unternehmen Dezember 2017
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 60 | Dezember 2017 | 3,00 €
4 197821 303000 6 0
Bei ihm machen
Talente Karriere
Klassischer Mittelstand, ungewöhnlicher Lebens lauf,
moderne Ansichten: Unternehmer Gerd Stiefel aus
Neu-Ulm gibt jungen Mitarbeitern Verantwortung.
Effizienz Wie Energiemanager beim Sparen helfen können SEITE 8
Rückblick Prinzipien und Überzeugungen erfolgreicher Unternehmer SEITE 38
Umfrage Was war Ihre größte Herausforderung der vergangenen Jahre? SEITE 54
Überblick
ist einfach.
Weil die Sparkasse individuelle
Lösungen für einen
effizienten Zahlungsverkehr
im In- und Ausland bietet.
sparkasse-ulm.de
ksk-gp.de
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Ulm
S Kreissparkasse
Göppingen
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[editorial]
Liebe Leserin, lieber Leser,
nein, zehn Jahre sind eigentlich kein Jubiläum und auch kein
Grund, sich selbstgerecht auf die Schulter zu klopfen. Dennoch
freut sich das kleine Team von unternehmen [!], dass es ihm gelungen
ist, für eine anspruchsvolle Leserschaft ein regionales Wirtschaftsmagazin
am Markt zu etablieren.
Die schönsten Komplimente sind, wenn Unternehmer uns erzählen,
dass das Magazin bei ihnen auf dem Wohnzimmertisch liegt
oder wenn sie darüber berichten, wie oft sie auf einen Artikel im
Magazin angesprochen worden sind. Manch‘ einer vermutet, man
könnte – wie bei vielen Fachmagazinen – Titelgeschichten für
4000 bis 5000 Euro kaufen. Nein, man kann es nicht.
Ja, unternehmen [!] finanziert sich zum allergrößten Teil durch Anzeigen,
doch das redaktionelle Konzept fußt auf journalistischer
Glaubwürdigkeit und dem Gedanken, unseren Lesern Nutzwert
zu bieten, sie über die regionale Wirtschaft zu informieren und sie
zu unterhalten. In diesem Heft schauen wir auf 60 Ausgaben zurück
und rücken Menschen in den Fokus, die die Wirtschaftsregion
voranbringen. In unserer Umfrage verraten Unternehmer und
Selbstständige, was für sie in den vergangenen zehn Jahren die
größte Herausforderung war und wie sie diese gemeistert haben
(S.54). Ein Kaleidoskop unternehmerischer Grundsätze und Anschauungen
ehemaliger Interviewpartner hat unser freier Mitarbeiter
Stefan Loeffler in unserem Rückblick (S.38) zusammengestellt.
Im Titelinterview (S. 10) zeigt Familienunternehmer Gerd
Stiefel aus Neu-Ulm, wie Mittelständler mit Kreativität und einer
wertorientierten Unternehmenskultur erfolgreich sein können.
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!
Ihr Alexander Bögelein
3
[inhalt] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
[titelthema]
12 Der Menschenfänger
Normal kann jeder: Der Neu-Ulmer Unternehmer
Gerd Stiefel hat einen höchst ungewöhnlichen
Werdegang und führt seinen Betrieb nach besonderen
Prinzipien. Ein Gespräch über Unternehmenskultur
und Aufstiegsmöglichkeiten für junge Talente.
26
24
08
38
[verantworten]
8 Heißes Eisen, kühler Kopf
Warum es Sinn macht als energieintensiver Betrieb ressourcenschonend zu arbeiten,
beweist die Härterei Technotherm aus Eschenbach.
[machen]
24 Zur Sparsamkeit erzogen
Die Familie Leibinger prägt seit 150 Jahren die Brauerei Gold Ochsen – und umgekehrt.
Firmenchefin Ulrike Freund über die Lust und die Last als Mittelständler gegen die
internationalen Bier-Riesen zu bestehen.
30 Mit Wagemut gegen den kreativen Stillstand
Der lange Aufschwung bremst die Kreativität – oder doch nicht? Dem
Messespezialisten Fey aus Ulm gelingt es, die Ideenvielfalt aufrechtzuerhalten.
50 Ein „Hammer“ fürs Heim
Der Neu-Ulmer Fitnessgerätehersteller und sein weiter Weg von der Skipiste über den
Tennisplatz ins Wohnzimmer.
[spezial]
26 Warum die Übergabe so heikel ist
Was bei der Regelung der Unternehmensnachfolge wichtig ist und wie Stolperfallen
vermieden werden können – zentrale Diskussionsthemen beim Netzwerkabend
unseres Magazins.
38 Sechzig!
Sechzig Ausgaben, sechzig Titelinterviews, mehr als 2800 Seiten: Ein Rückblick auf
Trends, Tatsachen, Tatendrang – und Erfolgsformeln von Machern aus der Region.
[finanzieren]
46 Neue Wege entdecken
Die Signale der Europäischen Zentralbank deuten auf eine Zinswende hin. Die Folge:
Bankkredite werden teurer. Was Mittelständler bei ihren künftigen Finanzierungen
beachten sollten.
4
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[inhalt]
50
52 46
[gründen]
52 Musik aus der Holzbox
Nachhaltig, regional und ein Hingucker für Kinder: Rainer Brang aus Nürtingen
war genervt von Wegwerfspielzeug. Er machte aus der Not eine Tugend, jetzt ist er
Unternehmer und stellt den MP3-Player Hörbert her.
[leben]
54 Nur Mut!
Das Tempo der Veränderung ist hoch, den Wandel zu gestalten oftmals schwierig.
In unserer Umfrage erklären 16 Unternehmer und Selbstständige, wie sie ihre größten
Herausforderungen der vergangenen zehn Jahre gemeistert haben.
[namen & nachrichten]
6 Weg frei fürs Weihnachtsgeschäft
7 Mehr Gehalt für Vorstände und Spezialisten
33 Spende für Schuler-Fonds
36 Mit Pioniergeist auf die Rennstrecke
58 High-Tech-Zentrum für Satelliten
58 Impressum
ZUKUNFT. VERTRAUEN.
Schwörer
Haus ®
PARTNERSCHAFT.
Hier bin ich daheim.
Wir
gratulieren
zum
Jubiläum
Unserem Unternehmen liegt es am
Herzen, dass das eigene Zuhause für
jeden schön, gesund und bezahlbar ist.
Denn ein Haus ist mehr als ein Dach
über dem Kopf. Es ist der Ort, an dem
das Leben spielt. Mit über 40.000 realisierten
Häusern bieten wir als einer der
größten deutschen Fertig haushersteller
den passenden Ort für alle Facetten
des Lebens. Gerne auch Ihnen – unter
anderem dank einer wegweisenden
Architektur, der energiesparenden
Haustechnik und einem unschlagbaren
Finanzierungsangebot.
www.schwoererhaus.de 5
[namen & nachrichten] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Weg frei fürs Weihnachtsgeschäft
Mancher Einzelhändler fühlt
sich derzeit in die Zange genommen.
Der Onlinehandel holt sich
immer größere Stücke vom Umsatzkuchen.
Zudem investieren
viele Städte – dank sprudelnder
Gewerbesteuereinnahmen – in
die Infrastruktur und die Verschönerung
der Innenstädte. Die
Kehrseite: Die Händler leiden –
wie in Ulm – unter den Baustellen.
„Wir haben Frequenzverluste
und auch Umsatzeinbußen“, sagt
City-Manager Henning Krone.
Durch die Großbaustellen am
Bahnhof sei der Zugang zur Innenstadt
erschwert.
Dennoch zeigt sich Krone fürs
Weihnachtsgeschäft zuversichtlich.
Ulm biete gerade im Advent
eine schöne Atmosphäre. Ein extrem
wichtiger Umsatzhelfer sei
das Wetter. Kälte und in den Bergen
Schnee sei eine gute Mischung.
Zudem arbeite die Stadt
ständig daran, den Verkehrsfluss
zu optimieren. So seien unter anderem
– für den Verkehr der vom
Ehinger Tor kommt – die Ampelschaltungen
geändert worden,
damit Kunden das Parkhaus
Deutschhaus gut erreichen. In
der Olgastraße (vom Bahnhof
kommend auf Höhe des Theaters)
gibt es seit kurzem wieder
drei Spuren. Das mache die Anfahrten
zu den Parkhäusern Salzstadel
und Frauenstraße leichter.
Ulm sei ein gefragter Handelsund
Gastronomiestandort. Es sei
fast beängstigend, wie schnell
neue Mieter für freiwerdende Geschäfte
gefunden werden, sagte
Krone mit Blick auf das Modehaus
Honer und die Buchhandlung
Herwig, die schließen.
Nachfolger sind im ersten Fall die
Restaurantkette Vapiano und der
Designmöbelhändler „BoConcept“.
In die Räume von Herwig
wird 2018 die Burger-Kette „Hans
im Glück“ einziehen. Zudem belebt
der französische Sporthändler
Decathlon seit zwei Wochen
das Einkaufszentrum Blautal-
Center [!]
AMB
Weihnachtseinkauf in Ulm: Die Stadt und das Ulmer City Marketing unternehmen
viel, damit Ulm trotz Baustellen gut erreichbar bleibt.
Daimler zieht Pkw-Forscher ab
Schockiert haben die Ulmer Mitarbeiter
auf die Ankündigung ihres
Arbeitgebers reagiert: der
Stuttgarter Autobauer schließt
sein Pkw-Forschungszentrum
und verlagert die rund 250 Stellen
bis zum Jahresende 2018 an
die Standorte Sindelfingen, Untertürkheim
und Immendingen.
In Ulm hatten sich die Forscher
vorwiegend um Themen wie autonomes
Fahren gekümmert sowie
um Maßnahmen, die Reibung
im Motor verringern.
Frank Niebling, der Betriebsratsvorsitzende
des Daimler-Forschungszentrums
in Ulm kritisierte,
dass die Belegschaft von
der Geschäftsleitung in Ulm weder
Fakten noch Daten erhalten
habe, die der Entscheidung zugrundeliegen.
Es gebe lediglich
die Aussage, dass es keine betriebswirtschaftlichen
Gründe
Das Daimler-Pkw-Forschungszentrum war über viele Jahre ein Aushängeschild
für die Ulmer Wissenschaftsstadt und die Kooperation mit der Uni.
gebe. Auf Nachfrage der SÜD-
WEST PRESSE begründete ein
Sprecher des Stuttgarter Konzerns
die Verlagerung mit Effizienzgründen.
In Ulm forschen
derzeit 250 Stammbeschäftigte
sowie etwa 200 Studenten und
Doktoranden. Insgesamt beschäftigt
Daimler bundesweit in
Forschung und Entwicklungsbereichen
19.000 Mitarbeiter. Mit
der geplanten neuen Holding-
Struktur habe die Konzentration
der Forschungsaktivitäten nichts
zu tun. Auch würden den Mitarbeitern
aus Ulm Stellen in Sindelfingen
und Untertürkheim angeboten.
Durch den Wegzug werde
in Ulm Raum für die IT-Software-
Tochter Daimler TSS geschaffen,
die wachsen soll. Vor einigen Monaten
wurde noch über einen
Neubau auf dem Gelände nachgedacht.
[!]
JKL/VT
6
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[namen & nachrichten]
Mehr Gehalt für Vorstände und Spezialisten
Im kommenden Jahr werden die
Gehälter der Fachkräfte in
Deutschland erneut zulegen –
auch im Vergleich zu den europäischen
Nachbarn. Die Steigerung
beträgt im Schnitt rund 3,3 Prozent.
Auch die Vorstandsgehälter
steigen um rund drei Prozent. Im
westeuropäischen Durchschnitt
erhöhen sich die Gehälter um 2,6
Prozent bei einer erwarteten Inflation
von 1,3 bis 1,8 Prozent.
Demzufolge werden Reallohnsteigerungen
für Deutschland
von rund 1,5 Prozent erwartet.
Dies geht aus einer Studie hervor,
die die Personal- und Managementberatung
Kienbaum unter
1550 Unternehmen unterschiedlicher
Branchen und Größen in
36 Ländern erhoben hat. Fachkräfte
profitieren in vielen europäischen
Ländern am stärksten.
Unter Betrachtung der einzelnen
Hierarchieebenen gestaltet sich
die Verteilung der Gehaltserhöhungen
in Westeuropa von Land
zu Land verschieden.
Während Vorstände in Finnland,
Italien oder Portugal mit den vergleichsweise
höchsten Gehaltszuwächsen
rechnen können, profitieren
in Deutschland,
Österreich oder Luxemburg die
Spezialisten und Fachkräfte am
meisten.
In der mittleren Managementebene
sind in Frankreich, Belgien
und den Niederlanden bei Steigerungsraten
zwischen 2,5 und 3,4
Prozent die stärksten Gehaltserhöhungen
zu erwarten. [!] MJ
Foto: © ImageFlow / shutterstock.com
Einer Studie zufolge steigen die Gehälter in Deutschland 2018 um 3 Prozent.
Schmalzl
übernimmt
Der neue Chef der
IHK Stuttgart Johannes
Schmalzl.
Der neue Hauptgeschäftsführer
der Industrie- und Handelskammer
(IHK) Stuttgart heißt Johannes
Schmalzl. Der studierte Jurist
tritt die Nachfolge von Andreas
Richter an, der zwei Jahrzehnte
als Hauptgeschäftsführer die IHK
Region Stuttgart
maßgeblich
geprägt
hat. Schmalzl
kommt vom
Bundesfinanzministerium
und war
dort seit 2016
Ministerialdirektor
und
Leiter der Abteilung
Privatisierungen, Beteiligungen
und Bundesimmobilien.
Der 52-Jährige hat sich das Ziel
gesetzt, möglichst bis Februar
2018 mit allen 100 Mitgliedsunternehmen
der Vollversammlung
zu sprechen. [!] MJ
Celos Solutions und
Dreicad bündeln Kräfte
Celos Solutions wird Teil der
Dreicad GmbH: Zum ersten Oktober
hat das Ulmer IT-Unternehmen
seine Geschäftstätigkeit an
die ebenfalls in Ulm ansässige
Firma übergeben. Celos-Geschäftsführer
Thomas Hoffmann
begründete den Schritt mit einer
gewünschten Bündelung der
Kräfte und Kompetenzen. Die
Dreicad GmbH gilt als Spezialist
für die Digitalisierung von Prozessen.
Sie beschäftigt nach der
Fusion knapp 30 Mitarbeiter an
den Standorten Ulm, Augsburg,
Nürnberg und Berlin. Celos Solutions
war bis Oktober 2017 Teil
der Ulmer Celos Gruppe. [!]AGR
Studie: Teva Ratiopharm
beste Arbeitgebermarke
Mehr als 1.000 Studierende aus
der Region Ulm wurden Mithilfe
der Employer Branding Studie zu
den Top 30 umsatzstärksten Unternehmen
der Region befragt.
Die Studie ist seit 2012 etabliert
und wurde vom Kompetenzentrum
für Wachstums- und Vertriebsstrategien
der Hochschule
Neu-Ulm durchgeführt. Die drei
Kriterien Bekanntheit, Sympathie
und Attraktivität der Unternehmen
waren ausschlaggebend
für die beste Arbeitgebermarke:
Platz eins belegt dieses Jahr Teva
ratiopharm, gefolgt von der Liebherr-Werk
Ehingen GmbH, der
Seeberger GmbH, Liqui Moly
GmbH, Peri GmbH und Gardena
Deutschland GmbH. [!] MJ
Merckle
geehrt
Vor knapp zehn Jahren sorgte die
Merckle-Krise für Schlagzeilen.
Es gab etliche
Experten, die
das Ende des
Firmenverbunds
sahen.
Doch es kam
anders. Die
Intes Akademie
für Familienunternehmen
hat
nun Ludwig
Familienunternehmer
Ludwig
Merckle.
Merckle den Preis „Familienunternehmer
des Jahres“ verliehen.
Die Jury zeichnet damit das „vorbildliche
Verhalten“ des Ulmer
Unternehmers aus, der in einer
ausgesprochen schwierigen Zeit
die Verantwortung für die große
Unternehmensgruppe übernommen.
Ludwig Merckle habe mit
Sachlichkeit und Beharrlichkeit
die Weichen für den Fortbestand
gestellt. [!]
MJ
7
[verantworten] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Heißes Eisen, kühler Kopf
Die Härterei Technotherm in Eschenbach im Landkreis Göppingen beschäftigt seit sechs Jahren einen hauptamtlichen
Energiemanager. Seine Einstellung hat Geschäftsführer Dr. Markus Wingens nie bereut.
Sechs Jahre ist es her, dass Technotherm-
Geschäftsführer Dr. Markus Wingens
mit dem frischgebackenen Universitätsabsolventen
Simon Schild einen Beauftragten
für Energie- und Umweltmanagement
in Vollzeit einstellte. „Als Härterei sind wir ein
energieintensiver Betrieb“, begründet Wingens
diesen Schritt. Da mache es Sinn, ressourcenschonend
zu arbeiten. Aus wirtschaftlichen
Gründen ebenso wie als Qualitätsmerkmal
in der Außendarstellung. Grund genug
für den promovierten Diplom-Ingenieur,
bereits früh einen besonderen Fokus auf Energie-
und Umweltmanagement zu legen.
„Nachhaltigkeit ist einer der Kernwerte in unserer
Unternehmenskultur“, sagt Wingens,
der Technotherm gemeinsam mit seinem Vater
Wilhelm und seinem Bruder Dennis leitet.
Im Mai 2012 erreichte der Betrieb als eines der
ersten Unternehmen überhaupt und als erste
Härterei bundesweit die Zertifizierung nach
DIN EN ISO 50 001, die die erfolgreiche Einführung
eines Energiemanagementssystems
nachweist.
Simon Schild ist im Betrieb viel unterwegs
und analysiert mit kühlem Kopf. Denn um
ein wirkungsvolles Energie- und Umweltmanagement
zu etablieren und aufrecht zu erhalten,
gilt es, an vielen Rädchen und Stellschrauben
zu drehen. „Druckluft, Licht und
Heizung machen nur einen geringen Prozentsatz
unseres Energieverbrauchs im Unternehmen
aus“, erklärt er. Den Löwenanteil verschlinge
die aufwändige Anlagentechnik mit
ihren Öfen, in denen Werkzeuge und Waren
aus Stahl bei Temperaturen zwischen 550 und
1200 Grad behandelt werden. Gerade hier
sind Einsparungen allerdings nicht einfach:
„Die Qualität darf niemals leiden.“
AUTOMATISCHE ÜBERWACHUNG
In einem ersten Schritt ermittelte Schild nach
seinem Berufseinstieg daher, was im Unternehmen
wann wie viel Energie verbraucht.
Seither dokumentiert ein Netzwerk aus Sensoren
haargenau, vollautomatisch und rund
um die Uhr, was in Sachen Energie im Betrieb
passiert. „Abweichungen von der Norm erkennen
wir dadurch sofort“, sagt Schild. Die
Beobachtung und Auswertung der erhobenen
Daten ist ebenso Teil seiner Stellenbeschreibung
wie die Ursachenforschung, wenn einzelne
Werte plötzlich ungewöhnlich hochausschlagen.
Schild hat Politik und Fördertöpfe im Blick. Er
weiß, welche Auflagen das Unternehmen in
Sachen Energieverbrauch und Umweltschutz
erfüllen muss, wo Rückerstattungen zu holen
In den Öfen der Härterei herrschen bis zu 1200
Grad.
Fotos: Amrei Groß
8
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
sind und welche Maßnahmen mit Zuschüssen
bedacht werden. Er beobachtet die Energiepreise,
sensibilisiert die Mitarbeiter, führt
Schulungen und Workshops durch. Und er
tüftelt in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung
ständig an neuen Projekten,
um durch die Optimierung von Arbeitsprozessen
und die Modernisierung von Anlagen
den Energieverbrauch von Technotherm zu
verringern. Dazu arbeitet das Eschenbacher
Familienunternehmen unter anderem mit
der Universität Stuttgart und dem Ausschuss
Energie der Industrie- und Handelskammer
der Region Stuttgart zusammen.
POSITIVE ERFAHRUNGEN
„Unser Ziel ist es, den Energieverbrauch pro
Kilogramm gehärtetes Gut konsequent zu
senken“, sagt Geschäftsführer Markus Wingens.
Seit 2012 sei dies dem Unternehmen
Jahr für Jahr gelungen. Jüngstes Projekt
ist eine Umrüstung aller elektrischen Antriebe
auf effizientere Motoren. Als Schild
Seit sechs Jahren ist Simon Schild Beauftragter für Energie- und Umweltmanagement bei Technotherm.
darlegen konnte, dass sich eine entsprechende
Investition in wenigen Jahren amortisiert,
gab die Geschäftsleitung grünes Licht: „Das
machen wir.“ Der Umbau einer ersten Testanlage
sei vielversprechend gewesen, sagt Wingens.
