Leseprobe_Herrschaft_des_Eises
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Träume<br />
Hanna erwachte schweißgebadet. Einen Moment schaute<br />
sie sich orientierungslos um. Die Sonne war schon untergegangen<br />
und es war dunkel in ihrer Wohnung. Sie tastete<br />
nach der Lampe neben dem Bett, machte Licht und stand<br />
auf. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie über drei Stunden<br />
geschlafen hatte. Die Kopfschmerzen waren verschwunden,<br />
aber dennoch fühlte sie sich wie gerädert. Sie<br />
zog ihren Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe.<br />
Dann ging sie ins Bad, um sich eine Handvoll kaltes Wasser<br />
ins Gesicht zu spritzen. Im Spiegel bemerkte sie erschrocken<br />
ihre fahle Gesichtsfarbe und das fiebrige Glänzen ihrer<br />
Augen. Sie sah wirklich nicht gut aus. Rasch nahm sie ein<br />
Handtuch, trocknete sich das Gesicht ab und vermied beim<br />
Rausgehen den Blick in den Spiegel. Diesen Anblick musste<br />
sie sich nicht noch einmal antun. Unschlüssig stand sie einen<br />
Moment im Zimmer, als ihr Magen energisch nach<br />
Nahrung verlangte. Kein Wunder. Zum Mittag hatte sie nur<br />
eine Kleinigkeit gegessen, hatte sie doch vorgehabt, den<br />
ersten richtig warmen Tag mit einem großen Eisbecher zu<br />
feiern. Sie holte eine Pizza aus dem Tiefkühlfach und als sie<br />
die Kälte spürte, erinnerte sie sich an die Bilder, die sie im<br />
Schlaf gesehen hatte. Bilder von einer eiskalten, verschneiten<br />
Welt. Die Pflanzen hatten kaum Möglichkeit zu wachsen,<br />
denn der Winter war die vorherrschende Jahreszeit. Sie<br />
klappte die Tür vom Tiefkühlfach zu, schaltete den Herd an<br />
und holte die Pizza aus ihrer Verpackung. Obwohl die<br />
Kopfschmerzen nicht mehr da waren, fühlte sie sich immer<br />
noch leicht benommen, als ob alles um sie herum in dünnen<br />
Nebel gehüllt war. Sie lauschte in sich hinein. War sie allein<br />
oder hockte die unheimliche Besucherin immer noch in<br />
ihrer Ecke? Die Benommenheit steigerte sich kurz zu einem<br />
Schwindel und lenkte sie ab. Hanna schüttelte den Kopf.<br />
Die Bilder im Traum waren mit Gefühlen untermalt gewe-