Wirtschaftszeitung_26022018
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Mehrwert Design<br />
Bei einem ersten Meetup inMünster könnte ein neues Netzwerk zwischen<br />
Unternehmen, Produkt- und Industriedesignern entstehen.<br />
GELD &GESCHÄFT 12<br />
Produktdesign in der Region in den<br />
Fokus rücken –damuss Peter Kirchhoff<br />
seinen Expertenblick nur auf<br />
Emsa richten, um zu sehen, welche<br />
ChancenUnternehmen des Münsterlandes<br />
noch ungenutzt lassen.<br />
Dem münsterischen Produktdesigner<br />
fällt als gelungenes<br />
Beispiel besonders<br />
das preisgekrönteDesign<br />
von Markus Helb ins<br />
Auge: Nicht nur funktional sind Folienschneider<br />
und Fächerreibe, sondern auch<br />
schön. Helb ist Chefdesigner des Emsdettener<br />
Haushaltswaren-Herstellers und<br />
hat schon viele Awards abgeräumt.Dabei<br />
will er keine Kunst, sondern Produkte<br />
schaffen, in denen nicht die Ästhetik zulasten<br />
der Funktionalität geht: „Wir machen<br />
kein Design für Designer,wir stellen<br />
die Kundenwünsche in den Vordergrund“,<br />
erklärt Helb.<br />
Wenn Alessi der extravagante Sportwagenund<br />
WMF die gehobene Luxusklasse<br />
sei, so ordne Emsa sich gern als solider<br />
Volkswagen ein. Seit elf Jahren bringt<br />
Helb in Emsdetten sein trendiges Design<br />
ins Spiel und aus Produktgeschichten<br />
werden Erfolgsgeschichten.<br />
Jüngst erhielt die Ponza Pumpthermoskanne<br />
den Winner-Award des Industrieverbandes<br />
„Halbzeuge und Konsumprodukte<br />
aus Kunststoff“; ein Verband, der<br />
auch die Konsumentenbedürfnisse im<br />
Blick hat. Dem voraus gehenoft langwierige<br />
Gestaltungsprozesse, die aus einem<br />
ohnehin qualitativ schon hochwertigen<br />
Produkt ein Trendprodukt macht, das<br />
nicht zuletzt auch die Kassen klingeln<br />
lässt.<br />
„In der Hinwendung zu mehr Produktdesign<br />
sehe ich für Unternehmen vieler verschiedener<br />
Branchen eine ganz konkrete<br />
Möglichkeit zur Erhöhung des Mehrwertes“,<br />
betont Kirchhoff. Ob Dunstabzugshauben,<br />
Gastro-Stühle oder Drucker für<br />
den Computer –die Liste der designaffinen<br />
Firmen der Region, die Kirchhoff im<br />
Kopf hat, ist lang. Sie branchenübergreifend<br />
zusammenzubringen, ist dem<br />
Münsteraner eine Herzensangelegenheit.<br />
Und ein Streben, das gut ins im Frühjahr<br />
2017 gestartete Enabling-Innovation-<br />
Konzept des Münsterland e.V. passt. Neben<br />
Digital Solutions (digitale Lösungen),<br />
Life Sciences (Lebenswissenschaften),<br />
Materials and Surfaces (Werkstoffe<br />
und Oberfl<br />
ächen) und Sustainable Eco<br />
(Nachhaltigkeit) ist Engineering Pro<br />
eines der manifestierten fünf Innovationskompetenzfelder.<br />
Und damit eine schlummernde Kraft im<br />
Münsterland, die eines Speedstarts bedürfe:„Produktdesign<br />
hat für uns als besondere<br />
Ingenieursleistung großes Innovationspotenzial“,<br />
erläutert Bernd Büdding,<br />
Projektleiter der Innovationsförderung<br />
beim Verein Münsterland e.V.<br />
Zusammen mit Kirchhoff hat der Wirtschafts-<br />
und Kommunikationswissenschaftler<br />
für Anfang März 2018 ein Meetup<br />
im Digital Hub am Hafen organisiert:<br />
„KMU können sich stärker aufs Produkdesign<br />
fokussieren, ihr Geschäftsmodell<br />
verändern und Nischen besetzen“, resümiert<br />
Büdding.<br />
Denn: „Wir entwickeln für gesättigte<br />
Märkte –das ist eine besondere Herausforderung<br />
an die Innovation derProdukte“,<br />
ist Emsa-Designer Helb sich sicher.Er<br />
wirdbeim Meetup über „Produktdesign –<br />
bei Emsa ein Erfolgsrezept“ referieren.<br />
Dass seine Prototypen in Emsdetten aus<br />
dem 3D-Drucker kommen, ist für Helb<br />
„daily business“. Inwieweit die Unternehmen<br />
der Region diese neue Technikinihr<br />
Produktdesign einbinden können, darüber<br />
spricht Zlatko Kraljevic vom Designstudio<br />
Zone.K bei der Enabling-Veranstaltung<br />
am Hafen.<br />
Produktdesigner und Kollege Kirchhoff<br />
