14.12.2012 Aufrufe

Regionalvermarktung von Öko-Produkten aus Nordrhein-Westfalen

Regionalvermarktung von Öko-Produkten aus Nordrhein-Westfalen

Regionalvermarktung von Öko-Produkten aus Nordrhein-Westfalen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Marktstudie 2011<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Öko</strong>-<strong>Produkten</strong><br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

<strong>aus</strong><br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

Potenziale - Ansatzpunkte -<br />

Handlungsbedarf<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung 6<br />

I. Einleitung 6<br />

1. Historische Entwicklung des <strong>Öko</strong>-Marktes in Deutschland 2000 - 2010 6<br />

2. Nachfragetrends 7<br />

3. Marktanalyse 7<br />

4. Ziele der Studie 8<br />

II. Methodik 9<br />

III. Ergebnisse der Befragung 10<br />

1. Umstellungspotenziale 10<br />

2. Angebotsengpässe 12<br />

2.1 Gemüse 13<br />

2.2 Obst 13<br />

2.3 Fleisch und Eier 14<br />

2.4 Milch 14<br />

2.5 Leguminosen und Ölsaaten 14<br />

2.6 Hanf 16<br />

2.7 Getreide 16<br />

2.8 Futtermittel 18<br />

2.9 Spezialkulturen 19<br />

2.10 Produktinnovationen 19<br />

2.11 Zukunfts<strong>aus</strong>sichten 19<br />

3. Interesse der Marktpartner 20<br />

3.1 Erzeugung 20<br />

3.2 Naturkostbranche 20<br />

3.3 Konventioneller SEH 21<br />

3.4 Großverbraucher 22<br />

2<br />

AgroMilagro<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


Inhaltsverzeichnis<br />

Empfehlungen 35<br />

4. Logistikstrukturen 22<br />

5. Regionale Strukturen 23<br />

5.1 Region Eifel 24<br />

5.2 Region Düsseldorf-Köln-Bonn<br />

5.3 Region Bergisches Land 25<br />

24<br />

5.4 Region Sauerland-Siegerland 26<br />

5.5 Region Niederrhein 26<br />

5.6 Region Ruhrgebiet 27<br />

5.7 Region Münsterland 28<br />

5.8 Region Ostwestfalen-Lippe<br />

5.9 Überregionale Strukturen 30<br />

29<br />

6. Schulverpflegung 31<br />

7. Prüfung der Herkunft 31<br />

8. Gewünschte Unterstützung 32<br />

9. Marketing 34<br />

IV. Empfehlungen 35<br />

1. Umstellungshindernisse 35<br />

2. Beratung 35<br />

3. Flächenförderung 35<br />

4. Spezialmaschinen 35<br />

5. Bodenfruchtbarkeit 36<br />

6. Futtermittelproduktion 36<br />

7. Anbau <strong>von</strong> Spezialkulturen 36<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

3


4<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Anhang 44<br />

8. Vernetzung & Koordination 37<br />

8.1 NRW als Region 38<br />

8.2 Regionen 1-8 39<br />

9. Marketingkonzeption 39<br />

V. Anhang 44<br />

1. Förderangebote in NRW 44<br />

1.1 Marktstrukturverbesserung (LANUV) 44<br />

1.2 Absatz land- und ernährungswirtschaftlicher Erzeugnisse (LANUV) 46<br />

1.3 Beratungsangebote der Landwirtschaftskammer NRW für Erzeuger 48<br />

1.4 Beratungsleistungen der <strong>Öko</strong>-Anbauverbände: 49<br />

2. Fragebogen 50<br />

3. Bildnachweis für Fremdquellen 54<br />

AgroMilagro<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


Anhang 44<br />

Auftraggeber<br />

Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband e.V. (WLV)<br />

Schorlemer Straße 15, 48143 Münster, Tel.: 0251-4175-01<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und<br />

Verbraucherschutz des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> (MKULNV)<br />

Schwannstr. 3, 40190 Düsseldorf, Tel.: 0211-4566-0<br />

Auftragnehmer<br />

AgroMilagro research<br />

Dipl.-Ing. agr. Markus Rippin, Auf der Tränke 17, 53332 Bornheim, 02222 978524<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

Bornheim, 19. Mai 2011<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

5


I.<br />

6<br />

Einleitung<br />

I. Einleitung<br />

1. Historische Entwicklung<br />

des <strong>Öko</strong>-Marktes in<br />

Deutschland 2000 - 2010<br />

Seit dem Jahr 2000 haben die<br />

Unternehmen des konventionellen<br />

Lebensmittelhandels (LEH) daran<br />

gearbeitet, Bio-Produkte in ihr<br />

konventionelles Sortiment zu integrieren.<br />

Sowohl die Vollsortimenter,<br />

die Drogeriemärkte als auch<br />

die Discounter haben inzwischen<br />

ein mehr oder weniger umfangreiches<br />

Bio-Angebot aufgebaut.<br />

Im Zuge dieses sogenannten<br />

Distributions<strong>aus</strong>b<strong>aus</strong> im konventionellen<br />

LEH stieg die angebotsgetriebene<br />

Nachfrage nach Bio-<br />

<strong>Produkten</strong> so massiv an, dass die<br />

deutschen Landwirte diese Nachfrage<br />

häufig nicht durch die eigene<br />

Produktion bedienen konnten.<br />

Denn eine Ausweitung der Produktion<br />

kann bedingt durch die<br />

2- bis 3-jährige Umstellungsfrist<br />

nur zeitversetzt erfolgen und nicht<br />

auf akute Nachfragesteigerungen<br />

reagieren.<br />

Diese Mangelsituation auf dem<br />

deutschen Markt hat daher zu einem<br />

starken Anstieg der Importe<br />

Markt für Bio-Kartoffeln<br />

Länderherkünfte 2009/10<br />

9%<br />

7%<br />

3% 3%<br />

9%<br />

* Schätzung GfK-Panel und Befragungsergebnisse<br />

AgroMilagro<br />

67%<br />

Importanteile<br />

Gesamtvolumen 110.000 t *<br />

Deutschland<br />

Österreich<br />

Israel<br />

Ägypten<br />

Niederlande<br />

Italien<br />

Sonstige<br />

Bananen<br />

Orangen<br />

Zitrusfrüchte<br />

2%<br />

Birnen<br />

Äpfel<br />

Kernobst<br />

Frischobst<br />

29%<br />

Eier<br />

Frühkartoffeln<br />

Frischkartoffeln<br />

© AMI und AgroMilagro<br />

14%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

© AMI Analyse auf Basis des GfK H<strong>aus</strong>haltspanels<br />

Markt für Bio-Möhren (Frischmarkt)<br />

Inlandsanteil und Importe 2009/10<br />

6%<br />

Markt für Bio-Äpfel (Frischmarkt)<br />

Inlandsanteil und Importe 2009/10<br />

11%<br />

11%<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

7%<br />

6% 4%<br />

49%<br />

56 %<br />

* Schätzung GfK-Panel und Befragungsergebnisse<br />

Gesamtvolumen 83.000 t *<br />

Gesamtvolumen 50.000 t *<br />

Deutschland<br />

Niederlande<br />

Italien<br />

Israel<br />

2010<br />

2009<br />

2008<br />

Sonstige<br />

* Schätzung GfK-Panel und Befragungsergebnisse © AMI und AgroMilagro<br />

Deutschland<br />

Sonstige<br />

Italien<br />

Argentinien<br />

Österreich<br />

Neuseeland<br />

Chile<br />

Frankreich<br />

© AMI und AgroMilagro


I.<br />

Einleitung<br />

<strong>von</strong> Bio-<strong>Produkten</strong> nach Deutschland<br />

geführt. Ein BÖL-Projekt mit<br />

dem Förderkennzeichen 09OE065<br />

hat mittels einer stichprobenartigen<br />

Unternehmensbefragung<br />

ermittelt, dass sich das Importvolumen<br />

in dem Zeitraum 2007 bis<br />

2010 verdoppelt hat.<br />

Diese Entwicklung hat demzufolge<br />

dazu geführt, dass der<br />

Selbstversorgungsgrad des Bio-<br />

Lebensmittelmarktes mit heimischen<br />

Bio-<strong>Produkten</strong> deutlich zurück<br />

gegangen ist und bei einigen<br />

Produktgruppen unter die Schwelle<br />

<strong>von</strong> 50% gesunken ist.<br />

Da inzwischen der Distributions<strong>aus</strong>bau<br />

im konventionellen LEH<br />

weitestgehend abgeschlossen ist<br />

und lediglich Bio-Artikel <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht<br />

oder durch weitere Varianten<br />

ergänzt werden, hat sich<br />

das Nachfragewachstum seit<br />

2009 deutlich abgeschwächt. Einschränkungen<br />

beim angebotenen<br />

Bio-Sortiment, vor allem bei einigen<br />

Discountern, haben zudem zu<br />

rückläufigen Umsätzen bei diesen<br />

Einkaufsstätten im Jahr 2009 und<br />

2010 geführt. Daneben gibt es<br />

weitere Gründe dafür, dass das<br />

Marktwachstum im LEH seit 2009<br />

nachgelassen hat. Hierauf wird im<br />

nächsten Abschnitt „Nachfragetrends“<br />

näher eingegangen werden.<br />

Ein für die nächsten Jahre prognostiziertes<br />

moderates Wachstum<br />

des Bio-Marktes im mittleren einstelligen<br />

Prozentbereich stellt eine<br />

durch<strong>aus</strong> wünschenswerte Entwicklung<br />

dar. Eine Angleichung<br />

des Nachfragewachstum an das<br />

Produktionswachstum im Inland<br />

birgt die Chance, dass deutsche<br />

Landwirte wieder stärker an dem<br />

Marktwachstum teilhaben können.<br />

In einem solchen „organischen“<br />

Wachstumsprozess kann die Produktions<strong>aus</strong>weitung<br />

besser am zu<br />

erwartenden Bedarf <strong>aus</strong>gerichtet<br />

werden und bietet der Beratung<br />

die Möglichkeit, umstellungswillige<br />

Landwirte marktorientiert zu beraten<br />

und zu begleiten.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

2.<br />

Nachfragetrends<br />

An diesem Marktwachstum werden<br />

die heimischen Erzeuger künftig<br />

stärker als in der Vergangenheit<br />

beteiligt sein, da die Verbraucher<br />

ein wachsendes Interesse an Bio-<br />

<strong>Produkten</strong> <strong>aus</strong> der Heimat zeigen 1 .<br />

Sie verlangen zunehmend nach<br />

mehr Informationen über die Erzeugungs-<br />

und Verarbeitungsweise<br />

der angebotenen Lebensmittel.<br />

Nachprüfbare Fakten und vertrauenswürdige<br />

Informationen über<br />

die Lebensmittel werden erwartet<br />

und das insbesondere bei den höherpreisigen<br />

Bio-<strong>Produkten</strong>.<br />

Auch das wachsende Bewusstsein<br />

für die Auswirkungen des<br />

eigenen Kaufverhaltens auf die<br />

regionale Wirtschaftsentwicklung<br />

(Arbeitsplatzsicherung), der faire<br />

Umgang mit Erzeugern (auch<br />

hierzulande) und auf die Umwelt<br />

haben dazu geführt, dass eine<br />

wachsende Anzahl an Verbrauchern<br />

inzwischen vermehrt auf<br />

die Herkunft der angebotenen Lebensmittel<br />

achtet.<br />

Die in der eigenen Region -<br />

möglichst in Familienbetrieben<br />

- erzeugten und verarbeiteten<br />

Produkte genießen ein hohes<br />

Vertrauen und werden daher trotz<br />

höherer Verkaufspreise verstärkt<br />

nachgefragt. Dabei wird der Regionalität<br />

ein höherer Stellenwert<br />

eingeräumt als der ökologischen<br />

Erzeugungsweise 2 .<br />

Bio + Regional ergänzen sich<br />

1 bioland Magazin 3/2011: Kunden legen<br />

Wert auf heimisches Futter, S. 33<br />

2 Lebensmittel Praxis 3/2011: Megatrend<br />

Regionalität, S. 16<br />

somit ideal. Es gibt daher sowohl<br />

bei den Naturkostfachgeschäften<br />

wie auch den Reformhäusern und<br />

selbstständigen qualitätsorientierten<br />

Lebensmittelvollsortimentern<br />

ein gesteigertes Interesse, ihr<br />

Bio-Angebot - derzeit zumeist bestehend<br />

<strong>aus</strong> der konzerneigenen<br />

Handelsmarke oder nationalen<br />

Herstellermarken - durch Bio-Produkte<br />

<strong>aus</strong> der eigenen Region zu<br />

ergänzen. Dabei wird großer Wert<br />

darauf gelegt, dass die regionale<br />

Herkunft deutlich her<strong>aus</strong>gestellt<br />

wird und der Erzeuger bzw. Verarbeiter<br />

namentlich mit Adresse,<br />

meist auch mit der Angabe weiterer<br />

Details, auf der Verpackung und<br />

im Internet (Hofportraits) benannt<br />

wird. So versucht der Einzelhandel<br />

verloren gegangenes Vertrauen<br />

wieder aufzubauen. Um den Einzelhandel<br />

bei diesen Bemühungen<br />

zu unterstützen, können die Landwirte<br />

bzw. Erzeugerkooperationen<br />

eine wichtige Funktion übernehmen.<br />

Denn bislang fehlt es häufig<br />

an entsprechend professionellen<br />

und schlagkräftigen Angeboten<br />

<strong>von</strong> der Erzeugerseite.<br />

3.<br />

Marktanalyse<br />

Seit dem oben beschriebenen<br />

Ende des Distributions<strong>aus</strong>b<strong>aus</strong><br />

im konventionellen LEH verschieben<br />

sich die Marktanteile wieder<br />

zugunsten des Naturkostfachhandels<br />

(NKH). Denn der wächst weiterhin<br />

unbeeindruckt <strong>von</strong> Lebensmittel-<br />

oder Wirtschaftskrisen seit<br />

Jahrzehnten mit durchschnittlich<br />

5 bis 10% Umsatzzuwachs, während<br />

die Umsätze im LEH inzwischen<br />

leicht rückläufig sind bzw.<br />

stagnieren.<br />

Grund für diese grundlegend unterschiedlichen<br />

Entwicklungsten-<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

7


I.<br />

8<br />

Einleitung<br />

denzen im NKH und im LEH liegen<br />

vor allem in der Glaubwürdigkeit<br />

des jeweiligen Engagements im<br />

Bio-Bereich. Jedes Jahr gewinnt<br />

der NKH neue Kunden hinzu.<br />

Treue Kunden, die sichere, qualitativ<br />

hochwertige Bio-Lebensmittel<br />

wollen und bereit sind, dafür einen<br />

Sicherheitszuschlag zu zahlen.<br />

Diese Verbraucher kommen zum<br />

NKH, weil sie dem authentischen<br />

und transparenten Bio-Angebot<br />

im NKH mehr Vertrauen schenken<br />

als dem Bio-Angebot im LEH.<br />

Der konventionelle LEH hat daher<br />

ein Vertrauensproblem, welches<br />

den Bio-Markt langfristig in<br />

der Entwickung behindern wird<br />

bzw. sogar schaden könnte. „No-<br />

Name-Bio-Produkte“, die unter anonymen<br />

Handelsmarken vermarktet<br />

werden, liefern dem Kunden<br />

keinerlei Informationen über den<br />

Charakter bzw. die Qualität des<br />

Produktes. Die Kunden vermissen<br />

Fakten, die ihnen das nötige Vertrauen<br />

zu dem Produkt vermitteln<br />

könnten. Informationen darüber<br />

wo das Produkt erzeugt wurde,<br />

welches Unternehmen oder welcher<br />

Unternehmer mit seinem Namen<br />

für die Qualität bürgt, fehlen.<br />

Je näher der Erzeugungsort bei<br />

dem letztendlichen Verkaufsort<br />

liegt, umso mehr Vertrauen bringen<br />

die Verbraucher dem Produkt<br />

entgegen. Ob solch ein Vertrauensbonus<br />

für regional erzeugte<br />

Ware berechtigt ist oder nicht, ist<br />

zunächst einmal nicht entscheidend.<br />

Entscheidend ist, dass die<br />

Verbraucher regional erzeugten<br />

<strong>Produkten</strong> ein entsprechendes<br />

Vertrauen entgegen bringen. Befragungen<br />

<strong>von</strong> regelmäßigen Bio-<br />

Kunden haben ergeben, dass sie<br />

oftmals einem anonymen Bio-Produkt<br />

im LEH aufgrund des oben<br />

beschriebenen Misstrauens ein<br />

konventionelles Produkt <strong>aus</strong> der<br />

eigenen Region vorziehen. Dieses<br />

AgroMilagro<br />

Vertrauensproblem ist ein wesentlicher<br />

Grund, warum der konventionelle<br />

LEH mit seinem Bio-Angebot<br />

derzeit nicht mehr signifikant<br />

wächst.<br />

Ausnahmen wie tegut..., Feneberg<br />

etc. arbeiten schon seit<br />

Jahren daran, Bio-Produkte <strong>aus</strong><br />

der Region zu fördern und haben<br />

daher einen entsprechenden Vertrauensbonus.<br />

Vielfältige Initiativen<br />

des konventionellen LEH´s das eigene<br />

Image mit Fair-<strong>Produkten</strong>,<br />

Nachhaltigkeitsclaims, Umweltschutzaspekten<br />

und Klimaschutzparolen<br />

zu verbessern, verwirren<br />

die Verbraucher zunehmend und<br />

besetzen Themen, die originär der<br />

Bio-Branche entstammen. Der inflationäre<br />

Gebrauch dieser Begriffe<br />

ist misstrauensfördernd, auch<br />

gegenüber Bio-<strong>Produkten</strong>, zumal<br />

sich dahinter oft wenig echte Substanz<br />

verbirgt 3 .<br />

4.<br />

Ziele der Studie<br />

Einige qualitätsorientierte Lebensmitteleinzelhändler<br />

- sowohl<br />

im konventionellen LEH wie auch<br />

im NKH - sind sich der Vertrauens-<br />

Problematik bewusst, jedoch fehlt<br />

es den Akteuren an dem nötigen<br />

Freiraum bzw. den notwenigen<br />

Personalressourcen, um in Eigeninitiative<br />

ein vertrauenswürdiges<br />

Bio-Angebot aufzubauen.<br />

Dieses müsste <strong>aus</strong> regional erzeugten<br />

Bio-<strong>Produkten</strong> bestehen,<br />

die auch entsprechend <strong>aus</strong>gezeichnet<br />

sind. Um ein regionales<br />

Bio-Sortiment aufzubauen, müssen<br />

geeignete Abnehmer- und<br />

Lieferstrukturen aufgebaut werden.<br />

Eine effiziente Vernetzung<br />

zwischen Erzeugern, Verarbeitern,<br />

Großhändlern bzw. Logisti-<br />

3 BIOwelt 1/2011: Nachhaltige Her<strong>aus</strong>forderung,<br />

S. 20<br />

kern und Einzelhändlern müsste<br />

erfolgen, um die Erzeugung zu<br />

bündeln und eine effiziente Logistik<br />

realisieren zu können.<br />

Diese Studie hat das Ziel,<br />

- 1. eine begrenzte Aktualisierung<br />

der Markstudie 2008 „Absatzpotenziale<br />

für <strong>Öko</strong>-Produkte in<br />

NRW bis 2012“ vorzunehmen.<br />

Es können aufgrund der begrenzten<br />

Mittel zwar nicht die<br />

2008 erarbeiteten quantitativen<br />

Ergebnisse zum Bedarf an <strong>Öko</strong>-<br />

Rohstoffen überprüft werden,<br />

wohl aber qualitativ ermittelt werden,<br />

ob die Angebotslücken weiterhin<br />

bestehen und der damals<br />

eruierte Umstellungsbedarf heute<br />

immer noch für die gleichen<br />

Produktgruppen gilt oder sich<br />

geändert hat. Diese Informationen<br />

sind wichtige Anhaltspunkte,<br />

um bei der Umstellungsberatung<br />

und auch der Umstellungsförderung<br />

marktgerechte Entscheidungen<br />

treffen zu können (III.1<br />

und III.2),<br />

- 2. darzustellen, welche Unternehmen<br />

konkretes Interesse an<br />

dem Aufbau regionaler Bezugsstrukturen<br />

und Marketingmaßnahmen<br />

haben (III.3),<br />

- 3. zu ermitteln, welche regionalen<br />

Verarbeitungs-, Handels- und<br />

Logistikstrukturen in den Regionen<br />

existieren (III.4 - III.6),<br />

- 4. den Handlungsbedarf seitens<br />

der Politik und der Beratung zu<br />

beschreiben (III.8 - III.9, IV.) und<br />

- 5. an einzelnen Beispielen die<br />

Kooperationspotenziale der<br />

Marktakteure aufzuzeigen und<br />

die Unternehmen zu motivieren,<br />

die Umsetzung <strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzepten<br />

sowie<br />

klimaschützende Lebensmittel-<br />

Energiegewinnungs- bzw. -nutzungskonzepte<br />

zu entwicklen<br />

und gemeinsam zu realisieren<br />

(IV. Exkurs I & II).<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


II.<br />

II.<br />

Methodik<br />

Methodik<br />

Um zu ermitteln, welche Angebots-<br />

und Absatzpotenziale für<br />

<strong>Öko</strong>-Produkte <strong>aus</strong> NRW für NRW<br />

existieren, wurde als Hauptinformationsquelle<br />

eine Befragung <strong>von</strong><br />

74 Unternehmen in der Erzeugung,<br />

Verarbeitung, Logistik und<br />

Vermarktung durchgeführt. Hierbei<br />

wurde vor allem darauf geachtet,<br />

dass es sich um Unternehmen<br />

handelt, die <strong>von</strong> ihrer Größe und<br />

Ausrichtung her eher einen regionalen<br />

als einen nationalen bzw. internationalen<br />

Vermarktungsansatz<br />

haben.<br />

Bei der Auswahl der Unternehmen<br />

wurde die Liste der erfolgreich<br />

befragten Unternehmen <strong>aus</strong> der<br />

Studie <strong>von</strong> 2008 zu Rate gezogen<br />

und um weitere Unternehmen ergänzt,<br />

die <strong>von</strong> Seiten der Verbände,<br />

Landwirtschaftskammer und<br />

den befragten Unternehmen, auch<br />

noch während der Interviews, benannt<br />

wurden.<br />

Auf Grund des begrenzten Projektbudgets<br />

konnten nicht alle in<br />

diesem Themengebiet relevanten<br />

Unternehmen befragt werden,<br />

sondern lediglich eine Stichprobe<br />

bestehend <strong>aus</strong> den genannten 74<br />

Unternehmen. Daher decken die<br />

Ergebnisse dieser Befragung weder<br />

umfassend noch abschließend<br />

die weiter unten genannten Fragestellungen<br />

ab, sondern stellen nur<br />

eine erste Bestandsaufnahme dar.<br />

Diese Studie soll dazu dienen, die<br />

auf unternehmerischer, administrativer<br />

und beratender Ebene zu<br />

treffenden Entscheidungen mit<br />

aktuellen Marktinformationen zu<br />

unterstützen und Anregungen für<br />

die Initiierung und Umsetzung<br />

<strong>von</strong> Projekten zur Optimierung<br />

regionaler Vermarktungsstrukturen<br />

in NRW zu liefern. Dabei ist<br />

ein Aspekt, Empfehlungen darüber<br />

<strong>aus</strong>zusprechen, wo künftig<br />

Schwerpunkte bei der Beratung,<br />

Forschung und Förderung gesetzt<br />

werden sollten, um die Nachfrage<br />

des Marktes besser abdecken zu<br />

können.<br />

Die bei der Unternehmensbefragung<br />

verwendeten einleitenden<br />

Fragestellungen waren wie folgt:<br />

- 1. Welche regional organisierten<br />

Lebensmittelhändler<br />

kommen für ein <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept<br />

in Frage?<br />

- 2. Welche Vermarktungsstrukturen<br />

gibt es bereits, wo<br />

müssten Strukturen optimiert<br />

oder neu aufgebaut werden?<br />

- 3. Wer könnte die Logistik für<br />

die jeweiligen Regionen koordinieren<br />

bzw. übernehmen?<br />

- 4. Wo gibt es einen Angebotsengpass<br />

für Bio-Produkte <strong>aus</strong><br />

NRW? Welche Bio-Produkte <strong>aus</strong><br />

NRW werden vorrangig für die<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong> gesucht?<br />

