unternehmen Oktober 2016
unternehmen Oktober 2016
unternehmen Oktober 2016
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> | 3,00 €<br />
Per Bus in<br />
die Zukunft<br />
Hartmut Schick ist Daimler-Bus-Chef. Der Manager<br />
über digitale Helfer, neue Mobilitätskonzepte für<br />
Großstädte und die Vorzüge von Neu-Ulm.<br />
4 197821 303000 5 3<br />
Markenschutz Wie sich Firmen vor Plagiatoren schützen können SEITE 30<br />
Abschied Ex-Landrat Heinz Seiffert und die Kunst des Loslassens SEITE 34<br />
Umfrage Führungskräfte verraten ihre Eigenarten SEITE 54
FACHKRÄFTETAG<br />
ULM & NEU-ULM<br />
15.10.<strong>2016</strong><br />
10–16 Uhr<br />
ratiopharm arena, Neu-Ulm<br />
fachkräftetag.de<br />
EINTRITT<br />
FREI!<br />
WIR SIND DABEI:<br />
Architects Engineers<br />
mediaservice ulm<br />
neue pressegesellschaft
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
alternative Antriebe, selbstständig fahrende<br />
Fahrzeuge und mehr Car-Sharing: So stellen<br />
sich viele die Mobilität von übermorgen vor.<br />
Auch Daimler-Bus-Chef Hartmut Schick<br />
ersinnt neue Konzepte und berichtet im<br />
Titel interview von interessanten Lösungen<br />
(Seite 10), um den Verkehrskollaps in Metropolen<br />
zu verhindern. Eine solche ist Ulm<br />
nicht. Doch auch hier dürfte es am 12. <strong>Oktober</strong><br />
zu einer Mobilitätsdiskussion im Stadtrat<br />
kommen. Dann geht es darum, ob die<br />
Verkehrsführung am Bahnhof von vier auf<br />
zwei Spuren verringert wird und ob dadurch<br />
der Baustellen-Stau zum Dauerzustand<br />
wird (S. 4). Ansonsten ist im Herbst<br />
<strong>2016</strong> fast alles wie gehabt. Die Konjunktur<br />
läuft. Firmen wie Celos (S. 40) und IDS<br />
(S. 50) sind erfolgreich. Der Bau boomt und<br />
damit auch innovative Lösungen (S. 6). Das<br />
alles ist Stoff für interessante Geschichten.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[spezial]<br />
6 Quadratisch, praktisch, schnell<br />
Bauen mit Raum modulen: flexibel und<br />
nun auch dauerhaft<br />
[titelthema]<br />
10 Vorfahrt für den Bus der Zukunft<br />
Hartmut Schick im Gespräch<br />
[finanzieren]<br />
22 Keine Angst vor Brexit & Co.<br />
Einfache Regeln zur Geldanlage<br />
[machen]<br />
28 Alles zurück auf Ford Schwabengarage<br />
Ulm/Neu-Ulm wird zum „Ford Store“<br />
40 Schützen und pflegen IT-Spezialist<br />
Celos profitiert vom Trend zur Auslagerung<br />
42 „Da ist Paulaner dran“ Nething-<br />
Gruppe aus Neu-Ulm baut Paulaner<br />
44 Zwischen Glamour und Kleinstadt<br />
Visagistin Katja Kienhöfer vermisst nichts<br />
50 Bei Anruf Hilfe Mittelständler IDS traut<br />
sich, die Hände schmutzig zu machen<br />
[gründen]<br />
46 Natürlich selbstständig G-Nature-<br />
Chef Tobias Gölz mag es bunt<br />
[verantworten]<br />
30 Wie ein Ei dem anderen<br />
Tipps zum Schutz Ihrer Marke<br />
[spezial]<br />
34 Die Kunst des Loslassens Landrat<br />
Heinz Seiffert beendet seine Karriere<br />
[führen]<br />
48 Fit für den Wandel Hochschule Neu-<br />
Ulm unterstützt kleine Firmen bei der<br />
Weiterbildung<br />
[leben]<br />
54 Frische Luft vom Chef Umfrage unter<br />
Führungskräften zu ihren Büroticks<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Ulm kämpft gegen den Stau<br />
5 Rentschler mit Biotechnologie<br />
erfolgreich<br />
20 Hochhaus-Ellipse für<br />
750 Schuler-Ingenieure<br />
58 Auftragsboom im Metallbau<br />
58 Impressum<br />
30 06<br />
22 50<br />
54<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ulm kämpft gegen den Stau<br />
Baulärm begrüßt Schüler, Pendler<br />
und Gäste der Stadt Ulm, die<br />
morgens aus demBahnhof strömen.<br />
Gleich gegenüber entsteht<br />
ein neues Stadtquartier mit Läden,<br />
Büros und Wohnungen: die<br />
Sedelhöfe. Der Hamburger Investor<br />
DC will das 200-Millionen-<br />
Euro-Projekt bis Ende 2019 fertigstellen.<br />
Zwei Jahre später sollen<br />
die Züge fahrplanmäßig auf der<br />
Neubaustrecke Wendlingen-Ulm<br />
fahren. Hinzu kommt der Bau der<br />
zweiten Straßenbahnlinie, die<br />
Umgestaltung des Bahnhofsplatzes<br />
samt Bau eines neuen Parkhauses,<br />
die Neugestaltung des<br />
Busbahnhofes und etliches mehr.<br />
Die Stadtverwaltung gibt sich<br />
mit ihrem Staumanagement die<br />
größte Mühe, dass der Verkehr<br />
weiter fließt. „Doch die Belastungen<br />
sind leider für viele deutlich<br />
spürbar“, sagt Baubürgermeister<br />
Tim von Winning. Die Maßnahmen<br />
würden zum einen voneinander<br />
abhängen, zum anderenseien<br />
sie aufgrund von<br />
Einfahrt in die Stadt von der B28 und B311. Vor dem Bahnhof wird es einspurig.<br />
Förderbedingungen des Bundes<br />
nicht verschiebbar. Von Winning<br />
hofft, dass sich die Verkehrslage<br />
nach einer Eingewöhnungsphase<br />
entspannen wird.<br />
Bei manchem Autofahrer freilich<br />
liegen während der Rushhour<br />
jetzt schon die Nerven blank,<br />
weil sie im Stau stehen. Helfen<br />
soll laut von Winning ein „internetbasierter<br />
Baustellenmelder“,<br />
zusätzlich wird die Stadt stark<br />
frequentierte Orte mit Webcams<br />
beobachten, um Verbesserungsstrategien<br />
zu entwickeln. Auf die<br />
Informationen dieser beiden Systeme<br />
haben auch Autofahrer Zugriff.<br />
Mit Blick auf die Kunden<br />
aus dem Umland für den Handel<br />
sagt von Winning: „Grundsätzlich<br />
glaube ich, dass die Erreichbarkeit<br />
der Ulmer Innenstadt an<br />
normalen Samstagen durch die<br />
Baustellen nicht relevant eingeschränkt<br />
ist. Ein bisschen Gelassenheit<br />
kann aber sicher nicht<br />
schaden“. [!]<br />
AMB<br />
Qualität für den Weltraum<br />
Tausende Satelliten kreisen im<br />
All. Manche in 200 bis 800 Kilometern<br />
Höhe, Fernsehsatelliten<br />
in bis zu 42.000 Kilometern. Damit<br />
deren Signale auf der Erde<br />
ankommen, benötigt man Wanderfeldröhren.<br />
Produktqualität<br />
und Robustheit spielen eine<br />
überragende Rolle. Die meisten<br />
dieser High-Tech-Geräte, die die<br />
Signale verstärken, stellt der französische<br />
Technologiekonzern<br />
Thales her. In Ulm befindet sich<br />
der Geschäftsbereich Electron<br />
Devices. In den Standort, der seit<br />
mehr als 40 Jahren besteht, hat<br />
Thales nun 27 Millionen Euro investiert.<br />
Entstanden sind nach<br />
gut zweijähriger Bauphase rund<br />
14.000 Quadratmeter an neuen<br />
beziehungsweise baulich veränderten<br />
Flächen für Produktion,<br />
Labore und Verwaltung.<br />
„Mit der Modernisierung steigern<br />
wir unsere Effizienz, reduzieren<br />
unsere Energiekosten und schaffen<br />
die Voraussetzungen für eine<br />
Steigerung der Produktionskapazität“,<br />
sagte Dr. Christoph Hoppe,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von Thales Deutschland.<br />
Ein optimaler Produktionsfluss<br />
Ein Blick in die neue Produktion der Wanderfeldröhren bei Thales in Ulm.<br />
sei in der alten Halle nicht mehr<br />
möglich gewesen, ergänzte Horst<br />
Strauß, Vizepräsident von Thales<br />
Deutschland und als Geschäftsführer<br />
für den Standort Ulm verantwortlich.<br />
Der Neubau – man<br />
habe sich bewusst gegen einen<br />
Standort auf der grünen Wiese<br />
entschieden – sei ein klares und<br />
langfristiges Bekenntnis zum<br />
Standort Ulm.<br />
Der Thales-Konzern ist spezialisiert<br />
auf auf Luft- und Raumfahrt,<br />
Verteidigung und Transport. Zuletzt<br />
erzielte er mit 62.000 Mitarbeitern<br />
einen Jahresumsatz von<br />
14 Milliarden Euro. Der Standort<br />
Ulm mit 500 Mitarbeitern ist der<br />
drittgrößte von Thales in<br />
Deutschland. [!]<br />
CMY<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Rentschler mit Biotechnologie erfolgreich<br />
Der Biotechnologie-Spezialist<br />
Rentschler in Laupheim wächst<br />
stürmisch. Das Unternehmen,<br />
das für namhafte Pharmakonzerne<br />
Medikamente produziert, hat<br />
24 Millionen Euro investiert und<br />
seine Produktionskapazität mehr<br />
als verdoppelt. In der neuen Anlage<br />
mit einer Gesamtkapazität<br />
von zwei mal 3.000 Litern stellt<br />
das Unternehmen Wirkstoffe mit<br />
gentechnisch veränderten Zellen<br />
her, zum einen für die Krebstherapie,<br />
zum anderen für entzündungshemmende<br />
Medikamente.<br />
Rentschler hatte erst im vergangenen<br />
Jahr einen Bioreaktor mit<br />
2000 Liter Fassungsvermögen in<br />
Betrieb genommen. Doch das Geschäft<br />
des Laupheimer Unternehmens<br />
boomt. „Die neue Anlage<br />
ist ein wichtiger Meilenstein in<br />
der langjährigen Erfolgsgeschichte<br />
von Rentschler. Ein Umsatzanstieg<br />
von mehr als 30 Prozent<br />
in den vergangenen zwei<br />
Jahren hat diese Investition abgesichert.<br />
Produktionsaufträge für<br />
die neue Anlage liegen bereits<br />
vor und reichen bis in das Jahr<br />
2018“, sagt Frank Mathias, Geschäftsführer<br />
der Rentschler Biotechnologie<br />
GmbH. Derzeit beschäftigt<br />
das Unternehmen 650<br />
Mitarbeiter. Bis zum Jahr 2018<br />
will Rentschler 200 Mitarbeiter<br />
einstellen, vor allem Naturwissenschaftler<br />
und Laboranten.<br />
Den Umsatz nannte Mathias<br />
nicht. Dieser dürfte <strong>2016</strong> die<br />
Schwelle von 100 Millionen Euro<br />
überschreiten. [!]<br />
AMB<br />
Mit dieser Chromatographiesäule trennt Rentschler den produzierten Wirkstoff<br />
von anderen Substanzen.<br />
Gratis-Angebot hilft bei<br />
der Firmen-Übergabe<br />
Der demographische Wandel<br />
macht die Unternehmensnachfolge<br />
schwieriger. Denn die Zahl<br />
junger, möglicher Kaufinteressierten<br />
sinkt. Außerdem steigen<br />
die Einkommen der Arbeitnehmer.<br />
Im Gebiet der Handwerkskammer<br />
Ulm,<br />
also zwischen<br />
Jagst und Bodensee<br />
gibt es<br />
18.000 Betriebe,<br />
bis zum<br />
Jahr 2020<br />
Jens de Buhr, Chef<br />
der Deutschen Unternehmerbörse.<br />
steht in mehr<br />
als 2000 die<br />
Nachfolge an.<br />
Nach einer<br />
Studie des Instituts<br />
für angewandte Wirtschaftsforschung<br />
(IAW) in Tübingen<br />
betrifft dies in der Region<br />
der IHK Ulm jährlich 774 umsatzsteuerpflichtige<br />
Firmen. Allerdings<br />
seien nur 172 mit 1500<br />
Mitarbeitern übernahmewürdig.<br />
Als übernahmewürdig gilt eine<br />
Firma mit einem Jahresgewinn<br />
von 54.000 Euro. Denn der Gewinn<br />
muss für den Erwerber<br />
oberhalb möglicher andererer –<br />
also auch nicht-selbstständiger<br />
Einkünfte – liegen.<br />
Eine Online-Plattform für Betriebsinhaber<br />
und Nachfolgeinteressierte<br />
ist www.nexxt-change.<br />
org. Die Möglichkeit sich kennenzulernen,<br />
bietet aber auch<br />
die Deutsche Unternehmerbörse,<br />
die seit 2011 online ist, sagt deren<br />
Chef Jens de Buhr. Dort sind 580<br />
Firmen und 19.400 Kaufinteressenten<br />
registriert. Für Leser von<br />
„<strong>unternehmen</strong> [!]“ und der SÜD-<br />
WEST PRESSE hat de Buhr ein<br />
Gratis-Angebot: Unter dem Link<br />
www.dub.de/suedwestpresse/<br />
können sie drei Monate kostenlos<br />
inserieren. Danach läuft das<br />
Sonderpaket automatisch aus.<br />
Der Link ist bis Ende Juli 2017<br />
freigeschaltet. [!] KER/KÖ<br />
Aus Fritz & Macziol<br />
wird Axians IT Solutions<br />
Multimedia-Bus<br />
zur Image-Werbung<br />
Eines der namhaftesten Ulmer<br />
Unternehmen wird umbenannt.<br />
Das Ulmer Systemhaus Fritz &<br />
Macziol (800 Mitarbeiter), das<br />
2014 vom französischen Vinci-<br />
Konzern übernommen worden<br />
war, heißt künftig Axians IT Solutions<br />
und ist Teil der Vinci-<br />
Energies-Tochter Axians. Die Ulmer<br />
steuern mehr als die Hälfte<br />
des Axian-Umsatzes von 600 Millionen<br />
Euro bei. Nach dem Weggang<br />
von Co-Firmengründer Heribert<br />
Fritz Ende 2015 und seines<br />
Nachfolgers Oliver Schallhorn<br />
im Juni, führt nun der Chef von<br />
Vinci Energies, Reinhard Schlemmer,<br />
die Geschäfte. [!] KÖ<br />
Auf der Suche nach Auszubildenden<br />
schickt Baden-Württembergs<br />
Hotel- und Gastrobranche einen<br />
multimedial ausgebauten Werbebus<br />
ins Rennen. Der Bus ist Teil<br />
des Nachwuchsprojekts „Wir<br />
Gastfreunde“. Von den 2,14 Millionen<br />
Euro Kosten übernimmt<br />
das Land 1,35 Millionen Euro.<br />
Der Bus soll bis April 2019 Schulen<br />
anfahren. Die Branche leidet<br />
unter Nachwuchsmangel, etwa<br />
die Hälfte der jungen Leute bricht<br />
die Lehre ab. Hintergrund sind<br />
unter anderem unattraktive Arbeitszeiten<br />
und die vergleichsweise<br />
schlechte Bezahlung. Die<br />
Branche beschäftigt 240.000 Mitarbeiter<br />
im Südwesten, davon<br />
sind 6250 Azubis. [!] AMB<br />
5
[spezial] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ulms bekanntestes Raummodul: die McDonald‘s-Filiale mitten in der Fußgängerzone.<br />
Quadratisch, praktisch, schnell<br />
Ob als Fastfood-Restaurant, Schule, Laden, Büro oder als Wohnung: Der Markt für Raummodule wächst stark.<br />
Immer häufiger gibt es sie als dauerhafte Lösung. Ihre Vorteile sind kurze Bauzeiten und hohe Flexibilität.<br />
Hans-Peter Bochtler steht hinter seiner<br />
langgezogenen Ladentheke. Die Vitrinen<br />
und Regale gegenüber an der Fensterseite<br />
seines Ladens sind gefüllt mit Stempeln,<br />
Gravuren, Pokalen und Schildern. Auf<br />
rund 15 Quadratmetern Fläche lässt sich so<br />
einiges unterbringen. Denn Bochtler steht in<br />
seinem Provisorium in der Ulmer Innenstadt,<br />
einem Container. Für ihn und seine Ehefrau<br />
Annerose Baur-Bochtler war früh klar: Während<br />
der Abbruch- und Neubauzeit ihres<br />
Wohn- und Geschäftshauses im Hafenbad ziehen<br />
sie mit ihrer Firma Ernst Häfele in ein<br />
Containergebäude, und zwar direkt neben der<br />
Baustelle. „Es wären sogar Immobilien in unmittelbarer<br />
Nähe frei gewesen“, erzählt Hans-<br />
Peter Bochtler. Doch deren Vermieter seien<br />
nicht begeistert gewesen, einen Mietvertrag<br />
für zwei Jahre zu schließen. „Auch finanziell<br />
wäre das eine ganz andere Nummer gewesen,<br />
Räume anzumieten und für unsere Zwecke<br />
herzurichten“, sagt Bochtler.<br />
Drei Container beherbergen nun das Geschäft.<br />
Einer steht quer zur Straße, mit Ladentür,<br />
zwei Schaufenstern und Oberlicht, zwei<br />
weitere sind längs dahinter. In einem ist das<br />
Büro untergebracht, im anderen ein Teil der<br />
Produktion und des Lagers. „Den Rest, den wir<br />
früher im Haus hatten – da war ja eine sehr<br />
große Werkstatt – haben wir ausgelagert.<br />
Selbst die Ladenfläche<br />
ist nur ein<br />
Drittel oder ein<br />
Viertel dessen, was<br />
sie vorher war“, beschreibt<br />
der<br />
61-Jährige die Situation.<br />
Doch es gab gute<br />
Gründe, warum<br />
sie sich auf dieses<br />
Provisorium eingelassen<br />
haben.<br />
Verbandschef<br />
Günther Jösch.<br />
Denn das Ehepaar hat zuvor seine Kunden<br />
gefragt, ob sie ihnen auch an einem anderen<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
Standort die Treue halten würden. Das Ergebnis:<br />
„Wir hätten zu viel Kundenfrequenz verloren“,<br />
sagt Bochtler. „Die Kunden wollen die<br />
Erreichbarkeit am alten Standort, ansonsten<br />
muss man Abstriche machen.“<br />
Die gebe es eh schon aufgrund der Vielzahl<br />
der Baustellen in der gesamten Stadt. „Aber<br />
wir wissen ja, dass es nur eine vorübergehende<br />
Situation ist, da nimmt man die Einschränkungen<br />
für diese Zeit in Kauf“, sagt der Flexograf<br />
und Handwerksmeister. Er würde sich<br />
auf jeden Fall wieder für die Container-Lösung<br />
entscheiden. Denn verlorene Kunden nach<br />
dem Neubau wieder zurück gewinnen zu<br />
müssen, das sei ihm zu riskant.<br />
PLUSPUNKT FLEXIBILITÄT<br />
Von Fällen, wie dem des Ehepaars Bochtler,<br />
profitiert die Container- und Raummodul-<br />
Branche. „Derzeit sind rund rund zwei Millionen<br />
Quadratmeter Bürofläche in Container-<br />
Gebäuden vermietet“, sagt Günter Jösch,<br />
Geschäftsführer des Bundesverbands Bausystem.<br />
Die Spanne reiche „vom Container für<br />
eine zwei- bis dreitägige Veranstaltung bis<br />
zum Interimsgebäude.<br />
Der große Vorteil dieser Module gegenüber<br />
dem konventionellen Bauen ist, „dass es viel<br />
schneller geht“, sagt Jösch. Da man bis zu 60<br />
Prozent der Bauzeit einsparen könne, müsse<br />
man nicht so lange vorfinanzieren. „Weil<br />
beim modularen Bauen die Teile industriell<br />
vorgefertigt sind, hat man auch die Gewissheit,<br />
dass die Qualität sehr gut ist.“ Zudem<br />
seien die Bauherren flexibel, sie könnten die<br />
Gebäude erweitern und auch zurückbauen.<br />
„Mietsysteme sind von außen nicht unbedingt<br />
schön“, gibt Jösch zu. „Aber wenn solche<br />
Container eine Woche lang als Eventbüro bei<br />
Raum für Projekte<br />
Kitas_Kantinen_Büros_Schulen_Banken<br />
Heime_Unterkünfte_Verwaltungsgebäude<br />
CHS Container Handel - Niederlassung Memmingerberg<br />
Telefon: 08331 - 49 05 385<br />
CHS Container Handel GmbH ist ein Unternehmen der CHS Container Group. www.chs-container.de<br />
7
[spezial] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
dule in der Vergangenheit hatten, seien mittlerweile<br />
vernünftig gelöst.<br />
Zufrieden mit der Unterbringung in Raumcontainern<br />
zeigt sich Ralf Schabel, Direktor<br />
des Illertal-Gymnasiums Vöhringen (IGV),<br />
auch wenn er froh ist, dass diese Zeit nun zu<br />
Ende ist. „Es war etwas beengt, aber man<br />
konnte gut leben.“ Während der Um- und Anbauzeit<br />
am IGV waren nicht nur Klassenzimmer<br />
in Containern untergebracht, sondern<br />
auch Sekretariat, Verwaltung und Lehrerzimmer.<br />
„Wir hatten anfangs etwas Akkustikprobleme“,<br />
sagt Schabel. Doch die lösten sich<br />
buchstäblich auf, nachdem Deckenmodule<br />
angebracht worden waren.<br />
Für ihn erstaunlich war, wie schnell das Containergebäude<br />
aufgebaut war, in rund eineinhalb<br />
Tagen stand der Rohbau, auch die Ausstattung<br />
mit Boden, Heizung, Strom, Internet<br />
und allem, was dazu gehört, sei schnell gegangen.<br />
Er könne anderen Schulchefs, die vor einer<br />
großen Baumaßnahme stehen, nur empfehlen:<br />
„Zieht komplett in so ein Containerdorf<br />
und lasst die Schule den Bauleuten.“ So wäre<br />
man weg von Schmutz, Lärm und anderen<br />
Einschränkungen. Mittlerweile sind die Containergebäude<br />
vom IGV abgenabelt und gehen<br />
„in die Zweitverwertung“, wie Schabel<br />
sagt, unter anderem zur Realschule Neu-Ulm.<br />
Hans-Peter Bochtler in seinem Laden im Container: Er will für seine Kunden erreichbar bleiben.<br />
einer Veranstaltung stehen, dann später woanders,<br />
dann liege der Fokus mehr auf der Innenausstattung;<br />
auf dem, was wirklich benötigt<br />
werde: Außen strapazierfähig, innen eine<br />
vernünftige Beplankung, Elektroanschluss,<br />
Heizung, Duschen, W-Lan oder anderes mehr.<br />
Probleme der Bauphysik, wie Schallschutz,<br />
Lärmschutz, Wärmeisolierung oder Brandschutz,<br />
die Containerbauten oder Raummo-<br />
MEHR NUTZFLÄCHE<br />
Neben solchen Standardlösungen wächst<br />
auch der Markt für individuelle Raummodul-<br />
Konzepte. Solche individuell erstellten Bauten<br />
können eine Fassade bekommen, so dass<br />
sie sich nicht von konventionellen Gebäuden<br />
unterscheiden, erläutert Jösch. Diese stehen<br />
25, 30 Jahre und länger. Preislich würden sich<br />
solche Module kaum von herkömmlichen<br />
Häusern unterscheiden. Aber wegen der kürzeren<br />
Bauzeit könne man diese Gebäude<br />
schneller vermieten – und wegen der dünnerer<br />
Wänden verfügten sie über eine größere<br />
Nutzfläche. Die Innenausstattung sei bei beiden<br />
Systemen gleich. Vor allem immer mehr<br />
größere Investoren wie Wohnbaugesellschaften<br />
oder auch die öffentliche Hand zeigten<br />
BÜROS, WOHNUNTERKÜNFTE,<br />
SCHULEN, KINDERGÄRTEN<br />
Cramo Adapteo – Modulare Raumlösungen<br />
aus Holz und Stahl<br />
ROOM FOR GREAT DAYS<br />
Mehr erfahren unter: www.cramoadapteo.de<br />
8
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
Interesse am modularen Bauen. Ein weiterer<br />
Vorteil: Man plant einmal das Konzept, setzt<br />
es an mehreren Standorten um und senkt so<br />
Kosten.<br />
FASTFOOD IM QUADER<br />
Die in Ulm wohl bekannteste und wegen ihrer<br />
Platzierung zumindest in der Bevölkerung<br />
umstrittenste Modulbau-Lösung für ein Bauprojekt<br />
steht als grauer, zweistöckiger Quader<br />
mitten in der Fußgängerzone in der Bahnhofstraße:<br />
Das Schnellimbiss-Restaurant dort<br />
hätte eigentlich schon in diesem Herbst wieder<br />
zurückgebaut werden sollen und in das<br />
Großprojekt Sedelhöfe einziehen sollen.<br />
Doch dessen Bau geht jetzt erst richtig los. Daher<br />
müssen Mitarbeiter, Unternehmen und<br />
die Ulmer mit der Übergangslösung noch einige<br />
Jahre zurechtkommen. „Es ist alles ein<br />
bisschen enger als normal, aber von den Arbeitsabläufen<br />
funktioniert es“, sagt Gerhard<br />
Schmid, Chef von McDonald’s Ulm. „Wir sind<br />
halt mit den Sitzplätzen eingeschränkt.“<br />
Auch zu den Toiletten geht es nicht ganz so<br />
einfach wie sonst in einem Restaurant üblich:<br />
Der Weg führt außen ums Gebäude herum<br />
und eine Stahltreppe hoch. Oben muss man<br />
50 Cent bereithalten für den Eintritt, geschuldet<br />
dem öffentlichen Zugang. Dafür gibt es<br />
einen im Restaurant einlösbaren Bon im gleichen<br />
Wert.<br />
In Ulm sei man relativ schnell zu dem Entschluss<br />
gekommen, dort in Modulbauweise<br />
Ersatz für das während der Bauphase wegfallen<br />
de Restaurant in Bahnhofsnähe zu schaffen,<br />
sagt Alfonso Sanchez. Im Regionalen Service<br />
Center der Fast-Foodkette in München betreut<br />
er solche Projekte. Der US-Konzern betreibt<br />
seine Restaurants nicht nur in herkömmlichen<br />
Gebäuden, sondern auch in Modul-Leichtbauweise<br />
oder in Containern. Die Lösung für Ulm<br />
sei die einfachste Variante gewesen. Entsprechende<br />
Pläne habe es bereits gegeben. Ob der<br />
Bau allerdings genauso ausge führt worden wäre,<br />
wenn man von vornherein gewusst hätte,<br />
dass sich das Sedelhöfe-Projekt dermaßen verzögert,<br />
hält er für frag lich, eventuell hätte man<br />
dann doch auf die stabileren Container zurück<br />
gegriffen. Schließlich müsse unter anderem<br />
der Untergrund eine sehr schwere Küche tragen.<br />
Das sei nun nicht die optimale Lösung,<br />
aber immer noch gut genug als Übergangslösung.<br />
[!] <br />
WERNER GALLBRONNER<br />
Im Trockenbau<br />
vorproduziert<br />
Container, Raumzellen, Raummodule,<br />
modulares Bauen, vorgefertigte Raumsysteme<br />
und Modulbauweise – alle<br />
diese Begriffe stehen für industriell<br />
und dennoch häufig individuell hergestellte<br />
Raumeinheiten. Die Basis bilden<br />
zumeist selbsttragende kubische<br />
Stahlrahmenkonstruktionen, die in Fertigungswerken<br />
im Trockenbauverfahren<br />
hergestellt werden und vor Ort zu<br />
