unternehmen Dezember 2017
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 6 0<br />
Bei ihm machen<br />
Talente Karriere<br />
Klassischer Mittelstand, ungewöhnlicher Lebens lauf,<br />
moderne Ansichten: Unternehmer Gerd Stiefel aus<br />
Neu-Ulm gibt jungen Mitarbeitern Verantwortung.<br />
Effizienz Wie Energiemanager beim Sparen helfen können SEITE 8<br />
Rückblick Prinzipien und Überzeugungen erfolgreicher Unternehmer SEITE 38<br />
Umfrage Was war Ihre größte Herausforderung der vergangenen Jahre? SEITE 54
Überblick<br />
ist einfach.<br />
Weil die Sparkasse individuelle<br />
Lösungen für einen<br />
effizienten Zahlungsverkehr<br />
im In- und Ausland bietet.<br />
sparkasse-ulm.de<br />
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Ulm<br />
S Kreissparkasse<br />
Göppingen
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[editorial]<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
nein, zehn Jahre sind eigentlich kein Jubiläum und auch kein<br />
Grund, sich selbstgerecht auf die Schulter zu klopfen. Dennoch<br />
freut sich das kleine Team von <strong>unternehmen</strong> [!], dass es ihm gelungen<br />
ist, für eine anspruchsvolle Leserschaft ein regionales Wirtschaftsmagazin<br />
am Markt zu etablieren.<br />
Die schönsten Komplimente sind, wenn Unternehmer uns erzählen,<br />
dass das Magazin bei ihnen auf dem Wohnzimmertisch liegt<br />
oder wenn sie darüber berichten, wie oft sie auf einen Artikel im<br />
Magazin angesprochen worden sind. Manch‘ einer vermutet, man<br />
könnte – wie bei vielen Fachmagazinen – Titelgeschichten für<br />
4000 bis 5000 Euro kaufen. Nein, man kann es nicht.<br />
Ja, <strong>unternehmen</strong> [!] finanziert sich zum allergrößten Teil durch Anzeigen,<br />
doch das redaktionelle Konzept fußt auf journalistischer<br />
Glaubwürdigkeit und dem Gedanken, unseren Lesern Nutzwert<br />
zu bieten, sie über die regionale Wirtschaft zu informieren und sie<br />
zu unterhalten. In diesem Heft schauen wir auf 60 Ausgaben zurück<br />
und rücken Menschen in den Fokus, die die Wirtschaftsregion<br />
voranbringen. In unserer Umfrage verraten Unternehmer und<br />
Selbstständige, was für sie in den vergangenen zehn Jahren die<br />
größte Herausforderung war und wie sie diese gemeistert haben<br />
(S.54). Ein Kaleidoskop unternehmerischer Grundsätze und Anschauungen<br />
ehemaliger Interviewpartner hat unser freier Mitarbeiter<br />
Stefan Loeffler in unserem Rückblick (S.38) zusammengestellt.<br />
Im Titelinterview (S. 10) zeigt Familienunternehmer Gerd<br />
Stiefel aus Neu-Ulm, wie Mittelständler mit Kreativität und einer<br />
wertorientierten Unternehmenskultur erfolgreich sein können.<br />
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein<br />
3
[inhalt] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
[titelthema]<br />
12 Der Menschenfänger<br />
Normal kann jeder: Der Neu-Ulmer Unternehmer<br />
Gerd Stiefel hat einen höchst ungewöhnlichen<br />
Werdegang und führt seinen Betrieb nach besonderen<br />
Prinzipien. Ein Gespräch über Unternehmenskultur<br />
und Aufstiegsmöglichkeiten für junge Talente.<br />
26<br />
24<br />
08<br />
38<br />
[verantworten]<br />
8 Heißes Eisen, kühler Kopf<br />
Warum es Sinn macht als energieintensiver Betrieb ressourcenschonend zu arbeiten,<br />
beweist die Härterei Technotherm aus Eschenbach.<br />
[machen]<br />
24 Zur Sparsamkeit erzogen<br />
Die Familie Leibinger prägt seit 150 Jahren die Brauerei Gold Ochsen – und umgekehrt.<br />
Firmenchefin Ulrike Freund über die Lust und die Last als Mittelständler gegen die<br />
internationalen Bier-Riesen zu bestehen.<br />
30 Mit Wagemut gegen den kreativen Stillstand<br />
Der lange Aufschwung bremst die Kreativität – oder doch nicht? Dem<br />
Messespezialisten Fey aus Ulm gelingt es, die Ideenvielfalt aufrechtzuerhalten.<br />
50 Ein „Hammer“ fürs Heim<br />
Der Neu-Ulmer Fitnessgerätehersteller und sein weiter Weg von der Skipiste über den<br />
Tennisplatz ins Wohnzimmer.<br />
[spezial]<br />
26 Warum die Übergabe so heikel ist<br />
Was bei der Regelung der Unternehmensnachfolge wichtig ist und wie Stolperfallen<br />
vermieden werden können – zentrale Diskussionsthemen beim Netzwerkabend<br />
unseres Magazins.<br />
38 Sechzig!<br />
Sechzig Ausgaben, sechzig Titelinterviews, mehr als 2800 Seiten: Ein Rückblick auf<br />
Trends, Tatsachen, Tatendrang – und Erfolgsformeln von Machern aus der Region.<br />
[finanzieren]<br />
46 Neue Wege entdecken<br />
Die Signale der Europäischen Zentralbank deuten auf eine Zinswende hin. Die Folge:<br />
Bankkredite werden teurer. Was Mittelständler bei ihren künftigen Finanzierungen<br />
beachten sollten.<br />
4
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[inhalt]<br />
50<br />
52 46<br />
[gründen]<br />
52 Musik aus der Holzbox<br />
Nachhaltig, regional und ein Hingucker für Kinder: Rainer Brang aus Nürtingen<br />
war genervt von Wegwerfspielzeug. Er machte aus der Not eine Tugend, jetzt ist er<br />
Unternehmer und stellt den MP3-Player Hörbert her.<br />
[leben]<br />
54 Nur Mut!<br />
Das Tempo der Veränderung ist hoch, den Wandel zu gestalten oftmals schwierig.<br />
In unserer Umfrage erklären 16 Unternehmer und Selbstständige, wie sie ihre größten<br />
Herausforderungen der vergangenen zehn Jahre gemeistert haben.<br />
[namen & nachrichten]<br />
6 Weg frei fürs Weihnachtsgeschäft<br />
7 Mehr Gehalt für Vorstände und Spezialisten<br />
33 Spende für Schuler-Fonds<br />
36 Mit Pioniergeist auf die Rennstrecke<br />
58 High-Tech-Zentrum für Satelliten<br />
58 Impressum<br />
ZUKUNFT. VERTRAUEN.<br />
Schwörer<br />
Haus ®<br />
PARTNERSCHAFT.<br />
Hier bin ich daheim.<br />
Wir<br />
gratulieren<br />
zum<br />
Jubiläum<br />
Unserem Unternehmen liegt es am<br />
Herzen, dass das eigene Zuhause für<br />
jeden schön, gesund und bezahlbar ist.<br />
Denn ein Haus ist mehr als ein Dach<br />
über dem Kopf. Es ist der Ort, an dem<br />
das Leben spielt. Mit über 40.000 realisierten<br />
Häusern bieten wir als einer der<br />
größten deutschen Fertig haushersteller<br />
den passenden Ort für alle Facetten<br />
des Lebens. Gerne auch Ihnen – unter<br />
anderem dank einer wegweisenden<br />
Architektur, der energiesparenden<br />
Haustechnik und einem unschlagbaren<br />
Finanzierungsangebot.<br />
www.schwoererhaus.de 5
[namen & nachrichten] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Weg frei fürs Weihnachtsgeschäft<br />
Mancher Einzelhändler fühlt<br />
sich derzeit in die Zange genommen.<br />
Der Onlinehandel holt sich<br />
immer größere Stücke vom Umsatzkuchen.<br />
Zudem investieren<br />
viele Städte – dank sprudelnder<br />
Gewerbesteuereinnahmen – in<br />
die Infrastruktur und die Verschönerung<br />
der Innenstädte. Die<br />
Kehrseite: Die Händler leiden –<br />
wie in Ulm – unter den Baustellen.<br />
„Wir haben Frequenzverluste<br />
und auch Umsatzeinbußen“, sagt<br />
City-Manager Henning Krone.<br />
Durch die Großbaustellen am<br />
Bahnhof sei der Zugang zur Innenstadt<br />
erschwert.<br />
Dennoch zeigt sich Krone fürs<br />
Weihnachtsgeschäft zuversichtlich.<br />
Ulm biete gerade im Advent<br />
eine schöne Atmosphäre. Ein extrem<br />
wichtiger Umsatzhelfer sei<br />
das Wetter. Kälte und in den Bergen<br />
Schnee sei eine gute Mischung.<br />
Zudem arbeite die Stadt<br />
ständig daran, den Verkehrsfluss<br />
zu optimieren. So seien unter anderem<br />
– für den Verkehr der vom<br />
Ehinger Tor kommt – die Ampelschaltungen<br />
geändert worden,<br />
damit Kunden das Parkhaus<br />
Deutschhaus gut erreichen. In<br />
der Olgastraße (vom Bahnhof<br />
kommend auf Höhe des Theaters)<br />
gibt es seit kurzem wieder<br />
drei Spuren. Das mache die Anfahrten<br />
zu den Parkhäusern Salzstadel<br />
und Frauenstraße leichter.<br />
Ulm sei ein gefragter Handelsund<br />
Gastronomiestandort. Es sei<br />
fast beängstigend, wie schnell<br />
neue Mieter für freiwerdende Geschäfte<br />
gefunden werden, sagte<br />
Krone mit Blick auf das Modehaus<br />
Honer und die Buchhandlung<br />
Herwig, die schließen.<br />
Nachfolger sind im ersten Fall die<br />
Restaurantkette Vapiano und der<br />
Designmöbelhändler „BoConcept“.<br />
In die Räume von Herwig<br />
wird 2018 die Burger-Kette „Hans<br />
im Glück“ einziehen. Zudem belebt<br />
der französische Sporthändler<br />
Decathlon seit zwei Wochen<br />
das Einkaufszentrum Blautal-<br />
Center [!]<br />
AMB<br />
Weihnachtseinkauf in Ulm: Die Stadt und das Ulmer City Marketing <strong>unternehmen</strong><br />
viel, damit Ulm trotz Baustellen gut erreichbar bleibt.<br />
Daimler zieht Pkw-Forscher ab<br />
Schockiert haben die Ulmer Mitarbeiter<br />
auf die Ankündigung ihres<br />
Arbeitgebers reagiert: der<br />
Stuttgarter Autobauer schließt<br />
sein Pkw-Forschungszentrum<br />
und verlagert die rund 250 Stellen<br />
bis zum Jahresende 2018 an<br />
die Standorte Sindelfingen, Untertürkheim<br />
und Immendingen.<br />
In Ulm hatten sich die Forscher<br />
vorwiegend um Themen wie autonomes<br />
Fahren gekümmert sowie<br />
um Maßnahmen, die Reibung<br />
im Motor verringern.<br />
Frank Niebling, der Betriebsratsvorsitzende<br />
des Daimler-Forschungszentrums<br />
in Ulm kritisierte,<br />
dass die Belegschaft von<br />
der Geschäftsleitung in Ulm weder<br />
Fakten noch Daten erhalten<br />
habe, die der Entscheidung zugrundeliegen.<br />
Es gebe lediglich<br />
die Aussage, dass es keine betriebswirtschaftlichen<br />
Gründe<br />
Das Daimler-Pkw-Forschungszentrum war über viele Jahre ein Aushängeschild<br />
für die Ulmer Wissenschaftsstadt und die Kooperation mit der Uni.<br />
gebe. Auf Nachfrage der SÜD-<br />
WEST PRESSE begründete ein<br />
Sprecher des Stuttgarter Konzerns<br />
die Verlagerung mit Effizienzgründen.<br />
In Ulm forschen<br />
derzeit 250 Stammbeschäftigte<br />
sowie etwa 200 Studenten und<br />
Doktoranden. Insgesamt beschäftigt<br />
Daimler bundesweit in<br />
Forschung und Entwicklungsbereichen<br />
19.000 Mitarbeiter. Mit<br />
der geplanten neuen Holding-<br />
Struktur habe die Konzentration<br />
der Forschungsaktivitäten nichts<br />
zu tun. Auch würden den Mitarbeitern<br />
aus Ulm Stellen in Sindelfingen<br />
und Untertürkheim angeboten.<br />
Durch den Wegzug werde<br />
in Ulm Raum für die IT-Software-<br />
Tochter Daimler TSS geschaffen,<br />
die wachsen soll. Vor einigen Monaten<br />
wurde noch über einen<br />
Neubau auf dem Gelände nachgedacht.<br />
[!]<br />
JKL/VT<br />
6
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Mehr Gehalt für Vorstände und Spezialisten<br />
Im kommenden Jahr werden die<br />
Gehälter der Fachkräfte in<br />
Deutschland erneut zulegen –<br />
auch im Vergleich zu den europäischen<br />
Nachbarn. Die Steigerung<br />
beträgt im Schnitt rund 3,3 Prozent.<br />
Auch die Vorstandsgehälter<br />
steigen um rund drei Prozent. Im<br />
westeuropäischen Durchschnitt<br />
erhöhen sich die Gehälter um 2,6<br />
Prozent bei einer erwarteten Inflation<br />
von 1,3 bis 1,8 Prozent.<br />
Demzufolge werden Reallohnsteigerungen<br />
für Deutschland<br />
von rund 1,5 Prozent erwartet.<br />
Dies geht aus einer Studie hervor,<br />
die die Personal- und Managementberatung<br />
Kienbaum unter<br />
1550 Unternehmen unterschiedlicher<br />
Branchen und Größen in<br />
36 Ländern erhoben hat. Fachkräfte<br />
profitieren in vielen europäischen<br />
Ländern am stärksten.<br />
Unter Betrachtung der einzelnen<br />
Hierarchieebenen gestaltet sich<br />
die Verteilung der Gehaltserhöhungen<br />
in Westeuropa von Land<br />
zu Land verschieden.<br />
Während Vorstände in Finnland,<br />
Italien oder Portugal mit den vergleichsweise<br />
höchsten Gehaltszuwächsen<br />
rechnen können, profitieren<br />
in Deutschland,<br />
Österreich oder Luxemburg die<br />
Spezialisten und Fachkräfte am<br />
meisten.<br />
In der mittleren Managementebene<br />
sind in Frankreich, Belgien<br />
und den Niederlanden bei Steigerungsraten<br />
zwischen 2,5 und 3,4<br />
Prozent die stärksten Gehaltserhöhungen<br />
zu erwarten. [!] MJ<br />
Foto: © ImageFlow / shutterstock.com<br />
Einer Studie zufolge steigen die Gehälter in Deutschland 2018 um 3 Prozent.<br />
Schmalzl<br />
übernimmt<br />
Der neue Chef der<br />
IHK Stuttgart Johannes<br />
Schmalzl.<br />
Der neue Hauptgeschäftsführer<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Stuttgart heißt Johannes<br />
Schmalzl. Der studierte Jurist<br />
tritt die Nachfolge von Andreas<br />
Richter an, der zwei Jahrzehnte<br />
als Hauptgeschäftsführer die IHK<br />
Region Stuttgart<br />
maßgeblich<br />
geprägt<br />
hat. Schmalzl<br />
kommt vom<br />
Bundesfinanzministerium<br />
und war<br />
dort seit 2016<br />
Ministerialdirektor<br />
und<br />
Leiter der Abteilung<br />
Privatisierungen, Beteiligungen<br />
und Bundesimmobilien.<br />
Der 52-Jährige hat sich das Ziel<br />
gesetzt, möglichst bis Februar<br />
2018 mit allen 100 Mitglieds<strong>unternehmen</strong><br />
der Vollversammlung<br />
zu sprechen. [!] MJ<br />
Celos Solutions und<br />
Dreicad bündeln Kräfte<br />
Celos Solutions wird Teil der<br />
Dreicad GmbH: Zum ersten Oktober<br />
hat das Ulmer IT-Unternehmen<br />
seine Geschäftstätigkeit an<br />
die ebenfalls in Ulm ansässige<br />
Firma übergeben. Celos-Geschäftsführer<br />
Thomas Hoffmann<br />
begründete den Schritt mit einer<br />
gewünschten Bündelung der<br />
Kräfte und Kompetenzen. Die<br />
Dreicad GmbH gilt als Spezialist<br />
für die Digitalisierung von Prozessen.<br />
Sie beschäftigt nach der<br />
Fusion knapp 30 Mitarbeiter an<br />
den Standorten Ulm, Augsburg,<br />
Nürnberg und Berlin. Celos Solutions<br />
war bis Oktober <strong>2017</strong> Teil<br />
der Ulmer Celos Gruppe. [!]AGR<br />
Studie: Teva Ratiopharm<br />
beste Arbeitgebermarke<br />
Mehr als 1.000 Studierende aus<br />
der Region Ulm wurden Mithilfe<br />
der Employer Branding Studie zu<br />
den Top 30 umsatzstärksten Unternehmen<br />
der Region befragt.<br />
Die Studie ist seit 2012 etabliert<br />
und wurde vom Kompetenzentrum<br />
für Wachstums- und Vertriebsstrategien<br />
der Hochschule<br />
Neu-Ulm durchgeführt. Die drei<br />
Kriterien Bekanntheit, Sympathie<br />
und Attraktivität der Unternehmen<br />
waren ausschlaggebend<br />
für die beste Arbeitgebermarke:<br />
Platz eins belegt dieses Jahr Teva<br />
ratiopharm, gefolgt von der Liebherr-Werk<br />
Ehingen GmbH, der<br />
Seeberger GmbH, Liqui Moly<br />
GmbH, Peri GmbH und Gardena<br />
Deutschland GmbH. [!] MJ<br />
Merckle<br />
geehrt<br />
Vor knapp zehn Jahren sorgte die<br />
Merckle-Krise für Schlagzeilen.<br />
Es gab etliche<br />
Experten, die<br />
das Ende des<br />
Firmenverbunds<br />
sahen.<br />
Doch es kam<br />
anders. Die<br />
Intes Akademie<br />
für Familien<strong>unternehmen</strong><br />
hat<br />
nun Ludwig<br />
Familienunternehmer<br />
Ludwig<br />
Merckle.<br />
Merckle den Preis „Familienunternehmer<br />
des Jahres“ verliehen.<br />
Die Jury zeichnet damit das „vorbildliche<br />
Verhalten“ des Ulmer<br />
Unternehmers aus, der in einer<br />
ausgesprochen schwierigen Zeit<br />
die Verantwortung für die große<br />
Unternehmensgruppe übernommen.<br />
Ludwig Merckle habe mit<br />
Sachlichkeit und Beharrlichkeit<br />
die Weichen für den Fortbestand<br />
gestellt. [!] <br />
MJ<br />
7
[verantworten] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Heißes Eisen, kühler Kopf<br />
Die Härterei Technotherm in Eschenbach im Landkreis Göppingen beschäftigt seit sechs Jahren einen hauptamtlichen<br />
Energiemanager. Seine Einstellung hat Geschäftsführer Dr. Markus Wingens nie bereut.<br />
Sechs Jahre ist es her, dass Technotherm-<br />
Geschäftsführer Dr. Markus Wingens<br />
mit dem frischgebackenen Universitätsabsolventen<br />
Simon Schild einen Beauftragten<br />
für Energie- und Umweltmanagement<br />
in Vollzeit einstellte. „Als Härterei sind wir ein<br />
energieintensiver Betrieb“, begründet Wingens<br />
diesen Schritt. Da mache es Sinn, ressourcenschonend<br />
zu arbeiten. Aus wirtschaftlichen<br />
Gründen ebenso wie als Qualitätsmerkmal<br />
in der Außendarstellung. Grund genug<br />
für den promovierten Diplom-Ingenieur,<br />
bereits früh einen besonderen Fokus auf Energie-<br />
und Umweltmanagement zu legen.<br />
„Nachhaltigkeit ist einer der Kernwerte in unserer<br />
Unternehmenskultur“, sagt Wingens,<br />
der Technotherm gemeinsam mit seinem Vater<br />
Wilhelm und seinem Bruder Dennis leitet.<br />
Im Mai 2012 erreichte der Betrieb als eines der<br />
ersten Unternehmen überhaupt und als erste<br />
Härterei bundesweit die Zertifizierung nach<br />
DIN EN ISO 50 001, die die erfolgreiche Einführung<br />
eines Energiemanagementssystems<br />
nachweist.<br />
Simon Schild ist im Betrieb viel unterwegs<br />
und analysiert mit kühlem Kopf. Denn um<br />
ein wirkungsvolles Energie- und Umweltmanagement<br />
zu etablieren und aufrecht zu erhalten,<br />
gilt es, an vielen Rädchen und Stellschrauben<br />
zu drehen. „Druckluft, Licht und<br />
Heizung machen nur einen geringen Prozentsatz<br />
unseres Energieverbrauchs im Unternehmen<br />
aus“, erklärt er. Den Löwenanteil verschlinge<br />
die aufwändige Anlagentechnik mit<br />
ihren Öfen, in denen Werkzeuge und Waren<br />
aus Stahl bei Temperaturen zwischen 550 und<br />
1200 Grad behandelt werden. Gerade hier<br />
sind Einsparungen allerdings nicht einfach:<br />
„Die Qualität darf niemals leiden.“<br />
AUTOMATISCHE ÜBERWACHUNG<br />
In einem ersten Schritt ermittelte Schild nach<br />
seinem Berufseinstieg daher, was im Unternehmen<br />
wann wie viel Energie verbraucht.<br />
Seither dokumentiert ein Netzwerk aus Sensoren<br />
haargenau, vollautomatisch und rund<br />
um die Uhr, was in Sachen Energie im Betrieb<br />
passiert. „Abweichungen von der Norm erkennen<br />
wir dadurch sofort“, sagt Schild. Die<br />
Beobachtung und Auswertung der erhobenen<br />
Daten ist ebenso Teil seiner Stellenbeschreibung<br />
wie die Ursachenforschung, wenn einzelne<br />
Werte plötzlich ungewöhnlich hochausschlagen.<br />
Schild hat Politik und Fördertöpfe im Blick. Er<br />
weiß, welche Auflagen das Unternehmen in<br />
Sachen Energieverbrauch und Umweltschutz<br />
erfüllen muss, wo Rückerstattungen zu holen<br />
In den Öfen der Härterei herrschen bis zu 1200<br />
Grad. <br />
Fotos: Amrei Groß<br />
8
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
sind und welche Maßnahmen mit Zuschüssen<br />
bedacht werden. Er beobachtet die Energiepreise,<br />
sensibilisiert die Mitarbeiter, führt<br />
Schulungen und Workshops durch. Und er<br />
tüftelt in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung<br />
ständig an neuen Projekten,<br />
um durch die Optimierung von Arbeitsprozessen<br />
und die Modernisierung von Anlagen<br />
den Energieverbrauch von Technotherm zu<br />
verringern. Dazu arbeitet das Eschenbacher<br />
Familien<strong>unternehmen</strong> unter anderem mit<br />
der Universität Stuttgart und dem Ausschuss<br />
Energie der Industrie- und Handelskammer<br />
der Region Stuttgart zusammen.<br />
POSITIVE ERFAHRUNGEN<br />
„Unser Ziel ist es, den Energieverbrauch pro<br />
Kilogramm gehärtetes Gut konsequent zu<br />
senken“, sagt Geschäftsführer Markus Wingens.<br />
Seit 2012 sei dies dem Unternehmen<br />
Jahr für Jahr gelungen. Jüngstes Projekt<br />
ist eine Umrüstung aller elektrischen Antriebe<br />
auf effizientere Motoren. Als Schild<br />
Seit sechs Jahren ist Simon Schild Beauftragter für Energie- und Umweltmanagement bei Technotherm.<br />
darlegen konnte, dass sich eine entsprechende<br />
Investition in wenigen Jahren amortisiert,<br />
gab die Geschäftsleitung grünes Licht: „Das<br />
machen wir.“ Der Umbau einer ersten Testanlage<br />
sei vielversprechend gewesen, sagt Wingens.<br />
„Dadurch sparen wir jährlich mehrere<br />
hundert Kilowattstunden Strom ein.“ Tendenz<br />
steigend – denn nach den positiven Erfahrungen<br />
sollen bald weitere Anlagen moderne<br />
Motoren erhalten.<br />
Für den Geschäftsführer der Energieagentur<br />
im Landkreis Göppingen, Timm Engelhardt,<br />
