unternehmen Oktober 2017
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> | 3,00 €<br />
Ein Mann<br />
sieht Grün<br />
Es trifft sich gut, dass Gardena-Chef Sascha Menges<br />
Lust am Gärtnern hat. Ein Gespräch über<br />
bodenständige Werte und High-Tech-Helfer<br />
4 197821 303000 5 9<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> Wie man Ärger bei der Nachfolge vermeidet SEITE 24<br />
Altersvorsorge Was die neue Betriebsrente für Firmen bedeutet SEITE 40<br />
Umfrage Was Kunst von Wirtschaft lernen kann – und umgekehrt SEITE 46
Überblick<br />
ist einfach.<br />
Weil die Sparkasse individuelle<br />
Lösungen für einen<br />
effizienten Zahlungsverkehr<br />
im In- und Ausland bietet.<br />
sparkasse-ulm.de<br />
ksk-gp.de<br />
S Sparkasse<br />
Ulm<br />
S Kreissparkasse<br />
Göppingen
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
die Konjunktur zeigt sich auch im Spätherbst<br />
<strong>2017</strong> bärenstark. Eines der Erfolgsgeheimnisse<br />
der Wirtschaft im Südwesten<br />
sind die Familien<strong>unternehmen</strong>. Sie streben<br />
nicht nach schneller Rendite, sondern nach<br />
langfristigem Wachstum. Sie sind kundennah,<br />
oft innovationsstark. Sie leben – trotz<br />
Flexibilität im Alltag – ihre Werte, wie unsere<br />
Firmenporträts über Artiso aus Blaustein<br />
(S. 32), CK aus Eislingen (S. 20) und Schwegler<br />
aus Vöhringen (S. 38) zeigen. Nur bei einem<br />
Thema tun sich viele sehr schwer: der<br />
Nachfolge. Wie sich die größten Fehler vermeiden<br />
lassen, rechtlich wie auch im Umgang<br />
mit den Familienmitgliedern, schildern<br />
wir ab Seite 24. Dass Familienfirmen<br />
Bodenständigkeit, Verantwortung und Weitsicht<br />
nicht für sich alleine gepachtet haben,<br />
zeigt unser Titelinterview mit Gardena-Chef<br />
Sascha Menges (S.10). Ich wünsche Ihnen<br />
eine anregende Lektüre.<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
[spezial]<br />
6 Trau, schau, wem? So finden Sie den<br />
richtigen Anwalt für Ihr Unternehmen<br />
[titelthema]<br />
10 Gärtners Liebling Gardena-Chef<br />
Sascha Menges im Gespräch<br />
[machen]<br />
20 Abriss mit Feingefühl Herausforderung<br />
Rückbau: CK aus Eislingen<br />
32 Die Zukunft im Programm Artiso aus<br />
Blaustein berät den Giganten Microsoft<br />
38 Hart, aber fair Metallbauer Schwegler<br />
aus Vöhringen glänzt mit Soft-Skills<br />
[verantworten]<br />
24 So habe ich mir das nicht vorgestellt!<br />
Nicola Buck und Ferdinand Hirmer<br />
zeigen, wie Nachfolge ohne Streit geht<br />
26 Immer Ärger mit der Familie Der Neu-<br />
Ulmer Notar Christian Winkler über die<br />
Tücken des Pflichtteils<br />
[bauen]<br />
34 Maßgeschneidert aus dem<br />
Baukasten Wie Raummodule Geld und<br />
Zeit sparen<br />
[finanzieren]<br />
40 Mehr Geld im Alter Die neue<br />
Betriebsrente und ihre Folgen<br />
[führen]<br />
44 Eine elegante Form von Kritik<br />
Die Kunst, richtig zu loben<br />
[leben]<br />
46 Die Macht des Kreativen Was<br />
Kulturschaffende Unternehmern nahe<br />
legen<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Müller ordnet sein Imperium<br />
4 Volksbank-Fusion schlägt hohe<br />
Wellen<br />
5 Daimler investiert in<br />
Nutzfahrzeug-Zentrum<br />
22 E-Boards vom Bodensee<br />
30 Kindgerechte Strukturen im Betrieb<br />
50 Fliegende Forschungsplattform<br />
50 Impressum<br />
40 34<br />
20 32<br />
46<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Müller ordnet sein Imperium<br />
Wo andere sich längst zur Ruhe<br />
setzen, hält er die Fäden fest in<br />
der Hand: Erwin Müller ist dieser<br />
Tage 85 Jahre alt geworden. Er regiert<br />
die drittgrößte deutsche<br />
Drogeriekette (4 Milliarden Euro<br />
Jahresumsatz, 34.000 Mitarbeiter)<br />
und regelt nun seine Nachfolge.<br />
Wenn Müller nicht mehr<br />
kann oder will, soll eine Stiftung<br />
in Österreich über die Geschicke<br />
des Konzerns bestimmen,<br />
schreibt die Lebensmittelzeitung<br />
(LZ). Eine zentrale Rolle spielt dabei<br />
Wirtschaftsprüfer und Schlecker-Insolvenzverwalter<br />
Arndt<br />
Geiwitz. Er leitet eine der größten<br />
Wirtschaftskanzleien Süddeutschlands,<br />
die ihren Sitz in<br />
Neu-Ulm hat.<br />
Laut LZ hat Müller seine zweite<br />
Privatstiftung in Österreich gegründet.<br />
Vorstand der „Erwin<br />
Müller Privatstiftung“ ist Arndt<br />
Geiwitz, der bereits im Vorstand<br />
der 2016 gegründeten ersten<br />
Müllerschen Privatstiftung in<br />
Graz sitzt. Nach LZ-Angaben war<br />
Reinhard Müller (58), der mit seinem<br />
Vater seit Jahren im Clinch<br />
liegt, bis vor Kurzem noch Kommanditist<br />
der Müller Holding<br />
Ltd. & Co. KG. In dieser Gesellschaft<br />
wird das operative Geschäft<br />
des Drogeriekonzerns bilanziert.<br />
Doch nun hat er seinen<br />
Anteil daran im Wert von 71 Millionen<br />
Euro nach Österreich<br />
transferiert. Sohn Reinhard hat<br />
sich offenbar auszahlen lassen.<br />
Der Vorteil an der Lösung in Österreich<br />
für Erwin Müller ist, dass<br />
dort Unternehmen, die auf eine<br />
Stiftung übertragen werden,<br />
steuerlich begünstigt werden.<br />
Trotz der Nachfolgeregelung<br />
bleibt Müller aktiv. Jüngst hat er<br />
seine Geschäftsführerin Elke Menold<br />
abgelöst und ist nun Allein-<br />
Geschäftsführer des Konzerns.<br />
Zudem hat er überraschend das<br />
traditionsreiche Ulmer Haushaltswarengeschäft<br />
Abt übernommen<br />
und damit etwa 5000<br />
Quadratmeter Verkaufsfläche sowie<br />
rund 100 Mitarbeiter [!] REJ<br />
Erwin Müllers Unternehmerkarriere ist kaum zu glauben: Als Friseur mit<br />
einem Salon gestartet, leitet er nun die drittgrößte deutsche Drogeriekette.<br />
Volksbank-Fusion schlägt hohe Wellen<br />
Die angestrebte Fusion der Volksbanken<br />
Göppingen und Stuttgart<br />
erregt die Gemüter im Filstal. Erst<br />
jüngst meldete sich Peter Aubin<br />
zu Wort. Er hat die Volksbank<br />
Göppingen 14 Jahre lang geleitet<br />
und übt nun massive Kritik an<br />
den Plänen des jetzigen Vorstands:<br />
Die Fusion mit der dreimal<br />
so großen Volksbank Stuttgart<br />
bedeute für Göppingen den<br />
Totalverlust der eigenen Kultur.<br />
Die Vorstände Lukas Kuhn und<br />
Hermann Sonnenschein weisen<br />
diese Vorwürfe in einem Brief an<br />
die Vertreter der Volksbank zurück.<br />
Gleichzeitig kündigten sie<br />
an, dass die Vertreterversammlungen,<br />
die für November geplant<br />
waren, verschoben werden.<br />
Die Fusionsverhandlungen gehen<br />
indes weiter. Ursprünglich<br />
geplant war, dass die beiden Banken<br />
zum 1. Januar 2018 zusammengehen.<br />
Die Beschlüsse der<br />
Aufsichtsräte beider Banken liegen<br />
vor. Wie die neue Struktur<br />
aussehen soll, ist aber noch nicht<br />
entschieden.<br />
Die Volksbanken hatten im Juli<br />
ihre Pläne öffentlich gemacht<br />
und betont: Es handle sich um<br />
Die Volksbanken Stuttgart und Göppingen wollen zusammengehen.<br />
eine strategische Hochzeit zweier<br />
starker Partner. Durch die Digitalisierung<br />
von Dienstleistungen,<br />
eine „überbordende Regulatorik“<br />
sowie die Niedrigzinspolitik der<br />
Europäischen Zentralbank stünden<br />
die genossenschaftlichen<br />
Banken im Land vor Herausforderungen,<br />
sagte der Vorstandsvorsitzende<br />
der Volksbank Stuttgart,<br />
Hans Rudolf Zeisl.<br />
Derzeit rangiert die Volksbank<br />
Stuttgart mit einer Bilanzsumme<br />
von rund 6,5 Milliarden Euro auf<br />
Rang zwei unter den 193 genossenschaftlichen<br />
Banken in Baden-Württemberg.<br />
Göppingen<br />
liegt mit einer Bilanzsumme von<br />
rund 2,2 Milliarden Euro auf<br />
Platz 14. [!]<br />
AGR<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Daimler investiert in Nutzfahrzeug-Zentrum<br />
Die Daimler AG baut in Neu-Ulm<br />
eines der modernsten Nutzfahrzeug-Zentren<br />
Deutschlands. Das<br />
mehr als 20 Millionen Euro teure<br />
Projekt wird von der Leonhard<br />
Weiss GmbH & Co. KG (Satteldorf/Göppingen)<br />
gebaut und soll<br />
im August 2018 den Betrieb aufnehmen.<br />
Das Areal löst den<br />
Standort an der Zeppelinstraße<br />
ab. „Der platzt aus allen Nähten“,<br />
sagt Thomas Witzel, Chef der<br />
Nutzfahrzeuge-Vertriebsdirektion<br />
in Württemberg. Nach seinen<br />
Worten boomt die Konjunktur in<br />
der Region extrem. „Daher ist<br />
Ulm, was Nutzfahrzeuge angeht,<br />
ein Standort mit großer Zukunft“,<br />
betont er. Bei der Entscheidung<br />
im Daimler-Vorstand habe das<br />
Projekt Vorrang vor anderen Vorhaben,<br />
beispielsweise in China,<br />
erhalten.<br />
Auf dem letzten großen Gewerbegebiet<br />
in Neu-Ulm, das vier Fußballfelder<br />
umfasst, entsteht eine<br />
7000 Quadratmeter große Halle,<br />
unter anderem mit 51 Buchten<br />
zur Reparatur für Lkw und Transporter.<br />
„Wir werden werktags im<br />
Zwei-Schicht-Betrieb von 7 Uhr<br />
bis 22 Uhr arbeiten, am Samstag<br />
bis um 14 Uhr und nach Bedarf“,<br />
erklärt Witzel. Bis zu 130 Beschäftigte<br />
werden dort arbeiten.<br />
„Der Neubau wird nach modernsten<br />
Gesichtspunkten konzipiert“,<br />
sagt Tobias Jung von Daimler<br />
Real Estate – samt Wärmepumpe<br />
und biologischer Wasseraufbereitung.<br />
Der bisherige Standort<br />
wird verkauft. [!] KÖ/AMB<br />
Erst rollen die Baumaschinen an, im August Lastwagen und Transporter.<br />
Hymer ist mit kleineren<br />
Fahrzeugen erfolgreich<br />
Sportlich, modern, unter 3,5 Tonnen.<br />
Nach diesem Motto hat die<br />
Erwin-Hymer-Gruppe aus Bad<br />
Waldsee (Kreis Ravensburg) ihr<br />
Einstiegsmodell in der sogenannten<br />
Integrierten-Klasse zum Modelljahr<br />
2018 überarbeitet: den<br />
Exsis.<br />
Solche kompakten<br />
Fahrzeuge<br />
hatten<br />
das Geschäft<br />
von Europas<br />
führendem<br />
Reisemobilhersteller<br />
im<br />
Neuer Finanzchef<br />
bei Hymer: Geschäftsjahr<br />
Stefan Junker. 2016/17 (31.<br />
August) belebt.<br />
Der Umsatz von Hymer, einem<br />
Teilbereich des Konzerns,<br />
kletterte im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 15 Prozent auf 465 Millionen<br />
Euro. Zahlen zum Ergebnis<br />
nennt Hymer nicht. Der Absatz<br />
der kompakten Freizeitfahrzeuge<br />
verdoppelte sich auf 1680 Fahrzeuge.<br />
Für das neue Geschäftsjahr<br />
rechnet Hymer in diesem<br />
Bereich mit weiter steigenden<br />
Absatzzahlen im zweistelligen<br />
Prozentbereich.<br />
Insgesamt verkaufte die Gruppe<br />
zuletzt mit ihren 22 Marken, zu<br />
denen auch Dethleffs, Bürkner,<br />
Laika oder Carado gehören, weltweit<br />
55.000 Fahrzeuge – das ist<br />
ein Plus von 38 Prozent. 6000 Mitarbeiter<br />
erwirtschafteten einen<br />
Jahresumsatz von 2,1 Milliarden<br />
Euro. Seit September steht ein<br />
neuer Finanzchef an der Spitze<br />
der Erwin-Hymer-Gruppe, zu der<br />
neben Hymer 20 weitere Marken<br />
gehören. Der 48-jährige Stefan<br />
Junker übernimmt die Bereiche<br />
Controlling, Finanzen, Konzernrechnungslegung,<br />
Steuern und<br />
Recht. Er folgt auf Klaus Rudolph,<br />
der sich nach 18 Monaten im Unternehmen<br />
neuen Aufgaben widmen<br />
will. [!]<br />
AGR<br />
Thommel expandiert und<br />
übernimmt Abt-Filiale<br />
Noch in diesem Jahr will Marcus<br />
Thommel, Geschäftsführer des<br />
Ravensburger Unternehmens<br />
Thommel Handels-GmbH, für 1,2<br />
Millionen Euro einen Anbau für<br />
seinen Großhandelsmarkt in der<br />
Bleicherstraße realisieren.<br />
Sowohl Büros als auch Ausstellungsräume<br />
für Sicherheitstechnik<br />
sollen im Neubau ihren Platz<br />
finden. Außerdem übernimmt<br />
das Unternehmen in der Ravensburger<br />
Innenstadt das 400 Quadratmeter<br />
große, ehemalige „Abt“-<br />
Ladengeschäft samt Sortiment<br />
und vier Mitarbeitern. Der Mietvertrag<br />
ist für zehn Jahre unterschrieben.<br />
[!]<br />
RIZ<br />
Bauboom bei Noerpel:<br />
Ulmer Logistiker erweitert<br />
Noerpel stockt sein Zentralgebäude<br />
auf. Mit dem 770 Quadratmeter<br />
großen Aufbau vergrößert<br />
das Unternehmen seine Bürofläche<br />
um 20 Prozent. Anfang 2018<br />
sollen die neuen Räume fertiggestellt<br />
sein. Kosten: zwei Millionen<br />
Euro. Einen 33.000 Quadratmeter<br />
großen Neubau im Ulmer<br />
Donautal nimmt Noerpel im<br />
Spätherbst in Betrieb. Bei Bremen<br />
entsteht zudem eine 43.000 Quadratmeter<br />
große Logistikanlage.<br />
Noerpel ist einer der führenden<br />
Logistikdienstleister in Süddeutschland.<br />
Mit 1700 Mitarbeitern<br />
an 14 Standorten erwirtschaftete<br />
das Unternehmen im<br />
Jahr 2016 einen Umsatz von rund<br />
300 Millionen Euro. [!] AGR<br />
5
[spezial] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Firmen können bei komplizierten Rechtsfragen schnell die Orientierung verlieren, umso wichtiger ist es, eine gute Kanzlei an der Hand zu haben.<br />
Trau, schau, wem?<br />
Unternehmer und Manager sind auf die Beratung von Kanzleien angewiesen. Für sie ist es wichtig, die<br />
„richtigen Anwälte“ zu finden. Doch wie gelingt das? Unser Mitarbeiter Henning Zander hat einen kleinen<br />
Leitfaden zusammengestellt, auf welche Punkte es bei der Suche ankommt.<br />
Unternehmer brauchen regelmäßig Rat bei Rechtsfragen.<br />
Doch wie findet man eine Kanzlei, der man vertrauen kann?<br />
Von der man sicher sein kann, dass sie Fragen korrekt bearbeitet<br />
und gleichzeitig auf die eigenen Bedürfnisse eingeht?<br />
Und die Branche kennt? Was einen guten Anwalt ausmacht, darüber<br />
gibt es durchaus unterschiedliche Vorstellungen. Und auch das Selbstbild<br />
der Anwälte trifft nicht immer das, was Mandanten von ihnen<br />
denken. In einer Umfrage des britischen Dienstleisters LexisNexis gaben<br />
40 Prozent der Mandaten an, von ihren Kanzleien eine überdurchschnittliche<br />
Leistung erhalten zu haben, was schon ein guter Wert ist.<br />
Doch von den Anwälten waren 80 Prozent der Ansicht, überdurchschnittliche<br />
Leistung geliefert zu haben. Hier klafft eine Lücke.<br />
EINE KANZLEI KANN SELTEN ALLES<br />
Der Wahl einer Kanzlei sollte immer eine Frage vorausgehen: Was soll<br />
die Kanzlei für mich tun? Klassisch haben Kanzleien für Firmen drei<br />
Funktionen. Sie vertreten das Unternehmen vor Gericht bei prozessualen<br />
Auseinandersetzungen. Sie entlasten die interne Rechtsabteilung.<br />
Und sie unterstützen das Unternehmen mit Expertenwissen. Für<br />
jede Funktion gibt es die richtige Kanzlei. Aber selten eine für alles.<br />
Philipp von Bülow, Geschäftsführer<br />
Jurato.<br />
Philipp von Bülow ist Gründer und Geschäftsführer<br />
von Jurato, einem Vermittlungsdienst<br />
für Rechtsanwälte im Internet.<br />
Er sieht, wie sich die Anforderungen an<br />
Kanzleien derzeit verändern. „Spezialisierung<br />
wird immer wichtiger, gerade bei den<br />
kleineren Kanzleien.“ Diese positionieren<br />
sich mit Nischenthemen und hoher Branchenexpertise<br />
gegenüber den Großkanzleien.<br />
Davon können Unternehmen profitieren.<br />
Positive Indikatoren für deren Qualität<br />
können Veröffentlichungen in relevanten<br />
Fachmedien sein, aber auch Fachanwaltstitel,<br />
die eine Spezialisierung in einem Themenfeld gewährleisten.<br />
Gerade der Fachanwaltstitel ist ein guter Hinweis auf die Qualität eines<br />
Anwalts. Um einen solchen Titel zu bekommen, müssen Rechtsanwälte<br />
nachweisen, dass sie über Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen,<br />
„die erheblich darüber hinausgehen, was üblicherweise durch die Ausbildung<br />
und die praktische Erfahrung im Beruf vermittelt wird“, wie<br />
es bei der Bundesrechtsanwaltskammer heißt. Die Rechtsanwälte<br />
6
Anzeige<br />
Das regelmäßige Gespräch – ein<br />
Mehrwert, der sich auszahlt.<br />
Ein rein organisch gewachsenes System kann funktionieren. Eine regelmäßige Überprüfung,<br />
ob nicht mit kleinen Anpassungen in der Gesellschaftsstruktur, den täglichen Abläufen oder<br />
Verträgen mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern einiges bewegt werden kann, gehört auf<br />
die to-do-Liste des Unternehmers und zahlt sich oftmals direkt aus.<br />
Jeder Unternehmer kennt das: die Anforderungen<br />
des Tagesgeschäfts erfüllt man, die Aufträge<br />
können gut abgearbeitet werden und die<br />
Kunden werden zufrieden gestellt. Nur bleibt<br />
bei dem normalen Alltag im Unternehmen wenig<br />
Zeit, um darüber nachzudenken, was wäre,<br />
wenn es mal aus irgendeinem Grund nicht so<br />
laufen würde.<br />
„Am“ Unternehmen arbeiten<br />
Eine wichtige Aufgabe des Unternehmers ist es<br />
aber, nicht nur – wie ein Manager – IM Unternehmen<br />
zu arbeiten, sondern auch AM Unternehmen.<br />
Denn dadurch schafft er es, den<br />
durch harte Arbeit geschaffenen Unternehmenswert<br />
auch zu erhalten! Das Ziel kann dabei<br />
unterschiedlich sein: sei es, um einfach nur<br />
die gute aktuelle Ertragslage stabil zu halten,<br />
sei es für die familieninterne Nachfolge in naher<br />
oder auch ferner Zukunft oder vielleicht<br />
auch den Verkauf des Unternehmens.<br />
Ein kurzer Austausch mit dem<br />
Sparrings-Partner<br />
Vor diesem Hintergrund lohnt sich der regelmäßige<br />
Kontakt und eine kurze Überprüfung<br />
der aktuellen Struktur durch den juristischen<br />
Berater, der aufgrund seiner täglichen Arbeit<br />
auf die Anforderungen von kleinen und mittleren<br />
Unternehmen spezialisiert ist. Der Unternehmer<br />
hat dabei die Möglichkeit, durch diesen<br />
Austausch in oft auch nur kurzen Gesprächen<br />
zu überdenken, ob er im Alltagstrubel an<br />
alles gedacht hat. Hilfreich ist dabei, dass der<br />
Ansprechpartner Erfahrungen aus vielen Branchen,<br />
zum Teil sogar der des Unternehmers<br />
mitbringt, aber eben kein Konkurrenzdenken<br />
zu befürchten ist – wie es oftmals bei Unternehmerkollegen<br />
zu erleben ist. Mit einem solchen<br />
„Sparrings-Partner“ kann offen gesprochen<br />
und so effektiv agiert werden, was sich<br />
direkt im Unternehmen auswirken kann. Wichtig<br />
ist nur, dass der Gesprächspartner die verschiedenen<br />
Bereiche des Unternehmens abdeckt<br />
– sei es im Kaufmännischen oder der<br />
Technik – und Lösungen kennt.<br />
„Kleine Stellschrauben“ reichen oftmals<br />
Tatsächlich ergeben sich in einem regelmäßigen<br />
Austausch manchmal auch nur Kleinigkeiten,<br />
die schon dazu führen, dass aufgekommene,<br />
eventuell unbemerkte Schwachstellen<br />
schnell wieder ausgeräumt werden. Sei es,<br />
dass die AGB wieder aktualisiert, Lieferverträge<br />
an die gewachsene Auftragslage angepasst<br />
oder wertvolle Mitarbeiter ans Unternehmen<br />