„Dadurch sparen wir jährlich mehrere
hundert Kilowattstunden Strom ein.“ Tendenz
steigend – denn nach den positiven Erfahrungen
sollen bald weitere Anlagen moderne
Motoren erhalten.
Für den Geschäftsführer der Energieagentur
im Landkreis Göppingen, Timm Engelhardt,
sind Energiemanager ein wichtiger Baustein,
um die Betriebskosten eines Unternehmens
zu senken. „Viele Betriebe sind sich gar nicht
bewusst, wo ihnen Energie verloren geht und
wo sie zu viel verbrauchen“, sagt er. Die entsprechenden
Kosten würden einfach an Kunden
weitergegeben; viele schreckten vor Investitionen
in Gebäudesubstanz, Elektrik und
...setzt Energien frei
Technische Gebäudeausrüstung
Kompetenzen im Überblick:
Planung
Kältetechnik
Luft- und Klimatechnik
Energie- und Heizungstechnik
MSR-Technik
Versorgungstechnik
Energiedienstleistung
Servicedienstleistungen
www.gaiser-online.de
Julius Gaiser GmbH & Co. KG
Blaubeurer Str. 86 Steinheimer Str. 57
89077 Ulm 89518 Heidenheim
9
[rubrik] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
ratur aliquam, occus dolorempor sa se quae
milluptatem nonserovid qui sum qui ium
facessit molupta del minimporro blatusc iisqui
duntem que essus eatis es am cuptatati
consenis sus. Tur repeligni im con nobis et
opti qui debis explameni qui qui to et plate
nonseca tiisqua tiorit omnim quid exeri atur,
omnimolorem aut quo dolupta tiatectorit,
ipienescit ut exceat omnia volupta sperum
dolupta cus ande cum reptat fuga. Ferrume
laccatem ulpa voluptat.
Betriebe jeder Größe“, sagt Engelhardt. Ab
wann sich ein unternehmenseigener Energiemanager
rechne, sei dagegen schwer zu sagen.
„Je höher der Energieverbrauch eines Betriebs
ist, desto eher macht das Sinn.“ Auch in dieser
Frage ließen sich Für und Wider aber wunderbar
im Zuge eines KEFF-Checks darlegen.
FAST EIN VIERTEL
Die Regierung von Baden-Württemberg will
bis zum Jahr 2050 die Emission von Kohlenstoffdioxid
im Land um 90 Prozent senken.
ZWISCHENZEILE
Prüfender Blick auf den Energieverbrauch: Firmenchef Markus Wingens (stehend) und Simon Schild. Da der Unternehmenssektor fast ein Viertel
Pidest, ini to officto totatis mi, eatecae labore
der Energie in Baden-Württemberg verbraucht,
nitatinum Maschinenpark del earum zurück. inctium Über die fuga. im Itatiorro Rahmen
mos des landesweiten et as nimus Projekts volore eserspe „Regionale rspellecum Kompetenzstellen
beim Einsparen von Energie. Dazu zeigen Effizienzmoderatoren
den Unternehmen auf sie sind die Firmen im Land ein wichti-
ger Baustein zur Erreichung dieses Ziels. Mit
re nat litiam Netzwerk eium volorum, Energieeffizienz“
occus etur arum
zugeschnittene Non plit officie nimodigent, Einsparpotenziale corehenis sinimos auf – ere, und alit re der ini Förderrichtlinie dolor millabo. Itat „Regionale et et ex eatur Kompetenz-
soluptatur
rero (KEFF) te vellam eingerichtete que reperch Kompetenzstelle icitiis cipistota Energieeffizienz
Sunt enias der dolest Region pa Stuttgart sandiam, unterstützt seriam et
iuntio.
vitius er gemeinsam volupta temporeste mit der Wirtschaftsförderung
sandund icimillest
pedi Region tes Stuttgart, endi voluptur? der IHK Qui Region odipsum Stuttgart qui nonem
und fünf el eos weiteren quatquo Kreisenergieagenturen explaut pa nonempero in
eleniam der Region fuga. kleine Tenditam, und mittlere corporibus Unternehmen etur
das auch gerne vor Ort. Falls Handlungsbedarf
arum besteht, fugit, vermitteln id molore sie sed neutrale quam Beratungsangebote
und exceaque unterstützen lam hil bei ipidunt der Umsetzung
volorro oc-
nimus, ut et
vernam
cus konkreter dolumquatem Maßnahmen. am, volessus Die Durchführung
que pratibero
te des delit, sogenannten si atur mod „KEFF-Checks“ quam, sam ut ist ut esequas landesweit
möglich volorer orundi kostenlos. bere, cus, „Er unt lohnt quo sich occa-
für
volut
stellen Netzwerk Energieeffizienz (KEFF)“
borum setzt sich ini das beris Ministerium molorro blaborum für Umwelt, esequam Klima
ea und eossita Energiewirtschaft turenis rectur? Baden-Württemberg
Itiorrorae non et maxima
für die quuntiunto Steigerung omnime von Energieeffizienz quiam, sandeli asperum
Unternehmen ulluptis ein. resequos „In allen et quianimos Branchen aliqui sind
in
beaque zum Teil con noch nonserunt. erhebliche [!] Energieeffizienzpo-
DER AUTOR
Anzeige
Solaranlagen lernen schwimmen
Eine schwimmende Fotovoltaikanlage? Der Inhaber eines privat geführten Kieswerks in der
südpfälzischen Verbandsgemeinde Rülzheim ließ sich von der Idee begeistern. Melanie Gimmy von
Erdgas Südwest betreut dieses innovative Pilotprojekt.
Wie kommt man auf die Idee eine Fotovoltaikanlage
auf dem Wasser zu bauen?
Gimmy: Gerade entlang des Rheins gibt es
sehr viele Baggerseen, die künstlich entstanden
sind, weil dort z. B. Kies gefördert wird. Da
wir aktiv auf der Suche nach brachliegenden
Flächen sind, kam uns die Idee, Solarpanels
das Schwimmen beizubringen.
Wie kann man sich das vorstellen?
Wir betreten hier absolutes Neuland – oder man
könnte auch sagen: Neuwasser. Denn eine Anlage
dieser Art und Größenordnung gibt es bisher
in Deutschland noch nicht. Wir werden auf dem
Baggersee bis zu 10.000 handelsübliche Solarmodule
einbauen. Mit speziellen Schwimmkörpern
aus Kunststoff halten wir sie über Wasser.
Damit sich diese Solarinseln nicht fortbewegen,
verankern wir sie am Boden, geben ihnen aber
Spielraum nach oben und unten. So können sie
sich dem Wasserstand anpassen.
Was ist der Vorteil dieser schwimmenden
Energie-Insel?
Solarmodule arbeiten in einer kühlen Umgebung
effizienter und erzeugen mehr Strom als
bei großer Hitze. Diesen erwünschten Kühlungseffekt
bietet auch das Wasser des Sees.
Mit der schwimmenden Solaranlage werden
wir rund 1.000 Haushalte mit grünem regionalem
Strom versorgen können.
Wie werden Sie bei diesem Projekt die Umwelt
schützen?
Durch eine qualifizierte Umweltbaubegleitung
stellen wir sicher, dass Flora und Fauna ständig
geschützt werden, dafür haben wir viele Maßnahmen
geplant. So wird beispielsweise auch
nur ein Teil des Sees mit Solarpanels bedeckt,
damit genug Sonnenlicht ins Wasser gelangt,
um das Leben darin zu erhalten.
Planen Sie in Zukunft weitere solcher
Aufbau einer schwimmenden Fotovoltaikanlage
in Japan. Die Solarpanels liefert das französische
Unternehmen Ciel & Terre.
Foto: Ciel & Terre
Wasserprojekte?
Ja, wir sind bereits auf der Suche nach weiteren
Seen, die sich dafür eignen. Vielleicht liest
ja ein Seebesitzer diesen Artikel und spricht
uns an – das wäre fantastisch. Denn wir sehen
uns hier als Vorreiter und wollen Ökologie und
Ökonomie sinnvoll miteinander verbinden.
10
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[verantworten]
tenziale vorhanden, die derzeit nicht oder
nicht hinreichend ausgeschöpft werden“,
heißt es auf der Webseite www.keff-bw.de.
Im Rahmen eines öffentlichen Teilnahmewettbewerbs
wurden für jede der zwölf Regionen
Baden-Württembergs Trägerorganisationen
und Konsortien für die Ansiedelung einer
regionalen KEFF gefunden. 32 Trägerorganisationen
betreiben inzwischen die KEFF und
beschäftigen hierzu KEFF-Effizienzmoderatoren
und Projektassistenzen. Sie dienen als unabhängige
und neutrale Ansprechpartner für
die Firmen in der jeweiligen Region und führt
die von Timm Engelhardt empfohlenen
KEFF-Checks durch. Die zwölf regionalen
Kompetenzstellen bilden zusammen mit der
zentralen Koordinierungsstelle bei Umwelttechnik
BW das landesweite Netzwerk Energieeffizienz.
Die Trägerorganisationen der
KEFF werden aktuell aus Mitteln des Europäischen
Fonds für regionale Entwicklung (EF-
RE) und aus Landesmitteln gefördert. [!]
AMREI GROSS
Gefragter Spezialist für die Industrie
Als Härterei ist Technotherm energieintensiv. Einsparpotenzial bieten vor allem die Anlagen.
Die Härterei Technotherm GmbH & Co.
KG wurde von Wilhelm Wingens gegründet.
Mit vier Mitarbeitern nahm er im November
1988 in Eschenbach bei Göppingen
die Produktion auf. Knapp 30 Jahre
später arbeitet das Familienunternehmen
heute mit mehr als 100 Mitarbeitern in
Eschenbach sowie an einem zweiten
Standort in der Slowakei. Mit den Söhnen
Markus und Dennis ist zwischenzeitlich
die zweite Generation in den Betrieb eingestiegen.
Als gefragter Spezialist in allen
Fragen rund um die Metallveredelung mit
Wärmeverfahren zählt Technotherm Unternehmen
aus dem gesamten Bundesgebiet
und dem europäischen Ausland zu
seinen Kunden – darunter namhafte Automobilhersteller
sowie Werkzeug- und
Maschinenbauer ebenso wie deren Zulieferer.
AGR
ENERGIE VON
UNS
UNS
ZU
biotark business. Unsere Energielösung.
Unabhängig und selbstbestimmt versorgt.
11
12
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[titelthema]
Der
Menschenfänger
Über den Begriff Leitkultur wird in Politik und Gesellschaft trefflich gestritten.
Gerd Stiefel beschäftigt in seinem Zuliefer-Betrieb in Neu-Ulm Menschen aus
13 Nationen. Gemeinsam mit ihnen hat er Regeln formuliert. Ein Gespräch über
Werte, Kreativität, 10 Jahre Arbeit im Ausland und einen Vater-Sohn-Konflikt.
Mal ehrlich: Sind Familienunternehmer wirklich
bessere Arbeitgeber als Konzerne?
Nicht zwangsläufig. Unternehmen jeder Größe können
hervorragende Arbeitgeber sein.
Wie schwer tun sich Mittelständler im Buhlen um
Fachkräfte?
Das ist sehr unterschiedlich und liegt nicht immer am
Unternehmen selbst.
Sondern?
An den Gegebenheiten der Branche. Oft stehen die Arbeitszeiten
im Mittelpunkt. Ein Handwerker hat eben
nicht freitags ab 13 Uhr frei. Unternehmer müssen
dann kreativ sein und sich überlegen, wie sie solche
Umstände versüßen können.
Was verstehen Sie hier unter Kreativität?
In meinem Unternehmen haben Mitarbeiter ab dem 60.
Lebensjahr alle Freitage auf Firmenkosten frei – bis zur
Rente also eine Vier-Tage-Woche. Auch schon vorher ist
es per Tauschverfahren möglich, regelmäßig einen Freitag
pro Monat frei zu bekommen. Darüber freuen sich
die Mitarbeiter sehr. Ein langes Wochenende mit der
Familie ist pure Lebensqualität. Unsere Abteilungen
sind trotzdem besetzt, so entsteht kein Schaden.
Wo kommen Sie Ihren Mitarbeitern noch entgegen?
Bei uns gibt es keine Zeiterfassung. Natürlich kann
nicht jeder kommen und gehen, wann er will. Wir
brauchen einen gewissen Grad an Planungssicherheit.
Mancher will die Kinder morgens in die Schule bringen,
andere möchten nachmittags zum Sport. Deshalb
sprechen wir mit jedem Mitarbeiter. So fühlen sich diese
gehört und arbeiten motivierter.
Viele Familienunternehmen bieten spannende
Jobs, werden aber nicht als attraktive Arbeitgeber
wahrgenommen. Warum?
Ich schätze das ist Teil unserer schwäbischen Mentalität:
Wir stellen unser Licht gerne unter den Scheffel.
Eigentlich ein charmanter Wesenszug. In diesem konkreten
Fall schadet er aber. Wir haben viel nachzuholen
und dürfen ruhig zu dem stehen, was wir können.
Was müssen Familienunternehmer tun, um gute
Arbeitgeber zu sein?
Sie müssen greifbar und sichtbar sein. Dazu benötigen
sie eine Führungsebene, die ihre Werte mitträgt. Zudem
müssen sie Rahmenbedingungen schaffen, die es
den Mitarbeitern ermöglichen, sich wohlzufühlen.
Der Begriff „Werte“ hört sich diffus an. Was meinen
Sie konkret?
Respekt, Transparenz und Gerechtigkeit. Gelingt es
Unternehmern, diese Werte über alle Ebenen zu etablieren,
haben sie gute Karten gegenüber Mitbewerbern.
In Sachen Unternehmenskultur sind Sie einen ungewöhnlichen
Weg gegangen. Was war der Auslöser?
Als ich 2004 nach zehn Jahren im Ausland in die Geschäftsführung
der Fritz Stiefel GmbH eintrat, erkannte
ich, dass wir in Sachen Werteorientierung noch
nicht zeitgemäß aufgestellt waren. Dass dieses Thema
an Bedeutung gewinnen wird, war mir schon damals
klar. Allerdings wurde ich nicht richtig verstanden.
Deshalb haben wir seit 2006 externe Coaches an Bord.
Was meinen Sie mit: Sie wurden nicht verstanden?
Die Firma lief gut. Aber die Unternehmenskultur war
klassisch patriarchisch. Es gab einen Chef, keine Füh-
Zur Person
Mehr als 1000
Schall platten zählt
die Sammlung von
Gerd Stiefel. Der gebür
tige Stuttgarter
(57, verheiratet) hört
von Punk-Klassikern
wie den Sex Pistols
über Rock bis hin zu
Klassik – auch über
digitale Radiosender.
Er liest gerne Biografien,
aktuell die von
Wladimir Putin. Nach
einer Banklehre arbei
tete er acht Jahre
als Geschäftsführer
im väterlichen Betrieb,
bevor er sich
selbstständig machte
und zehn Jahre in Malaysia
und Australien
lebte und arbeitete.
Seit seiner Rückkehr
führt er die Fritz Stiefel
GmbH in Neu Ulm.
Stiefel engagiert sich
stark ehrenamtlich.
Er leitet unter anderem
den Club der
In dus trie und ist Vorsitzender
der Regionalversammlung
Neu-Ulm der
IHK Schwaben. AMB
Über 60-Jährige haben in seiner Firma freitags auf Firmenkosten frei: Der Neu-Ulmer Unternehmer Gerd Stiefel (57).
13
[titelthema] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Hat alte Strukturen in seinem
Unternehmen aufgebrochen
und mit den Mitarbeitern eine
Leitkultur erarbeitet:
Firmenchef Gerd Stiefel.
rungsebene, darunter einige sogenannte Capos. Als ich
dieses Modell aufbrechen wollte, waren manche Mitarbeiter
nicht begeistert. Sie hatten plötzlich keinen Zugang
zum Chef mehr und mussten sich an strukturierte
Abläufe halten. Sie fühlten sich zurückgesetzt.
Warum wollten Sie die Struktur aufbrechen?
Mein Ziel war von Beginn an, dass die Firma wächst.
Dabei stößt man zwangsläufig an seine natürlichen
Grenzen. Als Chef kann man nicht mehr alle Belange
anhören und entscheiden. Diesen Engpass wollte ich
vermeiden. Seit wir diese Unternehmenskultur leben,
hat sich die Größe des Unternehmens verdreifacht. Das
Potenzial, welches die Mitarbeiter ohne Flaschenhals
bei der Entscheidungsfindung und mit mehr Eigenverantwortung
freigesetzt haben, war enorm.
Wie haben Sie das gemacht?
Zuerst habe ich es selbst probiert, diesen Prozess auf
den Weg zu bringen. Aber versuchen Sie mal einen Redebeitrag
zu gestalten und gleichzeitig zwischen 15
Mitrednern zu moderieren. Das klappt nicht. Ich habe
daher externe Coaches geholt. Die haben dafür gesorgt,
dass jeder gehört wird und man sich als Chef etwas zurücknimmt.
Wie lautete Ihr Ziel?
Die Mitarbeiter zu mehr Eigenverantwortung zu motivieren.
Bis dahin waren sie es nicht gewöhnt, selbst zu
entscheiden. Ich wollte aber, dass sie mit ihrem Einsatz,
ihren Ideen und ihrer Entscheidungskraft das Unternehmen
voranbringen.
Wie lange hat dieser Prozess gedauert?
Das Coaching läuft nach wie vor. Zu Beginn haben wir
den Turbo eingeschaltet mit vier Doppeltagen pro Jahr.
Heute sind wir auf zwei Tage im Halbjahr umgestiegen.
Das reicht, um die Kultur weiter zu pflegen. Vieles passiert
in Eigenregie.
Was haben Sie selbst dadurch gelernt?
Besser zuzuhören, andere Meinungen mehr zu akzeptieren
und mich selbst etwas zurückzunehmen.
Was raten Sie anderen Unternehmern, die so einen
Prozess starten?
Man darf nicht erwarten, dass alles nach dem eigenen
Kopf geht. Man muss seine Grenzen ziehen und darf
sich nicht schmollend ins Eck zurückziehen. Am Ende
haben wir um jedes Wort unserer Leitkultur gekämpft.
Ich bin nicht mit allen Aussagen durchgekommen, die
ich gern gehabt hätte. Das muss man akzeptieren lernen
– und manchmal auch etwas Demut üben. Zwischenzeitlich
werden die ersten Formulierungen auf
Wunsch der Mitarbeiter überarbeitet und an den heutigen
Stand der Gesellschaft angepasst.
Was sind die zentralen Elemente Ihrer Leitkultur?
Wir bekennen uns zu Wahrnehmung, Wertschätzung,
Anerkennung und Respekt. Das wünscht sich ein Chef
genauso wie die Mitarbeiter. Das sollte ja selbstverständlich
sein. Aber im täglichen Leben kommt das
oft zu kurz. An zweiter Stelle steht das Qualitätsdenken.
Und ich habe mich verpflichtet, permanent danach
zu streben, ideale Rahmenbedingungen für die
Mitarbeiter zu schaffen. Des Weiteren ist jegliche Diskriminierung
bezüglich Geschlecht, Jugend oder Alter,
Religion oder Herkunft ein absolutes „no go“. „Ageism“,
also Altersdiskriminierung, ist leider noch nicht als
Problem umfassend erkannt.
Was haben diese Leitsätze mit Ihren Mitarbeitern
gemacht?
14
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
Durch alle Betriebs- und Altersgruppen hinweg hat die
neue Leitkultur manche sehr begeistert. Andere können
nichts damit anfangen. Diese verschiedenen Gruppen
finden Sie in jeder Firma. Das respektieren wir. Mir
sind Leute lieber, die offen zugeben, dass sie damit
nichts anfangen können als solche, die so tun als ob. Es
gab sogar Führungspersonen, die ihre Funktion freiwillig
abgegeben haben, weil sie die neue Kultur nicht in
dem geforderten Umfang mittragen konnten. Trotzdem
sind diese Mitarbeiter noch heute wertvolle Stützen
in meinem Unternehmen.
Sie leiten auch den Club der Industrie Ulm/Neu-
Ulm. Ist es den rund 100 Mitgliedern bewusst, dass
sie sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren
müssen?
Ja. Wer sich entscheidet bei uns oder in ähnlichen Netzwerken
Mitglied zu werden, an den Veranstaltungen
teilnimmt und aus der Anonymität heraustritt, hat den
ersten Schritt bereits getan. Der Club der Industrie bietet
eine Dialogplattform, über die sich Unternehmer
austauschen und voneinander lernen können.