sind Energiemanager ein wichtiger Baustein,<br />
um die Betriebskosten eines Unternehmens<br />
zu senken. „Viele Betriebe sind sich gar nicht<br />
bewusst, wo ihnen Energie verloren geht und<br />
wo sie zu viel verbrauchen“, sagt er. Die entsprechenden<br />
Kosten würden einfach an Kunden<br />
weitergegeben; viele schreckten vor Investitionen<br />
in Gebäudesubstanz, Elektrik und<br />
...setzt Energien frei<br />
Technische Gebäudeausrüstung<br />
Kompetenzen im Überblick:<br />
Planung<br />
Kältetechnik<br />
Luft- und Klimatechnik<br />
Energie- und Heizungstechnik<br />
MSR-Technik<br />
Versorgungstechnik<br />
Energiedienstleistung<br />
Servicedienstleistungen<br />
www.gaiser-online.de<br />
Julius Gaiser GmbH & Co. KG<br />
Blaubeurer Str. 86 Steinheimer Str. 57<br />
89077 Ulm 89518 Heidenheim<br />
9
[rubrik] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
ratur aliquam, occus dolorempor sa se quae<br />
milluptatem nonserovid qui sum qui ium<br />
facessit molupta del minimporro blatusc iisqui<br />
duntem que essus eatis es am cuptatati<br />
consenis sus. Tur repeligni im con nobis et<br />
opti qui debis explameni qui qui to et plate<br />
nonseca tiisqua tiorit omnim quid exeri atur,<br />
omnimolorem aut quo dolupta tiatectorit,<br />
ipienescit ut exceat omnia volupta sperum<br />
dolupta cus ande cum reptat fuga. Ferrume<br />
laccatem ulpa voluptat.<br />
Betriebe jeder Größe“, sagt Engelhardt. Ab<br />
wann sich ein <strong>unternehmen</strong>seigener Energiemanager<br />
rechne, sei dagegen schwer zu sagen.<br />
„Je höher der Energieverbrauch eines Betriebs<br />
ist, desto eher macht das Sinn.“ Auch in dieser<br />
Frage ließen sich Für und Wider aber wunderbar<br />
im Zuge eines KEFF-Checks darlegen.<br />
FAST EIN VIERTEL<br />
Die Regierung von Baden-Württemberg will<br />
bis zum Jahr 2050 die Emission von Kohlenstoffdioxid<br />
im Land um 90 Prozent senken.<br />
ZWISCHENZEILE<br />
Prüfender Blick auf den Energieverbrauch: Firmenchef Markus Wingens (stehend) und Simon Schild. Da der Unternehmenssektor fast ein Viertel<br />
Pidest, ini to officto totatis mi, eatecae labore<br />
der Energie in Baden-Württemberg verbraucht,<br />
nitatinum Maschinenpark del earum zurück. inctium Über die fuga. im Itatiorro Rahmen<br />
mos des landesweiten et as nimus Projekts volore eserspe „Regionale rspellecum Kompetenzstellen<br />
beim Einsparen von Energie. Dazu zeigen Effizienzmoderatoren<br />
den Unternehmen auf sie sind die Firmen im Land ein wichti-<br />
ger Baustein zur Erreichung dieses Ziels. Mit<br />
re nat litiam Netzwerk eium volorum, Energieeffizienz“<br />
occus etur arum<br />
zugeschnittene Non plit officie nimodigent, Einsparpotenziale corehenis sinimos auf – ere, und alit re der ini Förderrichtlinie dolor millabo. Itat „Regionale et et ex eatur Kompetenz-<br />
soluptatur<br />
rero (KEFF) te vellam eingerichtete que reperch Kompetenzstelle icitiis cipistota Energieeffizienz<br />
Sunt enias der dolest Region pa Stuttgart sandiam, unterstützt seriam et<br />
iuntio.<br />
vitius er gemeinsam volupta temporeste mit der Wirtschaftsförderung<br />
sandund icimillest<br />
pedi Region tes Stuttgart, endi voluptur? der IHK Qui Region odipsum Stuttgart qui nonem<br />
und fünf el eos weiteren quatquo Kreisenergieagenturen explaut pa nonempero in<br />
eleniam der Region fuga. kleine Tenditam, und mittlere corporibus Unternehmen etur<br />
das auch gerne vor Ort. Falls Handlungsbedarf<br />
arum besteht, fugit, vermitteln id molore sie sed neutrale quam Beratungsangebote<br />
und exceaque unterstützen lam hil bei ipidunt der Umsetzung<br />
volorro oc-<br />
nimus, ut et<br />
vernam<br />
cus konkreter dolumquatem Maßnahmen. am, volessus Die Durchführung<br />
que pratibero<br />
te des delit, sogenannten si atur mod „KEFF-Checks“ quam, sam ut ist ut esequas landesweit<br />
möglich volorer orundi kostenlos. bere, cus, „Er unt lohnt quo sich occa-<br />
für<br />
volut<br />
stellen Netzwerk Energieeffizienz (KEFF)“<br />
borum setzt sich ini das beris Ministerium molorro blaborum für Umwelt, esequam Klima<br />
ea und eossita Energiewirtschaft turenis rectur? Baden-Württemberg<br />
Itiorrorae non et maxima<br />
für die quuntiunto Steigerung omnime von Energieeffizienz quiam, sandeli asperum<br />
Unternehmen ulluptis ein. resequos „In allen et quianimos Branchen aliqui sind<br />
in<br />
beaque zum Teil con noch nonserunt. erhebliche [!] Energieeffizienzpo-<br />
DER AUTOR<br />
Anzeige<br />
Solaranlagen lernen schwimmen<br />
Eine schwimmende Fotovoltaikanlage? Der Inhaber eines privat geführten Kieswerks in der<br />
südpfälzischen Verbandsgemeinde Rülzheim ließ sich von der Idee begeistern. Melanie Gimmy von<br />
Erdgas Südwest betreut dieses innovative Pilotprojekt.<br />
Wie kommt man auf die Idee eine Fotovoltaikanlage<br />
auf dem Wasser zu bauen?<br />
Gimmy: Gerade entlang des Rheins gibt es<br />
sehr viele Baggerseen, die künstlich entstanden<br />
sind, weil dort z. B. Kies gefördert wird. Da<br />
wir aktiv auf der Suche nach brachliegenden<br />
Flächen sind, kam uns die Idee, Solarpanels<br />
das Schwimmen beizubringen.<br />
Wie kann man sich das vorstellen?<br />
Wir betreten hier absolutes Neuland – oder man<br />
könnte auch sagen: Neuwasser. Denn eine Anlage<br />
dieser Art und Größenordnung gibt es bisher<br />
in Deutschland noch nicht. Wir werden auf dem<br />
Baggersee bis zu 10.000 handelsübliche Solarmodule<br />
einbauen. Mit speziellen Schwimmkörpern<br />
aus Kunststoff halten wir sie über Wasser.<br />
Damit sich diese Solarinseln nicht fortbewegen,<br />
verankern wir sie am Boden, geben ihnen aber<br />
Spielraum nach oben und unten. So können sie<br />
sich dem Wasserstand anpassen.<br />
Was ist der Vorteil dieser schwimmenden<br />
Energie-Insel?<br />
Solarmodule arbeiten in einer kühlen Umgebung<br />
effizienter und erzeugen mehr Strom als<br />
bei großer Hitze. Diesen erwünschten Kühlungseffekt<br />
bietet auch das Wasser des Sees.<br />
Mit der schwimmenden Solaranlage werden<br />
wir rund 1.000 Haushalte mit grünem regionalem<br />
Strom versorgen können.<br />
Wie werden Sie bei diesem Projekt die Umwelt<br />
schützen?<br />
Durch eine qualifizierte Umweltbaubegleitung<br />
stellen wir sicher, dass Flora und Fauna ständig<br />
geschützt werden, dafür haben wir viele Maßnahmen<br />
geplant. So wird beispielsweise auch<br />
nur ein Teil des Sees mit Solarpanels bedeckt,<br />
damit genug Sonnenlicht ins Wasser gelangt,<br />
um das Leben darin zu erhalten.<br />
Planen Sie in Zukunft weitere solcher<br />
Aufbau einer schwimmenden Fotovoltaikanlage<br />
in Japan. Die Solarpanels liefert das französische<br />
Unternehmen Ciel & Terre.<br />
Foto: Ciel & Terre<br />
Wasserprojekte?<br />
Ja, wir sind bereits auf der Suche nach weiteren<br />
Seen, die sich dafür eignen. Vielleicht liest<br />
ja ein Seebesitzer diesen Artikel und spricht<br />
uns an – das wäre fantastisch. Denn wir sehen<br />
uns hier als Vorreiter und wollen Ökologie und<br />
Ökonomie sinnvoll miteinander verbinden.<br />
10
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[verantworten]<br />
tenziale vorhanden, die derzeit nicht oder<br />
nicht hinreichend ausgeschöpft werden“,<br />
heißt es auf der Webseite www.keff-bw.de.<br />
Im Rahmen eines öffentlichen Teilnahmewettbewerbs<br />
wurden für jede der zwölf Regionen<br />
Baden-Württembergs Trägerorganisationen<br />
und Konsortien für die Ansiedelung einer<br />
regionalen KEFF gefunden. 32 Trägerorganisationen<br />
betreiben inzwischen die KEFF und<br />
beschäftigen hierzu KEFF-Effizienzmoderatoren<br />
und Projektassistenzen. Sie dienen als unabhängige<br />
und neutrale Ansprechpartner für<br />
die Firmen in der jeweiligen Region und führt<br />
die von Timm Engelhardt empfohlenen<br />
KEFF-Checks durch. Die zwölf regionalen<br />
Kompetenzstellen bilden zusammen mit der<br />
zentralen Koordinierungsstelle bei Umwelttechnik<br />
BW das landesweite Netzwerk Energieeffizienz.<br />
Die Trägerorganisationen der<br />
KEFF werden aktuell aus Mitteln des Europäischen<br />
Fonds für regionale Entwicklung (EF-<br />
RE) und aus Landesmitteln gefördert. [!]<br />
<br />
AMREI GROSS<br />
Gefragter Spezialist für die Industrie<br />
Als Härterei ist Technotherm energieintensiv. Einsparpotenzial bieten vor allem die Anlagen.<br />
Die Härterei Technotherm GmbH & Co.<br />
KG wurde von Wilhelm Wingens gegründet.<br />
Mit vier Mitarbeitern nahm er im November<br />
1988 in Eschenbach bei Göppingen<br />
die Produktion auf. Knapp 30 Jahre<br />
später arbeitet das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
heute mit mehr als 100 Mitarbeitern in<br />
Eschenbach sowie an einem zweiten<br />
Standort in der Slowakei. Mit den Söhnen<br />
Markus und Dennis ist zwischenzeitlich<br />
die zweite Generation in den Betrieb eingestiegen.<br />
Als gefragter Spezialist in allen<br />
Fragen rund um die Metallveredelung mit<br />
Wärmeverfahren zählt Technotherm Unternehmen<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
und dem europäischen Ausland zu<br />
seinen Kunden – darunter namhafte Automobilhersteller<br />
sowie Werkzeug- und<br />
Maschinenbauer ebenso wie deren Zulieferer.<br />
<br />
AGR<br />
ENERGIE VON<br />
UNS<br />
UNS<br />
ZU<br />
biotark business. Unsere Energielösung.<br />
Unabhängig und selbstbestimmt versorgt.<br />
11
12
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
Der<br />
Menschenfänger<br />
Über den Begriff Leitkultur wird in Politik und Gesellschaft trefflich gestritten.<br />
Gerd Stiefel beschäftigt in seinem Zuliefer-Betrieb in Neu-Ulm Menschen aus<br />
13 Nationen. Gemeinsam mit ihnen hat er Regeln formuliert. Ein Gespräch über<br />
Werte, Kreativität, 10 Jahre Arbeit im Ausland und einen Vater-Sohn-Konflikt.<br />
Mal ehrlich: Sind Familienunternehmer wirklich<br />
bessere Arbeitgeber als Konzerne?<br />
Nicht zwangsläufig. Unternehmen jeder Größe können<br />
hervorragende Arbeitgeber sein.<br />
Wie schwer tun sich Mittelständler im Buhlen um<br />
Fachkräfte?<br />
Das ist sehr unterschiedlich und liegt nicht immer am<br />
Unternehmen selbst.<br />
Sondern?<br />
An den Gegebenheiten der Branche. Oft stehen die Arbeitszeiten<br />
im Mittelpunkt. Ein Handwerker hat eben<br />
nicht freitags ab 13 Uhr frei. Unternehmer müssen<br />
dann kreativ sein und sich überlegen, wie sie solche<br />
Umstände versüßen können.<br />
Was verstehen Sie hier unter Kreativität?<br />
In meinem Unternehmen haben Mitarbeiter ab dem 60.<br />
Lebensjahr alle Freitage auf Firmenkosten frei – bis zur<br />
Rente also eine Vier-Tage-Woche. Auch schon vorher ist<br />
es per Tauschverfahren möglich, regelmäßig einen Freitag<br />
pro Monat frei zu bekommen. Darüber freuen sich<br />
die Mitarbeiter sehr. Ein langes Wochenende mit der<br />
Familie ist pure Lebensqualität. Unsere Abteilungen<br />
sind trotzdem besetzt, so entsteht kein Schaden.<br />
Wo kommen Sie Ihren Mitarbeitern noch entgegen?<br />
Bei uns gibt es keine Zeiterfassung. Natürlich kann<br />
nicht jeder kommen und gehen, wann er will. Wir<br />
brauchen einen gewissen Grad an Planungssicherheit.<br />
Mancher will die Kinder morgens in die Schule bringen,<br />
andere möchten nachmittags zum Sport. Deshalb<br />
sprechen wir mit jedem Mitarbeiter. So fühlen sich diese<br />
gehört und arbeiten motivierter.<br />
Viele Familien<strong>unternehmen</strong> bieten spannende<br />
Jobs, werden aber nicht als attraktive Arbeitgeber<br />
wahrgenommen. Warum?<br />
Ich schätze das ist Teil unserer schwäbischen Mentalität:<br />
Wir stellen unser Licht gerne unter den Scheffel.<br />
Eigentlich ein charmanter Wesenszug. In diesem konkreten<br />
Fall schadet er aber. Wir haben viel nachzuholen<br />
und dürfen ruhig zu dem stehen, was wir können.<br />
Was müssen Familienunternehmer tun, um gute<br />
Arbeitgeber zu sein?<br />
Sie müssen greifbar und sichtbar sein. Dazu benötigen<br />
sie eine Führungsebene, die ihre Werte mitträgt. Zudem<br />
müssen sie Rahmenbedingungen schaffen, die es<br />
den Mitarbeitern ermöglichen, sich wohlzufühlen.<br />
Der Begriff „Werte“ hört sich diffus an. Was meinen<br />
Sie konkret?<br />
Respekt, Transparenz und Gerechtigkeit. Gelingt es<br />
Unternehmern, diese Werte über alle Ebenen zu etablieren,<br />
haben sie gute Karten gegenüber Mitbewerbern.<br />
In Sachen Unternehmenskultur sind Sie einen ungewöhnlichen<br />
Weg gegangen. Was war der Auslöser?<br />
Als ich 2004 nach zehn Jahren im Ausland in die Geschäftsführung<br />
der Fritz Stiefel GmbH eintrat, erkannte<br />
ich, dass wir in Sachen Werteorientierung noch<br />
nicht zeitgemäß aufgestellt waren. Dass dieses Thema<br />
an Bedeutung gewinnen wird, war mir schon damals<br />
klar. Allerdings wurde ich nicht richtig verstanden.<br />
Deshalb haben wir seit 2006 externe Coaches an Bord.<br />
Was meinen Sie mit: Sie wurden nicht verstanden?<br />
Die Firma lief gut. Aber die Unternehmenskultur war<br />
klassisch patriarchisch. Es gab einen Chef, keine Füh-<br />
Zur Person<br />
Mehr als 1000<br />
Schall platten zählt<br />
die Sammlung von<br />
Gerd Stiefel. Der gebür<br />
tige Stuttgarter<br />
(57, verheiratet) hört<br />
von Punk-Klassikern<br />
wie den Sex Pistols<br />
über Rock bis hin zu<br />
Klassik – auch über<br />
digitale Radiosender.<br />
Er liest gerne Biografien,<br />
aktuell die von<br />
Wladimir Putin. Nach<br />
einer Banklehre arbei<br />
tete er acht Jahre<br />
als Geschäftsführer<br />
im väterlichen Betrieb,<br />
bevor er sich<br />
selbstständig machte<br />
und zehn Jahre in Malaysia<br />
und Australien<br />
lebte und arbeitete.<br />
Seit seiner Rückkehr<br />
führt er die Fritz Stiefel<br />
GmbH in Neu Ulm.<br />
Stiefel engagiert sich<br />
stark ehrenamtlich.<br />
Er leitet unter anderem<br />
den Club der<br />
In dus trie und ist Vorsitzender<br />
der Regionalversammlung<br />
Neu-Ulm der<br />
IHK Schwaben. AMB<br />
Über 60-Jährige haben in seiner Firma freitags auf Firmenkosten frei: Der Neu-Ulmer Unternehmer Gerd Stiefel (57).<br />
13
[titelthema] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Hat alte Strukturen in seinem<br />
Unternehmen aufgebrochen<br />
und mit den Mitarbeitern eine<br />
Leitkultur erarbeitet:<br />
Firmenchef Gerd Stiefel.<br />
rungsebene, darunter einige sogenannte Capos. Als ich<br />
dieses Modell aufbrechen wollte, waren manche Mitarbeiter<br />
nicht begeistert. Sie hatten plötzlich keinen Zugang<br />
zum Chef mehr und mussten sich an strukturierte<br />
Abläufe halten. Sie fühlten sich zurückgesetzt.<br />
Warum wollten Sie die Struktur aufbrechen?<br />
Mein Ziel war von Beginn an, dass die Firma wächst.<br />
Dabei stößt man zwangsläufig an seine natürlichen<br />
Grenzen. Als Chef kann man nicht mehr alle Belange<br />
anhören und entscheiden. Diesen Engpass wollte ich<br />
vermeiden. Seit wir diese Unternehmenskultur leben,<br />
hat sich die Größe des Unternehmens verdreifacht. Das<br />
Potenzial, welches die Mitarbeiter ohne Flaschenhals<br />
bei der Entscheidungsfindung und mit mehr Eigenverantwortung<br />
freigesetzt haben, war enorm.<br />
Wie haben Sie das gemacht?<br />
Zuerst habe ich es selbst probiert, diesen Prozess auf<br />
den Weg zu bringen. Aber versuchen Sie mal einen Redebeitrag<br />
zu gestalten und gleichzeitig zwischen 15<br />
Mitrednern zu moderieren. Das klappt nicht. Ich habe<br />
daher externe Coaches geholt. Die haben dafür gesorgt,<br />
dass jeder gehört wird und man sich als Chef etwas zurücknimmt.<br />
Wie lautete Ihr Ziel?<br />
Die Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortung zu motivieren.<br />
Bis dahin waren sie es nicht gewöhnt, selbst zu<br />
entscheiden. Ich wollte aber, dass sie mit ihrem Einsatz,<br />
ihren Ideen und ihrer Entscheidungskraft das Unternehmen<br />
voranbringen.<br />
Wie lange hat dieser Prozess gedauert?<br />
Das Coaching läuft nach wie vor. Zu Beginn haben wir<br />
den Turbo eingeschaltet mit vier Doppeltagen pro Jahr.<br />
Heute sind wir auf zwei Tage im Halbjahr umgestiegen.<br />
Das reicht, um die Kultur weiter zu pflegen. Vieles passiert<br />
in Eigenregie.<br />
Was haben Sie selbst dadurch gelernt?<br />
Besser zuzuhören, andere Meinungen mehr zu akzeptieren<br />
und mich selbst etwas zurückzunehmen.<br />
Was raten Sie anderen Unternehmern, die so einen<br />
Prozess starten?<br />
Man darf nicht erwarten, dass alles nach dem eigenen<br />
Kopf geht. Man muss seine Grenzen ziehen und darf<br />
sich nicht schmollend ins Eck zurückziehen. Am Ende<br />
haben wir um jedes Wort unserer Leitkultur gekämpft.<br />
Ich bin nicht mit allen Aussagen durchgekommen, die<br />
ich gern gehabt hätte. Das muss man akzeptieren lernen<br />
– und manchmal auch etwas Demut üben. Zwischenzeitlich<br />
werden die ersten Formulierungen auf<br />
Wunsch der Mitarbeiter überarbeitet und an den heutigen<br />
Stand der Gesellschaft angepasst.<br />
Was sind die zentralen Elemente Ihrer Leitkultur?<br />
Wir bekennen uns zu Wahrnehmung, Wertschätzung,<br />
Anerkennung und Respekt. Das wünscht sich ein Chef<br />
genauso wie die Mitarbeiter. Das sollte ja selbstverständlich<br />
sein. Aber im täglichen Leben kommt das<br />
oft zu kurz. An zweiter Stelle steht das Qualitätsdenken.<br />
Und ich habe mich verpflichtet, permanent danach<br />
zu streben, ideale Rahmenbedingungen für die<br />
Mitarbeiter zu schaffen. Des Weiteren ist jegliche Diskriminierung<br />
bezüglich Geschlecht, Jugend oder Alter,<br />
Religion oder Herkunft ein absolutes „no go“. „Ageism“,<br />
also Altersdiskriminierung, ist leider noch nicht als<br />
Problem umfassend erkannt.<br />
Was haben diese Leitsätze mit Ihren Mitarbeitern<br />
gemacht?<br />
14
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
Durch alle Betriebs- und Altersgruppen hinweg hat die<br />
neue Leitkultur manche sehr begeistert. Andere können<br />
nichts damit anfangen. Diese verschiedenen Gruppen<br />
finden Sie in jeder Firma. Das respektieren wir. Mir<br />
sind Leute lieber, die offen zugeben, dass sie damit<br />
nichts anfangen können als solche, die so tun als ob. Es<br />
gab sogar Führungspersonen, die ihre Funktion freiwillig<br />
abgegeben haben, weil sie die neue Kultur nicht in<br />
dem geforderten Umfang mittragen konnten. Trotzdem<br />
sind diese Mitarbeiter noch heute wertvolle Stützen<br />
in meinem Unternehmen.<br />
Sie leiten auch den Club der Industrie Ulm/Neu-<br />
Ulm. Ist es den rund 100 Mitgliedern bewusst, dass<br />
sie sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren<br />
müssen?<br />
Ja. Wer sich entscheidet bei uns oder in ähnlichen Netzwerken<br />
Mitglied zu werden, an den Veranstaltungen<br />
teilnimmt und aus der Anonymität heraustritt, hat den<br />
ersten Schritt bereits getan. Der Club der Industrie bietet<br />
eine Dialogplattform, über die sich Unternehmer<br />
austauschen und voneinander lernen können.<br />
Wie sieht der Club der Industrie genau aus?<br />
Gegründet wurde dieser als Industrievereinigung Neu-<br />
Ulm. Damals haben sich Unternehmer zusammengetan,<br />
um sich nach dem Krieg gegenseitig zu unterstützen.<br />
Während bei der IHK die Unternehmen registriert<br />
sind, sind beim Club der Industrie die Unternehmer<br />
selbst engagiert. Sprich: Führungskräfte können auch<br />
ohne Firma mitmachen. Vor einiger Zeit haben wir beschlossen,<br />
dass nicht nur in der Industrie Tätige eintre-<br />
Sich austauschen und voneinander<br />
lernen: Diese zwei Aspekte<br />
stehen beim Club der<br />
Industrie im Vordergrund,<br />
sagt Gerd Stiefel.<br />
www.fey-ulm.de<br />
The classic in a new light<br />
USM Haller erschliesst revolutionäre Dimensionen integraler<br />
Beleuchtung: kabellos, dimmbar, energieeffizient.<br />
Eine wahre Innovation – lassen Sie sich inspirieren!<br />
15
[titelthema] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
„Es ist wichtig, jungen Mitarbeitern<br />
den beruflichen Aufstieg<br />
zu ermöglichen“: Firmenchef<br />
Stiefel setzt bewusst<br />
auf Nachwuchsförderung.<br />