beliebig großen Gebäuden kombiniert<br />
werden können. <br />
GAL<br />
Bauen mit Modulen<br />
Flexibel. Schnell. Hochwertig.<br />
www.eberhardt.eu<br />
Flexible Raumsysteme<br />
9
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Vorfahrt für den<br />
Bus der Zukunft<br />
Die Mannschaft von Daimler-Bus-Chef Hartmut Schick ersinnt komplett neue<br />
Mobilitätskonzepte. In ihren Nahverkehrssystemen weiß jeder Bus, wo der<br />
andere steckt. Die High-Tech im Innern macht die Fahrt obendrein sicherer,<br />
geschmeidig – und die Fahrzeuge zu rollenden Hochleistungsrechnern.<br />
Sie haben den Busführerschein. Was fasziniert Sie<br />
am Busfahren?<br />
Man fährt auf der Landstraße mit Tempo 80 Kilometer,<br />
es ist sehr komfortabel. Durch die großen Spiegel kann<br />
ich meine Position auf der Straße genau einschätzen.<br />
Spannend ist, dass man sehr weit vorne sitzt. Das heißt,<br />
du lenkst im Kreisverkehr erst, wenn du mitten drin<br />
bist. Busfahren macht mir Spaß. Gleichzeitig ist es mir<br />
wichtig, ein Gefühl für die Produkte zu bekommen.<br />
Wann sind Sie zum letzten Mal Bus gefahren?<br />
Im März. Da habe ich meine Mutter im Schwarzwald<br />
abgeholt. Wir sind weiter ins Murgtal. Lustig war es, als<br />
wir auf einem Busrastplatz angehalten haben. Nebenan<br />
kamen 60 Leute aus dem Bus, während ich nur mit<br />
meiner Mutter aussteige.<br />
Auch bei den Bussen geht der Trend zum autonomen<br />
Fahren. Sie haben kürzlich in Amsterdam ihren<br />
„Future Bus“ mit dem „City Pilot“ vorgestellt …<br />
Der Future Bus mit dem „City Pilot“ ist ein teilautonomer<br />
Bus. Das heißt, der Fahrer muss am Steuer sitzen<br />
und jederzeit bereit sein, einzugreifen. Bis wir damit in<br />
Serie gehen, werden mindestens fünf Jahre vergehen.<br />
Daimler beschäftigt sich schon seit längerem mit<br />
dem Thema teilautonomes Fahren.<br />
Das stimmt. Schon vor drei Jahren gab es die Fahrt der<br />
S-Klasse von Mannheim nach Pforzheim, angelehnt an<br />
Berta Benz‘ erste Fahrt. Vor zwei Jahren haben wir einen<br />
autonomen Truck, den Future Bus 2025 mit „Highway<br />
Pilot“-System, vorgestellt. In den USA testen wir seit<br />
dem vergangenen Jahr mit dem Freightliner Inspiration<br />
Truck den ersten autonom fahrenden Lkw weltweit<br />
mit Straßenzulassung. Seit <strong>Oktober</strong> 2015 testen wir<br />
den Actros mit „Highway Pilot“ auch auf öffentlichen<br />
Straßen.<br />
Welchen Ansatz gibt es da in der Bussparte?<br />
Wir setzen auf eine Anwendung, die möglichst schnell<br />
zum Einsatz kommen kann. Im Stadtbus haben wir uns<br />
jedoch für ein BRT-System entschieden, also ein Bus-<br />
Rapid-Transit-System. Bei diesem ist eine Spur für den<br />
Bus reserviert.<br />
Was kann der teilautonome Bus besser als ein herkömmlicher?<br />
Unser Fahrzeug hält auf 20 Zentimeter exakt die Spur.<br />
Möglich wird das durch verschiedene Systeme wie<br />
Fernradar, Nahradar, GPS und 3D-Kameras. Außerdem<br />
fährt der City Pilot für autonomes Fahren Haltestellen<br />
exakt an. Dadurch wird der Busfahrer entlastet und<br />
kann sich darauf konzentrieren, das Umfeld zu beobachten.<br />
Das Fahrzeug ist mit 14 Kameras ausgestattet,<br />
die die Umgebung erfassen und so beispielsweise erkennen,<br />
wenn sich ein Kind auf die Fahrbahn bewegt.<br />
Vor Hindernissen bremst der Bus selbstständig ab. Dennoch<br />
wird die nächsten zehn, zwanzig Jahre immer ein<br />
Fahrer mit von der Partie sein.<br />
Was bringen all diese neuen Technologien?<br />
Vor allem mehr Sicherheit, aber die Busfahrten werden<br />
zudem effizienter. Beispielsweise kommuniziert das<br />
Fahrzeug mit Ampeln, reduziert die Geschwindigkeit<br />
oder beschleunigt entsprechend sanft, nutzt grüne<br />
Wellen und verbraucht weniger Kraftstoff. Auch der<br />
Komfort für Fahrgäste ist größer.<br />
Funktioniert so ein Konzept auch im Ausland? Dort<br />
spielen Ampeln oft eine untergeordnete Rolle …<br />
Zur Person<br />
Hartmut Schick ist<br />
seit 2009 Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung<br />
der Evobus<br />
GmbH und verantwortet<br />
das weltweite<br />
Busgeschäft des<br />
Daimler-Konzerns.<br />
Nach dem Studium<br />
des Maschinenbaus<br />
stieg er 1986 in der<br />
Zentralen Forschung<br />
ein. Er bewies sich<br />
auf einer Vielzahl von<br />
Positionen, baute unter<br />
anderem 1997 das<br />
Mercedes-Benz Werk<br />
in Juiz de Fora/Brasilien<br />
auf. Schick ist<br />
verheiratet und hat<br />
zwei Kinder (26 und<br />
27 Jahre). Er entspannt<br />
sich beim<br />
Joggen, drei Mal die<br />
Woche läuft er zehn<br />
Kilometer. Am Wochenende<br />
kauft er ein<br />
und kocht für die Familie.<br />
Dazu steht er<br />
samstagnachmittags<br />
in der Küche, nebenher<br />
läuft die Fußball-<br />
Bundesliga, vor allem<br />
die Spiele des FC<br />
Bayern München.<br />
Spaß am Busfahren: Hartmut Schick ist seit 2009 Evobus-Chef und leitet das weltweite Daimler-Busgeschäft.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Genau. Es können deutlich mehr Fahrgäste transportiert<br />
werden und die Fahrpläne sind verlässlicher.<br />
Wie unterstützen Sie die Einführung solcher Systeme?<br />
Wir haben ein eigenes Team für Verkehrsplanung, die<br />
auf Städte zugeht. Das Team analysiert Verkehrswege,<br />
beleuchtet Fahrpläne und schlägt vor auf welchen Strecken<br />
sich eine freigeräumte Busspur lohnen würde.<br />
Wo gibt es solche Beispiele in der Nähe?<br />
Straßburg ist eine historische, zugebaute Stadt. Trotzdem<br />
hat man es dort geschafft, eine Strecke frei zu räumen,<br />
auf der Busse verkehren. Natürlich sind auch<br />
Mischformen möglich. Dass wir beispielsweise von<br />
Neu-Ulm nach Ulm nicht dauerhaft eine komplette<br />
Spur für Busse freiräumen, ist klar. Aber auf Teilstrecken<br />
wäre das denkbar. Geht es an die konkrete Städteplanung<br />
übergeben wir das Zepter natürlich an die<br />
Städte. Wir wollen mit dieser Service-Leistung zum<br />
Nachdenken anregen. Bestenfalls, um dort später ein<br />
solches System einzuführen. Auch in Ludwigsburg<br />
sind wir im Gespräch.<br />
Wie schnell lässt sich so ein System umsetzen?<br />
Innerhalb von drei bis vier Jahren, je nach Größe des<br />
Projekts. Bei einer U-Bahn dauert das mindestens zehn<br />
Jahre.<br />
Busspuren freigeben für Elektro-Autos,<br />
um deren Absatz<br />
anzukurbeln? Nein danke!<br />
Das würde die Vorteile von so<br />
genannten Bus-Rapid-Transit-Systemen<br />
zunichte machen,<br />
sagt Hartmut Schick.<br />
Zuerst einmal muss der politische Wille zum Aufbau<br />
eines BRT-Systems vorhanden sein. Brasilien ist da mit<br />
gutem Beispiel vorangegangen. In neun von zwölf<br />
Städten, in denen die Fußball-WM ausgetragen wurde,<br />
gibt es bereits BRT-Systeme. In Rio ist die gesamte Stadt<br />
durchzogen. Menschen, die zuvor über anderthalb<br />
Stunden zur Arbeit gebraucht haben, schaffen es heute<br />
in weniger als 60 Minuten. Wenn der Wille da ist und<br />
die Verkehrsinfrastruktur angepasst wird, funktioniert<br />
solch ein BRT-System.<br />
Was halten Sie davon, dass Politiker als Kaufanreiz<br />
für E-Autos Busspuren freigeben wollen?<br />
Das ist nicht sinnvoll und behindert die Busse. Diese<br />
halten an oder bremsen scharf ab – wie im normalen<br />
Verkehr. Unter solchen Umständen enge Taktzeiten<br />
einzuhalten, ist unmöglich. An Haltestellen in Istanbul<br />
etwa fährt morgens alle 20 Sekunden ein Bus ab.<br />
750.000 Passagiere werden dort täglich vom Flughafen<br />
in die Stadt transportiert. Würden dort Autos auf den<br />
Busspuren mitfahren, wäre das nicht machbar.<br />
Und was kostet es?<br />
Für Bangkok hat ein unabhängiges Planungsinstitut<br />
errechnet, man könne für gleiche Kosten entweder 426<br />
Kilometer BRT-Linie oder sieben Kilometer U-Bahn<br />
bauen. Auch im Betrieb ist BRT deutlich günstiger. Im<br />
Jahr 2025 wird es 37 Städte mit mehr als 10 Millionen<br />
Einwohnern geben. Experten erwarten zudem, dass im<br />
Jahr 2050 Megastädte existieren werden, die heute<br />
noch nicht einmal im Bau sind. Das ist eine riesige<br />
Chance. Denn bei der Planung dieser Städte, können<br />
wir BRT-Systeme von Anfang an berücksichtigen.<br />
Wann kommt das teilautonome Fahren in den Reisebussen<br />
an?<br />
Schon heute nutzen viele Kunden und Fahrer einen<br />
Bremsassistenten, der auf Hindernisse reagiert. Ebenso<br />
warnt der Bus mittels Sitzimpuls beim Verlassen der<br />
Spur. Viele Unfälle passieren, weil Fahrzeuge aus der<br />
Spur geraten. Dafür gibt es viele Gründe, angefangen<br />
bei übermüdeten Fahrern. Was wir heute schon haben,<br />
sind Assistenten, die den Abstand und die Geschwindigkeit<br />
halten. Ziel aller kleinen Helfer ist es, den Fahrer<br />
zu entlasten. Mit dem bei den Daimler Lkws angesprochenen<br />
„Highway Pilot“ wird in unseren Bussen<br />
dann auch aktives Spurhalten möglich.<br />
Das klingt nach einem riesigen Effizienzpotenzial<br />
für Bus<strong>unternehmen</strong>.<br />
Im Mai gab es einen tödlichen Unfall mit einem<br />
Tesla-Auto. Besteht die Gefahr, dass die Konzentra-<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
tion bei Fahrern in teilautonomen Fahrzeugen<br />
sinkt?<br />
Wir müssen die Fahrer schulen, ihnen klar machen,<br />
dass sie trotz technischer Hilfen für das Fahrzeug verantwortlich<br />
sind. Ich kann nicht für die Konkurrenz<br />
sprechen, wir entwickeln das sehr sorgfältig. Bevor wir<br />
damit in Serie gehen, müssen aber auch gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen feststehen. Meiner Meinung<br />
nach wird es im öffentlichen Nah- und Fernverkehr<br />
auch zukünftig Fahrer geben.<br />
An welchen Stellen ist die Technologie noch nicht<br />
ausgereift?<br />
Die benötigte Rechenleistung in teilautonomen Bussen<br />
ist enorm. Kameras, Radar- und GPS-Systeme produzieren<br />
jede Menge Daten. Außerdem vergleicht der<br />
Bus Bilder vergangener Fahrten mit aktuellen Gegebenheiten.<br />
Eine neue Baustelle wird sofort an das System<br />
gemeldet, sodass der nächste Bus Bescheid weiß.<br />
Für diese Rechenleistung sind leistungsstarke Computer<br />
nötig. Deren Leistung und Analysefähigkeit gilt es<br />
zu verbessern, um auf die komplexen Situationen im<br />
Straßenverkehr richtig zu reagieren.<br />
Erfreulich: Das Geschäft mit<br />
Reisebussen läuft gut. Für die<br />
Ulmer Traditionsmarke Setra<br />
dürfte <strong>2016</strong> das beste Jahr ihrer<br />
Geschichte werden.<br />
WAS ZÄHLT SIND<br />
KOMFORT,<br />
BEWEGLICHKEIT<br />
UND SIE.<br />
#usmmakeityours<br />
Stand up for your health! USM Kitos M ist Ihr smarter Arbeitstisch: spielend<br />
leicht auf und ab – sekundenschnell und intuitiv mechanisch höhenverstellbar.<br />
Für komfortables Arbeiten im Sitzen oder Stehen.<br />
#usmmakeityours<br />
buchbrunnenweg 16, 89081 ulm, tel. 0731-96 77 00<br />
dreiköniggasse 20, 89073 ulm-innenstadt, objekt@fey-ulm.de, www.fey-ulm.de<br />
Was haben Sie auf der IAA präsentiert?<br />
Neben dem „City Pilot“ war das zweite große Thema<br />
unsere Reisebusmarke Setra. <strong>2016</strong> wird wahrscheinlich<br />
das beste Jahr in der Markenhistorie werden. Im<br />
Reisebussegment laufen die Modellreihen Comfort-<br />
Class und Top-Class sehr gut. Außerdem haben wir eiwww.usm.com<br />
13
[titelthema] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Modellreihe Top-Class<br />
deckt das Luxussegment ab.<br />
Jetzt gibt es einen Bus mit nur<br />
zwei Stuhlreihen. „Ähnlich<br />
der Business-Class im Flugzeug“,<br />
sagt Hartmut Schick.<br />
nen neuen Überlandbus mit Niedrigflurboden. Menschen<br />
mit körperlichen Einschränkungen können<br />
auch auf dem Land vorne ebenerdig einsteigen. Die<br />
Nachfrage nach dem Low-Entry-Modell ist sehr gut, gerade<br />
in Deutschland. In der Top-Class haben wir unsere<br />
eins plus eins Bestuhlung vorgestellt.<br />
Wie sieht das aus?<br />
Ein Bus mit nur zwei Sitzreihen. Ähnlich der Business-<br />
Class im Flugzeug. Fahrgäste können die Sitze zur Seite<br />
drehen oder den Blick durch das Panoramadach<br />
genießen. Zwei Kunden<br />
haben diesen Bus schon gekauft.<br />
Wie wichtig ist das Thema alternative<br />
Antriebe?<br />
Das Interesse an alternativen Antrieben<br />
steigt spürbar. Unser neuer<br />
Gasbus stößt zehn Prozent weniger<br />
CO 2<br />
aus als sein Vorgänger. In Augsburg<br />
laufen diese Gasbusse fast CO 2<br />
neutral, weil Biogas<br />
getankt wird. Trotzdem sind wir sicher, dass Dieselbusse<br />
die nächsten 15 Jahre weiter nachgefragt werden.<br />
Wie sieht hier die Entwicklung aus?<br />
Die großen Motoren für die Reisebusse oder Gelenkzüge<br />
konnten wir nochmals verbessern. Mit der Einführung<br />
der saubersten Abgasnorm Euro 6 haben wir über<br />
8,5 Prozent Kraftstoff eingespart. Mit Veränderungen<br />
an Einspritzdruck und Einspritzdüsen sparen wir zukünftig<br />
nochmal 2,5 Prozent Kraftstoff ein. Wir bleiben<br />
Luxusbus<br />
mit zwei<br />
Sitzreihen<br />
und großem<br />
Panorama<br />
an dem Thema dran, auch im Hinblick auf neue Gesetze<br />
aus Brüssel. Unser Erfolg bei Setra- und Mercedes-<br />
Reisebussen rührt nicht zuletzt daher, dass wir mit<br />
Abstand die beste CO 2<br />
-Bilanz liefern. Für den Betreiber<br />
ist das bares Geld.<br />
Welche Technologien sind noch relevant?<br />
In der Euro-5-Welt hatten wir bereits einen Hybridbus,<br />
sowie die dritte Generation Brennstoffzellen-Busse.<br />
Schnell hat sich herausgestellt, dass Hybridbusse mit<br />
spezifischen Batterien nicht wirtschaftlich<br />
betrieben werde können.<br />
Daher haben wir entschieden,<br />
keine Prototypen mehr zu bauen,<br />
sondern einen Serien-Elektrobus<br />
zu entwickeln. Dieser wird 2018<br />
auf den Markt kommen.<br />
Worauf kommt es an, damit sich<br />
Elektrobusse durchsetzen?<br />
Auf die technische Ausstattung<br />
des Busses und die Wirtschaftlichkeit. Unser Ziel ist es,<br />
die Kosten im gesamten Lebenszyklus auf das Niveau<br />
der Diesel-Fahrzeuge zu bringen. Der Anschaffungspreis<br />
wird höher sein, dafür fällt mangels Getriebe und<br />
Motor ein geringerer Wartungsaufwand an. Damit die<br />
Gesamtkosten über zehn, zwölf Jahre in der Größenordnung<br />
der Diesel-Fahrzeuge bleiben, kaufen wir mit<br />
den Pkw-Kollegen von Daimler Batterien ein.<br />
Was verändert sich durch die E-Mobilität im Stadtbusverkehr?<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Die Tanks der heutigen Dieselbusse sind eigentlich zu<br />
groß. Der Sprit reicht für zwei Tage und der Bus schleppt<br />
viel Gewicht mit. Bei Elektrobussen hingegen müssen<br />
wir im Vorfeld alles genau analysieren. Wie lang ist die<br />
Strecke, wie viele Fahrgäste sind zu erwarten? Auf dieser<br />
Grundlage empfehlen wir eine Lade-Infrastruktur.<br />
Die Frage ist: Sollen die Busse nur im Depot geladen<br />
werden oder soll es Ladekapazitäten auf der Strecke<br />
geben. Wir glauben, dass sich die Batteriekapazitäten<br />
von 2020 bis 2025 verdreifachen werden. Heute kommt<br />
ein Elektrobus selbst unter ungünstigsten Bedingungen<br />
– also im eiskalten Winter oder im heißen Sommer<br />
– 100 Kilometern weit. Bis zum Jahr 2025 kann die<br />
Reichweite auf bis zu 300 Kilometer steigen.<br />
Was bedeutet das für Verkehrsbetriebe?<br />
Stellt ein Verkehrsbetrieb seine Flotte von 200 Fahrzeugen<br />
um, kann er in der ersten Generation 20 Prozent<br />
der Strecken mit Depotladung abdecken. Nun die ganze<br />
Stadt mit Ladestationen zu übersäen, wäre nicht<br />
sinnvoll. Wenn Kunden ihre Flotten sukzessive umstellen,<br />
kommen später Batterien mit hoher Kapazität,<br />
die Ladestationen ersetzen. Unser Ansatz ist heute ein<br />
anderer. Wir sprechen mit Kunden über das Gesamtsystem.<br />
Daher wird es immer wichtiger, alle Fahrzeuge<br />
zu vernetzen. Dadurch wissen wir genau, in welchem<br />
Einsatzspektrum sich welches Fahrzeug bewegt.<br />
Wie sehen Sie den Standort Neu-Ulm?<br />
Ich spreche hier immer gern von einer Manufaktur.<br />
Wir haben die traditionsreiche Marke Setra ganz oben<br />
positioniert. Mercedes-Benz ist der klassische Stadtbus<br />
im kommerziellen Betrieb. Setra definiert die Spitze<br />
des Premium-Busbaus. Um dieses Niveau auch künftig<br />
zu halten, brauchen wir erstklassig ausgebildete Mitarbeiter.<br />
Und das nicht nur in der Entwicklung, Produktion<br />
und im Vertrieb, sondern auch im Bereich Kundensonderwünsche.<br />
Wie viele solcher Sonderwünsche gibt es?<br />
Pro Bus sind das bis zu 150. Da müssen Entwicklung,<br />
Einkauf, Logistik, Vertrieb und Produktion Hand in<br />
Hand arbeiten. Deshalb ist es auch sinnvoll, alles an<br />
einem Standort zu behalten. Wenn wir 10 Sonderbusse<br />
für einen Kunden bauen, helfen die kurzen Wege hier<br />
in Neu-Ulm.<br />
Wie lange dauert es vom ersten Kundengespräch<br />
zum fertigen Bus?<br />
Die Beratung dauert mehrere Tage, der gesamte Vorgang<br />
zwei bis drei Monate. In unserem Designcenter<br />
können Kunden Stoffe aussuchen oder Sitzkonfigurationen<br />
ausprobieren. Die Kollegen vom Maybach-Kundencenter<br />
in Sindelfingen hatten sich dieses Konzept<br />
bei uns abgeschaut.<br />
Im Elektro-Zeitalter wird es<br />
wichtig fürVerkehrsbetriebe,<br />
die Fahrzeuge zu vernetzen:<br />
„Wir sprechen mit unseren<br />
Kunden über Gesamtsysteme“,<br />
sagt Hartmut Schick.<br />
15
[titelthema] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Hartmut Schick zeigt seinen Führerschein. Er darf alles fahren, im „Future Bus“ (rechts) saß er aber noch nicht am Steuer.<br />
Marktführer<br />
in Westeuropa<br />
Die Evobus GmbH (Stuttgart) ist die<br />
größte europäische Tochtergesellschaft<br />
der Daimler AG. Sie bildet den zentralen<br />
Teil der Sparte Daimler Buses mit den<br />
Marken Mercedes-Benz und Setra (früher<br />
Kässbohrer). Daimler Buses steigerte<br />
im ersten Halbjahr den Umsatz um 2 Prozent<br />
auf 2 Milliarden Euro. Das Ergebnis<br />
vor Steuern und Zinsen kletterte um 40<br />
Prozent auf 127 Millionen Euro. Der Absatz<br />
von Bussen und Fahrgestellen sank<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um<br />
10 Prozent auf 11.776 Einheiten. Während<br />
das so genannte Komplettbusgeschäft in<br />
Westeuropa gut läuft, belastet Daimler<br />
Buses der schrumpfende Markt in Lateinund<br />
Südamerika. Dort sowie für die Märkte<br />
in Afrika und Asien stellt Daimler Fahrgestelle<br />
her. Die Aufbauten übernehmen<br />
lokale Anbieter. Auch der Markt in der<br />
Türkei schwächelt. Die Arbeit im dortigen<br />
Werk laufe trotz der politischen Situation<br />
normal, sagt Evobus-Chef Hartmut<br />
Schick. Drei Viertel der Produktion in der<br />
Türkei gehen in den Export nach Westeuropa.<br />
Dort ist Daimler Buses Marktführer.<br />
Nach Mitarbeitern größter Standort ist<br />
Neu-Ulm (3700). Hier sind das Kompetenz<br />
center Lackierung, das Entwicklungszentrum<br />
für Hochbodenfahrzeuge und<br />
das Designcenter für alle Baureihen. In<br />
Neu-Ulm werden überwiegend Reise- und<br />
Überlandbusse hergestellt. Derzeit ist der<br />
Standort voll ausgelastet. <strong>2016</strong> werden<br />
hier 2600 Einheiten gefertigt, 100 mehr<br />
als 2015. Das Werk Mannheim (3500 Mitarbeiter)<br />
ist Kompetenzcenter für Rohbau<br />
und Entwicklungszentrum für Niederflurfahrzeuge.<br />
Insgesamt beschäftigt<br />
Daimler Buses 17.600 Mitarbeiter. AMB<br />
Wie verändert sich diese Beratung?<br />
Wir haben ständig neue Ideen: Zukünftig sollen Kunden<br />
eine Brille aufsetzen können, sich virtuell durch<br />
den Bus bewegen und zum Beispiel verschiedene Sitzfarben<br />
testen. Gerade Reisebuskunden, oft sind das die<br />
Firmenchefs, wollen anfassen, sehen, spüren. Manche<br />
kommen zum Abholen ihres neuen Busses mit der gesamten<br />
Mannschaft und Gästen an. Der Bus wird zur<br />
Übergabe verhüllt, das zelebrieren wir mit den Kunden.<br />
Beispielweise darf das Enkelkind des Chefs die<br />
Plane abziehen.<br />
Sie sagten es gibt pro Bus bis zu 150 Sonderwünsche.<br />
Wie kann so etwas aussehen?<br />
Das fängt beim Außendesign an. Solche Lackierungen<br />
können bis zu mehreren 10.000 Euro kosten. Wir haben<br />
zudem eine hohe Kompetenz in punkto Folienbeklebung<br />
und Brush-Technologie. Im Innenraum gibt es<br />
unterschiedlichste Sitzkonfigurationen. Angefangen<br />
beim Sitzabstand über das Material bis hin zur Verstellbarkeit.<br />
Natürlich auch Aggregate, Elektrikumfänge<br />
und Verkleidungen. Wir sind übrigens der einzige Bushersteller<br />
mit eigener Sitzfertigung. Wir können sogar<br />
von uns behaupten, der größte Bussitzhersteller in Europa<br />
zu sein.<br />
Welche Wünsche bestehen sonst noch?<br />
Busunternehmer wollen oft bestimmen, wie ihr Fahrer-Arbeitsplatz<br />
aussieht. Aber es ist alles personalisierbar,<br />
egal ob Gepäckablage oder Kühlschränke. Bordküchen<br />
sind ebenfalls ein großer Posten. Jede Küche wird<br />
von unseren Schreinern sonderangefertigt.<br />
Was für Entwicklungen erwarten Sie?<br />
Kunden haben viele Ideen, das belebt unser Geschäft.<br />
Ich erwarte, dass es künftig in vielen Bussen Wlan geben<br />
wird, zudem bessere Sicherheitstechnologien. Diese<br />
werden von den Kunden nachgefragt. Sie locken<br />
Fahrgäste mit moderner Sicherheitstechnik.<br />
Stichwort Sicherheit: Bisher waren Beckengurte<br />
der Standard. Wird sich das ändern?<br />
Viele Kunden bestellen die serienmäßigen Zweipunktgurte,<br />
die bei einem Überschlag die höchstmögliche<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Sicherheit gewährleisten. In einigen Märkten sind allerdings<br />
Dreipunktgurte vorgeschrieben, beispielsweise<br />
in Skandinavien. Insgesamt fahren Busse heute zwar<br />
weniger schnell, trotzdem ist ein Dreipunktgurt durchaus<br />
empfehlenswert.<br />
Was kostet so ein Reisebus?<br />
Preise geben wir ungern heraus. Das Spektrum ist riesig.<br />
Beginnend beim Tourismo, der in der Türkei gebaut<br />
wird und von dem wir vergangenes Jahr 2000 Einheiten<br />
verkauft haben. Bis hin zum Top-Class Doppelstock-Bus.<br />
Was für Kosten kommen während des Lebenszyklus<br />
dazu?<br />
Die Hälfte der Lebenszykluskosten sind Fahrerkosten.<br />
Daher ist es wesentlich, ob sie eine Fahrt mit einem<br />
oder zwei Fahrern machen können. Die Anschaffungskosten<br />
machen rund 20 Prozent aus. Der Rest verteilt<br />
sich auf Kraftstoff, Wartung, Versicherung etc. Meist<br />
fährt ein Bus etwa 20 Jahre in unterschiedlichen Anwendungen.<br />
Fernbusse allerdings haben nach drei Jahren<br />
schon eine Million Kilometer auf dem Buckel. Ein<br />
solches Exemplar wird in seinem zweiten Leben bei<br />
einem Betreiber eingesetzt, der kürzere Fahrten macht.<br />
Im Büro in Neu-Ulm: Hartmut<br />
