Holiday event Frühjahr 2018
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Es geht auch anders<br />
Mediation - Konfliktlösungen, die passen<br />
Herr Binder, im letzten Heft haben<br />
Sie uns mit „Schöne Bescherung“<br />
die Augen geöffnet, warum es an<br />
Weihnachten besonders häufig zu<br />
Familienstreitigkeiten kommt und<br />
dass sich hinter den vordergründigen<br />
Anlässen oft tieferliegende<br />
Probleme verbergen. Um solche<br />
Situationen zu vermeiden, raten<br />
Sie, die Kommunikation innerhalb<br />
der Familie nicht abreißen zu lassen,<br />
sondern miteinander zu reden und einander wirklich<br />
zuzuhören. Doch was macht man, wenn „das Kind<br />
bereits in den Brunnen gefallen ist“, die Streitenden,<br />
ob in Familie oder Büro, einfach keine Lösung finden?<br />
Ist dann ein gerichtlicher Entscheid der letzte Ausweg?<br />
H.C. Binder: In den letzten 30 Jahren hat sich eine große<br />
Palette von Methoden entwickelt um außergerichtliche<br />
Lösungen für Konflikte zu finden. Da das Gericht aus dem<br />
Strafrecht kommt, ist es für zivile Streitsituationen oftmals<br />
ein zu starkes Mittel. Man schießt sozusagen mit Kanonen<br />
auf Spatzen. Besonders im Bereich von Familie und Trennung<br />
hat sich hier die Mediation als besonders erfolgreich<br />
etabliert, weil sehr eindeutig klar wurde, man bekommt vor<br />
Gericht zwar ein Urteil, aber nicht wirklich eine Lösung.<br />
Das Prinzip der Mediation ist, dass die streitenden Parteien<br />
den Konflikt vorerst nicht an Anwalt oder Gericht abgeben,<br />
sondern mit Hilfe eines Fachmanns (dem Mediator) versuchen,<br />
ihn mit fairen Mitteln, in einer guten Gesprächsatmosphäre<br />
selber zu lösen. Hierbei werden besonders die tiefliegenden,<br />
emotionalen Ursachen an die Oberfläche geholt und<br />
aufgelöst. Die Situation wird sozusagen „entgiftet“ und es<br />
wird möglich, vernünftige Lösungen zu erarbeiten. Was entschieden<br />
wird, bleibt aber immer Sache der Konfliktpartner.<br />
Der Mediator hilft ausschließlich beim Prozess der gemeinsamen<br />
Lösungsfindung. So fühlt sich niemand übervorteilt.<br />
In der Praxis sieht das z.B. so aus:<br />
Ein Paar mit Kindern trennt sich und das Doppelproblem ist,<br />
dass sie als Paar zwar nicht mehr funktionieren aber als Eltern<br />
ein Leben lang weiter agieren müssen. Hier kommt die<br />
Mediation sehr wirkungsvoll zum Einsatz, da auf einer gewissen<br />
Ebene sehr vernünftig miteinander umgegangen werden<br />
muss, auch wenn man noch so zerstritten ist. Das kann das<br />
Gericht nicht erreichen.<br />
Es verkündet ein Urteil<br />
nach Schema F,<br />
z.B. wer wann die Kinder<br />
bekommt, aber<br />
das passt meist nicht<br />
zum richtigen Leben<br />
und entwickelt sich<br />
nicht mit. Die Kinder<br />
werden ja größer, die<br />
Bedürfnisse ändern<br />
sich, es braucht also<br />
ein flexibles System<br />
wie mit Problemen umgegangen wird. Die Mediation ist so<br />
ein Verfahren. Lösungen können immer wieder gemeinsam<br />
angepasst werden, ob im Bezug auf die Kinder oder wenn<br />
z.B. die Altersversorgung im Raum steht. Das nimmt den<br />
Druck von allen Beteiligten und ermöglicht einen friedlichen<br />
Umgang miteinander. Es ist kaum zu glauben, aber manche<br />
Paare lernen erst während der Mediation vernünftig miteinander<br />
zu reden.<br />
Wie kann Mediation bei einer Scheidung helfen?<br />