ten können, sondern auch industrienahe Dienstleister.<br />
Zudem schreiben wir uns eine werteorientierte Unternehmenskultur<br />
auf die Fahnen als Gegenmodell zur<br />
Gewinnmaximierung.<br />
In Ihrem Unternehmen gehen Sie bei den Themen<br />
voran, auch wenn es um Karrieremöglichkeiten für<br />
junge Mitarbeiter geht.<br />
Ja, das halte ich für eines der größten<br />
Versäumnisse der vergangenen<br />
Jahre. Schauen Sie sich typische<br />
Führungsriegen an. Die bestehen<br />
fast immer aus Menschen, die zehn,<br />
15, 20 Jahre Betriebszugehörigkeit<br />
vorweisen können.<br />
Das ist im Grundsatz nicht falsch,<br />
oder?<br />
Das stimmt, langjährige Mitarbeiter bringen Erfahrung<br />
mit. Trotzdem managt bei uns nun eine junge<br />
Dame die Lieferanten, welche erst vor acht Monaten in<br />
das Unternehmen eingetreten ist und noch deutlich<br />
unter 30 Jahre alt ist. Ein anderer hat bei uns seine Lehre<br />
gemacht und entscheidet mit Ende 20 bei uns am<br />
Aus Respekt<br />
vor meinem<br />
Vater<br />
kündigte ich<br />
schließlich.<br />
großen Tisch mit. Wenn Sie es hinbekommen Nachwuchstalente<br />
zügig in die Führungsmannschaft zu integrieren,<br />
schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe.<br />
Und die sind?<br />
Einerseits begeistern Sie junge Bewerber, weil diese die<br />
Aufstiegsmöglichkeiten sehen. Andrerseits bringen Sie<br />
mehr Frauen in Führungspositionen.<br />
Sie fordern auch ein, dass Mitarbeiter<br />
ihr Wissen an Kollegen<br />
weitergegeben. Wie klappt das?<br />
Das ist schwierig, weil oft die Zeit<br />
fehlt. Besteht aber das Recht, dass<br />
ich mir Wissen einholen darf,<br />
muss sich der andere Zeit nehmen.<br />
Wir entwickeln hierzu momentan<br />
auch eine App für den internen Gebrauch.<br />
Am Firmensitz in Burlafingen arbeiten Menschen<br />
mit verschiedensten kulturellen Hintergründen.<br />
Wie kam es zu dem Mix?<br />
Momentan sind es 13 unterschiedliche Nationalitäten.<br />
16
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
Darunter auch ein Azubi aus Eritrea. Er war zunächst<br />
als Praktikant da und hat nun die Ausbildung zur Fachkraft<br />
für Lagerlogistik begonnen. Der bunte Mix<br />
kommt mit Sicherheit davon, dass immer weniger<br />
Deutsche in Produktionsbetriebe kommen, da wir oft<br />
noch als Niedriglohnsegment angesehen werden. Ich<br />
denke, dass sich das früher oder später wieder dreht.<br />
Denn die Löhne steigen massiv und die Arbeitsplätze<br />
sind auf Jahrzehnte hinaus sicher.<br />
Prägt die Heterogenität die Unternehmensatmosphäre?<br />
Sie hat es noch nötiger gemacht, durch die neue Leitkultur<br />
klare Regeln aufzustellen. Es sprengt Ihnen den<br />
Laden, wenn Mitarbeiter aus dem Denken ihres Kulturkreises<br />
keine Frau oder jemand jüngeren als Vorgesetzen<br />
akzeptieren. In meinem Unternehmen lautet<br />
die Regel: Es ist mir egal, wo du herkommst. Hier gilt<br />
ein Verhaltenskodex, an dem jeder unabhängig von seiner<br />
Herkunft gemessen wird. Wer diesen nicht akzeptiert,<br />
muss gehen. Ich bin mir sicher, es wäre uns anders<br />
gar nicht gelungen, so viele Mitarbeiter erfolgreich zu<br />
integrieren.<br />
Was tun Sie, um Mitarbeiter zu halten?<br />
Wir bieten berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen<br />
an. Wer nicht bereit ist, in die Mitarbeiter zu investieren,<br />
hat auf Dauer verloren. Vor zehn Jahren war es<br />
noch anders. Da hat man sich als Arbeitgeber gesagt:<br />
Wenn ich den weiterbilde, will der mehr Geld oder<br />
wird abgeworben. Heute müssen wir für die Weiterentwicklung<br />
der Mitarbeiter sorgen, so dass sie gar nicht<br />
auf die Idee kommen zu gehen.<br />
Sie sind im Jahr 1995 ins Ausland gegangen – für<br />
zehn Jahre. Was war der Grund?<br />
Ich wollte schon damals den Weg gehen, den wir 2004<br />
schließlich eingeschlagen haben. Aus diesem Grund<br />
hatte ich einen großen Konflikt mit meinem Senior. Er<br />
hat das Unternehmen gegründet und auch die Kultur<br />
geprägt. Ich habe diese akzeptiert, habe mich aber darin<br />
nicht wiedergefunden und wollte sie daher auch nicht<br />
mittragen. Aus Respekt vor meinem Vater kündigte ich<br />
schließlich und beschloss, etwas anderes zu machen.<br />
Seine Mitarbeiter kommen<br />
aus 13 Ländern. „Das hat es<br />
nötig gemacht, klare Regeln<br />
in Form einer Leitkultur aufzustellen“,<br />
betont Gerd Stiefel.<br />
Exklusiv im Online Shop unter www.goldochsen.de<br />
Ochsen Shop · Hafenbad 8 · 89073 Ulm<br />
17
[titelthema] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Blick in die Produktion in Neu-Ulm: Zu den Spezialgebieten der Fritz Stiefel GmbH gehört auch die Rohrbiegetchnik.<br />
Erfolgreiche Garagenwerkstatt<br />
Vor 55 Jahren hat Gerd Stiefels Vater<br />
Fritz in einer Autogarage in Waiblingen<br />
das Unternehmen gegründet. Er verkaufte<br />
anfangs Schrauben, Schellen, Schmiermittel<br />
und Zubehörteile für LKW-Bremsen.<br />
1968 eröffnete er den Standort in<br />
Neu-Ulm – in einer Garage. Seit 2004 leiten<br />
die Brüder Gerd und Rainer Stiefel<br />
das Familien<strong>unternehmen</strong>. Sie teilen sich<br />
die Arbeit nach Standorten auf.<br />
Das Unternehmen beliefert 600 Firmenkunden<br />
mit 80.000 unterschiedlichen<br />
Produkten – von Kleinteilen und Komponenten<br />
bis hin zu vormontierten technischen<br />
Systemen. Der größte Umsatzanteil<br />
entfällt auf den Handel. Die Abnehmer<br />
stammen überwiegend aus Fahrzeug- und<br />
Maschinenbau, die „just-in-sequence“<br />
ans Band beliefert werden. Zu den Dienstleistungen<br />
des Mittelständlers gehören<br />
daher auch ausgeklügelte Logistikdienstleistungen.<br />
Spezialgebiete sind zudem<br />
Rohrbiegetechnik und Schlauchtechnologie.<br />
Die Fritz Stiefel GmbH konfektioniert<br />
jährlich 1,2 Millionen Schlauchleitungen<br />
und ist damit einer der größten Anbieter<br />
in Süddeutschland. An ihren Standorten<br />
beschäftigen die Brüder 250 Mitarbeiter,<br />
149 davon in Neu-Ulm. Der Jahresumsatz<br />
beträgt 47 Millionen Euro.<br />
AMB<br />
Warum kein Neuanfang in der Region?<br />
Wenn Du Dich als Sohn eines Unternehmers bewirbst,<br />
lachen die Personaler. Die Selbstständigkeit in Deutschland<br />
wäre mir damals nicht möglich gewesen. Außerdem<br />
war das meine Chance, einmal nicht als Unternehmersohn<br />
gesehen zu werden – der ich trotz externer<br />
Banklehre nun mal war. Die Fremde bot mir die Möglichkeit,<br />
meine Fähigkeiten dort auszutesten, wo mich<br />
niemand kannte.<br />
Und warum Malaysia?<br />
In den 90er Jahren gab es einen Südostasien-Hype.<br />
China war noch<br />
ganz am Anfang. Die Tiger-Staaten<br />
konnten sich aussuchen, wen sie<br />
haben wollten. Viele Länder ließen<br />
nur Unternehmen ins Land, die Arbeitsplätze<br />
in großer Zahl schufen.<br />
Malaysia stand mir offen. Aber<br />
auch dort bekam ich zunächst nur ein Off-Shore-Visum<br />
für die Insel Labuan, die heute ein Geldwäsche-Zentrum<br />
ist. Damals war das noch nicht so. Dieses Visum<br />
berechtigte mich, meine Firma Off-Shore anzumelden<br />
und auf dem Festland zu wohnen und arbeiten.<br />
Die Fremde<br />
bot mir die<br />
Möglichkeit,<br />
mich<br />
auszutesten.<br />
Warum sind Sie nach fünf Jahren nach Australien<br />
weitergezogen?<br />
Nach diesem Zeitraum wäre eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung<br />
möglich gewesen und ich hätte meine<br />
Firma auf dem Festland anmelden können. Allerdings<br />
hätte ich dafür 30 Prozent meiner Geschäftsanteile im<br />
Rahmen der Bumiputra-Regelung an einen Malayen<br />
übertragen und diesem jedes Jahr eine Dividende zahlen<br />
müssen. Also orientierte ich mich<br />
neu. Für Singapur, mein nächstes<br />
Ziel, war ich noch zu klein. Für Australien<br />
nicht.<br />
Gibt es das Unternehmen in<br />
Down under noch?<br />
Ja, das Unternehmen, über das ich<br />
und mein Geschäftspartner Filterelemente<br />
für Hydraulik vertreiben,<br />
floriert. In Australien hätte<br />
ich es durchaus noch länger ausgehalten. Nach zehn<br />
Jahren kam einfach der Knackpunkt, dauerhaft im Ausland<br />
zu bleiben oder nach Deutschland zurückzukehren.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wurde in Burlafingen die<br />
Stelle des Standortleiters frei.<br />
18
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[titelthema]<br />
Aber Ihr Vater war 2004 noch im Unternehmen<br />
Ja, aber in unserem zweiten Standort in Waiblingen.<br />
Dort arbeiten mein Senior und mein Bruder bis heute.<br />
Hier in Burlafingen gab es einen angestellten Leiter, der<br />
in Rente gehen wollte. Also sagte ich: Ich mach‘ es gern.<br />
Wie war damals das Verhältnis zu ihrem Vater?<br />
Wir haben an dem Punkt angesetzt, an dem wir zehn<br />
Jahre zuvor auseinander gegangen waren. Keinen Zentimeter<br />
näher beieinander.<br />
War das ein klassischer Generationenkonflikt?<br />
Ja, Meinungsverschiedenheiten treten ja permanent<br />
auf, in der Familie, dem Freundeskreis oder der Firma.<br />
Am meisten habe ich mich in den zehn Jahren darüber<br />
geärgert, dass wir es nicht geschafft, das gelten zu lassen,<br />
was der andere sagt. Dabei hatte mein Vater Recht<br />
und ich auch.<br />
Was war die Konsequenz?<br />
Ich fing bei mir an, arbeitete an der Qualität meiner<br />
Kommunikation. Und mein Vater hat reagiert und sich<br />
ebenfalls verändert. Einer muss eben anfangen – und<br />
an dieser Stelle ist meiner Meinung nach der Jüngere<br />
gefordert. Von da an haben wir ein Bombenverhältnis<br />
zueinander entwickelt.<br />
Welche Rolle hat ihr Bruder gespielt?<br />
Er hatte den Aufruhr von Anfang an nicht verstanden<br />
und hielt sich raus. Ich hatte mit meinem Bruder dasselbe<br />
Thema, wollte mit meinem Dickkopf durch die<br />
Wand. Eine Verhaltensweise, die mir in Asien und Aus-<br />
Der Konflikt mit seinem Vater<br />
hat ihn lange umgetrieben,<br />
bis Gerd Stiefel seine Art der<br />
Kommunikation änderte.<br />
„Heute haben wir ein Bombenverhältnis.“<br />
19
[titelthema] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Mit seinem Bruder Rainer hat<br />
Gerd Stiefel ein Konzept erarbeitet,<br />
wie das Familien<strong>unternehmen</strong><br />
die nächsten 30 Jahre<br />
geführt wird.<br />
tralien ausgetrieben wurde. Zurück in Deutschland fiel<br />
mir auf, dass ich wieder genauso war, wie vor meinem<br />
Auslandsaufenthalt. Das durfte nicht sein. Inzwischen<br />
haben wir ein sensationelles Verhältnis zueinander.<br />
Wie gelingt so eine Wende?<br />
Einer muss anfangen sich zu verändern, aus Überzeugung<br />
heraus. Es ist gut, wenn man in solche Situationen<br />
Hilfe von externen Fachleuten in Anspruch<br />
nimmt, und so die Qualität der Unterhaltung verbessert.<br />
Es geht nicht nur darum, wie viel man miteinander<br />
spricht, sondern vorrangig wie man das tut.<br />
Was haben Sie aus dem Konflikt mit ihrem Vater<br />
gelernt?<br />
Dass ich es besser machen möchte, ohne die von ihm<br />
gewählte Unternehmenskultur schlecht zu machen.<br />
Der Zeitgeist hat sich einfach verändert. Im Gründungsjahr<br />
1962 mussten Frauen beispielsweise oft damit<br />
zufrieden sein, Kaffee zu kochen oder einfachere<br />
Tätigkeiten zu verrichten. Karriere war den Männern<br />
vorbehalten. Heute sagt die selbstbewusste Praktikantin:<br />
Dahinten ist der Vollautomat.<br />
Sie haben keine Kinder. Haben Sie mit ihrem Vater<br />
und Bruder das Thema Nachfolge besprochen?<br />
Mein Bruder hat zwei Söhne, die beide noch nicht volljährig<br />
sind. Momentan weiß jedoch noch niemand, in<br />
welche Richtung die zwei gehen möchten. Deshalb haben<br />
wir die Jungs erstmal außen vor gelassen. Trotzdem<br />
wissen wir bereits, wie die nächsten 30 Jahre aussehen<br />
könnten.<br />
Wie sind Sie das angegangen?<br />
Wir haben mit Steuerfach- und Erbanwälten ein Konzept<br />
erarbeitet. Damit keiner von der Erbschaftssteuer<br />
erschlagen wird. Wir sind uns vollkommen einig über<br />
die weitere Vorgehensweise und den Geist, in dem das<br />
Unternehmen weitergeführt werden soll. Die richtigen<br />
Leute dafür haben wir bereits in der Firma. Ein guter<br />
Fremdgeschäftsführer ist unserer Meinung nach besser<br />
als ein schlechter Eigengeschäftsführer. Außerdem besteht<br />
die Möglichkeit, eine Stiftung zu gründen oder<br />
einen Familienbeirat einzusetzen.<br />
Beschäftigen Sie sich mit Mitte 50 mit der Frage, wie<br />
lange Sie noch die Verantwortung tragen wollen?<br />
Intensiv. Für mich gibt es – neben der Gesundheit – nur<br />
zwei Grenzen, die deutlich zeigen, dass es Zeit für den<br />
Rückzug ist. Erstens: Wenn meine Beharrungskompetenz<br />
größer ist als meine Entwicklungskompetenz. Frei<br />
nach dem Motto: So habe ich mir das gewünscht und so<br />
soll es bleiben. Oder zweitens: Wenn ich Veränderung<br />
zwar will, diese aber nicht mehr verstehe. Sei es Digitalisierung,<br />
Globalisierung oder sonst etwas.<br />
Ihr Unternehmen stellt Schlauchleitungen her, verfügt<br />
über eine Rohrbiegetechnik und hat einen<br />
Handel für Hydraulik- und Pneumatikkomponenten.<br />
Es gibt Produkte, die eine größere Anziehungskraft<br />
auf Fachkräfte besitzen. Ist es egal, was ein<br />
Unternehmen herstellt?<br />
Ich denke schon. Die Leute haben zwei Ideen, wenn sie<br />
auf der Suche nach einem Job sind. Einmal: Wohin fühle<br />
ich mich gezogen – also in den kaufmännischen,<br />
technischen oder sozialen Bereich. Als zweites schauen<br />
sich potenzielle Bewerber an, in welchen Prozessen<br />
Produkte durchs Unternehmen geschleust werden.<br />
Sind diese gut, macht die Firma Spaß. Menschen tun<br />
gut daran, sich nicht nur einen Job, sondern auch einen<br />
Chef auszusuchen. Für Unternehmen wird es in Zu-<br />
20
Möbel Inhofer GmbH & Co. KG, Ulmer Str. 50, 89250 Senden<br />
Lounge Chair & Ottoman<br />
Design: Charles & Ray Eames, 1956<br />
DAS SCHÖNSTE GESCHENK IST<br />
IMMER NOCH WAS SELBST-GEMACHTES.<br />
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21
[titelthema] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Im Gespräch mit Alexander<br />
Bögelein, Redaktionsleiter des<br />
Magazins <strong>unternehmen</strong>[!]<br />
verrät Gerd Stiefel auch seine<br />
emotionalsten Momente seiner<br />
Unternehmerkarriere.<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
MARC HÖRGER<br />
kunft nicht mehr so wichtig sein was sie machen sondern<br />
wie sie es machen.<br />
Wie stark geraten Sie als Zulieferer des Fahrzeugund<br />
Maschinenbaus unter Druck und wie behaupten<br />
Sie sich gegenüber der Konkurrenz?<br />
Wir sind leider mit standardisierten Produkten unterwegs.<br />
Die können Sie sowohl regional als auch global<br />
fast baugleich kaufen. Erkennbar<br />
werden wir letztlich durch die innovativen<br />
Dienstleistungen, die<br />
unser Produkt begleiten. Letztlich<br />
kauft der Kunde ein Gesamtkonzept<br />
– unser Geschäftsmodell.<br />
Wenn wir damit die meisten seiner<br />
Bedürfnisse befriedigen, kauft er<br />
bei uns – selbst wenn wir etwas teurer<br />
sind.<br />
Da sind Zuhören und Offenheit gefragt.<br />
Genau. Wir brauchen kritische Kunden, die sich freuen,<br />
wenn wir von uns aus auf sie zukommen und sagen:<br />
Wir könnten dir Geld sparen. Aber das wichtigste ist,<br />
sich niemals auf einem gut laufenden Geschäft auszuruhen.<br />
Vielmehr müssen wir uns permanent überlegen,<br />
wie wir eine tolle Sache noch besser machen können.<br />
Man muss sich selbst abschaffen, damit man nicht<br />
abgeschafft wird.<br />
Man muss<br />
sich selbst<br />
abschaffen.<br />
sonst tut es<br />
ein anderer.<br />
Wo sehen Sie die größte Herausforderung für die<br />
Fritz Stiefel GmbH?<br />
Kontinuierlich das Geschäftsmodell so umzumodeln<br />
und proaktiv mit neuen Ideen auf Kunden zuzugehen,<br />
auf die sie selbst nicht gekommen wären. Und die sie<br />
toll finden.<br />
Wo kommt diese Innovationskraft her?<br />
Die kann jeder haben. Wir müssen<br />
über den Branchentellerrand schauen.<br />
Das Produkt ist oft irrelevant. So<br />
wie man früher im Supermarkt die<br />
Regale bestückt hat, liefern wir heute<br />
Hydraulik-Komponenten. Für<br />
Innovation braucht man neugierige<br />
Mitarbeiter, kritische Kunden,<br />
und einen offenen Chef.<br />
Was waren die emotionalsten<br />
Momente in Ihrer Unternehmerkarriere?<br />
Die paar Mal, in denen mein Senior mir gesagt hat, dass<br />
er toll findet, was ich mache. Außerdem, wenn Mitarbeiter<br />
sich greifbar bei mir bedankt haben – beides Raritäten<br />
in unserer Region und doch warten wir alle darauf.<br />
Letztes Jahr im <strong>Dezember</strong> hat die gesamte<br />
Belegschaft für mich gesammelt und auf dem Gutschein<br />
unterschrieben. Das sind unglaubliche Momente,<br />
die mich emotional berühren.<br />
22
PERSONAL für die Region<br />
KUNDEN-KONTAKT-MANAGEMENT für das Online-Geschäft<br />
ÜBERSETZUNGEN für die Kommunikation weltweit<br />
Anzeige<br />
Drei Dienstleistungen – eine Philosophie. Anne Schmieder<br />
hat sich in 30 Jahren sowohl mit ihrem Personalservice<br />
als auch als Sprachdienstleister einen erstklassigen<br />
Ruf erarbeitet. Inzwischen konzentriert sie sich auf den<br />
Personal- und Projektbereich, während Sohn Florian die<br />
Geschicke im Geschäftsfeld Übersetzungen und Sprachmanagement<br />
in die Hand nimmt. Trotz zweier Geschäftsführer<br />
folgen beide Unternehmen einer Maxime: „Dienst<br />
und Leistung wird bei uns zusammengeschrieben“, sagt<br />
Schmieder.<br />
Was 1986 mit einer Schreibmaschine im Keller begann,<br />
ist zu einem modernen Dienstleistungsbetrieb mit neuester<br />
IT-Technik und mehr als 160 fest angestellten Mitarbeitern<br />
gewachsen. Heute sind die Schmieder GmbH<br />
und die Schmieder Übersetzungen GmbH einer der bekanntesten<br />
Personalvermittler Oberschwabens und eines<br />
der wichtigsten Sprachdienstleistungs<strong>unternehmen</strong> in<br />
Deutschland. „Wir legen großen Wert auf dauerhafte und<br />
persönliche Kundenbeziehungen“, so die Unternehmensgründerin.<br />
Das Kundennetzwerk des Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
umfasst mehr als 500 Unternehmen in der Dreiländerregion<br />
Deutschland-Österreich-Schweiz.<br />
Gute Leute in gute Firmen<br />
In der Vermittlung von kaufmännischen Fachkräften liegt<br />
das Kerngeschäft der Personaldienstleistungen. Zu den<br />
rund 1.000 Bewerbern jährlich zählen aber auch viele<br />
Techniker, Ingenieure und Führungskräfte. Arbeitnehmerüberlassungen<br />
und Werkverträge werden hier ebenfalls<br />
erfolgreich gestaltet.<br />
Die Datenflut in die richtigen Bahnen lenken<br />
Im Jahr 2014 gründete Anne Schmieder das Kunden-<br />
Kontakt-Center. Über 2.000 Kunden-E-Mails gehen hier<br />
am Tag ein und werden von sehr engagierten und flexiblen<br />
Teilzeitkräften bearbeitet. Besonders Unternehmen im<br />
Online-Marketing-Geschäft kann Schmieder so entlasten.<br />
Reaktionszeiten werden verkürzt und Kundenanfragen in<br />
die richtigen Bahnen gelenkt.<br />
Den richtigen Ton treffen<br />
Unter der Geschäftsleitung Florian Schmieders erfolgte<br />
eine Neuausrichtung des Übersetzungsbüros zu einem<br />
Sprachdienstleister, der deutschlandweit erfolgreich tätig<br />
ist. Zum Portfolio gehört u.a. der Einsatz von Translation-<br />
Memory-Systemen für ein kosteneffizientes und prozessoptimiertes<br />
internationales Sprachmanagement.<br />
Firmengründerin Anne Schmieder und<br />
Sohn Florian Schmieder teilen sich die Geschäftsführung<br />
der drei Unternehmensbereiche.<br />
[ W W W . S C H M I E D E R G M B H . D E ]<br />
Schussenstraße 14 I 88273 Fronreute-Staig I Telefon 07502 9449-0 I schmieder@schmiedergmbh.de<br />
23
Die Brauerei Gold Ochsen ist fester Bestandteil der Ulmer Wirtschaft. Unsere Bilder zeigen den Stammsitz am Veitsbrunnenweg, das frühere Brauereigebäude<br />
in der Herdbruckerstraße, Braumeister Stephan Verdi (links) beim Festabend und die Abfüllanlage von „Ulms flüssigem Gold“.<br />
Zur Sparsamkeit erzogen<br />