gebunden werden. Auch auf dem Gebiet des<br />
geistigen Eigentums können durch regelmäßigen<br />
Austausch Chancen genutzt und Risiken<br />
vermieden werden: So kann der Unternehmer<br />
eigene Neuentwicklungen – oftmals ein Türöffner<br />
für die Erschließung neuer Märkte oder die<br />
Schaffung neuer Allianzen – effektiv sichern;<br />
dazu gehört auch der (möglichst exklusive) Zugriff<br />
auf die Ergebnisse extern beauftragter<br />
Entwicklungen. Risiken, die aus falscher Anwendung<br />
des geltenden Arbeitnehmererfinderrechts<br />
für das Unternehmen entstehen,<br />
lassen sich leicht identifizieren und damit minimieren.<br />
Gerade hier ist eine aktive Teilnahme<br />
des juristischen Beraters am „Alltag“ des Unternehmens<br />
hilfreich.<br />
Durch ein solches Legal Process Optimizing<br />
werden die Strukturen des Unternehmens stabilisiert,<br />
was sowohl für den Unternehmer als<br />
auch einen etwaigen Nachfolger einen hohen<br />
Wert darstellt.<br />
Die Zeit ist daher gut investiert!<br />
Klaus P. Raunecker und Armin Weidt sind erfahrene<br />
Ansprechpartner für Unternehmer.<br />
Foto: Marc Hörger<br />
Ihre zentrale Anlaufstelle:<br />
Frauenstraße 11 D-89073 Ulm<br />
www.knorr.ag<br />
www.raunecker-patent.com<br />
7
[spezial] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Kompetente und effzient arbeitende<br />
Kanzleien geben Firmen Rückhalt.<br />
Illustration: primovich / shutterstock.com<br />
GROSSKANZLEIEN OFT DEUTLICH TEURER<br />
Die Auswahlverfahren, mit denen Unternehmen ihre Kanzleien finden,<br />
sind zum Teil sehr ausgefeilt. Wie schon lange bei der Vergabe<br />
von Aufträgen an externe Dienstleister üblich, gibt es auch bei der<br />
Auswahl von Kanzleien regelrechte Pitches, bei denen verschiedene<br />
Kanzleien gegeneinander antreten. Kanzleien, die hier mit Selbstdarstellung<br />
punkten wollen, erreichen damit das Gegenteil: Sie werden<br />
schnell ausgesiebt. Unternehmen lassen sich nicht mehr von den Erfolgen<br />
der Vergangenheit blenden. Kanzleien sollten die Branche kennen<br />
und sich auch über das Unternehmen informiert haben. In ihrer<br />
Präsentation sollten sie, soweit es geht, schon auf Fragestellungen<br />
eingehen und zumindest eine grobe Vorstellung<br />
von einem möglichen Projektplan haben.<br />
Zudem ist der Auftritt bei der Präsentation wichtig:<br />
Gibt es eine klare Rollenverteilung? Wer übernimmt<br />
die fachlichen Fragen? Tritt hier ein Team auf,<br />
oder nur eine Gruppe von Einzelkämpfern? Natürlich<br />
müssen auch die Personen überzeugen<br />
– schließlich ist Vertrauen in der Zusammenarbeit<br />
unerlässlich. Da sollte man bei der Auswahl<br />
auch ein gutes Bauchgefühl haben.<br />
Je größer ein Unternehmen, desto besser ist<br />
es bei Großkanzleien aufgehoben. Diese verfügen<br />
in der Regel über ein internationales<br />
Netzwerk und decken die unterschiedlichsten<br />
Rechtsgebiete ab. Das kann zum<br />
Beispiel bei länderübergreifenden Transaktionen<br />
hilfreich sein, oder bei Unternehmenskäufen,<br />
bei denen gleich ein<br />
paar Dutzend Rechtsgebiete von Arbeitsrecht<br />
bis Kartellrecht zu beachten<br />
sind. Der Nachteil: Die Rechtsanwälte in<br />
Großkanzleien haben oft sehr hohe Stundensätze<br />
– was zu entsprechenden Kosten bei der<br />
Rechtsberatung führt. Eine Mischkalkulation<br />
kann hilfreich sein: Während für die „schweren<br />
Brocken“ das Know-how und die Personalpower<br />
einer Großkanzlei in Anspruch genommen wird, kann bei<br />
kleineren standardisierten Fällen, etwa Streitigkeiten im Arbeits- oder<br />
Verbraucherrecht, auch mit kleinen und mittelständischen Kanzleien<br />
zusammengearbeitet werden. Diese haben eine schlankere Struktur<br />
und häufig sehr viel preiswertere Stundensätze.<br />
müssen einen 120 stündigen Fachkurs belegen<br />
und eine Abschlussprüfung bestehen. Darüber<br />
hinaus müssen sie jedes Jahr den Nachweis erbringen,<br />
dass sie sich regelmäßig fortbilden.<br />
Neben der fachlichen Qualität sollten Firmen bei der Auswahl einer<br />
Kanzlei auch andere Faktoren berücksichtigen. „Wichtig sind Schnelligkeit<br />
und effizientes Arbeiten“, sagt von Bülow. Ein Großteil der<br />
Kommunikation in Unternehmen findet inzwischen per E-Mail statt.<br />
Kanzleien sollten in der Lage sein, ihren Mandanten eine sichere digitale<br />
Kommunikation anzubieten. Dies beinhaltet zum Beispiel moderne<br />
Verschlüsselungstechnik und die Verwendung von Diensten,<br />
die ihre Server ausschließlich in Europa oder Deutschland haben.<br />
Illustration: Aenami_Art / shutterstock.com<br />
ABRECHNUNGSMODELLE ZUR AUSWAHL<br />
Kanzleien bieten unterschiedliche Abrechnungsmodelle an. Stundenhonorare<br />
mit Obergrenzen, Festpreise, prozentuale Abschläge bei einem<br />
bestimmten Auftragsvolumen. Dabei sollte die Preisplanung<br />
immer realistisch bleiben. Denn was nützt es, dass eine Kanzlei das<br />
günstigste Angebot abgibt, das Budget aber schon nach der Hälfte des<br />
Weges aufgebraucht ist? Gängig sind Pauschalen auf Grundlage eines<br />
vorher berechneten Arbeitsaufkommens. Diese gelten auch dann,<br />
wenn die Aufgabe länger dauert als erwartet. Auch Honorarobergrenzen<br />
können vereinbart werden. Ist eine solche Grenze bei einem Projekt<br />
erreicht, kann man sich mit der Kanzleien zusammensetzen und<br />
überlegen, ob mehr Budget zur Verfügung gestellt werden kann – oder<br />
die Aufgabe anders gelöst wird.<br />
Wichtig ist, dass sich die Kanzleien nicht vor konkreten Antworten<br />
drücken. Schließlich werden sie dafür bezahlt, Handlungsempfehlungen<br />
abzugeben. Häufig neigen Rechtsanwälte jedoch dazu, immer beide<br />
Seiten im Blick zu haben. Das ist richtig, um eine umfassende Risikoeinschätzung<br />
abgeben zu können. Doch mit dem klassischen „Es<br />
kommt darauf an“, zu dem Rechtsanwälte oft neigen, können Unternehmen<br />
selten etwas anfangen. Damit die Handlungsempfehlungen<br />
fundiert sind, hilft es auch hier, dass die Kanzlei das Unternehmen<br />
und die Branche kennt – und sich in die Rolle der Geschäftsführung<br />
und des Managements hineindenken<br />
kann. Es ist wichtig, dass Unternehmen das<br />
Verhältnis zu ihren Anwälten aktiv gestalten und<br />
die Kanzleien – auch durch kluge Wahl der Abrechnungsmodelle<br />
– dazu zu bringen, schlank<br />
und effizient zu arbeiten. [!]<br />
Welche Kriterien Unternehmen<br />
wichtig sind<br />
Viele Unternehmen setzen vor allem auf die bewährte Zusammenarbeit<br />
mit ihnen bekannten Rechtsanwälten oder Kanzleien.<br />
Dies ist eventuell auch der Unübersichtlichkeit des Marktes<br />
geschuldet, in der kleine Kanzleien, Boutiquen und<br />
Großkanzleien zum Teil ähnliche Felder besetzen können. Was<br />
Unternehmen bei der Auswahl wichtig ist:<br />
Bewährte Zusammenarbeit/Vertrauen 95 %<br />
Persönlichkeit des Anwalts 85 %<br />
Empfehlung von Kollegen 69 %<br />
Referenzen 67 %<br />
Reputation/Image 61 %<br />
Nennung in Branchenzeitschriften/<br />
Büchern/Magazinen 30 %<br />
Fachveröffentlichungen in<br />
Fachzeitschriften/Magazinen/Internetforen 30 %<br />
Kanzleiinterne MandantenSeminare (Einladungen) 25 %<br />
Quelle: Rechtsabteilungs-Report 2015/2016<br />
8
Beratung ohne Umwege<br />
Als Wirtschaftskanzlei vor Ort begleiten wir<br />
Ihr Unternehmen direkt zum Ziel – und darüber hinaus.
[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
Gärtners<br />
Liebling<br />
Heute spüren, was morgen wichtig ist. Dafür steht Gardena. Das sagt<br />
Sascha Menges. Er leitet seit fünf Jahren den Hersteller von Gartengeräten<br />
und sitzt im Vorstand des schwedischen Mutterkonzerns Husqvarna. Ein<br />
Gespräch über die Launen des Wetters, Roboter und Stadtgärten der Zukunft.<br />
Worauf schauen Sie als erstes, wenn Sie in Gärten<br />
anderer Menschen kommen?<br />
Ich kann nirgends vorbeilaufen, ohne zu schauen, was<br />
im Garten steht. Wenn ich Gardena sehe, freue ich<br />
mich. Das ist in Deutschland oft der Fall, in anderen<br />
Ländern nicht zwangsläufig.<br />
Wie oft werden sie privat auf Gardena angesprochen?<br />
Oft. Der Garten ist ein ergiebiges Gesprächsthema.<br />
Nicht nur weil ich Geschäftsführer von Gardena bin,<br />
sondern weil viele Menschen sich fürs Gärtnern interessieren.<br />
Gleichzeitig erzählen mir Leute von ihren Erlebnissen,<br />
die sie mit der Marke Gardena hatten, im<br />
Positiven wie im Negativen.<br />
Wann haben Sie das letzte Mal gegärtnert?<br />
Am Wochenende, als ich mit einem Konkurrenzprodukt<br />
Unkraut entfernt habe. Auch die müssen getestet<br />
werden.<br />
Sie testen Konkurrenzprodukte im eigenen Garten?<br />
In der Tat. Um zu sehen, was unser Produkt vom anderen<br />
unterscheidet oder was wir noch besser machen<br />
können. Oder um andere Segmente auszuprobieren,<br />
denn Gardena besetzt längst nicht alle Gartenthemen.<br />
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung im Garten?<br />
Definitiv Bäume schneiden. Mit dem neuen Star-Cut,<br />
einem Teleskopstiel mit Schneidkopf an der Spitze,<br />
macht das Spaß. Meine Frau, die eine passioniertere<br />
Gärtnerin als ich ist, war ganz angetan und hat mich<br />
gefragt, warum es das erst jetzt gibt.<br />
Sie sind Vorstandsmitglied der Husqvarna Group,<br />
Gardena-Chef und verantworten Standorte in ganz<br />
Europa und Australien. Wie finden Sie da Zeit zum<br />
Bäume schneiden?<br />
Ich bin oft unterwegs, Gärtnern gehört für mich zur<br />
Freizeit. Toll ist, dass ich das Testen unserer Geräte mit<br />
dem Hobby verbinden kann. Unsere Familie verbringt<br />
gerne Zeit im Garten.<br />
Wie sehr hat das Wetter dieses Jahr den Umsatz<br />
beeinflusst?<br />
Das Wetter ist in dem saisonalen Geschäft natürlich<br />
ein wesentlicher Faktor, weil Gardena auch ein Bewässerungs<strong>unternehmen</strong><br />
ist. Viele kennen unsere Gartenschläuche,<br />
Brausen und Regner für den Rasen. Also<br />
treibt vor allem trockenes Sommerwetter unseren Umsatz<br />
in die Höhe. In Regenphasen verkaufen sich jedoch<br />
Schneidgeräte und Rasenmäher besser. Die Herausforderung<br />
ist, die richtige Ware zur richtigen Zeit auf Lager<br />
zu haben, um je nach Wetter reagieren zu können.<br />
Wie gelingt das?<br />
Wir produzieren nah am Umsatz, um flexibel auf die<br />
Nachfrage reagieren zu können und haben bereits vor<br />
zehn Jahren die Logistik in Ulm zentralisiert. Wir wissen<br />
nie, wann und wo die Gartensaison losgeht. Wir<br />
haben auch drei Werke in Tschechien. Dort werden<br />
aber vorwiegend Produkte hergestellt, deren Nachfrage<br />
wenig schwankt, beispielsweise Rechen.<br />
Wie funktioniert diese Flexibilität beim Personaleinsatz?<br />
Dank einer über Jahrzehnte gemeinsam mit dem Betriebsrat<br />
entwickelten Flexibilitätsvereinbarung. Diese<br />
ermöglicht es uns, in der Hauptsaison intensiv zu produzieren,<br />
wofür viele unserer Mitarbeiter im Sommer<br />
Zur Person<br />
In seiner Studienzeit<br />
hat Sascha Menges<br />
intensiv gezaubert<br />
und trat<br />
gemeinsam mit einem<br />
Freund hobbymäßig<br />
auf. Heute<br />
zaubert er noch für<br />
seine beiden Kinder<br />
und deren Freunde.<br />
Geboren ist Menges<br />
1971 in Haunstetten<br />
(bei Augsburg), aufgewachsen<br />
in München.<br />
Dort studierte<br />
er Elektrotechnik und<br />
im Hauptdiplom Wirtschaftsingenieurswesen<br />
in Zürich. Seit<br />
2012 ist er Vorstandsmitglied<br />
von Husqvarna<br />
und Standort-<br />
Chef in Ulm. Als<br />
liebstes Hobby nennt<br />
er seine Familie. Zudem<br />
läuft er zwei bis<br />
dreimal die Woche,<br />
insgesamt bis zu 30<br />
Kilometer. Einmal im<br />
Jahr nimmt er mit<br />
Kollegen an einem<br />
Marathon teil.<br />
Gardena-Chef Sascha Menges freut sich über trockene Sommer. Die sind der beste Umsatzhelfer für Bewässerungstechnik.<br />
11
[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Sie müssen nicht rechen, kein<br />
Kabel hinterherziehen und<br />
der Rasen wird satt grün,<br />
zählt Sascha Menges die Vorteile<br />
des Mähroboters auf.<br />
mehrere Wochen Freizeit genießen dürfen. Damit unser<br />
System funktioniert, muss alles ineinandergreifen:<br />
Mitarbeiter, Lieferanten, aber auch wie wir die Produkte<br />
auslegen.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Wir produzieren in der Nebensaison Standardvarianten,<br />
aber verpacken diese als Ländervarianten erst<br />
kurzfristig. Das ist kapitalintensiv. Aber am Ende wird<br />
der Strich unter allem gezogen und als Premiummarke<br />
müssen wir vor allem lieferfähig sein.<br />
Themenwechsel: Wie stark verändert die Digitalisierung<br />
die Gärtnerkultur?<br />
Sehr stark und zum Positiven. Nehmen wir zum Beispiel<br />
die Mähroboter. Diese Produktidee bringt so viele<br />
Vorteile, dass sie nicht aufzuhalten ist.<br />
Was sind die Vorteile?<br />
Das hat mit Bequemlichkeit und Zeitersparnis zu tun.<br />
Wir haben immer weniger Zeit und suchen Wege, lästige<br />
Dinge zu automatisieren. Das übernimmt der Roboter.<br />
Zudem müssen Sie den Grünschnitt nicht mehr<br />
zusammenrechen und ziehen kein Kabel hinter sich<br />
her. Viel wichtiger ist aber, dass Sie durch den Roboter<br />
ein besseres Ergebnis bekommen. Der kurze Abschnitt<br />
düngt den Boden und die scharfen Klingen sorgen für<br />
ein grüneres, satteres Rasenbild.<br />
Mäht der Roboter tatsächlich besser als der Mensch?<br />
Einem englischen Rasen kommen Sie mit einem Robotermäher<br />
in jedem Fall näher als mit einem herkömmlichen.<br />
Dazu kommt, dass Sie sich durch die Zeitersparnis<br />
auf Dinge konzentrieren können, auf die Sie<br />
wirklich Lust haben. Fast alle Besitzer geben ihrem<br />
Mähroboter übrigens einen Namen, kleben Augen auf<br />
oder bauen ihm ein Häuschen. Er wird Teil der Familie.<br />
Warum eigentlich mäht der kleine Kerl nach dem<br />
Zufallsprinzip?<br />
Systematisch mähen heißt, systematisch Fehler machen.<br />
Es passiert, dass Streifen bleiben und gewisse<br />
Stellen nicht gemäht werden. Der intelligente Algorithmus,<br />
den wir freies Bewegungsmuster nennen,<br />
stellt sicher, dass die gesamte Grünfläche abgedeckt ist.<br />
Mit mehr als 20-jähriger Erfahrung in diesem Segment<br />
können wir sagen, dass das die beste und zuverlässigste<br />
Form des Rasenmähens ist.<br />
Wo macht sich die Digitalisierung noch bemerkbar?<br />
Digitalisierung ist ein breites Feld, angefangen bei digitalen<br />
Medien zur Informationsbeschaffung. Früher<br />
kauften sich Gartenfans ausschließlich „Mein schöner<br />
Garten“, heute gibt es unzählige Websites und Foren, in<br />
denen man sich informieren kann. Unsere Zielgruppe<br />
– die passionierten Gärtner – will sich austauschen und<br />
Neues über ihr Hobby lernen. Auch der Vertrieb über<br />
Online-Shops nimmt zu. Am spannendsten aus meiner<br />
Sicht ist aber die Produktseite.<br />
Weil Sie jetzt Gartengeräte vernetzen?<br />
Ja, das klingt zunächst abstrus, ist aber eine riesige<br />
Chance für unsere Endkunden, sich dem Thema Garten<br />
auf neue Art zu nähern. Gardena ist mit Bewässerungsprodukten<br />
und Gartengeräten schon immer ein<br />
Systemanbieter. Mit der Vernetzung können wir unterschiedliche<br />
Systeme zu einem kombinieren. So können<br />
Geräte ferngesteuert werden, vor allem aber können<br />
sie miteinander kommunizieren und dadurch<br />
bessere Ergebnisse erzielen.<br />
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
Wie zum Beispiel…?<br />
In unserem Smart-System vernetzen wir einen Bodenfeuchte-Sensor<br />
mit dem Bewässerungscomputer. Ist programmiert,<br />
dass montags um 18 Uhr gegossen wird,<br />
prüft der Sensor kurz vorher, wie feucht der Boden ist<br />
und kommuniziert dem Computer gegebenenfalls, dass<br />
er nicht zu bewässern braucht. Gleichzeitig kann der Anwender<br />
Wettervorhersagen miteinbeziehen. Wenn es<br />
morgen regnet, müssen wir heute nicht bewässern.<br />
Das ist vermutlich noch nicht alles?<br />
Es gibt auch komplexere Anwendungen. Mit den Sensordaten<br />
wie Licht und Temperatur ist weit mehr möglich.<br />
So meldet das System, wenn es Frost gibt, dass Batterie<br />
oder Pumpe besser reingeholt werden sollten. Oder:<br />
Du willst Freitag deine Hecke schneiden, dann lade jetzt<br />
den Akku und so weiter. Es ist uns also möglich, mit den<br />
Geräten zu kommunizieren. Daraus machen wir ein System<br />
– mit der Intelligenz, die wir im eigenen Unternehmen<br />
haben und durch Partnerschaften.<br />
In wie vielen Gärten gibt es bereits Smart-Gardening-Lösungen?<br />
Wir sind mittlerweile im fünfstelligen Bereich. Das ist<br />
für uns eine große Menge, aber noch ist das kein Massenmarkt.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Marktforschungen bestätigen, dass die Generation Y<br />
oder die Millenials einen hohen Bedarf und auch Lust<br />
auf Grün haben. Die Verstädterung nimmt zu, Menschen<br />
haben weniger Zugang zu Grün und wollen sich<br />
eine Oase der Erholung schaffen – mit Trends wie „Ur-<br />
Gardena-Chef Sascha: Das<br />
Bewässerungssystem misst<br />
die Bodenfeuchte, holt sich<br />
Wetterdaten aus dem Internet<br />
und warnt vor Frost.<br />
www.fey-ulm.de<br />
The classic in a new light<br />
USM Haller erschliesst revolutionäre Dimensionen integraler<br />
Beleuchtung: kabellos, dimmbar, energieeffizient.<br />
Eine wahre Innovation – lassen Sie sich inspirieren!<br />
13
Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
sere Konkurrenz bei Generation Nummer zwei ist. Vor<br />
zwei Monaten haben wir den einmillionsten Roboterrasenmäher<br />
gefeiert, den die Husqvarna Group auf den<br />
Markt gebracht hat.<br />
Was sind weitere Gardena-Stärken?<br />
In Systemen zu denken und Systeme zu schaffen, die<br />
kompatibel sind und Komplexität aus dem Produktsortiment<br />
nehmen. Qualität und Design bilden die dritte<br />
Säule. Innovation bleibt unser wichtigster Treiber und<br />
war schon immer eine Herausforderung. Daher investieren<br />
wir heute deutlich mehr als noch vor fünf Jahren<br />
in diesen Bereich.<br />
Was ist so herausfordernd?<br />
Das riesige Produktportfolio. Das reicht von der<br />
Schlauchkupplung – also Kunststofftechnologie –<br />
über Harken zu Rasenmähern mit Batteriesystemen bis<br />
hin zu Robotermähern und vernetztem Garten mit<br />
Schwerpunkt auf Software. Wir bieten rund 1200 Produkte<br />
an.<br />
15 Jahre war der Rasenroboter<br />
ein Zuschussgeschäft. Gardena<br />
blieb hartnäckig. Heute<br />
