br />
Allerdings stellt der Preisunterschied<br />
vor allem zwischen ökologisch<br />
und konventionell erzeugtem<br />
Schweinefleisch ein großes<br />
Hemmnis dar.<br />
Das Unternehmen SOBO Naturkost<br />
ist spezialisiert auf Soja-<br />
Produkte und Desserts und wäre<br />
an dem Bezug <strong>von</strong> Soja <strong>aus</strong> NRW<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
interessiert, um den Importanteil<br />
zu reduzieren.<br />
Viele Erzeuger, wie der Biohof<br />
Bursch in Bornheim, haben<br />
in den letzten Jahren eine mehr<br />
oder weniger große Verarbeitungsschiene<br />
aufgebaut, um das<br />
eigene Produktsortiment attraktiver<br />
zu gestalten und um während<br />
der Haupterntezeiten saisonale<br />
Überschüsse aufzufangen. Da jeder<br />
Betrieb allerdings nur einige<br />
wenige Spezialitäten selber herstellt,<br />
lohnt es sich in den meisten<br />
Fällen nicht, eine eigenen Belieferung<br />
<strong>von</strong> Einzelgeschäften der<br />
Region zu realisieren, auch wenn<br />
die Nachfrage danach groß ist.<br />
Eine entsprechende Bündelung<br />
der Ware und Kooperation bei der<br />
Auslieferung wäre daher gerade<br />
für diese eng besiedelte Region<br />
sehr sinnvoll.<br />
5.3 Region Bergisches Land<br />
In dieser Region gibt es bereits<br />
seit 1998 eine eingeführte<br />
Regionalmarke „Bergisch Pur“,<br />
welche ein 90 Artikel umfassendes<br />
Sortiment <strong>aus</strong> ökologisch und<br />
konventionell erzeugten <strong>Produkten</strong><br />
umfasst. Die Palette reicht<br />
<strong>von</strong> Brotaufstrichen, Eiern, Fisch,<br />
Fleisch, Getränke sowie Obst und<br />
Gemüse bis hin zu Milchprodukten.<br />
Eine Bio-Erzeugergemeinschaft<br />
in der Legehennenhaltung, Hof<br />
Alpermühle, ist neben der Bio-<br />
Eierlieferung auch in die Logistik<br />
für die Bergisch Pur Produkte<br />
eingebunden und könnte sich<br />
vorstellen, die Logistik bei Bedarf<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
25
III.<br />
26<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
entsprechend <strong>aus</strong>zubauen. Daneben<br />
liefern weitere regionale<br />
Großhändler in dieses Gebiet <strong>aus</strong>.<br />
Entsprechende Logistikstrukturen<br />
stehen also weitestgehend bereit.<br />
Auch die Gastonomie der Region<br />
ist eingebunden und bietet teilweise<br />
Bergisch Pur-Gerichte <strong>aus</strong> ökologischen<br />
Rohstoffen an. Bevor in<br />
dieser Region eine Bio-<strong>Regionalvermarktung</strong><br />
umgesetzt werden<br />
sollte, muss geklärt werden, ob<br />
es sinnvoll und realisierbar ist, mit<br />
der eingeführten Regionalmarke<br />
gemeinsam an einer Ausweitung<br />
zu arbeiten.<br />
Neben dem regionalen Rewe-<br />
Filialisten Dornseifer mit rund 7<br />
Filialen in dieser Region, gibt es<br />
weitere selbständige Rewe-Einzelhändler,<br />
die an einer Ausweitung<br />
AgroMilagro<br />
des Bio-Sortimentes interessiert<br />
sind. Auf ökologische Produkte<br />
spezialisierte Verarbeiter wurden<br />
im Rahmen der Unternhemensbefragung<br />
in dieser Region nicht<br />
<strong>aus</strong>findig gemacht.<br />
5.4 Region Sauerland-Siegerland<br />
Auch in dieser Region ist Friedhelm<br />
Dornseifer mit knapp 10<br />
Filialen vertreten. Die Upländer<br />
Bauernmolkerei sammelt auch<br />
<strong>von</strong> Bio-Erzeugern in dieser Region<br />
die Milch ein. Eine separate<br />
Verarbeitung wird sich allerdings<br />
vorerst wegen der geringen Mengen<br />
nicht lohnen, teilte das Unternehmen<br />
mit. Wie auch im angrenzenden<br />
Bergischen Land finden<br />
sich hier wenige größere Verarbeiter,<br />
so dass die Basis für ein<br />
auf diese Region begrenztes Vermarktungskonzept<br />
hauptsächlich<br />
die Bio-Erzeuger darstellen.<br />
5.5 Region Niederrhein<br />
Am Niederrhein sind einige<br />
Unternehmen ansässig, die Interesse<br />
an konkreten <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekten<br />
haben. Bei<br />
der Großschlachterei Thönes<br />
Natur eK ist eine chargengenaue<br />
Rückverfolgbarkeit bereits heute<br />
Bestandteil der Qualitätssicherung<br />
und würde es ermöglichen,<br />
Herkunft und Auslieferung der<br />
Ware eindeutig zuzuordnen. Allerdings<br />
ist die Erzeugerdichte in<br />
den einzelnen Regionen des Einzugsgebietes,<br />
welches sich vom<br />
Niederrhein über das westliche<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Münsterland, das Ruhrgebiet sowie<br />
das Bergische Land bis zur<br />
Region Köln-Bonn-Düsseldorf erstreckt,<br />
zu gering, um die Produkte<br />
jeder einzelnen Region separat<br />
zuzuordnen.<br />
Die Bio-Mühle und Kräuterfutter<br />
GmbH wurde bereits unter<br />
Punkt 2.8 genauer beschrieben.<br />
Auch für dieses Unternehmen gilt,<br />
dass lediglich NRW als ganzes<br />
Bundesland eine sinnvolle Region<br />
für die in Kleve hergestellten Produkte<br />
darstellt. Der regionale Naturkostgroßhändler<br />
Peter van<br />
Leendert <strong>aus</strong> Krefeld wäre u.a.<br />
ein potenzieller Logistikpartner in<br />
dieser Region.<br />
5.6 Region Ruhrgebiet<br />
Der Biofleisch NRW Erzeugerzusammenschluss<br />
w.V. <strong>aus</strong><br />
Bergkamen überschneidet sich in<br />
einigen Regionen mit seinem Erzeuger-<br />
wie auch Liefergebiet mit<br />
Thönes Natur. Beide Unternehmen<br />
haben großes Interesse an<br />
einem soliden <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept.<br />
Da in der Vergangenheit<br />
bereits <strong>Regionalvermarktung</strong>skooperationen<br />
aufgrund der<br />
hohen Logistikkosten gescheitert<br />
sind, raten die Unternehmen zur<br />
Vorsicht und empfehlen, konkrete<br />
Einzelhändler erst dann anzusprechen,<br />
wenn ein grobes Konzept<br />
steht und die Liefermöglichkeiten<br />
bekannt sind.<br />
Die Bio-Bäckerei Schomaker<br />
wirbt damit, dass sie das Kneten<br />
des Teiges nicht den Maschinen<br />
überlässt. Handwerkliche Qualität<br />
macht sich daher auch im Endprodukt<br />
bemerkbar, wie Kunden<br />
bestätigen. Das Liefergebiet erstreckt<br />
sich vom Niederrhein über<br />
das westliche Ruhrgebiet bis nach<br />
Düsseldorf und Aachen. Die Rohstoffe<br />
stammen bislang oft nicht<br />
<strong>aus</strong> der eigenen Region. Butter<br />
kommt beispielsweise <strong>aus</strong> den<br />
Niederlanden. Da die Unternehmen<br />
in den zur Niederlande angrenzenden<br />
Regionen häufig auch<br />
Rohstoffe <strong>aus</strong> den Niederlanden<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
beziehen, muss bei einem <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptbesonders<br />
auf die Einhaltung der NRW-<br />
Herkunft geachtet werden, weil<br />
in der Verbraucherwahrnehmung<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
27
III.<br />
28<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
die Niederlande eher ein unterdurchschnittliches<br />
Qualitätsimage<br />
haben. Einige Elli-Märkte gibt es<br />
auch im Ruhrgebiet, die Interesse<br />
an einem Regionalkonzept signalisiert<br />
haben. Da das Ruhrgebiet<br />
in NRW sehr zentral liegt, wird es<br />
<strong>aus</strong> den angrenzenden Regionen<br />
einige sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten<br />
geben.<br />
5.7 Region Münsterland<br />
Im Münsterland gibt es eine<br />
ganze Reihe größerer Unternehmen,<br />
die an der Umsetzung eines<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptes<br />
interessiert sind. Auch ein Rewe<br />
Bezirksleiter, der 12 Regiebetriebe<br />
koordiniert, hat großes Potenzial<br />
und Interesse signalisiert. Die<br />
SuperBioMarkt AG hat ihren Sitz<br />
AgroMilagro<br />
in Münster, und besitzt derzeit 15<br />
Märkte die zum Teil auch in den<br />
angrenzenden Regionen liegen.<br />
Obwohl das Unternehmen bereits<br />
regionale Ware <strong>von</strong> Erzeugern<br />
<strong>aus</strong> der näheren Umgebung bezieht<br />
und auch entsprechend in<br />
den Filialen und Angebotsflyern<br />
bewirbt, ist Herr Radau sehr daran<br />
interessiert, das Bio-Sortiment mit<br />