In der Geschichte von Gold Ochsen gibt es viele Höhen und Tiefen, sagt Firmenchefin Ulrike Freund, geborene<br />
Leibinger. Seit 150 Jahren besitzt ihre Familie die Brauerei. Einblicke in die Herausforderungen einer Unternehmerin.<br />
Für einen Moment legt Gold-Ochsen-Chefin<br />
Ulrike Freund den Kopf zu Seite und<br />
überlegt: „Der emotionalste Moment in<br />
meiner Zeit als Unternehmerin war die Taufe<br />
unseres Heißluftballons auf den Namen meines<br />
verstorbenen Vaters August Leibinger.<br />
Das war eine Hommage an meinen Vater, der<br />
es recht gemacht hat“, sagt Freund. Ihr Vater<br />
war es auch, der sie 1985 in die Firma holte.<br />
„Ich hatte nicht vorgehabt, in die Brauerei einzusteigen“,<br />
erzählt Freund. Die gelernte Bankkauffrau<br />
arbeitete damals in München und<br />
studierte nebenbei an der Verwaltungs- und<br />
Wirtschaftsakademie. Sie brach ihre Zelte<br />
dort schließlich ab und kehrte ins heimische<br />
Ulm zurück. „Meine Geschwister hatten zuvor<br />
den Betrieb mit umgetrieben, sich aber<br />
dann andere Aufgaben gesucht.“ Freund arbeitete<br />
zunächst in der Personalabteilung,<br />
später in Einkauf und Buchhaltung. 1988 erhielt<br />
sie Prokura. Seit 26 Jahren ist sie Geschäftsführerin<br />
und führt das 420 Jahre alte<br />
Unternehmen, das die Familie Leibinger vor<br />
genau 150 Jahren für 130.000 Gulden erworben<br />
hat.<br />
IM HAIFISCHBECKEN<br />
Freund führt die Brauerei in der fünften Familiengeneration<br />
und lässt auch keinen Zweifel<br />
daran, dass sie alles dafür tun will, dass das<br />
Unternehmen in Familienhand bleibt. „Ich<br />
habe in den vergangenen Jahren sehr viel Zeit<br />
und Kraft ins Unternehmen gesteckt und werde<br />
die Entwicklung noch ein bisschen begleiten.“<br />
Selbst kinderlos setzt sie auf die nachfolgende<br />
Generation ihrer drei Geschwister: „Da<br />
tut sich in den nächsten fünf Jahren etwas.“<br />
Keinen Hehl macht Ulrike Freund daraus, wie<br />
herausfordernd die Aufgabe an der Spitze der<br />
mittelständischen Brauerei ist. „Jeden Tag<br />
wird das Haifischbecken neu eröffnet: Man<br />
muss sich zur Wehr setzen und versuchen, die<br />
täglichen Probleme zu lösen.“ Geschlechtsspezifische<br />
Hürden müsse sie heute aber<br />
kaum mehr überwinden.<br />
Doch die Rahmenbedingungen sind herausfordernd.<br />
Der Bierdurst der Deutschen ist seit<br />
Jahren rückläufig, der deutsche Markt und<br />
24
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
viele ehemals<br />
selbstständige<br />
Brauereien sind in<br />
den Händen internationaler<br />
Konzerne.<br />
Doch das berge<br />
auch Chancen,<br />
sich abzugrenzen.<br />
„Gold Ochsen versteht<br />
sich als<br />
Gold-Ochsen-Chefin Dienstleister. Wir<br />
Ulrike Freund.<br />
wollen einen tollen<br />
Job machen<br />
und unsere Kunden zufriedenstellen“, betont<br />
Freund. Und auch sie selbst mache ihren Job<br />
gerne – trotz Nöten und Sorgen.<br />
Früh kamen Freund und ihre drei Geschwister<br />
mit der Brauerei in Kontakt, die Thema am<br />
Esstisch der Familie war. „Da ging es auch darum,<br />
ob man sich Investitionen leisten kann.<br />
Es gab immer wieder Höhen und Tiefen“, erinnert<br />
sich Freund. Nicht nur sie selbst, auch das<br />
Unternehmen sei zur Sparsamkeit erzogen<br />
worden. Zu den einschneidenden Erlebnissen<br />
zählt sie: das Ausscheiden ihrer drei Geschwister<br />
aus dem Familienbetrieb, den Tod ihres<br />
Vaters, „der noch mit 90 Jahren kluge Entscheidungen<br />
traf“ und den Brand der Gärtürme<br />
im Jahr 2003. Der war ausgebrochen, weil<br />
eine Fremdfirma bei Dachdeckerarbeiten<br />
nicht aufgepasst hatte.<br />
Ein gravierender Einschnitt war ganz aktuell<br />
die Kündigung der Konzession der Pepsi-Abfüllung<br />
nach 50 Jahren. Gold Ochsen sattelte<br />
19 Sorten Bier, 34 Sorten Alkoholfreies<br />
Gold Ochsen setzt seit <strong>2017</strong> auf Afri-Cola und Spezialitäten – wie das Martin-Luther-Bier.<br />
Die Brauerei Gold Ochsen wurde im<br />
Jahr 1597 erstmals urkundlich erwähnt<br />
und ist eines der ältesten Unternehmen<br />
Ulms. Sie gehört zu den 20 größten familiengeführten<br />
Brauereien in Deutschland.<br />
Den jetzigen Standort im Veitsbrunnenweg<br />
mit eigener Quelle bezog Gold Ochsen<br />
im Jahr 1897. Das Unternehmen beschäftigt<br />
200 Mitarbeiter. Der jährliche<br />
Ausstoß beträgt rund 523.000 Hektoliter<br />
um auf Afri-Cola und Bluna; investierte in die<br />
Umstellung von Flaschen, Gläsern, Werbung<br />
und Ausrüstung mehr als sechs Millionen Euro.<br />
Die neuen Marken laufen laut Freund gut<br />
an, doch was sich 50 Jahre entwickelt hat,<br />
Bier und alkoholfreie Getränke, die in erster<br />
Linie in einem Umkreis von 100 Kilometern<br />
um Ulm an Handel und Gastronomie<br />
vertrieben werden. Das Gebiet reicht<br />
von Aalen bis zum Bodensee und sogar<br />
bis in die Rhein-Ebene. Das Unternehmen<br />
stellt 19 Sorten Bier und 34 Sorten alkoholfreie<br />
Getränke her. In der Region Ulm<br />
gehört Gold Ochsen zu den großen Sponsoren<br />
für Sport und Kultur. <br />
AMB<br />
„können Sie nicht so schnell ersetzen“. Dennoch<br />
ist sie auch nach dem tiefen Einschnitt<br />
zuversichtlich. Der Bierausst0ß von Gold-<br />
Ochsen steige entgegen des Markttrends um 2<br />
Prozent. [!] <br />
ALEXANDER BÖGELEIN<br />
„Wir bringen die Themen von<br />
Unternehmerfamilien auf den Tisch.“<br />
Wir unterstützen und beraten Unternehmerfamilien zu<br />
jedem Zeitpunkt dabei, den Generationswechsel gut und<br />
dauerhaft zu meistern.<br />
Buck & Hirmer GbR | Coaching, Beratung und Mediation für Unternehmerfamilien<br />
Neureutherstr. 29, 80799 München | www.buckhirmer.de | +49 89 125907670<br />
25
Initiator und Geburtshelfer des Wirtschaftsmagazins:<br />
Thomas Brackvogel, der Geschäftsführer<br />
der Neuen Pressegesellschaft. Er freut sich, dass<br />
<strong>unternehmen</strong> [!] so viele Multiplikatoren zwischen<br />
Göppingen und dem Bodensee erreicht. Notar<br />
Christian Winkler zeigte in seinem Vortrag auf,<br />
welche Tragödien hinter juristischen Begriffen<br />
wie dem Pflichtteilsanspruch stecken können.<br />
<br />
Fotos: Matthias Kessler<br />
26
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe XY 60 | Monat <strong>Dezember</strong> JJJJ <strong>2017</strong><br />
[spezial] [rubrik]<br />
ratur aliquam, occus dolorempor sa se quae<br />
milluptatem nonserovid qui sum qui ium<br />
Warum facessit molupta del minimporro die blatusc Übergabe<br />
iisqui<br />
duntem que essus eatis es am cuptatati<br />
consenis sus. Tur repeligni im con nobis et<br />
so heikel ist<br />
opti qui debis explameni qui qui to et plate<br />
nonseca tiisqua tiorit omnim quid exeri atur,<br />
omnimolorem aut quo dolupta tiatectorit,<br />
ipienescit<br />
Kaum ein<br />
ut<br />
Thema<br />
exceat<br />
ist<br />
omnia<br />
für<br />
volupta<br />
Familienunternehmer<br />
sperum<br />
so wichtig, wie die Nachfolge.<br />
dolupta gut zu regeln. cus ande Aus cum diesem reptat fuga. Grund Ferrume hat <strong>unternehmen</strong> [!] anlässlich seines<br />
laccatem zehnjährigen ulpa voluptat. Bestehens diesem Thema einen Netzwerkabend gewidmet.<br />
ZWISCHENZEILE<br />
Pidest, ini to officto totatis mi, eatecae labore<br />
nitatinum del earum inctium fuga. Itatiorro<br />
Zu mos et as einer nimus Feier volore mit Mehrwert eserspe hatte rspellecum <strong>unternehmen</strong><br />
nat litiam [!], das eium Wirtschaftsmagazin volorum, occus etur der<br />
arum re<br />
rero te SÜDWEST vellam que PRESSE, reperch icitiis ins Haus cipistota der Museumsgesellschaftio.<br />
Sunt enias dolest Ulm pa eingeladen sandiam, und seriam dabei et<br />
iun-<br />
vor vitius allem volupta Familienunternehmer temporeste sandund im icimillest Blick:<br />
Wie pedi gelingt tes endi es, voluptur? das Unternehmen Qui odipsum gut qui an nonem<br />
el eos Generation quatquo zu explaut übergeben? pa nonempero<br />
Unter die-<br />
die<br />
nächste<br />
sem eleniam Titel bekamen fuga. Tenditam, die Gäste zahlreiche corporibus Tipps, etur<br />
Von Göppingen über<br />
Ulm bis zum Bodensee<br />
Das Wirtschaftsmagazin <strong>unternehmen</strong><br />
[!] ging im November 2007 an den<br />
Start – nach nur drei Wochen Konzeptions-<br />
und Produktionsphase. Es war<br />
damit das erste entsprechende Angebot<br />
zwischen Ulm und dem Bodensee.<br />
Seit Mai 2016 gibt es das Magazin auch<br />
in der Region Göppingen, die Auflage<br />
stieg damit auf 18.000 Exemplare. Der<br />
Großteil der Leser sind Unternehmer,<br />
Führungskräfte und Selbstständige.<br />
zum einen vom Neu-Ulmer Notar Christian ma Unternehmensnachfolge halte ich für<br />
Winkler, Non plit officie zum nimodigent, anderen corehenis von den sinimos Münchner ere, alit re extrem ini dolor wichtig. millabo. Man Itat et muss et ex sich eatur als soluptatur Unternehmer<br />
rechtzeitig Gedanken machen und auch<br />
Coaches und Mediatoren Nicola Buck und<br />
arum Ferdinand fugit, Hirmer, id molore die sed Unternehmerfamilien<br />
quam nimus, ut et borum rechtzeitig ini beris loslassen. molorro Heute blaborum gab es jede esequam Menge<br />
vernam beim Generationswechsel exceaque lam hil ipidunt begleiten. volorro occus<br />
Stefan dolumquatem Salzmann, Chef am, volessus der gleichnamigen que pratibero rexima<br />
Wie sehr quuntiunto die drei omnime Experten quiam, den Nerv sandeli der An-<br />
as-<br />
ea Impulse“, eossita turenis sagte Salzmann. rectur? Itiorrorae non et ma-<br />
te gionalen delit, si Optiker-Kette, atur mod quam, gehörte sam ut zu ut den esequas Gästen,<br />
die volorer sich eifrig orundi Notizen bere, machten: cus, unt quo „Das occa-<br />
The-<br />
beaque angeregten con nonserunt. Gespräche [!] im Anschluss DER AUTOR an<br />
perum wesenden ulluptis getroffen resequos hatten, et quianimos zeigten auch aliqui die<br />
volut die<br />
Wie Unternehmer für eine erfolgreiche<br />
Nachfolge sorgen<br />
Die einen wollen ihr Unternehmen an jüngere Nachfolger übergeben, die anderen möchten eine<br />
Firma übernehmen. Und doch kommen beide oft nicht zusammen. Woran liegt das?<br />
Anzeige<br />
Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an<br />
dem ein Unternehmer aus der Firma ausscheiden<br />
will oder muss. Wie bereitet man<br />
diesen Übergang am besten vor? Und was<br />
hält Existenzgründer davon ab, in Ihre Firma<br />
zu investieren?<br />
Für Unternehmer ist es nicht leicht, den richtigen<br />
Zeitpunkt zu finden, um aus der Firma auszuscheiden.<br />
Doch irgendwann kann oder will<br />
man nicht mehr. Wer dann unter Zeitdruck handelt,<br />
findet möglicherweise nicht den richtigen<br />
Nachfolger. Das schadet der Firma und der<br />
Belegschaft. Sinnvoll ist es darum, sich so früh<br />
wie möglich mit dem Thema auseinanderzusetzen.<br />
Experten raten dazu, mindestens drei<br />
Jahre einzuplanen. Die Sparkassenberater helfen<br />
Ihnen weiter, aber auch die Industrie- und<br />
Handelskammer (IHK) ist eine Anlaufstelle.<br />
Der Dachverband der Industrie- und Handelskammern<br />
ging in seinem Unternehmensnachfolgereport<br />
vor einiger Zeit der Frage nach, wo<br />
Sparkasse Ulm.<br />
Foto: Martin Duckek<br />
die größten Hemmnisse liegen. Ein Problem ist<br />
die Finanzierung: Nachwuchs<strong>unternehmen</strong><br />
benötigen im Regelfall einen hohen Kredit,<br />
wenn sie eine Firma übernehmen wollen. Sie<br />
haben jedoch häufig nur geringe Sicherheiten.<br />
Ein weiteres Hindernis sei die Erbschaftsteuer.<br />
Die Diskussion darum verunsichert den Mittelstand.<br />
Ein weiteres Problem bei Unternehmensübergaben:<br />
Nicht jede kann von langer Hand geplant<br />
werden. Denn auch Unternehmer können<br />
einen Unfall haben oder plötzlich krank werden.<br />
Für diesen Fall ist es wichtig, dass der Unternehmer<br />
einen Vertreter bestimmt hat, dass<br />
sein Wissen in der Firma zentral gespeichert ist<br />
und dass es Vollmachten für den Notfall gibt.<br />
Haben Sie Fragen zum Thema? Ihr Sparkassenberater<br />
hilft Ihnen weiter: 0731 101-0<br />
Kontakt<br />
Sparkasse Ulm<br />
Hans-und-Sophie-<br />
Scholl-Platz 2<br />
89073 Ulm<br />
0731 101-0<br />
27
[spezial] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
2<br />
1<br />
Unternehmerfamilien, in denen sich die Familienmitglieder<br />
in noch mehr Rollen auf<br />
verschiedenen Ebenen begegneten, sei das<br />
erst recht möglich. „Unternehmerfamilien<br />
sind besonders, daraus entwickelt sich Konfliktpotenzial,<br />
doch man kann aktiv dagegen<br />
etwas tun“, sagt Buck. Streit sei in Familien<strong>unternehmen</strong><br />
der größte Wertvernichter.<br />
3<br />
4<br />
Vorträge. Nicola Buck und Ferdinand Hirmer<br />
hatten die Zuhörer sensibilisiert, was in der<br />
Kommunikation in Unternehmerfamilien<br />
schief laufen kann. Sie ernteten häufig Zustimmung<br />
durch Kopfnicken, weil sich die<br />
Zuhörer in den geschilderten Situationen wiedererkannten.<br />
„Konflikte kommen in jeder<br />
Familie vor“, betonten Buck und Hirmer. In<br />
DIE TÜCKEN BEIM ZUGEWINN<br />
Auch der Neu-Ulmer Notar Christian Winkler<br />
sensibilisierte die Zuhörer und räumte in einem<br />
spannenden wie unterhaltsamen Vortrag<br />
mit manchen irrtümlichen Einschätzungen<br />
auf. „Eine gute Unternehmensnachfolge<br />
ist eine der größten unternehmerischen Herausforderungen.“<br />
Ein häufig unterschätzter<br />
Störfaktor sei der Pflichtteilsanspruch. Anspruchsberechtigt<br />
seien Kinder und der Ehegatte,<br />
Enkelkinder, wenn Vater bzw. Mutter<br />
nicht mehr lebten, und Eltern, wenn der Unternehmer<br />
oder die Unternehmerin keine<br />
Kinder habe. Geschwister hätten dagegen keinen<br />
Anspruch.<br />
Ebenfalls sei vielen nicht bewusst, dass der<br />
Zugewinnsausgleich auch bestehe, wenn die<br />
Ehe durch den Tod eines Partners ende. Daher<br />
müsse dieser in Bezug auf die Firma im<br />
Ehevertrag im Falle der Beendigung der Ehe<br />
durch Scheidung und Tod ausgeschlossen<br />
werden. Ansonsten sei der Fortbestand des<br />
Unternehmens unter Umständen massiv<br />
gefährdet.<br />
Wer den Pflichtteil zu Lebzeiten durch<br />
Geld-Schenkungen verringern wolle, müsse<br />
vorab deren Anrechnung auf den Pflichtteil<br />
schriftlich mit dem Beschenkten vereinbaren,<br />
erläuterte Winkler. Die beste<br />
Variante ist aus seiner Sicht, weichende Erben<br />
für den Pflichtteilsverzicht zu entschädigen,<br />
wobei er eine Schenkung von Privatvermögen<br />
als Gegenleistung für die eleganteste Lö-<br />
28
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[spezial]<br />
6<br />
5<br />
sung hält. Weil dies aber nicht immer möglich<br />
sei, komme eine Beteiligung als<br />
Gesellschafter am Unternehmen oder eine<br />
Beteiligung am Gewinn, zum Beispiel über<br />
eine stille Gesellschaft, in Betracht. Winkler<br />
ließ keinen Zweifel daran, wie komplex das<br />
Thema Unternehmensnachfolge sei. Umso<br />
wichtiger sei es, sich frühzeitig damit zu beschäftigen.<br />
[!] ALEXANDER BÖGELEIN<br />
Bild 1: Karin Welz von der Personalberatung Eleven mit Volker Schurr (re.) und Robert Zell von QMS.<br />
Bild 2: Claudia und Uwe Wiedenmann vom gleichnamigen Hersteller von Gartengeräten in Rammingen.<br />
Bild 3: Sportfachhändler und Vorsitzender des Vereins Ulmer City Marketing Mike Klamser mit<br />
Sohn Tim. Bild 4: SWP-Verlagsleiter Andreas Simmet (li.) im Gespräch mit Rechtsanwalt Armin<br />
Weidt, der auch dem Vorstand des Marketing-Clubs Ulm angehört, und SWP-Chefredakteur Ulrich Becker.<br />
Bild 5: Vergnügliche Pause vor dem Beginn der Veranstaltung: (von links) die Coaches Ferdinand<br />
Hirmer und Nicola Buck, Redaktionsleiter Alexander Bögelein, Notar Chrstian Winkler sowie der Organisator<br />
des Abends und Teamleiter der SWP-Sonderpublikationen: Tobias Lehmann. Bild 6: Charmanter<br />
Service vom Caterer Fleur de Cuisine. <br />
Fotos: Matthias Kessler<br />
29
Jürgen Fey ist Co-Geschäftsführer der Firma Fey<br />
Messe & Objektdesign GmbH & Co. KG. Gemeinsam<br />
mit seinem Bruder Horst leitet er die Ulmer<br />
Ideenschmiede. <br />
Foto: Marc Hörger<br />
30
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
Mit Wagemut gegen<br />
den kreativen Stillstand<br />
Mit Farbe, Form und innovativen Konzepten setzt das Unternehmen Fey aus<br />
Ulm seine Kunden auf Messen in Szene. Der lang anhaltende Aufschwung der<br />
Wirtschaft wird zur Bremse für Ideen, sagt Geschäftsführer Jürgen Fey.<br />
Jürgen Fey ist Experte in Sachen Messeauftritte<br />
und hat schon viele Trends<br />
kommen und gehen sehen. Meist kam<br />
der Wandel eher schleichend daher. Als er vor<br />
33 Jahren damit begann, sich beruflich mit<br />
dem Messebau zu beschäftigen, gaben die<br />
Kunden eine Losung aus, die sich vielfach<br />
ziemlich nach „quadratisch, praktisch, gut“<br />
anhörte. Viele von ihnen, in überwiegender<br />
Zahl Mittelständler, zeigten sich noch zufrieden,<br />
wenn ihre Produkte auf ordentliche Weise<br />
präsentiert wurden. Auf das Drumherum<br />
kam es weniger an.<br />
Dann stiegen die Ansprüche. Auch Mittelständler<br />
entdeckten vermehrt den Stellenwert<br />
von Markenbildung, die Notwendigkeit<br />
einer firmenspezifischen Corporate Identity<br />
und welche Bedeutung die Inszenierung ihrer<br />
Firma auf einer Messe hat.<br />
WIE TICKT EINE FIRMA?<br />
Fey musste sich nun stärker damit beschäftigen,<br />
„wie eine Firma tickt, vor allem natürlich<br />
ihr Chef“, um eine adäquate Lösung zu finden.<br />
Damit rückt die Präsentation der Produkte ein<br />
Stück weit nach hinten. Stattdessen bekommt<br />
die Kommunikation darüber einen höheren<br />
Stellenwert und speziell die Vermittlung des<br />
Images, dem sich die Firma verschrieben hat.<br />
Die Aufgaben sind anspruchsvoller geworden,<br />
vor allem dann, wenn die Produkte selbst<br />
wenig spektakulär sind und sich über die Jahre<br />
mitunter kaum verändert haben. Was also<br />
tun, wenn sich in der Jetzt-Zeit Angebote und<br />
Leistungen kaum wandeln? „Sich als ein bereits<br />
nach Übermorgen blickender Hersteller<br />
zu erkennen geben.“ Soll ein Messestand solche<br />
Signale aussenden, gibt es vor allem eine<br />
Voraussetzung: Der Auftraggeber müsse mitziehen<br />
und er dürfte besagte Signale nicht als<br />
zu vernachlässigende Größe betrachten. Dieser<br />
Fall ist so etwas wie die Lieblingskonstellation<br />
Feys. „Man muss das Vertrauen seiner<br />
Kunden gewinnen“, lautet sein Credo. Schon<br />
weil es sein eigener Ehrgeiz gebietet, immer<br />
wieder Neuland zu betreten. „Dazu braucht es<br />
natürlich Kunden, die bereit sind, ein kalkuliertes<br />
Risiko einzugehen.“<br />
Der Ulmer Unterehmer fühlt sich den Kreativen<br />
zugehörig. Denn die Verwaltung des Immergleichen<br />
bedeute auch für ihn ganz persönlich<br />
Stillstand. Heute, nach annähernd<br />
zehn Jahren ungebrochenen wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs in Deutschland, vermisst er in<br />
der Wirtschaft mitunter den Wagemut von<br />
damals. Selbst die Marketing-Leute seien risikoscheuer<br />
geworden. Warum dem so ist? „Machen<br />
Sie mal jemandem klar, dass er etwas<br />
ändern soll, wenn er mit dem Bisherigen gerade<br />
großen Erfolg hat.“<br />
An Warnungen fehlt es derzeit nicht. Andauernder<br />
Erfolg mache träge. Auch Fey äußert<br />
sein Unbehagen. Vielleicht einige Jahre könne<br />
das so noch gut gehen. Das Nachdenken<br />
über das Übermorgen mit Kunden erfordere<br />
von ihm derzeit eine höhere Überzeugungskraft,<br />
räumt der Messespezialist unumwunden<br />
ein. Emotion müsse ein Stand ermitteln,<br />
sich aber eines auftrumpfenden Gehabes entsagen.<br />
Erzeuge er lediglich ein gleichförmiges<br />
Rauschen, überzeuge er ebenso wenig wie<br />
wenn er den Betrachter mit Botschaften zudröhne<br />
– Fey kennt die Fallstricke alle.<br />
MESSE ALS FINGERABDRUCK<br />
Gemäß seinem Ideal hinterlässt ein guter<br />
Messeauftritt den Fingerabdruck eines Unternehmens.<br />
