Wann & Wo 14.03.2018
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8 Mittwoch, 14. März 2018 WANN & WO<br />
Story<br />
Demonstration am Marktplatz in Dornbirn<br />
Morgen, von 17.30 bis 19 Uhr, rufen die Mitglieder der Facebook-Gruppe „Wir kämpfen FÜR<br />
die Kinder Krebs-Station (ONKO) in Dornbirn“, die bereits über 61.000 Mitglieder hat (Stand:<br />
gestern, 12 Uhr), zu einer Demo am Marktplatz in Dornbirn auf. Geplant ist, vom Marktplatz<br />
über die Marktstraße und die Sägerbrücke zum Krankenhaus Dornbirn zu laufen. Die Organisatoren<br />
bitten um eine ruhige und angemessene Demonstration. Symbolfoto: Sams<br />
3Fragen<br />
Kaufmann<br />
der Betroffenen an<br />
Bürgermeisterin Andrea<br />
Warum wurden keine<br />
Wege zur Fortführung<br />
in Dornbirn gesucht?<br />
1<br />
„Wir waren immer darauf<br />
bedacht, die Kooperation<br />
mit Innsbruck und Dornbirn<br />
als Partner<br />
zu erhalten. Seit<br />
Monaten suchen<br />
wir einen Onkologen<br />
und werden<br />
das auch weiterhin<br />
tun. Der Onkologie-Spezialist,<br />
dem wir zugesagt hatten, hat<br />
leider drei Tage später zurückgezogen.<br />
Wir sind aber bemüht,<br />
was medizinisch vertretbar ist,<br />
auch weiterhin im Krankenhaus<br />
Dornbirn zu halten.“<br />
Wer übernimmt die<br />
Zusatzkosten, die für<br />
Familien entstehen?<br />
2<br />
„In erster Linie geht es<br />
hier um die Fahrtkosten,<br />
deren Erstattung für die<br />
Familien nicht relevant ist, da sie<br />
ja schon von vornherein nicht<br />
nach Innsbruck fahren wollen.<br />
Die GKK hat jetzt signalisiert,<br />
dass sie die Kosten übernehmen<br />
würde. Die Details muss man<br />
aber von Fall zu Fall ansehen.“<br />
Was wird in dieser<br />
Angelegenheit jetzt<br />
weiter geschehen?<br />
3<br />
„Ich möchte betonen, dass<br />
es nicht um eine Schließung<br />
der Station geht.<br />
Die Kooperation mit Innsbruck<br />
werden wir jetzt im Detail weiter<br />
ausverhandeln. Es liegt nicht<br />
am Geld, sondern wir brauchen<br />
einen Spezialisten für Onkologie<br />
in Dornbirn, nach dem weiterhin<br />
intensiv gesucht wird. Wenn wir<br />
eine personelle Lösung haben,<br />
wird sich in Dornbirn hoffentlich<br />
nicht viel ändern.“<br />
Adin (17) ist es ein großes Anliegen, dass die Behandlungen in Dornbirn weiterhin möglich bleiben.<br />
Fotos: W&W, MiK<br />
„Ohne meine Familie hätte ich<br />
die Krankheit nicht überlebt!“<br />
Adin (17) erhielt mit 13 Krankheit und wie es ihm in Dornbirn<br />
und Innsbruck ergangen ist: die Ärzte, die sich toll um die ande-<br />
fühlte ich mich wohl und kannte<br />
Jahren die Diagnose<br />
„Was irgendwie möglich ist, sollte ren Kinder und mich gekümmert<br />
Krebs und wurde in nach wie vor in Vorarlberg gemacht haben. In Dornbirn auf der Station<br />
Dornbirn behandelt. Er werden, insbesondere wenn es um sieht man die Kinder trotz ihrer<br />
die Chemotherapie geht. Genau schweren Krankheiten lächeln – in<br />
appelliert, die Kinder- in dieser harten Zeit brauchen die Innsbruck sieht man kein Lächeln,<br />
Onkologie zu erhalten. Kinder – und da gibt es noch viel keine Hoffnung in den Augen der<br />
Jüngere, als ich es war – die Liebe, Kinder“, erzählt Adin, dem es sichtlich<br />
schwer fällt, über diese Dinge<br />
Kraft und Fürsorge ihrer Familien.<br />
MARTIN BEGLE Fachlich ist Innsbruck super und ich zu reden.<br />
martin.begle@wannundwo.at<br />
bin froh, dass meine eigene Operation<br />
dort durchgeführt wurde.“ „<strong>Wo</strong>llte nur noch heim“<br />
„Eine Chemo über sich ergehen<br />
zu lassen, ist eine echte Qual, das<br />
kann sich niemand vorstellen, der<br />
das nicht selbst erlebt hat“, sagt<br />
der heute 17-Jährige Adin, der seit<br />
einiger Zeit als geheilt gilt. „Als ich<br />
die Nachricht von der Schließung<br />
der Kinder-Onkologie in Dornbirn<br />
gesehen habe, hat es mir das Herz<br />
zerrissen. Ich konnte es zuerst<br />
überhaupt nicht glauben. Die Verantwortlichen<br />
sollen mal die Kinder<br />
fragen, ob sie zur Behandlung nach<br />
Innsbruck wollen“, so der Bludenzer,<br />
der aus erster Hand berichten<br />
kann, wie wichtig für junge<br />
Krebspatienten die Nähe der Familie<br />
ist. Beim Treffen mit W&W im KH<br />
Dornbirn erzählt er von seiner<br />
„In Innsbruck unmöglich“<br />
„Die Nach- und Nebenwirkungen<br />
sind kaum auszuhalten. Ich habe<br />
das nur wegen meiner Familie überstanden.<br />
Weil ich das Krankenhausessen<br />
nicht mochte, hat mir meine<br />
Mama jeden Tag etwas Selbstgekochtes<br />
nach Dornbirn gebracht<br />
– in Innsbuck unmöglich. Wenn<br />
es mir schlecht ging, durfte mein<br />
Papa bei mir im Zimmer schlafen<br />
– in Innsbruck unmöglich. Selbst,<br />
als ich in Dornbirn behandelt wurde,<br />
habe ich die Nebenwirkungen<br />
teilweise sogar vor meiner Familie<br />
verheimlicht, dass ich nicht wieder<br />
ins Krankenhaus musste. Aber hier<br />
„So weit von zuhause weg, in einem<br />
riesigen Krankenhaus, fühlte ich<br />
mich wie in der Hölle. Ich habe<br />
keinen gekannt, wusste nicht, was<br />
mit mir passiert und wollte einfach<br />
nur noch heim. Was bringen die<br />
100 besten Ärzte der Welt, wenn<br />
ein Kind keine Liebe und Nähe zur<br />
Familie bekommt? Es gibt Schmerzen,<br />
die kein Arzt lindern kann.<br />
Wenn man mich vor die Wahl stellen<br />
würde, in Dornbirn in der Nähe<br />
meiner Familie zu sterben, oder in<br />
Innsbruck alleine eine Chemotherapie<br />
über mich ergehen zu lassen,<br />
würde ich mich für Dornbirn entscheiden.<br />
Ohne meine Familie hätte<br />
ich die Krankheit nicht überlebt!“