Wie sieht der Club der Industrie genau aus?
Gegründet wurde dieser als Industrievereinigung Neu-
Ulm. Damals haben sich Unternehmer zusammengetan,
um sich nach dem Krieg gegenseitig zu unterstützen.
Während bei der IHK die Unternehmen registriert
sind, sind beim Club der Industrie die Unternehmer
selbst engagiert. Sprich: Führungskräfte können auch
ohne Firma mitmachen. Vor einiger Zeit haben wir beschlossen,
dass nicht nur in der Industrie Tätige eintre-
Sich austauschen und voneinander
lernen: Diese zwei Aspekte
stehen beim Club der
Industrie im Vordergrund,
sagt Gerd Stiefel.
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15
[titelthema] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
„Es ist wichtig, jungen Mitarbeitern
den beruflichen Aufstieg
zu ermöglichen“: Firmenchef
Stiefel setzt bewusst
auf Nachwuchsförderung.
ten können, sondern auch industrienahe Dienstleister.
Zudem schreiben wir uns eine werteorientierte Unternehmenskultur
auf die Fahnen als Gegenmodell zur
Gewinnmaximierung.
In Ihrem Unternehmen gehen Sie bei den Themen
voran, auch wenn es um Karrieremöglichkeiten für
junge Mitarbeiter geht.
Ja, das halte ich für eines der größten
Versäumnisse der vergangenen
Jahre. Schauen Sie sich typische
Führungsriegen an. Die bestehen
fast immer aus Menschen, die zehn,
15, 20 Jahre Betriebszugehörigkeit
vorweisen können.
Das ist im Grundsatz nicht falsch,
oder?
Das stimmt, langjährige Mitarbeiter bringen Erfahrung
mit. Trotzdem managt bei uns nun eine junge
Dame die Lieferanten, welche erst vor acht Monaten in
das Unternehmen eingetreten ist und noch deutlich
unter 30 Jahre alt ist. Ein anderer hat bei uns seine Lehre
gemacht und entscheidet mit Ende 20 bei uns am
Aus Respekt
vor meinem
Vater
kündigte ich
schließlich.
großen Tisch mit. Wenn Sie es hinbekommen Nachwuchstalente
zügig in die Führungsmannschaft zu integrieren,
schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe.
Und die sind?
Einerseits begeistern Sie junge Bewerber, weil diese die
Aufstiegsmöglichkeiten sehen. Andrerseits bringen Sie
mehr Frauen in Führungspositionen.
Sie fordern auch ein, dass Mitarbeiter
ihr Wissen an Kollegen
weitergegeben. Wie klappt das?
Das ist schwierig, weil oft die Zeit
fehlt. Besteht aber das Recht, dass
ich mir Wissen einholen darf,
muss sich der andere Zeit nehmen.
Wir entwickeln hierzu momentan
auch eine App für den internen Gebrauch.
Am Firmensitz in Burlafingen arbeiten Menschen
mit verschiedensten kulturellen Hintergründen.
Wie kam es zu dem Mix?
Momentan sind es 13 unterschiedliche Nationalitäten.
16
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[titelthema]
Darunter auch ein Azubi aus Eritrea. Er war zunächst
als Praktikant da und hat nun die Ausbildung zur Fachkraft
für Lagerlogistik begonnen. Der bunte Mix
kommt mit Sicherheit davon, dass immer weniger
Deutsche in Produktionsbetriebe kommen, da wir oft
noch als Niedriglohnsegment angesehen werden. Ich
denke, dass sich das früher oder später wieder dreht.
Denn die Löhne steigen massiv und die Arbeitsplätze
sind auf Jahrzehnte hinaus sicher.
Prägt die Heterogenität die Unternehmensatmosphäre?
Sie hat es noch nötiger gemacht, durch die neue Leitkultur
klare Regeln aufzustellen. Es sprengt Ihnen den
Laden, wenn Mitarbeiter aus dem Denken ihres Kulturkreises
keine Frau oder jemand jüngeren als Vorgesetzen
akzeptieren. In meinem Unternehmen lautet
die Regel: Es ist mir egal, wo du herkommst. Hier gilt
ein Verhaltenskodex, an dem jeder unabhängig von seiner
Herkunft gemessen wird. Wer diesen nicht akzeptiert,
muss gehen. Ich bin mir sicher, es wäre uns anders
gar nicht gelungen, so viele Mitarbeiter erfolgreich zu
integrieren.
Was tun Sie, um Mitarbeiter zu halten?
Wir bieten berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen
an. Wer nicht bereit ist, in die Mitarbeiter zu investieren,
hat auf Dauer verloren. Vor zehn Jahren war es
noch anders. Da hat man sich als Arbeitgeber gesagt:
Wenn ich den weiterbilde, will der mehr Geld oder
wird abgeworben. Heute müssen wir für die Weiterentwicklung
der Mitarbeiter sorgen, so dass sie gar nicht
auf die Idee kommen zu gehen.
Sie sind im Jahr 1995 ins Ausland gegangen – für
zehn Jahre. Was war der Grund?
Ich wollte schon damals den Weg gehen, den wir 2004
schließlich eingeschlagen haben. Aus diesem Grund
hatte ich einen großen Konflikt mit meinem Senior. Er
hat das Unternehmen gegründet und auch die Kultur
geprägt. Ich habe diese akzeptiert, habe mich aber darin
nicht wiedergefunden und wollte sie daher auch nicht
mittragen. Aus Respekt vor meinem Vater kündigte ich
schließlich und beschloss, etwas anderes zu machen.
Seine Mitarbeiter kommen
aus 13 Ländern. „Das hat es
nötig gemacht, klare Regeln
in Form einer Leitkultur aufzustellen“,
betont Gerd Stiefel.
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17
[titelthema] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Blick in die Produktion in Neu-Ulm: Zu den Spezialgebieten der Fritz Stiefel GmbH gehört auch die Rohrbiegetchnik.
Erfolgreiche Garagenwerkstatt
Vor 55 Jahren hat Gerd Stiefels Vater
Fritz in einer Autogarage in Waiblingen
das Unternehmen gegründet. Er verkaufte
anfangs Schrauben, Schellen, Schmiermittel
und Zubehörteile für LKW-Bremsen.
1968 eröffnete er den Standort in
Neu-Ulm – in einer Garage. Seit 2004 leiten
die Brüder Gerd und Rainer Stiefel
das Familienunternehmen. Sie teilen sich
die Arbeit nach Standorten auf.
Das Unternehmen beliefert 600 Firmenkunden
mit 80.000 unterschiedlichen
Produkten – von Kleinteilen und Komponenten
bis hin zu vormontierten technischen
Systemen. Der größte Umsatzanteil
entfällt auf den Handel. Die Abnehmer
stammen überwiegend aus Fahrzeug- und
Maschinenbau, die „just-in-sequence“
ans Band beliefert werden. Zu den Dienstleistungen
des Mittelständlers gehören
daher auch ausgeklügelte Logistikdienstleistungen.
Spezialgebiete sind zudem
Rohrbiegetechnik und Schlauchtechnologie.
Die Fritz Stiefel GmbH konfektioniert
jährlich 1,2 Millionen Schlauchleitungen
und ist damit einer der größten Anbieter
in Süddeutschland. An ihren Standorten
beschäftigen die Brüder 250 Mitarbeiter,
149 davon in Neu-Ulm. Der Jahresumsatz
beträgt 47 Millionen Euro.
AMB
Warum kein Neuanfang in der Region?
Wenn Du Dich als Sohn eines Unternehmers bewirbst,
lachen die Personaler. Die Selbstständigkeit in Deutschland
wäre mir damals nicht möglich gewesen. Außerdem
war das meine Chance, einmal nicht als Unternehmersohn
gesehen zu werden – der ich trotz externer
Banklehre nun mal war. Die Fremde bot mir die Möglichkeit,
meine Fähigkeiten dort auszutesten, wo mich
niemand kannte.
Und warum Malaysia?
In den 90er Jahren gab es einen Südostasien-Hype.
China war noch
ganz am Anfang. Die Tiger-Staaten
konnten sich aussuchen, wen sie
haben wollten. Viele Länder ließen
nur Unternehmen ins Land, die Arbeitsplätze
in großer Zahl schufen.
Malaysia stand mir offen. Aber
auch dort bekam ich zunächst nur ein Off-Shore-Visum
für die Insel Labuan, die heute ein Geldwäsche-Zentrum
ist. Damals war das noch nicht so. Dieses Visum
berechtigte mich, meine Firma Off-Shore anzumelden
und auf dem Festland zu wohnen und arbeiten.
Die Fremde
bot mir die
Möglichkeit,
mich
auszutesten.
Warum sind Sie nach fünf Jahren nach Australien
weitergezogen?
Nach diesem Zeitraum wäre eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung
möglich gewesen und ich hätte meine
Firma auf dem Festland anmelden können. Allerdings
hätte ich dafür 30 Prozent meiner Geschäftsanteile im
Rahmen der Bumiputra-Regelung an einen Malayen
übertragen und diesem jedes Jahr eine Dividende zahlen
müssen. Also orientierte ich mich
neu. Für Singapur, mein nächstes
Ziel, war ich noch zu klein. Für Australien
nicht.
Gibt es das Unternehmen in
Down under noch?
Ja, das Unternehmen, über das ich
und mein Geschäftspartner Filterelemente
für Hydraulik vertreiben,
floriert. In Australien hätte
ich es durchaus noch länger ausgehalten. Nach zehn
Jahren kam einfach der Knackpunkt, dauerhaft im Ausland
zu bleiben oder nach Deutschland zurückzukehren.
Zu diesem Zeitpunkt wurde in Burlafingen die
Stelle des Standortleiters frei.
18
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[titelthema]
Aber Ihr Vater war 2004 noch im Unternehmen
Ja, aber in unserem zweiten Standort in Waiblingen.
Dort arbeiten mein Senior und mein Bruder bis heute.
Hier in Burlafingen gab es einen angestellten Leiter, der
in Rente gehen wollte. Also sagte ich: Ich mach‘ es gern.
Wie war damals das Verhältnis zu ihrem Vater?
Wir haben an dem Punkt angesetzt, an dem wir zehn
Jahre zuvor auseinander gegangen waren. Keinen Zentimeter
näher beieinander.
War das ein klassischer Generationenkonflikt?
Ja, Meinungsverschiedenheiten treten ja permanent
auf, in der Familie, dem Freundeskreis oder der Firma.
Am meisten habe ich mich in den zehn Jahren darüber
geärgert, dass wir es nicht geschafft, das gelten zu lassen,
was der andere sagt. Dabei hatte mein Vater Recht
und ich auch.
Was war die Konsequenz?
Ich fing bei mir an, arbeitete an der Qualität meiner
Kommunikation. Und mein Vater hat reagiert und sich
ebenfalls verändert. Einer muss eben anfangen – und
an dieser Stelle ist meiner Meinung nach der Jüngere
gefordert. Von da an haben wir ein Bombenverhältnis
zueinander entwickelt.
Welche Rolle hat ihr Bruder gespielt?
Er hatte den Aufruhr von Anfang an nicht verstanden
und hielt sich raus. Ich hatte mit meinem Bruder dasselbe
Thema, wollte mit meinem Dickkopf durch die
Wand. Eine Verhaltensweise, die mir in Asien und Aus-
Der Konflikt mit seinem Vater
hat ihn lange umgetrieben,
bis Gerd Stiefel seine Art der
Kommunikation änderte.
„Heute haben wir ein Bombenverhältnis.“
19
[titelthema] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Mit seinem Bruder Rainer hat
Gerd Stiefel ein Konzept erarbeitet,
wie das Familienunternehmen
die nächsten 30 Jahre
geführt wird.
tralien ausgetrieben wurde. Zurück in Deutschland fiel
mir auf, dass ich wieder genauso war, wie vor meinem
Auslandsaufenthalt. Das durfte nicht sein. Inzwischen
haben wir ein sensationelles Verhältnis zueinander.
Wie gelingt so eine Wende?
Einer muss anfangen sich zu verändern, aus Überzeugung
heraus. Es ist gut, wenn man in solche Situationen
Hilfe von externen Fachleuten in Anspruch
nimmt, und so die Qualität der Unterhaltung verbessert.
Es geht nicht nur darum, wie viel man miteinander
spricht, sondern vorrangig wie man das tut.
Was haben Sie aus dem Konflikt mit ihrem Vater
gelernt?
Dass ich es besser machen möchte, ohne die von ihm
gewählte Unternehmenskultur schlecht zu machen.
Der Zeitgeist hat sich einfach verändert. Im Gründungsjahr
1962 mussten Frauen beispielsweise oft damit
zufrieden sein, Kaffee zu kochen oder einfachere
Tätigkeiten zu verrichten. Karriere war den Männern
vorbehalten. Heute sagt die selbstbewusste Praktikantin:
Dahinten ist der Vollautomat.
Sie haben keine Kinder. Haben Sie mit ihrem Vater
und Bruder das Thema Nachfolge besprochen?
Mein Bruder hat zwei Söhne, die beide noch nicht volljährig
sind. Momentan weiß jedoch noch niemand, in
welche Richtung die zwei gehen möchten. Deshalb haben
wir die Jungs erstmal außen vor gelassen. Trotzdem
wissen wir bereits, wie die nächsten 30 Jahre aussehen
könnten.
Wie sind Sie das angegangen?
Wir haben mit Steuerfach- und Erbanwälten ein Konzept
erarbeitet. Damit keiner von der Erbschaftssteuer
erschlagen wird. Wir sind uns vollkommen einig über
die weitere Vorgehensweise und den Geist, in dem das
Unternehmen weitergeführt werden soll. Die richtigen
Leute dafür haben wir bereits in der Firma. Ein guter
Fremdgeschäftsführer ist unserer Meinung nach besser
als ein schlechter Eigengeschäftsführer. Außerdem besteht
die Möglichkeit, eine Stiftung zu gründen oder
einen Familienbeirat einzusetzen.
Beschäftigen Sie sich mit Mitte 50 mit der Frage, wie
lange Sie noch die Verantwortung tragen wollen?
Intensiv. Für mich gibt es – neben der Gesundheit – nur
zwei Grenzen, die deutlich zeigen, dass es Zeit für den
Rückzug ist. Erstens: Wenn meine Beharrungskompetenz
größer ist als meine Entwicklungskompetenz. Frei
nach dem Motto: So habe ich mir das gewünscht und so
soll es bleiben. Oder zweitens: Wenn ich Veränderung
zwar will, diese aber nicht mehr verstehe. Sei es Digitalisierung,
Globalisierung oder sonst etwas.
Ihr Unternehmen stellt Schlauchleitungen her, verfügt
über eine Rohrbiegetechnik und hat einen
Handel für Hydraulik- und Pneumatikkomponenten.
Es gibt Produkte, die eine größere Anziehungskraft
auf Fachkräfte besitzen. Ist es egal, was ein
Unternehmen herstellt?
Ich denke schon. Die Leute haben zwei Ideen, wenn sie
auf der Suche nach einem Job sind. Einmal: Wohin fühle
ich mich gezogen – also in den kaufmännischen,
technischen oder sozialen Bereich. Als zweites schauen
sich potenzielle Bewerber an, in welchen Prozessen
Produkte durchs Unternehmen geschleust werden.
Sind diese gut, macht die Firma Spaß. Menschen tun
gut daran, sich nicht nur einen Job, sondern auch einen
Chef auszusuchen. Für Unternehmen wird es in Zu-
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21
[titelthema] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Im Gespräch mit Alexander
Bögelein, Redaktionsleiter des
Magazins unternehmen[!]
verrät Gerd Stiefel auch seine
emotionalsten Momente seiner
Unternehmerkarriere.
DAS INTERVIEW FÜHRTE
ALEXANDER BÖGELEIN,
REDAKTIONSLEITER
UNTERNEHMEN [!]
DOKUMENTATION:
RONJA GYSIN
FOTOS:
MARC HÖRGER
kunft nicht mehr so wichtig sein was sie machen sondern
wie sie es machen.
Wie stark geraten Sie als Zulieferer des Fahrzeugund
Maschinenbaus unter Druck und wie behaupten
Sie sich gegenüber der Konkurrenz?
Wir sind leider mit standardisierten Produkten unterwegs.
Die können Sie sowohl regional als auch global
fast baugleich kaufen. Erkennbar
werden wir letztlich durch die innovativen
Dienstleistungen, die
unser Produkt begleiten. Letztlich
kauft der Kunde ein Gesamtkonzept
– unser Geschäftsmodell.
Wenn wir damit die meisten seiner
Bedürfnisse befriedigen, kauft er
bei uns – selbst wenn wir etwas teurer
sind.
Da sind Zuhören und Offenheit gefragt.
Genau. Wir brauchen kritische Kunden, die sich freuen,
wenn wir von uns aus auf sie zukommen und sagen:
Wir könnten dir Geld sparen. Aber das wichtigste ist,
sich niemals auf einem gut laufenden Geschäft auszuruhen.
Vielmehr müssen wir uns permanent überlegen,
wie wir eine tolle Sache noch besser machen können.
Man muss sich selbst abschaffen, damit man nicht
abgeschafft wird.
Man muss
sich selbst
abschaffen.
sonst tut es
ein anderer.
Wo sehen Sie die größte Herausforderung für die
Fritz Stiefel GmbH?
Kontinuierlich das Geschäftsmodell so umzumodeln
und proaktiv mit neuen Ideen auf Kunden zuzugehen,
auf die sie selbst nicht gekommen wären. Und die sie
toll finden.
Wo kommt diese Innovationskraft her?
Die kann jeder haben. Wir müssen
über den Branchentellerrand schauen.
Das Produkt ist oft irrelevant. So
wie man früher im Supermarkt die
Regale bestückt hat, liefern wir heute
Hydraulik-Komponenten. Für
Innovation braucht man neugierige
Mitarbeiter, kritische Kunden,
und einen offenen Chef.
Was waren die emotionalsten
Momente in Ihrer Unternehmerkarriere?
Die paar Mal, in denen mein Senior mir gesagt hat, dass
er toll findet, was ich mache. Außerdem, wenn Mitarbeiter
sich greifbar bei mir bedankt haben – beides Raritäten
in unserer Region und doch warten wir alle darauf.
Letztes Jahr im Dezember hat die gesamte
Belegschaft für mich gesammelt und auf dem Gutschein
unterschrieben. Das sind unglaubliche Momente,
die mich emotional berühren.
22
PERSONAL für die Region
KUNDEN-KONTAKT-MANAGEMENT für das Online-Geschäft
ÜBERSETZUNGEN für die Kommunikation weltweit
Anzeige
Drei Dienstleistungen – eine Philosophie. Anne Schmieder
hat sich in 30 Jahren sowohl mit ihrem Personalservice
als auch als Sprachdienstleister einen erstklassigen
Ruf erarbeitet. Inzwischen konzentriert sie sich auf den
Personal- und Projektbereich, während Sohn Florian die
Geschicke im Geschäftsfeld Übersetzungen und Sprachmanagement
in die Hand nimmt. Trotz zweier Geschäftsführer
folgen beide Unternehmen einer Maxime: „Dienst
und Leistung wird bei uns zusammengeschrieben“, sagt
Schmieder.
Was 1986 mit einer Schreibmaschine im Keller begann,
ist zu einem modernen Dienstleistungsbetrieb mit neuester
IT-Technik und mehr als 160 fest angestellten Mitarbeitern
gewachsen. Heute sind die Schmieder GmbH
und die Schmieder Übersetzungen GmbH einer der bekanntesten
Personalvermittler Oberschwabens und eines
der wichtigsten Sprachdienstleistungsunternehmen in
Deutschland. „Wir legen großen Wert auf dauerhafte und
persönliche Kundenbeziehungen“, so die Unternehmensgründerin.
Das Kundennetzwerk des Familienunternehmens
umfasst mehr als 500 Unternehmen in der Dreiländerregion
Deutschland-Österreich-Schweiz.
Gute Leute in gute Firmen
In der Vermittlung von kaufmännischen Fachkräften liegt
das Kerngeschäft der Personaldienstleistungen. Zu den
rund 1.000 Bewerbern jährlich zählen aber auch viele
Techniker, Ingenieure und Führungskräfte. Arbeitnehmerüberlassungen
und Werkverträge werden hier ebenfalls
erfolgreich gestaltet.
Die Datenflut in die richtigen Bahnen lenken
Im Jahr 2014 gründete Anne Schmieder das Kunden-
Kontakt-Center. Über 2.000 Kunden-E-Mails gehen hier
am Tag ein und werden von sehr engagierten und flexiblen
Teilzeitkräften bearbeitet. Besonders Unternehmen im
Online-Marketing-Geschäft kann Schmieder so entlasten.