Schick im Gespräch mit<br />
Karen Emler, Ressortleiterin<br />
Wirtschaft der SÜDWEST<br />
PRESSE, und Alexander Bögelein,<br />
dem Redaktionsleiter<br />
„<strong>unternehmen</strong>[!]“.<br />
PERSONALBERATUNG<br />
ENTWICKLUNGSPARTNER<br />
RECRUITINGAGENTUR<br />
Wir unterstützen Sie<br />
bei der Suche nach Führungspersönlichkeiten,<br />
die Ihr Unternehmen zum Erfolg führen<br />
im gesamten Prozess von der Abstimmung<br />
des Positionsprofils bis zum erfolgreichen<br />
Abschluss<br />
Wir freuen uns auf Sie.<br />
Ihre eleven personalberatung<br />
Sie betreiben auch einen Gebrauchtfahrzeuge-<br />
Handel. Wer kauft gebrauchte Busse?<br />
Früher hatten wir in jedem Land einen gesonderten<br />
Gebrauchtwagen-Handel. Heute gibt es eine Plattform<br />
für ganz Europa. Meist kaufen Kunden, die schnell einen<br />
Bus benötigen. Oder es sind Betreiber, die Fahrzeuge<br />
nur für Wochenendfahrten benötigen und dafür<br />
keine große Investition tätigen wollen. Vor dem Wiederverkauf<br />
warten wir die Fahrzeuge altersgerecht.<br />
eleven personalberatung<br />
Weinhof 14<br />
89073 Ulm<br />
tel: +49 731 140 224 0<br />
info@eleven-personalberatung.de<br />
www.eleven-personalberatung.de<br />
17
[titelthema] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Produktion in Neu-Ulm<br />
gleicht einer Manufaktur.<br />
„Wir sind der einzige Hersteller,<br />
der noch in Deutschland<br />
fertigt“, hebt der Daimler-<br />
Bus-Chef hervor.<br />
Sie haben Ihre Zentrale von Kirchheim/Teck nach<br />
Neu-Ulm verlegt. Was war der Grund?<br />
Über die Jahre haben sich alle wesentlichen Zentralfunktionen<br />
in Neu-Ulm oder Mannheim angesiedelt.<br />
Weil wir zusätzliche Büroräume in Neu-Ulm und<br />
Mannheim hatten, haben wir uns entschieden, diese zu<br />
nutzen, anstatt woanders weiterhin Flächen anzumieten.<br />
Am Ende mussten nur noch 90 Mitarbeiter umziehen<br />
– nach Neu-Ulm und nach Mannheim.<br />
Die IG Metall hatte Sorge, dass<br />
Mannheim nun gegenüber Neu-<br />
Ulm benachteiligt wird.<br />
Das Argument, dass einer, der in<br />
Neu-Ulm sitzt, gegen Mannheim<br />
ist, oder der in Mannheim sitzt, gegen<br />
Neu-Ulm ist, hat sich nach 20<br />
Jahren EvoBus entkräftet. Wir sind<br />
ein Team, eine Evobus.<br />
Was schätzen Sie am Standort<br />
Neu-Ulm und welche Perspektiven gibt es?<br />
Wir haben die Marke Setra stets gepflegt und werden<br />
das künftig weiter tun. Deshalb investieren wir in den<br />
Standort. Momentan bauen wir die Montage um und<br />
werden dadurch deutlich effizienter. Wir wechseln von<br />
einer Zwei-Linien-Fertigung auf die Ein-Linien-Fertigung.<br />
Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand. Denn<br />
wir wollen auch in Zukunft in Neu-Ulm Busse bauen.<br />
Wir<br />
investieren in<br />
die Montage<br />
in Neu-Ulm<br />
viel Geld<br />
Inzwischen sind wir der einzige Hersteller, der noch in<br />
Deutschland fertigt.<br />
Wie sieht es beim Personal aus?<br />
Wir werden weiterhin junge Leute einstellen und weiterbilden.<br />
Denn Qualifizierung ist das A und O. Vor<br />
dem Hintergrund der Digitalisierung, der alternativen<br />
Antriebe, des autonomen Fahrens und der vernetzten<br />
Busse ergeben sich neue Anforderungsprofile, die wir<br />
in unserer Ausbildung berücksichtigen müssen. Ich<br />
denke es ist wichtig, gerade in guten<br />
Jahren, also jetzt, darüber<br />
nachzudenken, wie es weitergehen<br />
soll und wie der nächste Effizienzsprung<br />
aussehen könnte.<br />
Sie waren früher Kommunikationschef<br />
bei Daimler. Wie hilft<br />
Ihnen diese Erfahrung in Ihrem<br />
jetzigen Job als Bus-Chef?<br />
Die Kommunikation war hochspannend<br />
für mich. Ich habe gelernt, andere Seiten zu<br />
verstehen und zu schätzen. Rückblickend habe ich damals<br />
viel für meinen heutigen Job gelernt, sowohl<br />
durch die externe als auch durch die interne Kommunikation.<br />
Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?<br />
Ich habe mir damals viele Gedanken gemacht, wie wir<br />
18
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[titelthema]<br />
Online ausgesucht<br />
Im Geschäft abgeholt<br />
Mehr<br />
Umsatz.<br />
Jetzt.<br />
für unsere Mitarbeiter glaubwürdig kommunizieren<br />
können. Deshalb sind eine enge Zusammenarbeit und<br />
ein Umgang auf Augenhöhe wichtig. Gleichzeitig weiß<br />
ich inzwischen, wie ich klar und einfach formuliere.<br />
Auch ein Kommunikationsthema und ebenso wichtig<br />
ist meiner Meinung nach Mitbestimmung. Denn wenn<br />
wir im Aufsichtsrat etwas mit Zustimmung beschließen,<br />
gehen wir geschlossen in eine Richtung. Mit einer<br />
sauberen Basis und einem klaren Verständnis, welche<br />
Strategie wir verfolgen – die Geschäftsführung und die<br />
Arbeitnehmervertreter.<br />
Die Stimmung zwischen Betriebsrat und Vorstand<br />
scheint bei Daimler nach außen meist positiv zu<br />
sein.<br />
Es gibt öfters sehr unterschiedliche Meinungen. Es ist<br />
wichtig und notwendig, das transparent auszudiskutieren.<br />
Und natürlich muss jede Seite auch kompromissbereit<br />
sein. Aber wenn wir eine Linie festlegen,<br />
gehen wir zusammen. Das ist das Schöne bei Daimler.<br />
Wie reisen Sie denn am liebsten?<br />
Ich bin beruflich so viel im Flugzeug unterwegs, so dass<br />
ich im Urlaub keinen Flieger sehen will. Meine Frau<br />
und ich hatten vor kurzem unseren 30-jährigen Hochzeitstag.<br />
Daher sind wir unsere damalige Hochzeitsreise<br />
nachgefahren. Dieses Mal ohne Zelt und ohne VW-<br />
Golf – und auch nicht mit dem Bus, sondern mit einem<br />
sehr schönen Mercedes-Cabrio.<br />
Früher war Hartmut Schick<br />
Kommunikationschef des<br />
Konzerns. „Ich weiß inzwischen,<br />
wie ich klar und einfach<br />
formuliere.“<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTEN<br />
KAREN EMLER,<br />
LEITERIN DER WIRT-<br />
SCHAFTSREDAKTION<br />
DER SÜDWEST PRESSE,<br />
UND ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
MATTHIAS KESSLER,<br />
VOLKMAR KÖNNEKE<br />
(TITELBILD + AUFMACHER)<br />
Wir holen<br />
Kunden aus<br />
dem Internet<br />
zu Ihnen in<br />
den Laden.<br />
Locafox ist so einfach:<br />
Kunde findet<br />
sein Produkt<br />
auf locafox.de,<br />
Locafox<br />
... reserviert es<br />
dort<br />
... und holt es<br />
bei Ihnen im<br />
Geschäft ab.<br />
bringt Ihnen mehr Umsatz<br />
ist in Berlin schon extrem erfolgreich<br />
stärkt den lokalen Handel<br />
unterstützt beim digitalen Wandel<br />
ist viel günstiger als Sie denken<br />
ist mit wenig Aufwand eingerichtet<br />
Gemeinsam mit uns in die Zukunft<br />
des modernen Handels. Der lokale<br />
Online-Marktplatz für Ulm/Neu-Ulm<br />
und Umgebung:<br />
www.locafox.swp.de<br />
19
[namen & nachrichten] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Kleemann<br />
erweitert<br />
im Stauferpark<br />
Das Göppinger Unternehmen<br />
Kleemann expandiert im Stauferpark.<br />
Der Mittelständler<br />
kauft den dortigen Messeplatz,<br />
die Werfthalle und weitere Flächen<br />
in einer Größe von insgesamt<br />
5,5 Hektar. Geschätzter<br />
Kaufpreis: rund 3,3 Millionen<br />
Euro. Zudem will Kleemann das<br />
benachbarte Gelände des Sonnenschirmherstellers<br />
Lambert<br />
erwerben. Der Hintergrund:<br />
Kleemann baut mobile Brechund<br />
Siebanlagen für die Naturstein-<br />
und Recyclingindustrie<br />
und wächst stark. Das Unternehmen<br />
gehört zur Wirtgen-<br />
Gruppe (Windhagen/Rheinland<br />
Pfalz) und beschäftigt in Göppingen<br />
500 Mitarbeiter.<br />
Vaude baut neue<br />
Fertigungshalle<br />
am Stammsitz<br />
Der Outdoor- und Wintersport-<br />
Ausrüster Vaude aus Tettnang-<br />
Obereisenbach (Bodenseekreis)<br />
investiert in eine neue Produktionshalle<br />
am Stammsitz zwei<br />
Millionen Euro. Bis Mitte Dezember<br />
sollen die Bauarbeiten<br />
abgeschlossen sein, im Januar<br />
soll die Produktion starten. Die<br />
2000 Quadratmeter große Halle<br />
ist komplett aus Vorarlberger<br />
Weißtanne gefertigt. Das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Vaude gehört<br />
in Sachen Nachhaltigkeit zu<br />
den Pionieren in der Wirtschaft.<br />
Sein Jahresumsatz wird auf 100<br />
Millionen Euro geschätzt.<br />
ZF beteiligt<br />
sich an<br />
Software-Firma<br />
Hochhaus-Ellipse für<br />
750 Schuler-Ingenieure<br />
Das Ingenieurs- und Technologiezentrum<br />
des Göppinger Pressenbauers<br />
Schuler nimmt Gestalt<br />
an. Die Bauarbeiten für den<br />
rund 54 Meter Turm liegen im<br />
Zeitplan. Vorstandschef Stefan<br />
Klebert sieht in dem „Schuler<br />
Innovation Tower“ einen Meilenstein.<br />
Das Gebäude ist mit 40<br />
Millionen Euro die größte Einzelinvestition<br />
in der 176-jährigen<br />
Firmengeschichte. Das neue<br />
Engineering- und Technologie-<br />
Center wird auf zwölf Geschossen<br />
Platz für 750 Beschäftigte<br />
bieten, die im kommenden Jahr<br />
einziehen werden. Schuler ist<br />
Weltmarktführer in der Umformtechnik<br />
und erzielte zuletzt<br />
mit weltweit 6800 Mitarbeitern<br />
einen Jahresumsatz von<br />
1,2 Milliarden Euro. JOA<br />
Die ZF Friedrichshafen AG hat<br />
40 Prozent der Anteile der Softwarefirma<br />
Double Slash erworben.<br />
Das Unternehmen ist ebenfalls<br />
in Friedrichshafen ansässig<br />
und beschäftigt 100 Mitarbeiter.<br />
Mit der Beteiligung will ZF das<br />
Produktdaten-Management<br />
und die digitalen Prozesse im<br />
Konzern voranbringen. „Mit<br />
Double Slash haben wir einen<br />
überaus erfahrenen Partner im<br />
Bereich Fahrzeugvernetzung<br />
gewonnen. Durch die Zusammenarbeit<br />
versprechen wir uns<br />
spannende neue Lösungen“,<br />
sagt der ZF-Vorstandsvorsitzende<br />
Stefan Sommer.<br />
Ulmer Kanzlei<br />
Horn feiert<br />
Jubiläum<br />
Die Unternehmensberatung<br />
Horn gehört mit knapp 70 Mitarbeitern<br />
zu den großen Kanzleien<br />
in Ulm und feiert ihr<br />
50-jähriges Bestehen. Das Team<br />
betreut mehr als 700 mittelständische<br />
Kunden. Die Gründerfamilie<br />
Horn ist schon vor Jahren<br />
als Gesellschafter ausgeschieden,<br />
deren Anteile übernahm<br />
Ulrich Zürn. Er leitet heute mit<br />
seiner Tochter sowie den Geschäftsführern<br />
Herbert Volz<br />
und Herbert Bader die Kanzlei.<br />
Bosch-Rexroth<br />
streicht 120<br />
Stellen weniger<br />
Der Personalabbau im Elchinger<br />
Bosch-Rexroth-Werk fällt<br />
geringer aus als geplant. Statt<br />
610 Stellen fallen nun 490 weg.<br />
Davon sind 335 Arbeitsplätze<br />
bereits abgebaut. Betriebsrat<br />
und Werksleitung hatten sich<br />
darauf geeinigt, dass weniger<br />
Baugruppen in das türkische<br />
Schwesterwerk Bursa verlagert<br />
werden. Betroffen von den Sparplänen<br />
ist der Bereich mobile<br />
Anwendungen, in dem Bauteile<br />
für Bagger, Gabelstapler und<br />
Traktoren hergestellt werden.<br />
Derzeit sind in dem Werk im<br />
Kreis Neu-Ulm rund 2140 Arbeitnehmer<br />
beschäftigt. [!]<br />
20
SPÄTVORSTELLUNG<br />
Möbel Inhofer GmbH & Co. KG, Ulmer Str. 50, 89250 Senden<br />
DESIGN FÜRS LEBEN<br />
www.interni.de • info@interni.de • Germanenstraße 2 • 89250 Senden/Iller<br />
Fon 07307/ 856000 • Fax 07307/ 856100 • offen: Mo - Sa 10 - 19 Uhr
22<br />
Ein bequemes, sicheres Kapitalpolster<br />
– wer wollte das nicht? Viele<br />
Anleger fürchten an Aktien, dass ihre<br />
Geldanlage an Wert verlieren<br />
kann. Doch dieses Risiko besteht<br />
auch bei Gold und Bundesanleihen.
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[finanzieren]<br />
Keine Angst vor Brexit & Co.<br />
Immer neue Krisen erschüttern die Finanzmärkte. Viele Anleger sind daher verunsichert. Sie flüchten in sichere<br />
Zinspapiere und verzichten dafür auf Ertragschancen. Höchste Zeit, die Vermögensanlagen neu zu ordnen. Mit<br />
ein paar einfachen Regeln lassen sich Anlagerisiken in den Griff bekommen.<br />
An den Finanzmärkten steigt die Spannung in den kommenden<br />
Wochen. Denn die anstehende Präsidentschaftswahl in<br />
den USA rückt zunehmend in den Fokus von Börsianern und<br />
Anlegern. Sie fragen sich ob Hillary Clinton am 8. November<br />
als erste Frau in das höchste Amt der USA gewählt oder ob es Donald<br />
Trump vielleicht doch noch schafft, sie abzufangen? Wie werden am<br />
Tag danach die Börsen auf den neuen Mann oder die neue Frau im Weißen<br />
Haus reagieren? Nicht noch einmal möchten die Investoren auf<br />
dem falschen Fuß erwischt werden wie nach dem EU-Referendum in<br />
Großbritannien im vergangenen Juni. Kaum jemand hatte damals damit<br />
gerechnet, dass die Mehrheit der Briten wirklich den Brexit wagen<br />
würde. Entsprechend heftig fiel in der Woche danach die Reaktion auf<br />
das Ergebnis an den weltweiten Aktienmärkten aus.<br />
Die Risiken und Belastungsfaktoren für die Finanzmärkte werden, so<br />
scheint es, nicht weniger. Viele Anleger agieren daher ausgesprochen<br />
vorsichtig. Sie versuchen sich gegen Risiken abzusichern, indem sie<br />
„sichere Häfen“ in ihrem Portfolio übergewichten – Gold zum Beispiel<br />
oder sichere Staatsanleihen. Doch der Preis, den sie dafür zahlen ist<br />
hoch. Gold etwa wirft keine laufenden Erträge ab und bei Bundesanleihen<br />
muss der Anleger selbst bei zehnjähriger Laufzeit Minuszinsen<br />
hinnehmen. Tages- und Festgeldkonten von Banken sind eine positive<br />
Alternative. Doch auch hier liegt die Rendite wenn überhaupt in vielen<br />
Fällen nur hauchdünn über der Nulllinie.<br />
ZINSEN GIBT‘S DERZEIT NUR MIT RISIKEN<br />
„Wer kein Risiko eingehen will, zahlt als Anleger zur Zeit drauf“, weiß<br />
Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen<br />
an der Universität Hohenheim. Er warnt vor<br />
vermeintlich sicheren Anlagen, die häufig aus dem Ausland angeboten<br />
werden: „Wenn Sie tatsächlich Zinsen verdienen, heißt das, dass<br />
Sie – offenbar verdeckte – Risiken eingegangen sind, auch wenn Ihnen<br />
der Anbieter versucht, etwas anderes zu suggerieren.“<br />
Viele Anleger schreckt gerade bei Aktien die Tatsache, dass die Kurse<br />
schwanken und ihre Anlage an Wert verlieren kann. Doch genau dieses<br />
Risiko besteht auch bei Gold und sicheren Anleihen. Zwar hat der<br />
Goldkurs im laufenden Jahr von vielen Experten unerwartet mehr als<br />
ein Viertel an Wert gewonnen. Doch auf Sicht von fünf Jahren fällt die<br />
Bilanz Anfang September mit einem Minus von fast 30 Prozent ernüchternd<br />
aus. Beim gelben Edelmetall gehen Anleger aus dem Euroraum<br />
zudem ein Währungsrisiko ein, denn der Preis wird traditionell<br />
in Dollar festgesetzt.<br />
Ebenfalls ein häufig unterschätztes Risiko gehen Anleger zurzeit auch<br />
bei Bundesanleihen ein. „Wenn die Europäische Zentralbank in absehbarer<br />
Zeit ihre Geldpolitik ändert und die Zinsen steigen, fallen Langläufer<br />
von heute 100 schnell auf 80 oder 70 Prozent ihres Nennwerts“,<br />
rechnet Georg Thilenius, Geschäftsführer der Dr. Thilenius Management<br />
GmbH in Stuttgart, vor. Dieses Zinsänderungsrisiko haben viele<br />
Anleger kaum auf dem Schirm. Häufig werden<br />
ihnen grundsätzliche Gefahren in der<br />
Geldanlage erst dann bewusst, wenn es zu<br />
einer Krisensituation kommt – also dann,<br />
wenn es oft schon zu spät ist. Bis zur Finanzkrise<br />
hatte sich kaum jemand Gedanken<br />
darüber gemacht, dass auch ein zuverlässiger<br />
und solventer Vertragspartner wie<br />
etwa eine Bank über Nacht zahlungsunfähig<br />
werden kann. „Daher ist es eine Überlegung,<br />
nicht nur eine, sondern mehrere Banken<br />
zu nutzen und sich genau anzuschauen,<br />
welche Institute das sind“, rät Burghof.<br />
Hans-Peter Burghof,<br />
Universität Hohenheim.<br />
KURSANSTIEG TROTZ POLITISCHER KRISEN<br />
Auf der anderen Seite sollten gerade vorsichtige Anleger andere Risiken<br />
nicht überbewerten und darüber ihre Chancen vergessen. „Drehen<br />
Sie doch mal die Uhr 50 oder 60 Jahre zurück. Wie sah Deutschland<br />
in dieser Zeit aus? Das Land war zweigeteilt, politische Aufstände<br />
etwa in Ungarn wurden niedergeschlagen, die Mauer wurde errichtet<br />
und das Verhältnis zwischen den beiden Supermächten Russland und<br />
den USA war angespannt“, sagt Anlageexperte Thilenius. „Dennoch<br />
war die Phase zwischen 1950 und 1960 die beste an der Aktienbörse<br />
nach dem Krieg.“<br />
Auch Richard Dittrich, Leiter der Kundenbetreuung an der Börse Stuttgart,<br />
rät Anlegern dazu, auch in turbulenten Phasen Ruhe zu bewahren<br />
und besonnen zu reagieren: „Als die deutschen Aktienmärkte am<br />
Montag nach der Brexit-Entscheidung eröffnet haben, fiel der Dax zunächst<br />
auf rund 9.200 Punkte. Mitte August stand er aber bereits wieder<br />
bei mehr als 10.700 Punkten. Langfristig gehen Anleger das größte<br />
Risiko ein, wenn sie ihr Geld auf dem Sparbuch liegen lassen, anstatt<br />
es zu investieren.“ Oder aber investiert zu lassen. Egal, ob zum Beispiel<br />
der Krieg des Iran gegen den Irak in den 1990er Jahren, die Ölkrise<br />
Anfang der 1970er Jahre oder die Finanzkrise im Jahr 2008 – stets<br />
rauschten die Aktienkurse bei diesen Ereignissen rasant in den Keller<br />
– um dann spätestens nach zwei oder drei Jahren wieder auf dem Niveau<br />
zu sein, von dem aus sie gefallen sind.<br />
Risiken zu kennen, einzuschätzen und damit umzugehen ist eines der<br />
Kernelemente der Geldanlage. „Selbstverständlich sollte jeder Inves-<br />
23
[finanzieren] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
tor die aktuellen Ereignisse verfolgen und im Auge behalten. Aber im<br />
Kern geht es darum, die Relevanz für die Börsenentwicklung zu analysieren<br />
und einzuordnen zu können“, sagt Vermögensverwalter Thilenius.<br />
Die entscheidende Frage lautet: Welches politische oder wirtschaftliche<br />
Ereignis weltweit hat Auswirkungen auf mein Depot?<br />
Beispiel Brexit: Nach Einschätzung vieler Experten wird der Ausstieg<br />
Großbritanniens sowohl die eigene als<br />
auch die europäische Exportindustrie belasten.<br />
Dennoch haben einige britische Unternehmen<br />
seit dem Votum an Wert gewonnen,<br />
weil sie richtig positioniert sind:<br />
Sie exportieren viele ihrer Produkte, die<br />
Kosten fallen aber im englischen Pfund an,<br />
dessen Wechselkurs gesunken ist. Das beschert<br />
ihnen Kostenvorteile. Der Einstieg<br />
in solche Aktien lohnt sich aus diesem<br />
Vermögensverwalter<br />
Georg Thilenius.<br />
Blickwinkel.<br />
Aber wie sieht nun ein strukturierter Anlageprozess<br />
aus und wie lassen sich Risiken<br />
systematisch managen? Diese Regeln helfen<br />
zum Einstieg in eine systematische Vermögensanlage:<br />
Hausaufgaben erledigen<br />
Im ersten Schritt gilt es, entweder für sich oder mit Hilfe eines Beraters<br />
Anlageziele und -präferenzen zu definieren. Dazu gehören vor allem<br />
die Punkte Risikotoleranz und die Risikotragfähigkeit. „Risikotoleranz<br />
beschreibt, wie der Anleger Risiko wahrnimmt und bei welchem<br />
Risiko er sich mit seiner Anlage noch wohlfühlt“, erläutert Arne Sand,<br />
Geschäftsführer der unabhängigen Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />
Schott und Sand in Stuttgart. Der Verwalter greift dabei auf einen<br />
fundierten Fragebogen zurück. Es gibt aber auch Hilfen im Internet<br />
(siehe Infokasten).<br />
Das Ganze klingt komplizierter, als es ist. „Überlegen Sie sich, welchen<br />
Verlust Sie bereit sind zu akzeptieren“, empfiehlt Börsenexperte Dittrich.<br />
„Wenn Sie beispielweise 1.000 Euro investieren wollen, müssen<br />
sie sich darüber im Klaren sein, wie viel Sie davon am Ende der Anlagedauer<br />
auf jeden Fall zurückerhalten wollen. 800 Euro? 10 Euro?<br />
1.000 Euro?“ Nach dieser Antwort richtet sich die Wahl der Anlageklasse.<br />
„Wenn Sie sich ständig mit den Verlusten in Ihrem Depot beschäftigen<br />
und nachts nicht mehr ruhig schlafen können, sind wahrscheinlich<br />
risikoärmere Produkte eher für Sie geeignet. Allerdings: Je<br />
risikobereiter Sie sind, desto größer ist auch Ihre Chance auf eine höhere<br />
Rendite!“, sagt Dittrich.<br />
Anlagedauer planen<br />
Mindestens ebenso wichtig wie die persönliche Risikoneigung ist der<br />
Zeithorizont des Anlegers. „Risiko wird häufig betrachtet auf Basis der<br />
kurzfristigen Kursschwankungen“, erläutert Uni-Professor Burghof.<br />
„Bei dieser Sichtweise kommen Anleihen sehr gut weg, Aktien relativ<br />
schlecht. Aber das ist ein Fehler: Wenn Sie Geld für 30 Jahre in Aktien<br />
anlegen, ist deren Risiko relativ gering.“ Das heißt: Wer über die eigene<br />
Risikopräferenz nachdenkt, muss im Grunde genommen darüber<br />
nachdenken, wie lang er sein Geld investieren will und ob er bereit<br />
und finanziell dazu in der Lage ist, während dieser Zeit darauf zu verzichten.<br />
„Grundsätzlich sollte nur Geldvermögen investiert werden,<br />
dass nicht kurz- oder mittelfristig benötigt wird.“<br />
Risikopuffer einbauen<br />
Nicht immer laufen die Kapitalmärkte in die gewünschte Richtung<br />
und die vergangenen Jahre und Monaten haben gezeigt, dass unerwartet<br />
auftretende Krisen an den Märkten für eine Kursdelle sorgen können,<br />
die es gilt zu überbrücken. „Das Vermögen, das ein privater Investor<br />
an Geld für seinen Lebensunterhalt in drei Jahren benötigt, sollte<br />
er in bar vorhalten“, lautet daher die Krisenempfehlung von Vermögensexperte<br />
Thilenius. „So kann er Kursschwankungen aussitzen und<br />
davon ausgehen, dass nach dieser Zeit die Kurse<br />
höher stehen als beim Einstieg.“<br />
Klumpenrisiken vermeiden<br />
Generell gilt das Motto: „Nie alle<br />
Eier in einen Korb legen“, sondern<br />
das Portfolio breit streuen.<br />
Das senkt über alle Kategorien<br />
hinweg das<br />
Anlagerisiko und verhindert<br />
so genannte „Klumpenrisiken“.<br />
„Der klassische<br />
Fall eines<br />
Klumpenrisikos in Stuttgart<br />
ist: Ein Anleger hat<br />
Daimler-Aktien in seinem<br />
Depot, besitzt eine vermietete<br />
Wohnung im Großraum<br />
Stuttgart, hat seinen<br />
eigenen Wohnsitz dort und<br />
arbeitet auch noch bei Daimler“,<br />
erklärt Vermögensverwalter<br />
Sand. „Jedes einzelne<br />
Investment ist möglicherweise<br />
eine gute Idee, aber sollte bei<br />
Daimler etwas „verrutschen“, dann<br />
sinken die Aktien im Wert, der Mieter<br />
kann eventuell die Miete für seine Wohnung<br />
nicht mehr bezahlen, die eigene Immobilie<br />
Wie viel Risiko darf es denn sein?<br />
Wie viel Risiko soll es ein – mit dieser Frage wissen viele Anleger<br />
nicht richtig umzugehen. Ein Risikosimulator, den Martin<br />
Weber, Professor und Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />
und Finanzwirtschaft, insbesondere<br />
Bankbetriebslehre an der Universität Mannheim und sein<br />
Team entwickelt haben, hilft dabei. Das für Berater und private<br />
Anleger kostenlose Onlinetool unter www.behavioral-finance.de,<br />