freut sich Sascha Menges<br />
über ein boomendes Geschäft.<br />
ban Gardening“ oder ähnlichem. Gleichzeitig wissen<br />
die Leute weniger darüber, wie sie eine Tomate anpflanzen<br />
oder Bohnen großziehen. Die Kenntnisse werden<br />
nicht mehr über Generationen weitergegeben wie früher.<br />
An dieser Stelle kommen neue Technologien ins<br />
Spiel. Dafür sind neue Generationen sehr offen. Deshalb<br />
glauben wir, dass der Trend zum Smart Gardening<br />
anhält.<br />
Woher rührt Ihr Optimismus?<br />
Gardena hat 1985, als so langsam PCs in Privathaushalte<br />
einzogen, die ersten Bewässerungscomputer ins Sortiment<br />
genommen. Das war damals kein Massenmarkt.<br />
Aber wir stehen dafür, dass wir Trends früh erkennen<br />
und aufnehmen. Der smarte Garten profitiert auch<br />
vom Smart Home – was mit Heizung,<br />
Sicherheit und Licht ja immer<br />
mehr Bedeutung bekommt.<br />
Das ist beim Thema Robotermähen<br />
ähnlich.<br />
Am Anfang<br />
hieß es:<br />
So, jetzt<br />
integriert<br />
euch mal.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Wir haben vor mehr als 20 Jahren<br />
den ersten Robotermäher auf dem<br />
Markt gebracht. Das war 15 Jahre<br />
lang ein Nischenmarkt und ein Zuschussgeschäft.<br />
Über alle Sparrunden hinweg haben<br />
wir an das Thema geglaubt und in die Produktentwicklung<br />
investiert. Das hat sich gelohnt. Seit fünf Jahren<br />
hebt der Markt ab, und wir stehen mit der achten Generation<br />
Robotermähern vor dem Kunden, während un-<br />
Wie viele Neuheiten streben sie an?<br />
Wir haben jedes Jahr zwischen 10 und 20 Prozent neue<br />
Produkte im Programm.<br />
Wie stemmt das Ihre Entwicklungsabteilung?<br />
Die ist groß, wir arbeiten aber auch mit externen Partnern<br />
zusammen. In der Vergangenheit hat vor allem<br />
Hardware Gardena stark gemacht: perfekte Konstruktion<br />
von Kunststoff- und Metallteilen, Schneidgeometrien<br />
oder Mechaniken.<br />
Und heute?<br />
Da geht es auch um Software-Anforderungen und<br />
schnellere Produkt-Zyklen. Ein Gartengerät bringen sie<br />
einmal im Jahr. Software dagegen muss viel schneller<br />
entwickelt werden. Jetzt müssen wir diese grundverschiedenen<br />
Anforderungen zusammenbringen – wie<br />
viele Unternehmen anderer Branchen auch.<br />
Wie gehen Sie dabei vor?<br />
Wir bauen unsere eigene Softwarekompetenz<br />
aus und kaufen<br />
gleichzeitig zu, so wie wir es mit<br />
Koubachi gemacht haben, einem<br />
kleinen Start-Up in Zürich. Die haben<br />
nicht nur Kompetenzen und<br />
Pflanzendatenbanken, sondern<br />
vor allem die Start-Up-Kultur mitgebracht,<br />
also schnelle Entwicklungsprozesse.<br />
Uns ist es gelungen, die beiden Kompetenzbereiche<br />
zusammenzuführen.<br />
Wie haben Sie das gemacht?<br />
Wir haben das Start-Up nicht komplett integriert, son-<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
dern zum ausgelagerten Excellence-Center im Bereich<br />
Vernetzung erklärt. Neben den Kategorien Bewässerung,<br />
Geräte, elektrische Geräte gibt es nun auch den<br />
Bereich „Smart“, den der ehemalige Gründer des Start-<br />
Ups verantwortet. Er verantwortet sowohl Hardwareals<br />
auch Softwarekomponenten. Mittlerweile ist diese<br />
neue Kategorie auch in der Mitarbeiterzahl deutlich<br />
angewachsen.<br />
Warum ist dieses Auslagern so wichtig?<br />
Die Züricher sitzen in Start-Up-Büros. Die Atmosphäre<br />
ist loftig. Diese Kultur der Kreativität, des Experimentierens<br />
und Ausprobierens wollen wir durch die räumliche<br />
Trennung aufrechterhalten. Im nächsten Schritt<br />
mussten wir sie mit dem Markenversprechen von Gardena<br />
zusammenbringen. Als Premiumanbieter müssen<br />
unsere Produkte, die auf den Markt kommen, ausgereift<br />
sein. Beide Aspekte müssen passen.<br />
Ihre Mitarbeiter kennen die Situation. Schließlich<br />
mussten auch Gardena und Husqvarna vor zehn<br />
Jahren zusammenwachsen. Ist dieser Prozess abgeschlossen?<br />
Die Mitarbeiter fühlen sich heute mehr denn je als Teil<br />
der Gruppe. Aber das war ein langer Weg mit großen<br />
Veränderungen.<br />
Welche waren das?<br />
Am Anfang hieß es von Husqvarna: So, jetzt integriert<br />
euch mal. Es gab keine Businesspläne, es kamen keine<br />
Manager aus Schweden, um uns anzuweisen, es gab<br />
kein Sparprogramm, keinen Stellenabbau. Uns als<br />
deutsches Unternehmen überraschte das. Wir behielten<br />
zunächst eine große Eigenständigkeit. Das ist aus<br />
meiner Sicht eine Stärke der schwedischen Unternehmerkultur.<br />
Man ist offen für anderes. Husqvarna kaufte<br />
uns mit einem klaren Gedanken, nämlich: Gardena<br />
kann etwas, was wir nicht können. Deshalb geben wir<br />
nichts vor, sondern schauen erstmal wie die das machen.<br />
Dabei blieb es aber nicht.<br />
Eine zweite Phase wurde durch einen Managementwechsel<br />
eingeleitet. Zuvor hatte Husqvarna immer<br />
wieder Unternehmen aufgekauft und nie wirklich integriert.<br />
Die neue Leitung beschloss, gemeinsame Standards<br />
für dieses erfolgreiche, aber komplexe Zusammenspiel<br />
zu schaffen und zentralisierte Funktionen.<br />
Da spürten wir erstmals, dass Gardena Teil eines Konzerns<br />
ist und die Entscheidungsgewalt nicht mehr in<br />
Ulm sitzt.<br />
Wie wirkte sich das aus?<br />
Gemeinsame Standards sind kein Fehler und sparen<br />
Kosten ein. Sie haben aber dazu geführt, dass wir am<br />
Zuhören, analysieren, argumentieren,<br />
auf den Punkt<br />
bringen: Gardena-Chef und<br />
Husqvarna-Vorstandsmitglied<br />
Sascha Menges.<br />
15
[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Sascha Menges zeigt die kompakte Gardena-Box für Balkongärtner. Mit Schlauchverbindern ist das Unternehmen groß geworden.<br />
Vor 49 Jahren klickte es zum ersten Mal bei Gardena<br />
Es war im Flower-Power-Jahr 1968, als von Gardena. Seither gehört das Unternehmen<br />
zur Husqvarna-Gruppe. Diese ist<br />
es bei Gardena zum ersten Mal „Klick“<br />
gemacht hat. Bis heute ist die Schlauchkupplung<br />
das meistverkaufte Produkt geräten für Forstwirtschaft, Landschafts-<br />
der weltweit größte Hersteller von Motor-<br />
des Gartengeräteherstellers. Das Unternehmen<br />
war 2002 von den Familienei-<br />
auch europäischer Marktführer für Bepflege<br />
und Garten und dank Gardena<br />
gentümern für 350 Millionen Euro an den wässerungstechnik. Der Konzern ist zudem<br />
einer der führenden Anbieter für<br />
schwedischen Finanzinvestor Industri Kapital<br />
verkauft worden. Der trennte sich Schneidgeräte und Diamantwerkzeuge<br />
vier Jahre später für 730 Millionen Euro für die Bau- und Steinindustrie. Die vier<br />
Divisonen erwirtschafteten zuletzt mit<br />
11.900 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern<br />
einen Jahresumsatz von 36 Mrd.<br />
schwedischen Kronen (3,8 Milliarden Euro).<br />
Mit einem Umsatz von 537 Millionen<br />
Euro ist Gardena die drittgrößte Division.<br />
Sie wächst seit Jahren stetig. An den<br />
Standorten Ulm, Heuchlingen, Niederstotzingen<br />
und Laichingen beschäftigt<br />
Gardena rund 1850 Mitarbeiter. AMB<br />
Markt PS verloren haben. Weil Entscheidungsprozesse<br />
langwieriger wurden und der Fokus im Vorstand nicht<br />
auf Schlauchkupplungen lag und liegt.<br />
Was war die Folge?<br />
Das haben wir erkannt und sind in der dritten Phase<br />
nun seit drei Jahren wieder eigenständiger. Eine von<br />
vier Husqvarna-Divisionen sitzt mit einem Managementteam<br />
in Ulm. Wir entscheiden<br />
viele Dinge schnell und direkt.<br />
Grund für diesen Quantensprung<br />
war eine klare Ausrichtung der<br />
Marke auf eine Zielgruppe – nämlich<br />
den leidenschaftlichen Gärtner.<br />
Seit wir diese Richtung eingeschlagen<br />
haben, sind wir wieder<br />
mit mehr PS am Markt. Daher<br />
wachsen wir schnell und profitabel.<br />
Gleichzeitig genießen wir alle Vorteile,<br />
die uns die Gruppe bietet.<br />
Heute sind<br />
wir wieder<br />
mit mehr PS<br />
auf dem<br />
Markt.<br />
Und die sind?<br />
Wir haben Zugang zu Robotertechnologie – eine klare<br />
Husqvarna-Stärke – zentralem Einkauf oder gemeinsamen<br />
Technologieentwicklungen. Will Gardena einen<br />
Standort in Indien aufbauen, können wir Vertriebsinfrastrukturen<br />
der Gruppe nutzen. Dieses Netzwerk<br />
in Verbindung mit der Möglichkeit, eigenständig zu<br />
entscheiden, macht uns schneller als Mitbewerber.<br />
Welche Vorteile bringt es dem Standort Ulm, dass<br />
hier eine von vier Husqvarna-Divisionen ihren Sitz<br />
hat?<br />
Hier sitzt neben der Gardena-Division<br />
auch der Husqvarna-Vertrieb<br />
für Deutschland, Österreich,<br />
Schweiz. Was wir hier an Backoffice-Prozessen<br />
und Logistik abwickeln,<br />
macht den Standort viel<br />
nachhaltiger als früher. Seit 2015<br />
haben wir in Deutschland über<br />
200 neue Positionen aufgebaut.<br />
Wir investieren zweistellige Millionenbeträge<br />
für die Infrastruktur vor Ort. Für unsere<br />
Mitarbeiter bietet die Gruppe internationale Karrierechancen.<br />
Viele probieren sich sechs Monate oder mehrere<br />
Jahre im Ausland aus – und wissen, dass sie zurück<br />
nach Deutschland kommen können.<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
Wo will Gardena wachsen?<br />
Da gibt es mehrere Ansätze. Geografisch zählen zu unseren<br />
Kernmärkten alle deutschsprachigen Länder, Belgien<br />
und die Niederlande. Dort sind wir mit unserem<br />
ganzen Sortiment von Bewässerungstechnik über Garten-,<br />
Elektro- bis hin zu Batteriegeräten vertreten. Zudem<br />
sind wir weltweit in Märkten mit europäisch geprägter<br />
Gartenkultur mit Bewässerungssystemen<br />
erfolgreich. Unser Ziel ist es, besonders in diesen Ländern<br />
unsere anderen Segmente weiter auszubauen. Das<br />
gilt beispielsweise für Spanien, Frankreich, Russland,<br />
Italien und Skandinavien. Dort ist noch sehr viel Potenzial<br />
vorhanden.<br />
Mit zunehmender Verstädterung<br />
verändern sich Gartenbedürfnisse.<br />
Gardena reagiert<br />
darauf mit neuen Produkten<br />
und Vertriebswegen.<br />
PERSONALBERATUNG<br />
ENTWICKLUNGSPARTNER<br />
RECRUITINGAGENTUR<br />
Wir unterstützen Sie<br />
bei der Suche nach Führungspersönlichkeiten,<br />
die Ihr Unternehmen zum Erfolg führen<br />
im gesamten Prozess von der Abstimmung<br />
des Positionsprofils bis zum erfolgreichen<br />
Abschluss<br />
Wir freuen uns auf Sie.<br />
Ihre eleven personalberatung<br />
Was ist Ihr wichtigster Vertriebskanal?<br />
Gardena ist historisch in Baumärkten und Gartencentern<br />
stark vertreten. Diesen wichtigen Vertriebskanal<br />
müssen wir halten. Mit zunehmender Verstädterung<br />
verändern sich aber Gartenbedürfnisse.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Gärten entstehen auf Balkonen, Terrassen und am<br />
Fensterbrett. Das sind Wohnsituationen, die Kunden<br />
nicht dazu verleiten mit dem Auto – das Städter vielleicht<br />
gar nicht mehr haben – zum Baumarkt zu fahren.<br />
Deshalb denken auch wir anders über Garten nach.<br />
Wie sehen diese Gedanken aus?<br />
Auf der Produktseite bieten wir ein eigenes City-Gardening-Sortiment<br />
an. Das besteht aus kleineren, leichter<br />
verstaubaren Geräten mit anderen Designs. Diese Art<br />
des Gartenbedarfs erfordert eine andere Form der Distribution.<br />
Deshalb erweitern wir unsere Kanäle, etwa<br />
auf den Lebensmittelhandel, innerstädtische Läden<br />
und Online-Shops.<br />
17<br />
eleven personalberatung<br />
Weinhof 14<br />
89073 Ulm<br />
tel: 0731 140 224 0<br />
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[titelthema] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Gut gelaunt: Gardena-Chef<br />
Sascha Menges im Gespräch<br />
mit Alexander Bögelein, Redaktionsleiter<br />
<strong>unternehmen</strong>[!].<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
MARC HÖRGER<br />
Mit welchen Produkten lockt Gardena designaffine<br />
Großstadt-Hipster?<br />
Wir sind nach wie vor keine Fashionmarke. Wir stehen<br />
für ein funktionales Design. Balkongärtner brauchen<br />
kleinere Töpfe, Schaufeln und Geräte. Kompakte, vom<br />
Design zurückhaltende Lösungen sind gefragt. Das typische<br />
Gardena-Türkis oder Orange passt hier nicht.<br />
Deshalb haben wir eine Balkonbox mit kompakten Geräten<br />
und dezenten Farben entwickelt, mit der wir sehr<br />
erfolgreich sind. Ein anderes Beispiel sind automatische<br />
Bewässerungssysteme für Balkonkästen,<br />
welche die Pflanzen versorgen,<br />
während die Mieter oder<br />
Eigentümer in den Urlaub fahren.<br />
Welchen Umsatzanteil versprechen<br />
Sie sich von Urban Gardening<br />
in zehn Jahren?<br />
Das ist schwer zu sagen. Überlegen<br />
Sie sich einmal, wie viel Bedeutung<br />
die Terrasse heute im Vergleich<br />
zum Garten hat. Früher nahmen gepflasterte Flächen<br />
fünf bis zehn Prozent des Gartens ein, heute sind es 20<br />
bis 30 Prozent. Es würde mich nicht wundern, wenn<br />
wir mit Citygardening in zehn Jahren bis zu 20 Prozent<br />
unseres Umsatzes machen.<br />
Setzen Billigangebote von Discountern Gardena<br />
unter Druck?<br />
Ein relevantes Marktsegment ist das schon. Aber auch<br />
Nachhaltig<br />
zu sein, dazu<br />
zählt für<br />
uns auch<br />
das Soziale.<br />
definitiv eines, in dem wir nicht spielen. Für manche<br />
Anwendungen mögen diese Geräte ausreichen. Doch<br />
wir stehen für Qualität, Langlebigkeit und Verlässlichkeit.<br />
Wir bieten 25 Jahre Garantie und lebenslange Ersatzteilversorgung.<br />
Das ist in einer Welt, die mehr und<br />
mehr nach Nachhaltigkeit strebt, aus meiner Sicht genau<br />
der richtige Anspruch.<br />
Der Begriff Nachhaltigkeit wird oft missbraucht.<br />
Die Husqvarna Group hat sich als eines der ersten Unternehmen<br />
dem Pariser Klimaprotokoll<br />
angeschlossen. Wir lassen<br />
uns als erstes Unternehmen<br />
Schwedens auch extern dafür zertifizieren.<br />
Das heißt, wir schreiben<br />
uns Nachhaltigkeit nicht nur auf<br />
die Fahnen, sondern gehen das<br />
Thema analytisch an.<br />
Wie setzen Sie das im Alltag<br />
um?<br />
Wir haben beispielsweise komplett auf grünen Strom<br />
umgestellt. Zur Nachhaltigkeit zählt für uns aber nicht<br />
nur Ökologie, sondern auch Soziales. Wir wollen der<br />
beste Arbeitgeber sein und tun vieles, um dies zu erreichen.<br />
Die Zufriedenheit der Mitarbeiter messen wir<br />
regelmäßig intern und entwickeln uns positiv. Dabei<br />
spielen Diversity – also die Verschiedenheit der Menschen<br />
– und Sicherheit eine große Rolle. Seit 2016 produzieren<br />
wir sogar eigenen Honig hier am Standort. [!]<br />
18
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[machen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Abriss mit Feingefühl<br />
Eigentlich wollte Markus Christadler Bauingenieur werden. Heute ist er Geschäftsführer der Eislinger<br />
CK Abbruch & Erdbau GmbH und hat sich einen Namen als Experte für komplexe Rückbauten gemacht.<br />
Bagger, die in luftiger Höhe an Kranseilen<br />
schweben, lösen bei Markus Christadler<br />
kein Schwindelgefühl aus – und<br />
auch der Drang, die Welt per Smartphone an<br />
dieser Skurrilität teilhaben zu lassen, ist ihm<br />
fremd. Seit 14 Jahren ist er Geschäftsführer<br />
der CK Abbruch & Erdbau GmbH in Eislingen.<br />
Mit seinem 28-köpfigen Team reißt der<br />
39-Jährige jährlich 200 Wohn-, Gewerbe- und<br />
Industrieimmobilien ab. Eine komplexe Aufgabe,<br />
denn „Abbruch ist mehr als nur die Abrissbirne<br />
zu schwingen“, sagt Christadler<br />
schmunzelnd. In seinem Alltag kommt das<br />
Relikt aus vergangenen Zeiten kaum mehr<br />
zum Einsatz. Grund sind die meist beengten<br />
Verhältnisse: Ist die Gegend um das abzureißende<br />
Gebäude eng bebaut, muss jeder Schritt<br />
sorgfältig geplant werden. Daher beginnt die<br />
Arbeit der Zerstörungsexperten mindestens<br />
sechs Wochen, bevor der erste Stein fällt.<br />
TONNENSCHWERER FUHRPARK<br />
„Im Abbruchzeitplan steckt viel Hirnschmalz,<br />
denn jede Baustelle ist einzigartig“, betont der<br />
Fachmann. So müssten Wasser- und Stromleitungen<br />
umgelegt, Schadstoffe identifiziert<br />
und öffentliche Flächen zum Abstellen oder<br />
Zwischenlagern der Fuhrparkriesen gefunden<br />
und genehmigt werden. 21, 28 oder gar 32 Meter<br />
ragen die Arme der firmeneigenen Longfront-Abbruchbagger<br />
in voll ausgefahrenem<br />
Zustand in die Höhe, bis zu 100 Tonnen bringen<br />
die Schwergewichte auf die Waage. Insgesamt<br />
nennt CK 16 größere Bagger sowie Radlader,<br />
Raupen, Recycling- und Siebanlagen im<br />
Wert von mehreren Millionen Euro ihr Eigen.<br />
Bei der Unternehmensgründung 2003 sah das<br />
noch anders aus. „Mit nur drei Baggern haben<br />
wir angefangen“, erinnert sich der Firmenchef,<br />
der eigentlich Bauingenieurswesen studieren<br />
wollte. Der frühe Tod seiner Eltern<br />
machte ihm damals einen Strich durch die<br />
Abbruch des Hochhauses der Staatsanwaltschaft<br />
Ulm: Ein Vorhang schützt Passanten und Autos.<br />
20
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
Rechnung; mit 23 Jahren musste sich Christadler<br />
entscheiden, wie es mit dem elterlichen<br />
Abbruch<strong>unternehmen</strong> weitergehen sollte.<br />
Sein Herz hing an der Branche, den Familienbetrieb<br />
wollte er dennoch nicht übernehmen.<br />
Stattdessen setzte er alles auf eine Karte, wickelte<br />
das elterliche Unternehmen ab und<br />
gründete seinen eigenen Betrieb. Der Plan<br />
ging auf: 2016 setzte CK zehn Millionen Euro<br />
netto um.<br />
Auf der Baustelle hingegen geht Christadler<br />
kein Risiko ein. „Sicherheit ist das erste Gebot“,<br />
betont er. Weil es beim Gebäudeabriss<br />
immer wieder zu gefährlichen Situationen<br />
kommen kann, sind regelmäßige Sicherheitsschulungen<br />
für alle Mitarbeiter Pflicht. Straßensperren<br />
und ein riesiger Gummivorhang,<br />
der herabfallende Bruchstücke abfängt, sollen<br />
Nachbargebäude und Passanten schützen.<br />
„Bei starkem Wind müssen wir trotzdem<br />
manchmal unterbrechen.“<br />
SPEZIALWISSEN GEFRAGT<br />
Der bisher planungsintensivste Auftrag kam<br />
vergangenes Jahr von der Firma Heidelberger<br />
Cement in Schelklingen. „Im laufenden Betrieb<br />
haben wir dort einen Teil des Zementwerkes<br />
abgerissen“, erinnert sich der Firmenchef.<br />
Darunter einen 70 Meter hohen<br />
Schornstein und einen riesigen Drehofen. Eine<br />
Herausforderung sei außerdem der Abbruch<br />
des Göppinger Frey-Centers gewesen.<br />
Um das ehemalige Kaufhaus von oben nach<br />