- 5. Welche Groß- und Einzelhändler<br />

haben definitiv Interesse<br />

an dem gemeinsamen Aufbau<br />

regionaler Versorgungsstruk-<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

turen und begleitender Werbemaßnahmen<br />

Für eine erste, vorläufige Aufteilung<br />

des NRW-Gebietes in<br />

Vermarktungsregionen wurde die<br />

Grafik in der oben stehenden Abbildung<br />

zugrunde gelegt. Auf Basis<br />

dieser Einteilung wurden die<br />

befragten Unternehmen eingeteilt<br />

in die regionale Zugehörigkeit zu:<br />

1. Eifel & Region Aachen<br />

2. Düsseldorf - Köln - Bonn<br />

3. Bergisches Land<br />

4. Sauerland - Siegerland<br />

5. Niederrhein<br />

6. Ruhrgebiet<br />

7. Münsterland<br />

8. Ostwestfalen-Lippe<br />

Inwieweit diese <strong>aus</strong> der vorläufigen<br />

Einteilung resultierende<br />

Regionen auch als sinnvolle Vermarktungsregionen<br />

in späteren<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzepten<br />

zum Tragen kommen werden, war<br />

ebenfalls Gegenstand der Unternehmensbefragung.<br />

Je nach Produkt/Unternehmenssituation<br />

kann<br />

eine sinnvolle Regionenaufteilung<br />

sehr unterschiedlich <strong>aus</strong>fallen.<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

9


III.<br />

10<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

III. Ergebnisse der<br />

Befragung<br />

1.<br />

Umstellungspotenziale<br />

Grundsätzlich kann festgehalten<br />

werden, dass die bei der Befragung<br />

<strong>aus</strong> dem Jahr 2008 <strong>von</strong><br />

den Unternehmen benannten Bedarfsmengen<br />

<strong>aus</strong> dem nordrheinwestfälischen<br />

Erzeugungsgebiet,<br />

bedingt durch den starken Regionaltrend<br />

im Jahr 2011 relevanter<br />

als zum damaligen Zeitpunkt der<br />

Publikation sind. Denn tendenziell<br />

hat mit diesem Verbrauchertrend<br />

seit 2008 die Nachfrage des Einzelhandels<br />

nach <strong>Öko</strong>-<strong>Produkten</strong><br />

<strong>aus</strong> NRW zugenommen. Der in<br />

der Studie <strong>aus</strong> 2008 benannte Bedarf<br />

könnte daher heute zu einem<br />

größeren Anteil <strong>aus</strong> NRW stammen<br />

als in den Vorjahren. Sofern<br />

die Ware also verfügbar ist und<br />

Qualität sowie Preis in einer akzeptablen<br />

Bandbreite liegen, hindern<br />

vor allem noch die zuweilen<br />

unzureichenden Organisations-<br />

und Logistikstrukturen daran, die<br />

Nachfrage auch entsprechend<br />

<strong>aus</strong> der Region zu bedienen und<br />

die existierenden Potenziale auch<br />

tatsächlich <strong>aus</strong>zuschöpfen.<br />

Um die zusätzlich zu den heute<br />

verfügbaren Rohstoffmengen<br />

benötigten Volumina grob abzuschätzen,<br />

können somit die Ergebnisse<br />

der Studie <strong>aus</strong> dem Jahr<br />

2008 als Anhaltspunkte für die<br />

Planungen der nächsten Jahre<br />

zu Rate gezogen werden; abzüglich<br />

der seit 2007 bereits erfolgten<br />

Produktionserweiterungen. Um<br />

die seit dem Jahr 2007 erfolgten<br />

Flächenerweiterungen und Aufstockungen<br />

der Tierbestände in<br />

AgroMilagro<br />

die Ergebnistabelle der Studie<br />

<strong>aus</strong> dem Jahr 2008 zu integrieren,<br />

wurden die bislang verfügbaren<br />

Daten für das Jahr 2010 <strong>aus</strong> verschiedenen<br />

Quellen zusammengetragen.<br />

Die Abbildung auf der<br />

folgenden Seite zeigt somit den<br />

<strong>aus</strong> der Studie 2008 berechneten<br />

Zusatzbedarf an Rohstoffen abzüglich<br />

der bereits erreichten Zuwächse<br />

bis Ende 2010, soweit die<br />

Daten bereits vorliegen. Auf diese<br />

Weise ist es möglich die Höhe<br />

der benötigten Umstellungsfläche<br />

für die nächsten Jahre grob abzuschätzen.<br />

Bedauerlicherweise<br />

gibt es durch eine Änderungen in<br />

der Erhebungs- und Auswertungssystematik<br />

des Statistischen Bundesamtes<br />

teilweise keine Detaildaten<br />

für das Jahr 2010, so dass<br />

einige Kategorien ohne aktuelle<br />

Flächen, bzw. Tierzahlangaben<br />

bleiben müssen.<br />

Bei der Betrachtung der zusammengestellten<br />

Daten zeigt<br />

sich, dass bei Getreide trotz eines<br />

Flächenwachstum seit 2007 <strong>von</strong><br />

1.000 Hektar immer noch ein erhebliches<br />

Produktionspotenzial in<br />

der Größenordnung <strong>von</strong> 29.000<br />

Hektar besteht. Auch bei Ölsaaten,<br />

Kartoffeln, Freiland-Gemüse<br />

und Spargel hat sich die Produktion<br />

zwar teilweise leicht erhöht,<br />

aber längst nicht so stark wie der<br />

Markt die Produkte nachfragt. Bei<br />

Futterleguminosen konnte seit<br />

2007 ein Anstieg der Anbaufläche<br />

in Höhe <strong>von</strong> knapp 400 Hektar erzielt<br />

werden, aber dennoch verleibt<br />

ein Umstellungsbedarf <strong>von</strong> über<br />

1.000 Hektar. Auch Obst wird inzwischen<br />

auf einer deutlich größeren<br />

Flächen erzeugt. Die beachtlichen<br />

Wachstumsraten <strong>von</strong> 26%<br />

(Kern- und Steinobst) und 50%<br />

(Beerenobst) können dennoch<br />

nicht die starke Nachfrage auch<br />

nur annähernd decken. Erdbeeren<br />

haben in diesem Zeitraum einen<br />

Zuwachs <strong>von</strong> fast 100% erfahren,<br />

und auch der Unterglasanbau legte<br />

flächenmäßig um über 30% zu.<br />

Trotzdem verbleibt auch bei diesen<br />

Kulturen ein erhebliches Umstellungspotenzial,<br />

laut Aussagen<br />

der befragten Unternehmen. Bei<br />

Milch, Masthähnchen und Schafen<br />

gibt es einen in der Größenordnung<br />

unbezifferten Bedarf, der<br />

noch spezifiziert werden müsste.<br />

Bei den Mastschweinen ist die Produktion<br />

um schätzungsweise 75%<br />

angestiegen, dennoch fehlen immer<br />

noch rund 11.000 Tiere. Auch<br />

beim Geflügel gab es bedeutende<br />

Zuwächse in der Größenordnung<br />

<strong>von</strong> fast 100.000 Tieren. Da die<br />

Daten nicht näher aufgeschlüsselt<br />

sind, ist nicht bekannt, in welchem<br />

Bereich (Legehennenhaltung oder<br />

Geflügelmast) dieses Wachstum<br />

erfolgte. Laut Aussagen größerer<br />

Legehennenerzeuger liegt der Bedarf<br />

trotz des Zuwachses bei mindestens<br />

150.000 Tieren in 2011.<br />

Da auch bei den Rindern keine<br />

Aufschlüsselung der Daten hinsichtlich<br />

der Haltung <strong>von</strong> Milchkühen<br />

möglich ist, kann nicht festgestellt<br />

werden, welches Wachstum<br />

hier stattgefunden hat. Die befragten<br />

Molkereien jedenfalls melden<br />

immer noch zusätzlichen Bedarf<br />

an Milchkühen <strong>aus</strong> NRW an.<br />

Das Flächenwachstum in NRW<br />

<strong>von</strong> 2007 bis 2010 lässt darauf<br />

schließen, dass sich der Bedarf<br />

an zusätzlicher Umstellungsfläche<br />

<strong>von</strong> 43.000 Hektar auf rund<br />

36.000 Hektar reduziert hat. Der<br />

Hauptbedarf besteht aber nach<br />

wie vor überwiegend im Bereich<br />

<strong>von</strong> Ackerbau-, Gemüse- und<br />

Obstflächen.<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Zusätzlich benötigte <strong>Öko</strong>-Anbaufläche ab 2011 in NRW (Schätzung)<br />

Getreide gesamt 7.321<br />

Futterleguminosen 4.886<br />

Ölsaaten 173<br />

Kern- u. Steinobst 138<br />

Beerenobst 35<br />

Kartoffeln 709<br />

Gemüse Freiland 1.204<br />

ha 8.445<br />

ha 5.356<br />

ha 120<br />

ha 174<br />

ha 52<br />

ha 731<br />

ha 1.268<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

Veränderung<br />

in %<br />

ha 15,4 29.176<br />

ha 9,6 1.080<br />

ha -30,6 100<br />

ha 26,1 100<br />

ha 48,6 50<br />

ha 3,1 778<br />

ha 5,3 500<br />

Möhren nV nV - 100<br />

Zwiebeln nV nV - 100<br />

Blumenkohl nV nV - 10<br />

Spargel 623<br />

Erdbeeren 27<br />

Gemüse Unterglas 9<br />

Summe Ackerbaufläche 15.171<br />

Rinder 42.533<br />

Milchkühe 8.674<br />

Mastschweine 9.277<br />

Geflügel 220.331<br />

ha 606<br />

ha 53<br />

ha 12<br />

ha 16.849<br />

Tiere 40.471<br />

ha -2,7 50<br />

ha 96,3 30<br />

ha 32,4 5<br />

ha 11,1 32.000<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

ha<br />

Tiere -4,8 0 Tiere<br />

Tiere nV Tiere - ? Tiere<br />

Tiere 16.207<br />

Tiere 302.053<br />

Tiere 74,7 11.000<br />

Tiere<br />

Tiere 37,1 ? Tiere<br />

Masthähnchen nV nV - ? Tiere<br />

Legehennen nV nV - 150.000<br />

Schafe 14.400<br />

Summe Grünlandfläche 33.273<br />

Produktion<br />

NRW 2007 NRW 2010<br />

Tiere 23.038<br />

ha 40.092<br />

Potenzial<br />

zusätzlich benötigte<br />

Produktion ab 2011<br />

Tiere<br />

Tiere 60,0 ? Tiere<br />

ha 20,5 3.800<br />

Gesamtfläche 51.397 ha 62.718 ha 22,0 36.000<br />

Quelle: Agromilagro research 2011; Potenziale gerundet<br />

Datenquelle: Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und<br />

Verbraucherschutz des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>, Landwirtschaftskammer NRW<br />

nV = keinen Daten vorhanden, ?= Schätzung nicht möglich<br />

Folgendes ist bei dieser Berechnung zu berücksichtigen:<br />

Es handelt sich um grobe Schätzungen der Marktpartner auf Basis der Befragung im Jahr 2007 abzüglich der bis 2010<br />

hinzugekommenen Prodution; Zugrunde liegt nur der Bedarf <strong>von</strong> einer Auswahl <strong>von</strong> Marktpartnern in NRW; Vereinfachend<br />

wurde angenommen, dass der Bedarf der Unternehmen vollständig <strong>aus</strong> dem Großraum NRW abgedeckt wird; Nicht<br />

berücksichtigt wurde bei der Aufsummierung der "benötigten <strong>Öko</strong>-Anbaufläche", dass in <strong>Öko</strong>-Fruchtfolgen ca 25-30%<br />

zusätzliche Flächen für Leguminosen-Anbau eingerechnet werden müssen<br />

ha<br />

ha<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

11


III.<br />

2.<br />

12<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Angebotsengpässe<br />

Viele der befragten Unternehmen<br />

suchen schon seit längerem<br />

weitere Bio-Erzeuger in NRW, um<br />

den regionalen Rohstoffbezug zu<br />

stärken. Dabei ist jede Hilfestellung<br />

willkommen. Denn im Tagesgeschäft<br />

kann die Suche nach neuen<br />

Lieferanten bzw. <strong>aus</strong> Sicht der<br />

Erzeuger neuen Abnehmern nicht<br />

AgroMilagro<br />

immer zufriedenstellend gewährleistet<br />

werden. Eine Unterstützung<br />

beim Aufbau neuer Handelsbeziehungen,<br />

auch zum Lebensmitteleinzelhandel<br />

hin, würde den Unternehmen<br />

sehr helfen und könnte<br />

eine entsprechende Dynamik im<br />

Aufbau regionaler Handelsstrukturen<br />

bewirken.<br />

Dass der Aufbau regionaler Vermarktungsstrukturen<br />

trotz Rohstoffmangel<br />

wichtig ist, haben die<br />

letzten Jahre deutlich gezeigt.<br />

Häufig wurde Ware heimischer Erzeuger<br />

oder Verarbeiter kurzfristig<br />

<strong>aus</strong>gelistet und gegen eine preisgünstigeres<br />

Konkurrenzangebot,<br />

oftmals <strong>aus</strong> dem Ausland, ersetzt.<br />

Durch den Aufbau regionaler Vermarktungsstrukturen<br />

und entsprechender<br />

Marketingmaßnahmen<br />

haben regionale Unternehmen die<br />

Chance, sich erkennbar zu differenzieren<br />

und die Gefahr der Aust<strong>aus</strong>chbarkeit<br />

erheblich zu reduzieren.<br />

Die negativen Auswirkungen<br />

<strong>von</strong> zeitweisen Überangeboten<br />

mit einhergehendem Preisdruck<br />

können mit dieser Strategie minimiert<br />

werden und so mehr Absatzsicherheit<br />

erreicht werden.<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekte<br />

sind nach Aussagen einiger der<br />

befragten Unternehmen in der<br />

Vergangenheit daran gescheitert,<br />

dass mangels einer Vernetzung<br />

der Marktpartner untereinander<br />

die Transportkosten untragbar<br />

hoch lagen. Dass einige gute <strong>Regionalvermarktung</strong>sideen<br />

nicht<br />

umgesetzt werden, liegt darüber<br />

hin<strong>aus</strong> daran, dass den meisten<br />

Unternehmen die nötige Zeit fehlt,<br />

um entsprechende Netzwerke und<br />

Lieferstrukturen aufzubauen 4 , bestätigten<br />

einen Vielzahl an Interviewpartnern.<br />

Genau an diesen beiden Punkten<br />

setzt die Grundidee zu dieser<br />

Studie an. Es geht vorrangig darum,<br />

Möglichkeiten aufzuzeigen,<br />

die Unternehmen bei der Koordinierung<br />

<strong>von</strong> Angebot und Nachfrage<br />

im Rahmen <strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekten<br />

oder<br />

Modellvorhaben zu unterstützen<br />

4 Lediglich einige der größeren<br />

Unternehmen haben die nötigen<br />

Ressourcen, um neue Mitarbeiter<br />

speziell für den Regional- bzw.<br />

Deutschlandeinkauf einzustellen um<br />

den Ressourcenengpass zu überwinden.<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

und bestehende Logistikstrukturen<br />

miteinander zu vernetzen, um<br />

durch die Bündelung der Ware die<br />

Logistikkosten signifikant zu reduzieren.<br />

Für Projekte, in denen<br />

Erzeuger und/oder Verarbeitungsunternehmen<br />

eng kooperieren,<br />

werden auch entsprechende Fördermöglichkeiten<br />

angeboten.<br />

2.1 Gemüse<br />

Die Befragung hat ergeben,<br />

dass nach wie vor das Angebot an<br />

Gemüse <strong>aus</strong> NRW für die aktuelle<br />

Nachfrage am Markt deutlich zu<br />

gering ist. Neben Fein- und Grobgemüse<br />

<strong>aus</strong> dem Freilandanbau<br />

wie<br />

- Fenchel<br />

- Salate<br />

- Spargel<br />

- Pastinaken<br />

- Zucchini<br />

- Brokkoli<br />

- Kopfkohl<br />

- Kohlrabi<br />

- Lauch<br />

- Bundzwiebeln<br />

- Sellerie<br />

- Bundmöhren<br />

- rote Beete<br />

werden auch Erdbeeren dringend<br />

gesucht. Überraschenderweise<br />

wurde <strong>von</strong> großen Händlern<br />

auch ein zusätzlicher Bedarf an<br />

Möhren und Kartoffeln <strong>aus</strong> NRW<br />

benannt. Das überrascht, weil diese<br />

beiden Produkte bereits hohe<br />

Marktanteile <strong>von</strong> über 20% erreicht<br />

haben. Aber häufig stammen diese<br />

Schnelldreher mit einem beachtlichen<br />

Umsatzanteil am Markt<br />

eben nicht <strong>aus</strong> NRW. Aber auch<br />

bei Obst- und Gemüsekonserven<br />

sowie gefrostetem Gemüse und<br />

Obst gibt es Angebotslücken. Am<br />

meisten aber werden die Frucht-<br />

gemüsearten <strong>aus</strong> dem geschützten<br />

Anbau wie Tomaten, Paprika,<br />

Schlangengurken und weitere<br />

gesucht. Ideen, um letztere energieintensive<br />

Kulturen rentabel zu<br />

erzeugen, gibt es und sollten im<br />

Kreis der betreffenden Marktpartner<br />

diskutiert werden. Ein Vorschlag<br />

zielt beispielsweise darauf<br />

ab, die Abwärme <strong>von</strong> Biogasanlagen<br />

oder Kohlekraftwerken in<br />

NRW zu nutzen, um Gewächshäuser<br />

damit zu beheizen. Es<br />

existieren bereits erste Pläne, solche<br />

Koppelungsprojekte umzusetzen.<br />

Eine wichtige Vor<strong>aus</strong>setzung<br />

für entsprechende Investitionen ist<br />

dabei, dass die Erzeuger langfristig<br />

verbindliche Zusagen über Fördermittel<br />

bzw. Produktionserleichterungen<br />

erhalten. Ansonsten wird<br />

kaum ein Erzeuger bereit sein,<br />

das in der Unterglasproduktion befindliche<br />

hohe inhärente Risiko auf<br />

Basis unsicherer Finanzierungsgrundlagen<br />

einzugehen.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

2.2 Obst<br />

Insbesondere Tafeläpfel <strong>aus</strong><br />

NRW sind nicht <strong>aus</strong>reichend verfügbar.<br />

Das Alte Land und die Bodenseeregion<br />

bestimmen diesen<br />

Markt. Kleinere Obstanbaugebiete<br />

in NRW können den großen Bedarf<br />

der befragten Unternehmen<br />

nicht decken. Auch Obstarten<br />

wie Birnen, Zwetschen, Kirschen,<br />

Beeren, Rhabarber und weitere<br />

Arten sind nur in geringen Mengen<br />

oder teilweise gar nicht <strong>von</strong> Unternehmen<br />

<strong>aus</strong> NRW zu erhalten,<br />

so dass die Partien <strong>aus</strong> Nachbarbundesländern,<br />

häufig aber auch<br />

<strong>aus</strong> dem Ausland, bezogen werden<br />

müssen, obwohl die Verbraucher<br />

regionale Ware bevorzugen<br />

würden. Dabei sind auch größere<br />

Verarbeiter an Trockenobst (Apfelringe)<br />

oder Tiefkühlware (Kirschen<br />

entsteint und schockgefrostet) interessiert.<br />

Im Einzelhandel wird<br />

auch ein Mangel an Obstsäften<br />

<strong>aus</strong> der Region konstatiert.<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