Reaktionszeiten werden verkürzt und Kundenanfragen in
die richtigen Bahnen gelenkt.
Den richtigen Ton treffen
Unter der Geschäftsleitung Florian Schmieders erfolgte
eine Neuausrichtung des Übersetzungsbüros zu einem
Sprachdienstleister, der deutschlandweit erfolgreich tätig
ist. Zum Portfolio gehört u.a. der Einsatz von Translation-
Memory-Systemen für ein kosteneffizientes und prozessoptimiertes
internationales Sprachmanagement.
Firmengründerin Anne Schmieder und
Sohn Florian Schmieder teilen sich die Geschäftsführung
der drei Unternehmensbereiche.
[ W W W . S C H M I E D E R G M B H . D E ]
Schussenstraße 14 I 88273 Fronreute-Staig I Telefon 07502 9449-0 I schmieder@schmiedergmbh.de
23
Die Brauerei Gold Ochsen ist fester Bestandteil der Ulmer Wirtschaft. Unsere Bilder zeigen den Stammsitz am Veitsbrunnenweg, das frühere Brauereigebäude
in der Herdbruckerstraße, Braumeister Stephan Verdi (links) beim Festabend und die Abfüllanlage von „Ulms flüssigem Gold“.
Zur Sparsamkeit erzogen
In der Geschichte von Gold Ochsen gibt es viele Höhen und Tiefen, sagt Firmenchefin Ulrike Freund, geborene
Leibinger. Seit 150 Jahren besitzt ihre Familie die Brauerei. Einblicke in die Herausforderungen einer Unternehmerin.
Für einen Moment legt Gold-Ochsen-Chefin
Ulrike Freund den Kopf zu Seite und
überlegt: „Der emotionalste Moment in
meiner Zeit als Unternehmerin war die Taufe
unseres Heißluftballons auf den Namen meines
verstorbenen Vaters August Leibinger.
Das war eine Hommage an meinen Vater, der
es recht gemacht hat“, sagt Freund. Ihr Vater
war es auch, der sie 1985 in die Firma holte.
„Ich hatte nicht vorgehabt, in die Brauerei einzusteigen“,
erzählt Freund. Die gelernte Bankkauffrau
arbeitete damals in München und
studierte nebenbei an der Verwaltungs- und
Wirtschaftsakademie. Sie brach ihre Zelte
dort schließlich ab und kehrte ins heimische
Ulm zurück. „Meine Geschwister hatten zuvor
den Betrieb mit umgetrieben, sich aber
dann andere Aufgaben gesucht.“ Freund arbeitete
zunächst in der Personalabteilung,
später in Einkauf und Buchhaltung. 1988 erhielt
sie Prokura. Seit 26 Jahren ist sie Geschäftsführerin
und führt das 420 Jahre alte
Unternehmen, das die Familie Leibinger vor
genau 150 Jahren für 130.000 Gulden erworben
hat.
IM HAIFISCHBECKEN
Freund führt die Brauerei in der fünften Familiengeneration
und lässt auch keinen Zweifel
daran, dass sie alles dafür tun will, dass das
Unternehmen in Familienhand bleibt. „Ich
habe in den vergangenen Jahren sehr viel Zeit
und Kraft ins Unternehmen gesteckt und werde
die Entwicklung noch ein bisschen begleiten.“
Selbst kinderlos setzt sie auf die nachfolgende
Generation ihrer drei Geschwister: „Da
tut sich in den nächsten fünf Jahren etwas.“
Keinen Hehl macht Ulrike Freund daraus, wie
herausfordernd die Aufgabe an der Spitze der
mittelständischen Brauerei ist. „Jeden Tag
wird das Haifischbecken neu eröffnet: Man
muss sich zur Wehr setzen und versuchen, die
täglichen Probleme zu lösen.“ Geschlechtsspezifische
Hürden müsse sie heute aber
kaum mehr überwinden.
Doch die Rahmenbedingungen sind herausfordernd.
Der Bierdurst der Deutschen ist seit
Jahren rückläufig, der deutsche Markt und
24
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[machen]
viele ehemals
selbstständige
Brauereien sind in
den Händen internationaler
Konzerne.
Doch das berge
auch Chancen,
sich abzugrenzen.
„Gold Ochsen versteht
sich als
Gold-Ochsen-Chefin Dienstleister. Wir
Ulrike Freund.
wollen einen tollen
Job machen
und unsere Kunden zufriedenstellen“, betont
Freund. Und auch sie selbst mache ihren Job
gerne – trotz Nöten und Sorgen.
Früh kamen Freund und ihre drei Geschwister
mit der Brauerei in Kontakt, die Thema am
Esstisch der Familie war. „Da ging es auch darum,
ob man sich Investitionen leisten kann.
Es gab immer wieder Höhen und Tiefen“, erinnert
sich Freund. Nicht nur sie selbst, auch das
Unternehmen sei zur Sparsamkeit erzogen
worden. Zu den einschneidenden Erlebnissen
zählt sie: das Ausscheiden ihrer drei Geschwister
aus dem Familienbetrieb, den Tod ihres
Vaters, „der noch mit 90 Jahren kluge Entscheidungen
traf“ und den Brand der Gärtürme
im Jahr 2003. Der war ausgebrochen, weil
eine Fremdfirma bei Dachdeckerarbeiten
nicht aufgepasst hatte.
Ein gravierender Einschnitt war ganz aktuell
die Kündigung der Konzession der Pepsi-Abfüllung
nach 50 Jahren. Gold Ochsen sattelte
19 Sorten Bier, 34 Sorten Alkoholfreies
Gold Ochsen setzt seit 2017 auf Afri-Cola und Spezialitäten – wie das Martin-Luther-Bier.
Die Brauerei Gold Ochsen wurde im
Jahr 1597 erstmals urkundlich erwähnt
und ist eines der ältesten Unternehmen
Ulms. Sie gehört zu den 20 größten familiengeführten
Brauereien in Deutschland.
Den jetzigen Standort im Veitsbrunnenweg
mit eigener Quelle bezog Gold Ochsen
im Jahr 1897. Das Unternehmen beschäftigt
200 Mitarbeiter. Der jährliche
Ausstoß beträgt rund 523.000 Hektoliter
um auf Afri-Cola und Bluna; investierte in die
Umstellung von Flaschen, Gläsern, Werbung
und Ausrüstung mehr als sechs Millionen Euro.
Die neuen Marken laufen laut Freund gut
an, doch was sich 50 Jahre entwickelt hat,
Bier und alkoholfreie Getränke, die in erster
Linie in einem Umkreis von 100 Kilometern
um Ulm an Handel und Gastronomie
vertrieben werden. Das Gebiet reicht
von Aalen bis zum Bodensee und sogar
bis in die Rhein-Ebene. Das Unternehmen
stellt 19 Sorten Bier und 34 Sorten alkoholfreie
Getränke her. In der Region Ulm
gehört Gold Ochsen zu den großen Sponsoren
für Sport und Kultur.
AMB
„können Sie nicht so schnell ersetzen“. Dennoch
ist sie auch nach dem tiefen Einschnitt
zuversichtlich. Der Bierausst0ß von Gold-
Ochsen steige entgegen des Markttrends um 2
Prozent. [!]
ALEXANDER BÖGELEIN
„Wir bringen die Themen von
Unternehmerfamilien auf den Tisch.“
Wir unterstützen und beraten Unternehmerfamilien zu
jedem Zeitpunkt dabei, den Generationswechsel gut und
dauerhaft zu meistern.
Buck & Hirmer GbR | Coaching, Beratung und Mediation für Unternehmerfamilien
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25
Initiator und Geburtshelfer des Wirtschaftsmagazins:
Thomas Brackvogel, der Geschäftsführer
der Neuen Pressegesellschaft. Er freut sich, dass
unternehmen [!] so viele Multiplikatoren zwischen
Göppingen und dem Bodensee erreicht. Notar
Christian Winkler zeigte in seinem Vortrag auf,
welche Tragödien hinter juristischen Begriffen
wie dem Pflichtteilsanspruch stecken können.
Fotos: Matthias Kessler
26
unternehmen [!] Ausgabe XY 60 | Monat Dezember JJJJ 2017
[spezial] [rubrik]
ratur aliquam, occus dolorempor sa se quae
milluptatem nonserovid qui sum qui ium
Warum facessit molupta del minimporro die blatusc Übergabe
iisqui
duntem que essus eatis es am cuptatati
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omnimolorem aut quo dolupta tiatectorit,
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so wichtig, wie die Nachfolge.
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laccatem zehnjährigen ulpa voluptat. Bestehens diesem Thema einen Netzwerkabend gewidmet.
ZWISCHENZEILE
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Von Göppingen über
Ulm bis zum Bodensee
Das Wirtschaftsmagazin unternehmen
[!] ging im November 2007 an den
Start – nach nur drei Wochen Konzeptions-
und Produktionsphase. Es war
damit das erste entsprechende Angebot
zwischen Ulm und dem Bodensee.
Seit Mai 2016 gibt es das Magazin auch
in der Region Göppingen, die Auflage
stieg damit auf 18.000 Exemplare. Der
Großteil der Leser sind Unternehmer,
Führungskräfte und Selbstständige.
zum einen vom Neu-Ulmer Notar Christian ma Unternehmensnachfolge halte ich für
Winkler, Non plit officie zum nimodigent, anderen corehenis von den sinimos Münchner ere, alit re extrem ini dolor wichtig. millabo. Man Itat et muss et ex sich eatur als soluptatur Unternehmer
rechtzeitig Gedanken machen und auch
Coaches und Mediatoren Nicola Buck und
arum Ferdinand fugit, Hirmer, id molore die sed Unternehmerfamilien
quam nimus, ut et borum rechtzeitig ini beris loslassen. molorro Heute blaborum gab es jede esequam Menge
vernam beim Generationswechsel exceaque lam hil ipidunt begleiten. volorro occus
Stefan dolumquatem Salzmann, Chef am, volessus der gleichnamigen que pratibero rexima
Wie sehr quuntiunto die drei omnime Experten quiam, den Nerv sandeli der An-
as-
ea Impulse“, eossita turenis sagte Salzmann. rectur? Itiorrorae non et ma-
te gionalen delit, si Optiker-Kette, atur mod quam, gehörte sam ut zu ut den esequas Gästen,
die volorer sich eifrig orundi Notizen bere, machten: cus, unt quo „Das occa-
The-
beaque angeregten con nonserunt. Gespräche [!] im Anschluss DER AUTOR an
perum wesenden ulluptis getroffen resequos hatten, et quianimos zeigten auch aliqui die
volut die
Wie Unternehmer für eine erfolgreiche
Nachfolge sorgen
Die einen wollen ihr Unternehmen an jüngere Nachfolger übergeben, die anderen möchten eine
Firma übernehmen. Und doch kommen beide oft nicht zusammen. Woran liegt das?
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Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an
dem ein Unternehmer aus der Firma ausscheiden
will oder muss. Wie bereitet man
diesen Übergang am besten vor? Und was
hält Existenzgründer davon ab, in Ihre Firma
zu investieren?
Für Unternehmer ist es nicht leicht, den richtigen
Zeitpunkt zu finden, um aus der Firma auszuscheiden.
Doch irgendwann kann oder will
man nicht mehr. Wer dann unter Zeitdruck handelt,
findet möglicherweise nicht den richtigen
Nachfolger. Das schadet der Firma und der
Belegschaft. Sinnvoll ist es darum, sich so früh
wie möglich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Experten raten dazu, mindestens drei
Jahre einzuplanen. Die Sparkassenberater helfen
Ihnen weiter, aber auch die Industrie- und
Handelskammer (IHK) ist eine Anlaufstelle.
Der Dachverband der Industrie- und Handelskammern
ging in seinem Unternehmensnachfolgereport
vor einiger Zeit der Frage nach, wo
Sparkasse Ulm.
Foto: Martin Duckek
die größten Hemmnisse liegen. Ein Problem ist
die Finanzierung: Nachwuchsunternehmen
benötigen im Regelfall einen hohen Kredit,
wenn sie eine Firma übernehmen wollen. Sie
haben jedoch häufig nur geringe Sicherheiten.
Ein weiteres Hindernis sei die Erbschaftsteuer.
Die Diskussion darum verunsichert den Mittelstand.
Ein weiteres Problem bei Unternehmensübergaben:
Nicht jede kann von langer Hand geplant
werden. Denn auch Unternehmer können
einen Unfall haben oder plötzlich krank werden.
Für diesen Fall ist es wichtig, dass der Unternehmer
einen Vertreter bestimmt hat, dass
sein Wissen in der Firma zentral gespeichert ist
und dass es Vollmachten für den Notfall gibt.
Haben Sie Fragen zum Thema? Ihr Sparkassenberater
hilft Ihnen weiter: 0731 101-0
Kontakt
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27
[spezial] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
2
1
Unternehmerfamilien, in denen sich die Familienmitglieder
in noch mehr Rollen auf
verschiedenen Ebenen begegneten, sei das
erst recht möglich. „Unternehmerfamilien
sind besonders, daraus entwickelt sich Konfliktpotenzial,
doch man kann aktiv dagegen
etwas tun“, sagt Buck. Streit sei in Familienunternehmen
der größte Wertvernichter.
3
4
Vorträge. Nicola Buck und Ferdinand Hirmer
hatten die Zuhörer sensibilisiert, was in der
Kommunikation in Unternehmerfamilien
schief laufen kann. Sie ernteten häufig Zustimmung
durch Kopfnicken, weil sich die
Zuhörer in den geschilderten Situationen wiedererkannten.
„Konflikte kommen in jeder
Familie vor“, betonten Buck und Hirmer. In
DIE TÜCKEN BEIM ZUGEWINN
Auch der Neu-Ulmer Notar Christian Winkler
sensibilisierte die Zuhörer und räumte in einem
spannenden wie unterhaltsamen Vortrag
mit manchen irrtümlichen Einschätzungen
auf. „Eine gute Unternehmensnachfolge
ist eine der größten unternehmerischen Herausforderungen.“
Ein häufig unterschätzter
Störfaktor sei der Pflichtteilsanspruch. Anspruchsberechtigt
seien Kinder und der Ehegatte,
Enkelkinder, wenn Vater bzw. Mutter
nicht mehr lebten, und Eltern, wenn der Unternehmer
oder die Unternehmerin keine
Kinder habe. Geschwister hätten dagegen keinen
Anspruch.
Ebenfalls sei vielen nicht bewusst, dass der
Zugewinnsausgleich auch bestehe, wenn die
Ehe durch den Tod eines Partners ende. Daher
müsse dieser in Bezug auf die Firma im
Ehevertrag im Falle der Beendigung der Ehe
durch Scheidung und Tod ausgeschlossen
werden. Ansonsten sei der Fortbestand des
Unternehmens unter Umständen massiv
gefährdet.
Wer den Pflichtteil zu Lebzeiten durch
Geld-Schenkungen verringern wolle, müsse
vorab deren Anrechnung auf den Pflichtteil
schriftlich mit dem Beschenkten vereinbaren,
erläuterte Winkler. Die beste
Variante ist aus seiner Sicht, weichende Erben
für den Pflichtteilsverzicht zu entschädigen,
wobei er eine Schenkung von Privatvermögen
als Gegenleistung für die eleganteste Lö-
28
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[spezial]
6
5
sung hält. Weil dies aber nicht immer möglich
sei, komme eine Beteiligung als
Gesellschafter am Unternehmen oder eine
Beteiligung am Gewinn, zum Beispiel über
eine stille Gesellschaft, in Betracht. Winkler
ließ keinen Zweifel daran, wie komplex das
Thema Unternehmensnachfolge sei. Umso
wichtiger sei es, sich frühzeitig damit zu beschäftigen.
[!] ALEXANDER BÖGELEIN
Bild 1: Karin Welz von der Personalberatung Eleven mit Volker Schurr (re.) und Robert Zell von QMS.
Bild 2: Claudia und Uwe Wiedenmann vom gleichnamigen Hersteller von Gartengeräten in Rammingen.
Bild 3: Sportfachhändler und Vorsitzender des Vereins Ulmer City Marketing Mike Klamser mit
Sohn Tim. Bild 4: SWP-Verlagsleiter Andreas Simmet (li.) im Gespräch mit Rechtsanwalt Armin
Weidt, der auch dem Vorstand des Marketing-Clubs Ulm angehört, und SWP-Chefredakteur Ulrich Becker.
Bild 5: Vergnügliche Pause vor dem Beginn der Veranstaltung: (von links) die Coaches Ferdinand
Hirmer und Nicola Buck, Redaktionsleiter Alexander Bögelein, Notar Chrstian Winkler sowie der Organisator
des Abends und Teamleiter der SWP-Sonderpublikationen: Tobias Lehmann. Bild 6: Charmanter
Service vom Caterer Fleur de Cuisine.
Fotos: Matthias Kessler
29
Jürgen Fey ist Co-Geschäftsführer der Firma Fey
Messe & Objektdesign GmbH & Co. KG. Gemeinsam
mit seinem Bruder Horst leitet er die Ulmer
Ideenschmiede.
Foto: Marc Hörger
30
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[machen]
Mit Wagemut gegen
den kreativen Stillstand
Mit Farbe, Form und innovativen Konzepten setzt das Unternehmen Fey aus
Ulm seine Kunden auf Messen in Szene. Der lang anhaltende Aufschwung der
Wirtschaft wird zur Bremse für Ideen, sagt Geschäftsführer Jürgen Fey.
Jürgen Fey ist Experte in Sachen Messeauftritte
und hat schon viele Trends
kommen und gehen sehen. Meist kam
der Wandel eher schleichend daher. Als er vor
33 Jahren damit begann, sich beruflich mit
dem Messebau zu beschäftigen, gaben die
Kunden eine Losung aus, die sich vielfach
ziemlich nach „quadratisch, praktisch, gut“
anhörte. Viele von ihnen, in überwiegender
Zahl Mittelständler, zeigten sich noch zufrieden,
wenn ihre Produkte auf ordentliche Weise
präsentiert wurden. Auf das Drumherum
kam es weniger an.
Dann stiegen die Ansprüche. Auch Mittelständler
entdeckten vermehrt den Stellenwert
von Markenbildung, die Notwendigkeit
einer firmenspezifischen Corporate Identity
und welche Bedeutung die Inszenierung ihrer
Firma auf einer Messe hat.
WIE TICKT EINE FIRMA?
Fey musste sich nun stärker damit beschäftigen,
„wie eine Firma tickt, vor allem natürlich
ihr Chef“, um eine adäquate Lösung zu finden.
Damit rückt die Präsentation der Produkte ein
Stück weit nach hinten. Stattdessen bekommt
die Kommunikation darüber einen höheren
Stellenwert und speziell die Vermittlung des
Images, dem sich die Firma verschrieben hat.
Die Aufgaben sind anspruchsvoller geworden,
vor allem dann, wenn die Produkte selbst
wenig spektakulär sind und sich über die Jahre
mitunter kaum verändert haben. Was also
tun, wenn sich in der Jetzt-Zeit Angebote und
Leistungen kaum wandeln? „Sich als ein bereits
nach Übermorgen blickender Hersteller
zu erkennen geben.“ Soll ein Messestand solche
Signale aussenden, gibt es vor allem eine
Voraussetzung: Der Auftraggeber müsse mitziehen
und er dürfte besagte Signale nicht als
zu vernachlässigende Größe betrachten. Dieser
Fall ist so etwas wie die Lieblingskonstellation
Feys. „Man muss das Vertrauen seiner
Kunden gewinnen“, lautet sein Credo. Schon
weil es sein eigener Ehrgeiz gebietet, immer
wieder Neuland zu betreten. „Dazu braucht es
natürlich Kunden, die bereit sind, ein kalkuliertes
Risiko einzugehen.“
Der Ulmer Unterehmer fühlt sich den Kreativen
zugehörig. Denn die Verwaltung des Immergleichen
bedeute auch für ihn ganz persönlich
Stillstand. Heute, nach annähernd
zehn Jahren ungebrochenen wirtschaftlichen
Aufschwungs in Deutschland, vermisst er in
der Wirtschaft mitunter den Wagemut von
damals. Selbst die Marketing-Leute seien risikoscheuer
geworden. Warum dem so ist? „Machen
Sie mal jemandem klar, dass er etwas
ändern soll, wenn er mit dem Bisherigen gerade
großen Erfolg hat.“
An Warnungen fehlt es derzeit nicht. Andauernder
Erfolg mache träge. Auch Fey äußert
sein Unbehagen. Vielleicht einige Jahre könne
das so noch gut gehen. Das Nachdenken
über das Übermorgen mit Kunden erfordere
von ihm derzeit eine höhere Überzeugungskraft,
räumt der Messespezialist unumwunden
ein. Emotion müsse ein Stand ermitteln,
sich aber eines auftrumpfenden Gehabes entsagen.
