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das Glück des alten Mannes

das Glück des alten Mannes - oder, vom Glück und vom Unglück © 2018 Hans Jürgen Groß www.nlp-coachingpraxis.de

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Das <strong>Glück</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong><br />

H a n s J ü r g e n G r o ß


Das <strong>Glück</strong> <strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong><br />

Diese Geschichte begegnete mir über mehrere Jahre in diversen<br />

Erzählungen. Ihr Ursprung ist unbekannt, soll aus dem <strong>alten</strong> China<br />

stammen. Ich habe sie mit meinen Worten, und vor dem Hintergrund<br />

einer mitteleuropäischen kleinen Stadt <strong>des</strong> Mittelalters wiedergegeben.<br />

E s w a r e i n m a l v o r l a n g e r Z e i t ,<br />

könne. Dieser hiess den<br />

Boten freundlich in seinem<br />

Haus willkommen und bot<br />

ihm ein Glas Wasser und<br />

etwas zu essen an, hatte<br />

dieser doch eine weite Reise<br />

zurück gelegt.<br />

da lebte am Rande einer kleinen Stadt<br />

einst ein alter Mann mit seinem Sohn.<br />

Er hatte ein wunderschönes Pferd, mit<br />

einem herrlichen glänzendem<br />

schwarzen Fell. Alle Menschen in der<br />

kleinen Stadt und weit darüber hinaus,<br />

sprachen über dieses bemerkenswerte<br />

Pferd, dem man ganz besondere<br />

Eigenschaften zusprach.<br />

Eines Tages schickte der Landgraf, der<br />

von dem Pferd gehört hatte, einen<br />

Boten zu dem <strong>alten</strong> Mann, um<br />

nachzufragen ob er <strong>das</strong> Tier kaufen<br />

"Bestellt Eurem Herrn die<br />

Grüsse seines Untertan, und<br />

sagt ihm <strong>das</strong> ich mich sehr<br />

geehrt fühle, <strong>das</strong> er mein<br />

Pferd kaufen wolle. Das<br />

Pferd jedoch, ist mein Freund<br />

und unsere Seelen sind<br />

verbunden. Wie kann man<br />

einen Freund verkaufen? -<br />

Sagt Eurem Herren, es täte<br />

mir leid, jedoch kann<br />

niemand dieses Pferd<br />

erwerben.", sagte der alte<br />

Mann zu dem gräflichen<br />

Boten, mit Würde in der<br />

Stimme.


"Es ist kein Unglück geschehen. Mein Freund,<br />

<strong>das</strong> Pferd ist verschwunden".<br />

Der Bote nickte verstehend, stieg auf<br />

sein Pferd und ritt davon.<br />

Zwei Wochen später verschwand <strong>das</strong><br />

Pferd <strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong>. Als die<br />

Stadtbewohner hörten, <strong>das</strong> <strong>das</strong> Pferd<br />

<strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong> verschwunden war,<br />

versammelten sie sich vor seinem<br />

Haus. "Oh alter Mann, welch grosses<br />

Unglück. Wie konntest Du <strong>das</strong><br />

Angebot <strong>des</strong> Landgrafen ablehnen?<br />

Nun hast du weder Pferd noch<br />

Geld!", sagte der Sprecher der<br />

Menschenmenge und alle stimmten<br />

nickend und klagend zu. "Hört auf zu<br />

jammern und zu klagen", sagte der<br />

alte Mann. "Es ist kein Unglück<br />

geschehen. Mein Freud, <strong>das</strong> Pferd ist<br />

verschwunden". Die Menschen sahen<br />

sich unverständlich an, und gingen in<br />

einem Stimmengewirr, mit Händen<br />

gestikulierend zurück nach Hause; sie<br />

wussten, es war ein grosses Unglück<br />

geschehen.<br />

Nach weiteren zwei Wochen kam<br />

<strong>das</strong> Pferd <strong>des</strong> Alten zurück in die<br />

Stadt getrabt und lief direkt zum<br />

Haus <strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong>. In seinem<br />