unten abtragen zu können, platzierten die<br />
Abbruch-Spezialisten hier sechs Abbruchbagger<br />
auf dem Gebäudedach – zusammen mit<br />
dem anfallendem Bauschutt eine nicht zu unterschätzende<br />
Last. Deshalb stützte das CK-<br />
Seit über einem Jahrzehnt Experte für Zerstörung<br />
Firmenchef Markus Christadler (rechts) bei der Übergabe einer Zeppelin-Baumaschine.<br />
Team die Kellergeschosse mit 1000 zweieinhalb<br />
bis vier Meter langen Baumstämmen ab.<br />
Im Betrieb wird abgetragenes Material sortiert<br />
und je nach Schadstoffbelastung recycelt oder<br />
entsorgt. Brech- und Siebanlagen zerkleinern<br />
große Betonstücke und verarbeiten sie wahlweise<br />
zu Sand oder Kies. „Diese Ersatzbaustoffe<br />
nutzen wir in unserem zweiten Geschäftssegment,<br />
dem Erdbau“, sagt Christadler. Um<br />
Die CK Abbruch & Erdbau GmbH wurde<br />
am 16. Juni 2003 in Ottenbach gegründet.<br />
Aktuell beschäftigt das Unternehmen<br />
28 Mitarbeiter am Standort Eislingen,<br />
darunter Bauingenieure,<br />
Baugeräteführer, Vorarbeiter und Abbruchhelfer.<br />
Um das erwartete Firmenwachstum<br />
von fünf bis zehn Prozent abzufedern,<br />
suchen der Mittelständler<br />
Personal, sowohl in Facharbeiter- als<br />
auch in Führungspositionen. Die CK Abbruch<br />
& Erdbau ist Mitglied im Deutschen<br />
Abbruchverband (Köln), einer Interessenvertretung<br />
der Branche. Markus<br />
Christadler hat den Vorsitz des Landesverbands<br />
Baden-Württemberg inne. GYS<br />
die Umwelt zu schonen, will der Eislinger<br />
Firmenchef noch nachhaltiger wirtschaften:<br />
Eine Wiederverwertungsanlage auf dem<br />
Werksgelände soll bis in zwei Jahren zusätzlich<br />
Materialien aufarbeiten. Ein hehres Ziel,<br />
in das der Vollblutunternehmer drei Millionen<br />
Euro investieren will: „Wir arbeiten mit<br />
endlichen Ressourcen. Jeder Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />
zählt.“ [!] <br />
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21
[namen & nachrichten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Extrem günstige<br />
Steuereinheit<br />
für Roboter<br />
Günstig, nachhaltig, minimalistisch<br />
– so sollte am besten jede<br />
neue Erfindung sein. Joachim<br />
Feßler, Student an der Hochschule<br />
Ravensburg-Weingarten,<br />
liegt mit seinem fingergroßen<br />
Platinen-Entwurf also im Trend.<br />
Auf der Funkermesse Ham Radio<br />
war die Steuereinheit das<br />
kleinste der ausgestellen Exponate.<br />
Mit nur sieben Bauteilen<br />
und einem Gesamtpreis von<br />
1,50 Euro ist die Schaltung extrem<br />
billig und damit für Vereine<br />
und Schulen interessant, besonders,<br />
wenn Recyclingteile<br />
für den Bau verwendet werden.<br />
Die Steuerungseinheit kann<br />
zum Beispiel für Roboter verwendet<br />
werden.<br />
Neue<br />
Geburtshilfe<br />
in Wangen<br />
Rund sieben Millionen Euro<br />
wurden in das 200 Betten große<br />
Westallgäu-Klinikum Wangen<br />
investiert. Mit der offiziellen<br />
Einweihung der erneuerten Geburtshilfe-Station<br />
ist die Modernisierung<br />
weiter vorangegangen.<br />
Ebenfalls in Betrieb<br />
genommen wurde die stationäre<br />
Löschanlage des Hubschrauber-Dachlandeplatzes.<br />
Das Land<br />
förderte das Projekt mit 2,7 Millionen<br />
Euro. Das Westallgäu-<br />
Klinikum gehört zum Verbund<br />
der Oberschwabenklinik. Dessen<br />
größtes Haus ist das St. Elisabethen-Klinikum<br />
in Ravensburg<br />
mit über 500 Betten.<br />
Mehr Allgäuer<br />
Emmentaler aus<br />
Bodnegg<br />
Von Herbst dieses Jahres an erwartet<br />
die Martin Bauhofer Käserei<br />
GmbH aus Bodnegg bei<br />
E-Boards vom Bodensee<br />
Das junge Unternehmen JayKay UG aus Kressbronn am Bodensee<br />
hat ein Elektro-Longboard entwickelt. Dank patentierter<br />
„E-Achse“ fahren die Boards 12 Kilometer weit mit bis zu Tempo<br />
30. Es ist das weltweit erste elektrische Longboard mit unsichtbarem<br />
Antrieb.<br />
Ravensburg eine Umsatzsteigerung<br />
von rund 15 Prozent. Das<br />
Unternehmen wird von 17 zusätzlichen<br />
Bauern aus der Region<br />
um Kisslegg und Leutkirch<br />
mit Heumilch für die Herstellung<br />
seines Allgäuer Emmentalers<br />
beliefert. Eine neu gebaute,<br />
1000 Quadratmeter große Kühlund<br />
Versandhalle verdreifacht<br />
die Lagerkapazität des Unternehmens.<br />
1911 wurde die Firma<br />
gegründet: Die ersten Käse wurden<br />
von Käsermeister Alfons<br />
Geiselmann hergestellt. Heute<br />
zählt die Käserei 35 Mitarbeiter<br />
und erzielt einen Umsatz von<br />
zehn Millionen Euro. Das Unternehmen<br />
liefert in alle Welt,<br />
sogar bis nach Dubai .<br />
Airbus schickt<br />
neuen Satellit<br />
in den Weltraum<br />
Im <strong>Oktober</strong> des kommenden<br />
Jahres soll der neue Wettersatellit<br />
„Metop-C“ seine Reise ins<br />
Weltall starten. Entwickelt wurde<br />
er von Airbus in Immenstaad<br />
am Bodensee. Mithilfe einer<br />
Ariane-5 -Trägerrakete wird er<br />
vom europäischen Weltraumbahnhof<br />
in Kourou, Französisch-Guayana,<br />
in den Orbit gebracht,<br />
um von dort noch<br />
genauere Wetterdaten als bisher<br />
möglich auf die Erde zu<br />
schicken. Airbus SE ist der<br />
größte Luft- und Raumfahrtkonzern<br />
Europas und der zweitgrößte<br />
der Welt. In Deutschland<br />
beschäftigt Airbus an 29 Standorten<br />
rund 48.000 Mitarbeiter.<br />
Der Umsatz des Konzerns im<br />
vergangenen Jahr betrug knapp<br />
67 Milliarden Euro.<br />
Aus historischer<br />
Schule wird<br />
Vier-Sterne-Hotel<br />
An Pfingsten 2019 sollen die<br />
ersten Gäste in Wolfegg übernachten.<br />
So sieht es der Plan<br />
von Investor Peter Hornstein<br />
vor. In dem historischen Gebäude<br />
plus einem 250 Quadratmeter<br />
großen Anbau sollen 23<br />
Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer<br />
mit Vier-Sterne-<br />
Standard entstehen. Im Erdgeschoss<br />
wird es eine offene<br />
Gastronomie mit Weinstube geben.<br />
Mit dem Bau begonnen<br />
wird im Frühjahr 2018. Im vergangenen<br />
Jahr hatte Hornstein<br />
das 1908 erbaute, denkmalgeschützte<br />
ehemalige Schulgebäude<br />
von der Gemeinde für<br />
rund eine halbe Million Euro<br />
erworben.<br />
Eröffnung der<br />
Inselhalle<br />
verzögert sich<br />
Nach dem Jahreswechsel soll<br />
die Lindauer Inselhalle im Januar<br />
2018 endlich in Betrieb gehen.<br />
Geplant war die Fertigstellung<br />
eigentlich schon für<br />
September dieses Jahres. Die<br />
Höhe der Mehrkosten des 53<br />
Millionen Euro teuren Projekts<br />
ist noch nicht bekannt, sicher<br />
ist aber, dass die Sache wird<br />
teurer als ursprünglich geplant.<br />
Trotz allem sieht die Buchungslage<br />
zufriedenstellend aus: 1064<br />
Raumbelegungen fürs kommende<br />
Jahr seien bereits sicher,<br />
heißt es von der Stadt – darunter<br />
Tagungen, Konzerte und<br />
Veranstaltungen von Lindauer<br />
Vereinen. [!] <br />
RIZ<br />
22
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Abbildungen zeigen Wunschausstattung gegen Mehrpreis.<br />
FORD MONDEO TURNIER BUSINESS EDITION<br />
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Ford S-MAX: 5,6 (innerorts), 4,6 (außerorts), 5,0 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 129 g/km (kombiniert).<br />
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monatliche Leasingrate, € 0 netto (€ 0,00 brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45000 km Gesamtlaufleistung.<br />
23
[verantworten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
So habe ich mir das nicht vorgestellt!<br />
Der Generationswechsel in Familien<strong>unternehmen</strong> ist oft konfliktbeladen. Die Coaches Nicola Buck und Ferdinand<br />
Hirmer zeigen, wie er sich vorbereiten und Streit vermeiden lässt.<br />
Ein rosa Plüschelefant sitzt mitunter am<br />
Tisch, wenn Nicola Buck und Ferdinand<br />
Hirmer Unternehmerfamilien beraten.<br />
Die beiden Coaches und Mediatoren begleiten<br />
und unterstützen Inhaberfamilien beim Generationswechsel.<br />
Der rosa Elefant steht für<br />
ein grundsätzliches Thema bei der Nachfolge:<br />
„Alle sehen den offensichtlichen Konflikt,<br />
aber keiner spricht ihn an“, erklärt Nicola<br />
Buck. So entsteht bei allen Beteiligten Leidensdruck.<br />
„Werden diese Spannungen nicht<br />
rechtzeitig bearbeitet, führt dies schnell zu<br />
verhärteten Positionen und das bedeutet Stillstand<br />
im Nachfolgeprozess“, sagt Hirmer.<br />
In den Beratungsfällen der Coaches aus München<br />
ergreifen häufig die Nachfolger die Initiative.<br />
„So habe ich mir das nicht vorgestellt“,<br />
lautet einer der Sätze, die Buck und Hirmer oft<br />
zu Beginn hören. Das ist ein Signal, dass bei<br />
der Nachfolge zu wenig auf die Bedürfnisse<br />
der Beteiligten geachtet worden ist.<br />
Die junge Generation sei gut ausgebildet und<br />
reflektiere, wie sie die Situation verändern<br />
kann. Als oberstes Ziel stehen der Frieden und<br />
der Zusammenhalt in der Familie. Häufig sind<br />
in ihren Beratungsfällen die Senior-Chefs<br />
noch im Unternehmen aktiv. Dies mache in<br />
einer Übergangsphase auch Sinn. „Aber diese<br />
Phase muss terminiert sein“, sagt Buck. Ansonsten<br />
könne sich die Firma nicht neu ausrichten.<br />
„Die Mitarbeiter haben zwei Chefs,<br />
die sich teilweise gegenseitig blockieren.“<br />
Streit in der Unternehmerfamilie wirkt sich<br />
schnell auf das Unternehmen aus. Das hat<br />
nach ihren Worten eine lähmende Wirkung<br />
aufs Unternehmen und fördert eine Atmosphäre,<br />
in der es vor allem an einem fehlt: an<br />
der Orientierung aus der Inhaberfamilie.<br />
Gleichzeitig bedrohen gegensätzliche Interesse<br />
im Unternehmen den Zusammenhalt der<br />
Familie. Daher sei es wichtig, alle Familienmitglieder<br />
an einen Tisch zu bringen.<br />
WAS MACHE ICH DANACH?<br />
Eine gelungene Übergabe benötigt Vorbereitung.<br />
„Neben der Begleitung des Nachfolgers<br />
muss sich vor allem der Übergeber darüber<br />
klarwerden: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr<br />
das Unternehmen leite? Sie brauchen eine<br />
Vorstellung, was sie hinterher machen“, betont<br />
Hirmer. Es liegt in der Natur älterer Unternehmer,<br />
dass sie nie zwischen Beruf und<br />
ihrem Privatleben unterschieden haben.<br />
Nach dem Austritt aus der Firma droht luftleerer<br />
Raum. „Daher können viele nicht loslassen“,<br />
sagt Buck. Gleichzeitig ist der Wunsch<br />
groß, dass die Firma in der Hand der Familie<br />
bleibt. Auch in ihrer Rolle als Eltern seien Inhaber<br />
oft zwiegespalten, „weil sie ihre Kinder<br />
Die Coaches und Mediatoren Nicola Buck und<br />
Ferdinand Hirmer unterstützen Unternehmen bei<br />
der Nachfolge. Fotos: Marek & Beier<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe XY 59 | <strong>Oktober</strong> Monat JJJJ <strong>2017</strong><br />
[verantworten] [rubrik]<br />
ratur heute aliquam, mehr als occus früher dolorempor liberal erziehen sa se quae und<br />
milluptatem ihnen bei der nonserovid Studien- und qui Berufswahl sum qui freie ium<br />
facessit Hand lassen“, molupta sagt del Buck. minimporro Diese Freiheit blatusc bedeute<br />
mitunter duntem que eine essus mangelnde eatis es Identifikation<br />
am cuptatati<br />
iisqui<br />
consenis der „Next-Generation sus. Tur repeligni mit dem im Unternehmen.<br />
con nobis et<br />
opti Damit qui eine debis Nachfolge explameni gelingt, qui qui ist nach to et ihren plate<br />
nonseca Worten eine tiisqua offene tiorit Kommunikation omnim quid exeri nötig, atur,<br />
omnimolorem aut quo dolupta tiatectorit,<br />
ipienescit ut exceat omnia volupta sperum<br />
dolupta Der Großteil cus ande cum will reptat fuga. Ferrume<br />
laccatem<br />
Verantwortung<br />
ulpa voluptat.<br />
Drei von vier Kindern deutscher Familienunternehmer<br />
streben die Übernah-<br />
ZWISCHENZEILE<br />
Pidest,<br />
me unternehmerischer<br />
ini to officto totatis<br />
Verantwortung<br />
mi, eatecae labore<br />
nitatinum an. Sie wollen del earum nicht inctium nur Gesellschafter<br />
fuga. Itatiorro<br />
mos des et Familien<strong>unternehmen</strong>s as nimus volore eserspe sein, rspellecum sondern<br />
re auch nat litiam die operative eium volorum, Führung occus im el-<br />
etur<br />
arum<br />
rero terlichen vellam Unternehmen que reperch icitiis übernehmen, cipistota iuntio.<br />
das Sunt geht enias aus dolest einer Studie pa sandiam, der Zeppelin- seriam et<br />
Universität Friedrichshafen aus dem<br />
vitius volupta temporeste sandund icimillest<br />
Jahr 2015 hervor. Vier von zehn Kindern<br />
können sich vorstellen, ein eige-<br />
pedi tes endi voluptur? Qui odipsum qui nonenes<br />
el Unternehmen eos quatquo zu explaut gründen. pa nonempero<br />
AMB<br />
eleniam fuga. Tenditam, corporibus etur<br />
den Mut unangenehme Dinge und die eigenen<br />
Zielen und Meilensteinen und einem konkregeln:<br />
Bedürfnisse anzusprechen und klare Reten<br />
Austritttermin des Senior-Chefs.<br />
Dazu gehört, das Thema frühzeitig anzusprechen<br />
Sinnvoll ist es laut Buck auch, eine Familien-<br />
und zu klären, welche Ausbildung verfassung zu erarbeiten. Dabei geht es unter<br />
und Persönlichkeit der Nachfolger benötigt, anderem um Themen: Wer gehört zur Unternehmerfamilie?<br />
wie der Fahrplan zum Einstieg ins Unternehmen<br />
Was sind unsere Werte? Wie<br />
aussieht.<br />
gehen wir in Konflikten miteinander um?<br />
Hat sich die Familie auf einen Beratungsprozess<br />
Wie wird die Firma in die nächste Generation<br />
geeinigt, setzen Buck und Hirmer bei ih-<br />
geführt? Das Dokument sei zwar nicht recht-<br />
rem Vorgehen zunächst auf Einzelinterviews lich wirksam, besitze aber moralische Bindekraft.<br />
mit allen Beteiligten. „Jeder soll die Möglichkeit<br />
Dies stärke den Zusammenhalt der Un-<br />
haben, seine Perspektive aufzuzeigen, ternehmerfamilie. [!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />
wie er die Situation erlebt. Es ist wichtig, dass<br />
sich jeder gehört fühlt“, erklärt Buck und Hirmer.<br />
INFO<br />
Das erhöhe die Bereitschaft, sich an ei-<br />
„Konflikte in Familien<strong>unternehmen</strong>“<br />
nen Tisch zu setzen – selbst wenn die Situati-<br />
lautet das Motto eines Netzwerkabends am<br />
Non schon plit officie festgefahren nimodigent, sei. corehenis sinimos ere, alit re Donnerstag, ini dolor millabo. 9. November, Itat et et ex in eatur Ulm soluptatur zum zehnjährigen<br />
Die Einzelgespräche münden in einen moderierten<br />
Bestehen des Wirtschaftsmagazin<br />
fugit, Workshop id molore mit sed der quam ganzen nimus, Familie. ut et<br />
arum<br />
vernam Dessen Ziel exceaque sei, dass lam die hil Familie ipidunt gestärkt volorro aus occus<br />
dem dolumquatem Prozess hervorgehe. am, volessus Dabei sei que es pratibero wichtig,<br />
te einen delit, Nachfolgeplan si atur mod quam, aufzustellen, sam ut ut den esequas alle<br />
borum <strong>unternehmen</strong>[!]. ini beris molorro Nicola Buck blaborum und Ferdinand<br />
eossita Hirmer, turenis erklären rectur? dabei, Itiorrorae wie sich non Kon-<br />
et ma-<br />
esequam<br />
ea<br />
xima flikte in quuntiunto Unternehmerfamilien omnime quiam, gemeinsam sandeli asperum<br />
bewältigen ulluptis lassen. resequos Nähere et Infos quianimos bei Tobias aliqui<br />
volut Familienmitglieder volorer orundi mittragen, bere, cus, mit unt konkreten quo occa-<br />
beaque Lehmann, con Telefon nonserunt. 0731 [!] 156-515. DER AUTOR<br />
Wie Unternehmer die Nachfolge<br />
vorbereiten<br />
Die einen wollen ihr Unternehmen an jüngere Nachfolger übergeben, die anderen möchten eine<br />
Firma übernehmen. Und doch kommen beide oft nicht zusammen. Woran liegt das?<br />
Anzeige<br />
Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an<br />
dem ein Unternehmer aus der Firma ausscheiden<br />
will oder muss. Wie bereitet man<br />
diesen Übergang am besten vor? Und was<br />
hält Existenzgründer davon ab, in Ihre Firma<br />
zu investieren?<br />
Für Unternehmer ist es nicht leicht, den richtigen<br />
Zeitpunkt zu finden, um aus der Firma auszuscheiden.<br />
Doch irgendwann kann oder will<br />
man nicht mehr. Wer dann unter Zeitdruck handelt,<br />
findet möglicherweise nicht den richtigen<br />
Nachfolger. Das schadet der Firma und der<br />
Belegschaft. Sinnvoll ist es darum, sich so früh<br />
wie möglich mit dem Thema auseinanderzusetzen.<br />
Experten raten dazu, mindestens drei<br />
Jahre einzuplanen. Die Sparkassenberater helfen<br />
Ihnen weiter, aber auch die Industrie- und<br />
Handelskammer (IHK) ist eine Anlaufstelle.<br />
Der Dachverband der Industrie- und Handelskammern<br />
ging in seinem Unternehmensnachfolgereport<br />
vor einiger Zeit der Frage nach, wo<br />
Sparkasse Ulm.<br />
Foto: Martin Duckek<br />
die größten Hemmnisse liegen. Ein Problem ist<br />
die Finanzierung: Nachwuchs<strong>unternehmen</strong><br />
benötigen im Regelfall einen hohen Kredit,<br />
wenn sie eine Firma übernehmen wollen. Sie<br />
haben jedoch häufig nur geringe Sicherheiten.<br />
Ein weiteres Hindernis sei die Erbschaftsteuer.<br />
Die Diskussion darum verunsichert den Mittelstand.<br />
Ein weiteres Problem bei Unternehmensübergaben:<br />
Nicht jede kann von langer Hand geplant<br />
werden. Denn auch Unternehmer können<br />
einen Unfall haben oder plötzlich krank werden.<br />
Für diesen Fall ist es wichtig, dass der Unternehmer<br />
einen Vertreter bestimmt hat, dass<br />
sein Wissen in der Firma zentral gespeichert ist<br />
und dass es Vollmachten für den Notfall gibt.<br />
Haben Sie Fragen zum Thema? Ihr Sparkassenberater<br />
hilft Ihnen weiter: 0731 101-0<br />
Kontakt<br />
Sparkasse Ulm<br />
Hans-und-Sophie-<br />
Scholl-Platz 2<br />
89073 Ulm<br />
0731 101-0<br />
25
[verantworten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Immer Ärger mit der Familie<br />
Unternehmer trennen nicht zwischen Beruf und Privatleben. Das erschwert es ihnen, loszulassen und rechtzeitig über<br />
die Nachfolge nachzudenken. Das Thema Pflichtteil wird dabei häufig unteschätzt, sagt Notar Christian Winkler.<br />
Konflikt zwischen Erben: Im Todesfall des Firmenchefs haben sowohl Ehefrau als auch Sohn Anspruch<br />
auf den Pflichtteil, sofern der Unternehmer diesen Störfaktor der Nachfolge nicht geregelt hat.<br />
Foto: Iakov Filimonov / shutterstock.com<br />
Sie sind das Rückgrat der deutschen<br />
Wirtschaft: 90 Prozent der rund vier<br />
Millionen deutschen Betriebe werden<br />
von Familien oder Inhabern geführt. Sie beschäftigen<br />
mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in Deutschland<br />
und sind ein zentraler Wirtschaftsfaktor.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des<br />
Mannheimer ZEW-Instituts und des Instituts<br />
für Mittelstandsforschung.<br />
Allerdings gibt es alarmierende Zahlen: Gerade<br />
einmal 12 Prozent der Familien<strong>unternehmen</strong><br />
werden bis in die dritte Generation weitergebenen,<br />
in die fünfte Generation schafft<br />
es nur noch ein Betrieb von einhundert. Diese<br />
Zahlen lösen Besorgnis bei den Kammern<br />
von Handwerk, Industrie und Handel aus.<br />
„Die Nachfolgeproblematik wird in den<br />
nächsten Jahren zunehmen“, sagt Wolfgang<br />
Grenke, der Chef des Industrie- und Handelskammertags<br />
(BWIHK). Legt man Zahlen des<br />
Instituts für Mittelstandsforschung zu Grunde,<br />
dann stehen in Baden-Württemberg in diesem<br />
und im nächsten Jahr in knapp 8000 Unternehmen<br />
Nachfolgeregelungen an. „Wenn<br />
sich die Nachfolgeproblematik zuspitzt besteht<br />
die Gefahr, dass es zum Verlust von Arbeitsplätzen<br />
kommt“, sagt Grenke.<br />
DAS GROSSE AUFSCHIEBEN<br />
Der Neu-Ulmer Notar Christian Winkler<br />
kennt die Problematik aus eigener Erfahrung.<br />
Er hat nach seinen Worten „schon so einiges<br />
beim Thema Nachfolge gesehen“. Nach seiner<br />
Einschätzung gehen viele Unternehmer die<br />
entsprechenden Fragen zu spät an, auch weil<br />
Loslassen nach seinen Worten eine Kunst ist,<br />
die viele Unternehmer erst lernen müssen.<br />
„Im Alter von 30 bis 40 Jahren, sagen Firmeninhaber,<br />
sie hörten mit 50 auf. Im Alter von 50<br />
heißt es , sie zögen sich mit 62 zurück. Mit 6o<br />
heißt es dann: Ich gehe mit 70. Im Alter von 70<br />
äußert er sich gar nicht mehr.“ Dass sich viele<br />
Unternehmer nicht mit der eigenen Endlichkeit<br />
auseinandersetzen, ist das eine. Das ande-<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
re Thema ist, dass Firmeninhaber vielfach<br />
Störfaktoren ausblenden. Winkler empfiehlt<br />
den Unternehmern, frühzeitig ihren Notfallkoffer<br />
zusammenzustellen. Dazu gehören neben<br />
dem Testament, einem Ehevertrag, auch<br />
Vollmachten, damit das Unternehmen bei einer<br />
schweren Erkrankung des Inhabers oder<br />
eines plötzlichen Unfalltods des Inhabers,<br />
handlungsfähig bleibt.<br />
Der Neu-Ulmer Notar Dr. Christian Winkler. <br />
Foto: Amrei Groß<br />
EXISTENZRISIKO PFLICHTTEIL<br />
Zu den oft unterschätzten Störfaktoren, die<br />
den Bestand eines Unternehmens von einem<br />
auf den anderen Tag existenziell bedrohen,<br />
zählt der Pflichtteils-Anspruch. Der fällt bei<br />
nahezu jeder Nachfolgeregelung an. Der<br />
Pflichtteil ist ein Geldzahlungsanspruch in<br />
Höhe der Hälfte des Wertes des gesetzlichen<br />
Erbteils, der dem Berechtigten bei gesetzlicher<br />
Erbfolge zugestanden hätte. Bei einem<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> wird dieser aus dem<br />
Verkehrswert der Unternehmensbeteiligung,<br />
also inklusive Firmenwert plus stille Reserven,<br />
berechnet. Dieses Vermögen ist zwar vorhanden,<br />
übersteigt aber in aller Regel die liquiden<br />
Mittel des Unternehmens deutlich.<br />
„Das Tückische am Pflichtteil ist: Er wird<br />
grundsätzlich sofort fällig“, erklärt Winkler.<br />
Das kann die gesamte Firma finanziell ins<br />
Wanken bringen. Daher kommt es nach seinen<br />
Worten darauf an, frühzeitig eine Lösung<br />
für die „weichenden Erben“ zu finden, also jene<br />
Familienmitglieder, die bei der Fortführung<br />
der Firma außen vor bleiben. Doch häufig<br />
ist das nicht der Fall, sagt Winkler und<br />
schildert einen klassischen Fall aus seiner<br />
Praxis. Ein Allein-Eigentümer, Ü 60, hat über<br />
27
[verantworten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
die Jahrzehnte ein Maschinenbau-Unternehmen<br />
aufgebaut, das mittlerweile auf einen<br />
Jahresumsatz von mehreren Millionen Euro<br />
kommt. Der Firmenchef ist verheiratet und<br />
hat drei erwachsene Kinder: der älteste ist Ingenieur<br />
und will die Firma übernehmen, der<br />
Zweitgeborene ist Jurist, die Tochter arbeitet<br />
als Kunsthistorikerin. Der Unternehmer will<br />
seine Nachfolge regeln und fragt sich: Was erwartet<br />
mich da? Der Wert der Firma beträgt 60<br />
Millionen Euro und ist das wesentliche Vermögen,<br />
einen Ehevertrag gibt es nicht.<br />
Der Firmenchef überträgt die Firma an den<br />
ältesten Sohn, stirbt aber wenig später bei einem<br />
Unfall. Die Problematik möglicher<br />
Pflichtteilsansprüche hat der Firmenchef bewusst<br />
verdrängt, sagt Winkler. Der Pflichtteilsanspruch,<br />
der zwei „weichenden Erben“<br />
beträgt im konkreten Fall zusammen 2/12 des<br />
Unternehmenswerts, also insgesamt 10 Millionen<br />
Euro. „Die beiden weichenden Erben<br />
machen ihren Pflichtteil geltend, die Firma<br />
musste verkauft werden“, erzählt Winkler.<br />
Nachfolger für mittelgroße Betriebe gesucht<br />
Nur bei der Hälfte der Übergaben bleibt die Firma in der Familie.<br />
Foto: MJgraphics / shutterstock.com<br />
ABSCHRECKENDES BEISPIEL<br />
Vor diesem Hintergrund rät Winkler Unternehmern,<br />
solche Störfaktoren in der Nachfolge<br />
zu eliminieren. Der effektivste Weg sei,<br />
dass weichende Erben auf ihren Pflichtteil<br />
verzichten. Der Pflichtteilsverzicht muss notariell<br />
beurkundet werden. „Dafür wollen die<br />
weichenden Erben entschädigt werden.“ Sofern<br />
anderes wesentliches Vermögen als die<br />
Firma vorhanden ist, kann dies übertragen<br />
werden. „Oft ist das aber nicht der Fall.“.<br />
Unter diesen Umständen bestehen zwei Möglichkeiten.<br />
Die „weichenden Erben“ werden<br />
zu Mitgesellschaftern und erhalten einen Anteil<br />
am Unternehmen. „Das macht dem Nachfolger<br />
das Leben aber nicht leichter“, betont<br />
Winkler. Denn Gesellschafter haben Mitspracherechte<br />
und mitunter steht das Interesse an<br />
einer höheren Ausschüttung Investitionen in<br />
die Zukunft des Unternehmens entgegen.<br />
Die Alternative ist, die „weichenden Erben“<br />
nur am Gewinn zu beteiligen, z. B. über eine<br />
„stille Beteiligung“. Doch Konflikte kann es<br />
im Todesfall des Unternehmers nicht nur unter<br />
den Kindern geben. „Auch der Ehepartner<br />
kann richtig Ärger machen“, sagt Winkler.<br />
Besteht kein Ehevertrag, dann gefährdet der<br />
sogenannte Zugewinnausgleichsanspruch im<br />
Fall der Beendigung der Ehe die Existenz des<br />
Unternehmens. Dem Ehepartner kann im Fall<br />
der Scheidung der Ehe 50 Prozent des während<br />
der Ehe erfolgten Wertzuwachses des<br />
Gut die Hälfte (54 Prozent) der Eigentümer<br />
übergeben das Unternehmen nach<br />
einer Erhebung des Instituts für Mittelstandsforschung<br />
an die eigenen Kinder<br />
bzw. an andere Familienmitglieder. Weitere<br />
29 Prozent der Übertragungen erfolgen<br />
an externe Führungskräfte, andere<br />
Unternehmen oder Interessenten von außerhalb.<br />
17 Prozent übertragen das Unternehmen<br />
an Mitarbeiter. Übergaben<br />
stehen der Studie insbesondere bei Unternehmen<br />
mit einem Jahresumsatz zwischen<br />
500.000 Euro und 10 Millionen Euro<br />
an. Bei einem Jahresumsatz bis zu<br />
100.000 Euro fehle es häufig an der Substanz<br />
für eine Übergabe. Unter den Familien<strong>unternehmen</strong><br />
mit einem Jahresumsatz<br />
von mehr als 10 Millionen Euro gebe<br />
es nur wenige, in denen sich überhaupt<br />
die Nachfolgefrage stellt. <br />
AMB<br />
Unternehmens als Zugewinnausgleich zustehen.<br />
Häufig werde auch übersehen, dass der<br />
Anspruch auf einen Zugewinnsausgleich<br />
auch bei Beendigung der Ehe durch den Tod<br />
des Firmenchefs besteht. Hierzu schweigen<br />
sich viele Eheverträge mit möglicherweise fatalen<br />
Folgen für die Existenz der Firma.<br />
„Als Unternehmer keinen Ehevertrag zu haben,<br />
ist grob fahrlässig“, betont Winkler. Doch<br />
scheuten immer noch viele, gerade jüngere<br />
Firmenchefs, diesen Schritt, weil er als „unromantisch<br />
gilt und das junge Glück belastet“.<br />
Die Unternehmer, die zum zweiten Mal heiraten,<br />
haben zum allergrößten Teil einen Ehevertrag“,<br />
sagt Winkler.<br />
Um ihre Nachfolge zu regeln, benötigen Unternehmer<br />
Zeit. Wenn sich der Firmenchef<br />
zum ersten Mal mit der Unternehmensnachfolge<br />
beschäftigt, dauert es laut Winkler bei<br />
größeren Unternehmen etwa zwölf Monate<br />
bis alle rechtlichen, steuerlichen und psychologischen<br />
Themen geklärt sind. Meist sei der<br />
Steuerberater früh beteiligt, doch es sei genauso<br />
wichtig sich auch juristischen Beistand mit<br />
Erfahrung zu holen. Nicht zuletzt müssten<br />
Fragen rund um die Themen Schenkungsund<br />
Erbschaftssteuer sowie entsprechende<br />
Verschonungsregelungen sehr sorgfältig geprüft<br />
werden. [!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />
INFO<br />
Zu seinem zehnjährigen Bestehen stellt<br />
das Wirtschaftsmagazin <strong>unternehmen</strong>[!]<br />
einen Netzwerkabend am Donnerstag,<br />
9. November in Ulm unter das Thema<br />
„ Konflikte in Familien<strong>unternehmen</strong> und wie<br />
sie sich vermeiden lassen“.<br />
Im Thementeil des Abends wird Notar<br />
Dr. Christian Winkler erklären, wie sich der<br />
„Pflichtteil als Störfaktor“ ausschalten<br />
lässt. Interessiert? Nähere Infos bei Tobias<br />
Lehmann, Telefon 0731 156-515.<br />
28
Anzeige<br />
Die ganze Familie vor dem Stammsitz in der Platzgasse (v.l:) : Erik Hoffmann, Antje Seifert, Helga Hoffmann und Peter Hoffmann.<br />
Foto: Müller/SVH<br />
Neue Perspektiven<br />
Der Stammsitz von Juwelier Roth in der Platzgasse wird modernisiert. Während der Umbauzeit, ab<br />
dem 1. Januar 2018, ist das Traditions<strong>unternehmen</strong> noch größer in der Neuen Mitte zu finden.<br />
Juwelier Roth – ein Name der weit über Ulms<br />
Grenzen hinaus bekannt ist. Kein Wunder,<br />
denn es existiert bereits über 85 Jahre und<br />
prägt seit dieser Zeit das Stadtbild als bestehende<br />
Größe mit.<br />
Vielen Ulmern dürfte es unter dem Namen „Juwelier<br />
Rössle“ noch ein Begriff sein. Heute,<br />
unter dem Namen Juwelier Roth, finden die<br />
Kunden durch fachmännisches und stets geschultes<br />
Personal das passende Schmuckstück<br />
und natürlich auch die klassische Uhr für<br />
jeden Anlass. Das Traditionshaus in der Platzgasse<br />
kann so Einiges erzählen. Sei es die Ära<br />
der Hochschule für Gestaltung, der Krieg, den<br />
es überlebte oder der Münsterplatz, der sich<br />
vom tristen Parkplatz in einen Wohlfühlbereich<br />
für Besucher und Veranstaltungen veränderte.<br />
Aber was lange währt, braucht auch mal eine<br />
Veränderung. Deshalb wird das geschichtsträchtige<br />
Gebäude ab dem neuen Jahr umgebaut,<br />
um nach knapp zweijähriger Bauzeit<br />
noch größer, frischer und moderner zu eröffnen.<br />
Natürlich geht es bei Juwelier Roth während<br />
dieser Umbauzeit weiter, denn ab dem 1.<br />
Januar wird der Verkauf aus der Platzgasse in<br />
die 2. Etage am Münsterplatz 35 umziehen, wo<br />
Bis der Stammsitz renoviert ist, geht der Verkauf<br />
am Münsterplatz 35 weiter.<br />
Foto: Müller/SVH<br />
Juwelier Roth bereits im Erdgeschoss zu finden<br />
ist. Besonders Detail: Die Uhrmacherwerkstatt<br />
wird im Spitz des Gebäudes untergebracht .<br />
Neues, modernes Geschäft<br />
Ziel der Sanierung ist es, das Geschäft für die<br />
nächste Generation aufzustellen. „Meine Tochter<br />
Antje Seifert und mein Sohn Erik Hoffmann<br />
sind schon lange im Unternehmen tätig. Nach<br />
der Umbauzeit können wir unseren Kunden im<br />
ehrwürdigen Gebäude ein modernes und frisches<br />
Geschäft präsentieren“, sagt Peter Hoffmann,<br />
Geschäftsführer der Firma Juwelier<br />
Roth. Für den Chef ist das zwar ein wichtiger,<br />
aber kein ungewöhnlicher Schritt: „In knapp<br />
fünf Jahrzehnten haben wir uns mehrmals neu<br />
erfunden und vier Mal komplett für unsere<br />
Kunden umgebaut.“ Der Senior ist seit über 50<br />
Jahren Uhrmachermeister und für den Aufbau<br />
des heutigen Sortiments und der Markenvielfalt<br />
verantwortlich. „Von meiner Frau werde ich<br />
immer bestens unterstützt. Sie ist der ,gute<br />
Geist‘ im Hintergrund. Gemeinsam mit meiner<br />
Tochter und meinem Sohn führe ich unser Geschäft<br />
in die Zukunft.“ Beide sind schon lange<br />
im Familienbetrieb, Erik Hoffmann hat eine<br />
Ausbildung als Uhrmacher und später die<br />
Meisterschule als Uhrmachermeister absolviert<br />
und ist bereits seit über 30 Jahren im Unternehmen<br />
tätig. Die Tochter hat eine kaufmännische<br />
Ausbildung und ist seit mehr als 35<br />
Jahren im Familien<strong>unternehmen</strong> tätig. Sie leitet<br />
das Geschäft in der Platzgasse und bildet<br />
gemeinsam mit ihrem Bruder Erik Hoffmann<br />
neue Mitarbeiter für Juwelier Roth aus.<br />
Juwelier Roth, Platzgasse 3/<br />
Münsterplatz 35, 89073 Ulm,<br />
T +49731 / 151896-0<br />
F +49731 / 151896-37<br />
@ info@juwelier-roth.de<br />
29 41
[aus den hochschulen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Neuer Methode:<br />
Hoffnung für<br />
MS-Patienten<br />
Durch die Nase ins Gehirn: Die<br />
Hochschule Biberach forscht<br />
mit elf Projektpartnern aus Forschung<br />
und Industrie an einer<br />
neuen Behandlungsform für<br />
Multiple Sklerose. Bisher erschwert<br />
die Blut-Hirn-Schranke<br />
die Gabe von Medikamenten<br />
ins zentrale Nervensystem. Die<br />
Forscher visieren daher die<br />
Schädelbasis an. „Der Wirkstoff<br />
kann die Nase-Hirn-Barriere<br />
einfacher überwinden und das<br />
Gehirn so auf kurzem Weg erreichen“,<br />
erläutert Professorin<br />
Katharina Zimmermann. Gelingt<br />
dieses Experiment, können<br />
MS und anderen neurologischen<br />
Erkrankungen besser<br />
therapiert werden.<br />
Zeppelin Uni<br />
startet<br />
Gründerzentrum<br />
Kindgerechte Strukturen im Betrieb<br />
„Kinder gehören ans Pferd“, findet die Hochschule<br />
für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-<br />
Geislingen. Mit dem Gestüt Marbach und dem<br />
Pferdesportverband BW startet die Hochschule<br />
2018 eine Initiative, die Betrieben hilft, kindgerechte<br />
Strukturen aufzubauen. „Früher Kontakt<br />
zu Pferden fördert Empathie und<br />
Selbstbewusstsein“, sagt HfWU-Projektleiter<br />
Dirk Weber. Neben konzeptionellen Empfehlungen<br />
erhalten Teilnehmer auch kaufmännische<br />
Kenntnisse vermittelt. Info: http://www.<br />
pferdesport-bw.de/kinder-ans-pferd.<br />
Mit einem Gründerzentrum<br />
schafft die Zeppelin Universität<br />
in Friedrichshafen einen Ort<br />
der Innovation. Sowohl studentische<br />
Start-Ups als auch Unternehmen<br />
der Region sind im „Pioneer<br />
Port“ willkommen. Als<br />
erster Partner wagt sich die<br />
Wagner Group aus Markdorf<br />
auf neues Terrain. „Innovation<br />
braucht Freiraum, um über<br />
Grenzen hinweg denken zu<br />
können“, begründet Bruno Niemeyer,<br />
Vorsitzender der Geschäftsleitung,<br />
den Schritt. Geleitet<br />
wird das Gründerzentrum<br />
von Sandra Rompe.<br />
Mit violettem<br />
Licht gegen<br />
Keime<br />
Wer Kontaktlinsen trägt, legt<br />
sie zum Reinigen in spezielle<br />
Desinfektionslösungen. Das<br />
Problem: Aggressive Produkte<br />
reizen die Augen, milde töten<br />
nicht alle Keime ab. Katharina<br />
Hönes, Studentin an der Hochschule<br />
Ulm, forscht an einer Alternative.<br />
Ihre These: Violettes<br />
Licht tötet Keime auf und in der<br />
Linse auf natürliche Weise. Dabei<br />
ist die neue Methode nicht<br />
nur schonender, sondern auch<br />
günstiger. Ein erster Prototyp<br />
existiert bereits. Hönes: „Wir suchen<br />
nach potenziellen Partnern,<br />
die so eine Idee vorantreiben<br />
können.“.<br />
Hochschule Ulm<br />
schafft sechs<br />
E-Bikes an<br />
Täglich pendeln Mitarbeiter der<br />
HS Ulm für Lehrveranstaltungen,<br />
Meetings und Sitzungen<br />
zwischen drei Standorten. Diese<br />
Dienstwege sollen künftig Kopf<br />
und Körper in Schwung bringen.<br />
Dafür hat die Hochschule<br />
sechs E-Bikes angeschafft. „Es<br />
ist wichtig, Beschäftigten, die<br />
viele Stunden am Tag sitzen,<br />
zum Ausgleich Bewegungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen”, erklärt<br />
Hochschulkanzlerin Iris Teicher.<br />
Post und andere Güter<br />
transportiert seit vergangenem<br />
Jahr ein E-Golf.<br />
App für Betriebe<br />
hilft beim Sparen<br />
von Ressourcen<br />
Gemeinsam mit der Hochschule<br />
Kempten arbeitet die Kemptener<br />
Eisengießerei Adam Hönig<br />
AG an einer App, die<br />
sämtliche Arbeitsschritte erfasst<br />
und an eine Datenbank<br />
übermittelt. Mithilfe dieser Daten<br />
und maschinellem Lernen<br />
soll das Verhältnis zwischen<br />
Formsand und Schmelze optimiert<br />
und exakt die benötigte<br />
Metallmenge eingeschmolzen<br />
werden. Nach Ausreifung könnte<br />
die App auch andere Betriebe<br />
ressourceneffizienter machen.<br />
Drohnen sollen<br />
Rettungskräfte<br />
entlasten<br />
Die Duale Hochschule Baden-<br />
Württemberg in Ravensburg<br />
und der Friedrichshafener Ortsverein<br />
des Deutschen Roten<br />
Kreuzes arbeiten zusammen:.<br />
Rund zehn Studierende pro Semester<br />
tüfteln seit 1. <strong>Oktober</strong><br />
an der optimalen Technologie<br />
für Drohnen im Such- und Rettungseinsatz<br />
tüfteln. Großes Potenzial<br />
sieht DRK-Mann Jan<br />
Hinrichs etwa bei der Suche<br />
von Vermissten mit Wärmebildkameras.<br />
„Diese Sucheinsätze<br />
sind für uns sehr personalintensiv,<br />
außerdem sind wir oft in<br />
schwer zugänglichem Gelände<br />
im Einsatz“. [!] <br />
GYS<br />
30
Anzeige<br />
Firmengründer und Vorstände der GUARDUS Solutions AG Andreas Kirsch und Simone Cronjäger.<br />
Unternehmerische Weitsicht,<br />
die sich auszahlt<br />
Quelle: GUARDUS Solutions AG<br />
Selbstbestimmt in die Zukunft gehen, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen – mit diesem Erfolgs rezept<br />
hat sich die GUARDUS Solutions AG zu einem Key-Player unter den MES-Herstellern entwickelt.<br />
Bereits vor 15 Jahren hat sich das Unternehmen<br />
auf die Fahne geschrieben, Software für<br />
ganzheitliche Shopfloor-Konzepte zu entwickeln.<br />
Ein Plan, der aufgegangen ist. Das MES<br />
der GUARDUS Solutions gehört weltweit zu<br />
den Industrie 4.0-Stellschrauben.<br />
In den letzten drei Geschäftsjahren realisierte<br />
der Ulmer Spezialist für Manufacturing Execution<br />