Erzeuge er lediglich ein gleichförmiges
Rauschen, überzeuge er ebenso wenig wie
wenn er den Betrachter mit Botschaften zudröhne
– Fey kennt die Fallstricke alle.
MESSE ALS FINGERABDRUCK
Gemäß seinem Ideal hinterlässt ein guter
Messeauftritt den Fingerabdruck eines Unternehmens.
Um eine nachhaltige Wirkung zu
erzielen, sind laut Feys Philosophie zwei Voraussetzungen
zu erfüllen. Ein Stand müsse
möglichst markant sein, um lange im Gedächtnis
der Besucher haften zu bleiben. Und
31
[machen] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Ein Hingucker: Der von der Firma Fey entwickelte Messestand für den Werkzeughersteller Groz-Beckert aus Albstadt.
ein Stand sei „Büro und Kommunikationsplattform“
gleichermaßen. Alle müssten sich
darin und damit wohl fühlen, die Kunden
ebenso wie diejenigen, die ihn betreuen. Ob
ein Stand Langweile verströme oder die Dynamik
eines Unternehmens unterstreicht, hat
Fey zufolge eben unmittelbare Auswirkungen
auf die Motivation des Teams auf den Messen.
ALLEN UNKENRUFEN ZUM TROTZ
Gute Zeiten, schlechte Zeiten? Bei der Fey
Messe & Objektdesign GmbH & Co. KG in
Ulm sind gerade völlig normale Zeiten. Entgegen
so manchen Unkenrufen seien Messeauftritte
trotz fortschreitender Digitalisierung
noch längst nicht überholt. Die Gespräche
„face-to-face“ und der direkte optische und
haptische Eindruck seien eben durch keinen
noch so guten Internet-Auftritt zu ersetzen,
zumal wenn es um die Eroberung neuer Märkte
im Ausland gehe. „Wenn Sie in China was
verkaufen wollen, dann müssen Sie das schon
dort leibhaftig vorzeigen“, sagt Fey.
1984 ist er bei dem ein Jahr zuvor von seinem
Bruder Horst und einem kleinen Team gegründeten
Unternehmen dazu gestoßen, seit
dem Jahr 2006 teilen sich die beiden Brüder
die Geschäftsführung.
Fey Messe & Objektdesign bespielt mehrere
Geschäftsbereiche, neben dem Messebau
auch den Ladenbau, die Einrichtung von Objekten
und den Handel mit hochwertigen Designer-Möbeln.
Am Firmensitz in Jungingen
sind alle unter einem Dach: Architekten, Designer,
Projektleiter, Schreiner und Metaller
sowie Lageristen. Auf 8.000 Quadratmetern
sind Messestände im Rohzustand ebenso eingelagert
wie das Zubehör, vom Teppich bis zur
Einsatz bei 160
Fachmessen jährlich
Die Fey Messe & Objektdesign GmbH
& Co. KG beschäftigt am Firmensitz in
Ulm-Jungingen 40 Mitarbeiter. Diese
erwirtschaften einen Jahresumsatz im
niedrigen zweistelligen Millionenbereich.
Dazu kommen noch rund 120
Auftragnehmer, auf die im Bedarfsfall
beim Auf- und Abbau vor Ort zurückgegriffen
werden kann. In Ländern wie Indien,
China, Brasilien und den USA
kann Fey auf die Unterstützung seiner
Partner vor Ort zählen.
THV
Kaffeetasse. Die Vermietung stellt den größten
Geschäftsbereich der Firma dar. [!]
THOMAS VOGEL
32
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[namen & nachrichten]
Mayser schafft
es bis
ins Finale
Ravensburg
investiert am
Firmensitz
Einen Achtungserfolg hat das
Ulmer Unternehmen Mayser
beim „Großen Preis des Mittelstands“
erreicht. Der Spezialist
für Sicherheitsetchnik wurde
mit vier weiteren weiteren Betrieben
als Finalist für Baden-
Württemberg nominiert. Die
Jury bewertet neben der Gesamtentwicklung,
der Schaffung
und Sicherung von Arbeitsplätzen
auch die Themen
Modernisierung, Innovation
und das Engagement in der Region.
Besonders erwähnenswert
fand sie den schrittweisen Umbau
des Betriebs von der reinen
Hutmacherei zum Spezialisten
für Sicherheits- und Schaumstofftechnik.
Mit rund 800 Mitarbeitern
an fünf Standorten erwirtschaftete
Mayser im Jahr
2016 einen Umsatz von rund 76
Millionen Euro.
Teva baut in
Ulm an der
Biotech-Zukunft
Die israelische Ratiopharm-
Mutter Teva ist wegen der Übernahme
des Generika-Geschäfts
des Konkurrenten Actavis hoch
verschuldet, der Aktienkurs ist
im Keller. Derweil baut die Teva
Spende für Schuler-Fonds
Der Fonds des Pressenbauers Schuler ist 50 Jahre alt. Robert
Schuler-Voith, Sohn des Fonds-Gründers, hatte bereits 2013 das
Stiftungskapital um 1 Million Euro aufgestockt. Zum 50. Bestehen
spendeten er und die Schuler AG jeweils 250.000 Euro.
Unser Biild zeigt (von li.): Schuler-Chef Stefan Klebert, Robert
Voith-Schuler sowie den Stiftungsvorstand Norbert Broger.
Deutschland GmbH in Ulm an
der Zukunft. Die Grundsteinlegung
der 500 Millionen Euro
teuren Biotech-Anlage bezeichnet
Teva-Deutschlandchef
Christoph Stoller als Anfang eines
neues Kapitels. „Das ist mit
die größte Teva-Investition“,
sagte Biotech-Chef Hermann
Allgaier. Mehr als die Hälfte der
Investitionssumme sei für das
Innenleben des Gebäudes mit
Bioreaktoren und Reinräumen
veranschlagt. Der Bau soll bis
2019 fertig sein, 2020 soll die
Wirkstoffproduktion starten.
Der Kinderbuch- und Spieleverlag
Ravensburger will weiter an
seinem Stammsitz investieren.
Die Ausgaben dafür sollten in
den nächsten Jahren relativ
hoch gehalten werden, sagt Vorstandschef
Clemens Maier, ohne
Zahlen zu nennen: „Wir sind
bereit zu investieren – auch zu
Lasten des Ergebnisses.“ 2016
waren 22 Millionen Euro vor allem
in den Ausbau der beiden
Produktionsstandorte am
Stammsitz und und im tschechischen
Policka geflossen.
Exodus auf Raten
bei Alno in
Pfullendorf
Mit dem insolventen Küchenbauer
Alno geht es rapide bergab.
Beschäftigte das Pfullendorfer
Unternehmen 2015 noch
2100 Küchenbauer, so waren es
im September dieses Jahres
noch 1300, einen Monat später
waren es 600. Vor kurzem stellte
Insolvenzverwalter Martin
Hörmann 400 Mitarbeiter frei,
Damit verbleiben 170 Mitarbeiter.
Die sollen Hörmann bei Investorengesprächen
unterstützen
oder „insolvenzspezifische
Aufgaben“ übernehmen. [!]
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33
Sonderveröffentlichung
Maßgeschneidert mit echten Einblicken
Die Nachwuchskräfte von morgen informieren sich völlig anders über freie Ausbildungsplätze als noch vor
einigen Jahren, sagt Bernd Pötter von der SÜDWEST PRESSE. Ein neues Angebot setzt genau hier an.
Bundesweit 548.000 Bewerber auf 550.000
gemeldete Berufsausbildungsstellen. Die aktuelle
Statistik der Bundesagentur für Arbeit
zeigt es deutlich: Vorbei sind die Zeiten, in
denen auf einen Ausbildungsplatz quasi
selbstverständlich eine Vielzahl an geeigneten
Bewerbungen einging. „Das Blatt hat sich
gewendet“, bestätigt Online Marketing-Experte
Bernd Pötter von der SÜDWEST PRES-
SE-Tochter NPG digital. „Heute müssen sich
die Unternehmen zunehmend bei den Auszubildenden
bewerben.“ Mit ein paar Flyern und
einem Plakat im Schaufenster in Kombination
mit einer Stellenanzeige wie noch vor einigen
Jahren ist es dabei nicht mehr getan. „Die
Ausbildungsplatzsuche verlagert sich zunehmend
ins Netz“, sagt Pötter. Für Betriebe, die
das erkennen, bietet das World Wide Web eine
große Palette an Möglichkeiten, junge
Menschen anzusprechen. Mit ihrem neuen
Azubi-Portal „Next Step“ liefert die SÜD-
WEST PRESSE den Unternehmern im Südwesten
ab sofort ein umfassendes Angebot
mit maßgeschneiderten und zielgruppenorientierten
Lösungen. Herzstück der Seite sind
die durch die NPG digital professionell produzierten
Videos, die Firmen und Ausbildungsstellen
hautnah vorstellen – am Beispiel aktueller
Auszubildender, die zeigen und
erzählen, worauf es in ihrem Job ankommt.
WERBUNG AUF ALLEN KANÄLEN
Mit diesen „echten Einblicken in den Azubi-
Alltag“ will Pötter den Schülern ein genaues
Bild davon vermitteln, was sie im jeweiligen
Unternehmen erwartet. Auf Wunsch sind zusätzlich
Anzeigen auf swp.de sowie Werbekampagnen
auf den Facebook- und Instagram-Auftritten
der SÜDWEST PRESSE
buchbar. Eine Anzeige in der Zeitung rundet
die Stellenausschreibung ab. „Wir bieten unseren
Kunden ein Komplett-Paket mit Rundum-Service,
das Schüler und Eltern – die bei
der Ausbildungsplatzsuche nicht zu unterschätzen
sind – gleichermaßen erreicht“,
sagt Katharina Blank. Mit einer zielgruppengenauen
Ansprache auf allen Kanälen könnten
sich Firmen als attraktive Arbeitgeber
präsentieren und Auszubildende finden, die
wirklich zu ihnen passen: „Wer über Next
Step kommt, ist bestens darüber informiert,
was ihn im Betrieb erwartet“. Dabei lohne
sich die Investition nicht nur für die „Großen“:
„Gerade kleine Betriebe müssen für Schüler
sichtbarer werden“, meint Pötter.
FÜR DIE EIGENE REGION
Eine Aussage, die Lena Stapp nur unterstreichen
kann. Die 22-Jährige aus dem Odenwald-Kreis
absolviert derzeit eine Ausbildung
zur Medienkauffrau und Assistentin für Medienwirtschaft
bei der SÜDWEST PRESSE Media
Service GmbH. Ihren Ausbildungsplatz in
Ulm hat sie online gefunden, musste dafür
allerdings von Hessen nach Baden-Württemberg
umziehen. „Vielleicht hätte es auch in
meiner Region einen tollen Betrieb gegeben,
der eine Ausbildung anbietet, die zu mir
passt“, sagt sie. Über Google-Suchen und Recherchen
auf bundesweiten Portalen habe
sie jedoch nichts Entsprechendes entdecken
können. Ein regionales Azubiportal findet sie
Das Azubi-Portal „Next Step“ zeigt auf einen
Blick, was es in der Region gibt.
34
Sonderveröffentlichung
deshalb gut: „So
sehe ich, was es
konkret in meiner
Region gibt.“ Auch
Stellen und Berufsfelder,
die man
selbst noch gar
nicht auf dem
Schirm habe.
Stapps Azubi-Kollegin
Lea Rose-
Online-Marketing-
Experte Bernd Pötter nauer aus Göppingen
sieht das
ebenso. „Mit einem regionalen Portal hat
man sofort einen guten Überblick.“ Ihren eigenen
Ausbildungsplatz hat sie nach ausgiebiger
Recherche auf bundesweiten Online-
Portalen am Ende „ganz klassisch“ gefunden:
über eine gedruckte Zeitungsanzeige.
Im Sommer 2018 soll Next Step offiziell starten.
In vier Paketen bietet das Ausbildungsportal
den Unternehmern im Südwesten aber
schon jetzt maßgeschneiderte Lösungen für
den eigenen Betrieb: Je nach Buchung werden
bis zu vier Ausbildungsstellen in eigens
produzierten Videos vorgestellt.
MEHRERE FIRMEN IM BOOT
Um einen reibungslosen Produktionsablauf
zu gewährleisten, findet ein Vorgespräch
statt; der Dreh selbst dauert rund zwei Stunden
pro Video. Die Präsentation und Vermarktung
der Inhalte auf swp.de, Facebook,
Instagram und in der Tageszeitung kann optional
dazu gebucht werden. Bereits heute sind
mehrere Firmen aus dem Südwesten vertreten.
In den kommenden Wochen und Monaten
liegt der Fokus der NPG digital darauf, das
Portal bekannt zu machen. „Durch das
Presse haus im Hintergrund haben wir die
Möglichkeit, Next Step intensiv zu bewerben“,
sagt Bernd Pötter. Mit 13 Tageszeitungen
deckt die SÜDWEST PRESSE rund ein
Drittel der Fläche Baden-Württembergs ab;
über swp.de erreicht sie zusätzlich rund 1,5
Millionen Menschen.
Warum Werbung
wichtig ist
„Keine geeigneten Bewerbungen“. In
etwa 70 Prozent der Fälle war dies in
den vergangenen drei Jahren der
Grund dafür, dass Ausbildungsplätze
nicht besetzt werden konnten. Für
rund ein Viertel der ausgeschriebenen
Azubi-Stellen gingen gar keine Bewerbungen
ein. Das zeigt eine Umfrage
des Deutschen Industrie- und Handelskammertags
DIHK unter 10.561 befragten
Unternehmern aus dem Bundesgebiet.
Dabei waren Mehrfachnennungen
möglich. Fast ein Drittel der befragten
Firmen konnte im laufenden Jahr nicht
alle freien Ausbildungsplätze besetzen.
In rund einem Fünftel der Fälle traten
die Bewerber ihre Stelle nicht an. In 17
Prozent lösten die Auszubildenden den
Vertrag nach Beginn der Ausbildung
auf, in 13 Prozent zogen die Betriebe
die Reißleine.
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[aus den hochschulen] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Zeppelin-Uni
startet
Gründerzentrum
Vier lokale Start-ups ziehen ins
neue Gründerzentrum der Zeppelin
Universität (ZU) in Friedrichshafen
ein – darunter auch
das zweiköpfige Tirensa-Team.
Mit dem „Pioneer Port“ sollen
zukünftig die vielfältigen Aktivitäten
der ZU in Forschung,
Lehre und Praxis auf dem Gebiet
der Unternehmensgründung
gebündelt werden. Tirensa
bringt seit knapp einem Jahr
auf seiner Plattform Anbieter
und Käufer von Kompletträdern,
Reifen oder Felgen zusammen.
Mithilfe des Gründerzentrums
will das Studententeam
das Konzept nun weiterentwickeln.
Kontakt: Rainer Böhme,
rainer.boehme@zu.de
Handbuch für
Kongressmanager
herausgegeben
Jahrzehntelang kam Fachwissen
über Kongress-, Tagungsund
Konferenzmanagement
nur aus der Praxis. Heute ist es
eine wissenschaftliche Disziplin:
Claus Bühnert und Stefan
Luppold von der DHBW Ravensburg
geben in ihrem neuen
„Praxishandbuch Kongress-, Tagungs-
und Konferenzmanagement“
auf 800 Seiten Tipps anhand
von Praxisbeispielen. Als
Grundlagenwerk soll das Buch
helfen, Erfolge zu sichern und
aus Fehlern zu lernen.
Recherchenetz
gewinnt
Medienpreis
Zum achten Mal hat die HfWU
Nürtingen-Geislingen im November
den Medienpreis des
Studiengangs Energie- und Ressourcenmanagement
verliehen.
Mit Pioniergeist auf die Rennstrecke
Das Team der Hochschule Ravensburg-Weingarten
hat sich für die kommende Saison ein
hohes Ziel gesetzt: Die Studenten wollen 2018
mit zwei Fahrzeugen am internationalen Konstrukteurswettbewerb
Formula Student Germany
am Hockenheimring teilnehmen. Einer der
Mit der Ausschreibung will die
Hochschule Medien, Öffentlichkeit
und Unternehmen für
nachhaltiges Wirtschaften und
nachhaltigen Konsum sensibilisieren.
Einer der Preise ging an
Correctiv, das erste gemeinnützige
Recherchezentrum im
deutschsprachigen Raum. Der
Journalistenverbund recherchiert
zu Themen, die sonst wenig
Beachtung finden.
Viele Manager
wollen Qualität
nicht verbessern
Zwei Drittel der Manager in
deutschen Unternehmen haben
weder das notwendige Knowhow
noch den Willen, um die
Produkt- und Prozessqualität
ihres Unternehmens voranzutreiben.
Zu diesem Ergebnis
kommt die aktuelle Studie
„Qualitätsbewusstsein als Wettbewerbsfaktor“
der Hochschule
Esslingen. Die Hälfte der befragten
Führungskräfte gibt demnach
an, dass es in ihren Unternehmen
kein einheitliches
Verständnis von Qualität gibt.
An der Studie nahmen mehr als
200 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen
unterschiedlicher
Größe teil.
Kontakt: Dietmar Vahs,
Dietmar.Vahs@hs-esslingen.de
Bestnote für
Campus
Göppingen
Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
der Hochschule
Esslingen hat beim jüngst veröffentlichten
CHE-Ranking
sehr gute Ergebnisse erzielt: In
vier Kategorien verleihen Studierende
dem in Göppingen angesiedelten
Studiengang Bestnoten:
Beim Lehrangebot, der
Rennwagen soll vollständig autonom fahren.
Eine Unterstützung durch GPS-Daten ist dabei
nicht erlaubt, das Auto muss seine Umgebung
selbstständig erkennen.
Kontakt: Christoph Oldenkotte,
christoph.oldenkotte@hs-weingarten.de
Ausstattung, der internationalen
Ausrichtung und dem Kontakt
zur Berufspraxis. Das CHE-
Ranking umfasst mehr als 300
deutsche Hochschulen und
Universitäten.
Weiterbildungen
der HS Kempten
stark nachgefragt
Der Bedarf an qualifizierten
Mitarbeitern mit Spezialwissen
steigt. Entsprechend gut ist die
Auslastung der berufsbegleitenden
Zertifikatskurse der Hochschule
Kempten: Zwei von drei
Kursen starteten im Oktober
mit maximaler Teilnehmerzahl.
Die Hochschule bietet Business
Coaching, Technik für Betriebswirte
und Sozialmanagement
in Wochenendblöcken an.
Mehr unter http://www.hochschule-kempten.de/weiterbildung.
[!]
GYS
36
WE ARE ONE
SO FUNKTIONIERT
TEAMWORK!
In unserem Netzwerk befi nden sich mehr als 250 Partner aus den unterschiedlichsten Branchen
der Region Ulm/Neu-Ulm. Zahlreiche Partner-Netzwerkveranstaltungen bieten die Möglichkeit,
aktiv Beziehungen zu knüpfen und zu pfl egen.
Unsere seit über 130 Spielen in Folge mit 6.200 Zuschauern ausverkauften Heimspiele und unsere
starke regionale und nationale Medienpräsenz bieten eine optimale Plattform, um die eigene
Marke auf regionaler und nationaler Ebene mit hohem Wirkungsgrad zu präsentieren und zu
emotionalisieren.
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Telefon: 0731-159 29 99 29
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[spezial] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Sechzig!
unternehmen [!] feiert Geburtstag. In 60 Ausgaben haben wir über Trends, Tatsachen und Tatendrang berichtet.
Stets im Mittelpunkt: die Menschen, die der Region und damit auch unserem Magazin ein Gesicht verleihen.
Ein Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, der viel über die Denkweise von Unternehmern verrät.
Die Kunsthalle Weishaupt eröffnete im November 2017. In der ersten
Ausgabe von unternehmen [!] berichtete Siegfried Weishaupt auch über
seine Sammelleidenschaft.