regionalem Bezug weiter <strong>aus</strong>zubauen.<br />
Insbesonder Feingemüse<br />
und Obst, aber auch Käsespezialitäten<br />
kleiner Verarbeiter fehlen<br />
noch im Sortiment.<br />
Die Molkerei Söbbeke hat ihren<br />
Produktionssitz im Münsterland,<br />
bezieht die Milch aber auch<br />
<strong>aus</strong> anderen Bundesländern. Eine<br />
separate Verarbeitung der NRW-<br />
Milch (6 <strong>von</strong> 10 Touren) ist denkbar,<br />
sollte sich ein <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept<br />
realisieren lassen.<br />
Mit dem Fruchtjoghurt „deutsche<br />
Obstbauern“ und den 15 Sorten<br />
Münsterländer Käsespezialitäten<br />
ist ein Anfang hinsichtlich des Aufb<strong>aus</strong><br />
eines regionalspezifischen<br />
Angebotes bereits gemacht. Der<br />
Ausbau der regionsspezifischen<br />
Aktivitäten ist geplant und würde<br />
gut zu dem Aufbau eines <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptes<br />
in<br />
NRW passen.<br />
Die Biobackstube Ah<strong>aus</strong><br />
GmbH bezieht bereits ihr Getreide<br />
überwiegend <strong>von</strong> regionalen Bio-<br />
Erzeugern und beliefert mehrere<br />
hundert Kunden, vor allem Naturkostfachgeschäfte,<br />
in NRW mit<br />
Brot und Backwaren. Eine Steigerung<br />
des Rohwarenanteils <strong>von</strong><br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
NRW-Landwirten ist erwünscht,<br />
allerdings müssen die Erzeuger<br />
dem Demeter Anbauverband angeschlossen<br />
sein. Neben Roggen<br />
und Weizen werden auch alte<br />
Getreidesorten wie beispielweise<br />
Einkorn, Emmer und auch alte<br />
Gerstensorten gesucht.<br />
Die ITB Bäcker Back GmbH<br />
bietet süße und herzhafte Backwaren<br />
in Bio-Qualität an. Für die<br />
Produkte werden bislang <strong>aus</strong> Osteuropa<br />
Zutaten wie beispielsweise<br />
gefrostete Kirschen importiert.<br />
Sofern das Angebot <strong>aus</strong> NRW da<br />
wäre, würde man diese Ware bevorzugen.<br />
Mestemacher, ein weiteres<br />
größeres Getreideverarbeitungsunternehmen<br />
im Münsterland ist<br />
auf SB-Brot spezialisiert. Ob eine<br />
Regionalstrategie besteht, konnte<br />
im Rahmen der Studie nicht ermittelt<br />
werden.<br />
Die Davert GmbH in der Nähe<br />
<strong>von</strong> Münster bevorzugt regionale<br />
Ware, allerdings ist es bislang<br />
schwierig, größere<br />
Partien <strong>von</strong><br />
lokalen Landwirten<br />
zu bekommen.<br />
Der Großteil<br />
der Rohstoffe<br />
stammt bislang<br />
<strong>aus</strong> Süd- und<br />
Norddeutschland<br />
bzw. Thüringen.<br />
Neben Roggen,<br />
Weizen und<br />
Dinkel ist man<br />
auch an Spezialkulturen<br />
wie Linsen,<br />
Amaranth,<br />
Leinsaat und<br />
weiteren Hülsenfrüchte<br />
bzw. Ölsaaten<br />
<strong>aus</strong> NRW<br />
interessiert. Allerdings<br />
müssen<br />
es größere Partien<br />
sein (mindestens<br />
50 Tonnen)<br />
die pro Anbieter verfügbar sind,<br />
damit die Logistik nicht zu aufwändig<br />
wird.<br />
5.8 Region Ostwestfalen-Lippe<br />
In dieser Region gibt es bereits<br />
leistungsstarke Unternehmen<br />
sowohl in der Erzeugung<br />
wie auch Sortierung, Verpackung<br />
und Logistik. Daher erscheint ein<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept innerhalb<br />
der Grenzen <strong>von</strong> Ostwestfalen-Lippe<br />
kurzfristig besonders<br />
erfolgreich umsetzbar. Obst und<br />
Gemüse wird über die Unternehmen<br />
A. und K. Engemann GbR<br />
und die Marktgenossenschaft<br />
der Naturlandbetriebe sowohl<br />
erzeugt als auch gebündelt und<br />
aufbereitet, sowie <strong>aus</strong>geliefert.<br />
Eine engere Kooperation im<br />
Rahmen eines <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptes<br />
unter Einbeziehung<br />
weiterer Erzeugerbetriebe<br />
wie beispielsweise dem Kibitzhof<br />
oder Gut Wilhelmsdorf wird <strong>von</strong><br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
den Unternehmen als realisierbar<br />
und wünschenswert angesehen.<br />
Die Reform- und Mühlenbäckerei<br />
Bösen GmbH stellt Brot- und<br />
Backwaren auch <strong>aus</strong> <strong>Öko</strong>-Rohstoffen<br />
her. Das Unternehmen hat<br />
Interesse daran, mehr Rohstoffe<br />
<strong>aus</strong> NRW zu beziehen. Die Wünsche<br />
reichen <strong>von</strong> Kürbiskernen,<br />
über Einkorn und Emmer bis hin<br />
zu Buchweizen für die Herstellung<br />
glutenfreier Produkte.<br />
Milch, Joghurt, Käse und Fleisch<br />
sowie Wurstwaren liefert bereits<br />
heute Gut Wilhelmsdorf und weitere<br />
Betriebe an <strong>aus</strong>gewählte regionale<br />
Partner <strong>aus</strong>. Die Eickernmühle<br />
mit angeschlossenem<br />
Bäckereigroßhandel ist ein schlagkräftiger<br />
Partner für Fertigmehle,<br />
Backzutaten, Brot und Backwaren<br />
<strong>aus</strong> NRW. Dort gibt es Pläne, ein<br />
Bio-Brot <strong>aus</strong> regionalem Getreide<br />
unter einem regionaltypischen<br />
Namen ins Sortiment aufzunehmen,<br />
welches 2-täglich frisch an<br />
interessierte Filialen <strong>aus</strong>geliefert<br />
werden könnte.<br />
Die Unternehmen Bio Frischeservice<br />
GmbH sowie Oro Verde<br />
Bios Produktions GmbH sind<br />
weitere Serviceunternehmen, die<br />
bereits in die Wertschöpfungskette<br />
<strong>von</strong> Bio-<strong>Produkten</strong> in NRW eingebunden<br />
sind und vor allem im<br />
Conveniencebereich u.a. auch für<br />
die Gastronomie spezielle Produkte<br />
und Delikatessen anbieten.<br />
Durch eine entsprechende Vernetzung<br />
könnten die Unternehmen<br />
mit reduzierten Logistikkosten und<br />
erweitertem Sortiment effizienter<br />
wirtschaften und den Kundenstamm<br />
<strong>aus</strong>bauen.<br />
Erste Vorgespräche haben im<br />
Rahmen der Studie bereits zwischen<br />
möglichen Kooperationspartner<br />
stattgefunden.<br />
Sehr konkret sind bereits die<br />
ersten Ansätze der Marktgenossenschaft<br />
in Form einer Projek-<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
29
III.<br />
30<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
tidee „Bio-Gemüse-Pool“. Im<br />
Rahmen dieses Projektes zielt der<br />
Geschäftsführer Franz Westhues<br />
darauf ab, in den nächsten Jahren<br />
in der eigenen Region neue<br />
Gemüsebaubetriebe mit einer<br />
Produktionskapazität <strong>von</strong> 10.000<br />
Tonnen Gemüse umzustellen und<br />
entsprechend zu beraten. Im Rahmen<br />
des anvisierten Projektes<br />
sollen auch die Investitionen in<br />
Spezialmaschinen, sowie Anbauberatung,<br />
Weiterbildung und Personal<br />
mit berücksichtigt werden.<br />
Produktinnovationen sind ebenso<br />
Bestandteil der Projektidee wie<br />
der Bau <strong>von</strong> größeren Lager- und<br />
Verarbeitungsräumen.<br />
Da das Erzeuger- und Handelsunternehmen<br />
Engemann ähnliche<br />
Ziele verfolgt und gleichzeitig aber<br />
für die Belieferung <strong>von</strong> Einzel-<br />
AgroMilagro<br />
handelsfilialen<br />
noch Partner<br />
für die Sortierung<br />
und Abpackung<br />
der Ware<br />
sucht, wäre<br />
eine engere<br />
Kooperation für<br />
alle Beteiligten<br />
eine Win-Win-<br />
Situation.<br />
Die regional<br />
aufgestellten<br />
Handelsketten<br />
Jibi, Minipreis,<br />
WEZ und einigeMarktkaufmärkte<br />
haben<br />
konkretes Interesse<br />
daran<br />
geäußert, ein<br />
regionales Bio-<br />
Sortiment in ihren<br />
Filialen einzulisten.<br />
Auch<br />
einzelne Filialen<br />
<strong>von</strong> Edeka<br />
Minden-Hannover<br />
liegen in<br />
der benannten<br />
Region. Der Einkaufsleiter für regionale<br />
Sortimente bei Edeka hat<br />
ebenfalls Interesse an dem Bio-<br />
Sortiment der Region geäußert. In<br />
dieser Region sind somit alle Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />
gegeben, um ein<br />
entsprechendes Konzept erfolgreich<br />
umzusetzen.<br />
In dieser Region gibt es bereits<br />
vier Regionalbewegungen unter<br />
den Regionalmarken „Lippequalität“,<br />
Kulturlandkreis Höxter,<br />
Senne Original und Biolokal.<br />
Auch hier werden konventionelle<br />
und ökologisch erzeugte Lebensmittel<br />