Menüpunkt „Risikotool“ erlaubt die bessere Einschätzung<br />
von Risiken am Aktienmarkt. Es zeigt dem Nutzer<br />
unter anderem für einen gegeben Anlagezeitraum, wie wahrscheinlich<br />
auf Basis historischer Daten des Deutschen Aktienindex<br />
(Dax) der Anlageerfolg seines Aktieninvestments ausfällt,<br />
mit welcher Summe er im besten Fall rechnen kann und<br />
welcher Verlust im schlimmsten Fall entsteht. So bekommt er<br />
ein „Gefühl“ dafür, was ihn erwartet. <br />
LU<br />
24
Der neue Audi Q2.<br />
#untaggable<br />
Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes.<br />
ab dem 05.11. bei uns live erleben.<br />
Audi Zentrum Ulm<br />
Eberhardt Kraftfahrzeug GmbH+ Co. KG<br />
Wielandstr. 50<br />
89073 Ulm<br />
Tel.: 07 31 /2072-0<br />
info@held-stroehle.de<br />
www.audi-partner.de/audi-zentrum-ulm
[finanzieren] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
sinkt im Wert und der Job bei Daimler ist gegebenenfalls auch gefährdet.“<br />
Eine breite Streuung des Depots über viele Branchen, Regionen<br />
und Anlageklassen hinweg, verhindert das. „Mit der Diversifikation<br />
kann der Anleger Risiken vernichten, für die er am Kapitalmarkt keine<br />
Prämie bekommt“, sagt Finanzexperte Burghof. Allerdings: Diversifikation<br />
verursacht Kosten – zum Beispiel weil bestimmte Märkte<br />
wenig liquide sind und der Zugang teuer ist, weil hohe Transaktionskosten<br />
entstehen.<br />
Richard Dittrich,<br />
Börse Stuttgart<br />
Seiner Strategie treu bleiben<br />
„Ein erfolgreicher Unternehmer ist gut damit<br />
beraten, die Prinzipien seines Geschäfts<br />
auch auf seine Vermögensanlage zu<br />
übertragen – aber dabei zu diversifizieren“,<br />
fast Thilenius das Rezept einer soliden Vermögensanlage<br />
zusammen. Allerdings spielen<br />
dabei Psychologie und Emotionen eine<br />
wichtige Rolle. Allzu oft bringen sie den<br />
Anleger vom ursprünglich eingeschlagenen<br />
Weg ab. „Insgesamt sollte sich jeder<br />
Anleger möglichst konkrete Ausstiegsgrenzen<br />
setzen. Dann gilt es, sich auch diszipliniert<br />
daran zu halten“, sagt Börsenexperte Dittrich.<br />
Liquide bleiben<br />
Oberstes Gebot bei der Vermögensanlage ist es, immer ausreichend<br />
liquide zu bleiben, betonen die Finanzexperten. Liquide Anlagen<br />
kann der Anleger im schlimmsten Fall jederzeit verkaufen, auch wenn<br />
bis dahin die Kurse gesunken sind. Aber er kann zumindest verkaufen.<br />
Anleger sollten sich zumindest darüber bewusst sein, dass sie ein großes<br />
Risiko eingehen, wenn sie in illiquide Anlagen investieren.<br />
Dazu gehören zum Beispiel Ackerland, aber auch Immobilien.<br />
„Die Preise für die meisten Objekte werden Anleger,<br />
die jetzt kaufen, nie mehr wiedersehen,<br />
wenn die Zinsen steigen“, warnt Thilenius.<br />
„Dann sind sie über Jahrzehnte hinweg<br />
in dieser Anlage gebunden.“<br />
Auf Substanz setzen<br />
Risiken lassen sich vor allem am Aktienmarkt vermeiden, wenn der<br />
Anleger langfristig – am besten länger als fünf Jahre – in nachgewiesenermaßen<br />
schwankungsarme Titel investiert – Unternehmen aus den<br />
großen Industrieländern, die in der Vergangenheit über Jahre hinweg<br />
stabil steigende Gewinne erwirtschaftet haben, auf der richtigen Seite<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung sind und einfache, verständliche<br />
Produkte anbieten. „Dazu gehören zum Beispiel Pharmahersteller, die<br />
vom demografischen Wandel in den Industrieländern profitieren“,<br />
sagt Thilenius. Wenn es der Anleger schafft, solche Unternehmen mit<br />
einem nachhaltigen, stabilen Gewinnwachstum in seinem Portfolio<br />
zu versammeln, kann er die meisten Anlagerisiken als peripher behandeln.“<br />
Daher sollten Konzerne aus zyklischen Branchen wie Automobil-<br />
oder Maschinenbau und „Modebranchen“ wie etwa die Solarindustrie<br />
eher gemieden werden. Ein qualifizierter und unabhängiger<br />
Berater ist in diesem Zusammenhang oft eine wertvolle Hilfe.<br />
Risikomanagement betreiben<br />
Das größte Risiko bei der laufenden Anlage ist, dass ein Investment<br />
nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft im Wert fällt. „Demgegenüber<br />
sind lediglich vorübergehende Kursverluste das zweitgrößte<br />
Risiko, sofern diese dazu führen, dass eine Anlage nach einem großen<br />
Kursverlust verkauft werden muss, weil die Risikotoleranz oder -tragfähigkeit<br />
des Anlegers überfordert wurde“, sagt Vermögensexperte<br />
Sand. Im konkreten Einzelfall ist die Unterscheidung schwierig und<br />
sie verlangt vom Anleger einen Spagat. Sogenannte Stop-Loss-Order<br />
helfen dabei. Mit ihnen definiert er eine Kursmarke, unterhalb derer<br />
bestimmte Papiere automatisch verkauft werden,<br />
wenn der aktuelle Kurs diesen Wert unterschreitet.<br />
Dann besteht allerdings die Schwierigkeit, wieder<br />
den richtigen Einstiegszeitpunkt<br />
zu<br />
finden, um nicht<br />
den steigenden Kursen<br />
hinterherzulaufen.<br />
[!]<br />
THOMAS LUTHER<br />
Die Geldanlage breit streuen und<br />
auf ausreichend Liquidität achten.<br />
Manch einer hält das für Binsenweisheiten,<br />
doch viele Anleger<br />
missachten diese Grundregeln.<br />
26
Sicher online<br />
verkaufen<br />
ist einfach.<br />
Wenn die Zahlung Ihrer Kunden<br />
garantiert ist und Sie<br />
rund 50 Millionen potenzielle<br />
paydirekt-Nutzer* erreichen<br />
können, die auch online auf<br />
ihre Hausbank vertrauen.<br />
Jetzt informieren auf<br />
www.sparkasse.de/paydirekt<br />
*Anzahl der für das Online-Banking registrierten<br />
Kunden aller Sparkassen und deutschen Banken.
[machen] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Andreas Dobbert in der Schwabengarage in Neu-Ulm. Dort gibt es das komplette Ford-Programm zu sehen: 18-Pkw- und 5 Nutzfahrzeuglinien.<br />
Alles zurück auf Ford<br />
Gegen den Trend wendet sich die Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm von der Mehrmarkenstrategie ab. Mit dem<br />
rund 250.000 Euro teuren Umbau ist der Standort nun einer von bundesweit derzeit 33 „Ford stores“ .<br />
Eine Rolle rückwärts bei der Markenführung<br />
macht die Schwabengarage GmbH<br />
in Ulm/Neu-Ulm: Das Unternehmen hat<br />
das Autohaus für 250.000 Euro umgebaut und<br />
konzentriert sich wieder ausschließlich auf<br />
die Ford-Markenwelt. Damit ist der Standort<br />
einer von bundesweit derzeit 33 so genannten<br />
„Ford Stores“, deren Zahl bis auf 90 wachsen<br />
soll. Sie sollen als Leuchttürme der Marke dienen,<br />
die Ford-Modelle in einem attraktiven<br />
Umfeld präsentieren und so den Besuch beim<br />
Händler wieder attraktiver machen.<br />
„Von Hyundai und Mazda haben wir uns komplett<br />
gelöst“, sagt Regionalleiter Andreas Dobbert.<br />
Anfangs hat er einen Umsatzrückgang<br />
von bis zu 20 Prozent befürchtet. Die Nachfrage<br />
nach Ford-Modellen sei aber so gut, dass er<br />
mittlerweile davon ausgehe, dass der Umsatz<br />
in diesem Jahr sogar über dem vom Vorjahr<br />
liegt. „Das ist ein Riesenerfolg und es zeigt,<br />
dass die Entscheidung zur Markenexklusivität<br />
für den Standort Ulm/Neu-Ulm der richtige<br />
Weg ist“, sagt Dobbert. Dieser Schritt ist<br />
bemerkenswert, weil es im Autohandel in den<br />
vergangenen Jahren einen starken Trend zur<br />
Mehrmarkenstrategie gab. Als einer der großen<br />
Vorteile dieser Strategie sehen Experten,<br />
dass Autohäuser eine bessere Auslastung ihrer<br />
Kapazitäten erreichen.<br />
MUSTANG & CO.<br />
Dobbert ist aber überzeugt, dass Ford mit den<br />
5 Nutzfahrzeug- und 18 Pkw-Linien – vom Ka<br />
über Fiesta, Focus, Mondeo, S-Max, Galaxy bis<br />
hin zum neuen SUV Edge – „jeden Kundenwunsch<br />
erfüllen kann“. Durch die Umwandlung<br />
zum „Ford Store“ hat der Standort Ulm/<br />
Neu-Ulm auch die Bezugsrechte für den legendären<br />
Mustang und die so genannten<br />
„Vignale“-Modelle. Mit dieser Ausstattungsvariante<br />
richtet sich Ford an Kunden „mit sehr<br />
hohem Premiumanspruch“. Der Schritt zur<br />
Markenexklusivität veringere auch die Komplexität.<br />
Das betrifft Vorführwagen, Marketing,<br />
Schulungen für Verkäufer und Mechatroniker.<br />
Vor allem aber sei eine bessere<br />
Betreuung der Kunden möglich, erläutert Dobbert.<br />
„Schön ist, dass die Mitarbeiter bei der<br />
Neuausrichtung voll mitziehen.“<br />
Die Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm gehört<br />
zur Schwabengarage Stuttgart, die ein Teil der<br />
Emil Frey Gruppe Deutschland und in vier<br />
Regionen aufgeteilt ist. Zur Region Ulm/Neu-<br />
Ulm gehören die Filialen in Biberach, Heidenheim<br />
und Geislingen. Von den 100 Beschäftigten<br />
arbeitet etwa die Hälfte in Neu-Ulm.<br />
Die Schwabengarage Region Ulm/Neu-Ulm<br />
arbeitet im Neuwagengeschäft mit 25 so genannten<br />
Ford-Agenturen) zusammen, die Regionalleiter<br />
Dobbert als Partner bezeichnet.<br />
Insgesamt wird das Unternehmen in diesem<br />
Jahr rund 2500 Ford-Neuwagen und 1300 Gebrauchtwagen<br />
verkaufen. Rund 800 Neuwagen<br />
werden dabei über die 25 Ford-Agenturen<br />
abgesetzt, die von Memmingen über Aalen<br />
bis zum Filstal vertreten sind. [!] AMB<br />
28
Wir arbeiten für<br />
Marktführer.<br />
Und Unternehmen,<br />
die dies werden<br />
wollen.<br />
Die le ROUX Gruppe ist ein inhabergeführtes Unternehmen mit hohem<br />
Anspruch an Kommunikation, Design und Produktion. Mit der le ROUX Druckerei,<br />
der le ROUX Agentur und der le ROUX Digital bündeln wir auf 4.500 m 2<br />
80 Experten aus Produktion, Markenstrategie, Kreation und IT unter einem Dach.<br />
Unsere mehr als 600 überwiegend mittelständischen Kunden honorieren<br />
die Kompetenz der einzelnen Bereiche und den ganzheitlichen Ansatz der Gruppe<br />
mit jährlich über 8.000 Aufträgen.<br />
Druckerei · Agentur · Digital<br />
89155 Erbach · F 07305.93020 · leroux.de<br />
29
[rubrik] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: Aktion Plagiarius e.V.<br />
Schau genau: Der Kinder-Eierbecher „McEgg“ der WMF AG (links) und sein kopiertes Gegenstück, das von einer Firma aus Dubai vertrieben wurde.<br />
Wie ein Ei dem anderen<br />
Gute Ideen werden gerne kopiert. Plagiatoren sparen sich Zeit und Geld bei Produktentwicklung und Marketing. Für<br />
Innovatoren ist das mehr als ärgerlich. Was Unternehmer und Gründer zum Thema Markenschutz wissen sollten.<br />
Manuel Fink hat schon bittere Erfahrungen<br />
gemacht. Für die Druckerei<br />
seiner Mutter in Merklingen hatten<br />
er und sein Vater ein Konzept für ein digitales<br />
redaktionelles System ausgearbeitet. Das Konzept<br />
wurde für eine Ausschreibung einer<br />
Kommune entwickelt. Was er und sein Vater<br />
nicht wussten: Bei der Präsentation ihres Konzeptes<br />
war die Konkurrenz anwesend. Es dauerte<br />
nicht lange, und die anwesenden Firmen,<br />
zum Teil sehr große Druckereien und Verlage,<br />
hatten die Idee selbst umgesetzt. „Seit diesem<br />
Zeitpunkt weiß ich, dass es wichtig ist zu<br />
überlegen, wann man über eine Idee redet“,<br />
erzählt der 27-Jährige. „Und dass es wichtig ist,<br />
darüber nachzudenken, wie Produkte wirksam<br />
geschützt werden können.“<br />
Die Wirtschaft lebt davon, dass Unternehmen<br />
an neuen Produkten arbeiten und die alten<br />
verbessern. Manchmal ist eine Idee so gut,<br />
dass sie von der Konkurrenz kopiert wird. Für<br />
denjenigen, der kopiert wird, ist das mehr als<br />
unerfreulich. Die Konkurrenz spart sich das<br />
Geld für die Entwicklung, für das Design und<br />
manchmal sogar für den Namen des Produktes.<br />
Doch wie kann man sich schützen?<br />
TRAU, SCHAU, WEM!<br />
„Es würde manchmal helfen, wenn nicht jedem<br />
erzählt wird, was man vorhat. Manche<br />
Gründer sind hier etwas naiv“, sagt Ulrike Hudelmaier,<br />
Geschäftsführerin des Gründer- und<br />
Techno lo gie zentrums der R egion Ulm/Neu-<br />
Ulm (TFU). Ein Grund sind unter anderem die<br />
vielen Pitches, mit denen gerade junge Unternehmen<br />
ihre Ideen vor Investoren und potenziellen<br />
Partnern vorstellen. „Auf der einen<br />
Seite sind die Pitches wichtig um Erfahrungen<br />
zu sammeln.<br />
Auf der anderen<br />
Seite muss man<br />
eben überlegen:<br />
Wem will ich was<br />
erzählen“, sagt Hudelmaier.<br />
Denn es<br />
ist gut möglich,<br />
dass aus einem<br />
möglichen Investor<br />
schnell ein zukünftiger<br />
Wettbewerber<br />
wird, der<br />
Jungunternehmer<br />
Manuel Fink.<br />
mit derselben Idee auf den Markt drängt.<br />
„Auf der einen Seite wird der Wettbewerb<br />
schärfer und internationaler“, erklärt Karl<br />
Schick von der IHK Ulm das Phänomen des<br />
Ideenklaus. „Auf der anderen Seite gehen Unternehmen<br />
transparenter mit ihren Produk-<br />
30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[verantworten]<br />
Karl Schick<br />
IHK Ulm<br />
ten um.“ Sie stellen<br />
ihre Produkte<br />
mit Bildern und<br />
Beschreibungen<br />
im Internet vor.<br />
Kunden wünschen<br />
sich diese<br />
Transparenz,<br />
schließlich hilft<br />
sie dabei, Alleinstellungsmerkmale<br />
zu verdeutlichen.<br />
Das aber<br />
macht Plagiatoren die Arbeit leichter: Sie können<br />
sich schnell einen Überblick verschaffen,<br />
welche Produkte sich für ein Imitat eignen.<br />
LEBENSGEFÄHRLICHE KOPIEN<br />
Jedes Jahr verleiht die Aktion Plagiarius e.V.<br />
einen Preis für besonders dreiste Plagiate und<br />
Fälschungen. Sprecherin Christine Lacroix<br />
hat schon einiges gesehen, doch hin und wieder<br />
ist auch sie noch verblüfft. So zum Beispiel<br />
wenn die lustigen Eierbecher von WMF<br />
schon zum zweiten Mal von einem ausländischer<br />
Hersteller abgekupfert und auf den<br />
Markt gebracht werden. Die Geislinger hatten<br />
vom fröhlichen Handwerker-Eierbecher für<br />
Kinder mit aufklappbarem Helm und Löffel<br />
in der Hand damals schon mehr als eine<br />
Million Exemplare verkauft. Solch ein Erfolg<br />
lockt Produktpiraten an.<br />
Manche Kopien sind ärgerlich, andere lebensgefährlich:<br />
Etwa Autofelgen, die<br />
schon bei kurzer Belastung brechen,<br />
oder Motorsägen, denen ein Handschutz<br />
fehlt. Der Vertrieb dieser Plagiate<br />
erfolgt oft über das Internet.<br />
Hier lassen sich Verbraucher<br />
oftmals täuschen. Sie freuen sich<br />
über niedrige Preise – ohne zu hinterfragen,<br />
ob es sich um ein Original<br />
oder eine Fälschung handelt.<br />
Ein Großteil der Plagiate kommt<br />
aus China. Doch dort nimmt der<br />
Druck auf die Plagiatoren zu.<br />
Schließlich ist das Land auf dem Weg<br />
sich von seinem Image als Werkbank der<br />
Welt zu befreien. Es strebt in vielen Technologien<br />
die Marktführerschaft an –<br />
und geht gegen gesetzeswidrige<br />
Der Negativpreis „Plagiarius“:<br />
Die goldene Nase symbolisiert<br />
die hohen Gewinne,<br />
die Plagiatoren einstreichen.<br />
Kopien vor. In Europa hingegen nimmt die<br />
Aktion Plagiarius eine sinkende Hemmschwelle<br />
wahr. „Einerseits regt man sich über<br />
chinesische Plagiate auf. Andererseits werden<br />
diese nach Europa importiert und gewinnbringend<br />
verkauft. So manche europäische<br />
und deutsche Firmen stellen selbst plumpe<br />
1:1-Kopien her und geben diese als eigene<br />
Leistung aus“, erzählt Christine Lacroix.<br />
SCHUTZ NUR AUF ANTRAG<br />
Oft ist das sogar erlaubt. „Produkte, für die<br />
kein Schutzrecht angemeldet wird, sind<br />
grundsätzlich einmal nicht geschützt“, sagt<br />
Prof. Alexander Bulling, Patentanwalt und<br />
Honorarprofessor für Gewerblichen Rechtsschutz<br />
an der Universität Stuttgart. Dies sei<br />
auch so vom Gesetzgeber gewollt. „Es soll für<br />
alle möglich sein, von technischen Innovationen<br />
zu profitieren – und sie im Fall der Fälle<br />
sogar nachzubauen“, sagt Buling. Es sei denn,<br />
es wurden Schutzrechte angemeldet.<br />
Von diesem Prinzip gibt es nur wenige Ausnahmen.<br />
Ein automatischer Schutz für ein<br />
Design entsteht etwa bei einer Erstveröffentlichung<br />
des Designs in der EU. Ein weiterer<br />
Schutz kann über das Wettbewerbsrecht entstehen.<br />
Aber nur dann, wenn das nachgeahmte<br />
Produkt eine wettbewerbliche Eigenart<br />
aufweist. Je besonderer und je bekannter<br />
ein Produkt ist, desto eher<br />
kommt ein wettbewerbsrechtlicher<br />
Schutz in Frage. Wer sicher<br />
gehen will, muss Schutzrechte<br />
anmelden. Dafür gibt es verschiedene<br />
Möglichkeiten: Designschutz,<br />
Gebrauchsmuster,<br />
Patent und Marke.<br />
Mit Gebrauchsmustern und Patenten<br />
werden technische Aspekte<br />
eines Produktes geschützt. Dafür<br />
muss das Produkt insbesondere<br />
neu sein und eine erfinderische<br />
Tätigkeit aufweisen. Bei einem<br />
Patent werden diese Voraussetzungen<br />
vom Patentamt geprüft.<br />
Und erst, wenn das Urteil<br />
positiv ausfällt, wird ein<br />
Patent erteilt. Ein Gebrauchsmuster<br />
hingegen kann sofort<br />
eingetragen werden. Geprüft<br />
wird erst, wenn das<br />
Schutzrecht genutzt<br />
wird und<br />
zum Beispiel wegen<br />
eines Plagiats<br />
WIR<br />
GESTALTEN<br />
MIT<br />
mediaservice ulm<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
www.mediaservice-ulm.de<br />
31
[verantworten] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
gegen einen Wettbewerber<br />
geklagt<br />
wird. Wenn es um<br />
das äußere Erscheinungsbild<br />
geht, kann ein Design<br />
eingetragen<br />
werden, also das<br />
frühere Geschmacksmuster.<br />
Ulrike Hudelmaier von<br />
der TFU Ulm/Neu-Ulm.<br />
Das Design muss<br />
zum Zeitpunkt der<br />
Anmeldung neu<br />
sein. Vor dem Anmeldetag darf also kein identisches<br />
oder nur in unwesentlichen Merkmalen<br />
abweichendes Design veröffentlicht, ausgestellt<br />
oder sonst auf den Markt gebracht<br />
worden sein. Außerdem muss das Design eine<br />
Eigenart aufweisen. Wie beim Gebrauchsmuster<br />
wird auch der Designschutz erst dann<br />
geprüft, wenn es zu einer Streitigkeit kommt.<br />
Hier gibt es Informationen und Ratschläge<br />
Dreist, dreister, China: Küchenhelfer von Tupperware (Frankfurt), Spielzeug-Schaufelbagger von<br />
Bruder (Fürth) und Hochdruckreiniger von Kärcher (Winnenden). All diese Produkte wurden von<br />
Plagiatoren aus Fernost täuschend echt nachgebaut. Die Originale stehen links.<br />
Foto:s Aktion Plagiarius e.V.<br />
NUR TERRITORIALE RECHTE<br />
Neben diesen beiden Bereichen steht der Markenschutz:<br />
Hier geht es vor allem um den Namen.<br />
Doch auch Logos und Verbindungen<br />
von Name und Logo können geschützt werden.<br />
„Bei allen Schutzrechten handelt es sich<br />
um territoriale Rechte“, erklärt Bulling. „Wer<br />
seine Produkte auch in China schützen will,<br />
muss dies auch in China vor der zuständigen<br />
Behörde anmelden.“ In Europa gibt es zumindest<br />
bei Marken und Design eine Erleichterung:<br />
Beim europäischen Patentamt EUIPO<br />
können eine Unionsmarke und ein Gemeinschaftsdesign<br />
angemeldet werden. Dann erstreckt<br />
sich der Schutz auf alle Länder der EU.<br />
Ob Designschutz, Marke, Patent oder Gebrauchsmuster:<br />
Wer sich darauf berufen<br />
kann, hat die Möglichkeit, gegen Kopien mit<br />
Unterlassungsklagen und Schadensersatzforderungen<br />
vorzugehen. Man muss sich aber im<br />
Klaren sein: Entsprechende Gerichtsprozesse<br />
dauern Jahre und verursachen hohe Kosten.<br />
Selbst wenn ein Patent erteilt wurde, ist das<br />
kein hundertprozentiger Schutz. Denn Patente<br />
können aberkannt werden.<br />
Ein großer Fehler ist zu große Offenheit. Wer<br />
seine Ideen schon präsentiert hat, bevor das<br />
Patent angemeldet wurde, vielleicht schon<br />
mit ersten Produkten auf Messen aufgetreten<br />
ist, dem kann schnell auch die Neuartigkeit<br />
seiner Erfindung abgesprochen werden. Sogar<br />
dann, wenn das Patent ursprünglich erteilt<br />
wurde. Es braucht nur ein Wettbewerber ent<br />
sprechende Belege vorzuweisen. Dann ist das<br />
Es ist sinnvoll, sich vor der Eintragung<br />
eines Schutzrechts zuerst darüber zu informieren,<br />
ob vielleicht ein anderer schon<br />
schneller war, und ein Patent, eine Marke<br />
oder ein Design eingetragen hat. Über<br />
diese Datenbanken und Internetseiten<br />
kann man sich sich einen ersten Überblick<br />
verschaffen:<br />
Deutsches Patent- und Markenamt<br />
(DPMA) in München<br />
Internet: https://register.dpma.de<br />
Europäisches Patentamt EUIPO<br />
Patent, in das womöglich viel Geld investiert<br />
wurde, hinfällig.<br />
„Es muss gut abgewogen werden, was einem<br />
ein Patent bringt. Die damit verbundenen<br />
Rechte müssen ja auch ausgeübt werden“, sagt<br />
Ulrike Hudelmaier vom TFU. „Auf der anderen<br />
Seite kann es aber auch sein, dass ein Produkt<br />
gerade wegen eines Patentes für einen<br />
Investor interessant wird.“ Für einen solchen<br />
Investor könnten die Summen, die es braucht,<br />
um entsprechenden Prozesse zu führen, um<br />
Schutzrechte durchzusetzen, ein Klacks sein.<br />
Internet: https://euipo.europa.eu/<br />
World Intellectual Property Organization;<br />
Internet: http://www.wipo.int/portal/en/index.html<br />
TMView (Daten von EUIPO, WIPO und<br />
nationalen Behörden),<br />
Internet: https://www.tmdn.org<br />
Informationszentrum Patente<br />
http://www.patente-stuttgart.de/<br />
PIZNet – Netzwerk der Deutschen<br />
Patentinformationszentren<br />
http://www.piznet.de/<br />
INNOVATION ALS GEGENMITTEL<br />
Manuel Fink hat inzwischen Medienwirtschaft<br />
studiert und nach seinem Master zwei<br />
Jahre bei einem Anbieter für digitale Werbelösungen<br />
gearbeitet. Jetzt baut er für die Druckerei<br />
einen strategischen Onlinevertrieb auf<br />
und tüftelt nebenbei an einem eigenen Startup.<br />
Demnächst hat er ein Gespräch mit einem<br />
möglichen Kooperationspartner. „Über<br />
Produktideen rede ich nur noch, wenn es einen<br />
Geheimhaltungsvertrag gibt“, sagt Fink.<br />
Zum Thema Schutzrechte hat er sich inzwischen<br />
gut informiert. Die digitalen Geschäftsideen<br />
die er hat, können kaum durch Patente<br />
geschützt werden. „Dann muss man einfach<br />
schneller sein als der Markt.“ Eine Marke einzutragen<br />
hingegen sei mit etwas weniger als<br />
300 Euro Gebühr sehr kostengünstig und<br />
schnell machbar. „Dann braucht man aber die<br />
Kriegskasse, um den Schutz durchzusetzen.“<br />
Inzwischen hat Fink einen neuen Ansatz für<br />
das System, dass er und sein Vater damals vorstellten.<br />
„Wir werden das ganze etwas digitaler<br />
anpacken“, sagt Manuel Fink. Er ist sich sicher,<br />
dass eine skalierbare Geschäftsidee,<br />
Kundenzugang und ein schneller Marktzugang<br />
häufig über den Erfolg von Ideen entscheiden.<br />
Sein Mittel gegen Kopierer lautet:<br />
Innovation. [!] <br />
HENNING ZANDER<br />
32
Anzeige<br />