13


III.<br />

14<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

2.3 Fleisch und Eier<br />

Gesucht werden in NRW vor<br />

allem Geflügel, Eier und teilweise<br />

Schweinefleisch. Eiererzeugergemeinschaften<br />

suchen händeringend<br />

neue Legehennenbetriebe.<br />

Der Bedarf an zusätzlichen Bio-<br />

Eiern wurde <strong>von</strong> einigen Befragten<br />

auf 150.000 Eier täglich geschätzt.<br />

Investitionen in Neubauten <strong>von</strong><br />

3.000er Ställen liegen dabei in einer<br />

Größenordnung <strong>von</strong> 250.000<br />

Euro pro Stall. Um Betrieben die<br />

Umstellungsentscheidung bzw.<br />

den Bau <strong>von</strong> Ställen zu erleichtern,<br />

hat das Ministerium bereits eine<br />

Änderung der Fördersätze bei der<br />

EU beantragt. Es ist geplant, die<br />

Fördersätze bei besonders artgerechter<br />

Tierhaltung <strong>von</strong> 30% auf<br />

35% zu erhöhen.<br />

Auch Lämmer - die bislang häufig<br />

bis <strong>aus</strong> Mecklenburg-Vorpommer<br />

bezogen werden müssen -,<br />

werden in zu geringem Umfang<br />

<strong>aus</strong> NRW angeboten.<br />

2.4 Milch<br />

Die Molkereiunternehmen in<br />

NRW sehen zusätzliche Absatz-<br />

AgroMilagro<br />

potenziale für Bio-Milch <strong>aus</strong> NRW.<br />

Daher werden weitere Umsteller<br />

gesucht. Auch Käse, vor allem<br />

Ziegenkäse <strong>aus</strong> NRW, wird zu wenig<br />

<strong>aus</strong> NRW angeboten, so einige<br />

Einzelhändler.<br />

Die Molkerei Söbbeke <strong>aus</strong><br />

dem Münsterland beispielsweise<br />

hat bereits damit begonnen, Produkte<br />

mit regionalem Bezug in ihr<br />

Sortiment aufzunehmen. Im Zuge<br />

des Aufb<strong>aus</strong> eines regionalen<br />

Sortiments besteht entsprechend<br />

auch Bedarf, mehr Erzeuger für<br />

Bio-Futterkomponenten in NRW<br />

zu gewinnen, um nicht nur die Aufzucht,<br />

sondern auch das Futter zu<br />

100% <strong>aus</strong> NRW zu gewährleisten.<br />

Die separate Verarbeitung der<br />

Milch <strong>aus</strong> NRW (6 <strong>von</strong> 10 Touren)<br />

stellt eine realisierbare Option für<br />

die Molkerei Söbbeke dar, wenn<br />

entsprechende Absatzkonzepte<br />

stehen. Die Molkerei hat darüber<br />

hin<strong>aus</strong> Ideen formuliert sogenannte<br />

Leuchtturmprojekte umzusetzen.<br />

So könnten bespielsweise<br />

an einigen Orten Schaukäsereien<br />

errichtet werden, um eine stärkere<br />

Nähe zum Produkt herzustellen<br />

und mehr Transparenz in die Herstellungsprozesse<br />

zu bringen.<br />

2.5 Leguminosen und Ölsaaten<br />

Die Erzeugung <strong>von</strong> Ölsaaten in<br />

Deutschland und besonders auch<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ist ein<br />

gleichermaßen interessantes wie<br />

auch schwieriges Thema. Zahlreiche<br />

Unternehmen würden gerne<br />

deutlich höhere Anteile ihrer Rohstoffe<br />

<strong>aus</strong> der heimischen Erzeugung<br />

rekrutieren. Zu den besonders<br />

gesuchten Kulturen gehören<br />

Speiseerbsen, Leinsaat, Buchweizen,<br />

Raps, Soja, Hanf und Hirse.<br />

Diese Kulturen werden, ebenso<br />

wie die stark gesuchten Körnerleguminosen<br />

für den Futterbereich,<br />

nur in geringem Maße in Deutschland<br />

bzw. NRW angebaut, weil<br />

entweder die klimatischen Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

ein hohes Ertragsrisiko,<br />

bis hin zum Total<strong>aus</strong>fall bewirken,<br />

oder weil andere Länder<br />

diese Erzeugnisse deutlich preisgünstiger<br />

anbieten können. Preisaufschläge<br />

für deutsche Ware <strong>von</strong><br />

bis zu 100 Prozent wären hierbei<br />

keine Seltenheit, so die Aussagen<br />

der Unternehmen. Andererseits<br />

sind hohe Aufbereitungskosten für<br />

die Importware ein Kostenfaktor,<br />

der bei deutscher Ware entfallen<br />

könnte und damit die Kostenunterschiede<br />

letztlich geringer wären<br />

als oben auf Basis der Einkaufspreise<br />

angedeutet.<br />

Nachdem in den neunziger Jahren<br />

Ölsaaten überwiegend <strong>aus</strong><br />

den USA und Kanada importiert<br />

wurden, löste Argentinien diese<br />

Lieferländer aufgrund der günstigeren<br />

Produktionsbedingungen<br />

ab, um dann einige Jahre später<br />

wiederum durch China abgelöst<br />

zu werden. Heute stammt<br />

oftmals ein Großteil der Zutaten<br />

(v.a. Saaten und Früchte) bei Verarbeitungsprodukten<br />

<strong>aus</strong> China,<br />

auch auf dem deutschen Markt.<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Schätzungen gehen <strong>von</strong> Anteilen<br />

<strong>von</strong> über 90 Prozent <strong>aus</strong>. Neuerdings<br />

scheint allerdings Osteuropa<br />

preislich auch China teilweise<br />

unterbieten zu können.<br />

Einzig und allein die Einkaufspreise<br />

bestimmen derzeit bei<br />

den meisten Unternehmen die<br />

Rohstoffherkunft, ungeachtet der<br />

möglicherweise damit einhergehenden<br />

Risiken und sozialen wie<br />

auch umweltpolitischen Missständen<br />

in den Erzeugerländern. Die<br />

genannten Risiken beziehen sich<br />

nicht nur auf die oft bezweifelte<br />

Kontrollsicherheit in einigen dieser<br />

Länder, sondern auch auf einen<br />

möglichen Imageschaden der Bio-<br />

Branche generell. Es besteht, ob<br />

berechtigterweise oder nicht, der<br />

generelle Eindruck, dass Lebensmittel<br />

<strong>aus</strong> China nicht den Produktionsstandards<br />

der heimischen<br />

Erzeugung gerecht werden. Wenn<br />

die Verbraucher daher wüssten,<br />

dass ein Großteil der <strong>von</strong> Naturkostmarkenherstellernangebotenen<br />

<strong>Produkten</strong> zu einem hohen<br />

Anteil <strong>aus</strong> chinesischen Rohstoffen<br />

besteht, und womöglich die<br />

Sicherheit der Erzeugung ebensowenig<br />

wie die Einhaltung sozialer<br />

Mindeststandards oder klimarelevante<br />

Faktoren bei der Rohwarenbeschaffung<br />

beachtet werden,<br />

dürfte es im harmlosesten Fall zu<br />

mehr oder weniger großem Unverständnis<br />

kommen 5 . Über kurz<br />

oder lang wird dieses Handelsgebaren<br />

der Unternehmen, die sich<br />

Nachhaltigkeit, Fairness, soziale<br />

Verantwortung und Stärkung der<br />

heimischen Landwirtschaft auf<br />

ihre Fahnen geschrieben haben<br />

und <strong>von</strong> diesem Image leben, offenbar<br />

werden. Es ist unmöglich,<br />

die negativen Folgen für diese Unternehmen<br />

abzuschätzen, solange<br />

nicht die Sicherheit der Einhaltung<br />

heimischer Erzeugungsrichtlin-<br />

5 BIOwelt 1/2011: Nachhaltige Her<strong>aus</strong>forderung,<br />

S. 20<br />

ien auch in den Herkunftsländern<br />

glaubwürdig nachgewiesen wird.<br />

Auf diese Problematik hin angesprochen,<br />

wird immer wieder auf<br />

die großen Preisunterschiede hingewiesen.<br />

Solange ein Großteil<br />

der in diesem Markt tätigen Unternehmen<br />

ihre Strategie hauptsächlich<br />

nach den Einkaufspreisen<br />

<strong>aus</strong>richtet, ist es auch tatsächlich<br />

fast unmöglich, als einzelnes Unternehmen<br />

dem Trend entgegen<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

zu handeln. Es ist daher eine breit<br />

angelegte branchenweite Gemeinschaftsaufgabe,<br />

ein Umdenken<br />

mit anschließenden Handlungsänderungen<br />

einzuleiten.<br />

Denn es ist mittel- bis langfristig<br />

absehbar, dass abgesehen <strong>von</strong><br />

den oben beschriebenen Risiken,<br />

auch China mit seiner wachsenden<br />

Bevölkerung und zunehmendem<br />

Wohlstand sowie dem<br />

ansteigenden Interesse an Bio-<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

15


III.<br />

16<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Lebensmitteln, mittel- bis langfristig<br />

den europäischen Markt nicht<br />

mehr so massiv bedienen kann<br />

wie bislang. Diese Entwicklung<br />

eröffnet daher deutschen Bio-<br />

Erzeugern die Chance, rechtzeitig<br />

in die sich öffnende Lücke zu<br />

springen und im Zuge des starken<br />

Regionaltrends, heimische Saaten<br />

verstärkt für den deutschen Markt<br />

und deutsche Verarbeitungsprodukte<br />

zu erzeugen. Zwischenzeitlich<br />

noch existierende gravierende<br />

AgroMilagro<br />

Kostenunterschiede sollten durch<br />

die Entwicklung für das heimische<br />

Klima angepasster Sorten, dem<br />

Aufbau entsprechendem Anbau-<br />

Know-Hows und eventueller administrativer<br />

Unterstützung abgebaut<br />

werden. Damit würden entsprechende<br />

Potenziale genutzt und die<br />

Versorgungssicherheit auch langfristig<br />

gewährleistet werden.<br />

Einige NRW-Unternehmen wie<br />

Hanf&Natur, Sobo, ArteBio, etc.<br />

melden schon heute einen großen<br />

Bedarf für diese heimischen Herkünfte<br />

an. Entsprechende Initiativen<br />

und Pläne gibt es bereits und<br />

sollten mit Hilfe <strong>von</strong> Projektmitteln<br />

zur Marktreife gebracht werden.<br />

Auch die Teutoburger Ölmühle<br />

würde gerne mehr Raps <strong>von</strong><br />

NRW-Betrieben beziehen, anstatt<br />

die Ware <strong>aus</strong> Ungarn, Rumänien<br />

und der Slowakei zu importieren.<br />

Die Erfahrung zeigt aber, dass es<br />

äußerst schwierig ist, Bio-Landwirte<br />

zu finden, die den risikoreichen<br />

Anbau <strong>von</strong> Bio-Raps wagen, ohne<br />

eine Form der Kompensation in<br />

Aussicht gestellt zu bekommen,<br />

falls der Ertrags<strong>aus</strong>fall entsprechend<br />

groß würde. Für die Verarbeitungsunternehmen<br />

wäre ein<br />

Umschwenken auf NRW-Ware<br />

aber nur dann machbar, wenn entsprechend<br />

große Mengen <strong>aus</strong> einer<br />

eng begrenzten Region kommen<br />

würden, da ansonsten die<br />

Logistik- und Analysekosten zu<br />

hoch werden würden. Daher haben<br />

diese Kulturen nur eine Chance<br />

in NRW, wenn eine Gruppe <strong>von</strong><br />

Landwirten einer Region für den<br />

Anbau gewonnen werden könnte.<br />

2.6 Hanf<br />

Aufgrund der akuten Nachfragesituation<br />

und den besonderen<br />

Marktpotenzialen soll hier kurz im<br />

Speziellen auf Hanf eingegangen<br />

werden.<br />

Heimisch erzeugter Hanf könn-<br />

te problemlos als Ersatz für Soja<br />

bei der Herstellung <strong>von</strong> Sojamilch,<br />

Tofu und im Futtermittelbereich<br />

verwendet werden. Von<br />

Ölen über Butter und Tees bis hin<br />

zu Schokolade und feuerfesten<br />

Dämmstoffen sowie für PKW-Karosserien<br />

kann Hanf umwelt- und<br />

gesundheitsschonend weiterverarbeitet<br />

und eingesetzt werden.<br />

Unternehmen wie Hanf&Natur<br />

tun dies bereits mit Erfolg, sind<br />

allerdings auf Rohware <strong>aus</strong> China<br />

angewiesen. Vor einigen Jahren<br />

gab es ein Pilotprojekt, um Hanf<br />

auch für den heimischen Anbau<br />

einsetzbar zu machen. Ernte- und<br />

Verarbeitungstechniken wurden in<br />

H<strong>aus</strong> Düsse in Zusammenarbeit<br />

mit Praktikern entwickelt. Nach<br />

dem Auslaufen der Projektmittel<br />

wurde das Thema nicht weiter bearbeitet.<br />

Heute mangelt es noch<br />

an der Zulassung einiger auf heimischen<br />

Standorten leistungsfähigeren<br />

Sorten, um rentable Erträge<br />

erwirtschaften zu können. Um die<br />

in dieser Kultur inhärenten Marktpotenziale<br />

zu erschließen wird <strong>von</strong><br />

den Unternehmen gewünscht, eine<br />

Fortsetzung des Hanf-Projektes<br />

zu prüfen. Sowohl Berater in H<strong>aus</strong><br />

Düsse wie auch Bio-Erzeuger und<br />

Verarbeitungsunternehmen haben<br />

großes Interesse daran zum Ausdruck<br />

gebracht.<br />

2.7 Getreide<br />

Qualitativ hochwertiges Konsumgetreide<br />

<strong>aus</strong> NRW wird chronisch<br />

gesucht. Oftmals lässt der<br />

Witterungsverlauf es nicht zu,<br />

die geforderten hohen Backqualitäten<br />

zu erreichen; jedenfalls<br />

nicht entsprechend den gängigen<br />

Analyseparametern der Verarbeitungsunternehmen.<br />

Neue Forschungsergebnisse<br />

zeigen einen<br />

Weg auf, um die Unterscheidung<br />

zwischen Konsum- und Futterqualitäten<br />

zu verbessern.<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

2.7.1 Preisplus durch Sortenwahl<br />

Weizen mit Fallzahlen unter 220<br />

oder einer Rohproteinkonzentration<br />

<strong>von</strong> unter 10,5% im Korn werden<br />

oftmals nur als minderwertige<br />

Futterware verkauft. Dass die Bio-<br />

Erzeuger in Deutschland diese<br />

Grenzwerte nicht so einfach hinnehmen<br />

müssen und ihr Getreide<br />

teilweise trotz niedriger Standardwerte<br />

als Konsumware verkaufen<br />

könnten, hat eine Untersuchung<br />

am Forschungsring für Biologisch-DynamischeWirtschafts-<br />

weise in Darmstadt gezeigt.<br />

Gerade im Jahr 2010 sind die<br />

Fallzahlen so niedrig wie noch nie<br />

zuvor <strong>aus</strong>gefallen, ohne dass das<br />

Backvolumen beeinträchtigt ist,<br />

bestätigt Dr. Ludger Linnemann<br />

vom Forschungsring e.V.. Vor<strong>aus</strong>setzung<br />

dafür ist allerdings, dass<br />

kein Auswuchs vorliegt.<br />

Sogar Weizen mit Fallzahlen<br />

<strong>von</strong> 140 konnte in Praxis-Versuchen<br />

mit Erfolg verbacken werden<br />

6 . Um her<strong>aus</strong>zufinden, ob eine<br />

6 Infos: Dokument Backtest<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

Weizenpartie trotz niedriger Standardwerte<br />

gute Backeigenschaften<br />

hat, müssen zusätzliche Parameter<br />

analysiert werden.<br />

Mit Hilfe dieser zusätzlichen<br />

Informationen kann genau unterschieden<br />

werden, ob eine Weizenpartie<br />

als Futter- oder als höherwertiger<br />

Backweizen verkauft<br />

werden kann. Daher sollte die<br />

wissenschaftliche Forschung in<br />

diesem Bereich intensiviert werden,<br />

um standortangepasste<br />

Sorten bzw. Sortenmischungen<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

17


III.<br />

18<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

empfehlen zu können, mit denen<br />

die Erzeuger sowohl einen <strong>aus</strong>reichenden<br />

Ertrag als auch die geforderten<br />

Backqualitäten, auch unter<br />

den nordrhein-westfälischen Boden-<br />

und Klimaverhältnissen, erzeugen<br />

können. Nachfrage nach<br />

diesen Qualitäten <strong>aus</strong> NRW gibt<br />

es genug. <strong>Nordrhein</strong>-westfälische<br />

Unternehmen, die gerne mehr<br />

Bio-Getreide <strong>aus</strong> NRW beziehen<br />

würden, um z. B. Brote und Backwaren<br />

mit regionalem Bezug herstellen<br />

und bewerben zu können,<br />

stehen parat. Die Eickernmühle<br />

GmbH plant Brote und Brötchen<br />

beispielsweise unter der Regionalbezeichnung<br />

„Gut Wilhelmsdorfer<br />

Bauernbrot“ etc. in der Region<br />

zu vermarkten. Weitere ähnliche<br />

Projekte wären bei <strong>aus</strong>reichender<br />

Rohstoffversorgung ohne weiteres<br />

AgroMilagro<br />

rasch umsetzbar.<br />

2.8 Futtermittel<br />

Eiweißhaltige Zutaten für Fertigfuttermittel<br />

stammen überwiegend<br />

<strong>aus</strong> benachbarten Bundesländern<br />

oder aber auch europäischen<br />

Nachbarstaaten. Insbesondere<br />

für die Geflügelmast wird ein bedeutender<br />

Anteil der eingesetzten<br />

Komponenten importiert. Sojabohnen<br />

und Futterleguminosen stammen<br />

nur in geringem Umfang <strong>aus</strong><br />

der heimischen Produktion. Vor<br />

allem um den Eiweißbedarf der<br />

Tiere zu decken, ist dieser Import<br />

bislang unumgänglich. Ein nordrhein-westfälisches<br />

Unternehmen<br />

hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

den Bedarf an den benötigten Eiweißträger<br />

ebenfalls <strong>aus</strong> der hei-<br />

mischen Produktion zu decken.<br />

Mit Erfolg produziert die Biomühle<br />

& Kräuterfutter GmbH <strong>aus</strong><br />

Kleve inzwischen qualitativ hochwertiges<br />

Legehennenfutter <strong>aus</strong><br />

100% Bio-Rohstoffen ohne Verwendung<br />

<strong>von</strong> importiertem Soja<br />

und erzielt mit diesem Futter und<br />

einer garantierten Legeleistung<br />

<strong>von</strong> 95% Spitzenwerte. Hier hat<br />

ein Unternehmen eine Pionierleistung<br />

erbracht, die NRW-Betrieben<br />

die Möglichkeit eröffnet, Futtermittelkomponenten<br />

zu erzeugen<br />

um damit den Import riskanter<br />

Rohstoffe (z. B. GVO-Problematik<br />

bei Soja) zu reduzieren und die<br />

Wertschöpfung im eigenen Land<br />

zu realisieren. Das Unternehmen<br />

verzichtet komplett auf Soja und<br />

Mais <strong>aus</strong> Importen und nutzt z.B.<br />

Luzerne um die Gelbfärbung des<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Eidotters zu erreichen. Der Produktionsabfall<br />

wird für eine Biomassenheizung<br />

bzw. Produktion<br />

<strong>von</strong> Heizpellets verwendet, um so<br />

eine möglichst vollständige Nutzung<br />

der Rohstoffe und rentable<br />

Produktion zu erreichen.<br />

Für die Futtererzeugung werden<br />

Ackerbohnen, Lupinen, Wicken,<br />

Luzerne, Rotklee, Disteln, Mohn,<br />

Kümmel, Kürbis, Erbsen, Sonnenblumen,<br />

Raps, Soja, Hanf und<br />

Lein <strong>aus</strong> regionaler Erzeugung benötigt.<br />

2.9 Spezialkulturen<br />

Weitere Kulturen, die im deutschen<br />

Anbau lange vernachlässigt<br />

wurden, aber durch<strong>aus</strong> Kaufinteressenten<br />

haben, sind beispielsweise<br />

Linsen, Buchweizen,<br />

Amaranth und Hirse. Es ist klar,<br />

dass nur wenige Standorte für<br />

diese Kulturen in Frage kommen<br />

und das Ertragsrisiko recht hoch<br />

ist. Landwirte, die sich gerne mit<br />

solchen Sonderkulturen beschäftigen,<br />

könnten sich mit diesen Kulturen<br />

ein zusätzliches Standbein<br />

aufbauen. Das Ernte<strong>aus</strong>fallrisiko<br />

ist jedoch sehr hoch und schreckt<br />

viele Erzeuger da<strong>von</strong> ab, in diese<br />

grundsätzlich sehr interessanten<br />

Kulturen zu investieren.<br />

Um entsprechende angepasste<br />

Sorten zu züchten und Anbau-<br />

Know-How neu zu aktivieren,<br />

wären konzertierte Forschungsarbeiten<br />

in verschiedenen Bundesländern<br />

eine Investition in<br />

mittelfristig sinnvolle Produktionsalternativen<br />

für deutsche Landwirte.<br />

Allerdings gibt es in NRW nach<br />

Meinung einiger Befragter wenig<br />

Bio-Marktfruchtbetriebe, die solche<br />

Spezialkulturen in ihre Fruchtfolge<br />

einbauen könnten. Daher<br />

stellt sich eine Realisierung des<br />

Anb<strong>aus</strong> dieser Kulturen in NRW<br />

als äußerst schwierig dar.<br />

2.10 Produktinnovationen<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> gibt es zahlreiche<br />

innovative Produktideen die<br />

auf die Umsetzung in die Praxis<br />

warten. So z.B. die Nutzung<br />

nicht marktfähiger Ware mittels<br />

Sondersortierungen (Honig- oder<br />

Snackmöhren) oder die Herstellung<br />

<strong>von</strong> Sauerkonserven bzw.<br />

Geflügelfleischprodukten <strong>aus</strong> Althennenfleisch.<br />

Die Erhöhung der<br />

Sortenvielfalt über die Wiederbelebung<br />

alter Apfelsorten, sowie die<br />

Erzeugung besonderer Gemüsesorten<br />

wie beispielsweise gelbe<br />

oder violette Möhren oder der Anbau<br />

andersfarbiger Tomatensor-<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

ten stellen weitere Möglichkeiten<br />

dar. Alte Sorten, die lange nicht<br />

mehr angebaut wurden, bergen<br />

erhebliches Differenzierungs- und<br />

Absatzpotenzial für ökologische<br />

Erzeuger. Backbetriebe suchen<br />

auch alte Getreidesorten für ihre<br />

Spezialprodukte. So beständen<br />

beispielsweise für Einkorn, Emmer,<br />

Buchweizen oder auch alte<br />

Gerstensorten Anbaupotenziale.<br />

2.11 Zukunfts<strong>aus</strong>sichten<br />

Die oben beschriebenen Rohstofflücken<br />

künftig <strong>aus</strong> NRW zu<br />

schließen, ist <strong>aus</strong> Sicht einzelner<br />

Befragter nur bedingt realisierbar.<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

