INSIDER Osnabrück // Februar 2018 // No. 415
Warum man das MAIDORF RETTEN sollte // Neue Graffiti-Flut in OS: Was steckt dahinter? // Test: Osnabrücker Fachärzte im Termin-Check // Fitness & Wellness-Trends 2018 // 9 Dinge, die ein Studi erleben sollte // Im August in Osna: Popstar NENA im Promi-Talk // Und: Szene-News, Ticket-Verlosungen, Entertainment- & Event-Kalender
Warum man das MAIDORF RETTEN sollte // Neue Graffiti-Flut in OS: Was steckt dahinter? // Test: Osnabrücker Fachärzte im Termin-Check // Fitness & Wellness-Trends 2018 // 9 Dinge, die ein Studi erleben sollte // Im August in Osna: Popstar NENA im Promi-Talk // Und: Szene-News, Ticket-Verlosungen, Entertainment- & Event-Kalender
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3x zu,<br />
3x wieder<br />
offen<br />
Irrsinn um den Neumarkt<br />
nimmt kein Ende<br />
Der 25. Januar dürfte vielen<br />
<strong>Osnabrück</strong>ern wie der 01. April<br />
vorgekommen sein: „Neumarkt<br />
wird wieder geöffnet!“ Diese<br />
Schlagzeile verbreitete sich binnen<br />
wenigen Stunden in der gesamten<br />
Friedensstadt. Damit ist<br />
ein neues Kapitel in der „never<br />
ending story“ rund um den verkehrstechnischen<br />
Mittelpunkt<br />
unserer City eröffnet. Doch wie<br />
konnte es überhaupt (mal wieder)<br />
dazu kommen? Der Reihe<br />
nach: Die Debatte um die infrastrukturelle<br />
Planung des Neumarktes<br />
hat eine lange Historie<br />
auf dem Buckel. Geöffnet, geschlossen<br />
– geschlossen, geöffnet!<br />
Selbst Ur-<strong>Osnabrück</strong>er und<br />
Berufspendler blicken mittlerweile<br />
kaum mehr durch. Darf ich<br />
da jetzt durchfahren?<br />
Steuerzahler<br />
übernimmt Kosten<br />
zu<br />
Fakt ist: Das Oberverwaltungsgericht<br />
Lüneburg hat die Stadt<br />
<strong>Osnabrück</strong> in ihrem neuesten<br />
Urteil dazu aufgefordert, den<br />
Neumarkt wieder für den Individualverkehr<br />
freizugeben. Straßenmarkierungen<br />
und Schilder<br />
müssen also wieder entfernt<br />
werden – natürlich von städtischen<br />
Mitarbeitern zu Lasten<br />
des Steuerzahlers. Begründung<br />
des Gerichts: Die Stadt habe voreilig<br />
den Neumarkt für die Allgemeinheit<br />
gesperrt, denn eine<br />
Grundsatzentscheidung zu dieser<br />
Causa steht noch aus. Gegen<br />
die Sperrung geklagt hatte zuvor<br />
der „Bund <strong>Osnabrück</strong>er Bürger“<br />
(BOB), dessen Mitglied Dr. Steffen<br />
Grüner nach Bekanntwerden<br />
der Entscheidung am 25. Januar<br />
auch direkt zur Rundmail an die<br />
regionalen Medien ansetzte. Bereits<br />
im Oktober 2017 hatte Grüner<br />
die voreilige Entscheidung<br />
der Stadt zur Sperrung als „Skandal“<br />
bezeichnet.<br />
Thiele, FDP: „Für die<br />
Stadtplanung ein<br />
Rückschritt“<br />
Auch der Vorsitzende der CDU-<br />
Stadtratsfraktion Dr. Fritz Brickwedde<br />
konnte seine Genugtuung<br />
kaum verbergen: „Das Urteil<br />
des OVG Lüneburg stellt eine<br />
Klatsche für die Regenbogenkoalition<br />
aus SPD, Grünen, FDP,<br />
Linken sowie UWG/Piraten dar<br />