Foto: Christoph Seeberger
38
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[spezial]
Mit dem Titel „Glück ist, etwas Neues zu entdecken“ ging das
Wirtschaftsmagazin unternehmen [!] am 30. November
2007 nach nur drei Wochen Konzeptions- und Produktionsphase
mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren an
den Start. Das Zitat stammt von Siegfried Weishaupt. Mit dem Unternehmer
führten der damalige Chefredakteur der Südwest Presse,
Hansjörg Wiedenhaus, und der damalige Leiter des SWP-Wirtschaftsressorts,
Siegfried Bauer, das erste Titelgespräch. Weishaupt antwortete
auf die Frage „Wann empfinden Sie Glück“ mit den Worten: „Geschäftlich
bedeutet es für mich, wenn die getroffenen Entscheidungen
sich als richtig erwiesen, wenn sich das Unternehmen erfolgreich
entwickelt. Bei der Kunst kommt vielleicht ein anderer Aspekt dazu:
Wenn man etwas Neues entdeckt.“ Der Geschäftsführer der Max Weishaupt
GmbH (Schwendi/Kreis Biberach), einem führenden Heiz- und
Energietechnik-Spezialisten, muss es wissen, schließlich kann der leidenschaftliche
Sammler in diesem Jahr mit seiner Kunsthalle in Ulms
Neuer Mitte ebenfalls zehnjähriges Jubiläum feiern.
WAS UNTERNEHMER GLÜCKLICH MACHT
Die Leserinnen und Leser erwartete jedoch in der Tat viel Neues. Denn
unternehmen[!], das sich auf Portraits von bekannten und weniger bekannten
Unternehmern und Firmen spezialisiert hat, betrachtete sich
von Anfang an als Spiegelbild der regionalen Wirtschaftsregion. Dokumentiert
wurden und werden die Entwicklungen und jeweiligen
Trends der unterschiedlichen Branchen auch
durch die über 60 Titelinterviews.
Mit
brachialer
Gewalt
geht nichts.
Erinnert sei deshalb an dieser Stelle auch an den
2013 verstorbenen Erwin Hymer. Der legendäre
Gründer und Chef des Caravan- und Reisemobilherstellers
in Bad Waldsee verriet in der zweiten
Ausgabe das Geheimnis seines Erfolgs: „Sie brauchen
nur die richtigen Leute und das richtige Produkt,
dann ist alles klar. Mit brachialer Gewalt geht Erwin Hymer
da gar nichts, man muss auch bei ganz schwierigen
Situationen und notwendigen harten Maßnahmen
einen Konsens finden.“
So sieht das auch Dr. H. Werner Utz. Von jenen Ulmer Unternehmen,
die in den 90er-Jahren an die Börse gegangen sind, erscheint die Uzin
Utz AG heute noch als einziges auf dem Kurszettel. Der Firmenchef
Unternehmer mit Kunstsinn: Siegfried Weishaupt.
bereute 2008 im Titelgespräch den Börsengang nicht: „Mir war klar:
Wenn wir an die Börse gehen, dann ist das kein Spiel für ein paar Jahre.
Wenn, dann machen wir es richtig.“ Utz machte im Gespräch deutlich,
wie man gegen fast übermächtige Wettbewerber nicht nur bestehen,
sondern wachsen kann: „Vor allem durch Spezialisierung.
Die anderen stellen nur Produkte her, wir
wollen aber anwendungstechnische Systemlösungen
für unsere Kunden erarbeiten. Zwischenzeitlich
haben wir eine sehr große Bekanntheit als absoluter
Spezialist für das Thema Boden erreicht.
Wenn man so eine Positionierung aufgebaut hat,
bedeutet das trotz unserer schnelllebigen Zeit einige
Jahre Vorsprung am Markt.“
MIT VOLLER WUCHT GETROFFEN
Gut, wer solch ein Polster vorweisen konnte, denn 2007 und damit etwa
zeitgleich zum Startschuss des Magazins zog die Finanz- und Wirtschaftskrise
mit voller Wucht durchs Land und traf vor allem Automobilhersteller,
deren Zulieferer und Händler. Im Gespräch mit
w Baugrunduntersuchung
w Boden und Grundwasser
w Geothermische Nutzung
w Altlastengutachten
w Entsorgungsplanung
GeoBüro Ulm GmbH | Magirus-Deutz-Str. 9 | 89077 Ulm | Tel: 0731· 960 077 0 | post@geoulm.de | www.geoulm.de
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[spezial] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Die Schlecker-Pleite bescherte dem Neu-Ulmer Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz (im Bild mit Meike Schlecker) 50.000 Mediennennungen.
unternehmen [!] gab Insolvenzverwalter Michael Pluta im Juni 2009
eine Einschätzung zu den Folgen ab: „Die Zahl der Arbeitslosen könnte
durchaus um zwei Millionen steigen. Das ist aber nichts Neues, wir
erleben immer wieder solche Zyklen von sieben bis zehn Jahren. Nach
jedem Auf kommt wieder ein Ab. Neu an der jetzigen Krise ist aber,
dass sie weltweit gleichzeitig ausgebrochen ist.“
STREIT IN DER FAMILIE IST EIN SARGNAGEL
Auf die Frage, was denn die Kardinalfehler seien, die zur Insolvenz führen,
antwortete der Rechtsanwalt: „Streit in der Firma beziehungsweise
in den Eigentümerfamilien ist sicher ein Sargnagel. Nehmen wir das
Beispiel Märklin, da waren 23 Familienmitglieder aus drei Familiensträngen.
Die hatten sich nicht so gut vertragen
und deshalb auch drei Geschäftsführer bestellt,
Man darf
sich nicht
so wichtig
nehmen.
damit jedes Interessenlager gleichermaßen vertreten
war. Das führte zu einem Stellvertreterkrieg in
der Geschäftsführung.“ Dazu kam es bei der Ehinger
Drogeriemarkt-Kette Schlecker nicht. Dennoch
rutschte das Unternehmen in die Pleite. Tausende
von Arbeitsplätzen gingen verloren. Insolvenzverwalter
Arndt Geiwitz übernahm den Fall und wurde
dadurch über Nacht in ganz Deutschland bekannt.
Im Gespräch mit unternehmen [!] schilderte
er, wann er das Ausmaß der Krise bei Schlecker erahnt habe: „Nachdem
wir uns intensiv mit der Branche auseinandergesetzt hatten, war
nach etwa zwei Wochen klar, dass es mit Schleckers Geschäftsmodell
in dieser Form nichts mehr wird. Es wäre besser gewesen, nach dem
Arndt Geiwitz
Vorbild des japanischen Mischkonzerns 7-Eleven auf Lebensmittelnahversorgung
zu setzen und den Nahversorger vor Ort mit Öffnungszeiten
ähnlich wie Tankstellen zu schaffen.“
Welche Erfahrungen und welche Lehren zog er aus dem Fall Schlecker
für sich ganz persönlich? Arndt Geiwitz: „Sie werden erstaunt sein: Ich
nehme überwiegend Positives mit. Allen voran bin ich von den betroffenen
Mitarbeitern bei Schlecker immer sehr fair und oftmals sogar
sehr herzlich behandelt worden, obwohl ich der Verkünder der
schlechten Nachrichten war. Auch habe ich den Umgang mit den Medien
mit über 50.000 Mediennennungen gelernt und bin nicht enttäuscht
worden. Schließlich musste ich befürchten, bei einer Schließung
wochenlang medial angegriffen zu werden, was nicht passiert
ist. Und ich habe gelernt, die Erwartungen an die
Politik nicht zu hoch zu setzen. Alleine schon deshalb,
weil EU-rechtlich Unterstützungen nur in
den seltensten Fällen überhaupt möglich sind.“
Doch der Insolvenzverwalter kümmert sich auch
um weniger große Fälle: „Man darf sich nicht so
wichtig nehmen. Ich mache auch kleine Verbraucherinsolvenzen,
also auch einen kleinen Selbstständigen
mit einem Lkw oder einem Imbiss. Sie
können nicht nur 100-Millionen-Projekte machen.
Die großen spannenden Fälle, die kleinen oftmals
„mühsamen“ Fälle, das multidisziplinäre Beraten in vielen Branchen,
die Dienstleistungsphilosophie und das unternehmerische Denken:
Das alles gehört bei uns dazu. Jeder in unserer Kanzlei macht auch
kleine Sachen. Weil das wichtig ist und den Charakter bildet.“
40
Ford Lease Gewerbe-Offensive
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung):
Ford Mondeo: 4,3 (innerorts), 3,5 (außerorts), 3,8 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 99 g/km (kombiniert).
Ford S-MAX: 5,6 (innerorts), 4,6 (außerorts), 5,0 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 129 g/km (kombiniert).
Schwabengarage GmbH, Otto-Renner-Straße 2, 89231 Neu-Ulm, Telefon (07 31) 1 62-0
www.schwabengarage-ulm.de · Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe Deutschland
1
Ford Lease ist ein Produkt der ALD AutoLeasing D GmbH, Nedderfeld 95, 22529 Hamburg. Angebot gilt bei Vertragsabschluss bis 31.12.2017 und nur für Gewerbekunden (ausgeschlossen sind Großkunden mit Ford
Rahmenabkommen sowie gewerbliche Sonderabnehmer wie z.B. Taxi, Fahrschulen, Behörden). 2 Das Technik-Service-Paket enthält Wartungs- und Inspektionsarbeiten sowie anfallende Verschleißreparaturen in vereinbartem
Umfang und die Kosten für HU/AU. Die HU wird von einer amtlich anerkannten Prüforganisation (z. B. TÜV, DEKRA, KÜS, GTÜ) durchgeführt. Details und Ausschlüsse zu allen Services entnehmen Sie bitte
unserer ausführlichen Produktbeschreibung. Nur erhältlich im Rahmen eines Ford Lease Vertrags. 3 Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 27,310.93 netto (€ 32.500,01 brutto), inkl. € 755,46 netto (€ 899,00
brutto) Überführungskosten. 4 Gilt für einen Ford Mondeo Turnier Business Edition 1,5-l-TDCi-Dieselmotor ECOnetic 88 kW (120 PS) (Start-Stopp-System), € 259,- netto (€ 308,21 brutto) monatliche Leasingrate,
€ 0,- netto (€ 0,00 brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung. 5 Leasingrate auf Basis eines Kaufpreises von € 28.949,58 netto (€ 34.450,00 brutto), inkl. € 755,46
netto (€ 899,00 brutto) Überführungskosten. 6 Gilt für einen Ford S-MAX Business Edition 2,0-l-TDCi-Dieselmotor 88 kW (120 PS) (Start-Stopp-System), € 269,- netto (€ 320,11 brutto) monatliche Leasingrate, € 0
netto (€ 0,00 brutto) Leasing-Sonderzahlung, bei 36 Monaten Laufzeit und 45.000 km Gesamtlaufleistung.
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[spezial] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Galt bereits zu seinen
Lebzeiten als Unternehmerlegende
und Pionier
der Fahrzeugbranche:
Erwin Hymer.
Den beweist auch Antje von Dewitz.
Die Tochter des Firmengründers
ist Geschäftsführerin des Outdoor-Spezialisten
Vaude in Tettnang
und eine von wenigen Frauen in Deutschland,
die ein Unternehmen leiten. Im Gespräch mit unternehmen
[!] sagte sie: „Die Frauenquote bei Vaude liegt
schon seit längerem bei über 60 Prozent. Extern habe ich
natürlich vor allem mit Männern zu tun. Ich habe da aber eher
das Gefühl, dass ich als Mutter von vier Kindern ein Exot bin,
der mit Neugier betrachtet wird. Ich passe in keine Schublade.
Ich bin eher der Teamspieler, weil ich auch darauf angewiesen
bin. Als ich ins Unternehmen gekommen bin, habe ich 420 Fachkräfte
vorgefunden, die alle jeweils in ihren Fachgebieten stärker
sind als ich.“
GEFAHR DURCH ÜBERNAHMEN
Im März 2013 sprach unternehmen [!] mit Manfred Oster.
Auch für den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Ulm gehörte
eine geregelte Unternehmensnachfolge zum unbedingten
Erfolg einer Firma: „Ein großes Thema ist die Zukunft von
Familienunternehmen, also des privaten Mittelstands. Wir haben
einen prächtigen Mittelstand. Die Industrie lebt davon, dass
im Mittelstand Lösungen gefunden werden, die sie fast modulartig
in ihre Produkte einbaut. Dieses Zusammenspiel funktioniert
sehr gut, sofern nicht Billigpreispolitik dominiert. Eine Gefahr ist
zudem, dass zu viele Mittelständler von Konzernen übernommen
werden oder in falsche Hände von Finanzinvestoren kommen – wo-
42
[spezial]
Antje von Dewitz setzt als Geschäftsführerin von Vaude auf Frauenpower. Beim Outdoor-Spezialisten beträgt die Frauenquote schon seit längerem 60 Prozent.
Manfred Oster sprach im März 2013 über die Zukunft der Familienunternehmen und den florierenden Mittelstand.
bei man sagen muss, dass es auch verantwortungsbewusste „Übernehmer“
gibt. Aber leider muss man auch zu oft zusehen, wie Firmen nach
solchen Prozessen fast ausbluten.“
Niedrigzinsen und Kostendruck belasten auch das Bankenwesen.
Ralph Blankenberg, Chef der Volksbank Ulm-Biberach eG philosophierte
im Mai 2015 über die Zukunft seiner Branche: „Im Bankenwesen
– wie im Übrigen auch in anderen Branchen – auf Trends einzugehen,
ist mit hohen Investitionen verbunden. Wenn Sie ein
Vertriebssystem oder ein Filialnetz auf bestimmte Aktivitäten umrüsten,
kostet das sehr viel Geld. Die Investition in unser neues Beratungszentrum
am Stammsitz hier in der Ulmer Olgastraße betrug drei Millionen
Euro. Aber das ist nur eine von fast 50 Filialen. Als Bank müssen
Sie gut überlegen, auf welche Trends Sie setzen.“
ÄLTERE MENSCHEN NICHT BESTRAFEN
Dennoch sei der Abbau von Filialen in der Kreditwirtschaft ein großes
Thema: „Das stimmt. Das anhaltend niedrige Zinsniveau hat den Kostendruck
stark erhöht. Ich habe Verständnis dafür, wenn Wettbewerber
heute darauf reagieren und Filialen schließen. Wir müssen das
glücklicherweise noch nicht. Wie das allerdings in drei, vier, fünf oder
Vertrauen Partnerschaft Leben
Logistics meets motion
Seifert Logistics GmbH
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D-89079 Ulm/Donautal
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[spezial] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Ralph Blankenberg (links), Chef der Volksbank Ulm-Biberach, erläuterte 2015, wie die Niedrigzinsen das Geschäftsmodell des Instituts belasten. Manfred Gebauer
aus Göppingen, einer der umsatzstärksten Edeka-Einzelhändler im Südwesten, verriet 2016 die Gründe für seinen Erfolg.
zehn Jahren ist, kann ich heute nicht sagen. Das Schwierige ist doch:
In ländlichen Strukturen haben Sie vor allem ältere Menschen, die auf
Filialen angewiesen sind. Die können Sie nicht bestrafen, nur weil sie
nicht mehr so mobil sind. Gleichzeitig haben Sie technikaffine Kunden,
die ihre Bankgeschäfte gerne übers Internet
machen wollen und auch nicht mehr bereit sind,
für ein Filialnetz zu bezahlen. Die Frage ist: Sind
Bankkunden generell bereit, dafür auch zu bezahlen?
Wir versuchen als regionale Bank natürlich,
möglichst allen Kunden gerecht zu werden. Das ist
herausfordernd, weil die Bandbreite der Bedürfnisse
groß ist.“
Der Handel
bietet
durchaus
Vorteile.
Manfred Gebauer
ERFOLG MIT WOHLFÜHLFAKTOR
Dies gilt in gewisser Weise auch für den Blätterwald.
Aus diesem Grund erscheint unternehmen [!] – rechtzeitig zur
50. Ausgabe im Mai 2016 – nun mit mehr als 18.000 Exemplaren und
aufgrund der großen Zustimmung zusätzlich zu den Verbreitungsgebieten
Ulm, Neu-Ulm, Alb-Donau, Biberach, Ravensburg, Oberschwaben,
Allgäu und Bodensee nun auch im Großraum Göppingen. Hier
haben Susanne Schönfelder-Kuhn, Wirtschaftsredakteurin bei der
Neuen Württembergischen Zeitung, die zum Verbund der SÜDWEST
Presse gehört, und Alexander Bögelein, der Redaktionsleiter des Magazins,
Manfred Gebauer als den umsatzstärksten Edeka-Einzelhändler
im Südwesten getroffen und nach seiner Philosophie befragt. „Die
Kunden müssen in dem Markt alles in einer guten Qualität bekommen;
keiner soll noch ein anderes Geschäft brauchen. Sie müssen gut
bedient werden, sprich: zufrieden aus dem Markt
gehen“, sagte Gebauer, der seit Jahren mit Erzeugern
der Region kooperiert, ein ausgeklügeltes
Qualitätskonzept entwickelt hat und vor allem darauf
setzt, dass sich Kunden in seinen Märkten
wohlfühlen. Auf die Frage, wie man als Lebensmittelhändler
an gute Mitarbeiter komme, antwortete
er: „Früher hatten wir bei den Auszubildenden eine
tolle Auswahl, das hat abgenommen. Wir versuchen,
unseren Fachkräftenachwuchs selbst zu ziehen.
Leider schrecken die Arbeitszeiten im Handel
viele ab. Aber der Einzelhandel bietet auch viele Vorteile: Die Branche
wird immer gebraucht und die Arbeitsplätze sind relativ sicher. Natürlich
wird sich in 20 Jahren einiges verändert haben. Vermutlich gibt es
mehr Kassen, an denen der Kunde seine Produkte scannt und bezahlt.“
Dieses Zitat spricht Bände. Doch wird es nur die vehement fortschreitende
Digitalisierung sein, die die Unternehmen in unserer Region in
Zukunft prägen wird? Viele Fragen sind offen. Viele neue Geschichten
wollen erzählt werden. Das werden wir tun. [!] STEFAN LOEFFLER
44
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[rubrik]
Alles was
fährt, läuft
besser mit
LIQUI MOLY.
Wir gratulieren
ganz herzlich zum Jubiläum!
Made in Germany seit 1957
45
[finanzieren] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Neue Wege entdecken
Die Europäische Zentralbank steht vor einem Schwenk in ihrer Zinspolitik. Das dürfte klassische Bankkredite für
Unternehmen teurer machen. Zeit für Mittelständler nachzudenken, wie sie Investitionen günstig finanzieren.
Grafik: © Crosssun / shutterstock.com
Torsten Rieckmann ist es gewohnt in
langen Zyklen zu denken. Der Chef des
Hamburger Bauunternehmens Senectus
arbeitet üblicherweise über Jahre hinweg
an der Entwicklung und der Umsetzung seiner
Objekte. Ein langfristiges Finanzierungskonzept
ist dabei für ihn wesentliche Basis für
den Erfolg. Rieckmann hat daher bei seinem
aktuellen Projekt, einem Studentenheim im
Bauvolumen von 37 Millionen Euro, vor wenigen
Wochen mit der HSH Nordbank eine
zehnjährige Anschlussfinanzierung vereinbart.
„Weil ich Zinssteigerungen erwarte“, begründet
Rieckmann seine Entscheidung. Der
Folgekredit per Termin ist zwar teurer, als
wenn das Darlehen sofort ausgezahlt würde.
Dafür hat er auf der Finanzierungseite Planungs-
und Kostensicherheit.
Mit seinen Bedenken in Sachen Zinsentwicklung
ist der Bauunternehmer nicht allein.
Beim Blick auf die Finanzplanung für das anstehende
Jahr werden sich viele Mittelständler
mit der Frage beschäftigen,
welche Richtung die Zinsen 2018
einschlagen werden. Die
Zeit der billigen Kredite,
so viel dürfte allerdings
feststehen, ist
vorbei. Denn die Europäische Zentralbank
(EZB) gerät immer mehr in Zugzwang ihre
ultra-lockere Geldpolitik zu beenden, nachdem
die US-Notenbank Fed bereits mehrfach
in diesem Jahr ihre Leitzinsen angehoben hat
und die Konjunktur nicht nur jenseits des Atlantiks,
sondern auch in Euroland zunehmend
in Fahrt kommt. Dass die EZB die
Zinszügel anziehen wird, gilt vor diesem Hintergrund
als unausweichlich. Die Frage
ist nur, wann und in welcher Höhe sie
den ersten Zinsschritt wagt. Finanzexperten
gehen davon aus, dass dies bei unverändert
guter Konjunkturentwicklung bereits
Viele Mittelständler halten Ausschau und fragen
sich: Wann kommt die Zinswende?
46
hen. „Jeder Firmenchef sollte sein Finanzierungs-Orchester
noch einmal einer Prüfung
unterziehen“, sagt Sander. Grundlage dafür ist
der in den kommenden zwölf bis 18 Monate
zu erwartende Finanzierungsbedarf. Die Fraunternehmen
[!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
in den ersten Monaten des kommenden Jahres
der Fall sein könnte. Dann werden die Geschäftsbanken
die Kreditzinsen anheben.