19


III.<br />

20<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Die Pachtpreise in vielen Regionen<br />

sind in den letzten Jahren derart<br />

angestiegen, dass sich Bio auf<br />

guten Standorten immer weniger<br />

lohnt. Langfristig muss man befürchten,<br />

dass diese Pachtpreisentwicklung<br />

dazu führen wird,<br />

dass der ökologische Landbau<br />

auch in NRW sich eher rückläufig<br />

entwickeln wird, anstatt zu wachsen,<br />

so die Meinung eines Insiders<br />

der sich mit dieser Materie intensiv<br />

beschäftigt.<br />

Schon heute können <strong>Öko</strong>-<br />

Betriebe nur auf Standorten mit<br />

geringer Bodenfruchtbarkeit vergleichsweise<br />

rentabel wirtschaften.<br />

Auch wenn die Betriebe hohe<br />

Förderprämien erhalten, können<br />

sie gegenüber der konventionellen<br />

Bewirtschaftung einen ökonomischen<br />

Vorteil erzielen. Ein weiterer<br />

Faktor ist die Betriebslage.<br />

In kaufkraftstarken Ballungsgebieten,<br />

wo gute Absatzmöglichkeiten<br />

vorliegen, rechnet sich Bio oft.<br />

In diesen oder unter diesen<br />

genannten Vorbedingungen wird<br />

AgroMilagro<br />

Bio langfristig gedeihen, so die<br />

Prognose einiger Befragter. Eine<br />

Flächenerweiterung dieser rentabel<br />

wirtschaftenden Betriebe wird<br />

allerdings kaum möglich sein, weil<br />

die hohen Pachtpreise eine Zupacht<br />

fremder Flächen nicht zulassen.<br />

Es wird im Gegenteil sogar<br />

befürchtet, dass Marktfruchtbetriebe<br />

in NRW ihre Bio-Produktion in<br />

den nächsten Jahren einstellen<br />

werden, weil sich Bio nicht mehr<br />

lohnt bzw. eine Verpachtung mehr<br />

Rendite verspricht, lautet das ernüchternde<br />

Fazit eines der befragten<br />

Unternehmen.<br />

3.<br />

Interesse der Marktpartner<br />

Im Folgenden wird nun auf die<br />

konkreten Rückmeldungen der<br />

interviewten Unternehmen zu<br />

den Fragen eingegangen, welche<br />

Marktpartner in den jeweiligen<br />

Regionen mit welchen Sortimenten<br />

als Anbieter, Nachfrager oder<br />

Logistikpartner in Frage kommen<br />

könnten und auch ein entspre-<br />

chend großes Interesse dokumentiert<br />

haben.<br />

3.1 Erzeugung<br />

Insbesondere einzelne Erzeuger<br />

mit ihren Spezialprodukten<br />

(Weiterverarbeitung der eigenen<br />

Produkte auf dem Hof) sehen einen<br />

großen Bedarf darin, die Ware<br />

der verschiedenen Erzeuger zu<br />

bündeln. Die Absatzchancen sind<br />

da, können aber aufgrund der hohen<br />

Transportkosten derzeit nur<br />

selten auch genutzt werden. Für<br />

jeden einzelnen Erzeuger rechnet<br />

es sich nicht, die interessierten<br />

Geschäfte mit ihren Eigenerzeugnissen<br />

zu beliefern. Eine vernetzte<br />

Logistik könnte Abhilfe schaffen<br />

und das Angebot entsprechend<br />

kostengünstig zum Ort der Nachfrage<br />

transportieren.<br />

3.2 Naturkostbranche<br />

Selbst die regionalen Bio-Großhändler<br />

und Naturkosteinzelhändler<br />

haben großes Interesse an<br />

einer Intensivierung ihrer Regio-<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

nalvermarktungskonzeption geäußert.<br />

Auch die inhabergeführten<br />

Naturkostfachgeschäfte, wie<br />

beispielsweise das Unternehmen<br />

SuperBioMarkt, sehen trotz ihrer<br />

grundsätzlich eher regional orientierten<br />

Ausrichtung einen großen<br />

Bedarf hinsichtlich einer stärkeren<br />

Orientierung ihres Sortimentes auf<br />

regional erzeugte Bio-Produkte<br />

und eine entsprechende Bewerbung<br />

des Angebotes. Denn oftmals<br />

werden sie <strong>von</strong> überregionalen<br />

Naturkostgroßhändlern beliefert,<br />

die aufgrund der immer noch vergleichsweise<br />

geringen Filialdichte<br />

der Naturkostgeschäfte häufig<br />

keine Regionalstrategie fahren<br />

können. Insofern hat sich die heimische<br />

Naturkostbranche im Zuge<br />

des Aufb<strong>aus</strong> bundesweiter Filialnetze<br />

und Partnerstrukturen tendenziell<br />

<strong>von</strong> dem Ursprungsideal<br />

der regionalen Belieferung immer<br />

weiter entfernt 7 .<br />

Der Bundesverband Naturkost<br />

Naturwaren Einzelhandel<br />

bestätigte in dem Interview die<br />

Vermutung, dass ergänzend zu<br />

den überregionalen Großhändlern<br />

viele kleine Erzeuger und<br />

Verarbeiter in NRW in Eigenregie<br />

die Ware an einzelne Filialen<br />

<strong>aus</strong>liefern und dabei extrem hohe<br />

Transportkosten zu tragen haben.<br />

Eine Vernetzung dieser kleinstrukturierten<br />

Lieferbeziehungen und<br />

eine Bündelung der Ware über<br />

schlagkräftigere Logistiker bzw.<br />

Großhändler wäre für alle Seiten<br />

eine Win-Win-Situation.<br />

3.3 Konventioneller SEH<br />

Auch die selbstständigen Einzelhändler,<br />

die in das Versorgungsnetzwerk<br />

der meist international<br />

operierenden Key Accounter<br />

(Edeka, Rewe, Tengelmann, etc.)<br />

7 BIOwelt 10/2010: Gutes <strong>von</strong> nebenan.<br />

Seite 28ff<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

integriert sind, äußerten großes<br />

Interesse an regionalen Bio-Sortimenten<br />

in ihren Filialen. Neben<br />

dem Aufbau einer effizienten Logistik<br />

und Warenbündelung stellt<br />

aber die konkrete Einlistung eines<br />

Bio-Sortimentes, vor allem<br />

bei selbstständigen Einzelhändlern<br />

der großen konventionellen<br />

Filialisten, erfahrungsgemäß ein<br />

nicht zu unterschätzendes Problem<br />

dar. Sobald es sich nicht mehr<br />

nur um eine geringe Anzahl <strong>von</strong><br />

inhabergeführten Filialen handelt,<br />

sondern zentralisierte Strukturen<br />

mit eingebunden werden müssen,<br />

ist ein entsprechend aufwändiger<br />

und langwieriger Prozess zu erwarten.<br />

Diese Erfahrungen haben<br />

jedenfalls viele Unternehmen der<br />

Erzeugung und Verarbeitung bereits<br />

gemacht. Die Bio-Produkte<br />

müssen in einem zentralen Warenwirtschaftssystem<br />

gelistet werden,<br />

um später ein effizientes elektroni-<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

21


III.<br />

22<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

sches Bestellverfahren zu gewährleisten.<br />

Bei der elektronischen<br />

Artikellistung zeigt sich häufig die<br />

Schwerfälligkeit des Verwaltungsapparates<br />

der Key Accounter, so<br />

dass mitunter 6 Monate vergehen<br />

können, bis eine erste Bestellung<br />

tatsächlich getätigt werden kann.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> wurde häufig die<br />

Erfahrung gemacht, dass eine regelmäßige<br />

und automatische Bestellung<br />

erst nach einer Vorlaufzeit<br />

<strong>von</strong> bis zu 2 Jahren reibungslos<br />

funktioniert. Für ein kleines Zusatzsortiment,<br />

wie es bei regionalen<br />

Bio-<strong>Produkten</strong> derzeit noch der<br />

Fall wäre, müssten sich erst die<br />

Bestellroutinen etablieren. In der<br />

Zwischenzeit bedarf es einer wöchentlichen<br />

Betreuung der neuen<br />

Filialen seitens der Anbieter, wofür<br />

zusätzliche Personalressourcen<br />

vorgesehen werden müssen.<br />

Insofern muss bei der Projektierung<br />

einer entsprechenden<br />

Konzeption eine umfassende<br />

AgroMilagro<br />

Betrachtung der zu erwartenden<br />

Zusatzkosten erfolgen, um nicht<br />

durch einzelne fehlende B<strong>aus</strong>teine<br />

den Erfolg zu gefährden.<br />

3.4 Großverbraucher<br />

Einige Unternehmen beliefern<br />

bereits erfolgreich Schulen und<br />

Kindergärten mit Bio-Obst und<br />

Bio-Milch. Auch Brot, Brötchen<br />

und Backwaren <strong>aus</strong> der ökologischen<br />

Erzeugung und Herstellung<br />

sind Projekte die angedacht werden.<br />

So könnte bereits in jungen<br />

Jahren die Geschmacksbildung<br />

in die ökologische Richtung auf<br />

natürlichem Wege geschehen.<br />

Diese Form des „Kennenlernens“<br />

ökologisch erzeugter Lebensmittel<br />

stellt somit ein große Chance<br />

dar, das künftig Absatzpotenzial<br />

zu steigern, so die Ansicht einiger<br />

Befragter.<br />

Im Rahmen der Befragung hat<br />

sich also gezeigt, dass <strong>von</strong> Seiten<br />

aller Marktpartner <strong>von</strong> der Erzeu-<br />

gung über die Verarbeitung und<br />

Logistik bis zum Handel großes Interesse<br />

an dem Aufbau regionaler<br />

Versorgungs- und Handelsstrukturen<br />

besteht.<br />

Logistikstrukturen<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

4.<br />

Das Interesse der Marktpartner<br />

bezieht sich nicht nur auf eine verbesserte<br />

Rohwarenbeschaffung in<br />

NRW, sondern vor allem auf eine<br />

Optimierung der bestehenden Logistikstrukturen.<br />

Erfahrungen der<br />

letzten Jahre haben gezeigt, dass<br />

vorhandene Absatzpotenziale nur<br />

dann erschlossen werden können,<br />

wenn ein effizientes Logistiksystem<br />

aufgebaut wird. Einige regionale<br />

Initiativen sind in den letzten<br />

Jahren an den zu hohen Logistikkosten<br />

gescheitert, so die Auskunft<br />

einiger Unternehmen.<br />

Der Grund: Häufig fahren Trans-


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

porter oder LKW´s nicht voll <strong>aus</strong>gelastet<br />

und sind auf den Rücktouren<br />

im ungünstigsten Fall leer.<br />

Da der Transport in den nächsten<br />

Jahren einen steigenden Kostenanteil<br />

hervorrufen wird und in<br />

den vergangenen Jahren bereits<br />

vielversprechende Projekte an zu<br />

hohen Logistikkosten gescheitert<br />

sind, besteht in diesem Bereich<br />

erheblicher Optimierungsbedarf.<br />

Eine Vernetzung der bestehenden<br />

Transportsysteme und Kooperationen<br />

der regionalen Unternehmen<br />

untereinander würden eine<br />

wesentliche Kostenreduzierung<br />

ermöglichen. Die Auslieferungslogistik<br />

muss für die verschiedenen<br />

Branchen jedoch getrennt <strong>von</strong>einander<br />

geplant und umgesetzt werden.<br />

Die national aufgestellten Unternehmen<br />

haben zumeist eigene<br />

Zentralläger, über welche die jeweiligen<br />

Filialen beliefert werden.<br />

Die Logistik dieser Unternehmen<br />

ist so effizient aufgebaut, dass hier<br />

kein Optimierungsbedarf besteht.<br />

Ganz anders verhält sich das<br />

bei den konventionellen regional<br />

organisierten selbstständigen Einzelhändlern.<br />

Für diese müssen zumeist<br />

separate Bestell- und Lieferlogistikstrukturen<br />

aufgebaut bzw.<br />

bestehende Strukturen optimiert<br />

werden. Für die Belieferung der<br />

Naturkostfachgeschäfte wiederum<br />

müssen ebenfalls separate Lieferstrukturen<br />

aufgebaut bzw. bestehende<br />

optimiert werden, da großer<br />

Wert auf ein persönliches Vertrauensverhältnis<br />

der Geschäftspartner<br />

untereinander gelegt wird.<br />

Zuweilen weigern sich die Filialinhaber<br />

der Naturkostbranche auch<br />

mit Unternehmen zusammen zu<br />

arbeiten, die die konventionelle<br />

Konkurrenz, insbesondere die<br />

Discounter, beliefern. Diese besonderen<br />

Umstände müssen bei<br />

der Projektplanung berücksichtigt<br />

werden.<br />

Durch die jeweilige Bündelung<br />

der Ware könnten auch marktferne<br />

Erzeuger bzw. abgelegenere<br />

Einzelhandlesfilialen in ein entsprechendes<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept<br />

einbezogen werden,<br />

die bislang mit Blick auf die Logistikkosten<br />

nicht beliefert werden.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

5.<br />

Regionale Strukturen<br />

Je nach Produkt und Unternehmensstrategie<br />

bzw. Unternehmensgröße<br />

wird der Begriff Region<br />

sehr unterschiedlich verstanden.<br />

Während kleinere Verarbeiter oder<br />

Zwischenhändler einen Aktionsradius<br />

<strong>von</strong> rund 50 Kilometern um<br />

ihren Firmensitz herum als ihre<br />

Bezugs- und Lieferregion definieren,<br />

sehen andere national bzw.<br />

international aufgestellte Unternehmen<br />

ganz <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

als eine Region an und sehen<br />

auch keine Möglichkeiten, weder<br />

in der Bezugs- noch Lieferstruktur,<br />

eine Unterteilung in enger gefasste<br />

Regionen vorzunehmen. Zu hoch<br />

würden der Aufwand und entsprechend<br />

auch die Kosten, um z.B.<br />

eine chargengenaue Zuordnung<br />

innerhalb ihres Unternehmens mit<br />

einer kleinräumigen Lieferstruktur<br />

zu koordinieren. Darüber hin<strong>aus</strong><br />

gibt es für viele Unternehmen bereits<br />

Versorgungsengpässe für die<br />

benötigten Rohstoffe, wenn NRW<br />

als eine Region definiert wird. Eine<br />

noch feinere Unterteilung hätte<br />

zur Folge, dass eine <strong>aus</strong>reichende<br />

Rohwarenbeschaffung nicht zu<br />

realisieren wäre.<br />

Daher muss die Definition der<br />

Region immer in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

dem jeweiligen Produkt und den<br />

betreffenden Unternehmen vorgenommen<br />

werden. In wie weit die<br />

Verbraucher hierbei andere Vor-<br />

stellungen <strong>von</strong> der eigenen Region<br />

haben und bei welchen <strong>Produkten</strong><br />

auch hier ein unterschiedlicher<br />

Regionalbegriff akzeptiert würde,<br />

kann ohne weitere Untersuchungen<br />

nicht definitiv bestimmt werden.<br />

Daher müsste im Rahmen<br />

<strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptionen,<br />

in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

den teilnehmen Unternehmen<br />

bzw. den angebotenen <strong>Produkten</strong>,<br />

eine entsprechend flexible Anpassung<br />

der Marketinginhalte vorgenommen<br />

werden.<br />

Beispielsweise gibt es eine kleine<br />

Molkerei auf Gut Wilhelmsdorf<br />

in Ostwestfalen-Lippe, die gute<br />

Chancen sieht, die eigenen Produkte<br />

mit einem sehr eng begrenzten<br />

lokalen Bezug zu vermarkten.<br />

Lehmann Natur hingegen, ein<br />

international tätiger Großhändler<br />

für Obst und Gemüse in Mönchengladbach,<br />

sieht unter Berücksichtigung<br />

des Zusatzaufwandes<br />

und der zu kalkulierenden Kosten<br />

lediglich die Möglichkeit, für das<br />

Bundesland NRW die benötigten<br />

Rohstoffe für Einzelhändler in<br />

NRW sicherzustellen. Beide Unternehmen<br />

beliefern unterschiedliche<br />

Kundenstrukturen, so dass sich<br />

die unterschiedlichen Regionalbegriffe<br />

durch<strong>aus</strong> im Marketing sinnvoll<br />

umsetzen lassen. Während<br />

Lehmann Natur die Zentralläger<br />

großer konventioneller Filialisten<br />

(Real, Rewe, Edeka, Tengelmann,<br />

etc.) anfährt, beliefert die<br />

kleine regionale Molkerei vor allem<br />

kleinere lokale Filialisten wie<br />

Jibi, Elli oder Minipreis als ideale<br />

Partner. Die Kunden hier haben an<br />

den regionalen Einzelhandelsfilialisten<br />

viel höhere Ansprüche an<br />

dessen Regionalkompetenz bzw.<br />

Engagement für die Unternehmen<br />

vor Ort als an eine national bzw.<br />

international aufgestellte Rewe.<br />

Bei letzterem Unternehmen sind<br />

die Kunden schon zufrieden, wenn<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