ist erfahrener Netzwerker: Zusammen<br />
mit Prof. Steffen Schulz von der Fachhochschule<br />
Münster hat er während der<br />
Skulpturprojekte mit „Designdoppelpunkt“<br />
ein Netzwerk zwischen Handwerk<br />
und Designern forciert; beim Projekt<br />
Iserlohner Haken hat er Designer<br />
und Architekten zusammengebracht.<br />
Ob und inwieweit beim Meetup gleichein<br />
Netzwerk –Stefan Adam von der Transferstelle<br />
der Fachhochschule Münster<br />
schlägt den Bogen zwischen Wissenschaft<br />
und Wirtschaft –gegründet wird,<br />
lässt Innovationsförderer Büdding völlig<br />
offen: „Das schöne an diesem Format ist,<br />
dass es eine Keimzelle für ein Netzwerk<br />
sein kann oder aber einfach nur ein Scannen<br />
der Interessen.“ Maike Harhues<br />
Speed mit 3D-Druck: Die Designer Peter Kirchhoff und Zlatko<br />
Kraljevic wollen Innovationsprozesse regionaler Unternehmen durch<br />
beratendes und begleitendes Produktdesign stärken. Foto: Kirchhoff<br />
MEETUP<br />
Das erste Meetup zum Thema Produkt- und Industriedesign<br />
im Münsterland richtet sich an Produkt- und Industriedesigner<br />
und designaffine Unternehmen und Einrichtungen.<br />
Gemeinsam soll die Frage „Ist Produktdesign nur<br />
schön oder entscheidend für den Erfolg?“ beantwortet<br />
werden. Gastgeber sind Bernd Büdding (Münsterland e.V.)<br />
und Peter Kirchhoff (Initiator) am 8. März um 16.30 Uhr<br />
im Digital Hub Münsterland, Hafenweg 16inMünster. Inputgeber<br />
sind Markus Helb von Emsa („Produktdesign –<br />
bei Emsa ein Erfolgsrezept“) und Zlatko Kraljevic von<br />
Zone.K („3D-Drucker bei der Produktentwicklung“). Im<br />
Anschluss führt FabLab-Manager Konrad Schniedenbach<br />
durch das Fabrikationslabor. Anmeldung unter<br />
www.meetup.com.<br />
-ma-<br />
Interpretation<br />
des Hakens<br />
Designer und Architekten schufen 14 individuelle Entwürfe.<br />
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Nutzwert trifft Ästhetik für die zeitgemäße<br />
Interpretation des klassischen<br />
Garderobenhakens der Marke<br />
„Iserlohner Haken“ der Metallfabrik<br />
Hermann Schwerter.<br />
Zehn international bekannte<br />
Architekten und Designer<br />
vonLondon über Münster bis<br />
Wien wurden vom Initiator<br />
des Projekts, PeterKirchhoff,<br />
ausgesucht und eingeladen, dem Haken<br />
als Einrichtungsgegenstand und als<br />
Wandobjekt eine neue Perspektivezueröffnen.<br />
Die Gestalter, unter ihnen auch<br />
Prof. Steffen Schulz, kamen dabei zu<br />
überraschenden und zugleich vertrauten,<br />
zu spielerischen und zugleich innovativen<br />
Ergebnissen.<br />
„Wichtig warenmir<br />
die hohe Entwurfsqualität<br />
und die<br />
unterschiedlichen<br />
Anknüpfungspunkte<br />
zum Entwurfsowie<br />
eine hohe<br />
Verarbeitungsqualität<br />
bei ausgeprägter<br />
Detailgenauigkeit“,<br />
betont<br />
Kirchhoff. Jeder<br />
einzelne Iserlohner<br />
Haken kann als<br />
„kompaktes architektonisches<br />
Statement“<br />
gelten. Die<br />
komplette Kollektion<br />
von 14 Entwürfen<br />
wird inder<br />
Region Iserlohn gefertigt.<br />
„Die Verknüpfung zu Münster als meine<br />
Heimatstadt hat die Auswahl der Architekten<br />
und Designer natürlich beeinfl<br />
usst, da mich die Architektur von Peter<br />
Wilson und Julia Bolles-Wilson sowie von<br />
Jan Kleihues und Peter Bastian, die in<br />
Münster präsent ist, sehr begeistert“, erläutert<br />
Kirchhoff.<br />
Die Design-Stückeerfüllen auch funktionale<br />
Vorgaben. Deshalb überzeugten sie<br />
auch einen prominenten öffentlichen<br />
Auftraggeber: Türdrücker und allein<br />
20 000 Fenstergriffe von Jan Kleihues,<br />
die mit seinem Haken-Design korrespondieren,<br />
wurden, gefertigtvon Dorma, im<br />
neuen Domizil des Bundesnachrichtendienstes<br />
in Berlin verbaut.<br />
-ma-<br />
Iserlohner Haken: „8er“ von Jan Kleihues –20000 mit diesem<br />
Kleiderhaken korrespondierende und von Kleihues entworfene<br />
Fenstergriffe wurden im BND-Gebäude in Berlin verbaut.