gemeinsam angeboten und<br />
beworben. In wie weit mit den<br />
bestehenden Regionalbewegungen<br />
zusammen gearbeitet werden<br />
kann, sollte ebenfalls frühzeitig<br />
geprüft werden.<br />
5.9 Überregionale Strukturen<br />
Eine Reihe größerer Unternehmen<br />
in NRW haben nationale bzw.<br />
internationale Bezugs- und Lieferstrukturen<br />
aufgebaut, wie weiter<br />
oben bereits erläutert wurde.<br />
Teilweise arbeiten diese großen<br />
Unternehmen im konventionellen<br />
Bereich deutlich regionaler als im<br />
Bio-Bereich, da bei letzterem zu<br />
wenig Erzeuger in einem entsprechend<br />
kleinen Radius um das Unternehmen<br />
herum zu finden sind.<br />
Für diese Unternehmen wären der<br />
Aufwand und die Kostenbelastung<br />
nach eigenen Angaben zu groß,<br />
um NRW nochmals in Unterregionen<br />
aufzusplitten. Daher wäre<br />
für diese Unternehmen und deren<br />
Kunden NRW insgesamt als eine<br />
Region zu definieren. Da die Geschäftspartner<br />
<strong>aus</strong> dem konventionellen<br />
LEH im Normalfall ebenfalls<br />
mit ihren Filialen im gesamten<br />
Bundesland vertreten sind und <strong>von</strong><br />
den Großhändlern meist die Zentralläger<br />
angefahren werden, existieren<br />
hier bereits entsprechend<br />
effiziente Logistikstrukturen. Es ist<br />
daher bei den <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptionen<br />
zu beachten,<br />
ob es sich bei den Kunden um<br />
kleinere regionale Filialisten bzw.<br />
Gruppen <strong>von</strong> selbständigen Einzelhändlern<br />
handelt, oder aber um<br />
überregional agierende Unternehmen.<br />
Entsprechend unterschiedliche<br />
Konzeptionen sowohl für die<br />
Handelsbeziehungen wie auch<br />
das Marketing sind zu entwickeln<br />
und umzusetzen. Unternehmen,<br />
die entsprechend überregional<br />
aufgestellt sind wären u.a. Lehmann<br />
Natur, Landlinie, Molkerei<br />
Söbbeke, Upländer Bauernmolkerrei,<br />
Biotropic mit dem Großhändler<br />
Naturkost West, hanf &<br />
natur, Kröner Stärke, Obstkelterei<br />
Van Nahmen, Govinda Natur<br />
GmbH, Bösen GmbH, Brungs<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
GmbH, Bösen Service<br />
GmbH, Thönes Natur, Biofleisch<br />
NRW, die Marktgenossenschaft<br />
der Naturlandbetriebe und die<br />
Teutoburger Ölmühle. Diese Liste<br />
ist natürlich nicht vollständig,<br />
enthält aber einige der wichtigsten<br />
Unternehmen im Bio-Bereich <strong>aus</strong><br />
NRW. Das Unternehmen, Bösen<br />
Service GmbH oder Reformwarenvertrieb<br />
<strong>Westfalen</strong>, ist eine<br />
<strong>von</strong> 5 Regionalverteilern, die <strong>aus</strong><br />
der Reformwarenbranche entstanden<br />
sind. Diese 5 Regionalverteiler<br />
haben eine Logistik für das<br />
gesamte Bundesgebiet aufgebaut<br />
und liefern neben den Naturkostgroßhändlern<br />
u.a. auch 12.000<br />
Naturkostmarkenartikel an Bioläden<br />
<strong>aus</strong>. Diese <strong>aus</strong>gefeilte Logistik<br />
könnten auch, zumindest für das<br />
Trockensortiment, genutzt werden,<br />
um Synergien zu nutzen und<br />
eine Kosteneinsparung bei der Lo-<br />
gistik zu erreichen.<br />
Bei näherer Betrachtung der<br />
wirtschaftenden Unternehmen<br />
in NRW zeigt sich, dass die Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />
gegeben sind, um<br />
effizientere Strukturen durch Vernetzung<br />
der Marktpartner zu erzielen.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
6.<br />
Schulverpflegung<br />
Es gibt eine Reihe <strong>von</strong> Einzelunternehmen,<br />
die bereits in der<br />
Schulverpflegung tätig sind. Das<br />
wären u.a. Bois, Gut Wilhelmsdorf,<br />
Engemann GbR, Keller,<br />
Landlinie, OroVerde, Schimmel<br />
und die Fleischerei Jansen.<br />
Die Handelsgesellschaft für<br />
ökologische Produkte HÖP<br />
GmbH versorgt seit 20 Jahren<br />
Großverbrauchereinrichtungen<br />
mit <strong>Öko</strong>-<strong>Produkten</strong>. Herr Läer hat<br />
in der Vergangenheit viele Versuche<br />
unternommen, um regional<br />
erzeugte Bio-Ware in den jeweiligen<br />
Kantinen <strong>von</strong> Studentenwerken,<br />
Kindertagesstätten und<br />
Krankenhäusern einzusetzen. Die<br />
jahrelangen Bemühungen haben<br />
jedoch keinen Erfolg gehabt, so<br />
dass das Unternehmen notgedrungen<br />
auf überregionale Ware<br />
zurückgreift. Hauptgrund für diese<br />
Entscheidung ist das Problem,<br />
dass die einzelnen regionalen Erzeuger<br />
sich häufig nicht an die Vereinbarungen<br />
gehalten haben, eine<br />
pünktliche Lieferung nicht erfolgte<br />
und die angelieferte Ware oftmals<br />
nicht mit den vereinbarten Qualitäten<br />
übereinstimmte. Teilweise<br />
haben die Erzeuger zeitweise gar<br />
nicht geliefert, wenn sie anderweitig<br />
kurzfristig einen höheren Preis<br />
erzielen konnten. Das Unternehmen<br />
hat nach eigenen Aussagen<br />
einen Image-Schaden durch diese<br />
Verhaltensweisen der Erzeuger<br />
erlitten. Um eine professionelle<br />
und sichere Belieferung der Kunden<br />
gewährleisten zu können sah<br />
man sich daher gezwungen, auf<br />
überregionale Anbieter zurückzugreifen,<br />
obwohl das Unternehmen<br />
einen regionalen Bezug bevorzugen<br />
würde.<br />
7.<br />
Prüfung der Herkunft<br />
Von der Kontrollstelle GfRs<br />
wurde im Rahmen eines Ideen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ches<br />
der dringende Bedarf<br />
benannt, die Richtigkeit der<br />
regionalen Herkunft der Rohstoffe<br />
auch professionell und lückenlos<br />
zu kontrollieren bzw. zu dokumentieren.<br />
Entsprechende Konzepte<br />
könnte Dr. Neuendorff bei Interesse<br />
vorstellen. U. a. verfolgt er eine<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
31
III.<br />
32<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
innovative Möglichkeit, die Herkunft<br />
der Produkte mittels eines<br />
sogenannten Wasserzeichens sicher<br />
zu bestimmen. Arbeitstitel<br />
„Isotopenanalyse als Instrument<br />
der Sicherung der Herkunft„.<br />
Diese Idee beruht auf der<br />
Tat sache, dass sich das Wasser einer<br />
Region durch die Zusammensetzung<br />
seiner Isoptope eindeutig<br />
regional zuordnen lässt. Wie ein<br />
Fingerabdruck ist so ein Wasserzeichen<br />
ein untrüglicher Beweis<br />
für die Herkunft des Wassers z. B.<br />
in einem Lebensmittel und damit<br />
auch eine sichere Methode, um<br />
den Produktionsort des Produktes<br />
festzustellen. Diese derzeit in der<br />
Planungsphase befindliche Identifizierungsmethode<br />
könnte für regionale<br />
Vermarktungskonzepte in<br />
hervorragender Weise das Vertrauen<br />
der Verbraucher in die eindeutige<br />
Herkunft eines Produktes<br />
stärken und Vertrauen schaffen.<br />
Denn bei dieser Methode gibt es<br />
keine Möglichkeit der Verwechslung<br />
oder des Aust<strong>aus</strong>ches.<br />
Da derzeit noch nicht alle für<br />
den Einsatz der Technologie benötigten<br />
Vor<strong>aus</strong>setzungen gegeben<br />
sind (Projektpartner, Kostenrahmen,<br />
Test im Praxiseinsatz,<br />
etc.) muss zunächst ein Pilot-Projekt<br />
die Umsetzung testen und die<br />
Rahmenbedingungen abstecken,<br />
AgroMilagro<br />
die für einen Praxiseinsatz gegeben<br />
sein müssen.<br />
8.<br />
Gewünschte Unterstützung<br />
Von Seiten der Politik werden<br />
einige grundlegende Hilfestellungen<br />
seitens der befragten Unternehmen<br />
erwartet bzw. gewünscht.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
muss betont werden, dass es bereits<br />
zahlreiche Angebote gibt, die<br />
<strong>von</strong> den Unternehmen genutzt<br />
werden können. Oftmals ist dabei<br />
aber Vor <strong>aus</strong>setzung, dass es<br />
realistische Finanzierungs- und<br />
Umsetzungspläne gibt und auch<br />
enge Kooperationen zwischen<br />
Erzeugern bzw. Verarbeitern und<br />
Händlern bestehen oder vorgesehen<br />
sind.<br />
1. Insbesondere eine aktive Aufklärung<br />
der Verbraucher und eine<br />
breitere Diskussion über die Werte<br />
und Vorteile der ökologischen<br />
Wirtschaftsweise werden vorgeschlagen.<br />