Experten raten Firmen, sich die günstigen Kreditzinsen festschreiben zu lassen.
Grafik: Getty Images
KONDITIONEN SICHERN
Für Unternehmer gibt es allerdings keinen
Grund deswegen übereilt zu handeln. Stattdessen
raten Experten zu Besonnenheit. Ein
erster Zinsanstieg werde moderat ausfallen,
ist sich Michael Euchner von der Prüfungsund
Beratungsgesellschaft Ebner Stolz sicher.
Doch auch er empfiehlt: „Wer künftig über
seine Hausbank finanzieren kann und will,
sollte sich die noch günstigen Konditionen
möglichst langfristig sichern“.
Das sieht auch Joachim Rupp, Finanzierungsexperte
bei der IHK Ulm, so „Das geht zum
Beispiel über Forward-Darlehen oder Zinsderivate.”
Dabei kann es nicht schaden, auch die
Angebote anderer Institute einzuholen, meint
Carl-Dietrich Sander, Leiter der Fachgruppe
Finanzierung-Rating im Bundesverband „Die
KMU-Berater“: „Wer bisher mit nur einer kreditgebenden
Hausbank zusammengearbeitet
hat, sollte jetzt die Geschäftsbeziehung zu einem
zweiten Institut aufbauen, um sich unabhängiger
zu machen.“ Zudem empfiehlt er,
das Thema Finanzierung strategisch anzuge-
Gestern, heute und auch morgen
Unser starkes Team für
Ihren Unternehmen
Partner des Mittelstands
In allen Fragen rund um Zahlungsverkehr, Finanzierung und Geldanlage, Vorsorge,
Gründung und Nachfolge sind wir der engagierte Partner an Ihrer Seite.
47
[finanzieren] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
ge dabei ist: Welche
Instrumente müssen
angepasst werden
und welche sind möglicherweise auszutauschen?
„Wichtig dabei ist, sich nicht nur
den klassischen Bankkredit anzusehen, sondern
auch Optionen wie Leasing, Factoring,
Eigenkapital und Finanzierungen über das
Internet, also Schwarmgelder, zu sondieren“,
sagt Sander.
KNACKPUNKT BONITÄT
In dieses Horn stößt auch Simon Schach:
„Aus unserer Sicht muss eine möglicherweise
eintretende Kurswende der EZB und die Verteuerung
von Firmenkrediten keinen mittelständischen
Unternehmer nervös machen –
vorausgesetzt, er verfügt über ausreichend
Bonität, um auch bankenunabhängige Instrumente
für die Finanzierung nutzen zu können“,
sagt der Vorstandsvorsitzende BFM Bundesverband
Factoring für den Mittelstand.
Doch genau das Thema Bonität wird für das
Wette auf die Zukunft
Grafik: © shockfactor.de / shutterstock.com
In die Glaskugel zu blicken, ist eine Möglichkeit, Forward-Darlehen sind eine andere.
Viele Banken bieten vor allem bei der
Immobilienfinanzierung sogenannte Forward-Darlehen
an. Faktisch ist das ein
Kredit, der heute zu festen Zinskonditionen
abgeschlossen, aber erst in ein paar
Monaten oder gar Jahren ausgezahlt
wird. Für jeden Monat bis zur Auszahlung
des Darlehens wird für gewöhnlich ein
Zinsaufschlag fällig – zum Beispiel
0,1 Prozent pro Monat. Die Frage, ob sich
ein Forward-Darlehen für einen Unternehmer
rechnet, wird damit zum Rechenexempel.
Je pessimistischer die Zinserwartung
des Unternehmens und je näher
der Auszahlungstermin an der Gegenwart
liegt, desto sinnvoller kann der Einsatz
einer solchen Kreditvariante sein. Im Einzelfall
sollte das allerdings genau durchkalkuliert
werden. Die Faustregel lautet:
Liegt die Differenz zu den aktuellen Konditionen
höher als ein halbes Prozent,
lohnt das teure Forward-Darlehen kaum,
wenn die Mittel innerhalb der kommenden
zwölf Monate benötigt werden. TLU
eine oder andere mittelständische Unternehmen
zur Stolperfalle, wenn es um die Aufnahme
neuer Mittel geht. Tatsächlich profitiert
nicht jede Firma, die in den vergangenen Monaten
einen Kreditantrag gestellt hat, von
dem derzeit immer noch niedrigen Zinsniveau.
Das gilt vor allem für Betriebe mit nicht
so solider Bilanz. Lässt das Zahlenwerk zu
wünschen übrig, sind ein Zinszuschlag und
Auflagen zu erwarten.
Dazu passt, dass nur 18 Prozent der jüngst von
der TU Darmstadt und dem Kreditmarktplatz
Creditshelf befragten mittelständischen Industriebetriebe
angeben, dass sich ihre Finanzierungsmöglichkeiten
über Bankdarlehen in
den vergangenen Jahren spürbar verbessert
haben. Für die Studie waren 100 Finanzentscheider
aus dem Mittelstand befragt worden.
Dieses Dilemma dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit
verschärfen, wenn die Kreditkonditionen
marktbreit nach oben gehen. „Insbesondere
kleinere Firmen kommen immer noch
nicht problemlos bei Banken an Fremdkapital“,
klagt Dirk Schiereck, Professor an der TU
Darmstadt. Diese Betriebe suchen ihm zufolge
nach Alternativen. „Die Offenheit für einen
Finanzierungs-Mix ist gewachsen. Wir haben
in einer repräsentativen Studie herausgefunden:
Jeder zweite Entscheider, genau 48 Prozent,
meint, dass zu einer ausgewogenen Finanzierung
neben Eigen- und Fremdkapital
auch Beteiligungen, Factoring und Leasing
gehören“, bemerkt auch BMF-Chef Schach.
OFFEN FÜR ALTERNATIVEN
Ein mögliches Finanzierungsinstrument, das
bei Zinssteigerungen zunehmend in den Fokus
rückt ist Leasing. Für Mittelständler ist
der Mietkauf eine Möglichkeit, ihre Liquidität
zu sichern und gleichzeitig den unternehmerischen
Spielraum zu erweitern – bei größeren
Sprunginvestitionen etwa über eine Saleand-Lease-Back-Transaktion.
Dazu verkauft
das betroffene Unternehmen einen Vermögensgegenstand
aus der Bilanz und least ihn
sofort wieder zurück. Geeignet dafür sind vor
allem langfristige
Anlagegüter wie
Maschinen und Gebäude.
Sollten die
Marktzinsen um
einen halben oder
gar ganzen Punkt
nach oben gehen,
macht sich das in
der Ausgestaltung
der Leasingkonditionen
nur wenig bemerkbar.
Der Leasing-Unternehmen.
Horst Fittler, Verband dt.
Grund: Bei der Kalkulation
der Leasingraten spielen auch andere
Komponenten eine Rolle als nur die aktuellen
Zinssätze – etwa Servicedienstleistungen
rund um den Leasinggegenstand. „Viele Firmen
wollen eine komplette Dienstleistung
aus Finanzierung, Wartung, Service, technischem
Kundendienst und bei Bedarf weiteren
Service-Bestandteilen – und dafür eine Rate
zahlen, die alles abdeckt“, weiß Horst Fittler,
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes
Deutscher Leasing-Unternehmen. Eine flexible
Finanzierung per Leasing kommt Unternehmen
auch bei ihren technologischen Investitionen
entgegen. „Gerade bei digitalen
Investitionsgütern wollen viele Unternehmen
gar nicht unbedingt Eigentümer werden,
sondern sich die Möglichkeit offenhalten, an
der technischen Entwicklung zu partizipieren
und ihre Anlagen immer auf dem neues-
48
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[finanzieren]
Markus Klintworth,
VR Leasing Gruppe.
ten Stand halten“,
sagt Markus Klintworth,
Generalbevollmächtigter
bei
der VR Leasing
Gruppe.
Zunehmend beliebt
wird bei Mittelständlern
auch
das Factoring, also
der Verkauf von
Forderungen an einen
speziellen Finanzdienstleister.
Dies geht aus Zahlen hervor,
die der Deutsche Factoring Verband vor
wenigen Wochen veröffentlicht hat. Demzufolge
ist die Zahl der Betriebe, die Factoring
nutzen, im laufenden Jahr um zehn Prozent
gestiegen. „Factoring rückt gerade beim Finanzierungsmix
mittelständischer Unternehmen
immer stärker in den Fokus“, beobachtet
Joachim Secker, Vorstandschef der Targo
Commercial Finance. Zu den größten Vorteilen
von Factoring gehört, dass sich Firmen
damit schnelle Liquidität verschaffen und
sich vor Zahlungsausfällen schützen können.
Denn das wirtschaftliche Risiko der Forderungsrealisierung
wird auf die Factor-Gesellschaft
übertragen.
Schließlich rücken auch bankenunabhängige
Geldgeber wie Family Offices und Private-
Equitygesellschaften ins Blickfeld. Bei ihnen
muss es nicht immer eine Eigenkapital-basierte
Finanzierung sein. Viele dieser Geldgeber
verhandeln auch über Schuldscheindarlehen
oder Mezzanine-Kapital wie beispielsweise
eine stille Beteiligung.
GUT GEFÜLLTE KASSEN
Die Sätze für diese Art der Finanzmittel liegen
erfahrungsgemäß höher als bei Banken. Dafür
reden diese Geldgeber dem Unternehmer nur
selten ins Tagesgeschäft rein. In Sachen Sicherheiten
sind sie wegen der geringeren Regulierung
flexibler als klassische Geldhäuser. „Die
Kassen der Private-Equity-Gesellschaften sind
gut gefüllt“, sagt Finanzierungsexperte
Colmar Dick. Die Zeiten
für Mittelständler
sich einen Finanzinvestor
an Bord zu holen,
sind gut. [!]
THOMAS LUTHER
Grafik: © Crosssun / shutterstock.com
Lorem
insum
sitamet.
Innovation
ist einfach.
www.ksk-bc.de
Weil Sparkassen der Finanzierungspartner
Nr. 1 des Mittelstands sind.
„EVO hilft Wohnungs- und Hausbesitzern, ihren Strom auf dem Dach selbst
zu erzeugen, diesen in Energiespeichern zu „puffern“ und ihre Wohnräume
dann mittels einer Elektroheizung zu wärmen. Mit der Unterstützung der
Kreissparkasse Biberach konnte sich EVO zum Innovationsführer in der
Wärmewende in Europa entwickeln.“
Markus J. Schmidt
Geschäftsführer der EVO Elektroheizung
GmbH & Co. KG aus Mietingen
49
Markus Hammer, Roland Mayer und Bora Alaybeyoglu (von links) strampeln im Neu-Ulmer Verkaufsraum um die Wette.
Fotos: Marc Hörger
Ein „Hammer“ fürs Heim
Markus Hammer und Roland Mayer beliefern mit ihrem Unternehmen Hammer Sport AG die Gesundheits-Junkies,
die am liebsten möglichst schnell fit sein möchten, mit Home-Fitnessgeräten.
Die Gebrauchsanleitung lesen oder sich
das Gerät von einem der Verkäufer erklären
lassen? Roland Mayer kommt
dem zuvor, nimmt selbst Platz und demonstriert,
wie das funktioniert – das „high intensity
training für alle Muskelgruppen“ am „Finnlo
Maximum by Hammer Cardio Strider“. Anglizismen
liegen im Trend. Und der Trend ist ein
Freund in der Welt der Fitness, die auf solche
reagiert oder besser noch selbst welche kreiert.
Dazu kommt, dass die Hammer Sport AG, der
Fitnessgerätehersteller mit Sitz in Neu-Ulm, in
über 50 Ländern mit ihren Produkten und Marken
vertreten ist. Da gerät der Marken-Sprech
leicht einmal zum verbalen Drahtseilakt. Nahezu
600 verschiedene Artikel umfasst das Sortiment,
erläutert Mayer, der zusammen mit
Markus Hammer aus der Gründerfamilie die
Geschäfte führt. Dazu gehören Utensilien für
Box- und Kampfsport sowie die weltbekannten
Bälle von Mikasa, wofür Hammer seit 1982 den
Generalvertrieb für Deutschland innehat.
1989 ALS WENDEJAHR
Der entsprechende Vertrag mit dem japanischen
Hersteller und Olympia-Ausrüster hatte
einst wesentlich dazu beigetragen, dass der
50
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[machen]
Neustart des Familienunternehmens gelang.
Damals waren gerade mal vier Mitarbeiter an
Bord, heute sind es rund 150. 1984 kam der Vertrieb
von Fitness-Geräten eines US-Herstellers
hinzu. 1989 war dann auch für Hammer ein
Wendejahr. Man trat erstmals mit Fitnessgeräten
unter der Marke „Hammer“ für den Hausgebrauch
an. 1999 erfolgte die Umwandlung
in eine AG, womit eine Kapitalerhöhung einherging.
So war man in der Lage, 2005 eine
weitere Marke auf dem Fitnessgeräte-Markt
einzuführen – „Finnlo“. Letztere deckt seither
das Premium-Segment ab, einzelne Geräte erreichen
auch mal die 9.000-Euro-Schwelle
und sind sogar für den semiprofessionellen
Einsatz geeignet, erläutert Mayer. Geräte der
Marke „Hammer“ hingegen sind im mittelpreisigen
Marktsegment positioniert und dienen
als Angebote für den Einstieg. „Beide Bereiche
wachsen“, so der Geschäftsführer. Sie
seien die mit Abstand bedeutendsten für das
Unternehmen. Ihr Anteil am Gesamtumsatz,
der mit 30 Millionen Euro ausgewiesen ist,
liege bei 80 Prozent. Die Produktion erfolge
ausschließlich im Ausland und meist bei langjährigen
Partnern. Die Entwicklung aber erfolge
in Teilen durch eigene Mitarbeiter. Bei
Bedarf würden Aufgaben auch extern vergeben.
Der Vertrieb werde ausschließlich in Eigenregie
erledigt.
Von der Skipiste über den Tennisplatz ins Wohnzimmer
Es braucht nicht immer ein Studio, um zu trainieren, mit dem „Hammer“ geht das auch daheim.
Das Unternehmen Hammer Sport AG
hat sich im Verlauf seiner Geschichte
gleich mehrfach neu erfunden. Um 1900
erweiterte der Gründer Heinrich Hammer
das Leistungsspektrum seiner Kundensägerei
in Erbach um die Produktion von
Leiterwagen und Rodelschlitten. Zwischen
1950 und 1960 wurden Faltboote
gefertigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde die Firma deutschlandweit bekannt
als Hersteller von Tennisschlägern
und Skiern der Marke Erbacher. Sportler
gewannen auf Erbacher-Skiern Weltmeistertitel
und Olympia-Gold. Die Kehrseite
des Geschäfts war die extreme Abhängigkeit
vom Wetter. Ende der 1970er Jahre
erfolgte der Verkauf an den Sportartikelhersteller
Dunlop. 1982 dann der Neuanfang
unter dem Namen „Hammer Sport“
durch Günter und Christa Hammer. Die
AG, unter deren Dach sich der heute
zweitgrößte Home-Fitnessgerätehersteller
in Deutschland befindet, ist bis heute
zu 100 Prozent im Familienbesitz. THV
EIGENE VERTRIEBSWEGE
Bei den Vertriebskanälen befindet sich die Firma
seit längerem im Umbruch. Erst wurde die
einst starke Abhängigkeit von Versand- und
Warenhäusern reduziert. Mittlerweile verringere
man diese ebenfalls vom Sportfachhandel,
auf den nach Mayers Angaben noch etwas
mehr als die Hälfte des Umsatzes entfalle. Dies
stellt eine Reaktion dar: Man habe sich damit
konfrontiert gesehen, dass die Sportartikelhändler
zunehmend die Verkaufsflächen für
sperrige Fitnessgeräte reduzieren. Mit spürbaren
Folgen: „Die Nachfrage im Fachhandel erfolgte
nicht mehr im gewünschten Maß.“
Wiederum zog Hammer die Konsequenzen.
So werde nun schon fast die Hälfte des Umsatzes
über eigene Vertriebswege erzielt – Tendenz
steigend. In elf deutschen Städten und
zwei in der Schweiz betreibt Hammer eigene
Ladengeschäfte. 2012 kam der Online-Shop
www.hammer.de dazu und komplettiert seitdem
die Multi-Channel-Strategie. Für die beiden
jüngsten Vertriebskanäle kann Mayer ein
ganzes Bündel an Begründungen nennen. Die
Beratungsintensivität vieler der Geräte spräche
klar für eigene Läden mit kompetentem
Verkaufspersonal. Ihre Zahl solle daher in den
kommenden Jahren weiter erhöht werden.
Der Online-Shop wiederum wirke sich positiv
auf die Markenbekanntheit aus. Der Gesundheitstrend
liefert dabei den Orientierungspunkt.
Hammer möchte nicht nur die passenden
Geräte dazu beisteuern, sondern gleich
noch die passenden Informationen wie etwa
Trainingspläne und Ernährungsberatung.
Den Kunden bei seinen Fitness-Zielen zu unterstützen
und ihn dauerhaft zu begleiten, so
lautet das Credo. Facebook ist ein sehr wichtiger
Kommunikationskanal. Der Trend im
Trend lautet: „Die Leute wollen die Kompetenz
erhalten, schnell fit zu werden“, erklärt
Mayer. [!]
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[gründen] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Musik aus der Holzbox
Familienvater Rainer Brang war schlicht genervt – vom Wegwerfspielzeug seines Sohns. Also baute er einen nach hal tigen
MP3-Player für sein Kind. Der kam im Bekanntenkreis so gut an, dass der Nürtinger die Firma Winzki gründete.
Acht Jahre ist die Geburtsstunde des ersten
Hörberts her. Damals sucht Rainer
Brang einen kindertauglichen MP3-
Player für seinen Sohn, findet aber nur billige
Plastikmodelle. So zimmert der Softwareentwickler
eine kinderschuhkartongroße Holzbox,
fräst Löcher für Lautsprecher und Knöpfe
hinein und schraubt das Ganze mit einem
Griff und einer Platine zusammen. Zur Geschäftsidee
wird der Hörbert, als immer mehr
Freunde und Verwandte Gefallen am Player
im Retro-Look finden.
Der Tüftler fängt an, kleine Stückzahlen zu
fertigen. Schnell verdoppeln sich die Bestellungen.
2011 geht Brang aufs Ganze. Er nimmt
50.000 Euro aus eigener Tasche, gründet das
Unternehmen Winzki GmbH & Co. KG und
produziert den Musikspieler in Serie.
EIN-PRODUKT-STRATEGIE
Von Anfang an setzt Brang auf eine Ein-
Produkt-Strategie. „Wer zu viele Pferde
ins Rennen schickt, verzettelt sich“,
meint er. Das Motto: „Finde die richtigen
Kunden für dein Produkt, nicht
umgekehrt.“ In Brangs Fall sind das vor allem
junge Familien, die Wert auf Natürlichkeit
legen. Das Konzept geht auf. Bisher wurden
12 000 Hörberts in elf Länder verkauft. 17 Mitarbeiter
setzen auf 650 Quadratmetern jeden
Player in Handarbeit zusammen. Das Unternehmen
hat sich Nachhaltigkeit auf die Flagge
geschrieben. Statt aus Kunststoff besteht
das Gehäuse aus Buche, Pappel und Birke. Natürlich
aus regenerativer Forstwirtschaft. Der
Unternehmenssitz in Frickenhausen bei Nürtingen
liegt strategisch günstig: „Im Süden
sitzen die Lieferanten, die unsere speziellen
Wünsche mit Herzblut umsetzen“, sagt Brang.
Drei Viertel der Bauteile kommen aus
Deutschland, viele aus Baden-Württemberg
und Bayern. „Gibt’s Probleme,
sparen wir
uns langwieriges
Hin- und Herschicken“,
erklärt der
41-Jährige. Stattdessen
sucht Brang
den persönlichen
Kontakt. Tüftelt
beispielsweise einen
halben Tag
mit dem Lieferanten
an der richtigen
Form des Laut-
Firmenchef Winzki
Rainer Brang,
stärke-Dreh-
knopfs. Die bunten Tasten findet er bei einem
Automobilzulieferer in Dänemark. Nur den
Lautsprecher fertigt Visaton in Asien.
Der Hörbert ist mit einem Verkaufspreis von
239 Euro kein Schnäppchen und daher für
den Vertriebsweg über Großhändler zu uninteressant.
Durch die hohen Herstellungskosten
bleibt den Händlern lediglich eine Marge
von gut 20 Prozent. Zu wenig für die Spielzeugwarenbranche.
Üblich ist dort ein
Aufschlag von rund 200 Prozent.