23


III.<br />

24<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

sie überhaupt Ware mit NRW-Herkunft<br />

vorfinden würden.<br />

Für Schlachtunternehmen wie<br />

Bio-Fleisch NRW oder Thönes<br />

Natur ist hingegen wichtig zu unterscheiden,<br />

dass nicht die Geburt<br />

eines Tieres, sondern der Ort der<br />

Aufzucht für die Herkunftsangabe<br />

maßgeblich sein muss, da<br />

ansonsten keine <strong>aus</strong>reichende<br />

Verfügbarkeit <strong>von</strong> Jungtieren gegeben<br />

ist. Eine chargengenaue<br />

Rückverfolgbarkeit ist schon heute<br />

für die Tiere realisierbar, also nicht<br />

der begrenzende Faktor, bestätigen<br />

die befragten Unternhemen.<br />

Bei Tieren kommt es darauf an,<br />

festzulegen, ab wann ein Tier auf<br />

einem NRW-Betrieb gehalten wird<br />

und wie genau das Haltungs- und<br />

Fütterungssystem <strong>aus</strong>gestaltet ist,<br />

um es erfolgreich in Regionalprogramme<br />

zu integrieren.<br />

AgroMilagro<br />

Im Folgenden werden die Kooperationspartner,<br />

die im Rahmen<br />

der Befragung Interesse an regionalen<br />

Vermarktungskonzepten<br />

gezeigt haben, in Zuordnung zu<br />

den Regionen 1-8 beschrieben.<br />

Hierbei ist allerdings zu beachten,<br />

dass zahlreiche Unternehmen<br />

nicht nur in die Region liefern, in<br />

der sie beheimatet sind. Diese<br />

Beschreibungen vermitteln einen<br />

ersten Eindruck da<strong>von</strong>, welche<br />

Produktschwerpunkte und konkreten<br />

Absatzpotenziale im Rahmen<br />

der Befragung ermittelt werden<br />

konnten.<br />

Da die Befragung nur eine Auswahl<br />

<strong>von</strong> 74 Unternehmen in NRW<br />

abdecken konnte, stellt sie nur<br />

eine erste Bestandsaufnahme dar<br />

und kann längst nicht alle Kooperationsmöglichkeiten<br />

aufzeigen,<br />

lässt aber sehr wohl das große<br />

Potenzial erkennen. Die Einbeziehung<br />

weiterer Unternehmen, die<br />

in der Studie nicht berücksichtigt<br />

werden konnten, würde im Falle<br />

einer Umsetzung konkreter Folgeprojekte<br />

erfolgen müssen.<br />

5.1 Region Eifel<br />

Seit 2004 gibt es die Regionalmarke<br />

Eifel GmbH, die u.a. auch<br />

Lebensmittel unter dieser Marke<br />

<strong>von</strong> konventionell und biologisch<br />

wirtschaftenden Erzeugern anbietet.<br />

Im Bio-Sortiment dieser Marke<br />

sind derzeit Brot, Käse, Saft, Wurst<br />

und Milch vertreten.<br />

Die Milchunion Hocheifel eG<br />

vertreibt bereits an die REWE und<br />

einzelne regionale Lebensmitteleinzelhändler<br />

die Bio-Milch unter<br />

der Eigenmarke mit dem Zusatz<br />

der Eifler Regionalmarke. Die Eifler<br />

Bio-Erzeuger kommen mehrheitlich<br />

<strong>aus</strong> dem NRW-Bundesland.<br />

Die Bio-Milch wird für die Regionalmarke<br />

bereits heute schon separat<br />

erfasst und verarbeitet. An<br />

einem Regional-Projekt, welches<br />

für die regionalen Molkereiprodukte<br />

den Kundenkreis erweitern würde,<br />

hat man großes Interesse.<br />

Für diese Region gilt, dass zunächst<br />

eine Zusammenarbeit mit<br />

der existierenden Regionalmarke<br />

geprüft werden sollte, bevor im<br />

Rahmen eines Marketingprojektes<br />

Überlegungen über eine neue Bio-<br />

Regionalmarke angestellt werden<br />

sollten.<br />

Der Bio-Frischedienst, ein regionaler<br />

Großhändler, würde gerne<br />

für seine Kunden im Raum Aachen,<br />

Meckenheim und Frechen<br />

mehr Obst und Gemüse <strong>aus</strong> der<br />

Region anbieten können. Es fehlen<br />

aber die entsprechenden Bio-<br />

Erzeuger.<br />

5.2 Region Düsseldorf-Köln-Bonn<br />

In dieser Region sind einige leistungsfähige<br />

Gemüse- und Obstbaubetriebe<br />

angesiedelt, die kontinuierlich<br />

an der Ausweitung ihrer<br />

Produktionskapazitäten arbeiten<br />

und <strong>von</strong> daher für zusätzliche regionale<br />

Absatzstrukturen offen<br />

sind. Allerdings reichen oftmals<br />

die Produktionskapazitäten schon<br />

heute für die große Nachfrage bei<br />

weitem nicht <strong>aus</strong>. Denn viele dieser<br />

Betriebe haben bereits einen<br />

gut funktionierenden Hofladen,<br />

beschicken die Wochenmärkte<br />

der Region und unterhalten eine<br />

florierende Abo-Kistenbelieferung.<br />

Der Betrieb Apfelbacher hat in<br />

den letzten Jahren eine Erzeugergemeinschaft<br />

für die gemeinsame<br />

Erzeugung der Produkte für die<br />

Abo-Kistenbelieferung aufgebaut.<br />

Die beteiligten Betriebe sind meist<br />

<strong>aus</strong>verkauft und suchen dringend<br />

Erzeuger, die alle Arten <strong>von</strong> Lagergemüse<br />

wie Kohl, Möhren und<br />

Rote Bete produzieren. Insbesondere<br />

aber gibt es einen chronischen<br />

Mangel an Gewächsh<strong>aus</strong>kulturen.<br />

Die hohe Nachfrage, vor<br />

allem im Winter, kann oftmals nicht<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

bedient werden.<br />

Unter den Erzeugern in dieser<br />

Region, die für ihre Ware noch<br />

zusätzliche Abnehmer aufnehmen<br />

würden, befinden sich allerdings<br />

eine Reihe <strong>von</strong> Demeterbetrieben,<br />

die aufgrund des Fachhandelsbeschlusses<br />

des Demeter Anbauverbandes<br />

nicht in den „normalen“<br />

LEH liefern wollen bzw. dürfen.<br />

Lediglich einzelne selbständige<br />

Einzelhändler werden nach gründlicher<br />

Prüfung für die Belieferung<br />

zugelassen.<br />

Als leistungsfähiger Partner findet<br />

sich in dieser Region auch das<br />

Unternehmen Landgard Bio, welches<br />

für die Erfassung, Sortierung<br />

und Auslieferung der Ware in Frage<br />

kommt. Da bereits einige Betriebe<br />

entsprechende Absprachen<br />

mit Landgard Bio getroffen haben,<br />

kann in diesem Bereich recht zügig<br />

die Umsetzung einer entsprechenden<br />

Regional-Konzeption<br />

erfolgen. Das Unternehmen sucht<br />

ständig ökologisch wirtschaftende<br />

Gemüse- und Obstbaubetriebe,<br />

um die steigende Nachfra-<br />

ge bedienen zu können. Mit der<br />

Landlinie GmbH & Co KG sowie<br />

den Naturkostgroßhändlern Naturkost<br />

West <strong>aus</strong> Duisburg und<br />

Naturkostgroßhandel Peter van<br />

Leendert <strong>aus</strong> Krefeld gibt es einige<br />

Logistikpartner mit regionalen<br />

Schwerpunkten in den angrenzenden<br />

Regionen.<br />

Die Bio-Fleischerei Jansen<br />

in Köln bietet ein umfangreiches<br />

Sortiment für Metzgereien, Naturkostfachgeschäfte,<br />

Großküchen,<br />

Restaurants sowie Kantinen und<br />

könnte im Rahmen eines regionalen<br />

Netzwerkes diese Produktkategorie<br />

liefern. Nach eigenen<br />

Aussagen haben Schulen und<br />

Kindergärten großes Interesse an<br />

Bio-Fleisch und -Wurstprodukten.<br />

Allerdings stellt der Preisunterschied<br />

vor allem zwischen ökologisch<br />

und konventionell erzeugtem<br />

Schweinefleisch ein großes<br />

Hemmnis dar.<br />

Das Unternehmen SOBO Naturkost<br />

ist spezialisiert auf Soja-<br />

Produkte und Desserts und wäre<br />

an dem Bezug <strong>von</strong> Soja <strong>aus</strong> NRW<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

interessiert, um den Importanteil<br />

zu reduzieren.<br />

Viele Erzeuger, wie der Biohof<br />

Bursch in Bornheim, haben<br />

in den letzten Jahren eine mehr<br />

oder weniger große Verarbeitungsschiene<br />

aufgebaut, um das<br />

eigene Produktsortiment attraktiver<br />

zu gestalten und um während<br />

der Haupterntezeiten saisonale<br />

Überschüsse aufzufangen. Da jeder<br />

Betrieb allerdings nur einige<br />

wenige Spezialitäten selber herstellt,<br />

lohnt es sich in den meisten<br />

Fällen nicht, eine eigenen Belieferung<br />

<strong>von</strong> Einzelgeschäften der<br />

Region zu realisieren, auch wenn<br />

die Nachfrage danach groß ist.<br />

Eine entsprechende Bündelung<br />

der Ware und Kooperation bei der<br />

Auslieferung wäre daher gerade<br />

für diese eng besiedelte Region<br />

sehr sinnvoll.<br />

5.3 Region Bergisches Land<br />

In dieser Region gibt es bereits<br />

seit 1998 eine eingeführte<br />

Regionalmarke „Bergisch Pur“,<br />

welche ein 90 Artikel umfassendes<br />

Sortiment <strong>aus</strong> ökologisch und<br />

konventionell erzeugten <strong>Produkten</strong><br />

umfasst. Die Palette reicht<br />

<strong>von</strong> Brotaufstrichen, Eiern, Fisch,<br />

Fleisch, Getränke sowie Obst und<br />

Gemüse bis hin zu Milchprodukten.<br />

Eine Bio-Erzeugergemeinschaft<br />

in der Legehennenhaltung, Hof<br />

Alpermühle, ist neben der Bio-<br />

Eierlieferung auch in die Logistik<br />

für die Bergisch Pur Produkte<br />

eingebunden und könnte sich<br />

vorstellen, die Logistik bei Bedarf<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

25


III.<br />

26<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

entsprechend <strong>aus</strong>zubauen. Daneben<br />

liefern weitere regionale<br />

Großhändler in dieses Gebiet <strong>aus</strong>.<br />

Entsprechende Logistikstrukturen<br />

stehen also weitestgehend bereit.<br />

Auch die Gastonomie der Region<br />

ist eingebunden und bietet teilweise<br />

Bergisch Pur-Gerichte <strong>aus</strong> ökologischen<br />

Rohstoffen an. Bevor in<br />

dieser Region eine Bio-<strong>Regionalvermarktung</strong><br />

umgesetzt werden<br />

sollte, muss geklärt werden, ob<br />

es sinnvoll und realisierbar ist, mit<br />

der eingeführten Regionalmarke<br />

gemeinsam an einer Ausweitung<br />

zu arbeiten.<br />

Neben dem regionalen Rewe-<br />

Filialisten Dornseifer mit rund 7<br />

Filialen in dieser Region, gibt es<br />

weitere selbständige Rewe-Einzelhändler,<br />

die an einer Ausweitung<br />

AgroMilagro<br />

des Bio-Sortimentes interessiert<br />

sind. Auf ökologische Produkte<br />

spezialisierte Verarbeiter wurden<br />

im Rahmen der Unternhemensbefragung<br />

in dieser Region nicht<br />

<strong>aus</strong>findig gemacht.<br />

5.4 Region Sauerland-Siegerland<br />

Auch in dieser Region ist Friedhelm<br />

Dornseifer mit knapp 10<br />

Filialen vertreten. Die Upländer<br />

Bauernmolkerei sammelt auch<br />

<strong>von</strong> Bio-Erzeugern in dieser Region<br />

die Milch ein. Eine separate<br />

Verarbeitung wird sich allerdings<br />

vorerst wegen der geringen Mengen<br />

nicht lohnen, teilte das Unternehmen<br />

mit. Wie auch im angrenzenden<br />

Bergischen Land finden<br />

sich hier wenige größere Verarbeiter,<br />

so dass die Basis für ein<br />

auf diese Region begrenztes Vermarktungskonzept<br />

hauptsächlich<br />

die Bio-Erzeuger darstellen.<br />

5.5 Region Niederrhein<br />

Am Niederrhein sind einige<br />

Unternehmen ansässig, die Interesse<br />

an konkreten <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekten<br />

haben. Bei<br />

der Großschlachterei Thönes<br />

Natur eK ist eine chargengenaue<br />

Rückverfolgbarkeit bereits heute<br />

Bestandteil der Qualitätssicherung<br />

und würde es ermöglichen,<br />

Herkunft und Auslieferung der<br />

Ware eindeutig zuzuordnen. Allerdings<br />

ist die Erzeugerdichte in<br />

den einzelnen Regionen des Einzugsgebietes,<br />

welches sich vom<br />

Niederrhein über das westliche<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Münsterland, das Ruhrgebiet sowie<br />

das Bergische Land bis zur<br />

Region Köln-Bonn-Düsseldorf erstreckt,<br />

zu gering, um die Produkte<br />

jeder einzelnen Region separat<br />

zuzuordnen.<br />

Die Bio-Mühle und Kräuterfutter<br />

GmbH wurde bereits unter<br />

Punkt 2.8 genauer beschrieben.<br />

Auch für dieses Unternehmen gilt,<br />

dass lediglich NRW als ganzes<br />

Bundesland eine sinnvolle Region<br />

für die in Kleve hergestellten Produkte<br />

darstellt. Der regionale Naturkostgroßhändler<br />

Peter van<br />

Leendert <strong>aus</strong> Krefeld wäre u.a.<br />

ein potenzieller Logistikpartner in<br />

dieser Region.<br />

5.6 Region Ruhrgebiet<br />

Der Biofleisch NRW Erzeugerzusammenschluss<br />

w.V. <strong>aus</strong><br />

Bergkamen überschneidet sich in<br />

einigen Regionen mit seinem Erzeuger-<br />

wie auch Liefergebiet mit<br />

Thönes Natur. Beide Unternehmen<br />

haben großes Interesse an<br />

einem soliden <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept.<br />

Da in der Vergangenheit<br />

bereits <strong>Regionalvermarktung</strong>skooperationen<br />

aufgrund der<br />

hohen Logistikkosten gescheitert<br />

sind, raten die Unternehmen zur<br />

Vorsicht und empfehlen, konkrete<br />

Einzelhändler erst dann anzusprechen,<br />

wenn ein grobes Konzept<br />

steht und die Liefermöglichkeiten<br />

bekannt sind.<br />

Die Bio-Bäckerei Schomaker<br />

wirbt damit, dass sie das Kneten<br />

des Teiges nicht den Maschinen<br />

überlässt. Handwerkliche Qualität<br />

macht sich daher auch im Endprodukt<br />

bemerkbar, wie Kunden<br />

bestätigen. Das Liefergebiet erstreckt<br />

sich vom Niederrhein über<br />

das westliche Ruhrgebiet bis nach<br />

Düsseldorf und Aachen. Die Rohstoffe<br />

stammen bislang oft nicht<br />

<strong>aus</strong> der eigenen Region. Butter<br />

kommt beispielsweise <strong>aus</strong> den<br />

Niederlanden. Da die Unternehmen<br />

in den zur Niederlande angrenzenden<br />

Regionen häufig auch<br />

Rohstoffe <strong>aus</strong> den Niederlanden<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

beziehen, muss bei einem <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptbesonders<br />

auf die Einhaltung der NRW-<br />

Herkunft geachtet werden, weil<br />

in der Verbraucherwahrnehmung<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

27


III.<br />

28<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

die Niederlande eher ein unterdurchschnittliches<br />

Qualitätsimage<br />

haben. Einige Elli-Märkte gibt es<br />

auch im Ruhrgebiet, die Interesse<br />

an einem Regionalkonzept signalisiert<br />

haben. Da das Ruhrgebiet<br />

in NRW sehr zentral liegt, wird es<br />

<strong>aus</strong> den angrenzenden Regionen<br />

einige sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten<br />

geben.<br />

5.7 Region Münsterland<br />

Im Münsterland gibt es eine<br />

ganze Reihe größerer Unternehmen,<br />

die an der Umsetzung eines<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptes<br />

interessiert sind. Auch ein Rewe<br />

Bezirksleiter, der 12 Regiebetriebe<br />

koordiniert, hat großes Potenzial<br />

und Interesse signalisiert. Die<br />

SuperBioMarkt AG hat ihren Sitz<br />

AgroMilagro<br />

in Münster, und besitzt derzeit 15<br />

Märkte die zum Teil auch in den<br />

angrenzenden Regionen liegen.<br />

Obwohl das Unternehmen bereits<br />

regionale Ware <strong>von</strong> Erzeugern<br />

<strong>aus</strong> der näheren Umgebung bezieht<br />

und auch entsprechend in<br />

den Filialen und Angebotsflyern<br />

bewirbt, ist Herr Radau sehr daran<br />

interessiert, das Bio-Sortiment mit<br />

regionalem Bezug weiter <strong>aus</strong>zubauen.<br />

Insbesonder Feingemüse<br />

und Obst, aber auch Käsespezialitäten<br />

kleiner Verarbeiter fehlen<br />

noch im Sortiment.<br />

Die Molkerei Söbbeke hat ihren<br />

Produktionssitz im Münsterland,<br />

bezieht die Milch aber auch<br />

<strong>aus</strong> anderen Bundesländern. Eine<br />

separate Verarbeitung der NRW-<br />

Milch (6 <strong>von</strong> 10 Touren) ist denkbar,<br />

sollte sich ein <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept<br />

realisieren lassen.<br />

Mit dem Fruchtjoghurt „deutsche<br />

Obstbauern“ und den 15 Sorten<br />

Münsterländer Käsespezialitäten<br />

ist ein Anfang hinsichtlich des Aufb<strong>aus</strong><br />

eines regionalspezifischen<br />

Angebotes bereits gemacht. Der<br />

Ausbau der regionsspezifischen<br />

Aktivitäten ist geplant und würde<br />

gut zu dem Aufbau eines <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptes<br />

in<br />

NRW passen.<br />

Die Biobackstube Ah<strong>aus</strong><br />

GmbH bezieht bereits ihr Getreide<br />

überwiegend <strong>von</strong> regionalen Bio-<br />

Erzeugern und beliefert mehrere<br />

hundert Kunden, vor allem Naturkostfachgeschäfte,<br />

in NRW mit<br />

Brot und Backwaren. Eine Steigerung<br />

des Rohwarenanteils <strong>von</strong><br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

NRW-Landwirten ist erwünscht,<br />

allerdings müssen die Erzeuger<br />

dem Demeter Anbauverband angeschlossen<br />

sein. Neben Roggen<br />

und Weizen werden auch alte<br />

Getreidesorten wie beispielweise<br />

Einkorn, Emmer und auch alte<br />

Gerstensorten gesucht.<br />

Die ITB Bäcker Back GmbH<br />

bietet süße und herzhafte Backwaren<br />

in Bio-Qualität an. Für die<br />

Produkte werden bislang <strong>aus</strong> Osteuropa<br />

Zutaten wie beispielsweise<br />

gefrostete Kirschen importiert.<br />

Sofern das Angebot <strong>aus</strong> NRW da<br />

wäre, würde man diese Ware bevorzugen.<br />

Mestemacher, ein weiteres<br />

größeres Getreideverarbeitungsunternehmen<br />

im Münsterland ist<br />

auf SB-Brot spezialisiert. Ob eine<br />

Regionalstrategie besteht, konnte<br />

im Rahmen der Studie nicht ermittelt<br />

werden.<br />

Die Davert GmbH in der Nähe<br />

<strong>von</strong> Münster bevorzugt regionale<br />

Ware, allerdings ist es bislang<br />

schwierig, größere<br />

Partien <strong>von</strong><br />

lokalen Landwirten<br />

zu bekommen.<br />

Der Großteil<br />

der Rohstoffe<br />

stammt bislang<br />

<strong>aus</strong> Süd- und<br />

Norddeutschland<br />

bzw. Thüringen.<br />

Neben Roggen,<br />

Weizen und<br />

Dinkel ist man<br />

auch an Spezialkulturen<br />

wie Linsen,<br />

Amaranth,<br />

Leinsaat und<br />

weiteren Hülsenfrüchte<br />

bzw. Ölsaaten<br />

<strong>aus</strong> NRW<br />

interessiert. Allerdings<br />

müssen<br />

es größere Partien<br />

sein (mindestens<br />

50 Tonnen)<br />

die pro Anbieter verfügbar sind,<br />

damit die Logistik nicht zu aufwändig<br />

wird.<br />

5.8 Region Ostwestfalen-Lippe<br />

In dieser Region gibt es bereits<br />

leistungsstarke Unternehmen<br />

sowohl in der Erzeugung<br />

wie auch Sortierung, Verpackung<br />

und Logistik. Daher erscheint ein<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong>skonzept innerhalb<br />

der Grenzen <strong>von</strong> Ostwestfalen-Lippe<br />

kurzfristig besonders<br />

erfolgreich umsetzbar. Obst und<br />

Gemüse wird über die Unternehmen<br />

A. und K. Engemann GbR<br />

und die Marktgenossenschaft<br />

der Naturlandbetriebe sowohl<br />

erzeugt als auch gebündelt und<br />

aufbereitet, sowie <strong>aus</strong>geliefert.<br />

Eine engere Kooperation im<br />

Rahmen eines <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptes<br />

unter Einbeziehung<br />

weiterer Erzeugerbetriebe<br />

wie beispielsweise dem Kibitzhof<br />

oder Gut Wilhelmsdorf wird <strong>von</strong><br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