Um eine nachhaltige Wirkung zu<br />
erzielen, sind laut Feys Philosophie zwei Voraussetzungen<br />
zu erfüllen. Ein Stand müsse<br />
möglichst markant sein, um lange im Gedächtnis<br />
der Besucher haften zu bleiben. Und<br />
31
[machen] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein Hingucker: Der von der Firma Fey entwickelte Messestand für den Werkzeughersteller Groz-Beckert aus Albstadt.<br />
ein Stand sei „Büro und Kommunikationsplattform“<br />
gleichermaßen. Alle müssten sich<br />
darin und damit wohl fühlen, die Kunden<br />
ebenso wie diejenigen, die ihn betreuen. Ob<br />
ein Stand Langweile verströme oder die Dynamik<br />
eines Unternehmens unterstreicht, hat<br />
Fey zufolge eben unmittelbare Auswirkungen<br />
auf die Motivation des Teams auf den Messen.<br />
ALLEN UNKENRUFEN ZUM TROTZ<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten? Bei der Fey<br />
Messe & Objektdesign GmbH & Co. KG in<br />
Ulm sind gerade völlig normale Zeiten. Entgegen<br />
so manchen Unkenrufen seien Messeauftritte<br />
trotz fortschreitender Digitalisierung<br />
noch längst nicht überholt. Die Gespräche<br />
„face-to-face“ und der direkte optische und<br />
haptische Eindruck seien eben durch keinen<br />
noch so guten Internet-Auftritt zu ersetzen,<br />
zumal wenn es um die Eroberung neuer Märkte<br />
im Ausland gehe. „Wenn Sie in China was<br />
verkaufen wollen, dann müssen Sie das schon<br />
dort leibhaftig vorzeigen“, sagt Fey.<br />
1984 ist er bei dem ein Jahr zuvor von seinem<br />
Bruder Horst und einem kleinen Team gegründeten<br />
Unternehmen dazu gestoßen, seit<br />
dem Jahr 2006 teilen sich die beiden Brüder<br />
die Geschäftsführung.<br />
Fey Messe & Objektdesign bespielt mehrere<br />
Geschäftsbereiche, neben dem Messebau<br />
auch den Ladenbau, die Einrichtung von Objekten<br />
und den Handel mit hochwertigen Designer-Möbeln.<br />
Am Firmensitz in Jungingen<br />
sind alle unter einem Dach: Architekten, Designer,<br />
Projektleiter, Schreiner und Metaller<br />
sowie Lageristen. Auf 8.000 Quadratmetern<br />
sind Messestände im Rohzustand ebenso eingelagert<br />
wie das Zubehör, vom Teppich bis zur<br />
Einsatz bei 160<br />
Fachmessen jährlich<br />
Die Fey Messe & Objektdesign GmbH<br />
& Co. KG beschäftigt am Firmensitz in<br />
Ulm-Jungingen 40 Mitarbeiter. Diese<br />
erwirtschaften einen Jahresumsatz im<br />
niedrigen zweistelligen Millionenbereich.<br />
Dazu kommen noch rund 120<br />
Auftragnehmer, auf die im Bedarfsfall<br />
beim Auf- und Abbau vor Ort zurückgegriffen<br />
werden kann. In Ländern wie Indien,<br />
China, Brasilien und den USA<br />
kann Fey auf die Unterstützung seiner<br />
Partner vor Ort zählen. <br />
THV<br />
Kaffeetasse. Die Vermietung stellt den größten<br />
Geschäftsbereich der Firma dar. [!]<br />
<br />
THOMAS VOGEL<br />
32
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Mayser schafft<br />
es bis<br />
ins Finale<br />
Ravensburg<br />
investiert am<br />
Firmensitz<br />
Einen Achtungserfolg hat das<br />
Ulmer Unternehmen Mayser<br />
beim „Großen Preis des Mittelstands“<br />
erreicht. Der Spezialist<br />
für Sicherheitsetchnik wurde<br />
mit vier weiteren weiteren Betrieben<br />
als Finalist für Baden-<br />
Württemberg nominiert. Die<br />
Jury bewertet neben der Gesamtentwicklung,<br />
der Schaffung<br />
und Sicherung von Arbeitsplätzen<br />
auch die Themen<br />
Modernisierung, Innovation<br />
und das Engagement in der Region.<br />
Besonders erwähnenswert<br />
fand sie den schrittweisen Umbau<br />
des Betriebs von der reinen<br />
Hutmacherei zum Spezialisten<br />
für Sicherheits- und Schaumstofftechnik.<br />
Mit rund 800 Mitarbeitern<br />
an fünf Standorten erwirtschaftete<br />
Mayser im Jahr<br />
2016 einen Umsatz von rund 76<br />
Millionen Euro.<br />
Teva baut in<br />
Ulm an der<br />
Biotech-Zukunft<br />
Die israelische Ratiopharm-<br />
Mutter Teva ist wegen der Übernahme<br />
des Generika-Geschäfts<br />
des Konkurrenten Actavis hoch<br />
verschuldet, der Aktienkurs ist<br />
im Keller. Derweil baut die Teva<br />
Spende für Schuler-Fonds<br />
Der Fonds des Pressenbauers Schuler ist 50 Jahre alt. Robert<br />
Schuler-Voith, Sohn des Fonds-Gründers, hatte bereits 2013 das<br />
Stiftungskapital um 1 Million Euro aufgestockt. Zum 50. Bestehen<br />
spendeten er und die Schuler AG jeweils 250.000 Euro.<br />
Unser Biild zeigt (von li.): Schuler-Chef Stefan Klebert, Robert<br />
Voith-Schuler sowie den Stiftungsvorstand Norbert Broger.<br />
Deutschland GmbH in Ulm an<br />
der Zukunft. Die Grundsteinlegung<br />
der 500 Millionen Euro<br />
teuren Biotech-Anlage bezeichnet<br />
Teva-Deutschlandchef<br />
Christoph Stoller als Anfang eines<br />
neues Kapitels. „Das ist mit<br />
die größte Teva-Investition“,<br />
sagte Biotech-Chef Hermann<br />
Allgaier. Mehr als die Hälfte der<br />
Investitionssumme sei für das<br />
Innenleben des Gebäudes mit<br />
Bioreaktoren und Reinräumen<br />
veranschlagt. Der Bau soll bis<br />
2019 fertig sein, 2020 soll die<br />
Wirkstoffproduktion starten.<br />
Der Kinderbuch- und Spieleverlag<br />
Ravensburger will weiter an<br />
seinem Stammsitz investieren.<br />
Die Ausgaben dafür sollten in<br />
den nächsten Jahren relativ<br />
hoch gehalten werden, sagt Vorstandschef<br />
Clemens Maier, ohne<br />
Zahlen zu nennen: „Wir sind<br />
bereit zu investieren – auch zu<br />
Lasten des Ergebnisses.“ 2016<br />
waren 22 Millionen Euro vor allem<br />
in den Ausbau der beiden<br />
Produktionsstandorte am<br />
Stammsitz und und im tschechischen<br />
Policka geflossen.<br />
Exodus auf Raten<br />
bei Alno in<br />
Pfullendorf<br />
Mit dem insolventen Küchenbauer<br />
Alno geht es rapide bergab.<br />
Beschäftigte das Pfullendorfer<br />
Unternehmen 2015 noch<br />
2100 Küchenbauer, so waren es<br />
im September dieses Jahres<br />
noch 1300, einen Monat später<br />
waren es 600. Vor kurzem stellte<br />
Insolvenzverwalter Martin<br />
Hörmann 400 Mitarbeiter frei,<br />
Damit verbleiben 170 Mitarbeiter.<br />
Die sollen Hörmann bei Investorengesprächen<br />
unterstützen<br />
oder „insolvenzspezifische<br />
Aufgaben“ übernehmen. [!]<br />
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33
Sonderveröffentlichung<br />
Maßgeschneidert mit echten Einblicken<br />
Die Nachwuchskräfte von morgen informieren sich völlig anders über freie Ausbildungsplätze als noch vor<br />
einigen Jahren, sagt Bernd Pötter von der SÜDWEST PRESSE. Ein neues Angebot setzt genau hier an.<br />
Bundesweit 548.000 Bewerber auf 550.000<br />
gemeldete Berufsausbildungsstellen. Die aktuelle<br />
Statistik der Bundesagentur für Arbeit<br />
zeigt es deutlich: Vorbei sind die Zeiten, in<br />
denen auf einen Ausbildungsplatz quasi<br />
selbstverständlich eine Vielzahl an geeigneten<br />
Bewerbungen einging. „Das Blatt hat sich<br />
gewendet“, bestätigt Online Marketing-Experte<br />
Bernd Pötter von der SÜDWEST PRES-<br />
SE-Tochter NPG digital. „Heute müssen sich<br />
die Unternehmen zunehmend bei den Auszubildenden<br />
bewerben.“ Mit ein paar Flyern und<br />
einem Plakat im Schaufenster in Kombination<br />
mit einer Stellenanzeige wie noch vor einigen<br />
Jahren ist es dabei nicht mehr getan. „Die<br />
Ausbildungsplatzsuche verlagert sich zunehmend<br />
ins Netz“, sagt Pötter. Für Betriebe, die<br />
das erkennen, bietet das World Wide Web eine<br />
große Palette an Möglichkeiten, junge<br />
Menschen anzusprechen. Mit ihrem neuen<br />
Azubi-Portal „Next Step“ liefert die SÜD-<br />
WEST PRESSE den Unternehmern im Südwesten<br />
ab sofort ein umfassendes Angebot<br />
mit maßgeschneiderten und zielgruppenorientierten<br />
Lösungen. Herzstück der Seite sind<br />
die durch die NPG digital professionell produzierten<br />
Videos, die Firmen und Ausbildungsstellen<br />
hautnah vorstellen – am Beispiel aktueller<br />
Auszubildender, die zeigen und<br />
erzählen, worauf es in ihrem Job ankommt.<br />
WERBUNG AUF ALLEN KANÄLEN<br />
Mit diesen „echten Einblicken in den Azubi-<br />
Alltag“ will Pötter den Schülern ein genaues<br />
Bild davon vermitteln, was sie im jeweiligen<br />
Unternehmen erwartet. Auf Wunsch sind zusätzlich<br />
Anzeigen auf swp.de sowie Werbekampagnen<br />
auf den Facebook- und Instagram-Auftritten<br />
der SÜDWEST PRESSE<br />
buchbar. Eine Anzeige in der Zeitung rundet<br />
die Stellenausschreibung ab. „Wir bieten unseren<br />
Kunden ein Komplett-Paket mit Rundum-Service,<br />
das Schüler und Eltern – die bei<br />
der Ausbildungsplatzsuche nicht zu unterschätzen<br />
sind – gleichermaßen erreicht“,<br />
sagt Katharina Blank. Mit einer zielgruppengenauen<br />
Ansprache auf allen Kanälen könnten<br />
sich Firmen als attraktive Arbeitgeber<br />
präsentieren und Auszubildende finden, die<br />
wirklich zu ihnen passen: „Wer über Next<br />
Step kommt, ist bestens darüber informiert,<br />
was ihn im Betrieb erwartet“. Dabei lohne<br />
sich die Investition nicht nur für die „Großen“:<br />
„Gerade kleine Betriebe müssen für Schüler<br />
sichtbarer werden“, meint Pötter.<br />
FÜR DIE EIGENE REGION<br />
Eine Aussage, die Lena Stapp nur unterstreichen<br />
kann. Die 22-Jährige aus dem Odenwald-Kreis<br />
absolviert derzeit eine Ausbildung<br />
zur Medienkauffrau und Assistentin für Medienwirtschaft<br />
bei der SÜDWEST PRESSE Media<br />
Service GmbH. Ihren Ausbildungsplatz in<br />
Ulm hat sie online gefunden, musste dafür<br />
allerdings von Hessen nach Baden-Württemberg<br />
umziehen. „Vielleicht hätte es auch in<br />
meiner Region einen tollen Betrieb gegeben,<br />
der eine Ausbildung anbietet, die zu mir<br />
passt“, sagt sie. Über Google-Suchen und Recherchen<br />
auf bundesweiten Portalen habe<br />
sie jedoch nichts Entsprechendes entdecken<br />
können. Ein regionales Azubiportal findet sie<br />
Das Azubi-Portal „Next Step“ zeigt auf einen<br />
Blick, was es in der Region gibt.<br />
34
Sonderveröffentlichung<br />
deshalb gut: „So<br />
sehe ich, was es<br />
konkret in meiner<br />
Region gibt.“ Auch<br />
Stellen und Berufsfelder,<br />
die man<br />
selbst noch gar<br />
nicht auf dem<br />
Schirm habe.<br />
Stapps Azubi-Kollegin<br />
Lea Rose-<br />
Online-Marketing-<br />
Experte Bernd Pötter nauer aus Göppingen<br />
sieht das<br />
ebenso. „Mit einem regionalen Portal hat<br />
man sofort einen guten Überblick.“ Ihren eigenen<br />
Ausbildungsplatz hat sie nach ausgiebiger<br />
Recherche auf bundesweiten Online-<br />
Portalen am Ende „ganz klassisch“ gefunden:<br />
über eine gedruckte Zeitungsanzeige.<br />
Im Sommer 2018 soll Next Step offiziell starten.<br />
In vier Paketen bietet das Ausbildungsportal<br />
den Unternehmern im Südwesten aber<br />
schon jetzt maßgeschneiderte Lösungen für<br />
den eigenen Betrieb: Je nach Buchung werden<br />
bis zu vier Ausbildungsstellen in eigens<br />
produzierten Videos vorgestellt.<br />
MEHRERE FIRMEN IM BOOT<br />
Um einen reibungslosen Produktionsablauf<br />
zu gewährleisten, findet ein Vorgespräch<br />
statt; der Dreh selbst dauert rund zwei Stunden<br />
pro Video. Die Präsentation und Vermarktung<br />
der Inhalte auf swp.de, Facebook,<br />
Instagram und in der Tageszeitung kann optional<br />
dazu gebucht werden. Bereits heute sind<br />
mehrere Firmen aus dem Südwesten vertreten.<br />
In den kommenden Wochen und Monaten<br />
liegt der Fokus der NPG digital darauf, das<br />
Portal bekannt zu machen. „Durch das<br />
Presse haus im Hintergrund haben wir die<br />
Möglichkeit, Next Step intensiv zu bewerben“,<br />
sagt Bernd Pötter. Mit 13 Tageszeitungen<br />
deckt die SÜDWEST PRESSE rund ein<br />
Drittel der Fläche Baden-Württembergs ab;<br />
über swp.de erreicht sie zusätzlich rund 1,5<br />
Millionen Menschen.<br />
Warum Werbung<br />
wichtig ist<br />
„Keine geeigneten Bewerbungen“. In<br />
etwa 70 Prozent der Fälle war dies in<br />
den vergangenen drei Jahren der<br />
Grund dafür, dass Ausbildungsplätze<br />
nicht besetzt werden konnten. Für<br />
rund ein Viertel der ausgeschriebenen<br />
Azubi-Stellen gingen gar keine Bewerbungen<br />
ein. Das zeigt eine Umfrage<br />
des Deutschen Industrie- und Handelskammertags<br />
DIHK unter 10.561 befragten<br />
Unternehmern aus dem Bundesgebiet.<br />
Dabei waren Mehrfachnennungen<br />
möglich. Fast ein Drittel der befragten<br />
Firmen konnte im laufenden Jahr nicht<br />
alle freien Ausbildungsplätze besetzen.<br />
In rund einem Fünftel der Fälle traten<br />
die Bewerber ihre Stelle nicht an. In 17<br />
Prozent lösten die Auszubildenden den<br />
Vertrag nach Beginn der Ausbildung<br />
auf, in 13 Prozent zogen die Betriebe<br />
die Reißleine. <br />
AGR<br />
Das ausbildungsportal<br />
mit professionellen und authentischen<br />
azubi-videos<br />
UNSER NEXT STEP TEAM BERÄT SIE GERNE<br />
Telefon: 0731 156 650<br />
E-Mail: info@nextstep-ausbildung.de<br />
35<br />
www.nextstep-ausbildung.de
[aus den hochschulen] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Zeppelin-Uni<br />
startet<br />
Gründerzentrum<br />
Vier lokale Start-ups ziehen ins<br />
neue Gründerzentrum der Zeppelin<br />
Universität (ZU) in Friedrichshafen<br />
ein – darunter auch<br />
das zweiköpfige Tirensa-Team.<br />
Mit dem „Pioneer Port“ sollen<br />
zukünftig die vielfältigen Aktivitäten<br />
der ZU in Forschung,<br />
Lehre und Praxis auf dem Gebiet<br />
der Unternehmensgründung<br />
gebündelt werden. Tirensa<br />
bringt seit knapp einem Jahr<br />
auf seiner Plattform Anbieter<br />
und Käufer von Kompletträdern,<br />
Reifen oder Felgen zusammen.<br />
Mithilfe des Gründerzentrums<br />
will das Studententeam<br />
das Konzept nun weiterentwickeln.<br />
Kontakt: Rainer Böhme,<br />
rainer.boehme@zu.de<br />
Handbuch für<br />
Kongressmanager<br />
herausgegeben<br />
Jahrzehntelang kam Fachwissen<br />
über Kongress-, Tagungsund<br />
Konferenzmanagement<br />
nur aus der Praxis. Heute ist es<br />
eine wissenschaftliche Disziplin:<br />
Claus Bühnert und Stefan<br />
Luppold von der DHBW Ravensburg<br />
geben in ihrem neuen<br />
„Praxishandbuch Kongress-, Tagungs-<br />
und Konferenzmanagement“<br />
auf 800 Seiten Tipps anhand<br />
von Praxisbeispielen. Als<br />
Grundlagenwerk soll das Buch<br />
helfen, Erfolge zu sichern und<br />
aus Fehlern zu lernen.<br />
Recherchenetz<br />
gewinnt<br />
Medienpreis<br />
Zum achten Mal hat die HfWU<br />
Nürtingen-Geislingen im November<br />
den Medienpreis des<br />
Studiengangs Energie- und Ressourcenmanagement<br />
verliehen.<br />
Mit Pioniergeist auf die Rennstrecke<br />
Das Team der Hochschule Ravensburg-Weingarten<br />
hat sich für die kommende Saison ein<br />
hohes Ziel gesetzt: Die Studenten wollen 2018<br />
mit zwei Fahrzeugen am internationalen Konstrukteurswettbewerb<br />
Formula Student Germany<br />
am Hockenheimring teilnehmen. Einer der<br />
Mit der Ausschreibung will die<br />
Hochschule Medien, Öffentlichkeit<br />
und Unternehmen für<br />
nachhaltiges Wirtschaften und<br />
nachhaltigen Konsum sensibilisieren.<br />
Einer der Preise ging an<br />
Correctiv, das erste gemeinnützige<br />
Recherchezentrum im<br />
deutschsprachigen Raum. Der<br />
Journalistenverbund recherchiert<br />
zu Themen, die sonst wenig<br />
Beachtung finden.<br />
Viele Manager<br />
wollen Qualität<br />
nicht verbessern<br />
Zwei Drittel der Manager in<br />
deutschen Unternehmen haben<br />
weder das notwendige Knowhow<br />
noch den Willen, um die<br />
Produkt- und Prozessqualität<br />
ihres Unternehmens voranzutreiben.<br />
Zu diesem Ergebnis<br />
kommt die aktuelle Studie<br />
„Qualitätsbewusstsein als Wettbewerbsfaktor“<br />
der Hochschule<br />
Esslingen. Die Hälfte der befragten<br />
Führungskräfte gibt demnach<br />
an, dass es in ihren Unternehmen<br />
kein einheitliches<br />
Verständnis von Qualität gibt.<br />
An der Studie nahmen mehr als<br />
200 Industrie- und Dienstleistungs<strong>unternehmen</strong><br />
unterschiedlicher<br />
Größe teil.<br />
Kontakt: Dietmar Vahs,<br />
Dietmar.Vahs@hs-esslingen.de<br />
Bestnote für<br />
Campus<br />
Göppingen<br />
Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen<br />
der Hochschule<br />
Esslingen hat beim jüngst veröffentlichten<br />
CHE-Ranking<br />
sehr gute Ergebnisse erzielt: In<br />
vier Kategorien verleihen Studierende<br />
dem in Göppingen angesiedelten<br />
Studiengang Bestnoten:<br />
Beim Lehrangebot, der<br />
Rennwagen soll vollständig autonom fahren.<br />
Eine Unterstützung durch GPS-Daten ist dabei<br />
nicht erlaubt, das Auto muss seine Umgebung<br />
selbstständig erkennen.<br />
Kontakt: Christoph Oldenkotte,<br />
christoph.oldenkotte@hs-weingarten.de<br />
Ausstattung, der internationalen<br />
Ausrichtung und dem Kontakt<br />
zur Berufspraxis. Das CHE-<br />
Ranking umfasst mehr als 300<br />
deutsche Hochschulen und<br />
Universitäten.<br />
Weiterbildungen<br />
der HS Kempten<br />
stark nachgefragt<br />
Der Bedarf an qualifizierten<br />
Mitarbeitern mit Spezialwissen<br />
steigt. Entsprechend gut ist die<br />
Auslastung der berufsbegleitenden<br />
Zertifikatskurse der Hochschule<br />
Kempten: Zwei von drei<br />
Kursen starteten im Oktober<br />
mit maximaler Teilnehmerzahl.<br />
Die Hochschule bietet Business<br />
Coaching, Technik für Betriebswirte<br />
und Sozialmanagement<br />
in Wochenendblöcken an.<br />
Mehr unter http://www.hochschule-kempten.de/weiterbildung.<br />
[!] <br />
GYS<br />
36
WE ARE ONE<br />
SO FUNKTIONIERT<br />
TEAMWORK!<br />
In unserem Netzwerk befi nden sich mehr als 250 Partner aus den unterschiedlichsten Branchen<br />
der Region Ulm/Neu-Ulm. Zahlreiche Partner-Netzwerkveranstaltungen bieten die Möglichkeit,<br />
aktiv Beziehungen zu knüpfen und zu pfl egen.<br />
Unsere seit über 130 Spielen in Folge mit 6.200 Zuschauern ausverkauften Heimspiele und unsere<br />
starke regionale und nationale Medienpräsenz bieten eine optimale Plattform, um die eigene<br />
Marke auf regionaler und nationaler Ebene mit hohem Wirkungsgrad zu präsentieren und zu<br />
emotionalisieren.<br />
BBU '01 GmbH<br />
Telefon: 0731-159 29 99 29<br />
sales@bbu01.com<br />
bbu01.com
[spezial] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Sechzig!<br />
<strong>unternehmen</strong> [!] feiert Geburtstag. In 60 Ausgaben haben wir über Trends, Tatsachen und Tatendrang berichtet.<br />
Stets im Mittelpunkt: die Menschen, die der Region und damit auch unserem Magazin ein Gesicht verleihen.<br />
Ein Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, der viel über die Denkweise von Unternehmern verrät.<br />
Die Kunsthalle Weishaupt eröffnete im November <strong>2017</strong>. In der ersten<br />
Ausgabe von <strong>unternehmen</strong> [!] berichtete Siegfried Weishaupt auch über<br />
seine Sammelleidenschaft. <br />
Foto: Christoph Seeberger<br />
38
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[spezial]<br />
Mit dem Titel „Glück ist, etwas Neues zu entdecken“ ging das<br />
Wirtschaftsmagazin <strong>unternehmen</strong> [!] am 30. November<br />
2007 nach nur drei Wochen Konzeptions- und Produktionsphase<br />
mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren an<br />
den Start. Das Zitat stammt von Siegfried Weishaupt. Mit dem Unternehmer<br />
führten der damalige Chefredakteur der Südwest Presse,<br />
Hansjörg Wiedenhaus, und der damalige Leiter des SWP-Wirtschaftsressorts,<br />
Siegfried Bauer, das erste Titelgespräch. Weishaupt antwortete<br />
auf die Frage „Wann empfinden Sie Glück“ mit den Worten: „Geschäftlich<br />
bedeutet es für mich, wenn die getroffenen Entscheidungen<br />
sich als richtig erwiesen, wenn sich das Unternehmen erfolgreich<br />
entwickelt. Bei der Kunst kommt vielleicht ein anderer Aspekt dazu:<br />
Wenn man etwas Neues entdeckt.“ Der Geschäftsführer der Max Weishaupt<br />
GmbH (Schwendi/Kreis Biberach), einem führenden Heiz- und<br />
Energietechnik-Spezialisten, muss es wissen, schließlich kann der leidenschaftliche<br />
Sammler in diesem Jahr mit seiner Kunsthalle in Ulms<br />
Neuer Mitte ebenfalls zehnjähriges Jubiläum feiern.<br />
WAS UNTERNEHMER GLÜCKLICH MACHT<br />