Es werde bei der derzeitigen<br />
öffentlichen Diskussion<br />
vor allem auf die Rückstandsarmut<br />
<strong>von</strong> Bio-<strong>Produkten</strong> abgezielt.<br />
Doch diese Fokussierung auf nur<br />
einen <strong>von</strong> vielen Vorteilen wird<br />
der Bio-Bewegung nicht gerecht,<br />
mehr noch, reduziert diese Wirtschaftsweise<br />
auf einen Aspekt,<br />
der <strong>von</strong> den konventionellen <strong>Produkten</strong><br />
mittel- bis langfristig ebenfalls<br />
geleistet werden wird, so die<br />
Meinung einiger Unternehmer.<br />
Denn nach dem Vorbild des <strong>Öko</strong>-<br />
Landb<strong>aus</strong> und dem praktischen<br />
Beweis, dass es auch ohne hohe<br />
Rückstandsrisiken geht, gehen<br />
immer mehr Unternehmen dazu<br />
über, <strong>von</strong> ihren konventionellen<br />
Lieferanten eine Verringerung der<br />
Rückstandswerte zu fordern. Ein<br />
begrüssenswerter Erfolg für die<br />
gesamte Lebensmittelsicherheit,<br />
der aber dazu führen wird, dass<br />
sich Bio über dieses Merkmal<br />
künftig immer weniger differenzieren<br />
kann.<br />
Daher wird es notwendig sein,<br />
die darüber hin<strong>aus</strong>gehenden Leistungen<br />
des <strong>Öko</strong>-Landb<strong>aus</strong>, wie<br />
ein langfristiger nachhaltiger Umgang<br />
mit den Ressourcen, soziale<br />
Aspekte, Erhöhung der Artenvielfalt,<br />
Umgang mit der Natur und<br />
Umwelt, Trinkwasserschutz, Tierschutz<br />
etc. zu thematisieren. Es<br />
wird vorgeschlagen, Kampagnen<br />
umzusetzen, in denen Prominente<br />
<strong>aus</strong> NRW zu Wort kommen sollten,<br />
die selber überzeugte <strong>Öko</strong>-<br />
Käufer sind. Das würde eine entsprechende<br />
Signalwirkung haben<br />
und die öffentliche Wahrnehmung<br />
der <strong>Öko</strong>-Themen stärken.<br />
2. Es wurde darüber hin<strong>aus</strong> vorgeschlagen,<br />
eine Vorstellung der<br />
in NRW wirtschaftenden <strong>Öko</strong>-Betriebe<br />
in Form einer Broschüre umzusetzen.<br />
In der NRW-Broschüre<br />
„Biomarkt NRW“ wurden bereits<br />
einige Betriebe entsprechend beschrieben.<br />
Man würde sich aber<br />
wünschen, die Liste der dort dargestellten<br />
Unternehmen noch zu<br />
vervollständigen, damit die Kunden<br />
eine Möglichkeit bekommen,<br />
sich intensiver und umfassender<br />
über die lokalen Unternehmen zu<br />
informieren.<br />
3. Für viele Unternehmen bedeutet<br />
der Ausbau regionaler<br />
Vermarktungsstrukturen auch<br />
entsprechend zu investieren. Es<br />
muss in Stallbau bzw. Stallmodernisierung,<br />
in Verpackungstechnik,<br />
Sortierung, Sterilisationstechnik,<br />
Kühltechnik, Etikettierung, Lagerhaltung<br />
uvm. investiert werden.<br />
Vielfach sind die Unternehmen<br />
nicht darüber informiert, welche<br />
Fördermittel für ihre Investitionen<br />
überhaupt angeboten werden.<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
III.<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
Entsprechende Beratungsangebote<br />
werden <strong>von</strong> den Unternehmen<br />
offenbar noch zu wenig genutzt.<br />
8 Wenn solche Vorhaben<br />
gemeinschaftlich umgesetzt werden,<br />
reduziert sich die Kostenbelastung<br />
jedes einzelnen Betriebes<br />
erheblich, so dass an dieser Stelle<br />
in erster Linien über mögliche Kooperationen<br />
nachgedacht werden<br />
sollte. Im Falle <strong>von</strong> Kooperationsvorhaben<br />
gibt es bereits, wie oben<br />
erwähnt, entsprechend attraktive<br />
Fördermöglichkeiten über das<br />
LANUV bzw. die Landwirtschafts-<br />
8 Übersichten zu den derzeit angebotenen<br />
Förderprogrammen finden sich im<br />
Anhang V..<br />
kammer NRW 9 .<br />
4. Es wurde betont, dass für die<br />
Sicherstellung einer zuverlässigen<br />
Belieferung, insbesondere auch<br />
mit Blick auf regionale Vermarktungsstrukturen,<br />
die Erntestrategie<br />
der Betriebe neu überdacht werden<br />
muss. Dafür ist es wichtig,<br />
mit zusätzlichen Reserven z.B. für<br />
Frostzeiten zu arbeiten. Um das<br />
umsetzen zu können, bedarf es<br />
entsprechender Lagermöglichkeiten<br />
auf den Betrieben der Erzeuger.<br />
Mit diesen Lagerstätten kann<br />
zusätzlich akutem Preisdruck,<br />
9 Siehe Anhang V.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
beispielsweise zur Erntezeit, entgangen<br />
werden. Derzeit vermarkten<br />
die Bio-Erzeuger ihre Ware<br />
vorwiegend frisch, da vor allem<br />
für Kartoffeln, Möhren, Kürbis und<br />
Kohl keine <strong>aus</strong>reichenden Lagerkapazitäten<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Somit sind die Erzeuger dem<br />
Preisdruck zu Erntezeit voll <strong>aus</strong>geliefert.<br />
Daher wurde vorgeschlagen,<br />
die Investitionsförderung für<br />
den Lagerbau zu erleichtern und<br />
eine Antragstellung weniger kompliziert<br />
zu gestalten. Dabei ist zu<br />
erwähnen, dass den Ämtern durch<br />
die EU-Vorgaben sehr enge Grenzen<br />
bei der Ausgestaltung der För-<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
33
IV.<br />
34<br />
Ergebnisse der Befragung<br />
derrichtlinien gesetzt sind und eine<br />
weitere Vereinfachung der Richtlinien<br />
kaum möglich scheint.<br />
5. In Bezug auf die Flächenförderung<br />
sollten die Fördermittel<br />
nach Meinung der Befragten vor<br />
allem in Dauerkulturen fließen, da<br />
sich die Unterstützung hier längerfristiger<br />
und nachhaltiger <strong>aus</strong>zahlt.<br />
Eine stärkere Förderung kurzfristiger<br />
Kulturen generiert möglicherweise<br />
entsprechende Mitnahmeeffekte,<br />
die in den Folgejahren<br />
nach der Förderung wieder rasch<br />
entfallen. So sind es vor allem<br />
Obstkultren, die vorrangig bedacht<br />
werden sollten, so die Meinung einiger<br />
Befragter. Biogas <strong>aus</strong> Maisanbau<br />
zu fördern ist nach Meinung<br />
einiger Unternehmen eher kontraproduktiv,<br />
wenn es um Nachhaltigkeit<br />
und Humusaufbau geht.<br />
AgroMilagro<br />
6. Bezüglich der Einführung<br />
eines derzeit diskutierten Qualitätszeichen-NRW<br />
reagierten die<br />
Unternehmen sehr zurückhaltend.<br />
Denn um so ein Siegel sinnvoll einzusetzen,<br />
müssten auch zusätzliche<br />
Kontrollen garantiert werden,<br />
so die Meinung einiger Unternehmen.<br />
Auf jeden Fall betonten die<br />
befragten Unternehmen, dass die<br />
Entwicklung und Einführung <strong>von</strong><br />
Regionalmarken oder Regionalsiegeln<br />
den Handelsunternehmen<br />
überlassen bleiben sollte. Diese<br />
Marken/Siegel ständen dann in<br />
der Verantwortung der Privatunternehmen<br />
und würden bei einem<br />
Missbrauch nicht auf einen Schlag<br />
alle Regionalprodukte betreffen<br />
so dass ein solcher Fall weniger<br />
Schaden anrichten könnte, als<br />
wenn ein Zeichen für ganz NRW<br />
stünde.<br />
Marketing<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
9.<br />
Grundsätzlich wurde betont,<br />
dass beim Aufbau eines regionalen<br />
Erzeugungs- und Vermarktungssystems<br />
dem Marketing ein<br />
Schlüsselrolle zukommt. Hier müssen<br />
innovative und überzeugende<br />
Konzepte entwickelt werden, um<br />
die Besonderheiten der Bemühungen<br />
der Bio-Unternehmen einprägsam<br />
zu vermitteln. Es wurden<br />
im Rahmen der Befragung auch<br />
einzelne Vorschläge genannt, wie<br />
z.B. zeitweise besondere Sorten<br />
in den Vordergrund zu stellen.<br />
Beispiele wären Linda-Wochen<br />
(Kartoffelsorte) oder Linda-Delikatesswochen<br />
zu planen, exotische<br />
Sorten in 500g Beuteln abzupacken<br />
oder auch Holzschachteln,<br />
wie in Österreich, als besonderes<br />
Gestaltungselement einzusetzen.<br />
Es gibt zahlreicheMöglichkeiten,<br />
die<br />
Verbraucher zu<br />
überraschen. Allerdings<br />
benötigen<br />
vor allem kleinere<br />
Unternehmen<br />
Unterstützung für<br />
Marketingmaßnahmen,<br />
da die<br />
eigenen Mittel<br />
nicht <strong>aus</strong>reichen.<br />
Es solten den<br />
Unternehmen allerdings<br />
klar sein,<br />
dass eine gewisse<br />
eigene finanzielle<br />
Beteiligung<br />
der Unternehmen<br />
unabdingbar ist.