den Unternehmen als realisierbar<br />

und wünschenswert angesehen.<br />

Die Reform- und Mühlenbäckerei<br />

Bösen GmbH stellt Brot- und<br />

Backwaren auch <strong>aus</strong> <strong>Öko</strong>-Rohstoffen<br />

her. Das Unternehmen hat<br />

Interesse daran, mehr Rohstoffe<br />

<strong>aus</strong> NRW zu beziehen. Die Wünsche<br />

reichen <strong>von</strong> Kürbiskernen,<br />

über Einkorn und Emmer bis hin<br />

zu Buchweizen für die Herstellung<br />

glutenfreier Produkte.<br />

Milch, Joghurt, Käse und Fleisch<br />

sowie Wurstwaren liefert bereits<br />

heute Gut Wilhelmsdorf und weitere<br />

Betriebe an <strong>aus</strong>gewählte regionale<br />

Partner <strong>aus</strong>. Die Eickernmühle<br />

mit angeschlossenem<br />

Bäckereigroßhandel ist ein schlagkräftiger<br />

Partner für Fertigmehle,<br />

Backzutaten, Brot und Backwaren<br />

<strong>aus</strong> NRW. Dort gibt es Pläne, ein<br />

Bio-Brot <strong>aus</strong> regionalem Getreide<br />

unter einem regionaltypischen<br />

Namen ins Sortiment aufzunehmen,<br />

welches 2-täglich frisch an<br />

interessierte Filialen <strong>aus</strong>geliefert<br />

werden könnte.<br />

Die Unternehmen Bio Frischeservice<br />

GmbH sowie Oro Verde<br />

Bios Produktions GmbH sind<br />

weitere Serviceunternehmen, die<br />

bereits in die Wertschöpfungskette<br />

<strong>von</strong> Bio-<strong>Produkten</strong> in NRW eingebunden<br />

sind und vor allem im<br />

Conveniencebereich u.a. auch für<br />

die Gastronomie spezielle Produkte<br />

und Delikatessen anbieten.<br />

Durch eine entsprechende Vernetzung<br />

könnten die Unternehmen<br />

mit reduzierten Logistikkosten und<br />

erweitertem Sortiment effizienter<br />

wirtschaften und den Kundenstamm<br />

<strong>aus</strong>bauen.<br />

Erste Vorgespräche haben im<br />

Rahmen der Studie bereits zwischen<br />

möglichen Kooperationspartner<br />

stattgefunden.<br />

Sehr konkret sind bereits die<br />

ersten Ansätze der Marktgenossenschaft<br />

in Form einer Projek-<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

29


III.<br />

30<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

tidee „Bio-Gemüse-Pool“. Im<br />

Rahmen dieses Projektes zielt der<br />

Geschäftsführer Franz Westhues<br />

darauf ab, in den nächsten Jahren<br />

in der eigenen Region neue<br />

Gemüsebaubetriebe mit einer<br />

Produktionskapazität <strong>von</strong> 10.000<br />

Tonnen Gemüse umzustellen und<br />

entsprechend zu beraten. Im Rahmen<br />

des anvisierten Projektes<br />

sollen auch die Investitionen in<br />

Spezialmaschinen, sowie Anbauberatung,<br />

Weiterbildung und Personal<br />

mit berücksichtigt werden.<br />

Produktinnovationen sind ebenso<br />

Bestandteil der Projektidee wie<br />

der Bau <strong>von</strong> größeren Lager- und<br />

Verarbeitungsräumen.<br />

Da das Erzeuger- und Handelsunternehmen<br />

Engemann ähnliche<br />

Ziele verfolgt und gleichzeitig aber<br />

für die Belieferung <strong>von</strong> Einzel-<br />

AgroMilagro<br />

handelsfilialen<br />

noch Partner<br />

für die Sortierung<br />

und Abpackung<br />

der Ware<br />

sucht, wäre<br />

eine engere<br />

Kooperation für<br />

alle Beteiligten<br />

eine Win-Win-<br />

Situation.<br />

Die regional<br />

aufgestellten<br />

Handelsketten<br />

Jibi, Minipreis,<br />

WEZ und einigeMarktkaufmärkte<br />

haben<br />

konkretes Interesse<br />

daran<br />

geäußert, ein<br />

regionales Bio-<br />

Sortiment in ihren<br />

Filialen einzulisten.<br />

Auch<br />

einzelne Filialen<br />

<strong>von</strong> Edeka<br />

Minden-Hannover<br />

liegen in<br />

der benannten<br />

Region. Der Einkaufsleiter für regionale<br />

Sortimente bei Edeka hat<br />

ebenfalls Interesse an dem Bio-<br />

Sortiment der Region geäußert. In<br />

dieser Region sind somit alle Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

gegeben, um ein<br />

entsprechendes Konzept erfolgreich<br />

umzusetzen.<br />

In dieser Region gibt es bereits<br />

vier Regionalbewegungen unter<br />

den Regionalmarken „Lippequalität“,<br />

Kulturlandkreis Höxter,<br />

Senne Original und Biolokal.<br />

Auch hier werden konventionelle<br />

und ökologisch erzeugte Lebensmittel<br />

gemeinsam angeboten und<br />

beworben. In wie weit mit den<br />

bestehenden Regionalbewegungen<br />

zusammen gearbeitet werden<br />

kann, sollte ebenfalls frühzeitig<br />

geprüft werden.<br />

5.9 Überregionale Strukturen<br />

Eine Reihe größerer Unternehmen<br />

in NRW haben nationale bzw.<br />

internationale Bezugs- und Lieferstrukturen<br />

aufgebaut, wie weiter<br />

oben bereits erläutert wurde.<br />

Teilweise arbeiten diese großen<br />

Unternehmen im konventionellen<br />

Bereich deutlich regionaler als im<br />

Bio-Bereich, da bei letzterem zu<br />

wenig Erzeuger in einem entsprechend<br />

kleinen Radius um das Unternehmen<br />

herum zu finden sind.<br />

Für diese Unternehmen wären der<br />

Aufwand und die Kostenbelastung<br />

nach eigenen Angaben zu groß,<br />

um NRW nochmals in Unterregionen<br />

aufzusplitten. Daher wäre<br />

für diese Unternehmen und deren<br />

Kunden NRW insgesamt als eine<br />

Region zu definieren. Da die Geschäftspartner<br />

<strong>aus</strong> dem konventionellen<br />

LEH im Normalfall ebenfalls<br />

mit ihren Filialen im gesamten<br />

Bundesland vertreten sind und <strong>von</strong><br />

den Großhändlern meist die Zentralläger<br />

angefahren werden, existieren<br />

hier bereits entsprechend<br />

effiziente Logistikstrukturen. Es ist<br />

daher bei den <strong>Regionalvermarktung</strong>skonzeptionen<br />

zu beachten,<br />

ob es sich bei den Kunden um<br />

kleinere regionale Filialisten bzw.<br />

Gruppen <strong>von</strong> selbständigen Einzelhändlern<br />

handelt, oder aber um<br />

überregional agierende Unternehmen.<br />

Entsprechend unterschiedliche<br />

Konzeptionen sowohl für die<br />

Handelsbeziehungen wie auch<br />

das Marketing sind zu entwickeln<br />

und umzusetzen. Unternehmen,<br />

die entsprechend überregional<br />

aufgestellt sind wären u.a. Lehmann<br />

Natur, Landlinie, Molkerei<br />

Söbbeke, Upländer Bauernmolkerrei,<br />

Biotropic mit dem Großhändler<br />

Naturkost West, hanf &<br />

natur, Kröner Stärke, Obstkelterei<br />

Van Nahmen, Govinda Natur<br />

GmbH, Bösen GmbH, Brungs<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

GmbH, Bösen Service<br />

GmbH, Thönes Natur, Biofleisch<br />

NRW, die Marktgenossenschaft<br />

der Naturlandbetriebe und die<br />

Teutoburger Ölmühle. Diese Liste<br />

ist natürlich nicht vollständig,<br />

enthält aber einige der wichtigsten<br />

Unternehmen im Bio-Bereich <strong>aus</strong><br />

NRW. Das Unternehmen, Bösen<br />

Service GmbH oder Reformwarenvertrieb<br />

<strong>Westfalen</strong>, ist eine<br />

<strong>von</strong> 5 Regionalverteilern, die <strong>aus</strong><br />

der Reformwarenbranche entstanden<br />

sind. Diese 5 Regionalverteiler<br />

haben eine Logistik für das<br />

gesamte Bundesgebiet aufgebaut<br />

und liefern neben den Naturkostgroßhändlern<br />

u.a. auch 12.000<br />

Naturkostmarkenartikel an Bioläden<br />

<strong>aus</strong>. Diese <strong>aus</strong>gefeilte Logistik<br />

könnten auch, zumindest für das<br />

Trockensortiment, genutzt werden,<br />

um Synergien zu nutzen und<br />

eine Kosteneinsparung bei der Lo-<br />

gistik zu erreichen.<br />

Bei näherer Betrachtung der<br />

wirtschaftenden Unternehmen<br />

in NRW zeigt sich, dass die Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

gegeben sind, um<br />

effizientere Strukturen durch Vernetzung<br />

der Marktpartner zu erzielen.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

6.<br />

Schulverpflegung<br />

Es gibt eine Reihe <strong>von</strong> Einzelunternehmen,<br />

die bereits in der<br />

Schulverpflegung tätig sind. Das<br />

wären u.a. Bois, Gut Wilhelmsdorf,<br />

Engemann GbR, Keller,<br />

Landlinie, OroVerde, Schimmel<br />

und die Fleischerei Jansen.<br />

Die Handelsgesellschaft für<br />

ökologische Produkte HÖP<br />

GmbH versorgt seit 20 Jahren<br />

Großverbrauchereinrichtungen<br />

mit <strong>Öko</strong>-<strong>Produkten</strong>. Herr Läer hat<br />

in der Vergangenheit viele Versuche<br />

unternommen, um regional<br />

erzeugte Bio-Ware in den jeweiligen<br />

Kantinen <strong>von</strong> Studentenwerken,<br />

Kindertagesstätten und<br />

Krankenhäusern einzusetzen. Die<br />

jahrelangen Bemühungen haben<br />

jedoch keinen Erfolg gehabt, so<br />

dass das Unternehmen notgedrungen<br />

auf überregionale Ware<br />

zurückgreift. Hauptgrund für diese<br />

Entscheidung ist das Problem,<br />

dass die einzelnen regionalen Erzeuger<br />

sich häufig nicht an die Vereinbarungen<br />

gehalten haben, eine<br />

pünktliche Lieferung nicht erfolgte<br />

und die angelieferte Ware oftmals<br />

nicht mit den vereinbarten Qualitäten<br />

übereinstimmte. Teilweise<br />

haben die Erzeuger zeitweise gar<br />

nicht geliefert, wenn sie anderweitig<br />

kurzfristig einen höheren Preis<br />

erzielen konnten. Das Unternehmen<br />

hat nach eigenen Aussagen<br />

einen Image-Schaden durch diese<br />

Verhaltensweisen der Erzeuger<br />

erlitten. Um eine professionelle<br />

und sichere Belieferung der Kunden<br />

gewährleisten zu können sah<br />

man sich daher gezwungen, auf<br />

überregionale Anbieter zurückzugreifen,<br />

obwohl das Unternehmen<br />

einen regionalen Bezug bevorzugen<br />

würde.<br />

7.<br />

Prüfung der Herkunft<br />

Von der Kontrollstelle GfRs<br />

wurde im Rahmen eines Ideen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ches<br />

der dringende Bedarf<br />

benannt, die Richtigkeit der<br />

regionalen Herkunft der Rohstoffe<br />

auch professionell und lückenlos<br />

zu kontrollieren bzw. zu dokumentieren.<br />

Entsprechende Konzepte<br />

könnte Dr. Neuendorff bei Interesse<br />

vorstellen. U. a. verfolgt er eine<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

31


III.<br />

32<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

innovative Möglichkeit, die Herkunft<br />

der Produkte mittels eines<br />

sogenannten Wasserzeichens sicher<br />

zu bestimmen. Arbeitstitel<br />

„Isotopenanalyse als Instrument<br />

der Sicherung der Herkunft„.<br />

Diese Idee beruht auf der<br />

Tat sache, dass sich das Wasser einer<br />

Region durch die Zusammensetzung<br />

seiner Isoptope eindeutig<br />

regional zuordnen lässt. Wie ein<br />

Fingerabdruck ist so ein Wasserzeichen<br />

ein untrüglicher Beweis<br />

für die Herkunft des Wassers z. B.<br />

in einem Lebensmittel und damit<br />

auch eine sichere Methode, um<br />

den Produktionsort des Produktes<br />

festzustellen. Diese derzeit in der<br />

Planungsphase befindliche Identifizierungsmethode<br />

könnte für regionale<br />

Vermarktungskonzepte in<br />

hervorragender Weise das Vertrauen<br />

der Verbraucher in die eindeutige<br />

Herkunft eines Produktes<br />

stärken und Vertrauen schaffen.<br />

Denn bei dieser Methode gibt es<br />

keine Möglichkeit der Verwechslung<br />

oder des Aust<strong>aus</strong>ches.<br />

Da derzeit noch nicht alle für<br />

den Einsatz der Technologie benötigten<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen gegeben<br />

sind (Projektpartner, Kostenrahmen,<br />

Test im Praxiseinsatz,<br />

etc.) muss zunächst ein Pilot-Projekt<br />

die Umsetzung testen und die<br />

Rahmenbedingungen abstecken,<br />

AgroMilagro<br />

die für einen Praxiseinsatz gegeben<br />

sein müssen.<br />

8.<br />

Gewünschte Unterstützung<br />

Von Seiten der Politik werden<br />

einige grundlegende Hilfestellungen<br />

seitens der befragten Unternehmen<br />

erwartet bzw. gewünscht.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

muss betont werden, dass es bereits<br />

zahlreiche Angebote gibt, die<br />

<strong>von</strong> den Unternehmen genutzt<br />

werden können. Oftmals ist dabei<br />

aber Vor <strong>aus</strong>setzung, dass es<br />

realistische Finanzierungs- und<br />

Umsetzungspläne gibt und auch<br />

enge Kooperationen zwischen<br />

Erzeugern bzw. Verarbeitern und<br />

Händlern bestehen oder vorgesehen<br />

sind.<br />

1. Insbesondere eine aktive Aufklärung<br />

der Verbraucher und eine<br />

breitere Diskussion über die Werte<br />

und Vorteile der ökologischen<br />

Wirtschaftsweise werden vorgeschlagen.<br />

Es werde bei der derzeitigen<br />

öffentlichen Diskussion<br />

vor allem auf die Rückstandsarmut<br />

<strong>von</strong> Bio-<strong>Produkten</strong> abgezielt.<br />

Doch diese Fokussierung auf nur<br />

einen <strong>von</strong> vielen Vorteilen wird<br />

der Bio-Bewegung nicht gerecht,<br />

mehr noch, reduziert diese Wirtschaftsweise<br />

auf einen Aspekt,<br />

der <strong>von</strong> den konventionellen <strong>Produkten</strong><br />

mittel- bis langfristig ebenfalls<br />

geleistet werden wird, so die<br />

Meinung einiger Unternehmer.<br />

Denn nach dem Vorbild des <strong>Öko</strong>-<br />

Landb<strong>aus</strong> und dem praktischen<br />

Beweis, dass es auch ohne hohe<br />

Rückstandsrisiken geht, gehen<br />

immer mehr Unternehmen dazu<br />

über, <strong>von</strong> ihren konventionellen<br />

Lieferanten eine Verringerung der<br />

Rückstandswerte zu fordern. Ein<br />

begrüssenswerter Erfolg für die<br />

gesamte Lebensmittelsicherheit,<br />

der aber dazu führen wird, dass<br />

sich Bio über dieses Merkmal<br />

künftig immer weniger differenzieren<br />

kann.<br />

Daher wird es notwendig sein,<br />

die darüber hin<strong>aus</strong>gehenden Leistungen<br />

des <strong>Öko</strong>-Landb<strong>aus</strong>, wie<br />

ein langfristiger nachhaltiger Umgang<br />

mit den Ressourcen, soziale<br />

Aspekte, Erhöhung der Artenvielfalt,<br />

Umgang mit der Natur und<br />

Umwelt, Trinkwasserschutz, Tierschutz<br />

etc. zu thematisieren. Es<br />

wird vorgeschlagen, Kampagnen<br />

umzusetzen, in denen Prominente<br />

<strong>aus</strong> NRW zu Wort kommen sollten,<br />

die selber überzeugte <strong>Öko</strong>-<br />

Käufer sind. Das würde eine entsprechende<br />

Signalwirkung haben<br />

und die öffentliche Wahrnehmung<br />

der <strong>Öko</strong>-Themen stärken.<br />

2. Es wurde darüber hin<strong>aus</strong> vorgeschlagen,<br />

eine Vorstellung der<br />

in NRW wirtschaftenden <strong>Öko</strong>-Betriebe<br />

in Form einer Broschüre umzusetzen.<br />

In der NRW-Broschüre<br />

„Biomarkt NRW“ wurden bereits<br />

einige Betriebe entsprechend beschrieben.<br />

Man würde sich aber<br />

wünschen, die Liste der dort dargestellten<br />

Unternehmen noch zu<br />

vervollständigen, damit die Kunden<br />

eine Möglichkeit bekommen,<br />

sich intensiver und umfassender<br />

über die lokalen Unternehmen zu<br />

informieren.<br />

3. Für viele Unternehmen bedeutet<br />

der Ausbau regionaler<br />

Vermarktungsstrukturen auch<br />

entsprechend zu investieren. Es<br />

muss in Stallbau bzw. Stallmodernisierung,<br />

in Verpackungstechnik,<br />

Sortierung, Sterilisationstechnik,<br />

Kühltechnik, Etikettierung, Lagerhaltung<br />

uvm. investiert werden.<br />

Vielfach sind die Unternehmen<br />

nicht darüber informiert, welche<br />

Fördermittel für ihre Investitionen<br />

überhaupt angeboten werden.<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


III.<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

Entsprechende Beratungsangebote<br />

werden <strong>von</strong> den Unternehmen<br />

offenbar noch zu wenig genutzt.<br />

8 Wenn solche Vorhaben<br />

gemeinschaftlich umgesetzt werden,<br />

reduziert sich die Kostenbelastung<br />

jedes einzelnen Betriebes<br />

erheblich, so dass an dieser Stelle<br />

in erster Linien über mögliche Kooperationen<br />

nachgedacht werden<br />

sollte. Im Falle <strong>von</strong> Kooperationsvorhaben<br />

gibt es bereits, wie oben<br />

erwähnt, entsprechend attraktive<br />

Fördermöglichkeiten über das<br />

LANUV bzw. die Landwirtschafts-<br />

8 Übersichten zu den derzeit angebotenen<br />

Förderprogrammen finden sich im<br />

Anhang V..<br />

kammer NRW 9 .<br />

4. Es wurde betont, dass für die<br />

Sicherstellung einer zuverlässigen<br />

Belieferung, insbesondere auch<br />

mit Blick auf regionale Vermarktungsstrukturen,<br />

die Erntestrategie<br />

der Betriebe neu überdacht werden<br />

muss. Dafür ist es wichtig,<br />

mit zusätzlichen Reserven z.B. für<br />

Frostzeiten zu arbeiten. Um das<br />

umsetzen zu können, bedarf es<br />

entsprechender Lagermöglichkeiten<br />

auf den Betrieben der Erzeuger.<br />

Mit diesen Lagerstätten kann<br />

zusätzlich akutem Preisdruck,<br />

9 Siehe Anhang V.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

beispielsweise zur Erntezeit, entgangen<br />

werden. Derzeit vermarkten<br />

die Bio-Erzeuger ihre Ware<br />

vorwiegend frisch, da vor allem<br />

für Kartoffeln, Möhren, Kürbis und<br />

Kohl keine <strong>aus</strong>reichenden Lagerkapazitäten<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Somit sind die Erzeuger dem<br />

Preisdruck zu Erntezeit voll <strong>aus</strong>geliefert.<br />

Daher wurde vorgeschlagen,<br />

die Investitionsförderung für<br />

den Lagerbau zu erleichtern und<br />

eine Antragstellung weniger kompliziert<br />

zu gestalten. Dabei ist zu<br />

erwähnen, dass den Ämtern durch<br />

die EU-Vorgaben sehr enge Grenzen<br />

bei der Ausgestaltung der För-<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

33


IV.<br />

34<br />

Ergebnisse der Befragung<br />

derrichtlinien gesetzt sind und eine<br />

weitere Vereinfachung der Richtlinien<br />

kaum möglich scheint.<br />

5. In Bezug auf die Flächenförderung<br />

sollten die Fördermittel<br />

nach Meinung der Befragten vor<br />

allem in Dauerkulturen fließen, da<br />

sich die Unterstützung hier längerfristiger<br />

und nachhaltiger <strong>aus</strong>zahlt.<br />

Eine stärkere Förderung kurzfristiger<br />

Kulturen generiert möglicherweise<br />

entsprechende Mitnahmeeffekte,<br />

die in den Folgejahren<br />

nach der Förderung wieder rasch<br />

entfallen. So sind es vor allem<br />

Obstkultren, die vorrangig bedacht<br />

werden sollten, so die Meinung einiger<br />

Befragter. Biogas <strong>aus</strong> Maisanbau<br />

zu fördern ist nach Meinung<br />

einiger Unternehmen eher kontraproduktiv,<br />

wenn es um Nachhaltigkeit<br />

und Humusaufbau geht.<br />

AgroMilagro<br />

6. Bezüglich der Einführung<br />

eines derzeit diskutierten Qualitätszeichen-NRW<br />

reagierten die<br />

Unternehmen sehr zurückhaltend.<br />

Denn um so ein Siegel sinnvoll einzusetzen,<br />

müssten auch zusätzliche<br />

Kontrollen garantiert werden,<br />

so die Meinung einiger Unternehmen.<br />

Auf jeden Fall betonten die<br />

befragten Unternehmen, dass die<br />

Entwicklung und Einführung <strong>von</strong><br />

Regionalmarken oder Regionalsiegeln<br />

den Handelsunternehmen<br />

überlassen bleiben sollte. Diese<br />

Marken/Siegel ständen dann in<br />

der Verantwortung der Privatunternehmen<br />

und würden bei einem<br />

Missbrauch nicht auf einen Schlag<br />

alle Regionalprodukte betreffen<br />

so dass ein solcher Fall weniger<br />

Schaden anrichten könnte, als<br />

wenn ein Zeichen für ganz NRW<br />

stünde.<br />

Marketing<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

9.<br />

Grundsätzlich wurde betont,<br />

dass beim Aufbau eines regionalen<br />

Erzeugungs- und Vermarktungssystems<br />

dem Marketing ein<br />

Schlüsselrolle zukommt. Hier müssen<br />

innovative und überzeugende<br />

Konzepte entwickelt werden, um<br />

die Besonderheiten der Bemühungen<br />

der Bio-Unternehmen einprägsam<br />

zu vermitteln. Es wurden<br />

im Rahmen der Befragung auch<br />

einzelne Vorschläge genannt, wie<br />

z.B. zeitweise besondere Sorten<br />

in den Vordergrund zu stellen.<br />

Beispiele wären Linda-Wochen<br />

(Kartoffelsorte) oder Linda-Delikatesswochen<br />

zu planen, exotische<br />

Sorten in 500g Beuteln abzupacken<br />

oder auch Holzschachteln,<br />

wie in Österreich, als besonderes<br />

Gestaltungselement einzusetzen.<br />

Es gibt zahlreicheMöglichkeiten,<br />

die<br />

Verbraucher zu<br />

überraschen. Allerdings<br />

benötigen<br />

vor allem kleinere<br />

Unternehmen<br />

Unterstützung für<br />

Marketingmaßnahmen,<br />

da die<br />

eigenen Mittel<br />

nicht <strong>aus</strong>reichen.<br />

Es solten den<br />

Unternehmen allerdings<br />

klar sein,<br />

dass eine gewisse<br />

eigene finanzielle<br />

Beteiligung<br />

der Unternehmen<br />

unabdingbar ist.