Die Leserinnen und Leser erwartete jedoch in der Tat viel Neues. Denn<br />
<strong>unternehmen</strong>[!], das sich auf Portraits von bekannten und weniger bekannten<br />
Unternehmern und Firmen spezialisiert hat, betrachtete sich<br />
von Anfang an als Spiegelbild der regionalen Wirtschaftsregion. Dokumentiert<br />
wurden und werden die Entwicklungen und jeweiligen<br />
Trends der unterschiedlichen Branchen auch<br />
durch die über 60 Titelinterviews.<br />
Mit<br />
brachialer<br />
Gewalt<br />
geht nichts.<br />
Erinnert sei deshalb an dieser Stelle auch an den<br />
2013 verstorbenen Erwin Hymer. Der legendäre<br />
Gründer und Chef des Caravan- und Reisemobilherstellers<br />
in Bad Waldsee verriet in der zweiten<br />
Ausgabe das Geheimnis seines Erfolgs: „Sie brauchen<br />
nur die richtigen Leute und das richtige Produkt,<br />
dann ist alles klar. Mit brachialer Gewalt geht Erwin Hymer<br />
da gar nichts, man muss auch bei ganz schwierigen<br />
Situationen und notwendigen harten Maßnahmen<br />
einen Konsens finden.“<br />
So sieht das auch Dr. H. Werner Utz. Von jenen Ulmer Unternehmen,<br />
die in den 90er-Jahren an die Börse gegangen sind, erscheint die Uzin<br />
Utz AG heute noch als einziges auf dem Kurszettel. Der Firmenchef<br />
Unternehmer mit Kunstsinn: Siegfried Weishaupt.<br />
bereute 2008 im Titelgespräch den Börsengang nicht: „Mir war klar:<br />
Wenn wir an die Börse gehen, dann ist das kein Spiel für ein paar Jahre.<br />
Wenn, dann machen wir es richtig.“ Utz machte im Gespräch deutlich,<br />
wie man gegen fast übermächtige Wettbewerber nicht nur bestehen,<br />
sondern wachsen kann: „Vor allem durch Spezialisierung.<br />
Die anderen stellen nur Produkte her, wir<br />
wollen aber anwendungstechnische Systemlösungen<br />
für unsere Kunden erarbeiten. Zwischenzeitlich<br />
haben wir eine sehr große Bekanntheit als absoluter<br />
Spezialist für das Thema Boden erreicht.<br />
Wenn man so eine Positionierung aufgebaut hat,<br />
bedeutet das trotz unserer schnelllebigen Zeit einige<br />
Jahre Vorsprung am Markt.“<br />
MIT VOLLER WUCHT GETROFFEN<br />
Gut, wer solch ein Polster vorweisen konnte, denn 2007 und damit etwa<br />
zeitgleich zum Startschuss des Magazins zog die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
mit voller Wucht durchs Land und traf vor allem Automobilhersteller,<br />
deren Zulieferer und Händler. Im Gespräch mit<br />
w Baugrunduntersuchung<br />
w Boden und Grundwasser<br />
w Geothermische Nutzung<br />
w Altlastengutachten<br />
w Entsorgungsplanung<br />
GeoBüro Ulm GmbH | Magirus-Deutz-Str. 9 | 89077 Ulm | Tel: 0731· 960 077 0 | post@geoulm.de | www.geoulm.de<br />
39
[spezial] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Schlecker-Pleite bescherte dem Neu-Ulmer Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz (im Bild mit Meike Schlecker) 50.000 Mediennennungen.<br />
<strong>unternehmen</strong> [!] gab Insolvenzverwalter Michael Pluta im Juni 2009<br />
eine Einschätzung zu den Folgen ab: „Die Zahl der Arbeitslosen könnte<br />
durchaus um zwei Millionen steigen. Das ist aber nichts Neues, wir<br />
erleben immer wieder solche Zyklen von sieben bis zehn Jahren. Nach<br />
jedem Auf kommt wieder ein Ab. Neu an der jetzigen Krise ist aber,<br />
dass sie weltweit gleichzeitig ausgebrochen ist.“<br />
STREIT IN DER FAMILIE IST EIN SARGNAGEL<br />
Auf die Frage, was denn die Kardinalfehler seien, die zur Insolvenz führen,<br />
antwortete der Rechtsanwalt: „Streit in der Firma beziehungsweise<br />
in den Eigentümerfamilien ist sicher ein Sargnagel. Nehmen wir das<br />
Beispiel Märklin, da waren 23 Familienmitglieder aus drei Familiensträngen.<br />
Die hatten sich nicht so gut vertragen<br />
und deshalb auch drei Geschäftsführer bestellt,<br />
Man darf<br />
sich nicht<br />
so wichtig<br />
nehmen.<br />
damit jedes Interessenlager gleichermaßen vertreten<br />
war. Das führte zu einem Stellvertreterkrieg in<br />
der Geschäftsführung.“ Dazu kam es bei der Ehinger<br />
Drogeriemarkt-Kette Schlecker nicht. Dennoch<br />
rutschte das Unternehmen in die Pleite. Tausende<br />
von Arbeitsplätzen gingen verloren. Insolvenzverwalter<br />
Arndt Geiwitz übernahm den Fall und wurde<br />
dadurch über Nacht in ganz Deutschland bekannt.<br />
Im Gespräch mit <strong>unternehmen</strong> [!] schilderte<br />
er, wann er das Ausmaß der Krise bei Schlecker erahnt habe: „Nachdem<br />
wir uns intensiv mit der Branche auseinandergesetzt hatten, war<br />
nach etwa zwei Wochen klar, dass es mit Schleckers Geschäftsmodell<br />
in dieser Form nichts mehr wird. Es wäre besser gewesen, nach dem<br />
Arndt Geiwitz<br />
Vorbild des japanischen Mischkonzerns 7-Eleven auf Lebensmittelnahversorgung<br />
zu setzen und den Nahversorger vor Ort mit Öffnungszeiten<br />
ähnlich wie Tankstellen zu schaffen.“<br />
Welche Erfahrungen und welche Lehren zog er aus dem Fall Schlecker<br />
für sich ganz persönlich? Arndt Geiwitz: „Sie werden erstaunt sein: Ich<br />
nehme überwiegend Positives mit. Allen voran bin ich von den betroffenen<br />
Mitarbeitern bei Schlecker immer sehr fair und oftmals sogar<br />
sehr herzlich behandelt worden, obwohl ich der Verkünder der<br />
schlechten Nachrichten war. Auch habe ich den Umgang mit den Medien<br />
mit über 50.000 Mediennennungen gelernt und bin nicht enttäuscht<br />
worden. Schließlich musste ich befürchten, bei einer Schließung<br />
wochenlang medial angegriffen zu werden, was nicht passiert<br />
ist. Und ich habe gelernt, die Erwartungen an die<br />
Politik nicht zu hoch zu setzen. Alleine schon deshalb,<br />
weil EU-rechtlich Unterstützungen nur in<br />
den seltensten Fällen überhaupt möglich sind.“<br />
Doch der Insolvenzverwalter kümmert sich auch<br />
um weniger große Fälle: „Man darf sich nicht so<br />
wichtig nehmen. Ich mache auch kleine Verbraucherinsolvenzen,<br />
also auch einen kleinen Selbstständigen<br />
mit einem Lkw oder einem Imbiss. Sie<br />
können nicht nur 100-Millionen-Projekte machen.<br />
Die großen spannenden Fälle, die kleinen oftmals<br />
„mühsamen“ Fälle, das multidisziplinäre Beraten in vielen Branchen,<br />
die Dienstleistungsphilosophie und das unternehmerische Denken:<br />
Das alles gehört bei uns dazu. Jeder in unserer Kanzlei macht auch<br />
kleine Sachen. Weil das wichtig ist und den Charakter bildet.“<br />
40
Ford Lease Gewerbe-Offensive<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):<br />
Ford Mondeo: 4,3 (innerorts), 3,5 (außerorts), 3,8 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 99 g/km (kombiniert).<br />
Ford S-MAX: 5,6 (innerorts), 4,6 (außerorts), 5,0 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 129 g/km (kombiniert).<br />
Schwabengarage GmbH, Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (07 31) 1 62-0<br />
www.schwabengarage-ulm.de · Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland<br />
1<br />
Ford Lease ist ein Produkt der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529 Hamburg. Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.12.<strong>2017</strong> und nur für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford<br />
Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z.B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). 2 Das Technik-Service-Paket enthält Wartungs- und Inspektionsarbeiten sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem<br />
Umfang und die Kosten für HU/AU. Die HU wird von einer amtlich anerkannten Prüforganisation (z. B. TÜV, DEKRA, KÜS, GTÜ) durchgeführt. Details und Ausschlüsse zu allen Services entnehmen Sie bitte<br />
unserer ausführlichen Produktbeschreibung. Nur erhältlich im Rahmen eines Ford Lease Vertrags. 3 Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 27,310.93 netto (€ 32.500,01 brutto), inkl. € 755,46 netto (€ 899,00<br />
brutto) Überführungskosten. 4 Gilt für einen Ford Mondeo Turnier Business Edition 1,5-l-TDCi-Dieselmotor ECOnetic 88 kW (120 PS) (Start-Stopp-System), € 259,- netto (€ 308,21 brutto) monatliche Leasingrate,<br />
€ 0,- netto (€ 0,00 brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung. 5 Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 28.949,58 netto (€ 34.450,00 brutto), inkl. € 755,46<br />
netto (€ 899,00 brutto) Überführungskosten. 6 Gilt für einen Ford S-MAX Business Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 88 kW (120 PS) (Start-Stopp-System), € 269,- netto (€ 320,11 brutto) monatliche Leasingrate, € 0<br />
netto (€ 0,00 brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung.<br />
41
[spezial] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Galt bereits zu seinen<br />
Lebzeiten als Unternehmerlegende<br />
und Pionier<br />
der Fahrzeugbranche:<br />
Erwin Hymer.<br />
Den beweist auch Antje von Dewitz.<br />
Die Tochter des Firmengründers<br />
ist Geschäftsführerin des Outdoor-Spezialisten<br />
Vaude in Tettnang<br />
und eine von wenigen Frauen in Deutschland,<br />
die ein Unternehmen leiten. Im Gespräch mit <strong>unternehmen</strong><br />
[!] sagte sie: „Die Frauenquote bei Vaude liegt<br />
schon seit längerem bei über 60 Prozent. Extern habe ich<br />
natürlich vor allem mit Männern zu tun. Ich habe da aber eher<br />
das Gefühl, dass ich als Mutter von vier Kindern ein Exot bin,<br />
der mit Neugier betrachtet wird. Ich passe in keine Schublade.<br />
Ich bin eher der Teamspieler, weil ich auch darauf angewiesen<br />
bin. Als ich ins Unternehmen gekommen bin, habe ich 420 Fachkräfte<br />
vorgefunden, die alle jeweils in ihren Fachgebieten stärker<br />
sind als ich.“<br />
GEFAHR DURCH ÜBERNAHMEN<br />
Im März 2013 sprach <strong>unternehmen</strong> [!] mit Manfred Oster.<br />
Auch für den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Ulm gehörte<br />
eine geregelte Unternehmensnachfolge zum unbedingten<br />
Erfolg einer Firma: „Ein großes Thema ist die Zukunft von<br />
Familien<strong>unternehmen</strong>, also des privaten Mittelstands. Wir haben<br />
einen prächtigen Mittelstand. Die Industrie lebt davon, dass<br />
im Mittelstand Lösungen gefunden werden, die sie fast modulartig<br />
in ihre Produkte einbaut. Dieses Zusammenspiel funktioniert<br />
sehr gut, sofern nicht Billigpreispolitik dominiert. Eine Gefahr ist<br />
zudem, dass zu viele Mittelständler von Konzernen übernommen<br />
werden oder in falsche Hände von Finanzinvestoren kommen – wo-<br />
42
[spezial]<br />
Antje von Dewitz setzt als Geschäftsführerin von Vaude auf Frauenpower. Beim Outdoor-Spezialisten beträgt die Frauenquote schon seit längerem 60 Prozent.<br />
Manfred Oster sprach im März 2013 über die Zukunft der Familien<strong>unternehmen</strong> und den florierenden Mittelstand.<br />
bei man sagen muss, dass es auch verantwortungsbewusste „Übernehmer“<br />
gibt. Aber leider muss man auch zu oft zusehen, wie Firmen nach<br />
solchen Prozessen fast ausbluten.“<br />
Niedrigzinsen und Kostendruck belasten auch das Bankenwesen.<br />
Ralph Blankenberg, Chef der Volksbank Ulm-Biberach eG philosophierte<br />
im Mai 2015 über die Zukunft seiner Branche: „Im Bankenwesen<br />
– wie im Übrigen auch in anderen Branchen – auf Trends einzugehen,<br />
ist mit hohen Investitionen verbunden. Wenn Sie ein<br />
Vertriebssystem oder ein Filialnetz auf bestimmte Aktivitäten umrüsten,<br />
kostet das sehr viel Geld. Die Investition in unser neues Beratungszentrum<br />
am Stammsitz hier in der Ulmer Olgastraße betrug drei Millionen<br />
Euro. Aber das ist nur eine von fast 50 Filialen. Als Bank müssen<br />
Sie gut überlegen, auf welche Trends Sie setzen.“<br />
ÄLTERE MENSCHEN NICHT BESTRAFEN<br />
Dennoch sei der Abbau von Filialen in der Kreditwirtschaft ein großes<br />
Thema: „Das stimmt. Das anhaltend niedrige Zinsniveau hat den Kostendruck<br />
stark erhöht. Ich habe Verständnis dafür, wenn Wettbewerber<br />
heute darauf reagieren und Filialen schließen. Wir müssen das<br />
glücklicherweise noch nicht. Wie das allerdings in drei, vier, fünf oder<br />
Vertrauen Partnerschaft Leben<br />
Logistics meets motion<br />
Seifert Logistics GmbH<br />
Daimlerstraße 22 -26<br />
D-89079 Ulm/Donautal<br />
Telefon + 49 (0)7 31/ 40 00 - 0<br />
Telefax + 49 (0)7 31/ 40 00 - 100<br />
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www.seifert-logistics.com<br />
43
[spezial] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ralph Blankenberg (links), Chef der Volksbank Ulm-Biberach, erläuterte 2015, wie die Niedrigzinsen das Geschäftsmodell des Instituts belasten. Manfred Gebauer<br />
aus Göppingen, einer der umsatzstärksten Edeka-Einzelhändler im Südwesten, verriet 2016 die Gründe für seinen Erfolg.<br />
zehn Jahren ist, kann ich heute nicht sagen. Das Schwierige ist doch:<br />
In ländlichen Strukturen haben Sie vor allem ältere Menschen, die auf<br />
Filialen angewiesen sind. Die können Sie nicht bestrafen, nur weil sie<br />
nicht mehr so mobil sind. Gleichzeitig haben Sie technikaffine Kunden,<br />
die ihre Bankgeschäfte gerne übers Internet<br />
machen wollen und auch nicht mehr bereit sind,<br />
für ein Filialnetz zu bezahlen. Die Frage ist: Sind<br />
Bankkunden generell bereit, dafür auch zu bezahlen?<br />
Wir versuchen als regionale Bank natürlich,<br />
möglichst allen Kunden gerecht zu werden. Das ist<br />
herausfordernd, weil die Bandbreite der Bedürfnisse<br />
groß ist.“<br />
Der Handel<br />
bietet<br />
durchaus<br />
Vorteile.<br />
Manfred Gebauer<br />
ERFOLG MIT WOHLFÜHLFAKTOR<br />
Dies gilt in gewisser Weise auch für den Blätterwald.<br />
Aus diesem Grund erscheint <strong>unternehmen</strong> [!] – rechtzeitig zur<br />
50. Ausgabe im Mai 2016 – nun mit mehr als 18.000 Exemplaren und<br />
aufgrund der großen Zustimmung zusätzlich zu den Verbreitungsgebieten<br />
Ulm, Neu-Ulm, Alb-Donau, Biberach, Ravensburg, Oberschwaben,<br />
Allgäu und Bodensee nun auch im Großraum Göppingen. Hier<br />
haben Susanne Schönfelder-Kuhn, Wirtschaftsredakteurin bei der<br />
Neuen Württembergischen Zeitung, die zum Verbund der SÜDWEST<br />
Presse gehört, und Alexander Bögelein, der Redaktionsleiter des Magazins,<br />
Manfred Gebauer als den umsatzstärksten Edeka-Einzelhändler<br />
im Südwesten getroffen und nach seiner Philosophie befragt. „Die<br />
Kunden müssen in dem Markt alles in einer guten Qualität bekommen;<br />
keiner soll noch ein anderes Geschäft brauchen. Sie müssen gut<br />
bedient werden, sprich: zufrieden aus dem Markt<br />
gehen“, sagte Gebauer, der seit Jahren mit Erzeugern<br />
der Region kooperiert, ein ausgeklügeltes<br />
Qualitätskonzept entwickelt hat und vor allem darauf<br />
setzt, dass sich Kunden in seinen Märkten<br />
wohlfühlen. Auf die Frage, wie man als Lebensmittelhändler<br />
an gute Mitarbeiter komme, antwortete<br />
er: „Früher hatten wir bei den Auszubildenden eine<br />
tolle Auswahl, das hat abgenommen. Wir versuchen,<br />
unseren Fachkräftenachwuchs selbst zu ziehen.<br />
Leider schrecken die Arbeitszeiten im Handel<br />
viele ab. Aber der Einzelhandel bietet auch viele Vorteile: Die Branche<br />
wird immer gebraucht und die Arbeitsplätze sind relativ sicher. Natürlich<br />
wird sich in 20 Jahren einiges verändert haben. Vermutlich gibt es<br />
mehr Kassen, an denen der Kunde seine Produkte scannt und bezahlt.“<br />
Dieses Zitat spricht Bände. Doch wird es nur die vehement fortschreitende<br />
Digitalisierung sein, die die Unternehmen in unserer Region in<br />
Zukunft prägen wird? Viele Fragen sind offen. Viele neue Geschichten<br />
wollen erzählt werden. Das werden wir tun. [!] STEFAN LOEFFLER<br />
44
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[rubrik]<br />
Alles was<br />
fährt, läuft<br />
besser mit<br />
LIQUI MOLY.<br />
Wir gratulieren<br />
ganz herzlich zum Jubiläum!<br />
Made in Germany seit 1957<br />
45
[finanzieren] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Neue Wege entdecken<br />
Die Europäische Zentralbank steht vor einem Schwenk in ihrer Zinspolitik. Das dürfte klassische Bankkredite für<br />
Unternehmen teurer machen. Zeit für Mittelständler nachzudenken, wie sie Investitionen günstig finanzieren.<br />
Grafik: © Crosssun / shutterstock.com<br />
Torsten Rieckmann ist es gewohnt in<br />
langen Zyklen zu denken. Der Chef des<br />
Hamburger Bau<strong>unternehmen</strong>s Senectus<br />
arbeitet üblicherweise über Jahre hinweg<br />
an der Entwicklung und der Umsetzung seiner<br />
Objekte. Ein langfristiges Finanzierungskonzept<br />
ist dabei für ihn wesentliche Basis für<br />
den Erfolg. Rieckmann hat daher bei seinem<br />
aktuellen Projekt, einem Studentenheim im<br />
Bauvolumen von 37 Millionen Euro, vor wenigen<br />
Wochen mit der HSH Nordbank eine<br />
zehnjährige Anschlussfinanzierung vereinbart.<br />
„Weil ich Zinssteigerungen erwarte“, begründet<br />
Rieckmann seine Entscheidung. Der<br />
Folgekredit per Termin ist zwar teurer, als<br />
wenn das Darlehen sofort ausgezahlt würde.<br />
Dafür hat er auf der Finanzierungseite Planungs-<br />
und Kostensicherheit.<br />
Mit seinen Bedenken in Sachen Zinsentwicklung<br />
ist der Bauunternehmer nicht allein.<br />
Beim Blick auf die Finanzplanung für das anstehende<br />
Jahr werden sich viele Mittelständler<br />
mit der Frage beschäftigen,<br />
welche Richtung die Zinsen 2018<br />
einschlagen werden. Die<br />
Zeit der billigen Kredite,<br />
so viel dürfte allerdings<br />
feststehen, ist<br />
vorbei. Denn die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) gerät immer mehr in Zugzwang ihre<br />
ultra-lockere Geldpolitik zu beenden, nachdem<br />
die US-Notenbank Fed bereits mehrfach<br />
in diesem Jahr ihre Leitzinsen angehoben hat<br />
und die Konjunktur nicht nur jenseits des Atlantiks,<br />
sondern auch in Euroland zunehmend<br />
in Fahrt kommt. Dass die EZB die<br />
Zinszügel anziehen wird, gilt vor diesem Hintergrund<br />
als unausweichlich. Die Frage<br />
ist nur, wann und in welcher Höhe sie<br />
den ersten Zinsschritt wagt. Finanzexperten<br />
gehen davon aus, dass dies bei unverändert<br />
guter Konjunkturentwicklung bereits<br />
Viele Mittelständler halten Ausschau und fragen<br />
sich: Wann kommt die Zinswende?<br />
46
hen. „Jeder Firmenchef sollte sein Finanzierungs-Orchester<br />
noch einmal einer Prüfung<br />
unterziehen“, sagt Sander. Grundlage dafür ist<br />
der in den kommenden zwölf bis 18 Monate<br />
zu erwartende Finanzierungsbedarf. Die Fra<strong>unternehmen</strong><br />
[!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
in den ersten Monaten des kommenden Jahres<br />
der Fall sein könnte. Dann werden die Geschäftsbanken<br />
die Kreditzinsen anheben.<br />
Experten raten Firmen, sich die günstigen Kreditzinsen festschreiben zu lassen. <br />
Grafik: Getty Images<br />
KONDITIONEN SICHERN<br />
Für Unternehmer gibt es allerdings keinen<br />
Grund deswegen übereilt zu handeln. Stattdessen<br />
raten Experten zu Besonnenheit. Ein<br />
erster Zinsanstieg werde moderat ausfallen,<br />
ist sich Michael Euchner von der Prüfungsund<br />
Beratungsgesellschaft Ebner Stolz sicher.<br />
Doch auch er empfiehlt: „Wer künftig über<br />
seine Hausbank finanzieren kann und will,<br />
sollte sich die noch günstigen Konditionen<br />
möglichst langfristig sichern“.<br />
Das sieht auch Joachim Rupp, Finanzierungsexperte<br />
bei der IHK Ulm, so „Das geht zum<br />
Beispiel über Forward-Darlehen oder Zinsderivate.”<br />
Dabei kann es nicht schaden, auch die<br />
Angebote anderer Institute einzuholen, meint<br />
Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe<br />
Finanzierung-Rating im Bundesverband „Die<br />
KMU-Berater“: „Wer bisher mit nur einer kreditgebenden<br />
Hausbank zusammengearbeitet<br />
hat, sollte jetzt die Geschäftsbeziehung zu einem<br />
zweiten Institut aufbauen, um sich unabhängiger<br />
zu machen.“ Zudem empfiehlt er,<br />
das Thema Finanzierung strategisch anzuge-<br />
Gestern, heute und auch morgen<br />
Unser starkes Team für<br />
Ihren Unternehmen<br />
Partner des Mittelstands<br />
In allen Fragen rund um Zahlungsverkehr, Finanzierung und Geldanlage, Vorsorge,<br />
Gründung und Nachfolge sind wir der engagierte Partner an Ihrer Seite.<br />