und bestätigt Oberbürgermeister<br />
Wolfgang Griesert sowie das<br />
Rechtsamt der Stadt. Es stellt<br />
der Kommunalaufsicht des Innenministeriums<br />
ein schlechtes<br />
Zeugnis aus“, so Brickwedde.<br />
Die CDU habe einst an die übrigen<br />
Parteien appelliert, den Neumarkt<br />
so lange geöffnet zu lassen,<br />
bis aufgrund des geplanten<br />
Shopping-Centers die notwendigen<br />
Bauarbeiten beginnen. Dieses<br />
Angebot habe die Regenbogen-Koalition<br />
im Mai 2017 jedoch<br />
abgelehnt. Thomas Thiele von<br />
der FDP sieht das Urteil kritisch:<br />
„Für die Stadt und die Stadtplanung<br />
ist das ein Rückschritt“,<br />
meint der Fraktionsvorsitzende<br />
der Liberalen. Ähnlicher Meinung<br />
ist Michael Hagedorn von<br />
den Grünen. Er moniert, dass<br />
„das Gericht die Rechte Einzelner<br />
offenkundig höher bewertet,<br />
als die schutzbedürftigen Güter<br />
der Allgemeinheit.“ Und so<br />
geht der Neumarkt-Irrsinn in die<br />
nächste Runde.<br />
Bekommen Bürger ihre<br />
Bußgelder zurück?<br />
Exakt drei Mal wurde er seit 2014<br />
bereits gesperrt – nun also ist er<br />
bereits zum dritten Mal wieder<br />
„zwangsgeöffnet“ worden. Auch<br />
auf<br />
die jetzige Öffnung ist selbstverständlich<br />
nur vorübergehend.<br />
Wieviel Euro an Bußgeldern Polizei<br />
und OS-Team in den vergangenen<br />
Monaten von Bürgern<br />
kassierten, die den Neumarkt<br />
mit ihrem PKW passierten, ist<br />
nicht bekannt. Wäre man allerdings<br />
zumindest hierbei einmal<br />
konsequent, sollten die Betroffenen<br />
ihr Geld eigentlich zurückerhalten<br />
können. Zu erwarten<br />
ist das allerdings nicht.<br />
Warum man das<br />
MAIDORF RETTEN sollte<br />
Über Geschmack lässt sich bekanntlich<br />
herrlich streiten: Das<br />
„Alando Maidorf“ ist seit vielen<br />
Jahren strittig. Die einen<br />
bezeichnen es als das stimmungsvolle<br />
Epizentrum der<br />
<strong>Osnabrück</strong>er Maiwoche – den<br />
anderen geht dort der ursprüngliche<br />
Geist des Open-Air-Volksfestes<br />
zu sehr verloren. Häufigste<br />
Vorwürfe: Ballermann- und<br />
Chart-Musik, kaum Live-Acts,<br />
zu laut, zu sehr Mainstream.<br />
Und doch ist die Jahr für Jahr<br />
mit großem Aufwand und immensen<br />
Kosten errichtete Arena<br />
stets der absolute Besuchermagnet.<br />
Bis zu zehntausende Besucher<br />
an rund zehn Veranstaltungstagen<br />
sprechen hierbei eine<br />
deutliche Sprache. Während<br />
die Maiwoche in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung stetig an Zugkraft<br />
und Qualität verloren hat, füllte<br />
die Alando-Idee offenbar eine<br />
klaffende Bedarfslücke. Welcher<br />
junge Erwachsene schaut sich<br />
schon eine „Status Quo“-Coverband<br />
an? Wer twerkt zu den Hits<br />
der 80er, 90er und dem „Besten<br />
von heute“? Und wann hatte die<br />
Maiwoche eigentlich zuletzt einen<br />
echten Topact? Sollte nun<br />
auch noch dieser Party-Hotspot<br />
fehlen, wäre das vor allem wirtschaftlich<br />
keine besonders clevere<br />