IV.<br />

Empfehlungen<br />

IV. Empfehlungen<br />

Im Folgenden werden die im<br />

Kapitel Ergebnisse <strong>von</strong> den Unternehmen<br />

benannten Bereiche mit<br />

Blick auf konkrete Handlungsempfehlungen<br />

kommentiert.<br />

1.<br />

Umstellungshindernisse<br />

Die nebenstehende Tabelle zeigt<br />

auf, welche Probleme bzw. Hindernisse<br />

vor allem die Entscheidung<br />

der Erzeuger für eine Umstellung<br />

auf den ökologischen Landbau behindern.<br />

An erster Stelle rangieren<br />

dabei nach Erhebung des Johann<br />

Heinrich <strong>von</strong> Thünen Institutes<br />

(vTI) die unsicheren Rahmenbedingungen<br />

seitens der Förderpolitik<br />

und der allgemeinen agrarpolitischen<br />

Entwicklungen, gefolgt <strong>von</strong><br />

den Risiken durch den Einzug der<br />

Gentechnik in die Lebensmittelerzeugung.<br />

Auch die Schwierigkeiten<br />

der <strong>Öko</strong>-Betriebe, zusätzliche<br />

Flächen kaufen oder pachten zu<br />

können sind wichtige Hemmfaktoren<br />

die bedacht werden müssen,<br />

wenn es das Ziel ist, den <strong>Öko</strong>-<br />

Landbau in NRW zu stärken.<br />

2.<br />

Beratung<br />

Trotz erheblich intensivierter Anstrengungen<br />

seitens des LANUV<br />

und der Landwirtschaftskammer<br />

NRW (LWK NRW) zeigen die Interviews,<br />

dass immer noch zahlreiche<br />

Unternehmen, vor allem kleine<br />

und mittelständische, kaum einen<br />

Überblick darüber haben, welche<br />

Fördermittel sie in Anspruch nehmen<br />

könnten. Angesichts der Zahl<br />

<strong>von</strong> rund 3.000 Unternehmen, die<br />

alleine in der Bio-Erzeugung bzw.<br />

-Verarbeitung in NRW tätig sind,<br />

ist es mit den vergleichsweise wenigen<br />

Beratungsstellen auch lediglich<br />

leistbar, einige wenige pro<br />

Jahr intensiv zu beraten. Daher<br />

wird empfohlen zu überlegen, über<br />

welche Maßnahmen bzw. Informationsmedien<br />

eine rasche und breitere<br />

Aufklärung realisierbar wäre,<br />

damit die Unternehmen besser<br />

darüber informiert sind, welche<br />

Fördermittel für ihre individuellen<br />

Investitionsvorhaben möglicherweise<br />

angeboten werden.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

3.<br />

Flächenförderung<br />

Diese Unternehmensbefragung<br />

hat bestätigt, dass die Unternehmen<br />

vorrangig Obst, Gemüse,<br />

Weizen sowie Hülsenfrüchte, Ölsaaten<br />

und Futterleguminosen<br />

<strong>aus</strong> NRW bzw. auch <strong>aus</strong> Deutschland<br />

nicht in <strong>aus</strong>reichendem Maße<br />

zur Verfügung haben. Die in NRW<br />

geplante Erhöhung der Umstellungsförderung<br />

für Obst- und Gemüseflächen<br />

trifft damit genau den<br />

Bedarf und könnte die Umstellungsentscheidung<br />

bei diesen Kulturen<br />

erleichtern. Denn es hat sich<br />

erneut gezeigt, dass die Betriebe<br />

während der Umstellungszeit für<br />

die Produktion einen erhöhten<br />

Aufwand betreiben müssen und<br />

zusätzliche Kosten zu tragen haben,<br />

gleichzeitig aber die Umstellungsware<br />

nicht zu erhöhten Preisen<br />

verkaufen können, sondern<br />

bei geringeren Erträgen auf dem<br />

konventionellen Markt absetzen<br />

müssen. Für die Spezialkulturen<br />

(Saaten und Leguminosen) wird<br />

empfohlen solche Anbauprämie<br />

anzubieten, dass das hohe Risiko<br />

die Erzeuger nicht weiterhin da<strong>von</strong><br />

abschreckt, diese dringend benötigten<br />

Kulturen anzubauen.<br />

4.<br />

Spezialmaschinen<br />

Betriebe, die in den Sparten<br />

Obst- und Gemüseanbau umstellen,<br />

haben neben den oben erwähnten<br />

Belastungen während der<br />

Umstellungszeit auch einen hohen<br />

Kostenaufwand für den Erwerb<br />

<strong>von</strong> Spezialmaschinen zu tragen.<br />

Da diese Investitionen derzeit nicht<br />

förderfähig sind, stellt diese Kostenbelastung<br />

ein entscheidendes<br />

Hinderniss dar und erschwert die<br />

Entscheidung für eine Umstellung.<br />

Daher wird empfohlen zu prüfen,<br />

in welcher Form Betriebe bei diesen<br />

Investitionsentscheidungen<br />

unterstützt werden könnten.<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

35


IV.<br />

5.<br />

36<br />

Empfehlungen<br />

Bodenfruchtbarkeit<br />

Auch einzelne <strong>Öko</strong>-Betriebe<br />

sind <strong>aus</strong> wirtschaftlichen Gründen<br />

heute stark spezialisiert. Dadurch<br />

funktionieren die wichtigen Nährstoffkreisläufe<br />

häufig nicht mehr.<br />

Pflanzenbaubetriebe mit wenigen<br />

Kulturen stehen spezialisierten<br />

Tierhaltungsbetrieben gegenüber.<br />

Die Ersteren haben große Defizite<br />

an Pflanzennährstoffen und organischem<br />

Material, während bei den<br />

Letzteren beides zu einem Umweltproblem<br />

geworden ist, welches die<br />

Böden, die Wasserqualität, die Luft<br />

und die natürliche Vielfalt bedroht.<br />

Die ökologische Landwirtschaft ist<br />

aber auf geschlossene Kreisläufe<br />

angewiesen, um langfristig nachhaltig<br />

wirtschaften zu können. Da<br />

dies <strong>aus</strong> wirtschaftlichen Gründen<br />

immer weniger in Form <strong>von</strong><br />

klassischen Gemischt-Betrieben<br />

geschieht, werden neue Kooperationsformen<br />

zwischen Betrieben<br />

benötigt. Kreisläufe müssen regional<br />

organisiert werden 10 .<br />

Ein aktuelles Beispiel, wie solche<br />

Kooperationen in der Praxis<br />

<strong>aus</strong>sehen könnten, findet sich<br />

beim Unternehmen A. und K. Engemann<br />

GbR. Hier überlegt man<br />

derzeit eine regionale Kooperation<br />

umzusetzen. Die Grünabfälle der<br />

Gemüse- und Obstlieferanten, die<br />

Biomasse die auf dem eigenen<br />

Betrieb sowie die, die im Rahmen<br />

der Pflegemaßnahmen der Stadt<br />

anfallen, könnten in einer Kompostierungsanlage<br />

verwertet und<br />

dann auf die Felder als Nährstoffquelle<br />

rückgeführt werden.<br />

Es wird vom Autor der Studie<br />

empfohlen, dieses Projekt als<br />

Leuchtturmprojekt staatlich zu<br />

fördern und die praktischen Er-<br />

10 Ein BÖL-Forschungsprojekt<br />

beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit<br />

dieser Fragestellung.l<br />

AgroMilagro<br />

kenntnisse interessierten Partnern<br />

anschließend zu vermitteln, damit<br />

so eine vorbildliche Kooperationsform<br />

weitere Verbreitung findet und<br />

dazu beiträgt, die Bodenfruchtbarkeit<br />

nachhaltig zu sichern.<br />

6.<br />

Futtermittelproduktion<br />

Es wird vom Autor der Studie<br />

empfohlen, das Projekt der Firma<br />

Biomühle + Kräuterfutter GmbH<br />

„Konzept für die Produktion biologischer<br />

Futtermittel unter Verwendung<br />

hauptsächlich regional<br />

angebauter Produkte sowie Energiegewinnung<br />

<strong>aus</strong> biologischen<br />

Reststoffen als Co²-neutrale Heizenergie“<br />

im Rahmen eines Pilotprojekt<br />

zu fördern, da es erhebliche<br />

Produktionspotenziale für<br />

lokale Erzeuger bietet und den<br />

Importbedarf riskanter Kulturen signifikant<br />

reduziert. Darüber hin<strong>aus</strong><br />

wird es künftig für die Glaubwürdigkeit<br />

heimischer Fleischerzeug-<br />

nisse wichtiger werden, auch die<br />

Bio-Futtermittel <strong>aus</strong> der Region<br />

zu beziehen, da die Verbraucher<br />

diese Erwartung an die Erzeuger<br />

stellen und kein Verständnis für<br />

große Transportwege aufbringen<br />

werden 11 .<br />

Anbau <strong>von</strong> Spezialkulturen<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

7.<br />

Um die genannten Spezialkulturen<br />

wieder stärker in die heimischen<br />

Fruchtfolgen integrieren zu<br />

können, müssen alle Marktpartner<br />

gemeinsam entsprechende<br />

Strategien entwickeln. Es ist den<br />

Aussagen der Unternehmen zufolge<br />

kaum möglich, als einzelnes<br />

Unternehmen <strong>aus</strong>zuscheren und<br />

den Einkauf anstelle der günstigen<br />

Auslandsware auf heimische Herkünfte<br />

umzustellen. Aus den unter<br />

III. 2.5 genannte Gründen besteht<br />

aber ein erheblicher Bedarf darin,<br />

die Importe <strong>aus</strong> Übersee (vor al-<br />

11 bioland Magazin 3/2011:<br />

Kunden legen Wert auf heimisches<br />

Futter, S. 33


IV.<br />

Empfehlungen<br />

lem China) zu reduzieren. Daher<br />

besteht die Notwendigkeit, innerhalb<br />

der Branche einen Diskussionsprozess<br />

in Gang zu bringen,<br />

um das Einkaufsverhalten der<br />

Unternehmen grundsätzlich zu<br />

überdenken und Lösungsmöglichkeiten<br />

zu finden, der heimischen<br />

Erzeugung trotz der höheren Erzeugungskosten<br />

eine realistische<br />

Chance für den Anbau dieser Kulturen<br />

zu bieten.<br />

Es wird daher empfohlen, einen<br />

entsprechenden Workshop zu organisieren,<br />

in welchem die betreffenden<br />

Unternehmen umsetzbare<br />

Lösungsvorschläge erarbeiten<br />

sollten.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

8.<br />

Vernetzung & Koordination<br />

Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung<br />

zeigen, dass wie<br />

vermutet die meisten Unternehmen<br />

den starken Regionaltrend<br />

sehen und großes Interesse daran<br />

haben, dem Wunsch der Kunden<br />

nach mehr Transparenz, Authentizität<br />

und glaubwürdigen Bio-<strong>Produkten</strong><br />

<strong>aus</strong> der eigenen Region<br />

nachzukommen. Einige Unternehmen<br />

haben ihr Angebotssortiment<br />

bereits teilweise entsprechend angepasst<br />

oder den Rohwareneinkauf<br />

verstärkt auf die Region bzw.<br />

Deutschland <strong>aus</strong>gerichtet. Die<br />

Mehrzahl der befragten Unternehmen<br />

jedoch hat die Überlegungen<br />

oder Pläne noch nicht umgesetzt,<br />

weil ihnen die für eine solche Umorientierung<br />

nötigen Ressourcen<br />

bislang fehlen. Im Tagesgeschäft<br />

eine solche grundlegende Änderung<br />

herbeizuführen ist oftmals<br />

kaum möglich. Es müssten dafür<br />

zusätzliche personelle Kapazitäten<br />

geschaffen werden.<br />

Insbesondere der Aufbau neuer<br />

Geschäftspartnerschaften, die Ko-<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

37


IV.<br />

38<br />

Empfehlungen<br />

ordination der Warenbeschaffung<br />

und die Anpassung der bestehenden<br />

Logistikkonzepte kosten viel<br />

Zeit.<br />

Es wäre für die Unternehmen<br />

eine große Hilfe, wenn vor allem<br />

koordinative Arbeiten teilweise<br />

mit öffentlichen Mitteln unterstützt<br />

werden könnten. Sich einen Überblick<br />

über die jeweiligen Arbeitsbereiche<br />

der einzelnen Unternehmen<br />

in NRW zu verschaffen und<br />

auf diesem Wege existierende<br />

Kooperationspotenziale her<strong>aus</strong>zufinden,<br />

kostet ebenfalls viel<br />

Zeit. Diese mühsamen Vorarbeiten<br />

braucht es aber, um die nötigen<br />

Informationen zusammen<br />

zu tragen, die eine Entscheidung<br />

darüber ermöglichen, ob eine engere<br />

Zusammenarbeit zweier oder<br />

mehrerer Unternehmen sinnvoll<br />

wäre. Diese aufwändige Recherche<br />

kann kaum ein Unternehmen<br />

in Eigenregie leisten. Daher wird<br />

empfohlen diese Vorarbeiten über<br />

einen neutralen Koordinator abzudecken.<br />

Denn die für eine engere<br />

horizontale und vertikale Kooperation<br />

nötigen Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

sind gegeben. Es besteht die Bereitschaft,<br />

sich stärker zu vernetzen<br />

und dar<strong>aus</strong> resultierende Effizienzsteigerungen<br />

zu realisieren.<br />

Dabei gibt es auf der Ebene der<br />

erzeugenden, verarbeitenden und<br />

handelnden Unternehmen nur in<br />

wenigen Fällen Hindernisse durch<br />

die unterschiedlichen Verbandszugehörigkeiten.<br />

Allerdings wird es auch nötig<br />

sein, dass die Erzeuger dazu bereit<br />

sind, verstärkt Kooperationen<br />

einzugehen und sich sowohl finanziell<br />

wie auch zeitlich zu engagieren.<br />

Aber auch hinsichtlich der<br />

Vertragstreue und Professionalität<br />

lassen die Erzeuger noch Verbesserungspotenzial<br />

erkennen.<br />

Es hat sich im Rahmen der Studie<br />

gezeigt, dass die Belebung der<br />

AgroMilagro<br />

Kontakte der Unternehmen untereinander<br />

durch einen neutralen<br />

Koordinator möglich ist und wenn<br />

der erste Kontakt herbeigeführt<br />

wurde, sich auch sehr rasch Optimierungspotenziale<br />

erschließen<br />

lassen.<br />

Es wird als Resumeé der Studie<br />

vorgeschlagen, eine weitere Stärkung<br />

der regionalen Zusammenarbeit<br />

und regionalen Vermarktungsstrukturen<br />

hinsichtlich zweier<br />

Aspekte zu diskutieren.<br />

8.1 NRW als Region<br />

Es gibt die Gruppe der Unternehmen,<br />

die inzwischen eine<br />

Größe erreicht haben, die ein Herunterbrechen<br />

der Aktivitäten auf<br />

einzelne Regionen innerhalb <strong>von</strong><br />

NRW <strong>aus</strong> wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

nicht zulässt. Diese<br />

Unternehmen müssen für sich<br />

ganz NRW als eine Region definieren,<br />

um hinsichtlich der Mengenbewegungen<br />

rentabel wirtschaften<br />

zu können. Diese Unternehmen<br />

beliefern auch hauptsächlich Handelsstrukturen,<br />

die Filialen in ganz<br />

NRW betreiben und somit auch<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


IV.<br />

Empfehlungen<br />

eine Logistik besitzen, die <strong>aus</strong> einem<br />

oder mehreren Zentrallägern<br />

her<strong>aus</strong> ihre Filialen in ganz NRW<br />

und darüber hin<strong>aus</strong> beliefern. Für<br />

diese Gruppe wäre somit ein Regionalkonzept<br />

welches sich nicht<br />

an den vorgeschlagenen Unterregionen<br />

in NRW orientiert sinnvoll.<br />

Häufig haben diese Unternehmen<br />

wie erwähnt bereits entsprechende<br />

Logistikstrukturen aufgebaut,<br />

so dass es in diesem Fall zum<br />

Einen hauptsächlich darum geht,<br />

über ein Projekt Hilfestellung zu<br />

leisten, um den Rohstoffeinkauf<br />

zu regionalisieren. Zum Anderen<br />

Marketingkonzeptionen zu entwickeln,<br />

um den Verbrauchern die<br />

Besonderheiten der regionalen<br />

Erzeugung verständlich und einprägsam<br />

zu vermitteln und die<br />

Aufmerksamkeit am Point of Sale<br />

auf das regionale Sortiment zu<br />

lenken. Hilfestellung bei der Logistik<br />

ist nicht notwendig.<br />

8.2 Regionen 1-8<br />

Eine andere Gruppe <strong>von</strong> Unternehmen<br />

ist aufgrund ihrer Größe<br />

bzw. historischen Entwicklung<br />

stark auf die eigene Region fokussiert<br />

und kann es leisten, speziell<br />

für diese Region, bzw. teilweise<br />

auch benachbarte Gebiete, Produkte<br />

zu erzeugen. Bei dieser<br />

Gruppe <strong>von</strong> Unternehmen scheinen<br />

die aufgebauten Lieferstrukturen<br />

sehr ineffizient zu sein, weil<br />

geringe Mengen transportiert und<br />

diese Wege teilweise parallel <strong>von</strong><br />

verschiedenen Marktpartner gefahren<br />

werden. Eine stärkere Vernetzung<br />

dieser Marktpartner untereinander<br />

könnte dazu beitragen,<br />

die Waren stärker zu bündeln und<br />

weniger Überschneidungen bei<br />

den Lieferstrukturen zu erreichen.<br />

Das könnte die Kosten senken und<br />

es ermöglichen, dass Handelsbeziehungen<br />

realisiert werden, die<br />

<strong>aus</strong> Kostengründen derzeit noch<br />

nicht oder nicht mehr bestehen.<br />

Für diese Unternehmensgruppe<br />

ist es aber auch wichtig, regionale<br />

Einzelhändler bzw. Gruppen <strong>von</strong><br />

Einzelhändlern zu ermitteln, die<br />

die Herkunft ihres Bio-Sortimentes<br />

stärker auf die eigene Region<br />

<strong>aus</strong>richten möchten. Um diesen<br />

Einzelhändlern ein attraktives Sortiment<br />

<strong>aus</strong> der Region anbieten<br />

zu können, müssen die Erzeuger<br />

bzw. Verarbeiter koordiniert werden,<br />

die ihre selbst hergestellten<br />

Spezialitäten regional vermarkten<br />

wollen. Jeder einzelne Erzeuger<br />

bzw. Verarbeiter kann <strong>aus</strong> Kostengründen<br />

seine Produkte nicht in<br />

Eigenregie zu den interessierten<br />

Filialen transportieren. Werden<br />

die Unternehmen aber miteinander<br />

vernetzt und die Logistik der<br />

Warenabholung und -<strong>aus</strong>lieferung<br />

effizient konzipiert, eröffnen sich<br />

ganz neue Möglichkeiten der Umsetzung.<br />

Da die Befragung bestätigt hat,<br />

dass sowohl auf Anbieter wie auch<br />

Nachfragerseite ein großes Inter-<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

esse daran besteht, solche regionalen<br />

Strukturen aufzubauen,<br />

mangelt es derzeit vor allem an<br />

der Koordination der Partner untereinander.<br />

9.<br />

Marketingkonzeption<br />

Damit die Anstrengungen der<br />

Marktpartner, ein authentisches<br />

und glaubwürdiges Produktangebot<br />

<strong>aus</strong> NRW bzw. der eigenen<br />

Region anzubieten, auch <strong>von</strong> den<br />

Verbrauchern wahrgenommen<br />

und gewürdigt werden kann, ist es<br />

unabdingbar, dass speziell auf die<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong> <strong>aus</strong>gerichtete<br />