47
[finanzieren] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
ge dabei ist: Welche<br />
Instrumente müssen<br />
angepasst werden<br />
und welche sind möglicherweise auszutauschen?<br />
„Wichtig dabei ist, sich nicht nur<br />
den klassischen Bankkredit anzusehen, sondern<br />
auch Optionen wie Leasing, Factoring,<br />
Eigenkapital und Finanzierungen über das<br />
Internet, also Schwarmgelder, zu sondieren“,<br />
sagt Sander.<br />
KNACKPUNKT BONITÄT<br />
In dieses Horn stößt auch Simon Schach:<br />
„Aus unserer Sicht muss eine möglicherweise<br />
eintretende Kurswende der EZB und die Verteuerung<br />
von Firmenkrediten keinen mittelständischen<br />
Unternehmer nervös machen –<br />
vorausgesetzt, er verfügt über ausreichend<br />
Bonität, um auch bankenunabhängige Instrumente<br />
für die Finanzierung nutzen zu können“,<br />
sagt der Vorstandsvorsitzende BFM Bundesverband<br />
Factoring für den Mittelstand.<br />
Doch genau das Thema Bonität wird für das<br />
Wette auf die Zukunft<br />
Grafik: © shockfactor.de / shutterstock.com<br />
In die Glaskugel zu blicken, ist eine Möglichkeit, Forward-Darlehen sind eine andere.<br />
Viele Banken bieten vor allem bei der<br />
Immobilienfinanzierung sogenannte Forward-Darlehen<br />
an. Faktisch ist das ein<br />
Kredit, der heute zu festen Zinskonditionen<br />
abgeschlossen, aber erst in ein paar<br />
Monaten oder gar Jahren ausgezahlt<br />
wird. Für jeden Monat bis zur Auszahlung<br />
des Darlehens wird für gewöhnlich ein<br />
Zinsaufschlag fällig – zum Beispiel<br />
0,1 Prozent pro Monat. Die Frage, ob sich<br />
ein Forward-Darlehen für einen Unternehmer<br />
rechnet, wird damit zum Rechenexempel.<br />
Je pessimistischer die Zinserwartung<br />
des Unternehmens und je näher<br />
der Auszahlungstermin an der Gegenwart<br />
liegt, desto sinnvoller kann der Einsatz<br />
einer solchen Kreditvariante sein. Im Einzelfall<br />
sollte das allerdings genau durchkalkuliert<br />
werden. Die Faustregel lautet:<br />
Liegt die Differenz zu den aktuellen Konditionen<br />
höher als ein halbes Prozent,<br />
lohnt das teure Forward-Darlehen kaum,<br />
wenn die Mittel innerhalb der kommenden<br />
zwölf Monate benötigt werden. TLU<br />
eine oder andere mittelständische Unternehmen<br />
zur Stolperfalle, wenn es um die Aufnahme<br />
neuer Mittel geht. Tatsächlich profitiert<br />
nicht jede Firma, die in den vergangenen Monaten<br />
einen Kreditantrag gestellt hat, von<br />
dem derzeit immer noch niedrigen Zinsniveau.<br />
Das gilt vor allem für Betriebe mit nicht<br />
so solider Bilanz. Lässt das Zahlenwerk zu<br />
wünschen übrig, sind ein Zinszuschlag und<br />
Auflagen zu erwarten.<br />
Dazu passt, dass nur 18 Prozent der jüngst von<br />
der TU Darmstadt und dem Kreditmarktplatz<br />
Creditshelf befragten mittelständischen Industriebetriebe<br />
angeben, dass sich ihre Finanzierungsmöglichkeiten<br />
über Bankdarlehen in<br />
den vergangenen Jahren spürbar verbessert<br />
haben. Für die Studie waren 100 Finanzentscheider<br />
aus dem Mittelstand befragt worden.<br />
Dieses Dilemma dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit<br />
verschärfen, wenn die Kreditkonditionen<br />
marktbreit nach oben gehen. „Insbesondere<br />
kleinere Firmen kommen immer noch<br />
nicht problemlos bei Banken an Fremdkapital“,<br />
klagt Dirk Schiereck, Professor an der TU<br />
Darmstadt. Diese Betriebe suchen ihm zufolge<br />
nach Alternativen. „Die Offenheit für einen<br />
Finanzierungs-Mix ist gewachsen. Wir haben<br />
in einer repräsentativen Studie herausgefunden:<br />
Jeder zweite Entscheider, genau 48 Prozent,<br />
meint, dass zu einer ausgewogenen Finanzierung<br />
neben Eigen- und Fremdkapital<br />
auch Beteiligungen, Factoring und Leasing<br />
gehören“, bemerkt auch BMF-Chef Schach.<br />
OFFEN FÜR ALTERNATIVEN<br />
Ein mögliches Finanzierungsinstrument, das<br />
bei Zinssteigerungen zunehmend in den Fokus<br />
rückt ist Leasing. Für Mittelständler ist<br />
der Mietkauf eine Möglichkeit, ihre Liquidität<br />
zu sichern und gleichzeitig den unternehmerischen<br />
Spielraum zu erweitern – bei größeren<br />
Sprunginvestitionen etwa über eine Saleand-Lease-Back-Transaktion.<br />
Dazu verkauft<br />
das betroffene Unternehmen einen Vermögensgegenstand<br />
aus der Bilanz und least ihn<br />
sofort wieder zurück. Geeignet dafür sind vor<br />
allem langfristige<br />
Anlagegüter wie<br />
Maschinen und Gebäude.<br />
Sollten die<br />
Marktzinsen um<br />
einen halben oder<br />
gar ganzen Punkt<br />
nach oben gehen,<br />
macht sich das in<br />
der Ausgestaltung<br />
der Leasingkonditionen<br />
nur wenig bemerkbar.<br />
Der Leasing-Unternehmen.<br />
Horst Fittler, Verband dt.<br />
Grund: Bei der Kalkulation<br />
der Leasingraten spielen auch andere<br />
Komponenten eine Rolle als nur die aktuellen<br />
Zinssätze – etwa Servicedienstleistungen<br />
rund um den Leasinggegenstand. „Viele Firmen<br />
wollen eine komplette Dienstleistung<br />
aus Finanzierung, Wartung, Service, technischem<br />
Kundendienst und bei Bedarf weiteren<br />
Service-Bestandteilen – und dafür eine Rate<br />
zahlen, die alles abdeckt“, weiß Horst Fittler,<br />
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes<br />
Deutscher Leasing-Unternehmen. Eine flexible<br />
Finanzierung per Leasing kommt Unternehmen<br />
auch bei ihren technologischen Investitionen<br />
entgegen. „Gerade bei digitalen<br />
Investitionsgütern wollen viele Unternehmen<br />
gar nicht unbedingt Eigentümer werden,<br />
sondern sich die Möglichkeit offenhalten, an<br />
der technischen Entwicklung zu partizipieren<br />
und ihre Anlagen immer auf dem neues-<br />
48
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[finanzieren]<br />
Markus Klintworth,<br />
VR Leasing Gruppe.<br />
ten Stand halten“,<br />
sagt Markus Klintworth,<br />
Generalbevollmächtigter<br />
bei<br />
der VR Leasing<br />
Gruppe.<br />
Zunehmend beliebt<br />
wird bei Mittelständlern<br />
auch<br />
das Factoring, also<br />
der Verkauf von<br />
Forderungen an einen<br />
speziellen Finanzdienstleister.<br />
Dies geht aus Zahlen hervor,<br />
die der Deutsche Factoring Verband vor<br />
wenigen Wochen veröffentlicht hat. Demzufolge<br />
ist die Zahl der Betriebe, die Factoring<br />
nutzen, im laufenden Jahr um zehn Prozent<br />
gestiegen. „Factoring rückt gerade beim Finanzierungsmix<br />
mittelständischer Unternehmen<br />
immer stärker in den Fokus“, beobachtet<br />
Joachim Secker, Vorstandschef der Targo<br />
Commercial Finance. Zu den größten Vorteilen<br />
von Factoring gehört, dass sich Firmen<br />
damit schnelle Liquidität verschaffen und<br />
sich vor Zahlungsausfällen schützen können.<br />
Denn das wirtschaftliche Risiko der Forderungsrealisierung<br />
wird auf die Factor-Gesellschaft<br />
übertragen.<br />
Schließlich rücken auch bankenunabhängige<br />
Geldgeber wie Family Offices und Private-<br />
Equitygesellschaften ins Blickfeld. Bei ihnen<br />
muss es nicht immer eine Eigenkapital-basierte<br />
Finanzierung sein. Viele dieser Geldgeber<br />
verhandeln auch über Schuldscheindarlehen<br />
oder Mezzanine-Kapital wie beispielsweise<br />
eine stille Beteiligung.<br />
GUT GEFÜLLTE KASSEN<br />
Die Sätze für diese Art der Finanzmittel liegen<br />
erfahrungsgemäß höher als bei Banken. Dafür<br />
reden diese Geldgeber dem Unternehmer nur<br />
selten ins Tagesgeschäft rein. In Sachen Sicherheiten<br />
sind sie wegen der geringeren Regulierung<br />
flexibler als klassische Geldhäuser. „Die<br />
Kassen der Private-Equity-Gesellschaften sind<br />
gut gefüllt“, sagt Finanzierungsexperte<br />
Colmar Dick. Die Zeiten<br />
für Mittelständler<br />
sich einen Finanzinvestor<br />
an Bord zu holen,<br />
sind gut. [!]<br />
THOMAS LUTHER<br />
Grafik: © Crosssun / shutterstock.com<br />
Lorem<br />
insum<br />
sitamet.<br />
Innovation<br />
ist einfach.<br />
www.ksk-bc.de<br />
Weil Sparkassen der Finanzierungspartner<br />
Nr. 1 des Mittelstands sind.<br />
„EVO hilft Wohnungs- und Hausbesitzern, ihren Strom auf dem Dach selbst<br />
zu erzeugen, diesen in Energiespeichern zu „puffern“ und ihre Wohnräume<br />
dann mittels einer Elektroheizung zu wärmen. Mit der Unterstützung der<br />
Kreissparkasse Biberach konnte sich EVO zum Innovationsführer in der<br />
Wärmewende in Europa entwickeln.“<br />
Markus J. Schmidt<br />
Geschäftsführer der EVO Elektroheizung<br />
GmbH & Co. KG aus Mietingen<br />
49
Markus Hammer, Roland Mayer und Bora Alaybeyoglu (von links) strampeln im Neu-Ulmer Verkaufsraum um die Wette. <br />
Fotos: Marc Hörger<br />
Ein „Hammer“ fürs Heim<br />
Markus Hammer und Roland Mayer beliefern mit ihrem Unternehmen Hammer Sport AG die Gesundheits-Junkies,<br />
die am liebsten möglichst schnell fit sein möchten, mit Home-Fitnessgeräten.<br />
Die Gebrauchsanleitung lesen oder sich<br />
das Gerät von einem der Verkäufer erklären<br />
lassen? Roland Mayer kommt<br />
dem zuvor, nimmt selbst Platz und demonstriert,<br />
wie das funktioniert – das „high intensity<br />
training für alle Muskelgruppen“ am „Finnlo<br />
Maximum by Hammer Cardio Strider“. Anglizismen<br />
liegen im Trend. Und der Trend ist ein<br />
Freund in der Welt der Fitness, die auf solche<br />
reagiert oder besser noch selbst welche kreiert.<br />
Dazu kommt, dass die Hammer Sport AG, der<br />
Fitnessgerätehersteller mit Sitz in Neu-Ulm, in<br />
über 50 Ländern mit ihren Produkten und Marken<br />
vertreten ist. Da gerät der Marken-Sprech<br />
leicht einmal zum verbalen Drahtseilakt. Nahezu<br />
600 verschiedene Artikel umfasst das Sortiment,<br />
erläutert Mayer, der zusammen mit<br />
Markus Hammer aus der Gründerfamilie die<br />
Geschäfte führt. Dazu gehören Utensilien für<br />
Box- und Kampfsport sowie die weltbekannten<br />
Bälle von Mikasa, wofür Hammer seit 1982 den<br />
Generalvertrieb für Deutschland innehat.<br />
1989 ALS WENDEJAHR<br />
Der entsprechende Vertrag mit dem japanischen<br />
Hersteller und Olympia-Ausrüster hatte<br />
einst wesentlich dazu beigetragen, dass der<br />
50
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[machen]<br />
Neustart des Familien<strong>unternehmen</strong>s gelang.<br />
Damals waren gerade mal vier Mitarbeiter an<br />
Bord, heute sind es rund 150. 1984 kam der Vertrieb<br />
von Fitness-Geräten eines US-Herstellers<br />
hinzu. 1989 war dann auch für Hammer ein<br />
Wendejahr. Man trat erstmals mit Fitnessgeräten<br />
unter der Marke „Hammer“ für den Hausgebrauch<br />
an. 1999 erfolgte die Umwandlung<br />
in eine AG, womit eine Kapitalerhöhung einherging.<br />
So war man in der Lage, 2005 eine<br />
weitere Marke auf dem Fitnessgeräte-Markt<br />
einzuführen – „Finnlo“. Letztere deckt seither<br />
das Premium-Segment ab, einzelne Geräte erreichen<br />
auch mal die 9.000-Euro-Schwelle<br />
und sind sogar für den semiprofessionellen<br />
Einsatz geeignet, erläutert Mayer. Geräte der<br />
Marke „Hammer“ hingegen sind im mittelpreisigen<br />
Marktsegment positioniert und dienen<br />
als Angebote für den Einstieg. „Beide Bereiche<br />
wachsen“, so der Geschäftsführer. Sie<br />
seien die mit Abstand bedeutendsten für das<br />
Unternehmen. Ihr Anteil am Gesamtumsatz,<br />
der mit 30 Millionen Euro ausgewiesen ist,<br />
liege bei 80 Prozent. Die Produktion erfolge<br />
ausschließlich im Ausland und meist bei langjährigen<br />
Partnern. Die Entwicklung aber erfolge<br />
in Teilen durch eigene Mitarbeiter. Bei<br />
Bedarf würden Aufgaben auch extern vergeben.<br />
Der Vertrieb werde ausschließlich in Eigenregie<br />
erledigt.<br />
Von der Skipiste über den Tennisplatz ins Wohnzimmer<br />
Es braucht nicht immer ein Studio, um zu trainieren, mit dem „Hammer“ geht das auch daheim.<br />
Das Unternehmen Hammer Sport AG<br />
hat sich im Verlauf seiner Geschichte<br />
gleich mehrfach neu erfunden. Um 1900<br />
erweiterte der Gründer Heinrich Hammer<br />
das Leistungsspektrum seiner Kundensägerei<br />
in Erbach um die Produktion von<br />
Leiterwagen und Rodelschlitten. Zwischen<br />
1950 und 1960 wurden Faltboote<br />
gefertigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wurde die Firma deutschlandweit bekannt<br />
als Hersteller von Tennisschlägern<br />
und Skiern der Marke Erbacher. Sportler<br />
gewannen auf Erbacher-Skiern Weltmeistertitel<br />
und Olympia-Gold. Die Kehrseite<br />
des Geschäfts war die extreme Abhängigkeit<br />
vom Wetter. Ende der 1970er Jahre<br />
erfolgte der Verkauf an den Sportartikelhersteller<br />
Dunlop. 1982 dann der Neuanfang<br />
unter dem Namen „Hammer Sport“<br />
durch Günter und Christa Hammer. Die<br />
AG, unter deren Dach sich der heute<br />
zweitgrößte Home-Fitnessgerätehersteller<br />
in Deutschland befindet, ist bis heute<br />
zu 100 Prozent im Familienbesitz. THV<br />
EIGENE VERTRIEBSWEGE<br />
Bei den Vertriebskanälen befindet sich die Firma<br />
seit längerem im Umbruch. Erst wurde die<br />
einst starke Abhängigkeit von Versand- und<br />
Warenhäusern reduziert. Mittlerweile verringere<br />
man diese ebenfalls vom Sportfachhandel,<br />
auf den nach Mayers Angaben noch etwas<br />
mehr als die Hälfte des Umsatzes entfalle. Dies<br />
stellt eine Reaktion dar: Man habe sich damit<br />
konfrontiert gesehen, dass die Sportartikelhändler<br />
zunehmend die Verkaufsflächen für<br />
sperrige Fitnessgeräte reduzieren. Mit spürbaren<br />
Folgen: „Die Nachfrage im Fachhandel erfolgte<br />
nicht mehr im gewünschten Maß.“<br />
Wiederum zog Hammer die Konsequenzen.<br />
So werde nun schon fast die Hälfte des Umsatzes<br />
über eigene Vertriebswege erzielt – Tendenz<br />
steigend. In elf deutschen Städten und<br />
zwei in der Schweiz betreibt Hammer eigene<br />
Ladengeschäfte. 2012 kam der Online-Shop<br />
www.hammer.de dazu und komplettiert seitdem<br />
die Multi-Channel-Strategie. Für die beiden<br />
jüngsten Vertriebskanäle kann Mayer ein<br />
ganzes Bündel an Begründungen nennen. Die<br />
Beratungsintensivität vieler der Geräte spräche<br />
klar für eigene Läden mit kompetentem<br />
Verkaufspersonal. Ihre Zahl solle daher in den<br />
kommenden Jahren weiter erhöht werden.<br />
Der Online-Shop wiederum wirke sich positiv<br />
auf die Markenbekanntheit aus. Der Gesundheitstrend<br />
liefert dabei den Orientierungspunkt.<br />
Hammer möchte nicht nur die passenden<br />
Geräte dazu beisteuern, sondern gleich<br />
noch die passenden Informationen wie etwa<br />
Trainingspläne und Ernährungsberatung.<br />
Den Kunden bei seinen Fitness-Zielen zu unterstützen<br />
und ihn dauerhaft zu begleiten, so<br />
lautet das Credo. Facebook ist ein sehr wichtiger<br />
Kommunikationskanal. Der Trend im<br />
Trend lautet: „Die Leute wollen die Kompetenz<br />
erhalten, schnell fit zu werden“, erklärt<br />
Mayer. [!] <br />
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[gründen] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Musik aus der Holzbox<br />
Familienvater Rainer Brang war schlicht genervt – vom Wegwerfspielzeug seines Sohns. Also baute er einen nach hal tigen<br />
MP3-Player für sein Kind. Der kam im Bekanntenkreis so gut an, dass der Nürtinger die Firma Winzki gründete.<br />
Acht Jahre ist die Geburtsstunde des ersten<br />
Hörberts her. Damals sucht Rainer<br />
Brang einen kindertauglichen MP3-<br />
Player für seinen Sohn, findet aber nur billige<br />
Plastikmodelle. So zimmert der Softwareentwickler<br />
eine kinderschuhkartongroße Holzbox,<br />
fräst Löcher für Lautsprecher und Knöpfe<br />
hinein und schraubt das Ganze mit einem<br />
Griff und einer Platine zusammen. Zur Geschäftsidee<br />
wird der Hörbert, als immer mehr<br />
Freunde und Verwandte Gefallen am Player<br />
im Retro-Look finden.<br />
Der Tüftler fängt an, kleine Stückzahlen zu<br />
fertigen. Schnell verdoppeln sich die Bestellungen.<br />
2011 geht Brang aufs Ganze. Er nimmt<br />
50.000 Euro aus eigener Tasche, gründet das<br />
Unternehmen Winzki GmbH & Co. KG und<br />
produziert den Musikspieler in Serie.<br />
EIN-PRODUKT-STRATEGIE<br />
Von Anfang an setzt Brang auf eine Ein-<br />
Produkt-Strategie. „Wer zu viele Pferde<br />
ins Rennen schickt, verzettelt sich“,<br />
meint er. Das Motto: „Finde die richtigen<br />
Kunden für dein Produkt, nicht<br />
umgekehrt.“ In Brangs Fall sind das vor allem<br />
junge Familien, die Wert auf Natürlichkeit<br />
legen. Das Konzept geht auf. Bisher wurden<br />
12 000 Hörberts in elf Länder verkauft. 17 Mitarbeiter<br />
setzen auf 650 Quadratmetern jeden<br />
Player in Handarbeit zusammen. Das Unternehmen<br />
hat sich Nachhaltigkeit auf die Flagge<br />
geschrieben. Statt aus Kunststoff besteht<br />
das Gehäuse aus Buche, Pappel und Birke. Natürlich<br />
aus regenerativer Forstwirtschaft. Der<br />
Unternehmenssitz in Frickenhausen bei Nürtingen<br />
liegt strategisch günstig: „Im Süden<br />
sitzen die Lieferanten, die unsere speziellen<br />
Wünsche mit Herzblut umsetzen“, sagt Brang.<br />
Drei Viertel der Bauteile kommen aus<br />
Deutschland, viele aus Baden-Württemberg<br />
und Bayern. „Gibt’s Probleme,<br />
sparen wir<br />
uns langwieriges<br />
Hin- und Herschicken“,<br />
erklärt der<br />
41-Jährige. Stattdessen<br />
sucht Brang<br />
den persönlichen<br />
Kontakt. Tüftelt<br />
beispielsweise einen<br />
halben Tag<br />
mit dem Lieferanten<br />
an der richtigen<br />
Form des Laut-<br />
Firmenchef Winzki<br />
Rainer Brang,<br />
stärke-Dreh-<br />
knopfs. Die bunten Tasten findet er bei einem<br />
Automobilzulieferer in Dänemark. Nur den<br />
Lautsprecher fertigt Visaton in Asien.<br />
Der Hörbert ist mit einem Verkaufspreis von<br />
239 Euro kein Schnäppchen und daher für<br />
den Vertriebsweg über Großhändler zu uninteressant.<br />
Durch die hohen Herstellungskosten<br />
bleibt den Händlern lediglich eine Marge<br />
von gut 20 Prozent. Zu wenig für die Spielzeugwarenbranche.<br />
Üblich ist dort ein<br />
Aufschlag von rund 200 Prozent.<br />
Immerhin haben 25 Händler in<br />
Deutschland und der<br />
Der Höbert ist mit seinen bunten Knöpfen ein<br />
absoluter Hingucker für die Kleinen.<br />
52
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[gründen]<br />
Schweiz den Hörbert im Sortiment. Brang<br />
setzt daher vor allem auf Direktvertrieb. 75<br />
Prozent der Kunden bestellen über den eigenen<br />
Onlineshop.<br />
DIE EMPFEHLUNG IST WICHTIG<br />
Da drei Viertel der Neukunden den Hörbert<br />
auf Rat eines Bekannten kaufen, haben Brang<br />
und sein Marketingteam eine abgestimmte<br />
Strategie aus Neuansprache und Kundenbindung<br />
entwickelt: Jede Werbe-Bestellung, die<br />
durch einen Freund ausgelöst wird, belohnt<br />
die Firma Winzki mit einem Hörbert-T-Shirt.<br />
Clever: Das gelbe Hemdchen fällt auf und so<br />
kommen Eltern, der Träger und potentielle<br />
Neukunden ins Gespräch.<br />
Sieben Jahre vergehen, in denen Brang vom<br />
Selbstständigen zum Unternehmer mit Personalverantwortung<br />
wird. „Es ist essentiell, dass<br />
Gründer Entwicklungsstufen realisieren und<br />
Organisationsstrukturen anpassen“, erzählt er.<br />
Seit einigen Monaten baut das Team ein eigenständiges<br />
Qualitätsmanagement auf. Im Tagesgeschäft<br />
falle so manche Veränderung gar<br />
nicht auf. Um diese zu be merken, sei der Blick<br />
von außen nötig. Doch egal wie aufmerksam<br />
ein Gründer auf sein Unternehmen blickt, unerwartete<br />
Hindernisse stellen Businesspläne<br />
auf den Kopf. So hatte das Hörbert-Team die<br />
Tücken des internationalen Elektronikgeschäfts<br />
zunächst unterschätzt. Anmeldefristen,<br />
Lizenzen, Entsorgungs- und GEMA-Gebühren<br />
erschweren den Export. Eine<br />
übergreifende Regelung gibt es nicht. Je nach<br />
Land liegen die Kosten, die anfallen, bevor der<br />
erste Hörbert auf die Reise geht, zwischen mehreren<br />
100 bis weit über 1.000 Euro. „Gut, dass<br />
ich das zum Zeitpunkt der Gründung nicht<br />
wusste“, schmunzelt Brang. Inzwischen regelt<br />
ein externer Dienstleister diese Aufgaben.<br />
Trotzdem muss der Unternehmer akzeptieren,<br />