Immerhin haben 25 Händler in
Deutschland und der
Der Höbert ist mit seinen bunten Knöpfen ein
absoluter Hingucker für die Kleinen.
52
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[gründen]
Schweiz den Hörbert im Sortiment. Brang
setzt daher vor allem auf Direktvertrieb. 75
Prozent der Kunden bestellen über den eigenen
Onlineshop.
DIE EMPFEHLUNG IST WICHTIG
Da drei Viertel der Neukunden den Hörbert
auf Rat eines Bekannten kaufen, haben Brang
und sein Marketingteam eine abgestimmte
Strategie aus Neuansprache und Kundenbindung
entwickelt: Jede Werbe-Bestellung, die
durch einen Freund ausgelöst wird, belohnt
die Firma Winzki mit einem Hörbert-T-Shirt.
Clever: Das gelbe Hemdchen fällt auf und so
kommen Eltern, der Träger und potentielle
Neukunden ins Gespräch.
Sieben Jahre vergehen, in denen Brang vom
Selbstständigen zum Unternehmer mit Personalverantwortung
wird. „Es ist essentiell, dass
Gründer Entwicklungsstufen realisieren und
Organisationsstrukturen anpassen“, erzählt er.
Seit einigen Monaten baut das Team ein eigenständiges
Qualitätsmanagement auf. Im Tagesgeschäft
falle so manche Veränderung gar
nicht auf. Um diese zu be merken, sei der Blick
von außen nötig. Doch egal wie aufmerksam
ein Gründer auf sein Unternehmen blickt, unerwartete
Hindernisse stellen Businesspläne
auf den Kopf. So hatte das Hörbert-Team die
Tücken des internationalen Elektronikgeschäfts
zunächst unterschätzt. Anmeldefristen,
Lizenzen, Entsorgungs- und GEMA-Gebühren
erschweren den Export. Eine
übergreifende Regelung gibt es nicht. Je nach
Land liegen die Kosten, die anfallen, bevor der
erste Hörbert auf die Reise geht, zwischen mehreren
100 bis weit über 1.000 Euro. „Gut, dass
ich das zum Zeitpunkt der Gründung nicht
wusste“, schmunzelt Brang. Inzwischen regelt
ein externer Dienstleister diese Aufgaben.
Trotzdem muss der Unternehmer akzeptieren,
dass beispielsweise Kunden aus den USA aufgrund
nationaler Importrichtlinien vorerst
nicht beliefert werden können. Und das, obwohl
Hörbert im Museum of Modern Art in
New York 38.000 Besucher unter dem Motto:
Nachhaltigkeit als
Wettbewerbsfaktor
Deutsche Konsumenten kaufen lieber
bei nachhaltig wahrgenommenen Unternehmen
als bei der billigen Konkurrenz.
Das belegt eine Studie der Agentur
Serviceplan Corporate Reputation
und der Managementberatung Biesalski
& Company. Mehr als 8.100 Kunden
von 104 Unternehmen aus 16 Branchen
wurden gefragt, wie nachhaltig
sie einzelne Marken einschätzen.
Gleichzeitig sollten Probanden das eigene
Kaufverhalten einschätzen. GYS
„Anfassen, Ausprobieren, Benutzen“ begeistert
hat. Es tue schon weh wöchentlich zwei US-
Anfragen abzulehnen, so Brang. Den Mut rauben
solche Komplikationen dem Bastler nicht:
„Wir werden unser Unternehmen gemeinsam
so weiter gestalten, dass es für künftiges
Wachstum gerüstet ist.“ [!] RONJA GYSIN
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53
[leben] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Nur Mut!
Die Anforderungen an Unternehmen und Unternehmer wachsen rasant. Unser Mitarbeiter Stefan Loeffler hat
sich für unsere Umfrage in den Führungsebenen nach den dringlichsten Aufgaben der vergangenen zehn Jahren
erkundigt – und bekam Antworten, wie Firmen jedweder Größe den Wandel meistern.
Was war für Sie die größte geschäftliche Her ausforderung
in den vergangenen zehn Jahren und
wie sind Sie damit umgegangen?
Eine große Herausforderung der letzten zehn Jahre war die Realisierung eines einzigartigen Projektes in Saudi-
Arabien. Wir haben 250 Großschirme und einen Supergroßschirm in die Moscheen nach Medina und Mekka
geliefert, aufgestellt und erfolgreich in Betrieb genommen. Eine unglaubliche Teamarbeit auf technischem und
vertraglichem Neuland!
Mario Trunzer ist seit 15 Jahren Geschäftsführer bei der Liebherr-Werk Ehingen GmbH
und Vorsitzender der Südwestmetall-Bezirksgruppe Ulm.
Das über hundertprozentige Wachstum der HNU – sowohl in Bezug auf die Anzahl an Studierenden, als auch in
Bezug auf die Kolleginnen und Kollegen in der Lehre und Verwaltung – und dabei den partnerschaftlichen Zusammenhalt
intern zu bewahren, ist für mich mitunter die größte Herausforderung als Präsidentin.
Prof. Dr. Uta M. Feser ist seit 2006 Präsidentin der Hochschule Neu-Ulm (HNU).
Die größte geschäftliche Herausforderung in den letzten zehn Jahren ist nicht gewesen, mit einem Einzelereignis
fertig zu werden, sondern jeden Tag mit frohem Mut, mit guter Laune, aber auch mit Sachverstand und einer hohen
Energieleistung alles zu tun, was getan werden muss. Die Kunst besteht darin, die Belange der Menschen mit den
Anforderungen des knallharten Wirtschaftslebens so in Übereinstimmung zu bringen, dass es keine Opfer, sondern
nur Gewinner gibt.
Ernst Prost stieg 1990 als Vertriebs- und Marketingchef bei Liqui Moly ein.
Seit 1998 ist er alleiniger geschäftsführender Gesellschafter.
54
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[leben]
Es war 2008, als der Auftragseingang bei ESTA schlagartig in Folge
der von den USA ausgehenden Immobilien- und Finanzkrise um
40 Prozent einbrach. Wir erlebten die wuchtigste Nachkriegsrezession
von minus fünf Prozent des BIP. Die Kosten mussten sofort
dem reduzierten Geschäftsvolumen angepasst werden. Mir
wurde schlagartig deutlich, in welchem Maße die Belegschaft Vertrauen
in die richtigen Maßnahmen der Geschäftsleitung legt und
wir entschieden uns, unter Verzicht auf gebotene Entlassungen
die Möglichkeiten von Kurzarbeit zu nutzen. Unter den Mitarbeitern
entwickelte sich ein auf Solidarität gegründetes Zusammengehörigkeitsgefühl
bis hin zu selbst angebotenen Gehaltsverzichten
auf Geschäftsleitungsebene. Als die Konjunktur wieder anzog,
waren wir lieferfähig.
Dr. Peter Kulitz ist seit 1997 geschäftsführender Gesellschafter
des Familienunternehmens ESTA sowie Präsident der Industrie- und
Handelskammer Ulm.
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In der Healthcare-Branche besteht aktuell die größte Herausforderung
darin, dem ständigen Wandel zu begegnen. Denn die Komplexität
im Markt hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen,
vor allem durch die Digitalisierung und den
Fachkräftemangel. Bei allen ganz großen Herausforderungen und
Niederlagen, vor denen Unternehmen stehen, wende ich eine
wichtige Übung an. Gemeinsam mit den Mitarbeitern fragen wir
uns: „Warum ist es gut, dass es so ist, wie es ist?“ Es gilt drei Dinge
herauszufinden, die an der aktuellen Situation gut sind – und die
gibt es immer. Dadurch verändert man die eigene Perspektive und
findet neue Wege.
Die studierte Betriebswirtschaftlerin Katrin Wenzler ging 2000 als
Business Development Manager zur Marvecs GmbH und ist seit 2004
Geschäftsführerin.
Auch wenn es bei der heute sehr gut laufenden Baukonjunktur
fast nicht mehr vorstellbar ist, so ist es doch noch nicht sehr lange
her, dass Insolvenzen, Arbeitsplatzabbau und Firmenkrisen in der
deutschen Bauwirtschaft normal waren. Da wir nach wie vor auf
eigene Mitarbeiter setzen, und auch mit unseren Lieferanten einen
partnerschaftlichen Umgang pflegen, war es eine große Herausforderung
in diesen schwierigen Zeiten immer für eine gute
Auslastung unserer Produktionswerke, unserer 1.700 Mitarbeiter,
aber auch unserer Lieferanten zu sorgen. Durch Produktentwicklungen
in der Nachverdichtung, im mehrgeschossigen Wohnungsbau
und auch durch kontinuierliche Weiterentwicklung
unserer Energieplushäuser ist es uns gelungen, keinen Mitarbeiter
entlassen zu müssen.
Johannes Schwörer ist Geschäftsführer der Schwörer Haus KG
in Hohenstein/Oberstetten.
55
[leben] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Für mich war es eine große Herausforderung, vor rund zehn Jahren den Generationenwechsel auf der Insel Mainau
erfolgreich mitzugestalten. Dass dieser so gut gelang, darauf bin ich schon ein bisschen stolz. Als ich im Jahr 2007
die Geschäftsführung der Mainau GmbH von meiner Mutter, Sonja Gräfin Bernadotte, übernahm, ging eine längere
Phase der Vorbereitung zu Ende. In dieser, wie auch danach, wurden wir von einem gemeinsamen Coach begleitet,
der uns mit Rat und Tat zur Seite stand und bei diversen Themenstellungen zwischen allen Beteiligten moderierte.
Die studierte Kunstgeschichtlerin Bettina Gräfin Bernadotte ist seit 2007 Geschäftsführerin der Mainau GmbH.
Im Jahr 2007 hat die Berg Brauerei ein neues Sudhaus in Betrieb genommen, nachdem das alte Sudhaus nach
40 Jahren verschlissen war. Es war die größte Investition der Brauerei seit Jahrzehnten. Es galt die Rezepte aller
14 Bierspezialitäten so weiterzuentwickeln, dass die Biere denselben Charakter hatten, wie sie die Verbraucher
von ihrer Brauerei schätzten. Dafür haben wir uns zwei Jahre Zeit genommen. Im Jahr 2016 hat die Brauerei ihr
Jubiläum „550 Jahre auf dem Berg“ über mehrere Monate mit zahlreichen Aktivitäten in Getränkemärkten und in
der Gastronomie mit dem Endverbraucher gefeiert.
Der Diplom-Braumeister Uli Zimmermann stieg 1986 in die familiengeführte Berg Brauerei in Ehingen ein,
die er seit 1994 mit seiner Frau Beate leitet.
Als größter und einziger in Deutschland produzierender Hersteller setzen wir mit unseren Reise-, Stadt- und Überlandlinienbussen
seit Jahren Maßstäbe in den Bereichen Ökologie und Ökonomie. Aus diesem Grund gehörte die
erfolgreiche Umstellung aller in Neu-Ulm produzierten Omnibusse der Setra TopClass und Setra ComfortClass auf
die umweltfreundliche und wirtschaftliche Euro VI-Motorentechnologie zu unseren größten Aufgaben. Begeisterte
Kunden und Rekordabsatzzahlen der Marke Setra stehen für diesen Erfolg.
Hartmut Schick ist seit 2009 Vorsitzender der Geschäftsführung der Evobus GmbH und
verantwortet das weltweite Busgeschäft des Daimler-Konzerns.
Zur größten Herausforderung gehörte in den Jahren 2010 und 2011 die Planung und Realisierung eines gigantischen
Logistikprojekts zur Produktionsversorgung eines Autoherstellers. Bei dem größten Einzelauftrag unserer
Firmengeschichte stellen wir in der 46.000 Quadratmeter großen Halle die sekundengenaue Bandanlieferung bei
der Motorenmontage sicher. Zudem feierten wir 2017 unser 70. Firmenjubiläum mit mehreren tausend Mitarbeitern
und ihren Familien und haben in der Seifert Logistics GmbH in diesem Jahr 900 neue Mitarbeiter eingestellt.
Harald Seifert ist geschäftsführender Gesellschafter der Seifert Logistics GmbH. 1976 trat er in
den Transportbetrieb seines Vaters ein, der damals fünf Mitarbeiter beschäftigte.
Als führendes Medienunternehmen für touristische Informationen ist für uns die größte Herausforderung, den Medienwandel
bzw. die Digitalisierung nicht als Gefahr, sondern als Chance zu verstehen und die richtigen Strategien
für die Zukunft zu entwickeln. Um in diesem Umfeld den richtigen Weg zu gehen, haben wir uns entschieden, das
Projekt „Cross Channel Strategie“ aufzusetzen. Dessen Ziel: Eine übergreifende Strategie für unsere digitalen Marken-Kanäle
sowie konkrete Maßnahmen für die optimale Verzahnung von Digital und Print zu erarbeiten.
Kurt Pulinna ist Betriebsleiter des Ulmer Logistikzentrums der Mairdumont GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz in
Ostfildern ist die größte deutsche Reiseverlagsgruppe und gibt unter anderem die Marco-Polo-Reiseführer heraus.
56
unternehmen [!] Ausgabe 60 | Dezember 2017
[leben]
Im letzten Jahrzehnt stand die möglichst nachhaltige Ausrichtung unserer Brauerei im Mittelpunkt unserer unternehmerischen
Aktivitäten – also die ganzheitliche Verbindung von Ökologie und Ökonomie. So haben wir die gesamte
Produktion auf erneuerbare Energien umgestellt, beim Bezug unserer Rohstoffe den direkten Kontakt zu den
erzeugenden Landwirten gesucht und unser Bier- und Getränkesortiment Zug um Zug um Bio-Produkte erweitert.
Deren Umsatzanteil liegt zwischenzeitlich bei knapp 50 Prozent – mit stark wachsender Tendenz.
Der Diplom-Volkswirt Gottfried Härle ist seit 1985 Geschäftsführer der Brauerei Clemens Härle in Leutkirch.
Die größte Herausforderung in den letzten Jahren war es für mich, das Amt des Präsidenten der Handwerkskammer
Ulm zu verbinden mit meiner unternehmerischen Tätigkeit in meinem Betrieb in Leutkirch. Es ist mir wichtig, diese
Aufgabe gut zu machen; ich möchte 19.000 Betrieben in der Politik und der Öffentlichkeit Gehör und Wertschätzung
verschaffen, so wie es diese Betriebe verdienen. Gleichzeitig will ich meinen Kunden größtmögliche Qualität
und Verlässlichkeit anbieten. Das ist oft ein Spagat zwischen unternehmerischer Tätigkeit und Repräsentation als
Präsident der Handwerkskammer. Glücklicherweise habe ich diese Herausforderung gemeinsam mit meinem
Sohn, den Familienmitgliedern und meinen Mitarbeitern meistern können.
Der gelernte Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister Joachim Krimmer ist seit 1982 Inhaber der Otto Krimmer OHG
in Leutkirch und seit drei Jahren Präsident der Handwerkskammer Ulm.
Rückblickend würde ich sagen, die größte Herausforderung war die Markterweiterung und Internationalisierung
mit Aufbau des Baumanagements für anspruchsvolle, groß dimensionierte, komplexe, schlüsselfertige Bio-Designhäuser
– inklusive Dienstleistung für den Export. Spannend waren auch die zu entwickelnden Strategien, um relevante
Zielgruppen in uns nicht bekannten Märkten zu erreichen und Netzwerke dafür aufzubauen. Über die dadurch
erzielte steigende Nachfrage nach wohngesunder Architektur freue ich mich deshalb ganz besonders.
Die Allgäuerin Dagmar Fritz-Kramer leitet den Ökodesignhäuser-Spezialist Baufritz seit 2004 als
geschäftsführende Gesellschafterin in der vierten Generation.
Die größte Herausforderung in den vergangenen zehn Jahren waren ganz eindeutig die Vorplanung und der Bau eines
neuen Gebäudes auf unserem Firmengrundstück. Hier sind nun eine Waschhalle und Schulungs-, Aufenthaltsund
Lagerräume für Reinigungsmittel sowie für unsere Maschinen und Geräte für Sondereinigungen untergebracht.
Die Realisierung der neuen Lagerhalle, die im Jahr 2014 fertiggestellt wurde, war nicht immer ganz einfach,
da sie während des laufenden Betriebs über die Bühne gehen musste. Heute bin ich sehr froh, dass ich dieses Projekt
angepackt habe.
Jürgen Barz ist seit 1992 Geschäftsführer und Inhaber der gleichnamigen Gebäudereinigungs-Firma.
Meine größte Herausforderung bei der Realisierung meiner beruflichen Vision 2008 war der Mut! Kann ich aus einem
gefühlten Sicherheitsgerüst als Personalleiterin den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? Doch was könnte
mich, nachdem ich zehn Jahre meine berufliche Vision geplant und umgesetzt habe, noch davon abhalten? Durch
meine Entwicklung und Reifung, nicht nur in den Höhen, sondern insbesondere durch die Herausforderungen des
Lebens, weiß ich, welche Kraft in der gefühlten Angst und der eigenen Überzeugtheit für die Zielerreichung steckt.
Petra Bergmann ist Business Coach, Unternehmensberaterin, Dozentin und Inhaberin ihrer Agentur Bema Coaching.
57
[namen & nachrichten] Ausgabe 60 | Dezember 2017 unternehmen [!]
Schuler:
Iacovelli löst
Klebert ab
Der Vorstandsvorsitzende der
Göppinger Schuler AG, Stefan
Klebert, verlängert
seinen
Vertrag
nicht. Er
scheide am
24. April
2018, dem
Domenico Iacovelli
wird Chef der
Schuler AG.
Tag der ordentlichen
Hauptversammlung,
einvernehmlich
aus, teilte Schuler mit. Klebert
leitet den Pressenbauer seit
2010. Sein Nachfolger wird Domenico
Iacovelli, der im November
als weiteres Vorstandsmitglied
und stellvertretender
Vorstandsvorsitzender vom
Aufsichtsrat bestellt worden ist.
Darlehen für
Flughafen
Friedrichshafen
High-Tech-Zentrum für Satelliten
Mit neuen Darlehen der Gesellschafter
in Höhe von 13,6 Mio.
Euro soll der von Verlusten geplagte
Bodensee-Airport Friedrichshafen
neu ausgerichtet
werden. Gut die Hälfte soll zur
Tilgung anderer Darlehen genutzt
werden, um die Zinslast
zu senken. Der Rest soll dazu
dienen, anstehende Investitionen
in Höhe von rund 13 Millionen
Euro bis zum Jahr 2022
mitzufinanzieren.
Vito und
Sprinter werden
elektrisch
Mercedes-Benz setzt für seine
gewerblichen Transporter auf
E-Mobilität. Vom Sommer 2018
an soll als erstes Modell ein eVito
verfügbar sein. Weitere Baureihen
sollen ab 2019 folgen.
„Wir sind von der Notwendigkeit
des elektrischen Antriebs
in unseren Vans überzeugt, allen
voran im innerstädtischen
Bereich“, sagte Volker Mornhinweg,
Leiter der Vans-Sparte. Auf
den elektrischen Vito soll 2019
der E-Sprinter folgen.
Freude über
abgesagte Fusion
der Volksbanken
Der Bau von Europas modernsten Satelliten-
Hub, der am Airbus-Standorts Friedrichshafen
(Immenstaad) entsteht, geht zügig voran.
Kern des 4250 Quadratmeter großen, vierstöckigen
Integrations- und Technologiezentrums
ist ein zentraler Reinraum für die Entwicklung
und den Bau von Satelliten. Die
Kosten für das Gebäude mit Abmessungen
von rund 70 x 60 Metern und einer Attikahöhe
von etwa 20 Metern liegen bei rund 45 Millionen
Euro. Die Inbetriebnahme ist für den Spätsommer
2018 vorgesehen.
Mit viel Optimismus hatten die
Volksbanken Göppingen und
Stuttgart im Sommer eine Fusion
angegangen. Die ist nach
erheblichen Bedenken in Göppingen
nun gescheitert. Ursprünglich
wollten die beiden
Institute ihre Kräfte bündeln,
um zu den großen Sparkassen
in der Region Stuttgart aufschließen
zu können. Nun wollen
die beiden Institute themenbezogen
kooperieren. Die
Volksbank Stuttgart ist mit einer
Bilanzsumme von 6,5 Milliarden
Euro fast drei Mal so groß
wie die Göppinger. In der Stauferstadt
ist die Freude groß: „Ich
begrüße es sehr, dass die Volksbank
Göppingen eine Göppinger
Bank bleibt“, sagt Oberbürgermeister
Guido Till. [!]
[impressum]
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Redaktion
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Anschrift wie Verlag
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(verantwortlich)
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Editorial), Volkmar Könneke,
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