H.C. Binder: Eines vorab - Mediation ist keine Eheberatung,<br />
das ist die Sache von Psychologen. Sie ist sachorientiert und<br />
dazu da, scheidungsrelevante Folgen abzuwickeln ohne,<br />
dass man vor Gericht zieht. Natürlich besteht bei Scheidung<br />
Anwaltspflicht. Aber diese Kosten kann man gering halten,<br />
indem nur bei der Scheidung selbst<br />
ein Anwalt zugegen ist und für diese<br />
Zeit bezahlt wird. Voraussetzung<br />
ist natürlich, dass in der Mediation<br />
bereits eine Lösung erarbeitet wurde,<br />
die vom Notar anerkannt wird.<br />
Wir nicht juristischen Mediatoren<br />
lassen sie deshalb vorher inhaltlich<br />
prüfen und ins Juristendeutsch<br />
übersetzen. Die Verhandlung selbst<br />
findet aber in normaler Umgangssprache<br />
statt. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
eine Einigung mit Hilfe der<br />
Mediation zu erzielen, ist wesentlich<br />
höher und kostengünstiger als<br />
Streitgespräche mit zwei gegnerischen<br />
Anwälten zu führen. Und vor<br />
allem, das Resultat ist die für Sie<br />
passende Lösung.<br />
Abschließend wäre es noch interessant zu wissen, kann<br />
ich lernen in Konfliktsituationen richtig zu reagieren,<br />
sozusagen für den Ernstfall gewappnet zu sein?<br />
H.C. Binder: Wir sind in unserer Kultur leider nicht so weit,<br />
Streits zu vermeiden, es wäre sicher gut, bereits in der Schule<br />
das Fach „Konfliktbewältigung“ zu unterrichten. Denn es<br />
gibt einfache Regeln, die in emotionalen Situationen helfen,<br />
eine Eskalationen zu verhindern. Ich spreche hier von sogenannten<br />
tools, also Werkzeuge, die der Teilnehmer in meinen<br />
workshops in die Hand bekommt und situationsbezogen<br />
anzuwenden lernt. Besonders alte, eingefahrene Reaktionsmuster<br />
brauchen intensives Üben um aufgelöst zu werden.<br />
Hier bietet sich bevorzugt ein Einzel-Coaching an.<br />
Was ist zum Beispiel so ein „tool“?<br />
H.C. Binder:<br />
- Aktives Zuhören lernen<br />
- Bestimmte Frage-Konstellationen anwenden wie:<br />
„was meinst Du, wenn Du sagst…“<br />
oder: „habe ich Dich richtig verstanden; dass…“<br />
- Die 4-Ohren Strategie nach Psychologe Schulz v.<br />
Thun, bei der immer die vier Seiten eines Konflikts<br />
mit berücksichtigt werden müssen: Beziehungsseite,<br />
Selbstaussage, Sachaussage und Appellseite.<br />
- Elemente des TZI-Konzepts nach Ruth C. Cohn<br />
So ein Workshop ist richtig Arbeit, jedes tool wird zuerst erläutert<br />
und dann paarweise, mit unterschiedlichen Problematiken,<br />
ob Ehe oder Büro, geübt. Das Üben mit den anderen<br />
Teilnehmern eröffnet nochmals neue Perspektiven. Bis<br />
jetzt biete ich 1- und 2-tägige Workshops an, für die Zukunft<br />
ist sogar ein Wochenkurs mit einem gemeinsamen Aufenthalt<br />
geplant.<br />
Barbara Assmann<br />
Folgende Termine stehen bereits fest:<br />
Kommunikation 1-Tageskurs<br />
10.03.<strong>2018</strong>, Beginn 9:30 Uhr<br />
Kommunikation 2-Tagesworkshop<br />
22.-23.03.<strong>2018</strong>, Beginn 9:30 Uhr<br />
Streitschule 2-Tagesworkshop<br />
12.-13.04.<strong>2018</strong>, Beginn 10:00 Uhr<br />
Streitschule 1-Tageskurs<br />
21.04.<strong>2018</strong>, Beginn 9:30 Uhr<br />
Alle Kurse finden mit<br />
Mediator Hans-Christoph Binder<br />
in München statt<br />
Brienner Str. 44 / 2. Stock<br />
Anmeldung unter:<br />
0151/17131162<br />
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