IV.<br />
Empfehlungen<br />
IV. Empfehlungen<br />
Im Folgenden werden die im<br />
Kapitel Ergebnisse <strong>von</strong> den Unternehmen<br />
benannten Bereiche mit<br />
Blick auf konkrete Handlungsempfehlungen<br />
kommentiert.<br />
1.<br />
Umstellungshindernisse<br />
Die nebenstehende Tabelle zeigt<br />
auf, welche Probleme bzw. Hindernisse<br />
vor allem die Entscheidung<br />
der Erzeuger für eine Umstellung<br />
auf den ökologischen Landbau behindern.<br />
An erster Stelle rangieren<br />
dabei nach Erhebung des Johann<br />
Heinrich <strong>von</strong> Thünen Institutes<br />
(vTI) die unsicheren Rahmenbedingungen<br />
seitens der Förderpolitik<br />
und der allgemeinen agrarpolitischen<br />
Entwicklungen, gefolgt <strong>von</strong><br />
den Risiken durch den Einzug der<br />
Gentechnik in die Lebensmittelerzeugung.<br />
Auch die Schwierigkeiten<br />
der <strong>Öko</strong>-Betriebe, zusätzliche<br />
Flächen kaufen oder pachten zu<br />
können sind wichtige Hemmfaktoren<br />
die bedacht werden müssen,<br />
wenn es das Ziel ist, den <strong>Öko</strong>-<br />
Landbau in NRW zu stärken.<br />
2.<br />
Beratung<br />
Trotz erheblich intensivierter Anstrengungen<br />
seitens des LANUV<br />
und der Landwirtschaftskammer<br />
NRW (LWK NRW) zeigen die Interviews,<br />
dass immer noch zahlreiche<br />
Unternehmen, vor allem kleine<br />
und mittelständische, kaum einen<br />
Überblick darüber haben, welche<br />
Fördermittel sie in Anspruch nehmen<br />
könnten. Angesichts der Zahl<br />
<strong>von</strong> rund 3.000 Unternehmen, die<br />
alleine in der Bio-Erzeugung bzw.<br />
-Verarbeitung in NRW tätig sind,<br />
ist es mit den vergleichsweise wenigen<br />
Beratungsstellen auch lediglich<br />
leistbar, einige wenige pro<br />
Jahr intensiv zu beraten. Daher<br />
wird empfohlen zu überlegen, über<br />
welche Maßnahmen bzw. Informationsmedien<br />
eine rasche und breitere<br />
Aufklärung realisierbar wäre,<br />
damit die Unternehmen besser<br />
darüber informiert sind, welche<br />
Fördermittel für ihre individuellen<br />
Investitionsvorhaben möglicherweise<br />
angeboten werden.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
3.<br />
Flächenförderung<br />
Diese Unternehmensbefragung<br />
hat bestätigt, dass die Unternehmen<br />
vorrangig Obst, Gemüse,<br />
Weizen sowie Hülsenfrüchte, Ölsaaten<br />
und Futterleguminosen<br />
<strong>aus</strong> NRW bzw. auch <strong>aus</strong> Deutschland<br />
nicht in <strong>aus</strong>reichendem Maße<br />
zur Verfügung haben. Die in NRW<br />
geplante Erhöhung der Umstellungsförderung<br />
für Obst- und Gemüseflächen<br />
trifft damit genau den<br />
Bedarf und könnte die Umstellungsentscheidung<br />
bei diesen Kulturen<br />
erleichtern. Denn es hat sich<br />
erneut gezeigt, dass die Betriebe<br />
während der Umstellungszeit für<br />
die Produktion einen erhöhten<br />
Aufwand betreiben müssen und<br />
zusätzliche Kosten zu tragen haben,<br />
gleichzeitig aber die Umstellungsware<br />
nicht zu erhöhten Preisen<br />
verkaufen können, sondern<br />
bei geringeren Erträgen auf dem<br />
konventionellen Markt absetzen<br />
müssen. Für die Spezialkulturen<br />
(Saaten und Leguminosen) wird<br />
empfohlen solche Anbauprämie<br />
anzubieten, dass das hohe Risiko<br />
die Erzeuger nicht weiterhin da<strong>von</strong><br />
abschreckt, diese dringend benötigten<br />
Kulturen anzubauen.<br />
4.<br />
Spezialmaschinen<br />
Betriebe, die in den Sparten<br />
Obst- und Gemüseanbau umstellen,<br />
haben neben den oben erwähnten<br />
Belastungen während der<br />
Umstellungszeit auch einen hohen<br />
Kostenaufwand für den Erwerb<br />
<strong>von</strong> Spezialmaschinen zu tragen.<br />
Da diese Investitionen derzeit nicht<br />
förderfähig sind, stellt diese Kostenbelastung<br />
ein entscheidendes<br />
Hinderniss dar und erschwert die<br />
Entscheidung für eine Umstellung.<br />
Daher wird empfohlen zu prüfen,<br />
in welcher Form Betriebe bei diesen<br />
Investitionsentscheidungen<br />
unterstützt werden könnten.<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
35
IV.<br />
5.<br />
36<br />
Empfehlungen<br />
Bodenfruchtbarkeit<br />
Auch einzelne <strong>Öko</strong>-Betriebe<br />
sind <strong>aus</strong> wirtschaftlichen Gründen<br />
heute stark spezialisiert. Dadurch<br />
funktionieren die wichtigen Nährstoffkreisläufe<br />
häufig nicht mehr.<br />
Pflanzenbaubetriebe mit wenigen<br />
Kulturen stehen spezialisierten<br />
Tierhaltungsbetrieben gegenüber.<br />
Die Ersteren haben große Defizite<br />
an Pflanzennährstoffen und organischem<br />
Material, während bei den<br />
Letzteren beides zu einem Umweltproblem<br />
geworden ist, welches die<br />
Böden, die Wasserqualität, die Luft<br />
und die natürliche Vielfalt bedroht.<br />
Die ökologische Landwirtschaft ist<br />
aber auf geschlossene Kreisläufe<br />
angewiesen, um langfristig nachhaltig<br />
wirtschaften zu können. Da<br />
dies <strong>aus</strong> wirtschaftlichen Gründen<br />
immer weniger in Form <strong>von</strong><br />
klassischen Gemischt-Betrieben<br />
geschieht, werden neue Kooperationsformen<br />
zwischen Betrieben<br />
benötigt. Kreisläufe müssen regional<br />
organisiert werden 10 .<br />
Ein aktuelles Beispiel, wie solche<br />
Kooperationen in der Praxis<br />
<strong>aus</strong>sehen könnten, findet sich<br />
beim Unternehmen A. und K. Engemann<br />
GbR. Hier überlegt man<br />
derzeit eine regionale Kooperation<br />
umzusetzen. Die Grünabfälle der<br />
Gemüse- und Obstlieferanten, die<br />
Biomasse die auf dem eigenen<br />
Betrieb sowie die, die im Rahmen<br />
der Pflegemaßnahmen der Stadt<br />
anfallen, könnten in einer Kompostierungsanlage<br />
verwertet und<br />
dann auf die Felder als Nährstoffquelle<br />
rückgeführt werden.<br />
Es wird vom Autor der Studie<br />
empfohlen, dieses Projekt als<br />
Leuchtturmprojekt staatlich zu<br />
fördern und die praktischen Er-<br />
10 Ein BÖL-Forschungsprojekt<br />
beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit<br />
dieser Fragestellung.l<br />
AgroMilagro<br />
kenntnisse interessierten Partnern<br />
anschließend zu vermitteln, damit<br />
so eine vorbildliche Kooperationsform<br />
weitere Verbreitung findet und<br />
dazu beiträgt, die Bodenfruchtbarkeit<br />
nachhaltig zu sichern.<br />
6.<br />
Futtermittelproduktion<br />
Es wird vom Autor der Studie<br />
empfohlen, das Projekt der Firma<br />
Biomühle + Kräuterfutter GmbH<br />
„Konzept für die Produktion biologischer<br />
Futtermittel unter Verwendung<br />
hauptsächlich regional<br />
angebauter Produkte sowie Energiegewinnung<br />
<strong>aus</strong> biologischen<br />
Reststoffen als Co²-neutrale Heizenergie“<br />
im Rahmen eines Pilotprojekt<br />
zu fördern, da es erhebliche<br />
Produktionspotenziale für<br />
lokale Erzeuger bietet und den<br />
Importbedarf riskanter Kulturen signifikant<br />
reduziert. Darüber hin<strong>aus</strong><br />
wird es künftig für die Glaubwürdigkeit<br />
heimischer Fleischerzeug-<br />
nisse wichtiger werden, auch die<br />
Bio-Futtermittel <strong>aus</strong> der Region<br />
zu beziehen, da die Verbraucher<br />
diese Erwartung an die Erzeuger<br />
stellen und kein Verständnis für<br />
große Transportwege aufbringen<br />
werden 11 .<br />
Anbau <strong>von</strong> Spezialkulturen<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
7.<br />
Um die genannten Spezialkulturen<br />
wieder stärker in die heimischen<br />
Fruchtfolgen integrieren zu<br />
können, müssen alle Marktpartner<br />
gemeinsam entsprechende<br />
Strategien entwickeln. Es ist den<br />
Aussagen der Unternehmen zufolge<br />
kaum möglich, als einzelnes<br />
Unternehmen <strong>aus</strong>zuscheren und<br />
den Einkauf anstelle der günstigen<br />
Auslandsware auf heimische Herkünfte<br />
umzustellen. Aus den unter<br />
III. 2.5 genannte Gründen besteht<br />
aber ein erheblicher Bedarf darin,<br />
die Importe <strong>aus</strong> Übersee (vor al-<br />
11 bioland Magazin 3/2011:<br />
Kunden legen Wert auf heimisches<br />
Futter, S. 33
IV.<br />
Empfehlungen<br />
lem China) zu reduzieren. Daher<br />
besteht die Notwendigkeit, innerhalb<br />
der Branche einen Diskussionsprozess<br />
in Gang zu bringen,<br />
um das Einkaufsverhalten der<br />
Unternehmen grundsätzlich zu<br />
überdenken und Lösungsmöglichkeiten<br />
zu finden, der heimischen<br />
Erzeugung trotz der höheren Erzeugungskosten<br />
eine realistische<br />
Chance für den Anbau dieser Kulturen<br />
zu bieten.<br />
Es wird daher empfohlen, einen<br />
entsprechenden Workshop zu organisieren,<br />