Entscheidung. Denn: Maidorf-Besucher<br />
sind in der Regel<br />
nicht knauserig und geben ihre<br />
Taler auch an anderen Stellen<br />
des Festes aus.<br />
Deshalb steht das<br />
Maidorf vor dem Aus<br />
Und doch steht das Alando Maidorf<br />
in diesem Jahr mehr als nur<br />
auf der Kippe! Die Frage ist: Haben<br />
wir es hier mit behördenseitiger<br />
Schikane, Personalmangel<br />
beim TÜV oder einer ernsthaften<br />
Sicherheitsdebatte zu tun?<br />
Veranstalter Frederik Heede<br />
versichert auf <strong>INSIDER</strong>-Anfrage,<br />
dass man – wie in den Vorjahren<br />
– „fristgerecht sämtliche Unterlagen<br />
eingereicht“ habe, die<br />
nun jedoch niemand final absegnen<br />
wolle. Zudem habe man von<br />
Maiwoche zu Maiwoche stetig<br />
nachgebessert gemäß neueren<br />
Sicherheitsauflagen.<br />
Feuerwehr-Chef: „Fluch<br />
der guten Tat“<br />
Etwas anders sind hierzu die<br />
Sichtweisen des <strong>Osnabrück</strong>er<br />
Feuerwehrchefs Dietrich Bettenbrock<br />
und Stadtbaurats Frank<br />
Otte. Bettenbrock moniert einen<br />
„Fluch der guten Tat“, denn<br />
eigentlich sei das Maidorf bereits<br />
jahrelang nicht genehmigungsfähig<br />
gewesen. Nur durch<br />
nächtliche Brandwachen und<br />
mit „schweren Bauchschmerzen“<br />
habe das Ganze überhaupt<br />
über die Bühne gehen können.<br />
Stadtbaurat Otte argumentiert,<br />
er habe deshalb nun die Reißleine<br />
gezogen und die entscheidende<br />
Unterschrift verweigert.<br />
„Wir hoffen, dass für die Zukunft<br />
nichts passiert, ich habe aber eine<br />
Verantwortung für meine Mitarbeiter<br />
und daher habe ich dieses<br />
Jahr so entschieden.“ Und<br />
weiter: „Es darf nicht passieren,<br />
dass die Mitarbeiter jetzt vorgeworfen<br />
bekommen, dass sie das<br />
Maidorf solange ermöglicht haben!“<br />
Haben Besucher<br />
auf einem Pulverfass<br />
gefeiert?<br />
Haben also Jahr für Jahr zehntausende<br />
<strong>Osnabrück</strong>er auf einem<br />
Pulverfass so ausgelassen<br />
gefeiert? Gegen diesen Vorwurf<br />
wehrt sich Maidorf-Betreiber<br />
Heede entschieden: „Es geht<br />
hierbei doch gar nicht um die Sicherheit.<br />
Wir können die Location<br />
innerhalb von vier Minuten<br />
evakuieren.“ Der TÜV <strong>No</strong>rd hat<br />
in der Zwischenzeit zugesagt,<br />
die eingereichten Unterlagen bis<br />
spätestens Ende März zu prüfen<br />
und in einem sogenannten Baubuch<br />
zusammenzufassen. Sollte<br />
dieses bis dahin abgesegnet werden,<br />
kommt es evtl. doch noch<br />
zum Maidorf-Aufbau. Stadtbaurat<br />
Frank Otte konkretisierte<br />
währenddessen seine Aussagen<br />
zur Maidorf-Sicherheit: „Das<br />
Maidorf war immer sicher.“ Vielmehr<br />
hätten ihn rechtliche Gründe<br />
von einer sofortigen Genehmigung<br />
abgehalten. Wünschenswert<br />
wäre eine positive Entscheidung<br />
– im Sinne einer vielfältigen<br />
Maiwoche <strong>2018</strong>.<br />
Fotos: Stefan Kny,<br />
Carolin Stangenberg<br />
04<br />
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