Dr. Michael Roos, Dr. Swen Hentrich, Ralf Rötter<br />
Foto: Judith Wagner, Düsseldorf<br />
Marken als wertvolles Werkzeug<br />
für die Unternehmensführung<br />
Der Erwerb und die Verteidigung von Markenrechten helfen bei der Sicherung des Marktzuganges<br />
Markenpiraten und die in den Medien zuweilen<br />
erfolgende Berichterstattung über Maßnahmen<br />
des Zolls im Kampf gegen den Import<br />
nachgeahmter Waren geben einen sehr<br />
anschaulichen Hinweis auf die überragende<br />
Bedeutung von Marken und den mit diesen<br />
verbundenen Werten, die die Markenpiraten<br />
zu erbeuten trachten.<br />
Rechtliche Bedeutung und kaufmännische<br />
Wirkung<br />
Rechtlich dienen Marken dazu, die Waren<br />
und Dienstleistungen eines Unternehmens<br />
von denen anderer Unternehmen zu unterscheiden.<br />
Dieser Herkunftshinweis dient dazu,<br />
die Kaufentscheidungen der Kunden gezielt<br />
zu beeinflussen, da mit der Marke in der<br />
Regel ein bestimmtes Image transportiert<br />
und ein Versprechen über die gleichbleibende<br />
Qualität abgegeben wird. Erst die Marke<br />
wandelt ein beliebiges Produkt oder eine<br />
Dienstleistung zu einem Markenartikel mit<br />
gesteigertem Wert und Ansehen.<br />
Gefährdungen erkennen<br />
Ohne eine eigene Marke ist ein Unternehmen<br />
dabei weitgehend schutzlos. Ein Wettbewerber<br />
könnte ein ähnliches oder sogar identi-<br />
Dr. Alexa Freifrau von Ketteler<br />
Foto: rothkegel designstudio, Ulm<br />
sches Zeichen für vergleichbare Produkte<br />
oder Dienstleistungen nutzen und so mittels<br />
eines Plagiats an den Investitionen des Zeichennutzers<br />
partizipieren. Und wenn der<br />
Nachahmer sein Zeichen als Marke eintragen<br />
lässt, droht sogar, dass der Nachahmer dem<br />
eigentlichen Schöpfer die weitere Benutzung<br />
untersagt. Weiterbenutzungsrechte bestehen<br />
nämlich nicht.<br />
Gefährdungen vermeiden<br />
Die eigene Rechtsposition lässt sich durch<br />
den Erwerb eingetragener Marken sichern.<br />
Die in diesem Zusammenhang auftretenden<br />
Fragen mit der Berücksichtigung absoluter<br />
Schutzhindernisse, der Recherche nach älteren<br />
Zeichenrechten Dritter, bei der Festlegung<br />
der sachlichen und regionalen Reichweite<br />
erfordert kompetente Beratung, die<br />
auch die Pflege und Verwaltung existierender<br />
Marken einschließt.<br />
Den Mandanten der Hentrich Patentanwälte<br />
PartG mbB steht dafür mit den drei Patentanwälten<br />
Dr. Swen Hentrich , Ralf Rötter und<br />
Dr. Michael Roos, unterstützt durch Frau Dr.<br />
Alexa Freifrau von Ketteler, ein hochqualifiziertes<br />
Team zur Verfügung, für die das Markenrecht<br />
einen der Schwerpunkte ihrer beruflichen<br />
Tätigkeit bildet.<br />
Hentrich Patentanwälte PartGmbB<br />
Syrlinstrasse 35<br />
D-89073 Ulm<br />
Tel: +49 731 140 449-0<br />
Fax:+49 731 140 449-29<br />
Mail: office@hentrich-patent.de<br />
www.hentrich-patent.de<br />
33
[spezial] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Kunst des Loslassens<br />
Gemeinsam nach Lösungen suchen – so hat Ex-Landrat Heinz Seiffert Jahrzehnte lang erfolgreich Politik gemacht.<br />
Jetzt ist der 64-jährige CDU-Politiker im Ruhestand. Seinen Abschied hat er sorgfältig geplant.<br />
Mit einer Portion Wehmut hat sich<br />
Landrat Heinz Seiffert in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Den hatte er<br />
von langer Hand geplant. Ein ganzes Bündel<br />
an privaten und beruflichen Kriterien hatte er<br />
dabei berücksichtigt. Mehr Zeit für Familie<br />
und Ehefrau Edelgard wollte er haben, im<br />
Landratsamt habe er mit Heiner Scheffold „einen<br />
fähigen Nachfolger“, sagt der 64-Jährige<br />
im Gespräch mit <strong>unternehmen</strong>[!]. „Außerdem<br />
lassen meine Kräfte langsam nach, das spüre<br />
ich genau. Und bevor es andere spüren, ist es<br />
besser zu gehen.“<br />
Mehr als elf Jahre war er Landrat des Alb-Donau-Kreises,<br />
zuvor elf Jahre direkt gewählter<br />
Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis<br />
Ulm/Ehingen. Seit fast 50 Jahren engagiert<br />
sich der CDU-Mann in der Politik. „Ich bleibe<br />
ein politischer Mensch“, betont er. Doch politische<br />
Ämter und Funktionen strebe er nicht<br />
mehr an: „Warum soll ich einem Jungen und<br />
Aktiven in einem Gremium oder beim Parteitag<br />
den Platz wegnehmen? Ich werde mich<br />
auch mit allen ungefragten Ratschlägen zurückhalten<br />
und die Rednerpulte so gut es geht<br />
meiden.“<br />
Zum Ende seiner Amtszeit hatten Seiffert und<br />
sein Team im Landratsamt noch einmal eine<br />
Herkulesaufgabe zu bewältigen: die Unterbringung<br />
der Menschen, die vor Krieg und<br />
Zerstörung aus ihren Heimatländern geflohen<br />
waren – und das unter hohem Zeitdruck.<br />
Das Ausmaß der Arbeit hatte niemand abschätzen<br />
können. Landratsamt, Kommunen<br />
und Ehrenamtliche waren stark gefordert. Vor<br />
allem: Es gab keine „Blaupause“ für diese Herausforderung,<br />
die überraschend über das<br />
Landratsamt hereinbrach. Gelöst hat er sie,<br />
wie so viele Problemstellungen in seiner elfjährigen<br />
Amtszeit als Landrat des Alb-Donau-<br />
Kreises: im kollegialen Miteinander und an<br />
der Sache orientiert.<br />
Ex-Landrat Heinz Seiffert: „Ich werde mich mit<br />
allen ungefragten Ratschlägen zurückhalten.“<br />
34
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
KOLLEGIALES MITEINANDER<br />
Auch zu Beginn, im Jahr 2005, erwartete ihn<br />
eine Mammutaufgabe: die große Verwaltungsreform.<br />
„Die zentrale Aufgabe des Landrats<br />
bestand darin, ehemalige Landesbehörden<br />
einzugliedern. Die sind nicht ganz<br />
freiwillig zu uns gekommen, und es gab vielfach<br />
große Bedenken. Die mussten wir ernst<br />
nehmen und zerstreuen“, erinnert er sich.<br />
Doch Seiffert entwickelte Lösungen, zerstreute<br />
die Sorgen. Die Neuordnung brachte nach<br />
seinen Worten viele Vorteile. Bei Projekten<br />
und Verfahren sitzen seither alle zuständigen<br />
Stellen an einem Tisch. Das habe die Verfahren<br />
gestrafft, die Arbeit der Behörde effizienter<br />
gemacht.<br />
Heinz Seiffert lockert die Krawatte: Sein Abschied war lange geplant, leicht gefallen ist er ihm nicht.<br />
AUFTRAG ALS DIENSTLEISTER<br />
Mit der großen Verwaltungsreform waren jedoch<br />
auch schmerzhafte Einschnitte verbunden.<br />
20 Prozent der Stellen mussten innerhalb<br />
von sieben Jahren eingespart werden. Dabei<br />
war ihm nach seinen Worten „ein gutes Miteinander<br />
im Haus trotz mancher Härten durch<br />
die Verwaltungsreform“ stets eine Herzensangelegenheit.<br />
Gleichzeitig habe er immer das<br />
Gefühl gehabt, von den Mitarbeitern des<br />
Landratsamtes und den Mitgliedern des Kreistags<br />
getragen werden.<br />
Großen Wert legte er darauf, dass sich das<br />
Landratsamt als Dienstleister versteht und Ermessensspielräume<br />
im Sinne der Bürger<br />
nutzt. „Ich habe den Mitarbeitern immer gesagt:<br />
„Die Kunden, die zu uns kommen, haben<br />
uns schon bezahlt. Mir ist wichtig, dass sie gut<br />
behandelt werden.“ Diesen Auftrag als Dienstleister<br />
habe das Landratsamt angenommen.<br />
Zu den großen Themen in seiner Amtszeit gehörten<br />
die Schulen. 23,2 Millionen Euro investierte<br />
der Landkreis in die Bildungslandschaft.<br />
Alle Beruflichen Schulen im<br />
Alb-Donau-Kreis verfügen über berufliche<br />
Gymnasien. „Unsere Schülerzahlen steigen<br />
entgegen dem Trend“, sagt Seiffert und begründet<br />
das mit dem „attraktiven Angebot“.<br />
Wie bei der Bildung war es Seiffert auch in Sachen<br />
Gesundheitsversorgung, Pflege, Straßenverkehr<br />
und Nahverkehr wichtig, dass alle<br />
Regionen im Alb-Donau-Kreis sich gut entwickeln.<br />
„In den vergangenen 40 Jahren haben<br />
wir es geschafft, die Investitionen so zu verteilen,<br />
dass kein Teil des Landkreises sich abgehängt<br />
fühlt“, betont er. Angesichts der Ausbreitung<br />
und der Form des politischen<br />
Gebildes ist das nicht selbstverständlich: Der<br />
Landkreis reicht von Balzheim im Süden bis<br />
hinter Amstetten im Norden, von Munderkin-<br />
Thermische Systeme für die<br />
Elektronik- und Photovoltaikindustrie<br />
THERMAL SYSTEMS<br />
Herzlichen Dank<br />
für die langjährige Zusammenarbeit<br />
Ruhestand ist kein<br />
Stillstand, sondern die<br />
Möglichkeit neue Ideen<br />
zu verwirklichen.<br />
www.rehm-group.com<br />
35
[spezial] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Lieber Heinz Seiffert,<br />
ab jetzt gilt: Setzen Sie<br />
Ihre Energien frei, auch<br />
im Ruhestand!<br />
Julius Gaiser GmbH & Co. KG<br />
Gebäudetechnik und Energieeffizienz<br />
www.gaiser-online.de | Ulm und Heidenheim<br />
TRANSPORT . LOGISTIK . VERPACKUNG . MONTAGE<br />
BESCHAFFUNG . HEBESYSTEME . BAUSANIERUNG<br />
»ALLES GUTE«<br />
Wir danken Herrn Landrat Seiffert<br />
für seine engangierte Arbeit im<br />
Alb-Donau-Kreis und wünschen Ihm<br />
auf seinem weiteren Lebensweg<br />
alles Gute!<br />
Allgaier . Max-Eyth-Str. 20 . 89231 Neu-Ulm<br />
Tel. +49 (0) 731. 9 74 40.0 . info@allgaier.com . www.allgaier.com<br />
Stationen eines bewegten Lebens, von oben: Heinz Seiffert im Jahr 2002 im<br />
Wahlkampf mit Wolfgang Schäuble. 1986 verliert er denkbar knapp die<br />
OB-Wahl- in Ehingen. In der Fasnet 2006 begrüßt er in Ehingen Narren-<br />
gen im Westen bis nach Langenau im Osten, oder wie es in dem von<br />
Seiffert initiierten Kreismarsch heißt: von der Alb zur Donau. Kein<br />
anderer Landkreis in Baden-Württemberg hat mehr Kommunen. In<br />
55 Gemeinden und Städten leben 192.000 Menschen. „Die Altkreise<br />
Ulm und Ehingen sind nahtlos zusammengewachsen“ sagt Seiffert.<br />
Für ihn, so betont Seiffert, sei es wichtig gewesen, „den Zusammenhalt<br />
der kommunalen Familie zu stärken und zu pflegen.“ Auch hier<br />
spielt das Thema Finanzen eine Rolle. Als der Diplom-Verwaltungswirt<br />
2005 sein Bundestagsmandat aufgab und an die Spitze des Landkreises<br />
wechselte, lag der Kreisumlagesatz bei 29,3 Prozent. Seiffert<br />
hielt sein Versprechen, die Umlage so niedrig wie möglich zu halten.<br />
Mit aktuell 28 Prozent gehört der Alb-Donau-Kreis zu den Landkreisen<br />
im Südwesten, die den Kommunen am wenigsten tief in die Taschen<br />
greifen. Dennoch tätigte er in den vergangenen elf Jahren 201,5<br />
36
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
Den Fortschritt erleben.<br />
BURGMAIER<br />
Kompetenz – Präzision – Zuverlässigkeit<br />
Burgmaier ist einer der international führenden Hersteller<br />
von einbaufertigen, hochpräzisen Dreh- und Frästeilen.<br />
büttel Erich Brosch. Rechte Seite von oben: Mit dem Rad durchs Lautertal,<br />
mit der Jungen Union 1998 im Bundestagswahlkampf und mit Kindern<br />
im Jahr 2007 beim Schmücken eines frisch gepflanzten Birnbaumes.<br />
Lieber Heinz Seiffert,<br />
wir danken für Ihr<br />
Engagement und sind<br />
sicher, dass Ihre<br />
kreative Schaffenskraft<br />
auch im Ruhestand<br />
nicht nachlässt.<br />
Millionen Euro an Investitionen. Rechnet man die Tochtergesellschaften<br />
hinzu, sind es 274 Millionen Euro.<br />
Eine weitere Zahl zeigt, wie gut der Landkreis mit Seiffert an der Spitze<br />
wirtschaftete: Die Schulden verringerten sich von 53,5 Millionen<br />
Euro (2005) auf 9 Millionen Euro (<strong>2016</strong>). „Wir haben die Gunst der<br />
guten wirtschaftlichen Entwicklung genutzt“, gibt sich Seiffert bescheiden.<br />
Auch die hohen Ausschüttungen der Oberschwäbischen<br />
Elektrizitätswerke – zwischen 2005 und 2015 waren das 102 Millionen<br />
Euro – seien ein wichtiger Grund für die solide Finanzlage des<br />
Landkreises, erläutert der gebürtige Münsinger.<br />
Der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) forderte<br />
Seiffert freilich mehr als ihm lieb war. Der Zusammenschluss<br />
von neun Landkreisen hält einen Anteil von 46,75 Prozent am Energieversorger<br />
ENBW. Zusammen mit dem zweiten Großaktionär, dem<br />
BURGMAIER Technologies GmbH + Co KG<br />
Hauptstraße 100 – 106 · 89604 Allmendingen<br />
Telefon 0 73 91 / 50 07 -0 · www.burgmaier.com<br />
37
[spezial] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Land Baden-Württemberg, bestimmt die<br />
OEW die Geschicke des Karlsruher Energieriesen,<br />
dem drittgrößten Stromkonzern<br />
Deutschlands. Von 2012 bis 1. Mai dieses Jahres<br />
war Seiffert Verbandschef, die fünf Jahre<br />
zuvor Stellvertreter. Er übernahm den Verband<br />
ein Jahr nach der Nuklearkatastrophe<br />
im japanischen Fukushima in einer extrem<br />
schwierigen Zeit für den ENBW-Konzern.<br />
EXTREM GEFORDERT<br />
Durch die Energiewende der Bundesregierung<br />
war der ehemalige Atom- und Kohlekonzern<br />
in erhebliche Turbulenzen geraten. Statt<br />
sprudelnde Millionengewinne gab es Verluste,<br />
Stellenabbau, den Rückbau von Atomkraftwerken,<br />
den Ausbau der Erneuerbaren Energien.<br />
Als OEW-Verbandschef war Seiffert<br />
extrem gefordert. Mindestens zwei Tage pro<br />
Woche beschäftigte er sich nach seinen Worten<br />
mit OEW-Themen. Gleichzeitig stellte er<br />
die OEW auf eine breitere Basis. So kaufte sich<br />
diese in die ENBW Onshore-Portfolio ein, die<br />
Konzentriert dirigiert Landrat Heinz Seiffert beim Kreismusikfest 2007 den Gesamtchor.<br />
deutschlandweit 18 Windparks betreibt. Seit<br />
Anfang des Monats befindet sich Seiffert im<br />
Ruhestand. Nach aufreibenden Jahren in der<br />
Politik genießt er nun die freie Zeit. Seine Ehefrau<br />
Edelgard und er haben sich E-Bikes gekauft<br />
und schon rund 1000 Kilometer zurückgelegt.<br />
„Das ist eine völlig neue Rad-Qualität“,<br />
schwärmt Seiffert und freut sich auf viele<br />
Touren. [!]<br />
<br />
ALEXANDER BÖGELEIN<br />
Grosse Schritte<br />
hinterlassen Spuren !<br />
- DANKE für ihr engagement -<br />
TRIES GmbH + Co. KG Hydraulik-Elemente<br />
Ehingen Röntgenstraße 10 D-89584 Ehingen<br />
Fon 07391-5809-0 Fax 07391-5809-50<br />
e-mail:info@tries.de http://www.tries.de<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[spezial]<br />
„Das holen Sie nie auf“<br />
„Kollegial und fair“<br />
Wolfgang Schäuble,<br />
Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble, Bundesfinanzminister<br />
und langjähriger Kollege Seifferts in der<br />
CDU-Fraktion schreibt zur Verabschiedung:<br />
„Mit Heinz Seiffert habe ich gute Jahre<br />
der Zusammenarbeit im Deutschen Bundestag<br />
gehabt. Er hat dort nicht nur<br />
engagiert die Interessen seines Wahlkreises<br />
vertreten, sondern sich auch als Finanzpolitiker<br />
einen guten Namen gemacht. Uns<br />
verbindet aber noch mehr als die Finanzpolitik:<br />
Wir haben am gleichen Tag Geburtstag<br />
– am 18. September. Natürlich ist Heinz<br />
Seiffert jünger als ich. „Die zehn Jahre holen<br />
Sie nie auf“, habe ich ihm immer gesagt. Und jetzt geht der junge<br />
Heinz Seiffert in den Ruhestand. Das hat er sich verdient. Dafür wünsche<br />
ich ihm alles Gute, viel Glück und Gesundheit!“<br />
Ivo Gönner, ehemaliger<br />
Ulmer Oberbürgermeister<br />
Ulms ehemaliger Oberbürgermeister Ivo<br />
Gönner und Heinz Seiffert hatten in ihrer<br />
aktiven Zeit einige Gemeinsamkeiten. Als<br />
Sie Anfang der 90er Jahre mit einer Delegation<br />
in Hamburg und Bremen Müllverbrennungsanlagen<br />
besichtigten, stellten<br />
sie fest, dass sie auch die Flugangst teilen.<br />
Seiffert habe sich immer an der Frage orientiert:<br />
„Kriegen wir für Ulm und die Region<br />
etwas Gutes hin“, sagt Gönner. „Es gab immer<br />
einen guten Gleichklang.“ Auch die<br />
Verwaltungsreform „haben wir gut über<br />
die Bühne gebracht – ganz ohne Eifersüchteleien“.<br />
In der schwierigen Zeit nach der Wirtschaftskrise 2008/2009,<br />
in der sich große Banken von der Unternehmensfinanzierung zurückgezogen<br />
haben, hätten beide im Verwaltungsrat der Sparkasse Ulm an<br />
einem Strang gezogen, um mittelständische Firmen zu stärken und zu<br />
retten. Im Rückblick sagt SPD-Mann Gönner über den CDU-Mann Seiffert:<br />
„Das war ein sehr kollegiales und faires Verhältnis. Ich habe sehr<br />
gut mit ihm zusammengearbeitet.“<br />
Verbundenheit<br />
ist einfach.<br />
Nichts ist so stark wie die<br />
Verbundenheit engagierter<br />
Partner, die sich mit aller<br />
Kraft für eine lebenswerte<br />
und aussichtsreiche Zukunft<br />
unserer Region einsetzen.<br />
Wenn’s um Geld geht<br />
sparkasse-ulm.de<br />
39
[rubrik] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Celos-Mitarbeiterin Dorothee Ott baut im Montageraum, der vor elektrostatischen Entladungen geschützt ist, einen zusätzlichen Speicher in einen Server ein.<br />
Schützen und pflegen<br />
Die Digitalisierung verändert die Anforderungen an die IT in Unternehmen. Viele Firmen suchen sich Hilfe von außen<br />
und lagern Aufgaben aus. Das Ulmer Systemhaus Celos Computer profitiert davon.<br />
Locky ist ein kleiner Kerl, doch er ist alles<br />
andere als ein putziger Zeitgenosse. Vielmehr<br />
verbreitet er in Unternehmen und<br />
Institutionen Angst und Schrecken. Denn Locky<br />
ist einer der Verschlüsselungstrojaner, die<br />
derzeit im virtuellen Raum ihr Unwesen treiben.<br />
Kriminelle versuchen mit seiner Hilfe<br />
via Cyberangriff Geld zu erpressen. Allein im<br />
ersten Halbjahr <strong>2016</strong> hat er Tausende von<br />
Computern verschlüsselt.<br />
Thomas Hoffmann, Geschäftsführender Inhaber<br />
des Ulmer Systemhauses Celos Computer,<br />
ist derzeit viel unterwegs, um Kunden über<br />
die Fallensteller im Internet aufzuklären. Öffnen<br />
Mitarbeiter einen Mail-Anhang, in dem<br />
sich Locky versteckt, lassen sich erst wenige,<br />
schließlich immer mehr Dateien nicht mehr<br />
öffnen. Damit nicht genug: Bald schon kann<br />
das moderne trojanische Pferd im gesamten<br />
angeschlossenen Netzwerk aktiv werden –<br />
und dann taucht auf einem der Bildschirme<br />
eine Lösegeldforderung auf: Kein Geld, kein<br />
Freigabeschlüssel. Doch dieser ist freilich<br />
auch bei einer Zahlung nie garantiert.<br />
Hoffmann kennt die Tricks, wie sich Kriminelle<br />
Zugang zu den Netzen erschleichen. Etwa<br />
den, Sticks als Köder auszulegen und mit<br />
der Neugierde der Finder zu kalkulieren.<br />
Denn der Aufbau und die Pflege solcher IT-<br />
Infrastrukturen sind die Kernkompetenz seiner<br />
Firma, die er 1990 als Ein-Mann-Start-up<br />
gegründet hat, damals mit dem Elan des frisch<br />
gekürten „Dipl.-Ing“.<br />
Firmenchef<br />
Thomas Hoffmann.<br />
VIELE ZEIT TROTZ STUDIUMS<br />
Schon während des Studiums hatte er parallel<br />
mit dem Programmieren begonnen, sein Fach,<br />
die Automatisierungstechnik, hatte mit dem,<br />
was er heute tut, so gut wie nichts zu tun. „Studieren<br />
hat eher mein Allgemeinwissen beflügelt“,<br />
erzählt Hoffmann. Es ließ ihm noch genügend<br />
Raum, erste Kunden mit Hardware zu<br />
beliefern. Galt es diese miteinander zu vernetzen,<br />
sei dies quasi als Dreingabe erfolgt, möglich<br />
durch die „damals<br />
noch guten<br />
Margen“.<br />
Heute macht der<br />
Handel mit Hardware<br />
nach Hoffmanns<br />
Angaben<br />
noch 40 Prozent<br />
des Umsatzkuchens<br />
aus. 60 Prozent<br />
aber erziele<br />
Celos mittlerweile<br />
mit Dienstleistungen,<br />
darunter auch die Beratung: „IT ist sehr<br />
komplex und umfangreich geworden.“ Seit<br />
2006 sei es immer mehr üblich geworden, die<br />
Leistungen an fixe vertragliche Abmachungen<br />
zu koppeln: Die Kunden lagern damit zunehmend<br />
Aufgaben an Celos aus, die bislang<br />
ein firmeninterner Systemadministrator erfüllt<br />
hat, darunter die Pflege des IT-Systems<br />
oder das Aufspielen von Updates – und natür-<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
lich der Schutz vor Hacker-Angriffen. „Durch<br />
einen solchen Vertrag erhalten Firmen eine<br />
planbare IT, eine Erreichbarkeit von zwölf<br />
oder sogar 24 Stunden mit eingeschlossen<br />
und ebenso eine Klausel, bis wann ein etwaiger<br />
Fehler behoben sein muss.“<br />
DIE GROSSEN MACHEN DRUCK<br />
Die rasante Entwicklung des IT-Bereichs spiegelt<br />
sich stark in der Firmenentwicklung und<br />
der Auffächerung in Tätigkeits- und Geschäftsfelder<br />
wider. Unter dem Dach der Celos<br />
Computer GmbH als Holding befinden sich<br />
mittlerweile fünf Gesellschaften. In der 2013<br />
ins Leben gerufenen Celos Solutions GmbH<br />
sind die Bereiche PDM und CAD gebündelt.<br />
Über die Novacur GmbH steht Celos in Verbindung<br />
mit 80 weiteren Systemhäusern. Der<br />
Zusammenschluss ermöglicht die deutschlandweite<br />
Betreuung von überregionalen<br />
Kunden. C-entron Software bündelt alles, was<br />
mit ERP-Programmen und damit mit Geschäftsprozessen<br />
zu tun hat. Business C-Voice<br />
kümmert sich um das Thema Telefonie.<br />
Die Celos Computer GmbH zählt sich zum<br />
oberen Zehntel der größten Systemhäuser in<br />
Deutschland. Und wiegt sich den Worten ihres<br />
Inhabers zufolge dennoch nicht in Sicherheit.<br />
„Es gibt unbestritten einen Zwang zu<br />
Wachstum in unserer Branche“, erklärt Thomas<br />
Hoffmann. Obwohl er in der Händlerhierarchie<br />
weit oben steht – als „Microsoft Gold<br />
Partner und als „HP preferred Partner Gold“ –<br />
gehe eben von diesen „großen Playern“ ein<br />
zunehmender Druck aus. Diese seien deutlich<br />
bestrebt, ihr Händlernetz möglichst zu verkleinern.<br />
Wer den Status als Premium-Partner<br />
verliert, erhält auch geringere Rabatte.<br />
100 Mitarbeiter in Ulm und Augsburg<br />
Die Teamleiter Konstantin Hermann (li.) und Philipp Wittmann sind 2 der 100 Mitarbeiter.<br />
Computertechnik Hoffmann hieß das<br />
Start-up, mit dem Thomas Hoffmann<br />
1990 den Schritt in die Selbständigkeit<br />
wagte. Der Firmensitz ist mehrfach gewandert,<br />
bis er im Ulmer Donautal seinen<br />
jetzigen Ankerplatz gefunden hat. Zur<br />
Stetigkeit der heutigen Celos Computer<br />
GmbH, die in Augsburg einen zweiten<br />
Standort unterhält, zählt der stramme<br />
Vor diesem Hintergrund setzt sich Hoffmann<br />
ambitionierte Ziele. Der Jahresumsatz von<br />
derzeit 18 Millionen Euro soll bis zum Jahr<br />
2020 schon auf 25 Millionen klettern. Er will<br />
dies durch organisches Wachstum schaffen.<br />
Das Thema Fachkräftemangel, das viele IT-<br />
Unternehmen plagt, ist für Celos kein Thema.<br />
„Wir kriegen genügend Personal“, sagt Hoffmann.<br />
Zum einen profitiere das Unternehmen<br />
vom zunehmenden Outsourcing-Trend<br />
Wachstumskurs, der sich auch in der auf<br />
heute rund 100 Mitarbeiter zählenden<br />
Belegschaft widerspiegelt.<br />
Eine Vorstellung über die Geschäftstätigkeit<br />
vermittelt eine weitere Zahl: „Wir haben<br />
in den vergangenen drei Jahren mit<br />
1450 Firmen Geschäfte gemacht“,<br />
informiert der geschäftsführende Alleingesellschafter.<br />
<br />