Systeme ein organisches Wachstum im<br />
jeweils zweistelligen Bereich. <strong>2017</strong> ist ein Zuwachs<br />
von 20 Prozent angestrebt. Es ist also<br />
nicht vermessen zu sagen, dass das Ulmer<br />
Softwarehaus eine nachhaltig erfolgreiche<br />
Strategie verfolgt. Nicht umsonst steht das<br />
Management-Team unterschiedlichsten Normungsgremien<br />
und Arbeitskreisen vor und gestaltet<br />
branchenübergreifende Markttrends<br />
aktiv mit.<br />
Use your knowledge!<br />
„Unsere Standard-Software basiert auf über 15<br />
Jahren Erfahrung. Bereits mit der Gründung<br />
der AG haben wir mit einer ordentlichen Portion<br />
Idealismus das Ziel formuliert, Shopfloor-IT zu<br />
entwickeln – eine Disziplin, die sich heute MES<br />
nennt und die Grundlage für Industrie 4.0 bil-<br />
GUARDUS MES: integrierte Wissensbasis über alle<br />
qualitäts- und produktionsrelevanten Produktund<br />
Prozessdaten entlang der Wertschöpfung.<br />
det. Mit demselben Innovationsgeist schauen<br />
wir nach vorne und beschäftigen uns mit neuen<br />
Themen und Technologien – sei es Human Centered<br />
Design, Cloud- & App-Technologie oder<br />
selbstlernende Systeme“, so Simone Cronjäger,<br />
Vorstand der GUARDUS Solutions AG. Gemäß<br />
dem Prinzip „use your knowledge“ dienen<br />
Datenmodell, Basisfunktionen und Wirkmodelle<br />
von GUARDUS MES als Fundament, das um<br />
marktrelevante Zusätze und neue Technologien<br />
ergänzt wird. Die bestehende Investition<br />
wird geschützt, Software-Wissen bleibt erhalten<br />
und die Interaktion mit der umgebenden<br />
IT-Landschaft verläuft prozesssicher.<br />
Gemeinsam nach vorne gehen<br />
Technologisches Fortkommen ist aber nur in<br />
Kombination mit bedürfnisorientierten Lösungen<br />
sinnvoll. „Durch unsere Arbeit in Gremien<br />
und Arbeitskreisen sind wir in der Lage, Trends<br />
vorauszusehen und aktiv zu gestalten. Diese<br />
Expertise gibt unseren Kunden die Sicherheit,<br />
dass unser Software-System allen Marktanforderungen<br />
und Normen entspricht“, so Andreas<br />
Kirsch, ebenfalls GUARDUS-Vorstand. Im April<br />
2007 wurde der DIN Arbeitskreis MES unter<br />
seiner Leitung gegründet, um für das Thema<br />
MES eine internationale Standardisierung voranzutreiben.<br />
Darüber hinaus leitet er die internationale<br />
Arbeitsgruppe in der ISO für Manufacturing<br />
Operation Management, die sich u.a.<br />
mit Smart Manufacturing und Industrie 4.0<br />
beschäftigt. Ein Ergebnis ist die Erarbeitung der<br />
im Januar 2014 in Kraft getretenen ISO 22400.<br />
Kontakt<br />
GUARDUS Solutions AG<br />
Postgasse 1<br />
D-89073 Ulm<br />
T +49 731 88 01 77-22<br />
F +49 731 88 01 77-29<br />
@ info@guardus.de · www.guardus.de<br />
31
Blick ins Artiso-Innovationslabor: Mit einer „Augmented-Reality“-Brille namens „HoloLens“ werden digitale Inhalte in die reale Welt projiziert und können<br />
mit dem Finger angetippt werden. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Die Zukunft im Programm<br />
Die Art, wie Software entwickelt wird, hat sich gewandelt. Das Blausteiner Unternehmen Artiso macht mit einer neuen<br />
Methode Prozesse für Kunden durchschaubar und ist sogar in den Beraterkreis des US-Riesen Microsoft aufgestiegen.<br />
Wo liegen eigentlich die Wurzeln der<br />
Software-Firma Artiso? Im Sandkasten,<br />
in dem die beiden Gründer<br />
einst gemeinsam Burgen bauten? Oder im gemeinsamen<br />
Vorsatz der Kumpel viele Jahre<br />
später, ihr Hobby zum Beruf zu machen? Eine<br />
entscheidene Rolle bei der Gründung des Software-<br />
und Beratungshauses im Blausteiner<br />
Ortsteil Arnegg darf der dortige Getränkehändler<br />
für sich reklamieren. Eine neue Software<br />
benötigend, erteilte er 1991 den entsprechenden<br />
Auftrag an Thomas Schissler, damals<br />
Student der technischen Informatik, und Volker<br />
Rath, damals Student der Betriebswirtschaftslehre,<br />
und brachte damit den Stein<br />
vollends ins Rollen. „Diese Aufgabe ließ sich<br />
nicht mehr so wie bisher nebenher erledigen“,<br />
erzählt Rath. So hoben die Beiden, die seit Kindesbeinen<br />
befreundet sind, erstmal eine Firma<br />
aus der Taufe: RS-Tronics. Diese wuchs<br />
schnell. Noch während die Freunde ihr Studium<br />
zu Ende brachten, zählte sie betreits 15<br />
Mitarbeiter.<br />
GOLDGRÄBER-STIMMUNG<br />
Handel mit Hardware, Installation und Programmierung<br />
von Software, Individuallösungen,<br />
Schulung und Training waren die Tätigkeitsfelder.<br />
In der damals noch jungen<br />
IT-Branche herrschte Goldgräberstimmung,<br />
bald aber auch schon der Anpassungsdruck<br />
an die sich laufend veränderten Geschäftsbedingungen.<br />
„Mit Hardware ließ sich irgendwann<br />
nichts mehr verdienen“, erinnert sich<br />
Rath. Doch die anderen Geschäftsfelder blieben.<br />
Ein weiteres Schlüsseljahr lag da bereits<br />
länger zurück. 1995 war in der Südwest-Presse<br />
ein Firmenportrait über Artiso erschienen.<br />
Der Beitrag hatte ungeahnte Folgen. Er machte<br />
einen Ulmer Unternehmer auf das sich etablierende<br />
Start-up aufmerksam: Werner Utz.<br />
Es blieb nicht nur bei Neugierde.<br />
Der Einstieg der Uzin Utz AG im Jahr 1998 mit<br />
50 Prozent brachte nach Raths Worten einen<br />
weiteren Schub – und zwar durch den Zwang<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
zu regelmäßigem Reporting und Controlling<br />
sowie zur Jahresplanung. „Das hat uns zu<br />
mehr Disziplin gezwungen“, hebt der geschäftsführende<br />
Teilhaber die Vorteile einer<br />
laufenden Berichtspflicht hervor.<br />
Die Entwicklung von Software – auf Basis von<br />
Microsoft.Net – rückte fortan stark in den Vordergrund.<br />
Artiso Solutions, wie die Firma inzwischen<br />
hieß, stieg zum sogenannten Core-<br />
Partner des Software-Riesen auf und wurde<br />
sogar Mitglied in dessen „Quality-Board“, einem<br />
Berater-Kreis. Die Bande zu dem multinationalen<br />
Konzern sind bis heute sehr eng.<br />
EINFACH UND FLEXIBEL<br />
Gleichzeitig veränderte sich die Ausrichtung<br />
der Arnegger. „Agilität“ heißt nun das Schlüsselwort.<br />
Dahinter steckt die Idee, Teilprozesse<br />
einfach und flexibel zu halten. Mit ihm geht<br />
eine grundsätzliche Änderung in der Software-Entwicklung<br />
einher. Briefing, Festlegung,<br />
Auftragserteilung, Programmierung,<br />
Implementierung beim Kunden – diese Abfolge,<br />
die sich über mehrere Jahre hinziehen<br />
kann und laut Rath die Gefahr von unbefriedigenden<br />
und bereits wieder veralteten Ergebnissen<br />
birgt, wurde abgelöst durch „Scrum“.<br />
Bei dieser Methode geschieht die Programmierung<br />
in mehreren Schritten, unterbrochen<br />
von Testphasen mit der Möglichkeit,<br />
bereits in frühen Stadien erste Modifikationen<br />
vorzunehmen, etwa in Reaktion auf gesetzliche<br />
Änderungen. Diese Methode mache<br />
den Entwicklungsprozess für den Auftrageber<br />
„gläsern“ und informiere diesen über den<br />
Stand des Projekts und die aufgelaufenen Kosten,<br />
erläutert Rath. Sie biete zudem die Möglichkeit,<br />
erst einmal „mit kleineren Funktionen“<br />
zu starten und weitere Themen später<br />
hinzuzufügen.<br />
„Schon in einem frühen Stadium bringt dies<br />
für den Kunden einen ersten Mehrwert“, hebt<br />
Prokurist Matthias Rink einen der Vorteile heraus.<br />
Ein weiterer bestünde in einem „Maximum<br />
an Flexibilität und Variabilität“.<br />
Schon im Sandkasten kennengelernt<br />
Ihr Unternehmen wächst stark: Geschäftsführer Volker Rath und Prokurist Matthias Rink.<br />
Industrie 4.0 – bei Artiso Solutions löst<br />
das Stichwort frohe Erwartungen an die<br />
künftige Geschäftsentwicklung aus, deren<br />
Kurve zuletzt steil nach oben zeigte. Für<br />
<strong>2017</strong> erwartet die GmbH einen Umsatz<br />
von rund 3,5 Millionen Euro, das wären 30<br />
Prozent mehr als 2014. Mit 54 Mitarbeitern<br />
ist ebenfalls ein neuer Höchststand<br />
erreicht. Seit ihrem Einstieg 1998 hält die<br />
in Ulm ansässige Uzin Utz AG 50 Prozent<br />
der Firmenanteile, je 25 Prozent entfallen<br />
auf die beiden Firmengründer Thomas<br />
Schissler und Volker Rath, welche die Geschäfte<br />
führen. Das Team ist international<br />
besetzt, die Besetzung von Stellen laut<br />
Rath bislang kein größeres Problem. Aufhorchen<br />
lässt diese Aussage: „Wir haben<br />
gute Erfahrungen gemacht mit Studienabbrechern.“<br />
Ein solcher Abbruch müsse<br />
nicht das Karriereende bedeuten. THV<br />
Artiso verspürt in dem Sinne den Sog der Globalisierung<br />
hautnah. Zum Kreis der Kunden<br />
zählen Mittelständler ebenso wie weltweit<br />
tätige Konzerne. Sie kommen beispielsweise<br />
aus den Branchen Pharma, Maschinenbau, Robotik<br />
und Automatisierungstechnik. Leistungen<br />
und Know-how von Artiso stecken in der<br />
Vernetzung von Maschinen ebenso wie in der<br />
Steuerung von Anlagen, in der Verwaltung<br />
wie auch im Wissensmanagement von Datenbanken.<br />
„Spezialisierung wäre langweilig“.<br />
Seit dem vergangenen Jahr arbeitet das Blausteiner<br />
Unternehmen am sogenannten „Innovationslabor“,<br />
das zu einem weiteren Geschäftsfeld<br />
ausgebaut wird. Rink beschreibt es<br />
als „Spielwiese“ und „Experimentierkasten“<br />
für Unternehmen, das neue Geschäftsmodelle,<br />
Technologien und auch eine veränderte<br />
Firmenstruktur in unverbindlicher Form aufs<br />
Tablett bringt, mit dem Ziel, innovatives Denken<br />
anzuregen und Potenziale besser auszuschöpfen.<br />
Die agile Software könne hierbei zu weit<br />
mehr werden als zu einem technischen Instrument:<br />
Sie verändere dann nichts weniger<br />
als „die DNA eines Unternehmens“, beschreibt<br />
Rink die mögliche Reichweite bei konsequenter<br />
Anwendung. [!] THOMAS VOGEL<br />
allnatura in Heubach<br />
Büro- und Ausstellungsgebäude<br />
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[bauen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Im Außenbereich der Kindertagesstätte im Ulmer Stadtteil Lehr lässt sich erahnen, dass beim Bau des Gebäudes mit fertigen Modulen gearbeitet wurde …<br />
Maßgeschneidert aus dem Baukasten<br />
Heute eine Kindertagesstätte, morgen ein Grundschulanbau, übermorgen Seniorenwohnungen: Mobile Raumsysteme<br />
sind wandelbar und anpassungsfähig. Längst kommen sie auch im Freizeitbereich zum Einsatz.<br />
Der neueste Trend in Sachen Urlaub<br />
heißt „Glamorous Camping“ – kurz<br />
Glamping. Wer den Komfort eines Hotels<br />
nicht missen möchte und sich doch nach<br />
dem Charme des Inmitten-der-Natur-Seins<br />
sehnt, bucht dieser Tage eine individuelle Unterkunft<br />
auf einem Campingplatz. Eine Entwicklung,<br />
die auch die Branche für mobile<br />
Raumsysteme positiv zu spüren bekommt<br />
und in der Folge mit schnell auf- und abbaubaren<br />
Raummodulen bereitsteht.<br />
Ihre maßgeschneiderten Wohnlösungen können<br />
auf vielerlei Grundrissen und mit verschiedenen<br />
Raumaufteilungen verbunden<br />
werden. Das kommt an. 35 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
in der Branche mache Glamping<br />
bereits heute aus, sagt Jörg Bauer, der als<br />
Vorsitzender des Bundesverbandes Bausysteme<br />
die rund zwölf Spezial-Unternehmen am<br />
deutschen Markt vertritt.<br />
SOFORT BEZUGSBEREIT<br />
Bereits vor Jahren hat das Baukastensystem<br />
für Gebäude einen ordentlichen Schub erfahren.<br />
Als dringend Kindertagesstätten und<br />
Flüchtlingsunterkünfte benötigt wurden,<br />
griffen zahlreiche Kommunen auf mobile<br />
Raumsysteme zurück. Denn wo üblicherweise<br />
Bauzeiten von mindestens einem halben<br />
Jahr erforderlich sind, entstehen Räume aus<br />
vorgefertigten Systemen<br />
in wenigen<br />
Stunden. Wie das<br />
bei einem Gebäude<br />
mit 200 Quadratmetern<br />
Fläche<br />
aussehen kann,<br />
beschreibt Bauer<br />
so: „Nachts werden<br />
die fertigen Module<br />
mit Tiefladern<br />
angeliefert, tags-<br />
Verbandschef<br />
Jörg Bauer.<br />
über in drei bis<br />
vier Stunden aufgebaut, abends kann eingezogen<br />
werden.“ Selbst die Küche kann fertig ein-<br />
34
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[bauen]<br />
… im Innenbereich ist davon nichts zu sehen. Hier dominieren Holzelemente, warme Farbtöne und flie´ßende Übergänge. <br />
Fotos: Amrei Groß<br />
gebaut abgeladen werden – inklusive Besteck<br />
in den Schubladen, Bild an der Wand und<br />
Lampe an der Decke. Bodenbeläge und Elektrik<br />
gehören selbstverständlich ebenfalls zum<br />
Lieferumfang.<br />
Ein Autokran positioniert die gekauften oder<br />
auf Jahre geleasten Raummodule an ihrem<br />
Standort auf Zeit. Die smarten Gebäude, wie<br />
sie Branchenvertreter nennen, sind Verwandlungskünstler.<br />
Ein Kindergartenanbau kann<br />
bei sinkenden Geburtenraten als Erweiterung<br />
an die örtliche Schule angedockt werden; später<br />
finden in dem Raummodul vielleicht Senioren<br />
ein neues Zuhause oder genesen frisch<br />
operierte Patienten.<br />
Modulares Bauen spart Zeit und Geld<br />
Mit mobilen Systemen entstehen Räume in wenigen Stunden.<br />
Foto: JRP Studio / shutterstock.com<br />
Die Bauwerkskosten – sie umfassen unter<br />
anderem Rohbauarbeiten, Baustelleneinrichtung,<br />
Verschalung – sind bei konventioneller<br />
und modularer Bauweise in<br />
etwa gleich hoch. Kosteneinsparungen<br />
ergeben sich bei den Bau-Nebenkosten.<br />
Das sind etwa Planungskosten für Architekt,<br />
Statiker, Ingenieure und Sachverständige<br />
sowie Gebühren für Baugenehmigungen<br />
und Finanzierungen (Zinsen<br />
etwa). Die Vorfinanzierungszeit kann<br />
durch die kürzere Bau- und Planungszeit<br />
bis zu 60 Prozent kürzer sein, verbunden<br />
mit einem früheren Kapitalrückfluss. HAF<br />
FLEXIBEL IN ALLEN BEREICHEN<br />
Egal ob Privatpersonen, Firmen oder Kommunen:<br />
Wer sich für mobile Raumsysteme entscheidet,<br />
kann schnell auf veränderte Anforderungen<br />
reagieren und Gebäude ganz nach<br />
Bedarf verkleinern, erweitern oder gar umziehen.<br />
In München entsteht derzeit im Rahmen<br />
des sozialen Wohnungsbaus ein Modulhaus,<br />
in dem Senioren, Studierende und Flüchtlinge<br />
leben sollen. Auch das Gewerbe setzt immer<br />
öfter auf mobile Lösungen. Bauer sagt:<br />
„So können Unternehmen sich an die Mitarbeiterzahl<br />
anpassen.“ Shops wandern mit den<br />
Kunden, Büros wechseln den Standort. Kürz-<br />
35
[bauen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: kentaylordesign / shutterstock.com Foto: futurewalk / shutterstock.com<br />
lich ist ein Firmengebäude aus Baden-Württemberg<br />
als Wohnhaus nach Bayern verpflanzt<br />
worden.<br />
Oona Horx-Strathern, die das Buch „Wir bauen<br />
ein Zukunftshaus“ geschrieben hat und<br />
mit ihrem Mann Matthias Horx das Zukunftsinstitut<br />
in Frankfurt und Wien leitet, sagt:<br />
„Heute entscheiden wir flexibler, wie wir leben<br />
und arbeiten wollen. Junge Menschen<br />
bauen nicht mehr ihr Haus fürs Leben, sondern<br />
für eine bestimmte Lebensphase.“ Der<br />
Modulbau antworte darauf. So könne es sein,<br />
dass ein Paar zunächst ein Haus nur für sich<br />
baue. Komme ein Kind dazu, werde ein Modul<br />
angebaut; ein weiteres Kind bedeute schlicht<br />
ein weiteres Modul.<br />
Wolle ein Elternteil im Homeoffice arbeiten,<br />
folge noch ein Modul. Zögen die Kinder aus<br />
und würden dadurch Module frei, bestehe die<br />
Möglichkeit, diese abzukapseln und unterzuvermieten.<br />
Im Alter könne durch den Abbau<br />
des ersten Geschosses und einen Wiederaufbau<br />
der entsprechenden Elemente in der Fläche<br />
eine barrierefreie Wohnung entstehen,<br />
für eine Pflegerin ein zusätzliches Modul angefügt<br />
werden. Kurz: Das Haus verändert sich<br />
mit den Lebensphasen.<br />
„Immer mehr ältere Menschen wollen gar<br />
kein großes Haus mehr bewohnen, sondern<br />
einen Teil des Jahres reisen oder gleich in einem<br />
warmen Land verbringen“, ergänzt Horx-<br />
Strathern. Sie profitierten ebenfalls davon, ihr<br />
Haus verkleinern zu können. Denkbar sei<br />
auch, die eigenen vier Wände mit dem Geldbeutel<br />
mitwachsen zu lassen oder Immobilien<br />
auf Grundstücken mit begrenzter Mietdauer<br />
zu errichten.<br />
SHARED SPACES IM KOMMEN<br />
Vor allem in Großstädten wie New York und<br />
London werden zunehmend Modulhäuser gebaut<br />
und als Co-Living- und Co-Working-<br />
Spaces genutzt, berichtet die Expertin. „Dann<br />
lebt jemand in einer Mikro-Wohnung auf 25<br />
bis 35 Quadratmetern und teilt sich weitere<br />
Module mit anderen: Den Fitness- oder den<br />
Waschraum, die Bibliothek, die Terrasse oder<br />
das Büro.“ Ihrer Meinung nach wird sich diese<br />
Entwicklung auch hierzulande niederschlagen<br />
– denn die Quadratmeterpreise steigen<br />
stetig und immer mehr Menschen wollen weniger<br />
besitzen und ihr Geld lieber für Erleb-<br />
Wohnen im Container ist in Großstädten keine<br />
Seltenheit mehr: Hohe Quadratmeterpreise machen<br />
die Mikro-Wohnungen attraktiv.<br />
36
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
nisse ausgeben. Gut für den Modulbau.<br />
Am Baukasten-System imponiert Horx-Strathern<br />
auch, „dass ein Haus in kurzer Zeit stehen<br />
kann, ohne dass man die Nachbarn durch<br />
andauernden Baulärm stört, die Technik bereits<br />
in der Fabrik eingebaut wurde und das<br />
Haus ökologisch ist“. Es lasse sich schließlich<br />
immer wieder zerlegen und neu verwenden.<br />
Energiebedarf für Abriss und Neubau sind damit<br />
reduziert. Die Bauteile können sortenrein<br />
und einfach voneinander getrennt und neu<br />
montiert werden, ohne dass Bauschutt entsteht,<br />
der zu Füllmaterial zermahlen wird.<br />
Herstellerangaben zufolge beträgt die Lebensdauer<br />
mobiler Raumsysteme 80 bis 100 Jahre.<br />
Architektonisch sei alles drin, verspricht Oona<br />
Horx-Strathern. Wer an Leben oder Arbeiten<br />
im Container denke, irre. „Eigentlich sieht<br />
man gar keinen Unterschied zum Massivbau.“<br />
Durch neue Materialien und Techniken sind<br />
Holz-, Beton- und Stahlbauweisen ebenso<br />
möglich wie Hybrid-Stahl-Konstruktionen,<br />
ein Stahlskelett mit Holzausfachung. Außen<br />
Gebäude aus Raumsystemen kommen schick daher, wie dieses Hotel in Ulm.<br />
wird verputzt, das Holz gezeigt oder verkleidet.<br />
Weil Modular-Architektur ein rechtwinkliges<br />
Rasterprinzip zugrunde liegt, können<br />
die dreieinhalb Meter breiten und zwölf Meter<br />
langen Raumkuben auf diesem Grundriss<br />