in welchem die betreffenden<br />
Unternehmen umsetzbare<br />
Lösungsvorschläge erarbeiten<br />
sollten.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
8.<br />
Vernetzung & Koordination<br />
Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung<br />
zeigen, dass wie<br />
vermutet die meisten Unternehmen<br />
den starken Regionaltrend<br />
sehen und großes Interesse daran<br />
haben, dem Wunsch der Kunden<br />
nach mehr Transparenz, Authentizität<br />
und glaubwürdigen Bio-<strong>Produkten</strong><br />
<strong>aus</strong> der eigenen Region<br />
nachzukommen. Einige Unternehmen<br />
haben ihr Angebotssortiment<br />
bereits teilweise entsprechend angepasst<br />
oder den Rohwareneinkauf<br />
verstärkt auf die Region bzw.<br />
Deutschland <strong>aus</strong>gerichtet. Die<br />
Mehrzahl der befragten Unternehmen<br />
jedoch hat die Überlegungen<br />
oder Pläne noch nicht umgesetzt,<br />
weil ihnen die für eine solche Umorientierung<br />
nötigen Ressourcen<br />
bislang fehlen. Im Tagesgeschäft<br />
eine solche grundlegende Änderung<br />
herbeizuführen ist oftmals<br />
kaum möglich. Es müssten dafür<br />
zusätzliche personelle Kapazitäten<br />
geschaffen werden.<br />
Insbesondere der Aufbau neuer<br />
Geschäftspartnerschaften, die Ko-<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
37
IV.<br />
38<br />
Empfehlungen<br />
ordination der Warenbeschaffung<br />
und die Anpassung der bestehenden<br />
Logistikkonzepte kosten viel<br />
Zeit.<br />
Es wäre für die Unternehmen<br />
eine große Hilfe, wenn vor allem<br />
koordinative Arbeiten teilweise<br />
mit öffentlichen Mitteln unterstützt<br />
werden könnten. Sich einen Überblick<br />
über die jeweiligen Arbeitsbereiche<br />
der einzelnen Unternehmen<br />
in NRW zu verschaffen und<br />
auf diesem Wege existierende<br />
Kooperationspotenziale her<strong>aus</strong>zufinden,<br />
kostet ebenfalls viel<br />
Zeit. Diese mühsamen Vorarbeiten<br />
braucht es aber, um die nötigen<br />
Informationen zusammen<br />
zu tragen, die eine Entscheidung<br />
darüber ermöglichen, ob eine engere<br />
Zusammenarbeit zweier oder<br />
mehrerer Unternehmen sinnvoll<br />
wäre. Diese aufwändige Recherche<br />
kann kaum ein Unternehmen<br />
in Eigenregie leisten. Daher wird<br />
empfohlen diese Vorarbeiten über<br />
einen neutralen Koordinator abzudecken.<br />
Denn die für eine engere<br />
horizontale und vertikale Kooperation<br />
nötigen Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />
sind gegeben. Es besteht die Bereitschaft,<br />
sich stärker zu vernetzen<br />
und dar<strong>aus</strong> resultierende Effizienzsteigerungen<br />
zu realisieren.<br />
Dabei gibt es auf der Ebene der<br />
erzeugenden, verarbeitenden und<br />
handelnden Unternehmen nur in<br />
wenigen Fällen Hindernisse durch<br />
die unterschiedlichen Verbandszugehörigkeiten.<br />
Allerdings wird es auch nötig<br />
sein, dass die Erzeuger dazu bereit<br />
sind, verstärkt Kooperationen<br />
einzugehen und sich sowohl finanziell<br />
wie auch zeitlich zu engagieren.<br />
Aber auch hinsichtlich der<br />
Vertragstreue und Professionalität<br />
lassen die Erzeuger noch Verbesserungspotenzial<br />
erkennen.<br />
Es hat sich im Rahmen der Studie<br />
gezeigt, dass die Belebung der<br />
AgroMilagro<br />
Kontakte der Unternehmen untereinander<br />
durch einen neutralen<br />
Koordinator möglich ist und wenn<br />
der erste Kontakt herbeigeführt<br />
wurde, sich auch sehr rasch Optimierungspotenziale<br />
erschließen<br />
lassen.<br />
Es wird als Resumeé der Studie<br />
vorgeschlagen, eine weitere Stärkung<br />
der regionalen Zusammenarbeit<br />
und regionalen Vermarktungsstrukturen<br />
hinsichtlich zweier<br />
Aspekte zu diskutieren.<br />
8.1 NRW als Region<br />
Es gibt die Gruppe der Unternehmen,<br />
die inzwischen eine<br />
Größe erreicht haben, die ein Herunterbrechen<br />
der Aktivitäten auf<br />
einzelne Regionen innerhalb <strong>von</strong><br />
NRW <strong>aus</strong> wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
nicht zulässt. Diese<br />
Unternehmen müssen für sich<br />
ganz NRW als eine Region definieren,<br />
um hinsichtlich der Mengenbewegungen<br />
rentabel wirtschaften<br />
zu können. Diese Unternehmen<br />
beliefern auch hauptsächlich Handelsstrukturen,<br />
die Filialen in ganz<br />
NRW betreiben und somit auch<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
IV.<br />
Empfehlungen<br />
eine Logistik besitzen, die <strong>aus</strong> einem<br />
oder mehreren Zentrallägern<br />
her<strong>aus</strong> ihre Filialen in ganz NRW<br />
und darüber hin<strong>aus</strong> beliefern. Für<br />
diese Gruppe wäre somit ein Regionalkonzept<br />
welches sich nicht<br />
an den vorgeschlagenen Unterregionen<br />
in NRW orientiert sinnvoll.<br />
Häufig haben diese Unternehmen<br />
wie erwähnt bereits entsprechende<br />
Logistikstrukturen aufgebaut,<br />
so dass es in diesem Fall zum<br />
Einen hauptsächlich darum geht,<br />
über ein Projekt Hilfestellung zu<br />
leisten, um den Rohstoffeinkauf<br />
zu regionalisieren. Zum Anderen<br />
Marketingkonzeptionen zu entwickeln,<br />
um den Verbrauchern die<br />
Besonderheiten der regionalen<br />
Erzeugung verständlich und einprägsam<br />
zu vermitteln und die<br />
Aufmerksamkeit am Point of Sale<br />
auf das regionale Sortiment zu<br />
lenken. Hilfestellung bei der Logistik<br />
ist nicht notwendig.<br />
8.2 Regionen 1-8<br />
Eine andere Gruppe <strong>von</strong> Unternehmen<br />
ist aufgrund ihrer Größe<br />
bzw. historischen Entwicklung<br />
stark auf die eigene Region fokussiert<br />
und kann es leisten, speziell<br />
für diese Region, bzw. teilweise<br />
auch benachbarte Gebiete, Produkte<br />
zu erzeugen. Bei dieser<br />
Gruppe <strong>von</strong> Unternehmen scheinen<br />
die aufgebauten Lieferstrukturen<br />
sehr ineffizient zu sein, weil<br />
geringe Mengen transportiert und<br />
diese Wege teilweise parallel <strong>von</strong><br />
verschiedenen Marktpartner gefahren<br />
werden. Eine stärkere Vernetzung<br />
dieser Marktpartner untereinander<br />
könnte dazu beitragen,<br />
die Waren stärker zu bündeln und<br />
weniger Überschneidungen bei<br />
den Lieferstrukturen zu erreichen.<br />
Das könnte die Kosten senken und<br />
es ermöglichen, dass Handelsbeziehungen<br />
realisiert werden, die<br />
<strong>aus</strong> Kostengründen derzeit noch<br />
nicht oder nicht mehr bestehen.<br />
Für diese Unternehmensgruppe<br />
ist es aber auch wichtig, regionale<br />
Einzelhändler bzw. Gruppen <strong>von</strong><br />
Einzelhändlern zu ermitteln, die<br />
die Herkunft ihres Bio-Sortimentes<br />
stärker auf die eigene Region<br />
<strong>aus</strong>richten möchten. Um diesen<br />
Einzelhändlern ein attraktives Sortiment<br />
<strong>aus</strong> der Region anbieten<br />
zu können, müssen die Erzeuger<br />
bzw. Verarbeiter koordiniert werden,<br />
die ihre selbst hergestellten<br />
Spezialitäten regional vermarkten<br />
wollen. Jeder einzelne Erzeuger<br />
bzw. Verarbeiter kann <strong>aus</strong> Kostengründen<br />
seine Produkte nicht in<br />
Eigenregie zu den interessierten<br />
Filialen transportieren. Werden<br />
die Unternehmen aber miteinander<br />
vernetzt und die Logistik der<br />
Warenabholung und -<strong>aus</strong>lieferung<br />
effizient konzipiert, eröffnen sich<br />
ganz neue Möglichkeiten der Umsetzung.<br />
Da die Befragung bestätigt hat,<br />
dass sowohl auf Anbieter wie auch<br />
Nachfragerseite ein großes Inter-<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
esse daran besteht, solche regionalen<br />
Strukturen aufzubauen,<br />
mangelt es derzeit vor allem an<br />
der Koordination der Partner untereinander.<br />
9.<br />
Marketingkonzeption<br />
Damit die Anstrengungen der<br />
Marktpartner, ein authentisches<br />
und glaubwürdiges Produktangebot<br />
<strong>aus</strong> NRW bzw. der eigenen<br />
Region anzubieten, auch <strong>von</strong> den<br />
Verbrauchern wahrgenommen<br />
und gewürdigt werden kann, ist es<br />
unabdingbar, dass speziell auf die<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong> <strong>aus</strong>gerichtete<br />
Marketingkonzepte entwickelt<br />
werden. Hierbei kommt es darauf<br />
an, das Vertrauen der Verbraucher<br />
in die Produkte aufzubauen.<br />
Denn Studien haben gezeigt, dass<br />
Bio oftmals nicht gekauft wird, weil<br />
die Anonymität der international<br />
gehandelten Ware so groß geworden<br />
ist, dass ein erhebliches<br />
Misstrauen in Bezug auf die gesi-<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