Gefolge befanden sich an die dreisig<br />

der herrlichsten Wildpferde, so wie<br />

man sie nur aus Geschichten kennt.<br />

Der alte Mann lies im ganzen Land<br />

Botschaften anbringen, ob jemand<br />

Anspruch auf die Pferde erhebe. Als<br />

jedoch nach zwei Monaten niemand<br />

die Pferde beanspruchte, so erklärte<br />

er sie zu seinem Eigentum. Als die


er sie zu seinem Eigentum-<br />

Als die Stadtbewohner von dem<br />

ungewöhnlichem Reichtum <strong>des</strong> <strong>alten</strong><br />

<strong>Mannes</strong> hörten, versammelten sie sich<br />

vor seinem Haus. "Oh alter Mann,<br />

welch ein <strong>Glück</strong> dir widerfahren ist",<br />

sagte ihr Sprecher. "Du hattest Recht,<br />

es war kein Unglück als dein Pferd<br />

verschwand - es war ein grosses<br />

<strong>Glück</strong>". Die Masse der Stadtbewohner,<br />

welche seine Worte hörten standen<br />

nickend und zustimmend daneben.<br />

"Hört auf zu lärmen", sagte der alte<br />

Mann. "Es ist kein <strong>Glück</strong> geschehen.<br />

Mein Freund, <strong>das</strong> Pferd ist zurück<br />

gekehrt". Die Menschen sahen sich<br />

unverständlich an, und gingen in einem<br />

Stimmengewirr nach Hause; sie<br />

wussten, dem <strong>alten</strong> Mann war grosses<br />

<strong>Glück</strong> widerfahren, welches ihm einige<br />

von ihnen neideten.<br />

In den folgenden Wochen zähmte der<br />

Sohn <strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong> die Pferde. Der<br />

Sohn war ein stattlicher junger Mann,<br />

so um die 20 Jahre alt. Der alte Mann<br />

sah seinem Sohn bei der Arbeit zu. An<br />

einem wunderschönen sonnigen<br />

Morgen passierte es, <strong>das</strong> eines der<br />

Wildpferde den jungen Mann in einem<br />

hohen Bogen von seinem Rücken warf<br />

und diesen gegen die Wand der nahen<br />

Scheune schleuderte. Der Sohn brach<br />

sich beide Beine und weitere Knochen.<br />

Als die Stadtbewohner hiervon<br />

erfuhren, versammelten sie sich vor<br />

dem Haus <strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong>. "Oh alter<br />

Mann, es ist ein grosses Unglück was dir<br />

und deinem Sohn widerfahren ist",<br />

sagte der Sprecher der Menschenmenge<br />

und alle stimmten nickend und<br />

klagend zu. "Hört auf zu jammern und<br />

zu klagen", sagte der alte Mann. "Es ist<br />

kein Unglück geschehen. Mein Sohn ist<br />

vom Pferd gefallen und hat sich beide<br />

Beine gebrochen". Die Menschen sahen<br />

"Hört auf zu<br />

jammern und zu<br />

klagen"<br />

sich zweifelnd an, und gingen in einem<br />

lauten Stimmengewirr nach Hause; sie<br />

wussten, dem <strong>alten</strong> Mann war grosses<br />

Unglück geschehen und einige waren auch<br />

etwas schadenfroh.<br />

Dann brach ein Krieg über <strong>das</strong> Land<br />

herein.


"Hört auf zu jammern und zu klagen. Es ist weder ein Unglück<br />

noch <strong>Glück</strong> geschehen. - Wir kennen nicht die ganze Geschichte“<br />

Es sah nicht gut aus, denn der Kampf kostete vielen der Soldaten <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> ihr<br />

Leben. Der Landgraf rekrutierte nun alle gesunden jungen Männer für seine Armee.<br />

Die Stadtbewohner wussten, <strong>das</strong>s sie ihre Söhne nicht lebend wiedersehen würden.<br />

Noch einmal versammelten sie sich vor dem Haus <strong>des</strong> <strong>alten</strong> <strong>Mannes</strong>. "Oh alter<br />

Mann, du hattest Recht, es war kein Unglück, was deinem Sohn widerfahren ist. Es<br />

war ein grosses <strong>Glück</strong>. Denn obwohl dein Sohn nun ein Krüppel ist lebt er, während<br />

unsere Söhne im Kriege fallen". Und noch einmal sagte der alte Mann: "Hört auf zu<br />

jammern und zu klagen. Es ist weder ein Unglück noch <strong>Glück</strong> geschehen. Über <strong>das</strong><br />

Land ist ein Krieg herein gebrochen. - Wir kennen nicht die ganze Geschichte."<br />

E N D E


Text und Gestaltung:<br />

Hans Jürgen Groß<br />

Bildmaterial:<br />

pixabay.com<br />

Bildbearbeitung:<br />

Hans Jürgen Groß<br />

www.nlp-coachingpraxis.de<br />

© 2012 / 2018

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