TV<br />
in IT-Abteilungen. Zum andern sind in der<br />
Gruppe derzeit rund 20 Azubis an Bord. Drittens<br />
erwarte man von Bewerbern nicht unbedingt<br />
einen geradlinigen beruflichen Weg, da<br />
dürfe es auch Brüche geben. Und Studienabbrecher<br />
würden nicht mit ablehnender<br />
Skepsis empfangen, sondern mit hohen Erwartungen.<br />
„Sie sehen uns als ihre zweite<br />
Chance. Das ist doch gut für uns.“ [!]<br />
<br />
THOMAS VOGEL<br />
Purismus. Sinnlichkeit. Intelligenz.<br />
Mehr über die Faszination der bulthaup Küche<br />
erfahren Sie im Hause bulthaup bei Grüner in Ulm.<br />
www.gruener-bulthaup.de<br />
bulthaup bei Grüner<br />
Grüner GmbH. Neue Straße 113. 89073 Ulm<br />
Tel. 0731 92 70 59 30<br />
41
[machen] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Das „K10“ gehört mit 28 Metern zu den drei höchsten Gebäuden der Paulaner-Stadt in München-Langwied. Es beherbergt die Gär- und Lagertanks.<br />
„Da ist Paulaner dran“<br />
Technisch und planerisch anspruchsvoll war der Bau des neuen Standorts von Paulaner in München-Langwied. Gebäude<br />
und Brauanlagen wurden gleichzeitig erstellt. Gemanagt hat das Großprojekt die Nething-Gruppe aus Neu-Ulm.<br />
Es war Münchens größte Baustelle und<br />
ein Prestigeobjekt. 300 Millionen Euro<br />
hat sich die Paulaner Brauerei GmbH<br />
und Co. KG ihren Umzug nach Langwied kosten<br />
lassen. Bis dahin hatte Paulaner 380 Jahre<br />
lang Bier am Nockherberg gebraut, doch dort<br />
war es zu eng geworden. Am neuen Standort<br />
ist auf 15 Hektar eine kleine Stadt entstanden.<br />
13 Gebäude, bis zu 20 Meter hoch, mit 83.000<br />
Quadratmetern Nutzfläche. Zeitweise waren<br />
bis zu 700 Mitarbeiter von mehr als 70 Firmen<br />
im Einsatz, sie verbauten 3000 Betonfertigteile,<br />
4000 Tonnen Edelstahl, 25 Kilometer Stahlrohre<br />
und mehr als 2 Mio. Fliesen. Das alles<br />
managte die Neu-Ulmer Nething-Gruppe. Ende<br />
2011 klingelte das Telefon: „Da ist Paulaner<br />
für Sie dran“, erinnert sich Axel Nething. Am<br />
anderen Ende war Paulaner-Geschäftsführer<br />
Stefan Lustig, der das Architekturbüro zu einem<br />
Wettbewerb einlud.<br />
REIBUNGSLOS UND PÜNKTLICH<br />
Eine Brauerei hatte Nething bis dahin nicht<br />
gebaut, doch die Neu-Ulmer bekamen den Zuschlag.<br />
„Unsere Fähigkeit ist es, die Anforderungen<br />
und die Fachdisziplinen am Bau zu<br />
vernetzen. Für die Fachdisziplinen suchen wir<br />
uns die Experten, die jeweils am geeignetsten<br />
sind“, erläutert Nething. Bei der Generalplanung<br />
gehe es vor allem darum, Produkt, Auftraggeber<br />
und dessen Prozesse zu verstehen.<br />
„Nur so lassen sich Abläufe gut gestalten und<br />
eine optimale Baulösung schaffen.“ Das Paulaner-Projekt<br />
war auch aufgrund des Zeitdrucks<br />
herausfordernd.<br />
Die Gebäude und<br />
die Anlagentechnik<br />
wurden gleichzeitig<br />
gebaut. Dennoch<br />
verlief der<br />
Bau von Europas<br />
modernster Brauerei<br />
fast reibungslos,<br />
sagte Paulaner-<br />
Geschäftsführer Firmenchef<br />
Lustig. Nun geht es Axel Nething.<br />
nur noch um Restarbeiten.<br />
Und Braumeister Christian Dahncke<br />
ist vor allem stolz darauf, „dass unsere Biere<br />
vom neuen Standort genauso gut schmecken<br />
wie vom Nockherberg.“ [!] AMB<br />
42
Anzeige<br />
Wenn Produkte zu Software werden …<br />
Herr Rath, Industrie 4.0 ist in aller Munde, nur<br />
wenige wissen aber genau, was das bedeutet.<br />
Die Hightech-Strategie „Industrie 4.0“ hat zum<br />
Ziel, den gesamten Produktionsprozess mit<br />
modernster Infomations- und Kommunikationstechnologie<br />
kosten- und erfolgsoptimal zu<br />
verzahnen. In Zeiten von volatilen Märkten und<br />
hybriden Organisationsformen rate ich jedem<br />
Entscheider, sich intensiv mit den Chancen der<br />
industriellen Revolution auseinander zu setzen.<br />
Wer zu den Gewinnern oder Verlierern des aktuell<br />
beschleunigten digitalen Transformationsprozesses<br />
zählt, hängt stark von dieser Leistungsbereitschaft<br />
der Unternehmen ab.<br />
Das Ganze hat ja nicht nur Auswirkungen<br />
auf unsere globale Wettbewerbsfähigkeit<br />
sondern auch auf den Arbeitsalltag eines<br />
jeden Einzelnen?<br />
Meines Erachtens führt ein Verharren in der Arbeits-<br />
und Organisationskultur des 20. Jahrhunderts<br />
in einer globalen und digitalen Arbeitswelt<br />
nicht zum Erfolg. Viele Entscheider<br />
sind sich dessen bewusst und haben bereits<br />
Projekte für einen Kulturwandel in den Unternehmen<br />
gestartet. Der Arbeitsalltag des 21.<br />
Jahrhundert muss menschlicher, demütiger,<br />
authentischer und reflektierter sein. Doch: Augenhöhe<br />
statt „der Ober sticht den Unter“,<br />
grenzenlose Zusammenarbeit statt Silodenken<br />
macht klar, dass die Gestaltung der zukünftigen<br />
Arbeitswelt kein Selbstläufer sein wird.<br />
Unternehmen müssen also nicht nur in<br />
technischen Abläufen umdenken?<br />
Nun, die digitale Transformation wird ohne die<br />
Einbeziehung des Menschen nicht gelingen!<br />
Die Unternehmen können die Chancen der<br />
Transformation nur dann nutzen, wenn die Mitarbeiter<br />
im wahrsten Sinne des Wortes an diesem<br />
Strang mitziehen. Etliche Berufsbilder<br />
werden sich grundlegend verändern. Der Umgang<br />
mit neuen Technologien muss vermittelt<br />
werden und die Kommunikationsfähigkeit für<br />
eine Arbeit in einem Agilen Team muss gestärkt<br />
werden. Die Innovationsfähigkeit eines Unternehmen<br />
hängt somit in Zukunft entscheidend<br />
vom Faktor Mensch ab und kann in eine Transformation<br />
der gesamten Unternehmenskultur<br />
münden.<br />
Was leisten Sie mit Ihrem Unternehmen artiso<br />
entsprechend dieser umfassenden Anforderungen?<br />
Mit unserer Aus- & Weiterbildungsstrategie<br />
wollen wir umfänglich handwerkliche und soziale<br />
Kompetenzen ausbilden. Für eine gelingende<br />
Interaktion in interdisziplinären Teams ist z.<br />
B. eine ausgeprägte soziale Intelligenz unablässlich.<br />
Einzel- und Teamcoaching durch einen<br />
Kommunikationsexperten gehören deshalb<br />
ebenso zu unserem Alltag wie regelmäßige Codereviews<br />
zur Ausprägung der Entwicklerfähigkeiten.<br />
Sie sind Teil der Expertenrunde bei der Veranstaltungsreihe<br />
„Allzu menschlich“, bei der<br />
die Frage im Raum<br />
steht, was wir tun,<br />
wenn Maschinen<br />
unsere Jobs machen.<br />
Was erwartet<br />
die Gäste?<br />
Spannende neue<br />
Sichtweisen zum<br />
Menschen als Gestalter<br />
der Zukunft<br />
und Einblicke in Innovationen<br />
und Orführer<br />
artiso solutions<br />
Volker Rath, Geschäftsganisationsmethodiken<br />
zur Verbesserung von Wertschöpfung.<br />
Wenn Dank HoloLens Produkte zu Software<br />
werden, liefert dies sicherlich genügend Stoff<br />
für anregende Gespräche. Wir sind mit unserem<br />
artiso Innovations-Labor vor Ort dabei und<br />
präsentieren unsere Neuigkeiten live.<br />
Stichwort HoloLens – was kann das Gerät<br />
und was kommt auf uns zu?<br />
Die HoloLens erlaubt es, die reale Welt mit Informationen<br />
und Interaktionsmöglichkeiten zu<br />
erweitern bzw. sogar zu verschmelzen. In Ihre<br />
natürliche Umgebung werden damit hilfreiche<br />
Informationen eingeblendet. Wichtige Bestandteile<br />
Ihrer Arbeitswelt können in 3D direkt<br />
erlebbar und greifbar gemacht werden. Nach<br />
den immer verfügbaren Informationen durch<br />
Smartphones und Tablets ist das der nächste<br />
Schritt, um den Zugang zu Informationen und<br />
Services intuitiv zu gestalten.<br />
ALLZU MENSCHLICH?<br />
WIE DIE 4. INDUSTRIELLE<br />
REVOLUTION UNSER<br />
LEBEN VERÄNDERT…<br />
>> Was arbeiten wir, wenn Maschinen unseren Job<br />
machen? Ein visionärer Nachmittag für Entscheider<br />
und Interessierte, der Ihren Blick auf Chancen, Wege<br />
und Grenzen der Automatisierung schärft.<br />
Infos und Anmeldung: www.allzu-menschlich.de<br />
Keyspeaker und Expertenrunde<br />
Prof. Dr. phil.<br />
Klaus-Jürgen Grün<br />
GOETHE Universität<br />
Frankfurt a. M.<br />
Christian Binder<br />
Technical Director MTC<br />
Microsoft Deutschland<br />
Thomas Fischer<br />
Personalexperte<br />
thomasFISCHERconsulting<br />
Achim Nestle<br />
Vorstandsassistent<br />
UZIN UTZ AG<br />
Di., 18.10.<strong>2016</strong>,<br />
15.30 Uhr<br />
in der Sparkasse Ulm,<br />
Neue Mitte. Eintritt frei.<br />
„Wie verbringt der<br />
Mensch in Zukunft seinen<br />
Alltag – was wird<br />
unsere neue Rolle in<br />
der Arbeitswelt? Oder<br />
müssen wir uns grundlegend<br />
neu erfinden?“<br />
„Wie kann die<br />
Old Economy von<br />
Tech-Firmen und<br />
Schlüsselinnovationen<br />
profitieren?“<br />
Affiliation:<br />
Wenn´s um Geld geht<br />
Martin Sommer<br />
Technische Schule<br />
Heidenheim<br />
Volker Rath<br />
Geschäftsführer<br />
artiso solutions GmbH<br />
Gastgeber:<br />
www.allzu-menschlich.de<br />
aio_16_0291_Anz_Event_Okt16_Unternehmen_210x104mm_RZ.indd 1 08.09.16 13:53<br />
43
[rubrik] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Katja Kienhöfer in ihrem „Studio 54“ in Göppingen. Der Kontrast zu ihrem früheren Leben im Jetset könnte kaum größer sein. <br />
Fotos: Giacinto Carlucci<br />
Zwischen Glamour und Kleinstadt<br />
Sie genoss viele Jahre das Leben in den Mode-Metropolen, bevor sie sich in ihrer Heimat Göppingen niederließ: die<br />
Visagistin Katja Kienhöfer. Sie ist erfolgreich und zufrieden mit ihrem Familienleben abseits der großen Glitzerwelt.<br />
Heute Paris, morgen Mailand, übermorgen<br />
New York. Vier Kontinente in vier<br />
Wochen. Immer Zeitdruck, häufig Jetlag,<br />
oft müde, ständig unter Strom. „Ich habe<br />
doppelt so schnell gelebt“, sagt Katja Kienhöfer,<br />
lächelt und lehnt sich entspannt zurück.<br />
In ihrem kleinen Büro, ganz hinten im „Studio<br />
54“, erzählt die erfolgreiche Geschäftsfrau<br />
von ihrer Zeit in der großen, weiten Modewelt.<br />
Mit Begeisterung, aber ohne Wehmut.<br />
Sie scheint angekommen, zufrieden und<br />
glücklich zu sein. „Ich vermisse nichts“, betont<br />
die Visagistin, die im Jahr 2002 die Parfümerie<br />
mit Kosmetikstudio in ihrer Heimatstadt<br />
Göppingen eröffnet hat.<br />
NEUE LOOKS MIT VERSACE<br />
Viele spannende Jahre lagen damals hinter<br />
ihr, in denen sie permanent auf Achse war,<br />
Models für Foto-Shootings und Modenschauen<br />
schminkte, mit den Großen der Kosmetikindustrie,<br />
zum Beispiel Versace, neue Looks<br />
kreierte oder Menschen beim Fernsehen aufhübschte.<br />
300 Tage im Jahr Glamour- und<br />
Glitzerwelt, auf Du und Du mit den Promis –<br />
und dann zurück in die Provinz? Vermisst<br />
man da wirklich gar nichts? „Ich habe viele<br />
Promis erlebt, das fehlt natürlich in Göppingen.<br />
Aber die Leute hier sind begeisterungsfähiger.<br />
Prominente werden jeden Tag geschminkt<br />
und sind daher viel kritischer“,<br />
schildert Katja Kienhöfer ihre Erfahrungen.<br />
Zudem habe sie es angestrengt, sich jeden Tag<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
Bereits im Alter von 12 verging kein Tag ohne Make-Up und Styling, erzählt Katja Kienhöfer.<br />
auf neue Menschen unterschiedlicher Kulturen<br />
einstellen zu müssen. Sie möchte die Zeit<br />
nicht missen, aber irgendwann sei der Punkt<br />
gekommen, an dem sie der oberflächlichen<br />
Jetset-Welt entfliehen wollte. Als sie einmal<br />
so müde war, dass sie in Las Vegas beinahe den<br />
Flieger verpasst hätte – schlafend an einem<br />
lärmenden Spielautomaten – habe der Entschluss<br />
festgestanden. „Ich hatte sogar Angst<br />
davor, den Absprung nicht zu schaffen, weil<br />
mich vieles Normale gelangweilt hat“, blickt<br />
die verheiratete Mutter zweier Söhne zurück.<br />
Heute gibt es jede Menge Normalität in ihrem<br />
Alltag. Wenn die 42-Jährige ungeschminkt<br />
mit ihrem Hund spazieren geht, ihre Kinder<br />
auf dem Fußballplatz anfeuert oder mit ihnen<br />
Hausaufgaben macht, fühlt sie sich genau am<br />
richtigen Platz. „Aber es ist ja auch nicht so,<br />
dass ich gar nichts mehr mache“, schränkt sie<br />
ein. Hin und wieder ist sie auf der Fashion<br />
Week in Berlin. „Die Models werden immer<br />
jünger und dünner“, erzählt sie von den aktuellen<br />
Laufsteg-Schönheiten, während sie im<br />
Behandlungszimmer ihres Göppinger Kosmetikstudios<br />
eine Kundin mit Permanent-Make-<br />
Up zurechtmacht. Katja Kienhöfer hat bei ihren<br />
Ausflügen in die Glitzer- und Glamourwelt<br />
volles Programm, genießt diesen Trubel aber:<br />
„Ich hole mir neue Inspiration und bekomme<br />
neue Trends mit.“ Neben Modenschauen wird<br />
sie auch für Katalog-Shootings weiterhin gebucht<br />
– „die Kontakte zur Kosmetikindustrie,<br />
zu Fotografen und zum Fernsehen habe ich<br />
bis heute gehalten“. Sie bezeichnet sich als „sicherheitsdenkenden<br />
Menschen“ und habe<br />
sich als Geschäftsfrau nie auf nur ein Standbein<br />
gestützt.<br />
Doch von nichts kommt nichts. Katja Kienhöfer<br />
ist eine Macherin und kein Mensch, der<br />
darauf wartet, dass etwas passiert. „Ich bin privat<br />
immer an den Hotspots, zum Beispiel in<br />
Kitzbühel, St. Tropez oder Cannes.“ Auch auf<br />
Ibiza war sie kürzlich, dorthin will sie künftig<br />
öfter reisen: „Da bin ich gerade dabei, Kontakte<br />
aufzubauen.“ Einfach nur faul am Strand zu<br />
liegen, ist gar nicht ihr Ding: „Ohne Arbeit ist<br />
es ja langweilig.“ Und so kommt es nicht selten<br />
vor, dass sie bei sengender Hitze Adligen<br />
am Pool die Wimpern klebt, während die Familie<br />
„urlaubt“.<br />
FASZINIERT VON HOCHGLANZ<br />
Irgendwie scheint bei dieser Frau alles zu<br />
Gold zu werden, was sie anpackt. Gibt es ein<br />
Erfolgsrezept? Wie setzt man sich durch in<br />
diesem harten, schnelllebigen Geschäft? Katja<br />
Kienhöfer hat eine einfache Antwort: „Die Erfahrung<br />
nimmt einem keiner – weder die<br />
fachliche noch die persönliche. Die Visagistin<br />
weiß, was sie kann und was sie will. Zielstrebig<br />
hat die 42-Jährige ihre Karriere verfolgt.<br />
Bereits mit zwölf sei kein Tag ohne Make-Up<br />
und Styling vergangen, blickt die Inhaberin<br />
des Beauty-Salons zurück. Ihr Taschengeld investierte<br />
sie in Hochglanz-Magazine, um die<br />
Modewelt zu studieren. So verfolgte sie den<br />
Lebenswandel der Supermodels der 1980er-<br />
Jahre. Nach dem Realschul-Abschluss machte<br />
sie eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau<br />
und sattelte die Visagisten-, Maskenbildner-<br />
und Kosmetikschule drauf.<br />
EIN BISSCHEN WEHMUT<br />
Die glitzernde Modewelt ist heute nur noch<br />
ein kleiner Teil ihres Lebens. Katja Kienhöfer<br />
lässt es jetzt ruhiger angehen. „Ich wollte alles<br />
machen, bevor ich Kinder habe“, sagt sie. Das<br />
ist ihr gelungen – allerdings mit einem Nachteil.<br />
„Es gibt nicht mehr so viele Träume“,<br />
meint sie fast wehmütig. „In der Visagisten-<br />
Szene habe ich alles erreicht, was ich erreichen<br />
wollte.“ Den Internet-Handel ihrer Firma<br />
will sie wiederbeleben, fällt ihr ein. Und<br />
sich fortbilden, aber eher in Richtung Marketing<br />
und Betriebswirtschaft.<br />
Außerdem schreibt Katja Kienhöfer gerade<br />
ein Buch über die Rolle der Frauen von heute,<br />
wie es ist, Geschäftsfrau, Mutter und Ehefrau<br />
zu sein. Auf jeden Fall ist sie stolz darauf, einen<br />
Hauch des Glamours und der bunten Farben<br />
der Modewelt nach Göppingen gebracht<br />
zu haben. [!] SUSANN SCHÖNFELDER<br />
45
[gründen] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Natürlich selbstständig<br />
Die Bio-Branche boomt, „Green Living“-Ratgeber sind auch bei technologieverwöhnten Menschen angesagt.<br />
G-Nature-Gründer Tobias Gölz stillt mit seinen Farben Sehnsüchte und bringt Mutter Erde ins Zuhause seiner Kunden.<br />
FIRMENKAUF SCHEITERT<br />
Am 14.12.2012 gründet Gölz die AG. Aber der<br />
Firmenkauf scheitert. „Meine Selbstständigkeit<br />
wieder an den Nagel hängen, kam trotzdem<br />
nicht in Frage“, erzählt der Netzwerker.<br />
Sein Ehrgeiz ist geweckt. Doch die Banken<br />
sind skeptisch. Nach langem hin und her bekommt<br />
Gölz nur einen kleinen Kredit, für den<br />
er persönlich bürgen muss. Also investiert der<br />
gelernte Kaufmann eigene Rücklagen. Sein<br />
Motto: „Entweder ich glaube an eine Idee oder<br />
nicht.“ Er rekrutiert ehemalige Mitarbeiter –<br />
darunter Kaufmänner, ein Chemieingenieur<br />
und Anwendungstechniker – und tüftelt mit<br />
ihnen an Farbformulierungen. „Hochwertige<br />
Naturfarben, aus nachwachsenden Rohstoffen,<br />
ohne störende Gerüche“, beschreibt der<br />
Gründer sein Konzept. Doch die Baumarkt-<br />
Ketten haben wenig Interesse. Zu jung, zu unerfahren.<br />
Das fünfköpfige Team aus Süßen<br />
spezialisiert sich schließlich auf Handwerk<br />
und Industrie. „Ein Bereich, in dem Service<br />
und Qualität im Fokus stehen.“<br />
Gründer Tobias Gölz mit einem Teil seiner Mitarbeiter in Russland.<br />
Tobias Gölz mag es natürlich. Vor allem<br />
Zuhause. „Wir verbringen viel Zeit in<br />
unseren Wohnungen. Schadstoffe in<br />
diesem Umfeld sind fatal“, erklärt der 37-Jährige.<br />
Mit seinem Unternehmen G Nature (Süßen/Kreis<br />
Göppingen) stellt er deshalb Naturfarben<br />
her, die Giftiges aus Wohnräumen<br />
verbannen.<br />
Zum ersten Mal kommt Gölz als kaufmännischer<br />
Azubi mit seiner Lieblingsbranche in<br />
Kontakt. In einem mittelständischen Betrieb<br />
lernt der Jugendliche viel über das Geschäft<br />
mit der Natürlichkeit – und findet Gefallen<br />
daran. Er bleibt, studiert BWL an der Abendschule<br />
und wird Prokurist. Als der Inhaber<br />
ihm nach 10 Jahren anbietet, die Firma zu<br />
kaufen, zögert Gölz nicht. „Die Selbstständigkeit<br />
schien der nächste logische Schritt zu<br />
sein“, erklärt er. Um genug Kapital zur Übernahme<br />
aufzubringen, will der Jungunternehmer<br />
eine Aktiengesellschaft gründen. Startkapital<br />
100.000 Euro.<br />
PERFEKTE SYMBIOSE<br />
Der große Durchbruch gelingt den Schwaben,<br />
als sie sich mit Biopin verbrüdern. Das<br />
28-Mann starke Unternehmen stellt Naturfarben<br />
für den Heimgebrauch her. G Nature ergänzt<br />
das Sortiment im Bereich professionelle<br />
Fertigung. Die perfekte Symbiose entsteht.<br />
Rund 13 Monate nach Gründung betritt G Nature<br />
den Markt. Erste Abnehmer findet das<br />
Start-up auf Industriemessen. Darunter Parkettleger,<br />
Schreiner und Maler.<br />
„Die Anforderungen an Industriefarben sind<br />
hoch“, erklärt Gölz. Anders als ein Heimwerker<br />
akzeptiere kein Küchenhersteller mehrtägige<br />
Trockenzeiten. „Nach spätestens sechs<br />
Stunden muss das Werkstück bereit für die<br />
Weiterverarbeitung oder den Packprozess<br />
sein.“ Naturfarben müssen dem Experten zufolge<br />
genauso hart, schlagfest und temperaturbeständig<br />
sein, wie konventionelle Anstriche.<br />
Auflagen und Trends verändern sich<br />
ständig. Gölz: „Up-to-Date bleiben, ist überlebenswichtig.“<br />
Als Teil der Biopin-Gruppe<br />
stellt G Nature das mit einer eigenen Abteilung<br />
für Forschung und Entwicklung sicher.<br />
Der Konkurrenz, so erläutert Gölz, habe sein<br />
Unternemen vor allem eines voraus: Selbst<br />
hergestellte Bindemittel und somit die volle<br />
46
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[gründen]<br />
Kontrolle über die Inhaltsstoffe der Farben,<br />
Harze und Öle. Das kommt auch bei den Kunden<br />
an. Innerhalb eines Jahres verzehnfacht<br />
sich der Umsatz des Jung<strong>unternehmen</strong>s. In<br />
diesem Jahr erwartet Gölz einen Umsatz von<br />
500.000 Euro. 80 Prozent davon erzielt G Nature<br />
im Ausland. Denn: „In Deutschland wird<br />
zu wenig Holz verbaut“, erklärt Gölz.<br />
In Russland oder China hingegen, stößt der<br />
Farbspezialist auf rege Nachfrage. Seit neun<br />
Monaten betreibt G Nature sogar ein eigenes<br />
Büro mit sieben Mitarbeitern in Moskau.<br />
„ Made in Germany steht auch im Ausland für<br />
Qualität“, freut sich Gölz. Nächstes Jahr will<br />
die Naturmarke die arabischen Länder erobern.<br />
Das erste Projekt, ein Universitätsbau<br />
in Dubai, steht bereits.<br />
WIDERSACHER SUCHEN FEHLER<br />
Rückschläge haben Gölz und sein Team trotzdem<br />
erlebt. „Die rechtliche Situation habe ich<br />
unterschätzt“, gibt der Unternehmer zu. Es<br />
dauert nicht lange bis Abmahnungen und<br />
Klagen ins Haus flattern. Denn die Newcomer<br />
sind vielen Konkurrenten ein Dorn im Auge.<br />
„Einmal wurde mir eine Formulierung auf<br />
meinem Xing-Profil angekreidet“, schmunzelt<br />
der Hobbygärtner. Seiner Meinung nach<br />
suchen Widersacher geradezu nach Fehlern,<br />
„um uns direkt tot zu machen“. Fünf Prozesse<br />
hat G Nature bisher ausgefochten. „Aus heutiger<br />
Sicht würde ich von Anfang an in Rechtshilfe<br />
investieren“, erzählt er. Auf der anderen<br />
Seite gehöre Fehler zur Entwicklung eines<br />
Unternehmens dazu: „Wie langweilig wäre<br />
meine Geschichte, ohne den ein oder anderen<br />
Stolperstein“, findet der 37-Jährige.<br />
Allerdings müssen nicht jedem dieselben<br />
Missgeschicke passieren. Deshalb unterstützt<br />
Gölz neue Gründer und empfiehlt allen Business-Startern<br />
sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.<br />
Entsprechende Gruppierungen gibt es<br />
dem Profi zufolge in jeder größeren Stadt. „Es<br />
geht nicht darum, sich allein durchzuschlagen.<br />
Schlau ist, wer aus den Fehlern anderer<br />
lernt.“ Gleichzeitig schonen Gründertreffen<br />
Was sind Naturfarben<br />
eigentlich?<br />
Als Naturfarben gelten Farben, Lacke<br />
und Öle, die aus natürlichen, nachwachsenden<br />
Rohstoffen, möglichst<br />
ohne Mineralölzusatz, produziert werden.<br />
Hersteller deklarieren freiwillig<br />
alle Inhaltsstoffe und garantieren, dass<br />
die Farben ungiftig sind. Das Produkt<br />
ist ökologisch abbaubar und fügt sich<br />
in natürliche Kreisläufe ein. Besonders<br />
beliebt sind Naturfarben bei der Oberflächenbehandlung<br />
von Holz. Die enthaltenen,<br />
natürlichen Harze und Öle<br />
dringen tiefer ein, als synthetisch erzeugte<br />
Kunstharze. Sie sind somit besser<br />
im Untergrund verankert und platzen<br />
weniger schnell ab. <br />
GYS<br />
das Marketing-Budget, denn „dort werden neben<br />
Freundschaften auch Geschäftsbeziehungen<br />
geknüpft.“ [!] <br />
RONJA GYSIN<br />
.<br />
Wenn<br />
Inspirieren<br />
ist einfach.<br />
www.ksk-bc.de<br />
man für Investitionen einen<br />
Finanzpartner hat, der Ideen von<br />
Anfang an unterstützt.<br />
„Die Kreissparkasse Biberach versteht am Besten meine Bedürfnisse und<br />
bot deshalb das optimale strategische Finanzierungskonzept.“<br />
Marcus Ruoff aus Riedlingen, Erfinder der Nachtwaechter Schlafweste.<br />
Bekannt aus der erfolgreichen TV Sendung<br />
„Die Höhle der Löwen“ bei VOX.