dass beispielsweise Kunden aus den USA aufgrund<br />
nationaler Importrichtlinien vorerst<br />
nicht beliefert werden können. Und das, obwohl<br />
Hörbert im Museum of Modern Art in<br />
New York 38.000 Besucher unter dem Motto:<br />
Nachhaltigkeit als<br />
Wettbewerbsfaktor<br />
Deutsche Konsumenten kaufen lieber<br />
bei nachhaltig wahrgenommenen Unternehmen<br />
als bei der billigen Konkurrenz.<br />
Das belegt eine Studie der Agentur<br />
Serviceplan Corporate Reputation<br />
und der Managementberatung Biesalski<br />
& Company. Mehr als 8.100 Kunden<br />
von 104 Unternehmen aus 16 Branchen<br />
wurden gefragt, wie nachhaltig<br />
sie einzelne Marken einschätzen.<br />
Gleichzeitig sollten Probanden das eigene<br />
Kaufverhalten einschätzen. GYS<br />
„Anfassen, Ausprobieren, Benutzen“ begeistert<br />
hat. Es tue schon weh wöchentlich zwei US-<br />
Anfragen abzulehnen, so Brang. Den Mut rauben<br />
solche Komplikationen dem Bastler nicht:<br />
„Wir werden unser Unternehmen gemeinsam<br />
so weiter gestalten, dass es für künftiges<br />
Wachstum gerüstet ist.“ [!] RONJA GYSIN<br />
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53
[leben] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Nur Mut!<br />
Die Anforderungen an Unternehmen und Unternehmer wachsen rasant. Unser Mitarbeiter Stefan Loeffler hat<br />
sich für unsere Umfrage in den Führungsebenen nach den dringlichsten Aufgaben der vergangenen zehn Jahren<br />
erkundigt – und bekam Antworten, wie Firmen jedweder Größe den Wandel meistern.<br />
Was war für Sie die größte geschäftliche Her ausforderung<br />
in den vergangenen zehn Jahren und<br />
wie sind Sie damit umgegangen?<br />
Eine große Herausforderung der letzten zehn Jahre war die Realisierung eines einzigartigen Projektes in Saudi-<br />
Arabien. Wir haben 250 Großschirme und einen Supergroßschirm in die Moscheen nach Medina und Mekka<br />
geliefert, aufgestellt und erfolgreich in Betrieb genommen. Eine unglaubliche Teamarbeit auf technischem und<br />
vertraglichem Neuland!<br />
Mario Trunzer ist seit 15 Jahren Geschäftsführer bei der Liebherr-Werk Ehingen GmbH<br />
und Vorsitzender der Südwestmetall-Bezirksgruppe Ulm.<br />
Das über hundertprozentige Wachstum der HNU – sowohl in Bezug auf die Anzahl an Studierenden, als auch in<br />
Bezug auf die Kolleginnen und Kollegen in der Lehre und Verwaltung – und dabei den partnerschaftlichen Zusammenhalt<br />
intern zu bewahren, ist für mich mitunter die größte Herausforderung als Präsidentin.<br />
Prof. Dr. Uta M. Feser ist seit 2006 Präsidentin der Hochschule Neu-Ulm (HNU).<br />
Die größte geschäftliche Herausforderung in den letzten zehn Jahren ist nicht gewesen, mit einem Einzelereignis<br />
fertig zu werden, sondern jeden Tag mit frohem Mut, mit guter Laune, aber auch mit Sachverstand und einer hohen<br />
Energieleistung alles zu tun, was getan werden muss. Die Kunst besteht darin, die Belange der Menschen mit den<br />
Anforderungen des knallharten Wirtschaftslebens so in Übereinstimmung zu bringen, dass es keine Opfer, sondern<br />
nur Gewinner gibt.<br />
Ernst Prost stieg 1990 als Vertriebs- und Marketingchef bei Liqui Moly ein.<br />
Seit 1998 ist er alleiniger geschäftsführender Gesellschafter.<br />
54
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[leben]<br />
Es war 2008, als der Auftragseingang bei ESTA schlagartig in Folge<br />
der von den USA ausgehenden Immobilien- und Finanzkrise um<br />
40 Prozent einbrach. Wir erlebten die wuchtigste Nachkriegsrezession<br />
von minus fünf Prozent des BIP. Die Kosten mussten sofort<br />
dem reduzierten Geschäftsvolumen angepasst werden. Mir<br />
wurde schlagartig deutlich, in welchem Maße die Belegschaft Vertrauen<br />
in die richtigen Maßnahmen der Geschäftsleitung legt und<br />
wir entschieden uns, unter Verzicht auf gebotene Entlassungen<br />
die Möglichkeiten von Kurzarbeit zu nutzen. Unter den Mitarbeitern<br />
entwickelte sich ein auf Solidarität gegründetes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
bis hin zu selbst angebotenen Gehaltsverzichten<br />
auf Geschäftsleitungsebene. Als die Konjunktur wieder anzog,<br />
waren wir lieferfähig.<br />
Dr. Peter Kulitz ist seit 1997 geschäftsführender Gesellschafter<br />
des Familien<strong>unternehmen</strong>s ESTA sowie Präsident der Industrie- und<br />
Handelskammer Ulm.<br />
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In der Healthcare-Branche besteht aktuell die größte Herausforderung<br />
darin, dem ständigen Wandel zu begegnen. Denn die Komplexität<br />
im Markt hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen,<br />
vor allem durch die Digitalisierung und den<br />
Fachkräftemangel. Bei allen ganz großen Herausforderungen und<br />
Niederlagen, vor denen Unternehmen stehen, wende ich eine<br />
wichtige Übung an. Gemeinsam mit den Mitarbeitern fragen wir<br />
uns: „Warum ist es gut, dass es so ist, wie es ist?“ Es gilt drei Dinge<br />
herauszufinden, die an der aktuellen Situation gut sind – und die<br />
gibt es immer. Dadurch verändert man die eigene Perspektive und<br />
findet neue Wege.<br />
Die studierte Betriebswirtschaftlerin Katrin Wenzler ging 2000 als<br />
Business Development Manager zur Marvecs GmbH und ist seit 2004<br />
Geschäftsführerin.<br />
Auch wenn es bei der heute sehr gut laufenden Baukonjunktur<br />
fast nicht mehr vorstellbar ist, so ist es doch noch nicht sehr lange<br />
her, dass Insolvenzen, Arbeitsplatzabbau und Firmenkrisen in der<br />
deutschen Bauwirtschaft normal waren. Da wir nach wie vor auf<br />
eigene Mitarbeiter setzen, und auch mit unseren Lieferanten einen<br />
partnerschaftlichen Umgang pflegen, war es eine große Herausforderung<br />
in diesen schwierigen Zeiten immer für eine gute<br />
Auslastung unserer Produktionswerke, unserer 1.700 Mitarbeiter,<br />
aber auch unserer Lieferanten zu sorgen. Durch Produktentwicklungen<br />
in der Nachverdichtung, im mehrgeschossigen Wohnungsbau<br />
und auch durch kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
unserer Energieplushäuser ist es uns gelungen, keinen Mitarbeiter<br />
entlassen zu müssen.<br />
Johannes Schwörer ist Geschäftsführer der Schwörer Haus KG<br />
in Hohenstein/Oberstetten.<br />
55
[leben] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Für mich war es eine große Herausforderung, vor rund zehn Jahren den Generationenwechsel auf der Insel Mainau<br />
erfolgreich mitzugestalten. Dass dieser so gut gelang, darauf bin ich schon ein bisschen stolz. Als ich im Jahr 2007<br />
die Geschäftsführung der Mainau GmbH von meiner Mutter, Sonja Gräfin Bernadotte, übernahm, ging eine längere<br />
Phase der Vorbereitung zu Ende. In dieser, wie auch danach, wurden wir von einem gemeinsamen Coach begleitet,<br />
der uns mit Rat und Tat zur Seite stand und bei diversen Themenstellungen zwischen allen Beteiligten moderierte.<br />
Die studierte Kunstgeschichtlerin Bettina Gräfin Bernadotte ist seit 2007 Geschäftsführerin der Mainau GmbH.<br />
Im Jahr 2007 hat die Berg Brauerei ein neues Sudhaus in Betrieb genommen, nachdem das alte Sudhaus nach<br />
40 Jahren verschlissen war. Es war die größte Investition der Brauerei seit Jahrzehnten. Es galt die Rezepte aller<br />
14 Bierspezialitäten so weiterzuentwickeln, dass die Biere denselben Charakter hatten, wie sie die Verbraucher<br />
von ihrer Brauerei schätzten. Dafür haben wir uns zwei Jahre Zeit genommen. Im Jahr 2016 hat die Brauerei ihr<br />
Jubiläum „550 Jahre auf dem Berg“ über mehrere Monate mit zahlreichen Aktivitäten in Getränkemärkten und in<br />
der Gastronomie mit dem Endverbraucher gefeiert.<br />
Der Diplom-Braumeister Uli Zimmermann stieg 1986 in die familiengeführte Berg Brauerei in Ehingen ein,<br />
die er seit 1994 mit seiner Frau Beate leitet.<br />
Als größter und einziger in Deutschland produzierender Hersteller setzen wir mit unseren Reise-, Stadt- und Überlandlinienbussen<br />
seit Jahren Maßstäbe in den Bereichen Ökologie und Ökonomie. Aus diesem Grund gehörte die<br />
erfolgreiche Umstellung aller in Neu-Ulm produzierten Omnibusse der Setra TopClass und Setra ComfortClass auf<br />
die umweltfreundliche und wirtschaftliche Euro VI-Motorentechnologie zu unseren größten Aufgaben. Begeisterte<br />
Kunden und Rekordabsatzzahlen der Marke Setra stehen für diesen Erfolg.<br />
Hartmut Schick ist seit 2009 Vorsitzender der Geschäftsführung der Evobus GmbH und<br />
verantwortet das weltweite Busgeschäft des Daimler-Konzerns.<br />
Zur größten Herausforderung gehörte in den Jahren 2010 und 2011 die Planung und Realisierung eines gigantischen<br />
Logistikprojekts zur Produktionsversorgung eines Autoherstellers. Bei dem größten Einzelauftrag unserer<br />
Firmengeschichte stellen wir in der 46.000 Quadratmeter großen Halle die sekundengenaue Bandanlieferung bei<br />
der Motorenmontage sicher. Zudem feierten wir <strong>2017</strong> unser 70. Firmenjubiläum mit mehreren tausend Mitarbeitern<br />
und ihren Familien und haben in der Seifert Logistics GmbH in diesem Jahr 900 neue Mitarbeiter eingestellt.<br />
Harald Seifert ist geschäftsführender Gesellschafter der Seifert Logistics GmbH. 1976 trat er in<br />
den Transportbetrieb seines Vaters ein, der damals fünf Mitarbeiter beschäftigte.<br />
Als führendes Medien<strong>unternehmen</strong> für touristische Informationen ist für uns die größte Herausforderung, den Medienwandel<br />
bzw. die Digitalisierung nicht als Gefahr, sondern als Chance zu verstehen und die richtigen Strategien<br />
für die Zukunft zu entwickeln. Um in diesem Umfeld den richtigen Weg zu gehen, haben wir uns entschieden, das<br />
Projekt „Cross Channel Strategie“ aufzusetzen. Dessen Ziel: Eine übergreifende Strategie für unsere digitalen Marken-Kanäle<br />
sowie konkrete Maßnahmen für die optimale Verzahnung von Digital und Print zu erarbeiten.<br />
Kurt Pulinna ist Betriebsleiter des Ulmer Logistikzentrums der Mairdumont GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz in<br />
Ostfildern ist die größte deutsche Reiseverlagsgruppe und gibt unter anderem die Marco-Polo-Reiseführer heraus.<br />
56
<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong><br />
[leben]<br />
Im letzten Jahrzehnt stand die möglichst nachhaltige Ausrichtung unserer Brauerei im Mittelpunkt unserer unternehmerischen<br />
Aktivitäten – also die ganzheitliche Verbindung von Ökologie und Ökonomie. So haben wir die gesamte<br />
Produktion auf erneuerbare Energien umgestellt, beim Bezug unserer Rohstoffe den direkten Kontakt zu den<br />
erzeugenden Landwirten gesucht und unser Bier- und Getränkesortiment Zug um Zug um Bio-Produkte erweitert.<br />
Deren Umsatzanteil liegt zwischenzeitlich bei knapp 50 Prozent – mit stark wachsender Tendenz.<br />
Der Diplom-Volkswirt Gottfried Härle ist seit 1985 Geschäftsführer der Brauerei Clemens Härle in Leutkirch.<br />
Die größte Herausforderung in den letzten Jahren war es für mich, das Amt des Präsidenten der Handwerkskammer<br />
Ulm zu verbinden mit meiner unternehmerischen Tätigkeit in meinem Betrieb in Leutkirch. Es ist mir wichtig, diese<br />
Aufgabe gut zu machen; ich möchte 19.000 Betrieben in der Politik und der Öffentlichkeit Gehör und Wertschätzung<br />
verschaffen, so wie es diese Betriebe verdienen. Gleichzeitig will ich meinen Kunden größtmögliche Qualität<br />
und Verlässlichkeit anbieten. Das ist oft ein Spagat zwischen unternehmerischer Tätigkeit und Repräsentation als<br />
Präsident der Handwerkskammer. Glücklicherweise habe ich diese Herausforderung gemeinsam mit meinem<br />
Sohn, den Familienmitgliedern und meinen Mitarbeitern meistern können.<br />
Der gelernte Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister Joachim Krimmer ist seit 1982 Inhaber der Otto Krimmer OHG<br />
in Leutkirch und seit drei Jahren Präsident der Handwerkskammer Ulm.<br />
Rückblickend würde ich sagen, die größte Herausforderung war die Markterweiterung und Internationalisierung<br />
mit Aufbau des Baumanagements für anspruchsvolle, groß dimensionierte, komplexe, schlüsselfertige Bio-Designhäuser<br />
– inklusive Dienstleistung für den Export. Spannend waren auch die zu entwickelnden Strategien, um relevante<br />
Zielgruppen in uns nicht bekannten Märkten zu erreichen und Netzwerke dafür aufzubauen. Über die dadurch<br />
erzielte steigende Nachfrage nach wohngesunder Architektur freue ich mich deshalb ganz besonders.<br />
Die Allgäuerin Dagmar Fritz-Kramer leitet den Ökodesignhäuser-Spezialist Baufritz seit 2004 als<br />
geschäftsführende Gesellschafterin in der vierten Generation.<br />
Die größte Herausforderung in den vergangenen zehn Jahren waren ganz eindeutig die Vorplanung und der Bau eines<br />
neuen Gebäudes auf unserem Firmengrundstück. Hier sind nun eine Waschhalle und Schulungs-, Aufenthaltsund<br />
Lagerräume für Reinigungsmittel sowie für unsere Maschinen und Geräte für Sondereinigungen untergebracht.<br />
Die Realisierung der neuen Lagerhalle, die im Jahr 2014 fertiggestellt wurde, war nicht immer ganz einfach,<br />
da sie während des laufenden Betriebs über die Bühne gehen musste. Heute bin ich sehr froh, dass ich dieses Projekt<br />
angepackt habe.<br />
Jürgen Barz ist seit 1992 Geschäftsführer und Inhaber der gleichnamigen Gebäudereinigungs-Firma.<br />
Meine größte Herausforderung bei der Realisierung meiner beruflichen Vision 2008 war der Mut! Kann ich aus einem<br />
gefühlten Sicherheitsgerüst als Personalleiterin den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? Doch was könnte<br />
mich, nachdem ich zehn Jahre meine berufliche Vision geplant und umgesetzt habe, noch davon abhalten? Durch<br />
meine Entwicklung und Reifung, nicht nur in den Höhen, sondern insbesondere durch die Herausforderungen des<br />
Lebens, weiß ich, welche Kraft in der gefühlten Angst und der eigenen Überzeugtheit für die Zielerreichung steckt.<br />
Petra Bergmann ist Business Coach, Unternehmensberaterin, Dozentin und Inhaberin ihrer Agentur Bema Coaching.<br />
57
[namen & nachrichten] Ausgabe 60 | <strong>Dezember</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Schuler:<br />
Iacovelli löst<br />
Klebert ab<br />
Der Vorstandsvorsitzende der<br />
Göppinger Schuler AG, Stefan<br />
Klebert, verlängert<br />
seinen<br />
Vertrag<br />
nicht. Er<br />
scheide am<br />
24. April<br />
2018, dem<br />
Domenico Iacovelli<br />
wird Chef der<br />
Schuler AG.<br />
Tag der ordentlichen<br />
Hauptversammlung,<br />
einvernehmlich<br />
aus, teilte Schuler mit. Klebert<br />
leitet den Pressenbauer seit<br />
2010. Sein Nachfolger wird Domenico<br />
Iacovelli, der im November<br />
als weiteres Vorstandsmitglied<br />
und stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender vom<br />
Aufsichtsrat bestellt worden ist.<br />
Darlehen für<br />
Flughafen<br />
Friedrichshafen<br />
High-Tech-Zentrum für Satelliten<br />
Mit neuen Darlehen der Gesellschafter<br />
in Höhe von 13,6 Mio.<br />
Euro soll der von Verlusten geplagte<br />
Bodensee-Airport Friedrichshafen<br />
neu ausgerichtet<br />
werden. Gut die Hälfte soll zur<br />
Tilgung anderer Darlehen genutzt<br />
werden, um die Zinslast<br />
zu senken. Der Rest soll dazu<br />
dienen, anstehende Investitionen<br />
in Höhe von rund 13 Millionen<br />
Euro bis zum Jahr 2022<br />
mitzufinanzieren.<br />
Vito und<br />
Sprinter werden<br />
elektrisch<br />
Mercedes-Benz setzt für seine<br />
gewerblichen Transporter auf<br />
E-Mobilität. Vom Sommer 2018<br />
an soll als erstes Modell ein eVito<br />
verfügbar sein. Weitere Baureihen<br />
sollen ab 2019 folgen.<br />
„Wir sind von der Notwendigkeit<br />
des elektrischen Antriebs<br />
in unseren Vans überzeugt, allen<br />
voran im innerstädtischen<br />
Bereich“, sagte Volker Mornhinweg,<br />
Leiter der Vans-Sparte. Auf<br />
den elektrischen Vito soll 2019<br />
der E-Sprinter folgen.<br />
Freude über<br />
abgesagte Fusion<br />
der Volksbanken<br />
Der Bau von Europas modernsten Satelliten-<br />
Hub, der am Airbus-Standorts Friedrichshafen<br />
(Immenstaad) entsteht, geht zügig voran.<br />
Kern des 4250 Quadratmeter großen, vierstöckigen<br />
Integrations- und Technologiezentrums<br />
ist ein zentraler Reinraum für die Entwicklung<br />
und den Bau von Satelliten. Die<br />
Kosten für das Gebäude mit Abmessungen<br />
von rund 70 x 60 Metern und einer Attikahöhe<br />
von etwa 20 Metern liegen bei rund 45 Millionen<br />
Euro. Die Inbetriebnahme ist für den Spätsommer<br />
2018 vorgesehen.<br />
Mit viel Optimismus hatten die<br />
Volksbanken Göppingen und<br />
Stuttgart im Sommer eine Fusion<br />
angegangen. Die ist nach<br />
erheblichen Bedenken in Göppingen<br />
nun gescheitert. Ursprünglich<br />
wollten die beiden<br />
Institute ihre Kräfte bündeln,<br />
um zu den großen Sparkassen<br />
in der Region Stuttgart aufschließen<br />
zu können. Nun wollen<br />
die beiden Institute themenbezogen<br />
kooperieren. Die<br />
Volksbank Stuttgart ist mit einer<br />
Bilanzsumme von 6,5 Milliarden<br />
Euro fast drei Mal so groß<br />
wie die Göppinger. In der Stauferstadt<br />
ist die Freude groß: „Ich<br />
begrüße es sehr, dass die Volksbank<br />
Göppingen eine Göppinger<br />
Bank bleibt“, sagt Oberbürgermeister<br />
Guido Till. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Andreas Simmet<br />
(verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Antje Meyer (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel, Titelinterview,<br />
Editorial), Volkmar Könneke,<br />
Lars Schwerdtfeger, Matthias<br />
Kessler, Giacinto Carlucci,<br />
Amrei Groß, Werkfotos, Archiv<br />
Druck<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
Bietigheim mbH<br />
Kronenbergstraße 10<br />
74321 Bietigheim-Bissingen<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-356<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Auflage: 18.000 Exemplare<br />
Nächste Ausgabe<br />
2. März 2018<br />
Die Themen<br />
Architektur für Unternehmen<br />
Burnout & Prävention<br />
Unternehmertag in Ulm<br />
am 22. März 2018<br />
LogiMAT 2018 –<br />
16. Internationale Fachmesse<br />
für Intralogistik-Lösungen und<br />
Prozessmanagement<br />
u. v. m.<br />
Anzeigenschluss 6. Feb. 2018<br />
www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />
58
porsche design<br />
Timepieces<br />
1919 DATETIMER ETERNITY<br />
BLACK EDITION | All Titanium<br />
Designed by Studio F. A. Porsche.<br />
Swiss Made.<br />
1919 COLLECTION<br />
INSPIRED BY OUR PASSION FOR DESIGN<br />
www.porsche-design.com/timepieces<br />
911 Targa 4 Kraftstoffverbrauch [ in l/100 km ]: innerorts 12,4–10,3 · außerorts 6,9–6,5 · kombiniert 8,9–7,9; CO 2<br />
-Emissionen kombiniert 206–182 g/km<br />
Münsterplatz 35 | Münstertor | 89073 Ulm<br />
Tel. 0731 96864-0 | Fax 0731 96864-18<br />
www.juwelier-roth.de | info@juwelier-roth.de
Winterwondercar.<br />
Die neue X-Klasse. First of a new kind.<br />
Jetzt verfügbar in unseren vier Van ProCentern in Württemberg<br />
in Stuttgart, Ulm, Reutlingen und Schwäbisch Gmünd.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Ab 37.294,60 €*<br />
*Kaufpreis ab Werk, inkl. MwSt.<br />
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
Partner vor Ort:<br />
Daimler AG, vertreten durch<br />
Mercedes-Benz Vertrieb NFZ GmbH<br />
Hallschlag 65, 70376 Stuttgart<br />
Maximilian Hänel, Tel. 0711 2590 555<br />
mercedes-benz-stuttgart.de<br />
Daimler AG, vertreten durch<br />
Mercedes-Benz Vertrieb NFZ GmbH<br />
Zeppelinstr. 27, 89231 Neu-Ulm<br />
Danijel Marjanovic, Tel. 0731 700 1557<br />
mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de<br />
… oder wenden Sie sich per E-Mail an die Verkaufsleitung matthias.willy@daimler.com<br />
Daimler AG, vertreten durch<br />
Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH<br />
Daimlerstr. 10-15, 72793 Pfullingen<br />
Larissa Schneider, Tel. 07121 702 556<br />
mercedes-benz-reutlingen-tuebingen.de<br />
Daimler AG, vertreten durch<br />
Mercedes-Benz Vertrieb PKW GmbH<br />
Lorcher Str. 151, 73529 Schwäbisch Gmünd<br />
Sven Himmler, Tel. 07171 357 2175<br />
mercedes-benz-ulm-schwaebischgmuend.de