Marketingkonzepte entwickelt<br />

werden. Hierbei kommt es darauf<br />

an, das Vertrauen der Verbraucher<br />

in die Produkte aufzubauen.<br />

Denn Studien haben gezeigt, dass<br />

Bio oftmals nicht gekauft wird, weil<br />

die Anonymität der international<br />

gehandelten Ware so groß geworden<br />

ist, dass ein erhebliches<br />

Misstrauen in Bezug auf die gesi-<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

39


IV.<br />

40<br />

Empfehlungen<br />

cherte Bio-Qualität der Produkte<br />

gewachsen ist. Genau an diesem<br />

Punkt müssen die Marketingaktivitäten<br />

ansetzen. Den Verbrauchern<br />

muss u.a. glaubwürdig vermittelt<br />

werden,<br />

- wer die Menschen sind, die die<br />

angebotenen Produkte erzeugt<br />

haben,<br />

- welche Anstrengungen unternommen<br />

wurden, um die Produkte<br />

in hervorragender Qualität<br />

AgroMilagro<br />

herzustellen,<br />

- welche Vorsorge betrieben wurde<br />

damit die Tiere möglichst artgerecht<br />

gehalten und gefüttert<br />

werden,<br />

- welche sozialen Aspekte bei<br />

der Lebensmittelproduktion und<br />

-verarbeitung eine Rolle spielen,<br />

- auf welche Art und Weise die<br />

Umwelt, die Flora, die Fauna<br />

im Rahmen der Erzeugung und<br />

Verarbeitung geschont oder so-<br />

gar gestärkt werden,<br />

- welche innovativen Möglichkeiten<br />

genutzt werden, um den<br />

Energiebedarf zu decken bzw.<br />

die Klimabelastung durch die<br />

Erzeugungsprozesse zu reduzieren.<br />

- welche Auswirkungen die Produktionsprozesse<br />

auf die Gesundheit<br />

<strong>von</strong> Mensch und Natur<br />

(Trinkwasserschutz, geringe<br />

Rückstandsbelastungen, Klimaschutz,<br />

Arbeitsplatzsicherung,<br />

Tierschutz) sowohl <strong>aus</strong> kurzfristiger<br />

als auch langfristiger Perspektive<br />

haben.<br />

Nachhaltigkeit und Verantwortung<br />

für künftige Generationen<br />

müssen thematisiert werden. Dabei<br />

ist wichtig, dass die involvierten<br />

Betriebe, vor allem die Erzeuger<br />

und Verarbeiter, beispielsweise<br />

über Internetseiten porträtiert werden,<br />

damit die interessierten Kunden<br />

sich auch ein konkretes Bild<br />

<strong>von</strong> den Menschen und Betrieben<br />

machen können.<br />

Bei all diesen Marketingkonzeptionen<br />

muss es darum gehen, weg<br />

<strong>von</strong> den üblichen Schlagwörtern<br />

und haltlosen Werbeversprechen<br />

hin zu realistischen, nachprüfbaren<br />

und ehrlichen Tatsachen und<br />

Fakten zu kommen. Dabei muss<br />

allerdings auch sichergestellt sein,<br />

dass die Unternehmen dem Anspruch<br />

der Verbraucher gerecht<br />

werden. Die Produktionsprozesse<br />

müssen „fernsehtauglich“ sein.<br />

Es muss also sichergestellt sein,<br />

dass ein Fernseh-Team auf dem<br />

Betrieb genau die Situation vorfindet,<br />

die im Rahmen der Marketingkonzeption<br />

vermittelt wird. Sollte<br />

der Verbraucher in dieser Hinsicht<br />

enttäuscht werden, würde das im<br />

Zweifelsfall die Glaubwürdigkeit<br />

der gesamten <strong>Regionalvermarktung</strong><br />

beeinträchtigen und das mühsam<br />

erarbeitete Vertrauen würde<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


IV.<br />

Empfehlungen<br />

verloren gehen. Daher bedarf es<br />

im Rahmen <strong>von</strong> <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekten<br />

Betriebsberatern,<br />

die sicherstellen, dass die Unternehmen<br />

die Marketingversprechen<br />

auch wirklich einhalten und<br />

die nötigenfalls auch dabei helfen<br />

können, Produktionsprozesse entsprechend<br />

anzupassen.<br />

Ob im Rahmen <strong>von</strong> diesen Marketingkonzeptionen<br />

auch neue<br />

Regionalmarken oder -label entwickelt<br />

werden sollten, ist jeweils bezogen<br />

auf die spezielle Region im<br />

Einzelfall zu entscheiden. In einigen<br />

Regionen gibt es bereits Regionalmarken,<br />

die allerdings in den<br />

meisten Fällen sowohl konventionelle<br />

wie auch ökologisch erzeugte<br />

Produkte vereinigen. Ob das im<br />

Einzelfall sinnvoll ist oder nicht,<br />

kann im Rahmen dieser Studie<br />

nicht entschieden werden. Dazu<br />

bedarf es eines Diskussionsprozesses<br />

innerhalb<br />

der jeweiligen Kooperationsgruppe<br />

vor Ort. Es sollten<br />

allerdings die<br />

in den Regionen<br />

existenten Regionalinitiativen<br />

<strong>von</strong> Anfang an in<br />

die Planungen<br />

mit eingebunden<br />

werden. Ob diese<br />

neuen Vermarktungsstrukturen<br />

dann später unter<br />

der bereits existierendenRegionalmarke<br />

laufen oder<br />

doch neue Marketingkonzeptionen<br />

entwickelt werden<br />

müssen, wird sich<br />

im Laufe des Entwicklungsprozesse<br />

zeigen.<br />

Auch das Landmarktkonzept,<br />

welches in einigen Rewe-Filialen<br />

in NRW unter maßgeblicher Koordinierung<br />

durch die Landwirtschaftskammer<br />

NRW eingeführt<br />

werden soll, muss bei diesen<br />

Überlegungen mit einbezogen<br />

werden. Im Rahmen dieses Konzeptes<br />

liefern <strong>aus</strong>schließlich Erzeuger<br />

in Eigenregie ihre Waren<br />

an einzelne Filialen vor Ort. Es<br />

erfolgt also keine gebündelte koordinierte<br />

Auslieferung wie in dem<br />

in dieser Studie vorgeschlagenen<br />

Modell. Daher kommt das Landmarktkonzept<br />

nicht für Erzeuger<br />

oder Verarbeiter in Frage, die<br />

mehr als eine handvoll Filialen mit<br />

ihrer Ware beliefern wollen oder<br />

müssen. Einzelne Erzeuger, die<br />

ihre Produktion im Direktabsatz<br />

vermarkten und dafür nur wenige<br />

Filialen beliefern wollen, kommt<br />

das Landmarktkonzept zu pass.<br />

Wer allerdings größere Mengen<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

über die <strong>Regionalvermarktung</strong>sschiene<br />

absetzen möchte, findet<br />

in dem Landmarktkonzept nicht<br />

die geeignete Alternative. Insofern<br />

ergänzen sich das Landmarktkonzept<br />

und die im Rahmen dieser<br />

Studie betrachteten <strong>Regionalvermarktung</strong>soptionen.<br />

Allerdings<br />

stehen beide Konzepte in den Rewe-Geschäften,<br />

am Point of Sale,<br />

in direkter Konkurrenz zueinander.<br />

Diese Problematik wurde auch<br />

<strong>von</strong> einzelnen Rewe-Händlern<br />

angesprochen. Es besteht derzeit<br />

aber der Wunsch, beide Konzepte<br />

miteinander in Einklang zu bringen<br />

und nicht eines <strong>von</strong> Beiden<br />

<strong>aus</strong>zugrenzen. Insofern besteht<br />

auch hier noch eine Aufgabe, zumindest<br />

in Rewe-Filialen, die die<br />

im Rahmen <strong>von</strong> Projekten zu erarbeitenden<br />

Marketingkonzeptionen<br />

bewältigen müssen.<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

41


IV.<br />

42<br />

Empfehlungen<br />

Exkurs I: Beispiel für Vernetzung<br />

und Kooperation<br />

Neben dem Ansatz, Konzeptionen<br />

für ganz NRW als Region zu<br />

entwickeln, gibt es einzelne Regionen<br />

innerhalb NRW´s, die im<br />

Rahmen der Studie mehr Potenziale<br />

für eine rasche erfolgreiche<br />

Umsetzung einer <strong>Regionalvermarktung</strong>sstrategie<br />

aufzeigten als<br />

andere.<br />

Es wird daher vom Autor der Studie<br />

vorgeschlagen, mit der Region<br />

Ostwestfalen-Lippe (s. Ergebnisse<br />

5.8) zu starten. Erkenntnisse und<br />

Erfahrungen, die bei der Umsetzung<br />

einer entsprechenden Konzeption<br />

gemacht werden, könnten<br />

anschließend effizienzsteigernd in<br />

anderen Regionen genutzt werden.<br />

Ein <strong>Regionalvermarktung</strong>sprojekt<br />

welches im März 2011 in<br />

Hessen gestartet ist, kann hilfreiche<br />

Erfahrungswerte liefern, die<br />

in NRW gewinnbringend genutzt<br />

werden könnten. Das Unternehmen<br />

Mibusa <strong>aus</strong> Frankfurt, welches<br />

dieses Projekt finanziert und<br />

umsetzt, könnte als zentraler Berater<br />

für ein NRW-Konzept mitwirken<br />

und die in Hessen gemachten<br />

AgroMilagro<br />

Erfahrungen, sowohl im Einzelhandel<br />

wie auch im Großverbraucherbereich,<br />

einbringen.<br />

Die Projektkonzeption:<br />

In Ostwestfalen-Lippe plant die<br />

Markgenossenschaft der Naturlandbetriebe<br />

(MG) den Mangel<br />

an qualitativ hochwertigem Gemüse<br />

in Form eines umfassenden<br />

Konzeptes mit dem Namen „Bio-<br />

Gemüsepool“ zu begegnen. Im<br />

Rahmen dieses Konzeptes, welches<br />

in der grafischen Darstellung<br />

oben skizziert wird, sollen konventionelle<br />

Betriebe zur Umstellung<br />

animiert und intensiv betreut werden.<br />

Die Gemüseerzeuger werden<br />

vertraglich oder auch durch<br />

Pacht der Flächen in den Gemüsepool<br />

eingebunden. Je nach Entfernung<br />

zur Marktgenossenschaft<br />

in Lippetal-Lippborg werden die<br />

Erzeuger in unterschiedlichem Intensitätsgrad<br />

bei Anbau und Ernte<br />

unterstützt werden. Das geht vom<br />

Anbau und Ernte in Eigenregie<br />

durch die MG, oder das Entsenden<br />

eigener Mitarbeiter in intensiven<br />

Arbeitsphasen, das Verleihen<br />

<strong>von</strong> Spezialmaschinen und der<br />

Versorgung mit Pflanzmaterial,<br />

auch Spezialsorten bzw. Alte Sor-<br />

ten, bis hin zum Erwerb <strong>von</strong> Lager-<br />

und Verarbeitungshallen inklusive<br />

der benötigten Verarbeitungsmaschinen<br />

und der Entwicklung innovativer<br />

Produkte, um Überschüsse<br />

bzw. nicht normgerechtes Gemüse<br />

zu höherwertigen und/oder<br />

haltbaren Convenienceprodukten<br />

weiterzuverarbeiten. Die Produktionsmenge<br />

soll sich <strong>von</strong> 1.000<br />

Tonnen in 2011 auf 10.000 Tonnen<br />

in den nächsten 5 Jahren erhöhen.<br />

Durch diesen Gemüse-Pool<br />

könnten über intensive Kooperationen<br />

Kostensenkungspotenziale<br />

erschlossen sowie die Ertragshöhe<br />

und Ertragsqualität verbessert<br />

werden. Denn es hat sich gezeigt,<br />

dass Betriebe in der Erntesaison<br />

oftmals zeitlich überlastetet sind<br />

und Pflege- und Erntemaßnahmen<br />

nicht zum optimalen Zeitpunkt erfolgen.<br />

Diesem Problem könnte<br />

mit dieser Kooperation abgeholfen<br />

werden. Die MG hat selber vor allem<br />

große Kunden bei den national<br />

aufgestellten Vollsortimentern und<br />

Discountern. Diese würden auch<br />

weiterhin über die eingespielte Logistik<br />

direkt <strong>von</strong> der MG beliefert<br />

werden. Regionale selbstständige<br />

Einzelhändler, bzw. Gruppen<br />

<strong>Regionalvermarktung</strong> NRW: Kooperations- und Lieferkonzeption für Ostwestfalen-Lippe<br />

Projekt Bio-Gemüsepool<br />

Bio-Frischedienst<br />

Logistiker<br />

Rötter, Hülsner<br />

regionaler SEH<br />

Elli, Jibi, Minipreis<br />

Gemüse- und<br />

Obsterzeuger<br />

MG der<br />

Naturlandbetriebe<br />

Anbau, Ernte,<br />

Maschinen,<br />

Sortierung,<br />

Verpackung<br />

Discounter,<br />

Vollsortimenter<br />

Fleisch, Eier,<br />

Milchprodukte<br />

Mühle<br />

Mehle, Brot,<br />

Backwaren<br />

Engemann GbR<br />

Gut Wilhelmsdorf<br />

und andere reg.<br />

Naturkostfachgeschäfte<br />

Verarbeiter<br />

Trockensortiment, GV-Prod.<br />

NK-Markenhersteller<br />

Reformwarenvertrieb<br />

<strong>Westfalen</strong><br />

Reformhäuser<br />

NaturkostFG<br />

Oroverde<br />

Verarbeitung<br />

GV<br />

HÖP,<br />

Emilio,<br />

Schimmel<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

GV<br />

MG der<br />

Naturlandbetriebe


IV.<br />

Empfehlungen<br />

<strong>von</strong> Einzelhändlern könnten über<br />

das an die MG angeschlossene<br />

Unternehmen Bio-Frischedienst<br />

betreut und beliefert werden. Die<br />

Firma Engemann, Gut Wilhelmsdorf<br />

und weitere regionale Groß-<br />

bzw. Zwischenhändler, würden<br />

die Betreuung und Belieferung<br />

der Naturkostfachgeschäfte in<br />

der Region übernehmen. Großverbraucher<br />

werden schon heute<br />

<strong>von</strong> verschiedenen Unternehmen<br />

mit Bio-Ware versorgt. Diese Unternehmen<br />

wie OroVerde, HÖP,<br />

Emilio oder Schimmel würden<br />

den Part übernehmen, die <strong>aus</strong><br />

dem Gemüsepool resultierenden<br />

Convenience-Produkte nach den<br />

Bedürfnissen der Kunden bedarfsgerecht<br />

weiter zu verarbeiten und<br />

<strong>aus</strong>zuliefern.<br />

Exkurs II: Lebenmittel- und<br />

Energieproduktion miteinander<br />

verbinden<br />

Die Förderung <strong>von</strong> Biogasanlagen<br />

hat große Auswirkungen auf<br />

die Zukunft des <strong>Öko</strong>-Landb<strong>aus</strong><br />

in NRW. Insbesondere die stark<br />

gestiegenen Pachtpreise stellen<br />

ein Problem für <strong>Öko</strong>-Betriebe dar.<br />

Dass die Steigerung der Pachtpreise<br />

zu einem bedeutenden Anteil<br />

auf das Betreiben <strong>von</strong> Biogasanlagen<br />

zurückzuführen ist, haben Berechnung<br />

des Forschungsinstitutes<br />

für biologischen Landbau<br />

(Harald Rasch, Bioland) ergeben.<br />

Nach diesen Berechnungen<br />

ist es für den wirtschaftlichen Betrieb<br />

<strong>von</strong> Biogasanlagen möglich,<br />

einen Grenzpachtpreis zu zahlen,<br />

der etwa das doppelte des für Bio-<br />

Betriebe unter dem Rentabilitätsgesichtpunkt<br />

noch bezahlbaren<br />

Preises beträgt.<br />

Daher sollten die bestehenden<br />

Regelungen vor dem Hintergrund<br />

der Pachtpreissituation überprüft<br />

werden. Auch wäre zu überlegen,<br />

ob <strong>von</strong> Seiten der Administration<br />

eine engere Verzahnung zwischen<br />

Energie- und Lebensmittelproduktion<br />

motiviert werden könnte. Verbundprojekte<br />

in denen an einem<br />

Standort Energie bzw. Wärme<br />

erzeugt und mit dieser Ressource<br />

beispielsweise Gewächshäuser<br />

kostengünstig geheizt werden<br />

können, sollten besonders gefördert<br />

werden. Ein her<strong>aus</strong>ragendes<br />

Beispiel einer solchen Koppelproduktion<br />

hat die Teutoburger<br />

Ölmühle umgesetzt. In diesem<br />

Konzept wir der „Abfall“ <strong>aus</strong> der<br />

Speiseölproduktion vollständig zur<br />

Energie- und Futtermittelerzeugung<br />

genutzt.<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

Für ein wirtschaftlich sinnvolles<br />

Betreiben einer Biogasanlage ist<br />

die Nutzung <strong>von</strong> Strom und Wärme<br />

<strong>von</strong>nöten. Die Abnahme der<br />

Wärme ist jedoch meist nur in<br />

dichter besiedelten Gebieten möglich.<br />

In einer Modellkalkulation <strong>von</strong><br />

Professor Toews (Toews T. et al.<br />

(2009): Anb<strong>aus</strong>ysteme für Energiepflanzen.<br />

DLG Verlag.) wird<br />

jedoch da<strong>von</strong> <strong>aus</strong>gegangen, dass<br />

derzeit nur ein geringer Anteil der<br />

Wärmeproduktion auch tatsächlich<br />

sinnvoll genutzt wird.<br />

Im Rahmen der aktuellen Energiediskussion<br />

sollten bestehende<br />

Optimierungspotenziale in dieser<br />

Hinsicht daher ebenfalls mit bedacht<br />

werden.<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

43


V.<br />

Förderangebote in NRW<br />

1.<br />

44<br />

1 (LANUV)<br />

Anhang<br />

Marktstrukturverbesserung<br />

1.1<br />

AgroMilagro<br />

V.<br />

Anhang<br />

1 Detaillierte Informationen über die für Verarbeiter und Vermarkter angebotenen Fördermittel sind unter<br />

http://www.lanuv.nrw.de/agrar/foerderprogramme/foerderprogramme.htm abrufbar.<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


V.<br />

Anhang<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

45


2 (LANUV)<br />

Absatz land- und ernährungswirtschaftlicher Erzeugnisse<br />

1.2<br />

V.<br />

46<br />

Anhang<br />

AgroMilagro<br />

2 Detaillierte Informationen über die für Verarbeiter und Erzeugergmeinschaften angebotenen Fördermittel sind unter<br />

http://www.lanuv.nrw.de/agrar/foerderprogramme/foerderprogramme.htm abrufbar.<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


V.<br />

Anhang<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

47


3 Beratungsangebote der Landwirtschaftskammer NRW für Erzeuger<br />

V.<br />

1.3<br />

48<br />

Anhang<br />

AgroMilagro<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

3 Detaillierte Informationen über die für Erzeuger angebotenen Fördernmittel sind unter http://www.landwirtschaftskammer.de/foerderung/index.htm<br />

und http://www.landwirtschaftskammer.de/foerderung/laendlicherraum/index.htm abrufbar.


V.<br />

Anhang<br />

1.4<br />

1.1.1<br />

1.2.2<br />

1.3.3<br />

1.4.4<br />

1.5.5<br />

1.6.6<br />

1.7.7<br />

1.8.8<br />

1.9.9<br />

Beratungsleistungen der <strong>Öko</strong>-Anbauverbände:<br />

Umstellungsberatung<br />

Betriebsplanung und –entwicklung,<br />

produktstechnischer Beratung in den Bereichen Pflanzenbau, Gemüsebau, Viehhaltung<br />

betriebswirtschaftlichen und arbeitswirtschaftlichen Beratung<br />

Vermarktung,<br />

Marketing<br />

Verarbeitung<br />

Prämienoptimierung<br />

Investitionsförderung<br />

Internetlinks auf die Beratungsangebote der Verbände<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

49


V.<br />

50<br />

Anhang<br />

2.<br />

Fragebogen<br />

AgroMilagro<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


V.<br />

Anhang<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

51


V.<br />

52<br />

Anhang<br />

AgroMilagro<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW


V.<br />

Anhang<br />

<strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW<br />

AgroMilagro<br />

research<br />

53


V.<br />

3.<br />

54<br />

Anhang<br />

Bildnachweis für Fremdquellen<br />

Alle Fotographien © AgroMilagro research Bornheim mit Ausnahme <strong>von</strong>:<br />

Seite 9: © www.nrw.de/nordrhein-westfalen/land-und-leute/niederrhein.html<br />

Seite 28: © www.bio-markt.info<br />

Seite 39: © Vereinigung Hessischer Direktvermarkter<br />

Seite 43: © Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG<br />

AgroMilagro<br />

research <strong>Öko</strong>-<strong>Regionalvermarktung</strong>spotenziale in NRW

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!