[führen] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Fit für den Wandel<br />
Viele Mittelständler tun sich schwer, ihre Mitarbeiter auf den wachsenden Druck zur Veränderung vorzubereiten. Die<br />
Hochschule Neu-Ulm hat daher für kleine Firmen spezielle Angebote zur Weiterbildung entwickelt.<br />
kürzt sich immer mehr. Vor einigen Jahren<br />
hat eine kaufmännische Ausbildung oder ein<br />
Studium einen Berufstätigen 30 Jahre getragen.<br />
Dies ist heute nicht mehr so und das Absolvieren<br />
von drei Studiengängen wird bald<br />
keine Seltenheit mehr sein“, sagt die 54-Jährige,<br />
die den Bereich Strategische Leitung Weiterbildung<br />
an der Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaften Neu-Ulm (HNU) verantwortet.<br />
Ihre Einschätzung: „Die Berufe werden<br />
zunehmend akademisiert und ein Bachelor-<br />
Abschluss wird immer häufiger zur Voraussetzung<br />
für eine Einstellung.“<br />
Für Schafmeister ist diese Entwicklung kein<br />
Grund zu verzagen, weder für Studierende,<br />
Berufsanfänger, Führungskräfte oder Geschäftsführer:<br />
„Die Digitalisierung verändert<br />
die Arbeitswelt, ja sogar unsere Gesellschaft.<br />
Und dagegen hilft nur lernen, lernen, lernen,<br />
und zwar lebenslang.“ Aus diesem Grund hat<br />
das Zentrum für Weiterbildung (ZfW) an der<br />
HNU sein Angebot grundlegend erneuert. Das<br />
soll Unternehmen in der Region dabei helfen,<br />
den permanenten Wandel zu managen.<br />
Sylvia Schafmeister, Professorin an der Hochschule Neu-Ulm, sieht sich Partner des Mittelstands.<br />
Das Veränderungstempo in der Wirtschaft<br />
hat sich in den vergangenen Jahren<br />
rasant beschleunigt. Demenstprechend<br />
wachsen die Anforderungen an<br />
Unternehmer und Führungskräfte, diesen<br />
permanenten Wandel zu gestalten. Doch diese<br />
Entwicklung bereitet Sylvia Schafmeister,<br />
Professorin an der Hochschule Neu-Ulm, keine<br />
Angst. „Die Halbwertzeit des Wissens ver-<br />
EXTERNE TRAINEEPROGRAMME<br />
Neben den bewährten und klassischen MBA-<br />
Studiengängen wie „Betriebswirtschaft für<br />
Ingenieure und andere nicht-wirtschaftliche<br />
Be rufe“, „Führung und Management im Gesund<br />
heitswesen“ und „IT-Strategie und Gover<br />
nance“ steht nun auch das modular aufgebaute<br />
Führungsnachwuchsprogramm „Führungskompetenzen,<br />
Soft Skills und Coaching<br />
für Trainees“ auf dem Lehrplan. Dieses beginnt<br />
mit einer individuellen Standortbestimmung<br />
der Nachwuchskräfte. „Wir begleiten<br />
und betreuen über ein Jahr die Lernfortschritte<br />
und reflektieren die Ergebnisse.“<br />
Eine weitere neue Säule auf dem Neu-Ulmer<br />
Campus bilden die sogenannten Up-to-date-<br />
Seminare, ein- bis zweitägige Schulungen, bei<br />
denen Fach- und Führungskräften aktuelles<br />
Fachwissen aus den Bereichen Management,<br />
IT, Industrie 4.0 und dem Gesundheitswesen<br />
vermittelt wird. So wird von kommendem<br />
Jahr an für Mittelständler unter anderem das<br />
Seminar „Risikomanagement im Zeitalter<br />
von Industrie 4.0“ angeboten. „Ein wichtiger<br />
Bestandteil unserer Nachhaltigkeitsstrategie<br />
ist es, dass auf diese Seminare modular aufgebaut<br />
und das Wissen bei Bedarf weiter vertieft<br />
werden kann“, sagt Schafmeister. Zum Beispiel<br />
mit dem Zertifikat „Strategisches IT-Ma-<br />
48
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[führen]<br />
nagement“. Dieser achtmonatige Kurs richtet<br />
sich an Nachwuchsführungskräfte, orientiert<br />
sich an den Bedürfnissen von Vollzeitbeschäftigten<br />
und wird daher in berufsbegleitender<br />
Form angeboten.<br />
Der Auftrag ist für Sylvia Schafmeister und ihr<br />
Team klar: „Wir verstehen uns als Weiterbildungspartner<br />
für kleine und mittelgroße Betriebe<br />
in der Region, die von unseren Bildungsprogrammen,<br />
die wir mitunter auch als<br />
maßgeschneiderte Inhouse-Seminare anbieten,<br />
nachhaltig profitieren und so Talente binden<br />
können.“<br />
PARTNER FÜR DEN MITTELSTAND<br />
Für Schafmeister ist es wichtig, dass neben der<br />
Theorie die Praxis nicht zu kurz kommt. Das<br />
gehört für sie zu einem nachhaltigen Ansatz.<br />
„Wir bieten mit unserem Fachwissen die Basis<br />
für eine gewinnbringende Geschäftspolitik<br />
und überzeugen die Unternehmer davon, wie<br />
wichtig spezialisiertes Fachpersonal für den<br />
dauerhaften Erfolg eines Betriebes ist.“ Nach<br />
ihrer Einschätzung genügt es nicht, dass die<br />
Angestellten ihre Kenntnisse von Zeit zu Zeit<br />
nur auffrischen. „Es ist enorm wichtig, dass sie<br />
das Erlernte auch selbst anwenden und in den<br />
Betrieb hineintragen können.“ Aus diesem<br />
Grund sind im Zentrum für Weiterbildung<br />
auch nur Professoren mit praktischen Management-Erfahrungen<br />
im Team sowie „reine<br />
Praktiker“, sprich Lehrbeauftrage aus verschiedenen<br />
Bereichen der Wirtschaft.<br />
Schafmeister und ihr Team bereiten den Boden<br />
für eine effiziente Fortbildung, der notwendige<br />
Impuls muss jedoch aus dem Betrieb<br />
herauskommen: „Die Unternehmer müssen<br />
selbst dafür sorgen, dass sich die Mitarbeiter<br />
regelmäßig weiterbilden können, um geistig<br />
rege zu bleiben und nicht in festgefahrenen<br />
Strukturen zu verharren. Erst wenn ein Unternehmen<br />
zu einer lernenden Organisation<br />
wird, kann es auch wettbewerbsfähig bleiben.“<br />
Und dann muss man sich auch keine<br />
Sorgen über die Zukunft machen. [!]<br />
<br />
STEFAN LOEFFLER<br />
3800 junge Leute<br />
in 16 Studiengängen<br />
An der Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaften Neu-Ulm studieren<br />
3800 junge Menschen. Sie werden von<br />
65 Professorinnen und Professoren an<br />
den Fakultäten Wirtschaftswissenschaften,<br />
Informationsmanagement<br />
und Gesundheitsmanagement in 16<br />
Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
praxisnah auf Managementtätigkeiten<br />
vorbereitet. Die HNU sieht auch die berufsbegleitende<br />
Weiterbildung als wichtige<br />
Aufgabe ihres Bildungsauftrages.<br />
Diese Aktivitäten wurden im Jahr 2000<br />
im Zentrum für Weiterbildung (ZfW) gebündelt<br />
und ausgebaut. Durch die zunehmende<br />
Digitalisierung und den steigenden<br />
Ansprüchen an die Flexibilität<br />
von Weiterbildungsangeboten befindet<br />
sich das ZfW im Wandel, sieht sich jedoch<br />
nicht als Konkurrenz zu den Industrie-<br />
und Handelskammern. LOE<br />
GUTE LEUTE MUSS<br />
MAN EBEN HABEN.<br />
apv personal service GmbH | Frauenstraße 2 | 89073 Ulm<br />
0731 14035-0 | bewerbung@apv-personal.de | www.apv-personal.de<br />
49
Mit Hochdruckwasserstrahlen (500 bar) entfettet dieser IDS-Mitarbeiter ein Maschinengehäuse.<br />
Bei Anruf Hilfe<br />
Der Mittelständler IDS tritt da in Aktion, wo andere sich zurückziehen, Aufgaben fremdvergeben oder er zum Retter in<br />
der Not wird. Der Industriedienstleister aus Unteressendorf wächst stark – vor allem aufgrund seiner Flexibilität.<br />
Die Heinzelmännchen existieren! Nicht<br />
real, das weiß jedes Kind. Zumindest<br />
aber in der schönen Sage, die in Köln<br />
ihren Ursprung hat. Die Hausgeister verrichten<br />
darin nachts, wenn die Bürger schlafen,<br />
deren Arbeit. Putzen das Haus, räumen auf,<br />
schaffen Ordnung. Leider sind sie dabei einmal<br />
beobachtet worden, worauf sie für immer<br />
verschwanden. So geht die Heinzelmännchen-Sage<br />
in aller Kürze.<br />
In Oberschwaben gibt es die moderne Variante<br />
der Heinzelmännchen. Diese sind in Firmen<br />
und großen Industriebetrieben im Raum<br />
Ulm und Oberschwaben aktiv. Sie erscheinen<br />
dort ebenfalls bevorzugt nach Dienstschluss<br />
und Arbeitsende. Dann reinigen sie Maschinen,<br />
putzen und dampfstrahlen im Industriemaßstab,<br />
verlegen in den Produktionshallen<br />
neue Böden, tauschen defekte Regale aus oder<br />
ziehen auch schon mal eine komplette Vorstandsetage<br />
um.<br />
MIT REINIGUNG GESTARTET<br />
Mit diesem Ansatz ist aus der erst 1998 gegründeten<br />
Firma IDS („Industriedienstleistung<br />
Süd“) mit Sitz in Unteressendorf bei Biberach<br />
ein stattliches Unternehmen<br />
geworden, mit derzeit 850 Mitarbeitern und<br />
einem breit gefächerten Angebot, zu dem<br />
mittlerweile auch die Auftragsproduktion gehört.<br />
Begonnen aber hat Firmengründer Jürgen<br />
Maunz mit klassischen „Facility“-Dienstleistungen<br />
mit Schwerpunkt Reinigung.<br />
Die Wünsche der Kunden veränderten das<br />
Aufgabenspektrum von IDS. Das begann, als<br />
Unternehmen sich für Aushilfen interessierten,<br />
um eigene Auftragsspitzen besser abfedern<br />
zu können. Vor diesem Hintergrund<br />
wurde das Portfolio der Industrie-Dienstleistung<br />
um die Arbeitnehmerüberlassung erweitert.<br />
Tätig ist sie ausschließlich für den eigenen<br />
Kundenstamm von IDS.<br />
50
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[machen]<br />
Die „IDS Outsourcing GmbH“ wiederum geht<br />
zurück auf den Voith-Konzern, einen großen<br />
Kunden, der sich von einer konzerneigenen<br />
Lackieranlage trennen, diese aber keineswegs<br />
stilllegen, sondern weiterhin nutzen wollte.<br />
Die Unteressendorfer haben sie daraufhin<br />
mietweise übernommen und in Ravensburg<br />
damit einen Standort eröffnet. „Dann haben<br />
wir zusätzliche Auslastung gesucht“, erzählt<br />
Geschäftsführer Markus Winter. Der Diplomkaufmann<br />
ist vor drei Jahren zu 50 Prozent bei<br />
IDS eingestiegen. Er führt gemeinsam mit Jürgen<br />
Maunz das Unternehmen. Auch die Erledigung<br />
einer kompletten Versandlogistik fällt<br />
in diesen Geschäftsbereich. Oder die Übernahme<br />
der Fahrzeugtaktung beim Liebherr-<br />
Werk in Ehingen.<br />
13 ROBOTERZELLEN<br />
Schließlich kam vor sechs Jahren die IDS Casting<br />
Service GmbH dazu, wobei man sich hier<br />
nicht in der schillernden Welt der Models und<br />
der Casting-Shows bewegt, sondern in der etwas<br />
weniger glitzernden Sphäre des Leichtmetallbereichs.<br />
„Casting“, klärt Maunz auf,<br />
„ist ein Gewerk in der Aluminium-Bearbeitung“.<br />
Wieder war es ein guter Kunde – Handtmann<br />
in Biberach –, der hier Bedarf hatte. Es<br />
geht um die Nachbearbeitung von Gussteilen,<br />
neuerdings auch solche aus Magnesium, wie<br />
sie die Automobilindustrie in ihren Oberklasse-Karossen<br />
verbaut. Am nun dritten Standort<br />
Oggelsbeuren (Kreis Biberach) sind mittlerweile<br />
40 Mitarbeiter beschäftigt und 13 Roboterzellen<br />
im Einsatz. Mit rund 1,5 Millionen<br />
Euro beziffern die Geschäftsführer das jährliche<br />
Investitionsvolumen.<br />
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete IDS einen<br />
Umsatz von 17 Millionen Euro, in diesem<br />
Jahr soll bereits die 20-Millionen-Marke geknackt<br />
werden. Den Erfolg begründen Maunz<br />
und Winter mit Zuverlässigkeit, Flexibilität<br />
und Qualität, vor allem aber damit für ihre<br />
Kunden da zu sein. Wie die beiden das verstehen,<br />
zeigt ein Vorfall Ende Juni. Infolge von<br />
Lieber auf eigene Rechnung<br />
Leiten gemeinsam den Dienstleister IDS: Jürgen Maunz (links) und Markus Winter.<br />
Hochwasser standen Produktionshallen bei<br />
den Firmen Handtmann und Liebherr in Biberach<br />
unter Wasser. Am Freitagabend um 22<br />
Uhr rückten 50 Mitarbeiter aus, arbeiteten bis<br />
um 3 Uhr nachts und auch das gesamte Wochenende:<br />
Putzen, aufräumen, in Gang setzen.<br />
So verhinderten die IDS-MItarbeiter einen<br />
Produktionsausfall in beiden Firmen.<br />
30 FLÜCHTLINGE BESCHÄFTIGT<br />
Aufgrund der Angebotspalette beschäftigt IDS<br />
viele Mitarbeiter zu Niedriglöhnen. Hinzu<br />
kommt, dass es sich bei rund 500 der 850 Mitarbeiter<br />
um geringfügig Beschäftigte handelt.<br />
Erst hatte Jürgen Maunz keine Lust<br />
mehr gehabt auf abhängige Beschäftigung.<br />
1998 wagte der Maschinenbaumeister<br />
aus Biberach den Sprung in die<br />
Selbständigkeit. Im Jahr 2000 waren<br />
schon 90 Mitarbeiter an Bord, 2005 waren<br />
es 335, 2014 553 und <strong>2016</strong> sind es<br />
nun 850. Vor drei Jahren stieg dann Markus<br />
Winter ein, inzwischen die IDS Holding<br />
GmbH, unter deren Dach alle operativ<br />
tätigen Gesellschaften gebündelt sind.<br />
Winter, der 50 Prozent der Anteile hält,<br />
ist Diplomkaufmann. Er stammt aus Ravensburg<br />
und war ebenfalls genervt vom<br />
Angestelltendasein.<br />
www.id-s.de <br />
TV<br />
Um Leute etwa, die sich neben ihrem Hauptjob<br />
noch etwas dazu verdienten wollen oder<br />
müssen. Auch etwa 30 Flüchtlinge zählen derzeit<br />
zur Belegschaft, acht Nationen sind darunter<br />
vertreten. Vor allem die Helferkreise stellten<br />
die Erstkontakte her, „unsere Brücke“.<br />
„Wir haben grundsätzlich gute Erfahrungen<br />
mit Flüchtlingen gemacht“, sagt Jürgen Maunz<br />
und präzisiert: „Mit 90 Prozent sind wir sehr<br />
zufrieden.“ Gleichzeitig macht er unmissverständlich<br />
klar, dass IDS auf die Einhaltung von<br />
schwäbischen Tugenden pocht, auf Pünktlichkeit<br />
und Zuverlässigkeit etwa. „Da sind wir<br />
sehr konsequent.“ [!] THOMAS VOGEL<br />
konzipieren,<br />
umsetzen,<br />
betreuen<br />
Wirtschaftlich planen<br />
und nachhaltig bauen<br />
für eine funktionale und<br />
flexible Gebäudenutzung.<br />
SCHLOSSER®<br />
Industriestraße 17-23<br />
73489 Jagstzell<br />
Tel. +49 7967 90 90 51 - 0<br />
www.schlosser-projekt.de
Sonderveröffentlichung<br />
Günstig und zuverlässig<br />
Mehr als 600 Kunden betreut Südwest Mail und wächst stark. Der Postdienstleister aus Ulm ist ein<br />
Tochter<strong>unternehmen</strong> des Medienhauses SÜDWEST PRESSE und setzt auf Service für den Mittelstand.<br />
Werner Schwarzendorfer bringt die Entscheidung<br />
Landkreis Kliniken Heidenheim gGmbH<br />
auf einen kurzen Nenner: „Für uns war der<br />
Preisvorteil entscheidend. Und auch der Service<br />
ist besser als bei der Deutschen Post“,<br />
sagt der Teamleiter, der in den Kliniken für die<br />
Poststelle und das Zentralarchiv verantwortlich<br />
ist. Bis zu 500 Briefe täglich verschicken die<br />
Kliniken. „Ein großer Vorteil für uns ist zudem,<br />
dass Südwest Mail unsere Briefe auch frankiert.<br />
Wir bräuchten dafür zusätzliches Personal“,<br />
sagt Schwarzendorfer. Die Reklamationen<br />
bewegten sich im Promillebereich – und wenn<br />
es mal eine gäbe, kümmere sich Südwest Mail<br />
umgehend darum. Sabine Wachsmann freuen<br />
solche Einschätzungen. „Wir wollen für jeden<br />
Kunden die für ihn absolut zufriedenstellende<br />
Lösung anbieten“, sagt die Leiterin Verkauf und<br />
Marketing von Südwest Mail, einer 100-prozentigen<br />
Tochtergesellschaft des Medienhauses<br />
SÜDWEST PRESSE.<br />
Guter Service als Basis<br />
Die Vorteile der Zusammenarbeit mit Südwest<br />
Mail sind nach ihren Worten vielfältig. „Uns ist<br />
gute Beratung und der Service wichtig“, betont<br />
sie. „Unser Außendienst fährt zu jedem Kunden,<br />
der ein Gespräch vor Ort möchte, unabhängig<br />
von der<br />
Größe seines Sendungsaufkommens.“<br />
So können<br />
beispielsweise kleine<br />
Firmen ihre Post<br />
für 2,70 Euro am<br />
Tag abholen lassen<br />
oder ab der ersten<br />
Sendung unsere<br />
Briefkästen nutzen.<br />
Bereits ab 50 leitet den Verkauf.<br />
Sabine Wachsmann<br />
Sendungen ist der<br />
Abholservice kostenlos. „Wir verstehen uns als<br />
Fullservice-Dienstleister und sind nicht nur für<br />
die regionale Post zuständig. Unsere Fahrer<br />
übernehmen alle Sendungen, von Tagespost<br />
über Infopost bis hin zu Einschreiben oder Paketen.<br />
Wir sortieren und verarbeiten alles –<br />
auch internationale Post“, beschreibt Wachsmann<br />
die umfassende Dienstleistung. Dazu<br />
gehören beispielsweise auch Druck, Kuvertierung<br />
sowie Frankierung der Briefe. Der Abholservice<br />
für jeden Kunden ist eines der Unterscheidungsmerkmale<br />
zum großen Wettbewerber,<br />
der Deutschen Post. Interessant sei<br />
beispielsweise für Einzelhändler, dass Südwest<br />
Mail bereits ab 250 Briefen Infopost bundesweit<br />
verschickt (im Fachjargon heißt dies mittlerweile<br />
Dialogpost). „Jeder Neukunde hat im<br />
Moment die Möglichkeit, sich kostenlos von<br />
unserer Leistung zu überzeugen.“ Beim Verteilen<br />
der Sendungen arbeitet Südwest Mail mit<br />
den Brieftöchtern anderer Zeitungsverlage zusammen,<br />
ferner mit der Deutschen Post, bei<br />
internationalen Briefzustellungen auch mit<br />
Spring Global Mail, einer Tochter der niederländischen<br />
Post sowie bei Paketen mit DPD.<br />
Bis zu 100.000 Briefe und Sendungen verarbeitet Südwest Mail täglich. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Deutlicher Kostenvorteil<br />
Neben dem besseren Service, gerade für kleinere<br />
Unternehmen, sind auch die Portopreise<br />
für Geschäftskunden sehr günstig und darüber<br />
hinaus vorsteuerabzugsfähig. 59 Cent stehen<br />
70 Cent der Deutschen Post AG gegenüber.<br />
Und der Bonner Konzern erwägt weitere Erhöhungen.<br />
In der Saison verarbeitet Südwest Mail<br />
bis zu 100.000 Sendungen täglich. In acht von<br />
zehn Fällen stecken die Austräger der<br />
52
Sonderveröffentlichung<br />
SÜDWEST PRESSE frühmorgendlich die Briefe<br />
mitsamt der Zeitung in die Briefkästen, alle übrigen<br />
Sendungen werden im Laufe des Tages<br />
zugestellt. „Wir wollen auch weiterhin kräftig<br />
wachsen“, sagt Wachsmann mit Blick auf die<br />
positive Entwicklung des Unternehmens.<br />
Die greift so richtig seit der Neuausrichtung<br />
von Südwest Mail. Seit dem Jahr 2014 verantwortet<br />
Uwe Groß das Briefgeschäft der Neuen<br />
Pressegesellschaft GmbH, die auch die SÜD-<br />
WEST PRESSE herausgibt. So wurden Prozesse<br />
optimiert, in neue Technik sowie in Schulungen<br />
aller Mitarbeiter investiert.<br />
In der Folge ist die Zustellqualität deutlich gestiegen,<br />
was unter anderem durch Qualitätsmessungen<br />
unabhängiger Institute belegt<br />
wird. Südwest Mail konnte in den beiden vergangenen<br />
Jahren zahlreiche neue Kunden gewinnen.<br />
Am bisherigen Standort im Ulmer Donautal<br />
stößt man nunmehr aber an seine Kapazitätsgrenzen.<br />
Daher zieht das Unternehmen<br />
im kommenden Jahr nach Langenau um und<br />
setzt so seinen Expansionskurs fort.<br />
Regelmäßige Qualitätsüberwachung<br />
Gegründet worden ist die Südwest Mail<br />
Brief + Service GmbH im Jahr 2005.<br />
Seit her hat die Tochtergesellschaft des<br />
Me dienhauses der Südwest Presse ihren<br />
Kun denkreis stetig erweitert. Derzeit vertrauen<br />
600 Geschäftskunden Südwest<br />
Mail, wenn es darum geht, Briefe und Pakete<br />
abzuholen und zuzustellen. In den Regionen<br />
Ulm, Alb-Donau-Kreis, Göp pingen,<br />