frei angeordnet werden. Das Korsett trägt die<br />
Räume, nicht die Zwischenwände. Bis zu vier<br />
Stockwerke sind möglich. Ein weiterer Vorteil:<br />
Modulhäuser sind günstig, weil ihre Teile<br />
in Massenproduktion und standardisierter<br />
Produktion vorgefertigt werden. Da spielt es<br />
keine Rolle, ob es bei der Herstellung schneit<br />
oder regnet – im Gegensatz zur monatelangen<br />
Freiluft-Baustelle bei herkömmlichen Immobilien.<br />
Im Vergleich zur Massivbauweise kann<br />
sich der Bauherr auf die vereinbarten Kosten<br />
verlassen, weil das ganze Haus aus einer Hand<br />
stammt. [!] <br />
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37
Ein Schwegler-Mitarbeiter des Vöhringer Stammwerks kontrolliert ein Werkzeug. Diese werden oft aus Wolframcarbid hergestellt. <br />
Fotos: Amrei Groß<br />
Hart, aber fair<br />
Der Vöhringer Metallbauer Schwegler zählt in der Industrie zu den Top-Spezialisten für Sonderwerkzeuge. So robust<br />
seine Werkzeuge sind, so sehr setzt das Familien<strong>unternehmen</strong> auf weiche Faktoren in der Mitarbeiterführung.<br />
Wer Flugzeuge, Autos oder technische<br />
Komponenten baut, braucht die<br />
passenden Werkzeuge dazu. Werkzeuge,<br />
die bohren, fräsen, schleifen, reiben,<br />
entgraten oder Gewinde herstellen. Sie müssen<br />
höchsten Ansprüchen genügen: Präzision<br />
ist Trumpf; in einigen Fällen ist eine Genauigkeit<br />
bis auf den tausendstel Millimeter gefragt.<br />
Gleichzeitig müssen die Instrumente<br />
nach Möglichkeit zu den bereits vorhandenen<br />
Maschinen passen, kurze Taktzeiten ermöglichen<br />
und im Idealfall gleich mehrere Arbeitsschritte<br />
auf einmal erledigen.<br />
Um eine lange Haltbarkeit zu garantieren<br />
sind diese Super-Werkzeuge oft aus Wolframcarbid<br />
gefertigt, einem der härtesten Metalle<br />
der Welt, das sich nur mit Diamanten bearbeiten<br />
lässt, erklärt Roger Thüne, der kaufmännische<br />
Geschäftsführer der Schwegler<br />
Werkzeugfabrik in Vöhringen (Landkreis<br />
Neu-Ulm).<br />
Im Baumarkt gibt es solche Werkzeuge nicht,<br />
wohl aber bei Schwegler: Der Familienbetrieb<br />
hat sich der Produktion von Sonderwerkzeugen<br />
verschrieben. Entwickelt und gefertigt<br />
exakt nach Kundenwunsch ist hier jedes Produkt<br />
ein Unikat.<br />
WHO IS WHO DER INDUSTRIE<br />
Während das Unternehmen in der breiten Öffentlichkeit<br />
nur wenig bekannt ist, glänzt sein<br />
Name in der Welt der Industrie wie blank poliertes<br />
Metall. Bosch, Continental, MTU, Audi,<br />
BMW und EADS stehen ebenso auf der Kundenliste<br />
wie zahlreiche Zulieferer. Für sie ist<br />
Schwegler zwar nur ein Glied in der Produktionskette,<br />
als kompetenter<br />
Problemlöser<br />
aber ein<br />
wichtiges.<br />
„Schwegler Werkzeugfabrik<br />
GmbH<br />
& Co. KG“ lautet<br />
der Firmenname<br />
in voller Länge,<br />
das ist auffällig in<br />
einer Zeit voller<br />
Anglizismen. Da-<br />
Roger Thüne, kaufmännischer<br />
Geschäftsführer<br />
zu passt, dass hier<br />
Azubis um das Feilen am Schraubstock nicht<br />
herumkommen und dass Facharbeiter hoch<br />
geschätzt und wohl gehegt sind. Denn die Erfahrung<br />
langjähriger Mitarbeiter ist für einen<br />
innovativen Werkzeugbauer wie Schwegler<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
unabdingbar und eine Stärke fast mit Alleinstellungsmerkmal,<br />
sagt Thüne. Denn in einem<br />
komplexen Werkzeug steckten Knowhow<br />
und Erfahrung. Entsprechend lange<br />
dauere die Einarbeitungszeit; entsprechend<br />
schwierig sei es, das passende Personal zu finden.<br />
Schwegler setzt daher stark auf den eigenen<br />
Nachwuchs; derzeit sind knapp 20 Auszubildende<br />
im Unternehmen beschäftigt. Auch<br />
ein gutes Betriebsklima, gepaart mit Transparenz,<br />
gehört zum Anspruch der Führungsriege.<br />
„Die Tür zu den Chefs steht für alle offen“,<br />
sagt Thüne. Die Teilnahme an Firmenläufen<br />
und am Einstein-Marathon, das alljährliche<br />
Sommerfest „mit bombastischem Buffet“ sowie<br />
andere Aktionen sollen den Teamgeist<br />
stärken. Auch werden nach seinen Worten<br />
Führungskräfte speziell geschult, um ihren<br />
Mitarbeitern optimale Arbeitsbedingungen<br />
bieten zu können. Denn ein Spezialist, dem<br />
sein Vorgesetzter auf den Magen schlage,<br />
„kündigt über kurz oder lang“.<br />
210 Mitarbeiter an drei Standorten<br />
Exakt arbeiten heißt bei Schwegler: Fräsen bis auf den Millionstel Millimeter genau.<br />
Die „Schwegler Werkzeugfabrik“, heute<br />
geführt als GmbH & Co. KG, wurde 1978<br />
durch den Vöhringer Manfred Schwegler<br />
gegründet. Er leitet die Firma mit seinen<br />
beiden Söhnen: Reiner ist für das deutsche<br />
Mutterwerk zuständig, Bernd für<br />
das Werk in der Türkei. „Herr der Zahlen“<br />
ist Roger Thüne, der vor zehn Jahren als<br />
kaufmännischer Leiter in die Firma eingetreten<br />
ist. Das Unternehmen beschäftigt<br />
ZWEI WERKE IM AUSLAND<br />
Auf rund 17 Millionen Euro sollen die Umsätze<br />
in diesem Jahr klettern. Damit würde sich<br />
der bisherige Kurs eines moderaten Wachstums<br />
fortsetzen. „Es läuft gut“, sagt Thüne.<br />
Und fügt sofort relativierend hinzu: „Aber<br />
auch, weil es gerade fast überall gut läuft.“<br />
Man hebe deshalb nicht ab; ein zu rasches<br />
Wachstum sei riskant. „Die Qualität darf<br />
nicht leiden.“ Auch der Kostendruck steige<br />
stetig. Die Preisverhandlungen würden zunehmend<br />
härter, die Erwartung von regelmäßigen<br />
Preissenkungen massiver, erzählt Thüne.<br />
Noch sorgt die Automobilindustrie für<br />
knapp zwei Drittel der Umsätze von Schwegler,<br />
„doch wir versuchen, immer neue Sachen<br />
zu finden“. Eine dieser zumindest relativ „neuen<br />
Sachen“ sind rechtlich selbstständige Auslandstöchter.<br />
Das im Jahr 2005 eröffnete Werk<br />
im türkischen Bursa beschäftigt mittlerweile<br />
35 Mitarbeiter, in der „kleinen Einheit“ in China,<br />
die vor fünf Jahren folgte, sind es 14. In<br />
210 Mitarbeiter, 160 davon am Stammsitz.<br />
Zwei kleinere Werke hat Schwegler in<br />
China und der Türkei. Daher schauen die<br />
Firmenverantwortlichen sehr genau auf<br />
die politischen Entwicklung am Bosporus.<br />
Im Moment spüre man noch nichts von<br />
einer abflauenden Handelsbeziehung,<br />
sagt Thüne. Aber dort tätige Unternehmen<br />
aus Deutschland hielten sich derzeit<br />
mit Neuinvestitionen sehr zurück. TV<br />
beiden Fällen sei Schwegler seinem Großkunden<br />
Bosch gefolgt, in beiden Fällen habe sich<br />
die Präsenz vor Ort als Türöffner für die dortigen<br />
Märkte entpuppt. Das Exportvolumen<br />
nach China betrug im vergangenen Jahr rund<br />
2,5 Millionen Euro, das in die Türkei erreichte<br />
eine Million. [!] <br />
THOMAS VOGEL<br />
39
[finanzieren] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mehr Geld<br />
im Alter<br />
Die gesetzliche Rente reicht oft nicht für ein<br />
auskömmliches Leben. Daher fördert die<br />
Bundesregierung von 2018 an Betriebsrenten<br />
deutlich stärker als bisher. Auf die Unternehmen<br />
kommt ein komplexes Thema zu.<br />
Vollkommen neue Spielregeln gelten vom kommenden Jahr<br />
an in der betrieblichen Altersvorsorge. Zum Jahreswechsel<br />
tritt das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BSRG) in Kraft, das<br />
noch die alte Bundesregierung im zurückliegenden Sommer<br />
durch alle parlamentarischen Instanzen gepaukt hat. Hinter dem etwas<br />
sperrigen Namen verbirgt sich eine umfassende Reform des Betriebsrentenrechts.<br />
Diese erleichtert vor allem kleineren und mittleren<br />
Unternehmen, ihren Mitarbeitern eine zusätzliche Altersvorsorge<br />
anzubieten. Gleichzeitig bestehen in Zukunft für Arbeitnehmer höhere<br />
Anreize, in das Betriebsrentenmodell ihres Arbeitgebers einzusteigen<br />
und einen höheren Anteil ihres Einkommens als bisher dort einzuzahlen.<br />
Mit dem Mauerblümchendasein, das die<br />
betriebliche Altersvorsorge (bAV) in den<br />
vergangenen Jahren fristete, soll es damit<br />
vorbei sein. Umfragen etwa der Allianz Leben<br />
oder des Beratungs<strong>unternehmen</strong>s Willis<br />
Towers Watson zufolge, besitzt nur etwas<br />
mehr als jeder zweite<br />
Arbeitnehmer in Deutschland<br />
eine Betriebsrente. Dabei<br />
hat seit dem Jahr 2002<br />
jeder Arbeiter oder Angestellte,<br />
der gesetzlich Longial, Düsseldorf.<br />
Michael Hoppstädter<br />
pflichtversichert ist, einen<br />
gesetzlichen Anspruch auf eine sogenannte Entgeltumwandlung.<br />
Die Unternehmen müssen seither ihren Mitarbeitern<br />
eine Vorsorgemöglichkeit anbieten, in die ein Teil des<br />
Bruttogehaltes fließt. Häufig ist das eine Direktversicherung<br />
oder ein Pensionsfonds. Eine direkte Rentenzusage,<br />
bei dem der Betrieb einem Angestellten eine feste monatliche<br />
Rente im Alter garantiert, ist dagegen selten geworden. Viele Unternehmen<br />
scheuen das finanzielle Risiko, das sich aus einer solchen bin-<br />
Arbeitnehmer sollen mehr Geld im Alter haben. Vom 1. Januar 2018 können<br />
sie 8 statt bisher 4 Prozent in die betriebliche Altersvorsorge einzahlen.<br />
40
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[finanzieren]<br />
Wilhelm-Friedrich<br />
Puschinski.<br />
denden Zusage ergibt. Weil die durchschnittliche<br />
Lebenserwartung der<br />
Menschen in den vergangenen Jahren rapide<br />
gestiegen ist, sind sie gezwungen ständig<br />
höhere Rückstellungen für ihre laufenden<br />
Pensionsverpflichtungen zu bilden.<br />
Das zehrt am Gewinn. Dazu kommt, dass<br />
Direktzusagen wegen des hohen Rechnungszinses,<br />
den der Fiskus dafür zugrunde<br />
legt, für die Betriebe steuerlich unattraktiv<br />
sind.<br />
„Viele Unternehmen sind bereit, für die betriebliche<br />
Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter<br />
einiges zu investieren – aber sie möchten die damit verbundenen Kosten<br />
in gut kalkulierbaren Grenzen halten“, sagt Wilhelm-Friedrich<br />
Puschinski, Leiter General Consulting bAV bei Willis Towers Watson<br />
in Reutlingen. „Wer Unternehmen bei der weiteren Verbreitung der<br />
kapitalgedeckten Altersvorsorge – wofür es angesichts des demografischen<br />
Wandels keine Alternative gibt – mit ins Boot holen will, muss<br />
auch schauen, was Unternehmen leisten können und wollen.“<br />
BRANCHENWEITE MODELLE ANGESTREBT<br />
Das neue Gesetz nimmt zukünftig die Sozialpartner in die Pflicht. Sie<br />
sind ab kommendem Jahr gefordert, ein jeweils branchenweites Modell<br />
für eine Betriebsrente zu vereinbaren. Jedes tarifgebundene Unternehmen<br />
muss dann dieses Modell verpflichtend übernehmen. Doch<br />
was ist mit Unternehmen, die keinem Tarifverbund angehören? Das<br />
ist bislang nicht geklärt. Der Gesetzgeber hofft auf einen Signaleffekt.<br />
Sind die ersten Lösungen erst am Start, sollen auch nicht tarifgebundene<br />
Unternehmen mitmachen dürfen. Die Aufnahmekonditionen<br />
für sie dürfen dabei nur mit sachlicher Begründung schlechter sein als<br />
für tarifgebundene Unternehmen.<br />
Offen ist auch, welche Lösungen sich die einzelnen Sozialpartner vorstellen.<br />
Bei der Ausgestaltung haben die Arbeitgeber und Gewerkschaften<br />
grundsätzlich freie Hand. Möglich ist zum Beispiel, dass sich<br />
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände auf konkrete Branchenmodelle<br />
verständigen. „Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die<br />
Sozialpartner nur Leitplanken für ein bAV-Modell setzen – so wie das<br />
Die wichtigsten Änderungen<br />
Mehr Geld im Alter als bisher: Das BRSG eröffnet neue Spielräume.<br />
Arbeitnehmer können künftig 8 statt wie bisher 4 Prozent ihres<br />
Bruttoeinkommens umwandeln und steuerfrei in eine betriebliche<br />
Altersvorsorge einzahlen. Auf die zusätzlichen vier<br />
Prozentpunkte werden Sozialbeiträge fällig (außer Rentenversicherung).<br />
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, seine anteilig eingesparten<br />
Sozialversicherungsbeiträge durch einen Zuschuss<br />
in Höhe von pauschal 15 Prozent des Beitrags an die Beschäftigten<br />
weiterzugeben. Die Grundförderung für Riesterverträge<br />
wird auf 175 Euro angehoben. Freiwillige Zuschüsse des Arbeitgebers<br />
zur Altersvorsorge seiner Angestellen werden ab<br />
Jahresanfang bis zu einem Betrag von 40 Euro mit 30 Prozent<br />
durch den Staat gefördert. Den staatlichen Zuschuss erhalten<br />
die Firmen vergleichsweise unbürokratisch, indem sie den Betrag<br />
mit der nächsten Lohnsteuerzahlung an das Finanzamt<br />
verrechnen. <br />
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41
[finanzieren] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
heute schon zum Beispiel bei der die IG-Metall-Rente der Fall ist”, sagt<br />
Michael Hoppstädter, Geschäftsführer des Pensionsberatungs<strong>unternehmen</strong>s<br />
Longial. „Dann gäbe es einen ganzen Strauß an Durchführungswegen,<br />
Versorgungsträgern und Anbietern, die theoretisch in<br />
Frage kommen. Der Unternehmer muss dann ein Konzept aussuchen,<br />
das die gestellten Anforderungen erfüllt, und dafür einen guten Anbieter<br />
finden.” Viele Firmen werden dazu Beratungsbedarf<br />
haben. Der Steuerberater allein<br />
wird angesichts des komplexen<br />
Themas kaum ausreichen.<br />
Schon jetzt ist klar: Garantiemodelle wird<br />
es im Zuge von neuen Sozialpartnerlösungen<br />
nicht mehr geben. Sie sind vom Gesetzgeber<br />
ausdrücklich verboten worden. Stattdessen<br />
hat er eine reine Beitragszusage<br />
eingeführt. Das heißt, der Betrieb sichert<br />
seinem Mitarbeiter lediglich zu, dass er<br />
sich an dessen Beitragszahlungen etwa an<br />
eine Pensionskasse mit einem festen Anteil<br />
Eva Moll, bAV-Expertin<br />
bei Novethos, München.<br />
beteiligt. Wie groß der angesparte Kapitalstock und damit die Rente<br />
am Ende des Berufslebens ausfallen, hängt von der Entwicklung an<br />
den Wertpapiermärkten ab, wo das Geld investiert wird. Die Versicherungsaufsicht<br />
wacht darüber, dass dabei bestimmte Anlageregeln eingehalten<br />
werden, so dass Missbrauch und riskante Spekulationen<br />
ausgeschlossen sind.<br />
STEUERVORTEILE FÜR ARBEITNEHMER<br />
Um die Akzeptanz zu verbessern, können die Sozialpartner vereinbaren,<br />
dass das Vorsorgemodell automatisch für alle Mitarbeiter gilt.<br />
Will ein Arbeitnehmer nicht teilnehmen, muss er von sich aus aktiv<br />
werden und seinen Austritt aus der bAV dem Betrieb mitteilen, auch<br />
opting-out genannt. Durch Steuervorteile und höhere Zuschüsse sowohl<br />
für Arbeitnehmer als auch für die Unternehmen (siehe Infokasten)<br />
will der Gesetzgeber die Aussteigerquote gering halten und auch<br />
auf diese Art die betriebliche Altersvorsorge stärken.<br />
Dazu zählt auch, dass spätere Leistungen aus der Betriebsrente bis derzeit<br />
202 Euro pro Monat nicht auf die Grundsicherung angerechnet<br />
werden. „Das halte ich für einen wirklich gelungenen Wurf. Weil dadurch<br />
der Arbeitnehmer, der in seiner aktiven Berufszeit etwas für<br />
seine Alterssicherung tut beziehungsweise getan hat, immer<br />
besser gestellt wird als jemand, der die ganze Zeit<br />
nichts zurückgelegt hat und später Grundsicherung<br />
bekommt“, sagt Hoppstädter. „Zusätzlich sind die steuerlichen<br />
Vereinfachungen in Zusammenhang mit den<br />
Beitragszahlungen und die verbesserte Riesterförderung<br />
entscheidende Reformelemente, die die bAV einerseits<br />
bei kleinen und mittleren Unternehmen, andererseits<br />
bei den Arbeitnehmern in unteren und<br />
mittleren Lohngruppen wirklich voranbringt.“<br />
Auch Vera Moll, Expertin für betriebliche Altersversorgung,<br />
bei Novethos Financial Partners in München,<br />
sieht eine Reihe positiver Elemente in dem Reformpaket,<br />
sie bleibt aber skeptisch. „Der Gesetzgeber hat nun die Rahmenbedingungen<br />
vorgegeben. Trotzdem gibt es noch viele Fragen, die<br />
vom Bundesministerium für Finanzen geklärt werden müssen beziehungsweise<br />
durch Praxisfälle erst evaluiert werden können. Ich rechne<br />
frühestens im zweiten Halbjahr 2018 mit ersten Ansätzen im Sozialpartnermodell“,<br />
sagt Moll.<br />
Rentenexperte Puschinski zufolge merkt man dem Betriebsrentenstärkungsgesetz<br />
an, dass es ein Kompromiss ist. „Manche Probleme<br />
wurden eher halbherzig angegangen und nicht konsistent gelöst. Zum<br />
Beispiel wurde die steuerliche Förderung ausgebaut, aber nicht bei-<br />
42
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[finanzieren]<br />
tragsrechtlich flankiert. Und bei den Regelungen zum Zusammenspiel<br />
von ‚alter‘ und ‚neuer‘ bAV-Welt ist noch gar nicht klar, wie sie in der<br />
Praxis umzusetzen sind.“<br />
BEITRÄGE STATT LEISTUNGSVERSPRECHEN<br />
Eine wichtige Frage ist nämlich, wie sich Unternehmen verhalten sollen,<br />
die bereits ihren Mitarbeitern ein eigenes bAV-Modell anbieten?<br />
Wollen sie zum Beispiel das Vermögen ihrer bestehenden Pensionskasse<br />
auf eine neue Lösung übertragen, spielt der Fiskus nicht mit..<br />
„Das Einzige, was Unternehmen, die in die neue bAV-Welt wechseln<br />
wollen, machen können, ist, die bestehende Lösung einzufrieren beziehungsweise<br />
für Neuzugänge zu schließen und mit künftigen Beiträgen<br />
eine neue Lösung aufzubauen”, empfiehlt Hoppstädter. „Das<br />
heißt aber auch, dass sie dann tatsächlich Beiträge zahlen müssen<br />
und nicht wie bei einer Direktzusage nur ein Leistungsversprechen<br />
abgeben.“ Zudem müssen die Arbeitnehmer mit einer vorhandenen<br />
bAV-Zusage dem Wechsel zustimmen. „Es ist fraglich, ob Mitarbeiter<br />
aus einer Zusage mit zum Teil hochverzinsten Garantien wechseln in<br />
eine reine Zusage ohne Garantien mit der Perspektive einer attraktiven<br />
Anlage der Beiträge am Kapitalmarkt“, gibt Longial-Geschäftsführer<br />
Hoppstädter zu bedenken. [!] THOMAS LUTHER<br />
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Nr. 1 des Mittelstands sind.<br />
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zu erzeugen, diesen in Energiespeichern zu „puffern“ und ihre Wohnräume<br />
dann mittels einer Elektroheizung zu wärmen. Mit der Unterstützung der<br />
Kreissparkasse Biberach konnte sich EVO zum Innovationsführer in der<br />
Wärmewende in Europa entwickeln.“<br />
Markus J. Schmidt<br />
Geschäftsführer der EVO Elektroheizung<br />
GmbH & Co. KG aus Mietingen<br />
43
[führen] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Eine elegante Form von Kritik<br />