39
IV.<br />
40<br />
Empfehlungen<br />
cherte Bio-Qualität der Produkte<br />
gewachsen ist. Genau an diesem<br />
Punkt müssen die Marketingaktivitäten<br />
ansetzen. Den Verbrauchern<br />
muss u.a. glaubwürdig vermittelt<br />
werden,<br />
- wer die Menschen sind, die die<br />
angebotenen Produkte erzeugt<br />
haben,<br />
- welche Anstrengungen unternommen<br />
wurden, um die Produkte<br />
in hervorragender Qualität<br />
AgroMilagro<br />
herzustellen,<br />
- welche Vorsorge betrieben wurde<br />
damit die Tiere möglichst artgerecht<br />
gehalten und gefüttert<br />
werden,<br />
- welche sozialen Aspekte bei<br />
der Lebensmittelproduktion und<br />
-verarbeitung eine Rolle spielen,<br />
- auf welche Art und Weise die<br />
Umwelt, die Flora, die Fauna<br />
im Rahmen der Erzeugung und<br />
Verarbeitung geschont oder so-<br />
gar gestärkt werden,<br />
- welche innovativen Möglichkeiten<br />
genutzt werden, um den<br />
Energiebedarf zu decken bzw.<br />
die Klimabelastung durch die<br />
Erzeugungsprozesse zu reduzieren.<br />
- welche Auswirkungen die Produktionsprozesse<br />
auf die Gesundheit<br />
<strong>von</strong> Mensch und Natur<br />
(Trinkwasserschutz, geringe<br />
Rückstandsbelastungen, Klimaschutz,<br />
Arbeitsplatzsicherung,<br />
Tierschutz) sowohl <strong>aus</strong> kurzfristiger<br />
als auch langfristiger Perspektive<br />
haben.<br />
Nachhaltigkeit und Verantwortung<br />
für künftige Generationen<br />
müssen thematisiert werden. Dabei<br />
ist wichtig, dass die involvierten<br />
Betriebe, vor allem die Erzeuger<br />
und Verarbeiter, beispielsweise<br />
über Internetseiten porträtiert werden,<br />
damit die interessierten Kunden<br />
sich auch ein konkretes Bild<br />
<strong>von</strong> den Menschen und Betrieben<br />
machen können.<br />
Bei all diesen Marketingkonzeptionen<br />
muss es darum gehen, weg<br />
<strong>von</strong> den üblichen Schlagwörtern<br />
und haltlosen Werbeversprechen<br />
hin zu realistischen, nachprüfbaren<br />
und ehrlichen Tatsachen und<br />
Fakten zu kommen. Dabei muss<br />
allerdings auch sichergestellt sein,<br />
dass die Unternehmen dem Anspruch<br />
der Verbraucher gerecht<br />
werden. Die Produktionsprozesse<br />
müssen „fernsehtauglich“ sein.<br />
Es muss also sichergestellt sein,<br />
dass ein Fernseh-Team auf dem<br />
Betrieb genau die Situation vorfindet,<br />
die im Rahmen der Marketingkonzeption<br />
vermittelt wird. Sollte<br />
der Verbraucher in dieser Hinsicht<br />
enttäuscht werden, würde das im<br />
Zweifelsfall die Glaubwürdigkeit<br />
der gesamten <strong>Regionalvermarktung</strong><br />
beeinträchtigen und das mühsam<br />
erarbeitete Vertrauen würde<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
IV.<br />
Empfehlungen<br />
verloren gehen. Daher bedarf es<br />
im Rahmen <strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekten<br />
Betriebsberatern,<br />
die sicherstellen, dass die Unternehmen<br />
die Marketingversprechen<br />
auch wirklich einhalten und<br />
die nötigenfalls auch dabei helfen<br />
können, Produktionsprozesse entsprechend<br />
anzupassen.<br />
Ob im Rahmen <strong>von</strong> diesen Marketingkonzeptionen<br />
auch neue<br />
Regionalmarken oder -label entwickelt<br />
werden sollten, ist jeweils bezogen<br />
auf die spezielle Region im<br />
Einzelfall zu entscheiden. In einigen<br />
Regionen gibt es bereits Regionalmarken,<br />
die allerdings in den<br />
meisten Fällen sowohl konventionelle<br />
wie auch ökologisch erzeugte<br />
Produkte vereinigen. Ob das im<br />
Einzelfall sinnvoll ist oder nicht,<br />
kann im Rahmen dieser Studie<br />
nicht entschieden werden. Dazu<br />
bedarf es eines Diskussionsprozesses<br />
innerhalb<br />
der jeweiligen Kooperationsgruppe<br />
vor Ort. Es sollten<br />
allerdings die<br />
in den Regionen<br />
existenten Regionalinitiativen<br />
<strong>von</strong> Anfang an in<br />
die Planungen<br />
mit eingebunden<br />
werden. Ob diese<br />
neuen Vermarktungsstrukturen<br />
dann später unter<br />
der bereits existierendenRegionalmarke<br />
laufen oder<br />
doch neue Marketingkonzeptionen<br />
entwickelt werden<br />
müssen, wird sich<br />
im Laufe des Entwicklungsprozesse<br />
zeigen.<br />
Auch das Landmarktkonzept,<br />
welches in einigen Rewe-Filialen<br />
in NRW unter maßgeblicher Koordinierung<br />
durch die Landwirtschaftskammer<br />
NRW eingeführt<br />
werden soll, muss bei diesen<br />
Überlegungen mit einbezogen<br />
werden. Im Rahmen dieses Konzeptes<br />
liefern <strong>aus</strong>schließlich Erzeuger<br />
in Eigenregie ihre Waren<br />
an einzelne Filialen vor Ort. Es<br />
erfolgt also keine gebündelte koordinierte<br />
Auslieferung wie in dem<br />
in dieser Studie vorgeschlagenen<br />
Modell. Daher kommt das Landmarktkonzept<br />
nicht für Erzeuger<br />
oder Verarbeiter in Frage, die<br />
mehr als eine handvoll Filialen mit<br />
ihrer Ware beliefern wollen oder<br />
müssen. Einzelne Erzeuger, die<br />
ihre Produktion im Direktabsatz<br />
vermarkten und dafür nur wenige<br />
Filialen beliefern wollen, kommt<br />
das Landmarktkonzept zu pass.<br />
Wer allerdings größere Mengen<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
über die <strong>Regionalvermarktung</strong>sschiene<br />
absetzen möchte, findet<br />
in dem Landmarktkonzept nicht<br />
die geeignete Alternative. Insofern<br />
ergänzen sich das Landmarktkonzept<br />
und die im Rahmen dieser<br />
Studie betrachteten <strong>Regionalvermarktung</strong>soptionen.<br />
Allerdings<br />
stehen beide Konzepte in den Rewe-Geschäften,<br />
am Point of Sale,<br />
in direkter Konkurrenz zueinander.<br />
Diese Problematik wurde auch<br />
<strong>von</strong> einzelnen Rewe-Händlern<br />
angesprochen. Es besteht derzeit<br />
aber der Wunsch, beide Konzepte<br />
miteinander in Einklang zu bringen<br />
und nicht eines <strong>von</strong> Beiden<br />
<strong>aus</strong>zugrenzen. Insofern besteht<br />
auch hier noch eine Aufgabe, zumindest<br />
in Rewe-Filialen, die die<br />
im Rahmen <strong>von</strong> Projekten zu erarbeitenden<br />
Marketingkonzeptionen<br />
bewältigen müssen.<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
41
IV.<br />
42<br />
Empfehlungen<br />
Exkurs I: Beispiel für Vernetzung<br />
und Kooperation<br />
Neben dem Ansatz, Konzeptionen<br />
für ganz NRW als Region zu<br />
entwickeln, gibt es einzelne Regionen<br />
innerhalb NRW´s, die im<br />
Rahmen der Studie mehr Potenziale<br />
für eine rasche erfolgreiche<br />
Umsetzung einer <strong>Regionalvermarktung</strong>sstrategie<br />
aufzeigten als<br />
andere.<br />
Es wird daher vom Autor der Studie<br />
vorgeschlagen, mit der Region<br />
Ostwestfalen-Lippe (s. Ergebnisse<br />
5.8) zu starten. Erkenntnisse und<br />
Erfahrungen, die bei der Umsetzung<br />
einer entsprechenden Konzeption<br />
gemacht werden, könnten<br />
anschließend effizienzsteigernd in<br />
anderen Regionen genutzt werden.<br />
Ein <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekt<br />
welches im März 2011 in<br />
Hessen gestartet ist, kann hilfreiche<br />
Erfahrungswerte liefern, die<br />
in NRW gewinnbringend genutzt<br />
werden könnten. Das Unternehmen<br />
Mibusa <strong>aus</strong> Frankfurt, welches<br />
dieses Projekt finanziert und<br />
umsetzt, könnte als zentraler Berater<br />
für ein NRW-Konzept mitwirken<br />
und die in Hessen gemachten<br />
AgroMilagro<br />
Erfahrungen, sowohl im Einzelhandel<br />
wie auch im Großverbraucherbereich,<br />
einbringen.<br />
Die Projektkonzeption:<br />
In Ostwestfalen-Lippe plant die<br />
Markgenossenschaft der Naturlandbetriebe<br />
(MG) den Mangel<br />
an qualitativ hochwertigem Gemüse<br />
in Form eines umfassenden<br />
Konzeptes mit dem Namen „Bio-<br />
Gemüsepool“ zu begegnen. Im<br />
Rahmen dieses Konzeptes, welches<br />
in der grafischen Darstellung<br />
oben skizziert wird, sollen konventionelle<br />
Betriebe zur Umstellung<br />
animiert und intensiv betreut werden.<br />
Die Gemüseerzeuger werden<br />
vertraglich oder auch durch<br />
Pacht der Flächen in den Gemüsepool<br />
eingebunden. Je nach Entfernung<br />
zur Marktgenossenschaft<br />
in Lippetal-Lippborg werden die<br />
Erzeuger in unterschiedlichem Intensitätsgrad<br />
bei Anbau und Ernte<br />
unterstützt werden. Das geht vom<br />
Anbau und Ernte in Eigenregie<br />
durch die MG, oder das Entsenden<br />
eigener Mitarbeiter in intensiven<br />
Arbeitsphasen, das Verleihen<br />
<strong>von</strong> Spezialmaschinen und der<br />
Versorgung mit Pflanzmaterial,<br />
auch Spezialsorten bzw. Alte Sor-<br />