Geislingen und Heidenheim sind 1200<br />
Zusteller in der Logistik unterwegs, um die<br />
Sendungen zuverlässig am nächsten Tag<br />
zuzustellen. Ein Netz mit 80 Briefkästen<br />
und 40 Ver kaufs stellen bietet auch Kleinkunden<br />
und Privatpersonen die Möglichkeit,<br />
den Service bundesweit zu nutzen.<br />
Südwest Mail lässt seine Qualität regelmäßig<br />
prüfen. Das Qualitäts management<br />
erfolgt auf Grundlage der Zertifizierung<br />
DIN EN ISO 9001. Die Laufzeitmessungen<br />
übernimmt ein unabhängiges Institut nach<br />
den Vorgaben der DIN EN 13850.<br />
BARES GELD SPAREN<br />
BEIM VERSENDEN IHRER GESCHÄFTSPOST<br />
IHRE VORTEILE:<br />
Übernahme aller Sendungen<br />
einschließlich Pakete<br />
Kostenlose Abholung ab<br />
50 Sendungen täglich<br />
Weltweite Zustellung durch<br />
gutes Partnernetzwerk<br />
Frankierung mit Firmenlogo<br />
oder eigener Briefmarke<br />
Mit Südwest Mail<br />
über 18% sparen!<br />
Beispielrechnung bei 100<br />
versendeten Briefen pro Tag.*<br />
Ihre<br />
Ersparnis:<br />
2.772 U/<br />
Jahr<br />
JETZT ÜBER<br />
2.700 €<br />
PRO JAHR<br />
SPAREN<br />
Keine Mindestmenge<br />
erforderlich<br />
Postfachleerung<br />
Info-Hotline:<br />
0800 - 2260227<br />
andere Anbieter<br />
17.640 U/Jahr<br />
0,70 c / Brief<br />
Südwest Mail<br />
14.868 U/Jahr<br />
0,59 c / Brief<br />
* Bei vorsteuerabzugsberechtigten Kunden. Komplette<br />
Beispielrechnung auf suedwestmail.de/sparkalkulator<br />
suedwestmail.de<br />
53
Oh mein Gott! So leicht lassen sich die von uns befragten Führungskräfte nicht aus der Ruhe bringen. Das Verhalten ihrer Mitarbeiter lässt sie nicht verzweifeln.<br />
Frische Luft vom Chef<br />
Sie wollten Fußballer, Musiker, Pilot oder Lehrerin werden. Doch statt auf einer Bühne zu stehen oder in die Luft<br />
zu gehen, sitzen sie heute im Büro. Fünf Führungskräfte verrieten Stefan Loeffler in unserer Umfrage ihre<br />
Eigenarten und wie sie mit Mitarbeitern umgehen.<br />
Steffen Maurer wäre gerne<br />
Musiker geworden. Heute leitet<br />
er sein Unternehmen, die Maurer<br />
Veranstaltungstechnik<br />
GmbH in Blaustein, mit Leib<br />
und Seele. Denn seinen<br />
Arbeitsplatz würde der 37-jährige<br />
Familienvater für kein Geld<br />
der Welt tauschen wollen.<br />
1) Nach dem Frühstück und wie es sich gehört,<br />
mit einem freundlichen „Guten<br />
Morgen!“ an alle Mitarbeiter.<br />
2) Die sind alle zusammen echt klasse<br />
und das, was mich auch nur ansatzweise<br />
verzweifeln lässt, klären<br />
wir dann direkt durch unsere offene Kommunikation.<br />
3) Das müssen die Anderen beurteilen, aber ich bin eigentlich<br />
sehr umgänglich, weil ich immer ein offenes Ohr habe.<br />
4) Theoretisch erst mal den Grill vorglühen und praktisch mit<br />
einem Lächeln.<br />
5) Musiker und nachdem ich sehr schnell gemerkt habe, wo meine<br />
Grenzen sind, wollte ich gleich Veranstaltungstechniker werden.<br />
6) Mit niemandem und für kein Geld der Welt.<br />
Grafik: © flinstone123 / Fotolia.com Grafik: © studiostoks / Fotolia.com<br />
54
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />
[leben]<br />
1) Wann und wie beginnt Ihr Arbeitstag im Büro?<br />
2) Welches Verhalten von Mitarbeitern lässt Sie<br />
verzweifeln?<br />
3) Welche Ihrer Verhaltensweisen bringt andere in<br />
„Rage“?<br />
4) Wie bereiten Sie sich an einem vollgepackten<br />
Arbeitstag auf ein wichtiges Gespräch vor?<br />
5) Was wollten Sie als Kind werden?<br />
6) Mit wem würden Sie gerne mal für einen Tag den<br />
Arbeitsplatz tauschen?<br />
Früher wollte er Pilot werden.<br />
Heute ist der 54-jährige<br />
Oliver Wenzler<br />
bei der Commerzbank AG an<br />
den Standorten Ulm, Friedrichshafen<br />
und Singen verantwortlich<br />
für das Firmenkundengeschäft<br />
– und sehr<br />
zufrieden damit.<br />
1) Wenn ich der Erste bin, wird erst mal gelüftet, damit es sich für<br />
die Kollegen und Kolleginnen morgendlich frisch anfühlt.<br />
Anschließend setze ich die Prioritäten für den<br />
Tag und checke die Mails. Wenn dann die Kollegen<br />
ins Büro kommen, wird die Begrüßung<br />
genutzt, um offene Themen aufzunehmen.<br />
2) Es gibt keine schlechten Mitarbeiter, es gibt<br />
nur schlechtes Management. Mein Rezept<br />
gegen Verzweiflung: passende Prozesse,<br />
Coaching, direktes Feedback sowie Konsequenz<br />
und Geduld. Grund zum Verzweifeln<br />
gibt es da höchstens, wenn in der Mittagspause<br />
niemand Lust zum Kickern hat.<br />
3) Wenn ich eine neue Idee habe, sich alle darauf<br />
einstellen und ich dann kurz darauf eine<br />
„noch bessere“ Idee habe.<br />
4) Die inhaltliche Vorbereitung auf ein wichtiges<br />
Gespräch muss einen Tag vorher abgeschlossen sein.<br />
5) Ich wollte Pilot werden. Jetzt bin ich sehr zufrieden mit meinem<br />
Beruf, die Mischung aus Vertrieb, Führung und Entwicklung kreativer<br />
Lösungen passt zu mir.<br />
6) Teamführung, Wettbewerb und Geschwindigkeit sind meine Themen.<br />
Am liebsten würde ich deshalb tauschen mit Jimmy Spithill,<br />
dem Skipper vom Oracle Team USA. Einmal erleben, wie er sein<br />
Team motiviert und mit einem America‘s Cup Tragflügel Katamaran<br />
segeln – das wäre für mich ein Traum.<br />
Grafik: © studiostoks /<br />
Fotolia.com<br />
Verkaufen<br />
Sie auf keinen<br />
Fall Ihr Haus.*<br />
* Unter dem Preis,<br />
den wir für Sie erzielen.<br />
Sie wollen den besten Preis für Ihre Immobilie?<br />
Dann sind Sie bei uns an der richtigen<br />
Adresse. Ihr Anliegen verdient höchste<br />
Kompetenz – und Ihre Immobilie den bestmöglichen<br />
Verkaufspreis. Unsere Experten<br />
beraten Sie gern!<br />
Gert Walz Immobilien<br />
Lizenzpartner der Engel & Völkers Residential GmbH<br />
Herrenkellergasse 10 · 89073 Ulm<br />
Tel. +49-(0)731-938 07 60 · www.engelvoelkers.com/ulm<br />
Immobilienmakler<br />
55
[leben] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Grafik: © studiostoks /<br />
Fotolia.com<br />
Sabine Gauß hat keinen Grund<br />
am Verhalten Ihrer Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zu verzweifeln.<br />
Die 54-jährige<br />
Diplom- Verwaltungswirtin<br />
(FH) leitet bei der Stadt Ulm<br />
den Bereich Zentrale Dienste.<br />
Daniel Zimmermann würde<br />
gerne einmal mit einem hochrangigen<br />
Politiker den Arbeitsplatz<br />
tauschen. Der 44-jährige<br />
verheiratete Familienvater ist<br />
seit 2015 Geschäftsführer Personal<br />
und Finanzen bei der<br />
August Mink KG in Göppingen.<br />
1) Ich komme gegen acht Uhr ins Büro, begrüße meine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter und starte mit dem Durchschauen meiner E-<br />
Mails oder der Postmappe und bereite mich auf Termine und Gespräche<br />
vor – ein eher unspektakulärer Ablauf.<br />
2) Ich habe keinen Grund am Verhalten meiner Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter zu „verzweifeln“. Meine Tür steht allen stets offen und ich<br />
schätze Ehrlichkeit und Offenheit, Transparenz von oben nach unten<br />
und umgekehrt. Was ich, wenn ich insbesondere an frühere Jahre zurückdenke,<br />
in schlechter Erinnerung habe, ist, wenn ich Fehler zwei<br />
oder drei Mal vorgelegt bekomme bzw. wenn im dritten Dokument<br />
die verbesserten Fehler vom ersten wieder enthalten waren.<br />
3) Hin und wieder neige ich zur Ungeduld. Meine direkten Mitarbeiterinnen<br />
wissen auch, dass ich schon mal laut denke.<br />
4) In der Regel bereite ich mich zumindest einen, eher noch zwei Tage<br />
vorher auf ein wichtiges Gespräch vor, weil dann noch vertiefende<br />
Recherchen, Überlegungen, Rücksprachen möglich sind.<br />
5) Englisch-und Sportlehrerin.<br />
6) Ich bin mit meinem Arbeitsplatz sehr zufrieden.<br />
1) Schon sehr früh um 6.15 Uhr mit dem zweiten Kaffee, da die Produktion<br />
um 6:40 Uhr beginnt und ich als Ansprechpartner für Personalangelegenheiten<br />
greifbar sein sollte. Bis zum offiziellen Büroarbeitsbeginn<br />
um 7.30 Uhr kann ich aber meist noch ungestört arbeiten.<br />
2) Wenn trotz getroffener Absprachen unzuverlässig und ungenau gearbeitet<br />
wird. Dies führt zu vielen und unnötigen Rückfragen und<br />
nervt eigentlich alle.<br />
3) Man sagt es mir zwar selten, aber ich denke, mit einer gewissen<br />
Übergenauigkeit meinerseits haben manche so ihre Probleme.<br />
4) Ich versuche, vor wichtigen Terminen ein paar freie Minuten einzuplanen,<br />
schließe die sonst immer offen stehende Bürotür und prüfe<br />
nochmals die vorbereiteten Unterlagen und Informationen.<br />
5) Ich glaube Fußballer. Aber ich bin mit Mink groß geworden, habe<br />
samstags an der Schreibmaschine geübt und später als Schüler häufig<br />
in den Ferien gearbeitet – und eigentlich war schon immer klar,<br />
dass ich hier mal arbeiten werde.<br />
6) Mit einem hochrangigen Politiker. Nur um einmal<br />
im Detail zu sehen, was sich hinter<br />
den Kulissen tatsächlich abspielt und<br />
welche Machtspielchen dort ablaufen.<br />
Grafik: © Alexander<br />
Pokusay / Fotolia.com<br />
Michael Keller ist seit 2003 bei<br />
der Nething Generalplaner<br />
GmbH und seit 2014 geschäftsführender<br />
Gesellschafter. Der<br />
43-Jährige legt sehr großen<br />
Wert auf Vertrauen und Hilfsbereitschaft<br />
in der Belegschaft.<br />
1) Mein Arbeitstag beginnt um ca. um 8.00 Uhr mit einer Tasse Kaffee<br />
und der Tagespost.<br />
2) Wir legen in unserem Büro großen Wert auf Vertrauen, Hilfsbereitschaft<br />
und fordern das Mitdenken aller Mitarbeiter. Meine Akzeptanz<br />
bei einem Verhalten gegen diese Grundsätze ist sehr begrenzt.<br />
3) Das müssen Sie meine Kollegen<br />
fragen.<br />
4) Es hängt sehr stark von dem<br />
Inhalt des Gesprächs ab.<br />
Ich versuche immer,<br />
speziell bei personellen<br />
Themen, ein Zeitfenster<br />
und einen entsprechenden<br />
Rahmen zu schaffen. Als Geschäftsführer<br />
sehe ich meine Aufgabe<br />
darin, speziell in schwierigen Momenten Zeit für unsere Mitarbeiter<br />
und Kunden zu haben.<br />
5) Mein Vater war Polizist und ich habe gesehen, welche Verantwortung<br />
und welche Opfer dies bedeutet. Davor habe ich großen Respekt. Ich<br />
habe mich entschieden, einen anderen Weg zu gehen.<br />
Ich glaube, dass die kreative Ader bei mir früh erkennbar war, sich<br />
aber noch nicht in einem konkreten Berufswunsch ausgedrückt hat.<br />
6) Ich bin ganz zufrieden.<br />
56
NEU<br />
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Schwabengarage GmbH<br />
Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />
www.schwabengarage-ulm.de<br />
SCHAUTAGE<br />
Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />
Jeden Samstag von 13.00 - 17.00 Uhr*<br />
Jeden Sonntag von 11.00 - 16.00 Uhr*<br />
*Probefahrten, Beratung und Verkauf nur während der<br />
gesetzlichen Öffnungszeiten.<br />
FORD MONDEO VIGNALE<br />
Adaptive LED-Scheinwerfer (Ford Dynamic LED),<br />
Vignale Nebelscheinwerfer mit Chrom-Umrandung<br />
und statischem Abbiegelicht, Hochwertige Sportsitze<br />
mit exklusiver Lederausstattung, wabenförmig<br />
gesteppt, mit Memory-Funktion, Rückfahrkamera<br />
Bei uns für<br />
€<br />
39.950,- 1<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
FORD MONDEO VIGNALE<br />
Adaptive LED-Scheinwerfer (Ford Dynamic LED),<br />
Vignale Nebelscheinwerfer mit Chrom-Umrandung<br />
Kraftstoffverbrauch und statischem Abbiegelicht, (in l/100 km Hochwertige nach VO (EG) Sportsitze<br />
VO mit (EG) exklusiver 692/2008 Lederausstattung, in jeweils geltenden wabenförmig Fassung):<br />
715/2007<br />
und<br />
Ford gesteppt, Mondeo mit Vignale: Memory-Funktion, 5,2 (innerorts), Rückfahrkamera<br />
4,1 (außerorts), 4,5<br />
(kombiniert); CO 2<br />
-Emissionen: 119 g/km (kombiniert).<br />
Bei uns für<br />
€<br />
39.950,- 1<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Typisch Ford:<br />
der Mythos lebt<br />
FORD MUSTANG<br />
Xenonscheinwerfer, Ford Power Startfunktion<br />
(schlüsselfreies Starten inkl. Ford Key Free-System)<br />
(schlüsselfreies Ent-/Verriegeln), Klimaanlage mit<br />
automatischer Temperaturkontrolle, Polsterung in<br />
Leder-Optik Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
Bei Typisch uns für Ford:<br />
der Mythos lebt<br />
€<br />
38.000,- 1<br />
FORD MUSTANG<br />
Kraftstoffverbrauch Xenonscheinwerfer, (in Ford l/100 Power km nach Startfunktion VO (EG) 715/2007<br />
und (schlüsselfreies VO (EG) 692/2008 Starten in der inkl. jeweils Ford Key geltenden Free-System) Fassung):<br />
Ford (schlüsselfreies Mustang: 10,1 Ent-/Verriegeln), (innerorts), 6,8 Klimaanlage (außerorts), mit 8,0<br />
(kombiniert); automatischer CO 2<br />
-Emissionen: Temperaturkontrolle, 179 g/km Polsterung (kombiniert).<br />
Leder-Optik<br />
Bei uns für<br />
€<br />
38.000,- 1<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford Mondeo Vignale: 5,2 (innerorts), 4,1 (außerorts), 4,5<br />
(kombiniert); CO 2<br />
-Emissionen: 119 g/km (kombiniert).<br />
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Schwabengarage GmbH<br />
Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />
www.schwabengarage-ulm.de<br />
Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />
1<br />
Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Mondeo Vignale Turnier 2,0-l-TDCi-<br />
Dieselmotor 132 kW (180 PS) (Start-Stopp-System).<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007<br />
und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford Mustang: 10,1 (innerorts), 6,8 (außerorts), 8,0<br />
(kombiniert); CO 2<br />
-Emissionen: 179 g/km (kombiniert).<br />
Schwabengarage Ulm/Neu-Ulm<br />
Schwabengarage GmbH<br />
Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (0731) 162-0<br />
www.schwabengarage-ulm.de<br />
Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />
1<br />
Gilt für Privatkunden. Gilt für einen Ford Mustang Fastback 2,3-l-EcoBoost-<br />
Benzinmotor 233 kW (317 PS).<br />
57
[namen & nachrichten] Ausgabe 53 | <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Tanja Riemann<br />
vergrößert<br />
Teamschostek<br />
Die neue Geschäftsführerin der<br />
Neu-Ulmer Werbeagentur<br />
Teamschostek,<br />
Tanja<br />
Riemann<br />
(37), hat das<br />
Team zum 1.<br />
<strong>Oktober</strong> von<br />
neun auf elf<br />
Führt die Agentur<br />
Teamschostek:<br />
Tanja Riemann.<br />
Mitarbeiter<br />
vergrößert.<br />
Ziel sei es,<br />
die Expertise<br />
in den Bereichen<br />
Digital und Social Media<br />
auszubauen. Riemann verantwortete<br />
jahrelang in führenden<br />
Positionen den Auftritt großer<br />
Marken wie Pampers, Tempo,<br />
Pantene und Olaz. Zum 1. Juli<br />
hatte sie Teamschostek von<br />
Britta Benz übernommen, die<br />
nach 23 Jahren aus privaten<br />
Gründen ihre Agentur abgegeben<br />
hatte.<br />
IT-Sicherheit:<br />
Kurzseminare für<br />
den Mittelstand<br />
Auftragsboom im Metallbau<br />
Aufgrund der guten Auftragslage erweitert die<br />
Rehm BlechTec GmbH aus Blaubeuren-Seißen<br />
ihre Fertigung am Stammsitz fast um das Doppelte.<br />
Für die neue Produktionshalle und die<br />
Ausstattung, zu der ein Laser-Zentrum und eine<br />
Feinplasmaschneidanlage gehören, gibt der<br />
Die IHK Ulm will mit einer Veranstaltungsreihe<br />
zum Thema<br />
„Herausforderung IT-Sicherheit<br />
und Datenschutz“ im <strong>Oktober</strong><br />
Mittelständler für drohende Gefahren<br />
sensibilisieren. Zum<br />
Auftakt am Donnerstag, 13. <strong>Oktober</strong>,<br />
14 bis 17 Uhr, werden unter<br />
anderem verschiedene Angriffsmethoden<br />
live gezeigt. In<br />
den darauffolgenden Tagen bietet<br />
die IHK Ulm Kurzseminare<br />
für Einzelhändler und Maschinenbauer<br />
an. Nähere Infos unter:<br />
www.ulm.ihk24.de<br />
Datenbank<br />
gibt Überblick<br />
über Gründer<br />
Investoren soll künftig die Suche<br />
nach Start-ups im Südwesten<br />
erleichtert werden. Die Initiative<br />
Start-up Stuttgart e.V.<br />
bietet eine entsprechende Datenbank.<br />
Bei einem vergleichbaren<br />
Projekt in Hamburg, das<br />
2014 gestartet wurde, sind nun<br />
550 Firmen registriert. In Baden-Württemberg<br />
sind es zum<br />
Start 20 junge Firmen.<br />
Versicherer<br />
zahlen<br />
am besten<br />
Führungskräfte mit kaufmännischem<br />
Hintergrund verdienen<br />
in der Versicherungsbranche<br />
Anlagenbauer rund 5 Mio. Euro aus. Die ehemalige<br />
Schlosserei beschäftigt 65 Mitarbeiter.<br />
Sie ist Teil der Rehm-Gruppe (Blaubeuren),<br />
tritt aber als eigenständige Firma auf und erwirtschaftet<br />
40 Prozent ihres Umsatzes außerhalb<br />
der Gruppe.<br />
am meisten. Ihr durchschnittliches<br />
Jahresgehalt beträgt dort<br />
173.000 Euro. Das geht aus einer<br />
Studie der Personal- und<br />
Managementberatung Kienbaum<br />
hervor. In der Pharmaindustrie<br />
seien es im Schnitt<br />
155.000 Euro. Auch eine größere<br />
Berufserfahrung zahle sich<br />
aus: Ein Leiter im Finanz- und<br />
Rechnungswesen erhalte mit<br />
bis zu drei Jahren Berufserfahrung<br />
durchschnittlich 68.000<br />
Euro jährlich. Mitarbeiter in<br />
gleicher Position mit mehr als<br />
20 Jahren Erfahrung verdienen<br />
im Schnitt 150.000 Euro. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Dr. Thomas Baumann<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Bozena Demski (Bild)<br />
Fotos Volkmar Könneke (Titel +<br />
Aufmacher), Matthias Kessler<br />
(Titelinterview + weitere),<br />
Giacinto Carlucci, Werkfotos,<br />
Getty Images, PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-356<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Auflage: 18 000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
2. Dezember <strong>2016</strong><br />
Die Themen<br />
Messen, Kongresse, Events<br />
Logistik<br />
Rechtsanwälte<br />
Altersvorsorge<br />
für Selbständige<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss<br />
9. November <strong>2016</strong><br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
58
Seit 1966<br />
in Ulm, um Ulm und<br />
um Ulm herum!<br />
0 5Jahre
Gibt Intelligenz den Raum, den sie braucht.<br />
Das neue E-Klasse T-Modell. Masterpiece of Intelligence.<br />
• Intelligentes und variables Raumkonzept mit dem größten<br />
Laderaum im Segment<br />
• Einzigartiges Komfort- und Sicherheitsniveau dank<br />
neuester Generation Mercedes-Benz Intelligent Drive<br />
• Begeisternde Innovationen wie PRE-SAFE ® Impuls Seite<br />
und DRIVE PILOT im optionalen Fahrassistenz-Paket Plus<br />
Ab dem 17.09.<strong>2016</strong> bei<br />
Mercedes-Benz Neu-Ulm.<br />
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
Partner vor Ort: Mercedes-Benz VP GmbH, im Auftrag Daimler AG, Niederlassung Ulm/Neu-Ulm:<br />
Von-Liebig-Straße 10 · 89231 Neu-Ulm<br />
Tel.: 07 31/ 70 0-0 · www.mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de