Das Ergebnis des Experiments von Nick Zubanov überrascht: Der Konstanzer Uni-Professor für Betriebswirtschaft erklärt<br />
im Interview mit unserem Mitarbeiter Peter Ilg den Zusammenhang von Lob und Leistungssteigerung.<br />
Sie haben in einer Studie unter Studenten<br />
untersucht, ob verbale Anerkennung motiviert.<br />
Spornt Lob zur Leistung an?<br />
Ja, eindeutig – aber überraschenderweise steigern<br />
nicht die ihre Leistungsbereitschaft, die<br />
gelobt wurden, sondern die, die kein Lob erhielten.<br />
Wir hatten für die Studie mehrere<br />
Kontrollgruppen unter Studienanfängern<br />
eingerichtet. Während in einigen Gruppen<br />
bestimmte Mitglieder gelobt wurden, gab es<br />
in anderen Gruppen keine verbale Anerkennung<br />
Einzelner. Schließlich hat sich gezeigt,<br />
dass diejenigen ihre Leistung verbessert haben,<br />
die in den Gruppen waren, in denen Lob<br />
ausgesprochen wurde.<br />
Vorgesetzte, die Lob aussprechen,<br />
legen damit auch eine<br />
Norm für die Gruppe fest,<br />
sagt Nick Zubanov, Professor<br />
an der Uni Konstanz.<br />
Illustration: studiostoks /<br />
shutterstock.com<br />
Womit lässt sich das begründen?<br />
Es gibt mehrere Theorien, aber wie wir bei unseren<br />
Experimenten<br />
herausgefunden<br />
haben, liegt<br />
der wesentliche<br />
Grund für das Verhalten<br />
darin, der<br />
Leistungsnorm<br />
entsprechen zu<br />
wollen. Wenn<br />
man ein gewisses<br />
Verhalten mit lobenden<br />
Worten an der Uni Konstanz.<br />
Nick Zubanov, Professor<br />
würdigt – in unserem<br />
Fall das gute Abschneiden bei der ersten<br />
Semesterprüfung – ist Loben eine Form der<br />
Kommunikation darüber, was der Norm<br />
entspricht. Damit legt man die Höhe der<br />
Latte fest, die jemand überspringen muss,<br />
um Teil der Gruppe zu sein. Diejenigen, die<br />
diese Information mitbekommen, ohne selbst<br />
zu den Gelobten zu gehören, korrigieren ihre<br />
Einschätzung zur geforderten Norm. Um dieser<br />
zu entsprechen, verstärken sie ihre Bemühungen.<br />
Lob ist eine elegante Form von Kritik.<br />
Wirkt Lob nachhaltig oder muss man täglich<br />
nachlegen?<br />
Lob hat keinen dauerhaften Bestand. In<br />
unserem Experiment konnten wir eine leistungssteigernde<br />
Wirkung zwar noch bei der<br />
folgenden Prüfung feststellen. Bei der Abschlussprüfung<br />
der Kursteilnehmer war dieser<br />
Effekt aber schon nicht mehr erkennbar.<br />
Lob beeinflusst nach Ihren Erkenntnissen<br />
die Leistung im Studium. Wie sehr? Gilt<br />
das bis zur maximalen Leistungsgrenze?<br />
Das folgende Zitat stammt von Mary Kay Ash,<br />
einer erfolgreichen US-Geschäftsfrau: „Es gibt<br />
zwei Dinge, die für die Menschen noch wichtiger<br />
sind als Sex und Geld: Anerkennung und<br />
Lob.“ Damit bringt sie es auf den Punkt, auch<br />
wenn es vielleicht etwas zugespitzt formuliert<br />
ist für eine wissenschaftliche Aussagekraft.<br />
Andererseits: Anerkennung ist zwar ein<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[führen]<br />
starker Motivator, aber nicht der stärkste. Der<br />
ist natürlich immer noch das Geld.<br />
Manche Studenten wurden mehr, manche<br />
weniger, andere gar nicht gelobt. Welche<br />
Gruppe reagierte am stärksten?<br />
Profitiert haben die Kursteilnehmer, die kein<br />
Lob erhalten, es aber mitbekommen haben.<br />
Und die, deren ersten Klausurergebnisse etwas<br />
unter der Schwelle für Lob lagen, also<br />
knapp unter der Norm. Für sie war es ohne<br />
große Anstrengung machbar, darüber zu<br />
kommen. Für die an den Studieninhalten Desinteressierten<br />
war die Leistungsnorm ohne<br />
Belang und die, deren Noten zu schlecht waren,<br />
hätten zu viel investieren müssen, um sie<br />
zu schaffen. In diesen beiden Gruppen war<br />
kein Anstieg der Leistung zu erkennen.<br />
Lassen sich die Studienergebnisse auf die<br />
Arbeitswelt übertragen?<br />
Ja, denn die Welt der Arbeit und des Studiums<br />
haben mehr gemeinsam, als man denkt. In<br />
beiden gibt es starke Leistungsanreize, ehrgeizige<br />
Erfolgsziele und starken Wettbewerb.<br />
Motiviert Lob mehr als höheres Gehalt?<br />
Es kommt darauf an, wie viel Geld im Spiel ist.<br />
Man könnte die Leistungswirkung von Lob<br />
mit der von monetären Anreizen vergleichen<br />
und daraus ein geldwertes Äquivalent berechnen.<br />
Beispiel: Bei US-amerikanischen High-<br />
School-Studenten entspricht Lob einer höheren<br />
Studienleistung im Gegenwert von etwa<br />
20 Dollar. Jedoch nimmt die Wirkung von Lob<br />
bei Älteren und mit steigenden Arbeitsjahren<br />
ab, weil diese Menschen durch ihre Erfahrungen<br />
besser einschätzen können, wo sie mit<br />
ihren Leistungen innerhalb der Norm liegen.<br />
Sie passen sich selbst der geforderten Höhe an.<br />
Wenn man also den monetären Wert von Lob<br />
ermitteln könnte, käme man zu dem Ergebnis,<br />
dass dieser vermutlich nicht hoch ist. Lob<br />
ist zwar billig, aber nicht umsonst. Es erfordert<br />
Zeit und Zuwendung für den, der gelobt<br />
wird.<br />
Experiment mit<br />
300 Studienanfänger<br />
An der Studie „The power of (no) recognition“,<br />
auf Deutsch: Die Macht des<br />
(nicht) Lobens, haben rund 300 niederländische<br />
Studienanfänger teilgenommen.<br />
Sie wurden in mehrere Gruppen<br />
eingeteilt, in denen Studenten<br />
mehr oder weniger gelobt wurden. In<br />
manchen Gruppen gab es überhaupt<br />
kein Lob. Nick Zubanov, seit 2016 Professor<br />
für Betriebswirtschaftslehre an<br />
der Uni Konstanz mit Schwerpunkt Organisationsökonomie,<br />
war einer der<br />
beiden Studienautoren. Durchgeführt<br />
wurden die Experimente 2012, die Ergebnisse<br />
wurden jetzt veröffentlicht. PI<br />
Wo hat Lob seine Grenzen?<br />
Lob funktioniert nicht bei allen, sondern nur<br />
in Grenzen. Um alle zu motivieren, braucht<br />
man ohnehin verschiedene Instrumente. [!]<br />
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45
[leben] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Macht des Kreativen<br />
Für den einen ist sie ein intellektuelles, sinnliches Abenteuer, für den anderen viel gute Arbeit. Doch wie kann<br />
man von Kunst leben? Oder ist sie eben doch brotlos? Stefan Loeffler wollte in unserer Umfrage von sechs<br />
Kulturschaffenden wissen, was Künstler von Unternehmern lernen können – und umgekehrt.<br />
1) Was bedeutet Kunst für Sie?<br />
2) Was kann die Wirtschaft von der Kunst lernen?<br />
3) Und umgekehrt: die Kunst von der Wirtschaft?<br />
4) Welche Eigenschaften zeichnen gute<br />
Unternehmer/-innen aus?<br />
5) Was ist das Schönste an Ihrer Tätigkeit als<br />
Kulturschaffender?<br />
Sven Wisser schätzt es,<br />
wenn Kunst Reibung zwischen<br />
Künstler und Zuschauer<br />
erzeugt, die letztendlich zu<br />
Erkenntnis führt. Der Autor<br />
und Schauspieler leitet die Junge<br />
Bühne Ulm.<br />
1) Kunst ist für mich eine Behauptung, eine Auseinandersetzung und<br />
ein Dialog zwischen Kunstschaffenden und dem Zuschauer. Im Idealfall<br />
entsteht Reibung, die möglichst beidseitig zu neuen Erkenntnissen<br />
führt.<br />
2) Die kreative Freiheit, die unerwartete Wahl der Mittel und einen<br />
offenen Blick für Problemlösungen zu bekommen.<br />
3) Die Organisationsstruktur fern aller Emotion und die Einhaltung<br />
des vorgegebenen Finanzrahmens.<br />
4) Man muss ein Kommunikationsprofi sein, eine gute Fähigkeit zur<br />
Selbstreflexion, ein fundiertes Fachwissen und eine gute Portion<br />
Humor besitzen.<br />
5) Die Freiheit, mit der Leidenschaft zum Beruf den Lebensunterhalt<br />
erwirtschaften zu können.<br />
Im Dschungel ist der Tiger los! Er bedroht Mogli, den Menschenjungen:<br />
Szene aus „Das Dschungelbuch“ der Jungen Bühne Ulm.<br />
46
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
[leben]<br />
Foto: Sandra Cunningham / shutterstock.com<br />
Für die freie Künstlerin<br />
Anneliese Hermes müssen<br />
erfolgreiche Unternehmer<br />
schlicht und einfach gute<br />
Ja-Sager sein. Die Malerin arbeitet<br />
in Wangen-Oberwälden<br />
bei Göppingen.<br />
1) Ich habe schon immer gerne gemalt und konnte diese Leidenschaft<br />
zum Beruf machen. Diese Kunst erfüllt und entspannt mich und<br />
macht fast ein bisschen süchtig. Kunst ist viel Arbeit.<br />
2) Vielleicht kann sie etwas von der Spontanietät und der Experimentierfreudigkeit<br />
der Kunstschaffenden übernehmen, die oftmals Unmögliches<br />
ausprobieren. Doch dies trifft sicher in einigen Punkten<br />
auch auf die Wirtschaft zu.<br />
3) Das Vorhaben, Ideen nachhaltig umzusetzen und zu verwirklichen.<br />
Dass man in einem Wettbewerb immer am Ball bleiben muss und<br />
jedes Produkt einzigartig ist.<br />
4) Sie müssen Ja-Sager sein. Und das bedeutet wieder Arbeit. Doch nur<br />
so kann man etwas bewegen. Unternehmer müssen mit positiven<br />
Gedanken vorangehen und die Dinge ausloten.<br />
5) Dass ich das tun kann, was ich möchte. Dass ich mir die Materialien<br />
für meine Werke selbst aussuchen und wählen kann. Das bedeutet<br />
für mich Freiheit. Durch meine Arbeit rege ich die Menschen an zu<br />
reflektieren.<br />
Für Werner Meyer, Direktor<br />
der Kunsthalle Göppingen, ist<br />
es wichtig, die Frage nach dem<br />
Wert der Dinge immer wieder<br />
neu zu stellen.<br />
1) Ein unerschöpfliches, lebenslanges, sinnliches und intellektuelles<br />
Abenteuer, unzählige Entdeckungen von Ideen und Orten, wo ich<br />
mit meinem Vorstellungsvermögen noch nicht war.<br />
2) Zum Beispiel die Frage nach dem Wert der Dinge, Ideen, Entdeckungen<br />
anders und immer wieder neu zu stellen. Ich habe gelesen, dass<br />
der Künstler und seine Arbeit Modell sein könnten für eine projektorientierte<br />
Ökonomie.<br />
3) Der Kunstmarkt ist ein ökonomisches System fast wie jedes andere.<br />
Die Spieltheorie ist auch eine ökonomische Theorie und sie passt<br />
wunderbar auch für die Zusammenhänge der Produktion von<br />
Kunst.<br />
4) Erfolgreich im Sinne unserer geltenden Wirtschaftsordnung ist ein<br />
Unternehmer und eine Unternehmerin, wenn sich ihr Unternehmen<br />
wirtschaftlich positiv entwickelt, wenn Gewinn erwirtschaftet<br />
wird und zukunftsträchtige Investitionen möglich sind. Interessant<br />
wird es, wenn man „gut“ steigert in „besser“ und „am besten“.<br />
Dann könnten Ökonomie und Ethik in Konflikt geraten.<br />
5) Einer der schönsten Momente für mich: Ich befinde mich in einer<br />
von mir eingerichteten Ausstellung, zusammen mit dem Künstler<br />
oder der Künstlerin, und wir sehen, dass es gut ist. Und dann sind<br />
wir gespannt, was daraus wird.<br />
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47
[leben] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Foto: 5 second Studio / shutterstock.com<br />
Nicole Fritz möchte mit Kunst<br />
Bewusstseinsprozesse anstoßen.<br />
Die Gründungsdirektorin<br />
des Kunstmuseums Ravensburg<br />
wechselt 2018 als Direktorin an<br />
die Kunsthalle Tübingen.<br />
Für Dr. Stefanie Dathe muss<br />
die Kunst ebenso wie die Wirtschaft<br />
von Marketing und Vernetzung<br />
profitieren. Die Kunsthistorikerin<br />
ist Direktorin des<br />
Museums Ulm.<br />
1) Kunst ist für mich Sinnsuche im Bereich der Ästhetik.<br />
2) Sowohl Unternehmer als auch Künstler stehen vor derselben Herausforderung,<br />
regelmäßig Neuerungen hervorbringen zu müssen.<br />
Die Kernkompetenz, die hierfür notwendig ist, heißt Kreativität.<br />
Mit ihr kann ich Problemstellungen durch Querdenken lösen und<br />
zu Neuem zusammenfügen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet<br />
sind Kunstwerke aller Zeiten nichts anderes als Modelle für innovatives<br />
Denken und Handeln. Sich auf Kunst einlassen schult das<br />
Querdenken und macht kreativ.<br />
3) Vielleicht Strategien, um das Entwickelte zu vermarkten.<br />
4) Unternehmungen mit Blick aufs Ganze zu initiieren.<br />
5) Bewusstseinsprozesse anstoßen zu können.<br />
Mit einer klaren Organisation<br />
und strukturierten Planung<br />
können Künstler von ihrer Arbeit<br />
leben. So sieht das Michael<br />
Mutschler, der für die Programmleitung<br />
im Ulmer Kulturzentrum<br />
Roxy verantwortlich<br />
ist.<br />
1) Kunst war und ist Aneignung und Interpretation von Welt. Die Vermittlung<br />
ihrer Inhalte ist meine Leidenschaft, meine Berufung und<br />
mein Lebenselixier.<br />
2) Die Wirtschaft kann von Kunst und Künstlern lernen, unvoreingenommen<br />
auf Neues zuzugehen, Risiken einzugehen, unermüdlich<br />
nach kreativen Problemlösungen zu suchen und unübliche Wege<br />
mit Innovationspotential zu beschreiten.<br />
3) Kunst und Künstler können von der Wirtschaft ein strukturiertes,<br />
zielorientiertes Arbeiten, unternehmerisches Denken, Marketing<br />
und Vernetzung in der künstlerischen Praxis lernen.<br />
4) Einen guten Unternehmer und Unternehmerin zeichnen Überzeugungskraft,<br />
visionäres Denken und Handeln, Teamfähigkeit, Zielorientierung,<br />
soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz aus.<br />
5) Das Schönste in meiner Tätigkeit als Museumsdirektorin ist es, unsere<br />
Besucherinnen und Besucher für die faszinierende Welt und<br />
die Themen der Kunst zu begeistern.<br />
1) Kunst ist für mich Leidenschaft, Inspiration und Freiheit.<br />
2) Quer zu denken, flexibel zu sein, traditionelle Strukturen zu<br />
verlassen und mit gewohnten Vorstellungen brechen, um Neugierde<br />
und Kreativität zu fördern.<br />
3) Klare Organisation und strukturierte Planung, denn jeder<br />
Künstler muss unternehmerisch denken, wenn er von seiner<br />
Kunst leben möchte.<br />
4) Authentizität und eine starke innere Haltung sowie Ausdauer und<br />
Leidenschaft, gepaart mit Kreativität und Mut.<br />
5) Das Schönste ist, dass ich mit außergewöhnlichen und spannenden<br />
Menschen zusammenarbeiten darf, was lange Tage und stressige<br />
Phasen relativiert und ausgleicht.<br />
Foto: Dmitry Lobanov / shutterstock.com<br />
48
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Mai 2018
[namen & nachrichten] Ausgabe 59 | <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
IHK Ulm senkt<br />
rückwirkend<br />
Beiträge<br />
Zahlt Mitgliedsbeiträge<br />
zurück:<br />
Otto Sälzle<br />
Die IHK Ulm erstattet ihren<br />
Mitglieds<strong>unternehmen</strong> rund<br />
7,6 Millionen<br />
Euro bereits<br />
gezahlter<br />
Beiträge.<br />
Möglich machen<br />
dies<br />
laut Hauptgeschäftsfüh<br />
rer Otto<br />
Sälzle eine<br />
„hervorragende<br />
Wirtschaftslage<br />
sowie einmalige<br />
Einnahmen“. IHK-Mitglieds<strong>unternehmen</strong>,<br />
die für das Jahr<br />
2013 Beiträge bezahlt haben, erhalten<br />
nun eine Rückzahlung.<br />
Erneut mehr<br />
Lehrverträge<br />
im Handwerk<br />
Fliegende Forschungsplattform<br />
Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums<br />
Geesthacht haben den Zeppelin NT der Deutschen<br />
Zeppelin Reederei (Friedrichshafen) in<br />
eine fliegende Forschungsplattform verwandelt.<br />
Mit Spezialkameras ausgerüstet flog der<br />
Zeppelin über Nordsee und Elbe. Im Fokus: Der<br />
Zum vierten Mal in Folge verzeichneten<br />
die Handwerksbetriebe<br />
in Baden-Württemberg<br />
mehr Auszubildende als im<br />
Vorjahr. Das teilt die Landeshandwerkskammer<br />
mit. Landesweit<br />
hatten demnach 13 429<br />
Jugendliche bis zum 31. Juli einen<br />
Ausbildungsvertrag unterschrieben.<br />
Das entspricht einem<br />
Plus von 3 Prozent. Mit<br />
einer Quote von aktuell 6,1 Prozent<br />
beteiligen sich die Handwerksbetriebe<br />
in Baden-Württemberg<br />
im Branchenvergleich<br />
überdurchschnittlich an der<br />
Ausbildung zukünftiger Fachkräfte.<br />
Kleine Betriebe<br />
kehren Stuttgart<br />
den Rücken<br />
Die Region Stuttgart verliert Betriebe:<br />
Wie die dortige IHK mitteilt,<br />
sind aus Stuttgart und den<br />
umgebenden Landkreisen in<br />
den vergangenen vier Jahren<br />
mehr Unternehmen weggezogen,<br />
als sich neue angesiedelt<br />
haben. Doch die Lage ist keineswegs<br />
dramatisch. Zwischen<br />
2013 und 2016 kehrten im Saldo<br />
39 Unternehmen der Region<br />
den Rücken. Unter ihnen waren<br />
vor allem kleine Betriebe mit<br />
neun oder weniger Beschäftigten.<br />
Negative Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaftskraft hat diese<br />
Entwicklung nicht. Im selben<br />
Zeitraum stieg die Zahl der<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
in der Region Stuttgart<br />
nach Angaben des Statistschen<br />
Landesamts um rund<br />
80.000 Menschen.<br />
Einfluss von Windkraftanlagen auf Meeresströmungen<br />
und der von Überflutungen auf<br />
die Ökosysteme von Flüssen. Weitere Stopps<br />
des Zeppelins auf seiner Tour im Norden<br />
Deutschlands waren die Baufachmesse Nord-<br />
Bau in Neumünster und die Stadt Flensburg.<br />
L-Bank hilft<br />
Existenzgründern<br />
in Millionenhöhe<br />
Die L-Bank, die Förderbank des<br />
Landes, hat im ersten Halbjahr<br />
211 Betriebe aus dem Bezirk der<br />
IHK Ulm gefördert. Sie vergab<br />
Darlehen im Gesamtwert von<br />
72,3 Millionen Euro, die in Investitionen<br />
von mehr als 105<br />
Millionen Euro fließen. Mehr<br />
als 214 Arbeitsplätze sind dadurch<br />
entstanden. Unter den<br />
geförderten Unternehmen sind<br />
62 Existenzgründer. [!] AGR<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
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Gestaltung<br />
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Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Matthias Kessler,<br />
Amrei Groß, Lars Schwerdtfeger,<br />
Giacinto Carlucci, Werk fotos,<br />
Getty Images, PR, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
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Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
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E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Auflage: 18.000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
6. Dezember <strong>2017</strong><br />
Die Themen<br />
Familien<strong>unternehmen</strong><br />
Energie & Umwelt<br />
Burnout-Prävention<br />
Rückblick:<br />
10 Jahre <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
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10. November <strong>2017</strong><br />
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-Emissionen kombiniert (g/km): 54-48.<br />
2<br />
2,8; CO 2<br />
-Emissionen kombiniert (g/km): 65.<br />
3<br />
3,7-3,3; CO 2<br />
- Emissionen kombiniert (g/km): 84-78.<br />
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