ten, bis hin zum Erwerb <strong>von</strong> Lager-<br />
und Verarbeitungshallen inklusive<br />
der benötigten Verarbeitungsmaschinen<br />
und der Entwicklung innovativer<br />
Produkte, um Überschüsse<br />
bzw. nicht normgerechtes Gemüse<br />
zu höherwertigen und/oder<br />
haltbaren Convenienceprodukten<br />
weiterzuverarbeiten. Die Produktionsmenge<br />
soll sich <strong>von</strong> 1.000<br />
Tonnen in 2011 auf 10.000 Tonnen<br />
in den nächsten 5 Jahren erhöhen.<br />
Durch diesen Gemüse-Pool<br />
könnten über intensive Kooperationen<br />
Kostensenkungspotenziale<br />
erschlossen sowie die Ertragshöhe<br />
und Ertragsqualität verbessert<br />
werden. Denn es hat sich gezeigt,<br />
dass Betriebe in der Erntesaison<br />
oftmals zeitlich überlastetet sind<br />
und Pflege- und Erntemaßnahmen<br />
nicht zum optimalen Zeitpunkt erfolgen.<br />
Diesem Problem könnte<br />
mit dieser Kooperation abgeholfen<br />
werden. Die MG hat selber vor allem<br />
große Kunden bei den national<br />
aufgestellten Vollsortimentern und<br />
Discountern. Diese würden auch<br />
weiterhin über die eingespielte Logistik<br />
direkt <strong>von</strong> der MG beliefert<br />
werden. Regionale selbstständige<br />
Einzelhändler, bzw. Gruppen<br />
<strong>Regionalvermarktung</strong> NRW: Kooperations- und Lieferkonzeption für Ostwestfalen-Lippe<br />
Projekt Bio-Gemüsepool<br />
Bio-Frischedienst<br />
Logistiker<br />
Rötter, Hülsner<br />
regionaler SEH<br />
Elli, Jibi, Minipreis<br />
Gemüse- und<br />
Obsterzeuger<br />
MG der<br />
Naturlandbetriebe<br />
Anbau, Ernte,<br />
Maschinen,<br />
Sortierung,<br />
Verpackung<br />
Discounter,<br />
Vollsortimenter<br />
Fleisch, Eier,<br />
Milchprodukte<br />
Mühle<br />
Mehle, Brot,<br />
Backwaren<br />
Engemann GbR<br />
Gut Wilhelmsdorf<br />
und andere reg.<br />
Naturkostfachgeschäfte<br />
Verarbeiter<br />
Trockensortiment, GV-Prod.<br />
NK-Markenhersteller<br />
Reformwarenvertrieb<br />
<strong>Westfalen</strong><br />
Reformhäuser<br />
NaturkostFG<br />
Oroverde<br />
Verarbeitung<br />
GV<br />
HÖP,<br />
Emilio,<br />
Schimmel<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
GV<br />
MG der<br />
Naturlandbetriebe
IV.<br />
Empfehlungen<br />
<strong>von</strong> Einzelhändlern könnten über<br />
das an die MG angeschlossene<br />
Unternehmen Bio-Frischedienst<br />
betreut und beliefert werden. Die<br />
Firma Engemann, Gut Wilhelmsdorf<br />
und weitere regionale Groß-<br />
bzw. Zwischenhändler, würden<br />
die Betreuung und Belieferung<br />
der Naturkostfachgeschäfte in<br />
der Region übernehmen. Großverbraucher<br />
werden schon heute<br />
<strong>von</strong> verschiedenen Unternehmen<br />
mit Bio-Ware versorgt. Diese Unternehmen<br />
wie OroVerde, HÖP,<br />
Emilio oder Schimmel würden<br />
den Part übernehmen, die <strong>aus</strong><br />
dem Gemüsepool resultierenden<br />
Convenience-Produkte nach den<br />
Bedürfnissen der Kunden bedarfsgerecht<br />
weiter zu verarbeiten und<br />
<strong>aus</strong>zuliefern.<br />
Exkurs II: Lebenmittel- und<br />
Energieproduktion miteinander<br />
verbinden<br />
Die Förderung <strong>von</strong> Biogasanlagen<br />
hat große Auswirkungen auf<br />
die Zukunft des <strong>Öko</strong>-Landb<strong>aus</strong><br />
in NRW. Insbesondere die stark<br />
gestiegenen Pachtpreise stellen<br />
ein Problem für <strong>Öko</strong>-Betriebe dar.<br />
Dass die Steigerung der Pachtpreise<br />
zu einem bedeutenden Anteil<br />
auf das Betreiben <strong>von</strong> Biogasanlagen<br />
zurückzuführen ist, haben Berechnung<br />
des Forschungsinstitutes<br />
für biologischen Landbau<br />
(Harald Rasch, Bioland) ergeben.<br />
Nach diesen Berechnungen<br />
ist es für den wirtschaftlichen Betrieb<br />
<strong>von</strong> Biogasanlagen möglich,<br />
einen Grenzpachtpreis zu zahlen,<br />
der etwa das doppelte des für Bio-<br />
Betriebe unter dem Rentabilitätsgesichtpunkt<br />
noch bezahlbaren<br />
Preises beträgt.<br />
Daher sollten die bestehenden<br />
Regelungen vor dem Hintergrund<br />
der Pachtpreissituation überprüft<br />
werden. Auch wäre zu überlegen,<br />
ob <strong>von</strong> Seiten der Administration<br />
eine engere Verzahnung zwischen<br />
Energie- und Lebensmittelproduktion<br />
motiviert werden könnte. Verbundprojekte<br />
in denen an einem<br />
Standort Energie bzw. Wärme<br />
erzeugt und mit dieser Ressource<br />
beispielsweise Gewächshäuser<br />
kostengünstig geheizt werden<br />
können, sollten besonders gefördert<br />
werden. Ein her<strong>aus</strong>ragendes<br />
Beispiel einer solchen Koppelproduktion<br />
hat die Teutoburger<br />
Ölmühle umgesetzt. In diesem<br />
Konzept wir der „Abfall“ <strong>aus</strong> der<br />
Speiseölproduktion vollständig zur<br />
Energie- und Futtermittelerzeugung<br />
genutzt.<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
Für ein wirtschaftlich sinnvolles<br />
Betreiben einer Biogasanlage ist<br />
die Nutzung <strong>von</strong> Strom und Wärme<br />
<strong>von</strong>nöten. Die Abnahme der<br />
Wärme ist jedoch meist nur in<br />
dichter besiedelten Gebieten möglich.<br />
In einer Modellkalkulation <strong>von</strong><br />
Professor Toews (Toews T. et al.<br />
(2009): Anb<strong>aus</strong>ysteme für Energiepflanzen.<br />
DLG Verlag.) wird<br />
jedoch da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>gegangen, dass<br />
derzeit nur ein geringer Anteil der<br />
Wärmeproduktion auch tatsächlich<br />
sinnvoll genutzt wird.<br />
Im Rahmen der aktuellen Energiediskussion<br />
sollten bestehende<br />
Optimierungspotenziale in dieser<br />
Hinsicht daher ebenfalls mit bedacht<br />
werden.<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
43
V.<br />
Förderangebote in NRW<br />
1.<br />
44<br />
1 (LANUV)<br />
Anhang<br />
Marktstrukturverbesserung<br />
1.1<br />
AgroMilagro<br />
V.<br />
Anhang<br />
1 Detaillierte Informationen über die für Verarbeiter und Vermarkter angebotenen Fördermittel sind unter<br />
http://www.lanuv.nrw.de/agrar/foerderprogramme/foerderprogramme.htm abrufbar.<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
V.<br />
Anhang<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
45
2 (LANUV)<br />
Absatz land- und ernährungswirtschaftlicher Erzeugnisse<br />
1.2<br />
V.<br />
46<br />
Anhang<br />
AgroMilagro<br />
2 Detaillierte Informationen über die für Verarbeiter und Erzeugergmeinschaften angebotenen Fördermittel sind unter<br />
http://www.lanuv.nrw.de/agrar/foerderprogramme/foerderprogramme.htm abrufbar.<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
V.<br />
Anhang<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
47
3 Beratungsangebote der Landwirtschaftskammer NRW für Erzeuger<br />
V.<br />
1.3<br />
48<br />
Anhang<br />
AgroMilagro<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
3 Detaillierte Informationen über die für Erzeuger angebotenen Fördernmittel sind unter http://www.landwirtschaftskammer.de/foerderung/index.htm<br />
und http://www.landwirtschaftskammer.de/foerderung/laendlicherraum/index.htm abrufbar.
V.<br />
Anhang<br />
1.4<br />
1.1.1<br />
1.2.2<br />
1.3.3<br />
1.4.4<br />
1.5.5<br />
1.6.6<br />
1.7.7<br />
1.8.8<br />
1.9.9<br />
Beratungsleistungen der <strong>Öko</strong>-Anbauverbände:<br />
Umstellungsberatung<br />
Betriebsplanung und –entwicklung,<br />
produktstechnischer Beratung in den Bereichen Pflanzenbau, Gemüsebau, Viehhaltung<br />
betriebswirtschaftlichen und arbeitswirtschaftlichen Beratung<br />
Vermarktung,<br />
Marketing<br />
Verarbeitung<br />
Prämienoptimierung<br />
Investitionsförderung<br />
Internetlinks auf die Beratungsangebote der Verbände<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
49
V.<br />
50<br />
Anhang<br />
2.<br />
Fragebogen<br />
AgroMilagro<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
V.<br />
Anhang<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
51
V.<br />
52<br />
Anhang<br />
AgroMilagro<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW
V.<br />
Anhang<br />
<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />
AgroMilagro<br />
research<br />
53
V.<br />
3.<br />
54<br />
Anhang<br />
Bildnachweis für Fremdquellen<br />
Alle Fotographien © AgroMilagro research Bornheim mit Ausnahme <strong>von</strong>:<br />
Seite 9: © www.nrw.de/nordrhein-westfalen/land-und-leute/niederrhein.html<br />
Seite 28: © www.bio-markt.info<br />
Seite 39: © Vereinigung Hessischer Direktvermarkter<br />
Seite 43: © Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG<br />
AgroMilagro<br />
research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW